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Full text of "Preussische und österreichische Acten zur Vorgeschichte des Siebenjährigen Krieges"

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Preussische 
und 

österreichisc. 
Acten  zur 
Vorgeschichte 


Gustav  Berthold 
Volz,  Georg 
Küntzel 


HARVARD  LAW  LIBRARY 


PROM  THE  LIBRARY 

OF  THE 

FÜRST  zu  STOLBERG 

AT 

WERNIGERODE 


Receivcd  April  IT,  1032 


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'  PUBLICATIONEN 


AUS  DEN 


K.  PREUSSISCHEN  STAATSARCHIVEN. 


VIERUNDSIEBZIGSTER  BAND. 

G.  B.  Voi.z  und  G.  Küntzel:  Preussische  und  Österreichische 
Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


VERANLASST  ^tcJUll*  DURCH  DIE 

UND  UNTERSTÜTZT         tiSSBPT.*      K.  ARCHIV- VERWALTUNG. 


LEIPZIG 

VERLAG  VON  8.  HIRZEL 
1899. 

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PREUSSISCHE  UND  ÖSTERREICHISCHE  ACTEN 

zur  VORGESCHICHTE  des 

SIEBENJÄHRIGEN  KRIEGES. 


UND 

GEORG  KÜNTZEL. 


VERANLASST 
UND  UNTERSTÜTZT 


DURCH  DIE 
K.  ARCHIV- VERWALTUNG. 


LEIPZIG 


VERLAG  VON  S.  HIRZEL 


1899. 


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Das  Recht  der  Übersetzung  ist  vorbehalten. 

APRIL  ?1.  1932 


Vorwort. 


Den  Grundstock  der  vorliegenden  Veröffentlichung  bilden 
die  Actenstücke,  welche  der  durch  einen  frühzeitigen  Tod  am 
M.  December  1806  der  Wissenschaft  entrissene  Dr.  Albert  Naude, 
Professor  ao  der  Universität  Marburg,  in  den  Archiven  zu  Berlin 
und  Wien  gesammelt  hat. 

Die  von  ihm  hinterlassenen,  in  den  Besitz  des  Geheimen 
Staatsarchivs  übergegangenen  Collectaneen  sind  dann  wesentlich 
vervollständigt  worden,  in  Wien  durch  Herrn  Dr.  Küntzel,  Privat- 
docenten  an  der  Universität  Bonn,  in  Berlin  und  in  Breslau  durch 
Herrn  Dr.  Volz,  standigen  Mitarbeiter  an  der  Publication  der  »Poli- 
tischen Correspondenz  Friedrichs  des  Grossen«,  zu  welcher  der 
erste  Theil  des  vorliegenden  Bandes  eine  Ergänzung  nach  der 
militärischen  Seite  bietet. 

Die  Bearbeitung  der  so  zusammengetragenen  Bestandteile, 
die  Revision  und  Erläuterung  der  Texte,  die  Zusammenstellung 
der  Register  und  vor  allem  die  Abfassung  der  Einleitungen  blieb 
die  selbständige  und  ausschliessliche  Aufgabe  der  beiden  Heraus- 
geber. Werthvolle  Unterstützung  liehen  ihnen  in  einzelnen  Fragen 
die  Herren  Oberstleutnant  Palis  und  Oberleutnant  a.  D.  Lange. 

In  noch  höherem  Maasse  als  bei  früherem  Anlass  gebührt 
unser  Dank  der  Verwaltung  des  K.  und  K.  Haus-,  Hof-  und  Staats- 
archivs zu  Wien,  da  die  Publication  in  der  Reichhaltigkeit,  in 
welcher  sie  hier  geboten  wird,  nur  durch  die  allzeit  gleiche 


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6* 


Vorwort. 


Liberalitat  dieser  Behörde  ermöglicht  wurde.  Wenn  der  Umfang 
der  uns  zur  Veröffentlichung  übcrlassenen  Schriftstücke  österrei- 
chischer Herkunft  den  anfänglich  in  Aussicht  genommenen  Raum 
überschritten  hat,  so  werden  doch  alle,  welche  die  historischen 
Studien  auf  diesem  Forschungsgebiete  mit  Aufmerksamkeit  begleitet 
haben,  nur  billigen,  dass  der  Herausgeber,  von  einigen  Ausnahme- 
fällen abgesehen,  es  für  erforderlich  gehalten  hat,  die  Texte  trotz 
ihrer  Breite  ohne  Kürzungen  wiederzugeben.  Ebenso  werden 
kundige  Leser  die  Gründe  zu  würdigen  wissen,  aus  denen  der 
Schriftwechsel  des  Wiener  Hofes  mit  seiner  Gesandtschaft  zu  Peters- 
burg bis  in  den  Beginn  des  Jahres  1 757  hinein  vorgelegt  wird. 

Neben  dem  Director  des  genannten  Archivs,  Herrn  Hofrath 
Dr.  Winter,  und  den  Vicedirectoren  Herren  Sectionsriithen  Dr.  von 
Karolyi  Arpad  und  Felgel  haben  die  Herren  Archivsconcipislen 
L  Classe  Dr.  Schiitter  und  Györy  von  Nadudvar-Arpäd  die  Arbeilen 
des  Herrn  Dr.  Küntzel  durch  ihre  Sachkunde  und  unermüdliche 
Gefälligkeit  auf  das  Wirksamste  unterstützt. 

Gleiches  Entgegenkommen  fand  unsere  Publication  bei  der 
Leitung  des  K.  und  K.  Kriegsarchivs  in  Wien.  Unser  Dank  richtet 
sich  hier  in  erster  Linie  an  den  Herrn  Feldmarschallleulnant 
von  Wetzer,  Excellenz,  und  den  Herrn  Hauptmann  von  Palua. 

Im  Kriegsarchiv  des  Königlichen  Grossen  Generalstabs  zu 
Berlin  hat  Herr  Generalmajor  von  Leszczynski  der  Staatsarchiv- 
Verwaltung  die  so  oft  gewahrte  Unterstützung  auch  dieses  Mal 
in  reichem  Maassc  zu  Theil  werden  lassen. 

Berlin,  im  October  1899. 

Der  Director  der  K.  Preussischen  Staatsarchive 

R.  Eoser. 


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- 


Inhaltsverzeichniss. 


Seile 

Vorwort  5* 

Einleitung  I— CLXXXll 

Erster  Thcil:  Die  preussiache  Rüstung    .  .    1  LX1V 
I.  Die  »Stärke  der  preussischen  Anne«.;.  .  .    III — XVII 

II.  Die  Festungsbauten  in  Schlesien  ....    XVIII— XXIII 

III.  Der  Staatsschatz  XXIV— XXX 

IV.  Wandlung  der  politischen  Lage  in  Prcusscn 

von  1755  auf  1756   XXXI— XXXVI 

V.  Rüstungen  im  Juni  1756   XXXVII— L 

VI.  Unterbrechung  und  Wiederaufnahme  der 
preussischen  Rüstungen  LI — LIV 

VII.  Die  Mobilmachung  der  Armee  im  AugtiBt 

1756   LV-LVII 

VIII.  Rückblick  LVIII-LX1V 

Zweiter  Thcil:  Die  Entstehung  der  Coali- 
tion  gegen  Preusscn  in  den  .Innren  1755 

und  1756  T.XV-CLXXX1I 

Einführung  LXVII— LXXI 

I.  Kaunitzens  Plan.  Seine  Ablehnung  in 
Frankreich.  Verhandlungen  über  eine  Neu» 
trali  tat  s  Convention  LXXII— LXXMV 

II.  Umschwung  in  Frankreich.  Einleitende 
Verhandlungen  über  eine  Qffensivallianz  .    LXXXV — XCII 

III.  Aufnahme  der  Österreichischen  Angriffs- 
plane  in  Russland.  Russlnnds  Verhältniss 

zu  Preussen,  England  und  Öaterreich    .  .    X< 'III  ('IX 

IV.  Defensiwertrag  von  Versailles.  Verschie- 
bung des  Angriffs  auf  1757   CX—CXV 

V.  Verständigung  Ober  eine  Offensivallianz 

mit  Frankreich   OXVI-CXXV 

VI.  Fortdauer  des  österreichischen  Überge- 
wicht« in  Rnssland  CXXVI— CXXXVII 

VII.  Österreichs  Politik  von  der  preussischen 
Schilderhebung  bis  zum  Abschluss  der 
Offenaivallianzen  mit  Frankreich  und  Russ- 
land nxxxviu-CLvi 

Excurs  1:  Der  Beginn  der  Rüstungen  Österreichs   CLVH — CLXIX 

ExcurB  2:  Dio Verschiebungdcs Angriffsauf  1757    CLXX — CLXXIV 

Excurs  3:  Kaunitzcns  angebliche  Besorgnisse 


8*  Inhaltsverzeichnis».  ^ 

Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges   1 — 746 

I.  Prcussischc  Acten:   1  —  142 

Anhang:   125-142 

Qnartierlistc  der  preußischen  Armee  (October  1755)  (Nr.  210)  127—131 

»Summarischer  Extract  von  der  Armee»,  17.  Nov.  1755  (Nr.  211)  131—132 

Heeresgliedernng  für  den  Ansmarsch  1756  (Nr.  212)   132—134 

Ubersicht  der  BchlcBischon  Festungsetats  1746/47  bis  1756/57 

(Nr.  213)   134 

Übersicht  Uber  die  Herkunft  der  schlcsiachcn  Fcstungsotata- 

Geldcr  174G/47  bis  1756/57  (Nr.  214)   135 

Übersicht  der  Entwicklung  des  Grossen  Tresors  von  1744/45 

bis  1756/57  (Nr.  215)   136—137 

Voranschläge  des  Königs  für  die  Finanzen,  1750—1755  (Nr.  216 

—219.  221.  222)  '   138-142 

Voranschlag  des  Königs  für  die  Armee,  1753/54  (Nr.  220)  .  .  141 
Voranschlag  des  Königs  für  die  Finanzen  und  Festungahauton, 

1754  (Nr.  221)   141-142 

> Zettel  von  denen  zur  Mobilmachung  der  Armoe  dostinirten 

Geldern«,  13.  Mai  1756  (Nr.  223)   142 

II.  Österreichische  Acten:   143—746 

Beilage  1 :  Bericht  Esterhasys  an  Maria  Theresia  vom  10.  Juli 

1754    673—677 

Beilage  2:  Zinzendorfs  Mömoire  sur  la  Russie,  sur  ritnperatrice 

Elisabeth,  sa  cour  et  son  gonvernement.  Juli  1755  ....  678 — 720 
Beilage  3 :  Memoire  du  chnncelier  de  cour  et  d'Etat  Kaunitz, 
expoBant  et  justifiant  la  mauiere  dont  le  traite  Beeret  d'alliance 

avec  la  France  a  ete  negocie.    Juli  1756    726—739 

Beilago  4:  Bericht  Salahurgs  über  den  Stand  der  österreichi- 
schen Armee.    18.  .Juli  1756   739—742 

Beilage  5 :  Bericht  NcippergB  über  den  Stand  und  die  geplante 

Vertheil ung  der  österreichischen  Armee.  22.  Juli  1756  .  .  742—745 
Beilage  6:  Eft'ectivcr  Bestand  der  österreichischen  Armeen 

Brownes  und  Piccolominis  in  Böhmen  im  September  1756  .  746 

Fersoncnvorzeichniaa   747 — 761 

Verzeichnisa  der  Correspondenton   762 — 764 

I.  Preusaischo  Acten   762—763 

II.  Österreichische  Acten   763—764 

* 


i 


Einleitung. 

Erster  Theil: 
ie  preussische  Küstung. 

Von 

6.  B.  Tölz. 


orgeschkhte  des  7jlhrigen  Kriege« 


I. 


Die  Stärke  der  preussischen  Armee1). 

Nach  dem  Dresdener  Frieden  umfasste  die  preussische  Armee: 

1)  an  Feldinfanterie:  4  Bataillone  Garde,  44  Feldregimenter  zu  2, 
eins  (Anhalt)  zu  3  Bataillonen,  ferner  2  Bataillone  Pioniere  und  Mineure, 
endlich  2  Bataillone  Feldartillerie; 

2)  an  Garnisoninfanterie:  8  Garnisonregimenter  und  4  Bataillone, 
das  sogenannte  Neue  Garnisonregiment  (Ahlimb)  zu  2  Bataillonen, 
die  5  ostfriesischen  Compagnieen  und  endlich  die  Garnisonartillerie 
(1  Bataillon) ») ; 

3)  an  Cavallerie:  1  Escadron  Garde  du  Corps,  12  Ktlrassier- 
regimenter  zu  5,  10  Dragonerregimenter  zu  5  und  2  zu  10  Escadrons; 

4)  Husaren:  8  Regimenter  zu  10  Escadrons. 

Dazu  kommen  die  Feldjäger,  ein  Corps  zu  Fuss  (157  Mann)  und 
eins  zu  Pferde  (176  Mann),  sowie  die  Bosniaken  (50  Mann). 

Im  Kriege  traten  noch  4  Land-  oder  Milizregimenter  (2  zu  7,  2 
zu  4  Compagnieen)  zusammen,  insgesamt  4800  Mann3). 

Die  etatsmässige  Stärke  der  einzelnen  Truppentheile  ist  aus  der 
folgenden  Tabelle  (für  1752)  ersichtlich: 


1)  Vgl.  für  dieses  Capitel:  Immich,  »Die  Stärke  des  preuss.  Heeres  bei  Aus- 
bruch des  siebenjähr.  Krieges,«  Jahrb.  für  die  deutsche  Armee  und  Marine,  1895, 
Bd.  97,  S.  257  ff.  (fast  ausschliesslich  nach  gedrucktem  Material);  vgl.  Naud6, 
-Beiträge  zur  Entstehungsgeschichte  des  siebenjähr.  Krieges«  (Sonderausgabe 
aus  den  Forsch,  zur  brandenb.  u.  preuss.  Gesch.,  Bd.  8  u.  9),  II,  16—25.  70 — 72. 
147  f.  und  Lehmann,  »Friedrich  der  Grosse  u.  der  Ursprung  des  siebenjähr. 
Krieges «  {Leipzig  1894),  S.  4  ff.  und  Göttingische  Gelehrte  Anzeigen,  1896,  S.  826  f. 

2)  In  beiden  obigen  Gruppen  sind  die  5  stehenden  Grenadierbataillone 
(28  Compagnieen)  inbegriffen;  Uber  ihre  Zusammensetzung  vgl.  »Anhang«  S.  129. 

3)  Die  Compagnie  zählte  ohne  Officiere  215  Köpfe,  vgl.  Nr.  109. 

a* 


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IV  Die  preussische  Rüstung. 


Officiere 

Unter- 

Tam- 

Pfeiffer 

Grena- 

Muske- 

offi eiere 

bours 

diere  «) 

tiere  *) 

Summa : 

Feldinfanterieregiment1): 

10  Musketier-  resp.  Füsi- 

lier- u.  2  Grenadiercomp.2)  50  (42) 

118  (100) 

38  (32; 

4  (-) 

274 

1220 

1704  (1394) 

Grenadier bataillon  zu  4 

18 

ob 

1  o 

0 

o 

548 

Pioniere:    2  Bataillone 

Pioniere  .  . 

42 

100 

32 

1220 

2  Compagnieen 

Mineure  .  . 

8 

18 

6 

214 

246 

50 

118 

38 

214 

1220 

1640 

Feldartillerie  (2Bataillone) 

53 

122 

25 

32 

164 

1270 

1666 

Garnisonartillerie  (1  Ba- 

32 

63 

1 

73 

756 

925 

Offleiere 

Unter- 
offleiere 

Trom- 
peter 

Gemeine«) 

Kürassiere:  zu  5  Escadrons  . 

32 

60 

10 

720 

822 

Dragoner:  zu  5  Escadrons8)  . 

32 

60 

15 

720 

827 

Husaren:  zu  10  Escadrons  .  . 

36 

80 

10 

1020 

1146 

Besonderen  Fuss  haben5):  1.  Bataillon  Garde,  2  Bataillone  Neues  Garnison- 
regiment Ahlimb,  5  ostfriesische  Compagnieen  und  die  Escadron  Garde  du  Corps 
(170  Köpfe). 

Die  jeweilige  Stärke  der  Armee  wurde  nach  den  4  obigen  Gruppen 
(ausschl.  der  Landregimenter)  in  Generallisten  verzeichnet6),  die  sich 
der  König  jeden  Monat  vorlegen  liess. 

Danach  betrag  die  Armee  im  August  1752  135157  Mann7),  ein- 

1)  Das  Garnisoninfanterieregiment  zählt  je  2  Officlere  und  Tambours  weniger 
und  keine  Pfeiffer. 

2)  Die  eingeklammerten  Zahlen  geben  die  Stärke  nach  Abzug  der  Grenadier- 
compagnieen  an. 

3)  Für  die  beiden  Regimenter  zu  10  Escadrons  sind  die  Zahlen  zu  ver- 
doppeln.       4)  Einschliesslich  der  einfachen  Üborcompletten. 

5)  Vgl.  dafür  8.  V. 

6)  So  auch  in  dem  (bei  Lehmann  S.  4  Anm.  2  erwähnten)  »summarischen 
Extract«,  vgl.  »Anhang«  Nr.  211.  Immichs  Auseinandersetzung  in  dem  »Nach- 
trag« zu  seinem  Aufsatz  (a.  a.  O.  S.  384)  trifft  daher  nicht  zu. 

7)  Ausser  Feldscherern,  Unterstab  und  den  nur  in  Kriegszeit  eingezogenen 
Knechten,  die  bei  dem  Effectivstand  der  Truppen  sämtlich  nicht  mitgezählt 
werden,  wohl  aber  die  Pfeiffer.  Gleichfalls  sind  die  Fahnenschmiede  nicht  mit- 
gezählt Für  die  Zahlen  dieser  Kategorieen  sei  auf  das  in  Vorbereitung  begriffene 
und  demnächst  erscheinende  Generaletabswerk  Uber  die  Geschichte  des  sieben- 
jährigen Krieges  verwiesen. 


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I.  Die  Stärke  der  preussiachen  Armee. 


v 


schliesslich  der  Bosniaken  135207  Mann1).  Der  König  selbst  giebt 
in  seinem,  ans  diesem  Monat  datirten  Politischen  Testament  die  etwas 
höhere  Zahl  135600  an. 

Davon  waren  im  Felde  verfügbar: 

65518  MtiBketiere  and  Füsiliere  \ 

890  1.  Bataillon  Garde        j  Feldinfanterie 
14570  Grenadiere  ) 
3410  Grenadiere  (der  Garnisoninfanterie)  *) 
1666  Feldartillerie 
1640  Pioniere 
21612  Kürassiere  und  Dragoner 
9168  Husaren 
383  Jäger  und  Bosniaken 
118857 

Als  Garnisontrnppen  verblieben: 

13900  Masketiere  \ 
1042  Neue  Garnisonregiment       !  Garnisoninfanterio 
550  ostfriesischen  Gompagnieen  ) 
925  Garnisonartillerie 

16417 

Diese  Zahlen  entsprechen  dem  etatsmässigen  Sollstand,  der  in 
den  Listen  von  1755  erreicht  ist,  wenngleich  dauernd  in  den  einzel- 
nen Monaten  geringfügige  Schwankungen  auftraten3). 

Dazu  kommen  aus  dem  Zeitraum  1752  bis  Juni  1756  die  Aug- 
mentationen4). Sie  betrugen  bei  der  Garnisonartillerie  1752/55  87 
Köpfe  und  bei  der  Garnisoninfanterie,  durch  die  Verdoppelung  des 
Regiments  Mtttzschefahl  1755,  1400  Köpfe.  Da  am  1.  Juni  1756  ferner 
noch  eine  Verstärkung  der  Koseier  Festungsartillerie  um  26  Köpfe 
erfolgte,  verfugte  der  König  Mitte  Juni,  als  die  Kriegsgefahr  in  Sicht 
kam,  Uber  11SS57  Mann  Feld-  und  über  17930  Mann  Garnisontruppen: 
er  hatte  also,  ohne  die  Landregimenter  (4800)  und  die  doppelten  Über- 
completten  (7300  Mann,  vgl.  unten  S.  IX),  insgesamt  136787  Mann5). 


1)  Vgl.  auch  Lehmann,  G.  G.  A.  1896,  S.  826. 

2)  Im  Kriege  wurden  die  Grenadiercompagnieen  der  gesamten  Infanterie  in 
selbständige  Bataillone  zusammengelegt   Vgl.  Nr.  102. 

3)  So  bei  den  Officieren  der  Gavallerie,  die  vielfach  die  etatsmässige  Zahl 
Uberachreiten.  Immich  (S.  265  Anm.  1)  wurde  dadurch  veranlasst,  eine  Augmen- 
tation bei  dem,  übrigens  auch  um  2  zu  niedrig  angesetzten  Etat  der  Kttrassier- 
officiere  anzunehmen. 

4)  Für  die  Einzelheiten  dieser  Augmentationen  vgl.  unten  S.  X  ff. 

5)  Der  »summarische  Extract«  vom  November  1755  (vgl.  > Anhang«  Nr.  211) 
zählt,  272  Fahnenschmiede  abgezogen,  136716  Mann  ;  er  rechnet  die  50  Bosniaken 
nicht  mit. 


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VI 


Die  preussische  Rüstung. 


[Einfache  Übercomplette.]  Um  jederzeit  seine  Trappen  auf 
etatsmä88igem  Fuss  zu  haben,  hatte  der  König  die  Einrichtung  der 
sogenannten  Übercompletten  getroffen').  Auch  sie  wurden,  wie  ein 
grosser  Theil  der  übrigen  Mannschaften,  aus  dem  Canton  aasgehoben, 
jedoch  nur  zu  den  jährlich  stattfindenden  Exerciertibungen  und  Revuen, 
sowie  im  Kriegsfälle  eingezogen.  Nach  den  Reglements  (vom  1.  Juni 
1743)  sollten  sie  »niemals  im  Gewehr  marschiren:  ausser  wann  ein 
Kerl  krank  wird,  alsdann  in  dessen  Platz  ein  Übercompletter  ein- 
gestellt werden  soll«.  Für  die  Compagnie  Musketiere  resp.  Füsiliere, 
waren  je  8,  für  die  Compagnie  Grenadiere  je  10,  für  die  Escadron 
Kürassiere  und  Dragoner  je  12  Mann  bestimmt.  Obwohl  für  die 
Husaren  in  den  Reglements  und  gleichfalls  in  den  Generallisten  Über- 
complette nicht  erwähnt  werden,  finden  sich  dennoch  solche  Sommer 
1756  bei  einigen  Regimentern2);  nach  einer  Liste  aus  dem  September 
1756»)  betrug  die  Zahl  420.  Ein  Befehl  für  deren  Errichtung  ist 
nicht  aufzufinden;  sie  werden  später  als  >erste  Augmentation«  auf- 
geführt«). 

Für  unsere  Berechnung  ist  darauf  hinzuweisen,  dass  die  Musketier- 
compagnie  nominell  8,  thatsächlich  aber  10  Übercomplette,  gleichwie 
die  Grenadiercompagnie  hatte.  Eine  Notiz  in  dem  Tagebuch  von 
Scheelen5)  aus  dem  März  1755  besagt:  »Der  Hochselige  König  bezahlte 
nur  vor  die  complette  Compagnie  112  Mann.  Weilen  aber  nachmals 
3  Glieder  aufkamen  und  38 6)  volle  Rotten  sein  sollten,  das  sind 
114  Mann,  so  mussten  die  Capitäns  2  Mann  in  der  Compagnie  bezahlen 
nebst  8  Übercompletten.«  Auch  der  König  betrachtete  jene  2  Mann 
schlechthin  als  Übercomplette7). 

Die  Zahl  dieser  einfachen  Übercompletten,  die  in  den  monatlichen 
Generallisten  mitgeführt  werden,  beträgt  für  den  Stand  von  1752: 


1)  Das  1.  Bataillon  Garde  hatte  statt  dessen  das  sogenannte  Corps  »Unran- 
girte«.  Ebenso  hatten  die  Mnsketiercompagnieen  des  Neuen  Garnisonregiments 
Ahlimb,  die  ostfriesischen  Compagnieen,  sowie  die  Jäger  und  Bosniaken  keine 
einfachen,  also  auch  keine  doppelten  Übercompletten. 

2)  Bei  dem  Regiment  Puttkammer  bereits  zu  den  Exercitien  seit  dem  1.  Juli 
eingezogen,  vgl.  Nr.  191.  Ferner  sind  solche  bei  dem  Regiment  Zieten  in  Berliner 
Garnisonslisten  von  1751  und  1752  aufgeführt  (Berlin,  Geheimes  Staatsarchiv). 

3)  Bei  Lehmann,  G.  G.  A.  1896,  8.  827. 

4)  Vgl.  Nr.  205.         5)  Berlin,  Generalstabsarchiv. 

6)  In  der  Vorlage  verschrieben:  >48«. 

7)  In  der  Ordre  vom  25.  Februar  1755  (Nr.  36),  wo  er  die  Verdoppelung  der 
»jetzigen  10  Übercompletten  par  Compagnie«  anordnete. 


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L  Die  Stärke  der  preuBsiBcben  Armee. 


VII 


2.  u.  3.  Bat.  Garde,  Betzow, 
45  Infanterieregimenter  pro  Bataillon:      50  Musketiere  \ 

resp.  Füsiliere  !  5640 
10  Grenadiere  ) 

20  Garnisonbataillone  ä  50  Musketiere  ) 

10  Grenadiere  j  '  1M° 
2  Bataillone  Neuen  Garnisonregimentsa  10  Grenadiere  20 

2  Bataillone  Pioniere  ä   50  «Pioniere  j  nQ 

10  Mineure  |  ' 

ü980 

Garde  du  Corps  (1  Escadron)  12 
12  Regimenter  Kürassiere  ä  60  720 
10         »       Dragoner    ä  60  600 
2         »  a  120  240 

1572 

Übernehmen  wir  für  die  Artillerie  die  in  der  Septemberliste  von 
1756  genannte  Zahl,  so  ergeben  sich: 

Infanterie  6980 
Cavallerie  1572 
Artillerie  111 

8663  einfache  Übercomplette »). 

Durch  die  Errichtong  der  2  Garnisonbataillone  im  Jahre  1755 
steigt  die  Summe  um  100,  also  die  Gesamtsumme  auf:  8763  einfache 
Übercomplette2). 

[Doppelte  Übercomplette.]  Am  25.  Februar  1755  befahl  der 
König,  dass  alle  Infanterie-,  Kürassier-  und  Dragonerregimenter  aus 
ihren  Cantons  die  einfachen  Übercompletten  verdoppeln  sollten3). 
Ausser  den  Truppentheilen,  die  bereits  einfache  Übercomplette  nicht 
hatten4),  wurden  damit  von  dieser  Verpflichtung  ausgenommen:  alle, 
die  zwar  bisher  Übercomplette,  aber  keine  Cantons  hatten,  wie  die 
Regimenter  Prinz  Heinrich,  Franz  von  Braunschweig,  das  Bataillon 


1)  Immich  (S.  263)  gelangt  zu  der  Zahl  7414;  zwar  berechnet  er  für  das 
1.  Bataillon  Garde  und  die  5  ostfriesischen  Compagnieen  irrthümlich  Übercom- 
plette, dagegen  nicht  für  die  Artillerie  und  Pioniere;  er  berechnet  ferner  aber 
die  Übercompletten  der  Musketiere  der  Feld-  und  Garnisoninfanterie  nur  zu 
8  Köpfen,  eine  Thatsache,  die  einen  Unterschied  von  1140  Mann  bedeutet. 

2)  Mit  Hinzurechnung  der  420  Husaren:  9183. 

3)  Vgl.  Nr.  36.  >  Über-Überoomplette«  befanden  sich  nach  den  Listen  schon 
bei  den  Regimentern  der  Berliner  Garnison  (1751:  436;  1752:  479).  Die  letzte 
Rubrik  in  den  von  Lehmann  (»Scharnhorst«  2,  651)  abgedruckten  Listen  um- 
fasst  also  —  in  den  mir  vorliegenden  Listen  von  1751  und  52  auch  wörtlich  so 
bezeichnet  —  >Über-Übercomplette«  und  ist  danach  zu  corrigiren. 

4)  Vgl.  oben  S.  VI  Anm.  1. 


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VIII 


Die  preussische  Rüstung. 


Retzow,  das  Grenadierbataillon  Kahlden  und  die  Husaren1).  Ferner 
gaben  in  der  Folge  einige  der  Garnisonregimenter,  bei  denen  eine 
Augmentation  stattfand,  wie  Mützschefahl  und  Nettelhorst2),  ihre  dop- 
pelten Übercompletten  an  die  neu  zu  bildenden  Bataillone  ab,  die 
ihrerseits  sämtlich  ohne  doppelte  Übercomplette  formirt  wurden. 

Die  Absicht  des  Königs  bei  dieser  Einrichtung  ging  darauf  hin- 
aus, dass  die  Regimenter  »schon  etwas  dressirte«  Leute  in  den  Gantons 
hätten,  »um  solche  erforderten  Falls  einziehen  und  gebrauchen  zu 
können«.  Indessen  scheint  Friedrich  damals  keineswegs  geplant  zu 
haben,  sofort  bei  der  Mobilmachung,  wie  es  1756  geschab,  auch  die 
doppelten  Übercompletten  zur  Fahne  einzuberufen;  vielmehr  legt  eine 
Ordre  aus  dem  Herbst  1755 3)  die  Vermuthung  nahe,  dass  sie  nur 
zum  Ersatz  für  die  bereits  im  Felde  erlittenen  Verluste  verwandt 
werden  sollten,  in  ähnlicher  Weise  wie  die  Cantonisten,  die  Friedrich 
im  Juni  1756  vor  dem  Ausmarsch  in  Oberschlesien  und  Ostpreussen 
auszuheben  befahl4).  Also  nicht  sowohl  eine  Erhöhung  des  Fueses 
der  Regimenter  als  vielmehr  die  Beschaffung  schon  etwas  kriegs- 
wichtiger Ersatzmannschaften,  die  erforderten  Falls  ins  Feld  nach- 
rückten, glaube  ich  in  dieser  Maassnahme  des  Königs  erblicken  zu 
sollen;  um  so  mehr,  als  er  anordnete,  dass  von  den  nunmehrigen 
20  Übercompletten  der  Compagnie  jährlich  nur  10  zu  den  Übungen 
eingezogen,  montirt  und  in  den  monatlichen  Generallisten  geführt 
werden  sollten. 

Die  Berechnung  der  doppelten  Übercompletten  gelangt  zu  dem 
Ergebniss: 

2.  u.  3.  Bataillon  Garde, 

445)  Infanterieregimenter  pro  Bataillon:    50  Masketiere  \ 

resp.  Füsiliere  J  5450 
10  Grenadiere  ) 

1 5«)  Compagnleen  Grenadiere  der  Garnison- 

bataillone   150 

2  Bataillone  Pioniere  a  50  Pioniere  {  1 9n 

10  Mineure  |  *  '  * 

  5720 

1)  Nach  dem  Generalstabswerk  (» Geschichte  des  siebenjährigen  Krieges', 
Berlin  1824,  1,  S.  19)  erstreckte  sich  diese  Ordre  auch  auf  die  Husaren;  doch 
fehlt  für  diese  Angabe  jeder  quellenmässigo  Beleg.  Ferner  treffen  die  dort 
gegebenen  Zahlen  für  die  doppelten  Übercompletten  der  Kürassiere  und  Dragoner 
nicht  zu.        2)  Vgl.  Nr.  34  und  46.         3)  Nr.  43.         4)  Vgl.  Nr.  84  und  90. 

5)  Prinz  Heinrich,  Franz  von  Braunschweig  (von  Lehmann  offenbar  in  der 
Liste  mitgerechnet)  fehlen;  dafür  kommt  das  Regiment  Hessen-Kassel  (mit  nur 
1  Grenadiercompagnie,  s.  u.)  hinzu. 

6)  Die  6  Compagnieen  Kahlden,  nebst  der  einen  von  Salmuth  (vgl.  Anm.  5), 
fehlen. 


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I.  Die  Stärke  der  preussischen  Armee. 


12  Regimenter  Kürassiere  a  60  720 
10         »        Dragoner    ä  60  600 
2  ►        ä  120  240 

1560 

Da  doppelter  Ubercompletter  bei  der  Artillerie  nirgends  in  den 
Acten  Erwähnung  geschieht,  so  ergeben  sich  im  ganzen  7280  doppelte 
Übercomplette1). 

Der  Eonig  hatte  also  im  Juni  1756: 

8763  einfache  und 
7280  doppelte  Übercomplette 
rund  160402)  Übercomplette8). 


l)  Immich  (S.  264  f.)  berechnet  5710  bei  der  Infanterie,  1642  bei  der  Caval- 
lerie:  er  rechnet  22  bei  der  Garde  du  Corps  mit  (diese  Vermehrung  fand  erst 
im  Herbst  statt,  s.  u.),  sowie  5  Offieiere  pro  Kürassierregiment  (vgl.  oben  S.  V 
Anm.  3;  für  diese  Vermehrung  im  December  1756  s.  u.). 

2}  Mit  den  Husaren:  rund  16500. 

3)  In  der  von  Lehmann  (G.  G.  A.  1896,  S.  827  Anm.)  veröffentlichten  Ge- 
samtliste der  Übercompletten  vom  1.  September  1756  sind  zunächst  einige  Daten 
zu  beanstanden: 

1.  Die  stehenden  Grenadierbataillone  sind  zu  hoch  berechnet.  Sie  betrugen 
28  Compagnieen;  6  davon  (das  Bataillon  Kahlden)  hatten  aber  nur  einfache  Über- 
complette, BodasB  auf  jeden  Fall  nur  die  Zahl  500  herauskommt.  Vielleicht  ist 
die  Zahl  580  bei  Lehmann  ein  Druckfehler. 

2.  Die  für  die  GarniBonbataillone  verzeichneten  1650  Übercompletten  um- 
fassen,  da  das  Bataillon  50  einfache  übercomplette  zählt,  zunächst  die  der  19 
alten  (das  Bataillon  Salmuth  war  in  ein  Feldbataillon  umgewandelt,  s.  unten 
S.  Xni),  sodann  die  der  2  im  August  1755  und  der  12  im  August  und  September 
1756  neu  errichteten  Bataillone  (s.  unten  S.  XIII f.).  Diese  letztem  12  können  aber 
für  die  Berechnung  der  Stärke  der  preussischen  Armee  zu  der  Zeit,  als  der  Krieg 
in  Sicht  kam,  d.  h.  im  letzten  Junidrittel,  garnicht  in  Betracht  gezogen  werden. 

Ebenso  unzulässig  aber,  wie  die  Miteiorechnung  von  Zahlen  späterer  Zeit, 
von  Augmentationen  nach  dem  Juni  1756,  ist  für  die  Berechnung  der  Heeres- 
stärke vom  1.  Juni  1756  zweitens  die  Art,  wie  Lehmann  die  Zahl  der  einfachen 
und  doppelten  Übercompletten  aus  der  Gesamtliste  ableitet.  Er  sagt,  ohne  weitere 
Begründung  und  frühere  Angaben  modificirend :  »die  alten  Übercompletten,  mit 
in  der  Liste  vom  August  1752  enthalten,  zählten  6700  Hann«.  Darauf  ist  zu- 
nächst zu  bemerken,  dass  diese  Summe,  bei  jeder  Berechnung  nach  den  in  den 
Reglements  gegebenen  Zahlen,  für  die  etatsmässigen  Übercompletten  sich  als  zu 
niedrig  erweist  Sodann:  die  alten  Übercompletten  sind  in  den  monatlichen 
Generallisten  von  1752  und  1755  mitgerechnet;  die  Listen  beider  Jahre  liegen 
vor,  sie  weisen  —  abgesehen  von  den  bereits  erwähnten  Vermehrungen  (vgl. 
oben  S.  V)  —  nur  so  unerhebliche  Abweichungen  auf,  dass  auch  die  Zahl  der 
einfachen  Übercompletten  beider  Jahre  nur  höchst  geringfügige  Unterschiede 
unter  einander  einschliessen  kann.  Da  aber  auch,  wie  ich  gezeigt  habe,  die 
Zahl  der  Truppentheile  mit  einfachen  Übercompletten  grösser  ist  als  der  mit 
doppelten,  muss  die  Zahl  der  doppelten  Übercompletten  hinter  der  Zahl  der  ein- 
fachen zurückbleiben,  wie  es  meine  Berechnung  auch  ergiebt. 


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X 


Die  preussische  Rüstung. 


Wir  Aigen  sogleich  hinzu,  dass  der  militärische  Werth  dieser 
doppelten  Übercompletten  nicht  zu  hoch  veranschlagt  werden  darf, 
da  sie  bei  dem  Ausmarsch  Ende  August  1756  nicht  bewaffnet1),  bei 
der  Cavallerie  des  Haupt-  und  des  schlesischen  Corps  Uberhaupt  nicht 
beritten  gemacht  werden  konnten2). 

[Augmentationen  bis  Mitte  Juni  1756.]  Als  der  König  nach 
dem  Dresdener  Friedensschluss  an  die  Fortsetzung  der  Festungs- 
bauten3) schritt,  die  er  in  grossem  Stile  vor  allem  seit  1747  begann, 
musste  er,  um  den  strategischen  Werth  der  Festungen  voll  auszu- 
nutzen, ihnen  eine  entsprechende  Besatzung  an  Artillerie  und  Infan- 
terie geben. 

Besondere  Artilleriecompagnieen  und  Einzelcommandos  lagen 
bereits  in  den  Festungen  der  alten  Provinzen 4),  und  gleichwie  er  sich 
hier  im  wesentlichen  auf  die  Instandhaltung  der  bereits  vorhandenen 

Wenn  Lehmann  trotzdem  zu  dem  umgekehrten  Verhältniss  gelangt,  so  beruht 
das  einmal  auf  seiner  dunkel  bleibenden  Berechnung  der  6700.  Zweitens  berech- 
net er,  infolge  fehlerhafter  Addirung  der  Einzelposten  der  Liste,  die  Gesamtsumme 
der  Übercompletten  auf  19296  statt  auf  17296  (auch  ihre  daraufhin  behauptete 
Vermehrung  >um  86  Procent«  ist  entsprechend  zu  berichtigen);  danach  würden 
also  nicht  12596,  sondern  nur  10596  doppelte  Übercomplette  anzusetzen  sein  (Tgl. 
Immich,  Jahrbücher  für  die  deutsche  Armee  und  Marine,  Bd.  103,  S.  2).  Endlich 
aber  erhält  Lehmann  die  um  mehr  als  die  Hälfte  grössere  Zahl  der  doppelten 
Übercompletten  dadurch,  dass  er  jene  6700  alten  von  der  in  der  Liste  gegebenen 
Gesamtzahl  der  Übercompletten  ohne  jede  Einschränkung  abzieht.  Er  beachtet 
nicht,  dass  mit  der  Errichtung  der  neuen  Infanteriebataillone  1755  und  56  auch 
die  Zahl  der  einfachen  Übercompletten  gestiegen,  wie  andrerseits  zugleich  die 
der  doppelten  (durch  die  Abgabe  der  doppelten  Übercompletten  bei  der  Aug- 
mentation der  Garnisonregimenter,  vgl.  oben  S.  VIII)  um  einiges  gesunken  ist. 

1)  Vgl.  Immich,  S.  264  ff.         2)  Vgl.  Nr.  183  und  P.  C.  13,  284. 

3)  Vgl.  Cap.  H. 

4)  Nach  einem  (bei  v.  Schöning,  Hist-biogr.  Nachrichten  der  brandenburg.- 
preuss.  Artillerie,  1,  457  f.  abgedruckten)  Verpflegungsetat  betrug  1748  die  Gar- 
nisonartillerie in: 


Officiere 

Unter- 
of  Ii  eiere 

Bombar- 
diere 

Kano- 
niere 

Tambours 

Wesel  .  .  . 

5 

9 

3 

105 

1 

Magdeburg  . 

3 

5 

1 

70 

Stettin     .  . 

3 

4 

1 

70 

Pillau  .  .  . 

4 

4 

1 

70 

Schlesien.  . 

6 

17 

6 

110 

Dazu:  in  Geldern  6,  in  Mörs,  Lippstadt  und  Minden  je  2  Kanoniere. 


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I.  Die  Stärke  der  preussischen  Armee. 


X! 


Fortificationen  beschränkte,  so  brachte  er  (1749)  hier  auch  nur  die 
Magdeburger  Artillerie  auf  den  Fuss  einer  vollständigen  Compagnie 1). 

Anders  in  Schlesien.  Dort  befanden  sich  Überall  in  den  Festungen 
nur  kleinere  Commandos.  Friedrichs  erstes  Werk  war  nun,  dass  er 
1748  in  Neisse,  während  die  dortigen  Festungsbauten  im  wesent- 
lichen zum  Abschluss  gebracht  wurden,  die  Artillerie  (wie  in  Magde- 
burg) auf  den  Fuss  einer  Compagnie  vermehrte3).  1750  folgte  Glatz 
mit  einer  Verstärkung  und  Schweidnitz  mit  einer  gänzlichen  Neu- 
schaffung, beide  »fast  auf  den  Fuss,  wie  schon  zu  Neisse  und  zu 
Magdeburg  geschehen« 3).  Nunmehr  kam  Kosel  an  die  Reihe:  hier 
wurde  in  den  Jahren  1753/55  die  bestehende  Artillerie  (1  Unterofficier 
und  10  Kanoniere)  um  87  Köpfe  vermehrt4);  am  1.  Juni  1756  kamen 
26  weitere  dazu5).  Und  als  dem  König  im  Mai  1756  unerwartet  eine 
Summe  von  6000  Thlrn.  disponibel  wurde,  verfugte  er  sofort  die 
weitere  Verstärkung  der  beiden  Corps  zu  Kosel  und  Schweidnitz 
auf  den  vollen  Fuss  einer  Compagnie6).  Noch  harrte,  als  der  Krieg 
entbrannte,  das  Commando  von  Glatz  seiner  Complettirung,  wofern 
Friedrich  nicht  auch  die  von  Breslau,  Glogau  und  Brieg,  den  letzten 
3  schlesischen  Festungen,  vermehren  wollte7). 

1)  5  Officiere,  10  Unterofficiere,  20  Bombardiere  und  130  Kanoniere.  Vgl. 
Nr.  10.         2)  Vgl.  Nr.  8.         3)  Vgl.  Nr.  17. 

4)  1753:  1  Officier,  3  Unterofficiere,  4  Bombardiere,  40  Kanoniere  (Bericht 
von  Dieskau  und  Linger  vom  ll.Dccember  1753);  1754:  4  Bombardiere  und  4 
Kanoniere  und  1755:  31  Kanoniere  (Ordres  an  Oberst  von  Merbitz  vom  3.  Juni 
1754  und  11.  Juni  1755).  —  Vom  Februar  1755  liegt  eine  Liste  der  preussischen 
Garnisonartillerie  vor  (von  Herrn  Oberleutnant  Lange  mir  gütigst  zur  Verfügung 
gestellt): 


Officiere 

Unter- 
officiere 

Bombar- 
diere 

Kan  Li- 
niere 

Neisse  .  .  . 

5 

10 

20 

130 

Glatz.  .  .  . 

3 

7 

14 

86 

Schweidnitz 

3 

7 

10 

88 

Breslau.  .  . 

2 

4 

24 

Glogau .  .  . 

1 

3  2 

24 

Brieg.  .  . 

« 

4 

2 

11 

Kosel   .  .  . 

1 

4 

8 

54 

5)  Vgl.  Nr.  49.  Naude  (II,  71  f.)  Ubersieht  diese  und  bezieht  die  Ordre  für 
dieselbe  auf  die  im  folgenden  genannte  Vermehrung. 

6)  Vgl.  Nr.  71.  72. 

7)  Im  Juli  1756  findet  sich  noch  der  Plan  einer  Vennehrung  der  6  Com- 
pagnieen  des  1.  Feldbataillona  um  je  10  Übercomplette  erwähnt,  vgl.  Nr.  148. 


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XII 


Die  preußische  Rü»tuog. 


Ungleich  bedeutender  war  die  Augmentation  der  Garnisoninfan- 
terie. Wie  erwähnt,  diente  auch  sie  znr  Erhöhung  der  Sicherheit  und 
zur  grösseren  Ausnutzung  der  Festungen,  obschon  sie  zu  gleicher  Zeit 
die  Verwendung  sämtlicher  Feldregimenter  ausschliesslich  im  Felde 
ermöglichen  sollte  *).  Ihre  Errichtung  war  demgemäss  von  dem  Fort- 
schreiten der  Fortificationsbauten  —  auch  hier  handelt  es  sich  fast 
allein  um  Schlesien,  —  abhängig,  und  als  deren  Abschluss  nicht  mehr 
in  zu  ferner  Aussicht  stand  und  der  König  mit  dem  Aufbau  der  er- 
forderlichen Kasernen  beginnen  konnte3),  trat  er  auch  der  Ausfuhrung 
der  Augmentationen  näher.  So  unterrichtete  er  denn  im  Juli  1754 
Massow,  den  Minister  Schlesiens,  von  seinem  Plan,  die  dortigen  4 
Garnisonregimenter  Mützsohefahl,  Lattorff,  Nettelhorst  und  Blanckensee 
um  je  2  Bataillone  (ohne  Grenadiercompagnieen)  aus  schlesischen 
Landeskindern  zu  vermehren8),  und  befahl  Ende  September  desselben 
Jahres4)  zunächst  die  Verdoppelung  Mützschefahls  für  den  Sommer 
1755. 

Seine  schlesischen  Vermehrungen  bestritt  der  König  aus  den 
dortigen  Etatsuberschugsen,  und  zwar  wies  er  für  sie  die  Summe  an, 
die  bis  dahin  zum  Ausbau  der  Festungen  verwandt  worden  war*). 
Und  da  die  Kosten  der  Neuerrichtung  für  2  Infanteriebataillone  nicht 
die  ganze  Summe  der  50000  Thlr.  beanspruchten,  konnte  er  mit  dem 
Reste  die  Garnisonartillerie  noch  um  einiges  verstärken.  So  war 
es  in  den  Dispositionen  für  die  Etatsjahre  1755/56  und  1 756/57  •) 
der  Fall. 

Die  Zahlungen  für  den  neu  zu  errichtenden  Truppentheil  ringen 
mit  dem  Beginn  des  Etatsjahres  am  1.  Juni  an,  jedoch  wurden  die 
Gelder  der  ersten  2l/i  Monate  für  die  Beschaffung  der  Ausrüstung 
und  Bekleidung  verwandt,  sodass  die  eigentliche  Errichtung  erst  Mitte 
August  erfolgte7).  Erst  zu  diesem  Termin  wurden  die  Rekruten 
geliefert  und  eingestellt,  in  der  Weise,  dass  die  beiden  alten  Batail- 
lone des  Regiments  die  Hälfte  ihrer  Mannschaft  abgaben  und  dafür 
die  gleiche  Anzahl  an  Rekruten  empfingen8). 

1)  Man  beachte,  dass  1756  3  Feldregimenter  zur  Besetzung  Wesels  zurück- 
bleiben in u ästen  und  Friedrich  sich  andrerseits  entachloss,  in  Ostpreussen  sogar 
2  Garnisonregimenter  nebst  ihren  Augmentationen  als  Feldtruppen  zu  verwen- 
den (s.  u.).         2)  Vgl.  S.  XXI  f. 

3)  Vgl.  Nr.  29  und  dazu  im  »Anhang«  Nr.  220.  Von  Naudä  (II,  70)  und 
Koser  (»König  Friedrich  der  Grosse«,  2,  13)  wird  für  das  Folgejahr,  dem  die 
Anfänge  der  Ausführung  angehörten,  irrthümlich  auch  die  Entstehung  des  Plana 
angenommen. 

4)  In  einer  (nicht  vorliegenden)  Ordre  an  Massow  vom  29.  September  1754. 

5)  Vgl.  S.  XXI  f.      6)  Vgl.  Nr.  45.  49       7)  Vgl.  Nr.  40.      8)  Vgl.  Nr.  41. 


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I.  Die  Stärke  der  preussiBchen  Armee. 


XIII 


Bei  der  Rekrutenlieferung  suchte  der  König  sein  eigenes  Land 
zunächst  nach  Möglichkeit  zu  schonen.  Daher  mussten  die  alten 
Bataillone  ihre  doppelten  Übercompletten  abgeben,  die  Truppentheile 
sämtlicher  Provinzen  ihre  überzähligen  Ausländer;  dazu  kamen  un- 
sichere Cantonisten  und  die  noch  dienstfähigen  Leute  des  Neuen  Gar- 
nisonregiments Ahlimb,  das  sich  wiederum  aus  den  Invaliden  der 
Armee  ergänzte. 

Auf  diese  Weise  wurde  am  16.  August  1755,  bis  auf  einigen 
Nachschub  im  September,  das  Garnisonregiment  MUtzschefahl  ver- 
doppelt1); das  Contingent  der  ausgehobenen  Landeskinder  machte 
derart  nur  */s  der  Mannschaften  aus. 

[Augmentationen  seit  Mitte  Juni  1756.]  Anders  bereits  die 
nächstfolgende  Augmentation,  die  des  zweiten  sch lesischen  Garnison- 
regimentes Nettelhorst,  die  zum  gleichen  Termin  des  Folgejahres  an- 
gesetzt wurde.  Nur  105  Mann  an  doppelten  Übercompletten  und 
Invaliden  vermochte  der  König  diesmal  aufzubringen;  dazu  Hess  er 
400  Ausländer  werben,  und  den  Rest,  also  fast  2/3,  musste  Schlesien 
stellen  2). 

Durch  Werbung  im  Auslande  suchte  Friedrich  in  gleicher  Weise 
einen  Theil  für  das  im  August  1756  neu  zu  errichtende  Feldbataillon, 
welches  mit  dem  bisherigen  Garnisonbataillon  Salmuth  das  Feld- 
regiment Hessen -Kassel  formiren  sollte,  zu  beschaffen;  den  Rest 
mussten  die  Capitäne  selbst  anwerben3).  Zur  festgesetzten  Zeit,  am 
11.  August  1756,  traten  demgemäss  die  Compagnieen  zusammen. 

Ausserdem  war  zum  August  1756  noch  die  Verdoppelung  des 
brandenburgischen  Garnisonregiments  Lange  geplant4),  und  es  waren 
zu  diesem  Behuf  die  300  Schwarzburger,  die  der  König  im  Frühjahr 
in  seinen  Dienst  übernommen  hatte,  zum  Regiment  gestossen5). 

Aber  noch  vor  dem  August  wurden  für  die  Augmentation  neue 
Maassnahmen  getroffen.  In  Folge  der  drohenden  Kriegsgefahr  Ende 
Juni  1756  ordnete  der  König  nicht  allein  an,  dass  die  Mannschaften 
für  Nettelhorst  statt  am  16.  schon  am  1.  August  gestellt  werden 
sollten«),  sondern  er  beschloss  auch,  sofort  die  Verdoppelung  des 
Langeschen  Regiments  durchzuführen:  er  Hess  für  dasselbe  noch  300 
Ausländer  werben,  und  was  fehlte,  durch  die  für  Nettelhorst  bestimmten 


1)  Vgl.  Nr.  33.  34.  40.         2)  Vgl.  Nr.  45—47.  49.  75. 

3)  Vgl.  Nr.  50  und  dazu  Nr.  60.  Immich  (S.  267)  setzt  die  Augmentation 
schon  in  den  Januar  und  berechnet  überdies  noch  1  Grenadiercompagnie  mit. 

4)  Vgl.  Nr.  68.  76.         5)  Vgl.  8.  40.         6)  Vgl.  Nr.  113. 


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XIV 


Die  preussiache  Rüstung. 


Rekruten,  die  ihrerseits  wiederum  ans  Schlesien  ersetzt  wurden,  er- 
gänzen1). Und  nicht  genug  mit  der  beschleunigten  Errichtung  der 
neuen  Bataillone  von  Nettelborst  und  Lange,  der  König  befahl  ferner, 
zum  1.  August  auch  noch  die  Regimenter  Lattorff  und  Blanckensee 
zu  verdoppeln2),  und  zwar  geschah  dieses  ausschliesslich  ans  schle- 
sischen  Landeskindern3).  Während  er  ferner  für  die  Verdoppelung 
des  einen  Regimentes  die  Kosten  aus  sonstigen  Staatseinnahmen  an- 
weisen konnte,  musste  er  die  des  zweiten  aus  seinem  eigenen  Dis- 
positionsfonds'bestreiten4).  Sodann  befahl  der  König  Ende  Juli,  dass 
auch  bei  den  beiden  ostpreussischen  Garnisonregimentern  Sydow  und 
Manteuffel  je  2  Bataillone  neu  errichtet  werden  sollten.  Es  geschah 
zum  15.  September»)  auf  die  gleiche  Art  wie  in  Schlesien,  und  auch 
die  Kosten  für  diese  4  neuen  Bataillone  bezahlte  der  König  aus 
eignen  Mitteln. 

Die  gesamten  Vermehrungen  im  August  und  September  1756 
betrugen  demnach  13  Infanteriebataillone  (9100  Mann)  ausser  der 
Artillerie,  die  Gesamtvermehrungen  seit  1752  18052  Mann6)  und  zwar 
an  doppelten  Übercompletten  7280,  an  Feldinfanterie  700,  an  Garnison- 
infanterie  9800,  an  Feldartillerie  60  und  an  Garnisonartillerie  212 
Köpfe,  sodass  der  König  nunmehr  über  128017  Mann  Feldtruppen 
(das  in  ein  Feldbataillon  umgewandelte  Garnisonbataillon  Salmuth  und 
die  420  Übercompletten  der  Husaren  eingerechnet)  und  Uber  25729  Mann 
Garnisontruppen,  insgesamt  also,  ohne  die  Landregimenter  (4800  Mann), 
Uber  153746  Mann  verfügte. 

Die  nächste  Vergrösserung  des  Heeres  erfolgte  im  October,  als 
Friedrich  nach  der  Gapitulation  in  Pirna  die  ganze  sächsische  Armee, 
mit  Ausnahme  ihrer  Officiere,  der  seinigen  einverleibte:  4  Escadrons 
erhielt  das  Dragonerregiment  Prinz  Eugen  von  Württemberg,  2  Esca- 
drons wurden  der  einen  bestehenden  der  Garde  du  Corps  hinzugefügt 
und  diese  selbst  augmentirt,  die  übrige  Cavallerie  aber  unter  die 


1)  Vgl  Nr.  82.  119.         2)  Vgl.  Nr.  82.  83.  95.         3)  Vgl.  Nr.  165. 

4)  Vgl.  P.  C.  12,  433. 

5)  Um  den  Capitänen  die  Anschaffung  der  Montirnng  zu  erleichtern,  ver- 
schob der  König  den  anfangs  gesetzten  Termin  des  1.  September  um  14  Tage. 
Vgl.  Nr.  149  und  163. 

6)  Die  im  Generalstabswork  (Berlin  1824,  1,  S.  19)  verzeichnete  Zahl  18580 
ist  aus  nicht  angegebener  Quelle  übernommen,  auch  die  Berechnung  im  einzelnen 
daselbst  weder  richtig  noch  vollständig,  da  1755  und  bis  zum  Herbst  1756  im 
ganzen  14  Garnison-  und  1  Feldbataillon  nou  errichtet  wurden,  die  Artillerie-Aug- 
mentationen aber  garnicht  erwähnt  sind;  für  die  doppelten  Übercompletten  bei 
der  Cavallerie  vgl.  obeu  S.  VIII  Anin.  1.   Vgl.  auch  P.  C.  13,  100. 


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I.  Die  Stärke  der  prouasischen  Armee. 


xv 


preussische  »untergestochen  * *).  Das  gleiche  geschah  mit  der  Artillerie 
(350  Köpfe)2);  dazu  wurden  für  die  Artillerie  noch  300  Rekruten  in 
Sachsen  neu  ausgehoben3).  Aus  der  sächsischen  Infanterie  wurden 
S  Feld-  und  2  Garnisonregimenter  mit  je  2  Grenadiercompagnieen 
gebildet  und  durch  Aushebungen  in  Sachsen  auf  den  preussischen 
Fuss,  die  8  Feldregimenter  mit  doppelten  Übercompletten  (1820  Köpfe) 
gebracht4).  Dieser  Zuwachs  aus  der  sächsischen  Armee  dürfte  im 
ganzen  an  20000  Mann  betragen  haben. 

Die  grossen  Vermehrungen  der  bestehenden  Truppentheile  be- 
ginnen mit  dem  letzten  Decemberdrittel  1756.  Durch  Circulaire-Ordre 
(vom  18.  December)  wurden  die  gesamten  Kürassier-  und  Dragoner- 
regimenter in  Schlesien  und  Sachsen  angewiesen,  sich  pro  Escadron 
um  1  Officier,  2  Unterofficiere  und  12  Mann  zu  verstärken5).  Für 
OBtpreussen  erging  die  entsprechende  Ordre  am  8.  Januar  17576). 
Das  ergab  einen  Zuwachs  bei  der  Cavallerie  um  rund  2000  Köpfe. 

Sodann  erfolgte  am  26.  December  1756  der  Befehl  für  die  Ver- 
doppelung des  (letzten)  ostpreussischen  Garnisonregiments  Luck7),  in 
den  folgenden  Tagen  bis  zum  30.  December  für  die  der  Garnison- 
bataillone Hellermann  (Grollmann)  und  Grape  —  damit  war  die  Ver- 
doppelung der  gesamten  Garnisoninfanterie  durchgeführt  —  und  für 
eine  abermalige  Vermehrung  des  Garnisonregiments  Lange  um  zwei 
Bataillone8).   Das  war  eine  neue  Verstärkung  um  4200  Mann. 

Nunmehr  schritt  Friedrich  zur  Vermehrung  seiner  Feldinfanterie : 
jedes  Regiment  sollte  für  geine  Musketier-  und  Grenadiercompagnieen 
je  30  Mann  pro  Compagnic  aus  den  Cantons  ausheben.  Die  Ordre  für 
das  Corps  in  Sachsen  erging  am  9.  Januar  1757  (für  23  Regimenter) 9), 
am  Tage  zuvor  schon  für  die  beiden  Corps  in  Schlesien  und  Ost- 
preussen10).    Wiederum  eine  Vermehrung  um  13b00  Mann. 

Auch  bei  den  Husaren  fand  noch  eine  Augmentation  statt:  zu- 
nächst am  21.  Januar  wurde  sie  für  die  beiden  ostpreussischen  Regi- 


1)  Vgl.  Nr.  192.         2)  Vgl.  v.  Schöning  a.  a.  O.  2,  18.  19.  35. 
3)  Vgl.  Nr.  193.         4)  Vgl.  Nr.  192.  193.  20ü. 

5)  Vgl.  Nr.  196.  197.  Diese  Mannschaften  rekrutirten  sich  grosaentheils  aus 
den  gefangenen  Sachsen.         6)  Vgl.  Nr.  202.         7)  Vgl.  Nr.  199. 

8)  Vgl.  Nr.  198.  200.  201.  Die  Vermehrungen  geschahen  zum  Theil  aus  säch- 
sischen Rekruten,  vgl.  Nr.  206. 

9)  Vgl.  Nr.  203.  Ausgenommen  waren  die  4  Gardebataillone  und  weitere 
5  Regimenter  (Füsiliere)  des  Corps,  sowie  die  3  Regimenter  in  Wesel:  sie  hatten 
keine  Cantons.  Vgl.  auch  Märkische  Forschungen,  Bd.  19,  183.  Für  die  spätere 
Vermehrung  des  Prinz  Heinrich'schen  Regiments  im  Februar  und  März  1757 
vgl.  S.  119  Anm.  1.         10)  Vgl.  Nr.  202. 


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Die  preusaische  Riiatung. 


menter  a  go  Mann  befohlen1),  dann  am  3.,  resp.  6.  Februar  für  die 
Übrigen  6  Regimenter  a  5  Cornets,  10  Unterofficiere  und  60  Mann2). 
In  denselben  Tagen  wurde  eine  Vermehrung  des  Fussjägercorps,  dessen 
Zahl  schon  im  November  1756  auf  200  Mann  erhöht  worden  war,  um 
3  Offi eiere  und  fernere  100  Mann  angeordnet9).  Von  neuem  eine  Ver- 
mehrung um  rund  700  Mann. 

Schliesslich  ist  noch  die  Errichtung  der  4  Freibataillone  Le  Noble, 
Mayr,  Kalben  und  Angelelli  zu  nennen4),  die  im  Verlaufe  des  Winters 
1756/57  zusammentraten  und  im  ganzen  2000  Köpfe  zählten. 


Zählen  wir  die  20000  Sachsen,  die  neuen  Augmentationen  des 
Winters  1756/57  in  Höhe  von  rund  23000  Mann  und  die  Land- 
regimenter (4800  Mann)  zu  jenen  154000  hinzu,  Uber  welche  der 
König  Ende  September  verfügte,  so  war  damit  wohl  die  Zahl  200000 
erreicht5),  aber  ob  die  Armee  thatsächlich  diese  Stärke  erlangte, 
steht  sehr  dahin.  Ein  genauer  ziffermässiger  Nachweis  ist  bei  dem 
lückenhaften  Material,  dem  Fehlen  der  meisten  Stärkelisten6)  nicht 
möglich.  Es  müssen  die  Verluste  des  letzten  Feldzugs  durch  Tod, 
Krankheit  und  Desertion  in  Betracht  gezogen  werden;  sind  sie  völlig 
ersetzt  worden  ?  ist  ferner  aber  auch  die  Bewaffnung  und  Ausrüstung 
überall  vollständig  gewesen  ?  Dazu  kommt,  dass  die  Augmentationen 
zunächst  von  keinem  grossen  militärischen  Werth  waren;  wohl  hatte 
der  König  bei  dem  Ausmarsch  bestimmt,  eine  Zahl  Regimenter  solle 
ihre  besten  Cantonisten  ausheben  und  mit  den  Ausländern  unter 
20  Jahren 7)  nach  der  Hauptstadt  der  Provinz  schicken,  damit  sie  dort 
ausgebildet  würden8),  aber  es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  sie,  aus 

1)  Vgl.  Nr.  204.         2)  Vgl.  Nr.  205.        3)  Vgl.  Nr.  207. 

4)  Vgl.  Nr.  178.  195. 

5)  In  dieser  Höhe  giebt  Friedrich  Anfang  Februar  1757  seine  Armee  an 
(P.  C.  14,  243);  nach  einem  Schreiben  von  ihm  ans  Mitte  Januar  1757  (P.  C.  14, 
211)  sollte  die  Armee  Mitte  Februar  sogar  auf  210000  Mann  kommen.  —  Unter- 
stab, Feldscherer  und  Knechte  habe  ich  nicht  mitgerechnet. 

6)  So  sind  von  den  der  Geheimen  Kriegskanzlei  1767  zur  Aufbewahrung 
iibergebenen  Cabinets-,  bezw.  Generaladjutantur- Acten:  »Listen  von  der  Armee 
und  andere  zur  Armee  gehörige  Sachen  und  die  Correspondenz,  so  seit  1 740  bis 
1756  in  dem  Departement  der  Generaladjutantur  unter  Borcke,  Buddenbrook  und 
Wobersnow  geführt  worden«.  »Tageslisten  aus  dem  letzten  Kriege  (1756  bis  1763)« 
und  viele  andere  meist  die  Jahre  1763  bis  1767  betreffende  Sachen  in  Folge  der 
französischen  Invasion  1806  vernichtet  worden.  Vgl.  Mittheilungen  aus  dem 
Archiv  des  Eönigl.  Rriegsministeriums  (Berlin  1891),  2,  S.  60,  Anm. 

7)  Als  Ausländer  galten  alle  Mannschaften,  die  nicht  ans  dem  Canton  aus- 
gehoben waren.         8)  Vgl.  Nr.  79.  84.  90.  174. 


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I.  Die  Stärke  der  preussischen  Armee. 


xvu 


Anläse  der  Augmentation  nun  zn  ihren  Regimentern  einberufen,  doch 
in  keinen  Vergleich  mit  den  übrigen  Mannschaften  zu  stellen  waren. 
Und  mangelte  es  diesen  Rekruten  an  der  tüchtigen  militärischen 
Durchbildung,  so  waren  die  einverleibten  sächsischen  Truppen  nicht 
zuverlässig,  wie  sich  denn  ihre  Reihen  bald  durch  Desertion  lichteten; 
im  Frühjahr  1757  gingen  sogar  mehrere  Bataillone  vollständig  zum 
Feinde  Uber. 

Noch  auf  ein  zweites  ist  hinzuweisen,  auf  die  Thatsache,  dass 
die  starken  Vermehrungen  der  Armee  —  die  Einverleibung  der  säch- 
sischen Truppen  bei  Seite  gelassen  —  in  zwei  scharf  abgegrenzten 
Perioden  vor  sieh  gehen. 

Die  erste  umfasst  das  letzte  Junidrittel  1756:  der  König  beschleu- 
nigt die  Errichtung  von  4  neuen  Garnisonbataillonen  und  beschliesst, 
den  Plan  einer  langsamen,  gleichsam  systematischen  und  den  finan- 
ziellen Verhältnissen  sich  schrittweise  anpassenden  Augmentation  Uber 
den  Haufen  werfend,  4  andre  Garnisonbataillone  baldigst  neu  zu  er- 
richten. 

Die  zweite  Periode  reicht  vom  18.  December  1756  bis  in  den 
Anfang  Februar  1757:  mit  geringen  Ausnahmen  bringt  der  König  seine 
gesamte  Feldarmee  auf  einen  erhöhten  Kriegsfuss  und  bildet  fernere  6 
neue  Garnisonbataillone. 

Wenn  sich  Friedrich  nun  Ende  Juni  zu  jener  Augmentation  ent- 
schloss,  so  geschah  es,  weil  er  sich  von  einem  unmittelbaren  Angriff 
bedroht  sah.  Und  wenn  er  die  zweite  grosse  Vermehrung  erst  so 
lange  Zeit  nach  Ausbruch  des  Krieges  vollzog,  so  werden  wir  eine 
wesentliche  Ursache  dafür  in  den  Hoffnungen  des  Königs  auf  baldige 
Wiederherstellung  des  Friedens  und  in  seinen  dahin  gehenden  Be- 
strebungen zu  sehen  haben.  Als  er  aber  im  December  erfuhr,  dass 
Osterreich  und  Frankreich  eine  Convention  Uber  die  Operationen  im 
kommenden  Frühjahr  abgeschlossen  hatten  und  Russland  im  Begriff 
stand,  dem  Zweibund  beizutreten,  als  endlich  ein  letzter  Friedens- 
versuch fehlschlug1),  da  ward  sich  der  König  dessen  bewusst,  dass 
auf  einen  Frieden  kaum  noch  zu  rechnen  sei:  er  strengte  nunmehr 
seine  Kräfte  aufs  äusserste  an  und  verstärkte  durch  Neuaushebungen 
sein  Heer  weit  Uber  die  180000  Mann  hinaus,  die  er  im  Testament 
von  1752  als  erforderlich  bezeichnet  hatte,  um  seinen  Gegnern  wider- 
stehen zu  können. 

1)  Für  das  Einzelne  vgl.  meine  Arbeit  »Kriegführung  und  Politik  Friedrichs 
des  Groaaen  in  den  ersten  Jahren  des  siebenjährigen  Krieges«  (Berlin  1896), 
Csp.  3—5,  upeciell  S.  71—77. 

Acten  im  VorgMchlchU  de«  Tjlhrigen  Krieget.  b 


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n. 


Die  Festungsbauten  in  Schlesien1). 

Bald  nach  der  Besitzergreifung  der  neuen  Provinz  begann  Fried- 
rich mit  dem  Ausbau  der  Festungen.  In  den  Jahren  1743  und  44 
liess  er  mit  der  grössten  Anstrengung  und  dem  grössten  Kostenauf- 
wand arbeiten,  sodass,  als  er  nach  dem  Dresdener  Frieden  sich  die 
gesamten  bisherigen  Ausgaben  zusammenstellen  liess,  nebst  dem  was 
nach  den  alten  Bauanschlägen  noch  zu  thun  war,  rund  110000  Thlr. 
anzuweisen  blieben2). 

Der  König  begnügte  sich  damit  nicht:  er  stellte  sich  neue  Auf- 
gaben. Die  jährlichen  Reisen  nach  Schlesien  unternahm  er  nicht 
allein  zu  dem  Zweck,  die  dortigen  Regimenter  persönlich  zu  inspiciren, 
sondern  auch  um  die  Festungen  zu  besichtigen.  Er  prüfte  die  im 
Laufe  des  letzten  Jahres  ausgeführten  Arbeiten  und  traf  nach  eigner 
Kenntnissnahme  neue  Dispositionen.  Anschläge  über  derart  angeord- 
nete und  neubeschlossene  Bauten  liegen  verschiedentlich  noch  vor3); 
indessen  viel  bezeichnender  als  diese  Anschläge  für  einzelne  Bauten 
und  Festungen  sind  die  Übersichten,  die  sich  Friedrich  Uber  die 
gesamte  noch  übrige  Fortificationsarbeit  in  der  ganzen  Provinz  selbst 
anfertigte  oder  auch  anfertigen  Hess:  programmartige  Überschläge4). 
Sie  dienten  offenbar  als  Grundlage  ftlr  die  Berathungen,  die  er  all- 
jährlich mit  seinen  Festungsbaumeistern  und  dem  leitenden  Minister 
Schlesiens  gegen  Jahresschluss  in  Potsdam  oder  Berlin  abzuhalten 
pflegte;  auch  der  Vertraute  des  Königs  Fouque,  der  Commandant  von 
Glatz,  wurde  oft  hinzugezogen.   In  diesen  Berathungen  wurde  vor 


1)  Vgl.  für  dieses  Capitel:  Lehmann,  S.  3  und  G.  G.  A.  1896,  S.  824-S26, 
und  Naudä,  II,  33—42.  45  f. 

2)  Vgl.  Nr.  1  und  2.  Für  die  vorhergehende  Zeit  vgl.  Burchardi,  »Das 
Prenssiache  Festungaaystem  unter  Friedrich  dem  Grossen  1740/45«,  Vortrag, 
Berlin,  1889.         3)  Vgl.  Nr.  3.  4.  24.  26.        4)  Vgl.  Nr.  7.  16.  18.  20. 


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II.  Die  Festungsbauten  in  Schlesien. 


XIX 


allem  der  Festangsetat,  die  Summe  der  Bauten  für  das  nächstfolgende 
Etatsjahr,  festgestellt. 

Zweifellos  am  wichtigsten,  und  vielleicht  auf  eigenhändigen  Auf- 
zeichnungen Friedrichs  beruhend,  ist  der  Überschlag  aus  dem  Winter 
1747/48 ').  Hier  finden  sich  die  gesamten  Bau-  und  Kostenanschläge 
für  Schweidnitz,  welches  der  König  erst  jetzt  (1747)  zu  einer  wirk- 
lichen und  starken  Festung  auszubauen  plante2).  In  den  Etats  lässt 
sich  nun  verfolgen,  wie  Jahr  um  Jahr  für  diesen  Platz  grosse  Summen 
ausgesetzt  werden»).  Im  Jahr  1748/49  begonnen,  sind  mit  Ablauf 
des  Etatjahres  1753/54  die  eigentlichen  Fortificationsbauten  in 
Schweidnitz  vollendet. 

Am  weitesten  vorgeschritten  von  allen  Festungen  war  Neisse: 
bereits  1747/48  war  mit  dem  eigentlichen  Festuogsbau  der  Abschluss 
gemacht,  doch  folgen  noch  bis  1751/52  grössere  Aufwendungen  für 
Kasernen-  und  Magazinbauten4)  und  1756  eine  ausserordentliche  Geld- 
anweisung zur  längstgeplanten  Beschaffung  von  Pallisaden5). 

Wie  man  sagen  kann,  dass  Neisse  gegen  Mitte  der  40er  Jahre 
schon  im  wesentlichen  vollendet  war,  so  trifft  das  gleiche,  freilich 
nicht  ganz  in  diesem  Umfang,  bei  Kosel  zu.  Jedoch  verzögerten  hier 
jährliche,  neu  befohlene  Arbeiten,  ähnlich  wie  bei  den  meisten  übrigen 
Bcblesischen  Festungen,  die  Vollendung  des  Ausbaues,  sodass  noch 
1756  fast  20000  Thlr.  für  Befestigungsarbeiten  angewiesen  wurden 

In  Glogau  wurde  der  letzte  grosse  Bau  bis  auf  weniges  im  Etats- 
jahr 1754/55  hergestellt. 

Nächst  Schweidnitz  bewilligte  der  König  in  dieser  Friedensepoche 
1746/56  die  meisten  Gelder  für  Glatz,  die  letzte  Summe  zum  Festungs- 
ausbau im  Etat  1755/56 7),  »um  alles  in  fertigem  Stande  zu  setzenc. 
Freilich  waren  hier  noch  weitere  Arbeiten  geplant,  doch  verschob 
sie  Friedrich  1756  ausdrücklich  auf  die  folgenden  Jahre8). 

In  Betracht  kommt,  da  für  Breslau  keine  grossen  Geldaufwen- 
dungen geschahen,  nur  noch  Brieg.  Wenn  in  dem  Voranschlag  für 
den  Etat  1756/57  283000  Thlr.  aufgeführt  werden»),  so  liegt  sicherlich 
ein  vergrössernder  Schreibfehler  vor;  denn  Friedrich  maass  Brieg  nie- 
mals eine  weitergehende  Bedeutung  bei  und  lehnte  sogar  im  Sommer 


1)  Nr.  7.        2)  Vgl.  Nr.  6. 

3)  Vgl.  für  Schweidnitz,  sowie  für  die  folgenden  Festungen  die  »Übersieht 
der  schlesischen  Festungsetats«  (»Anhang«,  Nr.  213). 

4)  Vgl.  die  Etats  (Nr.  5.  7.  9.  15.  19). 

5)  Vgl.  Nr.  65.  Ein  Voranschlag  vom  November  1755  (Nr.  48)  erwähnt  noch 
eine  Summe  von  rund  3600  Thlrn.  für  Minenarbeit        6)  Vgl.  Nr.  66. 

7)  Vgl.  Nr.  30.         8)  Vgl.  Nr.  61  and  141.         9)  Vgl.  Nr.  48. 

b* 


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XX 


Die  preussische  Rüstung. 


1756  bei  dem  bevorstehenden  Kriegsausbruch  ab,  besondere  Gelder  für 
einige  nöthige  Festungsreparaturen  zu  bewilligen1).  Die  projectirton 
Arbeiten  wurden  wohl,  ähnlich  wie  bei  Glatz,  fUr  1757  und  die  Folge- 
zeit in  Aussicht  genommen. 

Zu  diesen  eigentlichen  Fortificationsbauten  im  engeren  Sinne 
kommen  seit  1753/54  die  Bauten  der  Kasernen,  welche  der  König  fttr 
die  neu  zu  errichtenden  Garnisonbataiilone  in  Schlesien2)  auffuhren 
Hess.  Wir  lassen  sie  einstweilen  bei  Seite.  Sehen  wir  auch  von 
Brieg  und  Breslau  ab,  die  als  Festungen  nicht  gerade  viel  bedeu- 
teten3), und  von  Neisse,  das  um  1750  so  gut  wie  vollendet  dastand, 
so  ergiebt  sich  aus  den  Etats,  dass  1752/53  zum  letzten  Mal  alle  5 
Hauptfestungen  gleichzeitig  noch  mit  grösseren  Summen,  Schweidnitz 
sogar  mit  93000  Thlrn.,  bedacht  sind.  Und  wir  sehen  ferner,  dass  in 
jedem  der  Folgejahre  eine  der  4  noch  Uberbleibenden  Festungen  forti- 
ficatorisch  fertig  gestellt  wird:  1753/54  Schweidnitz,  1754/55  Glogau, 
1755/56  Glatz4)  und  endlich  im  Verlaufe  des  Jahres  1756  noch  Kosel 
(auf  Grund  einer  ausserordentlichen  Geldanweisung). 

Wir  kommen  zum  finanziellen  Theil  des  Festungswesens5)  und 
prüfen  die  Höhe  der  jährlich  in  den  Etats  ausgeworfenen  Summen. 
Das  Jahr  1746/47  leidet  noch  an  den  Folgen  des  letzten  Krieges, 
daher  sind  auch  für  dieses  Jahr  die  Festungsbaugelder  sehr  knapp 
bemessen  (57  000  Thlr.).  Seitdem  aber  werden,  von  1747/48  bis  ein- 
schliesslich 52/53,  jährlich  160000  Thlr.0),  von  53/54  bis  einschliess- 
lich 55/56  nur  noch  110000  Thlr.  angewiesen;  jedoch  leistete  der 
König  zu  diesem  letzten  Jahre,  und  ferner  zu  dem  von  56/57,  besondere 
Zahlungen. 

Die  Anweisung  der  Gelder  erfolgte  zu  einem  Theile  aus  der 
Generalkriegskasse,  bei  der  zu  Festungsbauten  insgesamt  85000  Thlr. 
ausgesetzt  waren7).  Von  ihnen  wurden  alljährlich8)  60000  Thlr.,  also 

1)  Vgl.  Nr.  146.        2)  Vgl.  oben  S.  XII  ff. 

3}  Der  König  erwähnt  sie  bei  der  Übersicht  in  der  »Histoire  de  la  guerre 
de  sept  ans«  (OEuvres,  Bd.  4,  S.  6)  Uberhaupt  nicht. 

4)  Die  in  Glatz  und  auch  in  Brieg  fUr  1757  und  die  Folgejahre  noch  aus- 
stehenden Arbeiten  sind  offenbar  erst  auf  der  Inspectionsreise  im  Jahre  1755 
vom  König  projectirt  worden,  zumal  sie  nirgends  früher  Erwähnung  finden. 

5)  Vgl.  hierfür  die  »Übersicht  Uber  die  Herkunft  der  schlesischen  Festungs- 
etats-Gelder« »Anhang«,  Nr.  214). 

6)  Im  Etatsjahr  1749/50  erfolgten  noch  besondere  Zuschüsse,  vgl.  Nr.  9. 

7)  Vgl.  Burchardi,  a.  a.  O.  S.  29.  Inbegriffen  sind  in  dieser  Summe  die  bei 
Koser  (Forsch,  z.  brand.  u.  preuss.  Gesch.  4,  534  f.)  erwähnten  62000  Thlr.  »des 
vieux  pays«  (S.  535  Anm.  2  auch  die  »Berlinischen  Fortificationsgelder <  genannt). 

8)  1746/47  nur  57000  Thlr. 


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II.  Die  Festungsbauten  in  Schlesien. 


etwas  mehr  als  2/3  der  ganzen  Summe,  nach  Schlesien  abgeführt,  bis 
zum  letzten  Jahre  1756/57,  wo  die  Zahlung  von  nur  18000  Tblrn.  aus 
den  56/57  fälligen  Geldern  erfolgte.  Den  zweiten  Fonds  bildeten  die 
schlesischen  Revenuen1):  aus  ihnen  wurden  von  1747/48  bis  ein- 
schliesslich 52/53  jährlich  zum  Festungsetat  100000,  von  53/54  an, 
obwohl  die  schlesischen  Überschüsse  dann  mit  jedem  Jahre  (ausser 
54/55)  wuchsen,  nur  noch  50000  Thlr.  ausgeworfen2).  Indessen  sind 
die  Gelder  aus  den  Überschössen  von  1755/56  und  56/57  garnicht 
mehr  für  die  Festungen  angewiesen  worden. 

Endlich  bewilligte  der  König,  ausser  den  schon  erwähnten  Zu- 
schüssen, die  er  aus  eignen  Fonds  zu  den  Etats  1755/56  und  56/57 
gewährte,  noch  ausserordentliche  Mittel ;  soviel  ich  sehe,  1754/55  fast 
ausschliesslich  zu  den  neuen  Arbeiten  in  Kosel,  und  im  Jahre  1756 
zur  Vollendung  der  Arbeiten  in  Kosel  und  zur  Beschaffung  der  Pal- 
lisaden  für  Neisse. 

Schon  früher  konnte  festgestellt  werden,  dass  in  dem  Etat  1752/53 
zum  letzten  Male  für  alle  5  Hauptfestungen  gleichzeitig  Bausummen 
eingestellt  waren.  Jetzt  sehen  wir,  dass  seitdem  der  jährliche  Etat 
um  fast  Ys  erniedrigt  wird.  Nehmen  wir  hinzu,  dass  der  König, 
ähnlich  wie  schon  1750/51  allein  fUr  Neisse»),  nunmehr  in  den  Etat 
als  stehenden  Posten  Reparaturgelder  im  Gesamtbetrag  von  13000 
Thlrn.  einfügte,  für  jede  der  genannten  7  Festungen  ein  unveränder- 
liches Quantum  fixirend,  und  dass  er  in  diesem  Etat  von  1753/54  und 
in  den  beiden  folgenden  alte  Festungsbauschulden  aus  den  40er 
Jahren  in  Höhe  von  rund  47000  Thlrn.  tilgte4),  so  stand  unleugbar 
die  Beendigung  der  Fortificationsarbeiten  in  nicht  mehr  allzu  grosser 
Ferne. 

Diese  Aussicht  erlaubte  dem  König,  nunmehr  an  die  Ausführung 
neuer  Pläne  zu  gehen:  an  den  Bau  der  Kasernen  für  die  neu  zu 
errichtenden  Garnisonbataillone.  Und  zwar  geschah  dieses  genau  der 
Reihenfolge  entsprechend,  in  der  die  einzelnen  Garnisonregimenter 
anginen tirt  wurden5):  zuerst  in  Schweidnitz  (1753/54 — 55/56:  für 
Mutzschefahl),  dann  in  Glatz  (1755/56:  für  Nettelhorst),  endlich  in 


1)  Die  Anweisung  erfolgte  zunächst  aua  dem  Tresorquantum  (vgl.  Cap.  III), 
seit  1750/51  aus  den  jährlichen  Überschüssen  des  Generaletats,  und  zwar  aus 
denen  des  letztvergangenen  Etatsjahrs,  da  sie  stets  erst  nach  Ablauf  des  Etat- 
jahrs flüssig  wnrden. 

2)  Dazu  kamen  für  das  Jahr  1749/50  noch  40000  Thlr.  (vgl.  oben  S.  XX 
Anna.  6)  und  ferner  noch  mehrmals  ausseretatsmässige  Zahlungen  aus  den  Über- 
sehiissen.         3)  Vgl.  Nr.  15.         4)  Vgl.  Nr.  22.  25.  30.        5)  Vgl.  S.  XII  ff. 


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XXII 


Die  preuasisobe  Rüstung. 


Kosel  und  Neisse  (1756/57:  für  Lattorff  und  Blanckensee) ').  Jene 
schlesischen  Überschüsse  aber  von  1755/56  nnd  56/57  *)  wurden  zur 
Verpflegung  der  Augmentation  von  MUtzschefahl  und  Nettelhorst  ver- 
wendet. 

Begleiten  wir  den  König  in  das  Jahr  1756.  In  dem  neuen  Etat 
für  1756/57,  der  vergleichsweise  erst  spät  fixirt  ist8),  sind  lediglich 
Gelder  zum  Kasernenbau  in  Kosel  und  Neisse  und  zu  den  all- 
gemeinen Festungsreparaturen  angesetzt;  fast  ganz  aus  eignen  Fonds 
bestreitet  Friedrich  die  Zahlungen,  da  die  gesamten  Gelder  aus  den 
schlesischen  Überschüssen  und  %  von  denen  aus  der  Generalkriegs- 
kasse zu  Augmentationszwecken  verwendet  werden4).  Eine  zweite 
Summe  aus  eignen  Fonds  weist  er  in  demselben  Jahre  zur  Vollendung 
der  Koseier  Fortificationen  und  zur  Beschaffung  der  Pallisaden  in 
Neisse  an*). 

Noch  steht  man  dort  in  eifriger  Bauthätigkeit,  da  ziehen  plötzlich 
die  Kriegswolken  auf.  Der  König  sieht  sich  zu  kriegerischen  Vor- 
kehrungen genöthigt:  der  Befehl  ergeht  an  die  Festungscommandanten, 
die  Pallisaden  aufzupflanzen  und  die  Kanonen  auf  die  Wälle  zu 
ftthren6).  Ausserdem  erhalten  aber  noch  Treskow  in  Neisse  und 
Lattorff  in  Kosel  Ordre,  zu  melden,  was  zur  Verproviantirung  an  Vor- 
räthen  und  Lebensmitteln  für  den  Fall  einer  Belagerung  fehlt7);  ebenso 
ist  bereits  von  der  Zusendung  der  Verpflegungsgelder  auf  eine  Anzahl 
Monate  im  Voraus  die  Rede8). 

Lässt  sich  auch  nicht  mehr  feststellen,  was  an  Munition,  Pulver 
und  Waffen  in  jenen  Wochen  nach  Schlesien  gesandt,  was  für  Neisse 
auf  den  durch  Treskow  eingereichten  Bericht  angewiesen  wurde9),  so 
ist  andrerseits  die  Summe,  die  den  übrigen  schlesischen  Festungen  für 
Anschaffung  von  Pallisaden,  sonstigen  Kriegsmaterialien  und  für  einige 
Reparaturen  bewilligt  wird,  doch  nur  eine  relativ  geringe:  für  die 
schlesischen  Festungen  ausser  Neisse  und  Glogau  insgesamt  rund 
14000  Thlr.10).    Man  wird  wohl  sagen  dürfen,  dass  im  grossen  und 


1)  Vgl.  Nr.  22.  25.  30.  32.  59.  65  und  dazu  Nr.  23.       2)  Vgl.  oben  S.  XXI. 

3)  Vom  11.  März  1756  (Nr.  59). 

4)  Vgl.  oben  S.  XXI  und  Nr.  60.  Vielleicht  ist  diese  Disposition  aus  ad- 
ministrativen Rücksichten  zu  erklären.        5)  Vgl.  Nr.  65  und  66. 

6)  Vgl.  Nr.  101.         7)  Vgl.  Nr.  78.  106. 

8)  Vgl.  dafür  Nr.  106.  Ordre  an  Lattorff  vom  8.  Juli  (in  Antwort  auf  den 
Bericht  vom  l.  Juli).   (Berlin,  Generalstabsarchiv.) 

9)  Die  betreffende  Ordre  (die  Antwort  auf  den  Bericht  vom  6.  Juli)  liegt 
nicht  vor. 

10)  Breslau:  3176 Thlr.;  Glatz:  2625;  Schweidnitz:  4249;  Brieg:  rund  750Thlr. 


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II.  Die  Festungsbauten  in  Schlesien. 


XXIII 


ganzen  nnd  abgesehen  von  allen  Bedürfnissen,  die  sich  bei  jeder 
Mobilmachung  herausstellen,  die  Festungen  vollendet  waren;  andrer- 
seits sei  aber  nochmals  wiederholt,  dass  König  Friedrich  noch  des 
laufenden  Jahres  zur  Fertigstellung  der  Arbeiten  in  Kosel  und  Neisse 
bedurfte,  dass  noch  weitere  Projecte  für  Glatz  und  Brieg  bestanden, 
und  dass  er  im  März  1756  es  gleichwohl  nicht  für  nöthig  hielt,  diese 
Arbeiten  sofort  in  Angriff  zu  nehmen. 

Wir  haben  es  also  mit  einem  einheitlichen  grossen  Plan  zu  thun, 
der  darauf  hinausging,  das  neu  erworbene  Land  den  alten  Provinzen 
fest  anzugliedern  und  im  besonderen  mit  einem  starken  Festungsringe 
zu  umgeben,  zum  Schutz  gegen  jeden  neuen  Angriff  des  unversöhn- 
lichen Hauses  Habsburg.  Systematisch  war  das  grosse  Werk  sofort 
nach  der  Besitzergreifung  begonnen,  systematisch,  mit  zahlreichen 

einzelnen  Erweiterungen,  fortgeführt,  aber  noch  fehlte,  als  1756  der 

Krieg  ausbrach,  der  Abschluss1). 

(für  Aufstellung  der  Pallisaden);  Kosel:  3021  Thlr.  (ohne  Pallisaden).  Vgl.  Nr.  118. 
124.  130.  146.  165.   Von  Glogau  liegt  nichts  vor. 

1)  Während  Naude  nicht  genügend  berücksichtigt,  was  bis  1756  bereits 
geleistet  war,  und  infolge  dessen  zu  starker  Überschätzung  der  noch  ausstehen- 
den Arbeiten  gelangt  und  mehrfach  übertriebene  Schlussfolgerungen  zieht  (für 
die  Junirttstungen  vgl.  II,  41  f.  45  f.  149  und  für  die  frühe  Fertigstellung  von 
Glogau  vgl.  H,  39  f.),  behauptet  Lehmann,  dass  Friedrich  bereits  1755  seine 
schlesischen  Festungsbauten  vollendet  habe.  Er  stützt  sich  für  diese  irrige 
Behauptung  auf  einen  Voranschlag  des  Künigs,  der  sich  unter  der  Disposition 
generale  des  grandes  caisses  de  54  k  55<  befindet  und  mit  den  Worten  beginnt: 
»L'annee  55  j'acbeverai  les  fortifications«  (vgl.  »Anhang«,  Nr.  221).  Im  Vergleich 
mit  andren  Aufzeichnungen  Friedrichs  scheint  mir,  dass  dieser  Voranschlag  sich 
nur  für  die  Kassendispositionen  auf  das  Etatsjahr  »de  54  ä  55<  bezieht,  dem- 
gemäss  der  Festungsüberschlag  auf  das  Folgejahr,  nämlich  55/56  geht  (vgl.  auch 
Naud6a  nicht  haltbare  Combination  II,  40  f.).  Schon  die  Worte  am  Anfang:  »a 
Glogau  il  n'y  aura  plus  rien  ä  faire«  deuten  darauf  hin;  denn  im  Etat  54/55 
(Nr.  25)  wird  —  von  unbedeutenden  Nachzahlungen  1755/56  und  56/57  (vgl.  S.  20. 
29)  abgesehen  —  eben  die  letzte  Summe  für  Glogau  ausgeworfen.  Für  Glatz 
wird  im  Etat  55/56  (Nr.  30)  thatsächlich  der  Betrag  von  20900  Thlrn.  (Voran- 
schlag: 20000)  angesetzt,  »um  alles  in  fertigem  Stande  zu  setzen«.  Wenn  Friedrich 
aber  für  Kosel  andrerseits  die  20000  zum  Brückenkopf  erst  im  Laufe  des  Jahres 
1756  anweist  (vgl.  Nr.  66),  so  ist  bereits  damit  jener  Voranschlag  nicht  mehr  inne 
gehalten.  Und  bei  weiterer  Nachprüfung  ergiebt  sich,  dass  der  Voranschlag  für 
einen  der  Hauptposten  überhaupt  nicht  zutrifft:  nur  für  Schweidnitz  ist  von 
Kasernenbauten  die  Rede.  Diese  machen  aber  gerade  in  den  Jahren  55/56  und 
und  56/57  einen  Haupttheil  der  Arbeiten  aus.  Warum  der  König  sie  in  seinem 
Voranschlag  nur  bei  jener  einen  Festung  berücksichtigt  hat,  will  ich  nicht  weiter 
untersuchen;  es  genügt,  wenn  wir  sehen,  dass  Lehmann  dieses  Schriftstück  falsch 
interpretirt,  dass  fernerhin  dieses  Schriftstück  eben  nur  ein  Voranschlag  ist,  der 
mit  manchen  andren  das  Schicksal  theilte,  durch  spätere  anderweitige  Dispositionen 
durchkreuzt  und  umgestossen  zu  werden. 


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m. 

Der  Staatsschatz1). 

In  dem  Politischen  Testament  von  1752  bezeichnet  es  der  König 
als  Ideal  seiner  Finanz  Verwaltung,  nach  Ansammlung  eines  Staats- 
schatzes von  20  Millionen  Thlrn.  einen  jährlichen  Reinüberschuss  von 
5  Millionen  zur  Verfügung  zu  haben2). 

Wie  hoch  war  im  Verhältniss  zu  dieser  ideellen  Forderung  der 
Schatz  im  Juni  1756  angewachsen?  Als  Grundlage  der  folgenden  Dar- 
stellung dient  eine  Reihe  von  Voranschlägen,  wie  sie  Friedrich  von 
Zeit  zu  Zeit  aufstellte3).  Zwei  von  ihnen  sehen  bereits  die  ganze  ge- 
nannte Summe  als  aufgebracht  voraus,  aber  beide  greifen  über  das 
Jahr  1756  hinaus.  Nach  dem  ersten  dieser  Voranschläge  (von  Ende 
1751)  rechnete  der  König,  mit  Schluss  des  Etatsjahres  1757/5S  diese 
Summe  annähernd  erreicht  zu  haben  (19800000  Thlr.);  in  dem  zweiten 
(von  Anfang  1753)  erniedrigte  er  bereits  die  Ansätze,  sodass  zu  dem 
genannten  Termine  erst  19  Millionen  beisammen  sein  sollten.  Noch 
weiter  abwärts  ging  Friedrich  endlich  in  der  »Disposition  generale  des 
grandes  caisses  de  54  ä  55« 4),  indem  er  die  Ersparnisse  der  beiden 
Jahre  1754  und  1755  noch  um  1,  resp.  1,3  Millionen  im  Voranschlag 
herabsetzte. 

Zur  Speisung  des  Schatzes6)  hatte  König  Friedrich  seit  1746/47 
aus  dem  Dispositionsquantum  der  schlesischen  Überschüsse  jährlich 
700000  Thlr.  ausgeworfen,  aus  der  General domänenkasse  600000,  die 


1)  Vgl.  für  dieses  Capitel:  Koser,  »Der  preussische  Staatsschatz  von  1740 
— 1756«,  Forsch,  zur  brandenburg.  und  preuss.  Geschichte  4,  529 — 551.  Durch 
die  seitdem  an  das  Geheime  Staatsarchiv  gelangten  Tresoracten  wird  dieser  Auf- 
satz in  einigem  modificirt.   Vgl.  auch  Naude  II,  25—32. 

2)  Vgl.  Lehmann,  S.  95.         3)  Vgl.  »Anhang«,  Nr.  216—219.  221.  222. 

4)  Ebenso  in  der  »grande  disposition  de  l'annee  55«. 

5)  Vgl.  für  das  folgende  die  »Übersicht  der  Entwicklung  des  Grossen  Tresors 
von  1744/45  bis  1756/57«  {im  »Anhang«,  Nr.  215). 


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HI.  Der  Staatsschatz. 


XXV 


er  noch  im  Frühjahr  1756  für  die  Folgezeit  gleichfalls  auf  700000 
normirte1).  Jedoch  bis  Trinitatis  1752  erfolgten  jährliche  Abzüge 
—  dreimal  etwa  die  Hälfte,  einmal  sogar  9/10  (1750/51)  der  einlaufenden 
Gelder  —  und  zwar  vornehmlich  für  die  Abtragung  der  im  Breslauer 
Frieden  übernommenen  englischen  Schuldforderung  auf  Schlesien,  für 
militärische  Ausgaben  (Waffenansammlung,  Festungsbau3)  etc.)  und 
Getreideankäufe.  Seit  Trinitatis  1751  begann  andererseits  der  König 
mit  ausserordentlichen  Zuweisungen,  um  den  Schatz,  der  damals  rund 
5400000  Thlr.  betrug,  nunmehr  in  schnellerem  Tempo  aufzufüllen. 

So  stieg  der  Tresor  bis  Trinitatis  1756  auf  13177919  Thlr.  5  gr. 
9  A,  zu  dem  in  Abschlag  auf  das  folgende  Etatsjahr  zu  Beginn  17573) 
noch  200000  Thlr.  hinzukamen. 

Eine  Vergleichung  mit  den  genannten  Voranschlägen  von  1751 
und  53  zeigt  also,  dass  die  erreichte  Höhe  doch  beträchtlich  hinter 
dem  ursprünglichen  Ansatz  zurückblieb:  Trinitatis  1754  um  1  Million; 
1755:  um  1,7  resp.  1,5;  1756:  um  2,2  resp.  1,8  Millionen  Thlr.  Mit 
diesem  wachsenden  Rückstand  wurde  natürlich  der  ursprüngliche  End- 
termin (Trinitatis  1758)  noch  weiter  als  in  dem  bereits  erniedrigten 
Voranschlag  von  1753  herausgeschoben. 

Ausser  diesem  eigentlichen  Schatz,  dem  sogenannten  Grossen  Tresor, 
hatte  der  König  Anfang  1750  noch  mehrere  kleinere  Schatzkassen  für 
besondere  Ausgaben  gebildet. 

Der  Kleine  Schatz  (petit  tr e so r)  enthielt  den  Mobilmach ungs- 
fonds;  er  wurde  Februar  1750  in  Höhe  von  100000  Thlrn.  begründet 
und  sollte  nach  einem  zu  Ende  des  Jahres  aufgestellten  Voranschlag 
300000  betragen.  Die  Summe  wurde  dann  (Voranschlag  1751)  auf 
600000,  bis  1755  und  weiter  (Voranschlag  1753)  auf  700000,  bis 
Trinitatis  17574)  anzusammeln,  festgesetzt.  Thatsächlich  wurde,  zwar 
nicht  nach  Maassgabe  der  Voranschläge,  der  Fonds  dann  Mai  1752 
um  weitere  100  000  vermehrt  und  in  den  Monaten  Januar  bis  October 
1754  auf  620000  gebracht;  der  König  fügte  November  1755  noch 
80000  hinzu»),  sodass  schon  jetzt  die  erst  für  Trinitatis  1756,  resp. 
1757  beabsichtigte  Höhe  erreicht  war.  Im  Laufe  des  Jahres  1756 
endlich  überwies  Friedrich  den  Rest  des  eisernen  Bestandes  der 
Generalkriegskasse e)  im  Betrage  von  140025  Thlrn.  8  gr.  und  »aus 
den  Munzgeldern«  pro  Mai  bis  Juli  1756  weitere  26629  Thlr.  19  gr. 


1)  VgL  Nr.  63.        2)  Vgl.  oben  S.  XXI,  Anin.  1.         3)  Manuale  1756/57. 
4)  Nach  der  'Disposition  generale«  1754/55  dann  bereits  bis  Trinitatis  1756 
su  erzielen.   Vgl.  Koser,  a.  a.  O.  4,  549.         5)  Vgl.  »Anhang«,  Nr.  223. 
6)  Vgl.  unten  S.  XXVI. 


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XXVI 


Die  preussischc  Rüstung. 


2  \  dem  Mobilmachungsfond l)  und  brachte  ihn  damit  anf  die  Höhe 
von  866655  Thlrn.  3  gr.  2  A5). 

Zwei  weitere  Dispositionsfonds  errichtete  der  König  bei  der 
Generalkriegs-  und  der  Generaldomänenkasse  (caisse  de  gnerre 
und  caisse  des  domaines).  Der  erstere  sollte  es  ermöglichen, 
jederzeit,  zumal  beim  Eintritt  in  einen  Krieg,  den  Sold  des  Heeres 
auf  einen  Monat  vorauszubezahlen  (pour  avancer  la  paie  d'un  mois). 
Der  zweite  sollte  die  Zahlungsfähigkeit  der  Generaldomänenkasse 
von  allen  Verspätungen  im  Znfluss  ihrer  Einnahmen  unabhängig 
machen  (pour  finir  l'ann£e  juste  au  premier  de  juillet).  Beide  Fonds 
wurden  im  Voranschlag  von  Ende  1750  in  der  Höhe  von  400000  (mit 
Trinitatis  1753  fertig),  resp.  von  300000  Thlrn.  vorgesehen,  in  einem 
ferneren  (Ende  1751)  der  erstere  auf  680000  Thlr.  erhöht  und  die 
Vollendung  beider  fttr  das  Jahr  1755  festgesetzt.  So  finden  sie  sich 
denn  auch  in  der  »Disposition  generale«  1754/55,  resp.  der  »grande 
disposition  de  l'annee  1755«  als  complett  verzeichnet. 

Endlich  sind  noch  die  »caisse  des  chevaux«  und  die  »caisse 
des  Mundirung«  zu  nennen.  Die  erstere  diente  zur  Ergänzung  des 
Pferdebestandes  für  zwei  Feldzüge  und  sollte,  nach  dem  Anschlag 
von  1750,  300000  Thlr.  betragen3).  Sie  zählte  1751  200000,  die 
Mundirungskasse  240000  Thlr.  (Anschlag  1750).  Darauf  aber  sind 
beide  Kassen  unter  der  Verwaltung  des  Generals  von  Massow  ver- 
einigt worden;  denn  in  dem  Anschlag  von  1752  werden  sie  gemein- 
sam aufgeführt  und  für  Trinitatis  1752  mit  650000  als  complett  be- 
zeichnet. Ferner  schreibt  der  König  in  dem  Testament  von  1752,  in 
dem  Abschnitt  »De  la  grande  economic  de  l'armee  pour  l'armement, 
uniformes  et  chevaux«4):  aus  den  Ersparnissen  der  General-Kleiderkasse 
der  Infanterie,  der  Cavallerie  und  der  General-Pferdekasse  habe  sich 
ein  Fonds  von  668000  Thlrn.  zur  Lieferung  der  Pferde  für  2  Feld- 
züge  gebildet,  nebst  100000  Thlrn.,  um  die  Übercompletten  beritten 
zu  machen.  »Outre  cela,  cette  caisse  a  fait  faire  pour  100000  ecus 
des  fourniments  pour  le  magasin  de  l'armee«;  die  Complettirung  des 
Magazins  erfordere  noch  300000  Thlr. 


1)  Ordre  an  Küppen  vom  13.  August  (vgl.  S.  99  Anm.  1)  und  17.  December 
1756  (Berlin,  G.  StA.). 

2)  In  dieser  Höhe  verzeichnen  Koser  (a.  a.  0.  4,  549)  und  Riedel  (Staats- 
haushalt, S.  81)  den  Fonds. 

3)  Ausser  100000  zur  Anschaffung  der  Pferde  für  die  Übercompletten.  Dieise 
Summe  ist  späterhin  besonders  geführt.  Sie  wurde  dann  Winter  1755/56  aus- 
gegeben (vgl.  S.  35.  41.  44)  und,  soviel  ich  sehe,  nicht  wieder  ersetzt 

4)  Vgl.  Lehmann,  S.  100. 


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III.  Der  Staatsschatz. 


xxvn 


Demgemäß»  finden  sich  in  den  weiteren  Voranschlägen  (1753, 
1754,  1755)  Summen  für  Massow  ausgesetzt,  der  damit  die  Liefe- 
rungen für  das  Magazin  bestreiten  soll;  andererseits  hatte  Massow 
aber  auch  aus  seinen  Einnahmen  zur  Füllung  der  anderen  Kassen, 
z.  B.  des  Grossen  Tresors  beizutragen.  Eine  Änderung  dieser  Be- 
stimmung trat  im  Jahre  1755  ein:  Massow  erhielt  Befehl,  alle  Gelder, 
welche  bei  ihm  »pro  anno  1756  und  alle  folgenden  Jahre«  übrig 
blieben,  »zur  Anschaffung  der  Mundirungsstücke  zum  Vorrath«  anzu- 
wenden. Zugleich  Uberwies  ihm  der  König  100000  Thlr.1).  Das 
sind  eben  jene,  die  wir  in  der  »grande  disposition  de  l'annee  1755« 
erwähnt  sehen,  mit  der  Bestimmung,  einen  Theil  der  für  1756  not- 
wendigen Ausgaben  zu  bestreiten.  Auch  dort  findet  sich  die  Pferde-  und 
Mnndirungskasse  gemeinsam  angeführt,  gleichwie  in  der  »Disposition 
generale«  1754/55.  Diese  »Disposition  generale <  aber  gelangte  nicht 
zur  Ausfuhrung;  sie  wurde  gleichwie  der  dort  enthaltene  Überschlag 
über  die  Festungen2)  durch  spätere  Dispositionen  des  Königs  umge- 
stossen. 

Wieviel  diese  Kasse  1756  enthielt,  ersehen  wir  aus  einer  Decharge- 
Ertheilung  für  den  Kriegszahlmeister  Köppen  vom  11.  December  des 
Jahres,  welche  die  Auszahlung  von  259724  Thlrn.  »aus  dem  bei  der 
Generalkriegskasse  besonders  asservirten  Bestände  der  668727  Thlr. 
13  gr.  8  A1)  an  Kleider-  und  Pferdekassengeldern«  ftir  Anschaffung 
von  Montirungen  und  dergleichen  betrifft:  also  die  Summe,  die  be- 
reits 1752,  nach  der  Angabe  im  Politischen  Testamente,  erreicht  war. 

Der  König  hatte  demnach  bei  Kriegsausbruch  znr  Verfügung: 

Grosser  Treeor   13177919  Thlr.  5  gr.  9  A 

Kleiner  Tresor   700000«)  » 

Pferdekasse   668727    >  13  »   8  » 

Dispositionsfonds  bei  der  Generalkriegskaase  .     680000  > 

.    ,  Generaldomänenkasse    300000  » 

15526646  "»    19  >    5  » 

Dazu  kamen  Ende  1756  im  Kleinen  Tresor  26629  Thlr.  19  gr. 
2  A  Munzgelder,  Anfang  1757  im  Grossen  Tresor  200000  Thlr.  als 
Abschlagszahlung  *). 


1)  Diese  (nicht  vorliegende)  Ordre  vom  1.  Juli  1755  ist  im  Berichte  Haasows 
vom  4.  Juni  1756  (vgl.  Nr.  74)  angexogen. 

2)  Vgl.  oben  S.  XXIII,  Anm.  1. 

3)  Übrigens  rund  32000  Thlr.  geringer  als  in  der  »grande  disposition«  1755. 

4)  Vgl.  oben  S.  XXV. 

5)  Eoser  (a.  a.  O.  4,  551)  berechnet  zuviel:  1°  bei  der  Pferdekasse  100000 
(den  Bestand  fllr  Beschaffung  der  Pferde  der  Übercompletten)  und  10000  (infolge 
Schreibfehlern,  vgl.  dafür  ebenda  S.  549),  2°  bei  dem  Kleinen  Tresor  140025  Thlr. 


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XXV1I1 


Die  preußische  Rüstung. 


Also,  nach  allen  Eingängen,  verfügte  der  König  im  ganzen  Über 
15s/«  Millionen  oder,  da  die  kleinen  Schatzkassen  alle  bereits  ihre  be- 
stimmte Verwendung  hatten  und  daher  nicht  zugezählt  werden  dürfen, 
Uber  13y3  Millionen  reine  Tresorgelder:  also  erst  l/s  der  im  Politi- 
schen Testament  genannten  Summe.  Nichts  andres  als  ein  Nothbehelf 
war  daher  die  Anleihe,  die  der  König  im  Januar  1757  bei  der  chur- 
märkischen  Landschaft  ausschrieb,  und  die  bis  zum  24.  März  1758 
ihm  3839317  Thlr.')  einbrachte. 

Als  zweites  Ziel  seiner  Finanzverwaltung  hatte  der  König  im 
Politischen  Testament  von  1752  aufgestellt,  nach  Anhäufung  von 
20  Millionen  im  Schatze  sich  einen  jährlichen  Reinüberschuss  von 
5  Millionen  aus  seinen  Landen  zu  sichern,  den  er  im  Frieden  zu  be- 
liebigen Ausgaben,  im  Kriege  zur  Bestreitung  der  ausserordentlichen, 
d.  h.  Uber  das  Friedensbudget  des  Heeres  hinausgehenden  Kosten 
eines  Feldzugs  würde  verwenden  können. 


8  gr.  (den  Rest  des  Fonds  bei  der  Generalkriegskasse)  und  3°  die  Mundirungs- 
kaBse  350000,  zusammen:  600025  Thlr.  8  gr.  —  Nach  dem  Kriege  beabsichtigte 
der  König,  wiederum  20  Millionen  im  Grossen  Tresor  anzusammeln;  im  Politischen 
Testament  von  1768  rechnete  er,  diese  im  Jahre  1773  beisammen  zu  haben.  Der 
Tresor  enthielt  indess,  nach  Friedrichs  Angaben  von  1776,  damals  nur  19300000 Thlr. 
Er  wurde  1785/86  noch  um  3  Millionen  vermehrt.  Stärker  erhöhte  der  König  den 
Kleinen  Tresor,  der  mit  der  Pferdekasse  vereint  wurde  und  ausserdem  die  Gelder 
für  die  im  Kriegsfalle  beabsichtigte  Errichtung  von  22  Freibataillonen  empfing: 
er  betrug  1768  2i/2,  1773  rund  41/3,  1786  rund  4«/«  Million  Thlr.  Ebenso  wurde 
das  Depot  bei  der  Generalkriegskasse  bis  1768  auf  4  Millionen  vermehrt;  es 
sollte  11  Millionen  zählen  und  wurde  bis  1780  auf  etwas  Uber  6  Millionen  gebracht, 
bei  denen  es  dann  aber  verblieb.  Für  die  beiden  übrigen  noch  bestehenden 
Nebenkassen,  die  Depots  in  Breslau  und  Magdeburg,  siehe  unten  S.  XXX.  Für 
die  vorstehenden  Angaben  vgl.  die  Auszüge  von  Reimann  aus  dem  Politischen 
Testament  von  1768  (66.  Jahresbericht  der  schles.  Gesellschaft  für  vaterländ. 
Kultur,  Breslau  1889,  8.  229  ff.  und  »Abbandlungen  zur  Geschichte  Friedrichs 
des  Grossen«,  Gotha  1892.  S.  102  ff.),  Friedrichs  »Memoires  de  1763  jusqu'  a  1775«, 
1773  abgefasst,  und  das  »Expose"  du  gouvernement  prussien«  von  1776  ((Euvres, 
Bd.  6,  83.  103  f.  und  Bd.  9,  183  f.),  die  von  Riedel  (Staatshaushalt,  S.  121  Anm.  1) 
benutzten  Tresorzettel  von  1780  und  1784,  Friedrichs  »Reflexion»  snr  radmini- 
stration  des  finances  pour  le  gouvernement  prussien <  vom  20.  October  1784  (ab- 
gedruckt: Hist.  Zeitschrift,  Bd.  60,  263  ff.)  und  die  Übersicht  über  den  Bestand 
des  Tresors  bei  Friedrichs  Tod  (abgedruckt:  Forsch,  zur  brandenburg.  u.  preuss. 
Gesch.,  Bd.  5,  242). 

1)  Naud6  II,  30.  Für  die  Anleihe  in  Ostpreussen,  in  Höhe  von  500000  Thlrn., 
vgl.  von  Hasencamp,  Ostpreussen  unter  dem  Doppelaar  (Königsberg  1866),  S.  31  f.; 
für  eine  solche  in  Schlesien  von  gleicher  Höhe,  vgl.  Grünhagen,  Schlesien  unter 
Friedrich  dem  Grossen,  Bd.  2  (Breslau  1892),  S.  10.  —  Im  Testament  von  1752 
hatte  der  König  gerechnet,  im  äusseraten  Nothfall  als  Anleihe  aus  dem  Lande 
höchstens  2  Millionen  zu  erhalten.  Vgl.  Koser,  »König  Friedrich  der  Grosse«, 
1,  387. 


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Der  Staatsschatz. 


XXIX 


Wie  hoch  berechnete  der  König  diese  ausserordentlichen  Kosten 
eines  Feldzugs?  Für  das  Jahr  1744  liegen  eigenhändige  Anschlage 
von  ihm  vor1).  Abgesehen  von  den  Geldern  zu  der  Mobilmachung 
(404000  Thlr.),  zu  dem  Ankauf  der  Pferde  für  die  Übercom- 
pletten  (96000  Thlr.)  und  zu  den  damals  vorgenommenen  Augmen- 
tationen nebst  dem  Unterhalt  derselben  (1400000  Thlr.  aus  dem 
Tresor)  werden  aus  dem  Tresor  nur  600000  Thlr.  in  Anspruch  ge- 
nommen »pour  toutes  les  depenses  pour  la  campagne«.  Eine  Million 
in  baar,  ausser  bedeutenden  Naturallieferungen,  gedachte  er  für  den 
Feldzug  von  1745  aus  Böhmen  zu  ziehen2)  und  weitere  640000  Thlr. 
aus  eigenen  Staatseinnahmen  dazu  zu  schiessen3).  Indessen  wurden 
durch  den  ungunstigen  Verlauf  des  Feldzugs  in  Böhmen  1744  alle 
finanziellen  Anschläge  Friedrichs  umgestossen;  die  beiden  Feldzüge 
von  1744  und  1745  verschlangen  etwas  mehr  als  12  Millionen  und 
zehrten  den  Schatz  auf4). 

Weit  Uber  die  Anschläge  für  1744/45  gingen  deshalb  die  des 
Politischen  Testaments  von  1752  hinaus:  nach  ihnen  betrugen  die 
ausserordentlichen  Kosten  eines  Feldzugs  5  Millionen,  d.  h.  dieselbe 
Summe,  welche  er  in  seiner  Staatsverwaltung  später  einmal  als  jähr- 
lichen Reingewinn  zu  erzielen  wünschte6).  Als  der  Krieg  im  Jahre 
1756  ausbrach,  schickte  sich  der  König  an,  diese  5  Millionen  aus 
Sachsen  einzutreiben6).  Aber  binnen  kurzem  zeigte  sich,  dass  auch 
der  Kostenanschlag  von  1752  zu  niedrig  gegriffen  war:  nach  dem 
Feldzug  von  1757  war,  trotz  aller  Contributionen  aus  Feindesland, 
sogar  der  Tresor,  der,  wie  wir  sahen,  wieder  Uber  13  Millionen  be- 
trug, bereits  erschöpft;  der  Feldzug  dieses  einen  Jahres  1757  hatte, 
nach  einer  späteren  Angabe  Friedrichs,  allein  11200000  Thlr.  ge- 
fordert. 

Diese  Erfahrung  blieb  für  den  König  in  der  ganzen  Folgezeit 


1)  Von  Koser  (a.  a.  O.  4,  540  Anw.  1)  angeführt  und  für  seine  Darstellung 
benutzt. 

2)  Vgl.  Anm.  1.  »Les  quartiere  d'hivers  de  la  Bohöme  fourniront  la  subsi- 
stance  aus  troupes,  pour  4  mois  de  rations  et  portions  et  pour  8  mois  de  pain, 
et  paieront  en  argent  comptant  1  million  pour  la  campagne  de  1745.  II  reviendra 
depuis  1744  jusqn'  a  1745.« 

3)  Vgl.  Anm.  1.  »460000  ecus  de  mon  vifeux]  pays  au  tresor  et  180000 
qui  etaient  destines  auz  Anglais,  de  la  Silesie:  qui  font  040000  ecus,  dont  je 
puis  egalement  disposer  Tannee  1745.«    Vgl.  dazu  Koser,  a.  a.  O.  4,  537. 

4)  Vgl.  Koser,  a.  a.  O.  4,  540—544.         5)  Lehmann  S.  95. 

6)  Vgl.  P.  C.  13,303.  Friedrich  erniedrigte  die  Höhe  der  Steuern  in  Sachsen, 
die  bisher  6  Millionen  betragen  hatte,  ausdrücklich  auf  5  Millionen. 


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XXX 


Die  preußische  Rüstung. 


massgebend1):  auf  12  Millionen  berechnete  er  in  dem  Politischen  Testa- 
ment von  1768  und  in  den»  Reflexione  sur  Tadministration  des  financesc 
von  1784  die  ausserordentlichen  Kosten  eines  Feldzugs,  um  eine  Million 
geringer  in  seinen  »Memoires«  1773  und  dem  »Expose  du  gouverne- 
ment  prussien«  1776.  Dabei  plante  er  1768  und  1773  wieder,  wie 
er  es  1756  ausgeführt  hatte,  Sachsen  zu  besetzen;  1784  hingegen  sah 
er  von  dem  Plan  dieser  Occupation  ab. 

Besass  er  ferner  nach  dem  Testament  von  1752  Getreide  für 
100000  auf  fast  iy2  Jahre  vorräthig2),  so  hatte  er  1768  die  Einrich- 
tung getroffen,  dass  er  für  drei  Feldzttge  mit  Getreide  versehen  war; 
dazu  waren  in  besonderen  Schatzkassen  in  Magdeburg  und  Breslau 
Gelder  für  die  Beschaffung  von  Futter  deponirt,  die  er  bis  1784  so- 
weit vermehrte,  dass  diese  Bestände  ebenfalls  Air  drei  Feldzttge  aus- 
reichten. 

Indem  er  noch  die  jährlichen  Reinuberschüsse  *)  hinzunahm,  rech- 
nete er  1768,  derart  einen  Krieg  von  8  Jahren,  1776  ein  Krieg  von  4, 
wofern  er  Sachsen  nicht  besetze,  und  1784  (ohne  Besetzung  Sachsens) 
von  6  Jahren  aushalten  zu  können,  ohne  die  Auflagen  in  seinem  Staate 
zu  erhöhen  oder  Schulden  zu  contrahiren.  Die  Voraussetzung  blieb 
allerdings  ein  Tresor  von  20  Millionen  Thlrn.4). 


1)  Der  König  schreibt  1773:  »On  se  modela  aar  la  campagne  la  plus  coüteuse 
de  la  derniere  guerre,  oü  s'ötaient  donnees  les  batailles  les  plus  sanglantes,  c'est- 
ä-dire,  sur  l'annee  1757;  ce  qui  monta  ä  la  soiume  de  11200000  ecus.«  ((Euvres, 
Bd.  6,  103.  104.)        2)  Lehmann  S.  101. 

3)  1768  auf  4700000,  1776  auf  5700000,  1784  auf  6  Millionen  Thlr.  beziffert 

4)  Vgl.  8.  XXVII,  Anm.  5. 


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IV. 


Wandlung  der  politischen  Lage  in  Preussen  von  1755 

auf  1756 l). 

Der  Abschlags  der  Westminsterconvention  erschien  dem  König  als 
ein  Erfolg  allergrösster  Art:  er  glaubte,  den  bedrohten  Frieden  von 
neuem  gesichert  zu  haben;  denn  es  galt  ihm  als  feststehende  That- 
sache,  dass  Österreich  auf  die  Rückeroberung  Schlesiens  mit  nichten 
Verzicht  geleistet  habe,  ihn  andrerseits  aber  auch  nicht  ohne  Bundes- 
genossen angreifen  werde.   So  rechnete  er  im  Herbste  1749  auf  eine 
Gnadenfrist  von  5  Jahren,  die  ihm  bliebe;  von  4  bis  5  Jahren  im 
folgenden  Sommer1).   Unermüdlich  war  daher  sein  Augenmerk  auf 
Russland  gerichtet,  auf  die  Subsidienverhandlungen,  welche  zwischen 
Russland  und  England  stattfanden  und  die  russischen  Truppen  in 
Österreichs  Dienst  stellen  sollten.    Schon  1753  und  54  vereinbarte 
Friedrich  mit  dem  Feldmarschall  Lehwaldt  in  Ostpreussen  Maass- 
nahmen  zum  Schutze  der  bedrohten  Provinz3];  unablässig  musste 
Lehwaldt  sorgsam  die  russischen  Truppenbewegungen  beobachten4]. 
Mit  dem  Jahre  1 755  drohten  die  englisch-französischen  Verwicklungen 
zum  Kriege  zu  führen,  der  auch  auf  den  Continent  hinttberschlagen 
wtlrde.   Friedrich  suchte  dem  vorzubeugen,  zunächst  indem  er  den 
Franzosen  rieth,  Hannover  anzugreifen  und  dadurch  den  auf  das 


1)  Vgl.  Küntzel,  Die  Westminsterconvention,  Forsch,  zur  brandenburg.  und 
preuss.  Geschichte  (1897)  Bd.  9,  541-569. 

2)  Vgl.  P.  C.  7,  143.  410  und  Koser,  »König  Friedrich  der  Grosse«,  1,  558. 

3)  Z.  B.  in  der  Ordre  vom  3.  December  1753,  P.  C.  10,  169  ff.;  vgl.  auch 
unten  Nr.  28. 

4)  Eine  solche  ausführliche  Ordre  z.  B.  schon  vom  16.  Februar  1751  (Berlin, 
G.  St.A.).  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  betont,  dass  Friedrich  die  ganzen  Jahre  un- 
unterbrochen einen  sehr  regen  Nachrichten-  und  Kundschafterdienst  nach  allen 
Seiten  unterhielt;  den  letzteren  im  Ausland,  vor  allem  nach  Österreich,  Sachsen 
und  Hannover  hin,  hatte  Winterfeldt  unter  sich. 


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XXXII 


Die  preussische  Rüstung. 


äusserste  um  sein  Stammland  besorgten  König  Georg  zum  schleunigen 
Friedensschluss  zu  bringen.  Da  aber  die  Franzosen  daraufhin  ihn 
selbst  aufforderten,  den  Einfall  in  Hannover  auf  sich  zu  nehmen, 
lehnte  Friedrich  dieses  Ansinnen,  als  seinen  innersten  Absichten 
direct  zuwider,  ab,  musste  aber  zugleich  seinen  Versuch,  anf  diesem 
Wege  den  Frieden  dem  Festlande  zu  bewahren,  als  missglückt  auf- 
geben. Und  sicherlich  ist  es  in  diesem  Zusammenhang  nicht  be- 
deutungslos, wenn  Friedrich  in  diesem  Sommer  seine  westlichen  Pro- 
vinzen selbst  aufsuchte,  und  wenn  Winterfeldt  zu  gleicher  Zeit  eine 
Inspectionsreise  nach  Minden  unternahm.  Sogar  ein  ausführlicher 
Feldzugsplan  zum  Einbruch  in  Sachsen  für  den  Fall  eines  öster- 
reichisch-russisch-hannöverschen  Angriffs  liegt  von  Winterfeldts  Hand, 
spätestens  aus  dem  Frühjahr  1755,  vor1).  Ob  überhaupt  oder  wie- 
weit die  Früherlegung  der  Exercitien  der  Magdeburger,  Pommern  und 
Westfalen2)  mit  politischen  Erwägungen  zusammenhängt,  lässt  sich 
nicht  entscheiden,  da  nach  keiner  Richtung  sich  Anhaltspunkte  finden. 

Unterdessen  wuchs  stetig  die  Gefahr3).  Die  russisch -englischen 
SubBidienverhandlungen,  die  schon  so  lange  geschwebt  hatten,  näherten 
sich  dem  Abschluss.  Durchdrungen  von  der  Überzeugung,  dass  das 
Erscheinen  russischer  Truppen  sofort  auch  Österreich  ins  Feld  rufen 
und  also  den  allgemeinen  Krieg  unvermeidlich  machen  würde,  nahm 
Friedrich  die  Vermittlung  des  braunschweigischen  Hofes  an  und  führte, 
zunächst  auf  indirectem  Wege,  dann  als  jener  Subsidienvertrag  abge- 
schlossen war,  unmittelbar  Verhandlungen  mit  England.  Das  Ergeb- 
niss  war  die  Convention  von  Westminster  (16.  Januar  1756),  welche 
Deutschlands  Neutralität  für  den  Krieg  zwischen  England  und  Frank- 
reich aussprach  und  damit  auch  den  gefürchteten  Einmarsch  russischer 
Truppen  in  deutsches  Gebiet  ausschloss. 

Ohne  die  Geldmittel  Englands,  das  jetzt  er  selbst  für  sich  ge- 
wonnen hatte,  ohne  die  Bundesgenosscnschaft  Russlands,  das  ohne 
Subsidienzahlungen  nicht  zu  haben  noch  in  Bewegung  zu  bringen 
war,  müsse  Osterreich  einstweilen  auf  seine  schlesischen  Pläne  ver- 
zichten: so  fasste  Friedrich  das  Ergebniss  dieser  Convention  zu- 
sammen. 

Wenn  er  aber  weiter  rechnete,  seine  alten  Beziehungen  mit 
Frankreich  auch  jetzt  aufrecht  erhalten  zu  können,  so  täuschte  er 


1)  Vgl.  dafür  unten  S.  XXXIX.        2)  Vgl.  Nr.  38. 

3)  Anfang  August  befahl  der  König,  im  Hinblick  auf  die  kritische  Zeitlage, 
sogar,  die  ostpreussischen  Officiere  nur  soweit,  dass  sie  binnen  wenigen  Tagen 
wieder  beim  Regiment  sein  konnten,  und  überhaupt  nicht  ausserhalb  der  Provinz 
zu  beurlauben,  vgl.  Nr.  42. 


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IV.  Wandlung  der  politischen  Lage  in  Preussen  von  1755  auf  1756.  XXXIII 

sich  in  dieser  Erwartung.  Der  Versailler  Hof  war  für  ihn  verloren. 
Erst  allmählig  ging  ihm  diese  Erkenntniss  auf.  Auch  nachdem  er 
den  Abschluss  der  Versailler  Allianz  vom  1.  Mai  erfahren  hatte,  gab 
er  keineswegs  die  Hoffnung  auf,  dass  das  laufende  Jahr  in  Frieden 
verstreichen  werde1).  Erst  auf  die  Nachrichten  von  geheimen  Unter- 
handlungen zwischen  Russland  und  Frankreich,  den  Mächten,  die  er 
bis  dahin  für  unversöhnliche  Gegner  gehalten,  begann  die  Situation 
ihm  ernster  zu  erseneinen.  Jedoch  glaubte  er  auch  jetzt  noch  nicht 
an  eine  unmittelbar  drohende  Gefahr.  Da,  am  17.  Juni  im  Lager  von 
Pitzpuhl,  als  er  Uber  die  Magdeburger  und  Altmärker  die  Revue  ab- 
nahm, trafen  die  ersten  schlimmen  Nachrichten  ein,  die  ihm  bei  seiner 
Ankunft  in  Potsdam  am  Morgen  des  19.  Juni  bestätigt  und  durch 
weitere,  inzwischen  angelangte  Meldungen  ergänzt  wurden:  die  Nach- 
richten von  österreichisch -russischen  Rüstungen,  vom  Anmarsch  der 
Russen  auf  Ostpreussen.   Nunmehr  begann  auch  Friedrich  zu  rüsten. 

Stand  nun  der  König  in  diesem  Zeitpunkt  in  so  glänzender 
Situation  da,  wie  er  sie  im  Politischen  Testamente  von  1 752  als  not- 
wendig bezeichnete,  um  einen  Angriffs-  und  Eroberungskrieg  beginnen 
zu  können?  Die  Antwort  auf  diese  Frage  hat  uns  Friedrich  selbst 
gegeben.  »Wenn  wir  ebensoviel  Verbündete  als  Feinde  haben,«  schrieb 
er  dem  Thronfolger  im  Februar  17532),  »werden  wir  uns  mit  Ehren 
herausziehen,  dank  der  Vortrefflichkeit  unsrer  Disciplin  und  dank  dem 
Vortheil,  den  die  Schnelligkeit  vor  der  Langsamkeit  voraus  hat«  Und 
an  andrer  Stelle  im  Politischen  Testamente  sprach  er  sogar  aus,  dass 
er  nur  im  Bunde  mit  Frankreich,  aber  nicht  mit  England  auf  Er- 
werbungen im  Falle  eines  glücklichen  Krieges  hoffen  könne3). 

Sein  Programm,  wie  Preussen  gegen  die  Überzahl  seine  politische 
Stellung  stärken  müsse,  entwickelte  er  dem  Minister  Finckenstein  am 
7.  Juni  1756 als  ihm  die  Lage  bedenklich  zu  werden  begann.  Das 
Ergebniss  bildete:  England  der  einzige  Bundesgenosse8);  überdies  noch 


1)  Vgl.  die  von  Naude  (II,  73  f.)  zusammengestellten  Aussprüche  des  Königs 
von  Marz  bis  Mitte  Juni  1756.        2)  P.  C.  9,  351.         3)  Vgl.  Naude,  I,  12. 
4)  P.  C.  12,  386  ff. 

6)  Erst  im  Juli  wurde  der  Gedanke  angeregt,  die  Westminsterconvention  zu 
einem  Vertrage  auszugestalten.  P.C.  13,  98;  vgl.  auch  Koser,  >König  Friedrich 
der  Grosse«,  2, 13  und  meine  Arbeit  »Kriegführung  und  Politik  etc.«  Cap.  VIII.  — 
Noch  Ende  März  hatte  der  König  einen  Annäherungsversuch  Hollands  zurück- 
gewiesen, mit  dem  vertraulichen  und  nur  für  seinen  dortigen  Gesandten  bestimm- 
ten Zusatz,  »que  la  Beule  occasion  qui  puisse  arriver  pour  me  lier  aveo  la  Repu- 
blique,  serait,  si  les  deux  cours  de  Versailles  et  de  Vienne  s'allient  ötroitement 
ensemble;  car  alors  il  faudrait  bien  songer  ä  des  liaisons  &  prendre  avec  les 
Puissances  maritimes«  (Erlass  an  Hellen  vom  23.  März  1756,  P.  C.  12,  214.  215). 

Acten  tar  Vorgeschichte  des  7j ihrigen  Kriegen.  C 


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XXXIV 


Die  preussische  Rüstung. 


nichts  vorbereitet  und  alles,  was  nach  diesem  rätblich  schien,  erst 
noch  in  die  Wege  zu  leiten.  Andrerseits  war  ausser  mit  Osterreich 
und  Russland  noch  mit  Frankreich  zu  rechnen,  das  seit  dem  Ver- 
sailler  Vertrage  auch  zu  den  Gegnern  Preussens  gehörte1).  Man  sieht: 
nach  dem  vou  Friedrich  selbst  in  dem  Brief  von  1753  aufgestellten 
Maassstabe,  die  Partien  standen  in  keiner  Weise  gleich. 

Und  doch  hatte  er  seit  dem  Augenblicke,  da  er  die  Kunde  vom 
Abschluss  des  Versailler  Vertrages  empfing,  in  keiner  Weise  für  die 
Verbesserung  seiner  politischen  Aufstellung  gesorgt,  bis  die  Nach- 
richt von  den  russisch -französischen  Anknüpfungen  ihn  veranlasste, 
mit  seinem  Minister  unerlässliche  Gegenmaassregeln  zu  Uberlegen. 
Ebensowenig  war  aber  von  den  in  dem  Schreiben  vom  7.  Juni  aus- 
gesprochenen Plänen,  als  Friedrich  12  Tage  später  zu  rüsten  begann, 
ein  einziger  ausgeführt  noch  auch  sonst  eine  der  Vorbedingungen  er- 
füllt, an  die  er  im  Testamente  von  1752  einen  Angriffskrieg  geknüpft 
hatte*). 

Wie  war  es  andrerseits  auf  dem  militärischen  Gebiete  bestellt? 
In  gleicher  Weise  wie  in  früheren  Jahren  wurden  die  Exercirübungen 
und  Revuen  angeordnet,  zu  gleichen  Zeitpunkten,  ohne  nachfolgende 
Veränderung,  die  auf  geheime  Absichten  schliessen  lassen  könnte. 

Nur  Anfang  März  1756,  so  scheint  es,  stellten  sich  beim  König  ernstere 
Besorgnisse  ein;  besonders  sorgsamen  Nachrichtendienst  empfahl  er 
dem  General  Treskow  in  Neisse  und  Hess  von  dem  Minister  Schlesiens 
Überschläge  anfertigen,  wie  er  für  die  dortige  Cavallerie  auf  2  Monate 
Fourage  zusammenbringen  könne3).  Andrerseits  Hess  er  aber  damals 
nicht  einmal  die  abgehenden  Pferde  der  Übercompletten  der  Cavallerie 
neu  beschaffen4). 

Gehen  wir  noch  etwas  näher  auf  die  Exercirübungen  eiu5). 
Friedrich  schreibt  im  Politischen  Testamente:  »In  unseren  Landen 
versammeln  sich  in  jedem  Frühjahr,  in  Schlesien  gegen  den  Herbst 
hin,  alle  Regimenter  zu  Exercitien.  Alle  Officiere  müssen  dabei  sein, 
und  die  Compagnieen  müssen  dann  complett  sein.« 

Die  Einberufung  zu  den  Übungen  für  1756  geschah  fast  auf  den 
Tag  zu  den  gleichen  Fristen  wie  im  vergangenen  Jahre:  die  Branden- 
burger sollten  am  1.  April  complett  beisammen  sein,  die  Pommern  am 
8.  April,  eine  Zahl  hinterpommerscher  Regimenter  am  15.  April,  eben- 


1)  Das  bewiesen  dem  König  jetzt  auch  die  Nachrichten  von  den  französisch- 
russischen  Beziehungen,  auf  Grund  deren  er  dann  am  7.  Juni  jenes  Schreiben  an 
Finckenstein  richtete.  Vgl.  Berner,  Mittheil,  aus  der  histor.  Litteratur,  Bd.  23, 
S.  373.        2)  Vgl.  Naud6  II,  75—79.         3)  Vgl.  Nr.  56  und  57. 

4)  Vgl.  Nr.  58.         5)  Vgl.  Naude\  II,  54-67. 


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IV.  Wandlung  der  politischen  Lage  in  Preussen  von  1755  auf  1756.  XXXV 

so  die  Magdeburger,  Altmärker  und  Westfalen  am  15.,  die  Ostpreussen 
am  1.  Mai  und  die  Schlesier  am  10.  Juli1).  Die  Übungen,  die  rund 
2  Monate  dauerten,  schlössen  mit  einer  Revue  ab,  die  der  König  bei 
der  Mehrzahl  der  Regimenter  selbst  abhielt;  1756  Hess  er  sich  in 
Ostpreussen,  Hinterpommern  —  also  gerade  den  beiden  Provinzen,  die 
bei  einem  Krieg  mit  Russland  in  erster  Linie  in  Betracht  kamen,  — 
und  Westfalen  vertreten.  Für  5  brandenburgisch-pommersche  Caval- 
lerieregimenter  ward  dann  noch,  ganz  wie  in  den  letzten  Jahren,  für 
den  August  ein  besonderes  Manöver  angesetzt;  sie  sollten  daher  erst 
zum  20.  Juni  ihre  Beurlaubten  und  Übercompletten  einziehen,  während 
die  übrigen  17  Regimenter  und  2  Grenadierbataillone,  die  ausserdem 
theilnahmen,  ohne  Beurlaubte  einrückten,  da  sie  bereits  vom  König 
besichtigt  waren2).  Dieses  Manöver  bildete  die  hohe  Schule  der 
Taktik;  daher  wohnten  demselben  stets  eine  Zahl  höherer  Officiere 
auch  von  unbeteiligten  Truppentheilen  bei,  wie  denn  der  König  noch 
bei  seiner  Abreise  aus  Stettin  am  8.  Juni  den  Herzog  von  Bevern 
dazu  einlud3). 

Und  wie  es  angeordnet  war,  so  rückten  die  verschiedenen  Truppen- 
theile  zum  Exerciren  aus,  machten  ihre  Übungen  und  die  Revue  durch, 
gingen  wieder  auseinander  und  entliessen,  ohne  Einschränkung4),  die 
Urlauber5):  die  Märker  Anfang  Juni,  die  Pommern  am  8.  resp.  15.  Juni, 
ebenso  die  Westfalen  am  15.  Juni,  dann  die  Altmärker  und  Magde- 
burger —  sogar  nach  Ankunft  der  bedrohlichen  russischen  Nachrichten 
des  17.  —  am  19.  Juni.  Auch  für  die  Ostpreussen  erging  diese  Ordre 
an  Lehwaldt  noch  am  17.  Juni6),  doch  sie  wurde  am  21.  Juni  rück- 
gängig gemacht7). 

Wir  sehen:  Friedrich  enüässt,  unmittelbar  bevor  und  noch  wäh- 
rend er  zu  rüsten  beginnt,  sämtliche  Urlauber,  bis  auf  den  Widerruf 
für  Ostpreussen.  Es  ist  berechnet  worden,  dass  zu  keiner  Zeit  im 
Jahre  1756,  von  dem  1.  April  ab,  wo  die  Exercitien  begannen,  bis 
zum  Schluss  des  Jahres  so  wenig  Regimenter  ihre  Beurlaubten  bei- 
sammen gehabt  haben  wie  in  den  Tagen  vom  20.  bis  30.  Juni.  Der 
Höhepunkt  fällt  in  die  Zeit  vom  1.  Mai  bis  1.  Juni,  wo  59  Regimenter 


1)  Vgl.  Nr.  35.  37—39  und  Nr.  55.  58.  62.  64.         2)  Vgl.  Nr.  73. 

3)  Am  3.  August  rückgängig  gemacht.    Vgl.  Nr.  155. 

4)  Das  bewebt  dio  dann  im  letzten  Junidrittel  anbefohlene  Wiedereinziehung 
von  unsicheren  nnd  weit  entfernt  wohnenden  Urlaubern  (s.  u.). 

5)  Ebenso  bewilligte  Friedrich  einer  Anzahl  von  Officieren  den  erbetenen 
Urlaub,  zum  Theil  ins  Ausland,  und  einer  Reihe  von  Regimentern  die  erbetenen 
Werliepasse.         6)  Vgl.  Nr.  77. 

7)  Vgl.  dafür  Nr.  82.  115. 

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XXXVI 


Die  pretiBsische  Rüstung. 


complett  versammelt  waren1).  Dann  sinkt  die  Zahl  wieder,  bis  sie 
in  den  Tagen  vom  20.  bis  30.  Jnni  den  niedrigsten  Stand  mit  nur 
17  completten  Regimentern2)  erreicht.  Nach  den  ursprünglichen  Dis- 
positionen im  Februar  1756  war  das  vorauszusehen,  und  diese  Dis- 
position wurde,  bis  nach  dem  20.  Juni,  streng  innegehalten. 


1)  So  bestimmen  auch  die  Reglement«:  »Es  sollen  vom  1.  Aprills  bis  den 
1.  Jqdü  alles  bei  den  Fahnen  (bei  der  Cavallerie:  bei  den  Standarten)  sein  und 
keiner  fehlen.« 

2)  D.  h.  die  Ostpreussen,  deren  Übungen  am  25.  Jnni  (vgl.  Nr.  110  und  S.  65 
Anm.  5)  und  nicht  erst  am  1.  Juli,  wie  Naud6  (II,  60  Anm.  1)  irrthümlich  angiebt, 
zu  Ende  gingen,  und  4  (nicht  5,  wie  Naud6  ebenda  vermerkt,  da  die  Übungen  für 
Zieten  rückgängig  gemacht  wurden)  brandenburgisch -ponimersche  Cavallerie« 
regimenter,  die  vom  20.  Juni  bis  20.  August  übten. 


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V. 


Küstungen  im  Juni  1756. 

Unter  Mobilmachung  verstehen  wir  den  Übergang  ans  dem 
Friedensznstand  in  die  Kriegsbereitschaft. 

Darüber  nun,  »wie  die  Regimenter  bei  erhaltener  Ordre,  in  Cam- 
pagne  zu  marschiren,  sich  zu  verhalten  haben«,  ist  in  den  Reglements 
folgendes  bestimmt:  »Alle  Regimenter  sollen  zum  Marsch  in  Campagne 
sich  jederzeit  parat  halten,  dass  sie  den  12.  Tag  nach  erhaltener 
Ordre  marschiren  können1);  in  solchen  12  Tagen  werden  die  Ver- 
urlanbten  eingeholet,  und  die  Officiers  kaufen  sich  die  Pferde  (bei 
der  Cavallerie:  Bagagepferde);  das  übrige  aber,  was  man  zur  Cam- 
pagne  nöthig  hat,  es  mag  Namen  haben,  wie  es  will,  sollen  die  Capi- 
täns  vor  ihre  Compagnie,  auch  die  Officiers  vor  sich  fertig  haben; 
denn  bei  erhaltener  Ordre  zum  Marsch  in  Campagne  ausser  die  Pferde 
(bei  der  Cavallerie:  Bagagepferde)  nicht  das  geringste  fehlen,  sondern 
alles  in  rechtem  gutem  Stande  sein  muss.« 

Die  Kennzeichen  der  Mobilmachung3)  sind  also:  1)  die  Einziehung 
der  Beurlaubten  (einschliesslich  Übercomplette  und  Knechte),  2)  die 
Beschaffung  der  Pferde,  nach  Auszahlung  der  Equipagegelder3).  Alles 
übrige  aber,  was  im  Felde  gebraucht  wurde,  war  bereits  vorhanden 
(scharfe  Patronen,  Zelte,  Schanzzeug,  Kessel  etc.)  und  brauchte  nur 
ausgegeben  zu  werden.  Ebenso  waren  die  Wagen  und  Kanonen, 
welche  das  Regiment  im  Felde  mit  sich  führte,  vorräthig  und  wollten 
nur  bespannt  und  dem  Regiment  zugetheilt  werden.  Daher  beginnt 
erst  in  dem  Augenblicke  die  Mobilmachung,  wo  der  Befehl  an  das 
Regiment  ergeht,  die  Beurlaubten,  Übercompletten  und  Knechte  ein- 

1)  Friedrich  verkürzte  1756  die  obige  Frist  für  die  Mobilisirung  der  Regi- 
menter durchgängig  auf  die  Hälfte,  auf  nur  6  Tage,  vgl.  Nr.  147. 
2}  Vgl.  Nr.  127. 

3)  1756  «teilte  der  König  einigen  Regimentern  die  Pferde,  sodass  an  diese 
eine  Zahlung  von  Equipagogeldern  nicht  stattfand,  vgl.  Nr.  182. 


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XXXVIII 


Die  preussische  Rüstung. 


zuziehen,  sich  in  Feldequipage  zu  setzen  und  die  Eqnipagegelder  (znr 
Beschaffung  der  Pferde)  zu  empfangen. 

Sollen  Rüstung  und  Mobilmachung  noch  von  einander  unter- 
schieden werden,  so  sind  unter  Rüstungen  Maassnahmen  zu  verstehen, 
die  bereits  über  den  Friedenszustand  hinausgehen,  jedoch  die  volle 
Kriegsbereitschaft  noch  nicht  herstellen. 

Die  ersten  Maassnahmen,  die  König  Friedrich  noch  im  Lager  von 
Pitzpuhl  am  17.  Juni  traf,  auf  die  Nachrichten  von  den  russischen 
und  Österreichischen  Rüstungen  hin,  waren  der  Befehl  an  die  Infan- 
terie, bei  etwaigem  Kriegsausbruch  die  Mannschaften  unter  20  Jahren 
zurückzulassen,  und  die  Ordre  an  Treskow,  zu  melden,  was  er  an 
Lebensmitteln  in  Neisse  für  den  Fall  einer  Belagerung  bedürfe. 
Ausserdem  erging  noch  an  Lehwaldt  im  besonderen  die  Mittheilung, 
dass  ein  Officier  ihm  eingehende  Verhaltungsmaassregeln  »auf  alle 
Fälle«  Uberbringen  werde,  während  er  zu  gleicher  Zeit  angewiesen 
wurde,  die  ostpreussischen  Regimenter  nach  Beendigung  ihrer  Exer- 
citien  auseinandergehen  zu  lassen1). 

Als  der  König  darauf  am  1 9.  Juni  morgens  in  Potsdam  eintraf, 
fand  er  die  Nachricht  vor,  dass  die  russische  Armee  sich  im  An- 
marsch auf  Ostpreussen  befinde.  Er  berief  die  Generale  Winterfeldt 
und  Retzow  zu  sich,  um  mit  jenem  alles,  was  die  Eintheilung,  Mobil- 
machung und  Versammlung  der  Truppen  betraf,  und  mit  Retzow  die 
Fragen  der  Verpflegung  zu  berathschlagen. 

Erst  jetzt,  erst  am  19.  Juni  ist  die  gesamte  Ordre  de  bataille  für 
den  Krieg  in  ihren  Grundzügen,  ist  die  Heeresgliederung  für  den 
Ausmarsch,  wie  wir  es  kurz  nennen  wollen2},  aufgestellt  worden3), 
und  zwar  wurden  die  gesamten  Truppen  in  3  Corps  eingetheilt:  das 
Hauptcorps,  welches  nach  Sachsen  einrücken  sollte  und  für  welches 
der  König  sich  den  Oberbefehl  selbst  vorbehielt,  das  schlesische  Corps 
unter  dem  Feldmarschall  Schwerin  und  das  ostpreussische  unter  dem 
Feldmarschall  Lehwaldt 4) . 

Diese  Heeresgliederung  geht  im  wesentlichen  auf  eine  eigen- 
händige Aufstellung  zurück,  die  der  König  zwischen  April  und 
December  1753&),  wahrscheinlich  im  Sommer  des  Jahres,  angefertigt 


1)  Vgl.  Nr.  77—79  und  S.  46  Anm.  2. 

2)  Nicht  »Ordre  de  bataille«;  diese  umfasst  zugleich  die  Corpsgliederung 
(Eintheilung  der  Truppentheile  innerhalb  der  CorpB,  Besetzung  der  Untercom- 
mandoa,  Bildung  der  Stäbe  etc.).        3)  Vgl.  unten  S.  XLI. 

4)  Die  Heeresgliederung  für  den  Ausmarsch  vgl.  im  »Anhangs  Nr.  212. 

5)  Unter  Berücksichtigung  des  Wechsels  der  Chefs  und  des  dadurch  ein- 


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V.  Rüstungen  im  Juni  1756. 


XXXIX 


hat.  Im  Gegensatz  zu  seinen  Entwürfen  von  1749,  wo  er  Ostpreussen 
aufgeben,  ein  kleines  Corps  in  Pommern  aufstellen1),  mit  den  übrigen 
Feldtruppen  nach  Sachsen  gehen  und,  nachdem  er  dort  unter  Reith 
20  Bataillone  und  20  Escadrons  zurückgelassen,  sich  mit  den  schle- 
sischen  Regimentern  vereinigen  wollte2)  —  im  Gegensatz  zu  diesen 
Entwürfen  nahm  er  damals  4  getrennte  Corps  in  Aussicht:  ein  »corps 
du  marechal  Schwerin«  (20  Bataillone,  25  Escadrons),  ein  Corps  Leh- 
waldts  (20  Bataillone,  50  Escadrons),  ein  drittes  >en  Silesie«  (18  Batail- 
lone, 45  Escadrons)  und  endlich  als  Hauptcorps  die  »armee  du  Roi« 
(53  Bataillone  und  91  Escadrons),  der  von  vornherein  2  Infanterie- 
und  5  Cavallerieregimenter  aus  Schlesien  zugetheilt  waren. 

Für  diese  1753  vorgesehene  »armee  du  Roi«  liegt  aus  etwas 
späterer  Zeit  ein  Mobilmachungs-  und  Operationsplan  vor,  in  dem 
bereits  erwähnten  Winterfeldt'schen  »Project  zum  Einfall  in  Sachsen, 
falls  hier  das  Land  von  die  Österreicher,  Russen  und  Hannoveraner 
angefallen  würde«3).  Das  »Project«  ist  —  wohl  nach  den  Ergeb- 
nissen der  böhmisch-sächsischen  Reise4)  —  zwischen  dem  September 
1754  und  Juni  17555)  ausgearbeitet6)  und  dann  genau  so,  wie  Winter- 
feldt  es  entwickelt  und  detaillirt  hatte,  den  Dispositionen  von  1756 
zu  Grunde  gelegt  worden7). 


tretenden  Namenwechsels  der  Regimenter  lässt  sich  die  Zeit  der  Niederschrift 
annähernd  feststellen:  der  früheste  Termin  ist  durch  Stilles  Tod  und  seines  Nach- 
folgers, Baron  Schönaichs  Ernennung  (17.  April  1753),  der  späteste  durch  Bosses 
Pensionirung  und  seines  Nachfolgers,  Lattorfifs  Ernennung  (10.  December  1753) 
gegeben;  denn  der  König  nennt  jene  Regimenter  bereits  Baron  Schönaich,  aber 
noch  Bosse. 

1)  Es  umfasste  sämtliche  ostpreussischen  Feldtruppen  (ausser  Rüsch-Husaren), 
4  poromersche,  1  brandenburgiBches  Infanterieregiment  (Franz  von  Braunschweig}, 
die  Seydlitz-Husaren  und  das  (erst  in  einer  Eichel'schen  Abschrift  mit  allen  6  Com- 
pagnieen  mitgezählte)  Grenadierbataillon  Kahlden. 

2)  Vgl.  Koser,  »König  Friedrich  der  Grosse«  1,  471;  2,  17. 

3)  Vgl.  oben  S.  XXXII. 

4)  Vgl.  Winterfeldts  Bericht  über  seine  Reise  vom  14.  August  1754,  Hist. 
Zeitschr.,  Bd.  64,  476  ff. 

5)  Der  früheste  Termin  ist  durch  den  Tod  des  Obersten  Reimar  Julius  von 
Schwerin  und  seines  Nachfolgers,  Blanckensees  Ernennung  (14.  September  1754), 
der  späteste  durch  Ahlemanns  Pensionirung  und  seines  Nachfolgers,  Normanns 
Ernennung  (2.  Juni  1755)  gegeben;  denn  jene  Regimenter  heissen  bei  Winterfeldt 
schon  Blanckonsee,  aber  noch  Ahlemann.   Vgl.  dazu  S.  XXXVIII  Anm.  5. 

6)  Der  einzige  Unterschied  besteht  in  einer  Vertauschung  von  Zieten  (bisher 
bei  dem  »Schwerin'schen  Corps«)  mit  Soydlitz. 

7)  Die  Übereinstimmung  ist  so  gross,  dass  von  Winterfeldt  fast  nur  die 
Namen  derjenigen  Regimenter,  deren  Chefs  gewechselt  hatten,  umcorrigirt  sind. 
Dazu  kommt  theilweise  eine  Änderung  in  der  Zusammensetzung  der  »armee  du 


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Die  preuBsische  Rüstung. 


Der  wesentlichste  Unterschied  zwischen  der  Heeresgliedernng  von 
1753  nnd  der  neuen  von  1756  besteht  darin,  dass  das  >corps  dn 
marechal  Schwerin«  in  Fortfall  kam  und  Schwerin  das  Commando  in 
Schlesien  erhielt  Es  fand  ferner  eine  andere  Vertheilung  der  Regi- 
menter statt,  die  bedeutsam  ist:  das  gegen  Russland  bestimmte  Corps 
wurde,  wie  1749,  beträchtlich  aus  den  inneren  Provinzen  verstärkt; 
es  erhielt,  ausser  dem  ihm  schon  1749  und  1753  zugewiesenen  neu- 
märkischen Füsilierregiment  Franz  von  Braunschweig,  jetzt  noch  2 
aus  dem  »Schwerin'schen  Corps«  von  1753,  ein  pommersches  Regi- 
ment, Amstell,  und  das  uckermärkische,  Hessen- Darmstadt,  weitere 
2  aus  der  »armee  du  Roi«  (Fürst  Moritz  und  Alt-Württemberg)  und 
dazu,  gleichwie  auch  1749,  das  Grenadierbataillon  Kahlden  und  die 
Seydlitz-Husaren1).  Dazu  kamen  endlich  die  beiden  auf  Feldetat  zu 
bringenden  ostpreussischen  Garnisonregimenter  Sydow  und  Manteuffel, 
die  auch  1753  schon  mitgerechnet  waren. 

Die  übrigen  Regimenter  aber  des  »Schwerin'schen  Corps«  von 
1753,  sowie  die  1753  überhaupt  nicht2)  zur  Verwendung  im  Felde 
bestimmten  3  westfälischen  Regimenter  wurden  der  »armee  du  Roi« 
zugewiesen.    Waren  dieser  andererseits  1753  noch,  wie  erwähnt, 


Roi«,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  nnd  der  einzelnen  Colonnen  dieses  CorpB. 
Auch  sonst  lassen  sich  noch  einige  kleine  Änderungen  (durch  Zusatz  oder 
Streichung  in  den  Entwürfen  von  1756)  feststellen,  darunter  eine,  welche  durch 
den  Wechsel  der  politischen  Lage  verursacht  ist:  die  1755  geplante  Beschlag- 
nahme von  Geldern,  welche  die  hannoversche  Regierung  aus  einer  auf  Sachsen 
ruhenden  Hypothek  zog  und  die  ein  Commissar  in  Eisleben  eintrieb,  unterbleibt 
1756,  mit  dem  ausdrücklichen  Vermerk:  >was  zur  hannoverschen  Hypothek  gehört, 
wird  anjetzo  menagirt«  —  Eine  Special-Instructlon  für  Zieten  von  1756  bat 
Winter  abgedruckt  und  benutzt  (Hans  Joachim  von  Zieten,  Leipzig  1886,  1,  147  f.; 
2,  177  ff.),  ohne  darauf  hinzuweisen,  dass  sie  auf  früheren  Dispositionen,  eben  denen 
von  1755  beruht,  und  dass  einige  derselben,  obwohl  in  die  Instruction  aufgenommen, 
dennoch  1756  gar  keine  Geltung  erhielten,  wie  der  Vorwand  einer  Conspiration 
beim  Regiment  Anhalt,  der  Zietens  Marsch  von  Berlin  nach  Halle  motiviren  soll, 
und  der  Plan,  das  Regiment  Prinz  Heinrich  mit  Anhalt  zu  vertauschen.  Ebenso 
ist  in  den  Dispositionen  Winterfeldts  1756  irrtbümlich  die  Bestimmung  stehen 
geblieben,  dass  die  Grenadiercompagnieen  von  Wangenheim  mit  denen  von  Prinz 
Heinrich  ein  Bataillon  formiren  sollten  (vgl.  Nr.  ISO).  —  Ganz  unabhängig  von 
dem  Znsammenhang  zwischen  den  Dispositionen  der  beiden  Jahre  1755  nnd  1756 
bleibt  natürlich  die  Thatsache,  dass  Mitte  August  1756,  auf  die  Kunde  von  der 
Concentration  der  sächsischen  Armee  bei  Pirna,  der  Herzog  von  Bevern  mit 
seiner  III.  (Stettiner)  Colonne  angewiesen  wurde,  —  statt,  wie  bisher  befohlen, 
nach  Wittenberg  zu  marschiren,  —  nunmehr  mit  der  durch  die  Ober-  und  Nieder- 
lausitz anrückenden  (IV.)  Colonne  unter  Lestwitz  und  Meyerinck  znsammenzn- 
stossen  (vgl.  Nr.  177),  und  dass  Fürst  Moritz  von  Anhalt  den  Auftrag  erhielt, 
nach  jener  Festung  zu  gehen  (vgl.  S.  103.  107). 

1)  Vgl.  oben  S.  XXXIX  Anm.  1.        2)  Wohl  aber  1749,  vgl.  Nr.  13. 


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V.  Rüstungen  im  Juni  1756. 


XLI 


2  Infanterie-  und  5  Cavallerieregimenter  aus  Schlesien  zuertheiit,  so 
empfing  sie  jetzt  nur  1  Infanterie-  und  3  Cavallerieregimenter  von 
dorther. 

In  derselben  Weise,  wie  sie  in  dieser  neuen  Heeresgliederung 
geplant  sind,  haben  sich  nachher  die  3  Corps  wirklich  fonnirt:  die 
eben  genannten  4  schlesischen  Regimenter  stiessen  unter  Lestwitz 
zum  Hauptcorps.  Ferner  ist  das  Reservecorps  dem  ostpreussischen 
bereits  zugerechnet1),  sodass  auch  der  Marsch,  der  am  25.  Juni  zu- 
nächst nach  Hinterpommern  angeordnet  wurde2),  bereits  von  Anfang 
an  vorgesehen  ist,  wie  dies  denn  auch  jene  Ordre  an  Köppen  vom 
21.  Juni3)  bezeugt,  nach  der  die  monatlichen  Verpflegungsgelder  für 
das  ostpreussische  Corps  berechnet  werden  sollten. 

Dass  diese  neue  Aufstellung  nicht  vor  dem  19.  Juni  1756  erfolgt  ist, 
geht  zunächst  daraus  hervor,  dass  erst  in  den  folgenden  Tagen,  bis 
Anfang  Juli,  Retzow  die  »Feldetats«  für  die  3  Corps  angefertigt  hat4). 
Ein  zweiter  Beweis  findet  sich  in  den  Notizen  des  Promemorias,  das 
sich  der  König  —  ein  Ergebniss  dieser  Conferenz  —  aufsetzte6):  »les 
cannoniers  distribuer  en  corps«6);  »les  höpitaux  et  apothicaireries  pour 
les  3  corps«;  »les  generaux  qui  manquent«  (das  sind  die  noch  fehlen- 
den Unterführer,  die  jedem  Corps  zugetheilt  wurden). 

Auf  das  gleiche  Ergebniss  führt  endlich  der  Zusammenhang  der 
Heeresgliederung  für  den  Ausmarsch  mit  dem  Feldzugsplan  für  1756. 
Wenn  Friedrich  nicht,  wie  1749,  sogleich  die  Vereinigung  der  schle- 
sischen Truppen  mit  denen  seines  Corps  beabsichtigte,  sondern  vielmehr 
gleichwie  1753  ein  besonderes  Corps  für  Schlesien  aufstellte,  wenn 
er  ferner  die  übrigen  Truppen,  mit  Ausnahme  der  gegen  Russland 


1)  Die  Vertheilung  der  Regimenter  stand  allerdings  von  vornherein  nicht 
ganz  fest:  ursprünglich  war  das  Regiment  Alt-Württemberg  dem  Corps  des 
Königs  zugedacht,  dann  wurden  seine  beiden  Masketierbataillone,  zuletzt  auch 
die  beiden  Grenadiercompagnieen  (26.  Juni,  vgl.  Nr.  99)  dem  ostpreussischen 
Reservecorps  überwiesen.  Anstelle  Alt-Württembergs  wurde  das  schlesische 
Infanterieregiment  Kursseil,  »doch  sonder  Grenadiers«,  dem  Hauptcorps  zugezählt, 
darauf  aber  durch  Brandes  ersetzt  (noch  nicht  in  den  >Feldetats«)  und  ähnlich 
das  Regiment  Stechow  mit  Rochow  vortauscht,  welches  ebenso  wie  Brandes  zum 
Hauptheer  kam.  Vgl.  > Anhang«  Nr.  212.  Übrigens  finden  sich  sämtliche,  für  das 
Hauptcorps  in  Frage  kommenden  schlesischen  Regimenter  (ausser  Puttkammer) 
schon  1753  bei  jenem  angesetzt.       2)  Vgl.  unten  S.  XLIV  f.       3)  Vgl  Nr.  86. 

4)  Der  »Feldetat  von  der  I.  Armee  des  Königs,  Potsdam  7.  Juli  1756«,  ab- 
gedruckt bei  Schöning  a.  a.  0.  2,  307  ff.;  die  »Designation  des  II.  (schlesischen) 
Corps,  Potsdam  4.  Juli  1756«  im  Generalstabsarchiv  in  Berlin,  vgl.  P.  G.  13,  24 
Anm.  5.         5)  Vgl.  Nr.  82. 

6)  Am  27.  Juni  reichte  Dieskau  dem  König  die  geforderte  »Designation« 
ein,  vgl.  Nr.  1 16. 


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XLII 


Die  preussische  Rüstung. 


beBtimmten,  in  einem  Hauptcorps  unter  seiner  Führung  in  Sachsen 
vereinigte,  so  geschah  es,  weil  sich  sein  Feldzugsplan  für  die  erste 
Campagne  auf  die  Besetzung  Sachsens  und  des  Grenzstriches  von 
Nordböhmen  beschrankte1).  Aus  diesem  Grunde  und  infolge  der 
Aussöhnung  mit  Georg  II.  wurde  aber  auch  die  Aufstellung  eines 
besonderen  Corps  Uberflüssig,  welches  wie  1749  das  unter  Keith  und 
1753  das  unter  Schwerin  das  occupirte  Sachsen  besetzt  halten  sollte 
und  in  jenem  früheren  Zeitpunkt  nach  Maassgabe  der  damaligen 
politischen  Lage  offenbar  auch  Front  gegen  Hannover  zu  machen 
bestimmt  war. 

Friedrich  erwartete  damals,  am  19.  Juni,  den  russischen  Angriff 
in  kürzester  Frist,  und  dass  die  Österreicher  dann  nicht  ruhig  bleiben 
würden,  erschien  ihm  als  unzweifelhaft;  doch  rechnete  er,  dass  bis 
zum  Losbruch  des  Kampfes  mit  Österreich  noch  6  bis  8  Wochen  ver- 
streichen würden2).  Darauf  waren  Operationsplan  und  Heeresgliede- 
rung zugeschnitten,  an  denen  nachher  nichts  geändert  worden  ist, 
auch  als  die  veränderte  Lage  im  Herbst  zu  einem  Kampfe  zunächst 
allein  gegen  Österreich  und  Sachsen,  ohne  Betheiligung  der  anfäng- 
lich in  den  Vordergrund  getretenen  Russen,  führte. 

Jener  ursprünglichen  Annahme  gemäss  traf  der  König  nun  seine 
weiteren  Maassnahmen.  Damit  zu  dem  vorgesehenen  Zeitpunkt  die  zur 
Mobilmachung  erforderlichen  Pferde,  soweit  sie  im  Auslande  anzu- 
kaufen waren,  beisammen  seien,  musste  Winterfeidt  sofort  den  ent- 
sprechenden Auftrag  erhalten3).  So  wurde  Schwerin,  der  Führer  des 
schlesischen  Corps,  für  Anfang  August  nach  Potsdam  beordert4)  und 
den  westfälischen  Regimentern  angekündigt,  dass  sie  in  6  bis  8 
Wochen  vielleicht  Marschbefehl  erhalten  würden5).  Für  6  Wochen 
erhielt  Prinz  Ferdinand  von  Braunsen weig  Urlaub6). 

Indessen  verschlimmert  sich  in  der  Auffassung  des  Königs  die 
Lage  schnell7):  schon  am  22.  weist  er  den  Prinzen  Ferdinand  an, 
noch  nicht  abzureisen8);  am  23.  werden  Schwerin,  ebenso  Prinz  Hein- 


1)  Vgl.  auch  Koser,  > König  Friedrich  der  Grosse«,  2,  16—18. 

2)  Vgl.  die  von  Naude  (II,  89  f.)  angefahrten  Aussprüche  des  Königs. 

3)  Vgl  Nr.  82.  85.  108.  143.  Die  Lieferung  der  im  Inland  aufzubringenden 
Pferde,  die  Hauptsache,  wurde  erst  im  August,  bei  der  Mobilmachung  selbst 
befohlen.        4)  Vgl.  S.  48.         5)  Vgl.  Nr.  88.         6)  Vgl.  Nr.  81. 

7)  Da  die  Friedrich  zugegangenen  Nachrichten  heute  nur  noch  unvollständig 
vorliegen,  der  Künig  ferner  während  dieser  Tage  in  seinen  Erlassen  sich  auf 
keine  bestimmten  Nachrichten  bezieht,  ist  jeder  Versuch,  nachzuweisen,  welche 
Nachrichten  vornehmlich  Friedrich  beeinflusst  haben,  aussichtslos. 

8)  Vgl.  Nr.  89. 


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V.  Rüstungen  im  Juni  1756. 


XL1II 


rieh  am  24.,  bereits  zum  10.  Juli  nach  Potsdam  berufen ');  zum  gleichen 
Zeitpunkt  sollen  auch  die  nach  Karlsbad  beurlaubten  Officiere  zurück 
sein2)  und  zum  1.  Juli  die  Formationen  der  Grenadierbataillone,  wie 
am  25.  Juni  bestimmt  wird 3),  ihren  Anfang  nehmen. 

Wir  kommen  zu  den  Rüstungen,  die  für  die  3  Corps  im  einzelnen 
angeordnet  wurden. 

[Die  Rüstungen  in  Ostpreussen  und  Pommern.]  Gemäss 
der  Ordre  Tom  17.  Juni  hatten  die  ostpreussischen  Truppen  nach 
Beendigung  ihrer  Exercitien  bereits  begonnen,  auseinanderzugehen4). 
Da  traf  der  Gegenbefehl  vom  21.  Juni  ein,  welcher  die  Rüstungen 
einleitete.  Der  König  befahl  darin,  niemanden  zu  beurlauben  und 
die  Trappen  so  zu  verlegen,  dass  die  Regimenter  in  einem  Tage  bei- 
sammen sein  konnten,  sowie  das  Regiment  Kainein,  welches  weiter 
von  der  Grenze  seine  Garnison  hatte,  unter  einem  Vorwand  in  Königs- 
berg zurückzubehalten.  Zur  Verstärkung  der  Feldtruppen  sollten  die 
Garnisonregimenter  Sydow  und  Manteuffel  mit  ins  Feld  rücken5). 

Zu  gleicher  Zeit  bescbloss  der  König,  Pulver,  Gewehre  und 
Patronentaschen  für  4  neue  Bataillone,  die  Verpflegungsgelder,  auch 
Ingenieure  zu  senden,  und  Hess  das  Artillerie-  und  das  Sanitätscorps 
für  die  ostpreussische  Armee  aufstellen6). 

Indem  er  dann  zum  Theil  die  obigen  Befehle  vom  21.  wieder- 
holte, ordnete  Friedrich  in  den  Instructionen  für  Lehwaldtvom  23.  Juni7) 
weiter  an:  Memel  solle  verpallisadirt,  das  Landregiment  Hülsen  unter 
einem  Vorwande  zum  15.  Juli  zusammengezogen  werden.  Ausserdem 
enthielten  diese  Instructionen  eine  Reihe  von  Befehlen  für  den  Fall 
des  Kriegsausbruches:  sie  betrafen  die  Einziehung  von  Cantonisten, 
die  Einberufung  und  Ausrüstung  der  doppelten  Ubercompletten,  das 
Zusammenbringen  der  Pferde,  die  Sicherung  der  Montirungskammern 
der  Regimenter  und  der  Gumbinnen'schen  Kriegs-  und  Domänen- 
kammer. Für  den  Fall  des  wirklichen  Beginns  der  Feindseligkeiten 
wurde  die  Errichtung  des  Heyderstädtischen  Landbataillons  ange- 
ordnet, über  die  eine  Ordre  vom  25.  Juni8)  handelt;  demselben  Fall 

1)  Vgl.  S.  53  Anm.  1  und  Nr.  96.         2)  Vgl.  Nr.  91. 

3)  Vgl.  Nr.  102.   Die  Formimng  selbst  fand  jedoch  erst  im  August  statt. 

4)  Vgl.  dafür  Nr.  110. 

5)  Die  (nicht  vorliegende)  Ordre  vom  21.  wird  in  Lehwaldts  Antwort  vom 
28.  Juni  (Nr.  115)  wiederholt         6)  Vgl.  vornehmlich  Nr.  82. 

7)  Vgl.  Nr.  90.  Der  Gapitän  v.  d.  Goltz,  der  diese  überbrachte,  hatte  zugleich 
den  Auftrag,  alles  für  die  Mobilmachung  erforderliche  daselbst  zu  regeln;  auch 
1749  war  er  mit  demselben  Auftrag  in  Ostpreussen  gewesen,  vgl.  P.  C.  6,  485.  486. 

8)  Die  (nicht  vorliegende)  Ordre  ist  erwähnt  in  Nr.  163. 


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XL1V 


Die  preussische  Rüstung. 


galt  die  Übersendung  von  Blanco-Patenten ')  an  Lehwaldt,  der  ftir 
den  Krieg  mit  fast  dictatorischer  Vollmacht  in  Ostpreussen  ausge- 
stattet wurde. 

Ausser  allen  eben  angeführten  Maassnahmen  hatte  Friedrich,  wie 
schon  berührt,  ferner  beschlossen,  das  ostpreussische  Tmppencontin- 
gent  mit  einer  Zahl  anderer  Regimenter  zu  verstärken.  Diese,  das 
sogenannte  Reservecorps  unter  dem  Commando  des  Erbprinzen  von 
Hessen-Darmstadt,  erhielten  am  25.  Juni  Befehl,  in  6  Tagen  mobil  zu 
machen  und  zunächst  nach  Hinterpommern  zum  Rendezvous  bei  Köslin 
zu  marschiren.  Zugleich  wurden  sie  beauftragt,  für  das  Lehwaldt'sche 
Corps  Gelder,  Artillerie,  die  Ausrüstung  für  das  Sanitätscorps  u.  a. 
miteunchmen.  Es  waren  4  Infanterieregimenter  (Alt -Württemberg, 
Franz  von  Braunschweig,  Amstell,  Hessen-Darmstadt),  4  Compagnieen 
des  Grenadierbataillons  Kahlden  und  das  Husarenregiment  Seydlitz 
nebst  einem  Artilleriedetachement2). 

Das  einfachste  wäre  ohne  jede  Frage  gewesen,  die  hinterpommer- 
schen  Regimenter  zum  Lehwaldt'schen  Corps  stossen  zu  lassen.  Statt 
dessen  jedoch  entschloss  sich  der  König,  einen  Garnisonwechsel  vor- 
zunehmen; die  4  Infanterieregimenter  Jeetz,  Blanckensee,  Fürst  Moritz 
und  Prinz  von  Preussen  und  das  Ktirassierregiment  Markgraf  Fried- 
rich rückten,  allerdings  nicht  in  völligem  Ausgleich3),  in  die  vom 
Corps  des  Erbprinzen  von  Darmstadt  verlassenen  Quartiere4). 

Da  das  darmstädtische  Corps  aus  seinen  Quartieren  aufbrach,  mit 
der  Bestimmung,  zunächst  nach  Pommern,  später  nach  Ostpreussen 
zu  gehen,  da  ferner  nach  der  damaligen  Lage  die  Mobilmachung  der 
08 tpreussi sehen  Truppen  vielleicht  in  kürzester  Frist  vorgenommen 
werden  musste,  verstand  es  sich  von  selbst,  dass  der  König  diese 
ausrückenden  Regimenter  mobilisirte.  Andererseits  mussten  die  in 
ihre  Stelle  rückenden  Regimenter,  da  auch  sie  ihre  Garnisonen  und 
Cantons  verliessen,  ihre  Feldequipage  mit  sich  nehmen  und  ihre  Uber- 
completten  einziehen;  bald  darauf  hiess  der  König  aus  demselben 
Grunde  sie  auch  ihre  Knechte  ausheben5).  Jedoch  von  der  Aus- 
zahlung der  Equipagegelder  war  bei  ihnen  noch  keine  Rede6):  diese 
anderen  Regimenter  wurden  also  jetzt  noch  nicht  voll  mobil  gemacht. 


1)  Vgl.  Nr.  119. 

2)  Vgl.  Nr.  98.  99.  Das  Artilleriecommando  unter  dem  Befehl  des  Obersten 
Holtzmann  betrog,  nach  seinem  Bericht  vom  15.  Juli,  13  Officiero  und  > inclusive 
der  Commandirton  und  Knechte«  571  Mann  und  397  Pferde.  (Berlin,  6.  St.  A.) 

3)  So  wurde  Treuenbrietzen,  der  Standort  der  Kahldengrenadiere,  nicht 
wieder  besetzt        4)  Vgl.  Nr.  99.        5)  Vgl.  unten  S.  LIII. 

6)  Vgl.  Nr.  99. 


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V.  Rüstungen  im  Juni  1756. 


XLV 


Über  die  Gründe,  ans  denen  der  Garnisonwechsel  erfolgte,  liegt 
aus  den  Tagen,  in  denen  er  angeordnet  wurde,  eine  Äusserung  des 
Königs  nicht  vor.  Etwas  Bpäter,  am  4.  Juli,  schreibt  er  an  seinen 
Gesandten  in  Wien:  »Ich  habe  die  Truppen  Bewegungen  machen 
lassen:  wenn  die  Österreicher  mit  Krieg  schwanger  gehen,  wird  man 
ihnen  Geburtshilfe  leisten;  wenn  sie  sich  mit  ihren  Demonstrationen 
Ubereilt  haben,  werden  sie  schnell  das  Schwert  wieder  in  die  Scheide 
stecken.«1)  Man  sieht,  es  galt  ihm  die  Lage  zu  klären2),  und  er 
wandte  dasselbe  Mittel  an,  das  sich  1749  in  ähnlicher  Lage  ihm  be- 
währt hatte.  Damals  hatte  er  seine  Kriegsvorkehrungen  in  viel 
grösserem  Maasse  getroffen,  sie  zugleich  aber  noch  viel  offenkundiger, 
durch  directe  Ankündigung  in  den  Berliner  Zeitungen,  zur  Schau 
getragen,  und  dass  damals  seine  Gegner  einlenkten,  glaubte  er  eben 
diesem  seinem  Säbelgerassel,  seinen  »kleinen  Ostentations«  zuschrei- 
ben zu  dürfen8).  Warum  sollte  die  Wirkung  seiner  »mouvements« 
auf  die  doch  vielleicht  erst  halb  entschlossenen  Gegner  diesmal  nicht 
die  gleiche  sein  können?  Wäre  er  seinerseits  schon  jetzt  entschlossen 
gewesen,  auf  alle  Fälle  die  Initiative  zu  ergreifen,  das  Prävenire  zn 
spielen,  dann  hätte  er  sicherlich  klüger  gethan,  seine  Vorbereitungen 
wie  1744  in  tiefstes  Geheimniss  zu  hüllen,  nm  mit  dem  geplanten 
Uberfall  auf  einen  um  so  weniger  vorbereiteten  Gegner  zu  Stessen. 

Wie  ganz  solche  Taktik  ihm  fern  lag,  beweist,  dass  er  zugleich 
mit  der  Anordnung  der  Dislocation  in  ostentativer  Weise  sich  den 
Anschein  gab,  als  wolle  er  ein  CorpB  nach  Schlesien  senden.  Dem- 
gemäss  erging  am  30.  Juni  an  das  Generaldirectorinm  die  Weisung, 
den  Marsch  von  20  Bataillonen  und  40  Escadrons  nach  Schlesien  vor- 
zubereiten. Dazu  sollte  sich  Oberstleutnant  Dieskau  in  Berlin  mit 
der  Artillerie  marschbereit  halten:  ausgesprochener  Maassen  aber  war 
der  Befehl  ein  »simulirter«4). 


1)  P.  C.  13,  12.  Ähnlich  am  (10.)  Juli  in  einer  Weisung  für  Kyau:  »Nun 
wird  man  bald  sehen,  was  sie  im  Leibe  haben,  ob  richtig  wäre  oder  nicht.« 

2)  Dadurch  wird  auch  verständlich,  weshalb  der  König  nach  der  Aufstellung 
der  Heeresgliederung  (19.  Juni)  noch  6  Tage  gewartet  hat,  bevor  er  jene  Auf- 
sehen erregenden  Marschbefehle  erliess.  Lchwaldts  Bericht  vom  19.  Juni  (Nr.  80), 
der  etwa  den  24.  oder  25.  anlangte,  bestätigte  Übrigens  nur  die  ihm  bereits 
bekannte  Thatsache  des  Anmarsches  der  Russen. 

3)  Vgl.  Koser,  »König  Friedrich  der  Grosse«  1,  471  f.  600. 

4)  Vgl.  Nr.  98.  Da  in  der  Ordre  vom  9.  Juli  an  das  Generaldirectorium, 
welche  die  Truppentheile  im  einzelnen  angiebt,  die  Artillerie  jenem  Corps  zu- 
gezählt wird,  ist  jene  Weisung  vom  30.  Juni  als  »simule  ordre«  aufzufassen,  auch 
wenn  sie  nicht  wie  die  für  Dieskau  den  ausdrücklichen  Vermerk  trägt. 


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XLVI 


Die  preussische  Rüstung. 


Endlich  befahl  der  König  in  denselben  Tagen,  in  denen  er  die 
Dislocationsordre  erliess,  ein  Lager  bei  Hornburg  im  Halberstädtischen 
abzustecken1),  und  bezeichnete  hernach  gleichfalls  als  dessen  Zweck: 
»pour  donner  le  change  a  ses  ennemis«2).  Dieser  Befehl,  wie  jene 
ordre  simute  nach  Schlesien  haben  doch  offenbar  dieselbe  Tendenz, 
»Geburtshilfe  zu  leisten«. 

Daneben  mögen  bei  der  Verlegung  der  Garnisonen  immerhin 
Beweggründe  militärisch-technischer  Natnr  mitgewirkt  haben3).  So 
bei  den  Regimentern  Alt-Württemberg  und  Amstell,  die  als  Begleit- 
truppen für  die  Transporte  aus  Berlin  und  Stettin  dienten. 

[Die  Rüstungen  in  Schlesien.]  Die  ersten  Maassnahmen  des 
Königs  gehen  auf  eine  schnelle  Verstärkung  der  dortigen  Truppen. 
So  befahl  er  nicht  nur  am  19.  Juni,  die  beiden  Garnisonregimenter 
Lattorff  und  Blanckensee  zu  verdoppeln,  sondern  auch  am  27.,  die 
bereits  angeordnete  Errichtung  der  beiden  neuen  Bataillone  des 
Garnisonregimentes  Nettelhorst  zu  beschleunigen:  zum  1.  August  sollte 
die  gesamte  Augmentation  stattfinden4). 

Zweitens  erging,  am  25.  Juni,  die  Ordre  an  die  schlesischen 
Truppen,  unverzüglich  zu  den  Exercitien  zusammenzukommen6).  Das 
wesentliche  war,  die  Regimenter  im  completten  Stande  beisammen  zu 
haben,  da  sie  allem  Anschein  nach  bald  ins  Feld  rücken  mussten. 
In  dieser  Hinsicht  ist  diese  Ordre  als  Rüstungsmaassnahme  aufzu- 
fassen6).   Daher  wurde  denn  auch  am  folgenden  Tage,  am  26.,  dem 

1)  Vgl.  unten  S.  XLIX.        2)  Vgl.  P.  C.  13,  297  (27.  August). 

3)  Naud6  (II,  121  ff.)  stellt  diese  neben  der  Vorsiebt  des  Königs  in  den 
Vordergrund.  Jedoch  erscheinen  mir  seine  Gombinationen,  dass  die  Regimenter 
mit  Hinsicht  auf  die  Commandeure,  auf  die  nahe  Lage  an  der  pommerschen  Grenze 
oder  weil  sie  keine  Cantons  hatten,  gewählt  seien,  keineswegs  als  einwurfsfrei; 
denn  dem  nicht  mehr  felddienstfähigen  General  Jeetz  wurde,  gleichwie  Borcke 
in  Magdeburg  (vgl.  Nr.  89),  noch  im  Laufe  des  Juli  das  Regiment  genommen. 
Für  die  Regimenter  ohne  Canton  glich  sich  der  Vortheil  der  schnelleren  Mobiii- 
sirung  dadurch  aus,  dass  die  übrigen  Regimenter  für  diese  die  Knechte  einziehen 
mussten  (vgl.  z.  B.  Nr.  123).  Delbrück  (Preuss.  Jahrbücher,  Bd.  79,  264  f.  und 
Bd.  84,  46  f.),  Lehmann  (G.  G.  A.  1896,  S.  831  f.)  und  ähnlich  von  Ruville  (Nord 
und  Süd  87,  52)  fassen  den  Garnisonwechsel  als  Provocation  der  Gegner  auf, 
Bernor  (Mitth.  aus  der  hist  Litteratur,  Bd.  23,  368)  als  Säbelgerassel,  das  sich 
aber  nur  gegen  Russland  gerichtet  habe.  Doch  lässt  sich  m.  £.  diese  Scheidung 
nicht  aufrecht  erhalten,  da  nach  Friedrichs  Ansicht,  wenn  Russland  losbrach, 
auch  Österreichs  Angriff  feststand,  Friedrich  also  mit  beiden  Gegnern  gemeinsam 
rechnete.        4)  Vgl.  oben  8.  XIII  f.        5)  Vgl.  Nr.  100. 

6)  Man  vergesse  nicht,  dass  der  König  regelmässig  ausser  der  Ordre  im 
Frühjahr,  in  der  er  die  Zeit  der  Exercitien  festsetzte,  noeh  eine  zweite  unmittel- 
bar vor  Beginn  derselben  an  die  Regimenter  erliess,  in  der  er  befahl,  zur  ange- 


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V.  Rüstungen  im  Juni  1756. 


XLV1I 


Minister  Schlabrendorff  die  Stärke  des  schlesischen  Corps,  genau  der 
aufgestellten  Heeresgliederung  entsprechend,  und  die  Gegend  des  künf- 
tigen Lagers  mitgetheilt,  mit  dem  Auftrage,  auf  21/?  Monate  Fourage 
für  die  Cavallerie  zusammenzubringen;  Mehl  und  Getreide  für  die 
Infanterie  sei  genugsam  vorhanden1). 

An  eben  dem  25.,  zugleich  mit  der  Exercirordre,  erging  der 
Befehl  an  die  Festungscommandanten,  die  Pallisaden  zu  setzen  und 
die  Kanonen  auf  die  Wälle  zu  führen.  Nachdem  schon  am  17.  Juni 
Treskow  angewiesen  war,  einen  Überschlag  für  die  Verpflegung  von 
Neisse  einzusenden,  erhielt  am  26.  Juni  Lattorff  für  Kosel  den  gleichen 
Befehl2). 

Im  übrigen  ergingen  noch  eine  Reihe  Ordres,  die  sich  auf  den 
Fall  des  Ausbruchs  der  Feindseligkeiten  bezogen,  für  die  Sicherung 
der  Oberamtsregierung  in  Oppeln,  der  Montirungskammern  der  Regi- 
menter, zumal  Oberschlesiens,  und  für  die  Einziehung  von  Cantonisten, 
ebenfalls  in  Oberschlesien3). 

Auch  hier  in  Schlesien  ist,  ebensowenig  wie  in  Ostpreussen,  von 
einer  Mobilmachung  noch  nicht  die  Rede.  Es  galt,  die  Truppen 
complett  beisammen  zu  haben,  um  sie,  sobald  es  nöthig,  desto 
schleuniger  in  völlige  Kriegsbereitschaft  setzen  zu  können:  es  war 
eine  Concentration,  ich  möchte  sagen,  ein  Alarmzustand.  In  beiden 
Provinzen  ward  die  Feldarmee  verstärkt,  in  Ostpreussen  durch  Ein- 
stellung von  Garnisonregimentern4),  in  Schlesien,  indem  Friedrich 
durch  Augmentation  der  Garnisonregimenter  Feldregimenter  verfügbar 
machte.  Beiderseitig  wurden  die  Festungen  armirt  und  endlich,  hier 
wie  dort,  für  den  Fall  des  thatsächlichen  Kriegesausbruchs  eine  Reihe 
von  vorbereitenden  Maassregeln  angeordnet. 

Im  ganzen  decken  sich  die  Rüstungen  in  Ostpreussen  und 
Schlesien*);  sehr  erklärlich  und  natürlich,  da  beides  Grenzlande  sind, 
die  in  erhöhtem  Grade  sicher  gestellt  werden  mussten. 


ordneten  Zeit  zusammenzukommen  und  mit  den  Exercitien  zu  beginnen.  Erstere 
Ordre  lasst  sich  als  Ankündigungs-,  die  zweite  als  Ausführungsbefehl  bezeichnen. 

1)  Vgl.  Nr.  107.  Schon  am  19.  Juni  war  Schlabrendorff  geschrieben  worden, 
dass  die  schlesischen  Magazine  »im  nächstkommenden  Herbst«  complett  sein 
sollten,  vgl.  Nr.  83.        2)  Für  die  Festungen  vgl.  oben  S.  XXII. 

3)  Vgl.  Nr.  82.  84.  119. 

4}  Auch  die  Ende  Juli  zum  September  angeordnete  Augmentation  (vgl.  oben 
S.  XIV)  sollte  nnr  der  Feldarmee  zngute  kommen,  vgl.  Nr.  163. 

5)  Anders  Naudö  II,  112  ff.  156  f.  Es  ist  dabei  zu  beachten,  dass  Schlesien 
keine  Landmiliz  hatte,  für  das  schlesische  Corps  Uberhaupt  keine  Verstärkung 
aus  anderen  Provinzen  vorgesehen,  Schwerin  zur  mündlichen  Rücksprache  und 
zum  Empfang  der  Instruction  bereits  nach  Potsdam  befohlen  war. 


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XLVIII 


Die  preussische  Rüstung. 


[Die  Rüstungen  in  den  übrigen  Provinzen.]  Noch  am 
19.  Juni  hafte  der  König,  nach  Beendigung  der  Revue  in  Pitzpuhl, 
die  Altmärker  und  Magdeburger  auseinandergehen  lassen,  noch  am 
1 9.  Urlaubs-  und  Werbepässe  ertheilt.  Danach  erst  setzen  die  Rüstungs- 
maassregein  in  entgegenliegender  Richtung  ein.  Am  21.  Juni  werden 
die  westfälischen  Regimenter  angewiesen,  »allmählig«  die  unsicheren 
Beurlaubten  wieder  einzuholen '),  am  23.  Juni  vorerst  die  nach  Karls- 
bad beurlaubten  Officiere  zurückberufen3).  Zugleich  ergeht  an  dem- 
selben Tage  an  die  Regimenter  der  mittleren  Provinzen  und  West- 
falens das  Verbot,  bis  auf  weitere  Ordre  auf  auswärtige  Werbung  zu 
schicken3).  Am  folgenden  Tage  (24.  Juni)  wird  die  Ordre  vom  21. 
an  die  Westfalen  wiederholt;  ausserdem  sollen  sie  die  weitest  ent- 
fernten Mannschaften  einziehen4).  Und  ebenfalls  am  24.  Juni  geht 
an  die  pommerschen  Regimenter  der  Befehl,  alle  auf  Werbung  und 
sonst  beurlaubten  Officiere  zurückkommen  zu  lassen5).  Erst  nach 
3  Tagen,  am  27.,  nachdem  am  26.  der  dem  Prinzen  Ferdinand  von 
Braunschweig  ertheilte  Urlaub  endgültig  zurückgezogen  war«),  wird 
der  Befehl  auf  die  übrigen  Provinzen  ausgedehnt7)  und  darauf  am 
28.  auch  den  Magdeburgern  und  Altmärkern »)  aufgetragen,  alle  über 
30  Meilen  Beurlaubten  einzuberufen9). 

Wir  sehen:  diese  Rüstung  erstreckte  sich  auf  Rückberufung  der 
beurlaubten  Officiere,  Einstellung  der  auswärtigen  Werbung,  und  bei 
den  Westfalen,  Altmärkern  und  Magdeburgern  auf  Einziehung  der  am 
weitesten  beurlaubten  Mannschaften.  Aber  im  Gegensatz  zu  den  ost- 
preussischen  Regimentern,  wo  der  Widerruf  mit  der  einen  Ordre  vom 
21.  Juni  ausgesprochen  wurde,  erfolgen  in  den  übrigen  Provinzen10) 
die  Anordnungen  ganz  allmählig  und  nach  und  nach.  Diese  Mass- 
nahmen stellen  thatsächlich  nichts  anderes  dar  »als.  das  Rückgängig- 
machen einiger  allzu  schnell  getroffener  Friedensmaassregeln* ,!). 


1)  Vgl.  Nr.  88.         2)  Vgl.  Nr.  91.         3)  Vgl.  Nr.  92. 
4)  Vgl.  Nr.  94.         5)  Vgl.  Nr.  93.         6)  Vgl.  Nr.  105. 
7)  Vgl.  Nr.  111. 

8]  Wenn  nicht  doch,  wie  es  nach  Winter  feldta  Brief  an  Eichel  vom  Anfang 
Juli  (Nr.  120)  fast  den  Anschein  hat,  diese  Maassnahme  auch  auf  die  Branden- 
burger und  zwar  in  grösserem  Maasaatab  ausgedehnt  wurde. 

9)  Vgl.  Nr.  114.  Am  7.  Juli  wird  dann  noch  auf  seine  Anfrage  Oberst 
Brunner  vom  Regiment  Prinz  Engen  von  Württemberg  angewiesen,  die  entfern* 
testen  Beurlaubten  einzuholen,  vgl.  Nr.  128. 

10}  Schlesien  bleibt  ausser  Betracht,  da  vor  den  Exercitien  grundsätzlich 
keine  Beurlaubungen  von  Officieren  stattfanden  und  die  Regimenter  demnächst 
sowieso  complett  zusammenkamen.         11)  Naude  II,  \AA. 


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V.  Rüstungen  im  Juni  1756. 


XLIX 


Dagegen  als  eigentliche  Rüstung  ist  anzusehen,  dass  der  König 
sofort  die  beschleunigte  Verdoppelung  des  Lange'schen  Garnison- 
regiments anordnete1),  dass  er  am  28.  Juni  die  vom  General  Massow 
vorgeschlagene  Zusammenziehung  der  Landregimentcr  in  Berlin,  Stettin 
und  Magdeburg  guthiess  und  die  zu  ihrer  Ausrüstung  nbtbige  Summe 
anwies1),  sowie  die  Complettirung  der  5  bei  dem  Garnisonwechsel 
betheiligteu  Regimenter,  die  zum  Hauptcorps  gehörten3),  und  das  Ab- 
stecken des  Hornburger  Lagers4).  Rüstung  war  es  ferner,  wenn  der 
König  den  Ankauf  der  für  die  Mobilisirung  der  Armee  nöthigen  Pferde 
im  Ausland  am  19.  und  20.,  resp.  26.  Juni  anordnete5),  wenn  er  die 
Bestimmungen  über  die  künftige  Formation  der  Grenadierbataillone 
traf*),  obwohl  sie  erst  im  August  dann  zusammenstiessen. 

Endlich  ist  noch  zu  bemerken,  dass  am  21.  Juni  die  Sperrung 
der  Kriegsgetreidemagazine  verfügt  wurde7),  eine  unter  den  obwalten- 
den Umständen  selbstverständliche  Maassregel. 


Oberblicken  wir  den  Verlauf  der  Rüstungen  seit  dem  19.  Juni, 
so  gewahren  wir  zwei  Culminationspunkte:  am  21.  und  am  25.  Juni. 
Beide  Mal  gehen  Berathungen  mit  Winterfeldt  voran,  der  am  19. 8) 
und  dann  wieder  seit  dem  23.  Juni9)  in  Potsdam  beim  König  weilte. 

Am  19.  wurde  die  Heeresgliederung  der  gesamten  Armee  fest- 
gesetzt, in  der  die  Grundrisse  für  den  weiteren  Verlauf  der  Rüstungen 
und  dann  der  Mobilisation  niedergelegt  sind.  Zwei  Promemoria  des 
Königs10),  wohl  die  weiteren  Ergebnisse  der  Conferenzen  mit  Winter- 
feldt, enthalten  die  Übersicht  Uber  die  Rüstungsordres,  die  sich  in  die 
bezeichneten  beiden  Zeitpunkte  zusammendrängen. 

Der  erste,  vom  21.  Juni,  begreift  fast  die  gesamte  ostpreussische 
Rüstung  in  sieb,  der  zweite,  vom  25.  Juni,  abgesehen  von  dem  branden- 
burgisch-pommerschen  Garnison  Wechsel,  fast  die  gesamte  scblesische 


1)  Vgl.  oben  S.  XIII  f.        2)  Vgl.  Nr.  109.        3)  Vgl.  oben  S.  XLIV. 

4)  Vgl.  oben  S.  XLVI.  Die  bezügliche  Ordre  des  Königs  liegt  nicht  mehr 
vor;  doch  wird  der  Befehl  schon  in  einem  Bericht  Finckensteins  vom  26.  Juni  er- 
wähnt, vgl.  P.  C.  12,  469. 

5)  Vgl.  oben  S.  XLII.  Auch  bei  diesen  Ordres  handelt  es  sich,  abgesehen 
von  dem  ostpreussischen  Reservecorps,  nur  um  die  Hauptarmee;  denn  für  Ost- 
preussen  erhielt  Lehwaldt  den  bezüglichen  Befehl  am  23.  Juni  (vgl.  Nr.  90),  und 
für  Schlesien  waren  die  Pferde  schon  in  Friedenszeiten  aufgeschrieben  (vgl.  dafür 
auch  Nr.  67)  und  brauchten  daher  nur  eingezogen  zu  werden. 

6)  Vgl.  Nr.  102.         7)  Vgl.  Nr.  87.         8)  Vgl.  Nr.  85. 

9)  Vgl.  S.  50,  Anm.  2  und  »Berlinische  Nachrichten«  1756,  Nr.  76. 
10)  Nr.  82  und  Nr.  98. 

Acten  cor  Vorgeschichte  des  7j&hrigen  Krieges.  d 


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L 


Die  preuBsische  Rüstung. 


Rüstung1).  Auch  ohne  alle  weiteren  Beweise  erhellt  daraus  die  That- 
sache,  dass  sich  der  König  zunächst  und  vor  allem  durch  die  öst- 
lichen Nachbarn,  durch  die  Hussen,  bedroht  erachtete. 

Beiden  Corps,  dem  in  Ostpreussen  und  dem  in  Schlesien,  waren 
aber  nur  rein  defensive  Aufgaben  zuertheilt;  wartete  der  König  wirk- 
lieb nur  auf  einen  Vorwand,  um  den  langgeplanten  Angriffs-  und 
Eroberungskrieg  zu  beginnen,  warum  beschränkte  er  sich  für  das 
Corps,  dem  er  die  alleinige  Offensive  vorbehielt2),  auf  die  ersten 
Anfänge  der  Rüstung? 

Und  weiter:  mit  dem  Augenblicke,  wo  die  erste,  noch  unverbürgte 
Nachricht  anlangte,  dass  die  Russen  den  Rückmarsch  angetreten  hätten, 
am  29.  Juni,  trat  in  den  preussischen  Rüstungen  sofort  ein  Still- 
stand ein. 


1)  Vgl.  dazu  die  Ordre  vom  gleichen  Tage  an  Fouqu6  (Nr.  103),  dem  der 
König  nicht  ohne  leisen  Vorwurf  die  allergrösste  Obacht  auf  Österreichs  Rüstungen 
ans  Herz  legt.  —  Ferner  sei  darauf  hingewiesen,  dass  Friedrich  jetzt  auch  seit 
dem  25.  auf  die  öffentliche  Meinung  einzuwirken  und  sie  gegen  Österreich  zu 
stimmen  sucht  (vgl.  Nr.  98).         2)  Vgl.  oben  8.  XLI  f. 


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VI 


Unterbrechung  und  Wiederaufnahme  der  preussischen 

Rüstungen. 

Seitdem  der  König  am  19.  Juni  die  ersten  Nachrichten  vom  An- 
marsch der  russischen  Trappen  erhalten,  hatte  er  sich  auf  den  An- 
griff der  Österreicher  noch  im  laufenden  Jahre  gefasst  gemacht.  Vor 
der  ganz  unerwarteten  Kunde,  dass  die  Russen  den  Rückmarsch  an- 
getreten hätten,  stand  Friedrich  nun  wie  vor  einem  Räthsel;  er  ver- 
mochte den  Zusammenhang  nicht  zu  durchschauen,  die  Gründe  nicht 
zu  erkennen,  welche  den  Rückzug  veranlasst  hatten.  Aher  je  mehr 
sich  die  Nachrichten  über  diesen  bestätigten,  desto  mehr  schöpfte  er 
Friedenshoffnungen.  So  konnte  denn  Winterfeldt  an  Eichel  in  den 
ersten  Julitagen  schreiben:  »Hier  fängt  es  nunmehro  wieder  an  ruhig 
zu  werden.«  Zugleich  berichtete  er  von  einigen  Beurlaubungen  bei 
seinem  Regimente1). 

Keine  einzige  neue  bedeutsame  Maassregel  wurde  mehr  angeord- 
net2): im  Gegentheil,  der  König  denkt  bereits  daran,  für  dieses  Jahr 
die  ostpreussischen  Regimenter  wieder  auseinandergehen  zu  lassen3), 
er  sistirt  einstweilen  den  Weitermarsch  des  Reservecorps  nach  Ost- 
preussen4)  und  vertagt  ferner  bis  auf  weiteres  die  noch  am  26.  Juni 
augeordnete  Zusammenbringung  von  Fourage  für  die  schlesische  Ca- 
vallerie8),  gleichwie  die  am  28.  gebilligte  Zusammenziehung  der  Land- 
regimenter, ausser  dem  Königsbergischen 6).  Nur  die  Arbeiten  an  den 
schlesischen  Festungen,  die  Vorbereitungen  für  die  Errichtung  der 
Augmentationen  dauern  fort;  eine  Reihe  der  im  Juni  anbefohlenen 


1)  Vgl.  Nr.  120. 

2)  Die  Anwerbung  einiger  Schiffer  als  Pontoniere  (vgl.  Nr.  116)  und  die  Ein- 
ziehung der  Weitestbeurlaubten  vom  Regiment  Prini  Eugen  von  Württemberg 
(vgl.  oben  S.  XLVIII  Anm.  9)  fallt  nicht  ins  Gewicht.      3)  Vgl.  Nr.  138  (12.  Juli). 

4)  Vgl.  Nr.117  (30.  Juni).      5)  Vgl.  Nr.126  (4. Juli).      6)  Vgl.  Nr.125  (3.Juli). 

d* 


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LIT 


Die  preussische  Rüstung. 


Maassnabnien  gelangt  zur  Ausführung,  wie  die  Berechnung  der  »Feld- 
etats«, der  Pferdekauf  im  Ausland;  der  Garnison  Wechsel  der  branden- 
burgisch-pommerschen  Truppen  beginnt  mit  dem  1.  Juli,  und  dieschlesi- 
schen  Regimenter  complettiren  sich,  um  mit  den  Exercitien  anzufangen. 

Doch  diese  auf  Frieden  gestimmte  Epoche  dauerte  nicht  lange. 
Hatte  sich  der  König  in  Hoffnungen  gewiegt,  als  Anfang  Juli  sich 
die  Nachricht  vom  Rückmarsch  der  Russen  bestätigte,  so  rechnete  er 
doch  bald  schon,  im  Gegensatz  zu  seiner  früheren  Überzeugung,  dass 
die  Österreicher  »alles  alleine  auf  ihre  Hörner  nehmen  wollen«1). 
Als  Zeichen  dafür  sollte  ihm  gelten,  wenn  sie  ihre  Cavallerie  aus 
Italien  heranziehen  und  die  ungarische  nach  Böhmen  und  Mähren 
marschiren  lassen  würden. 

Diese  von  ihm  als  Kriterium  für  die  Kriegsabsichten  des  wiener 
Hofes  angesehenen  Meldungen  von  der  Concentration  der  österreichi- 
schen Truppen2)  erhielt  Friedrich,  hauptsächlich  durch  den  Oberstleut- 
nant Pflug3),  um  die  Mitte  des  Juli.  Aber  noch  fehlte  ihm  der  volle 
Einblick  in  das  zwischen  den  Russen  und  Österreichern  bestehende  Ver- 
hältniss.  So  richtete  er  denn  am  1 8.  Juli  die  erste  Anfrage  nach  Wien, 
um  Österreich  zu  zwingen,  über  den  Zweck  seiner  Rüstungen  Farbe 
zu  bekennen;  zugleich  aber  sollte  ihm  die  Antwort  Uber  die  Bedeutung 
des  russischen  Rückmarsches  Klarheit  schaffen.  Schneller  als  er  er- 
wartete, binnen  3  Tagen,  und  gründlicher,  als  er  sie  von  Wien  er- 
halten konnte,  ward  ihm  von  anderer  Seite  die  verlangte  Aufklärung : 
die  am  21.  Juli  aus  dem  Haag  eingehenden  Depeschen  Swarts  be- 
lehrten ihn,  dass  der  Angriff  der  Gegner  nur  auf  das  Frühjahr  1757 
verschoben  war.  Daraufhin  entschied  sich  Friedrich,  selbst  anzu- 
greifen, um  jenen  zuvorzukommen. 

Indem  so  der  König  von  neuem  und  stärker  als  zuvor  mit  dem 
baldigen  Kriegsausbruch  rechnen  musste,  nahm  er  auch  die  Rüstungen 
wieder  auf,  an  dem  Punkte,  wo  sie  am  28.  Juni  unterbrochen  waren. 

Es  verstand  sich  von  selbst,  dass  diese  neuen  Rüstungen  sich  vor 
allem  auf  das  Corps  des  Königs  erstreckten,  die  eigentliche  Operations- 
armee. 

Diese  umfasste  die  Truppen  aus  den  sämtlichen  mittleren  Pro- 


1)  Vgl.  Nr.  132. 

2)  Vgl.  dafür  Naud6  II,  168—170.  189—193;  für  Friedrichs  Äusserungen  in 
der  Zeit  vom  1.  bis  15.  Juli  ebenda,  S.  160—163. 

3)  Vgl.  dafür  Nr.  135.  136.  —  Erwähnt  sei  bei  dieser  Gelegenheit,  dass 
Winterfeldt  in  einem  Berichte  vom  9.  Hai  1755  Pflog  dorn  Künig  als  einen  »capa- 
blen,  geschickten  Mann«  schildert,  »welchen  E.  M.  in  allen  Fällen  zuverlässig 
gebrauchen  können«.  (Berlin,  G.  St.  A.) 


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VI.  Unterbrechnng  und  Wiederaufnahme  der  preuBsiachen  Rüstungen.  LIII 


vinzen  —  abgerechnet  das  ostpreussische  Reservecorps,  —  3  west- 
fälische and  4  schlesische  Regimenter1).  Was  bereits  für  Ostpreussen 
nod  Schlesien  erfolgt  war,  musste  jetzt  für  die  grosse  Armee  nach- 
geholt, sie  musste  conoentrirt  werden2). 

Bereits  drei  von  den  pommerschen  Infanterieregimentern  und  das 
Cavallerieregiment  Markgraf  Friedrich  waren  aus  Anlass  des  Garnison- 
wechseis  in  completten  Stand  gesetzt  und  näher  herangezogen,  das 
andere  pommersche  Cavallerieregiment  Prinz  Eugen  von  Württemberg 
gleich  den  Westfalen  angewiesen  worden,  seine  entferntesten  Beur- 
laubten einzuholen3).  Lediglich  das  Musketierregiment  Fürst  Moritz 
hatte  zugleich  seine  Knechte  mitgenommen4);  nunmehr  am  16.  und 
17.  Juli*)  wurden  auch  die  beiden  anderen,  Jeetz  und  Blanckensee,  be- 
ordert, ihre  Knechte  einzuziehen6),  und  noch  2  Tage  später,  am  19., 
das  letzte  der  pommerschen  Infanterieregimenter,  Braunschweig-Bevern, 
und  ferner  das  magdeburgische  Regiment  Hülsen,  das  den  Westfalen 
seine  Quartiere  einräumen  musste,  verständigt,  alles  vorzubereiten, 
um  iu  6  Tagen  mobil  machen  zu  können7). 

Die  gleiche  Ordre  wie  an  Bevern  und  Hülsen  war  am  16.  an 
Wietersheim  ergangen8),  dessen  Cantons  fern  in  Oberschlesien  lagen. 

An  die  gleichfalls  weitab  stehenden  Westfalen  waren  schon  am 
21.  und  24.  Juni  die  Befehle  erlassen,  ihre  unsicheren  und  entfern- 
testen Urlauber  einzuziehen9).  Nunmehr  am  17.  Juli  erhielten  sie 
Marschbereitschafts-  und  zugleich  Marschordre  nach  dem  Halberstädti- 
schen10); jedoch  wurden  die  Equipagegelder  ihnen  noch  nicht  ange- 
wiesen. Das  war  im  ganzen  der  gleiche  Befehl,  wie  er  am  25.  Juni 
an  die  Regimenter  Fürst  Moritz,  Jeetz  und  Blanckensee  ergangen  war. 

Ausser  den  5  in  Mecklemburg  liegenden  Escadrons  von  Zieten 
waren  demnach  alle  von  ihren  Rendezvous  am  weitesten  entfernten 
Regimenter  der  grossen  Armee  avertirt,  wenn  nicht  schon  complett 
beisammen;  so  auch  die  Baireuther  Dragoner,  das  letzte  pommersche 
Cavallerieregiment,  und  die  4  für  das  Corps  des  Königs  bestimmten 


1)  Vgl.  oben  S.  XL  f. 

2)  Naudes  Angaben  Uber  diese  Julirüstungen  (II,  171)  sind  unvollständig. 

3)  Vgl.  oben  S.  XLVIII  Anm.  9.         4)  Vgl.  Nr.  123. 

5)  Erwähnt  sei,  dass  Friedrich  am  17.  Juli  das  Gerücht,  als  ob  er  nach 
Schlesien  kommen  werde,  geflissentlich  zu  verbreiten  befahl  und  zugleich  die 
Inspicirung  des  demonstrativen  Hornburger  Lagers  (vgl.  oben  8.  XLVI)  durch  den 
Prinzen  Ferdinand  von  Braunschweig  anordnete.   Vgl.  Nr.  140  und  S.  80  Anm.  3. 

6)  Vgl.  Nr.  138  und  S.  79  Anm.  2. 

7)  Die  (nicht  vorliegende)  Ordre  an  Bevern  ist  in  dem  Berichte  vom  22.  Juli 
(Nr.  145)  wiederholt;  für  Hülsen  vgl  S.  80  Anm.  2. 

8)  Vgl.  Nr.  137.         9)  Vgl.  oben  S.  XLVHI.         10)  Vgl.  Nr.  139. 


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LIV 


Die  preusaische  Rüstung. 


schlesischen  Regimenter  anlässlich  ihrer  Exercitien.  Einzelne,  wie 
die  3  pommerschen  Infanterieregimenter  waren,  andere,  wie  die  3  west- 
fälischen, wnrden  bereits  herangezogen. 

Während  der  König  so  in  den  Tagen  vom  16.  bis  19.  Juli  die 
Concentration  der  grossen  Armee  einleitete,  wurde  in  Schlesien  über- 
haupt keine  neue  Rüstung  vorgenommen,  und  in  Ostpreussen  gestattete 
sogar  Friedrich  Ende  Juli  auf  Lehwaldts  Anfrage  vom  23.  die  Be- 
urlaubung derjenigen  Übercompletten  und  Mannschaften,  die  er  in 
6  Tagen  wieder  einziehen  könne1). 

Die  Mobilmachung  der  gesamten  preussischen  Armee  war  allent- 
halben vorbereitet;  jedoch  ausser  dem  Corps  des  Erbprinzen  von  Darm- 
stadt (11  Bataillone  und  10  Escadrons)  war  und  wurde  im  Juli  kein 
einziger  weiterer  Truppentheil  voll  mobilisirt.  In  complettem  Stande 
waren  Ende  Juni  die  Ostpreussen  und  4  pommersch-brandenburgische 
Cavallerieregimenter  beisammen2),  im  Laufe  des  Juli  kamen  die  3 
pommerschen  und  die  3  westfälischen  Infanterieregimenter,  Prinz  von 
Preussen -Infanterie ,  das  pommersche  Cavallerieregiment  Markgraf 
Friedrich  und  die  Schlesier  hinzu. 

Ob  er  die  Mobilmachung  aller  seiner  Truppen  anordnen  wurde, 
hatte  der  König  noch  am  18.  Juli  von  der  Antwort  auf  sein  nach 
Wien  gesandtes  Anbringen  abhängig  gemacht.  Dieses  wurde  von  den 
Uber  den  Haag  einlaufenden  Depeschen  Swarts  überholt,  infolge  deren 
Friedrich  den  Krieg  bereits  als  unvermeidlich  ansah.  Er  sprach  zu 
Winterfeldt  am  25.  Juli  vom  Aufbruch  am  24.  August3).  Auf  die  offi- 
cielle  Erklärung  des  französischen  Gesandten  Valory  hin,  dass  Frank- 
reich dem  wiener  Hofe  die  im  Versailler  Vertrage  stipulirte  Hilfe 
leisten  müsse,  entschied  er  sich  am  26.  Juli  für  den  Fall,  dass  ihm 
eine  ablehnende  Antwort  aus  Wien  zu  Theil  würde,  zu  einer  zweiten 
Anfrage.  Er  beabsichtigte  damit,  der  aktiven  Theilnahme  Frank- 
reichs am  Kriege  für  das  laufende  Jahr  womöglich  vorzubeugen. 

Am  2.  August  lief  die  Antwort  Maria  Theresias  ein,  des  Inhalts, 
dass  die  allgemeine  bedenkliche  Lage  ihr  geboten  habe,  die  erforder- 
lichen Sicherheitsmaassregeln  zu  ergreifen,  die  jedoch  niemandem 
»zum  Schaden  gereichen«  sollten.  Noch  an  demselben  Tage  erging 
die  zweite  Anfrage  nach  Wien,  und  nunmehr,  ebenfalls  am  2.  August, 
begann  die  allgemeine  Mobilmachung. 

1)  Vgl.  Nr.  149.  Erwähnt  sei,  dass  Friedrich  am  30.  Juli  beide  Grenz- 
provinzen mit  Geldmitteln  für  den  ersten  Feldzug  ausstattete  (vgl.  Nr.  151)  und 
am  27.  die  Verdoppelung  der  beiden  ostpreussischen  Garnisoaregimenter  Sydow 
und  Manteuffel  zum  September  anbefahl  (vgl.  oben  S.  XIV). 

2)  Vgl.  oben  S.  XXXVI  Anm.  2.         3)  Vgl.  S.  86. 


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VII. 


Die  Mobilmachung  der  Armee  im  August  1756. 

Auf  6  Tage  hatte  der  König  die  Frist  für  die  Mobilisirung  aller 
Truppentheile  beschränkt;  mit  Ablauf  dieser  Zeit  sollte  die  völlige 
Kriegsbereitschaft  hergestellt  sein. 

Dazu  kam  nun  aber,  dass  die  Regimenter,  abgesehen  von 
Schlesien  und  Ostpreussen,  noch  weit  über  die  Provinzen  verstreut 
auseinander  standen.  Der  Aufbruch  der  grossen  Armee,  des  Corps 
des  Königs,  welches  hier  ausschliesslich  in  Betracht  kommt,  sollte 
über  die  Landesgrenze  in  mehreren  Colonnen  erfolgen.  Es  mussten 
also  vorher  die  Truppentheile,  welche  diese  Colonnen  formirten,  zu- 
sammengezogen und  daher  ausser  der  Frist  für  die  eigentliche 
Mobilisirung  noch  die  Zeit,  welche  der  Marsch  bis  zum  Rendezvous 
erforderte1),  hinzugerechnet  werden.  Es  sind  mithin  ausser  der 
eigentlichen  Mobilmachungs-  oder  Marschbereitschaftsördre  noch  die 
Marschordres,  welche  bis  zum  Rendezvous  reichten,  und  endlich  die 
Ordre  zum  Aufbruch  in  Feindesland  zu  berücksichtigen2). 

DemgemäS8  zerfiel  der  Mobilmachungsplan  in  2  Haupttheile:  ausser 
der  eigentlichen  Mobilisirung  enthielt  der  erste  die  Marschtableaus  bis 
zum  Rendezvous  (in  Marschtabelle  Nr.  I)  und  der  zweite  diejenigen 
von  dem  Rendezvous  bis  an  die  Grenze,  resp.  dem  Punkt  in  Feindes- 
land, wo  die  Colonnen  zusammenstiessen  und  sich  vereinigten  (in 
Marechtabelle  Nr.  II)'). 

Die  Mobilisirung  der  Truppen  und  ihre  Vereinigung  am  Rendez- 
vous, d.  h.  die  Concentration,  war  bereits,  wie  wir  sahen,  eingeleitet. 

1)  Z.  B.  für  die  Zieten'schen  Husaren  iu  Mecklenburg  11  Tage,  vgl.  S.  85. 

2)  Wo  die  Truppen  bereite  am  Platz  des  Rendezvous  standen,  fiel  natürlich 
die  Marechordre  weg;  bei  andren,  z.B.  dem  ostpreussiscben  Reservecorps  (25.  Juni), 
fiel  Mobilmachungs-  und  Marechordre  zum  Rendezvous  zusammen. 

3)  Für  die  obige  Auseinandersetzung  vgl.  das  sehr  lehrreiche  Schreiben 
Winterfeldts  an  Eichel  vom  26.  Juli  (Nr.  147). 


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LVI 


Die  preussische  RüBtung. 


Die  Mobilmachung  selbst  begann,  genau  an  dem  Punkte  ein- 
setzend, wo  die  Rüstungen  im  Juli  aufgehört  hatten,  bei  den  am 
weitesten  von  ihrem  Rendezvous  entfernten  Regimentern.  Also  erging 
die  Mobilmachungsordre  am  2.  und  6.  August  an  die  in  Hinter- 
pommern stehenden  Regimenter1),  am  6.,  zugleich  mit  der  Marsch- 
ordre,  an  die  in  Mecklenburg  stehenden  5  Escadrons  des  Zieten'scben 
Husarenregiments2).   Die  Westfalen  waren  bereits  im  Marsch3). 

Es  blieben  daher  von  diesen  am  weitesten  entfernten  Regimentern 
noch  die  4  scblesischen,  die  zum  Corps  des  Königs  stossen  sollten, 
in  Bewegung  zu  setzen.  Auch  sie  erhielten  am  6.  Mobilmachungs- 
und Marschordre,  nämlich  Brandes,  Rochow,  Puttkammer  und  Szekely; 
dazu  noch  Kursseil  und  Stech ow4).  Diese  Ordre  an  die  Schlesier 
lässt  sich  wohl  der  vom  25.  Juni  über  den  Garnisonwechsel  an  die 
Seite  stellen:  die  erstgenannten  4  Regimenter  wurden  nach  der  säch- 
sischen Grenze  zu  concentrirt;  das  Regiment  Stechow  ward  mobilisirt, 
da  es  die  Quartiere  von  Rochow  beziehen  sollte,  und  Kurssell  (in 
Glogau),  ähnlich  wie  Alt-Württemberg  und  Amstell  am  25.  Juni,  als 
Begleittruppe  für  den  Transport  des  Proviantfuhrwesens  und  der  in 
Glogau  befindlichen  Pontons,  die  zum  Heer  des  Königs  nach  Sachsen 
mitgeführt  werden  sollten.  Friedrich  barg  diese  Bewegung  unter  dem 
Vorwand  einer  vielleicht  nöthig  werdenden  Grenzsperrung. 

Erst  am  12.  August  folgte  die  Mobilmachungsordre  an  die  Übrigen 
schlesischen  Regimenter*). 

Nunmehr  nahm  auch  die  Mobilmachung  der  übrigen  Regimenter 
der  Hauptarmee6)  einen  grösseren  Umfang  an.  Zuerst  folgte  die 
Hallische  Colonne  unter  dem  Prinzen  Ferdinand  von  Braunschweig, 
die  fast  ganz  aus  den  Magdeburgern,  Altmärkern  und  Westfalen  be- 
stand; dann  die  Colonne  des  Generals  Meyerinck  (Berliner  und  neu- 
märkische Regimenter),  die  durch  die  Lausitz  vorrücken  sollte7). 

Am  14.  August  wurde  für  die  eben  genannten  Colonnen  der  Marsch 
zum  Rendezvous  noch  um  2  Tage  verschoben8),  da  sich  durch  die 
Schuld  Klinggrätfens,  des  preussischen  Gesandten  in  Wien,  die  Ant- 
wort  der  Österreicher  auf  die  zweite  Anfrage  verzögerte. 

Am  18.  begann  die  Mobilmachung  in  der  Churmark9);  am  19.  er- 


1)  Vgl.  Nr.  154.  156.         2)  Vgl.  Nr.  162. 

3)  Am  11.  August  Hess  ihnen  der  König  die  Equipagegelder  zahlen,  vgl. 
Nr.  164.         4)  Vgl.  Nr.  157—159.         5)  Vgl.  Nr.  166. 

6)  Ausser  an  die  bereits  genannten  Truppentheile  war  der  Mobilmachungs- 
befehl am  6.  August  noch  an  5  Cavallerieregimenter  ergangen,  vgl.  Nr.  160.  161. 

7)  Vgl.  Nr.  168.  169.         8)  Vgl.  Nr.  171—173. 
9)  Vgl.  Nr.  179.  180. 


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VII.  Die  Mobilmachung  der  Armee  im  August  1756.  LYII 

gingen  die  Mobilmachungsordres  für  die  Potsdamer»),  am  20.  die 
letzten,  für  die  Berliner  Garnison  2). 

Am  25.  August*)  sollte  der  Aufbruch  von  den  Rendezvous  an 
der  Grenze  geschehen;  er  wurde,  infolge  der  Verzögerung  der  Ver- 
handlungen in  Wien,  am  14.  um  2  Tage  verschoben. 

Schon  war,  nach  Eichels  Ausdruck «),  die  Maschine  stark  in  Be- 
wegung gesetzt,  die  Truppen  concentrirten  sich  enger  und  enger  um 
ihre  Rendezvous.  Weil  sich  aber  das  Eintreffen  der  wiener  Antwort 
Uber  Erwarten  hinauszog,  verschob  der  König  am  24.  den  Weiter- 
marsch seiner  Truppen  nach  ihren  Rendezvous  zunächst  um  einen 
Tag5),  befahl  dann  am  25.,  bis  auf  weitere  Ordre  Halt  zu  machen«), 
da,  wie  Eichel  an  Winterfeldt  schrieb7),  »des  Königs  Majestät  nicht 
eher  brechen  können  noch  wollen,  bis  Sie  die  Antwort  aus  Wien 
gesehen  und  erhalten  haben«.  Noch  am  25.  lief  diese  ein,  und  am 
26.  erging  darauf  der  Befehl  zum  Aufbruch  an  die  Regimenter»). 

1)  Vgl.  Nr.  181.        2)  Vgl.  Nr.  182. 

3)  Nach  Winterfeldts  Angabe  vom  12.  August  (Nr.  168),  vgl.  auch  P.  C.  13, 
166;  ursprünglich  war  vom  24.  die  Rede  gewesen,  vgl.  oben  S.  LIV. 

4)  P.  C.  13,  264  (23.  August).         5)  Vgl.  Nr.  185  und  S.  108  Anm.  2. 
6)  Vgl.  Nr.  188.         7)  Vgl.  Nr.  186  (24.  August). 

8)  Vgl.  Nr.  189. 


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VIII. 


Rückblick. 

Die  Rüstungen  des  Königs  vom  19.  Juni  bis  zur  letzten  ftlobil- 
machnngsordre  vom  20.  August  1756  sind  von  einem  durchaus  ein- 
heitlichen Gesichtspunkt  getragen,  der  in  der  am  19.  Juni  aufgestellten 
Heeresgliederung  zum  Ausdruck  gelangt.  So,  wie  dort  die  Verthei- 
lung  der  Truppen  geplant  ist,  so  ist  sie  auch  durchgeführt,  der  ge- 
samten Mobilmachung  zu  Grunde  gelegt  worden. 

Die  Mobilmachung  im  eigentlichen  Sinne  beginnt  erst  im  August; 
was  bis  dahin  geschieht,  bereitet  sie  vor  und  leitet  sie  ein,  mit  zwei- 
maliger Unterbrechung. 

Die  erste  Phase  bilden  die  Junirtistungen.  Nachdem  am  19.  Juni 
die  Heeresgliederung  für  den  Ausmarsch  festgestellt  war,  werden  die 
Rüstungen  in  Ostpreussen  fast  sämtlich  schon  am  21.  Juni,  und  eben- 
falls fast  sämtlich  am  25.  Juni  die  Rüstungen  in  Schlesien  angeordnet: 
die  Grenzlande  werden  in  den  Stand  gesetzt,  einen  Angriff  seitens 
der  Gegner  abzuwehren.  Für  die  Hauptarmee  aber,  die  allein  von 
den  3  Corps  für  eine  offensive  Aufgabe  in  Betracht  kommt,  wird 
lediglich,  und  überdies  in  verschiedenen  Staffeln,  der  Beginn  der 
Complettirung  anbefohlen. 

Vom  29.  Juni  bis  16.  Juli  tritt  Stillstand  ein,  und  einige  Ordres 
werden  sogar  sistirt;  erst  vom  16.  bis  19.  Juli  fährt  der  König 
wiederum  zu  rüsten  fort:  die  Concentrirung  der  grossen  Armee  wird 
eingeleitet.  Jedoch  bleiben  die  Maassnahmcn  bei  derselben  auch  jetzt 
noch  weit  hinter  dem  zurück,  was  in  den  beiden  Grenzlanden  bereits 
geschehen  war. 

Bis  dahin  war  lediglich  das  nach  Ostpreussen  bestimmte  Reserve- 
corps mobil  gemacht.  Erst  seit  dem  2.  August,  also  nach  einer  neuen 
Pause  von  fast  14  Tagen,  beginnt  der  König  allmählig,  seine  grosse 
Armee,  nach  Maassgabe  der  grösseren  oder  geringeren  Entfernung  der 
Garnisonsorte  von  den  Rendezvous,  zu  mobilisiren,  und  führt  ihre 


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.  VUL  Rückblick. 


LIX 


Concentration  durch.  Die  Mobilmach  ungsordre  für  das  ßchlesischc 
Corps  erfolgt  fttr  alle  Regimenter  auf  einmal  (12.  Angust);  für  die 
Ostpreussen  blieb  sie  bis  zum  Februar  1757  ausgesetzt1). 

Welch  anderes  Bild  bieten  dagegen  die  Rüstungen  von  1749:  an 
einem  Tage,  am  6.  März,  ergehen  die  Ordres  znr  Complettirnng  der 
gesamten  Armee,  mit  Ausnahme  der  Westfalen3),  deren  Zusammen- 
ziehung am  7.  befohlen  und  deren  Garnisonwechsel,  zum  Zweck  der 
Concentrirung,  dann  am  10.  und  11.  März  angeordnet  wird3). 

Als  Friedrich  im  Juni  1756  zu  rüsten  begann,  waren  einzelne 
seiner  Generale  überrascht,  sie  erscheinen  zurückhaltend.  Schwerin 
schreibt  ihm  am  1.  Juli:  »Les  manceuvres  de  vos  troupes,  Sire,  an- 
noncefnt]  quelque  expddition  de  guerre«4),  und  Treskow  am  21.  Juni, 
mit  Bezugnahme  auf  die  schleaischen  Rttstnngsordres  Tom  25.,  an  den 
Minister  Schlabrendorff :  »Hier  sieht  es  so  aus,  als  wenn  wir  uns 
ganz  gewisse  mit  nächstem  in  starkem  Kriege  vermutheten5).« 

Anders  3  Wochen  später.  Schon  sind  alle  die  Nachrichten  von 
der  Concentrirung  der  österreichischen  Truppen  eingelaufen,  die  erste 
Anfrage  ist  daraufhin  nach  Wien  entsandt.  Nunmehr  sind  die  Gene- 
rale die  drängenden.  Winterfeldt  klagt  Eichel  am  18.  Juli:  nichts 
könne  helfen  als  präveniren;  »wann  wir  warten  wollen,  bis  alle  kleine 
Fürsten  im  Reich  uns  in  ihrem  Conseil  die  Justice  thun,  dass  wir 
nicht  Agresseurs  gewesen,  so  kommen  wir  zu  spät  nnd  seind  ver- 
loren6)«. Am  10.  August  schreibt  Schwerin  an  den  König,  »wie  es 
eine  wahre  Ohnmöglichkeit  sei,  in  Zeit  von  6  Tagen  die  erforderliche 
Artilleriepferde  und  dazu  gehörige  Knechte  zusammenzubringen  und 
die  Armee  in  marschfertigem  Stande  zn  setzen,  sondern  dazu  wenig- 
stens 14  bis  16  Tage  gebrauche,  um  so  mehr  als  die  gemachte 
Werbung7)  in  Oberschlesien  die  Lente  sehr  flüchtig  gemacht«;  der 
König  möchte  daher  wenigstens  den  Regimentern,  die  ihre  Cantons 
in  Oberschlesien  hätten,  sofort  ihre  Pferde  und  Knechte  einzuziehen 
befehlen8).  Und  auch  nach  erfolgtem  Aufbrnch  nach  Sachsen,  am 
31.  August,  kann  er  sich  nicht  enthalten,  dem  König,  der  nochmals 
eine  österreichische  Antwort  auf  die  dritte,  am  26.  August  nach  Wien 

1)  Vgl.  Nr.  208.        2)  3  Infanterieregimenter  und  2  Bataillone. 

3)  Vgl.  Nr.  11 — 13.  Man  beachte  auch  den  Hinweis  Kosers  (»König  Fried- 
rieh der  Grosse«  2,  14)  auf  den  yom  König  lang  vorbereiteten  Beginn  des  Krieges 
im  Jahre  1744,  den  wirklich  prämeditirten  Kampf:  damals  waren  sämtliche  Exer- 
citien  von  vornherein  in  den  Jnli  verlegt,  sodass  der  vorherbestimmte  Zeitpunkt 
des  Losbruchs  alle  Beurlaubten  bei  der  Fahne  fand.        4)  Berlin,  0.  St  A. 

5)  Breslau,  Staatsarchiv.        6)  Vgl.  Nr.  144. 

7)  Fttr  die  Augmentation  der  schlesischen  Garnisonregimenter,  vgl.  S.  XIII  f. 

8)  Berlin,  G.  St  A. 


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LX  Die  preueaische  Rüstung. 

gesandte  Anfrage  abwartete,  vorzustellen,  dass  durch  längeres  Zögern 
mancherlei  Vortheile  verloren  gingen:  »Ces  premieres  avances  au 
commencement  d'une  guerre  me  paraissent  de  consequence,  que  Votre 
Majeste  connait  mieux  que  personne1).«  Der  Herzog  von  Bevern  end- 
lich schreibt  aus  Werneuchen  am  26.  August  an  Winterfeldt:  »Ich  bin 
gleichst  Ew.  Excellenz  versichert,  dass  der  Courier  aus  Wien  nichts 
satisfaisantes  bringen  wird2);  dannenhero:  frische  Fische,  gute  Fische! 
und  nur  bald  darauf!«3) 

Warum  hat  der  König  bis  zuletzt  so  stark  gezögert?  Doch  nicht, 
weil  das  preussische  Heer  sich  in  so  schlagfertigem  Zustande  be- 
funden habe,  daas  es  nur  kurzer  Frist  bedurfte,  um  es  in  völlige 
Kriegsbereitschaft  zu  setzen;  denn  wir  hörten  soeben,  dass  Schwerin 
mehr  als  das  doppelte  der  vom  König  bestimmten  Zeit  forderte,  und 
der  Vergleich  mit  1744  und  1749  spricht  vollends  gegen  eine  solche 
Annahme.  Auch  nicht,  weil  Friedrich  seinen  Feldzugsplan  für  das 
Jahr  1756  so  eng  begrenzte,  dass  er  die  Mobilmachung  hätte  heraus- 
schieben dürfen4). 

Die  Gründe  für  diese  allmählige,  stufenweise  erfolgende  Rüstung 
und  Mobilmachung,  für  ihre  zweimalige  Unterbrechung  haben  wir 
vielmehr  in  den  von  aussen  an  den  König  herantretenden  Impulsen, 
in  den  ihm  zugehenden  Nachrichten  zu  sehen,  von  denen  er  mit  gänz- 
lichem Verzicht  auf  eigene  Initiative  sich  leiten  lässt5).  Zum  ersten 
Male  unterbricht  der  König  am  29.  Juni,  nach  zehntägiger  Rüstung, 
seine  Kriegsvorbereitungen  auf  die  Meldung,  dass  die  Russen  zurück- 
marschiren.  Er  wartet  nunmehr  ab,  ob  diese  Nachricht  sich  bestätigt, 
und  sodann,  ob  Osterreich  den  Krieg  auch  ohne  Russlands  Bundes- 
genossenschaft wagen  will.  Als  seit  Mitte  Juli  ihm  Nachrichten  von 
der  Fortdauer  der  österreichischen  Rüstungen  und  von  der  Con- 
centrirung  der  österreichischen  Truppen  in  Böhmen  und  Mähren  zu- 
gehen, setzt  er  seinerseits  die  Rüstungen  fort,  an  der  Stelle,  wo  er 
sie  am  28.  Juni  abgebrochen  hat  (16.— 19.  Juli),  beschliesst  indess 
darauf,  vorerst  die  Antwort  auf  seine  am  18.  Juli  ergangene  erste 
Interpellation  des  wiener  Hofes  abzuwarten.  Bereits  am  21.  über- 
zeugt er  sich,  auf  Swarts  Depeschen  hin,  von  der  Unvermeidlich keit, 
den  Gegnern  mit  einem  Angriff  zuvorzukommen,  aber  doch  erst  am 
2.  August,  als  er  eine  unbefriedigende  Antwort  aus  Wien  erhalten 


1)  Vgl.  Nr.  190. 

2)  Gemeint  ist  die  österreichische  Antwort  auf  die  zweite  Anfrage  des 
Königs.         3)  Berlin,  G.  St  A.         4)  Vgl.  dazu  oben  S.  XLI  f. 

5)  Vgl.  auch  Mareks,  >  Friedrich  der  Grosse  und  der  Ausbruch  des  sieben- 
jährigen Krieges«,  Allgemeine  Zeitung  1896,  Nr.  92—94  (Sonderabdruck  S.  18). 


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VIII.  Rückblick. 


T.XI 


bat  und  seine  zweite  Anfrage  nach  dorthin  richtet,  setzt  er  seine 
militärischen  Maassnah men  fort  und  beginnt  nunmehr,  seine  grosse 
Armee  mobil  zu  machen.  Auf  kurze  Frist,  um  2  Tage,  verschiebt  er 
am  14.  die  Mobilmachung,  als  Klinggräffen  durch  seine  Rückfrage 
beim  König  die  österreichische  Antwort  verzögert  hat.  Und  wieder 
die  Verzögerung  der  Antwort  ist  es,  die  ihn  am  24.  bestimmt,  noch- 
mals die  Concentration  um  einen  Tag  aufzuschieben,  und  ihn  am  25. 
auf  der  ganzen  Linie  Halt  gebieten  lässt. 

Von  der  Antwort  macht  er  es  abhängig,  ob  die  Regimenter  die 
Ordre  zur  Umkehr  oder  zur  Überschreitung  der  Grenze  erhalten 
sollen1).  Und  selbst  als  er  die  Ordre  zum  Aufbruch  ertheilt,  ist 
der  Krieg  mit  nichten  für  ihn  entschieden.  Er  entschließet  sich,  durch 
einen  »letzten  Schimmer  von  Hoffnung«  auf  einen  friedlichen  Aus- 
gleich bewogen2),  zur  dritten  Anfrage  und  macht  damit  nochmals 
Maria  Theresia  zur  Schiedsrichterin  Uber  Krieg  und  Frieden. 

Die  offenen  Feindseligkeiten  beginnen,  aber  auch  jetzt  werden 
die  Ausgleichsversuche  von  preussisoher  Seite  noch  fortgesetzt3).  Vor 
der  Schlacht  bei  Lobositz  begegnen  wir  bei  dem  König  dem  Ge- 
•danken,  dass  Frankreich  während  des  Winters  den  Frieden  vermitteln 
könnte.  Nach  der  Schlacht  trägt  er  Holland  direct  die  Vermittlung 
an.  Mit  Beginn  des  letzten  Decemberdrittels  bahnen  sich  darauf  so- 
gar Verhandlungen  mit  dem  Versailler  Hofe  an,  in  deren  Verlauf  er 
selbst  die  Initiative  ergreift.  Sie  enden  ergebnisslos,  und  schon  bald 
nach  Beginn  des  neuen  Jahres  muss  der  König  erkennen,  dass  an 
die  französische  Friedensvermittlung  nicht  länger  zu  denken  ist. 

Erinnern  wir  uns  der  dem  Krieg  vorangehenden  Jahre:  die 
schlesischen  Festungsbauten  waren  dem  Abschluss  nicht  mehr  allzu 
fern,  doch  des  Jahres  1756  benöthigte  der  König  noch,  um  wichtige 
Aufgaben  zum  Ende  zu  bringen.  Auch  die  geplante  Heeresaugmen- 
tation war  noch  keineswegs  völlig  durchgeführt.  Die  drohenden  An- 
zeichen für  einen  Krieg  bestimmten  ihn  im  Juni  1756,  sie  zu  be- 
schleunigen und  schon  damals  Vermehrungen  vorzunehmen,  die  erst 
für  spätere  Zeit  beabsichtigt  waren.  Seit  dem  letzten  Decemberdrittel 
erfolgten  weitere  Neuerrichtungen  und  dazu  Erhöhungen  des  Fusses 
der  Regimenter,  sodass  der  König  mit  den  Sachsen  die  Armee  auf 


1)  Vgl.  Nr.  186. 

2)  Über  die  Beweggründe  im  einzelnen,  die  Nachricht  von  dem  neu  steigen- 
den Einfluss  Englands  in  Russland  und  einer  günstigeren  Stimmung  der  öster- 
reichischen Kaiserin,  vgl.  meine  Arbeit  »Kriegführung  nnd  Politik«  etc.,  S.  9  ff. 

3)  Für  das  folgende  vgl.  meine  Arbeit  »Kriegführung  und  Politik«  etc., 
8.  51—56.  61—66.  70—79. 


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LXII 


Die  preuBsische  RüBtung. 


mehr  als  200000  Mann  brachte.  Diesen  ausserordentlichen  An- 
strengungen, die  er  bei  seinem  Heere  machte,  entsprachen  diejenigen 
im  Finanzwesen.  Zu  gleicher  Zeit,  wo  er  an  die  letzte  Heeres- 
vermehrung ging,  entschloss  er  sich  (Mitte  Januar  1757)  zu  einer 
Anleihe  in  Höhe  von  5  Millionen  Thalern  bei  der  churmärkischen 
Landschaft. 

An  den  Finanzen  und  am  Heer  gewinnt  Friedrich  in  dem  Poli- 
tischen Testament  von  1752  den  Maassstab  für  das  Ziel,  »das  zu  er- 
reichen man  sich  vornehmen  muss,  um  die  Macht  des  Staates  zu 
consolidiren« .  Wenige  Monate  später  schreibt  er  seinem  Bruder,  dem 
Thronfolger1),  im  Hinblick  auf  einen  künftigen  Krieg:  »Ohne  der 
Vernunft  und  des  Vorausblickes  bar  zu  sein,  kann  man  nicht  genug 
auf  seiner  Hut  sein  und  nicht  genug  die  für  den  Widerstand  gegen  die 
grosse  Zahl  unserer  Feinde  erforderlichen  Maassnahmen  consolidiren.« 

Nicht  180000  Mann,  wie  er  es  im  Politischen  Testament  als  er- 
strebenswerth  begehrt,  hat  er  bei  Beginn  des  Krieges  von  1756  unter 
den  Waffen,  und  nicht  20  Millionen  im  Schatz:  er  verfügte,  wie  wir 
gesehen  haben,  nur  über  154000  Mann2)  und  13Vs  Millionen.  So 
handelt  denn  auch  seine  Correspondenz  mit  dem  Prinzen  von  Preussen 
aus  dem  Februar  1756,  die  sich  mit  dem  Abschluss  und  der  Bedeu- 
tung der  Westminsterconvention  und  mit  der  Möglichkeit  eines  künf- 
tigen Krieges  beschäftigt,  von  der  Nothwendigkeit  weiterer  Kräftigung 
des  Staates.  Völlige  Übereinstimmung  herrscht  zwischen  den  Brüdern, 
sowohl  in  der  Auffassung  der  politischen  Lage,  dass  durch  die  West- 
minsterconvention der  Friede  gesichert  sei,  als  auch  in  der  Erkennt- 
niss  von  der  Nothwendigkeit,  noch  eine  Frist  für  weitere  Arbeiten  zu 
gewinnen.  Am  12.  Februar  spricht  der  König  von  dem  voraussicht- 
lichen Gewinn  des  Jahres  1757,  »dessen  ich  sehr  bedarf,  um  unum- 
gänglich nothwendige  Maassnahmen  zu  vollenden,  ohne  die  der  Staat 
allzu  sehr  gefährdet  wäre,  und  dann  wird  man  sehen  müssen,  ob  die 
Oonjuncturen  sich  günstig  oder  zuwider  gestalten  werden,  denn  sie 
sind  es,  die  uns  führen«.  Der  Prinz  antwortet  ihm  am  15.  ganz  zu- 
stimmend: »Die  Erhaltung  des  Friedens  wird  Ihre  Maassnahmen  con- 
solidiren und  Sie  zweifellos  in  den  Stand  setzen,  den  Krieg  besser 
auszuhalten,  wenn  die  Lage  es  erfordert,  ihn  zu  beginnen,  oder  Ihre 
Feinde,  von  Uberhebung  getrieben,  Sie  angreifen.«  Und  ähnlich,  wie 
am  12.,  schlägt  Friedrich  acht  Tage  später  bereits  den  Gewinn  des 
laufenden  Jahres  für  so  hoch  an,  was  man  freilich  nicht  ziffer- 


1)  Am  23.  Februar  1753,  vgl.  P.  C.  9,  350. 

2}  Einschliesslich  der  Augmentationen  im  August  und  September. 


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VIII.  Rückblick. 


LXIII 


massig  nachrechnen  darf,  wie  den  aller  fünf  vorangegangenen  zu- 
sammen1). 

In  vollem  Einklang,  so  sehen  wir,  stehen  diese  Äusserungen  des 
Königs  mit  seinen  folgenden  Handinngen.  Sein  Verhalten  aber  wird 
um  so  verständlicher,  wenn  man  bedenkt,  dass  er  1756  noch  keines- 
wegs fertig  dastand,  dass  er  ferner,  wie  erwähnt2),  nur  mit  England 
verbündet  war,  an  dessen  Seite  er  seiner  Auffassung  nach  niemals 
auf  Eroberungen  rechnen  konnte. 

Im  November  1755  hat  Friedrich  das  Bekenntniss  abgelegt:  er 
glaube,  dass  ein  vernünftiger  Mensch,  der  sich  trotz  aller  Leiden- 
schaft seinen  ruhigen  Blick  bewahre,  niemals  einen  Krieg  beginnen 
würde,  in  welchem  er  von  Anfang  an  sich  in  der  Defensive  halten 
müsse;  es  sei  wohl  ein  schönes  Ding,  grosse  Empfindungen  zur  Schau 
zu  tragen,  aber  jeder  Krieg,  der  nicht  zu  Eroberungen  führe,  schwäche 
den  Sieger  und  entkräfte  den  Staat.  »II  ne  faut  donc  jamais  en  venir 
ä  des  hostilites,  ä  moins  que  d'avoir  les  plus  belies  apparences  ä 
faire  des  conquStes,  ce  qui  d  abord  ddtermine  P6tat  de  la  guerre  et 
la  rend  offensive.«3)  Wie  sich  von  selbst  versteht,  nimmt  er  einen 
aufgenöthigten  Defensivkrieg,  in  welchem  der  scheinbare  Angreifer 
nicht  auch  der  wirkliche  ist,  dabei  stillschweigend  aus.  Andererseits 
ist  ebenso  klar,  dass  er  auch  in  einem  Verteidigungskrieg,  wenn  das 
Glück  gut  ist,  Erwerbungen  zu  machen  entschlossen  ist. 

In  dem  Briefwechsel  des  Jahres  1756  berührt  in  demselben  Sinne 
auch  der  Thronfolger  einmal  andeutungsweise  die  Aussicht  auf  einen 
derartigen  Gewinn;  sein  Schreiben  vom  I.Juli  schliesst,  er  wolle  den 
König  nicht  weiter  von  seiner  ernsten  Thätigkeit  abhalten,  »dont  le 
but  tend  ä  la  conservation,  ä  la  sürete*  et  peut-etre  ä  l'agran- 
dissement  de  l'Etat«4).  Der  König  geht  auf  den  hingeworfenen 
Gedanken  nicht  ein,  wie  denn  die  erste  Voraussetzung  zu  einer  Ver- 
größerung noch  ganz  und  gar  nicht  feststand:  die  Frage,  ob  es  zu 
einem  Kriege  kam.  Er  antwortet,  er  wisse  nicht,  ob  seine  Maass- 
nahmen  verlorene  Mühe  sein  oder  praktische  Bedeutung  annehmen 
würden;  jedenfalls  befinde  er  sich  nunmehr  in  einer  vor  jedem  feind- 
lichen Überfall  sicheren  Lage  und  könne  in  14  Tagen  nötigenfalls 
losschlagen»).  Die  Alternative,  vor  der  er  stand,  und  die  er  an  sich 
herantreten  Hess,  war  damit  scharf  bezeichnet:  nur  für  ihren  zweiten 
Fall  kam  die  von  dem  Thronfolger  erwähnte  Möglichkeit  in  Frage. 


1)  Vgl.  P.  C.  12,  105.  125,  sowie  unten  Nr.  53.  Vgl.  auch  Naude  II,  47—51. 

2)  Vgl.  oben  S.  XXXIII.        3)  Vgl.  (Euvrea,  Bd.  28,  124. 
4)  Vgl.  Nr.  121.         5)  Vgl.  P.  C.  13,  6. 


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LXIV 


Die  prenssische  Rüstung.  Rückblick. 


Mit  voller  Klarheit  spiegelt  sich  dasselbe  Sachverhaltes  in  der 
dem  Feldmarschall  Lehwaldt  ertheilten  Instruction  vom  23.  Juni  1756  ^ 
wieder.  Der  König  hielt  es,  wie  wir  dort  sehen,  nicht  für  unmög- 
lich, »unter  dem  Eindruck  einer  grossen  Niederlage  zugleich  der 
russischen  und  österreichischen  Waffen  das  preussische  Staatsgebiet 
mit  Russlands  Zustimmung  auf  Kosten  der  Republik  Polen  zu  ver- 
größern«. Aber  trotz  der  Gewinnchancen,  die  ein  Sieg  Uber  die 
Russen  ihm  bringen  konnte,  hat  er  »bis  zum  letzten  Augenblicke  alles 
daran  gesetzt,  sie  von  ihren  ihm  nur  zu  gut  bekannten  Angriffsabsich- 
ten  zurückzubringen«2).  Er  hat  ferner  >in  sehr  bezeichnenderweise 
für  den  Fall,  dass  nur  die  Russen,  aber  noch  nicht  die  Österreicher 
geschlagen  sein  würden,  seinen  General  bestimmt  angewiesen,  den 
Geschlagenen  ,pur  und  platt'  einen  Frieden  unter  einfacher  Verpflich- 
tung zur  Neutralität  anzubieten  —  so  ganz  war  ihm  die  Gebiets- 
erweiterung etwas  Nebensächliches,  das  im  Siege  je  nach  den  Um- 
ständen mitgenommen  oder  entbehrt  werden  mochte,  nicht  aber 
Beweggrund  und  Zweck  des  Krieges«3). 

Nach  allem  fassen  wir  unser  Schlussurtheil  mit  Ranke4)  dahin 
zusammen:  »Man  darf  dem  König  Friedrich  den  Entschluss,  auf 
weitere  Erwerbungen  Verzicht  zu  leisten,  nicht  zuschreiben;  aber  die 
ruhige  Erwägung  der  Umstände  und  des  Möglichen,  die  ihn  vor 
anderen  unternehmenden  Kriegführern  auszeichnet,  hielt  ihn  damals 
von  allen  weitausgreifenden  Absichten  zurück.« 


1)  Vgl.  P.  C.  12,  455-457. 

2)  Vgl.  meine  Arbeit  »Kriegführung  und  Politik«  etc.,  S.  12  f.  51  f. 

3)  Vgl.  Koser,  »König  Friedrich  der  Grosse«,  2,  56. 

4)  Sämtliche  Werke,  Bd.  30,  117. 


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Zweiter  Theil: 

Die 

Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen 

in  den  Jahren  1755  und  1756. 

Von 

6.  Kfintzel. 


AcUü  tur  Vorgeschichte  de*  Tjfchrigeu  Kriege». 


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Nur  einem  augenblicklichen  Ruhebedürfniss  entsprungen,  hatte 
der  Aachener  Friede  eine  Klärung  der  Weltlage  nicht  herbeigeführt 
Drei  Fragen  hätte  er  zu  lösen  gehabt:  die  coloniale,  ob  in  Amerika, 
und  damit  zugleich  auf  dem  Meere,  Frankreich  oder  England  die 
Hegemonie  ausüben  solle;  die  schlesische,  die  Bestätigung  der  kühn 
zugreifenden  Politik  und  der  neu  errungenen  Grossmachtsstellung 
Preussens;  endlich  die  österreichische,  die  Anerkennung  der  pragma- 
tischen Sanction.  Nur  diese  letzte  Frage  war  in  der  That  erledigt. 
Dass  eine  Herrscherin,  die  mannhafter  als  ihre  Vorfahren  des  Fürsten- 
amtes  gewaltet  hatte,  in  Osterreich  das  Scepter  weiter  fuhren  werde, 
dagegen  lehnte  sich  jetzt  Niemand  mehr  auf.  Die  Aufrechterhaltung 
der  Erbordnung  Carls  VI.  war  die  letzte  Frucht  des  sogenannten  alten 
Systems,  wie  es  einBt  Wilhelm  von  Oranien  im  Kampfe  gegen  Lud- 
wig XIV.  auf  England  und  Österreich  als  die  beiden  Hauptpfeiler 
begründet  hatte. 

Für  die  Austragung  der  colonialen  und  schlesischen  Frage  jedoch 
hatte  der  Aachener  Friede  nur  den  Werth  eines  kurzen  Waffenstill- 
standes. Der  historische  Gegensatz  Frankreichs  gegen  die  habs- 
burgische  Monarchie  verblasste  bereits  vor  der  Feindschaft  gegen 
England,  und  der  österreichischen  Politik  wiederum  stellte  sich  die 
Vernichtung  Preussens  von  jetzt  ab  als  das  vor  allen  anderen  er- 
strebenswerthe  Ziel  dar.  Der  Bestand  Preussens  als  Grossmacht  schien 
unvereinbar  mit  der  deutschen  Vorherrschaft,  ja  mit  der  Sicherheit 
Österreichs.  Den  verwegenen  Emporkömmling  in  seine  Schranken 
zurückzuweisen,  wurde  für  die  österreichische  Staatskunst  der  leitende 
Gedanke. 

Politische  Allianzen  werden  nur  so  lange  bestehen,  als  die' ent- 
scheidenden Interessen  aller  Betheiligten  in  ihnen  ihre  Förderung 
finden.  Gerade  darin  liegt  die  Bedeutsamkeit  des  Aachener  Friedens, 
dass  mit  ihm  eine  Epoche  mit  neuen  vorwaltenden  Tendenzen  beginnt, 
die  nothwendig  das  alte  Gefuge  der  Staaten  Verbindungen  lockerten. 


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LXVIII      Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

In  stetiger  Anteilnahme  an  den  Verwickelungen  des  europäischen 
Continents  war  nach  dem  Ausspruche  von  Kaunitz  >)  Englands  Macht- 
stellung entstanden.  Wie  die  Gegnerschaft  gegen  die  Hegemonie  des 
Hauses  Habsburg  in  Deutschland  zur  Verbindung  zwischen  Frank- 
reich  und  Preussen  geführt  hatte,  so  war  der  Kampf  gegen  das  Uber- 
gewicht Frankreichs  auf  dem  Continent  der  Kitt  gewesen,  der  Eng- 
land und  Österreich  an  einander  kettete.  Jetzt  aber  zog  das  Londoner 
Cabinet  seine  Hand  von  den  festländischen  Streitigkeiten  zurück.  Für 
England  trat  die  Bekämpfung  der  französischen  Seemacht,  für  Öster- 
reich die  Niederwerfung  Preussens  als  beherrschender  Gesichtspunkt 
in  den  Vordergrund.  Die  Lösung  der  alten  Allianz  war  nur  noch 
eine  Frage  der  Zeit.| 

Niemand  hat  das  klarer  erkannt  als  Graf  Kaunitz,  der  öster- 
reichische Vertreter  auf  dem  Aachener  Friedenscongress.  Schon  die 
Friedensschlüsse  zu  Breslau  und  Dresden  waren  seiner  Gebieterin  durch 
den  Machtspruch  ihres  Aliirten  aufgezwungen  worden.  Und  zu  Aachen 
hatte  wiederum  England,  früher  selbst  als  Frankreich,  sich  für  die 
Aufnahme  der  Garantie  des  preussischen  Besitzes  von  Schlesien  in 
das  Friedensinstrument  ausgesprochen.  Dass  von  England  also  gegen 
König  Friedrich  garnichts  zu  erwarten  sei,  war  unschwer  zu  er- 
kennen. Für  die  Erreichung  des  Hauptzieles  der  österreichischen  Politik 
versagte  die  bestehende  Allianz.  Schroff,  mit  kühner  Genialität  und 
einer  voraussetzungslosen  Versatilität  des  Geistes,  wie  sie  unter  den 
Zeitgenossen  allein  noch  Friedrich  dem  Grossen  eigen  war,  zog  Kaunitz 
den  Schluss.  Das  scheinbar  unmögliche  wollte  er  versuchen,  eine 
Verbindung  mit  Frankreich  an  die  Stelle  der  nutzlos  gewordenen 
Allianz  mit  England  setzen  und  dann  den  Vernichtungskampf  gegen 
Preussen  beginnen2). 

Zu  einer  Politik  so  grossen  Stiles  vermochte  man  sich  aber  da- 
mals im  Rathe  der  Kaiserin  noch  nicht  durchzuringen.  Zwar,  dass 
Preussen  der  »grösseste,  gefährlichste  und  unversöhnlichste  Feind  des 
Erzhau  ses« 3)  sei,  bezweifelte  Niemand,  ebensowenig,  dass  die  Allianz 
mit  England  grosse  Gebrechen  habe4);  aber  um  das  stolze  Vorrecht 
der  Initiative  in  der  Politik  auszuüben,  fühlte  man  sich  innerlich 
nicht  stark  genug.  Auch  sah  man  keine  Aussicht,  Frankreich  von 
seinem  Verbündeten  zu  trennen5).   Und  sicherlich  entsprach  es  mehr 

1)  Vgl.  S.  189.  Vortrag  vom  26.  November  1755. 

2)  Vgl.  v.  Arneth  IV,  272  ff.;  Beer,  Bentinck  38  ff. 

3)  Vgl.  Beer,  Bentinck  138.        4}  Ebendort  131. 

5)  Kaunitz  selbst  hat  als  Gesandter  in  Frankreich  die  Richtigkeit  dieser 
Ansicht  anerkennen  müssen.   Vgl.  v.  Arneth  IV,  330  ff. 


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Einleitung. 


LXIX 


dem  thatsächlichen  Kräfteznstande  des  Kaiserstaates,  dass  man  sich 
entschloss,  zunächst  an  der  eigenen  inneren  Stärkung  zn  arbeiten, 
nach  aussen  hin  aher  unter  sorgfaltiger  Pflege  der  bestehenden  Ver- 
bindungen jeden  Streit  zu  vermeiden1).  Es  war  aber  doch  nicht 
ganz  das  alte  System,  dem  man  jetzt  wieder  folgte.  Das  Misstrauen 
gegen  die  Seemächte,  die  bitteren  Erfahrungen  der  letzten  Jahre 
mahnten  zur  Vorsicht.  Von  offener  Abneigung  wie  von  einem  blinden, 
uneingeschränkten  Vertrauen  auf  den  Verbündeten  wollte  man  sich 
gleich  entfernt  halten5). 

Eine  solche  Politik  war  möglich,  solange  der  Frieden  erhalten 
blieb.  Der  mühsam  verdeckte  Riss  aber  musste  sofort  zu  Tage  treten, 
als  im  Frühjahr  1755  der  französisch- englische  Gegensatz  sich  zu 
offenem  Krieg  zuzuspitzen  und  folgerichtig  auch  die  Ruhe  des  europä- 
ischen Continents  zu  erschüttern  drohte.  Zu  nahe  lag  die  Vcrmuthung, 
dass  Frankreich  sich  verlocken  lassen  würde,  durch  einen  Angriff  auf 
die  österreichischen  Niederlande,  den  Schauplatz  glänzender  Erfolge 
im  letzten  Kriege,  oder  auf  Hannover,  das  dem  König -ChurfÜrsten 
Georg  an  das  Herz  gewachsene  weifische  Stammland,  die  unzweifel- 
hafte Inferiorität  zur  See  England  gegenüber  auszugleichen,  als  dass 
nicht  die  Besorgniss  vor  diesem  europäischen  Conflict  die  Cabinette 
der  Grossmächte  in  die  lebhafteste  Bewegung  hätte  bringen  sollen. 

Osterreich  und  Preussen  waren  damit  vor  die  gleiche  Frage  ge- 
stellt, ob  sie  sich  im  Interesse  der  Verbündeten  in  einen  Krieg  ver- 
wickeln lassen  wollten,  der  den  Interessen  des  eigenen  Staates  schnür- 
stracks  zuwiderlief.  Jeder  Krieg  gegen  Frankreich  bedeutete  für  Oster- 
reich im  Hinblick  auf  die  ersehnte  Abrechnung  mit  Preussen  nur  eine 
Kraftvergeudung.  Preussen  aber  hatte  schlechterdings  gar  keinen 
Anlass,  durch  Betheiligung  an  einem  Angriff  auf  Hannover  den  Russen 
und  Österreichern  das  Signal  zum  Krieg  zu  geben. 

Lag  es  somit  im  Interesse  sowohl  Friedrichs  wie  Maria  Theresias, 
dem  bevorstehenden  englisch -französischen  Kriege  fernzubleiben,  so 
haben  sie  doch  eine  sehr  charakteristische  verschiedene  Stellung  ein- 
genommen. Friedrich  wünscht  nur,  Preussens  Neutralität  mit  allen 
Mitteln  zu  sichern.  Eifrig  treibt  er  Frankreich  zum  Angriff  zuerst  auf 
Hannover,  dann  auf  die  österreichischen  Niederlande  an,  um  dem  Ein- 
fall der  Gegner  in  Frankreich,  d.  h.  dem  casus  foederis  für  ihn  zuvor- 
zukommen. Österreich  aber  sucht  die  gute  Gelegenheit  zu  benutzen, 
um  den  Zeitpunkt,  da  Frankreich  durch  England  beschäftigt  wurde, 
für  seine  Pläne  gegen  Preussen  auszunutzen.   Kaunitz  machte  einen 


1)  Vgl.  Beer,  Bentinck  138.         2)  Ebendort  133. 


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ULX        Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 


letzten  Versuch1),  die  englische  Allianz  für  die  Zwecke  Österreichs 
auszubeuten.  Zwar  hatte  England  niemals  einen  Zweifel  darüber  ge- 
lassen, dass  es  nichts  gegen  Preussen  zu  unternehmen  gedenke.  Aus 
dieser  Rücksicht  war  es  dem  österreichisch -russischen  Vertrage  von 
1746  nur  mit  ausdrücklicher  Ausscheidung  der  geheimen  Artikel  bei- 
getreten, die  den  britischen  Staatsmännern  eine  Spitze  gegen  Preussen 
zu  enthalten  schienen.  Auch  jetzt  wollte  England  offenkundig  jeden 
Conflict  mit  König  Friedrich  vermeiden.  Nur  dem  britischen  Inter- 
esse sollte  die  österreichische  Allianz  dienen,  nur  gegen  Frankreich 
Österreich  Waffenhttlfe  leisten. 

Kaunitz  im  Gegentheil  gedachte  mit  voller  Kraft  Preussen  anzu- 
greifen, nur  unbedeutende  Truppenmengen  in  den  Niederlanden  zu 
verwenden.  »Unser  Gegenstand«,  sagte  Holdernesse2),  »ist  Frankreich, 
Österreichs  Gegenstand  ist  Preussen«.  Er  nannte  es  Wahnsinn,  den 
Wunsch  des  Kanzlers  zu  erfüllen.  Unvereinbar  gingen  von  hier  ab  die 
Wege  der  beiden  Verbündeten  auseinander.  Ihre  Allianz  war  innerlich 
gelöst.  England  suchte  in  Preussen  die  Unterstützung,  die  es  in  Wien 
nicht  mehr  fand,  Österreich  nach  einigem  Schwanken  in  Frankreich. 

Schon  war  am  16.  August  1755  im  Beisein  des  Kaisers  be- 
schlossen worden3),  angesichts  der  steten  Bedrohung  durch  Preussen 
und  die  Pforte  eine  stricte  Neutralität  selbst  für  den  Fall  zu  bewahren, 
dass  Frankreich  die  österreichischen  Niederlande  angriffe,  schon  hatte 
man  sich  mit  der  Preisgabe  einer  blühenden,  reichen  Provinz  ab- 
gefunden, als  endlich  Kaunitz  mit  seinem  alten  Plane  durchdrang, 
durch  entschlossenen  Wechsel  des  politischen  Systems,  durch  eine 
Verbindung  mit  Frankreich  dem  Kaiserstaate  nicht  nur  die  Sicherheit 
seines  Bestandes  zu  gewährleisten,  sondern  noch  weit  mehr,  die  Ver- 
nichtung Preussens  und  damit  eine  ungemessene  Machtsteigerung  für 
Österreich  herbeizuführen. 

Dass  dem  österreichischen  Kanzler  die  Sicherung  seiner  Offensiv- 
absichten in  Frankreich  und  Russland  bereits  gelungen  war,  ist  die 
Überzeugung  König  Friedrichs  gewesen,  als  er  durch  den  Einmarsch 
in  Sachsen  dem  Angriff  seiner  Gegner  zuvorkam.  Heute  kann  nicht 
mehr  bezweifelt  werden,  dass  so  vollständig  die  Wünsche  Österreichs 
noch  nicht  erfüllt  gewesen  sind.  Bis  zu  welchem  Grade  es  aber 
Kaunitz  bereits  geglückt  war,  die  Höfe  von  Versailles  und  Peters- 
burg für  seinen  geheimen  Plan  zu  gewinnen,  ist  der  Gegenstand  leb- 


1)  Vgl.  seine  Denkschrift  vom  27.  Juni  1755  bei  Beer,  Archiv  33. 

2)  Vgl.  v.  Kaumer,  Beiträge  II,  299;  s.  auch  S.  287  f.;  Beer,  H.  Z.  27,  314; 
Koser  I,  584.         3)  Vgl.  v.  Arneth  IV,  387. 


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Einleitung. 


LXXI 


haften  litterarischen  Streites  geworden1).  Mit  der  vollständigen  Ver- 
öffentlichung der  authentischen  Zeugnisse  Uber  die  Entstehung  der 
grossen  Coalition  gegen  Preussen  wird  eine  festere  Grundlage  für  das 
historische  Urtheil  gewonnen  werden. 


1)  Im  Gegensatz  zur  herrschenden  Ansicht,  dass  die  Österreichische  Politik 
ihr  Ziel  im  wesentlichen  bereits  erreicht  hatte,  als  König  Friedrich  sich  entschloss, 
das  praerenire  zu  spielen,  hat  Lehmann  (Friedrich  der  Grosse  und  der  Ursprung 
des  ßiebenjährigen  Krieges,  Leipzig  1894)  den  Nachweis  zu  erbringen  versucht, 
dass  zu  dieser  Zeit  im  Osten  wie  im  Weiten  sich  den  Wünschen  der  Kaiserin 
noch  unübersteigliche  Hindernisse  in  den  Weg  stellten,  die  nur  der  preuasische 
Friedenabruoh  habe  beseitigen  können.  Der  Kritik  dieser  Behauptung  hat  A.Naude 
den  ersten  Theil  seiner  »Beitrage  zur  Entstehungsgeschichte  des  siebenjährigen 
Krieges«  [Leipzig  1895]  gewidmet. 


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I. 

Kannitzens  Plan.  Seine  Ablehnung  in  Frankreich. 
Verhandinngen  über  eine  Neutralitätsconvention. 

Die  staatsmännische  Genialität  des  Grafen  Kaunitz  wird  man  erst 
dann  yoll  würdigen,  wenn  man  beachtet,  dass  er  seinen  Plan  gerade 
damals  vorzulegen  wagte,  als  zu  Wien  in  schmerzlicher  Resignation 
die  Aufopferung  der  Niederlande  ohne  Gegenwehr  zum  Besch  luss  er- 
hoben war.  Es  bleibt  eine  unvergängliche  Grossthat  des  Staatskanz- 
lers, dass  er  in  diesem  Augenblick  tiefster  politischer  Beklommenheit 
den  Weg  wies,  auf  dem  das  Erzhaus  in  dem  bevorstehenden  Kriege 
nicht  nur  vor  weiteren  Verlusten  gesichert  werden,  sondern  sogar  die 
verlorene  Hegemonie  im  Reich  durch  die  Vernichtung  Preussens  und 
Rückeroberung  Schlesiens  wiedererlangen  sollte. 

Die  Grundbedingung  für  alle  seine  Berechnungen  war  die  Lösung 
der  französisch-preu88ischen  Allianz.  In  ihrer  Vereinigung  erschienen 
ihm  diese  beiden  Mächte  unbezwingbar.  Auch  verhehlte  er  sich  nicht, 
dass  dieser  Bund  in  dem  Staatsinteresse  Frankreichs  tief  begründet 
war.  Die  Zerrissenheit  Deutschlands  war  die  Voraussetzung  gewesen, 
ohne  die  Frankreich  nie  zur  führenden  Stelle  unter  den  continentalen 
Mächten  gelangt  wäre.  Den  Kampf  gegen  Habsburg  im  Verein  mit 
dessen  Gegnern  im  Reiche  zu  führen,  war  die  Politik,  die  sich  gleicher- 
maasBen  in  den  Tagen  der  Reformation  und  des  dreissigjährigen  Krie- 
ges wie  noch  im  spanischen  und  österreichischen  Erbfolgestreite  be- 
währt hatte.  Nun  sollte  Frankreich  die  Aufhebung  dieses  ihm  so 
förderlichen  deutschen  Dualismus,  die  Vernichtung  Preussens  und  da- 
mit eine  ungeheure  Machterweiterung  desselben  Österreichs  nicht  nur 
dulden,  sondern  herbeiführen  helfen,  in  dessen  Niederhaltung  die 
ruhmvollsten  Erinnerungen  der  grossen  französischen  Vergangenheit 
bestanden.  Nun  sollte  es  zugleich  dasjenige  Mittel  opfern,  das  im 
Kampf  gegen  England  einen  entscheidenden  Einfluss  gewinnen  musste. 


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I.  Kaunitzens  Plan.  Seine  Ablehnung  in  Frankreich.  Verhandlungen  etc.  LXXH1 


Niemand,  Rouille1)  so  wenig  wie  König  Friedrich2)  nnd  Kaunitz3) 
zweifelten,  dass  Frankreich  zur  See  den  englischen  Streitkräften  nicht 
gewachsen  war.  Der  Ausschlag  des  Krieges  also  hing  allein  davon 
ab,  ob  es  Frankreich  gelingen  werde,  durch  Erfolge  auf  dem  Lande 
die  maritime  Niederlage  wett  zu  machen.  Dieser  Gedankengang  war 
so  zwingend,  dass  er  sogar  den  entschiedenen  Wunsch  der  massgeben- 
den Kreise  Frankreichs,  möglichst  jeden  Conflict  zumal  mit  Österreich 
zu  vermeiden,  zurückdrängte.  Starhemberg  wurde  nicht  müde4),  es 
als  völlig  sicher  hinzustellen,  dass  Frankreich  die  österreichischen 
Niederlande  angreifen  mtlsste  und  würde,  falls  es  mit  dem  britischen 
Rivalen  zu  offenem  Kriege  kommen  sollte5).  Kaunitz  selbst  gestand 
ein,  dass  das  Staatsinteresse  des  Versailler  Hofes  einen  solchen  Schritt 
»sonder  Zweifel  anrathet  und  erfordert«6).  Um  so  mehr  aber  musste 
dann  Frankreich  auf  die  Erhaltung  Preussens  bedacht  sein,  dessen 
stets  schlagfertiges  Heer  Österreich  völlig  lähmte.  Kaunitz  verhehlte 
es  sich  nicht7):  Preussen  war  Frankreichs  natürlicher  Verbündeter. 

So  stellte  sich  der  österreichischen  Staatskunst  das  anscheinend 
unlösbare  Problem  dar,  Frankreich  an  eine  Politik  zu  ketten,  die 
offenbar  seinem  Interesse  zuwiderlief.  Niemals  hätte  Kaunitz  in 
Friedenszeiten  einen  solchen  Plan  durchzuführen  sich  getraut,  bei  dem 
er  gleichermaassen  Frankreichs  wie  Englands  Widerspruch  voraussah8). 
Jetzt  aber  beherrschte  die  drohende  Gefahr  des  englisch-französischen 


1)  Nach  Starhembergs  Bericht  vom  1.  Mai  1755  äusserte  Rouillö:  »Gewi 88 
wäre,  dass  die  englische  Seemacht  der  hiesigen  weit  Uberlegen  sei  und  mithin 
man  es  allhier,  wenn  England  den  ersten  Angriff  machen  sollte,  bei  einer  blossen 
guerre  maritime  weder  könnte  noch  wllrde  bewenden  lassen  können.« 

2)  Vgl.  Ranke  117.         3}  Vgl.  S.  156.  293  und  Beer,  Archiv  25. 

4)  Starhemberg  berichtete  am  26.  Juli  1755  Uber  ein  Gespräch  mit  Rouille, 
der  erklärte:  >£s  wäre  nun  zwar  das  hiesige  [d.  b.  französische]  Vorhaben  gar- 
nicht,  [die  Zahl  der  Feinde  noch  zu  vennehren);  man  wünschte  vielmehr  das 
Gegentheil.  Allein  mit  England  ganz  allein  einen  Krieg  auch  bloss  zur  See  und 
in  Amerika  zu  führen,  würde  dem  hiesigen  Ilof  ganz  und  gar  nicht  zu  Statten 
kommen  .... 

>An  hinlänglichen  Ursachen  zum  Krieg  gegen  meinen  Hof  würde  es  dem 
hiesigen  garnicht  fehlen,  und  habe  dieser  nur  darauf  zu  denken,  wie  er  die 
Engeländer  directe  oder  indirecte  ä  la  raison  bringen  könne.  Ich  wüsste,  dass 
man  allhier  sich  sehr  ungern  zum  Kriege  entachliesse,  es  würde  dem  hiesigen 
Hof  besonders  sehr  unlieb  sein,  wenn  er  mit  dem  meinigen  würde  brechen  müssen. 
Allein  dio  Engeländer  wollten  es,  und  wisse  man  sich  hier  auf  keine  andere  Art 
zu  rathen.« 

5)  Vgl.  auch  Starheinbergs  Berichte  vom  2.  und  10.  August  1755. 

6)  Vgl.  Beer,  Archiv  25.  Vgl.  auch  S.  176.  190. 

7)  Vgl.  S.  146.  Vortrag  vom  28.  August  1755.  Vgl.  auch  S.  257.  Beer, 
Archiv  26  f.        8)  Vgl.  S.  146.   Vortrag  vom  28.  August  1755. 


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LXXIV     Die  Entstehung  der  Coalition  gogeu  Preußsen  1765  und  1756. 

Krieges  alle  Erwägungen  am  Versailler  Hofe.  Noch  schwankte  man 
in  unbegreiflicher  Halbheit,  ob  man  den  Kampf  allein  zur  See  und 
in  Amerika  oder  auch  auf  dem  europäischen  Continente  ausfechten 
sollte1).  Da  wollte  es  Kaunitz  versuchen,  Frankreich  durch  das  An- 
gebot augenblicklich  greifbarer  Vortheile  zu  locken,  durch  den  frei- 
willigen Vorschlag  einer  neutralen  Haltung,  die  glänzende  Aussicht 
auf  den  friedlichen  Erwerb  eines  Theils  der  Niederlande  den  Aus- 
schlag für  die  Wahl  des  reinen  Seekrieges  zu  geben,  Frankreich  so 
zu  blenden,  dass  es  dem  Wiener  Hofe  freie  Hand  gegen  Preussen 
Hess.  An  eine  dauernde  Harmonie  der  beiderseitigen  Staatsinteressen 
hat  er  damals  wohl  noch  garnicht  geglaubt.  Wenigstens  erkannte 
er  an,  dass  eine  Vermehrung  der  französischen  Alliirten  dem  Osterrei- 
chischen Interesse  widerstreite.  Er  bezeichnete  diese  denn  auch  nur 
als  eine  »temporale« 2)  und  fasste  sogleich  den  erneuten  Anschlags  an 
England  ins  Auge,  wenn  nur  erst  der  Stein  des  AnstoBses,  Preussen, 
aus  dem  Wege  geräumt  sein  würde8). 

Im  wesentlichen  ein  Zulassen,  ein  passives  Zusehen  forderte 
Kaunitz  von  Frankreich4).  An  dessen  active  Betheiligung  am  Kriege 
gegen  Preussen  dachte  er  jetzt  noch  so  wenig,  wie  bei  Aufstellung 
des  entsprechenden  Planes  im  Jahre  1749.  Unumgänglich  nothwendig 
war  es  für  ihn  nur,  dass  der  französische  Hof  seiner  Allianz  mit  Preussen 
völlig  entsagte.  Er  sollte  nicht  nur  der  Eroberung  von  Schlesien 
und  Glatz,  sondern  vor  allem  —  darin  lag  »die  Summe  des  österreichi- 
schen Antrages«5)  —  noch  einer  weitergehenden  Zerstückelung  Preussens 
grundsätzlich  zustimmen.  Es  galt  den  gehassten  Nachbarn  für  alle 
Zeiten  unschädlich  zu  machen,  ihn  in  den  engen  Machtbereich  des 
reichsständischen  Territoriums,  des  Brandenburgs  vor  dem  dreissig- 
jährigen  Kriege  zurückzudrängen.  Man  bezeichnete  das  als  Zermal- 
mung Preussens6).  Aus  seinen  Trümmern  sollten  die  Beutestücke 
genommen  werden,  um  Schweden  und  Sachsen,  Churpfalz,  vielleicht 
sogar  Hannover  für  die  Theilnahme  am  Kampf  gegen  die  junge 
Grossmacht  zu  lohnen.   Aus  den  Truppen  dieser  Hülfsmächte  wollte 


1)  Vgl.  S.  146.  147.  150.   Vortrag  vom  28.  August  1765. 

2)  Vgl.  S.  154.  Vortrag  vom  28.  August  1755.   Vgl.  auch  Ranke  286. 

3)  Vgl.  8. 159.  Vortrag  vom  28.  August  1755. 

4)  Vgl.  S.  156.   Vortrag  vom  28.  August  1755. 

5)  Vgl.  S.  155.   [Vortrag  vom  28.  August  1755.]   Ranke  170. 

6)  Es  finden  sich  die  Ausdrücke  >6craser,  aneantir  totalement  la  puissance 
de  Prusse,  destmctlon  totalem  Vgl.  S.  248.  257.  520.  Ranke  hat  über  den  oben 
besprochenen  Plan  geurtheilt:  >  Preussen  würde  dadurch  in  seiner  politischen 
Stellung  nullificirt«  worden  sein.   Vgl.  Ranke  293;  Naud6,  Beitrage  II,  195  ff. 


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I.  Kaunitaens  Plan.  Seine  Ablehnung  in  Frankreich.  Verhandinngen  etc.  lxxv 

man  eine  dritte  Armee  bilden,  um  dem  durch  Osterreich  und  Russ- 
land schwer  bedrängten  Könige  Friedrich  den  Gnadenstoss  zu  ver- 
setzen. Dieses  Ergebniss  wünschte  man  dann  allerdings  durch  die 
finanzielle  Beihülfe  Frankreichs  zu  sichern.  Dafür  würde  der  grössere 
Theil  der  österreichischen  Niederlande  zwar  nicht  einmal  direct  an 
Frankreich,  aber  doch  an  den  Bourbonenprinzen  Don  Philipp  abge- 
treten werden dessen  italienische  Besitzungen  Parma,  Piacenza  und 
Guastalla  wiederum  an  das  Haus  Habsburg  zurückfallen  sollten.  So- 
dann erbot  man  sich,  die  Bewerbungen  des  Prinzen  Conty  um  die 
polnische  Königskrone  zu  unterstützen  und  damit,  wie  man  glaubte, 
einen  Lieblingswunsch  König  Ludwigs  zu  erfüllen.  Zur  Vorbereitung 
dieser  Pläne  versprach  Kaunitz,  ein  engeres  Einverständniss  zwischen 
Frankreich,  Spanien,  Neapel  und  Russland  herzustellen.  Endlich 
wollte  man  zugeben,  dass  Frankreich  für  die  Dauer  des  Krieges  die 
beiden  Häfen  Ostende  und  Nieuwport  besetze,  um  in  dem  Krieg  gegen 
England  einen  bequemen  Stützpunkt  zu  haben.  Vergleicht  man  For- 
derung und  Angebot,  so  ist  unzweifelhaft  :  ungeheuer  hätten  die  Vor- 
theile für  Österreich  tiberwogen.  Den  grössten  sofortigen  Gewinn 
hätte  es  erlangt:  die  Vernichtung  Preussens,  die  Rückeroberung 
Schlesiens,  d.  h.  des  Landes,  das  mehr  als  ein  Drittel  zur  Erhaltung 
des  gesamten  preussischen  Heeres  beitrug.  Auf  Preussens  Trüm- 
mern hätte  sich  fest  gefügt  ein  Österreich  von  nie  gesehener  Macht 
erhoben.  Auch  in  Italien  wäre  Habsburgs  Einfluss  von  neuem  ge- 
sichert worden. 

Wie  verschwindet  vor  diesen  eminenten  Gewinnaussichten  das 
Opfer,  das  Österreich  zu  bringen  gewillt  war.  Eine  weit  entlegene 
Provinz  gedachte  es  zum  Theil  aufzugeben,  die  man  sich  nicht  mehr 
zu  vertheidigen  getraute,  die  man  nach  einem  Geständniss  des  Staats- 
kanzlers  mehr  als  eine  Last  denn  als  einen  werthvollen  Bestandteil 
des  Reiches  betrachtete2).  Zudem  sollten  die  wichtigsten  Theile  der 
Niederlande,  die  Küsten  mit  den  begehrten  Häfen  von  Ostende  und 
Nieuwport  im  Eigenthum  Habsburgs  verbleiben.  Es  war  der  einzige 
sofortige  Gewinn,  dessen  sich  Frankreich  aus  der  Verbindung  mit  Oster- 
reich erfreuen  sollte,  dass  es  zeitweilig  in  den  Besitz  dieser  Plätze 
gelangt  wäre;  und  mochten  dann  auch  die  Franzosen  später,  nach 
Vernichtung  Preussens,  Schwierigkeiten  wegen  Wiederräumung  der 
beiden  Städte  machen,  so  würde  sich  Kaunitz  auch  seiner  Seits  nicht 

1)  Doch  hat  man  auch  sehon  Abtretungen  an  Frankreich  selbst  erwogen. 
Vgl.  S.  151.  Vortrag  vom  28.  August  1755.  Vgl.  ähnliche  Pläne  bereits  1741  bei 
Ranke  S.  W.  28,  460. 

2)  VgL  S.  150.  274.  Denkschrift  des  Grafen  Kaunitz  vom  27.  März  1750. 


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LXXVI     Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756.. 

bedacht  haben,  wie  er  es  bei  einem  »Absprang«  Frankreichs  Ton 
seinen  Verpflichtungen  ausdrücklich  in  Berechnung  zog1),  von  den 
angebotenen  Zugeständnissen  wieder  zurückzutreten.  Denn  sie  be- 
deuteten sämtlich  einen  Wechsel  auf  die  Zukunft,  abhängig  von  der 
vorherigen  und  vollständigen  Erfüllung  des  Osterreichischen  Planes, 
dazu,  so  weit  sie  sich  auf  Polen  bezogen,  von  einer  ebenso  deutungs- 
fähigen Ungewissheit2),  als  umgekehrt  die  Forderungen  an  Frankreich 
präcise  forinulirt  waren. 

Gelang  es,  die  preussisch-französische  Allianz  zu  zersprengen,  so 
konnte  Kaunitz  die  zweite  Bedingung  zu  verwirklichen  versuchen, 
von  der  er  den  Beginn  der  ganzen  Unternehmung  gegen  Preussen 
abhängig  machte,  die  active  Betheiligung  Russlands  an  dem  geplanten 
Kriege.  Noch  stärker  als  bei  den  Frankreich  zugedachten  Vortheilen 
trat  hier  zu  Tage,  wie  einseitig  im  Österreichischen  Interesse  Kaunitz 
auch  Russland  auszunutzen  bestrebt  war.  Einen  Landgewinn  für 
Russland  sah  er  nicht  vor.  Er  gedachte,  die  russische  Mitwirkung 
auf  Grund  des  seiner  Form  nach  defensiven  Vertrages  von  1746  zu 
fordern,  und  bewies  damit  unwiderleglich,  wie  offensiv  die  Tendenz 
dieses  Tractats  in  Wahrheit  war3). 

Waren  aber  Frankreich  und  Russland  für  die  Absichten  Öster- 
reichs gewonnen,  dann,  aber  auch  nur  dann,  blieb  noch  der  letzte 
Theil  der  nothwendigen  Vorbereitungen  zu  erledigen,  die  militärische 
Rüstung  und  die  Gewinnung  einzelner  kleinerer  Höfe  zur  Vervoll- 
ständigung des  neuen  Systems. 

Genau  diesem  Plane  entsprechend  ergingen  am  21.  August  1755 
ausführliche  Instructionen  an  Starhemberg,  den  österreichischen  Ge- 
sandten in  Paris4).  An  ihm  fand  Kaunitz  für  sein  schwieriges  Werk 
einen  congenialen  Gehülfen.  Glänzend  hat  Starhemberg  durch  sein 
Verhalten  das  Urtheil  des  Grosskanzlers  Fürst  gerechtfertigt,  der  ihn 
einen  Mann  genannt  hatte,  »wie  geboren  zu  den  Geschäften«8).^ 

Ausserordentlich  geschickt  war  das  Schriftstück  abgefasst,  mit 
dessen  Verlesung  Starhemberg  die  Verhandlungen  einzuleiten  beauf- 
tragt wurde6).    In  den  Vordergrund  wurde  der  Wunsch  Österreichs 


1)  Vgl.  S.  153.  155.    Vortrag  vom  28.  Augnst  1755. 

2)  Wie  weit  die  Unterstützung  der  französischen  Partei  in  Polen  gehen,  ob 
eventuell  Waffenhülfe  geleistet  werden  sollte,  wurde  nicht  bestimmt.  Dass  da- 
hinter eine  kluge  Berechnung  steckte,  beweist  die  Äusserung:  man  wolle  Russ- 
land  veranlassen,  »wenigstens  zum  Schein  in  des  Prinzen  Conty  Ideen  wegen 
der  künftigon  Besteigung  des  polnischen  Throns  einzugehen«  Vgl.  S.  154.  Vor- 
trag vom  28.  August  1755.         3)  Vgl.  Bänke  243  f.;  Koser  I,  304. 

4)  Vgl.  Nr.  2.        5)  Vgl.  Ranke  19.        6)  Vgl.  Nr.  2  a. 


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I.  Kauniteens  Plan.  Seine  Ablehnung  in  Frankreich.  Verhandlungen  etc.  LXXVU 

gestellt,  einen  neuen  Krieg  mit  Frankreich  zn  vermeiden.  Aber  schon 
habe  England  die  vertragsmässige  Unterstützung  des  Kaiserhofes  ge- 
fordert, und  ohne  schwerwiegende  Gründe  könne  er  sich  diesem  Ver- 
langen nicht  entziehen.  Indessen  wisse  man,  dass  England  eine  Ver- 
bindung mit  Preussen  abzuschliessen  im  Begriff  stehe,  zum  wenigsten 
aber  diesen  Alliirten  Frankreichs  durch  Russland  in  Schach  zu  halten 
suche,  um  eine  Verwendung  der  gesamten  österreichischen  Streitkräfte 
gegen  den  Versailler  Hof  zu  ermöglichen.  Von  der  Voraussetzung, 
dass  dieser  Verdacht  gegen  Preussen  begründet  sei,  machte  man  den 
Vorschlag  abhängig,  die  Vernichtung  Preussens  zuzugeben. 

Die  Absicht  des  Staatskanzlers  bei  der  Wahl  dieser  Form  ist  klar. 
Den  Werth  der  preussischen  Allianz  galt  es  durch  den  Verdacht  eines 
Verrathes  herabzusetzen,  die  Bedeutung  einer  österreichischen  Neu- 
tralität für  Frankreich  möglichst  zu  erhöhen.  Wenn  der  Kaiserstaat 
freie  Hand  bekam,  ohne  die  stete  Furcht  ror  Preussen  seine  ganze 
Kraft  im  Interesse  Englands  gegen  Frankreich  zu  verwenden,  wie 
ungeheuer  werthvoll  musste  es  da  sein,  dass  er  freiwillig  Ruhe  zu 
halten  anbot.  Und  welche  glänzenden  Aussichten  eröffnete  man  ferner. 
Den  grösseren  Theil  der  Niederlande  konnte  König  Ludwig  ohne 
Schwertstreich  so  gut  wie  für  sich  erwerben,  den  französischen  Ein- 
flnss  in  Polen  durch  Contys  Königswahl  dauernd  befestigen.  Zu  alle- 
dem noch,  welche  Stärkung  hätte  das  System  der  Allianzen  Frank- 
reichs erhalten,  wenn  seine  Verbündeten  auf  Kosten  Preussens  ver- 
größert wurden!  Man  sieht  es  wohl:  die  wichtigste  Bedingung,  die 
Zerstückelung  Preussens  war  in  einer  Form  versteckt,  die  nicht  sowohl 
eine  Forderung,  als  ein  Zugeständniss  an  Frankreich  zu  enthalten 
schien.  Wie  wenig  aber  verlangte  man  doch  als  Gegenleistung.  Einen 
treulosen  Alliirten  sollte  König  Ludwig  verlassen  und  sich  demjenigen 
Staat  anschliessen,  der  schon  vom  Standpunkt  der  catholischen  Reli- 
gion aus  als  der  natürliche  Verbündete  Frankreichs  erschien.  In  der 
That  höchst  schmackhaft  war  der  Plan  hergerichtet,  mit  grosser  Kunst 
die  Abtretung  niederländischer  Landestheile  als  ein  ungeheures  Opfer 
hingestellt1).  Indem  man  aber  den  ganzen  Antrag  scheinbar  von  der 
Richtigkeit  des  gegen  Preussen  geäusserten  Verdachts  abhängig  machte, 
wurde  der  Weg  bezeichnet,  auf  dem  durch  Verneinung  dieser  Grund- 
voraussetzung die  Ablehnung  der  österreichischen  Vorschläge  in  einer 

1)  Mit  dem  Angebot  einer  Torübergehenden  Abtretung  Ostendes  und  Nieuw- 
ports  hielt  Kaunitz  noch  zurück.  Starhemberg  mochte  indessen  fühlen,  dass  man 
wenigstens  einen  sofortigen  Gewinn  bieten  müsse,  und  theüte  diese  Concession 
eigenmächtig  mit.  Kaunitz  erklärte  sich  mit  diesem  Vorgehen  einverstanden. 
Vgl.  S.£180.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.   27.  September  1755. 


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LX  XVIII    Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preuwen  1755  and  1756. 

nicht  verletzenden  Form  geschehen  konnte1).  Ihn  hat  denn  auch 
Frankreich  mit  der  Antwort  betreten,  die  Bends  am  9.  September  an 
Starhemberg  überbrachte2).  An  diplomatischer  Feinheit  gab  sie  der 
Österreichischen  Note  nichts  nach. 

Das  charakteristische  dieser  Antwort  besteht  darin,  dass  man  anf 
den  Plan  einer  Verbindung  mit  Osterreich  einging,  jedoch  jegliche 
Spitze  gegen  Prenssen  beseitigte.  Mit  starker  Betonung  wird  ver- 
sichert, dass  keinerlei  Verdachtsmomente  gegen  König  Friedrich  vor- 
lägen. Man  erschöpft  sich  in  Superlativen,  dass  Frankreich  niemals 
ohne  die  allerkrassesten  Beweise  und  die  allergewichtigsten  Grunde 
die  Allianz  mit  ihm  aufgeben,  ja  gar  nicht  einmal  den  Gedanken  fassen 
könne,  ihn  eines  Verrathes  für  fähig  zu  halten.  Und  mehr  noch. 
Ziemlich  unverhüllt  wird  gegen  Maria  Theresia  der  Vorwurf  illegitimer 
und  unredlicher  Absichten  erhoben.  Worauf  der  Argwohn  der  Kaiserin 
gegen  Prenssen  beruhe,  verlangte  man  zu  wissen ;  denn  man  traue  ihr 
den  Gedanken  nicht  zu,  ohne  gute  Gründe  den  Besitzstand  Preussens 
antasten  zu  wollen,  den  die  europäischen  Mächte  und  Österreich  selbst 
im  Aachener  Frieden  garantirt  hätten.  Wie  scharf  stellte  sich  doch 
der  französische  Hof  den  Wünschen  Kaunitzens  entgegen.  Eben  den 
Aachener  Frieden  wollte  er,  so  weit  Prenssen  in  Betracht  kam,  rück- 
gängig machen,  an  den  jetzt  Frankreich  warnend  erinnerte. 

Um  so  bereitwilliger  aber  suchte  sich  Frankreich  aus  den 
übrigen  Theilen  des  österreichischen  Angebots  unmittelbare  Vortheile 
zu  sichern.  König  Ludwig  begrüsste  freudig  den  Wunsch  Österreichs 
nach  einer  politischen  Vereinigung,  um  aus  ihr  sofort  gegen  England 
Nutzen  zu  ziehen.  Beide  Höfe,  die  von  Frankreich  und  Österreich, 
sollten  sich  zur  Aufrechterhaltung  deB  Aachener  Friedens,  ja  zur  Unter- 
stützung dessen  verpflichten,  der  von  irgend  welcher  Macht  angegriffen 
werden  würde.  Das  heisst  nichts  anderes,  als  Österreich  sollte  gegen 
England  Heeresfolge  leisten. 

In  einem  zweiten  Vertrage  könnte  man  alsdann  den  Austausch 
der  drei  italienischen  Herzogtümer  gegen  einen  Theil  der  österreichi- 
schen Niederlande  regeln  und  eine  enge  Allianz  zwischen  den  Häusern 
Bourbon  und  Habsburg  herstellen,  zu  der  Russland  und  die  beider- 
seitigen Alliirten  hinzuzuziehen  wären.  Den  Gedanken  endlich,  Ost- 
ende und  Nieuwport  vorübergehend  durch  französische  Truppen  zu 
besetzen,  griff  man  begierig  auf.  Sofort  sollte  Maria  Theresia  ihre 
Erlaubniss  ertheilen. 


1)  Vgl.  S.  175.  Vortrag  vom  4.  October  1755. 

2)  Vgl.  Nr.  9.   Starhemberg  au  Kaunitz.   9.  September  1755. 


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I.  Kaunitzens  Plan.  Seine  Ablehnung  in  Frankreich.  Verhandlungen  etc.  LXXIX 

Fast  in  sein  Gegentheil  war  der  österreichische  Vorschlag  ver- 
kehrt worden.  Kaunitz  wünschte  die  geplante  Verbindung  gegen 
Preussen  auszunutzen,  König  Ludwig  gegen  England.  Kaunitz  ge- 
dachte die  französisch-preussische  Allianz  zu  zersprengen;  Frankreich 
aber  war  nach  wie  vor  entschlossen,  Preussen  zum  Eckstein  seiner 
continentalen  Allianzen  zu  machen1);  nur  einen  neuen  Alliirten  hätte 
es  an  Österreich  gewonnen.  Kaunitz  hatte  alle  Zugeständnisse  an 
Frankreich  als  Äquivalent  für  die  Vernichtung  Preussens  aufgefasst 
Jetzt  verschob  Bernis  geschickt  die  Sachlage,  indem  er,  Preussen  ganz 
ans  dem  Spiel  lassend,  den  eventuellen  Charakter,  den  Sinn  dieser 
Äquivalente  zu  verwischen  suchte.  Unmittelbaren,  sofortigen  Gewinn 
sollte  die  Befestigung  des  französischen  Einflusses  in  den  Nieder- 
landen, die  Occupation  Ostendes  und  Nieuwports  gewähren.  Als 
Äquivalent  nicht  für  die  Zerstückelung  Preussens,  sondern  für  die 
Abtretung  der  italienischen  Herzogtümer  nahm  er  das  Angebot  der 
österreichischen  Niederlande  an. 

Mit  unleugbarer  Gewandtheit  waren  so  die  Anträge  des  Wiener 
Hofes  dem  alten  System  Frankreichs  entsprechend  umgedeutet.  Noch 
war  man  zwar  zum  Kriege  gegen  England  nicht  unwiderruflich  ent- 
schlossen3); auch  scheint  unter  dem  Einfluss  Starhembergs  der  Ge- 
danke, sich  gegebenen  Falls  auf  einen  Seekrieg  zu  beschränken, 
damals  bereits  grösseren  Einfluss  gewonnen  zu  haben8).  In  jedem 
Falle  aber  hätte  die  Angliederung  Österreichs  an  die  anti-englische 
Politik  Frankreichs  dessen  continentale  Stellung  sehr  bedeutsam  ver- 
stärkt. Ein  Angriff  auf  seine  festländischen  Gebiete  war  so  «gut  wie 
völlig  ausgeschlossen.  Und  diese  nicht  zu  verachtenden  Vortheile 
wollte  Frankreich  ohne  das  geringste  Opfer  erreichen.  Weder  von 
dem  Verzicht  auf  die  Allianz  mit  Preussen,  noch  gar  von  finanzieller 
Mitwirkung  ist  in  dem  französischen  Entwurf  die  Rede.  Ausschliesslich 
von  Osterreich  sollten  die  Kosten  dieses  Vertrages  getragen  werden, 
wenn  der  Kaiserin  wirklich  an  der  Verständigung  mit  Frankreich 
ernstlich  gelegen  war.  Denn  das  freilich  hielt  man  noch  nicht  für 
ausgemacht.  Zu  tief  eingewurzelt  war  die  traditionelle  Vorstellung 
der  Erbfeindschaft  zwischen  Habsburg  und  Bourbon,  als  dass  sogleich 
jeder  Zweifel  hätte  schwinden  können,  ob  in  der  ThatTdie  Allianz 
Österreichs  mit  England  in  Stücken  gehe,  und  Kaunitz  nicht  etwa 


1)  Vgl.  Ranke  114;  Koser  I,  570  f. 

2)  Starhemberg  berichtete  am  J.August  und  11. September  1755  von  Friedens- 
hoffnungen  Rouillös. 

3)  Vgl.  Starhembergs  Berichte  vom  2.  und  10.  August  1755. 


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LXXX      Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preuaaen  1755  und  1756. 

durch  dieses  Liebäugeln  mit  Frankreich  nur  einen  Druck  auf  das 
Londoner  Cabinet  ausüben  wolle,  höhere  Subsidien  zu  bewilligen1)- 

Hiernach  hat  Kaunitz  den  Sinn  der  französischen  Antwort  richtig 
erkannt,  wenn  er  sie  im  wesentlichen  als  eine  Ablehnung  der  öster- 
reichischen Anträge  auflasste.  Er  gab  es  vor  der  Hand  auf,  Frank- 
reich in  eine  antipreussische  Politik  hineinzuziehen.  Die  Versuche 
Frankreichs,  den  Wiener  Hof  zu  einer  Gegnerschaft  gegen  England 
zu  bringen,  schnitt  er  kurzweg  ab.  Auch  darüber  Hess  er  keinen 
Zweifel  bestehen,  dass  Frankreich  auf  die  angebotenen  Vortheile 
niemals  ohne  den  Verzicht  auf  die  preussische  Allianz  rechnen  dürfe2). 
Den  einzigen  Gewinn  aber  der  bisherigen  Besprechungen  mit  Frank- 
reich, die  zunehmende  Sicherheit  vor  einem  französischen  Angriff  auf 
die  Niederlande,  suchte  er  dadurch  festzuhalten,  dass  er  die  Verhand- 
lung nicht  ganz  abbrach.  Er  erbot  sich,  mit  verschiedenen  Mächten 
Unterhandlungen  über  den  Fortbestand  des  Aachener  Friedens  anzu- 
knüpfen. Wenigstens  Zeit  wurde  so  gewonnen.  Noch  gab  er  die 
Hoffnung  nicht  ganz  auf,  in  Frankreich  mehr  zu  erreichen,  wenn  man 
dort  das  Misstrauen  gegen  die  Absichten  des  Wiener  Hofes,  den 
Zweifel  an  dem  Ernst  der  Abwendung  von  England  beseitigte3). 

Immerhin  aber  hat  Frankreichs  abweisende  Haltung  einen  nicht 
zu  verkennenden  Umschwung  der  österreichischen  Politik  hervor- 
gerufen. Die  JAnträge  an  Frankreich  waren  aus  dem  Entschluss 
eines  Systemwechsels  hervorgegangen.  Jetzt  hätte  man  nicht  ungern 
eine  Belebung  des  erkalteten  Verhältnisses  zu  England  herbeigeführt 
Zu  dem  Hauptziel,  der  Vernichtung  Preussens,  so  überlegte  man4), 
könne  man  auf  zwei  Wegen  gelangen,  im  Bunde  mit  den  bisherigen 
Alliirten,  d.  h.  England,  oder,  nach  dem  neuen  Plane,  mit  Frankreich. 
So  lange  keine  nahe  Aussicht  auf  Verwirklichung  des  letzteren  Pro- 
jects  vorhanden  sei,  müsse  man  sich  beide  Wege  offen  erhalten. 
Und  nach  beiden  Richtungen  hin  glaubte  Kaunitz  die  Stellung  Öster- 
reichs erheblich  durch  die  Anknüpfung  mit  Frankreich  verbessert  zu 
haben.  England  habe  den  ernsthaften  Willen  des  Wiener  Hofes  er- 
kannt, sich  nicht  mehr  widerspruchslos  allein  in  britischem  Interesse 
ausbeuten  zu  lassen.  Sollte  eine  engere  Verbindung  zwischen  den 
Cabinetten  von  London  und  Berlin  sich  hieraus  ergeben,  so  würde 
diese  Wendung  in  Rückwirkung  auf  Frankreich  die  Geneigtheit  König 


1)  Vgl.  S.  190.  Vortrag  vom  26.  November  1755. 

2)  Vgl.  S.  181.  Maria  Theresia  an  Starhemberg.   27.  September  1755. 

3)  Vgl  S.  178.  Vortrag  vom  4.  October  1755. 

4)  Vgl.  S.  193.  Vortrag  vom  26.  November  1755. 


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I.  Kaunitzena  Plan.  Seine  Ablehnung  in  Frankreich.  Verhandlungen  etc.  lxxxi 


Ludwigs  steigern,  mit  Österreich  abznschliessen.  Fast  aber  scheint 
es,  als  ob  man  in  Wien  auf  ein  Wiedereinlenken  Englands  gerechnet 
habe.  Man  fasste  die  politische  Haltung,  die  man  einzunehmen  ge- 
willt war,  in  der  Formel  zusammen:  voir  venir  les  Anglais,  amuser 
les  Francais !).  Jedenfalls  Hess  Kaunitz  es  sich  angelegen  sein,  nicht 
noch  weiter  von  England  abzurücken.  Maria  Theresia  hat  im  De- 
cember  1755  dem  Gesandten  Keith  ihren  Wunsch  ausgesprochen,  mit 
England  gut  Freund  zu  bleiben2). 

Allemal  erhoffte  Kaunitz  auch  jetzt,  im  November  1755,  mehr 
von  den  Franzosen.  Vor  wenigen  Monaten  noch  hatte  er  sich  auf 
einen  Angriff  gegen  die  Niederlande  gefasst  gemacht  Nunmehr  ver- 
zeichnete er  freudig  als  erste  Wirkung  der  angeknüpften  Verhand- 
lung, dass  Frankreich  seinen  Entschluss,  den  Krieg  zu  Lande,  d.  h. 
auch  gegen  Osterreich  zu  fuhren,  »auf  einmal  abgeändert«  habe  und 
der  Beschränkung  auf  den  Seekrieg  zuzuneigen  beginne.  Offenbar 
hatte  Starhemberg  den  Abbö  Bernis  von  dem  Ernst  Österreichs, 
gegebenen  Falls  die  englische  Allianz  aufzugeben,  jetzt  endlich  Uber- 
zeugt. 

Auch  einen  zweiten  grossen  Vortheil  glaubte  Kaunitz  verzeichnen 
zu  können.  Aus  seiner  Kenntniss  von  der  Instruction  Nivernais',  der 
als  ausserordentlicher  Gesandter  nach  Berlin  gehen  sollte,  schloss  er, 
dass  man  in  Frankreich  nun  doch  Argwohn  gegen  den  König  in 
Preussen  gefasst  habe.  Es  war  für  Osterreich  daher  die  entscheidende 
Frage,  ob  Nivernais  die  Allianz  mit  Preussen  erneuern  oder  nur  Über 
die  eigentlichen  Absichten  König  Friedrichs  Erkundigungen  ein- 
ziehen sollte. 

Noch  war  alles  in  der  Schwebe.  Erst  die  Eröffnung  des  eng- 
lischen Parlamentes  werde,  so  glaubte  man,  einen  endgültigen  Ent- 
schluss der  französischen  Regierung  herbeiführen.  Bis  dahin  galt  es, 
ohne  es  [nach  der  einen  oder  anderen  Seite  zu  verderben,  eine  ab- 
wartende Haltung  einzunehmen.  Da  ergriff  Frankreich  selbst  die 
Initiative. 

Denn  endlich  war  die  Entscheidung  gefallen,  vor  der  man  den 
Krieg  gegen  England  nicht  hatte  beginnen  wollen.  .Das  englische 
Parlament  war  von  König  Georg  mit  einer  Rede  eröffnet  worden,  die 
jeglichen  Zweifel  an  der  Unvermeidlichkeit  des  Krieges  beseitigte. 
Noch  immer  hatte  die  französische  Regierung  gehofft,  in  England  eine 
friedlichere  Stimmung  Platz  greifen  zu  sehen.  Noch  war  man  keines- 
wegs zum  Krieg  entschlossen  gewesen,  selbst  die  Repressalien  gegen 


1)  VgL  S.  194  Anm.  2.        2)  Vgl.  Ranke  144. 

Act«  «Ui  TorgMohiebt«  d«  7jihrig9n  Krieg«..  f 


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LXXXIl    Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 


die  englischen  Schiffe  in  den  französischen  Hafen  hatte  man  ver- 
mieden, um  die  kriegerischen  Neigungen  jenseits  des  Kanals  in  keiner 
Weise  zn  reizen.  Nunmehr  aber  war  das  französische  Ministerium, 
selbst  Rouille,  der  Schwächste  der  Schwachen,  im  klaren:  der  Krieg 
war  unabwendbar1).  Und  allmählich  raffte  man  sich  denn  auch  zu 
einer  energischeren  Haltung  auf.  Nivernais  erhielt  seine  Instruction, 
um  mit  Preussen  feste  Verabredungen  zu  treffen  und  es  an  der  Seite 
Frankreichs  festzuhalten,  am  21.  December  erging  ein  Ultimatum2)  an 
England,  wonach  man  eine  Weigerung,  die  widerrechtlich  gekaperten 
französischen  Schiffe  auszuliefern,  als  Kriegserklärung  auffassen  wollte. 
Die  Generale  wurden  ernannt,  die  an  den  Küsten  des  Oceans  und 
Mittelmeeres  commandiren  sollten3).  Am  28.  December  endlich  Ubergab 
Bernis  an  Starhemberg  den  Entwurf  zu  einem  Bttndniss  mit  Oster- 
reich4), der  in  Gegensatz  zu  dem  früheren  vom  9.  September  die  Ge- 
währ einer  Verständigung  bot. 

Vor  allem:  man  machte  keinen  neuen  Versuch,  den  Wiener  Hof 
zu  einer  directen  Feindseligkeit  gegen  England  zu  bewegen,  erklärte 
vielmehr  ausdrücklich  und  grundsätzlich,  den  Krieg  auf  England  und 
Frankreich  allein  beschränken  zu  wollen.  Damit  war  ein  zweifacher 
Vortheil  für  Österreich  gegeben.  Die  Bedrohung  der  Niederlande  war 
beseitigt,  und  Preussen  blieb  gänzlich  aus  dem  Spiel.  Das  war  für 
Kaunitz  ein  Umstand  von  entscheidender  Bedeutung.  Eine  Vergröße- 
rung Preussens  oder  auch  nur  eine  Stärkung  des  preussischen  An- 
sehens hätte  er  nicht  ruhig  mitansehen  können. 

Aber  mehr  noch:  Frankreich  wollte  sich. zur  Vertheidigung  der 
österreichischen  Besitzungen  gegen  jeden  Angriff  schlechthin  ver- 
pflichten. Auch  die  Gefahr  eines  Angriffs  also  von  preussiseher  oder 
auch  von  türkischer  Seite  war  gehoben.  Österreich  sollte  allerdings 
ebenfalls  den  Besitzstand  Frankreichs  und  seiner  Verbündeten  auf 
dem  Continente,  d.  h.  den  Status  des  Aachener  Friedens  garantiren, 
und  nach  dem  Sinn  dieses  Tractats  wäre  Maria  Theresia  unzweifel- 
haft verpflichtet  gewesen,  gegen  England  zu  den  Waffen  zu  greifen, 
falls  es  nach  Ablehnung  jenes  Ultimatums  sich  offen  als  den  Friedens- 
brecher zeigte.  So  weit  indessen  stellte  man  in  Frankreich  Beine 
Anforderungen  an  die  Kaiserin  mit  richten.    Nur  eine  Neutralität 

1)  Über  die  Stimmung  in  Frankreich  Bind  Knyphausena  Berichte  aus  Paris 
an  König  Friedrich  unterrichtend.  Einseines  aus  ihnen  bei  F.  Wagner:  Friedrichs 
des  Grossen  Beziehungen  zu  Frankreich  und  der  Beginn  des  siebenjährigen 
Krieges.  [Hamburg  1896.]        2)  Waddington,  Renversement  235  f. 

3)  Vgl.  Bernis  I,  253  Anm. 

4)  VgL  Nr.  31.   Starhemberg  an  Kaunitz.  28.  December  1765. 


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I.  Kaunitzens  Plan.  Seine  Ablehnung  In  Frankreich.  Verhandlungen  etc.  LXXXIIII 

verlangte  man  für  den  Fall,  dass  es  wirklich  zum  Kriege  käme,  zu 
der  sie  sich  bereite  freiwillig  längst  entschlossen  hatte.  Der  grössere 
Vortheil  also  lag  hier  auf  Seiten  Österreichs.  Frankreich  bot  active 
Hülfe  gegen  jeden  Angreifer  an.  Österreich  aber  brauchte  dem  an- 
gegriffenen Frankreich  nur  eine  neutrale  Haltung  zu  bewahren. 

Da  der  französische  Entwurf  von  einem  Verzicht  auf  die  Allianz 
mit  Preussen  schwieg,  so  entsagte  man  auch  stillschweigend  dem 
Plane,  die  italienischen  Herzogtümer  gegen  die  österreichischen 
Niederlande  auszutauschen.  In  dem  französischen  Project  ist  bezeich- 
nender "Weise  Philipps  Translation  nicht  erwähnt.  Nur  behielt  man 
sich  für  die  Zukunft  Verabredungen  vor,  die  in  Ergänzung  des 
Aachener  Friedens  auch  in  Italien  die  Ruhe  sichern  sollten. 

Nach  anderen  Richtungen  hin  gaben  freilich  die  französischen 
Anträge  zu  ernsten  Besorgnissen  Anlass.  Frankreich  wahrte  sich  aus- 
drücklich die  Freiheit,  den  Krieg  gegen  England  auch  in  Hannover 
zu  führen,  und  wünschte  die  Heranziehung  russischer  Hülfstruppen 
von  Seiten  König  Georgs  zu  verhindern.  Dem  Anzüge  der  Russen 
sollte  sich  Österreich  in  Verbindung  mit  den  Reichsfürsten  aus  allen 
Kräften  widersetzen,  eventuell  im  Falle  eines  Nichterfolges  den  fran- 
zösischen Truppen  freien  Durchgang  durch  die  eigenen  Gebiete  ge- 
statten. Dem  oben  verkündeten  Grundsatz  einer  österreichischen  Neu- 
tralität widersprach  diese  Forderung  direct.  Die  Verhinderung  des 
Anmarsches  russischer  Hülfstruppen  zur  Verteidigung  Hannovers  hätte 
eine  zwar  stillschweigende,  aber  unzweideutige  Stellungnahme  gegen 
England  bedeutet. 

Somit  erhob  Kaunitz  gegen  diesen  Theil  des  französischen  Pro- 
jekts den  entschiedensten  Einspruch.  Er  beauftragte  Starhemberg, 
Frankreich  von  seinem  Entschluss  eines  Angriffs  auf  Hannover  abzu- 
bringen1). Indessen  allzu  bedeutend  war  diese  Meinungsverschieden- 
heit nicht.  Bernis  hat  sie  als  eine  leichte  bezeichnet2),  und  im  fran- 
zösischen Sinne  mit  Recht.  Denn  Frankreich  brannte  durchaus  nicht 
auf  diesen  Angriff  gegen  Hannover.  Der  Wunsch,  sich  auf  den  See- 
krieg zu  beschränken,  war  durchaus  vorherrschend  geworden3);  des- 
halb gerade  legte  man  auf  die  Neutralität  Österreichs  so  grossen  Werth. 
Jedenfalls  aber  trat  dieser  Rest  einer  Differenz  weit  vor  der  in  den 
übrigen  Fragen  erzielten  Einigung  zurück.  Selbst  das  verweigerte 
Kaunitz  nicht,  Preussen  in  den  Garantievertrag  mit  aufzunehmen;  er 
wünschte  nur  auch  Russland  heranzuziehen. 

1)  S.  209.  Maria  Theresia  an  Starhemberg.  27.  Januar  1756. 

2)  Vgl  Waddington,  Renversemont  309. 

3)  Vgl.  KnyphausenB  Berichte  vom  26.  und  29.  December  1755.  B.  A. 


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LXXXIV   Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preuaaen  1755  und  1756. 


Zu  eigenthümlichem  Ergebniss  hatten  die  bisherigen  Verhand- 
lnDgcn  mit  Frankreich  geführt.  Kaunitz  hatte  geplant,  mit  franzö- 
sischer Genehmigung  Preussen  zu  vernichten,  also  den  Aachener  Frie- 
den umzustürzen.  Ganz  und  gar  war  dieser  Gedanke,  die  Offensive, 
jetzt  zurückgedrängt  Österreich  stand  im  Begriff,  den  Besitzstand 
Preussens  von  neuem  zu  garantiren.  Das  secundäre  Ziel  aber  der 
Kaunitz'schen  Politik,  die  Defensive,  die  Sicherung  des  Eaiserhofes 
gegen  die  drohenden  Angriffe  Frankreichs,  Preussens  und  der  Pforte, 
war  in  den  Vordergrund  getreten.  Hier  hatte  der  Staatskanzler  einen 
vollen  Erfolg  zu  verzeichnen.  Den  Frieden  würde  er  mit  dem  Ab- 
kommen, zu  dem  er  sich  bereit  erklärte,  für  Österreich  gesichert 
haben.  Die  Allianz  mit  England  blieb  bestehen,  eine  neue,  ungemein 
günstige  mit  Frankreich  stand  in  Aussicht 

Aber  auch  seinen  alten  Lieblingsplan,  die  Trennung  Frankreichs 
von  Preussen,  brauchte  Kaunitz  noch  nicht  ganz  aufzugeben.  Starhem- 
berg hatte  berichtet,  dass  in  Frankreich  »seit  kurzem  die  Neigung 
für  Preussen  merklich  abgenommen«  habe;  schon  hatte  der  franzö- 
sische Minister  indiscret  dem  Gesandten  mitgetheilt,  dass  König 
Friedrich  im  Frühjahr  und  Sommer  1755  Frankreich  zum  Angriff  auf 
die  österreichischen  Niederlande  zu  veranlassen  versucht  habe1).  So 
durfte  Kaunitz  hoffen,  den  ersten  Fehler  der  preussischen  Politik  mi> 
gutem  Erfolge  ausnutzen  zu  können2).  Immerhin  fand  Friedrich  noch 
im  Januar  1756  in  Rouille  einen  Vertheidiger.  Selbst  die  Nachricht, 
dass  Verhandlungen  zwischen  England  und  Preussen  stattfänden, 
schreckte  den  französischen  Minister  nicht  sehr.  Er  vermuthete,  es 
werde  sich  um  eine  Neutralitätsconvention  handeln8).  Da  aber  trat 
das  »entscheidende  Ereigniss  zu  Österreichs  Heile«4)  ein,  der  Ab- 
schluss  der  Westminsterconvention.  Sie  und  sie  allein  hat  dem  Grafen 
Kaunitz  die  Verfolgung  seines  anfänglichen  Planes  ermöglicht 

1)  Vgl.  S.  207.  Maria  Theresia  an  Starhemberg.  27.  Januar  1756. 

2)  Vgl.  S.  208.  211. 

3)  Vgl.  Nr.  34.   Starheniberg  an  Kaunitz.  8.  Januar  1756. 

4)  Vgl.  S.  733.  Denkschrift  des  Grafen  Kaunitz  vom  Juli  1756. 


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n. 


Umschwung  in  Frankreich.  Einleitende  Verhandinngen 

über  eine  Offensivallianz. 

Ohne  Frage,  einen  ungemeinen  Dienst  hat  König  Friedrich  dem 
österreichischen  Kanzler  geleistet,  als  er  sich  mit  England  ohne  Vor- 
wissen Frankreichs  verband.  Nicht  sowohl  der  Inhalt  der  Convention, 
als  die  Form,  die  Geheimhaltung  vor  dem  Versailler  Hofe  bis  zum 
vollendeten  Abschluss,  scheint  die  tiefe  Erbitterung  gegen  Preussen 
hervorgerufen  zu  haben 1).  Die  französische  Ehre  fühlte  sich  getroffen, 
der  nationale  Stolz  gedemüthigt.  Mehr  dem  Gefühl  als.  dem  kühlen 
Urtheil  folgte  Frankreich,  indem  es  sich  jetzt  dem  erneuten  Werben 
Österreichs  hingab. 

Schon  bei  dem  ersten  Gerücht  von  dem  englisch- preussischen 
Vertrage  hatte  Starhemberg  geschrieben:  »Wollte  Gott,  dass  sich  die 
Nachricht  bestätigte« 2).  Und  keinen  Augenblick  hat  er  versäumt,  die- 
sen Fehler  der  preussischen  Politik  und  die  Empörung  gegen  Preussen 
in  Frankreich  für  seine  Zwecke  auszunutzen.  Ohne  erst  Weisungen 
aus  Wien  abzuwarten,  hat  er  das  heisse  Eisen  meisterhaft  geschmie- 
det9). In  wiederholten  Unterredungen  mit  Rouille  und  Bernis  hat  er 
den  Unwillen  gegen  Preussen  zu  immer  heftigerer  Wuth  entfacht 
und  den  französischen  Staatsmännern  den  Verdacht  eingeflösst,  dass 
die  Convention  sicherlich  noch  geheime  Abmachungen  zu  Ungunsten 
Frankreichs  und  der  catholischen  Religion  enthielte.  Er  erschöpfte 
all  seine  Beredsamkeit,  um  zu  beweisen,  dass  unmöglich  die  Besorg- 
niss  vor  Russland  das  ausschlaggebende  Moment  für  König  Friedrich 
gewesen  sein  könne.  In  feiner  Berechnung  brachte  er  die  grossen 
Vortheile  wieder  in  Erinnerung,  die  Österreich  angeboten  hatte,  und 


1)  Vgl.  Koser  I,  586. 

2)  Vgl.  8.  207.  Starhemberg  an  Kaunit».  22.  Janaar  176«. 

3)  Vgl.  Nr.  40.   Starhemberg  an  Kaunita.  7.  Februar  1756. 


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LXXXVI    Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756.- 

berief  sich  mit  Genugthuung  auf  seine  früheren  Warnungen  vor  Preus- 
sens  Treulosigkeit.  So  hatte  er  den  Erfolg,  die  früher  Widerstreben- 
den jetzt  ganz  auf  seinen  Standpunkt  herüberzuziehen. 

Er  verlangte  nichts  geringeres,  als  dass  jetzt,  nachdem  der  früher 
geäusserte  Verdacht  gegen  Preussen  in  einer  so  glänzenden  Weise 
sich  bestätigt  hatte,  der  erste  österreichische  Antrag  zur  Grundlage 
aller  weiteren  Verhandlungen  dienen  müsse.  Starhemberg  meinte,  die 
französischen  Unterhändler  seien  auf  diese  Rückkehr  zu  dem  ursprüng- 
lichen Plane  gefasst  gewesen.  Gar  nicht  schnell  genug  konnte  man, 
wenn  es  nach  Rouille  ging,  handeln.  Die  Kaiserin  möge  die  Vollmacht 
zum  Abschluss  Ubersenden,  ihre  endgiltigen  Forderungen  mittheilen. 
Sofort  sollte  sich  Osterreich  mit  Spanien  vereinbaren  und  Kussland 
aus  der  Allianz  mit  England  lösen.  Und  wenn  auch  Bernis  zurück- 
haltender war,  nach  wie  vor  zunächst  auf  den  Abschluss  des  vorge- 
schlagenen Garantievertrages  drängte,  das  Zerwürfniss  mit  England 
als  die  Hauptsache  und  das  Missvergnügen  Uber  Preussen  nur  als 
etwas  accessorisches  bezeichnete:  so  viel  schien  für  Starhemberg  fest- 
zustehen, dass  Frankreich  thatsächlich  auf  den  anfänglichen  Plan 
Österreichs  eingehen  wolle. 

In  der  That  erklärte  dann  König  Ludwig  am  19.  Februar1),  es 
Österreich  frei  stellen  zu  wollen,  ob  der  französische  Vorschlag  einer 
Defensivallianz  oder  der  österreichische  eines  geheimen  Tractats  den 
weiteren  Verhandlungen  zu  Grunde  zu  legen  sei.  Schon  damit  war 
im  Princip  die  Bereitwilligkeit  Frankreichs  ausgesprochen,  die  Pläne 
Kaunitzens  aufzunehmen.  Und  mit  voller  Bestimmtheit  versicherte 
Bernis,  der  Entschluss  stehe  fest,  die  Allianz  mit  Preussen  nicht  zu 
erneuern2).  An  demselben  19.  Februar  deutete  man  dem  Herzog  von 
Nivernais3)  an,  seine  Zeit  am  Berliner  Hofe  sei  zu  Ende,  er  möge 
sich  unter  einem  schicklichen  Vorwande  entfernen.  Zugleich  begann 
Bernis  bereits  mit  Starhemberg4)  über  die  Einzelheiten  der  gegen- 
seitigen Forderungen  und  Zugeständnisse  zu  verhandeln.  Vor  allem, 
Frankreich  stellte  bestimmte  Bedingungen,  ein  deutliches  Zeichen,  dass 
es  ernstlich  gewillt  war,  das  System  seiner  Allianzen  umzuändern. 

Dasselbe  verlangte  nun  Bernis  von  Osterreich.  Unnachgiebig 
bestand  er  auf  der  vollen  Gegenseitigkeit,  wonach  alle  Verabredungen 
und  Bewilligungen  Frankreichs  null  und  nichtig  Bein  sollten,  falls 


1)  Vgl.  Nr.  45.   Starhemberg  an  Kaunitz.  20.  Februar  1756. 

2)  Vgl.  Nr.  44.  Starhemberg  an  Kaunitz.  16.  Februar  1756. 

3)  Vgl.  Waddington,  Renversement  315. 

4)  Vgl.  Nr.  49.  Starhemberg  an  Kaunitz.  27.  Februar  1756. 


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II.  Umschwung  in  Frankreich.  Einleitende  Verhandlungen  etc.  LXXXVII 

Maria  Theresia  nicht  ihren  Bnnd  mit  England  genau  so  löse,  wie 
sie  es  von  seinem  Könige  mit  Bezug  auf  Preussen  verlange.  Man 
war  am  Scheidewege  angelangt.  Die  Verhandlung  hatte  ihren  histo- 
rischen Höhepunkt  erreicht1). 

Dreierlei  hatte  Kaunitz  im  August  1755  yon  Frankreich  verlangt: 
den  Verzicht  auf  die  preussische  Allianz,  die  Unterstützung  der  öster- 
reichischen Unternehmung  durch  Suhsidien,  endlich  die  Erlauhniss  zu 
einer  Zerstückelung  Preussens  auch  Uber  die  Abtrennung  von  Schle- 
sien und  Glatz  hinaus.  Schon  Ende  Februar  waren  zwei  von  diesen 
Forderungen  grundsätzlich  zugestanden.  Nur  auf  Österreich  kam  es 
an,  ob  Frankreich  auf  das  preussische  Bündniss  verzichtete.  Einer 
Subsidienzablung  war  man  so  wenig  abgeneigt,  dass  man  bereits  nach 
einem  Vorwand  suchte,  der  ihr  den  Charakter  einer  Offensivmaass- 
regel  nehmen  könnte.  Allein  um  die  Höhe  der  Geldsumme  handelte 
es  sich  noch. 

Dagegen  stiess  die  dritte  Vorbedingung  Österreichs  auf  den  nach- 
haltigsten und  entschiedensten  Widerspruch.  Niemals,  das  erklärte 
Bernis  mit  voller  Bestimmtheit2),  werde  der  König  eine  gänzliche 
Vernichtung  Preussens  zugeben.  Gewiss,  König  Friedrich  verdiene 
eine  empfindliche  Züchtigung.  Aber  dazu  genüge  schon  die  Eroberung 
von  Schlesien  und  Glatz.  Lebhaft  bemühte  sich  Bernis,  Starhem- 
berg klar  zu  machen:  Österreich  bedürfe  ausser  Russland  garnicht 
anderer  Hülfsmächte.  Allenfalls  wollte  Frankreich  durch  Subsidien 
etwa  Sachsen  und  Bayern  von  einer  Unterstützung  Preussens  zurück- 
halten. Und  garnichts  wollte  man  davon  hören,  dass  Österreich  sich 
durch  die  Zerstückelung  Preussens  vor  künftiger  Bache  sichern 
müsse.  Was  könne  dem  Wiener  Hofe  bei  dem  mächtigen  Rück- 
halt an  Frankreich  geschehen,  wenn  Preussen  die  Hälfte  seiner 
Macht  mit  Schlesiens  Verlust  einbüsse  ?  Es  war  am  letzten  Ende  der 
Wunsch,  ein  halbwegs  mächtiges  Preussen  gegebenen  Falls  gegen 
Osterreich  nach  wie  vor  ausspielen  zu  können,  der  Bernis  erfüllte. 
Eine  persönliche  Genugthuung  wollte  man  sich  von  Preussen  ver- 
schaffen. Im  Grunde  aber  war  ein  sachlicher  Interessengegensatz 
nicht  vorhanden,  der  die  Lösung  der  Allianz  bedingte.  Die  Halbheit, 
die  seit  Beginn  der  amerikanischen  Streitigkeiten  das  Kennzeichen 
der  französischen  Politik  gewesen  war,  trat  auch  hier  wieder  zu  Tage. 
Man  verbündete  sich  mit  einer  Macht,  deren  unbeschränktes  Wachs- 
thum man  zu  verhindern  suchte.  Man  verfeindete  sich  dem  bisherigen 


1)  Vgl.  Ranke  150;  "Wiegand,  Deutsche  Litteraturzoitung  1894,  Spalte  1618. 

2)  Vgl.  S.  247  f.   Starhemberg  aö  Kaunitz.  27.  Februar  1756. 


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LXXXVI1I      Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

Alliirten,  dessen  Erhaltung  man  nach  wie  vor  als  ein  wahres  Staats- 
interesse betrachtete.  So  zögernd,  halb  wider  Willen  Hess  sich  Frank- 
reich in  eine  prenssenfeindliche  Politik  ein.  Nicht  allgemeine  Er- 
wägungen, sondern  persönliche  Impulse  haben  den  ersten  Änstoss 
gegeben. 

Noch  eine  zweite  Differenz  stellte  sich  in  diesen  Februarverhand- 
lungen heraus.  Österreich  wollte  möglichst  nur  binnenwärts  gelegene 
Theile  der  Niederlande  an  Don  Philipp  abtreten.  Frankreich  aber 
forderte  gerade  die  an  das  Meer  stossenden  Provinzen  für  ihn1). 
Frankreich  blieb  auf  seinem  alten  Standpunkt :  die  Niederlande  sollten 
lediglich  das  Äquivalent  für  die  italienischen  Gebiete  Philipps  bilden2). 
In  kluger  Berechnung  verlangte  Frankreich  fUr  sich  selbst  garnichts. 
So  hatte  es  ein  Recht,  seine  Mitwirkung  an  den  Plänen  Österreichs 
auf  ein  Mindestmaass  zu  beschränken,  insbesondere  jeder  activen  Theil- 
nahme  an  der  Offensive  gegen  Preussen  auszuweichen. 

So  weit  also  hatte  Starhemberg  die  Verhandlungen  bereits  eigen- 
mächtig ohne  neue  Instructionen  gebracht.  Die  Schnelligkeit,  mit  der 
Frankreich  auf  die  preussenfeindliche  Politik  einging,  überraschte  den 
österreichischen  Kanzler.  Er  hatte,  selbst  nach  dem  ersten  Bericht 
Starhembergs  Uber  den  Eindruck  der  Westminsterconvention  in  Frank- 
reich, nicht  erwartet,  dass  man  so  ohne  Umschweife  auf  den  anfäng- 
lichen Plan  zurückgreifen  werde.  Um  den  französischen  Hof  hierzu 
schneller  zu  bewegen,  hatte  er  in  einem  sicherlich  ostensiblen  Schrei- 
ben3) das  Schreckbild  einer  ungeheuren  Liga  gegen  Frankreich  ent- 
worfen. Österreich  und  Russland,  Preussen,  England,  Holland  und 
andere  Mächte  sollten  an  ihr  theilnehmen.  Frankreich  dürfe  also 
keine  Zeit  verlieren,  dieser  drohenden  Gefahr  zu  begegnen.  Noch  ehe 
indessen  dieser  Brief  seine  Wirkung  hatte  thun  können,  traf  bereits 
die  Meldung  von  der  Bereitwilligkeit  Frankreichs  ein,  das  erste  Pro- 
ject  Kaunitzens  anzunehmen. 

Damit  war  für  ihn  die  quaestio  an  entschieden.  Nur  um  die 
quaestio  quomodo,  die  Einzelheiten  der  Ausführung  konnte  es  sich 
fernerhin  handeln.  Unverzüglich  legte  er  darum  an  den  zweiten  Theil 


1)  Vgl.  S.  245.  Starhemberg  an  Kaunitz.  27.  Februar  1756. 

2)  Deshalb  wäre  natürlich  auch  der  Zeitpunkt  des  Austausches  von  dem 
Kriege  unabhängig  gewesen. 

3}  Dass  Kaunitz  ernsthaft  an  ein  Bündniss  mit  England  und  Preussen  gegen 
Frankreich  gedacht  haben  solle,  ist  so  ungeheuerlich,  dass  ich  mich  ohne  jeden 
Zweifel  der  Ansicht  v.Arneths  IV,  420  Uber  den  ostensiblen  Charakter  im  Gegen- 
satz zu  Broglie,  L'alliance  340  anschliessc. 


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IL  Umschwung  in  Frankreich.  Einleitende  Verhandlungen  etc.  LXXXIX 


seines  Planes  Hand  an.  Er  theilte  Starhemberg  seine  Absicht  mit, 
nunmehr  anch  mit  Rnssland  in  Verhandlungen  treten  zu  wollen1). 

Um  eine  Nuance  kuhler  freilich  als  Starhemberg  scheint  Kaunitz 
den  Stand  der  Verhandlungen  beurtheilt  zu  haben,  als  er  den  Bericht 
yom  27.  Februar  erhielt  Zwar  hatte  auch  Starhemberg  ernste  Be- 
denken an  der  Aufrichtigkeit  König  Ludwigs  geäussert,  weil  er  die 
Vernichtung  Preussens  nicht  zugestehen  wollte.  Aber  der  Grundton 
seines  Berichtes  ist  doch  ein  zuversichtlicher.  Darauf  komme  es  an, 
meint  er,  dass  Frankreich  der  Kaiserin  freie  Hand  gegen  Preussen 
lasse  und  finanzielle  Unterstützung  leiste.  Beides  scheint  ihm  ge- 
sichert zu  sein.  Kaunitz  hingegen  betont  in  einer  vielleicht  über- 
mässigen Behutsamkeit  vor  allem  die  noch  bestehenden  Gegensätze. 
Für  seine  Anschauungen  und  Tactik  den  Franzosen  gegenüber  ist  die 
ausführliche  Instruction2)  von  grundlegender  Bedeutung,  die  am  27.  März 
dem  Gesandten  für  die  Beantwortung  der  französischen  Forderungen 
ertheilt  wnrde. 

In  der  grössten  Crisis  befindet  sich  nach  dieser  Darlegung  augen- 
blicklich die  Verhandlung.  Gewiss  erkennt  Kaunitz  den  Vortheil  an, 
dass  Frankreich  zuerst  und  präcise  die  Bedingungen  gestellt  hat,  unter 
denen  es  die  preussische  Allianz  aufgeben  will.  Sicherlich  ist  schon 
»mehr,  als  man  sich  jemalen  hätte  versprechen  können«,  damit  ge- 
wonnen worden,  dass  »die  diesseitigen  Vorschläge  dem  dortigen  Hof 
angenehm  in  die  Augen  leuchten,  und  dass  er  sich  wttrklich  in  einer 
Unentschlossenheit  desfalls  befinde.«  Wohl  ist  es  ein  grosser  Erfolg, 
dass  ein  Theil  des  französischen  Ministeriums  bereits  auf  die  öster- 
reichischen Wünsche  eingeht,  ein  anderer  in  seinen  Vorurtheilen  gegen 
das  Haus  Habsburg  wenigstens  zu  schwanken  beginnt.  Aber  das  genügt 
dem  Kanzler  noch  nicht  Nur  dann  will  er  das  grosse  Unternehmen 
gegen  Preussen  wagen,  wenn  menschlicher  Voraussicht  nach  ein 
glücklicher  Ausschlag  verbürgt  ist.  Schon  ist  freilich  seine  Hoffnung 
gegen  früher  ungemein  verstärkt,  wie  vor  allem  daraus  hervorgeht, 
dass  er  jetzt  zuerst  die  Grundzüge  seines  Planes  in  Petersburg  vor- 
legen lässt8),  während  er  noch  im  Februar  sich  mit  einer  leisen  An- 
deutung begnügt  hatte4).  Aber  eine  Sicherheit  des  Erfolges  scheint 
dem  Kanzler  noch  nicht  gewährleistet.  Deshalb  gilt  es,  die  Unschlüssig- 
keit  der  französischen  Regierung  zu  überwinden,  die  Annahme  eines 

1)  VgL  S.  252.  Maria  Theresia  an  Starhemberg.  6.  März  1756. 

2)  Vgl.  Nr.  59. 

3)  Vgl.  Nr.  56.  Maria  Theresia  an  Esterhasy.  13.  Mörz  1756. 

4)  Vgl.  S.  223  ff.  Maria  Theresia  an  Esterhasy.  11.  Februar  1756.  Vgl.  auch 
unten  S.  CV. 


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XC  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  nnd  1756. 

»gewissen  und  practischen  Systems«  in  Frankreich  durchzusetzen. 
Die  äusserste  Vorsicht  hält  er  für  erforderlich.  Jedes  Drängen  will 
er  unterlassen;  denn  »die  Umstände  können  nicht  gezwungen,  sondern 
nur  vorbereitet  und  eingeleitet  werden1).« 

Die  Aufgabe  war,  wie  bisher,  die  beiden  Ziele  zu  vereinigen,  dass 
man  die  Offensive  gegen  Preussen  ermöglichte,  ohne  die  Sicherung 
des  Kaiserstaates  zu  vernachlässigen.  Deshalb  war  es  das  wesent- 
lichste, dass  Starhemberg  eine  Erneuerung  der  französisch-preussischeu 
Allianz  verhinderte.  Gelang  das,  so  war  für  die  geheime  Absicht 
gegen  Preussen  noch  nichts  verloren,  auch  wenn  es  vorläufig  nur  zu 
einem  Defensivvertrage  zwischen  Österreich  und  Frankreich  kam. 
Kaunitz  rechnete  darauf,  dass  Friedrich  sich  noch  näher  mit  England 
verbinden  werde,  wenn  der  Versailler  Hof  sein  BUndniss  mit  Preussen 
nicht  verlängerte.  Diesen  Fehler  der  preussischen  Politik  gedachte 
er  alsdann  in  Frankreich  ausgiebig  zu  benutzen.  Zunächst  wurde 
daher  Starhemberg  beauftragt,  den  Defensivvertrag  zu  Stande  zu 
bringen,  zu  sichern,  was  man  bereits  erreicht  hatte. 

Denn  die  französischen  Vorschläge  für  den  geheimen  Vertrag, 
so  wie  Starhemberg  am  27.  Februar  über  sie  berichtet  hatte,  waren 
dem  Kanzler  unannehmbar.  Er  hegte  starke  Zweifel  an  der  Zuver- 
lässigkeit der  französischen  Versprechungen.  Frankreich  wolle  sich 
die  Hände  freihalten,  so  argwöhnte  er,  um  jederzeit  mit  England 
Frieden  schliessen  zu  können.  Die  angebotenen  Vortheile  in  den 
Niederlanden  begehre  es,  und  zwar  sofort,  für  Don  Philipp,  werde  sich 
selbst  aber  gegebenen  Falls  ohne  Bedenken  aus  der  Unternehmung 
gegen  Preussen  zurückziehen  und  »die  Kosten,  die  Gefahr  und  den 
Verlust«  dem  Wiener  Hofe  allein  aufbürden1).  Warum  sonst  wolle 
man  in  Versailles  die  Zerstückelung  Preussens  nicht  zugeben,  falls 
man  nicht  eben  ein  starkes  Preussen  nach  wie  vor  für  nothwendig 
halte?  Er  fand  es  sehr  verdächtig,  dass  Frankreich  gar  keinen  directen 
Vortheil  fttr  sich  verlangte.  Es  wäre  ihm  lieber  gewesen,  wenn  etwa 
die  gesamten  Niederlande  von  König  Ludwig  gefordert  worden  wären. 
Um  so  mehr  aber  galt  es  jetzt,  Frankreichs  eigenstes  Interesse  unauf- 
löslich mit  dem  glücklichen  Ausschlag  des  geplanten  Krieges  zu  ver- 
knüpfen. Das  war  das  sicherste  Mittel,  einen  unzeitigen  »Absprung« 
zu  verhindern. 

Deswegen  sollte  König  Ludwig  in  formeller  Declaration  aner- 
kennen8), dass  sämtliche  Zugeständnisse  der  Kaiserin  erst  nach  der 

- — -  -  ■  *       *  • 

1)  Vgl.  Denkschrift  vom  27.  Jnni  1755;  Beer,  Archiv  38. 

2)  Vgl.  Kr.  52.   Kaunitz  an  Starhemberg.  7.  März  1756. 

3)  Vgl.  für  das  folgende  Nr.  59.  Denkschrift  von  Kannita.  27.  März  1756. 


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II.  Umschwung  in  Frankreich.  Einleitende  Verhandlungen  etc.  xci 

Eroberung  Schlesiens  in  Kraft  träten.  Kaunitz  bezeichnete  diese  Be- 
willigung als  den  Prüfstein  für  Frankreichs  Absichten,  als  die  absolute 
conditio  sine  qua  non  für  das  Zustandekommen  des  Vertrages.  Mit 
vollster  Entschiedenheit  durchkreuzte  er  den  Versuch  des  französischen 
Unterhändlers,  den  Austausch  der  Niederlande  von  der  Unternehmung 
gegen  Preussen  zu  trennen.  Und  schon  deutete  er  noch  eine  weitere 
Forderung  an:  Frankreich  sollte  sich  verpflichten,  keinen  Frieden  mit 
England  einzugehen,  der  nicht  die  geheimen  Verabredungen  mit  Öster- 
reich bestätige.  Merkwürdig,  welchen  Werth  mau  solchen  Declarationen 
and  feierlichen  Versprechungen  in  einer  Zeit  beilegte,  die  skrupelloser 
als  jede  andere  den  eigenen  Nutzen  als  den  alleinigen  Maassstab  für 
die  Innehaltung  von  staatlichen  Pflichten  betrachtete;  merkwürdig 
zumal  bei  Kaunitz,  der  soeben  daran  war,  einen  solennen,  von  den 
Grossmächten  garantirten  Frieden  umzustürzen. 

Das  Ansinnen  dieser  Declaration  war  nur  der  Form  nach  eine 
Steigerung  der  bereits  im  August  1755  Frankreich  vorgelegten  Forde- 
rungen. Auch  inhaltlich  neu  dagegen  war  es,  dass  Kaunitz  jetzt  die 
Aufstellung  eines  französischen  Observationscorps  an  den  Grenzen 
Frankreichs  oder  in  Westphalen  verlangte,  um  die  Verbündeten  Preus- 
sens  an  jeglicher  Hülfeleistung  zu  verhindern.  Erst  die  Westminster- 
convention  hatte  eine  solche  Forderung  nöthig  gemacht.  Aber  jetzt  so 
wenig,  wie  im  August  1755,  hat  Kaunitz  eine  active  Theilnahme  der 
Franzosen  am  Kriege  gegen  Preussen  zur  Bedingung  gemacht. 

Was  man  sonst  noch  von  Frankreich  begehrte,  war  im  wesent- 
lichen nichts  neues.  Wiederum  erbat  sich  Österreich  finanzielle  Bei- 
hülfe  von  Frankreich  und  setzte  deren  Höhe  jetzt  auf  12  Millionen 
Gulden l)  fest  Die  Grösse  dieses  Opfers  milderte  Kaunitz  indessen  er- 
heblich, indem  er  äussersten  Falles  die  vorgeschossenen  Geldsummen 
als  rückzahlbares  Darlehen  anerkennen  und  das  Herzogthum  Luxem- 
burg als  Faustpfand  auszuliefern  sich  verstehen  wollte2). 

Endlich  bestand  der  Kanzler  nach  wie  vor  darauf,  dass  Frank- 
reich die  Beraubung  Preussens  auch  über  Schlesien  und  Glatz  hinaus 
zugestehen  müsse.  Er  hoffte,  diese  bisher  so  standhaft  zurück- 
gewiesene Forderung  leichter  durchzusetzen,  wenn  Starhemberg  vor- 
nehmlich nicht  so  sehr  die  Vernichtung  Preussens,  als  vielmehr  die 
Noth wendigkeit  betonte,  für  die  Bildung  einer  dritten  Armee  noch 
einige  Hülfsmächte  zu  gewinnen.  Mit  Sachsen  und  Churpfalz  oder 
auch  nur  einem  dieser  Territorien,  so  weit  wich  er  zurück3),  könne 

1)  Vgl.  Nr.  59  c.  Kaunitz  an  Starhemberg.  28.  März  1756. 

2)  VgL  S.  291.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  27.  März  1756. 

3)  Vgl.  8.  289. 


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xcn        Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

man  eich  schon  begnügen.  Ohne  deren  Unterstützung  aber,  allein 
mit  Russland,  getraute  er  sich  nicht,  den  Angriff  auf  Preussen  mit 
der  Gewissheit  eines  schnellen  Erfolges  durchzufuhren.  Denn  von 
Russland  versprach  er  sich  keine  grosse  militärische  Unterstützung. 
Nur  darauf  rechnete  er,  dass  König  Friedrich  einen  Theil  seiner 
Truppen  gegen  die  RuBsen  werde  verwenden  müssen,  und  dass  diesem 
durch  die  Verwüstung  Ostpreussens  ein  Theil  seiner  Hulfsquellen  ver- 
schüttet werden  würde1). 

Für  alle  diese  Zugeständnisse  wollte  Osterreich  auch  seiner  Seits 
die  Forderungen  Frankreichs  erfüllen,  der  Allianz  mit  England  ent- 
sagen, die  flandrischen  Küsten  dem  Infanten  Philipp  überlassen. 
Trotzdem  aber  war  nach  wie  vor  der  ungleich  grössere,  vor  allem  der 
sofortige  Gewinn  auf  Seiten  Österreichs.  Sollte  er  indessen  noch 
in  diesem  Jahre  eingebracht  werden,  so  war  eine  schleunige  Antwort 
von  Seiten  Frankreichs  erforderlich.  Sonst  wurde  es  unmöglich,  sich 
rechtzeitig  genug  der  russischen  Mitwirkung  zu  versichern. 


1)  Vgl.  S.  288. 


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m. 

Aufnahme  der  österreichischen  Angriffspläne  in  Russland, 
ßusslands  VerhUtniss  zu  Preussen,  England  und  Österreich. 

In  Russland  war  seit  einem  Jahrzehnt  der  Hase  gegen  Preussen 
in  stetem  Wachsen.    Schon  der  Vertrag  mit  Osterreich  vom  Jahre 

1746  war,  obgleich  dem  Wortlaut  nach  rein  defensiv,  in  Wahrheit 
von  offensivem  Geist  erfüllt.  Nicht  nach  dem  Text  des  Vertrages 
allein  hat  man  zu  urtheilen,  sondern  wesentlich  nach  den  vorwaltenden 
Tendenzen,  aus  denen  er  entsprang.  Und  niemand  hat  denn  auch 
unter  den  Zeitgenossen  gezweifelt,  dass  hinter  dieser  scheinbar  defen- 
siven Vereinbarung  eine  offensive  Tendenz  gegen  Preussen  verborgen 
liege1).  Als  das  Werk  seiner  Feinde  in  Russland  betrachtete  sie 
König  Friedrich.  Wegen  des  bedrohlichen  Charakters  der  geheimen 
Bestimmungen  nahm  England  diese  ausdrücklich  aus,  als  es  1 750  dem 
Bunde  beitrat1).  Seither  war  die  Feindschaft  gegen  Preussen  am 
russischen  Hofe  nur  noch  stärker  geworden.  Als  den  gefährlichsten 
Feind  Russlands  bezeichnete  ein  kaiserlicher  Ukas  vom  27.  Januar 

1747  den  preussischen  Nachbarn3).   Gegen  Russlands  Wunsch  und 


1)  Vgl.  den  Brief  Hyndfords  an  Steinberg,  Petersburg  10.  Juni  1746:  >La 
part  ostensible  de  ce  traite\  et  qui  sera  communiquee  ä  toutes  les  cours,  ne 
conti ent  qu'un  renouvellement  de  l'ancien  avec  quelque  peu  de  difference,  et  qui 
ne  regarde  aucunement  la  präsente  guerre,  mais  comme  son  principal  but  est 
contre  le  roi  de  Prusae,  pour  lui  öter  la  Silesie  et  pour  mettre  de  bornes  ä 
l'avenir  a  l'ambition  de  ce  Prince  dangereux,  il  est  stipulö  qu'en  cas  que  ce 
Prince  commence  la  moindre  chose  de  quelque  cöt6  ou  sous  quelque  pretexte 
que  ce  soit,  l'Imperatrico  s'oblige  de  l'attaquer  avec  soixante  mille  hommes  de 
terre  et  d'employer  toute  sa  marine,  pour  faire  une  descente  sur  les  cötes  de 
Pomeranie  et  autres  lui  appartenantes,  pendant  que  les  Autrichiens  le  prendraient 
an  dos,  ce  qui  l'obligera  de  partager  ses  forces.«  Vgl.  Borkowsky,  Die  englische 
Friedensvermittelung  im  Jahre  1745,  [Berlin,  1884]  S.  99. 

2)  Vgl.  oben  S.  LXX.  Ans  dem  gleichen  Grunde  ist  auch  Sachsen  dem 
Vertrage  nicht  beigetreten.  Vgl.  Ranke  244.        3)  Vgl.  Ranke  159. 


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XCIV      Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

Willen  erfolgte  die  Zulassung  Preussens  zu  den  Aachener  Friedens- 
verhandlungen. Niemals,  erklärte  die  Zarin,  werde  sie  einer  Garantie 
Schlesiens  zustimmen.  Wäre  Bestushews  Plan  in  Wien  angenommen 
worden,  so  hätten  die  beiden  Kaiserhöfe  1749  Preussen  mit  Krieg 
Uberzogen.  Ihr  »politisches  Testament«1)  nannte  die  Zarin  einen  Be- 
schluss  ihres  Staatsrates  vom  Mai  1753:  leitender  Grundsatz  für  die 
Politik  Russlands  müsse  die  Zurückfuhrung  der  preussischen  Macht 
in  die  früheren  engen  Grenzen  sein.  Es  gelte  sich  zu  rüsten,  um 
»nicht  bloss  im  Falle  eines  preussischen  Angriffs  auf  Hannover  zu 
Gunsten  König  Georgs  eine  Diversion  zu  machen,  sondern  auch  aus 
eigenem  Antrieb  den  Krieg  an  Preussen  zu  erklären,  falls  man  dies 
zur  Bändigung  des  unruhigen  Nachbarn  für  nöthig  halten  werde.« 
Nicht  an  Russland  lag  es,  wenn  es  damals  noch  nicht  zum  Kampfe 
kam.  Elisabeth  wünschte  den  Krieg;  nur  Österreich  verhinderte  den 
Losbruch2).  Und  wieder  im  October  1755  beschloss  man  in  Russland, 
sich  bereit  zu  halten,  »um  unverzüglich  ins  Feld  ziehen  zu  können, 
sei  es,  dass  Preussen  einen  Verbündeten  Russlands,  sei  es,  dass  einer 
dieser  Verbündeten  Preussen  angreifen  wolle3).«  Mit  der  Leidenschaft 
der  unversöhnlichen  Frau  lebte  Elisabeth  in  dieser  Feindschaft  gegen 
Friedrich.  Im  Gespräch  mit  dem  österreichischen  Gesandten  entlud 
sie  ihren  Zorn.  Sie  klagte  über  das  »sehr  undankbare  Gemttth«  ihres 
Gegners,  das  »weder  Segen  von  Gott  noch  Vertrauen  von  den  Menschen 
nach  sich  ziehen  könne4).«  In  persönlichstem  Interesse  drang  sie  dar- 
auf, sich  mit  England  und  Osterreich  Uber  Mittel  und  Wege  zu  verein- 
baren, wie  tmitis  viribus  Schlesien  zurückerobert  werden  könne 5).  Zu 
Reginn  des  Jahres  1756  erhielten  die  Höfe  von  England  und  Osterreich 
die  schriftliche  Anfrage  zugestellt,  mit  welchen  Streitkräften  sie  ge- 
sonnen seien,  gegen  Preussen  zu  marschiren,  falls  Friedrich  einen 
Krieg  beginne,  sich  in  einen  solchen  einmische,  oder  auch  nur,  falls 
er  von  den  Alliirten  angegriffen  werden  sollte6).  Nur  in  der  Hoffnung, 
endlich  ihren  Hass  gegen  Preussen  zu  befriedigen,  hatte  sich  die 
Zarin  nach  langem  Schwanken  bereit  finden  lassen,  den  Subsidien- 
vertrag  mit  England  im  Februar  1756  zu  ratificiren.  In  einem  schrift- 
lichen Zusatz  8chloss  sie  jede  andere  Verwendung  der  russischen 
Truppen  als  die  gegen  Preussen  aus7). 


1)  Vgl.  Herrmann  im  Sachs.  Archiv  II,  42. 

2)  Vgl.  Koser  I,  581;  Beer,  Bentinck  146.        3)  Vgl.  Koser  I,  582. 

4)  Vgl.  Nr.  10.  Esterhasy  an  Kaunitz.  16.  September  1755. 

5)  Vgl.  S.  188.  Esterhasy  an  Maria  Theresia.  13.  November  1755. 

6)  Vgl.  Nr.  33.  Esterhasy  an  Kannitz.  6.  Januar  1756. 

7)  Vgl.  Martens,  Recueil  IX,  185  ff. 


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III.  Aufrahme  der  ttsterr.  Angriffspläne  otc.  Rosslands  Verhältniss  otc.  XCV 

Man  sieht  aus  allem:  die  Richtung  gegen  diese  Macht  brauchte 
der  russischen  Politik  von  Kaunitz  nicht  erst  gegeben  zu  werden. 
Zweifel  anderer  Art  waren  es,  die  ihm  in  Hinblick  auf  Russland  auf- 
stiegen: die  engen  Beziehungen  des  Zarenreiches  zu  England  und 
die  Ungewissheit,  ob  man  am  russischen  Hofe  die  grossen  Worte  in 
Thaten  umsetzen  würde. 

In  der  Tkat,  die  Verbindung  Russlands  mit  England  schien  in 
jedem  Betracht  eine  natürliche,  noth wendige  zu  sein.  Auf  Englands 
Vermittlang  war  man  hier  für  den  Bezug  fast  aller  Industrie-  und 
Kolonial waaren  angewiesen1).  Des  englischen  Kapitals  bedurfte  man, 
um  die  Naturalschätze  aus  dem  Innern  des  unwegsamen  wüsten  Reiches 
in  die  Häfen  zu  schaffen  und  damit  erst  verwerthbar  zu  machen2). 
Handel  und  Industrie  waren  vollständig  von  der  Leitung  der  Fremden 
und  wiederum  vornehmlich  der  Briten  abhängig.  Eine  nationale 
russische  Handelsflotte  fehlte  noch  fast  ganz3).  Die  Versuche  Peters, 
sein  russisches  Volk  aufzurütteln  und  zur  selbständigen  Betätigung 
in  der  heimischen  Volkswirtschaft  anzuregen,  waren  in  der  Haupt- 
sache mi8slungen4).  Die  sparsame,  gut  geleitete  Finanzwirthschaft 
Peters  hatte  mit  seinem  Tode  ein  Ende  gefunden.  Unter  Peter  hatten 
die  Gesamterträge  von  9 — 10  Millionen  Rubel  hingereicht,  um  ohne 
Anleihen  die  grossen  Kriege  zu  führen  und  die  kostbaren  Etablisse- 
ments, in  denen  er  sich  gefiel,  zu  gründen.  Unter  Elisabeth  herrschte 
Unordnung  und  Willkür.  Ihre  Prunksucht  scheint  maasslos  gewesen 
zu  sein.  Die  Ausgaben  des  Hofes,  sehr  gering  unter  Peter,  stiegen 
unter  dem  Regiment  seiner  Tochter  ins  lächerliche.  Auch  unbefangene 
Beurtheiler  stimmten  der  Ansicht  bei,  dass  eine  auswärtige  Actions- 
politik  ohne  Subsidien  eine  Unmöglichkeit  sei5).  Gleichermaassen 
schienen  so  das  Interesse  des  Staats  und  die  persönlichen  Ansprüche 
der  russischen  Kaiserin  die  Pflege  guter  Beziehungen  zu  dem  reichen 
England  nahe  zu  legen.  Deshalb  gerade  hatte  Kaunitz  mit  dem 
grössten  Eifer  England  gedrängt,  sich  Russlands  durch  einen  Sub- 
sidienvertrag  zu  versichern6). 

Aber  vielleicht  nirgends  in  der  Welt  haben  wechselnde  Stimmungen 
und  Launen  so  bedingungslos  und  ausschliesslich  die  politischen  Er- 

1)  Vgl.  Lehmann  35. 

2)  Vgl.  den  von  Lehmann  35  Anm.  2  angeführten  Bericht  Knyphansens. 

3)  Vgl  Sehmoller,  Die  russische  Compagnie  in  Berlin.   Z.  P.  G.  L.  XX,  3,  33. 

4)  VgL  Generalrelation  des  preußischen  Gesandten  Finckenstein  über  den 
rassischen  Hof  vom  1.  October  1748.   B.  A. 

5)  Scharfes  ürtheil  bei  Finckenstein  a.  a.  0.  Milderes  bei  Zinzendorf,  vgl. 
S.  706. 

6)  Vgl.  S.  208.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  27.  Januar  1756. 


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XCVI       Die  Entstehung  der  Coalttion  gegen  Preussen  1755  und  1756. 


wägungen  beherrscht  als  im  damaligen  Russland.  Nirgends  sonst  im 
18.  Jahrhundert  war  der  Absolutismus  ein  so  ganz  persönlicher,  der 
nur  die  Willkür  als  Gesetz  anerkannte.  Welche  Phasen  hatte  doch 
seit  Elisabeths  Thronbesteigung  die  russische  Politik  durchgemacht 
Mit  Frankreich  und  Preussen  hatte  die  Kaiserin  anfänglich  eng  zu- 
sammengehalten ;  und  welch  glühender  Hass  beseelte  sie  jetzt  gegen 
den  preussischen  König.  Ihre  persönliche  Erbitterung  gegen  den  fran- 
zösischen Gesandten  an  ihrem  Hofe  hatte  den  Grund  zum  Abbruch 
alter  diplomatischer  Beziehungen  abgegeben.  Den  Wiener  Hof  hatte 
sie  zunächst  ebenso  verabscheut,  wie  sie  sich  jetzt  hingebend  ihm 
angeschlossen  hatte.  Selbst  über  die  Verbindung  mit  England  urtheilte 
schon  im  Jahre  1748  der  allerdings  voreingenommene  preussische  Ge- 
sandte Finckenstein,  dass  sie  russischer  Seits  mehr  auf  zufalligen 
Constellationen,  dem  persönlich  interessirten  Wunsch  des  Grosskanz- 
lers, als  auf  der  Erkenntniss  ihrer  sachlichen  Zweckmässigkeit  beruhe. 
War  da  alle  vorhandene  Interessengemeinschaft  stark  genug,  einen 
Wechsel  der  Politik  zu  hindern,  wenn  sich  die  Zarin  etwa  plötzlich 
mit  Ärger  und  Hass  gegen  England  erfüllte? 

Eben  diesen  Umschwung  der  Stimmung  hat  der  Abschluss  der 
Westminsterconvention  zwischen  England  und  Preussen  zu  Wege  ge- 
bracht Sie  erst  bat  in  Russland  nicht  weniger  als  in  Frankreich  die 
Erfüllung  der  geheimen  Wünsche  Österreichs  ermöglicht  und  gesichert. 
Nach  monatelangem  Zögern,  wie  erwähnt,  hatte  Elisabeth  den  Sub- 
sidienvertrag  mit  England  unterzeichnet.  Bestushew  hatte  ernstlich 
mit  seinem  Rücktritt  drohen  müssen,  um  seine  Gebieterin  zu  diesem 
Abkommen  mit  Russlands  »einzigem  Freunde«,  wie  er  sich  ausdrückte, 
zu  veranlassen1).  Und  nun  theilte,  zwei  Tage  später,  der  englische 
Gesandte  Williams  mit,  dass  eben  dieser  »einzige  Freund«  sich  hinter 
dem  Rücken  der  Kaiserin  mit  ihrem  Todfeind  Preussen  verbündet 
habe.  Man  muss  sich  der  Tiefe  ihres  Hasses  gegen  Friedrich  er- 
innern, um  ganz  zu  begreifen,  wie  schwer  und  unversöhnlich  sie  sich 
beleidigt  fühlte.  Als  eine  ganz  persönliche  Kränkung  empfand  sie  die 
Convention;  ihr  Stolz  litt  tief8).  Das  Blut  Peters  wallte  in  ihr  auf. 
Sich  so  von  England  »prostituiren« s)  zu  lassen,  war  sie  nicht  ge- 
sonnen. Drohend  äusserte  sie:  man  werde  schon  sehen,  wer  der  Be- 
trogene sei4).  In  schroffster  Form,  mit  der  Klage  Uber  Verletzung 
der  äusseren  »Anständigkeit«  beantwortete  man  die  Mittheilung  der 

1)  Vgl.  Martens,  Reoueil  IX,  185  ff. 

2)  Finckenstein  hebt  ihren  Stolz  als  eine  ihrer  charakteristischen  Eigen- 
schaften hervor.        3)  Vgl.  S.  266.  Esterhasy  an  Kaunitz.  23.  März  1756. 

4)  Vgl.  S.  237.  Esterhasy  an  Zinzendorf.   23.  Februar  1756. 


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III.  Aufnahme  der  österr.  Angriffsplano  etc.  Russlands  Verhältniss  etc.  XCVII 

Convention1).  Nur  mit  geringer  Stimmenmehrheit  vermochte  Bestu- 
shew  am  25.  März  1756  einen  Beschluss  des  Staatsrats  zu  verhin- 
dern, der  den  soeben  geschlossenen  Subsidienvertrag  mit  England  für 
aufgelöst  erklärt  hätte2).  Die  Annahme  der  bereits  fälligen  Subsidien 
Englands  indessen  wurde  gegen  den  Willen  des  Grosskanzlers  für  so 
lange  abgelehnt,  bis  England  sich  auf  die  russische  Weigerung,  das 
aasbedungene  Httlfscorps  anders  als  gegen  Preussen  verwenden  zu 
lassen,  erklärt,  und  bis  man  selbst  sich  mit  Maria  Theresia  ins  Ein- 
vernehmen gesetzt  haben  würde.  Der  Zweck  des  Subsidienvcrtrages 
wurde  damit  fllr  England  seit  dem  Abschluss  der  Westminstercon- 
vention  hinfällig,  die  russisch- englische  Verbindung  selbst  stark  in 
Zweifel  gestellt.  Ausdrücklich  wurde  die  Anfrage  Englands  verneint, 
ob  Russland  einen  französischen  Angriff  auf  Hannover  als  casum 
fcederis  anerkennen  werde3).  Es  ist  klar:  Elisabeth  maass  der  Allianz 
mit  England  keinen  Werth  mehr  bei. 

Um  so  freier  Hess  sie  ihrem  Hasse  gegen  Preussen  Lauf.  Der 
Beschluss  wurde  gefasst,  ungesäumt  mit  Österreich  Vereinbarungen 
zu  treffen,  um  auch  ohne  England  den  angeblichen  Vergrösserungs- 
absichten  Friedrichs  durch  einen  Angriff  mit  80  000  Mann  Einhalt  zu 
gebieten.  Russland  war  Mitte  März  1756  im  Begriff,  dem  Wiener 
Hof  ein  ausgesprochenes  Offensivbündniss  gegen  Preussen  statt  des 
verhallten  von  1746  vorzuschlagen4).  Auch  mit  dem  Gedanken  einer 
Verbindung  mit  Frankreich  brauchte  Russland  nicht  erst  versöhnt  zu 
werden.  Aus  eigenem  Antrieb  war  man  bereit,  an  Österreich  den  An- 
trag auf  eine  Verständigung  mit  Frankreich  zu  stellen5),  um  desto 
sicherer  Preussen  niederzuwerfen  •).  Keine  günstigere  Stimmung  konnte 
sich  Kaunitz  wünschen,  als  er  am  13.  März  1756  der  Zarin  mit  dem 
Vorschlag,  einen  gemeinsamen  Angriff  auf  den  gemeinsamen  Gegner 
zu  unternehmen,  zuvorkam. 

Von  langer  Hand  her  hatte  Kaunitz  in  Russland  den  Boden  für 
seine  Pläne  geebnet.  Wie  er  ursprünglich  gehofft  hatte,  im  Bunde 
mit  England  Preussen  zu  vernichten,  so  hatte  er  aufs  eifrigste  Eng- 

1)  Vgl.  Brückner  309.  Einen  Augenblick  schien  es  Esterhasy  allerdings, 
uls  ob  die  Westminsterconvention  eine  Abschwächung  der  preussenfeindlichen 
8thnmung  hervorgerufen  habe.  Vgl.  S.  242  (Esterhasy  an  Maria  Theresia.  25.  Februar 
1756),  auch  den  Bericht  Williams'  vom  27.  März  1756  bei  v.  Raumer,  Beitrüge  II,  315. 

2)  Vgl.  Ranke  165.  Das  russische  Collegium  der  auswärtigen  Angelegen- 
heiten stimmte  für  Annulllrung.  Vgl.  S.  267.  Esterhasy  an  Kaunitz.  23.  März  1756. 

3)  Vgl.  Martens,  Recueil  IX,  206  f. 

4)  Vgl.  Nr.  64.  Esterhasy  an  Kaunitz.  5.  April  1756. 

5)  Vgl.  Brückner  316.  VgL  S.  302. 

6)  VgL  Bänke  166;  Koser  I,  591. 

AcUa  im  VorgMChicbU  dM  7j  ihrigen  Kriegei  g 


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XCVin      Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preuaaen  1755  und  1756. 

land  angestachelt,  durch  den  Abschlags  eines  Subsidienvertrages  sich 
des  Petersburger  Hofes  zu  versichern Und  der  österreichische 
ausserordentliche  Gesandte  Graf  Zinzendorf  war  es,  der  dem  neuen 
englischen  Botschafter,  Williams,  die  Wege  wies,  am  Hofe  festen  Fuss 
zu  fassen,  ohne  sich  mit  einer  der  dort  aufs  heftigste  gegen  einander 
ankämpfenden  Parteien  zu  entzweien2). 

In  der  That,  als  der  Tummelplatz  wüstester  persönlicher  Leiden- 
schaften und  Intriguen  erschien  dem  fremden  Beobachter  der  Hof  in 
Petersburg,  eine  thatkräftige  Politik  als  ein  Ding  der  Unmöglichkeit. 
»Es  ist  eine  sehr  schwere  Unternehmung,  die  Kaiserin  zu  einem  Ent- 
sohluss  zu  bringen,  und  ein  sehr  leichtes,  das  ßeschliessen  zu  ver- 
hindern. Jenes  kann  kaum  das  ganze  Ministerium,  dieses  aber  das 
schwächste  Mitglied  zu  Stande  bringen.«  Mit  diesem  Urtheil  des 
englischen  Gesandten  Williams3)  stimmt  das  Esterhasys«)  im  wesent- 
lichen überein. 

Die  Quelle  dieses  Grundübels,  der  Unberechenbarkeit  der  russi- 
schen Politik,  war,  dass  es  am  Petersburger  Hofe  vollständig  an  einer 
Uberragenden  Autorität  fehlte,  die  dem  Staate  eine  feste  Directive 
zu  geben  vermochte.  Die  Hauptschuld  daran  traf  die  Zarin  selbst. 
Kein  grösserer  Gegensatz  als  zwischen  den  beiden  Frauen  auf  den 
Thronen  Russlands  und  Österreichs.  Maria  Theresia5)  ist  in  jedem 
Betracht  eine  Erscheinung  von  bewundernswerther  sittlicher  Grösse. 
Zuverlässig  als  Freundin,  treu  in  ihren  Pflichten  als  Gattin  und  Mutter, 
bewährte  sie  als  hervorragendste  Eigenschaft  die  rückhaltlose  Hingabe 
im  Dienst  für  ihren  Staat.  Sich  des  schweren  Amtes  würdig  zu  er- 
zeigen, das  die  Vorsehung  ihr  anvertraut  hatte,  bildete  ihre  vornehmste 
Leidenschaft  Selbst  in  den  spärlichen  Zerstreuungen,  die  sie  sich 
gönnte,  verliess  sie  nicht  der  Gedanke  an  ihre  Herrscheraufgabe6). 
Vor  der  Pflicht  gegen  ihren  Staat  verschwand  ihr  jegliche  Rücksicht. 
»Und  so  lieb  ich  auch«,  so  bekannte  sie  in  einer  eigenhändigen  Auf- 
zeichnung, die  von  der  schlichten  Hoheit  ihres  Wesens  ein  untrüg- 


1)  Vgl.  S.  208.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  27.  Januar  1756. 

2)  Vgl.  S.  718.  722  f.  Vgl.  Williams'  Bericht  vom  4.  Juli  1755,  Erlass  Holder- 
nesses  an  ihn  vom  26.  Juli  1755  bei  v.  Raumer,  Beiträge  II,  290  f. 

3)  Vgl.  v.  Baumer,  Beitrüge  II,  320  f.  Koeer,  Preussen  und  Russland  im 
Jahrzehnt  vor  dem  siebenjährigen  Kriege.  Preuss.  Jahrb.  47,  187  ff. 

4)  Vgl.  S.  233  ff.  Esterhasy  an  Zinzendorf.  23.  Februar  1756.  Ganz  Ähn- 
liche Ansichten  Hassern  der  sächsische  Gesandte  Pezold  1745  [Herrmann  V,  92] 
und  der  holländische  Gesandte  Swart  1756.  [P.  C.  XIII,  96.] 

5)  Vgl.  auch  Rankes  Charakteristik.  S.  W.  28,  368  ff. 

6)  Vgl.  die  Schilderung  Rohds  in  P.  C.  XXHI,  245. 


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III.  Aufnahme  der  österr.  Angriffspläne  etc.  Russlands  Verhaltnisa  etc.  XCIX 

lichcs  Zeugniss  ablegt1),  >meine  Familie  und  Kinder  habe,  derge- 
stalten,  daßa  keinen  Fleiss,  Kammer,  Sorgen  noch  Arbeit  vor  selbe 
Bpare,  so  hätte  jedoch  derer  Länder  allgemeines  Beste  denenselbcn 
allezeit  vorgezogen,  wenn  in  meinem  Gewissen  überzeuget  gewesen 
wäre,  dass  solches  thun  könne,  oder  dass  dererselben  Wohlstand 
dieses  erheischete,  indem  sothaner  Länder  allgemeine  und  erste  Matter 
bin.«  Nnr  ein  so  ernster,  in  sich  gefesteter  Charakter  war  fähig  ge- 
wesen, in  den  schweren  Zeiten  nach  ihrem  Regierungsantritt  der  wahre 
innere  Halt  des  Österreichischen  Staates  zu  sein.  Nur  an  ihrer  Seite 
fand  Kaunitz  die  unentbehrliche  Stütze  ftir  seine  kühne  Politik.  Und 
selbst  ihre  Schwächen  ehren  sie  menschlich  mehr,  als  sie  ihrem 
Herrscherverdienst  Abbruch  thun.  Ihre  Grossmuth  war  fast  Ver- 
schwendungssucht, ihr  Vertrauen  auf  die  Männer  ihrer  Umgebung  fast 
eine  zu  grosse  Leichtgläubigkeit  zu  nennen. 

Wie  anders  war  »Elisabeth  geartet.  Nicht,  als  ob  es  ihr  an 
Geistesgaben  für  ihren  Beruf  gefehlt  hätte.  Sie  besass  einen  gesun- 
den Menschenverstand,  der  sie  die  Dinge,  wenn  sie  nur  wollte,  in 
ihrem  rechten  Licht  erkennen  Hess1).  Aber  es  mangelte  bei  ihr  an 
sittlicher  Energie,  an  dem  Verständniss  für  die  Pflichten  ihrer  Stellung. 
Lediglich  als  eine  Quelle  von  Rechten,  als  ein  Anspruch  auf  thatenloses 
Aufgehen  in  ausschweifenden  Vergnügungen  sah  sie  ihr  Kaiserthum 
an8).  Unbeschreiblich  nannte  ein  preussischer  Gesandter*)  ihre  Ab- 
neigung gegen  jede  ernste  Arbeit  Liebschaften,  Toilette  und  kindische 
Spielereien  füllten  ihre  Tage  aus5).  Nach  durchwachter  Nacht,  um 
3  oder  4  Uhr  am  Morgen  erst  pflegte  sie  den  Schlaf  zu  suchen. 
Schlafen  und  Toilette  bildeten  ihre  Regierungssorgen  bis  zum  Mittags- 
mahl and  nochmal  bis  zum  abermaligen  Beginn  der  nächtlichen  Ge- 
lage 6).  In  ihrer  trägen  Sorglosigkeit,  der  unaufhörlichen  Genusssucht 
und  Zerstreuung  wich  sie  jedem  ernsthaften  Gespräch  aus.  Monate 
vergingen,  bis  ihrer  Laune  gefiel,  die  Minister  zur  Audienz  zu  em- 
pfangen7).  Unglaublich  litten  darunter  die  Geschäfte.   Man  behaup- 


1)  Vgl.  Archiv  für  österreichische  Geschichte  47,  287. 

2)  Finckenstein  achreibt  in  seiner  Generalrelation  Uber  den  rassischen  Hof: 
»Elle  a  cette  sorte  d'esprit  qui  est  assez  ordinaire  aux  femmes,  de  la  penetration, 
de  la  vivacitä,  de  l'imagination  et  peu  de  solide.« 

3)  VgL  Finckensteins  Generalrelation. 

4)  Hardefeld  in  seiner  Generalrelation  Uber  den  rassischen  Hof  vom  21.  Februar 
1747.  B.  A.  Vgl.  auch  die  Schilderungen  Funckes  bei  Herrmann  Im  sächsischen 
Archiv  II,  47  ff. 

5)  Vgl.  den  Brief  deB  französischen  Gesandten  La  Chetardie  von  1744  bei 
Herrmann  V,  83.        6)  Vgl.  S.  680,  Zinzendorfs  Memoire. 

7)  Vgl.  Pezolds  Bericht  vom  12.  April  1745  bei  Herrmann  V,  195.  Ahnlich 

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C  Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

- 

tete  sogar,  Bestushew  habe  die  >  Faulheit  der  Zarin  durch  lang- 
weilende und  endlose  Vorträge  befördert,  nm  sich  zu  einer  allmäch- 
tigen Stellung  emporzuringen1). 

Auf  diesem  Mann,  als  dem  erbitterten  Feinde  Preussens,  mussten 
Österreichs  Hoffhungen  vor  allem  beruhen.  Völlig  dem  habsburgischen 
Interesse  ergeben,  bezeichnete  er  sich  geradezu  als  einen  österreichi- 
schen Minister  am  russischen  Hofe2).  Aber  längst  nicht  mehr  hatte 
er  jenen  überragenden  Einfluss,  der  ihm  wie  einem  türkischen  Gross- 
vezier  nach  seinem  Ermessen  zu  handeln  gestattete.  Sein  Credit  bei 
der  Kaiserin  sank  von  Tag  zu  Tage.  Ein  widerwärtiger  Gesell  von 
unansehnlichem  Äussern,  trunksüchtig,  bestechlich  Uber  alles  Maass, 
ein  Virtaos  im  Intriguenspiel,  war  er  der  Kaiserin  seit  langem  ebenso 
verhasst,  als  wegen  seiner  Gescbäftsroutine  unentbehrlich.  Das  Ver- 
trauen seiner  Herrin  indessen  hatte  er  fast  ganz  eingebüsst;  diese 
betrübliche  Thatsache  musste  Zinzendorf  im  Sommer  1755  feststellen3). 
Ungemein,  so  urtheilte  auch  Esterhasy,  habe  seine  Geltung  bei  der 
Kaiserin  gelitten4). 

Der  Abschluss  der  Westminsterconvention  besiegelte  den  Nieder- 
gang seiner  Macht.  Nur  mit  Aufbietung  aller  Kraft  hatte  er  Elisabeth 
zur  Ratification  der  Convention  mit  England  vermocht.  Nun  traf  der 
kaiserliche  Zorn  den  Kanzler  so  gut  wie  den  treulosen  Alliirten.  Sein 
Einfluss  hatte  nach  Esterhasys  Urtheil  den  Tiefpunkt  erreicht»).  Nur 
dem  Mangel  an  einem  geeigneten  Nachfolger  verdankte  er  noch  sein 
Verbleiben  im  Amte«).  Auch  beim  besten  Willen  wäre  Bestushew 
schon  im  Sommer  1755  nicht  mehr  im  Stande  gewesen,  die  Kaiserin 
zu  einer  zielbewussten  Politik  der  That  zu  bringen,  auch  wenn  es 
nicht  am  Hofe  eine  »herrschende  Partei«  gegeben  hätte,  die  dem  Kanz- 
ler auf  Schritt  und  Tritt  systematische  Opposition  bereitete7).  Ihr 
gehörten  die  Schuwalows  an,  bei  weitem  die  einflussreichste  Familie 
in  Russland.  Sie  lenkten  Elisabeth  nach  ihrem  Gefallen  durch  deren 
erklärten  Favoriten,  den  jungen  Iwan8).  Ein  anderes  Mitglied,  Peter, 


berichten  die  englischen  Gesandten  Wich  und  Gny  Dickens  1742  und  1755  bei 
v.  Raumer,  Beitrage  II,  180.  282.        1)  Vgl.  Mardefeld  a.  a.  0. 

2)  Vgl.  S.  684  f.  Zinzendorfs  Memoire. 

3)  Vgl.  S.  685.   Zinzendorfs  Memoire. 

4)  Vgl.  S.  234.  243  f.  Esterhasy  an  Zinzendorf  23.  Fobruar  1756;  an  Maria 
Theresia  25.  Februar  1756. 

5)  Vgl.  S.  356.   Esterhasy  an  Kaunitz.  18.  Mai  1756. 

6)  Vgl.  S.  234.  244.  Esterhasy  an  Zinzendorf  und  Maria  Theresia.  22.  und 
25.  Februar  1756. 

7)  Vgl.  fUr  das  folgende  S.  686  ff.  Zinzendorfs  Memoire. 

8)  Geradezu  eine  »Wagenburgt,  schreibt  Funcke,  hätten  die  Schuwalows 


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III.  Aufnahme  der  tisterr.  Angriffspläne  etc.  Russlands  Verhältniss  etc.  CI 

beherrschte  den  Senat,  hatte  die  Finanzverwaltung,  den  Handel  und 
die  Gesetzgebung  in  seiner  Hand  und  war  somit  eine  der  gewich- 
tigsten Persönlichkeiten.  Der  dritte  Schuwalow  endlich,  Alexander, 
besass  in  seiner  Eigenschaft  als  Grossinquisitor  eine  völlig  discre- 
tiouäre  Gewalt,  vor  der  jedermann  in  Kussland  erzitterte. 

Mit  diesen  mächtigen  Männern  in  engem  Bunde  stand  der  Vice- 
kanzler  Woronzow.  Ein  Mann  durchaus  mittel mässiger  Begabung,  aber 
fleissig  und  ehrlich.  Mit  dem  Grosskanzler,  durch  dessen  Fürsprache 
er  emporgekommen  war,  lebte  er  in  erbittertster  Feindschaft.  Aber 
zu  stürzen  vermochte  keiner  von  beiden  den  andern,  sei  es,  weil  es 
der  Grundsatz  der  Zarin  war,  im  Interesse  ihrer  eigenen  Sicherheit 
und  Erhaltung  auf  dem  Throne  entgegengesetzt  gesinnte  Käthe  um 
sich  zu  haben1),  sei  es,  weil  sie  die  Grenzen  der  Fähigkeiten  Woronzows 
kannte,  die  zu  planvoller  Leitung  der  Geschäfte  nun  einmal  nicht 
auareichten 2).  Dazu  kam,  dass  Woronzow  trotz  des  leidenschaftlichen 
Hasses  gegen  seinen  Amtsgenossen,  trotz  des  Ehrgeizes,  der  ihn  er- 
füllte, im  Grunde  eine  furchtsame  Natur  war,  die  vor  dem  äussersten 
bang  zurückschreckte.  Seiner  Stellung  nach  hätte  er  die  Seele  der 
»herrschenden  Partei«  sein  können;  in  Wahrheit  Hess  er  sich  leiten 
und  zwar  vor  allem  von  dem  Etatsrath  und  Secretär  des  Staatsrates 
Olsuwiew,  der  gewandt,  gebildet  und  talentvoll,  den  Verkehr  zwischen 
dem  Hof  und  den  russischen  Vertretern  im  Auslände  leitete.  Gleich 
seinem  Gönner  Woronzow  war  er  ein  unversöhnlicher  Feind  des  Gross- 
kanzlers, und  es  ist  selbstverständlich,  dass  bei  dieser  Uneinigkeit 
der  höchsten  Beamten,  dem  Hass,  mit  dem  jede  Partei  die  andere  zu 
vernichten  suchte,  an  einen  regelrechten  Geschäftsgang,  an  eine  zu- 
verlässige Erfüllung  des  einmal  Zugesagten  nicht  gedacht  werden 
konnte.  Was  dem  entgegenstand,  war  nicht  eigentlich  ein  Gegen- 
satz der  sachlichen  Überzeugungen.  Zwar  behauptete  Bestushew, 
der  Vicekanzler  wie  Olsuwiew  seien  im  Innern  entschiedene  An- 
hänger Preussens.  In  Wahrheit  aber  hatten  beide  den  Wunsch  zu 
erkennen  gegeben,  mit  Österreich  sich  gut  zu  stellen3),  und  wenn 
namentlich  Woronzow  als  ein  Feind  des  Wiener  Hofes  galt,  so  schrieb 
sich  dieses  Urtheil  wesentlich  aus  seiner  Feindschaft  gegen  den  öster- 
reichisch gesinnten  Grosskanzler  her.   Schon  im  Jahre  1754  hatte 


um  die  Zarin  geschlagen,  damit  niemand  ausser  ihnen  zu  ihr  gelangen  könne. 
Vgl.  Herrmann  im  sächs.  Archiv  II,  48. 

1)  Vgl.  S.  650.  Maria  Theresia  an  Esterhasy.  9.  Januar  1757. 

2)  Vgl.  S.  693.   Zinzendorfs  Memoire. 

3)  Vgl.  S.  696.  700.  Zinzendorfs  Memoire. 


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CII         Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

Esterhasy  unumwunden  erklärt:  der  Parteistandpunkt  in  Russland 
hängt  allein  von  den  persönlichen  Sympathieen  ab1). 

So  also  stellte  sich  der  russische  Hof  dem  Beobachter  dar:  An 
der  Spitze  eine  vergnügungssüchtige,  jede  Arbeit  fliehende  Frau,  un- 
fähig oder  nicht  gewillt,  den  alle  Kraftentfaltung  hemmenden  Zwie- 
spalt unter  ihren  obersten  Beamten  zu  beseitigen.  Die  Regierung 
getheilt  unter  Männer,  die  ihre  amtliche  Macht  zur  Schädigung  der 
Collegen  auszunutzen  suchten.  Da  war  es  in  der  That  für  Kaunitz 
misslich,  die  Mitwirkung  Russlands  bei  dem  grossen  Plane  gegen 
Preussen  mit  einiger  Sicherheit  in  Ansatz  zu  bringen. 

Wenn  er  es  trotzdem  im  Jahre  1755  ebenso  wie  schon  sechs  Jahre 
vorher  that,  so  lässt  sich  das  zunächst  aus  der  Thatsache  erklären, 
dass  er  verhäRnissmässig  wenig  von  Russland  erwartete.  Dass  das 
russische  Heer  eine  wesentliche  Rolle  im  Kriege  gegen  Preussen  spielen 
könnte,  wagte  er  nicht  zu  hoffen.  Ihm  war  es  genug,  wenn  wenig- 
stens ein  Theil  der  preussischen  Truppen  in  Rücksicht  auf  Russland 
nicht  gegen  die  österreichische  Armee  verwendbar  war,  und  wenn  die 
Verwüstung  Ostpreussens  durch  die  Russen  dem  preussischen  Könige 
eine  empfindliche  finanzielle  Schädigung  beibrachte.  Und  noch  ein 
drittes,  rein  negatives  Moment  betrachtete  Kaunitz  als  Vortheil:  stimmte 
Russland  dem  grossen  Plane  zu,  so  war  mindestens,  so  gering  auch 
die  thatsächliche  Hülfsleistung  sein  mochte,  nicht  zu  besorgen,  dass 
es  gegen  den  Wunsch  Österreichs  im  Interesse  Englands  oder  Han- 
novers die  Kriegsoperationen  hinderte2}.  Wenn  Kaunitz  indessen  im 
August  1755  es  für  »nichts  weniger  als  ohnmöglich«  erklärte3),  Russ- 
land zum  Kampf  gegen  Preussen  zu  veranlassen,  so  ging  diese  Zuver- 
sicht auf  die  Thatsache  zurück,  dass  Graf  Zinzendorf  bei  seinem  Auf- 
enthalt in  Petersburg  einen  gangbaren  Weg  ausfindig  gemacht  zu 
haben  schien4),  um  das  Grundübel,  die  Unzuverlässigkeit  der  russi- 
schen Politik,  zu  beseitigen. 

Zinzendorf  ging  von  zwei  Voraussetzungen  aus:  Er  verzweifelte 
daran,  die  russische  Kaiserin  aus  ihrer  Arbeits-  und  Thatenscheu  zu 
erwecken,  und  er  baute  darauf,  dass  die  »herrschende  Partei«,  wenn 
auch  mit  dem  Halt  der  österreichisch  Gesinnten,  Bestushew,  verfeindet, 
doch  kein  unversöhnlicher  Gegner  des  Wiener  Hofes  sei.  Deshalb 
ging  sein  in  aller  Einfachheit  klug  ausgebrachter  Plan  dahin,  durch 
Gewinnung  der  Schuwalows,  Woronzows  und  Olsuwiews  für  die  öster- 

1)  Vgl.  S.  675.   Esterhasy  an  Maria  Theresia.  10.  Juli  1754. 

2)  Vgl.  S.  288.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  27.  März  1756. 

3)  Vgl.  S.  154.   Vortrag  vom  28.  August  1755. 

4)  Vgl.  S.  678  ff.   Zinzendorf»  Memoire. 


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III.  Aufnahme  der  tfsterr.  Angriffspläne  etc.  Russlands  Verhältniss  etc.  ein 

reichischen  Pläne  gegen  Preussen,  in  der  auswärtigen  Politik  gleichsam 
ein  neutrales  Gebiet  zu  schaffen,  auf  dem  beide  Parteien,  ungeachtet 
\hier  sonstigen  Gegensätze,  Hand  in  Hand  gehen  konnten.  Zinzendorf 
selbst  hatte  noch  die  ersten  Versuche  gemacht,  den  Plan  zu  verwirk- 
lichen, und  von  geradezu  überraschendem  Erfolge  waren  sie  begleitet 
gewesen.  Er  hatte  den  sächsischen  Gesandten  in  Petersburg,  Funcke, 
die  rechte  Hand  Bestushews,  einen  Mann,  der  mehr  als  irgend  ein 
anderer  der  Vertraute  des  Grosskanzlers  war,  ganz  für  seine  Pläne 
gewonnen.  Er  hatte  ferner  das  schwierigste  Hinderniss,  die  Abneigung 
Bestushews,  seine  Eifersucht  und  seinen  Argwohn  gegen  jeden,  der 
sich  der  Partei  seiner  Feinde  näherte,  spielend  überwunden.  In  Toll- 
ster Bereitwilligkeit  hatte  der  Grosskanzler  den  Darlegungen  Zinzen- 
dorfs  zugestimmt,  da  er  von  dem  Gelingen  dieses  Planes  eine  Besse- 
rung zugleich  seiner  eigenen  Stellung  erwartete.  Und  schon  hatte 
Zinzendorf  auch  zwei  der  Häupter  der  Gegenpartei,  Woronzow  und 
Olsuwiew,  als  bereitwillig  erprobt.  Damals,  im  Juli  1755,  bestand  ja 
noch  das  englisch-österreichische  Bündniss;  eine  Verstärkung  der  eng- 
lischen Partei  in  Russland  kam  also  auch  Osterreich  zu  gute.  Des- 
halb weihte  Zinzendorf  den  neu  ernannten  britischen  Gesandten 
Williams  in  seine  Absichten  ein,  gab  ihm  die  nöthigen  Winke,  um 
sich  die  Gunst  Bestushews  zu  erringen,  und  bediente  sich  seiner 
Vermittlung,  um  auch  Woronzow  und  Olsuwiew  für  die  Interessen 
England-Österreichs  zu  gewinnen.  Wegen  des  letzteren  wenigstens 
fühlte  er  sich  völlig  beruhigt.  Auch  in  Bezug  auf  Woronzow  hegte 
er  die  besten  Hoffnungen,  wenngleich  ihm  der  Vicekanzler  noch  immer 
als  das  grösste  Hinderniss  für  seine  Entwürfe  erschien.  Er  verabredete 
mit  Williams  die  klingenden  Belohnungen,  ohne  die  man  sich  der 
Gegenpartei  auf  die  Dauer  nicht  versichert  fühlen  durfte,  und  hatte 
die  Genugthuung,  dass  man  in  Wien  nicht  nur  seine  Anschauungen 
als  richtig  anerkannte,  sondern  auch  seinem  Plan  gemäss  vorzugehen 
beschloss *). 

Inzwischen  aber  hatte  der  Entschluss,  an  die  Stelle  der  englischen 
eine  französische  Allianz  zu  setzen,  dem  Wiener  Hof  noch  eine  neue 
Aufgabe  in  Russland  gestellt.  Denn  es  galt  jetzt  nicht  nur,  auch  die 
Gegner  Bestushews  für  Österreichs  Sache  zu  gewinnen,  sondern  ins- 
besondere die  enge  Verbindung  des  Petersburger  Hofes  mit  England 
zu  lösen,  die  man  bisher  nach  Kräften  herbeizuführen  gesucht  hatte. 

1)  Kaunitz  schrieb  am  9.  August  1755  an  Estorhasy,  dass  Ziozendorfs  Vor- 
schlag >wegen  des  Grosskanzlers  und  Vicekanzlers,  wie  auch  wegen  des  Herrn 
v.  Funcke  und  anderen  vollkommenen  Beifall  gefunden,  und  Ew.  Exc.  daher  hier- 
nach sich  vorläufig  richten  können.« 


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CIV  Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

Nach  beiden  Richtungen  hin  beginnt  die  Thätigkeit  des  Grafen  Kaunitz 
mit  dem  Erlaas  an  Esterhasy  vom  9.  September  17551).  Man  setzte 
ihn  in  den  Besitz  der  unumgänglichen  Geldsummen2)  und  unterrichtete 
ihn  von  den  zwischen  Österreich  und  England  eingetretenen  Misshellig- 
keiten und  dem  Entschluss,  die  gesamte  Truppenmacht,  ohne  sie 
durch  Entsendung  eines  Corps  nach  den  Niederlanden  zu  zerstreuen, 
in  Kriegsbereitschaft  gegen  Preussen  beisammen  zu  halten.  Das  war 
die  erste  Andeutung  des  grossen  beginnenden  Scenenwechsels. 

Der  Erfolg  dieses  ersten  Versuches  war  ein  voller  und  allseitiger. 
Die  goldenen  Verehrungen  hatten  ihre  Schuldigkeit  gethan;  es  gab 
keinen  Gegner  Österreichs  mehr  in  Russland.  Olsuwiew  und  Funcke, 
dazu  der  Conferenzsecretär,  Wolkow,  waren  nunmehr  entschieden  in 
das  österreichische  Lager  übergegangen.  Selbst  in  Woronzow  hatte 
man,  nach  Esterhasys  Urtheil,  einen  treuen  Verbündeten  gewonnen3). 
Auch  die  Andeutung,  Österreich  werde  seine  Kraft  nicht  gegen  Frank- 
reich verbrauchen,  sondern  zum  Kampfe  gegen  Prenssen  aufsparen, 
fand  den  ungetheilten  Beifall  Bestushews4).  Gegen  England  aber  zu 
arbeiten,  blieb  dem  Grafen  Esterhasy  zunächst  noch  erlassen.  Er  fand 
in  dem  englischen  Gesandten  Williams  einen  so  eifrigen  Fürsprecher 
der  preussenfeindlichen  Politik,  wie  er  ihn  besser  sich  nicht  wünschen 
konnte.  Bis  in  den  Februar  1756  hinein  behielt  der  Engländer  die 
gleiche  Sprache  bei5).  Es  war  ein  nicht  wieder  wettzumachender 
tactischer  Fehler  der  britischen  Politik,  dass  sie  ihren  russischen  Alliirten 
nicht  in  dem  Maasse  von  dem  fanatischen  Hass  gegen  Preussen  zu- 
rückzubringen versuchte,  als  die  Aussicht  einer  Verständigung  mit 
demselben  Preussen  an  Wahrscheinlichkeit  zunahm.  So  kam  dem 
russischen  Hof  nicht  minder,  wie  dem  eigenen  Gesandten  Englands 
der  Abschluss  der  Westminsterconvention  völlig  unerwartet  Und 
Esterhasy  hatte  nicht  sowohl  die  Aufgabe,  Russland  in  seinem  Hass 
gegen  England  und  Preussen  zu  bestärken,  als  er  vielmehr  bemüht 
sein  mus8te,  übereilte  Schritte  zu  verhüten,  »die  Empörung  und  Aigreur 
der  Zarin  in  gedeihlichen  Schranken  zu  erhalten6).« 

Esterhasy  hatte  damit  bereits  im  Voraus  diejenige  Instruction 


1)  VgL  Nr.  7  und  8.  Maria  Theresia  und  Kaunitz  an  Esterhasy.  9.  Sep- 
tember 1755. 

2)  Vgl.  Nr.  5.  Vortrag  von  Kaunitz.  4.  September  1755. 

3)  Vgl.  S.  187.  Esterhasy  an  Maria  Theresia.  13.  November  1755. 

4)  Vgl.  S.  186.   Esterhaay  an  Maria  Theresia.  13.  November  1765. 

5)  Vgl.  S.  244.   Esterhasy  an  Maria  Theresia.  25.  Februar  1756. 

6)  Vgl.  S.  238  (Esterhasy  an  Zinaendorf.  23.  Februar  1756),  auch  S.  267. 
Esterhaay  an  Kaunitz.  23.  März  1756. 


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III.  Aufnahme  der  österr.  Angriffspläne  etc.  Russlands  Verh&ltniss  etc.  CV 

befolgt,  die  Kaunitz  im  Hinblick  anf  die  dnrch  die  Westminstercon- 
yention  verschobene  Weltlage  am  11.  Februar  ihm  zusandte1).  Die 
Quintessenz  lautete:  bis  man  wisse,  wie  Frankreich  den  englisch- 
preussischen  Vertrag  aufnehmen  werde,  gelte  es,  eine  unverbindliche, 
abwartende  Haltung  einzunehmen:  »So  wenig  der  gemeinsamen  Sache 
....  gemäss  wäre,  wann  Russland  allzu  unempfindlich  sein  und  sich 
von  England  leichter  Dingen  wieder  besänftigen  oder  wohl  gar  in  das 
Concert  mit  Preussen  einziehen  lassen  wollte,  ebenso  wenig  könnte 
bei  den  dermaligen  Umständen  vor  rathsam  und  erspriesslich  ange- 
sehen werden,  wann  Russland  die  Sache  allzu  hoch  aufnehmete,  sich 
vor  der  Zeit  und  zuviel  blossgebete  und  ohne  vorgängige  Berathung 
mit  Beinen  Alliirten  den  Bogen  ttberspannete.«  Diese  Linie  also  sollte 
innegehalten  werden:  den  russischen  Hof  »von  allen  voreiligen  Schritten 
abhalten  und  ihme  dagegen  die  Nutzbarkeit  der  mit  Osterreich  zu 
unterhaltenden  engesten  Einverständnuss  bestens  vorstellen,«  um  eine 
etwaige  Änderung  des  politischen  Systems  schon  jetzt  nach  besten 
Kräften  vorzubereiten.  Man  sieht:  Die  Tactik  des  Grafen  Kaunitz 
war  ebenso  klug  und  vorsichtig  berechnet,  als  England  unbesonnen 
vorgegangen  war. 

Meisterhaft  war  das  ostensible  Schreiben  an  Esterhasy  abgefasst2), 
in  dem  Kaunitz  die  Empörung  der  Kaiserin  Elisabeth  zugleich  wach- 
zuhalten und  zu  zügeln  bemüht  war.  Er  rechnete  mit  zwei  ihrer 
markantesten  Eigenschaften :  ihrer  lebhaften  Empfindlichkeit  und  ihrer 
nicht  minder  stark  ausgeprägten  Bigotterie.  Die  Missachtung,  so  führte 
er  aus,  die  England  ihr  durch  die  perfide  Art  seines  Vorgehens  be- 
zeigt habe,  schmerze  ihn  vor  allem.  England  suche  sie  nur  gegen 
Frankreich  auszubeuten,  und  eben  deshalb  löse  die  Convention  von 
Westminster  selbstverständlich  den  soeben  geschlossenen  Subsidien- 
tractat  auf.  Denn  der  war  gegen  Preussen  gerichtet,  und  notwen- 
diger wie  je  zuvor  sei  es  gerade  jetzt  für  die  beiden  Kaiserhöfe,  der 
drohenden  übergewaltigen  Liga  der  beiden  protestantischen  Mächte 
gegenüber  fest  zusammenzuhalten.  Alles  weitere  aber  könne  erst 
verabredet  werden,  wenn  man  wisse,  wie  Frankreich  den  Treubruch 
König  Friedrichs  aufnehmen  werde. 

Auch  diesmal  ging  der  Wunsch  von  Kaunitz  restlos  in  Erfüllung. 
Seine  Darlegung  fand  bei  den  beiden  Kanzlern  »um  so  ehender  einen 
erwünschten  Eingang,«  als  sie  sich  wenige  Tage  zuvor  gegen  Esterhasy 
»in  essentiali  fast  ganz  gleichförmig  geäusseret  hatten.«    Trotz  aller 


1)  Vgl.  8.  223  ff.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.  11.  Februar  1756. 

2)  Vgl.  Nr.  41.  Maria  Theresia  an  Esterhasy.  11.  Februar  1756. 


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CVI  Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preisen  1755  und  1756. 

persönlichen  Gereiztheit  gegen  England  war  die  Zarin  entschlossen, 
nicht  übereilt  vorzugehen,  »sondern  diese  Sach,  bis  sie  noch  mehr  reif 
sein  wird,  gegen  den  englischen  Hof  mit  einer  äusserlich  erscheinenden 
Gleichmütigkeit,  jedoch  darbei  aufmerksam  anzusehende 

Und  immer  glücklicher  schien  sich  die  Lage  für  Österreich  ge- 
stalten zu  wollen.  Hatte  Esterhasy  auch  einen  Augenblick  geglaubt, 
seit  der  Verbindung  Englands  mit  Preussen  sei  die  Lust  in  Petersburg 
zum  Angriff  auf  letzteres  gedämpft2),  so  wurden  doch  bereits  zu  Ende 
März  jene  erwähnten  glttckyerheissenden  Beschlüsse  gefasst8). 

Das  geschah  ungefähr  zu  derselben  Zeit,  in  der  aus  Paris  die 
Nachricht  in  Wien  einlief,  dass  Frankreich  im  Princip  die  Offensiv- 
absichten gegen  Preussen  gebilligt  habe,  und  Kaunitz  somit,  aller  noch 
vorhandenen  Bedenken  wegen  Frankreich  ungeachtet4),  sich  in  den 
Stand  gesetzt  glaubte,  nunmehr  an  den  zweiten  Theil  seines  Pro- 
gramms, die  Aufbietung  Russlands  gegen  König  Friedrich,  heranzu- 
treten. 

Im  Grunde  verliess  er  durch  die  Wahl  dieses  Zeitpunktes  den 
Weg,  den  er  im  August  1755  seiner  Politik  vorgezeichnet  hatte.  Erst 
nach  völliger  Einigung  mit  Frankreich  hatte  er  damals  die  Verhand- 
lungen mit  Russland  Uber  die  Offensive  gegen  Preussen  zu  beginnen 
gedacht.  Wenn  er  sich  aber  jetzt  entschloss,  noch  bevor  er  mit  dem 
französischen  Hof  ins  reine  gekommen  war,  den  entscheidenden  Schritt 
in  Petersburg  zu  thun,  so  wird  er  dazu  durch  die  starke  Hoffnung 
auf  den  Erfolg  seiner  Politik  in  Frankreich  und  das  unerwartet  grosse 
Entgegenkommen  bewogen  worden  sein,  das  er  in  Russland  gefunden 
hatte,  und  das  ihn  einlud,  keine  Zeit  mit  unnützem  Warten  zu  ver- 
säumen. 

In  tiefstem  Geheimniss  ermächtigte  er  Esterhasy  am  13.  März5), 
der  Kaiserin  Elisabeth  zu  eröffnen,  dass  der  Wiener  Hof  mit  dem 
Versailler  Verhandlungen  begonnen  habe,  um  dessen  Allianz  mit 
Preussen  zu  lösen  und  sich  seiner  zum  mindesten  indirecten  Hülfe 
bei  der  Eroberung  Schlesiens  zu  versichern.  Nur  für  den  Fall  — 
Kaunitz  betonte  geflissentlich  den  eventualen  Charakter  seines  An- 
sinnens, —  dass  Frankreich  zustimme,  Hess  er  bei  Elisabeth  anfragen, 
ob  sie,  und  etwa  noch  in  diesem  Jahre,  bereit  sei,  einen  österrei- 
chischen Angriff  auf  Preussen  mit  60—70000  Mann  zu  unterstützen. 


1)  Vgl.  Nr.  50.  Esterhasy  au  Kaunitz.  2.  März  1756. 

2)  Vgl.  S.  241  f.  Esterhasy  an  Maria  Theresia.  25.  Februar  1756. 

3)  Vgl.  S.  XCVII  und  Nr.  62.   Esterhasy  an  Kaunitz.  30.  März  1756. 

4)  Vgl.  S.  LXXXIX. 

5)  Vgl.  Nr.  56.  Maria  Theresia  an  Esterhasy.  13.  März  1756. 


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UL  Aufnahme  der  österr.  Angriffspläne  etc.  Rusalanda  Verhältnisa  otc.  CVH 

Was  der  österreichische  Kanzler  hiermit  vorschlug,  war  nicht 
der  Dreibund  Österreichs,  Frankreichs  und  Russlands;  vielmehr 
wünschte  er  zwei  getrennte  Tractate  abzuschliessen:  eine  Offensiv- 
alliauz  mit  Frankreich,  mit  Russland  indessen  einen  Vertrag,  der  die 
Erfüllung  der  Defensivallianz  vom  Jahre  1746  auch  ohne  vorherge- 
gangene Kriegserklärung  durch  Preussen  gewährleistete.  Eine  selbst- 
ständige Verbindung  aber  zwischen  Frankreich  und  Russland  suchte 
er  direct  zu  verhindern.  Österreich  sollte  durchaus  und  allein  die 
Fäden  des  grossen  Unternehmens  in  seiner  Hand  vereinigen. 

Nur  also  als  eine  Hülfsmacht  sollte  Russland  in  den  Krieg  ein- 
treten. Daher  musste  Kaunitz  es  so  darstellen,  als  ob  die  Anknüpfung 
mit  Frankreich  lediglich  eine  Folge  der  aggressiven  Tendenz  war,  die 
er  in  der  Westminsterconvention  wahrzunehmen  vorgab.  Der  Angriff 
auf  Preussen  erschien  so  als  ein  Act  der  Nothwehr,  und  der  in  dem 
Defensiwertrag  von  1746  vorgesehene  Fall  schien  in  Geltung  zu 
treten.  Dann  hatte  Russland  auch  keinen  Anspruch  auf  irgend  eine 
Entschädigung  durch  Landerwerb.  Nur  um  die  russischen  Truppen  un- 
verweilt  in  Bewegung  zu  bringen,  bot  man  an,  die  2  Millionen  Gulden, 
zu  deren  Auszahlung  Österreich,  kraft  der  Defensivallianz,  erst  nach 
vollzogener  Eroberung  Schlesiens  verpflichtet  war,  bereits  im  Voraus 
zu  geben1). 

Dem  gleichen  Zweck  diente  es,  dass  der  Wiener  Hof  seinen  Ge- 
sandten und  die  Zarin  nur  sehr  unvollkommen  Uber  den  Stand  der 
Verhandlungen  mit  Frankreich  unterrichtete.  Dass  Frankreich  sich 
bereits  grundsätzlich  mit  einer  Subsidienzahlung  und  der  Eroberung  von 
Schlesien  und  Glatz  einverstanden  erklärt  hatte,  verschwieg  Kaunitz 
ebenso  gut,  wie  den  wichtigen  Umstand,  dass  er  sich  ohne  eine  noch 
viel  weiter  gehende  Zerstückelung  Preussens  nicht  befriedigt  fühlen 
werde. 

Dass  diese  Anträge  in  Russland  die  denkbar  günstigste  Aufnahme 
fanden2),  wird  nach  den  vorigen  Ausführungen  nicht  überraschen. 
Es  wurde  Esterhasy  leicht,  dem  Wunsche  Kaunitzens  entsprechend 
die  Anfrage  Österreichs  als  die  Folge  russischer  Anregungen  hinzu- 
stellen.  Und  so  vollständig  und  ohne  jeden  Verzug  oder  Rückhalt 


1)  Es  ist  ein  charakteristischer  Zug,  dass  Kaunitz  den  Russen  zumuthete, 
sie  mochten  die  englischen  Subsidien  ohne  Bedenken  annehmen  und  sie  für 
Rüstungen  verwenden,  um  dann  England  durch  die  Kriegseröffnung  gegen  Preus- 
sen ebenso  zu  überrumpeln,  wie  England  dies  durch  den  Abschluss  der  West- 
minsterconvention gethan  habe.   Vgl.  S.  263. 

2)  Vgl.  Nr.  64.  65.  73.  Esterhasys  Berichte  an  Kaunitz  vom  5.  und  6.  April 
1756,  an  Maria  Theresia  vom  22.  April  1756. 


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CVIII       Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

gingen  die  Zarin  nicht  nur,  sondern  auch  die  beiden  Kanzler1)  auf 
den  Plan  ein,  dass  Esterhasy  es  garnicht  erst  nöthig  fand,  irgend 
welche  Subsidien  in  Aussicht  zu  stellen.  Auch  die  Versicherung 
wurde  einmuthig2)  ertheilt,  dass  Russland  den  Vereinbarungen  Öster- 
reichs mit  Frankreich  unweigerlich  beitreten  werde.  Schon  am  5.  April 
kündigte  Esterhasy  die  baldige  Übersendung  des  Planes  einer  Offen- 
sivallianz an.   Am  22.3)  erfüllte  er  diese  Zusage. 

Man  sieht:  Russland  ergriff  energisch  die  Initiative.  An  die  Ein- 
schränkung, an  die  Kaunitz  das  grosse  Unternehmen  binden  wollte, 
gedachte  man  sich  nicht  ängstlich  zu  halten,  auch  ohne  Frankreich 
den  Krieg  zu  beginnen.  Mit  keiner  Silbe  erwähnte  man  Subsidien. 
Und  weit  über  die  österreichischen  Anträge  hinaus  ging  der  Ansatz 
für  die  Truppenmacht,  mit  der  man  Preussen  zu  unterwerfen  hoffte: 
92000  Mann  ohne  die  Irregulären,  111500  mit  diesen,  sollten  ver- 
sammelt, in  Curland  noch  ein  Reservecorps  von  10500  Mann  gebildet 
werden.  7800  Mann  Infanterie  und  500  leichte  Reiter  plante  man  aut 
dem  Seewege  zu  befördern.  Die  Flotte  sollte  zudem  die  preussischen 
Küsten  beunruhigen  und  die  Festungen  bombardiren.  Dazu  kam  noch 
die  entsprechende  schwere  Artillerie.  Und  all  diese  ungeheuren 
Truppenmassen,  versicherte  man,  seien  vollkommen  kriegsbereit.  Kur 
des  Jawortes  der  Kaiserin  Maria  Theresia  bedürfe  es  noch,  um  sofort, 
noch  im  August  1756,  mit  den  Kriegsoperationen  zu  beginnen. 

Selbst  die  noch  unausgesprochenen  Wünsche  Österreichs  erbot 
sich  Russland  zu  erfüllen.  Keineswegs  wollte  es  die  Eroberung  von 
Schlesien  und  Glatz  als  einziges  Ziel  hingestellt  wissen.  Schweden 
und  Chursachsen  sollten  herangezogen  und  mit  Pommern  und  dem 
Magdeburgischen  entschädigt  werden.  Auch  Preussen  sollte  dauernd 
von  dem  Rumpf  des  brandenburgischen  Staates  getrennt  werden. 
Alte  Pläne  tauchten  wieder  auf.  Man  gedachte  Ostpreussen  an  Polen 
zu  geben  und  dafür  Curland  und  Semgallen  dem  russischen  Reiche 
einzuverleiben.  Und  ohne  erst  die  Formalität  einer,  wie  es  schien, 
selbstverständlichen  sofortigen  Zusage  des  Wiener  Hofes  abzuwarten, 
begann  man  mit  Eifer  zu  rüsten.  Die  russischen  Vertreter  im  Aus- 
lande erhielten  Anweisung,  mit  den  französischen  vertrauteren  Um- 
gang zu  pflegen. 

Wir  erkennen  unschwer:  Die  schrankenlose  Bereitwilligkeit  Russ- 
lands bedeutete  eine  wesentliche  Modification  des  österreichischen  An- 

1)  Esterhasys  Berichte  zeigen,  dasB  zunächst  auch  Bestushew  ganz  die  Sache 
Englands  verlassen  hatte.  Vgl.  S.  302  f.  357  ff. 

2)  Vgl.  Nr.  64.  Esterhasy  an  Kaunitz.  5.  April  1756. 

3)  Vgl.  Nr.  73.  Esterhasy  an  Maria  Theresia.  22.  April  1756;  insbes.  P.S.  4. 


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III.  Aufnahme  der  ö&terr.  Angriffspläne  etc.  Rusalandu  Verhältnis»  etc.  CIX 

trage.  Nicht  als  soldempfangende  Hülfsmacht,  sondern  als  gleich- 
berechtigtes Glied  einer  Coalition  gedachte  Rassland  zu  handeln, 
selbständig  anch  mit  Frankreich  sich  zn  vereinbaren1)  und  unmittel- 
baren Gewinn  für  sich  in  Anspruch  zu  nehmen.  In  der  Hauptsache 
aber  war  der  Wunsch  Österreichs  mehr  als  erfüllt.  So  weit  es  auf 
die  Gesinnung  Russlands  ankam,  waren  Kaunitzens  kühnste  Träume 
zur  Wahrheit  geworden.  Nur  noch  von  Frankreich  schien  es  abzu- 
hängen, ob  der  vernichtende  Schlag  auf  König  Friedrich  schon  jetzt 
niederfallen  werde. 


1)  Vgl.  Nr.  111.  [Es  bandelt  Bich  um  die  Sendung  Bechtejews  nach  Paria.] 
Esterhaey  an  Kaunita.    8.  Juni  1756. 


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IV 


Defensiwertrag  von  Versailles.  Verschiebung  des  Angriffs 

auf  1757. 

Im  August  1755  hatte  Kaunitz  erwartet,  auf  grosse  Hindernisse 
in  Russland  zu  Stessen.  Selbst  von  der  Westminsterconvention  hätte 
er  sich  eine  so  durchschlagende  Wirkung  auf  die  Politik  des  russi- 
schen Hofes  nicht  versprochen.  Alle  seine  Hoffnungen  also  wurden 
vollends  übertroffen  durch  die  Berichte  Esterhasys  vom  5.  und  6.  April. 
Den  tiefsten  Eindruck  brachten  sie  auf  ihn  hervor,  und  ohne  einen 
Augenblick  zu  säumen,  versuchte  er,  die  einzige  Schranke  für  seinen 
grossen  Plan,  die  letzten  Meinungsverschiedenheiten  mit  Frankreich, 
zu  beseitigen. 

Am  18.  April  liefen  die  ersten  Nachrichten  aus  Russland  ein, 
schon  am  19.  erging  eine  neue  Weisung  an  Starhemberg1).  Die  so- 
fortige Entschliessung  Frankreichs  galt  es  herbeizuführen.  Russland 
werde  »unfehlbar <  noch  in  diesem  Jahre  losschlagen.  80000  Mann 
erbiete  es  sich  ins  Feld  zu  stellen,  ohne  Subsidien  zu  fordern.  Der 
Allianz  mit  Frankreich  zeige  es  sich  geneigt.  Nur  also  auf  die 
»ernsthafte  und  baldige«  Zustimmung  des  Versailler  Hofes  komme  es 
an.  Die  grOssten  Erwartungen  waren  in  Kaunitz  erwacht.  Nicht  nur 
ein  Beobachtungscorps  gegen  Hannover,  sondern  active  Theilnahme  am 
Kriege,  eine  Hülfsarmee  von  60000  Mann  erbat  er  jetzt,  weit  über 
seine  früheren  Forderungen  hinaus,  von  Frankreich,  dann  »könnte  es 
menschlichem  Ansehen  nach  nicht  fehlen,  dass  wir  noch  in  diesem 
Jahr  einen  grossen  Coup  machen  und  in  dem  künftigen  Jahr  fertig 
sein  würden.«  Aber  alles  sei  an  der  Zeit  gelegen.  Keinen  Tag 
dürfe  man  säumen,  um  noch  während  des  Sommers  die  Russen  ins 
Feld  zu  bringen. 


1)  Vgl.  Nr.  71. 


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IV.  Defensiwertrag  von  Versailles.  Verschiebung  des  Angriffs  auf  1757.  Cxi 

Man  tiberliesB  es  Starhemberg,  von  diesen  Petersburger  »ver- 
gnüglichsten« Nachrichten  in  Paris  Gebrauch  zn  machen.  Nur  wenn 
mit  Wahrscheinlichkeit  daselbst  eine  »standhafte  Entschliessung«  zu 
erwarten  sei,  verspreche  man  sich  von  einer  solchen  Mittheilnng 
Erfolg.  Aber  eindringlichst  kann  Kaunitz  »nicht  oft  genug  wieder- 
holen, dass  an  Gewinnung  der  Zeit  alles  gelegen  sei.«  Schnell  und 
rückhaltlos  musste  Frankreich  sich  schlussig  werden.  Nur  in  diesem 
Falle  schien  für  Kaunitz  der  Angriff  noch  im  laufenden* Jahre  ausführbar 
zu  sein.  Schon  waren  in  ihm  Bedenken  aufgestiegen,  ob  die  Eröff- 
nung des  Krieges  nicht  auf  das  nächste  Frühjahr  verschoben  werden 
sollte.  Er  hatte  diese  Möglichkeit  bereits  bei  seiner  Anfrage  in  Russ- 
land vorgesehen,  für  den  Fall  dass  die  russische  Armee  nicht  Bchnell 
genug  mobil  zu  machen  wäre.  Auch  in  Frankreich  hatte  er  durch 
Starhemberg  erklären  lassen,  lieber  bis  zum  Frühjahr  1757  zu  warten, 
als  ein  Risico  zu  laufen.  Die  günstigen  russischen  Nachrichten  aber 
hatten  seine  Zuversicht  gestärkt  Täglich  erwarte  er  die  »schliess- 
liche«  Erklärung  Frankreichs,  schrieb  er  am  24.  April1);  noch  in 
dieser  Woche  rechne  er  die  französische  »Finalentschliessung«  zu 
erhalten,  äusserte  er  am  3.  Mai2). 

Die  Entscheidung  brachte  ihm  endlich  Starhembergs  Bericht  vom 
2.  Mai3);  er  meldete  den  Abschluss  des  Neutralitäts-  und  Defensiv- 
vertrags, damit  aber  auch  zugleich  den  Aufschub  der  entscheidenden 
0  ffensiwerabredungen. 

Frankreich  gab  die  formelle  Zusage,  weder  die  Niederlande  noch 
sonstige  Gebiete  der  Kaiserin  anzugreifen.  Österreich  verpflichtete 
sich,  in  dem  gegenwärtigen  Kriege  zwischen  England  und  Frankreich 
neutral  zu  bleiben.  Der  Angriff  auf  Hannover  wurde  den  Franzosen 
freigestellt,  da  man  das  Reich  nicht  ausdrücklich  ihrem  Einmarsch 
verschloss:  »eine  Nachahmung  der  Convention  von  Westminster,  aber 
zugleich  ihr  entschiedenster  Gegensatz4).«  Friedrich  verletzte  nicht 
nothwendig  seine  Verpflichtungen  gegen  Frankreich,  Österreichs  Ein- 
willigung zu  einem  französischen  Angriff  auf  Hannover  bedeutete  un- 
leugbar eine  Treulosigkeit  gegen  England. 

Und  sicherlich  musste  die  Lösung  der  englisch-österreichischen 
Allianz  vom  Standpunkte  der  kleinmüthigen,  schwunglosen  Politiker 
Frankreichs  als  ein  Gewinn  erscheinen;  sie  hatten  freie  Hand,  mit 
ungeteilter  Kraft  England  niederzukämpfen.  Einem  staatsmännischen 
Blicke  freilich  hätte  kaum  entgehen  dürfen,  wie  gering  unter  allen 


1)  Vgl.  Nr.  75,  Kaunitz  an  Esterhasy.  2)  Vgl.  S.  329  Anm.  5,  an  Esterhasy. 
3)  Vgl.  Nr.  82.  Starhemberg  an  Kaunitz.        4)  Vgl.  Bänke  180. 


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CXH        Die  Entstehung  der  Coalition  gegon  Preussen  1755  und  1756. 

Umständen  die  Unterstützung  gewesen  wäre,  die  der  Inselstaat  von 
Osterreich  zu  erwarten  gehabt  hätte.  Warum  sonst  hätte  der  Wiener 
Hof  die  Initiative  zur  Lösung  seiner  Verbindung  mit  England  er- 
griffen, wenn  er  wirklich  entschlossen  war,  sich  an  dem  Kriege 
gegen  Frankreich  zu  betbeiligen?  Und  was  hatte  man  denn  hier 
von  Österreich  gross  zu  fürchten,  solange  an  dessen  Grenzen  der 
prcussi8che  König  drohend  und  gewaltig  gerüstet  stand?  Oder  war 
es  klug,  eigensinnig  dem  Plan  eines  noch  durchaus  nicht  fest  be- 
schlossenen Angriffes  auf  Hannover  nachzugehen,  ihm  zu  Liebe  sich 
mit  Preussen  zu  verfeinden,  sich  durch  die  Wiener  Allianz  die  Ge- 
legenheit zu  rauben,  von  seiner  eigentlichen  Stärke,  von  seiner  Land- 
macht, den  rechten  Vortheil  zu  ziehen,  durch  die  leichte  Eroberung 
der  österreichischen  Niederlande  und  deren  Zurückgabe  bei  erfolgen- 
dem Frieden  den  etwa  in  Ost-  und  Westindien  erlittenen  Verlust  ein- 
zubringen und  England  zu  billigen  Friedensbedingungen,  wie  beim 
Aachener  Frieden  geschehen  war,  zu  vermögen1)? 

In  allen  weiteren  Verabredungen  hingegen  über  jene  Neutralitäts- 
zusage hinaus  wurden  ganz  ausschliesslich  die  österreichischen  Inter- 
essen gewahrt.  Unbeschränkt  und  einseitig  verpflichtete  der  Defensiv- 
vertrag  Frankreich  zur  Hülfeleistung  an  den  neuen  Verbündeten  auch 
gegen  Preussen  und  die  Pforte.  Der  erste  Theil  des  Kaunitz'schen 
Programms,  die  eigene  Sicherstellung,  war  nunmehr  vollständig  er- 
reicht. Ausdrücklich  aber  wurde  die  Anwendung  dieses  Vertrages 
auf  den  französisch-englischen  Conflict  ausgeschlossen.  Der  Werth 
der  Allianz  war  damit  für  Frankreich  auf  ein  Mindestmaass  herab- 
gedrückt Denn  wer  sonst  als  England  hätte  ihm  mit  einem  Angriff 
gefährlich  werden  können?  Und  wie,  wenn  Kaunitz  im  Vertrauen 
auf  den  Defensivvertrag  absichtlich  den  Krieg  mit  Preussen  herauf- 
beschwor und  es  verstand,  äusserlich  den  Schein  des  Angreifers  zu 
vermeiden2)?  Hundert  Gründe  statt  eines  standen  dem  Diplomaten 
zur  Verfügung3),  der  einen  Bruch  herbeizuführen  suchte.  Nicht  ganz 
mit  Unrecht  also  hat  man4)  diesen  Versailler  Vertrag  eine  Blanco- 
kriegserklärung  in  der  Hand  des  österreichischen  Kanzlers  genannt. 

1)  Dass  die  Allianz  der  beiden  Höfe  »weit  mehr«  für  Österreich  als  für 
Frankreich  vortheilbaft  war,  setzte  Kaunitz  1776  auseinander.  Er  bewies,  freilich 
unfreiwillig,  geradezu,  dass  aller  Vortheil  Österreich  allein  zufiel.  Vgl.  Beer, 
Archiv  80.  Selbst  in  Frankreich  verschloss  man  sich  später  dem  Gedanken  nicht, 
dass  Österreich  grösseren  Gewinn  aus  dem  BUndniss  ziehe  als  Frankreich.  Vgl. 
Recueil  des  Instructions;  Autriche  [Paris  1884],  484  f.  (1774). 

2)  Vgl.  Koser  II,  42. 

3)  So  äusserte  sich  Starhemberg,  vgl.  S.  350  f.  Bericht  vom  13.  Hai  1756, 

4)  Vgl.  Broglie,  Le  Beeret  du  Roi  I,  147. 


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IV.  Defenalvvertrag  von  Versailles.  Verschiebung  des  Angriffs  auf  1757.  cxill 

Dem  Wortlaut  nach  sind  alle  Abmachungen  vom  1.  Mai  1756 
rein  defensiver  Natur  gewesen.  In  Wahrheit  »rochen  sie  nach  Pul- 
ver1)^ Dahin  weisen  schon  die  geheimen  Artikel:  Preussen  zum 
Beitritt  einzuladen,  vermied  man  mit  Bedacht.  Über  Russlands  Auf- 
nahme einigte  man  sich  sogleich.  Vor  allem  aber  wurde  die  Bürg- 
schaft Frankreichs  für  den  preussischen  Besitz  Schlesiens  rückgängig 
gemacht,  eine  Revision  des  Aachener  Friedens  in  Aussicht  gestellt. 

Noch  deutlicher  wird  die  offensive  Tendenz  durch  den  Umstand, 
dass  eingestandenermaassen  dieser  Vertrag  von  Versailles  nur  als  der 
Vorläufer  des  geheimen  Tractats  gegen  Preussen  betrachtet  werden 
sollte.  Niemand  im  französischen  Ministerconseil,  der  am  19.  April 
endlich  in  den  Stand  der  Verhandlungen  mit  Osterreich  eingeweiht 
worden  war,  hatte  dem  widersprochen 2).  Der  Entschluss  war  gefasst, 
auch  den  weiteren  Vertrag  zu  schliessen.  Diese  Entscheidung  hat 
Ranke  mit  Recht  als  »einen  der  grossen  Wendepunkte  der  neueren 
Geschichte«  bezeichnet8). 

Einen  glänzenden  diplomatischen  Sieg  hatte  Österreich  erfochten. 
Die  gewichtigsten  Vortheile  hatte  es  Bich  gesichert,  ohne  irgend  ein 
Opfer  zu  bringen.  Von  der  Abtretung  der  Niederlande  war  in  dem 
Vertrage  keine  Rede4).  Maria  Theresia  verpflichtete  sich  nur  offen 
diejenige  Haltung  einzunehmen,  zu  der  sie  ohnehin  längst  entschlossen 
war.  Jede  Gegenseitigkeit  aber  fehlte  für  Frankreich  *).  Einseitig 
übernahm  es  weitreichende  Verbindlichkeiten  gegen  Preussen  und  die 
Pforte.  Es  versperrte  sich  den  lockenden  und  gefahrlosen  Angriff  auf 
die  österreichischen  Niederlande.  Ungleich  günstiger  waren  doch  die 
Bedingungen  gewesen,  die  Maria  Theresia  im  Januar  1756  den  Franzo- 
sen bereits  zugestanden  hatte.  Auch  damals  hatte  Osterreich  seine 
Neutralität  versprochen,  ohne  aber  die  Lösung  der  französisch-preussi- 
schen  Allianz  zu  verlangen.  Auf  der  Verbindung  mit  Preussen  beruhte 
Frankreichs  machtvolle  continentale  Stellung.  Nun  half  es  selbst, 
den  gefährlichen  Nebenbuhler,  Habsburg,  wieder  zu  kräftigen,  an 
dessen  NiederdrUckung  man  Jahrhunderte  gearbeitet  hatte.  Es  trifft 
nicht  zu,  dass  der  Abschluss  der  Westminsterconvention  Frankreich 
im  Interesse  der  eigenen  Sicherheit  gezwungen  hätte,  selbst  mit  Opfern 
die  österreichische  Allianz  zu  suchen0).  Welche  Gründe  hätten  Preussen 
in  den  Kampf  gegen  den  Hof  von  Versailles  führen  sollen  ?  In  kras- 


1)  Vgl.  Broglle,  I/alliance  371. 

2)  Vgl.  S.  331  f.   Starhemberg  an  Kaunitz.  2.  Mai  1756. 

3)  Vgl.  Ranke  180.        4)  Daß  hat  Ranke  185  nicht  beachtet. 

5)  Vgl.  auch  Waddlngton,  Renversement  335. 

6)  Diese  Ansicht  vertritt  Broglie,  L'alliance  z.  B.  375.  414. 

Acten  jur  VurgeachichU  de«  7jihrigen  Kriege*.  h 


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CXIV  Dio  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

sem  Widerspruch  *)  zu  seinen  innersten  Staatsinteressen  war  Frankreich 
in  das  Schlepptau  Österreichs  gerathen.  Der  Wille  der  Pompadonr 
und  die  persönliche  Gereiztheit  des  Königs  hatten  Uber  die  politischen 
Erwägnngen  gesiegt.  Mit  Fug  durfte  Maria  Theresia  äussern,  noch 
niemals  habe  sie  eine  Convention  mit  so  vergnügtem  Herzen  unter- 
schrieben2). 

So  gross  aber  auch  der  errungene  Erfolg  war,  und  so  volle  Be- 
rechtigung Kaunitz  hatte,  nunmehr  »in  Bälde«  auch  den  Abschluss 
des  geheimen  Tractats  zu  erwarten 3),  die  so  bestimmt  erhoffte  »Final- 
entschliessung« Frankreichs  war  doch  noch  nicht 'gefallen.  Nur  im 
Grundsatz  hatte  König  Ludwig  dem  Offensivplane  gegen  Preussen  zu- 
gestimmt, eine  ins  einzelne  gehende  Beantwortung  aber  der  österreichi- 
schen Forderungen  vom  27.  März  noch  abhängig  gemacht  von  weiteren 
Aufklärungen  des  Wiener  Hofes  Uber  die  Fragen:  welche  Höhe  die 
gewünschten  Snbsidien  erreichen,  wann  sie  zahlbar  sein  sollten;  welche 
Sicherheitsplätze  und  zu  welcher  Zeit  sie  Österreich  abzutreten  ge- 
denke; wie  Kaunitz  sich  die  Beschäftigung  der  Seemächte  durch 
Frankreich  vorstelle;  endlich,  aus  welchen  reichsständischen  (Kontin- 
genten sich  die  verlangte  dritte  Armee  zusammensetzen  solle,  und 
mit  welchen  Mitteln  er  die  betheiligten  Höfe  dafllr  zu  entschädigen 
plane.  Soviel  hatte  man  zugegeben,  dass  alle  Zugeständnisse  erst 
nach  der  Eroberung  Schlesiens  verbindlich  werden  sollten,  freilich 
nicht  ohne  darauf  zu  bestehen,  dass  Osterreich  dem  Infanten  Philipp 
seine  italienischen  Besitzungen  verbürge.  Wie  sehr  dabei  die  Gegen- 
seitigkeit vergessen  war,  ist  handgreiflich.  Österreich  wollte  keine 
Provinz  abtreten,  ohne  des  Äquivalents  sicher  zu  sein.  Frankreich 
verlangte  nun  den  Besitzstand  eines  kleinen  Fürsten  sicher  gestellt 
zu  sehen,  der  auch  bei  gänzlichem  Misserfolg  der  grossen  Unterneh- 
mung keine  Gefahr  lief.  So  gegenstandslos  war  dies  Verlangen,  dass 
Starhemberg  eben  deshalb  mit  Bestimmtheit  annahm,  Frankreich  werde 
auch  in  diesem  Punkte  noch  nachgeben. 

Grössere  Beachtung  dagegen  erforderte  Starhembergs  Vermuthnng, 
dass  der  französische  Hof  weit  bedeutendere  Vortheile,  die  Abtretung 
der  gesamten  österreichischen  Niederlande,  und  zwar  direct  an  Frank- 
reich, fordern  werde.  Wenige  Tage  später4)  konnte  der  Gesandte  die 
vollendete  Thatsache  melden. 


1)  Selbst  Bernis  hat  es  nicht  gewagt,  die  Offensivverabredungen  vor  der 
preussischen  Waffenerhebung  zu  rechtfertigen,  sondern  in  seinen  Memoiren  zur 
unleugbaren  Unwahrheit  seine  Zuflucht  genommen.  Vgl.  Bernis  I,  171.  2S0.  385  etc. 

2)  Vgl.  Ranke  183.         3)  Vgl.  Nr.  93.   Protokoll  vom  lQ.JMai  1756. 
4)  Vgl.  Nr.  89.   Starhemberg  an  Kauuitz.  13.  Mai  1756. 


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IV.  Defenaivvertrag  von  Versailles.  Verschiebung  des  Angriffs  auf  1757.  cxv 

Sie  war  ihm  nichts  weniger  als  unwillkommen.  Denn  das  eine 
wichtige  war  jetzt  erreicht:  Frankreichs  eigenstes  Interesse  fiel  mit 
dem  Gelingen  der  Unternehmung  gegen  Preussen  zusammen.  Dasa 
Frankreich  jetzt  zuerst  gesprochen  und  endlich  bestimmte  Forderungen 
gestellt  hatte,  erschien  ihm  als  ein  weiterer  Gewinn.  In  einer  Haupt- 
frage allerdings  musste  Starhemberg  in  Resignation  den  unausge- 
glichenen Gegensatz  von  neuem  feststellen.  Nach  wie  vor  weigerte 
sich  Frankreich  entschieden,  die  weitere  Schwächung  Preussens  Uber 
die  Abtrennung  von  Schlesien  und  Glatz  hinaus  zuzugeben. 

Es  kann  nicht  überraschen,  dass  sich  zu  Wien  mit  der  Freude 
Uber  den  Abschluss  des  Defensiwertrages  die  Unzufriedenheit1)  über 
die  Verzögerung  der  geplanten  Offensive  mischte.  Unverzüglich  hatte 
Kaunitz  am  19.  April  die  definitive  Abrede  verlangt,  jetzt  war  sie  von 
neuem  verschoben.  Mindestens  noch  zwei  Mal  rechnete  er  seinen 
Courier  nach  Paris  abfertigen  zu  müssen;  »etliche  Monate«  noch  wür- 
den sich  die  Verhandlungen  hinziehen2).  Dadurch  war  seine  Stellung- 
nahme bedingt.  Nach  Frankreich  hin  verweigerte  er  die  Übersendung 
der  Präliminarartikel,  bevor  die  alten  Hauptforderungen  bewilligt 
wären,  die  Bildung  einer  dritten  Armee,  die  weitere  Schwächung 
Preussens,  die  Bereitstellung  eines  Hülfscorps  von  50—60  000  Mann. 
Nach  Russland  hin  aber  zog  er  die  Consequenz  seiner  Ansicht  vom 
19.  April:  noch  war  er  Frankreichs  nicht  sicher,  also  war  es  für  den 
Angriff  in  diesem  Jahre  zu  spät  geworden.  Am  22.  Mai  ersuchte  er3) 
die  Kaiserin  Elisabeth,  die  allzu  offenkundigen  Rüstungen  einzu- 
stellen, damit  König  Friedrich  nicht  zum  Angriff  gereizt  würde,  und 
den  Beginn  der  gemeinschaftlichen  Offensive  auf  das  Frühjahr  1757 
zu  verschieben. 

Zwei  Aufgaben  also  waren  fortab  der  österreichischen  Politik 
gestellt;  eine  negative  in  Russland :  keinen  widrigen  Einfluss  daselbst 
aufkommen  zu  lassen,  die  herrschende  günstige  Stimmung  zu  erhal- 
ten; eine  positive  in  Frankreich:  diejenigen  Forderungen  durchzu- 
setzen, von  denen  man  die  Abtretung  der  Niederlande  und  die  Offen- 
sive gegen  Preussen  abhängig  zu  machen  beschlossen  hatte4). 

1)  Vgl.  S.  362.  Maria  Theresia  an  Starhemberg.  19.  Hai  1756.  Es  ist  zu 
beachten,  dass  Starhembergs  Bericht  vom  13.  Mai  In  Wien  erst  am  20.  Mai  prä- 
seutirt  wurde. 

2)  Vgl.  S.  370.  392.   Kaunitz  an  Esterhasy.  22.  und  29.  Mai  1756. 

3)  Vgl.  Nr.*  99.  Kaunitz  an  Esterhasy.  22.  Mai  1756.  Vgl.  den  Excurs 
S.  CLXX  ff. 

4)  In  der  Conferenz  vom  2.  Juni  1756.   Vgl.  S.  384  Anm.  3. 


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V. 


Verständigung  über  eine  Offensivallianz  mit  Frankreich. 

Dass  Frankreich  für  sich  selbst  die  Abtretung  der  gesamten 
österreichischen  Niederlande  gefordert  hatte,  war  von  Starhemberg 
mit  Freude  begrüsst  worden.  Das  wesentlichste  schien  ihm  damit 
erreicht.  Der  Versailler  Hof  war  nunmehr  an  dem  Gelingen  der 
grossen  Unternehmung  gegen  Preussen  lebhaft  interessirt 

Nicht  ganz  so  gewiss  scheint  man  sich  Frankreichs  in  Wien  ge- 
fühlt zu  haben.  Denn  als  man  jetzt  Anfang  Juni  die  Bedingungen 
endgiltig  formulirte  •),  von  denen  die  Auslieferung  der  Niederlande  und 
die  Ausführung  des  grossen  Planes  gegen  Preussen  abhängig  sein 
sollten,  war  es  einer  der  leitenden  Gesichtspunkte,  dass  vor  allen 
Dingen  der  ernste  WiUe  König  Ludwigs  Uber  jeden  Zweifel  erhoben 
werde,  aufrichtig  und  mit  werkthätigem  Eifer  auf  die  österreichischen 
Absichten  einzugehen2).  Frankreich  muss  > ernsthaft  wollen«3);  das 
zu  erreichen,  war  Kaunitzens  Losungswort  geworden.  Man  durch- 
schaute es  wohl,  dass  in  Frankreich  der  Wunsch  nicht  nach  Preussens 
Niederwerfung,  sondern  nach  Erwerb  der  Niederlande  das  treibende 
Motiv  war.  Deshalb  galt  es,  mit  allen  Mitteln  den  französischen  Hof 
an  dem  RiBico  der  grossen  Unternehmung  zu  betheiligen,  um  sein 
Interesse  mit  ihrem  Gelingen  unauflöslich  zu  verknüpfen. 

In  diesem  Gedanken  beharrte  Kaunitz  unerschütterlich  auf  seiner 
früheren  Forderung,  dass  der  französische  König  in  einer  formellen 
Declaration  erklären  müsse,  die  Abtretung  Österreichisoher  Gebiete  habe 


1)  Vgl.  Nr.  104.  112.  Vortrag  vom  29.  Mai.  Maria  ThorcBia  an  Starhemberg, 
9.  Juni  1756. 

2)  Ans  der  Verteidigung  der  optimistischen,  übrigens  gerechtfertigten 
Ansicht  in  Starhembergs  Bericht  vom  18.  Juni  zeigt  sich,  wie  ernste  Besorgnisse 
Kaunitz  noch  immer  hatte.   Vgl.  Nr.  120  a. 

3)  Vgl.  Nr.  119.   Kaunitz  an  Starhemberg.  18.  Juni  1756. 


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V.  Verständigung  Uber  eine  Offensivallianz  mit  Frankreich.  CXVII 


durchaus  erst  nach  der  vorher  vollendeten  und  im  Frieden  bestätigten 
Eroberung  Schlesiens  einzutreten.  Es  galt  anch  jetzt  wieder  den  Arg- 
wohn auszulöschen,  als  ob  Frankreich  sich  nach  Erwerbung  der  Nieder- 
lande ans  dem  Spiel  halten,  etwa  gar  mit  England  einen  Frieden  ab- 
schliessen  könne,  ohne  Schlesiens  Besitz  fllr  die  Kaiserin  zu  gewähr- 
leisten. Man  machte  von  dieser  absoluten  conditio  sine  qua  non  die 
weiteren  Verhandlungen  abhängig.  Starhemberg  erhielt  den  gemessenen 
Befehl,  sich  vor  Ertheilung  dieser  Declaration  »in  keine  förmliche  noch 
schriftliche  Äusserung  wegen  der  Cession  der  Niederlande  einzu- 
lassen.« 

Zu  zweit  bestand  Österreich  nach  wie  vor  darauf,  dass  Frank- 
reich zu  der  weiteren  Schwächung  Preussens  auch  Uber  Schlesien 
und  Glatz  hinaus  seine  förmliche  Einwilligung  gebe.  Hierin  hatte 
Starhemberg  stets  den  grössten  Widerstand  gefunden.  Trotzdem  dachte 
Kaunitz  an  keine  Nachgiebigkeit,  denn  wie  nichts  anderes  war  die 
Haltung  Frankreichs  in  dieser  Frage  geeignet,  den  »Probierstein«  zu 
bilden,  dass  es  ernsthaft,  rückhaltlos,  unwiderruflich  den  System- 
wechsel vollzogen  habe.  Fast  auf  den  Umfang  der  Mark  Brandenburg 
sollte  Preussen  zurückgeschraubt,  Schweden  mit  Pommern,  Chursacbseii 
mit  dem  Magdeburgischen,  Churpfalz  mit  Cleve-Mark,  Polen  endlich 
mit  Ostpreussen  bedacht  werden.  Nnr  mit  dem  letzteren  Geschenk 
schritt  man  Uber  die  Grundztlge  des  anfänglichen  Planes  hinaus,  eine 
unmittelbare  Wirkung  doch  wohl  des  russischen  Antrages. 

In  engem  Zusammenhange  mit  dieser  Vernichtung  Preussens 
stand  die  dritte  bereits  zugestandene  Forderung,  Frankreich  müsse 
durch  jährliche  Subsidien  die  Bildung  einer  dritten  Armee  ermöglichen. 
Nur  um  die  Form  und  die  Höhe  der  Geldzahlung  handelte  es  sich 
noch.  Man  ermächtigte  Starhemberg,  äussersten  Falles  statt  auf  12 
nur  auf  8  Millionen  Gulden  zu  bestehen,  und,  wiederum  äussersten 
Falles,  sich  damit  zu  begnügen,  diese  Summe  in  der  Form  eines 
rückzahlbaren  Darlehens,  gegen  Überlassung  des  Herzogthums  Luxem- 
burg als  Faustpfand,  anzunehmen. 

Zu  vielfachen  Missverständnissen  hat  die  vierte  Forderung  Anlass 
gegeben,  inwieweit  man  auf  der  werkthätigen  Theilnahme  Frank- 
reichs beharrte.  Man  verlangte  ein  französisches  Hülfscorps  zu  directer 
Verwendung  gegen  Preussen,  »oder  doch  wenigstens«  dessen  Sen- 
dung nach  Westphalen,  »oder  aber«  dessen  Bereithaltung  an  den 
Grenzen,  um  die  protestantischen  Mächte  von  der  Unterstützung 
Preussens  zurückzuschrecken.  Wie  am  19.  April  also,  versuchte  Kaunitz 
auch  jetzt,  Frankreichs  active  Betheiligung  am  Kriege  gegen  Preussen 
zu  erwirken.    Das  letzte  Wort  des  Kanzlers  aber  war  damit  noch 


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CXVIII        Entstehung  der  Coulition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

längst  nicht  gesprochen1).  Er  gedachte  Bich  mit  jenem  Beobaohtungs- 
corps  gegen  Hannover  zu  begnügen,  das  er  bereits  am  27.  März  ge- 
fordert hatte. 

Keine  einzige  dieser  »unerlässlichen  Bedingungen«  enthielt,  wie 
man  sieht,  etwas  wesentlich  neues,  so  wenig  die  französische  Forde- 
rung selbst,  die  Niederlande  zu  erhalten,  dem  Wiener  Hofe  über- 
raschend gekommen  war.  Österreich  weigerte  sich  entschieden,  die 
ganzen  Niederlande  an  Frankreich  selbst  auszuliefern.  Man  besorgte 
den  Einspruch  der  Seemächte  gegen  eine  so  bedeutsame  Verstärkung  der 
maritimen  französischen  Macht;  Kaunitz  selbst  mochte  sie  nur  ungern 
sehen.  Auch  fürchtete  er,  dass  Frankreich  durch  die  Verteidigung 
des  neuen  Besitzes  zu  sehr  in  Anspruch  genommen  werden  würde,  um 
Österreich  noch  wirksam  unterstützen  zu  können.  Nur  unter  der  Ein- 
schränkung erklärte  sich  Maria  Theresia  zur  Hingabe  der  Niederlande 
bereit,  dass  deren  grösserer  Theil,  vor  allem  die  Küstenstriche,  für 
die  Ausstattung  des  Infanten  Don  Philipp  verwendet,  nur  einige  dem 
Meere  fernliegende  Gebiete,  die  früher  schon  unter  französischer 
Herrschaft  gestanden  hatten,  Frankreich  selbst  einverleibt  würden. 
Die  bisher  rein  dynastische  Frage  vermied  man  so,  in  eine  politische 
zu  verwandeln2).  Merkwürdig  genug,  welche  Erwartungen  hierbei 
mitspielten.  Wie  es  bei  solchen  Secundogenituren  zu  geschehen 
pflege,  hoffte  man  auch  hier,  dass  das  eigene  Landesinteresse  Uber 
die  Verwandtschaftsgef llhle  siegen,  die  Abhängigkeit  Philipps  vom 
Versailler  Hofe  nicht  allzu  lange  vorhalten  werde. 

Neben  diesen  cariditiones  sine  quibus  tum  wollte  man  wenigstens 
den  Versuch  machen,  noch  eine  Anzahl  weiterer  Zugeständnisse  zu 
erhalten.  Nur  zwei  von  ihnen  sind  von  grösserem  Interesse.  Man 
wünschte  ausser  Schlesien  und  Glatz  noch  einen  anderen  Landgewinn 
direct  für  sich:  Kaunitz  dachte  an  Crossen,  an  chursächsische  Landes- 
theile  (die  Lausitz),  das  sulzbachische  Gebiet  oder  gar  die  Oberpfalz, 
deren  Besitzer  alsdann  aus  den  Trümmern  Preussens  entschädigt 
werden  müssten.  Ausserdem  würde  er  es  gern  gesehen  haben,  wenn 
Frankreich  sich  noch  Uber  die  vorher  erwähnten  Geldzahlungen 
hinaus  zu  Subsidien  an  Russland  und  Sachsen  verstanden  hätte. 
Jedoch  wollte  man  an  diesen  Forderungen  der  zweiten  Art  die  Ver- 
handlung nicht  scheitern  lassen.  Und  auch  die  conditumes  sine  quibus 
tum  sind  nicht  so  aufzufassen,  dass  Kaunitz  ihre  buchstäbliche  Er- 

1)  Naudes  [Beiträge  I,  69]  Verdienst  ist  es,  diesen  entscheidenden  Gesichts- 
punkt betont  zu  haben.  Bänke  200,  Lehmann  33,  Waddington  466,  auch  Beer, 
M.  I.  Ö.  G.  XVII,  134  sind  in  der  falschen  gegenteiligen  Ansicht  einig  gewesen. 

2)  Vgl.  Ranke  198. 


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V.  Verständigung  Uber  eine  Offensivallianz  mit  Frankreich.  CXIX 

fllllung  als  unerläsalich  verlangte.  Gewann  mau  die  Überzeugung, 
dass  Frankreich  ernsthaft  auf  die  Absichten  Österreichs  einging,  so 
erklärte  der  Kanzler  ausdrücklich 1) ,  nicht  am  Buchstaben  haften  zu 
wollen.  Also  von  Anfang  an  nahm  man  eine  Nachgiebigkeit  in  Aus- 
sicht; ein  wichtiger  Gesichtspunkt  für  die  Beurtheilung  der  Gründe, 
aus  welchen  der  Wiener  Hof  später  in  der  That  hier  und  da  ein 
wenig  zurückgewichen  ist 

Kaunitz  wusste  wohl,  was  er  that,  als  er  Starhemberg  bevoll- 
mächtigte, fortan  die  Verhandlungen  mit  Frankreich  mündlich  zu 
führen.  Mit  bewunderungswürdigem,  überlegenem  Geschick  hat  sich 
der  Gesandte  seiner  schwierigen  Aufgabe  unterzogen.  Er  erzwang 
zunächst  das  gewichtige  Zugeständniss 2),  dass  alle  Abtretungen  Öster- 
reichs abhängig  seien  von  der  vollzogenen  Eroberung  Schlesiens.  Am 
24.  Juli  hat  Kaunitz  damit  seine  erste  conditio  sine  qua  non  als  er- 
füllt bezeichnet*). 

Erst  nach  Beseitigung  dieses  ersten  Differenzpunktes  theilte 
•Starhemberg  die  weiteren  conditiones  sine  quibus  non  mit,  nicht  in 
der  Form,  wie  sie  in  seiner  Instruction  gefasst  waren,  sondern  so, 
dass  er  die  noch  fehlenden  5  in  4  zusammenzog,  vor  allem  aber,  dass 
er  Btets  nur  das  Maximum  der  österreichischen  Forderungen,  zuweilen 
sogar  noch  mehr  verlangte,  um  Ausgleich sobjecte  zu  behalten4).  So 
hütete  er  sich  vor  jeder  Andeutung,  dass  er  sich  mit  einem  franzö- 
sischen Beobachtungscorps  an  den  Grenzen  begnügen  dürfe;  er  be- 
stand vielmehr  mit  grösster  Entschiedenheit  auf  der  activen  Bethei- 
ligung Frankreichs  am  Angriff  gegen  Preussen.  Und  weit  über  die 
schon  hoch  gespannten  Wünsche  Österreichs  ging  er  hinaus,  indem  er 
als  Subsidien  eine  jährliche  Zahlung  von  12  Millionen  Gulden  forderte. 
Mit  voller  Absicht  verheimlichte  er,  dass  sein  Hof  sich  eventuell  mit 
einem  Darlehen  gegen  Einräumung  eines  Unterpfandes  begnügen 
wollte.  Dass  Frankreich  nach  Möglichkeit  sich  jedem  Risico  zu  ent- 
ziehen suchte,  durchschaute  er  längst.  Eben  deshalb  wollte  er  es 
durchsetzen,  dass  die  ungeheuren  Geldleistungen  des  Versailler  Hofes 
das  Schicksal  der  gesamten  Unternehmung  theilten ;  aufs  engste  waren 
dann  die  Interessen  beider  Staaten  verbunden. 

Der  Verlauf  seiner  Verhandlung  soll  im  einzelnen  hier  nicht  ver- 


1)  Vgl.  Nr.  119.   Kaunitz  an  Starhemberg.  18.  Jnni  1756. 

2)  Vgl.  Starhembergs  Bericht  vom  3.  Juli  1756.  Darin  auch  die  Mittheilung, 
dase  die  Forderang,  Frankreich  müsse  England-Hannover  beschäftigen,  bei  Rouill6 
auf  keinen  grundsätzlichen  Widerstand  stosse.  Vgl.  S.  443.  448. 

3)  Ygl.  S.  484.   Kaunitz  an  Starhemberg. 

4)  Vgl.  S.  445.   Starbemberg  an  Kaunitz.  3.  Juli  1750. 


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CXX  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  and  1756. 

folgt  werden.  Nur  das  sei  erwähnt,  dass  er  nichts  weniger  als 
optimistisch1)  von  Anfang  an  voraus  verkündet  bat,  in  welchen  Be- 
ziehungen er  Beine  Forderungen  durchsetzen  werde  und  in  welchen 
nicht.  Auch  nicht  in  einem  einzigen  Punkte  haben  die  Ereignisse 
seinen  Vorhersagungen  Unrecht  gegeben;  wohl  aber  hat  er  in  mancher 
Richtung  schliesslich  mehr  erreicht,  als  er  zu  hoffen  gewagt  hatte. 
Bis  zum  20.  August  hatte  er  seine  Aufgabe  zu  einem  vorläufigen  Ab- 
schluss  geführt.  Von  diesem  Tage  datirt  sein  umfangreicher  zu- 
sammenfassender Bericht2).  Wenige  Stunden  vor  Beginn  des  Krieges 
von  einem  Manne  verfasst,  dessen  maassgebliches  Urtheil  über  die  Lage 
der  Dinge  am  französischen  Hofe  fUglich  nicht  angezweifelt  werden 
darf,  ist  er  wie  kein  anderes  Schriftstück  geeignet,  mit  Präcision  zu 
zeigen,  zu  einem  wie  verheissungsvollen  vorläufigen  Ende  die  Ver- 
handlungen bereits  gediehen  waren. 

»Endlich  am  Ziel.«  So  beginnt  Starhemberg  seinen  Bericht9), 
das  ist  der  Grundton  aller  seiner  Ausführungen.  Alles  wichtige  ist 
vollständig  erreicht.  Angesichts  der  weitgreifenden,  zum  Theil  ganz 
unerwartet  hohen  Zugeständnisse  kann  kein  Zweifel  aufkommen:  ohne 
Rückhalt,  mit  vollster  Entschiedenheit  geht  Frankreich  auf  Österreichs 
Pläne  ein.  Fast  mehr  noch  als  der  Wiener  Hof  wünscht  der  fran- 
zösische ihren  Erfolg4).  Inwieweit  aber  waren  die  österreichischen 
Forderungen  erfüllt,  welche  blieben  noch  zu  begleichen? 

1)  Dass  alle  Gebietsabtretungen  Österreichs  von  der  vollzogenen 
Eroberung  Schlesiens  abhängig-  blieben,  hatte  Frankreich  bereits  Ende 
Juni  zugestanden5).  Jetzt  verweilte  man  nur  flüchtig  bei  dieser  Be- 
dingung. Der  König  verlangte,  dass  die  Niederlande  6  Monate  nach 
vollendeter  Occupation  Schlesiens  abgetreten  werden  müssten.  Sollte 
sich  der  Besitz  dieser  Provinz  nur  als  ein  vorübergehender  erweisen, 
so  träfe  das  gleiche  Schiksal  die  Niederlande.  Wesentlich  aus  Arg- 
wohn gegen  die  Zuverlässigkeit  Frankreichs  hatte  Österreich  seine 
Forderung  gestellt.  Man  sieht:  hierüber  brauchte  sich  Kaunitz  nicht 
länger  zu  beunruhigen. 

2)  Keinen  so  vollen  Erfolg  hatte  Starhemberg  bei  seinen  Ver- 
suchen errungen,  die  formelle  Zustimmung  zu  einer  weiteren  Schwä- 

1)  Dieses  irrige  Urtheil  hat  Lehmann  53  Anm.  1  ausgesprochen,  vgl.  Naud6, 
Beiträge  I,  87  ff. 

2)  Vgl.  Nr.  187.   Starhemberg  an  Kaunitz.  20.  August  1756. 

3)  Wenigstens  nebenbei  sei  hier  doch  bemerkt,  dass  auch  Bernis  in  seinen 
Memoiren  I,  292  erklärt:  »La  cour  de  Vienne  etait  a  peu  pres  d'accord  aveo  nous 
snr  le  fond  des  choses.« 

4)  Vgl.  S.  513.   Starhemberg  an  Kaunitz.  20.  August  1756. 

5)  Vgl.  S.  443.   Starhemberg  an  Kaunitz.  3.  Juli  1756. 


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V.  Verständigung  über  eine  Offensivallianz  mit  Frankreich.  CXXI 

ctmng,  zur  »destruction  totale«  Preussens  zu  erwirken.  Nicht,  dass 
König  Ludwig  diesen  Gedanken  Uberhaupt  zurückgewiesen  hätte;  nur 
wünschte  er  nach  dem  Grundsatz  der  Gegenseitigkeit  auch  Osterreich 
zu  einer  gleichen  Erklärung  bezüglich  Englands  zu  bringen.  Freilich, 
diese  Gegenseitigkeit  wäre  doch  nur  eine  scheinbare  gewesen.  Dass 
Frankreich  zur  See  dem  britischen  Gegner  nicht  gewachsen  sei,  war 
Kaunitz1)  sehr  wohl  bekannt.  Wie  ganz  unwahrscheinlich  also  war 
es,  dass  jemals  Frankreich  in  die  Lage  kommen  sollte,  eine  völlige 
Zerstückelung  Englands  vorzunehmen!  Ganz  anders  der  preussische 
Fall.  Bisher  hatte  Friedrich  seine  glänzenden  militärischen  Erfolge 
im  Kampfe  ausschliesslich  gegen  Österreich,  im  Bunde  mit  dem  con- 
tinentalmächtigen  Frankreich  errungen.  Jetzt  sollte  ihm  diese  ge- 
waltige Stütze,  auch  jegliche  Beihülfe  seitens  anderer  Mächte  entzogen 
und  er  gezwungen  werden,  sich  allein  aus  eigener  Kraft  gleichinässig 
gegen  Österreich  und  Russland,  Schweden  und  Sachsen  zu  wehren. 
Menschlicher  Voraussicht  nach  durfte  Kaunitz  auf  einen  ganzen  Er- 
folg rechnen.  Was  also  hätte  eine  Zustimmung  Maria  Theresias  zur 
völligen  Vernichtung  Englands  viel  verschlagen,  zumal  wenn  man  sich 
auf  beiden  Seiten  mit  einer  stillschweigenden  Einwilligung  begnügte. 
Und  ferner:  Frankreich  erbot  sich  zu  werkthätiger  Unterstützung  gegen 
Preussen;  Subsidien  und  in  französischen  Sold  genommene  Truppen 
wollte  es  dem  Kaiserhofe  zur  Verfügung  stellen.  Von  Osterreich 
wünschte  man  keine  andere  Erleichterung  der  Vernichtung  Englands, 
als  dass  es  seine  Häfen  den  britischen  Schiffen  verschlösse.  Aber 
immerhin,  die  Neutralität  Österreichs  in  dem  englisch-französischen 
Streite  war  in  Frage  gestellt;  schwerlich  hätte  sich  Maria  Theresia 
damals  bereits  mit  dieser  Bedingung  befreundet. 

Da  ist  es  denn  von  entscheidender  Bedeutung,  dass  Starhemberg 
den  französischen  Hof,  trotz  der  formellen  Weigerung,  auf  Umwegen 
zu  einer  stillschweigenden,  indirecten  Gewährung  der  österreichischen 
Forderung  gebracht  hatte2).  Mit  allem  Ernst  war  früher  von  ihm  be- 
tont worden»),  welchen  Verdacht  gegen  geheime  Nebenabsichten  Frank- 
reichs dieses  hartnäckige  Verweigern  der  Zerstückelung  Preussens 
wecken  müsse,  wie,  seiner  Meinung  nach,  in  diesem  Punkte  als  dem 
ausschlaggebenden  nicht  nachgegeben  werden  dürfe4).  Um  so  bedeu- 
tungsvoller, dass  er  jetzt  mit  Entschiedenheit  räth,  auf  die  formelle 


1)  Vgl.  S.  LXXIII. 

2)  Entgegengesetzter  Ansicht  ist  Lehmann  53  Anm.  1,  ohne  jedoch  einen 
Beweis  gegeben  zu  haben. 

3)  Vgl.  S.  248.  349.   Starhemberg  an  Kaunitz.  27.  Februar,  13.  Mai  1756. 

4)  Vgl.  S.  446.  Starhemberg  an  Kaunitz.  3.  Jnli  1756. 


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cxxil         Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

Zustimmung  zu  verzichten,  sich  mit  der  stillschweigenden  zu  begnügen, 
deren  er  sicher  ist  Welche  Umstände  haben  den  Unterhändler  in 
diesem  Punkte  umgestimmt? 

Zunächst:  diese  Forderung  Österreichs  hatte  seit  dem  Februar  die 
wesentlichste  Streitfrage  gebildet.  Wiederholt  musste  Starhemberg 
von  dem  entschiedensten  Widerspruch  Frankreichs  melden.  Noch  am 
4.  August  war  dieser  ganz  unzweideutig  in  einem  Memoire  zu  Tage 
getreten,  dessen  Annahme  der  Gesandte  verweigert  hatte1).  Und  auch 
in  den  letzten  Verhandlungen  war  dieser  Punkt  lang  und  breit,  wie  oben 
gezeigt,  besprochen  worden.  Aber  in  der  am  20.  August  aufgesetzten 
Liste  derjenigen  Fragen,  Uber  die  noch  keine  Einigung  zu  Stande  ge- 
kommen sei  lj ,  fehlt  die  Erwähnung  dieser  wichtigen  Differenz.  Eine 
noch  so  vorsichtige  Abwägung  wird  doch  dahin  gelangen,  hier  das 
argumentum  ex  süentio  im  Sinne  der  Starhembergschen  Auffassung 
gelten  zu  lassen.  Starhemberg  stellt  im  Einverständniss  mit  Bernis 
diese  Liste  auf,  und  Bernis  lässt  die  Frage  der  Zerstückelung  Preussens 
unerwähnt.  Wie  konnte  er  ihrer  vergessen,  wenn  man  in  Frankreich 
wirklich  gesonnen  war,  hartnäckig  auf  der  Weigerung  zu  bestehen? 

Und  weiter:  Bernis  hatte  im  Verlauf  der  letzten  Verhandlungen 
eine  Anzahl  von  Verabredungen  getroffen,  die  jene  »destruetion  totale«, 
die  Schwächung  Preussens  auch  Uber  Schlesien  und  Glatz  hinaus, 
folgerichtig  bereits  in  sich  schlössen. 

Einer  derjenigen  Punkte,  Uber  die  man  sich  im  Grunde  geeinigt 
hatte,  und  die  nur  noch  für  die  formale  Fassung  Schwierigkeiten  be- 
reiteten, lautet,  es  sei  nöthig,  der  geplanten  Zerstückelung  [deponille- 
ment  projete]  bestimmte  Grenzen  zu  ziehen.  Die  Zerstückelung  selbst 
also  ist  damit  zugestanden.  Und  noch  bezeichnender  ist  die  franzö- 
sische Erläuterung:  genaueres  Uber  diese  Begrenzung  lasse  sich  erst 
feststellen,  wenn  die  Verhandlungen  mit  den  Mächten  abgeschlossen 
seien,  die  an  der  Vernichtung  Preussens  theilnehmen  sollten.  Frank- 
reich erwartete  danach  geradezu,  dass  durch  die  Aussicht  auf  Beute- 
stücke Hülfsni  ächte  gewonnen  würden. 

Koch  mehr:  in  der  6.  Beilage3)  sind  einige  Aufklärungen  ent- 
halten, die  Bernis  auf  Starhembergs  Befragen  ertheilte.  Zuerst  han- 
delte es  sich  hier  darum,  >ob  der  französische  Hof  zustimme,  den 
Höfen  von  Dresden,  Mannheim  und  Stockholm  Landerwerb  auf  Kosten 
Preussens  in  Aussicht  zu  stellen,  und  welche  anderen  Mächte  etwa  noch 
weiter  heranzuziehen  seien.«    Selbstverständlich,  so  sollte  man  nach 


1}  Vgl.  3.  513  f.  Starhemberg  an  Kaunitz.  20.  August  1756. 
2)  Vgl.  Nr.  187e.         3)  Vgl.  Nr.  187g. 


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V.  Verständigung  Uber  eine  Offensivallianz  mit  Frankreich.  CXXIII 

dem  bisherigen  Widerspruch  Frankreichs  gegen  die  »destruction  totale« 
erwarten,  musste  Bernis  erwidern,  dass  sein  Hof  sich  grundsätzlich  sol- 
chen Verabredungen  versage.  Aber  ganz  im  Gegentheil  ermächtigte 
man  Österreich,  die  nöthigen  Verhandlungen  zu  führen,  und  wünschte 
sogar  noch  Holland  und  Dänemark  in  den  Plan  einzubegreifen.  Das 
kam  einer  förmlichen  Zustimmung  zum  mindesten  sehr  nahe;  hatte 
doch  Bernis  selbst  die  preusßischen  Grenzstriche  als  diejenigen  Gebiete 
bezeichnet,  die  Holland  gegebenen  Falls  erhalten  sollte.  Auch  später 
kam  Bernis  auf  diesen  Plan  zurück.  Er  stellte  die  Frage  zur  Er- 
örterung, ob  man  nicht  Emden  an  Holland  geben  könnte,  welches  da- 
für gegen  eine  französische  Besatzung  in  Namur  keinen  Widerspruch 
erheben  dürfte1).  Von  Frankreich  selbst  also  waren  Projecte  aus- 
gegangen, die  eine  Abtrennung  noch  anderer  Gebiete  ausser  Schlesien 
und  Glatz  von  Preussen  bezweckten. 

Und  bedürfte  es  noch  weiteren  Beweises,  so  wäre  er  in  einem  Zu- 
geständnisse zu  erblicken ,  von  dem  Starhemberg  am  29.  August  be- 
richtete. Bei  der  Zerstückelung  Preussens  wünschte  Österreich,  ab- 
gesehen von  Schlesien  und  Glatz,  noch  sonstigen  Landgewinn  für  sich 
selbst  zu  erhalten.  Und  Frankreich  widerstrebte  dieser  Forderung 
nicht  im  geringsten,  sondern  verlangte  nur,  dass  Maria  Theresia  sich 
mit  den  augenblicklichen  Eigenthümern2)  der  begehrten  .Gebiete  im 
Einverständniss  mit  dem  Versailler  Hofe  begleiche.  Mit  ausdrücklicher 
Berufung  auf  diese  Abrede  hat  denn  auch  Kaunitz  am  10.  October 
davon  abgesehen,  noch  länger  auf  der  formellen  Zustimmung  Frank- 
reichs als  unumgänglich  zu  bestehen3).  So  ist  schliesslich  trotz  der 
Schwierigkeiten,  die  eine  Vergleichung  über  diese  Bedingung  später 
noch  einmal  hervorrief,  der  weiteren  Schwächung  Preussens  nicht  im 
Grundsatz  widersprochen  worden4). 

Eine  klägliche  politische  Kurzsichtigkeit  Frankreichs  zeigt  sich 
doch  an  diesem  schlagenden  Beispiel.   Es  ist,  als  ob  man  davor  zu- 


1)  Vgl.  Starheinbergs  Beriebt  vom  12.  October  1756. 

2)  Also  Sachsen  oder  Pfalz.   Vgl.  S.  289  und  XCI. 

3)  Vgl.  S.  615.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.   10.  October  1756. 

4)  Vielmehr  handelte  es  sich  im  wesentlichen  darum,  dass  Frankreich  erstens 
wieder  eine  entsprechende  Zustimmung  Österreichs  zur  Zertrümmerung  Englands 
▼erlangte  —  und  wenigstens  zu  einer  Garantirung  der  etwa  eroberten  Gebiete 
wollte  sich  die  Kaiserin  in  der  That  verstehen,  —  sodann  aber  dagegen  Ein- 
spruch erhob,  dass  die  österreichischen  Zugeständnisse  an  Frankreich  nicht  bereits 
nach  der  Eroberung  Schlesiens,  sondern  erst  nach  der  vollzogenen  gänzlichen 
Zerstückelung  Preussens  in  Kraft  treten  sollten ;  Maria  Theresia  selbst  hat  diese 
ihre  Forderung  als  eine  unbillige  zurückgezogen.  Vgl.  Maria  Theresia  an  Star- 
hemberg. 21.  Februar  1757.   Vgl.  auch  Ranke  356  j  v.Arneth  V,  133  ff. 


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CXXTV        Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

rückscheute,  sich  Uber  die  Grösse  der  gemachten  Zugeständnisse  klar 
zu  werden.  Die  formelle  Zusage  einer  Bedingung  versagte  man  in 
demselben  Athemzuge,  in  dem  man  sie  stillschweigend  gewährte.  Es 
ist  deutlich:  auch  die  zweite  conditio  sine  qua  non  Österreichs  war 
ihrem  Wesen  nach  erfüllt. 

3)  Im  engen  Zusammenhange  mit  dem  Plane  der  Zerstückelung 
Preussens  hatte  Kaunitz  die  finanzielle  Beihülfe  Frankreichs  für  die 
Bildung  einer  dritten  Armee  gefordert.  Jetzt  verpflichtete  sich  König 
Ludwig,  25 — 30000  Soldtrappen  dem  Wiener  Hofe  zur  beliebigen  Ver- 
wendung zu  stellen.  Noch  hoffte  Starhemberg,  eine  höhere  Zahl  durch- 
setzen zu  können.  Da  man  aber  keine  bestimmte  Truppenmenge  als 
unerlässlich  bezeichnet  hatte,  so  konnte  auch  diese  Bedingung  als 
erledigt  betrachtet  werden. 

4)  Eine  active  Betheiligung  Frankreichs  am  Kriege  gegen  Preussen 
hatte  Starhemberg,  wie  er  es  vorausgesagt  hatte,  nicht  erreichen 
können.  Dagegen  erklärte  es  sich  bereit,  für  die  Dauer  des  Krieges 
jede  andere  Macht  an  einer  Unterstützung  Preussens  zu  hindern.  Die 
Gefahr  war  damit  beseitigt,  dass  der  französische  Hof  etwa  die  be- 
gonnene Unternehmung  im  Stich  lassen,  mit  England  einen  unzeitigen 
Frieden  schliessen  könne.  Freilich  nicht  bedingungslos  verstand  sich 
Frankreich  dazu,  das  geforderte  Beobachtungscorps  aufzustellen.  Es 
machte  seine  Zusage  von  der  Nachgiebigkeit  Österreichs  in  dem  ein- 
zigen erheblicheren  Differenzpunkte,  der  noch  geblieben  war,  abhängig, 
der  Wahl  derjenigen  niederländischen  Gebiete,  die  unmittelbar  an 
Frankreich  selbst  abgetreten  werden  sollten. ' 

5)  Denn,  wenn  man  sich  auch  dem  österreichischen  Verlangen 
fügte  und  nicht  auf  der  Einverleibung  der  gesamten  Niederlande  in 
Frankreich  bestand,  so  beharrte  Bernis  doch  darauf,  anstatt  der  von 
Kaunitz  für  den  Versailler  Hof  selbst  bestimmten  binnenwärts  ge- 
legenen Gebiete,  einige  Städte,  vor  allem  an  den  Küsten  Ostende  und 
Nieuwport,  dann  Möns,  Ypres,  Farnes,  endlich  das  Fort  de  la  Croque 
abgetreten  zu  erhalten.  Starhemberg  musste  resignirend  diesen  Wider- 
streit der  beiderseitigen  Wünsche  melden.  Er  war  durchaus  nicht  so 
geringfügig.  Hatte  doch  Kaunitz  es  noch  am  24.  Juli1)  als  die  wich- 
tigste Bedingung  bezeichnet,  dass  gerade  die  flandrischen  Küsten  nicht 
dem  französischen  Staatsgebiet  einverleibt  würden.  Aber  wesentlich 
in  Besorgniss  vor  dem  Einspruch  der  Seemächte  hatte  er  diese  Forde- 
rung Uberhaupt  gestellt  Jetzt  war  festgesetzt,  dass  die  Abtretung  erst 
nach  vollzogener  Eroberung  Schlesiens  stattfinden  sollte;  brauchte  da 


i)  Vgl.  S.  484. 


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V.  Verständigung  über  eine  Offensivallianz  mit  Frankreich.  CXXV 

Kaunitz  nach  der  Vernichtung  PreuBsens  den  englischen  Widerstand 
noch  so  sehr  zu  fürchten?  Zudem  hatte  er  die  vorläufige  Überlassung 
der  beiden  bedeutsamsten  Plätze,  Ostende  und  Nieuwport,  an  Frank- 
reich von  Anfang  an  vorgesehen.  Es  ist  begreiflich,  dass  Kaunitz 
sich  in  der  That  entschloss,  wie  Starhemherg  es  nicht  anders  ange- 
nommen hatte,  an  diesem  Gegensatz  den  Vertrag  nicht  scheitern  zu 
lassen  l). 

6)  War  hier  eine  völlige  Einigung  nicht  erzielt  worden,  so  durfte 
Starhemberg  mit  um  so  grösserer  Genugthnung  über  seine  Erfolge  in 
der  Frage  der  Subsidien  berichten.  Über  das  Maass  der  französischen 
Nachgiebigkeit  in  der  Geldangelegenheit  war  selbst  der  österreichische 
Unterhändler  überrascht.  Mit  8  Millionen  jährlich  als  rückzahlbarem 
Darlehen  hatte  er  äussersten  Falles  sich  begnügen  sollen.  12  Millionen 
jährlich  aber  verpflichtete  Frankreich  sich  zu  zahlen,  und  nur  bei 
einem  unglücklichen  Ausgang  des  Unternehmens  verlangte  es  die 
Rückerstattung  der  Hälfte  der  gegebenen  Summen.  Es  war  ohne  ent- 
scheidenden Belang,  ob  diese  letzte  Clausel,  wie  Starhemberg  hoffte, 
sich  noch  beseitigen  lassen  würde  oder  nicht:  die  österreichische  Forde- 
rung selbst  war  jedenfalls  bereits  jetzt  zugestanden. 

Ein  ganz  unerwartetes  Entgegenkommen  endlich  bezeigte  Frank- 
reich, indem  es  in  allem  wesentlichen  die  Gesamtheit  der  sogenannten 
conditions  convenables  bewilligte,  auf  denen  Kaunitz  durchaus  nicht 
zu  beharren  vermeinte. 

Wir  sehen:  nur  die  eine  Differenz  wegen  Abtretung  der  genannten 
niederländischen  Städte  an  Frankreich  galt  es  noch  zu  heben.  In 
allem  übrigen  sah  Osterreich  seine  Wünsche  erfüllt.  Mit  Recht  erklärte 
Starhemberg  das  wesentliche  als  vollendet.  Es  bleibt  bei  der  von 
Ranke2)  gefundenen  Formel:  »Noch  waren  keine  definitiven  Fest- 
setzungen zu  Stande  gekommen,  aber  in  der  Hauptsache  war  man 
einverstanden.«  Soweit  Frankreich  in  Betracht  kam,  war  das  System 
des  österreichischen  Kanzlers  so  gut  wie  gesichert  Hatten  sich  in- 
zwischen aber  auch  die  Beziehungen  zu  Russland  dem  Beginn  der 
Verhandlung  entsprechend  weiter  gestaltet? 

1)  Vgl.  S.  614.  Maria  Theresia  an  Starhemberg.  10.  October  1756. 

2)  Vgl.  Ranke  205. 


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VI. 


Fortdauer  des  österreichischen  Übergewichts  in  Russland. 

So  weit  es  auf  die  Gesinnung  der  massgebenden  Persönlich- 
keiten am  russischen  Hofe  ankam,  waren  die  Wünsche  des  öster- 
reichischen Kanzlers  zu  Anfang  April  bereits  Übertroffen.  Nur  darum 
handelte  es  sich  noch,  ob  Russland  nach  seinen  glänzenden  Verspre- 
chungen auch  die  Kraft  zur  That  und  dauernd  die  Widerstandsfähig- 
keit gegen  die  klingenden  Werbungen  besitzen  würde,  mit  denen  Eng- 
land die  unerwartete  Wirkung  der  Westminsterconvention  zu  paraly- 
siren  versuchte. 

Esterhasy  war  anfänglich  nicht  ohne  Sorge.  Jedenfalls,  Zinzcn- 
dorfs  sanguinische  Hoffnung,  dass  sich  auch  ohne  ein  Erwachen  der 
Zarin  aus  ihrer  politischen  Lethargie  und  ohne  eine  Versöhnung  der 
wichtigsten  Parteihäupter  eine  Actionspolitik  grossen  Stiles  in  Russ- 
land durchsetzen  lassen  werde,  hatte  sich  nicht  erfüllt.  Das  schlä- 
frige Gehenlassen  der  Geschäfte  seitens  der  Zarin,  ihr  angegriffener 
Gesundheitszustand  bedingten  schon  im  Hinblick  auf  einen  bevor- 
stehenden Thronwechsel  für  alle  Würdenträger  dieses  Reiches  äusserste 
Vorsicht.  Wer  wollte  sich  durch  entschiedene  Stellungnahme  binden 
und  biosssteilen,  wo  jeder  Tag  einen  Umschwung  der  Stimmung  bei 
der  launenhaften  Fürstin  oder  gar  ein  neues  Regiment  heraufführen 
konnte,  das  den  Preussenhass  und  die  Gereiztheit  gegen  England 
nicht  übernahm?  Und  nach  wie  vor  hemmte  die  unversöhnliche 
Feindschaft  der  Kanzler  gegen  einander  ein  gedeihliches  Handeln. 
Trotz  des  so  günstigen  Erfolges,  den  im  Herbst  1755  die  Vertheilung 
der  Geldgeschenke  auf  die  Haltung  der  führenden  Männer  gehabt 
hatte,  verzweifelte  Esterhasy  noch  zu  Beginn  des  Jahres  1756  an  der 
Hauptsache.  »Insolang  nicht  auf  eine  oder  andere  Art  eine  Verände- 
rung geschieht«,  gestand  er,  »können  die  auswärtigen  Geschäfte  nie- 
malen nach  Wunsch  gehen,  sondern  wird  sich  bald  da  und  bald  dort 


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VI.  Fortdauer  des  österreichischen  Übergewichts  in  Russland.  CXXVII 

ein  Anstand  und  Schwürigkeit  eräugnen«1)  Man  kann  nicht  resig- 
nirter  urtheilen,  als  es  Esterhasy  noch  gegen  Ende  Februar  1756 
that:  »Es  ist  allerdings  wahr,  dass  die  Kaiserin  gut  denke  und  den 
König  von  Preussen  mit  Vergnügen  in  engeren  Grenzen  zu  sehen 
wünschte,  ich  bin  dessen  überzeugt;  allein  uns  ist  mit  leeren  Wünschen 
ebenso  wenig  Rath  geschaffet,  als  zu  der  Erfüllung  Hoffnung  übrig 
ist.«  Die  persönlichen  Leidenschaften  beherrschten  nach  wie  vor  den 
Gang  der  Politik.  Fast  möchte  er  das  ein  »dem  Klima  des  Landes 
anklebendes  Laster«  nennen:  >So  ist  es,  so  wird  es  bleiben,  und  ohne 
Wunder  werden  wir  wohl  schwerlich  eine  Änderung  überleben2).« 

Aber  eben  dieses  Wunder  geschah3).  Was  man  bereits  hier  und 
da  in  vergangenen  Jahren  bemerkt  hatte,  die  Kaiserin  Elisabeth 
erwachte  aus  ihrer  dumpfen  Arbeitsscheu  und  Interesselosigkeit.  Es 
wird  doch  wohl  das  lebhafte  Gefühl  der  von  England  erlittenen 
Kränkung  gewesen  sein,  das  sie  aufgerüttelt  hat.  Mit  regstem  Eifer 
begann  sie  den  Staats^eschäften  nachzugehen,  und  führte  sie  eine 
folgenreiche  Verfassungsänderung  durch.  Aus  den  Inhabern  der  ober- 
sten Hofstellen  wurde  ein  Conseil  begründet,  der  wöchentlich  tagte 
und  in  collegialer  Berathung  alle  Fragen  von  allgemeiner  Bedeutung 
zu  erledigen  hatte.  Der  Gang  der  Verhandlungen  sollte  in  einem 
schriftlichen  Protokoll  festgehalten  und  dieses  der  Kaiserin  selbst  zur 
Beschlussfassung  vorgelegt  werden. 

Damit  war  die  rettende  That  geschehen:  es  war  für  Gleich- 
mässigkeit  und  Ordnung  in  der  Geschäftsführung  gesorgt;  vor  allem 
aber:  der  Wille  der  Kaiserin  war  mit  einem  Schlage  zur  Macht,  zum 
ausschlaggebenden  Factor  in  der  russischen  Politik  erhoben.  Ihre 
Fäden  liefen  in  der  Hand  Elisabeths  zusammen.  Esterhasy  rühmt 
ihre  Begabung,  er  hofft,  dass  sich  ihre  Neigung  zur  Ausübung  der 
Regierungspflichten  um  so  stärker  entwickeln  werde,  je  tiefer  sie  sich 
einarbeite.  »Alle  Pforten«  sah  er  sich  »offen  stehen«,  um  jeden  Auf- 
trag »mit  vieler  Wahrscheinlichkeit«  erfolgreich  auszuführen.  Nun- 
mehr, nach  der  unzweideutigen  Willenskundgebung  der  Herrscherin 
fielen  auch  die  Rücksichten,  welche  die  beiden  Kanzler  bisher  zurück- 
gehalten haben  mochten,  fort,  ihre  Osterreich  freundliche  Gesinnung 
offen  zu  bethätigen.  Mit  dem  Einfluss  der  Zarin  war  zugleich  auch 
der  österreichische  zum  Siege  gelangt) 

Esterhasy  war  der  grosse  Mann  am  russischen  Hofe  geworden. 


1)  Vgl.  S.  188.   Esterhasy  an  Maria  Theresia.  13.  November  1755. 

2)  Vgl.  S.  234.   Esterhasy  an  Zinseudorf.   23.  Februar  1756. 

3)  Vgl.  für  daa  folgende  Nr.  90.   Esterhasy  an  Kaunitz.  18.  Mai  1756. 


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CXXVHI      Entstehung  der  Coalltion  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

Auf  seinen  Rath  ging  die  Reform  des  Geschäftsbetriebes1)  zurück. 
Um  die  Wette  eiferten  die  beiden  Kanzler,  sich  seine  Gunst  zu  be- 
wahren. Bestushew  erzeigte  ihm  eine  solche  Vertraulichkeit,  dass  der 
Gesandte  meinte,  sicherlich  könne  dieser  mit  niemandem  sonst  im 
ganzen  Reich  eine  solche  Sprache  führen.  Woronzow,  dessen  Ein- 
fluss  im  gleichen  Maasse  stieg,  wie  der  seines  Widerparts  sank,  war 
längst  der  österreichischen  Sache  gewonnen  und  erwies  sich  als  ihr 
treuer  Förderer.  Und  auch  den  Favoriten,  den  »männlichen  Pompadour« 
Russlands2),  hatte  Esterhasy  völlig  zu  sich  herüberzuziehen  verstanden, 
den  Mann,  der  zusammen  mit  dem  Senator  Peter  Schuwalow  Uber 
Regen  und  Sonnenschein  am  russischen  Hofe  verfügte3),  gegen  den 
seinem  eigenen  Geständuiss  nach  Bestushew  nicht  aufzukommen  ver- 
mochte4). Es  war  von  der  grössten  Wichtigkeit,  dass  Esterhasy  sich 
des  Rechts  versichert  hatte,  jederzeit  auch  mit  Umgehung  der  beiden 
Kanzler  direct  mit  Iwan,  d.  h.  soviel  als  unmittelbar  mit  der  Zarin 
selbst,  zu  verhandeln.  Er  hatte  damit  seine  Autorität  im  Rathe  Elisa- 
beths dauernd  befestigt.  Er  besass  nunmehr  die  Macht,  allen  Gegen- 
wirkungen und  Intriguen  sofort  die  Spitze  abzubrechen.  In  der  That, 
er  hielt  das  Spiel  in  der  Hand. 

Nicht  genug  weiss  Esterhasy  von  den  wohlthätigen  Folgen  zu 
berichten,  die  dieser  neue  Schwung  der  Regierungsmaschine  in  Russ- 
land zeitigte.  Je  hofliiungsloser  früher  sein  Urtheil  gelautet  hatte, 
um  so  bedeutungsvoller  ist  der  gänzliche  Wechsel  der  Ansichten  des 
erfahrenen  Diplomaten,  der,  selbst  erstaunt  über  die  Umwälzung,  nur 
zögernd  und  noch  misstrauisch  sich  umstimmen  läset5)  und  ausdrück- 
lich seine  Meinungsänderung  begründet.  Und  niemals,  so  schien  es 
ihm,  seien  die  Geschäfte  am  russischen  Hofe  mit  grösserer  Geschwin- 
digkeit und  Eifer  betrieben  worden  als  eben  jetzt  unter  den  Augen 
Elisabeths  selbst.  Die  entscheidenden  Beschlüsse,  über  die  er  am 
22.  April  seiner  Herrin  berichtete,  waren  die  ersten  sichtbaren  Folgen 
des  verhei8sungs vollen  Umschwungs.  Von  jetzt  ab  ist  es  ihm  zur 
Gewissheit  geworden,  dass  die  Versprechungen  Russlands  zur  Ver- 
wirklichung kommen  würden.    »Nach  aller  menschlichen  Einsicht 


1)  Man  meinte  bisher,  Bestushew  als  den  Begründer  der  neuen  Berathungs- 
form  ansehen  zu  müssen.  Vgl.  Martens,  Recueil  IX,  206. 

2)  Vgl.  Westphalen,  Geschichte  der  Feldzüge  dea  Herzogs  Ferdinand  von 
Braunsen weig-LUneburg.  [Berlin  1859]  II,  334. 

3)  Swarts  Urtheil  nach  Podewils'  Bericht  an  König  Friedrich  vom  7.  August 
1756.   B.  A. 

4)  Vgl.  Williams'  Bericht  vom  9.  Juli  1756  bei  v.  Raumer,  Beiträge  II,  346. 

5)  VgL  S.  319  f.   Esterhasy  an  Maria  Theresia.  22.  April  1756. 


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VI.  Fortdauer  des  österreichischen  Übergewichte  in  Russland.  CXXIX 

scheint  an  der  hiesigen  Mitwirkung  und  wahrem  Ernst,  wann  einmal 
hier  eine  Hoffnung  war,  nicht  gezweifelt  werden  zu  können,«  schliesst 
er  triumphirend  seine  Depesche  vom  22.  April.  Und  gleich  darauf 
wiederholte  er1):  »nach  aller  menschlichen  Beurtheilung  bezeiget  man 
hierorts  einen  wahren  Eifer  und  wirklichen  Ernst  zu  Ausführung  des 
grossen  Vorhabens« :  ein  ürtheil,  das  nach  dem  Stande  unserer  heu- 
tigen Kenntniss  durchaus  zutreffend  ist. 

Denn  ohne  die  Antwort  des  Wiener  Hofes  auf  den  Antrag  der 
Offensivallianz  abzuwarten,  begann  man  in  Russland  mit  allem  Eifer 
umfassende  Rüstungen.  Am  19.  April  bereits  wurden  alle  wesentlichen 
Anstalten'  für  die  Zusammenziehung  der  Truppen  getroffen2).  Bald 
darauf  erging  der  Befehl,  die  Armee  auf  140000  Mann  zu  bringen3). 
Ende  Mai  remontirte  man  die  Cavallerie4).  Was  noch  nie  erhört  war, 
nicht  einmal  am  Charfreitag  wurde  Ruhe  gehalten5).  Ungeheure 
Kosten  wurden  unbedenklich  auf  diese  Kriegsvorbereitung  verwandt 

Ob  aber  dieser  beherrschende  Einfluss  Habsburgs,  dieser  Eifer, 
auch  auf  die  Dauer  vorhalten  würde? 

Sehr  bald  schon  wurde  das  neue  System  des  russischen  Hofes, 
das  enge  Einvernehmen  mit  Österreich  auf  eine  schwere  Probe  ge- 
stellt, und  glänzend  ist  sie  bestanden  worden.  Je  mehr  Mühe  und 
Geld  man  bereits  für  die  Mobilmachung  des  Heeres  verwandt  hatte, 
um  so  unangenehmer  musste  der  österreichische  Antrag  erscheinen, 
mit  Rücksicht  auf  die  noch  andauernde  Unsicherheit  Uber  den  Erfolg 
der  französischen  Verhandlungen  den  Angriff  bis  zum  nächsten  Früh- 
jahr zu  verschieben  und  inzwischen  alle  Maassnahmen  zu  unterlassen, 
die  Preussens  Argwohn  und  vorzeitigen  Losbruch  veranlassen  könnten. 
Und  noch  nach  andrer  Richtung  hin  enttäuschte  Kaunitz  Russlands 
Entgegenkommen.  Der  russische  Hof  hatte  seine  vollste  Bereitwillig- 
keit erklärt,  der  Verbindung  Österreichs  und  Frankreichs  beizutreten. 
Sofort  waren  die  russischen  Gesandten  angewiesen  worden,  sich  mit 
den  französischen  auf  vertrauteren  Fuss  zu  stellen.  Man  entschloss 
sich  sogar  im  Mai,  nach  zwölfjähriger  Unterbrechung  die  diplomati- 
schen Beziehungen  zu  Frankreich  wieder  aufzunehmen  und  den  Hof- 
rath Bechtejew  nach  Paris  zu  entsenden,  damit  Frankreich  zu  schnelle- 


1)  Vgl.  Nr.  77.   Esterhaay  an  Kaunitz.  27.  April  1756. 

2)  Vgl.  Hasslowski,  Der  siebenjährige  Krieg  in  russischer  Darstellung  I,  22 
[Ubersetzt  von  Drygalski,  Berlin  1888]. 

3)  Vgl.  auch  WUliams1  Bericht  vom  29.  Hai  1756  bei  v.  Räumer,  Beitr&go 
II,  339. 

4)  Vgl.  Nr.  100.  Esterhasy  an  Kaunitz.  25.  Hai  1756. 

5)  Vgl.  8.  328;  dazu  Guy  Dickens'  Bericht  bei  v.  Raumer,  Beiträge  II,  282  f. 

Acten  iu  Torgaschichta  de«  7jährigen  Kriegos.  i 


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cxxx       Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

rem  Eingehen  auf  Österreichs  Pläne  gegen  Preussen  veranlasst  würde 
Auch  mit  diesen  Schritten  Russlands  war  Kaunitz,  aus  einem  Grunde, 
der  sich  uns  gleich  ergeben  wird,  nicht  zufrieden2). 

Da  muss  es  als  ein  Zeichen  der  festen  Begründung  des  Einflusses 
von  Esterhasy  betrachtet  werden,  dass  der  russische  Hof  ohne  Schwan- 
ken sofort  die  Mahnungen  Österreichs  sich  gesagt  sein  Hess.  Zwar 
bedauerte  man  die  unnütz  aufgewandten  Kosten,  aber  man  gestand 
zu,  ein  wenig  voreilig  vorgegangen  zu  sein.  Ganz  wie  es  Kaunitz 
wünschte,  stellte  man  die  allzu  > scheinbaren«  Rüstungen  ein,  d.  h. 
man  vermied  alles,  was  in  Preussen  Argwohn  erregen  konnte,  Hess 
vor  allen  Dingen  den  bedrohlichen  Vormarsch  der  russischen  Truppen 
gegen  die  Grenzen  hin  aufhören.  Aber  es  ist  keine  Rede  davon, 
dass  nun  alle  Rüstungen  hintangehalten3)  und  rückgängig  gemacht 
wurden,  vielmehr  arbeitete  man  im  geheimen  daran,  dass  die  Truppen 
marschbereit  wären,  um  gegebenen  Falls  in  sehr  kurzer  Zeit  sich 
versammeln  zu  können.  Auch  nicht  einen  Augenblick  traten  die 
Ziele  der  Offensive  gegen  Preussen  zurück4).  Nur  die  Ausführung 
wurde  auf  das  kommende  Jahr  verschoben.  Indem  man  aber  den 
Abschluss  der  französisch-österreichischen  Verhandlungen  abzuwarten 
sich  bereit  erklärte,  blieb  dem  Grafen  Kaunitz  eine  grosse  Verlegen- 
heit erspart,  in  die  er  gerathen  sein  würde,  wenn  Russland  jetzt  wieder 
auf  den  Vorschlag  zurückgekommen  wäre,  auch  ohne  Frankreichs 
Beihülfe  den  Kampf  gegen  Preussen  zu  beginnen. 

Einen  vollen  Erfolg  also  hatte  Esterhasy  zu  verzeichnen.  Nach  wie 
vor  verharre  der  russische  Hof,  schreibt  er,  »in  seiner  vorigen  guten 
Gesinnung,  Eifer  und  Ernst  zu  Ausführung  des  grossen  Unternehmens* 
und  werde  »nach  aller  menschlichen  Einsicht  gegen  den  König  in 
Preussen  werkthätig  operiren6).«  Zur  Zeit  war  niemand8)  vorhanden, 
der  sich  dieser  entschiedenen  Richtung  der  russischen  Politik  entgegen 
zu  setzen  gewagt  hätte.  Noch  grösser  fast  war  jetzt  in  Petersburg 
der  Wunsch  nach  dem  Kriege  als  in  Wien.  Mit  Verlangen  erwartete 
man  die  Antwort  Österreichs  auf  den  Vorschlag  einer  Offensivallianz. 

Dass  Kaunitz  diesen  Antrag  monatelang  unbeantwortet  Hess,  hat 
freilich  der  englischen  Politik  die  Möglichkeit  gegeben,  sich  wieder 
eine  Partei  am  russischen  Hofe  zu  begründen.    Den  »Absprung« 


1)  Vgl.  Bruckner  324  ff. 

2)  Vgl.  S.  367.  370.   Kaunitz  an  Esterhasy.  22.  Mai  1756. 

3)  Vgl.  Lehmann  28  und  S.  CXXXIVf.   4)  Vgl.  Naud6,  Beiträge  I,  74  Anm.  4. 

5)  Vgl.  S.  412.  424.   Esterhasy  an  Kaunitz.  15.  und  25.  Juni  1756. 

6)  Esterhasy  berichtet  auch  von  Bestushews  Zustimmung  zu  der  Verschie- 
bung des  Angriffs.   Vgl.  Nr.  111.  Esterhasy  an  Kaunitz.  S.Juni  1756. 


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VI.  Fortdauer  des  österreichischen  Übergewichts  in  Russland.  CXXXI 

Russlands  von  der  Seite  Englands  rückgängig  zn  machen,  durfte 
Williams  die  nngehenersten  Geldspenden  anbieten1).  Persönliche  Ver- 
ehrungen an  den  Grosskanzler  in  ansserordentlicher  Höhe2),  Voraus- 
bezahlung der  Subsidien  für  zwei  Jahre  wollte  England  zugestehen, 
wenn  mir  das  neue  System  der  russischen  Politik  verlassen  würde  und 
man  sich  bereit  fände,  die  Feindschaft  gegen  Preussen  aufzugeben,  die 
Anwendung  des  geschlossenen  Subsidien  Vertrages  auf  die  Verth  eidigung 
Hannovers  gegen  Frankreich  anzuerkennen.  Noch  Ende  April  war 
dieser  letzte  Wunsch  rundweg  abgeschlagen  worden.  Auch  der  Gross- 
kanzler hatte  ihm  keine  Fürsprache  gewidmet,  sei  es,  dass  seine 
frühere  Hinneigung  zu  England  wirklich  erkaltet  war'),  oder  dass  er 
es  endlich  aufgegeben  hatte,  gegen  den  Strom  zu  schwimmen.  Da 
führte  ihn  im*Juli  1756  seine  beleidigte  Empfindlichkeit  von  neuem 
auf  Englands  Seite4). 

Elisabeth  hatte  ihn  von  den  Verhandlungen  ausdrücklich  aus- 
geschlossen5), die  der  französische  Emissär  Douglas  mit  Russland  ein- 
zuleiten beauftragt  war.  Wenigstens  Esterhasy  urtheilt,  dass  wesent- 
lich diese  Zurücksetzung  Bestushew  für  die  Lockungen  England» 
empfänglich  'gemacht  habe.  Der  finanziellen  Stütze  bedurfte  nun 
einmal  dieser  verschwenderische  Mann.  Für  7  Jahre  bereits  hatte  er 
sein  Gehalt  voraus  erhoben,  ohne  deshalb  aus  den  Verlegenheiten  zu 
kommen.  Jetzt  verschwand  ihm  die  Aussicht,  aus  der  französischen 
Verhandlung  Vortheil  zu  ziehen,  und  rasch  entschlossen  wandte  er 
seine  Gunst  von  neuem  Williams  zu.  Bestushew  wurde  die  Seele 
aller  Intriguen,  mit  denen  an  einem  Umschwung  der  Politik  in  Peters- 
burg gearbeitet  wurde. 

In  geheimem  Einverständniss  stand  er  dabei  mit  dem  grossfürst- 
lichen Paare Ä).  Der  Grossfürst  Peter,  mit  seiner  alten,  fast  abgöttischen 
Verehrung  ftir  König  Friedrich,  dürfte  niemals  die  antipreussische 


1)  Vgl.  Martens,  Recueil  IX,  207  ff.;  v.  Räumer,  Beitrüge  II,  356  ff. 

2)  Vgl.  die  wohl  Übertriebenen  Angaben  Esterhasys  (S.  482.  496)  an  Kaunitz. 
20.  und  27.  Juli  1756. 

3)  Nach  Esterhasys  Berichten  wird  man  eher  diese  Ansicht  theilen. 

4)  Vgl.  Bericht  Williams'  vom  9.  Juli  1756  bei  v.  Raumer,  Beiträge  II,  346  ff. 

5)  Vgl.  S.  469.  482.  Esterhasy  an  Kaunitz.  8.  und  20.  Juni  1756.  Die  Dar- 
stellung bei  Herrmann  in  den  Preuss.  Jahrbüchern  47,  558  ff.  erfordert  vielfache 
Berichtigungen,  auch  in  der  grundlegenden  Behauptung,  dass  Bestushew  sich  von 
Anfang  an  wesentlich  durch  die  Rücksicht  auf  den  jungen  grossfilrstlichen  Hof 
habe  leiten  lassen,  da  Herrmann  zu  unbedingt  den  Berichten  des  nicht  genügend 
unterrichteten  sächsischen  Residenten  Prasse  gefolgt  ist. 

£6)  Vgl  S.  457.  470.  Esterhasy  an  Kaunitz.  6.  und  13.  Juli  1756.  Vgl.  auch 
v.  Raumer,  Beiträge  II,  347. 

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CXXXII    Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

Politik  Busslands  innerlich  gebilligt  haben.  Entscheidender  aber  war, 
dass  sich  auch  seine  Gemahlin  Katharina  entschlossen  anf  die  Seite 
Englands  stellte1).  Finanzielle  Bedürftigkeit3)  mochte  wohl  ihre  Ge- 
neigtheit begründet  haben;  ausschlaggebend  aber  scheint  der  Arg- 
wohn gewesen  zu  sein,  den  ihr  Bestushew  durch  ihren  Günstling 
Poniatowski  einflössen  Hess  und  Williams  bestätigte,  dass  Osterreich 
ihre  Ausschliessung  von  der  Thronfolge  betreibe3).  Kaunitzens  Wunsch, 
durch  Gewinnung  auch  der  Thronfolgerin  eine  Garantie  für  die  Zu- 
kunft zu  erhalten,  war  unerfüllt  geblieben4).  Bedenklicher  als  Bestu- 
shews  Gegnerschaft  war  für  Osterreich  die  Katharinas.  Denn  nicht  zum 
besten  stand  es  mit  der  Gesundheit  der  Zarin.  Niemand  rechnete 
auf  ein  langes  Leben  Elisabeths.  Schon  im  November  1755  hatte 
EsterhaBy  berichtet5),  dass  die  Ärzte  Wassersucht  an  ihr  vermutheten. 
Und  merkbar  empfand  der  Gesandte  die  Folgen  einer  Erkrankung 
auch  im  Sommer  1756,  denn  sofort  wandten  sich  aller  Augen  der 
aufgehenden  Sonne,  der  Grossfürstin-Thronfolgerin  Katharina  zu. 

Einen  solchen  Moment  hatte  Bestushew  Mitte  August  benutzt,  um 
doch  noch  einen  Umschwung  der  Politik  herbeizuführen.  Österreich 
hatte  er  als  unzuverlässig  zu  verdächtigen  gesucht,  indem  er  an  das 
monatelange  Schweigen  des  Wiener  Hofes  über  den  Fortgang  der 
Verhandlungen  mit  Frankreich,  die  hartnäckige  Verweigerung  jeder 
Antwort  auf  die  russischen  Offensivanträge  aus  dem  April  erinnerte. 
Dringend  hatte  er  verlangt,  dass  man  unter  solchen  Umständen  die 
glänzenden  Anerbietungen  Englands  nicht  von  der  Hand  weisen  dürfe. 
Und  in  der  That  hatten  seine  Vorstellungen  einigen  Eindruck  nicht 
verfehlt.  Doch  war  noch  zur  rechten  Zeit  die  Nachricht  eingelaufen, 
dass  Bechtejew  sich  mit  der  französischen  Regierung  über  die  gleich- 
zeitige Ernennung  der  beiderseitigen  Gesandten,  die  officielle  Er- 
neuerung der  jahrelang  abgebrochenen  diplomatischen  Verbindung 
geeinigt  hatte6).    Aber  unleugbar  lag  in  dieser  Möglichkeit  eines 


1)  Vgl.  die  Berichte  Williams'  vom  11.  April  und  9.  Juli  1756  bei  v.  Räumer, 
Beiträge  II,  318  f.  347  f.  Bilbaasow  I,  391  ff.  leugnet  die  prenssischen  Sympathien 
Katharinas.  Ihre  Verbindung  mit  England  aber  giebt  auch  er  au. 

2)  Vgl.  Bilbaasow  I,  403. 

3)  Vgl.  8.457  (Esterhasy  an  Kaunitz.  6.  Juli  1756)  und  WilHams'  Bericht 
vom  9.  Juli  1756. 

4)  Vgl.  S.  264.  Maria  Theresia  an  Esterhasy.  13.  März  1756. 

5)  Vgl.  S.  189.  Esterhasy  an  Maria  Theresia.  13.  November  1755;  ebenso 
Williams1  Bericht  vom  2.  October  1755  bei  v  Raumer,  Beiträgo  II,  295. 

6)  Vgl.  S.  511.  Esterhasy  an  Kaunitz.  17.  August  1756;  auch  Williams  berich- 
tete am  17.  August  1756,  dass  Bestushews  Einflues  steige.  Vgl.  v.  Baumer,  Bei- 
träge II,  376. 


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VI.  Fortdauer  dee  österreichischen  Übergewichts  in  Russland.  CXXXIII 

plötzlichen  Thronwechsels  ein  Moment  der  Unsicherheit  für  die  Pläne 
Österreichs,  das  einzige,  das  Esterhasy  das  einzige  anch,  das  Kaunitz 
mit  einiger  Besorgniss  erfüllte. 

Denn,  solange  die  Zarin  am  Leben  war,  hatte  Osterreich  von  den 
Umtrieben  Bestushews  und  Katharinas  nichts  ernstliches  zu  furchten. 
Was  Zinzendorf  und  Esterhasy  noch  im  Februar  als  ein  Unglück  für 
Österreich  beklagt  hatten2),  sollte  ihm  jetzt  zum  Heil  ausschlagen. 
Bestushew  hatte  seinen  einst  allmächtigen  Einfluss  eingebüsst.  Mit 
offenem  Auge  verfolgte  Elisabeth  seine  Intriguen.  Sein  Anschluss  an 
die  Grossfttrstin  mochte  schwerlich  dazu  beitragen,  die  Neigung  der 
Kaiserin  zu  ihrem  Kanzler  zu  erhöhen.  Denn  eifersüchtig  auf  ihre 
Stellung,  hielt  sie  das  grossfürstliche  Paar  in  vollständiger  Abhängig- 
keit, in  einer  veritablen  »Sklaverei«3).  Jedes  Wort,  jede  Handlung 
wurde  der  Kaiserin  hinterbracht.  Jede  Verbindung  mit  ihm  wurde 
argwöhnisch  beobachtet.  Das  Wort  Nachfolge  war  ihr  verhasst4). 
Esterhasy  fand  sie  denn  auch  vollständig  in  alle  Absichten  Bestushews 
und  Katharinas  eingeweiht,  als  er  bei  ihr  Uber  deren  Opposition 
Klage  führte.  Lächelnd  beruhigte  sie  den  Gesandten.  Ohne  sie  könne 
der  Grossfürst  nichts  beginnen,  und  noch  habe  sie  Mittel  genug, 
Bestushew  im  Zaume  zu  halten6).  In  der  That  war  des  letzteren 
Stellung  ganz  ernstlich  erschüttert.  Fast  wäre  es  schon  im  Juli  1756 
zur  Katastrophe  gekommen.  Nur  ein  Fussfall  des  Favoriten  und  des 
Senators  Peter  Schuwalow  hatten  ihn  noch  einmal  gerettet6).  Aber 
die  Bedeutung  seiner  Feindschaft  war  erheblich  gesunken.  Dem  Uber- 
ragenden Einfluss  Esterhasy s,  dem  entschiedenen  Willen  Elisabeths 
gegenüber  vermochte  er  nicht  aufzukommen.  Er  selbst  hat  es  im 
September  1756  dem  englischen  Gesandten  gestanden,  zunächst  nichts 
für  ihn  thun  zu  können7). 

Der  Verlust  seines  Einflusses  war  indessen  nicht  der  einzige 
Grund,  der  Bestushew  am  wirksamen  Handeln  zu  Gunsten  Englands 
hinderte.   Vielmehr  wirkte  vermuthlich  auch  die  längst  an  ihm  beob- 


1)  Vgl.  z.  B.  S.  499  f.   Esterhasy  an  Kaunitz.  8.  August  1756. 

2)  VgL  8.  C  und  S.  234.  685.  Esterhasy  an  Ziuaendorf.  23.  Februar  1756. 
Zinzendorfs  Memoire. 

3)  >La  vie  que  cette  Princesse  est  obligee  de  mener  avec  son  epoux,  et  la 
contrainte  a  laquelle  on  les  assujettit  tous  les  deux,  ne  differe  en  rien  d'un  hon- 
n8te  esclavage.«   Finckensteins  Generalrelation. 

4)  Vgl.  S.  681  Zinzendorm  Memoire  und  Finckensteins  Generalrelation. 

5)  Vgl.  S.  470.   Esterhasy  an  Kaunitz.    13.  Juli  1756. 

6)  Vgl,  S.483.   Esterhasy  an  Kaunitz.  20.  Joli  1756. 

7)  Vgl.  Williams'  Berieht  vom  28.  September  1756  bei  v.  Raumer,  Beitrüge 
II,  399. 


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CXXXIV    Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

achtete  Scheu  mit,  irgend  etwas  aufs  Spiel  zu  setzen1).  Schon 
früher  hatte  Pezold,  der  chursächsische  Gesandte,  gemeint2),  Bestu- 
shew  nähme  von  beiden  Parteien  Geld  und  verspräche  der  einen,  zu 
drohen,  der  anderen,  die  Drohung  nicht  auszuführen.  In  unserem 
Falle  aber  kam  zu  diesem  Wunsche,  es  mit  Niemandem  zu  verderben, 
solange  die  Entscheidung  ausstand,  noch  ein  besonderes  Moment  hinzu, 
das  die  Unschlüssigkeit  des  Kanzlers  verstärkte. 

Bis  vor  kurzem  noch  war  Bestushew  ebenso  gut  österreichisch, 
wie  sächsisch  und  englisch  gesinnt  und  von  gleicher  Feindschaft  gegen 
Frankreich  wie  gegen  Preussen  erfüllt  gewesen3).  Insbesondere  seine 
ungemeine  Vorliebe  für  Sachsen  war  allbekannt,  wie  denn  der  chur- 
sächsische Gesandte  Funcke3)  ihm  ein  fast  unentbehrlicher  Berather 
geworden  war.  Die  Gesamtheit  dieser  Gefühle  stand  in  schönster 
Harmonie,  solange  die  österreichische  Politik  mit  der  Sachsens  und 
Englands  die  gleichen  Bahnen  verfolgte;  sie  wich  aber  einem  unaus- 
gleichbaren  Gegensatz4)  in  dem  Augenblick,  als  Bestushew  zwischen 
der  Freundschaft  mit  England  oder  mit  Österreich  wählen,  seine  Er- 
bitterung gegen  Preussen  aus  Rücksicht  auf  England  niederkämpfen, 
die  Feindschaft  gegen  Frankreich  aus  derselben  Rücksicht  aufrecht- 
erhalten sollte,  während  doch  die  Verbindung  mit  dem  Hofe  von  Ver- 
sailles ein  wichtiges  Moment  der  Sicherheit  für  Sachsen  bildete.  Es 
kann  nicht  überraschen,  dass  bei  einem  solchen  Widerstreit  annähernd 
gleich  starker  Empfindungen  keine  die  Oberhand  über  die  andere 
errang,  und  dass  Bestushew  selbst  unsicher,  rathlos,  energielos 
wurde. 

Die  Haltung  Russlands  gegen  England  hat  denn  auch  im  Sommer 
1756  durch  Bestushews  Intriguen  keine  Veränderung  erlitten.  Die 
wieder  und  wieder  angebotenen  englischen  Subsidien  schlug  man 
standhaft  aus,  das  Anerbieten,  zwischen  Russland  und  Preussen  zu 
vermitteln,  wurde  »platterdings«  verworfen,  der  Vorschlag,  eine  neue 
Convention  zum  Schutze  Hannovers  zu  schliessen,  abgelehnt5).  Die 
Feindschaft  gegen  Preussen  behielt  die  Herrschaft  Russland  trieb 
sogar  nach  wie  vor  den  Wiener  Hof  zum  Kriege  an.  Eine  russische 
Note  vom  19.  Juli  alten  Stils6)  besagte,  von  neuem  sei  der  gesamten 
Kriegs-  und  Seemacht  Russlands  der  geheime  Befehl  zugefertigt  worden, 


1)  Vgl.  S.  511.   Eaterhasy  an  Kaunits.  17.  August  1756. 

2)  Vgl.  den  Bericht  vom  12.  April  1745  bei  Herrmann  V,  90. 

3)  Vgl.  S.  C  und  683,  Zinzendorfs  Memoire. 

4)  Vgl.  S.  648  f.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.  9.  Januar  1757. 

5)  Vgl.  S.  483.  494.   Esterhasy  an  Kaunitz.  20.  und  27.  Juli  1756. 

0)  Vgl.  Nr.  193a;   auch  S.  499.   Esterbasy  an  Kaunitz.   3.  August  1756. 


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VI.  Fortdauer  des  österreichischen  Übergewichts  in  RusBland.  CXXXV 

rieh  bereit  zu  halten,  um  noch  in  diesem  Jahre  etwas  unternehmen 
zu  können. 

Nach  allem  hat  Esterhasy  die  Lage  sicherlich  richtig  beurtheilt, 
wenn  er  aller  GegenbemUhnngen  Bestnshews  angeachtet  mit  Zuver- 
sicht auf  Rnsslands  Sündhaftigkeit  zu  rechnen  fortfuhr.  Gleich  seinem 
ersten  Bericht  über  Bestushews  Umtriebe  fllgte  er  bei:  einer  grossen 
Gefahr  setze  sich  der  Kanzler  aus.  »Unterdessen  stehen  hier  die 
Sachen  auf  dem  guten  alten  Fuss1).«  »Mit  einer  Wahrscheinlichkeit,« 
meinte  er  am  27.  Juli,  »ist  nicht  zu  vermuthen,«  dass  das  englische 
Anerbieten  »hier  mehr  einigen  ingressum  finden  werde2).«  Selbst 
Bestushews  Abneigung  gegen  Frankreich,  hoffte  er,  werde  sich  binnen 
kurzem  »zum  Ziele  legen,«  da  sie  ihm  nichts  fruchte.  »Ohngeachtet 
Bestushews  Abneigung  für  das  neue  systema  stehen  unsere  Geschäfte 
hier  gleichwohlen  auf  einem  guten  Fuss3).«  Auch  nach  Bestushews 
Versuch  aus  der  Mitte  August  1756,  die  Krankheit  Elisabeths  fUr 
seine  Pläne  auszunutzen,  blieb  er  dabei4),  »nach  aller  menschlichen 
Einsicht  sei  nicht  wohl  zu  vermuthen, «  dass  Russland  sich  von  Öster- 
reich und  Frankreich  trenne.  »Solchem  nach  habe  auch  ich  noch 
alle  gute  Hoffnung,  dass  I.  K.  K.  M.  .  .  .  Absicht  ich  bei  hiesigem  Hof 
in  die  rechten  Wege  leiten  könne,  wann  nur  bald  in  Stand  ge- 
setzet wttrde,«  die  seit  dem  April  ruhenden  Verhandlungen  zu  Emde 
zu  führen.  »Alle  Umstände  wohl  erwogen,«  heisst  es  in  dem  Bericht 
vom  26.  August5),  »ist  nicht  zu  vermuthen,  dass  Bestushew  mit  seinen 
Iutriguen  hier  jemalen  aufkomme,  folglichen  auch  die  russische 
Kaiserin  von  ihrer  einmal  genommenen  grossmüthigen  EntSchliessung 
nicht  wieder  abwendig  machen  könne. «  Man  hatte  beschlossen,  einige 
Infanterieregimenter  mit  Pelzwerk  auszustatten,  um  eventuell  noch  im 
Winter  Preussen  angreifen  zu  können.  Deshalb  »dürfte  England  sein 
Geld  wohl  umsonst  ausgegeben  haben,  zumalen  aller  menschlichen 
Einsicht  nach  die  russische  Kaiserin  bei  ihrer  standhaften  Resolution 
unveränderlich  verbleiben,  sofort  Ew.  K.  K.  M.  von  hier  gleichwohlen 
eine  ziemliche  ausgiebige  Diversion  zu  hoffen  haben  werde,«  falls  der 
Krieg  ausbräche. 

So  sicher  fühlte  er  sich  Russlands,  dass  er  noch  Ende  August 
kein  Wort  von  dem  österreichischen  Subsidienangebot  aus  dem  März 


1)  Vgl.  S.  457.   Esterhasy  an  Kaunitz.  6.  Juli  1756. 

2)  Vgl.  S.  494.   Esterhasy  an  Kaunitz.  27.  Juli  1756. 

3)  Vgl.  S.  499.   Esterhasy  an  Kaunitz.  3.  August  1756. 

4)  Vgl.  S.  511  f.   Esterhasy  an  Kaunitz.  17.  August  1756. 

5)  Vgl.  S.  558  an  Maria  Theresia. 


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CXXXVI     Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  PreuBsen  1755  und  1756. 


verrathen  hatte.  Zuerst  am  7.  September1)  äusserte  er  Bedenken 
flir  die  Zukunft.  Zwar  verharre  die  Kaiserin  »ungeachtet  aller  eng- 
lischen Intriguen  und  fast  unbeschränkter  Offerten c  nach  wie  vor 
standhaft  bei  ihrem  ersten  Entschluss,  aber  England  lasse  nichts 
unversucht,  »den  hiesigen  Hof  auf  Irrwege  zu  verleiten.«  Auch 
Bestushew  und  die  grossfurstliche  Familie  hätten  die  englischen  An- 
erbietungen »noch  immerhin  nicht  völlig  fallen  lassen  machen.«  Da 
sich  auch  die  »geheime  Negociation«  mit  Frankreich  »so  gar  lang 
hinausziehet,  so  kann  man  in  die  Länge  fast  für  nichts  stehen.« 
Vom  folgenden  Tage  indessen  datirt  bereits  der  Erlass  aus  Wien,  der 
ihm  den  glücklichen  Ausgang  der  französischen  Verhandlungen  mit- 
theilte2). 

Man  sieht:  Esterhasy  hat  bisher  an  der  Zuverlässigkeit  Russlands 
keinen  Zweifel  gehabt  Hat  aber  Graf  Kaunitz  diese  Zuversicht  ge- 
theilt? 

In  den  Erlassen  an  Starhemberg  hat  Kaunitz  mehrfach  die  lebhaf- 
testen Besorgnisse  Uber  einen  Abfall  Russlands  zu  England  geäussert 
Da  aber  mit  Sicherheit  nachgewiesen  werden  kann,  dass  diese  Nach- 
richten Uber  Russland  in  Frankreich  dazu  verwandt  werden  sollten, 
die  Geneigtheit  zur  Erfüllung  der  Wttnsche  Österreichs  zu  erhöhen, 
dass  es  die  Absicht  des  Kanzlers  war,  einen  unmittelbaren  Verkehr 
der  Höfe  von  Versailles  und  Petersburg  zu  verhindern,  dass  Kaunitz 
gewisse,  angeblich  belastende  Thatsachen  erdichtete,  durch  die  er 
auf  Frankreich  wirken  Hess,  endlich,  dass  im  Gegensatz  zu  den  nach 
Frankreich  abgehenden  Erlassen  diejenigen  an  Esterhasy  keine  An- 
zeichen irgend  welcher  Befürchtungen  enthalten,  so  kann  es  keinem 
Zweifel  unterworfen  sein,  dass  Kaunitz  sich  in  Wahrheit  Russlands 
sicher  gefühlt  und  jene  Befürchtungen  nur  vorgegeben  hat,  um  Frank- 
reich zu  schnellerer  Nachgiebigkeit  gegen  seine  Forderungen  anzu- 
spornen3). 

Die  Erfolge  dieser  Tactik  blieben  nicht  aus.  Insbesondere  durch 
die  Vorstellungen,  die  Starhemberg  entsprechend  dem  Befehl  vom 
11.  August  17564)  machte,  wurden  die  beiden  Wttnsche  Österreichs 
erfüllt*):  Frankreich  verzichtete  auf  jedes  selbständige  Vorgehen  in 
der  Verhandlung  mit  Russland  und  versprach,  Subsidien  für  den 
dortigen  Hof  zu  zahlen.    Soweit  ging  Frankreichs  Nachgiebigkeit, 

1)  Vgl.  S.  573.  Esterhasy  an  Maria  Theresia. 

2)  Vgl.  Nr.  200.   Kaunitz  an  Esterhasy.  8.  September  1756. 

3)  Vgl.  den  eingehenderen  Nachweis  im  Excurs  S.  CLXXV  ff. 

4)  Vgl.  S.  506  f.   Maria  Theresia  an  Starhemberg. 

5)  Vgl.  S.  566  f.   Starhemberg  an  Kaunitz.   29.  August  1756. 


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VI.  Fortdauer  des  österreichischen  Übergewichts  in  Bussland.  CXXXVII 

dass  man  dem  Wiener  Hofe  nicht  nnr  die  Führung  der  Verhandlangen 
über  den  Subsidien  vertrag,  sondern  selbst  die  Ansetznng  der  fran- 
zösischer Seits  zn  entrichtenden  Geldsummen  ttberliess.  Die  Wahrung 
des  französischen  Staatsinteresses  in  dieser  Frage  wnrde  nicht  dem 
eigenen  Vertreter  in  Petersburg,  sondern  dem  Österreicher  anvertraut. 
Das  System  des  Grafen  Kaunitz  war  in  der  Hauptsache  fertig,  fast 
nur  noch  des  formellen  Abschlusses  in  Frankreich  und  Russland  be- 
durfte es,  als  der  prenssische  Einmarsch  in  Sachsen  die  politische 
Lage  mit  einem  Schlage  durchgreifend  veränderte. 


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vn. 

Österreichs  Politik  seit  der  preussischen  Schilderhebung 
bis  zum  Abschluss  der  Offensivallianzen  mit  Frankreich 

und  Bnssland. 

Die  fremden  Gesandten  in  Wien  haben  übereinstimmend  geurtheilt, 
dass  Kaunitz  im  Juni  und  Juli  1756  einen  preussischen  Angriff  ge- 
wünscht habe1).  Doch  dürfte  man  dieser  Ansicht  nicht  ohne  Ein- 
schränkung beitreten. 

Je  aussichtsvoller  sich  die  Verhandlung  mit  Russland  und  Frank- 
reich gestaltete,  um  so  grösser  wurde  Österreichs  Interesse,  rechtzeitig 
sich  auch  militärisch  für  den  grossen  Waffengang  vorzubereiten.  Die 
Eröffnung  des  Feldzuges  erforderte  die  vorherige  Augmentirung  der 
Armee  auf  den  Kriegsfuss,  sowie  die  Zusammenziehung  der  weit 
zerstreuten  Truppen  auch  aus  den  entfernteren  Kronländern.  Sollte 
man  beide  Maassnahmen  bis  zum  kommenden  Frühjahr  aufschieben, 
so  wurde  kostbare  Zeit  verloren.  Aber  auch  für  die  diplomatischen 
Verhandlungen  versprach  sich  Kaunitz2)  durch  eine  in  die  Augen 
fallende  starke  militärische  Aufstellung  in  Böhmen  eine  günstige  Rück- 
wirkung. Sonst,  meinte  er,  werde  es  sehr  schwer  halten,  Sachsen  und 
andere  deutsche  Staaten  zum  Anschluss  an  die  Liga  gegen  Preussen 
zu  ermuthigen.  So  weit  indessen  waren  doch  auch  zu  Anfang  Juli 
1756  die  Unterhandlungen  Uber  eine  Offensivallianz  wenigstens  mit 
dem  Hofe  von  Versailles  noch  nicht  gediehen,  um  seiner  Unterstützung 
selbst  in  dem  Fall  ganz  gewiss  zu  sein,  dass  Österreich  durch  den 
freiwilligen  Beginn  der  Rüstung  offen  das  Odium  des  Friedensbruches 
auf  sich  lüde.   Nichts  willkommeneres  also  konnte  dem  österreichi- 


1)  Aubeterres,  Reiths,  Flemmings  Berichte  vgl.  bei  Ranke  219  ff.  Klinggräffen 
schrieb  am  14.  Juli  1756:  »La  politique  d'ici  est  de  vouloir  ötre  attaqu6  pour  ae 
trouver  dans  le  cas  dallianco  avec  ßes  alliäs.«   B.  Ä. 

2)  Vgl.  S.  489.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  24.  Juli  1756. 


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VII.  Österreichs  Politik  seit  der  preußischen  Schilderhebung  etc.  cxxxlx 


sehen  Kanzler  geschehen,  als  König  Friedrich  ihm  durch  seine  Juni-' 
rtistungen  den  ersehnten  Vorwand  schuf.  Denn  jetzt  durfte  Kaunitz 
die  eigenen  Maassnahinen  als  defensive  vor  der  Welt  hinstellen1);  griff 
Preussen  wirklich  an,  so  traten  sowohl  in  Frankreich  als  Kussland 
sofort  die  Verpflichtungen  der  Defensivverträge  in  Geltung2).  In  voll- 
ster Offenheit  und  weitem  Maassstabe  wurde  alsbald  die  österreichische 
Armee  mobilisirt  Den  zweiten  grossen  Dienst  leiste  ihm  Friedrich 
jetzt,  triumphirte  Kaunitz3).  Die  diplomatische  Vorbereitung  des 
grossen  Zerstörungsplanes  war  durch  die  Westminsterconvention,  die 
militärische  jetzt  durch  die  preussische  Rüstung  ermöglicht4).  Aller- 
dings hing  dieses  Urtheil  des  Kanzlers  von  der  Voraussetzung  ab, 
dass  Preussen  »nicht  allzu  geschwind  zu  Werke  gehen  dürfte5).« 
Denn  einen  »sehr  empfindlichen  Streich«,  das  verhehlte  man  sich 
nicht,  würde  der  König  der  Kaiserin  beibringen,  »wenn  er  noch  vor 
Versammlung  der  österreichischen  Armee  mit  dem  grössten  Theil  seiner 

Macht  einen  Einfall  in  Böhmen  unternehmete 6). «  6—8 7)  Wochen 

also  zum  mindesten  galt  es  zu  gewinnen.  Auch  deshalb  also  rüstete 
man  in  Österreich  so  stark  und  offenkundig,  um  dem  Gegner  »vieles 
Nachdenken  zu  verursachen,  ihn  von  einem  zu  frühen  Angriff  zurück- 
zuhalten.« 

Diese  Berechnung  des  österreichischen  Kanzlers  hat  König  Frie- 
drich durchkreuzt,  als  er  durch  seine  Anfragen  Uber  den  Zweck  der 
Itüstungen,  seine  Forderung,  ihn  durch  eine  unzweideutige  Erklärung 
für  dieses  und  das  folgende  Jahr  vor  einem  Angriff  zu  beruhigen, 
mit  Absicht  die  Lösung  der  Krisis  heraufführte.  Maria  Theresia  musste 
sich  entscheiden,  ob  sie  die  ihr  erwünschte  Fortführung  ihrer  Rüstun- 
gen mit  der  Gefahr  eines  sofortigen  preussischen  Angriffs  erkaufen 
wollte.  Sie  entschloss  sich  in  der  That,  den  Kampf  auch  in  diesem 
unbequemen  Zeitpunkt  aufzunehmen,  in  der  Erwartung,  dass  es  sich 
schlimmsten  Falles  nur  um  einen  einzigen  unglücklichen  Feldzug  in 
diesem  HerbBt,  also  nur  um  einen  vorübergehenden  Nachtheil  handeln 


1)  Vgl  auch  Beer,  H.  Z.  27,  367. 

2}  Vgl.  S.  467.   Kaunitz  an  Esterhasy.  10.  Juli  1756. 

3)  Vgl.  S.  474.   Kaunitz  an  EBterhasy.   17.  Juli  1756. 

4)  Dass  man  in  Wien  gern  den  Vorwand  aufgriff,  beweist  auch  noch  die 
weitere  Thatsache,  dass  man  trotz  der  beruhigenden  Nachrichten  Pueblas  aus 
dem  Anfang  JnU  die  eifrige  Rüstung  nicht  unterbrach.  Vgl.  Naude,  Beitrüge  I,  43. 

5]  VgL  Naude,  Beitrüge  I,  40  ff.  Dass  von  diesem  Gesichtspunkt  aus  auch 
einzelne  militärische  Maassnahmen  bedingt  waren,  wird  unten  gezeigt  werden. 
Vgl.  S.  CLXVUL 

6)  VgL  S.  488.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  24.  Juli  1756. 

7)  Vgl.  S.  474.   Kaunitz  an  Esterhasy.  17.  Juli  1756. 


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CXL         Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  175«. 

könne.  Deswegen  verfolgte  die  Antwort  des  Wiener  Hofes  auf  die 
preussischen  Anfragen  die  Absicht,  sich  die  Beendigung  der  begonne- 
nen Rüstungen  vorzubehalten,  dem  König  aber  die  gewünschte  Be- 
ruhigung nicht  zu  geben  und  ihn,  falls  er  das  Schwert  zöge,  zum 
Friedensbrecher  zu  stempeln1).  Erst  jetzt,  Mitte  August,  machte  man 
sich  ernstlich  auf  einen  ganz  nahen  Krieg  gefasst.  Es  ist  deutlich:  nicht 
sowohl  der  Angriff  selbst  als  sein  Zeitpunkt  kam  dem  österreichischen 
Kanzler  ungelegen.  Sofort  aber  machte  er  sich  daran,  den  größt- 
möglichen Vortheil  aus  der  veränderten  Lage  zu  ziehen,  die  der  Ein- 
marsch der  Preussen  in  Sachsen  schuf.  Eine  eigenthümliche  Wirkung 
übte  sowohl  die  nahe  Aussicht  als  die  Thatsache  des  preussischen 
Angriffs  auf  die  Beziehungen  Österreichs  und  Frankreichs  zu  einander 
ans.  War  bisher  Osterreich  der  drängende,  Frankreich  der  zögernde 
Theil  gewesen,  so  drehte  sich  dieses  Verhältniss  jetzt  mit  einem 
Schlage  um. 

Mit  grösster  Ungeduld  drängte  man  am  französischen  Hofe  auf 
den  schleunigen  Abschluss  der  Allianz.  Die  Furcht,  Osterreich  möchte 
mit  Berufung  auf  die  Defensivverträge  die  Verhandlungen  über  das 
Offensivbündniss  gegen  Preussen  fallen  lassen,  die  Besorgniss,  ohne 
Erwerbung  der  Niederlande  Österreich  activen  Beistand  gegen  Preussen 
leiBten  zu  müssen,  bestimmten  die  französische  Haltung.  Schon  am 
29.  August  spricht  Starhemberg,  —  also  noch  ehe  der  Einmarsch 
der  Preussen  in  Sachsen  erfolgt  war,  —  es  in  voller  Schärfe  aus2), 
die  überraschende  Nachgiebigkeit  Frankreichs  finde  in  diesem  Arg- 
wohn  gegen  Österreichs  etwaige  Absicht,  sich  mit  dem  Defensiv- 
vertrag von  Versailles  zu  begnügen,  ihren  Grund.  Fast  klingt  es, 
als  ob  Starhemberg  selbst  diesen  Verdacht  getheilt  habe.  Warnend 
redet  er  einer  sofortigen  Abfassung  der  Präliminarien  das  Wort. 
Man  solle  diese  Besorgniss  Frankreichs  ohne  Zeitverlust  benutzen. 
Jetzt  könne  man  auf  ein  ganz  besonders  weites  Entgegenkommen 
rechnen.  Kaunitz  dürfe  sich  nicht  der  trügerischen  Hoffnung  hingeben, 
etwa  ohne  die  Abtretung  der  Niederlande  irgend  etwas  von  Frankreich 
zu  erreichen.  Ohne  dieses  Äquivalent  werde  man  dort  niemals  die  Er- 
oberung Schlesiens,  niemals  auch  die  weitere  Zerstückelung  Preussens 
zugeben,  selbst  die  Verpflichtungen  des  Defensivvertrages  nur  mit 
äusserster  Zurückhaltung  erfüllen. 

Schon  regten  sich  die  alten  Gegner  der  österreichischen  Allianz. 
Argenson  vor  allem  behauptete,  dass  der  Wiener  Hof  den  baldigen 


1)  Vgl.  S.  545  f.  553  ff.  Ilaria  Theresia  und  Kaunitz  an  Esterhasy.  22.  August 
1756.         2)  Vgl.  S.  568  f.   Starhemberg  an  Kaunitt.  29.  August  1756. 


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VII.  Österreichs  Politik  seit  der  preassischen  Schilderhebung  etc.  CXL1 

Abschluss  des  geheimen  Vertrages  garnicht  wünsche.  Schon  neigte 
sich  auch  der  stets  schwankende  Rouille  dieser  Ansicht  zn.  Starhem- 
berg bittet  dringend,  diesen  Verdacht  nicht  durch  Zögern  zu  nähren 
Und  ähnlich  ist  der  Ton  in  seinen  folgenden  Berichten.  Sofort  habe 
sich  Frankreich  bereit  erklärt,  das  vertragsmässige  Hülfscorps  von 
24000  Mann  der  Kaiserin  zur  beliebigen  Verfügung  zu  überlassen. 
Man  verhehlte  nicht,  zu  noch  weit  grösseren  Bewilligungen  bereit  zu 
sein,  alle  Wünsche  Österreichs  erfüllen  zu  wollen,  aber  immer  nur 
unter  der  einzigen  Bedingung,  dass  der  geheime  Vertrag  mit  dem 
Wiener  Hofe  schnell  abgeschlossen  würde.  Immer  critischer  wurde 
die  Lage,  je  länger  das  verdächtige  Schweigen  von  Kaunitz  anhielt. 
Alles  setze  Osterreich  aufs  Spiel,  wenn  es  noch  länger  warte,  versicherte 
Rouille;  auch  Bends  sah  sein  ganzes  Werk  und  seine  Stellung  ge- 
fährdet, wenn  man  sich  nicht  schleunigst  am  Kaiserhofe  entscheide2). 
Endlich  am  5.  October  1756  musste  Starhemberg  voller  Unmuth  über 
einen  jähen  Wechsel  der  französischen  Politik  berichten.  Die  bereits 
so  gut  wie  zugesagte  Entsendung  des  französischen  Hülfscorps  nach 
Böhmen  wurde  abgelehnt,  jede  weitere  Verhandlung  aufgeschoben, 
bis  man  sich  über  die  Absicht  Österreichs  vergewissert  habe,  ob  es 
den  geheimen  Vertrag  mit  Frankreich  im  Ernste  abzuschliessen  ge- 
denke oder  nicht. 

Man  darf  kaum  im  Zweifel  sein,  dass  wesentlich  der  hochgestie- 
gene Argwohn  gegen  die  geheimen  Ziele  der  österreichischen  Politik 
diesen  Umschwung  hervorgerufen  hat.  Die  Entscheidung  hatte  Belleisle 
gegeben.  Zwar  meinte  Starhemberg  später3),  der  Marschall  sei  von 
Anfang  an  gegen  den  Marsch  nach  Böhmen  gewesen.  Aber  von  einer  so 
entschlossenen  Gegnerschaft  hatte  der  Gesandte  früher  nichts  bemerkt, 
im  Gegentheil  Belleisles  Bemühungen  um  die  Bereithaltung  einer  voll- 
zähligen Mannschaft  für  jenes  Corps4)  erwähnt.  Auch  wäre  Belleisles 
Rathschlag  kaum  zum  Beschluss  erhoben  worden,  wenn  nicht  das 
wachsende  Misstrauen  alle  leitenden  Persönlichkeiten  beherrscht  hätte. 
Belleisle  selbst  hegte,  obwohl  er  es  möglichst  zu  verbergen  trachtete, 
Argwohn  gegen  Osterreich6).  Das  Ziel  der  französischen  Politik  blieb 
das  gleiche;  es  galt  den  Wiener  Hof  zu  ungesäumter  Entschliessung 
zu  zwingen.   Nur  die  Tactik  änderte  man;  an  Stelle  einer  ungemein 


1)  Vgl.  S.  579  f.   Starhemberg  an  Kaunitz.  9.  September  1756. 

2)  Vgl.  S.  602.  Starhemberg  an  Kaunitz.  29.  September  1756. 

3)  Vgl.  S.  606  Anm.  2.  Starhemberg  an  Kaunitz.  2.  November  1756. 

4)  Vgl.  S.  578.   Starhemberg  an  Kaunitz.  9.  September  1756. 

5)  Vgl.  S.  606.   Starhemberg  an  Kaunitz.   5.  October  1756. 


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CXLIT       Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preisen  1755  und  1756. 


weitgehenden  Nachgiebigkeit  begann  man  sich  spröde,  abwartend  zu 
verhalten. 

Unleugbar  hat  sich  Kaunitz  durch  seine  auffällige  Zögerungs- 
politik  in  Frankreich  eine  günstige  Stimmung  verscherzt,  von  der  man 
wohl  zweifeln  kann,  ob  er  sie  jemals  später  wieder  in  gleicher  Weise 
angetroffen  hat.  Am  28.  August  1756  hatte  er  die  entscheidende 
Depesche  Starhembergs  erhalten,  am  10.  October  erst  erging  die  öster- 
reichische Antwort,  die  Starhemberg  ermächtigte,  die  bestehenden  Diffe- 
renzen Uusserstcn  Falls  in  französischem  Sinne  zu  begleichen1):  zu 
spät,  um  Frankreichs  Entschlnss  rückgängig  machen  zu  können. 

Kaunitz  selbst  hat  verschiedene  Gründe  für  diese  Verzögerung 
vorgebracht,  den  Mangel  an  Zeit  seit  dem  preussischen  Friedensbruch, 
den  Wunsch,  eine  so  wichtige  Angelegenheit  nicht  zu  übereilen,  aber 
doch  auch  die  Noth wendigkeit,  dass  die  preussische  Unternehmung 
erst  in  ein  helles  Licht  gesetzt  werde2).  Ähnlich  erklärte  er  auch  in 
einem  Schreiben  an  Starhemberg8),  nicht  früher  mit  Russland  ab- 
schliessen  zu  können,  bevor  nicht  entschieden  sei,  ob  König  Fried- 
rich noch  im  laufenden  Jahre  die  Feindseligkeiten  eröffnen  werde 
oder  nicht. 

An  den  Zeitmangel  zu  glauben,  wird  man  sich  schwerlich  ent- 
schliessen  wollen.  Es^wäre  eine  grenzenlose  Leichtfertigkeit  gewescu, 
wenn  Kaunitz  trotz  der  gehäuften  Arbeit  seit  Beginn  des  Krieges  nicht 
die  Zeit  gefunden  hätte,  um  Frankreich  bei  seiner  für  Österreich  so 
vortheilhaften  Gesinnung  zu  erhalten.  Dazu  kommt,  dass  die  Zeit 
sehr  wohl  zugereicht  hat,  um  verschiedene  andere  Erlasse  an  Star- 
hemberg zu  befördern,  die  nur  eben  nicht  den  Abschluss  des  geheimen 
Vertrages"  ermöglichten. 

Auch  den  Wunsch,  vor  Übereilung  sich  zu  hüten,  wird  man  nicht 
wohl  als  das  entscheidende  Motiv  anerkennen  können.  Viel  zu  gross 
waren  die  Zugeständnisse  Frankreichs,  viel  zu  oft  waren  die  geblie- 
benen Differenzpunkte  berath schlagt  worden,  als  dass  man  Uber  den 
einzunehmenden  Standpunkt  wirklich  6  Wochen  lang  hätte  nachdenken 
müssen.  Vielmehr  wird  es  gerechtfertigt  sein,  im  Anschluss  an  den 
letzten  der  von  Kaunitz  angegebenen  Gründe  hinter  der  Verzögerung 
eine  wohldurchdachte  Absicht  zu  vermuthen4).  Die  Franzosen  dürften 
in  der  That  den  Nagel  auf  den  Kopf  getroffen  haben,  als  sie  bei  dem 

1)  Vgl.  S.  611.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  10.  October  1756. 

2)  Vgl.  S.  571.   Kaunitz  an  Starhemberg.  2.  September  1756. 

3)  Vgl.  S.  553.    22.  August  1756. 

4)  Ich  sage  mit  Absicht  »vermuthen<.  Denn  ein  sicherer  Beweis  ist  nach 
dem  mir  bekannten  archivalischen  Material  nicht  zu  "erbringen. 


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VII.  Österreichs  Politik  seit  der  preussischen  Schilderhebiing  etc.  cxuil 

Wiener  Hofe  jetzt  den  Wunsch  nicht  mehr  voraussetzten,  auch  nach 
der  Schilderhebung  durch  Preussen  noch  ohne  Säumen  den  geheimen 
Vertrag  ahzuschliessen.   Wir  sahen,  schon  in  der  Beantwortung  der 
Anfragen  König  Friedrichs  über  den  Zweck  der  österreichischen  Rüs- 
tungen spielte  die  Berechnung  auf  den  casus  fiederis  des  Versaillcr 
Defensivvertrages  eine  wesentliche  Rolle.    Seine  Erfüllung  in  Frank- 
reich und  Russland  zu  sichern,  säumte  Kaunitz  keine  Secunde1),  so- 
bald er  von  dem  Einmarsch  der  Preussen  in  Sachsen  erfahren  hatte. 
Wiederholt  hat  ferner  der  österreichische  Kanzler  in  diesen  Wochen 
seine  Siegeszuversicht  geäussert,  wenn  nur  Russland  seine  Verspre- 
chungen erfülle,  Frankreich  das  pflichtmässige  Hülfscorps  sende  und 
einige  Reiohsftirsten  ihre  Truppen  dem  Wiener  Hofe  zur  Verfügung 
stellten2).   All  das  aber  war  von  dem  Abschluss  des  geheimen  Trac- 
tats  durchaus  nicht  abhängig.  Nehmen  wir  noch  das  eigene  Geständ- 
niss  von  Kaunitz  hinzu,  dass  sich  in  der  That  aus  dem  Beginn  der 
Feindseligkeiten  durch  Preussen  für  Österreich  die  »nicht  unwahr- 
scheinliche Hoffnung«  ergab,  auch  ohne  Opfer  an  Land  zu  dem  er- 
wünschten Siegespreis  zu  gelangen3),  so  werden  wir  einen  Versuch 
deB  Kanzlers,  noch  in  letzter  Stunde  die  Abtretung  der  Niederlande 
zu  vermeiden,  ohne  sich  der  Mitwirkung  Frankreichs  an  dem  Ent- 
scheidungskauipf  gegen  Preussen  zu  begeben,  für  nichts  weniger  als 
unwahrscheinlich  halten.  Erfüllte  doch  in  einem  wesentlichen  Punkte 
der  Defensivv ertrag  sogar  weit  vollständiger  die  Wünsche  von  Kaunitz, 
als  es  das  geplante  Oftensivbündniss  nach  dem  bisherigen  Verlauf 
der  Verhandlungen  erwarten  Hess:  die  active  Betheiligung  Frank- 
reichs am  Kriege  gegen  Preussen  war  gesichert.   Man  versprach  sich 
den  grössten  Gewinn  von  der  Vereinigung  der  französischen  H Ulfs- 
truppen mit  den  eigenen  in  Böhmen.    Denn  nicht  nur  den  Vortheil 
der  militärischen  Verstärkung  wusste  man  zu  schätzen,  sondern  fast 
mehr  noch  den  grossen  moralischen  Eindruck,  den  diese  Gemeinschaft 
der  Truppen  auf  alle  Welt  ausüben  würde4). 

Ist  diese  Vermuthung  richtig,  so  hätte  die  französische  Diplomatie 
einen  nicht  unerheblichen  Sieg  über  die  Staatskunst  des  Grafen  Kaunitz 
davon  getragen.   Die  Ausdehnung  des  französischen  directen  und  in- 


1)  Vgl.  8.  571.   Kaunitz  an  Starhemberg.  2.  September  1756. 

2)  Vgl.  S.  54».  577.  Kaunitz  an  Esterhasy.  22.  August  und  8.  September  1756. 

3)  Vgl.  S.  615.  Maria  Theresia  an  Starhemberg.  10.  October  1756.  Ähnlich 
betonte  auch  Starhemberg  bereits  am  20.  August  1756,  dass  Frankreich  den  Ab- 
schluss des  geheimen  Vertrages  vielleicht  noch  mehr  als  Österreich  wünsche. 
Vgl.  S.  513. 

4)  Vgl.  S.  590  f.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  19.  September  1756. 


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CXLIV      Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

directen  Einflusses  über  die  österreichischen  Niederlande  war  ja  der 
einzige  Gewinn,  den  Frankreich  aus  dem  politischen  Systemwechsel 
wenigstens  für  die  Zukunft  einmal  erhoffen  durfte.  Sollte  man  jetzt 
auf  diesen  Gewinn  verzichten  und  ohne  weiteres  die  bereits  in  dem 
Defensi wertrage  zugesicherten  24  000  Mann  nach  Böhmen  sehicken? 
Frankreich  bat  diese  Selbstentsagung  nicht  geübt,  vielmehr  den  Wiener 
Hof  gezwungen,  endlich  die  ruhenden  Verhandlungen  über  den  Offen- 
siwertrag  und  damit  zugleich  über  die  Abtretung  der  Niederlande 
wieder  aufzunehmen1). 

Wenn  nun  auch  Kaunitz  vor  der  unbeugsamen  Festigkeit  des 
französischen  Hofes  einen  Schritt  zurück  zu  thun  sich  entsohliessen 
musste,  wollte  er  doch  keineswegs  den  Vortheil  aufgeben,  den  ihm  der 
Eintritt  des  casus  foederis  in  Versailles  gewährte.  Er  beharrte  darauf, 
dass  Frankreich  vorweg  den  Defensivvertrag  durch  die  Entsendung 
des  Httlfscorps  von  24000  Mann  erfülle;  sorgfältig  suchte  er  jede 
Vermischung  dieser  Forderung  mit  den  Bestimmungen  des  vorbereiteten 
Offensiv  Vertrages  zu  vermeiden3).  Blieb  dabei  auch  der  Verlust  der 
Niederlande  unvermeidlich,  so  errang  Kaunitz  doch  wenigstens  Frank- 
reichs active  Mitwirkung  an  den  militärischen  Operationen,  vor  der 
es  bisher  beharrlich  zurückgescheut  war.  Freilich  täuschte  er  sich 
in  der  Berechnung,  dass  die  steigende  Unruhe  über  die  geheimen 
Pläne  Österreichs  in  Paris  die  Nachgiebigkeit  befördern  werde. 

Noch  nach  einer  anderen  Richtung  suchte  Kaunitz  aus  dem 
preussiBchen  Friedensbruch  Capital  zu  schlagen.  Noch  hatte  sich 
Frankreich,  wie  Starhemberg  am  20.  August  berichtete,  für  eine  for- 
melle Zustimmung  zu  einer  Zerstückelung  Preussens  auch  über  Schle- 
sien und  Glatz  hinaus  nicht  bereit  finden  lassen.  Dagegen  war  einmal 
in  einem  Memoire,  dessen  Annahme  Starhemberg  verweigert  hatte,  so- 
viel zugestanden  worden,  dass  Frankreich  die  gewünschte  förmliche 
Erlaubniss  geben  werde,  falls  Preussen  die  Feindseligkeiten  eröffnen 
sollte3).  Auf  dieses  längst  Uberholte  Stadium  der  Verhandlungen  griff 
man  zu  Wien  nunmehr  in  dem  Auftrage  an  Starhemberg  zurück, 
mit  dem  französischen  Hof  zu  verabreden,  welche  Staaten  an  dem 
Zerstörungswerke  Theil  nehmen  sollten  <).  Auch  am  10.  October  machte 
Kaunitz  noch  einen  letzten  vergeblichen  Versuch,  das  umstrittene  Ver- 
sprechen zu  erhalten,  ermächtigte  jedoch  den  Gesandten,  äussersten 

1)  Vgl.  Nr.  217.  Maria  Theresia  an  Starhemberg.  10.  October  1756. 

2)  Vgl.  S.  555  Antn.  2.  (Kaunitz  an  Starhemberg.  23.  August  1756)  und  S.  609. 
Maria  Theresia  an  Starhemberg.  10.  October  1756. 

3)  Vgl.  S.  513.   Starhemberg  an  Kaunita.  20.  August  1756. 

4)  Vgl.  S.  598.  Maria  Theresia  an  Starhemberg.  27.  September  1756. 


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VII.  Österreichs  Politik  seit  der  prenss.  Schilderhebung  etc.  CXLV 


Falles  sich  mit  der  bereits  vereinbarten  stillschweigenden  nnd  in- 
directen  Znstiinmnng  zu  begnügen. 

In  die  gleiche  Zeit,  wie  die  besprochenen  Vorgänge,  fallen  anch 
die  ersten  deutlicheren1)  Versuche,  Frankreich  an  einem  Angriffe  auf 
Hannover  zu  verhindern2).  Auf  den  ersten  Blick  könnte  es  scheinen, 
als  ob  der  Wunsch  Kaunitzens,  England  von  jeglicher  Hülfeleistung 
an  Preussen  zurückzuhalten,  nicht  durchgreifender  hätte  erfüllt  werden 
können  als  durch  den  Einmarsch  französischer  Truppen  in  Hannover. 
Aber  er  fürchtete  die  Erregung  der  gesamten  protestantischen  Reichs- 
fürsten, er  besorgte,  Frankreichs  Streitkräfte  würden  in  diesem  Kampfe 
so  beschäftigt  sein,  dass  Österreich  auf  keine  thatkräftige  Hülfe  mehr 
rechnen  dürfte.  Auch  hatte  der  Kanzler  die  Entscheidung  über  Krieg 
oder  Frieden  mit  dem  Augenblick  verloren,  da  Hannover  und  Eng- 
land in  den  österreichisch-preussischen  Streit  hereingezogen  wurden. 
Gelang  es  dagegen,  die  beiden  im  Gang  befindlichen  Kriege  von 
einander  getrennt  zu  halten,  so  bedeutete  das  für  Österreich  einen 
dreifachen  Vortheil:  die  gesamte  continentale  Macht  Frankreichs 
stand  dem  Wiener  Hofe  im  Nothfalle  zur  Verfügung.  Er  behielt 
die  Leitung  der  Ereignisse  in  der  Hand,  wenn  Frankreich  lediglich 
als  Htilfsmacht  an  dem  Kriege  gegen  Preussen  theilnahm.  Endlich, 
Österreich  verdarb  es  nicht  mit  dem  alten  Alliirten,  was  man  be- 
greiflicherweise nach  Möglichkeit  zu  vermeiden  suchte. 

Deshalb  ging  der  Wunsch  von  Kaunitz  dahin,  Frankreich  solle, 
ohne  einen  Angriff  auf  Hannover  auszuführen,  an  den  Grenzen  eine 
starke  Beobacbtungsarmee  bereit  halten;  auch  so  wurde  Preussen  völlig 
isolirt.  Wie  einseitig  österreichisch  dieser  Standpunkt  war,  springt 
in  die  Augen.  Nichts  ist  begreiflicher,  als  dass  Frankreich  seine  Be- 
theiligung am  Kriege  zu  einer  gleichzeitigen  Schädigung  seines  Haupt- 
gegners, Englands,  verwerthen  wollte.  Nach  Österreichs  Absicht  aber 
sollte  alles  vor  dem  einen  grossen  Ziele,  dem  Kampfe  gegen  Preussen, 
zurückstehen. 

Dem  gleichen  Zwecke  dienten  die  ernsthaften  Bemühungen  des 
Kanzlers  um  eine  Neutralitätsconvention  mit  dem  Churfürsten  von 
Hannover  gegen  die  Verpflichtung,  Preussen  nicht  zu  unterstützen.  Hielt 
sich  aber  Hannover  vom  Kriege  fern,  so  war  auch  die  Hülfeleistung 
jedes  anderen  Staates  an  Preussen  so  gut  wie  ausgeschlossen.  Auf- 
fallen mag,  dass  Frankreich  in  der  That  die  Neutralität  zugestehen 


1)  Der  Gedanke  tritt  bereits  früh  hervor.  Vgl.  S.  288.  486.  591.  Maria 
Theresia  an  Starheinberg.  27.  März,  24.  Juli,  19.  September  1756. 

2)  Vgl.  fttr  das  folgende  v.  Arneth  V,  72  ff. 

Acten  zur  Vorgeschichte  des  7jfchrig«n  Krieg«* 


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CXLVI      Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

wollte,  falls  es  freien  Durchzug  für  seine  Truppen  gegen  Preussen 
erhielte.  Auch  in  diesem  letzten  Differenzpunkt  Frankreich  zur  Nach- 
giebigkeit zu  bestimmen,  war  Kaunitz  eifrigst,  wenn  auch  vergeblich, 
bemüht,  als  England  selbst  den  Plan  zum  Scheitern  brachte.  In  der 
Thronrede  an  das  britische  Parlament  vom  17.  Februar  1757  nahm 
König  Georg,  von  Pitt  berathen,  unzweideutig  für  Preussen  Partei. 
Seitdem  schleppten  sich  die  Neutralitätsverhandlungen  ohne  grosse 
Aussichten  noch  eine  Zeit  lang  dahin. 

Schon  zum  zweiten  Male  während  der  englisch-französischen  Streitig- 
keiten spielte  die  Neutralisirung  Hannovers  eine  bedeutsame  Rolle. 
Preussen  hatte  in  der  Westminsterconvention  die  Neutralität  verbürgt, 
in  der  Hoffnung,  sich  dadurch  selbst  den  Frieden  zu  erhalten.  Öster- 
reichs leitender  Gesichtspunkt  im  Gegentheil  war,  nur  um  so  mehr 
die  Offensive  gegen  Preussen  zu  sichern.  Die  Convention  von  West- 
minster  hatte  die  Lösung  der  französisch-prenssischen  Allianz  veran- 
lasst Starhemberg  hatte  den  Franzosen  wieder  und  wieder  vor- 
gehalten, dass  die  Verbindung  Preussens  mit  England  die  mit 
Frankreich  zwecklos  mache.  Wie  sicher  musste  sich  Kaunitz  bereits 
des  neuen  Verbündeten  fühlen,  wenn  er  ihm  nunmehr  die  Zustimmung 
zu  einer  ähnlichen  Neutralitätsconvention  zuzumuthen  wagte;  als  ob 
die  Nutzlosigkeit  der  österreichischen  Allianz  für  Frankreich  in  seinem 
Kampfe  gegen  England  jetzt  nicht  genau  so  deutlich  hervorgetreten 
wäre,  wie  entsprechend  früher  die  des  preussischen  Bündnisses  bei  der 
Convention  von  Westminster. 

Die  Frage  der  hannoverschen  Neutralität  spielte  auch  in  die  Ver- 
handlungen hinein,  die  über  den  Feldzugsplan  für  1757  zwischen  dem 
französischen  Unterhändler  d'Estrees  und  der  Wiener  Regierung  statt- 
fanden. Äusserst  bezeichnend  für  Kaunitz  sind  die  Gegensätze,  die 
sich  hier  ergaben.  Er  bestand  auf  der  Verwendung  eines  französischen 
Heeres  direct  gegen  Preussen  und  zwar  entweder  in  unmittelbarem 
Anschluss  an  das  böhmische  Heer  Österreichs  oder  doch  wenigstens 
in  Gestalt  einer  Cooperation  in  Sachsen,  wohin  die  Franzosen  durch 
Schwaben  und  das  Voigtland  vordringen  sollten.  Frankreich  dagegen 
behielt  den  Angriff  auf  Hannover  im  Auge.  Gewaltige  Heeresmassen 
wollte  man  aufbieten,  um  in  den  preussischen  Rheinlanden,  dann 
gegen  Hannover  und  in  letzter  Linie  gegen  die  Festung  Magdeburg 
zu  manövriren.  Die  Sendung  aber  französischer  Truppen  in  die  öster- 
reichischen Erblande  oder  durch  das  Voigtland  nach  Sachsen  schlug 
man  zunächst  ab. 

Als  dann  Frankreich  endlich,  wenngleich  widerstrebend,  sich  bereit 
erklärte,  ein  Corps  von  24000  Mann  bei  Erfurt  mit  einer  österreichischen 


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VII.  Österreichs  Politik  seit  der  preuss.  Schilderhebung  etc.  CXLV11 

Armee  zu  vereinigen,  verzichtete  Kaunitz  seltsamerweise  darauf,  von 
diesem  Zugeständniss  Gebrauch  zu  machen.  Jetzt  mit  einem  Male 
gedachte  man  daran,  welch  unbequeme  und  anspruchsvolle  Gäste  die 
Franzosen  im  österreichischen  Lager  sein  könnten.  Es  blieb  bei  dem 
ursprünglichen  Vorschlage  Frankreichs.  Nur  am  Niederrhein,  wurde 
verabredet,  sollte  ein  starkes  französisches  Heer  vorgehen,  gegen  Wesel 
zunächst,  weiter,  falls  Hannover  sich  zur  Neutralität  bequeme,  gegen 
Magdeburg.  Nicht  als  Hulfsmacht  Österreichs,  sondern  in  voller  Selbst- 
ständigkeit trat  Frankreich  in  den  Krieg.  Der  Kampf  gegen  England  — 
denn  wahrscheinlich  war  das  Zustandekommen  der  hannoverschen  Neu- 
tralität nicht  —  blieb  auf  dem  Programm  der  französischen  Politik. 

Die  Ziele  der  Kaunitz'schen  Politik  seit  der  preussischen  Waffen- 
erhebung sind  also,  hinsichtlich  Frankreichs,  zum  grösseren  Theile  un- 
erreicht geblieben.  Der  Versuch,  sich  mit  dem  Defensivvertrage  zu 
begnügen,  die  Vereinigung  französischer  Truppen  mit  den  österreichi- 
schen in  den  Erbländern,  die  völlige  Scheidung  des  englisch-französi- 
schen und  österreichisch-preussischen  Krieges,  die  Beschränkung  Frank- 
reichs auf  die  Rolle  einer  Hulfsmacht  des  Wiener  Hofes  ausschliesslich 
gegen  Preussen  blieben  unerfüllte  Wünsche.  Immerhin  darf  darin, 
dass  Frankreich  in  diesen  Punkten  den  eigenen  Willen  behauptete, 
ein  Erfolg  der  französischen  Politik  erblickt  werden.  Unendlich  viel 
grössere  freilich  bedeutete  trotz  allem  die  Offensivallianz,  die  endlich 
am  1.  Mai  1757  unterzeichnet  wurde,  für  Österreich. 

Alles  wesentliche  seiner  Forderungen  hatte  Kaunitz  erreicht:  die 
active  Betheiligung  Frankreichs  am  Kriege  gegen  Preussen,  die  Zu- 
stimmung zur  völligen  Vernichtung  dieses  Gegners,  die  Abhängigkeit 
aller  österreichischen  Gegenversprechungen  von  der  vollständigen  Aus- 
führung des  grossen  Unternehmens.  Eines  glänzenden  Erfolges  also 
durfte  sich  der  österreichische  Kanzler  rühmen.  Die  grössten  sofortigen 
Vortheile  hatte  er  sich  gesichert.  Frankreich  aber  erhielt  nur  die  An- 
wartschaft auf  einige  niederländische  Städte,  darunter  allerdings  auch 
die  Häfen  Ostende  und  Nieuwport.  Gewiss  ein  Fortschritt  gegen  das, 
was  Österreich  früher  angeboten  hatte  *),  und  ein  nicht  zu  verachtender 
Gewinn;  aber  ein  Gewinn,  den  ein  Ludwig  XIV.  auch  ohne  die  gewal- 
tigen Opfer  an  Geld,  auch  ohne  die  Preisgabe  der  Allianz  mit  Preussen 
mit  kühnem  Griff  sich  hätte  verschaffen  können;  ein  Gewinn  zumal,  der 
für  die  augenblicklich  dringendste  Angelegenheit,  den  nationalen  Kampf 
gegen  England,  nur  einen  geringen,  greifbaren  Vortheil  bedeutete2). 

1)  Vgl.  S.  LXXV.  cxvni. 

2)  Die  provisorische  Besetzung  Ostendes  and  Nieawports  dureh  die  Fran- 
zosen machte  freilich  eine  Landung  der  Engländer  daselust  unmöglich. 


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CXLVIII    Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preu88en  1755  nnd  1756. 

Gewiss  hatte  die  Hoffnung,  den  Kampf  gegen  den  britischen  Erb- 
feind mit  concentrirter  Kraft  führen  zu  können,  die  französische  Politik 
geleitet,  und  sicherlich  lag  hierin  ein  grosser  und  berechtigter  Ge- 
danke1). Wie  sehr  aber  hatte  sich  doch  Frankreich  in  das  Schlepptau 
Österreichs  nehmen  lassen  und  der  alleinigen  Rücksicht  auf  England 
vergessen.  Nichts  spricht  hier  deutlicher  als  ein  Vergleich  dessen, 
was  man  Ende  1755  mit  Österreich  zu  vereinbaren  im  Begriff  stand3), 
mit  dem  am  1.  Mai  1757  wirklich  geschlossenen  Vertrag.  Damals 
war  Frankreich  der  Neutralität  des  Wiener  Hofes  versichert.  Die  Ver- 
bindung mit  Preussen  war  vorbehalten.  Der  Angriff  auf  Hannover 
stand  den  Franzosen  ebenso  frei,  wie  der  Vertragsentwurf  es  den  Eng- 
ländern völlig  unmöglich  machte,  die  Österreichischen  Niederlande 
zum  Stützpunkte  continentaler  Offensivunternehmungen  gegen  Frank- 
reich zu  wählen.  Mehr  als  die  Neutralität  Österreichs  gewann  auch 
jetzt  der  Versailler  Hof  nicht.  Viel  grössere  Sicherheit  gegen  England, 
als  die  frühere  Modalität  geboten  hätte,  gab  die  provisorische  Ein- 
räumung von  Ostende  und  Nieuwport  auch  nicht  Und  ungeheuer 
schwer  wiegt  dagegen  die  neue  kostspielige  Feindschaft  gegen  einen 
so  werthvollen  Alliirten,  wie  Preussen  sein  konnte. 

Wie  aber  vollends  stand  Frankreich  da,  wenn  die  geplante  Ver- 
nichtung Preussens  nicht  oder  auch  nur  nicht  in  dem  vorgesehenen  Um- 
fang gelang?  Denn  ausdrücklich  bestimmte  der  Vertrag,  auch  die 
weitere  Zerstückelung  Preussens  Uber  Schlesien  und  Glatz  hinaus  müsse 
glücklich  beendet  sein,  bevor  die  Niederlande  in  den  Besitz  Don 
Philipps  und  Frankreichs  gelangen  sollten.  Wie  unsicher  war  gerade 
durch  die  Aufnahme  dieser  Bestimmung,  auf  der  Maria  Theresia  gar- 
nicht  einmal  zu  beharren  gewillt  gewesen  war,  alles  geworden,  was 
Frankreich  für  sich  erhoffen  konnte.  Schlug  das  Unternehmen  auch 
nur  zum  Theil  fehl,  so  hatte  Frankreich  die  ungeheuren  Opfer  an 
Mannschaft  und  Geld  ohne  den  geringsten  eigenen  Nutzen  allein  im 
Interesse  Österreichs  dargebracht. 

Indem  Maria  Theresia  aber  Frankreich  an  dem  Risico  der  ganzen 
Unternehmung  Theil  zu  nehmen  zwang,  verminderte  sie  die  Gefahr 
erneuten  Länder  Verlustes  für  ihren  Staat.  Und  glückte  der  Schlag, 
so  gab  sie  nur  eine  entlegene  Provinz  auf,  die  gegen  einen  französi- 
schen Angriff  zu  vertheidigen  sie  sich  nicht  stark  genug  gefühlt  hätte. 
Dafür  aber  erhielt  das  Centrum  Österreichs  durch  Schlesien,  Glatz  und 
Crossen  eine  machtvolle  Verstärkung.  Diese  Vergrösserung  des  Kaiser- 
staates im  Verein  mit  der  Vernichtung  Preussens  hätte  die  Hege- 


1)  Vgl.  Koser  II,  40  f.        2)  Vgl.  8.  LXXXIII. 


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VII.  Österreichs  Politik  seit  der  preuss.  Schilderhebung  etc.  CXLIX 

monie  Habsburgs  und  zugleich  des  catholischen  Bekenntnisses  im 
Reich  wiederhergestellt.  Die  jahrhundertelange  Verkümmerung  Öster- 
reichs wäre  mit  einem  Schlage  rückgängig  gemacht  worden.  Fraglich 
bleibt  aber,  ob  Kaunitz  nicht  dieselben  oder  gar  noch  grössere  Zuge- 
ständnisse von  Frankreich  erlangt  hätte,  wenn  er  ohne  Zögern  zum 
Abschluss  der  Offensivallianz  schon  im  September  1756  die  Hand  ge- 
boten hätte.  24000  Franzosen  als  II  Ulfscorps  in  Böhmen  waren  im 
Grundsatz  bereits  zugestanden,  ebenso  die  Aufstellung  einer  Beobach- 
tungsannee  gegen  Hannover.  Starhemberg  hatte  ausdrücklich  berichtet, 
wie  bereit  man  zu  den  grössten  Bewilligungen  wäre,  wenn  sich  nur 
die  Kaiserin  zu  schleunigem  Abschluss  des  geheimen  Vertrages  ent- 
schlösse. Ob  man  unter  solchen  Umständen  nicht  auch  schon  im 
September  die  förmliche  Zustimmung  zur  weiteren  Schwächung 
Preussens  hätte  durchsetzen  können?  Mir  scheint,  die  grösseren  Er- 
folge hatte  Kaunitz  vor  dem  Beginn  des  Krieges  zu  verzeichnen. 
Seine  Politik  in  der  folgenden  Zeit  litt  unter  der  Grösse  der  Ziele, 
die  sie  sich  stellte.  Einst  hatte  er  gewarnt,  nicht  allzu  blind  und  ein- 
seitig nur  auf  das  eigene  Interesse  zu  sehen.  Dem  »allzu  grossen 
Diensteifer«  und  »unzeitigen  Versuch,  noch  etwas  abzudingen«1),  war 
er  jetzt  selbst  verfallen. 

Einen  ähnlichen  Charakter  zeigt  die  österreichische  Politik  Russ- 
land gegenüber  seit  der  preussischen  Waffenerhebung.  Schon  seit 
dem  Frühjahr  war  Russland  der  treibende,  Osterreich  der  zögernde 
Theil  gewesen.  Zunächst  hatte  die  Unfertigkeit  der  diplomatischen 
Verhandlung  mit  Frankreich  eine  solche  Tactik  empfohlen.  Dass 
Kaunitz  indessen  auch  nach  den  unerwartet  hohen  Zugeständnissen 
des  französischen  Hofes,  von  denen  Starhemberg  am  20.  und  29.  August 
berichtete2),  noch  2y2  Monate  wartete,  ehe  er  endlich  die  russischen 
Vorschläge  über  eine  Offensivallianz  aus  dem  April  beantwortete 3),  ist 
nicht  mehr  aus  Rücksicht  auf  Frankreich  zu  erklären.  Von  jetzt  ab 
überwiegt  die  uns  bereits  bekannte  Absicht,  Russland  als  unselbst- 
ständige  Subsidienmacht  in  den  Dienst  Österreichs  zu  stellen. 

Kaunitz  wünschte  keine  Offensivallianz  zu  schliessen,  die  Russ- 
land einen  Länderzuwachs  verschafft  hätte.  Dass  aber  die  Hoffnung 
auf  den  Erwerb  Curlands  und  Semgallens3)  das  Grundmotiv  für  die 
grosse  Bereitwilligkeit  des  russischen  Hofes  zur  Theilnahme  an  dem 
Kriege  gegen  Preussen  war,  dass  nur  aus  diesem  Gesichtspunkt  auch 
der  Vorschlag  der  Offensivallianz  zu  verstehen  sei,  den  Esterhasy  am 


1)  Vgl.  S.  151.  280.  Vortrag  vom  28.  August  1755;  Denkschrift  vom  27.  März 
1756.         2)  Vgl.  S.  CXX  ff.         3)  Vgl.  S.  CVIII  f. 


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CL  Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preusaen  1755  und  1756. 

22.  April  1756  an  Maria  Theresia  ttbersandt  hatte,  war  die  ebenso 
unerschütterliche  wie  unbegründete  Ansicht  des  Kanzlers.  Und  so 
stark  war  seine  Voreingenommenheit,  dass  er  lange  Zeit  ganlicht 
einmal  Versuche  wagte,  um  den  Petersburger  Hof  auf  andere  Wege 
zu  leiten,  trotzdem  Esterhasy  am  15.  Juni  ausdrücklich  berichtet  hatte '), 
der  russische  Hof  brenne  durchaus  nicht  auf  diese  Eroberungen. 

Vielmehr  plante  Kaunitz,  wie  wir  sahen2),  die  russische  Unter- 
stützung lediglich  auf  Grund  des  Defensiwertrages  von  1746  in  An- 
spruch zu  nehmen,  den  er  durch  eine  Vorauszahlung  der  vertrags- 
mässig  erst  später  fälligen  Summen  mundgerechter  zu  machen  suchte. 
Deshalb  ist  schon  in  dem  ursprünglichen  Plane  keine  Gebiets- 
erweiterung Russlands  vorgesehen,  deshalb  bleiben  die  russischen 
Anträge  aus  dem  April  unbeantwortet,  deshalb  endlich  lässt  er  Frank- 
reichs Befürchtungen  wegen  eines  Abfalles  Russlands  von  der  guten 
Sache  in  der  geschilderten  Lebhaftigkeit8)  erregen,  um  den  französi- 
schen Hof  zur  Auszahlung  von  Subsidien  an  Russland  durch  öster- 
reichische Vermittlung  zu  bewegen. 

Natürlich  förderte  den  Kanzler  in  diesen  Bemühungen  die  Eröff- 
nung des  Krieges  durch  Preussen  aufs  beste.  Bevor  nicht  entschieden 
sei,  ob  König  Friedrich  angreifen  werde,  könne  er  die  Offensivanträge 
Russlands  nicht  beantworten,  hatte  Kaunitz  schon  am  22.  August  be- 
kannt, zugleich  auch  Esterhasy  im  Voraus  angewiesen,  im  Fall  eines 
preussischen  Friedensbruches  sofort  den  casus  foederis  von  1746  gel- 
tend zu  machen.  Und  nur  um  so  leichter  konnte  er  diesen  Stand- 
punkt wahren,  als  wirklich  der  Einmarsch  Friedrichs  in  Sachsen  er- 
folgte und  Frankreich  in  geradezu  staunenswerther  Nachgiebigkeit 
die  Vollmacht  für  den  Subsidienvertrag  mit  RusBland,  zu  dem  es  selber 
sich  bereit  erklärte,  in  die  Hände  des  österreichischen  Kanzlers  legte. 
Gelang  es  jetzt  ungesäumt,  auf  Grund  der  Verpflichtungen  des  alten 
Defensivvertrages  die  russische  Armee  ins  Feld  zu  bringen,  so  durfte 
Kaunitz  hoffen,  sich  die  schon  im  Hinblick  auf  die  zu  erwartende 
Opposition  Frankreichs4)  peinliche  Beantwortung  der  russischen  Offen- 
sivanträge, die  Stellungnahme  zu  den  Eroberungsabsichten  des  russi- 
schen Hofes  zu  ersparen. 

Also  die  Anerkennung  des  casus  foederis  von  1746  sollte  den 
einzigen  Gegenstand  der  Verhandlungen  bilden,  die  Esterhasy  nach 
dem  Bruch  zwischen  Preussen  und  Österreich  zu  führen  ermächtigt 
wurde.   Naturgemäss  aber  wurde  diese  Absicht  unausführbar,  sobald 


1)  Vgl.  S.  412.  2)  Vgl.  S.  CTO.  3)  Vgl.  S.  CXXXVI.  CLXXV  ff. 
4)  Vgl.  S.  528.   Starhemberg  an  Kaunitz.  20.  August  1756. 


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VII.  Österreichs  Politik  seit  der  prenss.  Scbilderhebung  etc.  cli 

man  in  Petersburg  von  dem  wahren  Stand  der  österreichisch- franzö- 
sischen Verhandlungen  erfuhr.  Deshalb  blieb  Kaunitz  dabei,  seinen 
russischen  Alliirten  Ober  den  Fortgang  der  Verhandlungen  im  unklaren 
zu  lassen.  Er  nimmt  sich  viel  Zeit,  bis  er  Esterhasy  von  den  Uber 
Erwarten  grossen  Zugeständnissen  Frankreichs  in  Kenntniss  setzt, 
über  die  Starhemberg  am  20.  August  berichtete.  Am  2.  September 
ergeht  die  dürftige  Mittheilung  nach  Russland,  aus  Paris  seien  »ziem- 
lich gute«  Nachrichten  eingelaufen1].  Er  wartet  noch  den  folgenden 
Bericht  Starherubergs  vom  29.  August  ab,  bevor  er  Esterhasy  an- 
zeigt, dass  »sehr  vergnügliche  Nachrichten«  eingelangt  seien,  wenn- 
gleich ein  Abschluss  der  Verhandlungen  mit  dem  Versailler  Hofe  noch 
immer  nicht  erfolgt  sei2).  Das  ist  alles,  was  Esterhasy  und  die 
Kaiserin  Elisabeth  vorläufig  wissen  dürfen.  In  Wahrheit  wäre  ja 
nunmehr  der  formelle  Schluss  mit  Frankreich  wie  mit  Russland  ein 
leichtes  gewesen.  Deshalb  eben  betonte  Kaunitz  nicht  das  grosse, 
das  bereits  erreicht  war,  sondern  das  wenige,  was  in  Frankreich  noch 
zu  thun  erübrigte. 

Esterhasy  mag  wohl  den  Grund  für  die  Politik  Österreichs,  statt 
der  Offensivallianz  nur  einen  Subsidientraetat  zu  schliessen,  nicht  ver- 
standen haben,  da  er  zu  wissen  meinte3),  dass  keineswegs  die  Hoff- 
nung auf  Landerwerb  das  ausschlaggebende  Moment  für  die  russische 
Politik  war.  Wenigstens  drangt  er  in  seinen  Berichten  den  Kanzler 
unaufhörlich,  doch  endlich  die  russischen  Vorschläge  aus  dem  April 
zu  beantworten.  Es  ist  ein  eigenthümliches  Schauspiel,  wie  Osterreich 
so  dringend  seine  Millionen  an  Russland  loszuwerden  bemüht  ist,  und 
wie  dieser  Staat  mit  der  sonst  stets  offenen  Hand  sich  beharrlich  und 
energisch  weigert,  die  Anerbietungen  anzunehmen.  Noch  nie,  heisst 
es  in  Esterhasys  Bericht  vom  7.  September4),  habe  die  russische  Re- 
gierung »auch  nur  von  weitem«  den  Wunsch  nach  österreichischen 
oder  französischen  Subsidien  angedeutet.  Auf  den  Abschluss  der 
Offensivallianz  komme  es  ihr  an.  »Nur  von  weitem  nichts«  habe  man 
ihm  von  den  zwei  Millionen  gesagt,  die  Kaunitz  antrage.  Dringend 
stellt  er  wieder  am  17.  September5)  die  Nothwendigkeit  vor,  die 
Offensivvorschläge  zur  Basis  der  Verhandlung  zu  machen.  Als  gänz- 
lich überflüssig  bezeichnet  er  am  28.  September6)  jedes  Geldangebot. 


1)  Vgl.  S.  576  Anm.  2 

2)  Vgl.  S.  576.   Kaunitz  an  Esterhasy  8.  September  1756. 

3)  Vgl.  S.  412.   Esterhasy  an  Kaunitz.  15.  Juni  1756. 

4)  Vgl.  8. 574.   Esterhasy  an  Kaunitz.  7.  September  1756. 

5)  Vgl-  S.  589.  6)  Vgl.  S.  598  f. 


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CLI1         Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preuusen  1755  und  1756. 

Nie  sei  bisher  von  einem  Vorschusa  die  Rede  gewesen,  geschweige 
denn  von  Subsidien. 

Dem  wiederholten  »nachdrücklichen  Befehl,«  einen  Subsidien- 
tractat  zu  Stande  zu  bringen,  wagt  er  endlich  nicht  mehr  zu  wider- 
stehen. Vertraulich  bespricht  er  sich  mit  den  beiden  Kanzlern.  Aber 
sie  rathen  dringend  ab,  die  Geldanträge  der  Kaiserin  vorzulegen. 
Woronzow  getraut  sich  gar  nicht  einmal,  vor  ihr  diese  Frage  zu  be- 
rühren. Bestushew  besteht  darauf,  dass  Osterreich  auf  die  Offensiv- 
anträge Russlands  antworte.  Es  liege  ja  jetzt  kein  Hinderniss  mehr 
vor,  nachdem  die  Verhandlung  mit  Frankreich  zur  Richtigkeit  gelangt 
sei.  Und  wieder  musste  Esterhasy  am  5.  October  berichten1),  fran- 
zösische Subsidien  wünsche  Rnssland  nicht.  Aber  dringend  verlangten 
beide  Kanzler  endlich  zu  wissen,  »worin  denn  die  geheimen  Abmachun- 
gen Österreichs  mit  Frankreich  bestünden.«  Sie  stellten  nochmals  die 
Notwendigkeit  vor,  endlich  die  Offensivallianz  abzuschließen. 

Ernstlich  hält  Esterhasy  die  russisch -österreichische  Allianz  am 
12.  October2)  für  gefährdet,  wenn  Kaunitz  diese  beiden  Wünsche 
Russlands  nicht  erfülle.  Als  er  die  Weisung  aus  Wien  erhielt :  »alle- 
zeit bleibe  so  viel  festgestellt,«  dass  ein  Subsidienvertrag  mit  Russ- 
land abgeschlossen  werde,  musste  er  diesen  Vorschlag  wohl  oder  übel 
dem  Kanzler  unterbreiten.  Aber  beide  wagten  nicht,  vor  der  Zarin 
von  »Subsidien«  zu  sprechen,  so  gehässig  sei  ihr  dies  Wort.  Billig 
müsse  man  sich  wandern,  Hess  sich  Bestushew  vernehmen,  dass 
Kaunitz  von  seinem  ersten  Antrage  abzugehen  und  auf  einen  Sub- 
sidienvertrag zu  bestehen  scheine.  In  allem  habe  man  ja  Österreichs 
Wünsche  erfüllt,  ganz  nach  dessen  Willen  die  Truppen  vorrücken  und 
wieder  Halt  machen  lassen,  die  englischen  Geldangebote  standhaft  ab- 
geschlagen. Nie  habe  man  Subsidien  von  Wien  verlangt.  »Warum 
also,«  setzte  der  Kanzler  hinzu,  »ist  denn  Ihr  Hof  von  seinem  ersten 
Antrag  abgegangen  und  auf  einen  Subsidientractat  verfallen,  und 
warum  zögert  man  denn  so  lang,  durch  eine  Convention  sich  Rnss- 
land verbindlich  zu  machen?«  Man  wolle  keine  Gelder;  man  sei 
ganz  zufrieden,  Preussen  zu  demüthigen  und  selbst  vielleicht  eine 
Erwerbung  an  Land  zu  machen.  Die  Politik  Österreichs  erwecke 
»Speculation  und  Nachdenken  genug«  allenthalben  in  Russland.  Sogar 
die  Kaiserin  begreife  sie  nicht. 

Esterhasy  lehnt  jede  Verantwortung  für  die  üblen  Folgen  ab, 
wenn  man  in  Wien  noch  länger  zögere,  Russland  über  die  französische 
Verhandlung  aufzuklären  und  die  Offensivanträge  aus  dem  April  zu 


1)  Vgl.  S.  608.         2)  Vgl.  S.  619. 


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VII.  Österreichs  Politik  seit  der  preuss.  Schilderhebung  etc.  CLIII 

beantworten.  Von  Tag  zn  Tage  wurde  seine  Lage  peinlicher.  In  die 
grüsste  Verlegenheit  gerieth  er1),  als  der  französische  Vertreter  Donglas 
officiell  am  russischen  Hofe  mittheilte,  dass  der  Abschlnss  zwischen 
Frankreich  nnd  Österreich  nnr  noch  von  dem  Wiener  Hofe  abhinge. 
Wie  sollte  es  Esterhasy  da  rechtfertigen,  dass  er  noch  immer  nichts 
Uber  den  Stand  dieser  Verhandlungen  vorbringen  konnte?  Bitter 
empfand  Elisabeth  die  geheimnissvolle  und  zurückhaltende  Art  Maria 
Theresias  als  Zeichen  eines  unberechtigten  Misstrauens.  Allerwegen 
nahm  in  den  einflussreichen  Kreisen  Husslands  der  Unwille  und  Arg- 
wohn gegen  Österreich  in  besorgnisserregender  Weise  zu.  Jedes 
weitere  Zögern,  stellte  Esterhasy  am  2.  November2)  vor,  setze  ihn  in 
die  äusserste  Verlegenheit.  Absolut  verwarf  man  jeden  Subsidien- 
vorschlag,  unerschütterlich  beharrte  der  russische  Hof  auf  dem  Ab- 
schlnss einer  Offensivallianz.  Was  er  denn  mit  den  ihm  Ubersandten 
100000  Speciesducaten  anfangen  Bolle,  verlangte  der  Gesandte  zu 
wissen8),  da  man  nun  einmal  in  Petersburg  sich  darauf  versteife, 
kein  Geld  anzunehmen,  sondern  die  Convention  ahzuschliessen. 

Diese  Unbeugsamkeit  Russlands,  die  Gefahr,  alle  hier  errungenen 
Vortheile  aufs  Spiel  zu  setzen,  die  aus  den  immer  bedrohlicher  und 
dringender  lautenden  Berichten  Esterhasys  hervorleuchtete,  führten 
endlich  die  Entscheidung  herbei.  Der  Gesandte  wurde  ermächtigt4), 
eine  Offensivallianz  abzuschliessen ,  äussersten  Falls  auch  —  in  ge- 
sonderten Declarationen  —  die  Bereitwilligkeit  Österreichs  znr  Unter- 
stützung der  russischen  Wünsche  auf  Gurland  und  Semgallen  zuzu- 
gestehen. Die  neue  Allianz  sollte  den  Defensiwertrag  von  1746  zu 
ihrer  Grundlage  nehmen,  indessen  die  damals  festgesetzte  gegenseitige 
Hülfeleistung  von  60000  auf  80—100000  Mann  gegen  Geldzahlung 
erhöhen. 

Nur  mit  äusserstem  Widerstreben  bequemte  sich  Kaunitz  zu  diesen 
Vorschlägen.  Esterhasy  sollte  nochmals  das  möglichste  versuchen, 
um  den  Verzicht  Russlands  auf  die  Eroberungen  oder  aber  wenigstens 
auf  die  Geldzahlungen  durchzusetzen.  Bestand  die  Zarin  auf  dem 
Erwerb  Curlands,  so  sollte  sie  diesen  Krieg  als  in  ihrem  Interesse  zum 
mindesten  auf  eigene  Kosten  fuhren;  ein  unwiderleglicher  Beweis,  dass 
man  in  Wahrheit  die  Finanzkraft  Russlands  nicht  so  niedrig  einschätzte, 
als  man  sich  den  Anschein  gab6).    Trat  aber  Elisabeth  von  ihren 


1)  Vgl.  S.  620  Anm.  1.  Esterhasy  an  Katroita.  19.  October  1756. 

2)  Vgl.  S.  631. 

3)  Vgl.  S.  619.  Anm.  8.  Esterhasy  an  Kaunitz.  26.  October  1756. 

4)  Vgl.  S.  632  ff,  13.  November  1756. 

5)  Vgl.  8.  508  f.   Kannita  an  Starhemberg.  12.  August  1756. 


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CLIV        Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Prensaen  1755  und  1756. 

Absiebten  auf  Landgewinn  zurück,  so  durfte  Esternasy  sehr  beträchtliche 
Sabsidien  anbieten.  3  Millionen  jährlich  wollte  man  zahlen,  obwohl 
der  Defensivvertrag  den  Wiener  Hof  nur  zu  einer  einmaligen  Abgabe 
von  2  Millionen  verpflichtete.  Doch  wollte  Kaunitz  schlimmsten  Falles 
die  Zahlung  dieser  letzteren  Summe  nebst  der  Einverleibung  Curlauds 
und  Semgallens  in  Kussland  als  Bedingungen  hinnehmen. 

Entschloss  sich  der  Kanzler  demnach  so  widerwillig,  seinen  bis- 
herigen Standpunkt  zu  verlassen,  so  versuchte  er  wenigstens  aus  dem 
Übel  noch  einen  möglichst  grossen  Gewinn  fiir  Österreich  zu  ziehen. 
Das  Uerzogthum  Preussen,  das  zur  Entschädigung  für  das  abzutre- 
tende Curland  und  Semgallen  dem  polnischen  Staate  überlassen  werden 
sollte,  wurde  zur  Begründung  einer  österreichischen  Secundogenitur 
unter  Wahrung  des  polnischen  Lehnsverbandes  für  den  Erzherzog  Carl 
in  Aussicht  genommen.  Es  ist,  als  ob  man  sich  in  Wien  selbst  der 
Maasslosigkeit  dieses  Planes  erst  bewusst  wurde,  als  man  ihn  an 
Esternasy  mittheilte.  Denn  immer  grössere  Vorsichtsmaassregeln  wur- 
den dem  Gesandten  in  dieser  Uberaus  heiklen  Angelegenheit  vorge- 
schrieben1). Zuerst  hatte  Esterhasy  eine  schriftliche  oder  auch  nur 
mündliche  Zusage  Elisabeths  erwirken  sollen.  Dann  änderte  man  die 
Instruction  dahin  ab,  dass  der  Graf  nur  bei  sich  bietender  Gelegen- 
heit und  nur  als  seinen  Privatgedanken  der  Zarin  die  Absicht  Öster- 
reichs eröffnen  dürfe.  Und  noch  ängstlicher  mahnte  Kaunitz  zur  Vor- 
sicht: nur  ganz  von  weitem  wünsche  er  den  russischen  Hof  in  dieser 
Frage  zu  sondiren. 

Die  Idee  im  ganzen  trägt  einen  so  abenteuerlichen  Charakter, 
dass  man  sich  nur  schwer  einreden  kann,  Kaunitz  habe  im  Ernst 
einen  solchen  Gedanken  für  ausführbar  gehalten.  Konnte  Russland 
es  mit  gleichgiltigen  Augen  mitansehen,  wenn,  wie  einst  in  den  Tagen 
Wallenstedts,  auch  jetzt  wieder  Habsburg  an  der  Ostsee  Fuss  zu  fassen 
sich  anstrengte?  Und  wie  war  vollends  Frankreichs  Zustimmung  je 
zu  erwarten?  Nur  mit  grosser  Mühe  hatte  Kaunitz  die  Bedenken 
Frankreichs  Uberwunden,  durch  die  Mithülfe  an  der  Vernichtung 
Preussens  den  Einfluss  des  Kaiserstaates  im  Reich  zu  neuem  Ansehen 
zu  erheben.  Und  jetzt  sollte  es  sich  mit  einer  so  erheblichen  Ver- 
stärkung der  habsburgischen  Stellung  befreunden,  wie  sie  die  Be- 
gründung einer  Österreichischen  Secundogenitur  in  Ostpreussen  mit 
sich  brachte?  Deshalb  gedachte  Kaunitz  denn  auch  den  französischen 
Hof  erst  nach  vollzogener  Execution  an  Preussen  mit  den  weiteren 
Wünschen  zu  Uberrumpeln.  Er  stellte  damit  die  Festigkeit  der  jungen 


1)  Vgl.  S.  636  ff.  640  Anm.  3. 


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VII.  Österreichs  Politik  seit  der  preass.  Schilderhebung  etc.  clv 

Allianz  auf  eine  harte  Probe  und  beschwor  Conflicte  ernstester  Art 
herauf. 

Es  wäre  yon  Interesse  zu  wissen,  ob  der  preussische  Plan  erst 
neu  in  Kaunitz  erstand,  als  er  sich  gezwungen  glaubte,  Russland  die 
Erwerbung  Curlands  zu  verstatten,  oder  ob  der  Kanzler  damit  nur 
einen  seit  lange  vorbedachten  Anlauf  nahm.  Für  die  letztere  An- 
nahme könnte  sprechen,  dass  bereits  im  Juni  1756  Ostpreussen  unter 
den  zu  vertheilenden  Beutestücken  genannt  ist1)  und  die  Absicht  noch 
im  Februar  1757  nicht  aufgegeben  war2),  obwohl  Esterhasy  bereits 
Uber  den  voraussichtlichen  Verzicht  Russlands  auf  die  Erwerbungen 
berichtet  hatte3).  Andrer  Seits  lässt  die  mehrfache  Modification  des 
Antrages  doch  darauf  schliessen,  dass  der  Gedanke  noch  wenig  aus- 
gereift war. 

Nur  eine  Episode  kann  man  diesen  Anschlag  auf  Ostpreussen 
nennen.  Maria  Theresia  erneuerte  den  Auftrag  an  Esterhasy  nicht4), 
als  dieser  es  nicht  gewagt  hatte,  ohne  nochmalige  ausdrückliche  An- 
weisung das  österreichische  Begehren  vorzubringen6).  Und  vollends 
verschwand  der  weitaussehende  Plan,  als  Esterhasy  seine  früheren 
Voraussagen  wahr  machte  und  fast  mühelos  den  Verzicht  Russlands 
auf  alle  Eroberungspolitik  erlangte6).  So  gross  war  die  Bereitwillig- 
keit und  der  Kriegseifer  am  Petersburger  Hofe,  dass  Esterhasy  jähr- 
lich nur  die  Zahlung  von  zwei  statt  von  drei  Millionen,  zu  deren 
Bewilligung  er  ermächtigt  war,  an  Snbsidien  zu  gewährleisten  brauchte. 
Der  formelle  Abschluss  der  russisch-österreichischen  Offensivallianz 
erfolgte  daraufhin  am  19.  Mai  1757,  nachdem  Russland  am  11.  Januar 
dem  Versailler  Defensivvertrage  beigetreten  war7). 

Noch  weit  überwiegendere  Vortheile  als  mit  der  französischen 
hatte  Kaunitz  mit  der  russischen  Allianz  erzielt.  Der  Einsatz  Öster- 
reichs war  ein  verschwindender.  Es  verpflichtete  sich  zu  einem  Sub- 
sidienquantum,  das  nach  Esterhasys  frohlockendem  Urtheil  die  im 


1)  Vgl.  S.  CXVII.  405.  Maria  Theresia  an  Starhemberg.  9.  Juni  1756. 

2)  Maria  Theresia  beauftragte  Starhemberg  am  21.  Februar  1757,  dem  Prin- 
zen Carl  ein  inständiges  und  proportionirtes  Äquivalent  an  Land  und  Leuten 
auf  KoBten  des  Königs  in  Preussen  zu  verschaffen.  Hierzu  durften  sich  nun 
künftighin  verschiedene  Mittel  und  Wege  ergeben.  Denn  sollte  der  Vorschlug 
wegen  der  preussischen  Lande  .  .  .  dereinstens  in  das  Werk  zu  setzen  sein,  so 
könnte  derselbe  auf  des  Prinzen  Gari  Lbd.  gerichtet  und  ehender  für  ihn  als  fUr 
einen  Unserer  Söhne  durchgesetzt  .  .  .  werden.«        3)  Vgl.  S.  645  f. 

4)  Vgl.  S.  653.  Maria  Theresia  an  Esterhasy.  9.  Januar  1757. 

5)  Vgl.  S.  644.   Esterhasy  an  Kaunitz.  7.  December  1756. 

6)  Vgl.  S.  654  f.   Esterhasy  an  Maria  Theresia.   9.  Februar  1757. 

7)  Vgl.  S.  666  Anm.  3. 


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CLVI        Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

Defensivvertrage  von  1746  festgestellte  Summe  knapp  erreichte1),  zu- 
dem im  Grunde  von  Frankreich  getragen  wurde.  Dafür  stellte  Russ- 
land ohne  vertragsmässige  Anwartschaft  auf  eigenen  Gewinn  seine 
gesamten  verfügbaren  Streitkräfte  in  den  Dienst  Habsburgs.  Dass 
aber  der  Absehluss  sich  auffallend  lauge  hingezogen  hatte,  wurde 
hier,  fast  mehr  noch  als  in  Frankreich,  nur  durch  Kaunitz  selbst  ver- 
schuldet, der  in  folgerichtiger,  aber  Uberfeiner  Politik  Russen  wie 
Franzosen  jetzt,  da  Österreich  nicht  mehr  Angreifer  zu  werden  brauchte, 
am  liebsten  lediglich  kraft  der  älteren  Defensivbundnisse  vor  seinen 
Streitwagen  gespannt  hätte. 

1)  Der  ältere  Vertrag  verpflichtete  Österreich  zur  Unterhaltung  des  russi- 
schen Hüifscorps  auf  eigene  Kosten.    Vgl.  S.  668  f.    Esterhaay  an  Kaunitz. 

23.  Mai  1757. 


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Excurs  1. 


Der  Beginn  der  Kttstungen  Österreichs. 

Die  bitteren  Erfahrungen  der  beiden  schlesischen  Kriege  und  des 
Erbfolgestreites  hatten  die  Kaiserin  von  der  Notwendigkeit  über- 
zeugt, durch  eine  starke  Erhöhung  des  Friedensfusses  des  Heeres 
ihren  Staat  vor  neuen  Angriffsgelüsten  sicher  zu  stellen.  So  hatte  sie 
sich  nach  dem  Aachener  Friedensschluss  das  Programm  gesetzt,  ihre 
erbländische  Truppenmacht  auf  die  Minimalstärke  von  110000  Mann 
zu  bringen1).  Die  lebhaften  aber  vergeblichen  Anstrengungen,  die 
in  dem  Kaiserstaate  während  der  folgenden  Jahre  zur  Erreichung 
dieses  Zieles  aufgewandt  wurden,  hat  Lehmann  anschaulich  beschrieben. 
Noch  im  Juni  1756  war  man  nach  ihm  weit  entfernt,  auch  nur  diese 
bescheiden  gesteckte  Aufgabe  erreicht,  geschweige  denn  die  nöthigen 
Vorbereitungen  für  einen  Offensivkrieg  schon  begonnen  zu  haben.  Er 
glaubt,  die  damalige  militärische  Lage  mit  den  Worten  schildern  zu 
dürfen:  »nichts  gemahnte  in  der  österreichischen  Armee  an  einen  dem- 
nächst bevorstehenden  Krieg2).« 

Nun  hatte  sich  aber  seit  dem  Frühjahr  und  Sommer  1755  die 
politische  Lage  bedrohlich  zugespitzt.  Wir  sahen,  dass  man  in  Wien 
mit  Bestimmtheit  darauf  rechnete,  von  Frankreich  angegriffen  zu  wer- 
den, dass  man  in  der  steten  Besorgniss  vor  einem  Anfall  seitens 
Preu8sens  sich  bereits  entschlossen  hatte,  die  Niederlande  schutzlos 
einem  fanzösischen  Einmarsch  preiszugeben,  nur  um  nicht  durch  Ent- 
sendung von  erbländischen  Truppen  dorthin  die  gegen  Preussen  ver- 
fügbare Macht  zu  vermindern3).  Dazu  kommt  noch,  dass  die  Kaiserin 
im  August  1755  bereits  für  das  kommende  Frühjahr  einen  Angriff  auf 
König  Friedrich  in  Aussicht  nahm  und  die  vorbereitenden  diplomati- 
schen Verbandlungen  seit  dem  Februar  und  März  1756  mit  erneutem 
Nachdruck  betrieb.    Gleichermaassen  also  verlangten  die  Sicherung 

1)  Vgl.  Lehmann  8.        2)  Vgl.  Lehmann  37.       3)  Vgl.  S.  LXX.  LXXIII. 


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C'LVIII      Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

des  Staates  vor  feindlichem  Überfall  und  der  für  das  Jahr  1756  ge- 
plante Offensivkrieg  gebieterisch  seit  dem  Frühjahr  und  Sommer  1755 
die  angestrengteste  Thätigkeit  fllr  das  Heer.  Lehmanns  Anschauung 
leidet  an  einem  vollendeten  inneren  Widerspruch,  da  auch  er  ja  die 
Angriffspläne  Maria  Theresias  zugiebt1).  Wir  lesen  denn  auch  im 
Erlass  an  Esterhasy  vom  9.  September  17552)  ihre  unzweideutige 
Aussage:  »Wir  haben  den  vorläufigen  Schluss  gefasst,  keine  Truppen 
nach  den  Niederlanden  abzusenden,  sondern  Unsere  hiesige  Kriegs- 
macht beisammen  und  in  bereitfertigem  Stand  zu  halten.«  Ob  man 
nun  die  dahin  zielenden  militärischen  Maassnahmen  als  Rüstung  be- 
zeichnen oder,  wie  Lehmann  mit  Entschiedenheit  gethan  hat,  ihnen 
diesen  Namen  verweigern  will,  ist  ein  Streit  lediglich  um  Worte. 
Ausschlaggebend  kann  allein  die  Frage  nach  dem  Zweck  der  ge- 
troffenen Vorkehrungen  sein.  Dass  dieser  aber  in  der  Vorbereitung 
des  Staates  für  einen  Defensiv-  und  sogar  für  einen  Offensivkrieg 
bestand,  ist  aus  den  Zeitumständen  nicht  minder,  wie  aus  der  That- 
sache,  dass  die  diplomatische  Verhandlung  einer  Reihe  militärischer 
Maassnahmen  parallel  geht,  mit  völliger  Sicherheit  zu  erkennen. 

Maria  Theresia  hat  es  einmal  mit  gutem  Recht  als  den  bedeut- 
samsten Unterschied  ihres  Staates  von  dem  ihres  grossen  Feindes  be- 
zeichnet3), dass  Österreich  so  weit  von  der  »forthinnigen  Kriegsbereit- 
schaft Preussens«  entfernt  sei.  Im  Gegensatz  zu  Preussen  war  der 
Friedens-  und  Kriegsstand  der  österreichischen  Armee  ein  wesentlich 
verschiedener.  Selbst  die  etatsmässige  Friedensstärke  aber  bestand 
nur  auf  dem  Papier,  und  vollends  machte  es  der  Mangel  eines  Baar- 
vorraths  unmöglich,  ohne  weitläufige  Vorbereitungen  eine  Mobilmachung 
durchzuführen. 

So  erforderte  denn  die  Vorbereitung  eines  Krieges  in  Osterreich 
eine  doppelte  Reihe  von  militärischen  Maassregeln.  Es  galt  zunächst 
einmal,  die  Armee  auf  den  Friedensstand  zu  complettiren,  die  Festungen 
in  Stand  zu  setzen,  die  nöthigen  finanziellen  Vorkehrungen  zur  Be- 
friedigung der  ausserordentlichen  Geldbedürfnisse  während  des  Krieges 
zu  treffen.  Ich  fasse  der  Deutlichkeit  wegen  diese  Kategorien  von 
Maassnahmen  als  »Kriegsvorbereitung«  zusammen.  Erst  nach  ihrer 
Vollendung  beginnt  dann  die  »Rüstung  im  engeren  Sinne«,  die  in  der 


1)  Vgl.  Lehmann  85. 

2)  Vgl.  S.  166.  Nach  Bericht  Reiths  vom  27.  Juni  1755  äusserte  Kaunitz: 
»Wir  haben  obwohl  geheime,  doch  wirksame  Maassregeln  ergriffen  und  alles  so 
vorbereitet,  dass  wir,  (im  Fall  es  nöthig  ist,)  ohne  Verlust  eines  Tages  ins  Feld 
rücken  können.«   Vgl.  v.  Raumer,  Beiträge  II,  289. 

3)  Vgl.  Arohiv  für  österreichische  Geschichte  47,  333. 


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Excurs  1.  Der  Beginn  der  Rüstungen  Österreichs.  CLIX 


Augmentirung  des  Heeres  auf  den  Kriegsstand  und  in  der  Zusammen- 
ziehung der  Truppen  *)  besteht.  Die  erste  Periode  reicht  in  unserem 
Fall  bis  in  den  Juni  1756;  nach  vereinzelten  früheren  Rttstungsanord- 
nungen  beginnt  die  zweite  Periode  in  den  Tagen  vom  5.-7.  Juli  1756. 

I.  Die  Kriegsvorbereitung. 

Die  Complettirung  der  Armee  auf  den  Friedensstand  war  natur- 
gemäße das  erste  und  wichtigste  Erforderniss.  Frühere  Versuche  der 
Regierung,  dieses  Ziel  zu  erreichen,  indem  man  den  Ständen  lediglich 
Geldzahlungen  auferlegte,  die  Recrutenanwerbung  aber  in  eigene  Regie 
übernahm,  waren  gescheitert2)  Auch  die  Rückkehr  zu  dem  alten 
System  der  Recrutenstellung  in  natura  durch  die  Stände  hatte  den 
gewünschten  Erfolg  nicht  gezeitigt.  Im  Juni  1755  noch  fehlten  nach 
Klinggräffens  Bericht3)  allein  der  Infanterie  etwa  22000  Mann  an  der 
regulären  Etatsstärke.  Erst  im  Sommer  und  Herbst  1755  raffte  man 
sich  angesichts  der  drohenden  Weltlage,  im  Hinblick  wohl  auch  auf 
die  in  diplomatischer  Vorbereitung  begriffene  Offensive  gegen  Preussen, 
zu  entscheidenden  und  durchgreifenden  Maassregeln  auf. 

Nur  aus  den  Mittheilungen  Klinggräffens  *)  erfahren  wir,  dass  im 
Juni  1755  in  tiefstem  Geheimniss  unter  Hinzuziehung  Brownes  Be- 
rathungen stattfanden3),  als  deren  Ergebniss  derBeschluss  anzusehen 
ist,  die  Armee  zu  complettiren.  Zu  Anfang  September  bekannte  die 
Kaiserin,  ihre  Truppen  in  »bereitfertigem  Zustande«  zu  halten5),  und 
berief  nach  einer  glaubwürdigen  Nachricht  Klinggräffens  eine  ausser- 
ordentliche Commission  zusammen,  um  die  Remontirung  in  die^Wege 
zu  leiten6).  Die  österreichischen  Acten  geben  wenigstens  einige  An- 
haltspunkte dafür,  dass  man  nunmehr  mit  der  grössten  Energie  die 
wichtige  Aufgabe  ergriff.  Die  ausländische  Werbung,  die  stets  schon 
zur  Ergänzung  neben  den  beiden  erwähnten  Systemen  der  Recrutirung 
benutzt  worden  war,  die  inländische  Werbung  durch  die  Regimenter 
selbst,  endlich  eine  ständische  Recrutenlieferung  von  6000  Mann,  die 

1}  Vgl.  S.  159.  Kaunitz  fasst  diese  beiden  Masssregeln  unter  dem  Namen 
> Kriegsveranstaltungen«  (vgl.  z.  B.  S.  282.  466.)  zusammen,  der  hier,  um  Miss- 
verständnissen vorzubeugen,  vermieden  worden  ist. 

2)  Vgl.  Lehmann  9  ff. 

3)  Vom  28.  Juni  1755.   Vgl.  S.  171  Anm.  6. 

4)  Die  österreichischen  Acten  sind  gerade  für  diese  Fragen  sehr,  lückenhaft, 
Klinggräffen  aber  hatte  gute  Verbindungen,  durch  die  er  seine  Nachriohten  er- 
hielt.  Vgl.  Naude\  Beiträge  I,  51  Anm.  1  und  3;  und  die  vorige  Anmerkung. 

5)  Vgl.  8.  166.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.  9.  September  1755. 

6)  Vgl.  3.  171.   Klinggräffen  an  König  Friedrich.  17.  September  1755. 


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CLX         Die  Entstehung  der  CoaHtion  gegen  Prenssen  1755  und  1756. 

man  am  9.  September  ausschrieb1),  sollten  zusammen  wirken.  Und 
diesmal  wurden  die  verdoppelten  Anstrengungen  mit  Erfolg  gekrönt 
Zu  Anfang  Juli  1756  war  die  Friedensetatsstärke  im  wesentlichen 
erreicht 

Wenigstens  über  die  Maassnahmen  zur  Complettirung  der  Cavallerie 
giebt  das  archivalische  Material  einigen  Ausschluss.  Der  Wichtigkeit 
der  Truppe2)  entsprach  durchaus  die  systematische  Art  des  Vorgehens. 
Man  begann  mit  der  Ergänzung  der  Kürassierregimenter.  Über  die 
Anzahl  der  hierfür  nothwendigen  Mannschaften  und  Pferde  wurde  der 
Kaiserin  bereits  am  22.  Mai  1755  berichtet  Noch  vor  dem  2.  Juli  muss 
sodann  die  nicht  mehr  erhaltene  Oomplettirungsordre  erlassen  Bein,  weil 
am  gleichen  Tage  der  Commandeur  des  Regiments  Stampach  den  Em- 
pfang dieses  Befehls  bestätigt.  Da  am  30.  December  1755  für  das  nieder- 
ländische Regiment  der  Befehl  ergeht,  sich  an  die  allgemein  festgesetzte 
Stärke  von  818  Mann  und  Pferden  zu  halten8),  und  nach  den  Juni- 
musterungstabellen von  1756  dieser  Stand  durchgehends  wenigstes 
annähernd  erreicht  war4),  in  der  Zwischenzeit  sich  aber  kein  anderer 
Befehl  findet,  so  nehme  ich  keinen  Anstand,  die  für  das  Regiment  Stam- 
pach bezeugte  Ordre  als  Beweis  für  eine  an  alle  Kürassierregimenter 
ergangene  zu  bezeichnen.  Nach  den  Kürassieren  wandte  man  den 
Dragonern  seine  Aufmerksamkeit  zu.  Der  Befehl,  die  sämtlichen 
Dragonerregimenter  auf  800  Mann  und  Pferde  zu  complettiren,  datirt 
vom  6.  September  17556).  Nunmehr  blieben  nur  noch  die  11  Husaren- 
regimenter übrig,  deren  Complettirung  auf  den  Stand  von  600  Mann 
und  Pferden  am  27.  März  1756  unter  gleichzeitiger  Anweisung  von 
9000  Gulden  angeordnet  wurde8).  Die  Beschaffung  von  Remonten  blieb, 
bei  den  Kürassieren  und  Dragonern  wohl  ebenso,  wie  es  bei  den 
Husaren  bezeugt  ist,  den  einzelnen  Regimentern  überlassen.  Nur  die 
Bedingung  wurde  gestellt,  dass  die  Pferde  drei  Monate  nach  Abschlnss 
der  Contracte  geliefert  sein  mttssten.  Schon  mit  der  Höhe  dieser 
Remontirnngen  schritt  man  Uber  den  Friedensstand  hinaus7).  Aber 
selbst  an  eine  noch  Uber  die  Complettirung  hinausgehende  Augmen- 
tation der  Cavallerie  scheint  man  in  Wien  nach  dem  Ubereinstimmenden 


1)  Vgl.  Lehmann  22. 

2)  Es  gab  18  Kürassier-,  12  Dragoner-  und  11  Husarenregimenter. 

3)  Vgl.  Nr.  32.   Hofkriegsrathsprotokoll  vom  30.  Decemher  1755. 

4)  Vgl.  S.  740  f. 

5)  Vgl.  Nr.  6.  Hofkriegsrathsprotokoll  vom  6.  September  1755. 

6)  Vgl.  Nr.  60.  61.   Hofkriegsrathsprotokoll  vom  27.  März  1756. 

7)  Vgl.  S.  CLXni. 


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Excurs  1.  Der  Beginn  der  Rüstungen  Österreichs.  CLXI 

Zeugniss  Klinggräffens1)  und  Aubeterres1)  im  Februar  und  März  1756 
wenigstens  gedacht  zu  haben,  wenngleich  sie  zunächst  noch  unterblieb. 
Jedenfalls  würde  dieser  Umstand  darthun,  mit  welcher  Sicherheit  die 
österreichische  Armeeverwaltung  auf  vollen  Erfolg  der  für  die  Complefr 
tirung  getroffenen  Maassnahmen  rechnete.  Und  nicht  mit  Unrecht. 
Denn  nach  den  Junimusterungen  von  1 756  befand  sich  wenigstens  die 
deutsche  Cavallerie  im  wesentlichen  complett.  Freilich  fehlten  der 
Gesamtheit  der  Kurassierregimenter  455  Mann  und  578  Pferde,  den 
Dragonerregimentern  162  Mann  und  213  Pferde,  den  Husaren  endlich 
sogar  noch  305  Leute  und  2214  Pferde3).  Aber  man  sah  das  Manco 
der  eigentlichen  Cavallerie4)  als  ein  durchaus  geringfügiges  an  und 
hatte  zu  Anfang  Juli  1756  die  feste  Hoffnung,  das  fehlende  theils  ans 
den  von  den  Ständen  wiederum  erbetenen  Recruten5),  theils  aus  den 
längst  bestellten  Remonten  zu  ergänzen,  die  zu  Ende  August  1756 
fällig  waren6).  Auch  den  grösseren  Rückstand  bei  den  Husaren  nahm 
man  in  Wien  nicht  zu  schwer.  Noch  hatte  ja  die  Complettirungsordre 
nicht  ihre  volle  Wirkung  thun  können,  und  ein  Theil  der  noch  fehlen- 
den Leute  war  inzwischen  sicherlich  schon  auf  den  Werbeplätzen  bereit. 
Jedenfalls  heisst  es  am  18.  Juli7),  dass  auch  die  Husarenregimenter 
dem  completten  Stand  »allschon  sehr  nahe«  gekommen  seien. 

Auch  die  Infanterie  hatte  man  mit  gutem  Erfolge  zu  complettiren 
sich  bemüht.  Aus  den  Berichten  Klinggräffens  ist  der  emsige  Eifer 
deutlich  zu  erkennen,  mit  dem  die  Recrutirung  betrieben  wurde.  Schon 
am  19.  Juli  und  nochmals  am  20.  December  1755  äusserte  er,  man 
nehme  alles,  was  sich  irgend  auftreiben  lasse,  ohne  viel  auf  die 
Diensttauglichkeit  zu  sehen8).  Dafür  befand  sich  aber  auch  bereits 
zu  Ende  März  1756  die  Infanterie  in  gutem  Stande9).  Am  30.  Juni 
durfte  Browne  die  glückliche  Beendigung  der  ausländischen  Werbung 


1)  Berieht  vom  24.  Min  1756.  [B.  A.] 

2)  Bericht  vom  11.  Februar  1756.  [Paris.  Archiv  des  Ministeriums  der  aus- 
wärtigen Angelegenheiten.]         3)  Vgl.  S.  741. 

4)  Nach  dem  damaligen  Sprachgebrauch  bezeichnet  man  als  Cavallerie  nur 
Kürassiere  und  Dragoner,  dagegen  nicht  die  Husaren. 

5)  Vgl.  S.  461.   Protokoll  der  Zusammentretung.  9.  Juli  1756.  Lehmann  45. 

6)  Vgl.  8.  461  Anm.  7.  Protokoll  der  Zusammentretung.  9.  Juli  1756. 

7)  Vgl.  S.  742.   Salaburgs  Bericht  vom  18.  Juli  1756. 

8)  Vgl.  S.  185.  199.  Klinggräffen  an  König  Friedrich.  8.  November  und 
20.  December  1755. 

9)  Nach  dem  Urtheil  Aubeterres  im  Bericht  vom  24.  März  1756.  »On  con- 
tinue  a  pousser  ici  les  recrues  aveo  beaucoup  de  vigueur.  L'infantcrie  est  en 
bon  «tat.  Au  mois  de  mai  on  eompte  qu'il  ne  manquera  pas  3  ou  4000  hommes 
aur  la  totalite  des  regimenta  qui  sont  en  Allemagne  et  en  Hongrie.«  [Paris.  Archiv 
des  Ministeriums  der  auswärtigen  Angelegenheiten.) 

Acten  ini  Vorgeschichte  de»  7j  ihrigen  Kriege«.  1 


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CLXH      Die  Entstehung  der  Coalitlon  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

melden  and  die  neuen  Recruten  als  »hübsch  nnd  diensttauglich«  loben1). 
Nur  5  Regimenter  waren  noch  im  Rückstand;  es  sind  vermnthlich 
dieselben  italienischen,  denen  am  17.  Mai  1756  mit  Zurücknahme 
einer  früheren  entgegengesetzten  Ordre  der  Befehl  zu  schleuniger 
Werbung  ertheilt  worden  war2).  So  fehlten  der  gesamten  deutschen 
Infanterie  nach  den  Junimusterungen  nur  841  Mann,  während  einzelne 
Regimenter  sogar  Übercomplette  führten,  deren  Zahl  zusammen  105 
betrug.  Überdies  erwartete  man  »nächstens«  von  den  Ständen  die 
Stellung  von  4000  Recruten:  durch  diese  Zahl  konnten  alle  noch  ge- 
bliebenen Lücken  bequem  ausgefüllt,  sogar  jedem  Regiment  noch  25 
Übercomplette  zugewiesen  werden3).  Freilich  belief  sich  das  Manco 
bei  der  ungarischen  Infanterie  auf  1663  Köpfe4);  indessen  war  dieser 
Umstand  deshalb  leichter  zu  verschmerzen,  weil  die  wenige  in  Un- 
garn stehende  Infanterie  fllr  eine  Offensive  gegen  Preussen  nicht,  oder 
wenigstens  nicht  in  erster  Linie,  in  Betracht  kam,  sondern  im  Lande 
bleiben  sollte.  Man  wird  es  nach  allem  für  berechtigt  ansehen, 
wenn  sich  Kaunitz  im  Juni  rühmte5),  zum  Empfang  der  Preussen 
bereit  zu  sein,  und  Aubeterre  bezweifelte,  dass  König  Friedrich  sich 
zum  Angriffe  entschliessen  werde,  weil  Osterreich  noch  niemals  eine 
so  starke  Armee  in  den  Erblanden  besessen  habe6). 

Leider  versagt  das  archivalische  Material  so  gut  wie  ganz  auf 
die  Frage,  wie  weit  man  mit  der  finanziellen  Vorbereitung  gediehen 
war.  In  dem  diplomatischen  Schriftwechsel  hat  sich  nur  die  eine 
Nachricht  erhalten,  dass  man  bereits  im  März  1756  einen  Fonds  von 
4  Millionen  zur  Ausführung  des  Anschlages  auf  Preussen  bereit  hatte7]. 

Eine  dritte  Reihe  dieser  vorbereitenden  Maassnahmen  bezog  sich 
auf  den  Ausbau  der  Festungen8).  Wie  in  früheren  Jahren  stellte  man 
auch  1756  einen  Voranschlag  auf,  der  die  Bauten  ah  den  einzelnen 
Festungen  regelte.  Vor  allem  sollten  diesmal  die  Grenzfestungen 
Olmütz,  Peterwardein  und  Temesvar  hergerichtet  werden»).  Man  er- 
kennt, wie  die  stete,  von  Preussen  und  der  Pforte  gefürchtete  Gefahr 
die  Vorkehrungen  dictirte.  Wie  weit  man  mit  dem  Ausbau  der  übrigen 
festen  Plätze,  Wien,  Prag,  Eger,  Brünn-Spielberg  und  Hradisch  ge- 
il Vgl.  Kr.  139.   Hofkriegsrathsprotokoll  vom  30.  Juni  1756. 

2)  Vgl.  Nr.  81.   Hofkriegsrathsprotokoll  vom  1.  Mai  1756. 

3)  Vgl.  S.  461.   Protokoll  der  Zusammentretung  vom  9.  Juli  1756. 

4)  Vgl.  S.  742.  Salaburgs  irrthümlich  angegebene  Zahl  3462  ist  aus  S.  740 
su  berichtigen.       5)  Vgl.  8.  410.   Flemming  an  Brühl.  12.  Juni  1756. 

6)  Bericht  Aubeterres  vom  5.  Juli  1756;  vgl  Bänke  219. 

7)  Vgl.  S.  251.  Maria  Theresia  an  Starhemberg.  6.  Mars  1756. 

8)  Vgl.  Naude\  Beitrage  I,  44  Anm.  1. 

9)  Vgl.  Nr.  101.   HofkriegsrathsprotokoU  vom  26.  Mai  1756. 


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Excurs  1.  Der  Beginn  der  Rüstungen  Ößterreichs.  CLXm 

kommen  war,  vermag  ich  nicht  anzugeben.  Nur  für  OlmUtz  ist  zu 
ersehen,  dass  man  im  Frühjahr  mit  besonderer  Beschleunigung  an  der 
Vollendung  der  Befestigung  arbeitete.  »Heftigst«  drang  die  Kaiserin 
im  April  1756  auf  die  »ehebaldigste  vollkommene  Herstellung«  dieser 
Festung1).  Am  4.  Juni  bat  der  Hofkriegsrath  die  Kaiserin  um  die 
Erlaubniss,  da  nunmehr  die  Befestigungsarbeiten  in  OlmUtz  »ziemlich 
avancirt«  seien,  die  nöthige  Artillerie,  Munition  und  Mineure  »nach 
und  nach«  dorthin  schaffen  zu  dürfen.  Die  Kaiserin  ertheilte  ihre 
Bewilligung  mit  den  Worten:  >Placet.  Die  Sache  zu  pressiren« 2). 
Am  9.  Juni  hören  wir,  dass  »nun  auch  die  Transporte  ihren  alltäg- 
lichen und  eifrigen  Fortgang  gewinnen«3).  Auch  ein  anderes  Detail 
ist  noch  von  Interesse.  Der  Commandant  von  Olmtitz  fragte  an,  ob 
er  nicht  die  im  Etat  mit  5400  Gulden  angesetzten  Kosten  für  einige 
Erdarbeiter,  falls  »kein  Krieg  zu  befürchten«  sei,  dadurch  ersparen 
sollte,  dass  er  diese  Arbeit  nicht  durch  die  Bauunternehmer,  sondern 
durch  Arrestanten  vornehmen  liesse.  Indessen  entschied  der  Hofkriegs- 
rath am  9.  Juni4)  dahin,  die  Arbeit  sei  »mit  allem  Ernst  zu  betreiben, 
folglich  deren  schleunige  Beförderung  mit  Zuhilfenehmung  der  Arrestan- 
ten denen  Olmtttzer  Fortificationsentreprenenrs  zu  überlassen.«  Wie  weit 
bei  Ausbruch  des  Krieges  die  Befestigungsarbeiten  vorgeschritten  waren, 
lässt  sich  nur  aus  einem  Bericht  vom  4.  October8)  entnehmen,  dem  zu- 
folge die  »wesentlichen  Festungswerke  schon  längst  in  vollkommenen 
Stand  gesetzet  worden«  waren.  Nicht  die  Arbeiten  selbst  an  der  Festung, 
sondern  ihre  starke  Beschleunigung  bildet  das  entscheidende  Moment6). 
Sie  beweist,  dass  man  in  Wien  auf  einen  Krieg  dachte. 

Den  Übergang  zu  den  Rüstungen  im  engeren  Sinne  bilden  schon 
die  Befehle  zur  Ergänzung  des  Pferdematerials.  Da  im  Frieden  ein 
Dragonerregiment  812  Mann  aber  nur  500  Pferde,  ein  Husarenregiment 
610  Mann  aber  nur  361  Pferde  haben  sollte,  so  tritt  die  Remontirung 
auf  die  Höhe  des  Sollbestandes  der  Mannschaft  bereits  aus  dem  Rah- 
men einer  einfachen  Complettirung  hinaus7).  Dazu  kommt  die  Vor- 
nahme einer  Reihe  von  Truppenbewegungen.  Die  Dislocation  der 
Armee8)  zeigt,  dass  in  Böhmen  und  Mähren  ungeheure  Infanteriemassen, 
dagegen  verschwindend  wenig  Cavallerie  einquartirt  waren:  66  Batail- 
lone Infanterie  standen  daselbst  und  nur  3  Cavallerieregimenter  incL 


1)  Vgl.  Nr.  16.  Erlaus  des  Hofkriegaratha.  24.  April  1756.      2)  Vgl.  Nr.  110. 

3)  Vgl.  Nr.  114.   Liechtenstein  an  den  Hofkriegsrath.  9.  Juni  1756. 

4)  Vgl.  Nr.  113.   Hofkriegsrath  an  ▼.  Bohn.  9.  Juni  1756. 

5)  Vgl.  Nr.  214.  y.  Bohn  an  den  Hofkriegsrath.  4.  October  1756. 

6)  Vgl.  Nande,  Beitrage  I,  45  Anm.  7)  Vgl.  S.  CLX  und  das  Reglement 
vom  13.  Juli  1748  (gedr.  1757),  S.  49.  52.         8)  Vgl.  Lehmann  112  ff. 

1* 


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CLXiv       Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preueaen  1755  und  1756. 

der  Husaren.  Mit  Recht  hat  es  deshalb  Friedrich  als  seinen  Kompass 
fttr  die  Erkenntniss  der  österreichischen  Absichten  n.  a.  bezeichnet, 
ob  sich  die  ungarische  Cayallerie  rege1). 

Ganz  allmählig  begann  man,  die  Cayallerie  nach  Böhmen  und 
Mähren  zu  ziehen.  Am  10.  Januar3)  1756  erhielt  das  ungarische  Hu- 
sarenregiment Baranyay  Befehl,  nach  Mähren  zu  marschiren;  am 
11.  Februar  wird  ein  zweites  Husarenregiment,  Festeticz,  aus  dem 
Zempliner  und  Albanyrarer  Comitat  in  den  Liptauer  und  Arvenser  ver- 
legt 3),  was  eine  wesentliche  Annäherung  an  die  mährischen  Grenzen  hin 
bedeutete.  Am  22.  April  endlich  wurde  das  ungarische  Ktlrassierregiment 
Ansbach  beordert,  sich  zum  Einmarsch  in  Böhmen  bereitzuhalten  <). 

Sehr  viel  bedeutsamer  indessen  ist  die  Concentrirung  grösserer 
Cavalleriemassen  in  Lagern.  Solche  Lager  bildeten  das  bequemste 
Auskunftsmittel,  um  Rüstungen  in  harmlosem  Gewände  zu  betreiben. 
Denn  einer  Seits  konnte  Preussen  nicht  gut  eine  offizielle  Beschwerde 
darüber  führen,  dasa  man  die  Truppen  in  Lagern  zur  Übung  versammele, 
andrer  Seits  aber  hatte  man  in  ihnen  doch  eine  grössere  Macht  zu  be- 
liebiger Verwendung  beisammen.  Deshalb  musste  in  einer  so  electri- 
schen  Atmosphäre,  wie  sie  seit  dem  Sommer  1755  herrschte,  jede  Lager- 
bildung naturgemäss  den  Argwohn  des  Gegners  erregen.  So  wurden 
denn  auch  am  17.  April  1756,  wie  in  dem  vorhergehenden  Jahre, 
die  Übungslager  in  Böhmen  mit  der  ausgesprochenen  Absicht,  jede 
Reizung  Preussens  zu  vermeiden,  abbestellt5).  Am  gleichen  Tage  aber 
erging  auch  der  Befehl,  im  August  zwei  Lager  mit  je  vier  Regimen- 
tern bei  Raab  und  Pest  zu  bilden6).  Ein  wenig  später  werden  auch 
die  Regimenter  aufgezählt.  Im  Pester  Lager  sollen  sich  die  in  nächster 
Nähe  um  Pest,  sowie  an  den  Nordost-  und  Ostgrenzen  Siebenbürgens 
gelegenen  Regimenter,  im  Raaber  die  in  den  nächstliegenden  Ge- 
spannschaften befindlichen  versammeln;  jedoch  wird  Vorsorge  getroffen, 
dass  die  beiden  Lager  nicht  zu  gleicher  Zeit  stattfänden7).  Man  wird 
immerhin  schwanken  dürfen,  ob  diese  Anordnungen  auch  nur  unter 
die  Kategorie  der  vorbereitenden  Maassnahmen  zu  rechnen  sind,  sich 
indessen  angesichts  der  allgemeinen  kriegerischen  Zeitstimmung  eher 
dafür  entscheiden.   Ganz  ohne  Zweifel  aber  ist  als  eine  Rttstungs- 

• 

1)  Vgl.  Erlaas  an  Klinggräffen  vom  10.  Juli  1756.   P.  C.  XIII,  50. 

2)  Vgl.  Nr.  35.   Hofkriegsrathsprotokoll  vom  10.  Januar  1756. 

3)  Vgl.  Nr.  43.   Hofkriegsrathsprotokoll  vom  11.  Februar  1756. 

4)  Vgl.  Nr.  72.  79.  Hofkriegsrathsprotokolle  vom  21.  und  28.  April  1756. 

5)  Vgl.  Nr.  69.  Hofkriegsrathsprotokoll  vom  17.  April  1756. 

6)  Vgl.  Nr.  70.   Hofkriegsrathsprotokoll  vom  17.  April  1756. 

7)  Vgl.  Nr.  107.   Hofkriegsrathsprotokoll  vom  1.  Juni  1756. 


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Excurs  1.  Der  Beginn  der  Rüstungen  Österreichs.  CLXV 


maassregel  eine  Ordre  vom  23.  Juni  aufzufassen1),  die  nach  drei  Rich- 
tungen hin  sehr  charakteristisch  die  früheren  Befehle  abänderte.  Zu- 
nächst wird  das  früher  in  grösserer  Entfernung  von  der  österreichisch- 
ungarischen  Grenze  hei  Pest  geplante  Lager  nach  Kittsee  hart  an  diese 
verlegt;  und  auch  Raab  liegt  ja  nur  wenige  Meilen  von  ihr  entfernt. 
Sodann  nahm  man  Abstand  von  der  Anordnung,  die  beiden  Lager  nicht 
zur  gleichen  Zeit  abzuhalten,  endlich  aber  trat  eine  sehr  wichtige  Ver- 
änderung in  der  Wahl  der  Regimenter  ein,  die  in  die  Lager  bestimmt 
wurden.  Bereits  Naude  hat  richtig  erkannt2),  daßs  hierdurch  diejenigen 
Regimenter,  die  ihre  Quartiere  schon  so  wie  so  nahe  den  Österreichisch- 
ungarischen Grenzen  hatten,  durch  solche  aus  entfernteren  Gebieten 
Ungarns,  dem  gebirgigen  Kordosten  bis  nach  Galizien  hin,  den  Land- 
schaften um  Debreczin  und  Fünfkirchen,  ersetzt  wurden.  Auf  diese 
Weise  leistete  man  unvermerkt  der  späteren  Mobilmachung  der  gesamten 
ungarischen  Gavallerie  einen  erheblichen  Vorschub.  Schon  am  5.  Juli 
erhielten  die  sieben  designirten  Regimenter  Marschbefehl3).  Auf  das 
glücklichste  ergänzen  sich  für  uns  hier  einmal  die  diplomatischen  und 
militärischen  Acten. 

Kaunitz  entwickelt  in  einem  Schreiben  an  Starheraberg  vom 
18.  Juni4)  die  Gründe  für  diese  Truppenzusammenziehung:  Er  be- 
sorgt, dass  König  Friedrich  vielleicht,  durch  die  russischen  Rüstungen 
und  die  Gerüchte  einer  sich  gegen  ihn  bildenden  Coalition  beunruhigt, 
sich  auf  Osterreich  stürzen  möchte.  Man  hat  deshalb  beschlossen,  die 
in  Ungarn  zerstreuten  Cavallerieregimenter  in  zwei  Lagern  nahe  der 
Grenze  zu  versammeln,  um  sie  im  Falle  eines  Angriffs  durch  Friedrich 
zur  Hand  zu  haben.  Kaunitz  betont,  gerade  deshalb  diese  Maassregel 
gewählt  zu  haben,  da  sie  an  sich  nicht  ungewöhnlich  sei,  also  dem 
Gegner  keinen  Grund  zum  Argwohn  geben  könne.  Und  ähnlich 
äussert  er  sich  zu  Esterhasy:  man  versammele  die  ungarische  Ca- 
vallerie,  >theils,  um  gegen  einen  jählingen  Überfall  gesichert,  theils 
aber  auch,  um  zu  grossen  Unternehmungen  jederzeit  bereit  zu  sein5).« 
Damit  ist  also  zugegeben,  dass  die  Lager  zum  mindesten  von  Mitte 
Juni  ab  nicht  mehr  als  harmlose  Übungslager  zu  betrachten  sind, 
sondern  dass  man  mit  ihnen  defensive,  ja  sogar  offensive  Absichten 
verband8).   Die  erste  RüstungsmaassTegel  also,  über  die  niemand  im 


1)  Vgl.  Nr.  125.  Hofkriegsrathaprotokoll  vom  23.  Juni  1756. 

2)  Vgl.  Naude,  Beitrüge  I,  49  and  Anm.  2. 

3)  Vgl.  Nr.  145.   Hofkriegsrathsprotokoll  vom  5.  Juli  1756. 

4)  Vgl.  S.  409.  413  f.  Kaunitz  an  Starhemberg.  12.  und  18.  Juni  1756. 

5)  Vgl.  8.  430.  Kaunitz  an  Esterhasy.  26.  Juni  1756. 

6)  Das  hat  mit  Recht  schon  Naude  betont.  Vgl.  Beitrage  I,  43  ff. 


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CLXVI      Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

unklaren  sein  kann,  ist,  selbst  wenn  man  von  der  erwähnten  Aug- 
mentirung  des  Pferdematerials  absieht,  datirt  vom  23.  Juni;  die  erste 
preussische  vom  19.1);  beide  sind  selbstverständlich  unabhängig  von  ein- 
ander getroffen.  Somit  ergiebt  sich,  dass  von  einer  Priorität  der  prens- 
sischen  Rüstung  Österreich  gegenüber  nicht  gesprochen2)  werden  darf, 
sondern  höchstens  beide  Staaten  mit  ihr  gleichzeitig  begonnen  haben. 

II.  Die  Rüstung. 

Zur  offenen  Rüstung  schritt  man  in  Osterreich  indessen  erst,  nach- 
dem Kachrichten  Uber  preussische  Bewegungen  den  Vorwand  dazu 
gegeben  hatten.  Am  5.  Juli  stand  Maria  Theresias  Entschluss  fest1); 
am  6.  berief  sie  eine  ausserordentliche  Rüstungscommission  zusammen, 
und  noch  ehe  diese  ihre  ersten  Sitzungen  am  8.  und  9.  Juli  gehalten 
hat,  sind  die  Rüstungen  schon  in  vollem  Gang  begriffen.  Den  An- 
stoss  zu  dieser  fieberhaften  Thätigkeit  haben  die  Nachrichten  gegeben, 
die  der  österreichische  Gesandte  am  Berliner  Hofe,  Puebla,  einsandte 4). 
Nach  ihm  schien  Preussen  in  ein  grosses  Heerlager  verwandelt  zu 
sein.  Alles  thue  der  König,  um  sich  in  die  >  formidabelste «  Ver- 
fassung zu  setzen;  er  scheue  dafür  keine  Ausgaben.  Vier  Lager 
sollten  gebildet  werden,  an  der  Oder  zwischen  Breslau  und  Frank- 
furt5), bei  Cöslin,  Magdeburg  und  Minden.  Nach  Schlesien  wie  in 

1)  Vgl.  S.  XLIX.  2)  Lehmann  bat  seinen  versachten  Nachweis  von  der 
Priorität  der  preussischen  Rüstungen  vor  den  österreichischen  geradezu  als  die 
»Citadelle«  seiner  Stellung  bezeichnet  Übrigens  sehr  mit  Unrecht  Selbst  wenn 
König  Friedrich  nur  auf  Grund  von  Nachrichten  Uber  die  rein  diplomatische  Vor- 
bereitung eines  Angriffskrieges  seitens  der  Gegner  militärische  Vorkehrungen  ge- 
troffen hätte,  könnten  sie  für  angebliche  Offensivpläne  Preussens  schlechterdings 
nichts  beweisen.  Da  Friedrich  aber  ferner  stets  nur  mit  der  Eventualität  eines 
Krieges  gegen  Osterreich  und  Russland  zusammen  gerechnet  hat  [vgl.  Koser  Preuse. 
Jahrb.  47,  483;  auch  I,  581],  so  könnte  es  sich  höchstens  fragen,  ob  von  Preussen 
oder  Osterreich  und  Russland  die  ersten  Rüstungen  vorgenommen  worden  sind. 
Selbst  Lehmann  aber  kann  nicht  leugnen,  dass  die  preussischen  Rüstungen  erst 
auf  Grund  von  Nachrichten  Uber  die  russischen  begonnen  worden  sind. 

3)  Vgl.  Nr.  147.  Maria  Theresia  an  Kaunitz.  6.  Juli  1756. 

4)  Vgl.  Nr.  134.   Puebla  an  Kaunitz.  29.  Juni  1756. 

5)  Naude  [Beiträge  I,  30  ff.]  hat  irrig  angenommen,  der  Beginn  der  offenen 
Rüstungen  in  Wien  sei  vielmehr  durch  die  Meldung  des  F.  M.  L.  Hinderer  vom 
1.  Juli  1756  [vgl.  Nr.  142]  veranlasst  worden,  dass  die  preussische  Cavallerie  in 
Katibor,  Neustadt  nnd  Oberglogau  Befehl  erhalten  habe,  »heute  noch  oder 
morgen«  mit  Sack  und  Pack  aufzubrechen  nnd  sich  in  Schweidnitz  zu  ver- 
sammeln. Der  Beweis  für  die  abweichende  Darstellung  im  Text  wird  geliefert 
1.  durch  die  directe  Aussage  des  Grafen  Kaunitz,  vgl.  S.  554.  (Maria  Theresia 
an  Starhemberg.  22.  August  1756.)  2.  dadurch,  dass  Kaunitz  mehrfaoh  die  öster- 
reichischen Rüstungen  durch  den  Hinweis  auf  die  von  Puebla  einberichteten 


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Excurs  1.  Der  Beginn  der  Rüatungen  Österreichs.  CLXV1I 

die  anderen  Provinzen  würden  ungeheure  Munitionsvorräthe  geschafft. 
Man  spreche  von  einer  Augrae ntirung  um  30000  Mann;  neun  neue 
Bataillone  wurden  gebildet;  kurz  vorher  hatte  Puebla  gar  von  neun 
Regimentern  zu  berichten  gewusst1).  Es  ist  unleugbar:  die  offenen 
Rüstungen  Österreichs,  so  weit  hat  Lehmann  recht  gesehen,  sind  durch 
die  preussischen  Junirustuugen  hervorgerufen  worden. 

Dass  die  Nachrichten  Uber  preussische  Rüstungen  nur  einen  will- 
kommenen Vorwand  für  Österreichs  gleiche  Maassnahmen  bedeuteten, 
hat  Naude  richtig  erkannt2).  Wir  sahen,  dass  es  im  Interesse  der 
diplomatischen  wie  militärischen  Vorbereitung  der  grossen  Liga  gegen 
Preussen  gelegen  hatte,  die  österreichischen  Truppen  möglichst  bald, 
noch  im  Jahre  1756,  zu  versammeln3).  Ursprünglich  hatte  Kaunitz  mit 
der  offenen  Rüstung  bis  zum  Abschluss  der  Verhandlungen  mit  Prank- 
reich und  Russland  warten  wollen4).  Nach  dem  Vereailler  Defensiv- 
vertrag indessen,  nach  Beginn  der  preusBischen  Rüstungen  brauchte  er 
keine  Gefahr  mehr  für  Österreich  zu  fürchten,  auch  wenn  er  durch 
militärische  Maassregeln  König  Friedrich  reizte.  Man  konnte  sie  jetzt 
als  Defensivanstalten  hinstellen;  für  den  Fall  eines  preussischen  An- 
griffs aber  war  der  casus  foederis  gegeben.  Kaunitz  hatte  »freie 
Hand«5),  um  die  Kriegsvorbereitung  zu  vollenden. 

So  beginnt  denn  seit  dem  7.  Juli  in  grossem  Maassstabe  die 
Mobilmachung  der  österreichischen  Armee.  An  diesem  Tage  erging 
die  Ordre,  die  alle  beurlaubten  Officiere  der  für  die  Feldarmee 
bestimmten  Truppen  sofort  zu  den  Fahnen  zurückrief6).  Gleich- 
falls vom  7.  Juli  datirt  der  Befehl,  die  gesamte  deutsche  Cavallerie 
in  Ungarn,  dem  Banat  und  Böhmen  auf  den  Kriegsfuss  von  zu- 
nächst 900,  demnächst  aber  sogar  auf  1000  Mann  und  Pferde  zu 
augmentiren7).    2000  Leute  und  Pferde  wurden  dafür  gebraucht. 

Maassregeln  Preussens  rechtfertigte.  Vgl.  S.  466.  485.  (Kaunitz  und  Maria  Theresia 
an  Starhemberg.  10.  resp.  24.  Juli  1756.  S.  473.  Maria  Theresia  an  Esterhasy. 
17.  Juli  1756.)  Dem  Hinderer'schen  Berichte  dürfte  Kaunitz  nur  die  Angabe 
eotlehnt  haben,  dass  das  schlesische  Lager  nicht,  wie  Puebla  meldete,  zwischen 
Breslau  und  Frankfurt,  sondern  bei  Schweidnitz  gebildet  werden  würde. 

1}  Vgl.  S.  431.  Puebla  an  Kaunitz.  26.  Juni  1756.  2)  Vgl.  Naud6,  Beitrage  I, 
40.  42.       3)  Vgl.  S.  CXXXVIII.       4)  Vgl.  S.  159.  Vortrag  vom  28.  August  1755. 

5)  Vgl.  S.  LXXVI.  489.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  24.  Juli  1756. 

6)  Vgl.  Nr.  153.   Hofkriegsrathsprotokoll  vom  7.  Juli  1756. 

7)  Vgl.  Nr.  154.  Hofkriegsrathsprotokoll.  Naude  [Beiträge  I,  54  f.]  will 
diese  Augmentation  zu  seiner  Kategorie  der  »geheimen  Rüstungen«  (=  den  obigen 
Kriegsvorbereitungen)  rechnen,  da  er  nicht  bemerkt,  dass  sie  erst  am  Tage  vor  der 
Conferenz  angeordnet  wurde.  Delbrück  folgt  ihm  in  dieser  Auffassung,  geht  aber 
so  weit  zu  behaupten,  dass  diese  Rüstungen  keine  unmittelbaren  Kriegsabaichten 
bekundeten.  Preuss.  Jahrb.  84,  44. 


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CLXVIII    Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

Noch  vor  dem  9.  Juli  waren  dem  Kriegscommissariat  500  000  Gulden 
zur  Beschaffung  der  Remonten  angewiesen1).  Dass  die  Ablieferuug 
aber  erst  fUr  Ende  October  und  November  verlangt  wurde2),  beweist 
wohl,  dass  Kaunitz  sich  dem  Kriege  noch  fern  fühlte.  Deshalb  traf 
man  auch  keine  Anordnungen,  um  die  Stellung  der  bereits  früher 
vorgesehenen,  im  August  fälligen  Remonten  zur  Complettirung  der 
Cavallerie  zu  beschleunigen. 

Am  9.  Juli  erfolgte  ferner  der  Beschluss 3),  in  thunlichster  Eile  die 
Truppen  in  Lagern  in  Böhmen  und  Mähren  zu  versammeln.  Die  unga- 
rischen Lager  bei  Raab  und  Kittsee  wurden  abbestellt.  Dafür  erhielten 
am  11.  und  12.  Juli  76920  Mann  die  Bereitschaftsordre  zum  Marsch  in 
die  böhmisch-mährischen  Lager4):  45520  Mann  Infanterie,  alles,  was  in 
Böhmen,  Mähren,  Inner-,  Ober-  und  Unterösterreich  stand ;  1 2  800  Mann  der 
Grenzer,  die  erst  Maria  Theresia  in  reguläre  Verbände  eingeordnet  hatte5), 
endlich  19600  Mann  an  Cavallerie.  Die  ersten  Marschordres  selbst  für 
diese  Truppen  ergingen  am  II.6)  und  13.  Juli7);  am  15.  und  16.  folgten 
weitere  nach  *).  Man  sieht,  im  wesentlichen  wurde  mit  einem  Schlage 
alles  mobil  gemacht,  was  für  eine  Offensive  gegen  Preussen  verwendet 
werden  sollte.  Noch  fehlten  die  niederländischen  und  italienischen 
Truppen;  denn  diese  gedachte  Kaunitz  nur  in  der  Noth  heranzuziehen0). 
Auch  ungarische  Regimenter  hielt  man  zurUck,  deren  Verbleiben  im 
Lande  für  nöthig  gehalten  wurde,  und  deren  beurlaubte  Officiere  dem- 
gemäß auch  von  der  Rückberufung  ausdrücklich  ausgenommen  wur- 
den10). Mit  Recht  durfte  sich  Kaunitz  rühmen,  nicht  oft  sei  man  in 
Österreich  mit  so  grosser  Eilfertigkeit  zu  Werke  gegangen11).  Im  Sep- 
tember zählte  die  Armee  in  Böhmen  und  Mähren  bereits  78332  Mann12). 


1)  Vgl.  S.  462.   Protokoll  der  Zusammentretung.  9.  Juli  1756. 

2}  Die  Remonten  sollton  an  diesen  Terminen  in  zwei  Katen  abgeliefert 
werden.  Entsprechend  wird  angeordnet,  dass  auch  die  Hälfte  der  Augmentirunga- 
recruten  erst  Ende  October  eingestellt  werden  soll.  Vgl.  Nr.  157.  Hofkriegsraths- 
protokoll  vom  9.  Juli  1756. 

3)  Vgl.  S.  463.   Protokoll  der  Zusammentretung  vom  9.  Juli  1756. 

4)  Vgl.  Lehmann  48.  Die  einaelnen  Ordres  vgl.  unter  Nr.  160 — 165.  163.  169. 

5)  Vgl.  Maria  Theresias  Denkschrift,  Archiv  für  osterr.  Geschichte  47,  319. 

6)  Vgl.  Nr.  162.         7)  Vgl.  Nr.  166. 

8)  Vgl.  Nr.  170—173.  Hofkriegsrathsprotokolle  vom  15.  und  16.  Juli  1756. 

9)  Vgl.  S.  485.   Maria  Theresia  an  Starheinberg.  24.  Juli  1756. 

10)  Vgl.  Nr.  153.  Hofkriegsratbsprotokoll  vom  7.  Juli  1756.  80000  Mann  hatte 
Kaunitz  für  den  Angriff  verwenden  zu  wollen  mehrfach  erklärt  [Vgl.  S.  261.] 
Lehmann  hätte  also  die  Mobilisirung  der  77000  Mann  um  bo  weniger  mit  der 
Bemerkung:  »also  nicht  viel  mehr  als  ein  Drittel  des  Heeres«  begleiten  sollen, 
als  es  sich  in  Wahrheit  fast  um  die  Hälfte  handelte. 

11)  Vgl.  S.  566.  Kaunitz  an  Starheinberg.  27.  August  1756.      12)  Vgl.  S.  746. 


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Excura  1.  Der  Beginn  der  Rüstungen  Österreichs. 


CLXIX 


Eine  weitere  Steigerung  der  Rüstungen  trat,  wie  Lehmann  richtig 
bemerkt  hat»),  nach  dem  20.  August  ein.  Absichtlich  hatte  Kaunitz 
die  preussischen  Anfragen  dunkel  beantwortet.  Um  sich  die  Möglich- 
keit zu  wahren,  mit  den  Rüstungen  fortzufahren,  nahm  er  die  Gefahr 
hin,  sofort  angegriffen  zu  werden.  Er  hielt  den  Krieg  jetzt  für  wahr- 
scheinlich und  nahe  bevorstehend3).  Dementsprechend  ergingen  nun- 
mehr Marschbefehle  an  neue  ungarische  Regimenter  und  Marschbereit- 
sckaftsordres  für  die  Truppen  in  Italien;  die  Generale  für  die  Truppen 
in  den  böhmisch-mährischen  Lagern  wurden  ernannt,  endlich  auch  die 
letzteren  mit  der  nöthigen  Artillerie  versehen. 

Als  dann  zu  Anfang  September  der  Einmarsch  der  preussischen 
Truppen  in  Sachsen  bekannt  wurde,  ging  man  noch  weiter3}.  Die 
italienischen  Trappen  erhielten  Marschbefehl,  die  niederländischen 
Bcreitschaftsordre ;  neue  in  Ungarn  stehende  Regimenter  wurden  zu- 
sammengezogen, ein  beträchtlicher  Theil  der  zurückgelassenen  vier- 
ten Bataillone  als  dort  entbehrlich  herangebracht,  für  Böhmen  und 
Mähren  die  nöthigen  Falls  zwangsweise  Aufbringung  der  fehlenden 
Pferde  angeordnet.  Der  Losbruch  Friedrichs  überraschte  die  Öster- 
reicher, noch  ehe  sie  mit  ihren  Vorbereitungen  zu  Ende  gekommen 
waren4).  Nicht  das  ist  wunderbar,  wie  weit  man  mit  den  Kriegsvor- 
bereitungen in  Österreich  zur  Zeit  des  preussischen  Einfalles  in  Sachsen 
noch  zurück  war,  sondern  viel  erstaunlicher  ist  die  andere  Thatsache, 
dass  die  österreichische  Armee  den  Gegner  schon  am  1.  October  bestehen 
konnte,  obwohl  man  sich  erst  gegen  Ende  August  wieder  ernstlich  mit 
dem  Gedanken  eines  nahen  Krieges  vertraut  gemacht  hatte. 


1)  Vgl.  Lehmann  50.        2)  Vgl.  S.  CXXXIX.        3)  Lehmann  52. 

4)  Vgl.  das  Protokoll  der  Rüstungscommission  vom  6.  September  1756.  — 
Naude  [Beiträge  I,  60  ff.]  nimmt  an,  dass  den  gesamten  österreichischen  Rüstungen 
des  Sommers  1756  die  Koch'sche  Denkschrift  [vgl.  Nr.  102]  als  Programm  zu  Grunde 
gelegen  hat  Für  die  grosBC  Meinzahl  der  Vorsehläge  Kochs  lässt  sich  jedoch  aus 
den  unten  folgenden  Acten  nachweisen,  dass  man  sie  nicht  befolgte.  Selbst  dass 
man  die  Regimenter  nur  zu  drei  Bataillonen  ausrücken  Hess  und  die  vierten  zur 
Complettirung,  Garnisonen  etc.  verwandte,  ist  bereits  im  Jahre  1748  vorgesehen 
worden.  Allenfalls  konnte  die  Einrichtung  von  Übercompletten  und  der  Verzicht 
auf  eine  Augmentirung  auch  der  Infanterieregimenter  auf  Kochs  Rath  zurückgehen. 


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Excurs  2. 


Die  Verschiebung  des  Angriffs  auf  1757. 

Anders,  als  oben  geschehen,  hat  A.  Naude »)  diesen  Aufschub  des 
Angriffs  auf  Preussen  zu  erklären  versucht.  Der  Behauptung  Lehmanns, 
noch  Ende  August  sei  die  Offensive  Österreichs  nicht  gesichert  gewesen, 
stellte  er  die  andere  gegenüber,  dass  schon  der  Defensiwertrag  vom 
1 .  Mai  alle  Forderungen  erfüllt  habe,  von  denen  Kaunitz  die  Möglich- 
keit des  Angriffs  abhängig  gemacht  hatte.  Naturgemäss  also  mtlsste 
dessen  Verschiebung  durch  andere  Gründe  als  die  Unfertigkeit  der 
diplomatischen  Verhandlung  mit  Frankreich  bedingt  gewesen  sein. 
Naude  fand  deren  zwei. 

Der  erste  besteht  in  der  Hoffnung  des  Kanzlers,  noch  viel  grössere 
Zugeständnisse  in  Frankreich  herausschlagen  zu  können.  Nach  Naude* 
zerfallen  die  Verhandlungen  mit  dem  französischen  Hofe  in  zwei 
scharf  getrennte  Epochen;  in  der  ersten  handelt  es  sich  um  die  Er- 
möglichung des  Angriffs  auf  Preussen.  Er  ist  seit  dem  Abschluss 
des  Defensivvertrags  gesichert.  Die  zweite  Epoche  beginnt  mit  der 
Abforderung  der  gesamten  Niederlande  durch  Bernis.  Jetzt  eröffnet 
sich  die  Aussicht  auf  weitere  Zugeständnisse  Frankreichs.  Man  schiebt 
den  Angriff  auf,  um  gegen  die  Abtretung  der  Niederlande  die  Bewilli- 
gung derjenigen  Bedingungen  einzutauschen,  die  am  9.  Juni  Starhem- 
berg ttbereandt  werden.  Jetzt  zuerst  tauchen  diese  Forderungen  auf; 
von  ihnen  hängt  nur  der  Verzicht  auf  die  Niederlande,  dagegen  nicht 
die  Offensive  gegen  Preussen  ab. 

Diese  Ansicht  Naudes  ist  nicht  zu  halten2).  Ganz  ausdrücklich 
hat  Kaunitz  einen  blossen  Defensivvertrag  mit  Frankreich  als  unzu- 
reichend für  den  Angriff  auf  Preussen  erklärt»).  Auch  nach  Starhem- 

1)  Vgl.  S.  CXV.   Naude,  Beitrüge  I,  57  ff.  73  ff. 

2)  Vgl.  auch  Delbrück,  Preuss.  Jahrb.  86,  422. 

3)  Vgl.  S.  279.  282  ff.  265  f.  Denkschrift  von  Kaunitz  nnd  Erlaaa  an  Star- 
hemberg vom  27.  März  175G. 


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Excurs  2.  Die  Verschiebung  des  Angriffe  auf  1757.  clxxi 

bergs  Auffassung  hing  von  der  Erfüllung  der  Bedingungen,  die  am 
9.  Jnni  ihm  ttbersandt  wurden,  keineswegs  nur  der  Verzicht  auf  den 
Besitz  der  Niederlande,  sondern  die  Ausführbarkeit  des  Angriffes  ab1). 
Kaunitz  selbst  bezeichnete  am  24.  Juli 2)  jene  Bedingungen  und  ins- 
besondere die  Beschäftigung  Englands  durch  die  Franzosen  und  die  Ge- 
währung von  Geldmitteln  für  eine  dritte  Armee  als  unumgänglich  not- 
wendig für  das  Wagniss  des  grossen  Vorhabens.  Ganz  folgerichtig 
war  der  Kanzler  auf  seinem  alten  Standpunkt  verblieben.  Die  finan- 
zielle Beihülfe  Frankreichs,  die  weitere  Schwächung  Preussens  auch 
Uber  Schlesien  hinaus  hatte  er  bereits  im  August  1755,  die  Beschäf- 
tigung der  Seemächte  durch  eine  dritte  Armee  im  März  1756  als  un- 
erläßliche Vorbedingungen  für  einen  österreichisch-russischen  Angriff 
auf  Preussen  erklärt  Keine  dieser  Forderungen  war  im  Defensiv- 
yertrage  zugestanden.  Noch  also  war  auch  die  Offensive  nicht  ge- 
sichert. 

Zu  dem  gleichen  Resultat  führt  eine  zweite  Erwägung.  Dass 
seit  dem  1.  Mai  die  Frage  im  Vordergrund  gestanden  habe,  ob  Öster- 
reich die  gesamten  Niederlande  abtreten  werde,  ist  dem  Wortlaut  nach 
richtig.  Ebenso  durfte  Naud6  mit  Grund  behaupten,  dass  von  der 
Erfüllung  der  Forderungen  vom  9.  Juni  diese  Oession  der  Niederlande 
abhängig  gemacht  worden  sei.  Aber  es  ist  irrig,  wenn  er  daraus 
schliesst:  es  konnte  sich  also  nach  dem  1.  Mai  diese  Abtretung  zer- 
schlagen, ohne  dass  die  Offensive  gegen  Preussen  dadurch  in  Frage 
gestellt  wurde.  Denn  eben  den  Besitz  der  Niederlande  forderte  Frank- 
reich für  die  Erfüllung  derjenigen  Bedingungen,  die  Osterreich  länget 
vor  dem  9.  Juni  und  1.  Mai  gestellt  hatte.  Gestand  Maria  Theresia 
die  Vereinigung  der  Niederlande  mit  Frankreich  nicht  zu,  so  er- 
theilte  der  französische  Hof  auch  nicht  seine  Zustimmung  zu  der 
Eroberung  Schlesiens,  geschweige»  zu  einer  noch  weiteren  Zerstückelung 
Preussens  und  zahlte  keine  Subsidien.  Indirect  also  hing  doch  auch  die 
Offensive  Österreichs  von  der  Cession  der  Niederlande  ab.  Dieser 
SchluBB  wird  durch  den  Nachweis5)  noch  zwingender,  dass  die  öster- 
reichischen Forderungen  vom  9.  Juni  im  wesentlichen  mit  den  früheren 
vom  27.  März  identisch  sind,  keineswegs  erst  infolge  des  neuen  fran- 
zösischen Begehrens  erscheinen. 

Als  das  wichtigere  Motiv  indessen  für  die  Vertagung  des  Angriffs 
erscheint  nach  Naude*)  die  Unfertigkeit  der  militärischen  Kriegsvor- 
bereitung Österreichs.   Dieser  Mangel  ist  von  Koch,  dem  Cabinets- 


1)  Vgl.  8.  444.  567.   Starhemberg  an  Kaunitz.  3.  Juli  und  29.  August  1756. 

2)  Vgl.  S.  484.  486.      3)  Vgl.  S.  CXVI  ff.      4)  Vgl.  Naude,  Beiträge  I,  57. 


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CLXxn     Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

gecretär  der  Kaiserin,  klargelegt  worden.  Dessen  Denkschrift1)  habe 
»zuerst  und  hauptsächlich«  den  Aufschub  veranlasst. 

Koch  fragt:  Kann  Osterreich  aHein  zusammen  mit  Russland  die 
Offensive  —  denn  darum  handelt  es  sich,  wie  Naudö  mit  Recht  gegen 
Lehmann  betont  —  gegen  Preussen  ergreifen  und  zwar  sofort?  Beides 
verneint  er.  Für  einen  Angriffskrieg  habe  man  nur  die  unzulängliche 
Macht  von  77000  Mann  und  10000  Irregulären  zur  Verfügung.  Es 
bedürfe  also  noch  einer  zweiten  Armee  von  50—  60000  Mann.  Hierzu 
könne  man  die  niederländischen  Truppen  nicht  verwerthen,  bevor  nichts 
sicheres  mit  Frankreich  vereinbart  sei;  die  italienischen  nicht,  falls 
nicht  Neapel  dem  geheimen  Plane  zugestimmt  habe;  der  Augmenta- 
tion der  eigenen  Truppen  seien  naturgemäss  enge  Grenzen  gesetzt. 
Also  ist  sein  Schluss:  man  verschiebe  den  Angriff  auf  das  Jahr  1757, 
verschaffe  sich  durch  Subsidienverträge  die  nüthigen  Soldtmppen  für 
die  zweite  Armee,  sichere  sich  Frankreichs  active  Theilnahme  am 
Kampfe,  vertröste  das  allzu  hitzige  Russland  und  bereite  inzwischen 
unauffällig  den  Angriff  vor.  Am  16.  Mai  reichte  Koch  seine  Denk- 
schrift der  Kaiserin  ein;  am  22.  schon  ist  der  Beschluss  gefasst,  den 
Krieg  erst  1757  zu  beginnen.  Die  Annahme  eines  causalen  Zusam- 
menhangs scheint  beinahe  selbstverständlich  zu  sein. 

Gleichwohl  erweist  sich  diese  Combination  als  irrig,  da  Kaunitz 
nachweisbar  erst  nach  Abgang  des  Erlasses  vom  22.  Mai  von  dem 
Vorhandensein  der  Koch'schen  Denkschrift  Kenntniss,  erst  am  26.  Mai 
ihren  Text  erhalten  hat  An  letzterem  Tage  übersendet  ihm  Koch 
die  verlangte  Schrift,  von  der  er  dem  Kanzler  »vorgestern«,  d.  h.  also 
am  24.  Mai,  gesprochen  habe2).  Dem  Wortlaut  des  Begleitbriefes  ist 
zu  entnehmen,  dass  Koch  seiner  Seits  die  Rede  auf  seine  Arbeit  gebracht 
und  erst  daraufhin  Kaunitz  den  Wunsch,  sie  kennen  zu  lernen,  ge- 
äussert hat.  Koch  beschreibt  sodann  dem  Grafen  kurz  den  Zweck 
und  Inhalt  seines  Mömoires,  was  gamicht  zu  verstehen  wäre,  wenn 
es  bereits  für  den  Entschluss  des  Kanzlers  vom  22.  Mai  den  Aus- 
schlag gegeben  hätte.  Endlich  stellt  Koch  es  dem  Kanzler  frei,  sich 
des  Inhaltes  der  Denkschrift,  falls  er  darin  etwas  wichtiges  fände, 
wie  seiner  eigenen  Gedanken  beim  Kaiser  zu  bedienen.  Auch  diese 
Worte  führen  nothwendig  zu  der  Voraussetzung,  dass  Kaunitz  erst 
jetzt  von  Kochs  Vorschlägen  erfährt  Bei  der  dominirenden  Stellung 
des  Staatskanzlers  in  Österreich  aber,  dem  »magischen«  Einfluss,  den 
er  nach  dem  Ausdruck  des  englischen  Gesandten  Keith3),  auf  die 

1)  Vgl.  Nr.  102.   Koch  an  Kauniti.  26.  Mai  1756. 

2)  Vgl  Nr.  102  a.  Koch  an  Kauniti.  26.  Mai  1756. 

3)  Vgl.  WaddingtoD,  Kenversement  346. 


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Excurs  2.  Die  Verschiebung  dos  Angriffs  auf  1757.  CLXXIII 

Kaiserin  ausübte,  iflt  es  völlig  ausgeschlossen,  dass  die  Vertagung  des 
geplanten  Angriffs  auf  Preussen  aus  Gründen  beschlossen  sein  sollte, 
von  denen  Kaunitz  erst  später  Eenntniss  erlangt  hätte. 

Aus  dieser  Sachlage  ergeben  sich  ohne  weiteres  die  Möglichkeiten, 
wie  der  Erlass  am  22.  Mai1)  zu  Stande  gekommen  sein  kann.  Un- 
möglich ist  zunächst,  dass  er  auf  den  Beschluss  der  Conferenz  zurück- 
geht, die  am  19.  Mai  —  die  nächstfolgende  fand  erst  am  2.  Juni 
statt  —  zusammentrat2).  Denn  weder  ist  die  in  solchem  Fall  übliche 
Form  gewahrt,  dass  die  Weisung  von  der  Kaiserin  ausgeht,  anstatt 
wie  am  22.  Mai  von  Kaunitz,  noch  ist  in  dem  uns  erhaltenen  Protokoll 
Uber  jene  Sitzung  des  Erlasses  gedacht.  Vollends  aber  ist  es  ent- 
scheidend, dass  nach  Kochs  Begleitschreiben  auch  der  Kaiser  noch 
am  26.  Mai  nichts  von  der  Denkschrift  gewusst  hat,  obwohl  er  so 
gut  wie  Kaunitz  Mitglied  der  Conferenz  war.  Somit  bleibt  nur  die 
Annahme  übrig,  dass  Kaunitz  ohne  Kenntniss  der  Koch'schen  Denk- 
schrift der  Kaiserin  den  Entwurf  des  Erlasses  vom  22.  Mai  am  21.') 
vorgelegt  hat.  Ob  Maria  Theresia  bei  ihrer  Zustimmung  ausser  durch 
die  von  Kaunitz  vorgeführten  Gründe  etwa  auch  durch  die  inzwischen 
stattgehabte  Lectüre  der  Koch'schen  Darlegungen  becinflusst  worden 
ist,  bleibt  eine  offene  Frage. 

So  gelangen  wir  zu  dem  Resultate,  dass  die  Unmöglichkeit,  noch 
im  laufenden  Jahre  den  Krieg  zn  eröffnen,  von  Koch  wie  von  Kaunitz 
unabhängig  von  einander  erkannt  worden  ist.  Diese  Thatsache  wird 
an  ihrer  Eigentümlichkeit  verlieren,  wenn  sich  zeigt,  dass,  wie  die 
Folgerung,  bo  auch  die  allgemeinen  Anschauungen  beider  Männer  ver- 
wandte gewesen  sind.  Beide  waren  von  der  Überzeugung  durchdrungen, 
dass  die  Kräfte  Österreichs  und  Russlands  allein  zur  Bewältigung 
Preussens  nicht  ausreichten.  Beide  forderten  die  Bildung  einer 
dritten  Armee.  Beide  hielten  eine  Entscheidung  Frankreichs  abzu- 
warten für  nothwendig.  Von  solchen  Prämissen  aus  konnten  beide, 
der  eine  vom  Standpunkt  des  Politikers,  der  andere  von  dem  des 
Militärs,  leicht  zu  dem  gleichen  Schluss  gelangen.  Übrigens  scheint 
es,  als  ob  Koch  keinen  allzu  tiefen  Einblick  in  den  Stand  der  Ver- 
hältnisse besass.  Man  sollte  in  seinem  Briefe  an  Kaunitz  irgend  eine 
Andeutung  vennuthen,  dass  sein  Zweck  ja  bereits  mit  dem  Erlass 
vom  22.  Mai  erreicht  war,  wenn  er  von  diesem  gewusst  hätte.  Man 

1)  Vgl.  Nr.  99.   Kaunitz  an  Esterhasy. 

2)  Vgl.  Nr.  93.   Protokoll  der  Conferens.  19.  Mai  1756. 

3}  In  dorso  dieses  Erlasses  findet  sich  der  Vermerk:  »zum  Vortrag  vom 
21.  Mai  1756«,  was  aber  nicht  rfothwendig  auf  eine  mündliche  Unterredung 
hinweist. 


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CLXXIV    Die  Entetehung  der  Coalttion  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

erstaunt,  dass  er  die  Frage  einer  Verstärkung  der  österreichischen  Armee 
durch  Soldtruppen  deutscher  Reichsfürsten  nochmals  erörtert,  die 
längst  bereits  in  seinem  Sinn  entschieden  war1).  Auch  sein  Vorschlag, 
Frankreich  zur  Stellung  eines  Httlfscorps  zu  vermögen,  das  mit  den 
österreichischen  Truppen  in  den  Niederlanden  zu  vereinigen  wäre, 
war  bereits  von  Kaunitz  vorweggenommen  worden3).  Dass  auch  auf 
rein  militärischem  Gebiete  Kochs  Rathschläge  nicht  befolgt  worden 
sind,  haben  wir  gesehen8).  Keinesfalls  also  hat  seine  Denkschrift 
der  politischen  und  militärischen  Action  der  folgenden  Monate  die 
entscheidende  Richtung  gegeben.  Welchen  Zweck  und  welche  Wirkung 
sie  in  Wirklichkeit  gehabt  hat,  vermag  ich  aus  dem  vorliegenden 
Material  nicht  zu  sagen.  Möglich,  dass  die  Kaiserin  persönlich,  im 
Vertrauen  auf  die  unerwartete  Bereitwilligkeit  Russlands,  auch  ohne 
Frankreich  sofort  loszuschlagen  wünschte  und  Koch  sie  davor  warnte. 

Mit  grösserer  Wahrscheinlichkeit  dagegen  wird  man  den  Grund 
vermuthen  dürfen,  der  Koch  zu  der  Übersendung  seiner  Denkschrift 
an  Kaunitz  bestimmte.  Am  24.  Mai  fand  eine  Unterredung  zwischen 
den  beiden  Männern  statt.  Am  23.  Mai«)  hatte  der  Kaiser  den  Mit- 
gliedern der  Conferenz  die  Frage  zur  schriftlichen  Beantwortung  vor- 
legen lassen,  ob  man  sich  angesichts  der  hochgespannten  Forderung 
Frankreichs  auf  Abtretung  der  Niederlande  mit  dem  Defensivvertrage 
vom  1.  Mai  begnügen  solle  oder  nicht.  Die  Annahme  liegt  nahe, 
dass  daraufhin  Koch  sich  veranlasst  fühlte,  dem  Kanzler  seine 
Ausführungen  zukommen  zu  lassen.  Jedoch  hat  Kaunitz  von  dem 
Inhalt  der  Denkschrift  keinerlei  Gebrauch  gemacht.  Er  hat  als 
Politiker  stets  fast  nur  nach  politischen  Rücksichten  gehandelt.  Hier 
auf  dem  Gebiet  der  von  weither  angesponnenen  diplomatischen  Ver- 
handlungen, das  er  wie  kein  zweiter  in  seiner  Zeit  beherrschte,  fühlte 
er  sich  heimisch.  Auch  die  Frage  nach  der  Zweckmässigkeit  eines 
Verzichts  auf  die  Niederlande  hat  er  wesentlich  vom  politischen  Stand- 
punkte aus  beantwortet.  Den  militärischen  Aufgaben  aber,  die  sein 
grosser  Plan  dem  Kaiserstaate  stellte,  hat  er  von  Anfang  an  eine  auf- 
fallend geringe  Berücksichtigung  geschenkt. 


1)  Vgl.  z.  B.  S.  252.  289.   Maria  Theresia  an  Starheuiberg.  6.  und  27.  März 
1756.        2)  VgL  S.  311.  Kaunitz  an  Starhemberg.  19.  April  1756. 
3)  Vgl.  S.  CLXIX  Anm.  3.         4)  Vgl.  S.  384  Anm.  3. 


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Excurs  3') 


Kaunitzens  angebliche  Besorgnisse  wegen  Russland. 

An  die  Frage,  ob  die  Befürchtungen  über  einen  Abfall  Russlands 
auf  die  Seite  Englands,  die  eich  in  einzelnen  Erlassen  an  Starhem- 
berg  finden,  die  wahre  Ansicht  von  Kaunitz  wiederspiegeln  oder  nicht, 
hat  sich  eine  lebhafte  Polemik  geknüpft.  Lehmann3)  nahm  an,  dass 
in  der  That  der  österreichische  Kanzler  im  Sommer  1756  »mit  der 
Möglichkeit  einer  jähen  Änderung  in  Petersburgc  gerechnet  habe. 
Naude9)  dagegen  betrachtete  diese  Besorgnisse  des  Kanzlers  als  zu 
dem  Zweck  erdichtet,  den  französischen  Hof  durch  den  Hinweis  auf 
einen  drohenden  Umschwung  der  russischen  Politik  zu  ängstigen  und 
dadurch  zu  schnellerer  Erfüllung  der  österreichischen  Wünsche  zu 
veranlassen. 

Nun  kann  zunächst  die  eine  Thatsache  füglich  nicht  bezweifelt 
werden,  dass  die  Nachrichten  Uber  Russland  von  Starhemberg  ver- 
wandt werden  sollten,  um  Frankreichs  Geneigtheit  für  die  Erfüllung 
der  österreichischen  Forderungen  zu  erhöhen.  Was  Kaunitz  am  9.  Juni 
Uber  Russland  an  Starhemberg  mittheilt4),  ist  darauf  berechnet,  den 
französischen  Hof  »in  Verlegenheit  zu  bringen  und  zu  baldiger  und 
zuverlässiger  EntSchliessung  zu  veranlassen.«  Und  ganz  generell 
äusserte  er  sich  über  den  Zweck  der  Vorstellungen,  die  er  in  Frank- 
reich über  Russland  machen  lasse,  am  22.  August  dahin5):  er  wolle 
sich  des  russischen  Hofes  vollkommen  versichern,  »andern  Theils  aber 
solle  die  lebhafte  Vorstellung  dieser  offenbar  richtigen  Wahrheit«)  bei 
dem  französischen  ministerio  zum  kräftigsten  Antrieb  dienen,  in  dem 

lf  Vgl.  3.  CXXXVI.    2)  Vgl.  Lehmann  35  f.  56. 

3)  Vgl.  Naude,  Beiträge  I,  79  ff.       4)  Vgl.  Nr.  112  a. 

5)  Vgl.  S.  552.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  22.  August  1756. 

6)  DasB  nämlich  »nicht  nur  das  österreichische  sondern  auch  das  französi- 
sche Interesse  ohngezweifelt  erfordere,  sich  des  russischen  Hofes  vollkommen  zu 
versichern.« 


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CLXXVI    Die  Entstehung  der  CoalitioD  gegen  Preussen  1755  und  1756. 

grossen  Geschäft  mit  mehrerem  Ernst  und  Eilfertigkeit  zu  Werk  zu 
gehen  und  sich  durch  Nebenabsichten  nicht  auf  Irrwege  fuhren  zu 
lassen.« 

Nicht  also  mehr  das  steht  in  Frage,  ob  Kaunitz  mit  diesen  Mit- 
theilungen Uber  Russland  eine  bestimmte  Tendenz  in  Frankreich  ver- 
folgt habe,  sondern  nur,  ob  die  Form  und  Auswahl  dieser  Benach- 
richtigungen die  eigene  Uberzeugung  des  Kanzlers  wiederspiegeln. 

Wir  erkannten  bereits:  Kaunitz  wünschte  nicht  ein  Offensiv- 
biindniss  zu  gleichem  Recht  zwischen  den  drei  Staaten  Österreich, 
Frankreich  und  Russland,  sondern  zwei  getrennte  Verträge  zwischen 
Österreich  und  Russland  und  Österreich  und  Frankreich1).  Eine  un- 
mittelbare Verbindung  des  französischen  und  russischen  Hofes  unter 
einander  suchte  er  möglichst  zu  verhindern.  Höchst  unangenehm  war 
ihm  der  Eifer  Elisabeths  gewesen,  sich  sofort  nnd  unmittelbar  mit 
Frankreich  ins  Einvernehmen  zu  setzen.  »Keineswegs  komme  es  der- 
malen auf  freundschaftliche  Demonstrationen  nnd  Versicherungen  an,  die 
den  französischen  Argwohn  weit  ehender  vergrössern  als  vermindern« 
würden ,  hatte  er  warnend  der  russischen  Regierung  zugerufen3). 
Ähnlich  schreibt  er  in  einem  geheimen  Erlass  an  Esterhasy*):  »Giebt 

sich  Russland  vor  der  Zeit  nnd  zu  viel  gegen  Frankreich  bloss, 

so  ist  mit  diesem  Hof  garnicht  zurecht  zu  kommen.«  In  Paris  aber 
begab  sich  das  wunderliche  Schauspiel,  dass  Russlands  Unterhändler 
Bechtejew  bei  seinen  Versuchen,  mit  der  französischen  Regierung  in 
directe  Verhandlungen  zu  treten,  auf  Schritt  nnd  Tritt  von  Starhem- 
berg gehindert  wurde4).  Bechtejew  hat  den  Sachverhalt  vollkommen 
durchschaut.  Unzählige  Male  beschwerte  er  sich  in  Petersburg  über 
das  wenig  allianzmässige  Gebahren  des  Österreichers5).  Kaunitz 
wollte  den  diplomatischen  Verkehr  zwischen  Frankreich  nnd  Russland 
allein  beherrschen,  auch  der  Zarin  keinen  Landgewinn  gönnen. 

Genau  das  gleiche  Spiel  wiederholte  sich  umgekehrt  in  Peters- 
burg Frankreich  gegenüber.  Esterhasy  wird  angewiesen,  mit  dem 
französischen  Emissär  Douglas  freundlich  aber  zurückhaltend  zu  ver- 
kehren6). Den  französischen  Hof  aber  suchte  Kaunitz  von  der  Zweck- 
losigkeit  jedes  Versuches  einer  selbständigen  Verhandlung  mit  Russ- 
land zu  tiberzeugen.   Füge  sich  der  französische  Hof  bald,  schreibt 


1)  Vgl.  s.  CVII.  CXLIX. 

2)  Vgl.  S.  367.   Kaunitz  an  Esterhasy.  22.  Hai  1756. 

3)  Vgl.  Nr.  105.  Kaunitz  an  Estorhasy.  29."Mai  1756.  Vgl.  auch  Nr.  130  b. 
Kaunitz  an  Esterhasy.  26.  Juni  1756. 

4)  Vgl.  S.  416.   Starhemberg  an  Kaunitz.   18.  Juui  1756. 

5)  Vgl.  Brückner  326  ff.         6)  Vgl.  S.  429.   26.  Juni  1756. 


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Excurs  3.  Kauniteens  angebliche  Besorgnisse  wegen  Rassland.  CLXXVII 

er  am  30.  Juni1),  den  Forderungen  der  Kaiserin  Maria  Theresia,  so 
werde  man  Kussland  schon  in  seinem  augenblicklichen  günstigen 
System  erhalten.  Gar  sehr  aber  dürfte  sich  »das  französische  Mini- 
sterium in  seiner  Rechnung  betrügen,  wenn  es  die  Absicht  führen 
sollte,  auch  ohne  Österreichs  Vorwissen  und  Mitwirkung  etwas  voll- 
kommenes in  Russland  zu  Stande  zu  bringen,  da  Osterreich  auf  den 
ernannten  Hof  als  seinen  wahren  und  natürlichen  Alliirten  in  An- 
sehung des  Königs  in  Preussen  und  der  Pforten,  wo  nicht  vollkommen, 
jedoch  mehr  als  andere  Mächte  zählen  könne.«  Ahnlich  heisst  es  in 
einem  späteren  Schreiben1):  »Nun  will  zwar  unter  der  Hand  ver- 
lauten, dass  man  von  Paris  eine  sehr  kostbare  Tabatiere  und  viel- 
leicht mehrere  dergleichen  Galanterien  dem  Douglas  zur  nützlichen 
Verwendung  zugesendet  habe.  Man  wird  sich  aber  gar  sehr  irren, 
wenn  gehoffet  werden  wollte,  dass  hiermit  der  Hauptendzweck  er- 
reichet und  der  russische  Hof  von  der  engeren  Verbindung  mit  Eng- 
land zurückgehalten  werden  könne.«  In  »nachdrückliche  Vorstellung« 
will  man  es  eventuell  dem  französischen  Hof  gebracht  wissen 3),  »dass 
die  bessere  Einverständnis  mit  Russland  einzig  und  allein  unseren 
Maassnahm-  und  Bemühungen  zu  verdanken  seie,«  dass  aber  eine 
jähe  Änderung  erfolgen  könnte,  »wann  Frankreich  die  schöne  Ge- 
legenheit aus  Händen  lasse  und  Russland  auf  die  Gedanken  geführt 
werden  sollte,  als  ob  jener  Hof  nur  Zeit  zu  gewinnen  suche  und  es 
ihm  mit  dem  geheimen  Vorhaben  gegen  Preussen  kein  rechter  Ernst 
seie.«  Die  Absicht  ist  unverkennbar:  um  den  einen  Hof  gegen  den 
andern  ausspielen  zu  können,  innsste  Kaunitz  einstweilen  beide  in 
gemessener  Entfernung  von  einander  halten. 

Unleugbar  aber  lag  es  im  Interesse  Österreichs,  am  französischen 
Hofe  die  Besorgnisse  vor  einem  Abschwenken  Russlands  so  lange  wach 
zu  halten,  bis  der  österreichisch-französische  Offensivvertrag  gesichert 
war.  Wir  sahen  schon,  die  Thatsache,  dass  die  Zarin  auf  alle  Be- 
gehren Österreichs  so  über  Erwarten  eingegangen  war,  sollte  Starhem- 
berg in  Paris  nur  dann  mittheilen4),  wenn  die  dortige  Regierung  be- 
reits einen  festen  Entschluss  zu  Gunsten  des  geheimen  Tractats  mit 
Österreich  gefasst  hätte.  Russlands  Aunäherung  an  Frankreich  vor 
definitiver  Einigung  des  Wiener  und  Versailler  Hofes  missbilligte 
Kaunitz,  um  die  Halsstarrigkeit  des  letzteren  nicht  zu  verstärken.  Denn 
natürlich  stieg  der  Werth  der  französischen  Zustimmung,  wenn  nur 

1)  Vgl.  S.  438.   Maria  Theresia  an  Starhemberg. 

2)  Vgl.  S.  506.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.   11.  August  1756. 

3)  Vgl.  S.  40S.   Maria  Theresia  an  Starliemberg.  9.  Juni  1756. 

4)  Vgl.  oben  S.  CXII  und  312.   Kaunitz  an  Starhemberg.  19.  April  1750. 

Acten  zur  Vorgeschichte  Urs  7jährigr>n  Krieges.  m 


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CLXXVIII  Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preußsen  1755  und  1756. 

Ton  ihr  das  Zustandekommen  der  Offensivallianz  abhängig  war.  Dass 
Österreich  dem  russischen  Hofe  angeboten  habe,  sofort  zwei  Millionen 
zu  zahlen,  falls  König  Friedrich  losschlüge,  auch  diese  Thatsache 
durfte  Starhemberg  nicht  kund  werden  lassen,  weil  man  in  Frankreich 
sonst  »desto  weniger  wegen  Russland  besorgen  dörfte1).« 

Fraglich  ist  nunmehr  nur  noch,  ob  Kaunitz  so  weit  gegangen  ist, 
die  Lage  in  Kussland  absichtlich  schlimmer  darzustellen,  als  er  sie 
in  Wirklichkeit  ansah. 

Kaunitz  will  gefürchtet  haben2),  dass  die  Verschiebung  des  An- 
griffs auf  1757  Russland  verleiten  möchte,  »aus  Begierde  zum  Geld 
in  die  englischen  Absichten  endlich  einzugehen ,  .  .  .  sogar  Frankreich 
durch  eine  namhafte  Truppenabgabe  in  nicht  geringe  Verlegenheit  zu 
setzen.«  Noch  sei  diese  Sorge,  schreibt  er  an  Starhemberg,  nicht  ganz 
geschwunden,  jedoch  merklich  vermindert  Durch  schnellen  Abschluss 
der  französischen  Allianz  mit  Osterreich  könne  Russland  in  seinem 
guten  System  erhalten  werden.  Dass  Russland  sich  aber  gegen  Frank- 
reich wenden  sollte,  war  schlechterdings  ein  von  Kaunitz  aus  der  Luft 
gegriffenes  Schreckmittel.  Ganz  freiwillig,  ohne  Anstoss  von  Seiten 
Österreichs  hatte  Elisabeth  bei  dem  Abschluss  des  Subsidien Vertrages 
mit  England  jede  andere  Verwendung  ihrer  Truppen  als  gegen  Preussen 
abgelehnt.  Von  einer  Stimmungsänderung  in  Russland  lag  bisher 
weder  thatsächlich  noch  in  den  Berichten  Esterhasys  auch  nur  eine 
leise  Andeutung  vor.  Im  Gegentheil,  noch  Ende  April  hatte  sich 
Rußland  geweigert,  Hannover  gegen  Frankreich  zu  schützen3),  am 
28.  Mai  hatte  der  russische  Unterhändler  Bechtejew  von  Petersburg 
aus  seine  Reise  nach  Paris  angetreten4). 

Und  sollte  Kaunitz,  falls  er  wirklich  vor  dem  Vertagungsantrage 
einen  so  durchgreifenden  Umschwung  der  Stimmung  am  russischen 
Hofe  erwartet  hatte,  nicht  lieber  vorgezogen  haben,  mit  diplomatischen 
Künsten  die  Verhandlungen  hinzuziehen,  anstatt  mit  der  ungeschmink- 
ten Wahrheit  alles  gleichsam  auf  eine  Karte  zu  setzen?  15  Tage 
etwa  dauerte  damals  eine  Reise  von  Wien  nach  Petersburg.  Mehr 
als  ein  Monat  verging,  bis  man  auf  einen  Vorschlag  die  Antwort  er- 
halten konnte.  Wie  leicht  Hessen  sich  also  die  Verhandlungen  hin- 
zögern, bis  die  Jahreszeit  den  Beginn  der  Operationen  von  selbst  ver- 
bot. Vielmehr,  dass  Kaunitz  ohne  Umschweife  dem  russischen  Hofe  das 
grosse  Opfer  zumuthete,  die  bedeutenden  Rttstungskosten  vergeblich 


1)  Vgl.  S.  553.  Maria  Theresia  an  Starhemberg.   22.  August  1756. 

2)  Vgl.  S.  438.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  30.  Juni  1756. 

3)  Vgl.  S.  XCVII.         4)  Vgl.  S.  CXXIX  und  Brückner  324. 


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Excnrs  3.  Kaunitzena  angebliche  Besorgniaso  wegen  RtiBsland.  CLXXIX 

aufgewandt  zu  haben,  zeigt  gerade  umgekehrt,  wie  Bicher  er  sich  Russ- 
lands gefühlt  hat.  Sehr  bezeichnend  ist,  dass  er  in  den  geheimen 
Schreiben  an  Esterhasy  kein  Wort  von  jener  angeblichen  Besorgniss 
äusserte.  Am  26.  Juni,  noch  ehe  er  erfahren  hat,  wie  sein  Vertagungs- 
antrag in  Petersburg  aufgenommen  worden  ist,  giebt  er  in  einem 
chifFrirtcn  Schreiben  an  Esterhasy  sein  volles  Vertrauen  kund,  dass 
England  trotz  seiner  nach  dem  Vcrsailler  Vertrage  verdoppelten  Be- 
mühungen in  Russland  nichts  ausrichten  werde 1).  Sollen  wir  da  glau- 
ben, dass  er  am  30.  Juni,  nachdem  er  inzwischen  gehört  hat,  mit  welcher 
Bereitwilligkeit  man  in  Petersburg  auf  seine  Wünsche  eingegangen  sei, 
noch  nicht  vollkommen  beruhigt  gewesen  wäre,  wie  er  es  durch 
Starhemberg  den  Franzosen  vorreden  will. 

Je  länger  die  entscheidende  Antwort  Frankreichs  ausblieb,  je 
mehr  sich  die  Lage  im  Juli  und  August,  zumal  seit  der  ersten  An- 
frage Friedrichs,  zuspitzte,  um  so  lebhafter  stellte  Kaunitz  die  Gefahr 
einer  russischen  Abschwenkung  in  seinen  Erlassen  an  Starhemberg 
in  den  Vordergrund.  So  wurde  z.  B.  am  11.  August  17562)  Starhem- 
berg beauftragt,  in  »deutliche  und  nachdrucksame  Vorstellung«  zu 
bringen,  welche  grosse  unmittelbare  Gefahr  für  Frankreich  ein  Über- 
gang Russlands  zu  England  bedeute.  Dann  sei  England  im  Stande, 
eine  beliebige  Anzahl  russischer  Truppen  in  Hannover  oder  zur  Ver- 
theidigung  der  eigenen  Küsten  gegen  Frankreich  zu  gebrauchen.  Es 
könne  also  seine  amerikanischen  Streitkräfte  ansehnlich  vermehren, 
selbst  die  festländischen  Gebiete  Frankreichs  stark  beunruhigen.  Und 
schon  seien  bestimmte  Vorboten  fUr  diese  Wendung  der  russischen 
Politik  zu  erkennen.  Aus  den  Berichten  Esterhasys  sei  zu  entnehmen, 
dass  der  russische  Hof  die  Geduld  zu  verlieren  beginne.  Eine  weit 
grössere  Willfährigkeit  habe  sich  dieser  vcrmuthlich  von  Frankreich 
»zu  Anerbiet-  und  Eingestehung  namhafter  Subsidien  versprochen«, 
auch  sich  »nunmehro  deutlicher  wegen  der  Subsidien  geäussert.«  Dem 
Grosskanzler  endlich  werde  bereits  »seine  Parteilichkeit  für  Eng- 
land und  seine  übrige  bedenkliche  Schritte  so  leichter  Dingen  nach- 
gesehen.« Kaunitz  wollte  keinerlei  Verantwortung  übernehmen,  »wenn 
Rassland  jähling  von  Sprache  änderte  und  sich  gegen  Frankreich  ge- 
brauchen Hesse.«  Nur  Frankreich  habe  von  einer  solchen  Entwicke- 
lung  Unheil  zu  erwarten;  denn  für  Österreich  seien  alsdann  von 
Preussen  keine  Feindseligkeiten  zu  befürchten. 

Diese  Ausführungen  sind  vor  allem  deshalb  für  die  historische 


1)  Vgl.  S.  429.  Kaunitz  an  Esterhasy.  26.  Juni  1756. 

2)  Vgl.  S.  507.  Maria  Thoresia  an  Starhemberg. 

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CLXXX     Die  Entstehung  der  Coalition  gegen  Preusaen  1755  und  1756. 

Kritik  so  lehrreich,  weil  sie  bestimmte  Facta,  angeblich  ans  den  Be- 
richten Esterhasys,  anführen,  auf  die  Kaunitz  seine  Besorgnisse  be- 
gründet. Jene  Thatsachen  aber  sind  von  Kaunitz  fingirt,  sie  finden 
sich  in  Esterhasys  Depeschen  nicht.  Im  Gegentbeil,  gerade  die  Be- 
richte, die  in  Betracht  kommen  können1),  waren  mehr  beschwich- 
tigenden als  aufregenden  Inhalts.  Nach  demjenigen  vom  13.  Juli  hatte 
die  Kaiserin  den  Gesandten  Uber  die  Umtriebe  Bestushews  und  des 
GrosBfUrsten  beruhigt2).  Und  gar  am  20.  Juli  erzählte  Esterhasy3), 
dass  Bestushew  beinahe  von  Elisabeth  aus  seinem  Amt  entfernt  worden 
wäre.  Freilich  hatte  sie  sich  noch  einmal  zur  Gnade  stimmen  lassen4). 
Aber  wie  wollte  man  daraus  folgern ,  dass  ihm  seine  Intriguen  jetzt 
»so  leichter  Dingen  nachgesehen«  wurden?  Mehr  den  Anfang  vom 
Ende  Bestushews  als  den  Beginn  einer  neuen  englischen  Aera  be- 
deutete die  Begnadigung.  Und  vollends  steht  in  den  Berichten  Ester- 
hasys kein  Wort  davon,  dass  Bussland  von  Frankreich  schnellere  Zu- 
sage von  Subsidien  erwartet  und  sich  wegen  der  Geldzahlungen  jetzt 
deutlicher  geäussert  habe.  Wiederholt  hatte  Elisabeth  betont,  nicht 
in  der  Erwartung  von  Subsidien,  sondern  um  des  allgemeinen  Besten  • 
willen  habe  sie  das  neue  System  ihrer  Politik  gewählt*).  Jeder 
Zweifel  muss  vor  Esterhasys  Aussage  vom  7.  September6)  schwinden: 
Er  habe  von  Subsidien  bisher  nichts  angedeutet,  da  »der  nissische 
Hof  seit  meiner  ganzen  Negociation  von  einer  vorläufigen  Aushttlf  mir 
noch  niemalen  ein  Wort  gesprochen  oder  etwas  dergleichen  auch  nur 
von  weitem  gegen  mich  fallen  lassen.« 

Es  ist  ein  klassisches  Zeugniss  dafür,  wie  wenig  Grund  Kaunitz 
zu  Befürchtungen  Kusslands  halber  hatte,  dass  er  Frankreich  gegen- 
über zu  solchen  Erfindungen  seine  Zuflucht  nahm.  Kaum  ist  es 
noch  nothwendig  zu  bemerken,  dass  er  am  7.  August  in  einem  ebif- 
frirten  Schreiben  an  Esterhasy  sich  wiederum  voller  Vertrauen  auf 
die  Zarin  äussert,  die  den  Grosskanzler  schon  in  seinen  Schranken  zu 
halten  wissen  werde7). 

Vielleicht  bezieht  sich  auf  diese  Fictionen  die  Erklärung  des 
Grafen  Kaunitz  in  dem  Erlass  an  Starhemberg  vom  22.  August8), 
warum  man  den  Gesandten  nicht  nur  angewiesen  habe,  »was  wegen 
dem  ernannten  Hof  dem  französischen  ministerio  in  Vorstellung  zu 


1}  Nicht  gemeint  sein  kann  der  Bericht  vom  27.  Juli,  auf  den  Kaunitz  erst 
am  22.  August  zu  sprechen  kommt.   Vgl.  S.  550.        2)  Vgl.  S.  470. 
3)  Vgl.  S.  483.         4)  Vgl.  S.  CXXXIH. 

5)  Vgl.  S.  561.   Esterhasy  an  Kaunitz.  26.  August  1756. 

6)  Vgl.  S.  574.  Esterhasy  an  Kaunitz.  7.  September  1756. 

7)  Vgl.  S.  501.         8)  Vgl.  S.  549. 


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Excurs  3.  Kaunitaens  angoblicho  Besorgnisse  wogen  Russland.  t'LXXxi 

bringen  seic,«  sondern  warum  man  ihm  daneben  noch  die  Abschrif- 
ten der  Berichte  Esterhasys  übersandt  habe.  Es  geschah,  damit  er 
»den  eigentlichen  Zusammenhang  um  so  besser  Ubersehen  und 
von  diesen  Nachrichten  so  diensamen  als  vorsichtigen  Gebrauch 
machen  könne.« 

Diese  Weisung  ist  zugleich  die  letzte,  in  der  Kaunitz  Befürch- 
tungen wegen  Russland  äussert.  Er  weist  mit  Berufung  auf  Esterhasys 
Bericht  vom  27.  Juli l)  auf  die  »ausserordentliche  Art«  hin,  mit  der  die 
Geschäfte  am  russischen  Hofe  geführt  würden,  er  betont,  »wie  leicht  eine 
gählinge  Abänderung  folgen  könnte,  wann  die  grosse  Abneigung  gegen 
den  König  in  Preusseu  nicht  bald  durch  die  Hoffnung  eines  anderweiten 
Vortheils  unterstützet  wird,«  wie  schlecht  das  Gehcimniss  des  grossen 
Planes  bei  Bestushew  gewahrt  sei.  Er  verweilt  eingehend  bei  den 
Versuchen  Englands,  durch  ungeheure  Geldanerbietungen  Russland  zu 
sich  herüberzuziehen.  »Alles  sei  dem  englischen  Hof  an  der  Gewin- 
nung des  russischen  gelegen.«  Auf  »die  eine  oder  die  andere  Art 
müsste  dieser  durch  Geldaushülfc  gebunden  werden,  wann  änderst 
die  anreizende  englische  Versprechen  bei  ihm  kein  Gehör  finden 
sollen«.  Er  erschöpft  sich  in  Beweisen,  wie  Frankreich  von  einem 
Systemwechsel  in  Russland  ganz  allein  Schaden  zu  gewärtigen  habe, 
Österreich  nur  den  einen  Nachtheil,  dass  die  Offensive  gegen  Preussen 
unmöglich  werde.  Niemals  sei  ja  zu  besorgen,  dass  Elisabeth  ihren 
Defensivverpflichtungen  gegen  Osterreich  sich  entziehen,  oder  auch 
nur,  dass  der  König  von  Preussen  angreifen  werde,  wann  er  sich 
»wegen  Russlands  völlig  beruhiget  [  schetc. «^Frankreich  aber  habe 
zu  befürchten,  dass  England  mit  Hülfe  der  Russen  und  Preussen  cb 
in  seinen  continentalen  Gebieten  bedrohen  werde.  Eine  so  aben- 
teuerliche Idee,  dass  es  mit  der  ausgesprochenen  Befürchtung  Kaunitz 
nimmermehr  Ernst  gewesen  sein  kann.  Und  warum  vergass  er  wohl, 
alles  das  hervorzuheben,  was  für  die  Fortdauer  der  günstigen  Aus- 
sichten in  Russland  sprach?  Dass  Elisabeth  z.  B.  das  englische 
Angebot  einer  Vermittlung  mit  Preussen  »platterdings«  abgelehnt, 
Bestushew  dem  Douglas  versichert  habe,  man  werde  die  englischen 
Subsidien  nicht  annehmen,  bleibt  unerwähnt. 

Vollends  aber  beseitigt  ein  der  Kaiserin  am  24.  August  über- 
mittelter Vortrag  jeglichen  Zweifel  an  der  wirklichen  Meinung  des 
Kanzlers:  »Das  einzige,  so  mich  in  billige  Beisorge  setzet,  ist  die 
Nachricht  des  Grafen  Estcrhasy2),  dass  die  russische  Kaiserin  sich 


1}  Vgl.  Nr.  179. 

2)  Vgl.  S.  499.  Esterhasy  an  Kaunitz.  3.  August  1756. 


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CLXXXII     Die  Entstehung  der  Coalitiou  gegen  Prenssen  1755  und  175G. 


wieder  unpäßlich  befinden  soll1).«  Daraus  folgt  mit  absoluter  Sicher- 
heit, alle  anderen  Befürchtungen  hat  Kaunitz  mit  Berechnung  auf 
Frankreich  fingirt.  Eigentümlich  aber:  gerade  seine  einzige  wirk- 
liche Besorgniss  hat  er  sich  sorgfältig  gehütet,  in  Frankreich  mitzu- 
teilen. Denn  offenbar  nur  solche  Gefahren  Hess  er  dem  französischen 
Hofe  vorstellen,  die  durch  eine  Nachgiebigkeit  gegen  Österreichs 
Wünsche  leicht  aus  der  Welt  zu  schaffen  waren. 

Endlich:  Warum  verstummen  diese  beredten  Klagen  über  Russ- 
lands zu  befürchtenden  Abfall  in  Frankreich  gerade  mit  dem  Moment, 
als  Kaunitz  aus  dem  Berichte  Starhembergs  vom  20.  August  den  vor- 
läufigen glücklichen  Abschluss  der  Verhandlungen  mit  dem  Versailler 
Hofe  erfuhr?  Um  so  auffallender  ist  dieses  Schweigen,  als  Kaunitz 
jetzt  gar  nicht  mehr  zu  Fictionen  hätte  greifen  brauchen.  Esterhasys 
Berichte  vom  September  bis  November  1756  sind  von  Besorgnissen 
erfüllt,  dass  Russlaud  wegen  der  noch  immer  ausstehenden  Antwort  auf 
seine  Offensivanträge  aus  dem  April  1756  ernsthaft  verstimmt  werde2). 
Giebt  es  einen  deutlicheren  Beweis  für  das  unbedingte  Vertrauen, 
das  der  Staatskanzler  auf  die  Standhaftigkeit  der  Zarin  setzte,  als 
dass  er  aller  dringendsten  Bitten  Esterhasys  ungeachtet  bis  zum 
31.  October  wartete,  bevor  er  eine  Beantwortung  dieser  Anträge 
wenigstens  in  Aussicht  stellte?3)  Kaunitz  bezeichnete  denn  auch 
am  1.  November  1756  die  eingelaufenen  Nachrichten  Esterhasys  als 
»höchst  vergnüglich4).« 


1)  Vgl.  S.  556.   Vortrag  vom  21.  Augnst  175G.   Vgl.  oben  S.  CXXX1I. 

2)  Vgl.  z.  B.  S.  619.   Esterhasy  an  Kaunitz.  12.  October  1756. 

3)  Vgl.  S.  630. 

4)  >Ew.  Exc.  einlaufende  Borichtschreibon  .  .  .  fahren  fort,  die  hüchstver- 
gniigliche  Nachricht  von  der  russischen  Kaiserin  Majestät  fortwährenden  bunds- 
iuässigen  und  grossinlithigsten  Gesinn-  und  Maassnehinungen  zu  bestätigen.« 
Kaunitz  an  Esterhasy.  1.  November  1756. 


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Itorichtigmigoii  und  Zusätze. 


S.  III— V  sind  bei  den  Angaben  über  die  preussische  Garnisonartillerie  dio  schlc- 

sisehen  Commandos  einbegriffen. 
S.  XI  Anm.  4:  Die  angezogene  Ordre  an  den  Obersten  Merkatz  ist  vom  11.  Juli 

1755  (nicht  Juni)  datirt. 
S.  90  Anm.  2:  Für  den  Aufenthalt  dos  Prinzen  Ferdinand  von  Braunachweig  am 

13.  nnd  14.  August  1756  in  Potsdam  vgl.  seine  Tagebuchaufzeichnungen, 

Forsch,  zur  brandenburg.  u.  preuss.  Gesch.  12,  250.  251. 
S.  105  Anm.  1,  Z.  6  v.  u.  lies:  12  statt  13  Dragonerregiin enter. 
S.  314  Anm.  4  lies:  englischer  Erster  Lord  des  Schatzes. 
8.  327,  Z.  5  v.  u.  lies:  Commandant  statt  Commandeur. 
Zu  Nr.  102:  Folgende  Irrthümer  Kochs  sind  noch  zu  berichtigen: 

S.  376,  Z.  10  n.  11  v.  o.  lies  statt  25:  28  Regimenter  zu  4  Bataillonen. 

>  1:   6         »        zu  3  > 

>  10:  11  Bataillone. 

Z.  18  v.  o.  hat  Koch  vergessen,  1  Bataillon  Gaisnigg  und  V*  Husaren- 
regiment mitzurechnen. 
S.  377,  Z.  20  v.  o.  lies  statt  12:  14  Regimenter. 

Z.  26  v.  o.  lies  statt  81  Bataillone  =  44500  Mann:  79  Bataillone 

=  43450  Mann. 
Z.  30  v.  0.  lies  statt  71600:  70500. 
S.  380  Anm.  4  ist  hinzuzufügen:  vgl.  S.  461. 
S.  387  Anm.  1  lies:  Ferdinand  VI.  statt  Philipp  V. 
S.  394,  Z.  11  v.  u.  lies:  Hausartillerie  statt  Hauptartillcrie. 
S.  462  Anm.  2,  Z.  5  v.  u.  lies:  3.  459  statt  450. 

S.  467,  Z.  10  v.  u.  lies:  Banalgriinizregimonter  statt  Banatgränizregimenter. 
S.  409  Anm.  3,  Z.  5  v.  u.  lies:  Bannlcroaten  statt  Bannatcroaten. 
S.  036,  Z.  2  ist  hinzuzufügen :  vgl.  Ranke  2S2. 


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Abkürzungen. 


Archiv  47 
v.  Arneth 
Beer,  Archiv 

Beer,  Bentinck 

Beer,  II.  Z.  27 


Archiv  flir  österreichische  Geschichte,  Band  47. 
v.  Arneth:  Muria  Theresia.   Wien  1863  ff. 
Beer:  Denkschriften  des  Fürsten  Wenzel  Kaunitz-Rittberg, 
im  Archiv  für  österreichische  Geschichte,  Band  48. 
Beer:  Aufzeichnungen  des  Grafen  William  Bentinck  über 
Maria  Theresia.   Wien  1871. 

Beer:  Die  österreichische  Politik  in  den  Jahren  1755  und 
1750,  in  der  Historischon  Zeitschrift,  Band  27. 
Beer,  M.  I.  0  G.  XVII  =  Beer:  Zur  Geschichte  des  Jahres  1756,  in  den  Mitthei- 
lungen deslustituts  für  österreichische  Geschichtsforschung, 
Band  17. 

=  M6moircs  et  lettres  du  cardinal  de  Bernis,  publ.  par  Masson. 

Paris  1878. 
=  Broglie:  Lo  secret  du  Roi.   Paris  1879. 

—  Broglio:  L'alliance  autrichienne.   Paris  1695. 
=  Brückner:  Russische  Actenstücke  zur  Geschichte  dos  Jahres 

1756,  in  der  baltischen  Monatsschrift,  Baud  21. 

—  Duncker:  Die  Bildung  der  Coalttion  des  Jahres  1756  gegen 
Prcussen,  in  den  Sitzungsberichten  der  Berliner  Akademie 
der  Wissenschaften,  1882  fauch  in  des  Verfassers  »Abhand- 
lungen zur  neueren  Geschichte«,  Berlin  1886J. 

=  Droysen :  Geschichte  der  preusBischen  Politik.   5.  Abthei- 
lung, Band  4.    Leipzig  18S6. 
=  lleigel:  Der  Ursprung  des  siebenjährigen  Krieges,  in  der 
Zeitschrift  für  Geschichtswissenschaft.  Monatsbliitter  I,  1.  2. 
Freiburg  189H/7. 
=  Koser:  König  Friedrich  der  Grosse.    Band  1,  Stuttgart 

1S93,  Band  2  ist  im  Erscheinen  begriffen. 
=  Lehmann :  Friedrich  der  Grosse  und  der  Ursprung  des  sieben- 
jährigen Krieges.  Leipzig  1894. 
=  Martens:  Rccueil  des  traites  conclus  par  la  Ruasie.  Peters- 
burg 1874  ff. 

=»  A.  Naud6:  Beiträge  zur  Entstehungsgeschichte  des  sieben- 
jährigen Krieges.   Leipzig  1895. 
«=  Oncken:  Das  Zeitalter  Friedrichs  des  Grossen.  Berlin  1881. 
=  Ranke:  Zur  Geschichte  von  Osterreich  und  Prcussen  zwischen 
den  Friedensschlüssen  von  Aachen  undliubertusburg.  Leipzig 
1875.   (Sämtliche  Werke  Baud  30.] 
v.  Raumer,  Beiträge  II  =  v.  Raumer:  Beiträge  zur  neueren  Geschichte  aus  dem 

britischen  Museum  und  Staatsarchiv.  Band  2,  Leipzig  1836. 
A.  Schäfer:  Geschichte  des  siebenjährigen  Krieges.  Berlin 
1867  ff. 

[Graf  v.  d.  Schulenburg]:  Eiuige  Actenstücke  über  die  Veran- 
lassung des  siebenjährigen  Krieges.  Leipzig  1841  [anonym 
erschienen]. 

Waddington,  Renvorsement  •=  R.  Waddington:  Louis  XV  et  le  renversement  dos 

alliances.  Preliininaires  de  la  guerre  de  sept  ans.  Paris  1896. 

Z.  P.  G.  L.  =  Zeitschrift  für  prenssischo  Geschichte  und  Landeskunde. 

Berlin. 


Bernis 

Broglie,  Secret 
Broglie,  L'alliance 
Brückner 

Duncker 


Droysen  V,  4 
Heigel  I  und  II 

Kosor 

Lehmann 

Martens,  Recueil 

Naude\  Beiträge 

Oncken 
Ranke 


Schüfor 
Schulenburg 


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I. 

Preussische  Acten 

zur 

Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges 

herausgegeben 

von 

0.  B.  Volz. 


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1.   Der  König  an  Generalmajor  von  Hautcharmoy  in  Brieg.  Pyrmont,  1746 

1746.  Mai  21 


21. 

N«h  einer  Abschrift  im  SU»tsarchiT  su  Breslau  <)- 

Hautcharmoy  soll  dem  6.  M.  von  Walrave  und  dem  Obersten  von  Sers 
»die  gesamte  Fortificationsbaurechnung  von  Neiase,  Glatz  und  Kosel«  ab- 
nehmen und  zugleich  mit  den  Rechnungen  der  Gebrüder  Rottengatter2) 
prüfen.  Walrave  habe  eigenmächtig  Änderungen  an  den  Dispositionen  des 
Königs  über  die  Vertheilung  der  Gelder  auf  die  einzelnen  Festungen  vor- 
genommen. Der  König  fordert  »einen  richtigen  Abschluss  von  allen  gedach- 
ten Fortificationsbauten«,  »woraus  Ich  kurz,  klar  und  deutlich  ersehen 
kann,  wieviel  jeder  Festangsbau  hat  kosten  sollen,  wieviel  an  Gelde  dazu 
assigniret  worden,  wieviel  darauf  wirklich  bezahlet  worden  und  wohin  solches 
verwandt  ist,  und  endlich,  ob  und  was  der  Rottengatter  darauf  noch  zu 
fordern  hat«.   

2.  » Summarischer  Extraci  wegen  der  Fortificationebaurechnungen,  juni  28 
welche  der  6.  M.  von  Hautcharmoy  dem  G.  M.  von  Walrave  abgenommen 

hat3).«    [Brieg,  28.  Juni  174G.]«) 

Nach  der  ürwhrift. 


Au.chl'iurii  k<i>t<<ji: 

iIüüq  ist  ;t-sij;iiirt  ti. 
iiu'l.  >l»'r  üii'sj iib  rii;<''i 
l''«irti1ii-:iüii)iK£fl<l«>r 
li<»z;ihH  w(ir'ji'p: 

Tims*  norh 
,issij;iiiv.'t  worden: 

Thlr.  gr.  A  1   Thlr.  gr.  ^ 

Thlr.  kt.  *X 

Ij  Nidas«:  |  9.V21-U  '.»V;, 

S7!Ki;«.%  J2  31/.-, 

\12>u:>  21  Üpj 

2;  Glatz: 
3,  Koscl: 

VW22  22  — 

 exel.da.s,  u;ibN.  K.M.  an  der 

daaigen  Stadt  und  Schleus« 
wollen  machen  lassen. 

T470:$H  2U  — 

i;!T');<h  2u  — 

loiHiti  zu    der    vom  Ft'iudc 

ruinirton  Eisgang-  und 

irrossen  Wasserwehr. 

M  Brioff: 

1u2^1  IG  */r,    |    021 ÜO  —  h 

Khi'tl  ir>    44 ;r, 

1 14007S4  1*.*  |0    1 1  :tt»7SS7    (>  Hl/- 

Hierzu  kommt  noch,  was  aul"  König- 
liche Ordres  aus  denen  Fortificationsgeldern 
eitraordinarie  assdgnirt  und  genommen  wer- 
den müssen: 

1I2M»7  ,12  l UV.-] '») 
2ofl3t>    b  10 

1)  Alle  Schriftstücke,  deren  Aufbewahrungsort  nicht  besonders  angegeben  ist, 
sind  dem  Künigl.  Geheimen  Staatsarchiv  zu  Berlin  entnommen. 

2j  Karl  und  Kaspar  Rottengatter,  Unternehmer  und  Festungsbaumeister. 
3)  Vgl.  Nr.  1. 

iar  Vorgeschichte  de«  7jährigen  Krieges.  1 


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2         Preussiscbe  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1746         3.   Oberst  von  Sers  an  den  König.   Berlin,  25.  October  1746. 

<>Ct  25  Aoatug  »u«  d«  Ursdmft. 

Übersendet  2  »Anschläge  von  der  iu  Kosel  und  Grossglogau  vorzunehmen- 
den neuen  Festungsarbeit«.  >Ich  habe  unter  jeden  Anschlag  besouders  notiret, 
was  i.  a.  1747  von  denen  zu  jeder  Festung  destinirten  40000  Thlrn.,  vermöge  .  .  . 
königlichem  Befehl,  davon  soll  gebauet  werden,  und  folglich,  wieviel  i.  a.  1748  zu 
Complettirung  erwähnter  Anschläge  annoch  zu  assigniren  bleibet.«  Er  bittet  den 
König,  durch  Unterschrift  seine  Pläne  zu  autorisiren »). 

I. 

»Summarischer  Extract  derer  Kosten  zu  die  von  S.  K.  M.  .  .  .  anbefohlenen 
neuen  Arbeit  in  der  Festung  Kosel.« 

lj  Redoute  am  Wegschützer  Damm   9899  Thlr. 

2)  5  Pulvermagazine   10597    »    12  gr. 

3)  »revötement  de  ma$onnerie  des  inneren  corps  de 

la  place«,  mit  Graben   27269  • 

4)  4  Kasematten  ä  200  Mann   25770  . 

5j  1  Schuppen   3041     »     4  » 

6)  Proviantmagazin   14395    »  9  A 

7)  2  Brücken   1810    »    14  » 

92782    >      6        9  < 

>Hiezu  noch  die  von  dem  6.  M.  von  Hautcharmoy 
in  der  Abrechuungstabelle,  d.  d.  28.  Juni  c.  a.  [vgl.  Nr.  2], 
zu  Verfertigung  des  neuen  Oderdammes  bereits  angeführte    10000  Thlr.« 

102782     »       6   »   9  » 

Für  1747/48  anzuweisen  40  000  Thlr.  für: 

1)  Redoute   9899  Thlr. 

2)  Oderdamm,  »laut  Tabelle  vom  General  von 
Hautcharmoy«   10000  > 

3)  2  Kasematten.  .  .    12885  > 

4)  3  Pulvermagazine   6358     »     12  gr. 

5)  »Anschaffung  einiger  vorräthigen  Materialien 

pro  anno  1748«   £57     »     12  >   

4Ü0U0  Thlr. V 

  bleiben  für  1748  zu  assigniren  62782  Thlr.   6  gr.   9  A 

4}  Dieser  >Extract«  wurde  dein  König  mit  einem  (nicht  vorliegenden)  Bericht 
vom  obigen  Datum  von  Hautcharmoy  Ubersandt.  Am  8.  Juli  bestätigt  der  König 
den  Empfang  des  Berichtes  uud  äussert  sich  zufrieden,  dass  alles  in  Richtigkeif 
gewesen  sei;  Hautcharmoy  solle  jedoch  Walrave  alle  künftigen  Eigenmächtig- 
keiten untersagen.   [Breslau,  Staatsarchiv.] 

5)  In  der  Vorlage,  infolge  Rechenfehlers:  »78299  Thlr.  4  A'.  Am  19.  Juli 
1740  erwähnt  auch  Hautcharmoy  in  einem  Bericht  an  den  Minister  Grafen  MUn- 
chow,  dass  der  König  zur  Vollendung  von  Neisse,  Glatz  und  Kosel  82205  Thlr. 
21  gr.  6  A«  noch  anzuweisen  habe.  [Breslau,  Staatsarchiv.] 

6)  Vorlage:  »15  gr.  8  «/s  A.« 

7)  Vorlage:  »!135:i4  Thlr.  6«/5 

1)  Erfolgt  mit  dem  Erlass  vom  28.  Februar  1747. 

2)  Vgl.  Nr.  5. 


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1746  October  25  —  November  19. 


U. 

»Anschlag  und  Ausrechnung  .  .  .  der  Maconnerie  and  Erdarbeit  zu  dem 
neuen  Fort  bei  Grossglogau,  mit  einer  Kasematte  ä  l'epreuve  des  bombes  auf  2 
bis  300  Mann  nebst  2  kleinen  Pulvermagazins  unter  dem  Wallgange<, 

betragt:    72205  Thlr.  12  gr. 

>Hiezu  noch  die  vom  6.  Lt.  von  Du  Moulin  d.  d.  3.  Sep- 
tember bereits  in  Anschlag  gebrachte  12719  Thlr.  14  gr.  zu 
Verlängerung  derer  Pieschen  an  der  Stadt« l)  12719 


1746 

Oct.  25 


8492Ö 


14 

2 


Für  1747/48  anzuweisen  40000  Thlr.  für: 

1)  »Die  Verlängerung  der  grossen  Pieschen  an  der  Stadt« 

2)  Erdarbeit  am  bedeckten  Weg  und  am  corps  de  la  place 

3)  zur  Maconnerie  am  corps  de  la  place  vom  Fort   .  . 

bleiben  für  1748  zu  aasigniren: 


12719  Thlr.  14  gr. 
12000  » 
15280     »     10  > 
40000  Thlr.2] 
44925  Thlr.    2  gr. 


4.  Generalmajor  von  Schwerin3)  an  den  König.  Neisse,  19. November  Nov.  19 
1746. 

Anasug  aas  «1er  Urschrift. 

Übersendet  auf  Befehl  vom  10.  November  2  Denkschriften  und  fragt  betreffs 
der  zweiten  an,  ob  der  König  die  erforderlichen  Gelder  für  die  Bauten  in  Neisse 
»gegen  künftiges  Frühjahr«  anweisen  wolle. 

I. 

»Promemoria:  was  S.  K.  M.  bei  Dero  letztern  .  .  .  Gegenwart,  vom  Magazin 
und  anderen  dergleichen  Sachen  mehr  erbauen  zu  lassen,  .  .  .  mündlich  erwähnet, 
mir  aber  nicht  anbefohlen  haben,  Anschläge  davon  verfertigen  zu  lassen.« 

i;  Magazin  für  2000  Wispel  Mehl  und  1200  Wispel  Hafer. 

2)  Zeughaus  und  Artillerio-Laboratorium. 

3)  Kasernen  für  2  Bataillone. 

4)  Pulverthürme  anstelle  der  baufälligen  »Pulverkasematten  auf  dem  Hauptwall«. 


II. 

»Nachstehende  Puncten  haben  S.  K.  M.  bei  Dero  .  .  .  Gegenwart  mir,  dem 
G.  M.  von  Schwerin,  den  4.  und  5.  August  1746  dictiret;  solches  wird  kosten  laut 
Anschläge«  *) : 

1)  [48000]  kieferne  Pallisadeu   16000  Thlr. 5) 

2)  Zug-  und  Laufbrüekcn  1915     »     14  gr.  4«/5  A 

3)  »Comblirung«  von  Hohlwegeu   1005  > 

4)  »Vertiefung  des  Wassers«  am  AusÜuss  der  Bila     365    »      7  » 

5)  Erhöhung  des  alten  Neissedamraes   2380  > 


1}  Auf,  »bei  Dero  letzterm  .  . .  Hiersein,  mir  allergnädigst  ertheilteu  Befehl«, 
wie  Du  Moulin  in  seinem  Begleitbericht,  Glogau  4.  September,  an  den  König 
schrieb.         2)  Vgl.  Nr.  5. 

3)  Friedrich  Julius  von  Schwerin,  Chef  des  Musketier -Regiments  »Jung- 
Schwerin«.       4)  Bereits  am  31.  August  war  ein  solcher  Anschlag  eingesandt. 

5)  Am  Rande  der  Vermerk:  »bleibt  bis  1748«. 

1* 


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4 


Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1746  6J  Revetirung  der  Enveloppe  vor  Schleuse  14, 

Nov.  19 


nebst  Graben  

16657  Thlr.  12 

&■ 

7)  Versetzung  eines  corps  de  garde  

745  » 

8 

3Vs 

8)  Fleschen  am  Fort  Preussen  zu  legen.  .  .  . 

2349 

s 

» 

9)  Den  Brunnen  auf  dem  Fort  Preussen  bomben- 

2126 

4 

- 

2538  > 

16 

> 

1299  » 

12 

» 

47382  » 

10 

> 

&3/5  • 

>Ausser  diesen«: 

Verbreiterung  eines  Wallgauges  \  ,  ....  . 

,  .  ,  ,  .  I  »von  denen  diesjährigen 

Arbeiten  an  der  Neisse  und  der  Unterwehre  >  Geldern 

Arbeiten  an  der  Kapuziner-Redoute  ) 

Zum  Schluss  der  Denkschrift  erinnert  der  General,  »dass  diese  Posten  nicht 
mit  in  der  von  dem  G.  M.  von  Hautcharmoy  allhier  bei  Abnahme  der  Rechnungen 
verfertigten  Tabelle  (Nr.  2)  begriffen«. 


[1746]        5.   Schlesischer  Festungsetat  1747/48.   [Potsdam,  1746  ] 

Angewiesen  werden:  160000  Thlr., 

und  zwar  aus  dem  schlesischen  Tresorquantum  100000,  und  aus  der  General  kriegs- 
»000  Thlr.«). 

Davon  werden  ausgesetzt: 

1)  für  Glatz:  zu  Kasernen  (für  5  Comp.)  ....    15000  Thlr. 
zur  Vollendung  der  Kasematte  auf 

dem  neuen  Fort   6000 

zum  neuen  Magazin   10000  > 

»zu  denen  notwendigsten  Bauten  bei 

beiden  Forts«   9000    »  __. 

40000  Thlr.«) 

2)  fürGlogau:  >  Verlängerung  der  grossen  Fleschen 
an  der  Stadt«  12719  Thlr.  14  gr. 

Erdarbeit  am  bedeckten  Weg  und 

am  corps  de  la  place   12000  » 

Maconnerie  am  corps  de  la  place 

vom  neuen  Fort   15280    »    10  »  

40000  Thlr. 5) 


1)  Randbemerkung  des  Königs:  >der  Graben  darf  nicht  revetiret  werden; 
also  wird  von  diesem  Post  was  abgehen.«  Der  Abzug  betrug,  nach  Schwerins 
Bericht  vom  10.  December,  3200  Thlr. 

2)  Am  Rande  der  Vermerk:  »bleibt  bis  1748«. 

3)  Nach  dem  Erlass  an  Miinchow,  Potsdam  2.  Juni  1747.  (Breslau,  Staats- 
archiv.)       4)  Nach  einer  Aufzeichnung  Fouques,  Berlin  2.  Deeember  1746. 

5)  Vgl.  S.  3. 


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1746  November  19  —  1747  September  28. 


5 


3)  für  Kosel:  Redoute   9899  Thlr.  [1746] 

Oderdamm   10000  > 

2  Kasematten   12885  > 

3  Pulvermagazine   6358    >     12  gr. 

»Anschaffung  einiger  vorräthigen 

Materialien  pro  anno  1748« .  .  .      857    »     12  »  _ 

40000  Thlr.») 

4)  für  Neisse:  »zu  verschiedenen  Posten«,  nach 

Schwerins  Vorschlag«)   27437  Thlr.   2  gr. 

für  PnJverbehältniss  in  Kapuziner- 

Redoute   126  » 

zum  Laboratorium   4114    >      5  » 

2  Pulverthürme   6858    >    10  » 

zu  des  Königs  Disposition  bleiben  noch   1464    »      7  »  

40000  Thlr.») 


6.   Der  König  an  Generalmajor  von  Walrave 4)  in  Neisse.   Potsdam,  1747 
28.  8eptember  1747.  Sept.  28 

Nach  dem  Concept 

Befiehlt  dem  General,  »dass,  wenn  Ihr  alles  dasjenige  fertig  haben 
werdet,  so  wegen  Fortification  der  Stadt  Schweidnitz  nöthig5),  Ihr  aladenn 
zn  Mir  hieher  kommen  sollet .  .  . 

»8onsten  habe  Ich  dem  Obristen  von  Sers  unter  dem  hentigen  Dato 
befohlen,  den  Anschlag  von  allen  erforderlichen  Kosten  dieser  Fortification 
halber  zn  machen,  werde  auch  an  den  Etatsminister  Graf  von  Mflnohow 
die  von  Euch  nachgesuchte  Ordre  wegen  Taxation  der  [einzugrabenden] 
Acker  ergehen  lassen6),  an  welchen  Ihr  aber  melden  müsset,  wenn  ehe 
es  von  der  Zeit  sein  wird,  dass  die  Taxation  vorgedachter  Äcker  vorge- 
nommen werden  könne.« 


1)  Vgl.  Nr.  3.        2)  Vgl.  Nr.  4. 

3)  Nach  einem  in  den  Acten  liegenden  Etat  för  Neisse  (in  der  Vorlage  ver- 
schrieben: »1744«). 

4}  Am  13.  Juli  hatte  der  König  Walrave  beauftragt,  durch  einen  Ingenieur 
Schweidnitz  und  Umgebung  »auf  eine  starke  Viertelmeile«  mit  sämtlichen  Niveaux 
aufnehmen,  danach  »in  Zeit  von  höchstens  4  Wochen«  ein  Modell  anfertigen  zu 
lassen  und  ihm  zu  senden. 

5}  Es  handelt  sich  um  die  Befcstigungspläne  und  Beschaffung  der  Mate- 
rialien zum  Bau. 

6)  Demgemäss  Erlass  an  Scrs  und  Münchow,  Potsdam  28.  September. 


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6         reussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1747]        7.     Summarischer  Extract  der  Kosten,  welche  annoch  zur  Forti- 
ficationsarbeit  bei  denen  schlesischen  Festungen  erfordert  werden.« 

[1747.] 

Auszug  »ua  dwr  Urschrift  (wahrsckeinlich  von  Berel. 

1)  Glogau:  3  Pulvermagazine   7329  Thlr. 

18  Blockhäuser   7641  » 

Schälungswand   7920  > 

revetirte  Redoute  (auf  Insel)   21500  > 

(am  StTom)   21500  » 

Ausbauung  des  neuen  Forts  _4i^  * ,J 

110815  » 

pro  1748  angewiesen  zur  Ausbauung  des  neuen  Forts:  40000  > 

bleiben?    70815  Thlr. 

NB.  zu  einem  neuen  Magazin  10000  Thlr.  besonders  assignirt,  die  MUnchow 
aus  schlesischen  Überschüssen  apart  bezahlt. 

2)  Neisse:2)  3  Pulvermagazine   10287  Thlr.  15  gr. 

48000  Pallisaden                                         16000  > 

Arsenal                                                      9995  >      1  » 

Proviantmagazin                                       24974  »    20  > 

Kasernen  (2  Bat)                                      45293  »     8  » 

Blockhaus                                                    396  »     16  » 

zur  neuen  Schleuse  in  Redoute  »annoch«  .     1127  »     12  » 

Unterhalt,  Reparaturen   1800  > 

109875  Thlr. 

pro  1748  angewiesen: 

zu  3  Pulvermagazinen   10000  » 

zu  Kaserne  (1  Bat.)   8000  » 

Reparaturen   2000  » 

20000  » 

MUnchow  zahlt  zur  Kaserne   12000  * 

32000  Thlr. 
bleibeu:    77875  Thlr. 

3)  Glatz:  für  neue  Wehre   30000  Thlr. 

Ausbauung  des  Forts   22000  > 

52000  * 

pro  anno  1748  angewiesen: 

zur  neuen  Wehre   30000  > 

zum  Fort   10000  »  

  "  4QQÖÖ  Thlr. 

bleiben  also  nöch~12u00  Thlr. 

4)  Schweidnitz3):  corps  de   la  place  mit  Wall  und 

4  Pulverth  Urmen    ...    127813  Thlr. 

4  grosse  Forts   205980  » 

1  kleines  Fort   26623  » 

2  >simple«  Redouten   24491 

"384907  > 

1)  Vgl.  8.  3.      2)  Vgl.  dazu  Nr.  4      3)  Vgl.  dazu  Nr.  6. 


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[1747]  -  1748  Juli  7. 


7 


pro  anno  1748  angewiesen:  [1747) 

Kevßtirung  des  corps  de  la  place.  .  .  .  .     60000  Thlr. 

bleiben  also  noch:   324907  » 

Recapitulation: 

>Zu  denen  schlesischen  Fortificationsbautcn  wird  iu  allem  erfordert: 

zu  Glogau   110815  Thlr. 

Neisso   109875  . 

Glatz   52000  » 

Schweidnitz   384907  » 


057597  Thlr. 

»Hierauf  wollen  S.  K.  M.  pro  anno  1748  assigniron: 

nach  Glogau   40000  Thlr. 

Neisso   20000 

Glatz   40000  » 

Schweidnitz   60000 

160000  Thlr.  »j 

»Hierzu  kommen  noch  durch  den  Graf  von 

Münchow  zu  der  Kaserne  zu  Neisse  .  .    12000  Thlr. 

172000  » 

»Bleiben  also  noch  vor  das  künftige  zu  denen 

schlesischen  Festungen  zu  assigniren:  .    185597  Thlr. 

»Hierzu  die  Kosten  wegen  der  Fortincation 
zu  Kosel,  laut  besonderer  Beilage2),  wo- 
zu in  anno  1748  nichts  assigniret  wird:      48274     »     11  gr.    2  J> 

533871  Thlr.  11  gr.   2  A.« 


8.  Der  König  an  General  der  Artillerie  von  langer  und  Generalmajor  1748 
von  Bauvrye  in  Berlin.   Berlin,  7.  Juli  1748.  Juli  ' 

Nach  der  Urschrift  im  KriegurchiY  des  Königl.  Grossen  Goneralstabs  ru  Berlin. 

Theilt  den  Generalen  die  an  Winterfeldt  ergangene  Ordre  mit,  ihnen 
85  Mann,  welche  er  in  Potsdam  »vor  die  hernächst  zu  errichtende  Neissi- 
sche  neue  Artillerie-Garnisoncompagnie  zusammen  habe«,  zu  überschicken, 
damit  »Ihr  selbige  bis  zum  1.  näcbstkommenden  Monats  Septembris  etwas 
exereiren  lassen  sollet;  den  1.  September  aber  sollen  die  85  Mann  mit 
dem  dazu  gesetzten  Obristlt.  von  Pannewitz  und  denen  andern  Officiers,  so 
von  hier  noch  dazu  kommen,  von  hier  ab-  und  nach  Neisse  marsehiren, 
um  zu  denen  in  Neisse  bereits  befindlichen  Artilleristen  zu  stossen.  Von 
dem  hiesigen  Artillerie-Feldregiment  sollet  Ihr  12  Mann  dazu  als  Bombar- 
diere geben;  die  übrigen  aber,  so  an  dem  completten  Stand  alsdenn  noch 
fehlen,  müssen  dorten  . . .  angeworben  werden.«    General  Massow  liefert  die 


1)  100000  Thlr.  aus  dem  schlesischen  Tresorquantum  1747/48  und  60000  aus 
der  Generalkrieg8kaBse.  Nach  dem  Erlass  an  Münchow,  Potsdam  12.  Juni  1748. 
(Breslau,  Staatsarchiv.)        2)  Liegt  nicht  bei. 


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8        Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1748  Monturen.  Für  die  Verpflegung  verweist  sie  der  König  auf  eine  abschrift- 
^u''  7  lieh  beifolgende  Ordre  an  das  Generaldirectorium '). 


Dec.  8        9.    Schlesischer  Festungsetat  1749/50.    Berlin,  8.  December  1748. 

Aumcng  au  der  »Nachweisung  der  Gelder,  welche  S.  K.  H.  zu  den  schlesischen  Fortifications- 
bauten  von  174!>/5o  desti  Iiiret,  und  wek-hergestalt  »ukhe  .  .  .  auszahlet  werden  «ollen«, 
im  Staatsarchiv  xn  Breslau. 

Angewiesen  werden  216000  Thlr., 
and  zwar  aus  dem  schlesischen  Tresorquantum  100000,  aus  der  Generalkriegs- 
kasse 60000,  >aus  dem  Plus  des  schlesischen  Etatsquanti  von  1748  49«  40000  und 
der  >Überrest  von  den  200000  Thlrn.  eisernen  Bestandsgeldern,  welche  zur  Zeit 
nicht  gebrauchet  werden,  und  bei  der  Breslau'schen  und  Glogau'schen  Ober* 
befindlich  sind:  16000  Thlr.« 


Davon  werden  ausgesetzt2): 

1)  für  Schweidnitz:  zum  corps  de  la  place  und  2  Redouten     100000  Thlr. 

2)  für  Glatz:  zur  Fortification   30000 

zum  Magazinbau   8000») 

38000  > 

3)  für  Neisse:  incl.  400  Thlrn.  zu  neuen  Zugbrücken,  zu  dem 

Rest  der  Kasernen«)   26000  » 

4)  für  Glogau:  zur  Vollendung  des  Forts  > und  zu  einer  Redoute 

an  der  Oder  nach  dem  Damm«   20000  >5j 

5)  für  Kosel:  »zur  neuen  Brücke  über  deu  neuen  Damm  da- 
selbst, die  Fleschen  an  der  Unterseito  am  Wasser,  das 
Glacis  am  tete  du  pont  jenseits  der  Oder  und  zum  Magazin 
daselbst«   10000  » 

6)  für  Breslau:  »zur  Reparatur  der  Bastions  beim  Dom«  .  .  2000 

7)  zur  Vermehrung  der  schlesischen  Magazinbestände  .  .  .        20000  > 

  "216000  Thlr. 

Dec.  20       10.   Der  König  an  Generalmajor  von  Bauvrye  in  Berlin.  Berlin, 
20.  December  17  48. 

Nach  der  Urschrift  im  Kriegsarchiv  de«  Königl.  «rossen  GenenlstaLs  zu  Berlin. 

Unterrichtet  Bauvrye  von  seiner  Absiebt,  >im  kommenden  Jahre  auch 
zu  Magdeburg  eine  neue  Artillerie-Garnisoncompagnie,  auf  gleiche  Art  und 

1)  Nach  dieser  Ordre,  Berlin  6.  Juli,  soll  die  Generalkriegskasse  das  Tracta- 
ment  vorschiessen  und  dann  aus  den  August- Verpflegungsgeldern  einziehen,  da 
Massow  diejenigen  »pro  Juni  und  Julio  a.  o.  zu  Bezahlung  dor  Mundirung  ziehet«. 

2)  Dem  folgenden  liegt  eine  (undatirtc)  Aufzeichnung  von  Sers  zu  Grunde: 
»Designation  dessen,  was  Sc.  Künigl.  Majeste  d.  d.  10.  August  174?  ...  anbefohlen.« 
(Breslau,  Staatsarchiv.) 

3)  Über  die  Verwendung  dieser  8000,  sowie  der  unter  Abschnitt  7  angeführten 
20000  Thlr.  verfügte  der  König  erst  im  Erlass  an  Mtinchow  vom  13.  December. 
(Breslau,  Staatsarchiv.)        4)  Vgl.  S.  6. 

5)  Hiervon  wurden  5000  Thlr.  zur  Vollendung  des  Forts  bezahlt  (Ordre  an 
Du  Moulin  vom  17.  Juli  1749;  Breslauer  Staatsarchiv),  weitere  6000  für  den  Etat 


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1748  Juli  7  -  1749  März  6. 


9 


Weise  als  wie  bereits  zu  Neisse  geschehen1),  zu  errichten«.  Der  Etat  be-  H48 
trage  1  Major,  1  8tabscapitan,  1  Premier-  und  2  Secondleutnants ,  3  Dec" 2 
Feuerwerker,  7  Corporate,  20  Bombardiere  und  130  Kanoniere. 

»Zu  dieser  Gompagnie  kommen  die  bereits  in  Magdeburg  bei  der 
Artillerie  befindliche  Officiere,  ünterofficiere  und  Gemeine,  sodass  eigentlich 
gedachte  Compagnie  nur  bis  auf  den  Fuss,  wie  gedacht,  augmentiret  wird.« 
Der  General  soll  etwaige  Vorschläge  für  Officiere  machen  und  melden, 
was  an  Unterofficieren  und  Mannschaften  noch  erforderlich  sei;  diese 
sollen  >aus  den  kleinensten  Leuten  des  2.  Artillerie-Feldbataillons«  genom- 
men und  letztere  durch  grössere  Leute  ersetzt  werden. 


11.    Circulaire-Ordre.   Potsdam,  6.  März  1749. 

Kuh  dem  Conoepk 

Au  sämtliche  märkische  Feldinfanterie-  und  Cayallerieregimenter  ausser  1749 
Franz  von  Braunschweig  und  Bonin-Dragoner  (später:  Örtzen);  dazu  an:  Kleist,  März  6 
Derschau  (später:  Wietersheim),  Kahlden,  Ingersleben,  General  von  Linger  und 
G.  M.  von  Bauvrye,  Garabiniers,  Baireuth  und  Zieten. 

>Ich  habe  Euch  zwar  vorhin2)  bekannt  gemachet,   wie  dass  Euer 
unterhabendes  Regiment  allererst  den  1.  Julii  dieses  Jahres  seine  Beurlaubten 
einziehen  und  zum  Exerciren  zusammen  kommen  soll.   Nachdem  Ich  aber 
anderweitig  resolviret  habe,  dass  gedachtes  Regiment  seine  Beurlaubten 
dergestalt  einziehen  soll,  damit  solches  den  naehstkommenden  1 5.  April  an 
Oberofficiers,  ünterofficiers  und  Gemeinen,  auch  Übercompletten  ganz  oom- 
plett  zusammen  sei,  so  habe  Ich  Euch  solches  hierdurch  zur  stricten  Ach- 
tung bekannt  machen  wollen;  wie  dann  auch  die  auf  Werbung  commandirten 
Officiere,  Ünterofficiers  und  Gemeine  gegen  den  1.  April  zurückkommen 
müssen,  damit  auf  vorermeldete  Zeit  alles  bei  dem  Bataillon  ganz  complett  sei. « 


>In  simill«  ergeht  die  Ordre,  »jedoch  mit  dem  Unterschied,  dass,  da  in 
solchen  der  I.Juli  gesetzet  worden,  bei  nachstehenden  der  l.Mai  gesetzet  hjt,« 
an:  Franz  von  Braunschweig,  Bonin-Dragoner;  an  sämtliche  magdeburgische, 
h;i Iberstädtische,  pommersche  und  schlesische  Foldinfanterie- ,  Cavalleric-  und 
Husarenregimenter  ausser  Kleist,  Derschau,  Ingersleben,  Garabiniers,  Baireu tli, 
Rath  und  PlUtz;  endlich  an  Sers»;. 


1750/51  reservirt  (vgl.  Nr.  15),  der  Rest  der  königlichen  Disposition  vorbehalten 
und  allmählig  anderweit  für  Breslau  und  Glogau  ausgegeben. 

1)  Vgl.  Nr.  8.        2)  Circulaire-Ordre  Potsdam  28.  December  1748. 

3)  Am  7.  März  erhalten  noch  die  Regimenter  Fürst  Dietrich  von  Anhalt 
Spater:  Knobloch),  Quadt,  Dossow  und  die  Bataillone  La  Motte  und  Wuttgenau 
(später:  Salmuth)  Befehl,  alle  Werber,  Urlauber  und  Übercompletten  zum  1.  April 
einzuziehen,  »damit  auf  vorermeldete  Zeit  alles  bei  dem  Regimente  ganz  com- 
plett sei«. 


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10      Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

12.  'Circulaire-Ordre  an  die  in  Preussen  stehende  Regimenter  In- 
fanterie, Cavallerie  und  Husaren.«    Potsdam,  6.  März  1749. 

Nach  dem  ConcspL 

»Ich  lasse  es  hierdurch  nicht  nur  dabei  bewenden,  dass  Euer  Regiment 
den  1.  des  instehenden  Monates  April  zusammen  und  an  Oberofficiers, 
ünterofficiers  und  Gemeinen  völlig  complett  bei  einander  sein  soll,  sondern 
befehle  Euch  annoch  hierdurch,  dass  Ihr  allen  denen  Ordres,  welche  Euch 
der  General  von  der  Infanterie  von  Lehwaldt1)  zusenden  und  schriftlich 
oder  mündlich  ertheilen  wird,  es  betreffen  solche  in  Meinem  Dienst,  was 
solche  nur  immer  wollen  und  mögen,  mit  der  allergrössesten  Exactitude 
nachleben  und,  sonder  das  allergeringste  dagegen  einzuwenden,  dergestalt 
und  mit  gebührender  Promptitude  executiren  sollet,  als  ob  Ich  in  Person 
zugegen  nnd  Euch  solche  Selbst  ertheilet  hätte,  allermaassen  Ich  nurge- 
dachtem General  von  der  Infanterie  von  Lehwaldt  das  völlige  nnd  ohnum- 
schränkte  Commando  über  alle  in  Preussen  stehende  Regimenter  sonder 
Ausnahme  aufgetragen,  auch  zu  allem,  so  er  darunter  befehlen  wird,  au- 
torisiret  habe.  Ihr  habt  Euch  hiernach  auf  das  exacteste  und  präciseste 
zu  achten.« 


März  to       13.   Der  König  an  Generalfeldmarschall  Fürst  Dietrich  von  Anhalt 
in  Bielefeld2).    Potsdam,  10.  März  1749. 

Noch  dem  Concept. 

Bezieht  sich  auf  die  Ordre  vom  7.  März3)  und  befiehlt  dem  Fürsten, 
>mit  dem  ganzen  Regiment  in  ganz  oomplettem  Stande,  auch  Übercompletten, 
desgleichen  Bagage«  am  15.  April  aus  seinen  Quartieren  aufzubrechen,  am 
am  1.  Mai  im  Halberstädtischen  einzutreffen  und  in  Quedlinburg  Quartier 
zu  beziehen.  Ferner  schreibt  er  dem  Fürsten,  »daas  hiernächst  [15.  April] 
das  Regiment  [des]  Obristen  Grafen  zu  Neuwied  von  Wesel  ans  nach 
Bielefeld  einrücken  wird4)<. 

P.  8. 

»Es  wird  Mir  besonders  lieb  sein,  wann  Ew.  Liebden  von  diesem 
vorseienden  Marsch  nichts  eher  besonders  eclatiren,  noch  unter  das  Publi- 
cum bringen  lassen  werden,  bis  es  die  Umstände  erfordern.« 


1;  Vgl.  dazu  die  >Secrete  Instruction  vor  den  General  von  Lehwaldt,  wie 
derselbe  bei  gewissen  Conjonoturen  und  bei  dem  ihm  aufgetragenen  General- 
commando  in  Preussen  sich  verhalten  soll<:  P.  C.  6,  407. 

2)  Für  die  Aufstellung  des  Artillerie-Etats  vgl.  die  Ordres  des  Königs  an 
G.  M.  von  Bauvrye  vom  10.,  12.,  27.  März  und  10.  April  1749  bei  v.  Schöning, 
Hi8t.-biogr.  Nachrichten  zur  Geschichte  der  brandcnburg.-preussischcn  Artillerie, 
{Berlin  1844),  I,  363—367.       3)  Vgl.  S.  9,  Anin.  3. 

4)  Ordre  an  Neuwied,  Potsdam  11.  März.  >In  simili  an  den  Obristen  von 
.Jungken,  dass  derselbe  nebst  dem  1.  Bataillon  den  15.  April  von  Wesel  aufbrechen 
und  nach  Minden  marschiren  solle.« 


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1749  März  6  —  Der  ein  her  13. 


Eine  gleiche  Ordre  ergeht  an  demselben  Tage  an  Quadt'),  am  15.  April  aus  1749 
seinen  Quartieren  aufzubrechen,  um  im  Magdeburgischen  Anfaug  Mai  einzutreffen  Mäirz  1 
und  in  Calbe  Quartier  zu  beziehen. 


14.   Weisung  des  Königs  für  das  Cabinei   (Potsdam,  25.  März  1749.]  März  25 


>Eine  Circulaire-Ordre  an  die  märksche,  pommersche  undmagdeburgische 
Regimenter:  sie  sollen  die  weiteste  Beurlaubten  den  1.  Mai,  die  weiten  den 
15.  Mai  einziehen.  [Demgemäß  Circulaire-Ordre,  Potsdam  25.  Marz.  Vgl.  dazu 
Nr.  11.] 

>lm  gleichen  an  Dietrich  [von  Anhalt]  und  Quadt:  sollen  erstlich  den 
15.  Mai  im  Halberstadlischen  einrücken.    [Vgl.  dazu  Nr.  13.] 

»Die  Preussen  sollen  den  15.  April  zusammenkommen,  die  Schlesiger 
den  l.  Mai.  [Demgemäss  Circulaire-Ordrcs,  Potsdam  25.  März.  Vgl.  dazu  Ni.  11 
und  Nr.  12.] 

»Dann  an  Retzow:  1000  Wispel  Korn  müssen  in  Magdeburg  inge- 
mahlen werden,  dass  den  20.  Mai  diese  Summe  an  Mehl  allda  parat  liege.« 


15.    Schlesischer  Festungsetat  1750/51.  Berlin,  13.  December  1749.  Dec.  13 


Auszug  aus  der  .Kepartition  der  tschlebischen  Forlillcatioiwbaugelder  vor  das  Jahr  1750/51« 
im  Staatsarchiv  zu  Breslau. 


Angewiesen  werden:  166000  Thlr., 

und  zwar  aus  den  schlcsischen  Etatsliberschüssen  1749/50  100000,  aus  der  Gencral- 
kriegekasse  60000  und  »aus  den  bei  der  Glogau'schen  Kammer  reservirten  GIo- 
gauachen  Fortificationsbaugeldern  von  Trinitatis  1749/50:  6000  Thlr.«2). 

Davon  werden  ausgesetzt: 

1)  fUrGlogau:  »zur  Conservirung  der  alten  Festungswerke  an 

der  Oderseite«   6000  Thlr. 

2)  für  Schweidnitz:  zu  2  grossen  Forts  nebst  Vollendung  der 

3  bereits  angelegten  Rcdouten  100U0O  » 

3)  fllr  Neisse:  zum  Meblniagazin    22000 


Nach  der  Urschrift,  Eigenhändig. 


zu  Reparaturen 


5000 


•271)01» 


4)  für  Kosel:  zur  Rev&tirung  des  corps  de  la  place  nebst 
Grabenmauer  

5)  für  Glatz:  zur  Fortification  


13000  » 
20000 


166000  Thlr 


1}  Vgl.  S.  9,  Anm.  3. 
2)  Vgl.  S.  8,  Anm.  5. 


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12     Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


» "40         16.   »Designation  desjenigen,  so  S.  K.  M.  vor  das  Jahr  1751  bei  denen 
schlesischen  I 

cember  1749. 


Dec-  13  schlesischen  Festungen  annoch  fertigen  lassen  wollen.«   Berlin,  13.  De- 


auü  dor  Urschrift  von  Sere. 

I  :  Glogau:        3  Pulvermagazine   7329  Thlr. 

18  Blockhäuser   7641  > 

Redoute  _21500  > 

36470  Thlr. 

2)  Neisse:        Evangelischo  Kirche   11000  Thlr. 

10  Backöfen   5700  » 

48000  Palligaden   16000  > 

Lazareth   32000  »  

64700  Thlr. 

3)  Glatz:  »Zur  völligen  Ausbauung  der 

neuen  Festungs[bau]ten.  Dieses 
macht  nach  des  G.  M.  von  Fou- 
qu6  hierüber  angezeigten  An- 
schlägen: *) 

1)  zum  neuen  Fort   77599  Thlr. 

2)  zu  denen  Werken  um  die 

Stadt   123905  »  

201504 Thhv 

l)  Schweidnitz:  2  Forts   100000  Thlr. 

Ankauf  des  ScharTgotsch'schen 

Hauses   1000  • 

zum  Lazareth  zu  aptiren  .  .  20000 
zur  Magazin- Bäckerei  ....      7000  » 

Kasernen  für  2  Bataillone  .  .     47500  »  

175500  Thlr". 

b)  Kosel:  Revßtirung  des  Hauptwalls  .  .     13000  Thlr. 

Minen   16000  »  

 29000  Thlr. 

 Summa:  507174  Thlr. 

1750  17.  Der  König  an  General  der  Artillerie  von  Linger  und  General- 
ApriI  4  major  von  Bauvrye  in  Berlin.   Potsdam,  4.  April  1750. 

Nach  dor  Urschrift  im  Kriegsarchiv  des  Königl.  Grossen  Generalstabs  zu  Berlin. 

»Euch  wird  bereits  bekannt  sein,  welchergestalt  Ich  intentionniret  bin, 
zu  Glatz  sowohl  als  zu  Schweidnitz  2  neue  Artillerie-Garnisoncompagnieen, 
fast  auf  den  Fuss  wie  schon  zu  Neisse  und  zu  Magdeburg  geschehen3), 
zu  errichten  und  den  Fuss  davon  noch  mit  Anfang  des  Septembris  dieses 
Jahres  zu  formiren.« 

In  Glatz  sollen  daher  »die  daselbst  bereits  befindliche  Artilleristen 
mit  dazu  stossen«.  Fttr  Schweidnitz  sollen  die  Artilleriecompagnieen  in 
Wesel  und  in  Ostpreussen  je  15  Mann  abgeben,  erstere  darunter  einige 

1)  Liegen  nicht  vor.         2)  Vgl.  Nr.  8  und  10. 


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1749  December  13  —  1750  April  4. 


13 


zu  Unteroffieieren  tüchtige  Leute,  und  sie  bei  sich  wieder  durch  Werbung  1750 
ersetzen:  > welche  30  Mann  den  Fuss  der  Schweidnitzer  Artillerieoompagnie  Apnl 
ausmachen  sollen.  Die  alsdann  bei  beiden  Compagnieen  noch  fehlenden 
Leute,  um  die  Anzahl  zu  erreichen,  welche  Ich  zuerst  vor  dieses  Jahr  bei 
solchen  Compagnieen  haben  will,  werde  Ich  zu  seiner  Zeit  von  denen  Aus- 
rangirten  der  schlesischen  Regimenter  aussuchen,  wozu  aber  das  Artillerie- 
Feldregiment  zu  Berlin  1 — 2  Unterofficiers  wird  geben  müssen.« 

Die  Generale  sollen  dafür  sorgen,  dass  jene  30  abzugebenden  Leute 
> gegen  den  1.  September  c.  ohnfehlbar  in  Schweidnitz  sein  müssen,  als 
von  welcher  Zeit  an  die  Errichtung  und  Verpflegung  der  Compagnie  ge- 
schehen wird«. 


18.  Voranschlag  des  Königs  für  die  schlesischen  Festungsbauten (mo; 

[1750.] 

N»eh  dar  Urschrift.  Eigenhindig. 

»17512). 

Neisse:  les  utensiies  des  casernea  16000  ecua 

 4000  6cuh  pour  les  foura. 

Neisse  20000. 

Glatz:  20000  ecua,  pour  faire  la  fortification  de  la  ville  aur  le 

plan  de  Wrede. 
Cosel:  8000  ecus,  pour  dea  mines. 

ä  Glogau:  8100  6cus,  pour  dea  mines. 

NB.  MUnchow  paie  a  part  4000  ecua. 
ä  Schweidnitz:  100000  ecus,  pour  les  deux  forts  qui  restent  ä  se  faire,  et 

 pour  achever  ceux  de  cette  annee3). 

156100 


Reate  pour  l'annee  1752: 

66000  ecus,  pour  achever  les  mines  de  Schweidnitz. 
32000  ecus,  pour  le  lazaret  de  Neiaae. 
30000  pour  Olatz. 
8000  pour  les  mines  de  Glogau. 
21000  pour  Coael. 
157000  ecus. 

Neisse:         infirmerie:  32000;  payä  10000   reate  ä  22000. 

l'eglise:  12000   .  .    12000. 

Glatz:  pour  achever  le  rempart   40000. 

Schweidnitz:  infirmerie  22000;  caaernes  40000    62000. 

Glogau:         la  redoute  20000    20000. 

1 56000.«  <} 


1)  Vgl.  Nr.  16.  2]  Vgl.  Nr.  19.  3)  Vgl.  S.  6.  11. 
4)  Vorlage:  »154000«. 


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1  4      Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
1750         19.  Schlesischer  Festungsetat  1751/52.  Potsdam,  8.  December  1750. 

>6C*  *  Nach  dem  Erlw*  an  MQuchow  vom  S.  December  175»  im  Staatsarchiv  ro  Breilau. 

Angewiesen  werden:  160000  Thlr., 
und  zwar  ans  den  schlesischen  Etatsliberschüssen  1750,  51  100000  und  aus  der 


(ieueralkriegskasse  60000  Thlr. 

Davon  werden  ausgesetzt1): 
1;  für  Schweidnitz  zur  Fortification   100000  Thlr. 

2)  für  Glogau:        für  Minen   8100  > 

3)  für  Kosel:  für  Minen   8000  » 

4)  für  Neisse:         für  Anschaffuug  der  Utensilien  fUr 

die  Kasernen   16000 

zum  Magazin-Backofen   4000 

20000  » 

5)  für  Glatz:  zur  Fortification  20000  » 

156100  Thlr. 


Der  Rest  vou  3900  Thlrn.  bleibt  der  königlichen  Disposition  vorbehalten2). 


1751  20.  Voranschlag  für  die  schlesischen  Festungsbauten3).  Neisse,  8  aep- 
^P*-  8  tembre  1751. 

Nach  einer  Abschrift. 

»[Glogau:]         vor  6  angles  in  Glogau  zu  miniren  .         16000  Thlr. 

vor  eine  Redoute  ?5o°0 


41000 

»[Schweidnitz:]  pour  achever,  Schweidnitz,  les  deux  forts 

et  la  petite  redoute   70000 

et  la  redoute  15000 


85000 

pour  deux  bataillons  des  casernes  .  .  .  48000 

pour  les  places   4000 

la  maison  de  la  Schaffgotsch «!   1000 

la  boulangerie   7000 


145000  Thlr. 

»Pour  Cosel:     les  mincs  8000  Thlr. 

le  corps  de  la  place    ....  13000  > 
2  tnagasins  de  pomlre  ä  mille 

quintaux   4000 

25000  » 

»Neisse:  pour  rinfirmerie  pour  1200  homiues  .  .  .    30000  Thlr. 

Teglise   12000  > 

42000  > 


Somnie  totale:    253000  Thlr., saus  Glatz. 


1)  Vgl.  Nr.  18. 

2)  Durch  die  Erlasse  an  Münchow  vom  20.  Oetober  1751  und  O.September 
1752  wird  der  R«  st  für  den  Bau  eines  Pulverkellers  und  für  Wasserbauten  in 
Breslau  angewiesen.   (Breslau,  Staatsarchiv.) 

3)  Vgl.  Nr.  16.  18.  Vielleicht  von  dem  König  aufgesetzt.      4)  Vgl.  S.  12. 


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1750  Deceraber  8  —  1752  Docember  12.  15 

»L'annee  1752»):  1751 
85000  ecus,  pour  achever  Schweidnitz  Sept.  8 

1000  la  maison  de  Schaffgotsch. 

 7000  la  boulangerie. 

93000 

16000  les  mines  ä  Giogau. 
8000  les  mines  ä  Cosel. 
20000  a  Glatz.; 

13000  corps  de  la  place  ä  Cosel. 
10000  pour  Neisse. 
160000.« 


21.    Schlesischer  Festungsetat  1752/53.    Berlin,  7.  December  1751.  Dec.  7 

Nach  dem  Krlasa  an  Müachow  vom  7.  December  1751  und  einer  (undatirten)  «Disposition«  f&r 
1752  im  Staatsarchiv  zu  Breslau. 

Angewiesen  werden:  160000  Thlr., 
und  zwar  aus  den  schlesischen  EtatsliberschUssen  1751/52  100000,  aus  der  General- 
kriegskasse 60000  Thlr. 

Davon  werden  ausgesetzt2): 

1)  für  Schweidnitz:  zur  Fortiöcation   85000  Thlr. 

zum  Ankauf  des  Schaffgotach- 

schen  Hauses   1000  > 

für  die  Bäckerei   7000  > 

93000  Thlr. 

2)  für  Giogau:         zu  Minen   16000  > 

3)  für  Kosel:  zu  Minen   8000  » 

zum  corps  de  la  place  .  .  .    13000  » 

21000  » 

4)  für  Neisse:         zum  Lazareth   10000 

5)  für  Glatz:  zur  Fortification   20000 

160000  Thlr. 


> 


22.    Schlesischer  Festungsetat  1753/54.  Berlin,  12.  December  1752.  1752 

Nach  dem  Erlaas  an  Mattchow  vom  12.  December  1752  im  Staatsarchiv  iu  Breslau.  Dec.  12 

Angewiesen  werden:  110000  Thlr., 
und  zwar  aus  den  schlesischen  EtatBÜberschUssen  1752/53 3)  50000,  aus  der 
Generalkriegskasse  60000  Thlr. 

Davon  werden  ausgesetzt: 

1)  für  Schweidnitz:  zum  neuen  Fort,  incl.  der  Vergütung  für 
eingegrabene  Gärten  und  Kasernenplätze   50000  Thlr. 

2)  für  Glatz:  zur  Fortification4)   20000  » 

3)  für  Kosel :  zu  der  neuen  Oder-  und  Glacis-Coupirung,  und 

zur  Bäckerei   9000  , 


1)  Vgl.  Nr.  21.  2)  Vgl.  Nr.  20. 

3)  Die  ursprüngliche  Angabe:  >  1753/54«  wurde  später  berichtigt. 

4)  Vgl.  Nr.  24. 


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16     Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1752  1)  an  die  Gebrüder  Rottengatter  in  Abschlag  anf  alte  Bau- 

Dec-  12  schulden:  18000  Thlr. 

> wovon  aber  die  Landschulden  an  Bürger  und  Bauern  vor- 
erst mit  8500  Thlrn.  bezahlt  werden  müssen«*); 
5)  zur  Dotirung  der  Reparaturen  an  den  Bchlesischen  Festungen :     13000  » 
nämlich  an:  Glatz     1000  Thlr.      Neisse:         5000  Thlr. 

Brieg  1500  »  Schweidnitz  1000  » 
Breslau  2000    >         Glatz  1000  . 

Kosel    1500  ^     

110000  Thlr. 


[1753  23.  Der  König  an  Etatsminister  Graf  Münchow  in  Breslau.  [Potsdam,] 
AuS-,3>13  [aoüt  1753]  2). 

Nach  der  Urschrift  im  Staatsarchiv  xo  Breslau.  Eigenta&ndig. 

»Marquez-moi,  je  vous  prie,  combien  me  coüterait  un  corps  de  casernes 
ponr  10  compagnies  ä  Glogau,  10  ä  Breslau,  10  ä  Neisse,  le  tout  massif, 
et  envoyez  le  devis  dans  ma  lettre.  Vous  n'en  parlerez  ä  personne  et 
adresserez  la  lettre  pour  moi  dans  une  enveloppe  ä  Fredersdorf.  Je  vou- 
drais  savoir,  en  mfeme  temps,  ce  que  coüterait  l'utensile;  selon  mon  calcul, 
cela  va  ä  11  000  ecus  pour  10  compagnies. 

»Je  souhaite  que  les  eaux3)  vous  aient  fait  du  bien,  ätant  avec  bien 
de  Testime  votre  fidele  ami 

Federic.«  *) 


Oct.  22       24.    Bauanschlag  für  die  Festung  Glatz5).    Glatz,  22.  October  1753. 

Nach  der  Abschrift  von  Wrede. 

> Anschläge  von  denen  noch  erforderlichen  Bauten  zu  Glatz: 
1)  Zum  vOUigen  Ausbau  der  Bastion  vor  dem  Schulthor  .  .  .    9000  Thlr. 


2)  chemin  couvert  de  la  courtine   8581  » 

3)  bastion  sur  le  vieux  fort   23S08  » 

4)  Lunette  samt  Caponniere  zur  Hechten  dieser  Bastion  .  .  .  4432 

5)  vor  die  hinwegkommende  Häuser  und  Gärten    4400  » 

6)  sämtliche  Minen  vor  der  Stadt   3950  > 

7)  10  Backöfen   3500  » 

8)  casernes  vor  die  Artillerie  im  Zwinger   6985  > 

9)  Der  Warthaer  Weg     2000  » 

Summa:  06656  Thlr.* 


1)  Nach  einer  Meldung  von  Sers  an  Münchow,  Schweidnitz  23.  October  1752. 
betrugen  die  Festungsbauschulden  an  Stadt  und  Land:  8504  Thlr.  15  gr.  l'/ä  vV 
an  die  Unternehmer  Rottengatter  (vgl.  S.  1):  37789  Thlr.  17  gr.  IP/s  <X  (Breslau, 
Staatsarchiv.)        2)  praes.  17.  August. 

3)  Münchow  war  in  Karlsbad  zur  Kur  gewesen. 

4)  Nach  der  von  Münchow,  Breslau  18.  August,  gesandten  Übersicht  betrugen 
die  Kosten  für  die  Kasernenbauten  rund  94000,  für  die  Utensilien  rund  34000  Thlr. 
(Breslau,  Staatsarchiv.) 

5)  Ähnliche  Anschläge  über  Bauten,  die  der  König  selbst  anbefahl,  Hegen 


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1752  December  12  -  1753  December  23. 


17 


Asaignirtt)  pro  1753: 

nämlich:  Bastion  vor  dem  Schulthor: 
courtine  et  chemin  couvert: 
für  Minen: 


9000 
8583 
2417 


2UU0U 


Dazu:  Kaserne  (für  1  Bat.)  nebst  Utensilien  .  .    38279  Thlr. 
jährlicher  Unterhalt   3477  » 


20000  Thlr. 


10  gr. 
18  » 


2*/5  A 

l»/5  > 


1753 
Oct.  22 


25.   Schlesischer  Festungsetat  1754/55.  Breslau,  2.  November  1753. 

Nach  dem  Erlau  an  Musow,  den  Nachfolger  Muochows,  rom  2.  November  1753  and  der  an-  2 
liegenden  »Disposition«  für  1754  im  Staatsarchiv  zu  Breslau. 

Angewiesen  werden:  110000  Thlr., 

und  zwar  aus  den  schlesischen  Etatsüberschüssen  1753/54  50000,  aus  der  General- 
kriegskaase  60000  Thlr. 

Davon  werden  ausgesetzt: 

1)  für  Glogau:  zu  einer  kasemattirten  Redoute  ohne  Süssere 
Revötirung   20000  Thlr.2) 

2)  für  Schweidnitz:  für  Kasernen  (7  Comp.),  excl.  der  Utensilien   30000  > 

3)  für  Kosel:  zu  einer  Kasematte  und  Pulverkammer  am 

Brückenkopf   4000 

zum  Fundament  für  Kasernen   6000 


4)  für  Glatz:  zum  corps  de  la  place   20000  • 

5)  >zu  Dotirung  derer  schlesischen  Festungen«   13000 

»als  welche  ein  vor  allemal  ausgesetzet  seind«,  (wie  in  Nr.  22). 

6)  für  Serviszuschuss   2000  » 

7)  zur  Abschlagszahlung  an  die  Gebrüder  Rottengatter8)  .  .    15000  '» 

110000  Thlr. 

26.  »Estimation  der  allergnädigst  anbefohlenen  neu  anzulegenden  Dec.  23 
Fortificationsarbeit  der  Festung  Kosel.«  Potsdam,  23.  December  1753. 

Nach  der  Urschrift  von  Sern,  die  königliche  Resolution  eigenhändig. 

1)  Zur  Macocnerie  des  zweiten  chemin  couvert   15000  Thlr. 

Erdarbeit   12500 

Gazonnage   500 

Doppelte  Palüsadirung   4000 

32000 

2)  »Die  vergrabene  Mauer  im  Glacis«   2250 

3)  eine  Ravelin-Coupure   6750  Thlr. 

die  Graben-Mauer  ...    3600 

Erdarbeit   4500  » 

Zum  Graben   2700  » 


noch  für  Glatz,  d.  d.  Glatz  19.  September  1751,  und  für  Glogau,  d.  d.  Schweid- 
nitz 8.  September  1750,  vor. 

1)  Vom  König,  Glatz  15.  September  1753.   Vgl.  Nr.  22. 

2)  Nach  einer  Notiz  in  dem  Anschlag  von  Sers  vom  1.  November  werden 
davon  2000  Thlr.  für  Minenarbeiten  verwandt;  es  solle  »soviel  Arbeit  von  ge- 
dachter Redoute  nachbleiben«.        3)  Vgl.  S.  16. 

or  Vorgeschichte  des  7jihrigen  Krieges.  2 


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18     Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1753  Gazonnage   250  Thlr. 

Dec.  23  Die  Minen  Jn  beiden  Rheims  ZU8ammen  ....    2700  » 


20500  Thlr. 

4)  die  Minen  in  den  Saillants  des  Glacis  vom  tSte  de  pont    6000  > 

Summa:   60750  Thlr. 

»Gut. 

  Fridericb.««) 


Dec.  25       27.   Der  König  an  Oberst  von  Sers  in  Potsdam.   Potsdam,  25.  De- 
cember  1753. 

Nach  dorn  Concept 

»Auf  die  von  Euch  erhaltene  Estimation  wegen  der  nach  Meiner  In- 
tention annoch  zu  fertigenden  Fortificationsarbeit  bei  der  Festung  Kosel5) 
habe  Ich  resolviret  und  mache  Euch  hierdurch  bekannt,  dass  Ihr  zuvorderst 
nach  Meiner  an  den  Etatsminister  von  Massow  vorhin  bereits  ergangeneu 
Ordre3)  4000  Rthlr.  zu  der  vorhin  schon  resolvirten  Kasematte  und  Pul- 
verkammer im  töte  du  pont  empfangen  werdet  Hierzu  erhaltet  Ihr  an- 
noch durch  gedachten  Minister  6000  Rthlr.,  desgleichen  sofort  jetzo  von 
dem  Geheimen  Rath  Koppen  zu  Berlin  gegen  Eure  Quittung  3714  Rthlr. 
14  Gr.,  welches  also  zusammen  die  Summa  von  9714  Rthlr.  14  Gr.  be- 
traget und  also  zu  Anlegung  des  von  Mir  resolvirten  doppelten  chemin 
convert  verwandt  werden  soll.  Hierzu  werde  Ich  noch  darauf  25000  Rthlr. 
hiernächst  assigniren,  vor  welche  Gelder  überhaupt  der  doppelte  chemin 
couvert  völlig  fertig,  auch  die  Maconnerie  von  denen  Angles  des  Glacis 
geraachet  werden  muss. 

»Das  übrige  zu  erwähntem  Fortificationsbau  annoch  erforderliche  muss 
bis  vor  das  Jahr  1755  bleiben,  da  vorstehendes  in  dem  nächstkommenden 
1754.  Jahre  völlig  fertig  gemachet  werden  muss.  Ihr  habet  also  alle 
Eure  nöthige  Einrichtungen  hiernach  zu  machen.« 


1754         28.    Feldmarschall  von  Lehwaldt  an  den  König.  Königsberg,  7.  Juni 

Juni  7  1754 

Nach  der  Urschrift. 

Da  der  König  ihm  befohlen  habe4),  zu  überlegen  und  zu  berichten, 
»wieviel  Zeit  es  brauche,  das  Hülsen'sche  Garnisonregiment  zusammenzu- 
ziehen, ingleichen  auf  eben  den  Fuss  für  jede  derer  Festungen  Pillau  und 
Memel  ein  Milizbataillon  von  500  Mann  zusammenzubringen«,  meldet  Leh- 
waldt, »wie  gedachtes  Httlsen'sches  Garnisonregiment  in  etwa  4  Wochen 
complett  beisammen  sein  könne.  Was  aber  die  zu  errichtende  Milizbataillons 
für  Pillau  und  Memel  anbelanget,  so  würde,  wenn  E.  K.  M.  es  . . .  .  zu 

1)  Vgl.  dazu  Nr.  27.         2)  Nr.  26.         3)  Vgl.  Nr.  25. 
4)  Der  Befehl  liegt  nicht  vor. 


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1753  December  23  —  1754  September  24. 


19 


genehmigen  geruheten,  die  Veranstaltung  machen,  dass  die  Regimenter  in  1754 
denen  Gantons,  nm  dieserwegen  kein  Aufsehen  zu  verursachen,  unter  dem  Junt  7 
Vorwand,  dass  noch  nicht  eine  genügsame  Anzahl  Knechte  aufgeschrieben 
wären,  per  Compagnie  noch  13  Knechte  notiren  müssen,  da  dann  die 
beiden  Milizbataillons,  jedes  von  500  Mann,  hieraus  formiret  und  etwa 
innerhalb  3  Wochen  complett  zusammen  sein  könnten«.  Die  80  erforder- 
lichen ünterofficiere  würden  aus  Invaliden  zu  nehmen  sein. 

Da  er  bereits  1749  auf  Befehl  des  Königs  das  Hulsen'sche  Garnison- 
regiment auf  die  3  Festungen  Pillau,  Memel  und  Friedrichsburg  vertheilt 
und  die  nöthigen  Gewehre  und  Montirungen  dorthin  geliefert  habe,  fragt 
Lehwaldt  ferner  an,  ob  »nun  hierunter  eine  Änderung  zu  machen1)«. 

29.  Der  König  an  Etatsminister  von  Massow  in  Breslau.  Potsdam,  Juli  8 
8.  Juli  1754. 

Nach  einem  »Eitract«  im  Staatsarchiv  zu  Breslau. 

»Zweitens2)  will  Ich  Euch  zu  Eurer  um  so  besserer  Direction,  jedoch 
in  höchstem  Vertrauen  und  mit  expressen  Befehl,  dass  Ihr  nicht  den  aller- 
geringsten ficlat  davon  machen  sollet,  hiedurch  eröffnen,  wie  Ich  des  Vor- 
habens bin  und  Meinen  Plan  bereits  gemachet  habe,  die  in  Schlesien 
stehende  4  Garnisonregimenter  als  Mfltzschefahl,  Lattorff,  Nettelhorst  und 
Blankensee  zu  doubliren  und  also  zu  jedem  noch  2  Bataillons,  jedoch 
ohne  Grenadiercompagnieen  zu  errichten.  Um  nun  die  dazu  erforderliche 
Mannschaft  zu  bekommen,  so  ist  Meine  Intention,  solche  aus  ganz  Schlesien 
überhaupt  und  zwar  an  Leuten  von  3  k  4  Zoll,  die  bei  denen  [Feld-] 
Regimentern  nicht  gebrauchet  werden  können,  zu  nehmen  und  liefern  zu 
lassen. « 

Der  Scbluss  der  Ordre  enthält  Weisungen  über  die  Vertheilung  der  Liefe- 
rungen auf  Schlesien.   

30.  Schlesischer  Festungsetat  1755/56.  Potsdam,  24. September  1 754 3).  Sept.  24 

Nach  der  »Disposition  wegen  der  schlesischen  Fortificationsbaugelder  vor  du  Jahr  1755«  im 
Staatsarchiv  in  Breslau. 

Angewiesen  werden:  142200  Thlr.«), 
und  zwar  aus  den  schleaischen  EtatsllberschUssen  1754/55  50000,  aus  der  General- 
kriegskasse 60000,  dazu  vom  König  >aus  einem  besonderen  Fonds«  32200  Thlr.&j 

1)  In  seiner  Antwort,  Magdeburg  12.  Juni,  billigt  der  König  die  Vorschläge 
Lehwaldts  für  >das  benöthigten  Falls  zusammenzubringende  Milizbataillon  für 
Pillau  und  Memel«,  und  befiehlt  ihm,  von  Unterofficieren  und  Mannschaften  eine 
Liste  anzulegen,  »um  auf  den  Nothfall  solche  gleich  zur  Hand  haben  zu  können«. 

2)  Der  Anfang  der  Ordre  liegt  nicht  vor. 

3}  Das  Datum  nach  dem  Begleiterlaas  an  Massow. 

4)  Die  Geldanweisungen  nach  dem  Erlass  an  Massow  vom  10.  December 
1754.   (Breslau,  Staatsarchiv.) 

5)  Am  1.  Mai  1755  theilt  der  König  Massow  mit,  dass  Köppen  den  Befehl 
zur  Übersendung  der  obigen  Summe  erhalten  habe.   (Breslau,  Staatsarchiv.) 

2* 


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20      Preussiscbe  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Kriege» 


1754  Davon  werden  ausgesetzt: 

Sept.  24        (j  mr  Glogau.  ,wegen  Abtragung  des  Berge«  p.«      500  Thlr. 

2)  für  Schweidnitz:  fUr  3  Corps  Kaser- 
nen (3  Comp.)   15000  Thlr. 

für  Ankauf  des  Fouque'scben  Hauses 

zum  Arsenal   1000U  > 

25000  » 

3)  für  Glstz:*)  »um  alles  in  fertigem 
Stande  zu  setzen,  als  bedeckten  Weg, 
Minen,  Bäckerei,  Weg  nach  Wartha 

p.«   20900  » 

zum  Bau  einer  Kaserne   38000  » 

58900  » 

4)  für  Kosel: 

»xu  10  massiven  Caponnieres  .  .  3000  » 
zu  den  beiden  ravelin-coupures  .  22000  » 
zu  Pallisaden  der  Wegschtltzer 

Redoute   1800    >  < 

26800  » 

5)  für  Massow: 

»zu  Reparatur  der  Brieg'  und  Koserschen  Ka- 
sernen und  zu  Anschaffung  der  noch  fehlen- 
den Utensilien«   1000 

6)  zur  Dotirung  der  schlesisehen  Festungen2)  .  .    13000  » 

7)  zur  Abzahlung  an  die  Gebrüder  Rottengatter»)   14329    »     17  gr.  11  Jt 

139529  Thlr.  17  gr.  11  A 

Verbleiben  zu  des  Königs  Disposition   2670    ,     6  »    1  » 


[Sept.  24]      31.    Festungsanschläge  für  Kosel.    [Potsdam,  24.  September  1754.] 

N»eh  der  Urschrift. 

»Zu  dem  Koselschen  Fortificationsbau  haben  S.  K.  H.  auf  das  Jahr  1755 
assigniret: 

zu  10  massiven  Caponnieres   3000  Thlr. 

zu  den  beiden  ravelin-coupures   22000  > 

zu  Pallisaden  der  Wegschützer  Redoute  ....    1800  » 

_  26800  Thlr.«) 

[November  1754.] 

»Ferner  ist  noch  eztraordinarie  bezahlet  worden: 

1)  zu  Revetirung  des  Retranchementa  auf  der 

Seite  am  Wasser   6600  Thlr. 

2)  zu  Pallisaden  zum  töte  de  pont   1900  » 

8500  Thlr.*) 

  36300  Thlr. 

1)  Vgl.  Nr.  24.       2)  Vgl.  S.  16.  17.        3)  Vgl.  S.  16.  17.        4)  Vgl.  Nr.  30. 

5)  Am  1.  November  1754  unterrichtet  der  König  Massow  von  dem  an  Küppen 
ergangenen  Befehl,  ihm  obige  Summe  für  Kosel  und  fernere  1500  Thlr.  als  Ab- 
schlagszahlung für  Glogau  (vgl. S.  17,  Anm.2)  zu  übermachen.  (Breslau,  Staatsarchiv.) 


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1754  September  24  —  December  22. 


21 


»Bleiben  also  nach  dem  Anschlage  noch  zu  aßsigniren:  1754 
zu  denen  Minen  in  den  angles  saillanta  in  dem  äePt-  24 

bedeckten  Wege  »000  Thlr. 

zu  4  kleinen  Pulvermagazins  in  dem  coupirten 

Ravelin  und  zu  2  dergleichen  in  dem  andern 

Ravelin   7200  >  

13200  Thlr.« 


32.  Der  König  an  Generalleutnant  de  La  Motte  Fouqu6  in  Berlin.  Dec.  22 
Berlin,  22.  December  1754. 

Nach  dem  Coowpt. 

Fouque  berichtet,  Berlin  21.  De-         »Weil  nach  Eurem  Schreibe] 
cember:  >E.  K.  M.  .    .  Ordre  zufolge  2,  4^  e8  die  Notnwendigkeit 


habe  bei  Anwesenheit  des  Etatsminiaters  ,.    .  , 

„  ,  fordert,    dasa   zu   dem  Glatzischen 

von  MasHow  .  .  .  erinnern  aollen,  dass  ' 

der  Kaeernenbau  zu  Glatze  nach  Aller-  Kasernenbau,  daferne  solcher  sonst 

höchstderoselben    Intention    künftiges  nach  Meiner  Intention  im  nächst- 

Jahr  vollbracht  werden  solle.    Dem  kommenden  Jahre  völlig  zum  Stande 

Obristlt  von  Wrede  habe  unterdessen  gebracht  werden  soll,  von  denen  dazu 

hiervon  Nachricht  gegeben,  uui  in  Zeiten  j.  ,  \. 

„  . .        aecordirten  38000  Rthlrn.  schon  im 

alle  erforderliche  Veranstaltungen  hierzu  *  *  »umu. 

zumachen.  Worauf dorselbe vorgestellet,  kommenden   Monat  Januam  15000 
dass,  weil  schon  im  Winter  und  Früh-  Rthlr.  zu  Anschaffung  derer  Materia- 
jahr das  Bauholz  bezimmert,  die  Steine  lien  nnd  auf  dass  mit  solchem  Bau 
gebrochen  und  die  Fundamenter  aus-  80gieicn  im  Frühjahre  und  sobald  es 
gegraben   werden  müssten,  auch  die  ,„,,.,.,  Atkr  a«*«™ 

übrige  Baumaterialien,  als  Ziegel  und  nur  die  Witterung  zulasset,  der  Anfang 
Kalk,  anzuschaffen  und  die  Mauerer,  so-  g«n>»chet  werden  könne,  ausgezahlt 
bald  es  nur  die  Witterung  zuliesse,  an-  werden,  so  habe  Ich  darauf  an  den 
zusetzen  wären,  gedachter  Kasernenbau  Etatsminister  von  Massow  die  Ordre2) 
im  künftigen  Jahr  nicht  anders  geendiget  ergehen  lassen,  sich  deshalb  dergestalt 
werden  konnte,  als  wann  von  denen  dar-  einzurichten }damit  die  Auszahlung  nur- 
zu  aecordirten  38000  Rthlrn.  schon  im  "  '  6 
kommenden  Monat  Januarii  15000  Rthlr.  erwähnter  15000  Rthlr.  im  kommen- 
ausgezahlet  würden.«  Er  stellt  dem  den  Monate  Januarii  geschehen  könne, 
König  anheim,  entsprechende  Anord-  der  Überrest  der  zu  solchem  Kasernen- 
nungen  zu  treffen.  bau  angegeben  Gelder  aber  demnächst 

nach  Ablanf  des  kommenden  Monats 
Maji  ebenmässig  baar  ausgezahlet  wer- 
den müsse.  Wornach  Ihr  Euch  also 
zu  achten  nnd  das  weitere  deshalb 
zn  besorgen  habt.« 


1)  Vgl.  Nr.  30.  2)  D.  d.  Berlin  22.  December.  {Breslau,  Staatsarchiv.) 


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22      Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1755  33.  »Ctrculaire- Ordre«  an  die  schlesischen  Regimenter.  Berlin, 
Jan'  19  19.  Januar  1755. 

Nach  dem  Concept. 

»Sonaten  will  Ich,  dass  Ihr  Mir  eine  Liste  einsenden  sollet,  wieviel 
Ener  unterhabendes  Regiment  an  Leuten  in  seinem  Enrollirungseanton  [bat], 
so  2  ä  3  Zoll  und  darüber  messen,  die  aber  Vagabonds  seind,  und  von 
denen  das  Regiment  nicht  recht  sicher  ist,  dass  es  solche  zu  allen  Zeiten 
wieder  finden  kann  *). 

Jan.  24       34.   Der  König  an  Generalmajor  von  Buddenbrook  in  Berlin.  Berlin, 

24.  Januar  1755. 

Nach  dem  Concept. 

Der  Empfang  des  Berichtes  Buddenbrooks  vom  22.  Januar  und  der 
Liste  der  Mannschaften  wird  bestätigt,  »so  von  einigen  Feld-  und  Garni- 
sonregimentern an  gesunden  und  diensttüchtigen  Leuten  zur  Augmentation 
des  Mützschefabl'schen  Garnisonregiments  abgegeben  werden  können2)«. 
Der  König  ordnet  an,  »dass,  wann  Ich  sie  etwa  im  kommenden  Monat 
Junio  zu  haben  verlange,  Ich  solche  sodann  sofort  beisammen  haben  kann«. 
Er  billigt  die  Liste  der  zur  Augmentation  notirten  Officiere  und  Unteroffi- 
eiere,  und  erklärt  sich  einverstanden,  dass  die  »100  diensttttchtige  Leute«, 
welche  das  Neue  Garnisonregiment  Ahlimb  abgiebt,  »aus  denen  Invaliden 
der  Armee  wiederum  complettiret  werden  müssen«. 


Febr.  18      35.   Der  König  an  Oberst  von  Meseberg  in  Potsdam.  Potsdam, 
18.  Februar  1755. 

Nach  den  Concept 

» Weilen  Ich  will,  dass  das  2.  und  3.  Bataillon  Garde  den  1.  April 
dieses  Jahres  völlig  complett  zusammen  sein  sollen,  sodass  nichts  daran 
fehlet,  um  alsdann  mit  dem  gewöhnlichen  Exerciren  den  Anfang  zu  machen, 
als  mache  Ich  Euch  solches  hierdurch  bekannt,  damit  Ihr  die  nöthigen 
Anstalten  darnach  einrichten  könnet.« 

»In  simili«  an:  Retzow,  Prinz  Heinrich,  Miinchow,  Kablden,  die  7  Berliner 
Infanterieregimenter,  Gensdarmes  (G.  Lt.  von  Katzler),  Zieten :  »wegen  des  in  Ber- 
lin stehenden  Bataillons  seineB  Regiments«,  Schwerin,  Prinz  von  Preussen-Infan- 
terie,  Hessen-Darmstadt,  Ferdinand  von  Preussen,  Franz  von  Braunschweig,  Prinz 
von  Preussen-Cavalleric  (G.  H.  von  Driesen),  Trachsess. 


1)  Nach  einer  Liste  bei  den  Acten  belief  sich  die  Zahl  derselben  anf  589. 
In  einer  zweiten  »Circulaire-Ordre«  vom  26.  Juli  werden  die  Regimenter  ange- 
wiesen, die  Mannschaften  zur  Augmentation  des  Mützschefahrschen  Regimentes 
(vgl.  Nr.  29)  znm  15.  oder  16.  August  nach  Jauer  zu  schicken. 

2)  Die  Zahl  belief  sich  auf  314  Mann;  davon  100  »Über-Übercomplette«  von 


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1755  Januar  19  —  Februar. 


23 


36.   »Circulaire-Ordre  an  alle  Regimenter  Infanterie,  Cavallerie  und 
Dragoner.«    Potsdam,  25.  Februar  1755.  * 

Nach  dem  Concept. 

»Damit  die  Regimenter  allemal  in  denen  Enrollirungscantons  Leute 
haben,  die  schon  etwas  dressiret  seind,  um  solche  erforderten  Falls  ein- 
ziehen und  gebrauchen  zu  können,  so  habe  Ich  resolviret,  dass  ein  jedes 
Regiment  Infanterie,  anstatt  der  jetzigen  1 0  Übercompletten  par  Compagnie, 
20  Übercomplette  haben  soll1);  womit  es  aber  nachstehenderraaassen  ge- 
halten werden  muss,  dass,  wenn  nämlich  das  Regiment  sich  complett  zu- 
sammenziehet, alsdenn  von  ermeldeten  20  Übercompletten  nur  10  Mann 
eingezogen  werden,  die  übrigen  1 0  hergegen  im  Canton  bleiben,  und  der- 
gestalt ein  Jahr  um  das  andere,  sodass  die  10  Übercomplette,  welche  Ich 
voriges  Jahr  gesehen,  Mir  bei  der  diesjährigen  Revue  nicht  gewiesen,  da- 
gegen die  andern  10  Übercompletten  vorgeführet  werden. 

»Von  vorgedachten  20  Übercompletten  sollen  nur  allein  die  10  grosse- 
sten in  denen  Listen  des  Regiments,  so  Ich  bekomme,  aufgeführt  werden, 
die  übrigen  10  aber  nicht. 

»Da  das  Regiment  alle  Jahr  mundiret  wird,  so  sollen  auch  von  den 
20  Übercompletten  nur  10  jedes  Jahr  mundiret  werden,  nämlich  die,  so 
zum  Regiment  einkommen  mflsBen;  die  andern  10  werden  das  Jahr  darauf 
mundiret,  wenn  sie  zum  Regimente  kommen  müssen,  auf  welche  Art  mit 
10  und  10  Übercompletten  ein  Jahr  um  das  andre  übergeschlagen  wird 
und  sie  also  eigentlich  nur  alle  2  Jahr  die  Mundirung  bekommen.  Ich 
befehle  demnach,  dass  Ihr  Euch  hiernach  achten  und  bei  Eurem  Regiment 
es  alles  obstehendermaassen  einrichten  sollet.« 


Am  27.  Februar  wird  die  obige  Ordre  auf  die  5  stehenden  Grenadierbataillone 
ausgedehnt:  an  Lchwaldt  (für  das  Ktmigsbergische) ;  an  Bonin  (für  das  Magde- 
burgische), »in  simili«  an:  Kahlden2),  Rath  und  Plötz. 


37.   Programm  der  Revuen.   [Potsdam,  Februar  1755.]  [Febr.] 

Nach  der  Urschrift  von  der  Hmnd  Eichels. 

»Die  pommerschen  Regimenter  kommen  zusammen  den  1.  Mai,  rücken  den 
1.  Juli  bei  Stargard  [ein,  bleiben]  bis  zu  dem  4.  inclusive,  den  5.  nach  ihre  Quar- 
tiere .  Fürst  Moritz,  Bevern,  Amstell,  Jeetz,  Uchländer,  Markgraf  Friedrich,  Bai- 

Mützschefahl  selbst,  70  aus  den  ostpreussischen  Feld-  und  Garnisontruppen 
(»Ausländer,  die  ihnen  zur  Last,  jedoch  schon  exercirt  und  diensttüchtig  sind«), 
100  aus  den  in  Regenstein,  Beerwalde  und  Stettin  stehenden  Compagnieen  des 
Neuen  Garnisonregiments  Ahlimb. 

1)  Am  Rande  der  Vermerk:  »Nota:  bei  den  Regimentern  RtirasBterer  6  Mann 
per  Compagnie,  und  bei  den  Dragonerregimentern  12  Mann  per  Escadron.« 

2}  Für  Kahlden  dann  wieder  aufgehoben. 


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24      Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

>  reuth,  Prinz  von  Württemberg  (Dragoner),  Örtzen,  Ahlemann,  Seydlitz.  factum 
•   [durch  Circulaire-Ordre  vom  26.  Februar]. 

»IB.  Was  der  Generalmajor  Retzow  notiret.  factum1) 

»Magdeburgische  Regimenter:  rücken  in  das  Lager  bei  Pitzpuhl  den  9.  Juli, 
bleiben  den  10.,  11.,  12.,  und  kommen  also  zusammen  den  9.  Mai  :  Regiment  von 
Bredow,  Bonin,  Borcke,  Kleist,  Wietersheim,  Anhalt,  magdeburgische  Grenadier- 
bataillons (Ingersleben),  Leib-Regiment,  Carabiniers,  Bredow  (Kürassiere),  Baron 
Schönaich,   factum  [durch  Circulaire-Ordre  vom  28.  Februar]. 

>Berlinsche  Regimenter2)  -.  von  dem  Einrücken  zu  Berlin  den  25.  Mai  zu 
avertiren  [Circulaire-Ordre  vom  1.  März). 

»Regimenter  von  Quadt  und  Knobloch:  den  16.  Juli  bei  Bielefeld,  und 
kommen  zusammen  den  16.  Mai. 

»Wesel'sche  Regimenter:  den  24.  Mai  zusammen  [bei]  Minden. 

»Preussische  Regimenter:  wie  im  vorigen  Jahre  den  1.  Mai,  und  Infanterie 
nach  Königsberg  zusammen,  Cavallerie  [zu]  10  und  10  Escadrons3).< 


16       38.   »Circulaire-Ordre  an  die  in  das  Stargard'sche  Campement  zur 
Revue  kommende  Regimenter.«   Potsdam,  1 6.  März  1755. 

Nach  dem  Oonc«pt 

»Ich  mache  Euch  hierdurch  anderweitig  bekannt,  dass  Euer  unter- 
habendes Regiment  bereits  den  1.  Juni,  anstatt  des  in  Meiner  vorigen 
Ordre4)  gesetzten  1.  Juli,  zur  diesjährigen  Revue  in  das  Campement  bei 
Stargard  einrücken  soll,  als  welchen  Tag  Ich  dahin  kommen  werde.  So 
habt  Ihr  Euch  darnach  zu  achten  und  mithin  die  Beurlaubte  Eures  Regi- 
ments den  1.  April  einzuziehen,  damit  das  Regiment  ohngefähr  2  Monat 
vorher  zusammen  exerciren  könne.« 

Eine  entsprechende  Circulaire-Ordre  ergeht  an  dem  gleichen  Tage  an  die 
magdeburgischen  Regimenter,  zum  »6.  oder  8.  April«  die  Beurlaubten  einzuziehen 
und  »bereits  den  6.  oder  8.  Juni«  in  das  Campement  bei  Pitzpuhl  einzurücken. 

»Ferner:  an  den  6.  M.  von  Knobloch  \  sollen  den  16.  April  ihre  Beurlaubten 

von  Quadt  /  einziehen,  weil  den  16.  Juni  ihre  Re- 
vue sein  wird. 

»Noch  an  den  Generalfeldmarschall  von  Dossow  :  dass  der  König  bereits  den 
24.  Juni  dorthin  kommen  und  die  Regimenter  sehen  werde,  und  dass  mithin 
solche  den  24.  April  ihre  Beurlaubten  einkommen  lassen  mlisston5).« 


1)  Am  3.  März  wurde  Retzow  von  der  Zeit  der  Revuen  benachrichtigt  und 
ihm  mitgetheilt,  dass  die  Cavallerieregimenter  nur  4  und  nicht  7  Tage,  wie  er 
rechnete,  mit  Ausnahme  des  1.  Bataillons  Zieten,  bei  Berlin  campiren  sollten. 

2)  Vgl.  Nr.  35. 

3)  Bei  den  westfälischen  und  preussischen  Regimentern  findet  sich  noch  der 
Vermerk,  dass  es  geschehen  sei;  die  bezüglichen  Ordres,  ausser  für  die  Weseler 
Garnison  (an  Dossow,  Potsdam  1.  Mars),  liegen  nicht  vor.  4)  Vgl.  Nr.  37. 

5)  Am  2.  Mai  setzt  der  König  die  Revuen  endgültig  fest,  die  Potsdamer 
auf  den  19.,  die  Berliner  auf  den  22.,  die  in  Stargard  auf  den  29.  Mai,  die  in 
Pitzpuhl  auf  den  6.  Juni,  in  Bielefeld  auf  den  13.  und  seine  Ankunft  in  Wesel  auf 
den  19.  Juni 


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1755  Februar  —  Juli  23. 


25 


39.    Circillaire-Ordre.    Potsdam,  10.  Jnli  1755.  1755 

'  Juli  10 

Nach  den  Concept. 

»Ich  befehle  hierdurch,  dass  Ihr  die  Beurlaubten  von  Eurem  unter- 
habenden Regiment  allsofort  zusammenziehen  sollet,  dergestalt  dass  das 
Regiment  ganz  complett  zusammenkomme  und  mit  dem  Exerciren  wie  ge- 
wöhnlich den  Anfang  mache  und  [bis  gegen  die  Revues]1)  continuire.« 

Die  Ordre  ergeht  an  die  sämtlichen  schlesischen  Regimenter  Infanterie,  Ca- 
vallerie,  Husaren  und  das  Garnisonregiment  Mützschefahl2). 


40.  Der  König  an  Generalmajor  von  Buddenbrook  in  Potsdam.  Pots-  Juli  23 
dam,  23.  Juli  1755. 

Auszug  «Ol  dem  Concept. 

Der  Anfang  handelt  von  den  für  die  Augmentation  des  Mützsche- 
fahl'schen  Garnisonregiments  notirten  Officieren. 

» Im  übrigen  dienet  Euch  hierdurch  zu  Eurer  Direction,  dass,  ob  zwar 
die  Verpflegung  von  der  Augmentation  dieser  beiden  neuen  Bataillons  be- 
reits vom  1.  Juni  dieses  Jahres  ihren  Anfang  nimmt,  jedennoch  der  G.  Lt. 
von  Massow  die  Verpflegungsgelder  pro  Jnnio  et  Julio  und  noch  weiter 
bis  medio  Augusti  einziehet,  um  alle  erforderliche  Mundirungsstttcken  vor 
die  Augmentation  derer  beiden  Bataillons  anfertigen  und  liefern  zu  lassen. 
Da  also  die  Errichtung  nurerwähnter  beiden  neuen  Bataillons  allererst  nur 
medio  kommenden  Monats  Augnsti  gesohiehet«,  soll  Buddenbrok  alle  notirten 
Officiere  und  abzugebenden  Mannschaften3)  auf  den  Transport  so  geben, 
.  dass  selbige  gleich  mit  dem  1 5.  Augusti  oder  auch  nächster  Tage  darauf 
an  Ort  und  Stelle  in  Schlesien  seien  und  die  Formirung  beider  neuen  Ba- 
taillons geschehen  könne,  damit  selbige  sodann  sogleich  mit  dem  Exerciren 
den  Anfang  machen«.  Die  Leute  sollen  in  der  Stadt  Neumark,  Jauer  und 
Schweidnitz  zusammengebracht  werden. 

Ein  entsprechender  Befehl  ergeht  an  dem  gleichen  Tage  an  den  Minister 
von  Massow  zur  Ablieferung  der  »jungen  Mannschaft,  so  nach  Meiner  Euch  schon 
bekannt  gemachten  Intention4)  aus  Schlesien  dazu  gegeben  werden  muss«5). 


1)  Aus  der  Ordre  an  Buddenbrook  vom  10.  Juli  (vgl.  Anm.  2)  ergänzt. 

2)  Für  die  übrigen  schlesischen  Garnisonregimenter  ergeht  der  gleiche  Be- 
fehl, ebenfalls  am  10.  Juli,  an  den  General  Buddenbrock. 

3)  Vgl.  Nr.  33,  34.         4)  Vgl.  Nr.  29. 

5)  Ihre  Zahl  betrug  447.  Schlabrendorff  an  die  Glogauer  Kriegs-  und  Do- 
mänankammer,  Breslau  25.  Juni  1756.   [Breslau,  Staatsarchiv.] 


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26      Preußüische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

41.  Oer  König  an  Generalmajor  von  Buddenbrook  in  Potsdam.  Pots- 
dam, 28.  Juü  1755. 

Nach  dem  Conetpt 

Befiehlt,  um  bei  Formirung  der  Augmentation  des  Mützschefahl'schen 
Garnisonregimentes ')  jeden  Verstoss  zn  vermeiden,  »dass  die  alten  10  Com- 
pagnien  des  Mützschefahrschen  Regiments  vertheilet  und  es  darunter 
dergestalt  gehalten  werden  soll,  dass  die  19  grosseste  Rotten  von  jeder 
Compagnie  derer  alten  beiden  Bataillons  bei  denen  alten  Compagnien 
bleiben,  die  andern  1 9  kleineste  Rotten  aber  zu  denen  neuen  Gompagnien 
der  Augmentation  von  denen  2  neuen  Bataillons  [kommen],  aus  denen  neu 
abzuliefernden  Leuten  aber  sodann  die  gesamte  4  Bataillons  complettiret 
werden  sollen.  Ihr  habt  also  hiernach  das  nöthige  sogleich  zu  besorgen, 
auch  den  G.  M.  von  Mützschefahl  hierüber  wohl  zu  instruiren,  damit  kein  Ver- 
sehen darunter  geschehen  könne.  Im  übrigen  und  Boviel  die  alten  Leute 
anbetrifft,  so  der  G.  M.  von  Mützschefahl  sonst  zu  der  neuen  Augmentation 
abgiebet,  so  kann  er  aus  solchen  die  nöthig  habende  ünteroffioiers  machen.« 

P.  8. 

»Auch  dienet  Euch  hierdurch  zur  Nachricht,  dass,  wann  es  dahin 
kommen  wird,  dass  auch  das  vormalige  Wuttgenau'sche,  jetzige  8almuth'sche 
Garnisonbataillon  mit  5  neuen  Compagnien  augmentiret  und  also  auf  10 
Compagnien  gesetzet  und  verpfleget  werden  wird,  es  sodann  gleichfalls 
auf  solchem  Fuss  geschehen  und  die  19  grösseste  Rotten  bei  denen  alten 
Compagnien  bleiben,  die  19  kleineste  Rotten  aber  zu  denen  neuen  Gom- 
pagnien kommen  sollen.« 


Aug.  4        42.   Der  König  an  Feldmarschall  von  Lehwaldt  in  Königsberg.  [Pots- 
dam], 4.  August  [1755]. 

Nach  dem  Concept;  abgedruckt:  P.  C.  11,  235. 

»Da  nach  der  zwischen  den  Engelländern  und  Franzosen  in  Amerika 
geschehenen  Ruptur  der  Krieg  ausser  allem  Zweifel  in  Europa  zwischen 
Frankreich  und  Engelland  ohnvermeidlich  sein  wird,  mithin  die  Sachen 
etwas  verwirret  werden,  so  finde  Ich  vor  nöthig,  Euch  deshalb  zu  avertiren, 
damit  Ihr  dortiger  Orten  etwas  auf  Eurer  Hut  deshalb  sein  möget.  Mein 
Wille  ist  demnach  auch,  dass  kein  Officier  von  denen  in  Preussen  stehen- 
den Regimentern  ausserhalb  der  Provinz,  auch  nicht  anhero  beurlaubet 
werden  soll ;  wenn  aber  einige  in  der  dortigen  Provinz  beurlaubet  werden, 
so  muss  solches  so  geschehen,  dass  selbige  allemal  in  gar  wenig  Tagen 
bei  den  Regimentern  eintreffen  können.  Dem  G.  Lt.  Graf  von  Dohna 
habe  Ich  zwar  permittiret,  zum  Spandau'schen  Campement  zu  kommen,  es 

1)  Vgl.  Nr.  40. 


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1755  Juli  28  —  September  30. 


27 


wird  auch  derselbe  vermuthlich  schon  auf  der  Reise  sein;  Ich  werde  aber  1755 
solchen  hier  nicht  lange  behalten,  sondern  selbigen  bald  wiederum  zurück-  ^u**' 
schicken.    Im  Übrigen  habt  Ihr  zugleich  eine  gute  Correspondance  nach 
denen  Grenzen  nnd  benachbarten  Orten  zu  unterhalten,  um  von  allem, 
was  daselbst  vorfallen  möchte,  genau  und  in  Zeiten  informiret  zu  sein.« 


43.    »Circulaire-Ordre.«    Breslau,  17.  September  1755.  Sept.  1 7 

Nach  dem  Concepk 

An  sämtliche  schlesische  Feldinfanterieregimenter  ausser  Kursseil,  an  die 
Pioniere  und  sämtliche  dortige  KUrassierregimonter. 

»Da  Ich  resolviret  und  ein-  vor  allemal  als  eine  unverbrüchliche  Ordre 
festgesetzet  habe,  dass,  wann  Euer  unterhabendes  Regiment,  es  sei  über 
kurz  oder  über  lang,  einmal  die  Ordre  bekommen  wird,  zum  Kriege  auf- 
zubrechen und  in  Gampagne  zu  marsohiren,  dasselbe,  da  es  gedoppelte 
Übereomplette  aus  dem  Canton  hat,  die  ordinären  Übercompletten  mit  sich 
in  Campagne  nehmen,  die  andern  und  gedoppelten  Cantonisten  aber  zu 
gleicher  Zeit  nach  .  .  . ')  schicken  und  abliefern  lassen  soll,  [werde  Ich  denn 
solchen  die  extraordinäre  Verpflegung  bezahlen  lassen]2),  damit  sie  zu  Bre- 
slau bleiben  können,  bis  sie  hiernächst  gebrauchet  und  gefordert  werden. 

»Wann  das  Regiment  von  den  ordinären  Übercompletten  aus  dem 
Canton  mehr  vor  sich  alsdann  mitnehmen  will,  wie  die  ordinäre  Anzahl 
der  Übercompletten,  so  stehet  ihm  solches  frei,  Ich  aber  moss  demohner- 
achtet  die  Anzahl  von  denen  doppelten  Übercompletten  sodann  complett 
haben.  Ich  habe  Euch  hierüber  vorlaufig  instruiren  wollen,  dass,  wann 
der  Cas  einmal  geschehen  sollte,  solches  wohl  beobachtet  werden  müsse.« 


44.  Generalmajor  von  Treskow  an  den  König.  Neisse,  30.  Sep-  Sept.  30 
tember  1755. 

Auszog  aus  der  Urschrift. 

Übersendet  auf  Befehl  des  Königs  den  Kostenanschlag  für  »ein  Corps  Ka- 
sernen vor  5  Compagnien«  und  für  die  dazu  gehörigen  Utensilien  im  Gesamt- 
betrag von  42679  Tblrn.*).  Ferner  meidet  er,  dass  Walrave  den  Preis  für  48000 
Pallisaden  aus  Kiefernholz  auf  16000  Thlr.  berechnet  habe4),  befürwortet  jedoch, 
sie  aus  Eichen  herzustellen;  die  Kosten  würden  20000  Thlr.  betragen. 


1)  Lücke. 

2)  Vorlage:  »da  Ich  denn  solchen  die  extraordinäre  Verpflegung  bezahlen 
lassen  werde.  < 

3)  Da  der  König  in  seiner  Antwort  vom  5.  October  den  Anschlag  »ganz 
excessiv  theuer«  findet,  sendet  Treskow  einen  neuen  Anschlag  in  der  Höhe  von 
33546  Tblrn.  ein.   Am  24.  October  billigt  der  König  diesen. 

4)  Vgl.  S.  3.  6.  12. 


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28      Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755^       45.   Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff l)  in  Breslau. 

ov'     Potsdam,  4.  November  1755. 

Theilt  dem  Minister  seine  Absicht  mit,  »im  künftigen  Jahre  das  Nettel- 
horst'sche  Garnisonregiment*)  mit  10  neuen  Musketiercompagnieen  auf  gleichen 
Fuss  und  überall  dergestalt,  wie  solches  in  diesem  Jahre  bereits  mit  dem 
Mützschefahrschen  Garnisonregime nte  geschehen  ist,  zu  augmentiren  und  zu 
verstärken.  Meine  Intention  ist  demnach,  dass  solcherwegen  von  denen 
bisherigen  schlesischen  Etats-  und  Acciseüberschüssen  die  Summa  von 
50000  Thlrn.  auf  den  schlesischen  ordinalen  Etat  von  Trinitatis  1756/57 
zur  Einnahme  und  Ausgabe  gebracht  werden  Boll.«  Da  jedoch  Verpfle- 
gungsetat, Servis  etc.  nur  48517  Thlr.  19  gr.  6  A  betragen,  will  der  König 
»noch  eine  Augmentation  bei  dem  Artilleriecorps  zu  Kosel,  insoweit  das 
Quantum  dazu  hinreichen  wird«,  vornehmen  .  . . 


Nov.  5       46.   Der  König  an  Generalmajor  von  Buddenbrook  in  Potsdam.  Pots- 
dam, 5.  November  1755. 

Nach  dem  Concept. 

Buddenbrook  wird  von  der  geplanten  Augmentation  des  Nettelhorst- 
schen  Garnisonregiments3)  unterrichtet  und  beauftragt,  zu  melden,  »wieviel 
an  Leuten  etwa  dazu  hinwiederum  von  denen  Garnisonregimentern  und 
Compagnieen,  auch  sonsten  von  andern  Regimentern  auf  eben  die  Art, 
als  vorhin  mit  der  Augmentation  des  Mützschefahrschen  Regiments  ge- 
schehen, abgegeben  werden  könne,  auf  dass  Ich  Mich  darnach  wegen  der 
Mannschaft,  so  alsdann  aus  Schlesien  zu  liefern  übrig  bleibet,  richten 
könne« 4). 


Nov.  8        47.    »Circulaire-Ordre.«    Potsdam,  8.  November  1755. 

Nach  dem  Concept;  abgedruckt  bei  Winter,  Hans  Joachim  von  Zieten  (Leiptig  18S7),  11,  112. 

Der  König  befiehlt  dem  betreffenden  Hegimente,  »vor  Mich  besonders« 
im  Reiche  20  Mann  anzuwerben,  von  5,  4  und  3  Zoll,  »durchaus  keine 
Landeakinder,  sondern  lauter  Auslander  und  sonst  junge  gesunde  Leute, 


lj  Schlabrendorff  war  August  1755  der  Nachfolger  Masaows  geworden. 
2)  Vgl.  Nr.  29.         3)  Vgl.  Nr.  45. 

4)  Nach  dem  Berichte  Buddenbrooks  vom  6.  November  waren  es  105  Mann, 
nämlich  80  doppelte  Übercomplette  von  Nettelhorst  selbst,  dazu  5  bei  der  letzten 
schlesischen  Revue  zu  Unterofficieren  notirte  Invaliden  und  20  Mann  von  der 
Invalidencompagnie  in  Spandau,  »da  die  einzelnen  Compagnien  des  Neuen  Gar- 
nisonregiments  alle  diensttüchtige  Leute  an  das  MützschefahTsche  Regiment 
abgegeben«  (vgl.  Nr.  34). 


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1755  November  4  —  November  20. 


29 


Ich  als  Soldaten  bei  einem  Garnisonregimente  in  Schlesien1)  gebrauchen  1755 
kann«.   Er  will  sie  »nur  allererst  gegen  den  Monat  Angusti  des  künftigen  ov 
Jahres«  haben. 


An  das  Regiment  Kalckstein.  »In  simili«  an:  Markgraf  Karl,  [Milnchow, 
Qacke]  2),  Meyerinck,  Forcade,  Itzenplitz,  Alt- Württemberg  (G.  M.  von  Pfuel),  Prinz 
Heinrich,  Ferdinand  von  Braunschweig,  Borcke,  Kleist,  Bredow,  Schwerin  (Oberst 
von  Man  teuffei),  Hessen -Darmstadt,  üchländer  (Oberst  v.  Kannacker),  Anhalt 
(Oberst  von  Pritz),  Prinz  von  Preusaen-Cavallerie,  Baireuth  (Oberst  von  Meier), 
Zieten. 


48*.    »Summarische  Designation  der  von  S.  K.  M.  pro  anno  1756  .. .  Nov.  19 
anbefohlenen  neuen  Arbeit  bei  den  schlesischen  Festungsbauten.«  Schweid- 
nitz, 19.  November  1755. 

Ausxug  aus  dor  Urschrift,  Ton  Sers. 

Kosel:     daa,  dritte  alte  Corps  Kasernen  auf 

1  Bataillon  zu  repariren   1500  Thlr. 

dazu  die  Utensilien   5600  > 

1  neues  Corps  Kasernen  auf  1  Batail- 
lon zu  bauen  und  Vergütung  des  alten 


dazu  die  Utensilien   5600 

Flesche  am  töte  de  pont   6800 

Minenarbeit  daselbst   10000 

Verlängerung  der  Glacis-Coupirung  .  144 

Lunette   2500 


57744  Thlr. 

Neisse:    Minen  am  Bombardier-Fort   3584  » 

Neue  Kasernen  für  1  Bataillon.  .  .  .    »3546    >  «) 

und  Utensilien   5159    »    18  gr. 

Unterhaltungskosten   3978  > 

42683  Thlr.  18  gr. 

Brieg:     Revötirung  des  corps  de  la  place,  ravelin  und  Gra- 

ben-Mauer.  .  .  •   283000  Thlr.*) 

Glogau  :  »Die  von  anno  1755  wegen  der  Neuen  Redoute  an* 

noch  restirende  Arbeitsgelder   500  Thlr.«*) 


49.  Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau.  Pots-  Nov.  20 
dam,  20.  November  1755. 

Nack  dem  Concept. 

Der  Anfang  handelt  Uber  schlesische  Tuchindustrie. 
Der  König  bezieht  sich  auf  die  Ordre  vom  4.  November6)  Aber  die 
Augmentation  des  Nettelhorst'schen  Garnisonregiments  und  des  Kosel'schon 

1)  Für  Nettelhorst;  vgl.  Nr.  45,  46. 

2)  In  der  Vorlage  verschrieben:  >Oberst  Mlinchow  Hackeschen  Regiments«. 

3)  Vgl.  Nr.  44.         4)  So.         5)  Vgl.  S.  20,  Anm.  5.  6)  Nr.  45. 


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30      Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  Artilleriecorps.  Die  für  deren  Verpflegung  ausgeworfenen  50000  Thlr. 
sollen  auf  den  schlesischen  General-Etat  1756/57  gebracht  werden  und 
»die  Verpflegung  beider  vom  1.  Juni  künftigen  Jahres  anzurechnen  den 
Anfang  nehmen«. 

Die  2*/j  ersten  Monate  der  Verpflegungsgelder  von  Nettelhorst  werden 
an  6.  Lt.  von  Massow  für  die  Anfertigung  der  Montirungen  etc.  gezahlt, 
»und  zwar  überall  auf  gleiche  Art  und  Weise,  als  solches  in  diesem  Jahre 
mit  dem  Mtttzschefahl'schen  Regiment  geschehen  ist1]  und  davon  Euch  die 
Acten  in  Schlesien  das  mehrere  zeigen  werden.  Vom  16.  August  künftigen 
Jahres  anzurechnen  aber  geschiehet  die  wirkliche  Verpflegung  der  Aug- 
mentation des  Nettelhorst'schen  Regiments,  als  welche  alsdann  errichtet 
und  die  dazu  erforderliche  Mannschaft  gegen  solche  Zeit  zusammengebracht 
wird.  Zu  solcher  Mannschaft  werde  Ich  ohngefahr  505  Mann  und  noch 
einige  Unterofficiers  geben  können2),  die  übrigen  Leute  aber  werden  auf 
die  Euch  vorhin  bereits  bekannte  Art3)  zusammengebracht  und  abgeliefert 
werden  müssen. 

»Was  demnächst  die  Augmentation  des  Kosel'schen  Artilleriecorps  an- 
betrifft, da  dienet  Euch  zur  Nachricht,  dass  die  Auszahlung  der  Verpflegung 
vor  solche  schon  wirklich  den  1.  Juni  kommenden  Jahres  an  das  Corps 
selbst  [erfolgen]4)  muss,  weil  solches  schon  um  diese  Zeit  wirklich  ge- 
schiehet, Ich  aber  die  ersten  Mundirungsstflcke  vor  selbige  alibier  an  den 
G.  Lt.  von  Massow  Selbst  bezahlen  lasse5).« 

Der  König  will  die  Anfertigung  der  Montirungen  für  die  Nettelhorsl- 
sche  Augmentation  den  schlesischen  Tuchmachern  und  Gewerken  über- 
tragen. 


1756  50.  Der  König  an  Oberst  von  Salmuth  in  Wesel.  Berlin,  1.  Januar 
an-  1  1756. 

Nach  dem  Concept. 

»Ich  mache  Euch  hierdurch  bekannt,  wie  Ich  an  die  Regimenter  von 
Dossow  und  Jungken  zu  Wesel,  desgleichen  an  die  Regimenter  von  Quadt, 
von  Knobloch  und  Neuwied,  sowie  auch  an  das  La  Motte'sche  Bataillon 
die  Ordre6)  ergehen  lassen,  dass  jedes  von  solchen  Regimentern  zu  der 
im  künftigen  Sommer  bevorstehenden  Augmentation  Eures  sodann  auf  den 
Fuss  eines  Regiments  zu  setzenden  jetzigen  Bataillons7)  60  Mann  auswärtig 

1}  Vgl.  Nr.  40.         2)  Vgl.  Nr.  46  und  Nr.  47. 
3]  Durch  Auahebung  in  Schlesien. 

4)  In  der  Vorlage  verschrieben:  »ausgozahlet  werden«. 

5)  Eine  vorläufige  Mittheilung  davon  an  Dieskau  erfolgte  am  10.  November, 
die  davon  etwas  abweichende  Ordre  am  4.  Januar  1756.  Nach  dieser  handelte 
es  sich  um  2  Secondleutnants,  2  Corporate,  22  Kanoniere;  diese  soll  das  Regi- 
ment Hautcharmoy  stellen.  (Berlin,  Generalstabsarchiv.) 

6)  D.  d.  Berlin  1.  Januar.         7)  Vgl.  S.  26. 


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1755  November  20.  -  1756  Februar  12. 


31 


anwerben  und  an  Euch  sodann  den  11.  Augusti  1756»)  in  Wesel  abliefern  1756 

T  »in 

soll,  so  dass  Ihr  alsdann  von  vorgedachten  Regimentern  in  allem  360 
Mann  an  Rekraten  empfangen  müsset.  Es  sollen  solches  gesunde  und 
gute  Leute  und  keiner  von  denenselben  unter  5  Fuss  3  Zoll  sein,  wovor 
Ich  gedachten  Regimentern  per  Mann  10  Rthlr.  bezahlen  lassen  werde. 
Diese  360  Rekruten  müssen  sodann  durch  alle  10  Gompagnien  Eures  Re- 
giments ganz  egal  vertheilet  werden,  was  aber  sodann  noch  zu  Complet- 
tirung  jeder  von  denen  10  Compagnien  fehlen  wird,  solches  müssen  als- 
dann die  Capitäns  von  denen  10  Gompagnien  selbst  anwerben,  davor  sie 
hergegen,  vom  medio  Augusti  1756  an  zu  rechnen,  die  vacanten  Tracta- 
menter  bekommen.« 


51.  Der  König  an  Feldmarschall  von  Lehwaldt  in  Königsberg.  Pots-  Jan.  28 
dam,  28.  Januar  1756. 

Nach  der  Urschrift  im  Kriepuurchir  des  Königl.  Grossen  Gonenlst&bs  zu  Berlin. 

>Da  bei  einem  über  kurz  oder  über  lang  entstehenden  Marsche  ein 
Regiment  Infanterie  von  2  Bataillons  inclusive  derer  Grenadiercompagnieen 
im  Felde  14  Backerknechte  nöthig  hat,  so  will  Ich,  dass  Ihr  überlegen 
und  Mir  demnächst  melden  sollet,  ob  und  welchergestalt  Ihr  dergleichen 
Anzahl  von  Backerknechten  für  Euer  Regiment  erforderlichen  Falles  und 
wann  Ich  es  einmal  befehlen  sollte,  zusammenzubringen  vermöget2).« 


52.   Der  Prinz  von  Preussen  an  den  König.  Berlin,  12  fevrier  1756.  Febr.  12 

Nach  dor  Urschrift. 

»J'ai  vu  par  la  lettre,  mon  tres  eher  Frere,  que  vous  m'avez  fait 
l'honnenr  de  m'ecrire,  qne  ce  sont  ni  les  dieux  ni  les  demons  qui  vous 
taillent  de  la  besogne,  mais  bien  des  hommes,  assuröment  plus  acharnäs 
a  nuire  et  plus  jaloux  de  leur  autoritC  qu'eux3).  Mais,  je  suis  persuade, 
mon  tres  eher  frere,  que  votre  esprit  [ne]  manquera  jamais  de  ressource; 
ainsi  ceux  qui  forment  des  projets  nuisibles  contre  vous,  en  seront  les 

1)  Am  4.  December  1755  war  das  Generaldirectorium  angewiesen  worden, 
von  den  für  die  Augmentation  bestimmten  Verpflegungsgeldern  >die  ersten  2'/# 
Monate,  nämlich  pro  Junio,  Julio,  und  »/«  pro  Augusto«,  an  Massow  zur  Bezah- 
lung der  Montirungen  etc.  zu  Ubermachen. 

2)  Gleiche  Ordres  ergingen  noch  an  eine  Anzahl  von  Regimentern. 

3)  Der  Prinz  hatte  dem  König,  Berlin  8.  Februar,  geschrieben:  > Votre  depart 
tarn  31.  Januar)  et  la  fin  du  carnaval  a  rendu  Berlin  bien  tranquille;  j'ai  cru 
ce  temps  le  plus  propre  pour  faire  mon  acte  de  dSvotion  annuel.«  Daran  an- 
knüpfend hatte  der  König,  ebenfalls  am  8.,  geantwortet:  >Je  vous  assnre  que  je 
n'ai  point  Tesprit  aussi  tranqnille  que  l  est  votre  ame.  Ce  n'est  ni  Dien  ni  le 
diable  qui  m'inquietent,  mais  des  demons  de  notre  espece  qui  me  donnent  bien 
de  la  besogne.« 


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32      Preußsiache  Acten  »ur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  dupea.  Pour  nous,  qui  avons  le  bonheur  de  [ne]  raisonner  politique  qu' 
apres  les  nonvelles  de  gazette,  il  n'eat  point  aurprenant,  ai  nous  conser- 
vona  aar  ces  matierea  une  assiette  toujours  egale,  les  choses  nous  (n'] 
(Stallt  rapportees  qu'apres  que  ceux  qui  gouvernent  le  monde,  les  ont  de"- 
cidees.  J'eapere  que  vom  serez  perauadä,  mon  trea  eher  frere,  que  mes 
vesux  aeraient  aecomplis,  ai  en  toutes  choses  vos  intentions  pouvaient  6tre 
satisfaites,  et  que  je  [ne]  manquerai  jamais  d'y  contribuer,  autant  qne  les 
occasions  m'en  procureront  les  moyena.  Ce8  aentiments  me  quitteront  de 
ma  vie.«   

Febr.  15      53.  Der  Prinz  von  Preussen  an  den  König.  Berlin,  15  fevrier  1756'). 


»Je  suis  perauadd,  mon  trea  eher  Frere,  que  les  partia  que  vous 
choiaiasez  en  politique,  comme  en  autrea  chosea,  aont  toujoura  fondes  * 
sur  de  bonnea  raiaona  et  aeront  salutairea  pour  le  bien  de  l'ßtat,  puiaque 
c'est  le  motif  qui  voua  fait  agir.  La  conservation  de  la  paix  conaolidera 
vos  arrangement8  et  voua  mettra,  sans  doute,  en  e*tat  de  mieux  aoutenir 
la  guerre,  ai  le  cas  lexige  de  la  commencer  ou  que  la  presomption  de  vos 
ennemis  lea  porte  ä  vous  attaquer.  Enfin,  mon  trea  eher  frere,  la  confi- 
anee  qu'on  doit  k  votre  esprit,  a  votre  expärience  et  ä  votre  sagesse,  met 
voa  sujets  ä  l'abri  de  tonte  erainte  et  vos  ennemis  hors  de  tonte  eaperance. 
C'est  ainsi  que  j'envisage  la  Situation  oü  vous  avez  mis  les  chosea  ä  pre^ 
sent,  et  oü  je  suis  persuade*  que  voua  les  conserverez,  fondant  mon  opi- 
nion  sur  l'honneur  que  j'ai  de  vous  connaltre.« 


Febr.  20      54.    Der  Prinz  von  Preussen  an  den  König.  Berlin,  20  fevrier  17565). 

Nach  der  Urschrift. 

»Je  Buia  perauadä,  mon  trea  eher  Frere,  que  voua  choiairez  toujours 
le  parti  qui  vous  parait  le  plus  salutaire  pour  le  bien-ßtre  de  l'fitat. 
Voilä  mon  opinion,  et  c'eat  celle  de  tous  vos  fideles  Bujeta.  La  Situation 
oü  voua  vous  trouvez  ä  present,  sera  favorable  pour  consolider  tous  les 
nouveaux  arrangements,  et  il  n'est  pas  douteux  qu'en  gagna{n]t  quelques 
anndes  vous  augmenterez  les  moyens  de  r&ister,  s'il  le  faut,  aux  puiasau- 
cea  qui  voudraient  vou8  attaquer.  C'eat,  saus  doute,  un  grand  avantage 
que  de  confondre  les  projets  de  sea  ennemis,  et,  en  ce  cas,  cet  avantage 


1)  Vgl.  dazu  das  Schreiben  des  Königs  vom  12.  Februar  (P.C.  12,  105),  anf 
welches  das  obige  Schreiben  des  Prinzen  die  Antwort  bildet   Vgl.  auch  Nr.  52. 

2)  Vgl.  dazu  das  Schreibendes  Königs  vom  19. Februar  (P.  C.  12,  125),  auf 
welches  das  obige  Schreiben  des  Prinzen  die  Antwort  bildet.  Vgl.  auch  Nr.  52 
und  53. 


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1750  Februar. 


33 


n'est  du,  mon  tres  eher  frere,  qu'a  votre  penätration  et  ä  vos  aoins,  deFe1b?r56 
qaoi  vos  zeles  et  fideles  sujeta  doivent  reconnaltre  tont  le  prix.  Voila, 
mon  tres  eher  frere,  quels  sont  lea  sentiments  que  je  porte  sur  votre  Si- 
tuation präsente;  ils  sont  conformes  ä  la  confiance,  ä  l'attachement  et  an 
profond  respect  que  je  vona  ai  vone"  ponr  tonte  ma  vie,  et  qui  me  snivra 
an  tombeau.« 


55-    Programm  der  Revuen.    [Potsdam,  Februar  1756.]  [Februar] 

Nach  der  Urschrift 

»Zur  Potadam'schen  Revue  kommen  die  Regimenter  den  1.  April  zum  Exer- 
ciren  zusammen,  und  werden  8.  K.  M.  den  Tag  befehlen,  wann  das  Regiment  von 
Münchow  und  das  Grenadierbataillon  von  Kahlden  zur  Revue  in  Potsdam  ein- 
marschiren  sollen.  [Die  Ordrea  ergehen  demgeinäss  am  27.  Februar  an  Oberst 
von  Meaeberg  (2.  und  3.  Bataillon  Garde),  Retzow,  Prinz  Heinrich,  Kahlden  und 
Miinchow.] 

>Zur  Berlin  sehen  Revue  kommen  die  Regimenter  Infanterie:  von  Schwerin. 
Prinz  von  Preussen,  Darmstadt,  Prinz  Ferdinand  von  Prcusaen,  Prinz  Franz  von 
Braunschweig,  ingleichen  Regiment  von  Preussen-Cavallerie.  Diese  Regimenter 
kommen  den  1.  April  zum  Exerciren  zusammen  und  sollen  ohngefähr  den  27.  Mai 
zu  Berlin  einmarachiren.  [Die  Ordres  ergehen  am  27.  Februar;  an  dem  gleichen 
Tage  die  Ordres  an:  die  7  Berliner  Infanterieregimenter  und  Katzler  (Genadarnies), 
am  1.  April  mit  dem  Exerciren  zn  beginnen.] 

>Das  Regiment  von  Zieten-Uuaaren  soll  sich  so  arrangiren,  dass  beide 
Bataillons  von  solchem  ohngefähr  medio  Augusti  zum  Campement  bei  Spandau 
kommen  können.  (Demgemäss  Ordre,  Potsdam  27.  Februar:  >obngefähr  den 
20.  Juni  zum  Exerciren*  zusammenzukommen  und  dann  zur  Revue  im  Campe- 
ment von  Spandau  einzurücken1).] 

»Nach  Stettin  kommen  vor  dieses  Mal  nur  die  Regimenter  Fürst  Moritz, 
von  Blanckensee-Infanterie  und  Prinz  Eugen  von  Württemberg-Dragoner.  Selbige 
kommen  den  8.  April  zum  Exerciren  zusammen  und  marschiren  deu  6.  Juni  zu 
Stettin  ein,  um  welche  Zeit  auch  S.  K.  M.  dort  eintreffen  werden.  [Demgemäss 
Ordres  vom  28. Februar;  und  für  Bevern  und  Amstell:  am  8.  April  mit  dem  Exer- 
ciren anzufangen.] 

>Die  Regimenter  in  Hinterpommern  als  Jeetz-Infantcrie.  Markgraf  Fried rich- 
Cavallerie  und  Seydlitz-Huaaren  bleiben  in  ihren  Garnisonen  und  kommen  den 
15.  April  zum  Exerciren  zusammen,  und  werden  S.  K.  M.  medio  Juni  einen  Officier 
hinschicken,  der  selbige  sehen  und  die  Listen  von  denen  Rekruten  und  von  dem 
Abgange  empfangen  soll.    [Demgemäss  Ordres,  Potsdam  28.  Februar.] 

>Die  Regimenter  Dragoner  von  Baireuth,  Örtzen,  Truchsess  und  Normann 
kommen  den  20.  Juni  erst  zum  Exerciren  zusammen  und  haben  ihre  Revnes  im 
Campement  bei  Spandau  [Mitte  August].  [Demgemäss  Ordrea,  Potsdam  28.  Februar.] 

>Die  magdeburgsche  Regimenter  und  die  dahin  kommende  Regimenter 
von  Kleist,  Wietersheim,  Anhalt  und  Hülsen,  sowie  auch  die  Regimenter  Caval- 
lerie:  Leibregiment  und  Schönaich,  Carabiniera  und  Driesen  kommen  den  15.  April 


i;  Wegen  starken  Mangels  an  Pferden  schlosa  der  König  nachher  das  Regi- 
ment von  der  Theilnahme  am  Campement  aus.  Ordre  an  Masaow,  Potsdam 
14.  Juni  (abgedruckt  bei  Winter,  Zieten,  II,  165). 

Act*n  zur  Vorgeschichte  des  "jsbrigen  Krieges.  3 


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34       Prensaische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Kriege«. 


1756  zusammen  und  marschiren  den  15.  Juni  zu  Magdeburg  ein,  um  welche  Zeit  S.K.M. 
I  Februar]  d()lt  eintreffen  wollen»). 

>Mit  denen  schlesischen  Regimentern  bloibt  es  bei  denen  Revue-Campemente 
wie  vorm  Jahre,  ausser  dass  das  Regiment  von  Hautcharmoy  noch  mit  zum  Cam- 
pement  bei  Breslau  kommen  soll2). 

»Das  Regiment  von  Lange  nach  Stettin8;.« 


März  t        56.    Der  König  an  Generalmajor  von  Treskow  in  Neisse.  Potsdam, 
1.  März  1756. 

Nach  dem  Cone»pt. 

»Es  seind  verschiedene  Nachrichten4)  an  Mich  eingekommen,  als  ob 
die  Oesterreicher  considerable  Magazins  für  ein  beträchtliches  Corps  Trup- 
pen in  Mähren,  und  zwar  zu  Olmtitz,  zu  Brunn  und  zu  Trebitsch  anlegten. 
Da  Ich  nun  Meine  gute  Ursachen  zu  glauben  habe,  dass  bei  gegenwärtigen 
critiquen  Conjunctnren  dem  wienerschen  Hofe  wegen  der  Partie,  so  er 
darunter  nehmen  dörfte,  gar  nicht  zu  trauen  sei,  als  will  Ich,  dass  Ihr 
Euch  durch  Enre  recht  sichere  und  zuverlässige  Kundschafters  gar  gründ- 
lich und  genau  erkundigen  sollet,  ob  es  wirklich  an  dem  sei,  dass  an  vor- 
gedaebten  dritten  Orten  in  Mähren  Magazine  angeleget  werden;  da  Ihr 
dann,  sobald  Ihr  nur  etwas  davon  mit  Sicherheit  erfahren  werdet,  Mir 
solches  sogleich  melden  sollet.« 


März  2       57.   Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau5). 
Potsdam,  2.  März  1756. 

Nach  der  Urochrift  im  KriegaarchW  des  Königl.  Oroaaem  GeneralsUbg  m  Berlin. 

»Auch  will  Ich,  dass  Ihr  sofort  unter  der  Hand  und  ohne  einigen 
ficlat  einen  Überschlag  machen  sollet,  welchergestalt  auf  den  Fall,  da  es 
erfordert  würde,  die  nöthige  Fonrage  auf  2  Monat  fflr  die  Regimenter 
Cuvallerie  zusammen  gebracht  und  abgeliefert  werden  kann,  wann  Ich  solche 
in  der  Gegend  von  Neustadt  und  Klein-Glogau  geliefert  haben  wollte,  und 
wieviel  sodann  überhaupt  eine  jede  Ration  ohngefahr  kosten  wird.« 


1)  Die  Ordres  an  die  Regimenter  liegen  nicht  vor. 

2)  Vgl.  Nr.  64.       3)  Zusatz  von  Eichels  Hand. 

4)  Bericht  des  Gesandten  Kliuggräffen,  Wien  21.  Februar,  vgl.  P.  C.  12,  165. 
Die  im  folgenden  erwähnten  Magazine  sind  beroits  im  Postscriptum  des  Berichtes 
vom  14.  Februar  genannt 

5)  Postscriptum.   Das  Hauptscbreiben  liegt  nicht  vor. 


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175G  Februar  —  März  11. 


35 


58.  Der  König  an  Generalleutnant  von  Massow  in  Berlin.  Potsdam,  1756 
4.  Marz  1756.  Mara  4 

Nach  dem  Concept 

Auf  die  Anfrage  vom  1.  März,  »ob  vor  die  sämtliche  Kürassier-  und 
Dragonerregimenter  die  übercompletten  Pferde,  welche  schon  abgegangen  und 
bis  zum  Frühjahr  noch  abgehen  möchten,  angekaufet  werden  oder  noch  fehlen 
sollen, c  antwortet  der  König,  »wie  Ich  bis  dato  noch  nicht  ä  propos  finde, 
dass  die  abgegangenen  Pferde  vor  die  Übercompletten  wiederum  complet- 
tiret  werden,  Ihr  aber  dennoch  Eure  Anstalten  darunter  solcher  Gestalt 
raachen  sollet,  damit,  wann  Ich  hiernächat  in  diesem  Jahre  nöthig  finde, 
den  Abgang  der  übercompletten  Pferde  ersetzen  zu  lassen,  solche  alsdann 
sogleich  und  prompte  angeschaffet  werden  können  €. 

P.  S. 

Potsdam,  4.  März  1756. 

Der  König  unterrichtet  den  General  von  seinen  Dispositionen  för  die 
Besichtigung  der  märkischen,  neumärkischen  und  pommerschen  Cavallerie1). 
»Die  Regimenter  Cavallerie  und  Husaren  in  [Ost-]Preussen,  so  Ich  dieses 
Jahr  nicht  Selbst  sehe,  kommen  um  die  gewöhnliche  Zeit  wie  vorm  Jahre 
zusammen 2),  und  wird  solche  der  G.  Lt.  von  Schorlemer  sehen.  Wegen 
der  schlesischen  Regimenter  Cavallerie  bleibt  es  auch  wie  im  vorigen  Jahre, 
dass  Ich  nämlich  solche  in  einem  Campement  bei  Breslau  znr  Zeit  wie  im 
verwichenen  Jahre  en  revue  sehen  will9).« 

59.  Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau.  Pots-  März  u 
dam,  11.  März  175G. 

Nach  der  Urschrift  im  Staatsarchiv  zn  Breslau. 

»Da  Ich  numnehro  wegen  der  schlesischen  Fortificationsbauten  für 
das  jetzt  laufende  1756.  Jahr  Meine  Disposition  dahin  gemachet  habe,  wie 
Ihr  solches  aus  der  anliegenden  Designation  mit  mehrern  ersehen  werdet, 
so  dienet  Euch  nunmehro  hierdurch  zur  Direction,  dass  Ich  Euch  deshalb 
gegen  Ausgang  des  kommenden  Monates  Mai  nachstehende  Posten  durch 
die  Generalkriegakasse  zu  Berlin  übermachen  lassen  werde,  als  nämlich: 

1)  in  einer  Summa   50000  Thlr. 

2)  ferner  einen  Posten  aus  gedachter  Kasse  von   2000  » 

so  dieselbe  im  Monat  Juni  bezahlen  kann; 

1)  Vgl.  dafür  Nr.  55. 

2]  Am  1.  Mai,  vgl.  S.  24.  Am  17.  Mai  schreibt  der  König  dem  Feldmarschall 
Lehwaldt,  »dass  es  Mir  leid  thut,  dass  Ich  [Euer  Regiment]  in  diesem  Jahre 
nicht  Selbst  sehen  kann,  welches  aber  in  künftigem  Jahre  geschehen  zu  können 
Ich  annoch  verhoffe«.   [Berlin,  Generalstabsarchiv.]        3)  Vgl.  Nr.  64. 

3* 


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36        Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  3)  einen  Posten  aus  dem  Jahre  von  1756/57  mit   5000  » 

März  11  B0  gedachte  Rasse  aber  nur  in  monatlich  betragenden 
Ratis,  vom  I.Juni  c.  anzurechnen,  nach  und  nach  be- 
zahlen kann.   

57000  Thlr.V 

Davon  sind  >auf  einmal«  an  Lattorff  in  Kosel  38300  Thlr.  und  an 
TreBkow  in  Neisse  11700  Thlr.,  an  den  letzteren  ferner  im  Juni  2000  nnd 
»in  monatlichen  Ratis,  vom  1.  Juni  anzurechnen,«  5000  Thlr.  auszuzahlen. 

»Wobei  Euch  annoch  zu  Eurer  eignen  Direction  dienet,  wie  Ich 
ausser  denen  vorspeeificirten  18700  Thlrn.  zum  Behuf  der  zu  erbauenden 
Kaserne  zu  Neisse  dem  6.  M.  von  Treskow  bereits  aus  gewissen  Bestän- 
den bei  der  dortigen  Fortificationskasse  10741  Thlr.  9  gr.  74/5  \2)  be- 
sonders, und  also  überhaupt  29441  Thlr.  9  gr.  74/5  A.  angewiesen  habe, 
das  dergestalt  aber  an  dem  jetzigen  Anschlagsqnanto  der  33546  Thlr.  22  gr. 3) 
noch  fehlende  hiernächst  und  zu  seiner  Zeit  annoch  anweisen  werde. 
Wornach  Ihr  Euch  dann  zu  achten  und  Eures  Ortes  das  weitere  zu  be- 
sorgen habt.« 

»Designation«  des  schlesischen  Festungsetats  1756/57*). 
>Zu  Kosel: 

Das  3.  alte  Corps  Kasernen  zu  repariren  ....     1500  Thlr. 

Das  neue  Corps  Kasernen  auf  1  Bataillon  ä  5 
Compagnien  anzubauen,  das  alte  Malzhaus  zu 
vergüten  und  die  Utensilien  anzuschaffen .  .  .    31200  > 

Die  Utensilien  vor  obige  zu  repariren  de  alte 

Kaserne   5600  >   

3b30U  TUlr. 

>Zu  Neisse: 

Zum  Anbau  eines  neuen  Corps  Kasernen  vor  5 

Compagnien  in  der  Altstadt   33546  Thlr.  22  gr.  &)« 

tf)azu  das  Dotirungsquantum  für  die  schlesischen 

Festungen:   13000  Thlr.]«) 


1)  Vgl.  Nr.  60. 

2)  Nach  dem  Erlass  an  Treskow  vom  1 1 .  März  Ersparnisse  der  Neisse'schen 
Fortificationskasse  und  die  zum  Lazarethbau  im  Jahre  1751  angewiesene  Summe 

(vgl.  S.  15). 

3)  Am  28.  März  billigte  der  Künig  den  Vorschlag  Treskows  vom  23.,  wegen 
des  morastigen  Grundes  in  der  Altstadt  die  Kaserno  auf  der  Friedrichstadt  an- 
zulegen; die  Baukosten  betrugen  infolge  dessen  nur  32333  Thlr. 

4)  Vgl.  dazu  Nr.  48.         5)  Vgl.  Anm.  3. 

6}  Die  ursprüngliche  Angabe :  »12500  Thlr.«  wurde  durch  Erlass  vom  4.  Juli 
berichtigt. 


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1756  März  11. 


37 


60.  Der  König  an  Etatsminister  von  Boden  in  Berlin1).  Potsdam,  nso 
U.  Marz  1756.  Mirz  1 

Aubing  aus  dem  C'ontept. 

Boden  soll  auszahlen  lassen:  1°  »von  denen  bei  der  Generalkriegeskassc 
ans  dem  Jahre  vom  1.  Juni  1755/56  annoch  zu  Meiner  Disposition  im 
Bestände  gebliebenen  Fortificationsbaugeldcrn« 2)  2000  Thlr.  in  den  bis 
zum  Juni  fälligen  Katen  an  Schlabrendorff  für  die  schlesischen  Festungs- 
bauten, 2°  »ratione  desjenigen  Dispositionsquanti,  so  vom  1.  Juni  1756/57 
von  denen  ordinären  jährlichen  Fortificationsbaugeldern  mit  62044  Thlrn. 
19  gr.  4  A,  exclusive  der  2555  Thlr.  4  gr.  8  \,  so  an  Zinsen  der 
prinzlichen  Gesamt-Kammer  ausgezahlet  werden,  bleiben:«  zur  Dotirung 
der  schlesischen  Festungen  12500  Thlr.3),  »zu  Verpflegung  des  Neuwied- 
sclien  Regiments  und  des  Salmuth'schen  Regiments4),  vom  1.  Juni  anzu- 
rechnen,« 41972  Thlr.  7  gr.,  endlich  noch  »in  denen  gewöhnlichen  monat- 
lichen Ratis«  5000  Thlr.  an  Schlabrendorff. 

Ausserdem  will  der  König  »noch  zum  Behuf  der  schlesischen  For- 
tificationsbauten  apart  und  etwa  gegen  Ende  des  künftigen  Monats  Mai 
50000  Thlr.«  aus  seinen  eigenen  Fonds  an  Eöppen  auszahlen  lassen5); 
Boden  soll  diese  bei  der  Generalkriegskasse  »extraordinarie  zur  Einnahme« 
bringen  und  darauf  sofort  an  Schlabrendorff  auszahlen. 


61.  Der  König  an  Generalleutnant  de  La  Motte  Fouqu6  in  Glatz.  März  n 
Potsdam,  11.  März  1756. 

Nach  dem  Concept. 

Fouquu  berichtet,  Glatz  0.  März:         »Ich  habe  Euer  Schreiben  vom 

»E.  K.  M.  haben  vor  meiner  Abreise  aus  6    die8e8  erüaiten  und  gebe  Euch 

Potsdam  .  .  .  resolviret,   dasa   Aller-  ,       -   .      A         .       .  ,  .  . 

,    .     ,  ,.  darauf  in  Antwort,   wie  es  dabei 

hochstdieselbcn  nachsehen  lassen  wollen,  . 

ob   zu  Kaseuiattirung  der  sämtlichen  bleibet,  wie  Ich  Luch  solches  bei 

Gebäude   der  hiesigen  alten  Festung  Eurer   letztern  Anwesenheit  allhier 


(wovon  der  Anschlag  34675  Rthlr.  bc-  schon  mündlich  gesaget  habe,  dass 

traget    noch  in  diesem  Jahre  einige  vor  dieses  Jahr  nichts  bei  der  Festung 

Gelder  assigniret  werden  können.   Da  ^  ^  ^ 

nun  dieser  Bau  wegen  des  Raumes  nicht  °  ' 


1)  Vgl.  dazu  Nr.  59.         2)  Vgl.  S.  20. 

3)  Vgl.  S.  36  Anm.  6. 

4)  Das  Regiment  Wied  hatte  eine  Zahl  Officiere  und  Mannschaften  mit  dem 
Bataillon  Salmuth,  zum  Behuf  der  Augmentation  des  letzteren  (vgl.  Nr.  50),  aus- 
getauscht. 

5)  Nach  der  entsprechenden  Ordre  au  Küppen  von  demselben  Tage  waren 
die  50000  Thlr.  eine  Anleihe  bei  der  churmärkischen  Landschaft,  vgl.  dazu 
Nr.  70. 


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38        Preussiache  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    in  einem  Jahre  angefertiget  werden  kann,  deshalb  bis  in  das  künftige  Jahr  An- 
März 11  sondern  darzu  eine  Zeit  von  3  Jahren  8tgnd  haben  soll.« 
erforderlich  sein  wird,  als  habe  ...  an- 
heimstellen sollen,  ob  E.  K.  M.  dieses 
Jahr  ein  Drittel  gedachter  Baukosten  .  . . 
zu  accordiren  geruhen  wollen.« 


März  16       62.   Der  König  an  Generalmajor  von  Knobloch  in  Bielefeld.  Pots- 
dam, 18.  Marz  1756. 

Nach  dem  Coocept. 

»Ich  befehle  hierdurch,  dass  Euer  unterhabendes  Regiment  den  15.  April 
sich  zum  Exerciren  complett  zusammen  ziehen  und  damit  gewöhnlicher- 
maassen  die  geordnete  Zeit  über  continuiren  soll.* 

>In  simili«  ergeht  die  Ordre  an:  Wied,  La  Motte  und  den  Feldmarschall  von 
Dossow  >wegen  der  Wesel'schen  Garnison« «;. 


April  21      63.   Der  König  an  Etatsminister  von  Boden  in  Berlin.  Potsdam, 
21.  April  1756. 

Nach  dem  Coocept. 

Billigt  die  am  17.  April  eingesandten  »Projecte  von  denen  neuen 
Generalkrieges-  and  Generaldomainen-Etats«,  nnd  befiehlt,  »dass  von  dem 
pag.  18  des  Projets  vom  Generaldomänen-Etat  bleibenden  Überschuss  der 
120606  Thlr.  11  gr.  die  Summa  von  100000  Thlrn.  dem  bisherigen  Tre- 
sorquanto  der  Generaldomänenkasse  zugesetzet  und  also  von  solcher  statt 
der  bisherigen  600000  Thlr.,  von  Trinitatis  c.  an  zu  rechnen,  700000  Thlr. 
zum  Tresor  bezahlet«,  sowie  dass  die  übrigen  20606  Thlr.  11  gr.  bei  dem 
neuen  Generalkriegskassen-Etat  als  Einnahme  angesetzt  werden. 

April  23      64.   »Circulaire-Ordre  an  die  schlesische  Regimenter2).«  Potsdam, 

23.  April  1756. 

Nach  dem  Concept. 

»Die weilen  Ich  mit  Anfange  des  künftigen  Monats  Septembris  nach 
Schlesien  abreisen  werde,  um  die  Regimenter  allda  en  revue  zu  sehen,  so 
befehle  Ich  hierdurch,  dass  Euer  unterhabendes  Regiment  seine  Beurlaubte 
hiernächst  dergestalt  einziehen  soll,  damit  das  Regiment  den  10.  Juli  com- 
plett zusammen  sei  und  mit  dem  gewöhnlichen  Exerciren  den  Anfang 
machen  könne.  Wobei  Euch  vorläufig  zur  Nachricht  dienet,  dass  Ich  Euer 

1)  Ein  Befehl  gleichen  Inhaltes  ergeht  an  demselben  Tage  an  Quadt.  . 

2)  Vgl.  Nr.  55.  58. 


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1756  März  11  —  April  25. 


39 


Regiment  wiederum  wie  im  vorigen  Jahre  in  dem  Revue-Campement  der  l"*57 
Gegend  Breslau  sehen  werde,  davon  Ich  Euch  die  eigentliche  Zeit  hier-Apnl 
nächst  bekannt  machen  werde.« 

Die  Ordre  ergeht  an  KhIbow;  >in  »iuiili«  an:  Lestwitz,  liuutcharmoy,  Schulze, 
Brandes.  Kreytz,  Kurssoll  und  sämtliche  dortige  Kürassier-,  Dragoner-,  und 
Husarenrogimenter. 

An  Fouque,  mit  der  Änderung:  »Wobei  Euch  zur  Nachricht  dienet,  dass 
Ich  Euer  Regiment  wiederum  wio  im  vorigen  Jahre  zu  Neii*so  en  revue  sehen 
werde«;  »in  aimili«  au:  Markgraf  Heinrich  (Oberst  von  Schenckendorff),  Pioniere 
(Oberst  von  Dierickc;,  Tieskow«). 


65.   Der  König  an  Generalmajor  von  Treskow  in  Neisse.   Potsdam,  April  23 

23.  April  1750. 

Nach  dem  Concept. 

»Ich  mache  Euch  hierdurch  bekannt,  wie  Ich  Mich  nuumehro  dahin 
arrangiret  habe2),  dass  Ich  Euch  nicht  nur  die  ...  zum  völligen  Aufbau 
der  neaen  Kaserne  zu  assigniren  noch  schuldig  gebliebenen  2891  Thlr. 3), 
sondern  auch  die  zu  Ankaufung  [von]  48000  Stück  eichene  Pallisaden  von 
Euch  vorhin  verlangten  20000  Thlr.4)  im  künftigen  Monat  Juli  und  höch- 
stens zu  Ende  dessen  werde  auf  einmal  übermachen  und  auszahlen  lassen. 
Dahero  Ihr  dann  Eure  Anstalten  dazu  vorläufig  machen,  auch  wegen  der 
Lieferung  der  Pallisaden  nur  immer  contrahiren  könnet,  damit  alles  des- 
falls  noch  in  diesem  Jahre  zum  Stande  gebracht  werde.« 


66.  Der  König  an  6eneral major  von  Lartorff  in  Kosel.  Potsdam,  April  25 
25.  April  1756. 

Nach  dem  Concept. 

»Zu  Eurer  Nachricht  mache  Ich  Euch  hierdurch  vorläufig  bekannt, 
wie  dass  Ich  Euch  gegen  Ende  des  Monats  Juli  dieses  Jahres  zu  dem 
dortigen  Fortificationsbau,  ausser  denen  von  Mir  bereits  dazu  zugewiesenen 
Geldern5),  annoch  die  Summa  von  19444  Thlrn.  und  zwar  fast  gänzlich 
auf  einmal  . . .  auszahlen  lassen  werde6),  davor  dann  bei  dasiger  Fortification 
nachstehendes  noch  in  diesem  Jahre  gemachet  werden  soll,  nämlich:« 


1)  An  demselben  Tage  ergehen  Ordres  an  Plötz  und  Rath,  mit  dem  Exer- 
ciren  am  10.  Juli  zu  beginnen.  Für  die  schlesischen  Garnisonregiraenter  ergeht 
der  gleiche  Befehl  am  25.  April  an  General  Buddenbrock. 

2)  Vgl.  Nr.  70.         3)  Vgl.  3.  36. 

4)  Vgl.  Nr.  44.  Am  3.  Juni  bestätigt  der  König  den  Contract  Treskows  mit 
dem  FUstbischof  von  Breslau  über  Lieferung  von  36000  Pallisaden. 

5)  Vgl.  Nr.  59.         6}  Vgl.  Nr.  70. 


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40      Preuaaische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756 
April  25 


1)  Die  Flesche  am  töte  de  pont 

2)  Minenarbeit  daselbst  .... 


6800  Thlr. 


3}  Verlängerung  der  Glacis-Coupirung 
4)  Lunette  an  der  Unterattaque  .  .  . 


10000  > 
144  » 

2500  > 


19444  Thlr.  «) 


»Ihr  habt  Euch  also  darnach  zu  achten  und  Enre  Disposition  wegen 
vorrätbiger  Anschaffung  derer  dazu  erforderlichen  Materialien,  auch  Be- 
stellung derer  desfalls  benöthigten  Arbeiter  nur  immer  vorläufig  zu  machen, 
damit  die  Arbeit  sodann  frisch  angefangen  und  fortgesetzet,  auch  noch  in 
diesem  Jahre  zum  Stande  gebracht  werden  könne.« 


April  26       67.    Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau. 


Befiehlt,  »dass  Ihr  durch  die  Landräthe  in  Schlesien  die  der  gemachten 
Verfassung  nach  auf  den  Fall  eines  Marsches  aufgeschriebene  Artillerie- 
und  Proviantpferde  revidiren  lasset,  um  zu  wissen,  ob  deren  Anzahl  richtig 
und  solchergestalt  vorhanden  sei,  dass,  anf  den  Fall  Ich  es  einmal  noth- 
wendig  fände,  solche  zusammenbringen  zu  lassen,  solche  alsdann  sogleich 
binnen  Zeit  von  wenig  Tagen  gehöriger  Orten  geliefert  und  zusammen- 
gebracht werden  können.« 


April  26       68.    Der  König  an  Etatsminister  von  Boden  in  Berlin.  Potsdam, 
26.  April  1756. 


Billigt  die  von  Boden  eingesandten  »geänderten  Projecte  zum  neuen 
Generalkrieges-  und  Generaldomainen-Etat  von  Trinitatis  1 756/57 «2)  und 
befiehlt,  die  bei  dem  Generalkriegskassen-Etat  als  Überschuss  verbleiben- 
den 21270  Thlr.  13  gr.  \  \  »sogleich,  und  zwar  unter  der  Rubrik:  zur 
Augmentation  des  Lange' sehen  Garnisonregiments  mit  2  neuen  Bataillons« , 
zur  Ausgabe  anzusetzen  und  damit  »vorerst  und  vom  1.  Jnni  dieses  Jahres 
anzurechnen  die  Verpflegung  derer  Officiers  und  Leute  des  vormaligen 
Schwartzburg'schen  Regiments,  so  Ich  jttngsthin  in  Meinen  Dienst  über- 
nommen« 3),  zn  bestreiten. 

1)  Vgl.  Nr.  48.        2)  Vgl.  Nr.  63. 

3}  Die  Übernahme  erfolgte,  nach  dem  Bericht  des  damit  beauftragten  Flügel- 
adjutanten  von  Goltz  vom  !.  April,  am  9.  April,  die  Einrangirung  in  das  Lange- 
ache  Regiment,  nach  der  Ordre  an  den  Obersten  von  Lange  vom  1.  Mai,  nach 
dessen  Rückkehr  aus  Stettin  (vgl.  S.  34)  in  seine  Garnison.  Bis  zum  1.  Juni  Über- 
nahm der  König,  nach  einem  Postscriptum  derselben  Ordre,  die  Verpflegung  der 
Schwartzburger.  Der  Effectivbestand  des  Schwartzburg'schen  Regiments  betrug, 
nach  einem  Verpflegungs-Etat  vom  30.  April,  18  Officiere,  32  ünterofficiere,  12 
Spielleute,  296  Gemeine. 


Potsdam,  26.  April  1756. 


Nach  dem  L'oncept. 


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1756  April  25  —  Mai  25. 


41 


69.  Der  König  an  Generalleutnant  von  Massow  in  Berlin.  Pote-  1756 
dam,  20.  Mai  1756.  Mai  2 

N.ith  dem  ConcepL 

»Auf  Eure  Anfrage  vom  18.  dieses,  betreffend  dasjenige,  was  Euch 
einige  Kürassier-  nnd  Dragonerregimenter  wegen  Abschaffung  der  un- 
tüchtigen Pferde  zu  Ersparung  der  vacanten  Rationen  noch  vor  der  Revue 
geschrieben1),  ertheile  Ich  Euch  hierdurch  zur  Resolution,  daas  die  Pferde 
bei  denen  Regimentern  Cavallerie  auf  den  Fuss  so  bleiben  müssen,  wie  sie 
jetzo  seind,  ausser  dass  das,  was  von  denen  übercompletten  Pferden  ab- 
gehet, vor  der  Hand  nicht  wieder  angeschaffet  wird.  Wann  Ich  aber  die 
Regimenter  gesehen  haben  werde,  alsdann  können  die  untüchtigen  Pferde 
abgeschaltet  werden,  und  eher  nicht.« 


70.   Der  König  an  Kriegsrath  Koppen  in  Berlin.    Potsdam,  21.  Mai  Mai  24 

1756. 

Mach  d«m  C'oncept. 

»Da  die  churm&rkische  Landschaft  im  kommenden  Monate  Juli  c.  für 
Mich  zu  Berlin  ein  Capital  von  140000  Thlrn.  auszahlen  wird2),  welches 
sie  der  ostfriesischen  Landesadministration  zum  Ankauf  des  Mir  zuständig 
gewesenen  neuen  Polders  vorgeschossen  hat«,  soll  Köppen  die  Summe  fUr 
den  König  bei  der  Generalkriegskasse  deponiren,  davon  aber  sogleich  aus- 
zahlen: an  den  Minister  »Schlabrendorff  nach  Breslau  zum  Behuf  der  Forti- 
ficationa-  und  andern  Bauten  42335  Thlr. 3),  ferner  an  den  6. Lt.  von  Massow 
zu  Anschaffung  allerhand  vorräthiger  Mnndirungsstflcke  50000  Thlr.«'1}, 
dazu  416  Thlr.  16  gr.  an  die  churmärkische  Landschaft  als  Zinsen  und 
15911  Thlr.  16  gr.  als  »Douceur«,  das  den  »Directeurs  derer  Interessenten 
von  denen  vormaligen  schlesischen  Schulden«  bewilligt  sei.  Der  Rest  ver- 
bleibt zu  des  Königs  Disposition. 


71.   Der  König  an  Oberstleutnant  von  Dieskau  in  Berlin.   Potsdam,  Mai  25 

25.  Mai  1756. 

N»cb  <l«-ro  tVncept;  abgedruckt,  mit  dem  falschen  Jahrebdatum  »I7&0«,  bei  Schöning,  a.a.O. 
1,  4«2. 

»Ich  mache  Euch  hierdurch  bekannt,  wie  Ich  nunmehro  resolviret  habe, 
sowohl  die  Artilleriecompagnie  zu  Schweidnitz  als  zu  Kosel  [aufj  den  com- 

1)  Die  Regimenter  hatten,  nach  Massows  Bericht,  angefragt,  ob  sie  soviele 
untüchtige  »noch  vor  der  Revue  ausrangiren  könnten,  als  sie  noch  übercom- 
plette  Pferde  hätten,  und  folglich  nur  complett  bei  der  Revue  wären«. 

2}  Von  der  ursprünglichen  Summe,  die  240000  Thlr.  betrug,  gingen  die  Be- 
träge zweier  Anleihen,  jede  zu  50000  Thlrn.,  im  Jahre  1752/53  und  1756  (vgl 
S.  37  Anm.  5)  ab.         3)  Vgl.  Nr.  65  und  66.         4)  Vgl.  Nr.  74. 


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42       Pieustsische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    pletten  Fuss,  wie  der  von  der  Magdeburg'schen  Artilleriecompagnie  bereits 

lai  25  ist1),  zu  setzen  und  zu  augmentiren. 

»Da  nun  deshalb  und  zwar  zur  Schweidnitz'schen  Artilleriecompagnie 
1  Major,  1  Stabscapitain,  1  Secondlentnant,  1  Feuerwerker,  2  Corporals, 
10  Bombardiere,  12  Kanoniers,  und  bei  der  Kosel'schen  Artilleriecompagnie 
l  Major,  1  8tabscapitain,  l  Feuerwerker,  3  Corporals,  12  Bombardiere 
und  23  Kanoniers  mehr  erfordert  werden,  die  eigentliche  Verpflegung  da- 
von auch  zwar  vom  13.  des  nächstkommenden  Monats  Juni  den  Anfang 
nimmet,  davon  jedoch  die  erstere  Monate  dem  G.  Lt.  von  Massow  zur  An- 
fertigung der  Mundirungsstflcke  zufallen,  und  also  die  wirkliche  Errichtung 
der  Augmentation  ohngefahr  medio  Augusti  geschehen  wird,  so  werde  Ich 
zwar  vor  die  deshalb  erforderliche  Mannschaft  sorgen,  Ihr  aber  sollet  in- 
zwischen darauf  denken  und  Mir  vorschlagen,  was  vor  Officiers  dazu  zu 
setzen  sein  werden.« 


Entsprechende  Ordre«  ergehen  ain  25.  Mai  an  Massow,  Lattorff  und  Kalsow. 


Mai  26       72.   Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau. 

Potsdam,  26.  Mai  1756. 

Aossng  ms  dem  t'oncept. 

Unterrichtet  den  Minister  von  seiner  Absicht,  >die  beiden  Artillerie- 
compagnieen  zu  Schweidnitz  und  zu  Kosel  jede  auf  denselben  Fuss  des 
completten  Standes,  wie  die  Magdeburg'sche  Artillerieeompagnie  ist,  20 
setzen«2). 

Für  die  Verpflegungsgelder  der  Augmentation  in  Höhe  von  6024  Thlrn. 
18  gr.  6  A  habe  er  »einen  Fonds  von  6000  Thlrn.,  und  zwar  vom  13. 
des  kommenden  Monats  Junii  an  zu  rechnen,  ausgesetzet«:<),  welchen  ihm 
die  Generalkriegskasse  in  monatlichen  Raten  zur  weiteren  Auszahlung  tiber- 
machen werde;  »die  daran  aber  noch  fehlende  24  Thlr.  18  gr.  6  A.  werde 
Ich  hiernächst  Selbst  zuschiessen  oder  auch  auf  einen  sicheren  Fonds 
assigniren«.  Ferner  sollen  die  2]/2  ersten  Monate  der  Verpflegungsgelder  an 
Massow  zur  Anfertigung  der  Montirungsstttcke,  im  Betrage  von  1255  Thlrn. 
3  gr.  9  A,  gezahlt  werden. 

»Die  wirkliche  Errichtung  dieser  Augmentation  wird  also  allererst  gegen 
den  1.  September  dieses  Jahres  geschehen.« 


1)  Vgl.  Nr.  10.         2)  Vgl.  Nr.  71. 

3)  Nach  der  entsprechenden  Ordre  an  das  (leneraldirectorium  vom  25.  Mai 
war  diese  Summe  eine  durch  Todesfall  erledigte  Pension,  welche  der  Kouig  aus 
seiner  Kasse  zahlte. 


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1756  Mai  25  —  Juni  5. 


43 


73.  Der  König  an  Generalmajor  von  Retzow  in  Berlin.  Potsdam,  H56 
4.  Juni  1756.  Jnni  4 


Fordert  den  Kostenanschlag  für  »das  ohngefähr  mit  Anfange  des  Monats 
Augusti  c.  bei  Spandau  zn  formirende  gewöhnliche  Oampement« ()  ein  nnd 
theilt  dem  General  mit,  »dass,  ausser  denen  zn  Berlin  in  Garnison  stehen- 
den Regimentern,  die  hiesigen  und  diejenigen,  so  allemal  hier  zur  Revne 
kommen2),  auch  das  Regiment  Prinz  von  Preussen-Infanterie,  von  Prinz 
Ferdinand  von  Prenssen  und  von  Wietersheim,  jedennoch  alle  nur  nach 
der  bei  denen  Regimentern  befindlichen  Mannschaft  und  ohne  Beurlaubten, 
desgleichen  auch  an  Cavallerie:  die  Regimenter  Gensdarmes,  Prinz  von 
Preussen  und  Carabiniers,  gleichfalls  ohne  Beurlaubten,  zum  Campement 
kommen  sollen.  Ausserdem  sollen  noch  die  Regimenter  Cavallerie  als 
Baireuth-Dragoner  und  die  15  neumärkische  Escadrons,  nämlich  Ortzen, 
Truchsess  nnd  Norm  an  n,  aber  in  ganz  complettem  Stande  und  mit  Über- 
completten  dahin  kommen,  weil  dieselben  ihre  Revnes  im  Campement 
haben  werden.«  Am  7.  Tage  soll  das  Corps  wiederum  auseinander  gehen. 
Angaben  über  die  Verpflegung  folgen. 


74.  Der  König  an  Generalleutnant  von  Massow  in  Berlin.  Berlin,  Juni  5 
5.  Juni3}  1756. 

Nach  dem  Concept. 

Massow  berichtet,  Berlin  4.  Juni:        »Ich  habe  mit  Eurem  Berichte 

»E.  K.  M.  überschicke  hiebei  das  jähr-  vom  4  die8e8  daa  alljährliche  Büchel- 
liche BUchchen  von  den  Generalkleider-    .  r%        u  i  »j  j 

,        ,  ,  . ,  «   t  cnen  von  denen  Generalkleuler-  und 

und  PferdekasHPugeklern  vom  1.  Jun» 

1755  bis  ultimo  Maji  1756  und  berichte     Generalpferdekassengeldern  vom 
.  .     dass  74144  Thlr.  1  gr.  8  A  übrig  l.Juniil  755/56 erhalten  nnd  bin  über- 
bleiben und  Höchstdieselben  mir  unter  all  recht  wohl  zufrieden  gewesen,  gebe 
dem  1.  Julii  1755«) .. .  geschrieben  haben,  Euch  aucü  8on8ten  noch  in  Antwort, 

dass  ich  alle  Gelder  unter  meiner  Direc-  3      r«  ,      ,    .     eA«/lrt  mui  j 

.  .  ,  „   ,  ,  dass  Ihr]  diejenige  50  000  Thlr.,  da- 

tion,  welche  pro  anno  1756  und  alle  fol-         1     J  .  . 

gende  Jahre  übrig  bleiben,  zu  Anschaf-  von  Ich  Euch  vorhin  schon  geschrieben, 

fung  der  Mundirungsstücke  zum  Vorrath  dass  Euch  solche  gegen  Ende  des 

anwenden  sollte,  auch  Uberdem  noch  kommenden  Monats  Julii  werden  aus- 

100000  Thlr.  bezahlen  lassen  wollten.  gezaniet  werden,  dass*)  Ihr  selbige 
»Dass   nicht  mehr  Gelder  übrig 


1)  Vgl.  Nr.  55.        2)  Münchow  und  Kahlden. 

3)  Am  3.  Juni  befiehlt  der  König  Dieskau,  etliche  30  schlecht  gegossene  6- 
und  12pfündige  Kanonen  sämtlich  »nach  und  nach«  umgiessen  zu  lassen,  »der- 
gestalt dass  im  kommenden  Winter  alles  umgegossen  und  wiederum  im  fertigen 
und  guten  Stande  gesetzet  worden  sei«,        4)  Die  Ordre  liegt  nicht  vor. 

5)  Vorlage:  »und  dass«. 


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44       Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


56    geblieben  sind,  rühret  daher,  weilen  sodann  nebst  allem  dem,  so  Ihr  nach 

dirung  E.  K.  M.  Garde  und  als  ein  Go-  ,      ..  '    .  .      .  .  .  . 

schenk  zur  Fourage  29142  Thlr.  habe  bereits  ^P011«"^  habe,  übrig  behalten, 

bezahlen  müssen,  zudem  auch  viele  Pferde  aucn  aus  diesem  Jahre  übrig  haben 

angekauft  und  an  Kations  vor  die  über-  werdet,  zu  Anschaffung  der  vorräthigen 

coinplettcn  Pferde ')  27749  Thlr.  bezahlet  Mundirungsstücken  verwenden  sollet, 

worden  sind,  auch  bei  der  Infanterie  und  zweifele  Ich  nicht  ^  [n&Qn^T_ 

viele  Extraausgaben  haben  bezahlet  wer-  ,       .  . 

den  müssen,  iujgleichen  29384  Thlr.  zu  heit  ,etzteres  ein  beträchtliches  aus- 

blaue  Tücher  und  Zubehör  vor  Caput-  machen  wird,  da  zu  hoffen  stehet, 

röcke  einiger  Kürassier-  und  Dragoner-  dass  in  diesem  Jahre  die  Fourage 

regimenter  eingezogen  habe,  damit  solche  nicht   so  theuer  sein  wird  wie  im 

wrdn/lfige8FrÜhJahrfer^g,T.Cbt  vor*en  und  die  im  verwichenen 
werden  können,  wann  nur  die  Tücher  , 

wegen  des  theuren  Indigo  zu  bekommen  Jahre  &eeebene  starke  Zulagen  des- 
sein  werden.  halb  werden  cessiren  können.« 

»Da  nun  der  Banquier  Splitgcrber 
8!>237  Thlr.  vor  von  mir  bestellte  und 
bereits  abgelieferte  GewohrstUcke  noch 
zu  fordern  hat  und  E.  K.  M.  mir  .  . 
geschrieben  haben,  50000  Thlr.  anfangs 
Julii  a.  c.  bezahlen  zu  lassen*;,  so  werde 
ihm  solche  bezahlen  und  hoffe,  dass,  weil 
noch  viele  verloren  gegangene  Mun- 
dirungsstücke  in  zwei  Campagnen,  laut 
der  an  den  Major  von  Krusemarck  auf 
E.K.M.Ordrozugeschickten  Designation 
gemacht  werden  müssen,  llöchstdieselben 
.  .  .  befehlen  werden,  ob  die  nöthigsten 
Mimdirangsstücke  bestellen  und  wieviel 
Gelder  an  mich  dazu  bezahlt  werden 
sollen.* 


ii       75.   Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau. 

Berlin,  1 1.  Juni  1750. 

Nach  dem  Coaeept. 

Schlabrendorff  berichtet,  Glogau       ...  Zu  der  Augmentation  des 

nisonregiments  am  15.  August  müssten  UC   Vor  dieses  Mal  Unmöglich  mehr 

die  Kreise  nach  den  bisherigen  Dispo-  Leute  als  die  deshalb  von  Mir  vorhin 

sitionen  845  Mann  stellen.  Er  fragt  an,  bereits  bewilligte  505  Mann  schaffen, 

ob  der  König  »vielleicht  noch  Gelegon-  da  Mir,  gewisser  Ursachen  halber, 

heit  gefunden,  noch  mehr  als  505  Mann«)  a/vi„uÄ     „„„             .  .  , 

...             .      i    t    a         j.  solche     zusammenzubringen  schon 

zu  Erleichterung  des  Landes  zu  diesen  ,  6 

2  neuen  liataillons  auszumitteln«,  und  8chwer  fal,en  werden.  Dannenhero 
1)  Vgl.  S.  35.  41.      2;  Vgl.  Nr.  70.      3)  Liegt  nicht  vor.      4)  Vgl.  Nr.  49. 


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1756  Juni  5  —  Jani  17. 


45 


»wieviel  Mann  eigentlich  vom  Lande  zu 
dieser  Augmentation  annoch  aufgebracht 
werden  sollen«. 


es  anch  nicht  zu  Ändern  stehet,  als  l"56 
dass  das  Land  dorten  die   übrige  Juiu  1 
erforderliche     Anzahl  aufbringen 
müsse  .  .  . « 


76.   Der  König  an  Generalleutnant  von  Massow  in  Berlin.   Potsdam,  Juni  u 

14.  Jnni  1756. 

Nmch  dem  Coneept. 

Antwortet  auf  Massows  Bericht  vom  12.  Juni,  »dass,  soviel  dio  er- 
forderliche Kosten  zu  Anfertigung  der  Mundirungsstücke  vor  die  Augmenta- 
tion des  Lange'schen  Garnisonregiments  mit  2  neuen  Bataillons ')  und  der- 
gleichen anbetrifft,  Ich  dem  Generaldirectorio  bereits  anbefohlen  habe'2), 
dass  zu  deren  Bezahlung  an  Euch  die  2  '/2  monatliche  Verpflegungsgelder, 
nämlich  pro  Junio,  Julio  bis  medio  Augnsti  inclusive  des  Services,  von  der 
Generalkriegeska9se  ausbezahlet  werden  sollen«. 


77.  Der  König  an  Feldmarschall  von  Lehwaidt  in  Königsberg.  »Im  Juni  n 
Campement  bei  PitzpuhU,  17.  Juni  1756. 

Nmch  der  Urschrift  im  Kriegsarchiv  den  K6nigl.  Grossen  OenenlsUbs  n  Berlin. 

'Ich  habe  Eure  beide  Schreiben  vom  8.  und  11.  dieses  zu  seiner 
Zeit  richtig  erhalten  und  aus  letztern  ganz  gerne  ersehen,  dass  die  dortigen 
Regimenter  befohlener  Maassen  zusammen  gekommen  seind  nnd  mit  dem 
Manövriren  den  Anfang  gemachet  haben.  Ich  bin  anch  zufrieden,  dass, 
wann  die  Zeit  solches  Manövrirens  vorbei  sein  wird,  Ihr  solche  wiederum 
auseinander  nach  ihren  Quartieren  gehen  lassen  möget« 


78.  Der  König  an  Generalmajor  von  Treskow  in  Neisse.  Campement  Juni  n 
bei  Pitzpuhl,  17.  Juni  1756. 

Notizen  Eichels  für  die  (nicht  rorliegonde)  Antwurt  anf  Treskow*  Bericht. 

Treskow  berichtet,  Neisse  1 1.  Juni,        »Dass  es  wohl  auf  ihn  gemünzt 

dass  sein  Spion  am  9.  aus  Wien  zurück-  seill    dörfte    und    die  Österreicher 

gekehrt  sei.    »Er  saget  nachstehendes:  ,  _  ...      T  .   XT  .  „  ,  ,   ,u  

*     „     ii   ■      •    \  ei.,       künftiges  Jahr  Neisse  belagern  wollten, 

die  Cavallenereginienter  von  Schulen-  °  °  ' 

bürg  und  von  Ansbach  wären  aus  Ungarn  also  er  die  ÖÄche  we6en  der  P*^»«» 


1)  Vgl.  Nr.  t»8. 

2)  Ordre  d.  d.  Potsdam  12.  Juni.  Ebendort  weist  der  König  für  die  Ver- 
pflegung der  Augmentation,  zu  der  im  Generalkriegskassenetat  1756/57  ange- 
setzten Summe  (vgl.  Nr.  68),  den  Rest  aus  Transito-Impost-Geldern  an. 


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46      Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756    nach  Böhmen  marschiret,  und  sollte  auch  fordersamst  zu  Stande  bringen1)  und 
Juni  17  da8  Infanterieregiment  von  Browne  an-  einen  Überschlag  machen  möchte,  was 
noch  dahin  verleget  werden;  die  Woche  ^  an  Lebengmittel  und  dergleichen 
vor  Pfingsten  waren  80000  Kanonenkugeln         ,  .  ° 

von  Wien  nach  Olmütz  gebracht  worden,  noth,S  habe»  damit  er  8olche8  notniSei1 
er  habe  noch  6  Wagens  davon  unter-  Falls  gleich  bekommen  könne.« 
wegens  angetroffen,  sowie  auch  dahin 
30  Kanonen  abgeftthret  wären.  Littau, 
2  Meilen  von  Olmütz,  und  Königingrätz 
sollte  fortificiret  werden,  und  alle  Maga- 
zins würden  in  den  besten  Stand  gesetzet. 
Der  Fürst  von  Liechtenstein,  welcher 
Generalfeldzeugmeister  wäre,  Hesse  in 
dem  Arsenal  zu  Wien  stark  an  der  Am- 
munition  arbeiten.  Die  Kasernen  bei 
Olmütz  sollten  anjetzo  auf  das  schleu- 
nigste aufgebauet  werden.  Die  Leute 
wären  aller  Orten  sehr  malcontent  und 
hätten  versichert,  dass,  wenn  das  Com- 
mercium noch  fernerweit  gesperret  bliebe, 
sie  es  kein  Jahr  mehr  aushalten  könnten, 
sondern  vielmehr  davonlaufen  und  ihre 
Häuser  im  Stiche  lassen  müssten.« 


Juni  17       79.   Der  König  an  Prinz  Ferdinand  von  Braunschweig  in  Pitzpuhl. 

Im  Gampement  bei  Pitzpuhl,  17.  Juni  1756. 

Nach  dem  Cotcopt 

Der  Prinz  soll  den  Chefs  der  im  Campemen t  stehenden  Regimenter 
den  Befehl  des  Königs  bekannt  geben,  eine  Liste  der  Mannschaften  unter 
20  Jahren  einzuschicken. 

>Wenn  es  zum  Kriege  kommen  möchte  und  die  Regimenter  marschiren 
müssen,  so  ist  Heine  Intention,  dass  alsdenn  von  denen  Leuten,  die  unter 
20  Jahr  seind,  diejenigen  so  Landeskinder  seind ,  in  den  Enrollirungs- 
canton  zurückgesandt  werden  sollen«;  die  Ausländer  will  der  König  an 
bestimmten  Orten  zusammen  auf  seine  Kosten  besonders  verpflegen  lassen, 
»bis  der  Krieg  vorbei,  da  alsdenn  jedes  Regiment  die  seinigen  wieder 
zurückbekommen  soll«. 

»In  simili«  an:  Borcke,  Kleist;  Meyerinck  (für  Berlin),  Lehwaldt2)  (für  Ost- 
preussen),  Bevern  (für  Stettin);  Retzow,  Schwerin,  Prinz  von  Preussen,  Moritz, 
MUnchow,  Kalsow,  Fouque\  Lestwitz,  Hautcharmoy,  Markgraf  Heinrich  (Oberst 

lj  Vgl.  S.  39  Anra.  4. 

2)  In  einer  Ordre  von  demselben  Tage  stellt  der  König  dem  Feldmarschall 
die  Übersendung  von  Instructionen  »auf  alle  Fälle«  durch  einen  Officier  in  Aus- 
sicht, >da  die  Sachen  von  Europa  von  Tag  zu  Tage  ernsthafter  und  verwickelter 
werden,  sodass  deren  Ausschlag  ganz  misslich  ist«.  (Abgedruckt:  P.  C.  12,  420.) 


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1756  Juni  17  —  Juni  19.  47 

v.  Schenckendorf),  Heesen -Darmstadt,  Quadt,  SohnJze,  Prinz  Heinrich,  Brandes,  1756 
Jeetz,  Kreytz,  Knobloch,  Kursseil,  Blanckensee,  Ferdinand  von  Preussen,  Franz  Juni  J7 
von  Braunschweig,  Pioniere  (Oberst  v.  Diericke). 


80.  Feldmarschall  von  Lehwaldt  an  den  König.  Königsberg,  19.  Juni  Juni  19 
1756. 

Nach  der  Urschrift. 

>Zufolge  £.  K.  M.  .  .  .  geheimen  Ordre  vom  7.  des  jetzigen  Monats »)  habe 
mir  alle  mögliche  Mühe  gegeben,  etwas  von  denen  gegenwärtigen  Gesinnungen 
des  rassischen  Hofes  zu  erfahren,  allein  bisher  nur  noch  die  einzige  zuverlässige 
Nachricht  von  sicherer  Hand  erhalten  mögen,  welche  anliegend  .  .  .  abschriftlich 
einsenden  sollen2).« 


81.  Der  König  an  Prinz  Ferdinand  von  Braunschweig  in  Magdeburg.  Juni  1« 
Potsdam,  19  join  1756. 

Nach  der  Urschrift  im  Kriegs&rchiv  des  KünigL  Grossem  QeneiulsUbe  zu  Berlin. 

»J'agree  avec  plaisir,  sur  la  lettre  qu'il  a  plu  a  V.  A.  de  me  faire 
le  1 S  de  ce  mois,  le  voyage  que  vous  möditez  de  faire  a  Aix-la-Chapelle 
pour  vous  servir  des  eaux  minerales,  afin  de  de>aciner  Ies  maux  dont  vous 
etes  incommode,  et  jespere  que  V.  A.  trouvera  un  temps  de  six  semaines 
süffisant  pour  etre  absent  de  Son  poste.  Je  souhaite,  au  reate,  de  bon 
coeur  que  cette  eure  puisse  produire  tous  les  bons  effets  que  vous  en 
attendez,  et  que  j'aie  le  plaisir  d'apprendre  votre  parfait  re*tablisaemeDt 
apres  votre  retour.«   


82.   »Pro memoria«  des  Königs.  [Potsdam,  juin  1756.]  Juni 

Nach  einer  Abschrift  der  eigenhändigen  Urschrift. 

»Les  cong&lies  si  Asiens  de  mon 
regiment3}. 

»Wartensleben.  G.  Lt  Graf  Wartensleben  wurde 

Commandant  von  Berlin4). 
»Avertir  les  rlgimeiits  de  West-         Ordre  an  Quadt,  Knobloch  und 


lj  Liegt  nicht  vor. 

2)  D.  d.  Mietau  14.  Juni:  »Es  ist  hier  die  gewisse  Nachricht,  dass  gegen 
70000  Mann  herunter  an  unseren  Grenzen  im  Marsch  sein.  Einige  Regimenter 
sollen  auch  schon  von  dor  Düna  angelanget  sein.« 

3)  Neben  sämtlichen  Notizen,  mit  Ausnahme  der  Uber  die  Wer beoffi eiere 
und  der  3  letzten,  findet  sich  der  Ausfertigungs vermerk:  »fait«,  bei  denen  Uber 
die  Commandeure  der  Grenadierbataillone  und  Uber  die  fehlenden  Generale  die 
Bemerkung:  »en  ouvrage«. 

4)  Die  Instruction  erging  erst  am  19.  August,  vgl.  P.  C.  13,  238. 


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48      Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Kriegen. 


1756  » Rassembler  l'infanterieprussienne  Ordre  an  [Lehwaldt  vom  21.  Juni, 
**wn'    ä  Königsberg1).  **as  Re^ment  Kainein  in  Königsberg 

zurückzubehalten,  vgl.  daffir  Nr.  115. 
»  La  poudre  pour  la  Prusse.  Vgl.  Instruction  für  Lebwaldt  vom 

23.  Juni,  Nr.  90. 

»Les  mortier8  ä  roue. 

»Les  deux  rlgiments  de  garnison  Blanckensee  und  Lattorff,  vgl.  Ordre 
nouveanx  en  Silesie.  an  Scblabrendorff  vom  19.  Juni,  Nr.  83. 

>Y  envoyer  les  armes. 

>Les  chevaux:  Winterfeldt.  gl.  dafür  Nr.  85. 

Point  congldier  en  Prusse.  Ordre  an  Lehwaldt  vom  21.  Jnni, 

vgl.  daflir  Nr.  115. 

>NJ.  L'argent  pour  les  r£g[iments]  Ordre  an  Koppen  vom  21.  Juni,  vgl. 
de  Prusse.  Nr  86- 

;Les  canoniers  distribuer  en  corps.         Vgl.  daflir  Nr.  1 16. 

*Lea  commandeurs  des  bataillons  Circulaire-Ordre  vom  25.  Juni,  vgl. 
de  grenadiers.  Nr-  lü2- 

»Les  g^neranx  qui  manqnent.  Die  Generale  bei  den  Stäben  der 

3  Corps  sind  gemeint. 

»Marlchal  Schwerin.  Ordre  an  Schwerin  vom  21.  Juni. 

> gegen  den  1.  des  kommenden  Monats 
Augusti  auf  einige  Zeit«  nach  Potsdam 
zu  kommen2).   Vgl.  dazu  S.  53  Anm.  1. 

»La  remonte  pour  la  cavalerie.  Vgl.  dazu  Nr.  85. 

»NJ.  Comme  je  n'aurai  pas  le  Vgl.  dazu  Nr.  113. 
temps  de  rassembler  les  recrues  pour 
le  re'giment  de  Lange3),  il  faudra 
prendre  pour  lui  ceux  de  Nettel- 
horst4) et  les  remplacer  lä-bas  par 
des  Silesiens. 

>JB.  Les  ofßciers  en  recrues  pas  Circulaire-Ordre  vom  23.  Juni  an  die 
tant  envoyer.  Regimenter  der  mittleren  Provinzen  und 

Westfalens,  vgl.  Nr.  92. 

»Les  höpitaux  et  apothicaireries 
pour  les  »  corps. 

>A  Quadt,  Knobloch   et  Wied:         Ordre  vom  21.  Juni,  vgl.  Nr.  88. 
rassembler  les  cong£die*9  mal-sürs. 

»N*.    Deux  ingdnieurs   pour  la 
Pr[u3se]. 


1)  Hinter  dieser  Notiz  steht  ein  Zusatz,  der  sich  als  »ä  demi«  entziffern 
lässt;  von  den  5  ostpreussischen  Feldregimentern  wtirde  mit  Kainein  die  grössere 
Hälfte  in  Königsberg  gewesen  sein,  da  bereits  Dohna  und  Below  dort  in  Garni- 
son standen. 

2)  Abgedruckt  bei  Preuss,  König  Friedrich  der  Grosse,  Urkundenband  III, 
S.  253.         3)  Vgl.  Nr.  68.  76.         4)  Vgl.  Nr.  75. 


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1756  Juni  19  —  Juni  20. 


49 


»N5.  Lea  r6g[iments  dej  Haute- 
8ileaie:  renvoyer  ä  Breslau  leurs  cham- 
bres. 

'Henri,  Brandes  de  mSme.« 


Ordre  an  Kyan  vom  25.  Juni  (wohl  1756 
entsprechend  der  vom  19.  tj  auch  an  Jani 
Prinz  Schönaich,  Treskow,  Wietersheim. 
Gessler),  ferner  am  1.  Juli  an  Rochow. 
>in  simili«  an  Blanckensee-Dragoner, 
Szekely,  Puttkammer,  Stechow;  ent- 
sprechend am  2.  Juli  an  Markgraf  Hein- 
rich, Brandes  und  an  Fouquä. 


83.  Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau.  Juni  19 
Potsdam,  19.  Juni  1756. 

Nach  dem  Concept;  abgedruckt:  P.  C.  12,  432. 

Theilt  dem  Minister  seine  Absicht  mit,  im  Hinblick  auf  die  bedroh- 
liche politische  Lage  die  beiden  Garnisonregimenter  Lattorff  und  Blanken- 
see2} »noch  in  diesem  Jahre,  ohngefahr  im  kommenden  Monat  August«, 
am  je  10  Musketiercompagnieen  zn  vermehren,  und  giebt  ihm  an,  aus 
welchen  Mitteln  sie  verpflegt  und  wie  sie  nach  Kosel  und  Neisse  verlegt 
werden  sollen. 

Schlabrendorff  soll  für  die  etatsmassige  Complettirung  sämtlicher  Maga- 
zine in  Schlesien  bis  >nichstkommenden  Herbst«  sorgen. 


84.  Der  König  an  Generalleutnant  von  Kyau  in  Ratibor.  Potsdam,  Juni  19 
19.  Juni  1756. 

Auszug  aus  dem  Concept;  abgedruckt:  P.  C.  12,  433. 

Ryan  soll,  wenn  er  »jemalcn«  Ordre  erhalte,  »in  Campagne  zu  mar- 
sch iren«,  ausser  den  Beurlaubten  nnd  doppelten  Übercompletten  »noch 
CO  bis  70  der  besten  jungen  Leute  aus  dem  Ganton  miteinziehen  und 
nach  Breslau  senden,  wo  sie  der  König  als  Rekruten  für  »das  folgende 
Jahr  nach  der  ersten  Campagne«  verpflegen  lässt  Die  Ordre  Boll  ganz 
geheim  bleiben.   

Derselbe  Befehl  ergeht  an:  Prinz  Schönaich,  Brandes,  Markgraf  Heinrich, 
Treskow,  Wietersheim,  Gessler  (ausser  Wietersheim  sämtlich  schlesische  Regimenter). 


85.  Generalleutnant  von  Winterfeldt  an  den  König.  Berlin,  20.  Juni  juni  20 
1756. 

Nach  der  Urschrift;  abgedrückt:  Hixt  Zeitschrift,  Bd.  M,  481. 

»Was  E.  K.  M.  mir  sowohl  wegen  Anschaffung  einer  gewissen  Anzahl 
Pferde  als  auch  sonsten  ausserdem  zu  notiren  .  .  .  befohlen  haben,  solches 
ist  noch  alles  in  meinem  Quartier  zu  Potsdam  mit  solcher  Pracaution  ver- 

1)  Nr.  84.        .2)  Vgl.  Nr.  29.  82. 

Acten  aar  Vorgeschichte  des  7jlhrigen  Krieges.  4 


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50      Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  wahrt,  dass  niemand  als  ich  Selbsten  dazu  kommen  kann.  Wann  ich  non 
E.  M.  .  .  .  Intention  gemäss,  so  ich  gleich  anjetzo  erhalten1),  etwas  ge- 
wisses .  .  .  melden  soll,  so  werden  E.  M.  ...  erlauben,  dass  ich  unter 
dem  Prätext,  meine  dasige  Sachen  abzuholen,  oder  auch  wegen  dem 
Kasernenbau  herüberkommen  darf.  Denn  wenn  ich  auch  alles,  was  zn 
dem  einschlägt,  so  E.  M.  befehlen,  wollte  herbringen  lassen,  so  muss  ich 
doch  wegen  Anschaffung  derer  Pferde  wissen,  ob  mit  dem  G.  M.  Retzow, 
welcher  solche  nach  dem  vorigten  Plan  dnrch  die  Landräthe  als  auch 
anderen  dazu  choisirten  sicheren  Leuten  an  gewisse  Orter  in  E.  M.  Landen 
in  Empfang  nehmen  lassen  sollte,  anjetzo  ebenfalls  concertiren  oder  einen 
anderen  Plan  formiren  soll'2).« 


Juni  21       86.   Der  König  an  Kriegsrath  Koppen  in  Berlin.   Potsdam,  21.  Juni 

1756. 

Nach  d«r  Uraohrift. 

»Ich  befehle  hierdurch,  dass,  sonder  den  geringsten  ficlat  zu  macheu, 
Ihr  Mir  auf  das  fordersamste  eine  Ausrechnung  einsenden  sollet,  wieviel 
überhaupt  die  monatliche  Verpflegungsgelder  vor  die  gesamte  jetzo  in  [Ost-] 
Preussen  befindliche  Regimenter  Infanterie,  Cavallerie  und  Husaren,  auch 
Grenadierbataillons  und  Garnisonregimenter  beträget,  so  wie  die  Verpflegung 
vor  jedes  dieser  Regimenter  complett  assigniret  wird. 

»Ingleichen  wieviel  solches  annoch  von  3  Feldregimenter  Infanterie 
mit  Grenadiers  nnd  von  1  Regiment  ohne  Grenadiers  betragen  würde3). 
Ihr  habt  Euch  hiernach  zu  achten.« 


Juni  21       87.    Der  König  an  das  Generaldirectorium.  Potsdam,  21.  Juni  1756. 

Nach  den  Conct-pt. 

Bescheidet  das  (nicht  vorliegende)  Gesuch  des  Generaldirectorinms,  aus 
den  königlichen  Magazinen  in  Minden  den  dortigen  Unterthanen  einen 
Getreidevorschuss  zu  gewähren,  abschlägig  und  fügt  hinzu,  dass  »überhaupt 
das  Generaldirectorium  jetzo  gar  nicht  weiter  [auf  königliche  Magazine]4),  es 
mögen  solche  auch  belegen  sein,  wo  sie  wollen,  zu  rechnen,  vielmehr  in 
dem  Fall,  da  denen  Unterthanen  bei  besonderen  Umständen  Getreide  nöthig 


1)  Die  Ordre  liegt  nicht  vor. 

2)  Am  22.  Juni  antwortet  der  König  Winterfeldt,  »wie  es  Mir  ganz  ange- 
nehm sein  wird,  wann  Ihr  der  von  Euch  angeführten  Ursachen  halber  hieher 
nach  Potsdam  kommen  werdet,  um  zugleich  Eure  hiesige  noch  habende  Domeatique- 
Angelegenheiten  regullren  zu  können«.        3)  Vgl.  dazu  Nr.  62.  99. 

4)  Vorlage:  »ans  königlichen  Magazinen«. 


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1756  Juni  20  —  Juni  23. 


51 


ist,  vor  sich  selbst  auf  andere  Anschläge  zu  denken  und  es  einzurichten  1756 

«Juni  2 

bat,  dass  die  erforderliche  Hilfe  geschehen  könne,  ohne  dass  die  Kriegs- 
magazine im  geringsten  dazu  concurriren«. 


88.  Der  König  an  Generalmajor  von  Quadt  in  Hamm ').  Potsdam,  jUQi  21 
21.  Juni  1756. 

Aussog  an»  dem  foncept;  abgedruckt:  P.  <\  12,  4H4. 

Macht  dem  General  ganz  geheim  bekannt,  »wie  es  nach  Situation  der 
Umstände  vielleicht  geschehen  könnte,  dass  in  Zeit  von  6  oder  8  Wochen 
Ihr  die  Ordre  bekämet,  mit  Eurem  unterhabenden  Regiment  zu  marschiren«. 
Er  soll  daher  »unter  allerhand  wahrscheinlichen  Prätexten«  die  unsicheren 
Beurlaubten  des  Regiments  »allmählich«  wieder  einziehen. 

Die  gleiche  Ordre  ergeht  an  Wied  und  Knobloch. 


89.  Der  König  an  Prinz  Ferdinand  von  Braunschweig  in  Magdeburg.  Juni  22 
Potsdam,  22.  Juni  1756. 

Nach  der  Urschrift  im  Kriegsarchiv  das  König).  Grossen  OeneraUtaba  zn  Berlin.   Dar  Znsatz 
eigenhändig. 

Der  Prinz  soll  den  G.  Lt.  von  Borcke  bestimmen,  sein  Regiment  ab- 
zugeben und  sich  mit  dem  Posten  als  Commandant  von  Magdeburg  zu  be- 
gnügen. »Ich  hoffe  auch,  dass  mehrgedachter  G.  Li  sich  nm  so  williger 
dazu  finden  lassen  wird,  als  es  ihm  allemal  convenablerer  sein  dörfte,  auf 
solche  Art  aus  der  Armee  zu  gehen,  als  wann  solches  hiernächst  bei  seinen 
schwächlichen  [Gesundheits] umständen,  bei  einem  etwa  vorkommenden 
Marsche,  nothwendig  geschehen  müsse.« 

»IT alles  pas  encore  aux  eaux2),  les  affaires  sont  trop  critiques.« 


90.  »Instruction«  für  Feldmarschall  von  Lehwaldt  in  Königsberg3).  Juni  23 
Potsdam,  23.  Juni  1756. 

Ansang  au  dar  Urwhrift;  abgedruckt:  P.  C.  12,  4JV 

I.  »Militärische  Instruction«: 

Das  Regiment  Kainein  soll  in  Königsberg  bleiben,  kein  etwa  Be- 
urlaubter über  die  Ruas  gehen,  das  Milizregiment  Hülsen  unter  einem  Vor- 
wand zum  15.  Juli  bei  Tilsit  zusammengezogen,  auf  weitere  Ordre  nach 


1)  Vgl.  Nr.  82.        2)  Vgl.  Nr.  81.         3)  Vgl.  Nr.  82  und  S.  46  Anm.  2. 

4* 


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52      Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  Meniel  and  das  Garnisonregiment  Look  nach  Pillan  und  Königsberg  gelegt, 
Memel  sofort  verpallisadirt  werden. 

Die  bei  Kriegsausbruch  einzuziehenden  Cantonisten  werden  in  Königs- 
berg auseiercirt,  die  doppelten  Übercompletten  ausgerüstet  and  eingestellt, 
die  der  Dragoner  dazu  beritten  gemacht. 

Lehwaldt  verfügt  mit  dem  pommerschen  Reservecorps1)  über  29  Batail- 
lone and  je  30  Dragoner-  and  Hasarenescadronen ;  die  Garnisonregimenter 
Sydow  and  Man teu fiel,  in  Feldausrüstung,  werden  im  zweiten  Treffen 
verwandt 

Er  erhält  1000  Gentner  Pulver  and  für  4  Bataillone  Gewehr  mit  Zu- 
behör zugeschickt ;  die  Patronen  nnd  Oartonchen  sind  sofort  zn  füllen.  Er 
kann  nach  Gutfinden  1000  oder  mehr  alte  Gewehre  anter  die  litthauischen 
Bauern  vertheilen. 

Der  Schluss  handelt  von  den  Kriegsoperationen. 

II.  »Ökonomische  Instruction«: 

Bei  Kriegsausbruch  werden  sofort  die  doppelten  Übercompletten  und 
dazu  von  jedem  Regiment  100 — 150  der  besten  Leute  aus  dem  Canton 
eingezogen.  Es  folgen  Bestimmungen  über  die  Versorgung  des  Corps  mit 
den  Artillerie-  nnd  Proviantpferden  und  Schlachtochsen,  über  die  Aus- 
fouragirung  der  exponirten  Grenzstriche,  die  Sicherung  der  Gnmbinnen- 
schen  Kammer,  der  Montirungen  und  Vorräthe  von  den  Regimentern,  sowie 
der  Gestütpferde. 

III.  »Geheime  Instruction«  für  Frieden sunterhandluugen  »bei  dem  ver- 
mutenden Kriege  mit  Rassland«. 


Juni  23       91.   Der  König  an  Feldmarschali  von  Keith  in  Karlsbad.  Potsdam. 
23  juin  1756. 

Au»wg  »na  der  Urschrift;  der  ZomU  eigeuUadif.  Abgedruckt:  P.  C.  12,  457. 

Keith  soll  ohne  Aufsehen  die  znr  Kur  nach  Karlsbad  beurlaubten 
Officiere  benachrichtigen,  in  den  ersten  Tagen  des  Juli  zurück  zu  sein. 

»L  air  du  Carlsbad  devient  malsain  pour  les  Prassiens;  vous  ferez 
tous,  taat  que  vous  ötea,  biea  d'fitre  de  retour  le  10  da  mois  qui  vient.« 


1)  Vgl.  Nr.  99  und  212. 


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1756  Juni  23  -  Juni  24. 


53 


92.   »Circulaire-Ordre  an  die  Regimenter  Infanterie,  Cavallerie  und  1756 
Dragoner  in  Berlin  und  der  Churmark,  Magdeburg,  Halberstadt,  Pommern  an 
und  Westfalen.«    Potsdam,  23.  Joni  1756. 

Auing  an«  dem  Concept;  abgedruckt:  P.  C.  12,  457. 

Das  Regiment  soll  >bis  auf  Meine  weitere  Ordre  nicht  auf  auswärtige 
Werbung  schicken«  «).   

Der  gleiche  Befehl  ergeht  noch  an:  Prinz  Heinrich,  Retzow. 


93.  »Circulaire-Ordre  an  die  gesamte  Regimenter  Infanterie,  Cavallerie  Juni  24 
und  Husaren  in  Pommern.«    Potsdam,  24.  Juni  1756. 

Ausiug  aus  dem  Concept;  abgedruckt:  P.  C.  12,  459. 

Das  Regiment  soll  die  auf  Werbung  gesandten  und  sonst  beurlaubten 
Offieiere  »sogleich«  zurückkommen  lassen. 


94.  »Circulaire-Ordre  an  die  Regimenter  von  Knobloch,  Wied  und  Juni  24 
Quadt.«    Potsdam,  24.  Juni  1756. 

Der  König  wiederholt  den  Befehl,  »die  weitesten  und  unsicheren  Lente 
vom  Regiment'  ohne  Aufsehen  einzuziehen3),  »da  dem  Ansehen  nach  Ihr 
vielleicht  bald  die  Ordre  zum  Marsch  mit  dem  Regiment  bekommen  dörftet«. 


95.   Der  König  an  Oberst  von  Wobersnow  in  Potsdam.   Potsdam,  Juni  24 

24.  Juni  1756. 

Nach  dem  Concept. 

Billigt  die  von  Wobersnow  vorgeschlagenen  Offieiere  für  die  Augmenta- 
tion des  Lange'schen,  Nettelhorst'schen  Garnison-  und  des  Feldregiments 
Erbprinz  Hessen-Kassel3),  mit  dem  Befehl,  etwa  fehlende  noch  »abzufinden«. 

Ferner  wird  Wobersnow  angewiesen,  die  Offieiere  für  die  4  neuen 
Bataillone  Lattorff  und  Blanokensee  zu  notiren,  fttr  welche  die  Mannschaften 
»bereits  den  kommenden  1.  August,  und  zwar  die  vor  das  Lattorff  sehe 
Regiment  zu  Kosel  und  die  vor  das  Blanckensee'sche  Regiment  zu  Neisse 
zusammen  sein  sollen«  4). 


1)  Auf  der  demgemäss  ausgefertigten  Ordre  an  Schwerin  findet  sich  der 
eigenhändige  Zuaatz  des  Königs:  »Si  vous  veniez  ici  le  10  de  [juillet]  (in  der 
Vorlage  verschrieben:  »juin«),  ce  n'en  sera  que  mieux  (vgl.  S.  48);  vous  pouvez 
toujours,  en  attendant,  regier  vos  affaires.«  (Abgedruckt  bei  Preuss,  Urkunden- 
band III,  253.)         2)  Vgl.  Nr.  88.         3;  Vgl.  Nr.  50.         4)  Vgl.  Nr.  83. 


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54       Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  de«  siebenjährigen  Krieges. 


■  tT56j        96.   Der  König  an  Prinz  Heinrich  in  Rheinsberg.   [Potsdam],  24  [jnin 

[Jum]24  1756] 

Nach  der  Urschrift.  Eigenhindi«. 

»Mon  eher  Frere.  Je  crois  devoir  vous  avertir  en  bon  frere  que 
vous  ferez  bien  de  revenir  ici  vers  le  10  du  mois  qui  vient,  et  de  prendre, 
en  meme  temps,  des  arraogements  pour  ramener  votre  öpouse  a  Berlin. 
C'est  vous  en  dire  assez.  Je  vous  embrasse  de  tout  mon  ccbut,  vous  as- 
surant  de  la  tendresse  avec  laquelle  je  suis,  mon  eher  Frere,  votre  fidele 
frere  et  serviteur 

Federic  « 


Juni  24       97.   Der  König  an  Etatsminister  von  Boden  in  Berlin.  Potsdam, 

24.  Juni  1756. 

Nach; der  Urschrift. 

Unterrichtet  den  Minister  von  der  an  Köppen  ergangenen  Ordre, 
100  000  Thlr.  aus  dem  Tresor  ^sogleich,  jedoch  ohne  einigen  Bruit  noch 
£clat<  in  kleiner  Münze  zu  verpacken  »und  solche  dergestalt  bereit  zu 
halten,  dass  er  solche  zur  Stunde,  wenn  Ich  es  befehlen  werde,  dahin,  wo 
es  Meine  Intention  ist,  abliefern  kann«.  Boden  soll  die  8umme  an  Koppen 
auszahlen2).   


[Juni]        98.   Weisungen  des  Königs  für  das  Cabinet.   [Potsdam,  juin  1756.] 

Nach  einer  Abschrift  dor  eigenhändigen  Urschrift. 

>N5.3)  Schlabrendorff:  amas  vers         Ordre  an  Schlabrendorff  vom  26.  Jtroi, 
Frfankenstein  pour  les]  chevaux  etc.  VS'-  107, 

>Le8  recrues  de  Sile*sie.  Für  das  Regiment  Garde.  Circu- 

laire-Ordre  vom  25.  Juni,  vgl.  Nr.  100. 

»Schlabrendorff:  balance  des  Es  handelt  sich  nm  die  Bilanz  des 
revenus,  et  2000  <Scus  au  major  »chlesischen  Etats  1755/56  und  die  Fest- 
Tmsrhkft  Stellung  der  Überschüsse,  die  zu  dea 

iroscnse.  KOni^  Di8position  blieben.  Vgl.  dazu 

Nr.  131. 

*NB.    Verpflegung  en  pain  pour        Vgl.  Nr.  99. 
les  rägiments  qui  marehent  en  Pom6- 
ranie. 

»IB.   Lattorff:  combien  d'argent         Ordre  an  Lattorff  vom  26.  Juni, 
il  lui  faut  pour  faire  ses  provisions  *0<*- 
pour  un  an. 


1)  Vgl.  die  Antwort  des  Prinzen  Heinrich  vom  25.  Juni  in  den  (Euvree, 
Bd.  26,  S.  160.        2)  Vgl.  dazu  Nr.  99. 

3)  Am  Rande  findet  sich  noch  die  Berechnung  von  Geldern,  in  Höhe  von 
rund  74000  Tblrn.,  mit  dem  Vermerk:  >a  Köppen«. 


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1756  Juni  24. 


55 


>[Repandrell)  en  All[emagne]  le  Mmistenalerlasse  an  Plotho  in  Re-  [1.56 
.  i  *  2  ,;vaAÄO  „örma_  gensburg,  Hecht  in  Hamburg  und  Amnion  Jamj 
bnut  du  danger  des  hbertes  germa-  ^  den  ßericht  \„  Mioi8terB 

niques  et  de  la  cause  prot[estante].    FinckeÄ8tein  vom  28.  Juni,  P.  C.  12, 471 

(Nr.  7620). 

.Le  regiment  de  Lange  en  20         VgL  Nr.  82. 
eompagnies. 

>Avertir  les  r<?g[iments]  de  Si-         Circulaire-Ordre  vom  25.  Juni,  vgl. 
l[esie]  de  s'assembler  le  plus  töt  qu'ils  Nr- 10°- 
pourront. 

»JB.  L'artillerie  du  3i6me  corps        Vgl.  Nr.  99. 
part  avec  Württemberg,  les  gargous- 
ses  tant  avec  Amstell  qu'  avec  Würt- 
temberg. G.  M.  von  Schöning  kam  zum  SUbo 

,GM»I  Schöning.  ^  08tpreUB8i8chen  Corp8. 

»Instruction:  pr[ince]  Darmstadt.        D.  d.  2.  Juli,  P.  C.  13,  5. 

t  -Ii    «.«^«^olil^WAiflflP  OrdreanSchlabrendorffvom4.Juh: 

.LeconseillerprovincialdeNeisse  ^  ^  mÜMQ  >M 

demewe  ä  Neisse.  Kriegeszeiten  und  sobald  nur  das  ge- 

ringste Brouillamini  desfalls  entstehet, 
sich  in  Neisse  bestandighin  aufhalten«. 
Ordre  an  Varenne  vom  27.  Juni,  sich 
'Nj.    varentte-  mit  dem  englischen  Gesandten  inKonstan- 

tinopel  ins  Einvernehmen  zu  setzen,  P.  C. 

,1©.    8imule  ordre  ä  Dieskau  12'  470, 

de  se  tenir  prßt  pour  marcher  en 
Sitesie. 

Ordre  au  Directoire  de  Ordre  an  das  Geueraldirectorium 

1*  loa  „nna«il1«r«  nrn-  vom  30.  Juni,  P.  C.  12,  4872)  (mit  dem 

se  concerter  avec  les  conseillers  pro-  Unter8chied/da88  dort8tatt  von  30  nur 

vinciaux  pour  faire  des  marcbes  en  yon  20  Bataiuonen  die  Rede  ist). 
Sitesie  pour  30  bal[aillons]  et  40  esea- 
drons  pour  les  vivres  et  les  routes. 

»IB.   Si  l'on  peut  faire  passer        Vgl.  dazu  P.  C.  13,  149. 
de  grosses  sommes  en  Prusse  par  des 

lettres  de  change? 

>Faire  faire  un  livre  qui  con-        Ordre  an  den  Minister  Finckenstein 

1  -x-..*;Ä«o  ™  1.  vom  29.  Juni,  die  Schrift:  »Ohnbilliges 

tient  toutes  les  persecutions  que  la  ^  ^ 

cour  de  Vienne  a  faites  aox  Prote-  die  £^^11^^  p>,  aufsetzen  zu  las- 

stants,  traduit  en  latin.«  8en3),  P.C.  12,  477. 


1)  In  der  Vorlage  wohl  verschrieben:  »reprendre«. 

2)  In  der  weiteren  Ordre  vom  9.  Juli  (P.  C.  13,  42)  werden  die  Regimenter 

im  einzelnen  angegeben. 

3  Vgl.  Preußische  Staatsschriften  König  Friedrichs  II.,  Bd.  III  (Berlin  1892), 

234  ff. 


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56       Preussi8che  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

11756        99.  Winterfeldt  an  Eichel  in  Potsdam.  [Potsdam,  Juni  1756.]') 

Juni] 

Das  Promemoria  nach  der  Urach rift  von  Winterfeldta  Hand;  die  Ordre  des  Königs  an  Koppen 
Tom  26.  Juni  nach  der  Urschrift,  die  übrigen  Ordre»  nach  dem  Coneept. 

»Das  Corps,  so  nach  Prenssen  marschirt,  besteht  aus  die  Regimenter: 

[Franz  von]  Brannschweig   ....    2  Bat.  2  Gr.  Comp. 

Amstell  2    »  2 

Darmstadt  2    »   2  » 

Alt-Württemberg  2    »  keine2). 

Gren.  Bat.  Kahlden  und  Wangenheim  —        6  » 

Regiment  Seydlitz-Husaren  .  .  .  .  10  Escadrons 

Summa:  1 1  Bataillone  10  Escadrons. 

>  Diese  rücken  ans  ihren  jetzigen  Standquartieren  und  marschiren  vors 
erste  nach  denen  ihnen,  laut  Marschtabelle  Nr.  I,  angewiesenen  Rendez- 
vous auf  der  Route  nach  Prenssen  und  alsdann  nach  erhaltener  weitem 
Ordre,  laut  Marschtabelle  Nr.  II,  bis  Königsberg  in  Prenssen.« 

Unter  Angabe  der  Zahl  der  Marschtage  bis  Königsberg  folgt: 

Regiment  Braunschweig  nach  Köslin, 

>  Amstell  nach  Stargard, 

Darmstadt  nach  Königsberg  in  der  Neumark, 

>  Württemberg  von  Berlin  nach  Görlin  und  Belgard, 
Bataillon  Kahldon  von  Beelitz  nach  Rügenwalde. 

-Nachstehende  Regimenter  aus  Pommern  rücken  zu  E.  M.  weiteren  .  . . 
Disposition  dagegen  wiederum  näher  nach  Berlin« : 

Regiment  Jeetz  von  Köslin  nach  8tettin  an  Stelle  von  Amstell, 

»       Blanckensee  von  Anklam  nach  Prenzlau  an  Stelle  von  [Darm- 

stadt]3), 

»  Markgraf  Friedrich  von  Belgard  nach  Gollnow,  Gartz  und 
Schwedt  in  die  Quartiere  von  Baireuth, 

Fürst  Moritz  nach  Spandau  und  Nauen  in  die  Quartiere  von 
Prinz  von  Preussen-Infanterie, 

Prinz  von  Prenssen  nach  Berlin  in  die  Quartiere  von  Alt- 
Württemberg. 

Alle  diese  Regimenter  nehmen  gleichfalls  ihre  doppelte  Über- 
complette,  Zelter,  Feldequipage,  Gompagniewagens  nnd  was  dazu  ge- 
hört, mit.«   

1)  Vgl.  Nr.  86.  98. 

2)  Nach  der  Ordre  an  den  churmarkiBchen  Kammerpräsidenten  von  Gröben 
vom  26.  Juni  dahin  geändert,  daas  Alt -Württemberg  seine  beiden  Greuadier- 
compagnieen  mitnahm  und  dafür  Wangenheim  mit  seinen  beiden  zurückblieb 

(vgl.  P.  C.  12,  487). 

3)  In  der  Yorlage  verschrieben:  > Amstell«. 


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175«  Juni  25. 


57 


In  einem  Auszug  Eichels  aus  obigem  Promeraoria  findet  sich  der  Zusatz:  [1756 


»Jedes  dieser  Regimenter  nimmt  seine  doppelte  Obercomplette,  desgleichen 
seine  Zelter,  Feldequipage.  Compagniewagens  und  was  dazu  gehöret,  mit. 

»Das  Regiment  von  [AmsteUj »)  zu  Stettin  nimmt  hiernäcbst  von  denen  zu 
Stettin  befindlichen  24  Feldstücken  22  mit,  wie  auch  das  Proviautfuhrwesen. 

»Das  Regiment  von  Alt-WUrttemberg  nimmt  das  Proviautfuhrwesen  vor  die 
Regimenter  von  Darmstadt  und  Braunschweig  mit;  desgleichen  die  Gelder,  so 
zur  FeldkriegeBkasse  nach  Preussen  gehen;  auch,  wenn  etwa  etwas  an  Feld- 
apotheke« oder  Lazarethsachen  dahin  geschicket  werden  muss.^ 

DemgemSss  ergehen  am  25.  Juni  die  Ordres  an  die  Regimenter2),  sofort  die 
Beurlaubten  und  doppelten  Übercompletten  einzuziehen  und  am  6.  Tage  nach 
Empfang  der  Ordre  »in  ganz  coinplettem  Stande  und  mit  denen  doppelten  Über- 
completten, auch  Zeltern,  Feldöquipnges  und  Compagniewagens,  auch  was  dazu 
gehöret«8),  aufzubrechen,  »da  Ich  bewegender  Ursachen  halber  vor  nöthig  ge- 
funden habe,  mit  denen  Garnisons  einiger  Regimenter  einige  Veränderung  auf 
einige  Zeit  vorzunehmen«. 

Ferner  erhält  Köppen  am  25.  Juni  Befehl,  den  Regimentern  Alt-Württem- 
berg, Darmstadt,  Franz  von  Braunschweig,  Amstell,  an  Kahlden  (6  Compagnieen)4), 
und  für  1  Conipagnie  Artillerie  die  Equipagegelder  »aus  denen  zur  Mobilmachung 
der  Armee  niedergelegten  Geldern  allsofort«  auszuzahlen6}. 

Entsprechend  ergeht  am  26.  Juni6)  durch  »Circulaire-Ordre«  an  Jeetz,  Blancken- 
see,  Markgraf  Friedrich,  Fürst  Moritz,  Prinz  von  Preussen  die  Mittheilung,  das» 
das  Regiment  mit  Vorspann  dem  Marschreglement  gemäss  roarschiren  muss  und 
Doch  keine  Equipagegelder  bekommet «. 


100.    »Circulaire-Ordre  an  die  schlesische  Regimenter.«7)  Potsdam,  Juni  25 

25.  Juni  1756. 

Nach  dem  Conoept;  abgedruckt:  P.  C.  12,  463. 

Die  Regimenter  sollen  »sofort«  die  Beurlaubten  einziehen  und  in  com- 
plettem  Stande  mit  dem  Exerciren  beginnen;  die  Rekruten  für  das  Regi- 
ment Garde  sofort  abgesandt  werden. 


1)  In  der  Vorlage  verschrieben:  > Jeetz«. 

2)  Es  liegen  die  Ordres  an  Franz  Braunschweig  (abgedruckt:  P.  C.  12,  463), 
Amstell,  Darmstadt,  Jeetz,  Blanckensee,  Fürst  Moritz  vor. 

3)  Den  Regimentern  Amstell  und  Darmstadt  wird  noch  befohlen,  scharfe 
Patronen  mitzunehmen. 

4)  Am  26.  Juni  unterrichtet  Eichel  Köppen  von  der  eintretenden  Veränderung, 
vgl.  S.  56,  Anm.  2.  An  dem  gleichen  Tage  erhält  Köppen  Befehl,  den  Rest  der 
Equipagegelder  für  das  ostpreussische  Corps  dem  Regiment  Alt -Württemberg 
mitzugeben. 

5)  Auch  das  Regiment  Seydlitz  erhielt  nach  der  Quittung,  Stolp  2.  Juli, 
damals  die  Equipagegelder  ausbezahlt 

6)  An  demselben  Tage  werden  die  obigen  8  Infanterieregimenter,  sowie 
Kahlden  angewiesen,  die  Mannschaften,  »so  von  18  Jahren  und  darunter,  auch 
wirkliche  Ausländer  seind«,  mit  einer  Liste  an  G.  M.  von  Meyerinek  nach  Berlin 
abzuliefern;  vgl.  dazn  Nr.  79.        7)  Vgl.  Nr.  98. 


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58       Preussiscbe  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  Die  Ordre  ergeht  an  die  sämtlichen  schlesischen  Regimenter  Feldinfanterie, 

Juni  25  Cavallerie  und  Husaren,  an  die  Pioniere  (Oberst  von  Diericke),  Rath  und  Plötz. 


Juni  25       101.   Der  König  an  Generalmajor  von  Lattorff  in  Kosol.  Potedam, 

25.  Juni  1756«). 

Nach  der  Urschrift  im  Kriegsarchiv  deB  König].  Grossen  Gunenhtaba  iu  Berlin 

»Bei  denen  jetzigen  critiquen  Zeitläuften  befehle  Ich  hierdurch,  dass 
Ihr  sogleich  die  Pallisaden  in  die  dortige  Festungen  setzen,  die  Canons 
auf  die  Affüta  legen  und  solche  auf  die  Wälle  führen  lassen  sollet.  Ihr 
habt  Euch  darnach  zu  achten2).« 

Gleiche  Ordres  ergehen  an  demselben  Tage  an:  Fouque*),  Treskow  (vgl 
S.  70),  Kurssell  (vgl.  S.  84,  Anm.  2),  Schulze  (vgl.  Nr.  118),  Hautcharmoy  (vgl. 
S.  84)  und  wohl  auch  an  Kalsow. 


Juni  25       102.   Der  König  an  Feldmarschall  von  Kalckstein  in  Berlin.4)  Pots- 
dam, 25.  Juni  1756. 

Naeh  dem  Cencepi 

»Weilen  bei  einem  vorkommenden  Marsch  die  beiden  Grenadier- 
compagnieen  Eures  unterhabenden  Regiments  mit  denen  beiden  Grenadier- 
compagnieen  vom  Markgraf  Karl'schen  Regiment  ein  Orenadierbataillon 
formiren  werden  und  Ich  resolviret  habe,  bei  solchem  einen  besonderen 
Grenadiermajor  nebst  einem  Stabscapitain  und  Adjutanten  zu  bestellen, 
welchen  Ich  dann  auch  das  Tractament  durch  die  Generalkriegeskasse  . . . 
besonders  auszahlen  lassen  werde«,  soll  der  älteste  Capitain  des  Regiments, 
Ramin,  seine  Musketier-  mit  einer  Grenadiercompagnie  vertauschen  und 
zum  Grenadiermajor  (mit  monatlichem  Tractament  von  18  Thlrn.  8  gr.) 
avanciren,  »der  jetzige  älteste  Leutnant«  des  Regiments  zum  Stabscapitain 
bei  ihm,  und  ein  zweiter  Subalternofficier  zum  Adjutanten,  welcher  stets 
aus  dem  Regiment  wieder  zu  ergänzen  sei.  Das  Regiment  besetzt  sofort 
diese  beiden  Stellen  neu. 

»Alles  dieses  soll  vom  instehenden  1.  Julii  an  seinen  Anfang  nehmen.« 


1)  Ebenfalls  am  25.  wird  Lattorff  von  der  nach  Glatz  ergangenen  Ordre 
unterrichtet,  »dass  von  der  dortigen  Signoret'schen  Compagnie  sofort  ein  Mineur- 
leutnant  mit  40  Mann  nach  Kosel  marschiren  soll*.   (Berlio,  Generalstabsarchiv.} 

2)  Auf  die  Meldung  Lattorffa  vom  28.  Juni,  dass  er  Pallisaden  nur  fUr 
2  Aussenwerke  habe  (vgl.  S.  20),  befiehlt  ihm  der  König  am  3.  Juli,  die  noch 
fehlenden  aus  den  nächsten  Waldungen  zu  nehmen. 

3)  Abgedruckt:  Mittheilungen  des  K.  K.  Kriegsarcbivs,  Wien  1881,  S.  489. 

4)  Vgl.  Nr.  $2.  Eine  inhaltlich  Ubereinstimmende  » Circulaire- Ordre«  vom 
gleichen  Datum  an  dieselben  Regimenter  liegt  im  Concept  vor. 


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175fi  Juni  25. 


50 


>Insimili<  an  .  MUnchow  (mit  Alt -Württemberg1):  Schenckendorff)2),  Forcade  1756 
(mit  Winterfeldt:  Bandemer),  Jeetz  (mit  Moritz:  Pnttkammer),  Blanckensee  (mit  Juni  25 
Bevern:  Kanitz),  Schulze  (mit  Lestwitz:  Österreich),  Brandes  (mit  Kalsow :  Burgs- 
dorff), Kurssell  (mit  Kreytz:  Manteuffel},  Lehwaldt  (mit  Below:  Gohr),  Ealnein 
(mit  Dohna:  Polentz),  Darmstadt  (mit  Frans  von  Braunschweig.:  Waldow),  Amstell 
(mit  Kanitz'):  Alt-Billerbeck). 

Demgemäss  ergeht  an  demselben  Tage  an  Koppen  der  Befehl,  aus  den 
Dispositionsgeldern  des  Königs  für  12  Grenadiermajore,  12  Stabscapitaine  und 
25  Adjutanten  das  Tractament  für  ein  Jahr  in  Hübe  von  8320  Thlrn.  an  die 
Generalkriegskasse  zur  ferneren  Auszahlung  zu  Übermachen. 

Entsprechend  erhält  die  Generalkriegskasse  am  25.  Juni  Befehl,  1)  an  die 
12  obigen  Regimenter,  welche  die  Officiere  abgeben,  das  Tractament  für  1  Grenadier- 
major, 1  Grenadiercapitain  und  1  Adjutanten,  und  2)  für  je  2  Adjutanten  an  die 
Bataillone  Kahlden  und  Ingersleben,  >vom  1.  einstehenden  Monats  Julii  an  zu 
rechnen«,  auszuzahlen.  Für  die  noch  ausstehenden  9  Adjutanten  wird  auf  spätere 
Ordre  verwiesen. 

Demgemäss  ergeht  am  27.  Juni  die  >CircuIaire-Ordre«,  einen  Fähndrich  des 
Regiments  zum  Adjutanten,  in  gleicher  Weise  wie  in  der  obigen  Ordre  vom  25., 
vorzuschlagen4),  an  folgende  Regimenter:  Prinz  von  Preussen  (mit  Garde:  Bülow)5), 
Anhalt  (mit  Retzow :  Kleist),  Schwerin  (mit  Prinz  Ferdinand  von  Preussen:  Grumb- 
kow),  Meyerinck  (mit  Itzenplitz :  Finck),  Knobloch  (mit  Quadt:  Mttllendorff),  Ferdi- 
nand von  Braunschweig  (mit  Boroke:  Jung-Billerbeck),  Kleist  (mit  Hülsen:  Lenge- 
feldt),  Hautcharmoy  (mit  Treskow:  Kreytz),  Fouque  (mit  Markgraf  Heinrich: 
Nimscbewsky)8). 


103.  Oer  König  an  Generalleutnant  de  La  Motte  Fouque  in  Glatz.  Juni  25 
Potsdam,  25.  Juni  1756. 

Nach  der  Urschrift  im  K.  K.  Kriegurchir  tu  Wien.   Abgedruckt:  Mittheilnagea  des  K.  K. 
Kriegsarchivs,  Wien  1881,  8.  4*9. 

>.  .  .  Dass7)  Ihr  Mir  aber  weder  seither  noch  jetzo  nicht  das  geringste 
von  allen  Bewegungen  und  Anstalten,  so  die  Österreicher  in  Böhmen  und 
Mähren  machen,  um  daselbst  nächstens  2  considerable  Corps  d'Armdes  zu- 

1)  Später  statt  Alt -Württemberg  (vgl.  8.  56,  Anm.  2.):  Prinz  Heinrich. 

2)  Hit  dem  in  Klammern  gesetzten  Regiment  wurde  das  Grenadierbataillon 
fonnirt.   Es  folgt  der  Name  des  neuen  Grenadiermajors. 

3)  Später  statt  Kanitz:  Alt -Württemberg,  vgl.  Anm.  1. 

4)  Die  Angabe,  dass  die  Zusammenlegung  der  Grenadiorcompagnieen  zu 
Bataillonen  in  dieser  Ordre  anbefohlen  sei  (P.C.  12, 487,  Anm.  3),  trifft  also  nicht  zu. 

5)  Vgl.  Anm.  2.  Die  Commandeure  sind  erst  später  bestimmt  worden. 

6)  Ausserdem  wurden  die  sogenannten  stehenden  Grenadierbataillone,  die 
mehr  als  4  Compagnieen  zählten,  zerlegt,  und  es  formirten  die  2  Grenadier- 
compagnieen  Wangenheim  (vgl.  S.  56)  vom  Bataillon  Kahlden  mit  dem  Regiment 
Wietersheim  das  Grenadierbataillon  Waugenheim ;  die  Compagnieen  von  Doasow, 
La  Motte  und  Salmuth  (Erbprinz  Hessen-Kassel)  das  Bataillon  Ingersleben;  die 
von  Wied  und  Jungken  das  Bataillon  Gemmingen;  die  von  Luck  und  Manteuffel 
das  Bataillon  Lossow;  die  von  Kanitz  (vgl.  Anm.  3)  und  Sydow  das  Bataillon 
Manatein. 

7)  Der  Anfang  betrifft  eine  kriegsgerichtliche  Sentenz. 


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60       Preuisische  Arten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Kriege». 


j  17.5625  sammenzuziehen,  noch  auch  von  denen  grossen  Anstalten,  so  sie  machen, 
un  um  mit  solchen  agiren  zu  können,  mittheilet,  solches  hat  Mich  nicht  wenig 
befremdet,  da  Euch  dergleichen  Eurer  Orten  am  ersten  bekannt  sein  und 
Ihr  Mich  davon  sofort  avertiren  sollen.  Ich  hoffe  demnach,  Ihr  werdet 
Euch  noch  angelegen  sein  lassen,  davon  mit  dem  fördersamsten  so  gute 
und  exaete  Nachrichten,  als  nur  menschenmöglich  ist,  einzuziehen,  alle 
Attention  darauf  zu  haben,  und  Mir  dasjenige,  so  Ihr  davon  in  Erfahrung 
bringet,  getreulichst  communiciren  und  sonsten  Selbst  in  allem  auf  Eurer 
Hut  sein.« 

Juni  25       104.   Oer  König  an  Etatsminister  von  Boden  in  Berlin.  Potsdam, 

25.  Juni  1756. 

Aassag  mm  dem  Concepi. 

Boden  Oberreicht,  Berlin  23.  Juni,         Boden  soll  den  Überschuss  der 

den  Abscbluss  der  Generalkriegskasse  Generalkriegskasse,  nach  Abzug  der 
des  Etatjahres  1755/56.  Danach  waren  .  ,  „,  ....  , 
an  Accise  und  anderen  Gefallen  über  Ausgaben  zum  Tresor  abliefern  und 
den  Etat  eingekommen  89397  Thlr.  16gr.  bezüglich  der  Gelder  aus  der  General- 
11  A,  über  den  Etat  ausgegeben  domanenkasse  »auf  das  äusserste  pres- 
34656  Thlr.  16  gr.  9  A,  sodass  zu  des  siren«,  »damit  alles  dieses  forder- 
Königs  Disposition  54741  Thlr.  2  A  ver-  nnBi  ülld  ohne   wejteren  Anstand 

b,dbe>Aus  dem  besonderen  Etat,  der  n0eh  Trainirwi  «ink»mn™  m*99e< 
Generaldomänenkasse  1755/56  verbleiben 
zu  des  Königs  Disposition  77752  Thlr. 
7  gr.  6  A;  sie  sind  jedoch  vor  Ende 
Juli  nicht  auszahlbar. 


Juni  26       105.    Oer  König  an  Prinz  Ferdinand  von  Braunschweig  in  Magdeburg. 

Potsdam,  26  juin  1756. 

Nftch  der  Urschrift  im  Kriegstrchir  des  Konigl.  Grossen  Generalstabs  zu  Berlin. 

»La  lettre  qu'il  a  plu  a  V.  A.  de  me  faire  le  21  de  ce  mois,  inest 
bien  parvenue.  Mais,  comme  depuis  peu  les  circonstances  ont  bien  changl, 
vous  conviendrez  vous-mßme  que  pre*sentement  le  temps  n'est  point  du 
tout  convenable  que  V.  A.  puisse  S'absenter  de  Son  poste,  et  j'espere  que 
vous  voudrez  bien  remettre  le  voyage  d'Aix-la-Chapelle2)  pour  une 
autre  fois.t 


1)  Am  28.  Juli  meldet  Boden,  dsas  die  Ordres  auch  zur  Einzahlung  dieser 
Summe  in  den  Tresor  gegeben  seien.  Ausserdem  zahlte  Koppen,  nach  einer  Zu- 
sammenstellung in  den  Tresoracten,  auf  Cabiuets-Ordre  vom  5.  Juni  »extraordinär 
zum  Bestand  de  Trinitatis  1755/56:  137425  Thlr.  22  gr.  1  A«  und  »auf  eine  könig- 
liche höchsteigenhSndige  Ordre  an  denselben,  so  den  22.  Juni  1756  eingelaufen: 
108000  Thlr.*.         2)  Vgl.  Nr.  81.  89. 


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1756  Juni  25  —  Juni  26. 


61 


106.  Oer  König  an  Generalmajor  von  Lattorff  in  Kosel,  Potsdam,  ,7?6 
26.  Juni  1756»). 

Nach  der  Urschrift  im  Krieges  rchiv  des  Königl.  Grossen  GeneraUtabe  zu  Berlin. 

»Ihr  sollet  Mir  aof  das  baldigste  nnd  fordersamste  melden  und  eine 
Designation  einschicken,  wieviel  Ihr  an  Oelde  haben  müsset,  um  alle  Amas 
von  Vivres  und  sonst  benöthigtem  in  dortiger  Stadt  und  Festung  zu  haben 
und  zwar  auf  eine  Zeit  von  6  Monate.« 


107.  Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau1).  Juni  26 
Potsdam,  26.  Juni  1756. 

Nach  der  Urschrift  im  Kriogsarchiv  dea  Königl.  Grossen  GeneraUtab*  an  Berlin. 

>Da  bei  denen  jetzigen  sehr  critiquen  Zeitläuften  aus  den  von  Mir 
sonst  angeordneten  diesjährigen  Revue-Campements  in  Schlesien3)  wohl  nichts 
werden  wird,  wohl  aber  hergegen  alle  Apparence  ist,  dass  es  zu  einem 
Kriege  kommen  werde,  so  habe  Ich  Euch,  jedoch  noch  zur  Zeit  im  höchsten 
Vertrauen  und  unter  dem  Siegel  der  äussersten  Verschwiegenheit,  hiedurch 
eröffnen  -wollen,  wo  die  Armee  allda  zu  stehen  kommen  dürfte,  und  wie 
stark  Ihr  Eure  Anstalten  dazu  zu  machen  habet.  An  Mehl  und  Getreide 
in  denen  Magazinen  zu  Lieferung  des  Brotes  fehlet  es  an  nichts  und  ist 
alles  dazu  vorhanden;  wegen  der  Fourage  aber  müsset  Ihr  auf  20  Esca- 
dronen  Kürassiers,  10  Escadronen  Dragoner,  20  Escadronen  Husaren  und 
auf  27  Bataillone  nebst  allein,  so  im  Felde  dahin  gehöret,  rechnen,  als 
welche  das  Corps  vorerst  ausmachen  werden 3).  Solches  dörfte  der  Gegenden 
von  Schweidnitz,  Frankenstein  oder  Neisse  zu  stehen  kommen,  wonach  Ihr 
Enron  Anschlag  richten  und  die  Anstalten  so  disponiren  müsset,  dass  an 
Fourage  bis  2  V2  Monat  vorhanden  sein  muss.  Ihr  habt  Euch  darnach  zu 
achten  und  Euch  dabei  so  zu  nehmen,  dass,  soviel  die  Hauptsache,  nämlich 
die  Stärke  des  Corps,  anbetrifft,  ausser  Euch  solche  von  niemandem  eigent- 
lich gemerket  werden  könne.« 


108.  Generalleutnant  von  Winterfeldt  an  den  König.  Potsdam,  26.  Juni  Juni  26 

1756. 

Nach  der  Urschrift;  ahgedruckt:  Eist.  Zeitschrift,  Bd.  «4,  484. 

»Zu  E.  E.  M.  allergnädigsten  Approbation: 

1 .  >  Ohne  die  1 0  34  7  Pferde,  so  aus  allen  Pro  vincien  zusammengebracht '), 
müssen  noch  5  740  Pferde  angekauft  werden.    Diese  nun 

2.  »das  Stück  a  40  Rthlr.  gerechnet,  beträgt  die  Summe  von 
229600  Thlrn.*) 

1)  Vgl.  Nr.  98.  2)  Vgl.  Nr.  64.  3)  Vgl.  Nr.  212.  4)  Vgl.  Nr.  82.  85. 
5)  An  demselben  Tage  bittet  Winterfeldt  den  KOnig,  von  der  obigen  Summ« 


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H2 


Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  sieben  jährigen  Kriege?. 


*^26  »Wann  unter  dieser  obigen  Summa  nicht  wenigstens  40  000  Rthlr. 

an  Golde,  das  Silbergeld  aber  in  Acht-  nnd  Viergroschenstücken  gezahlt 
wird,  so  macht  es  den  Einkauf  umb  desto  beschwerlicher  und  hält  solchen  auf. 

4.  »Werden  E.  M.  so  gnädig  sein  und  ordonniren,  wo  ich  heute  oder 
morgen  gleich  auf  Abschlag  ein  1G000  Rthlr.  hier  und  in  Berlin  empfangen 
kann,  umb  sowohl  die  261  Pferde  vor  das  Proviantfahrwesen,  welches  das 
Württemberg' sehe  Regiment  mitnehmen  soll, x)  in  6  Tagen  anzuschaffen,  als 
auch  die  117  Stück  Artilleriepferde,  von  welche  mir  der  Oberstlt.  Dieskau 
auf  E.  M.  .  .  .  Befehl  anjetzo  noch  avertirt  hat. 

5.  'Wann  sonsten  E.  M.  heute  Nachmittag  nichts  Pressantes  an  mich 
zu  befehlen  haben,  so  wollte  ich  nach  Berlin  herüber  und  kommen  morgen 
Vormittag  wieder,  umb  alles  im  Train  zu  bringen  und  auch  den  Director 
Grävenitz  wegen  die  mecklemburgsche  Lieferungen  abzufertigen.« 


Juni  26       109.  Generalleutnant  von  Massow  an  den  König.  Berlin,  26.  Joni 

1756. 

Nach  der  Urschrift. 

»Weilen  nun  allem  Anschein  nach  E.  E.  M.  ganze  Armee  marschiren 
wird  und  die  beiden  Garnisonregimenter  in  Berlin  und  Stettin  und  die  beiden 
Bataillons  in  Magdeburg  und  Königsberg  in  Preussen  bei  des  hüchstseligen 
Königs  Maj.  Lebzeiten  alle  Jahr  und  nachhero  nur  währendem  Kriege  zu- 
sammen gewesen  sind,  und  wenn  E.  K.  M.  bei  den  jetzigen  Oonjuncturen 
die  obgedachte  Garnisonregimenter  und  Bataillons  zusammenkommen  lassen 
wollten,  vor  selbige  nichts  an  Mundirungsstücken  als  Gewehr  und  Leder- 
zeug vorhanden  ist,  so  finde  mich  genöthiget,  E.  K.  M.  .  .  .  anzufragen,  ob 
die  Leibesmundirung,  als  ein  blauer  Kittel,  ein  paar  blautuchene  Hosen, 
ein  paar  graue  Leinewandshosen,  ein  paar  grauleinewandten  Stiefeletten, 
eine  rothe  Binde,  ein  Hut  und  ein  paar  Schuhe  vor  die  2  Regimenter  und 
2  Bataillons  gemacht  werden  soll,  weil  von  den  benannten  Stücken  gar- 
nichts  mehr  zu  gebrauchen  ist.  Das  Berlin'sche  Regiment  bestehet  aus  1505 
Unterofficiers  und  Gemeine,  und  kostet  die  Mundirung.    .    5633  Thlr. 

Vor  das  Regiment  in  Stettin  gleichfalls   5633  » 

Das  Bataillon  in  Magdeburg  bestehet  aus  S60  Unterofficiers 

und  Gemeine,  und  die  Mundirung  kostet  3219  » 

Das  Bataillon  in  Königsberg  in  Preussen  gleichfalls    .    .  3219  »  

8ummaT7  7ÖY  ThlrT^) 


11000  Thlr.  an  Retzow  zahlen  und  den  Rest  auf  ihn  anweisen  zu  lassen.  Der 
entsprechende  Befehl  des  Königs  an  Koppen  ergeht  gleichfalls  am  26.  Juni. 
Winterfeldts  Quittung  über  221085  Thlr.  »zu  Ankaufung  einer  gewissen  Anzahl 
Pferde«  ist  Berlin  20.  August  datirt         1)  Vgl.  S.  57. 

2)  Am  28.  unterrichtet  der  König  Massow  von  der  an  Köppen  ergangenen 


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1756  26  Juni 


—  Juni  27. 


63 


110.  Generalmajor  Graf  Finckenstein  an  Feldmarschall  von  Lehwaldt  j^.5" 
in  Königsberg.   Mohrnngen,  26.  Juni  175G. 

Nach  der  Urschrift  im  Kriegesrchiv  dei  Königl.  Grossen  Oenerslstabs  zu  Berlin. 

>Nach  Ew.  Exc.  gnädigen  Ordre1)  habe  gestern  mit  meinem  unter- 
habenden Regiment  aus  denen  Cantonnirungsquartieren  bei  Pr.  Holland  den 
Rückmarsch  nach  die  Garrisons  angetreten,  auch  die  Übercompletten  be- 
urlaubt; im  währenden  Rückmarsch  aber  habe  die  Gnade  gehabt,  Ew.  Exc. 
hohe  anderweitige  Ordre2)  zu  erhalten,  nach  welcher  sofort  veranstaltet, 
dass  .  .  .  allhier  in  Mohrungen  3,  in  Saalfeld  und  Liebemühl  an  jedem  Ort 
1  Escadron  zu  stehen  kommen.  Die  beurlaubt  gewesenen  Übercomplets 
habe  sofort  durch  ausgeschickte  Botens  wieder  zurückrufen  lassen,  dass 
also  complett  in  Mannschaft  bin  .  .  .« 


III.    >Circulaire-Ordre.     Potsdam,  27.  Juni  1756=«).  Juni  27 

Auszug  »us  dfiu  (.'onctpt. 

Das  Regiment  soll  die  auf  Werbung  gesandten  und  sonst  beurlaubten 
Officiere  sofort  zurückkommen  lassen. 


Die  Ordre  ergeht  an:  Schwerin,  Prinz  von  Preussen,  MUnchow,  Ferdinand 
?on  Braunschweig.  Borcke,  Hessen-Darmstadt,  Kleist,  Quadt,  Heinrich  von  Preussen, 
Wietersheim,  Knobloch,  Hülsen,  Ferdinand  von  Preussen,  Franz  von  Braunschweig, 
Auhalt  (Oberst  von  Pritz),  Ingersleben,  Leibregiment  zu  Pferde  (Oberst  von  Katt), 
Carabiniere  ;G.  M.  von  Pennavaire},  Prinz  von  Preussen-Cavallerie,  Baron  Schönaich, 
Drio8en. 

Desgleichen  an  Meyerinck  wegen  der  Berliner  Garnison  für  alle  beurlaubten 
Officiere  und  die  Werber. 


112.  Oer  König  an  Prinz  Heinrich  in  Rheinsberg.  [Potsdam,]  27  [juin  [Juni]  27 
1756.] 

Nach  der  Urschrift.  Eigenhändig. 

»Mon  eher  Frere.  Vous  ferez  fort  bien  de  prendre  vos  petits  arran- 
gements  ä  Rheinsberg4);  dans  Hncertitude  de  ce  qui  arrivera,  il  vaut 
toujours  mieux  prendre  le  parti  le  plus  sür  que  le  plus  hasarde*.  Daignez 
embrasser  Madame  de  ma  part  et  l'assurer  de  ma  plus  tendre  amitil,  et 
veuillez  croire  que  je  suis  aveo  une  sincere  amitie',  mon  eher  Frere,  votre 
fidele  frere  et  serviteur 

Federic.« 


Ordre,  ihm  die  obige  Summe  nebst  weiteren  20000  Thlrn.  auszuzahlen,  deren 
Massow,  nach  einem  zweiten  Berichte  vom  26.,  zur  Herstellung  der  Montirungen 
für  die  Augmentationen  von  Lattorff  und  Blanckensee  (vgl.  Nr.  83)  und  zu  deren 
Transport  nach  Schlesien  bedurfte.  1)  Liegt  nicht  vor.   Vgl.  dafür  Nr.  77. 

2)  Liegt  nicht  vor.   Vgl.  dafür  S.  48.  66. 

3)  Vgl.  P.  C.  12.  459,  Anm.  2.         4)  Vgl.  Nr.  96. 


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64      Preussiscbe  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


17&0         113.   Oer  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau. 

an!  27  Potsdam,  27.  Juni  1756. 

Das  HaopWchreiben  nach  dem  Conceptim  Geheimen  Staatttrchir;  du  Poeteeriptnru  nach  dor 
Urschrift  im  Krogtarcfaiv  des  KdnigL  Grossen  Generalstabs  zu  Berlin. 

Sendet  den  letzteingegangenen  Bericht  mit  eigenhändigen  Marginalien1) 
zurück  und  schreibt,  dass  «Ich  dasjenige,  so  Ich  wegen  der  erforderlichen 
Mannschaft  zur  Augmentation  vom  Nettelhorst'schen  Garnisonregimente  eigen- 
händig beigesetzet  habe,  gar  nicht  Andern  kann,  und  Ihr  also  Euch  darunter 
zu  helfen  suchen  müsset,  sowie  Ich  Euch  solches  auch  letzthin  schon  be- 
sonders geschrieben  habe«.2]  Die  beiden  neuen  Bataillone  des  Blancken- 
see'schen  Garnisonregiments 3)  sollen  in  die  Kasernen  in  Neisse  gelegt  werden; 
Treskow  und  Lattorff  haben  Befehl,  für  »die  zeitige  Anfertigung«  der  etwa 
fehlenden  Utensilien  zu  sorgen4). 

Die  Magazinfragen  soll  Schlabrendorff  mit  Retzow  ordnen;  »womit  es 
denn  auch  keine  Schwierigkeit  haben,  wohl  aber  auf  den  erforderlichen 
Fall  der  grösste  Embarras  wegen  der  benöthigten  Fourage  sein  wird,  als 
weshalb  Ich  Mich  auf  Mein  gestriges5)  beziehe  .  .  . 

'Übrigens  ist  Euch  noch  zur  Direction,  dass,  da  sonsten  die  Abliefe- 
rung der  Mannschaft  vor  die  Augmentation  des  Nettelhorst'schen  Regiments 
nur  erst  den  15.  August  geschehen  sollen8),  Mein  expresser  Wille  ist,  dass 
solche  nunmehro  bereits  den  1.  August  geschehen  und  die  dazu  erforder- 
liche Mannschaft  auf  diese  Zeit  zusammengebracht  werden  soll.  Sollten 
die  schlesische  Tuchmachers  die  Mundirnngstücher  um  solche  Zeit  nicht 
fertig  schaffen  können,  so  wird  der  G.  Lt.  von  Massow  schon  darunter  Rath 
schaffen  und  soviel  Tücher,  als  erfordert  werden,  vorräthig  haben,  an  den 
Ihr  deshalb  nur  schreiben  dörfet,  und  dem  Ich  vorläufig  das  NGthige  des- 
halb bekannt  machen  lasse.« 

P.  S. 

Potsdam,  27.  Juni  1756. 

Der  König  antwortet  auf  Schlabrendorfis  Bericht  vom  23.  Juni  über 
Holz-  und  Salzforderungen  Treskows  zur  Versorgung  von  Neisse,  »dass, 
wenn  gedachter  G.  M.  dergleichen  und  besonders  das  Holz  ohnumgänglich 
nöthig  zu  haben  vermeinet,  es  nicht  anders  sein  kann,  als  dass  ihm  darunter 
willfahret  und  ihm  solches  geschaffet  werden  muss,  so  die  jetzigen  üm- 


1)  Der  Bericht  liegt  nicht  vor;  die  Marginalien  beziehen  sich  offenbar  auf 
den  Befehl,  die  Rekruten  von  Nettelhorst  an  Lange  abzugeben  und  neue  ein- 
zustellen (vgl.  S.  48).        2)  Auch  dieser  Erlass  liegt  nicht  vor. 

3)  Vgl.  Nr.  83. 

4)  Ordres  d.  d.  Potsdam  27.  Juni;  die  an  Lattorff  ergeht  »wegen  der  2  neuen 
Bataillone  seines  Regiments  zn  Koael«  (vgl.  Nr.  83).        5)  Vgl.  Nr.  107. 

6}  Vgl  S.  30.  44. 


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1756  Juni  27  —  Juni  28. 


65 


stände  nicht  anders  leiden  wollen,  obschon  nachher  über  alles  Rechnung  1756 
geführet  werden  muss«.  ^uni  27 

»Was  Ihr  sonsten  noch  in  dem  ersten  Postscriptum  Eurer  Relation 
Tom  22.  dieses  meldet,  kann  alles  vor  der  Hand  richtig  und  wahr  sein; 
indes9  sollet  Ihr  nicht  den  geringsten  Zweifel  hegen,  sondern  vielmehr 
glauben,  dass  vor  dieses  Mal  die  Absichten  derer  Österreicher  gewiss  nicht 
richtig  seind1). 

»Dasjenige,  was  Ihr  auch  in  Eurem  Bericht  vom  23.  dieses  wegen 
Eurer  gemachten  Veranstaltung  zu  Einziehung  guter  und  sicherer  Nach- 
richten von  denen  Grenzen  meldet,  ist  recht  gut;  Ihr  müsset  aber  auch 
damit  beständighin  continuiren  und  Euch  deshalb  nicht  einschläfern  lassen, 
wenn  vor  der  Hand  nichts  sonderliches  gemerket  wird.  Inzwischen  Ich 
Meines  Ortes  auch  suchen  werde,  von  dem  in  Ungern  vorfallenden  Nach- 
richt zu  bekommen.« 

114.    »Circulaire-Ordre.«   Potsdam,  28.  Juni  1756.  Juni  28 

Nach  dem  Concept. 

Das  Regiment  soll  »sogleich«  alle  »an  30  Meilen  und  darüber«  Be- 
urlaubten wieder  einziehen;  »die  andern  aber,  welche  nicht  soweit  entfernet 
seind,  können  noch  auf  Urlaub  bleiben,  bis  Ich  etwa  deshalb  noch  ein 
näheres  befehlen  dörfte.«   

Die  Ordre  ergeht  an:  Ferdinand  von  Braunsen weig,  Borcke,  Wietersheim, 
Hülsen,  Kleist,  Anhalt,  Ingersleben,  Leibregiment  zu  Pferde,  Baron  Schönaich, 
Driesen,  Garabiniers  (sämtlich  altmärkische  und  magdeburgische  Truppentheile). 


115.  Feldmarschall  von  Lehwaldt  an  den  König.  Königsberg,  28.  Juni  Juni  28 
1756. 

Nach  der  ünchrift 

»Da  E.  K.  M.  .  .  .  Cabinetsordres  vom  8.2)  und  17.3)  diejenige  vom 
21.  dieses  Monats4)  gefolget,  so  habe  gemäss  derselben  pflichtschuldigst 
unter  dem  vorgeschriebenen  Prätext  das  Kalnein'sche  Regiment  hier  be- 
halten5), das  mir  anvertrauete  und  das  Kanitz'sche  aber  in  ihre  Stand- 

1)  Ähnlich  antwortet  der  König  auf  die  Berichte  Fouques  vom  20.  und 
21.  Juui  an  demselben  Tage,  »dass,  so  glimpflich  auch  Eure  aus  Böhmen  er- 
haltenen Nachrichten  zu  sein  scheinen,  Ihr  dennoch  dem  allen  garnicht  trauen, 
sondern  wohl  auf  Eurer  Hut  sein  und  sichere  Nachrichten  einzuziehen  suchen 
sollet,  denn  es  mit  den  Österreichern  dieses  Jahr  gewiss  nicht  richtig  ist«.  [Ab- 
gedruckt: Mittheilungen  des  K.  K.  Kriegsarchivs,  Wien  1881,  S.  489J. 

2)  Liegt  nicht  vor.  3)  Vgl.  Nr.  77  u.  79,  4)  Liegt  nicht  vor.  Vgl.  Nr.  82. 
5)  Vgl.  S.  48.   In  seiner  Antwort  auf  Kalneins  Bericht  vom  28.  Juni  billigt 

der  König  am  8.  Juli,  »dass  Ihr  mit  Eurem  unterhabenden  Regiment  den  25.  aus 
Königsberg  ausmarschiret  gewesen,  den  27.  aber  zufolge  Meiner  Ordre  wieder 
ganz  cowplett  daselbst  eingerücket  seid.  Es  ist  solches  recht  gut.« 

Acten  xur  Vorgeschichte  des  7jlhrigen  Krieges.  5 


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66      Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  quartiere  gehen  lassen,  doch  mit  der  Ordre,  welche  auch  an  alle  übrige 
preussische  Regimenter  ertheilet  worden,  niemanden  zu  beurlauben,  sondern 
alles  im  completten  und  marschfertigen  Stande  zu  halten,  wobei  die  Com- 
pagnieen  und  Escadrons  so  verleget,  dass  selbige  in  einem  Tage  zusammen 
sein  kOnnen« 1). 

Lehwaldt  klagt  über  allgemeinen  Fourage-  und  Getreidemangel.  Er 
bittet,  »sollte  es  zum  Marsch  kommen«,  ihm  die  versprochene  Anzahl 
Kanoniere  und  Bombardiere  nebst  einem  tüchtigen  Ingenieur-Officier,  sowie 
Pontons  und  »Leute,  so  damit  umzugehen  wissen«,  zu  senden. 

»Die  Feldequipage  für  das  Sydow'sche  und  Manteuffel'sche  Regiment 
ist  vorräthig2;,  es  mangeln  aber  bei  jedem  annoch  10  Proviantwagen,  und 
falls  das  Luck'sche  Regiment  zu  gleicher  Absicht  gebraucht  werden  Rollte, 
so  würden  bei  demselben  ebensoviel  Proviantwagen  und  die  völlige  Feld- 
equipage nöthig  sein.  Wovon  zufolge  E.  E.  M.  Ordre  .  .  .  Erwähnung  thun 
sollen,  und  erbitte  auch  Höchstderoselben  .  .  .  Resolution,  ob  im  erforderten 
Fall  das  in  anno  1754  vorgeschlagene  und  approbirte  Milizbataillon3 )  zu- 
sammenzubringen sei.« 

Der  Schluas  handelt  von  Nachrichten  Uber  die  russische  Armee. 


Juni  29       116.    Der  König  an  Oberstleutnant  von  Dieskau  in  Berlin.  Potsdam, 
29.  Juni  1756. 


Dieskau  Uberreicht,  Berlin  27.  Juni,  »leb  habe  mit  Eurem  Schreiben 
dem  König  »den  Plan  von  denen  dreien  vom  27  dieses  die  beigefügte  Plans*) 
Corps  d'Armöe,  wie  selbiger  nach  Dero  erhalten  und  M  Wwt  v 

.  .  .  Disposition  eingerichtet«,  und  über-  rF  ' 

sendet  »die  Designation«  »der  bei  diesen 
dreien  Corps  geordneten  Artillerie«  zur 
Genehmigung4). 

Er  meldet  ferner,  »wie  bei  denen 
90  Pontons  nur  24  Pontonier  vorhanden«. 


Juni  30       117.   Der  König  an  Feldmarschall  von  Lehwaldt  in  Königsberg. 

Potsdam,  30.  Juni  1756. 

Auszug  aua  den  Concept;  »bfedruckt:  P.  C  12,  487. 

Unterrichtet  Lehwaldt  von  dem  voraussichtlichen  Stillstand  der  russischen 
Bewegungen  in  Livland,  von  dem  Aufbruch  des  für  ihn  bestimmten  Reserve- 

1)  Vgl.  dazu  Nr.  110.        2)  Bereits  1753  ttbersandt,  vgl.  P.  C.  10, 171. 
3)  Vgl.  Nr.  28.        4)  Vgl.  dazu  Nr.  82.        5)  Sie  liegen  nicht  bei. 
6)  Am  2.  Juli  werden  Dossow  und  Prinz  Ferdinand  von  Braunachweig  be- 
auftragt, 10  bis  12  Rheinschiffer,  resp.  14  Elbschiffer  zu  besorgen,  vgl.  Nr.  11». 


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1756  Juni  28—  Juni  30. 


67 


eorps1),  nebst  der  bei  diesem  getroffenen  Veränderung2),  sowie  dass  die  1756 
Regimenter  »in  Pommern  aber  vorerst  bleiben  werden,  bis  leb  ihren  weiteren  ^UD*  3 
Marsch  nöthig  finde«.    Lehwaldt  soll  dennoch  »vorläufig«  Anstalten  zu 
ihrem  Unterhalt  für  den  Fall  ihres  Weitermarsches  nach  Ostpreussen  treffen. 


118.  Generalmajor  von  Schulze  an  den  König.  Breslau,  30.  Juni  1756.  Juni  30 

Nach  der  Urschrift, 

>E.  K.  M.  haben  mir  . . .  befohlen,  die  Canons  der  Wälle  auf  die  Affuten 
zu  legen  und  die  Erdwerke  mit  Pallisaden  zu  besetzen.« 3)  Er  meldet,  dass  das 
entere  geschehe,  die  Pallisaden  aber  anzufertigen  seien  und  6116  Thlr.  16  gr. 
kosten  würden,  und  schlägt  ferner  die  Anlage  noch  einer  Flesche  im  Betrage 
von  260  Thlrn.  vor4). 


119.   Weisung  des  Königs  für  « 

»lö.  Patentes  pour  des  offieiers, 
60  eapfitains],  lieuftenants],  enseignes 
ä  Lehwaldt. 

»Ni.  Chasaeurs  polonais:  Prusse. 


>ra.  Pontoniers:  Elbe,  Rhin. 

»IB.  Ordre  [ä]  Quadt,  Knobloeh, 
Wied:  chacun  100  hommes  pour 
Lange. 

»1©.  Oberami  Oppeln:  Brieg.« 


las  Cabinet.  (Potsdam,  juin  1756.]  [Juni] 

Urschrift. 

An  Lehwaldt  mit  der  Ordre  vom 
6.  Juli  (P.  C.  13,  37)  Ubersandt. 

Es  handelt  sich  wohl  um  die  Zu- 
sendung von  Jägern,  »die  alle  polnisoh 
können«,  au  Lehwaldt,  der  in  der  In- 
struction vom  23.  Juni  angewiesen  war, 
seine  Berichte  durch  Polen  Uber  Glogau 
au  schicken  (P.  C.  12,  453). 

Beschaffung  von  Elb-  und  Rhein- 
schiffern als  Pontoniere;  Ordres  vom 
2.  Juli,  vgl.  Nr.  116. 

Es  liegt  nur  der  Bericht  Quadts 
vom  10.  Juli  vor,  mit  der  Meldung,  dass 
er  die  Ordre  des  Königs  am  5.  empfan- 
gen habe.  Vgl.  dazu  Nr.  82. 

Befehl  für  die  Oberamtsregierung 
in  Oppeln,  bei  Kriegesausbruch  nach 
Brieg  überzusiedeln,  vgl.  Nr.  126. 


1)  Vgl.  Nr.  99.         2)  Vgl.  S.  56,  Anm.  2.         3)  Vgl.  Nr.  101. 

4)  Am  5.  Juli  bewilligt  der  König  das  Geld  für  die  Flesche  und  2916  Thlr. 
für  Pallisaden.  Ebenfalls  am  5.  erhält  Schlabrendorff  Befehl,  die  Summe  aus- 
zuzahlen. 


5* 


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68       Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


120.   Winterfeldt  an  Eichel  in  Potsdam.   [Berlin,  Juli  1756.]*) 

Nach  der  Urschrift 

>Ein  Rosshändler,  der  vor  unsere  Cavallerie  liefert,  hat  hier  ausge- 
sagt, dass  er  vor  acht  Tagen  den  wienerischen  Pferdelieferanten  Altvater 
in  Hannover  gesprochen  nnd  derselbe  allda  alle  Pferdehändler,  so  nnr  mit 
ihm  entriren  wollen,  aufgeboten  hätte,  Lieferungen  zu  übernehmen,  indem 
er  einige  1000  Stack  Remontpferde  vor  die  Österreicher  schaffen  sollte. 
Er  selbst  wäre  auch  gleich  von  da  nach  dem  Holsteinschen  abgereist,  um 
alles,  was  er  nur  bekommen  könnte,  wegzukaufen.  Unser  hier  gewesener 
Lieferant  hat  diesen  Umstand  an  den  Herrn  General  von  Massow  gesagt 
und  meinet  desfalls,  dass  derselbe  solches  bereits  auch  schon  an  S.  K.  M. 
gemeldet  hätte  und  darauf  durch  den  hiesigen  englischen  Gesandten  die 
Verfügung  würde  gemacht  werden,  dass  sie  im  Hanllöverschen  keine  Pferde 
vor  die  Österreicher  aufzukaufen  erlaubten2).  Ob  es  nun  an  dem,  dass  der 
General  Massow  solches  gemeldet,  werden  Ew.  Hoohwohlgeboren  am  besten 
wissen.  Indessen  ist  gewiss,  dass  im  Hildesheimschen  und  derer  Orten, 
wo  sonsten  der  Pferdejude  zu  Egeln  allezeit  seinen  besten  Handel  gemacht 
hat,  alle  Pferde  auf  östreichscher  Rechnung  weggekauft  werden  und  der 
Jude  dahero  auch  in  keiner  Pferdelieferung  mit  mir  entriren  und  sich  worzu 
engagiren  will.  Im  Mecklemburgschen,  besonders  gegen  der  holsteinschen 
Grenze  zu,  fangen  sie  auch  schon  an  wegzukaufen  und  nehmen  Pferde 
(vermuthlich  vor  die  Dragoner),  welche  kaum  5  Fuss  hoch,  wann  sie  sonsten 
nur  starke  Knochen  haben  und  breit  von  Brust  und  Kreuze  sein.  Ich  habe 
denn  dagegen  alles  vorgekehrt,  um  ihnen  doch  den  Rang  abzulaufen  und 
die  benöthigte  Pferde  zusammenzubringen3). 

»Dabei  ersiehet  man  doch  auch  daraus,  dass  die  Österreicher  noch  gar- 
nicht  im  marschfertigen  Stande  und  complett  sein  und  leicht  noch  ein  paar 
Monat  darauf  gehen  können,  ehe  alle  die  Pferde,  so  anjetzo  erst  aufgekauft 
werden  sollen,  bei  die  Regimenter  sein. 

»Die  Sachsen  nehmen  ihre  ausgesetzte  Cavalleriepferde  denen  Leuten, 
an  welche  sie  solche  bereits  verkauft  gehabt,  wiederum  weg  und  stellen 
sie  wieder  ein. 

»Hier  fangt  es  nunmehro  wieder  an  ruhig  zu  werden,  und  habe  ich 
einige  Beurlaubte  meines  Regiments,  welche  eingekommen,  weil  solche  nur 
12  Meilen  von  hier  zu  Hause,  wieder  gehen  lassen;  als  welches  hier  den 
Fischmarcht  sehr  bestärkt,  dass  nichts  aus  dem  Marsch  werden  wird4).« 


1)  Nur  die  erste  Hälfte  des  obigen  Schreibens  liegt  vor;  dasselbe  ist  aus 
den  ersten  Tagen  des  Juli  zu  datiren. 

2)  Bericht  Massows  vom  1.  Juli,  vgl.  P.  C.  13,  13.  14.  74. 

3)  Vgl.  Nr.  82.  85.  108. 

4)  Bier  bricht  die  Vorlage  ab. 


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1756  Juli  1. 


69 


121.    Der  Prinz  von  Preussen  an  den  König.  Berlin,  l4r  juillet  1756.  1756 

Juli  1 

Nach  der  Urschrift. 

»Ayant  compte*  d'avoir  l'honneur  de  vous  voir  aujourd'hui,  mon  tres  eher 
Frere,  et  me  trouvant  frustre"  de  cette  Batisfaction '),  je  n'ai  pu  m'empßcher 
de  voue  en  t^moigner  mes  regreta. 

»Je  me  fais  un  juste  reproohe,  si,  en  prolongeant  ma  lettre,  je  vous 
dltonrne  des  occupations  serieuses  et  dont  le  but  tend  ä  la  oonservation, 
ä  la  sürete*  et  peut-Stre  k  l'agrandissement  de  l'£tat.  Je  fais,  en  finissant, 
des  veeux  pour  que  vos  desseins  reussissent;  vous  6tes  bien  persuadä,  mon 
tres  eher  Frere,  que  j'y  prends  part,  e'tant  avec  attachement,  zele,  respect 
et  soumission  jusqu'au  dernier  moment  de  ma  vie  etc.c*) 


122.  Der  König  an  Generalmajor  von  Treskow  in  Neisse3).  Pots-  Juli  l 
dam,  1.  Juli  1756. 

Nach  der  Urschrift  im  Kriegearchi?  de«  EönigL  Oroaaen  Ganeralatabs  n  Berlin. 

Bestätigt  den  Empfang  von  3  Berichten  vom  26.  Juni  und  antwortet, 
>wie  zuvorderst  Ich  hoffen  will,  Ihr  werdet  eine  [so]  gute  Opinion  von  Mir 
haben,  dass  Ich  Mich  nicht  auf  solche  Art,  wie  Ihr  [an] fahret4),  von  denen 
Österreichern  surpreniren  lassen  werde,  und  dass  also  [Ihr]  dergleichen 
Art  von  Snrprise  nicht  zu  befürchten  habet«. 

Bezüglich  des  beigelegten  Promemorias5)  will  der  König  wissen,  »was 
deshalb  an  Gelde  erfordert  wird,  indem  Ihr  [wis]sen  werdet,  dass  Ich  da- 
bei nichts  weiter  thun  kann  als  Euch  das  erforderliche  Geld  zu  assigniren, 
Euch  aber  sodann  zu  überlassen,  dass  Ihr  alles  [dasjenige  davon,  so  mit 
Gelde  bezahlet  werden  muss,  von  denen  assignirten  [Gel]  den»  anschaffet, 
sodass  Ich  also  nur  das  Geld  deshalb  assignire,  das  [übrige  ab]er  Eure 
Sache  bleibet. 

ȧonsten  werdet  Ihr  wissen,  dass  die  [Blanckensee'sche]n  4  Garnison-  . 
bataillons,  davon  2  jetzo  gerichtet  werden6),  nach  [Neisse  kommen],  die 
darin  gut  sein  werden,  solange  Meine  dortige  [Armee  vor]stehet;  wenn  aber 


1}  Der  König  war  am  30.  Juni  nach  Berlin  gekommen,  aber  bereits  vor  An- 
kunft des  Regiments  des  Prinzen  (vgl.  S.  56)  nach  Potsdam  zurückgekehrt. 

2)  Vgl.  dazu  die  Antwort  des  Königs  vom  2.  Juli:  P.  C.  13,  5. 

3}  Das  obige  Schreiben  ist  P.  C.  13,  24,  Anm.  2  irrthUmlich  als  nicht  vor- 
liegend bezeichnet.   Die  Vorlage  ist  durch  Moder  stark  beschädigt. 

4)  Treskow  hatte  gebeten,  >dass,  im  Fall  die  Österreicher  einen  unvennutheten 
Marsch  vornehmen  sollten  (vgl.  Nr.  78),  ich  vor  das  erste  die  Regimenter  Mark- 
graf Heinrich  und  Blanckensee  anhero  kommen  lassen  darf«. 

5)  > Aufsatz,  was  zur  Defension  der  Festung  Neisse  annoch  vonnöthen  und 
anzuschaffen  sein  würde«  (vgl.  Nr.  78).  Für  dieses  wie  für  die  am  6.  Juli  nach 
dem  Befehl  des  Königs  eingesandten  Verzeichnisse  vgl.  Naudä,  Beiträge  II,  45.  46. 

6)  Vgl.  Nr.  83.  ■  • 


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70      Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  die  Armee  nicht  mehr  vorstehet,  so  werdet  [Ihr  noch  2]  Grenadierbataillons 
fQ,i  1  mehr  bekommen1);  ein  mehreres  wie  diese  .  .  .2)  vorgedachte  4  Bataillons 
kann  Ich  Euch  nicht  geben.  Was  [Ich  aber]  glaube,  ist  dieses,  dass,  wenn 
noch  was  von  dergleichen  Entreprise  des  Feindes  etwas  werden  wird,  er 
sich  noch  mit  einem  starken  [Corps]  in  Mähren  susammenziehen  müsse, 
sonsten  glaube  Ich  nicht,  dass  [er]  etwas  gegen  Neisse  unternehmen  werde.« 

Treskow  soll  die  Utensilien  für  die  Kasernen3)  complett  anschaffen, 
>zumalen  Ihr  das  Geld  dazu  in  Cassa  habet«,  und  erhält  den  Contract  mit 
dem  Magistrat  wegen  Beschaffung  des  Restes  der  Pallisaden4)  bestätigt 
zurück. 

»Im  übrigen  habe  loh  Euch  letztbin  schon  befohlen5),  dass  die  [Palli- 
saden]  um  die  Festung  sogleich  gesetzet  werden  sollen.« 


Juli  2        123.    Fürst  Moritz  von  Anhalt  an  den  König.   Pyrite,  2.  Juli  1756. 

Auszog  an«  d«r  Urschrift. 

Meldet  den  Aufbruch  seines  Regiments");  für  einige  noch  fehlende  Beurlaubte 
seines  Regiments  habe  er  Officiere  mit  Instruction  zurückgelassen.  Da  der  König 
noch  keine  Equipagegelder  angewiesen  habe7),  seien  noch  keine  Pferde  angeschafft; 
hingegen  seien  die  Backer  und  Knechte  des  Regiments  nebst  denen,  »so  sonst 
ä  l'ordinaire  für  die  Artillerie  und  dem  Proviantwesen  abgeliefert  worden  sind«, 
eingezogen  und  mitgenommen  worden,  weil  das  Regiment  >an  die  40  Meilen  von 
seinem  Canton  kömmet«.  Er  erwartet  die  Befehle  des  Königs,  ob  das  Regiment 
die  Knechte  behalten  solle.  Ferner  übersendet  er  die  Listen  der  Ausländer  und 
meldet,  dass  er  wegen  sehr  späten  Eingangs  der  Ordre  nur  50  von  den  86  für  das 
Regiment  Franz  von  Braunschweig  geforderten  Knechten  habe  liefern  können8). 


Juli  2       124.  Generalleutnant  de  La  Motte  Fouque"  an  den  König.  Glatz, 
2.  Juli  1756. 

Nach  der  Urichrift. 

»E.  K.  M. . . .  Ordres  vom  25.  Junii  habe  richtig  erhalten.  Zufolge  derselben 
ist  dem  Major  von  Signoret  das  befohlene  zugeschicket  worden9),  und  die  Be- 
urlaubten werden  sofort  eingezogen,  die  Canons  auf  die  Affüten  und  Wälle  ge- 
bracht und  die  Pallisaden  gesetzet  w).  Von  letzteren  sind  2000  Stück  vorräthig, 
nachdem  auf  E.  K.  M.  Ordre  seit  2  Jahren  von  denen  1000  Thlrn.  Reparatur- 


Ii  Treskow  bat  um  >eine  hinlängliche  Garnison,  worunter  4  Bataillons 
Grenadier  sein  müssen«  (vgl.  S.  69  Anm.  4).      2)  Lücke.      3)  Vgl.  Nr.  59.  65. 
4)  Vgl.  S.  39.        5)  In  der  (nicht  vorliegenden)  Ordre  vom  25.  Juni. 
6)  Vgl.  Nr.  99.         7)  Vgl.  8.  57. 

8)  In  der  Antwort  vom  4.  Juli  befiehlt  der  König  dem  Fürsten,  die  noch 
fehlenden  Knechte  für  Franz  von  Braunschweig  zu  besorgen  und  wegen  der 
Knechte  seines  Regiments  mit  Bötzow  zu  correspondiren. 

9)  Vgl.  dafür  8.  58,  Anm.  1.        10)  Vgl.  Nr.  100.  101. 


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1756  Juli  1  -  Juli  4. 


71 


geldern  jährlich  1000  Stück  angeschaffet  worden.«  Die  Beschaffung  der  18000  1756 
noch  fehlenden  Pallisaden  aus  den  Privatforsten  werde  insgesamt  4500  Thlr.,  JnH  2 
aas  den  königlichen  Forsten  aber  nur  2625  kosten1). 

»WaB  soasten  bei  hiesigen  Festongen  für  Veranstaltungen  nöthig  sind,  des- 
halb beziehe  mich  anf  die  unterm  8.  Julii  1753  auf  £.  K.  M.  Ordre  eingereichte 
Dispositiones,  Listen  und  Tabellen«  *). 

Seit  seinen  Berichten  vom  21.  und  29.  Juni  seien  keine  weiteren  Nachrichten 
aus  Böhmen  eingegangen. 


125.   Der  König  an  Kriegsrath  Koppen  in  Berlin.   Potsdam,  3.  Juli  Juli  3 

1756. 

Nach  dem  Concept. 

Übersendet  an  Köppen  die  ihm  von  Massow  eingereichte  Übersicht 
der  Kosten,  »so  jährlich  erfordert  werden,  wenn  die  Miliz-Garnisonregi- 
menter in  Kriegeszeiten  zusammen  bleiben  müssen«3);  »inzwischen  es  vor 
der  Hand  nur  bei  der  bereits  befohlenen  Zusammenziehung  des  Königs- 
berg'schen  Miliz regiments4)  bleibet.« 


126.  Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau.  Juli  4 
Potsdam,  4.  Juli  1756. 

Nach  dem  Concept;  abgedruckt:  P-  C.  13,  23. 

Stellt  die  Übersendung  des  Feldetats  des  schlesischen  Corps  in  Aus- 
sicht5). »Vorjetzo  finde  Ich  noch  nicht  nöthig  zu  sein,  etwas  zusammen- 
zubringen6]; wenn  aber  es  nöthig  finden  werde,  so  mnss  es  zwischen 
Frankenstein  and  Reichenbach  ohngefahr  auf  14  Tagen  nnd  in  Sehweidnitz 
auf  4  Wochen  seind.    Zu  Neisse  ist  vor  der  Hand  nichts  nöthig.« 

Im  folgenden  unterrichtet  der  König  den  Hinister  von  der  an  die 
Cavallerie  und  Husaren  ergangenen  Circulaire-Ordre7),  ihm  Verzeichnisse  ihrer 
Fouragebestände  einzusenden,  sowie  von  seiner  Antwort  an  Treskow  wegen 
der  Stärke  der  Garnison  in  Neisse8)  und  von  der  Ordre  an  die  Oberamts- 
regierung in  Oppeln,  mit  ihren  Archiven,  Papieren  und  Kassen  nach  Brieg 
Überzusiedeln,  im  Falle  die  oberschlesischen  Cavallerieregimenter  »die  Ordre 
zum  wirklichen  Marsch  bekommen  werden« ,J). 


1)  Demgemäss  wird  Schlabrendorff  am  10.  Juli  angewiesen,  2625  Thlr.  aus 
den  schlesischen  Etatsttberschtissen  1755/56  nach  Glatz  auszuzahlen. 

2)  Liegen  nicht  vor.        3)  Vgl.  Nr.  109.        4)  Vgl.  S.  51. 

5)  Sie  erfolgte  zugleich  mit  der  obigen  Ordre  am  5.  Juli,  vgl.  P.  C.  13,  24. 

6)  Vgl.  dazu  Nr.  107.        7)  D.  d.  Potsdam  4.  Juli.        8)  Vgl.  Nr.  122. 
9)  Vgl.  S.  67. 


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72       Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756 
Juli  5 


127.  Oer  König  an  Generalmajor  von  Quadt  in  Hamm.  Potsdam, 
5.  Juli  1756. 

Nach  dem  Concept. 

Quadt  meldet,  Hamm  30.  Juni,  dass  Der  König  antwortet,  dass  das 
er,  den  erhaltenen  Befehlen  gemäss«),  Regjment  bei  der  »Ordre  zum  wirk- 

die  Ausländischen  und  unsicheren  Be-  ,.  .  •     »  .  ... 

.    ,  4  .      _  ......  .      liehen  Ausmarsch«    »nicht  nur  mit 

urlaubten  »unter  dem  Pratcxt  einiger 

bei  denen  Mundirungen  vorzunehmenden  denen  ordinären  122  Mann  per  Com- 
Veränderungen«  einziehen  lasse.  pagnie,  sondern  auch  mit  denen  ge- 

Er  fragt  an,  1)  »wie  stark  die  Com-  doppelten  Übercompletten  marschiren 
pagnieen,  wenn  nämlich  der  .  .  .  Befehl  mU88;   2)  mnss  das  Regiment  sogleich 

zum  Aufbruch  erfolgen  müchte,  aus-  ,         n  .  M.... 

,.        „  aus  denen  Cantons   die  benöthigte 

marßcniren  sollen;  ° 

»2)  ob  das  Regiment  sogleich  aus  Kn«*te  einziehen,  und  zwar  sowohl 
denen  Cantons  die  benttthigten  Knechte  die,  so  es  selbst  gebrauchet,  als  die- 
ausziehen  nnd  mitnehmen  müsse.«         jenigen,   welche  es  der  Vefassung 

nach  vor  einige  andere  Regimenter 
allhier  geben  und  abliefern  mnss; 
desgleichen  mnss  dasselbe  auch  gegen 
Empfang  der  Equipagegelder  sich  die 
Equipagepferde  anschaffen,  auch  sonst 
die  Pferde  mitnehmen,  so  nach  der 
Disposition  von  dort  anhero  geliefert 
werden  müssen«  .  .  . 


Juli  7        128.  Der  König  an  Oberst  von  Brunner  vom  Regiment  Prinz  Eugen 
von  Württemberg  in  Treptow  a.  d.  Rega.  Potsdam,  7.  Juli  1756. 

Nach  dem  Concopi 

Antwortet  auf  den  Bericht  vom  1.  Juli,  »dass,  soviel  die  Beurlaubte 
des  Regiments  anbetrifft2),  Ihr  nur  sogleich  die  weitesten  davon,  welche 
nicht  in  Zeit  von  höchstens  6  Tagen  eingezogen  werden  können,  zum  Regi- 
ment einziehen,  die  übrigen  aber  noch  solange,  bis  das  Regiment  weitere 
Ordre  oder  auch  eine  znm  Harsch  bekommen  wird,  noch  auf  Urlaub  lassen 
sollet.  Übrigens  müssen  auch  alle  vom  Regiment  auf  Werbung  commandirte 
Officiers  sogleich  znm  Regiment  zurückzukommen  beordert  werden  .  .  .< 


1)  Vgl.  Nr.  88  u.  94. 

2)  Brunner  hatte  gemeldet,  »dass  die  ins  Canton  beurlaubte  des  Regiment« 
auf  27  Meilen  weit  davon  ab  sind,  sodass  sie  auf  erforderten  Fall  unter  10  oder 
wenigstens  9  Tagen  nicht  bei  den  Escadrons  cinkommen  können«. 


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1756  Juli  5 


—  Juli  8. 


73 


129.  Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau1).  17^6 
Potsdam,  8.  Juli  1756.  * 

Nach  der  Urschrift  im  Kriegs&rchiv  das  Kftnigl.  Grossen  Oeneralatubg  zu  Berlin. 

Billigt,  dass  Schlabrendorff,  nach  seinem  Bericht  vom  3.  Juli,  dem 
General  Schulze  »die  Einziehung  einiger  Handwerker  zum  Regiment«  wider- 
rathen  habe,  »allermaassen  es  garnicht  nöthig  ist,  dass  jetzo  etwas  der- 
gleichen ausgeschrieben  werde,  da  die  gegenwärtige  Umstände  noch  gar- 
nicht pressiren.  Wann  aber  die  Regimenter  von  Mir  die  Ordre  zum  Marsch 
bekommen  sollten,  alsdenn  muss  freilich  alles  ausgeschrieben  und  das  er- 
forderliche gleich  beigeschaffet  [werden],  auch  die  Regimenter  ihre  Bäcker-, 
Artillerie-,  Wagenknechte  p.  aufbringen.  Ehe  aber  die  Regimenter  die 
Ordre  zum  Marscli  bekommen,  muss  nichts  dergleichen  ausgeschrieben  noch 
ein  ganz  ohnnöthiger  fjclat  gemachet  werden. 

»Sonsten2)  erhellet  aus  denen  Grenznachrichten,  so  Ihr  Mir  in  Eurem 
Berichte  vom  4.  dieses  meldet,  zur  Genüge,  dass  man  österreichBcherseits 
allen  üblen  Willen  hat  und  solchen  gerne  in  das  Werk  setzen  wollte; 
gewisse  Nachrichten  aber,  so  Ich  aus  Russland  erhalten,  machen  Mich 
noch  presumiren,  dass  vielleicht  dieses  Jahr  noch  passiren  dörfte,  ehe  die 
Österreicher  ihr  Vorhaben  in  das  Werk  zu  setzen  entrepreniren.  Welches 
Euch  aber  nicht  einschläfern  noch  sicher  machen  oder  auch  an  Einziehung 
guter  Nachrichten  behindern  soll.  Vielmehr  sollet  Ihr  auf  alles  sehr  attent 
bleiben,  indem  man  sehen  muss,  ob,  allen  ihnen  entstandenen  Hinderungen 
ohnerachtet,  sie  ihren  üblen  Willen  doch  noch  zur  Execution  bringen  oder 
damit  noch  an  sich  halten  wollen;  welches  sich  dann  binnen  einer  Zeit 
von  14  Tagen  klärer  zeigen  muss.« 


130.  Der  König  an  Generalleutnant  von  Kalsow  in  Schweidnitz.  Juli  8 
Potsdam,  8.  Juli  1756. 

Nach  dem  Conc*pt. 

»Ich  habe  Enre  beide  Schreibens  vom  4.  dieses  wohl  erhalten  und 
gerne  ersehen,  dass  Euren  Nachrichten  nach  auf  den  Grenzen  Eurer  Orten 
noch  alles  ruhig  und  stille  ist,  inzwischen  Ihr  mit  Einziehung  weiterer 
zuverlässiger  Nachrichten  continuiren  müsset. 

»Anlangend  die  von  Euch  eingesandte  Specifioation9)  derer  Kosten  zu 
denen  Materialien  und  Gerätschaften,  welche  zur  Defension  der  dortigen 
Festung  nöthig  seind  und  bei  erforderlichem  Fall  angeschaffet  werden 

1)  Postacriptum.  Das  Hauptschreiben  handelt  Uber  die  Versorgung  von  Kosel 
»auf  den  Fall  einer  Belagerung«  mit  einem  genügenden  Salzvorrath. 

2)  Die  Weisung  für  den  folgenden  Absatz  ist  P.C.  13, 38  irrthümlich  zwischen 
dem  6.  und  7.  Juli  abgedruckt  worden.        3)  Liegt  nicht  bei 


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74      Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  dos  siebenjährigen  Krieges. 


1756^  müssen,  da  habe  Ich  dem  Etatsminister  von  Schlabrendorff  aufgegeben1), 
dass  derselbe  den  angesetzten  Betrag  der  4249  Thlr.  an  Euch  Ubermachen 
nnd  auszahlen  lassen  soll.«  Kalsow  soll  demgemass  das  weitere  ver- 
anlassen. 


Juli  9        131.    Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau. 

Potsdam,  9.  Jnü  1756. 

Nach  dem  Concept. 

In  seiner  Antwort  anf  den  Berieht  vom  3.  Juli  Aber  die  sehlesischen 
Etatstiberschüsse  1755/56  (326101  Thlr.  13  gr.  10"/15  A)  bewilligt  der 
König  dem  Minister  für  seine  »gute  und  vernunftige  Wirtschaft«  aus 
diesen  eine  jährliche  Zulage  von  1500  Thlni. 

Schlabrendorff  soll  ans  diesen  Überschüssen,  laut  Ordre  vom  8.  Juli2), 
an  Kalsow  4249  Thlr.,  ferner  an  Major  von  Troschke  vom  Regiment 
Hautcharmoy  1500  Thlr.  als  »Gnadengeschenk*  des  Königs  senden3)  und 
für  sich  die  obigen  1500  Thlr.  entnehmen. 

»Alles  übrige  alsdann  aber  von  diesen  Überschüssen  sollet  Ihr  vor 
der  Hand  noch  dort  in  Kasse  behalten,  auf  dass,  wann  wider  Vermuthen 
es  noch  zu  einem  Marsch  dort  kommen  sollte,  Ich  darauf  ein-  und  anderes 
assigniren  kann  und  es  des  doppelten  Hin-  und  Herschickens  derer  Gelder 
nicht  gebrauche;  daferne  aber  alles  dorten  ruhig  bleibet,  so  ist  noch  alle- 
mal Zeit,  dass  Ieh  diese  Gelder  anhero  einziehen  lassen  kann.« 

Der  König  beruhigt  den  Minister  wegen  etwaiger  Beschwerden  über 
ihn,  doch  solle  er  auch  keinen  Anlass  dazu  geben. 


Juli  12       132.   Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau4 . 

Potsdam,  12.  Juli  1756. 

Nach  der  Urschrift  in  Kriegsarchir  des  König).  Grossen  GenerslsUbs  zn  Berlin. 

»Anlangend  sonsten  Euren  Bericht  vom  7.  dieses  nnd  deren  solchen 
beigefügeten  beiden  Postscripten,  betreffend  die  Anweisung  eines  Geld- 
quanti  zu  denen  erforderlichen  Ausgaben  bei  Eröffnung  einer  Campagne, 
da  gebe  Ich  Euch  zur  Resolution,  dass,  wann  es  noch  zum  Kriege  und 
Campagne  kommen  mflsste  und  die  Ordres  desfalls  ergehen  würden,  Ihr 
sodann  auch  sowohl  die  erforderliche  Gelder  zu  Ankaufung  derer  Artillerie- 
und  Proviantpferde  als  zu  denen  Marschkosten,  Anschaffung  der  Pourage, 
desgleichen  zu  Bezahlung  des  ersten  Monates  an  Löhnungen  vor  die  Regi- 
menter erhalten  werdet« 


t)  Ordre  Potsdam  8.  Juli.  2)  Vgl.  Anm.  1.  3)  Vgl.  S.  54. 
4)  Postscriptum.   Das  Hauptschreiben  liegt  nicht  vor. 


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1756  Juli  8  —  Juli  12. 


75 


Schlabrendorff  soll  melden,  wieviel  die  Gelder  zum  Ankauf  der  Fourage  175<> 

Juli  1 

für  die  »Fourage-Etablissements«  monatlieh  betragen.  Die  Fouragebestände 
der  Regimenter  sollen,  »auf  den  Fall  es  zum  Marsche  kommet«,  entweder 
verkauft  oder  in  sichere  Plätze  gebracht  und  die  Officiere  dafür  entschädigt 
werden. 

»Soviel1)  übrigens  Eure  in  Eurem  Bericht  vom  b".  dieses  enthaltene 
Nachrichten  aus  Böhmen  angehet,  sowie  auch  d  Ihr  nachher  in 

Eurem  monatlichen  Zeitungsbericht  pro  Junio  davon  anführet,  so  hätte  Ich 
wohl  gewtin8chet,  daBs,  was  die  letzteren  angehet,  Ihr  Mir  wegen  derer 
besonderen  Wichtigkeit  zugleich  gemeldet  hättet,  von  wem  eigentlich  die 
Euch  mit  der  Post  deshalb  zugekommenen  Briefe  gewesen,  um  davon  umb 
so  besser  urtheilen  zu  können. 

»Überhaupt  ist  es  sehr  übel,  dass  die  desfalls  einlaufende  Nachrichten 
sich  hin  und  wieder  contradiciren  und  von  der  Beschaffenheit  seind,  dass 
man  noch  nicht  recht  klar  daraus  urtheilen  kann.  Es  ist  richtig  und 
wahr,  dass  man  österreichscherseits  böse  Intentions  und  viel  Abelen  Willen 
und  Gesinnung  habe.  Weilen  aber  in  Russland  und  der  Orten  die  Krieges- 
präparationes  zu  Lande  und  zur  See  contremandiret  worden  seind,  auch 
diejenigen  Regimenter  Infanterie  und  Dragoner,  auch  irregnlaire  Truppen, 
so  auf  dem  Marsch  in  Livland  gewesen,  Ordre  bekommen  haben,  zurflck- 
zumarschiren,  mit[hin]  es  scheinet,  als  ob  dorten  alles  stille  werden  wolle, 
so  ist  nunmeliro  zu  sehen,  ob  demohnerachtet  die  Österreicher  alles  alleine 
auf  ihre  Hörner  nehmen  wollen;  als  welches  sich  binnen  einer  Zeit  derer 
nächsten  2  Wochen  zeigen  muss,  und  worauf  Ihr  eine  gar  grosse  Attention 
nehmen  müsset,  um  Mir  auch  Eures  Ortes  zuverlässige  Nachrichten  darüber 
geben  zu  können.«  2) 


1)  Die  Weisungen  für  den  Schluss  der  obigen  Ordre  sind  P.  C.  13,  42  irr- 
thümlich  zwischen  dem  8.  und  9.  Juli  abgedruckt  worden. 

2)  Ahnlich  unterrichtet  der  König  am  12.  Juli  auch  Fouque*  von  den  Nach- 
richten aus  Russland  und  befiehlt  Ihm,  zuverlässige  Nachrichten  aus  Osterreich 
einzuziehen.  (Mittheil,  des  E.  K.  Kriegsarchivs,  Wien  1881,  S.  490.)  —  Am  13.  Juli 
befiehlt  der  König  dem  Minister  Schlabrendorff,  »wann  Noth  an  Mann  gehet  und 
die  Festung  Kosel  exponiret  sein  wird,  um  belagert  werden  zu  können«,  einige 
Monate  Löhnung  für  die  Garnison  sogleich  dorthin  zu  schicken,  »wie  dann  auch 
die  Commandanten  zu  Schweidnitz  und  zu  Neisse  dergleichen  in  ihrer  Instruction 
haben;  jedoch  alles  nicht  eher,  als  bis  Noth  an  Mann  gehet«.  (Berlin.  General- 
stabsarchiv.) Die  Instructionen  für  Lattorff  und  Kalsow  vom  4.  Juli  sind  ab- 
gedruckt: P.  C.  13,  16. 


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76       Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


17.5®        133.  Der  König  an  Feldmarschall  von  Lehwaldt  in  Königsberg. 

™     [Potsdam,  12.  Juli  1756.] 

Weisungen  f&r  die  Antwort  (Bleinotheu  Eichels  auf  dem  Berichte  Lehwaldt*  vom  6.  Juli); 
abgedruckt:  P.  C.  13,  »9. 

Lehwaldt  soll  bis  Ende  des  Monats  warten,  ob  sieb  die  russischen 
Truppen  wieder  zusammenziehen1).  »Siehet  man,  dass  dann  nichts,  so 
können  die  Regimenter  in  ihre  Qnartiere  und  auseinandergehen;  aber  dann 
doch  vor  künftiges  Jahr  seine  Anstalten  machen,  wann  das  nöthig  wäre.« 


Juli  12       134.   Winterfeldt  an  Eichel  in  Potsdam.   Berlin,  12.  Juli  1756. 

Nach  der  Urschrift. 

»Ew.  Hochwohlgeboren  communicire  hierbei  eine  Fuhrmannszeitung, 
so  der  Graf  Sandrassky  nicht  allein  an  mir,  sondern  auch  selbigen  Ein- 
halts an  S.  M.2),  in  meinem  Briefe  eingeschlossen,  ergehen  lassen.  Ich 
würde  solche  ganz  und  gar  zurückbehalten  haben,  weil  ich  besorge,  dass 
es  8.  M.  ombragiren  wird;  da  aber  dennoch  etwas  wahres  daran  sein  kann 
und  8.  M.  mir  befohlen,  sobald  ich  was  erführe,  alles  gleich  zu  melden, 
so  habe  ich  des  Sandrassky  Schreiben  hierbei  eingeschlossen  und  zugleich 
mit  angeführt,  was  er  wegen  dem  aus  Ungarn  gekommenen  Mann  erwähnet 
und  weshalb  er  in  dem  Schreiben  an  S.  M.  nichts  gemeldet  hat3). 

»Zweitens  communicire  auch  ein  Schreiben  von  dem  Geheimen  Rath 
Hecht  und  überlasse  Ew.  Hochwohlgeboren,  ob  Sie  was  darin  finden,  Ge- 
brauch davon  zu  machen. 

»Dass  ich  die  Pferde4)  zusammenbringen  werde,  kann  ich  nunmehro 
fast  zuverlässig  übersehen,  falls  nur  nicht  aufs  neue  noch  mehrere  verlangt 
werden,  so  wie  mir  gestern  befohlen  worden,  auf  das  Moritz'sche  Regi- 
ment auch  mit  zu  rechnen,  gleich  der  Berlinischen  Garnison.« 


Juli  13       135.  Winterfeldt  an  Eichel  in  Potsdam.  Berlin,  13.  Juli  1756. 

Nach  der  Urschrift. 

»In  beikommendem  Schreiben  an  S.  M.5)  melde  ich  die  hiesige  An- 
kunft des  Obristlieutenants  Pflugs.  Ich  finde  seine  Nachrichten  am  in- 
struetivsten  und  glaublichsten.  Er  ist  nicht  der  Meinung,  dass  die  Öster- 
reicher noch  dieses  Jahr  was  anfangen,  sondern  nur  8.  M.  mit  Dero  Armee 


1)  Vgl.  S.  66.  75. 

2)  D.  d.  Langenbielau  30.  Juni.  Das  Schreiben  an  Winterfeldt  ist  vom 
1.  Juli  datirt. 

3)  SaudrasBky  hatte  bei  Ankunft  des  Boten,  der  ihm  meldete,  dass  die 
Ungarn  bei  dem  Ausmarsch  der  Truppen  rebelliren  wollten,  das  Schreiben  an  den 
König  schon  geschlossen.        4)  Vgl.  Nr.  108.        5)  Vgl.  Nr.  136. 


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1756  Juli  12  —  Juli  13. 


77 


alarmirt  erhalten  und  so  weit  bringen  wollen,  zusammenzubleiben  und  1756 
Postirungen  an  der  Grenze  zn  halten.  Die  schleunige  Anstalten  derer  ^u**  * 
Sachsen  kommen  ihm  indess  verdächtig  vor  und  unter  an  denn,  dass  sie 
vor  drei  Tagen  Wittenberg  völlig  verlassen  und  die  dasige  Garnison  nach 
Dresden  gezogen  haben;  zu  geschweigen,  dass  alle  Beurlaubte  von  der 
Infanterie  und  Cavallrie  schon  wirklich  eingezogen  sein.  Dass  die  Öster- 
reicher aufs  Frühjahr  losbrechen  wollen,  daraus  machen  sie  gar  kein  Ge- 
heimniss  mehr. 

»Ich  wünschte,  dass  S.  M.  den  Obristlieutenant  Pflug  Selbsten  sprechen 
wollten.  Er  kann  ja  unter  einem  anderen  Namen  vor  dem  Berliner  Thor 
bleiben  und  durch  Ew.  Hochwohlgeboren  avertirt  werden,  zu  welcher  Stunde 
er  sich  über  Behlerts-Brücke  nach  Sanssouci  verfügen  soll. 

»Wann  wir  den  ganzen  Herbst  und  Winter  über  auf  jetzigem  Fuss 
bleiben  sollten,  so  wünschte  ich  nur  lieber,  dass  es  künftigen  Monat  losginge. 

»Dass  die  zusammengekaufte  Pferde  keine  unzeitige  Ombrage  machen 
mögen,  deshalb  ist  schon  ein  Moyen,  und  habe  ich  8.  M.  in  der  Beilage 
mit  angefragt,  ob  ich  einen  Plan  deshalb  entwerfen  soll.« 


136.  Der  König  an  Generalleutnant  von  Winterfeldt  in  Berlin.  [Pots-  [Juli} 
dam,  Juli  1756.] 

BleinotUen  Eichels  fttr  die  Antwort  des  Königs  auf  dem  Berichte  Winterte)  dts;  abgedruckt: 
Hut.  Zeitschrift,  Bd.  64,  485  (die  Bleinotizen  Eichel«,  ebenda  8.  4 SS,  tarn  Theil  in  etwas 
abweichender  Leeart). 

Winterfeldt  berichtet,  Berlin  13.  Juli,  »dass  der  Obristlieutenant  Pflug,  nach- 
dem er  mein  Avertissement  richtig  erhalten,  vor  4  Tagen  aus  dem  Karlsbade  ab- 
gegangen und  sogleich  hier  angekommen  ist.  Derselbe  ist  dann,  nachdem  er  alle 
wahrscheinliche  Umstände  zusammengehalten,  der  Meinung,  dass  sie '}  dieses  Jahr 
nicht  losbrechen,  oder  es  müssten  die  Rassen  zugleich  mit  ins  Spiel  sein,  sondern 
nnr  durch  verdächtige  Mouvements  E.  M.  alarmiren  und  dahin  bringen  wollen, 
dass  E.  M.  Sich  Depense  machen,  Dero  Armee  zusammenhalten  und  sogar  mit 
selbiger,  diesen  Winter  durch,  Postirung  an  der  Grenze  machen  müssten.  Auf 
künftiges  Frühjahr  aber  machten  sie  gar  kein  Geheimniss  mehr  daraus. 

»Das  einzige,  was  ihm  noch  verdächtig  vorkäme,  als  ob  sie  diesen  Herbst 
noch  was  tenttren  möchten,  wären  die  jetzige  Ubereilete  Demarchen  derer  Sachsen, 
als  welche  1)  vor  3  Tagen  Wittenberg  völlig  verlassen  und  die  Garnison  nach 
Dresden  gezogen  hatten.  2)  Alle  Beurlaubte  von  der  Infantrie  wären  bereits 
schon,  und  theils  durch  Estafettes,  eingeholt,  und  zwar  unter  dem  einfältigen  Prä- 
text, sie  sollten  die  Wege  verbessern  helfen.  An  der  Cavallerie  lautet  3)  die 
Ordre,  sie  sollten  wegen  des  theuren  Fouragepreises  in  andere  und  wohlfeilere 
Quartiere  rücken ;  dabei  lassen  sie  aber  die  ausrangirte  Pferde  nicht  allein  wieder 
einziehen2},  sondern  haben  auch  Lieferanten  ausgeschickt,  umb  sich  noch  mehr  zu 
remontiren.  Sie  würden  auch  die  Infanterie  zu  augmentiren  schon  wieder  an- 
gefangen haben,  fürchten  sich  aber  vor  E.  M.  und  wollen  dahero  die  Landmilice 


1)  Die  Österreicher.        2)  Vgl.  S.  68. 


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78      Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

[1756    retabliren,  umb  daraus  unvermerkt  die  Augmentation  zu  machen.   Geld  dazu 
Ju,i)    hatten  sie  etwas,  weil  sie  in  Jahr  und  Tag  faßt  niemanden  als  das  stipulirte 
Quantum  an  E.  M.  Unterthanen  bezahlt1)  und  doch  vieles  vom  ganzen  Lande  ein- 
genommen hätten. 

»Er  glaubte  also,  es  müsste  was  concertirt  sein  mit  denen  Österreichern, 
zumal  er  versichert  wäre,  dass  sie,  ohne  Prinz  Karin  darunter  zu  rechnen,  der 
von  oben  her  aus  denen  Niederlanden  agiren  sollte,  mit  2  Corps  gegen  E.  M.  ihre 
Operations  anfangen  würden,  und  zwar  erstlich  in  Schlesien,  als  auch,  zweitens, 
durch  und  mit  die  Sachsen  hierher  in  der  Churmark.  Sie  Hessen  auch  die  Regi- 
menter aus  Italien  kommen  und  könnten  nunmehro  die  ganze  Macht  gegen  E.  H. 
anwenden,  weil  ihnen  nichts  im  Wege  wäre,  denn  die  Russen  und  Franzosen 
sässen  wenigstens  still,  wann  sie  ihnen  auch  nicht  besonders  hülfen. 

»Die  östreichsche  Cavallrie  wäre  zwar  schon  ziemlich  an  Pferden  complett 
Sie  hätten  aber  sehr  viele  schlechte  darunter;  diese  wollten  sie  nun  an  die  einige 
Regimenter,  so  in  Ungern  stehen  blieben,  zurücklassen  und  die  hervorziehende 
nach  Mähren  und  Böhmen  mit  der  neuen  Remonte,  so  der  Lieferante  Altvater2) 
anjetzo  aufkauft,  dadurch  wieder  complettiren.  Sie  wollen  20  Regimenter  Cavallerie 
bei  Wien  campiren  lassen. 

»Als  die  im  Karlsbade  von  E.  M.  gewesene  Officiers  sich  zur  Abreise  an- 
geschickt»), so  ist  der  Obriste  Müffling«)  zum  Graf  Buquoy,  der  zu  Wien  in  grosser 
Connexion  und  Ansehen  ist,  gekommen  und  hat  ihm  auf  der  Promenade,  ohne 
dass  sie  den  Obristlieutenant  Pflug  derhinter  ihnen  gewesen,  observirt,  leise  zu- 
geredet, dass  alle  dasige  preussische  Officiers  Ordre  erhalten,  schleunig  zu  ihren 
Regimentern  zu  gehen8);  es  müsste  also  wohl  was  zu  bedeuten  haben.  Und  ob 
er  zwar  keine  weitere  Antwort  von  dem  Graf  Buquoy  desfalls  verstanden,  als 
dass  er  gesaget:  Tant  mieux!  so  urtheilete  er  dennoch  daraus,  wie  sie  gerne  haben 
wollten,  dass  E.  M.  nur  den  Anfang  machen  möchten. 

»Der  Graf  Chotek  und  General  Kolowrat  wären  TageB  vor  seiner  Abreise 
ins  Karlsbad  angekommen.  Letzterer  erwartete  seine  Schwester,  die  Ministrin 
Gräfin  Brühl,  als  vor  welcher  das  Quartier  schon  vor  einiger  Zeit  bestellt  und 
parat  gehalten  wäre. 

Ȇbrigens  bleibt  er  der  Meinung,  dass,  wann  sie  sich  ja  determiniren  sollten, 
[sie]  vor  den  Herbst  nicht  fertig  wären. 

»Ich  wünschte  übrigens,  dass  E.M.  die  Gnade  haben  und  ihm  Selbsten  sprechen 
wollten,  so  könnte  er  auch  die  Vorschläge  decouvriren,  auf  was  Art  man  durch 
Polen  aus  Russland  her  von  allem  sicher  benachrichtigt  wäre. 

»Mit  meiner  Pferdenegoce  geht  es  gut,  und  kann  ich  nunmehro,  aller  mir 
von  denen  Lieferanten  gemachten  Schwierigkeiten  ohngeachtet,  schon  Ubersehen, 
Ende  dieses  Monats,  so  wie  E.  M.  befohlen,  4000  Stück  zusammen  zu  haben.  Ob 
sie  nun  zwar  denen  Lieferanten  zu  der  Zeit  müssen  abgenommen  werden,  so 
wäre  eB  dennoch  zu  machen,  dass,  wann  E.  M.,  umb  keine  vorzeitige  Ombrage 
zu  geben,  die  Pferde  nicht  alle  hier  bei  Berlin  wollen  zusammenkommen  lassen, 
solche  an  andern  Orten  auf  einige  Zeit  könnten  untergebracht  werden,  und  wollte 
ich  einen  Plan  deshalb  entwerfen6). 

»Wann  die  östreichsche  Anstalten  so  verdächtig  werden  sollten,  dass  E.  M. 
obligirt  wären,  Dero  Armee  auf  jetzigen  Fuss  zusammen  zu  behalten  oder  gar 
PoBtirung  zu  machen,  so  wünschte  ich,  lieber  heute  als  morgen  zu  präveniren. 


1}  Vgl.  Flathe,  Geschichte  von  Sachsen,  II,  435.  446.        2)  Vgl.  S.  68. 
3)  Vgl.  S.  52.         4)  In  kaiserlichen  Diensten.         5)  Vgl.  Nr.  91. 
6)  Vgl.  Nr.  143. 


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1750  Juli  13 


-  Juli  16. 


79 


»Sollten  die  östreichschen  und  sächsischen  Remonten,  so,  aus  dem  Holstein- 
schen  kommend,  das  Hannoversche  passiren  müssen,  nicht  können  aufgehalten 
werden? 

>Ob  die  Sachsen  sich  von  Seiten  E.  M.  was  befürchten,  wäre  daraus  ab- 
zunehmen, wann  der  König  von  Polen  eher  als  zur  gesetzten  Zeit,  gegen  Ende 
August,  nach  Polen  abzureisen  Anstalt  machen  sollte.« 

»Pflug  herkommen  lassen. 

>M[eine]  heutige  Nachrichten  noch  so,  dass  Ich  nichts  positives  sagen 
kann,  indem  voller  Contradictionen. 

»Rtthren  sie  in  Ital[ien],  so  ist  nicht  sicher. 

>  Wegen  Pf[erde]  unterbringen  [kann]  noch  nicht  sagen,  bis  erst  sehe, 
wie  die  8achen  gehen. 

»Rohren  was  in  Ital[ien],  so  ist  nicht  Augenblick  zu  säumen. 

»Sachsen  habe  Nachrichten],  wollten  bei  Pirna  zusammenkommen. 

» Wegen  Österreichische]  Remonte,  wann  Krieg  wäre,  sehr  recht;  aber 
da  nicht,  würden  wir  Soupyons  geben.   Podew[ils]  muss  nochmal  [Mitchell] 

sprechen,  ob  nicht  möglich],  unter  der  Hand  aufzuhalten  und  zu  trainiren.« 

[Derogemöss  Eichel  an  Podewils,  15.  Juli:  P.  C.  13,  74.] l) 


137.  Der  König  an  Generalmajor  von  Wietersheim  in  Burg.  Potsdam,  Juli  ig 
16.  Juli  1756. 

Nach  dem  Concept. 

»Auf  Eure  Anfrage  vom  12.  dieses,  wie  es  mit  Beurlaubung  der  ober- 
schlesischen  Cantonisten  gehalten  werden  soll,  ertheile  Ich  Euch  hierdurch 
zur  Resolution,  dass  Ihr  solche  insgesamt  bis  auf  Meine  weitere  Ordre  bei 
dem  Regiment  behalten,  auch  was  die  übrige  Beurlaubte  des  Regiments 
anbetrifft,  [es  einrichten  mflsst],  dass,  wann  das  Regiment  eine  Ordre  znm 
Marsch  bekommen  sollte,  Ihr  solche  alsdann  in  Zeit  von  5,  höchstens  6  Tagen 
bei  dem  Regimente  zusammen  haben  und  sogleich  den  Marsch  antreten 
könnet.«   

138.  Der  König  an  den  Herzog  von  Bevern  in  Stettin,  Potsdam,  juh  i6 

16.  Juli  1756. 

Auszug  aus  dem  Concept;  abgedruckt:  P.  V.  13,  78. 

Bevern  wird  von  der  an  Jeetz  ergangenen  [nicht  vorliegenden]  Ordre 
unterrichtet,  die  zu  einem  Marsch  nöthigen  120  Pack-,  Wagen-  und 
14  Bäckerknechte  für  sein  Regiment,  sowie  130  Knechte  für  die  Artillerie 
und  das  Proviantfuhrwerk  »allsofort«  einzuziehen2). 

1)  Vgl.  dazu  S.  68. 

2)  Ebenso  befiehlt  der  König  am  17.  Juli  dem  6.  M.  von  Blanckensee-Infanterie, 
wofern  er  die  Knechte  seines  Regiments  noch  nicht  eingezogen  habe,  >dass  Ihr 
solches  noch  sonder  einigen  Zeitverlust  und  auf  das  bald  möglichste  thun  müsset«. 


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80      Preussiache  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

139.   Weisung  des  Königs  für  das  Cabinet   [Potsdam,  Juli  1756.] 

Nach  der  Urschrift.  Eigenhändig. 

» Gr[enadiere]  Quadt,  Knobloch  [nach]  Osterwieck. 

>  Regiment]  Quadt  und  Wied  [nach]  Halberetadt. 

>  Hülsen  ganz  in  Quedlinburg. 
»Knobloch  [nach]  Hadmersleben  und  Wanzleben. 
»Leibr[egiment]  nach  Calbe.« 

Darunter  findet  sich  die  Bleinotiz  von  Eichel:  >[dass  Quadt,  Knobloch  und 
Wied]  6  Tage  nach  £mp[fang]  des  Briefes  mit  völliger  Feldequipage,  doppelten 
[Übercompletten],  Beurlaubten  und  alles,  was  sie  haben  müssen,  aufbrechen 
sollen«. 

Die  entsprechenden  Ordres  an  Quadt,  Knobloch  und  Wied  sind  nach  einem 
Vermerk  von  Eichel  (P.  G.  13,  89  Anm.  1)  am  17.  Juli  abgegangen.  Nur  das 
Concept  der  Ordre  an  Quadt  (abgedruckt:  P.  C.  13,  89)  liegt  vor.  Quadt  wird 
darin  ferner  beordert,  > nebst  den  Knobloch'schen  und  Neuwied'schen  Regimentern 
die  daselbst  ausgeschriebene  Anzahl  von  Artillerie-  und  Proviantpferden«  mit- 
zunehmen, sowie  die  Ausländer  seines  Regiments  unter  20  Jahren1)  nach  Magde- 
burg abzuliefern. 

Die  bezüglichen  Ordres  an  Hülsen  und  an  G.  Lt.  von  Katt  vom  Leibregiment 
zu  Pferde  sind  vom  21.  Juli2)  datirt. 


Juli  17       HO.   Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau. 

Potsdam,  17.  Juli*)  175G. 

Nach  der  Urschrift  im  Kriegsarchiv  den  Königl.  Grossen  G«neralstab»  zu  Berlin. 

»Ich  verlange  hierdurch  von  Euch,  dass  Ihr  mit  einer  guten  Art  und 
sonder  Affection  dorten  ausbringen  sollet,  als  ob  Ich  nunmehro  bald  Selbst 
nach  Schlesien  kommen  würde,  wie  Ihr  dann  auch  desfalls  Mein  Haus  zu 
Breslau  reine  machen  lassen  könnet.  Ihr  könnet  auch  adroitement  unter 
das  Publicum  glissiren,  dass,  wenn  man  sähe,  dass  man  Österreichischerseits 
in  Böhmen  und  Mahren  Campeinents  und  zwar  mit  allen  Kriege sappareils, 
als  wenn  man  wirklich  eine  Campagne  antreten  wolle,  formirote,  Ihr  die 
Ordre  hättet,  Eure  Anstalten  zur  Verpflegung  von  40  000  Mann,  so  noch 
dahin  kommen  und  alsdenn  auch  2  Campements  formiren  würden,  zu 
machen.  Von  dieser  Meiner  Ordre  selbst  aber  habt  Ihr  niemandem  Communi- 
oation  zu  thun.« 

*  — 

1)  Vgl.  Nr.  79. 

2)  Eine  Ordre  vom  19.  Juli  an  Hülsen,  »unter  der  Hand«  seine  Massnahmen 
zu  treffen,  um  auf  Befehl  in  6  Tagen  mit  völliger  Feldequipage  marschiren  zu 
können,  ist  bei  Preuss,  Urkundenbuch  II,  131  mit  dem  irrigen  Jahresdatum  »1765« 
abgedruckt 

3)  An  demselben  Tage  tragt  der  König  dem  Prinzen  Ferdinand  von  Braun- 
schweig auf,  eine  kurze  Tour  nach  Hornburg  zu  machen  und  dort  zu  »simuliren«, 


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[1756 
Juli] 


1756  Juli  17  —  Juli  18. 


81 


141.   Der  König  an  Generalleutnant  de  La  Motte  Fouqui  in  Gl  atz.  ijw 

Potsdam,  18.  Juli  1756.  U1 

Nach  dem  Concept. 

Antwortet  auf  Fouqu6*s  Berichte  vom  12.  und  13.  Juli,  »dass  in  An- 
sehung der  dortigen  Festung,  auch  dasigen  Kasemattirung1)  Ich  vor  dieses 
Jahr  nicht  einen  Groschen  zu  verwenden  noch  zu  assigniren  im  Stande 
bin.  So  finde  Ich  auch  nicht  nöthig,  dorten  vor  der  Hand  Getreide  zu 
denen  Magazins  ankaufen  zu  lassen,  indem  Ich  damit  bei  solchen  jetzo  zur 
Genüge  versehen  bin.« 


142.   Der  Prinz  von  Preussen  an  den  König.    Berlin,  IS  juillet  Juli  18 

1756  2). 

Nach  der  Urechrift 

»Je  suis  persuadC,  mon  tres  eher  Frere,  que  vos  arrangements  sont 
bien  pris,  et  que  vous  fites  sür  des  raisons  qui  reglent  vos  d^marches. 
Plus,  j'avoue  que  je  juge  comme  un  aveugle  des  couleurs,  en  formant  des 
conjectures  sur  les  nouvelles  publiques;  la  raison  est  toute  trouve'e,  je  [n'Jen 
ai  point  d'autres. 

»Je  ne  doute  pas  un  moment  que,  si  Parmäe  antrichienne  tente  d'atta- 
quer  la  Sildsie,  qu'elle  sera  aussi  bien  recue  que  ci-devant,  et  si  vous 
n'avcz  d'autres  ennemis  que  PAutriche,  je  crois  m6me  que  vous  ferez  la 
guerre,  comme  dit  le  proverbe,  en  pantoufles.  Si  les  allie*s  de  la  maison 
d'Autriche  veulent  s'en  mäler,  votre  affaire  sera  plus  compliquee,  et  PÜtat 
aura  besoin  de  toutes  vos  facultas  pour  se  soutenir,  et  pent-ßtre  mßme  les 
projets  forme's  sur  votre  ruine  seront  Pe'poque  qui  mettra  le  comble  ä  votre 
gloire  et  consolidera  votre  puissance.  De  toute  faeon,  mon  tres  eher  frere, 
j'y  prends  part,  je  serai  heureux  de  pouvoir  y  contribuer.  Soyez  persuadö 
que  je  [ne]  nägligerai  aueune  occasion.  Acceptez  ma  bonne  volontö  et 
croyez  que  le  zele  respoctueux  et  Pattachement  sincere  que  je  vous  porte, 
me  quittera  de  ma  vie.« 


ab  unterrichte  er  sich,  ob  genug  Fourage  und  Lebensmittel  aufzutreiben  seien, 
»auf  den  Fall  dass  ein  Corps  von  18  Bataillons  und  20  Escadrons  dahin  com- 
uiandiret  werden  würde«.  [Berlin,  Generalstabsarchiv.]  Vgl.  dazu:  P.  C.  12, 
469.  479  und  13,  25.  297. 

1)  Vgl.  Nr.  61. 

2)  Vgl.  dazu  die  Schreiben  des  Künigs  an  den  Prinzen  vom  17.  und  22.  Juli: 
P.C.  13,  84.  108. 


Acten  zur  Vorgeschichte  des  "jährigen  Krieges.  6 


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52       Preussisehe  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756        143.   Generalleutnant  von  Winterfeldt  an  den  König.   Berlin,  18.  Juli 

Juli  19  1756. 

Nach  der  Urschrift. 

Winterfeldt  meldet,  da  schon  am  25.  Jnli  die  meisten  Pferde  in  Em- 
pfang genommen  werden  mttssten1),  stelle  er  dem  König  anheim,  den  Obcrstlt. 
Arnstedt  >zu  beordern  und  zu  autorisiren,  dass  er  alles  desfalls  veran- 
stalten, anch  besorgen  solle,  nnd  zwar  auf  beide  Fälle:  dass,  wann 

>1.  E.  M.  dieae  Pferde  bald  gebrauchen  wollen,  solche  in  der  Zeit 
vom  1.  bis  6.  August  völlig  zu  Potsdam  und  hier  abgeliefert  sein  müssen; 

»2.  aber,  wann  deren  Destination  noch  weiter  hinausgesetzt  sein 
sollte,  er  Anstalten  macht  und  darauf  denkt,  dass  die  Pferde  am  weitesten 
bis  auf  10  bis  11  Meilen  von  hier,  alsdann  man  selbige  in  drei  Tagen  hier 
haben  kann,  sowie  es  sich  nach  denen  Umständen  will  thun  lassen,  bestens 
untergebracht  und  verpfleget  werden.« 

Dazu  werde  erfordert: 

1)  eine  Ordre  an  Boden,  dem  Oberstlt.  Arnstedt  für  die  Unterbrin- 
gung möglichst  vieler  Pferde  »auf  der  Horst  jenseit  Nauen <  Beistand  zu 
leisten ; 

2}  eine  offene  Ordre  an  alle  Landräthe  im  Magdeburgischen,  der 
Priegnitz,  Alt-,  Chur-  und  Uckermark  und  Vorpommern,  ihm  für  den 
Pferdetransport  gegen  Liquidation  Stallung,  Fourage  etc.  zu  schaffen2); 

3)  ein  » Vorspann pass  auf  6  Pferde«  für  Arnstedt. 


Juli  18       144.  Winterfeldt  an  Eichel  in  Potsdam.  .Berlin,  18.  Juli  [1756],  gegen 
Mitternacht.« 

Nach  der  Urschrift;  abgedruckt  hei  Varnhagen,  Leben  des  Generals  Hans  Karl  von  Winter, 
feldt  (Berlin  1S36),  8.  114. 

»Ew.  Hochwohlgeboren  remittire  das  mir  communicirte  hierbei  treu- 
lichst. Es  sind  bedenkliche  Umstände  und,  ob  solche  noch  so  versteckt 
und  weit  aussehend  scheinen,  so  haben  sie  dennoch  einen  nahen  Schelm 
im  Nacken.  Uns  kann  dabei  nichts  helfen,  wie  präveniren,  zumal  sie3) 
dieses  Jahr  mit  ihre  viele  Rekruten,  so  par  Regiment  an  die  500,  nicht 
fertig  werden  können,  noch  weniger  aber  ihre  Cavallerie  im  Stande  ist, 
mit  Vigneur  gegen  uns  zu  agiren.  Die  Russen  können  uns  dieses  Jahr 
nichts  thun,  zumal  sie  nicht  ompressirt  sein,  sondern  denken:  Gebt  das 
Geld  nur  her,  Gott  wird  die  Welt  schon  strafen! 


1)  Vgl.  Nr.  108  und  S.  78. 

2)  Demgemäss  erging  am  20.  Juli  eine  entsprechende  »offene  Ordr.  <  an  die 
Lanclrüthe.         3)  Die  Österreicher. 


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1756  Juli  18  —  Juli  22. 


SU 


»Wann  wir  warten  wollen,  bis  alle  kleine  Fürsten  im  Reich  ans  in  1756 
ihrem  Conseil  die  Justice  thun,'  dass  wir  nicht  Agresscurs  gewesen,  so 
kommen  wir  zu  spät  und  seind  verloren. 

»Das  mecklemburgsche  Manifest1)  kann  uns  aber,  wann  wir  nur  den 
Vortanz  gewinnen,  nichts  schaden,  sondern  sie  müssen  am  Ende  die  Musik 
noch  mit  bezahlen. 

»Die  Pferdenegoce  hat  sonsten  die  von  Sr.  M.  mir  aufgetragene  Occu- 
pation2)  sehr  alterirt,  und  wäre  ich  sonsten  schon  vor  zwei  Tagen  fertig. 
Anjetzo  kann  ich  aber  nicht  vor  Mittwoch  :|)  Vormittags  in  Potsdam  er- 
scheinen. Wann  Sich  aber  alsdann  auch  Ew.  Hochwohlgeb.  durch  Ab- 
schreiben meiner  Sachen  sacrificiren  und  deshalb  zu  Qrunde  gehen  wollten, 
als  welchos  ich  (die  Freundschaft  und  Hochachtung  vor  Dero  mir  wahr- 
haftig unschätzbaren  Person  nicht  einmal  zu  rechnen,  als  ein  treuer  Diener 
vor  des  Königs  Staat  nicht  gleichgültig  ansehen  kann',  dabei  o  ganz  ver- 
gebens halte,  weil  der  König  den  Zweok  seiner  von  weiten  und  langen 
Zeit  her  componirten  Disposition  nicht  erreichet,  falls  er  nicht  von  jeder 
Colonne  einen  General  en  chef  choisirt,  dem  er  au  fait  setzt,  alles  an  ihm 
verweiset,  und  welcher  sodann  die  Details  besorgt.  Es  ist  auch  alles,  was 
ich  ausarbeiten  muss,  auf  dem  Fuss  eingerichtet,  und  wann  es  der  König 
nicht  so  disponirt,  so  wei»s  nicht  zu  helfen.  Die  ersten  Ordres  bis  zum 
Rendezvous  wollen  nichts  sagen,  nnd  kann  ich  erleichtern  helfen.  Das 
übrige  aber  käme  in  der  grössteu  Bredouille,  wann  sich  der  König  nicht 
ehrlichen  Leuten,  die  doch  commandiren  und  alles  besorgen  sollen,  einige 
Tage  vorher  anvertrauen  will.« 


145.   Der  Herzog  von  Bevern  an  den  König.  Stettin,  22.  Juli4)  1756.  Juli  22 

Nach  der  Urschrift. 

Der  Herzog  hat  die  Ordre  vom  19.  Juli5)  durch  Estafette  am  20.  Kach- 
mittags erhalten  nnd  wird,  ihr  zufolge,  »alles  so  ohne  ficlat  veranstalten, 
dass  es  mit  Gottes  Hülfe  an  nichts  fehlen  soll,  in  Zeit  von  6  Tagen  den 

1)  Da  ein  bestimmtes  » Manifest«  in  jener  Zeit  nicht  ergangen  ist,  scheint 
Winterfeldt  jenes  Patent  vom  November  1754,  in  welchem  der  Schweriner  ilof 
jede  fremde  Werbung  im  Lande  verboten  hatte,  und  dessen  Aufhebung  Preussen 
forderte,  oder  die  Klage  jenes  Hofes  Uber  die  preussischen  Werbungen  beim 
Reichahofrath  und  dem  Reichstag  zu  meinen.  Vgl.  Preussische  Staatsschriften 
König  Friedrichs  H.,  Bd.  III,  1  ff.  (Berlin  1S1>2).         2)  Vgl.  dazu  Nr.  147. 

3)  21.  Juli. 

4)  Am  21.  Juli  weist  der  König  dem  Flügeladjutaoten  Goltz  in  Königsberg 
194U6  Thlr.,  »so  zu  Anschaffung  der  noch  fehlenden  nöthigen  Geräthschaften  zur 
Bäckerei  und  Fuhrwesen  erfordert  werden«,  aus  dem  Mobilmachungsfonds  an. 

5)  Liegt  nicht  vor;  die  Ordre  scheint  mit  der  am  19.  Juli  an  Hülsen  er- 
gangenen (vgl.  S.  80,  Anm.  2)  gleichlautend  gewesen  zu  sein. 

ü* 


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84       Preussischo  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


'r&22  ^arscn  m^  ^em  Re5imen^  völliger  Feldequipage  und  allem  Zubehör 
antreten  zu  können,  wie  denn  auch  solches  vor  die  neuen  Übercomplets, 
die  Zelten,  Zeltdecken,  das  Seitengewehr  und  Taschenbleche  ausgenommen, 
so  der  G.  Lt.  von  Massow  noch  von  Berlin  schicken  will,  auch  in  fertigem 
Stande  sich  befindete. 

Er  befürwortet  die  Zahlung  von  Equipagegeldern  an  die  »fast  sämt- 
lich ohne  Mittel  sich  findenden«  Subalternofficiere ;  für  die  Hanptleute  sei 
»die  zur  nöthigen  Equipirung  erforderliche  Summe  in  Bereitschaft1)«.  Der 
Schluss  handelt  Aber  Kranke,  des  Regiments. 


Juli  25       1  46.   Der  König  an  Generali 

Potsdam,  25.  Juli2)  1756. 

Nach  dem  Concept. 

Hautcharmoy  berichtet,  Brieg20.  Juli: 
»E.  K.  M.  geruhen,  aus  beigeschlossenen 
Ingenieur-  und  Artillerieanschlägen3)  mit 
mehrerem  ...  zu  ersehen,  wie,  um  hiesige 
Festung  auf  allen  Fall  wenigstens  hors 
d'insulte  zu  setzen, 

1.  zur  Fortification,  und  zwar  theils 
zur  PalKsadirung,  theils  zu  einigen  höchst 
nöthigen  Reparaturen  und  Anlagen 

3342  Thlr.  18  gr. 

2.  zur  Artillerie    676  Thlr.  22  gr. 

Summa:  4019  Thlr.  16  gr. 
erfordert  werden.  Däfern  nun  E.  K.  M. 
diese  Anschläge  zu  genehmigen  und  die 
erforderlichen  Kosten  zu  assiguiren  . .  . 
geruhen  wollen,  so  werde  .  .  .  nicht  er- 
mangeln, alles  auf  das  fordersamste 
in  Stand  zu  setzen,  maassen  ich  hiezu 
auf  höchste  Ordre  vom  25.  Junii4]  bereits 
alle  vorläufige  Anstalten  und  Accords 
aufs  genaueste  machen  lassen.« 

Ilautcharmoy  wiederholt  die  Bitte 
um  Ersetzung  einer  geborstenen  24pfiin- 


von  Hautcharmoy  in  Brieg. 


Der  König  antwortet,  »wie  Meine 
Intention  nicht  ist,  bei  gedachter 
Festung  vor  der  Hand  etwas  mehreres 
zu  verwenden,  als  nur  soviel  die 
Pallisadirung  anlanget,  wozu  Ihr 
dann  sehen  müsset,  das  erforderliche 
Holz  ans  denen  Oppel'schen  Forsten 
zu  bekommen,  davon  Ich  auch  das 
nöthige  dem  Etatsminister  von  Schla- 
brendorff  bekannt  mache,  sodass  Ihr 
sodann  nur  den  Anschlag  von  denen 
übrigen  nothwendigen  Kosten  anzu- 
fertigen und  Mir  einzusenden  habet. 

»Was  die  übrigen,  zu  ver- 
schiedenen von  Euch  gemeldeten  Re- 
paraturen erforderliche  Kosten  an- 
langet, da  kann  Ich  Euch  nichts 
dazu  besonders  geben,  vielmehr  muss 
das  nothwendige  davon  aus  denen 


1)  Am  27.  Juli  antwortet  der  König,  >dass,  was  die  auf  den  Fall  eines 
Marsches  erforderliche  Equipagegelder  vor  die  Officiers  Dero  Regiments  anlanget, 
Ich  solche  denenselben,  sowie  das  Regiment  die  Ordre  zum  Marsch  bekommet, 
auszahlen  lassen  werde«. 

2)  Am  24.  Juli  schreibt  der  König  an  Kurssell  in  Glogau,  er  habe  aus  seinem 
Berichte  vom  21.  >ganz  gerne  ersehen,  dass  die  Pallisadirung  der  dortigen  Festungs- 
werke gänzlich  zum  Stande  gebracht  worden  ist«.   (Abgedruckt:  P.C.  13,  119.) 

3}  D.  d.  Brieg  17.  und  18.  Juli.         4)  Vgl.  Nr.  101. 


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1756  Juli  22  —  Juli  26.  85 

digen  Kanone  durch  zwei  18pftindige  jährlichen  Geldern  der  Dote,  so  Ich  1756 
Haubitzen  und  berichtet  über  Mangel  zu  Unterhaltung  der  Festung  geord-  Jn,i  25 

an  Brennholz.  .  .  ,    u  ,       ,  , 

net  habe  *),  genommen  und  nach  und 

nach  bestritten  werden.« 


147.   Winterfeldt  an  Eichel  in  Berlin.   Potsdam,  26.  Juli2)  1756.     Juli  26 

Nach  der  Unchrifl. 

»Die  sogenannte  III.  Colonne,  welche  Ew.  Hochwohlge boren  vermissen 
und  worüber  der  Herzog  von  Bevern  das  Gommando  haben  sollen,  habe 
ich  noch  bei  mir,  und  muss  solche  ganz  und  gar  geändert  und  eine  neue 
Tabelle  gemacht  werden,  weil  solche  nunmehro  nicht  auf  Wittenberg,  die 
Belagerung  zu  verrichten3),  gehen,  sondern  Sr.  Majestät  II.  Colonne  folgen 
soll.  Ich  werde  mich  denn  heute  dabei  machen,  damit  ich  solche  morgen 
an  Ew.  Hochwohlgeboren  bei  Dero  Retour  von  Berlin  abliefern  kann. 

»Was  die  Ordres  an  die  Regimenter  betrifft,  so  glaube  ich  Sr.  M. 
Intention  desfalls  zu  sein,  wie  solche  nach  der  Marschtabelle  Nr.  I  an  jedem 
Regiment  soll  abgefasst  werden,  und  zwar  wannehr  sie  ein  jedes  aus  denen 
Standquartieren  aufbrechen  und  nach  dem  Rendezvous  an  der  Grenze 
marschiren  sollen.  Hierbei  ist  aber  zu  bedenken,  dass  erstlich  die  Regi- 
menter nicht  eher  ans  ihren  Standquartieren  aufbrechen  können,  bevor  sie 
nicht  erstlich  die  Ordre  erhalten,  ihre  Beurlaubte  einzuziehen;  zweitens, 
alsdann  an  einen  Ort  und  welcher  in  der  Marschtabelle  Nr.  I  jedem  Regi- 
ment vorgeschrieben  ist,  zusammenzurücken. 

»8.  M.  rechnen,  daas  es  Zeit  genung,  wann  die  Regimenter  6  Tage 
vor  dem  Aufbruch  die  Ordre  erhalten,  ihre  Beurlaubte  einzuziehen,  auch 
Equipage  anzuschaffen.  Dieses  geht  aber  nur  allein  mit  die  Berlin'sche 
und  Potsdam'sche  Regimenter  an,  als  welche  in  ihrem  Rendezvous  bereits 
stehen.  Alle  übrige  Regimenter  aber  sollen  denselben  Tag,  wann  die 
Potsdam'sche  und  Berlin'sche  Garnison  aufbricht,  laut  Marschtabelle  Nr.  II 
schon  auf  ihren  Rendezvous  an  der  Grenze  stehen  und  in  Sachsen  ein- 
rücken. Um  nun  aber  nach  denen  Rendezvous  zu  kommen,  haben  einige 
Regimenter  5,  6,  7,  die  Zieten'sche  Husaren  aber  in  Mecklemburg4)  1 1  Tage 
zu  marschiren,  so  wie  Ew.  Hochwohlgeboren  aus  der  Tabelle  ersehen 
werden.  Es  muss  also  nicht  allein  auf  die  Tage  gerechnet  werden,  wie- 
viel ein  jedes  Regiment  Zeit  gebraucht,  aus  ihren  Standquartieren  bis  an 
der  Grenze  zu  kommen,  sondern  es  muss  auch  noch  auf  die  6  Tage,  um 
ihre  Beurlaubte  zusammenzuziehen,  mit  reflectirt  werden.  Und  glaube  ich 

1)  Vgl.  S.  16.  17.  36. 

2)  Am  26.  Juli  befiehlt  der  König  dem  Minister  Boden,  dass  >vor  der  Hand 
und  bis  auf  weitere  Ordre«  die  Tresorquanten  in  Schlesien  und  Oatprensscn 
zurückbehalten  werden  sollen.         3)  Vgl.  dazu  S.  77.         4)  Vgl.  S.  93. 


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86       Prcussisi'he  Acten  znr  Vorgeschichte  de»  siebenjährigen  Krieges. 

u/i526  alS0)  da88'  WÄnn  DÄCl1  &emacnter  Ausrechnung,  wie  lange  Zeit  vorher  ein 
U  jedes  Regiment  muss  avertirt  sein,  um  die  Beurlaubten  einzuziehen  und 
alsdann  aus  ihren  Standquartieren  nach  denen  Rendezvous  zu  marschiren, 
selbige  die  Ordres  erhalten,  die  Ordre  wegen  die  Beurlaubten  als  auch 
des  Aufbruchs  bis  zum  Rendezvous  in  eins  sein  muss.  Wann  Ew.  Hoch- 
wohlgebaren mir  erlauben  wollen,  so  will  ich  morgen  nach  Dero  Retour 
von  Berlin  gerne  die  Tabellen  mit  durchgehen  und  einen  Anszug  machen, 
wann  und  wie  lange  Zeit  vorher  ein  jedes  Regiment  sowohl  wegen  derer 
Beurlaubten  als  auch  dem  Marsch  von  ihren  Standquartieren  bis  an  der 
Grenze  muss  avertirt  sein. 

»8.  M.  müssen  Sich  in  diesen  Tagen  positive  declariren,  welchen  Tag 
der  Aufbruch  aus  Potsdam  und  Berlin  geschehen  soll,  indem  sich  alle 
übrige  Regimenter  darnach  richten  sollen  und  schon  an  eben  dem  Tage 
in  Sachsen  einrücken.  Das  Rochow'sche  Regiment  nun  in  Schlesien  hat 
aus  ihrem  Cantonnirquartiere  zu  Canth,  als  wohin  sie  sich  erstlich  von 
Ohlan  hinziehen  müssen,  7  Tage  bis  an  der  Grenze  zu  Naumburg  am 
Queis  zu  marschiren.  Die  Husarenregimenter  Szekely  und  Puttkammer 
als  auch  Eurssell-Infanterie  brauchen  auch  beinah  soviel  Tage  als  das 
Rochow'sohe  Regiment;  folglich  nahet  die  Zeit  heran,  dass  die  Ordres  an 
selbige  bald  müssen  expedirt  werden1).  Bei  die  schlesische  Regimenter 
ist  indessen  der  Umstand,  dass  sie  bereits  zusammen  sein2).  Sie  müssen 
indessen  aber  doch  Ordre  und  Zeit  haben,  ihre  Equipage  anzuschaffen. 
S.  K.  M.  haben  mir  gestern  Abend  gesagt,  dass  Sie  den  21.  August  auf- 
brechen wollten.  Hierüber  muss  denn  S.  M.  gefragt  werden,  ob  es  positive 
dabei  bleibt;  denn  sonsten  können  keine  Ordres  ausgefertigt  noch  weniger 
aber  die  Regimenter  accurat  beschieden  werden.  Es  ist  auch  hernach 
nicht  zu  redressiren,  wann  die  Regimenter  die  Ordres  zu  spät  erhalten. 

»Die  In8tructiones  als  auch  Marschtabellen  Nr.  II  bekommen  aber  nur 
allein  die  Commandours  derer  Colonnen,  und  wann  S.  M.  den  Prinz  von 
Braunschweig3)  nicht  vorher  hier  kommen  lassen  und  ihm  mündlich  über 
alles  bescheiden,  so  geht  es  nicht.« 


Juli  27       1  43.  Oberstleutnant  von  Dieskau  an  den  König.  Berlin,  27.  Juli  1756. 

Nach  der  Urschrift. 

Auf  erhaltenen  »mündlichen  Befehl«  des  Königs  überreicht  Dieskau 
»die  Designation,  was  40  3pftlndige  Feldcanons  zu  giessen  und  in  völligem 
marschfertigen  Stande  mit  allem  Zubehör  zu  setzen,  kosten  werden4). 

1)  Vgl.  Nr.  157.  158.         2)  Vgl.  Nr.  100.         3)  Er  führte  die  I.  Colonnc. 

4}  Die  Summe  betrug  13350  Tblr.  Am  30.  Juli  berichtet  Dieskau,  dass  die 
Kanonen  >  n  der  von  E.  K.  M.  determinirteu  Zeit  als  gegon  En  le  künftigen  Monats 
Decemb  fertig  sein«  »ollen. 


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1756  Juli  26  -  Juli  28. 


87 


»Hiernächst  füge  hierbei  die  Nachweisung,  waa  an  Mannschaften  zu  1756 
Bedienung  soeben  gedachter  40  3pfündigen  Canons  erfordert  werden:  wovon  Jult  2 
die  gewöhnliche  Zimmerleate ,  wann  darauf  gerechnet  werden  kann,  im- 
gleichen  die  60  Kanonier,  womit  £.  K.  M.  das  1.  Bataillon  Artillerie  zu 
augmentiren  .  .  .  declariret,  abgezogen:  nach  diesem  Abzüge  würden  noch 
108  Kanoniere  und  20  Unterofficiere  fehlen»),  weil  von  letzteren  wenigstens 
bei  2  Canons  einer  abgotheilet  und  gegeben  werden  mnss.c 


149.  Der  König  an  Feldmarschall  von  Lehwaldt  in  Königsberg.  [Juli  27] 
[Berlin,  27.  Juli  1756.] 

Weitungen  für  die  Antwort  (Bleinotixen  Eichel«  auf  den  Berichten  Lohwaldts  Tom  23.  Juli). 

Der  Anfang  handelt  von  den  Aussichten  des  Krieges  mit  Russland. 

Der  König  theilt  Lehwaldt  darauf  seinen  Entschluss  mit,  die  beiden 
Garaisonregimenter  Sydow  und  Manteuffel  durch  Abgabe  aus  den  dortigen 
Regimentern  »und  aus  ganz  Preussen«  zu  verdoppeln,  und  unterrichtet  ihn 
von  der  Eintheilung,  Ausrüstung  und  Verpflegung  der  Augmentation.  Leh- 
waldt habe  »nichts  weiter  zu  thun,  als  die  Mannschaft  den  1.  September 
tusammen[zu]schaffen  ....«-) 

»Ich  zufrieden:  [nicht  nur]  Übercomplette3),  sondern  auch,  die  [er]  in 
6  Tagen  zusammenkriegen  kann.«4) 


150.  Der  König  an  Generalmajor  von  Retzow  in  Berlin.  Potsdam,  Juli  28 
28.  Juli  1756. 

Nach  dem  Concept. 

»Ich  mache  Euch  hierdurch  bekannt,  dass,  sobald  die  Regimenter  der 
Armee  die  Ordre  zum  Marsch  erhalten  werden,  sodann  das  1.  und  das  2. 
Bataillon  von  Lange,  und  zwar  das  1.  mit  dem  Obristen  Lange  nach 
Glogau  und  das  2.  nach  Breslau,  das  3.  und  4.  aber  nach  Berlin 
marschiren5)  und  beide  letztern  allda  nebst  dem  Landregiment  vom  Obristen 
Lflderitz  Garnison  halten  sollen. 


1}  Dieskau  berechnete  die  Bedienung  zur  Hälfte  zu  8,  zur  Hälfte  zu  6  Mann, 
and  zählte  112  Ziinmerleute.         2)  Abgedruckt:  P.  C.  13,  136. 

3)  Lehwaldt  hatte  am  23.  Juli  angefragt,  ob  er  Ende  des  Monats  die  Über- 
complotten  beurlauben  dürfe. 

4)  Von  dem  Lehwaldt'schen  Regimont  liegt  ein  Bericht  vom  1.  August  an 
den  Feldmarschall  vor  >  Iber  Beurlaubung  der  Übercompletten  und  einiger  Mann- 
schaften, welche  in  6  Tag.  n  wieder  bei  denen  Compagnien  sein  können«.  [Berlin, 
GcneralstabBarchiv.] 

5)  Die  entsprechenden  Befohle  ergehen  am  28.  Juli  an  die  Commandcure 


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88       Preussischo  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  »Gleichfalls  soll  das  Landbataillon  des  Major  von  8tockhausen  gegen 

u  1  die  Zeit  zu  Stettin  zusammen  sein  und  allda  beim  Ausmarsch  der  dortigen 
Regimenter  Garnison  halten;  wie  dann  auch  wegen  Magdeburg  geschehen 
muss,  als  woselbst  das  Landbataillon  vom  Obristen  Ahlimb  zusammen- 
kommen und  allda  nebst  dem  Bataillon  von  Grape  Garnison  halten  soll. 
Ihr  habt  also  das  erforderliche  wegen  des  Zusammenkommens  gedachter 
Landbataillons  mit  dem  Etatsminister  von  Katt  sogleich  zu  arrangiren  und 
zu  präpariren,  auf  dass,  wenn  die  Regimenter  die  Ordres  zum  Marsch  be- 
kommen, alsdenn  es  an  nichts  fehle. « >) 


Juli  30       151.   Der  König  an  Kriegsrath  Koppen  in  Berlin.  Potsdam,  30.  Juli 

1756. 

Aumog  aus  der  Urschrift;  die  Ordres  an  Lehwaldt  und  Schlabrendorff  sind  abgedruckt: 
P.  C.  13,  IIS.  119. 

Koppen  soll  an  Lehwaldt,  an  den  die  Mobilmachungsgelder  des  ost- 
proussisohen  Corps  (146114  Thlr.  8  gr.)  bereits  gesandt  seien3),  »nunmehro 
auch«  »nur  immer  vorläufig«  die  Verpflegungsgelder  fttr  den  ersten  Monat 
(122703  Thlr.  10  gr.  2  Ji)  und  an  Schlabrendorff  für  das  schlesische  Corps 
»auch  immer  zum  Voraus«  die  Mobilmachungsgelder  (170871  Thlr.  8  gr.), 
80 wie  die  Verpflegungsgelder  fttr  den  ersten  Monat  (1 1 1 253  Thlr.  7  gr.  5  A) 
übermachen.  _____ 

Demgemäss  werden  an  demselben  Tage  Lehwaldt  und  Schlabrendorff  unter- 
richtet und  angewiesen,  weder  vor  der  »wirklichen  Ordre  zum  Marsch  in  das 
Lager«  die  Mobilmachungsgelder  noch  vor  dem  > wirklichen <  Marsch  jene  Ver- 
pflegungsgelder auszuzahlen.  Ausserdem  werden  sie  Uber  die  ihnen  zur  Ver- 
fügung stehenden  Gelder  in  Eenntniss  gesetzt,  die  für  Lehwaldt  >  wenigstens  auf 
ein  Jahr«  und  für  Schlabrendorff  auf  die  Monate  September,  October  und  November 
für  ausserordentliche  Ausgaben  berechnet  sind. 


Juli  31       152.   Der  König  an  Generalmajor  von  Lattorff  in  Kosel.  Potsdam, 

31.  Juli  1750. 

Nach  der  Ursrhrift  im  Kriegsurchiv  des  Königl.  (irotison  GencraUtabs  zu  Berlin. 

»Ich  habe  Euro  beiden  Schreiben  vom  22.  dieses  wohl  erhalten,  und 
gebe  Euch  auf  dasjenige,  so  Ihr  darinnen  wegen  verschiedener,  zur  Zeit 
einer  Belagerung  erforderlichen  combustiblen  Materialien  und  andern  Noth- 
wendigkeiten ,  woran  dort  nichts  vorräthig,  vielmehr  überall  Mangel  sei, 


der  Garnisonregimenter:  Lattorff  soll  je  ein  Bataillon  nach  Breslau  und  Brieg 
verlegen,  die  beiden  anderen  Bataillone  besetzen  Kosel,  die  4  von  Blanckensee 
Neisse,  die  von  Nettelhorst  Glatz  und  die  von  Mützschcfahl  Schweidnitz;  vgl. 
P.  C.  13,  166.         1)  Vgl.  dazu  Nr.  109.  125.         2)  Vgl.  S.  57  Anm.  4. 


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1756  Juli  28  —  August  3. 


SO 


meldet,  hierdurch  in  Autwort,  wie  es  zwar  soweit  noch  nicht  ist,  dass  Ihr 
eioe  Belagerung  zu  besorgen  hättet,  Ihr  aber  Mir  dennoch  mit  dem  forder- 
samaten  einen  ohngefährlichen  Überschlag  einsenden  sollet,  wieviel  Ihr  des- 
halb nöthig  habet.«   


153.  Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau1).  Aug.  2 
Potsdam,  2.  August2)  1756. 

Nach  der  Urschrift  im  Kriegsarchiv  dos  KÖnigl.  Gruben  Geueralstab«  zu  Berliu. 

»Noch  gebe  Ich  Euch  auf  dasjenige,  so  Ihr  in  Eurem  Bericht  vom 
27.  [voriges]  wegen  der  Gelder  zu  Bestreitung  der  Verpflegung  der 
Festungsgarnisons  anfraget,  hierdurch  in  Antwort,  dass  Ihr  vor  dieses  Jahr 
solche  nothwendig  nach  Kosel  auf  etliche  Monat,  desgleichen  auch  nach 
Glatz  auf  einen  Monat  schicken  müsset;  dio  aber  zu  Neisse,  Schweidnitz 
und  Brieg  werden  dergleichen  dieses  Jahr  noch  nicht  nöthig  haben.« 


154.  Oer  König  an  den  Herzog  von  Bevern  in  Stettin.  Potsdam,  Aug.  2 
2.  August  1756. 

Auszug  aas  dem  t'oncept;  abgedruckt:  P.  C.  13,  10*. 

Der  Herzog  soll  »sonder  allen  ßclat«  bis  zum  14.  August  sein  Regi- 
ment in  völlige  Marschbereitschaft  setzen. 
Köppen  zahlt  die  Equipagegelder  aus. 


»In  simili«  an:  Manteuffel  (bisher:  Jeetz),  Blanckensee,  Markgraf  Friedrich, 
Prinz  Eugen  von  Württemberg. 


155.   Der  König  an  den  Herzog  von  Bevern  in  Stettin.    Potsdam,  Aug.  3 

3.  August  1756. 

Nach  dem  t'oncept. 

Der  Herzog  berichtet,  Stettin30.  Juli,  Der  König  antwortet,  »dass,  so 

dass  der  Stabscapitain  von  Bomin  krank-  Ängeiiehm  es  Mir  auch  gewesen  sein 

heitshalber  den  König  bitte,  seinen  Platz  „  ,      rc,      x .  .  ,    ,    ,  , 

anderweit  zu  besetzen.  WÜrde>  [Ew*  LiebdenJ   der  vormals 

»Wenn  auch  E.  K.  M.  bei  Dero  genommenen  Abrede  nach  hier  sehen 

letzten  Abreise  von  hier»}  mir  .  .  .  zu  zu  können,  solches  jedennoch  bei 

befehlen  geruhet,  im  August  nacherPots-  nunmehr  sich  ganz  veränderten  und 

dam  zu  kommen  und  hiernUchst  dem  jetzigen  Umständen   nicht  angehet- 

Campement  bei  Spandau*)  beizuwohnen,  wie  ^  ^  ^  ^  ^  ^ 

1)  Postacriptum.  Das  Hauptschreiben  betrifft  eine  Verwaltungsangelegenheit 
der  Provinz. 

2)  An  demselben  Tage  wird  dem  Feldmarschall  Schwerin  die  Instruction 
(P.  C.  13,  165-168)  übersandt         3)  Am  8.  Juni.         4)  Vgl.  Nr.  55.  73. 


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90      Preusaische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjäh rigon  Krieges 


1756    so  frage  ...  an,  ob  bei  denen  nacbhero 
A      3  an  mich  ergangenen  E.  K.  M.  Ordre« 
wegen  etwan  vorfallenden  Marsche«1) 
ich  noch  und  wann  Uberkommen  solle.« 


denken  ist,  dass  Ich  jetzo  dem  Stabs- 
capitain  Bomin  den  Abschied  accor- 
diren  sollte«  .  .  , 


Aug.  6       156.   Der  König  an  den  Herzog  von  Bevern  in  Stettin.  Potsdam, 

6.  August*)  1756. 

Ausmg  am  dem  Concept. 

Theilt  dem  Herzog  die  an  Markgraf  Friedrich  ergangene  Ordre  mit, 
dass  in  6  Tagen  die  beiden  zu  Gollnow  stehenden  Escadronen  mit  völliger 
Feldequipage  zo  den  beiden  nach  Gartz  aufbrechen  und  bei  Gartz  Quartier 
beziehen,  die  Escadron  in  Schwedt  aber  noch  stehen  bleiben  soll3). 

Zugleich  sei  das  Regiment  Prinz  Eugen  von  Württemberg  beordert,  in 
6  Tagen  mit  völliger  Feldeqnipage  von  Treptow  nach  8tettin  aufzubrechen 
und  bei  Stettin  Quartier  zu  beziehen. 

Beide  Cavallerieregimenter  werden,  nebst  Blanckensee  und  Manteuffel, 
dem  Befehl  des  Herzogs  unterstellt. 

Dcmgemäss  ergehen  am  6.  August  Ordres  an  die  Regimenter  Harkgraf 
Friedrich,  Prinz  Eugen  von  Württemberg,  Blanckensee  und  Manteuffel  (bisher: 
Joetz)«).   


Aug.  6       157.   Der  König  an  Generalleutnant  von  Lestwitz  in  Breslau.  Pots- 
dam, 6.  August  1756. 

Auszug  im  des  Concepten;  die  Ordre  an  Leatwitx  irl  abgedruckt:  P.  C.  13,  177. 

Lestwitz  soll  mit  völliger  Feldequipage  sogleich  nach  Liegnitz  gehen  und 
dort  das  Commando  Ober  die  Regimenter  Brandes,  Bochow,  Szekely  und  Putt- 
kammer übernehmen,  »welche  Ich  zu  der  Postirung  destiniret  habe,  wenn  Ich 
nöthig  finden  sollte,  einen  Cordon  gegen  das  böhmische  Gebirge  zu  ziehen«. 

Der  König  unterrichtet  ihn  von  den  an  diese  Regimenter  ergangenen 
Ordres  und  verweist  ihn  auf  weitere  Instruction. 

P.  S. 

»Auch  wird  Euch  die  abschriftliche  Beilage5)  zeigen,  was  Ich  dato 
an  den  G.  M.  von  Kurssell  wegen  eines  Transports,  so  derselbe  nach  Liegnitz 
thun  soll,  ergehen  lassen. «   

Demgemass  ergeht  an  Brandes  [am  6.  August]  Befehl,  sein  Regiment,  das 
»bereits  zu  Liegnitz  coraplett  und  Uborcomplett  zusammen«  sei,  sofort  in  völlige 


1)  Vgl.  Nr.  145. 

2)  An  demselben  Tage  bescheidet  der  König  den  Prinzen  Ferdinand  von 
Braunschweig  zum  I  I.  August  zu  sich  nach  Potsdam.  [Berlin,  Generalstabsarchiv.] 

3)  Vgl.  S.  56.         4)  Vgl.  Nr.  154.         5)  Vgl.  Nr.  158. 


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175«  August  3  —  August  6. 


91 


Marschbereitochlift  zu  setzen,  »:!amit  das  Regiment  den  6.  Tag  nach  Empfang  175fi 
dieser  Meiner  Ordre  sogleich,  wenn  es  befohlen  wird,  mit  der  völligen  Feld-  Au£-  6 
equipage  aufbrechen  und  marschiren  kann,  um  denjenigen  Cordon  zu  formiren, 
wozu  es  destiniret  ist«. 

Oberst  Seydlüz  erhält  am  6.  August  Befehl,  das  Regiment  Rochow,  das  »in 
seinen  jetzigen  Cantonnirquartiercn  bereits  complett  und  übercomplett  zusammen« 
sei,  sofort  in  völlige  Marschbereitschaft  zu  setzen  und  6  Tage  nach  Empfang  der 
Ordre  mit  der  völligen  Foldequipage  aufzubrechen  nnd  um  Liegnitz  Quartier  zu 
beziehen. 

Oberst  Szekely  erhält  am  6.  August  Befehl ,  mit  seinem  Regiment  ans  den 
Cantonnirungsqnartieren,  »  vo  es  zum  Exerciren  complett  und  übercomplett  zu- 
sammen ist,  2  Tage  nach  Erhaltung  dieser  Heiner  Ordre«  mit  der  völligen  Feld- 
equipage aufzubrechen  nnd  um  Glogau  Quartier  zu  beziehen. 

>In  siinili  an  den  Obristen  von  Puttkammer,  welcher  jedoch  nach  der  Dis- 
position nach  Petrowitz  bei  Janer  marsch iret  und  sich  allda  nnd  [in]  andere  bei 
Jauer  nächstbelegene  Dörfer  verlegot« 

An  demselben  Tage  wird  Schlabrendorff  von  den  obigen  Ordres  unterrichtet 
und  angewiesen,  dem  General  Lestwitz  und  den  obigen  4  Regimentern,  sowie 
den  Regimentern  Stechow*)  una*  Kursseil2)  die  Equipagegolder  [vorschussweise] *) 
auszuzahlen. 


158.   Der  König  an  Generalmajor  von  Kursseil  in  Glogau.  Potsdam,  Aug.  6 

6.  August  1756. 

Nach  einer  Abschrift  im  Kriegsarchiv  d?B  Königl.  Groiaen  Generahtaba  in  Berlin. 

Kurssell  soll  am  16.  Angnst  mit  seinem  Regiment  nach  Liegnitz  auf- 
brechen, wo  er  durch  Lestwitz4)  weitere  Ordre  erhalten  werde.  »Ihr  nehmet 
von  Glogan  dahin  mit  1°  20  Pontons,  2°  das  Euch  von  dem  Etatsminister 
von  Schlabrendorff  oder  von  dem  Feldcommissariat  zu  speeificirende  Proviant- 
fuhrwesen,  3°  4  Feldstücke  vor  Enre  beiden  Bataillons;  4°  wird  Euch  die 
Bespannung  nach  denen  Veranlassungen  des  Etatsminister  von  Schlabren- 
dorff zu  rechter  Zeit  geliefert  und  alles  übrige,  was  auch  sonsten  erfordert 
wird,  durch  gedachten  Minister  besorget  werden.«   Die  Marschroute  folgt5). 


159.   Der  König  an  Generalmajor  von  Stechow.  Potsdam,  6.  August  Aug.  6 

1756. 

Auszog  au«  dem  t'oncppt. 

Stechow  soll  sogleich  sein  Regiment,  das  > ohnedem  schon  jetzo  com- 
plett und  übercomplett  zusammen«  sei,  in  völlige  Marschbereitschaft  setzen, 
am  6.  Tage  nach  Empfang  der  Ordre  in  die  bisherigen  Cantonnirnngs- 

1)  Vgl.  Nr.  159.         2)  Vgl.  Nr.  158. 

3)  So  berichtigt  durch  Ordre  vom  8.  August.    [Berlin,  GoneralstMbsarchiv.] 

4)  Vgl.  Nr.  157. 

5}  In  einem  Postscriptum  wird  Kurssell  benachrichtigt,  dass  Oberst  Lange 
ihn  am  16.  mit  2  Bataillonen  seines  Garuisonregiments  ablösen  werdo  (vgl.  Nr.  150). 


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92       Preussische  Acton  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  KriegeB. 


1756  quartiere  des  Rocliow'schen  Regiments  zwischen  Breslau  und  Olilau  ein- 
LUir  6 

*'  rücken  und  dort  weitere  Ordre  von  Feldmarschall  Schwerin  erwarten; 
Schlabrendorff  zahlt  die  Equipagegelder  sogleich  aus1).  Die  Montirungs- 
kammern  werden  nach  Qlogau  gesandt. 


Aug.  6       160.   Der  König  an  Generalmajor  von  Driesen  in  Salzwedel.  Pots- 
dam, 6.  August  1756. 

Auszug  aui  dem  CoucepL 

Driesen  soll  3ein  Regiment  sogleich  in  völlige  Marschbereitschaft  setzen 
und  »binnen  8  Tagen  höchstens«  nach  Empfang  der  Ordre  nach  Tanger- 
mtinde  marschiren.  Er  wird  an  die  Befehle  des  Prinzen  Ferdinand  von 
Braunschweig  vorwiesen.   Köppen  zahlt  ihm  sofort  die  Equipagegeldcr  aus. 


»In  simili  an  den  G.  M.  von  Pennavaire  vom  Leib-Carabinier -Regiment:  soll 
das  Regiment  in  Rathenow  zusammenziehen,  und  ist  an  die  Ordrea  des  Königs 
verwiesen  worden. 

»An  denOberßtlt  von  Oppen  vom  Regiment  Prinz  von  Preussen-Cavallerie: 
soll  nach  Oranienburg  und  Kremmen  und  denen  zwischen  diesen  Orten  belegenen 
Dörfern  marschiren,  und  ist  an  die  Ordres  des  Königs  verwiesen.« 


Aug.  6       161.   Der  König  an  Generalmajor  von  Normann  in  Wrietzen.  Pots- 
dam, 6.  August  1756. 

Auszug  aus  dem  Concept. 

Normann  soll  sein  Regiment,  das  »jetzo  zum  Exerciren  bereits  complett 
und  tlbercomplett  zusammen  ist«  2J,  sogleich  in  völlige  Marschbereitschaft 
setzen,  um,  »wann  Ihr  vom  dato  an  binnen  10  Tagen  die  Ordre  von  Mir 
bekommen  werdet«,  sogleich  aufbrechen  zu  können.  Köppen  zahlt  sofort 
die  Equipagegelder  aus. 

Den  gleichen  Befehl  erhält  am  6.  August  Oberst  Meier  für  das  Dragoner- 
regiment Baireuth,  welches  »jetzo  bereits  zum  Exerciren  complett  und  über- 
coinplett  zusammen«  sei2):  marschbereit  zu  sein,  »wann  Ihr  nach  Empfang  dieser 
Ordre  in  8  Tagen  eine  anderweite  Ordre  zum  Aufbruch  und  Marschiren  von  Mir 
bekommet« ;  er  soll  dann  sogleich  die  Proviantwagen  für  soin  Regiment  aus  Stettin 
abholen  lassen. 


1)  Vgl.  Nr.  157.         2)  Vgl.  Nr.  55.  73. 


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1756  Augiist  6  —  August  7.  93 

162.   Der  König  an  Major  von  Horn  in  Plau.    [Potsdam,  6.  August  [t756 

1756.]  Aug>  6j 

Nach  dem  Entwürfe  Winterfoldts  fttr  Eichel1). 

»Ich  will,  dass  [Ihr]  Euch  nach  Erhaltung  dieser  Ordre  mit  denen 
dasigen  5  Escadrons2)  in  dergestalt  marschfertigem  Stande  setzen  sollet, 
umb  mit  völliger  Feldequipage,  als  worzu  Euch  die  Gelder  ausgezahlt  werden, 
den  11.  dieses  aus  der  Gegend  Plau  aufzubrechen  und,  laut  nachstehen- 
der Marschroute,  bis  Genthin  zu  marschiren,  allda  aber  die  weitere  Ordre 
des  G.  Lt.  Prinz  von  Braunschweigs  Liebden,  als  woran  Ihr  gänzlich  ver- 
wiesen, zu  erwarten,  c  Es  folgen  Mittheilungen  über  die  Marschroute  bis 
Gentbin  und  über  die  Verpflegung. 


163.  Der  Konig  an  Feldmarschall  von  Lehwaldt  in  Königsberg.  Aug.  7 
Potsdam,  T.August  1756 3). 

Nach  dem  Concept 

Lehwaldt  berichtet,  Königsberg  1 .  August,  er  habe  sogleich  die  Befehle  zur 
Ablieferung  der  Mannschaften  für  die  4  neuen  Bataillone  von  Sydow  und  Manteuffel, 
gemäss  der  Ordre  vom  27.  Juli4),  gegeben,  und  schlägt  vor,  die  erforderlichen 
Officiere  aus  den  Feldregimentern  zu  nehmen,  auch  ausrangirte  invalide,  aber 
noch  taugliche  Unterofficiere  und  Mannschaften  einzustellen.  Er  bittet,  den  Capi- 
tänen  zur  Anschaffung  der  kleinen  MontirungsBtücke  je  »200  Thlr.  zu  schenken 
oder  die  Errichtung  bis  den  1.  Octobris  aus[zu] setzen,  das  Tractament  aber  bereits 
im  September  geben  zu  lassen  . .  .< 

Die  neuen  Bataillone  von  Manteuffel  will  er  für  Kainein5)  nach  MUhlhauaen 
und  Preussisch  Holland,  die  von  Sydow  nach  Königsberg  und  Tapiau  und  dafür 
das  Landregiment  Polentz«)  nach  Gumbinnen  verlegen. 

»Bei  E.  K.  M.  frage  auch  ...  an,  ob  es  nach  Errichtung  dieser  4  Bataillons 
noch  bei  HOchstderoselben  Ordre  vom  25.  Junii7)  bliebe,  nämlich  das  Heyder- 
Btädt'sche  Bataillon,  so  bei  Luck  bleibt,  im  Fall  einer  Ruptur  zu  errichten8);« 
die  Montirungskosten  würden  »auf  786  Mann  an  Unterofficiers,  Tambours  und 
Gemeinen«  3144  Thlr.,  der  monatliche  Verpflegungsetat  1920  Thlr.  4  gr.  betragen. 
Das  Polentz'sche  Regiment**)  habe  nur  auf  1  Monat  Tractament  empfangen. 

>  Wegen  der  ankommenden  Feldequipage  vor  die  4  neuen  Garnisonbataillons 
judicire,  dass  solche  mit  in  die  Linie  ziehen  soll.«   Es  folgen  Anfragen  betreffs 


1)  Am  7.  August  schreibt  Winterfeldt  an  Eichel,  er  wolle  ihm  »morgen«  die 
Instruction  für  Lestwitz  (vgl.  S.  90)  Ubermachen,  »als  auch  die  übrigen  Golonnen 
vornehmen  und  ausziehen,  wie  lange  ein  jedes  Regiment  inclusive  derer  6  Tage, 
die  Beurlaubten  einzuziehen,  vorher  muss  avertirt  sein,  um  aus  dem  Standquartiere 
auf  dem  Rendezvous  an  der  Grenze  zu  sein«  (vgl.  Nr.  147). 

2)  Des  Regiments  Zicten. 

3)  Obige  Ordre  ist  das  P.  C.  13,  180  Anm.  3  irrthümlich  als  nicht  vorliegend 
bezeichnete  Hauptschreiben. 

4)  Vgl.  Nr.  149.         5)  Vgl.  S.  51.  65.        u)  Bisher:  Hülsen,  vgl.  S.  51. 
7>  Liegt  nicht  vor.         8)  Vgl.  Nr.  28  u.  115. 


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94       Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756    ihrer  weiteren  Feldausrüstung,  und  ferner  die  Bitte,  für  das  preussische  Corps, 
Aug.  7  au%g(jr  den  bei  der  Hokzmunn'schen  Brigade l)  bereits  befindlichen  16  Bombardieren 
und  271  Kanonieren,  noch  weitere  125  Kanoniere  und  einige  Reserve  zu  schicken, 
um  die  66  Feldstücke  und  die  schwere  Artillerie  vollständig  zn  bemannen. 

Der  Empfang  der  Berichte  vom  30.  Juli  nnd  1.  August  wird  be- 
stätigt. Blaucopatente  seien  bereits  für  die  (Meiere  der  4  neuen  Bataillone 
ergangen2).  Der  König  billigt  die  Einstellung  nicht  mehr  felddicnsttttchtiger 
(Meiere  aus  den  Feldregimentern,  und  bewilligt  für  die  Errichtung  der 
Bataillone  einen  Aufschub  bis  zum  15.  September,  »da  dann  die  Ver- 
pflegungsgelder vor  solchen  halben  Monat  denen  Capitäus  zu  Anschaffung 
der  kleinen  Mundirungsstttcke  gelassen  und  ausgezahlet  werden  sollen. 

>Das8  Ihr  die  Compaguie  auf  den  Fuss  von  38  Rotten  gerechnet  habet, 
solches  ist  ganz  rocht,  und  müssen  solche  3S  Rotten  per  Compagnie  stark 
sein.  Was  die  Übercomplettcn  angehet,  da  mnss  jede  Compagnie  die  ge- 
wöhnliche ordinäre  S  Übercomplelte  haben;  die  gedoppelte  Cbercompletten 
aber  seind  dabei  nicht  nöthig.« 

In  den  Monaten  October  und  November  sollen  die  Mannschaften  aus- 
exercirt  werden.  »Wann  auch  sonsten  dorten  nichts  veränderliches  vor- 
fallen sollte«,  dürfen  die  Capitäne  für  den  December  und  Januar  diejenigen 
ihrer  alten  Mannschaften  beurlauben,  welche  sie  höchstens  binnen  10  Tagen 
wieder  einziehen  können.  Der  König  billigt  die  vorgeschlagenen  Quartiere. 
»Sonsten  ist  allerdings  Meine  Intention,  dass  diese  4  neue  Bataillons,  wenn 
es  zur  Formirung  des  Corps  d'Armäe  dorten  kommet,  mit  in  der  Linie  von 
Euch  genommen  werden  sollen,  da  solches  die  eigentliche  Absicht  gewesen, 
warum  Ich  diese  Augmentation  resolviret  habe.« 

Für  die  Verpflegung  des  Heyderstädt'schen  Bataillons  auf  2  Monate 
werde  Koppen  4000  Thlr.  aaszahlen;  wegen  der  Montirung  lasse  er  Massow 
erinnern3).  Das  Generaldirectorinm  solle  »die  Assignation  vor  da3  Polen tz "sehe 
Regiment  bis  auf  weitere  Ordre  aus  der  Generalkriegeskasse  übermaclien«. 

Der  König  wird  den  4  neuen  Bataillonen  die  Feldausrüstung  theils 
selbst,  theils  die  Gelder  dafür  liefern,  ausser  Kanonen;  »da  kann  loh  Euch 
dergleichen  nicht  mehr  von  hier  hinschicken4),  sowie  Ich  denn  auch  das 
dahin  deatinirte  Artilleriecorps  nicht  mehr  verstärken  kann,  indem  alles, 
was  hier  davon  vorhanden,  auch  allhier  gebrauchet  wird.«  Lehwaldt  soll 
sich  mit  den  24  Zimmerleuten  des  Bataillons  Kahlden*)  behelfen  nnd  im 
zweiten  Treffen  das  Geschütz,  statt  mit  8,  nur  mit  6  Leuten  bemannen'5)  .  .  . 


1)  Vgl.  S.  57.         2)  Mit  einer  Ordre  vom  3.  Anguat 

3]  Am  Rande  des  Lehwaldt'scben  Berichtes  die  eigenhändige  Bemerkung  des 
Künigs:  »ob  die  Mundirung  vor  das  Heyderstädtische  Landbataillon  von  Maesow 
bezahlet  ist?«  4)  Randbemerkung  des  Königs:  »Kanonen  kann  ich  nicht  schicken.« 

5)  Vgl.  Nr.  99. 

6)  Randbemerkung  des  Künigs:  »im  zweiten  Treffen  werden  nur  6  Mann  per 
Canon  gegeben.« 


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1756  August  7  —  August  11.  95 

164.    Weisung  des  Königs  für  das  Cabinet.   [Potsdam,  11.  August  t1756 
1756.]  *  ~  Ang-  111 

Nack  der  Urackrift.  Eigenhändig. 

»Ich  habe  vergessen,  zu  sagen:  der  Brief  von  Neuwied,  da  er 
vergessen  hat,  seine  Pferde  mitzubringen,  muss  an  Retzow  commuuiciret 
werden. 

»Koppen  muss  die  3  westfälische  Regimenter1)  die  Mobilgelder  aus- 
zahlen. Imgleichen  Übercompletten  und  Knechte  [eiuziehenl,  und  Neuwied 
muss  sich  sonder  Anstand  die  Pferde  anschaffen.« 


Die  demgemiiss  aufgesetzten  Ordres  an  Quadt  (abgedruckt:  P.  C.  13,  203), 
Rnobloch  und  Wied  sind  vom  11.  August  datirt;  zugleich  werden  die  3  Regi- 
menter an  die  Befehle  des  Prinzen  Ferdinand  von  Braunschweig  verwiesen. 


165.  Der  König  an  Generalmajor  von  Lattorff  in  Kosel.  Potsdam,  Aug.  11 
11.  August  1756. 

Nach  dam  Concopt 

»Ich  habe  aus  Eurem  Rapport  vom  5.  dieses  ersehen,  welchergestalt 
Ihr  alles  bei  der  Augmentation  Eures  unterhabenden  Regiments  disponiret 
und  eingerichtet  habt2),  davon  Ich  dann  Überall  recht  sehr  wohl  zufrieden 
gewesen  bin;  nur  müsset  Ihr  diejenigen  Kreiser,  so  noch  mit  dor  abge- 
lieferten Mannschaft  manquiren,  äusserst  pressiren,  mit  der  Ablieferung  ein 
Ende  zu  machen.« 

P.  8. 

»Wann  Ich  auch  mit  Eurem  Schreiben  vom  5.  dieses  den  Überschlag 
der  zur  Defension  der  Festung  Kosel  aunoch  erforderlichen  Notwendig- 
keiten erhalten  habe3),  so  habe  Ich  darauf  an  den  Etatsminister  von 
Schlabrendorff  die  Ordre1)  ergehen  lassen,  dass  derselbe  die  betragende 
8umma  der  3021  Rthlr.  10  Gr.  5  \  sofort  zu  deren  Anschaffung  baar 
Obermachen  soll;  wie  dann  derselbe  zugleich  beordert  worden,  Euch  die 
VerphVgungsgelder  vor  die  dortige  gesamte  Garnison  wenigstens  auf  ein 
paar  Monate  vorräthig  zu  übermachen5).« 


1)  Vgl.  Kr.  139. 

2)  Lattorff  hatte  die  beiden  neuen  Bataillone  (vgl.  S.  64)  am  2.  August  nin- 
girt,  obgleich  erst  1179  Rekruten  geliefert  waren  und  171  noch  fehlten. 

3)  Vgl.  Nr.  152.  4)  D.  d.  Potsdam  11.  August.  [Breslau,  Staatsarchiv.] 
5)  Vgl.  Nr.  153. 


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90       Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
[1756         |66.   Weisung  des  Königs  für  das  Cabinet.   [Potsdam,  12.  August 

Aüg'  121  1756.] 

Nach  der  Urschrift.  Eigenhändig.  Abgedruckt:  P.  C.  13,  205. 

»Ordre  an  Schlabrendorff  und  Schwerin:  Die  schlesische  Regimenter 
sollen  sofort  mobil  gemacht  werden,  Pferde,  Knechte  etc.  alles  an- 
schaffen cito.«   

Auf  der  Weisung  der  Vermerk  von  Eichel:  »Expediret  und  beides  par  Esta- 
fette abgegangen  den  12.  August  1756«. 


Aug.  12       167.   Winterfeldt  an  Eichel  in  Potsdam.  Potsdam,  12.  August  1756. 

Nach  der  Urschrift. 

»Ew.  Hoch  wohlgeboren  Ubergebe  hierbei  die  Ordres,  so  an  der  I.  Colonne 
auszufertigen  sein  werden1;,  worunter  die  an  den  General  Kleist  nach  Stendal 
noch  heute  Mittag  abgehen  muss,  umb  diese  Nacht  da  zu  seiu.  Die  an  die  magde- 
burg'scbe  Regimenter  muss  morgen  den  13.  abgehen. 

»Vor  der  II.  Colonne  soll  auch  gleich  erfolgen2),  als  auch  successive  das 
übrige. 

>Dem  Prinz  von  Brannschweig  wird  wohl  müssen  Abschrift  gegeben  werden, 
wie  weit  die  Regimenter,  so  unter  seiner  Ordre  stehen,  schon  beordert  sein,  und 
was  er  noch  an  selbige  befehlen  muss.< 


[Aug.  12]       168.  Winterfeldt  an  Eichel  in  Potsdam3).  [Potsdam,  12.  August  1756.] 

Auezug  aug  der  Urschrift. 

»Da  der  Aufbruch  vom  Rendezvous  an  der  Grenze  auf  den  25.  August4} 
von  Sr.  K.  M.  festgesetzt  ist,  so  müssen  die  Ordres  an  alle  4  Colonnen  nachfolgend 
von  hier  expcdirt  werden: 

als  zur  I.  Colonne  :< 

1°  Hülsen  in  Quedlinburg5)  erhält  am  16.  (den  »15.  früh«  abzusenden)  Harsch- 
bereitschaftsordre,  und  am  22.  vom  Prinzen  Ferdinand  von  Braunschweig  die 
weitere  Ordre,  am  23.  nach  Aachersleben  zu  marschiren  »und  den  25.,  laut  In- 
struction, nach  Eisleben  einzubrechen«.  [Am  Rando  findet  sich  Eichels  Aus- 
fertigungsvermerk: »factum  den  14.«;  vgl.  dazu  Nr.  173.] 

2<>  An  General  Schönaich  ergeht,  ebenfalls  am  15.,  Marschbereitschaftsurdre, 
und  am  23.  von  Prinz  Ferdinand  »die  zweite  Ordre,  umb  den  25.  mit  Hülsen  auf- 
zubrechen«. [Am  Rande  Eichels  Ausfertigungsvermerk:  »factum  den  14.«;  vgl. 
dazu  Nr.  173.] 

3<»  »Die  Ordres  an  die  magdeburg'sche  Regimenter  Prinz  Braunschweig, 
Zastrow«),  Grenadiere  Gemmingen7),  Grenadiere  Ingersleben  müssen  den  13.  hier  ab- 
gehen, umb  in  6  Tagen  Zeit,  den  19.,  marschfertig  zu  sein  und  den  20.  laut  weiterer 


1)  Nr.  168.  2)  Vgl.  Nr.  169.  3)  Vgl.  Nr.  167.  4)  Vgl.  dazu  S.  86. 
5)  Vgl.  Nr.  139.         6)  Bisher:  Borcke.         7)  Vgl.  S.  59,  Anm.  6. 


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175G  August  12. 


97 


Ordre  ihres  commandirenden  Generals  aufzubrechen.  Sie  haben  5  Tage  bis  Halle.«  1756 
[Am  Rande  Eichels  Ausfertigungsvermerk:  »factum«. l)J  Aug.  12 

4°  »An  Wietersheim  nach  Burg  Bchon  [heute]2)  den  12.:  rückt  den  18.  nach 
Magdeburg  herein,  macht  den  19.  Ruhetag,  bricht  den  20.  mit  auf.«  [Am  Rande 
Eichels  Ausfertigungsvermerk:  »factum«;  vgl.  dazu  Nr.  171.] 

5«  An  Kleist  in  Stendal  ergeht  »achon  heute  den  12.»  Marschbereitschafts- 
ordre,  da  er  schon  nach  5  Tagen,  am  17.,  nach  Magdeburg  marsebiren  uud  den 
20.  »mit  der  übrigen  Garnison«  aufbrechen  niuss.  [Aui  Rande  Eichels  Aus- 
fertigungsvermerk: »factum«;  vgl.  dazu  Nr.  171.] 

6°  Driesen  sei  schon  an  Prinz  Ferdinand  verwiesen  und  beordert,  sein 
Regiment  bei  Tangermünde  marschfertig  zusammenzuziehen3];  er  erhält  am  17. 
vom  Prinzen  Befehl,  von  Tangermünde  aufzubrechen,  und  holt  sich  die  weiteren 
Ordres  und  Marschrouten  aus  Magdeburg.  [Am  Rande  Eichels  Ausfertiguugs- 
vermerk:  »ist  expedirt«;  vgl.  dazu  Nr.  171.] 

7°  Katt,  mit  dem  Leibregiment  inCalbe,4)  erhält  am  15.  (am  14.  abzusenden) 
Marschbereitschaftsordre,  und  am  21.  die  weitere  Ordre  von  Prinz  Ferdinand, 
»umb  den  22.,  laut  Marschroute,  nach  Halle  aufzubrechen«. 

8°  Anhalt  in  Halle  erhält  am  17.  (am  16.  abzusenden)  Marschbereitschafts- 
ordre und  setzt  sich  vom  18.  bis  23.  in  Marschbereitschaft.  [Das  Concept  der 
demgemäss  aufgesetzten  Ordre  ist  vom  16.  datirt,  doch  der  Termin  dort  um 
2  Tage  später  angesetzt,  vgl.  dafür  Nr.  171.] 

9°  Major  Horn  mit  den  5  Zieten'schen  Escadronen,  der  bereits  am  16.  in 
Gentbin  ankommt5),  aber  »noch  6  Märsche  bis  zum  Rendezvous  bei  Halle«  hat, 
empfängt  am  18.  von  Prinz  Ferdinand  Befehl,  am  19.  weiterzurücken  »und  den 
24.,  laut  Marsch tabelle,  auf  dem  Rendezvous  bei  Halle  zu  sein«. 

10«  »General  Zieten  mit  2  Escadrons  von  Berlin,  nämlich  der  Leib-Escadron 
und  Major  Müring,  nach  Halle:  hat  7  Tage,  muss  den  17.  die  Ordre  und  In- 
struction erhalten  und  den  18.  von  Berlin  aufbrechen.«   [Vgl.  dazu  Nr.  176.] 

11°  Quadt  in  Halberstadt  erhält  »wegen  die  3  westfälscbe  Regimenter«6) 
am  18.  (am  17.  abzusenden)  Ordre:  danach  soll  Oberstlt.  Tettenborn  mit  dem 
2.  Bataillon  Wied  am  20.  nach  Magdeburg  aufbrechen  —  mit  Vorspann,  »falls 
sie  ihre  Equipagepferde  noch  nicht  zusammen  haben,«7)  —  und  von  da,  nach 
Ordre  des  Prinzen  Ferdinand,  am  23.  weiterrücken  »und  mit  die  10  Pontons,  so 
sonsten  laut  Instruction  mit  der  I.  Colonne  nach  Halle  haben  gehen  sollen,  an- 
jetzo  zur  II.  Colonne«,  welche  die  40  Pontons  aus  Potsdam  mitbringt,  bei  Elster 
an  der  Elbe  stossen.   Darauf  besetzt  Tettenborn  Torgau. 

Quadt  selbst  soll  am  22.  mit  dem  Grenadierbataillon  in  Osterwieck,  das  er 
am  20.  heranzieht,  seinem  Regiment  und  dem  1.  Bataillon  Wied  nach  Magdeburg 
aufbrechen,  am  23.  das  Regiment  Knobloch  aus  Hadmersleben  und  Wanzleben 
an  sich  ziehen  und  am  25.,  nach  Ordre  des  Prinzen  Ferdinand,  aus  Magdeburg 
weiterrücken.  Der  Marsch  führt  am  9.  Tage  »zu  Sr.  M.  ins  Lager  bei  Nossen«. 
Ausserdem  nimmt  Quadt  die  Feldequipage  und  Proviantwagen  des  Bataillons 
ingersieben,  das  Magdeburg  zu  ^Wasser  verlässt,  bis  ins  Lager  mit  [Am  Rande 
Eichels  Ausfertigungsvermerk:  »factum  den  16.«.  Die  Ordre  an  Quadt  ist  ab- 
gedruckt: P.  C.  13,  222;  doch  sind  dort  sämtliche  Termine  nm  2  Tage  später  an- 
gesetzt wie  in  dem  obigen  Promemoria,  vgl.  dafür  Nr.  171.] 


1)  Die  Ordre  an  Prinz  Ferdinand  von  Braunschweig  ist  abgedruckt:  P.  G. 
13,  206.         2)  Vorlage:  »morgen«.         3)  Vgl.  Nr.  160.         4)  Vgl.  Nr.  139. 
5)  Vgl.  Nr.  162.         6)  Vgl.  Nr.  139.  1H4.         7)  Vgl.  Nr.  1«4. 

Acten  zur  Vorgeschichte  de«  Tjfchrigen  Kiieg*».  7 


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98       Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1756        169.   Winterfeldt  an  Eichel  in  Potsdam.  [Potsdam,  12.  August  1756.] 

ug.  12] 

Auszug  aas  der  Urschrift. 

1)  Itzenplitz  erhält  »morgen  Abend  den  13.«  Marschbereitschaftsordre  und 
bricht,  »laut  weiterer  Ordre  von  General  Meyerinck«,  den  20.  nach  Schlesien  auf. 
[Am  Rande  Eichels  Ausfertigungsvermerk:  »expedirt« »};  vgl.  dazu  Nr.  171.] 

2)  Meyerinck  bricht  erst  den  21.  von  Berlin  auf,  erhält  jedoch  zugleich  mit 
Itzenplitz  am  13.  Marschbereitschaftsordre,  »umb  den  21.  nach  Schlesien  auf- 
zubrechen«. [Am  Rande  Eichels  Ausfertigungsvermerk:  »expedirt«;  vgl.  dazu 
Nr.  171.] 

3)  An  Oberst  Meilin  vom  Regiment  Schwerin  ergeht  am  17.  Marschbereitschafts- 
ordre; er  setzt  sich  vom  18.  bis  23.  in  Marschbereitschaft  und  erwartet  von  General 
Meyerinck  weitere  Ordre.  [Am  Rande  Eichels  Ausfertigungsvermerk:  »expedirt«; 
vgl.  dazu  S.  99,  Anm.  6.] 

4)  An  Örtzen  ergeht  »den  13.  als  morgen  früh«  Marschbereitschaftsordre; 
er  bricht  am  20.  auf,  »bekommt  seine  Marschroute  nur  bis  zum  Ruhetage  bei 
Küstriu«  und  wird  an  Meyerincks  Befehle  verwiesen,  die  er  am  22.  dort  erhält. 
»NJ.  Auch  avertirt,  dass  Itzenplitz  die  Prov[iant]wagens  vor  ihm  mitbringen 
würde.«  [Am  Rande  Eichels  Ausfertigungsvermerk :  »factum«;  vgl.  dazu  Nr.  171.] 

5)  An  Truchses8  ergeht  am  15.  die  Marschbereitschaftsordre;  er  bekommt 
von  Meyerinck  Ordre,  »den  22.  von  KUstrin  aufzubrechen  und,  laut  Marschroute, 
den  23.  bei  Beeskow  zu  sein;  empfängt  allda  weiter  verschlossene  Instruction 
durch  den  Obristen  Goltz«»).  [Am  Rande  Eichels  Ausfertigungsvermerk:  »expedirt« ; 
vgl.  dazu  Nr.  172.] 

»Von  der  II.  Colonne  muss  auch  schon  morgen  den  13.  die  Ordre  an  den 
General  Normann  nach  Wrictzen  an  der  Oder  abgehen,  in  6  Tagen,  den  19.,  völlig 
marschfertig  zu  sein  und  den  20.  von  da  nach  Straussberg  aufzubrechen;  den  21. 
Uber  Köpenick  nach  Rudow,  den  22.  allda  Ruhetag,  und  lässet  seine  Prov[iaot]- 
wagens  von  Oberstlt  Anstedt  aus  Berlin  empfangen.  Zugleich  erhält  er  auch 
eine  verschlossene  geheime  Ordre,  welche  er  den  22.  am  Ruhetage  zu  Rudow 
erbricht,  und  laut  selbiger  [er]  den  23.  Uber  Mittcnwalde  nach  Teupitz  marschirt, 
den  24.  Ruhetag  macht  und  noch  selbigen  Abends,  laut  Instruction,  abgeredeter 
Maassen,  mit  Major  Wangenheim  in  Sachsen  rückt.«  [Am  Rande  der  ersten  Hälfte 
der  Ordre  Eichels  Ausfertigungsvermerk:  »expedirt«;  vgl.  dazu  Nr.  171.  Am 
Sehl usb  der  Zusatz  Eichels:  »16.  Die  letztere  Ordre  muss  noch  dem  Regiment 
gegen  den  22.  dieses  nach  Rudow  zugeschicket  werden.«] 


Aug.  13       170.   Der  König  an  Kriegsrath  Koppen  in  Berlin.  Potsdam,  13.  August 

1756. 

Nach  der  Urschrift. 

Köppen  soll  »sofort«  die  Equipagegelder  an  die  Regimenter  Ferdinand 
von  Braunschweig,  Zastrow,  Wietersheim,  Hülsen,  Meyerinck,  Itzenplitz, 
Schwerin,  Leibregiment  zu  Pferde,  Truchsess,  Baron  Schönaich  und  an  den 
Obersten  von  Finck3)  ausiahlen*). 

1)  Die  Ordre  ist  abgedruckt:  P.  C.  13,  208;  der  Schluss  derselben  gleichfalls 
nach  einer  Weisung  Winterfeldts.        2)  Vom  Regiment  Meyerinck. 
3)  Vgl.  S.  59.  103.         4)  Vgl.  Nr.  168  u.  169. 


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1756  August  12  —  August  14. 


99 


P.  S.  1756 

Aug.  13 

Köppen  erhält  ferner  Befehl,  »den  Betrag  derer  Verpflegungsgelder 
vor  das  eigentliche  Corps  d' Armee  von  Sr.  K.  M.  und  zwar  com  Voraus 
auf  die  kommende  Monate  September  und  October  sich  aus  dem  Tresor 
geben  zu  lassen«,  in  kleinste  Münze  einzuwechseln  und  »bereit  zu  halten, 
indem  S.  K.  M.  solches,  wenn  Dero  Corps  d'Arme'e  marschiren  wird,  auf 
Frachtwagens  mit  Sich  nehmen  wollen« '). 


171.  Der  König  an  Generalmajor  von  Meyerinck  in  Berlin.  Potsdam,  Aug.  14 
14.  August  1756. 

Nach  dem  Conc«pt 

»Nachdem  Ich  bewegender  Ursachen  halber  resolviret  habe,  dass  Buer 
Regiment  noch  nicht,  wie  leb  sonst  gestern  befohlen,2]  den  21.,  sondern 
allererst  den  23.  dieses  von  Berlin  zum  Marsch  aufbrechen  soll,  so  mache 
Ich  Euch  solches  zur  Nachricht  und  Achtung  hierdurch  bekannt.« 

»In  simili  an  den  G.  M.  von  Itzenplitz:  noch  nicht  den  20.,  sondern  den  22., 
als  2  Tage  später,  aufzubrechen*). 

»Desgleichen  an  den  G.  Lt.  von  Kleist:  nunmehro  allererst  2  Tage  später, 
als  ihm  in  der  letzteren  Ordre  befohlen  worden«),  nach  Magdeburg  aufzubrechen. 
Übrigens  bleibt  er  an  die  Ordrea  vom  G.  Lt.  Prinz  Ferdinand  von  Braunschweig 
verwiesen. 

»In  simili:  an  G.  M.  Wietersheim,  an  G.  M.  Driesen4). 

»Noch  an  G.  M.  von  Örtzen:  2  Tage  später  als  nach  letzterer  Ordre5)  nach 
KUstrin  aufzubrechen;  wann  er  aber  alsdann  zu  KUstrin  sein  wird,  so  wird  er 
an  die  Ordres  des  G.  M.  von  Meyerinck  verwiesen,  unter  dessen  Commando  er 
nebst  einigen  andern  Regimentern  nach  Schlesien  marschiren  und  der  ihm  In- 
struction und  Marschroute  geben  wird. 

»An  G.  M.  Normann:  soll  auch  2  Tage  später  als  nach  der  letztern  Ordre9) 
aufbrechen,  alsdenn  aber,  wie  vorhin  befohlen,  bis  Rudow  marschiren  und  den 
Ruhetag  allda  [halten];  wenn  er  seine  Proviantwagens  von  Berlin  abholen  lässet, 
selbst  nach  Berlin  gehen  und  sich  bei  dem  Generalfeldmarschall  Kalckstein 
melden,  von  welchem  er  weitere  Instruction  und  Marschroute  empfangen  wird6).« 


1)  In  einem  zweiten  Postscriptum  befiehlt  der  König,  den  überbleibenden 
Rest  (140025  Thlr.  8  gr.)  aus  dem  eisernen,  zur  Bestreitung  des  ersten  Monates 
Löhnung  bestimmten  Bestände  bei  der  Generalkriegskasse  (680000  Thlr.)  zum 
Mobilmachungsfonds  zu  schlagen.  (Die  in  der  Ordre  angegebene  Hohe  des  Be- 
standes »800000  Thlr.«  ist  hernach  auf  einem  angehefteten  Zettel  berichtigt) 

2)  Vgl.  Nr.  169. 

3)  Vgl.  Nr.  169.  Diese  Ordre  ist  abgedruckt:  P.  C.  13, 210. 

4)  Vgl.  Nr.  168.        5)  Vgl.  Nr.  169. 

6)  Keine  entsprechenden  Ordres  oder  Weisungen  liegen  vor  für  die  Regi- 
menter Ferdinand  von  Braunschweig,  Zastrow  (bisher:  Boroke),  die  Bataillone 

7* 


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100     Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  172.  Der  König  an  Generalmajor  Graf  Truchsess  in  Küstrin.  Pots- 
Aug'  [14]dam,  [14.]«)  August  1756. 

Truchsess  soll  sein  Regiment  >  zwischen  dem  18.  und  23.  dieses,  mit- 
hin binnen  6  Tagen  Zeit«  in  völlige  Marschbereitschaft  setzen,  »auf  dass 
das  Regiment,  wenn  es  von  dem  G.  M.  von  Meyerinck,  als  an  dessen  Ordres 
Ich  Euch  hierdurch  verweise,  die  Ordre  bekommen  wird,  den  24.  dieses 
mit  der  völligen  Feldequipage,  scharfen  Patronen  p.  von  Küstrin  aufzu- 
brechen«, sofort  mit  den  übrigen  Regimentern  unter  dem  Commando  von 
Meyerinck  »nach  der  Route,  so  er  Euch  geben  wird,  nach  Schlesien 
mar8chiren«  könne. 

Eöppen  zahlt  die  Equipagegelder  aus. 

Es  werden  für  3  Tage  Fourage  und  Heu  und  für  9  Tage  Brot  mit- 
genommen. 

Aug.  [U]      173.  Der  König  an  Generalmajor  von  Hülsen  in  Quedlinburg.  Pots- 
dam, [14.]2)  Augnst  1756. 

Hülsen  soll  sogleich  »binnen  6  Tagen  Zeit«  sein  Regiment  in  völlige 
Marschbereitschaft  setzen,  um  anf  die  erste  Ordre  des  Prinzen  Ferdinand 
von  Braunschweig,  an  dessen  Befehle  er  verwiesen  wird,  »den  24.  dieses 
mit  der  völligen  Feldequipage,  scharfen  Patronen  sogleich  aufbrechen« 
und  nach  der  ihm  gegebenen  Route  marschiren  zu  können.  Köppcn  zahlt 
die  Equipagegelder  sogleich  aus. 


Die  Ordre  ergeht  »in  simili:  an  den  6.  M.  Baron  Schönaich  <. 


Aug.  u       174.   Der  König  an  Etatsminister  von  Schlabrendorff  in  Breslau. 

Potsdam,  14.  August  1756. 

»ach  dam  Concept. 

Antwortet  auf  8chlabrendorffs  Bericht  vom  9.  August,  dass  die  nach 
Breslau  beim  Aufbruch  zu  sendenden  Mannschaften  unter  20  Jahren3),  so- 
wie die  Cantonisten,  welche  eine  Reihe  der  schlesischen  Regimenter  nebst 
Wietersheim  angewiesen  Bei  vor  ihrem  Aufbruch  auszuheben  und  gleich- 
falls dorthin  zu  senden*),  »daselbst  bleiben  und  bei  dem  Garnisonregiment, 


Gemmingen  und  Ingersleben  und  das  Leibregiment  (vgl.  Nr.  168),  sowie  nur  ein 
den  Weisungen  in  Nr.  169  gemäss  aufgesetztes  Concept  vom  14.  Augaßt  für  das 
Regiment  Schwerin. 

1)  Die  Ordre  an  Truchsess  war  am  13.  nach  den  Weisungen  Winterfeldts 
(vgl.  Nr.  169)  aufgesetzt  und  ausgefertigt,  wurde  aber,  gleichwie  die  übrigen  Ordres 
(vgl.  Nr.  171),  geändert  und  ist  wie  diese  vom  14.  zu  datiren.  Die  Vorlage  ist 
die  corrigirte  erste  Ausfertigung.        2)  Vgl.  hierfür  Anui.  1  und  Nr.  168. 

3)  Vgl.  Nr.  79.         4)  Vgl.  Nr.  84. 


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1756  August  14  —  August  16. 


101 


so  alsdann  in  Breslau  einrücken  wird,  mit  Dienste  thun,  inzwischen  aber  1756 
von  Mir  mit  dem  gewöhnlichen  Tractamente  und  nötbig  habenden  kleinen Au*'  1 
Mundirungsstflcken  besonders  verpfleget  werden  sollen,  bis  demnächst  und 
zu  seiner  Zeit  die  Regimenter  solche  wiederum  abfordern  lassen«. 

>Im  übrigen  muss  Ich  aus  obigem  Eurem  Bericht  fast  urtheilen,  als 
ob  Ihr  noch  beständig  in  denen  Gedanken  bleibet,  dass  es  zu  keinem 
Kriege  kommen  könne  oder  werde;  darunter  Ihr  doch  in  Eurer  Meinung 
sehr  fehlen  könnet,  mithin  wohl  thun  werdet,  alle  Eure  Mesures  zu  nehmen 
und  Euch  so  einzurichten,  als  ob  der  Krieg  vom  Tag  im  Tag  erfolgen 
könne,  indem  es  nicht  von  Mir  dependiret,  ob  Mir  solches  mit  sei  oder  nicht.« 


175.  Winterfeldt  an  Eichel  in  Potsdam.  Potsdam,  15.  August  1756.  Aug.  15 

Nm&  dar  Urschrift. 

Winterfeldt  schreibt  auf  Befehl  des  Königs,  Eichel  soll: 

1)  dem  G.  M.  Pennavaire  antworten:  im  Fall  das  Regiment  Carabinier  vor 
Ankunft  der  77  ausstehenden  Bemontepferde  den  Marsch  anzutreten  beordert 
würde*),  solle  er  ein  entsprechendes  Comuiando  zurücklassen; 

»2)  sollen  die  Jäger  beordert  werden,  den  21.  dieses  auf  ihre  angewiesene 
Posten  zu  sein.  [In  dem  Concept  der  demgemäss  aufgesetzten  Ordre  an  Wobersnow 
vom  16.  August  ist  für  »den  21.«  irrthümlich  >den  1.«  geschrieben.] 

>3)  Haben  8.  K.  M.  mir  auch  schon  vorgestern  gesagt,  dass  Sie  die  Löhnungen 
und  Brot  vor  die  Pack-  und  Bagageknechte  derer  Berlinischen  Regimenter,  von 
dem  21.  dieses  an  gerechnet,  wollten  vergüten  lassen. 

-4)  Die  Ordres  an  die  Grenadiermajors  Möllendorflf,  Lengefeldt  und  Biller- 
beck9), dass  sie  nach  Magdeburg  gehen  und  sich  bei  dem  Prinz  von  Braunschweig 
melden  sollten,  haben  S.  M.  mir  gesagt,  hätten  Sie  schon  Selbsten  angegeben.« 
(Die  Ordres  sind  vom  16.  August  dadrt;  die  entsprechende,  auf  Grund  einer 
eigenhändigen  Weisung  an  Prinz  Ferdinand  aufgesetzte  Ordre  ist  abgedruckt: 
P.  C.  13,  222.) 

[Am  Rande  der  Ausfertigungsvermerk  Eichels:  »ist  alles  ezpedirt«.] 


176.  Winterfeldt  an  Eichel  in  Potsdam.  Potsdam,  16.  August  1756.  Aug.  ie 

Nach  d^r  Urschrift. 

>Ew.  Hochwohlgeboren  ersuche  . . .,  mir  die  Instruction  vor  der  III.  Colonne, 
so  der  Herzog  von  Bevern  führen  soll,  zu  communiciren,  indem  solche  muss  ge- 
ändert werden  1.  Die  Tabellen  vor  dieser  Colonne  habe  ich  hier.«  [Am  Rande 
der  Vermerk  Eichels:  > factum«.] 

2)  soll  Zieten  Ordre  bekommen,  2  Escadronen  seines  Regiments  zum  Auf- 
bruch am  20.  von  Berlin  marschfertig  zu  halten4);  >sie  sollen  die  Kriegeskasse 
vor  des  Prinz  von  Braunschweig  seinem  Corps  nach  Magdeburg  escortiren  und 
alsdann  bei  selbigem  Corps  bleiben.  Es  ist  gut,  dass  sich  die  Gelegenheit  wegen 


1)  Vgl.  Nr.  160.         2)  Vgl.  S.  59.         3)  Vgl.  Nr.  147  u.  177. 

4)  Vgl.  S.  97.  Am  Rande  der  Ausfertigungsvermerk  Eichels  »factum« 


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102     Preussiacbe  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

56    dea  Geldes  gefunden;  so  bringt  man  die  Husaren  doch  wenigstens  unvermerkt 
aua  Berlin  . .  .« 

Winterfeldt  will  Zieten  selbst  benachrichtigen  und  bei  seiner  Rückkehr  nach 
Berlin  am  18.  die  Inatruction  für  ihn  mitnehmen,  sowie  Eichel  am  17.  früh  > wegen 
der  III.  und  IV.  Colonne  alles  mit  einmal  überliefern« '). 


lAug.  16]       177,   Instruction  für  den  Herzog  von  Bevern2).   [Potsdam,  16.  August 

1756.] 

Ntok  d«m  CoDMpt  tou  der  Etai  WinUrfeldU. 

»Wegen  der  III.  Colonne  von  Stettin: 

»1)  bekommt  der  Herzog  von  Bevern  die  Ordre,  dass  er  den  21.  mit 
aelbiger  aufbrechen  soll,  umb,  laut  Marschtabelle  Nr.  I,  den  26.  zu  Köpenick 
die  Spree  zu  passiren,  sich  in  Köpenick,  Britz,  Rudow  und  Buckow  ein- 
zuquartiren  und  allda  den  27.  Ruhetag  zu  machen. 

»IB.  Diese  Ordre  muss  den  18.  per  Estafette  von  hier  abgehen9). 

»2)  empfangen  des  Herzogs  von  Bevern  Durchl.  hierbei  die  Instruction 
and  weitere  Marschtabelle.  Es  wird  Ihnen  solches  das  wahre  Dessein 
Ihres  Marsches  zeigen,  als  welches  Dieselben  wie  das  heiligste  Seoret  bei 
Sieh  behalten  müssen. 

»Es  besteht  denn  solches  darin,  nach  Sachsen  einzubrechen  und  zwar 
auf  folgende  Art:  Da  S.  K.  M.  nunmehro  das  Dessein  derer  sachsischen 
Truppen  erfahren  und  dass  sich  selbige  in  den  Winkel  von  der  Elbe 
zwischen  Pirna  und  Königstein  zusammenziehen,  alsdann  aber  über  der 
Elbe  durch  der  Lausnitz  nach  Böhmen  sich  salviren  wollen,  so  haben 
S.  K.  M.  vor  nöthig  gefunden,  das  Corps  des  G.  Lt.  von  Lestwitz4),  mit 
welchem  derselbe  aus  Schlesien  durch  der  Oberlausnitz  kommt,  als  auch 
das,  wormit  der  G.  M.  von  Meyerinck,  durch  der  Niederlausnitz  kommend, 
zu  ihm  stösst*),  noch  durch  der  Stettin'sohen  Colonne6),  und  worzu  anstatt 
denen  10  Escadrons  von  Markgraf  Friedrich  und  Württemberg  anjetzo 
das  Baireuth'sche  Dragonerregiment  gerechnet  wird7),  zu  verstärken  und 
des  Herzogs  von  Bevern  Durohl.  das  ganze  Commando  darüber  anzuver- 
trauen.« 


1)  In  einem  zweiten  Schreiben  vom  16.  August  benachrichtigt  Winterfeldt 
Eichel,  dass  am  17.  früh  die  Marschordre  an  das  Regiment  Baireuth  (vgl.  S.  92) 
abzusenden  sei,  »indem  solches  den  20.  von  Pasewalk  aufbrechen  mußa«;  das 
Regiment  werde  dem  Befehl  des  Herzoge  von  Bevern  unterstellt  und  erhalte 
seine  Marschroute  bis  zum  26.  August.  [Am  Rande  Eichels  Ausfertigungsvermerk: 
»factum«.]         2)  Vgl.  Nr.  176. 

3)  Diese  Weisung  ist  für  Eichel  bestimmt 

4)  Vgl.  Nr.  157.        5)  Vgl.  Nr.  169.  171.  172. 
6)  Vgl.  Nr.  156.         7j  Vgl.  Anm.  1. 


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1756  August  16  —  August  18. 


103 


3)  Da»  Corps  umfasst: 


[1756 
Aug.  16] 


an  Infanterie: 


an  Cavallerie: 
Rochow-Kürasaiere    5  Esc. 


Regiment  Brandes.  .  .  2  Bat. 

>       Meyerinck.  .  2  » 

Itzenplitz  .  .  2  » 

Schwerin  .  .  2    »   2  Gren.  Comp. 


Szekely   10  » 

Puttkammer.  ...  10  » 

Truchsess   5  » 

Örtzen   5  » 


Gren.  Bat.  Finck1)  .  .  1 


Regiment  Bevern  ...  2    >  2 

>  Blanckenece.  2    »   2  » 

>  Manteutfel 


Baireuth 


10  » 


(bisher:  Jeetz)  2    »    2  » 


Summa:  17  Bataillone  mit  Gren.  Comp. 


45  Escadronen. 


»4)  Das  Markgraf  Friederich'sche  Regiment  und  Württemberg  beordern 
Se.  Dnrchl.,  dass  sie  den  21.  aufbrechen  und,  laut  Marschtabelle,  ihre 
Märsche  so  einrichten,  umb  den  25.  die  Spree  bei  Köpenick  zu  passiren  .  .  . 
und  den  27  .  .  .  nach  Gütergotz,  Schenkendorf,  Arensdorf,  Sputendorf  und 
Gröben  zu  rücken.  Der  G.  M.  von  Lüderitz  meldet  sich  alsdann  wegen 
diese  beide  Regimenter  in  Saarmund  bei  des  Fürst  Moritz  Dnrchl.,  als , 
welcher  den  27.,  yon  Spandau  ab,  mit  seinem  Regiment  da  eingerückt  ist, 
und  empfangen  von  ihm  weitere  Ordre,  als  von  welchem  sie  nunmehro 
dependiren.« 

Das  Stettin'sche  Corps  ist  >nach  dem  Magdeburggehen  und  Halberstädtsehen 
destinirt«. 

5)  Für  die  auf  dem  Marsch  zu  beobachtenden  Vorsichtsmaassregeln  wird 
Bevern  auf  seine  erste  Instruction  verwiesen,  und  er  soll  benachrichtigt  werden, 
dass  nicht  er,  sondern  Fürst  Moritz  nach  Wittenberg  marschirt. 

Nr.  6  bis  8  handeln  von  Vorschriften  für  den  Marsch,  über  Parole  und 
Ordre  de  Bataille. 

In  Nr.  9  wird  der  Herzog  von  den  Marschbefehlen  an  das  ihm  unterstellte 
Baireu th'scho  Regiment  unterrichtet-). 

Nr.  10  und  11  betreffen  den  Marsch  in  Sachsen. 


178.  Der  König  an  Oberst  von  Wobersnow  in  Petsdam.  Potsdam,  Aug.  18 
18.  August  1756. 

AuBiog  aus  dea  Concept;  abgedruckt:  P.  C.  13,  23«. 

Wobersnow  soll  dem  Obersten  de  Le  Noble  mittheilen,  dass  ihm  der 
König  das  seiner  Charge  entsprechende  Tractament  bewillige8)  und  beab- 
sichtige, »dergleichen  Corps  noch  mehr  zu  errichten«1).    Jedes  Bataillon 


lj  Vgl.  S.  59.  98.         2)  Vgl.  S.  102  Anm.  1. 

3)  Es  handelt  sich  um  die  Errichtung  eines  Freicorps. 

4)  Der  König  schloss  ferner  mit  dem  Obersten  von  Mayr  und  dem  Major  von 
Kalben  ab.  Die  Werbepatente  für  diese  zur  Errichtung  von  je  5  Freicompagnieen 
Bind  vom  18.  und  21.  September  datirt.   Der  gleichfalls  in  preussiachen  DienBt 


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1  04     Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  KriegeB. 


1756    8oü  aus  5  Compagnien,  jede  Compagnie  ans  3  Officieren,  7  Unteroffizieren 
ug'  18  und  90  Mann  bestehen,  das  Batailion  .inclusive  Prime  Plan«  500  Köpfe 
zählen.    Der  Schiuss  handelt  von  der  Montirung  und  Werbung  der  Mann- 
schaften'). 


[Aug.  18]       179.   Winterfeldt  an  Eichel  in  Potsdam.   [Potsdam,  18.  Angost  175C] 

Auszug  ans  der  Urschrift. 

An  Prinz  Ferdinand  vou  Prcussen  in  Ruppin  ergeht  »noch  heute  den  18.< 
Marschbereitschaftsordre ;  er  bricht,  ohne  weitere  Ordre,  am  24.  auf  und  marschirt 
am  25.  nach  Brandenburg,  »allwo  auch  das  MUnchow'sche  Regiment  an  ihn  ver- 
wiesen und  unter  seiner  Ordre  steht«.  Am  26.  Nachmittags  öffnet  er  die  geheime 
Ordre,  mit  seinem  und  dem  Regiment  Münchow  »den  27.  des  Morgens  ganz  früh« 
nach  Sachsen  aufzubrechen.  Es  folgt  die  Marschroute  beider  Regimenter  und 
des  Königs  bis  zum  29.,  wo  sie  bei  dem  König  anfragen,  wann  sie  die  Schiffs- 
brücke bei  Elster  passiren  und  wohin  sie  weiter  marschiren  sollen.  [Am  Rande 
Eichels  Ausfertigungsvermerk :  »factum«.]  Über  Empfang  der  Proviantwagen  und 
des  Brotes. 

Normann2)  erhält  Marschordre  > heute  auch  noch  wohl«  abzusenden),  am 
23.  aus  Wrietzen  nach  Straussberg  zu  rücken  [am  Rande  Eichels  Ausfertigungs- 
vermerk: »factum«;  das  Concept  der  demgemäss  aufgesetzten  Ordre  ist  vom 
19.  August  datirt];  er  holt  am  24.  von  Feldmarschall  Kalckstein  weitere  Ordre 
und  empfängt  in  Berlin  Proviant  und  die  zweimonatlichen  Verpflegungsgelder. 
[Am  Rande  Eichels  Vermerk:  »factum«.] 

Münchow  empfangt  am  20.  Marschbereitschaftsordre  und  wird  an  die  Befehle 
des  Prinzen  Ferdinand  von  Preussen  verwiesen.  [Am  Rande  Eichels  Ausfertigungs- 
vermerk:  »factum«;  das  Concept  der  demgemäss  aufgesetzten  Ordre  an  Oberstlt 
Queiss  ist  vom  19.  August  datirt.] 

»Zuletzt  bitte  um  Vergebung,  dass  anstatt  der  Sandbüchse  das  Tintenfass 
gegriffen  habe. 

»Die  übrigen  Explications  sollen  auch  heute  Nachmittag  noch  folgen9;.« 


Aug.  [18]      180.   Winterfeldt  an  Eichel  in  Potsdam.  Potsdam,  [18.]«)  August  1 756. 

AoBzug  aus  der  Urschrift 

»Ordres  zum  Aufbruch  von  der  II.  Colonne: 
>1)  Vor  Ferdinand  und  Normann  sind  schon  heute  den  18.  expedirt5). 
»2)  [Vor]  Münchow  geht  den  20.  ab  und  wird  an  der  Ordre  des  Prinz 

Ferdinands  verwiesen.«5) 

3)  Regiment  Carabinier8)  (G.  M.  von  Pennavaire  und  Oberst  von  Schwerin) 

empfängt  am  20.  Marschordre,  »den  24.  nach  Genthin  aufzubrechen«.   Sie  öffnen 


getretene  Oberst  von  Gschray  sandte  sein  Werbepatent  vom  23.  September  zur 
Errichtung  eines  Freicorps  von  6  Compagnieen  zu  Pferde,  nach  dem  Erlass  des 
Königs  an  Wobersnow  vom  10.  November  1756,  zurück. 

1)  Am  6.  November  erhält  Massow  Befehl,  die  Montirungen  für  die  Frei- 
bataillone von  de  Le  Noble,  Mayr  und  Kalben  anzuschaffen. 

2)  Vgl.  S.  98.  99.         3)  Vgl.  Nr.  180. 

4)  In  der  Vorlage  verschrieben:  »17«.      5)  Vgl.  Nr.  179.      6)  Vgl.  S.  101. 


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1756  AuguM;  18. 


105 


am  26.  die  geheime  Ordre,  »den  27.  früh  nach  Sachsen  herein  zu  marschiren«.  1756 
Es  folgt  die  Marschroute  bis  zum  29.;  Empfang  der  Proviantwagen.   [Am  Rand  Au&- 11»] 
Eichels  Ausfertigungsvermerk :  »iet  alles  expediret«;  das  Concept  der  demgemäss 
aufgesetzten  Ordre  ist  vom  20.  August  datirt] 

Die  unter  4)  und  5)  folgenden  Weisungen  für  Bereitschaftsordres  an  die 
beiden  Grenadiercompagnieen  von  Wangenheim  und  Prinz  Heinrich  werden  hernach 
im  Texte  geändert 

6)  Prinz  von  Preussen-Cavallerie  (Oberstlt  von  Oppen)1)  erhält  am  21.  Marscb- 
ordre,  am  24.  nach  Rohrbeck,  Dallgow  etc.  zu  rücken  und  gemäss  der  ver- 
schlossenen Ordre,  die  von  Retzow  aus  Potsdam  zu  holen  ist,  am  25.  nach 
Born[im],  Bornstedt,  Eiche  und  Grube  bei  Potsdam  zu  marschiren.  »Lassen  ihre 
Ankunft  an  S.  M.  melden,  machen  den  26.  Ruhetag  und  empfangen  gegen  Abend 
ihre  weitere  Marschroute  zum  Aufbruch  des  andern  Morgens  am  27.«  [Das 
Concept  der  demgemäBs  aufgesetzten  Ordre  ist  vom  20.  August  datirt.] 

»1©.  wegen  Major  Wangenbeim  ist  es  geändert« :  er  marschirt  mit  den  Pon- 
tons, welche  die  Heinrich'schen  Compagnieen  ihm  am  27.  aus  Potsdam  bringen, 
noch  am  27.  aus  Beelitz  ab,  rückt  am  28.  nahe  bis  nach  Elster  an  der  Elbe,  wo 
am  29.  sofort  die  Brücke  geschlagen  wird.  Zugleich  bringt  Oberstlt.  Tettenborn 
mit  dem  2.  Bataillon  Wied  noch  10  Pontons2),  »dasa  also  50  zusammen  sein«. 

Daher  erhält  Wangenheim  »morgen  den  19.«  nur  Marschbereitachaftsordre, 
damit,  »wann  die  Heinrich'sche  Grenadiere  zu  ihm  Stessen8),  er  den  27.  aufbrechen 
und  dem  General  Meyerinck  nach  Schlesien  folgen  kann«.  Er  soll  sich  sofort 
bei  Retzow  wegen  der  Proviantwagen  erkundigen.  [Das  Concept  der  demgemäss 
aufgesetzten  Ordre  ist  vom  20.  August  datirt.] 

»Die  Heinrich'sche  Grenadiercompagnieen  empfangen  also  ihre  Ordre  zum 
Marsch  nicht  eher  als  die  hiesige  Garnison4).«  Sie  marschiren  »den  27.  früh« 
nach  Beelitz  und  stossen  zu  Wangenheim,  dem  sie  die  40  Pontons,  »so  die 
Gr[enadiere]  von  Prinz  von  Preussen  den  26.  von  Berlin  bringen«,  nebst  einer 
verschlossenen  Ordre  Uberliefern,  welche  die  obigen  Weisungen  »wegen  dem 
Brückenschlagen«  enthält. 

»Die  Gensdarmes  werden  in  Berlin  von  dem  Feldmarschall  Kalckstein  in- 
struirt  als  auch  alle  übrige  [Berliner]  Regimenter5).« 

7)  Der  Prinz  von  Preussen  erhält  am  25.  Befehl,  seine  beiden  Grenadier- 
compagnieen zu  beordern,  »dass  sie  den  26.  die  40  Pontons,  so  ihnen  Oberstlt. 
Dieskau  überliefern  wird,  herbringen  und  hier  alsdann  unter  Commando  des 
Oberstlt.  Bttlow  mit  die  2  Gr [enadier] compagnieen  von  der  Garde  ein  Bataillon 
formiren  aollen8). 

»9)  Die  Instruction  vor  Fürst  Moritz,  welche  er  erst  den  22.  zu  haben 
braucht,  werde  ich  Ubermorgen  von  Berliu  herschicken.  Wann  aber  die  Berlinische 
und  hiesige  Garnison  die  Ordres  erhalten,  sich  marschfertig  zu  halten,  so  wird 
ihm  solche  zwar  auch  ebenfalls  zugeschickt,  aber  dabei  express  angeführt,  dass 
er  Bein  2.  Bataillon  nicht  eher  aus  Nauen  nach  Spandau  an  sich  ziehen  soll,  [als] 
bis  er  erstlich  noch  besondere  Ordre  darüber  erhält.  [Das  Concept  der  dem- 
gemäss aufgesetzten  Ordre  ist  vom  21.  August  datirt] 

»9)  So  ist  anjetzo  meines  Wissens  nichts  weiter  mehr  zu  beordern.  Das 
Jägercorps7)  werde  ich  instruiren  .  .  « 


l)  Vgl.  S.  92.  2)  Vgl.  S.  97.  3)  Vielmehr  formirten  die  Grenadier- 
compagnieen von  Wangenheim  mit  denen  von  Wietersheim  ein  Bataillon,  und 
ebenso  die  von  Prinz  Heinrich  mit  denen  von  MUnchow,  vgl.  dazu  Nr.  102. 

4)  Vgl.  Nr.  181.       5)  Vgl.  Nr.  182.       6)  Vgl.  Nr.  102.        7)  Vgl.  S.  101. 


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106     Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  181.  Der  König  an  Major  von  Diericke  vom  Regiment  Garde  in 
Ug' 19  Potsdam.    Potadam,  19.  August1)  1756. 

Nack  dam  Coneepi. 

»Ich  befehle  hierdurch,  dass  Ihr  die  Beurlaubeten  von  dem  2.  und  3. 
Bataillon  Meines  Regiments  Garde  den  20.  dieses  einziehen  lassen,  auch 
sonsten  die  Feldequipage  in  gehörigem  Stande  bringen  lassen  sollet,  auf 
dass,  wann  es  befohlen  wird,  alles  in  marschfertigem  Stande  sei.« 


»In  simili,  mutatis  mutandis«  an:  Prinz  Heinrich,  Retsow  und  Garde  du 
Corps  (Oberstlt.  von  Blumenthal). 


Aug.  20       182.   Der  König  an  Feldmarschall  von  Kalckstein  in  Berlin2).  Pots- 
dam, 20.  August  1756. 

Nach  dem  Concapt 

Verweist  Kalckstein  auf  die  ihm  bereits  zugegangene  besondere  In- 
struction und  befiehlt  ihm,  »nunmehro  vom  21.  dieses  an  zu  rechnen«  sein 
Regiment  in  völlige  Marschbereitschaft  zu  setzen.  »Das  Regiment  bekommet 
keine  Equipagegelder,  weil  es  die  Pferde  in  natura  geliefert  erhält. « »)  Brot 
wird  auf  9  Tage  mitgenommen. 

ȟbrigens  habe  Ich  die  Berlin'sohen  Regimenter  an  Eure  weitere  In- 
structions und  Ordres  verwiesen.« 


Die  entsprechenden  Befehle  ergchen  am  gleichen  Tage  an  die  Regimenter: 
Winterfeldt,  Prinz  von  Preussen-Infanterie,  Markgraf  Karl  und  Forcade. 

Ferner:  an  das  Regiment  Gensdarmes  (G.  Lt.  von  Katzler),  welches  jedoch 
Equipagegelder  empfängt  und  Fourage  auf  3  Tage  mitnimmt. 

Sämtliche  Regimenter  nehmen  zugleich  die  Verpflegungsgelder  für  September 
und  October  mit4). 


[Aug.]        183.   Weisung  des  Königs  für  das  Cabinet.  [Potsdam,  August  1756.] 

Nach  der  Urschrift.  EijeDhtndig 

»Ich  habe  vergessen  eins  zu  erinnern.  Die  12  neue  Übercomplette 
per  Escadron,  die  müssen  Pferde  haben.  Wor  es  nicht  befohlen  ist,  so 
muss  Prinz  Ferdinand  vor  seine  unterhabende  Cavallerieregim enter,  Prinz 
Moritz  vor  die,  so  zu  ihm  stossen,  Prinz  Bevern  und  Lestwitz  sowohl  als 
Winterfeldt  geschrieben  werden,  dass,  sowie  sie  in  Sachsen  kommen,  müssen 


1)  Am  19.  August  weist  der  König  Köppen  an,  400000  Thlr.  an  Lehwaldt 
für  die  Ausrüstung  und  Verproviantirung  des  ostpreussischen  Corps  zu  über- 
machen, vgl.  P.C.  13,  237.  Sie  wurden  dem  Erbprinzen  von  Hessen-Darmstadt 
zum  Transport  Ubersandt.       2)  Vgl.  S.  105.       3)  Vgl.  S.  76.       4)  Vgl.  S.  99. 


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1756  August  19      August  23. 


107 


sie  die  besten  Pferde  zusammenbringen  lassen  und  damit  die  Regimenter  (1756 
Cavallerie  nnd  Dragoner  beritten  machen.«  Aug'^ 


Die  demgemäß»  aufgesetzten  Ordres  sind  vom  21.  AugUBt  datirt. 


184.   Winterfeldt  an  Eichel  in  Potsdam.    [Berlin,  22.  Angust  1756.]  [Aug.  22] 

N*ch  d«  UnehrtfL 

'Morgen  den  23.  August  wird  an  dcB  Fürst  Moritz  Durchl.  die  Ordre  ge- 
schickt, sein  2.  Bataillon  aus  Nauen  den  25.  dieses  au  sich  zu  ziehen,  den  27. 
aber  mit  dem  ganzen  Regiment  nebst  2  Gr[enadier]compagnieen  von  Spandau  auf- 
zubrechen und  durch  Potsdam  nach  Saarmund  zu  marschiren  *),  indem  Se.  Durchl. 
mit  Dero  Regiment  bei  Sr.  M.  Potsdam'schen  Colonne  bleiben  nnd  ihren  Marsch 
mit  selbiger  über  Mittenwalde,  Storckow,  Beeskow  und  Frankfurt  nach  Schlesien*) 
fortsetzen  sollten.  Zu  dem  Ende  käme  denn  hierbei  auch  eine  verschlossene 
Ordre,  als  welche,  wann  keine  andere  gegeben,  Solche  den  27.  in  Saarmund  er- 
brechen nnd  der  Marsch  darnach  fortgesetzt  würde. 

»IB.  In  der  verschlossenen  Ordre  wird  denn  die  hier  beigefügte  Instruction  s; 
und  Marschtabelle  gelegt.« 

[Am  Rande  der  Ausfertigungsvermerk  Eichels:  »ist  alles  expediret  worden 
den  23.  August  1756«.] 


185.    Eichel  an  Winterfeldt  in  Berlin.   Potsdam,  23.  August«)  1756.  Aug.  23 

Nach  der  Urschrift;  abgedruckt:  P.  C.  13»  265. 

Auf  expressen  Befehl  des  Königs  bittet  Eichel  um  sofortige  Mittheilung, 
wo  sich  am  24.,  25.  und  26.  die  Generale  Lestwitz,  Meyerinck,  Ferdinand 
von  Prenssen  und  von  Braunschweig,  Bevern  und  die  Regimenter  Mark- 
graf Friedrich,  Eugen  von  Württemberg,  örtzen,  Truchsess  und  Normann 
befinden,  um  ihnen  »bei  einem  gewissen  fivenement« 5)  durch  Estafette 
Ordre  zuzuschicken,  »gleich  Halt  zu  machen«  .  .  . 


1)  Vgl.  S.  103.  105. 

2)  Ein  Versehen  Winterfeldts,  da  die  Potsdam'sche  Colonne  geraden  Wegs 
nach  Sachsen  raarschirte.   Vgl.  auch  S.  109. 

3)  »Instruction  vor  der  III.  Colonne  auf  Wittenberg  (vgl.  S.  103)  und  von  da 
weiter  bis  ins  Lager  bei  Nossen  unter  Commando  des  6.  Lt.  Fürst  Moritz  Durchl., 
Potsdam  den  23.  August«  (das  Datum  von  Eichel  zugesetzt). 

4)  In  seiner  Antwort  auf  den  Bericht  Lehwaldts  vom  17.  August  über  eine 
Feuersbrunst  in  Königsberg  stellt  der  König  am  23.,  »auf  den  Fall,  dass  der  sehr 
Btark  anscheinende  Krieg  noch  vorübergehen  und  der  Friede  conserviret  werden 
kann«,  »einige  extraordinäre  ßeihlilfe«  in  Aussicht 

5)  Gemeint  ist  die  Ankunft  des  Klinggräffen'schen  Couriers  mit  der  Antwort 
des  wiener  Hofes  auf  die  zweite  Anfrage  des  Königs. 


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108     Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Kriege». 

1756         186.    Eichel  an  Winterfeldt  in  Berlin.  Potsdam,  24.  August  1756. 
Aug.  24 

Nach  der  Urschrift;  *b»»dnickt:  P.  C.  13,  271 

»Ew.  Exo.  werden  aus  der  heutigen  schon  vorausgeschickten  Ordre1) 
bereits  ersehen  haben,  wie  des  Königs  Majestät  den  Marsch  der  Regimenter 
nun  auf  einen  Tag  später  gerücket  haben.«  Eichel  berichtet  im  folgenden 
Uber  die  Expedirnng  der  gleichen  Ordre  an  eine  Reihe  von  Generalen  und 
Regimentern2).  Der  König  vermisse  die  in  Winterfeldts  Händen  befindliche 
Generalmarachtabelle 3). 

»Der  König  seind  zum  höchsten  embarrassiret,  dass  der  Courier  von 
Wien4)  noch  nicht  kommet,  um  Dero  Parti  nehmen  zu  können,  und  rechnen, 
dass  solcher  zwischen  heute  und  morgen  Abend  kommen  soll;  ich  bin  aber 
fast  persuadiret,  dass,  wenn  auch  solcher  früh  kommet,  er  vor  Übermorgen 
nicht  hier  sein  kann  noch  wird  und  vielleicht  noch  später  kommet,  wenn 
der  wiener  Hof  nicht  prompte  dem  von  Klinggräffen  antwortet  oder  der 
Courier,  wie  das  letztere  Mal  geschehen,  des  Nachts  an  Olmütz  kommet 
und  nicht  passiret  wird.  Ich  bin  also  besorget,  dass  es  bei  denen  heutigen 
Ordres  noch  nicht  bleiben  dörfte,  da  des  Königs  Majestät  nicht  eher 
brechen  können  noch  wollen,  bis  Sie  die  Antwort  aus  Wien  gesehen  und 
erhalten  haben,  und  kommet  solche  heute  und  ist  böse,  so  kommen  morgen 
Ordres,  nach  der  ersten  Zeit  auf-  und  in  Sachsen  den  27.  einzubrechen; 
ist  sie  gut,  so  liegen  meine  Ordres  parat,  umzukehren.  Ew.  Exc.  werden 
nicht  ungnädig  nehmen,  dass  mit  allem  diesen  Detail  incommodire. « 


Aug.  25       1  87.   Eichel  an  Winterfeldt  in  Berlin.   Potsdam,  25.  August  1756. 

AuKtug  aus  der  Urechrift;  abgedruckt:  P.  C.  13,  273. 

Winterfeldt  soll  zum  Nachmittag  nach  Potsdam  mit  den  Marschtabellen 
kommen,  weil  der  König  die  Ordre  parat  halten  lassen  will,  »dass,  wenn 
heute  der  Courier  nicht  kommt,4)  die  Regimenter,  wo  sie  seind,  stehen 
bleiben  sollen  bis  auf  nähere  Ordre«. 


1)  Abgedruckt:  P.  C.  13,  270. 

2)  Ein  Vermerk  der  Cabinete-Registratur  besagt:  »den  24.  August  1756  seind 
nachstehende  Ordres  abgegangen«:  ausser  an  die  in  Nr.  185  genannten  Generale 
und  Regimenter,  noch  an  Kalckstein,  Winterfeldt  (vgl.  Anm.  1),  Oberst  Goltz 
(vom  Regiment  Meyerinck),  Itzenplitz,  Ingersleben,  Fürst  Moritz,  Prinz  von 
Preussen,  Wangenhein],  Oberstlt.  Tettenborn,  Carabinier  und  Prinz  von  Preussen- 
Cavallerie.  Die  Ordre  an  Prinz  Ferdinand  von  Braunschweig  ist  abgedruckt: 
P.  C.  13.  271. 

3)  Durch  Ordre  vom  gleichen  Tage  (abgedruckt:  P.  C.  13,  273)  wird  Winter- 
feldt angewiesen,  die  Tabelle  dem  König  zu  senden. 

4)  Vgl.  S.  107,  Anm.  5. 


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1756  August  24  —  Augast  26. 


109 


188.   Vermerk  der  Cabinets- Registratur.    [Potsdam,  25.  August  [1756 
1756].»)  A"*ÄI 

»1)  Laut  Ordre  vom  25.  August  an  den  6.  Lt.  Herzog  von  Beyern:  soll  mit 
dem  Regiment  Halt  machen,  aber  marschfertig  bleiben,  bis  auf  weitere  Ordre. 
[Abgedruckt:  P.C.  13,  275.] 

2)  Oberstlt.  von  Tettenborn:  desgleichen  mit  dem  Neuwied'schen  Bataillon. 

3)  G.  M.  Schönaich:  vor  dem  28.  dieses  nicht  aufzubrechen,  wofern  es  sich 
vielleicht  nicht  länger  aufhalten  wird,  weshalb  weitere  Ordre  bekommen  wird. 

4)  G.  M.  Hülsen:  desgleichen. 

5)  G.  Lt.  Lestwitz:  Halt  machen,  wo  er  stehet,  bis  weitere  Ordre. 

6)  G.  Lt.  Prinz  Ferdinand  von  Braunschweig:  desgleichen,  bis  weitere  Ordre. 
[Abgedruckt:  P.  C.  13,  274.] 

7)  G.  M.  Meyerinck:  vor  dem  28.  dieses  nicht  zu  marschiren,  wo  er  nicht 
noch  länger  aufgehalten  wird,  als  weshalb  er  Ordre  bekommen  soll;  auch  den 
Regimentern  seiner  Colonne  bekannt  zu  machen,  insonderheit  Itzenplitz. 

8)  An  den  G.  M.  Pennavaire  und  Oberst  Schwerin2):  nicht  vor  dem  28.  zu 
marschiren,  woferne  er  nicht  noch  länger  aufgehalten. 

9)  An  den  G.  M.  Prinz  Ferdinand  von  Preussen :  desgleichen. 

10)  G.  Lt.  Bochow3):  nichts  eher  vornehmen,  bis  der  König  ihm  weiter  sagen 
lassen  wird. 

11)  G.  Lt.  Fürst  Moritz  von  Anhalt:  soll  bis  auf  nähere  Ordre  stehen  bleiben. 

12)  G.  M.  Lüderitz«):  soll  bis  auf  weitere  Ordre  stehen  bleiben,  wo  er  jetzo  ist. 

13)  G.  M.  Örtzen:  gleichfalls. 

14)  G.  M.  TruchsesB:  gleichfalls. 

15)  G.  M.  Itzenplitz:  gleichfalls. 

16)  G.  M.  Normann:  gleichfalls. 

17)  Oberst  Ingersleben:  gleichfalls. 

18)  Oberst  Szekely:  soll  zu  Sagan  stehen  bleiben,  bis  auf  weitere  Ordre  vom 
G.  Lt.  Lestwitz  oder  vom  König,  und  ist  vor  dem  28.  dieses  an  keinen  Marsch 
zu  gedenken. 

19)  G.  H.  Quadt:  soll  Halt  machen  und  bis  auf  nähere  Ordre  nicht  weiter 
marschiren.« 


189.   Winterfeldt  an  Eichel  in  Potsdam.  [Potsdam,  26.  August  1756.]  [Aug.  26] 

Nach  d«r  Urach  rift. 

>Die  Ordres  zum  Aufbruch. 

1)  Die  Potsdam-  und  Berlin'sche  Garnisonen  sollen  den  28.  aufbrechen5). 
Dazu  gehört  zu  Potsdam  das  Grenadierbataillon  Wangenheim.  Selbiges  bricht 
den  28.  von  Beelitz  auf,  sobald  die  lleinrich'schen  Grenadiers  von  Potsdam  mit 
die  Pontons  zu  ihm  stossen6). 


1)  Vgl.  Nr.  187. 

2)  Vom  Regiment  Carabiniere. 

3)  Der  Coinmandant  von  Berlin.  Es  .handelt  sich  um  die  Schliessung  der 
Thore.         4)  Vom  Regiment  Markgraf  Friedrich,  vgl.  S.  103. 

5)  Die  Ordre  an  Kalckstein  (für  die  Berliner  Garnison)  ist  abgedruckt: 
P.  C.  13,  282.         6)  Vgl.  S.  105. 


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110    Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

[1756  2)  Die  Grenadiers  von  Prinz  Prensun  kommen  den  27.  hier  mit  die  Pontons 
Aug.  26]un(j  Train  d'artillerie,  bringen  auch  Sr.  Majestät  Equipage  mit'). 

3)  Die  Colonne  des  Prinz  Braunschweigs  bei  Halle  und  was  zu  Aschers- 
leben steht,  als  General  Schönaich  und  General  Hülsen,  brechen  den  29.  von 
beiden  Orten  nach  Sachsen  ein  und  continuiren  ihre  Märsche  laut  Instruction3}. 

4)  General  Meyerinck :  von  dem  Rendezvous  bei  MUllrose  den  29.  nach  Guben. 

5)  General  Truchsees  und  Oberst  Goltz  mit  Meyerinck  zu  Beeskow:  auch  den 
29.  nach  Lübben. 

6)  General  Lestwitz:  den  30.  von  Bunzlau  nach  Görlitz. 

7)  Oberst  Szekely:  auch  den  30.  von  Sagau  in  Sachsen  nach  Muskau. 

8)  Prinz  Preussen-Cavallerie:  den  27.  von  Bohrbeck,  hier  bei  Potsdam,  nach 
Bornim,  Bornstädt  etc.,  melden  sich  beim  Könige  und  auch  beim  General  Retzow*). 
Den  28.  von  da  nach  Deutschen  und  Wendscben  Bork,  auch  Schlalach  und  so 
weiter  laut  Marschtabelle,  welche  S.  M.  haben. 

9)  Garabiniers  in  Genthin  brechen  den  28.  nach  Ziesar  auf,  den  29.  aber 
laut  ihrer  verschlossenen  Ordre  in  Sachsen. 

10)  Prinz  Ferdinand  Hoheit  in  Nauen:  den  28.  nach  Brandenburg  und  von 
da  den  29.  mit  MUnchow  besage  der  verschlossenen  Ordre4. 

11)  Fürst  Moritz:  den  28.  nach  Saarmund. 

12)  General  Lüderitz6):  den  28.  mit  Friederich  und  Württemberg  auf  die 
Dörfer  bei  Saarmund.  Den  29.  alsdann  mit  Fürst  Moritz  zusammen  nach  und  in 
der  Gegend  bei  Trenenbrietzen,  laut  bereits  erhaltener  Marschroute6).  Fürst 
Moritz  wird  auch  avertirt,  dass  der  General  Quadt  erstlich  den  29.  von  Magde- 
burg aufbricht 

13)  Oberst  Ingersleben  soll  parat  sein,  den  28.  mit  seine  Schiffe  abzugchen7), 
dennoch  aber  nicht  eher  abgehen,  bis  er  Ordre  bekommt,  gleich  abgehen  zu  können. 

14)  General  Quadt:  mit  die  westfälische  Regimenter  den  29.  von  Magdeburg 
und  so  weiter  laut  erhaltener  Marschroute  und  Instruction'). 

15)  Oberst[lt]  Tettenborn:  den  28.  von  Kloster  Leitzkau;  folgt  alsdann  seiner 
Marschroute  bis  an  der  Elbe7). 

16)  Herzog  von  Bevern:  den  27.  nach  Köpenick,  den  28.  Ruhetag,  den  29. 
nach  Zossen  und  so  weiter  laut  seiner  Marschtabelle.  [Abgedruckt:  P.C.  13,281.) 

17)  Regiment  Baireuth:  den  27.  nach  Schmöckwitz  und  derer  Orten,  den  28. 
Ruhetag;  den  29.  nach  Buchholz,  den  30.  laut  Marschtabelle  des  Herzogs  von 
Bevern. 

18)  Regiment  Normann  in  Strausberg:  den  26.  nach  Rudow,  den  27.  nach 
Teupitz  und  derer  Orten»),  den  28.  von  da  nach  Luckenwalde].  Dieses  wegen 
General  Normann  will  ich  besorgen.  < 


1)  Vgl.  S.  105.  Abgedruckt:  P.  C.  13,  282.  Jedoch  wird  dort  der  Aufbruch 
schon  für  den  Abend  des  26.  befohlen.  Die  Ordre  trägt  den  eigenhändigen  Zusatz 
des  Königs:  >Vous  voyez  bien  par  ceci  en  quoi  peut  consister  la  räponse  de  la 
cour  de  Vienne.« 

2)  Abgedruckt:  P.  C.  13,  280.  Mit  dem  eigenhändigen  Zusatz  des  Königs: 
»La  räponse  est  venue  et  ne  vaut  rien.«         3)  Vgl.  S.  105. 

4)  Vgl.  S.  104  und  P.  C.  13,  291.         5)  Vgl.  S.  109,  Anm.  4. 
6)  Vgl.  S.  103.   Die  obigen  Ordres  für  die  beiden  Regimenter  werden  an 
Bevern  Ubersandt,  vgl.  P.  C.  13,  Nr.  7917.         7)  Vgl.  S.  97.      8)  Vgl.  S.  98. 


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1756  August  26  -  September  26. 


111 


190.  Feldmarschall  Graf  Schwerin  an  den  König.  Neisse,  31  aoüt  ms 
1756.  g' 

Nack  dar  Umhritt. 

'Maintenant  que  V.  M.  a  commence*  8es  Operations,  il  m'importe  de 
savoir  si,  par  8on  entre'e  en  Saxe,  la  guerre  est  formellement  dejä  d^clarde 
ou  si  cette  däclaration  dopend  encore  du  retour  du  courrier1)  de  Vienne. 
II  me  serait  maintenant  encore  aise"  de  rafler  une  partie  de  leur  Posfärung 
le  long  de  notre  frontiere  et  avant  que  Piccolomini  s'avance  avec  un  corps 
d'arme*e  vers  Troppau,  comme  on  m'avertit  qu'il  le  fera  dans  peu. 

»Je  ne  pense  pas  que  le  courrier  de  Vienne  pnisse  fitre  de  retour 
ici  avant  le  3  ou  le  4  au  plus  tot,  et  joindre  V.  M.  avant  le  6;  d'oü  je 
conclus  que  je  ne  pourrais  reoevoir  Ses  ordres  sur  ce  qu'Elle  aura  r&olu 
sur  cette  re"ponae  de  Vienne,  que  le  9,  et  ce  dälai  pourra  me  faire  perdre 
des  occasions  dont  je  pourrais  profiter  maintenant  que  les  ennemis  ne  sont 
point  encore  en  force  sur  la  frontiere.  Ces  premieres  avances  au  comnien- 
cement  d'une  guerre  me  paraissent  de  consäquence,  que  V.  M.  connalt 
mieux  que  personne.« 

Der  ScüIubs  bandelt  von  der  sicheren  Beförderung  des  Schreibens  an 
den  König. 


191.  Der  König  an  das  Feldcommissariat  zu  Dresden.  Sedlitz,  Sept.  26 
26.  September  1756. 

Nach  dem  Concept. 

»8.  K.  M.  haben  auf  anliegende  .  .  .  Vorstellung  des  Obristen  von 
Puttkammer  resolviret,  dass  denen  gesamten  Chefs  derer  Escadrons  seines 
Regiments  die  60  Übercompletten ,  welche  dieselbe  schon  seit  letzterm 
1.  Julii  an  verpfleget  und  in  Campagne  mitgenommen  haben,  ratione  des 
gewöhnlichen  Tractaments  vergütet  und  extraordinarie  noch  nachbezahlet 
werden  sollen;  wie  dann  auch  damit  ferner  continuiret  und  vorgedachten 
Übercompletten  das  gewöhnliche  Brot  mit  gereichet  werden  nmss.«  Das 
Feldcommissariat  soll  daher  die  nachträgliche  Zahlung  des  Tractaments 
und  die  Lieferung  des  Brotes  veranlassen2). 


1]  Der  die  Antwort  auf  die  dritte  Anfrage  des  Königs  Uberbringen  sollte. 

2)  Ähnlich  befiehlt  der  König  am  21.  December  1756,  anf  Schwerins  Vor- 
stellung vom  17.  hin,  dem  Minister  Schlabrendorff,  das  Tractament  für  die  Über- 
completten der  Husarenregimenter  Wartemberg  und  Wechmar  »vom  1.  des  in- 
stehenden Monats  Januarii  an  zu  rechnen«  aus  den  Etatsüberschiissen  anzuweisen. 


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112    Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  192.  Der  König  an  das  Feldcommissariat  zu  Dresden.  Haupt- 
>Ct  29  quartier  Gross-Sedlitz,  29.  October  1756. 

Nach  dem  Concept. 

Auf  eine  Anfrage  vom  26.  antwortet  der  König,  dass  die  Ver- 
pflegungsgelder1) den  neuen,  aus  den  sächsischen  Truppen  errichteten 
10  Infanterieregimentern  zwar  »vor  complett<  angewiesen,  aber,  >da 
solche  noch  nicht  complett  sein«,  nur  nach  dem  effectiven  Fuss  der  Mann- 
schaft ausgezahlt  würden. 

»Was  die  vormaligen  sächsischen  Cavallerieregimenter  anbetrifft,  da 
wird  die  Mannschaft  davon  allerdings  nach  dem  Fuss  der  preussischen 
Regimenter  verpfleget,  und  dienet  dem  Feldcommissariat  deshalb  zu  seiner 
Direction,  dass  von  gedachter  Cavallerie  4  Eacadrons  zu  dem  Regiment 
von  Prinz  Eugen  Württemberg-Dragonern  kommen  und  auf  dem  completten 
Fuss  verpfleget  werden,  welches  die  Anzahl  von  ohngefähr  500  Mann  aus- 
machen wird.  Zu  der  jetzigen  königl.  Escadron  Garde  du  Corps  werden 
aus  gedachter  sächsischer  Cavallerie  noch  2  Escadrous  gemachet,  die  zu 
gedachter  Garde  du  Corps  stossen  und  also  mit  auf  gleichem  Fuss  ver- 
pfleget werden  müssen.  Die  übrige  sächsische  Cavallerie  wird  bei  denen 
andern  königl.  Cavallerieregimentern  untergestochen  werden«  und  bis  dahin 
»nach  dem  effectiven  Fussc  verpflegt. 

Der  Schluss  handelt  von  der  Zahlung  des  Tractaments  an  die  Officiere 
und  von  der  Lieferung  des  Brotes. 


[Oct.  29]       193.   Der  König  an  Etatsminister  von  Borcke  in  Torgau,  [Grosa- 
Sedlitz,  29.  October  1756.]«) 

Naoh  dem  Concept;  der  ScUum  der  Ordre  liegt  nicht  vor. 

»Des  G.  Lt.  Fürst  Moritz  von  Anhalt  Liebden  haben  Mir  anzeigen 
müssen3),  dass,  als  Dieselbe  auf  Meine  specielle  Ordre  an  Euch  bekannt 
gemachet,  wie  zu  denen  neu  errichteten  10  Regimentern  Infanterie4]  die 
noch  fehlende  Mannschaft  nach  der  Euch  zugesandten  Designation  mit 
8052  Rekruten5}  in  dem  hiesigen  Lande  ausgeschrieben  und  bis  zum 
20.  November  c.  complett  zusammengebracht  und  denen  respective  Regi- 
mentern abgeliefert  werden  müssen,  Ihr  solches  nach  der  darauf  von  Euch 


1)  Nach  einer  Ordre  vom  19.  October  sollten  die  Verpfleguogsgelder  den 
vormalig  sächsischen  Truppen,  wie  den  Freibataillonen  (vgl.  Nr.  178)  vom  1.  No- 
vember ab  gezahlt  werden. 

2)  Das  Datum  nach  der  Antwort  Borckes,  Torgau  30.  October. 

3)  Bericht  d.  d.  »Lager  bei  Sedlitz«  26.  October.        4)  Vgl.  Nr.  192. 

5)  Einbegriffen  sind  300  Rekruten  für  die  Artillerie;  dazu  kauen  noch 
1240  Knechte. 


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1756  October  29  - 


November  29. 


113 


erfolgten   und  an  Mich  in  originali   eingesandten  Antwort1)  als  eine  1756 
Ohnmöglichkeit  ansehen  und  halten  wollen.   Worauf  Ich  Euch  dann  hier-    ct"  2 
dnreh  bekannt  mache,  dass  .  .  .  gedachte  Anzahl  Rekruten  gegen  die 
geordnete  Zeit  ohnfehlbar  für  gedachte  Regimenter  zusammengebracht 
»ein  müsse  .  .  . « *) 


194.  Der  König  an  den  Erbprinzen  von  Hessen-Darmstadt  in  Köslin.  Nov.  29 
Dresden,  29.  November  1756. 

Nach  dem  Concept;  die  Urschrift  (im  Groashenogl.  Haus-  und  StaaUarehiT  tu  Dannstadt) 
ist  vom  30.  November  datüt 

Der  König  schreibt,  er  habe  zur  Erleichterung  der  Provinz  Pommern, 
>aus  dieser  und  zugleich  andern  Ursachen  resolviret,  dass  Ew.  Liebden 
nur  sofort  mit  denen  unter  Dero  Commando  stehenden  Regimentern  ins- 
gesamt aufbrechen  und  sie  nachstehendermaassen  verlegen  sollen«:  die 
Regimenter  Darmstadt  und  Amstell  nach  Görlitz,  Franz  von  Braunschweig 
nach  Naumburg  am  Queis,  Alt-Württemberg  nach  Sagau  oder  Bnnzlau, 
2  der  Grenadierbataillone  nach  Laub  an,  das  dritte  nach  Greifenberg  oder 
Löwenberg  in  Schlesien'),  nach  dem  Gutfinden  des  Generals  Lestwitz. 

Das  Regiment  Alt-Württemberg  nimmt  die  letztabgelieferten  400000 
Thir.4)  bis  Prankfurt  a.  0.  mit,  von  wo  Köppen  ihren  weiteren  Transport 
nach  Breslau»)  veranlassen  werde. 

»Überhaupt  nehmen  vorgedachte  Regimenter  ihre  völlige  Feldequipage 
und  Proviantfuhrwerk  mit  sich«,  ebenso  die  zu  ihnen  gehörige  Artillerie, 
wahrend  die  für  das  ostpreussische  Corps  bestimmte  zu  Lehwaldts  Ver- 
fügung zurückbleibt6). 


1)  D.  d.  Torgau  25.  October. 

2)  Auf  dem  Berichte  des  Fürsten  Moritz,  Dreßdon  18.  December,  mit  der 
Klage  Uber  ungenügende  und  säumige  Lieferungen,  findet  sich  die  eigenhändige 
Weisung  des  Königs:  »Ordre  an  die  sächsische  Landatände,  tüchtige  Leute  aus- 
zusuchen und  die  Lieferungen  der  Rekruten  zu  beschleunigen,  mit  Drohungen, 
widrigenfalls  mit  der  Schärfe  zu  verfahren.  Friederich.«  Demgemäss  eine  Ordre, 
Dresden  19.  December,  »an  die  cbursächsische  Landesstände  und  Kreisdeputirten«. 

3)  Vgl.  Nr.  99.  Das  Regiment  Seydlitz  war  bereits  durch  Ordre  vom  19.  October 
nach  Sagau  in  Schlesien  beordert  worden.        4)  Vgl.  S.  106,  Anm.  1. 

5)  Nach  einer  entsprechenden  Ordre  an  Boden  vom  1.  December  war  das 
Geld  zum  Getreideankauf  bestimmt. 

6)  Am  6.  December  wiederholt  der  König  dem  Prinzen  den  Befehl,  den 
Marsch  mit  den  Regimentern  »sonder  einigen  weiteren  Anstand«  anzutreten, 
»indem  deren  Ankunft  allda  pressiret«. 

Acten  «ur  Vorgeschichte  des  7jlhrlf«n  Krieges.  8 


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114     Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756        195.   Der  König  an  Etatsminister  von  Borcke  in  Torgau.  Dresden, 

>ec'  8  8.  December  1756. 

Nach  dem  Concept 

»Nachdem  Bich  ein  vorhin  in  holländischen  Diensten  gestandener 
Obrister  Marquis  d'Angelelli  in  Meine  engagiret ')  und  Ich  mit  demselben 
eine  Capitulation  zu  Errichtung  eines  Freibataillons  auf  den  Fuss,  wie  die 
bisher  schon  errichteten  formiret  werden3),  getroffen  habe,  vermöge  welcher 
dann  ihm  überhaupt  an  Kosten  eine  Summa  von  6000  Thlrn.  von  Mir 
accordiret  worden«3),  soll  Borcke  diese  an  d'Angelelli  »aus  denen  säch- 
siscbon  Revenus«  auszahlen  lassen. 


Dec.  is       196.   »Circulaire-Ordre  an  die  Regimenter  Kürassierer.«4)  Dresden, 
18.  December  1756. 

Nach  dem  Concept 

»Da  Ich  resolviret  habe,  jede  Compagnie  Eures  unterhabenden  Regi- 
ments noch  mit  6  Gemeine  und  1  Gorporal  zn  augmentiren,  so  befehle 
Ich  hierdurch,  dass  Ihr  sehen  sollet,  deshalb  solche  7  Mann  par  Compagnie 
und  also  vor  das  ganze  Regiment  70  Mann  tüchtige  und  zu  Kürassiers 
gebauete  Leute  anzuwerben.  Vor  jeden  Mann  deshalb  werde  Ich  Euch 
10  Thlr.  vergüten;  vor  die  Mundirungsstflcke,  Pferde,  Reitzeug  p.  wird  der 
G.  Lt.  von  Massow  sorgen.  Daher  Ihr  nur  die  Leute  aus  hiesigen  Lande 
zn  schaffen  suchen  sollet,  und  müsset  Ihr  solche  mit  Anfang  des  kommen- 
den Monates  Februarii  zusammen  nnd  complett  haben.« 

P.  8. 

»Da  Ich  auch  bei  Eurem  [Regiment]  noch  5  neue  Fähndrichs  zu 
setzen  gewillet  bin,  so  habt  Ihr  zu  melden,  ob  Ihr  Mir  solche  aus  Euren 
Junkers  vorschlagen  oder  auch  sonst  darunter  etliche  hübsche  junge  Edel- 
leute,  die  gleich  Officiers  werden  wollen,  schaffen,  danebst  aber  auch  die 
Stelle  der  vorgeschlagenen  Junkers  wiederum  aus  jungen  Edelleuten  er- 
setzen könnet.« 


1)  Vgl.  P.  C.  13,  432.  564. 

2)  Vgl.  Nr.  178.         3)  Dnreh  Ordre  an  WoberBnow,  DreBden  8.  December. 
4)  Dieser  wie  der  folgenden  Ordre  (Nr.  197)  liegt  die  eigenhändige  Auf- 
zeichnung des  Königs  zu  Grunde: 

»Augmentation]:  840  Kürassier,  darunter  120  Corporate; 
60  neue  Cornets. 

Dragoner:  4  Escadrons  [nämlich  bei  dem  Regiment  Prinz 

Engen  von  Württemberg,  vgl.  S.  112]. 
560  Mann,  darunter  80  Corporate; 
40  neue  Fähndrichs.« 


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1756  December  8  —  Decomber  18. 


115 


Die  Ordre  ergeht  an:  Gensdarmes  (Q.  M.  von  Katzler),  Leibregiment  (G.  Lt.  1756 
von  Katt),  Leib-Carabiniers  (G.  M.  von  Pennavaire),  Prinz  von  Preuseen  (Oberatlt.  Dec.  18 
von  Oppen),  Markgraf  Friedrich  (G.  M.  von  Krosigk),  Bochow  (Oberst  von  Seydlitz), 
Baron  Schönaich,  Driesen. 

>In  Bimili,  ausser  der  Passage:  in  hiesigen  Lande«,  an:  Buddenbrock  (G.  M. 
von  Krookow),  Geesler  (Oberstlt  von  Planes),  Kyau  (Oberst  von  Marwitz),  Prinz 
Schönaich. 

In  einer  »Circulaire-Ordre«  vom  22.  December  befiehlt  der  König,  mit  der 
Werbung  der  Mannschaften  sogleich  zn  beginnen,  »da  Ich  die  MundirnngsstUoke 
vor  die  Augmentation  bereits  bestellen  lassen,  und  solche  im  Monat  Februario 
bereits  fertig  sein  werden«. 


197.  »Circulaire -Ordre  an  die  Dragonerregimenfer.«  *)  Dresden,  Dee.  18 
18.  December  1756. 

Nach  dtm  Cone«pt 

»Weil  Ich  reBolviret  habe,  Euer  unterhabendes  Dragonerregiment  und 
zwar  jede  Escadron  mit  12  Dragoner  und  2  Corporals,  und  also  das 
Regiment  überhaupt  mit  60  Dragoner  und  10  Corporals  zn  augmentiren, 
80  will  leb,  dass  Ihr  Euch  alle  Mühe  geben  sollet,  die  deshalb  erforder- 
liche 70  Mann  hiesiger  Orten  an  tüchtigen,  gesetzten  Leuten  anzuwerben. 
Vor  jeden  Mann  zur  Werbung  werde  Ich  Euch  10  Thlr.  vergüten  lassen. 
Die  Mundirungsatflcke,  Pferde ,  Reitzeug  p.  wird  der  G.  Lt.  von  Massow 
besorgen.  Ihr  sollet  also  nur  sehen,  die  Leute  zu  schaffen,  und  müsset 
Ihr  solche  mit  Anfang  des  kommenden  Monates  Februarii  complett  zu- 
sammen haben.«2) 

Die  Ordre  ergeht  an:  Truchsess,  Katt  (bisher:  Örtzen),  Normann,  Prinz  Eugen 
von  Württemberg,  Baireuth  (Oberst  von  Meier):  »wo  anstatt  60  Dragoner  120  Dra- 
goner und  20  Corporals  und  also  140  Mann  zu  setzen«. 

»In  Bimili«  an:  Stechow,  Blanckenaee-Dragoner  (»wo  anstatt  hiesiger  Orten: 
Eurer  Orten  gesetzet  wird«). 

Durch  »Circnlaire-Ordre«  vom  22.  December  wird  den  Regimentern  befohlen, 
zu  berichten,  »ob  Ihr  vermeinet,  die  zu  dieser  Augmentation  benüthigte  Pferde, 
wo  nicht  alle,  doch  guten  Theils  Eurer  Orten  herum  von  recht  gutem  dragoner- 
mässigen  Schlag  und  gehörigen  Jahren  aufkaufen  lassen  zu  können,  wann  Ich 
Euch  die  Gelder  davor  bezahlen  lasse«.  Sie  sollen  sofort  mit  Anwerbung  der 
Mannschaften  beginnen. 


1)  Vgl.  dazu  S.  114,  Anm.  4. 

2)  Jedes  Regiment  wurde  ausserdem  mit  je  5  Officieren  verstärkt,  vgl.  S.  114, 
Anm.  4. 


8* 

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116    Preussiscbe  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

198.  Der  König  an  Generalmajor  von  Refzow  in  Berlin.  Dresden, 
21.  December  1756. 

Auszug  loa  dem  Concept. 

Retzow  soll  »baldmöglichst«  dem  König  über  die  Kosten  einer  Ver- 
doppelung des  Grollmann'schen *)  nnd  Grape'schen  Garnisonbataillons  und 
einer  abermaligen  Vermehrung  des  Lange'schen  Garnisonregiments  um 
2  Bataillone  berichten. 


Dec.  26       199.   Der  König  an  Feldmarschall  von  Lehwaldt  in  Königsberg. 

Dresden,  26.  December  1756. 

Nach  dem  ('OBCopt. 

»Ich  habe  resolviret,  dass  das  dortige  Garnisonregiment2)  gleichfalls 
doubliret  nnd  ebeumässig  auf  den  Fuss  von  4  Bataillons,  wie  schon  mit 
denen  dortigen  beiden  andern  [Regimentern]3}  geschehen  ist,  gesetzet 
werden  soll.  Ihr  sollet  dannenhero  nur  gleich  dazu  thnn  und  die  dazu 
erforderliche  Mannschaft  aus  dortiger  Provinz  zusammenbringen  lassen, 
auch  es  darunter  ebenso  halten,  als  wie  es  deshalb  vorhin  mit  dem 
Sydow'schen  und  Manteuffcf  schon  Regiment  bei  deren  Doublirung  gehalten 
worden.« 

Lehwaldt  soll  die  erforderlichen  Officiere  ernennen  und  erhält  die 
nöthigen  Patente,  in  blanco  und  unterschrieben,  zugeschickt. 

»Die  Verpflegung  vor  beide  Bataillons  werde  Ich  Euch  auf  ein  ganzes 
Jahr  zum  Voraus  .  .  .  baar  übermachen  lassen.  Die  Mundirungsstücke, 
Gewehr,  Taschen  p.  wird  Euch  der  G.  Lt.  von  Massow  der  ihm  deshalb 
ertheileten  Ordre  gemäss  gleich  hinschicken.  Daher  Ihr  dann  das  übrige 
nur  alles  inzwischen  besorgen  sollet. 

»Ihr  sollet  Mir  übrigens  [schreiben],  ob  es  angehet,  dort  in  Preussen 
vor  die  dasige  Dragonerregimenter  Pferde  von  Dragonerschlage  zu  be- 
kommen, wenn  Ich  die  Übercompletten  noch  mehr  augmentiren  und  be- 
ritten macheu  wollte.« 


Dec  27       200.    Der  König  an  Oberst  von  Grape  in  Magdeburg  *).  Dresden, 
27.  December  1756. 

Nach  dem  Concept. 

»Da  Ich  des  Vorhabens  bin,  Euer  unterhabendes  Garnisonbataillon 
zu  doubliren  und  solches  mithin  durch  5  Musketiercompagnien  zu  augmen- 


1)  Bisher:  Hellermann.        2)  Luck. 

3)  Sydow  und  Manteuffel,  vgl.  Nr.  149.  163.  In  der  Vorlage  verschrieben: 
»Bataillons«.         4)  Vgl.  S.  88. 


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1756  December  21  —  1757  Januar  8. 


117 


tiren  nnd  auf  den  Fuss  eines  Garnisonregiments  zu  setzen1),  so  habe  Ich  1756 
Euch  solches  hierdurch  vorläufig  bekannt  machen  wollen,  damit  Ihr  vor- 
hero  Eure  Überlegung  machen  könnet,  woher  Ihr  die  dazu  erforderliche 
Mannschaft  werdet  zusammenbringen  können,  c 


201.  Der  König  an  Generalleutnant  von  Massow  in  Berlin.  Dresden,  Dec.  30 
30.  December  1756. 

Nach  dem  Concept 

Theilt  mit,  dass  er  die  Verpflegungsgelder  fllr  die  4  neuen  Garnison- 
bataillone3) »von  hier  aus«  der  Oeneralkriegskasse  znr  weiteren  Auszahlung 
übermachen  lasse.  »Ihr  habt  also  Eures  Ortes  wegen  der  Mundirungs- 
stflcken  und  übrigen  Sachen  das  erforderliche  zu  besorgen.  Im  übrigen 
können  von  denen  Verpflegungsgeldern  dieser  4  neuen  Bataillons  wegen 
der  Mundirungsstflcke  die  erstem  Monate  nicht  einbehalten  werden3),  weil 
die  Augmentation  sogleich  und  sonder  Zeitverlust  geschehen  muss,  und 
müssen  also  die  deshalb  betragende  Kosten  von  Mir  besonders  angewiesen 
werden.« 

202.  Der  König  an  Feldmarschall  von  Schwerin  in  Neisse.  Berlin,  1757 
S.  Januar  1757.  J&0'  8 

Nach  dam  Concept;  die  Ordre  an  Lebwaldt  iat  abgedruckt:  P.  C.  14,  169. 

»Weil  es  die  Noth wendigkeit  erfordert,  dass  Ich  alle  Force  anwende, 
am  bei  bevorstehender  Campagne  die  gehörige  Efferts  thun  zu  können,  so 
habe  Ich  ä  propos  gefunden,  bei  denen  unter  Eurem  Gommando  stehenden 
Infanterieregimentern  in  Schlesien  jede  Musketiercompagnie,  sowie  auch  jede 
Grenadiercompagnie  mit  30  Mann  zu  verstärken,  also  dass  ein  jedes  der 
unter  Eurem  Commando  stehenden  10  schlesischen  Regimenter4)  mit  360 
Mann  augmentiret  wird,  welches  eine  Augmentation  vor  die  1 0  Regimenter 
von  3600  Mann  allein  ausmachet. 

»Die  Leute  dazu  müssen  aus  denen  Gantons  genommen  werden;  was 
aber  Mundirungsstücke,  Gewehr  und  dergleichen  anbetrifft,  solches  wird  von 
hier  ans  durch  den  G.  Lt.  von  Massow  besorget  werden,  ausser  dass,  weil 
die  Regimenter  noch  einige  Mundirungen  in  Vorrath  haben,  sie  davon 
nehmen  müssen. 

»Vom  1.  Februar  an  zu  rechnen,  bekommen  diese  Leute  Löhnungen. 
Es  müssen  die  Regimenter  aber  sich  alle  Mühe  geben,  die  Leute  gut  aus- 


1)  Vgl.  Nr.  198.  Die  entsprechenden  Ordres  an  Grollmann  und  Lange  liegen 
nicht  vor.         2)  Vgl.  Nr.  198.  200.         3)  Vgl.  dazu  Nr.  40. 

4)  Am  17.  Januar  wird  Schwerin  benachrichtigt,  dass  bei  diesen  nicht  das 
Regimont  Pioniere,  sondern  Brandes,  »obschon  solches  jetzo  zu  der  hiesigen 
Armee  in  Sachsen  gehöret«,  einbegriffen  sei. 


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118     Prosaische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1757  zucxorciren.  Auf  die  Grösse  kann  nicht  so  genau  gesehen  werden,  nur 
muss  zur  gesetzten  Zeit  alles  complett  seind.  Ihr  habt  also  das  erforder- 
liche sogleich  bei  gedachten  Regimentern  zu  verfugen.«1) 


Oleichfalls  am  8.  Januar  theilt  der  König  dem  Feldmarschall  Lehwaldt  seinen 
Entschluss  mit,  die  5  dortigen  Feldinfanterieregimenter,  inclusive  der  Grenadier- 
compagnien*),  pro  Compagnie  mit  30  Mann  zu  verstarken  und  die  Dragoner- 
escadronen  auf  190  bis  200  Mann  zu  bringen,  »ohngefähr  auf  den  Fuss,  wie  Ich 
die  hiesige  Dragonerregimenter  jetzo  augmentire«»);  die  Pferde  dazu  seien  aus 
der  Tilsiter  Niederung  zu  nehmen. 


Jan.  9         203.    »Circulaire-Ordre.«    Berlin,  9.  Januar  1757. 

Nach  d«m  Concapt 

»Da  bei  denen  jetzigen  Umständen  Ich  ä  propos  gefunden  habe  und 
es  schlechterdings  nothwendig  ist«,  soll  jede  Musketier-  und  Grenadier- 
compagnie  des  Regiments  mit  je  30  Mann  aus  dem  Ganton  verstärkt 
werden 4). 

Die  Leute  erhalten  die  im  alten  Quartierstand  des  Regiments  in 
Pommern  vorrätbigen  Montirungen,  in  Berlin  Gewehr  und  Patronentaschen 
und  marschiren  dann  in  den  gegenwärtigen  Quartierstand.  Löhnung  wird 
vom  1.  Februar  ab  gezahlt. 

»Es  muss  dabei  auf  die  Grösse  so  gar  genau  nicht  gesehen  werden. 
Ihr  sollet  Euch  aber  nebst  denen  Officiers  des  Regiments  alle  Mühe  geben, 
diese  Leute  noch  in  dem  Winter  und  vor  Anfang  der  Campagne  gut  aus- 
zuexerciren  und  in  Ordnung  zu  bringen.« 


Die  Ordre  ergeht  an:  Moritz,  Amstell,  Bevern,  Manteuffel  (bisher:  Jeetz), 
Pritz  (bisher:  Blanckensee). 

»In  simili«  an:  Schwerin,  Darmstadt,  Ferdinand  von  Preussen,  Prinz 
von  Preussen,  Kalckstein,  Markgraf  Karl,  Winterfeldt,  Forcade,  Mcyerinck, 
Itzenplitz. 

»In  simili«  an:  Alt-Kleist,  Ferdinand  von  Braunschweig,  Zastrow  (bis- 


1)  Am  23.  Februar  schreibt  der  König  an  Schwerin,  daas  die  von  einigen 
Regimentern  beim  Ausmarsch  ausgehobenen  und  nach  Breslau  gesandten  Can- 
touisten  (vgl.  Nr.  174)  »bei  der  jetzigen  Augmentation«  miteingestellt  werden 
sollten. 

2)  Am  25.  Januar  erklärt  der  König  ausdrücklich,  dass  »die  Grenadier- 
compagnieen  der  dortigen  Garnisonregimenter  nicht  mit  zur  Augmentation« 
gehörten. 

3)  D.  h.  um  1  Officier,  2  ünterofficiere  und  12  Mann,  vgl.  Nr.  197  u.  199. 

4)  Vgl.  Nr.  202. 


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1757  Januar  8  —  Februar  3.  H9 

her:  Borcke),  Anhalt  3  Bataillone,  Hülsen,  Knobloch,  Jung-Kleist  (bisher:  Quadt),  1757 
Wied«).  Jan.  9 

»Noch  in  simili«  an:  Brandes9),  am  17.  Januar«). 


204.  Der  König  an  Feldmarschall  von  Lehwaldt  in  Königsberg.  Jan.  21 

Dresden,  21.  Januar  1757. 

Augzug  &us  de»  C'oncept. 

Dankt  dem  Feldmarschall  für  den  Bericht  vom  14.  Januar  mit  Nach- 
richten aus  Russland,  mit  denen  er  fortfahren  soll. 

Er  tragt  ihm  auf,  die  Augmentation  bei  der  Infanterie  und  den 
Dragonern4)  »auf  das  baldigste  zu  Stande«  zu  bringen;  »wie  Ich  dann 
auch  jedes  derer  dortigen  beiden  Husarenregimenter  mit  60  Übercomplets, 
so  aber  alle  beritten  und  in  dienstbarem  Stande  sein  müssen,  augmentiren 
will,  als  weshalb  bereits  alles  mit  dem  6.  Lt.  von  Maasow  concertiret 
ist»)  .  .  .«.   

205.  Der  König  an  Generalleutnant  von  Zieten  In  Zwickau.  Dresden,  Febr.  3 
3.  Februar  1757. 

Nach  dem  Coneept;  abgedruckt:  bei  Winter,  Ziatan,  II,  IM. 

»Weilen  Ich  resolviret  habe,  dass  bei  Eurem  unterhabenden  Husaren- 
regiment, ausser  der  letzthin  bereits  disponirten  Augmentation  von  60  Über- 
complets9), noch  eine  zweite  Augmentation  von  60  anderweiten  Übercomplets 
gemachet  werden  soll,  so  mache  Ich  Euch  solches  hierdurch  bekannt,  um 
Euch  sogleich  dazu  anzuschicken.  Wobei  denn  noch  eine  Augmentation 
von  5  Cornets  bei  Eurem  Regiment  gemachet  werden  soll,  und  wozu  Ihr 
also  vorschlagen  könnet.« 

1)  Am  24.  Februar  werden  die  obigen  23  Regimenter  vom  König  durch 
»Circulaire- Ordre«  angewiesen,  dem  Regiment  Prinz  Heinrich,  »da  dasselbe 
eigentlich  keine  Cantons  hat,  woraus  es  die  ihm  nöthig  habende  Leute  ein- 
ziehen könne«,  3  Mann  von  den  ausgehobenen  abzugeben  nnd  diese  aus  Sachsen 
wiederum  zu  ergänzen.  >Ich  werde  solches  als  eine  Gefälligkeit  von  Euch 
nehmen.«  Am  6.  März  schenkt  der  König  dem  Prinzen  weitere  24  in  Danzig 
geworbene  Rekruten.  Ordre  an  Wobersnow  vom  6.  März. 

2)  Vgl.  S.  117,  Anm.  4. 

3)  Am  20.  Januar  schreibt  der  König  an  Winterfeldt,  dass  die  Augmentation 
»nicht  indistincteinent  alle  Regimenter  trifft,  sondern  Ich  habe  Selber  diejenige 
Regimenter  express  benennet,  welche  diese  Augmentation  nur  allein  angehet«. 
Abgedruckt  auch  bei  Preuss,  Urk.  Bd.  V,  38.        4)  Vgl.  S.  118. 

5)  Am  25.  Januar  schreibt  der  König  an  Lehwaldt:  »Die  Verpflegung  vor 
die  Uberall  zu  augmentirende  Mannschaft  wird  Euch,  vom  1.  des  kommenden 
Monats  Februarii  an  zu  rechnen,  aus  der  Generalkricgeskasse  zu  Berlin  hier- 
nächst  Ubermacht  werden,  und  zwar  sowohl  vor  die  Infanterie  als  Gavallerie 
und  Husaren.«        6)  Die  Ordre  liegt  nicht  vor. 


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120     Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


l757  Die  Verpflegung  wird  auf  daa  Feldkriegsdirectorium  angewiesen  und 

von  diesem  ausgezahlt. 

Da  sich  die  schlesischen  Husarenregimenter,  »wann  ihnen  nur  ein  ge- 
wisses an  Gelde  dazu  gezahlet  wird«,  aar  Anschaffung  der  Pferde,  Mon- 
tirungen  etc.  erboten,  sowie  die  Mannschaften  für  die  Augmentation  schon 
bereit  haben,  soll  Zieten,  »da  Ich  auch  diese  zweite  Augmentation  noch 
gerne  völlig  zustande  haben  möchte,  auf  ein  gleiches  bedacht  sein«  und 
darüber  mit  dem  Flögeladjutanten  von  Krusemarck  correspondiren1). 


Die  gleiche  Ordre  ergebt  an:  Szekely,  Puttkammer,  Seydlitz. 

»In  simili,  mutatis  mutandis«  an:  Wartemberg,  Werner  (bisher:  Wechmar). 

In  einer  »Circulaire-Ordre«  vom  6.  Februar  an  die  obigen  6  Regimenter 
befiehlt  der  König,  »dass  bei  der  Augmentation  des  1  Cornets  und  {der]  60  Über- 
complets  per  Escadron  noch  1  Corporal  angesetzet  werde«  und  die  Verpflegung 
der  Augmentation  »den  1.  des  kommenden  Monats  Martii«  beginne. 


Febr.        206.    Der  König  an  Fürst  Moritz  von  Anhalt  in  Dresden.  [Dresden, 
Februar  1757.] 

Nach  des  Bleinotixen  Eichels  Ar  die  Antwort  *uf  dem  Bericht«  d«  Finten. 


Fürst  Moritz  berichtet,  Dresden  »Erst  die  Artillerie]  complet- 
3.  Februar:  »Wann  die  10  neue  Eegi-  tireDj  a[ind]  welche  anch  de8ert[irt]; 


menter  alle  vor  sie  ausgeschriebene 
Rekruten  erhalten2),  so  behalten  sie 
wegen  der  wiederbekommenen  Deserteurs 
und  weil  die  Regimenter  von  Saldern 
und  von  Loen  ihre  Über-Übercomplette 
und  ...  die  Knechte  auch  nicht  behalten 
sollen9),  in  Summa  1550  Mann  übrig.« 
Der  Fürst  überschickt  eine  »Reparation, 
wie  diese  1550  Mann,  sowie  die  10  neue 
Regimenter  complett  werden,  an  die 
Garnisonregimenter  abgeliefert  werden 
können«;  danach  erhalt  das  Regiment 
Lange  davon  750  und  die  Bataillone 
Grape  und  Grollmann  je  400  Mann4). 


übrige  an  Garnisonregimenter  ver- 
theilen.« 


1)  In  der  entsprechenden  Ordre  an  Krusemarck  vom  3.  Februar  wünscht 
der  König  die  neue  Augmentation  »noch  im  künftigen  Monate  complett  und  im 
Stande«  zu  haben.        2)  Vgl.  Nr.  193. 

3)  Die  beiden  Regimenter  wurden  Garnisonregimenter. 

4)  Vgl.  Nr.  198.  200.  201. 


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1757  Februar  3  —  Februar  11.  121 

207.  Der  König  an  Generalmajor  von  Retzow  in  Berlin.  Dresden,  tp" 

„  „  ,    Febr.  5 

5.  Februar  1757. 

Nm*  d»m  Cone«pt. 

Retzow  soll  dem  Könige  melden,  wieviel  es  koste,  das  gegenwärtig 
aus  200  Mann  bestehende  Corps  Fussj&ger1)  auf  2  Compagnien  zu  setzen 
und  jede  mit  50  Jägern  nebst  einigen  Officieren  zu  verstärken,  »sodass 
das  Feldjägercorps  zu  Fuss  300  Mann  zusammen  ausmache«. 


Am  10.  Februar  ergehen  an  Retzow,  das  Feldcomniisaariat  und  Borcke  die 
Befehle,  dass  das  Fussjägercorps  demgemäss  mit  1  Gapitain,  2  Leutnants  und 
100  Jägern  verstärkt  werden  und  diese  vom  1.  März  ab  Verpflegung  erhalten 
sollen. 


208.  »General-Ordre  an  alle  Regimenter.«  '2)  [Königsberg],  1 1 .  Februar  Febr.  u 
1757. 

Nach  dem  t'onc#pt  im  Kriegsanhiv  de«  Königl.  Grogion  Genoralatabs  tu  Berlin. 

>D&  nach  Sr.  Königl.  Majestät  Befehl3)  die  Regimenter  mobil  gemacht 
werden  sollen,  so  werden  (Titulatur)  sogleich  nach  Empfang  dieses  1  Officier 
und  dero  Regimentsquartiermeister  anhero  schicken,  um  die  Equipagegelder 
zu  empfangen.  Das  Feldtraotament,  Rations  und  Portions  erhält  das  Regi- 
ment vom  1.  Martii,  und  wenn  es  früher  marschiret,  noch  eher.  Gleich 
Dach  Durcblesung  dieses  ist  des  fordersamsten  zu  veranstalten,  dass  alle 
Beurlaubte,  die  eigene  und  die,  laut  beikommender  Liste,  abzuliefernde 
Knechte,  die  Augmentation4)  und  alles  dergestalt  eingezogen  werde,  damit 
das  Regiment  in  wenig  Tagen  vollkommen  marschfertig  sei,  welches  die 
completto  Löhnung  auf  1  Monat  vorgeschossen  empfangt.«  Der  Schluss 
betrifft  die  Ablieferung  der  abzugebenden  Knechte,  der  Kranken  und  der 
Montirungskammern.  »Alles  dieses  wird  sonder  weiterer  Rückfrage  ganz 
genau  befolget.« 

Lehwaldt. 


1)  Bereits  am  9.  November  1756  hatte  der  Ktinig  dem  Capitain  von  Hartwig, 
auf  seinen  Bericht  vom  6.  hin,  befohlen,  »dass  Ihr  nur  die  Verstärkung  des  Corps 
durch  Annehmung  mehrerer  Feldjägers  von  guten  Leuten,  so  sich  dazu  melden, 
zum  Stande  bringen  und  complettiren  sollet«;  die  Verpflegung  werde  vom  1.  De- 
cember  ab  erfolgen. 

2)  In  Ostpreussen. 

3)  Erlass  an  Lehwaldt,  Dresden  5.  Februar  (P.  C.  14,  245). 

4)  Vgl.  Nr.  202.  204. 


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122    Preussiache  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


209.  Eichel  an  Etatsminister  Graf  Podewils  in  Berlin.  Dresden, 
9.  März  1757. 

Nfcch  der  Urschrift. 

Übersendet  die  Abschrift  einer  königlichen  Ordre  und  berichtet,  dass 
er  vom  König  beauftragt  sei,  »einen  besonderen  Umstand«  dem  Minister 
zu  melden.  »Ich  bin  nämlich  von  Sr.  K.  M.  befehliget  worden,  Ew.  Exe, 
jedennoch  unter  dem  Siegel  des  grossesten  Geheimnisses  und  mit  dem  Bei- 
fügen, an  niemanden  als  nur  allein  an  des  Etats-  und  Cabinetsministre 
Herrn  Grafen  von  Finckenstein  Exc.  etwas  davon  zu  sagen  oder  äussern 
zu  lassen,  [zu  melden,]  dass  der  Herr  Generalfeldmarschall  von  Lehwaldt 
jüngsthin  und  unter  dem  1.  dieses  an  des  Königs  Majestät  berichtet  hat, 
wie  er  den  Augenblick,  da  er  mit  Abfertigung  seines  Berichtes  beschäftiget 
sei,  die  Nachricht  aus  Samoyten  erhalte,  dass  500  Mann  russischer  In- 
fanterie durch  alle  Örter,  wo  daselbst  Fourage  bestellet  worden,  mit  dem 
Bedeuten  gezogen,  wie  die  Bussen  solche  nicht  mehr  gebraucheten  und 
die  Verkäufer  sehen  sollten,  wo  sie  solche  Hessen,  und  dass  sie  das  auf 
die  Fourage  gegebene  Handgeld  in  Bereitschaft  halten  sollten,  um  es  bei 
ihrer  Rückkehr  gleich  retradiren  zu  können.  Es  ginge  allda  stark  die 
Rede,  dass  die  russische  Kaiserin  sehr  schwach  wäre;  es  würde  aber  diese 
Nachricht  durch  eine  andere  [nicht  nur]  bestätiget,  sondern  auch  hinzu- 
gefttget,  dass  die  Monarchin  bereits  gestorben  sei.  So  wichtig  nun  diese 
Zeitung  wäre,  so  könnte  man  doch  noch  zur  Zeit  mit  Zuverlässigkeit  nichts 
davon  sagen,  da  es  inzwischen  an  ihn  nicht  fehlen  sollte,  um  sich  gründ- 
lich darnach  zu  erkundigen. 

»Weilen  aber  des  Königs  Majestät  heute  zuverlässig  erfahren  haben 
wollen,  wie  die  Königin  von  Polen  allhier  Briefe  aus  Warschau  gehabt, 
worinnen  ihr  gemeldet  worden,  dass  die  russische  Kaiserin  ä  Pagonie  sei 
so  hat  solches  bei  des  Königs  Majestät  die  Nachricht  von  dem  Herrn 
Generalfeldmarschall  von  Lehwaldt  bestärket. 

»Ich  gestehe,  dass  vor  meine  Wenigkeit  ich  mein  Urtheil  über  den 
Grund  oder  Ungrund  dieser  Zeitung  suspendiren  muss,  da  mir  der  Aufzug, 
mittelst  einem  Commando  von  500  Mann  die  bestellete  Fourage  absagen 
und  die  darauf  gegebene  Gelder  aufkündigen  zu  lassen,  ganz  particulier 
vorkommet,  ob  ich  gleich  nicht  weiss,  was  in  solchen  Fällen  bei  der  russi- 
schen Armee  vor  eine  Etiquette  nach  denen  dortigen  besondern  Umständen 
observiret  wird,  und  dass  mir  demnächst  däucht,  dass  ein  so  grosses  fivene- 
ment  wie  das  vorgedachte  von  der  russischen  Kaiserin  schon  mehrere 
Estafettes  und  Couriers,  so  die  am  petersburgischen  Hofe  befindliche  aus- 
wärtige Ministres  an  ihre  respective  Höfe  gesandt,  zuwege  gebracht  haben 
würde,  wenn  auch  schon  man  den  schlechten  Zustand  oder  das  Absterben 


1)  Vgl.  P.C.  14,  352.  354. 


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1757  März  9. 


123 


erwähnter  Monarchin  einige  Tago  cachiren  wollen,  und  dass  wenigstens  1757 
solches  schwerlich  zum  Voraus  nach  Königsberg  transpiriren  können,  zu 
geschweigen,  dass  der  Swart  in  seinen  im  Paquet  befindlichen  Berichte 
vom  19.  Februarii  der  Kaiserin  noch  deren  Zustand  nicht  mit  einem  Worte 
gedenket,  wiewohl  diesen  höchst  malitieusen  und  übelgesinneten  Mann 
darunter  eben  nicht  zu  trauen  ist. 

»Inzwischen,  da  des  Königs  Majestät  Sich  von  der  guten  Gesinnung  des 
jungen  petersburgischen  Hofes  gegen  Dieselbe  alles  gute  versprechen  und 
dahero  intentionniret  seind,  anf  den  Fall,  dass  die  russische  Kaiserin  mit 
Tode  jetzo  abgehen  sollte,  sogleich  und  sonder  Verzug  jemanden  an  den 
gedachten  jungen  Hof  expres  abzusenden,  so  haben  Höchsdieselbe  mir  be- 
fohlen, Ew.  Exc.  cito  zu  schreiben,  dass  Dieselbe  in  den  allerhöchsten 
Secret  und  mit  aller  Pre'caution,  dass  nicht  das  allergeringste  davon 
transpiriren  noch  einmal  gemerket  werden  könnte,  die  Gredentiales  vor  den 
dahin  zu  sendenden  Ministre,  und  zwar  an  den  jetzigen  Grossherzog  von 
Russland  sowohl  als  an  die  jetzige  Grossherzogin,  und  zwar  den  Namen 
des  abzuschickenden  Ministre  in  blanco  gelassen,  in  omnem  eventum  in 
denen  flatteuseaten  und  obligeantesten  Termes  auafertigen  und  zu  8r.  K.  M. 
Unterschrift  anhero  nach  Dresden  baldigst  und  ehe  noch  die  Krieges- 
operationes  hier  den  Anfang  nähmen,  durch  einen  sicheren  Expressen  ein- 
zusenden hätten,  damit  solche  auch  auf  den  Fall,  dass  obgemeldete  Nach- 
richt prämaturiret  wäre,  das  ßvenement  aber  nachher  erfolgete,  sogleich 
bei  der  Hand  unter  Ew.  Exc.  sicherer  Verwahrung  wären,  um  sodann  nur 
den  Namen  des  abzusendenden  Ministre  nebst  denen  nöthigen  Datis  inse- 
riren  und  ersteren  damit  citissime  abgehen  lassen  zu  können. 

»Es  wurde  zugleich  auch  nöthig  sein,  solchen  Credentialen  die  ge- 
wöhnliche Gratulation»-,  p.  Schreiben  besonders  mit  beizufügen;  dabei  aber 
zu  obaerviren  wäre,  dass,  da  man  noch  nicht  zum  Voraus  absehen  könne, 
in  was  vor  QualitC*  der  jetzige  Grossherzog  und  Grossherzogin  die  Regie- 
rung des  dortigen  Reiches  antreten  würden,  und  ob  solches  in  der  von 
russischen  Kaiser  und  Kaiserin  oder  aber  von  Regenten  und  Regontinne 
sein  werde,  also  vorgedachte  Expeditiones  in  duplo,  auf  beide  Fälle  ge- 
richtet, ausgefertiget  werden  mllssten,  damit  der  dahin  abzufertigende  da- 
von in  einen  oder  den  anderen  Fall  Gebrauch  machen  könne,  da  es  zu 
weitläuftig  fallen  würde,  ihm,  wenn  er  sich  einmal  auf  den  Weg  nach 
Petersburg  begeben  haben  würde,  neue  und  denen  Umständen  nach  ge- 
änderte Credentiales  und  Expeditiones,  zumalen  wenn  des  Königs  Majestät 
eben  in  Dero  Kriegesoperationen  gegen  den  Feind  begriffen  wären,  nach- 
zusenden. 

»Alles  dieses  habe  Ew.  Exc.  auf  expressen  8r.  K.  M.  [Befehl]  unter 
den  allergrössesten  Geheimniss  melden,  auch  deshalb  damit  einen  Expressen 
en  courrier  abfertigen  sollen.  Dabei  vor  mein  Particulier  mir  die  Freiheit 
nehme,  anzufügen,  wie  auf  diesen  Fall  es  wohl  nöthig  sein  dörfte,  den 


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124    Preusaische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

l"57  abzusendenden  Ministre  mit  einer  Art  von  Instruction  [zu  versehen],  die  ihn 
lärz  9 

wenigstens  von  der  bisherigen  Situation  derer  Affairen  des  russischen  Hofes 
und  des  dortigen  Ministerii  und  aller  dasigen  bisherigen  Intriguen  respectu 
derer  auswärtigen  Höfe,  auch  gegen  8.  K.  M.  und  sonsten  au  fait  setzete, 
weil  ich  kaum  glaube,  dass  derjenige,  welchen  Höchstdieselbe  auf  gedachten 
Fall  dahin  senden  werden,  nnd  von  welcher  Sie  bisher  Sich  nicht  das  ge- 
ringste Äussern  lassen,  davon  sonderliche  Information  haben  dörfte;  und 
zweifele  ich  fast  nicht,  dass  des  Herrn  Etats-  und  Cabinetsministre  Grafen 
von  Finckenstein  Exc.  Sich  nicht  gerne  davon  chargiren  würden,  der- 
gleichen Instruction  oder  Promemoria  zu  projectiren.  Ausser  welchen  dann 
auch  ohnvorgreiflich  ein  neuer  recht  guter  und  wohl  ausgearbeiteter  Chiffre 
zu  präpariren  sein  dörfte.  Beides  aber  würde  ohne  Maassgebung  wohl  die 
Einsendung  derer  vorgedachten  Expeditionen  nicht  aufhalten  dörfen,  da  des 
Königs  Majestät,  solche  noch  hier  in  Dresden  bald  zur  Unterschrift  zu 
haben,  sehr  verlangen  und  meines  Eracbtens,  wenn  es  hiernächst  auch  die 
Umstände  nicht  füglich  vergönnen  wollten,  die  Instruction  zu  8r.  K.  M. 
Approbation  und  Unterschrift  einzusenden,  solche  dem  nominirten  Ministre 
allenfalls  auch  als  ein  Promemoria,  auf  Specialbefehl  unterschrieben,  zu 
Gewinnung  der  Zeit  zugestehet  werden  könnte. 

»Sollte  indess  die  von  dem  Herrn  Generalfeldmarschall  von  Lehwaldt 
gemeldete  Nachricht  sich  confirmiren  oder  doch  dasjenige,  so  der  Königin 
von  Polen  gemeldet  worden  sein  soll,  sich,  wie  es  endlich  der  russischen 
Kaiserin  bekannten  Umstände  halber  [zu  erwarten],  bald  darauf  verificiren, 
so  würde  alles  vorfgemeldete]  wohl  sehr  pressiren,  weil  solchenfalls  des 
Königs  Majestät  das  erste  Moment  nicht  versäumen  wollen,  um  den  neuen 
russischen  Hof  vor  Sich  zu  gewinnen  und  darunter  nicht  von  Dero  be- 
kannter Maassen  höchst  boshaften  und  arglistigen  Feinden,  die  auch  die 
grobesten  und  affreusesten  Ltigon,  Calomnien  und  M6disances  nicht  mena- 
giren,  nicht  prüveniret  zu  werden. 

»Sonsten  kann  ich  noch  Ew.  Exc.  meldon,  wie  Sr.  K.  M.  Intention 
in  Absicht  des  russischen  Hofes  vorjetzo  keine  andere  ist,  als  nur  das  zu 
erlangen,  dass  derselbe  seine  Truppen  znrückziehe  und  sich  von  dem 
jetzigen  Kriege  mit  der  Kaiserin-Königin,  unter  deren  Mantel  dann  der 
sächsische  Hof  mit  stecket,  nicht  melire,  weiter  aber  von  erateren  nichts 
verlangen  und  übrigens  Sich  gerne  emploiren  werden,  die  zwischen  dem 
jetzigen  Grossherzog  und  Dänemark  schwebende  Differenzien  amiablement 
zu  componiren  .  .  .« 


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Anhang. 


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210.    Quartierliste  der  preussischen  Armee.   [October  1755.]») 


[1755 

Oct] 


R«gimenter 


I.  Feld-Infanterie: 


Königs  1.  Bataillon  Leibgarde  ( 
Königs  2.  n.  3.  Bataillon  Garde  (  [  ' 
Retzow  Grenadier-Bataillon  (6)  .  .  .  . 

Prinz  Heinrich  Füsiliere  (35)  

Kalckstein  (25)  

Markgraf  Karl  (19)  

Hacke«)  (1)  

Forcade  (23)  

Meyerinck  (26)  

Itzenplitz  (13)  

Alt-Württemberg  Füsiliere  (46)  .  .  .  . 

Schwerin  (24)  

Prinz  von  Preussen  zu  Fuss  (18)   .  .  . 

Hessen-Darmstadt  (12)  

Ferdinand  von  Preussen  (34)  

Franz  von  Braunschweig  Füsiliere  (39) . 

Müncho»w  Füsiliere  (36)  

Ferdinand  von  Braunschweig9)  (5; .  .  . 

Borcke4)  (20)  

Wietersheim  Füsiliere»)  (47)  

Kleist  (27)  

Bredow6)  (21)  

Anhalt  (3  Bataillone)  (3)  

Fürst  Moritz  (22)  

Bevern  (7)  


Potsdam 

Potsdam 

Potsdam 

Potsdam 

Berlin 

Berlin 

Berlin 

Berlin 

Berlin 

Berlin 

Berlin 

Frankfurt  (Grenadiere:  Fürsten walde) 

Spandau  und  Nauen 

Prenslau 

Ruppin 

Königsberg  i.  N.,  Pyritz,  Soldin 

Brandenburg 

Magdeburg 

Magdeburg 

Burg 

Stendal 

Halberstadt  und  Quedlinburg 

Halle 

Stargard 

Stettin 


1)  Der  obigen  Liste  ist  der  Abdruck  bei  Lehmann  (S.  105  ff.)  zu  Grunde 
gelegt.  Die  Veränderungen  im  Chef  und  damit  im  Namen  der  Regimenter  sind 
angegeben,  soweit  sie  für  die  obigen  Acten  in  Betracht  kommen.  Die  ein- 
geklammerten Zahlen  hinter  den  Namen  der  Regimenter  bedeuten  die  Nummer 
in  der  >Stammliste<  von  1806;  waren  diese  unter  König  Friedrich  auch  nicht  in 
Anwendung,  so  ist  doch  nach  ihnen  in  der  Folge  allgemein  gezählt  worden. 

2)  Seit  Mai  1756:  Winterfeldt.         3)  Bis  Juni  1755:  Bonin. 
4)  Seit  20.  Juli  1756:  Zastrow.         5)  1749:  Derschau. 

6)  Seit  Februar  1756:  Hülsen. 


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128    Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


KeK'imenter 


Amstell  (8)  

Jeetz1)  (17)  

Uchländer2)  (30)  

Quadt»)  (9)  

Knobloch«)  (10)  

Wied  Füsiliere  (41)  

Dosbow  Füsiliere  (45)  

Jungken  Füsiliere  (44)  

Lehwaldt  (14)  

Dohna  (16)  

Below  (11)  

Kainein  (4)  

Kanitz  (2)  

Schulze  (29)  

Lestwitz  (31)  

Kreytz  Füsiliere  (40)  

Kalsow  Füsiliere  (43)  

Fouque  Füsiliere  (33)  

Hautcharmoy  (28)  

Markgraf  Heinrich  Füsiliere  (42)    .  .  . 

Treskow  Füsiliere  (32)  

Brande»  Füsiliere  (38)  

Kurssei!  Füsiliere  (37)  


Stettin 

Köslin  und  RUgenwalde 

Anklam  und  Demmin 

Hamm  und  Soest 

Bielefeld  und  Herford 

Minden 

Wesel 

Wesel 

Bartenstein,  Friedland,  Landsberg  (Gre- 
nadiere), Schippenbeil 
Königsberg  i.  P. 
Königsberg  i.  P. 

Pr.  Holland,  Mühlhausen,  Liebstadt 
Rastenburg,  Angerburg,  Drengfurt,  Nor- 
denburg 
Breslau 
Breslau 
Breslau 
Schweidnitz 
Glatz 
Brieg 

Frankenstein 
Neisse 
Liegnitz 
Glogau 


II.  Garnisonregimenter  und  -bataillone: 


Lange  Garnisonregiment 


HellermannS)  Garnisonbataillon  .  .  . 
Grape  Garnisonbataillon  


La  Motte  Garnisonbataillon  .  .  . 
Salmuth6)  Garnisonbataillon  (48). 
Sydow  Garnisonregiment  .... 
Manteuffel  Garnisonregiment  .  . 
Luck  Garnisonregiment  


Mützschefahl  Garnisonregiment 


Neustadt-Eberswalde,  Templin,  Anger- 
münde, Bernau 
Kolberg 

2  Compagnien   Aken,   2  Compagnien 

Gönnern,  1  Compagnie  Löbejün 
Geldern 
Wesel 

Pillau,  Fischhausen,  Friedrichsburg 
Heiligenbeil,  Creutzburg,  Zinten,  Domnau 
9  Compagnien  Memel,  1  Compagnie  Gum- 
binnen 

Züllichau,  Crossen,  Jauer,  Striegau,  Bees- 
kow,  Drossen,  Stadt  Neumark 


1)  Seit  21.  Juli  1756:  Manteuffel. 

2)  Seit  November  1755:  Blanckensee;  seit  October  1756:  Pritz. 

3)  Seit  3.  October  1756:  Jung-Kleist        4)  1749:  Dietrich  von  Anhalt. 

5)  Seit  21.  December  1756:  Grollmann. 

6)  Bis  1.  Juli  1755:  Wuttgenau;  seit  August  1756,  um  ein  Bataillon  ver- 
mehrt: Feldregiment  Hessen- Kassel. 


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Quartierliate. 


129 


[1755 
Oct] 


Nettelhorst  Garniaonregiment  

Lattorff  Garuisonregiment  

BJanckenaee  Gamiaonregiment  .  .  .  . 
Neue  Garniaonregiment  (Oberst  Ahlimb) 


Ofltfirieaiache  Garniaoncompagnien  (Oberat 
Kalkreuth)  


Reichenbach  und  Glatz 

Koael  und  Namslau 

Patschkau,  Otttuachau  und  Ntmptsch 

8  Compagnien  Rcgenateio,  Peitz,  Mors, 
KUatrio,  Beerwalde,  Fort  Preuaaen  zu 
Stettin,  Spandau,  Sommerfeld 

4  Compagnien  Einöden,  1  Compagnie 
Aurich 


Land-  oder  Milizregimenter: 

Berlin'aebea  Gamiaonregiment  (Oberat 

Lüderita)  

Stettin'schea    Garniaonregiment  (Major 

Stockhausen)  

Magdeburgischea  Garnisonbataillon 

{Oberat  Ahlimb)  

Künigsberg'acbea  Garniaonbataillon 

(Oberatlt  Hülsen)»)  


7  Compagnien 
7  Compagnien 
4  Compagnien 
4  Compagnien 


III.  Stehende  Grenadierbataillone: 


Ingeraleben2)  

Kahlden«)  

Rath«)  

Plötz5) ....   

Kiinigsbergischea  Grenadierbataillon8) 


Feldartillerie  2  Bataillone.  .  . 
Artülerie-Garnisonbataillon  .  . 
Artillerie-Garniaoncompagnien . 
Regiment  Pioniere  (49)  .... 

Corpa  der  Ingenieurs 
Artillerie-Ünter-Staba-Bediente 


Magdeburg 

Treuenbrietzen  und  Beelitz 
Glogau  und  Breslau 
Neiase  und  Brieg 
Königsberg  i.  P. 

Berlin 

Neia8e,  Magdeburg,  Glatz,  Schweidnitz7) 
Pillau,  Wesel,  Stettin,  Breslau 
Stab  undlOCouipagnieuNeisBe;  2Mineur- 
compagnien  Glatz 


IV.  Kürassiere: 

Garde  du  Corps  (1  Escadron)  (13)  .  .  .1  Potadam 
Gonsdannea  (10)  |  Berlin 


1)  Seit  28.  Juni  1756:  Polentz. 

2)  8  Compagnien,  von  den  Bataillonen  und  Regimentern :  Salmuth,  Wied  (2), 
Dosaow  (2),  Jungken  (2),  La  Motte. 

3}  6  Compagnien,  von  den  Bataillonen  und  Regimentern :  Grape,  Lange  (2), 
Neue  Garnisonregiment  (2),  Hellermann. 

4)  4  Compagnien,  von  den  Regimentern:  MUtzsehefahl  (2),  Blanokensee  (2). 

5)  4  Compagnien,  von  den  Regimentern:  Nettelhorat  (2),  Lattorff  (2). 

6)  6  Compagnien,  von  den  Regimentern :  Sydow  (2),  Luck  (2),  Manteuffel  (2). 

7)  Die  Artilleriecompagnie  in  Kosel  fehlt  bei  Lehmann. 

Acten  nr  Vorgeschichte  des  7j Ihrigen  Krieges.  9 


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130    Preuasische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


(1755 
Oct] 


Regimenter 


Prinz  von  Prcusaen  zu  Pferde  (2)  . 
Driesen»)  (7)  


Leibregiment  zu  Pferde  (3) 
Leib-Carabiniers  (11}  .  .  . 
Baron  Schönaich  (Ü)  ... 
Markgraf  Friedrich  (5;   .  . 


Buddenbrock  (1)  . 
Gessler  (4)  .  .  .  . 
Bochow  (8) .... 
Prinz  Schönaich  (9) 


Kyau  (12) 


Wusterhausen,  Wittatock,  Perleberg, 
Zehdenick,  Kremmen,  GranBee,  Pritz- 
walk,  Kyritz 

Salzwedel,  Osterburg,  Tangermünde, 
Arendsee,  Arneburg,  Seehausen,  Len- 
zen, Werben 

Schönebeck,  Wanzleben,  Egeln,  Frohse, 
Calbe,  Salze 

Rathenow,  WolmirstSdt,  Neu-Haldens- 
leben,  Sandau,  Havelberg,  Loburg 

Croppenstüdt,  Aschersleben,  Oschers- 
leben 

Belgard,  Arenawalde,  Beetz,  Schievel- 

bein,  Dramburg,  Labes 
Breslau 

ZUlz,  Neustadt,  Ober-Qlogau,  Krappitz 
Ohlau,  Grottkau,  Münsterberg,  Strehlen 
Oppeln,  Löwen,  Gross-Strehlitz,  Falken- 
berg 

Katibor,  Leobschütz,  Gleiwitz 


Ortzen»)  (4)  . 
Truchsess  (3). 
Nonnann3)  (1) 


Prinz  Eugen  von  Württemberg  (12)  . 
Baireuth  (5)  


Ruitz  (7)  .  .  . 
Schorlemer  (6) 


Holstein-Gottorp  (9). 
Finckenstein  (10)  . 


Langermann  (8). 
Nassau*)  (11) .  . 
Blanckensee  (2). 


V.  Dragoner: 

Landsberga/W.,  Woldenberg,  Friedeberg 
Küstrin,  Barwalde,  Neudamm 
Wrietzen,  Lippehne,  Schönfliess,  Bahn, 

Greiffenhagen 
Treptowa/R.,  Wollin,  Naugarteu,Mas80w, 

Greiffenberg 
ückermlinde,  Pasewalk,  Schwedt,  Goll- 

now,  Treptow,  Garta 
Tilsit 

Königsberg,  Wehlau,  Labiau,  Gerdauen, 
Allenburg 

Kieaenburg,  Liebemlib.1,  Deutach-Eylau, 

Marienwerder,  Freiatadt 
Mohrungen,  Saalfeld,  Neidenburg,  Oste- 
rode, Hohenstein 
Insterburg 

Sagan,  Beuthen,  Sp rottau,  GrUneberg 
Lüben,  Hainau,  Bauden,  Bunzlau,  Frei- 
atadt 


1)  Bis  Juli  1755:  Bredow. 

2)  1749:  Bonin;  seit  3.  October  1756:  Katt. 

3)  Bis  2.  Juni  1755:  Ahlemann. 

4)  Seit  27.  November  1755:  Stechow. 


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Quartierliste.  Heeresstärke. 


131 


[1755 
Oct] 


Zieten  (2;  . 
Scydlitz  (8) 


(5) 


Malachowski  (7) 


Wartemberg  (3). 


Wechmar»)  (6) 


Szekely  (1) 


Pattkammer  (4 


VI.  Husaren: 

Berlin,  Parohim,  LÜbz,  Plau 
Stolp,  Lauenburg,  BUtow, 
bürg,  Zanow,  Neu-Stettin,  Sehlawe, 
Tempelburg 
Goldap,  Oletzko,  Darkehmen,  Johannes- 
burg, Lyck,  LOtsen,  Pillkallen  und 
Scbirwindt,  Stallupönen 
Soldau,  Bischofswerder,  Barten,  Ortela- 
burg,  Gilgenburg,  Sensburg,  Passen- 
heim, Pr.  Eylau,  Rhein  und  Nikolaiken, 
Rosenberg 
Bernstadt»  Creutzburg,  Constadt,  Pit- 
sohen,  Guttentag,  Tost,  Landsberg, 
Rosenberg,  Reichthal,  Lublinitz 
Beuthen,  Glelwitz,  Ujesd,  Peiskretschaui, 
Sohrau,  Loslau,  Gleiwitz,  Nickolai, 
Berun,  Rybnik 
Herrnstadt,  Tschirnau,  Steinau,  Wohlau, 
Schlawa,  Sulau,  Köben,  Tracheuberg, 
Guhrau,  Winzig 
Wartenberg,  Öls,  Trebnitz,  Hilitsch, 
Pransnltz,  Stroppen,  Bralin,  Festenberg, 
Juliusburg,  Medzibor 


FeldjSgercorps  zu  Fuss  und  zu  Pferde. 


211.    Summarischer  Extract  von  der  Armee.«  Potsdam,  l7.Novem-  1755 
ber  1755.  Nov-  17 

N«ch  dar  Urschrift  »oa  der  Hud  Bnddeabroeki. 

»Infanterie:  Oberofficiers  2514 
Unterofficiers  5844 
Spielleute  2085 
Gemeine  73843 

Summa:  8428G 


>Cayallerie:  Oberofficiers  861 

Unterofficiers  1572 

Spielleute  333 

Fahnenschmiede  192 

Gemeine  18867 


Summa:  21625 


1)  Seit  Februar  1757:  Werner. 


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132     Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1755 
Nov.  17 


»Husaren:  Oberofficiers  289 

Unteroffiziers  640 

Trompeter  80 

Fahnenschuriede  80 


(ieineine 


8100 


•  Feldjägercorps:  Oberofficiers  5 
Unterofficiers  16 
Gemeine  312 


Summa:  9582 


»Garnisonen:  Oberofficiers  618 

Unterofficiers  1488 

Spielleute  457 

Gemeine  18732 


Summa:  21295 


Summa  Biimmaram:  135988.« l) 


1756 


212.   Heeresgliederung  für  den  Ausmarsch  1756*). 

Nach  der  Urschrift  tob  der  Band  eineii  Secretira,  mit  eigenhändigen  Correctnren  dea  König«. 


25 

Mark 


Mark. 


Infanterie : 

(  2  Bataillons  Garde 

1  Retzow 

2  Heinrich 
2  Prinz  Preussen 
2  Prinz  Ferdinand 
2  Schwerin 
2  MUnchow 

12')  Berlin:  weil  Alt- Würt- 
temberg, doch  sonder  Gre- 
nadiers ,    nach  Preussen 
gehet4). 
2  Blanckensee 
Pom-  J  2  Moritz 
2  Beyern 
2  Jeetz 


Cavallerie : 

20  Escadrons  Magdeburg 

5  Gensdarmes 

5  Prinz  Preussen 

5  Friedrich 
10  Baireuth 
15  Neumark 

5  Württemberg 

5  Rochow8) 

I  Garde  du  Corps 


71  Escadrons  [zu 

1 58  Mann] :       1 1 200  Mann  auf  Pferde 
10  Zieten 
10  Szekely 

10  Puttkammer     3300  Mann  

101  Escadrons:    14500  Mann 


1)  Ausserdem  sind  verzeichnet  310  Hautboisten  und  948  Feldscheerer. 

2)  Vgl.  Einleitung.  —  Da  die  Stärke  der  Truppentheilo  in  den  einzelnen 
Corps  auffallender  Weise  verschieden  berechnet  ist,  sind  in  Klammer  die  Stärke- 
zahlen beigesetzt. 

3)  In  einem  ersten  Entwurf  von  Eichel  sind  14  Bataillone  angegeben,  d.  h. 
Alt-Württemberg  ist  mitgezählt;  dafür  fehlt  dort  Kuresell. 

4)  Randbemerkung  des  Königs:  »recht«. 

5)  Im  Entwurf  Eichels  dafür:  Stechow. 


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Heeresgliederung  fUr  den  Ausmarsch  1756. 


133 


13 
Magde- 
burg 


3  Anhalt 
2  Hülsen 

2  Ferdinand  Braunschweig 

2  Borcke 

2  Kleist 

2  Wietersheim 

2  Kurssell  *),  doch  sonder  Grenadiers 
6  Westfalen 


1756 


54  BataillonB  Musketiers  [zu  700  Mann] 
13  Bataillons  Grenadiers       |  r     Mn  „  . 
2       >        aus  Magdeburg  | (zU  620  "*™] 


69  Bataillons 
machen: 


47100  Mann 
14500  Cavallerie 


61600 


[Es  folgt  ein  Verzeichniss  der  »Majors  bei  die  13  Grenadierbataillons < 
der  »Generale«  des  Corps.] 

Corps  in  Schlesien: 


und 


27*)  Bataillons  [zu  717  Mann],  davon 
[1]*)  Grenadierbataillons 

194004)  Mann  Infanterie 
6600  Mann  Cavallerie 
260UO  Mann 


[Es  folgt  ein  Verzeichniss  der  »Generale« 
des  Corps]9). 


Regimenter  Cavallerie: 
Buddenbrook 
Gessler 
Kyau 
Stedum») 
Schönaich 
Blanckensee 
30  Escadronslzu  147  Mann] 


4400  Mann 

1100     >  Wartemberg 
1100     >  Wechmar 
6600  Mann. 

In  [Ostjproussen: 

14  Bataillons  in  Preussen  [davon  5  Regimenter:  8500  Mann 

4  Grenadierbataillone],  900  Grenadiers  von  Gar- 

4  Garnisonbataillons7;  nisonregimentern0), 

von  18  Musketier-  J  „  .  ...     „.  2800  [Mann]  von  4  [Garni- 

bier  (3  Grenadier-  (  Batai,,on88)   sonjbatailions 

7  Grenadierbataillons  12200 

1)  Statt  Kurssell  später:  Brandes.  2)  In  der  Vorlage:  29  (d.  h.  Kurssell 
inbegriffen,  vgl.  S.  132  Anm.  3);  vom  König  in  »27«  verändert. 

3)  Verschrieben:  5  (die  Bataillone  Rath  und  Plötz  sind  mitzurechnen);  dazu 
die  Bemerkung:  »fehlen  5  Majors«. 

4)  So  in  einer  Abschrift  verbessert;  in  der  Vorlage  ist  trotz  der  Correctur 
des  Königs  (vgl.  Anm.  2)  für  die  Infanterie  die  Zahl  20800  und  als  Gesamtzahl 
des  Corps  27400  stehen  geblieben.  5)  In  der  Vorlage:  Rochow;  vom  König 
in  Stechow  umgeändert  (vgl.  S.  132  Anm.  5). 

6)  Die  Namen  von  3  noch  fehlenden  Generalen  vom  König  hinzugefügt.  Vgl.  S.  48. 

7)  Zusatz:  »mit  das  Brot«,  d.  h.  auf  Feldetat  gebracht  (Sydow  und  Manteuffel, 
vgl.  Nr.  90).         8]  Vgl.  Nr.  99. 

9)  Das  sog.  stehende  Königsbergische  Grenadierbataillon,  vgl.  S.  129  Anm.  6. 


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134     Preusaische  Acten  zur  Vorgeachichte  dea  siebenjährigen  Krieges. 


1756  Cavallorie: 

Scborlemer   10  Eacadruna 
Ruitz  5 
Langermann  5 
Holstein  5 
Finckenatein  5 


600:  4  Compagnien  von  Kahlden1) 
1700:  Regiment  von  Braunachweig 


1700: 
1700: 
1700: 


Dannatadt 
Amatell 

Alt-Württemberg* 


19600  Mann 

30  Eacadrons  [zu  160  Mann]    «00  Dragoner 

3300  Husaren 


Husaren: 


RUsch  10 
Malachowaki  10' 
Seydlitz  10 


Escadrons. 


27700  Mann 
750  Übercompletten  von  denen 
Biachen  Regimentern 

28450. 

[Es  folgt  ein  Verzeichniaa  der  >Gcnerale« 
dea  Corps.) 


213.  Übersicht  der  schlesischen  Festungsetats  1746/47  bis  1756  57  i. 


EUt 

Schweid- 

DiU 

Glogau 

GUlz 

Koael 

Neiue 

Bri?g 

Breslau 

Festungs- 
Kt'para- 

turen- 
Dotirung: 

Schulden - 
^>b- 
uhlang 

Serris- 
Zu-  1 
schuss: 

1746/47 

30000 

2000o|  7000 

57000 

47  4S 

40000 

40000 

40000 

40000 

160000 

48/49 

60U00 

40000 

400OO 

20000 

160000 

49/50 

1000O0 

(5000]«) 

38000 

10000 

26000 

2000 

201000 
incl.  2000K 
Magazin 

50/51 

100000 

6000 

20000 

13000 

27000 

166000 

51/52 

100000 

8100 

20000 

SIMM) 

20000 

[3900] 

160000 

52/53 

85000 
1000 
700» 

16000 

20000 

21000 

(10000P) 

150000 

53/64 

50000 

20000 

9000 

13000 

18000 

110000 

54/55 

30000 

20000 

20000 

10000 

13  

15000 

2000 

110(101) 

55/56 

25000 

500 

58900 

26800 

[500] 

[500] 

13000 

14330 

139530«: 

56,57 

[500]' 

3S300 

;32333  » 

13000 

Ml'..;  • 

558000  |136100  |306900|  196600)  172333  | [500] j  5900  [|  52000  |  47330 

2H00 

1497803 

1)  In  der  Vorlage:  900  Mann  und  6  Compagnien;  vom  König  geändert  in 
750  Mann  und  4  Compagnien  (doch  rechnet  der  König  irrthttmlich  150  Mann  zu- 
viel), vgl.  dafür  S.  56,  Anm.  2. 

2)  In  der  Vorlage:  1400  Mann  (vom  König  in  1700  geändert,  vgl.  Anm.  1) 
und  der  Zusatz:  »doch  sonder  Grenadiercompagnieen «,  vgl.  Nr.  86.  In  einem 
ersten  Entwurf  von  Eichel  fehlt  das  Regiment  überhaupt,  vgl.  S.  132  Anm.  3. 

3)  Vgl.  dazu  Nr.  5.  7.  9.  15.  19.  21.  22.  25.  30.  59  und  214. 

4)  Von  den  angewiesenen  20000  Thlrn.  wurden  nur  5000  verausgabt,  vgl.  Nr.  9. 

5)  Wurden  erst  1756/57  verausgabt  und  sind,  mit  anderen  741  ersparten  TWrn., 
in  den  32333  dort  inbegriffen,  vgl.  Nr.  59.  214.  6)  32200  Thlr.  ans  dem  königl. 
Dispositionsfonds  sind  inbegriffen,  vgl.  Nr.  30  u.  214.         7)  Vgl.  S.  29. 

8)  Vgl.  Anm.  5  und  S.  36,  Anm.  3.  9)  52891  Thlr.  aus  dem  königl.  Dis- 
positionsfonds sind  inbegriffen,  vgl.  Nr.  59.  60.  65.  214. 


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Schleeische  Featungsetats. 


135 


214.  Übersicht  aber  die  Herkunft  der  schlesischen  Festungsetats- 
Gelder  1746/47  bis  1756/57 


II 

Et&ts*  ff  ftclileü.  Etats- 
jthr  ttberacliÜESc*) 

znra  «chlea.  Füsturi>?seUt 

der  König  ;»u.h 
eigenen  Fond* 

ferner: 

ans  schles. 
Überschüssen 

aus  Oeneral- 

1746/47 
47/48 

99401  Thlr. 

-— 

57000 

172925 

ioouoo  , 

600U0 

1 

48/49 1 



146985 

 o  * 

1  i  a 

100000  \  >  £ 

  |    2  CT 

60000 

\  schles. 
10000  (Glogau)(  üh 

12000  ''TJ«ia«p'i  i 

i^ooo  weissej  )BeliÜ8so4. 

«V/aO 

lb40(M 

100000  / 
40000  i'48/49,i5l 

60000 

16000  aus  Geldern  bei 
Bchlea.  Stouerkassenr>) 

50/51 

179764 

100000  149/50) 

60000 



6000  aus reservirten  Glo- 
baler Geldern  40/50 

51/52 

260032 

100000  (50/51) 

60000 

52/53 

263416 

100000  (51/52) 

60000 

276792 

50000  (52/53) 

60000 

26162S 

50000  53/54} 

60000 

3714) 
25000  38711 " 
10000* 

6000  (Kusel;  SChlCS. Über- 
schüsse »j 

326101»; 

50000  (54/55) 

60000 

32200  io;» 

56/57 1 

[326756] 

"  ! 

2000  (55/56 
18000 « 

50000)"} 
42335 } 

10741  aus  dem  Bestände 
der  Furtificationskasse 
in  Nasse"; 

1)  Ygl.  dazu  Nr.  213  and  S.  134  Anm.  3. 

2)  Nach  einer  Aufzeichnung  aus  dem  Jahre  1756:  >  Nach  Weisung  des  Über- 
schusses bei  der  schlesischen  Hauptkasse  von  anno  1746/47  an«,  mit  dem  Ver- 
merk: >ad  acta  den  7.  Juli  1756«.   (Breslau,  Staatsarchiv.) 

3)  Vgl.  Nr.  215.         4}  Vgl.  Nr.  7.         5)  Vgl.  Nr.  9. 

6)  Vgl.  Nr.  15. 

7)  Ausser  1500  Thlrn.  (fUr  Glogau)  alles  für  Koael,  vgl.  Nr.  27.  31. 

8)  Vgl.  Nr.  27. 

9)  Schles.  EtatsUberachÜBBe  55/56:  MÜtzschefahl-,  Koseler- Artillerie- Aug- 
mentationen.        10)  Vgl.  Nr.  30. 

11)  Alles  für  Kosel  und  Neisse,  vgl.  Nr.  59.  60.  65.  66.  70. 

12)  Schles.  EtatsilberschUsse  56/57:  Nettelhorst-,  KoBeler-Artillcrio-Auguicn- 
tation,  vgl.  Nr.  45.  49. 

13)  Generalkriegskasse  56/57  :  Rest  der  60000  für  Augmentation  vom  Bataillon 
Salmutb,  Vgl.  Nr.  60.      14)  Vgl.  S.  36. 


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1  36    Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


10 


2 


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Grosser  Tresor. 


137 


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138     Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


(1750]        216.  Voranschlag  des  Königs  für  die  Finanzen.  [1750.] 

Nach  einer  Abschrift  der  «igenbfcndigen  Urschrift. 

1751. 

>Au  mois  de  juin  il  y  aura  dans  lo  tresor  5600000  ecus,  dont  100000  pour 
achcter  du  grain  en  Prusse. 

Dans  la  eaisso  des  chevaux  il  y  aura  200000  ecus,  et  100000  pour  remonter 
les  supernumeraires. 

Dans  la  caisse  des  Mundirung:  240000. 

La  caisse  de  guerre  aura  1 40000  ecus, 

Celle  des  domaines  24000, 

Petit  tresor  300000,  pour  rendre  l'armee  mobile. 

La  caisse  des  chevaux  doit  avoir  300000  6cus  pour  2  carapagnes, 

Celle  de  guerre:  400000,  pour  avancer  la  paie  d'un  mois, 

Celle  des  domaines:  300000  ecus,  pour  finir  l'anneo  juste  au  1"  de  juillet. 

L'annge  1752. 
Caisse  des  chevaux:  300000,  et  11  y  aura  40000  des  restes. 
Caisse  de  guerre:  140000,  et  40000  des  chevaux  et  40000  des  accises»; 
font:  220000. 

Celle  des  domaines:  24000;  ajoutes  14000  des  salines  de  la  Marche,  10000 
des  peages  de  Minden,  10000  de  surplus  des  revenus:  34  [font:]  58[000]. 
Petit  tr6sor:  300000. 
Le  grand  tresor:  7400000  ecus. 

Lannee  53. 

Les  chevaux:  300000,  et  100000  überhaupt. 
Les  Mundirung:  240000. 

La  caisse  de  guerre  a  220000;  140000  de  Haasow,  40000  des  accises: 
400000  6cus. 

Celle  des  domaines:  58000;  et  34000  des  nouveaux  revenus,  ajoutes  20000 
de  Fannee:  54000  [font:]  112000. 
Petit  tresor:  300000. 

Grand  tresor:  7400000;  de  Silesie  700000,  des  vleilles  provinecs  600000,  do 
la  monnaie  600000:  9300000.  t 


1)  Vorlage:  >caissee<. 


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Voranschläge  des  Königs  für  die  Finanzen. 


139 


217.   Voranschlag  des  Königs  für  die  Finanzen.   [1751.1  [t75i] 


Nach  einer  Abschrift  der  eigenhlndigen  Urschrift 


52 

il  y  aura  7000000 
dans  le  tre*sor 

300000 

dans  la  caisse  de 
guerre 

100000 

dans  la  caisse 
des  domainea 

200000 
dans  le  petit 
tresor 

53 

9000000 

400 

le  tont  des  ac- 
ciscß 

100  et 
50  de  la 
monnaio 

200 

54 

11000 

1000000    de  la 
monnaie 

CA  A 

000 

des  acoises,  dont 
100  de  la  caisse 
des  chevaux 

150  et 
50  desdo- 

maines 

K  A  A 

500 

savoir  300  du 
surplus  de  IE  tat 

55 

13200 
10000001)  de 

monnaie 

680 
des  accisos 

200  et 
70000  desdo- 
uiaincs 

et  30000  de  Tac- 
ciso 

ß  A  A 

100  de  lEtat 

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OD 

15400 

900  monnaie, 
100  Massow, 
1200  doriStat 

roste 

restc 

rcste 

57 

17600 

900  monnaie, 
1200  Etat, 
100  Massow 

58 

19800 

du  revenu 

218.  Voranschlag  des  Königs  für  die  Finanzen.   [1752  ]  [1752] 

Nach  einer  Abschrift  der  eigenhändigen  Urschrift. 

»Je  dois  116000  ecus  a  Splitgerber  ponr  des  armes;  Massow  les  paicra  de 
la  caisse  des  chevaux  depuis  52  a  53. 

Je  dois  50000  pour  le  deTricheraent  de  l'Oder,  et  il  faut  50000  pour  accom- 
moder  le  port  de  Stettin:  100000;  il  faut  les  preter  de  la  Landschaft  et  les  rendre 
Tan  1753  des  augmentations  des  nouveaux  domaines. 

II  y  a  dans  le  tresor  1752«) :  6550000  öcus,  la  monnaie  yjoint  450000:  7000000; 
Dans  le  petit  tresor:  200000  ecus,  pour  rendre  1'annce  mobile; 
Dans  la  caisse  des  domaines:  64000  ecus;  il  y  a  78000  e*cus,  ajoutes  12000 
des  vieillee  salines,  10000  de  la  houille:  22000,  [font:]  100000»);  manque[nt] 


1)  Vorlage:  »100000000«.  2)  Vgl.  dazu  Nr.  217. 
3)  In  der  Vorlage  verschrieben:  »900000«. 


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140     Prenssische  Acten  zur  Vorgeschichte  dea  siebenjährigen  Krieges. 

{1752]  II  y  a  dana  la  caisse  de  guerrc:  180000  ecus;  il  y  entre  Trinitd  52  120000, 

[font:]  300000;  mnnque[nt]  100000  ccus. 

II  y  a  dans  la  caisse  des  uniformes  et  des  chcvaux:  500000  ecus;  il  y  entre 
150000  ecus,  [font:]  650000;  cela  est  complet.« 


{1753]        219.   Voranschlag  des  Königs  für  die  Finanzen.    [1753  ] 

Nach  einer  Abschrift  der  ei|<«nhlndigen  Urschrift. 

»Au  printemps  de  cette  ann6e  il  y  aura: 

9000000  dana  le  tresor, 
400000  ecus  dana  la  caisse  de  guerre. 

100000  et  20000  des  accises,  15000  du  sei  et  13000  des  dettes  de  la  caisse 
des  cbargos:  aornme  totale  148000  ecus  dans  la  caisae  dea  domaines. 
700000  dans  la  caisse  des  chcvaux. 
200000  [petit  trfoor],  pour  rendre  Tannce  mobile. 

1754 

il  y  aura: 

11000000  dana  le  tresor, 
500000  ecus  et  100000  de  Maasow  font:  600000  ecua  dans  la  caisse  de  guerre. 
[148000],  50000  ecua  des  nouveaux  revenus,  20000  des  accises,  12000  des 
salines  font:  230000  ecus  dans  la  caisse  des  domaines. 
700000  6cus  dans  la  caisse  des  chevaux; 
50000  pour  des  fournitures,  et 
200000  [petit  tresor],  pour  rendre  l'arm6e  mobile. 

L'annee  1755 

il  y  aura: 

13000000  dans  le  tresor, 
680000  dans  la  caisse  de  guerre. 

[230000],  60000  öcus  de  nouveaux  revenus  et  [10000]  ij  du  sei  font:  300000 
6cus  dans  la  caisse  des  domaines. 

700000  dans  la  caisse  des  chevaux;  Massow  donnera  150000  pour  lea 
fournitures  de  Tarmee; 

et  [petit  tresor],  pour  rendre  l'armee  mobile:  100000  ecus  de  la  monnaie, 
ajoutes  aux  200[000],  font:  300000  6cus. 

1756 

il  y  aura: 

15000000  dans  le  tresor, 
680000  dans  la  caisse  de  guerre, 
300000  dans  celle  des  domaines, 

700000  caisse  des  chevaux,  et  Ton  fera  des  fournitures  pour  150000  ecus 
pour  l'armee. 

[300000  petit  tresor],  70000  des  nouveaux  revenus,  12000  des  salines,  120000 
des  accises,  200000  des  revenus  de  l'Etat  feront:  [702000] *j  deus,  pour  rendro 
l'armee  mobile. 

1)  In  der  Vorlage:  »240000«,  d.  h.  die  Summe  des  vorangehenden  Jahres 
1754  ist  mit  den  10000  zusammengezogen.  2)  Vorlage:  »600000«. 


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Voranschläge  des  Königs  fUr  die  Armee,  die  Finanzen  und  Festungsbauten.  141 

1757  [1753] 

il  y  aura: 

17000000  dans  le  tresor, 
680000  dans  la  caisse  de  gnerre, 
300000  dans  celle  des  domaines, 

600000  dans  celle  des  chevaux  et  pour  50000  ecus  de  fournitures, 
700000  [petit  tresor^,  pour  rendre  rarmee  mobile.« 


220.   Voranschlag  des  Königs  für  die  Armee.  [1753/54.] 

Noch  einer  Abschrift  der  eigenhändigen  Urschrift. 

>Pour  l'artillerie  de  siege. 
1754.   II  faut  100000  6cus. 
50000  ecus  pour  l'armement  de  l'armße  pour  une  augmentation  1  . 
44000  ecus*). 

20000  pour  la  [cuir  et  gibecieres]«)  et  ceinturons. 

55.   50000  pour  l'artillerie;  eile  sera  complete. 
J'aurai  pour  20  bataillons  d'armes  et  d'ouvrages  de  [corroyeurs]  «). 
Si  j'en  veux  faire  faire  davantage,  il  däpendra  de  moi.« 


[1753/54] 


221.  Voranschlag  des  Königs  für  die  Finanzen  und  Festungsbauten. 

[1754.] 

Nach  einer  Abschrift  der  eigenhändigen  Urschrift.  Die  Festungsbautenubersicht  int  abgedruckt 
bei :  Lehmann,  Friedrich  der  Grosse  und  der  Ursprung  des  siebenjährigen  Krieges  (Leipzig 
181)41,  S.  3  Aura.  2. 

Disposition  gönörale  des  grandes  caisses  de  54  ä  55. 

Caisse 

degueri 

6M) 
elleest 
cora- 


Tresor 

ilyail[y]aum 
54:  ,  55: 


Domaines        Le  petit  tre'sor       Caisse  des  chevaux 


10 


11700, 
savoir 
1300&J 
revcnn 
ordi- 
nale, 
mon 
naic, 
100  des 
accises 


lt 


plcte. 


ilya  il  [y]  aura 
54 :  I      55  : 
200  |  300, 
15  savoir 
du  :56]6)  sur- 
sei, plus  des 
domaines. 
15  du  sei, 
14  des  do- 
maines ou 

de  la 
monnaie. 


il  y  a  54: 
560  et  il 


55 


54  il  y  a: 
en  faut  608   et  les 


20di;l'ar-  700,  quo 
^cntdela.  j' i'parg- 
.sanetion7]  nerai, 
do  Hol-  commeje 
lande,  pourrai. 
14  de  la  100 
monnaie  mauquent. 
fout:  600. 


chevaux  dL-s 
supernuine- 
rairea  ü  p.irt 
quifont  100. 
Ii   faut  ä 
Haasow 
pour  armes 
et  fournitu- 
res 350; 
paye  126. 


aura 


55  il  y 

008; 
manqueutlOO 
pour  les  che- 
vaux deB 
aupemume- 
raires. 
150  pour  les 
fournitu- 
res, 
50  quo  j'y 
ajouterai, 
font: 


200; 

manquent  en- 
coro  24000 
ecus. 


1)  Vgl.  Nr.  29.  Zuerst  hatte  der  König  geschrieben:  »pour  10  bataillons 
d'armes.  Dix  bataillons  seront  faits«.  Diese  Worte  sind  darauf  durchgestrichen. 

2)  So.        3)  Vorlage:  »cuirs  egibsieres«.        4)  Vorlage:  »couroyers«. 
5)  In  der  Vorlage  verschrieben:  >7300<.         6)  Vorlage:  »50«. 

7)  So.   Vielleicht  ist  der  >Polder<  gemeint,  vgl.  Nr.  70. 


[17541 


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142    Preussische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1754]  L  annee  55 

j'acheverai  les  fortifications. 

A  Gtogau  il  n'y  aura  plus  rien  ä  faire. 

A  Schweidnitz:  10000  ponr  l'arsenal,  30  ponr  les  casernes. 

A  Neisse:  30000,  savoir  10  6glise,  10  infirmerie,  10  palissadeB. 

A  Kosel:  20000  pour  la  töte  du  pont 

A  Glatz:  20000.« 


[1755]        222.  Voranschlag  des  Königs  für  die  Finanzen.  [1755.] 

Nach  einer  Abschrift  der  eigenhändigen  Urschrift.   Der  erste  Thei)  des  Voranschlags  ist  ab- 
gedruckt bei :  Lehmann,  a.  a.  O.,  S.  2  Aua.  2. 

»Grande  disposition  de  l'annce  55. 

II  y  a: 

10000000  dans  le  tresor:  ce  mois  de  mai,  il  y  aura:  11700000  6cus; 
Dans  le  petlt  treaor,  pour  rendre  l'annäe  mobile:  700000  ecns; 
Dansla  caisBe  deguerre:  1  mois  pour  l'armee,  si  eile  entre  en  campagne1}: 
680000  ecus; 

Dans  Ia  caisse  des  domaines:  300000  ecus; 
Dans  la  caisse  des  chevaux:  700000  6cus. 

Dans  la  caisse  pour  rarmement  de  l'armee,  il  faut  encore  pour  l'annee 
56  qu'on  paie  205000  ecus  pour  des  ustensiles  et  annements,  dont  je  paierai 
100000  *)  et  Haasow  le  reste. 

Cette  annee  il  y  aura  73000  ecus  de  nouveaux  fonds;  l'annde  qui  vient: 
100000.  Outre  cela,  j'aurai  le  revenu  du  defrichement  de  POder,  qui  fait  28000 
ecus,  et  30000  a  40000  des  fours  des  ferronneries,  de  sorte  que  je  pourrai  presque 
lever  2  nouveaux  regiments.« 

1756  223.  »Zettel  von  denen  zur  Mobilmachung  der  Armee  destinirten 
Mai  13  Geldern.«3)    [Berlin,]  13.  Mai  1756. 

Nach  der  Urschrift  von  Koppen  nnd  Cdlsch. 

>1)  In  einem  verschlossenen  Kasten,  so  S.  M.  im  Februario  1750  zum  Neuen 
Tresor  abliefern  lassen  und  worauf  Hüchstdieselben  eigenhändig  rubricirt: 
»100000  Thlr.«.  Bei  Eröffnung  des  Kastens  haben  sich  aber  nur  befunden  an 
Friedrichsd'or  87810  Thlr.,  Louisd'or  12000  Thlr.:  Summa  99810  Thlr.« 

2)  Durch  Küppen  eingezahlt:  Mai  1752,  Januar, 

April,  August  1754  je  100000  Thlr   400000  Thlr. 

Mai  1754    38321     »      2  gr.  5  A 

September  1754    12139    »    18  »  11  » 

November  [17551    80000  »  

530460  Thlr.  21  gr.  4  A. 

3)  »Aus  dem  combinirten  Bestand  bis  Trinitatis  1754 

im  October  1754   .  .  .    69729  Thlr.  2  gr.  8  A.^) 

Summa:  700000  Thlr. 


1)  Vgl.  S.  138.  2)  Vgl.  Nr.  74.  3)  Vgl.  Einleitung,  Cap.  III. 
4)  Vgl.  S.  137,  Anm.  11. 


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n. 

österreichische  Acten 

zur 

Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges 

herausgegeben 

TOB 

G.  kiintzel. 


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1.  Vortrag  des  Staatskanzlers  Kaunitz  in  der  Conferenzsitzung  vom  *755 
21.  August  1755.    Wien,  28.  August  1755.  Aug' 2 

Abgedruckt  bei  Beer,  Archiv  30— 5tt>);  in  franxös.  Text  bei  Broglie,  L'alliance  425 ff.  Vgl. 
Schhfer  1, 100;  t.  Arneth  IV,  388  ff;  Beer  H.  Z.  27,  321  ff.;  Bänke  9S.  103 f.  111 ;  Duncker 
10;  Oncken  II,  38  ff.;  Drojsen  V,  4,  484;  Broglie,  L'alliance  175  ff.;  Waddington,  Benverse- 
ment  205  ff.;  Koaer  I,  586.  II,  41 ;  H.  Z.  77,  61;  Naude,  Beitrage  L  69  ff.;  Heigel  n, 
33  t;  Delbrtck,  Pr.  Jahrb.  84,  53. 

Plan,  mit  Hülfe  Russlands  und  Frankreichs  Preussen  über  den  Haufen  zu  werfen. 

»Richtig  ist,  dass  Preussen  muss  übern  Haufen  geworfen  werden, 
wenn  das  .  .  .  Erzhaus  aufrecht  stehen  soll.  Wir  sind  sonst  uns  und 
unseren  Alliirten  unnütz.  Die  beständige  Gefahr  ist  da.  Wir  haben 
weniger  Einfluss  und  Ansehen  in  allen  europäischen  Angelegenheiten.  Im 
Reich  setzt  sich  Preussen  öffentlich  der  kaiserliehen  Autorität  entgegen, 
und  wir  wissen  sicher,  dass  es  nur  auf  unseren  Untergang  bauet  und 
solchen  menschlichem  Ansehen  nach  bewürken  wurde,  wann  wir  ihme 
nicht  bevorkommon. 

»Richtig  ist,  dass  wir  ihn  nicht  ohne  die  grösste  Gefahr  attaquiren 
können,  wenn  wir  keine  Hülfe  haben  und  vor  unsren  Übrigen  Nachbarn 
nicht  sicher  sind. 

»Richtig  ist,  dass  unsere  eigenen  Alliirten  niemalen,  und  am  wenigsten 
jetzo,  uns  dazu  helfen  werden.  Im  Gegentheil  ist  alle  Vermuthung  vor- 
handen, dass  sie  mit  Preussen,  wenigstens  was  sein  Stillsitzen  anbetrifft, 
verstanden. 

»Richtig  ist,  dass  nebst  der  beständigen  Gefahr  vor  Preussen  wir  uns 
daneben  noch  in  einer  besonderen  grossen  Verlegenheit  wegen  dem  in- 
stehenden Krieg  befinden,  nnd  dass  ein  jeder  der  vier  Wege2),  so  wir 
einschlagen  können,  die  schädlichste  Folgen  nach  sich  ziehen  werde. 

1 )  Hier  wiederholt  mit  gütiger  Erlaubnis  des  Beer.  Alle  Schriftstücke,  deren 
Aufbewahrungsort  nicht  besonders  genannt  ist,  sind  dem  Haus-,  Hof-  und  Staats- 
archiv zu  Wien  entnommen.  Im  folgenden  bedeutet  W.  K.  A.:  K.  K.  Kriegsarchiv 
xu  Wien;  B.  A.:  Geheimes  Staatsarchiv  zu  Berlin. 

2)  a.  Beilegung  der  amerikanischen  Streitigkeiten. 

b.  Antreibung  Englands  zu  werkthätigen  Maassnehmungen. 

c.  Bemessung  der  den  Seemächten  zu  erzeigenden  Willfahrigkeit  nach 
den  Interessen  der  Erblande  und  dem  englischen  Vorgang. 

d.  Falls  England  einlenke,  Beibehaltung  des  bisherigen  Systems;  andern- 
falls Wahl  eines  neuen.  Vgl.  Vortrag  von  Kaunitz,  27.  Juni  1755,  bei  Beer, 
Archiv  36  f. 

Acte»  vu  Vorgeschichte  des  7jährigen  Krieges.  10 


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146  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  » Richtig  ist,  dass  Holland  gar  nichts  nnd  England  zn  wenig  thun, 

Uff"  28  aber  uns  die  grösste  Last  des  Krieges  gegen  Frankreich  aufbürden  wolle. 

»Richtig  Ist,  dass  wir  allein  dieser  Macht  nicht  gewachsen,  dass  wir 
die  Niederlande  verlieren  würden,  und  dass  im  glücklichsten  Fall  wir 
unsere  Länder,  Truppen  und  Finanzen  ruiniren  müssen,  ohne  den  geringsten 
Vortheil  zu  hoffen  zu  haben,  indessen  unser  gefährlichster  Nachbar  der 
Ruhe  gemessen,  seine  Kräften  schonen  und  die  Gelegenheit  abwarten  würde, 
uns  mit  seiner  ganzen  Macht  zu  überfallen. 

»Richtig  ist,  dass  unverantwortlich  wäre,  sich  solchen  e>e"nements  aus- 
zusetzen, und  muthwilüg  in  das  Verderben  zu  stürzen.  Wollen  wir  aber 
dieses  vermeiden,  so  ist  ferner  richtig,  dass  wir  die  Niederlande  und  Han- 
nover dem  Hazard  überlassen,  unsere  Alliirte  disgustiren,  wo  nicht  gar 
verlieren,  unseren  Credit  und  Ansehen  auf  die  Spitze,  und  uns  in  Gefahr 
setzen  würden,  beim  Frieden  das  sacrifice  abzugeben. 

»Da  nun  richtig  ist,  dass  unter  diesen  zwei  extremis  eines  oder  das 
andere  zu  wählen,  aber  eines  wie  das  andero  eine  sehr  fatale  und  schäd- 
liche Parthie  seie,  so  fraget  sich,  ob  nicht  ein  ander  Mittel  zu  erfinden, 
um  nicht  nur  den  Schaden  zu  vermeiden,  sondern  auch  wohl  einen  grossen 
Vortheil  ans  den  gefährlichen  Umständen  zu  ziehen. 

»Dieses  Mittel  wäre  gefunden,  wann  wir 

1)  »Frankreich  durch  hinlängliche  Ursachen  bewegen  könnten,  die 
preussische  Allianz  zu  abandonniren,  und  wann 

2)  »Russland  zu  vermögen  wäre,  Preussen  zu  gleicher  Zeit  mit  einer 
Armee  von  80000  und  mehr  Tausend  Mann  auf  den  Leib  zu  fallen1). 

»Richtig  ist,  dass  Frankreich  die  grössten  Staatsursachen  hat,  Preussen 
nicht  fallen  zu  lassen,  sondern  durch  seine  Macht  die  unsrige  en  6*chec  zu 
halten.  Es  ist  also  richtig,  dass,  wo  nicht  grössere,  doch  eben  so  grosse 
Umstände  und  Vortheile  zusammentreffen  müssen,  wenn  es  möglich  sein 
soll,  Frankreich  in  eine  solche  Idee  anzuziehen. 

»Diese  Umstände  scheinen  nun  dermalen  vorhanden  zu  sein;  dann 

1)  »Kann  die  erwähnte  Idee  nicht  änderst,  alB  zur  Zeit  eines  Krieges 
ausgeführt  werden.  Im  Frieden  würden  sich  sowohl  Frankreich  als  Enge- 
land unseren  Absichten  widersetzen ;  dermalen  aber  bat  der  Krieg  zwischen 
den  zwei  Mächten,  so  unserem  Vorhaben  verhinderlich  sein  würden,  bereits 
angefangen,  ohne  dass  wir  schon  dermalen  mit  eingeflochten  wären,  und 
Frankreich  kann  nicht,  wenn  es  auch  gern  wollte,  mit  Ehren  in  Ruhe 
bleiben. 

2)  »Hat  diese  Krön  von  der  ersten  Idee  eines  generalen  Krieges  sehr 
nachgelassen,  und  sucht,  wo  möglich,  die  Anzahl  seiner  Feinde  nicht  zu 


1)  Vgl.  den  entsprechenden  Plan  des  Staatskanzlers  Kaunitz  aus  dem  Jahre 
1749  bei  Beer,  Bentinck  XXXVII  ff.;  v.  Arneth  IV,  272  ff. 


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1755  August  28. 


147 


vermehren1).    Es  würde  ihr  also  eine  Gelegenheit  sehr  lieb  sein,  welche  1755 
ihr  znm  Vortheil  gereichete,  und  uns  zurückhielte.  Aug.  28 

3)  »Ist  gewiss,  dass  Frankreich  dem  König  in  Preussen  nicht  träne, 
nnd  grossen  Argwohn  wegen  seiner  gefasst  habe 2),  dermalen  aber  kann  ea 
um  so  weniger  hieran  fohlen,  da  die  eigene  preussische  Politik  und  Interesse 
erforderen  stille  zu  sitzen,  woraus  nothwendig  Unwillen  und  Verdacht  er- 
wachsen muss.  Sollte  nun  noch  die  Vermuthung  eintreffen,  dass  sogar 
zwischen  Preussen  und  Engeland  ein  geheimes  Einverständniss  getroffen 
worden,  so  kann  solches  wenigstens  aus  den  Werken  Frankreich  nicht  ver- 
borgen bleiben,  und  hat  also  diese  Krön  um  so  weniger  Ursach,  sich  un- 
sere Absichten  zu  widersetzen3). 

4)  »Vielmehr  müsste  sie  erkennen,  dass  ihr  eingebildeter  Vortheil  von 
der  preussischen  Allianz  gänzlich  hinwegfalle.  Dann,  wann  dieser  still 
sitzet  und  geschehen  lassen  will,  dass  wir  unsere  grosseste  Force  gegen 
Frankreich  gebrauchen,  so  existiret  ja  nicht  mehr  der  Nutzen,  uns  en  e'chec 
zu  halten.  Wahr  ist  es,  dass  Ew.  M.  [Sich]  bereits  entschlossen  haben, 
stille  zu  sitzen,  wanngleich  Preussen  ruhig  verbleibet4);  Frankreich  kann 
aber  solches  nicht  wissen,  und  muss  vielmehr  das  Gegentheil  glauben,  dm 
ja  unsere  eigene  Alliirte  sich  darauf  versehen  haben,  dass  wir  gegen  Frank- 
reich zuschlagen  würden,  wann  sie  uns  vor  Preussen  durch  die  Russen 
sicher  stelleten. 

»Hierzu  kommt  noch, 

5J  »dass  wir  durch  den  ausserordentlichen  und  tractatenwidrigen 
Betrag  unserer  Alliirten  in  das  volle  Recht  gesetzet  werden,  einen  solchen 
Schritt  zu  unternehmen.  Der  Barrieretractat5)  verbietet  zwar,  etwas  von 
den  Niederlanden  zu  veräussern,  allein  die  Seemächten  können  sich  hierauf 
nicht  berufen,  da  sie  Selbsten  diesen  und  allen  übrigen  Traotaten  am  ersten 

1)  Vgl.  Starhembergs,  des  österreichischen  Gesandten  in  Paris,  Berichte  vom 
2.  und  10.  August  1755.  Jedoch  meinte  Starhemberg,  trotzdem  werde  der  Angriff 
auf  Österreich  unfehlbar  erfolgen,  da  eine  Beschränkung  auf  den  Seekrieg  für 
Frankreich  unmöglich  sei.   Vgl.  auch  Waddington,  Renversement  294  f. 

2)  In  den  Berichten  Starhembergs  findet  sich  kein  Anhalt  für  diese  An- 
schauung. 

3)  Bereits  in  einer  Denkschrift  vom  25.December  1754  hatte  Kaunitz  geschrie- 
ben: »L'Angletorre  et  la  Hollande  ont  ä  se  soutenir  contre  la  France.  Seules,  elles 
ne  peuvent  pas  re^ister  4  cette  puissance;  il  leur  faut  des  alH6s,  leur  choix  ne 
pourrait  tomber  quo  sur  le  roi  de  Prusse.  Elles  paieront  eher  cette  acquisition 
et  de  ce  moment  la  France  prendrait  leur  place  che»  nous;  posaesßears  des 
Pays-Bas,  nous  aurions  de  quo!  Tattirer,  quand  meme  son  propre  interöt  ne  Vy 
inviterait  pas.« 

4)  Vgl.  den  Conferenzbesohluss  vom  16.  August  1755,  bei  v.  Arneth  IV,  387. 

5)  Vom  15.  November  1715  nebst  ergänzendem  Vertrag  zwischen  dem  Kaiser 
und  den  Generalstaaten  vom  30.  Januar  1716.  Vgl.  Koch,  Abr6g6  de  l'histoire 
des  traites  de  paix,  I,  339  ff.  (Basel  1796.) 

10* 

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148  österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  zuwidergehandelt  haben.  Dann,  ohne  von  denen  alten  Contraventionen 
nfS-  28  W6gen  des  Commerzientractats  etwas  zu  erwähnen,  so  hat  ja  Holland,  statt 
seine  Truppen  in  den  Niederlanden  bei  anscheinender  Kriegsgefahr  auf 
16  000  Mann  zu  vermehren,  solche  meisten  Theils  herausgezogen,  nnd 
würde  die  Neutralität,  wann  nur  Frankreich  solche  eingestehen  will,  gar 
gern  ergreifen,  folglichen  gegen  das  wesentlichste  und  ganze  Fundament 
des  Barrieretractats  handeln.  Engeland  thut  desgleichen,  sobald  es  ver- 
weigert uns  totis  viribus  auf  der  Landseite  beizustehen.  Wie  können  aber 
I.  M,  zu  einer  Zeit  stricte  an  die  Tractaten  gebunden  sein,  da  die  Alliirte 
ganz  offenbar  darwider  handien? 

»Eine  solche  Complication  von  Umstanden  dörfte  so  sich  bald  nicht 
und  vielleicht  nimmermehr  ereignen.  Wann  wir  nun  uns  derselben  recht 
zu  Nutzen  machten,  und  zugleich  Frankreich  solche  wesentliche  Vortheile 
anbieteten,  welche  ihm  sehr  auf  dem  Herzen  liegen,  so  ist  viele  Wahr- 
scheinlichkeit vorhanden,  dass  diese  Krön  ehender  als  jemalen  eingehen 
nnd  uns  zu  dem  erwünscblichsten ,  woran  die  Wohlfahrt  der  ganzen 
Monarchie  haftet,  beförderlich  sein  würde,  welches  wir  aber  durch  unsere 
eigene  Alliirten  nimmermehr  hoffen  könnten. 

»Die  Vortheile,  die  Frankreich  anzubieten  wären,  bestanden  in  fol- 
gendem, und  zwar 

1)  »Wollten  wir  dem  Don  Philippe1)  vor  seine  drei  Herzogthümer 
Parma,  Piacenza  und  Guastalla  ein  anderes  mehr  ertragendes  Etablissement 
in  den  Niederlanden  einräumen; 

2)  »Dem  Prinzen  Conty2)  zur  künftigen  Erhaltung  des  polnischen 
Throns  nicht  entgegen,  sondern  beförderlich  sein. 

3)  »Zu  dem  Ende  würden  wir  daran  arbeiten  und  das  nnserige  auf- 
richtigst beitragen,  dass  zwischen  Frankreich,  Spanien,  Neapel  und  Russ- 
land ein  engeres  Einverständnuss  gestiftet  und  der  Weg  zu  den  vorberührten 
Absichten  in  Zeiten  vorbereitet  würde. 

4)  »Damit  aber  Frankreich  von  der  heiligen  Erfüllung  unserer  Ver- 
sprechen zum  Voraus  und  desto  mehr  gesichert  seie,  so  wollten  wir  es 
geschehen  lassen,  dass  die  ernannte  Krön  sich  von  Nieuwport  und  Ostende 
bemeistere,  jedoch  zu  gleicher  Zeit  die  förmliche  und  öffentliche  Erklärung 
von  sich  stellete:  wie  solches  nicht  aus  feindlicher  Absicht  gegen  uns, 
sondern  nur  aus  Noth  geschehete,  um  den  Krieg  gegen  Engeland  zu  führen 
und  diese  Krön  zur  billigen  Satisfaction  vor  die  zugefügte  Beleidigung 
vermögen  zu  können,  als  worzu  die  Besetzung  der  erwähnten  Seehäfen  un- 
vermeidlich seie.    Gleichwohlen  gedenke  Frankreich  diese  Städte  nicht  vor 

1)  Jüngerer  Sohn  König  Philipps  V.  von  Spanien  und  Elisabeths  Farnese, 
seit  dem  Aachener  Frieden  Herzog  obiger  Gebiete ;  er  war  als  Gemahl  der  Prin- 
zessin Louise  Elisabeth  von  Frankreich  Ludwigs  XV.  Schwiegersohn. 

2)  Louis-Francois  de  Bourbon  Prince  de  Conty  leitete  die  geheime  Corre- 
spondenz  König  Ludwigs.  Vgl.  Bernis  I,  140  Anra.  3;  Broglie,  Secret  I,  U  ff. 


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1755  Angust  28. 


149 


sieh  in  behalten,  sondern  bei  erfolgendem  Frieden  wieder  zu  räumen  und  1755 
uns  abzutretten,  auch  inzwischen  uns  den  Gennas  der  Einkünften  nicht  zn 
entziehen,  sondern  vor  wie  nach  durch  unsere  Receveurs  erheben  zu 
lassen. 

5)  »Sollte  die  nähere  Abrede  gepflogen  werden,  wie  einigen  fran- 
zöschen  Alliirten  und  Freunden  als  Schweden,  Sachsen,  Pfalz  etc.  wesent- 
liche Vortheile  zu  verschaffen  seien. 

6)  »Gegen  alle  diese  der  Krön  Frankreich  höchst  erspriessliche  Be- 
dingnusse  werde  nichts  anderes  verlanget,  als  dass  diese  Krön  der  Allianz 
mit  dem  König  in  Preussen  völlig  entsagen  und  sich  wegen  Bestreitung 
der  erforderlichen  Kosten  zur  Ausführung  des  ganzen  Plans  mit  uns  ein- 
verstehen mögte. 

»Ehe  man  solche  Punkt  vor  Punkt  erläuteret,  muss  man  etliche  Grund- 
sätze voraussetzen,  und  zwar: 

1)  »Ist  gewiss,  dass  bei  diesem  Plan  viele  und  grosse  Difficultaten, 
Bedenken  und  Gefahr  vorhanden  seien,  dass  aber  solche  nicht  einzling  und 
abstractive  zu  betrachten,  sondern  zugleich  gegen  alle  Difficultaten,  so  bei 
denen  übrigen  möglichen  Wegen  vor  Augen  liegen,  abzuwiegen  und  die- 
jenige Parthie  zu  erwählen  seie,  wo  die  wenigste  Difficultaten  und  der 
grösste  Nutzen  vorhanden. 

2)  »Wann  man  also  den  gegenwärtigen  Vorschlag  mit  Grund  beur- 
teilen will,  so  ist  beständig  einerseits  auf  die  Gefahr,  Verlegenheit  und 
alle  üble  Umstände,  worinnen  wir  uns  nicht  nur  vor  dermalen,  Bondern 
auch  vor  das  künftige  befinden  würden,  andererseits  aber  auf  die  grosse 
Vortheile  des  Vorschlags  zurückzusehen  und  das  Ganze  in  seinem  Zu- 
sammenhang zu  betrachten. 

3)  »Wann  der  Plan  nicht  ohimerisch,  sondern  thunlich  und  gut  sein 
soll,  so  muss  er  nicht  allein  unser,  sondern  anch  das  französche  Interesse 
vereinbaren,  sonsten  würde  man  sich  vergeblich  schmeicbelen ,  Frankreich 
in  unsere  Ideen  eingehen  zu  machen.  Wahr  ist  es,  dass  alle  Vortheile, 
die  anderen  Mächten  und  zumalen  Frankreich  zutheil  werden,  bedenklich 
und  in  gewisser  Maass  schädlich  seien;  wann  ich  aber  einen  weit  grösseren 
Vortheil  nicht  erhalten  kann,  ohne  meine  Feinde  zu  begünstigen,  so  kann 
man  das  Letztere  gar  wohl  geschehen  lassen. 

4)  »Was  man  tbun  will,  muss  man  bald  thun;  dann  die  vorerwähnte 
favorable  Umstände  können  sich  inner  kurzem  wieder  ändern.  Warten  wir, 
bis  Frankreich  eine  Declaration  verlanget1)  und  uns  drohet,  so  verlieren 
unsere  Anerbieten  alle  grace  und  sehen  einer  Forcht  oder  Verstellung 
gleich,  welchen  man  weniger  als  freimüthigen  und  ungezwungenen  Vor- 


1)  Starhemberg  hatte  am  2.  August  1755  berichtet,  Frankreich  werde  die 
Erklärung  von  Österreich  verlangen,  dass  es  sich  weder  direct  noch  indirect  den 
französischen  Unternehmungen  gegen  England  widersetzen  wolle. 


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150    Österreichische  Acten  aar  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  söhligen  tränen  würde.  Überdas  rnnss  man  täglich  sorgen,  dass  auch 
ue'  28  Engeland  nns  drohen  wird,  die  nissische  Convention *)  nicht  zu  ratificiren, 
wann  wir  nicht  am  Krieg  gegen  Frankreich  theilnehmen.  Alsdann  sitzen 
wir  zwischen  Thflr  nnd  Angel.  Wann  wir  aber  einmal  wissen,  ob  es  bei 
Frankreich  angehet,  so  kann  es  auch  nicht  schwer  fallen,  sich  auf  eine 
oder  die  andere  Art  zu  determiniren. 

»Überdas  hat  Frankreich  noch  kein  sicheres  systema  seiner  künftigen 
Operationen  gefasst,  und  würde  dahero  um  so  leichter  fallen,  solches  nach 
dem  diesseitigen  Plan  einrichten  zu  machen.  Wann  aber  einmal  Frank- 
reich seinen  Operationsplan  festgestellt  hat,  so  bleibet  wenige  oder  keine 
Hoffnung  übrig,  solchen  wieder  abänderen  zu  können. 

»Betreffend  den  ersten  Punkt  des  Plans,  nämlich  das  Etablissement 
des  Don  Philippe  in  den  Niederlanden,  so  ist  man  deswegen  auf  diese 
Idee  verfallen,  weilen  solche  uns  am  meisten,  dann  auch  Frankreich, 
Spanien  und  Neapel  vorteilhaft  zu  sein  scheinet. 

»Wir  bekämen  die  drei  Herzogthümer,  bis  auf  den  piacentinischen 
Antbeil,  so  allenfalls  dem  König  von  Sardinien  zu  restituiren  wäre,  wieder 
zurück,  consolidirten  und  deckten  unsere  dortige  und  die  toscanische  Lande, 
brächten  eine  gefährliche  Branche  des  Hauses  Bourbon  aus  dem  Herzen 
Italiens.  Und  ob  wir  zwar  dagegen  mehrers  an  niederländischen  Ein- 
künften cedirten,  so  muss  man  auch  erwägen,  dass  wir  ganz  Schlesien 
wieder  erhielten  und  vielleicht  die  Sachen  so  drehen  könnten,  das  preuasi- 
sche  Geldern  darzu  davonzutragen. 

»Wie  Lothringen  nooh  nicht  in  französchen  Händen,  und  das  Reich 
in  einer  anderen  Verfassung  war,  so  mnssten  wir  weit  mehrers  auf  das 
Luxemburgische  zurücksehen.  Allein  jetzt  ist  es  uns  zu  weit  entlegen,  und 
in  gewisser  Maass  zur  Last.  Die  AUiirte  nehmeu  an  dessen  Conservation 
keinen  sonderlichen  Antheil,  und  Frankreich  können  wir  nimmermehr 
Lothringen  aus  den  Händen  bringen,  wann  wir  nicht  vorher  Preussen  e*cra- 
siret  haben. 

»Auf  der  andern  Seiten  sind  der  Krön  Frankreich  alle  Acquisitionen 
in  den  Niederlanden  von  unschätzbarem  Werth;  die  Ursachen  brauchen 
nicht  demonstrirt  zu  werden.    Sie  sind  ohnedem  bekannt. 

»Bei  dem  Aachner  Friedens-Congress  und  besonders  bei  der  Kauder- 
bachischen2)  Unterhandlung  haben  sich  St.  8e*verin  und  Du  Theuil3)  mehr- 
malen geäussert,  dass  ihr  Hof  wegen  der  zu  besorgenden  Eifersucht  und 


1)  Der  russisch-englische  Subsi dienvertrag  ist  in  Russland  am  30.  .September 
1755  vorläufig,  am  12.  Februar  1756  endgültig  unterzeichnet  worden.  Vgl.  Martens, 
Beuceil  IX,  175. 

2)  Kauderbach  nahm  als  sächsischer  Legationssecretar  an  dem  Congress 
Theil  und  vermittelte  eine  geheime  Unterhandlung,  die  ein  engeres  Einvernehmen 
der  Höfe  von  Wien  und  Paris  herbeifuhren  sollte.   Vgl.  Beer,  Archiv  47,  41  ff. 

3)  Vertreter  Frankreichs  auf  dem  Aachener  Congress. 


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1755  Anglist  28. 


151 


engeren  Verbindung  der  meisten  europäischen  Mächte  keineswegs  in  Ab-  I?55 
sieht  ftihrete,  sich  der  ganzen  Niederlanden  auf  einmal  zn  bemeisteren,  oder  *' 
auch  nur  gegen  das  Meer  zn  weiters  auszubreiten,  hingegen  könnten  die 
successive  Acquisitionen  auf  der  Landseiten,  und  znmalen  diejenigen,  so 
ebedeasen  scbon  durch  Friedensschlüsse  an  Frankreich  cedirt  gewesen, 
nicht  so  viel  Aufsehen  verursachen  und  leichter  im  künftigen  Frieden 
begnehmet  werden. 

> Unter  anderen  auch  ans  dieser  Betrachtung  ist  man  auf  den  Vor- 
schlag verfallen,  dem  Don  Philippe  ein  Äquivalent  in  den  Niederlanden 
zu  geben.  Dieses  wäre  vor  Frankreich  fast  eben  so  viel,  als  wann  sich 
die  Cession  in  seinen  Händen  befände,  Don  Philippe  müsste  sich  nach 
seinem  Wink  richten  und  machte  als  ein  spanischer  Prinz  nicht  so  viel 
Anfachen.  Auf  etwas  mehrere  Revenüen  kommt  es  Frankreich  nicht  an, 
und  man  müBstc  sich  allenfalls  entschliessen,  dieser  Krön  den  Rückfall  der 
Cession  auf  den  Fall,  wann  des  Don  Philippe  Manns-Stamm  erlöschete, 
zum  Voraus  und  durch  einen  geheimen  Artikel  zu  versicheren,  oder  auch 
dem  Don  Philippe  das  Luxemburgische  und  an  Frankreich  das  Pays  rätro- 
c6&6  nebst  Chimay  und  Beaumont  von  nun  an  zu  übertragen. 

»Die  grösste  Difficultät  bestehet  darinnen,  dass  dieses  Äquivalent 
vor  L  M.  allzu  vorteilhaft.  Dann  wann  wir  den  König  von  Preussen 
übern  Haufen  werfen  und  ganz  Schlesien  wieder  bekommen  könnten,  so 
wäre  solches  dem  .  .  .  Erzhans  ungemein  erspriesslich,  wann  wir  gleich  da- 
gegen eben  so  viele,  ja  noch  mehrere  Einkünfte  in  den  abgelegenen  Pro- 
vinzen verlieren  mttssten.  Allein  nach  dem  dermaligen  Vorschlag  er- 
reichten wir  die  grössten  Absichten  und  vermehreten  noch  die  Ein- 
künften. 

»Nun  ist  zwar  so  natürlich  als  billig,  dass  man  am  meisten  auf  I.  M. 
Vortheil  denken,  und  es  so  weit  zu  treiben  suche,  als  möglich  ist.  Allein 
eine  allzugrosse  Dienstbegierde  könnte  die  ganze  Sache  verderben,  nnd 
den  Hauptendzweck  verfehlen  machen.  Sollte  also  Frankreich  darauf  be- 
stehen, dass  ihme  oder  dem  Don  Philippe  noch  mehrere  Vortheile  zn 
bewilligen  seien,  so  müsste  man  sich  zwar  bestens  wehren,  jedoch  in 
peBsimo  oasu,  in  Gegeneinanderhaltung  der  Vortheilen  überlegen,  wie  weit 
nachgegeben  werden  könne. 

»Es  ist  auch  nicht  die  Meinung,  der  Krön  Frankreich  das  projeotirte 
Äquivalent  noch  ehender,  als  man  von  ihrer  Neigung  vor  den  ganzen  Plan 
sicher  ist,  zn  eröffnen,  vielmehr  müsste  sich  Graf  Starhemberg  bestens 
bemühen,  die  besagte  Krone  über  die  Gonditionen  am  ersten  zur  Sprache 
zn  bringen. 

»Dass  Spanien  und  Neapel  mit  Übersetzung  des  Don  Philippe  nach 
den  Niederlanden  sehr  wohl  zufrieden  sein  würden,  daran  ist  um  so 
weniger  zu  zweifeln,  da  dieser  bekanntermaassen  aus  dem  Aachener  Frieden 
ein  Successionsrecht  zum  neapolitanischen  Thron  herleitet,  wann  sein 


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1  52    Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1755  Bruder,  der  Don  Carlos1),  die  spanische  Krone  erhalten  sollte.  Nachdem 
u*°  ^  aber  derselbe  an  dem  Aachener  Frieden  niemalen  Theil  genommen  hat, 
auch  nicht  einstens  in  diesem  Frieden  deutlich  aasgedruckt  stehet,  dass 
Don  Philippe  in  dem  bemerkten  Fall  Neapel  und  Sicilien  bekommen  sollte, 
so  weiss  man  zum  Voraus,  dass  Don  Carlos  auch  in  dem  Fall,  wann  er 
in  Spanien  succedirte,  Neapel  nnd  Sicilien  entweder  vor  sich  behalten 
oder  seinem  zweiten  Sohn  und  dessen  Descendenten  auf  die  Art  einer 
Secundogenitur  überlassen  will. 

»Hieraus  müssten  nun  die  grössten  Weiterungen  zwischen  denen  bour- 
bonischen  Descendenten  entstehen,  und  wie  man  schon  verschiedene  Spuren 
aus  den  geheimen  Nachrichten  erhalten  bat,  so  dörfte  sich  alsdann  nach 
dem  französchen  Antrag  gar  leicht  ergeben,  dass  sich  die  Brflder  und 
Frankreich  auf  Kosten  des  Kaisers  und  der  Kaiserin -Königin  M.  ver- 
stünden und  dem  Don  Philippe  zu  seiner  Entschädigung  ein  besseres  Eta- 
blissement in  Italien  verschafften,  folglich  I.  M.  nicht  nur  Ihr  Reversions- 
recht auf  Parma,  Piacenza  und  Gnastalla,  sondern  auch  noch  einen  Theil 
der  italiänischen  Landen  ohne  allen  Gegenvortheil  verliereten. 

»Würde  aber  Don  Philippe  nach  den  Niederlanden  übersetzet,  so  wäre 
allem  Streit  am  leichtesten  abgeholfen,  und  Spanien  und  Neapel  hätten 
den  grössten  Vortheil  vor  sich,  ihre  8uccession8ordnung  ohne  Gefahr  auf 
einen  festen  Fuss  zu  setzen.  Dieses  würde  also  die  schönste  Gelegenheit 
in  Händen  geben,  die  ernannte  zwei  Höfe  vollkommen  in  die  diesseitigen 
Absichten  mit  einzuziehen.  Don  Philippe  aber  könnte  sein  eingebildetes 
SuccesBionsreoht  auf  Neapel  um  so  ehender  verschmerzen,  da  er  in  der 
That  gar  kein  Recht  darzu  hat  und  grössere  Einkünfte  erhielte,  auch  sich 
ohnedem  nach  der  französchen  und  spanischen  Vorschrift  richten  mü&Bte. 

»Der  zweite  Punkt  des  Vorschlags,  nämlich  dass  I.  M.  dem  Prinzen 
Conty  zur  Erhaltung  des  polnischen  Throns  nicht  entgegen,  sondern  beför- 
derlich sein  wollten,  muss  das  Gegengewicht  des  8taatsvortheil8,  so  Frank- 
reich aus  der  Allianz  mit  Preussen  ziehet,  und  die  grösste  Triebfeder 
zum  glücklichen  Ausschlag  der  ganzen  Idee  abgeben. 

» Bekanntarm aassen  ist  dieser  Prinz  bei  dem  König  sehr  wohl  ange- 
schrieben und  hat  es  dahin  gebracht,  dass  der  König  in  die  Absichten 
wogen  des  polnischen  Thrones  vollkommen  eingehet,  bereits  so  vieles  Geld, 
um  die  Sache  zum  Voraus  in  Polen  zu  präpariren,  verwendet,  und  seinem 
ganzen  ministerio  die  bisherige  geheime  Negociationen  verborgen  gehalten  hat. 

»Sähete  nun  der  König  nebst  dem  ernannten  Prinzen  ein  so  sicheres 
und  leichtes  Mittel  vor  sich,  ihren  sonst  sehr  weit  aussehenden  und 
beschwerlichen  Endzweck  nicht  nur  ohne  allen  diesseitigen  Widerstand, 
sondern  vielmehr  unter  I.  M.  Mitwflrkung  zu  erreichen,  so  stünde  auch 
um  so  ehender  zu  hoffen,  dass  unser  Vorschlag  Gehör  finden  und  der  er- 


1)  König  beider  Sicilien. 


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1755  August  28. 


153 


nannte  Prinz  der  beste  und  fleissigste  Sollicitant  sein  würde,  um  alle  Hinter- 
nnsse aus  dem  Weg  zu  räumen,  die  Gemüther  vorzubereiten  und  in  der 
Gesinnung  zu  erhalten,  wann  sie  durch  Zufälle  oder  reiferes  Nachdenken 
wankend  gemacht  werden  sollten. 

»Die  grösste  Gefahr  bei  dem  ganzen  Plan  bestünde  sonder  Zweifel 
darinnen,  dass  Frankreich  zwar  in  unsere  Vorschläge  anfänglich  eingehen, 
aber,  wann  es  seinen  Vortheil  ersiehet,  sein  Wort  nicht  halten  und  wohl 
gar  die  völlige  Ausführung  des  Vorhabens,  den  König  in  Preussen  in  die 
Enge  zu  bringen,  hintertreiben,  auch  sich  zum  diesseitigen  Schaden  mit 
Engeland  aussöhnen  dörfte. 

»Allein  alles  dieses  könnte  ebenso  leicht  erfolgen,  wann  I.  M.  bei  dem 
bereits  gefassten  und  an  sich  notwendigen  Entschluss  beharreten,  bei  ent- 
stehendem Krieg  und  Einfall  in  die  Niederlande  stille  zu  sitzen  und  Ihre 
Macht  nicht  zu  theilen.  Hingegen  wäre  bei  dem  dermaligen  Vorschlag 
der  Unterschied,  dass  solcher  doppelte  Vortheile  vor  Prankreich  enthalte, 
deren  einige  bald  in  das  Werk  gesetzet  werden  und  zur  einstweiligen 
Sicherheit  des  französchen  Hofes  dienen,  andere  aber  erst  in  künftigen 
Zeiten  zur  Erfüllung  kommen  könnten.  Von  dieser  letzten  Eigenschaft  ist 
nun  das  Versprechen  vor  den  Prinzen  Conty,  und  um  dieses  erfüllet  zu 
sehen,  wäre  nicht  so  leicht  ein  französcher  Absprung  zu  besorgen,  und 
wann  auch  solcher  gegen  besseres  Vermuthen  erfolgte,  so  könnten  I.  M. 
gleichfalls  nicht  an  Ihre  Versprechen  gebunden  sein,  und  wir  wären  in 
keinen  ftbleren  Umständen,  als  wir  uns  nicht  ohnedem  schon  befinden. 
Hiebei  ist  nun  zwar  nicht  in  Abrede  zu  stellen,  dass  ein  polnischer  König, 
so  ein  französcher  Prinz  und  von  fremdem  Geld  unterstützt  ist,  einen  üblen 
und  gefährlichen  Nachbarn  vor  das  .  .  .  Erzhaus  abgebe,  zumalen  wann 
er  sich  mit  den  Türken  einverstünde.  Wird  aber  dagegen  in  Erwägung 
gezogen,  dass  diese  entfernte  Gefahr  bei  Weitem  nicht  mit  derjenigen,  so 
wegen  des  Königs  in  Preussen  würklich  vorwaltet,  zu  vergleichen,  dass 
Prinz  Conty  auch  ohne  diesseitige  Mitwirkung  auf  den  polnischen  Thron 
gelangen  könne,  und  in  so  lange  der  König  in  Preussen  aufrecht  stehet, 
weit  gefährlicher  sein  würde,  oder  dass  wenigstens  wegen  der  künftigen 
polnischen  Königswahl  ein  weit  aussehender  Krieg  zu  besorgen  stehe,  der 
hingegen  durch  den  diesseitigen  Vorschlag  vermieden  werden  könnte,  so 
scheinet  Bich  dieser  Zweifel  von  Selbsten  aufzulösen. 

> Betreffend  den  dritten  Punkt  des  Vorschlags,  nämlichen  dass  an 
einer  engeren  Einverständnis  zwischen  Frankreich,  Spanien,  Neapel  und 
Kussland  gearbeitet  werden  sollte,  so  ist  solcher  eine  nothwendige  Folge 
der  vorhergehenden  zwei  Punkten,  als  welcher  ohne  den  dritten  nicht 
in  das  Werk  gesetzet  werden  könnte,  nnd  dieser  eine  sehr  grosse  Be- 
wegursache abgeben  mflsste,  Frankreich  von  der  prenssisehen  Allianz 
abzuziehen,  da  die  besagte  Krön  die  preussische  Bündnuss  um  so  ehender 


154  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755    in  die  Schanz  schlagen  würde,  wann  sie  sich  dagegen  durch  so  viele  andere 
^  erspriessliche  sichere  Alliirten  verstärkte. 

»Zwar  scheinet  solches  um  so  bedenklicher,  je  weniger  mit  dem  dies- 
seitigen Staatsinteresse  überein  kommt,  die  französche  Freunde  zu  ver- 
mehren. Allein  der  bemerkte  Anstand  könnte  auch  ohne  diesseitige  Mit- 
würkung  und  ohne  allen  Gegenvortheil  erfolgen;  und  wann  man  das  wich- 
tigste, nämlich  die  franzdache  Trennung  von  Preussen  bewürken  will,  so 
muss  man  sich  auch  die  hierzu  nöthige,  obschon  nicht  allzu  angenehme 
Mittel,  so  ohnedem  nur  temporal  seind,  gefallen  lassen  und  das  übrige  auf 
die  künftige  Zeiten  aussetzen. 

»Bei  dem  Einverständnis  mit  Spanien  und  Neapel  dörften  sich  die 
wenigsten  Schwürigkeiten  ereignen,  da  hierzu  der  Vorschlag  wegen  des  Don 
Philippe  Übersetzung  in  die  Niederlande,  der  spanische  Eifer  für  die 
Religion  und  dieses  Hofes  wahre  Freundschaft  vor  I.  M.  den  Weg  bahnen; 
wobei  der  letztere  Umstand  sehr  nutzlich  zu  gebrauchen  sein  wurde,  um 
durch  diesen  Hof  den  französchen  zu  aufrichtiger  Erfüllung  seiner  Ver- 
sprechen zu  vermögen  und  nachtheilige  Friedenshandlungen  abzuwenden, 
auch  selbsten  bei  Engeland  die  Gehässigkeit  der  diesseitigen  Maassnehmnngen 
verminderen  zu  machen. 

»So  viel  aber  Russland  anbetrifft,  so  scheinet  zwar  weit  schwerer, 
jedoch  nichts  weniger  als  ohnmöglich  zu  sein,  dass  dieser  Hof  durch  Aus- 
zahlung eines  namhaften  Subsidienquanti,  durch  Vorstellung  seines  eigenen 
Staats  Interesse,  und  durch  vollständige  Gewinnung  [von]  5  bis  6  Personen, 
so  zu  den  diesseitigen  Absichten  am  meisten  beitragen  können,  vermöget 
werde,  den  König  in  Preussen  in  dem  künftigen  Frühjahr  und  zur  näm- 
lichen Zeit,  wann  ein  Gleiches  von  I.  M.  auf  der  anderen  Seiten  geschiehet, 
mit  einer  Armee  von  80000  Mann  und  mehr  zn  überfallen,  sich  dem 
französchen  Hof  wieder  zu  näheren  und  wenigstens  zum  Schein  in  des 
Prinzen  Gonty  Ideen  wegen  der  künftigen  Besteigung  des  polnischen  Thrones 
einzugehen1).  Da  aber  vor  dermalen  eine  vollständige  Erläuterung  dieses 
Anstandes  allzu  weitläuftig  lallen  würde,  so  bleibet  solche  zu  anderen 
Gelegenheiten  ausgesetzet,  und  wird  nur  so  vieles  vorläufig  angemerket, 
dass  der  Antrag  dahin  gehe,  nicht  nur  dem  Gross-2)  und  Vioekanzlern 3), 
dann  dem  Peter  Schuwalow4),  dem  Olsuwiew6)  und  Wolkow6)  namhafte 
und  nach  ihren  Umständen  proportionirte  Pensionen  von  nun  an  auszu- 
werfen, sondern  auch  den  drei  ersteren  ansehnliche  Herrschaften  in  dem 
durch  russische  Beihülfe  wieder  zu  erobernden  Schlesien  zu  versprechen, 


1)  Vgl.  das  Memoire  de  la  cour  de  Kussie  von  Zinzendorf,  Beilage  Nr.  2. 

2)  Graf  Alexei  Bestushew-Rjumin.         3)  Graf  Michael  Woronzow. 

4)  Russischer  General  und  Senator. 

5)  Russischer  Ceremonienmeister  und  Etatsrath. 

6)  Russischer  Conferenzsecretär.  Über  die  sämtlichen  russischen  Persön- 
lichkeiten vgl.  Zinzondorfs  Memoire,  Beilage  Nr.  2. 


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1755  August  28. 


155 


damit  man  um  so  mehr  ihrer  eifrigen  Mitwürkung  und  Standhaftigkeit  l"55 

Autr  2 

versichert  seie,  auch  alles  nach  den  diesseitigen  Absichten  einleiten  köune. 

»Der  vierte  Punkt  des  Vorschlags,  nämlich  unter  was  für  Declaration 
Frankreich  sich  von  Nieuwport  und  Ostende  zu  bemeiatern  habe,  ist  auf  die 
Hauptabsichten  gebauet: 

1)  »Der  Krön  Frankreich  einige  Sicherheit  wegen  Erfüllung  der  dies- 
seitigen Versprechen  vorläußg  zu  geben  und  andurch  das  Hauptgeschäft 
sehr  zu  beförderen; 

2)  »I.  M.  die  niederländische  Einkünfte,  so  sich  gleichwohlen  gegen 
die  5  Millionen  Gulden  belaufen,  wie  auch  die  Mittel,  daas  mehr  Geld  auf 
Credit  gefunden  werden  könne,  zu  ersparen,  als  welches  zu  Bestreitung  der 
Kriegsausgaben  sehr  nöthig  sein  würde,  und 

3)  »einen  honetten  Vorwand  zu  finden,  wie  nicht  nur  die  diesseitige 
Vorbereitung  zum  Krieg  gegen  Preussen,  sondern  das  ganze  Geheimnuss 
bis  zum  würklichen  Ausbruch  verborgen  gehalten  werden  könne. 

»Hierbei  scheinet  zwar  bei  dem  ersten  Anblick  sehr  bedenklich  zu 
sein,  dass  man  Selbsten  Frankreich  Gelegenheit  geben  sollte,  sich  von  den 
ernannten  zwei  StAdten  zu  bemeisteren  und  wegen  der  Wiederraumung  in 
Gefahr  zu  setzen.  Da  es  aber  ohnedem  schon  von  der  französchen  Will- 
kür abhanget,  sich  nicht  nur  von  den  ernannten  zwei  niederländischen 
Städten,  sondern  von  den  ganzen  Niederlanden  zu  bemächtigen  und  alle 
Einkünfte  sich  zuzueignen,  so  wäre  das  diesseitige  Anerbieten  ein  sehr 
ersprieasliches  Mittel,  das  ohnvermeidlich  bevorstehende  grössere  Übel  in 
ein  geringeres  zu  verwandelen.  Und  wann  Frankreich  künftighin  sein 
gegebenes  Wort  nicht  halten,  sondern  die  Räumung  der  ernannten  zwei 
Städten  erschweren  wollte,  so  könnte  solches  viel  leichter  geschehen,  wann 
diesseits  auf  gar  kein  geheimes  Einverständnis  fürgedacht  würde. 

»Der  fünfte  Punkt  des  Vorschlags,  dass  nämlich  die  französche  Alliirte 
durch  Länderacquisitionen  begünstiget  werden  sollten,  gründet  sich  auf  die 
grosse  Absicht,  dem  König  in  Preussen  nicht  nur  ganz  Schlesien  und  das 
Glatzische  wieder  zn  entziehen,  sondern  ihn  unter  französcher  Begnehm- 
und  Mitwürkung  dergestalt  in  enge  Grenzen  einzuschliessen,  dass  er  in  den 
Stand,  in  welchem  er  sich  vor  dem  dreissigjährigen  Krieg  befunden, 
gesetzet  und  ihm  die  Kraft  benommen  werde,  vor  das  künftige  einige 
Hache  auszuüben. 

»Wann  der  Kaiserin  M.  im  künftigen  Frühjahr  mit  100000  Mann 
und  Russland  mit  einer  fast  gleichen  Armee  die  preussischen  Lande  an- 
fielen, so  dörfte  sich  Schweden,  Sachsen,  Pfalz,  ein  Theil  des  fränkischen 
Kreises  und  vielleicht  Hannover  seibaten  nicht  lang  bitten  lassen,  ihre 
äussersten  Kräften  zu  Erhaltung  der  erhoffenden  Vortheilen  anzuspannen. 
Schweden  wäre  mit  Stettin  und  ganz  Vorpommern,  Sachsen  mit  dem 
Magdeburgischen,  Churpfalz  oder  vielleicht  der  Herzog  von  Zweibrücken, 
wann  er  eine  Madame  de  France  heirathete,  mit  dem  Clev-  und  Märki- 


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156  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755   gehen,  der  fränkische  Kreis  durch  die  Entfernung  der  Gefahr  wegen  Bai- 
ng'  28  reutb,  Hannover  mit  dem  Halberstadtischen  oder  anderen  ihm  gelegenen 
Landen,  auch  wohl  gar  der  Grossrarst  durch  einen  Zuwachs  zu  seinen  hol- 
steinischen Landen  zu  begnügen. 

»Solchergestalt  könnten  schon  in  dem  künftigen  Jahr  Aber  250000 
Mann  gegen  Preussen  zu  Felde  ziehen.  I.  M.  hätten  freie  Hände,  nicht 
nur  Ihre  ganze  hierländische  Macht,  sondern  auch  einen  namhaften  Theil 
der  italiänischen  und  vielleicht  alle  niederländische  Truppen,  so  in  den 
preussisch  Gelderischen,  wie  auch  in  den  Clev-  und  Märkischen  operiren 
könnten,  zu  dem  nämlichen  Endzweck  zu  gebrauchen. 

»Die  wesentliche  Vortheile,  so  Sachsen  und  vielleicht  dem  Grossfürsten {) 
durch  die  Ausfuhrung  des  gegenwärtigen  Plans  zuwachsen  würden,  öffneten 
einen  neuen  Weg,  beide  Höfe  zu  aufrichtiger  Unterstützung  der  Absichten 
des  Prince  Conty  und  theils  zu  Verzicht  auf  die  nämliche  Absichten, 
theils  zu  deren  Begnehmung  zu  vermögen,  auch  dem  fran Zöschen  Hof 
klar  vor  Augen  zu  legen,  wie  die  diesseitige  Vorschläge  auf  das  genaueste 
miteinander  verbunden  seien  und  die  Mittel  an  Hand  geben,  das  beider- 
seitige Versprechen  zur  würklichen  Erfüllung  zu  bringen,  wann  nur  mit 
aufrichtigster  Einvei  ständnuss,  engester  Verschwiegenheit  und  vorsichtigstem 
Eifer  zu  Werk  gegangen  würde. 

»In  dem  sechsten  Punkt  des  Vorschlags  ist  das  diesseitige  Begehren 
in  wenig  Worten  zusammengefasst.  Man  verlanget  gar  nichts  wesentliches 
von  Frankreich,  sondern  nur  die  Verlassnng  eines  Alliirten,  welchem  ohne- 
dem nioht  getraut  werden  kann,  und  der  allbereits  genügsame  Ursachen 
zum  Argwohn  gegeben  hat.  In  was  gefährliche  Umstände  würde  aber 
Frankreich  nicht  alsdann  gerathen,  wann  sich  der  mögliche  Fall  ereignete, 
dass  I.  M.  in  die  englische  Absichten  eingingen,  Sich  mit  Prenssen  voll- 
kommen zu  setzen  suchten  und  diesen  König  durch  Vorlegung  anderwei- 
tiger grossen  Vortheilen  vermögeten,  mit  vereinigten  Kräften  Frankreich 
zu  überfallen  und  ihm  einen  Herzstoss  beizubringen. 

»Statt  alles  dessen  wird  diesem  Hof  ein  Perspectiv  der  wichtigsten, 
angenehmsten  und  sichersten  Vortheilen  vorgeleget.  Er  könnte  ohne  Krieg 
und  innerliche  Schwächung  auf  dem  festen  Land  dasjenige  erhalten,  was 
aus  dem  glücklichsten  Frieden  zu  hoffen  stünde.  Wahr  ist  es,  dass  in- 
zwischen seine  Marine  und  commercium  völlig  zu  Grunde  gerichtet  werden 
könnte.  Allein  dieses  stünde  nicht  weniger  zu  beklagen,  wann  der  dies- 
seitige Vorschlag  niemalen  existirt  hätte,  vielmehr  verschaffte  derselbe  eine 
grosse  Erleichterung,  den  Krieg  zur  See  mit  Nachdruck  fortzuführen. 

»Auf  der  anderen  Seiten  zeigen  sich  die  I.  M.  auB  dem  Vorschlag 
zuwachsende  ungemein  wichtige  Vortheile  von  Selbsten,  zumalen  wann 
solche  gegen  die  damalige  und  künftige  höchst  gefährliche  und  violente 
Umstände  gehatten  werden. 

1)  Peter. 


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1755  August  28. 


157 


>Es  scheinet  also  durch  den  gegenwärtigen  Plan  der  Hauptgrundsatz  1 755 
erfüllet  zu  sein,  dass  die  beiderseitige  Staatsinteressen  vereinbaret  werden  5" 
müssen.  Und  was  das  Ansinnen  betrifft,  dass  Frankreich  mit  in  die 
Bestreitung  der  erforderlichen  Kosten  eingehen  mögte,  so  müssen  erst 
die  künftige  Umstände  näher  ergeben,  wie  dieser  Punkt  in  dem  quanto 
sowohl,  als  nach  dem  quomodo  einzurichten,  auch  ob  nicht  in  pessimum 
casum  sich  mit  namhaften  Darlehen  zu  befriedigen  seie;  wie  sich  dann 
überhaupt  und  von  Selbsten  verstehet,  dass  alles  dieses  eine  vollständige 
Ausarbeitung  erfordere,  und  wann  Hand  an  das  Werk  geleget  würde,  ein 
so  anderes  abgeändert,  erweitert  und  nach  den  beiderseitigen  Absichten 
eingerichtet  werden  mflsste. 

»Allein  solches  konnte  nur  alsdann  erfolgen,  wann  einmal  die  Frage 
an?  bei  Frankreich  festgestellt  ist  und  dieser  Hof  näher  zu  erkennen 
gegeben  hat,  wohin  eigentlich  sein  Hauptaugenmerk  und  Verlangen  ge- 
richtet seie. 

»Um  aber  auch  mit  wenigem  zu  berühren,  wie  die  Sache  bei  Frank- 
reich auf  die  dienlichst-  und  geheimeste  Art  anzubringen  und  auszuführen 
seie,  so  gehet  der  weitere  Antrag  dahin,  dass  fordersamst  Graf  8tarhem- 
berg,  so  hierzu  genügsame  Geschicklichkeit  und  Vorsicht  besitzet,  von 
dem  ganzen  Zusammenhang  des  Vorschlags  vollständig  zu  belehren  und 
ihme  eine  eigenhändige  Versicherung  bei  der  Kais.  M.  oder  wenigsten  der 
Kaiserin -Königin  M.  .  .  .  einzusenden  seie. 

»Er  müsste  sodann  eine  geheime  Unterredung  mit  dem  Prinzen  Conty 
durch  ein  Billet  oder  auf  andere  Art  veranlassen  und  diesem  anvertrauen, 
dass  er,  Graf  Starhemberg,  dem  König  sehr  wichtige  und  solche  Geheim- 
nusse  zu  eröffnen  hätte,  welche  ihme,  Conty,  nicht  änderst  als  sehr  an- 
genehm sein  könnten,  wann  änderst  der  König  eine  I.  M.  gleiche  Versiche- 
rung von  sich  stellte  und  die  vertraute  Person  benennete,  welcher  alles  zur 
weiteren  Berichtserstattung  anvertrauet  werden  könnte. 

»Geschiehet  nun  beides,  so  wäre  dem  Vertrauten  die  erste  öbauche 
des  Vorschlags  *)  .  .  .  mehrmalen  vorzulesen,  aber  ohne  I.  H.  vorgängigen 
.  .  .  Befehl  absolute  nicht  schriftlich  hinauszugeben;  worauf  dann  die 
königliche  Antwort  erst  zeigen  muss,  ob  und  welchergestalton  dieser  Hof 
in  die  diesseitige  Vorschläge  einzugehen  gesonnen  seie. 

9 Die  Absicht,  warum  man  vorzüglich  durch  den  Prince  Conty  den 
ersten  vertrauten  Anwurf  machen  zu  lassen  gedenket,  ist  ohnschwer  zu 
errathen.  Da  jedoch  alle  Hinternusse  nicht  vorgesehen  werden  können, 
und  Graf  Starhemberg  an  Ort  und  Stelle  am  besten  zu  beurtheilen  vermag, 
welcher  Weg  am  thunlichsten  seie,  so  wären  ihm  hierunter  nicht  allzustark 
die  Hände  zu  binden,  und  es  könnte  ihm  noch  überdas  ein  Schreiben  an 
die  Madame  Pompadour  zugeschicket  werden,  um  sich  allenfalls  derselben 
statt  des  Prince  Conty  zu  dem  ersten  Anwurf  bei  dem  König  zu  bedienen. 

1] i  VgTNr.  Ja. 


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158  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1~55  »Sobald  nun  etwas  zuverlässiges  mit  Frankreich  zustandgebracht  wäre, 

Uff  28 

*'  alsdann,  aber  nicht  ehender,  könnte  die  Unterhandlung  mit  Kussland  an- 
gebunden und  mit  allem  Eifer  betrieben,  jedoch  diesem  Hof  nicht  gleich 
anfänglich  das  ganze  GeheimnusB  anvertrauet,  sondern  ihm  nur  so  vieles 
eröffnet  werden,  dass  Prenssen  mehrmalen  den  Friedenstractaten  offenbar 
zuwider  gehandelt  habe  und  bei  dem  dermaligen  Krieg  zwischen  Frank- 
reich und  Engeland  die  beste  Gelegenheit  erschienen  seie,  den  ernannten 
König  zn  demflthigen.  I.  M.  seie  also  fest  entschlossen,  denselben  im  künf- 
tigen Frtthjahr  mit  Ihrer  ganzen  Macht  zu  überfallen,  wann  Russland  ver- 
mög  des  4.  geheimen  Artikels  des  Tractats  von  1746  *)  wenigstens  mit 
einer  Armee  von  80000  Mann  zu  gleicher  Zeit  losschlagen  wollte  und 
desfalls  die  behörige  Versicherung  gebe.  Allein  die  Ausführung  hange 
allein  von  der  engesten  Geheimhaltung  ab,  und  wäre  um  so  weniger  dem 
englischen  Hof  etwas  hiervon  zn  eröffnen,  da  derselbe  keineswegs  gesonnen 
seie,  Prenssen  wehe  zu  thun  und  das  snbside  de  gnerre  von  500000  &  ü 
an  Russland  auszuzahlen. 

>Hiebei  wäre  sich  nun  aller  übrigen  Persnasivmittel  zu  bedienen,  und 
die  weitere  Öffnungen  wegen  der  zn  pflegenden  Einverständnuss  mit  Frank- 
reich und  Schweden  mflssten  nur  alsdann  erfolgen,  wann  alle  Umstände 
hierzu  genugsam  vorbereitet  wären  und  keine  widrige  Folgen  desfalls  zu 
besorgen  ständen. 

»Der  diesseitige  Betrag  gegen  alle  übrige  europäische  Mächten  wäre 
überhaupt  nach  der  Richtschnur  auszumessen,  dass 

1)  »über  alles  dasjenige,  was  das  Geheimnuss  verrathen  könnte,  die 
engeste  Verschwiegenheit  beobachtet  und  sich  in  nichts  vor  der  Zeit  bioss- 
gegeben würde.  Dahero  auch  zu  Verfassung  der  Aufsätzen ,  so  in  den 
gegenwärtigen  Plan  einschlagen,  nur  der  Staatsreferendarius'j  nebst  dem 
Officiali  von  Dorn3)  und  der  Archivarius  Hochstetter  zu  den  Expeditionen 
gebraucht  werden  sollten,  nnd  dass 

2)  »gegen  die  Höfe,  so  noch  nicht  in  dem  Geheimnuss  stehen,  die 
nämliche  Sprache  geführet  werde,  als  wann  I.  M.  bei  dem  bereits  .  .  . 
begnehmten  vierten  Weg,  so  in  dem  Stillsitzen  bestehet 4),  blosserdings  be- 
harreten. 

»Sollte  auch  Frankreich  einmal  dem  Vorschlag  Beifall  geben,  so  müsste 
weder  einer  noch  anderer  Seits  ein  Schritt  ohne  vorgängige  Commnnication 
und  Überlegung  geschehen,  damit  nicht  hieraus  Bich  kreuzende  nnd  die 
ganze  Sache  verderbende  Maassnehmungen  erwachsen.  Vielmehr  wäre  beider- 
seits die  grösste  Aufmerksamkeit  dahin  zu  richten,  dass  der  Ausbruch  des 
Vorschlags  wie  ein  Donnerwetter  gähling  und  auf  einmal  erfolge. 


1)  Die  Petersburger  Allianz  war  am  22.  Mai  (2.  Juni)  1746  geschlossen  wor- 
den.  Vgl.  Martens,  Recueil  I,  145.        2)  Hofrath  Friedrich  von  Binder. 
3)  Hofrath  Joh.  Jac.  von  Dorn.         4)  Vgl.  S.  145  Anm.  2. 


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1755  August  28. 


159 


»Wann  Frankreich  von  Nieuwport  und  Ostende  sich  einmal  bemeistert  1755 
bat,  so  kann  es  niemanden  befremdlich  fallen,  dass  I.  M.  Ihre  Truppen  Aug"  * 
auf  den  Kriegsfuss  setzen  und  näher  zusammenziehen.  Zu  gleichen  Ver- 
anstaltungen ist  Russland  vermög  der  mit  Engeland  zu  schltessenden  Con- 
vention berechtiget.  Und  ob  zwar  der  englische,  pTeussische,  wie  auch 
anderer  Höfen  Argwohn  sich  so  weit  erstrecken  dörfte,  dass  I.  M.  bei 
Frankreich  an  einer  Neutralität  oder  engeren  Einverständnis  arbeiteten, 
so  wird  doch  nicht  leicht  jemand  den  ganzen  Plan  und  dessen  eigentlichen 
Zusammenhang  errathen,  noch  von  dem  .  .  .  Erzhaus  erwarten,  welche 
in  gewisser  Maass  eine  Trennung  von  Ihren  bisherigen  Alliirten  und  eine 
Aussöhnung  des  mächtigsten  Feindes  mit  sich  führen. 

»Wann  man  aber  den  ganzen  Vorschlag  nach  Beinen  Folgen  ohne 
Vorurtheil  betrachtet,  so  gereicht  er  in  der  That  der  Allianz  und  gemein- 
samen Sache  zum  grössten  Vortheil,  und  wurde  andurch  dasjenige  be- 
würket,  worzu  die  Seemächten  um  ihres  eigenen  Interesse  willen  alles  mög- 
liche hätten  beitragen  sollen.  Dann  da  I.  M.  den  grössten  Theil  Ihrer 
Macht  insolang  nicht  ohne  augenscheinliche  Gefahr  gegen  Frankreich  ge- 
brauchen können,  als  ein  friedensbrüchiger  Einfall  des  Königs  in  Preussen 
in  das  Herz  der  österreichischen  Monarchie  zu  besorgen  stehet,  so  wird 
auch  der  erspriesslichst-  und  bewaffnetste  Alliirte  vor  sich  und  die  gemein- 
same Sache  unnutz,  und  kann  täglich  der  Umsturz  des  ganzen  systematis 
erfolgen.  Sollte  aber  der  diesseitige  Plan  zu  seiner  Erfüllung  gelangen, 
so  wäre  die  Allianz  wieder  in  den  Umständen,  wie  sie  vor  dem  letzten 
Krieg  gewesen,  und  die  Seemächten  hätten  einen  desto  grösseren  Beistand 
von  dem  .  .  .  Erzhaus  zu  gewarten,  je  weniger  dessen  Macht  getheilet 
werden  muss. 

»Es  ist  also  der  Seemächten  eigene  Schuld,  dass  sie  durch  ihren 
ausserordentlichen  Betrag  I.  M.  sozusagen  zwingen,  Sich  solcher  Mittel  zu 
gebrauchen,  welche  ihnen  mit  zur  Last  fallen  und  anfänglichen  unangenehm 
sein  müssen.  Wobei  jedooh  um  so  weniger  ein  gegründeter  Vorwurf  statt- 
finden könnte,  da  es  gewisslich  nicht  an  den  lebhaftesten  Vorstellungen 
ermangelt  hat,  und  I.  M.  standhafteste  Gesinnung  ihnen  in  einigen  memoires, 
besonders  aber  in  der  letzten  reponse  verbale1)  deutlich  genug  vorgesaget 
worden. 

»Bei  dem  Entwurf  der  gegenwärtigen  Erläuterung  hat  man  sich  be- 
flissen, nicht  sowohl  die  Sache  aufzuputzen  und  vollkommen  zu  erschöpfen, 
als  das  wesentlichste  des  Vorschlags  in  möglichster  Kürze  und  Deutlichkeit 
zusammenzufassen.  Es  scheinet  aber  dieser  auch  durch  die  Betrachtung 
unterstützet  zu  werden,  dass  ein  Anwurf  bei  Frankreich,  und  zwar  auf 
die  an  Hand  gegebene  Art,  nicht  leicht  die  geringste  widrige  Folge,  wohl 
aber  die  erspriesslichste  Würkung  nach  sich  ziehen  könne.    Dann  sollte 


1)  Vgl.  Beer,  H.  Z.  27,  303. 


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160  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  gleich  von  dieser  Krön  eine  abschlägige  Antwort  gegeben  werden,  so  er- 
^  forderte  ihr  eigene  Ehr  und  Interessen  ein  genaues  Stillschweigen,  gleich- 
wie bei  der  Aachener  geheimen  Unterhandlung  *)  geschehen,  zu  beobachten, 
und  sie  würde  wenigstens  von  der  diesseitigen  guten  Neigung  vollkommen 
Überzeuget,  welches  in  den  künftigen  Zeiten  von  erspriesslicher  Folge  sein 
durfte.  Wollte  sie  aber  an  dem  Vorschlag  aufrichtigen  Antheil  nehmen, 
so  stünde  mit  so  vieler  Wahrscheinlichkeit,  als  von  künftigen  Dingen  ge- 
urtheilet  werden  kann,  anznhoffen,  dass  der  gefährlichste  Feind  des  .  .  . 
Erzhauses  in  seine  eigene  Fallstricke  gerathen,  mithin  inner  kurzem  ge- 
demüthiget  sein,  nnd  dass  zugleich  zweien  Veranlassungen  zu  sehr  gefähr- 
lichen Kriegen,  nämlich  wann  die  Könige  in  Spanien  und  in  Polen  mit 
Tod  abgehen  sollten,  vorgebogen  werde.« 


Aug.  21       2.   Maria  Theresa  an  Starhemberg2).   Wien,  21.  August  1755. 

Nu*  dem  Reinconwpt»).  -  Vgl.  v.  Araeth  IV,  393  f.;  Broglie,  L'alUuM  1S6,  192  ff 

Erläuterungen  zu  Nr.  I. 

Zn  Punkt  1:  Die  Einkünfte  von  Parma,  Piacenza  und  Guastalla  be- 
liefen sich  auf  »beiläufig  nicht  mehr  als  500000  f.  Anzufragen,  wieviel 
das  abzutretende  Herzogthum  Luxemburg,  die  Herrschaften  Chimay  und 
Beaumont,  sowie  das  Pays  rltroclde'«  einbrächten,  wage  man  des  Aufsehens 
wegen  jetzt  nicht,  doch  sei  der  Ertrag  dieser  Gebiete  jedenfalls  ein  höherer. 
Frankreich  habe  grosses  Interesse  an  einer  Vergrößerung  in  dieser  Rich- 
tung, um  die  Grenze  weiter  von  Paris  zn  entfernen. 

Starhemberg  erhalte  die  gemessene  Anweisung,  mit  allem  Fleiss  den 
französischen  Hof  wegen  des  Äquivalents  für  die  drei  italienischen  Herzog- 
tümer und  seiner  sonstigen  Bedingungen  zuerst  zur  Sprache  zu  bringen. 
Doch  dürfe  allenfalls  Starhemberg  auch  als  erster,  aber  nur  in  der  Form 
einer  privaten  Ansicht  die  geplanten  Abtretungen  in  den  Niederlanden  in 
Aussicht  stellen. 

Zu  Punkt  5:  Preussen  müsse  so  weit  geschwächt  werden,  dass 
keine  Rache  mehr  von  ihm  zu  fürchten  sei.  »Zufolge  dieses  Grundsatzes 
gehet  nun  Unser  vorläufiger  Antrag  dahin,  dass,  wann  einmal  Wir  und 
Russland  gegen  Preussen  die  Waffen  ergriffen  und  den  grössten  Theil  der 
Macht  des  besagten  Königs  beschäftigt  hätten,  alsdann  auch  andere  Höfe, 
als  Schweden,  Sachsen,  Pfalz  etc.  mit  in  das  Concert  gezogen  und  einem 
jeden  unter  der  geheimen  französischen  Einverständnis  ein  gewisser  Vor- 

1)  Vgl.  S.  150  Anm.  2. 

2)  Im  wesentlichen  Wiederholung  der  in  Nr.  1  enthaltenen  Vorschläge ;  ins- 
besondere sind  die  S.  148  f.  angeführten  6  Punkte  wörtlich  übernommen.  Hier 
werden  nur  einige  Zusätze  abgedruckt. 

3)  Ich  verstehe  hierunter  eine  in  der  Kanzlei  gefertigte  Abschrift  des 
Concepts. 


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1755  August  21. 


161 


theil  bestimmet  würde.«  Bezüglich  Sachsens  fürchte  man  die  Bemühungen  *7652 
Contys,  der  mit  Rücksicht  auf  die  sachsischen  Prätentionen  in  Polen  stets  ug* 
gegen  eine  nähere  Verbindung  mit  dem  Churstaat  gewesen  sei1).  Doch 
könne  ßachsen  dnrch  die  Zusicherung  von  Magdeburg  zum  Verzicht  auf 
seine  polnischen  Ansprüche  gebracht  werden.  Indessen  gedenke  Österreich 
von  einer  Vergrößerung  Sachsens  das  Gelingen  des  »Hauptgeschäfts«  nicht 
abhängig  zu  machen.  .  .  . 


2a.    Erste  Eröffnung  Österreichs  an  Frankreich.   Wien,  21.  August  Aug.  21 

1755. 

Nach  dem  Ktinconeapt.   Beilag«  zn  Nr.  2.   Vgl.  t.  Axneth  IV,  3M  f. 

»Llmpe'ratrice  d&ire  sincerement  le  maintien  de  la  tranquillitC  geu6- 
rale  et  ne  se  verrait  qu'avec  beaucoup  de  regret  dana  la  n^cessite*  de  devoir 
prendre  part  ä  nne  guerre  contre  la  France. 

»Elle  ne  s'attendait  pas  plus  ä  ce  qui  vient  d'arriver  sur  les  cötes 
de  rAme"rique,  qu'on  ne  paratt  s'y  €tre  attendu  ä  Versailles,  et  eile  na 
pu  l'apprendre  qu'avec  le  plus  sensible  däplaisir. 

»Ses  allie*s,  cependant,  ont  dejä  reclame*  son  assistance  et,  saus  de 
jostes  et  fortes  raisons,  eile  ne  se  refusera  pas  certainement  aux  engage- 
ments  purement  de*fensifs  qu'elle  se  trouve  avoir  avec  eux. 

»Mais  eile  a  lieu  de  croire  que  l'Angleterre  travaille  ä  renouer  avec 
le  roi  de  Prusse  par  l'entremise  de  quelques  cours  protestantes  2) ; 

»ou,  au  moins,  qu'elle  ne  se  propose  de  oontenir  le  roi  de  Prusae 
par  le  moyen  des  Russiens  que  pour  pouvoir  faire  employer  les  forces  de 
la  maison  d'Autriche  contre  la  France  et  sacrifier,  par  consequent,  les  in- 
terßts  de  la  religion  et  des  maisons  d'Autriche  et  de  Bourbon  ä  ses  vues 

pariicuiit>rt)3. 

»Oes  suppositions  qui  ne  sont  point  sans  fondement,  donnent  des  in- 
qnie'tudes  et  des  justes  soupcons  ä  l'Impäratrice. 

»La  France  peut  mieux  qu'elle  de"couvrir  et  developper  le  mystere  de 
Tintelligence  secrete  qui  existe  pent-fitre  dejä,  ou  ä  iaquelle  on  travaille 
entre  les  cours  de  Londres  et  de  Berlin. 

»8i  les  soupcons  de  l'Impe'ratrice  e'taient  fonde*s,  eile  tronverait  moyen 
de  concilier  ses  interßts  avec  ceux  de  la  maison  de  Bourbon,  n'y  ayant 
eu  qu'une  aveugle  animosite*  et  des  anciens  prejuges  qui  se  soient  oppose's 
jusqu'ä  präsent  ä  un  ouvrage  aussi  salutaire  et  aussi  de'sirable  pour  le 
maintien  de  la  religion  catholique  et  du  repos  de  l'Europe. 

»Dans  cette  idCe  on  s'expliquera  vis-ä-vis  de  la  France  sur  un  plan 
con^u  de  facon  k  ce  que  chacun  y  tronve  pleine  et  entiere  süretd. 


1)  Vgl.  Broglie,  Secret  I,  54.  66  ff.  102.  103. 

2)  Braunschwelg-WolfcnbUttel.  Vgl.  P.  C.  XI,  474.  475. 

Acten  sur  Vorgeschichte  des  7 j  ihrigen  Krieges.  11 


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162  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  »On  s'entendra  avec  eile  poux  nn  Etablissement  de  Don  Philippe  dans 

Aug'  21  les  Pays-Bas. 

»On  concertera  avec  eile  les  moyens  de  procurer  an  prince  de  Conty 
le  tröne  de  Pologne. 

»On  s'emploiera  an  rltablissement  d'ane  bonne  intelligence  entre  U 
France  et  la  Russie,  et  on  travaillera  ä  faire  goüter  le  plan  proposc  k 
l'Espagne.    On  Ini  indiquera  les  moyens  d'agrandir  ses  alliös. 

»Mais  on  demandera,  en  behänge,  qne  la  France  renonce  ä  son  allianee 
avec  le  roi  de  Prusse,  leqnel  aussi  bien  est  prfit  ä  la  sacrifier  k  ses  vnes 
et  k  la  ligue  qu'il  mädite  de  former  entre  les  puissances  protestantes.  On 
s'entendra,  de  plus,  avec  la  France  snr  les  frais  et  la  defense  qu'exigera 
TexCcution  de  ce  plan.« 


Aug.  21       3.  Kaunitz  an  Starhemberg.  Wien,  21.  August  1755. 

Nach  dem  Eeinconcept.  Vgl  Broglio,  L' alliance  192  f.;  y.  Araeth  IV,  395. 
Ergänzende*  Begleitschreiben  zu  Nr.  2. 

»Ich  kann  mir  leicht  vorstellen,  was  sich  Ew.  Hoch-  und  Wohlgeboren 
für  eine  Menge  verschiedenerlei  Ideen  bei  der  ersten  Durchlesung  des  hier 
angebogenen  .  .  .  Rescripts1)  vor  Augen  legen  werden. 

»Der  Gegenstand  ist  die  wichtigste  Angelegenheit,  so  das  .  .  .  Erz- 
haus  betreffen  kann.  Er  ist  zugleich  mit  so  vielen  Umständen  und  Combi- 
nationen  verwickelt,  dass  alles  darauf  ankommet,  das  Ganze  in  seinem 
eigentlichen  Zusammenhang  zu  übersehen  und  hiernach  die  Particnlarfalle 
und  Anstände  zu  benrtheilen. 

»I.  M.  befinden  sich  sowohl  vor  dermalen,  als  vor  das  künftige  in 
den  gefährlichsten  und  violentesten  Umständen.  Es  muss  also  auf  ein-  oder 
die  andere  Art  ein  Mittel  erfunden  und  herzhaft  in  das  Werk  gesetzet 
werden.  Dieses  Mittel  haben  wir  zwar  seither  bei  unseren  bisherigen 
Alliirten  gesuchet.  Es  ist  aber  soweit  davon  entfernt,  dass  sie  in  unsere 
traurige  Situation  recht  eingehen  sollten,  dass  vielmehr  die  überzeugendste 
Proben  ihres  festgestellten  systematis  vor  Augen  liegen,  des  Königs  in 
Preussen  so  gefahrliche  Macht  ehender  zu  vergrößern  als  zu  vermindern. 

»England  hat  nur  einen  einzigen  aemulum  und  Feind  an  der  Krön 
Frankreich;  auf  Preussen  setzet  esseine  künftige  Hoffnung,  wann  entweder 
das  .  .  .  Erzhaus  unterdrücket  worden  oder  ein  anderes  Staatssystema  zum 
Grund  legen  sollte. 

»Überdas  ist  vor  dermalen  die  englische  Rücksicht  fast  einzig  und 
allein  anf  die  Seemacht  gerichtet,  anf  das  Gontinent  wird  kaum  gedacht, 
und  uns  will  man  gegen  alle  Proportion,  gegen  die  bisherige  Beispiele 
nnd  gegen  den  klaren  Inhalt  der  Traotaten  den  grössten  Theil  der  Last 


1)  Vgl.  Nr.  2. 


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1755  August  21. 


163 


aufbürden,  ohne  dass  wir  dargegen  den  mindesten  Vortheil  anzuhoffen  1755 
hätten.  *' 

»Von  Holland  stehet  gar  nichts  vergnügliches  zn  erwarten,  nnd  anstatt 
die  Republique  vermög  Barrieretractat  bei  anscheinender  Kriegsgefahr  ihre 
Trappen  in  den  Niederlanden  bis  auf  16000  Mann  verstärken  sollte,  so 
hat  sie  statt  dessen  den  grössten  Theii  ihrer  Trnppen,  so  schon  da  waren, 
ohne  uns  einmal  zu  Rath  zu  ziehen,  ja  ohne  uns  ein  Wort  davon  zu  sagen, 
in  das  Holländische  zurückgezogen,  folglichen  am  ersten  die  Tractaten  ge- 
brochen. 

>Dass  anch  Preussen  denen  Friedenstractaten  vielfältig  nnd  offenbar 
zuwider  gehandelt  habe,  und  dass  es  nns  keineswegs  an  gerechtesten  Ur- 
sachen zum  Krieg  ermangele,  ist  niemand  besser  als  dem  französchen 
Hof  bekannt,  maassen  der  König  in  Preussen  schon  seither  etlichen  Jahren 
dem  besagten  Hof  seine  Vorschläge  eröffnet  und  dahin  angetragen  hat, 
I.  M.  feindlich  zu  überfallen.  Es  wäre  also  unverantwortlich,  wann  man 
nicht  auf  Mittel  bedacht  sein  sollte,  solchen  gewissen  und  determinirten 
bösen  Absichten  noch  in  Zeiten  bevor  zu  kommen. 

»Wir  haben  also  die  Gerechtigkeit  auf  allen  Seiten  vor  uns  und  in 
unserem  Vorschlag  das  diesseitige  wesentlichste  Staatsinteresse  mit  dem 
französchen  so  genau  verbunden,  dass  dieser  Hof  seinem  eigenen  Vor- 
theil Feind  sein  müsste,  wann  er  unser  Anerbieten  ausschlagen  sollte.  Ge- 
schiehet  dieses  gegen  besseres  Vermuthen,  so  ziehen  wir  wenigstens  den 
Vortheil,  dass  wir  alle  Hoffnung,  den  französchen  Hof  recht  denken 
machen  zu  können,  vor  beständig  verlieren.  Solche  geneigte  Umstände, 
wie  dermalen  vor  Händen  sein,  dörften  sich  so  bald  nicht  und  vielleicht 
nimmermehr  ereignen.  Und  wann  einmal  der  rechte  Zeitpunkt  versäumet 
ist,  so  müs8ten  wir  ein  ganz  anderes  systema  ergreifen. 

»Mehrere  dergleichen  wichtige  Betrachtungen  sind  in  dem  . . .  Rescript1) 
enthalten,  aber  noch  keineswegs  erschöpft  worden,  dann  wann  man  alles 
sagen  wollte,  was  gesagt  werden  könnte,  so  hätte  das  Rescript  in  ein 
volumen  anwachsen  müssen. 

»Wo  aber  viele  Bewegungsgründe  vorhanden  seind,  da  pflegen  ge- 
meiniglich nur  einige  der  stärksten  Eindruck  zu  verursachen.  Die  grosse 
Kunst  wird  also  darinnen  bestehen,  in  der  Menge  solche  zu  erwählen  und 
hauptsächlich  gelten  zu  machen,  welche  denen  vorfindenden  Umständen, 
Einsichten  und  Gedenkensart  am  gemässesten  scheinen.  Ich  habe  solches 
bei  meinem  Anwesen  in  Paris'2)  erfahren,  als  ich  die  bekannte  lothringische 
Schuldenangelegenheit a)  lange  Zeit  betrieben  und  alle  Vorstellungsgründe 


1)  Vgl.  Nr.  1. 

2)  Kaunitz  war  1750 — 1753  österreichischer  Gesandter  am  französischen  Hofe. 

3)  Vgl.  den  auf  die  lothringischen  Schuldeu  bezüglichen  Artikel  des  Wiener 
Friedens  von  1735  bei  Koch,  Abreg6  de  Thistoire  des  traites  de  paix,  II,  39. 

11* 


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164  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755   ausgeleeret.    Es  wollte  aber  nichts  verfangen,  bis  ich  in  einer  einzigen 
Aug.  21  Qonver8a^on  mjt  ^en  Ministern  nur  etliche  wenige  und  zwar  die  natür- 
lichste Gründe  mündlich  und  nachhero  auch  schriftlich  vorstellig  gemacht, 
worauf  die  Sache  auf  einmal  einen  bessern  Anschein  gewonnen  hat. 

>Ew  können  Ihren  Vortrag  auf  die  Wohlfahrt  der  französchen 

Monarchie,  deren  Sicherheit,  Befestigung  des  Friedens,  des  Königs  Glon 
und  Ansehen,  bessere  Versorgung  einiger  ihm  nahen  Angehörigen,  Ver- 
mehr- und  Verstärkung  seiner  Freunde,  Beförderung  unserer  heiligen  Re- 
ligion nnd  billige  Rache  wegen  des  mehrmaligen  preussischen  Absprungs 
p.p.  begründen,  und  welches  am  meisten  Eingang  findet,  vorzüglich  gelten 
machen,  desfalls  I.  M.  nebst  dem  Ministerio  sich  auf  Ew.  .  .  .  bereits  werk- 
thatig  zu  erkennen  gegebene  ausnehmende  Geschicklichkeit  vollkommen  .  . . 
verlassen. 

»Es  bleibet  mir  also  nur  noch  so  vieles  übrig,  Ew.  ...  zu  erinnern, 
dass  die  hiesige  Absicht  keineswegs  dahin  gehe,  den  russischen  Hof  so- 
gleich in  das  ganze  Geheimnuss  zu  ziehen.  Ein  solcher  Schritt  könnte 
alles  auf  einmal  verderben,  sondern  wann  wir  eine  sichere  Antwort  aas 
Frankreich  erhalten  haben,  alsdann  wird  erst  in  Russland  gearbeitet 
werden1);  und  nach  Maass,  als  dieser  Hof  sich  herbei  lasset,  würde  man 
mit  französcher  Einverständniss  immer  weiter  gehen. 

»Auch  würde  dieser  Hof  selbst  vor  gnt  befinden,  dass  Ew.  . . .  eh  ender 
eine  Ab-  als  Zuneigung  zum  publico  zu  erkennen  geben  und  auf  alle 
Weise  das  Geheimnuss  vor  Jedermann  auf  eine  natürliche  Art  zu  ver- 
decken suchen.  .  .  .«   

Sept.  l  Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  1.  September  1755. 

Nach  der  Urechrift.  Abgedruckt  bei  v.  Arnctb  IV,  551  Anm.  486. 

»Gestern  .  .  .  habe  den  ersten  Anwurf,  jedennoch  mit  gehöriger  Vor- 
sicht, bei  der  Marquise  von  Pompadour  gemacht  und  ist  selbiger  sehr  wohl 
aufgenommen  worden.«  .  .  . 

Sept.  4        5.   Vortrag  von  Kaunitz.    Wien,  4.  8eptember  1755. 

Kseb  der  Urschrift. 

Unterbreitet  der  Kaiserin  den  am  9.  September  1755  an  Esterhasy 
abgesandten  Erlass2)  zur  Genehmigung. 

»Meines  .  .  .  Ermessens  wären  dem  Grafen  Esterbasy  10000  Ducaten 
.  .  .  zuzusenden3).  Von  diesen  hätte  er  dem  Vicekanzlern  Woronsow  6000, 
dem  Olsuwiew  2000,  dem  v.  Funcke4)  1000  und  dem  Wolkow  300  Stuck 

1)  Vgl.  jedoch  den  Erlass  an  den  österreichischen  Gesandten  am  russischen 
Hofe,  Esterbasy,  vom  9.  September  1755,  Nr.  7.         2)  Vgl.  Nr.  7. 

3)  Über  die  Ausführung  vgl.  Nr.  8  und  22  a. 

4)  Chursächsischer  Gesandter  in  Russland.  Über  ihn  vgl.  Zinzendorfs  Memoire, 
Beilage  Nr.  2. 


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1755  August  21.  —  September  9. 


165 


«verehren  und  den  Überschuss  von  700  Ducaten  nach  Beschaffenheit  der  1755 
Umstanden  anf  das  nutzlichste  zu  verwenden  oder  auf  andere  Gelegen-  ep 
heiten  aufzubehalten. 

»Mein  grösster  Zweifel  hat  nur  darinnen  bestanden,  ob  diese  Ver- 
ehrungen schon  dermalen  zu  machen  oder  bis  zu  anderen  Zeiten  auszu- 
setzen seien.«    Er  entscheide  Bich  indessen  für  sofortige  Verwendung.  .  .  . 


6.  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  84  [fol.  1503].  Wien,  6.  September  Sept.  6 
1755. 

W.  K.  A.  Nach  der  Urschrift. 

»Die  .  .  .  Resolution,  samtliche  Dragonerregimenter  *)  auf  den  Dienst- 
Stand  von  800  Pferden  complettiren  zu  lassen,  und  dass  wegen  Anschaffung 
der  hierzu  nöthigen  Pferdrüstong  das  behörige  fürgekehrt  werden  solle, 
betreffend.« 


7.    Maria  Theresia  an  Esterhasy.    Wien,  9.  September  1755.  Sept.  9 

Nach  dem  Reinconeept, 

Aufklärung  über  die  zwischen  England  und  Österreich  schwebenden  MissheUigkeiten*). 

Da  England  zur  Verteidigung  der  Niederlande  im  bevorstehenden 
Kriege  nur  8000  Mann  hessische  Soldtrnppen  verwenden  zu  wollen  erklärt 
habe,  so  sei  von  dem  Wiener  Hof  versucht  worden,  das  Londoner  Cabinet 
durch  eine  ungeschminkte  Klarstellung  dieses  allianzwidrigen  Verhaltens  zur 
Vernunft  zu  bringen.  Trotzdem  man  darauf  noch  keine  Antwort  erhalten 
habe,  so  gehe  doch  aus  Colloredos3)  Berichten  unzweideutig  hervor,  »dass 
Unsere  Vermuthungen  nur  allzuviel  eingetroffen  haben,  und  dass  gleich 
allen  Anfangs,  und  ehe  noch  der  König  nach  Hannover  abgereiset  ist,  der 
englische  Plan  bloss  und  allein  darinnen  bestanden  seie,  den  König  in 
Preussen  durch  Schliessung  der  Convention  mit  Russland  und  durch  andere 
geheime  Anlockungen  in  Ruhe  zu  erhalten,  den  grössten  Theil  Unserer 
Macht  der  französchen  entgegen  zu  setzen  und  hierzu  wenig  oder  gar 
nichts  beizutragen,  sondern  die  ganze  Stärke  auf  die  Seemacht  zu  ver- 
wenden und  solcher  Gestalten  im  Krieg  wie  im  Frieden  den  Meister  zu 
spielen«. 

Da  nun  nicht  zweifelhaft  sei,  dass  die  österreichische  Macht  »allein 
su  Verteidigung  derer  Niederlanden  und  zu  Sicherstellung  Unserer  teutschen 


1)  Die  Ordre  ist  an  die  Obersten  der  sämtlichen  (13)  Dragonerregimenter 
gerichtet.  Vgl.  Nr.  11,  und  Anm.  6  daselbst.  FUr  die  Standquartiere  der  samt« 
liehen  Regimenter  vgl.  ein  für  alle  Mal  Lehmann  112  ff.  und  Beilage  Nr.  4. 

2)  Vgl.  den  Vortrag  des  Staatskanzlers  Kaunitz  vom  27.  Juni  1755  bei  Beer, 
Archiv  19  ff.;  sowie  Nr.  3  und  24. 

3)  Bevollmächtigter  Vertreter  Österreichs  in  London. 


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166  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  ErbUnden  keineswegs  zureiche1),  und  dass  der  König  in  Preussen,  um  das 
ept.  9  gerz  Unserer  Erblanden  mit  einer  zahlreichen  Armee  zu  überfallen,  nur 
auf  die  Gelegenheit  warte,  wann  Wir  Uns  anderwärts  im  Krieg  verwicklet 
befanden  und  von  Truppen  entblösseten«,  da  es  aber  für  Preussen  schon 
ein  grosser  Vortheil  sei,  wenn  es  seibat  mit  der  Ausführung  Beiner  Ab- 
sichten noch  warte,  und  »Wir  indessen  Uns  an  Truppen  und  allen  Er- 
fordernussen  zu  Bestreitung  eines  künftigen  Kriegs  erschöpfen  müssten, 
ohne  dass  Unsere  eigene  Alliirten  ihrer  bundsmässigen  Obliegenheit  ein 
behöriges  Genügen  leisteten«,  so  haben  »Wir  den  vorläufigen  Entschluss 
gefasset,  keine  Truppen  nach  denen  Miederlanden  abzusenden,  sondern 
Unsere  hiesige  Kriegsmacht  beisammen  und  in  bereitfertigem  Stand  zu 
halten  und  den  weiteren  Erfolg  mit  Gelassenheit  abzuwarten.  Welches 
wenigstens  so  vieles  fruchten  würde,  dass  der  König  in  Preussen  nicht 
leicht  wagen  dörfte,  sich  mit  in  das  8piel  zu  mischen  und  Uns  einen  em- 
pfindlichen Streich  beizubringen  .... 

» Jedoch  haben  diese  wichtige  Nachrichten  nur  allein  zu  Deiner  ge- 
heimen Belehrung  und  darzu  zu  dienen,  dass  Du  Dich  im  Stand  befinden 
mögest,  die  etwa  nachfolgende  Vorwürfe  des  englischen  Hofs  gründlich 
abzulehnen  und  Deine  künftige  Schritte  mit  behöriger  Vorsicht  ausmessen 
zu  können.« 


Sept.  9       8.    Kaunitz  an  Esterhasy.    Wien,  9.  September  1755. 

Nteh  dem  Relneoncept.  Begleitschreiben     Nr.  7.  Vgl  Beer,  H.  Z.  27,  »5. 

Anweisung,  das  Vertrauen  der  maatsgebenden  Personen  zu  gewinnen.  Vertrauliche 
Anfrage  wegen  der  Stärke  des  russischen  Heeres. 

.  .  .  »Ew.  Exc.  befinden  sich  dermalen  in  sehr  brillanten  Umständen, 
da  eines  Theils  die  vorhinige  gute  Freunde  emporkommen  und  bei  ihrer 
guten  Gesinnung  beharren,  anderen  Theils  aber  diejenige,  so  vorhin  sich 
nicht  sehr  anständig  betragen,  Dero  Freundschaft  suchen  und  andurch  die 
boste  Apologie  von  Dero  bisherigen  vernünftigen  Betrag  unserem  Hof 
überzeugend  vor  Augen  legen2). 

»Ich  nehme  hieran  so  aufrichtigen  als  erfreulichen  Antheil,  und  bin 
zum  Voraus  versicheret,  dass  Dieselbe  sich  der  Mittlen,  so  wir  von  hieraus 
zu  Befestigung  Dero  Gredits  und  Einflusses  an  Hand  geben,  bestens  be- 
dienen werden  j  wie  ich  dann  nochmalen  erinnere,  dass  sich  inner  kurzem 
solche  Umstände  ereignen  dürften,  welche  uns  nöthigten,  mit  dem  russischen 
Hof  in  ein  noch  engeres  Concert  einzugehen.  Es  erfordert  also  der  aller- 
höchste Dienst,  die  diensame  Wege  in  Zeiten  vorzubereiten  und  das  voll- 
ständige Vertrauen  des  dortigen  ministerii  zu  gewinnen. 


1)  Vgl.  S.  145. 

2)  Vgl.  Zinzendorfs  Memoire,  Beilage  Nr.  2. 


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1755  September  9. 


167 


»Mein  gegenwärtiges  P.S.  1  *)  ist  .  .  .  zum  Vorzeigen  eingerichtet,  und  1755 
obzwar  in  der  That  verschiedene  nnd  grosse  Inconvenienzien  daraus  ent-  ^e^ta 
stehen,  dass  ein  sächsischer  Minister  alles,  was  man  mit  dem  Grosskanzler 
tractiret,  in  Erfahrung  bringet  nnd  seinen  Hof  davon  benachrichtiget,  so 
mnss  man  doch  aus  der  Noth  eine  Tugend  machen  und  sich  von  dem 
Funcke  in  so  lang  vollkommen  versicheren,  als  der  Grosskanzler  bei  seinem 
Amt  verbleibet.«  Esterhasy  solle  nach  eigenem  Gutdünken  die  für  Funcke 
bestimmte  Verehrung  ausantworten  oder  zurückhalten,  »welches  letztere 
das  sicherste  sein  dörfte«2). 

Ȇbrigens  haben  Ew.  Exe.  sich,  soviel  es  ohne  Aufsehen  geschehen 
kann,  und  zwar  unter  der  Hand,  jedoch  zuverlässig  zu  erkundigen  und 
anbero  einzuberichten,  ob  in  dem  Fall,  dass  Engeland  die  in  seinen  Sold 
genommene  russische  60000  Mann  andererseits  gebrauchte,  und  der  König 
in  Preussen  die  hiesige  Lande  feindlich  überfiele,  Russland  dannoch  im 
Stande  seie,  die  in  dem  4.  geheimen  Artikul  des  Tractats  von  1746  L  M. 
versprochene  Hülfe  mit  60000  würklich  zu  leisten.  Es  ist  sehr  nöthig, 
solches  zuverlässig  und  in  Zeiten  zu  wissen,  damit  man  sich  in  künftigen 
Fällen  darnach  richten  könne;  jedoch  muss  man  sich  desfalls  nur  noch 
unter  der  Hand  erkundigen.« 

Bei  dem  Abschluss  der  englisch-russischen  Convention  habe  Williams3) 
den  grossen  Fehler  begangen,  die  Alternative  nicht  zu  wahren.  Die  eng- 
lische Regierung  habe  bereits  die  Correctur  dieser  »Unanständigkeit«  an- 
geordnet. »Ew.  Exc.  werden  sich  dieser  geheimen  Nachricht  mit  Vorsicht 
zu  bedienen  wissen,  um  weiters  in  das  klare  zu  setzen,  ob  sich  nicht  noch 
mehrere  Anstände  bei  der  Ratification  der  Convention  ergeben  haben,  und 
ob  man  wohl  gar  englischerseits  die  Gelegenheit  sucht,  solche  in  die  Länge 
zu  ziehen.« 


1)  Die  Kaiserin  sei  erfreut  Uber  die  neuen  Proben  und  Versicherungen  der 
wahren  Freundschaft  Bestushews,  wUnsche,  dass  sein  Einfluss  nooh  steigen,  er 
dazu  die  vortheilbaftesten  Mittel  wählen  und  »sich  allenfalls  ehender  in  die  Zeiten 
schicken  als  mit  allzugrosser  Sündhaftigkeit  dem  Strom  entgegen  gehen  mögte«. 
Vgl.  hierzu  Zinzendorfs  M6moire,  Beilage  Nr.  2.  Zwei  weitere  ostensible  Post- 
Scripte  beauftragten  Esterhasy,  Olsuwiew  2000  Ducaten,  dem  Favoriten  der  Zarin, 
Iwan  Schuwalow  einen  Ring  zu  Uberreichen. 

2}  Im  Erlass  vom  13.  September  an  Esterhasy  wiederholt  Kaunitz  diesen 
Rath  und  fügt  hinzu:  »Weilen  auch  auf  den  Grosskanzlern  nicht  zu  vergessen 
ist,  und  dieser  mit  1500,  oder  auch  mit  2000  Ducaten,  befriedigt,  jenem  aber 
500  Ducaten  allenfalls  nachgesendet  werden  künnten;  wann  jedoch  Ew.  Exc. 
keine  Noth  wendigkeit  oder  grossen  Nutzen  vorsehen,  so  ist  das  sicherste,  sowohl 
den  Grosskanzler  als  den  von  Funcke  annoch  mit  guten.  Vertröstungen  abzu- 
speisen.« 

3)  Englischer  Gesandter  in  RuBsland. 


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168  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

9.  Starhemberg  an  Kaunitz1).  Paris,  9.  September  1755.  Praes. 
19.  September  1755. 

Nmüi  der  eigenhändigen  Urschrift.  Vgl.  Arneth  IT,  39S  f.;  Beer,  H.  Z.  27,  328  t  334; 
Dnncker  17;  Oncken  II,  44;  Drojmen  V,  4,  485;  Broglie,  L'alliance  216 ff.;  Koser  1,586; 
Lehmann  31 ;  Waddington,  Renvenement  289  f. 

»R6ponse  que  M.  l'abbe"  comte  de  Bernis2)  m'a  rendu  de  la  part  du 
Roi  T.  C.  aux  propositions  que  j'ai  faites  de  la  part  de  Sa  Majeste" 
l'Imp^ratrice8).« 

1)  »Qne  le  Roi  s'est  prGte*  aar  le  champ  ä  la  premiere  ouvertnre 
faite  de  la  part  de  l'Impöratrice-Reine,  n'ayant  rien  plns  a  cobut  que  de 
conserver  avec  eile  la  plus  parfaite  intelligence  et  d'ätablir  des  a  present 
sur  des  fondements  solides  nne  union  constante  et  inalterable  entre  les 
dem  eours  et  leurs  fitats  respectifs. 

2)  »Qne,  si,  d'nne  part,  il  a  6t6  charme"  dapprendxe  que  l'Impera- 
trice  ne  s'ätait  pas  plns  attendn  ä  ce  qni  est  arrivö  sur  les  banos  de 
Terre-Neuve,  qu'on  ne  paraissait  s'y  Stre  attendu  en  France,  et  qu'elle  en 
avait  appris  la  nouvelle  avec  le  plus  sensible  deplaisir,  de  l'autre  part,  il 
n'avait  pas  4M  mödiocrement  surpris  que  le  roi  de  Prusse  songeat  ä  le 
sacrifier  ä  ses  vues  particnlieres  et  ä  la  ligue  quHl  mödite  de  oontraeter 
avec  l'Angleterre  par  l'entremise  de  qnelques  puißsancea  protestantes. 

3)  »Que  cette  nouvelle  ätait  d'autant  plus  surprenante  ponr  lui  qu'au- 
cun  avis  prüden t  ni  aucun  soupcon  ne  l'avait  prepare*  ä  la  recevoir. 

4)  »Que,  fidele  ä  sa  parole,  ä  ses  engagoments  et  anx  lois  de  l'hon- 
neur,  il  ne  pouvait  sans  les  preuves  les  plus  claires  et  sans  les  motifs  les 
plus  graves  non  seulement  rompre  avec  ses  alliäs,  mais  m6me  soupconner 
leur  bonne  foi  ni  les  croire  capables  d'infidälite*  on  de  trahison. 

5)  »Que,  l'Impe'ratrice  €tant  dans  les  me'mes  prineipes,  eile  ne  se 
serait  certainement  pas  portee  sans  de  fortes  raisons  non  seulement  a  se 
plaindre  des  pratiques  secretes  de  l'Angleterre,  mais  aussi  ä  vonloir  de"- 
poniller  le  roi  de  Prusse  de  ce  qu'elle  lni  a  cäde"  par  des  traite's  solenneis, 
garantis  ä  Aix-la-Chapelle  par  toutes  les  puissances  de  l'Europe. 

6)  »Qu'ainsi  il  ne  doutait  pas  qne  l'Imperatrice  ne  lui  fit  part  avec 
une  confiance  entiere  des  motifs  qu'elle  avait  de  soupconner  des  ne*gocia- 
tions  secretes  entre  les  cours  de  Berlin  et  d'Angleterre  au  prejudice  de  la 
religion  et  au  desavantage  de  l'Impe'ratrice  et  de  la  France. 

7)  »Que,  persuadö  de  toutes  ces  rfrites,  il  prend  en  bonne  part  les 
ouvertures  qui  lui  sont  faites  de  la  part  de  l'Imperatrice,  a  laquelle  il 
n'attribue  que  des  vuea  legitimes  et  des  intentions  droites. 


1)  Der  eigentliche  Bericht  liegt  nicht  vor. 

2)  Designirter  französischer  Botschafter  für  Madrid,  Günstling  der  Marquise 
von  Pompadour.  Er  war  von  König  Ludwig  beauftragt  worden,  die  Verhand- 
lung mit  Starhemberg  zu  führen.        3)  Vgl.  Nr.  2  a. 


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1755  September  9. 


169 


8)  »Qne,  plus  il  a  €t€  surpris  de  la  voir  se  mdfier  de  l'Angleterre,  1755 
plus  il  espere  qu'elle  lui  fournira  des  moyens  et  des  facilitäs  pour  tirer  ^°Pk 
nue  juste  vengeance  de  l'insulte  inattendue  qne  lui  a  faite  cette  paissance. 

9)  »Que,  comme  le  plan  qui  lui  a  Cte"  propose",  est  tres  ätendu,  et 
qu'il  serait  difficile  d'en  arranger  en  peu  de  temps  toutes  les  parties 
1°  sans  avoir  recn  des  explications  necessaires,  2°  sans  s'Stre  concerte" 
avec  d'autres  puissances  poor  eviter,  en  attendant,  tonte  ruptnre  et  division 
entre  l'Implratrice  et  lui,  il  serait  näcessaire  de  convenir  par  nn  traite" 
präUminaire  de  conaerver  inviolablement  la  paix  de  part  et  d'autre  sur  mer 
et  snr  terre,  et  de  ne  la  rompre  ni  directement  ni  indirectement  pour 
quelqne  raison  que  ce  soit. 

10)  »Les  deux  pnissances  s'engageraient  par  ledit  traite"  a  ne  secourir 
en  aueune  maniere  eeux  qui,  au  mäpris  du  dernier  traite"  d'Aix-la-Chapelle 
et  de  la  garantie,  y  auraient  dejä  donne"  atteinte  ou  viendraient  par  la 
suite  ä  le  rompre. 

11)  »Qu'eües  con viendraient,  de  plus,  par  ledit  traite"  präliminare, 
d'aider  et  de  favoriser  la  partie  attaquäe  dans  le  caa  oü  la  partie  attaquante 
se  refuserait  ä  nn  accommodement  raisonnable ;  lequel  accommodement  serait 
präcäde"  incontinent  d'une  Suspension  d'armes  et  ceasation  d'hostilites. 

12)  »Que  les  deux  pnissances  pourraient  convenir  dans  le  m€me  traite 
de  travailler  promptement  ä  la  confection  d'nn  second  traitä,  confirmatif 
et  extensif  du  premier,  dans  lequel  second  traite"  on  travaillerait,  de  con- 
cert  avec  l'Espagne  et  la  conr  de  Naples  et  autres  Princes  qu'on  jngerait 
necessaire  d'y  appeler  ou  d'y  admettre,  l'e'change  propoae"  des  trois  ducbds 
possädäs  en  Italie  par  Tinfant  Don  Philippe  avec  un  äquivalent  aux 
Pays-Baa. 

13)  »Que,  dans  le  susdit  traite"  provisionnel,  les  deux  puissances  s'en- 
gageraient pareillement  ä  e"tablir  par  le  second  traite*  une  alliance  solide 
entre  elles,  dans  laqnelle  serait  comprise  la  Russie  et  admis  les  allies  re- 
apectifs  des  deux  puissances;  bien  entendu  ceux  dont  on  serait  convenu. 

14)  »Que,  par  un  article  ä  jamais  secret  et  separe"  du  traite"  pre*limi- 
naire  et  par  les  motifs  ci-desaus  e*noncös,  l'Impe'ratrice  consentirait  des  ä 
präsent  ä  laisser  entrer  un  certain  nombre  de  tronpes  francaises  dans  les 
places  d'Ostende  et  de  Nieuwport,  sous  la  condition  expresse  de  la  part  du 
Roi  de  ne  prätendre  aucun  droit  de  propriäte"  sur  lesdites  villes  et  de  les 
rendre  a  Tlrnpäratrice  dans  le  temps  convenu. 

15)  »Que  ce  premier  pas  menerait  infailliblement  ä  nne  alliance  solide 
et  peut-ätre  äternelle  et  donnerait  le  temps  anx  deux  cours  d'ätablir  les 
fondementa  aana  pre'cipitation  et  aana  danger. 

16)  »Qne,  pour  rendre  oet  ouvrage  plua  solide,  il  Berait  avantageux 
et  meme  necessaire  que  l'Empereur  prft  part  aux  deux  traite*  proposäs. 

17)  »Que  le  Roi  promettait  de  nouveau  ä  llmpöratrice  et  exigeait 


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170  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755   «feile  an  secret  Stemel  et  inviolable  et  lni  demandait  une  räponse  däcisive 

Sent.  9 
y      et  prompte. 

IS)  »Que  la  bonne  foi  avec  laquelle  Tlmpe'ratrice  dlclare  combien  olle 
est  pressee  par  l'Angleterre  de  remplir  ses  engagements  deTensifs,  ne 
permet  pas  au  Roi  de  negüger  aucune  präcaution  ponr  deTendre  et  mettre 
en  sürete*  ses  frontieres. 

19)  »Qu'ainsi,  le  temps  pressant  de  part  et  d'autre  et  le  de*sir  de 
maintenir  la  paix  gäneral  animant  egalement  l'Impäratrice  et  le  Roi,  il 
n'y  avait  pas  de  temps  a  perdre  pour  en  poser  le  premier  et  le  plus  solide 
fondement.  «   

Sept.  16       10.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  16.  September  1755. 

Nach  der  Urschrift.   Vgl.  Beer,  H.  Z.  27,  3*5  ff. 

Vertrauliche  Äusserung  der  Zarin  über  Künig  Friedrich. 

.  .  .  »Ew.  Exc.  ist  ohne  das  schon  .  .  .  bekannt,  dass  die  rassische 
Kaiserin  mit  keinem  fremden  ministro  von  Geschäften  zu  reden  pfleget. 
Nun  aber  hat  sich  zugetragen,  dass  Hdchstdieselbe  von  freien  Stücken  mich 
befraget,  was  ich  denn  von  den  englischen  und  französchen  Irrungen  vor 
Nachrichten  hätte,  und  ob  es  noch  wohl  zum  Krieg  kommen  oder  der 
Frieden  zwischen  diesen  beiden  Mächten  würde  beibehalten  werden  können.« 
Er,  Esterhasy,  sei  von  dieser  ungewohnten  Ansprache  anfänglich  »etwas  sur- 
preniret«  gewesen,  habe  aber  geantwortet:  augenblicklich  habe  er  noch 
keine  näheren  Nachrichten,  werde  aber  etwa  eintreffende  sofort  der  Kai- 
serin mittheilen.  Sollte  jedoch  der  Friede  aufrecht  erhalten  werden,  so 
würde  das  nur  der  russischen  Kaiserin  und  ihrem  in  den  eroberten  Pro- 
vinzen versammelten  zahlreichen  Truppencorps  zu  danken  sein.  Die  Kai- 
serin sei  von  dieser  schmeichelnden  Antwort  »sehr  eingenommen  worden 
und  Hesse  unter  Aufhebung  der  Augen  folgende  denkbare  Worte  fallen: 
»Hätte  ich  vor  einigen  Jahren  ein  so  zahlreiches  Corps  in  Liefland  ver- 
sammlet gehabt,  so  wäre  vieles  nicht  geschehen ;<  wendete  sodann  den 
Discours  auf  den  König  in  Preussen  und  erziihlte  mir  viele  Particularitäten 
von  seiner  VergrÖsserungsbegierde  und  seinem  sehr  undankbaren  Gemüth, 
sagende,  dass  die  Undankbarkeit  weder  Segen  von  Gott  noch  Vortranen 
von  den  Menschen  nach  sich  ziehen  könne.  Nach  diesem  ist  der  Discours 
auf  die  französche  Absichton  mit  dem  Prinzen  Conty  zum  polnischen  Thron 
gefallen,  und  dass  die  diesfällige  Besetzung  mit  einem  französchen  Prinzen 
dem  Gleichgewicht  und  der  gemeinsamen  guten  Sach  höchst  schädlich 
sein  würde.«  ....  Esterhasy  werde  sich  alle  erdenkliche  Muhe  geben, 
die  Kaiserin  »in  diesem  guten  Geleis  zu  erhalten,  auch  von  aller  Zeit  und 
Gelegenheit,  in  welcher  ich  Ihro  von  Geschäften  etwas  beibringen  kann, 
auf  eine  unverfängliche  Art  zu  profitiren  suchen,  und  in  diejenige  Wege 
und  Mittel,  so  dies  .  .  .  Zutrauen  vermehren  können,  auf  alle  Weis  ein- 
schlagen.« .  .  . 


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1755  September  9  —  September  17. 


171 


11.   Klinggräffen1)  an  König  Friedrich.   Wien,  17.  September  1755.  175* 

Sept  1 

B.  A.  —  P.  S.  NMh  der  Urschrift. 
Plan  einer  Complettirung  und  Augmentirung  der  öeterreichiechen  Armee. 

.  .  .  ».Tapprig  avant-hier  qa'  .  .  .  on  a  expddie*  un  expres  an  marechal 
Charles  Palfy  avec  ordre  de  se  rendre  ici2).  II  est  effectivement  arrive" 
le  surlendemain.  ...  U  est  tenu  entre  lui,  Ie  prince  de  Liechtenstein3), 
le  comte  de  Neipperg«)  et  celui  de  Harrach5)  des  Conferences  pour  arranger 
an  plan  pour  mettre  les  re*giments  de  cavallerie  ä  mille  chevaux  au  Heu 
de  800  qu'ils  seraient,  s'ils  ätaient  actnellement  complets6). 

»On  m'assure  par  nn  bon  canal  qne  ce  plan  est  parvenn  a  sa  perfec- 
tion,  et  meme  qn'on  a  parle*  da  depnis  an  jnif  ponr  les  livraisons.  Mais 
je  sais  d'un  autre  cdte*  qu'il  n'y  a  encore  aueun  ordre  de  donne*  anx 
regiments  ponr  cette  augmentation.   On  trouvera  pendant  l'hiver  le  nombre 


1)  Preussischer  Gesandter  in  Wien. 

2)  Die  Richtigkeit  dieser  Angaben  wird  bestätigt  durch  das  Ilofkriegsraths- 
protokoll  vom  4.  September  1755  [fol.  1492],  »Palfy,  dessen  Anherobeorder-  und 
Hcgwohnung  der  in  Remontirungsgeschäft  allhie  eigendes  aufgestellten  Commis- 
>ion  betreffend;  nebst  einigen  anderen  Genannten  und  denen  Lieferanten.«  [W.K.A.] 

3)  Feldmarschall,  Chef  des  Geniewesens. 

4)  Feldmarschall,  Viceprlsident  des  Hofkriegsrathes. 

5)  Graf  Joseph  Harrach,  Präsident  des  Hofkriegsrathes. 

6)  Schon  am  28.  Juni  1755  berichtete  Klinggräffen,  der  Feldzeugmeister 
Graf  Browne  sei  durch  geheimen  Befehl  der  Kaiserin  zur  Conferenz  befohlen 
worden  und  habe,  um  das  Geheimniss  zu  wahren,  auf  einem  Landgute  des  kaiser- 
lichen Privatsecretärs,  des  Baron  Koch,  gewohnt.  Klinggräffen  vermöge  noch 
nicht  genau  zu  sagen,  ob  es  mit  dem  Plane  seine  Richtigkeit  habe,  »de  Com- 
puter rarmee  ä  laquelle  il  manque  autour  de  22000  hommes  en  Infanterie,  et 
que  pour  cet  effet  les  differents  Etats  hereditaires  seraient  .taxes  de  lies  livrer 
ä  peu  pres  sur  le  meme  plan  qn'on  a  voulu  former  les  milices,  il  y  ardcux  ans 
[vgl  hierzu  Lehmann  18]  . . .,  mais  qui  a  manqu£  dans  l'execution,  parcequejes 
provinces  ont  allegue  que  ces  milices  leur  restaient  a  chargo  dans  le  pays  auquel 
dies  ne  pouvaient  suffire.  Atnsi,  pour  lever  cette  difficultö,  rimpetatrice-Reine 
prendrait  sur  eile  cette  cbarge,  pourvu  que  le  pays  fournit  les  hommes  ponr  öfre 
envoyes  anx  regiments  respectifs.  Si  cela  est,  le  nombre  se  pourra  trouver  facile- 
ment  dans  les  differentes  provinces.«  . . .  [B.  A.] 

In  den  für  die  Österreichischen  Rüstungen  sehr  lückenhaften  Acten  des 
Wiener  Kriegsarchives  finden  sich  immerhin  einige  Belege  dafür,  da&s  die 
österreichische  Regierung  die  Complettirung  wenigstens  der  Cavallerie  be- 
schlossen hatte: 

Hofkriegsrathsprotokoll  vom  29.  Juni  [fol.  1103]:  »Die  .  .  .  Resolution, 
das  Ligne'sche  Dragonerregiment  [in  den  Niederlanden]  auf  1000  Mann 
und  Pferd  herstellen  zu  lassen.«    [W.  K.  A.) 
Complettirungsordre  für  die  Dragonerregimenter'vgl.  Nr.  6. 
Für  die  Complettirung  der  Kürassiere  vgl.  Nr.  32. 
Erwähnt  sei  noch  das  Hofkriegsrathsprotokoll  vom  26.  November  1755 
[fol.  2065],  dem  zufolge  das  Holly'sche  Dragonerregiment  [in  Italien]  nicht  aug- 
mentüt  werden  sollte.   [W.  K.  A.] 


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172  Österreichische  Acten  znr  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  qui  sera  de  6000  hommes,  le  peuple  dans  ce  pays-ci  aimant  le  Service  de 
apt. 17  |a  cavaiierie  t).  Quant  ä  rinfanterie  qui  pareillement  sera  rendue  complete 
dans  les  £tats  häräditaires  .  .  .,  la  resolntion  en  a  6te'  prise,  mais  il  n'y 
a  egalement  aueun  ordre  de  donne*  encore  aux  regiments  pour  le  mettre 
en  exe'cntion.  On  se  plaint  beanconp  des  dösertions  des  recruea  faites  en 
l'Empire,  avant  mßme  d'arriver  anx  rögiments.  Je  pense  qu'on  ne  donne 
point  d'ordre  pre'cis  aux  rägiments  de  mettre  les  susdites  reaolutions  en 
exe'cntion,  qu  apres  que  FAngleterre  aura  pourvu  anx  fonds  necessaires.«  .  . . 


Sept23       12.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  23.  September  1755. 

Nach  der  TTnchrift. 

Vertrauliche«  Gespräch  der  Zarin  mit  Esterhasy  über  Bestushew. 

.  .  »Heute  vor  8  Tagen  hat  die  russische  Kaiserin  mit  mir  aber- 
malen2) von  Afrairen  zu  reden  beliebet  und  insonderheit  den  Discours  auf 
den  König  in  Polen  und  Grafen  Brühl  gewendet,  sagende,  dass  dieser 
Premierministre  allein  alles  sein  wollte  und  ohne  ihm  nichts  geschehen 
könnte.«  Alsdann  hat  sie  »zu  meiner  nicht  geringen  Verwunderung  von 
dem  6ro8skanzler  zu  sprechen  angefangen  und  sich  seinetwegen  dahin 
vernehmen  lassen:  »Mein  Kanzler  hat  es  mit  mir  ebenso,  wie  der  Graf 
Brühl  mit  dem  König  in  Polen,  machen  wollen;  ich  habe  ihm  aber  solches 
nicht  angehen  lassen,  sondern  abgewöhnet,  indeme  ich  für  gut  befinde, 
auch  andere  zu  Rath  zu  ziehen.«  Die  russische  Kaiserin  hat  mir  noch 
überdas  ein  und  andere  Particulammstände  von  ihm  und  seinem  Brüdern3), 
der  noch  immer  sehr  gnädig  von  ihr  angesehen  wird,  .  .  .  erzählet,  und 
ist  gewiss  merkwürdig,  dass  sie  sich  wegen  ihres  Grosskanzlers  gegen  mich 
so  weit  herausgelassen  habe.«  .  .  . 


Oct  4        13.   Vortrag  des  Staatskanzlers  Kaunitz  über  die  Conferenzsitzung 
vom  24.  September  1755.   Wien,  4.  October  1755. 

Nach  der  Unchrift   Vgl  t.  Arneth  IV,  400  f.;  Beer,  H.  Z.  27,  320  ff.;  Dmicker  17. 

Beschlussfassung  über  die  an  Frankreich  auf  die  Antwort  vom  9.  September  zu 

ertheilende  Erwiderung. 

Es  ist  vorgestellt  worden,  »wie  man  gleich  bei  Entwerfung  des  diesseitigen 
geheimen  Vorschlages  den  grössten  Anstand  bei  Frankreich  darinnen  ver- 
muthet  und  vorgesehen  habe,  dass  der  ganze  Plan  in  seinen  nothwendigen 
Folgen  vor  das  .  .  .  Erzhaus  allzugut  und  vortheilhaft  eingerichtet  seie4), 


1)  Die  Erlasse  an  die  österreichischen  Stände,  6000  Rekruten  zu  stellen, 
sind  vom  9.  September  1755  datirt.   Vgl.  Lehmann  22.        2)  Vgl.  Nr.  10. 

3)  Graf  Michael  Bestushew-Rjamin,  rassischer  Oberhofmarschall. 

4)  Vgl.  S.  151. 


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1755  September  17  —  October  4. 


173 


and  dass  dahero  mit  reifem  Vorbedacht  alles  zusammeugefasset  worden,  1755 
was  Frankreich  zur  Begnehmnng  hatte  anreizen  und  einen  vergnüglichen  ^ct*  ' 
Ausschlag  befördern  können. 

»Ob  nnn  gleich  der  besagte  Hof  in  dem  Wesentlichen  eine  abschlägige 
Antwort1)  ertheilet  habe,  so  werde  doch  andnrch  dem  guten  Grund  des 
beschehenen  Schritts  um  so  weniger  etwas  benommen,  da  allezeit  eine  un- 
umstössliche  Wahrheit  verbleibe,  dass  eines  Theils  das  .  .  .  Erzhaus  sich 
in  so  lang,  als  der  König  in  Prenssen  seine  dermalige  Macht  und  8tärke 
beibehalte,  beständig  in  den  gefährlichsten  und  violentesten  Umständen 
befinde,  und  dass  dahero  anderen  Theils  die  möglichen  Hfllfs-  und 
Rettungsmittel  auf  alle  thunliche  Art  und  Weise  noch  in  Zeiten  zu 
sachen  seien. 

»Man  habe  sich  dahero  von  Seiten  Ew.  M.  fordersamst  an  die  eigene 
Bundesgenossen  gewendet  und  diese  durch  die  so  offenherzige  als  über- 
zeugendste Vorstellungen  zu  vermögen  gesuchet,  dass  sie  in  ein  solides 
CoDcert  eingehen  und  wenigstens  zur  gemeinsamen  Sicherheit  das  ihrige 
nach  Vermögen  beizutragen  sich  werkthätig  entschüessen  möchten. 

»Nachdem  aber  nicht  einstens  dieses  und  noch  viel  weniger  ein 
Anschein  eines  soliden  Concerts  gegen  die  gefährliche  preussische  Ver- 
grösserungsabsichten  zu  bewirken  gewesen,  so  seie  nnter  Ew.  M.  Begnehmung 
der  noch  übrige  zweite  Weg  bei  der  Krön  Frankreich  zu  einer  solchen 
Zeit  versuchet  worden,  wo  alle  Umstände  hierzu  geneigt  zu  sein  geschienen 
und  unter  anderen  ganz  zuverlässig  bekannt  wäre,  dass  die  ernannte  Krön 
selbsten  die  preussische  Gesinnungen  beargwöhne  und  zwischen  diesem 
und  dem  englischen  Hof  eine  geheime  Unterhandlung  wirklich  gepflogen 
werde 2).  * 

So  habe  man  »mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  hoffen  können,«  dass 
Frankreich  in  die  diesseitige  Absichten,  wo  nicht  sogleich  vollständig  ein- 
gehen, jedoch  den  Weg  zur  weiteren  Handlung  eröffnen  würde. 

»Wie  es  aber  das  Ansehen  gewinne,  so  seie  der  ernannte  Hof  zu 
seiner,  von  dem  Grafen  Starhemberg  einberichteten  abschlägigen  Antwort 
anter  anderen  durch  drei  Betrachtungen  vermöget  worden.    Und  zwar 

1°  »dörfke  er  in  der  Vermuthung  gestanden  sein,  dass  bei  dem  hiesigen 
ministerio  getheilte  Meinungen  vorwalteten,  und  dass  dahero  ein  anderer 
Auftrag  dem  Marquis  Stainville3)  und  ein  anderer  dem  Grafen  Starhemberg 


1)  Vgl.  Nr.  9.         2)  Vgl.  S.  147. 

3}  Stainville,  später  Duc  de  Choiseul,  war  zur  Zeit  als  ausserordentlicher 
französischer  Gesandter  in  Wien.  Ober  obige  Frage  läset  sich  aus  den  Wiener 
Archivalien  kein  Aufschluss  gewinnen.  Vgl.  auch  Beer,  H.  Z.  27,329  Anm.  1.  Im 
Hegleitschreiben  Kaunitzens  zu  Nr.  13  heisst  es:  Rouille\  Staatssecretär  des  fran- 
zösischen auswärtigen  Ministeriums,  werde  vermuthlich  von  Stainvilles  Bericht 
nicht«  wissen;  Stainville  dürfe  also  nicht  biossgestellt  werden;  Starhemberg  solle 
sich  über  sein  Verhalten  RouillO  gegenüber  mit  Bernis  verständigen. 


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1  74  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755    geschehen  wäre,  folglichen  mit  dem  Vorschlag,  so  dem  ernannten  Marquis 
>ct  4  beigemessen  wird  nnd  sonder  Zweifel  vor  Frankreich  der  vortraglichste 
wäre,  annoch  auszureichen  sein  dörfte.  .  .  . 

2°  »Rabe  des  Abbe"  Bernis  gemachter  Einwurf,  als  ob  die  Zumuthung 
unbillig  seie,  dass  der  hiesige  Hof  seine  bisherige  Bundesgenossen  beibe- 
halten und  sich  von  denenselben  nicht  trennen  wolle,  hingegen  Frankreich 
einen  seiner  erspri esslichsten  Alliirten  verlassen  und  desselben  Zagrund- 
richtung gleichgültig  geschehen  lassen  sollte,  einigen  Schein  der  Ehrlich- 
keit vor  Bich  und  dörfte  in  der  That  den  grössten  Stein  des  Anstosses 
abgegeben  haben,  wie  dann  auch  solches  gleich  bei  der  ersten  diesseitigen 
Conferentialberathschlagung1)  vorgesehen  und  just  aus  der  vorerwähnten 
Betrachtung  auf  die  Vergrößerung  der  übrigen  französchen  Alliirten 
angetragen  worden,  um  andurch  dem  besagten  Hof  auf  andere  Art  zu 
ersetzen,  was  er  bei  der  Schwächung  des  Königs  in  Preussen  verlieren 
würde.  Und 

3°  > stünde  aus  vereinbarter  Erwägung  der  bisherigen  Umständen  nicht 
ohne  Wahrscheinlichkeit  zu  vermuthen,  dass  Frankreich  die  Hoffnung  noch 
nicht  ganz  verloren  habe,  den  Ausbruch  eines  generalen  Krieges  vermeiden 
zu  können2).  Nachdem  sich  aber  mit  dieser  Hoffnung  der  diesseitige  ge- 
heime Vorschlag  nicht  leicht  vereinbaren  lasse,  sondern  solcher  nothwendig 
grössere  Weiterungen  verursachen  müsste,  so  dörfte  sich  auch  hierauf  die 
abschlägige  französche  Antwort  begründet  haben.« 

Ungeachtet  dieser  Versuch  »vor  dermalen  fehlgeschlagen«,  könnten 
sich  doch  »sehr  vergnügliche  Folgen«  für  die  Zukunft  ergeben ;  denn  einer- 
seits könne  man  »den  Betrag«  König  Friedrichs  nicht  vorhersehen,  und 
bei  dem  französischen  Hof  werde  ein  geheimes  Verlangen  nach  den  ihm 
gezeigten  »wichtigsten  Vortheilen«  zurückbleiben,  andererseits  diene  dieser 
geheime  Vorschlag  zur  » aberzeugendsten  Probe,  dass  der  hiesige  Hof  mit 
dem  englischen  noch  keineswegs  allzusehr  verwickelt  seie,  viel  weniger  seine 
Macht  gegen  Frankreich  zu  wenden  in  Absicht  führe«. 

Dass  Frankreich  in  falschen  Vorstellungen  gelebt  habe,  zeige  die 
Äusserung  der  Pompadour  gleich  in  der  ersten  Unterredung  mit  Starhem- 
berg, der  König  und  das  Ministerium  hätten  nicht  anders  glauben  können, 
als  dass  die  österreichischen  Eröffnungen  mit  Wissen  Englands  geschehen 
wären. 


1)  Vom  21.  August  1755,  vgl.  Nr.  1. 

2)  Starhemberg  berichtete  am  18.  September  1755:  . . .  »Rouille  führet  gegen 
mich  und  die  übrige  auswärtige  ministros  noch  immer  die  nämliche  Sprache, 
beschweret  sich  über  den  englischen  Betrag,  rUhmet  die  hiesige  Moderation  und 
giebt  aus  allen  und  jedem  sein  und  des  ganzen  ministerii  embarras  und  Irreso- 
lution  zu  erkennen  ....  Man  wartet  mit  grosser  Ungeduld  auf  die  Nachrichten 
aus  England  nach  des  Königs  Ankunft  und  scheinet  zu  glauben,  dass  dieselben 
dem  ganzen  Werk  den  Ausschlag  geben  werden.« 


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1755  October  4. 


175 


Die  Commission  befürworte  daher,  diesen  Irrthum  aufzuklären  und  die  J7*  4 
Verhandlung  mit  der  nöthigen  Vorsicht  fortzusetzen. 
Folgt  die  Berathung  über  nachstehende  6  Punkte1): 

»Puncta  deliberanda« : 

1°  »Ob  auf  die  fran-  Zu  1  und  2: 
zösche  Declaration,  dass  Trotz  der  überzeugendsten  Vorstellungen 
Preussen  ihm2)  gar  keine  Starhembergs  habe  Frankreich  mit  allem  Vor- 
Gelegenheit zum  Miss-  bedacht  das  Gegentheil  nachdrücklich  versichert, 
trauen  gegeben  habe,  und  »So  scheine  es  nicht  nur  vergeblich,  sondern 
dass  dahero  I.  M.  die  hin-  höchst  schädlich  zu  sein,  wann  man  fernerweit 
längliche  Proben  mitthei-  unternehmen  wollte,  den  Argwohn  zu  begründen 
len  möchten,  noch  weiters  und  Frankreich  gegen  seinen  Willen  eines  besseren 
auf  dem  guten  Grund  des  zu  überführen,  maassen  diese  Krön  andurch  in 
diesseitigen  Argwohns  zu  neuen  Verdacht  wegen  Ew.  M.  führenden  Absichten 
insistiren  und  desfalls  die  gegen  den  König  in  Preussen  gesetzet  und  der 
Ursachen  anzuführen?  hiesige  Hof  sich  allzuviel  und  zur  Unzeit  bloss- 
oder  ob  geben  würde,  auch  derselbe  nicht  mehr,  wie  der- 

2°  »solches  gänzlich  malen,  mit  Ehren  zurücktreten  könnte.  Dahin- 
fallen  zu  lassen  und  da-  gegen  eine  freimüthige  Bekenntnuss,  dass  man 
hero  zu  erklären  seie,  denen  französchen  Versicherungen  vollkommen 
dass,  nachdem  das  dies-  Glauben  beimesse  und  dahero  den  geheimen  Vor- 
zeitige, auf  sehr  wahr-  schlag  gänzlich  fallen  lasse,  allem  Missbrauch 
scheinliche  Vermuthungen  bevorkommen,  die  Kernigkeit  des  diesseitigen 
gegründete  suppositum  Betrags  zu  erkennen  geben,  der  französchen 
sich  nicht  bestätige,  auch  Gedenkensart  angenehm  sein  und  sowohl  mit  dem 
der  ganze  Vorschlag  als  allerhöchsten  Dienst  und  Anständigkeit,  als  mit 
nicht  geschehen  anzu-  dem  äbauche,  so  Graf  Starhemberg  dem  Abbe* 
sehen  seie?«  Bernis  mehrmalen   vorgelesen   hat3),  überein- 

kommen würde.  Maassen  man  solche  mit  allem 
Vorbedacht  und  um  deswillen  conditionate  auf 
den  Fall,  wann  der  Argwohn  gegen  Preussen 
gegründet  wäre,  eingerichtet  habe,  damit  dem 
König  in  Frankreich  eine  nicht  beleidigende  und 
der  Anständigkeit  gemässe  Ausflucht  zur  Er- 
theilung  einer  abschlägigen  Antwort  übrig  ver- 
bleiben möchte.  Welches  aber  völlig  hinweg 
fiele,  und  eine  ganz  andere  Gestalt  bekommen 
würde,  wann  noch  fernerweit  auf  der  Vorstellung, 
dass  der  König  in  Preussen  den  französchen 
Hof  hintergehe,  bestanden  werden  wollte.«  Bei 

1)  Bilden  Beilage  3  des  Vortrags.         2)  Dem  französischen  Hofe. 
3)  Vgl.  Nr.  2  a. 


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176  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1755 
Oct.  4 


etwaiger  Sinnesänderung  stehe  es  ja  jederzeit  in 
dem  Belieben  Frankreichs,  auf  die  Frage  zurück- 
zukommen. So  rathe  die  Conferenz,  in  der  Ant- 
wort »den  Argwohn  gegen  den  König  in  Preussen 
und  die  darauf  gegründete  geheime  Vorschläge 
gänzlich  fallen  zu  lassen«. 
3°  »Ob  sich  zn  dem        Zu  3  und  4: 
französchen  Antrag  einer        Der  geheime  Vorschlag  sei  auf  dem  Grund- 
zu    errichtenden    Präli-  satz  gleicher  Vortheile  für  beide  Theile  begrun- 
minar-  und  nachherigen  det  gewesen,  Frankreichs  Forderung  aber  wider- 
Definitivconvention   will-  spreche  nicht  nnr  der  Neutralität,  sondern  der 
fährig  zu  erklären,  oder  Garantie  des  Aachener  Friedens  seitens  öster- 
solche  reichs.  Anders  wäre  es,  wenn  Frankreich  wirk- 

4°  »als  unstatthaft  lieh  nach  Starhembergs  Vermuthung  sich  ent- 
zu  verwerfen  und  es  schlösse,  die  §§11  und  14  der  Antwort  vom 
blosserdings  bei  der  Ver-  9.  September1)  auszulassen  »und  die  in  Vorschlag 
Sicherung,  dass  I.  M.  den  gebrachte  Convention  auf  eine  blosse  Neutralität 
Aachener  Frieden  auf  das  zu  begründen«. 

genaueste  erfüllen  wollten,  Zwar  habe  sich  die  Conferenz  vom  1 6.  August2) 
und  sich  ein  gleiches  von  entschieden,  keine  Neutralität  zu  erklären,  son- 
Frankreich  versprecheten,  dem  einen  französischen  Angriff  auf  die  Nieder- 
bewenden zu  lassen,  oder  lande  und  Hannover  stillschweigend  mitanzusehen, 
aber  indessen  sei  doch  zu  überlegen,  dass  Osterreich 

hierdurch  ohne  jeden  Gegenvortheil  fünf  Millionen 
Gulden  jährlicher  Einkünfte,  wovon  25000  Mann 
zu  unterhalten  seien,  opfere.  Ferner  habe  sich 
Spanien  bereits  für  die  Neutralität  erklärt,  und 
auch  Holland  werde  zu  einer  solchen  leicht  zu 
bewegen  sein. 

5°  »zwar  nicht  sim-  »Damit  nun  Ew.M.  annoch,  und  so  lang  es 
pliciter  in  den  französchen  immer  thunlicb,  vermeiden  könnten,  in  die  schwer 
Antrag  einzugehen,  jedoch  zu  entscheidende  Frage  einzugehen,  ob  dem  aller- 
eine andere  Modalität  in  höchsten  Dienst  am  gemässesten  seie,  allenfalls 
Vorschlag  zu  bringen,  dem  spanischen  und  holländischen  Vorgang  zu 
welche  die  Handlung  nicht  folgen,  so  habe  man  ad  deliberandum  5tvm  pflicht- 
auf  einmal  abbreche.  schuldigst  auf  einen  thunlichen  Ausweg  fürge- 
dacht, zu  dessen  näherer  Erläuterung  fordersamst 

»Hierzu  kommt  nun  angemerket  wurde,  dass  es  dermalen  nicht  mehr 
noch  die  Frage  noch  an  der  Zeit  seie,  die  Idee  wegen 

6°  »wie  die  5  An-  des  Königs  in  Preussen  weiters  zu  betreiben, 
fragen  des  Herrn  Grafen  Und  so  unverantwortlich  es  gewesen  wäre,  eine 


1}  Vgl.  Nr.  9.         2)  Vgl.  v.  Arneth  IV,  3S7;  Beer,  H.  Z.  27,  320. 


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1 755  October  4. 


177 


Starhemberg1)  zu  beant-  Gelegenheit,  die  als  vorteilhaft  angeschienen,  I755 
worten  seien.«  ohn  versucht  aus  Händen  zu  lassen,  so  wenig 

würde  mit  dem  allerhöchsten  Dienst  überein- 
kommen, wann  man  die  EntSchliessungen  anderer 
Höfen  sozusagen  erzwingen  und  auf  einem  Plan, 
der  zwar  an  sich  vor  gut  zu  halten  ist,  aber 
nicht  mit  denen  Umständen  übereinkommet,  all- 
zusehr versessen  sein  wollte. 
>Überdas  seie  keinem  Zweifel  unterworfen,  dass  in  denen  diesseitigen 
Äusserungen  gegen  den  französchen  Hof  mehr  als  jemalen  mit  alier  Vor- 
sicht zu  Werke  gegangen  werden  müsste.    Es  wäre  aber  auch  hiebei  in 
Erwägung  zu  ziehen,  dass  der  ernannte  Hof  noch  bis  diese  Stunde  keine 
gesicherte  EntSchliessung  und  eigentlichen  Operationsplan  festgestellt,  die 
Abschicknng  des  duc  de  Nivernais1)  nach  Berlin  bis  zu  Eintreffung  der 
hiesigen  Gegenerklärung  verschoben  und  nicht  ohne  Ursach  dem  Grafen 
Starhemberg  die  Frage  vorgelegt  habe,  ob  Ew.  M.  .  .  .  die  geheime  Unter- 
handlung noch  offen  zu  erhalten  oder  ganz  abzubrechen  gedächten. 

>Wann  also  ein  Mittel  zu  erfinden  wäre,  wordurch  Frankreich  mit 
Ehren  aus  der  Sachen  kommen  oder  annoch  von  Ergreifung  einer  determi- 
nirten  EntSchliessung  zurück  gehalten  werden  könnte,  so  seie  es  auch 
nicht  ohnmöglich,  wo  nicht  den  Ausbruch  eines  allgemeinen  Kriegs  zu 
verhinderen,  jedoch  alle  Inconvenienzien,  so  bei  einer  förmlichen  Neutralität 
und  dem  blossen  Stillsitzen  vorwalten,  gänzlich  zu  vermeiden. 

»Es  ist  dahero  in  ohnmaassgeblichsten  Vorschlag  gebracht  worden, 
dass,  wann  es  Ew.  M.  nicht  blosserdings  bei  einer  abschlägigen  Antwort 
und  bei  der  Versicherung,  dass  der  Kaiserin  -  Königin  M.  den  Aachner 
Frieden  heilig  erfüllen  würden  und  ein  gleiches  von  Frankreich  anhoffeten, 
bewenden  lassen  wollten,  alsdann  etwa  noch  die  Äusserung  hinzugefflget 
werden  könnte:  Es  seie  eines  Theils  dem  hiesigen  Hof  nicht  einstens  zu- 
zumuthen,  dass  er  in  die  Frage,  welche  Macht  in  Amerika  mit  denen 
Thätlichkeiten  den  Anfang  gemacht  habe,  eingehen,  sich  desfalls  zum 
Richter  aufwerfen  oder  hieran  theilnehmen  sollte.  Und  anderen  Theils 
hielten  Sich  Ew.  M.  von  des  allerchristlichsten  Königs  Friedfertigkeit  gänz- 
lich und  in  so  weit  versichert,  dass  er  keineswegs  in  Absicht  führe,  das 
Kriegsfeuer  auch  in  Europa  auszubreiten.  Da  nun  Ew.  M.  .  .  .  Sich  einer 
gleichen  Gesinnung  von  dem  König  in  Engeland  verseheten  und  anbei 
dem  bevorstehenden  Unheil  eines  allgemeinen  Kriegs  noch  in  Zeiten  vor- 
zukommen aufrichtigst  wünscheten,  so  trügen  Allerhöchstdieselbe  kein  Be- 


ll Vgl.  S.  179  Anm.  3. 

2)  Nivernais  war  zu  einer  ausserordentlichen  Gesandtschaft  nach  Berlin 
bestimmt  Vgl.  P.  C.  XI,  240  ff.  Über  Nivernais'  Instruction  vgl.  Waddington, 
Renversement  241  ff.  und  Forsch.  %.  brand.-preuss.  Gesch.  XII,  91  ff. 

Act«  tot  Vorgwchichte  du  Tjikrigen  Kri«gw.  12 


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178  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  denken,  sondern  wären  erbötig,  nnter  vorgängigem  Gutbefinden  des  fran- 
)ct.  4  • 

Zöschen  Hofs  bei  dem  spanischen  und  bei  mehreren  anderen  Mächten,  so 

an  dem  Aachner  Frieden  Theil  genommen,  auf  ein  Concert  anzutragen, 

vermög  dessen   sich   die  einverstandene   Höfe   zum   voraus  verbindlich 

machten,  die  Garantie  des  Aachner  Friedens  gegen  diejenige  Macht  werk« 

thätig  zu  leisten,  so  am  ersten  zu  feindseligen  Unternehmungen  auf  dem 

festen  Lande  schreiten  würde. 

»Ob  es  nun  zwar  bei  dem  ersten  Anblick  gegen  das  wahre  Staats- 
interesse der  Krön  Frankreich  zu  laufen  scheine,  dass  sie  mit  ungleichen 
Kräften  nnr  allein  den  Krieg  zur  See  und  in  Amerika  fortfuhren  und  die 
Gelegenheit,  sich  auf  der  Landseiten  zu  entschädigen,  ausser  Acht  lassen, 
auch  sich  Selbsten  hierzu  den  Weg  durch  Begnehinung  des  erwähnten  Vor- 
schlags versperren  sollte,  so  seien  doch  auf  der  anderen  Seiten  viele  und 
sehr  wichtige  Betrachtungen  vorhanden,  welche  der  besagten  Krone  die 
Veranlassung  eines  Landkriegs  allerdings  missratheten.  ünd  da  hiermit 
die  dermalige  französche  Äusserungen  Übereinzustimmen  scheineten,  so  seie 
wenigstens  einige  Hoffnung  vorhanden,  dass  der  diesseitige  Antrag  nicht 
platterdingen  verworfen  werden,  sondern  Beifall  finden  dörfte.« 

Noch  grösseres  Interesse  habe  England  an  diesem  Vorschlag,  andern 
Falls  aber  sei  auf  sein  unbilliges  Verhalten  keine  Rücksicht  zu  nehmen.  Auch 
handele  Österreich  nicht  gegen  den  Tractat  mit  England,  der  nur  für  den 
Fall  eines  Angriffs  auf  die  englischen  Besitzungen  des  Oontinents  seitens 
Frankreichs  gelte.  »Wollte  aber  Engeland  gegen  alles  Vermuthen  den  Krieg 
auf  das  feste  Land  ziehen,  so  wäre  solches  auf  keine  Weise  als  ein  casus 
foederis,  sondern  als  ein  demselben  gerad  zuwiderlaufendes  Unternehmen 
anzusehen. 

»Hiebei  stehe  nun  zwar  zum  Vorans  zu  vermuthen,  dass  Frankreich 
den  diesseitigen  Antrag  als  seinem  Staatsinteresse  zuwiderlaufend  ansehen 
und  dahero  ehender  verwerfen  als  begnehmen  dörfte.«  Selbst  in  letzterem 
Fall  aber  erreiche  der  Wiener  Hof  so  viel,  dass  Frankreich  sehe,  man 
habe  sich  nicht  so  weit,  als  vermuthet  werde,  mit  England  eingelassen, 
und  erstrebe  die  Erhaltung  des  Friedens.  Um  so  offenbarer  setze  sich  die 
französische  Regierung  in  das  Unrecht,  wenn  sie  trotzdem  den  Angriff  auf 
die  Niederlande  beschliesse. 

»Hierzu  komme  nun  noch  die  wichtige  Betrachtung,  dass  es  vor  der- 
malen von  einer  solchen  Antwort  zu  geben  die  Frage  sei,  welche  die 
französche  Gegenerklärung  nicht  schlechthin  verwerfe  noch  diesen  Hof  in 
seinen  widrigen  Absichten  immer  mehrers  bestärke,  sondern  im  Gegentheil 
eine  wahre  freundschaftliche  Gesinnung  ohuverfänglich  zu  erkennen  gebe 
und  den  Ausbruch  der  Feindseligkeiten  zurückhalte  oder  doch  wenigstens 
mehrere  Zeit  gewinnen  mache  und  die  französche  EntSchliessungen  in  Ver- 
legenheit setze;  da  sodann  die  Rückantwort  des  Grafen  Starhemberg  näher 
zu  erkennen  geben  würde,  was  für  weitere  Erschliessungen  zu  fassen  seien. 


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1755  October  4  —  September  27. 


179 


»Im  Fall  aber  Ew.  M.  .  .  .  noch  weiter  zu  gehen  und  die  französche  1JW 
Beistimmung  zu  beförderen  die  .  .  Absicht  ftthreten,  so  könnte  dieser  Krön  c "  ' 
eine  Convention  pr&iminaire  angetragen  werden,  vermög  welcher  beide  K.  K. 
Majestäten,  der  allerchristlichste  König  und  die  beiderseitige  Alliirte,  wie 
auch  andere  Mächten,  so  hieran  theilnehmen  wollten,  sich  verbindlich 
machten,  die  würkliche  Garantie  gegen  diejenige  Macht  zu  leisten,  welche 
bei  denen  fürdauerenden  amerikanischen  Streitigkeiten  einen  Krieg  auf 
dem  europäischen  Continent  veranlassete.« 

Es  lagen  also  drei  Vorschläge  zur  Auswahl  vor: 

1)  Schlichter  Verzicht  auf  die  früheren  Pläne  nebst  der  Versicherung, 
den  Aachener  Frieden  gewissenhaft  erfüllen  zu  wollen. 

2)  AbschluBS  einer  Convention  zur  wirklichen  Garantieleistung  gegen 
jede  Ruhestörung  auf  dem  Festlande  mit  anderen  Mächten,  aber  nicht  mit 
Frankreich. 

3)  Absohluss  einer  solchen  Convention  mit  Frankreich  und  sonstigen 
Mächten,  ein  Antrag,  der  leicht  zu  weit  führen  könne;  die  Conferenz 
rathe  zur  Annahme  des  zweiten  Vorschlags1). 


14.    Maria  Theresia  an  Starhemberg.   Wien,  27.  September  1755.     Sept.  27 

Nach  dem  lUinconccpt.   Vgl.     Arneth  IV.  401 ;  Broglie,  L'alliuice  220  ff. 

Ergänzungen  zu  Kr.  13. 

Sie  sei  mit  der  französischen  Antwort  vom  9.  September3)  sehr  unzu- 
frieden. Frankreich  habe  die  bewiesene  österreichische  Offenherzigkeit 
nicht  erwidert,  indem  es  unnöthige  Weiterungen3)  verursache. 

1)  Diesem  Antrage  entsprechend  erfolgte  der  kaiserliche  Beschluss  [vgl.  Nr.  14]. 
In  der  Antwort  beisst  es:  die  kais.  Majestäten  >offrent  ä  S.  M.T.C.,  si  cela  peut  lui 
convenir,  de  conccrter  incesBamment  avec  la  cour  de  Madrid  et  d'autres  puissances 
>ur  cet  important  objet  (Erhaltung  des  Friedens  in  Europa)  et  de  se  charger 
conjointement  avec  ladite  et  autres  cours  de  l'engagement  d'assurer  le  repos 
du  continent  et  de  l'Europe  pendant  la  dur6e  des  troubles  qui  subsistent  actuel- 
leinent  ontre  la  France  et  PAngleterre  contre  quiconque  entreprendrait  de  le 
troubler«.   Vgl.  Waddington,  Kenverseinent  301.       2)  Vgl.  Nr.  9. 

3;  Auf  die  durch  Starhemberg  am  9.  September  übermittelten  französischen 
Anfragen  antwortet  die  Kaiserin  am  27.  September: 

a.  Das  Geheimniss  sei  ausbedungen,  da  die  Verhandlung  scheitern  könne. 

b.  In  das  Geheimniss  der  geheimen  Unterhandlung  seien  nur  die  fünf  Con- 
ferenzmiuister  Ulfeid,  Colloredo,  Khevenbiller,  Batthyany,  Kaunitz,  der 
Staatsreferendar  Binder,  der  Official  Dorn  und  der  Staataarchivar  ein- 
geweiht.   [Vgl.  S.  158.] 

c.  Daa  Geheimniss  müsse  für  immer  gewahrt  werden. 

d.  Starhemberg  allein  sei  mit  der  Verhandlung  beauftragt  worden,  nicht 
auch  Stainville  [vgl.  Nr.  13]. 

e.  Hierüber  sei  Starhemberg  instruirt.  [Es  handelt  Bich  um  die  von  Frank- 
reich geforderte  Auslieferung  der  Originalschreiben  bei  etwaigem  Fehl- 
schlagen der  Verhandlungen.] 

12* 


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180  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

Wegen  der  geheimen  Unterhandlung  des  Marquis  Stainville1)  solle 
Starhemberg  beruhigende  Versicherungen  ertheilen,  gegebenen  Falls  sogar 
dessen  Brief  vorlegen.  Stainville  habe  erklärt,  dass  Rouille*  und  der  Abbe* 
de  la  Ville2)  auf  Errichtung  einer  Convention  zwischen  Österreich  und 
Frankreich  angetragen  hätten.  Stain ville  sei  von  Österreich  mit  keinerlei 
Verhandlungen  beauftragt  worden. 

Die  Kaiserin  billige  es,  dass  Starhemberg  schon  dem  ersten  e*bauches) 
das  Anerbieten"  wegen  Nieuwport  und  Ostende4)  hinzugefügt  habe,  und  be- 
lobe ihn,  dass  er  sich  nicht  durch  die  Pompadour  habe  verleiten  lassen, 
die  für  Don  Philipp  bestimmten  Äquivalente5)  vor  der  Zeit  zu  nennen. 

Die  französische  Antwort  enthalte  im  wesentlichen  drei  Punkte: 

1)  Frankreich  wolle  weder  der  preussischen  Allianz  entsagen,  noch 
dem  KOnige  in  Preussen  engere  Grenzen  setzen  lassen. 

2)  Es  schlage  eine  Präliminarconvention  vor,  die  für  Österreich  nicht 
nur  die  Neutralität,  sondern  unter  Umständen  sogar  eine  Verwendung  gegen 
seine  bisherigen  Alliirten  bedingen  würde. 

3)  Es  mache  einen  ferneren  Conventionsvorschlag  als  Grandlage  einer 
dauernden  Freundschaft  zwischen  beiden  Mächten,  mit  vorbehaltener  Heran- 
ziehung auch  Spaniens,  Neapels  und  Russlands. 

Hierauf  sei  zu  erwidern: 

1)  Da  Frankreich  durchaus  nichts  schlechtes  von  Preussen  wissen 
wolle,  so  werde  in  der  österreichischen  Antwort  auf  die  Erregung  weiteren 
Argwohns  in  Frankreich  gegen  Preussen  verzichtet.  Von  sich  aus  solle 
indessen  Starhemberg  die  Zweideutigkeiten  des  preussischen  Verhaltens  bei 
schicklichen  Gelegenheiten  mündlich  vorstellen.  Für  die  Zukunft  könne 
das  immerhin  einmal  von  Nutzen  sein. 

Aus  den  drei  Folgerungen,  die  Starhemberg  den  Äusserungen  des 
Abbe*  Bernis  entnehme,  gehe  hervor,  dass  man  in  Frankreich  den  ganzen 
Zusammenhang  des  österreichischen  Projects  nicht  erkenne  oder  erkennen 
wolle,  denn 

a.  verhindere  zwar  der  Österreichische  Vorschlag  nicht  den  Krieg  auf 
der  See  und  in  Amerika;  darauf  könne  Österreich  überhaupt  keinen  Ein- 
fluss  ausüben.  Wohl  aber  solle  Frankreich  den  ohne  Kampf  zu  gewär- 
tigenden Landgewinn  in  den  Niederlanden  beachten,  sowie  die  Erleichterung 
des  Krieges  gegen  England,  die  sich  aus  der  Zurückhaltung  Österreichs 
ergebe. 

b.  habe  Bernis  nur  scheinbar  Recht,  wenn  er  es  ein  ungleiches  Ver- 
langen nenne,  dass  allein  Frankreich  seinen  Verbündeten  verlassen  solle. 
Im  Grunde  sei  Preussen,  bei  zu  Grunde  gelegter  Annahme  preussisch-eng- 
lisoher  Umtriebe,  nicht  mehr  der  Alliirte  Frankreichs.  Auch  könne  Frank- 

1)  Vgl.  S.  173.        2)  Commis  im  französischen  auswärtigen  Ministerium. 
3)  Vgl.  Nr.  2  a.         4)  Vgl.  S.  148.  162.         5)  Vgl.  S.  148.  150  ff. 


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1755  September  27. 


181 


reich  unmöglich  beanspruchen,  dass  Österreich  sofort  seine  Karten  ganz  1755 
offen  zeige.  Sept  27 

c.  Die  dritte  Ausflacht  des  Bernis,  es  gebe  noch  andere  Mittel,  den 
allgemeinen  Krieg  zn  vermeiden,  ziele  auf  seine  nur  fttr  Frankreich  günstigen 
Conventionsvorschläge. 

Starhemberg  solle  diese  Erwägungen  dem  Abbe*  Bernis  vortragen  und 
ihn  dadurch  zum  Nachdenken  bringen. 

2)  Da  Frankreich  anf  die  Grundbedingung ,  den  Verzicht  auf  die 
preussisohe  Allianz,  nicht  eingehe,  so  fielen  damit  von  selbst  auch  alle 
»conditionate«  geschehenen  Anerbietungen  fort. 

Gleichwohl  ergäben  die  §§  U,  13  und  14  der  französischen  Ant- 
wort1), dass  man  das  österreichische  Hauptverlangen  zwar  abschlage,  in- 
dessen die  angebotenen  Vortheile  gern  in  Empfang  nehmen  wolle. 

Weiter  fordere  Frankreich  nicht  nur  die  Neutralitat  Österreichs,  son- 
dern der  kaiserliche  Hof  solle  sogar  England  für  den  friedbrüchigen  Theil 
erklären  und  sich  gegen  England  gebrauchen  lassen.  Bei  diesem  Verlangen 
aber  setze  Frankreich  die  Reciprocität  völlig  ausser  Acht. 

Die  Antwort  Österreichs  sei  daher  so  eingerichtet,  dass  man  nach  der 
französischen  Weigerung,  die  Allianz  mit  Preussen  aufzugeben,  die  ganze 
Anfrage  als  nicht  geschehen  zu  betrachten  bitte,  aber  auch  die  beiden 
Conventionsvorschläge  rundweg  ablehne.  Um  jedoch  nicht  unhöflich  zu 
sein,  schlage  Österreich  vor,  mit  Vorwissen  Frankreichs  bei  Spanien  und 
anderen  Mächten  an  einem  Conoert  gegen  denjenigen  zu  arbeiten,  der  zu- 
erst in  Europa  den  Frieden  brechen  würde. 

Dieser  Vorschlag  könne  nichts  schaden,  denn,  wenn  es  auch  noch 
keineswegs  für  ganz  sicher  oder  sehr  wahrscheinlich  zu  halten  sei,  dass 
Frankreich  den  Landkrieg  zu  vermeiden  suche2),  so  werde  ja  Frankreichs 
Vorwissen  für  das  Vorgehen  Österreichs  ausbedungen;  auch  habe  man  in 
Frankreich  noch  kein  festes  System  ergriffen.  Jedenfalls  aber  werde  das 
österreichische  Anerbieten  beweisen,  dass  der  kaiserliche  Hof  durchaus 
nicht  blindlings  den  Wünschen  Englands  nachgebe  und  aufrichtig  den 
Frieden  zu  erhalten  wünsche. 

»Es  lassen  sich  aber  die  verschiedene  Ursachen,  so  Uns  zu  der  mehr- 
erwähnten Öffnung  vermöget  haben,  in  den  kurzen  Satz  zusammenfassen, 
dass  ein  solcher  8chritt  in  keinem  Fall  schädliche,  wohl  aber  vergnügliche 
Folgen  nach  sich  ziehen  könne;  zumalen  der  französche  Hof  allem  An- 
sehen nach  noch  keinen  gesicherten  Operationsplan  festgestellt  hat  und 
sich  im  Zweifel  befindet,  ob  und  welchergestalten  der  Krieg  auf  das  feste 
Land  auszubreiten,  und.  nach  was  ftir  Grundregien  die  Instruction  für  den 
zur  ausserordentlichen  Botschaft  nach  Berlin  bestimmten  duc  de  Nivernais») 
zu  verfassen  seie.    Maassen  er  in  dem  Fall,  da  Wir,  wo  nicht  in  eine 


1)  Vgl.  Nr.  9.         2)  Vgl.  S.  178.         3)  Vgl.  S.  177. 


182  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  Garantieleistung  gegen  Engeland,  jedoch  in  eine  förmliche  Neutralität  ein- 
jpt.  27  g6gangen  Wftren)  desto  freiere  Hände  gehabt  hätte,  die  hannoversche 
Lande  feindlich  zu  Aberziehen  und  dem  König  von  Preusaen  die  Unter- 
stützung dieses  Vorhabens  anzusinnen.  Wann  Wir  aber  eine  völlige  Ab- 
neigung vor  den  französchen  Vorschlägen  und  eine  fortwährende  enge 
Verbindung  mit  Engeland  durch  Unsere  Antwort  zu  erkennen  gebeten,  so 
dörfte  die  vorläufige  franzÖBche  Absicht  dahin  gegangen  sein,  alsdann  dem 
duc  de  Nivernais  gemessen  aufzutragen,  dass  er  sich  mit  desto  grösserem 
Eifer  bearbeiten  sollte,  den  König  in  Preussen  in  die  Offensivmaassnebmnngen 
völlig  mit  einzuziehen  und  desfalls  den  gemeinsamen  Operationsplan  mit 
ihm  zn  verabreden  .  .  .;  welcher  Schritt  gleichwohlen  bis  zur  Extremität 
ausgesetzt  zn  sein  scheinet,  indeme  Frankreich  durch  seinen  bisherigen  Be- 
trag dentlich  genug  zu  erkennen  gegeben  hat,  dass  es  gern  Meister  von 
dem  Krieg  oder  Frieden  verbleiben  und  durch  die  Miteinflechtung  des 
ernannten  Königs  keine  noch  grössere  Weiterungen  veranlassen,  sondern 
sich  desselben  nur  zn  Beschäftigung  des  grössten  Theils  Unserer  Macht 
gebrauchen  mögte1). 

»Bei  solchen  critischen  Umständen,  und  da  täglich  nene  wichtige  Ver- 
änderungen zu  erwarten  stehen,  hat  Unserem  Dienst  am  gemässesten  zu 
sein  geschienen,  sich  auf  keiner  Seiten  allzuviel  blosszugeben  und  Bich 
zwar  durch  Begnehmung  der  französchen  Vorschlägen  nicht  vor  der  Zeit 
die  Hände  binden  zu  lassen,  jedoch  diesem  Hof  eine  anständige  und  solche 
Antwort  zu  ertheilen,  welche  eines  Theils  Unsere  aufrichtige  Absicht,  den 
Frieden  sowohl  mit  ihm,  als  mit  seinen  Alliirten  nnd  besonders  mit  dem 
König  in  Preussen  ohngestört  beizubehalten,  neuerdingen  bestärke,  nnd 
anderen  Theils  überzeugend  zn  erkennen  gebe,  dass  Wir  an  den  englischen 
Vorkehrungen  nicht  den  geringsten  Antheil  genommen,  sondern  im  Gegen- 
theil  eine  gütliche  Anskunft  auf  das  eiferigste  angerathen  haben. 

»Ohn möglich  könnten  Wir  mit  mehrerer  Mässigung,  als  seithero  ge- 
schehen, zu  Werke  gehen.  Und  wann  Frankreich,  wie  zu  vermuthen 
stehet,  solches  in  einige  Erwägung  ziehet,  so  dörfte  auch  die  Instruction 
des  duc  de  Nivernais  hiernach  ausgeinessen  und  nicht  mit  allzugrossem 
Eifer  auf  Offensivverbindungen  oder  auf  Erneuerung  des  zu  Ende  gehenden 
preussischen  Freundschaftstractats  angetragen  werden;  desfalls  das  mehr 
oder  wenigere  in  die  künftige  Angelegenheiten  einen  grossen  Einfluss  haben 
kann,  zumalen,  wann  der  ernannte  Duc  in  anwachsendem  Misstrauen  über 

1)  Starhemberg  berichtete  am  24.  September  1755:  .  .  .  »Dermalen  scheinet 
allhier  das  ganze  Augenmerk  bloss  auf  die  Marine  gerichtet  zu  sein  und  auf 
einige  Unternehmung  von  der  Landseite  gar  im  geringsten  nicht  gedacht  zu 
werden.  Man  wartet  noch  immer  auf  die  Nachrichten  aus  Engoland  nach  des 
Königs  daselbstiger  Eintreffung  und  ist  sehr  begierig  zu  vernehmen,  ob  die  seit 
einiger  Zeit  hinweg  genommene  hiesige  Kaufmannsschiffe  werden  restituiret  wer- 
den oder  nicht.« 


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1755  September  27  —  October  7. 


183 


des  Königs  in  Preussen  geheime  Absiebten  von  Paris  abreisete  und  mit  1755 
solehen  Befehlen  versehen  würde,  welche  des  besagten  Königs  wahre  Ge-  ^ept'  ' 
sinnung,  soviel  die  französche  Unternehmung  gegen  Engeland  und  Hannover 
anbetrifft,  auf  die  Probe  stelleten.«  .  .  . 


15.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  30.  September  1755.  Sept.  30 

Nach  der  Urschrift. 

Gute  Aufnahme  der  dem  Favoriten  überreichten  Geschenke. 

Habe  die  Befehle  vom  9.  September1)  erhalten  und  dem  Favoriten 
das  überschickte  kostbare  Geschenk2)  bereits  überreicht.  »Dem  Gross- 
kanzler habe  vorhero  davon  Öffnung  gemacht,  welcher  es  auf  alle  Weise 
und  um  so  mehr  approbiret,  als  solcher  der  Conventionssach  eben  nun 
einen  Vorschub  zu  geben  vermögte,  zumalen  dieses  Geschäft  bei  dem 
Kammerherrn3)  liegte.  Der  Grosskanzler  sagte  mir  vorgestern  selbsten  .  .  ., 
dass  dieses  .  .  Präsent  zu  sein,  des  Grosskanzlers,  selbst  eigenen  soutien 
gedeihlich  seie.«  .  .  . 

»Die  Freud  des  Favoriten  ist  ungemein  groBS  über  diese  Verehrung 
und  fast  nicht  zu  beschreiben.« 

Noch  am  Abend  des  gegenwärtigen  Tages  werde  die  Convention4) 
bestimmt  nach  den  Wünschen  Englands  abgeschlossen  werden. 


16.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  7.  October  1755.  Oct.  7 

Nach  der  Urschrift.   Vgl.  Beer,  H.  Z.  27,  358. 

Beantwortung  des  Erlasses  vom  9.  September  1755. 

Die  Convention  sei  nach  Englands  Wünschen  vollzogen  worden5), 
sodass  die  Ratification  keinen  Anstand  mehr  finden  dürfte. 

In  Beantwortung  des  Erlasses  vom  9.  8eptember6)  berichtet  er,  dass 
Williams  bisher  nichts  nachtheiliges  gegen  den  österreichischen  Hof  unter- 
nommen habe,  augenscheinlich  also  von  Englands  »gefährlichen  Absichten« 
nichts  wisse.  Sollte  Williams  künftig  seine  Haltung  ändern,  so  werde  sich 
Esterhasy  nach  dem  Erlass  vom  9.  8eptember  richten,  »dahero  ich  dann 
auch  die  gnädigst  bekannte  Personen7)  durch  die  gemachte  Verehrungen 
in  omnem  eventnm  zu  allem  guten  Willen  schon  zum  Voraus  präpariret 
habe.  Der  Williams  ist  nichts  weniger  als  preussisch  gesinnt,  wie  er 
dann  auf  diesen  Hof  bei  allen  Gelegenheiten  losziehet. 


1)  Vgl.  S.  165  ff.         2)  Vgl.  S.  167  Anm.  1. 

3)  Iwan  Iwanowitach  Schuwalow.         4)  Vgl.  S.  167. 

5)  Vgl.  Nr.  15.         6)  Vgl.  Nr.  7  und  8. 

7)  Vgl  Nr.  5. 


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184  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  »Was  die  Anfrage  wegen  I.  K.  M.  ans  dem  vierten  geheimen  Artikel 

)ct'  7  des  mit  Russland  geschlossenen  Allianztractats  zustattenkommender  60000 
Mann  hiesiger  Hfllfstruppen  betrifft1),  so  solle  ...  anmerken,  dasB  der 
hiesige  Hof  über  die  conventionsmässige  55000  Mann,  wann  solche  von 
hier  ans  nicht  directe  gegen  Preussen,  sondern  in  dem  Hannoverischen 
oder  in  den  Niederlanden  agiren  sollten,  znm  Behuf  I.  K.  M.  keine 
andere  60000  Mann  mehr  aufzubringen  vermögend  seie,  gestalten  die  .  . . 
55000  Mann  den  Kern  der  hiesigen  Truppen  ausmachet,  der  übrige  Rest 
aber  zu  Besetzung  der  Grenzen  gegen  Schweden  und  die  Türkei  nöthig 
istc  .... 


Oct  11       17.   Starhemberg  an  Kaunitz.   Fontainebleau,  ll.October  1755. 

Nach  der  eigenhändigen  Urschrift  Vgl.  t.  Arneth  IV,  402;  Waddington,  Benvemment  301. 
Frankreich  bittet  um  genauere  Aufklärung  über  die  österreichischen  Pläne. 

»Reponse  que  M.  Tabbe*  comte  de  Bernis  m'a  rendue  de  la  part  da 
Roi  T.  C.  le  11  d'octobre  1755.« 

»8.  M.  T.  C.  est  bien  sensible  aux  nouvelles  aßsurances  de  bonne  corre- 
spondance  et  d'amitie"  qui  lui  ont  6t6  donnees  au  nom  de  LL.  Ms.  Imps.  par 
le  comte  de  Starhemberg  2).  Elle  voit  avec  plaisir  que  LL.  Ms.  Imps.  persistent 
dans  le  dessein  de  concourir  au  maintien  de  la  tranquillite"  generale  de 
l'Europe  et  surtout  de  prdvenir  ce  qui  pourrait  entrainer  une  rupture  et 
division  entre  elles  et  la  France  ou  ses  alliös.  Pour  parvenir  ä  ce  but, 
LL.  Ms.  Imps.  font  une  nouvelle  proposition  au  Roi  laquelle,  märitant  toute 
son  attention,  n'est  cependant  pas  assez  de"taillee.  En  sorte  que  3.  M.  T.  G. 
demande  que  LL.  Ms.  Imps.  expliquent  dans  un  plan  raisonne*  et  plus  ötendu 
leurs  intentions  sur  cet  important  objet  auquel,  pour  le  bien  de  l'humanite' 
et  pour  donner  a  LL.  Ms.  Imps.  une  nouvelle  preuve  de  sa  sincere  amitie*, 
8.  M.  T.  C.  d&ire  avec  empressement  de  pouvoir  se  prSter.« 


Oct.  u       18.   Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  14.  October  1755. 

Nach  der  Urschrift.  VgL  Beer,  H.  Z.  27.  85». 

Feindliehe  Absichten  Russlands  gegen  Preussen. 

In  Gegenwart  der  russischen  Kaiserin  habe  man  am  7.  October  einen 
Rath  gehalten,  dem  »auch  der  Grossfürst3)  zum  ersten  Mal  beigewohnet«, 
und  in  welchem  nach  Woronzows  vertraulichen  Mittheilungen  beschlossen 
worden  ist,  »russischer  Seits  sich  nicht  nur  des  Königs  in  Preussen  weiterer 
Vergrösserung  äusserst  zu  widersetzen,  sondern  auch  zu  trachten,  damit 
ihme  das  Schlesien  wieder  abgenommen  werden  möge.    Gestalten  Russland 


1)  Vgl.  S.  167.        2)  Vgl.  S.  179.        3)  Peter. 


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1755  Oetober  7  —  November  12. 


185 


selber,  insolang  dieser  Herr  solches  besitzen  wird,  seine  eigene  Sicherheit  1755 
nicht  haben,  auch  von  seiner  Allianz  den  rechten  Nutzen  nicht  ziehen 
könne,  wie  denn  der  hiesige  Hof  wegen  dieses  Königs  grossen  Macht  der- 
malen 40000  Mann  mehr  halten  muss«.  .  .  . 


19.    Kltnggräffen  an  König  Friedrich.   Wien,  25.  Oetober  1755.      Oct  25 

B.  A.  -  P.  8.  Umeh  der  Urschrift. 

Für  die  Cavallerie  bestehe  noch  immer  der  Plan,  die  Regimenter  auf 
1000  Mann  zu  bringen1).  Doch  werde  man  glücklich  sein,  den  Stand  von 
800  zn  erreichen2). 


20.    Klinggräffen  an  König  Friedrich.   Wien,  8.  November  1755.      Nov,  8 

B.  A.  -  P.  8.  KKb  dar  Unchrift. 

»On  continne8),  ä  la  ve>ite*,  la  leväe  des  reernes  dans  les  Etats  he'rödi- 
taires.c  Die  Recruten  sollten  zn  Ende  des  Jahres  den  Regimentern  ab- 
geliefert werden.  »Mais  le  tont  n'ira  qu'ä  6000  hommesc,  falls  alles  nach 
dem  Papier  gehe4),  was  sehr  zweifelhaft  sei.  »Les  bataillons  les  plus  forts 
n'iront  pas  encore  ä  600,  tandis  qu'il  s'en  trouve  bon  nombre  qui  ne  sont 
actuellement  qu'ä  400  et  moins  encore,  surtout  en  Italic.«  .  .  . 


21.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  12.  November  1755.  Nov.  12 

Nach  der  Urschrift 

Sinkender  Einßuss  Bestuehew*. 

...  Er  finde  seinen  Bericht  vom  10.  Juli  17545)  voll  bestätigt,  »des 
Grosskanzlers  dermalig  freundschaftlichen  Betrag  ausgenommen.  Denn  was 
den  übrigen  Betrag  dieses  Ministers  betrifft,  so  ist  selber  annoch  so  Abel 
ansgemessen,  dass  er  dadurch  seinen  Credit  täglich  mehr  zu  mfinderen  und 
sich  das  Messer  recht  mit  Willen  durch  die  Ourgel  zu  ziehen  scheinet. 
Derne  allem  ungeachtet  aber,  und  obschon  ich  gewisse  Sicherheit  habe, 
dass  er  sich  seiner  Frauen6)  höchstens  odios  gemacht7),  so  hat  er  doch 
seinen  ganzlichen  Fall  nur  darum  nicht  leicht  zu  befahren,  weil  keiner 
da  ist,  der  ihn  remplaciren  könnte,  und  die  Kaiserin  von  dem  Vicekanzler 


1)  Vgl.  Nr.  11. 

2)  Schon  am  24.  September  1755  hatte  KlinggrSffen  berichtet,  dass  man  die 
Beschlüsse  bezüglich  der  Ausführung  des  Planes  täglich  Ändere  und  augenblick- 
lich nur  von  einer  Complettirung  der  Dragoner  und  Kürassiere  auf  800  Mann  spreche. 

3)  Klinggräffen  hatte  schon  am  19.  Juli  1755  berichtet:  >On  enleve  avec 
▼igueur  tout  ce  qui  se  trouve  ici  de  gens  sans  aveu  pour  soldat.«    Vgl.  Nr.  19. 

4)  Vgl  Nr.  11.         5)  Vgl.  Beilage  Nr.  1. 
6)  Der  Zarin  Elisabeth.        7)  Vgl.  Nr.  12. 


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1  86  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  nicht  genügsame  Opinion,  dieser  aber  anch  selbst  dazu  kein  markirtes 
empressement  zeiget.  Es  bleibet  dahero  immer  fest,  dass  der  Grosskanzler 
wenig  gutes,  wohl  aber  viel  übles  zu  stiften,  annoch  genügsame  Macht  in 
Händen  behalte.  <  .  .  . 


Nov.  13       22.    Esterhasy  an  Maria  Theresia.   Petersburg,  13.  November  1755. 
Praes.  7.  December  1755. 

Kuh  der  Urschrift   Vgl.  Beer,  II.  Z.  27,  359. 

Erste  Andeutung  des  österreichischen  St/stemtcechsels  in  Russland. 
Preussenfeindliche  Oesinnung  der  Zarin. 

Williams  habe  bisher  keinerlei  Insinuationen  gegen  Österreich  vor- 
gebracht1}, sondern  sogar  noch  kürzlich  den  Favoriten  zu  überzeugen  ver- 
sucht, dass  der  preussiische  König  viel  gefährlicher  für  Russland  als  selbst 
für  Österreich  sei.  Deswegen  habe  auch  er,  Esterhasy,  alle  Klagen  gegen 
England2)  bisher  unterdrückt,  aber  dem  Grosskanzler  beigebracht,  »dass, 
gleichwie  Ew.  K.  K.  M.  die  russische  Unternehmungen  zu  unterstützen 
gedächten,  Allerhöchstdieselbe  Ihre  grösste  Macht  keineswegs  gegen  Frank- 
reich wenden  könnten,  zumalen  andurch  dem  König  in  Preussen  aller 
Vortheil  in  Händen  gelassen  werden  und  Allerhöchstdieselbe  Sich  ßelbsten 
ausser  Stand  setzen  wurden,  gegen  Preussen  mit  gehörigem  Nachdruck  zu 
Werk  gehen  zu  können. 

»Diese  meine  einsweilen  gemachte  ganz  natürliche  insinuationes  .  .  . 
seind  von  dem  Grosskanzlern  derogestalten  wohl  aufgenommen  worden,  dass 
er  denenselben  gänzlich  beigepflichtet.  <  Bestushew  habe  hinzugefügt,  dass 
man  bei  Mittheilung  der  vollzogenen  englischen  Convention3)  Österreich 
durch  ein  Promemoria  aufzufordern  gedenke,  die  ganze  österreichische 
Streitmacht  in  den  deutschen  Erblanden  zusammen-  und  bereitzuhalten4), 
»umb  eines  Theils  dem  König  in  Preussen  die  Gelegenheit  zu  benehmen, 
sieh  bei  einem  entstehenden  Kriegsfeuer  mit  in  das  Spiel  zu  mischen, 
anderen  Theils  aber  die  hiesige  Kriegsoperationen  mittelst  ihrer  mächtigen 
Diversion  unterstützen  und  erleichteren  zu  können.«  .  .  . 

In  Ergänzung  des  Berichts  vom  14.  October5)  über  die  Beschlüsse  des 
russischen  Staatsraths  vom  7.  October  könne  er  zuverlässig6)  noch  mittheilen: 
>Die  russische  Kaiserin  solle  die  .  .  .  [darin]  festgesetzte  treffliche  Grund- 
regul7)  und  fürnämlich,  was  den  König  in  Preussen  angehet,  Selbsten  ver- 
theidiget   und  mit  ihrem   hohen  Wort  dahin  bestättiget   haben,  dass 


1)  Vgl.  Nr.  16.  Dasselbe  berichtete  Esterhasy  am  27.  Januar  1756  an  Kaunitz. 

2)  Vgl.  Nr.  7  und  8.         3)  Vgl.  S.  183.       4)  Vgl.  Nr.  7. 

5)  Vgl.  Nr.  18. 

6)  Esterhasys  Nachrichten  stammten  von  Woronzow  und  Olsuwiew. 

7)  D.  h.  sich  einer  Vergrösserung  Preussens  zu  widersetzen  und  Schlesien 
zu  erobern. 


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1755  November  12  —  November  J3. 


187 


independenter  der  mit  Engeland  geschlossenen  Convention  Rasslands  Staats-  1755 
interesse  erheische,  den  König  in  Prenssen  auf  alle  Weis  ehender  kleiner 
als  grösser  zu  machen,  sofort,  wann  ein  Alliirter  von  Russland  oft  erwähnten 
König  feindlich  angreifen  wurde,  von  dieser  Gelegenheit  zu  profitiren.«  .  .  . 

Esterhasy  glaube,  dass  Russland  ausser  den  conventionsmässigen 
55000  Mann  höchstens  noch  15 — 20000  in  österreichischem  Interesse  ver- 
wenden könne1). 

Es  fehle  an  tüchtigen  Generalen  und  Subalternen,  die  russische  Caval- 
lerie  befinde  sich  »in  einem  gar  schlechten  8tand«. 


22a.    Esterhasy  an  Maria  Theresia.  Nov.  13 

P.  S.  t.  Nach  der  ürechrift. 

Berichtet  von  dem  guten  Erfolg,  den  er  durch  die  ihm  anbefohlene2) 
Überreichung  von  je  2000  Ducaten  bei  Bestushew  und  Olsuwiew,  von 
1000  Ducaten  bei  Funcke,  von  500  Ducaten  bei  Wolkow  erzielt  habe. 
Nur  Woronzow  habe,  jedoch  lediglich  für  jetzt,  die  6000  Ducaten  aus- 
geschlagen, da  er  das  Gesuch  um  Erlaubniss  zur  Annahme  einer  so  hohen 
Summe  augenblicklich  bei  der  Zarin  nicht  begründen  könne.  Woronzow 
sei  ungemein  für  Österreich  eingenommen  und  ein  erbitterter  Gegner 
Bestushews,  dessen  gänzlicher  Fall  zwar  nie  zu  befürchten  sei,  dessen 
»vorwiegendes  Vertrauen«  bei  der  Kaiserin  indessen  »ungemein  viel« 
abgenommen  habe  3). 


22b.    Esterhasy  an  Maria  Theresia.  Petersburg,  13.  November  1755.  Nov.  13 

P.  S.  1  Nach  der  Unchrift 

Woronzow  erzählte,  dass  Bestushew  ihn  bei  der  Zarin  mit  dem  Erfolg 
anzuschwärzen  gewusst  habe,  »dass  seine  gnädigste  Frau  ihn,  Vicekanzlern, 
bei  weitem  nicht  mehr  so  gnädig  wie  anfänglich,  ansiehete,  sondern  noch 
etwas  weniges  von  einer  üblen  Meinung  zurückgeblieben  wäre.«  Woronzow 
hoffe  jedoch,  diese  Stimmung  mit  der  Zeit  beseitigen  zu  können,  zumal  die 
Kaiserin  »von  des  Grosskanzlers  schlechtem  Charaktere,  unerlaubten  Intri- 
guen  nnd  Nebenwegen,  auch  seiner  mit  ihrem  hohen  Befehl  ganz  nicht 
einstimmigen  geheimen  Nebencorrespondenz  unterrichtet  seio  ...  Es  wäre 
also  unbegreiflich,  dass  die  russische  Kaiserin  den  Grosskanzler,  welcher 
absonderlich  in  seinen  schriftlichen  Vorstellungen  ihr  auf  eine  sehr  kecke 
Art  begegnet,  eines  Theils  nicht  leiden  könnte4),  anderen  Theils  aber  in 
allen  diesen  Unordnungen  hierunter  jedoch  auf  keine  Verbesserung  und 
Remedur  gedachte.  Dahero  käme  auch,  dass  er,  Graf  Woronzow,  und  das 


1)  Vgl.  Nr.  16.  2)  Vgl.  Nr.  5  und  8.         3)  Vgl.  Nr.  21. 

4)  Vgl.  Nr.  12  und  21. 


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188  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  collegium  der  ausländischen  Affairen,  von  allen  Vorfallenheiten  spät  unteT- 
ov'  ^  richtet  [würden]  und  dieselbe  so  lang  liegen  blieben.«  .  .  . 

Esterhasy  habe  die  wohlthätigen  Folgen  betont,  die  Woronzows  Ver- 
söhnung mit  Bestnshew  haben  würde.  Woronzow  antwortete,  »dass  er 
seines  Orts  zwar  bereit  und  willig  wäre,  hieran  aber  so  wenig  zu  denken 
wäre,  als  ich  mich  nur  zurückerinnern  mögte,  wie  er,  der  Grosskanzler, 
mit  seiner  Ehefrau,  Sohn,  Stieftochter,  auch  Brüdern  und  Schwestern  lebe, 
und  wann  unter  ihnen  kein  Frieden  und  Einigkeit  zu  stiften  seie,  wie  es 
also  möglich  wäre,  dass  er,  Graf  Woronzow,  mit  ihm,  Grosskanzlern,  aus- 
gesöhnet  werden  könnte.  .  .  . 

»Aus  allem  nun,  was  vorausstehet,  werden  Ew.  M.  allerweiseßt  zu 
beurtheilen  vermögen,  dass,  ohngeachtet  dieser  gemachten  ansehnlichen 
Schenkung1),  bei  so  gestalteten  hiesigen  Umständen,  und  insolang  nicht  auf 
ein-  oder  andere  Art  eine  Veränderung  geschiehet,  die  auswärtige  Geschäften 
gleichwohlen  niemalen  nach  Wunsch  gehen  können,  sondern  bald  da  und 
bald  dort  ein  Anstand  und  Schwürigkeit  sich  eräugnen  werde.« 


Nov.  13       22c.  Esterhasy  an  Maria  Theresia.  Petersburg,  13.  November  1755. 

P.  8.  3.   Nach  der  Urschrift 

Nach  Bestushews  Mittheilung  hätten  in  Gegenwart  der  Zarin  mehrere 
Staatsrathssitzungen  stattgefunden.  Sie  habe  mit  besonderer  Emphase  ge- 
äussert, »wie  schwer  ihr  sei,  wegen  des  Königs  in  Preussen  Macht  und 
Vergrösserungsbegierde  in  einer  so  violent-  und  kostbaren  Situation  noch 
länger  zu  verbleiben,  und  dass  man  billig  auf  Mittel  und  Wege  bedacht 
sein  müsse,  diesen  gefährlichen  Nachbarn  wieder  in  die  vorige  Schranken 
zu  setzen.  Und  nmb  dieses  letztere  bewerkstelligen  zu  können,  so  wäre 
allerdings  nöthig,  fürnämblich  mit  Ew.  K.  K.  M.  und  Engeland  in  dem 
allianzmässigcn  engsten  Vertrauen  vorläufig  zu  concertiren,  wie  man  unitis 
viribus,  wann  es  auch  pro  nunc  noch  zu  keinem  Krieg  komme,  dem  König 
in  Preussen  Schlesien  wieder  abnehmen  könnte«  1). 

Zuverlässiger  Nachricht  zufolge  habe  die  Zarin  im  Staatsrath  dem 
Grosskanzler  heftige  Vorwürfe  gemacht,  dass  er  nie  den  geraden  Weg  gehe, 
sondern  stets  nur  chimerische  und  solche  Vorschläge  zu  thun  wisse,  die 
mit  seinen  Nebenabsichten  übereinstimmten. 


Nov.  13       22  d.  Esterhasy  an  Maria  Theresia.  Petersburg,  13.  November  1755. 

P.  S.  6<).  Nftch  der  Urohrift, 

...  Mit  der  Gesundheit  der  Zarin  stehe  es  schlecht.  Ihre  Füsse  seien 
so  geschwollen,  dass  sie  gegen  ihre  Gewohnheit  nur  noch  wenig  und  selten 
tanze.    Sie  könne  keine  Treppen  mehr  steigen,  müsse  sieh  daher  in  das 

1)  Vgl.  Nr.  18  und  22.        2)  Vgl.  S.  198  Anm.  4. 


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1755  November  13.  —  November  26. 


189 


Theater  durch  eine  eigens  construirte  Maschine  bringen  lassen.  Die  Ärzte  1755 
fürchteten  Wassersucht  und  versprächen  ihr  kein  langes  Leben  mehr,  zu-  ov" 
malen  »dieselbe  nach  wie  vor  sehr  unordentlich  lebet«1). 


23.    Klinggräffen  an  König  Friedrich.   Wien,  15.  November  1755.    Nov.  15 

B.  A.-P.  8.  Nach  der  Urschrift 

Die  militärischen  Vorbereitungen  Österreichs2)  durften  nur  dazu  dienen, 
»de  ne  point  se  trouver  au  de*pourvu«. 

Man  spreche  von  Magazinbildungen  in  Böhmen,  die  in  einem  solchen 
Ltnde  des  Überflusses  keine  Schwierigkeiten  verursachen  könnten.  Schon 
vor  zwei  Jahren  habe  Salaburg3)  Maassregeln  getroffen,  um  die  Magazine 
innerhalb  von  6  Wochen  zu  formiren. 


24.  Vortrag  des  Staatskanzlers  Kaunitz  über  die  Conferenzsitzung  Nov.  26 
vom  20.  November  1755.   Wien,  26.  November  1755. 

N*cn  der  Urschrift,  Vgl.  v.  Arneth  IV,  403 ff.;  Beer,  H.  Z.  27,  333  ff.;  Droysen  V,  4,  4  85; 
Waddington,  Renversement  301. 

Vergleichung  der  früheren  und  gegenwärtigen  politischen  Lage.  Beschluss, 
Frankreich  gegenüber  eine  abwartende  Haltung  einzunehmen. 

I.  Die  vormaligen  Umstände4)  betreffend,  »so  hätten  solche  gleich 
zu  Anfang  der  amerikanischen  Streitigkeiten  allerdings  ein  sehr  übles  und 
gefährliches  Aussehen  genommen.  Und  zwar  seie  das  .  .  .  Erzhaus  von 
Beinen  eigenen  Bundesgenossen,  besonders  aber  von  Engeland  nicht  änderst 
als  ein  ihnen  sehr  nutzliches  Werkzeug  angesehen  worden,  welches  sie  bei 
Kriegs-  und  Friedenszeiten,  wie  fast  seither  einem  saecnlo  geschehen  seie, 
nach  eigenem  Gutbefinden  gebrauchen  könnten«. 

Ein  aufrichtiges,  beiden  gleich  nützliches  Concert  also  sei  nicht  Eng- 
lands Wunsch  gewesen,  vielmehr  habe  sich  Österreich  nach  den  englischen 
Vorschriften  richten  und  nicht  wissen  sollen,  »was  Engeland  zu  unternehmen 
für  gut  befinden  werde«. 

Der  Einfluss  Englands  beruhe  auf  seiner  »eifrigen  Mitwirkung  auf  dem 
Continente«  und  seinen  »namhaften  Subsidien«.  Seit  kurzem  aber  habe 
sich  dieser  Grundsatz  verflüchtet,  man  spare,  wolle  sich  gänzlich  des 
Continents  entschlagen,  aber  doch  den  alten  Einfluss  und  die  alte  dila- 
torische Sprache  beibehalten. 

In  dem  jetzigen,  nur  England  betreffenden  Kriege  wolle  England  nur 
etliche  100000  &  ü  geben,  die  übrige  Hauptkriegslast  aber  auf  die  Kai- 


1)  Vgl.  Zinzendorfa  Memoire,  Beilage  Nr.  2.        2)  Vgl.  Nr.  20. 

3)  General  der  Cavallerie  und  General  kriegscommisear. 

4)  Vgl.  S.  H5  f.,  162  f.,  165  f. 


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1  90  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  de»  siebenjährigen  Krieges. 

1755  Serin  abwälzen.  Das  englische  Ministerium  habe  sogar  ohne  Sehen  erklärt, 
am  Continente  keinen  weiteren  Antheil  nehmen  zn  können,  wenn  Holland 
nicht  zur  Waffenerhebung  gegen  Frankreich  zu  vermögen  wäre.  Und  da- 
bei werde  den  Holländern  unter  der  Hand  von  England  her  gerathen,  die 
Neutralität  zu  erklären;  Österreich  dürfe  also  für  den  Fall  eines  preussi- 
sohen  Angriffs  auf  keine  Hülfe  bei  den  Seemächten  rechnen. 

Stehe  es  derart  mit  den  Alliirten,  so  sei  gar  nicht  zu  zweifeln,  »dass 
der  König  in  Preussen  in  voller  Hoffnung  gelebet  habe,  sich  die  gegen- 
wärtigen Verwirrungen  recht  zu  Nutzen  machen  zu  können. 

»Frankreich  aber  habe  .  .  .  vernünftiger  Weise  nicht  wohl  änderst 
glauben  können,  als  dasa  Engeland  sich  nicht  Selbsten  mit  Gewalt  in  einen 
Krieg  stürzen  würde,  wann  dieser  Hof  nicht  mit  dem  hiesigen  würklich 
einverstanden  wäre  oder  keine  sichere  Hoffnung  vor  sich  sähete,  denselben 
in  alle  seine  Maassnehmungen  miteinzuleiten1). 

»Die  mehrmalige  Versicherungen  der  hiesigen  aufrichtigen  Friedfertig- 
keit hätten  also  nur  in  so  weit  einige  Wahrscheinlichkeit  vor  sich  gehabt, 
dass  zwar  Ew.  M.  .  .  .  den  Krieg  allerdings  zu  vermeiden  sucheten,  aber 
sich  nimmermehr  von  Engeland  trennen  würden  und  dieser  Krön  die  Sache 
nur  in  der  geheimen  Absicht  erschwereten,  um  desto  bessere  Bedingnüsse 
und  grössere  Subsidienbewilligungen  von  ihr  auszuwirken.  Dieses  Urtheil 
seie  nicht  nur  von  dem  Aubeterre2),  sondern  von  dem  ganzen  französchen 
ministerio  vor  ohnfehlbar  angesehen  worden3).  Und  da  ein  Landkrieg 
überhaupt  der  französchen  Nation  am  angenehmsten  falle,  auch  die 
scheinbarste  und  leichteste  Vortheile  vor  Augen  lege4),  so  hätte  anfäng- 
lichen der  Oedanke,  sich  in  einen  blossen  Seekrieg  zu  beschränken  und 
nicht  zu  gleicher  Zeit  die  Obermacht  zu  Lande  bestens  gelten  zu  machen, 
von  dem  französchen  Hofe  als  chimerisch  und  höchst  nachtheilig  angesehen 
werden  müssen. 

»Hieraus  seie  die  von  dem  besagten  Hof  anfangs  geführte  hohe  und 
bedrohende  Sprache  entstanden.  Derselbe  dachte  auf  Mittel,  das  .  .  .  Erz- 
haus  auf  allen  Seiten  in  das  Gedräng  und  in  Verlegenheit  zu  bringen.  Man 
arbeitete  französcher  Seits  bei  der  Pforton,  in  Polen  und  bei  den  meisten 
Höfen  sowohl  in-  als  ausserhalb  des  Reichs.  Man  beschlösse  die  Ab- 
schickung  des  duc  de  Nivernais  nach  Berlin5),  um  sich  mit  dem  König  in 
Preussen  in  ein  vollständiges  Concert  einzulassen  und  ihm  einen  Operations- 
plan vorzulegen.  Belleisle6)  wurde  nach  Compiegne  berufen.  Es  wuchs 
sein  Credit  und  Einflnss  und,  zufolg  der  von  Grafen  8tarhemberg  und  dem 

1}  Vgl.  S.  174.         2)  Französischer  Gesandter  am  Wiener  Hofe. 

3)  Gegen  diesen  Argwohn  vertheidigte  sich  Kaunitz  schon  in  einem  Schreiben 
an  Starhemberg  vom  11.  October  1755.  Er  betonte,  dass  es  Frankreichs  Interesse 
sei,  Österreich  nicht  in  den  Krieg  hineinzuziehen,  um  die  ganze  Macht  gegen 
England  verwenden  zu  können.        4)  Vgl.  S.  174.         5)  Vgl.  S.  178. 

0)  Marechal  de  France,  später  Nachfolger  d'Argensons  als  Kriegtminister. 


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1755  November  26. 


191 


Afomone1)  ertheitten  Nachrichten,  seie  es  ganz  sicher,  dass  der  ernannte  1755 
Marechal  die  weitaussehendste  Projecten  nicht  nur  gegen  die  Niederlande,  ^ov*  2 
sondern  auch  auf  Italien,  vielleicht  auch  auf  die  K.  K.  Erblande  entworfen 
und  hiermit  allschon  grosses  Gehör  bei  seinein  Hof  gefunden  hatte. 

>Kurz  zu  sagen,  das  .  .  .  Erzhaus  habe  sich  noch  vor  etlichen  Mo- 
naten in  solchen  gefährlichen  Umständen  befunden,  dass  alles  von  seinen 
Feinden  zu  besorgen  und  wenig  oder  nichts  von  seinen  Freunden  und 
Bundsgenossen  zu  hoffen  gestanden  seie.« 

Unter  solchen  Umständen  sei  ein  passives  Verhalten  unmöglich  gewesen. 

>Die  bisherige,  nach  denen  vorerwähnten  Grundsätzen  eingerichte 
allerhöchste  Entschliess-  und  Maassnehmungen  aber  bestünden  in  vier  merk- 
würdigen ßpoquen,  die  sich  innerhalb  sechs  bis  acht  Monaten  ereignet  und 
alle  eine  geschwinde  Entschliessung  erforderet  hätten,  dann  zuforderist  seie 
bei  allen  Gelegenheiten  die  Aufrechterhaltung  des  Friedens  uaohdrucksamst 
ingerathen  worden,  und  die  erste  fipoque  habe  sich  darinnen  ergeben, 
dass  der  Kaiserin-Königin  M.  sich  gleich  anfangs  grossmüthigst  anerbotten, 
den  casum  foederis  anzuerkennen  und  der  Krön  Engeland  totis  viribus 
bundsmässigen  Beistand  zu  leisten,  wann  änderst  diese  Krön  sich  zu  dem 
reciproco  anheischig  machte  und  ein  vollständiges  Concert  zum  Grund  der 
gemeinschaftlichen  Unternehmungen  legte.«  Man  sei  hierzu  gekommen  in 
der  Erwartung,  dass  England,  da  es  sich  um  seine  eigene  Erhaltung 
handele,  eifrig  zu  Werke  gehen,  auch  in  der  Überlegung,  dass  Frankreich 
ohnedies  die  Niederlande  angreifen  werde  und  es  unvernünftig  sei,  diesen 
Angriff  ohne  Gegenmaassnahmen  abzuwarten2).  Aber  dieser  Schritt  sei 
wirkungslos  geblieben. 

»Für  die  zweite  Haupte'poque  seie  die  diesseitige,  dem  Keith3) 
auf  des  Holdernesse4)  empfindliches  Schreiben5)  hinausgegebene,  so  starke 

1)  Modenesiacber  Gesandter  am  französischen  Hofe. 

2)  Vgl.  v.  Arnoth  IV,  372  ff.;  Beer,  H.  Z.  27,  292  ff. 

3)  Englischer  Gesandter  am  Wiener  Hofe. 

4)  Engliacher  Staatssecretär  für  die  nordischen  Angelegenheiten. 

5)  Vom  1.  Juni  1755.  England  forderte  categorisch  die  sofortige  Absendung 
von  25 — 30000  Mann  österreichischer  Truppen  in  die  Niederlande  und  ausserdem 
im  Fall  eines  preussischen  Angriffs  auf  Hannover  eine  Diversion  Seitens  Österreichs. 
Vgl.  v.  Arneth  IV,  375  f.  Österreich  hatte  sich  indessen  unter  Ablehnung  dieser 
weitgehenden  Forderungen  nur  bereit  erklärt,  auf  den  Wunsch  der  Seemächte 
hin,  die  holländische  Garnison  in  Namur  mit  4000  Mann  Österreichern  zu  ver- 
stärken. Darauf  hin  Ubergab  Keith  am  7.  Juni  ein  umständliches  Schreiben 
Holdernesses,  >  welches  unter  versohiedenen  empfindlichen  Vorwürfen  und  Be- 
drohungen auf  die  Abschickung  eines  Corps  von  25—30000  Mann  sehr  eiferig  an- 
dringet«.  Nun  erst  erfolgte  die  >reponse  verbale«  Österreichs  vom  19.  Juni  1755: 

>On  a  cru  qu'il  ätait  necessaire  de  nous  faire  entrevoir  toutes  les  suites 
que  peut  et  doit  entratner  la  perte  des  Pays-Bas,  cornine  si  nous  n'avions  pas 
toe*  lee  premiers  qui,  depuis  loogtemps,  avons  tache  d'en  faire  comprendre  toute 
1  etendue  aux  puissances  maritimes. 


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1 92  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  aj8  standhafte  Re'ponse  verbale  anzusehen. «  Der  scharfe  Ton  sei  nicht 
ov  26 

aas  »Gemathserregung«  angeschlagen  worden,  sondern  in  der  Überzeugung, 
dass  die  bisherige  Allianz  mit  England  Österreich  nnr  schade,  dass  der 
englische  Hof  ernstlich  überzeugt  werden  müsse,  er  könne  nicht  gleichzeitig 
auf  Preussen  und  Österreich  zählen  und  müsse  »nicht  nur  gegen  Frank- 
reich, sondern  auch  gegen  Preussen  seine  Veranstaltungen  richten,  wann 
er  änderst  von  Ew.  M.  kräftigster  Mitwttrkung  und  Beistand  versicheret 
sein  wolle. 

>Bis  hiehin  habe  das  allgemeine  Vorurtheil  Uber  Hand  genommen,  dass 
Ew.  M.  Staatsinteresse  auf  keine  Weise  verstatte,  sich  von  Engeland  ab- 
zusonderen.«  Nur  aus  diesem  Vorurtheil  sei  das  hochfahrende  Betragen 
Englands  zu  erklären.  Durch  ernsthafte  Sprache  an  einem  so  entscheidenden 
Zeitpunkt  habe  man  einen  letzten  Versuch  gemacht,  die  Allianz  zu  einer 
haltbaren  umzugestalten.  Da  aber  England  gar  keine  Antwort  ertheilt, 
auch  sich  mit  dem  Könige  von  Preussen  in  Unterhandlungen  eingelassen 
habe,  »so  sei  alsdann  erst  mit  der 

»dritten  fipoque  der  Anfang  gemachet  worden:  diese  bestünde  in 
dem  geheimen  Auftrag  an  den  Grafen  Starhemberg1). 

»Nachdem  aber  Frankreich  hierzu  aus  Rücksicht  für  den  König  in 
Preussen  die  Hände  nicht  bieten  und  sich  nur  die  Vortheile  ohne  Ein- 
gestehung des  reeiproei  zueignen  wollen2)  so  habe  man  sich  von  Seiten 
des  .  .  .  Erzhauses  in  der  vierten  ßpoque  befunden,  welche  nicht  für 
die  geringste  anzusehen  seie,  indeme  wenig  Beispiele  aufzuweisen  sein 
dörften,  dass  ein  Hof  ein  so  grosses  und  weit  aussehendes  Project3),  wie 
das  diesseitige  beschaffen  gewesen,  und  worauf  natürlicher  Weise  ein  be- 
sonderes Vertrauen  gesetzet  worden,  auf  einmal  und  anf  eine  mit  der 
höchsten  Würde  vereinbarliche  Art  gänzlich  fallen  zu  lassen  die  Er- 
schliessung gefasset  haben  sollte.« 

H.  Die  gegenwärtigen  Umstände  seien  merklich  gebessert. 

England  habe  gesehen,  dass- es  entweder  die  Allianz  mit  Österreich 
aufgeben,  sich  also  an  Preussen  anlehnen  müsse,  was  wiederum  Frankreich 
zu  einer  engeren  Verständigung  mit  Österreich  veranlassen  würde4),  oder 
aber  das  Bündniss  in  einer  für  Österreich  günstigen  Weise  umzugestalten 


»II  est  sans  doute  tres  ftcheux  de  perdre  une  partie  de  ses  Etats;  mais. 
malgrä  cela,  nous  connaissons  assez  notre  propre  interÄt  pour  savoir  discerner 
un  moindre  mal  d'avec  nn  plus  grand. 

»En  un  mot,  l'Impäratrice  sent  bien  que  l'Angleterre,  peut-ßtre  par  politique, 
ne  veut  point  entrer  dans  le  vrai  de  sa  Situation;  mais  Sa  Majeste*  a  assez  de 
fermetä  et  de  resolution  pour  ne  pas  s'exposor  aux  hazards  d'une  pareille  man- 
oeuvre.«  [Vgl.  die  Vorträge  Kaunitzens  vom  17.  und  27.  Juni  1755.  Vgl.  letzteren 
bei  Beer,  Archiv  33].         1)  Vgl.  Nr.  2.         2)  Vgl.  Nr.  9.        3)  Vgl.  Nr.  I. 

4)  Vgl.  S.  147  Anm.  3. 


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1755  November  26. 


193 


gezwungen  sei.    Auch  werde  durch  diese  offenbare  Entzweiung  aller  Welt,  1755 
insbesondere  auch  Frankreich  klar  gemacht,  dass  in  Österreich  »keine  Ver-  Nov* 2 
Stellung  noch  ein  geheimes  Einverständnnss  mit  denen  englischen  Kriegs- 
absichten unterlaufe.« 

Noch  mehr  hätten  sich  die  Verhältnisse  Frankreich  gegenüber  ge- 
bessert. Zwar  habe  es  die  geheimen  Vorschläge  nicht  annehmen  wollen. 
Indessen  seien  ihm  doch  über  den  König  in  Preussen  und  die  Schädlich- 
keit eines  Landkriegs1)  die  Angen  geöffnet.  Soweit  man  wisse,  sei  die 
Instruction  für  Nivernais2)  auf  eine  solche  Art  verfasst,  die  »an  sich  so 
vergnüglich  seie,  als  wenig  sie  mit  denen  prenssischen  weitaussehenden 
Absichten  übereinstimme  und  bei  diesem  König  Beifall  finden  könne«. 
Maassen  es  hauptsächlich  den  Österreichischen  Vorstellungen  zuzuschreiben 
sei,  dass  der  französische  Hof  seine  früheren  Landkriegsprojecte  >auf  ein- 
mal abgeänderet«  habe  »und  solchen  nnnmehro  Selbsten  vor  schädlich  an- 
stehet, wann  sich  änderst  die  Unternehmungen  in  Amerika  und  zur  See 
nicht  allzusehr  verschlimmerten,  noch  die  englische  Alliirten  zu  Bearg- 
wohnung  widriger  Absichten  Anlass  gebeten. 

»Von  dieser  Gesinnung  werde  nun  gegen  den  König  in  Preussen  kein 
Geheimnuss  gemacht  und  ihm  nicht  die  geringste  Erbitterung  gegen  Ew.  M. 
nnd  der  Kaiserin-Königin  M.  zu  erkennen  gegeben.  Vielmehr  belobe  die 
erwähnte  Instruction  den  diesseitigen  friedfertigen  Betrag  und  trage  darauf 
an,  dass  der  König  in  Preussen  die  französche  Unternehmungen,  IB. 
gegen  Hannover,  unterstützen  möchte.  Wie  dann  auch  dem  ernannten 
König  noch  kein  Perspectiv  zu  neuen  Eroberungen  in  denen  k.  k.  Erb- 
landen vorgeleget,  sondern  nur  von  der  ausserordentlichen  Idee,  ihme  zum 
Besitz  der  Insuln  Tabacco  und  Lucie  zu  verhelfen  geredet  würde.  Daas 
also  die  besagte  Instruction,  wann  sie  nicht  abgeändert  wird,  eigentlich 
dahin  gerichtet  zu  sein  scheine,  den  König  in  Preussen  am  ersten  zur 
Sprache  zu  bringen  und  seiner  wahren  Gesinnung  auf  den  Grund  zu  sehen.« 

Schliesslich  habe  die  mannhafte  Haltung  Österreichs  Ansehen  bei  Eng- 
land und  vor  allem  bei  Frankreich  verstärkt,  wie  dessen  freundschaftliche, 
die  verbesserte  Gesinnung  des  dortigen  Hofes  beweisende  Sprache  zeige. 

In  der  an  Frankreich  zu  ertheilenden  Antwort  wolle  man 
sowohl  ein  zuviel  als  zuwenig  vermeiden  und  die  Antwort  nach  den 
folgenden  von  den  Majestäten  genehmigten  Grundsätzen  einrichten: 

lno:  »Dass  in  allen  Fällen  und  bei  allen  Gelegenheiten  das  sorgfältigste 
nnd  vorzügliche  Augenmerk  auf  den  König  in  Preussen  und  dessen 
Schwächung  zu  richten  seie. 

2d0:  »Dass  hierzu  nur  durch  zwei  Wege,  nämlich  durch  die  Bunds- 
genossen oder  die  Krone  Frankreich  gelanget  werden  könne. 


1)  Vgl.  S.  181.         2)  Vgl.  S.  182.  190. 
Acten  zur  Vorgeschichte  dee  7 j ihrigen  Kriegte.  13 


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194  österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

175526        **ti°:  *^ass  ^erjen*5e  dieser  zwei  Wegen,  so  sich  am  ersten  als  thun- 
lich  darstellet,  nicht  za  vernachlässigen,  sondern  einzuschlagen  seie. 

4to:  »Dass  in  so  lang,  als  hierzu  keine  nahe  Hoffnung  anscheinet,  auch 
keiner  der  zwei  Wegen  vor  beständig  verscherzet,  sondern  beide  offen  er- 
halten werden  müssten;  und 

5*°:  »Dass  bis  dahin  aller  Krieg,  welcher  nicht  ohnmittelbar  gegen 
den  ernannten  König  gehet,  dem  .  .  .  Erzhaus  zu  keinem  wesentlichen  Vor- 
theil, wohl  aber  zum  grössten  Nachtheil  gereichen  könne,  mithin  so  viel 
immer  möglich  zu  vermeiden  seie. 

»Nachdem  nun  Frankreich  auf  die  geschehene  geheime  Öffnung  noch 
nicht  die  geringste  Neigung,  der  Bfindnuss  mit  dem  König  in  Preussen  zu 
entsagen,  sondern  vielmehr  das  gerade  Widerspiel  zu  erkennen  gegeben, 
auch  sich  Oberhaupt  wegen  seiner  eigentlichen  Absichten  gänzlich  ver- 
schlossen gehalten  und  nur  darauf  angetragen  habe,  dass  sich  der  hiesige 
Hof  immer  mehrers  öffnen  und  verfänglich  machen  mögte« l),  so  würde  ein 
weiteres  Vorgehen  vorläufig  ein  zuviel  bedeuten.  Denn  es  sei  ganz  klar, 
dass  Frankreich  zwar  die  Wichtigkeit  der  ihm  conditionate  vorgelegten 
Vortheile  einsehe,  >aber  solche  durch  gekünstelte  Negociationen  und  durch 
andere  Mittel  und  Wege  zu  erhalten  suche,  ohne  seine  Bttndnuss  mit  dem 
König  in  Preussen  schon  dermalen  fallen  zu  lassen.« 

Es  müsse  also  dem  französischen  Hof  klar  gemacht  werden,  dass  von 
den  gemachten  Vorschlägen  gar  keine  Rede  sein  könne,  wenn  Frankreich 
nicht  die  Allianz  mit  Preussen  aufgebe2). 

Hinzugefügt  wurde,  »dass  in  den  gegenwärtigen  Umständen  zuwenig 
geschehen  dörfte,  wann  sich  nicht  bemühet  würde,  den  französchen  Hof 
in  seiner  jetzigen  verbesserten  Gesinnung  fernerhin  zu  erhalten  und  immer 
mehrers  zu  bestärken;  wie  dann  dasjenige,  was  man  seithero  bei  dem  er- 
nannten Hof  gut  gemacht,  auf  einmal  wieder  verdorben  werden  könnte, 
wann  ihm  alle  Hoffnung,  seine  Absichten  zu  erreichen,  benommen  oder 
eine  Abneigung  zu  erkennen  gegeben  würde. 

»Nachdem  auch  so  wenig  in  Engeland  als  in  Frankreich  ein  gesichertes 
systema  festgestellt  seie  und  die  diesseitige  EntSchliessungen  nach  jenen 
der  ernannten  zwei  Höfen  und  nach  Beschaffenheit  der  künftigen  Zufällen 
eingerichtet  werden  müssen,  so  schiene  auch  die  deutlich  geäusserte  fran- 
zösche  Absicht,  mehrere  Zeit  zu  gewinnen  und  sich  nicht  zu  früh  die 


1)  Vgl.  Nr.  17. 

2)  Hier  folgen  als  Beilagen  3  und  4  die  bei  Beer,  Archiv,  56—63  vollständig 
abgedruckten  Stücke: 

a.  eine  Zusammenstellung  der  Gründe  für  und  wider  die  Allianz  mit  Frankreich. 

b.  eine  Denkschrift  über  die  englischen  Verhältnisse  und  Regierungamaxiinen, 
die  darin  gipfelt:  »voir  venir  les  Anglais  et  amuser  les  Francais  est  donc  au- 
jourd'hui  le  seul  parti  sage  que  Ton  puisse  prendre«.  Beide  Actenstttcke  sind 
von  Kaunitz  verfasst. 


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1755  November  26. 


195 


Hände  zu  binden,  mit  dem  wahren  Vortheil  des  .  .  .  Erzhauses  vollkommen  1755 

Nov  26 

übereinzustimmen,  und  seie  dahero  die  zu  ertheilende  Antwort  auf  eine 
solche  Art  einzurichten,  das 3  sie  eine  freundschaftliche  Sprache  führe  und 
die  geheime  Negoziation  mit  Frankreich  fernerhin  offen  erhalte,  ohne  sich 
mit  dieser  Krön  schon  dermalen  allzuweit  einzulassen  und  verfänglich  zu 
machen.« 

Nach  diesen  Grundsätzen  sei  die  Antwort  für  ßtarhemberg *)  entworfen 
und  besonders  beachtet  worden,  »auf  die  vier  vom  Abbe*  Bernis  geschehene 
und  von  dem  ministerio  begnehmigte  Anfragen2)  eine  unverfängliche  und 
solche  Auskunft  zu  geben,  welche  in  denen  Regien  der  Billigkeit  gegründet 
»sie  und  dem  französchen  Hof  den  Ballen  wegen  der  näheren  Äusserung 
zurückwerfe. « 

Diese  Antwort  entspreche  zwar  nicht  den  Wünschen  des  französischen 
Hofes,  der  sich  aber  bei  Nachdenken  von  der  Billigkeit  überzeugen  werde. 
Auch  sei  ein  »j&hünger  Absprung«  Frankreichs  nicht  zu  fürchten,  da  der 
Weg  zu  weiteren  Verhandlungen  offen  gehalten  sei.  In  pessimum  casum 
sei  auf  die  frühere  allerhöchste  Erschliessung3)  zurückzugreifen,  dass  die 

1)  Vgl.  Nr.  25. 

2)  Ihr  Inhalt  ist  aus  der  österreichischen  Antwort  vom  22.  November  zu  ersehen : 

8.  . . .  »Parmi  les  puissances  . . .  d'inviter  au  concours  de  la  garantie  en  question, 
Elles  [die  kaiserl.  Majestäten]  avaient  compte  d'abord  sur  les  cours  de  Madrid 
et  de  Naples  ....  et  elles  avaient  intention  de  s'adresser  egalem ent  pour  cet 
effet  sans  distinction  ä  toutes  les  autres  puissances  de  l'Europe,  dont  S.  M.  T.  C. 
aurait  desire  le  concours,  soit  qu'elles  eussent  pris  ou  n'eussent  point  prls  part 
an  dernler  traite  d'Alx-la-Chapelle. 

9.  »Les  suites  possiblea  des  difförends  survenus  entre  la  France  et  l'Angle- 
terre  et  la  necessite  de  moyens  prompts  pour  les  .prevenir  ont  engag6  LL.  Ms. 
Impa.  ä  regarder  une  garantie  determinee  aux  evenements  qu'ils  pourraient  entrai- 
ner,  comme  plus  efficace  et  plus  propre  au  but  que  Ton  se  propose. 

10.  >La  seule  consideration  qu'il  Importe  de  ne  point  embarrasser  la  mattere 
et  de  ne  pas  donner  occaaion  ä  des  difficultes,  lorsqu'il  s'agit  d'un  arrangement 
dans  lequel  doivent  ötre  engagees  a  entrer  diffärentes  puissances,  a  fait  penser 
ä  LL.  Ms.  Imps.  qu'il  oonvenait  de  rendre  la  proposition  aussi  simple  qu'il  se 
pourrait,  et  leur  a  fait  croire  moyennant  cela  que,  pour  l'objet  dont  il  s'agit,  il 
ne  convenait  point  de  parier  nommement  de  la  garantie  du  traite  d'Aix-la-Cha- 
pelle,  soit  par  rapport  aux  difficultes  et  disputes  sur  son  dtendue  et  sur  les  cas 
du  traite  auxqueües  peut-Gtre  on  s'exposerait,  soit,  parceque  dans  le  concert 
dont  il  s'agit,  il  doit  y  entrer  aussi  des  puissances  qui  n'ont  aucune  part  au- 
dit  traite. 

11.  »LL.  Ms.  Imps.  comptaient  aussi  proposer  aux  cours  qui  se  chargeraient 
sveo  elles  de  la  garantie  en  question,  la  determination  du  nombre  de  troupes 
que  chacune  d'elles,  en  hommes  ou  en  valeur,  envoierait  au  seoours  de  la  partie 
»ttaquee. 

12.  »Et  par  le  terme  de  continent  elles  ont  entendu  ....  tous  les  pays 
«t  Etat»  de  l'Europe,  la  garantie  en  question  ayant  pour  objet  principal  le  main- 
tien  du  repos  dans  cette  partie  du  monde«  .... 

3)  In  der  Conferenz  vom  16.  August  1755.   Vgl.  S.  176. 

13* 

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1  96  Osterreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755    Wohlfahrt  des  Erzhauses  »nicht  gestatte,  an  den  gegenwärtigen  Kriegs- 
ov'  26  Unruhen  einigen  Antheil  zu  nehmen ,  wann  gleich  Frankreich  die  Nieder- 
lande und  Hannover  feindlich  überziehen  sollte.« 

Der  Kaiser  willigte  ein  und  stellte  weiter  fest,  man  müsse  sich  ferner- 
hin gegen  England  verschlossen  halten  und  ihm  keine  Gelegenheit  zur  Er- 
neuerung seiner  vorigen  Forderungen  geben,  »zumalen  solche  ohnedem  nicht 
bewilliget  werden  könnten  und  gleichwohlen  durch  Erweckung  des  franzö- 
Bcken  Argwohns  schädliche  Folgen  nach  sich  ziehen  dörften.«  .  .  . 


Nov.  22       25.    Maria  Theresia  an  Starhemberg.  Wien,  22.  November  1755. 

Nach  dem  Itaineoncept.   VgL  t.  Arneth  IV,  404. 

Vorsichtige*  Verhalten  gegenüber  der  noch  fortdauernden  Unentschiedenheit  der 

französischen  Regierung. 

Sie  sei  durch  ihre  Niederkunft  an  früherer  Beantwortung  des  Berichts 
vom  22.  October ')  verhindert  worden. 

Sie  betrachte  es  als  ein  gutes  Zeichen,  dass  König  Ludwig  und  Bernis 
die  Geheimhaltung  der  Verhandlung  angelobt  und  die  in  das  Vertrauen 
gezogenen  Persönlichkeiten  genannt  hätten,  sowie  dass  neben  Bouille'  auch 
Machault2)  und  Se*chelles3),  dagegen  nicht  auch  Argenson4)  eingeweiht 
worden  wären.  Denn  daraus  zeige  sich  die  Abneigung  des  Königs  gegen 
Argensons  und  Belleisles  kriegerische  Vorschläge  und  die  Absicht,  die 
nöthige  Vorsicht  anzuwenden. 

Mehr  als  aus  der  »kurzen  und  ohn  verfänglichem  Antwort  des  Königs s, 
sei  aus  den  gleichzeitigen  Äusserungen  des  Abbe*  Bernis  zu  ersehen:  Frank- 
reich wolle  die  Allianz  mit  Preussen  nicht  aufgeben  und  rechtfertige  die 
preussische  Politik  abermals,  um  den  Wiener  Hof  zu  veranlassen,  anch 
ohne  die  auf  Preussen  abzielenden  Bedingungen  Frankreich  die  angebotenen 
Vortheile  zu  gewähren. 

»Der  gröbste  Stein  des  Anstosses«  sei  die  Vernachlässigung  der  Wahr- 
heit seitens  des  Versailler  Hofes,  dass  bei  dauernder  Verbindung  zweier 
Mächte  jede  ihren  Vortheil  finden  müsse.  .  .  . 

Frankreich  habe  sich  zwar  noch  nicht  für  ein  bestimmtes  System  ent- 
schieden, scheine  sich  indessen  von  der  Idee  eines  Landkrieges  abzuwenden. 
Die  Entscheidung  werde  von  den  Beschlüssen  des  englischen  Parlaments 
abhängen.  Vorläufig  zeige  die  französische  Regierung  Mässigung,  wie 
denn  die  Instruction  für  Nivernais6)  folgendes  enthalten  und  auch  dem 
Könige  Friedrich  vorläufig  mitgetheilt7)  sein  solle:  Nivernais  habe  die 


1)  Fehlt.        2)  Staatssecretär  des  Marinedepartements. 

3)  Generalcontrolleur  der  Finanzen. 

4)  Staatssecretär  des  Kriegsdepartements.  5)  Vgl.  Nr.  17. 
6)  Vgl.  S.  193.         7)  Vgl.  P.  C.  XI,  371  ff. 


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1755  November  26  — 


November  27. 


197 


maassvolle  bisherige  Politik  Frankreichs  zu  rechtfertigen  und  zu  erklären,  1"55 
dass  die  französische  Regierung  in  die  Friedfertigkeit  Österreichs  keinen  ^ov* 2 
Zweifel  setze  und  sich  so  lange  auf  einen  Seekrieg  gegen  England  zu  be- 
schränken gedenke,  als  die  englischen  Alliirten  zu  begründetem  Argwohn 
keinen  Anlass  gäben.  Indessen  werde  Frankreich  seine  Land-  und  See- 
macht, sowie  seine  Finanzen  in  guten  Stand  setzen.  Um  Preussen  Russ- 
lands wegen  zu  beruhigen,  suche  es  die  Türkei,  Polen,  Schweden  und 
Dänemark  zum  Widerstande  gegen  ein  etwaiges  gewaltsames  Vorgehen  der 
Zarin  zu  gewinnen. 

Aus  dieser  Instruction  sei  zu  schliessen,  dass  1)  Frankreich  leider 
die  Allianz  mit  Preussen  aufrecht  erhalten  wolle,  aber  doch  2)  dem  König 
Friedrich  misstraue.  Nivernais  solle  dessen  Gesinnung  erforschen  und  ihn 
als  ersten  zur  Sprache  bringen.  .  .  . 

Starhemberg  solle  sich  bemühen,  die  preussische  Politik  in  das  rechte 
Licht  zu  setzen.  Am  »vergnüglichsten«  aus  seinem  Bericht1)  sei  die  Nach- 
richt gewesen,  dass  am  französischen  Hof  nunmehr  die  Neigung  vorwiege, 
den  Landkrieg  möglichst  zu  vermeiden.  Am  meisten  komme  es  jetzt 
darauf  an,  in  welcher  Absicht  Nivernais  nach  Berlin  gesandt,  ob  seine 
Instruction  noch  geändert  werden  würde,  ob  er  nur  die  geheimen  Absichten 
König  Friedrichs  feststellen  oder  aber  den  Allianztractat  mit  Frankreich 
erneuern2)  und  ein  vollständiges  Einverständniss  mit  dieser  Macht  zustande- 
bringen solle.  .  .  . 


26.    Starhemberg  an  Kaunitz.   Paris,  27.  November  1755.  Nov.  27 

Nach  der  Urschrift 

Unruhe  Frankreichs  über  die  Verzögerung  der  österreichischen  Antwort. 

.  .  .  Starhemberg  habe  »gar  wohl  wahrgenommen,  dass  man  allhier 
über  den  Verzug3)  etwas  ungeduldig  zu  werden  anfange.  Es  ist  sich  zwar 
diesfalls  nicht  deutlich  gegen  mich  geäusseret  worden,  dennoch  aber  haben 
die  beide  bewusste  Staatsministri 4)  sich  insoweit  herausgelassen,  dass  es  viel- 
leicht nunmehro  für  den  hiesigen  Hof  höchst  an  der  Zeit  seie,  eine  endliche 
und  standhafte  Entschliessung  zu  fassen. 

»Man  spricht  von  neuem  wieder  sehr  stark  von  der  Nothwendigkeit 
eines  Krieges  zu  Lande,  und  ich  kann  nicht  bergen,  dass  die  ministri 
selbst en  mir  letzthin  etwas  verdächtig  geschienen.«  Ein  sicheres  Urtheil 
werde  sich  erst  nach  Eintreffen  der  österreichischen  Antwort  abgeben 


1)  Vom  22.  October  1755. 

2)  Der  französisch-preussische  Vertrag  war  am  5.  Juni  1741  auf  15  Jahre 
geschlossen  worden.  Vgl.  Recueil  des  traites  conclus  par  la  France  p.p.  de  Clercq 
XV,  13  [Paris  1888]. 

3)  Der  österreichischen  Antwort  auf  die  französische  Erklärung  vom  11.  Oc- 
tober 1755.   Vgl.  Nr.  17.         4)  Rouille  und  Bernis. 


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198  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Kriege«. 


1755  lassen.  Seine  eigenen  scheinbar  widersprechenden  Berichte  spiegelten  nur 
»die  hiesige  Leichtsinnigkeit  und  Unbeständigkeit,  oder  nm  besser  zu  sagen, 
die  meistens  durch  die  innerliche  Intriguen  verursachte  Verlegenheit  und 
Irresolution  des  ministerii«  wieder.  »Ich  glaube  in  der  That,  dass  man 
bloss  auf  unser  Antwort  warte,  umb  einigen  8chluss  zu  fassen.«  .  .  . 


Doc  3.       27.   Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  3.  December  1755. 

Nach  der  Urschrift. 

Trotz  guter  Gesinnung  der  maassgebenden  rueeitchen  Kreise  ist  auf  thatkräftige 

Politik  Russlande  nicht  zu  rechnen. 

.  .  .  »Der  dermalig  äusserliche  Anschein  allhier  ist  so  geartet,  die 
Bezeigung  der  russischen  Kaiserin1)  und  die  Denken sart  der  übrigen  so 
beschaffen,  dass  wir  uns  wohl  nichts  zu  wünschen  übrig  behalten  würden, 
wenn  man  auf  so  wankenden  Grunde  in  sich  ergebendem  Falle  mit  ver- 
traulicher Zuversicht  bauen  könnte1).  Allein,  da  zufolge  meiner  ...  Be- 
richten alle  die  angezohene  Radicalüblen  annoch  Stand  halten'),  auch  so 
leicht  nicht  gehoben  werden  mögen,  annebst  vors  künftige  wegen  vor- 
waltenden allzugegründeter  Successionsungewissheit4)  eben  wenig  Staat  zu 
machen  ist,  so  nehme  ich  mir  die  Freiheit,  mich  auf  die  nähere  des  Herrn 
Grafen  von  Zinzendorf6)  mündliche  Berichte  ...  zu  beziehen.«  .  .  . 


Dec  4        28.   Starhemberg  an  Kaunitz.   Paris,  4.  December  1755. 

Nach  du  Urschrift 

Ungeduld  in  Frankreich. 

»Duo  de  Nivernais  befindet  sich  noch  immer  unpässlich,  soll  aber  .  . . 
in  wenig  Tagen  seine  Reise  antretten6).  .  .  . 

1)  Vgl.  Nr.  22.         2)  Vgl.  Nr.  22b.         3)  Vgl.  Beilage  Nr.  1. 

4)  Im  P.  S.  6  seines  Berichts  an  die  Kaiserin  vom  13.  November  1755  machte 
Esterhasy  hierüber  nähere  Mittheilungen :  Grossfürst  Peter  sei  bei  der  russischen 
Nation  sehr  verhasst,  werde  auch  von  der  Geistlichkeit  nicht  für  orthodox  gehal- 
ten. Einen  grossen  Anhang  dagegen  habe  Prinz  Iwan,  der  von  der  russischen 
Nation  weit  mehr  als  der  GrossfUrst  geliebt  werde.  Der  Grossflirst  Paul  stehe 
unter  der  Aufsicht  der  Zarin,  und  die  Eltern  bekämen  ihn  nur  selten  zu  sehen. 
>Und  ist  nicht  ohne,  dass  die  russische  Kaiserin  in  Ansehung  des  GrossfUrstens 
sich  so  berühmet,  als  ob  er  ihr  niemalen  succediren  sollte;  wie  dann  die  mit 
seinem  Sohn,  dem  jungen  Paul,  in  Moscau  vorgehen  sollende  Kirch encere monieil 
mit  Abschneidung  der  Haaren  aus  keiner  anderen  Ursache  geschiehet,  als  um 
demselben  die  künftige  Nachfolge  am  russischen  Thron  desto  mehr  zu  ver- 
sicheren^ 

5)  Zinzendorf  war  im  Sommer  1755  nach  Petersburg  geschickt  worden,  u.  a. 
weil  Kaunitz  eine  Ersetzung  des  erkrankten  Grafen  Esterhasy  für  nothwendig 
hielt,  was  sich  indessen  als  nicht  erforderlich  erwies. 

6)  Am  18.  December  1755  berichtete  Starhemberg:  >Ducde  Nivernais,  wel- 


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1755  November  27  —  December  20. 


199 


»loh  kann  leicht  wahrnehmen,  dass  der  Verdacht  und  das  Misstrauen  1755 
gegen  uns  allhier  täglich  zunehme,  und  erwarte  mit  Sehnsucht  die  Ankunft  ^ec" 
des  Couriers.    Rouille'  hat  mir  vorgestern  abermalen  wiederholet,  dass  es 
nunraehro  endlichen  Zeit  seie,  eine  standhafte  Resolution  zu  fassen1}.  Ich 
habe  mein  mögliches  gethan,  um  ihn  weiters  zur  Sprach  zu  bringen.  Bs 
hat  mir  aber  solches  nicht  gelungen.« 


29.    Stahremberg  an  Kaunitz.    Paris,  11.  December  1755.  Dec.  11 

Nfcch  der  Urschrift. 

Günstige  Aussichten  in  Frankreich. 

Habe  die  Befehle  vom  22.  November2)  ausgeführt,  werde  die  franzö- 
sische Antwort  nicht  vor  10 — 12  Tagen  erhalten,  »und  halte  dahero  vor 
noth wendig,  Ew.  Exc.  im  Vorauf  zu  benachrichtigen,  dass  mein  letzter  Vor- 
trag sehr  wohl  aufgenommen  worden  und  viele  Hoffnung  vorhanden  seie, 
dass  die  Antwort  des  Königs  vergnüglich,  d.  i.  bescheiden  und  friedfertig 
ausfallen  werde.  Ich  pressire  dieselbige  gar  nicht,  weilen  es  dermalen 
ohnehin  nur  hauptsächlich  darauf  ankommt,  das  gute  Vertrauen  zu  unter- 
halten, welches  anjetzo  noch  weit  mehr  als  vorhin  festgestellt  ist.  Die 
bewusste  Person  der  Verschlossenheit3)  .  .  .  bat  nunmehro  wieder  die  vorige, 
ja  eine  noch  freundschaftlichere  Sprache  als  die  bisherige  angenommen, 
und  können  Ew.  Exc.  ...  in  Ansehung  des  Hauptpunkts,  d.  i.  der  hiesigen 
Friedfertigkeit  und  derer  gegen  uns  tragenden  Dispositionen  vollkommen 
beruhiget  sein4)«. 


30.    Klinggräffen  an  König  Friedrich.   Wien,  20.  December  1755.    Dcc.  20 

B.  A.  —  P.  S.   Nach  der  Urschrift. 

Die  ständische  Recrutenbewilligung  genüge  nicht,  um  Infanterie  und 
Cavallerie  auf  den  completten  Stand  zu  bringen 5),  »et  on  leve  actuellement 
tout  ce  qu'on  trouve  de  gens  sans  aveu,  pour  y  suppiger,  qui  ne  seront 
pas  de  grand  usage  aux  re*giments.«  .  .  . 


eher  zwar  noch  immer  sehr  unpässlich  ist,  hat  seine  Abreise  auf  morgen  fest- 
gdBtellet.  Es  stehet  aber  dennoch  dahin,  ob  er  dieselbe  noch  werde  vornehmen 
können.«    Vgl.  S.  197.         1)  Vgl.  Nr.  26.         2)  Vgl.  Nr.  25.        3)  Rouille. 

4)  Vgl.  Rouillös  Brief  an  Nivernais  vom  15.  December  1755  bei  Lucien 
Perey,  ün  petit  neveu  de  Mazarin,  352  [Paris  1890].   Vgl.  Nr.  26. 

5)  Vgl.  Nr.  19  und  20. 


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200  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
1755        3|.  Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  28.  December  1755»). 

Dec.  28 

Nach  einer  Abschrift.    VgL  t.  Arneth  IV,  406  f.;  Dnncker  18;  Broglie,  L'ftUiuiee  »9  f.; 
Waddington,  Renvemement  301  f. 

Französischer  Vorschlag  eines  Neutralitäts-  und  Garantievertrages. 

»Re*pouse  du  Roi  T.  C.  ä  celle  de  LL.  Ms.  Imps.  du  22  novembre 

17552).* 

Obwohl  die  von  Frankreich  verlangte  Erläuterung3)  einiger  Artikel  in 
der  vorgeschlagenen  Garantieerklärung  aller  europäischen  Staaten  nur  un- 
vollkommen ausgefallen  sei,  so  wolle  der  König  doch  in  der  Überzeugung, 
dass  bei  solchen  Unterhandlungen  jedeB  Misstrauen  beiseit  zu  lassen  sei, 
folgendes  erklären. 

Er  habe  sich  gewundert,  dass  in  der  vorgeschlagenen  Garantie  nicht 
die  britischen  und  hannoverschen  Länder  und  die  europäischen  Meere  aus- 
geschlossen seien.  England  sei  der  öffentliche  Friedensbrecher,  also  könne 
man  es  Frankreich  unmöglich  verwehren,  sich  an  England  zu  rächen.  Man 
verlange  von  den  englischen  Alliirten,  sich  dieser  Rache  nicht  zu  wider- 
setzen, >et  8.  M.  declare  qu'elle  ne  pre*tend  envelopper  aucuns  Princes 
dans  la  quereile  präsente  ni  s'en  prendre  ä  eux  de  la  mauvaise  conduite 
de  l'Angleterre,  tant  qu'ils  ne  voudront  pas  la  favoriser.«  Frankreich  schlage 
folgende  Vereinbarung  mit  Österreich  vor: 

lmo:  »S.  M.  T.  G.  et  LL.  Ms.  Imps.  conviendront  incessamment  d'une 
garantie  tant  de  leurs  fitats  que  de  ceux  de  leurs  allie'ä  dans  un  traitä, 
pour  la  conclnsion  duquel  elles  donneront,  si  elles  ne  Font  dejä  fait,  tous 
les  pouvoirs  n6*cessaires  k  leurs  ministres  respectifs. 

2d0:  »Dans  ce  traite*  seront  comprises  les  cours  de  Madrid  et  de 
Naples  et  g^neralement  tontes  Celles  dont  il  sera  convenu  avec  LLdites 
Ms.  Imps. 

3ti0:  »8.  M.  T.  C.  s'engagera  dans  ledit  traite*  de  deTendre  en  Europe 
tous  les  fetats,  domaines  et  possessions  de  LL.  Ms.  Imps.  contre  les  attaques 
de  quelqne  pnissauce  que  ce  puisse  €tre;  les  fitats  des  allie*s  de  LL.  Ms. 
Imps.  pourront  Stre  e*galement  compris  dans  cet  article  ä  Texception  toute 
fois  des  possessions  de  la  cour  de  Londres,  dans  le  cas  oü  eile  refuserait 
ä  8.  M.  T.  C.  une  rdparation  convenable  de  l'insulte  et  du  dommage  avec 
la  restitution  de  tont  ce  qui  a  e'te*  pris  sur  les  Fransais. 

4t0:  »Si  l'Angleterre  consentait  ä  ladite  reparation  et  restitution,  et 
qu'en  faiaant  cesser  de  part  et  d'autre  les  hostilitäs  en  Europe  et  en  Aw6- 
rique,  eile  voulut  rentrer  en  nögociation  avec  la  France,  8.  M.  T.  C.  la 
comprendrait  volontiers  dans  Tarticle  des  alli^s  de  LL.  Ms.  Imps. 


1)  Der  eigentliche  Bericht  Starhembergs  fehlt.  2)  Vgl.  Nr.  25. 
3)  Vgl.  S.  195  Anm.  2. 


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1755  Deceinber  28. 


201 


5*°:  »Pareillement  LL.  Ms.  Imps.  garantiront  en  Earope  tous  les  £tats  1755 
et  possessio^  de  U  France  et  de  ses  allies. 

6t0:  >U  sera  convenu  du  nombre  de  tronpes  et  de  la  qualite*  du 
secours  qoe  lesdites  puissances  contractantes  fonrniront  ä  la  partie  attaque"e 
contre  ia  partie  assaillante. 

7Umo:  >Dans  le  cas  on  l'Angleterre  se  refnserait  k  tonte  voie  de  con- 
ciliation,  LL.  Ms.  Imps.,  ne  voulant  pas  entrer  dans  une  gnerre  allumöe 
volontairement  et  soutenue  avec  opiniatrete"  par  les  Anglais,  garderont  une 
exacte  neutralite*,  tant  quo  cette  m6me  gaerre  durera. 

8'°:  »Lea  ports  de  LL.  Ms.  Imps.  seront  ouverts  indistinotement  aux 
vaisseaux  de  tontes  les  nations,  sans  cependant  qu'aucunes  tronpes  anglaises 
on  a  la  solde  de  l'Angleterre  paissent  avoir  la  garde  desdits  ports  ni 
occuper  aneune  place  de  LL.  Ms.  Imps.,  situäe  dans  les  Pays-Bas  on  dans 
le  voisinage  de  la  France. 

9no:  »LL.  Ms.  Imps.  s'opposeront  de  tontes  leurs  forces  et  engageront 
tons  les  Princes  de  l'Empire  ä  s'opposer  an  passage  des  Busses  ou  autres 
tronpes  ötrangeres,  subsidiees  par  l'Angleterre.  LLdites.  Ms.  Imps.  ne 
donneront  ancnne  entre*e  anx  Hessois  et  autres  allie's  des  Anglais  dans  les 
Pays-Bas  et  ne  permettront  pas  qu'il  soit  fait  par  l'Angleterre  on  ses  allies 
aucun  embarquement  de  tronpes  dans  les  ports  de  LL.  Ms.  Imps. 

10mo:  »8i,  malgrö  les  erTorts  de  LL.  Ms.  Imps.  et  de  l'Empire,  les 
tronpes  russes  par  la  connivence  de  quelque  Prince  venaient  k  menacer  la 
France  ou  quelqu'un  de  ses  allie's,  alors  LL.  Ms.  Imps.  donneraient  nn 
libre  passage  sur  leurs  terres  aux  tronpes  de  8.  M.  T.  C.  pour  s'opposer 
sux  entreprises  des  Russes  ou  antres  tronpes  längeres  a  la  solde  des 

»LL.  Ms.  Imps.  engageront  les  Princes  de  l'Empire  k  accorder  le 
meine  passage  anx  forces  de  8.  M.  T.  C,  laquelle  se  räserre  dans  tons 
les  cas  la  liberte*  d'attaquer  les  possessions  du  roi  et  de  la  nation  britan- 
nique,  partout  oü  elles  seront  Bituäes,  cette  libertd  ötant  fondee  sur  le 
droit  dune  vengeance  legitime  a  laquelle  8.  M.  T.  C.  ne  prätend  pas 
renoncer. 

II™0:  »Le  principal  objet  que  se  proposeront  LL.  Ms.  T.  G.  et 
Imps.  dans  le  snsdit  traitä,  sera  de  pourvoir  k  tous  les  cas  qui  n'auraient 
pas  e*t6  suffi8amment  preWus  dans  le  dernier  traite*  d'Aix-la -Chapelle, 
et  qui  poun-aient  nn  jour  troubler  la  tranquillite*  de  l'Enropo,  diviser 
entre  elles  LLdites.  Ms.  ou  lenrs  allies  et  intöresser  en  particulier  le  repos 
de  l'Italie. 

12mo:  »LLdites.  Ms.  tacheront  de  se  procurer,  soit  ä  elles  ou  ä  lenrs 
slliös,  par  la  voie  d'echanges  ou  autrement,  tous  les  avantages  raisonnables 
et  reciproques  qne  les  uns  ou  les  antres  seraient  en  ötat  de  pre*tendre  ou 
de  dearer. 


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202  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  13tio:  >On  prendra  lea  mesures  lea  plus  stires  et  les  moyena  lea  plus 

efficaces  pour  qu'ä  l'occaaion  dn  voisinage  des  fitats  respectifs  ou  de  la 
confusion  des  limites,  il  ne  survienne  quelque  difförend  entre  LLdites  Mg. 

14t0:  »On  preViendra,  par  un  arrangement  Iqnitable  et  de  concert  avec 
les  cours  de  Madrid,  de  Naples  et  de  Panne,  les  evdnementa  qui  pourraient 
occasionner  dans  la  snite  nne  guerre  en  Italie. 

15t0:  »LLdites.  Mb.  ponrront  eigner  d'abord  ledit  traite  et  inviter 
ensuite  les  antres  puissances  ä  y  prendre  part,  ainsi  qu'il  en  sera  oonvenu 
entre  LLdites.  Ms. 

16*°:  »Ge  traite"  demenrerait  Beeret,  tant  que  LLdites.  Ms.  le  jugeraient 
ndcessaire,  et  il  serait  pris  entre  elles  telles  pr^cautions  qu'on  jngerait  a 
propos  pour  la  sürete"  de  iWcution  dudit  traiW. 

17mo:  »On  conviendra  entre  LLdites.  Ms.  tant  de  la  duree"  de  la 
garantie  proposee  que  de  la  duree  du  traite"  en  queation.«  .  .  . 


Dec.  30       32.    Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  546  :fol.  2296].   Wien,  30.  Decem- 
ber  1755. 

W.  K.  A.   Nach  d«r  Unohrlfl. 

Complettirung  der  Kürcusierregimenttr. 

»Dass  I.  E.  K.  M.  die  angetragene  Vermehrung  des  Anhalt-Zerbatisohen 
Regiments  *)  auf  1 000  berittene  Mann  nicht  beangenehmet,  jedoch  bewilliget 
habe,  den  dritten  Theil  deren  von  dem  Lieferanten  Merckei  zu  stellen 
bereits  übernommenen  230  Kürassiers  mit  Mundur,  Rüstung  und  Pferden 
annehmen  und  die  ans  allenfälliger  Vermehrung  dieses  Dritteis  bei  dem 
Regiment  sodann  überzählige  Mann  nnd  Pferde  ohne  Abänderung  des  zu 
818  Mann  festgesetzten  Fuss  deren  Cavallerieregimentern2)  als  super- 
nnmerarios  führen  zu  lassen.« 


1)  Kürasaierregiment,  in  den  Niederlanden  stationirt 

2)  Salaburg  berichtete  der  Kaiserin  [Wien,  22.  Mai  1755,  Urschrift.  W.  K. 
A.J,  nach  vollzogener  Inspicirung  von  15  ungarischen  KUrassierregimentern,  dass 
zu  deren  Complettirung  1101  Mann  und  2572  Pferde  erforderlich  sein  würden. 
Über  die  Complettirung  der  Kürassiere  hat  sich  ausser  obiger  Notiz  nur  noch  eine 
Nachricht  von  dem  Regiment  Stampach  erhalten.  Daa  Hofkriegsrathsprotokoll 
Nr.  40  [fol.  1120  Wien,  2.  Juli  1755]  besagt:  >Lobkowitz,  Oberstund  Commandenr 
des  Stampach-Regimenta  [in  Ungarn]  Uberreichet  die  Standtabell  pro  Junio  mit 
der  Anmerkung,  dass  infolge  der  von  Seiten  des  Commissariats  ihme  zugekom- 
menen Nachricht  nunmehr  der  complette  Stand  der  Carabiniercompagnie  in  60  und 
eine  Ordinaricompagnie  in  60  Köpfen  bestehend  zn  führen  sei.«  Da  sich  ein  Kür&s- 
sierregiment  aus  1  Carabinier-  und  12  Ordinaricompagnien  zusammensetzte,  so  er- 
giebt  sich  hieraus  der  Befohl  zur  Complettirung  des  Stampach-Regiments  auf 
800  Mann.  Vgl.  Lehmann  115  Anm.  3;  sowie  oben  Nr.  19.  30.  Über  den  Voll- 
zug der  Complettirung  vgl.  Beilage  Nr.  4  und  5 ;  vgl.  auch  das  Hofkriegsraths- 
protokoll vom  7.  Februar  1756  (Nr.  103):  »Browne,  General,  wolle  die  in  Prag 


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1755  December  28  —  1756  Januar  6. 


203 


33.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  6.  Januar  1756 "56 

Jan.  6 

Nach  einer  Abschrift.   Vgl.  Archiv  de«  Fürsten  Woroiwow  in,  376;  Brückner  316;  Beer, 
H.  Z.  27,  3S0  f.;  Koser,  Pr.  Jahrb.  47,  4s8,  I,  590. 

Vorsehlag  Russlands  zu  Vereinbarungen  über  einen  Krieg  gegen  Preussen. 

Esterhasy  übersendet  die  Copie  der  folgenden,  ihm  und  Williams  ttb er- 
gebenen russischen  Note: 

»Da  die  Umständen  jetziger  Zeit  ab  dem  zwischen  Engeland  und 
Frankreich  fast  unausbleiblichen  Krieg  immer  critischer  zu  werden  be- 
ginnen, so  befinden  Sich  I.  russisch-K.  M.  sowohl  in  Rücksicht  Dero  Ver- 
bindlichkeiten als  auch  der  Theilnehmung  an  dem  Wohl  und  [Wehe]  Ihrer 
Alliirten  sehr  geneigt,  ihnen  mächtigen  Beistand  zu  leisten,  und  um  darzu 
mehr  bereit  sein  zu  können,  so  haben  Höchstdieselbe  Dero  ministerio  an- 
befohlen, des  Herrn  Botschafters  Exc.  zu  ersuchen,  damit  selbe  sich 
deutlich  und  schriftlich  erklären  Aber  die  Gesinnung  und  Maasanehmungen 
seines  Hofs,  in  dem  Fall  eines  in  Europa  auskommen  mögenden  Kriegs, 
hauptsächlich  und  namentlich  aber  über  den  Fall,  wann  der  König  in 
Preussen  solchen  anfinge  oder  aber  nur  darein  sich  mischen  sollte,  das  ist: 
wann  der  König  in  Preussen  einen  der  gemeinsamen  Alliirten  angreifet, 
mit  was  vor  Stärke  man  sich  ihme  zu  widersetzen  gedenke;  gleichfalls 
wann  die  Alliirte  ihn,  den  König,  anzugreifen  für  gut  befinden,  mit  was 
für  einer  Macht  man  solches  in  das  Werk  zu  stellen  gesinnet  seie?  Und 
gleichwie  I.  russisch-K.  M.  in  beeden  Fällen  Ihre  Alliirte  mächtig  zu  unter- 
stützen entschlossen  seind2),  so  werden  des  Herrn  Botschafters  Exc.  von 
Selbsten  ermessen,  wie  sehr  es  das  Interesse  der  Höfe  erheische,  über  ob- 
angezogenes  eine  solche  Erläuterung  zu  geben,  als  es  eine  Sache  von  so 
grosser  Wichtigkeit  erforderet»).  .  .  . 


befindliche  Werbeofficiers  deren  Regimentern  von  der  Cavallerie  als  Kohary, 
Emanuel  Kollowrath  [Dragoner],  Gelhay,  Luchese,  Ansbach,  Stampaoh  und 
Schmerling  [Kürassiere]  von  dar  allsogleich  zu  ihren  Werbestationen  abgehen 
lassen  und  ihnen  die  Beschleunigung  sothaner  Werbungen  auftragen^ 

1)  Einen  französischen  Text  vgl.  bei  Beer,  M.  I.  Ö.  G.  XVn,  122  Anm.  3. 

2)  Vgl.  S.  186. 

3)  Kaunitz  beantwortete  die  Übersendung  dieser  Note  am  31.  Januar  1756 
mit  der  folgenden  Instruction  für  Esterhasy: 

.  .  .  »Die  von  dem  russischen  ministerio  Ew.  Exc.  und  dem  Williams  ttber- 
gebene  nota  ist  sehr  bedenklich,  weilen  sie  nicht  nur  defensive,  sondern  offen- 
sive eingerichtet  ist.  Auf  den  letzteren  Fuss  seind  weder  unsere  und  noch  viel 
weniger  die  englische  Verbindungen  mit  Russland  eingerichtet,  auch  die  Um- 
stände gar  nicht  darnach  beschaffen,  um  sich  bo  weit  bloss  geben  zu  können, 
da  Engeland  nicht  nur  allen  Landkrieg  zu  vermeiden  suchet  und  unserem  Hof  zu 
der  fortwahrenden  Kaltsinnigkeit  nur  allzuvielen  Anlass  gegeben  hat,  sondern 
»och  mit  Preussen  in  Unterhandlung  stehet  und  seithero  genugsam  an  Tag 
geleget  hat,  dass  es  keineswegs  ernstlich  gemeinet  seie,  dem  König  in  Preussen 
*ehe  zu  thun  und  ihm  engere  Grenzen  zu  setzen. 


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204  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  Da  nun  der  Wolkow  diese  Note  ab  gelesen,  so  habe  mit  kurzem  dar- 
auf geantwortet,  dass,  gleichwie  zu  allen  künftigen  gemeinsamen  Operationen 
die  mit  Engeland  den  30.  September  geschlossene  Convention  *)  vorzüglich 
den  Grund  mitlegen  mtisste,  ich  diese  Note  zwar  annohmen  wollte,  solche 
aber  meinem  . . .  Hof  [nicht]  einsenden  zu  können  erachte,  als  bis  demselben 
zugleich  die  vergnügliche  Nachricht  der  würklich  erfolgten  Auswechslung 
zu  geben  im  Stande  sein  würde.« 

Williams  habe  die  Annahme  der  Note  vor  Auswechslang  der  Ratifi- 
cationen rundweg  abgelehnt.  Die  beiden  Kanzler  sollen  mit  diesem  Ver- 
halten der  Botschafter  zufrieden  gewesen  sein.  .  .  . 


Jan.  8       34.  Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  8.  Januar  1756.  Praes.  19.  Januar 

1756. 

Nach  der  eigenhändigen  Urschrift.   Vgl.  t.  Arneth  IV,  552,  Anm.  502. 

Fortdauernde  Friedenshoffnung  in  Frankreich.    Gerücht  einet  englisch-preussischm 

Vertrages. 

Starhemberg  habe  nach  Empfang  der  französischen  Antwort2)  sich  zu 
einer  ungewöhnlichen  Reise  nach  Versailles  zu  Rouille*  und  Sechelles  ent- 
schliessen  müssen,  um  die  Absendung  des  Couriers  nicht  zu  verzögern. 
Man  habe  ihm  sehr  anempfohlen,  den  Courier  so  schnell  als  möglich  ab- 
zufertigen. Das  Aufsehen,  das  durch  diesen  ungewöhnlichen  Besuch  ent- 
stand, sei  schnell  durch  beruhigende  Auskünfte  beseitigt  worden. 

»L'abbe*  de  Bernis  qui  deaire  fort,  ä  ce  qu'il  me  semble,  de  rester 
charge*  de  la  negociation ,  saura  sans  doute  mettre  cette  circonstance  a 
profit  pour  faire  voir  qu'il  n'est  guere  possible  qu'aucun  des  trois  ministres 
d'Etat  de  notre  confidence3)  puisse  traiter  imme'diatement  avec  moi,  et  qu'il 
n'y  a  rien  de  mieux  ä  faire  que  de  differer  son  depart4)  jusqu'ä  ce  que 
la  negociation  soit  entierement  tcrmine'e,  on  qu'elle  ait  pris  du  moins  une 
certaine  consistance.« 

Rouille*  habe  von  Briefen  gesprochen,  nach  denen  das  zur  Schau  ge- 
tragene MissverhältnisB  zwischen  England  und  Österreich  ein  abgekartetes 
Spiel  dieser  Mächte  wäre*).    Starhemberg  habe  ihn  beruhigt.  .  .  . 


>Es  haben  sich  also  Ew.  Exc.  fernerhin  in  nichts  verfängliches  einzulassen 
und  bei  allen  Gelegenheiten  darauf  zu  berufen,  dasB  sich  Russland  auf  unsere 
getreue  Erfüllung  der  Tractaten  verlassen  könne,  dass  es  abor  von  selbsten  er- 
messen würde,  wie  es  bei  der  gegenwärtigen  Vorfallenheit  hauptsächlich  auf  die 
englische  Erschliessung  und  Antwort  ankomme,  und  wie  wir  bis  dahin  bei 
unseren  Äusserungen  sehr  vorsichtig  gehen  müssten.<  ...  1)  Vgl.  S.  183  f. 

2)  Vom  28.  Decembcr  1755.   Vgl.  Nr.  31.         3)  Vgl.  S.  196. 

4)  Bernis  war  kurz  vor  Beginn  der  Verhandlung  mit  Österreich  zum  fran- 
zösischen Gesandten  am  spanischen  Hofe  ernannt  worden. 

5)  Vgl.  S.  190. 


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1756  Januar  6  —  Januar  22. 


205 


»On  attend  dans  peu  des  nouvellea  de  l'impression  qu'aura  faite  ä  1?56 
Londres  la  re^quisiton  qui  y  a  e"te"  cnvoyeV).  Lea  sentiments  sont  fort  Jan* 
partages  ä  ce  sujet.  Toutes  lea  lettres  particulieres  d'Angleterre  annoncent 
des  dispositious  pacifiques.  On  se  pre*pare  ici  se"rieusement  a  la  guerre, 
mais  on  d^sire  encore  la  paix.  Le  marechal  de  Belleiale  qui  .  .  .  a  eu 
le  commandement  general  de  tonte  la  cöte  depnis  Dunkerque  jusqu'ä 
Bayonne,  ne  bonge  plus  de  Versailles  et  fait  toutes  ses  dispositions.  Les 
lieutenants-gäneraux  et  marächaux  de  camp  qui  doivent  Commander  dans 
les  differentes  provinces,  sont  de'signe's.  .  .  . 

>I1  a  conru  ces  jonrs  passe's  un  brnit  qu'il  y  avait  un  traite*  de  concln 
entre  l'Angleterre  et  le  roi  de  Prasse.  J'en  ai  parle*  ä  M.  Ronille*  qui  me 
dit  d'abord  qne  ce  brnit  Ini  e*tait  dejä  revenu,  mais  qn'il  n'y  ajoutait 
anenne  foi,  et  qu'il  ne  voyait  pas  l'avantage  qni  pourrait  revenir  an  roi 
de  Prasse  d'nn  traite  avec  l'Angleterre,  de  quelque  natnre  qn'il  püt  Hio. 
11  ajouta  qne  ce  Prince  avait  fait  donner  en  dernier  lieu  par  son  ministre, 
le  baron  de  Knyphausen,  de  nouvelles  assurances  de  son  amitie  et  attache- 
ment  aux  interöts  de  la  France  et  avait  fait  däclarer  qne  cette  dämarche 
dtait  occasionnee  par  l'avis  qni  lui  e'tait  parvenu  que  l'on  cherchait  a 
inapirer  ä  cette  conr  de  la  mefiance  contre  lui« 2).  ... 


35.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  159  [fol.  55].  Wien,  10.  Januar  1756.  Jau.  10 

W.  K.  A.  Nach  der  UrachrifL 

»Liechtenstein  General,  dass  das  Baranyay'sche  Husarenregiment  in 
zweien  Divisionen  nacher  Mähren  marchiren  werde,  betreffend.« 


36.  Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  22.  Januar  1756.  Praes.  2.  Februar  Jan.  22 
1756. 

Nach  dar  Unekrift.   Vgl.  Bear,  H.  Z.  27,  340;  M.  1.  Ö.  G.  XVII,  125  Anm. 
Fortdauernde  Unschlüssigkeit  und  wachsender  Argwohn  Frankreichs  gegen  Pretmen. 

Man  habe  in  Frankreich  Spuren,  dass  Verhandlungen  zwischen  Eng- 
land und  PreuBsen  schweben3).  Zwar  gäben  sich  die  französischen  Minister 
den  Anschein,  als  ob  sie  darüber  nicht  sonderlich  unruhig  seien,  doch 

1}  Vgl.  Waddingtun,  Renverscnient  235.  Frankreich  erklärte,  es  als  Kriegs- 
erklärung betrachten  zu  wollen,  wenn  England  nicht  die  gekaperten  Schiffe 
herausgäbe.  (Note  vom  21.  December  1755.) 

2)  Vgl.  P.C.  XI,  408.  Am  14.  Januar  1756  berichtete  Starhemberg:  . . .  »Rouill6 
hat  mir  von  freien  Stücken  gesaget,  dass  man  einige  Nachricht  von  einer  zwischen 
England  und  Prenssen  angefangenen  Negociation  habe.  Man  zeiget  sich  aber 
darüber  weder  verlegen  noch  gegen  den  preusaiseben  Hof  ungehalten  und  scheinet 
in  muthmaassen,  dass  es  umb  die  Errichtung  eines  Nentralitätstractats  zu  thnn 
seie.«  ...         3)  Vgl.  Nr.  34. 

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206  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756^  habe  ihm  Romlle*  selbst  gestanden,  er  sehe  dieses  Ereigniss  nicht  als  gleich- 
giltig  an.  Starhemberg  habe  betont,  dass  eine  preussisch-englische  Ver- 
bindung lediglich  zar  Sicherang  Preussens  zweoklos  wäre,  da  König 
Friedrich  von  England  keinen  Angriff  zu  fürchten  brauchte,  und  hinzu- 
gefügt, die  Gleichgiltigkeit  Frankreichs  in  dieser  Angelegenheit  nicht  ver- 
stehen zu  können.  Obwohl  RomUe*  nichts  ernstliches  zu  erwidern  vermocht 
habe,  so  verfehlten  doch  alle  österreichischen  Vorstellungen  über  Preussen 
zum  grossen  Theil  ihren  Eindruck  in  Frankreich,  da  man  stets  argwöhne, 
der  Wiener  Hof  wolle  Frankreich  nur  mit  dem  König  in  Preussen  ent- 
zweien. 

»II  est  certain  neanmoins  .  .  .  qu'actuellement  on  le  soupconne  et  ne 
regarde  pas  avec  indifference  la  ne*gociation  . . .  avec  l'Angleterre.  M.  Rouille" 
le  m'a  mörne  dit  que,  quoiqne  Ion  ne  püt  rien  commnniqner  au  duc  de 
Nivernais1)  de  ce  qui  avait  rapport  ä  notre  nlgociation  secrete,  on  avait 
cependant  ramasse'  d'autre  part  des  indices  et  des  matlriaux  süffisante  poor 
en  eomprendre  de  nouvelles  instructions  qu'on  avait  envoyees  ä  ce  ministre 
depuis  son  depart,  et  qui  dtaient  bien  diflförentes  des  premieres  en  ce 
qu'elles  l'engageraient  ä  ötre  sur  ses  gardes  et  ä  observer  de  pres  la  con- 
duite  du  roi  de  Pruase«  2).  ... 

Starhemberg  ersuche  dringend  nm  schleunige  Beantwortung  der  fran- 
zösischen Vorschläge  vom  28.  December3],  nm  Rouilles  Verdacht  zu  zer- 
streuen, dass  Österreich  nur  einen  französischen  Einfall  in  die  Niederlande 
verhindern  und  Frankreich  sich  im  Krieg  gegen  England  erschöpfen  lassen 
wolle,  um  dann  gemeinsam  mit  England  nnd  Rnssland  über  Frankreich 
herzufallen.  Rouille"  und  alle  Minister  verlangten  Klarheit  über  die  Stellung- 
nahme Österreichs  im  Fall  eines  englisch-französischen  Krieges.  Starhem- 
berg halte  es  gar  nicht  einmal  für  ganz  ausgeschlossen4),  dass  der  Verdacht 
gegen  Österreich  Frankreich  zu  einem  Angriff  auf  die  Niederlande  veran- 
lassen könnte,  zumal  viele  einen  solchen  Entschluss  für  den  einzig  richtigen 
ansähen,  um  England  zum  Frieden  zu  zwingen.  Allerdings  »je  n'ai  nol 
sujet  de  eroire  que  Ton  soit  actuellement  occupe"  ici  de  pareilles  idäes,  et 
je  vois,  au  contraire,  par  toutes  les  dispositions  qui  se  font,  que  les  vues 
präsentes  sont  tournees  tout-ä-fait  d'un  autre  c6te\« 

England  habe  die  französische  Forderung  wegen  Auslieferung  der  ge- 
kaperten Schiffe6)  rundweg  abgelehnt.  Die  französische  Regierung  habe 
noch  keinen  festen  Entschluss  gefasst.  Sechelles  habe  ihm  mitgetheilt,  man 
rüste  die  Land-  und  Seemacht  und  wolle  sich  an  dem  englischen  Volk, 


1)  Vgl.  Nr.  28. 

2)  Die  bisherigen  Veröffentlichungen  erlauben  nicht,  die  Stichhaltigkeit 
dieser  Angabe  zu  prüfen.         3)  Vgl.  Nr.  31. 

4)  Starhemberg  wiederholt  diesen  Passus  aus  seinem  (fehlenden)  Bericht  vom 
29.  December  1755.         5)  Vgl.  S.  205  Anm.  1. 


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1756  Januar  22  —  Januar  27. 


207 


nieht  aber  an  dem  englischen  König  rächen.    »Cela  me  confirme  dans  j175^ 
l'esperance  qn'on  ne  songe  pas  ä  faire  une  diyersion  dans  l'älectorat 
d'Hanovre«  .  .  . 

»Lea  soupcons  contre  le  roi  de  Prusse  augmentent  d'an  jour  k  l'autre.« 
P.  8. 

Nach  der  eigenhändigen  Urschrift. 

Nach  einer  Mittheiiung  des  spanischen  Gesandten  sei  bereits  ein  Ver- 
trag zwischen  England  und  Preussen')  abgeschlossen  worden.  »Dien  veuille 
que  cela  se  confirme.«   

37.   Maria  Theresia  an  Starhemberg3).  Wien,  27.  Januar  1756.     Jan.  27 

Nach  dem  Relnconcept.   Vgl.  v.  Arneth  IV,  40«  IT.  552  Anm.  407;  Beer,  H.  Z.  27,3.19;  Onckeii 
II,  45  f.;  Broglie,  L'allUoce  290  f.;  Waddiogton,  Renvenement  305. 

Vollmacht,  die  französischen  Vorschlüge  vom  28.  December  1755  unter  gewissen 

Einschränkungen  anzunehmen. 

Starheinberg  betone  mit  Recht,  dass  viel  damit  gewonnen  sei,  Frank- 
reich nunmehr  zu  deutlicher  Sprache  und  vollständiger  Mittheilung  seiner 
eigentlichen  Absichten  vermocht  zu  haben.  Man  zweifle  nicht  an  der 
Richtigkeit  seines  Urtheils,  dass  Frankreich  »wahr  und  aufrichtig«  wünsche, 
sich  auf  Grund  der  vorgelegten  Bedingungen  enger  mit  Österreich  zu  ver- 
binden. 

Als  den  wichtigsten  Inhalt  seiner  Depeschen3)  betrachte  die  Kaiserin, 
dass  in  Frankreich  die  Neigung  für  Preussen  »seit  kurzem  merklich  ver- 
mindert« sei  nnd  der  französische  Hof  »in  der  That  anfange,  die  Augen 
mehrers  zu  öffnen  und  einzusehen,  in  was  für  einer  unanständigen  und 
höchst  nachteiligen  Abhängigkeit  er  bishero  gestanden,  und  was  sich  in 
die  Länge  für  widrige  Folgen  von  den  weitaussehenden  preussischen  Ver- 
grösserungsabsichten  zu  versprechen  seie. 

»Die  Eingeständnis  des  dortigen  ministerii,  dass  der  besagte  König 
gleich  zu  Anfang  der  gegenwärtigen  Troublen  einen  Krieg  zwischen  Uns 
und  Frankreich  zu  veranlassen  gesuchet4),  der  französchen  Verbindung 
mit  Sachsen  durch  seine  Vorstellungen  alle  Hinternnss  in  den  Weg  ge- 
leget5) und  seithero  keine  Anregung  wegen  Erneuerung  des  mit  Frank- 


1)  Die  Westminsterconvention  vom  16.  Januar  1756.  Vgl.  Schäfer,  Geschichte 
des  siebenjährigen  Krieges  I,  582  f. 

2)  Ist  die  Antwort  auf  Starhembergs  Berichte  vom  28.  December  1755  [Nr.  31] 
and  8.  Jaouar  1756  [Nr.  34],  und  noch  ohne  Kenntniss  von  dem  Abschluss  der 
Westminsterconvention  abgefasst. 

3)  Das  folgende  hat  Starhemberg  wohl  in  dein  fehlenden  Bericht  vom  29.  De- 
cember 1755  gemeldet. 

4)  Vgl.  P.C.  XI,  145.  240  ff.  260;  Broglie,  L'allianco  114  ff. 

5)  Vgl.  P.  C.  XI,  280  ff. 


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208  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

56    reich  im  Jahr  1741  errichteten  Tractats1)  gemacht  habe,  dienet  desfalls 
27  '  ' 

zur  hinlänglichen  Probe.«   Starhemberg  solle  also  achtgeben,  auch  künftig 

alle  Fehler  des  Königs  in  Preussen  gehörig  auszubeuten.    Damit  sich 

aber  König  Friedrich  des  Herzogs  von  Nivernais2)  nicht  bedienen  könne, 

um  Frankreichs  Verdacht  gegen  die  österreichische  Politik  zu  erwecken, 

möge  Starhemberg  erklären,  dass  der  kaiserliche  Hof  früher  aus  Besorgniss 

vor  einem  französischen  Angriff  auf  die  Niederlande  England  angetrieben 

habe,  mit  Russland  und  anderen  Mächten  Subsidienverträge  abzuschliessen, 

und  selbst  zu  dem  Entschluss  gelangt  sei,  ein  ansehnliches  Heer  in  den 

Niederlanden  aufzustellen.  Da  England  sich  aber  von  jeder  proportionalen 

Betheiligung  am  Continentalkriege  zurückgezogen  habe,  so  sei  schon  seit 

sieben  Monaten  der  vertrauliche  Verkehr  mit  England  abgebrochen  und 

die  österreichische  »Kaltsinnigkeit«  gegen  die  britische  Regierung  durchaus 

kein  verdecktes  8piel3). 

Da  England,  falls  es  auf  die  französische  Forderung4)  hin  die  ge- 
kaperten französischen  Schiffe  nicht  herausgebe,  sich  offenbar  ins  Unrecht 
setze,  so  habe  der  Wiener  Hof  den  besten  Grund,  dem  Kriege  fernzu- 
bleiben und  mit  Frankreich  einen  Neutral itätsvertrag  abzuschliessen.  Diese 
quaestio  an  Hceat?  habe  bei  dem  Kaiser  und  der  Kaiserin  den  grössten 
Anstand  gefunden5).  .  .  . 

Starhemberg  solle  darauf  bestehen,  dass  in  dem  künftigen  Neutralitäts- 
und Garantievertrag  oder  wenigstens  in  einem  geheimen  Separatartikel 
ausdrücklich  bestimmt  werde,  Frankreich  gedenke  seine  Alliirte  nicht  in 
den  Krieg  miteinzuflechten  noch  an  den  englischen  Bundesgenossen,  so- 
lange sie  sich  neutral  verhielten6),  Rache  zu  nehmen. 

»Betreffend  nun  den  9.  und  10.  Artikel  der  letztern  französchen  Ant- 
wort7), so  sind  bereits  in  den  »vorläufigen  Anmerkungen«6)  die  wichtigsten 
Ursaohon  kürzlich  zusammengefasst  und  an  Hand  gegeben  worden,  warum 
Wir  dem  französchen  Verlangen  ohnmöglich  statt  geben  können.  Es  ist 
auch  in  der  That  nicht  wohl  zu  begreifen,  wie  man  des  Kaisers  M.  . . . 
als  dem  Reichsoberhaupt  und  Uns  als  dem  ersten  Reichsmitstand  ohne 
Schamröthe  nur  zumuthen  mögen,  dass  Wir  der  französchen  Armee  den 
freien  Eintritt  in  die  teutsche  Lande  und  den  feindlichen  Angriff  der  chur- 
hannoverischen  Landen,  ohngeachtet  diese  in  die  gegenwärtige  Strittig- 
keiten keineswegs  directe  mit  verflochten  seind,  ohne  einige  Hinternuss 
gestatten  und  Uns  hingegen  dem  Einmarsch  der  russischen  Truppen  ohn- 


1)  Vgl.  S.  197  Amn.  2.         2)  Vgl.  S.  206.         3)  Vgl.  S.  204. 

4)  Vgl.  S.  205  Anm.  1. 

5)  Ebenso  versicherte  Kaunitz  in  seinem  Begleitschreiben  an  Starhemberg 
vom  27.  Januar  1756:  »Ce  qui  m'a  coüte  le  plus  de  soin  et  de  peine,  a  6t6 
la  conviction  necessaire  ä  la  delicateaso  de  LL.  Ms.  quod  liceat.  Lo  reste  a  6t& 
tout  de  suite.«   Vgl.  v.  Arneth  IV,  552.        6)  Vgl.  S.  200. 

7)  Vgl.  Nr.  31.         8)  Vgl.  Nr.  37  a. 


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1756  Januar  27. 


209 


geachtet  Unserer   mit  Rasaland  obschwebender  Freundschaft  und  ohn-  1756 

Jan  2 

geachtet  Wir  —  wie  Wir  freimüthig  zu  bekennen  kein  Bedenken  tragen 
—  auf  die  Errichtung  des  nunmehro  ohne  Unser  Zuthnn  zn  Stande  ge- 
kommenen englischen  Sabsidientractats  sehr  gedrungen  haben,  mit  allen 
Kräften  widersetzen  wollten. 

»Wann  wir  zn  einem  so  unanständigen  als  widerrechtlichen  Schritt 
jemalen  zu  vermögen  wären,  so  mttsste  Frankreich  Selbsten  von  Unserem 
guten  Treuen  und  Glauben  ein  sehr  schlechtes  Urtheil  fällen  nnd  wenige 
Hoffnung  auf  die  Erfüllung  Unserer  künftigen  Versprechen  setzen. 

»Ea  hat  Uns  also  das  erwähnte  Zumuthen  nicht  änderst  als  sehr  be- 
fremdlich fallen  können  und  wäre  allerdings  die  sehr  wahrscheinliche  Ver- 
muthung  hieraus  zn  ziehen,  dass  Frankreich  nicht  aufrichtig  gegen  Uns  zn 
Werke  gehe  nnd  seine  widrige  Absichten  nnter  einem  so  ausserordentlichen 
Verlangen  zn  verbergen  suche.  Nachdem  Du  aber  in  Deinem  Bericht- 
schreiben  vom  29.  vorigen  Monats  nnd  Jahrs1)  nicht  vor  ohnmöglich  an- 
siehest, von  dem  französchen  Hof  sogar  das  förmliche  Versprechen  in 
geheim  answürken  zn  können,  dass  er  die  Ruhe  von  Teutschland  nicht 
stören,  mithin  auch  keine  Feindseligkeiten  gegen  Hannover  am  ersten 
unternehmen  würde,  so  wollen  Wir  noch  das  bessere  hoffen  und  den  In- 
halt des  besagten  9.  und  10.  Artikels  als  einen  blossen  Versuch  aufnehmen, 
von  welchem  das  französche  Ministerium  durch  Deine  nachdrückliche  Vor- 
stellungen sonder  grosser  Mühe  abzubringen  sein  werdet  .  .  . 

Starhemberg  habe  sich  »alles  Fleisses  zu  bestreben,  dass  der  fran- 
zösche Hof  zur  förmlichen  Versicherung,  die  Ruhe  in  Teutschland  nicht 
stören,  folglich  auch  die  hannoverische  Lande  von  allem  feindlichen 
Überfall  verschonen  zu  wollen,  vermögt  werde,  wobei  Wir  allenfalls 
keinen  Anstand  finden  würden,  dieses  Versprechen  einem  Separatartikel 
einzuverleiben  nnd  deshalb  die  Geheimhaltung  anzugeloben,  wie  dann 
noch  mehrere  Verabredungen  auf  die  nämliche  Art  zu  verfassen  sein 
dörften. 

»Es  kann  Dir  auch  desfalls  an  überzeugenden  Bewegungsgründen 
nicht  ermangelen,  da  eines  Theils  das  Unternehmen  gegen  Hannover  bei 
der  englischen  Nation  keinen  decisiven  Eindruck  verursachen,  folglichen 
auch  keinen  sonderlichen  Nutzen  nach  sich  ziehen,  andern  Theils  aber 
ganz  Teutschland  in  Aufmerksamkeit  und  Bewegung  setzen  und  den  An- 
marsch der  russischen  Truppen  noth wendig  machen,  auch  gar  leicht  das 
Kriegsfeuer  weiters,  als  sich  die  französche  Absicht  erstreokt,  ausbreiten 
würde.«  .  .  . 


1)  Vgl  Nr.  31. 

AeUn  sur  YorgMckicbU  de.  7jUmg*ii  Kri«i«.  U 

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210  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1750  37a.  »Vorläufige  Anmerkungen1)  über  die  rlponse  du  Roi  T.  C.  ä 
&il2'  celle  de  LL.  Ms.  Imps.  du  22  de  novembre  1755.« 2) 

Nach  einer  Abaehrift  Vgl.  v.  Arnetta  IV,  411  f.;  Ranke  15t;  Waddington,  Ken verscmeat  303t 

Vorschlag,  die  französischen  Anträge  vom  28.  December  1765  unter  gewissen 

ModißcaUonen  anzunehmen. 

Die  französische  Antwort  vom  28.  December  1755 2)  sei  mit  allem 
Vorbedacht  und  Geschick  entworfen,  und  ihre  Beantwortung  erfordere  die 
reiflichste  Überlegung. 

Indem  Frankreich  zunächst  Rückgabe  der  widerrechtlich  geraubten 
Schiffe  verlange  und  sich  alsdann  zu  Verhandlungen  mit  England  bereit 
erkläre,  setze  es  mit  grossem  Geschick  die  Krone  England,  falls  sie  keine 
»vergnügliche  Antwort«  ertheile,  in  das  offenbare  Unrecht.  Denn  dann 
wäre  England  »der  erste  Veranlasser  des  Kriegs  in  Europa«,  und  seine 
Alliirten  würden  in  den  Stand  gesetzt,  ohne  Verletzung  der  eingegangenen 
Defensivtractate  vollkommen  neutral  zu  bleiben. 

Gegen  die  bisherige  Wahrscheinlichkeit,  dass  Frankreich  sich  in  An- 
sehung der  englischen  Alliirten  nicht  mit  der  blossen  Neutralität  begnügen, 
sondern  sich  z.  B.  auf  den  Aachener  Frieden  berufen  werde,  enthalte  die 
französische  Declaration  »die  doppelte  Versicherung,  dass  Frankreich 
gegen  die  Niederlande  und  andere  k.  k.  Lande  nichts  feindseliges  vor- 
nehmen wolle,  wanngleich  alle  seine  künftige  Unternehmungen  gegen  Enge- 
land und  Hannover  fehlschlügen,  und  dass  die  ernannte  Krön  nicht  einstens 
gesinnet  seie,  sich  des  königlich  preussischen  Beistandes  zur  Bekriegung 
der  englischen  und  hannoverschen  Landen  zu  gebrauchen,  ohngeaohtet 
dieser  König  in  der  Allianz  mit  Frankreich  stehet,  und  ohngeachtet  von 
demselben  in  dem  gegenwärtigen  Fall  die  tractatenmässige  Hülfe  begehret 
werden  könnte.«  Durch  diese  letzte  Versicherung  werde  »ein  sehr  erheb- 
liches und  wichtiges  Bedenken«  gegen  die  Osterreichische  Neutralität  aus 
dem  Wege  geräumt.  Denn  Österreich  könnte  es  nicht  als  müssiger  Zu- 
schauer mit  ansehen,  wenn  Preuasen  sich  in  den  Krieg  einmischte  und 
seine  Macht  erweiterte.  So  aber  bleibe  Preussen  völlig  aus  dem  Spiel  und 
habe  keine  Gelegenheit,  »sich  mehrers  geltend  zu  machen  und  im  Trüben 
fischen  zu  dürfen.«  Bei  der  Wichtigkeit  dieses  Punktes  müsse  er  in  einem 
zu  schlie8senden  Tractat  ganz  klar  gestellt  werden. 

Bei  §  1  erhebe  sich  die  Frage,  ob  die  geplante  gegenseitige  Länder- 
garantie für  Europa  nicht  gegen  die  bestehenden  Verbindlichkeiten  Öster- 
reichs streite.  Aber  da  Österreich  nur  Defensivverbindungen  eingegangen, 
England  aber  als  Angreifer  zu  betrachten  sei,  falls  es  die  gekaperten 


1)  Sie  scheinen  die  Grundlage  für  die  Conferenz  vom  23.  Januar  1756  gebil- 
det zu  haben  [vgl.  v.  Arneth  IV,  407  ff.]  und  sind  ein  integrirender  Bestandteil 
der  Instruction  fUr  Starhemberg.  Mit  Ausnahme  des  §  7  sind  sie  allein  zur  Privat- 
belchrung  Starhembergs  bestimmt         2)  Vgl.  Nr.  31. 


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1756  Januar  27. 


211 


französischen  Schiffe  nicht  «urtickgebe,  so  sei  der  casus  foederis  nicht  ge-  j175^ 
geben.  Übrigens  sei  England  1733  mit  einer  grundlosen  Ableugnung  des  ÄD* 
casus  foederis  vorangegangen1),  während  Österreich  diesmal  viele  triftige 
Gründe  habe,  denn  England  wolle  sich  nm  den  Continent  nicht  kümmern. 
Es  habe  erklärt,  nur  mit  Holland  zusammen  sich  am  Continentalkriege  be- 
theiligen zu  wollen,  feuere  nun  aber  Holland  selbst  zur  Annahme  der 
Neutralitat  an  2). 

Die  zweite  Frage,  ob  ein  solcher  Garantie-  und  Defensiv  vertrag  dem 
Staatsinteresse  Österreichs  entspreche,  sei  ohne  weiteres  zu  bejahen.  Denn 
man  könne  unmöglich  länger  in  so  »violenten«  Umständen,  von  drei  Feinden3) 
bedroht  und  ohne  oder  nur  mit  geringer  Hoffnung  auf  Unterstützung  durch 
seine  Alliirten  verweilen.  Die  drohendste  Gefahr  von  Preussen  her  würde 
jetzt  beseitigt  werden.  Der  Garantievertrag  verdiene  also  den  Vorzug  vor 
der  von  Österreich  früher  beabsichtigten  Neutralität4).  Freilich  strebe 
Frankreich  mit  seinem  Vorschlage  unverkennbar  danach,  eine  völlige 
Trennung  Österreichs  von  den  Seemächten  herbeizuführen.  Aber  Frank- 
reich setze  sich  zugleich  auch  der  Gefahr  aus,  durch  diese  Verabredungen 
die  Allianz  mit  Preussen  zu  verlieren,  das  sich  wohl  zu  England  schlagen 
würde.  Hierdurch  aber  werde  wiederum  eine  nähere  Verbindung  Frank- 
reichs mit  Österreich  nothwendig  werden,  die  für  Österreich  nur  gute 
Folgen  haben  könnte5).  Denn  England  werde  gegeu  Preussen  oder  die 
Pforte  niemals  ergiebigen  Beistand  leisten,  Frankreich  aber  wahrscheinlich 
die  Vergrösserung  Preussens  nicht  weiter  unterstützen  und  zu  keinen 
Feindseligkeiten  schreiten,  nachdem  es  die  Schädlichkeit  eines  Landkrieges 
and  die  Notwendigkeit,  Englands  Übermacht  auf  der  See  zu  vernichten, 
eingesehen  habe6). 

Auch  sei  ein  solcher  Garantievertrag  in  der  Wirkung,  der  Absonde- 
rung von  den  Alliirten,  der  Neutralität  gleich,  aber  insofern  günstiger,  als 
Österreich  nicht  von  allen  Alliirten  entblösst  werde. 

Die  Forderung  der  Vollmachten  für  die  Unterhändler  könne  als  eine 
unschädliche  Willfährigkeit  gegen  Frankreich  ohne  Bedenken  zugestanden 
werden. 

Zu  §  2.  In  dem  Tractat  seien  nicht  nur  Spanien  und  Neapel,  son- 
dern auch  Sardinien  ausdrücklich  zu  nennen.  Verlange  Frankreich  auch 
die  Aufnahme  Preussens,  so  könne  seitens  Österreichs  das  gleiche  bezüg- 
lich Russlands  und  anderer  befreundeter  Mächte  verlangt  werden. 

Zu  §  3.  Die  angebotene  französische  Garantie  aller  österreichischen 
Länder  finde  auch  gegeu  Preussen  und  die  Pforte  Geltung.  Die  Aus- 
nahme wegen  England  sei  nur  die  Folge  der  ausbedungenen  Neutralität 


1)  Vgl.  Kanke,  S.  W.  XXVII,  212;  XXI»  84  f.         2)  S.  190. 
3)  Preussen,  Türkei  und  Frankreich.        4)  Vgl.  Nr.  13. 
5)  Vgl.  S.  192.         6)  Vgl.  S.  209. 

14* 

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212  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    Österreichs.    Indessen  müssten  hier  die  Auadrücke  abgeändert  werden, 
weil  Osterreich  sonst  England  offen  für  den  schuldigen  Theil  erklärte. 

Zu  §  4.  Das  gleiche  gelte  von  diesem  Paragraphen. 

Die  §§  5  und  6  beruhten  auf  völliger  Reciprocität 

Zu  §  7.  Zu  dem  Versprechen  der  Neutralität  solle  zuerst  Holland 
bestimmt  werden,  weil  Österreich  alsdann  um  so  weniger  an  die  Stipu- 
lationen des  Barrieretractats  >)  gebunden  wäre,  als  seine  Alliirte  sich  zuerst 
in  einseitige  Verbindungen  eingelassen  hätten.  Auch  gewinne  man  so  Zeit, 
die  englische  Antwort  auf  das  französische  Memoire  Rouilles  2)  nnd  damit 
die  Entscheidung  Englands  för  Krieg  oder  Frieden  abzuwarten. 

Zu  §  8.  Hier  sei  der  zweideutige  Ausdruck  »Nachbarschaft  von 
Frankreich«  durch  einen  deutlicheren  zu  ersetzen. 

Die  §§  9  und  10  aber  seien  ganz  unannehmbar  und  widerstritten 
auch  der  vollkommenen  Neutralität3).  Man  gestatte  Frankreich  den  An- 
griff auf  die  englischen  Besitzungen,  verhindere  England  aber  an  der  Ver- 
teidigung. Als  das  Äusserste  könne  Österreich  nur  versprechen,  »dass 
dem  Eintritt  der  russischen  Truppen  in  Teutschland  weder  mittelbarer 
noch  unmittelbarer  Vorschub  von  hieraus  gegeben,  auch  keine  fremde 
Truppen  in  die  Niederlande  eingelassen,  noch  deren  Einschiffungen  in  den 
niederländischen  Häfen  verstattet  werdeu  sollten«.  Um  alle  Verzögerungen 
und  Winkelzüge  abzuschneiden,  müsse  die  Unmöglichkeit  der  Annahme 
dieser  beiden  Paragraphen  ohne  Umschweife  vorgestellt  werden. 

Zu  §§  11—14.  Frankreich  wünsche  den  Frieden  und  suche  alle 
Umstände  zu  vermeiden,  die  später  zu  Conflicten  führen  könnten.  Das 
entspreche  auch  durchaus  dem  Staatsinteresse  Österreichs.  Das  grösste 
Bedenken  sei  nur,  dass  Frankreich  sich  später  »allen  Verdienst  bei  dieser 
Handlung  zuschreiben  und  dieselbe  so  bemeistern«  werde,  dass  nachher  kein 
Abweichen  mehr  möglich  sei.  Indessen  hänge  das  von  der  Zukunft  ab, 
und  es  werde  andererseits  nicht  schwer  sein,  auch  das  Einverständniss 
Österreichs  mit  Spanien  und  Neapel  zu  befestigen. 

Zu  §§  15 — 17.  Eine  Einigung  hierüber  werde  leicht  zu  Stande  kommen, 
wenu  einmal  der  hauptsächlichste  Anstand  wegen  der  russischen  Truppen 
fortgeräumt  und  die  Neutralität  Hollands  festgestellt  sein  würde. 


1)  Vgl.  S.  147. 

2)  Gemeint  ist  die  französische  Note  an  England  vom  21.  December  1755. 
Vgl.  S.205  Anm.  1. 

3)  In  einem  vertraulichen  Briefe  an  Starhemberg  vom  27.  Januar  1756  nennt 
Kaunitz  diese  Forderung  Frankreichs  >  contradictoire,  parceque  ce  seralt  un  fait 
diametralement  oppos6  aux  lois  d'une  neutralit£,  malhonnßte  et  möme  ridicule, 
parceque  ce  serait  s'engager  ä  favoriser  les  ennemls  de  nos  allies«.  Vgl.  v.  Arneth 
IV,  552  Anm.  497. 


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1756  Januar  27. 


213 


Bevor  beides  geschehen  sei,  müsse  die  Antwort  so  eingerichtet  werden,  1756 
dass  sie  »nicht  ungleich  ausgedeutet  werden  und  dennoch  keine  verfäng-  an* 
liehe  noch  voreilige  Sehritte  veranlassen  könne«. 


37b.   Österreichs  Antwort  auf  die  französischen  Anträge  vom  28.  De-  Jan.  27 

cember  17551).    Wien,  27.  Januar  1756. 

Nach  den  Concept.   Vgl.  v.  Arneth  IV,  415;  Waddin^ton,  R«nversement  305  f. 
Bedingte  Annahme  der  franzUaitchen  Vorschläge. 

>LL.  Ms.  Imps.  de*sirent  depuis  trop  longtemps  l'ätablissement  d'une 
entiere  confiance  et  de  la  plus  parfaite  intelligence  entre  elles  et  8.  M. 
T.  C,  et  elles  ont  tonjours  äte*  trop  convaineues  de  son  utilitö*  pour  Tin- 
t^ret  de  l'hnmanite',  de  la  religion  et  des  dem  fitats  pour  ne  pas  [se]  savoir 
avec  la  plus  grande  satisfaction  rapproche'es  de  cet  heureux  e've'nement 
qui  ne  saurait  manquer  d'assurer  le  repos  de  l'Europe  trouble*  si  souvent 
par  les  divisions  et  mesintelligences  que  d'anciens  et  fächern  prejuge*s 
ont  fomentäes  jusqu'ä  präsent  entre  la  maison  d'Autriche  et  de  la  France. 
C'est  avec  le  plus  sensible  plaisir  qu'eliea  se  font  cette  ide*e  de  lMtat  ou 
en  sont  les  choses.  Elles  ont  une  entiere  confiance  dans  les  intentions  de 
8.  M.  T.  C.  et  elles  ne  mettront,  moyennant  cela,  point  de  bornes  ä  la 
leur  dans  leurs  räponses  sur  les  dernieres  ouvertures  qui  ont  e'te*  faitea 
an  comte  de  Starhemberg,  däsirant  beaueonp  que  S.  M.  T.  G  puisse  y 
trouver  des  nouvelles  preuves  de  la  since'rite'  de  leurs  sentiments. 

»Pour  cet  effet  elles  n'ajouteront  plus  rien  aux  Iclaircissements  qu'elles 
ont  dejä  donnes  a  S.  M.  T.  0.  sur  l'oflre  d'une  garantie  generale  etc. 2)  la- 
quelle  n'a  £te*  proposöe  que  comme  Tidde  d'une  inesure  qui  a  paru  pouvoir 
empecher  que  la  guerre  ne  se  oommuniquAt  au  continent  de  l'Europe  et 
ne  devienne  generale,  et  par  laquelle  rien  ne  prouve  plns  manifestement 
que  Ton  n'a  pas  meme  songö  ä  vouloir  ggner  S.  M.  T.  G.  dans  l'usage 
que  sa  justice  pouvait  lui  permettre  de  faire  de  ses  forces,  que  les  assu- 
rances,  donnees  conjointement,  qu'on  ätait  pret  ä  abandonner  le  projet,  si 
8.  M.  T.  C.,  qu'on  en  laissait  l'arbitre,  n'en  trouvait  pas  l'execution  con- 
venable  ä  ses  vues  et  ä  ses  inte^ts. 

»LL.  Ms.  Imps.  manqueraient,  cependant,  a  la  confiance  qu'elles  se  sont 
prescrites  envers  8.  M.  T.  C.,  si  elles  lui  dissimulaient  la  vive  douleur  avec 
Uquelle  elles  voient  les  progres  que  fait  la  meeintelligence  entre  la  France 
et  l'Angleterre,  et  8.  M.  T.  C.  peut  juger  par  cet  aveu  du  succes  qu'elles 
de'sirent  avec  empressement  ä  la  derniere  dömarche  qu'elle  vient  de  faire 
vis-a-vis  de  8.  M.  Britannique  »). 


1)  Vgl.  Nr.  31.  2)  Vgl.  Nr.  24.  25. 
3)  Vgl.  S.  212  Anm.  2. 


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2 1  4  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  >LL.  Ms.  sont  cependant,  en  meme  temps,  si  convaineues  de  l'öquitö  de 

S.  M.  T.  C  qu'elles  ne  sauraient  douter  que  Sadite  Majeste'  ne  sente  elle- 
meme  qu'elles  blesseraient  les  lois  de  l'honneur  et  les  regles  de  la  bonne 
foi,  si  elles  se  chargeaient  de  l'engagement  aussi  bien  inutile  de  s'opposer  au 
passage  des  troupes  russiennes  au  cas  que  le  roi  de  la  Grande-Bretagne  croirait 
devoir  les  appeler  ä  son  secours.  8.  M.  T.  C.  a  une  trop  haute  id6e  de  l'hon- 
netetö  et  du  juste  pour  ne  pas  comprendre  que  cette  aotion  serait  contraire 
ä  l'exacte  neutralite*  dont  il  doit  ßtre  question,  et  LL.  Ms.  Imps.  croient,  par 
consequent,  devoir  etre  tres  certaines  que  S.  M.  T.  C,  reprenant  par  elle- 
mßme  l'examen  impartial  de  sa  demande  sur  cet  objet  et  se  mettant  ä 
la  place  de  LL.  Ms.  Imps.,  sentira  qu'elles  ne  sauraient  y  donner  les  mains. 
»Pour  ce  qui  est  des  Hessois,  il  est  tres  facile  ä  LL.  Ms.  Imps.  de  ne 

laisser  aueun  doute  ä  cet  egard  ä  8.  M.  T.  C  Elles  ne  tiennent  le 

traite*1)  qui  les  regarde,  que  par  la  m6me  voie  par  laquelle  il  est,  selon 
toute  apparence,  egalement  parvenu  ä  la  connaissance  de  8.  M.  T.  C,  c'est- 
ä-dire,  par  la  voie  de  l'impression  qui  l'a  mis  entre  les  mains  de  tout  le 
monde.  Elles  n'y  ont,  d'ailleurs,  nulle  part,  et  ce  qui  regarde  les  Pays- 
Bas,  n'y  a  apparemment  6t6  insere*  que  pour  donner  ä  cet  engagement 
snbsidiaire  une  idäe  nationale  propre  ä  y  intäresser  le  parlement  d'Angle- 
terre. 

»LL.  Ms.  Imps.  se  flattent  que  ces  däclarations  satisferont  pleinement 
S.  M.  T.  C.  Elles  s'expliqueront  avec  la  m£me  cordialite"  sur  les  propo- 
sitions  qu'elle  a  bien  voulu  leur  faire. 

»Elles  consistent  en  trois  objets,  savoir: 

lj  »Une  neutralitl  parfaite  a  observer  par  LL.  Ms.  Imps.  au  oas  que 
la  France  et  l'Angleterre  en  vinssent  k  nne  guerre  en  Europe  par  rapport 
ä  leurs  diffe'rends  en  Ame'rique. 

2)  »Un  traite'  d'amitie"  et  de  garantie  reVsiproque  entre  la  maison  d'Au- 
triche  et  la  France  et  leurs  allie*s  rospectifs. 

3)  »Et  enfin  un  arrangement  d£finitif  sur  les  difftfrends  et  autres  objets 
auxquels  le  dernier  traite'  d'Aix-la-Chapelle  n'a  pas  pourvu  d'une  facon 
k  assurer  solidement  le  repos  de  1' Europe. 

»LL.  Ms.  Imps.  se  font  un  plaisir  de  re*pe*ter  ä  8.  M.  T.  C.  qu'elles 
de"airent  sincerement  s'entendre  et  s'arranger  avec  eile.  Elles  en  voient 
naitre  l'occasion  avec  une  vraie  satisfaction  et  sont  tres  decide*es  ä  faire 
tout  ce  qui  pourra  dependre  d'elles  pour  la  mettre  au  profit,  pour  que 
puiase  en  re"sulter  un  arrangemont  solide  et  moyennant  cela  durable  et 
v&ritablement  utile  a  tonte  l'Europe  ainsi  qu'aux  sujets  et  ßtats  des  deux 
dominations. 


1)  Subsidienvertrag  Englands  mit  Dessen-Cassel  vom  18.  Juni  1755.  Vgl. 
Neue  genealogische  und  historische  Nachrichten  [Leipzig  1756],  399. 


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1756  Jauuar  27. 


215 


»Pour  donner  une  preuve  de  la  sinoente*  de  lenr  empressement  k  oet  1756 
egard,  elles  envoient  par  la  voie  du  oourrier,  portenr  de  cette  declaration,   an*  2 
ä  lenr  ministre  le  comte  de  Starhemberg  le  plein  pouvoir  le  plus  ample 
pour  traiter  et  discuter  en  detail  les  artieles  proposes,  les  arrßter,  coneiure 
et  signer. 

»Elles  ne  balancent  pas  m£me  ä  aller  plus  loin  des  ä  pre*8ent,  quoiqu'on 
ne  Boit  encore  convenn  de  rien,  et,  comptant  sur  la  bonne  foi  de  8.  M. 
T.  C,  elles  vont  faire  executer  des  ä  eette  henre  quelques  uns  des  artieles 
proposes.  Ponr  cet  effet  elles  viennent  de  charger  le  särenissime  dne 
Charles  de  Lorraine  et  de  Bar  gouvernenr  et  capitaine  g£ne*ral  des  Pays- 
lias,  de  mettre  d'abord  des  garaisons  süffisantes  dans  Ostende  et  Nieuwport 
et  de  recevoir  dans  lesdits  ports  indistinetement  les  vaisseaux  de  tontes 
Iea  nations  de  l'Europe. 

>La  derniere  partie  de  cet  ordre  ne  sera  sue  quo  de  ce  Prince,  et  on 
n'y  a  ajoute*  que  celui  du  secret  sur  cette  circonstance. 

»Moyennant  ces  dispositions  les  intentions  de  LL.  Ms.  Imps.  snr  les 
artieles  1.  2.  3.  4.  5.  6.  7.  et  8  du  projet  du  traite*  propose*  ne  sauraient 
Stre  douteuses. 

»Comme  il  a  dejä  6t6  observe*  ci-dessus,  rimpossibilite*  du  9™  est 
manifeste,  et  par  les  meines  raison s  celle  du  10m*.  Mais  en  echange  pour 
ee  qui  peut  regarder  les  Pays-Bas,  la  r^ponse  se  trouve  dans  l'dtat  oü  on 
les  a  laisse",  ils  ne  sont  certainement  pas  dans  le  cas  de  pouvoir  s'oppoaer 
an  passage  d'une  arme'e,  et  tont  aussi  peu  disposös  k  recevoir  des  troupes 
e"trangeres  quelconques. 

»Pour  ce  qui  est  des  expressions  mSmes  de  chaque  article,  on  ne  saurait 
encore  naturellement  dans  le  moment  präsent  les  de*terminer,  et  c'est  nn 
sein  qn'il  faut  abandonner  au  comte  de  Starhemberg.  Mais  il  importe  que 
8.  M.  T.  C.  connaisse  parfaitement  le  fond  des  intentions  de  LL.  Ms.  Imps. 
et  les  moyens  qu'elles  croient  les  plus  propres  a  la  re*ussite  d'une  alliance 
qni  doit  avoir  i'interet  räciproque  pour  objet. 

>Dans  cette  vue  elles  ne  sanraient  cacher  ä  8.  M.  T.  C.  qu'il  serait 
fort  ä  de*sirer  qu'elle  fit  presser  et  consommer  le  plus  tdt  que  possible  la 
neotralite"  de  la  räpublique  de  Hollande,  le  sort  des  artieles  11.  12.  13  etc. 
en  dependant  en  partie  et  un  arrangement  sur  les  objets  desdits  artieles 
ne  pouvant  manquer  de  devenir  par  lä  plus  possible  et  plus  facile. 

»S.  M.  T.  C.  est  trop  öclaire'e  pour  ne  pas  saisir  d'abord  les  rapports 
essentiels  que  tous  ces  objets  ont  les  uns  avec  les  autres,  et  pour  ne  pas 
comprendre  que  des  dötails  plus  ciroonstaneiäs  seraient  actuellement  encore 
prömaturds  et  superflus.  ün  ouvrage  entre  des  grands  Princes  qui  veulent 
s'nnir  sincerement,  doit  Stre  anssi  net  que  Test  leur  facon  de  penser,  et, 


1)  Erzherzog  Karl,  Bruder  des  Kaisers. 

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216  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  paT  consequent,  il  faut  en  ecarter  d'avance  tont  ce  qui  pourrait  en  retarder 
an'  27  ou  embarrasser  l'execution  la  plus  complete  et  la  plus  parfaite. 

»LL.  Ms.  Imps.  esperent  que  8.  M.  T.  C.  reconnattra  dans  la  faoon  dont 
elles  viennent  de  s'expliquer,  que  la  confiance  qn'elles  mettent  dans  ses 
sentiments  et  sa  bonne  foi,  est  väritablement  sans  bornes  et  sans  räserve, 
et  qn'elles  comptent  bien  positivement  sur  le  Beeret  le  plus  exaete,  tel  que 
de  leur  cöte*  la  promettent  de  nouveau  ä  S.  M.  T.  C. 

»Elles  attendront  avec  impatience  ce  que  8.  M.  T.  C.  voudra  leur 
faire  parvenir  ulterieurement  sur  limportaute  negooiation  qu'ellee  voient 
avec  beaueoup  de  satisfaction  [s']6tablir  entre  les  deux  cours,  et  elles  de*- 
sirent  que  8.  M.  T.  C.  leur  rende  la  justice  d'Gtre  persuadöe  qn'elles  en 
souhaitent  sincerement  la  reussite  la  plus  prompte  et  la  plus  heureuse.« 


Jan.  27       38.   Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  27.  Januar  1756. 

Nach.  d«r  Urschrift. 

Unzuverlässigkeit  der  russischen  Politik. 

Die  Zarin  habe  sich  noch  immer  nicht  zur  Ratificirung  der  Convention 
mit  England  entschlossen1).  Nach  Ansicht  des  Vicekanzlers  trage  die 
Schuld  Bestushew,  der  die  Verhandlung  mit  Ausschluss  des  CoUegiums  der 
ausländischen  Affairen  geheim  fuhren  wolle  und  die  Kaiserin  um  so  mehr 
irre  mache,  als  die  Convention  bereits  in  den  öffentlichen  Zeitungen  be- 
kannt gemacht  und  von  den  Übelgesinnten  abfallig  kritisirt  worden  sei. 

Um  die  Zarin  nicht  »auf  noch  grössere  Irrwege  zn  verleiten«,  rietheu 
die  beiden  Kanzler  ab,  »diese  Sache  mit  Gewalt  zu  betreiben«,  wünschten 
vielmehr,  dass  man  sich  gedulde. 

»8olchem  nach  also  ist  der  Zeit  das  weitere  zu  überlassen;  meines 
Orts  wird  hierunter  nichts  versäumet  werden.  Wann  der  Herr  Graf 
Zinzendorf2)  noch  allhier  wäre,  so  würde  er  gewiss  bekennen,  dasa  die 
bei  seiner  ersten  und  änderten  hiesigen  Anwesenheit  für  nun  und  für  das 
künftige  sich  gezeigte  gute  Aspecton  sich  ungemein  veränderet  haben.  Da 
man  aber  jetzo  allhier  ganz  ohnvermuthet  von  einem  extremo  zn  dem 
anderen  schreitet,  so  mnss  man  nicht  allen  Muth  miteinsinken  lassen. 
Unterdessen  können  dergleichen  unvorsehende  incidentia  und  Absprünge 
in  einer  Zeit,  wo  man  alles  auf  den  besten  Fuss  zu  stehen  glaubet,  billig 
vieles  Nachdenken  und  Unruhe  erwecken3).«  .  .  . 

1)  Vgl.  Nr.  16.         2)  Vgl.  8.  198  Anm.  5. 

3)  Vgl.  Nr.  27.  Ebenso  pessimistisch  äusserte  sich  Esterhasy  auch  im  Bericht 
vom  3.  Februar  1756:  Bestushew  suche  die  Zarin  durch  eine  schriftliche  Deduc- 
tion  zur  Ratification  der  Convention  zu  veranlassen.  Williams  sei  über  den 
Grosskanzler  so  aufgebracht,  dass  er  ihm  gesagt  habe,  er  »thue  besser,  wenn  er 
seine  schriftliche  Deduction  verbrennen  würde.  .  .  .  Wann  Ew.  Exc.  nun  .  .  . 
die  hier  so  plötzlich  geänderte  Umständen  und  zwar  in  einer  Zeit,  wo  die  Sache 


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1756  Januar  27  —  Februar  7. 


217 


39.   Starhemberg  an  Kaunitz.   Paris,  5.  Februar  1756.  1756 

r  c  br.  5 


P.  S.  Nach  der  eigenhändig«  ürtchrift.  Vgl.  Broglie,  L'allianc«  2'JS. 

Fortdauernde  Unentschlossenheit  Frankreichs  in  Erwartung  der  österreichischen 
Antwort  auf  die  Vorschläge  vom  28.  December  1765. 

»V.  Exc.  connaitra  aisdment  que  c'est  en  grande  partie  l'attente  dans 
la quelle  est  le  Roi  du  parti  que  prendra  8.  M.  Imp.,  apres  qu'elle  aura 
recu  ma  däpgche  du  10  de  ce  mois1)  et  les  räflexions  que  nos  ouvertures 
lui  donnent  lieu  de  faire,  qui  sont  cause  de  l'incertitude  et  de  l'irre'solution 
apparente  de  la  cour  d'ici  contre  laquelle  on  commence  dejä  ä  crier 
beaucoup  dans  le  public,  et  dont  apparemment  le  ministere  m6me  ne  saura 
que  penser. 

»V.  Exc.  jugera  de  lä  de  quelle  importance  il  est  que  nous  tardions 
le  moins  que  possible  ä  tirer  le  Roi  de  l'embarras  dans  lequel  il  doit  se 
trouver,  et  que  nous  lui  dounions  au  plus  töt  une  re*ponse  qui  le  mette  k 
memo  de  pouvoir  se  de*cider.  II  n'est  presque  pas  ä  douter  que  dans  ces 
moments-ci  il  se  Irouvera  dans  le  Conseil  des  gens  qui  tiendront  le  meme 
langage  que  celui  qu'on  tient  dans  le  public,  savoir,  qu'il  n'y  a  d'autre 
parti  a  prendre  que  d'attaquer  les  Pays-Bas2);  maia  il  y  a,  en  m6me  temps, 
tont  lien  de  croire  que  cet  avia  ne  prdvaudra  pas,  tant  que  le  Roi  et  les 
personnes  de  notre  confidence3)  pourront  se  flatter  d'obtenir  une  partie  de 
ee  qu'ils  nous  ont  propose*.  J'ai  parle*  hier  ä  une  de  ces  personnes,  mais  eile 
ne  m'a  pas  touche*  un  mot  de  notre  affaire  sinon  que  le  Roi  l'avait 
demandö,  il  y  a  quelques  jours,  si  et  quand  mon  courrier  e"tait  parti.  Je 
n'ai  vu  l'autre  qu'en  compagnie,  et  je  crois  qu'on  ne  me  dira  rien  jusqu'ä 
l'arrivee  de  la  re*ponse.«   

40.  Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  7.  Februar  1756.  Praes.  Febr.  i 
15.  Februar  1756. 

Nach  der  Urechrifl.   Vgl.  v.Arnelh  IV,  4IG  f.;  Beer,  H.  Z  27,  340  f.;  M.  J.  0.  G.  XVII,  125 
Anm. ;  Doneker  20;  Broglie,  L'allianc«  2U2  ff.;  Koser  1,  5W;  Waddington, 
raent  310  ff. 


Frankreich  beginnt  auf  den  ursprünglichen  österreichischen  Plan  einer  Coalition 

gegen  Preussen  einzugehen. 

...  V.  Exc.  »aura  ru  dans  presque  toutes  les  relations  que  j'ai  eu 
Thonneur  de  Lui  adresser  depuis  le  commencement  de  la  präsente  negocia- 
tion,  que,  quoique  les  premierea  propositions  que  j'avais  6t6  Charge*  de 
faire4),  concernant  nos  vues  contre  le  roi  de  Prasse,  n'eussent  pas  m 
re^ues  aussi  favorablement  que  nous  aurions  pu  le  de*sirer5),  je  m'e'tais, 

auf  einem  so  guten  Fuss  stunde,  .  .  zu  erwägen  geruhen,  so  wirrt  sich  guten 
Theils  alles  dasjenige  bestättigen,  was  ich  von  des  hiesigen  Hofs  Beschaffenheit 
und  wunderlichen  Zusammenhang  seit  meiner  Anwesenheit .  .  .  einberichtet  habe«. 
Vgl.  Beilage  Nr.  1.  1)  Vgl.  Nr.  34.         2)  Vgl.  S.  206.         3)  Vgl.  S.  196. 

4)  Vgl.  Nr.  2  a.         5)  Vgl.  Nr.  9. 


igmzea  Dy 


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218  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

Hö6    nöanmoins,  toujours  flattö  que  je  pourrais  peut-£tre  au  moyen  de  la  confiance 

c br  7 

et  de  rintimitö  qui  s'etabliaaait  de  plua  en  plus  entre  moi  et  les  trois 
ministres1)  avec  lesquela  j'ai  a  traiter,  parvenir  avec  le  tempa  ä  leur  faire 
changer  pea  ä  peu  de  sentimenta  aar  le  compte  da  roi  de  Prasse,  a  leur 
dävelopper  les  vuea  et  les  vdritables  intentions  de  ce  Prince  et  ä  mettre 
les  choses  au  point  que  je  me  trouvaaae  ä  portee  de  profiter  du  premiei 
faux  pas  qu'il  pourrait  faire,  ou  de  la  premiere  prise  qu'il  pourrait  donner 
contre  lui.  J'ai  auivi  coustamment  ce  point  de  vue  et  j'ai  eu  l'honneur 
de  marquer  successivement  ä  V.  Exc.2)  combien  mon  espoir  ä  cet  egard 
augmentait  de  temps  ä  autre  et  surtout  depuis  le  moment  oü  Ton  a  eu 
avis  de  la  negociation  qui  a  prece*de"  le  traitö  conclu  le  16  du  mois  passe 
entre  les  cours  de  Londres  et  de  Berlin. 

»Des  que  la  nouvelle  de  la  signature  de  ce  traitö  fut  arriväe,  je  me 
däcidai  tonte  de  suite  ä  profiter  de  la  conjoncture,  ä  saisir  le  moment  oü 
les  esprits  aoraient  le  plus  frappäs,  et  k  revenir  tout  uniment  ä  nos 
premieres  propoaitions3).  Je  pris,  ne°anmoins,  la  pr^oantion  de  sonder  avant 
tonte  chose  le  terrain  et  de  voir  de  quelle  force  ätait  l'impression  que  la 
nouvelle  du  trait<S  pouvait  avoir  faite.  Je  passai  pour  cet  effet,  des  le 
surlendemain  qni  6tait  un  mardi,  chez  M8.  Rouillo  et  de  Seehellea  et  leur 
demandai  tout  naturellement  ce  qu'ils  pensaient  du  traUe*  qui  venait  de  se 
conolure.  Iis  me  räpondirent  Tun  et  l'autre  que  je  savaia  qu'on  <5tait 
informe*  ici  depuis  quelque  tempa  de  la  negociation  qui  subsistait  entre  les 
rois  d'Angleterre  et  de  Prusse,  que  ce  dernier  en  avait  lui-meme  donnc" 
part  ici4),  qu'il  n'avait,  ä  la  ve"riW,  fait  aueune  communioation  des  propoai- 
tions qu'il  disait  lui  avoir  6t6  faites,  qu'il  s'ätait  borne*  a  faire  entrevoir 
que  ces  propositions  ne  lui  paraissaient  pas  acceptables,  mais  qu'il  avait 
ajoute*  que,  des  Tarrive'e  de  M.  de  Nivernais,  il  s'ouvrirait  davantage  sur 
ce  point  et  de'clarerait  plus  pr6cise*ment  de  quoi  il  e*tait  question5).  Les 
ministres  me  dirent  enauite  qne  c'ätait  apparemment  la  crainte  des  troupes 
russiennea  qui  avait  engage"  le  roi  de  Prusae  a  la  dömarche  qu'il  venait 
de  faire,  que,  quoiqu'on  eüt  ici  tout  Heu  d'fitre  mecontent  de  la  facon,  on 
n'avait,  neanmoins,  pas  grand  sujet  de  s'inquie*ter  pour  le  fond  de  la  chose, 
qu'il  n'ätait  guere  possible  que  cette  nouvelle  liaison  püt  subsister,  qu'on 
ne  voyait  pas  l'avantage  que  le  roi  de  Prasse  y  trouverait,  et  que,  selon 
tonte  apparence,  il  n'avait  cherche*  qu'ä  se  mettre  ä  l'abri  de  tonte  attaque 
da  cöte"  de  la  Russie  et  de  la  part  de  ma  cour;  qne,  neanmoina,  la  chose 
me*ritait  une  attention  se*rieuse,  qu'on  ne  pouvait  encore  ni  condamner 

1)  Bereis,  Rouill6  und  Sechelles. 

2)  Vgl.  S.  207.  Auch  am  28.  Januar  1756  schrieb  Starhemberg,  dass  die 
Westminsterconvention  die  französische  Regierung  in  grössere  Verlegenheit  und 
Erbitterung  versetzt  habe,  als  man  merken  lassen  wolle,  nnd  dass  er  sich  >diese 
Conjunctur  bestens  zu  Nutzen  zu  machen  suche.«         3)  Vgl.  Nr.  2a. 

4)  Vgl.  Nr.  34.         5)  Vgl.  P.  C.  XI,  302. 


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1756  Februar  7. 


219 


le  roi  de  Prasse  ni  le  justifier,  m&is  que  tont  ee  qu'on  pouvait  m'assurer,  1756 
o'e'tait  que  l'on  desirait  k  präsent  plus  que  jamaia  de  s'unir  ötroitement  Febr' 
avec  ma  eour,  et  qu'on  attendait  ä  cet  effet  avec  beaucoup  d'impatienoe 
les  ordres  que  je  devais  reeevoir1). 

»Je  repondis  a  oe  propos  que  j'e'tais  aussi  de  mon  cote*  tres  persuade* 
que  le  traite  qui  venait  de  se  conclure,  ne  ferait  qu'augmenter  le  desir 
de  ma  cour  d'entrer  en  une  liaison  ätroite  avec  celle-ci,  mais  que  je 
pre*voyais,  en  meme  temps,  que  cet  dve'nement  reveillerait  plus  que  jamaia 
sod  attention  sur  la  nöcessite"  de  songer  avant  tonte  chose  k  sa  propre 
sfiretd,  que  je  ne  voyais  paa  comment  eile  pourrait  trouver  cette  sürete" 
dans  aucnn  arrangement  ä  prendre,  si  Ton  n'en  revenait  au  premier  plan 
que  nous  avions  propose*.  J'entrai  la-dessus  en  raisonnement  sur  la  con- 
duite  tant  pasßde  que  presente  du  roi  de  Prasse,  je  fis  voir,  ä  n'en  pouvoir 
douter,  qnels  Ctaient  les  motifs  de  cette  conduite,  quelles  Ctaient  les  vöri- 
Ubles  vues  de  ce  Prince.  Je  prouvai  que,  si  ce  n'eüt  e*t£  que  la  crainte 
des  troupes  russiennes  qui  l'eüt  engag^  a  prendre  un  parti,  il  en  eüt  pris 
an  tout-a-fait  contraire  k  celui  auquel  il  s'ätait  dloidä,  ou  n'aurait  agi 
du  moins  que  de  concert  avec  la  France.  Je  fis  mention  de  difftirentes 
choses  que  les  ministres  eux-mSmes  m'avaient  dites  au  sujet  des  instigations 
du  roi  de  Prasse2)  qui  prouvaient  bien  que,  loin  de  ne  songer  qu'ä  con- 
server  ce  qu'il  poss£dait,  il  s'occupait  au  contraire  incessamment  du  deair 
de  tronbler  le  repos  public  et  la  paix  entre  nos  denx  cours  pour  avoir 
oecasion  de  tirer  quelque  partie  de  ces  demeläs.  Je  repr^sentai  combien 
grands  et  de  combien  de  differentea  especes  ätaient  les  avantages  qui 
poorraient  revenir  ä  ce  Prince  de  son  alliance  avec  l'Angleterre,  suppoae* 
que  nous  laissassions  le  temps  a  ces  deuz  puissances  de  mettre  en  execu- 
tion  le  plan  qu'apparemment  elles  s'e'taient  propose*es.  Je  donnai  ä  juger 
8'il  e*tait  vraisemblable  que  le  roi  de  Prasse  eut  fait  la  demarche  qu'il 
venait  de  faire,  s'il  n'avait  crn  pouvoir  s'en  promettre  dea  avantages  de 
la  plus  grande  consequence.  Je  fis  concevoir  qu'il  e*tait  naturel  que  ce 
Prince,  voyant  que  la  France  ne  se  prÄtait  pas  et  ne  se  prßterait  appa- 
remment  jamais  a  rien  de  ce  qui  pourrait  favoriser  son  agrandissement, 
cherchat  ä  parvenir  k  son  but  par  d'autres  voies  et  cela  peut-ßtre  aux 
döpens  de  la  France  elle-möme.  Je  ne  manquai  pas  de  relever  qu'ainsi 
que  les  soupcons  de  ma  cour  au  sujet  d'une  intelligence  secrete  entre 
l'Angleterre  et  la  Prasse  s'ätaient  averäs,  il  dtait  apparent  que  ceux 
qu'elle  avait  forme's  sur  l'objet  de  cette  intelligence,  s'avereraient  aussi; 
enfin,  je  dis  ä  ce  sujet  tont  ce  qu'il  pouvait  y  avoir  ä  dire  dans  la  con- 
joncture  präsente,  et  beaucoup  plus  que  je  ne  puis  repdter  ici.  Je  passai 
de  lä  a  la  necessitl  de  s'opposer  a  temps  ä  l'execution  des  vues  ambi- 
tieuses  de  ce  Prince,  je  dlmontrai  que  le  moyen,  le  plus  propre  pour  ce- 


ll Vgl.  Nr.  39.         2)  Vgl.  S.  207. 

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220  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  la,  et  celui  d'assurer  pour  jamais  la  tranquillite'  de  l'Europe,  dtait  sans 
ebr  7  contredit  oelni  qne  nous  avions  propose*  dans  notre  premier  plan.  Je  fis 
voir  dans  l'e'loignement  tons  les  avantages  qni  seraient  revenus  ä  la  France 
de  l'exe'cution  de  ce  plan,  je  prouvai  qu'en  s'y  conformant,  eile  n'aurait 
plus  rien  ä  craindre  de  qni  qne  ce  soit,  pas  meme  de  ma  propre  cour, 
suppose*  qne  töt  on  tard  oelle-ci  redevtnt  son  ennemie,  et  je  terminal  tous 
ces  propos  par  faire  entendre  qne  je  ne  croyais  pas  qu'il  füt  ni  de  la 
sürete  ni  de  la  convenance  de  LL.  Ms.  Imps.  de  s'ecarter  de  ce  plan,  et 
qne  j^tais  persuade'  qu'elles  s'attendaient  d'apres  la  reponse  qne  le  Roi 
T.  C.  avait  donnee  ä  la  premiere  Ouvertüre1)  qne  nous  avions  faite,  qu'il 
serait  ä  präsent  le  premier  ä  y  revenir  et  ä  proposer  lui-meme  ce  ä  quoi 
il  avait  cru  ci-devant  ne  ponvoir  consentir. 

»Je  vis  que  ce  raisonnement  fit  beanconp  d'impression  sur  1'esprit  des 
deux  ministres2)  devant  qni  je  le  proferai.  Iis  convinrent  Tun  et  l'antre 
de  la  ve"rite*  et  du  bon  fondement  de  la  plnpart  des  choses  qne  javais 
dites,  et  ils  me  räpondirent  qn'il  n'e*tait  guere  possible  de  prendre  sur  des 
objets  si  importants  son  parti  sur  le  champ,  qn'il  fallait  attendre  Tarriv^e 
du  courrier  de  M.  de  Nivernais  et  de  celni  qui  m'apporterait  les  ordres  de 
ma  cour,  qu'entre  ce  temps,  ils  concerteraient  entre  eux  ce  qn'il  pourrait 
y  avoir  ä  faire,  et  que  sürement  ce  qni  venait  d'arriver,  devait  augmenter 
de  beanconp  la  confiance  qu'on  avait  ici  dans  ma  cour,  et  la  disposition 
oü  l'on  ätait  de  convenir  d'un  arrangement  stable  et  solide  avec  eile.  .  .  . 

»Je  ne  tardai  pas  ä  m'aperoevoir  ä  mon  dernier  voyage  de  Versailles 
qne  la  tentative  qne  j'avais  faite  le  mardi  precldent"),  avait  produit  reffet 
le  plus  favorable  que  j'eusse  pu  d&irer.c 

Kouiüe'  theilte  ihm  mit,  dass  Nivernais  die  Offenheit  nnd  das  gegen- 
wärtige Verhalten  König  Friedrichs  gelobt  habe,  und  dasB  man  bald  ein 
sicheres  Urtheil  werde  abgeben  können. 

» Apres  ce  döbnt,  M.  Ronille'  me  dit  qn'il  avait  de'sire'  avec  empresse- 
raent  de  me  voir  bientdt  pour  me  repr&enter  de  quelle  importance  il 
<5tait  actuellement  que  nous  ne  perdissions  point  de  temps  ä  notre  grande 
affaire.  II  ajonta  que,  quoiqne  notre  secret  eüt  6t6  jusqu'ici  trcs  exacte- 
ment  gardä,  nous  courrions,  neanmoins,  risque,  en  retardant  la  conclusion 
de  nos  arrangements,  de  le  voir  eventer,  qu'il  e*tait  natnrel  que  Ton  formät 
actuellement  en  tont  lieu  des  conjectnres,  que  la  plns  grande  partie  de 
ces  conjectnres  ne  pouvait  manquer  de  porter  sur  le  vrai  de  la  chose, 
qu'il  avait  recu  depnis  pen  une  lettre  de  Hollande  dans  laqnelle  il  Ctait 
fait  mention  d'une  grande  partie  des  choses  dont  il  6tait  question  entre 
nons,  ä  savoir  de  iMchange  des  fitats  de  l'infant  Don  Philippe,  de  la  ces- 
sion  des  Pays-Bas  et  encore  d'autres  artioles  qu'il  ne  me  nomma  pas;  qne, 


1)  Vgl.  Nr.  9.  2)  Ronille  und  Sechelles. 
3)  D.  h.  in  der  eben  erzählten  Unterredung. 


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1756  Februar  7. 


221 


si  One  fois  notre  projet  ätait  connu,  nous  rencontrerions  les  plus  grandes  l7i>6 
difficulte*s  a  l'exäcnter,  qu'il  itait  donc  de  necessitd  indispensable  que 
Ton  m'envoie  des  pleins  pouvoirs  et  an  Ultimatum:  que,  comme  apparem- 
ment  nous  en  reviendrions  ä  präsent  ä  notre  premier  plan,  il  fallait  que 
l'on  dätaillat  ce  plan  le  plus  que  possible;  que  nous  ne  tarderions  süre- 
ment  guere  a  convenir  de  nos  faits,  vu  que  nous  avions  de  part  et  d'autre 
le  meme  point  de  vue,  et  que  nous  ne  oomptions  pas  de  chercher  ä  nous 
procurer  des  avantages  et  des  convenanoes  aux  depens  Tun  de  l'autre; 
qu'il  croyait  ne*cesgaire,  des  que  nous  serions  convenus  en  gros  de  nos 
faits,  de  faire  partir  l'abbe*  de  Bernis  pour  l'Espagne1),  afin  de  faire 
entrer  cette  cour,  8 an 8  le  concours  de  laquelle  tous  nos  arrangements  ne 
jiourraient  jamais  avoir  lieu,  dang  nos  vues,  qu'il  faudrait  que  Ton  envoyät 
en  meme  temps  de  nouveaux  ordres  au  comte  de  Migazzi2),  et  qu?on  6*tablit 
une  correspondance  immädiate  entre  lni  et  moi;  que  möme  il  serait  k 
propos  qu'on  y  fit  aller  tout  expres  quelqu'un  de  notre  part,  qui  füt 
aussi  bien  au  fait  du  nceud  et  de  la  suite  de  tonte  l'affaire  que  l'e'tait 
labbe  de  Bernis;  qu'en  meme  temps  LL.  Ms.  Imps.  ponrraient  faire  negocier 
en  Rnssie  et  s'employer  ä  dltacher  cette  puissance  de  sa  liaison  avee 
l'Angleterre;  qu'en  nn  mot,  il  fallait  agir  sans  perte  de  temps  et  se  con- 
eerter  an  plus  töt  sur  tout  ce  qu'il  [y]  avait  a  faire.  II  me  dem  and  a  ensuite 
quand  je  comptais  recevoir  les  ordres3),  si  je  croyais  qu'ils  seraient  partis 
avant  on  apres  l'arrivöe  de  la  nouvelle  du  taute1  signä  ä  Londres;  si  je 
'm'jimaginais  que  cette  nouvelle  aurait  fait  revenir  ma  cour  ä  son  premier 
plan  et,  en  nn  mot,  ce  que  je  croyais  qu'il  y  eüt  ä  faire,  et  a  quoi  l'on 
devait  s'attendre  dans  ces  moments-ci.  II  ajouta  encore  diffe*rentes  choses 
qui  me  firent  connaltre  que  ce  qu'il  me  disait  de  l'attente  oü  l'on  6tait 
que  nous  en  reviendrions  ä  notre  premier  plan,  n'ätait  pas  dit  au  hazard, 
mais  marquait  une  dltermination  bien  prise  d'entrer  ä  cet  £gard  dans  nos 
vues;  entre  antres  qu'il  rencontrerait  de  grandes  difficultäs,  lorsqu'il 
serait  qnestion  de  proposer  notre  affaire  au  Conseil,  mais  qu'il  avait  deja 
arrange*  dans  son  esprit  la  facon  dont  il  s'y  prendrait  pour  cela;  que, 
depuis  notre  derniere  entrevue,  il  avait  confe>6  presqne  regnlierement  deux 
et  trois  fois  par  jour  aveo  l'abbe*  de  Bernis,  qn'iis  n'e*taient  Tun  et  l'autre 
occupls  que  de  cet  objet,  et  qn'iis  se  flattaient  plus  que  jamais  que  la 
negociation  pourrait  avoir  nn  succes  favorable.«  .  .  . 

Nachdem  dieser  Bericht  so  weit  niedergeschrieben  gewesen  sei,  habe 
Starhemberg  den  Erlass  vom  27.  Januar4)  erhalten,  der  noch  ohne  Kennt- 
niag  von  der  Westminsteroonvention  abgefasst  worden  und  deshalb  in  eine 
gänzlich  umgewandelte  Situation  hineingetroffen  sei.  Nach  einigem  Schwanken, 


1)  Vgl.  S.  204  Anm.  4.         2)  Österreichischer  Gesandter  in  Spanien. 
3)  Die  Antwort  auf  die  französischen  Vorschläge  vom  28.  December.  Vgl. 
Nr.  31  und  37  b.         4)  Vgl.  Nr.  37. 


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222  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  wie  er  sich  bei  den  veränderten  Verhältnissen  den  erhaltenen  Befehlen 
ebr  7 

gegenüber  verhalten  solle,  habe  er  dem  Abb<5  Bernis  die  Erwiderung 
Österreichs  vom  27.  Januar  mit  dem  Hinweise  darauf  gegeben,  dass  die 
Kaiserin  auf  fast  alle  Vorschläge  Frankreichs  bereitwilligst  eingegangen 
sei,  zugleich  aber  betont,  dasa  diese  Erklärung  bei  der  nunmehr  einge- 
tretenen Veränderung  der  politischen  Situation  nicht  mehr  die  Basis  der 
weiteren  Verhandlungen  bilden  könnte.  Da  sich  jetzt  die  Berechtigung 
des  früher  geäusserten  Argwohns  gegen  Preussen  bestätigt  habe,  so  Bei 
der  einzige  Grund  fortgefallen,  weshalb  König  Ludwig  am  9.  ßeptember 
das  österreichische  Project  abgelehnt  habe').  Starhemberg  erwarte  also, 
da ss  der  König  nunmehr  zuerst  darauf  zurückkommen  werde. 

Er  habe  hinzugefügt,  seinerseits  sich  nicht  eher  weiter  äussern  zu 
können,  als  bis  der  König  ihm  seine  Auffassung  von  der  Westminster- 
convention  und  seine  weiteren  Pläne  mitgetheilt  haben  würde.  Falls 
jedoch  Frankreich  auf  das  erste  österreichische  Project2)  zurückzugreifen 
gesonnen  sei,  so  werde  er,  selbst  vor  dem  Eintreffen  der  sofort  erbetenen 
neuen  Verhaltungsbefehle,  in  weitere  Unterhandlungen  eintreten  und  so 
den  Abschluss  wesentlich  beschleunigen  können. 

Mit  diesem  Verhalten  sei  Bernis  völlig  zufrieden  gewesen.  Er  habe 
sich  für  die  Mittheilung  der  Österreichischen  Antwort  trotz  der  nach 
Starhembergs  Ansicht  so  veränderten  politischen  Lage  bedankt  und  dem 
Könige,  der  sich  bisher  noch  zu  Niemandem  über  die  Westminsterconven- 
tion  ausgesprochen  hätte,  Bericht  erstatten  wollen.  Der  König  in  Preussen 
werde  sicherlich  seine  Handlungsweise  als  durchaus  harmlos  und  im  Ein- 
klang mit  seinen  alten  Verpflichtungen  hinzustellen  versuchen,  indessen 
werde  man  sich  durch  Worte  nicht  irre  machen  lassen,  sondern  allein  auf 
die  Thaten  sehen.  Die  Berichte  Nivernais'  würden  bald  ein  sicheres 
ürtheil  erlauben.  Einen  grossen  Theil  der  Überlegungen  Starhembergs 
habe  man  bereits  selbst  angestellt,  und  Starhembergs  Verhalten  müsse  als 
durchaus  angemessen  anerkannt  werden. 

Starhemberg  habe  ans  dieser  Unterredung  den  Eindruck  gewonnen, 
dass  Bernis  sowohl  wie  RouillC  das  Zurückgreifen  auf  das  erste  Project2) 
erwartet  hätten,  und  Bernis  diesem  durchaus  nicht  so  abhold  sei,  als  er 
zu  sein  sich  den  Anschein  gebe. 

Bittet  um  Verhaltungsbefehle. 


1)  Vgl.  Nr.  9. 

2)  Vgl.  Nr.  2  a. 


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1756  Februar  7  —  Februar  II. 


2215 


41.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.    Wien,  11.  Februar  1756.  „I756.. 

'  Febr.  11 

Nach  dem  Reinconcept.   Ostensibel.   Vgl.  Rank«  152;  Brückner  310. 
Vorbereitung  des  Vorschlags  zur  Lösung  der  Verbindung  Musslwuls  mit  England. 

Die  Kaiserin  beklagt  sieh  bitter  in  ausführlicher  Begründung1)  Aber 
die  eigenmächtige,  wenig  aüianzgemässe  Politik  Englands.  Bei  dem  Ab- 
schlags der  Weatminsterconvention  sei  sie  am  empfindlichsten  dadurch 
berührt  worden,  dass  England  die  Kaiserin  von  Russland  mit  so  offenbarer 
Missachtung  behandelt  habe.  Diese  Convention  hebe  den  soeben  erst 
abgeschlossenen  russisch-englischen  Subsidienvertrag  auf,  da  dieser  sich 
ja  gegen  Preussen  habe  richten  sollen2).  Aber  der  englisch-preussische 
Vertrag  habe  zugleich  den  endgültigen  Beweis  geliefert,  dass  Englands 
Allianz  mit  Österreich  ihren  Zweck  verfehle.  Denn  England  wünsche 
auf  Grand  von  ihr  seine  Alliirten  ausschliesslich  gegen  Frankreich  aus- 
zunutzen, Österreichs  Hauptfeind  dagegen  sei  nicht  Frankreich,  sondern 
allein  Preussen.  Zudem  müsse  man  besorgen,  dass  die  Convention  noch 
unbekannte  geheime  Artikel  enthalte.  Offenbar  wolle  Eugland  ein  neues 
Staatssystem  befolgen,  die  bisherige  Freundschaft  mit  Russland  gegen  die 
Freundschaft  mit  Preussen  vertauschen  und  eine  grosse  protestantische 
Liga  bilden,  da  es  sich  mit  den  wichtigsten  protestantischen  Höfen,  mit 
Preussen,  Braunschweig  und  Hessen3)  verbinde.  Hierdurch  werde  König 
Friedrich  noch  mehr  als  bisher  der  Schrecken  Europas  werden.  Auf  ihn 
blickten  die  Protestanten  in  Deutschland  und  wollten  ihn  zum  Gegenkaiser 
machen.  Schon  häuften  sich  die  Ausschreitungen,  deren  Preussen  sich  in 
Religionsangelegenheiten  schuldig  mache.  Da  bleibe  denn  dem  Wiener 
Hof  nur  übrig,  die  ohnehin  innige  Freundschaft  mit  Russland,  dessen 
Interessen  Preussen  und  der  Pforte  gegenüber  ganz  die  nämlichen  seien, 
wie  diejenigen  Österreichs,  noch  fester  zu  knüpfen.  Dann  dürften  sich 
schon  noch  Mittel  finden  lassen,  >  denen  preussischen  und  anderen  widrigen 
Absichten  einen  grossen  Streich  durch  ihre  Rechnung  zu  machen  und  ganz 
Europa  zu  überzeugen,  dass  die  zwei  kaiserlichen  Höfe  unzertrennlich 
mit  einander  verknüpfet  und  um  bo  weniger  mit  Gleichgiltigkeit  anzusehen 
seien.« 

Zunächst  gelte  es  den  Eindruok  abzuwarten,  den  die  Westminstercon- 
vention  auf  die  Mächte,  insbesondere  auf  Frankreich  machen  werde.  Denn 
es  müßse  »Frankreich  sehr  empfindlich  fallen,  dass  sein  eigener  Alliirter 
ihm  alle  Gelegenheit  abschneidet,  gegen  die  hannoverischen  Lande  etwas 
feindliches  zu  unternehmen.« 


1)  Im  wesentlichen  gleich  den  Ausfuhrungen  des  Vortrags  vom  26.  Novem- 
ber 1755.     Vgl.  Nr.  24. 

2)  Für  die  gleiche  russische  Auffassung  vgl.  Brückner  308  f.  311,  sowie 
Nr.  22.  22c.  33,  S.  227  Anm.  3,  237.         3)  Vgl.  S.  214. 


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224  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  Zwar  sei  eine  solche  Unternehmung  Frankreichs  »nicht  wohl  zu  ver- 

muthen«  gewesen1),  indessen  erleide  es  den  grössten  Nachtheil  dadurch, 
»dass  der  König  in  Engeland  wegen  seiner  hannoverischen  Landen  ausser 
aller  Beisorge  und  andurch  in  den  Stand  gesetzet  worden,  sowohl  seine 
eigenen,  als  die  hessische  und  andere,  in  englischem  Sold  stehende 
Truppen  nach  den  Niederlanden  oder  wohl  gar  nach  Engeland  zur  Ver- 
hinderung einer  descente  abzusenden  und  solcher  Gestalten  alle  französche 
Offensivprojecten  zu  vereitelen. 

»Hieraus  können  nun  die  drei  ganz  unterschiedene  Wirkungen  ent- 
springen, dass  Frankreich  lmo  um  so  ehender  auf  Friedensgedanken  ge- 
bracht und  vielleicht  der  König  in  Preussen  zur  unverdienten  Vergrösser  ung 
seines  Ansehens  als  ein  Friedensinstrument  nnd  Vermittler  gebrauchet; 
2d0  oder  zu  einem  Einfall  in  Unsere  Niederlande  als  zu  dem  leichtesten 
Mittel,  sich  einigermaassen  zn  entschädigen,  vermöget,  oder  aber  3"°  in 
seinem  bereits  geäusserten  Vorhaben  bestärket  werde,  anfänglichen  den 
Krieg  allein  gegen  Engeland  fortzusetzen  und  insolang  keine  andere  Macht 
mit  hineinzuziehen,  als  bis  hiervon  besondere  Vortheile  angehofft  werden 
können.« 

Bis  zum  Bekanntwerden  der  endgültigen  EntSchliessung  Frankreichs 
sei  »kein  besserer  Weg  einzuschlagen,  als  sich  gegen  Engeland  verschlossen 
zn  halten  nnd  gleichgiltig  zu  bezeigen,  demnächst  aber  die  fernere  Er- 
schliessungen nach  Zeit  nnd  Umständen  mit  aller  Vorsicht  einzurichten2).« 

Esterhasy  solle  das  Vorstehende  der  russischen  Kaiserin  vertraulich 
eröffnen. 


Febr.  n       41a.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.   Wien,  11.  Februar  1756. 

P.  t).   Nach  dem  Beinconcept   Vgl.  Beer,  H.  Z.  27,  300.  362. 

Vorsichtige  Vorbereitung  eines  SystemtcechscU  in  Rtutland. 

»Du  bist  bereits  durch  Unsere  umständliche  Anweisung  vom  9.  Sep- 
tember vorigen  Jahres3)  vollkommen  unterrichtet  worden,  was  zwischen  Uns 
und  Engeland  vorgefallen  und  die  bisherige  Kaltsinnigkeit  veranlasset  habe.« 
Er  habe  sich  nach  der  darin  gegebenen  Richtschnur  auch  fernerhin  zu 
verhalten.  .  .  . 

»Dass  nun  (dem  russischen)  Hof  der  unfreundliche  englische  Betrag, 
wo  nicht  mehrers,  jedoch  nicht  weniger  als  Uns  empfindlich  fallen  müsse, 
solches  ist  um  so  leichter  vorzusehen,  da  russischerseits  noch  ganz 
kürzlich  sogar  auf  Offensivmaassnehmnngen  gegen  Preussen  mittelst  der 
bekannten  nota4)  angetragen,  aber  nunmehro  alle  Hoffnung  hierzu  be- 
nommen und  zugleich  vor  den  Augen  der  ganzen  Welt  zn  erkennen  ge- 


1)  Vgl.  Nr.  39.  2)  Vgl.  Rankes  Excerpt  S.  152.  3)  Vgl.  Nr.  7. 
4)  Vgl.  Nr.  33. 


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1756  Februar  11. 


225 


gehen  worden,  dass  Engeland  sich  der  rassischen  Hülfe  nicht  änderst  als  1756 
auf  den  Nothfall,  und  wann  kein  besseres  Mittel  vorhanden  wäre,  zn^e^r' 
gebrauchen  gedenke,  welches  allerdings  einen  so  grossen  nnd  angesehenen 
Hof,  wie  der  rassische  ist,  zn  den  violentesten  Erschliessungen  vermögen 
könnte. 

>So  wenig  aber  der  gemeinsamen  Sache  und  Unserem  Dienst  insbe- 
sondere gemäss  wäre,  wann  Russland  allzu  unempfindlich  sein  und  sich 
von  Engeland  leichter  Dingen  wieder  besänftigen  oder  wohl  gar  in  das 
Concert  mit  Preussen  einziehen  lassen  wollte,  ebensowenig  könnte  bei  den 
dennaligen  Umständen  vor  rathsam  und  erspriesslich  angesehen  werden, 
wann  Russland  die  Sache  allzu  hoch  aufnehmete,  sich  vor  der  Zeit  und 
«viel  blossgebete  nnd  ohne  vorgängige  Berathung  mit  seinen  Alliirten 
den  Bogen  überspannete. 

»Du  hast  Dich  also  noch  vor  dermalen,  und  bis  Wir  Dich  mit  näheren 
Verhaltungsbefehlen  versehen,  sorglichst  und  eiferigst  dahin  zu  verwenden, 
dass  beide  extrema  vermieden  und  alle  Wege  offen  erhalten  werden,  so 
zu  soliden  Maassnehmungen  führen  können. 

»So  vieles  hat  indessen  seine  ungezweifelte  Richtigkeit,  dass  Wir  von 
denen  Seemächten  niemalen  einen  ergiebigen  Beistand  gegen  die  Pforte 
and  den  König  in  Preussen  zu  gewarten,  mithin  von  Unseren  alten 
Alliirten  wenig  oder  nichts  zu  hoffen  und  hingegen  von  Unseren  bisherigen 
Feinden  alles  zu  beförchten  haben.  .  .  . 

»Gleichwie  Wir  aber  gewohnt  seind,  nichts  ohne  vorgängige  reife 
Überlegung  zu  unternehmen,  so  bleibet  anch  Unsere  eigentliche  Er- 
schliessung bis  zu  näheren  Einsicht  des  bei  anderen  Höfen  durch  den 
neuen  englischen  und  preussischen  Tractat1)  verursachten  Eindrucks  aus- 
gestellet.  Und  da  Dir  die  gegenwärtige,  in  engester  Geheim  zu  haltende 
Betrachtungen  genugsam  zu  erkennen  geben,  dass  noch  mehrere  wichtige 
Begebenheiten  und  Veränderungen  in  dem  bisherigen  systemate  gar  leicht 
nachfolgen  dörften,  so  hast  Du  Dich  auch  mehr  als  jemalen  um  des  dortigen 
Hofs  Vertrauen  zu  bewerben,  ihn  von  allen  voreiligen  Schritten  abzuhalten 
und  ihm  dargegen  die  Nutzbarkeit  der  mit  Uns  zu  unterhaltenden  engesten 
Einverständnis  bestens  vorzustellen,  mithin  Dich  auf  eine  solche  Art  zu 
benehmen,  dass  Dir  in  allen  Fällen  der  Weg  offen  verbleibe,  Unseren 
künftigen  Betrag  zu  rechtfertigen  nnd  bei  dem  dortigen  Hof  gelten  zu 
machen.^  .  .  . 


1)  Die  Weatminaterconvention. 


Acten  xur  Vorgeschichte  d«  Tjihrigen  Krieges  15 

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226  Österreich ische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
56         42.   Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  11.  Februar  1756. 

Nach  dem  Reinconc«pt. 

Zufriedenheit  mit  Ester haeys  Erfolgen.  Andeutung  de»  vorbereiteten  Systemwechsek. 

»Ew.  Exc.  bisherige  Bericht  .  .  .  schreiben1)  haben  allschon  eine  so 
ausführliche  und  vollkommene  Abschildernog  des  dortigen  Hofs  nnd  seiner 
innerlichen  Verfassung  enthalten,  dass  sich  dermalen  unsere  Augen  geöffnet 
befinden,  was  denen  dortigen  Maass nehmungen  für  ein  Werth  beizulegen 
seie,  und  ans  was  für  einer  Quelle  sie  fliessen  dürften. 

>  Dieses  wird  nun  durch  des  Herrn  Grafen  von  Zinzendorf2)  mündliche 
Erläuterungen  vollständig  bekräftiget,  und  mir  gereichet  .  .  .  cum  ganz 
besonderen  Vergnügen,  dass  Dieselbe  nicht  nur  die  vorherige  Unannehm- 
lichkeiten überwunden  nnd  sich  statt  des  Herrn  Grosskanzlern  geäusserten 
Abneigung  desselben  höfliches  Bezeugen  und  Rücksicht3),  sondern  auch 
der  russischen  Kaiserin  Majestät  .  .  .  Wohlwollen4)  und  zugleich  das  voll- 
ständige Vertrauen  des  Herrn  Vicekanzlern,  des  Herrn  Olsuwiew  und 
anderer6)  erworben,  mithin  eine  solche  Abänderung  veranlasset  haben, 
welche  nicht  änderst  als  dem  allerhöchsten  Dienst  zum  Vortheil  und  Denen- 
selben  zum  beruhigenden  Vergnügen  gereichen  kann.  Eis  befinden  sich 
also  Ew.  Exc.  in  solchen  erwünschten  Umständen,  dass  Dieselbe  mehr  als 
jemalen  ein  anderer  K.  E.  Botschafter  die  Mittel  in  Händen  haben,  das 
gute  Vernehmen  nnd  enge  Einverständniss  mit  dem  dortigen  Hof  immer 
mehrers  zu  befestigen  und  denen  gemeinerspriesslichen  Vorstellungen  den 
behörigen  Nachdruck  zu  geben;  welches  bei  denen  gegenwärtigen  Welt- 
läuften  um  so  mehrere  Aufmerksamkeit  verdienet,  je  leichter  sich  inner 
kurzoui  solche  Fälle  ereigenen  können,  deren  Einfluss  in  das  Staatssystema 
der  meisten  europäischen  Höfen  von  grosser  Folge  sein  und  hauptsächlich 
darvon  abhangen  dörfte,  dass  sich  ein  solcher  geschickter,  in  Negociationen 
geübter  und  sowohl  das  Vertrauen  des  Hofs  als  die  vollständige  Kenntniss 
des  eigentlichen  Zusammenhangs  besitzender  Ministre,  wie  Ew.  Exc.  seind, 
bei  dem  russischen  Hof  anwesend  befinden  .  .  . 


n       42a.   Kaunitz  an  Esterhasy.  Wien,  11.  Februar  1756. 

P.  8.  1.   N*ch  dem  Reinconcept. 

»Ew.  Exc.  habe  hiermit  zu  erinnern  ohnermanglen  wollen,  dass  beede 
K.  K.  Majestäten  die  Eintheilung  der  gemachten  Verehrungen8)  .  .  .  be- 
gnehmet,  auch  die  überschriebene  geheime  Anecdote  von  der  nissischen 


1)  Vgl.  Nr.  38  und  Beilage  Nr.  1.         2)  Vgl.  S.  198  Anm.  5. 
3)  Vgl.  Zinzendorfs  Memoire,  Beilage  Nr.  2.        4)  Vgl.  Nr.  12. 
5)  Vgl.  Nr.  22  a.        6)  Vgl.  Nr.  22  a. 


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1756  Februar  11  —  Februar  16. 


227 


Kaiserin  Majestät  Gesundheitszustand  und  anderer  dortigen  Merkwürdig-  J?56 
keiten1)  Dach  ihrer  Wichtigkeit  eingesehen  und  beurtheilet  haben.  Febr. 

»Der  dortige  ganze  Zusammenhang  ist  allerdings2)  sehr  bedenklich; 
man  musa  aber  suchen,  sich  auch  die  üble  Umstände,  soviel  man  kann, 
zn  Nutzen  zu  machen  und  inabesondere  an  verhinderen,  dass  der  Gross- 
kanzler nicht  zum  Feind  gemacht  werde. 

»Ans  des  Williams  bisherigem  Betrag  und  Äusserungen  gegen  den 
König  in  Prenasen3)  ist  ganz  deutlich  wahrzunehmen,  dass  sein  eigener 
Hof  kein  Vertrauen  in  ihn  setze.  Und  da  er  sich  bereits  so  sehr  verhasst 
gemacht  hat,  so  wird  es  Ew.  Exc.  desto  leichter  fallen,  seine  widrige 
Insinuationen  zu  vereitelen.«  .  .  . 


43.  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  198  [fol.  264].  Wien,  1 1 .  Februar  Febr.  n 
1756. 

W.  K.  A.   Nach  dar  Unchrift 

»Luzinsky,  Oberst  von  Festeticz,  .  .  .  zeiget  an,  dass  das  Regiment 
aus  dem  Zempliner  und  Abanyrarer  Comitat  ab-  und  verordneter  Maassen 
zu  Tiptse  in  dem  Liptauer  und  Arvenser  Comitat  als  ihre  angewiesene 
Qnartiere  .  .  .  einmarsohirt  seie4).« 


44.  Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  16.  Februar  1756.  Praes.Febr.  16 
28.  Februar  1756. 

Nach  der  Urschrift.   Vgl.  v.  Arnetk  IV,  418;  Buke  149  f.;  Waddingion,  RenTenement  314  ff. 
Frankreich  geht  auf  die  preussenfeindi ichen  Pläne  Österreich*  ein. 

...  »Je  soutins  toujours  ce  langage*),  malgre*  lequel  je  ne  manquai, 
näanmoins,  ancune  occasion  de  relever  Sans  affectation  et  par  maniere  de  dis- 
cours  tont  ce  qu'il  y  avait  d'odieux,  de  suspect,  d'offensant  et  de  oontraire 


1)  Vgl.  Nr.  22  d.         2)  Vgl.  Nr.  38. 

3)  Vgl.  Nr.  38.  Am  3.  Februar  berichtete  Esterhasy  noch  folgenden  Zwischen- 
fall aus  den  englisch-russischen  Verhandlungen  Uber  die  Convention:  Woronzow 
betonte  die  Schwierigkeiten,  dass  Kussland  seine  Truppen  eventuell  nach  den 
Niederlanden  senden  sollte.  Darauf  habe  Williams  versichert,  »dass  des  Künigs 
in  England  Intention  niemalen  gewesen,  dass  die  hiesige  [russische]  Truppen  bis 
nach  den  Niederlanden  marschiren  sollten,  sondern  lediglich  gegen  Prenssen 
gerichtet  wären. « 

4)  Nach  dem  Hofkriegsrathsprotokoll  vom  24.  März  1756  [Nr.  439,  fol.  657] 
wird  der  Abmarsch  dieses  Regiments  in  den  Marmarosser  Comitat,  um  die  »numeros 
des  dort  bequartirten  Nadasdy'schen  Regiments<  zu  beziehen,  trotz  des  »kriegs- 
commissariatischen  Antrages«  nicht  gestattet.  [W.  E.  A.]  Diese  Verlegung  würde 
eine  Entfernung  von  der  mährischen  Grenze  bedeutet  haben. 

5)  Dass  der  Wiener  Hof  keineswegs  den  König  in  Preussen  anklagen  wolle. 
Vgl.  S.  206. 

15* 


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228  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebeojährigen  Kriege». 

1756  aux  interßts  de  la  France  dans  la  nouvelle  alliance  da  roi  de  Prnsse. 
Et  cette  conduite  m'a  si  bien  räassi  qne  je  suis  enfin  parvenn,  apres 
differentes  gradations,  ä  faire  absolument  changer  de  langage  an  ministere 
d'ici  aar  le  compte  de  ce  Prince,  et  ä  mettre  les  choses  an  point  qne 
l'abbe*  de  Bernis  me  dit  dans  notre  derniere  Conference  qu'on  reeonnaissait 
ä  pleine  mesure  l'ambition,  la  mauvaiae  foi  et  les  vnes  dangereuses  da 
roi  de  Prnsse,  qne  rien  ne  ponvait  excuser  la  dämarche  qu'il  venait  de 
faire,  qne  tont  portait  ä  croire  qne  le  taute*  contenait  des  articles  secrets 
qni  Sans  donte  dtaient  de  la  plus  grande  conse'quence,  pnisqne  sans  nn 
tres  grand  interßt  ce  Prince  n'avait  sürement  pas  risque*  de  perdre  l'alliance 
de  la  France;  qne  l'on  e*tait  ici  aussi  outnS  et  indispose*  contre  lni  qne 
nous  pouvions  l'ßtre,  et  qu'en  nn  mot,  malgre"  tontes  les  instances  qn'U 
faisait  ....  pour  qu'on  renouvelät  avec  lni  le  traite*  de  17411),  malgr^ 
Tofifre  qu'il  faisait  d'y  ajonter  tontes  les  clanses  qne  la  France  ponrrait  jnger 
ä  proposer  ponr  la  tranqnilliser  sur  ce  qni  ponrrait  lni  deplaire  dans  le 
traite*  de  Londres  .  .  .  . ,  on  ätait,  neanmoins,  tr6s  decide*  de  ne  pas  renou- 
veler  le  traite*  de  1741  et  de  ne  faire  ancnn  compte  de  tont  ce  qne  le 
roi  de  Prnsse  ponrrait  tenter  pour  amuser  cette  conr  on  ponr  lni  en 
imposer  davantage.«  Fürs  erste,  da  man  mit  Österreich  noch  nicht  einig 
sei,  halte  man  den  König  mit  der  Forderung  weiterer  Aufklärungen  über 
seinen  Vertrag  mit  England3)  bin.  Man  werde  Starhemberg  alles,  was 
man  aus  Berlin  höre,  mittheilen. 

»Ce  langage  si  different  de  celni  qu'on  avait  tenu  jnsqu'ä  präsent,  me 
donne  tont  Heu  de  pre*sumerc,  dass  König  Ludwig  auf  den  ersten  österreichi- 
schen Plan  eingehen  werde. 

Bernis  und  die  eingeweihten  Minister  theilten  ihm  mit,  Frankreich 
sei  mit  Prenssen  durch  zwei  Verträge  verbunden,  1.  durch  den  von  1741, 
der  im  Juni  1756  au  Ende  gehe3),  2.  durch  einen  zugleich  auch  mit 
Schweden  abgeschlossenen  Tractat,  der  erst  Mitte  1757  erlösche4).  Frank- 
reich wünsche  nicht  zuerst  direct  gegen  diese  Abmachungen  zu  Verstössen, 
bevor  sie  nicht  von  Prenssen  offenkundig  verletzt  seien.  Sie  hätten  an- 
gedeutet, ob  Österreich  seine  Angriffspläne  nicht  bis  zum  Ablauf  dieser  Ver- 
träge aufschieben  könnte  ?  Für  den  französischen  Hof  sei  die  Allianz  mit 
Österreich  die  Hauptsache,  die  Maassnahmen  gegen  Prenssen  nur  »Acces- 
soires«. Weiter  habe  ihm  Bernis  wiederholt  nnd  entschieden  erklärt,  dass 
Frankreich  für  seinen  Verzicht  auf  das  preussische  Bündniss  unbedingt 
einen  gleichen  Verzicht  Österreichs  anf  die  Allianz  mit  England  als  Präli- 
minarbedingung  fordere.    In  diesem  Fall  werde  man  sich  über  alle 


1)  Vgl  P.  C.  XU,  55  ff.  nnd  Lucien  Perey  387.  391. 

2)  Vgl.  Lucien  Perey  388.        3)  Er  endete  am  5.  Juni  1756. 

4)  Der  schwedisch-prenssische  Defensivvertrag  vom  29.  Mai  1747  war  auf 
10  Jahre  abgeschlossen.  Vgl.  Schäfer,  Geschichte  des  siebenjährigen  Krieges  1, 63. 


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1756  Februar  16  —  Febrnar  20. 


229 


anderen  Fragen  leicht  einigen.   Bernis  habe  sich  nicht  durch  Starhemberg  1756 
?on  dem  zwischen  beiden  Allianzen  obwaltenden  Unterschied  überzeugen Febr" 
lassen.  .  .  . 


45.  Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  20.  Februar  1756.  Praes.Febr.  20 
29.  Februar  1756. 

Nach  d«r  Unchritt.   Vgl.  t.  Axoeth  IV,  418. 

Frankreich  überlast  dem  Wiener  Hof  die  Wahl,  auf  Grund  entweder  de*  anfäng- 
lichen österreichischen  Offensivplane*  oder  des  französischen  Vorschlages  eines  Garantie- 
vertrages weiter  zu  verhandeln. 

>Copie  de  la  response  du  Roi  T.  0.  a  celle  de  LL.  Ms.  Impe.  du 
27  janvier  1756« '). 

Der  König  erkenne  freudig  das  Vertrauen  und  die  Freundschaft  an, 
die  aus  der  österreichischen  Antwort  sprächen.  Er  würde  gewünscht 
haben,  dass  man  nunmehr  zur  Berathung  über  die  einzelnen  Paragraphen 
schritte. 

»Mais  comme  la  eirconstance  du  traite*  signö  ä  Londres  le  16  de 
janvier  .  .  .  a  paru  interesser  £galement  LL.  Ms.  T.  0.  et  Imps.  et  exiger 
de  leur  part  de  nouvelles  mesures  pour  prevenir  les  mauvais  effets  d'une 
Convention  dont  le  ve*ritable  objet  n'est  pas  encore  parfaitement  connu,  le 
comte  de  Starhemberg  a  de'sire"2),  avant  que  de  discuter  les  articles  du 
traite*  proposä,  de  savoir  plus  particulierement  si  S.  M.  T.  C.  ne  serait  pas 
plus  disposee  aujourd'hui  ä  entrer  dans  les  premieres  vues  dont  LL.  Ms. 
Imps.  firent  part  au  Roi  au  mois  de  septembre  dernier3),  et  auxquelles 
8.  M.  ne  fut  pas  pour  lors  dans  le  cas  de  pouvoir  se  pr&er4). 

>Bn  eonsequence  et  pour  ne  pas  retarder  davantage  une  conclusion 
si  necessaire  au  repos  de  l'Europe,  au  bien  de  la  religion  catholiqne  et 
ä  Tavantage  des  deux  cours,  8.  M.  T.  C.  est  de'terminee  ä  s'arranger  d'une 
maniere  solide  et  immuable  avec  LL.  Ms.  Imps.,  soit  qu'il  soit  plus  agre'able 
ä  LLdites  Ms.  que  les  ministres  respectifs  des  deux  cours  travaillent 
d'apres  le  premier  plan,  propose*  par  8.  M.  rimpdratrice-Reine  8),  ou  sur 
le  second  plan  propose"  par  le  Roi 5 .  Mais  8.  M.  T.  G.  deolare  en  meme 
temps  qu'il  e'tablit  pour  principe  fondamental  du  traite"  projete*  l'lgalitä  et 
la  reViprocite'  la  plus  parfaite  des  oonditions.«  .  .  . 


1)  Vgl.  Nr.  37  b.  2)  Vgl.  S.  222.  3)  Vgl.  Nr.  2a.  4)  Vgl.  Nr.  9. 
5}  Vgl.  Nr.  31. 


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230  Ötserreichiscbe  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

l756-.       *6-    Mari*  Theresia  an  Starhemberg.   Wien,  22.  Februar  1756. 
Febr.  22 

Nach  dem  R«inconcepi   Vgl.  t.  Arneth  1Y,  419 1 
Instruction,  je  nach  Sachlage  einen  Ofensiv-,  Neutralität*-  oder  Defensivvertrag  mit 

8tarhemberg  verdiene  wegen  seines  Verhaltens»)  alles  Lob. 

Die  Kaiserin  stimme  dem  Urtheile  Starhembergs  bei,  dass  Frankreich 
nach  Abschliessnng  dieses  »sauberen  Tractates«  zwischen  England  nnd 
Preassen  wahrscheinlich  auf  das  erste  Project  Österreichs  eingehen  werde. 
»Es  mflsste  das  französohe  Ministerinm  alle  Empöndlichkeit  und  Gemüths- 
regnngen  verloren  haben,  wann  es  nicht  im  Herzen  heimliche  Rache 
nähren,  noch  die  Gelegenheit,  solche  in  vollem  Maasse  auszuüben,  mit 
Freuden  ergreifen  sollte.«  Denn  da  Frankreich  zur  See  wahrscheinlich 
den  Kürzeren  ziehen  werde,  ein  Angriff  auf  Hannover  durch  Preussen 
versperrt  und  eine  Landung  in  England  ebenfalls  dadurch  erschwert  worden 
sei,  dass  England  die  hessischen  ßold-  und  die  hannoverschen  Truppen 
heranziehen  könne,  so  bleibe  zum  Ausgleich  der  wahrscheinlichen  Ver- 
luste zur  See  und  in  Amerika  kein  anderes  Mittel  als  die  Annahme  des 
geheimen  Projects  übrig. 

Folgende  Möglichkeiten  seien  zu  bedenken: 

1)  Frankreich  sage  direct  zu.  Alsdann  habe  Starhemberg  ungesäumt 
auf  Grund  der  Weisung  vom  21.  August  17555}  in  nähere  Unterhandlungen 
einzutreten. 

2)  Frankreich  ertheile,  was  das  wahrscheinlichste  sei,  eine  dilatorische 
Antwort.  Alsdann  komme  es  darauf  an,  aus  welchen  Gründen  dies  ge- 
schehe : 

a.  um  keinen  allgemeinen  Krieg  hervorzurufen  und  die  Möglichkeit 
eines  erwünschten  Friedens  mit  England  offen  zu  halten.  In  diesem  Falle 
wäre  noch  nicht  die  Hoffnung  auf  Gewinnung  Frankreichs  für  das  öster- 
reichische Project  aufzugeben.  Starhemberg  solle  alsdann  erklären  dass 
man  Frankreich  durchaus  nicht  drängen  wolle. 

b.  aus  Rücksicht  auf  Preussen.  Das  wäre  das  Übelste,  was  geschehen 
könnte.  Aber  auch  in  diesem  Falle  solle  die  Verhandlung  nicht  abge- 
brochen werden.  Wenngleich  freilich  das  Hauptziel,  die  Liga  gegen  Preussen, 
unerreicht  bleibe,  so  müsse  man  sich  immerhin  mit  dem  zweiten  Ziel, 
Herbeiführung  eines  Einverständnisses  mit  Frankreich,  begnügen.  Denn 
auch  hierdurch  entgehe  man  schon  den  »violenten«  Umständen,  dass  Öster- 
reich ohne  Verlass  auf  seine  Alliirte,  rings  von  Feinden  umgeben,  und 
der  König  in  Preussen  im  Besitz  einer  »Fickmühle«  sei,  indem  er  sich  beliebig 
auf  die  Seite  Englands  oder  Frankreichs  hinüberschlagen  könne.  Bei  dieser 
Eventualität  also  solle  die  zuletzt  befolgte  Richtung3)  weiter  innegehalten 
werden. 

1)  Vgl.  Nr. 40.   2)  Vgl.  Nr.2.   3)  Abschluss  eines  Garantievertrages.  Vgl.  Nr.37. 


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1756  Februar  22. 


231 


Abgesehen  von  dem  Fall,  dasa  Frankreich  ohne  Umschweife  auf  das  1756 
geheime  Projeet  eingehe,  wünsche  die  Kaiserin  den  Abschlnss  einer  reinen  6  r'  ' 
Neutralitätsconvention,  »um  eines  Theils  der  beiderseitigen  Besoignuss  eines 
Kriegs  und  denen  sieh  etwa  ergebenden  Zufallen  bevorzukommen  und  so- 
wohl Uns  als  die  ernannte  Krone  noch  in  Zeiten  zu  binden,  anderen  Theils 
aber  der  allgemeinen  Benrtheilung  über  Deine  Negociationen  etwas  vorzu- 
legen, welches  zum  schicklichen  Vorwand  diene,  die  eigentliche  Absichten 
desto  besser  zu  verbergen  und  denen  auagesprengten  Gerüchten  ein  Ende 
zu  machen.  .  .  . 

»Da  aber  aus  Unseren  Dir  eröffneten  Grundsätzen  von  selbst  erhellet, 
dass  Unser  wahres  und  wesentliches  Staatsinteresse  erfordere,  es  nicht  bei 
einer  blossen  Neutralität  bewenden  zu  lassen,  sondern  die  Krön  Frankreich, 
wo  nicht  zu  Offensivmaassnehmungen  gegen  den  König  in  Preussen,  jedoch 
wenigstens  zu  solchen  Defensivverbindungen  zu  vermögen,  die  Uns  freie 
Hände  und  mehrere  Sicherheit  für  das  künftige  verschaffeten  so  kann 
auch,  insolang  als  wahrscheinliche  Hoffnung  vorhanden  ist,  die  ernannte 
Krone  in  Unsere  geheime  Vorschläge  von  nun  an  nnd  werkthätig  einzu- 
ziehen, zwar  eine  Neutralitätsaete,  wann  Frankreich  nicht  auf  der  Ein- 
räumung der  8tädten  Nieuwport  und  Ostende  bestehet,  aber  nicht  wohl  ein 
blosser  Defensivtractat  mit  den  obenerwähnten  Ideen  vereiniget  werden, 
und  wäre  alsdann  vielmehr  an  ein  vollkommenes  Concert  wegen  Aus- 
führung Unserer  geheimen  Vorschlägen  ohngesäumet  Hand  anzulegen. 

»Sollte  aber  eine  zweideutige  und  dilatorische  oder  auch  eine  ab- 
schlägige französche  Antwort  .  .  .  erfolgen,  so  ist  die  Gelegenheit  zu 
Errichtung  eines  Defensivtractats  nicht  aus  Händen  zu  lassen,  sondern  so- 
viel möglich  zum  Schluss  zu  befordern.« 

Gehe  Frankreich  auf  das  geheime  Projeet  ein,  so  müsse  erst  eine 
Verständigung  erfolgt  sein,  bevor  der  Wiener  Hof  die  Verhandlungen  mit 
Rassland  und  Spanien  beginnen  könne2). 

»Insbesondere  ist  gegen  den  russischen  Hof  mit  aller  Vorsicht  zu 
Werk  zu  gehen.  Und  ob  zwar  derselbe  allem  Vermuthen  nach  willigst 
su  den  Waffen  greifen  dörfte,  da  er  .  .  .  noch  vor  kurzem  aus  eigenem 
Antrieb  auf  Offensivmaassnehmungen  gegen  Preussen  angetragen  hat3),  so 
wäre  doch  die  ganze  Idee  auf  das  suppositum,  dass  auch  Engeland  hieran 
Theil  nehmen  würde,  gegründet4),  und  würde  es  anfänglichen  Kunst  und 
Mühe  erforderen,  den  Eindruck  des  englischen  Geldes  und  der  gegen 
Frankreich  gefassten  Abneigung  auszurotten  und  nach  und  nach  alles  in 
die  behörige  Wege  einzuleiten,  wozu  Wir  dermalen  annoch  allein  wegen 
Unserem,  mit  Russland  vorwaltendem  guten  Einvernehmen  die  diensame 
Mittel  und  die  Gelegenheit  in  Händen  haben. 

»Fast  die  nämliche  Umstände  äusseren  sich  in  Ansehung  des  spani- 


1)  Vgl.  Nr.  37  a.         2)  Vgl.  S.  158.         3)  Vgl.  Nr.  33.       4)  Vgl.  Nr.  22. 

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232  Osterreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756    sehen  Hofs,  und  so  nöthig  es  Bein  würde,  denselben  zu  gewinnen  nnd  zu 

sbr  22 

Begnehmung  des  geheimen  Concerts  zu  vermögen,  so  grosse  Schwierig- 
keiten dörften  sich  bei  demselben  äusseren. c  Denn  das  spanische  Ministe- 
rium zeige  Vorliebe  für  England  und  habe  ein  Interesse  an  der  Schwächung 
des  mächtigen  französischen  Nachbarn. 


Febr.  22       46a.   Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  22.  Febrnar  1756. 

P.  S.  Nach  einer  Abschrift.  Wohl  ostensibel!).   Abgedruckt  bei  v.  Arneth  IV,  553  Ann.  508; 
Broglie,  L'»Uiajice  338  f.;  Beer,  M.  L  Ö.  0.  XVII,  113  Anm.  1. 

»Au  moyen  des  ordres  qui  vous  parviennent  aujourd'hui2)  .  .  .,  nous 
vous  mettons  en  e*tat,  quelque  soit  la  re'ponse  que  vous  attendez,  draller 
en  avant  de  facon  ou  d'autre  sans  avoir  besoin  d'attendre  d'autres.  II 
serait  bien  fache*  cependant,  s'il  c'ätait  autrement  que  sous  le  pied  du  grand 
que  la  Providence  offre  si  heureusement  dans  ce  moment-ci,  qu'il  n'est  pas 
vraisemblable  que  jamais  l'occasion  puisse  6tre  aussi  favorable. 

»Si  1'idee  du  danger  immense  pour  la  France  dans  l'execution  de  la 
ligue  entre  l'Angleterre,  les  cours  de  Vienne  et  de  Pötersbourg,  le  roi  de 
Prusse,  les  ßtats-Göneraux  et  plusieurs  autros  puissances,  pour  laquelle  la 
cour  de  Londres  se  donne  actuellement  des  mouvements  et,  qu'elle  poussera 
avec  son  impätuositä  accoutume'e,  n'ouvre  pas  les  yeux  ä  la  cour  oü  vous 
fites,  et  ne  lui  fait  pas  sentir  que,  pour  faire  Ichouer  ce  projet,  il  n'y  a 
pas  de  temps  k  perdre,  il  semble  qu'il  faudra  renoucer  ä  l'espoir  de  lui 
voir  prendre  jamais  un  parti  conforme  k  son  inte'rßt  d'fitat  et  k  la  gloire 
d'une  aussi  grand e  monarchie.  On  ne  devrait  pas  lui  supposer  cet  exces 
d'aveuglement,  cependant  vestigkt  terrent*).*  .  .  . 


1)  Vgl.  v.  Arneth  IV,  420.         2)  Vgl.  Nr.  46. 

3)  Broglie  (L'aüiance  337  f.)  benutzt  aus  dein  Wiener  Archiv  einige  mir  nicht 
vorliegende  Briefe  von  Kaunitz  an  Starhemberg  ähnlichen  Inhalts:  Kaunitz  be- 
zeichne am  4.  Februar  1756  die  Westminsterconvention  als  >le  plus  heureux  etle 
plus  decisif  qui  put  arriver  pour  le  bien  de  l'Autriche«,  [vgl.  hierzu  Beilage  Nr.  3] 
und  füge  hinzu:  > II  est  probable  que  nous  allons  voir  l'Angleterre  s'eflForcer  d'en« 
trainer  la  Russie  dans  son  aecord  avec  la  Prusse  et  r6aliser  ainsi  son  ancien  projet 
de  faire  du  roi  de  Prusse  le  mädiateur  commun  et  de  l'installer  comme  l'arbitre  de 
l'Europe«,  >als  den  arbitra  von  Europa  darzustellen«.  Ein  Brief  wenige  Tage  später 
soll  die  Mittheilung  enthalten  haben :  >Tout  indique  [que]  nous  allons  voir  se  former 
une  formidable  ligue  protestante,  qui  sera  naturellement  oppos6e  a  la  cour  de  France 
—  II  faudrait  donc  que  le  ministcre  francais  fftt  frappe*  par  le  ciel  d'aveuglement, 
s'il  ne  voit  pas  clairement  i'interßt  commun  de  la  Prusse  et  de  l'Angleterre  et  les 
conse'quenceB  qui  doivent  s'ensuivre.  C'est  de  quoi  nous  avons  moins  ä  prendre  souci 
que  la  France  elle-meme :  puiBque  dans  le  cas  oü  la  France  persisteralt  dans  ses 
prejnges  haineux  et  voudrait  se  moquer  de  nous,  il  nous  resterait  toujours  un 
parti  k  prendre,  ce  serait  de  nous  rallier  aux  gros  bataillons  et  d'entrer  dans  les 
idees  de  l'Angleterre.« 


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1756  Februar  22  —  Februar  23. 


233 


47.    Esterhasy  an  Zinzendorf.   Petersburg,  23.  Februar  1756.  175« 

Febr.  23 

N»ch  der  Urschrift   VgL  B*nke  162  f.;  Bo«r,  H.  Z.  27,  361;  Onckon  II,  33. 
Klage  Uber  die  Unzuverläetigkeit  der  ruesischm  Politik. 

.  .  .  »Ew.  Hoch  und  Wohlgeboren  waren  noch  ein  Zuschauer  des  An- 
fangs aller  der  nichtig-  nnd  bedenklichen  Anstände,  so  sich  bei  Ratifi- 
eirung  einer  zu  zweimalen  geschlossenen  Convention  ]{  hervorgethan ;  so 
und  noch  arger  dauerte  diese  ausserordentliche  Unentschlossenheit  des 
Hofes  über  zwei  Monat.  Was  leere,  ja  was  recht  lächerliche  Ansinnen 
man  dem  Williams  gemacht  und  mit  was  vor  einer  wohl  ausgedachten, 
der  ganzen  Convention  in  sich  selbst  widersprechenden  Declaration2)  man 
sich  nicht  gescheuet  die  Ratification  zu  begleiten,  wird  bei  Durchlesung 
meiner  Berichte  ohnehin  zur  Genüge  unter  die  Angen  tretten.  Was  scheinet 
Ihnen  nun,  dass  man  sich  wohl  von  hier  bei  zndringender  Gefahr  und 
Noth  mit  gutem  Fug  vor  gründliche  und  werkthätige  Maassnehmungen  ver- 
sprechen dörfe3),  da  man  schon  dermal  sich  vo  viele  Thöre  offen  zu  halten 
sochet,  noch  sich  scheuet,  zum  Voraus  ohne  vieler  Beschönigung  sogar  so 
merkliche  Proben  der  wesentlichen  Denkensart  am  Tag  zu  legen. 

»Ich  bin  zwar  innerlich  überzeuget,  dass  die  rassische  Kaiserin  vor 
sieh  selbst  ganz  sicher  und  ernstlich  wünschete,  den  gefahrlich-  und  ge- 
nannten Nachbaren4)  erniedriget  und  eingescbränket  zu  sehen,  auch  erkennet 
sie  gar  gut,  dass  dieses  in  ihr  wesentliches  Staatsinteresse  am  allermeisten 
und  natürlichsten  einschlage.  Allein  Sie  wissen,  und  wie  oft  habe  ich 
mich  nicht  darüber  geäusseret,  was  nicht  vor  Aspecten  erforderlich  seien, 
bis  dass  von  hier  die  leeren,  obschon  grosslautende  Worte  auf  die  Seite 
gesetzet  und  zu  Werkthätigkeiten  geschritten  werden  dürfte.  Es  kann  und 
wird  auch  diesem  Hauptübel  und  Gebrechen  bei  der  hiesigen  Allianz  auf 
keine  Weise  gesteuert  werden,  insolang  dem  Radicalübel  (welches  ich  be- 
reits in  der  bekannten  Particular-Relation  vom  10.  Juli  1754»)  pflichtmässig 
angezeiget)  nicht  Rath  geschaffet  werden  mag.  Wie  wenig  Hoffnung  aber 
hierzu  übrig  seie,  lässt  sich  von  niemand  besser  entscheiden,  als  von  Ew. 
Hoch-  und  Wohlgeboren,  die  selbst  mit  angesehen,  wie  viele  zerschiedene 
einseitige  Particulair-Absichten,  Hass,  Rachgier  und  andere  Gebrechen  unter 
allen  denen  fürwalten,  die  Steuer  und  Ruder  fahren  oder  aber  sonst 
Credit  genug  haben,  sich  dessen  ohne  politischen  Absichten,  sondern  allein 
zu  Unterdrückung  ihrer  Gegner  zu  gebrauchen.  Ich  bin  fast  geneigt  zu 
glauben,  dass  dieses  ein  dem  Klima  anklebendes  Laster  sei  und  mit 
der  Muttermilch  eingesauget  werde,  folglich  weder  Lieb  des  Vatterlandes 


1}  Am  30.  September  1755  und  endgiltig  am  12.  Februar  1756.  Vgl.  Nr.  38. 

2)  Vgl.  Martens,  Recoeil  IX,  201.  Note  vom  1.  Februar  1756  (a.  St.).  (Russland 
beschränkt  die  Giltigkeit  des  Vertrages  auf  den  Fall  eines  Angriffs  Preuasens  auf 
England-Hannover.)         3)  Vgl.  Nr.  27.  38.        4)  Preussen.  Vgl.  Nr.  22.  27. 

5)  Vgl.  Beilage  Nr.  1. 


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234  Österreichische  Acten  cur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

noch  des  gemeinen  Bestens  mächtig  genng  ist,  dergleichen  Leidenschaften 
das  Gewicht  zu  halten.  So  ist  es,  so  wird  es  bleiben,  und  ohne  Wnnder 
werden  wir  wohl  schwerlich  eine  Änderung  überleben.  Unmöglich  kann 
ich  dermal  mehr  in  meiner  Meinung  irren,  und  mit  aller  Dreistigkeit  ver- 
mag ich  mich  auf  alles,  was  ich  bishero  sowohl  meinem  Hof  avanciret,  als 
Ihnen  mündlich  zu  eröffnen  die  Ehre  gehabt,  beziehen.  Denn  keiner  Orten 
Iässt  sich  das  Wasser  wohl  klarer  und  Achter  als  in  der  eigenen  Quelle 
schöpfen.  Die  Frau1)  hat  sich  auf  eine  fast  unglaubliche  Art  mit  mir  in 
die  Umstände  ihrer  Domesticsachen  eingelassen3),  dass  ich  erstaunt  wäre, 
sie  mit  mir  eine  solche  Sprache  führen  zu  hören.  Wie  schmeichelhaft  und 
vergnüglich  vor  mich  persönlich  sein  mflsse,  dass  ich  ohne  den  geringsten 
Intriguen,  Nebenweg  und  Bassessen  es  durch  meine  blosse  gleichförmige, 
unanstössige  und  gerade  Gonduite  so  weit  gebracht,  dass  die  Frau,  welche 
vor  besonders  rtickhältig  und  dissimulirt  bekannt  ist,  in  mich  als  einen 
Fremden  dergleichen  Confiance  und  Hochachtung  gesetzet,  können  Dieselben 
sich  um  so  leichter  vorstellen,  als  ich  mir  schmeichle,  dass  Ihnen  meine 
zärtlich  und  reine  Denkensart,  welche  zu  meiner  Satisfaction  andurch  und 
mit  so  überzeugenden  factis  immer  mehr  Gewicht  erlanget,  sattsam  bekannt 
ist,  auch  an  Ew.  Hoch-  und  Wohlgeboren  unfehlbar  den  besten  Verfechter 
haben  wird.  .  .  . 

»Bleibt  hiernach  wohl  noch  ein  Zweifel  übrig,  und  Bind  die  bisherige 
Muthmaassungen1)  nicht  vollkommen  bewähret,  dass  die  Kaiserin  von  des 
Grosskanzlers  unverantwortlichem  Betrage  und  meneen  excedirt  ist,  dass 
sie  die  mangelhafte  Art,  womit  die  Geschäften  abgehandelt  werden,  er- 
kenne, dass  sie  die  Unfähigkeit  und  Gebrechen  ihrer  Ministem  weislich 
nebst  dem  erklärlich  einsehe,  wie  es  nicht  in  ihrer  Macht  stehe,  dergleichen 
Hauptunanständigkeiten  aus  Mangel  tauglicher  Subjecten  abzuhelfen?  Er- 
höllet  nicht  daraus  deutlich,  was  ich  oft  wiederholet4),  dass  der  Kanzler 
seinen  noch  nicht  erfolgten  Fall  und  gänzliche  Entfernung  allein  deme 
noch  beizumessen  habe  und  wohl  noch  künftig  zu  danken  haben  wird, 
weil  die  Frau  die  anderweitig  treffende  Auswahl  eben  nicht  sonderlich 
besser  zu  placiren  glaubet?  Ich  habe  dem  ungeachtet  Ursach  zu  förchten, 
dass  die  Maass  der  Geduld  immer  mehr  voll  zu  werden  beginne,  und  dass, 
wenn  er  von  seinen  abscheulichen  Absichten,  Passionen  und  unanständigen 
Benebmungen,  worin  er  aber,  der  Frau  bezeigenden  Unzufriedenheit  un- 
geachtet, hartnäckig  trotzet  und  harret,  nicht  endlich  abgehet,  es  jedoch 
geschehen  kann,  dass  er  bei  aller  der  Frau  ihrer  Nonchalance  unversehens 
die  Überfuhr  versanmete.  Ich  begreife  nicht,  wie  der  Mann  recht  mit 
Gewalt  auf  sein  alte  und  bei  dermaligen  Zeiten  nicht  mehr  mit  gutem 
Erfolge  practicable  Art  die  Geschäften  zu  betreiben,  versessen  bleibet.  Ist 


1)  Zarin  Elisabeth.  2)  Vgl.  Nr.  12.  3)  Vgl.  Nr.  22. 
4)  Vgl.  Nr.  21. 


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1756  Febroar  23. 


235 


das  ein  Werk  eines  klugen  Mannes,  and  muss  man  nicht  von  Sinnen  sein,  I756 

IT©  1h*  1 

wenn  man  wider  Wind  und  Strom  zu  seglen  verlanget? 

>Eben  dieser  des  Grosskanzlers  hartnäckiger  Condnite  ist  die  von 
der  Kaiserin  bei  der  Ausfertigung  des  Ratificationsinstruments  bezeugte 
Irrisolution  hauptsächlich  beizumessen,  denn  da  er  bei  der  Frauen  umso- 
weniger  Vertrauen  haben  muss,  als  sie  an  öffentlicher  Tafel  sich  vernehmen 
lassen,  ihr  Kanzler  habe  sie  schon  etzliche  Mal  hintergangen  und  noch 
öfters  betrögen  wollen,  benebst  aber  doch  alle  Mühe  angewendet  hat,  das 
Reichscollegium  auch  möglichst  zu  disoreditiren,  so  haben  entgegen  andere, 
die  um  die  Frau  sind,  als  unter  andern  der  von  Bestushew1)  aus  brüder- 
licher Liebe  eingeblasene  nnd  naoh  preissischen  Blut  durstige  General 
Buturlin2),  freies  Feld  behalten,  ihren  Diensteifer  gelten  zu  machen,  öl 
ins  Feuer  zu  giessen  und  die  Kaiserin  zaghaft,  irre  und  zweifelhaft  zn 
machen.  Ew.  Hoch-  und  Wohlgeboren  sehen  schon  selbst  ein,  ohne  dass 
ich  mich  weitläufig  ergiesse,  was  dieses  alles  nothwendig  und  hauptsächlich 
vors  künftige  vor  üble  nnd  ungedeihliche  Folgerungen  naoh  sich  ziehen 
werde  and  müsse.  Es  ist  allerdings  wahr,  dass  die  Kaiserin  gut  denke 
and  den  König  von  Preissen  mit  Vergnügen  in  engeren  Grenzen  za  sehen 
wflnschete,  ich  bin  dessen  überzeuget;  allein  uns  ist  mit  leeren  Wünschen 
ebensowenig  Rath  geschaffet,  als  zn  der  Erfüllung  Hoffnung  übrig  ist. 
Nimmermehr  kann  man  sioh  bündiger  und  freundschaftlicher  äusseren,  als 
es  die  Frau  gegen  mich  dertwillen  gethan3),  aber  einmal,  wie  alle  Zeit, 
das  oftgedachte  malum  radicale  ist  der  unüberwindliche  Stein  des  Anstosses, 
welcher  die  schöne  Verheissungen  immer  gegen  den  werkthätigen  Erfolg 
acheutern  machen  wird.  .  Was  aber  von  künftigen  Zeiten  und  bei  erfolgender 
Regierungsänderung  eigentlich  zu  erwarten  sei,  ist  aus  der  Kaiserin  selbst- 
eigenem Zeugnisse  über  des  Grossf Arsten  artige  Absichten  leicht  abzu- 
scbliessen.  Ich  wünsche  nichts  mehr,  als  dass  eine  solche  Veränderung 
lang  und  wenigstens  ad  feliciora  tempora  hinausgesetzet  bleibe,  maassen  die 
Frau  noch  gewiss  niemals  in  so  guten  und  [mit]  unserem  wahren  Besten 
llbereintreffenden  principiis  gewesen.  Und  obschon  ich  darauf  unverändert 
beharre,  dass  ich  deme  allen  angeachtet  ein  sehr  geringen  werkthätigen 
Effect  erwarte,  so  mnss  man  jedoch  so  viel  möglich  trachten,  wenigstens 
das  Beste  daraas  zu  ziehen;  zu  bedauern  ist,  dass  es  mit  der  Frauen 
ihrer  Gesundheit4)  ehender  arger  als  besser  zu  werden  das  Ansehen 
gewinnet. 

>Was  mir  bei  der  Sache  eines  von  angenehmsten  mit  war,  ist,  dass 
ich  des  Vicekanzlers  seine  ungefärbte,  redliche  und  freundschaftliche  Hand- 
lung zu  entnehmen  Gelegenheit  gehabt*);  denn  alles,  was  er  mir  während 


1)  Graf  Michael  Bestashew-Rjumin,  russischer  Oberhofmarschall,  Bruder  des 
Grosskanzlers.         2)  Russischer  General  und  Senator.         3)  Vgl.  Nr.  10. 
4)  Vgl.  Nr.  22  d,  auch  Raumer,  Beiträge  II,  313.         5)  VgL  Nr.  22  a. 

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236  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  den  accroohement  der  Ratification  nnd  nach  ein  geloffener  schöner  Zeitung 
9  r  der  engüsch-preissischen  Convention  in  Vertrauen  eröffnet,  habe  ich  von 
solcher  candenr  befunden,  dass  ich  meine  gegen  ihn  tragende  Hochachtang 
täglich  so  billiger  vermehren  muss,  als  ich  die  Bekräftigung  alles  dessen, 
was  er  mir  hinterbracht,  theils  mit  der  Kaiserin  gegen  mich  geführten 
Äusserungen  und  theils  sonst  mit  dem  Erfolge  vollkommen  übereinstimmend 
befunden.  Sein  Zutrauen  gegen  mich  hat  unterweilen  auch  immer  mehr 
zugenommen,  nnd  ich  fahre  benebst  fort,  mit  dem  Grosskanzler  mich  eben- 
falls auf  einen  ausserordentlich  gutem  und  vertraulichem  Fusse  zu  finden; 
ja  das  Band  dieser  guten  Einverständnüss  wird  täglich  enger  zusammen- 
gezohen,  gleichwie  Ew.  Hoch-  und  Wohlgeboren  aus  den  der  Relation1) 
inserirten  factis  sattsam  abnehmen  werden.  Am  allermeisten  aber  spricht 
mir  des  Grosskanzlers  in  mein  droiture  dermal  setzendes  Vertrauen  das 
Wort,  wie  heimlich  wir  beide  zusamm  geworden,  da  er  sich  nicht  scheuet, 
mich,  den  er  so  empfindlich  beleidiget,  zum  Mittler  und  Vorsprecher  der 
bei  unserem  Hofe  ansuchenden  Pension  zu  erbitten,  ein  trait,  welcher 
unter  beiden  Kanzlern  die  Parallele  ziehet  und  den  Werth  ihrer  Sentiments 
bestimmen  helfen  könnte.«  .  .  . 


47a.   Esterhasy  an  Zinzendorf.  Petersburg,  23.  Februar  1756. 

P.  8.   Nach  der  Urschrift.  VgL  Buke  163  ud  Am  1. 
Vertrauliche  Äusserungen  der  Zarin  Über  England,  BeeUuhew  und  den  Oroeefürsten. 

»Bei  Gelegenheit  der  letzt  am  Hofe  begangenen  Hochzeitsfeierliohkeiteo 
der  verwittibten  Staatsdame  Csoglikow  hat  sich  der  merkwürdige  Zufall 
gefflget,  dass  die  russische  Kaiserin  mit  mir  abermal2)  von  Affairen  zu 
sprechen  beliebete..  Es  ist  diese  Unterredung  mit  solchen  Umständen  be- 
gleitet gewesen,  dass  ich  sie  nicht  nur  als  ein  ausserordentliches,  sondern 
auch  ins  künftige  und  ganz  besonders  bei  dermalig  zerritteten  und  dqui- 
voquen  Weltläufen  von  erspriesslichen  Gedeien  sein  könnendes  ßvenement 
ansehe.  .  .  . 

»Gleich  nach  geendigter  Tafel  näherte  ich  mich  der  Frau,  welche 
sofort  Anlass  nähme,  mich  zu  fragen,  was  ich  denn  eigentlich  von  den 
zwischen  Engeland  und  Preissen  so  unvermuthet  eingegangenen,  ihr  mit 
der  vor  etzlichen  Tagen  ratificirten  Convention8)  keineswegs  vereinbarten 
scheinenden  Bflndnflsse  vor  eine  Meinung  hege.  Sie  ihres  Orts  müsse  mir 
ganz  frei  gestehen,  dass  sie  von  8eiten  des  Königs  von  Engeland  ein 
solchen  Schritt  desto  weniger  erwartet  hätte,  als  selber  bei  dermaligen 
Umständen  nicht  verfehlen  kann,  hier  und  bei  dem  Wienerischen  Hof  ein 
nicht  ungegründetes  Misstrauen  und  Kaltsinnigkeit  zum  Nachtheil  der  ge- 
ll Vom  25.  Februar  175«,  vgl.  Nr.  48.  2)  Vgl.  Nr.  12. 
3)  Vgl.  S.  233. 


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1756  Februar  23. 


237 


samten  Allianz  zn  erwecken.    Unerachtet  nun  sie  der  König  von  Gross-  1756 
britannien  bei  Mittheilnng  der  Substanz  gedachten  Tractats  auf  das  theuer8te^e^r" 
versicheren  lassen,  dass  diese  von  ihm  getroffene  Vorkehrungen  nicht  das 
allergeringste  an  der  zwischen  beeden  Höfen  subaistirenden  Freundschaft 
und  Bundesgenossheit  geänderet  habe,  so  wisse  sie  jedoch  dergleichen  an- 
ständige Äusserungen  keineswegs  mit  der  von  Engeland  in  geheim  ge- 
führten Negociation  und  das  hierunter  den  übrigen  Alliirten  bezeugte 
unverantwortliche  Misstrauen  und  zwar  um  so  weniger  zu  vereinbaren, 
als  es  eben  in  einer  Zeit  geschehen,  da  sie  zu  Bestätigung  ihrer  vor  das 
gemeine  Beste  wohlmeinenden  Gesinnung  so  enge  Mesuren  eingeschlagen, 
welche  aber  durch  mehrgedachte  anzügliche  Einverstandniss  mit  Preissen 
ganzlich  vereitelet  und  in  einer  Art  von  Unbestand  versetzet  worden. 
Wenigstens  wäre  unleugbar,  dass  die  zwischen  beeden  Höfen  nur  kürzlich 
in  Stande  gelangte  Convention  die  Einschränkung  der  Vergrösserungs- 
begierde  und  denen  etwa  zu  dem  Ende  im  Sinn  führenden  Absichten  des 
Königs  von  Preissen  zum  Ziel  gehabt  habe.    Von  hier  seie  man  zum 
wenigsten  um  so  williger  in  solche  Verbttndiichkeiten  getretten,  als  mau 
die  ganze  Zeit  der  vorgewesten  Negociation  hindurch  und  hauptsächlich 
des  Williams  gemachten  klaren  Äusserungen ')  zu  Folge,  —  denn  wie  auch 
die  Convention  in  sich  selbst  den  deutlich  Verstand  am  Tag  leget  —  die 
Hauptabsicht  dahin  gerichtet  hatte,  dem  Könige  von  Preissen  bei  aller 
Gelegenheit  ernstlich-  und  nachdrücklichen  Einhalt  zn  thun.  Sie  misskenne 
übrigens  ihr  eigenes  wesentliches  Staatsinteresse  nicht  so  sehr,  beherzige 
zugleich  ihrer  getreuen  Bundesgenossen  und  der  Allianz  allgemeine  Sicher- 
heit zuviel,  als  dass  sie  jemals  von  derlei  festgesetzten  principiis  abgehen 
und  die  genommene  dahin  einschlagende  Engagements  nicht  getreilich  er- 
füllen sollte.    Allein  es  wollte  ihr  fast  anscheinen,  als  ob  der  König  von 
Grossbritannien  von  seinem  alten  systemate  abzugehen  beginne;  welcher 
Argwohn  neue  Kraft  überkommet,  wenn  man  nur  einigermaaasen  in  Er- 
wägung ziehen  wird,  was  denn  eigentlich  die  so  geheim  gehaltene  und 
annoch  unter  der  Decke  einer  zweideutigen  und  unfreundlichen  Zurück- 
haltung liegende  bedenkliche,  ja  den  bisherig  gemeinsamen  Maassnehmungen 
zuwiderlaufende  englisch -preissische  Verständnuss  eigentlich  zum  Grund 
haben  müsse.    Sie  wolle  aber  annoch  dahin  gestellet  sein  lassen,  wer  am 
Ende  der  Betrogene  sein  dürfte.    Übrigens  zweifle  sie  nicht,  dass  der 
Vicekauzler  samt  den  Kammerherrn  Schuwalow2)  mit  mir  schon  vorläufig 
von  der  Sache  gesprochen  haben  werde,  maassen  sie  beeden  den  ausdrück- 
lichen Auftrag  gethan. 

»Da  nun  allerdings  an  deme  war,  dass  der  Vicekanzler  und  8chuwalow 
mit  mir  diesetwegen  gesprochen,  auch  eben  dieses  die  Ursach  gewesen, 
welche  mir  die  feste  Hoffnung  gab,  die  Kaiserin  würde  bei  erster  Gelegen- 


1)  Vgl  Nr.  42  a.         2)  Iwau  Schuwalow. 


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238  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

IJSß^heit  mir  selbst  die  Gnade  thun,  sieb  mit  mir  niber  zu  vernehmen,  so 
ginge  icb  eben  an  dem  Tag  ganz  vorbereitet  naeh  Hof. 

»Was  ich  dahero  bei  dieser  Gelegenheit  alles  angebracht,  ist  leicht 
zu  erachten.  Alles,  was  mir  Geist  und  Witz  immer  fonrnirte,  der  Franen 
Anständiges,  Schmeichelhaftes  nnd  sie  in  so  vorteilhaften  Gesinnungen 
bestärken  könnendes  zu  sagen,  habe  ich  gewiss  nicht  versäumet,  nnd  ich 
hatte  das  Glück,  dass  meine  Bemühungen  nicht  unfruchtbar  angewandt 
schienen :  welches  theils  ans  der  Fran  gütig-  nnd  vertraulichen  Äusserungen, 
auch  theils  ans  dem  Eifer,  womit  sie  bei  einer  Stnnde  sich  mit  mir  zu 
unterreden  Belieben  trage,  scheinbar  abznschliessen  gewesen. 

»Ob  ich  nun  schon  nicht  ungern  sähe,  die  Kaiserin  in  solchen  Ge- 
sinnungen zn  finden,  auch  dass  sie  solche,  wie  vermuthlich,  an  Engeland 
zu  erkennen  gebe,  nicht  schaden  könnte,  so  wäre  ich  dennoch  in  etwas 
verlegen,  eine  dergestalt  abgemessene  Antwort  zu  geben,  die  eines  Theils 
mit  der  meines  Hofs  mir  darüber  noch  nicht»)  bekannten  eigentlichen 
Denkensart  vereinbaret  und  andern  Theils  die  bei  der  Fran  wider  den  eng- 
lischen Hof  abgespürte  Empörung  und  aigrenr  allenfalls  in  gedeihlichen 
Schranken  erhalten  werden  möge.  Dahero  extendirte  ich  mich  anf  eine 
schicksame  und  ihr  sehr  schmeichelhafte  and  angenehm  fallen  müssende 
Art  über  ihre  nach  dem  eigenen  wahren  Staatsinteresse,  auch  der  ganzen 
Allianz  gemeinsamen  Besten  ausgemessene  erlauchte  Einsicht  und  fügte 
hinzu,  es  seie  nicht  ohne,  dass  des  Königs  von  Engeland  nichts  weniger 
als  bnndsmässiges  Verfahren  zwar  allerdings  bedenklich  nnd  inconsequent 
wäre;  es  dürfte  aber  bei  dermaligen  Umständen  wohl  ehender  die  vor  die 
hannoverische  Lande  tragende  immerwährende  Bangigkeit  eines  Theils,  an- 
deren Theils  aber  die  bekannte  und  schädliche  Sparsamkeit  den  König  ver- 
muthlich allein  zu  diesem  Fehltritt  verleitet  haben,  obschon  zu  vermuthen 
seie,  dass  der  König  von  Preissen  wohl  schwerlich  der  Betrogene  sein 
würde.  Ich  fügte  deme  noch  bei,  dass  ich  zwar  von  meinem  Hofe  in  dieser 
Sache  noch  keine  Belehrung  empfangen  hätte ;  dessen  Denkensart  aber  vor 
hiesigen  Hof  seie  mir  zum  Voraus  schon  so  vollkommen  bekannt,  dass  ich 
mit  guten  Fug  versichern  könnte,  wie  alles  das,  was  der  Kaiserin  miss- 
fallen und  ihrem  Intäröt  entgegen  zu  stehen  vermögte,  von  meinem  Hofe 
der  obwaltenden  engen  und  unzertrennlichen  Freundschaft  und  Gemein- 
schaft der  Intäräts  wegen  mit  den  nämlichen  Augen  und  als  ein  eigene 
Sache  beständig  angesehen  werden  würde«,  wie  denn  die  Kaiserin  schon 
aus  einem  vor  vielen  Monaten  eingereichten  Memoire2)  das  Entgegenkommen 
des  Wiener  Hofes  bemerkt  haben  werde. 


1)  Da  die  Couriere  zwischen  Wien  und  Petersburg  im  Durchschnitt  nicht 
unter  14  Tagen  gebrauchten,  so  konnte  Esterhasy  den  Erlaas  vom  11.  Februar 
1756  [Nr.  41]  noch  nicht  in  Händen  haben. 

2)  Datirt  vom  15.  Juli  1754,  in  Beantwortung  eiuer  russischen  Anfrage,  ob 


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1756  Februar  23. 


239 


»Da  mir  aber  die  dermalige  Umstände  so  erschienen,  da33  es  ein  1756 
heilsam-  und  anderseits  gedeihliches  Werk  wäre,  wenn  beede  höchste  Höfe 
wo  möglich  in  ein  noch  engeres  Vertrauen  und  Maassnehmungen  schreiteten, 
so  zweifle  ich  auch  keineswegs,  mein  Hof  würde  mir  demnächst  gemessene 
Befehle  mitgeben,  der  russischen  Kaiserin  seine  eigentliche  Gedanken 
nnter  die  Augen  zu  legen,  wornach  ich  nicht  versäumen  würde,  an  I.  M. 
den  gehorsamsten  Vortrag  geflissenst  bewürken  zu  lassen. 

»Hier  fiele  mir  die  Kaiserin  in  die  Rede  und  entschüttete  sich  gegen 
mich  in  sehr  starke  Klagen  über  den  Grosskanzler,  sagende,  wie  dass  sie 
die  ganze  Zeit  hindurch  von  gedachten  Memoire  kein  Wort  nicht  gewusst. 
Ich  dürfte  mich  aber  darüber  nicht  hoch  wundern,  das  seie  eben  nichts 
Neues;  sein  hergebrachte  Gewohnheit,  Vergessenheit  und  Neigung  zum 
Trinken  verursacheten  in  Gemeinschaft,  dass  Sachen  öfters  viele  Monate 
bei  ihm  liegen,  bis  selbe  ihr  zukommeten.  Die  Hauptsach  aber  wäre  das, 
dass  er  ...  mit  Ausschliessung  aller  andern  das  Ruder  gerne  allein  führen 
and  nach  eigenem  Wohlgefallen  handeln  wollen.  Der  Ursachen  habe  er 
den  Vicekanzler,  dessen  Redlichkeit  und  Attachement  vor  ihre  Person  sie 
kenne,  solchergestalten  angefeindet  und  verfolget,  dass,  ungeachtet  sie  sich 
selbst  ins  Mittel  gelegt  und  beide  zu  einer  Versöhnung  mit  Schärfe  und 
Ernst  verwiesen,  sie  doch  nicht  habe  auslaugen  können,  des  Grosskanzlers 
seine  wider  den  Woronzow  gleich  darauf  wieder  angesponnene  unverant- 
wortliche Zudringlichkeiten  zu  heben  und  ihn  zu  billigeren  und  Bestand 
haltenden  Benehmungen  zu  vermögen.  Auch  habe  er  auf  alle  Wege  und 
Weise  getrachtet,  dem  Olsuwiew  den  Hals  zu  brechen,  der  doch  ein  ge- 
schickter und  verständiger  Mann  wäre,  von  dessen  Ehrlichkeit  und  wahren 
Diensteifer  sie  überzeugt  ist.  Sie  hätte  aber  diese  ungeziemende  Seiten- 
wege schon  lange  satt,  habe  sich  auch  der  Ursachen  deutlich  genug  ver- 
nehmen lassen. 

>Ich  machte  mir  diese  Gelegenheit  auf  eine  unverfängliche  Art  zu 
Nutzen  und  Hesse  mich  vernehmen,  dass  freilich  nichts  nothwendiger  seie, 
als  dass  zwei  Höfe,  deren  Interet  gemein  und  so  enge  verknüpfet  ist,  in 
einem  immer  währenden  Zusammenhange  der  Einverständnis  lebeten,  und 
wäre  zu  wünschen,  dass  hauptsächlich  bei  dermalige  Umständen  an  I.  M. 
von  allen  Vorfallenheiten  ein  ungesäumter  Vortrag  beschehete.  Ich  er- 
zählte benebst  auf  eine  ganz  unverfänglich-  und  nicht  missfallen  könnende 
Weis,  wie  in  Wien  den  fremden  Ministern  ein  Tag  in  der  Woche  gesetzet 
und  dazn  destiniret  wäre,  um,  wenn  sie  etwas  an  den  dirigirenden  Staats- 
minister von  Affairen  zu  bringen  hätten,  selbe  ohne  allen  Aufsehen  be- 
wirket werden  könne,  woraus  der  Vortheil  erwächst,  dass  man  beider- 
seits in  dem  natürlichen  nezu  der  Geschäften  bleibe  und  auch  bei  den 


und  wie  Österreich  bei  eintretendem  casus  foederis  mitzuwirken  gedenke.  Vgl. 
Beer,  Bentinck  CLV1I  f. 


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240  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  wöchentlichen,  bei  Hofe  haltenden  Conseil  auf  solche  Art  am  leichtesten 
falle,  der  Souveraine  ein  unüberhäuften  Vortrag  zu  machen  und  dagegen 
die  gefällige  Entscheidungen  einzuholen. 

»Worauf  mir  die  Frau  mit  vieler  Gflte  in  Antwort  gäbe:  Ja  das 
ginge  in  Wien  an,  wo  man  Leute  darnach  hat,  aber  bei  ihr  nicht,  wo 
eben  daran  der  Mangel  ist;  denn  ihr  Kanzler  wäre  der  Mann  nicht,  der 
ein  Vortrag  hat,  sie  verstünde  auch  gemeiniglich  das  Zehnte  nicht,  was 
er  ihr  untern  Zähnen  hervor  zische,  dabei  habe  er  auch  das  ihr  unan- 
genehme Trinken  sich  dergestalt  einnehmen  lassen,  dass  er  meistens  ausser 
Stand  ist,  ein  mündlichen  Vortrag  zu  bewflrken.  Bei  allen  diesen  seinen 
Fehlern  hat  er  doch  beständig  getrachtet,  den  Vicelcanzler  so  viel  als  mög- 
lich von  Affairen  zu  entfernen,  in  der  Absicht,  um  nach  eigenem  Wohl- 
gefallen und  nach  seinen,  auch  mir  unfehlbar  bekannt  sein  müssenden, 
unanständigen  Nebenwegen  die  Geschäfte  allein  verwalten  zu  können, 
woraus  zugleich  erfolget,  dass  auch  der  Vicekanzler  ausser  Stand  geblie- 
ben, sich  in  seinem  Amte  zu  formiren  und  zu  habilitiren.  An  dessen 
Statt  aber  hätte  er  sich  des  Funckes ')  auf  eine  ungeziemende  Art  ge- 
brauchet. .  .  . 

»Hiernach  verfiele  die  Red  auf  den  Grossfürsten,  und  beschwerte  sich 
die  Kaiserin,  wie  wenig  Vernunft  und  Application  bei  dem  Herrn  vorwalte, 
wie  kindisch  und  unausgemessen  sein  ganzer  Betrag  überhaupt  und  sonder- 
lich wie  hartnäckig  er  wegen  des  holsteinschen  Austausches2)  anf  seiner 
Meinung  versessen  seie,  ohne  dass  weder  gut-  noch  üble  Worte,  Bitten 
noch  ernstliche  und  scharfe  Angehungen  den  mindesten  Eindruck  all  ihres 
Verwendens  ungeachtet  erwirken  können.  Mit  dem  Grosskanzler  dargegen, 
dem  weder  er  noch  seine  Gemahlin3)  vor  kurzem  noch  gut  gewollt,  seien 
dermalen  beede  die  allerbesten.« 


Febr.  25       48.    Esterhasy  an  Maria  Theresia.    Petersburg,  25.  Februar  1756. 
Praes.  16.  März  1756. 

Nach  der  Urschrift. 

Warnt  vor  der  bei  dem  Abschluss  der  Convention  mit  England  neuerdings  bewiesenen 

Unxuverlässigkeü  Russlande. 

Bestushew  und  Woronzow  überreichten  Esterhasy  eine  Abschrift  der 
an  England  gerichteten  geheimen  Declaration  zu  der  Subsidienconvention  *} 
und  bemerkten,  »wann  die  Nachricht  des  zwischen  England  und  Preussen 
geschlossenen  Tractats  zwei  Tag  vorher,  nämblich  vor  der  Ratifications- 


1)  Vgl.  S.  167.  2)  Es  handelte  sich  um  das  Project  eines  Austausches 
der  schleswigschen  Ansprüche  des  GrossfUrsten  Peter  gegen  die  Grafschaften 
Oldenburg  und  Delmenhorst.  Vgl.  Bilbassow,  Geschichte  Katharina  IL,  I,  349 
(Ubersetzt  von  Petzold,  1891).         3)  Katharina.        4)  Vgl.  S.  233  Anm.  2. 


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1756  Februar  23  -  Februar  25. 


241 


Auswechslung  allhier  eingeloffen  wäre,  ich  versicheret  sein  könnte,  dass  1756 
solche  nun  und  nimmermehr  erfolget  sein  würde1),  gestalten  die  russische    6  r'  5 
Kaiserin  nicht  so  viel  wegen  deren  englischen  Subsidien,  als  aus  Eifer 
för  das  gemeinsame  Beste  und  umb  dem  König  in  Preussen  engere 
Schränken  zu  setzen,  zu  dieser  Convention  bewogen  worden  seie2). 

»Gleichwie  nun  Ew.  K.  K.  M.  mich  fflrnämblich  durch  ...  die  Expedition 
von  9.  September  anni  prioris3)  .  .  .  angewiesen,  auf  all  dasjenige,  was 
durch  den  Williams  allhier  etwa  angebracht  und  Allhöchstderoselben  von 
dem  englischen  Hof  zu  Last  gelegt  werden  dörfte,  ein  wachsames  Aug  zu 
tragen,  so  habe  in  dieser  Conferenz  für  gut  befunden,  diesen  zwei  russi- 
schen ministris,  jedoch  unter  Ausbedingung  des  engsten  secreti,  und  dass 
nur  allein  die  hiesige  Monarchin  davon  wissen  könne,  den  Plan  .  .  .  lang- 
samb  und  wohlbedächtig  vorzulesen,  welche [r]  ...  von  denen  Gross-  und 
Vicekanzleren  ungemeinen  Beifall  gefunden,  und  haben  mich  diese  zwei 
ministri  zu  versicheren  keinen  Anstand  genommen,  dass  sie  bei  der  russi- 
schen Kaiserin  davon  gewiss  den  rechten  Gebrauoh  zu  machen  ohn- 
ermangeln  würden.« 

Maria  Theresia  werde  sich  der  Note4)  erinnern,  die  Russland  ihm  habe 
überreichen  wollen,  er  aber  nicht  angenommen  habe. 

»Und  gleichwie  das  hiesige  Ministerium,  nach  mehrere m  Inhalt  meiner 
vorhergehenden  .  .  .  Berichten5),  mir  ein  Promemoria  zu  einem  auf  des 
Königs  in  Preussen  Einschränkung  gerichtet  sein  sollenden  gemeinsamben 
Concert  behändigen  zu  wollen,  sich  öfters  gegen  mich  nicht  undeutlich 
geäusseret,  durch  die  Nachricht  aber  des  zwischen  Engeland  und-  Preussen 
den  16.  Januar  geschlossenen  Tractats  der  diesfallige  hiesige  Antrag 
geändert  oder  wenigstens  in  suspenso  zu  sein  scheinet,  so  hat  man  in 
obberflhrter  Conferenz  sich  gegen  mich  hierüber  nicht  weiters  geäussert, 
sondern  das  Original  von  der  .  .  .  Note  von  mir  ohnbedenklich  zurück- 
genommen. « 

Williams  habe  die  in  der  Convention  stipulirte  Summe  von  100000  H  £ 
auf  ein  Jahr  voraus  bereits  für  Russland  angewiesen. 

»Ew.  K.  K.  M.  werden  aus  meiner  heutigen  Relation  und  besonders 
aus  der  dem  Williams  angehängten  declaration  secretissime 6)  des  hiesigen 
Hofes  Beschaffenheit  und  Gedenkensart  in  Ansehung  seiner  Alliirten  .  .  . 
su  ersehen,  benebst  ...  zu  beurtheilen  vermögen,  ob  und  inwieweit  auf 
die  hiesige,  auch  theurste  Zusagen  und  Verbindlichkeiten  mit  Bestand  und 
Verlässlichkeit  zu  trauen  und  zu  bauen  seie7).  Naohdeme  die  Truppen- 
behandlung einige  Jahre  gedaurt 8),  ehe  sie  zu  Stande  gekommen,  die  Rati- 

1)  Diese  Ansicht  äusserte  Esterhasy  bereits  in  einem  Bericht  an  Kaunitz 
am  17.  Februar  1756.  Vgl.auch  v.  Arneth  IV,  434;  Beer,  H.  Z.  27,  361  f.;  Broglie, 
L'alliance  360.        2)  Vgl.  Nr.  47  a.        3)  Vgl.  Nr.  7.        4)  Vgl.  Nr.  33. 

5)  Vgl.  Nr.  32.         6)  Vgl.  S.  233  Anm.  2.         7)  Vgl.  Nr.  47.  47  a. 

8)  Vgl.  v.  Arneth  IV,  367  ff. 

Acten  zur  Vorgeschichte  des  "jlhrigen  Krieges.  16 

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242  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  ficationsunterschrift  aber  ohne  mindester  Ursach  hier  zwei  Monat  verzögeret 
3  r*  und  bei  der  Auswechslung  dem  Williams  eine  gegen  den  Conventions- 
inhalt lanfende  Declaration  untereinstem  zugestellet,  benebst  zn  deren 
mehreren  Beschönigung  die  nach  des  hiesigen  ministerii  eigener  Gestandnuss 
nicht  mehr  existirende  baskirische  Unruhen  hervorgesucht  und  in  oftbe- 
sagter declaration  secretissime  als  die  Hauptursach  des  verweigerten 
Hinausmarche  angeftthret  worden  seind,  wo  doch  vermög  der  Convention 
auch  ein  den  hiesigen  Hof  betreffender  anderweiter  Krieg  Rnssland  von 
diesen  neu  eingegangenen  Verbindlichkeiten  gar  nicht  abhalten  könnte  und 
sollte.  Und  obschon  aus  nunerwähnter  Declaration  in  Ansehung  des  Königs 
in  Preussen  hier  der  gute  Willen  hervorscheinet,  so  ist  doch  sicher,  dass, 
wann  es  einmal  mit  demselben  zum  Krieg  kommen  sollte,  der  hiesige  Hof 
ohngehindert  seiner  allianz-  und  conventionsmässigen  Obliegenheiten  hieran 
nicht  ehender  theilnehmen  würde,  als  bis  von  anderen  Bundsgenossen  dem 
König  in  Preussen  ein  so  empfindlicher  Streich  beigebracht  oder  wenigstens 
solche  vorläufige  Maassnehmungen  mittelst  eines  gemeinsamben  Concert 
unter  denenselben  festgesetzet  worden,  dass  Russland,  wann  dasselbe  hinzu- 
tritt, alsdann  nicht  leicht  mehr  einiger  Gefahr  exponiret  sein  könnte;  wo- 
benebst  aus  dieser  Declaration  auch  deutlich  genug  abzunehmen  ist,  dass 
die  russische  Kriegsvölker  nicht  leicht  fürs  künftige  den  deutschen  Boden 
zu  betreten  gedenken.« 


Febr.  25       48  a.   Esterhasy  an  Maria  Theresia.   Petersburg,  25.  Februar  1756. 

P.  8.  1.  Nfcch  i  d*r  Urschrift. 
Abnahme  der  russischen  Krieg slmt  gegen  Preussen  als  Folge  der  Westminsterconvmtion. 

.  .  .  »Die  russische  Kaiserin  hat  auch  von  dem  zwischen  England 
und  Preussen  letzthin  geschlossenen  Tractat  zu  sprechen  angefangen !)  und 
mir  zu  erkennen  gegeben,  dass  sie  von  dem  König  in  England  solche 
geheimbe  Handlung  so  weniger  vermuthen  können,  als  sein  Bottschafter 
allhier  vor  und  nach  dem  Conventionsschlnss  wider  Preussen,  und  dass 
der  König  dieses  Namens  in  engere  Schranken  gesetzet  werden  müaste, 
geredet  habe2).  Die  hiesige  Monarchin  fugte  deme  bei,  dass  ausser  dem 
von  Williams  hier  communicirten  Extract  zwischen  diesen  zwei  Höfen  viel- 
leicht noch  andere  geheimbe  Artikulen  dörften  verabredet  und  festgesetzt 
worden  sein,  und  habe  ich  ganz  deutlich  wahrnehmen  können,  dass  man 
von  denen  hiesigen  Ideen,  dem  König  in  Preussen  engere  Schranken  zu 
setzen8),  ziemlich  abgekommen  seie  oder  wenigstens  bis  anf  nähere  und 
verlassliche  Nachrichten  von  dieser  so  geheim  gepflogenen  Handlung  solche 


1)  Voran  geht  eine  inhaltlich  mit  Nr.  47  a  übereinstimmende  Erzählung  von 
dem  Gespräch  der  Zarin  mit  Esterhasy  auf  der  Hochzeit  der  Staatsdame  Csoglikow. 
2}  Vgl.  Nr.  42  a.         3)  Vgl.  Nr.  33. 


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1756  Februar  25. 


243 


in  suspenso  halten  wolle,  welches  so  mehr  zu  bedauern,  als  aus  allen  1756 

••  Febr 
diesen  Äusserungen  abzunehmen  ist,   das 8  es  der  russischen  Kaiserin  ' 

wahrer  Ernst  gewesen,  ihres  Orts  in  alle  des  Königs  in  Preussen  Macht 
schmälernde  Maassnehmungen  einzuschlagen,  gestalten  die  hiesige  Monarchin 
über  diese  gar  nicht  vermuthete  Benehmung  des  englischen  Hofs  besonders 
aufgebracht  wäre,  und  ich  nicht  undeutlich  abnehmen  können,  dass  Höchst- 
dieselbe  anf  die  Meinung  verfallen,  als  ob  der  englische  Hof  mit  Preussen 
ein  solches  systema  errichtet  oder  wenigstens  in  ein  dergleichen  einzu- 
gehen gedenke,  welche  beede  kaiserliche  Höfe  von  demselben  mit  der  Zeit 
gänslich  separiren  könnte. 

»Bei  dieser  Wahrnehmung  also  habe  gegen  die  hiesige  Sou veraine 
zwar  gelimpflich,  doch  wohlbedächtlich  fallen  lassen,  dass  meines  geringen 
Dafürhaltens  der  König  in  England  wohl  noch  nicht  so  weit  gegangen 
sein  werde  und  die  enge  Einverständnis  beeder  kaiserlichen  Höfen  und 
eine  hervorleuchtende  bundsmässige  fennete*  das  einzige  Mittel  wäre,  den 
König  allenfalls  wieder  auf  die  rechte  Wege  bringen  zu  können.« 


48b.    Esterhasy  an  Maria  Theresia.    Petersburg,  25.  Februar  1756.  Febr.  25 

P.  8.  3.  Nach  der  Umchrift 
Bitte  des  Groeskanzlers  Bestushew  um  eine  jährliche  Peruion. 

»Auch  hat  der  hiesige  Grosskanzler  nach  der  mit  mir  gepflogenen 
Unterredung1)  Tages  darauf  den  von  Funcke  zu  mir  geschickt  und  durch 
denselben  seine  beklemmbte  Umstände,  in  welchen  er  respectu  seines  wenigen 
Vermögens  für  nun  und  fürs  künftige  sich  befinden  wird,  sehr  beweglich 
vorstellen  lassen,  sofort  mich  ersuchet,  bei  Ew.  K.  K.  M.  meine  .  .  .  Vor- 
stellungen dahin  zu  machen,  damit  Allerhöchstdieselbe  in  Ansehung  seines 
Ew.  K.  K.  M.  ...  Dienst  und  Interesse  von  allen  Zeiten  her  gewidmeten 
.  . .  Eifers  und  Devotion  .  .  .  geruhen  möchten,  ihme  auf  seine  noch  wenige 
Lebenszeit  eine  jährliche  Pension  .  .  .  zuzulegen,  und  gleichwie  er,  der 
Grosskanzler,  sich  aller  deren  von  Ew.  K.  K.  M.  empfangenen  .  .  .  Ver- 
ehrungen sehr  wohl  erinnere,  auch  solche  nach  aller  seiner  Vermögenheit 
zu  demeriren  trachten  würde,  so  wäre  nichts  anders  als  die  äusserste  Noth, 
welche  ihn  zu  dieser  .  .  .  Bitte  abermalen  veranlasse,  und  zwar  seie  solche 
so  gross,  dass  er  auch  bei  dem  königlich  englischen  Hof  ein  gleichmässiges 
nachdrückliches  Ansuchen  durch  den  Williams  zu  thun  sich  nicht  ent- 
übrigen könnte.  Er,  Graf  Bestushew,  hätte  zu  mir  das  Vertrauen,  dass 
bei  Ew.  K.  K.  M.  ich  nach  meiner  ihm  bekannten  Redlichkeit  diese  seine 
betrübte  Umbstände  auf  alle  Weis  gelten  zu  machen  belieben  würde.«  .  .  . 

Allerdings  sei  das  Vertrauen  auf  Bestushew  bei  der  Zarin  stark  ge- 
sunken2).   »Da  aber  nach  der  hiesigen  Monarchin  Reden  zu  vermuthen 

1)  Vgl.  Nr.  48.         2)  Vgl  S.  234  f.  239. 

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244  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  igt,  dass  der  Grosskanzler  aas  Mangel  eines  anderen  geschickten  Hannes 
*  r'  seinen  Posto  lebenslang  begleiten  werde,  sofort  pro  futnro,  wo  nicht 
nntzen,  doch  viel  schaden  könnte,  so  muss  Ew.  K.  E.  M.  ich  .  .  .  anheim- 
stellen, ob  Allerhöchstdieselbe  von  denen  noch  in  meinen  Händen  habenden 
4500  Ducaten1)  .  .  .  sowohl  ihm  als  zu  mehrerer  Auffrischung  auch  dem 
secretario  Wolkow  nicht  noch  etwas  .  .  geben  zu  lassen  geruhen  wollen.« 


Febr.  25       48  c.    Eaterhasy  an  Maria  Theresia.   Petersburg,  25.  Februar  1756. 

P.  8.  6.  N*ch  der  Urschrift 

Lobt  das  bisherige  Verhallen  des  Williams. 

»Auch  .  .  .  habe  ich  durch  sichere  Wege  in  verlässige  Erfahrung 
gebracht,  dass  der  Williams  bei  Gelegenheit  der  ihm  neulich  .  .  .  zuge- 
schickten .  .  .  Vollmacht  zu  Erneuerung  des  zwischen  dem  englischen  und 
hiesigen  Hof  subsistirenden  Allianztractats 2)  untereinsten  auch  einen  voll- 
ständigen Unterricht  Aber  den  ganzen  Hergang  des  zwischen  Ew.  K.  K.  M. 
und  Engeland  fttrdauerenden  Kaltsinnigkeit  erhalten,  und  er  in  geheim 
angewiesen  worden  seie,  nach  Maass,  wie  ich  wider  seinen  Hof  hier 
sprechen  werde,  sich  der  ihme,  Williams,  an  Hand  gegebenen  Anweisung 
zu  bedienen,  wie  er  sich  dann  auch  bereits  gegen  jemand  in  geheim  ver- 
traulich geäusseret  hat,  dass  er  allenfalls  beweisen  könne,  dass  auf  Ew. 
E.  E.  M.  das  ganze  Unrecht  dieser  Ealtsinnigkeit  zurückfalle. 

»Gleichwie  nun  aber  die  russische  Kaiserin  ...  mit  des  Eönigs  in 
Engeland  Betrag  keineswegs  zufrieden  ist3),  ...  so  ist  mit  gutem  Grund 
dafür  zu  halten,  dass,  wann  wider  Allerhöchstdieselbe  der  Williams  über 
kurz  oder  lang  einige  Beschwerde  anbringen  sollte,  dieselbe  allhier  so 
wenigen  Eindruck  machen  würden,  als  der  russische  Hof  sich  selbst  nicht 
mehr  widersprechen  könnte. 

»Ich  muss  bekennen,  dass  der  Williams  bis  auf  die  ihme  den  14. 
dieses  eingelangte  Nachricht  des  mit  Preussen  geschlossenen  Tractats 
diesem  Hof  niemalen  das  Wort  gesprochen,  Ew.  E.  E.  M.  aber  bis  dato 
hier  öffentlich  noch  nicht  das  mindeste  zur  Last  gelegt  habe4},  auch  mit 
mir,  wie  ich  mit  ihme,  einen  vertraulichen  Umbgang  zu  unterhalten 
fortfahre. « 


1)  Vgl.  Nr.  5  und  22  a.  2)  Vgl.  S.  233  Anm.  1.  3)  Vgl.  Nr.  47  a.  48. 
4)  Vgl.  42  a. 


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1756  Februar  25 


Februar  27. 


245 


*9.    Starhemberg  an  Kaunitz.    Paris,  27.  Februar  1756.    Praes.  1J56 
5.  Marz  1756.  Febr'  27 


Nach  der  Urschrift   Tgl.  t.  Arneth  IV,  421.  563  Arno.  509-512;  Oncken  II,  15;  Broglie, 
L'aUianee  351  ff. ;  Waddington,  Benversement  31«  f.;  Naud<<,  Beitrage  I,  70  Anm.  3. 

Frankreich  geht  mit  Entschiedenheit  auf  die  preussenfeindlichen  Pläne  Österreichs 
ein,  verweigert  aber  die  Zustimmung  zu  einer  sich  über  die  Eroberung  Schlesiens 
hinaus  erstreckenden  Zerstückelung  Preussens. 

Frankreich  sei  dem  Begehren  Starhembergs1)  gefolgt  und  noch  vor 
dem  Eintreffen  der  österreichischen  Weisung2)  in  nähere  Verhandlungen 
über  das  geheime  Project  eingetreten. 

»Avant  toutes  choses  Tabbä  de  Bernis  a  exige*  de  moi  .  .  .  que  je 
lui  donnasse  nne  däclaration  positive  au  sujet  de  ce  qu'il  lui  a  plu  de 
nommer  le  point  fond amental  de  notre  nägociation,  ä  savoir  l'observation 
d'une  parfaite  räciprocite*  dans  nos  Conventions,  re'ciprocite'  qui  consisterait 
en  ce  que  la  cour  de  Vienne  en  userait  avec  l'Angleterre  tout  de  mßme 
qu'elle  demandait  que  Von  en  agit  ici  ä  l'egard  du  roi  de  Prusse3),  et  il 
ajouta  qu'il  ne  serait  pas  possible  d'entrer  en  matiere,  si  je  ne  lui  donnais 
au  pre'alable  des  assuranoes  pre'cises  sur  ce  point  pre*liminaire.«  Da 
Bernis  auf  diesem  Standpunkt,  trotz  aller  Bemühungen  Starhembergs,  den 
Unterschied  zwischen  den  Beziehungen  Österreichs  zu  England  und  denen 
Frankreichs  zu  Preussen  klarzumachen,  geblieben  sei,  so  habe  Starhemberg 
schliesslich  die  schriftliche  Erklärung4)  von  Bernis  entgegengenommen, 
dass  alle  ihre  weiteren  Verhandlungen  null  und  nichtig  sein  sollten,  falls 
Österreich  jene  Grundbedingung  nicht  zugestände. 

Nunmehr  seien  sie  in  die  Berathung  Aber  die  in  der  Instruction  vom 
21.  August  1755  enthaltene  sechs  Punkte5)  eingetreten: 

1)  Don  Philipps  »Etablirung«  in  den  österreichischen  Niederlanden. 
Frankreich  fordere  für  den  Prinzen  die  Grafschaft  Flandern,  das  Gebiet 

'  von  Tournay  und  das  ganze  Land  zwischen  der  Scheide  und  dem  Meer, 
ferner  nähere  Verabredung  über  sein  Thronfolgerecht  in  Neapel. 

2)  Prinz  Conty  und  die  polnische  Königswahl.  Der  König  von  Frank- 
reich beabsichtige  nichts  als  die  Erhaltung  der  Freiheit  der  polnischen 
Nation  und  ihres  Wahlrechts.  Man  sei  nicht  abgeneigt,  mit  Österreich 
eine  Vereinbarung  einzugehen,  um  bei  dem  Tode  des  Königs  von  Polen 
die  Aufrechterhaltung  des  Friedens  und  der  öffentlichen  Ruhe  zu  sichern; 
einen  bestimmten  Throncandidaten  habe  man  nicht  im  Auge. 

3)  Bemühungen,  Kussland  mit  Frankreich  zu  versöhnen  und  Spanien 
mit  in  das  Bündniss  zu  ziehen.  Frankreich  wolle  beide  Zwecke  befördern, 
wünsche  aber  auch  Neapel  hineinzuziehen. 


1)  Vgl.  S.  220.      2)  Vgl.  Nr.  46.         3)  Vgl.  Nr.  44.  45. 
4)  Vgl.  v.  Arneth  IV,  553  Anm.  510.         5)  Vgl.  S.  148  f. 


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246  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  »Nons  en  vinmes  ä  la  quatrifeme  [proposition],  dans  laqnelle  il  est  dit 

que  l'on  indiquerait  ä  la  France  les  moyens  d'agrandir  ses  allies.  L'abbd 
de  Bernis  me  dit  ä  cette  proposition  qu'on  ne  ponvait  s'expliquer  snr  son 
contenn  sans  savoir  quels  ätaient  les  moyens  qne  nons  pouvions  indiqner 
ponr  l'agrandissement  des  allies  de  la  France,  et  qnelles  dtaient  les  pnia- 
sances  qne  nons  comprenions  sons  ce  nom.  Je  ne  jugeai  pas  ä  propos 
de  m'expliquer  snr  oe  point,  avant  qne  d'avoir  appris  les  intentions  de 
cette  oonr  au  sujet  de  la  cinquieme  et  sixieme  proposition,  an  moyen  de 
qnoi  je  priai  l'abbe*  de  Bernis  de  remettre  l'examen  de  cette  proposition 
jusqu'ä  ce  qne  nons  nons  fnssions  expliquäs  snr  les  denx  suivantes. 

»II  tut,  par  consäqnent,  qnestion  d'abord  de  la  cinquieme,  dans  laqnelle 
U  est  dit  qne  Ton  demandait  qne  la  France  renonc&t  ä  son  alliance  avec 
le  roi  de  Prnsse.  L'abbe*  de  Bernis  me  däclara  an  snjet  de  cette  propo- 
sition que  le  Roi  ätait  däcide*  d'en  agir  avec  le  roi  de  Prnsse  de  la  m6me 
facon  qne  nons  agirions  avec  l'Angleterre,  qne  c'dtait  donc  ä  nons  de  dire 
quelle  sorte  de  renonciation  ä  l'alliance  du  roi  de  Prnsse  nons  demandions 
de  la  part  de  cette  conr;  qu'on  avait  lieu  de  croire  qu'il  ne  ponvait  pas 
ctre  question  d'une  renonciation  qui  engageat  le  Roi  a  un  concours  offensif 
ä  nos  dgmarches  projetles  contre  le  roi  de  Prnsse,  puisque  nons  n'e'tions 
pas  ä  port^e  d'entrer  dans  des  mesures  offensives  contre  l'Angleterre,  que, 
par  consäquent,  nons  ne  demanderions  apparemment  qu'une  renonciation 
pnre  et  simple,  ä  laqnelle  on  pourrait  se  d<3  terminer  ici,  pourvu  que  de 
notre  c6t<S  nons  en  fissions  autant  vis-ä-vis  de  l'Angleterre,  mais  que 
sürement  on  insisterait  tonjours  sur  une  parfaite  re'ciprocite'  sans  laqnelle 
nons  ne  conclnrions  jamais  rien.  Je  crus  qne  c'e*tait  la  le  moment  de 
repre'senter  ä  l'abbe*  de  Bernis  oombien  il  importait  ponr  le  bien  de  la 
n^gociation  de  ne  pas  prendre  le  change  sur  ce  qui  doit  ßtre  le  ▼e'ritable 
point  fondamental  de  notre  nögociation.  Je  le  räduisis  ä  cet  effet,  par  une 
suite  de  raisonnements  qne  je  n'entreprendrai  pas  de  redire  ioi,  ä  convenir 
avec  moi  que  le  seul  but  auquel  nons  devions  tacher  de  parvenir,  e*tait 
de  prövenir  les  suites  dangereuses  ä  craindre  de  l'alliance  des  conrs  de 
Londres  et  de  Berlin,  que,  par  conseqnent,  des  lors  que  notre  inte're't 
fondamental  exigeait  qne  Ton  s'acheminät  conjointement  vers  ce  but,  la 
reciprocite'  consistait  ä  faire  chacun  de  son  cöte"  ce  qui  ponvait  nons  y 
amener  le  plns  sürement  et  le  plus  promptement;  que,  le  meilleur  et  m£me 
l'unique  moyen  pour  cela  consistant  en  ce  que  Ton  tache  de  mettre  des 
bornes  ä  la  puissance  du  roi  de  Prnsse,  et  n'y  ayant  nulle  apparence  que 
Ton  püt  y  räussir,  si  la  France  n'agissait  pas  en  ce  point  de  concert  avec 
nons,  il  fallait  de  näcessite*  qu'elle  se  pr€tat  ä  ce  concert  et  consenttt  ä 
contribuer  aux  frais  que  l'execution  de  nos  vues  contre  le  roi  de  Prusse 
exigerait,  ce  qui  est  le  sens  de  la  sixieme  proposition,  enonce*e  dans  notre 
Premier  plan,  laqnelle  dit  que  Ton  s'entendrait  avec  la  France  sur  les 
frais  et  la  depense  qu'exigerait  l'execution  du  plan  propoaä.« 


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1756  Februar  27. 


247 


Nach  sehr  langen  Unterredungen  glaube  Starhemberg  als  die  Absicht  1756, 
Frankreichs  zn  erkennen,  dasa  es,  bezüglich  der  Form  des  Verzichtes  auf  e  r'  ' 
die  Allianz,  niemals  von  der  Bedingung  der  Reciprocität  zurücktreten 
werde.   Man  könne  freilich  noch  weitere  Versuche  machen,  die  aber  wenig 
Aussicht  böten. 

»Quant  a  la  substance,  il  est  certain  que  Ton  entre  non  senlement, 
an  moin8  en  partie,  dans  nos  vues  contre  le  roi  de  Prusse,  et  que  Ton 
consent  ä  ce  que  nous  lui  reprenions  avec  le  secours  de  Russie  les  fitata 
quMl  nous  a  enleväs,  mais  que  mßme  on  ne  fera  pas  difficulte"  de  concourir 
efficacement  ä  Tex^cution  de  ces  vues  en  nous  fournissant  des  secours  en 
argen t,  dont  nous  pourrons  avoir  besoin.  Tonte  la  difficulte'  consistera 
encore  dans  la  modification.«  .  .  . 

Bernis  habe  schliesslich  vorgeschlagen,  »que  Ton  ponrrait  prendre  ponr 
prätexte  des  secours  en  argent  que  la  France  nons  fournirait,  la  compen- 
sation  des  avantages  que  nous  faiaions  a  Tinfant  Don  Philippe  dans  l'äohange 
projete*.«  Allerdinga  fürchte  Starhemberg,  1)  dass  alsdann  die  Forderungen 
Frankreichs  für  Don  Philipp  sehr  hoch  steigen  wllrden  und  2)  die  Geld- 
bewilligung nicht  die  für  Österreich  wünschenswerte  Höhe  erreichen 
dürfte. 

Worauf  es  jedoch  ankomme,  sei  zugestanden, 

1)  dass  der  französische  Hof  Österreich  gegen  Preussen  freie  Hand 

lasse, 

2)  dass  der  französische  Hof  Österreich  mit  Geld  unterstütze.  Man 
verlange  die  Höhe  dieser  Subsidien  zu  wissen. 

Darauf  habe  Bernis  gefragt,  durch  welche  Mittel  Österreich  die 
französischen  Bundesgenossen  zu  vergrößern  plane,  und  an  wen  man 
dabei  denke.  Starhemberg  erwiderte,  dass  ausser  Russland  noch  einige 
andere  benachbarte  Staaten,  etwa  Schweden,  Pfalz,  Sachsen  zum  sicheren 
Gelingen  des  Planes  nothwendig  sein  würden,  und  dass  man  diese  Mächte 
durch  Gebietserweiterungen  auf  preussische  Kosten  gewinnen  wolle.  Da- 
durch würden  sowohl  diese  Mächte  als  Frankreich  und  Österreich  vor 
künftiger  Rache  des  preussischen  Königs  sicher  gestellt,  den  es  vollständig 
unfähig  zu  machen  gelte,  nochmals  die  Ruhe  Europas  zu  stören.  Auf 
diese  Weise  werde  auch  der  Zeitraum  verkürzt,  während  dessen  Frankreich 
Subsidien  zu  zahlen  hätte.  Übrigens  hinge  die  Wahl  der  Hülfsmächte  von 
den  Wünschen  Frankreichs  ab. 

»L'abbe*  de  Bernis  n'ecouta  qu'ä  demi  tous  ces  raisonnements.  H 
m'interrompit  ä  chaque  instant  et  me  declara,  des  le  commencement  de 
deux  longnes  conversatious  que  nous  eümes  ä  oe  sujet,  que  le  Roi  ne  se 
pr€terait  jamais  ä  cette  proposition.    Les  raisons  sont: 

1.  »que  le  prooCde*  serait  trop  violent  et  trop  oppose*  ä  la  facon  de 
penser  du  Roi. 


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248  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756         2.  »que  le  roi  de  Prasse  serait  suffisamment  puni  dn  tort  qu'il  avait 
»br.  27  ^g.^.^g  £e  cette         (et  qui  2B  ne  consistait  que  dans  le  mystere  qn'il 
avait  fait  de  sa  nägooiation  aveo  l'Angleterre 1),  si  on  le  laissait  senl  aux 
prises  aveo  nous  et  la  Rassie  et  consentait  k  oe  que  nons  lui  reprenions 
la  Sile'sie. 

3.  »que  Ton  aimerait  mieux  lui  däclarer  ouvertement  la  guerre,  que 
de  se  prßter  sons  main  ä  sa  destrnction  totale. 

4.  »que,  quand  m6me  l'on  aurait  pu  y  consentir,  ce  n'aurait  Jamals 
6t6  qu'ä  condition  que  nous  eussions  aussi  oonsenti  de  notre  cöte"  au 
däpouillement  total  du  roi  d'Angleterre. 

5.  »que,  si  le  roi  de  Prusse  perdait  la  Sil^sie,  il  se  voyait  prive*  de 
la  moitie  de  ses  forces  et  ne  serait  plus  en  e"tat  de  rien  entreprendre. 

6.  »qu'en  outre  l'alliance  que  nous  allions  contracter  aveo  la  France, 
devait  nous  donner  toute  sürete"  ä  oet  egard,  vu  qu'elle  serait  la  premiere 
ä  se  ddclarer  ouvertement  contre  lui,  s'il  verrait  jamais  ä  troubler  la  paix. 

7.  »que,  des  lors  que  conjointement  aveo  la  Russie  nous  n'aurions  ä 
faire  qu'ä  lui  seul,  il  nous  serait  tres  aise*  de  le  räduire  ä  nous  ce*der  la 
Silesie,  sans  avoir  beBoin  du  concours  d'autrea  puissances. 

8.  »que,  si  nous  oraignions  (comme  je  crns  devoir  le  faire  aperoevoir,) 
que  cos  puissances  ne  se  declarassent  en  sa  faveur,  il  y  aurait  moyen 
de  los  engager  ä  rester  neutres,  vu  que  la  8uedo  e*tait  liee  avec  la  France 
par  le  meme  traite*  qui  la  liait  avec  le  roi  de  Prasse2),  et  pröfererait 
toujours  l'allianoe  de  cotte  cour  ä  oelle  de  la  Prusse;  que  Ton  pourrait 
au  besoin  donner  des  subsidos  ä  la  Saxe  et  k  la  Baviere,  pour  qu'elle« 
demeurassent  tranquilles,  et  qu'en  un  mot,  on  ne  voyait  ni  la  necessiti 
ni  la  possibilite*  d'entrer  en  aucun  oonoert  k  oet  egard,  et  que,  reellement, 
on  aimerait  mienx  renoncer  k  tont  que  de  consentir  jamais  k  cette  pro- 
posiüon. 

»Cette  declaration  si  precise  donnera  sans  doute  beaucoup  ä  penser 
k  V.  Exe,  et  eile  est  en  effet  de  nature  ä  pouvoir  donner  de  justes  soup- 
90ns  sur  les  ventables  sentiments  et  dispositions  de  cette  cour.  Tout 
prouve  que  Ton  a,  ou  du  moins  qu'on  affecte  d 'avoir  encore  beauooup  de 
8crapule  et  de  renitence  k  sacrifier  le  roi  de  Prasse.  On  veut  sans  doute 
le  laisser  en  force  pour  pouvoir  toujours  ä  tout  ävänement  se  servir  de 
lui  oontre  nous,  et  quelque  chose  que  j'ai  pu  repräsenter,  on  ne  se  per- 
suade  pas  que  la  France  pnisse  jamais  avoir  rien  ä  craindre  de  sa  part. 
On  semble  ne  pas  reconnaitre  tout  l'avantage  que  l'Angleterre  peut  tirer 
de  son  alliance.  On  croit  qu'il  n'y  a  que  notre  intärät  particulier,  la 
passion  et  la  vengeance  qni  nous  gnident  dans  tout  cecP),  en  un  mot, 
on  veut  bien  mettre  des  bornes  ä  la  puissanoe  du  roi  de  Prusse,  mais  on 
ne  veut  pas  la  dätraire  entierement,  et  on  est  content  que  nous  reprenions 


1)  Vgl.  S.  218.         2)  Vgl  8.  218  Anm.  4.         3)  Vgl.  Nr.  36. 


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1756  Februar  27  -  März  6. 


249 


la  8il&ie,  mais  on  ne  veut  pas  nous  mettre  dans  une  position  tout-ä-fait  1756 
tranquille,  assuree  et  qui  peut  donner  ä  oe  que  Ton  croit  de  la  suj^tion  Febr* 
ä  la  France.«  .  .  . 


50.   Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  2.  März  1756.  März  2 

Nach  der  Urschrift. 

Esterhasys  Darstellung  der  Weltlage,  die  er  den  beiden  russischen 
Kanzlern  in  Befolgung  des  Erlasses  vom  11.  Februar1)  gegeben  habe, 
hätte  »um  so  ehender  einen  erwünschten  Eingang  gefunden2),  als  sich 
dieselbe  wenige  Tage  zuvor  gegen  mich  in  essentiali  fast  ganz  gleichförmig 
geäusseret  haben«.  Beide  hätten  ihm  versichert,  dass  die  russische  Kaiserin, 
die  »ohne  das  Aber  diese  ohnvermuthete  englische  Vorfallenheit  über  die 
Maaßsen  aufgebracht  wäre3),  in  allem  bundesmässig  und  standhaft  zu 
Werke  zu  gehen,  entschlossen  seie,  sich  darbei  aber  auch  nicht  zu  über- 
eilen4), sondern  diese  Sach,  bis  sie  noch  mehr  reif  sein  wird,  gegen  den 
englischen  Hof  mit  einer  äusserlioh  erscheinenden  Gleichgültigkeit,  jedoch 
darbei  aufmerksam  anzusehen  gedenke«. 


51.   Maria  Theresia  an  Starhemberg 5).  Wien,  6.  März  1756.        März  6 

Nach  dem  Beioconcept  VfL  t.  Arneth  IV.  427;  Bänke  163. 1«8;  Oucken  II,  16;  Beer,  M.  L  Ö.  0. 
XVII,  123.  134. 

Ausführliche  Instruction,  einen  Neutraläätsvertrag  mit  Frankreich  alt  Vorbereitung 

des  geheimen  OffensivtraetaU  abtuschlieeten. 

.  .  .  »Das  Wesentlichste  der  .  .  .  königlichen  Antwort6)  bestehet  nicht 
nur  in  der  generalen,  willfährigen  Äusserung,  sondern  zugleich  in  der 
nachdrücklichen  Versicherung,  dass  die  ganze  Handlung  auf  die  Billigkeit, 
gutes  Trauen  und  Glauben,  wie  auch  auf  eine  vollkommene  Beciprocität 
gegründet  werden  sollte.«  Hierin  habe  bisher  die  grösste  Sorge  der 
Kaiserin  beruht. 

»Soviel  nun  die  Sache  selbsten  anbetrifft,  so  hat  nunmehro  die 
Question  an  ?  ihre  vollkommene  Richtigkeit«,  und  es  handele  sich  nur 
noch  um  das  quomodo.  Hierfür  sei  die  Instruction  vom  21.  August  1755  7) 
maassgebend.  Zur  Entwerfung  eines  vollständigen  Planes  aber  müssten 
erst  die  französischen  Forderungen  zuverlässig  bekannt  sein.  »Dann  nach 
Maass,  als  die  erwähnte  Verlangen  mehr  oder  weniger  ertragen,  müssen 

1)  Vgl.  Nr.  41. 

2)  Dasselbe  berichtete  Esterhasy  noch  einmal  am  9.  März  1756. 

3)  VgL  Nr.  47  a,        4)  Vgl.  Nr.  41.  48  a. 

5)  Ist  die  Antwort  auf  Starhembergs  Berichte  vom  16.  und  20.  Februar  1756 
(rgl.  Nr.  44.  45)  und  noch  ohne  Kenntnisa  des  Starhemberg'schen  Berichts  vom 
27.  Februar  1756  (vgl.  Nr.  49)  abgefasst,  vgl.  S.  253. 

6)  Frankreichs  vom  19.  Februar  1756.  Vgl.  Nr.  45.        7)  Vgl.  Nr.  2. 


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250  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  Wir  Unser  Begehren  in  Ansehung  des  werkthätigen  französchen  Beitrags 
März  6  ejnrjcjj^en  und  nach  Proportion,  als  dieser  Beitrag  beschaffen  ist,  den 
Operationsplan  erstrecken  oder  beschränken.«  Begnüge  sich  Frankreich 
z.  B.  mit  dem  für  Don  Philipp  angebotenen  Äquivalent,  so  »begreifen  Wir 
von  selbsten,  dass  Unsere  Gegenforderungen,  zumalen,  was  den  baren 
Geldbeitrag  anbetrifft,  zu  mässigen  und  auf  andere  thunliche  Auswege  zu 
Auftreibung  der  ungemein  grossen  Kriegsausgaben  in  Zeiten  fürzudenken 
seie;  dahingegen  in  dem  anderen  Fall  die  Billigkeit  und  Proportion 
erforderte,  Unsere  Verlangen  zu  erweiteren  und  den  Plan  darnach  ein- 
zurichten. « 

Es  komme  also  alles  darauf  an,  die  Höhe  der  französischen  Gegen- 
forderungen zu  erfahren.  Inzwischen  gebe  man  ihm  noch  folgende  Er- 
läuterungen: 

Zu  l1).  Äquivalent  für  Philipp.  .  .  .  »Und  sollten  sich  gleich  die 
französchen  Anforderungen  viel  weiter  erstrecken,  so  dörfte  doch  zu  allem 
mit  beiderseitiger  Zufriedenheit  Rath  zu  schaffen  sein,«  wenn  nur  die  Reci- 
procitat  beachtet  würde. 

Zu  2.  Conty  und  die  polnische  Königswahl.  Man  habe  mit  Ver- 
gnügen des  französischen  Königs  »abgeänderte  Gesinnung«  wahrgenommen, 
hoffe,  dass  demgemäss  Frankreich  »ans  der  künftigen  polnischen  Königs  wähl 
keine  Hauptbedingnuss  machen,  sondern  auf  andere  ihm  mehr  an  dem 
Herzen  liegende  objecta  seine  vorzügliche  Aufmerksamkeit  richten  werde« ; 
man  könne  aber  trotzdem  noch  »mit  Anständigkeit  nicht  wohl  einen  Ab- 
sprung« davon  nehmen. 

Zu  5.  Frankreich  soll  die  preussische  Allianz  völlig  verlassen.  »Über 
dieses  wichtige  Begehren  hat  nun  die  ernannte  Krone  allschon  in  generalen 
Ausdruckungen  eine  willfährige  Antwort  ertheüet.«  Die  Kaiserin  ver- 
muthe,  dass  Frankreich  «zwar  vor  dermalen  in  Unsere  geheime  Vorschläge 
aufrichtig  und  eiferig  eingehen«,  aber  darüber  hinaus,  auch  aus  religiösen 
Interessen,  gleichzeitig  mit  dem  österreichischen  Angriff  auf  Preussen  gegen 
Hannover  vorgehen  wolle.  Das  würde  zwar  die  Österreichischen  Absichten 
gegen  Preussen  ■>  ungemein  <  erleichtern,  indessen  bestände  die  Gefahr,  dass 
Russland,  »so  viele  Wahrscheinlichkeit  vorhanden  ist,  dass  Russland  zu  werk- 
thätigen Maassnehmungen  gegen  Preussen  allein  zu  vermögen  seie'2)«,  seine 
Gesinnung  ändern  würde,  wenn  Hannover  ins  Spiel  käme,  zumal  wenn 
der  Subsidientractat  mit  England  schon  abgeschlossen  sein  sollte3). 

Auch  wäre  zu  besorgen,  dass  bei  einer  Bedrohung  Hannovers  England 
schleunigst  zum  Schaden  für  Österreich  Frieden  mit  Frankreich  schliessen 
würde.  Starhemberg  solle  alflo,  falls  Frankreich  diesen  Plan  wirklich 
fasse,  zwar  nichts  dagegen  einwenden4),  was  auch  im  Interesse  der  Reci- 


1)  Vgl.  Nr.  49.  2)  Vgl.  Nr.  31.  50.  3)  Vgl.  S.  233  Anm.  2. 
4)  Vgl.  S.  208  t 


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1756  März  6. 


251 


procitit  nicht  gut  anginge,  aber  auf  vorherige  Vereinbarung  mit  Russland 
dringen. 

Starhemberg  werde  ermächtigt,  eine  ganz  willfahrige  Antwort  auf  die 
Frage  zu  ortheilen,  ob  Österreich  fflr  den  Fall,  dass  der  Vertrag  mit 
Frankreich  zu  Stande  komme,  auf  die  englische  Allianz  verzichten  wolle  *). 
Die  Kaiserin  erbiete  sich  sogar,  diese  Erklärung  auf  Verlangen  in  einem 
besonderen  Artikel  des  Vertrages  abzugeben.  Indessen  solle  auch  Frank- 
reich versprechen,  ohne  Österreichs  Genehmigung  keinen  der  »geheimen 
Handlung c  hinderlichen  Frieden  zu  schliessen.  Ausserdem  müsse  dem 
Traetat  die  ausdrückliche  Bedingung  einverleibt  werden,  dasB  alle  fflr 
Frankreich  und  Don  Philipp  gewährten  Vortheile  ohne  die  wirkliche  Er- 
oberung von  Schlesien  und  Glatz  hinfällig  seien. 

Zu  6.  Die  Geldbeihilfe  Frankreichs  oder  Spaniens  sei  erst  nach  Maass- 
gabe der  französischen  Gegenforderungen  zu  bemessen.  »So  vieles  aber  hat 
seine  nngezweifelte  Richtigkeit,  dass  ohne  vollständige  Gewinnung  des 
russischen  Hofs  auf  keiner  8eiten  etwas  gedeihliches  auszurichten2);  dass 
solches  ohne  Subsidien,  die  denen  englischen  wenigstens  gleichkommen, 
nicht  anzuhoffen,  dass  Aber  dieses  die  jährliche,  ausserordentliche  Kriegs- 
erfordernussen ,  ohne  das  ordinarium,  fflr  unser  aerarinm  zwölf  Millionen 
Gulden  betragen  wurden;  dass  wir  hierzu  ohne  ausserordentliche  Beihülfe, 
es  möge  solche  in  Credit  oder  in  einem  von  Frankreich  oder  Spanien  zu 
stipulirenden  Geldbeitrag  bestehen,  nicht  Rath  schaffen  können,  und  dass 
dabero  auf  alle  thunliche  Mittel  und  Wege  fürzudenken  seie,  so  Uns  die 
Last  erleichteren  helfen.  Wie  Wir  dann  durch  die  nämliche  Betrachtung 
allschon  veranlasset  worden,  in  Unseren  Niederlanden  vier  Millionen  Gulden 
durch  Errichtung  einer  Lotterie  .  .  .  aufzunehmen  und  diese  Gelder  zur 
Ausführung  des  geheimen  Vorschlags  bereit  zu  halten.« 

In  der  Unterhandlung  selbst  sei  folgendermaassen  vorzugeben: 

1)  Zunächst  gelte  es  die  Einigung  mit  Frankreich  nach  folgenden 
Grundregeln  zu  Stande  zu  bringen. 

Frankreich  solle  seine  Bedingungen  »offenherzig,  vollständig  und  ohn- 
verzü glich«  nennen. 

Es  sei  »unwiderruflich«  festzustellen,  worin  die  beiderseitigen  Vortheile 
und  Bedingungen  bei  glücklichem  Ausgang  der  Unternehmung  gegen  Preus- 
8en  bestehen  sollen. 

Aufrichtigkeit  müsse  die  allgemeine  Richtschnur  bilden. 

»Nicht  sowohl  in  der  Gestalt  des  Principalgeschäfts,  als  hauptsächlich 
zu  Vorbereit-  und  Beförderung  des  grossen  Endzwecks  sei  es  in  allen  Fällen 
dienlich  und  nöthig,  die  Neutralitätsaote  zu  errichten«,  und  so  das  Auf- 
geben zu  verringern,  das  allenthalben  die  österreichisch-französischen  Ver- 
handlungen erregten»). 


1)  Vgl.  Nr.  44.         2)  Vgl.  S.  146.         3)  Vgl.  Nr.  46. 


252  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

r*7586        Endlich  sei  auf  Abschlags  eines  Defensivtraetats  hinzuwirken,  soweit 
er  mit  dem  geheimen  Vorschlag  vereinbar  sei1). 

2)  Wenn  nnn  mit  Frankreich,  »wo  nicht  das  ganze  nach  allen  seinen 
Theüen,  jedoch  das  Hauptwerk  verabredet  nnd  in  das  Klare  gesetzet  ist, 
so  bestehet  der  zweite  wesentliche  nnd  unumgänglich  nöthige  Theil  Unsere 
geheimen  Vorschlages  in  der  vollkommenen  Einverständnis  und  Mitwirkung 
des  russischen  Hofs1),  nach  welchem  Wir  auch  die  Zeit,  wann  zur  Exe- 
cution  zu  schreiten,  richten  müssen.«  Zur  Vorbereitung  sei  bereits  am 
11.  Februar2)  an  Esterhasy  ein  ausführlicher  Erlass  ergangen,  und  man 
gedenke  nunmehr  bei  der  russischen  Kaiserin  anzufragen,  ob  sie  »gegen 
ein  billiges  subsidie«  im  Verein  mit  Österreich  >noch  in  diesem  Jahr  eine 
Armee  von  70—80000  Mann  gegen  die  preussische  Lande  marschiren  zu 
lassen«  geneigt  sei. 

Der  Zeitpunkt  der  Ausführung  werde  sich  nach  der  russischen  Ant- 
wort richten.  Auf  Bernis'  Anfrage  wegen  der  Verschiebung  des  Angriffs 
bis  zum  nächsten  Frühjahr3)  möge  Starhemberg  erwidern,  dass  jeder  Zeit- 
verlust sehr  schädlich  sei.  .  .  .  »Allenfalls  sollte  sich  die  übertriebene 
französche  Delicatesse  damit  beruhigen  lassen,  dass  dieser  Hof  nach 
Unserem  ersten  Plan  sich  nicht  unmittelbar  in  den  Krieg  gegen  Preussen 
einzulassen,  sondern  desfalls  einen  ruhigen  Zuschauer  abzugeben4),  auch 
alle  seine  Uns  zu  gut  kommende  Bedingnusse  und  Versprechen  bloss  und 
allein  auf  die  in  den  Niederlanden  zu  bewilligende  Gegenvortheile  zu 
richten  hätte.« 

3)  In  Schweden  habe  die  Kaiserin  durch  Graf  Zinzendorf5)  bereits 
zur  Zeit  der  ersten  Anknüpfung  mit  Frankreich  bei  dem  Reichsrath  Höpken 
anfragen  lassen,  der  damals  aber  aus  Rücksicht  auf  Frankreich  »seine  vor- 
malige Sprache  auf  einmal  abgeändert«  habe.  .  .  . 

4)  »Nächst  Frankreich  und  Russland  verdienet  der  spanische  und 
neapolitanische  Hof  sonder  Zweifel  die  grösste  Aufmerksamkeit.«  Man 
dürfe  ihnen  jedoch  nicht  eher  klaren  Wein  einschenken,  als  bis  die  »Grund- 
maassnebmungen  zwischen  Uns,  Frankreich  nnd  Russland  eoncertiret«  sind. 
Vorläufig  solle  jedoch  wenigstens  versucht  werden,  einen  Neutralität»-  und 
allenfalls  Defensiwertrag  abzuschliessen6). 

5)  Die  mit  Schweden,  Dänemark,  Sachsen,  Pfalz,  Bayern,  Köln  und 
anderen  katholischen  Reichsfürsten  einzuleitenden  Verhandlungen")  seien 
bis  zur  Einigung  in  den  Hauptpunkten,  und  bis  also  »der  Ausbruch  des 
Concerts  nahe  bevorsteht«  aufzuschieben. 


1)  Vgl.  Nr.  46.      2)  Vgl.  Nr.  46,  S.  146.      3)  Vgl.  Nr.  44.      4)  Vgl.  S.  156. 

5)  Zinzendorf  begab  sich  von  Petersburg  (vgl.  S.  198  Anm.  5)  nach  Stock- 
holm, sein  erster  Bericht  von  dort  trägt  das  Datum  des  19.  August  1755. 

6)  VgL  Nr.  46.         7)  Vgl.  S.  155  f. 


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1756  März  6  -  März  7. 


253 


51a.  Antwort  Österreichs  auf  die  französische  Erklärung  vom  "56 
19.  Februar  1756 *).   Wien,  6.  März  1756.  Mkrz 

Nach  dam  Bainconeept. 

Der  König  von  Frankreich  habe  der  Kaiserin  die  Wahl  überlassen,  eine 
Vereinigung  anf  Grund  des  ersten  Osterreichischen  2)  oder  des  zweiten  fran- 
zösischen Planes3)  herbeizuführen.  »Pour  ope*rer  consäquemment  aux  grandes 
vues  qu'on  se  propose  mutuellement,  il  sera  ne'cessaire  de  combiner  les 
deux  plana,  de  facon  que  le  premier  soit  absolnment  la  base  et  le  fondement 
du  second,  et  c'est  sur  ce  pied  que  LL.  Ms.  Imps.  ont  Charge*  et  pleinement 
autorisä  leur  ministre  ...  de  traiter  et  de  conclure. 

»Rien  certainement  n'est  plus  confonne  aux  intentions  de  LL.  Ms. 
Imps.  et  plus  digne  de  la  facon  de  penser  des  deux  conrs  que  d  etablir 
pour  principe  fondamental  du  traite*  projetä  l'ägalitä  et  la  räciprocite*  la 
plus  parfaite  des  conditions.«  .  .  . 


52.    Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  7.  März  1756.  März  7 

Nach  dem  Reinconcept. 

Vorläufiges  ürtheil  Uber  die  französische  Politik  auf  Grund  des  Star  Hemberg' sehen 

Berichts  vom  27.  Februar  1756. 

Der  gleichzeitig  an  Starhemberg  abgehende  Erlass  vom  6.  März4)  sei 
noch  ohne  Berücksichtigung  des  Berichtes  vom  27.  Februar*)  verfasst.  Die 
Antwort  auf  diesen  werde  demnächst  auf  Grund  eines  Conferentialbeschlusses 
erfolgen6). 

Kaunitz  sei  erfreut,  dass  Frankreich  sich  nunmehr  bestimmt  geäussert 
habe,  inwieweit  es  der  preussischen  Allianz  entsagen  wolle,  und  worin 
das  geforderte  reeiprocum  bestehen  solle. 

Kaunitz  verstehe  die  französischen  Absichten  dahin,  »dass  dieser  Hof 
dem  Schein  nach  nichts  vor  sich  anverlanget  und  dahoro  auch  nichts  zur 
Ausführung  ohnmittelbar  beitragen,  sondern  freie  Hände  behalten  will,  sich, 
wann  es  ihm  anständig,  nicht  nur  aus  dem  Krieg  mit  Engeland,  sondern 
ans  der  ganzen  Sache  zu  ziehen  und  uns  die  Kosten,  die  Gefahr  und  den 
Verlust  allein  auf  dem  Hals  zu  lassen,  hingegen  bei  einem  glücklichen  Aus- 
schlag von  dem  wesentlichsten  Vortheil  vollkommen  versichert  zu  sein.« 

Daher  werde  keine  Abtretung  an  Frankreich  selbst  verlangt,  sondern 
nur  ein  Äquivalent  für  Don  Philipp.  Doch  vergesse  Frankreich  hierbei  ganz 
das  Gebot  der  Billigkeit. 

»Da  aber  Frankreich  den  vierten  Punkt  unsers  geheimen  Vorschlags7) 
verwerfen  und  ausser  der  erst  zu  machenden  Wiedereroberung  Schlesiens 
die  mehrere  Schwächung  des  Königs  in  Preussen  nicht  gestatten  will,  so 


1)  Vgl.  Nr.  45.         2)  Vgl.  Nr.  2  a.         3)  Vgl.  Nr.  31.         4)  Vgl.  Nr.  51. 
5)  Vgl.  Nr.  49.         6)  Vgl.  Nr.  59.         7)  Vgl.  S.  160. 

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254  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  bekommt  Misere  ganze  Idee  eine  andere  Gestalt  und  verlieret  einen 
lärz  7 

Haupttheil  des  Fundaments,  worauf  sie  gebauet  ist.« 

Preussen  verfüge  über  150000  Mann  der  besten  Truppen.  Der 
preussische  König  »kann  also  sowohl  uns  als  Russland  eine  solche  Armee 
entgegenstellen,  welche,  wo  nicht  die  Oberhand  behalte,  jedoch  den  Krieg 
auf  verschiedene  Campagnen  hinaus  verlängere1).  Was  sich  inzwischen 
für  grosso  Zufälle  ergeben  dörften,  stehet  nicht  vorzusehen.  Und  bei 
Offensivunternehmungen  müsste  wenigstens  die  Hoffnung  eines  glücklichen 
Auaschlags  vorwiegen;  welches  aber  bei  unseren  Absichten  gegen  Preussen 
gänzlich  ermangelen  würde,  wann  nicht  nach  völliger  Beschäftigung  der 
preussischen  Macht  eine  dritte  Armee2)  den  geschwinden  Ausschlag  giebet.« 

Doch  seien  das  Qedanken  noch  in  roher  Form  und  bedürften  der 
Prüfung  in  der  (Konferenz. 

An  der  Neutralitätoacte  sowie  dem  Defensivtractat  solle  der  Instruction 
vom  6.  März  gemäss  weitergearbeitet  werden8). 


März  9       52a.   Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  9.  März  1756. 

I*.  S.  'S.    Nach  dem  Reinconccpt. 

Übersendet  ihm  zwei  gleichzeitig  angekommene  Depeschen  Esterhasys4), 
wonach  zwar  die  Ratificationsauswechslung  mit  England  erfolgt  sei,  »aber 
der  russische  Hof  im  übrigen  sehr  vergnüglich  denke.  Was  nun  hiervon 
für  Gebrauch  zu  machen«,  werde  Starhemberg  »am  besten  zu  beurtheilen 
wissen.« 


März  9        53.    Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  9.  März  1756. 

Nach  einer  Abschrift  des  eigenhändigen  Schreibens.    Vgl.  W&ddington,  Renversemeiit 

Besteht  auf  einer  weiteren  Schwächung  Preussens  über  Schienen  und  Glotz 

hinaus. 

...  »U  faut  qu'on  se  persuade  särieusement,  et  une  fois  pour  toutes, 
en  France  qne  ce  n'est  nnllement  la  transplantation  de  l'infant,  laquelle 
en  effet  nous  importe  peu,  qui  nous  engage,  ou  pourra  jamais  noufl  engager 
ä  lui  accorder  les  avantages  inestimables  pour  la  monarchie  francaiae  que 
nous  lui  offrons  aux  Pays-Bas,  raais  que  c'est  uniquement  la  reprise  de 
la  Siläsie  et  du  comte*  de  Glatz  et  surtout  un  beaucoup  plus  grand 


1)  Zuversichtlicher  äusserte  sich  Kaunitz  in  seinem  Vortrage  vom  27.  Jnni 
1755:  Um  Preussen  über  den  Haufen  zu  werfen,  »dörften  .  .  die  eigene  Kräften 
des  .  .  Erzhauses  wohl  noch  zureichend  sein,  wann  nur  auf  der  anderen  Seiten 
nichts  zu  besorgen  stunde.«  Vgl.  Beer,  Archiv  21.  Ähnlich  hatte  Kaunitz  im 
Jahre  1749  die  österreichische  Kriegsmacht  der  preussischen,  wenn  nicht  als  über- 
legen, so  mindestens  doch  als  gleich  bezeichnet   Vgl.  v.  Arneth  IV,  276. 

2)  Vgl.  S.  247.         3)  Vgl.  Nr.  51.         4)  Vgl.  S.  241  Anm.  1. 


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1756  März  7 


-  März  9. 


255 


affaiblissement  encore  dn  roi  de  Prasse1)  indispensable  ä  notre  tranquillite* 
qni  en  est  le  reciproque  et  la  condition  sine  qua  non;  que  c'est  lä  räqui-  M8rz 
ralent,  et  que  ce  mot  ne  pent  aller  ä  ancnne  antre  chose;  qu'en  un  mot, 
ä  moins  que  la  France  ne  conconre  de  bonne  foi  et  serieusement  ä  toutes 
les  mesures  nöcessaires,  pour  quo  par  la  paix  qui  doit  suivre  la  guerre 
que  l'on  fera  pour  cet  objet,  les  choses  soient  mises  et  puissent  rester 
solidement  et  tranquillement  sur  le  pied  susdit,  eile  anra  ä  se  reprooher 
et  ä  se  repentir  de  s'ßtre  prive*e  elle-m6me  des  avantages  immenses  de  tont 
ce  Systeme,  qn'elle  n'a  qu'ä  regarder  des  ä  präsent  comme  non  avenu  saus 
80D  entiere  et  parfaite  execution. 

»C'est  ce  qn'il  fandra  tftcher  de  faire  sentir  en  termes  convenables  et, 
en  meme  temps,  neanmoins  le  favorable  revers  de  la  mödaille,  si  on  ne 
retranche  aucune  des  conditions  dn  canevas  de  notre  premier  plan2), 
lesquelles  NJ  sont  toutes  nCcessaires  sans  exception.  Vous  observerez, 
cependant,  qne  je  ne  parle  que  de  celles  qni  regardent  l'expldition  contre 
le  roi  de  Prusse.« 


54.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  9.  Marz  1756.  März  9 

Nwh  der  Urschrift. 

Klagen  des  Grosskanzler»  über  Williams.    Günstige  Stimmung  der  Zarin. 

Bestushew,  WoroDZOW  und  Olsuwiew  hätten  ihm  wiederholt,  dass  die 
Zarin  über  Englands  Verhalten  » ungemein  und  um  so  mehr  piquiret  seie, 
als  durch  diesen  Tractat  sie  hintergangen  nnd  in  ihren  Maassnehmungen 
nnd  Absichten  gänzlich  derangiret  worden  wäre«.  Esterhasy  habe  geant- 
wortet, das  gemeinsame  Interesse  der  beiden  Kaiserhöfe  erheischte,  »sich 
nach  wie  vor  miteinander  genau  einzuverstehen,  jedoch  in  den  diesfälligen 
Maassnehmungen  noch  zur  Zeit  auch  nicht  zu  übereilen3)«,  zumal  er  in 
Bälde  nähere  Anweisungen  erwartete.  Er  habe  mit  seinen  Vorstellungen 
»auch  allenthalben  ziemlichen  Ingress  gefunden. 

»Weiters  gab  mir  der  Grosskanzler  im  Vertrauen,  jedoch  mit  vieler 
Erbitterung  und  Heftigkeit  zu  erkennen,  dass  der  Williams  Bich  mit  der 
hiesigen  Grossfflrstin  in  einen  anf  die  Geschäften  hinauslaufenden  geheimen 
Briefwechsel  einliesse  und  unter  anderem  ihn,  Grosskanzler,  anschwärzte, 
welches  er,  sagte  dieser  Ministre,  bei  dem  englischen  Bottschafter  um  so 
weniger  verdienet,  als  er,  Grosskanzler,  doch  die  alleinige  Ursache  wäre, 
dass  er,  Williams,  nach  Russland  gekommen  seie.  Die  Groasftrstin  selbst 
hätte  ihn,  Grafen,  durch  des  Williams  Billet  zum  Theil  davon  überzeuget. 
Nach  diesem  fuhr  der  Grosskanzler  fort,  über  den  englischen  Ministre 
sich  in  weitläuftige  Klagen  einzulassen,  sagend,  dass  mit  diesem  Mann 
einmal  nicht  auszukommen  und  das  beste  sein  würde,  ihn  von  hier  wieder 


1)  Vgl.  Nr.  52.         2)  Vgl.  Nr.  2  a.         3)  Vgl.  S.  249. 

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256  Österreichische  Acten  sur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

(l.75ß9  wegbringen  zu  suchen  nnd  den  Hyndford1)  abermalen  anhero  kommen  zu 
lassen.«  .  .  . 

Man  habe  einen  verkappten  französischen  Emissär  aufgegriffen.  >Der 
Olsuwiew  hat  mir  diese  Particularität  mit  dem  Beisatz  in  dem  engesten 
Vertrauen  erzählet,  dass  die  russische  Kaiserin  anbefohlen  hätte,  dem 
Grosskanzler  von  diesem  französchen  emissario  noch  zur  Zeit  nichts  zu 
eröffnen2).  Genug  ist,  dass  der  Favorit  von  diesem  emissario  der  hiesigen 
Souveraine  sogleich  Nachricht  gegeben  und  andurch  erwiesen  hat,  dass 
er  nicht  so  französisch  gesinnet  seie,  als  ihm  der  Grosskanzler  letzthin 
gegen  mich  mit  Gewalt  aufbürden  wollen. 

»Der  Olsnwiew  sagte  mir  noch  weiters,  dass  die  russische  Souveraine 
in  Ansehung  I.  K.  K.  M.  dermalen  so  gut  disponiret  wären ') ,  dass  sie  zn 
allem,  was  AUerhÖchstderoselben  angenehm  seie,  gebracht  und  vermöget 
werden  konnte.« 


März  11       55.   Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  1 1.  März  1756.  Praes.  19.  März 

1756. 

Naeh  der  Urschrift.  Vgl.*.  Anrath  IV,  427;  Beer,  H.  Z.  27,  310  ff.;  BrogUe,  L'alliance  »2  U 
Lehmann  33  f.  40;  Waddington,  Bemerseinent  318  ff;  Beer,  M.  I.  Ö.  G.  XVII,  »14 
Anm.  1. 

Weigerung  Frankreichs,  einen  Neutralitätsvertrag  mit  Österreich  abtuschliessen. 

Charakteristik  von  Rouille'  und  Bemis. 

Den  Vorschlag  einer  Neutralitätsconvention 4)  hätten  die  französischen 
Minister  abgelehnt.  Sie  versicherten,  dass  Frankreich  niemals  den  König 
in  Preussen  angreifen,  aber  auch  mit  ihm  während  der  Dauer  der  geheimen 
Verhandlungen  den  zu  Ende  gehenden  Tractat5)  nicht  erneuern  werde. 
Ein  förmlicher  Neutralitätsvertrag  werde  Prenssens  Bemühungen  um  Ver- 
längerung der  bestehenden  Verbindung  verstärken  und  dadurch  dem  fran- 
zösischen Hof  Verlegenheit  bereiten. 

»Lea  avances  du  roi  de  Prusse Ä}  n'ont  pas  laisse*  que  de  faire  impres- 
sion  sur  Tesprit  de  M.  de  Nivernais  et  peut-*3tre  aussi  snr  celui  de  M.  de 
Rouille'.  Ce  dernier  m  a  paru  tout-ä-fait  dispose*  a  croire  que  le  traite  de 
Londres  ne  renfermait  aucun  article  secret7),  et  oe  qu'il  y  a  de  plus 
fächeux  et  de  plus  incomprähensible ,  il  persiste  tonjours  a  soutenir  qu'il 
ne  peut  y  avoir  d'intelligence  sinoere  entre  l'Angleterre  et  le  roi  de 
Prusse j  que  ce  Prince  ne  peut  trouver  ni  sürete*  ni  avantage  dans  tonte 
autre  alliance  que  celle  de  la  France,  et  que  la  France,  au  contraire, 


1  Hyndford  war  seit  dem  Frühjahr  1745  englischer  Gesandter  am  russischen 
Hofe  gewesen.  Sein  Nachfolger  war  Guy  Dickens,  der  im  Sommer  1755  durch 
Williams  abgelöst  wurde.  Vgl.  v.  Raumer,  Beiträge  II,  202.  285. 

2)  Vgl.  Nr.  48  b.         3)  Vgl.  S.  235.         4)  Vgl.  Nr.  46.  52. 

5)  Vgl.  S.  228  Anm.  3. 

6)  Vgl.  Lucien  Perey  374  ff.;  Beer,  H.  Z.  27,  340  Anm.  3.      7)  Vgl.  S.  246. 


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1756  März  9  -  März  II. 


257 


ne  peut  jamais  rien  avoir  ä  craindre  de  sa  pari  Ce  raisonnement  si  faux,  1756 
si  mal  fomte,  et  qni  cadre  si  peu  avec  la  rösolution  qu'on  a  prise,  et  qui  Marz  1 
uTa  6t6  declarie  et  confirmee  encore  depuis,  de  vouloir  abandonner 
l'alliance  da  roi  de  Prasse  et  de  concourir  meme  aux  frais  de  la  guerre 
que  ooas  aarons  k  lai  faire »),  me  donae,  je  l'avouerai,  beauconp  ä  penser 
et  me  cause  souvent  de  tres  grandes  inquie'tudes.  Je  crois  ponvoir  entre- 
voir  que  H.  de  Rouillö,  (ou  pour  mieux  dire  M.  l'abbe*  la  Ville  qui  le  guide 
daus  toot  ceci)  et  M.  de  Bernis  ne  sont  pas  tout-ä-fait  d'accord  dans 
leurs  principes. 

»Le  premier  de  ces  ministres,  quoique  porte*  tres  sincerement  pour 
l'ätablissement  d'une  bonne  union  entre  nos  deux  cours,  Youdrait,  ne*an- 
moins,  selon  toutes  les  apparences,  que  ce  ne  füt  pas  aux  de'pens  da  roi 
de  Prusse.  II  lui  est  m£me  echappe'  dans  nos  conversations,  ees  jonrs 
passe's,  de  me  dire  que  le  roi  de  Prasse  £tait  an  aliie*  nöcessaire  de  la 
France.  .  .  . 

>M.  de  Bernis,  an  contraire,  me  parait  se  rapprocher  beauconp  davan- 
tage  de  nous,  il  trouve  plus  ä  redire  et  voit  beaucoup  plus  a  oraindre 
que  M.  Rouille'  k  la  conduite  passäe  et  präsente  du  roi  de  Prusse.  II  est, 
d'ailleurs,  trop  clairvoyant  pour  ne  pas  connaftre  que  nous  ne  pourrons 
jamais  consentir  que  la  France  garde  des  mänagements  pour  ce  Prince, 
et  que,  tant  qu'elle  les  gardera,  la  nouvelle  alliance  ne  pourra  jamais  €tre 
envisagäe  de  notre  part  comme  un  ouvrage  bien  solide.  II  s'opposera 
toujours  fortement  k  la  destruction  totale  da  roi  de  Prusse2);  mais  ce  sera, 
je  crois,  par  des  principes  tout-ä-fait  differents  de  ceux  de  M.  Rouille", 
qui,  agissant  beaucoup  plus  sur  des  impressions  momentanes  que  d'apres 
un  väritable  Systeme,  sera  toujours  porte"  ä  ajouter  foi  k  tout  ce  qui 
▼iendra  de  la  part  du  roi  de  Prusse,  et  a  croire  que  ce  Prince,  quoique 
fort  occupe"  de  ses  propres  intörßts,  est  toujours  un  allid  utile  pour  la 
France,  et  qu'elle  fera  bien  de  manage.« 

Man  wolle  nicht  » l'abaiasement  du  roi  de  Prusse.  .  .  .  On  craint 
toujours  que,  si  nous  parvenions  k  ane'antir  totalement  la  puissanoe  du 
roi  de  Prusse,  nous  ne  reprenions  ensuite  notre  ancienne  liaison  avec  les 
Puissances  maritimes  et  ne  tournions  conjointement  nos  forces  contre  la 
France.  C'est  la,  selon  moi,  tout  le  noeud  des  difficulte*s  que  nous  ren- 
controns  et  rencontrerons  encore  dans  la  präsente  nägociation,  et  c'est 
sans  doute  le  seul  fondement  des  menagements  que  Ton  conserve  toujours 
pour  le  roi  de  Prusse.  .  .  . 

»C'est  aussi  Ja,  selon  ce  que  je  puis  juger,  le  point,  sur  lequel  roule 
la  diffärence  des  opinions  de  M.  Rouille'  et  de  M.  de  Bernis.  Le  premier, 
plus  timide,  plus  me' flaut  et  plus  oirconspect,  voudrait  ne  s'exposer  d'aucun 
cdte*,  mCnager  les  deux  partis  et  laisser  toujours  subsister  de  la  jalousie 


1)  Vgl.  S.  247.         2)  Vgl.  S.  247.  248. 
AcUn  tur  Vorschiebt«  du  7jlirig«n  Krieg««.  17 

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258  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

175>^  et  de  l'ombrage  entre  enx;  l'autre  au  contraire,  plus  adroit  et  plus  clair- 
voyant,  oonnaissant  bien  qu'on  ne  räussira  jamais  ä  s'assurer  de  notre 
alliance,  tant  que  Ton  ne  se  dölaehera  du  roi  de  Prusse  qu'ä  demi,  se 
porterait  peut-e"tre  a  l'abandonner  entierement,  s'il  pourrait  parvenir  a 
nous  dötacher  aussi  de  notre  cöte"  tont- ä- fait  de  l'Angleterre,  ä  nous 
couper  toute  communication  avec  les  Puissances  maritimes  et  a  äcarter,  par 
conse'quent,  tout  motif  de  division  entre  la  France  et  nous.c 

Auch  sei  Rouille'  persönlich  auf  Bernis  wegen  dessen  Verwendung  in 
den  geheimen  Verhandlungen  eifersüchtig,  suche  deshalb  auch  den  Abbö 
nach  Madrid  zu  entfernen').  Für  Österreich  würde  der  Fortgang  des 
Bernis  sehr  ungünstig  sein  und  der  Vertrag  mit  Frankreich  ohne  ihn 
kaum  zu  Stande  kommen.  Denn  Bernis  besitze  durch  Vermittlung  der 
Pompadour  das  ganze  Vertrauen  des  Königs2).  Bernis  sei  ein  »homme 
d'esprit,  juste,  tres  au  fait  des  interSts  des  Princes  et  (ce  qui  fait  beau- 
coup)  inte'resse'  personnellement  ä  la  röussite  de  notre  affaire  qu'il  regarde 
comme  son  propre  ouvrage.«  .  .  . 


Marz  13       56.    Maria  Theresia  an  Esterhasy.   Wien,  13.  März  1756. 

Nach  dem  Reinconeept.  Tgl.  Beer,  H.  Z.  27,  362;  Koeer  I,  591;  Lehmann  27;  G.  Q.  A. 
IS'jS,  107  f.;  Beer,  M.  L  Ö.  G.  XVH,  122;  N»ud<5,  Beiträge  I,  29,  fiö,  70,  &2. 

Mitteilungen  über  die  mit  Frankreich  eingeleiteten  geheimen  Verhandlungen  an 
Jtussland.    Vorschlag  eines  gemeinsamen  Angriffs  auf  Preussen. 

»Der  Inhalt  Unsers  gegenwärtigen  Rescripta  ist  so  wichtig,  dass  Wir 
Uns  auf  die  Abschickung  zweier  Expressen  nicht  allein  verlassen,  sondern 
Uns  noch  dazu  des  Ziffers  bedienen.  Weilen  Wir  Uns  nicht  umständlich 
äussern  können,  so  wirst  Du  Dich  umso  mehr  befleissen,  alles  wohl  zu 
überlegen  und  den  eigentlichen  Verstand  Unsers  Auftrags  auf  das  genau- 
este zu  befolgen. 

»Nunmehro  bleibt  kein  weiterer  Zweifel  übrig,  dass  Engeland  Uns 
nimmermehr  gegen  Preussen  helfen3),  sondern  vielmehr  diesem  König 
gegen  Uns  allen  Vorschub  leisten  würde. 

»Wir  müssen  also  auf  andere  Mittel  gedenken,  Uns  nicht  nur  vor 
Preussen  sicher  zu  stellen,  sondern  seinen  bösen  Absichten  bevorzu- 
kommen. Hierzu  bleibet  aber  kein  anderer  Weg  übrig,  als  durch  Frank- 
reich dasjenige  zu  suchen,  was  Wir  durch  Engeland  nicht  erhalten 
können4).  Daun  ohne  der  englischen  oder  französchen  Mitwtirkung  wäre 
es  nicht  nur  sehr  gefährlich,  sondern  in  gewisser  Maass  ohnmöglich, 


1)  Vgl.  S.  221. 

2)  Trotzdem  wurde  des  Königs  correspondance  secrcte  ohne  Wissen  von 
Bernis  geführt   Vgl.  Boutaric  I,  215. 

3)  Vgl.  Nr.  41.         4)  Vgl.  S.  145. 


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1756  März  11  -  März  13. 


259 


Preus8en  einen  rechten  Streich  beizabringen,  da  dieser  König  auf  allen  l"56 
Seiten  Hülfe  finden  nnd  die  Karten  so  mischen  wurde ,  dass  Wir  und  März 
Russland  keine  freie  Hände  behielten. 

»Nachdem  aber  Engeland  aÜBchon  mit  Frankreich  in  Krieg  verwicke- 
let ist,  und  dieser  letztere  Hof  über  den  preussischen  mit  Engeland  ge- 
schlossenen Tractat  sehr  aufgebracht  sein  muss1),  so  scheinet  dermalen 
eine  ungemein  vorteilhafte  Gelegenheit  erschienen  zu  sein,  Frankreich 
von  Preussen  zu  trennen  und  zugleich  Engeland  durch  seine  eigene  Gefahr 
abzuhalten,  dass  es  Preussen  keinen  Beistand  leisten  könne,  sondern  die 
Wiedereroberung  Schlesiens  und  die  Herstellung  des  alten  systematis  auch 
wider  Willen  gestatten  müsse.  Um  also  das  rechte  Moment  nicht  ans 
Händen  zu  lassen,  sondern  Uns  desselben  soviel  möglich  zu  Nutzen  zu 
machen,  so  haben  Wir  keinen  Augenblick  verabsäumet,  den  Grafen  Star- 
hemberg mit  solchen  Verhaltungsbefehlen  zu  versehen,  welche  ihn  in  den 
Stand  setzen,  nicht  nur  die  Neutralitätsacte  und  einen  Defensivtractat  mit 
Frankreich  zu  schliessen  und  Uns  solchergestalten  wenigstens  auf  einer 
Seiten  völlig  sicher  zu  stellen,  sondern  auch  in  die  geheime  Handlung 
einzugehen,  dass  Frankreich  der  preussischen  Allianz  gänzlich  entsagen 
und  der  Wiedereroberung  Schlesiens  nichts  in  Weg  legen,  sondern  viel- 
mehr wenigstens  per  indirectnm  darzu  behfllflich  sein  mögteJ). 

»Wir  erkennen  hieb  ei  gar  wohl,  wie  die  ernannte  Krone  ihren 
grossen  Staatsvortheil  dabei  finde,  dass  Unsere  Macht  durch  die  preussische 
beständig  beschäftiget  und  andurch  zurückgehalten  werde,  gegen  Frankreich 
etwas  zu  unternehmen3).  Es  ist  also  auch  leicht  vorzusehen,  dass  dieser 
Hof  zur  Begnehmung  Unserer  Vorschläge  nicht  zu  vermögen  sein  dörfte, 
ausser  er  erhielte  einen  anderwärtigen  wichtigen  Vortheil,  dahero  Wir 
endlich  kein  Bedenken  tragen  würden,  einen  Theil  Unserer  Niederlanden 4 ) 
aufzuopfern,  wann  Wir  nur  andurch  Unseren  Hauptendzweck  sicher  er- 
reichen könnten,  Unserm  gefährlichsten  Nachbarn,  dem  König  in  Preussen, 
engere  Grenzen  zu  setzen  und  Schlesien  wieder  in  Unsere  Hände  zu  bringen, 
damit  Wir  Uns  künftighin  um  so  besser  im  Stand  befinden  mögten,  der 
Allianz  mit  Unserer  schätzbarsten  Bundsgenossin,  der  russischen  Kaiserin, 
ein  volles  und  beiderseits  erspriessliches  Genügen  zu  leisten. 

»Wann  aber  dieses  grosse  Vorhaben  unternommen  und  glücklich 
ausgeführet  werden  soll,  so  wird  unumgänglich  darzu  erforderet,  dass 
Wir  zu  gleicher  Zeit  sowohl  von  dor  französchen  Entschliessung,  die 
preussische  Allianz  zu  verlassen  und  Unseren  Operationen  keine  Hinter- 


1)  Vgl.  Nr.  50. 

2)  Vgl.  Nr.  22.  51.  52.  In  dem  ostensiblen  Erlaas  an  Esterhasy  vom  gleichen 
Datum  (13.  März  1756)  ist  nur  erwähnt,  dass  Starhemberg  angewiesen  sei,  einen 
Neutralitäts-,  allenfalls  auch  einen  DefenBiwertrag  zwischen  den  Hüfen  von  Wien 
und  Versailles  zu  verabreden.  Zuverlässige  Nachricht  Uber  Frankreichs  Entschlies- 
sung stehe  > inner  kurzem«  zu  erwarten.         3)  Vgl.  Nr.  55.         4)  Vgl.  S.  148. 

17* 

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260  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  de»  siebenjährigen  Krieges. 

nu98  in  Weg  zn  legen,  als  auch  von  der  russischen  werkthätigen  Hülf- 
leistung ganz  zuverlässig  versicheret  seien1).  Ermangelte  aber  eines  von 
diesen  zwei  wesentlichen  Stucken,  so  wäre  es  sehr  unvernünftig  etwas 
anzufangen,  welches  Uns  und  dem  russischen  Hof  zum  grössten  Schaden 
ausschlagen  könnte. 

>Wir  müssen  also  vor  allen  Dingen  die  eigentliche  Gesinnung  des 
französchen  Hofs  sondiren,  und  Wir  hätten  gewisslich  nicht  unterlassen, 
noch  ehender  als  Wir  einen  Schritt  bei  Frankreich  gemacht,  den  russischen 
Hof  desfalls  in  engestem  Vertrauen  zn  Rath  zu  ziehen.  Allein  die  Zeit 
hat  solches  ohnmöglich  verstattet,  wann  Wir  nicht  das  rechte  Moment  ver- 
säumen und  dem  König  in  Preussen  Zeit  lassen  wollen,  Frankreich  wieder 
zu  besänftigen  und  sich  sowohl  bei  Engeland  als  bei  der  ernannten  Krone 
festzusetzen 2). 

>über  das  kann  es  dem  russischen  Staatsinteresse  in  keinem  Fall  zu 
einigem  Vortheil  gereichen,  wann  Wir  mit  Frankreich  in  Krieg  gerathen 
oder  nur  Unsere  Macht  theilen  sollten.  Dahero  Wir  auch  zum  Voraus 
gesichert  sein  können,  dass  der  russischen  Kaiserin  Majestät  Unsere  ge- 
fasste  Entschliessung,  Frankreich,  wo  nicht  zu  einem  Concert  gegen 
Preu9sen,  jedoch  zu  einem  Neutralitäts-  und  Defensivversprechen  zu  ver- 
mögen und  Uns  andurch  gegen  Preussen  in  vollkommenem  Wehrstand 
zu  erhalten,  mit  Vergnügen  und  vollkommenem  Beifall  vernehmen  werden. 

>  Wir  können  aber  den  Ausschlag  dieser  häcklichten  Negociation  nicht 
gesichert  vorsehen,  noch  desfalls,  soviel  das  Concert  gegen  Preussen  be- 
trifft, zum  8chluss  schreiten,  wann  Wir  nicht  vorher  ausser  Zweifel  gestellet 
haben,  dass  der  russische  Hof  mit  eingehen  und  den  4.  geheimen  Article 
Unsers  im  Jahre  1746  geschlossenen  Tractats3)  vollkommen  erfüllen  werde, 
wie  Wir  dann  auch  mit  diesem  Hof  nichts  vollständiges  verabreden  und 
noch  weniger  zu  den  würklichen  Operationen  schreiten  können,  insolang 
Wir  nicht  mit  Frankreich  zum  Schluss  gelanget  seind.  Es  hanget  also 
eines  von  dem  anderen  ab,  und  beides  muss  zugleich  so  vorbereitet  werden, 
dass  Wir  Uns  baldmöglichst  im  Stand  befinden,  entweder  den  Vorschlag 
in  das  Werk  zu  setzen  oder  vor  dermalen  fallen  zu  lassen,  damit  Wir 
weder  etwas  verabsäumen,  noch  auf  der  einen  oder  der  anderen  Seiten 
zu  weit  gehen. 

*Hiebei  hast  Du  nun  drei  8tück  auf  das  sorgfältigste  zu  beobachten, 
nämlichen : 

lmo  »was  Du  dem  russischen  Hof  in  Vortrag  zu  bringen  und  von  ihm 
anzu  verlangen, 

2d0  »mit  was  für  Bedingnussen  Du  solches  zu  begleiten,  und 


1)  Vgl.  Nr.  52.  2)  Vgl.  jedoch  schon  Nr.  1  und  2. 
3)  Vgl.  S.  158;  Ranke  143  f. 


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1756  März  13. 


261 


3tio  »auf  was  für  eine  Art  und  unter  was  für  Präcautionen  Du  solches  1756 

MUrz  1 

zu  bewerkstelligen  habest. 

I.  »Betreffend  das  erstere,  so  haben  Wir  bereits  angemerket,  worinnen 
Dein  Vortrag,  nämlich  die  Erläuterung  Unserer  Absichten  und  Ent- 
schliessungen  bestehen  solle,  dagegen  wäre  aber,  soviel  immer  thunlich, 
auf  eine  deutliche  und  ganz  zuverlässige  Erklärung  zu  dringen, 

1»»  »ob  der  russische  Hof,  IB.  zu  gleicher  Zeit,  gegen  den  König  in 
Preussen  mit  einer  Armee  von  wenigstens  60 — 70000  Mann1)  zu  Felde 
ziehen  wollte,  wann  Wir  den  ernannten  König  mit  einer  Armee  von  wenig- 
stens 80000  Mann  bekriegen  würden,  und 

2d0  »ob  und  zu  welcher  Zeit  die  russische  Operationen  noch  in  die- 
sem Jahre  unternommen  werden  könnten,  oder  ob  solche  bis  in  das  nächste 
Frühjahr  verschoben  werden  müssten? 

»Wann  nun  diese  zwei  wesentliche  Fragen  einmal  festgestellt  seind, 
alsdann  wirst  Du  auch 

3Uo  »die  Notwendigkeit  in  überzeugende  Vorstellung  bringen,  dass 
Russland  seine  Operationen  dergestalt  einrichten  müsse,  damit  sie  den 
Unsrigen  zur  Erleichterung  dieneten.  Es  wäre  also  Uns  nicht  sonderlich 
damit  geholfen,  wann  die  Russen  sich  allein  damit  begnügten,  in  Preussen 
Contributionen  einzuziehen,  zu  sengen  und  zu  brennen;  sondern  das  er- 
sprie8slichste  vor  Uns  wäre,  wann  sie  mit  der  Hauptarmee  durch  Polen 
nach  der  Oder  marschirten,  alsdann  Wir  sie  und  sie  Uns  um  so  besser  in 
den  Operationen  secundiren  könnten.  Du  hast  Dich  also  unter  der  Hand 
bestens  zu  befleissen,  dass  dieser  Plan  eingeschlagen  oder  wenigstens  kein 
anderer  festgestellt  werde,  ohne  vorher  mit  Uns  hierüber  concertirt  zu 
haben,  welches  als  Dein  Privatgedanken  vorzubringen  ist. 

H.  »Betreffend  den  zweiten  Punkt,  nämlich  die  Bedingnusse,  so  hast 
Du  gleieh  anfänglich  die  Ohnmöglichkeit,  dass  etwas  erspriessliches  ohne 
ein  vorgängiges  Concert  mit  Frankreich  unternommen  werden  könne,  über- 
zeugend vorzustellen  und  ganz  deutlich  und  positiv  zu  erklären,  dass  ohne 
dieses  Concert  Deine  ganze  Äusserung  als  nicht  geschehen  anzusehen  und 
mit  der  Execution  insolang  Anstand  zu  nehmen  seie,  bis  Wir  wegen 
der  französchen  Entschliessung  etwas  zuverlässiges  in  Erfahrung  gebracht 
und  an  Russland  mitgetheilet  hätten,  bei  welchen  Umständen  Unser  Ver- 
langen und  Anerbieten  nicht  änderst  als  conditionate  und  mit  der  vor- 
erwähnten Bedingnuss  beschränket  aufgenommen  und  ausgedeutet  werden 
müsse.  Wir  halten  diese  Vorsicht  um  so  nöthiger  zu  sein,  da  sonsten  der 
russische  Hof  bei  Fehlschlag ung  des  Concerts  auf  allerlei  Vorwürfe  und 
Anforderungen  wegen  der  verursachten  Unkosten  verfallen  könnte. 

»Nachdem  auch  bei  dem  ernannten  Hof  der  grösste  Anstand  zu  wich- 
tigen Unternehmungen  in  dem  Geldmangel  bestehet,  und  Wir  gar  wohl 


1)  Vgl.  8.  158  und  252. 


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262  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  vorsehen,  dass  ohne  eine  namhafte  und  dem  englischen  Subsidien versprechen 
schier  gleichkommende  Geldaushülfe  die  rassische  Armee  nicht  in  Be- 
wegung zu  bringen  sein  dörfte1),  so  würden  Wir,  wann  alle  übrige  Schwü- 
rigkeiten  behoben  werden  könnten,  Unsere  äusserste  Kräften  anwenden, 
um  dem  rassischen  Hof  gleich  anfänglich  mit  einer  ergiebigen  Geldsumme 
unter  die  Arme  zu  greifen.  Es  ist  aber  leicht  zu  erachten,  wie  schwer 
Uns  solches  fallen  und  wie  dahero  darauf  zu  sehen  sein  würde ,  sich  in 
keine  übermässige  oder  ohnmöglich  zu  erfüllende  Versprechen  einzulassen. 
Du  hast  also  alle  Geschicklichkeit  anzuwenden,  dass  der  ernannte  Hof 
desfalls  am  ersten  zur  Sprache  komme,  Unsere  Umstände  beherzige  und 
seine  Verlangen  möglichst  mässige. 

»Um  aber  hierinnen  um  so  ehender  auszureichen  und  nicht  alle  Hoff- 
nung wegen  der  Geldhülfe  zu  benehmen,  kannst  Du,  wann  Du  es  vor  gu 
befindest  oder  einen  guten  Willen  bei  der  russischen  Kaiserin  wahrnimmst, 
als  Deinen  Privatgedanken  ohne  Bedenken  in  Vorstellung  bringen,  wie  Du 
nicht  zweifeien  wollest,  dass  Wir  dem  russischen  Hof  die  Last  und  zumalen 
die  erste  grosse  Erfordernnssen  möglichst  erleichteren  helfen  und  dahero 
kein  Bedenken  tragen  würden,  die  in  dem  4.  geheimen  Article  des  Trae- 
tats  von  1746  bei  Wiedereroberung  Schlesiens  conditionate  versprochene 
zwei  Millionen  gleich  bei  Eröffnung  der  Campagne,  wo  nicht  ganz  und  auf 
einmal,  jedoch  wenigstens  die  Hälfte,  zum  Voraus  auszuzahlen  und  auf 
den  Fall,  dass  die  Subsistenz  der  russischen  Armee  nicht  aus  des  Feindes 
Landen  zu  ziehen  wäre,  weitere  billige  Abrede  zu  pflegen,  welches  der 
dortige  Hof  in  nähere  Überlegung  ziehen  und  Dich  in  den  Stand  setzen 
mögte,  etwas  zuverlässiges  und  vollkommenes  Uns  ohngesaumt  einberichten 
zu  können. 

ni.  »Betreffend  den  dritten  Punkt,  nämlichen,  auf  was  für  eine  Art 
und  unter  was  für  Präcautionen  Du  alles  zu  bewerkstelligen  habest,  so 
wird  es  hiebei  hauptsächlich  auf  Deine  vernünftige  Beurtb eilung  ankommen, 
ob  sich  nach  des  dortigen  Hofs  dermal  igen  Umständen  und  Gesinnung  mit 
Wahrscheinlichkeit  versprechen  lasse,  dass  er  in  das  Concert  gegen  Preussen 
ernstlich  eingehen  werde  und  könne,  oder  ob  hierzu  keine  oder  wenige 
Hoffnung  anscheine.  In  dem  letzteren  Fall  hast  Du  allerdings  mit  aller 
geheimen  Öffnung  in  Unserem  Namen  Anstand  zu  nehmen  und  höchstens 
nur  die  Sache  Selbsten  als  Deinen  Privatgedanken  vorstellig  zu  machen. 
In  dem  ersten  Fall  aber  müsstest  Du  fordersamst  der  Kaiserin  selbsten 
durch  den  Favoriten  oder  wie  Du  es  sonsten  thunlich  findest,  beibringen 
lassen,  dass  Du  etwas  sehr  wichtiges  vorzutragen  hättest,  wann  Du  wegen 
der  Geheimhaltung  das  kaiserliche  Wort  erhieltest.  Du  hast  sodann  zu 
versuchen,  ob  Du  ein  dem  Unserigen  ganz  gleichförmiges,  schriftliches 
Versprechen  von  der  Kaiserin  auswürken  könnest.    Wäre  aber  dieses  zu 


1)  Vgl.  Nr.  51. 


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1756  März  13.  263 

erhalten  nicht  möglich,  so  ist  sich  allenfalls  mit  dem  mündlichen  Ver-  1756 

März  1 

sprechen  zu  begnügen  und  darauf  anzutragen,  dass  Dir  einer  der  Ver- 
trautesten angewiesen  werde,  welcher  Deinen  Vortrag  der  Kaiserin  und 
deren  Erklärung  Dir  hinterbringe. 

»Weilen  auch  ohne  Znrathziehung  der  zwei  Kanzler  nichts  geschlossen 
noch  expediret  werden  könnte,  so  wäre  Uns  ungemein  angenehm  nnd  vor- 
teilhaft, wann  Dn  es  in  die  Wege  richtest,  dass  die  Kaiserin  denen  zwei 
Kanzlern  von  Deinem  ersten  Vortrag  gar  nichts  eröffnete,  sondern  diesen 
den  Vorschlag  nur  als  eine  von  ihr,  der  Kaiserin,  herkommende  Idee  an- 
vertraute nnd  den  Befehl  ertheilte,  dass  sie  mit  Dir  in  engestem  Vertrauen 
hierüber  conferiren  und  fordersamst  vernehmen  sollten,  was  Du  von  der 
Sachen  urtheiltest,  und  wie  ohne  Zeitverlust  eine  vorläufige  Abrede  wegen 
des  an  Uns  zu  erstattenden  Berichts  genommen  werden  könnte1),  welches 
Dir  sodann  die  natürliche  Gelegenheit  geben  würde,  zwar  alles  diensame 
als  Deine  ohnverfangliche  Privatgedanken  in  Vorstellung  zu  bringen,  jedoch 
zugleich  auf  einer  deutlichen  und  positiven  Äusserung  des  russischen  Hofs 
zu  bestehen. 

»Es  sollte  auch  die  russische  Kaiserin  um  so  weniger  Anstandfinden, 
Uns  diese  Freundschaft  zu  erweisen,  da  Wir  in  ihre  Verschwiegenheit 
kein  Misstrauen  setzeten,  wohl  aber  wegen  der  Ministres  alle  Vorsicht 
gebrauchen  müssen,  weilen  Wir  nur  allzuviel  zu  besorgen  haben,  dass, 
wann  der  König  in  Preussen  ein  dergleichen  Vorhaben  von  Uns  erführe, 
er  nicht  säumen  würde,  Uns  mit  seiner  ganzen  Macht  gähling  zu  überfallen 
und  allen  Unseren,  erst  noch  zu  nehmenden  Veranstaltungen  bevorzukommen, 
mithin  das  ganze  Vorhaben  zn  verderben,  da  hingegen  Russland  nichts 
dergleichen  zu  besorgen  hätte,  und  die  zwei  Kanzler  um  so  mehr  alle 
Vorsicht  wegen  der  Geheimhaltung  gebrauchen  müssten,  wann  der  Vor- 
schlag von  ihrer  eigenen  Monarchin  herkommet;  welche  Betrachtungen 
Deinen  Eifer  verdoppeln  werden,  fordersamst  in  diesem  Punkt  Unseren 
Endzweck  zu  erreichen. 

»Hiebei  wollen  Wir  nicht  vermuthen,  dass  die  nunmehro  erfolgte  Aus- 
wechslung der  Ratificationen  des  englischen  Subsidientractats 2)  bei  dem 
russischen  Hof  einigen  Anstand  wegen  der  Begnehmung  Unseres  Vor- 
schlags verursachen  werde,  da  dieser  Subsidientractat  gleich  allen  Anfangs 
vermög  der  russischen  Declaration  und  der  eigenen  Äusserung  des  eng- 
lischen Bottschafters  in  keiner  andern  Absicht  als  gegen  Preussen  errichtet 
worden9),  folglichen  Russland  dem  wahren  Verstand  und  dem  Esprit  des 
besagten  Tractats  nachlebete,  wann  es  auch  ohne  englischen  Consens  die 
stipulirte  Truppen  gegen  Preussen  anwendete.  Indessen  wird  Williams, 
allem  Vermuthen  nach,  das  Subside  vor  das  erste  Jahr  nebst  denen  nam- 


1)  Vgl.  Brückner  318.         2)  Vgl.  S.  233  Anm.  1.         3)  Vgl.  Nr.  50. 


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264  Österreichische  Acten  sur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  haften  Verehrungen  vor  die  zwei  Kanzler  allschon  ausgezahlt  *)  und  an- 
8rz  13  durch  Uns  eine  grosse  Hinternnss  aus  dem  Weg  geranmet  haben. 

»Sodann  sind  Wir  ohnedem  schon  überzeugt,  dass  bei  dem  dortigen 
Hof  nicht  leicht  etwas  ohne  Geld  auszurichten  seie.  Wir  würden  also 
auch  gar  gern  namhafte  und  proportionirte  Verehrungen  vor  die  zwei 
Kanzler,  und  wo  es  sonsten  nöthig  ist,  nicht  nur  alsdann  verwenden,  wann 
das  Goncert  zu  Stand  kommet,  sondern  auch  das  schriftliche  Versprechen 
ausstellen,  denen  zwei  Kanzleren  in  Schlesien,  wann  Wir  solches  behaup- 
teten, ansehnliche  Herrschaften,  so  etliche  hunderttausend  Gulden  werth 
seien,  zu  verehren  und  einzuräumen  2). 

»Sobald  Du  auch  einen  glücklichen  Ausschlag  Deiner  obhabenden 
wichtigen  Negociation  vorsehen  kannst,  so  sind  Uns  die  diensamste  Mittel 
und  Wege  an  Hand  zu  geben,  wie  Wir  die  Grossfürstin  völlig  gewinnen3) 
und  Uns  sicher  stellen  können,  dass  sie  bei  den  eingeschlagenen  Maass- 
nehmungen  ohnabänderlioh  beharren  würde,  wanngleich  die  Unpässlichkeit 
der  russischen  Kaiserin4)  währenddem  Krieg  einen  unglücklichen  Aus- 
schlag nehmen  sollte. 

»Überhaupt  aber  ist  die  grösste  Vorsicht  zu  tragen,  dass  der  russische 
Hof  es  nicht  bei  vielen  schönen  Worten  bewenden  lasse,  sondern  dasjenige, 
worzu  er  sich  anheischig  machen  würde,  noch  in  rechter  Zeit  erfüllete 
und  sein  ganzes  Vorhaben,  so  lang  als  immer  möglich,  geheim  halte; 
welches  in  den  dortigen  Landen,  wann  man  nur  will,  ehender  als  ander- 
wärts geschehen  kann,  zumalen  der  englische  Subsidientractat  ohnedem 
schon  erforderet,  dass  die  russische  Truppen  in  completten  und  guten 
Stand  gesetzet,  auch  näher  an  den  Grenzen  zusammengezogen  werden.  Du 
kannst  also  die  Nothwendigkeit  der  Geheimhaltung  und  Verschwiegenheit 
nicht  nachdrücklich  genug  in  Vorstellung  bringen. 

Übrigens  wirst  Du  bei  Deinen  künftigen  Berichtschreiben,  so  von  dem 
geheimen  Vorschlag  Erwähnung  thun,  die  nämliche  Vorsicht  als  Wir  ge- 
brauchen, und  Du  wirst  aus  der  Wichtigkeit  Unserer  gegenwärtigen  Ver- 
haltungsbefehlen  von  Selbsten  erkennen,  dass  Wir  in  Deine  Geschicklichkeit 
und  treuesten  Diensteifer  ein  ganz  besonderes  gnädigstes  Vertrauen  setzen 
und  Uns  von  Dir  gänzlich  versprechen,  Du  werdest  den  Inhalt  Unsere 
gegenwärtigen  Rescripts  keinem  Menschen  als  dem  von  Eichenfeld5)  an- 
vertrauen und  Dich  vor  allem  befleissen,  dass  der  russische  Hof  sich  gegen 
keinen  anderen  und  insbesondere  nicht  gegen  den  sächsischen  bloss  gebe, 
seinen  Unwillen  gegen  Engeland  möglichst  verberge6)  und  dem  Williams 
weder  etwas  verfängliches,  noch  etwas  widriges  eröffne,  sondern  in  so 
lang  eine  Gleichgültigkeit  äussere,  bis  mit  den  würklichen  Operationen 


1)  Vgl.  S.  241.         2)  Vgl.  S.  154.         3)  Vgl.  Nr.  54.         4)  Vgl.  S.  235. 

5)  Österreichischer  Beamter  bei  der  Botschaft  in  Petersburg. 

6)  Vgl.  Nr.  41.  50. 


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17.S6  Man  13 


-  Mär«  16. 


265 


der  Anfang  gemacht  werden  kann;  wobei  Uns  der  Umstand  sehr  ver-  1756 
goüglich  zu  sein  scheinet,  dass  inzwischen  der  Funcke  von  Petersburg  März  1 
abgereiset  sein  wird.    Sollte  sich  aber  solches  verzögeret  haben,  so  hast 
Du  um  so  mehr  Sorge  zu  tragen,  dass  der  ernannte  von  Funcke  nichts 
in  Erfahrung  bringe.«  .  .  , 


57.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  16.  März  1756.  März  16 

Nach  der  Urschrift. 

Vertraulichkeit  des  Groukanzlert.    Seine  Abneigung  gegen  William». 

»Da  der  churaäohsische  Minister  v.  Funcke  endlich  vorgestern  die 
Rückreis  nach  Dresden  angetretten,  so  habe  für  gut  befunden,  mich  noch 
den  nämlichen  Tag  Abends  zu  dem  Grosskanzler  zu  begeben.  Obwohlen 
Dun  .  .  .  die  Freundschaft  und  das  Vertrauen  zwischen  mir  und  nunbe- 
rührtem Minister  von  18  Monaten  her  vollkommen  hergeBtellet  ist1),  so 
muss  doch  gleichwohlen  bekennen,  dass  ich  von  demselben  noch  niemalen 
mit  so  vieler  Freundlichkeit  empfangen  oder  nur  ein  so  ausserordentliches 
Vertrauen  bezeuget  worden,  als  gleich  nach  des  von  Funcke  Abreis  von 
hier  geschehen  ist.  Wie  zumalen  nun  der  hiesige  Hof  Aber  den  englischen 
Betrag  viele  Unzufriedenheit  hat2),  auch  nach  der  Ratificationsauswechslung 
das  conventionsmässige  Wartgeld  vor  das  erste  Jahr  von  hier  noch  nicht 
begehret  worden  und  der  Grosskanzler  bei  der  Kaiserin  von  allen  Reussen 
keine  Anfrage  nnd  Vorstellung  wegen  des  Empfangs  zu  machen  sich  ge- 
trauet, so  hat  mich  dieser  Minister  ersuchet,  fürs  erst  den  Williams  dahin 
zu  vermögen,  damit  er  mittelst  einer  Note  dem  hiesigen  ministerio  eröffne, 
dass  die  conventionsmässige  summa  .  .  .  wirklich  fertig  liegen3),  fürs 
zweite  aber  mit  dem  Vicekanzler  zn  sprechen,  damit  derselbe  bei  der 
russischen  Kaiserin  diese  Sache  so  ehender  zu  Stand  zu  bringen  trachten 
möge,  als  eines  Theils  die  Übelgesinnte  und  insonderheit  sein  Bruder,  der 
Oberhofmarschall,  die  hiesige  Monarchin  von  der  Subsidienannahm  abzu- 
halten sucheten,  andern  Theils  aber  Engeland  sich  in  des  Königs  in  Preussen 
Hände  also  ganz  zu  werfen  veranlasset  werden  dörfte.  Merkbar  ist,  dass 
dieser  Minister,  als  er  mich  an  den  Vicekanzler  verwiesen,  mir  zu  be- 
kennen kein  Bedenken  getragen,  dass  der  Credit  und  Vertrauen  des  Grafen 
Woronzow  bei  der  russischen  Kaiserin  das  seinige  weit  übersteige4),  folg- 
lichen auch  seine  Vorstellungen  in  dieser  Sache  desto  leichter  die  er- 
wünschte Würkung  nach  sich  zu  ziehen  vermöchten.  Worauf  ich  dem 
Grosskanzler  geantwortet,  dass  ich  mich  seinen  beeden  Verlangen  auf  alle 
Weise  fügen  werde,  und  was  das  erstere  betreffe,  so  hätte  mir  der  eng- 
lische Botschafter  schon  neulich  gemeldet,  dass  er  dem  hiesigen  ministerio 


1)  Vgl.  S.  236.         2)  Vgl.  Nr.  50.         3)  Vgl.  S.  241. 
4)  Vgl.  Nr.  48  b.  54. 

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266   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Kriegen 


1756  über  die  fertig  liegende  Snbsidiengelder  eine  Note  tibergeben  wolle.  Nach 
März  16  4iQgem  hatte  mjr  dieser  rassische  Minister  neuerdings !)  seine  Unzufrieden- 
heit Aber  den  Williams  zu  erkennen  gegeben,  und  gleichwie  der  englische 
Minister  sagte  er  weiters)  die  Grossfürstin  in  der  dänisch-holsteinischen 
Austauschsach2)  auf  lauter  Irrwege  gefahret,  benebst  ihr  auch  Uber  die 
polnische  Anliegenheiten  allerhand  Sachen  beibringet  und  ihn,  Grosskanzler, 
bei  ihr  ohne  Ursach  verschwärzet,  so  wäre  kein  anderes  Mittel  übrig,  als 
den  Williams  von  hier  wieder  wegbringen  zu  suchen3).  Hierauf  nun  habe 
dem  Grosskanzler  erwidert,  dass  dieses  wohl  nicht  sogleich  zu  bewürken 
sein  würde,  und  da  er,  der  englische  Botschafter,  nach  aller  Vermuthung 
ohnedas  nicht  lang  hier  bleiben  wird,  so  möchte  er,  Graf  Bestushew, 
seine  Abberufung  nicht  weiters  betreiben,  sondern  abwarten,  bis  solche 
von  selbsten  erfolge.«  .  .  . 


März  23       58.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  23.  März  1756. 

Mach  der  Urschrift. 


Gutachten  de»  College  der  auswärtigen  Angelegenheiten,  keine  Subridien  von 

England 


»Da  mich  der  Grosskanzler  .  .  .  veranlasset,  mit  dem  Grafen  Woronzow 
über  das  subside  de  paix  für  das  erste  Jahr  zu  sprechen4),  so  habe  ver- 
gangenen Donnerstag  mit  demselben  eine  lange  Unterredung  gepflogen 
und  von  ihm  vernommen,  dass,  gleichwie  die  russische  Kaiserin  über  den 
englischen  Betrag  äusserst  missvergnügt  zu  sein  um  so  mehr  Ursach  hätte, 
als  Höchstdieselbe  sozusagen  von  dem  englischen  Hof  hintergangen  und 
prostituiret  worden  seie,  actu  die  Conventionssach  in  einer  solchen  crisi 
wäre,  dass  dieselbe  wohl  gänzlich  rumpiret  werden  könnte.  8ie,  die 
russische  Kaiserin,  hätte  dem  Grosskanzler  mit  vielem  Unwillen  anbefohlen, 
den  über  das  englisch-preussische  Wesen  von  mir  gethanen  Vortrag5)  dem 
collegio  der  ausländischen  Affairen  zu  dem  Ende  mitzuth eilen,  damit  das- 
selbe sein  Gutachten,  was  nunmehro  in  dieser  Angelegenheit  hier  Orts  zu 
thun  seie,  Ihro  hierüber  abstatten  solle.  Gleichwie  nun  das  .  .  .  Haupt- 
rescript  von  11.  Februar6)  allenthalben  gegründet  und  unverfänglich  ge- 
fasset ist,  dergestalten  zwar,  dass  solches  dem  hiesigen  Hof  ein  grosses 
Licht  über  die  Begebenheit  des  zwischen  Engeland  und  Prenssen  neulich 
geschlossenen  Tractats  zu  geben  vermag,  so  habe  solches  auch  denen 
zweien  Kanzleren  in  [der]  den  lton  huius  gehabten  Conferenz  obnbedenklioh 
verlesen  zu  können  geglaubet,  und  da  der  ganze  Inhalt  davon  diesen  zweien 
ministris  über  die  Maassen  gefallen,  so  bin  ich  von  denenselben  ersuchet 
worden,  solchen  zu  ihrer  mehreren  Einsicht  und  Überlegung  davon  eine 


1)  Vgl.  Nr.  54.  2)  Vgl.  S.  240  Anm.  1.  3)  Vgl.  S.  256. 
4)  Vgl.  Nr.  57.         5)  Vgl.  Nr.  50.        6)  Vgl.  Nr.  41. 


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1756  März  16 


-  März  23. 


267 


Abschrift  nehmen  zu  lassen.    Gestern  nun  ist  dem  Grosskanzlern  von  dem  1750 

März  ' 

collegio  der  auswärtigen  Affairen  das  Gutachten,  um  solches  der  russischen 
Kaiserin  hinauf  geben  zu  können,  zugeschicket  worden,  und  wie  mich  der 
Graf  Woronzow  und  Olsuwiew  in  geheim  unterrichtet,  so  solle  solches 
hauptsächlich  in  dem  bestehen,  dass,  (weilen  die  hiesige  Absichten  durch 
den  englisch-preussischen  Tractat  zum  Nachtheil  der  gemeinsamen  Sach 
gänzlich  vereitlet  worden  und  zu  besorgen  wäre,  dass  diese  zwei  Höfe 
vielleicht  sich  schon  Aber  andere  geheime  Articles  einverstanden  haben, 
oder  noch  einverstehen),  fürdersamst  mit  I.  K.  M.  sich  über  die  weitere 
Maassnebmungen  gemeinschaftlich  verabredet  und  keine  Gelegenheit  ver- 
absäumet werden  müsste,  wodurch  dem  König  in  Preussen  in  seiner  Ver- 
grösserungsbegierde  Einhalt  gemacht  werden  könnte,1).  Und  wie  zumalen 
die  russische  Kaiserin  von  Engeland  durch  den  mit  Preussen  geschlossenen 
Tractat  hintergangen  und  seine  Allianz  unbrauchbar  gemacht  worden  wäre2), 
so  hat  das  oollegium  der  ausländischen  Affairen  sein  Gutachten  über  die 
Convention  auch  dahin  gegeben,  dass  dem  hiesigen  Hof  mehr  gerathen 
seie,  wann  er  das  subside  de  paix  nicht  annehme  und  die  Convention 
gänzlich  rumpiret  würde,  zumalen  Engeland  aus  verschiedenen  Betrach- 
tungen wohl  gar  das  praevenire  spielen,  mithin  Eussland  vor  der  ganzen 
Welt  prostituiret  werden  könnte.  Und  wie  der  Olsuwiew  gar  vernünftig 
anmerket,  so  dörfte  die  dem  Williams  bei  der  Ratificationsauswechslung 
nnd  auch  mir  gleich  darnach  zugestellte  russische  Declaration3}  den  eng- 
lischen Hof  vielleicht  selbst  veranlassen,  dem  hiesigen  das  subside  de  paix 
nicht  auszahlen  zu  wollen;  wie  dann  Ew.  Exc.  ans  meinem  Bericht  vom 
16.  huius4)  schon  .  .  .  ersehen  haben  werden,  dass  Williams  das  Wartegeld 
für  das  erste  Jahr  bis  auf  weitere  Ordre  nicht  auszahlen  zu  können,  dem 
Grosskanzler  durch  den  secretarium  Wolkow  rotunde  declariren  lassen  hat. 

»Weilen  aber  berührter  russischer  Minister  seine  ansehentliohe  Ver- 
ehrung fast  von  100  000  f.  nicht  gern  verlieren  will,  so  hat  derselbe  dem 
ausländischen  collegio  von  des  Williams  Erklärung  noch  nichts  zu  eröffnen 
für  diensam  erachtet,  und  ist  unschwer  vorzusehen,  dass,  wann  des  eng- 
lischen Bottschafters  Declaration  kundbar  sein  wird,  das  collegium  der 
ausländischen  Affairen  sein  Gutachten  wegen  Annullirung  der  Convention 
noch  mehr  unterstützen  werde. 

»Wie  Ew.  Exc.  aus  meiner  .  .  .  Expedition  vom  25.  Februarii5)  und 
dem  darauf  gesetzten  .  .  .  Bericht6)  ...  zu  entnehmen  geruhet  haben 
werden,  so  habe  den  hiesigen  Hof  von  allen  violenten  und  übereilten  Maass- 
nehmungen  auf  alle  Weis  abzuhalten  gesuchet.    Da  aber  Williams  wegen 


1)  Vgl.  Nr.  48.         2)  Vgl.  Nr.  54.         3)  Vgl.  S.  233. 

4)  In  dem  P.  S.  des  Berichts  vom  16.  März  1756  berichtete  Esterhasy :  >Der 
Williams  hätte  . . .  auf  die  unangenehmste  Art  geantwortet,  dass  man  hier  voller 
üblen  Willen  seie.«        5)  Vgl.  Nr.  48.        6)  Vgl.  Nr.  50. 

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268  Österreichische  Acten  aar  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  Auszahlung  der  conventionsmässigen  Wartgelder,  (ohne  dass  ihm  dieser 
Rathschlag  noch  bekannt  wäre,)  schon  Schwürigkeit  gemacht  und  die  .  . . 
Declaration  den  englischen  Hof  hierzn  noch  mehr  veranlassen  kann,  benebst 
die  russische  Kaiserin  durch  vier  Jahre*  mit  den  55000  Mann  keine  gebun- 
dene Hände  haben  will  und  nicht  wird  abwarten  wollen,  dass  England 
hierunter  das  praevenire  spiele,  so  ist  viele  Vermuthung  obhanden,  dasa 
die  Convention  von  hierans  gänzlich  annulüret  werden  dörfte  .... 

»In  gleichen  vernehme  ich  in  grosserer  Geheim,  dass  fürnämlich  auf 
meine  Veranlassung  künftighin  die  Beratschlagungen  Aber  die  Weltsachen 
in  gegenwärtigen  Gliedern  des  ausländischen  collegii  bei  Hof  gehalten, 
folglichen  solche  in  rechter  Ordnung  tractiret  werden  sollen.« 

Der  Credit  des  Grosskanzlers  sei  »seit  kurzem  merklich  gefallen1) 
und  in  einer  grossen  crisi.  Zwischen  den  Grosskanzler  und  dem  Williams 
ist  dermalen  eine  solche  Animosität  und  Verbitterung dass  sie  von  weitem 
einander  ausweichen,  und  es  ist  nicht  ohne,  dass  der  englische  Ministre 
durch  seinen  wunderlichen  humeur,  Unvorsichtigkeit  im  Reden  und  unge- 
gründeten  Versicherungen  ein  vieles  beigetragen,  folglich  seines  Hofs  An- 
liegenheiten  so  verdorben  hat,  dass  solchen,  wann  allenfalls  die  Convention 
noch  annulliret  werden  sollte,  für  nun  und  ftlr  das  künftige  sehr  schwer- 
lich oder  garnicht  mehr  aufzuhelfen  sein  dörfte.«  .  .  . 


[März  27]  59.  »Kurze  Anmerkungen  über  des  Herrn  Grafen  Starhemberg 
Berichtschreiben  vom  27.  Februar  1756  und  die  darinnen  enthaltene 
Äusserungen  des  französchen  Hofs  in  Ansehung  des  diesseitigen  geheimen 

Vorschlags.«2)    [Wien,  27.  März  1756]. 

Nwh  einer  Abschritt.   Vgl  v.  Arneth  IV,  429  f.;  Beer,  M.  I.  Ö.  0.  XVII,  114. 

Aufstellung  der  für  das  Zustandekommen  des  geheimen  TraciaU  unumgänglich  von 
Österreich  tu  fordernden  Bedingungen.     Vorschlag,  nach  wie  vor  zunächst  einen 
Neutralitäts-  resp.  Defensive  ertrag  mit  Frankreich  abzuschliessen. 

»Die  diesseitige  geheime  Handlung  mit  Frankreich  hat  einen  doppelten 
Gegenstand,  nämlichen : 

lmü  »die  Verschaffung  mehrerer  Sicherheit  vor  das  Erzhaus  und 
2°  »die  Wiedereroberung  Schlesiens  und  der  Grafschaft  Glatz,  mithin 

die  mehrere  Schwächung  des  Königs  in  Preussen  als  des  gefährlichsten 

Nachbarns  und  heimlichen  Feindes3). 

»Daa  letatere  Object  begreifet  zugleich  das  erstere  in  sich  und  wäre 

sonder  Zweifel  das  er  wünschlichst-  und  erspriesslichste ;  dahero  auch  auf 


1)  Vgl.  Nr.  57. 

2)  Diese  Denkschrift  des  Staatskanzlers  Kaunita  wurde  am  27.  März  als 

Instruction  an  Starhemberg  gesandt.        3)  Vgl.  Nr.  46. 


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1756  Miirz  23  —  März  27. 


269 


jenes  das  sorgfältigste  Augenmerk,  jedoch  dergestalt  zu  richten  ist,  dass,  (f  75 
wann  das  Beste  nicht  erreichet  werden  könnte,  wenigstens  die  künftige  drz 
Sicherheit  der  österreichischen  Monarchie  befestiget  und  nicht  eines  mit 
dem  anderen  verscherzet  würde. 

»Auf  diese  Art  hat  man  sich  bis  anhero  beflissen,  die  geheime 
Unterhandlung  mit  Frankreich  auf  das  vorsichtigste  zu  führen,  und  Graf 
Starhemberg  findet  sich  allschon  mit  hinlänglichen  Verhaltnngsbe fehlen 
versehen1),  das  erstere  Object  durch  die  Verabred-  und  Schliessung  der 
Neutralitfttsacte  und  eines  Defensivtractats  .  .  .  vollkommen  zu  erschöpfen 
und  dannoch  den  Weg  zur  gleichmässigen  Erreichung  des  zweiten  Objeots 
andurch  nicht  zu  sperren,  sondern  vielmehr  offen  zu  erhalten  und  auf 
künftige  Fälle  mehrers  vorzubereiten. 

»Hingegen  hat  dem  ernannten  Grafen  in  Ansehung  des  geheimen 
Vorschlags  gegen  Preussen  keine  vollständige  Belehr-  und  Anweisung 
zugefertiget  werden  können,  insolang  die  eigentliche  französche  Ver- 
langen und  Absichten  dem  hiesigen  Hof  unbekannt  gewesen  und  allzu 
bedenklich  scheinen  müssen,  sich  vor  der  Hand  durch  Specialäusserungen 
und  Vorschläge  verfänglich  zu  machen  und  der  Gefahr  des  Missbrauchs 
auszusetzen. 

»Nunmehro  aber  hat  es  der  geschickten  und  diensteiferigen  Ver- 
wendung des  Grafen  Starhemberg  geglücket2),  dass  der  französche  Hof 
zur  deutlicheren  Sprache  und  Eröffnung  seiner  eigentlichen  Absichten 
allschon  vermöget  und  der  hiesige  andurch  in  Stand  gesetzet  worden,  der 
Sachen  näher  zu  trotten  und  ohne  weiteren  Zeitverlust  in  reife  Überlegung 
zu  ziehen,  ob,  welcher  gestalten  und  inwieweit  die  diesseitige  Vorschläge 
und  EntSchliessungen  mit  den  französohen  zu  vereinbaren  möglich  seie. 

»Die  gründliche  Beurtheilung  dieser  höchst  wichtigen  und  weitaus- 
sehenden Fragen  muss  um  so  schwerer  fallen,  je  mehr  sich  in  die  dabei 
einschlagende  viele  Betrachtungen  vertiefet  wird.  Es  dörfte  also  der 
natürlichste  und  beste  Ausweg  darinnen  bestehen,  sich  an  die  Sache 
selbsten  zu  halten  und  fordersamst  in  einem  so  deutlichen  als  kurzen 
Begriff  zu  erwägen,  worinnen  dann  die  diesseitige  und  die  französche 
geheime  Vorschläge  und  Verabredungen  eigentlich  bestehen  und  inwie- 
weit solche  von  einander  unterschieden  seien,  woraus  diesemnächst  um  so 
leichter  zu  ermessen  stehet,  ob  und  wie  eines  mit  dem  anderen  vereiniget 
werden  könne. 

»Gleich  bei  Entwerfung  des  geheimen  Projects  sind  unter  anderen 
die  Grundsätze  zur  Richtschnur  genommen  worden9),  dass  von  der 
Schwächung  des  Königs  in  Preussen  die  Wohlfahrt  und  Erhaltung  des 
.  .  .  Erzhauses  abhänge,  dass  zur  Erreichung  dieses  wichtigen  Endzwecks 
keine  Hoffnung  vorhanden  seie,  insolang  die  Krone  Frankreich  sich  dem- 


l)  Vgl.  Nr.  51.  52.         2)  Vgl.  Nr.  4».         3)  Vgl.  S.  145. 


270  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756^  gelben  widersetze,  und  dass  diese  Krone  wegen  ihres  wesentlichen  Staate- 


interesse den  ernannten  König  nimmermehr  fallen  lassen  würde,  wann 
man  ihr  nicht  anderwärtige  und  solche  Gegenvortheile  anerbiete  und 
verschaffe,  welche  die  Bedenken  wo  nicht  Oberwiegen,  jedoch  diesen  in 
gewisser  Maass  die  Wagschale  halten. 

»Hierauf  beruhet  das  Fundament  des  ganzen  Vorschlags,  und  dessen 
Fehlschlagung  stünde  zuverlässig  vorauszusehen,  sobald  jenes  ausser  Augen 
gesetzet  würde.  Und  sollte  gleich  Frankreich  ohne  anderwärtigen  pro- 
portionirten  Vortheil  in  die  diesseitige  Maassnehmungen  einzugehen  vermöget 
werden  können,  so  bliebe  die  beständige  Beisorge  zurück,  dass  ein  solcher 
Schritt  aus  keiner  wahren  und  aufrichtigen  EntSchliessung,  sondern  ans 
gefährlichen  Absichten  und  einer  blossen  Verstellung  herrühre,  welches 
wegen  seiner  Folgen  das  übelste  wäre,  so  bei  einer  so  weit  aussehenden 
Unterhandlung  alles  verderben  würde. 

»Hat  nun  der  Satz  seine  vollständige  und  ungezweifelte  Richtigkeit, 
dass  der  Krön  Frankreich  proportionirte  Gegenvortheile  eingewilliget  und 
verschaffet  werden  müssen,  so  kommet  es  hauptsächlich  auf  die  Frage  an, 
worinnen  dann  eigentlich  die  Proportion  dieser  Gegenvortheile  zu  bestehen 
habe?  Und  um  die  bemerkte  Frage  zu  entscheiden,  so  muss  ohne  alles 
Vorurtheil  specifice  in  Erwägung  gezogen  werden,  wohin  der  diesseitige 
geheime  Vorschlag  eigentlich  abziele,  was  andurch  dem  .  .  .  Erzhaus  zu- 
wachsen, nnd  was  dasselbe  dagegen  an  Frankreich  oder  an  seine  Alliirte 
bewilligen  und  abtretten  solle. 

»Dieser  Zuwachs  l)  bestünde  nun  in  nicht  weniger  als  in  dem  grössten 
Theil  des  Herzogthums  Schlesien,  in  der  Grafschaft  Glatz  und  in  den 
drei  Herzogtümern  Parma,  Piacenza  und  Guastalla,  wordurch  also  das 
.  .  .  Erzhaus  nicht  nur  eine  sehr  namhafte  Vermehrung  der  jährlichen 
Einkünften,  sondern  zugleich  den  ganz  unschätzbaren  Vorth  eil  der  Ent- 
kräftung des  Königs  in  Preussen,  der  auf  der  einen  Seiten,  völlig  erreichten 
und  auf  der  andern  Seiten,  nämlich  in  Italien,  sehr  vermehrten  Sicherheit 
nebst  so  vielen  anderen,  von  Selbsten  in  die  Augen  fallenden  Vortheilen 
und  Consequenzen  erhielte  und  seine  innerliche  8tärke  und  Macht  ohn- 
gemein  vermehrte,  welchen  Begehren  noch  das  Ansuchen  hinzugefüget 
worden,  dass  Frankreich  zu  Ausführung  des  bemerkten  Vorhabens  die 
Kosten  mitzutragen  und  sich  zu  einer  Geldaushülfe  einzuverstehen  habe. 

»Was  nun  gegen  alles  dieses  der  ernannten  Krone  zur  Anreizung 
durch  den  geheimen  Vorschlag  anerboten  worden2),  bestehet: 

lmo  »in  einem  Äquivalent  vor  die  von  dem  Don  Philipp  abzutrottende 
drei  Herzogthümer,  und  zwar  nach  der  dem  Grafen  von'  Starhemberg 
gegebenen  Anleitung  in  dem  Herzogthum  Luxemburg,  dem  Pays  Re'trocäde' 
und  in  den  Herrschaften  Chimay  und  Beaumont; 


t)  Vgl.  S.  150.         2)  Vgl.  S.  149.  151. 


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1756  Marz  27. 


271 


2d0  »in  dem  Versprechen,  dem  Prinzen  Conty  dereinstens  zur  Er-  [1756 

*vrz  2 

langung  der  polnischen  Krone  behülflioh  zu  sein. 

3io  »in  Beförderung  der  besseren  französchen  Einverständnoss  mit 
Spanien,  Neapel  nnd  Russland,  und 

410  »in  Verschaffung  der  Mitteln,  wie  einigen  französchen  Alliirten 
zu  grösserer  Macht  auf  Kosten  des  Königs  in  Preussen  verholfen  werden 
sollte. 

»Betreffend  das  erste  Anerbieten,  so  ist  zwar  solches,  wann  es  als 
ein  blosses  Äquivalent  vor  die  drei  Herzogtümer  betrachtet  wird,  vor 
mehr  als  zureichend  anzusehen,  da  das  Herzogthum  Luxemburg  allein  an 
jährlichen  Einkünften  mehr  als  die  drei  Herzogtümer  ertraget,  und  über- 
das  stehet  ohnschwer  zu  ermessen,  dass  Frankreich  aus  verschiedenen 
Staatsbetrachtungen  seinen  Nutzen  dabei  fände,  wann  das  ernannte  Äqui- 
Talent  dem  Don  Philipp  zutheil  würde.  Es  könnte  aber  dieser  Nutzen 
bei  weitem  nicht  denen  Staatsbedenken  gleichkommen,  welche  die  Befestig- 
und  Vergrößerung  des  .  .  .  Erzhauses  bei  Frankreich  verursachen  müsste 
Ans  welcher  Erkenntnuss  sich  auch  bei  dem  ersten  Entwurf  des  geheimen 
Vorschlags  beflissen  worden,  noch  mehrere  dem  ernannten  Hof  angenehme, 
zugleich  aber  dem  .  .  .  Erzhause  zu  keinem  nahen,  noch  ohnmittelbareu 
Schaden  gereichende,  sondern  vielmehr  die  grosse  Absicht  unterstützende 
Bedingnüsse  zu  Hülfe  zu  nehmen. 

»Von  dieser  Eigenschaft  waren  die  übrige  diesseitige  Anerbieten,  als 
welche  der  Krön  Frankreich  zwar  verschiedene  scheinbare,  aber  keine 
wesentliche,  noch  ohnmittelbare,  sondern  nur  entfernte  Vortheile  darstellten, 
hingegen  dahin  zieleten,  die  geheime  Absichten  desto  sicherer  und  ohne 
sonderliche  Gefahr  zur  Erfüllung  zu  bringen. 

»Wird  nun  der  diesseitige  Vorschlag  nach  seiner  eigentlichen  Be- 
schaffenheit unpartheiisch  erwogen,  so  kann  nicht  in  Abrede  gestellet 
werden,  dass  solcher  keineswegs  nach  der  zum  Grund  zu  legenden  Pro- 
portion eingerichtet,  sondern  nach  dem  überwiegenden  Vortheil  des  .  .  . 
Erzhauses  ausgemessen  seie;  worinnen  man  aber  um  so  weniger  einen 
Fehler  begangen  zu  haben  glaubet,  da  es  an  sich  ganz  natürlich  ist,  dass 
eines  Theils  vorzüglich  auf  I.  M.  .  .  .  Nutzen  fürgedacht,  und  dass  andern 
Theils  bei  dergleichen  wichtigen  Unterhandlung  sich  gleich  allen  anfangs 
nicht  allzuviel  biossgegeben2)  oder  zu  freigebig  erzeiget,  sondern  die 
anderseitige  Verlangen  abgewartet  und  durch  beiderseitiges  Nachgeben  ein 
Ganzes  gemacht  werden  könne. 

»Dass  aber  auch  bei  den  bisherigen  französchen  Antworten  und 
Anforderungen  die  behörige  Proportion  überschritten  und  die  Begehren 
allzuweit  erstrecket  worden,  solches  ist  alsdann  ganz  demonstrative  vor 
Augen  zu  legen,  wann  die  8ache  in  ihrem  eigentlichen  Zusammenhang 


1)  Vgl.  S.  146.         2)  Vgl.  Nr.  14. 


272  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
[1T56    betrachtet  und  das  scheinbare  von  dem  wesentlichen  unterschieden  wird, 

Ii«  071 

J  indeme  zwar  die  Äusserungen  des  besagten  Hofs  darinnen  ein  gutes  An- 
sehen gewonnen  haben,  dass  derselbe  allschon  die  förmliche  Erklärung 
von  sich  gestellet1),  nach  dem  diesseitigen  eigenen  Gutbefinden  entweder 
auf  den  Fuss  des  ersten  geheimen  Vorschlags  oder  nach  Anleitung  der 
hierauf  ertheilten  französchen  Antwort,  die  Handlung  fortzusetzen,  hiebei 
die  Beobachtung  der  genauen  Reciprocität  und  vollkommenen  Billigkeit 
zum  Grund  zu  legen  und  der  preussischen  Allianz,  so  bald  von  Seiten 
I.  M.  in  Ansehung  der  englischen  ein  gleiches  erfolge,  gänzlich  zu  entsagen 
und  keine  Hinternuss  in  den  Weg  zu  legen,  sondern  allerdings  geschehen 
zu  lassen,  dass  dem  König  in  Preussen  ganz  Schlesien  und  die  Grafschaft 
Glatz  wieder  entzogen  und  dem  .  .  .  Erzhaus  zugetheilet  werde2). 

»Wann  mau  aber  die  letztere  französche  Antwort  behörig  zerglie- 
deret und  ihr  auf  den  Grund  siehet,  so  ergiebet  sich  nur  allzu  deutlich, 
dass  solche  sehr  künstlich  und  nach  dem  ersten  Anschein  billig,  aber  in 
der  That  auf  eine  Art  verfasset  seie,  welche  nichts  weniger  als  eine 
genaue  Reciprocität  beobachte,  noch  in  der  Ausführung  für  thunlich  an- 
gesehen werden  könne5). 

»Dann,  wie  bereits  erwähnet  worden,  so  ist  das  Fundament  und  der 
Grundstein  des  diesseitigen  Plans  darinnen  bestanden,  die  Krön  Frankreich 
durch  ihre  eigene  Vortheile  in  die  geheime  Vorschläge  und  deren  Voll- 
streckung mit  einzuziehen. 

»Dermalen  aber  hat  die  ernannte  Krone  ihre  Antwort  so  eingerichtet, 
als  wann  sie  die  Cessionen  in  den  Niederlanden  nur  als  ein  Äquivalent 
für  den  Don  Philipp  und  für  die  von  ihm  abzutretende  drei  Herzogtümer, 
für  sich  aber  gar  keinen  Vortheil  anverlangte ,  folglich  auch  nach  den 
Regien  der  Reciprocität  weder  zu  einigem  Beitrag  schuldig  seie,  noch  die 
völlige  Entkräftung  des  Königs  in  Preussen  mit  gleichgültigen  Augen 
ansehen,  viel  weniger  aber  darzu  behüiflich  sein  könnte,  ausser  I.  M. 
wollten  Bich  zu  einem  Gleichen  wegen  der  Zugrundricutung  der  englischen 
Macht  entschiiessen ,  als  worinnen  eigentlich  die  Reciprocität  zwischen 
dem  hiesigen  und  dem  französchen  Hof  bestünde. 

»So  sehr  nun  gleich  Frankreich  sich  angelegen  sein  lassen,  der 
ganzen  Handlung  eine  andere  Gestalt  zu  geben  und  sich  mit  dem  Vorwand 
der  Reciprocität  zu  schützen,  so  scheinet  doch  die  in  Absicht  führende 
Eigennützig-  und  Unbilligkeit  ganz  deutlich  hervor,  da  fordersamst  eine 
offenbare  Wahrheit  verbleibet,  dass,  wann  die  Cessionen  der  Grafschaft 
Flandren,  des  Tournesis  und  des  ganzen  Strich  Landes  zwischen  dem 
Meer  und  dem  Scheldfluss  nur  allein  als  ein  Äquivalent  vor  den  Don 
Philipp  und  seine  abzutrottende  drei  Herzogtümer  angerechnet  werden 
wollten,  alle  Reciprocität  und  Proportion  eines  Äquivalents  weit  übersteigen 


1)  Vgl.  Nr.  45.         2)  Vgl.  Nr.  49.         3)  Vgl  Nr.  52.  53. 


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175G  März  27. 


273 


würden,  nachdem  die  erwähnte  Co3sionen  den  besten  Theil  der  Nieder-  [1756 
landen  ausmachen  und  an  jährlichen  Einkünften  wohl  vier  nnd  mehrmal  ***rz  2 
so  viel  als  die  drei  Herzogtümer  ertrügen  und  im  Werth  erreichten. 

»Die  in  der  französohen  Antwort  angeführte  verschiedene  Ursachen, 
warum  Don  Philipp  zu  begünstigen  seie,  sind  zwar  vor  den  ernannten 
Prinzen  und  vor  alle  diejenige,  so  an  seinem  besseren  Auskommen  Antheil 
nehmen,  sehr  wohl  ausgedacht.  Sie  können  aber  bei  I.  M.  zu  keinem 
hinlänglichen  Bewegungsgrund  angezogen  werden,  um  dieserwegen  weit 
erträglichere  Länder  abzutretten,  sondern  die  einzige  hinlängliche  Ursach 
bestehet  in  der  Wiedereroberung  der  schlesischen  und  glatzischen  Landen1), 
und  wann  diese  ermanglete,  so  fiele  auch  das  ganze  Fundament  von 
Selbsten  hinweg,  worauf  das  diesseitige  Anerbieten  einiger  Länderabgabe 
in  den  Niederlanden  gegründet  ist. 

»Es  scheinet  also,  wo  nicht  eine  geflissentliche  Gefährde,  jedoch  ein 
Versuch  und  Kunststreich  des  französohen  Bureau  darunter  verborgen  zu 
sein,  dass  nur  allein  die  drei  Herzogthümer  als  die  Ursach  des  nieder- 
ländischen Äquivalents  dargestellet  werden  wollen,  um  der  geheimen  Unter- 
handlung eine  solche  Gestalt  zu  geben,  dass,  wanngleich  der  diesseitige 
einzige  und  Hauptendzweck,  nämlich  die  Wiedereroberung  Schlesiens, 
fehlschlüge,  dannoch  das  niederländische  Äquivalent  dem  Don  Philipp  in 
die  Hände  gespielet  oder  wenigstens  diese  Absicht  auf  künftige  Zeiten 
vorbereitet  und  bei  Spanien  und  Neapel  gelten  gemacht,  auch  wohl  gar 
sich  darüber  mit  Engeland  nach  Beschaffenheit  der  künftigen  Umständen 
wider  Willen  I.  M.  einverstanden  werden  könne,  als  worzu  durch  die 
vorläufige  Bestimmung  des  Äquivalents  der  Weg  gebahnet  wäre. 

»Über  das  ist  der  französche  Plan  so  beschaffen  und  eingerichtet, 
dass,  wann  schon  diesem  Hof  nicht  gleich  ein  wesentlicher  Vortheil  zutheil 
würde,  solcher  ihm  dannoch  vor  das  künftige,  menschlichem  Ansehen  nach, 
nicht  entstehen  könnte. 

»Dann  sobald  die  Grafschaft  Flandren,  mithin  die  ganze  nieder- 
ländische Meerküste  in  des  Don  Philipp  Hände  verfielen,  so  wäre  die 
ohnmittelbare  Communication  des  ...  Erzhauses  mit  Engeland  völlig 
unterbrochen  und  abgeschnitten,  das  Band  und  die  Grundursach  der  bis- 
herigen Allianz  zwischen  den  ernannten  zwei  Mächten  aufgehoben,  und 
die  Seemächten  hätten  so  wenige  erhebliche  Ursache,  den  Überrest  der 
Niederlanden  vor  das  .  .  .  Erzhaus  vertheidigen  zu  helfen,  dass  vielmehr 
ihr  Staatsinteresse  erforderte,  auch  Brabant,  Geldern  und  Hainault  etc. 
dem  Don  Philipp  in  die  Hände  zu  spielen  und  ihn  andurch  in  desto 
besseren  Defensionsstand  zu  versetzen.  Wenigsten  würden  die  ernannte 
Mächte  der  Krön  Frankreich  wegen  der  Acquisition  des  Herzogthums 
Luxemburg  keine  sonderliche  Hinternüsse  in  Weg  legen,  und  diese  Krone 


1)  Vgl.  Nr.  53. 

Aeten  cur  Vorgeschichte  in  7jfchrigen  Kriege*.  18 

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274  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

[1756  hätte  nicht  nöthig,  das  besagte  Herzogthum  vor  dermalen  anzuverlangen 
ärz  *7^und  desfalls  in  einige  beschwersame  Bedingnüsse  einzugehen,  sondern  es 
könnte  ihr  die  ohuentgeltliche  Eroberung  in  künftigen  Zeiten  um  so  weniger 
entstehen,  da  Luxemburg  so  weit  von  denen  übrigen  Erblanden  entlegen 
ist,  und  der  niederländische  Oberrest  kein  solches  ansehnliches  corpus 
mehr  ausmachte,  welches  einen  beträchtlichen  Fuss  von  Truppen  zur 
Vertheidigung  unterhalten  und  der  Kosten  und  Gefahr  lohnen  würde, 
eine  hinlängliche  Kriegsmacht  aus  den  hiesigen  Landen  dorthin  abzu- 
schicken und  sich  in  gefährliche  Defensivkriege  zu  verwickelen. 

»Dass  nun  diese  und  andere  dergleichen  Betrachtungen  bei  Ertheilung 
der  letzteren  französchen  Antwort  vorgewaltet  haben  dörften,  gewinnet 
durch  die  Äusserung  des  Abbä  Bernis  einen  neuen  Orad  der  Wahrschein- 
lichkeit, da  er  sich  entfallen  lassen,  dass  sogar  privati  Wappen,  Namen 
und  Ansprüche  auf  das  Herzogthum  Luxemburg1)  fQhreten  und  dahero 
solches  kein  anständiges  Äquivalent  für  den  Don  Philipp  abgeben  könne1). 

»Wird  also  der  französche  Plan  nach  seiner  wahren  Beschaffenheit 
betrachtet,  so  wäre  solcher  in  der  That  weit  vergnüglicher,  wann  dieser 
Hof  nebst  dem  Äquivalent  vor  den  Don  Philipp  auch  wesentliche  Vortheile 
vor  sich  Selbsten  anverlanget  und  die  Sachen  nicht  dergestalten  gegriffen 
hätte,  dass  er  zwar  auf  keine  deutliche  Anforderungen  verfallen,  aber 
dannoch  seine  Absichten  ohnentgeltlich  zu  erreichen,  sich  zuverlässig  ver- 
sprechen und  zugleich  freie  Hände  behalten  könnte,  dem  Krieg  mit  Enge- 
land, wann  es  seine  Anständigkeit  zulasst,  ein  ohnversehenes  Ende  zu 
machen,  an  dem  geheimen  Vorschlag  keinen  directen  Antheil  zu  nehmen 
und  sich  völlig  daraus  zu  halten,  hingegen  I.  M.  allein  mit  der  Gefahr 
eines  missliohen  Ausschlags  und  dem  Verlust  der  angewendeten  Kosten 
zu  beladen. 

»Was  aber  der  Ausführung  der  diesseitigen  Absichten  am  meisten 
entgegenstehet2],  ist  die  deutliche  Äusserung  des  französchen  Hofs,  dass 
er  nur  allein  die  Wiedererobemng  Schlesiens  gestatten,  übrigens  aber  die 
weitere  Entkräftung  des  Königs  in  Preussen  nicht  zugeben  würde,  als 
welches  ganz  offenbar  aus  der  Staatsbetrachtnng  herrühret,  dass  Preussen 
auch  nach  dem  Verlust  seiner  neuen  Conquöten  alle  Zeit  eine  ansehnliche 
Macht  verbleibe,  dem  .  .  .  Erzhaus  entgegen  gesetzet  und  zum  Vortheil 
der  französchen  Absichten  gebrauchet  werden  könnte. 

»Ob  nun  zwar  Abbe*  Bernis  sich  hiebei  geäusseret  hat3),  dass  sein 
Hof  auch  hierinnen  sich  dem  diesseitigen  Verlangen  fügen  dörfte,  wann 
I.  M.  sich  in  gleicher  Maass  gegen  Engeland  zu  verwenden  entschliessen 
würden,  so  hat  er  doch  Selbsten  die  Anmerkung  hinzugefüget,  dass  solehes 
wegen  ermanglender  Seemacht  nicht  geschehen  könne,  dass  also  die  Offen- 
sivmaassnehmungen  gegen  Preussen  hauptsächlich  und  fast  allein  mit  der 


1)  Vgl.  Beer,  Archiv  47,  16.  35.        2)  Vgl.  Nr.  62.         3)  Vgl.  S.  248. 


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1756  März  27. 


275  • 


hiesigen  and  der  russischen  Kriegsmacht  unternommen  und  ausgeftlhret  [1756 
werden  müssten,  da  andere  Höfe,  wann  sie  keine  Hoffnung  zu  wesentlichen  Marz  27J 
Vergrößerungen  vor  sich  seheten,  sich  nicht  durch  blosse  Subsidienver- 
sprechen  zur  werkthätigen  Theilnehmong  an  dem  Krieg  vermögen  lassen, 
auch  allenfalls  die  diesseitige  Kräften  nicht  zureichen  würden,  nicht  nur 
zu  den  eigenen  Kriegserfordernüssen,  sondern  auch  zu  namhaften  Subsidien 
nnd  zur  Verpflegung  fremder  Truppen  Rath  schaffen  zu  können. 

»Nachdem  auch  der  König  in  Preussen  bekannter  Maassen  150000 
Mann  der  besten  Truppen  auf  den  Beinen,  mithin  genügsame  Mittel  in 
Händen  hat,  sowohl  I.  M.  als  der  russischen  Macht  eine  solche  Armäe 
entgegenzustellen,  welche,  wo  nicht  die  Oberhand  behalten,  jedoch  den 
Krieg  auf  verschiedene  Campagnes  hinaus  erstrecken  könnte ') ,  so  leget 
die  verweigerte  französche  Begnehmung  des  vierten  Punkts  des  diesseitigen 
geheimen  Vorschlags2),  nämlichen  die  Begünstigung  anderer  Mächten  auf 
preussische  Kosten,  die  grösste  Hindernuss  in  Weg,  und  es  wäre  allzuviel 
gewagot,  wann  zu  solchen  Offensivmaassnehmungen,  deren  Ausschlag  einem 
grossen  Zweifel  ausgestellt  verbleibet,  geschritten  und  hierunter  mit  all- 
zugrosaem  Eifer  und  Verlangen  auf  die  Wiedereroberung  Schlesiens  zu 
Werk  gegangen  werden  wollte,  zumalen  insolang  Frankreich  sich  aus  dem 
Spiel  haltet  und  nach  eigenem  Gutbefinden  durch  den  Frieden  mit  Enge- 
land alle  diesseitige  Absichten  auf  einmal  unterbrechen  und  vereitelen 
könnte. 

»Um  also  die  Mängel  und  den  wesentlichen  Unterschied  der  beider- 
seitigen Vorschlägen  in  wenig  Worten  vor  Augen  zu  legen,  so  ist  der 
diesseitige,  wann  man  die  Wahrheit  bekennen  darf,  zwar  aus  erheblichen 
Ursachen,  aber  in  der  That  allzu  vorteilhaft  vor  I.  M.  eingerichtet  und 
keine  hinlängliche  Reciprocität  und  Proportion  zwischen  den  Begehren  und 
Anerbieten  beobachtet  worden.  Übrigens  aber  giebet  er  die  leichteste 
Mittel  und  Wege  an  die  Hand,  die  Sache  Selbsten  unternehmen  und  aus- 
führen zu  können,  indeme  man  zum  Voraus  in  Erwägung  gezogen  hat, 
wie  es  der  Krön  Frankreich  weder  zuzumuthen,  noch  ohne  Eingestehung 
des  reciproci  gegen  Engeland  von  ihr  zu  erwarten  seie,  dass  sie  Selbsten 
gegen  Preussen  offensive  zu  Werke  gehen  würde3),  zumalen  bei  Entwertung 
des  geheimen  Vorschlags  der  zwischen  Engeland  und  Preussen  errichtete 
Tractat  und  die  Kriegs- Veranlassung,  so  Frankreich  hiervon  nehmen 
könnte,  nicht  vorzusehen  gestanden,  und  des  ernannten  Hofs  ohnmittelbare 
Verwendung  nicht  erforderlich  wäre,  sobald  man  nur  freie  Hände  erhielte, 
Schweden,  Sachsen,  Pfalz  und  andere  Höfe  durch  die  Hoffnung  zu  Länder- 
acquisitionen  mit  in  das  Goncert  gegen  Preussen  einzuziehen  und  durch 
Versammlung  einer  dritten  Armee  dem  Unternehmen  einen  geschwinden 
und  glücklichen  Ausschlag  zu  geben4). 


1)  Vgl.  Nr.  52.         2)  Vgl.  S.  155.         3)  Vgl.  S.  251.         4)  Vgl.  S.  254. 

18* 

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#    276  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

[1756  >Weit  mehrers  wird  aber  in  dem  französchen  Vorschlag  die  Billigkeit 

arz  'J  ausser  Augen  gesetzet.  Und  ob  zwar  dieser  Hof  die  genaue  Beobachtung 
der  Keciprocität  als  eine  conditumcm  praeliminaretn  et  »ine  qua  non  zum 
Grand  leget,  so  ist  doch  sein  ganzes  Gebäude  und  Raisonnement  auf  ein 
unstatthaftes  suppositum  aufgeföhret,  da  er  bereits  erwähntermaassen  die 
ansehnliche  niederländische  CesBionen  bloss  und  allein  als  ein  billiges 
Äquivalent  vor  den  Don  Philipp  und  seine  drei  Herzogtümer  ansehen 
und  hieraus  die  Folge  ziehen  will,  dass,  nachdem  die  Krön  Frankreich 
durch  den  diesseitigen  Vorschlag  keinen  wesentlichen  Vortheil  erhielte, 
von  ihr  ein  übriges  geschehe,  wann  sie  der  Wiedereroberung  Schlesiens 
gelassen  zusehete,  ohne  hieran  einigen  Aütheil  zu  nehmen. 

»Hiebei  will  man  nicht  in  Abrede  stellen,  dass  Selbsten  von  dieser 
Seiten  dem  französchen  ministerio  Anlass  gegeben  worden,  das  vorerwähnte 
sappo8itum  zum  Grund  seiner  letzteren  Antwort  zu  legen  und  sich  dessen 
dergestalt  zu  bedienen,  dass  er  seine  eigentliche  Absichten  und  Verlangen 
unter  dem  scheinbaren  Vorwand  der  Keciprocität  verbergen  und  der  ganzes 
Unterhandlung  eine  vortheilhafte  Gestalt  geben  können;  maassen  der  erste 
geheime  Vorschlag  ')  nur  von  einem  in  den  Niederlanden  zu  bestimmenden 
Äquivalent  vor  den  Don  Philipp  redet  und  von  keinen  Specialvortheileo 
oder  Cessionen,  so  der  Krön  Frankreich  zutheil  werden  sollten,  reden 
können,  ohne  sich  der  Gefahr  auszusetzen,  dass  die  ernannte  Krone  ihre 
Begehren  allzuweit  erstrecken  und  andurch  eine  billige  Einverständnis 
ohnmöglioh  machen  würde. 

»Aus  den  nämlichen  Betrachtungen  ist  Graf  ßtarhemberg  ganz  vor- 
sichtig zu  Werk  gegangen,  dass  er  eine  gleichförmige  Sprache  geföhret 
und  sich  an  das  Wort  Äquivalent  fest  gehalten  hat.  Allein  nachdem 
nunmehro  die  deutliche  Äusserung  des  französchen  Hofs  erfolget,  solche 
aber  noch  so  beschaffen  ist,  dass  die  Ausführung  des  geheimen  Vorschlags, 
wo  nicht  ohnmöglich,  jedoch  sehr  schwer  und  gefährlich  sein  würde,  so 
will  es  allerdings  darauf  ankommen,  ob  die  Sache  natürlich  und  practisch 
gegriffen,  alle  Finessen  und  Wortstreit  wegen  dem  eigentlichen  Verstand 
des  Äquivalents  und  der  Keciprocität2)  abgeschnitten,  die  beiderseitige 
Ideen  und  Vorschläge  vereiniget  und  ein  so  billiges  als  thunliches  Concert 
annoch  zu  Stand  gebracht  werden  könne,  worzu  auch  um  so  weniger  die 
Hoffnung  verloren  ist,  da  Frankreich  sich  so  weit  eingelassen  und  seine 
Neigung  zu  den  geheimen  Vorschlägen  Battsam  zu  erkennen  gegeben  hat. 

»Es  wäre  aber  die  Ausführung  dieser  wichtigen  Absicht  ganz  ohn- 
möglich, wann  nicht  die  Billigkeit,  Reciprocität  und  die  zu  verschaffende 
Sicherheit  von  den  beiden  Höfen  zur  einzigen  Kichtschnur  genommen 
würde;  und  da  der  allerch ristlichste  König  allschon  die  nämliche  Grund- 
sätze angenommen  und  vor  richtig  anerkennet  hat3),  auch  nicht  der  geringste 


1)  Vgl.  Nr.  2  a         2)  Vgl.  Nr.  49.        3)  Vgl.  Nr.  45.  49. 


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1756  März  27. 


277 


Anstand  dabei  vorwalten  kann,  solche  von  Seiten  I.  M.  auf  das  genaueste  lf75& 
in  beobachten  und  znm  Fundament  der  künftigen  Unterhandlung  zu  legen,  März  2 
so  scheinet  es  auch  nnr  darauf  anzukommen,  dass  diese  principia  in  dem 
Werk  selbsten  und  in  der  Application  nicht  ausser  Augen  gesetzet,  son- 
dern genau  befolget  werden. 

»Um  nun  die  geheime  Unterhandlung  wieder  in  die  natürlichste  Wege 
einzuleiten  und  möglichst  abzukürzen,  so  dürfte: 

lmo  »vor  allen  Dingen  nöthig  sein,  dass  der  Missverstand  und  die 
iweideutige  Auslegung  des  Worts  Äquivalent  aus  dem  Weg  geraumet  und 
dem  französchen  Hof  ohne  Rückhalt  erkläret  werde:  I.  M.  hatten  sich 
gleich  allen  Anfangs  deutlich  geäusseret  und  wollten  zu  allem  Überfluss 
nochmalen  zu  erkennen  geben,  wie  ihre  geheime  Vorschlage  überhaupt  und 
die  Erwähnung  des  dem  Don  Philipp  zu  bestimmenden  Äquivalents  ins- 
besondere nicht  änderst  als  conditionate  auf  den  Fall  geschehen  und  zu 
verstehen  seien,  wann  das  Herzogthum  Schlesien  und  die  Grafschaft  Glatz 
wieder  unter  die  Bottmässigkeit  des  .  .  .  Erzhauses  wflrklich  gerathen 
sollten.  Die  Wiedereroberung  dieser  Landen  seie  also  der  hauptsäch- 
lichste Gegenstand  und  die  wahre  Bewegursach  aller  diesseitigen  Ver- 
sprechen, und  insolang  jene  nicht  erfolgte,  noch  zu  ihrer  Vollkommen- 
heit gebracht  werden  könnte,  so  verstünde  es  sich  von  selbsten,  dass  auch 
die  diesseitige  Versprechen  und  Äusserungen  von  keiner  Verbindlichkeit 
und  Würkung  seien,  sondern  als  nicht  geschehen  angesehen  werden 
mflssten !). 

»Dahero  seie  sich  nicht  sowohl  bei  denen  Fragen  und  Betrachtungen, 
wemc  das  zu  bestimmende  Äquivalent  zutheil  werde,  und  inwieweit  der 
Don  Philipp  zu  begünstigen  seie,  aufzuhalten,  sondern  auf  die  Sache 
selbsten  und  auf  deren  Fundament,  nämlich  auf  die  Conquäte  der  schle- 
sischen  Landen  und  auf  die  dargegen  zu  versprechende  Gessionen  zurück- 
zusehen, welche  beide  Bedingnüsse  niemalen  von  einander  getrennet 
werden  könnten,  sondern  zu  gleichen  Schritten,  aber  nicht  eines  vor  dem 
andern  zur  Erfüllung  gelangen  mtlssten. 

2°  »Wie  nun  hiebei  um  so  weniger  zu  zweifeien  stünde,  dass  der 
allerchristlichste  König  die  Sache  auf  gleiche  Art  und  nicht  änderst  an- 
sehen und  beurtheilen  würde,  da  die  diesseitige  Erklärung  auf  die  offen- 
bare Billigkeit  und  Reciprocität  gegründet  wäre  und  der  ernannte  König 
diese  Grundsätze  allschon  als  conditiones  sine  quibus  mm  angenommen 
und  festgestellt  hätte,  so  könne  auch  kein  erhebliches  Bedenken  dabei 
vorwalten,  desfalls  allen  Zweifel  aus  dem  Weg  zu  räumen  und  L  M.  durch 
Errichtung  einer  Präliminardeclarationsacte  vollständig  zu  beruhigen,  vermög 
welcher  beide  Theile  auf  das  verbindlichst-  und  deutlichste  erkläreten, 
dass  alle  Verabredungen  und  Versprechen  von  keiner  Kraft  und  Würknng 


1)  Vgl.  Nr.  13. 

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278  Österreichische  Acten  nur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1756 _  gein,  sondern  als  nicht  geschehen  angesehen  werden  sollten,  insolang 
lärz  20^-ie  Wiedereroberung  Schlesiens  nnd  der  Grafschaft  Glatz  nicht  erfüllet 
wäre1). 

>Auf  eine  solche  von  beiden  Theilen  auszufertigende  Declaration  wäre 
nun  fordersamat,  und  bevor  sich  in  weitere  Handlungen  eingelassen  wird, 
eiferigst  zu  dringen;  wenigstens  aber  mttsste  dieselbe  von  dem  Grafen 
Starhemberg  ausgestellt  und,  auf  Begnehmung  des  Königs,  von  dem  Abbe* 
Bernis  angenommen  werden,  weilen  nunmehro  in  speciale  Handlung  ein- 
gegangen werden  muss  und  dieselbe  allzubedenklich  fiele,  wann  nicht  vor- 
hero  wegen  dem  besorglichen  Missbrauch  alle  mögliche  Vorsicht  angewendet 
und  in  das  Werk  gestellet  worden. 

3tio  »So  wenig  nun  das  diesseitige  Ansinnen  nach  der  offenbaren 
Billigkeit  und  Reciprocität  versaget  werden  kann,  ebenso  wenig  lasset 
sich  nach  Anleitung  der  nämlichen  Grundsätzen  in  Abrede  stellen,  dass 
die  von  dem  Abbe*  Bernis  noch  vor  der  näheren  Öffnung  anverlangte 
Declaration  wegen  der  von  beiden  Theilen  genau  zu  beobachtenden  Reci- 
procität2) billig  und  gegründet,  folglich  auch  keiuem  Anstand  unter- 
worfen seie. 

«Dann  obgleich  diese  Declaration  nach  des  ernanten  Abbe*  Äusserungen 
hauptsächlich  dahin  zielet,  dass  I.  M.  auf  die  nämliche  Art  gegen  Enge- 
land, wie  Frankreich  gegen  Preussen  zu  Werke  gehen  sollten,  so  würde 
doch  die  ganze  Negociation  auf  eine  wahre  Chimere  hinauslaufen,  wann 
man  solche  auf  die  Absicht  und  Hoffnung  begründen  wollte,  den  franzft- 
schen  Hof  zu  ungleichen  und  nicht  proportionirten  Bedingnüssen  und  Ver- 
sprechen vermögen,  ihn  von  Preussen  völlig  abziehen,  aber  die  englische 
Allianz  in  ihrer  bisherigen  Eigenschaft  beibehalten  zu  können. 

»Wann  also  die  besagte  Reciprocität  in  ihrem  rechten  Verstand  betrach- 
tet und  auf  eine  solche  Art  beobachtet  wird,  dass  der  beiderseitige  End- 
zweck andurch  beforderet  und  um  so  ehender  in  Erfüllung  gebracht  werde, 
so  ist  in  Ansehung  der  erwähnten  Declaration  das  französche  Verlangen  viel 
ehender  vor  vergnüglich  als  dem  allerhöchsten  Dienst  nachtheilig  anzu- 
sehen, und  wird  dahero  ohnmaassgeblichst  dafür  gehalten,  dass  zwar  Graf 
Starhemberg  bei  dem  Abgang  specialer  Verhaltungsbefehlen  sich  ganz  ver- 
nünftig und  ministerhaft  aus  des  Abbe*  Bernis  dringenden  Anwürfen  herans- 
gewickelet,  dass  er  aber  annoch  dem  besagten  Abbe*  zu  bedeuten  habe: 
wie  der  hiesige  Hof  bei  einer  beiderseitigen  Erklärung  wegen  der  zn 
beobachtenden  Reciprocität  so  wenigen  Anstand  und  Bedenken  finde,  dass 
er,  Graf,  vielmehr  gemessen  angewiesen  seie,  des  Abbe*  Bernis  Vorschlag 
zu  erneueren  und  solchem  willigst  die  Hände  zu  bieten;  wie  dann  auch 
in  dem  Project  der  diesseitigen  Antwort,  so  mit  dem  letzteren  Courier 
nach  Paris  abgesendet  worden3),  allschon  eine  solche  generale  Versicherung 


1)  Vgl.  Nr.  51.  52.         2)  Vgl.  S.  245.         3)  Vgl.  Nr.  51. 

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1756  März  27. 


279 


enthalten  ist,  und  dabei  die  Absieht  vorgewaltet  bat,  das  zur  glücklichen  Aus-  [1756 
führung  des  geheimen  Geschäfts  unumgäuglich  nöthige  wahre  Vertrauen  zwi-März  ' 
sehen  den  zwei  Höfen  immer  mehrers  zu  begründen;  welcher  Absicht  vor  der- 
malen noch  hinzukommt,  dass  Graf  8tarhemberg  von  der  diesseitigen  willfahrigen 
Erklärung  schickliche  Gelegenheit  nehmen  kann,  die  oberwähnte  Declaration, 
dass  obnedie  Eroberung  Schlesiens  alles  als  nioht  geschehen  anzusehen  seie, 
auf  die  Bahn  zu  bringen  und  mit  solcher  auszureichen,  als  wordurch  das 
grösste  Bedenken,  so  bei  der  ganzen  Sache  vorwaltet,  gehoben  würde. 

4 10  »Da  bei  der  mit  Frankreich  angesponnenen  Unterhandlung  die 
doppelte  Absicht  geftthret  wird,  dem  .  .  .  Erzhaus  mehrere  Sicherheit  zu 
verschaffen  und  dem  König  in  Preussen  Schlesien  und  Glatz  wieder  zu 
entziehen,  so  ist  zwar  auf  beide  objecta  zugleich  fernerhin  das  sorgfältigste 
Augenmerk  zu  richten,  jedoch  die  Negociation  dergestalt  zu  führen,  dass, 
wann  die  grosse  Idee  wegen  dem  ernannten  König  fehlschlüge  oder  auf 
künftige  Zeiten  verschoben  werden  müsste,  nicht  eines  mit  dem  anderen 
verdorben,  sondern  wenigstens  der  diesseitigen  Sicherheit  durch  Errichtung 
der  Neutral itätsacte  und  des  Defensivtractats  vorgesehen  werde. 

»In  diesem  Verstand  sind  die  letztere  an  Grafen  Starhemberg  er- 
gangene .  .  .  Verhaltungsbefehle1)  eingerichtet,  und  es  ist  nicht  zu  zwei- 
feien, dass  der  ernannte  Graf  sich  mit  allem  Eifer  und  Geschicklichkeit 
befleissen  werde,  solche  baldmöglichst  in  das  Werk  zu  stellen. 

>Wann  aber  solches  nioht  zugleich  in  Ansehung  des  Defensivtractats 
erfolget  sein  sollte,  so  wäre  vorzüglich  darauf  zu  sehen,  dass  auch  wegen 
des  erwähnten  Tractats  aller  Anstand  gehoben  und  solcher  in  allen  Fällen, 
zumalen  aber  alsdann  errichtet  werde,  wann  die  Einverständnis  über  den 
geheimen  Vorschlag  nicht  zur  Vollkommenheit  gelangen  oder  länger  ver- 
schoben bleiben  sollte2). 

»Aus  welchen  Betrachtungen  nöthig  zu  sein  scheinet,  dass  dem  Grafen 
Starhemberg  nochmalen  aufzutragen,  dass  er  sich  fernerhin  angelegen  sein 
lasse,  den  Defensivtractat,  welcher  zugleich  die  Neutralitätsacte  begreifet, 
zum  baldigen  Schluss  zu  beförderen. 

5°  »Soviel  nun  die  diesseitige  Oessionen  betrifft,  so  erfordert  zwar 
die  mit  dem  französchen  ministerio  zu  gebrauchende  Vorsicht,  dass  sich 
mit  der  hiesigen  Erklärung  nicht  übereilet,  sondern  nur  alsdann  näher  und 
speeifice  geäusseret  werde,  wann  die  Präliminarpunkten  ihre  Richtigkeit 
erhalten  haben  und  wahrscheinliche  Hoffnung  vorhanden  ist,  dass  etwas 
schliessliches  mit  dem  französchen  Hof  verabredet  werden  könne;  jedoch 
scheinet  in  allen  Fällen  nöthig  zu  sein,  dass  desfalls  von  nun  an  die  aller- 
höchste EntSchliessung  gefasset  und  Graf  Starhemberg  in  den  Stand  ge- 
setzet werde,  nach  Beschaffenheit  der  Umständen  sich  wegen  der  Abgaben 
deutlich  zu  öffnen  und  der  Handlung  allen  möglichen  Vorschub  zu  geben, 


1)  Vgl.  Nr.  51.  52.         2)  Vgl.  Nr.  46. 

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280  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

[H56  besonders  aber  dem  Argwohn  einer  geflissentlichen  Verzögerung  oder  eines 
lära  27^ zweideutigen  Betrags  in  Zeiten  vorzubauen;  worinnen  er  nach  denen  bia- 

hero  gegebenen  Proben  seiner  Vorsicht  das  rechte  Maass  zu  treffen  schon 

wissen  wird. 

>8o  vieles  hat  indessen  seine  Richtigkeit,  dass  zwischen  dem  Äqui- 
valent oder  den  Cessionen,  zu  deren  Anerbietung  Graf  Starhemberg  all- 
schon begwaltiget  ist1),  und  jenen,  so  Frankreich  dermalen  anverlangt2;, 
ein  sehr  grosser  Unterscheid  vorwalte,  und  dass  diese  bereits  erwähnter- 
maassen  allzu  übermässig  seien,  wann  sie  nur  als  ein  Äquivalent  vor  den 
Don  Philipp  angesehen  werden. 

»Sobald  man  sie  aber  mit  den  diesseitigen  Begehren,  nämlichen  mit 
Schlesien,  Glatz  und  den  drei  Herzogtümern  Parma,  Piacenza  und 
Gnastalla  in  Vergleichung  ziehet,  so  dörfte  wegen  der  Übermaass  aller 
Zweifel  von  selbsten  hin  wegfallen  und  die  allerhöchste  Einstimmung  ohne 
Bedenken  einznrathen  sein,  wann  nur  dargegen  die  oberwähnte  unschätz- 
bare Vortheile  dem  .  .  .  Brzhaus  sicher  verschaffet  werden  könnten. 

»Aus  diesen  Betrachtungen  wäre  auch  gleich  Anfangs  mit  vieler  Wahr- 
scheinlichkeit zu  vermuthen,  dass  der  französcbe  Hof  die  gesamte  Nieder- 
lande zu  einem  Äquivalent  anverlangen  würde.  Und  es  ist  noch  einem 
grossen  Zweifel  unterworfen,  ob  nicht  ein  dergleichen  Begehren  verträg- 
licher, als  das  gegenwärtige  gewest  wäre,  da  man  solchenfalls  mit  mehrerer 
Zuverlässigkeit  hätte  urtheilen  können,  dass  es  dem  ernannten  Hof  mit 
der  Begnehmung  des  geheimen  Vorschlags  ein  wahrer  Ernst  seie,  und  dass 
er  zur  glücklichen  Ausführung  alles  mögliche  beitragen  würde. 

>Ob  man  sich  nun  zwar  nicht  ermächtigen  will,  der  eigenen  aller- 
höchsten Entschliessung  wegen  der  in  den  Niederlanden  zu  bewilligen- 
den Cessionen  im  mindesten  vorzugreifen,  so  ist  doch  so  vieles  nicht  mit 
Stillschweigen  zu  übergehen,  dass  ein  allzugrosser  Diensteifer  oder  ein 
unzeitiger  Versuch,  noch  etwas  abzudingen,  in  Ansehung  des  wichtigen 
objecti  weit  mehr  schaden  als  nutzen  dörfte,  da  die  Krön  Frankreich 
durch  so  viele  und  erhebliche  Staatsursachen  von  der  Schwächung  des 
Königs  in  Preussen  zurückgehalten  wird  und  zur  ernstlichen  Mitwürkung 
nicht  änderst  als  durch  andere  grosse  Vortheile  vermöget  werden  kann. 

>Jedoch  dörfte  in  dem  Fall,  dass  die  Grafschaft  Flandren  nebst  dem 
Tournesis  zum  Äquivalent  bestimmet  würde,  die  Vorsicht  nicht  ausser  Acht 
zu  lassen  sein,  dass  alles  dasjenige,  was  über  der  Scheid  lieget  und  zu 
Brabant  gehöret,  namentlich  ausgenommen  werde,  weilen  sonsten  das 
fremde  Gebiet  sich  bis  an  die  Stadt  Anvers  und  allzu  nah  an  die  hollän- 
dische Grenzen  erstreckte  und  ein  beträchtlicher  Theil  des  Brabantischen 
unter  den  diesseitigen  Cessionen  begriffen  wäre3). 


1)  Vgl.  Nr.  2.  2a.         2)  Vgl.  Nr.  49. 

3)  In  dem  ergänzenden  Erlass  vom  27.  März  1756  (vgl.  Nr.  59a)  ist  binzu- 


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t 


1756  März  27.  281 

»Sodann  mtisste  zu  Vermeidung  aller  künftigen  Strittigkeiten  wegen  [1756 

•  •     •  MSrz  2 

der  Grenzen  und  Appertinentien  vorläufig  stipuliret  werden,  dass  solches 

in  den  künftigen  Verabredungen  nach  keinem  anderen  Fundament  als 
nach  der  Art,  wie  I.  M.  die  Grenzen  von  Flandren  nnd  Tournesis  seithero 
beobachten  lassen,  zn  reguliren  und  festzustellen  seie. 

»Nicht  weniger  wäre  vorläufig  die  Bedingnuss  deutlich  auszudrucken, 
dass  mit  I.  M.  Cessionen  auch  alle  publique  und  Privatschulden  ohne 
die  mindeste  Exception  zu  übernehmen  und  I.  M.  völlig  davon  zu  ent- 
ledigen seien,  welche  Vorsicht  um  so  nöthiger  zu  sein  scheinet,  da  der 
Vorgang  wegen  der  lotharingischen  Schulden1)  desfalls  zur  Warnung 
dienet. 

»Sollte  auch  dereinstens  eine  Zergliederung  der  Niederlanden  erfolgen, 
so  würde  wegen  des  mutuellen  commercii,  der  Zöllen  und  verschiedenen 
anderen  in  das  internum  einschlagender  Angelegenheiten  in  ein  grosses 
Detail  eingegangen  werden  müssen,  welches  aber  vor  dermalen  noch  zu 
frühzeitig  und  auf  weitere  Handlungen  auszusetzen  wäre2). 

6*°  »So  nöthig  es  nun  sein  will,  sich  fordersamst  wegen  der  Cessionen 
mit  Frankreich  vollkommen  einzuverstehen,  so  unvermeidlich  wäre  auch 
die  Abrede  wegen  der  Ausführung  und  wegen  aller  übrigen  Theilen  des 
geheimen  Vorschlags,  da  ohne  diesen  Vorgang  nicht  nnr  zu  keinen  werk- 
tätigen Operationen  gegen  Preussen  geschritten,  sondern  nicht  einstens 
mit  Rassland  etwas  schliessliches  zu  Stand  gebracht3),  noch  mit  Zuverlässig- 
keit an  Vorbereitung  der  erforderlichen  Kriegsanstalten4)  gearbeitet  werden 
könnte.  Und  wann  alles  dieses  mit  Frankreich  zu  Stand  gekommen  wäre, 
so  bleibet  doch  die  fernere  Frage  übrig,  ob  dann  auch  der  russische  Hof 
zu  vermögen  seie,  denen  diesseitigen  Vorschlägen  die  Hände  zu  bieten 
und  zu  gleicher  Zeit,  wann  sich  die  hiesige  Kriegsmacht  in  Bewegung 
setzte,  mit  einer  Armee  von  70000  und  mehr  Tausend  Mann6)  dem  König 
in  Preussen  auf  den  Leib  zu  fallen,  da  ohne  solches,  und  ohne  dass  an 
einem  glücklichen  Ausschlag  nach  menschlichem  Urtheil  nicht  wohl  zu 
zweifeien  stünde,  dem  allerhöchsten  Dienst  keineswegs  gemäss,  sondern 
gar  sehr  zuwider  wäre,  etwas  feindseliges  gegen  Preussen  zu  unternehmen 
und  das  .  .  .  Erzhaus  der  Gefahr  einigen  Verlusts  und  der  Entkräftung 
auszusetzen. 


gefügt,  dass  man  jedoch  an  dieser  Bedingung  die  Verhandlung  nicht  scheitern 
lassen  wolle.         1)  Vgl.  S.  163. 

2)  In  dem  ergänzenden  Erlass  vom  27.  März  1756  ist  noch  die  fernere  Be- 
dingung hinzugefügt,  dass  ebenso  wie  bisher  für  Philipps  italienische  Herzog- 
tümer, so  auch  für  die  ihm  zufallenden  niederländischen  Cessionen  die  weibliche 
Erbfolge  ausgeschlossen  werde.  Zwar  sehe  man  voraus,  dass  Frankreich  niemals 
darauf  eingehen  werde,  aber  Starhemberg  solle  sich  dieser  Forderung  bedienen, 
um  bei  endlichem  Nachgeben  andere  Vqrtheile  herauszuschlagen. 

3)  Vgl.  S.  260.         4)  Vgl.  S.  150.         5)  Vgl.  Nr.  56. 


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282  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

[1756  »Es  ist  also  die  Einverständnis  mit  Frankreich  und  deren  würkliche 

lärz  271 

Ausführung  nicht  mit  einauder  zn  vermischen,  sondern  wohl  zu  unter- 
scheiden, nachdem  jene  vorher  gehen  kann  und  mnss,  bevor  die  Möglich- 
keit der  Execution  vorzusehen  stehet;  woraus  sich  die  fernere  Folge 
ergiebet,  dass  die  geheime  Negociation,  soviel  die  diesseitige  Cessionen 
und  die  Gegenbedingnüsse  anbetrifft,  nicht  anders  als  conditionate  auf  den 
Fall  des  erfolgten  glücklichen  Ausschlags  eingerichtet,  dass  aber  dem  ohn- 
geachtet  die  Verbindung  mit  Frankreich  und  die  Defensivallianz  von  nun 
an  festgestellt  werden  könne,  wann  gleich  die  Ausführung  des  geheimen 
Vorschlags  fehlschlüge1)  oder  auf  künftige  Zeiten  ausgestellt  verbleiben 
mttsste. 

»Dahero  dann  auch  ohnvermeidlich  sein  will,  einen  doppelten  Tractat, 
deren  jeder  vor  sich  allein  bestünde,  und  zwar  einen  vorzeiglichen  und 
einen  geheimen,  so  auf  den  Fall  eines  glücklichen  Ausschlags  conditio- 
nate eingerichtet  wäre,  zu  verabreden  und  zu  schliessen2). 

•jmo  »Wann  nun  solchergestalt  die  beide  Höfe  vollkommen  einver- 
standen seind  und  den  geheimen  Vorschlag  in  das  Werk  zu  setzen,  die 
aufrichtige  Absicht  fuhren,  so  müssen  auch  die  hierzu  nöthige  Mittel  er- 
griffen werden,  da  es  sonsten  auf  eines  hinausliefe,  die  Sache  selbstcn 
nicht  wollen  oder  solche  auf  eine  Art  zu  unternehmen,  wovon  sich  kein 
vergnüglicher  Ausschlag  versprochen  werden  könnte. 

> Allein  auf  den  Fuss,  wie  Abbe"  Bernis  sich  letzthin3)  wegen  dem 
vierten  Article  des  geheimen  Vorschlags  geäusseret  hat,  wäre  es  weder 
thunlich  noch  rathsam,  sich  in  einen  Krieg  mit  dem  König  in  Preussen 
einzulassen  oder  nur  mit  Frankreich,  soviel  den  erwähnten  geheimen 
Vorschlag  anbetrifft,  zum  8chluss  zu  schreiten.  Dann  sobald  die  ernannte 
Krone  ausser  der  Conqu€te  von  Schlesien  und  Glatz  die  mehrere  preussiscbe 
Schwächung  nicht  gestatten,  folgliehen  den  Weg,  andere  Höfe  mit  in  das 
Spiel  zu  ziehen,  versperren  und  nur  zu  dem  Ende  Subsidien  an  Sachsen, 
Bayern  etc.  geben  will,  damit  diese  Mächte  stille  verbleiben  und  keinem 
Theil  beistehen  mögten,  so  müssen  hieraus  die  bedenkliche  Folgen  ent- 
stehen, dass 

a.  >der  König  in  Preussen  zwei  Armeen  gegen  die  hiesige  und 
russische  in  das  Feld  stellen  und  den  Ausschlag  der  Waffen  zweifelhaft 
machen  oder  doch  wenigstens  den  Krieg  auf  verschiedene  Campagnes 
hinaus  erstrecken  könnte4;; 

b.  »dass  Frankreich  inzwischen  seinen  Frieden  mit  Engeland  schliessen, 
und  um  solchen  vorteilhaft  zu  erhalten,  den  diesseitigen  geheimen  Vor- 

1)  Dem  ergänzenden  Erlass  vom  27.  März  1756  zufolge  wurde  diese  Erläu- 
terung mit  der  Absicht  hinzugefügt,  den  Einwand  abzuschneiden,  >als  ob  Wir 
nur  allein  die  Wiedereroberung  Schlesiens  im  Schilde  fUhreten  und  Unsere  Ein- 
verständnuss nicht  ernstlich  gemeint  seiet.        2)  Vgl.  Nr.  51.  52. 
3)  Vgl.  S.  247  f.         4)  Vgl.  Nr.  52.' 


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1756  März  27. 


283 


schlag  aufopferen,  andurcb  aber  das  .  .  .  Erzhaus,  wo  nicht  in  einen  t*756 
neuen  Verlust,  jedoch  in  ungemein  grosse  Kosten  und  innerliche  Ent-^är*  2 
kräftung  stürzen  dürfte;  nnd  dass 

c.  »die  ernannte  Krone,  insolang  ihre  Alliirte  nicht  mit  verwickelt 
wären,  ganz  freie  Hände  behalten  würde,  das  diesseitige  Unternehmen 
nach  eigenem  Willkür  zu  führen,  zu  erschweren,  zu  verzögeren  oder 
gar  zu  hintertreiben.  Da  es  nun  solchergestalten  nicht  um  die  völlige 
Entkräftung  des  Königs  in  Preussen  allein,  sondern  um  die  Möglichkeit, 
das  gTosse  Werk  glücklich  auszuführen,  und  nm  die  nöthige  Vorsicht 
wegen  der  zu  besorgenden  widrigen  Zufälle  und  französchen  Hinter- 
nussen  zu  thun  ist,  so  bestehet  auch  der  grösste  Anstand  in  der  ver- 
weigerten Begnchmung  des  vorerwähnten  vierten  Article,  und  ist  sich 
dahero  vor  allen  Dingen  möglichst  zu  bestreben,  dass  dieser  Anstoss  aus 
dem  Weg  geraumet  und  Frankreich  vcrmöget  werde,  auch  in  dem  be- 
sagten Punkt  denen  diesseitigen  Vorschlägen  stattzugeben;  worinnen  um 
so  ehender  auszureichen  sein  dörfte,  wann  die  Vorstellungen  nicht  sowohl 
auf  die  völlige  Schwächung  des  Königs  in  Preussen,  so  an  sich  hart  und 
bedenklich  in  die  Augen  fallen  mnss,  sondern  auf  die  einzige  Absicht,  die 
Sache  Selbsten  möglich  und  thunlich  zu  machen,  begründet  werden. 

8"  Ȇberhaupt  aber  scheinet  es  vor  dermalen  darauf  anzukommen, 
ob  die  Zweifel  und  Bedenken  des  französchen  ministerii  gehoben  werden 
können,  welche  sich  natürlicher  Weis  bei  der  so  grossen  Veränder-  und 
Entschliessung,  wie  die  gänzliche  Verlassung  der  preussischen  Allianz 
und  die  enge  Verbindung  mit  dem  .  .  .  Erzhaus  ist,  darstellen  müssen. 
Indessen  ist  schon  vieles,  und  mehr  als  man  sich  jemalen  hätte  ver- 
sprechen können,  damit  gewonnen  worden,  dass  die  diesseitige  Vorschläge 
dem  dortigen  Hof  angenehm  in  die  Augen  leuchten,  und  dass  er  sich 
würklioh  in  einer  Unentschlossenheit  desfalls  befinde,  da  er  eines  Theils  die 
diesseitige  Anerbieten  nicht  ganz  verscherzen,  anderen  Theils  aber  die  Sachen 
in  solche  Wege  einleiten  mögte,  dass  ihm  auch  für  das  künftige  die  Gelegen- 
heit offen  verbliebe,  sich  des  Königs  in  Preussen  gegen  das  .  .  .  Erzhaus 
bedienen  zu  können. 

»Bei  diesen  häckeliehten  Umständen  ist  also  das  vorzügliche  Augen- 
merk dahin  zu  richten,  dass  zwar  nichts,  was  zu  der  Sachen  Wesenheit 
gehöret,  ausser  Acht  gelassen,  übrigens  aber  alle  thunliche  Willfährigkeit 
bezeuget,  die  wankende  Gesinnung  des  französchen  ministerii  nicht  mehrers 
beunruhet,  sondern  demselben  auf  das  gelindeste  begegnet  und  der  An- 
schlag auf  die  hiesige  Seite  gewendet  werde;  woran  alsdann  nicht  wohl 
gezweifelet  werden  kann,  wann  die  Festsetzung  des  geheimen  Geschäfts 
allenfalls  nur  so  vieles  fruchtet,  dass  Frankreich  seinen  Tractat  mit 
Preussen  nicht  erneuere  und  dargegen  den  Defensivtractat  mit  I.  M.  er- 
richte; in  welchem  Fall  des  ernannten  Königs  Argwohn  und  Unruhe  sich 
vermehren  muss,  alsdann  aber  derselbe  aus  forchtsameu  Antrieb  gar  leicht 


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284  Österreichische  Acten  jbut  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    verleitet  werden  dörfte,  neue  Fehltritte  zu  begehen,  und  sich  mit  Enge- 
*ra  27^  land  in  solche  Verbind-  und  Maassnehrnungen  einzulassen,  welche  den  fran- 
zöschen  Hof  auch  wider  Willen  nöthigten,  die  hiesige  Freundschaft  und 
engere  Ein  verstau  dnuss,  wo  nicht  selbsten  zu  suchen,  jedoch  nicht  weiters 
auszuschlagen,  sondern  auf  einen  dauerhaften  Fuss  zu  setzen1). 

»Damit  aber  diese  höchst  wichtige  Absicht  nicht  verfehlet  werde, 
so  will  es  allerdings  nöthig  sein,  solche,  soviel  immer  thunlioh,  zu  ver- 
bergen und  dahero  wegen  Fortsetzung  des  geheimen  Vorschlags  einen 
vollkommenen  und  beständigen  Eifer,  wie  auch  eine  wahre  Offenherzigkeit 
und  anhaltendes  Vertrauen  in  des  Königs  Freundschaft  zu  bezeugen,  wann- 
gleich sicher  vorzusehen  stünde,  dass  solches  nach  den  dermaligen  Um- 
ständen nicht  zu  seiner  Vollkommenheit  gebracht  werden  könnte. 

>Ob  nun  zwar  ein  solcher  Betrag  viele  Geschicklichkeit,  Einsicht  und 
Aufmerksamkeit  erforderet,  so  hat  doch  Qraf  Starhemberg  allschon  werk- 
thätige  Proben  abgeleget,  dass  er  die  erwähnte  Eigenschaften  besitze,  und 
or  wird  sich  des  vergnüglichen  Umstands  wohl  zu  bedienen  wissen,  dass 
Frankreich  sich  vor  dermalen  in  nicht  geringer  Verlegenheit  befinde  und 
nicht  wohl  wagen  könne,  durch  Erneuerung  seines  Tractats  mit  Prenssen 
des  hiesigen  Hofs  Freundschaft  zu  verscherzen  und  ihn  zu  Abänderung 
seiner  bisherigen  Maassnehmungen  zu  vermögen.« 


März  27       59a.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.   Wien,  27.  März  1756. 

Nach  dem  Roinconcept   Vgl  t.  Arneth  IV,  42Sff.;  Beer,  H.  Z.  27,  349;  M.  I.  Ö.  O.  XVU, 
114;  Widdington,  Rwrerument  322  ff.  ;  Koser,  II,  41. 

Ergänzungen  zu  der  voranstehenden  Denkschrift. 

Entsprechend  den  Beschlüssen  der  am  26.  März  in  des  Kaisers  und 
Ihrer  Gegenwart  gehaltenen  Gonferenz  Aber  Starhembergs  Bericht  vom 
27.  Februar2}  erhalte  er  als  Instruction  die  »kurzen  Anmerkungen3) «, 
denen  noch  folgendes  hinzuzufügen  sei: 

jmo  »wird  von  Uns  nicht  misskennet,  dass  die  geheime  Unterhand- 
lung vor  dermalen  in  der  grössten  crisi  stehe  und  dahero  um  so  mehrere 
Vorsicht  und  Mässigung  zu  brauchen  seie,  damit  einerseits  in  dem  wesent- 
lichen nichts  verabsäumet,  andererseits  aber  durch  Erregung  allzuvieler 
Schwürigkeiten  der  dortige  Hof  nicht  in  noch  grossere  Verlegenheit  und 
Zweifel  gesetzet,  noch  den  eifrigsten  Bearbeitungen  des  Königs  in  Preussen, 
sich  wieder  in  das  französche  Vertrauen  einzudringen,  ein  unzeitiger  Vor- 
schub gegeben  werde. 

»Wir  wissen  aus  eigener  Erfahrung,  wie  vielen  und  wichtigen  Be- 
denken die  Entschliessung  unterworfen  seie,  ein  altes  Staatssystema  zu 
verlassen,  die  eingewurzelte  Vorurtheile  zu  überwinden  und  einen  neuen 

1)  Vgl.  S.  192.         2)  Vgl.  Nr.  49.         3)  Vgl.  Nr.  59. 


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1756  März  27. 


285 


Weg  einzuschlagen.  Es  kann  Uns  also  keineswegs  befremdlich  fallen,  dass  }'» W 
die  Meinungen  des  französchen  ministerii  annoch  zweifelhaft,  getheilt  und 
noeh  nicht  determiniret  seien1).  Es  will  nicht  gern  die  ihm  vorgelegte 
wichtige  Vortheile  ans  Händen  lassen  und  erblicket  ein  Licht,  wie  durch 
die  engere  Verbindung  mit  Unserem  Erzhaus  das  französche  Staatsinteresse 
beforderet  und  zugleich  ein  fester  Grundstein  zur  Aufrechthaltung  des 
allgemeinen  Ruhestands  geleget  werden  könne. 

»Wann  es  sich  aber  wieder  in  die  Betrachtungen  vertiefet,  ob  auf 
Unsere  oder  die  preussische  Allianz  mehrerer  Staat  zu  machen,  welche  am 
vortraglichsten,  und  wie  sich  die  Auswahl  auch  für  das  künftige  offen  zu 
erhalten  seie,  so  müssen  hieraus  unvollkommene  EntSchliessungen  und 
Zweifel  erwachsen,  zumalen  wann  die  Besorgnuss  hinzukommt,  dass  Unser 
geheimer  Vorschlag  die  ohnedem  vorwaltende  Verwirrungen  vergTÖsseren 
und  einen  künftigen  Frieden  erschweren  und  entfernen  dörfte. 

»Bei  solchen  Umständen  gehet  also  überhaupt  Unsere  eigentliche 
Willensmeinung  dahin,  dem  französchen  Hof  ehender  mit  einer  übermässigen 
als  zu  beschränkten  Offenherzigkeit  entgegen  zu  gehen,  allen  Anschein 
eines  zweideutigen  Betrags  zu  vermeiden  und  ihm  keine  Veranlassung  zur 
Beschwerde  zu  geben,  als  ob  Wir  keine  Absichten  führeten,  die  Billigkeit 
nebst  der  Reciprocität  ausser  Augen  setzeten  nnd  auf  allzuharten  und  un- 
tunlichen Bedingnussen  bestehen  wollten. 

»Ein  solcher  Detrag  scheint  das  thunlichste,  natürlichste  und  anstän- 
digste Mittel  zu  sein,  die  französche  Unentschlossenheit  zu  überwinden  und 
auf  ein  gewisses  und  praktisches  systema  zu  fuhren ;  wie  dann  bereits 
ungemein  vieles  damit  gewonnen  ist,  dass  ein  Theil  des  besagten  ministerii 
in  die  rechte  Grundsätze  einzugehen,  ein  anderer  Theil  aber  in  seinen 
Vorurtheilen  zu  wanken  anfanget1). 

2do  »Auf  die  vorerwähnte  generale  Betrachtungen  sind  also  Unsere 
dermalige  EntSchliessungen  gegründet.  Und  ob  Wir  zwar  nicht  das 
geringste  Bedenken  dabei  finden,  dem  französchen  Hof  ein  förmliches 
Project  des  zu  errichtenden  geheimen  Tractats  ohne  weiteren  Verzug 
vorzulegen«,  so  müsse  doch  eine  Einigung  über  die  wesentlichsten  Grund- 
sätze vorher  erfolgen,  da  die  französischen  Vorschläge2)  in  dieser  Form 
für  Osterreich  unannehmbar  seien. 

3Wo  »Sodann  hat  zu  Deiner  generalen  Richtschnur  zu  dienen,  dass 
Unser  vorzügliches  Augenmerk  dahin  gerichtet  seie,  die  Erneuerung  des 
Tractats  zwischen  Frankreich  und  Preussen  möglichst  zu  hintertreiben. 
Dann  sobald  diese  erfolgte,  so  könnte  zwar  Unser  und  der  preussische 
Defensivtractat  mit  Frankreich  zu  gleicher  Zeit  bestehen  und  stattfinden3); 
es  wäre  aber  bei  einem  solchen  Erfolg  die  Hoffnung  wegen  der  glücklichen 
Ausführung  Unsers  geheimen  Vorschlags  nicht  nur  vor  dermalen,  sondern 


1)  Vgl.  Nr.  55.         2)  Vgl.  S.  245  ff.         3)  Vgl.  Nr.  37a. 


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286  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  auch  för  die  künftige  Zeiten  gänzlich  verloren,  nnd  es  dörften  sich  viel- 
!ärz  27    ....  . 

leicht  in  saecnlis  nicht  wieder  solche  Umstände  ergeben,  dass  Frankreich 

allein  mit  Engeland  in  Krieg  verwickelt  seie,  der  Tractat  mit  Preussen 
jnst  znr  nämlichen  Zeit  zn  Ende  gehe  nnd  dieser  Hof  dem  französchen  so 
viele  nnd  wichtige  Ursachen,  wie  dermalen  geschehen  ist,  zum  Missver- 
gnügen gebe.  Überdas  hätten  Wir  beständig  zn  besorgen,  dass  Prenssen, 
wann  es  sich  einmal  wieder  bei  Frankreich  festgesetzet  hätte,  weit  mehrere 
Neigung  und  Mittel  zu  Qewinnnng  der  Vorliebe  finden  und  der  blosse 
Defensivtractat  Uns  keine  hinlängliche  Sicherheit  verschaffen  dörfte. 

>  Es  ist  Uns  also  die  in  Deinem  letzteren  Berichtschreiben ')  ange- 
merkte Versicherung,  dass  Frankreich  weder  Unsere  Niederlande  feindlich 
überfallen  noch,  insolang  als  die  geheime  Negociation  vorwaltet,  den 
Tractat  mit  Preussen  erneueren  würde,  sehr  vergnüglieh  zu  vernehmen 
gewesen,  nnd  was  zu  Ende  der  .  .  .  beiliegenden  »Anmerkungen«  berühret 
wird1),  verdienet  allerdings  eine  vorzügliche  Rücksicht,  da  nicht  wohl  zn 
zweifeien  stünde,  dass,  wann  Prenssen  noch  einige  Zeit  wegen  der  Er- 
neuerung Beines  Tractats  in  der  Ungewissheit  verbleiben  sollte,  dieser 
König  aus  Argwohn  und  Besorgnnss  auf  solche  EntSchliessungen  verfallen 
würde,  welche  ihn  mit  Engeland  enger  verbindeten  und  immer  mehr  von 
Frankreich  entferneten. 

4 10  »Um  nun  diesen  Hauptendzweck  zn  erreichen,  muss  dem  dortigen 
Hof  aller  Zweifel  benommen  werden,  dass  Wir  Uns  die  Mittel,  mit  den 
Seemächten  wieder  in  die  alte  Einverständnis  und  systema  [Uns]  einzu- 
lassen, offen  erhalten,  mit  Frankreich  aber  nur  ein  temporales  Werk  zn 
Stande  bringen  nnd  diesen  Hof  eines  seiner  nntzlichen  Alliirten  berauben 
wollen,  ohne  in  desselben  Stelle  einzutretten. 

»Dahero  Wir  auch  die  allschon  in  Unserem  letzteren  Rescript3)  ent- 
haltene .  .  .  Anweisung  erneueren,  wie  Du  Dich  desfalls  ohne  weiteres 
Bedenken  zu  äusseren  nnd  zu  versicheren  habest,  dass  nicht  der  geringste 
Anstand  bei  Uns  vorwalte,  sowohl  hierinnen  als  in  allem  übrigen  die 
vollkommenste  Billigkeit  und  Reciprocität  zu  beobachten.  .  .  . 

5°  »Um  nun  die  weitere  Handlung  mit  Frankreich  möglichst  abzu- 
kürzen nnd  in  das  Klare  zu  setzen,  so  haben  Wir  die  .  .  .  anliegende 
französche  Schrift4)  entwerfen  lassen,  welche  dem  Abbe*  Bernis  .  .  .  mit- 
zutbeilen  ist  und  ohne  weitläuftige  Erläuterung  zn  erkennen  giebet,  wie 
sich  Unserer  Seits  sorgfältigst  beflissen  worden,  eines  Theils  auf  alle  fran- 
zösche Verlangen  eine  deutliche,  hinlängliche  und  willfährige  Antwort  zu 
ertheilen  nnd  anderen  Theils  Unsere  Gegenbedingnusse  in  der  freundschaft- 
lichsten und  natürlichsten  Gestalt  vorstellig  zu  machen. 

»Soviel  aber  insbesondere  Unsere  Erklärung  wegen  des  vor  den 
Don  Philipp   anverlangten  Äquivalents  anbetrifft,   so  ist  es  aus  einer 


1)  Vgl  Nr.  55.      2)  Vgl.  Nr.  59,  S.  283  f.      3)  Vgl.  S.  251.  154.       4)  Fehlt 


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1756  März  27. 


287 


doppelten  Ursach  und  Betrachtung  geschehen,  dass  Wir  Uns  desfalls  nur  1756 

März  5 

überhaupt  vergnüglich  geäusseret  und  Uns  auf  die  nähere  Instructionen,  so 
Wir  Dir  zufertigten,  bezogen  haben. 

>Und  zwar  hat  Uns  bedenklich  geschienen,  Unsere  niederländische 
Cessionen  noch  ehender  namentlich  auszudrucken,  als  mit  einiger  Verläss- 
lichkeit  vorzusehen  stehet,  ob  auch  Frankreich  Unsern  Gegenbedingnüssen 
stattgeben  und  die  ganze  Handlung  einen  vergnüglichen  Ausschlag  ge- 
winnen werde. 

»Sodann  sind  Wir  zwar  dermalen  fest  entschlossen,  Aber  alle  die 
viele  und  wichtige  Bedenken,  so  bei  diesem  Punkt  vorwalten,  hinaus  zu 
gehen  und  in  dem  wesentlichen  die  französche  Verlangen  *)  einzugestehen, 
jedoch  muss  solches  mit  einigen  Gonditionen  begleitet  werden,  welche  in 
Unserer  vorerwähnten  Erklärung  keinen  schicklichen  Platz  gefunden 
hätten2].  .  .  . 

7no  »Betreffend  den  zweiten  Theil  Unsers  geheimen  Vorschlags, 
nämlich  dasjenige,  was  in  dessen  Execution  einschlaget,  so  ist  Dir  altschon 
hinlänglich  zu  erkennen  gegeben  worden3),  warum  auf  den  Fuss,  wie  die 
letztere  französche  Erklärung4)  beschaffen  ist,  keineswegs  zur  Vollstreckung 
geschritten  werden  könne,  und  dass  dahero  eine  Verbesserung  erfolgen 
müsse,  wann  änderst  die  ganze  Idee  nicht  auf  sich  erliegen  bleiben  sollte. 

»Um  sich  aber  von  dieser  wichtigen  Wahrheit  vollständig  zu  über- 
zeugen, so  darf  nnr  in  Erwägung  gezogen  werden,  wieviel  denen  See- 
mächten nicht  nur  an  der  Aufrechthaltung  des  Königs  in  Preussen,  sondern 
insbesondere  daran  gelegen  seie,  dass  die  flandrische  Seeküsten  keinem 
Prinzen  aus  dem  Hause  Bourbon  in  die  Hände  fallen  mögten.  Da  nnn 
eine  dergleichen  Verabredung  nimmermehr  mit  gutem  Willen  und  ohne 
Stärkeste  Gegenbearbeitung  der  Seemächten  in  das  Werk  gestellet  werden 
kann,  so  würde  auch  solche  auf  eine  blosse  Chimere  hinauslaufen,  wann 
Frankreich  hiebei  nur  einen  müssigen  Zuschauer  abgeben  und  nicht  in  ein 
vollständiges  Goncert  eingehen  wollte,  was  Beines  Orts  zu  Beförderung  des 
glücklichen  Ausschlags  beizutragen,  und  wie  eines  mit  dem  anderen  zu 
vereinbaren  seie. 

»Sobald  also  der  ernannte  Hof  die  Sache  selbsten  durchzusetzen 
ernstlich  und  aufrichtig  wünschet,  so  kann  er  sich  auch  nicht  entbrechen, 
zu  denen  darzu  nöthigen  Mitteln  die  Hände  zu  bieten;  auf  welche  natür- 
liche Betrachtung  Wir  Unsere  fernere  Vorstellungen  in  möglichster  Kürze 
begründet  und  Uns  der  gemässigten  Worten :  »II  faut  que  les  Puissan- 
ces  maritimes  soient  assez  occupäes  pour  que  ce  Prince  n'en 
puisse  retirer  ni  espärer  aueun  secours«  etc.5)  wohlbedächtlich 


1)  Vgl.  S.  245.         2)  Vgl.  S.  280  ff..         3)  Vgl.  Nr.  52.  53. 

4)  Vgl.  S.  247  f. 

5)  Worte  aus  der  S.  2S6  erwähnten  fehlenden  französischen  Beilage. 


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288  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  deB  siebenjährigen  Krieges. 

6  bedienet  haben,  da  es  zwar  nöthig  sein  will,  dass  Frankreich  seine  Armeen 
27  bereite  und  andurch  die  Seemächten  von  aller  Hülfleistung  vor  den  König 
in  Preussen  zurückhalte.  Wann  aber  die  ernannte  Krone  zu  gleicher  Zeit 
auf  der  Landseite  feindlich  operiren  und  Hannover  ohne  weitere  Veran- 
lassung überfallen  wollte,  so  stünde  gar  sehr  zu  zweifeln,  dass  Dänemark 
und  andere  protestantische  Höfe  solches  gelassen  ansehen,  auch  Russland 
zu  vermögen  sein  würde,  seinen  obhabenden  Verbindungen  wegen  Hannover 
zu  entstehen  und  mit  Uns  den  Krieg  gegen  Preussen  zu  unternehmen1]. 

»Ob  Wir  nun  zwar  auf  die  russische  Operationen  und  auf  die  Uns 
andurch  zuwachsende  Erleichterung  keine  alizugrosse  Rechnung  machen, 
sondern  fast  mit  Zuverlässigkeit  vorsehen  können,  dass  der  König  in 
Preussen  allenfalls  seine  preussische  Lande  ohnvertheidigt  lassen  und 
den  Russen  nur  ein  Corps  seiner  Truppen,  Uns  aber  den  grössten  Theil 
seiner  Macht  entgegenstellen  würde,  so  hat  es  doch  seine  ungezweifelte 
Richtigkeit,  dass  zur  glücklichen  Ausführung  des  grossen  Vorhabens  die 
russische  Einverständuuss  und  Mitwürkung  unumgänglich  erforderet  werde2), 
theils  weilen  solche  wenigstens  einen  beträchtlichen  Theil  der  preussischen 
Macht  beschäftigen  und  die  Ressourcen  so  sehr  verminderen,  als  die  Be- 
stürzung und  Confnsion  vergrösseren,  theils  aber  die  Beisorge  aus  dem 
Weg  räumen  würde,  dass  Russland  wohl  gar  durch  das  englische  Geld 
und  Bemühen  vermöget  werden  dörfte,  wo  nicht  den  ernannten  König  zu 
unterstützen,  jedoch  denen  hannoverischen  Landen  vermög  seines  Subsi- 
dientractats  alle  thunliche  Hülfe  zu  leisten. 

>Du  hast  Dich  also  dieser  wichtigen  Betrachtungen  schicklich  zu 
bedienen  und  hiebei  dasjenige  zu  beobachten,  was  Wir  in  Unserem  letzteren 
.  .  .  Rescript  wegen  dem  feindlichen  Unternehmen  gegen  Hannover  des 
mehreren  angemerket  haben1]. 

ST0  »Nicht  minder  ist  Unserer  Seits  auf  den  gar  wohl  möglichen  Fall 
fürzudenken,  dass  Frankreich,  sobald  es  seine  Anständigkeit  dabei  findet, 
mit  Engeland  zum  Frieden  schreiten3}  und  andurch  Unser  ganzes  Vor- 
haben in  dem  besten  Lauf  unterbrechen  dörfte.  Um  nun  diesem  höchst- 
wichtigen Bedenken,  soviel  immer  thunlich,  zu  begegnen,  so  gedenken  Wir 
nicht  nur  auf  der  vorerwähnten  Declaration,  dass  ohne  die  Eroberung 
Schlesiens  Unsere  Gegenversprechen  als  nicht  geschehen  anzusehen  seien, 
ohnabänderlich  zu  beharren,  sondern  Wir  haben  auch  schon  von  der 
Bedingnusse,  dass  die  erwähnte  Eroberung  durch  den  künftigen  Frieden  zu 
bestättigen  seie,  vorläufige  Anregung  zu  thun  für  gut  befunden  und  werden 
bei  Errichtung  des  geheimen  Tractats  darauf  antragen,  dass  sich  Frankreich 
anheischig  mache,  nur  alsdann  mit  Engeland  einen  Frieden  zu  schliessen, 
wann  andurch  die  geheime  Verabredung  bestättiget  und  begnehmet  wird, 
welches  Du  also  bestens  vorzubereiten  beflissen  sein  wirst. 


1)  Vgl.  S.250  f.         2)  Vgl.  S.  260.  281.         3)  Vgl.  Nr.  52. 


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1756  März  27. 


289 


9no  »Sodann  wirst  Du  ohne  weitere  Erläuterung  von  9elbsten  ermessen,  1756 

M:irz  2 

wie  sehr  es  mit  Unserem  wesentlichen  Staatsinteresse  und  künftiger  Sicher- 
heit übereinkomme,  dem  König  in  Preussen  nicht  nnr  Schlesien  und  Glatz 
wieder  zu  entziehen,  sondern  ihn  noch  mehrers  zu  schwächen  und  die 
Kräften  zn  Ausübung  einer  künftigen  Rache  zu  benehmen,  womit  sich 
zugleich  die  höchst  wichtige  Betrachtung  vereiniget,  dass  ohne  eine  dritte 
Armee  das  Unternehmen  gegen  den  besagten  König  weder  genugsam 
sicher  noch  so  geschwind,  als  es  rathsam,  auszuführen  sein  würde1). 

»Da  jedoch  die  erstere  Absicht  hart  und  bedenklich  in  die  Augen 
fallen  und  die  französche  Beisorge  erwecken  muss,  dass  Unser  Erzhaus 
sich  allzusehr  in  die  Höhe  schwingen  dörfte,  so  wirst  Du  Dich,  gleichwie 
in  Unserer  dermaligen  Antwort2)  wohlbedächtlioh  geschehen  ist,  haupt- 
sächlich der  letzteren  Betrachtung,  nämlichen  der  Noth wendigkeit  einer 
dritten  Armee,  geschickt  zu  bedienen  wissen,  um,  soviel  es  sein  kann, 
beide  Absichten  zugleich  zu  erreichen.  Allenfalls  wäre  vor  Uns  ein 
grosses  damit  gewonnen,  wann  an  Chursaohsen  und  Churpfalz  oder  nur 
an  eines  dieser  Häuser3)  ein  Länderzuwaohs  auf  Kosten  des  Königs  in 
Preussen  versprochen  werden  könnte.  Dann  ausser  der  dagegen  zu  sti- 
pulirenden  würkliohen  Hülfleistung  hat  Sachsen  einen  beträchtlichen  Ein- 
fluss  bei  dem  russischen  Hof4)  und  würde  bei  ermanglender  anderwär- 
tigen  VergrÖ88erungshoffnung  alles  mögliche  anwenden,  Uns  einen  Theil 
von  Schlesien  oder  andere  vorteilhafte  Bedingnflsse  durch  die  russische 
und  andere  Mitwürkung  abzudrucken.  Dahero  Wir  Uns  auch  endlichen, 
um  nicht  das  ganze  zu  verscherzen,  gezwungen  sehen  dörften,  in  eine 
unangenehme  und  solche  Entschliessung,  so  denen  Verabredungen  von 
anno  1 744  5)  gleichkommet,  einzugehen. 

»Was  aber  Churpfalz  anbetrifft,  so  sind  zwar  seine  an  Uns  machende 
grosse  Anforderungen  allschon  so  gründlich  widerleget  worden,  dass  deren 
Nichtigkeit  sonnenklar  vor  Augen  lieget.  Nachdem  jedoch  die  Berich- 
tigung dieser  Anforderungen  in  dem  Aachner  Frieden  ausdrucklich  vor- 
behalten6), auch  seithero  hierüber  gütliche  Handlung  gepflogen  und  eine 
Summ  von  1200000  f.  gegen  die  churpfälzische  Stimme  bei  einer  künf- 
tigen römischen  Königswahl  vorläufig  versprochen  worden7),  so  ist  auch 
zu  Vermeidung  aller  künftigen  Weiterungen  [bei]  der  bevorstehenden 
Gelegenheit,  soviel  immer  thunlich,  zu  Nutzen  zu  machen,  dass  Churpfalz 


1)  Vgl.  S.  254.         2)  D.  h.  der  verlorenen  Beilage.  Vgl.  S.  286. 

3)  Vgl.  Nr.  2. 

4)  Durch  den  chursächaischen  Gesandten  von  Funcke.  Vgl.  Zinzendorfs 
Memoire,  Beilage  Nr.  2.         5)  Vgl.  v.  Arneth  II,  434. 

6}  Es  bandelt  sich  um  die  pfälzischen  Ansprüche  auf  die  Grafschaft  Pleis- 
heira.   Vgl.  v.  Arneth  III,  366;  IV,  294  ff.  314  ff. 

7)  Im  Vertrage  zu  Hannover  vom  September  1752,  vgl.  Häusser,  Geschichte 
der  rheinischen  Pfalz  II,  915  f. 

Acten  zur  Vorgeachiehte  dee  7 j ihrigen  Krieget.  19 


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290  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

.  durch  die  von  Preussen  zu  erhaltende  Vortheile  befriediget  und  mit  in  das 
'  Concert  eingezogen  werde;  wie  es  dann  dem  ernannten  Hof  an  erheblichen 
Ursachen  zn  Ergreifnng  der  Waffen  gegen  den  König  in  Preussen  keines- 
wegs ermanglet,  da  dieser  unter  anderen  zugefügten  Beschwerden  vor 
etlichen  Jahren  mit  Ansbach  und  Bayreuth  einen  geheimen  und  sehr 
verfänglichen  Ilausvertrag ')  errichtet  hat,  worinnen  die  Ländersuccessionen 
auch  vor  diejenige  preussische  Branchen,  so  nicht  von  dem  primo  acqui- 
rente  abstammen,  zum  Präjudiz  anderer  Anwärter  verabredet  nnd  fest- 
gestellt werden  wollen.  Desfalls  Wir  die  nähere  Erläuterung  alsdann  zn 
ertheilen  nicht  ermanglen  würden,  wann  Unser  Antrag  bei  dem  fr  an  Zöschen 
Hof  mehrern  Eingang  findet. 

»Ob  nun  zwar  weder  Sachsen  noch  Pfalz  sich  der  Gefahr,  von  Preussen 
gähling  überfallen  und  zu  Grund  gerichtet  zu  werden,  aussetzen  kann,  so 
würde  es  doch  an  beider  Höfen  gutem  Willen  und  werkthätigem  Beistand 
alsdann  keineswegs  fehlen,  wann  einmal  das  Concert  zwischen  Uns,  Frank- 
reich und  Russland  zu  Stand  gekommen  und  mit  Unseren  Kriegsoperationen 
der  Anfang  gemacht  wäre,  alsdann  auch  eine  dritte  Armee2)  den  König 
in  Preussen  in  die  grösste  Verlegenheit  setzen  und  der  Sachen  den  Aus- 
schlag geben  dörfte. 

10mo  »Betreffend  Unseren  Antrag,  dass  Spanien,  Neapel  und  der 
Don  Philipp  noch  Proportion  des  ihnen  zuwachsenden  Vortheils  das  ihrige 
zu  Bestreitung  der  Kriegsunkosten  beizutragen  hätten,  so  ist  solches  in 
den  Regien  der  Billigkeit  nnd  Rociprocität  ohnwidersprechlich  gegründet 
Und  ob  zwar  die  Bewilligung  nicht  von  Unserer  noch  der  französchen 
Willkür  abhanget,  so  kann  nnd  muss  doch  zwischen  Uns  und  dem  aller- 
christlichsten  König  vorläufig  abgeredet  werden,  wieviel  denen  ernannten 
Höfen  anzusinnen  und  wio  sie  desfalls  zu  vineuliren  seien;  worüber  Wir 
Uns  nnr  alsdann  speeifice  äusseren  können,  wann  Wir  von  der  französchen 
Gesinnung  näher  benachrichtiget  worden.  Inzwischen  wäre  Unsere  Er- 
messens das  wenigste,  dass  Spanien  seine  in  dem  Aranjuezer  Vertrag3) 
nur  vor  Italien  versprochene  Hülfleistung  von  12000  Mann  vor  dermalen 
gegen  den  König  in  Preussen  erstreckte  nnd  diese  Hülfe,  solang  der 
Krieg  gegen  den  ernannten  König  fortdauerete,  in  barem  Geld  entrichtete, 
so  beiläufig  nach  dem  stipulirten  Anschlag  zwei  Millionen  teutscher  Gul- 
den ertragen  würde. 

»Ob  nun  zwar  der  König  von  Neapel  dem  ernannten  Tractat  noch 
nicht  beigetretten  ist,  so  könnte  dooh  die  vor  ihn  allschon  projectirte 


1)  Vom  24.  Juni,  11.  nnd  14.  Juli  1756;  vgl.  H.  Schulze,  Hausverträge  deut- 
scher Fürsten  Hl,  740  ff.  (Berlin,  1883].         2)  Vgl.  S.  254.  289. 

3)  Der  Defensivvertrag  von  Aranjuez  wurde  am  18.  April  1752  zwischen 
Spanien  und  Österreich  abgeschlossen.  Vgl.  v.  Arneth  IV,  338  f.;  Cantillo,  Tra- 
tados di  paz  y  di  commercio  (Madrid  1843)  S.  412. 


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1750  März  27. 


291 


Accession  und  der  Hülfsaufsatz  zum  Grund  geleget  und  hiernach  sein  1756 

März  I 

Geldbeitrag  ausgemessen  werden;  wie  dann  auch  der  Don  Philipp,  so  den 
wesentlichsten  Vortheil  erhielte,  nicht  anszoschliessen  und  allenfalls  von 
seinem  Schwiegervatter,  dem  allerchristlichsten  König,  wie  auch  von  seinen 
königlichen  Brüdern  zu  vertretten  wäre. 

»Jedoch  sind  dieses  nur  noch  vorläufige  Gedanken  und  unvollkommene 
Vorschläge,  wobei  es  sich  von  selbsten  verstehet,  dass,  wann  bessere  und 
und  vortheilhaftere  ausfindig  gemacht  werden  könnten,  Wir  solche  mit 
Freuden  ergreifen  würden;  daher o  Du  auch  die  obstehende  Anmerknngen 
nur  als  Deine  Privatgedanken  gelegentlich  vorzubringen  und  desfalls  den 
französchen  Hof  womöglich  am  ersten  zur  Sprache  zu  bringen  hast. 

»Da  jedoch  leicht  vorzusehen  stehet,  dass  die  grösste  nnd  unumgäng- 
lich nöthige  Geldaushülfe  und  der  erste  Vorsohuss  nur  allein  von  dem 
ernannten  Hof  anzuhoffen  seie,  so  ist  es  allerdings  ein  bedenklicher  Um- 
stand, dass  derselbe  in  seiner  letzteren  Erklärung1)  auf  keine  ohnmittel- 
baro  Vortheile  für  sich  angetragen  und  Uns  andurch  die  Gelegenheit 
benommen  hat,  Unsere  Geld-  und  andere  Bedingnüsse  auf  die  Reciprocität 
zu  begründen.  Über  das  können  Wir  Uns  von  dem  ganzen  Vorhaben  keinen 
vergnüglichen  Ausschlag  versprechen,  insolang  Wir  nicht  zum  Voraus  voll- 
kommen versichert  seind,  dass  Frankreich  an  der  Ausführung  aufrichtigen 
und  begierigen  Antheil  nehme;  in  welchem  Fall  alles  gar  leicht  auf  einen 
Mittelpunkt  zu  führen  und  an  einem  glücklichen  Erfolg  nicht  wohl  zn 
zweifeien  sein  würde. 

»Diese  und  mehr  andere  höchst  erhebliche  Betrachtangen,  besonders 
aber  der  Umstand,  dass  dermalen  alles  in  der  grüssten  crisi  stehe  und 
die  Entschliessung  des  französchen  ministerii  wankend  und  noch  nicht 
determiniret  seie,  haben  Uns  nach  reifem  Nachdenken  vermöget,  Dir  hier- 
mit den  gemessenen  Befehl  zu  ertheilen,  dass  Du  nach  Deiner  besitzenden 
Geschicklichkeit  bei  der  Frage,  mit  was  für  einem  Prätext  und  Vor  wand 
der  französche  Geldvorschuss  zu  bedecken  seie2),  Dich  dahin  zn  äusseren 
habest,  wie  Du  zwar  solches  der  eigenen  französchen  Überlegung  anheim- 
stellen müsstest,  jedoch  stündest  Du  in  der  Vermuthung,  dass  Wir  Uns 
wohl  noch  entschliessen  dörften,  vor  des  ernannten  Hofes  Gelddarlehen 
das  Herzogthum  Luxemburg3),  wo  nicht  ganz,  jedoch  znm  Theil  znm  Unter- 
pfand zn  verschreiben,  wann  Wir  änderst  hinlängliche  Sicherheit  erhielten, 
dass  der  allercbristlichste  König  alles  thunlicho  zur  geschwinden  und  ver- 
gnüglichen Bewerkstelligung  des  geheimen  Vorschlages  beitragen  wolle. 

»Dieses  kann  vor  den  ersten  Anwurf  zureichen,  um  die  eigentliche 
Gesinnung  des  dortigen  Hofs  näher  zu  erforschen.  Sollte  aber  ein  solcher 
Schritt  keinen  sonderlichen  Eindruck  verursachen,  so  diente  es  zur  hin- 


1)  Vgl.  S.  245  f.  und  Nr.  52.         2)  Vgl.  S.  247. 
3)  Vgl.  v.  Arneth  IV,  277. 

10* 


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292  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1 756  _  länglichen  Anzeig,  was  sich  überhaupt  von  dem  dortigen  Beistand  zu  ver- 
rtrz  2' sprechen  seie;  wobei  Wir  noch  in  Ansehung  der  Folgen  näher  erwogen 
haben,  dass  ohnedem  ein  ansehnlicher  Theil  des  Luxemburgischen  durch 
die  bekannte  Ansprüche  des  Abbe"  de  St.  Hubert'),  der  sogenannten  terres 
franches,  derer  Bureaux  und  des  neuen  Weges  von  Sedan  strittig  seie, 
dass  hieraus  über  kurz  oder  lang  die  unangenehmste  Weiterungen  ent- 
stehen könnten,  dass  Frankreich  schon  längstens  sein  begieriges  Aug  auf 
das  Luxemburgische  gerichtet  habe,  dass  ihm  solches  ohnedem  und  an- 
malen, wann  Flandern  dem  Don  Philipp  zutheil  werden  sollte,  nicht  ent- 
stehen und  dass  die  Festung  Luxemburg  bei  der  dortigen  geschwächten 
Kriegsmacht  nur  zur  unerschwinglichen  Last  gereichen  würde. 

llmo  »In  Ansehung  der  Zeit,  wann  der  geheime  Vorschlag  in  das 
Werk  zu  stellen  seie2),  haben  Wir  dem  französchen  Hof  geflissentlich  und 
deutlich  zu  erkennen  gegeben,  dass  Wir  weder  Uns  noch  ihn  einigem 
Hazard  aussetzen,  noch  auch  etwas  zu  voreilig  und  zu  früh  unternehmen 
wollten,  da  hierzu  fordersamst  die  vollkommene  Einverständnis  nicht  nur 
mit  Frankreich,  sondern  auch  mit  Russland,  und  zwar  dieses  Hofs  zuver- 
lässige Erklärung,  wann  er  zu  den  Operationen  schreiten  könne,  unum- 
gänglich erfordert  würde;  wornächst  erst  das  weitere  mit  Frankreich  wegen 
der  Art  und  Zeit  der  Execntion  verabredet  werden  müsste. 

»Es  will  aber  umso  nöthiger  sein,  dem  französchen  Hof  keine  über- 
mässige Begierde  zu  erkennen  zu  geben,  noch  seinen  Argwohn,  als  ob  Wir 
ihn  nur  in  Weitläufigkeiten  und  in  einen  langwierigen  Krieg  zu  ver- 
wickelen  suchten,  zu  bestärken,  da  Wir  zum  Voraus  zuverlässig  wissen, 
dass  das  dortige  Verlangen  zum  Frieden  alle  übrige  Betrachtungen  weit 
vorwiege,  und  dass  Unsere  Gegenbearbeitungen  nichts  fruchten,  wohl  aber 
einen  höchst  nachtheiligen  Eindruck  verursachen  würden. 

»Du  kannst  Dich  also  ohne  Bedenken  bei  Gelegenheiten  dahin  äusseren, 
dass  die  baldige  Stiftung  eines  anständigen  Vergleichs  zwischen  Frank- 
reich und  Engeland  so  wenig  Unserer  Gedenkensart  zuwider  seie,  dass 
Wir  vielmehr  bereit  und  erbötig  wären,  solchen  beforderen  zu  helfen.  Es 
seie  dahoro  Unser  geheimer  Vorschlag  nur  auf  den  Fall  gerichtet,  wann 
keine  Güte  stattfinden  und  Frankreich  vorsehen  sollte,  dass  mit  mehrerem 
Ernst  und  Nachdruck  zu  Werk  gegangen  werden  müsste;  wobei  Wir  zu 
des  Königs  Freundschaft  und  gegebenem  Wort  der  Aufrichtigkeit  das  voll- 
kommene Vertrauen  trügen,  dass  er  selbsten  noch  zu  rechter  Zeit  alle 
voreilige  Schritte  missrathen,  hingegen  den  geheimen  Vorschlag,  wann  mit 
dessen  Vollstreckung  einmal  der  Anfang  gemacht  wäre,  glücklich  durchzu- 
setzen, desto  eifriger  beflissen  sein  würde. 


1)  Über  die  französischen  Ansprüche  auf  Hainault  und  die  Abtei  St  Hubert 
wurde  auf  dem  Aachener  Friedenscongress  vergeblich  verhandelt  Vgl.  Beer, 
Archiv  47,  16.  35.         2)  Vgl.  S.  252.  261. 


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1756  Marz  27. 


293 


»Und  in  der  That  wäre  dieses  nach  den  dermaligen  Umständen,  und  1756 

Miirz  2 

wann  der  Seekriog,  wie  zu  vermnthen  stehet1),  vor  Frankreich  Abel  aus- 
schlüge, der  kürzeste,  sicherste,  erspriesslichste  und  glorreicheste  Weg, 
Engeland  zu  einem  billigen  Frieden  und  zu  Begnehmung  Unsers  geheimen 
Vorschlags  auch  wider  Willen  zu  vermögen  und  die  allgemeine  Ruhe  auf 
einen  dauerhaften  Fuss  zu  setzen ;  da  einmal  Unserer,  der  französchen  und 
russischen  Macht  nichts  in  die  Länge  widerstehen  könnte,  und  die  blosso 
Beisorge  wegen  Hannover  nicht  von  geringer  Würkung  sein  würde, 

»Ob  Wir  nun  zwar  die  Ausführung  Unserer  grossen  Absichten  vor- 
züglich zu  wünschen  alle  Ursache  haben,  so  würde  Uns  doch  die  Nach- 
richt eines  zwischen  Engeland  und  Frankreich  erfolgten  Vergleichs  alsdann 
nicht  unangenehm  fallen,  wann  nur  solches  noch  zu  rechter  Zeit  und  noch 
vor  Unseren  wflrklichen  Kriegsdemonstrationen2)  erfolget,  Unser  Vertrauen 
nicht  missbrauchet,  noch  dem  König  in  Preussen  ein  neuer  Zuwachs  seines 
Einflusses  und  Ansehens  andurch  zutheil,  sondern  es  in  die  Wege  ge- 
richtet wird,  dass  Frankreich  seinen  Tractat  mit  dem  ernannten  König 
nicht  erneuere  und  dagegen  mit  Uns  den  in  Vorschlag  gebrachten  Defen- 
sivtractat  errichte,  mithin  den  Weg  zu  Ausführung  der  geheimen  Absichten 
vor  künftige  Zeiten  offen  erhalte;  wobei  es  hauptsächlich  auf  Deine  ver- 
nünftige Beurtheilung  der  dortigen  Gesinnung  und  auf  den  geschickten 
Gebrauch  der  sich  ergebenden  Veränderungen  und  Zufällen  ankommen 
dörfte. 

12mo  »Bei  diesen  Umständen  wirst  Du  von  Selbsten  ermessen,  aus 
was  für  erheblichen  Ursachen  und  Betrachtungen  Wir  in  Unserem  letzteren 
Kescript  den  Auftrag  erneuert  haben,  dass  der  Schluss  des  Neutralitäts- 
und Defensivtractats  bestens  zu  betreiben  seie3). 

»Wir  wollen  hiebei  in  keine  Widerlegung  der  von  dem  Abbe*  Bernis 
vorgebrachten  Ausflüchten4)  eingehen,  und  wann  der  dortige  Hof  eine 
blosse  Neutralitätsacte  vor  allzugering  ansehen  will,  so  kann  doch  dieser 
Vorwand  bei  einem  Defensivtractat,  welcher  zugleich  das  Neutralitätsver- 
sprechen in  sich  fasset,  nicht  stattfinden ;  zumalen  der  ernannte  Hof  selbsten 
eine  dergleichen  Verabredung  in  Vorschlag  gebracht  hat6)  und  aus  seinem 
veränderlichen  Betrag  die  Beisorg  erwachsen  mflsste,  dass  er  dermalen 
mit  der  Hoffnung,  durch  die  preussische  Vermittelung6)  zum  baldigen  Frieden 
zu  gelangen,  allzusehr  eingenommen  seie  und  dem  ernannten  König  keine 
Gelegenheit  zum  Unwillen  geben  wolle.  Du  wirst  also  Unsern  in  der  mehr 
erwähnten  Erklärung7)  .  .  .  erneuerten  Anwurf  durch  die  fernere  Vor- 
stellung unterstützen,  dass  lmo  Unsere  letztere  an  den  Grafen  Migazzi8) 
ergangene  Verhaltungsbefehle  auf  den  vermutheten  Schluss  sowohl  der 


1)  Vgl.  S.  178.         2)  Vgl.  S.  159.         3)  Vgl.  Nr.  51.         4)  Vgl.  S.  256. 

5}  Vgl.  Nr.  31.        6)  Vgl.  P.  C.  XII,  passim  z.  B.  203  ff. 

7)  D.  h.  in.  der  fehlenden  Beilage;  vgl.  S.  286  Anm.  4.         8)  Vgl.  S.  221. 


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294  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    Neutralitätsacte  als  des  Defonsivtractats  gegründet  seien,  und  dass  bis  zn 
[arz  27  dem  würklichen  Erfolg  mit  denen  diensamen  Vorstellungen  bei  dem  spa- 
nischen Hof  Anstand  genommen  werden  müsse1).    Ebensowenig  konnte 
etwas  gedeihliches  bei  Russland  ohne  vorgängige  Schliessung  des  Defensiv- 
tractats  unternommen  werden. 

2do  »Da  das  Gerücht  von  Unserer  mit  Frankreich  obwaltenden  Unter- 
handlung sich  immer  mohrers  ausbreitet  und  Aufsehen  verursachet,  so 
kann  auch  nicht  länger  verschoben  bleiben,  dem  publico  etwas  vorzulegen 
und  denen  widrigen  Urtheilen  ein  Ende  zu  machen2). 

3ti0  >l8t  Uns  zuverlässig  bekannt,  dass  der  König  in  Preussen  durch 
seinen  hiesigen  ministrum  Klinggräffen  dem  Keith  und,  allem  Vermuthen 
nach,  dem  englischen  und  hannoverischen  ministerio  Unsere  vorseiende  Ein- 
verständnis mit  Frankreich  auf  das  bedenklichste  vorstellen  lassen,  und 
dass  ihm  nichts  angenehmer  sein  würde,  als  wann  wir  mit  denen  See- 
mächten in  ein  engeres  Concert  eintretten  wollten,  er  aber  andurch  eine 
neue  Gelegenheit  erhielte,  von  Frankreich  gesucht  zu  werden  und  sich  auf 
allen  Seiten  verdienstlich  zu  machen 

»Da  Uns  nun  die  englische  Lebhaftigkeit  im  Negociiren,  zumalen,  wann 
sie  von  der  Forcht  angetrieben  wird,  nicht  unbekannt  ist,  so  haben  Wir 
Uns  darauf  zu  versehen,  dass  der  ernannte  Hof  den  spanischen,  sardini- 
schen, sächsischen  und  den  russischen  anspannen  werde,  um  mit  Uns 
eine  Aussöhnung  zu  stiften  und  das  vorhinnigo  Vertrauen  herzustellen; 
wie  dann  würklich  von  einigen  dieser  Höfen  auf  das  eiferigste  hieran  ge- 
arbeitet wird4).  Und  ob  Wir  zwar  ihre  bisherige  Vorstellungen  mit  un- 
verfänglichen Antworten  abgewiesen  haben,  so  ist  doch  in  die  Länge  eine 
deutlichere  Sprache  nicht  zu  vermeiden,  und  Frankreich  wird  hoffentlich 
darauf  bedacht  sein,  Uns  aus  der  Verlegenheit  zu  ziehen  und  sich  hiebei 
an  Unsere  Stelle  zu  setzen. 

4to  »Hierzu  kommt  nun  noch  die  wichtige  Betrachtung,  dass  Wir  Uns 
auf  der  einen  Seiten  von  Unseren  vorhinnigen  Bundsgenossen  immer  mehrers 
entfernen  und  auf  der  anderen  Seiten  noch  nichts  zu  Stand  gebracht 


1)  Vgl.  Nr.  51.         2)  Vgl.  Nr.  46. 

3)  Vgl.  P.  C.  XII,  144.  165,  wo  aber  von  dem  letzten  Gedanken  nichts  zu 
fiuden  ist. 

4}  Ähnlich  schreibt  Kaunitz  am  3.  April  1756  an  Starhemberg:  »Obgleich 
wir  nun  in  unseren  einmal  festgestellten  Grundsätzen  nicht  wanken  und  alle 
Hüfe  mit  allgemeinen  abschlägigen  Antworten  abfertigen,  so  ist  doch  in  der 
That  der  Sturm,  der  von  allen  Seiten  auf  mich  losbricht,  ungemein  stark  und 
wird  noch  täglich  stärker  werden,  je  mehr  sich  das  Gerücht  von  Ihrer  geheimen 
Verhandlung  verbreitet.  Ja  man  geht  schon  so  weit,  dass  man  an  Mittel  denkt 
mich  zu  stürzen.  Allein  ich  lache  dazu  und  wünsche  nur,  dass  der  Defensiv- 
tractat  bald  geschlossen  werde,  damit  ich  einige  Gemüther  beruhigen  könne.« 
Vgl.  v.  Arneth  IV,  438  f.,  vgl.  auch  449;  Broglie,  L'alliance  339  f.;  Waddington, 
flenversement  275. 


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1756  März  27  —  März  28. 


295 


haben,  welches  zu  Unserer  mehreren  Sicherheit  dienen  könnte.  Sollte  *756 
auch  der  König  in  Preussen  Mittel  finden,  die  Beschaffenheit  Unserer  ge- 
heimen Negociation  zuverlässig  zu  entdecken,  so  ist  nichts  weniger  als 
ohnmöglich,  dass  er  die  geschwinde  Entschliessnng  fassen  dörfte,  Uns 
ehender,  als  das  Concert  mit  Frankreich  und  Russland  zu  Stand  gebracht 
wäre,  mit  seiner  ganzen  Macht  feindlich  zu  überfallen  und  Unsern  Ab- 
sichten be  vorzukommen '). 

»Es  kann  also  dem  französchen  Hof  auf  keine  Weis  befremdlich 
fallen,  dass  Wir  den  Schluss  des  Defensivtractats  zu  beforderen  und  an- 
durch  alle  Beisorg  mehrers  zu  entfernen  suchen;  wie  Du  dann  in  das 
besondere  darauf  anzutragen  hast,  dass  Uns  der  allerchristlichste  König 
vorläufig  seines  Beistands  auf  den  specialen  Fall  versichere,  wann  Wir 
wider  Verhoffen  noch  vor  dem  Schluss  der  geheimen  Unterhandlung  von 
Preussen  feindlich  angegriffen  werden  sollten.  .  .  . 

Ȇbrigens  ist  bei  Uns  einem  grossen  Zweifel  unterworfen,  ob  es  vor- 
träglich und  rathsam  seie,  dass  Unsere  geheime  Vorschläge  dem  ganzen 
königlichen  Conseil  zur  Beratschlagung  vorgeleget  würden,  da  diejenige, 
so  nicht  in  das  Geheimnuss  gezogen  worden2),  nicht  zum  besten  vor  Uns 
gesinnet  sein  dörften.  Wenigstens  mttsste  in  solchem  Fall  der  königliche 
Befehl  wegen  Beobachtung  der  genauesten  Verschwiegenheit  auf  das  nach- 
drücklichste erneuert  werden,  nachdem  Argenson,  Belleisle,  Bussy»)  und 
Tercier4)  mit  dem  von  Knyphausen,  dem  sicheren  Vernehmen  nach,  bis 
hiehin  ein  vorzügliches  Vertrauen  bezeuget  haben.« 

Sicherlich  würde  ob  als  eine  »widrige  Begebenheit«  zu  betrachten 
sein,  wenn  Bernis  vor  Abschluss  der  geheimen  Verhandlung  nach  Madrid 
ginge5).  8tarhemberg  solle  das  zu  verhindern  suchen,  ohne  dass  man 
ihm  jedoch  in  der  Wahl  der  Mittel  bestimmte  Vorschriften  machen  wolle. 


59b.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.   Wien,  28.  März  1756.       März  28 

P.  S.   Nach  dem  Reinconcept.  Vgl.  v.  Arnoth  IV,  130  f. 
Kurze  Zusammenfassung  der  an  Frankreich  gestellten  Forderungen. 

Obwohl  über  die  Art  und  Weise  der  Ausführung  des  geheimen  Pro- 
jects  erst  nach  erfolgter  Einigung  über  die  Hauptpunkte  entschieden  werden 
könne,  so  sei  doch  schon  jetzt  mit  Sicherheit  das  eine  zu  sagen,  dass  die 

1)  Vgl.  S.  263.         2)  Vgl.  Nr.  25. 

3)  Commis  im  französischen  Ministerium  des  Auswärtigen.  —  In  der  Tbat 
hatte  Knyphausen,  der  preussische  Gesandte  in  Paris,  wichtige  Anhaltspunkte 
für  die  Thatsache  österreichisch-französischer  Verhandlungen  durch  einen  Freund 
Buasya  erhalten,  vgl.  P.  C.  XII,  189,  auch  171. 

4)  Erster  Commis  im  französischen  Ministerium  des  Auswärtigen,  Leiter  der 
geheimen  Correspondenz  König  Ludwigs,  vgl.  Boutaric,  I,  LXIII;  Broglie,  Secret 
I,  236,  daselbst  auch  näheres  über  die  Bedeutung  des  Amtes.         5)  Vgl.  S.  258. 


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296  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    Ausführung  nur  dann  erfolgen  würde,  wenn  sie  menschlichem  Ermessen 
ar*  28  nach  »keinen  gegründeten  Anstand  wegen  einem  glücklichen  Ausschlag 
übrig«  liesse. 

»Diese  generale  Ausdruckung  begreift  nun  alle  Theile  des  künftigen 
Operationsplans  in  sich,  und,  wie  Du  aus  der  .  .  .  beiliegenden  franzö- 
Bchen  Schrift1)  des  mehrern  ersehen  wirst,  so  haben  Wir  ausdrücklich 
darauf  angetragen: 

1°  »dass  die  Seemächten  durch  Frankreich  zu  beschäftigen  und  von 
aller,  dem  König  in  Preussen  zu  leistender  Hülfe  abzuhalten,  auch  zur 
Begnehmung  Unsere  geheimen  Vorschlags  bei  dem  künftigen  Frieden  zu 
zwingen ; 

2do  »die  Mittel  zu  Versammlung  einer  dritten  Armee  zu  erleichteren 
und  ohne  solche  nichts  zu  unternehmen,  oder  aber 

3tio  »von  Frankreich  ein  anderer,  ebenso  würksamer  Ausweg  an  Hand 
zu  geben  seie,  wie  der  gemeinsame  Endzweck  sicher  erreichet  werden 
könnte.« 

Diese  Forderungen  seien  als  »unumgängliche«  zu  betrachten  

»Gleichwohlen  kann  es  niemalen  schaden,  Dich  über  den  eigentlichen 
Verstand  Unserer  französchen  Schrift  vollständig  zu  unterrichten  und  Dir, 
wie  hiermit  geschiehet,  gemessen  vorzuschreiben,  dass,  wann  die  Abrede 
wegen  der  beiderseitigen  Bedingnüssen  seine  Richtigkeit  erhalten  hat  und 
alsdann  von  dem  guomodo  und  denen  Mitteln  der  Execution  die  Frago  ist, 
von  Dir  die  Notwendigkeit  vorzustellen  seie,  eine  französche  Armee  von 
60 — 70000  Mann  nach  Westfalen  abzuschicken  und  andurch  nicht  nur 
Hannover  und  alle  übrige  protestantische  Reichsstände  von  aller  dem 
König  in  Preussen  zu  leistender  Hülfe  abzuhalten,  sondern  auch  Unsere 
Operationen  gegen  den  ernannten  König  andurch  zu  erleichteren.  Wie 
es  sich  dann  gar  leicht  fügen  dörfte,  dass  dieser,  wann  er  seinen  Tractat 
mit  Frankreich  nicht  erneuern  könnte  und  sich  in  Verlegenheit  befände, 
der  letzternannten  Krone  genügsame  Veranlassung  geben  würde,  gegen  ihn 
offensive  zu  verfahren  und  solchergestalt  das  kürzeste  Mittel  zu  Ausfüh- 
rung des  geheimen  Vorschlags  zu  ergreifen.  Wobei  Wir  aber  Deiner 
eigenen  vernünftigen  Beurtheilung  anheim  gestellt  sein  lassen,  wann  und 
welcher  Gestalten  mit  der  erwähnten  Äusserung  hervorzugehen  seie,  als 
welche  in  dem  unabänderlichen  Grundsatz  begriffen  ist,  dass  Wir  Uns  zu 
keinem  werkthätigen  Unternehmen  ohne  genügsame  Sicherheit  jemalen  ver- 
mögen lassen  werden,  und  dass  dahero  ein  vollständiger  Operationsplao 
vorhergehen  müsse.« 

Hinsichtlich  des  zu  vereinbarenden  Defensivtractats  werde  die  im 
Hauptrescript  enthaltene  Anweisung2)  dahin  erweitert,  dass  Starhemberg  , 
sioh  »äussereten  FleisBes  bemühen«    solle,  der  Vorsioht  halber  einen 


1)  Vgl.  S.  286  Aum.  4.         2)  Vgl.  S.  295. 


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1756  März  27—28. 


297 


geheimen  Artikel  durchzusetzen,  wonach  sich  der  König  von  Frankreich jj^75^g 
ausdrücklich  zur  Hülfsleistung  verpflichte,  falls  der  König  in  Proassen 
Österreich  angreife.  

59c   Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  28.  März  1756.  März  26 

Nach  dem  Reinconcept.   Tgl.  v.  Arneth  IV,  430:  Waddington,  Benvereement  325. 

Nachtrag  tur  vorstehenden  Instruction  über  die  Höhe  der  von  Frankreich  zu 

fordernden  Subsidien. 

.  .  .  >Was  den  wichtigen  Punkt  der  Oeldaushülfe  anbetrifft,  so  von 
Frankreich  anzubegehren  wäre,  so  ist  die  eigentliche  Summ  in  dem  .  .  . 
Rescript1)  nicht  ausgedruckt,  und  es  kann  auch  solches  nicht  wohl 
geschehen,  insolang  hier  unbekannt  verbleibt,  ob  und  inwieweit  Frank- 
reich in  die  Idee  des  von  Spanien,  Neapel  und  dem  Don  Philipp  zu  leisten- 
den Beitrags  eingehen  und  wie  es  den  wichtigen  Anwurf  wegen  Ver- 
schreibung  des  Herzogthums  Luxemburg  ansehen  werde. 

> Jedoch  habe  auf  allerhöchsten  Befehl  Ew.  Hoch-  und  Wohlgeboren 
noch  so  vieles  zu  erinnern,  dass  vor  Russland,  nach  Proportion  des  eng- 
lischen, ein  jährliches  subside  von  wenigstens  fünf  Millionen  teutscher 
Gulden  erforderet  würde. 

»Hierzu  kommen  nun  noch  die  an  Sachsen  und  andere  Höfe  zu 
zahlende  Subsidien  und  Unterhaltungsgelder,  und  I.  M.  würden,  insolang 
als  Ihre  Armee  nicht  auf  feindlichem  Grund  und  Boden  ihre  Verpflegung 
fände,  wenigstens  einen  ausserordentlichen  fundum  von  vier*)  und  mehr 
Millionen  nöthig  haben. 

»Um  aber  die  Sache  kurz  zu  greifen,  so  wäre  überhaupt  die  Summ 
zu  bestimmen,  welche  Frankreich  auf  jedesmaliges  Verlangen  1.  M.  gegen 
VerschreibuDg  des  Herzogthums  Luxemburg  vorzuschiessen  gedächte  und, 
nach  Proportion  der  Einkünften,  wenigstens  in  zwölf  Millionen  teutscher 
Gulden  zu  bestehen  hätte;  und  auf  diesen  Fuss  belieben  Ew.  Hoch-  und 
Wohlgeboren  Dero  Negociation  vorläufig  einzurichten.«  .  .  . 


60.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  455  [f Ol.  570].   27.  März  175ü.      März  27 

W.  K.  A.   Nach  der  UrachrifL   Vgl.  Naudiü,  Beiträg«  I,  50;  U,  201  Aum.  2;  Kowr  11,27. 

An  die  Obersten  der  Regimenter  Baranyay,  Festeticz,  Karoly,  Spleny, 
Nadasdy,  Dessöffy,  Morocz,  Hadick,  Kalnocky3).  »Dass  alle  Husaren- 
regimenter [allsogleich]*)  auf  den  completten  Stand  von  600  Mann  und  so 
viel  Pferd  zu  setzen  sein,  die  Gelder  hierzu  vom  Commissariat  angewiesen 
und  allenfalls  nebst  denen  angewiesenen  Districten  diensttaugliche  Pferde 
'  auch  in  der  Wallachei  und  Moldau  genommen  werden  können.« 

1)  Vgl.  S.  291.         2)  Vgl.  S.  251. 

3)  Ergänzt  aus  dein,  dem  Protokoll  zu  Grunde  liegenden  Äctenstttck.  W.K.  A. 


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298  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

61.  Erlass  des  K.  K.  Generalkriegscommissariats  an  acht  Oberkriegs- 
commissare  und  einen  Feldkriegscommissar.  Wien,  l.  April  1756. 

W.  K.  A.  Nach  dem  Conccpt   Vgl.  Nande\  Beitrage  I,  59;  Kosor  II,  27. 
Complettirung  der  Husaren. 

»Der  allerhöchsten  Resolution  gemäss1)  seind  [den  Husarenregimentern], 
umb  die  bishero  zu  Fuss  geführte  Hannschaft  beritten  zu  machen,  folg- 
samb  den  Stand  auf  600  Mann  und  soviel  Pferd  herzustellen,  bei  dem 
hiesigen  Kriegszahlambt  ä  15  f.  jedes  Stuck,  zusammen  aber  mit  9000  f. 
angewiesen  worden.  Diese  seind  nun  in  denen  Districten,  wo  vorhin,  zur 
Assentirung  zu  stellen  anbefohlen  worden.  Und  damit  man  von  der  Dienst- 
tauglichkeit sothaner  Pferd  sowohl,  als  von  dem  zuverlässigen  Stellungstermin 
hinlänglich  versicheret  seie,  so  ist  befunden  worden,  mit  jedem  Regiment 
einen  förmlichen  Contract  nach  Maass  der  Instruction  anzustossen  und  ein- 
senden zu  lassen,  welchen  also  der  Herr  .  .  .  .,  damit  denen  Regimentern 
zur  alsbaldigen  Fürgehung  kein  Hindernuss  gelegt  werde,  alsogleich  zu  ent- 
werfen, darinnen  hauptsächlichen  die  an  einem  Husarenpferd  desiderirende 
Diensttauglichkeit  .  .  .  anzumerken  .  .  .,  und  dass  .  .  .  innerhalb  drei  Monat 
a  dato  des  unterfertigten  Contract 8  die  Stellung  vollenden  soll.« 

Die  Commandeure  haben  »diesem  Geschäft,  soviel  auf  einen  jeden 
ankommet,  allen  Vorschub  und  Beförderung  zu  bieten2),  deme  noch  bei- 
fügend, dass  die  Pferdmaass  nächstens  nachfolgen  werde.« 


März  30       62.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  30.  März  1756. 

Nach  der  Urschrift,   Vgl.  Brückner  313;  Ranke  164  1 
Russland  verweigert  vorliiußg  die  Annahme  der  englischen  Sttbsidien. 

Am  25.  und  26.  März  ist  »in  Gegenwart  der  russischen  Kaiserin  und 
des  Grossfttrston  bei  Hof  Aber  die  englische  Anliegenheit  und  die  mit- 
geknüpfte Convention  ein  Conseil  gehalten 3),  und  nebst  dem  Gross-  und  Vice- 
k  au  zier  die  zwei  Brüder  Schuwalow,  dann  der  Generalprocurator  Hatu- 
bezkoy  und  Admiralen  Knees  Golyzin4),  ingleichen  der  Oberhofmarschall 
Bestushew  und  General  Apraxin  darzu  berufen  worden.  In  diesen  zweien 
Conseils  nun,  wie  ich  durch  einen  verlässigen  Weg5)  in  Erfahrung  gebracht, 
ist  fürnämlich  die  Frage  entstanden,  was  bei  gegenwärtigen  englisch- 
preussischen  Umständen  hiesiger  Seits  eigentlich  zu  thun  seie,  und  ob  der 
hiesige  Hof  das  conventionsmässige  Wartgeld  von  100000  üü  für  das  erste 

1)  Vgl.  Nr.  60. 

2)  Der  Inhalt  obiger  Ordre  wurde  vom  Hofkriegsrath  am  14.  April  1756  den 
commandirenden  Generalen  In  Ungarn  (Fürst  von  Liechtenstein),  Siebenbürgen 
(Graf  von  Wallis)  und  Mähren  und  Schlesien  (Fürst  von  Piccolomini)  mitgethellt, 
damit  auch  sie  der  Ausführung  allen  Vorschub  leisteten. 

3)  Vgl.  v.  Raumer,  Beiträge  II,  318. 

4)  Russischer  Gesandter  am  englischen  Hofe.        5)  Olsuwiow 


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1756  März  30. 


299 


Jahr1)  von  dem  Williams  forderen  oder  abwarten  solle,  was  man  von  1756 

März  3 

Seiten  Engelands  nach  der  in  London  eingelangten  russischen  Ratification 
seinem  Bottsehafter  allhier  diesertwegen  aufzutragen  für  gut  befinden  werde. 

»Gleichwie  der  hiesige  Hof  von  der  ganzen  Welt  nieht  gern  proäti- 
tuiret,  auch  keiner  von  den  obbertihrten  membris  daran  Bchuld  tragen  wollen, 
so  solle  der  Grosskanzler  alleine  nach  einem  zu  der  russischen  Kaiserin 
Gloire  gereichenden  praeambulo  das  subside  de  paix  anzunehmen  ange- 
rathen  und  sein  Gutachten  mit  sehr  schwachen  Bemarquen  und  Vorstel- 
lungen unterstützet  haben,  welches  also  ein  Zeichen  ist,  dass  er  von  der 
durch  den  von  Williams  ersten  ihm  gethanen  Declaration2)  .  .  .  weder 
bei  der  hiesigon  8ouveraine  noch  dorn  ausländischen  collegio  otwas  vor- 
getragen haben  müsse. 

»Wie  zumalen  nun  die  russische  Kaiserin,  nach  Inhalt  meiner  vorher- 
gehenden .  .  .  Einberichtungen  s),  Uber  den  englischen  Betrag  ungemein 
verbitteret,  so  ist  Höchstdieselbe  mit  vielem  Eifer  dem  Grosskanzler  in  die 
Rede  gefallen,  sagende,  dass  sie  seine,  des  Grosskanzlers,  hierunter  ver- 
borgene Absichten  allerdings  kenne  und  nunmehro  von  dem  englischen 
Hof  nicht  prostituiret  sein  wolle.  Sie  hätte  sich  dem  englischen  Ansuchen 
bei  dieser  Truppenconvention  allenthalben  gefüget,  und  obwohlen  er,  Gross- 
kanzler, schon  vor  einiger  Zeit  wegen  einer  geheimen  Unterhandlung 
zwischen  Engeland  und  Preussen  gewarnet  und  ihm  ein-  und  anderes  zu 
des  hiesigen  Hofes  Einsicht  durch  mich  beigebracht  worden,  so  hätte  er, 
Grosskanzler,  Ihro  hierüber  gleichwohlen  niemalen  einigen  Rapport  abge- 
stattet4). Und  da  dieser  Minister  in  das  collegium  der  ausländischen  Affairen 
nicht  gehet  und  solches  alles  [allein]  tractiren  will,  dabei  aber  gar  nichts 
eiusiehet,  so  hatte  die  hiesige  Monarchin  demselben  mit  einer  zornigen 
Miene  noch  weiteres  gesaget,  dass  er  von  Ihr  kein  Compagnon  seie  und 
man  ihm  die  Affairen  nicht  ins  Haus  bringen  werde,  gestalten  nun  Ihr 
Willen  wäre,  dass  zufolge  weiland  Ihres  Herrn  Vatters  Verordnung  die 
Geschäften  abgehandlet  werden,  mithin  der  Senat  und  das  collegium  der 
ausländischen  Affairen  in  seinem  vigueur  bleiben  sollte. 

»Nach  diesem  hätte  die  russische  Kaiserin  auch  von  meiner  Wenig- 
keit und  redlichen  Gedenkensart  zum  Nutzen  beeder  alliirten  Höfen  mit 
vieler  Offenherzigkeit  gesprochen.  .  .  .  Obwohlen  nun  in  diesen  bei  Hof 
gehaltenen  zweien  Conseils  die  englische  Anliegenheiten  und  die  darmit 
verknüpfte  Convention  mit  vieler  Heftigkeit  debattiret  worden,  so  hat 
man  hierinfalls  gleichwohlen  noch  keine  finale  Resolution  genommen  und 
ist  bis  nunzu  noch  darbei  geblieben,  sich  mit  I.  K.  M.  in  diesem  wich- 
tigen [Geschäft]  gemeinschaftlich  einverstehen  zu  wollen.  Da  aber  auf 
die  russische  Ratification  und  zugleich  mitgeschickte  declaration  secretis- 


1)  Vgl.  8.  263  f.  2)  Vgl.  S.  268.  3)  Vgl.  Nr.  54.  58. 
4)  Vgl.  8.  239.  267. 


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300  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

sime1)  aus  Engeland  bald  eine  Antwort  einlangen  kann  und  zu  besorgen 
ist,  dass  Engeland  das  subside  de  paix  etwa  abschlagen  dörfte,  so  wäre 
sehnlichst  zu  wünschen,  dass  von  I.  K.  M.  .  .  .  Willensmeinung  über 
ein  so  importantes  Geschäft  ich  je  ehender  je  besser  instruiret  werden 
mögte.  Und  obschon  meine  Vorstellungen  so  viel  gewürket,  dass  man 
sich  russischer  Seits  in  seinen  Maassnehmungen  bis  nunzu  noch  nicht 
Übereilet2),  so  vermag  doch  wegen  der  hiesigen  Beisorge,  dass  Engeland 
das  prae venire  spielen  könnte,  mit  Verlässigkeit  nicht  anzuzeigen,  ob  und 
wie  lang  Rnssland  mit  seiner  Finalresolution  über  dieses  wichtige  Werk 
zurückhalten  werde.  In  diesen  Conseils  solle  der  Grosskanzler  aber- 
malen9) auf  offensive  Verbindlichkeiten  mit  unserem  Hof  gegen  Preussen 
verfallen  sein,  ihm  aber  unanimiter  darauf  geantwortet  worden  sein, 
dass  I.  E.  M.  (insolang  Allerhöchstdieselbe  von  Frankreich  nicht  voll- 
kommen gesichert  wären)  dergleichen  offensiven  Verbindlichkeiten  schwer- 
lich oder  wohl  niemalen  die  Hände  bieten  wollen  noch  können4).  D& 
nun  die  russische  Kaiserin  in  Gegenwart  der  Vornehmsten  von  der 
hiesigen  Nation  dem  Grosskanzler  so  stark  zugesprochen,  man  auch  die 
Conseils  bei  Hof  zu  halten  angefangen,  so  scheint  gute  Hoffnung  vor- 
handen zu  sein,  dass  man  für  das  künftige,  wo  nicht  allzeit,  doch  oft 
und  in  den  wichtigen  Anliegenheiten  solche  auf  diese  Art  continuiren, 
folglichen  die  Weltsachen  in  einer  besseren  Ordnung  tractiren  werde. 
Obwohlen  nun  nicht  nur  von  der  russischen  Kaiserin  dem  Grosskanzler 
wegen  seiner  Langsamkeit  und  Zurückhaltung  der  Geschäften  mit  vielem 
Eifer  gesprochen,  sondern  auch  von  den  übrigen  Gliedern  ihm  stark 
zugedrungen  worden,  dergestalten  zwar,  dass,  als  man  alle  seine  Worte 
ad  protocollum  nehmen  wollte,  ihm  fast  die  Thränen  in  den  Augen 
waren  und  er  sich  dabin  geäusseret,  dass  er  nur  einen  Kopf  hätte  und 
gern  alles  thue,  was  seiner  Ehre  und  bisherigen  Art  die  Geschäfte  ab- 
zuhandeln nicht  zuwider  sein  würde,  so  hat  mir  derselbe  gleichwohlen 
vergangenen  Sonnabend  durch  den  Eichenfeld  sagen  lassen,  dass  die 
Sache  gut  ginge  und  ich  ihm  noch  einige  Täge  Zeit  lassen,  inzwischen 
aber  meinen  Courier  fertig  halten  solle.  All  Vorausstehendes  nun  ist  so 
verlässig,  als  ich  solches  von  dem  Olsuwiew  in  dem  engesten  Vertrauen 
erfahren  habe,  und  werden  Ew.  Exc.  hieraus  ...  zu  entnehmen  geruhen, 
dass  die  völlige  Auskunft,  was  der  russische  Hof  in  der  englischen  An- 
liegenheit  und  den  darnach  auszumessenden  hiesigen  Maassnehmungen 
eigentlich  zu  thun  gedenke,  meinen  künftigen  .  .  .  Einberiohtungen  billig 
vorbehalten  muss.  Indessen  ist  ein  Rescript  an  den  Knees  Golyzin»)  zu 
seiner  geheimen  Belehrung  des  Inhalts  schon  abgefasst,  dass  er  bei  dem 
englischen  Hof  auf  alles  ein  wachtsames  Auge  tragen  solle,  und  wann  er 


1)  Vgl.  S.  233  Aom.  2.  2)  Vgl.  Nr.  41.  50.  3)  Vgl.  Nr.  33.  48.  58. 
4)  Vgl.  Nr.  48  a.         5)  Vgl.  8.  298. 


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1756  März  30  —  April  5. 


301 


mit  einiger  Vorlässigkeit  erfahren  würde,  dass  man  den  König  in  Preussen  1756 
zum  arbiter  zwischen  Engeland  und  Frankreich  gesetzet  hätte,  bo  solle  ef,  ^rz  2 
Knees  Golyzin,  alsdann,  ehender  aber  nicht,  im  Namen  der  rnssisohen 
Kaiserin  allda  declariren,  dass  Hdchstdieselbe  bei  so  gestalteten  Umständen 
nicht  nur  die  Convention,  sondern  anoh  alle  vorherige  Engagements  mit 
diesem  Hof  mit  eins  annulliren  nnd  Ihre  Trappen  znm  Nutzen  der  geinein- 
samen Sache  zu  gebrauchen  wissen  werden.  <  .... 


63.  Starhemberg  an  Kaunitz.   Paris,  1.  April  1756.  April  l 

Nach  der  Urschrift, 

Einwilligung  Frankreichs  zum  Abschluss  eines  NeutralitUtsvertrages. 

Man  habe  sich  gestern  endlich  erklärt,  dass  man  die  Neutralitäts- 
convention1) abzuschliessen  willens  sei,  >doch  aber  vor  allem  die  Ankunft 
meines  Couriers  erwarten  zn  sollen  für  nöthig  erachtete.  Der  ganze  An- 
stand rühret  daher,  dass  man  allhier  [sich]  noch  nicht  entschliessen  können, 
mir  die  an  verlangte  Erklärung  zu  ertheilen,  dass  man  währender  Neutra- 
lität sich  mit  Preuasen  in  keinen  Tractat  einlassen  werde.  Wie  grösseren 
Anstand  man  diesfalls  gemacht,  um  so  mehr  bin  ich  auf  mein  Verlangen 
bestanden.  Nach  Ankunft  des  Couriers  wird  sich  vermuthlich  dieser  An- 
stand heben  lassen.  Man  scheinet  noch  immer  in  Ansehung  des  Haupt- 
werks gut  disponiret  zn  sein,  doch  aber  blicket  noch  da  und  dort  ein 
heimliches  Misstrauen  hervor.«  .... 


64.  Esterhasy  an  Kaunitz.  Petersburg,  5.  April  1756.  Praes.  April  5 
18.  April  1756. 

Nach  der  Urschrift.  Vgl.  v.  Arneth  IV,  434  ff.;  Beer,  H.  Z.  27, 3«3;  Marten*,  Becueil  I,  100; 
Oncken  II,  34;  Koter,  Pr.  Jahrb.  47,  492;  I,  SM. 

Jiussland,  im  Begriff,  dem  Wiener  Hofe  den  Abschluss  einer  Offensivallianz  gegen 
Preussen  vorzuschlagen,  begrüsst  die  österreichischen  Mittheilungen  auf  Grund  des 

Rescripts  vom  13.  März  mit  Freude. 

Habe  die  Erlasse  vom  13.  März2)  am  1.  April  erhalten  nnd  nach 
ihrer  Durchsicht  »mich  sogleich  zu  den  zwei  Kanzlern  verfüget  nnd  bei 
diesen  zweien  ministris  von  der  mir  zugekommenen  .  .  .  Expedition  eins- 
weilen nur  einen  nach  der  vorweislichen 3)  rescriptsmässigen  .  .  .  Anlei- 
tung mit  aller  Vorsichtigkeit  ausgemessenen  Gebrauch  zu  machen  mich 
bestrebet.  Wie  zumalen  nun  Ew.  Exc.  aus  meinen  vorherigen  .  .  .  Ein- 
berichtungen  schon  .  .  .  ersehen  haben  werden,  dass  der  hiesige  Hof  nach 
dem  englischen  Vorgang  eines  Theils  die  Convention  so  wenig  zu  halten 
gesinnet  ist,  als  derselbe  das  subside  für  das  erste  Jahr  noch  nicht  an- 


1)  Vgl  Nr.  55.         2)  Vgl.  Nr.  56.         3)  Vgl.  S.  259  Anm.  2. 


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302  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  genommen1)  und  allem  Ansehen  nach  nun  aueh  nicht  mehr  annehmen 
tpril  5  wird,  anderen  Theils  aber  mit  I.  K.  M.  Russland  sich  über  die  weitere 
Maassnehmungen  gemeinschaftlich  einverstehen  wolle  *),  so  habe  meinen 
Vortrag  dergestalten  einzurichten  mich  beeiferet,  dass  nicht  soviel  ioh 
an  den  hiesigen  Hof,  als  derselbe  an  mich  gekommen  zu  sein  glauben 
musa,  zumalen  mir  durch  geheime  und  verlässige  Wege  schon  bekannt 
wäre,  dass  in  denen  hier  bei  Hof  gehaltenen  Conseils  ohnedem  unanimiter 
beschlossen,  dass,  gleichwie  des  Königs  in  Preuasen  dermalige  Macht  und 
Vergröaserungsbegierde  gegen  das  hiesigo  Staatsinteresse  und  künftige 
Sicherheit  streitet,  man  russischer  Seits  keine  Gelegenheit  aus  Händen 
lasse,  um  ernannten  König  je  eher  je  besser  wieder  in  seine  vorigen 
Grenzen  setzen  zu  suchen,  folglichen  I.  K.  M.  die  hiesige  Gedanken  dahin 
zu  erkennen  geben  solle,  dass  Russland,  soferne  Allerhöchstdieselbe  ein 
gleiches  zu  thun  entschlossen  wären  und  es  Dero  Umständen  in  Ansehung 
Frankreich  zuliessen2),  noch  in  diesem  Jahr  mit  80000  Mann  gegen  Preus- 
sen  zu  operiren  anfangen  und  seine  Waffen  nit  ehender  niederlegen  wolle, 
als  1.  K.  M.  Ihr  Erbherzogthum  Schlesion  und  die  Grafschaft  Glatz  wieder 
eroberet  haben  wurden.  Wie  znmalen  nun  mir  alles  dieses  erwähnter- 
maassen  durch  gewisse  Wego  schon  bewusst  wäre,  benebst  das  hiesige 
gleichförmige  Gutachten  von  allen  Gliedern  würklich  unterschrieben  worden; 
nicht  minder  man  hier  nach  Inhalt  meines  .  .  .  Berichts  von  23.  Martii 
ge wünschen,  dass  I.  K.  M.  sich  mit  Frankreich  einverstehen  mögten3), 
so  habe  denen  zweien  Kanzleren  nach  Anleitung  des  vorweislichen  .  .  . 
rescripti  vom  13.  Märzen  den  ganzen  Zusammenhang  des  englischen  Betrags 
und  der  geheimen  Gesinnung  in  Ansehung  I.  K.  M.  und  des  Königs  in 
Preuasen ,  umständlich ,  deutlich  und  mit  erforderlichem  Nachdrnck  vor 
Augen  geleget,  auch  den  gegründeten  Satz,  vermög  welchen  I.  K.  M. 
durch  Engeland  Selbsten  zu  Errichtung  einer  Neutralität  und  Defensiv- 
tractats  mit  Frankreich  gezwungen  worden,  .  .  .  gestalten  zu  bekräftigen 
vermöget,  dass  diese  zwei  ministri  meinem  ganzen  Vortrag  beigefallen 
seind  und  nichts  mehrers  wünschen,  als  dass  die  mit  Frankreich  ange- 
fangene Negociation  wegen  eines  Neutralität-  und  Defensivtractats  zu  Stand 
kommen  möge,  worzn  die  russische  Kaiserin,  wie  mich  die  zwei  Kanzlere 
versicheren,  nach  der  erfolgten  Einladung  ohnbedenklich  accediren  würde. 
Nach  diesem  habe  denen  zweien  ministris,  als  welche  meinen  weiteren 
geheimen  Vortrag  anznhören  ohuedas  mir  werden  angewiesen  werden, 
weiters  zu  erkennen  gegeben,  dass,  weilen  die  Negociation  bei  Frankreich 


1)  Vgl.  Nr.  58.  62.         2)  Vgl.  S.  300. 

3)  Gemeint  dürfte  der  Bericht  vom  30.  März  1756  sein,  vgl.  Nr.  62.  Übrigens 
hatte  Elisabeth  bereits  1753  einen  Versuch  gemacht,  bessere  Beziehungen  zn 
Frankreich  herzustellen.  Vgl.  hierüber  Vandal,  Louis  XV  et  Elisabeth  de  Bussie 
258  [Paris  1882].   Recueil  des  Instructions.   Russie  II,  5. 


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1756  April  5. 


303 


gar  leicht  fehlschlagen  könnte  und  allerdings  daran  gelegen  wäre,  dass  1756 
mein  weiterer  geheimer  Vortrag  äusserst  secretiret  werde,  I.  E.  M.  ein  pn 
eigenhändiges  Versprechen,  alles  in  engestem  Geheim  halten  zu  wollen,  in 
der  Zuversicht  ausgestellt  hätten,  um  eine  gleiohmässige  hiesige  Ver- 
sicherung von  der  russischen  Kaiserin  dagegen  zu  erhalten.  Und  es  ist 
dieser  weisliche  Antrag  allenthalben  gut  geheissen  und  mir  zu  einem 
gleichförmigen  schriftlichen  Versprechen  die  beste  Hoffnung  gegeben  wor- 
den. Nicht  minder  hat  mir  der  Grosskanzler  gemeldet,  dass  man  in  zwei 
oder  drei  Tagen  die  propositiones  machen  werde,  dass  Russland,  wann 
I.  M.  ein  gleiches  zu  thun  entschlossen  wären,  den  König  in  Preussen  mit 
80000  Mann  attaquiren  und  die  Waffen  nicht  eher  niederlegen  wolle,  als 
bis  Schlesien  und  Glatz  wieder  eroberet  sein  würden.  Meine  Audienz  und 
geheimer  Vortrag  bei  der  russischen  Kaiserin  solle  nächster  Tägen  geschehen, 
wornach  ich  dann  mit  eins  zwei  Expressen  mit  der  erforderlichen  Vor- 
sichtigkeit zuruckspediren  werde1).  Da  nun  I.  K.  M.  .  .  .  Antrag  wegen 
Theilnehmung  des  Kriegs  gegen  den  König  in  Preussen  ehender,  als  ich 
mit  dem  hiesigen  ministerio  darüber  conferiret,  entgegen  gegangen  und 
mir  die  Proposition,  sich  unserer  Seits  mit  Frankreich  setzen  zu  sollen,  von 
dem  hiesigen  Hof  gemacht  werden  wird,  so  habe  von  dem  allerhöchsten 
Antrag2),  dem  russischen  Hof  mit  einer  ansehentlichen  Summ  beistehen  zu 
wollen,  bis  nun  nichts  anbringen,  sondern  das  weitere  so  ehender  von  hier 
abwarten  und  meine  Vorstellungen  darnach  einrichten  zu  sollen  für  gut 
befunden,  als  man  hiesiger  Seits  wegen  seiner  eigenen  Anständigkeit  dem 
König  in  Preussen  mit  80000  Mann  anfallen  und  noch  ein  corps  de  röserve 
fertig  halten  zu  wollen,  mit  der  ersten  Proposition  von  sich  Selbsten  förm- 
lich au  mich  kommen  wird.  Meine  geheime  Unterredung  mit  der  russi- 
schen Kaiserin  und  dann  die  durch  den  OLsuwiew  geschehene  Übersetz- 
und  Vorlesung  des  .  .  .  rescripti  vom  1 1 .  Februarii  an  den  Favoriten 3), 
wie  ingleichen  meine  vorherige  Präparir-  und  Einleitung  haben  nicht  wenig 
contribuiret,  dass  obige  rigorose  Entachliessung  schon  voraus-  und  von 
freien  Stücken  genommen  worden  sei.  Gegen  Williams  und  seinen  Hof 
wird  man  vorsichtig  zu  Werk  gehen  und  das  subside  auf  eine  glimpfliche 
Art  unter  dem  Vorwand  zu  decliniren  suchen,  dass  die  hiesige  Truppen 
Engeland  nach  dem  mit  Preussen  geschlossenen  Tractat  ohnedas  nichts 
helfen  können.  .  .  . 

»Die  hiesige  dispositiones  seind  niomalcn  so  günstig  gewesen.«  .  .  . 


1)  Vgl.  Nr.  73.         2)  Vgl.  S.  262.         3)  Vgl.  Nr.  47a.  58. 


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304  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
1756         65.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  6.  April  1756. 

April  6 

Nach  der  Urschrift   Vgl  v.  Arnatb  1?,  434  f.;  Beer,  H.  Z.  27,  363;  Onckan  II,  31. 

Günstige  Aufnahme  der  österreichischen  Eröffnung  über  die  begonnene  Verhandlung 

mit  Frankreich  bei  der  Zarin. 

»Da  an  Bw.  Exo.  ich  auf  Verlangen  des  Grosskanzlers  gestern  am 
Mittagszeit  eine  Staffetta  mit  der  vergnüglichen  Nachricht  *)  abgelassen,  dass 
samt  I.  E.  M.  der  hiesige  Hof  zn  Eroberung  Schlesiens  und  Gl  atz'  an  dem 
Krieg  gegen  Prenssen  theilnehmen  und  mit  SO00O  Mann,  auch  noch  in  diesem 
Jahre,  wann  es  unserer  Seits  geschiehet,  zu  operiren  anfangen  wolle,  so  solle 
meinem  gestrigen  .  .  .  Berichtschreiben  noch  nachtragen,  dass  bei  der  russi- 
schen Kaiserin  ich  Abends  in  Gegenwart  der  zwei  Kanzleren  eine  Audienz3) 
gehabt  und  die  k.  k.  schriftliche  Versicherung  wegen  der  nöthigen  Beibehal- 
tung des  secreti  Ihro  übergeben,  auch  mit  Höchstderoselben  über  die  .  .  . 
expeditiones  vom  13.  Märzen3)  wohl  eine  ganze  Stund  gesprochen  und  Ihro 
den  Inhalt  des  grossen  Vorhabens  umständlich  zu  eröffnen  die  beste  Gelegen- 
heit gehabt  habe.  Solchem  nach  sollten  die  hier  anscheinende  trefflich- 
gute Aspecten  noch  weiters  in  Kürze  mit  deme  bestätigen,  dass  die  hiesige 
Souveraine  aus  Ihrem  eigenen  Mund  mir  die  Antwort  dahin  ertheilet,  dass 
I.  K.  M.  ich  in  Ihro  Namen  theurest  versicheren  sollte,  dass  sie,  die 
hiesige  Monarchin,  zu  Erreichung  oberwähnten  Endzwecks  Ihro  Orts  alles 
mögliche  beizutragen,  auch  noch  in  diesem  Jahr  gegen  Preussen  werk- 
thätig  zu  operiren  willig  und  bereit  seie,  ich  also  mit  den  zweien  Kanz- 
leren in  Gonferenz  trotten  und  mich  ohne  mindestem  Bedenken  wegen 
des  secreti  gegen  diese  zwei  ministros  über  mein  weiteres  Anbringen 
deutlich  expliciren  könne,  deme  die  russische  Kaiserin  noch  beifügte,  dass 
sehr  zu  wünschen,  dass  I.  K.  M.  in  Ihro  Negociation  bei  Frankreich 
re*u3siren4),  mithin  freie  Hände  bekommen  möge.«  .  .  . 


April  13       66.   Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  13.  April  1756. 

Nach  der  Urschrift   Vgl.  Bcor,  H.  Z.  27,  303. 

Unauffällige  Rüstungen  Russlands  gegen  Preussen. 

Berichtet,  dass  er  »den  10.  dieses  über  die  .  .  .  bewnsste  Anliegenheit 
mit  den  zwei  Kanzlern  abermalen 5)  in  Gonferenz  gewesen  und  mir  über 
mein  Anbringen  einsweilen  eine  so  vergnüglichere  Antwort  ertheilet  worden 
seie,  als  man  von  Seiten  des  hiesigen  Hofs  eben  in  Begriff  wäre,  die  nämliche 
Proposition,  die  ich  gethan,  im  Namen  der  russischen  Kaiserin  mir  machen 
zu  wollen4).  Da  man  nun  hier  schon  vor  meinem  Antrag  die  nämliche 
Absicht  gegen  Preussen  geführet,  so  kann  und  wird  in  dem  Co n seil  an 


1)  Vgl.  Nr.  64.  2)  Näheres  vgl.  Nr.  73  a.  3)  Vgl.  Nr.  56. 
4)  Vgl.  S.  302.         5)  Vgl.  Nr.  64. 


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1756  April  5  -  April  17. 


305 


den  hiesigen  Kriegsvorkehrungen,  als  ob  sie  ein  Rapport  auf  die  englische  17»6 
Convention  hätten,  ohne  ein  Aufsehen  erwecken  zu  können,  immer  fort-  ^pr'* 
gearbeitet.    Man  ist  also  in  dieser  Sach  hier  sehr  beschäftiget,  und  hoffen 
mit  nächsten  eine  categorische  Antwort  zu  erhalten,  welche  in  einem 
Operationsplan1)  und  verschiedenen  Punkton,  auch  Offensivverbindlich- 
keiten  bestehen  solle.« 


67.   Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  17.  April  1756.  April  17 

Nach  dorn  Reinconcept 

.  .  .  »Aus  Frankreich  erwarten  wir  auch  täglich2)  nähere  Nachrichten, 
nach  deren  Eintreffung  Dero  secretarium  zurückzusenden  ohnermanglen 
werde.«  .  .  . 


68.  Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  17.  April  1756.  Praes.  27.  April  April  17 
1756. 

Nach  der  Urschrift.   Vgl.  v.  Arneth  IV,  4.11»  f.;  Beer,  IT.  Z.  27,  343;  M.  I.  Ö.  Q.  IVTI,  11  J 
Waddiiigton,  RenTeraemont  322.  325—328. 

Schildert  die  Stellung  der  französischen  Minister  zu  dem  Plane  einer  Allianz 

mit  Österreich. 

Er  habe  sich  bisher  vergeblich  bemüht,  in  Befolgung  de9  Erlasses 
vom  27.  März3)  zunächst  einen  für  die  Öffentlichkeit  bestimmten  Defensiv- 
tractat  zu  Stande  zu  bringen.  Eine  Erkrankung  des  Abbe"  Bernis  verzögere 
die  Verhandlungen,  da  nunmehr  Rouille"  derjenige  sei,  der  die  Geschäfte 
in  die  Hand  genommen  habe.  RomUe*  wolle  in  die  Neutralitätsconvention 
einen  Artikel  aufgenommen  wissen,  nach  dem  beide  Theile  ihre  alten  Ver- 
bindungen, d.  h.  also  Frankreich  diejenige  mit  Preussen4),  beibehalten 
könnten,  versuche  auch  unter  Berufung  auf  die  Reciprocität  durch  einen 
separaten  Artikel  den  Fall  eines  Krieges  zwischen  Österreich  und  Preussen 
als  casus  foederis  genau  so  auszunehmen,  wie  der  Wiener  Hof  dies  für 
den  bevorstehenden  englisch-französischen  Krieg  verlange  Die  Unterredung 
Starhembergs  mit  RouillC,  der  auch  Bernis  beiwohnte,  habe  ohne  Resultat 
geendet,  weil  Bernis  vorschlug,  dass  Starhemberg  erst  neue  Instructionen 
abwarten  sollte. 

»Notre  conversation  fut  interrompue  ä  cet  endroit  par  un  message 
du  Roi  qui  faisait  appeler  M.  Rouille*.  Je  demeurai  seul  avec  l'abbe*  de 
Bernis,  qui  ne  tarda  pas  alors  ä  changer  de  langage.  II  me  fit  connattre 
qu'il  avait  e"te*  le  premier  ä  de*sappronver  le  projet  en  qnestion,  mais  que 

1)  Vgl.  Nr.  73  c. 

2)  Am  3.  April  schrieb  Kaunitz  an  Esterhasy:  StarhembergB  »Berichte  lauten 
noch  immer  sehr  vergnüglich.  Ich  warte  aber,  bis  ich  von  demselben  eine  zu- 
verlässige Nachricht  erhalte,  welches  in  etlichen  Wochen  geschehen  dürfte«,  bevor 
der  Courier  zurückgeht.  Einen  früheren  Thell  dieses  Rescripts  vgl.  S.  312  Anm.  4. 

3)  Vgl.  Nr.  59.         4)  Vgl.  Nr.  63. 

Arten  inr  Vorgeschichte  de*  7jährigen  Kriege*.  20 


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300   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  c'ätait  l'ouvrage  de  M.  Rouille,  et  que,  par  consäquent,  il  n 'avait  pu  s'y 
^  17opposer;  quo,  bien  loin  d'ßtre  contrairo  a  la  conclasion  d'one  Convention 
de  neutral  ite,  je  devais  me  souvenir  que,  des  la  premiere  proposition  quo 
j'en  avais  faite,  il  avait  6t4  tres  dispose"  ä  y  consentir  (et  cela  est  vrai) 
mais  qu'ensuite  le  sentiment  des  autres  ayant  pre'valu  sur  le  sien,  c'e'tait 
bien  malgrd  lui  qu'il  avait  e*te  Obligo*  de  mo  porter  nne  response  negative; 
qu'il  dtait  encore  dans  les  mßmes  sentiments,  et  quo  sürement  l'affaire  eüt 
«Ste  conclue  sans  l'accident  qni  1' avait  retenu  dans  sa  chambro  et  avait 
de'range'  l'ordre  de  notre  negociation,  mais  qu'il  allait  remettre  les  choscs 
sur  l'ancien  piod  et  retournerait  pour  cet  effet  des  le  snrlendemain  a  Paris. 
II  se  plaignit  beaucoup  ä  cet  endroit  des  contrariätes  qu'il  avait  ä  eprou- 
ver  de  la  part  des  gens  avcc  qui  il  avait  a  faire.  II  me  fit  entrevoir 
qu'elles  augmentaient  encore,  depuis  que  nous  avions  perdu  la  voix  de  M. 
de  Sechelles2)  qui  e*tait  dans  les  bons  principes  et  avait  toujours  vise"  au 
grand,  sans  s'arrßter  ä  des  minuties  et  ä  des  chicanes  sur  des  objets  de 
peu  d'importance,  qu'il  ne  fallait  plus  compter  sur  ce  ministre,  qui  ne 
reprendrait  jamais  son  assiette  naturelle.  II  se  plaignit  de  l'irresolution 
et  du  pou  d'e'tendue  de  lumiere  de  M.  Rouillä,  que,  ne'anmoins,  il  ne  nomma 
pas,  et  il  finit  enfin  par  me  dire  qu'il  £tait  fort  ä  dlsirer  qne  notre  affaire 
prit  bientöt  une  consistance,  et  que  mes  ordres  ne  tardassent  pas  ä 
venir  .... 

»II  prevoit  ä  la  vcrite  beaucoup  de  difficulte's  dans  l'execution  de  nos 
projets;  il  n'est  pas  aise*  de  voir  que  ce  n'est  qu'en  conconrant  avec  nous 
&  surmonter  toutes  ces  difficultda,  qne  la  France  peut  se  procnrer  les 
avantages  que  nous  lui  avons  offerta3),  et  il  desirerait  sans  douto  pouvoir 
les  obtenir  indCpendamment  du  succes  de  la  grande  entreprise 4).  Mais  je 
suis  sur  qu'il  reconnait  lui-meme  d'un  autre  ootd  le  bon  fondement  du 
parti  que  nous  avons  pris5),  et  que,  par  conse'quent,  s'il  cherche  encore 
ä  le  combattro,  comme  il  a  dcjä  fait4),  ce  ne  sera  qne  faiblemenl  Le 
point  est  de  savoir,  s'il  croira  pouvoir  conseiller  au  Roi  de  donner  entiere- 
ment  et  des  ä  präsent  dans  nos  vucs.  II  en  connalt  tonte  l'ätendne  et 
voit  tres  bien  tous  les  avantages  qni  pourront  en  revenir  ä  la  France, 
mais  il  sait  qu'on  veut  la  paix,  et  il  craint  que  notre  projet  ne  donne 
Heu  a  une  guerre  generale  tres  longue  et  tres  conteuse.  V.  Exc.  jugc 
bien  que  j'ai  dit  ä  cet  Cgard  tout  ce  qu'il  y  avait  a  dire,  mais  je  ne  crois 
pas  que  cela  ait  suffi  encore  pour  le  deVider.  Ce  qu'il  y  a  de  certain, 
est  que  nous  sommes  d'accord  pour  le  fond;  il  est  entierement  dans  nos 
principes  et,  pourvu  que  jo  parvienne,  comme  je  m'en  flatte,  ä  faire  con- 

1)  Vgl.  Nr.  55. 

2)  Am  5.  März  1756  berichtete  Starhemberg,  Sechelles  sei  von  plötzlicher 
Gedächtnissschwäche  und  Unordnung  in  seinem  Raisonnement  befallen  worden 
und  habe  sich  auf  das  Land  zurückziehen  miisaen.         3)  Vgl.  S.  277  ff. 

4)  Vgl.  Nr.  49.  52.         5}  Vgl.  Nr.  55. 


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1756  April  17. 


307 


clure  pour  le  präsent  le  traUe"  däfensif,  il  y  a  tont  lieu  d'esperer  que  nsc 
ooas  renssirons  tot  on  tard  a  faire  entrer  cette  cour  dans  notre  grand  ^P"' 
projet,  et  c'est  peut-6tre  le  roi  de  Prasse  lui-meme  qui  nous  en  fournira 
les  meilleurs  moyens1).  II  est  ä  däsirer  seulement  que  l'abbä  de  Bernis 
parvienne  ä  faire  penser  les  autres  ministres,  comme  il  pense  lui-meme, 
ou  qne  le  Roi  prenne  le  parti  de  le  fixer  ici 2)  et  de  lui  donner  noe  place 
dans  le  Conseil.  II  sera  peut-6tre  necessaire  de  faire  des  dämarches  ä 
ce  sujet,  mais  ce  n'en  est  pas  le  temps  encore,  et  ce  qni  importe  avant 
toutes  choses,  est  de  conclnre  an  plus  tot  le  traite*  deTensif.  Ce  premier  pas 
fait  ponrra  en  amener  bien  d'autres;  aussi  est-ce  de  ce  cöteMa  qne  j'ai 
tonrne*  actnellement  tonte  mon  attention.  L/abbe*  de  Bernis  y  paraft  assez 
disposä3).  .  .  .  Mais  M.  RomUe*  ne  pense  pas  de  nißme,  il  propose,  a 
präsent,  la  Convention  de  neutralitä  et  il  vent  y  ajonter  nn  article  säpare" 
qui  contienne  nn  engagement  präliminaire  relatif  aux  grands  objeta  dont 
il  est  question  entre  nous,  et  en  mfime  temps  la  promesse  d'ane  alliance 
defensive.  11  est  aisä  de  connaftre  qu'il  n'a  d'autre  vne  en  cela  que  de 
menager  le  roi  de  Prasse,  et  c'est  prCcisäment  la  raison  ponr  laquelle 
j'insisterai  du  mieux  qne  je  pourrai,  snr  la  conclnsion  du  traite*  deTensif, 
qni  puiase  6tre  porte*  ä  la  connaissance  dn  public  et  prodnire,  par  conse*- 
qnent,  1'effet  que  nons  en  attendons1).  .  .  . 

»J'ai  tont  ä  craindre  de  l'irresolution,  dn  peu  de  fermete*  et  du  man- 
que  de  perspicacitd  d'une  partio  du  ministere,  ainsi  que  de  la  mauvaise 
volonte  de  l'autre.  Depnis  la  retraite  du  oomte  de  St.  Severin4),  celle  dn 
marächai  de  Noailles5),  l'accident  malheureux  arrivä  ä  M.  de  Söchelles 
qui  vient  de  räsigner  entierement  la  Charge  de  contrölenr  gäneral6),  et  la 
rechute  de  M.  de  Poysieulx"),  lequel  depnis  quelques  mois  depärit  ä  vue 
d'oeil  et  n'est  pas  mdme  en  ätat  de  suivre  le  courant  des  affaires,  le 
Conseil  est  compose"  de  Ms.  de  Macbault,  d'Argenson,  Rouillä  et  de  St. 
Florentin8).  V.  Exc.  connatt  par  Elle-meme9)  ces  quatre  Bujets,  Elle  sait 
quelle  est  la  portäe  de  leur  genie,  et  quelles  sont  lenrs  dispositions  poli- 
tiques.  La  mäsintelligence  des  deux  premiers  subsiste  encore  toujours  et 
anginen te  d'un  jonr  ä  l'autre.  M.  d'Argenson  ,0),  ä  qni  on  a  cru  devoir 
faire  part,  ainsi  qn'aux  autres  ministres,  du  dessein  du  Roi  de  conclnre 
une  alliance  et  d'ätablir  nne  intelligence  parfaite  avec  LL.  Ms.  Imps., 

1)  VgL  S.  283.         2)  Vgl.  S.  258. 

3)  Insbesondere  aut  Grund  des  Schreibens  des  Staatskanzlers  vom  3.  April 
1756.    Vgl.  S.  294  Anm.  4. 

4)  Vgl.  S.  150.   Severin  war  vom  December  1748  bis  Januar  1755  Staats- 
minister.  Vgl.  Bernis  I,  121.         5)  Am  13.  April  1756.   Vgl.  Bernis  I,  140. 

6)  Am  15.  April  1756.   Vgl.  Bernis  I,  204. 

7)  War  1747—1751  Minister  des  Auswärtigen,  seither  Minister  ohne  De- 
partement. 

8)  Staatssecretär  des  König).  Hauses  und  der  geistlichen  Angelegenheiten. 

9)  Vgl.  S.  163  Anm.  2         10)  Vgl.  Nr.  25. 

20* 


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308  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  n'a  en  garde  de  s'opposer  ouvertement  ä  cette  idee,  mais  il  est  certain 
pr*'  17  qu'il  fera  sons  main  tont  ce  qni  d£pendra  de  lni  pour  nous  contrecarrer, 
et  il  so  donne  actnellement  beauconp  de  monvements  pour  savoir  au  juste 
oü  Von  en  est,  et  de  qnoi  il  est  qnestion.  Je  ne  donte  pas  qne  ce  ne 
Boit  par  lui  quo  H.  de  Rnyphansen  a  eu  les  notions  qu'il  a  fait  passer 
k  son  mattre  au  snjet  de  notre  negociation  secrete  *),  et  la  chose  est  d'au- 
tant  plus  certaine  qne  l'abbe*  de  Bernis  vient  de  m'avouer  qne,  des  le 
lendemain  de  notre  premiere  entrevue2)  k  la  petite  maison  de  Mde.  de 
Pompadour  pres  de  Seve,  M.  d'Argenson  en  avait  öte"  informe\  II  est 
certain  qne  de  |tons  ceux  qui  composent  actnellement  le  ministere,  il  est 
sans  donte  celni  qni  a  le  plus  d'esprit  et  le  plns  de  finesse,  et  o'est  pr6- 
cisäment  par  lä  qne  nous  en  avons  le  plns  ä  craindre.  M.  Machanlt  de*sire, 
sans  contredire,  la  conclnsion  de  notre  affaire,  mais  il  est  apparent  quo, 
lorsqn'il  s'agira  des  moyens,  il  sera  tonjonrs  de  l'avis  de  M.  Rouillä,  qni, 
comme  j'ai  dejä  en  plnsienrs  fois  l'honneur  de  le  dire3),  soit  par  timiditl, 
soit  par  le  de*sir  d'avoir  nn  sentiment  k  lui,  soit  enfin  par  les  scrupules 
et  la  mCfiance  qne  l'abbe"  de  la  Ville  lni  inspire3),  ne  se  fixe  jamais  ä 
rien,  tronve  des  difficultea  ä  tont  et  ne  va  jamais  an  grand  et  an  solide. 
.  .  .  Nous  avons  beauconp  perdn  en  perdant  M.  de  Sächelles,  qni  6tait 
non  seulement  tres  bien  intentionnC,  mais  en  m£me  temps  assez  elairvoyant 
pour  envisager  notre  projet  dans  toute  son  dtendue,  et  assez  forme  ponr 
conseiller  et  soutenir  de  grandes  entreprises.  Son  avis  entratnait  ton- 
jonrs celni  de  M.  de  Maohault  et  rectifiait  souvent  celni  de  l'abbä  de 
Bernis.  En  nn  mot,  c'Ctait  l'homme  qu'il  nons  fallait.  II  frequente  encore 
le  Conseil,  mais  c'est  plutut  ad  honoras  qu'autrement ,  on  ne  lni  parle 
plns  de  notre  negociation,  et  il  semble  avoir  presque  oublie"  qu'il  en  est 
question.  Ms.  de  Noailles  et  de  Pnysieulx,  auxquels  on  n'a  fait  qu'une  com- 
mnnication  tres  vagne  ot  generale  de  ce  dont  il  s'agit,  sans  entrer  on 
aucun  detail,  m'ont  paru  tres  bien  dispose's,  et  nomm&nent  le  dernier. 
Mare'chal  de  Noailles  a  fait  comprendre  qu'il  fallait  avoir  grande  attention 
k  se  conserver  toujonrs  l'influence  qne  la  France  avait  dans  les  affaires 
intärieures  de  l'Empire  en  qnalite*  de  garante  du  traUe"  de  Westphalie,  et 
empßcher  qne  la  maison  d'Autriche  n'empiätat  sons  prätexte  de  religion 
ou  antrement  snr  les  droits  et  libertes  des  Princes  et  fitats  de  l'Empire; 
il  a  mGme  6t6  jnsqn'  ä  dire  qu'il  n'dtait  pas  impossible  que  ce  fftt  la  le 
point  de  vne  qne  la  cour  deVienne  so  proposait  dans  ralliance  qn'olle  vonlait 
contracter  avec  la  France,  et  qu'il  fallait  y  obvier  en  rappelant  dans 
tons  les  traites  ä  faire  les  ongagements  pris  par  celni  de  Westphalie.  Au 
reste,  il  a  parn  goüter  le  projet  d'une  union  stable  et  solide  entre  les  denx 
pnissances  et  est  convenu  quo  c'e'tait  le  vrai  moyen  d'assnrer  pour  jamais 


1)  Knyphausen  selbst  nennt  Argenson  nicht  ausdrücklich  als  seine  Quelle. 

2)  Zwischen  dem  1.  und  9.  September  1755.        3)  Vgl.  S.  257. 


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1756  April  17. 


309 


le  repos  et  la  tranquillite*  de  1'Europe.  II  m'a  parle*  dans  cette  confor-  1750 
mite*,  et  il  est  apparent  que,  s'il  £tait  restc*  dans  le  ministere,  et  qu'on  eüt  ^P"'  1 
jage*  ä  propos  de  l'admettre  dans  la  confidence,  il  nous  [aurait]  6te  plutöt 
favorable  que  contraire.  Son  raisonnement  a  fait  beaucoup  d'impression 
sur  M.  Rouill£,  qui  est  toujours  sosceptible  de  mdfiance  et  d'inquie*tude. 
II  ne  me  voit  jaroais  depuis  ce  temps-lä,  sans  qu'il  ne  me  parle  de  la 
garantie  da  traite*  de  Westphalie,  et  je  prövois  qu'il  en  sera  question  lors 
de  la  rädaction  des  artioles  du  traite*  de*fensif  ....  Quant  ä  M.  de  Puy- 
sieulx,  il  est  impossible  d'6tre  mieux  dispose*  qu'il  Test.  J'ai  eu  occas- 
sion  de  lui  parier  depuis  la  communication  vague  que  M.  Rouille*  lui  a 
faite,  et  je  lui  ai  fait  comprendre  que  je  däsirais  fort  d'ätre  mis  ä  portee 
de  pouvoir  lui  parier  plus  ouvertement.  Je  le  däsire  en  effet,  et  quelque 
juauvais  que  soit  l'ätat  de  sa  santc*,  je  n'ai  pas  batancd,  lorsque  M.  Rouillle* 
m'a  dit  en  dernier  Heu  qu'il  fallait  admettre  ä  la  place  de  M.  de  Sächelles 
un  autre  ministre  dans  le  secrot  de  notre  affaire,  de  le  proposer  comme 
le  sujet  le  plus  propre  ä  cela. 

»Voilä  quelles  sont  ä  peu  pres  les  dispositions  des  ministres  de  cette 
cour  relativement  ä  notre  negociation ;  celui  de  tous  qui  me  donne  le  plus 
d'inquiätude,  est  sans  contredit  M.  Rouille*  qui,  quoique  tres  honn£te  homme 
et  dans  le  fond  tres  bien  intentionne*.  met,  nöanmoins,  beaucoup  d'obstacle 
au  succes  de  notre  negociation,  et  cela  dans  les  moments  m€mes  oü  il 
croit  contribuer  le  plus  ä  son  avancement.  Je  rencontre  presque  ä  chaque 
pas  des  difficulte*s,  mais  je  me  flatte  encore  toujours,  et  j'espere  rngme 
plus  que  jamais  que  je  parviendrai  ä  les  surmonter  et  ä  conclure  en  tres 
peu  de  temps  le  traite*  dCfensif  qui  nous  acheminera  ä  tout  le  reste. 

»Je  suis  sans  inquidtude  sur  le  renouvellement  du  traite*  avec  le  roi 
de  Prusse  "■),  quoique  je  fasse  toute  l'attention  possible  ä  ce  qui  concerne 
ce  point  tres  important.  On  m'a  informe*  du  langage  qu'avait  tenu  M. 
de  Nivernais  avant  son  de*part  de  Berlin3).  II  est  ä  peu  pres  tel  que 
V.  Exc.  m'a  fait  l'honneur  de  me  le  marquer3),  et  il  est  certain  que,  pour 
cacher  son  jeu,  on  n'avait  rien  do  mieux  a  faire.  Je  crains  un  peu  l'ar- 
rivöe  du  duo  de  Nivernais  qu'on  attend  d'un  jour  ä  f autre,  et  j'obsor- 
vcrai  soigneusement  l'impression  que  feront  sur  les  diff<*rentes  personnes 
ä  qui  j'ai  ä  faire,  les  premieres  conversations  qu'ellos  auront  eues  avec  lui. 

»II  est  certain  qu'on  de*sire  toujours  fort  la  paix  avec  l'Angleterre,  et 
je  crois  que  c'est-lä  ce  qui  peut  mettre  le  plus  d'obstacle  ä  l'acceptation 
de  notre  grand  projet,  qui,  sans  doute,  prolougerait  la  dure*e  de  cette 
guerre,  quoiqu'en  effet  il  fournirait  k  la  France  un  moyon  presquo  sür 
de  faire  une  paix  avantageuse.   Je  me  suis  expliquo*  ä  cet  egard  tant  avec 

1)  Vgl.  S.  285. 

2)  Vgl.  Broglie,  L'alliance  311—328.  Nivernais'  Abschiedsaudienz  beim 
Könige  Friedrich  fand  am  27.  März  statt.   Vgl.  Waddington,  Renversement  263. 

3)  Vgl.  Nr.  37. 


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310  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  l'abbe*  de  Bernia  qu'avcc  M.  Rouilld,  en  conformite"  des  derniera  ordres  de 
pril  17  8.  M.  *),  et  j'ai  represente  surtout  de  quello  conse*quence  il  <Stait  pour 
nous  de  ne  faire  aneune  d^marche  qui  püt  faire  soupconner  nos  desseins, 
an  caa  qae  la  France  vint  ä  en  rendre  l'execntion  impossible  par  nn 
aecommodement  avec  l'Angleterre.  On  m'a  donne*  ä  ce  snjet  les  aasurances 
los  plns  satisfaisantes  et  les  plus  precises;  on  n'est  paa  disconvenu  qu'on 
desirait  beaueoup  la  paix,  mais  on  a  ajoute*,  en  mßme  temps,  qu'il  n'y 
avait  nulle  apparence  qu'elle  püt  ßtre  fort  prochaine,  vu  que  l'Angleterre 
paraissait  encore  bien  äloignee  de  vouloir  se  conformer  ä  la  demande  prä- 
liminaire de  la  restitution  des  prisca2),  et  qu'ici  on  <5tait  tres  decide*  de 
ne  s'en  pas  däaister.  On  m'a  aaaurd,  an  reste,  qn'on  ne  nous  engagerait 
ä  aueune  dämarche  dont  nous  pnsaions  avoir  lieu  de  nous  repentir.«  .  .  . 


April  17      68a.   Starhemberg  an  Kaunitz.    Paris,  17.  April  1756.  Praos. 

27.  April  1756. 

P.  S.  Nach  der  eigenhändigen  Urschrift.   Vgl  Beer,  IL  Z.  27,  Mi  Anm.  2;  Waddington, 
RenTersoment  322.  :«25  ff. 

»J'ai  en,  depuia  que  ma  depßche3;  est  achovee,  encore  une  conver- 
sation  avec  l'abbö  de  Bernis  d'apres  laquelle  j'ai  lieu  d'espörer  plus  que 
jamaiB  que  je  parviendrai  ä  conclure  le  traitä  döfensif.  II  va  partir  tont 
ä  l'heure  pour  Versailles  et  m'a  dit  .  .  .  qu'il  e*tait  sür  du  Roi  et  de  Mde. 
de  Pompadour,  qu'il  ötait  ä  present  le  maitre  de  notre  affaire,  et  qu'il 
n'avait  plus  d'opposition  ä  craindre  de  la  part  de  qui  que  ce  puiaae  etre.« 
Rouille'  hege  noch  immer  Argwohn  gegen  Österreich.  >Le  Roi,  au  con- 
traire,  ...  a  dit  qu'il  ne  pouvait  ae  mäfier  de  8.  M.  l'Imperatrice,  et 
qu'il  fallalt  conclure  le  traite\« 


April  17       69.    Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  289  [fol.  754],  Wien,  17.  April  1756. 

W.  K.  A.  Nach  der  Urschrift. 

»Browne  General,  dasa  I.  E.  K.  M.  nicht  gedenken,  die  in  Böheimb 
dislocirte  Tmppen  anheuer  in  ein  Campement  zusammenzuziehen  oder  mit 
solchen  eine  Hauptdislocation  weder  eine  Garnisonverwechslung  fBrnehmen 
zu  lassen.  <   

April  n      70.  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  29*  [fol.  756].  Wien,  17.  April  1756. 

W.  K.  A.   Nach  der  Urschrift.    Vgl.  Nande\  Beitrage  I,  4U;  Beer,  M.  I.  Ö.  O.  XVII,  ITJ 

Anm.;  Koser  II,  2«. 

»Liechtenstein  General,  die  von  I.  K.  K.  M.  in  dem  Monat  Augusto 
anheuer  anbefohlene  Campements  bei  Raab  und  Pest  für  die  mehrere 
Übung  in  dem  Militarexercitio  nöthig  habende  Regimenter  zu  Pferd  .  .  . 
betreffende.  ______  _____ 

1)  Vgl.  S.  292  f.         2)  Vgl.  Nr.  37  a.         3)  Vgl.  Nr.  68. 


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1756  April  17. 


—  April  19. 


311 


71.    Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  19.  April  1756. 

A 

Nach  dem  KeinconcopL   Vgl.  v.  Arnetk  IV,  4)Ä;  Onckeu  11,  35. 

Dringt  unter  dem  Eindruck  des  soeben  eingetroffenen  Berichts  EsUrhasys  vom 
5.  April  1756  auf  so/ortige  EntSchliessung  in  Frankreich. 

Er  bediene  Bich  »einer  Estafette,  um  Ew.  Exc.  zu  benachrichtigen, 
dass  gestern  die  vergnüglichste  und  alle  Hoffnung  übertreffende  Nachrichten 
aus  Russland  hier  angelanget  seind1].  Diesem  Hof  haben  wir  vorläufig 
zu  erkennen  gegeben 2),  dass  es  die  Umstände  erforderten,  sich  wegen  der 
englischen  und  preussischen  Einverständnis  sicher  zu  stellen,  und  seien 
wir  dahero  entschlossen,  bei  Frankreich  auf  die  Errichtung  eines  Neu- 
tralitäts-  und  Defensivtractats  anzutragen. 

»Dieses  hat  der  russische  Hof  nicht  nur  auf  alle  Weis  gebilliget, 
sondern  er  ist  unserem  Verlangen  bevorgokommen  und  hat  darauf  ange- 
tragen, dass  er  Selbsten  kein  Bedenken  tragen  würde,  dem  erwähnten 
Tractat  sogleich  zu  accediren,  dahero  wir  alles  mögliche  anwenden  mögten, 
nur  bald  mit  Frankreich  zum  Schluss  zu  gelangen.  Ja,  der  ernannte  Hof 
ist  schon  so  weit  gegangen,  dass  er  sich  Selbsten  anerbotten,  noch  in 
diesem  Jahr  den  König  in  Preussen  mit  einer  Armee  von  80000  Mann 
feindlich  anzugreifen,  wann  1.  M.  ein  gleiches  zu  thun  sich  entschliessen 
würden.  Und  die  russische  Kaiserin  Wörde  nicht  ohender  die  Waffen 
niederlegen,  als  bis  das  Erzhaus  wieder  zum  Besitz  von  Schlesien  und 
Glatz  gelanget  seie. 

>Ohngeachtet  man  auch  der  Orten  sehr  geldbegierig  ist,  so  ist  doch 
von  den  subsides,  so  I.  M.  in  Bolchem  Fall  zu  entrichten  hätten,  noch 
keine  Erwähnung  geschehen,  und  überdas  hat  es  der  englische  Botschafter 
Williams  noch  nicht  dahin  bringen  können,  dass  die  russische  Kaiserin 
die  100000  ti  £,  so  vermög  des  Subsidientractats  gleich  nach  der  Rati- 
fication ausgezahlet  werden  sollen  und  schon  lange  Zeit  parat  liegen,  er- 
hoben und  ihren  Kanzlern  erlaubet  hätte,  die  gewöhnlichen  Präsenten,  so 
England  dem  sicheren  Vernehmen  nach  bis  auf  10000  it  M  erhöhet  hat, 
anzunehmen. 

>Mit  einem  Wort,  die  Umstände  in  Russland  sind  so  beschaffen,  dass 
der  dortige  Hof  ohnfehlbar  noch  in  diesem  Jahr  gogen  Preussen  losschla- 
gen würde,  wann  er  gesichert  ist,  dass  von  uns  ein  gleiches  geschiehet. 
Es  kommt  also  alles  darauf  an,  ob  Frankreich  in  den  geheimen  Vorschlag 
ernstlich  und  bald  eingehet,  und  wann  die  ernannte  Krön  den  Entschluss 
fassete,  uns,  gleichwie  es  in  dem  lezten  Krieg  mit  Bayeren  geschehen,  ein 
Auxiliarcorps  von  60000  Mann  zu  Hülf  zu  schicken3)  und  solche  mit 
10 — 14000  Mann  unserer  niederländischen  Trnppen  vereinigen  zu  lassen, 
so  könnte  es  menschlichem  Ansehen  nach  nicht  fehlen,  dass  wir  noch  in 


1)  Vgl.  Nr.  64.         2)  Vgl.  Nr.  56.         3)  Vgl.  Nr.  59  b. 


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312  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  de»  siebenjährigen  Krieges. 

1756  diesem  Jahr  einen  grossen  Coup  machen  nnd  in  dem  künftigen  Jahr 
Apnl  19  fertig  sein  würden. 

»Da  wir  zu  gleicher  Zeit  mit  100000  Mann  und  Russland  wenigstens 
mit  80000  Mann1)  den  König  in  Preussen  in  ein  solches  Gedräng  bräch- 
ten, dass  er  zum  Kreuz  kriechen  und  Engeland  einen  solchen  Frieden  ein- 
gehen müsste,  wormit  Frankreich  und  wir  zufrieden  sein  könnten. 

»Die  künftige  Zufälle  sind  ohnmöglich  vorzusehen,  und  an  der  Zeit  ist 
alles  gelegen;  wann  also  Frankreich  sich  der  schönen  Gelegenheit  zu  Nutzen 
machen  will,  so  ist  der  Moment  darzu  erschienen.  Nachdem  aber  die  von 
Ew.  Exc.  innerhalb  einigen  Tägen  zu  erwarten  stehende  Nachrichten 2)  erst 
näher  und  verhoffentlich  mit  Zuverlässigkeit  zu  erkennen  goben  werden, 
was  von  Frankreich  zu  hoffen  seic,  so  kann  man  auch  hier  Orts  noch 
nicht  genugsam  beurtheilen,  ob  und  inwieweit  es  rathsam  seie3),  den  dor- 
tigen Hof  von  der  vergnüglichen  russischen  Gesinnung  zu  benachrichtigen, 
da  solches  alsdann  eine  widrige  Würkung  verursachen  dörfte,  wann  Frank- 
reich noch  unentschlossen  oder  mit  allzuvieler  Eifersucht  gegen  uns  und 
Russland  eingenommen  wäre.  Sollte  hingegen  der  ernannte  Hof  sich  bereits 
auf  eine  solche  Art  geäu83eret  haben,  dass  mit  Wahrscheinlichkeit  eine 
standhafte  Erschliessung  von  ihm  zu  hoffen  stünde,  so  würde  er  nicht 
wenig  durch  die  Nachricht  aufgemunteret  werden,  dass  Russland  nicht 
nur  dem  Defensivtractat  beitretten,  sondern  auch  noch  in  diesem  Jahr  mit 
80000  Mann  zu  Feld  ziehen  wolle;  allein  hiebei  wäro  keine  Zeit  zu  ver- 
lieren, und  jeder  Tag  ist  kostbar4),  um  die  Russen  noch  zu  rechter  Zeit 

1)  Vgl.  S.  261.         2)  Vgl.  Nr.  68.         3)  Vgl.  Nr.  52  a. 

4)  Noch  am  17.  April  1756  schrieb  Kaunitz  an  Starhemberg:  Er  sei  »zwar 
in  nicht  geringer  Verlegenheit«,  da  Keith  und  verschiedene  Höfe  sehr  dringend 
sich  um  eine  Aussöhnung  Österreichs  mit  England  bemühten  [vgl.  S.  294  Anm.  4]. 
Indessen  komme  es  für  dio  Beantwortung  »doch  auf  etliche  Wochen  nicht  an, 
wann  nur  die  französche  Antwort  categorisch  und  vergnüglich  ist«.  Am  3.  April 
1756  schrieb  Kaunitz  an  Esterhaay:  England  beginne,  »uns  nicht  mehr  bo 
verächtlich  wie  vorhin«  anzusehen.  »Wir  sehen  aber  nicht  auf  die  Worte, 
und  da  wir  alles  schon  längstens  auf  das  reiflichste  überleget,  so  werden  wir 
auch  boi  denen  festgestellten  prineipiis  unbeweglich  verharren  und  uns  keines- 
wegs einschläfern  lassen.«  In  einem  Schreiben  an  Esterhasy  vom  10.  April  1756 
sagt  Kaunitz:  .  .  .  »Aus  Engeland  ist  vor  etlichen  Tägen  ein  Courier  an  mich 
und  ein  anderer  an  Keith  hier  angelanget;  welcher  letztere  mir  auch  bereits 
seinen  Vortrag  gemacht  hat;  dieser  bestehet  kürzlich  darinnen,  dass  uns  Enge- 
land endlichen  die  Abschrift  des  mit  Preussen  geschlossenen  Tractats  [vom 
16.  Januar  1756]  coromuniciret,  diesen  bestens  rechtfertiget,  die  Nutzbarkeit  der 
preussischen  Freundschaft  vorstellet  und  uns  sondiren  lasst,  ob  wir  nicht  auch 
mit  diesem  König  in  ein  engeres  Concert  eintretten  wollen.  Wobei  Keith  zu- 
gleich angefraget  hat,  ob  etwas  an  dem  Gerücht  seie,  dass  der  hiesige  Hof  mit 
dem  französchon  in  Tractaten  stunde.  Von  einem  zu  verabredenden  Concert 
und  von  der  auch  uns  zu  leistenden  Hülfe  redet  Engeland  noch  kein  Wort  und 
lasst  uns  nur  generaliter  versicheren,  dass,  wann  Preussen  die  Erblande  anfallen 
wollte,  Engeland  uns  alsdann  die  tractatenmäasige  Hülfe  leisten  würde.  Hin- 


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1756  April  19  —  April  22. 


313 


in  Bewegung  zu  bringen;  dahero  auch  alles  auf  eine  baldige  und  zuver-  1756 
lässige  Erklärung  des  französchen  Hofs  in  der  Hauptsach  ankommet;  und^"*  1 
demnächst  das  übrige  gar  leicht  verabredet  werden  könnte,  zumalen  wann 
man  sich  nicht  bei  Nebendingen  aufhaltet,  sondern  gleich  zum  Hauptwerk 
schreitet,  durch  welches  Mittel  die  Concepten  aller  Höfen  verruckt  werden 
müssen  .... 

»Und  kann  ich  nicht  oft  genug  wiederholen,  dass  an  Gewinnung  der 
Zeit  alles  gelegen  seie.«  .  .  . 


72.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  354  [fol.  787].  Wien,  21.  April  1756.  April  21 

W.  K.  1.   Nach  der  Urschrift. 

»Liechtenstein,  die  dem  Anspachisehen  Regiment1)  zu  ertheilende 
Bereitschaftsordre  wegen  Antrettung  ihres  Marche  in  Böheim  betreffend.« 


73.  Esterhasy  an  Maria  Theresia.  Petersburg,  22.  April  1756.  Praes.  April  22 
10.  Mai  1756. 

Nach  der  Urschrift.   Vgl.      Arnfdh  IV,  459  f.;  V,  4«  f.;  B*nke  IWJf.;  Bflcr,  n.  Z.  27,  3«3; 
Oncken  II,  »4;  Waddington,  Ken  venement  363 ;  Nftadl,  Boitrtge  I,  81 

Günstige  Aufnahme  der  Mittheilungen  über  die  Verhandlungen  Österreichs  mit 
Frankreich,   Die  Annahme  der  englischen  Subsidien  in  Russland  wird  verschoben. 

Er  habe  am  10.  April  Abends  in  einer  geheimen  Unterredung  den 
beiden  Kanzlern  mitgethcilt,  dass  Osterreich  durch  das  englische  Verhalten 
genötbigt  worden  sei,  sich  wegen  einer  Neutralität  und  eines  Defcnsiv- 
bflndnisses  an  Frankreich  zu  wenden,  und  gefragt,  ob  man  Russland  zum 
Beitritt  auffordern  dürfe1!. 

»Wie  zumalen  nun  .  .  .  die  russische  Kaiserin  nach  dem  zwischen 
Engeland  und  Proussen  letzthin  geschlossenen  Tractat  über  den  ersten  Hof 


gegen  lieget  das  englische  systema  klar  vor  Augen,  Preussen  in  der  Allianz 
obenanzusetzen,  vorzüglich  zu  begünstigen  und  uns,  wie  auch  den  russischen 
Hof,  nur  als  Instrumenten  zu  Ausführung  seiner  Absichten  gegen  Frankreich  zu 
gebrauchen.  Auf  diesem  Fuss  müssten  wir  zu  Grund  gehen;  und  was  haben 
wir  für  einen  Nutzen  davon  zu  hoffen,  wann  wir  uns  auf  einer  Seiten  gegen 
Frankreich  entkräfteten  und  auf  der  anderen  unseren  gefährlichsten  Feind  immer 
grösser  machten.  Die  Idee,  uns,  Russland  und  Preussen  auf  eine  solche  Art  mit 
einander  zu  vereinigen,  dass  Preussen  bei  allen  Gelegenheiten  die  Oberhand  und 
den  Vorzug  behalte,  ist  die  wunderlichste,  so  man  erdenken  kann,  und  man 
muss  sehr  schlecht  von  unserer  und  der  russischen  Einsicht  urtheilen,  wenn  man 
sich  mit  der  geringsten  Hoffnung  schmeichelen  sollte,  dergleichen  Projecten  aus- 
führen zu  können.   Da  man  uns  aber  dannoch  solche  Propositionen  macht,  so 

zeiget  es  sich  von  gelösten,  woriunon  das  englische  systema  dermalen  bestehe  

[Vgl.  Beer,  H.  Z.  27,  351]. 

1)  Bisher  im  Ödenburger  Comitat  befindlich.        2)  Vgl.  Nr.  66. 


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314  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  ungemein  erbittert  und  aufgebracht  ist1),  so  haben  mir  diese  zwei  ministri 
pril  22  ^  erkennen  gegeben,  dass  sie  von  meinem  Vortrag  Höchstderoselben  den 
geziemenden  Kapport  abstatten  würden,  mich  aber  zum  Voraus  verlässig; 
versicheren,  und  ich  den  Courier  damit  zuruckfertigen  könnte,  dass  die 
von  Ew.  K.  K.  M.  bei  Frankreich  gethane  Schritte  allenthalben  Beifall 
finden,  auch  Höchstdieselbe  allem  dem,  was  mit  dieser  Krön  verrichtet 
werden,  nach  der  erfolgten  Invitation  gern  accediren  würden2),  mithin  von 
Ew.  K.  K.  M.  man  in  dieser  Angelegenheit  das  weitere  in  dem  allianz- 
mässigon  Vortrauen  zu  vernehmen  gewärtige. 

»Nach  diesem  haben  mir  obberührte  ministri  weiters  vertraulich  er- 
öffnet, dass  auf  die  mit  Engeland  letzthin  geschlossene  Truppenconvention 
hier  Orts  so  woniger  mehr  gedacht  würde,  als  der  hiesige  Hof  das  subside 
de  paix  für  das  erste  Jahr  weder  von  dem  Williams  begehret  noch  dieser 
solches  auszahlen  zu  wollen  sich  vernehmen  lassen  habe3).  Der  Knees 
Golyzin  hätte  nämlich  anhero  berichtet,  wie  ihme  der  duc  de  Newcastle4) 
im  Vertraun  gemeldet,  dass  man  dem  Chevalier  Williams  durch  eigenen 
Courier  die  bei  der  Ratificationsauswechslung  hier  ausgestellte  .  .  .  d£cla- 
ration  secretissime6)  mit  dem  Befehl  zuschicken  werde,  dass  er  solche  dem 
hiesigen  Hof  und  ministerio  wieder  zurückstellen  solle.  Bei  diesen  Umb- 
ständen  also  hätte  man  hier  Orts  für  gut  befunden,  dem  Williams  neulich 
die  hier  .  .  .  angebogene  Note6)  zu  bebandigen.  Inzwischen  aber  fände 
der  hiesige  Hof  gleichwohlen  nöthig,  den  englischen  Betrag  und  die  Con- 
ventionsanliegenheit  mit  dem  damit  verknüpften  subside  de  paix  weiters 
nicht  zu  berühren,  folglich  dieserwegen  weder  pro  noch  contra  einige 
passus  zu  thun,  sondern  diese  Sach  so  lang  mit  einer  Gleichgültigkeit  an- 
sehen und  trainiron  zu  suchen,  bis  sich  die  dermalige  Weltumbstände 
etwas  mehrers  atisgekläret  haben  werden« 7).  .  .  . 


April  22       73a.    Esterhasy  an  Maria  Theresia.    Petersburg,  22.  April  1756. 

r.  S.  2.  Nach  der  Urschrift.  Vgl.  Kanke  166  f.;  Beer,  B.  Z.  27,  363  ff.;  t.  Arneth  V,  4«  l 

droMo  Bereitwilligkeit  der  Zarin  und  beider  Kanzler,  auf  die  Wünsche  Österreich« 

einzugehen. 

»Auch  . . .  werden  Ew.  K.K.M.  aus  meinen  drei  .  .  .  Berichten  vom  5.,  6. 
und  13.8)  diesos  schon  des  mehreren  ...  zu  ersehen  geruhet  haben,  dass  ich 

1)  Vgl.  S.  299.         2)  Vgl.  Nr.  64.  65.         3)  Vgl.  Nr.  64. 

4)  Englischer  Staatssecretär  für  die  nordischen  Angelegenheiten. 

5)  Vgl.  S.  233  Anm.  2. 

6)  Die  Note  enthielt  die  Aufforderung  an  England,  nicht  zu  erlauben,  dass 
der  König  von  Preussen  durch  eine  sicherlich  im  französischen  Interesse  partei- 
liche Vermittelung  sein  Ansehen  zum  Schaden  der  russischen  Alliirten  noch  ver- 
grössere.  [Note,  dem  englischen  Gesandten  am  27.  März  a.  St.  vorgelesen.] 

7)  Vgl.  Nr.  54.         8)  Vgl.  Nr.  64.  65.  66. 


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1756  April  22. 


315 


sowohl  von  der  vorweislichen  als  auch  geheimen  .  .  .  Expedition  vom  13.  1756 
Märzen  *)  nicht  nur  bei  dem  hiesigen  ministerio  sondern  auch  bei  der  russi-  ^Pr^ 
schon  Kaiserin  ohne  mindestem  Zeitvorlust  mit  der  behörigen  Vorsichtig- 
keit den  rescriptämässigen  Gebrauch  zn  machen  mich  pflichtschuldigst  beeiferet 
habe.  Wie  znmalen  nun  der  russische  Hof  mir  schon  ein-  und  anderes- 
mal  seinen  Willen  und  Neigung  zu  Offensivverbindlichkciten  gegen  Preussen 
münd-  und  schriftlich  zn  erkennen  gegeben,  mir  auch  durch  geheime  Wege 
verlässig  bekannt  wäre2),  dass  man  mir  demnächst  diesen  Antrag  mittelst 
einer  förmlichen  Proposition  neuerdingen  so  ehender  machen  und  wieder- 
holen wolle,  als  nach  dem  zwischen  Engoland  und  Prenssen  geschlossenen 
Tractat  in  den  bei  Hof  gehaltenen  verschiedenen  Gonseils  an  der  Propo- 
sition zu  dergleichen  Verbindlichkeit  schon  vorher  würklich  gearbeitet  worden 
und  damit  fortgefahren  wird,  haben  diese  vorläufige  geheime  Berichte  mir 
viele  Leichtigkeit  gegeben,  meinen  Vortrag  desto  schicksaraer  darnach  ein- 
richten zu  können.  Nachdem  ich  nun  zu  einer  geheimen  Audienz  und  Unter- 
redung mit  der  russischen  Kaiserin  alles  vorsichtig  eingeleitet,  so  ist  mir 
der  5.  hujus,  an  welchem  eben  Gour  wäre,  hierzu  anberaumet  worden.  Sol- 
chem nach  habe  Höchstderoselben  in  Gegenwart  der  zwei  Kanzlern  meinen 
Vortrag  dahin  gemacht,  dass  in  Ew.  K.  M.  .  .  .  Kamen  ich  Derosolbon  [eine] 
Sache  von  der  grössten  Wichtigkeit  anzubringen  hätte,  und  obschon  Ew. 
K.  M.  in  der  hiesigen  Monarchin  Verschwiegenheit  kein  Misstrauen  setzet  en, 
so  hätten  .  .  .  Dieselbe  jedoch  Ihro  Orts  wegen  der  Geheimhaltung  ein 
schriftliches  Versprechen  in  der  bundsmässigen  Zuversicht  ausgestellet,  um 
von  der  hiesigen  Souveraine  ein  ganz  gleichförmiges  zurückzuerhalten; 
solohem  nach  wollte  ich  Höchstderoselben  solches  ehrerbietig  überreichen. 
Da  nun  die  russische  Kaiserin  diese  schriftliche  Versicherung  von  mir  auf 
die  liebreichste  Art  entgegen  genommen  hat  und  ein  besonderes  Verlangen, 
meinen  weiteren  Vortrag  gern  anhören  zu  wollen,  bezeiget,  so  .  .  .  habe 
die  von  Ew.  K.  M.  bei  Frankreich  zu  negoeiiren  angefangene  Neutralität- 
und  Defensivtractaten  und  was  damit  verknüpfet  ist,  umständlich  in  Vor- 
stellung gebracht  und  der  hiesigen  Souveraine  deutlich  vor  Augen  geleget, 
worauf  eigentlich  die  ganze  Sach  ankäme,  auch  bei  meinem  Vortrag  von 
denen  Inhalts  des  .  .  .  geheimen  Rescripts5)  angeführten  Betrachtungen  und 
Anmerkungen  alles  berühret  und  endlich  meine  mit  aller'  Vorsicht  an- 
gebrachte Vorstellungen  mit  dem  fortgesetzet.  dass  Ew.  K.  M.  mit  Frank- 
reich würklich  in  einer  geheimen  Handlung  eingegangen  wäre,  und  diesen 
Hof  dahin  zn  vermögen  suchte,  damit  derselbe  der  preussischen  Allianz 
ganz  absagen  und  der  Wiedereroberung  Schlesiens  wenigstens  per  indirectum 
nichts  in  Weg  legen  möge,  und  um  hierinfalls  desto  gewisser  auszulangen, 
auch  einen  Theil  der  Niederlanden  aufzuopferen  kein  Bedenken  trage. 
Und  gleichwie  durch  die  Wiedereroberung  Schlesiens  und  Glatz'  Aller- 


1)  Vgl.  Nr,  56.         2)  Vgl.  Nr.  64.         3)  Vgl.  Nr.  56. 


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316  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  höchstdieselbe  alsdann  im  Stand  sein  würden,  fürnäralich  gegen  das  hiesige 
P"*  22  Reich  Ihro  Allianzobliegenheiten  in  erforderlichem  Fall  ein  volles  Genfigen 
leisten  zu  können,  so  wären  Allerhöchstdieselbe,  im  Fall  die  Krön  Frank- 
reich diese  geheime  Handlung  einschlage,  änderst  aber  nicht,  fest  ent- 
schlossen, Ihro  gefährlichsten  Nachbarn  und  beeden  Reichen  gemeinsamen 
Feind,  dem  König  in  Preussen,  engere  Grenzen  zu  setzen  und  Schlesien 
wieder  zu  eroberen  zu  suchen;  würde  auch  hierzu  Ihre  äusserste  Kräften 
anwenden  und  ernannten  König  wenigst  mit  80000  Mann  bekriegen,  in 
der  vollkommenen  Zuversicht,  dass  I.  russischen  Kaiserin  M.  als  Dero 
schätzbarste  Bundesgenossin  nach  ihro  ruhmwürdigen  Gedenkensart  etwa 
noch  in  diesem  Jahr  und  zwar  in  gleicher  Zeit  gegen  diesen  gefährlichen 
Nachbarn  mit  einer  zahlreichen  Armee  werkthätig  zu  operiren  belieben 
würde.  Und  nachdem  ich  alle  übrige  in  dem  .  .  .  Rescript  ausgedruckte 
Anmerkungen  und  Betrachtungen,  theils  wegen  der  häoklichen  Negociation 
mit  Frankreich,  theils  aber  auch  wogen  eines  gemeinsamen  Operations- 
plans mit  Bestand  und  Nachdruck  anzufahren  und  begreifen  zu  machen 
mich  mit  allem  Fleiss  bemflhet,  so  habe  meine  samtliche  Vorstellungen 
mit  dorne  beschlossen,  dass  insonderheit  wegen  des  noch  ungewissen  Nego- 
ciations- Ausschlags  die  äusserste  Geheimhaltung  ohnnmgänglich  nöthig 
wäre.  Inzwischen  hoffeten  Ew.  K.  M.,  Uber  den  Fortgang  der  mit  Frank- 
reich angefangenen  geheimen  Handlung  mir  in  ein  paar  Wochen  etwas 
verlässiges  .  .  .  mittheilen  zu  können,  so  ich  dem  hiesigen  Hof  auch  so- 
gleich communiciren  wfirde. 

>Nachdem  nun  die  russische  Kaiserin  meinen  Vortrag  mit  besonderer 
Aufmerksamkeit  angehöret,  so  hat  mir  der  Grosskanzler  auf  ihro  Befehl 
mit  wenigen  Worten  zu  erkennen  gegeben,  dass  die  hiesige  Souvoraine 
mein  Anbringen  gern  vernommen  und  zu  dem  vor  Augen  habenden  ge- 
meinnutzlichen Endzweck  alles  willig  beitragen  wollte;  wornach  die  russische 
Monarchin  selbst  mit  mir  in  dieser  Sache  eingegangen  und  mir  folgende 
Antwort  ertheilet  hat,  dass  Ew.  K.  M.  in  ihro  Namen  ich  auf  das  bündigste 
versicheren  könne  und  solle,  dass  Höchstdieselbe  zu  der  Wiedereroberung 
Schlesiens  und  Glatz',  all  ihr  mögliches  beizutragen  fest  entschlossen  wären 
und  ihres  Orts  auch  noch  in  diesem  Jahr,  wann  Allerhöchstdieselbe  die 
Negociation  mit  Frankreich  zu  Stand  bringen  und  zu  der  Bekriegung  gegen 
Preussen  schreiten  würden,  die  operationes  gegen  diesen  König  anfangen 
wollten1).  Auf  die  Beibehaltung  des  Geheimnusses,  käme  die  Handlung  mit 
Frankreich  zu  Stand  oder  nicht,  könnten  Ew.  K.  M.  vollkommen  rechnen, 
wie  mir  dann  von  den  zwei  Kanzlern  ihr,  der  russischen  Kaiserin,  eigen- 
händige gleichförmige  Versicherung  zukommen  würde,  und  mögte  ich  mit 
diesen  zweien  Ministres,  welche  sie  zu  Anhörung  meines  Vortrags  benennet, 
Über  mein  weiteres  Anbringen  in  eine  vertrauliche  geheime  Unterredung 


1)  Vgl.  Nr.  64. 


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1756  April  22. 


317 


tretten,  welche  mir  dann  ihre  fernerweite  EntSchliessung  in  ihro  Namen  1756 
mittheilen  würden.  Dieser  vergnüglichen  Äusserung  hatte  die  russische Apnl 
Kaiserin  weiters  beigefüget,  dass  man  hierorts  eben  im  Begriff  wäre,  Ew. 
K.  M.  die  nämliche  Proposiüon  zu  Wiedereroberung  Schlesiens  und  einer 
offensiven  Allianz  gegen  Preussen  durch  mich  machen  zu  lassen;  zumalen 
nach  dem  zwischen  Engeland  und  Preussen  letzthin  geschlossenen  Tractat 
sich  von  diesen  zwei  Höfen  und  besonders  von  dem  letzteren  nichts  gutes 
für  die  künftige  Zeiten  zu  versprechen  seie.  Sie,  die  russische  Kaiserin, 
hätte  aus  wahrem  Eifer  für  das  gemeinsame  Beste  und  nicht  aus  Rück- 
sicht einiges  Hofs  schon  von  drei  Jahren  her  eine  zahlreiche  Armee  zum 
Dienst  Engeland  fertig  gehalten;  der  englische  Bottschafter  hätte  auch  die 
ganze  Zeit  über  wider  den  König  in  Preussen  mit  solcher  Heftigkeit  ge- 
sprochen, als  ob  er  denselben  mit  Zähnen  zerreissen  wollte2),  und  da  man 
alliirter  Seits  in  der  besten  Vermuthung  zu  sein  alle  Ursach  gehabt,  so 
hätte  sich  der  König  in  Engeland  mit  dem  grössten  Feind  beeder  kaiser- 
lichen Höfen  in  grosser  Geheim  in  einen  gegen theilischen  Tractat  auf  die 
unbilligste  Art  eingelassen3).  Solchem  nach,  sagte  die  russische  Kaiserin, 
wäre  hierunter  keine  Zeit  zu  versäumen  und  sich  wegen  eine9  gemein- 
samen Operationsplans  gegen  Preussen  ftirdersamst  auf  da9  engeste  einzu- 
verstehen; -und  da  oftberührter  König  schlau  und  vorsichtig  wäre,  so 
müsste  man  gegen  ihn  mit  so  grösserer  Behutsamkeit  zu  Werke  gehen, 
als  Ew.  K.  M.  er  sonsten  leicht  überfallen  könnte.  Um  also  das  rechte 
Tempo  nicht  zu  verfehlen,  so  müsste  man  alles  wohl  überlegen.  8ie,  die 
russische  Kaiserin,  würde  ihr  Wort  auch  ehender  mit  ihrem  Schaden 
getreulich  halten,  als  mit  Nutzen  davon  abstehen4),  und  da  Ew.  K.  M. 
einen  Theil  von  den  Niederlanden  an  Frankreich  aufopferen  wollen,  so 
wäre  die  russische  Kaiserin  in  der  Meinung,  dass  diese  Krön  solches  An- 
erbieten schwerlich  abschlagen,  sondern  vielmehr  die  preussische  Allianz 
gänzlich  verlassen  würde;  und  wann  auch  allenfalls  Frankreich  hierzu 
nicht  bewogen  werden  könnte,  so  meinte  die  hiesige  Souveraine,  dass  sich 
gleichwohlen  noch  solche  Mittel  und  Wege  ausfinden  lassen  würden,  wo- 
durch beede  kaiserliche  Höfe  im  Stand  wären,  Schlesien  nnitis  viribus 
wiedererobern  zu  können. 

»Diese  theureste  Versicherungen  nun  hatte  mir  die  russische  Kaiserin 
in  Gegenwart  beeder  Kanzler  aus  ihrem  eigenem  Mund  gemacht,  und  ist 
besonders  merkwürdig,  dass  der  Graf  Woronzow  in  meiner  und  des  Gross- 
kanzlers Anwesenheit  wider  den  König  in  Preussen  mit  ungemeinem  Eifer 
und  Standhaftigkeit  gesprochen  und  sich  meiner  ihm  vorher  im  Mund 
gelegten  Betrachtungen  mit  solchem  Nutzen  bedienet,  und  es  von  mir  nicht 
besser  hätte  bewerkstelliget  werden  können,  so  gewisslich  für  ein  Über- 
zeugendes Denkmal  anzusehen  ist,  dass  für  Ew.  K.  M.  .  .  .  IntereBse  er, 


1)  Vgl.  S.  304.         2)  Vgl.  Nr.  42a.        3)  Vgl.  Nr.  47  a.        4)  Vgl.  S.  241. 


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318    Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  Woronzow,  aufrichtig  gesinnet  seie1).  Da  nun  also  zufolge  Dero  .  .  . 
ril  22 

Befehlen  meinen  Vortrag  bei  der  nissischen  Kaiserin  mit  so  guter  Wttr- 
kung  anzubringen  vermöge!  und  dieselbe  sich  hierauf  in  primo  instanti  so 
vergnüglich  geäusseret,  so  habe  Höehstderoselben  ein  dahin  schicksames 
Compliment  mit  dem  Beisatz  gemacht,  dass  Ew.  K.  M.  die  aus  der  hie- 
sigen Monarchin  eigenem  Mund  hergeflosBene  thenreste  Versicherungen 
mit  vollkommenem  Vergnügen  nnd  Beifall  vornehmen  werden.  Wornach 
sich  die  hiesige  Sonveraine,  gleich  sie  mir  es  sagte,  sich  dem  Williams 
näherte  und  denselben  eine  gute  Weil  mit  einem  nicht  unangenehmen  Dis- 
cours zu  unterhalten,  mithin  unsere  geheime  Unterredung  zu  verbergen 
suchte2),  welches  ihn  aber  in  seinen  dermaligon  Umständen  nicht  wenig 
embarrassiret  hat. 

»Nachdem  nun  bei  der  russischen  Kaiserin  meine  Vorstellungen  mit  so 
guter  Wfirkung  angebracht  und  eine  so  geneigt-  nnd  bundsmässige  Antwort 
von  Höehstderoselben  zurückerhalten,  so  hüben  mich  die  zwei  Kanzler  den 
10.  April  Abends  zu  einer  Conferenz3)  zu  kommen  ersuchen  lassen. 

>Da  ich  mich  nun  um  die  bestimmte  Zeit  zu  dem  Grosskanzler  ver- 
füget, so  haben  nach  dem  gewöhnlichen  praeambulo  diese  zwei  ministri 
zu  erkennen  gegeben,  dass  [sie],  obwohlen  [sie]  schon  mein[en]  der  russischen 
Kaiserin  fünf  Tage  vorher  gemachte[n]  Antrag  angehöret,  .  .  .  gleichwohlen 
nicht  Überflüssig  hielten,  zu  ihrer  mehreren  Einsicht  nnd  Überlegung  ihnen 
solchen  nochmalen  Wort  für  Wort  wiederholen  zu  sollen.  Und  nachdeme 
ich  solches  .  .  .  bewerkstelliget,  so  setzte  ich  demo  weitere  bei,  gleichwie 
die  russische  Souveraine  aus  ihro  eigenem  Mund  sich  auf  mein  Anbringen 
so  willfahrig  zu  äusseren  geruhet,  es  also  darauf  hauptsächlich  ankommen 
würde,  dass  man  sich  hiesiger  Seits  nicht  allein  damit  begnüge,  in  Prousscn 
Contributionen  einzuziehen,  zu  sengen  und  zu  brennen,  sondern  dass 
besonders  erspriesslich  wäre,  wann  sie  mit  der  Hauptarmee  durch  Polen 
nach  der  Oder  marschiren  wollten,  um  einander  in  den  Operationen  stand- 
haft und  ausgiebig  secundiren  zn  können4).  Wie  zumalen  nun  der  russi- 
schen Kaiserin  .  .  .  Oedanken  wäre,  mir  vorher  schon  durch  ihro  ministros 
die  nämliche  Proposition  machen  zu  lassen,  so  habe  noch  nicht  für  nöthig 
zu  sein  erachtet5),  bei  Höehstderoselben  oder  ihrem  ministerio  etwas  zn 
erwähnen,  dass  Ew.  K.  M.  resolviret  wären6),  dem  hiesigen  Hof  gleich 
anfänglich  mit  einer  ergiebigen  Geldsumme  unter  die  Arme  greifen  zu 
wollen,  sondern  ich  habe  so  lang  zuwarten  zu  sollen  geglaubet,  bis  ich 
des  russischen  Hofs  Gedanken  und  Absichten  in  einer  anderweiten  Con- 
ferenz besser  werde  einschen  können. 

»Hierauf  nun  haben  mir  beede  Kanzler  der  hiesigen  Kaiserin  aufrich- 
tige Gesinnung  und  wahren  Ernst,  Ew.  K.  M.  zu  Ihrem  Erbherzogthum 


1)  Vgl.  Nr.  22a.         2)  Vgl.  S.  314.         3)  Vgl.  Nr.  CG.        4)  Vgl.  S.  261. 
5)  Vgl.  Nr.  04.         6)  Vgl.  S.  202. 

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1756  April  22. 


319 


Schlesien  mit  allen  Kräften  wieder  verhelfen  zn  wollen,  neuerdings  bestät-  1*56 

Auril  ' 

tiget  und  zn  Allerhöchstderoselben  Beruhigung  mir  das  von  der  russi-  v 
sehen  Kaiserin  ausgestellte  .  .  .  eigenhändige  Versprechen1)  zugestellet. 
Und  damit  Ew.  K.  M.  die  eigentliche  Worte  derer  mir  von  dem  hiesigen 
ministerio  auf  meinen  wiederholten  Vortrag  gegebenen  theuresten  Ver- 
sicherungen .  .  .  wissen  mögen,  so  habe  am  besten  zu  sein  erachtet,  zu 
Dero  allerhöchsten  Einsicht  den  extractum  protocolli,  welcher  der  hiesigen 
Souveraine  hinaufgegeben  worden  ist,  hiermit  .  .  .  anzuscbliessen2).« 


73  b.    Esterhasy  an  Maria  Theresia.    Petersburg,  22.  April  17  56.     April  22 

P.  S.  3.   Nach  der  Urschrift.   Vgl.  Ranke  186;  Lehmann  2S  Anm.  4;  Naode\  Beitrage  I, 
7:1  Ann».  2. 

Warnt  angesichts  der  russischen  Zustände  vor  allzu  grossem  Vertrauen  auf  thatkriiftige 

Unterstützung. 

Bestätigt  nochmals  die  grosse  Bereitwilligkeit  der  Zarin  und  des 
russischen  Ministeriums,  auf  die  Wünsche  Österreichs  einzugehen. 

»Obwohlen  nun  nach  so  bindigen  Ausdruckungen  aller  menschlichen 
Einsicht  und  Beurtheilung  nach  darfür  zu  halten  ist,  dass  es  dem  russischen 
Hof  wahrer  Ernst  seie,  an  dem  Krieg  gegen  Preussen  aufrichtigen  Antheil 
nehmen  zu  wollen,  so  finde  doch  meiner  .  .  .  Pflichtobliegenheit  gemäss, 
Ew.  K.  M.  an  alle  diejenige  Betracht-  und  Anmerkungen,  so  ich  seit  meiner 
hiesigen  Anwesenheit  über  die  Beschaffenheit  und  mangelhaften  Zusammen- 
hang des  hiesigen  Hofs  und  besonders  des  sehr  schlechten  Militarstandes 
öfters.  .  .  gemacht  habe 3) ,  nochmalen  zn  erinnern.  Ausserdem  ist  noch  in 
reife  Überlegung  zu  nehmen,  dass  hier  nicht  ein  einziger  tüchtiger  General4), 
welcher  die  russische  Armee  zu  commandiren,  folglich  den  hiesigen  Ope- 
rationen einen  rechten  Ausschlag  zu  geben  im  Stande  wäre.  Sie,  die  zwei 
Kanzler,  haben  diesen  Mangel  in  der  den  10.  April  mit  ihnen  gehabten 
Conferenz5)  mir  selbst  zu  gestehen  keinen  Anstand  genommen  und  mich 
befraget,  ob  Ew.  K.  M.  dem  hiesigen  Hof  aus  bundsmässiger  Absicht 
nicht  etwa  einige  Generalspersonen,  worunter  ein  —  oder  zwei  —  Chefs 
wären,  zukommen  zu  lassen  geruhen  wollten,  worauf  ich  ihnen  geant- 
wortet, dass  an  Allerhöchstdorosolbcn  möglichster  Willfährigkeit  ich  nicht 
zweiflen  wollte,  sie  aber  mit  dem  Ansuchen  zum  ersten  an  mich  kommen  muteten ; 
da  nun  solches  in  Kürze  geschehen  könnte,  bin  von  Ew.  K.  M.  .  .  .  ge- 


1)  Angelöbniss  der  strengsten  Verschwiegenheit. 

2)  Darin  wird  bestätigt,  dass  das  russische  Ministerium  bereits  vor  den 
Eröffnungen  Esterhasys  beauftragt  gewesen  sei,  dem  Wiener  Hof  ein  Offensiv- 
bUndniss  anzutragen:  die  Zarin  würde  Preussen  mit  80000  und,  falls  nöthig,  auch 
mehr  Tausend  Mann  angreifen  und  dem  Botschafter  demnächst  einen  genaueren 
Plan  vorlegen  lassen.         3)  Vgl.  Nr.  22.  47.  47  a.  S.  242  und  Beilage  Nr.  I. 

4)  Vgl.  Nr.  22.         5)  Vgl.  S.  318. 


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320  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


56^  wärtig,  ob  nnd  wie  ich  mich  Uber  ein  dergleichen  Ansuchen  gegen  den 
hiesigen  Hof  äusseren  könne  nnd  solle. 

»Die  hiesige  Monarchin  ist  dermalen  gesnnd,  nnd  ist  sehnlichst  zu 
wünschen,  dass  ihr  Gott  bis  nach  erreichtem  Endzweck  das  Leben  geben 
möge'),  zumalen  sonsten  so  wenig  für  etwas  gutes  stehen  wolle,  als 
weiters  zn  betrachten  ist,  dass,  wann  der  russischen  Kaiserin  Unpässlichkeit 
einen  unglücklichen  Ausschlag  nehmen  sollte,  die  eingeschlagene  hiesige 
Maassnehmnngen  vielen  schädlichen  Abänderungen  unterworfen  sein  könnten 
und  man  hier  noch  nicht  sagen  kann,  wer  alsdann  den  Thron  besteigen 
würde2).  Und  da  der  jetzige  Grossfürst  darzu  gelangen  sollte,  so  ist  doch 
sehr  ungewiss  und  fast  nicht  glaubbar,  dass  von  seiner  Gemahlin  dieser 
sehr  wunderliche  und  eigensinnige  Herr  sich  würde  regieren  lassen.  Die 
russische  Kaiserin  Selbsten  hat  .  .  .  von  dem  Grossfürsten  eine  sehr  schlechte 
Opinion9),  und  die  Grossfürstin  dörfte  Preussen  nicht  abgeneigt  sein.  Sie 
ganz  zn  gewinnen4',  sehe  ich  bis  nun  noch  keine  ergiebige  Mittel  vor, 
nnd  zudem  wäre  ein  allzugrosse  Ostentation  nnd  Umgang  mit  ihr  ans 
verschiedenen  Betrachtungen  hier  mehr  schäd-  als  nutzlich,  gleich  der 
Williams  solches  empfunden  hat.  da  sein  Briefwechsel  nnd  beständige 
Unterhalt  mit  der  Grossfürstin5)  bei  der  russischen  Souveraine  nicht  wenig 
Aufsehen  und  Nachdenken  erwecket  und  er  andnreh  seines  Hofs  Geschäften 
gänzlich  verdorben.  .  .  . 

»Gleichwie  nun  aber  hier  ohne  Geld  nichts  auszurichten  ist,  so  wird 
ohnumgänglich  nöthig  sein,  bei  nunmehro  anscheinender  gnter  Hoffnung 
mich  mit  namhaften  Summen  znm  Voraus  .  .  .  versehen  zu  lassen,  nm 
allenfalls  in  dem  Kriegscollegio,  oder  wo  es  sonsten  nöthig  ist,  mich 
dessen  bedienen  zn  können,  und  wann  der  Operationsplan  zu  Stand  kommen 
sollte,  so  ginge  mein  Vorschlag  dahin,  nach  erfolgtem  Scblnss  jedem 
Kanzler  0000  Ducaten,  dem  Grosskanzler  aber  über  diese  summa  noch 
6000  Ducaten  in  geheim  .  .  .  geben  zu  lassen,  welche  für  denselben  nicht  zu 
viel  seind,  nachdem  derselbe  die  englische  Verehrungen  fast  von  100000  f. 
verlieren  wird  6).  Dem  Grosskanzler  habe  die  Hoffnung  zu  einer  Herrschaft 
in  Schlesien7),  wann  man  solches  behauptet,  geben  zu  sollen  für  gut  be- 
funden, nnd  er  scheinet  andurch  sehr  gerühret  und  herbeigebracht  zn 
sein.«  .  .  . 


1)  Vgl.  S.  235.         2)  Vgl  S.  198.         3)  Vgl.  S.  240. 

4)  Vgl.  S.  2Ü4.         5)  Vgl.  Nr.  54  und  S.  266.         6)  Vgl.  S.  267. 

7)  Vgl.  S.  264. 


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1756  April  22. 


321 


73c.    Esterhasy  an  Maria  Theresia.   Petersburg,  22.  April  1756.  1W6 

April  22 

P.  S.  4.  Nach  der  Urschrift.  Vgl.  Schtüenburg  35  t;  Brückner  316  t;  Banko  19»;  Duncker 
21;  Oncken  II,  31,  104;  Koa«,  Pr.  J»hrh.  47,  492;  I,  549;  Lehmann  27  f.;  Beer,  M.  L 
ö.  G.  XVII,  123  Anm.  1. 

Russland  schlägt  dm  Abschluss  eine»  Offensivbündnisses  gegen  Preussen  vor. 

Note. 

Petersburg,  9.  April  1756  at.  v. 

Russland  theile  dem  österreichischen  Botschafter  die  bereits  angekün- 
digten1) Präliminarartikel  mit,  die  einem  Offensivbflndniss  der  beiden  Kaiser- 
höfe  zur  Grundlage  dienen  könnten. 

lm0  »Es  werden  beide  contrahirende  Puissancen  und  eine  jede  ihrer 
Seits  einen  kräftigen  Anfall  wider  den  König  in  Prenssen  machen  und 
eine  jede  nicht  minder  als  80  000  Mann  regulärer  Truppen1)  dazu  em- 
ployiren,  und  damit  dieser  Anfall  zugleich  geschehen  möge,  so  werden 
beide  Theile  vorläufig  der  eigentlichen  Zeit  sich  einverstehen,  da  der 
König  in  Preussen  von  beiden  Theilen  auf  einmal  angegriffen  werden  sollte. 

2do  »Da  die  Situation  beiderseits  Staaten  nicht  erlaubet,  mit  ihren 
Armeen  [an]  ein  Ort  zu  agiren,  so  behaltet  sich  ein  jeder  Theil  bevor, 
einen  von  seinen  Generalen  bei  der  Armee  des  anderen  zu  halten,  mit 
der  Bedingung,  dass  selber  nicht  nur  alles,  was  den  gemeinschaftlichen 
Dienst  betrifft,  communiciren,  sondern  derselbe  auch  zu  denen  vorzuneh- 
menden Conseils  admittiret  werden  wird. 

3tio  »Beide  contrahirende  Theile  werden  sich  verbinden,  mit  dem 
gemeinsamen  Feind  nicht  nur  keinen  separaten  Frieden  oder  einen  Still- 
stand der  Waffen  vor  sich  allein  zu  machen  und  in  keine  Negociation  mit 
ihm  ohne  vorgängiger  unter  einander  gepflogenen  Goncertirung  einzulassen, 
sondern  vielmehr  den  Krieg  so  lang  kräftig  fortzusetzen,  als  bis  die 
mittelst  des  vierten  geheimen  Separatartikuls  des  anno  1746  geschlossenen 
Tractats  genommene  Verbindung  in  Erfüllung  gekommen  ist,  nämlich  bis 
I.  M.  die  römische  Kaiserin-Königin  das  an  den  König  in  Preussen  während 
des  letzten  Kriegs  verlorene  Schlesien  und  Glatz  wiederum  erhalten  und 
bis  hingegen  I.  K.  M.  von  allen  Reussen  das  ganze  Königreich  Preussen 
eroberen  werden. 

4  »Da  aber  I.  K.  M.  dieses  Land  vor  sich  zu  behalten  weder 
wolle  noch  intentioniret  seien,  vielmehr  verbinden  sich,  dasselbe  der  Re- 
publik Polen  zu  restituiren  und  einzuverleiben,  so  sollte  sich  der  vorher- 
gehende Artikul  auch  dahin  erweiteren,  dass  man  die  Waffen  nicht  ehender 
niederlegen  werde,  als  wann  bereits  das  Königreich  Preussen  der  Republik 
Polen  würklich  einverleibet,  hingegen  aber  I.  K.  M.  von  allen  Reussen 
die  Fürstentümer  Cnrland  und  Semigallen  und  darzu  ein  solches  Arron- 


1)  Vgl.  Nr.  64. 

Acten  rar  Vorgeschichte  des  7jihrigen  Krieges.  21 


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322  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  dissement  der  Grenzen  von  polnischer  Seite  erhalten  werden,  wodurch  die 
pril  22  bis  nun  zu  darüber  fortdauernde  Uneinigkeiten  gehemmet  werden  könnten. 

5**  >Wann  auf  die  Art  der  Krieg  sich  wflrklich  anfangt,  so  werden 
beide  contrahirende  Theile  Schweden  nnd  Sachsen  zu  der  Accession  dieses 
offensiven  Bündnnsses  invitiren  nnd  nm  deswillen  dem  ersten  die  Con- 
quStirung  nnd  Zueignung  des  Pommern,  dem  anderen  aber  Magdeburg 
offeriren.  .  .  . 

>Was  die  etwa  besonders  von  I.  M.  der  Kaiserin  -  Königin  hierbei 
hegende  intentiones  und  Details  anbetrifft,  so  wird  man  ihrerseits  eine 
fernerweite  Erläuterung  darüber  und  eins  förmliches  Projects  zu  Schlies- 
sung des  Bandnuss  gewärtig  sein. 

>  Inzwischen  bestehet  die  allhier  vorläufig  gemachte  Reparation  von 
I.  K.  M.  Truppen  in  folgenden: 

lmo  »Um  Riga,  in  Gurland  und  längst  der  Düna  wird  ein  Campement 
von  28  Regimenter  Infanterie  formiret,  welche  ausmachen  die  Zahl  von 
73  132  Mann. 

2do  »Auf  der  Höhe  von  der  Düna  und  gegen  Plesco  wird  auch  ein 
Campement  sein  von  5  Kürassiers-  und  4  Husarenregimentern,  samt 
4500  Mann  leichter  Cavallerie  und  einiger  Dragonerregimenter. 

3ti0  »Von  Smolensk  gegen  die  ukrainische  Seite  werden  ebenfalls 
campiren  5  Grenadiersregimenter  zu  Pferd  und  4  Dragonerregimenter  und 
soviel  von  irregulären  Trappen,  deren  ein  jeder  Reuter  mit  zwei  Pferden 
verschen  ist,  dass  diese  drei  Corps  samt  den  irregulären  ausmachen  die 
Zahl  von  111  563  Mann,  ohne  die  irregulären  aber  92  000 

4t0  Ȇberdem  wird  bei  Rewal  in  Bereitschaft  gehalten,  um  auf  die 
Galeeren  embarquiret  zu  werden,  Infanterie  7887  Mann  samt  der  leichten 
Cavallerie  von  500  Mann. 

5t0   »In  Curland  als  corps  de  reserve  wird  bestehen  aus  10516  Mann. 

6t0  »Bei  allem  dem  befindet  sich  eine  sehr  ansehnliche  Zahl  der  Feld-, 
wie  auch  der  schweren  Artillerie  mit  den  dazu  gehörigen  Bedienten,  und 
alles  ist  in  einem  nicht  nur  zum  Marsch  sondern  auch  zu  Kriegs  Operationen 
fertigen  Stand,  dass  man  gleich  nach  dem  zwischen  beiden  kaiserlichen 
Höfen  zu  erfolgendem  Concert  den  König  in  Preussen  zu  Land  und  zu 
Wasser  angreifen  kann. 

7mo  »Die  ganze  Flotte  wird  solcher  gestalten  ausgerüstet,  dass  selbe 
nicht  allein  die  Galeeren  bedecken  und  die  preussische  Küsten  beunruhigen, 
sondern  auch  selbe  die  Festungen  bombardiren  und  bloquiren  kann. 

»In  Erwägung  dieser  vertraulichen  Mittheilung  von  den  wflrklich 
befohlenen  Anstalten  verspricht  sich  das  Ministerium  I.  K.  M.,  ein  gleich- 
massiges  von  den  ab  Seiten  I.  M.  der  Kaiserin-Königin  vorzunehmenden 
Veranstaltungen  zu  bekommen. 


1)  Vgl.  die  geringere  Forderung  Österreichs  S.  261. 


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1756  April  22. 


323 


»Schliesslichen  in  conformite*  der  zwischen  beiden  grossen  Souverainen  1756 
ausgewechselten  Versicherungen,  am  diese  Sach  in  dem  engesten  Geheim  ^Pr^  • 
zu  halten,  das  Ministerium  I.  E.  M.  befehliget  seie,  8.  Exc.  den  Herrn 
Botschafter  zu  versicheren,  dass  hiesiger  Seits  diese  Negociation  durch 
niemand  mehr  als  nur  einzig  und  allein  dnrch  8.  Exc.  geführet  werde.« 

»Auch  .  .  .  bin  ich  den  20.  dieses  mit  den  zweien  Eanzleren  Uber  das 
grosse  Vorhaben  abermalen  *)  in  Conferenz  gewesen,  und  nachdem  ich  diesen 
Ministres  alles,  was  nur  immer  diese  Sach  beförderen  kann,  neuerdings 
wiederholet ,  so  haben  mir  dieselbe  der  russischen  Kaiserin  aufrichtige 
Gesinnung  und  wahren  Ernst,  Ew.  E.  M.  mit  allen  Kräften  zu  Schlesien 
wieder  verhelfen  zu  wollen,  in  den  bündigsten  Ausdrückungen  bestätiget 
und  auf  ihro  Befehl  die  [voranstehende]  Note  als  eine  Rückantwort  auf 
mein  Anbringen  mir  zugestellet.  Ew.  K.  M.  werden  daraus  .  .  .  ersehen, 
dass,  gleichwie  ich  von  einem  Geldsubside,  um  die  russische  Armee  in 
Bewegung  zu  bringen,  geflissentlich  keine  Erwähnung  gethan,  man  auch 
hiesiger  Seits  so  wenig  davon  etwas  zu  berühren  sich  getrauet,  als  die 
russische  Kaiserin  allergnädigst  bekannter  Maassen  aus  ihro  Mund  mich 
versicheret,  dass  alle  hiesige  Veranstaltungen  gar  nicht  wegen  der  eng- 
lischen Subsidien,  sondern  einzig  und  allein  zum  Dienst  der  gemeinsamen 
Sache  geschehen  wären3).  Solchem  nach  ist  noch  weiters  zu  hoffen,  dass 
man  russischer  Seits  erst  nach  erlangtem  Schlesien  und  Glatz  die  in  dem 
vierten  geheimen  Artikel  des  Allianztractats  von  1746  stipulirte  zwei 
Millionen  Gulden3)  forderen  werde. 

»Auf  meine  Vorstellung,  dass  die  hiesige  Hauptarmee  durch  Polen 
nach  der  Oder  marschiren  mögte,  ist  mir  geantwortet  worden,  dasB  man 
hier  zu  nichts  abgeneigt  wäre  und  es  darauf  ankäme,  wie  das  Project 
zum  Operationsplan  von  Ew.  K.  M.  abgefasset  werden  würde.  .  .  . 

»Da  nun  ein  General  zu  K.  russischer  Armee  zu  gehen  hat,  so  bin 
der  .  .  .  Meinung,  dass  der  Graf  Trautmansdorf  wegen  seiner  guter 
Eigenschaften  und  der  böhmischen  Sprach  sich  hierzu  am  hosten  schicken 
würde.  Gewiss  ist,  dass  die  hiesige  Kriegsoperationes  durch  einen  ver- 
nünftigen Mann  in  gute  Wege  geleitot  werden  können4). 

»Gleichwie  man  nun  von  Seiten  des  hiesigen  Hofs  mit  der  nämlichen 
Proposition  an  mich  kommen  wollen,  so  wird  in  den  alle  Wochen  bei  Hof 
gehaltenen  Conseils  in  der  Meinung,  dass  solcher  Vortrag  erst  an  mich 
kommen  solle,  immerfort  an  den  nötbigen  Kriegspräparatorien  gearbeitet, 
ohne  dass  von  dem  Geheimnuss  jemand  Kenntnuss  hat5).  Wie  zumalen 
aber  gleichwohlen  sich  fügte,  dass  die  hiesige  Kriegs  Veranstaltungen  ein 
Aufsehen  erwecken  dörften,  so  wird  man  demnächst  ein  Circularrescript  an 


1)  Vgl.  8.  318  f.         2)  Vgl.  S.  241.  317.         3)  Vgl.  S.  262. 
4)  Vgl.  S.  319.         5)  Vgl.  Nr.  66. 

21* 


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324  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

alle  hiesige  ministros  an  fremden  Höfen  des  Inhalts  ergehen  lassen,  dass 
sie,  wann  man  an  dieselbe  kommen  würde,  ehe  aber  nicht,  auf  eine  ganz 
natürliche  Art  erklären  sollten,  dass  ihres  Wissens  alle  russische  Kriegs- 
vorkehrungen relative  auf  die  mit  Engeland  geschlossene  Troppenconvention 
gemacht  seien  nnd  keine  andere  Absicht  znm  Endzweck  hätten;  wobenebst 
die  russische  ministri  auch  mit  den  französischen  ein  zwar  unverfänglichen, 
jedoch  mehrern  Umgang  pflegen  sollten.  Die  zwei  Kanzler  haben  mir 
auch  gemeldet,  dass  von  wegen  Allerhöchstderoselben  dem  Grafen  Keyser- 
ling1) von  diesem  grossen  Vorhaben,  gleich  es  auch  hier  zu  geschehen, 
nicht  das  mindeste  eröffnet  werden  möge. 

>  Gleichwie  aber  dieses  Vorhaben  durch  Verehrungen  geschwinder 
betrieben  werden  kann,  so  wird  unumgänglich  nöthig  sein,  dass  Ew.  K.  M. 
[mich]  durch  die  Conriers  mit  ansehnlichen  Summen  in  Gold  .  .  .  versehen  zu 
lassen  geruhen  wollen2),  um  hier  ein  und  andere  unvorsehbare  Schwflrigkeiten 
gleich  heben  und  benebst  die  gute  Gesinnung  benöthigtenfalls  noch  mehr 
aufmunteren  und  erhalten  zu  können,  worunter  insonderheit  der  Olsuwiew 
zu  zählen  ist,  als  welcher  mir  von  allem  wahre  Nachricht  giebet3)  und 
unter  anderem  angerathen  hat,  mit  der  russischen  Kaiserin  selbst  sprechen 
zu  suchen  und  versicheret  zu  sein,  dass  ich  bei  ihro  so  mehr  ausrichten 
würde,  als  er  verlässlich  wüsste,  dass  sie  gegen  mioh  viele  Gnad  und 
Vertrauen  hätte  und  anjetzo  eben  das  rechte  Tempo  habe,  khier  etwas 
auswürken  zu  können.  Benebst  sagten  mir  die  zwei  Kanzler,  dass  ihre 
ministri  ihnen  von  allen  Orten  her  schreibeten,  dass  Ew.  K.  M.  mit 
Frankreich  in  einer  guten  Einverständnuss  wären,  wo  bei  mir  der  Gross- 
und Vicekanzler  auf  Befehl  der  russischen  Kaiserin  auch  declarirten,  dass 
Höchstdieselbe,  wann  diese  Sach  mit  Frankreich  zu  Stand  kommen,  nach 
geschehener  Einladung  gar  gern  accediren  werden;  und  ist  man  von  Ew. 
K.  M.  ebenfalls  vollkommen  Ihro  künftigen  Kriegsvorkehrungen  mit 
Anzeigung  der  Regimenter  so  mehr  gewärtig,  als  man  hier  solche  dispo- 
sitiones  mit  den  drei  Corps  gemacht,  dass  solche  nach  geschlossenem  und 
ratificirten  Bündnuas  im  Augustmonat  gegen  Preussen  angewendet  werden 
können,  und  da  die  hiesige  Truppen  die  Kälte  vertragen  können,  so  hoffe 
man,  auch  den  Winter  hindurch  dem  König  in  Preussen  ein  vieles  schaffen 
zu  machen. 

»Da  nun  also  Ew.  K.  M.  grosses  Vorhaben  ...  bei  hiesigen  Hof 
ich  in  solche  Wege  geleitet,  dass  nach  aller  menschlicher  Einsicht  an  der 
hiesigen  Mitwürkung  und  wahrem  Ernst,  wann  einmal  hier  eine  Hoffnung 
wäre,  nicht  gezweiflet  werden  zu  können  scheinet,  so  würde  mir  zum 
inniglichen  Trost  gereichen,  wann  Ew.  K.  M.  durch  mein  .  .  .  operatum 
Ihro  Erbherzogthum  Schlesien  und  Glatz  wieder  eroberen  .  .  .  sollte,  t 


1)  Russischer  Gesandter  am  österreichischen  Hofe. 

2)  Vgl.  S.  320.         3)  Vgl.  S.  300. 


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1756  April  22. 


325 


74.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  22.  April  1756. 

Nach  der  Urschrift. 

Abneigung  Bcsiuthcws  gegm  Worotizoto  und  Frankreich. 

Der  Grosskanzler  habe  bereits  früher  Douglas1)  für  einen  französischen 
Emissär  gehalten.  Jetzt  habe  sich  bei  dessen  zweiter  Herreise l)  sein  Verdacht 
verdoppelt  und  er  aus  aufgefangenen  Briefen  eine  Bestätigung  zu  finden 
vermeint.  Bestushew  habe  zu  Esterhasy  »mit  einer  boßhaften  Zufriedenheit« 
gesagt,  dass  er  nun  hoffe,  durch  die  Oommunication  dieser  Schreiben 
»meinen  .  .  Hof  seines  Eifers  vor  das  gemeine  Beste  Proben  geben,  den 
Vicekanzler  aber  seiner  nur  allzuviel  aufgeklärten  alten  Parteilichkeit  vor 
Frankreich  überzeugen  zu  können,  inmaassen  daraus  sattsam  an  den  Tag 
liege,  dass  Douglas  mit  des  Vicekanzlers  vorläufiger  Zuthuung  zur  zweiten 
Reise  verleitet  worden  seie,  und  wie  selber  mit  unausgesetzter  Mähe  an 
Untergrabung  des  besten  systematis  beschäftiget  wäre. 

»Was  aber  eigentlich  diese  seine  gewöhnliche  und  allein  zu  Sättigung 
eines  untersehnlichen  Particularressentiments  gerichtete  Aufbürdungen  vor 
einen  Werth  in  sich  halten,  werden  Ew.  Exc.  nach  .  .  Einsehung  meiner 
heutigen  Berichten  ohnehin  schon  .  .  entschieden  haben.  Anstatt  also,  dass 
dem  Vicekanzler  das  geringste  zweideutig  aus-  oder  zur  Last  geleget 
werden  könnte,  so  trotten  vielmehr  seine  der  löblichen  Wahrheit  nach 
ausgemessene  Äusserungen  und  reine  Benehmungen  immer  mehr  ans  Licht, 
und  ich  muss  bekennen,  dass,  da  ich  diesen  Mann  die  ganze  Zeit  hin- 
durch auch  in  der  kleinsten  Sache  nicht  en  däfaut  getroffen,  benebst  auch 
seine  sonstige,  hier  ungewöhnliche  Eigenschaften  bekannt  worden,  ich 


1)  Der  schottische  Emigrant  Douglas  war  bereits  im  Jahre  1755  im  geheimen 
Auftrag  König  Ludwigs  in  Petersburg  gewesen,  um  genauere  Erkundigungen  Uber 
die  Zustände  am  russischen  Hof  und  seine  Pläne  einzuziehen.  Es  war  ihm  auch 
gelungen,  eine  Correspondenz  zwischen  Woronzow  und  dem  Könige  von  Frankreich 
zu  eröffnen.  Die  Kaiserin  Elisabeth  hatte  sich  zu  einer  Aussöhnung  mit  Frank- 
reich und  zum  Empfang  eines  französischen  Abgesandten  bereit  erklärt,  der  die 
weiteren  Verhandlungen  Uber  eine  aufrichtige  Alltanz  zwischen  beiden  Höfen  führen 
sollte.  Daraufhin  wurde  Douglas  zum  zweiten  Male  nach  Petersburg  gesandt.  König 
Ludwig  wünschte  von  Bussland  Verzicht  auf  das  SubsidienbUndniss  mit  England 
und  Beobachtung  der  Neutralität  und  wollte  allenfalls  sogar,  wenn  dieser  Zweck 
anders  nicht  zu  erreichen  wäre,  seinerseits  durch  Geldzahlungen  den  Ausfall 
der  englischen  Subsidien  an  Bussland  ausgleichen.  Douglas  wurde  ferner  an- 
gewiesen, sich  des  ohnehin  gegen  Frankreich  wohlgesinnten  Vicekanzlers  durch 
Anbietung  von  Geld  zu  versichern  und  diesen  anzuregen,  er  solle  bei  dor  Zarin 
die  Entlassung  Bestushews  betreiben.  Frankreich  erklärte  sich  zur  Wieder- 
eröffnung offizieller  diplomatischer  Beziehungen  bereit.  Vgl.  die  Instruction 
Douglas'  vom  1.  Juni  1755  und  27.  Januar  1756  im  Becueil  des  Instructions,  Russie 
II,  6  ff.  18  ff.  Ebendaselbst  wird  auch  Uber  Douglas'  Thätigkelt  in  Petersburg 
berichtet.  Vgl.  Brückner  322  f.;  auch  A.  Vandal:  Louis  XV.  et  Elisabeth  de 
Russie  259  ff.  [Paris  1882]. 


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326  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  mit  der  vollkommsten  Venäration  vor  dessen  Denkungsart  eingenommen 
April  22       ^  ^ 

Aus  den  aufgefangenen  Schreiben  sei  nichts  anderes  zu  ersehen,  als 
dass  Douglas,  wie  früher,  das  Terrain  sondiren  solle  nnd  mit  Vorwissen 
der  russischen  Kaiserin  und  des  Vicekanzlers  hier  einlange,  wie  denn  »die 
Saoh  cum  exclusione  sui  [Bestushews]  selbst  von  der  Kaiserin  veranlasset 
worden;  ein  Umstand,  welcher  abermal  die  grosse  Schwäche  seines  ver- 
loschenen Credits  bestättigot«3).  .  .  . 


April  22       74a.   Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  22.  April  1756. 

P.  8.  i.  Nach  der  Urschrift 

Woronzow  habe  ihm  mitgetheilt,  dass  er  im  Auftrage  der  russischen 
Kaiserin  den  französischen  Emissär  Douglas  »durch  annehmliche  Begeg- 
nungen so  vertraulich  machen«  solle,  »damit  derselbe  ohne  mindeste  Zu- 
rückhaltung sich  Aber  die  von  Frankreich  aufgetragene  Oommissionen  gegen 
ihn,  Vicekanzlern,  offenherzig  und  deutlich  explioiren,  auch  seine  ganze 
Kram  mit  eins  auszulegen  kein  Bedenken  tragen  möge.  Ihme,  Grafen 
Woronzow,  wäre  von  der  hiesigen  Monarchin  untereinsten  anbefohlen 
worden,  von  demjenigen,  was  er  von  diesem  Chevalier  expisciren  wird, 
nur  allein  ihro  Rapport  abzustatten,  sonsten  aber  keinem  Menschen,  aueh 
nicht  einmal  dem  Grosskanzlern  davon  etwas  zu  eröffnen«3).  .  .  . 


April  24       75.    Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  24.  April  1756. 

Nfcch  dem  Eeineoneept 

Bestätigt  den  Empfang  der  Berichte  vom  5.  und  6.  April4). 

»Ew.  Exc.  können  sich  leicht  vorstellen,  wieviel  Vergnügen  der  In- 
halt dieser  Schreiben  .  .  .  hier  verursachet,  und  dass  Boicher  unsre  Er- 
wartung weit  übertroffen  habe8). 

»Nunmehro  sehen  wir  täglich«)  einer  schliesslichen  französchen  Ant- 
wort entgegen.  Und  wann  diese,  wie  wir  hoffen  und  wünschen,  ausfallet, 
so  werde  keinen  Augenblick  verabsäumen,  um  Ew.  Exo.  zu  Dero  weiteren 
Richtschnur  hiervon  zu  benachrichtigen.«  .  .  . 


1)  Vgl.  S.  317.  2)  Vgl.  S.  299.  3)  Vgl.  S.  256.  299. 
4)  Vgl.  Nr.  64.  65.         5)  Vgl  Nr.  71.         6)  Vgl.  S.  305. 


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1756  April  22  -  April  24. 


327 


76.  Der  Hofkriegsrath  an  das  Directorium  in  publicis  et  camerali-  17.5t> 
bus1).    Wien,  24.  April  1756.    Exped.  26.  April  1756.  Apnl 

»Mitzutheilen  an  den  Prodirectoren  des  Geniewesens,  F.  M.  L. 
v.  Bohn  und  Generalfeldzeugmeister  Fürsten  v.  Piccolomini.« 

W.  K.  A.  Nach  dem  Concept  Vgl.  Naud*,  Beitrage  I,  45  Anm.;  II,  201  Ann».  2;  Koaer  11,  2fi. 
Beschleunigung  der  Olmützer  Fettungsbauten. 
»Nota.« 

»Welcher  gestalten  an  die  mährische  Repräsentation  und  Kammer  der 
.  .  .  Befehl  ergangen  seie,  dass  die  ex  ratione  fortificatorii  et  defensionis 
zum  Theil  bereits  vorgenommen  wordeno  Rasirung  deren  auf  dem  sogenannten 
Saltzer  Gut  und  dasiger  Gegend  zu  Olmfitz  vorliegende  Fortsetzung  des 
alldortigen  Befestigungsbaues  hinderlichen  Hausern  bis  auf  weitere  Er- 
schliessung eingehalten,  folglich  sothaner  Fürgang  unterbrochen  werden 
solle,  hat  an  den  K.  K.  Hofkriegsrath  der  Prodirector  des  Geniewesens 
.  .  .  Bohn  auf  einen  diesfalls  von  dem  Rochepine2)  an  ihn  eingelangten 
Bericht  letzthin  angezeiget3)  und  unter  Vorstellung,  dass  dem  allerhöchsten 
Dienst  hauptsächlich  daran  gelegen,  den  Platz  Olmfltz  je  ehender  je  besser 
nach  dem  festgesetzten  Plan  in  vollkommenen  Vertheidigongsstand  herzu- 
stellen, angelegentlichst  gebetten,  womit  die  schleunige  Demolirung  deren 
.  .  .  [speeificirten]  Gebäuden  eingeleitet  weiden  möchte,  maassen  widrigens 
die  noch  erübrigende  Olmützer  Befestigungsarbeit  nach  Verfliessung  sehr 
weniger  Tägen  zum  nicht  geringen  Nachstand  des  Dienstes  grösstentheils 
gehemmet  sein  würde  oder  wohl  gar  erliegen  bleiben  rottsste.  Nun  ist 
zwar  einem  löbl.  unterm  5.  dieses  von  hier  aus  freundschaftlich  erinnert 
worden,  dass  der  Bericht  über  die  gemeinschaftlich  abgehaltene  Commission  *) 
in  Angelegenheit  deren  zur  Festungsesplanade  von  Olmütz  einzuziehen 
und  respective  zu  rasiren  angetragenen  Häusern  von  der  Militärbehörde 
dos  Orts  seiner  Zeit  eingelanget,  sothaner  Antrag  jedoch  noch  zerschie- 
denen  Anständen  unterworfen  seie,  welche  erst  noch  recht  erhoben  und 
richtig  gestellet  werden  müssten,  es  auch  ohnedeme  mit  Abtragung  ersagter 
Häuser  noch  einen  Anstand  gewinne. 

»Gleichwie  es  aher  dermalen  nicht  um  jene  Häuser  und  Gärten, 
welche  erstgedachter  Maassen  zu  Formirung  der  um  die  Festung  Olmütz 
angetragenen  Esplanade  zu  rasiren  wären,  sondern  bloss  um  die  Abbrechung 
deren  zu  thun  ist,  allwo  nach  der  .  .  .  Beangenehmung  1.  K.  K.  M.  die 
Olmützer  Fortification  fortgesetzet,  die  Werker  darauf  errichtet,  die  Gräben 


1)  Ober  diese  Behörde  vgl.  Ranke  22  ff.  58  ff.;  v.  Arneth  IV,  29  ff. 

2)  Rochepine  (Commandeur  von  Olmütz)  an  Bohn,  Olmütz  31.  März  1756. 
W.  E.  A.         3)  Bohn  an  den  Hofkriegsrath,  Wien  9.  April  1756.   W.  K.  A. 

4)  Diese  Commission  ist  bereits  im  Sommer  1755  eingesetzt  worden.  In  dem 
Hofkricgsratbsprotokoll  vom  19.  Juli  1755  heisst  es,  dass  ihre  Arbeiten  begonnen 
hätten. 


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328  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  and  übriges  verfertiget  werden  mflssten,  also  zweifei  man  keineswegs,  ein 
pnl  24  löbl.  werde  wegen  fdrderaamer  Abtragung  deren  .  .  .  Gebäuden  und  Gärten 
das  erforderliche  an  seine  Behörde  um  so  gewiss-  und  schleuniger  ergehen 
zu  lassen  belieben,  als  I.  K.  E.  M.  auf  die  ehebaldig-vollkommene  Her- 
stellung der  Festung  Olmütz  heftigst  andringen,  bei  noch  fernere  auf- 
schiebender derlei  Veranlassung  hingegen  die  Arbeit  daselbst  ganz  ohn- 
fehlbar  in  das  Stocken  gerathen  mttsste  und  mithin  auch  die  unterwaltend- 
allerhöchste  Willensmeinung  ohnmöglich  in  Erfüllung  gebracht  werden 
könnte.«  .  .  . 


April  27       77.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  27.  April  1756. 

Nach  dor  Urschrift. 

Eifrige  Fortsetzung  der  heimlichen  Rüstungen  in  Russland. 

.  .  .  Berichtet,  »dass  an  den  Kriegsvorkehrungen  und  Zustandsetzung 
der  hiesigen  Armee  auf  die  Ew.  Exc.  gnädig  bekannte  verborgene  Art1) 
in  einem  Eifer  fortgearbeitet  werde,  dergestalten  zwar,  dass  man  den 
23.  dieses  als  am  Gharfreitag  nach  der  alten  Zeit,  wovon  hier  kein  Exempel 
ist,  bei  Hof  ein  Gonseil  gehalten  und  den  Vorschlag  zu  Feldmarschallen 
und  mehreren  Generalspersonen  gemacht  habe.  Und  wie  zumalen  man 
hierorts  nach  aller  menschlichen  Beurtheilung  einen  wahren  Eifer  und 
wttrklichen  Ernst  zu  Ausfahrung  des  grossen  Vorhabens  bezeiget2),  so  ist 
man  den  Conventionsaufsatz  auch  mit  so  grossem  Verlangen  gewärtig. 
Und  haben  mir  die  zwei  Kanzler  letzthin  zu  erkennen  gegeben,  dass, 
gleichwie  man  I.  K.  M.  .  .  .  Absichten  sich  in  allem  zu  fugen  ge- 
denket, es  allerdings  nöthig  seie,  dass  das  Kriegsmanifest  oder  wenigstens 
die  Essentialpuncta  davon  in  Zeiten  hereingeschicket  werden  mögen,  um 
das  hiesige  desto  füglicher  darnach  einrichten  zu  können.  Die  hiesige 
Gedanken  gehen  dahin,  das  russische  Manifest  nicht  ehender,  als  wann 
die  hiesige  Truppen  das  hosticum  betretten  haben  werden,  publiciren  nnd 
durch  die  Tartaren  und  Kaimucken  ausstreuen  zu  lassen.«  .  .  . 


April  28       78.    Kaunitz  an  Starhemberg.    Wien,  28.  April  1756. 

P.  a  Nach  den  Eeinconoept  Vgl  Bank»  180. 

Der  Bericht  vom  17.  April5)  sei  angekommen. 

»Das  Vergnüglichste  darinnen  ist  die  Versicherung  des  Abbe*  Bernis, 
dass  die  ganze  Handlung  sich  nunmehro  in  seinen  Händen  befinde  nnd 
der  8chluB8  des  Defensivtractats  bald  erfolgen  dörfte.  Was  ich  allzeit  am 
meisten  geforchten,  sind  kleindenkende  Gemüther  nnd  die  Finessen  des 
Bureau. 


1)  Vgl.  S.  323  f.         2)  Vgl.  S.  324.         3)  Vgl.  Nr.  68. 


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1756  April  24  —  Mai  1.  329 

»Abb  Petersburg  continuiren  die  vergnügliche  Nachrichten1),  und  w'r  ^'^s 
erwarten  täglich  einen  Courier,  der  nns  die  Bestätigung  in  forma  mit- 
bringen wird.    Es  kommt  also  alles  darauf  an,  ob  man  in  Frankreich 
ernstlich  wolle,  und  was  Ew.  Exo.  von  dem  Inhalt  meines  Schreibens  vom 
19.3)  fllr  einen  Gebrauch  machen  können.«  .  .  . 


79.    Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  456.   Wien,  28.  April  1756.  April  28 

W.  K.  A.  Nach  der  Urschrift.  Vgl.  Naudö,  ß eitrige  I,  40. 

»Liechtenstein  General,  dass  das  Anspachische  Regiment  den  Marche 
aus  Hungarn  nacher  Böheim  allsogleich  nach  vollzogener  Musterung  auf 
Verlangen  gestattet  werden  solle.«3). 


80.   Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  1.  Mai  1756.  Mai  l 

Bestätigt  den  Empfang  des  Berichts  vom  6.  April4). 
»Der  Inhalt  ist  vergnüglich  .  .  .    Innerhalb  5  bis  6  Tägen  erwarten 
wir  auch  eine  positive  Antwort  aus  Frankreich5).«  .  .  . 


81.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  7  [fol.  878].   Wien,  1.  Mai  1756.     Mai  l 

W.  K.  A.  Nack  der  Unckrirt,  Vgl.  NmuM,  Beitrage  I,  61;  Koser  n,  26. 

»Lyndon  General,  dass  und  warumen  die  hiebevor  anbefohlene  Auf- 
hebung der  bishero  in  dem  römischen  Reich  förgedauerten  Werbung  deren 
fOnf  Infanterieregimentern  Pallavicini,  Starhemberg,  Hagenbach,  Königsegg 
und  Andlau  redressiret,  mithin  sothane  ihre  Recrntirung  bis  zu  Ergänzung 
der  abgängigen  Mannschaft  fortgesetzet  und  beschleuniget  werden  sollen, 
maassen  das  Commissariat  wegen  Verabfolgung  deren  weiteren  Recrutgelder 
als  Assentirung  der  Recruten  das  bisherige  vermög  dessen  herüber  erlas- 
senen Note  gleichfalls  veranlasset  habe.« 


1)  Vgl.  Nr.  65.  66.         2)  Vgl.  Nr.  71.         3)  Vgl.  Nr.  72. 

4)  Vgl.  Nr.  65. 

5)  Vgl.  Nr.  75.  Ähnlich  schreibt  Kaunitz  am  3.  Mai  1756  an  Esterhasy  : 
»Noch  in  dieser  Woche  erwarte  eine  positive  Antwort  aus  Paris,  und  alsdann 
werde  sogleich  einen  Courier  an  Ew.  Exc.  abfertigen.«  .  .  .  Und  am  8.  Mai : 
»Aus  Paris  erwarten  wir  stündlich  nähere  Nachricht«.  .  .  . 


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330  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
1756         82.   Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  2.  Mai  1756.  Praes.  9.  Mai  1756. 

U«u  2 

Nach  der  üraclirift.  Vgl.  t.  Arnetta  IV,  441 ;  Ranke  177  f.;  Oncken  II,  4S;  Broglie,  L'alliance 
370;   Waddington,  Benvereement  326  IL  341  f.;  Beer,  M.  1.  Ö.  G.  XVII,  115. 

Abschluss  des  Defensivvertrage». 

»Le  jour  m€me  du  döpart  de  ma  .  .  .  depßche1),  qni  ötait  la  veille  de 
Päques,  l'abbö  de  Bernis  se  rendit  ä  Versailles  et  oommenca,  comme  il  me 
l'avait  promis,  k  travailler  ä  l'exäcution  des  arraDgements  que  nous  avions 
pris  entTe  nons.  Le  premier  point,  et  en  effet  le  plus  presse*,  ätait  de 
faire  nommer  par  le  Roi  nn  autre  ministre  ä  admettre  dans  notre  secret  ä 
la  place  de  M.  de  Sechelles2),  tu  qne,  si  les  de*lib£rations  avaient  du  con- 
tinner  snr  le  meme  pied  qu'elles  avaient  6t6  tennes  depnis  quelque  temps3), 
nons  n'anrions  jamais  vn  la  fin  de  notre  affaire,  et  les  difficultes  se  seraient 
pen  ä  pen  accumnle'es  an  point  qn'il  eüt  6i6  presqu'  impossible  de  les  lever 
toutes  et  de  parvenir  ä  nne  conclusion  si  desirable,  je  ne  dirai  pas  de 
notre  grand  onvrage,  mais  pas  möme  de  la  Convention  de  nentralitä  et  du 
traitä  däfensif,  qn'il  nons  importait  si  fort  de  voir  d^cidds  et  conclns  en 
tres  peu  de  temps.  L'abbe"  de  Bernis  engagea  k  cet  effet,  de  concert  avec 
Mde.  de  Pompadour,  le  Roi  ä  consentir  qne  le  marqnis  de  Puysienlx  .  .  .  fut 
admis  dans  le  secret  de  notre  affaire4).  Ayant  obtenn  k  cela  le  consen- 
tement  du  Roi,  il  fnt  question  de  dttoider  comment  Ton  se  conduirait  ä 
l'ägard  de  M.  d'Argenson  et  de  St.  Florentin,  qni  ätaient  les  seuls  ministres 
du  Conseil,  qni  ötaient  exclns  de  notre  confidence,  et  k  qni  pourtant  l'on 
ne  pouvait  se  dispenser,  des  lors  qu'on  avait  ä  conclure  des  traites  qui 
seraient  dans  pen  rendus  pnblics,  de  communiquer  nne  grande  partie  des 
choses  qni  se  traitaient  entre  nous. 

»On  raisonna  beancoup  snr  le  parti  ä  prendre  k  ce  snjet,  on  trouva 
qu'il  y  anrait  peut-Gtre  plus  k  craindre  de  la  part  de  M.  d'Argenson5),  si 
on  vonlait  eontinner  ä  Ini  faire  mystere,  k  lni,  pour  ainsi  dire,  tont  seul, 
des  choses  dont  il  ötait  question  qne,  si  on  le  mettait  tont  naturellement 
dans  notre  secret,  bien  entendu,  neanmoins,  avec  la  precaution  de  lui  faire 
comprendre  en  meme  temps  qne  le  parti  dn  Roi  e*tait  tout  pris  pour  le 
fond  des  choses,  qu'il  ne  voulait  ni  Opposition  ni  repreeentations  a  ce  snjet, 
et  qne  tont  ce  qu'il  demandait  de  son  ministere,  n'ätait  que  des  eonseils 
pour  les  süretös,  les  mesures  et  les  arrangements  il  prendre  et  nn  conconrs 
sincere  et  fidele  ä  l'exeeution  des  grands  objets  qu'il  se  proposait.  On 
considära  en  mßme  temps  que,  M.  de  Puysienlx  (Staut  dans  nn  tres  mau- 
vais  <5tat  de  Bante"  et,  par  conslquent,  dans  le  cas  de  devoir  non  seulement 
manquer  tres  souvent  aux  dtflibe'rations  qu'on  aurait  ä  tenir,  mais  de  pou- 
voir  mßme,  d'un  jour  k  l'autre,  prendre  le  parti  (anquel  il  m'a  avoue"  lui- 


1)  Vom  17.  April  1756,  vgl.  Nr.  68.         2)  Vgl.  S.  306  f. 

3)  D.  h.  Verhandlungen  wesentlich  mit  Rouille.   Vgl.  S.  305. 

4)  Vgl.  S.  309.         5)  Vgl.  S.  307  f. 


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1756  Mai  2. 


331 


mSme  qu'il  dtait  tout-a-fait  decidö)  de  so  retirer  entierement  du  niinistere, 
il  serait  tout  aussi  bien  de  suppiger  des  ä  pre*sent  ä  ee  döfant,  en  admettant  Mai  5 
tont  le  ministere  da  Röi  dans  la  confidence  de  ce  qui  devait  devenir  ä 
l'avenir  le  fond  da  Systeme  de  1'fitat,  et  en  franchissant  des  k  präsent  et 
de  bonne  grace  an  paß  par  leqael  on  serait  k  la  fin  tonjoars  oblige*  de 
passer.  Oes  considerations.  döterminerent  Ms.  Rouille*,  de  Macbaalt  et  de 
Bernis  ä  proposer  ce  parti  an  Roi  et  ä  lni  conseiller  de  parier  lui-mßme 
le  premier  k  M.  d'Argenson.  Le  Roi  so  pröta  k  ce  conseil,  et  il  fut  de*- 
cide*  qne  Ms.  de  Poysieolx,  d'Argenson  et  de  8t.  Florentin  seraient  invites 
a  an  oomite*  qai  devait  se  tenir  le  lundi  19  cbez  M.  de  Macbaalt,  qae 
l'abbd  de  Bernis  ferait  k  ce  comite*  le  re*cit  de  tont  ce  qui  s'ötait  passe* 
depaia  le  oommenoement  de  notre  negociation ,  a  la  re*serve  seolement  de 
la  facon  dont  eile  avait  äte*  entamee,  an  sujet  de  laquelle  il  dirait  sim- 
plement  qne  je  m'ätais  adresse*  en  droiture  an  Roi,  en  demandant  le  secret, 
et  qne,  comme  il  ent  6t6  k  craindre  qne  le  secret  ne  transpirat,  si  je 
traitais  avec  M.  Rouille*,  qai  Ctait  observe*  et  obsöde*  par  tant  de  monde,  le 
Roi  l'avait  chargä,  lni,  abbe*  de  Bernis,  de  cette  commission,  sons  la  direction, 
ne*anmoins,  de  M.  Rouille*,  que,  sans  faire  aucune  mention  de  la  confidence 
faite  a  Ms.  de  Sechelles  et  de  Macbaalt,  il  exposerait  les  motifs  qai  avaient 
däterminä  toute  la  condnite  qne  Ton  avait  tenne  jusqu'  ä  pr&ent,  et  les 
raisons  ponr  lesqaelles  le  Roi  avait  rCsola  de  coaclare  actuellemeut  an 
traito*  d'alliance  et  döfensif  avec  8.  M.  l'Imperatrice-Reine,  qu'il  mettrait 
ensaite  devant  les  yeux  da  Conseil  le  projet  da  traite*  et  demanderait  qnel 
6tait  sur  sou  contenu  l'avis  du  miniatere.  II  fut  resolu,  en  ontre,  ä  la 
demande  de  M.  Rouillö  qu'on  admettrait  encore  nn  oommis  du  boreau  des 
affaires  ätrangeres,  k  savoir  M.  de  Bussy  *),  dans  le  secret  de  notre  nego- 
ciation,  et  qu'en  conformite*  de  nos  premieres  Conventions,  on  me  ferait 
part  de  tout  ceci  et  conviendrait  avec  moi  que  nous  continuerions,  nean- 
moins,  tonjours  ä  traiter  notre  affaire  de  la  meme  facon  que  cela  s'ötait 
pratique*  jusqu'ici,  savoir  sur  le  pied  d'une  oommunication  directe  et  con- 
fidentielle  entre  LL.  Ms.  Imps.  et  8.  M.  T.  0. 

»Tout  ceci  fut  exlcutl,  comme  on  se  l'ätait  propose*.  L'abbe*  de 
Bernis  me  rendit  compte  le  mardi  20  de  ce  qui  s'ätait  passe*  au  comite* 
de  la  veille.  II  me  dit  que  les  ministres  avaient  appronve*  unanimement 
tout  ce  qai  s'Ctait  fait  jusqu'  ici,  qu'  ils  avaient  parn  entrer  parfaitement 
danB  les  vues  qui  leur  avaient  6X6  prösentees,  que  M.  de  Paysieulx  avait 
declare*  d'abord  qu'il  Ctait  tres  porte*  pour  la  chose,  mais  qu'il  fallait  agir 
avec  beaucoup  de  prudence  et  de  circonspection  dans  le  choix  des  moyens; 
que  M.  d'Argenson  s'en  ätait  explique*  k  peu  pres  de  mßme,  que  la  seule 
objection  qu'ils  avaient  faite  Tun  et  l'autre,  e*tait  qu'au  Heu  de  se  pro- 
eurer  la  paix,  comme  on  l'avait  toujonrs  d^sire*,  notre  projet  allait,  au 


1)  Vgl.  S.  205  Aom.  3. 


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332  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  contraire,  selon  tonte  apparence  engager  une  guerre,  qui  serait  probable- 
tfai  2  ment  gdndrale  et  de  religion,  que,  ndanmoins,  pourvu  que  le  concert  füt 
bien  pris  et  fondd  sar  l'dquitd  et  la  rdoiprocitd,  U  dtait  ineontestablement 
de  1'intdrSt  du  Roi  de  s'y  prßter,  mais  qu'il  dtait  important  de  ne  pas 
faire  les  choaes  ä  demi  et  de  ne  pas  perdre  du  temps,  que,  ponr  le  präsent, 
il  ne  fallait  pas  tarder  ä  conclure  le  traitd  ddfensif  et  m&ne,  si  cela  ae 
pouvait,  des  prdliminaircs  du  grand  traitd;  qu'on  examinerait  ä  cet  effet 
dans  im  comitd  ä  tenir  le  lendemain  mardi  le  projet  du  traitd  ddfensif,  et 
qu'on  ferait  en  Sorte  de  ponvoir  conclure  ce  traitd  dans  la  huitaine  et  de 
se  mettre  par  lä  k  portde  de  traiter  tont  de  suite  notre  grand  objet  et 
de  le  tenniner  au  plus  töt.  M.  de  Bernia  ajouta  que,  ce  qui  avait  fait  le 
plus  d'impression  sur  les  ministres,  avait  dtd  l'air  de  droiture,  de  franchise 
et  de  vdritd  qui  rdgnait  dans  touto  la  suite  de  la  conduite  de  na  cour 
et  du  langage  qu'elle  m'avait  fait  tenir.  II  m'assura  que,  ce  qui  avait 
beaucoup  contribud  k  faire  prendre  la  rdsolution  de  conclure,  sans  tarder 
nn  instant,  le  traitd  dcfensif,  e'tait  le  contenu  de  la  lettre  ci-jointe1)  .  .  . 
Je  la  lui  envoyai  au  moment  oü  je  savais  qu'il  devait  se  rendre  an 
comitd,  et  je  pris  bien  mon  temps,  pnisqu'il  en  fit  d'abord  la  lecture  aux 
ministres  assemblds  et  ensuite  au  Roi  en  particulier.  Elle  produisit  un 
effet  admirable,  on  loua  d'une  part  la  sincdritd  et  la  franchise  de  mon 
procddd,  et  on  ddcida  de  l'autre  qu'il  fallait  absolument  Her  les  mains  ä 
ma  cour  et  empßcher  qu'elle  ne  püt  renouer  avec  l'Angleterre2).  L'abbd 
de  Bernis  me  rendit  la  lettre,  comme  je  l'avaia  demandd,  et  me  dit  qu'elle 
lui  avait  dtd  bien  utile;  il  me  promit  de  venir  ä  Paris  le  surlendemain  et 
de  me  porter  le  traitd  tont  rddigd. 

»II  y  vint  en  effet  et  depuis  ce  temps  nous  avons  dtd  presque  tous 
les  jours  en  confdrence,  soit  ici,  soit  a  Versailles,  oü  je  me  suis  rendu  en 
secret,  plusieurs  jours  de  suite,  et  ce  n'est  qu'apres  toutes  ces  confdrences 
et  apres  avoir  dcartd  toutes  les  difficultds  qui  nous  ont  dtd  auscitdes 
presque  k  chaque  pas  par  M.  Rouilld,  et  sur  lesquelles  l'abbd  de  Bernis 
ne  pouvait  se  dispenser  d'insister  tres  fortement,  que  je  suis  enfin  parvenu, 
a  force  de  patience,  de  fermetd  et  d'attention,  a  conclure  notre  traitd,  en- 
tierement  ä  l'honneur,  comme  je  l'eapere,  et  k  l'avantage  de  LL.  Ms.  Imps. 
et  en  tont  conformdment  aux  vues  et  intentions  de  V.  Exc.*)  .  .  . 

»J'avais  tftchd  d'obtenir  .  .  .  une  promesse  formelle  que  l'on  recon- 
naitrait  le  cas  du  traitd  au  cas  que  le  roi  de  Prasse  vtnt  k  nous  attaquer4), 
mais  on  ne  voulut  jamais  s'y  pröter.  On  dit  que  la  lettre  du  traitd  parlait 

1)  Vgl.  Nr.  82  a. 

2)  VgL  S.  312  Anm.  4.  Insbesondere  hatte  Kaunitz  am  10.  April  1756  von 
einem  dringenden  Versuche  Reiths,  des  englischen  Gesandten  in  Wien,  berichtet, 
die  Höfe  von  London,  Wien  und  Berlin  mit  einander  auszusöhnen. 

3)  Vgl.  Nr.  59.  Den  Text  der  Veroailler  Verträge  vgl.  im  Recnell  des  traites 
de  la  France  p.p.  de  Clercq  XV,  25  ff.  [Paris  1888.]        4)  Vgl.  S.  296  f. 


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1756  Mai  2. 


333 


si  elair  que  nous  n'avions  nnl  besoin  d'une  pareille  promesse,  et  l'on  l"56 
m'assura  tres  positivement  qu'on  ne  ferait  nulle  difficulte*  ä  cet  egard,  ei  Mfti  2 
le  cas  venait  ä  exister,  mais  qu'il  serait  contre  tonte  biensäance  qae  l'on 
fit  k  ce  sujet  nne  clause  expresse.  .  .  . 

»Sana  le  oonconrs  de  l'abbö  de  Bernis,  qui  sur  la  plnpart  des  choses 
a  616  toujours  de  mon  avis  et  contraire  k  celni  de  M.  Rouille*,  nona  n'au- 
rions  jamais  rien  termine*.  Anssi  ai-je  presentement  plns  de  raisons  qae 
jamais  de  d&irer  qae  sa  destination  pnisse  6tre  changee,  et  qne  la  nego- 
ciation  demenre  entre  ses  mains1).  M.  de  Puysieulx,  qui  .  .  .  est  nn 
ministre  z6\6  poar  le  Service  du  ßoi,  honnSte  homme,  et  qui  n'a  aucnne 
liaison  particuliere  avec  l'abbe"  de  Bernis  ni  de  pre*dilection  pour  lui,  s'en 
est  explique*  nettement  avec  moi 2).  II  m'a  dit  qne,  par  le  dewr  qu'il  avait 
de  voir  re*ussir  notre  affaire,  il  ne  pouvait  s'emp«cher  de  me  conseiller  de 
faire  tous  les  efforts  possibles  pour  qu'elle  restftt  entre  les  mains  de  l'abbe* 
de  Bernis.  II  ajouta  que  je  pouvais  compter  que  l'affaire  ötait  perdue,  si 
eile  tombait  dans  d'autres  mains,  au  lieu  que  le  succes  lui  paraissait 
immanqnable,  si  l'on  continuait  k  la  conduire,  comme  eile  l'avait  6t6  jusqu' 
ä  prdsent.  Je  lui  repondis  que  j'6*tais  tout-ä-fait  de  son  avis,  mais  qu'il 
ne  m'appartenait  pas,  et  que  mäme  il  ätait  trop  dangereux  ponr  moi  de 
faire  quelques  de*marches  ponr  engager  le  Roi  de  charger  un  ministre  de 
präference  k  nn  autre  de  nCgocier  avec  moi;  que  c'ätait  k  lui-meme,  M. 
de  Puysienlx,  de  faire  lä-dessus  ce  qu'il  croyait  Ätre  du  service  du  ßoi; 
que  je  savais,  combien  le  Roi  l'aimait  et  l'estimait,  et  que  j'ötais  persuadö 
qu'il  suivrait  son  oonseil. 

»J'ai  tenu  le  meme  langage  k  l'abbö  de  Bernis  qui,  presse*  d'une  part 
par  le  d&ir  d'avoir  bientdt  une  place  dans  le  Conseil  et  portä  en  meme 
temps  pour  la  renssite  d'une  affaire  dont  il  connait  tout  l'avantage,  et  [ä 
laquelle]  sa  gloire  est  attachde,  dösirerait  fort  de  se  voir  dispensö  de  I'am- 
bassade  d'Espagne3),  et  m'a  parle*  avec  franchise  ä  ce  sujet.  II  m'a  dit 
que  Mde.  de  Pompadour  Ctait  tres  fort  dans  cette  disposition,  mais  que, 
comme  il  s'agissait  de  quelqu'  un  ä  qui  eile  prenait  personnellement  beau- 
coup  d'inte>6t,  eile  avait  quelque  difficulte*  d'en  parier  la  premiere  an  Roi. 
Je  crois  qu'elle  dösirerait  que  la  demande  vint  de  ma  pari  J'attendrai 
ce  que  me  dira  M.  de  Puysieulx,  qui  m'a  promis  de  parier  au  Roi.  Si  je 
puis  me  dispenser  d'entrer  directement  dans  cette  affaire,  je  le  ferai ;  mais, 
si  je  ne  vois  pas  d'autre  moyen  de  retenir  l'abbe*,  dont  la  presence  me 
parait  absolument  nöcessaire,  j'en  parlerai  a  Mde.  de  Pompadour,  en  lui 
demandant  de  le  dire  au  Roi.  Elle  m'a  fait  savoir  par  l'abbe*  de  Bernis 
que  toutes  les  fois  qne  je  voudrais  faire  parvenir  quelque  chose  directe- 
ment au  Roi,  je  pouvais  lni  demander  un  rendez-vous,  et  qu'elle  avait 
dejä  la  permission  de  me  voir  en  particulier,  toutes  les  fois  que  je  le 


1)  Vgl.  8.  307.         2)  Vgl.  S.  308  f.         3)  Vgl.  S.  168  Anna.  2. 


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334  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjihrigen  Krieges. 

1756  voudraiä.  Je  ne  profiterai  pas  enoore  de  cette  offlre  pour  le  present,  et 
Mai  2  je  verrai  avant  toutea  cboses  le  parti  que  le  ßoi  prendra. 

»II  est  certain  que  M.  Ronillä,  quoique  tres  bien  dispose*  dans  le  fond, 
n'est  pas  homme  qu'il  nous  faut  dans  cette  ne*gociation I).  See  lumieres  et 
ses  connaissances  sont  trop  bornees  ponr  qu'il  puisse  ßtre  Charge"  seul  d'une 
aussi  grande  et  importante  besogne.  II  faut  ponr  une  teile  affaire  un 
homme  qui  ait  un  aentiment  ä  soi,  et  M.  Rouille*  n'a  jamais  que  celui  des 
autres.  .  .  . 

»Je  regrette  beaucoup  la  resolution  que  M.  de  Puysieulx  a  prise  de 
se  retirer  du  Conseil2).  Je  Tai  prie*  avec  instance,  pour  le  bien  de  son 
maftre,  de  sa  patrie  et  de  rhumanite*,  de  diffSrer  au  moins  jusqu'  ä  la 
conclusion  finale  de  notre  grande  affaire;  sa  voix  au  Conseil  nous  serait 
d'un  grand  avantage,  il  faut  espe*rer  que  le  Roi  le  retiendra3). 

»L'abbe'  de  Bernis  parait  tres  content  de  la  facou  dont  M.  d'Argenson 
envisage  nos  projets,  il  me  dit  qu'il  en  espere  beaucoup  de  bien.  Je 
suspens  mon  jugement  sur  cet  article.  .  .  . 

»On  demande  que  8.  M.  veuille  bien  faire  faire  par  son  ambassadeur  ä 
la  cour  de  Russie  les  declarations  qu'elle  jugera  Gtre  convenables  de  la 
part  de  celle-ci.  On  souhaite  fort  que  nous  fassions  de  notre  mienx  ponr 
rdtablir  au  plus  tdt  la  communication  entre  ces  deux  cours,  au  moyen  de 
l'envoi  d'ambassadeurs  ou  ministrea  respeotifs  4) ,  mais  on  voudrait  que  la 
Russie  fit  le  premier  pas.  Je  prevois  que  V.  Exc.  ne  jugera  paa  a  propos 
de  preaser  beaucoup  l'e*tablissement  de  cette  communication  qui  doit  etre 
une  suite  de  notre  grand  ouvrage  et  non  le  pre"c6*der.  II  est  bon,  surtout, 
que  l'article  des  troupes  et  des  subsidea  passe  par  nos  mains.  8'il  y  avait 
un  ministre  de  cette  cour  ä  Pötersbourg,  il  tÄcherait  de  le  traiter  direc- 
tement,  et  ce  serait  apparemment  le  moyen  de  tont  gater.  D  sera  n^ces- 
saire,  pourtant,  qne  je  puisse  rendre  quelque  reponse  de  la  part  de  la 
cour  de  Russie  aux  avances  de  celle-ci,  et  l'on  trouvera  toujours  moyen 
ensuite  de  retarder  la  communication  immädiate. 

»Le  mßme  jour  de  la  signature  du  traite*,  l'abbe"  de  Bernis  m'a  fait 
la  leoture  de  la  re*ponse  du  Roi  ä  nos  dernieres  ouvertures 5).  ...  II  n'y 
a  rien  a  de*sirer  pour  la  tournure  et  les  expressions;  on  connait  bien  que 
c'est  l'ouvrage  d'un  des  quarante  de  Tacadömie  francaise6);  eile  me  parait 
aussi  tres  satisfaisante  pour  le  contenu,  au  moins  en  sa  plus  grande  partie. 
Un  grand  point,  et  sur  lequel  j'ai  toujours  principalement  appuye",  est  que 
l'on  ait  declare*  son  consentement  ä  ce  que  tout  ce  qui  sera  convenu  entre 
nous  relativement  ä  l'e'change  projets,  ne  le  soit  que  sous  la  condition 

1)  Vgl.  S.  308  f.         2)  Vgl.  S.  307. 

3)  Diese  Hoffnung  ist  nicht  in  Erfüllung  gegangen.         4)  Vgl.  Nr.  74. 

5)  Vgl.  Nr.  82  b. 

6)  Vgl.  v.  Arneth  IV,  555  Anm.  534.  Doch  scheint  der  Verfasser  La  Ville 
gewesen  zu  sein.   Vgl.  Nr.  102. 


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1756  Mai  2. 


335 


sine  qua  non1).  On  s'est  explique*  tres  nettemont  snr  cet  article,  et  c'est-  1756 
lä  selon  moi  le  point  priocipal  et  le  plus  propre  ä  nous  marquer  la  bonne  ai  2 
foi  de  cette  conr  qui  de*sire  certainement  la  räussite  de  notre  grand  projet. 

»Je  ne  suis  pas  effraye*  de  la  clause:  pourvu  ioutefois  qu'en  atten- 
dant2). ...  La  demande  est  injuste  et  contraire  ä  la  r^ciprocite*  ätablie, 
aussi  puis-je  prövoir  qa'on  s'en  departira,  oa  que,  du  moins,  Ton  se  prß- 
tera  k  quelque  oondition  re*oiproque.  D'ailleurs,  il  n'est  question  que  d'un 
cas  m^tapbysiqae  et  qui,  selon  toute  apparence,  n'existera  jamais,  car,  si 
notre  concert  a  Heu,  l'affaire  ne  peut  certainement  paa  manquer  de  renssir. 

»Ceci  fait  voir,  en  attendant,  combien  la  sürete*  de  lMtablissement  de 
l'infant  Don  Pbilippe  tient  ä  coeur  au  Roi.  I/abbe*  de  Bernis  cherche  en 
tontes  occasions  k  e*tablir  ce  point-la,  et  cela  pent  faire  juger  k  V.  Exe. 
combien  il  a  falln  d'attention  lors  de  la  rödaction  de  l'article  2  sdpare'  et 
aecret3).  Au  reste,  la  conr  d  ici,  au  lieu  de  s'expliquer  netteraent  sur  les 
propositions  contenues  dans  le  dernier  memoire  que  j'ai  remis4),  demande 
des  eclairoisseraents  sur  la  plupart  des  onvertures  que  nous  lui  avons 
faites.  Je  n'en  suis  pas  e^onne";  il  est  naturel  qne  Ton  cherche,  tant  que 
possible,  k  nons  faire  parier  les  premiers  et  k  ne  se  Her  les  mains  que 
qnand  on  aura  examine*  en  detail  tontes  les  branches  de  notre  projet. 
Jaurais  dte*  en  6tat  de  donner,  sans  demander  de  nouveaux  ordres,  la 
plupart  des  eclaircissements  dont  on  croit  avoir  besoin  sur  les  cinq  ar- 
ticles  speeifies  dans  la  röponse  du  Roi5).  Je  l'ai  m€me  dit  k  labbe"  de 
Bernis,  et  je  n'y  vois  aueune  difficnlte*,  ä  präsent  oü  le  traite*  de*fensif  est 
conclu,  et  oh  Ton  s'est  explique"  si  pröcisement  au  sujet  de  notre  condition 
sine  qua  non.  Mais,  comme  Ton  demande  avant  tontes  choses  la  r&Jaction 
d'articles  pre*liminaires  qni  puissent  servir  de  base  an  traite  secret,  et  qne 
c'est-la  un  ouvrage  auquel  je  ne  puis  mettre  la  main,  sans  avoir  de  nou- 
veaux ordres  et  sans  un  projet  formellement  rödige*,  je  suis  convenn  avec 
l'abbe"  de  Bernis  que  je  ferais  partir  toujours  la  reponse  dn  Roi  par  le 
präsent  courrier,  et  qne  je  demanderais  les  ordres  dont  j'avais  beBoin,  et 
qu'en  attendant  leur  arrivee,  nous  commencerions  ä  nons  concerter,  tant 
qne  cela  se  pourrait,  sur  les  points  an  sujet  desquels  je  suis  instruit. 

»On  paratt  fort  inquiet  que  la  demande  d'argent  que  nous  pourrons 
faire6),  ne  soit  trop  forte.  Je  n'ai  pas  encore  täche*  le  mot,  mais  j'en  ai 
dejä  prepare*  les  voies.  On  vondrait  en  Gtre  quitte  pour  une  somme  nno 
fois  payee,  mais  je  ne  suis  pas  embarrasse*  de  faire  comprendre  qn'il  n'est 
paa  possible  d'e"tablir  ä  cet  egard  rien  de  positif;  que  ce  de  qnoi  Ton 


1)  D.  h.  dass  alle  österreichischen  Gebietsabtretungen  von  der  vollzogenen 
Erwerbung  Schlesiens  abhängig  seien.   Vgl.  S.  288.         2)  Vgl.  Nr.  82  b. 

3)  Vgl.  v.  Arneth  IV,  44.  Der  Artikel  handelt  über  die  Frage,  welche  Mächte 
zum  Beitritt  aufzufordern  seien.         4)  Vgl.  S.  286  Anro.  4. 

5)  Vgl.  Nr.  82  b.         6)  Vgl.  Nr.  59  c.  82  b. 


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336  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  ponrra  tont  an  plus  convenir,  sera  da  montant  de  la  somme  annuelle.  A 
tfai  2  l'egard  du  temps,  il  est  natarel  qu'il  depende  de  celni  oa  Ton  eommencera 
ä  exöcuter  le  projet.  J'ai  dit  a  TabW  de  Bernis  qne  l'article  de  l'argent 
e'tait  celni  qni  m'inquie'tait  le  moins,  qne  Ton  voyait  trop  olair  ici  pour 
ne  pas  coniiaitre  qu'on  ne  faisait  pas  la  guerre  sans  argent,  et  qne,  qnand 
on  le  vonlait  bien,  on  en  trouvait  toujonrs  dans  ce  pays-ci  autant  qu'il 
en  fallait,  et  cela  pour  des  objets  bien  moinB  importants  qne  celni  dont 
il  est  qnestion.  II  sera,  nöanmoins,  ä  ce  qne  je  crois,  ne"cessaire  de  fixer 
ä  cet  egard  dans  le  projet  des  pröliminaires,  autant  qne  cela  se  ponrra, 
non  seulement  le  combien,  mais  aussi  le  qnand  et  le  comment 

»Pour  ce  qni  concerne  les  places  de  sftrete*1),  je  vois  bien  qne  Ton 
d&irerait  qne  nons  aooordassions  Nienwport  et  Ostende.  J'ai  fait  sentir 
que  cela  serait  contraire  ä  la  neutralite',  mais  on  m'a  repondu  qu'il  y 
aurait  des  arrangements  ä  prendre  a  ce  sujet,  et  qne,  d'aillenrs,  iorsqu'il 
serait  qnestion  de  cet  article,  Ton  ponrrait  peut-€tre  lever  le  masque.  Je 
n'ai  encore  rien  repliquä,  et  je  commencerai  par  m'ouvrir  ä  ce  sujet 
conformement  ä  ce  qni  m'a  6i4  prescrit  par  les  derniers  ordres  qni  y  sont 
relatifs*). 

»A  l'egard  du  quatrieme  point  de  qnestion3),  je  ne  me  snis  encore 
expliquö  qne  vaguement,  et  je  continuerai  de  mßme  jnsqu'  a  rarrive'e  de 
nouveaux  ordres. 

»A  l'egard  du  cinquieme  et  dernier  point8),  il  me  semble  qu'il  sera 
nöcessaire  d'entrer  a  cet  egard  bien  en  detail  dans  la  re'ponse  a  donner 
de  la  part  de  8.  M.  a  celle  du  Eoi  T.  C,  et  j'espere  que  l'on  aura  pre- 
sentement  beaucoup  moins  d'dloignement  ä  se  conformer  a  cet  article  qu'on 
n'en  avait  marqne*  d'abord. 

»ün  point  plus  dif&cile  ä  regier  sera,  ä  ce  qne  je  crois,  celni  de 
l'echange.  II  me  paraft  d'entrevoir  que  l'abbd  de  Bernis  a  sur  cet  objet 
des  vues  beaucoup  plus  e'tendues,  plus  grandes  et  pent-ßtre  plus  solides 
que  celles  que  Ton  s'est  manifeste  ju8qu'  a  present  de  part  et  d'antre. 
J  ose  ä  peine  hazarder  de  dire  qu'il  se  ponrrait  bien  que  les  nötres  y 
fnssent  tont- ä- fait  conformes4),  mais  aucune  des  deux  parties  ne  veut 
parier  la  premiere.  L'abbe'  de  Bernis  m'a  dit  qu'il  ne  fallait  pas  faire  de 
cotte  mal  teilte  et  fallait  obrier  a  la  Bource  de  toutes  contestations;  enfin, 
8'il  ne  m'a  pas  dit  que  l'on  dösirerait  que  nous  ce"dassions  les  Paye-Bas 
en  entier4),  il  m'a  donne*  tont  lieu  de  le  deviner.  J'ai  repondu  que  ma 
cour  se  pröterait  ä  tont  ce  qni  serait  juste  et  propre  ä  assurer  la  paix 
et  la  durde  de  la  bonne  intelügence  avec  la  France,  pourvu  qu  elle  trou- 
vät  la  sürete*  ne*cessaire  et  des  de*dommagements  pour  les  sacrifices  qu'on 
ponrrait  exiger  d'elle. 


1)  Vgl.  Nr.  82  b.  2)  Vgl.  S.  169.  180.  231.  3)  Vgl.  Nr.  82  b. 
4)  Vgl  S.  280. 


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1756  Mai  2. 


337 


»Voilä  oü  nouB  en  sommes.  Je  crains  que  l'abbö  de  Bernis  ne  par-  1766 
lera  pas  plus  clair  et,  de  mon  cöt6,  je  m'en  garderai  bien,  si  je  n'ai 
pour  cela  des  ordres  precis.  C'est-lä  selon  moi  le  point  difficile.  Jusqu' 
a  cette  heure,  la  France  n'a  rien  demande"  pour  eile1);  on  a  observe"  la 
memo  m&hode  dans  la  derniere  reponse  du  Roi2),  et,  cependant,  je  crois 
que,  si  Ton  goüte  notre  projet,  ce  n'est  qu'en  tant  que  Ton  espere  de  nous 
dlplacer  entierement  des  Pays-Bas  et  de  nous  scparer  par  lä  pour  tou- 
jours  de  l'Angleterre.  8i  on  n'obtient  pas  cet  article,  je  crains  fort  qu'on 
ne  se  prßte  jamais  ä  un  concert  efflcace  et  solide  pour  la  reussite  de 
notre  grand  projet.  Ce  sont-lä  mes  conjectures  qui  ne  font  pas  une 
certitude.  .  .  .  On  parait  dösirer  beaucoup  la  prompte  conclusion  des 
preliminaires ,  et  l'abbe*  de  Bernis,  de  meme  que  M.  Rouille"  et  M.  de  la 
Ville,  m'ont  dit  apres  la  signature  du  traitö  que  le  plus  töt  qu'on  pourrait 
commencer  ä  agir,  serait  le  mieux,  mais  qu'il  fallait  avant  toutes  choses 
se  concerter  sur  le  fond  de  nos  convenances  röciproques  et  sur  les  moyens 
de  l'execution. 

»J'ai  taohe*  declaircir  l'article  de  la  reponse  du  Roi2)  qui  concerne 
la  Pologne,  et  Tabbe*  de  Bernis  m'a  dit  k  cet  egard  que  sürement  le  Roi 
n'avait  en  cela  aucune  vue  particuliöre  pour  le  prince  de  Conty3);  j'ai 
meme  lieu  de  croire  qu'on  a  tonte  autre  chose  en  vue,  et  que  le  but 
pourrait  ßtre  de  se  servir  de  ce  moyen  pour  gagner  la  cour  de  Dresde. 
Le  prince  de  Conty  est  mal  en  cour  et  surtout  avec  Mde.  de  Pompadour4), 
et  je  ne  crois  pas  qu'on  fasse  jamais  rien  pour  lui.«  .  .  . 

P.  S.  Eigenhändig. 

.  .  .  »Mde.  de  Pompadour  est  enchante"e  de  la  conclusion  de  ce  qu'elle 
regarde  comme  son  ouvrage,  et  m'a  fait  assurer  qu'elle  ferait  de  son 
mieux  pour  que  nous  ne  restions  pas  en  si  beau  chemin.« 


82  a.  Beilage  1  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  2.  Mai  1756.  Mai  2 
Starhemberg  an  Bernis.   Paris,  19.  April  1756. 

Nach  der  eigenhändigen  Urschrift.   Vgl.  Waddiogton,  Reurerscment  330. 
Berichtet  über  einen  englischen  Versuch  einer  Versöhnung  mit  Österreich: 

»J'ai  recu  hier,  M.  le  comte,  une  lettre  de  M.  le  comte  de  Kaunitz 
du  75)  par  laquelle  il  m'apprend  que  le  courrier  d'Angleterre  qni  avait 


1)  Vgl.  S.  272.         2)  Vgl.  Nr.  82  b.         3)  Vgl.  8.  245.  250. 

4)  Im  Erlass  an  Starhemberg  vom  22.  November  1755  ist  bemerkt,  dass  die 
Pompadour  erst  durch  den  österreichischen  Gesandten  von  den  polnischen  Um- 
trieben König  Ludwigs  und  Contys  erfuhr  und  Beitdem  im  Verein  mit  Bernis 
auf  den  König  gegen  den  Prinzen  einzuwirken  suchte. 

5)  Vgl.  auch  S.  333  Anm.  2. 

Acten  zur  Vorgeschichte  dee  7j ihrigen  Kriege*.  22 


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338  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

*6    6i6  annonce*  quelque  temps  d'avance  k  M.  Keith,  ätait  arrive'  la  veille. 

1  2  Le  ministre  du  roi  de  Prasse  a  Londres1)  avait  expädil,  le  memejour  da 
däpart  de  ce  courrier,  un  expres  k  sa  cour.  M.  le  comte  de  Kaunitz 
devait  öcouter  le  lendemain  8  ce  que  M.  Keith  aurait  ä  lui  dire,  et  pr6- 
voyait  qu'il  serait  question  de  choses  dont  j'ai  eu  l'honneur  de  vons 
parier  en  dernier  Heu.  Notre  fa9on  de  penser  qui  vous  est  connue,  et  la 
demarche  m6me  qne  je  fais  actaellement,  suffiront  Bans  doute  pour  vons 
mettre  hors  de  tonte  inquie'tude.  J'ai  cru  qn'il  e*tait  du  Wen  de  notre 
affaire  de  ne  pas  tarder  ä  vous  informer  de  ceci.  J'attends  que  vous  ayez 
la  bonte*  de  me  faire  savoir  quand  je  ponrrai  avoir  l'honneur  de  vous  parier, 
et  je  vous  prie  de  conserver  cette  lettre  pour  me  la  rendre  ä  notre  premiere 
entrevue.  II  faut  espe'rer  que  nous  serons  en  peu  de  jonrs  dans  le  cas 
de  ne  plus  avoir  besoin  de  pareilles  pröcautions.  Vous  connaissez,  M.  le 
comte,  mon  parfait  attachement.« 


2       82  b.  Beilage  2  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  2.  Mai  1756. 

Nach  einer  Abschrift.   Abgedruckt  bei  Broglie,  L'&lüaoce  400  ff.   Vgl.  v.  Arneth  IV,  445  ff.; 
Oucken  II,  497  f.;  Broglie,  L'alliance  392;  Beer,  M.LÖ.O.  XVII,  115. 

>Reponse  du  Roi  T.  C.« 

Frankreich  erkliirt  sich  bereit,  unter  gewissen  Bedingungen  auch  den  geheimen 
Offensivvertrag  gegen  Preussen  zu  sch  Hessen. 

»Le  Roi  n'a  pas  suspendu  sa  reponse  anx  derniers  mlmoires  qni  lui 
ont  6t6  communique's  au  nom  de  LL.  Ms.  Imps.  et  Royales2)  qne  pour 
donner  a  LLdites  Ms.  la  preuve  la  plus  complete  de  son  amitiö  et  de  sa 
confiance  en  concluant  Pacte  de  neutralitö  et  le  traito*  d'union  döfensif 
dont  le  projet  lui  a  e*te"  remis  par  ordre  de  S.  M.  rimperatrice,  reine 
de  Hongrie  et  de  Boheme. 

»Les  deux  aotes  importants,  qui  assurent  la  paix  entre  les  ßtats  et 
les  snjets  respectifs  des. deux  puissances,  deviendront  le  plns  forme  appui 
de  la  tranquillitö  generale,  si  les  deux  cours,  animles  d'une  egale  con- 
fiance, agissent  toujours  de  bonne  foi  et  de  concert. 

»Ce  que  la  politique  croyait  impossible  k  conclure  par  les  ministres, 
vient  d'eHre  heureusement  executc'  par  les  souverains.  Iis  ont  senti  que 
les  temps  et  les  oirconstances  avaient  change*,  et  que  d'anciens  prejugls 
ne  devaient  plus  diriger  leurs  conseils  ni  servir  de  regle  ä  leur  eonduite: 
ils  n'ont  eu  bosoin  que  de  se  parier  eux-memes  pour  6tre  d'aecord,  et  c'est 
en  se  communiquant  leurs  pense'es  qu'ils  ont  trouve*,  dans  la  droiture  de 
leurs  intentions  et  dans  la  grandeur  de  lenr  ame,  des  sürete*s  qu'ils  auraieut 
vainement  cherche'es  aillenrs. 

>Quoique  l'Europe  semble  6tre  preparde  k  la  grande  alliance  qui  vient 


1)  Michell.         2)  Vgl.  S.  2S6  Aum.  4. 


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1756  Mai  2. 


339 


de  se  conolure,  LL.  Ms.  T.  0.  et  Imps.  ne  doivent  pas  se  dissimuler  toutes  1756 
loa  craintes,  les  jalousies  et  les  defiances  que  ce  traite  peut  faire  naitre  Mai  2 
en  differentes  cours. 

»Les  ennemies  declaräes  on  caohees  des  deux  puisaances  affecteront 
bientöt  de  pnblier  que  la  balanco  de  l'Europe  est  rompue  par  Tunion  de 
forces  si  redoutable,  et  que  l'Allemagne  surtout  doit  trembler  pour  sa 
liberte. 

»Oes  discours,  artificieusement  seines,  exciteront  d'abord  une  grando 
fermentation  dans  les  esprits,  et  ils  ponrront  occasionner  daiia  la  suite  des 
intrigues,  des  cabales  et  peut-gtre  mßme  des  ligues,  qu'il  est  de  la  pru- 
dence  des  deux  cours  de  prövoir  et  de  prevenir. 

»8.  M.  T.  G.  et  S.  M.  Tlmperatrice  ne  sauraient  employer  des  moyens 
plus  assur^s  pour  eviter  ces  ineonve'nients  et  ces  dangers,  qu'en  continuaut 
ä  se  parier  elles-m€mes  ä  coeur  ouvert  et  surtout  en  concertant  ensemble 
et  sur  tous  les  points  leurs  demarches  et  leur  langage. 

»C'est  dans  cette  confiance  re*ciproque  et  sans  bornes  qu'elles  trou- 
veront  toujours  des  expedients  et  des  ressources  que  la  sageaso  m€me  et 
la  prevoyance  de  leurs  ministres  ne  sauraient  leur  procurer. 

»Mais  comme  la  confiance  ne  peut  subsister  eternellement  entre  deux 
cours  que  lorsque  leurs  intlrgts  respeotifs  s'acoordent  parfaitement  pour 
le  present  et  ne  sont  susceptibles  pour  l'avenir  d'aucune  Opposition  ou 
contraria,  il  parait  necessaire  pour  l'avantage  des  deux  cours  qu'elles 
puissent  convenir  incessamment  d'articles  präliminaires  qui  serviraient,  pour 
aiusi  dire,  de  baae  au  traite*  secret,  pour  rentiere  conclusion  duquel  il  ne 
serait  plus  question  ensuite  que  d'obtenir  de  concert  l'accession  et  le  con- 
sentement  des  differentes  cours  qui  doivent  y  prendre  part. 

»Le  traite  defensif  qui  vient  d'ßtre  signe",  ne  remädie  qu'aux  maux 
qui  pourraient  nattre  des  circonstances  präsentes ;  il  s'agit  dono  de  prevenir 
cenx  que  les  övönements  et  la  vicissitude  des  choses  humaines  peuvent  un 
jour  occasionner. 

»D'apres  ces  principes  8.  M.  T.  C.  ne  balance  pas  ä  röpondre,  avec 
une  entiere  confiance  et  sous  le  sceau  du  secret  promis  de  part  et  d'autre, 
aux  dernieres  ouvertures  de  S.  M.  l'Imp^ratrice,  reine  de  Hongrie  et  de 
Boheme. 

»Mais  quoique  ces  mgmes  ouvertures  puissent  ßtre  regardöes  comme 
lexplication  des  propositions  faites  par  S.  M.  lMmperatrice  au  mois  de 
septembre  dernier1),  et  que  le  Roi  ait  trouve*  dans  lesdites  ouvertures  de 
nouvelles  marques  bien  flatteuses  de  la  confiance  et  de  l'estime  de  l'Im- 
p^ratrice,  les  objets,  ne^anmoins,  en  sont  si  importants,  les  conditions  et  les 
moyens  si  dignes  de  tonte  l'attention  du  Roi  et  les  consdquences  qui  en 
peuvent  rdsulter,  si  interessantes  pour  l'Europe  que  8.  M.  T,  C.  avoue 


1)  Vgl.  Nr.  9. 

22* 

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340  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

qu'elle  a  besoin,  avant  que  d'entrer  dans  aucune  mesure  relative  ä  ce  grand 
projet,  d  un  plus  ample  Eclaircissement  sur  plusieurs  points,  et  notamment 
sur  ceux  qui  suiveot. 

1)  »8.  M.  T.  C.  demande  quelles  peuvent  6tre  en  totalite"  les  sommes 
que  Sadite  M.  serait  oblige*e  de  fournir  dans  le  cas  du  traitE  secret?1) 

2)  »Dans  quel  temps  et  de  quelle  maniere  Sadite  M.  serait  tenue 
de  payer  lesdites  sommes? 

3)  »Quelles  places  lui  seraient  donnöes  pour  la  sürete"  des  sommes 
convenues,  et  dans  quel  temps  lesdites  places  seraient  remisea  entre  les 
mains  du  Boi?2) 

4)  »De  quelle  maniere  entend-on  que  S.  M.  T.  C.  pourrait  tellement 
occuper  les  Puissances  maritimes  que  lesdites  Puissances  ne  fussent  plus 
dans  la  possibilite*  de  fournir  des  secours  contraires  aux  vues  de  8.  M.  l'Im- 
pe-ratrice?3) 

5)  »De  quelles  troupes  serait  composee  la  troisieme  armeV)  que  8. 
M.  llmpöratrice  croit  necessaire  au  succes  de  son  entreprise?  Quelles 
puissances  seraient  engageee  ä  fournir  lesdites  troupes,  et  par  quel  moyen 
espere-t-on  de  gagner  lesdites  puissances? 

»8.  M.  T.  C.  a  besoin  d'etre  principalement  eclaircie  sur  tous  ces 
points,  dans  l'intention  oü  eile  est,  d'e"viter  ä  ses  sujets,  et  s'il  se  peut,  ä 
l'Europe  les  maltieurs  d  une  guerre.  Elle  ne  peut  contracter,  par  con- 
sEquent,  aucun  engagement,  sans  en  bien  connaitre  l'Etendue  et  les  suites, 
gtant  dans  la  ferme  rEsolution  d'employer,  de  pröference  ä  tout  autre  objet, 
ses  forces  et  ses  revenus  pour  parvenir  ä  tirer  une  juste  satisfaction  des 
insttites  et  des  injustices  averees  de  l'Angleterre,  et  n'ayant  rien  tant  ä 
cceur  que  la  gloire  de  sa  couronne  et  le  soulagement  de  ses  peuples  dont 
eile  ne  peut  ni  ne  veut  sacrifier  les  interäts,  de  procurer  au  serenissime 
infant  Don  Philippe  un  Etablissement  plus  digne  de  sa  naissance,  dans  le 
cas  oü  Sadite  M.  serait  oblige'e  de  fournir,  ä  raison  d'indemnite*  ou  au- 
trement,  des  sommes  inde*finies  dont  eile  n'aurait  pu  d'avance  comparer  le 
montant  avec  les  produits  de  ses  royaumes  et  les  obligations  dont  eile  est 
chargEe. 

»8i  8.  M.  l,Impe*ratrice,  comme  on  n'en  doute  pas,  donne  sur  tons 
ces  articles  des  lumieres  satisfaisantes,  rien  n'empfichera  S.  M.  T.  C.  d'ar- 
rßter  incontinent  les  pre*liminaires  du  traitE  secret. 

»Le  Roi  consentira  memo  que  l'Etablissement  du  serenissime  infant 
Don  Philippe  dans  les  Pays-Bas  soit  convenu  Bous  la  condition  exigee4)  par 
S.  M.  l'Impäratrice,  pourvu  toutefois  qu'en  attendant  qu'on  parvienne  a 
assurer  k  ce  Prince  le  susdit  Etablissement,  LL.  Ms.  Imps.  garantissent 
de  la  maniere  la  plus  expresse  dans  tous  les  cas  et  pour  toujours  au 


1)  Vgl.  Nr.  59c.  2)  Vgl.  S.  336  Anm.  2.  3)  Vgl.  S.  296. 
4)  Vgl.  S.  288. 


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1756  Mal  2  —  Mai  4. 


341 


sdrdniasime  infant  Don  Philippe  et  ä  sa  poste>ite*  les  troia  duchÄs  qu'il 
possede  actnellement  en  Italie,  afin  qu'fl  no  puisse  ctre  troublö,  sous  quel- 
que  prätexto  que  ce  soit,  dans  la  possession  desdits  ßtats1). 

»De  meme  S.  M.  T.  C.  Blattend  qn'apres  la  signature  des  articlea 
preliminaires  du  traitd  secret,  S.  M.  l'Impe'ratrice  consentira  ä  l'introduction 
de  tronpes  fraocaises  dans  Ostende  et  Nieuwport2),  conformement  ä  une 
des  propositions  faites  au  mois  de  septembre  dernier3),  avec  la  röserve  qne 
S.  M.  T.  C.  ne  pr&endra  aucun  droit  de  propridte"  sur  lesdites  placea, 
et  qne  le  tont  sera  execute*  de  la  maniere  et  dans  le  temps  dont  il  sera 
convenn  entre  LLdites  Ms. 

»En  consequence  desdites  premieres  propositions  faites  au  mois  de 
septembre,  les  deux  conrs  travailleront  de  concert  au  moyen  d'asBurer,  d'une 
maniere  juste  et  e'quitable  et  dans  tous  les  cas,  la  libertc"  des  Polonais  et 
la  libre  election  de  leurs  roia4).  Elles  emploieront,  de  mßme,  toua  les  soins 
ä  faire  goüter  aux  conrs  de  Madrid,  de  Naples,  de  Parme  et  autres  cours 
le  plan  qui  sera  re*dige*  et  arrete*  entre  LLdites  Ms5). 

»Le  Roi  se  Hatte  que  S.  M.  l'Impe'ratrice,  en  partant  du  principe 
d'e'galite'  et  de  rdciprocite*,  adoptc*  de  part  et  d'autre,  sera  contente  et 
satisfaite  des  dispositions  de  8.  M.  T.  0.,  et  qu'elle  reconnaitra  que  la 
France,  comme  une  bonne  amie  et  fidele  allide,  eat  dans  la  sincere  intention 
de  contribuer,  autant  qu'il  eat  en  eile,  pour  le  präsent  et  pour  toujours,  ä 
tout  ce  qui  peut  faire  l'avantage  de  la  cour  de  Vienne,  et  assnrer  la  pai- 
sible  possession  de  ses  Etats.« 


83.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  4.  Mai  1756.  Mai  4 

Nach  der  Urschrift,    Vgl.  Ranke  IM. 

Unruhe  Bestushetcs  über  Douglas.    Kühle  Haltung  Russlande  England  gegenüber. 
Fortdauer  der  günstigen  Aussichten  für  Österreich. 

.  .  .  Douglas  sei  angekommen.  »Wie  zumalen  nun  der  Grosskanzler 
.  .  .  von  des  Douglas  Anbringen  gänzlich  auageschlossen  worden,  so  ist 
dieser  Minister  hierüber  so  mehr  beunruhigt,  als  er  aus  des  Douglas  er- 
brochenen Briefschaften  ersehen,  dasa  solches  mit  der  russischen  Kaiserin 
Vorwiaaen  geachehen  aeie6).  Der  Grosskanzler  hat  mich  also  schon  ein 
und  anderes  Mal  zu  sich  zu  kommen  ersuchen  lassen  und  mir  zu  erkennen 
gegeben,  dasa  ich  ihm  eine  Gefälligkeit  erweisen,  wann  ich  den  Grafen 
Woronzow  Aber  des  Douglas  aufhabende  Verrichtung  sondiren  und  ihm 
sodann  im  Vertrauen  davon  Mittheilung  machen  wollte,  gleichwie  er  auch 
solches  gegen  mich  beobachten  würde.  Ich  bin  also  mit  dem  Grafen 
Woronzow  schon  einig  geworden,  wie  ich  mich  gegen  den  Grosskanzler 


1)  Vgl.  S.  335.    2)  Vgl.  S.  340  Anm.  2.    3)  Vgl.  Nr.  14.   4)  Vgl.  S.  245.  337. 
5)  Vgk  S.252.         6;  Vgl.  Nr.  74  a. 

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342  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756    in  dieser  Sach  benehmen  sollte,  damit  weder  ich,  noch  er,  Vicekanzler, 

Mai  4  .  .  i. 

sich  bei  ihm  verfänglich  machen  oder  anstossen  können;  und  habe  ich 

dem  Grosskanzler  auf  Gutbefinden  des  Grafen  Woronzow  bereite  gesaget, 
dass,  soviel  ich  abnehmen  können,  des  Douglas  Anherokunft  mit  der  russi- 
schen Kaiserin  Vorwissen  geschehen  seie.« 

Douglas  habe  als  Zweck  seiner  Sendung  in  einer  Note  angegebcD, 
den  russischen  und  französischen  Hof  einander  näher  zu  bringen;  doch 
stehe  die  Antwort  wegen  Unpässlichkeit  der  Zarin  noch  aus.  .  .  . 

»Ansonsten  ist  dem  englischen  ambassadeur  die  .  .  .  declaration 
secretissime1)  durch  einen  Courier  wieder  zugekommen  und  von  seinem 
Hof  ihm  aufgetragen  worden,  solche  dem  russischen  ministerio  zurückzu- 
stellen. Solchem  nach  wird  dasselbe  sich  zwar  unter  dem  Vorwand  weigeren, 
dass  ohne  Vorwissen  der  russischen  Kaiserin  nur  diese  Declaration  von 
dem  Williams  nicht  zurücknehmen  könne;  wann  aber  der  englische  Minister 
sie]  ihnen  allenfalls  mit  Gewalt  auf  den  Tisch  legete,  so  wird  man  selbe  schon 
behalten  müssen,  allein  dem  Knees  Golyzin  rescriptsmässig  anbefehlen,  dem 
englischen  ministerio  mittelst  eines  promemoria  den  Inhalt  dieser  Decla- 
ration neuerdings  zu  wiederholen,  wodurch  man  eines  Theila  bis  zur  Ein- 
langnng  der  .  .  K.  K.  Antwort  auf  dio  mir  letzthin  gegebene  Note 2),  und 
was  in  Frankreich  vorgehet,  Zeit  gewinnen,  anderen  Theils  aber  Engeland 
zu  keinem  öffentlichen  Missvergnügen  Anlass  zu  geben  suchet3).  Unter- 
dessen wird  man  bis  auf  unsere  Antwort  das  subsido  de  paix  nicht  an- 
nehmen und  freie  Hände  zu  behalten  trachten.  .  .  .  Inzwischen  solle 
Ew.  Exc.  ich  die  hiesige  gute  dispositiones  zu  Ausführung  des  grossen 
Vorhabens  nach  wie  vor  hiermit  .  .  .  bestätigen,  wie  man  denn  in  dieser 
Absicht  bei  Hof  die  Conseils  noch  immer  continuiret 4),  auch  an  den  Kriegs- 
voranstaltungen  auf  die  .  .  .  bekannte  verborgene  Art  fortarbeitet  und 
unserer  Antwort  und  Nachricht  von  der  mit  Frankreich  angefangenen 
Handlung  mit  grossem  Verlangen  entgegensiehetc '')... 


Mai  8        84.    Hofkriegsrathsprotokol!  Nr.  138  [fol.  929].   Wien,  8.  Mai  1756. 

W.  K.  A.  Nach  der  Urschrift.  Vgl.  Kaod«  I,  4<t.  52  Anm.  1;  Beer,  M.  I.  ö.  O.  XVII,  12«  Ann. 

»Liechtenstein  General,  dass  die  vorgeschlagene  Campirung0)  deren 
Regimentern  Sachsen-Gotha,  Kalckreutber,  Trautmannsdorf  und  Gelhay  bei 
Pest  bewilliget,  nicht  minder  bei  Raab  drei  oder  vier  Regimenter  auf 
gleiche  Weis  zusammengezogen,  die  Regimenter,  so  der  Lage  nach  und 
wegen  des  Militarexercitii  vor  anderen  zu  gedachtem  Raab  zur  Campirung 
gezogen  werden  könnten,  auszuwählen  und  namhaft  zu  machen  und  beede 
Campements  nicht  zu  gleicher  Zeit  aufgeschlagen  werden  sollen,  betreffend.« 

1)  Vgl.  8.  314.         2)  Vgl.  Nr.  73c.         3)  Vgl.  S.  314.  318.  323  f. 
4)  Vgl.  8.  268.  299.  323.         5)  Vgl.  Nr.  77.         6)  Vgl.  Nr.  70. 


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1756  Mai  4  —  Mai  11. 


343 


85.   Starhemberg  an  Kaunitz.   Paris,  9.  Mai  1756.  1756 

Mai  fl 

Nach  der  UrichrifL 

.  .  .  »Ich  habe  seit  der  Abreis  des  Couriers ')  mit  dem  grössten  Theil 
der  MinistreB  mich  Aber  unser  grosses  Geschäft  sehr  umständlich  besprochen, 
und  haben  sich  alle,  besonders  aber  Argenson2)  sehr  günstig  und  ver- 
gnüglich geäussert.  Rouille*  und  Bernis  versicheren  mich,  dass  er  nun- 
mehro  dem  Werk  den  grössten  Vorschub  geben  werde.  Ich  wünsche  nur, 
dass  er  es  aufrichtig  und  gut  meinen  möge.« 


86.   Esterhasy  an  Kaunitz.  Petersburg,  11.  Mai  1756.  Main 

Nach  der  Urschrift 

Douglas  eröffnet  sich  dem  Gesandten.    Vertrautes  Vertiältniss  Esterhasys 

zu 

.  .  .  »Douglas 3)  .  .  .  ist  den  8.  dieses  bei  mir  gewesen  und  hat  mir 
zu  meiner  nicht  geringen  Verwunderung  von  der  zwischen  unserem  nnd 
dem  französischen  Hof  fürwaltenden  Negociation  eine  solche  Erzählung  ge- 
macht, dass  ich  hieraus  unschwer  abnehmen  können,  dass  er  davon  ziem- 
lich gut  unterrichtet  sein  müsse.  Nunberührter  Douglas  versicherte  mich, 
dass  der  König,  der  Dauphin4)  und  das  ganze  Königl.  Haus  für  unseren 
Hof  gut  und  aufrichtig  gesinnet  seien  und  die  Nothwendigkeit  und  den 
Nutzen  allerdings  erkenneten,  sich  mit  I.  K.  M.  nach  des  Königs  in 
Preussen  bekannten  Betrag  nunmehro  ohne  mindester  Eifersucht  einver- 
stehen zu  können  und  zu  sollen.  Er,  Douglas,  wollte  Bich  bei  mir  einen 
geneigten  Zutritt  ausbitten.«  .  .  . 

Williams  habe  in  einer  Conferenz  mit  den  beiden  Kanzlern  im  Namen 
seines  Hofs  sich  bitter  über  die  declaration  secretissime  beklagt,  die  den 
buchstäblichen  Inhalt  der  Truppenconvention  entkräfte,  und  den  Ministern 
die  Declaration  zurückgegeben.  -  Um  > Hitzigkeiten«  vorzubeugen,  hätten  die 
Kanzler  seinen  Vortrag  ad  referendum  angenommen.  ...  Da  Williams 
von  den  100000  ü  M  Wartegeld  nichts  erwähnte3),  so  haben  auch  die 
Kanzler  »das  subside  de  paix  mit  Stillschweigen  übergangen  und  in  ihren 
Red-  und  Antworten  nur  Zeit  zu  gewinnen  gesuchet. 

»Alles  Vorstehende  nun  hat  mir  der  Grosskanzler,  welcher  seit  des 
M.  Funcke  Abreise5)  mit  keinem  Menschen  als  mit  mir  vertraulich  und 
offenherzig  sprechen  kann,  auch  bei  allen  Gelegenheiten  mir  ungemein  zu 


1)  Vgl.  Nr.  62.         2)  Vgl.  S.  331  f.         3)  Vgl.  Nr.  83. 

4)  Vgl.  jedoch  die  auf  Befehl  des  Dauphin  verfasste  Denkschrift  vom  1.  Jali 
1756,  worin  das  Unnatürliche  und  Unmögliche  einer  dauernden  Allianz  zwischen 
Österreich  und  Frankreich  wegen  Mangels  bleibender  gemeinsamer  Interessen 
hervorgehoben  wird,  bei  Soulavie,  Mämoires  historiques  et  politiques  du  regne 
de  Louis  XVI.  I,  229  ff.  [Paris  1801].        5)  Vgl.  S.  265. 


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344  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  schmeichlen  und  meine  Freundschaft  zu  gewinnen  suchet1),  noch  den  näm- 
lieben  Tag  .  .  .  erzählet.  .  .  .  Der  Grosskanzler  sagte  mir  weiters,  dass 
der  Williams  so  perplex  und  niedergeschlagen  wäre,  dass  ihm  bei  dem 
Weggehen  die  Thränen  in  Augen  gestanden  seien.«  .  .  . 


Mai  12       87.  Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  12.  Mai  1756. 

Nach  dem  Reinconcept. 

Von  dem  Inhalt  des  Berichts  vom  2.  Mai3)  habe  man  mit  Freude 
Kenntniss  genommen.  Die  Ratification  werde  sobald  als  möglich  folgen. 
> Inzwischen  wünsche  ich,  einige  Nachricht  zu  erhalten,  ob  von  dem  Inhalt 
meines  den  19.  vorigen  Monats  durch  Staffetta  erlassenen  Schreibens3) 
einiger  Gebrauch  gemacht  werden  können,  maasson  vorgestern  ein  Courier 
von  Herrn  Grafen  Esterhasy  hier  eingetroffen  ist,  welcher  die  Bestätigung 
von  dem  besagten  Inhalt  mitgebracht  hat4).« 


Mai  13        88.  Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  13.  Mai  1756.  Praes.  20.  Mai  1756. 

Nach  der  Urwhrift.   VgL  v.  Arneth  IV,  447  ff.;  Waddington,  KenverseneBt  341;  Nandtf,  Bei- 
trage I,  67.  74;  Koser  II,  41;  Hei  gel  II,  34. 

Frankreich  fordert  die  Abtretung  der  gesamten  Osterreichischen  Niederlande. 

»La  präsente  de*p€che,  quoique  de  beaueoup  plus  courte  quo  tontes 
celles  que  j'ai  eu  l'honneur  d'adresser  ä  V.  Exc.  depuis  le  commencement 
de  la  negociation  secrete,  dont  j'ai  le  bonheur  d'ßtre  Charge',  sera,  ne"an- 
moins,  certainement  la  plus  importante,  et  Celle  qui,  ä  ce  que  je  crois, 
pourra  contribuer  le  plus  ä  une  prompte  röussite  de  notre  grand  projet. 

»Je  n'ai  pas  perdn  de  temps  depuis  le  de'part  du  courrier  que  j'ai 
en  l'honneur  d'envoyer  ä  V.  Exc.  le  2  de  ce  mois  avec  la  nouvelle  de  la 
conclusion  de  la  Convention  de  neutralite"  et  du  traitä  däfensif  qui  avaient 
e'te'  signe's  la  veille  1  du  mois2).  J'ai  eu  encore  dans  la  meme  semaino 
plusieurs  conversations  avec  M.  Rouille  et  l'abb6  de  Bernis,  toutes  pr£- 
paratoires  ä  la  confe*rence  plus  particuliere  que  j'ai  eoe  avec  le  dernier 
de  ces  ministres  le  jour  mßme  et  quelques  heures  apres  que  j'eus  l'honneur 
d'e'crire  ä  V.  Exc.  ma  lettre  du  1)  de  ce  mois5). 

»Nous  enträmes,  dans  cette  confe'rence,  en  de  beaueoup  plus  granda 
dötails  que  nous  n'avions  fait  ci-devant,  lorsqu'il  ne  s'Ctait  agi  proprement 
qne  de  la  question  an,  savoir,  si  de  part  et  d'autre  on  changerait  de 
Systeme,  si  Ton  renoncerait  aux  alliances  respectives  des  cours  de  Berlin 
et  de  Londres,  si  la  France  consentirait  et  concourrait  mßme  ä  ce  que 
S.  M.  Tlmpdratrice  reconquft  la  SilCsie,  et  si  Ton  6tait  decidö  de  prendre 


1)  Vgl.  S.  265.  341.  2)  Vgl.  Nr.  82.  3)  Vgl.  Nr.  71.  4)  Vgl.  Nr.  73. 
5)  Vgl.  Nr.  85. 


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1756  Mai  11  —  Mai  13. 


345 


des  arrangements  pour  l'öchange  d'une  partie  des  Pays-Bas,  lequel  ce-  jj17.5<j 
pendant  n'aurait  lieu  qu'apres  la  röussite  pleine  et  enticro  du  projet  de 
reconquärir  la  Bilesie1).  Toutes  ces  questions  so  trouvant  deciddes  depuis 
le  däpart  du  dernier  courrier2),  il  ne  s'agissait  plus  que  de  la  question 
quomodo;  et  c'est  pour  nous  concerter  sur  cette  question  que  l'abbe" 
de  Bernis  commenca  d'abord  par  me  proposer  les  cinq  points  de  doute, 
sur  lesquels  on  avait  declare*  dans  la  dernifcre  rdponse  du  Roi  du  1  de 
mai*)  qu'on  croyait  avoir  beaoin  d'un  plus  ample  dclaircissement. 

»Je  n'häsitai  pas  a  lui  donner  sur  tous  ces  points  les  dclaircissements 
conformes  aux  ordres  et  aux  intentions  de  S.  M.,  bien  entendn,  näanmoins, 
que  je  pris  grand  soin  de  n'en  pas  dire  plus  qu'il  ne  faliait,  et  de  ne 
m'engager  ä  rien. 

»Je  lui  fis  entendre,  quant  au  premier  et  second  point,  qui  sont  ceux 
qui  coneernent  les  seoours  en  argent,  que  nous  demandons4)  quo  la 
totalite*  des  sommes  ä  fournir  ne  pouvait  se  ddterminer  par  avance,  vu 
qu'il  n'dt&it  pas  possiblo  de  pre'voir  la  duree  de  la  gucrro  ä  faire  au  roi 
de  Prusse;  qu'il  serait  ndcessaire,  par  consäquent,  de  convenir  d'une  somme 
annuelle,  laquelle,  ä  vue  du  pays,  pourrait  bien  monter  ä  douzo  millions 
de  florins,  que  le  temps  du  premier  payement  serait  apparemment  celui 
du  comtnencement  de  l'entreprise,  et  que  les  termes  et  la  manicre  se 
decideraient  aisdment,  quand  on  serait  d'accord  pour  le  roste. 

»Je  fis  entrevoir,  au  troisieme  point,  que  je  jugeais  que  oe  pourrait 
bien  £tre  la  ville  de  Luxembourg 5)  que  8.  M.  accorderait  ä  la  France 
pour  la  sürete*  des  sommes  convenues,  et,  quant  au  temps  de  la  remise 
de  cette  place,  qu'il  dtait  naturel  que  ce  füt  celui  du  payement. 

»Je  ne  m'expliquai  pas  bien  präcise'ment  au  sujet  du  quatrieme 
point 6).  Je  dis  seulement  que,  comme  Ton  pouvait  aisdment  prdvoir  que 
quelques  puissances  et  nommement  l'Angleterre  se  porteraient  ä  secourir 
le  roi  de  Prusse,  il  serait  necessaire  que  la  France  se  portat  ä  tenir  ces 
puissances  en  dchec  et  ä  faire  une  diversion,  oü  et  quand  les  circon- 
stances  pourraient  l'exiger1). 

»J'appuyai,  quant  au  cinquieme  point6),  beaucoup  sur  la  ndcessitd  in- 
dispensable d'une  troisieme  armde7);  je  nommai  comme  de  mon  propre 
cbef  les  oours  de  Suede,  de  Dresde  et  de  Mannheim ;  je  n'häsitai  mßme  pas 
de  faire  entendre  qu'outre  le  besoin  que  nous  avions  pour  le  prösent  du 
concours  de  ces  puissances,  la  diversion  qu'elles  nous  procnreraient,  serait 
encore  fort  utile  ä  la  cause  commune  pour  l'avenir,  vu  qu'il  en  rdsulterait 
une  plus  grande  diminution  de  la  puissance  du  roi  de  Prusse  qui,  tant 
qu'il  se  trouverait  en  foroe,  serait  toujours  un  ennemi  dangereux  ä  craindre 

1)  Vgl.  S.  288.  296  f..         2)  Vgl.  Nr.  82.         3)  Vgl.  Nr.  82b. 

4)  Vgl  Nr.  59  c.  S.  335.  340.  5)  Vgl.  S.  291  f.  297.  6)  Vgl.  S.  336. 

7)  Vgl.  S.  296.  340. 


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346  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    pour  la  France,  vu  sa  liaison  d'amitiä,  d'intäröt  et  de  religion  avec 
13  l'Angleterre,  nn  objet  d'inquiätude  pour  ma  oour  et  un  obstacle  au  point 
de  vue  quo  nous  nous  proposions,  qui  ätait  d'obtenir  une  paix  solide, 
durable  et  quo  rien  ne  püt  troubler1). 

»L'abbä  de  Bernis  objecta  di  fiteren  tes  ehoses  &  cos  eclaircissements, 
desquellos  j'aurai  occasion  de  faire  mention  plus  bas,  et  finit  enfin  par 
me  demander  qu'elle  ätait  donc  l'intention  de  ma  cour  par  rapport  ä  l'äta- 
blissement  ä  faire  ä  l'infant  Don  Philippe  ?  Je  m'ouvris  snr  oe  point  con- 
formäment  aux  ordrea  contenus  dans  le  .  .  .  rescript  du  27  mars2);  je 
fis  beaucoup  valoir  l'importance  du  sacrifice  auquel  nous  nous  däter- 
minions,  et  ia  complaisance  avec  laquelle  S.  M.  se  prßtait  en  tout  aux 
däsirs  du  Roi  T.  C,  enßn,  ponr  faire  d'autant  mieux  croire  que  nous  nc 
nous  attendions  pas  a  uno  dcmande  plus  forte  que  celle  qui  nous  avait 
deja  ötä  faite,  je  fis  mention  des  restrictions  que  8.  M.  mettait  ä  son 
consentement  ä  la  demando  du  Roi  T.  C. 3)  .  .  .  Je  ne  touchai  tous  ces 
points  que  tres  legerement  et  autant  qu'il  le  fallait  pour  faire  croire 
k  l'abbä  de  Bernis  que  je  ne  m'attendais  pas  a  la  proposition  qu'il  me 
fit  le  moment  d'apres,  ä  laquelle,  näanmoins,  comme  V.  Exo.  l'a  vue  par 
le  contonu  de  ma  derniere  däpäohe,  j'ätais  depuis  longtemps  präparä4). 

>U  prit  beaucoup  de  dätours.  Ii  essaya  de  diflfe'rentes  facons  de 
me  faire  parier  le  premier,  enfin,  lorsqu  il  vit  qu  il  n  y  parviendrait  pas. 
il  me  dit  tout  naturellement  qu'il  fallait  k  präsent  en  venir  k  des  expli- 
cations  plus  präcises  et  de  se  dire  de  part  et  d'autre  le  dernier  mot.  II 
me  ddclara,  eu  consäquenoe,  que  son  sentiment  ätait  que  nous  ne  ferions 
jamais  rien  de  bien  solide,  si  l'on  ne  oonvenait  de  la  cession  totale  des 
Pays-Bas,  qn'il  faudrait  k  la  fin  toujours  en  venir  la,  et  qu'il  valait  mieux, 
par  consäquent,  trancher  le  mot  des  le  moment  präsent.  II  me  dit  que 
j'avais  tant  insistä  jusqu'ä  präsent  sur  la  ndcessite*  de  ne  pas  faire  les 
choses  ä  demi,  que  j'avais  si  souvent  räpätä  qn'il  ne  fallait  rien  laisser 
subsister  qui  püt  occasionner  ä  l'avenir  de  la  desunion  et  de  la  mäsintelli- 
gence  entre  les  deux  cours,  que  l'on  avait  tout  lieu  de  juger  que  je  ne 
serais  pas  ätonnä  de  la  proposition  qu'il  venait  de  me  faire,  ou  que,  du 
moins,  je  la  trouverais  raisonnable  et  conforme  aux  intärßts,  ä  la  conve- 
nance  et  aux  vues  räciproques.  II  ajouta  ensuite  les  raisonnements  con- 
tenus en  grande  partie  dans  la  piece  ci-jointe5),  savoir: 

1.  >le  peu  d'utilitä  dont  il  serait  k  8.  M.  de  conserver  nn  reste  des 
Pays-Bas,  qui,  vu  l'aliänation  de  la  plupart  des  domaines,  ne  vaudrait 
aucun  revenu; 

2.  >les  grands  poids  de  l'entretien  des  troupes  qui  seraient  näoessaires 
pour  garder  ce  reste  des  Pays-Bas; 

1)  Vgl.  S.  289.         2)  Vgl.  Nr.  59.  59  a.         3)  Vgl.  S.  280  f. 
4)  Vgl.  S.  280.  336.         5)  Vgl.  Nr.  88  a. 


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1756  Mai  13. 


347 


3.  les  inconvenients  ä  craindre  dos  differouds  torritoriaux  et  autres 

Mai  1 

auxquels  le  voisinage  no  pourrait  paa  manquer  de  donner  lieu; 

4.  >rimportanoe  de  la  possession  de  la  Sildsie,  dont  on  ne  pouvait 
mienx  s'assurer  qu'en  Präsentant  ä  la  France  nn  objet  d'intörßt  et  de 
convenance  plns  essentiel  que  n'dtait  nn  simple  e'change  ä  l'avantage  de 
l'infant  Don  Philippe; 

5.  >les  longueurs  auxqnelles  notre  nögociation  serait  sujette,  s'il 
s'agissait  de  regier  les  limites,  de  convenir  d'arrangements  de  commerce,  de 
navigation  etc.,  l'obstacle  qno  cola  apporterait  ä  la  prompte  exöcution  et, 
par  conse'quent,  a  la  re'ussite  de  notre  grand  projet,  au  lieu  que,  par  la 
cession  entiere  des  Pays-Bas,  on  couperait  la  racine  de  toutes  ces  difli- 
cultto  etc. 

»Je  repondis  a  tous  ces  raisonnements  de  l'abbe'  de  Bernis  que, 
quoique  je  ne  pusse  pas  prövoir  ce  que  ma  cour  penserait  de  la  pro- 
position  qu'il  venait  de  me  faire,  ä  laquelle  j'ignorais  si  eile  s'dtait  jamais 
attendue !),  et  si  ello  croirait  de  sa  convenance  de  se  preter,  je  lui  avouerais, 
neanmoins,  que,  pour  ma  part,  je  n'en  ätais  pas  du  tout  e'tonne',  qu'il  e*tait 
naturel  que  chacun  pensät  ä  se  procurer  des  avantages,  lorsqu'il  croyait 
que  cela  pouvait  ßtre  juste  et  possible,  qu'apparemment  il  avait  eu  ces 
deux  points  en  vue,  lorsqu'il  s'dtait  dötermine'  ä  proposer  la  cession  entiere 
des  Pays-Bas;  que  ce  qui  rendrait  cette  proposition  juste,  serait  loffre  que 
sans  doute  on  comptait  de  faire  a  8.  M.  d'un  dödommagement  proportionne* 
ä  la  grandeur  du  sacrifice  qu'on  exigeait  d'elle,  et  que  ce  qui  rendrait  la 
chose  possible,  serait  la  certitude  d'avoir  trouvö"  et  de  pouvoir  assorer  ä 
8.  M.  un  pareil  dödommagement;  qu'il  Itait  certain  que  la  possession 
de  la  Sile'sie  et  du  comte"  de  Glatz  ötait  un  objet  de  la  plus  grande  im- 
portance  pour  8.  M.,  mais  que,  comme  eile  n'obtiendrait  cette  possession 
que  par  la  voie  des  armes  et  en  y  employant  ses  troupes  ä  ses  propres 
dcpens,  cet  avantage  ne  devait  pas  entrer  en  ligne  de  compte  vis-ä-vis 
de  la  France,  lorsqu'il  s'agissait  pour  eile  d'acquerir,  pour  ainsi  dire, 
par  un  seul  trait  de  plume  des  titats  aussi  considörables  que  l'e'taient  les 
Pays-Bas  entiers,  possöde's  par  S.  M.  l'Impdratrice ;  que  je  sentais,  au  reste^ 
tres  bien  que  l'expddient  proposö  serait  un  moyen  tres  propre  ä  ecarter 
et  prävenir  tout  plein  de  difficulte's  ä  craindre,  tant  pour  le  present  que 
pour  l'avenir,  mais  que  je  ne  doutais  pas  aussi  qu'on  ne  reconnüt  ici 
que  ce  seul  motif  ne  pourrait  pas  suffire  pour  ddterminer  8.  M.  ä  faire 
ä  la  France  une  cession  aussi  considörable  que  celle  qu'elle  demandait, 
si,  en  meme  temps,  eile  ne  trouvait  pas  d'un  autre  cöte"  un  dödomraage- 
ment  d'une  tonte  aussi  grande  importance.  Je  demandai  sur  cela  quels 
ötaient  les  objets  qui  constitueraient  ce  de'dommagement. 


1)  Vgl.  S.  346  Anm.  4. 


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348  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  »L'abbö  de  Bernis  me  repondit  quo  ce  seraient  la  Sil&ie,  le  comte 

Iai  13  de  Glatz,  les  duchds  de  Parme,  de  Plaisance  et  de  GuaaUllo  et  de  l'argent 
comptant,  c'est-ä-dire  qu'  ä  l'exception  de  ce  que  pourraient  importer 
les  trois  dache's  possödes  actuellement  par  1  Infant,  od  acheterait  la  totalitd 
des  Pays-Bas1}.  Je  repliquai  que  ce  morceau  pourrait  bien  £tre  un  peu 
eher  ä  vendro  ä  prix  comptant,  maia  l'abbö  repartit  encore  qne  Ton  ne 
vendait  pas  des  provinces  comme  le  marchand  vondait  du  drap,  que  les 
considdrations  politiques  devaient  entrer  en  ligne  de  compte,  et  que, 
celles-la  bien  posces,  nous  trouverions  que  la  Silösie  seule  nous  d£dom- 
magerait  abondammont  de  la  possession  des  Pays-Bas.  Nous  nous  arr£- 
tämes  encore  beaueoup  sur  cette  matiere.  Enfin  je  demandai  ä  l'abbö 
de  Bernis  de  coucher  sa  proposition  par  ecrit  et  de  me  mettre  en  dtat 
de  la  fairo  passer  au  plus  tot  ä  ma  cour,  parceque,  a'il  e*tait  VTai,  comme 
il  venait  de  me  le  dire  qu'ä  son  avis  il  fallait  en  venir  ä  la  cesaion 
enticre  des  Pays-Bas,  et  que,  sans  ce  point,  nous  ne  viendrions  jamais  ä 
bout  de  rien  conclure,  il  dtait  necessaire  que  ma  cour  en  fut  informde  au 
plus  tdt,  pour  qu'on  n'y  travaillat  pas  inutilement  sur  le  plan  proposd 
ci-devant2)  de  rechange  d'une  partie  des  Pays-Bas  seulement  qui,  d'apres 
ce  qu'il  venait  de  me  dire,  ne  pourrait  plus  avoir  Heu.  L'abbä  de  Bernis 
se  präta  ä  ma  demande  et  me  fit,  trois  jours  apres,  communication  de  la 
piece  ci-jointoa),  dont  j'ai  pris  copie  de  la  facon  aecoutumee4),  et  dont  le 
contenu  est  si  important  que  je  n'ai  pas  balance*  ä  prendre  le  parti  de 
depScher  tont  de  suito  nn  courrier  pour  la  faire  parvenir  k  V.  Exc. 

»Je  ne  snis  pas  dans  le  cas  d'oser  döcouvrir  ici  quel  est  mon  senti- 
ment  sur  l'importante  proposition  qu'on  nous  fait.  Tout  ce  que  je  prends 
la  libertö  de  dire,  est  que,  quel  que  soit  le  parti  que  8.  M.  juge  ä  propos 
de  prendre,  il  importait  toujours  infiniment  de  faire  [s'Jexpliquer  cette  cour 
aussi  precisement  qu'elle  vient  de  le  faire,  et  de  la  mettre  dans  le  cas, 
au  moyen  des  avantages  qu'elle  espere  d'obtenir,  de  ddsirer  elle-meme  une 
chose  qu'autrefois  nous  osions  k  peine  lui  proposer.  J'ai  eu  le  bonheur 
de  roussir  k  cet  egard  plus  tot  et  mieux  que  je  ne  m'y  e*tais  attendu,  et  je 
crois  qu'il  est  d'un  grand  avantage  pour  nous,  quelques  fortes  que  Ton 
ait  Heu  de  trouver  d'une  part  les  demandes  de  la  France,  et  quelques 
insuffisants  que  doivent  paraitre  de  l  autre  les  de'dommagementa  qu'elle 
nous  offre,  de  l'avoir  obligce  ä  parier  la  premicre  et  a  nous  demander  de 
son  propre  mouvement  une  chose  que  nous  n'aurions  peut-dtre  pas  balance* 
k  lui  offrir,  si  nous  avions  cru  pouvoir  par  la  la  faire  entrer  bien  sin- 
cerement  dans  nos  vues5).  II  est  naturel  que  Ton  cherche  ici  ä  profiter 
de  la  conjoneture  favorable,  qui  met  cette  cour  ä  portee  de  faire  un  coup 
aussi  grand  que  Pest  pour  eile  l'acquisition  de  tous  les  Pays-Bas;  mais 


1)  Vgl.  S.  247.  2)  Vgl.  Nr.  2  a.  S.  286  Anm.  4.  3)  Vgl.  Nr.  88  a. 
4)  Vgl.  v.  Arneth  IV,  553  Anm.  510.         5)  Vgl.  S.  280.  347.  Anm.  1. 


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1756  Mai  13. 


349 


il  est  naturel  aussi  que,  de  notre  cöte\  nous  tachions  ä  present  de  tirer  1756 
parti  du  desir  de  la  France  de  reussir  dans  un  point  de  vue  si  important,  Mai  1 
pour  chercher  k  obtenir,  a  notre  tonr,  tons  les  avantages  et  toutes  les 
suretäs  que  noua  puissions  desirer,  et  quil  est  possible  de  nous  flatter 
d'obtenir. 

»II  ne  s'agira  donc  que  de  combiner  nos  interGts  re*ciproques,  et  notre 
affaire  sera  bientöt  conclue.  Nous  rencontrerons  peut-€tre  encore  bien 
des  difficultds,  mais  je  n'en  vois  qu'une  qui  m'effraye;  los  autres  s'aplani- 
ront  avec  moins  de  peine.  Cette  difficulte*  consiste  dans  feloignement 
qu'on  a  fait  paraftre  ici  depuis  le  commencement  de  la  negociation,  et 
qui,  malgre*  le  changement  de  Systeme,  continue,  neanmoins,  encore  de  con- 
sentir  ä  un  tel  affaiblissement  de  la  puissance  du  roi  de  Prusse  que  co 
Prince  soit  mis,  par  la  pacification  qui  suivra  la  guerre  que  nous  möditons 
contre  lui,  absolument  hors  d'Ctat  de  nous  inquiöter  davantage  et  de 
troubler  en  aucune  facon  la  paix  et  la  tranquillite"  publique Cet  eloigne- 
ment  me  parait,  je  l'avoue,  tres  snspect,  et  j'ai  cru  qu'aux  termes  oü 
nous  en  sommes  aujourd'hui,  il  e*tait  de  necessitö  absolue  de  le  combattre 
ouvertement.  quand  ce  ne  serait  que  pour  en  mieux  connaitre  le  motif  et 
l'ttendue. 

»J'ai  declare'  ä  cet  effet  sans  de"tour  ä  l'abbö  de  Bernis  qu'outre  le 
besoin  indispensable  que  nons  aurions  d'une  troisieme  arme'e  pour  faire 
diversion  k  l'attaque  de  la  Rnssie  et  k  la  notre,  et  l'impossibilite"  dont  il 
e*tait  d'engager  les  puissances  qui  auraient  k  fournir  cette  troisieme  arme'e, 
k  se  pr£ter  k  nos  vues,  si  on  ne  leur  offrait  l'appät  de  quelque  conqu€te 
k  faire  aux  depens  du  roi  de  Prusse,  il  y  avait  encore  un  second  motif 
tout  aussi  puissant  pour  nous  faire  de'sirer  le  concours  d'autres  puissances 
et  nommement  des  cours  de  Saxe  et  Palatino  ä  notre  grand  projet,  savoir 
la  diminution  qui  en  resulterait  de  la  puissance  du  roi  de  Prusse,  sans 
lequel  point  nous  croirions  toujours  n'avoir  fait  qu'un  ouvrage  k  demi  et 
resterions  dans  le  cas  d'avoir  encore,  apres  la  guerre  finie  et  la  Silesie 
reconquise,  non  seulement  tout  ä  craindre  de  la  part  de  ce  Prince,  mais 
meine  sujet  de  nous  mdfier  de  la  France,  notre  alliäe,  elle-mßme2).  J'ai 
cru  devoir  m'expliqaer  sur  ce  point  important  avec  toute  la  francbise  et 
la  fermetä  que  la  räpugnance  qu'on  nous  fait  apercevoir  ici  pour  entrer 
a  cet  egard  dans  nos  vues,  m'a  paru  exiger,  et  je  n'ai  pas  fait  diföculte* 
de  döclarer  tout  naturellement  k  Tabbd  de  Bernis  que,  si  Ton  faisait  k  raa 
cour  quelque  cas,  de  mon  faible  avis,  on  ne  compterait  certainement  jamais 
entierement  sur  Talliance  de  la  France,  tant  que,  bien  loin  de  trouver  en 
eile  de  l'opposition  au  dessein  que  nous  avions  de  mettre  le  roi  de  Prusse 
hors  d'^tat  de  troubler  la  paix  k  favenir,  nous  ne  la  verrions  pas  con- 


1)  Vgl.  S.  346  Anm.  1.         2)  Vgl.  S.  274.  262  f. 


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350  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

n 5G  courir  et  contribuer  elle-m6me,  en  tant  que  cela  dependrait  d'elle,  ä  la 
Ial  13  röuasite  et  ä  rentiere  execution  de  ce  desaein. 

»Lea  motife  Bor  lesqnels  l'abbe"  de  Bernis  fonde  sa  reaiBtance,  sont1): 

1°  »qu'il  n'e*tait  paa  juate  de  vonloir  priver  le  roi  de  Prasae  des 
fitats  qu'il  poase*dait  legitimement,  et  sur  lesquels  pcraonne  n'avait  nul 
droit  ni  protection; 

2°  »qu'il  Itait  de  l'interät  de  notre  alliance  de  ne  point  afficher  nn 
air  de  violence,  mais  de  faire  connaftre  au  contraire  ä  toute  l'Europe  que 
noua  n'agissiona  que  par  motifs  de  justice,  et  non  d'apres  des  sentiments 
do  haine  et  de  vengeance  particuliere,  qui  ponrraient  nous  mener  plus 
loin  que  cela  ne  convenait; 

3°  »que  la  perte  de  la  Sildsie  seulement  et  la  guerre  que  le  roi  de 
Prasse  allait  avoir  k  soutenir,  suffiraient  pour  £puiser  sea  forcea  au  point 
qu'il  ne  aerait  paa  de  longtempa  en  titat  de  rien  entroprendre ;  et  cnfin 

4°  »que  1' alliance  de  la  France  devait,  au  surplus,  nous  tranquilliaer 
entierement  ä  cet  egard  et  ne  nous  plua  laisaer  aucune  inquie*tude. 

»V.  Exc.  aent  bien  le  peu  de  poids  de  cea  raisonnements,  auaai  est- 
ce-la,  je  l'avouerai,  ce  qui  me  rend  loa  intentiona  de  cette  cour  un  peu 
suapectea. 

»Comme  noua  avona  beaucoup  raisonne*  sur  cette  maticre,  l'abbe*  de 
Bernia  et  mßme  M.  Rouille*  en  sont  enfin  venus  au  point  de  me  dire  qu'il 
faudrait  au  moina  de'aigner  au  juste  les  puiasances  que  Ton  ferait  agir, 
voir  juaqu'  oü  ellea  ponrraient  porter  leurs  vuea,  examiner  lea  fondements 
des  pretentions  qu'elles  pourraient  formier,  et  decider,  en  un  mot,  juaqu  ä 
quel  point  on  voudrait  dcpouiller  le  roi  do  Prasse,  et  quels  aeraient  les 
fitata  qu'on  lui  laisserait.  Je  m'en  suis  tenu  lä  et  j'ai  dit  que  je  deman- 
derais  ä  ce  sujet  lea  ordrea  de  ma  cour.  G'est  en  effet  nn  des  points  aur 
lesquels  j'ai  le  plua  beaoin  d'inatructiona  preciaea  et  de*taill6ea.  .  .  . 

»On  insiste  fort  aur  ce  que  les  placea  de  aftrete*2)  que  nou8  avona  ä 
donner  ä  la  France,  soient  choisiea  par  präfärence  parmi  lea  villes  ma- 
ritimes du  comte*  de  Flandre.  J'ai  oppo8e"  plusieura  foi8  que  cela  serait 
contraire  a  la  neutralite*,  mais  on  re*plique  toujours  que,  dea  quo  nous 
aurions  renonce*,  de  part  et  d'autre,  aux  alliancea  des  coura  de  Londres  et 
de  Berlin,  nous  n'auriona  plus  de  m^nagements  a  garder.  Je  ne  aaia  si  on 
se  däsistera  de  cette  demande,  et  il  aera,  je  croia,  necessaire  que  je  sois 
instruit  pour  Tun  et  Tautre  dea  deux  cas  posaibles.  .  .  . 

»Je  ne  dois  pas  onblier  de  dire  que  l'abbä  de  Bernia  m'a  demande*  quel 
aerait  le  motif  que  noua  ailegueriona  pour  jnatifier  notre  lever  do  bouclier 
contre  le  roi  de  Prasse?  J'ai  rcpondu  que  nous  en  aviona  cent  pour  nn,  et 
que  peut-ßtre,  lorsque  ce  Prince  aurait  connaissance  du  traite*  conclu  le  1 


1)  Vgl.  8.  247  f.         2)  Vgl.  S.  341. 


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1756  Mai  13. 


351 


de  ce  mois,  il  nous  en  fournirait  encore  davantage *).   Labbe  de  Bernis  m'a  1756 
dit  qu'il  serait,  näanmoins,  ä  propos  quo  Ton  so  concertat  des  ä  präsent  sur  ai 
ce  point.«  .  .  . 


88a.   Beilage  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  13.  Mai  1756.  Mai  1:1 

Versailles,  11.  Mai  1756. 

Nach  der  oigenh&ndigon  Urschrift  SUrhomborgs  anf  Grund  eines  DicUU  des  Abb*"  Bernis. 
Abgedruckt  bei  B«r,  M.  L  ö.  0.  XVII,  137  ff.  Vgl.  t.  Arnetb.  IV,  447  f.;  Beer,  UJI.  Ö.  0. 
IVO,  115  f. 

Frankreich  fordert  die  Abtretung  der  gesamten  Österreichischen  Niederlande. 

>Ajoute*  ä  la  derniere  reponse  du  Roi  T.  C.2)« 

»8.  M.  T.  G.  et  8.  M.  l'ImpEratrioe,  reine  de  Hongrie  et  de  Boheme,  en 
desirant  d'assurer  par  des  traite*s  l'union  et  la  parfaite  intelligence  heu- 
Tensement  Etablies  entre  elles,  ont  en  principalement  en  vue  de  se  prE- 
cautionner  contre  leurs  ennemis  et  de  prEvenir  tous  les  cas  qui  pourraient 
nn  jonr  allumer  nne  gnerre  generale,  soit  ä  la  mort  des  rois  d'Espagne 
et  de  Pologne,  soit  ä  l'occasion  des  limites  des  ßtats  respectifs  des  cours 
de  France  et  de  Vienne. 

»Le  Systeme  que  viennent  d'Etablir  LLdites  Ms.,  doit  6tre  un  jonr, 
s'il  est  bien  suivi,  le  plus  ferme  sontien  de  la  vraie  religion,  de  la  libertE 
germaniqne  et  du  repos  de  l'Europe  entiere. 

>Ce  grand  onvrage  n'a  pu  s'Elever,  et  il  ne  saurait  dEsormais  so 
perfectionner  ni  s'achever  que  par  la  confiance  pleine  et  entiere  des  deux 
cours.  C'est  pourquoi  8.  M.  T.  C.  croit  devoir  ajouter  a  sa  derniere 
reponse2)  des  e*claircissements  et  des  rEflexions. 

»La  tendresse  du  Roi  pour  ses  enfants  n'est  pas  l'unique  source  du 
dEsir  qu'il  a  de  procurer  un  Etablissement  plus  assurE  au  sErEnissime  in- 
fant  Don  Philippe. 

»La  crainte  qu'il  ne  s'Eleve  un  jour  des  disputes  fächeuses  entre 
les  deux  cours  par  rapport  aux  stipulations  du  dernier  traitE  d'Aix-la- 
Chapelle  qui  concernent  les  Etablissements  des  infants  d'Espagne  en  Italic3), 
est  le  motif  'qui  presse  le  plus  8.  M.  T.  C.  de  traiter  de  l'Echange  des 
ßtats  de  Panne,  Plaisance  et  Guastalle,  et  ce  sont  les  premieres  proposi- 
tions  faites  au  mois  de  septembre  par  8.  M.  1'ImpEratrice4),  qui  ont  donnE 
au  Roi  Tidee  de  choisir  de  prEfErence  une  portion  des  Pays-Bas  pour 
parvenir  audit  dchange. 

»L'offre  qui  fut  faite  en  memo  temps5)  de  remettre  entre  les  mains 
de  8.  M.  les  villes  d'Ostende  et  de  Nieuwport,  fixa  principalement  l'atten- 
tion  du  Roi  sur  la  cöte  maritime  des  Pays-Bas,  dans  la  vue  d'cn  tirer  des 
seeours  contre  la  cour  britannique,  qui  doit  Gtre  regardEe  aujourd'hui 


1)  Vgl.  S.  283  f.  2)  Vgl.  Nr.  82b.  3)  Vgl.  S.  151  f. 
4)  Vgl.  Nr.  2a.         5)  Vgl.  Nr.  14. 


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352  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Kriege». 

comme  la  seule  et  ve*ritable  ennemie  de  la  France.  Mais  comme  B.  M. 
l'Imperatrice,  en  explication  des  premieres  propositions  faites  au  mois  de 
septembre,  vient  de  s'ouvrir  entierement  sur  le  dessein  oü  eile  est  de 
recouvrer  la  Siltfaie  et  le  comt»'  de  Glatz,  et  que,  ponr  exe*cuter  ce  grand 
projet,  eile  a  besoin  du  concours  et  des  secours  de  8.  M.  T.  C,  il  a  paru 
neceaaaire  au  Roi  d'entrer  sur  cet  article  dans  un  plus  grand  detail,  afin 
de  donner  plus  d'activite'  ä  la  ne*gociation. 

1°.  »8.  M.  l'Imperatrice  ayant  cöde"  solennellement  la  Silewe  et  le 
comte  de  Glatz  au  roi  de  Prusse,  le  recouvrement  de  ces  provinces  doit 
etre  regarde  par  eile  comme  une  nouvelle  acquisition  et  nn  agrandissement 
reel  qui,  par  son  importance  et  sa  Situation,  ne  peut  6tro  mis  en  parallele 
avec  la  possession  des  Pays-Bas  dont  la  plus  grande  partie  du  domaine 
se  trouve  actuellement  aliänee. 

2°.  »II  ne  serait  ni  juste  ni  reciproque  que  le  Roi,  en  renoncant  ä 
l'alliance  de  la  cour  de  Berlin  et  procurant  ä  LL.  Ms.  Imps.  des  avantages 
präsents,  ne  retirät  lni-mgme  que  des  avantages  futurs  et  indirects  de  la 
renonciation  de  la  cour  de  Vienne  ä  l'alliance  de  TAngleterre. 

3°.  »Par  le  meme  principe  de  justice  et  de  röciprocite*,  il  paralt  in- 
dispensable que  les  places  qui  seront  confiees  au  Roi  pour  la  sürete*  des 
sommes  qu'il  sera  tenu  d'avancer,  et  des  interßts  desdites  sommes,  soient 
choisies  de  preTärence  parmi  les  villes  maritimes  du  comte  de  Flandre, 
afin  que  S.  M.  T.  C.  trouve  au  moins  dans  son  alliance  avec  8.  M.  llmpera- 
trice  une  partie  des  ressourcea  contre  les  Anglais  qu'elle  est  bien  aise  de 
procurer  ä  la  cour  de  Vienne  contre  les  puissances  dont  cette  cour  peut 
avoir  le  plus  ä  craindre. 

»Ainsi,  pour  prävenir  tous  les  differends  qui  ne  manqueraient  paa  de 
naitre  un  jour  au  sujet  de  Tächange  propose"  dans  les  Pays-Bas,  et  pour 
couper  d'un  seul  coup  la  racine  de  toutes  les  dissentions  qui  pourraient 
renverser  le  Systeme  d'union  etabli  entre  les  deux  cours,  il  parait  indis- 
pensable que  LLdites  Ms.  conviennent,  par  les  articles  preliminaires  du 
traite  secret  et  aux  conditions  proposees,  d'une  cession  ou  vente  de  tous 
les  Pays-Bas  possddes  par  I'Impäratrice-Reine  et  de  tous  les  territoirea 
sur  lesquels  il  y  a  ou  peut  y  avoir  contestation  entre  LLdites  Ms. 

»Le  seul  räglement  des  limites  de  la  portion  des  Pays-Bas  qu'on 
echangerait  avec  les  trois  duches  possectgs  par  l'Infant,  serait  sujet  ä  des 
longueurs  et  ä  des  difficult^s  auxquelles  les  deux  cours  ont  un  interSt 
egal  de  ne  point  s'expoaer.  L'amitie'  sincere  qui  les  lie,  et  la  haine  poli- 
tique  qui  les  e*claire,  exigent  egalement  qu'elles  s'arrangent  sur  de  granda 
objeta,  et  qu'elles  ne  laiasent  subsister  dans  leurs  anangcments  aucune 
Opposition  d'interets  ni  aucun  germe  de  diviaion. 

»Le  recouvrement  de  la  Silesie  est  un  objet  si  capital  pour  8.  M. 
l'Impäratrice  qu'elle  ne  doit  pas  balancer  ä  cäder  an  Roi  a  des  conditions 
raisonnables  et  acceptables  la  totalite*  des  Pays-Bas.    C'est  par  ce  seul 


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1756  Mai  13. 


353 


arrangement  que  les  deux  coars  parviendront  ä  egaliser  les  avantages  t6-  1756 
ciproques  qn'elles  ont  raison  d'attendre,  et  qu'elles  doivent  retirer  de  leur  *^a"  * 
union  intime  et  de  l'etablissement  d'an  nouveau  Systeme  politique. 

>Pour  cet  effet  S.  M.  l'Impäratrice  ne  saurait  trop  töt  remettre  an 
Roi  l'e*tat  des  sommes  qn'elle  compte  re'pe'ter  annnellement  par  la  cession 
des  Pays-Bas  et  dn  produit  et  des  charges  desdits  domaiues.  8.  M. 
rimpe*ratriee  fera  ensnite  l'usage  qui  lui  conviendra  desdites  sommes,  et 
S.  M.  T.  C.  se  chargera  de  procurer  de  l'aveu  des  conrs  de  Madrid,  de 
Naples  et  de  Parme  un  Etablissement  convenable  et  un  juste  dedommage- 
ment  au  se*r6nissime  Infant  ponr  les  Etats  qu'il  poäsede  en  Italic,  lesquels 
seraient  ce'de's  a  8.  M.  Tlmperatrice  et  entreraicnt  ponr  leur  valeur  dans 
lo  prix  de  la  vente  ou  cession  des  Pays-Bas,  bien  entendu  que,  ponr  la 
sürete*  des  sommes  convennes,  il  serait  remis  des  places  a  8.  M.  T.  C.  et 
par  preTerence  des  places  maritimes,  et  bien  entendu  aussi  que  la  valeur 
desdites  places  serait  une  sürete*  süffisante  de  la  valeur  des  sommes  con- 
vennes et  des  inte*r6ts  desdites  sommes. 

»S.  M.  T.  C,  n'£tant  räellement  assistäe  par  aucune  puissance  dans 
la  guerre  präsente  avec  l'Angleterre,  est  obligee  ä  de  grands  fraix,  tant 
ponr  1  entretien  des  armles  qu'elle  emploie  ä  la  defense  des  cötes  de  son 
royaume  et  de  ses  possessions  dans  le  nouveau  monde,  que  ponr  la  re*- 
paration  et  l'augmentation  de  sa  marine. 

»Le  Roi  espere  donc  que  S.  M.  l'Impäratrice  ne  lui  proposera  dans  la 
rödaction  des  articles  prdliminaires  du  traite*  secret  que  des  conditions 
compatibles  avec  la  de*pense  de  la  prdsente  guerre,  sans  quoi,  malgre*  le 
de*sir  sincere  que  8.  M.  T.  C.  aura  toujours  de  se  prßter  aux  de*sirs  de  la 
cour  de  Vienne,  il  ne  lui  serait  pas  possible  de  sacrifier  ä  des  vues  de 
simple  convenance  ce  que  sa  gloire  oxige  d'elle,  et  ce  que  son  amour 
patcrnel  pour  ses  peuples  lui  prescrit  dans  des  circonstances  oü  eile  reyoit 
tant  de  preuves  de  leur  zele,  et  dans  un  temps  oü  Sadite  M.  a  de  si  justes 
motifs  de  soulager  leurs  besoins1).«  .  .  . 


88b.   Starhemberg  an  Kaunitz.    Paris,  13.  Mai  175G.  Mai  13 

P.  S.  2.  Nacb  der  eigenb&ndigen  Urschrift.  Gedruckt  bei  Beer, M,  I.  Ö.  G.  XVII,  1 30.  Vgl.  ebendort  S.  1 1G. 

»J'ai  eu,  depuis  que  ma  dcpßche  est  acheve'e,  encore  une  longue 
conversation  avec  l'abbe*  de  Bernis,  qui  m'a  parle*  beaueoup  plus  favo- 
rablement  que  la  derniere  fois2)  sur  le  point  du  plus  grand  affaiblissement 
de  la  puissance  du  roi  de  Prusse.  II  m'a  meme  dit  qu'il  connaissait  tres 
bien  qu'il  e*tait  de  notre  intäret  d'insistor  sur  cc  point,  et  qu'il  se  mettait 
a  cet  e*gard  entierement  k  notre  place,  mais  qu'il  ne  s'agissait  que  de  lui 
donner  des  moyens  de  faire  entrer  le  Roi  et  les  ministres  dans  nos  idees, 

1}  Vgl.  Nr.  82  b.  2  Vgl.  »S.  349  f. 

Acten  zur  Vorgoschichte  dos  Tjäbrigen  Krieges.  23 

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354  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

175G    et  qn'il  6tait,  a  cet  effet,  de  neeessite'  indispensable  que  nons  nons  expli- 
fai  13  casaiona  pnScise'ment  snr  cet  article  et  fissions  connaitre  quel  serait  le 
partage  que  nous  pourrions  faire  des  provincea  quon  enleverait  au  roi 
de  Prusse,  de  quel  pretexte  on  se  servirait  pour  justifier  ce  depouillement, 
et  quelle  serait  la  portion  de  aea  Etats  qn'on  lui  laiaaerait1).« 


Mai  Vi       88  c.   Starhemberg  an  Kaunitz.   Paria,  13.  Mai  1756. 

P.  S.  S.    Nach  der  eigenhändigen  Urschrift.    Abgedruckt  bei  v.  Arneth  IV,  WS«  Anm.  5SS. 
Vgl.  Ranke,  203;  Koser  1,5"»!»;  Waddington,  Renvergcmcnt  341. 

»Je  croia  qn'il  serait  trea  ä  propos  que  V.  Exc.  voulüt  bion  dans  la 
Premiere  lettre  qu'Elle  me  fera  l'honneur  de  m'ecrire,  inserer  quelques 
lignes  ostensibles  ä  Mde.  de  Pompadour.  C'est  ä  present  le  moment  oü 
noua  avons  plus  que  jamais  besoin  d'elle,  et  je  serais  fort  aiae  qu'outre  les 
compliinenta  peraonnela  de  V.  Exc,  il  y  eüt  auasi  quelque  eboae  qui 
marquät  la  reconnaiaaance  et  la  consideration  de  la  cour  et  du  miniatere 
pour  eile.  II  est  certain  que  c'est  ä  eile  que  noua  devons  tont,  et  que 
c'eat  d'elle  que  noua  de  von  a  tont  attendre  pour  l'avenir.  Elle  veut  qu'on 
l'estime,  et  eile  le  merite  en  effet.  Je  la  verrai  plus  aouvent  et  plus 
particulierement,  lorsque  notre  alliance  ne  sera  plus  un  mystere,  et  je 
voudrais  avoir  pour  co  temps-lä  des  choses  ä  lui  dire  qui  la  flattassent 
per8onnellement 2  .  < 

Mai  15        89.   Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  15.  Mai  175G. 

Nach  dem  Beinconcept. 

Merkt  für  diesmal  nur  so  viel  an,  »daaa  den  10.  dieses  auch  ein 
Courier  von  Paria  hier  angekommen3)  und  zwar  vergnügliche,  jedoch  noch 
keine  8olche  Nachrichten  mitgebracht  habe,  wie  wir  zu  erhalten  wtlnacheten, 
aia  welches  noch  einigo  Zeit  zu  erforderen  scheinet,  und  wird  dahero 
nächster  Tägen  noch  ein  Courier  nach  Paria  abgehen.«  .  .  . 


Mails        90.    Esterhasy  an  Kaunitz.  Petersburg,  1 8.  Mai  1756.  Praes.  2.  Juni 
1756. 

Nach  der  Urschrift.   Vgl.  Bank«  104. 

Berichlei  über  eine  für  Österreich  nützliche  Änderung  det  russischen  Regierungssystems 

und  seine  Stellung  zu  den  Kanzlern. 

>Es  ist  Ew.  Exc.  annoch  .  .  .  erinnerlich,  was  ich  in  der  enteren  Zeit 
meines  Hieraeins  für  dringende  Ursachen  gehabt  habe,  mich  Uber  ein  un- 
vergnflglich-  und  harten  Stand  hauptsächlich  darum  zu  beklagen,  weil  ich 

1)  Vgl.  S.  350  f. 

2)  Kaunitz  entsprach  diesem  Wunsche  am  9.  Juni  1756  durch  das  bei  v.  Arneth 
IV,  556  Anin.  553  abgedruckte  Schreiben.         3)  Vgl.  Kr.  82. 


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1750  Mai  13  —  Mai  18. 


355 


mir  andarch  die  Fürschreitung  in  auf  habenden  Pflichten  und  die  mir  meist  1756 
am  Ilerae  liegende  Betreibung  des  allerhöchsten  Dienstes  nothwendig  ver-  Mai  1 
schlössen  sehen  musste.  Und  es  werden  auch  Hochdieselbe  .  .  .  einzu- 
sehen beliebet  haben,  was  eigentlich  mir  diesen  Stein  des  Anstosses  unter 
die  Füsse  geleget  habe,  und  aus  was  vor  einer  Quelle  die  saumselige 
Vonstattengehung  der  Geschäften  ihren  eigentlichen  Ursprung  herleite1). 
Nun  werden  aber  Ew.  Exc.  mittlerweile  immer  mehr  aus  meinen  .  .  . 
Berichten  zu  entnehmen  geruhet  haben,  dass  ich  durch  meinen  ununter- 
brochenen Eifer  und  Verwendung  auch  immer  mehr  durchgedrungen, 
nachdem  ich  mit  meinem,  nach  der  strengsten  Unverfänglichkeit  ausgemes- 
senen Betrag  die  so  fest  gehaftete  Abneigung  eines  Theils  verdiiget  und 
andern  Theils  die  von  mir  so  nachdrücklich  angezeigte  Grundttbeln1)  Wurzi 
vor  Wurzl  zu  heben  getrachtet  und  auch  meistens  zu  bewürken  das  Glück 
gehabt  habe.  Andurch  befinde  ich  mich  dermalen  in  Ansehung  der 
Affairen  in  dem  vergnüglichsten  und  einen  solchen  Stande  versetzet,  daas 
mir  zu  wesentlicher  Betreibung  jedes  Auftrags  alle  Pforten  offen  stehen, 
mich  benebst  mit  vieler  Wahrscheinlichkeit  des  erwünschten  Befolgs  ver- 
sehen könne. 

'Wann  ich  in  die  Anzeigung  aller  derjenigen  persönlichen  Vortheilen 
und  Gnadenbezeugungen  abgehen  mögte,  derer  ich  von  der  russischen 
Kaiserin  M.  gewürdiget  werde,  ohne  die  Schranken  einer  gewissen  An- 
ständigkeit zu  überschreiteu,  so  dörfte  andurch  meiner  8ache  ein  nicht 
geringes  Gewicht  zuwachsen.  Damit  aber  dannoch  die  Wahrheit  meiner 
vorig-  und  jetzigen  .  .  .  Anzeigungen  zu  ferners  nützlich  hohen  Einsicht 
bewähret  werden,  so  habe  mich  verbunden  und  zugleich  nöthig  erachtet, 
das,  was  dahin  einschlägt,  in  Kürze  zu  berühren. 

»Ew.  Exc.  haben  selbst  ...  zu  erkennen  zu  geben  geruhet,  wie  sehr 
es  nothwondig  und  zu  wünschen  wäre,  dass  die  Geschäfte  mit  behöriger 
Geschwindigkeit,  Ordnung  und  Nachdruck  .  .  .  geführet  werden  mögten, 
und  dass  dem  allerhöchsten  Dienst  etwas  sehr  grosses  beikommen  würde, 
wann  bei  dem  hiesigen  Hofe  ein  engerer  und  würksamerer  Einfluss  fest- 
gestellt werden  könnte2).  Dem  zu  gehorsamster  Folge  habe  ich  alles, 
was  selbem  im  Wege  gestanden,  mit  Grund  und  reiner  Wahrheit  nebst  dem 
.  .  .  angezeuget,  dass  bei  Fortdaurung  der  damaligen  Verfassung,  und 
insolang  denen  obwaltenden  Radicalübeln  nicht  gesteueret  wird,  wohl 
schwerlich  eine  vergnüglichere  Gestalt  mit  Fug  angehoffet  werden  dörfe3). 
Die  facta  sprechen  diesen  meinen  Muthmaassungen  das  Wort,  und  nimmer- 
mehr würden  die  Sachen  eine  solche  Gestalt,  als  sie  würklich  überkommen, 
gewonnen  haben,  wann  ich  mich  nicht  verwendet  hätte,  das  Haupt  selbst 
auf  die  Spur  ihres  wahren  Interesse  und  auf  die  dem  gemeinen  Besten 

1)  Vgl.  Nr.  47.  47  a  und  Beilage  Nr.  1.         2)  Vgl.  S.  226.  264. 
3)  Vgl.  Nr.  47.  47  a. 

23* 


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356  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  zu  widerstreitende  saumselige  und  nachtheilige  Zuwerkgehung  in  den  Geschäf- 
'tt*  ^  ten  zu  führen  und  darwider  Vermittelung  zu  erwttrken.  .  .  . 

'Der  russischen  Kaiserin  M.  sind  von  meinem  personnel  attachement 
vollkommen  Uberzeiget,  und  ich  habe  die  kräftigste  Proben  ihres  gnädigsten 
Vertrauens  dargegen  zu  überkommen  das  grosse  Glück  gehabt1).  Beedes 
aber  hat  den  gedeihlichen  Erfolg  hergebracht,  dass  meine  angewandte  Be- 
mühungen, nugedachter  Majestät  ihr  echtes  Interesse  überzeugend  und 
hervorleuchtend  vorzulegen,  nicht  nur  nicht  fruchtlos  geblieben,  sondern 
auch  das  gefruchtet,  dass  Höcbstdieselben  meinen  herzlich-  und  wohlge- 
meinten Vorschlag  zu  Beförderung  des  gemeinen  Bestens  ungesäumt  und 
mit  mehrerem  Eifer,  als  es  wohl  zn  hoffen  stunde,  zu  begnehmigen  und  in 
Befolg  zu  setzen  geruhet  haben2). 

»Aus  der  Festsetzung  eines  aus  denen  Chefs  von  den  allwegs  ein- 
schlagenden Hofstellen  formirten  Conscils  nun  ist  der  unschätzbare  .  .  . 
Werth  entsprossen,  dass  dermalen  die  Geschäfto  mit  einer  solchen  Ge- 
schwindigkeit und  Eifer  unter  den  Augen  der  Souveraine  selbst  fortgesetzet 
werden,  als  es  hier  wohl  jemals  geschehen  ist.  Da  nun  nicht  mehr 
zweifelhaft  gewesen,  dass  des  Grosskanzlers  Credit  den  niedrigsten  periodum 
erreicht  habe 3),  und  folglich  dessen  einseitig-,  auch  allenfalls  bester  Wille 
eben  darum  nichts  sonderliches,  noch  weniger  aber  etwas  wichtiges  in  die 
erforderliche  Kraft  zu  leiten  vermögend  war,  jetzt  aber  alles,  was  in  dem 
ausländischen  collegio  von  Zeit  zu  Zeit  in  die  gemeinsame  Deliberation 
uothwendig  einschlagend  befunden  und  nicht  etwa  durch  besonderen  Befehl 
darvon  ausgenommen  wird,  dem  Conseil  ungesäumt  pro  substrato  unterleget 
und  das  darüber  abgefasste  protocollum  der  russischen  Kaiserin  zur  Ent- 
scheidung eingereichet  werden  muss,  so  erhöllet  von  Selbsten,  was  in 
Erwägung  der  vorhiimig  langwierig-  und  mit  lauter  Nebenabsichten  verfloch- 
tenen Benehmungen  für  ein  grosser  Fürschritt  in  allen  Bachen  gewonnen 
worden.  Da  auch  noch  über  das  die  Frau4)  sich  angelegen  sein  lässt,  wider 
vorige  Gewohnheit  oft  und  vieles  [von]  [Affairen  zu  sprechen,  so  scheinet, 
dass  Höchstdieselbo  sich  zu  prßtiren  eben  nicht  so  abgeneigt  sein  möge, 
als  man  es  gerne  hat  glauben  machen  wollen5).  Wohl  aber  zeiget  sich, 
dass  man  mit  Willen  die  ihr  unangenehme  Vertagungsart  zn  unterhalten, 
das  erfolgte  e*loignement  zu  stärken  und  die  eigenmächtige  Verwaltung  zu 
beförderen  gosuchet  habe,  gleichwie  es  der  Kaiserin  gegen  mich  gemachte 
Äusserung0)  selbst  klar  bestätiget. 

»Höchstgedachte  I.  M.  besitzen  eine  so  erlauchte  Einsicht  und  so  un- 
gemeine Gäben,  dass  nichts  mehr  zu  wünschen  stehet,  als  dass  Dieselben 
in  den  jetzt  eingeschlagenen  veränderten  Verfassungen  beharren  mögen; 


1)  Vgl.  S.  315  ff.  324. 
4  Die  Zarin  Elisabeth. 
6)  Vgl.  S.  239.  2-10. 


2)  Vgl.  Nr.  58.         3)  Vgl.  S.  32G. 
5)  Vgl.  Brückner  312  f.  und  Beilage  Nr.  2. 


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1756  Hai  18. 


357 


weilen  I.  M.  nun  dadurch  der  filus  der  Anairen  immer  mehr  einkleben  1*56 
wird,  so  ist  auch  nicht  ohne  Grund  zn  hoffen,  dass  Höchstdieselbe  zugleich 
die  Neigung  zu  einer  so  wesentlichen  Function  der  Herrschaft  einsaugen 
und  beibehalten  werden.  Hiervon  rühret  abermal  ein  grosses  Stück  ab, 
welches  darinne  bestehet,  dass  in  einem  Lande,  wo  jeder  mit  so  vieler 
Fürsicht  gehet,  um  nicht  etwas  einseitig  sich  auf  die  Schultern  zu  bürden, 
die  gute  und  wohlgesinnte  Einleitung  derer  Kanzlern  ebenfalls  freie  Hände 
gewinnet,  das  gemeine  Beste  mit  Eifer  und  Sicherheit  des  geraden  Wegs 
durchzusetzen,  die  ungesäumte  Beipflichtung  der  Souveraine  einzuholen 
und  dann  auch  selbe  in  benöthigtem  Falle  vor  denen  insgesamte  zugegenen 
Chefs  ohne  vormals  unumgängliche  Weitläufigkeit  exequiren  zu  machen.« 
Selbst  der  Grosskanzler  habe  ihm  seine  volle  Zufriedenheit  über  die  neue 
Einrichtung  ausgesprochen. 

Nach  der  Abreise  Funckes1),  des  gefährlichen  Rathgebers  Bcstushews, 
wetteiferten  beide  Kanzler,  ihm,  Esterbasy,  ihr  Vertrauen  zu  bezeugen, 
alles  sofort  mitzutheilen  und  nichts  ohne  seine  Zuziehung  zu  thun.  Der 
Grosskanzler  ist  >mit  mir  in  die  grösste  und  solche  Vertraulichkeit  ge- 
tretten,  dass  sicher  Niemand  im  ganzen  Reiche  ist,  mit  dem  er  eine  solche 
Sprache  als  mit  mir  führen  kann3].«  Esterhasy  habe  also  jetzt  die  er- 
wünschte Gelegenheit  in  der  Hand. 

>  Ausser  deme,  dass  ich  mit  beiden  Kanzlern  in  so  enger  Einver- 
ständnüss  lebe,  so  ergiebt  sich  noch  zu  Bedeckung  meiner  hauptsächlich 
intimen  und  nützlichen  liaison  mit  dem  Vicekanzler3),  dass  der  Gross- 
kanzler, welcher  endlich  von  der  Reinigkeit  meiner  Handlungen  nnd  guten 
Gebranch  des  erworbenen  Credits  überzeiget  ist,  mir  selbst  den  Deck- 
mantel dadurch  in  die  Hände  giebt,  dass  er  bei  jeder  Gelegenheit  in  mich 
dringet,  den  Vicekanzler  über  ein  so  anders  zu  belehren  und  allenfalls 
zu  rectificiren.  Dieses  letzteren  Betrag  fahret  noch  immer  fort  der  beste 
zu  sein3),  und  nur  kürzlich  habe  ich  dar  (Iber  ein  ganz  besonderes  Merk- 
mal bei  der  Gelegenheit  empfangen,  da  ich  selbem  den  Vorschlag  gethan, 
ob  er  nicht  thunlich  findete,  der  russischen  Kaiserin  goütiren  zu  machen, 
dass  ich  in  dem  Falle,  wann  mir  von  Seiten  meines  Hofs  oder  sonst  etwas 
wichtiges  zukommete,  was  die  unverzügliche  Kanntnüssnehmung  I.  M.  mit 
sich  brächte,  ich  zu  Gewinnung  der  Zeit  und  Entweichung  aller  Saumnüss 
mich  darüber  mit  dem  Iwan  Iwanowitsch  Schuwalow  besprechen,  dieser 
aber  mein  Anliegen  der  russischen  Kaiserin  unterlegen  und  sodann  selber 
mir  die  höchste  Gesinnung  dargegen  unmittelbar  wissen  lassen  könne. 
Nicht  nur  hat  er  sich  diesem  meinem  Antrag  ohne  Bezeigung  der  aller- 
geringsten Eifersucht  willig  gefüget*),  sondern  eB  ist  mir  von  ihm  gleich 


1)  Vgl.  Nr.  57.         2)  Vgl.  Nr.  86.         3)  Vgl.  S.  325. 
4)  Nach  Bericht  Esterhasys  vom  11.  Mai  1756  hat  Woronzow  auch  dem 
Grosekanzlor  diesen  Antrag  >von  weitem«  mitgetheilt.  Bostushew  hatte  den  Bot- 


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1 


358  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  de»  siebenjährigen  Krieges. 

1756  des  and  ein  Tags  die  erfreuliche  Nachricht  mitgetheilet  worden,  dass  mein 
18  Vorschlag  der  russischen  Kaiserin  allerdings  wohlgefällig,  dem  Grafen 
Schuwalow  aber  besonders  flatteur  gewesen  seie.  Wie  dann  auch  ernannter 
Kammerherr  bei  erster  Gelegenheit  sich  gegen  mich  in  den  bündigsten 
Danksagungen  der  vor  ihm  tragenden  Hochachtung  und  guten  Opinion 
halber  entschüttet  und  bestätiget  hat,  wie  er  nichts  mehr  wünsche,  als  in 
dem  Werke  zeigen  zu  können,  wie  sehr  ihm  die  vor  meinem  Hofe  tra- 
gende Ehrforcht  und  Ergebenheit  zu  bekräftigen  am  Herzen  liege,  hinzu- 
fügende, dass  os  ihm  um  so  leichter  sein  werde,  seine  diesfällige  Absichten 
zu  erreichen,  als  seine  Frau f)  ohnehin  ihre  und  dos  Wienerischen  höchsten 
Hofos  Interesse  unzertrennlich  vereiniget  ansieht,  benebst  von  mir  und 
meiner  droiturc  eine  ganz  besonders  gute  Meinung  hege,  und  könnten  sich 
wenige  schmeicheln,  mit  der  russischen  Kaiserin  selbst  Affairen  abgehandelt 
und  Hochdieselbe  [auf]  die  an  die  Hand  gegebene  Ideen  so  willfährig  ein- 
gehen gemacht  zu  haben,  gleichwie  die  Festsetzung  der  dermaligen  Hofcon- 
ferenz  eine  deren  mit  ist,  die  meinen  Vorschlag  allein  zum  Grund  hat.  Bitte 
sich  übrigens  aus,  mit  ihm  und  seinen  wenigen  Dienston  in  jedem  Falle 
ohne  Kucksicht  zu  disponiren,  zugleich  aber  auch  auf  seine  willige  Bereit- 
schaft zu  zählen.  .  .  . 

»Der  Olsuwiew  ist  ein  wichtig-  und  geschicktes  Werkzeug,  hier  viel 
gutes  und  nützliches  durch  selben  zu  befördern.  Ich  habe  auch  nicht 
geringe  Ursach,  mich  über  dessen  wohlmeinende  und  werkthätige  Dienste 
zu  beloben  2].  Und  er  wird  in  künftigen  Zeiten  noch  weit  mehrere  Gelegen- 
heit überkommen,  und  gewichtige  Proben  seiner  Gedenkensart  am  Tag  zu 
legen.  Und  da  auch  dieser  mit  der  vollkommensten  Aufrichtigkeit  und 
Ergebenheit  mir  entgegengehet,  so  werde  ich  den  Vortheil  dadurch  erlangen, 
davon  oinen  sehr  erspriesslichen  Gebrauch  machen  zu  können.«  .  .  . 


Mai  19        91.    Esterhasy  an  Kaunitz.  Petersburg,  19.  Mai  1756.  Praes.  2.  Juni 
1756. 

Nach  der  Urschrift   Vgl.  Naudd,  Beitrage  I, 

Fortdauer  der  günstigen  Stimmung  in  Rutsland. 

Man  habe  ohne  Wissen  des  Williams  dem  Knees  Golyzin  die  dccla- 
ration  secretissimo  zur  Rückgabe  an  das  englische  Ministerium  übersandt 
und  gedenke  Williams  erst  in  8  Tagen  hiervon  zu  verständigen,  da  man 
Zeit  gewinnen  wolle,  bis  die  österreichische  >Finalantwort*  über  die  mit 
Frankreich  eingeleitete  Verhandlung  eingetroffen  sei1).  Um  allen  Kriegsge- 
schafter dazu  noch  animirt,  »sagende,  dass  freilich  gut  soi,  wenn  ich  diesen 
jungen  Menschen  von  seiner  Gesinnung  vor  Frankreich  abzubringen  und  zu  recti- 
ficiren  suchen  würde,  und  erzählte  mir,  dass  er  von  den  angefangenen  Conseils 
der  eigentliche  Urheber  seie,  und  was  dergleichen  ganz  ungegründete  Sachen 
mehr  waren.«         1)  Zarin  Elisabeth.         2)  Vgl.  S.  324.         3)  Vgl.  Nr.  83. 


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1756  M*i  18  —  Mai  19. 


359 


rttchten  vorzubeugen,  sei  ein  beruhigendes  Circularrescript')  an  die  diplo-  ^~.b^ 
matiseben  Vertreter  Russlands  im  Auslande  erlassen  worden. 

.  .  .  »Ansonsten  solle  den  Inhalt  aller  meiner  seit  dem  5.  April 
erstatteten  .  .  .  Berichten2)  in  Ansehung  des  grossen  Vorhabens  und  der 
hier  fortgehenden  besten  Dispositionen  und  Kriegsvorkehrungen  neuerdings 
boatättigen,  und  gleichwie  von  Ew.  Exc.  letzteren  .  .  .  vom  24.  April3)  bei 
dem  Grosskanzler  dahin  einen  Gebrauch  zu  machen  för  gut  bofunden,  dass 
man  die  schliessliche  Antwort  von  Frankreich  in  Wien  täglich  erwarte,  so 
ist  nicht  zu  beschreiben,  mit  was  grossem  Verlangen  man  solcher  entgegen 
sehe.  Und  obschon  die  Zustandsetz-  und  Fertighaltung  ihrer  Kriegsmacht 
zu  Land  und  zu  Wasser  ihnen  ganz  ausserordentliche  Unkosten  verur- 
sachet, so  hat  man  jedoch  wegen  oines  Vorschusses  ä  conto  der  im  vierten 
geheimen  Artikul  des  Allianztractats  vom  Jahre  1746  stipulirten  summa 
gegen  mich  nur  zur  Zeit  nicht  das  mindeste  erwähnet,  dahero  auch  ich 
ohngeachtet  der  .  .  .  Erlaubnuss,  darvon  zu  sprechen,  nicht  anfangen 
werde4).  .  .  . 

»Weilon  man  hei  Hof  die  Conseils  und  dann  auch  die  Kriegsveran- 
staltungen so  eiferig  continuiret,  als  ob  Kussland  die  Operationszeit  allschon 
festgesetzet  hätte ,  so  bat  auch  solches  hier  bei  den  fremden  ministris  ein 
Aufsehen  zu  erwecken  angefangen,  welche  also  mich  und  den  Grosskanzler 
hierüber  sondiret,  von  Seiten  beeder  aber  auf  eine  natürliche  und  unge- 
zwungene Art  zur  Antwort  erhalten,  dass  solche  Präparatorien  sich  lediglich 
auf  die  mit  England  geschlossene  Convention  referirens).  Allein  diese 
Auskunft  hat  ihn  nicht  zu  beruhigen  geschienen.«  


92.  Esterhasy  an  Maria  Theresia.  Petersburg,  19.  Mai  1756.  Praes.  Mai  19 
2.  Juni  1756. 

P.  S.  Nach  der  Uncfarift. 

»Habe  Ew.  K.  M.  .  .  .  Staatskanzlern  .  .  .  seit  dem  5.  April  die 
hiesige  beste  dispositiones  und  willige  Concurrenz  zur  Wiedereroberung 
Schlesiens  und  Glatz'  mit  dem  Beisatz  geziemend  bestätiget6),  dass  man  hier 
ohne  Unterlans  an  der  Zustandsetz-  und  Fertighaltung  der  Macht  zu  Land 
nnd  zu  Wasser  mit  solchem  Eifer  zu  arbeiten  fortfahre,  dass  man  noch 
in  diesem  Jahr  die  operationes  gegen  Preussen  anfangen  wolle 7).  Gleichwie 
man  mir  aber  die  puneta  zu  einer  Offensivbttndnuss  behändiget  uud  ich 
solche  unterm  22.  April  .  .  .  eingeschicket8),  so  ist  von  Ew.  K.  M.  man 
nunmehro  die  vollkommene  Antwort  und  Einwilligung  zu  den  hiesigen  Ge- 


ll D.  d.  27.  April  1756  st.  v.  2)  Vgl.  Nr.  65.  66.  73.  74.  77.  83.  86.  99. 

3)  Vgl.  Nr.  75.         4)  Vgl.  S.  323.         5)  Vgl.  S.  324. 
6)  Vgl.  Nr.  91.         7)  Vgl.  S.  324.         8)  Vgl.  Nr.  73  c. 


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360  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährige!!  Krieges. 

1756  danken  so  sehnlich  gewärtig als  die  französische  Finalentschliessung  nach 
Iai  19  Inhalt  des  unterm  3.  hnjus  von  Allerhöchstdero  Hof-  und  Staatskanzlern 
Grafen  von  Kaunitz  per  staffettam  an  mich  erlassenen  Schreibens2)  noch 
in  der  nämlichen  Wochen  in  Wien  bat  eintreffen  sollen.  Man  ist  hier  der 
gänzlichen  Zuversicht,  dass  Ew.  K.  M.  Sich  den  hiesigen  Gedanken  und 
Absichten  ohnbedenklich  werden  fögen  wollen,  und  da  gegen  den  8.  oder 
9.  dieses  die  zwei  Expressen3)  von  hier  in  Wien  anlangen  können,  so  hoffet 
und  wünschet  man,  dass  Allerhöchstdieselbe  in  dem  Offensivbttndouss-Auf- 
satz  Sich  zu  äusseren  und  mich  mit  der  erforderlichen  Vollmacht  ...  zu 
versehen  geruhen  werden,  dass  man  solches  hier  ohne  Rückfrag  sogleich 
schliessen,  mithin  beede  Theile  die  operationes  gleich  nach  der  Ratifications- 
auswechselung  anfangen  könnten,  gestalten  vieles  daran  gelegen  wäre, 
dass  dem  König  in  Preussen  hierunter  keine  Zeit  gelassen  werde,  worzu 
noch  weiters  kommet,  dass  man  sich  dem  hiesigen  guten  Willen,  sobald 
möglich,  zu  profitiren  suchen  müsste.«  .  .  . 

Auf  der  gestrigen  Cour  habe  der  Senator  Peterruck  zu  ihm  geäussert, 
dass  man  nunmehr  auch  von  den  Russen  bald  etwas  hören  werde,  da 
80 — 90  000  Mann  bereits  in  drei  Wochen  mit  ihren  Operationen  beginnen 
könnten.  Man  müsse  im  Grunde  dem  Könige  von  England  Dank  wissen, 
»dass  er  durch  seinen  Tractat  mit  dem  Könige  in  Preusson  hierzu  einen 
gegründeten  Anlass  gegeben  hat.«  Alsdann  habe  ihm  der  Senator  Schuwa- 
low  ein  (Kompliment  darüber  gemacht,  dass  die  Kaiserin  Elisabeth  auf  seine 
Anregung  hin  die  wöchentlichen  Conseils  abhalte4). 

>  Derne  noch  .  .  .  anfügen  solle,  dass  heute  noch  13  bis  14  Generale 
zur  Armee  nach  Livland  abgehen  werden,  welche  sich  gestern  bei  Hof 
beurlaubet,  und  ihre  Abrois  absonderlich  bei  den  fremden  ministris  so  mehr 
Aufsehen  erwecket,  als  sie  nicht  glauben  wollen,  dass  solches  wegen  der 
mit  Engeland  geschlossenen  Convention  geschehen  seie5}«. 


Mai  19       93.   Protokollauszug  Uber  die  Conferenzsitzung  vom  19.  Mai  1756. 

Mercury,  19.  Mai  1756. 

Abgedruckt  bei  Schnlenburg  25  ff.  Da»  Origiaal  liegt  nicht  vor.  Vgl.  Schafer  I.  15t»;  v.  Arneth 
IV,  450;  Hanke  1*3;  Ko»er  II,  41;  Beer,  U.  1.  Ö.  G.  XVII,  110. 

Ratißcaiion  der  Versailler  Tractut*«). 

>In  puncto  der  französischen  gehoimen  [Erklärung]  über  die  letztere 
Depesche  des  Grafen  Starhemberg7): 

»Graf  Kaunitz:  Er  hätte  sich  nicht  erwartet,  dass  Frankreich  sich 


1)  Vgl.  Nr.  91.         2)  Vgl.  Nr.  80. 

3)  Mit  dem  Bericht  Esterhasys  vom  22.  April  1756,  prasentirt  am  10.  Mai. 
Vgl.  Nr.  73.         4)  Vgl.  Nr.  90.         5)  Vgl.  Nr.  91. 
ß)  Vgl.  Nr.  99  b.         7)  Vgl.  Nr.  82. 


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175«  Mai  19. 


361 


so  bald  .  .  .  expliciren  und  zumal  in  die  articlea  secrets  eingehen  würde,  175t> 

.      .  Mai  1 

ehe  es  weiters  in  die  Weltumstände  eingesehen  hätte. 

»Des  Königs  von  Frankreich  Äusserung1)  Hesse  keinen  Zweifel  übrig, 
dass  in  Balde  der  traite  secret  zu  seiner  Richtigkeit  kommon  würde. 

>Die  Nation  würde  sich  über  die  Vereinigung  dieser  beiden  grossen 
Höfe  erfreuen. 

«Frankreich  würde  nicht  allein  für  Preussen  fürohin  nichts  mehr  thun 
können,  sondern  vielmehr  uns  als  Alliirte  für  den  erstem  begünstigen  müssen. 

>  Machet  sodann  die  Analyse  der  Convention  de  neutralite*  und  des 
traite  ddfensif. 

>Bei  der  Denomination  und  Citirung  des  westphälischen  Friedens  findet 
er  kein  Bedenken  und  in  gegenwärtigen  Umständen  vielleicht  mehreren 
Vortheil,  wegen  der  bekannten  hitzigen  Unternehmung  des  sogenannten 
corpus  evangelicorum2). 

»Die  französische  Allianz  müsso  uns  mehr  nutzen  als  schaden,  über- 
haupt wenn  wir  selbe  wohl  zu  brauchen  wissen.  Spanien  hätte  sich  von 
Frankreich  leiten  lassen,  hingegen  Preussen  mit  Frankreich  gleichsam  ge- 
boten. 

»Über  den  vierten  Artikel  hätten  wir  die  Garantie  von  Frankreich 
gegen  die  Pforte  erhalten3);  hierdurch  könnten  wir  auch  die  Accession 
von  Spanien,  Neapel  erhalten,  welche  wider  die  Türkei  sich  zu  nichts  ver- 
stehen wollen. 

Durch  den  Aranjuez-Tractat4)  hätten  wir  nur  12000  Mann  Auxiliar- 
völker,  durch  den  Pariser  aber  24000. 

»Der  erste  article  secret5)  ist  in  der  Keciprocität  fundiret,  ot  le  oas 
est  mätaphysiquo,  und  gut  geschehen  wegen  des  Aufsehens,  dass  er  nicht 
im  Tractat  gesetzet  worden. 

»Zweitens  hat  Starhemberg  sehr  bescheiden  gethan,  die  tournure  so 
zu  fassen,  damit  wir  unser  Reversionsrecht  auf  die  ötablissemonts  von  Don 
Philippe6)  nicht  umsonst  vergeben,  als  wovon  man  gar  wohl  den  stato  di 
presidii  und  die  Renunciation  auf  die  farnesische  Allodialerbschaft  würde 
anverlangen  können. 

»article  3 7).  Dass  man  nur  Spanien  und  Neapel  speeifice  zur  Invitation 
ad  accessionem  benamet,  ist  natürlich,  weil  es  lauter  betreuete  Höfe  mit 

1)  Vgl.  Nr.  82  b. 

2)  Gemeint  ist  wohl  die  am  18.  Docember  1755  vom  corpus  evangelicoraui 
übernommene  Garantie  für  die  Assecu  rationsacte,  welche  die  Herrschaft  des  Pro- 
testantismus in  Hessen  trotz  deB  Übertritts  des  Erbprinzen  zum  Catholicismus 
sichern  sollte.         3}  Vgl.  v.  Arneth  IV,  443.  1)  Vgl.  S.  290  Anra.  3. 

5)  Durch  ihn  verpflichteten  sich  beide  Theilo  zur  gegenseitigen  HUlfeleistung 
gegen  jeden  Angriff  auf  ihre  europäischen  Gebiete  seitens  jeder  beliebigen  Macht, 
mit  Ausnahme  Englands,  selbst  wenn  diese  ihre  Truppen  nur  »ls  HUlfsvölker 
bezeichne.         6)  Vgl.  S.  281  Anm.  2. 

7)  Ist  ein  Theil  des  Artikels  2  des  Vertrags. 


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362  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  Frankreich,  mithin  kann  darüber  weder  bei  Russland  noch  Sardinien  einiges 
Bedenkon  obwalten. 

>Quaerit:  ob  die  geschlossenen  beiden  Conventionen  zu  ratificiren? 

»Concludit  affirmative1)  pro  unanimia,  und  hat  die  Kaiserin  mehr- 
mals offenherzig  bekennet,  dass  sie  noch  keine  Convention  in  Zeit  ihrer 
Regierung  mit  so  vergnügtem  Herzen  unterschrieben  habe. 

1)  »Man  kann  billig  felicitiren  Ihren  Majestäten  zum  Abschluas  eines 
Works,  welches  zur  wahren  avantage  und  Sicherheit  Dero  Land  und  zum 
Beston  dor  Religion  gereichen  kann. 

2)  »Die  Garantie  gegen  die  Türkei  ist  ein  reeller  Vortheil,  den  wir 
bei  den  Engländern  nicht  gehabt. 

3)  >Die  Reichssachen  sind  so  beschaffen,  dass  man  vielmehr  die  Garantie 
des  westphälischen  Friedens  von  Frankreich  anverlangen  sollte. 

»Nachträglich  bemerkt,  dass  die  Ratifikationsurkunden  den  28.  zu  Ver- 
sailles ausgewechselt  wurden,  nnd  gleich  nachdem  die  Nachricht  hiervon 
eingelangt,  so  wurde  die  beschehene  Unterzeichnung  nebst  den  Haupt- 
motiven der  geschlossenen  Handlung  nicht  allein  in  das  Wienerische  Diarium, 
damit  solches  publici  juris  werde,  inseriret,  sondern  auch  die  abgedruckten 
beiden  Conventionen,  abgeredeter  Maassen,  allen  Höfen,  wo  Wien  und 
Frankreich  aecreditirte  Ministres  hält,  durch  selbe  zu  gleicher  Zeit  förm- 
lich und  moistentheils  gemeinschaftlich  communiciret. «  .  .  . 


Mai  19        94.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  Wien,  19.  Mai  1756. 

Niwh  dorn  Keiaroncept 

Kündigt  die  Ratification  der  Versailler  Traetate,  zugleich  aber  auch  ihre  Unzufrieden- 
heit über  die  »rfyonse  du  Roi  T.  C.«  vom  1.  Mai  an. 

Kündigt  in  Beantwortung  seines  Berichts  vom  2.  Mai2)  die  demnächst 
erfolgende  Ratification  der  Versailler  Traetate  an. 

»Was  aber  den  zweiten  Gegenstand,  nämlich  die  französche  Antwort3) 
auf  Unsere  den  2$.  verflossenen  Monats  Martii  Dir  zugefertigte  Erklärung4)  be- 
trifft, so  wissen  Wir  Uns  in  deren  gekünstelten  Inhalt  nicht  allerdings  zu  finden 
und  wollen  Dir  hiebei  nicht  bergen,  dass  Wir  Uns  auf  Unsere  geschehene  offen- 
herzige Änssorung  eine  gleiche  Zurückgabe  verschon  hätten,  und  aus  den  be- 
denklichen Stellen,  welche  in  der  Beilage :')  angemerket  sind,  das  widrige  Ur- 
thoil,  als  ob  Frankreich  die  geheime  Unterhandlung  ganz  abzubrechen  gedenke, 
und  desfalls  nur  eine  scheinbare  Ausflucht  hervorsuche,  gezogen  haben 
würden,  wann  nicht  aus  Deinem  Berichtschreiben2)  zu  ersehen  wäre,  dass 
der  König,  Marquis  Puysieulx  und  besonders  Abbe*  Bemis  ein  aufrichtiges 
und  wahres  Verlangen  zu  Fortsetzung  des  grossen  Geschäfts  zu  erkennen 


1)  So  schon  von  v.  Arneth  IV,  555  Anm.  541  statt  des  Textes  »offensive« 
verbessert.         2)  Vgl.  Nr.  82.         3j  Vgl.  Nr.  82b.        4)  Vgl.  S.  286  Anm.  4. 


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1756  Mai  1U. 


363 


gebeten  und  Du  daranlen  noch  nicht  mit  denen  Dir  überschriebenen  Er-  1756 

Mai  1 

läuterungen  hervorgetreten  seiest.« 

So  vermuthe  die  Kaiserin,  dass  hinter  der  französischen  Antwort  nur 
eine  Finesse  stecke,  um  »Uns  in  Ansehung  grössorer  Bewilligungen  am 
ersten  zur  Sprache  zu  bringen.«  Jedoch  könne  Österreich  keine  deutliche 
Antwort  ertheilen  und  die  gewünschten  Präliminarartikel  nicht  früher  ein- 
senden, als  bis  die  Hauptfrage  festgestellt  sei: 

>ob  Frankreich  sich  mit  Unseren  bisherigen  Anerbieten  befriedige, 

»ob  es  die  Zusammenbringung  einer  dritten  Armee  und  die  darzu  er- 
forderliche Mittel,  wie  auch  die  mehrere  Entkräftung  des  Königs  in  Preussen 
begnehmen,  oder  aber 

»Unser  Vorhaben  mit  50 — 60000  Mann  Auxiliartruppen  unterstützen 
wolle1)«. 

Starhemberg  solle  berichten,  ob  er  Frankreich  gegenüber  von  dem 
Rescript  Kaunitzens  an  ihn  vom  19.  April2)  Gebrauch  gemacht  habe,  was 
die  Richtschnur  für  die  österreichische  Antwort  nach  Russland  zu  geben 
hätte.  »Maassen  dieser  Hof  die  förmliche  Erklärung  von  sich  gestellet 
hat,  dass  er  zu  gleicher  Zeit  mit  Uns  den  König  in  Preussen  wenigstens 
mit  80000  Mann  anfallen  und  die  Waffen  nicht  ehender  niederlegen  würde, 
als  bis  sich  Schlesien  und  die  Grafschaft  Glatz  in  Unserem  Besitz  befände. 
Wobei  Wir  Dir  aber  die  annoch  in  engestem  Geheim  zn  haltende  Nachricht 
.  .  .  mittheilen,  dass  auch  Russland  nicht  leer  auszugehen,  sondern  die 
Eroberung  der  preussischen  Landen  vor  sich  auszubedingen  gedenke,  um 
solche  dem  Königreich  Polen  gegen  die  förmliche  Gession  von  Curland  und 
Semgallen  abzutrotten3};  woraus  also  von  selbsten  erhellet,  wie  wenig  in 
dem  weiteren  Concert  fortzukommen  seie,  insolang  Wir  nicht  gesichert  vor- 
sehen können,  ob  Frankreich  die  völlige  Entkräftung  des  Königs  in  Preussen, 
oder  nur  die  Wiedereroberung  Schlesiens  zu  verstatten  gedenke.«  .  .  . 


95.   Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  19.  Mai  1756.  Mai  in 

Nach  dem  mit  kaiserlichem  placet  versohonen  Roinconcopt. 

Verlangt  grössere  Aufriclüigkeü  von  Frankreich. 

>JTai  dte*  bion  aise  par  bien  des  raisons,  mon  eher  comte,  que  vous 
soyez  parvenu  ä  signer  enfin  notre  traitö4),  attendu  que,  si  on  avait  heYite* 
sur  cet  objet,  sur  lequel  assurtfment  il  y  avait  plus  ä  penser  pour  nons 
que  pour  la  France,  j'aurais  eu  naturellement  bien  de  la  peine  ä  me  flatter 
de  plus  grandes  idöes  et  beancoup  plus  encore  k  empecher  que  d'autres 
ne  perdent  entierement  courage  et  ne  dösesperent  de  pouvoir  jamais  rien 
faire  de  grand  et  de  solide  avoc  la  cour  oü  vous  ßtes.    Pour  de  grandes 

1)  Vgl.  Nr.  59b.  71.         2}  Vgl.  Nr.  71.  87.         3)  Vgl.  S.  321. 
4)  Vgl.  Nr.  82. 


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364  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  choses  il  faut  de  granda  moyens  et  point  de  minutiös.  II  est  question  de 
savoir  si  la  France  veut  profiter  d'une  occasion  qu'elle  ne  retronvera 
peut-Stre  jamais ;  il  me  semble  que  Von  ne  devrait  pas  memo  balancer  sur 
ce  sujet,  et  cela  suppose*,  il  s'ensuit  que,  voulant  la  cbose  et  sacbant 
aujourd'hui  ä  quelles  conditions  eile  est  possible  et  point  autrement,  on 
devrait,  sans  tarder  davantage,  s'expliquer  rondement  et  point  ä  deux  fois 
sur  ce  que  Ton  veut  ou  ne  veut  pas.  11  n'y  a  que  cette  mäthode  qui 
vaille  avec  nous;  sur  le  pied  de  convenances  justes  et  reciproques,  il  n'y 
a  rien  que  nous  ne  soyons  capables  de  faire,  et  en  meme  temps  nulle 
idöe  quelconque  que  nous  ne  soyons  egaloment  capables  d' abandonner,  des 
que  nous  verrons  quelle  ne  peut  point  aller  sur  le  pied  dont  je  viens  de 
faire  mention,  et  qui  est  le  seul  auquel  nous  donnorons  jamais  les  mains. 
Le  ministre  francais ')  devrait  un  peu  se  mettre  ä  la  place  des  gens  et  ne 
point  oublier  qu'il  faut  s'entre-aider  dans  la  vie. 

»Je  desire  fort  aussi  que  l'on  ne  [s'jimagine  pas  oü  vous  6tes,  d'en  user 
a  l'avenir  ä  notre  egard  que  comme  avec  un  allie*  de  passage ;  passez-moi 
le  terrae,  je  crois  que  vous  m'entendrez.  Nous  nous  regardons  comme 
entierement  livrös  au  parti  que  nous  avons  pris,  et  je  vous  reponds  que 
nous  nous  conduirons  en  consequence,  que  nous  ne  ferons  pas  les  choses 
ä  demi,  et  qu'il  n'y  aura  certainement  rien  de  louche  dans  nos  proeödes, 
mais  je  vous  avertis,  en  mßme  temps,  que  nous  exigerons  aussi  une  conduite 
parfaitement  röciproque  de  la  part  de  notre  nouvel  allie*,  et  je  vous  prie 
d'insinuer  et  de  faire  comprendre  combien  il  importe  que  Ton  s'oeoupe 
serieusement  et  de  bonne  foi  de  tous  les  moyens  propres  ä  nous  donner  de 
la  confiance  dans  notre  nouvelle  alüance.< 


Mai  19        95a.    Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  19.  Mai  1756. 

V.  8.   Nach  dem  mit  kairii-rlichom  placet  versehenen  Keinconcept;  abgedruckt  bei  t.  Arnrth 

IV,  .'.57  Anm. 

'Je  desiro  sinecrement  et  beaueoup  apprendre  bientöt  que  ie  Koi  ait 
honorö  M.  lo  comto  de  Bernis  d'une  place  dans  son  Conseil.  11  faut  ä 
la  France  et  ä  ses  allie's  un  grand  homme  dans  les  grandes  affaires,  et 
M.  de  Bornis '}  me  parait  avoir  cette  qualitö.  Empechez,  pour  Dieu,  si  vous 
le  pouvez,  qu'on  ne  s'oecupe  de  minutiös2),  ce  serait  le  vrai  moyen  de 
tont  gater  dans  ce  moment-ci,  et  en  attondant  recevez,  mon  eher  comte, 
mes  compliments  des  plus  sinecres  sur  votre  conduite  que  nous  approuvons 
en  tout  et  partout;  je  souhaite  bientöt  vous  en  faire  des  ulte"rieurs. < 


1)  Bernis.         2)  Vgl.  S.  333.         3)  Vgl.  Nr.  15. 


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1756  Mai  19  —  Mai  20. 


3G5 


96.  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  323  [fol.  1009].  Wien,  19.  Mai  1750.  ^56^ 

W.  K.  A.   Nach  der  Urschrift.  Vgl.  N»udi<,  Beiträge  I,  4'J.  CO;  II,  2 IS  Anra.  1. 

»Browne  General,  dass  das  Ansbachiache  Regiment  aus  Hungarn  in 
Böheim  gezogen1)  und  daselbst  in  den  Preraner  Kreia  delogiret  werden 
sollen« 2). 

97.  Starhemberg  an  Kaunitz.  Paria,  20.  Mai  175G.  Praes.  26.  Mai  Mai  20 
1756. 

Nach  der  Urscbrift. 

Notwendigkeit  des  Verbleibens  des  Abbe  Bernis  in  Paris.    Unfähigkeit  Rouilles. 

Bernia  habo  ihm  mitgetheilt,  daaa  er  aicber  nach  Spanien  ala  Bot- 
schafter werde  gehen  müssen.  Diese  Entscheidung  sei  Starhemberg  aehr 
nnangenehm.  »Je  m'apercais  depnis  longtemps  de  la  jalousio  de  M.  Kouille'3) 
et  je  prCvoia  tous  les  mauvaia  effets  qu'  eile  peut  produire  dans  la  suite 
de  notro  negociation,  particulierement  si  ce  miniatre  venait  ä  savoir  que 
je  deYire  quelle  reste  toujonra  entre  les  mains  de  Tabb6  de  Bernis.« 
Zwar  auch  bei  Bernia  »il  s'en  faut  de  beaueoup  que  ses  dispositions  soient 
a.  tous  egarda  telles  que  nous  pourrions  lo  deYirer«,  und  man  müsse  sich 
sehr  vor  seinen  oft  sehr  geschickt  unter  dem  Schein  der  grösaten  Auf- 
richtigkeit verborgenen  Finessen  hüten.  »Je  vois  de  plus,  ä  nen  pou- 
voir  douter,  que,  a'il  marque  actuellement  beaueoup  d'empressement  pour 
partir,  ce  n'est  quo  dans  la  vue  de  me  faire  agir  anprea  du  Koi  pour 
qu'il  le  fixe  ici  et  lni  donne  tout  de  auite  une  place  dans  son  Conseil,  et 
j'ai  m€me  Heu  de-  croire  que  c'e9t  une  affaire  concerte'e  entre  lui  et  Mde. 
de  Pompadour  qui  vent  avoir  Tair  de  n'entrer  pour  rien  dans  tout  ceci, 
et  aime  mieux  prendre  mea  repreaentationa  pour  prdtexte  des  de*mar- 
ches  qu'elle  veut  faire  en  sa  faveur,  que  de  los  faire  de  son  propre 
chef1).    Je  ne  suis  .  .  .  nullement  prevenu  contre  M.  Rouille*5).  Ses 


1)  Vgl.  Nr.  79.  Am  12.  Mai  1756  berichtete  Fürst  Liechtenstein  dem  Hof- 
kriegsrath, dass  das  Regiment  nach  beendeter  Musterung  seinen  Marsch  nach 
BOhmen  antreten  werde.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  242  [fol.  9G8].    [W.  K.  A.| 

2)  Klinggräflen  berichtete  am  19.  Mai  1756  (B.  A.  —  P.  S.),  das  Regiuieut  Ans- 
bach sei  zur  Ablösung  des  Regiments  HohenemB  nach  Böhmen  bestimmt,  dessen 
Aukunft  jedoch  noch  unbestimmt  sei.  In  Wahrheit  war  von  einer  Ablösung  nicht 
die  Rede,  da  nach  einem  Plane  Brownes  vom  24.  Juni  1756,  wie  die  böhmischen 
Truppen  zusammenzuziehen  wären,  das  Regiment  Hohenems  sowie  Ansbach  in 
Böhmen  sich  befinden  [vgl.  Nr.  127].  Auch  berichtet  der  Oberst  Wiese  vom  Regi- 
ment Erzherzog  Joseph,  »dass  die  im  Preratier  Kreis  bisher  gelegene  vier  Com- 
piignien  vou  dannen  nach  Einruckung  des  Ansbachischen  Regiments  iu  den  Pil- 
sener Kreis  ....  zurückgezogen  und  verleget  worden«  [Hofkriegsrathsprotokoll 
Nr.  86  [fol.  1397]  7.  Juli  1756].   [W.  K.  A.]         3)  Vgl.  Nr.  55. 

4)  Vgl.  S.  333.  Nach  Starhembergs  Bericht  vom  22.  September  1756  hatte 
ihm  die  Pompadour  selbst  gesagt,  dass  gerade  das  vertraute  Verhältniss  zu  Bernis 
ihr  für  seine  Empfehlung  beim  Könige  Schranken  auferlegte.        5)  Vgl.  S.  334. 


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366  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges 

1756  intentions  sont  bonnes  et  droitcs;  il  de*sire  lo  succes  de  notre  affaire  et 
1,11  20  il  s'y  pr€terait  pent-ßtre  avec  plus  d'empressement  encore,  s'il  eHait  seul 
Charge*  de  la  ne'gociation ;  il  est,  en  outrc,  probable  que,  tant  quelle  restera 
partagöe  entre  lui  et  l'abb«*,  et  enfln,  s'il  venait  jamais  ä  ctre  instruit  des 
demarches  que  je  pourrais  faire  dans  le  moment  pre"sent  pour  retenir  ici 
M.  de  Bernis,  nous  aurions  tout  ä  craindre.«  Trotzdem  werde  Starhemberg 
die  Pompadour  zu  Schritten  zu  veranlassen  suchen,  um  Bernis  in  Paris  zu 
behalten1).  »Le  nouveau  Systeme  n'est  pas  encore  asaez  bien  affermi,  et 
il  y  a  trop  peu  de  fond  ä  faire  sur  des  conversions  aussi  re'centes  que  le 
sont  celles  du  marquia  d'Argenaon 2)  et  du  mare'chal  de  Belleisle 3) ,  auppose' 
meme  qu'elles  soient  sincerea,  pour  pouvoir  abandonner  la  conduite  d'un 
aussi  grand  et  important  ouvrage  .  .  .  ä  un  homme  aussi  timide,  si  soup- 
conneux,  si  facile  a  se  rendre  ä  l'avis  de  la  derniere  personne  qui  lui 
parle4),  et,  par  consequent,  si  peu  syste'matique  que  Test  M.  Rouille".  II 
en  est  bien  autrement  de  l'abbe'  de  Bernis  qui  pour  tontes  raisons  doit 
dewrer  et  contribuer  a  ce  quo  notre  affaire  r^ussiase5),  et  qui  est  tres 
propre  ä  aplanir  toutes  les  difficultea  qui  pourraient  se  präsenter.«  Er 
werde  also  mit  der  Pompadour  tsprechen,  um  durch  ihre  Vermittlung 
Bernis  in  Paria  zurückzuhalten.  »Si  je  reuasis,  ce  sera  certainement  le 
plus  grand  service  que  j'aurai  e'te'  ä  portee  de  rendre  dans  tont  le  cours 
de  la  ne'gociation.«  .  .  . 


Mai  21        98.   v.  Rochepine,  Commandeur  von  Olmütz,  an  F.  M.  L.  v.  Bohn. 

Olmütz,  21.  Mai  1756. 

Nach  einer  Abschrift.    W.  K.  A.   Vgl.  Naude*,  Beiträge  I,  45  Anm.;  Koser  II,  20. 

Schlägt  vor,  eine  für  den  Festungsausban  in  Olmütz6)  nothwendige 
Aplanirungsarbeit,  für  die  5400  f.  ansgeworfen  seien,  in  der  Voraus- 
setzung, dass  der  Frieden  etliche  Jahr  erhalten  bleibe,  dnreh  die  Arrestanten 
ausführen  zu  lassen,  und  erbittet  sich  Anweisung,  »ob  ich  diese  Erdabtragung 
durch  die  Entrepreneurs  geschehen  lassen  soll  und  ein  Theil  davon  vor 
die  Arrestanten  zurückbehalten?  Sollte  aber  kein  Krieg  zu  befürchten 
sein,  so  könnte  sothane  Arbeit  insensibiliter  verrichtet  werden,  und  dadurch 
würde  die  Hälfte  deren  Aualagen  ersparet.« 


lj  Vgl.  S.  333.         2)  Vgl.  Nr.  85. 

3)  Gelegentlich  der  Nachricht  von  Bclleisles  bevorstehender  Ernennung  zum 
Conseilmitglicd  berichtete  Starheuiberg  am  13.  Mai  1756  (P.  S.  1),  dass  Bernis 
versichere,  >qne  je  ponvais  compter  qu'il  (Belleisle)  entrerait  tonte  fois  dans 
nos  vues«.         4)  Vgl.  S.  334.         5)  Vgl.  Nr.  88  b. 

6)  Vgl.  Nr.  70. 


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1756  Hai  20  -  Mai  22. 


367 


99.  Kaunitz  an  Esterhasy.  Wien,  22.Mai  1756«).  Praes.  5. Juni  1756.  175ü 

Mai  22 

Nach  dem  Reincoucept.  Ost.'iuibel*).  Vgl.  Schulenburg  37  ff.  ;  Seh&fer  I,  15.»  f.;  v.  Arncth  V, 
47;  Beer,  H.  Z.  27,  3»i5  f.;  M.  I.  Ö.  O.  XVII,  124.  134;  Ranke  1V2.  IH5;  Duncker  12; 
Onckcn  II,  35  f.;  Lehmann  28  Anro.3;  Waddington,  Kenversement  353;  Nnndt>,  Beitrug 
I,  57.  72  ff.  74  Anm.  4;  II,  219;  Kosor  I,  5»2;  II,  27;  Ueigel  I,  10. 

Ersucht  um  Verschiebung  des  Angriffs  auf  Preussen  bis  zum  Frühjahr  1757. 

»Hiermit  erinnere  in  möglichster  Kürze,  dass  wir  seithero  mit  allem 
Eifer  bei  dem  französchen  Hof  gearbeitet,  nro  ihn  vollkommen  in  unsere 
und  der  russischen  Kaiserin  M.  Absichten  einzuziehen.  Allein  dieser  nof 
gehet  allzuviel  in  die  politische  Considerationen  ein,  dass,  wann  die  zwei 
Kaiserinnen  ihre  Absichten  erreicheten,  alsdann  nicht  nur  die  Balance  im 
Norden  über  den  Haufen  geworfen,  sondern  Frankreich  selbsten  einer  weit 
grosseren  Gefahr  ausgesetzet  wäre. 

»Der  russischen  Kaiserin  M.  und  ihr  Ministerium  sind  so  tief  einsehend, 
dass  sie  ohne  weitläuftige  Ausführung  von  selbsten  erkennen  werden,  wie 
schwer  es  falle,  dergleichen  principia  und  die  von  saeculis  her  eingewurzelte 
Vorurtheile  über  den  Haufen  zu  werfen 3),  zumalen  man  alles,  was  von  uns 
nnd  Russland  kommet,  als  eine  Verstellung  oder  doch  als  eine  Sache  an- 
siehet,  die  leicht  wieder  abgeändert  werden  könnte.  Es  kommet  also  der- 
malen keineswegs  auf  freundschaftliche  Demonstrationen  und  Versicherungen 
an,  und  diese  würden  den  französischen  Argwohn  weit  ehender  vergrösseren 
als  verminderen4),  da  das  dortige  Ministerium  ungemein  auf  seiner  Hut 
stehet,  keinen  Fehltritt  zu  begehen  und  sich  in  nichts,  was  dem  französchen 
Staatsinteresse  zuwider  zu  laufen  einen  Anschein  haben  könnte,  einzulassen. 
Dahero  ist  auch  sein  bisheriges  Bemühen  dahin  gerichtet  gewesen ,  uns 
durch  generale  Ausser-  und  Versicherungen  einzuschläferen  und  immer 
mehrers  Terrain  zu  gewinnen. 

»Bei  solchen  von  selbst  in  die  Augen  fallenden  Umständen  haben  wir 
seithero  mit  der  grössten  Vorsicht  zu  Werke  gehen  müssen,  um  eines  Theils 
den  französchen  Hof  zur  deutlichen  Sprache  zu  bringen  und  ihn  immer 
mehrers  in  unsere  Absichten  einzuziehen,  anderen  Theils  aber  die  ganze 
Sache  durch  einen  allzu  grossen  und  lebhaften  Eifer  nicht  gar  und  auf  einmal 
zu  verderben,  noch  uns  selbsten  in  Fallstricke  zu  verwickelen. 

»Wir  haben  also  mit  Frankreich  die  doppelte  Negociation,  nämlich  wegen 
einem  Neutralitäts-  und  Defensivtractat  und  wegen  dem  bewussten  geheimen 
Geschäft,  durch  den  Herrn  Grafen  von  Starhemberg  seithero  betreiben  lassen 
und  das  erstere  objectum  nunmehro  würklich  zu  Stand  gebracht5),  und 
wir  sind  schon  von  dem  französchen  Hof  vorläußg  ersuchet  worden,  bei  der 
künftigen  Commnnication  des  Tractats  auch  in  seinem  Namen  eine  an- 
ständige Äusserung  bei  der  russischen  Kaiserin  M.  durch  Ew.  Exc.  machen 

1)  In  doreo  die  Bemerkung:  »zum  Vortrage  vom  21.  Mai  1756«. 

2)  Nach  ausdrücklicher  Kennzeichnung  im  P.  S.         3j  Vgl.  S.  284  f. 
4)  Vgl.  Nr.  71.         5)  Vgl.  Nr.  82.  94. 


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368  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  zu  lassen,  weilen  die  beiden  Höfe  sich  noch  mit  keinen  Ministem  beschicket 
lai  22  hätten,  wiewohlen  Frankreich  hierzu  ganz  geneigt  seie,  wann  ein  anständiger 
Ausweg  znr  Wiedereröffnung  der  Correspondenz  ausfindig  zn  machen  wäre 
und  der  russischen  Kaiserin  M.  mit  Abschickung  eines  Ministers  nach  Paris 
den  Anfang  zu  machen  sich  entschliesseii  wollten,  des  falls  der  hiesige  Hof 
seine  gute  officia  verwenden  möchte1). 

»Zu  diesem  letzteren  haben  wir  uns  überhaupt  ganz  willfährig  erkläret, 
aber  noch  nicht  die  geringste  Hoffnung  gegeben,  dass  der  russische  Hof  sich 
zur  ersten  Abschickung  eines  ministri  einverstehen  würde,  als  worinnen  wir 
der  russischen  Kaiserin  M.  .  .  .  Gutbefinden  nicht  im  geringsten  vorgreifen 
wollen;  und  dörften  sich  künftighin  schon  noch  andere  beiderseits  anständige 
Mittel  zu  Eröffnung  der  Correspondenz  ergeben,  als  worzu  die  von  Ew.  Exe. 
im  Namen  des  französchen  Hofs  bei  erfolgender  Mittheilung  unsers  Defensiv- 
tractats  zu  machende  Äusserungen1)  allenfalls  den  Weg  bahnen  könnten;  und 
sollte  das  russisch-k.  Ministerium  andere  Vorschläge  uns  offenherzig  an 
Hand  geben,  so  würden  wir  gewisslich  alles  mögliche  anwenden,  um  seine 
Absichten  zu  erreichen. 

>  Betreffend  daa  zweite  Object  unserer  geheimen  Negociation,  so  hat 
solches  ohngeachtet  der  von  uns  geschehenen  und  Ew.  Exc.  bereits  zu  er- 
kennen gegebenen2)  vorteilhaften  Anerbieten  noch  nicht  zu  einer  rechten 
Consistenz  gebracht  werden  können 3),  und  waren  die  Umstände  schon  etliche 
Mal  so  beschaffen,  als  wann  sich  alles  zerschlagen  und  die  ganze  Sache  er- 
liegen bleiben  würde,  weilen  Frankreich  den  König  in  Prcnssen  anfänglich 
garnicht  und  nachhero  nur  insoweit  fallen  lassen  wollen,  dass  ihm  Schlesien 
und  Glatz,  aber  nichts  anderes  entzogen  würde4).  Alle  unsere  dargegen 
gemachte  Vorstellungen  haben  also  nur  noch  so  vielos  gefruchtet,  dass  der 
französcho  Lüsten  zu  denen  ihm  vorgelegten  Vortheilen  immer  mehrers  an- 
wachset und  über  die  Bedenken  des  ministerii  die  Hand  zu  gewinnen  an- 
fanget, sodass  viele  Wahrscheinlichkeit  vorhanden  ist,  Frankreich  inner 
kurzem  zu  vergnüglicheren  EntSchliessungen  vermögen  zu  können5);  zu- 
malen  sich  der  König,  die  Mde.  Pompadour  und  Abbe*  Bernis,  der  mit  dem 
Herrn  Grafen  Starhemberg  die  Sache  tractiret,  hierzu  sehr  geneigt  erzeigen 
und  in  Ansehung  des  grossen  Zweifels,  dass  der  König  in  Preussen  unsere 
und  die  russische  Macht  ausser  Activität  setze  und  die  Balance  im  Norden 
aufrecht  erhalte,  mithin  seine  Entkräftung  vor  Frankreich  sehr  nachtheilig 
und  mit  denen  von  uns  anerbottenen  Vortheilen  nicht  zu  vergleichen  seie, 
zu  wanken  anfangen8). 

*  Gleich wohlen  können  wir  vor  den  Ausschlag  keineswegs  gut  stehen, 
und  es  dörften  wohl  noch  zwei  Couriers  nach  Paris  und  wieder  anhero 
abgeschicket  werden  müssen,  bevor  wir  mit  Zuverlässigkeit  sagen  können, 


1)  Vgl.  S.  334.         2)  Vgl.  S.  259.         3)  Vgl.  Nr.  89.  94.  95. 

4)  Vgl.  S.  257,  auch  S.  349  f.         5)  Vgl.  Nr.  93.         G)  Vgl.  Nr.  SSb. 


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1756  Mai  22. 


369 


ob  die  Sache  zu  Stand  kommen  werde  oder  nicht.    Inzwischen  ist  schon  1"&6 

Mai  2 

so  vieles  damit  gewonnen,  dass  wir  den  Defensivtractat  znm  Schluss  ge- 
bracht, andnrch  den  Grundstein  zu  der  grösseren  Absicht  geleget  und  das 
Vertrauen  mehrers  befestiget  haben;  worzu  noch  die  sehr  wahrscheinliche 
Hoffnung  kommet,  dass  Preussen,  wie  es  mit  seinem  englischen  Tractat 
geschehen  ist,  neue  Fehltritte  begehen  und  selbsten  andurch  unsere  Ab- 
sichten befördern  werde1). 

>Es  wird  aber  hierzu  ungemein  viele  Geduld,  Vorsicht  und  Mässigung, 
besonders  aber  das  genaueste  Einverständnuss  mit  dem  russischen  Hof  und 
sein  ganz  gleichförmiger  Betrag  erforderet,  sonsten  ist  nichts  gewisseres, 
als  dass  wir  selbsten  die  Sache,  wo  nicht  gar  hintertreiben,  jedoch  sehr 
erschweren  und  unseren  Feinden  andurch  den  grössten  Dienst  leisten  würden. 
Indessen  können  der  russischen  Kaiserin  M.  sich  von  denen  folgenden 
Wahrheiten,  wie  von  dem  evangelio,  versichert  halten,  dass  wir  alles  mög- 
liche in  der  Welt  thun  werden,  um  die  grosse  Idee  auszuführen,  dass 
nicht  nur  die  aufrichtigste  Freundschaft,  sondern  das  wesentlichste  Staats- 
interesse uns  darzu  antreibe,  die  russisch-k.  Absichten  ebenso  sehr  als 
die  unserigen  zu  beförderen  und  mit  einander  zu  verbinden,  dass  alles, 
was  zu  des  Königs  in  Preussen  mehrerer  Schwächung  gereichen  kann, 
vollkommen  mit  unserem  Plan  übereinstimme,  dass  wir  hierzu  mit  Freude 
die  Hände  bieten  werden;  dass  aber  der  ganze  Vorschlag  in  der  Execution 
ohne  vorgängige  Einstimmung  des  französchen  Hofs  allzu  gefährlich,  ja 
ohnmöglich  seie2),  dass  sonsten  nicht  nur  dieser  Hof,  sondern  auch  Enge- 
land und  andere  Mächten  dem  König  in  Preussen  kräftigsten  Beistand 
leisten  und  das  Unternehmen  ohnfehlbar  zu  unserem  und  dem  russisch- 
k.  Schaden  ausschlagen,  alsdann  aber  die  Sache  auch  vor  die  künftige 
Zeiten  verdorben  sein  würde. 

»Aus  diesen  ganz  ohngezweifelt  richtigen  Wahrheiten  erwachset  nun 
die  natürliche  Folge,  dass  der  russische  Hof  nicht  nur  uns,  sondern  sich 
selbsten  einen  grossen  Dienst  leisten  und  der  Hauptabsicht  einen  er- 
wünschten Vorschub  geben  würde,  wann  er  bei  Gelegenheit  des  Defensiv- 
tractatB  und  der  von  Ew.  Exc.  im  Namen  des  Königs  in  Frankreich  zu 
machenden  Äusserung  die  Erklärung  und  Antwort  so  einrichtete,  dasB  er 
zwar  zur  vollständigen  Aussöhnung  und  Herstellung  der  Correspondenz 
mit  Frankreich  ganz  geneigt,  jedoch  nur  alsdann  hierzu  erbötig  seie,  falls 
dieser  Hof  in  die  grosso  Absicht  eingehen  und  andurch  den  rechten  Grund 
zu  einem  wahren  Vertrauen  und  Einverständnuss  legen  sollte.  Solcher- 
gestalt bliebe  dannoch  die  Gelegenheit  offen,  sich  nach  eigenem  Gutbefinden 
dem  französchen  Hof  mehr  oder  weniger  zu  näheren,  und  dieser  würde 
durch  die  russisch-k.  Äusserungen  nicht  wenig  angetrieben,  in  der  grossen 
Absicht  sich  willfähriger  zu  erzeigen  und  nicht  weiters  so  viele  Rücksicht 


1)  Vgl.  S.  331.         2)  Vgl.  S.  260. 

Acten  xur  VorgoRckkht«  de»  Tjührigen  Krii^e».  24 


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370  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  für  den  König  in  Preussen  zu  tragen,  al8  welche  hauptsächlich  an  dem 
lui  22  bisherigen  Verzug  Ursach  ist1)  und  auch  künftighin  sein  dörfte. 

»Hiebei  schmerzet  uns  der  Zeitverlust  am  meisten,  und  wir  erkennen 
gar  wohl,  wie  viel  an  der  baldigen  und  geschwinden  Ausführung  gelegen 
seie,  damit  allen  nicht  vorzusehenden  Zufällen  vorgekommen  nnd  dem  König 
in  Preussen,  wie  auch  der  Krön  Engeland  die  Gelegenheit  benommen  werde, 
sich  in  rechte  Gegenverfassung  zu  setzen. 

^Allein,  wann  auch  unsere  dermalige  in  der  grössten  crisi2)  stehende 
Negociation  noch  so  glücklich  gehet,  so  kann  doch  solche  allem  Ansehen 
nach  vor  etlichen  Monaten  nicht  zum  Schluss  gelangen 3),  und  alsdann  wäre 
die  Zeit  schon  allzusehr  verstrichen,  als  dass  noch  in  diesem  Jahr  die 
Armeen  zusammengezogen,  in  Marsch  gesetzet  und  die  Operationen  zu 
gleicher  Zeit  angefangen  werden  könnten,  dass  also  diese  bis  in  das  künftige 
Frühjahr  ausgesetzt  werden  müssten4). 

'Inzwischen  würde  alles  darauf  ankommen,  das  Spiel  recht  zu  ver- 
decken und  den  Verdacht,  welchen  Engeland  und  Preussen  schon  ge fasset 
hat,  auf  die  thunlichste  Art  zu  verminderen,  folglichen  unser  Vorhaben 
bis  zum  würklichen  Ausbruch  geheim  zu  halten.  Hierzu  kann  nun  der 
russische  Hof  durch  seinen  vorsichtigen  Betrag  und  Äusserungen  um  so 
mehreren  Vorschub  geben,  da  auf  denselben  Engeland  und  Preussen  haupt- 
sächliche Achtung  giebet  und  beide  von  uns  nichts  widriges  vermuthen, 
solang  der  russischen  Kaiserin  M.  keine  determinirte  EntSchliessung  merken 
lassen. 

»Ew.  Exc.  können  diesen  Punkt  nicht  nachdrücklich  nnd  angelegentlich 
genug  vorstellen ;  und  da  die  Folgen  von  Selbsten  in  die  Augen  fallen,  so 
will  ich  desfalls  in  keine  weitere  Erläuterung  eingehen,  sondern  wir  ver- 
lassen uns  gänzlich  auf  der  russischen  Kaiserin  M.  grosse  Einsicht;  wir 
aber  werden  sogleich  noch  einen  Courier  an  Ew.  Exc.  abfertigen,  sobald 
wir  nur  eine  wahrscheinliche  Hoflfnung  vor  uns  sehen,  mit  Frankreich  zum 
Schluss  zu  gelangen.  Nebst  deine  muss  mir  wegen  Kürze  der  Zeit  noch 
vorbehalten,  Ew.  Exc.  das  anverlangte  Project  des  Offensivbündnussea 5),  die 
Specification  unserer  Regimenter  und  alle  übrige  Nachrichten  zuzusenden, 
als  welche  ohnfehlbar  nachfolgen  werden.« 


Mal  22        99a.   Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  22.  Mai  1756. 

P.  S.   Reinconcept   Vgl.  v.  Arneth  V,  170  Anra.  »IG;  Lehmann  2S  Anm.;  Nande*.  Beiträge  I, 
73  Aura.  3. 

.  .  .  »Der  russische  Hof  gehet  allzu  geschwind  und  hitzig  zu  Werke, 
ehe  noch  die  Sachen  reif  sind,  wordurch  alles  verdorben  werden  könnte. 


1)  Vgl.  S.  349.  2)  Vgl.  S.  362.  3)  Vgl.  Nr.  80.  89. 

4)  Vgl.  S.  261.  280.  292.  312  f.         5)  Vgl.  Nr.  73  c. 


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1 750  Mai  22.  371 

Ew.  Exe.  können  sich  also  nicht  sorgfältig  genug  angelegen  sein  lassen,  1?56 
die  dortige  voreilige  Schritte  zu  hintertreiben  und  begreifen  zu  machen, 
dass  Russland  sich  sonsten  Selbsten  schaden  werde  und  auf  uns  sicher 
verlassen  könne.    Alles  kommt  darauf  an,  das  Geheimnuss  solang  möglich 
verborgen  zu  halten.« 


99b.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.   Wien,  22.  Mai  175G.  Mai  22 

Reinwmcept   Vgl.  Ranko  193  Anra.  1. 

Mittheilungen  über  die.  Versailler  Verträge. 

Starhemberg  habe  mit  Frankreich  eine  Neutralitätsacte  und  einen 
Defensivvertrag  mit  2  articles  se*paräs  und  5  geheimen  Artikeln1)  zu  Stande 
gebracht.  An  der  sofortigen  Auswechslung  der  Raüficatiouen  sei  nicht  zu 
zweifeln,  »da  alles  unter  des  Königs  und  seines  miuisterii  Augen  verab- 
redet und  geschlossen  worden,  auch  überhaupt  das  französche  Staatsinteresse 
in  gleicher  Maass  als  das  Unserige  erforderet,  dem  aufmerksamen  publico 
den  eigentlichen  Gegenstand  Unserer  bisherigen  geheimen  Handlungen  in 
der  behörigen  Gestalt  und  insoweit,  als  es  rathsam  sciu  kann,  bekannt  zu 
machen'.  Zu  diesem  Zwecke  sei  verabredet  worden,  dass  die  diploma- 
tischen Vertreter  der  beiden  Mächte  den  Vertrag  zu  gleicher  Zeit  und  auf 
die  nämliche  Art  bekannt  geben  sollten.  »Soviel  aber  die  geheime  Articles 
anbetrifft,  so  sollen  dieselbe  bis  zur  vorgängigen  gemeinschaftlichen  Ein- 
verständnuss  geheim  gehalten  und  nicht  einstens  den  ministris  in  Abschrift 
zugesendet  werden. 

»Nachdem  aber  unter  dieser  Ausnahm  der  russisch-k.  Hof  nicht  wohl 
verstanden  werden  kann,  und  Wir  keineswegs  etwas  vor  demselben  geheim 
zu  halten  gedenken,  so  .  .  .  tragen  [Wir]  .  .  .  gar  kein  Bedenken,  Dir  von 
allem,  was  mit  dem  französchen  Hof  geschlossen  worden,  die  Abschriften 
zu  dem  Ende  hiemit  einzusenden,  dass  Du  das  dortige  Ministerium  von 
dem  ganzen  Inhalt  zu  benachrichtigen  und  die  Anlagen  abzulesen,  jedoch 
mit  Hinausgebung  der  Abschriften  noch  insolang  Anstand  zu  nehmen 
habest,  bis  ein  anderer  Courier  mit  der  Nachricht  von  der  wirklich  ge- 
schehenen Auswechslung  der  Ratificationen  nachfolget;  alsdann  Wir  Dir 
auch  weiters  an  Hand  geben  werden,  wie  Du  Dich  bei  der  förmlichen 
Mittheilung  des  Tractats  im  Namen  des  französchen  Hofs,  der  Uns  desfalls 
schon  vorläufig  ersuchen  lassen2),  zu  äusseren  habest. 

»Wie  Du  nun  aus  der  Neutralitätsacte  des  mehrern  ersehen  wirst,  so 
ist  in  solcher  die  ausdrückliche  Clausul  enthalten,  dass  Uns  die  Veran- 
lassung des  gegenwärtigen  Kriegs  zwischen  Frankreich  und  Engeland  im 
geringsten  nicht  betreffe  und  Wir  desfalls  keine  Verbindlichkeit  über- 
nommen hätten;  auf  welcher  Clausul  Wir  um  so  nachdrücklicher  bestehen 


1)  Vgl.  Nr.  93.         2)  Vgl.  S.  334. 

24* 


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372  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

• 

müssen ,  da  Frankreich  anfanglich  die  Garantie  des  Aachner  Friedens 
allzuweit  erstrecken  und  auf  den  gegenwärtigen  Fall  ausdeuten  wollen1). 

»Mit  gleichem  Eifer  haben  Wir  die  Clausul:  S.  M.  T.  C.  de  son  cote 
ne  vouhint  mvcloppcr  (Menne  autre  puissanec  dam  sa  quereile  particulüre 
aree  V  Amjkterre  etc.  betrieben  und  ausgewürket2):  da  Uns  solchergestalten 
von  keinem  anderen  Hof,  mit  dem  Wir  in  Defensivverbindungen  einge- 
tretten,  der  Vorwurf  gemacht  worden  kann,  als  ob  Unsere  dermalige 
Neutral itätsacte  Unseren  anderweitigen  Defenaivobliegenheiten  zu  nahe  trette. 

»Was  auch  den  Defensivtractat  anbetrifft,  so  bemerket  derselbe  nicht 
nur  mit  deutlichen  Worten,  dass  er  purement  defensif  et  ne  tendani  au 
prcjwlicc  d'aueum  autre  puissance  seie,  sondern  es  ist  auch  der  ganze  In- 
halt so  eingerichtet,  dass  er  ohne  alles  Bedenken  dem  publico  zu  seiner 
Zeit  bekannt  gemacht  werden  kann. 

» Was  Uns  aber  zum  besondern  Vergnügen  gereichet  und  von  Seiten 
des  französchen  Hofs  den  grössten  Widerspruch  verursachet  hat,  ist  der 
4.  Article  und  die  darinnen  enthaltene  Worte:  d  garantir  et  defendre 
eontre  ks  attaques  de  quehjm  puvtsancp.  que  ee  soit  et  pour  toujours. 
Worunter  also  nicht  nur  der  König  in  Preussen,  sondern  auch  die  Otto- 
manische Pforte  begriffen  ist,  welche  letztere  französcher  Seits  mit  aller 
Gewalt  ausgenommen  und  sich  unter  anderen  auf  den  scheinbaren  Vorwand 
gesteifet  werden  wollen,  dass  ja  Engeland  in  denen  mit  Uns  errichteten 
Tractaten  von  seiner  Garantieleistung  die  Pforte  namentlich  ausgeschlossen 
hatte  und  bei  Frankreich,  wo  nicht  mehrere,  doch  die  nämliche  Beweg- 
ursachen vorwalteten,  mithin  Wir  nicht  von  dieser  Krön  ein  mehreres,  als 
vonnalen  von  Unsern  alten  Alliirten,  der  Krön  Engeland,  geschehen, 
anverlangon  könnten.  Allein  Graf  v.  Starhemberg  bat  sich  hierunter,  wie 
in  allem  übrigen,  nach  seinen  obgehabten  Verhaltungsbefehlon  genau 
gerichtet,  und  Wir  tragen  zum  Voraus  koinen  Zweifel,  dass  der  bemerkte 
Umstand  auch  dem  rnssisch-k.  Hof  vergnüglich  zu  vernehmen  sein  werde. 

»Zu  Erläuterung  des  ersten  geheimon  Article  wollen  Wir  Dir  nicht 
verhalten,  dass  Wir  an  Frankreich  eine  speciale  Garantie  auf  den  Fall 
anverlanget  hatten,  wann  der  König  in  Preussen  Uns  währenden  Krieg 
zwischen  Engoland  und  Frankreich  entweder  aus  Hass  und  Eifersucht  über 
die  mit  dem  letzternannten  Hof  eingegangene  Verbindungen  oder  unter 
einem  anderen  Vorwand,  wie  der  immer  beschaffen  sein  möchte,  Unsere 
Erblande  feindlich  überfallen  sollte.  Nachdem  aber  das  französcho  Mini- 
sterium darauf  fest  bestanden  ist,  dass  eine  ausdrückliche  Benennung  des 
Königs  in  Preussen  theils  überflüssig  und  theils  wegen  der  Anständigkeit 
bedenklich,  auch  in  allem  nach  der  gemeinsam  beliebten  Grundregel 
eine  vollkommene  Gleichheit  und  Reciprocität  zu  beobachten  seie,  so  ist 
endlichen  aus  diesen  Betrachtungen  der  beste  erste  geheime  Article  er- 


1)  Vgl.  S.  JtiO.  210.  310.  336.  2;  Vgl.  S.  200.  3)  Vgl.  Nr.  55. 


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175G  Mai  22. 


373 


wachsen,  und  da  solcher  nichts  enthaltet,  so  Wir  oder  andere  Höfe  mit  1756 

Hai  2 

Rocht  mißbilligen  könnten,  so  haben  Wir  auch  desfalls  bei  der  Ratification 
keinen  weiteren  Anstand  erregen  noch  andnrch  das  ganze  Geschäft  in 
grössere  Weitläufigkeit  und  Verzögerung  setzen  wollen. 

»Bei  dem  zweiten  geheimen  Article  haben  Wir  zwar,  nach  Unserer 
vor  der  russischen  Kaiserin  M.  als  Unsere  werthiste  Hundesgenossin  tragen- 
den Hochschätzung  und  Aufmerksamkeit,  auszustellen  gefunden,  dass  I. 
M.  nicht  namentlich  unter  denen  Mächten,  so  zum  Beitritt  eingeladen  werden 
sollten,  mitbegriffen  worden.  Es  hat  sich  aber  hiebei  der  Anstand  ergeben, 
dass  die  Correspondenz  zwischen  dem  russisch-k.  und  dem  französchen  Hof 
sich  noch  nicht  eröffnet  befindet,  und  dass  der  lotzternannte  Hof  seine 
Alliirte,  als  Schweden,  Dänemark  und  unter  anderen  auch  Preussen  nicht 
wohl  mit  Anständigkeit  stillschweigend  übergehen  könnte,  wann  Wir  darauf 
bestünden,  ein  so  andere  Unseror  Bundsgenossen  ausdrücklich  in  den  be- 
merkten Article  einzuschließen.  Um  also  denen  Bedenklichkeiten  und  An- 
ständen auf  allen  Seiten  auszuweichen  und  keinem  Hof  einigen  Anlass  zu 
Beschwerden  zu  geben,  so  ist  endlich  der  schickliche  Ausweg  gemein- 
schaftlich beliebet  worden ,  dass  nur  die  in  der  nächsten  Verwandtschaft 
stehenden  Höfe  in  dem  2.  geheimen  Article  namentlich  auszudrücken  seien, 
dahero  auch  Unserer  Seits  keine  andere  Macht  als  .  .  .  des  Kaisers  M.  .  .  . 
benennet,  jedoch  mit  dem  französchen  Hof  allschon  die  vorläufige  Abrede 
genommen  worden,  dass  künftighin  der  russischen  Kaiserin  M.  förmlich  und 
gemeinschaftlich  zur  Accession  eingeladen  werden  sollten. 

»Den  4.  geheimen  Article  haben  Wir  wohlbedächtlich  gleich  mit  dem 
Project  der  Neutralitätsaete  und  des  Defensivtractats  an  Hand  gegeben, 
weilen  Uns  die  ganz  zuverlässige  Nachricht  zugekommen  ist,  dass  der  König 
in  Preussen  sich  auf  das  eifrigste  angelegen  sein  lasse ,  wegen  seines  mit 
Engeland  eingegangenen  Tractats  den  französchen  Hof  wieder  zu  besänftigen 
und  diesen  zu  Erneuerung  des  im  Jahr  1741  mit  ihm  errichteten  und  in 
dem  künftigen  Monat  zu  Ende  gehenden  Tractats  ])  zu  vermögen,  auch  sich 
hierunter  des  durch  die  ausserordentliche  preussische  Liebkosungen  völlig 
eingenommenen  Duc  de  Nivernais  zu  gebrauchen,  als  welcher  wttrklich  das 
Project  des  erneuerten  und  erweiterten  Tractats  entworfen,  seinem  Hof  zur 
Begnehmung  eingeschicket  und  mit  den  scheinbarsten  Bemerkungen  be- 
gleitet hatte2). 

»Um  nun  diese  wegen  ihren  Folgen  ungemein  schädliche  Absichten, 
wo  nicht  gänzlich  zu  vereitlen,  jedoch  solang  als  immor  möglich  aufzu- 
halten und  zu  hintertreiben,  seind  Wir  seithero  sorgfältigst  beflissen  ge- 
wesen, Uns  des  rechten  Zeitpunkts  und  der  schönen  Gelegenheit  zu  Nutzen 


1)  Vgl.  S.  228. 

2)  Vgl.  Nivernais'  Bericht  an  Rouilld  vom  27.  Februar  175«  bei  Luden 
Perey  391;  Waddington,  Renversemcnt  261. 


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374  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  za  machen,  und  haben  dahero  nicht  nnr  den  Schluss  des  Defensivtractats, 
^2  sondern  anch  die  Verabredung  des  4.  geheimen  Article  in  der  Absicht 
eifrigst  betreiben  lassen,  damit  eines  Theils  Frankreich  aus  Beisorge,  dass 
von  Uns  in  Ansehung  der  Krön  Engeland  ein  gleiches  geschehen  dörfte, 
nicht  so  leicht  noch  ohne  Unser  Vorwissen  seinen  Tractat  mit  dem  König 
in  Preussen  erneuere,  und  dass  anderen  Theils  dieser  König  durch  den 
ungewissen  Zustand  seiner  Verbindung  mit  Frankreich  und  durch  den 
Schluss  Unseres  Defensivtractats  in  Verlegenheit  gesetzet,  mithin  aus  An- 
trieb seiner  allzu  lebhaften  und  zugleich  forchtsamen  Gedenkensart  zu  neuen 
und  solchen  Fehltritten  verleitet  werde,  welche  ihn  immer  mehrers  von  der 
französchen  Zuneigung  entfernen  und  dasjenige  beförderen  helfen  möchten, 
was  Unsere  überzeugendste  Vorstellungen  und  Anbringen  zu  bewürken  nicht 
vermögend  wären1);  maassen  Wir  gar  wohl  einsehen  und  erkennen,  wie 
schwer  und  bedenklich  es  dem  französchen  Hof  fallen  müsse,  von  seinem 
festgestellten  Staatssystemate  und  denen  eingewurzelten  Vorurtheilen  auf 
einmal  abzuweichen  und  ganz  neue  Verbindungen  einzuschlagen2). 

»Gleichwohlen  ist  nunmehro  durch  den  4.  geheimen  Article  ein  guter 
Grundstein  darzu  geleget,  und  wie  Graf  Starhemberg  aus  des  französchen 
ministerii  Äusserungen  und  Umständen  dermalen  mit  aller  Wahrscheinlich- 
keit urtheilet,  so  wird  zu  Erneuerung  des  Tractats  mit  Preussen  kein 
weiteres  Verlangen  geäusseret3)  und  auf  die  Mittel  fürgedacht,  die  von 
Preussen  mit  Vorwissen  und  Begnehmung  des  englischen  Hofs  angesonnene 
Mediations- Vorschläge  und  -Handlung  mit  guter  Art  gar  abzubrechen;  wie 
dann  auch  die  letzte  französcho  Antwort1)  darzu  den  Weg  bahnet  und  auf 
der  Zurückgab  aller  ohne  vorgängige  Kriegserklärung  hinweggenommener 
französchen  Schiffen  als  auf  einem  Präliminarpunkt  und  conditume  sine  qua 
non  ohnabänderlich  bestehet. 

> Inzwischen  ist  ohnsebwer  vorzusehen,  dass  Engeland  über  Unsere 
mit  Frankreich  eingegangene  Neutralität»-  und  Defensivverbindung  sehr  auf- 
gebracht und  solche  mit  den  gehässigsten  Farben  abzumalen  beflissen  sein 
werde.  Allein,  sobald  der  Satz,  dass  die  amerikanische  Strittigkeiten  Uns 
nicht  im  mindesten  betreffen,  wie  es  in  der  That  ist,  seine  vollständige 
Richtigkeit  hat,  so  kann  Uns  um  so  weniger  mit  Billigkeit  verarget  werden, 
dass  Wir  auf  Unsere  eigene  Sicherheit  noch  in  Zeiten  bedacht  gewesen, 
da  Engeland  nicht  nur  mit  Worten,  sondern  durch  die  That  selbsten  der 
ganzen  Welt  vor  Augen  geleget  hat,  dass  es  künftighin  nach  einem  ganz 
neuen  systemate  zu  Werke  gehen,  an  dem  continenti  keinen  sonder- 
lichen Antheil  nehmen5)  und  seiner  tractaten massigen  Obliegenheit  in  Ver- 
teidigung deren  Niederlanden  kein  Genügen  leisten,  sondern  den  König 
in  Preussen  in  der  Allianz  obenan  und  allenfalls  an  Unsere  und  der 


I)  Vgl.  S.  369.  2)  Vgl.  S.  367.  3)  Vgl.  S.  309.  4)  Vgl.  S.  205  Anm.  1. 
5)  Vgl.  S.  169.  209.  223. 


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1756  Mai  22  —  Mai  26. 


375 


russischen  Kaiserin  M.  Stelle  sotzen.  auch  dem  ernannten  König  sein  ganzes  t756 
Vertranen  zuwenden  wolle,«  zumal  da  auch  die  Republik  Holland  erklärt 
habe,  an  dem  englisch  -  französischen  Kriege  keinen  Antheil  nehmen  zu 
wollen1).  .  .  . 


100.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  25.  Mai  1756.  Mai  25 

Nach  der  Urschrift. 

.  .  .  »Der  hiesige  Hof  fahret  in  seinen  guten  Dispositionen  und  willigen 
Concurrenz  zu  dem  grossen  Vorhaben  in  einem  Eifer  fort'2)  und  ist  der- 
malen f Urnamiich  mit  der  Remontirung  der  Kürrassiers-  und  Dragoner- 
regimenter beschäftiget.  In  dieser  Absicht  nun  hat  man  den  russischen 
Edelleuten  durch  ein  förmlichen  Ukas  die  nöthige  Pferde  herbeizuschaffen 
aufgetragen.  Da  man  nun  auf  die  Farbe  nicht  sehen  und  für  ein  Kürassier- 
pferd 60,  für  ein  Dragonerpferd  aber  30  Rubel  bezahlen  wird,  so  werden 
die  nöthige  Remontapferd  mit  nächstem  beisammen  sein  können.  .  .  . 

>Ganz  Petersburg  ist  voll,  dass  es  mit  Preussen  zum  Krieg  kommen 
werde.  Ew.  Exc.  vermag  ich  also  nicht  genugsam  auszudrucken,  mit  was 
grossem  Verlangen  man  hiesiger  Seits  auf  unsere  allerhöchste  finale  Ant- 
wort warte3).« 


101.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  486  fol.  1073].   26.  Mai  1756.     Mai  26 

W.  K.  A.   Nach  der  Urschrift. 

>Bohn  General  .  .  .,  dass  es  .  .  .  bei  dem  für  die  Festungen  in 
Vorderösterreich4),  Böhmen,  Mähren*),  Hungarn,  Siebenbürgen,  Slavonien 
und  Tirol  angewiesenen  Geldquantum  verbleibe,  auf  Instandsetzung  Peter- 
wardeins und  sodann  Temeswar6)  die  vornehmsten  Augenmerk  zu  tragen, 
auch  hierauf  das  von  dem  heurigen  Fortificationsfundo  übrig  verbleibende 
Geldquantum  zu  verwenden  seie,  betreffend.  * 


1)  Vgl.  S.  190.  212.         2)  Vgl.  Nr.  92.         3)  Vgl.  Nr.  99.  73  c. 

4]  Das  Hofkriegsrathsprotokoll  vom  5.  Mai  1756  lautet:  >  Daun  Leopold 
General,  welchen  Falls  die  umb  hiesige  Stadt  [Wien)  erforderte  Pallisaden  bei- 
geschaffet und  gesetzet  werden  mögen.«  INr.  82  'fol.  908.)    W.  K.  A.J 

5)  Vgl.  Nr.  98. 

6}  Unter  dem  26.  Januar  1756  findet  sich  der  Erlass  an  v.  Bobn  registrlrt, 
>dass  auf  die  Befestigung  doren  drei  Gränizfestungcn  Olmütz,  Peterwardein  und 
Temeswar  der  fundus  fortificatorius  vorzüglich  angewendet,  folglich  für  die 
Feste  Ofen  nur  so  vieles  Geld,  als  ohne  Zurücksetzung  obenangezogener  Gräniz- 
festungen  entbehret  werden  möge,  angetragen  werden  solle.«  Hofkriegsraths- 
protokoll Nr.  408  [fol.  150J.  (W.  K.  A.] 


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37()  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  doB  siebenjährigen  Krieges. 

1756         102.    »Copia  eines  geheimen  Vortrags  an  der  Kaiserin-Königin  M. 
Ial  20  von  dem  Cabinetssecretario  Herrn  Baron  von  Koch ') ;  communicirt 2)  den 
26.  Mai  1756.« 

Abgedrückt  bei  Lebmann,  M.  I.  ü.  0.  XVI,  4>1  ff.   Vgl.  Lebmann  3«  Anm.      Delbrück,  Pr. 
Jahrb.  M,  42;  N»ud<«,  Beitrage  I,  M5  ff.;  II,  201  Anm.  2.  220  ff.  227;  Ko*er  II,  2«  f. 

Österreich  kann  weder  überhaupt  allein  noch  insbesondere  bei  dem  augenblicklichen 
Zustande  seines  Militäncesens  einen  Angriß  auf  Prcussm  wagen. 

» Allergnädigste  Kaiserin  und  Frau,  Frau! 

»Die  Anzahl  gesamter  in  denen  hieraussigen  Erblanden  befindlichen 
regulirten  Truppen3)  bestehet  aus  25  Regimentern  zu  Fuss  von  4  Batail- 
lons, aus  einem  von  dreien  und  aus  10  Bataillons  mit  EinbegrifT  des 
ßiebenschönischen ;  aus  17  Kürassiersregimentern,  aus  10  Dragoner  und 
aus  9  Hussaren. 

»Von  solchen  liegen  in  Hungarn,  Siebenbürgen,  dem  Bannat  und 
Slavonien  6  Regimenter  zu  Fuss  nebst  9  Bataillons,  14  Kürassiers-,  8 
Dragoner-  und  7  Hussarenregimenter ,  in  denen  teutschen  Landen  aber 
22  zu  Fuss  zu  vier  Bataillons,  6  zu  dreien  und  dem  Siebenschönischen 
Bataillon,  3  Kürassiers-  2  Dragoner-  und  anderthalb  Hussarenregimenter. 

»Von  Infanterie  scheinet  gar  nicht  rathsam,  aus  Hungarn  und  denen 
angrenzenden  Landen  was  hinwegzuziehen,  ausser  höchstens  zwei  Batail- 
lons von  Teutschmeister  nebst  beeden  Gronadierscompagnien  und  auch 
diese  nicht  änderst,  als  sie  würden  durch  ebenso  viele  in  .Garnison  zu 
dienen  annoch  fähige  Invaliden  abgelöst. 

»Von  Cavallorie,  scheinet,  müssen  am  wenigsten  ein  teutsches  und 
ein  Hussarenregiment  in  Siebenbürgen,  zwischen  dem  Bannat  und  Slavonien 
eines  und  in  Hungarn  selbsten  ein  Hussaren  und  vierthalb  teutsche  ge- 
lassen werden. 

»Die  Anzahl  derenselben  scheinet  bei  dermaligen  Umständen  eher  zn 
wenig  als  übersetzet,  nachdem  in  Hungarn  sowohl  als  in  Croat-  und  Sla- 
vonien an  Missvergnügten  es  gar  nicht  fehlet,  die  Acatholische  überhaupt 
und  ein  grosser  Theil  deren  Rätzen  es  ebenfalls  seind,  das  kürzlich  in 
dem  Generalat  in  Croatien  und  auf  sichere  Art  auch  in  Slavonien  aus- 
gebrochene Feuer  unter  denen  Aschen  etwa  noch  glimmet,  auch  gar 
nicht  unmöglich  endlichen  ist,  dass  wegen  des  bei  seinen  Glaubens- 
genossen oder  habenden  oder  zu  finden  verhoffenden  Anhangs  der  Lust 
den  König  von  Preussen  ankommen  dörfte,  eine  Diversion  in  Hungarn  vor- 
zunehmen. 


1)  Biographische  Notizen  vgl.  bei  Naud6,  Beiträge  I,  30.  54  ff. 

2)  D.  h.  dem  Grafen  Kaunitz. 

3)  Vgl.  zu  den  folgenden  Angaben  die  »Dislocation  gesamter  k.  k.  Infanterie- 
und  Cavallerieregimenter  pro  1756t,  abgedruckt  bei  Lehmann,  112  ff.,  auch  Bei- 
lage 4. 


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1756  Mai  26. 


377 


»Und  endlichen  muss  die  Hälfte  wenigstens  eines  Kürassier-  oder  1756 
Dragonerregiments,  dessen  andere  Hälfte  in  die  nächste  hungarisohe  Ge-  2 
spanschaft  verleget  werden  könnte,  zu  Ew.  M.  .  .  .  Bedienung  allhier  sein. 

»Verblieben  solchem  nach  von  gesamter  Gavallerie  zum  anderweiten 
Gebrauch  18  teutsche  und  5  Hussarenregimenter. 

>An  Infanterie  lasset  die  hiesige  Besatzung  nicht  wohl  sich  vermin* 
deren;  nach  Innerösterreich  kann  nicht  weniger  als  5  Bataillons,  nach  Ober- 
österreich nicht  weniger  als  einen  oder  zweien  gelassen  werden. 

-Müssten  dahero,  wann  auch  eine  Bataillon  von  Teutschmeister  nebst 
beeden  Grenadierscompagnien  zu  Ablösung  von  Waldeck  anhero  und  die 
andere  nacher  Oberösterreich  gezogen  wurde,  von  einem  deren  allda  stehen- 
den jungen  Regimenter  eine  Bataillon;  in  Innerösterreich  aber  kann  [von] 
Harrach,  Moltke,  Browne  und  Ahrenberg  auch  eine  zurück  gelassen  und 
die  fünfte  allda  zu  verbleiben  habende  Bataillon  von  Maquire  aus  Tirol 
genommen  oder  Triest  mit  einem  Bataillon  Granitzer  besetzet  werden. 

»Vorhanden  wären  auf  solche  Art  zur  Eintheilung  zwischen  Böheim 
nnd  Mähren  in  allem  14  Regimenter  Infanterie  zu  4  Bataillons,  12  zu 
dreien  und  der  Siebenschönsche  Bataillon  nebst  53  Grenadierscompagnien, 
in  der  That  aber  zu  denen  Operationen  mehrers  nicht  [als]  53  Grenadiers- 
compagnien und  Sl  Bataillons,  weilen  die  vierte  Bataillon  von  denen  12 
Regimentern  theils  zu  Besatzung  und  einem  kleinen  Riserva  vor  alle  sich 
ereignen  könnende  Vorfallenheiten,  theils  in  der  Absicht  zurückzubehalten 
wären,  nm  sowohl  die  übrige  zu  denen  Operationen  go widmete  so  stärker 
ausrucken  zu  machen,  als  das  ganze  Jahr  hindurch  die  Werbungen  in  ihren 
Stationen  fortsetzen  zu  können. 

»81  Bataillons,  zu  550  Köpfen  gerechnet,  machton  .   .  11500 

53  Grenadierscompagnien  pro  100   5300 

22  teutsche  Cavallerieregimenter  zu  800  >)   17600 

nnd  7  Hussaren  zu  600 2)   4200 

716003) 

»Da  jedoch  zu  Anfang  der  Campagne  einen  Abgang  von  ungefähr 
3  000  Mann  bei  der  Infanterie  und  von  1600  Mann  bei  der  Cavallerie  an 
unberitten-  oder  sonst  abgängiger  Mannschaft  haben,  mithin  das  Totale  znr 
Operation  bestehen  dörfte  und  zwar: 

die  Infanterie  aus   16800 4} 

und  dio  Cavallerie  aus  '  .  .  .  20200 

zusammen  also  aus    67000  M.5), 

die  mit  10  000  Irregulirten  allenfalls  verstärket  werden  könnten. 


1)  Vgl.  Nr.  6.  32.         2)  Vgl.  Nr.  60.  61. 
3)  Vorlage:  81700.         4)  Vorlage:  56800. 
5)  Vorlage:  77000. 


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378  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  »Und  dieses  scheinet  das  meiste,  so  bei  dermaliger  Verfassung  —  nicht 

*Hi  26  ohne  grosso  Mühe  —  zusammen  gebracht  werden  kunnte1),  auch  zu  Formirung 
einer  considerablen  Armee  wider  einen  so  mächtigen  Feind  als  der  König 
zwar  zureichend,  nicht  aber  zu  zweien,  zu  Vornehmung  einer  offensiven 
Operation  wären2),  nebstdeme  die  Truppen  sehr  weit  auseinander  gestreuet 
liegen,  sonderlich  die  Cavallerie,  und  auch  alsdann,  wann  die  Armee  eins- 
mals  beisammen,  vornämlich  aber,  bevor  sie  beisammen,  ein  namhaftes 
corpo  zu  Defendirung  oder  in  Mähren  oder  in  Böheim  zurück  gelassen 
werden  mflsste,  in  der  Ungewissheit,  wohin  seines  Orts  die  feindliche,  um 
vieles  näher  concentrirte  Macht  sich  wenden  dörfte.  Zu  Zusammensetzung 
einer  grösseren  Armee  bliebe  nichts  übrig  ausser  wenig  Tausend  Irregulirten, 
dio  doch  unumgänglich  oder  von  Ew.  E.  M.  eigenen  oder  von  fremden 
Truppen  zu  sein  scheinet,  um  ein  baldig  glückliches  Ende  dem  Krieg  zu 
inachen,  und  ohne  welchen  selben  anzufangen  nicht  geringen  Bedenken 
unterworfen  wäre,  nachdem  der  russische  Beistand  allein  darzu  nicht  zu- 
langete3) und  etwa  auch  Preussen  eine  Verstärkung  von  Hessen,  Wolfen- 
büttel und  Hannover  überkommen  kunnte,  im  Fall  Frankreich  nicht  auch 
seines  Orts  oder  wider  Preussen  selbst  oder  doch  wider  Hannover  agirtc4). 

»Zu  Formirung  einer  zweiten  Armee  wären  wenigstens  40  bis  50  000 
Mann  nöthig. 

»Von  Ew.  K.  M.  regulirten  eigenen  Truppen  kunnton  nichts  als  ein 
Theil  deren  niederländischen  oder  ein  Theil  deren  westphälischen  gezogen 
werden.  Die  ersteren  wären,  soviel  mir  wissend,  completter  als  die  zweite, 
auch  mit  der  Feidequipage  mchrers  versehen,  nachdem  sie  diese  Jahr  hin- 
durch campirot  haben;  zweifle  jedoch  sehr,  ob  bei  dermaligen  Umständen 
Ew.  K.  M.  so  leichtlich  entschliessen  Sich  werden,  einen  Theil  davon 
herauszuziehen r>),  insolang  besonders  als  Hoffnung  vorhanden,  eine  Di- 
version an  Preussen  durch  Frankreich  zu  machen,  zu  welchen  sodann  ein 
Theil  deren  niederländischen  nebst  denen  pfälzischen  stossen  könnten. 

»Sobald  Neapel  dem  Defensivtractat  beigetreten c)  und  von  dem 
concorto  wider  Preussen  mit  ist,  scheinet  unbedenklicher,  wann  5  Regimenter 
zu  Fuss  nobst  dem  Dragonerregiment7)  aus  Italien  zu  ziehen;  nebst  deme 
aber  eine  so  gar  grosse  Verstärkung  selbe  allein  eben  nicht  machoten,  so 
dunket  mir,  es  lasse  sich  wegen  der  niederländischen  so  wenig,  als  wegen 
deren  wcllischen  ein  eigentlicher  Entschluss  der  Zeit  noch  fassen,  bevor 
mit  Frankreich  man  näher  dos  Königs  von  Preussen  wegen  zu  Stand 
gekommen. 

»Und  wollten  endlichen  auch  eine  Augmentation  bei  denen  hiesigen 
Truppen  Ew.  M.  vornehmen  mittels  200  Mann  und  Pferden  bei  jedem 

1)  Kaunitz  rechnete  am  19.  April  1756  auf  100000  [vgl.  S.  312],  am  13.  März 
1756  auf  80000  Mann,  vgl.  S.  261.         2)  Vgl.  S.  254.  311.  363.  369. 
3)  Vgl.  S.  369.  260.  4)  Vgl.  S.  296.  311.  5)  Vgl.  S.  166. 

6)  Vgl.  S.  252.         7)  Jung-Modena. 


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1756  Mai  26.  379 

Regiment  zu  Pferd1)  und  mittels  1  Compagnien  bei  jedem  zu  Fuss,  so  1756 
kunnde  [es  schwer  fallen] ,  aus  Abgang  der  Leuten  selbe  zu  Stand  zu  **a'  2 
bringen,  wann  eine  Möglichkeit  auch  wäre,  mit  denen  darzu  erforderlichen 
Pferd-  und  Geldern  aufzukommen;  beede  letztere  würden  sich  doch  immer- 
dar leichter  noch  als  die  Leut  etwa  finden. 

»Kathete  dahero,  die  Augmentation  bloss  bei  der  Cavallerie  vorzunehmen, 
als  an  welcher  ohnedem  ein  Abgang  respectu  der  Infanterie  ist;  in  An- 
sehung der  Infanterie  aber  mit  fremden,  in  Sold  nehmenden  Truppen  als 
mit  Würzburgern,  Württembergern  und  etwan  mit  Bayern  sich  auszuhelfen. 

»All  obiges  führe  in  der  Absicht  kürzlich  an,  um  in  aller  Unter- 
tänigkeit darzuthun,  wie  beschwer-  und  bedenklich  meines  mindesten 
Ermessens  es  seie,  den  Krieg  annoch  heur  anzufangen2),  und  wie  unmög- 
lich forder  ist,  eine  zweite  Armee  annoch  heur  zusammenzubringen, 
nachdem  mit  Frankreich  der  geheime  Tractat  noch  nicht  geschlossen,  mit- 
hin auch  Ew.  M.  noch  nicht  wissen,  ob  selbe  Antheil  an  dem  Krieg  wider 
Preussen  werde  nehmen  wollen,  mit  Russland  Selbsten  nichts  standhaftes 
noch  concertiret,  von  sehr  vielen  zu  einem  offensiven  Krieg  vorzukehren- 
den Anstalten  sehr  viele  noch  manglet,  wegen  denen  zu  einem  so  kost- 
baren Krieg  unentbehrlichen  grossen  Auslagen  kein  systema  noch  gefasset, 
weniger  auf  Instandsetzung  deren  niederland-  und  sonderlich  deren  wellischen 
Truppen  nichts  noch  veranstaltet,  endlichen  auf  eine  bei  denen  hiesigen 
vorzunehmende  Vermehrung  nicht  einmal  gedacht,  geschweigen  Hand  an- 
geleget  worden. 

»Das  pressanteste  bei  dermaligen  Umständen  wäre  meines  mindesten 
Ermessens  dahero: 

1)  »den  mit  Frankreich  geschlossenen  Defensivtractat  auf  das  eheste 
ptibliciren  zu  machen3),  weilen  solches  den  König  von  Preussen  mehr  als 
einmal  nachdenken  machen  wird,  der  erstere  Ew.  M.  anzufallen,  mithin 
Allerhöchstdieselbe  Zeit  gewinnen,  mit  minderer  Gefahr  in  Böheim  sowohl 
als  in  Mähren  sich  zu  verstärken,  den  geheimen  Tractat  mit  Frankreich, 
wo  nicht  zu  Stand,  doch  ihre  diesfällige  Gesinnung  ins  Klare  zu  bringen, 
endlichen  die  diesseits  zu  machende  Veranstaltungen  mit  so  mehrerer  Ruhe 
und  Bequemlichkeit  vorzukehren. 


1]  Klinggräffen  berichtete  am  24.  März  1756,  cb  seien  Befehle  ergangen,  die 
Cavallerieregtmenter  durch  je  200  Mann  und  Pferde  auf  1000  Mann  zu  augmen- 
tiren,  in  der  Meinung,  dass  die  Regimenter  800  Mann  stark  wären.  In  Wahrheit 
besässen  aber  nur  die  vollzähligsten  eine  Stärke  von  800  Mann.  Auch  der  fran- 
zösische Gesandte  in  Wien,  Aubeterre,  berichtete  am  11.  Februar  175G:  >On  parle 
de  remettre  les  regiments  de  cavalerie,  dragons  et  hussards  a  mflle  chevaux, 
ce  qui  ferait  une  augmentation  de  10000,  savoir  6000  pour  la  cavalerie  et  les 
dragons  et  4000  pour  les  hussards.«  [Pariser  Archiv  des  auswärtigen  Ministeriums.] 
In  Wahrheit  ist  ein  solcher  Befehl  zur  Zeit  nicht  erlassen  worden.  Vgl.  Nr.  154. 
155.  156.  2)  Vgl.  S.  370.        3)  Vgl.  S.  369.  374. 


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380  österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756         2)  »die  Regimenter  in  Böheim  sowohl  als  in  Mähren  den  ersten  Au- 
lai  26  gU9£j  beisammen  campiren ')  und  nnter  dem  Prätext  der  Quartierablösung 
von  denen  nächst  in  Hangarn  liegenden  Cavallerieregimentern  zwei  nacher 
Böheim  und,  wo  nicht  zwei,  doch  eins  nacher  Mähren  aufbrechen  zu 
lassen2). 

3)  >die  woiters  entfernte  unter  einstens  näher  heraufrücken  und  in 
zwei  differenten  Orten,  die  eine  unweit  den  mährischen,  die  andere  unweit 
den  österreichischen  Oranitzen  campiren  zu  lassen3}. 

4)  »Cavallerie  sowohl  als  Infanterie  beständig  fortwerben  zu  lassen, 
ohne  darauf  zu  sehen,  ob  sie  complett  oder  supercomplett  seind,  unter  dem 
Vorwand,  Ew.  M.  wollten  auch  bei  Dero  Armee  die  supernumerarii  ein- 
führen4), in  der  That  aber,  um  die  Augmentation  der  Regimenter,  wann 
cinsmal  dieselbe  resolviret,  so  geschwinder  zu  Stand  zu  bringen; 

5)  »das  nämliche  auch  mit  denen  in  Italien  stehenden  Regimentern 
zu  thun  5};  an  Pferden  aber  vor  jetzo 

G)  »bloss  1500  bis  2000  Stück,  thcils  zu  Ersetzung  des  entzwischen 
sich  ergebenden  Abgangs,  theils  zu  einigem  Überschuss,  insgesamt  jedoch 
ausserhalb  denen  Erblanden  zu  bestellen,  um  die  in  denen  Erblanden  be- 
findliche, auf  den  Fall  zur  wflrklichen  Augmentation  es  kommt,  so  näher 
an  der  Hand  zu  haben;  nebst  demo  in  sich  sehr  ungewiss  ist,  ob  sodann 
Hannover  auf  preussisches  Ansinnen  zn  Ew.  M.  Dienst  deren  einige  durch 
sein  Gebiet  durchlassen  würde6); 

7)  >die  in  denen  Erblanden  vorhandene  diensttaugliche  in  der  Stille 
zu  beschreiben  und  den  Verbot  wegen  deren  Pferdenausfuhr  von  nun  an 
zu  publiciren ; 

8)  »zur  Zeit  des  Campemonts  eine  proportionirte  Anzahl  von  Feld- 
stücken, die  dem  Vernehmen  nach  fast  alle  allhier  seind,  nebst  einigen 
Haubitzen  dahin  zu  schicken,  damit  Browne  und  Piccolomini  einige  Artillerie 
gleich  Anfangs  bei  der  Hand  haben,  woferne  preussischer  Seits  ein  gäher 
Einfall  in  das  Land  beschehete 7) ; 

9)  »in  der  Stille  sich  erkundigen,  ob  gesamte  Regimenter,  besonders 
die  von  der  Cavallerie  in  nungarn  und  die  von  der  Infanterie  in  Inner- 
und  Oberösterreich  mit  Feldrequisitcn  versehen,  die  nämliche  Auskunft  auch 

10)  »in  Ansehen  deren  Irregulirten  einzuholen,  endlichen 

11)  »von  Grafen  Chotekfi)  eine  Specification  ab[zu]forderen,  wie  viele 
zu  Besatzungen,  dann  zu  Bewachung  der  Magazinen  zu  gebrauchen  seinde 
Invaliden  in  denen  Ländern; 


1)  Vgl.  Nr.  69.         2)  Vgl.  Nr.  96.         3)  Vgl.  Nr.  125. 
4)  Vgl.  Beilage  Nr.  4.         5)  Vgl.  Nr.  81  und  Nr.  136. 
6)  Vgl.  Nr.  127.  156.  7)  Vgl.  Nr.  127. 

8)  Graf  Johann  Chotek,  Oberkriegscommissar. 


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1756  Mai  26. 


381 


»desgleichen  wie  viele  dabei  anzustellende,  ab  aerario  eine  Pension  1756 
geniessende  Officiers  vorhanden,  um  anch  dererselben  bei  anabrechendem 
Krieg  sich  bedienen  zu  können. 

'AU  dies  Hesse  meines  mindesten  Ermessens  ohne  sehr  grosse  Un- 
kosten, anch  ohne  besondern  Geschrei  und  Aufsehen  sich  veranstalten,  und 
vorbereitete  zugleich  unendlich  vieles,  so  bei  einem  ausbrechenden  Krieg 
von  überaus  grossem  Nutzen  wäre  und  zu  Sicherheit  derer  Länder  ge- 
reichete. 

»Mittler weil  sehete  man,  wie  die  Weltsachen  sich  anliessen,  ob  der 
Krieg  zwischen  Frankreich  und  Engeland  fortdauren  werde,  auch  ob 
Frankreich  einigen  Theil,  und  auf  was  Weise,  an  dem  wider  Preussen 
nehmen  wolle,  nm  hiernach  die  weitere  Maassnehmungen  auch  diesseits 
nehmen  zu  können. 

»Ginge  es  nach  meinem  geheimen  Wunsch,  so  kommeten  zu  mehrerer 
Bedeckung  deren  Länder  mehrere  Truppen,  sonderlich  an  Cavallerie,  und 
zwar  diesen  Sommer  noch,  nacher  Böheim  und  Mähren  zu  stehen,  und 
würde  all  übriges  den  Winter  hindurch  zubereitet,  dio  Operationen  selbstn 
aber  bis  künftiges  Frühjahr  ausgestellt,  mit  Kussland  entzwischen  alles, 
und  insoweit  es  nöthig  und  nach  Beschaffenheit  der  allda  findenden  Ge- 
sinnung nützlich,  auch  mit  Frankreich  verabredet,  nm  mit  so  mehrerem 
Nachdruck  von  allen  Seiten  gleich  Anfangs,  wann  es  doch  sein  solle,  zu 
operiren. 

»Frankreich  muss  den  grossen  Werth  des  bei  Zustandkommung  des 
geheimen  Tractats  ihme  zukommenden  Vortheils  allzu  wohl  erkennen,  um 
der  Unternehmung  wider  Preussen  entgegen  zu  soin;  möchte  aber,  wie 
aus  des  La  Ville  entworfenen  Antwort  erscheinet1),  dass  nicht  allzuviel  an 
Geldes  ihm  koste,  und  möchte  sonderlich,  dass  der  König  nicht  öffentlichen 
Antheil  an  dem  Krieg  nehme.  Ew.  K.  M.  .  .  .  Diensts  ist  dargegen  meines 
mindesten  Ermessens,  dass  nebst  dem  Geldbeitrag  Frankreich  auch  werk- 
thätig  mit  operire2),  um  vor  beständig  mit  Preussen  sich  abzuwerfen. 
Wünschte  dahero  wohl  sehr,  dass  die  dritte  Armee  aus  Franzosen  und 
Pfelzern  bestünde,  zu  denen  ein  Theil  der  niederländischen  stossen  knnnte, 
woferne  die  Operation  unmittelbar  wider  Preussen  und  nicht  wider  Han- 
nover gerichtet  wäre. 

»Wäre  aber  Frankreich  darzu  nicht  zu  bewegen,  so  wäre  meinos 
mindesten  Ermessens  zu  überlegen,  auf  was  vor  eine  andere  Weis  die 
dritte  Armee  erstens  zusammenzubringen,  zweitens  in  was  vor  einer 
Gegend  dieselbe  zn  operiren  hätte,  und  endlichen  drittens,  ob  ohne  Zu- 
sammenbringung einer  dritten  und  zwar  einer  ergiebigen  Armee  mit  Russ- 
lands  Beihfllfe  allein  der  Krieg  wider  Preussen  zu  unternehmen  seie,  als 
welcher  sehr  gefährlich  ausschlagen  knnnte,  woferne  man  [nicht]  eine  ge- 


1)  Vgl.  Nr.  82  b.         2)  Vgl.  S.  311. 


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382  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

175G  gründete  Hoffnung  hätte,  mit  dermaassigem  Nachdruck  den  Krieg  zu  führen, 
fal  20  dass  selber  in  einer  oder  höchstens  zwei  Campagnen  zu  End  sein  müsste. 

»Kussland  scheinet  in  der  besten  Disposition  zu  sein,  zugleich  aber 
allzu  hitzig  und  in  die  hiesige  Situation  nicht  genug  einzugehen1).  Wird 
also  nicht  geringe  Kunst  brauchen,  eine  so  beschaffene  Antwort  durch 
Esterhasy  der  Zarin  zu  geben,  die  in  der  nämlichen  Gesinnung  die  Zarin 
noch  mehrers  befestige  und  auf  die  Gedanken  dieselbe  nicht  verfallen 
mache,  als  [ob]  man  allzusehr  vor  Preussen  diesseits  sich  förchte,  durch  an- 
ständige Ursachen  ihr  jedoch  begreifen  mache,  des  beederseitigen  Interesse 
Ew.  K.  M.  sowohl  als  des  ihrigen  zu  sein,  den  Winter  hindurch  still  zu 
sitzen  und  sich  dessen  beederseits  zu  denen  vorzukehrenden  Anstalten  zu 
Nutzen  zu  machen. 

^Befindeten  sich  jedoch  einsmals  mehrere  Truppen  in  Böheim  und 
Mähren  und  der  Krieg  von  Ew.  If.  festiglich  resolviret,  so  glaubete,  es  wäre 
sich  diesseits  garnicht  darwider  zu  setzen,  vielmehr  zu  wünschen,  dass  der 
Lust  der  Zarin  ankomme,  im  Winter  noch  zu  brechen,  weilen  ihre  Armee 
viel  weniger  als  die  preussische  durch  die  Kälte  leiden 2),  keine  Conqueten 
auch  Preussen  wider  selbe  im  Winter  machen  kunnte,  der  die  preussische 
aber  durch  eine  Winter-Campagne  merklich  abmatten  Wörde,  mithin  mit  so 
mehrerm  Success  im  Frühjahr  mit  diesseits  ausgerasteton  Truppen  operiret 
werden  kunnte. 

;> Vor  allem  wünschte  endlich,  dass  oder  dem  Grafen  Neipperg  oder 
einem  anderen  erfahrenen  Generalen,  —  wann  doch  ans  Beisorg  des  secreti 
General  Browne  darvon  noch  nichts  wissen  soll,  —  die  Obsorg  aufgetragen 
würde,  einen  der  Zarin  vorzulegenden  Operationsplan  zu  entwerfen3),  worzu 
jedoch  Niemand  tauglicher  als  Browne  wäre,  wann  änderst  Ew.  K.  M.  annoch 
entschlossen,  Dero  eigene  Armee  ihme  anzuvertrauen. 

»Und  noch  mehrers  fast  wünschte,  dass  dem  Grafen  von  Königsegg4) 
anbefohlen  würde,  unter  einem  anderen  Vorwand  die  in  Ilolland  aufzubringen 
hoffende  Anticipation  von  zwei  Millionen  sobald  möglich  zu  Stand  zu  bringen, 
dem  Grafen  von  Chotck  h)  aber,  auch  seines  Orts  um  mehrere  sich  umzusehen, 
die  anjetzo  ihm  garnicht  schwer,  bei  einem  einsmals  ausgebrochenen  Krieg 
um  sehr  viel  härter  aufzubringen  sein  werden.« 


1)  Vgl.  Nr.  99.  99  a.         2)  Vgl.  S.  324.         3)  Vgl.  S.  370. 

4)  Präsident  des  niederländischen  Finanzraths. 

5)  Graf  Rudolph  von  Chotek,  Präsident  der  Ministerial-Hof-Baneodeputation 
und  dos  Univcrsal-Coromercdirectoriums. 


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1756  Mai  26  —  Mai  29. 


383 


102a.   Baron  Koch  an  den  Staatskanzler  Kaunitz.   [26.  Mai  1750 ').]  1^6 

' 1  Mai  26 

Mach  einer  Abschrift    Abgedruckt  bei  Lohmann,  M.  I.  Ö.  0.  XVI,  4s7.   Vgl.  Lehmann  36 
Arnn.  3;  Naud«<,  Beiträge  II,  222. 

Übersendet  die  voranstellende  Denkschrift. 

»L'Imperatrice  m'a  renvoye*  .  .  .  la  note  quo  j'ai  pris  la  liberte"  de  lui 
präsenter,  il  y  a  pres  de  dix  jours,  et  dont  j'eua  l'honneur  de  parier  ä 
V.  Exc.  avant-hier. 

»Je  n'ai  pas  6te*  en  e"tat  de  satisfaire  plus  tut  a  vos  ordres,  Monseigneur, 
en  voua  en  communiquant  une  oopie,  puisque  je  n'en  avais  pas  moi-mlme ; 
l'ayant  a  präsent  de  retour,  je  crois  ne  pouvoir  mieux  faire  que  de  joindre 
ici  l'original2). 

»8.  M.,  aecoutamee  ä  lire  mon  mauvais  caractere,  le  lit  sans  peine; 
je  ne  aais  si  V.  Exc.  en  fera  autant,  et  si  Elle  l'ordonne,  je  Lui  en  ferai  faire 
une  copie  d'une  main  aussi  affide*e  que  la  mienne. 

»II  s'en  faut  de  beaueoup  que  la  matiere  soit  assez  ddduite :  quantite  des 
points  et  des  obaervations  seraiont  ä  y  ajouter,  et  mon  intention  tftait  unique- 
ment  ä  faire  voir  en  raecourei  a  S.  M.  sa  Situation  prdsento  dana  aon  interieur, 
le  degr£  de  poasibilite  oü  eile  parait,  pouvoir  aller  avec  sea  proprea  forcea, 
et  que,  pour  pouvoir  meme  aller  ai  loin,  sana  expoaer  la  monarebie  ä  dea 
risque8  trea  grandes,  il  manque  quantite  dea  diapositions  et  arrangementa 
qui  exigent  une  infinite  de  tempa  et  d'argent,  et  auxquela  il  ne  paraft  paa 
meme  qu'on  aonge:  j'ai  remarques  en  bref  ce  qui  pourrait  etre  le  plua 
pressant,  et  si  noua  n'y  prenona  bien  gardo,  il  noua  coütera  peut-etro,  dana 
la  position  präsente  de  nos  troupes  avec  tres  peu  de  cavalerie  en  Bohfme 
et  Moravie,  sans  nn  plan  meme  defenaif  de  [l'opcration]  oü  lea  asaembler 
en  cas  d'une  invasion  subite  du  roi  de  Prusae  —  et  si  noua  n'y  prenona  bien 
garde,  dia-je,  il  noua  coütera  pout-etre  plna  de  peine  a  le  deUoger  de  la 
Boheme  ou  de  la  Moravie,  de  co  que  nous  croyona  qu'il  pourrait  nous  en 
coüter  a  reprendre  la  Silesie. 

»Si,  par  Ses  lumiercs  auperieures,  V.  Exc.  y  trouve  quelque  choae 
d'important,  je  La  aupplie  d'en  faire  usage  commc  de  Ses  propres  peusees, 
et  sans  quo  j'y  paraiaae,  aupres  de  S.  M.  l'Empereur,  et  si  non,  je  La 
supplie  de  regarder  ce  tout  comme  non  dit.« 


103.  Kaunitz  an  Starhemberg.  Wien,  29.  Mai  1750.  Mai  29 

Nach  dem  Beinconcept.  Abgedruckt  bei  v.  Arueth  IV,"45r>. 

Die  Beantwortung  seiner  Berichte  vom  13. 3)  und  20.  Mai4),  ina- 
beaondere  der  franzöaiachon  Erklärungen  vom  I.5)  und  11.  Mai6)  erfordere 
reifliche  Überlegung. 

1)  Bemerkung  in  dorso. 

2)  Vgl.  Nr.  102.         3)  Vgl.  Nr.  88.        4)  Vgl.  Nr.  97.        5)  Vgl.  Nr.  82b. 
6)  Vgl.  Nr.  88  a. 


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384  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  »Die  zu  fassende  EntSchliessung  ist  gross.    Und  ob  zwar  noch  keine 

lai  29  Conferenz  hierüber  gehalten  worden,  so  sind  mir  doch  beeder  K.  Majestäten 
.  .  .  Gesinnungen  allschon  insoweit  bekannt,  dass  Ew.  Exc.  begwaltiget  .  .  . 
werden  dörften,  in  Ansehung  nnsrer  Bewilligungen  •)  ja  und  zugleich  nein 
zu  sagen.  Ja,  wann  die  comlitiones  sine  qua  non  von  Frankreich  bewilliget 
würden;  nein,  wann  dieses  nicht  erfolgte  und  auf  dem  bisherigen  Fuss 
fernerhin  tractiret  werden  wollte2).  Billigkeit  und  Standkaftigkeit  sind  die 
einzige  Mittel,  auf  ein-  oder  die  andere  Art  au3  der  Sachen  mit  Ehre  und 
Mutzen  zu  kommen.«  .  .  . 


Mai  2u       104.   Vortrag  des  Staatskanzlers  Kaunitz  über  die  Abtretung  der 
gesamten  Niederlande.  Laxenburg,  29.  Mai  175C. 

Nach  der  eigenhändigen  Urschrift.  Tgl.  t.  Arneth  IV,  450  ff.;  Rank»  l'J'J;  Lehmann  33;  B»r, 
M.  I.  Ö.  «.  XVII,  116;  N»ude\  Beitrüge  I,  74.  77  f.;  II,  211.  22». 

Itlith  unter  geteissen  Bedingungen  zur  Einwilligung. 

»Gehorsamstes  Dafürhalten  mein,  Hoff-  und  Staatskanzlern,  über  die 
von  des  Kaisers  M.  den  23.  Maji  1756  ...  vorgelegte  und  hier  beiliegende 
zwei  Fragen3). 

Ad  lmam.  >Dass  die  Niederlande  sowohl  in  dem  politischen  Betracht 
als  nach  ihrer  Ertragnuss  ein  sehr  edles  Kleinod  des  .  .  .  Erzhauses  seien, 
wird  von  Niemanden  misskennet  und  in  Abrede  gestellet  werden. 

»Nichts  als  ein  noch  grösserer  Vortheil  vor  die  Monarchie  und  der 
äusserste  Nothstand  kann  deren  freiwillige  Abtrettnng  rechtfertigen. 

»So  gewiss  und  klar  nun  dieser  Satz  an  sich  ist,  so  gewiss  und  un- 
widersprechlich  ist  andererseits,  dass  der  König  in  Preussen  dor  gefährlichste 
Feind  des  .  .  .  Erzhauses  seie,  dass  seine  Macht  durch  die  Acquisition 
von  Schlesien  verdoppelt  worden,  dass  eine  neue  Acquisition  durch  Krieges- 
oder andere  mögliche  Zufälle  ihm  das  völlige  Übergewicht  geben  würde, 
dass  die  violente  Umstände,  worinnen  sich  die  beide  Mächten  vor  dermalen 
befinden,  in  dio  Länge  nicht  bestehen  können,  dass  eine  oder  die  andere 
Macht  die  Oberhand  gewinnen  müsse,  dass  aber  die  grössto  und  beständige 
Gefahr  über  dem  .  .  .  Erzhaus  schwebe,  und  dass  es  dannhero  umb  nicht 
weniger  als  umb  die  Aufrechterhaltung  der  catholischen  Religion,  der 


1)  D.  b.  Abtretung  der  gesamten  Niederlande.        2)  Vgl.  S.  362  ff. 
.'})  Diese  beiden  Fragen  lauteten: 

1.  »ob  dem  allerhöchsten  Interesse  bei  Gogeneinanderhaltung  des  Vortheils 
und  Schadens  vorträglicher  seie,  es  bei  dem  Dcfensivtractat  bewenden 
zu  lassen,  oder 

2.  »ob  in  die  Abtrettung  der  Niederlanden  und  mit  was  für  Bedingnussen 
einzuwilligen  seie?« 

Die  Conferenzberathung  Uber  die  Frage  der  Abtretnng  der  Niederlande  fand 
am  2.  Juni  1756  statt.  Ein  summarisches  Protocoll  vgl.  bei  Schulenburg  27  ff.; 
vgl.  v.  Arneth  IV,  555  Anm.  541. 


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1756  Mai  29. 


385 


allerhöchsten  k.  Autorität,  der  Reichs  Verfassung  and  nmb  die  Wohlfahrt,  1*56 
ja,  wann  ich  es  frei  sagen  darf,  um  die  künftige  Existenz  des  .  .  .  Erz-  Mai  2 
hanses  zu  thun  seie.  Hit  der  Abhelfung  eines  solchen  nahen  und  grossen 
Obels  kann  nichts  in  Vcrgleichung  gestellet  werden  ;  und  da  die  Sachen 
bereits  in  so  vielen  Conferenzien,  Vortragen  und  Rescriptsaufsätzen  auf 
das  vollständigste  erschöpfet  und  erläutert  worden,  so  nehme  billigen 
Anstand,  in  überflüssige  Wiederholung  einzugehen.  Nur  kann  ich  mit 
Stillschweigen  nicht  übergehen,  dass  bei  genauer  Erwägung  aller  Umständen 
der  Verlust  der  ganzen  Niederlanden  meines  wenigen  Ermessens  allein 
dardurch  reichlich  ersetzet  würde,  wann  man  hiermit  die  völlige  Entkräf- 
tung des  Königs  in  Preussen  erkaufen  könnte.  Wird  nun  noch  darzu  die 
Wiedereroberung  Schlesiens  und  der  Grafschaft  Glatz  mit  in  die  Wag- 
schale  geleget,  so  wäre  der  Verlust  der  Niederlanden  für  den  grössten 
Gewinnst  zu  rechnen,  und  dem  .  .  .  Erzhaus  könnte  nichts  glücklichen 
noch  erwüuschlicheres  widerfahren. 

«Hierauf  ist  mein  vorzügliches  Augenmerk  schon  seiter  dem  Aachener 
Frieden1]  beständig  gerichtet  gewesen.  Da  aber  in  Staatssachen  alles  auf 
den  rechten  Gebrauch  der  Zeit  und  Gelegenheit  ankömmt,  so  glaube, 
meinen  Pflichten  darinnen  ein  Genügen  geleistet  zu  haben,  dass  zur  Zeit, 
als  ich  Selbsten  zu  Paris  gewesen2],  den  innerlichen  Antrieb  gemässiget, 
hingegen  aber  mit  desto  grösserem  Eifer  die  dermalige  Umständo  nicht 
aus  Händen  zu  lassen  mich  beflissen  habe. 

>  Der  erste  diesseitige  Vorschlag 3)  hat  sich  zwar  nur  auf  einen  massigen 
Theil  der  Niederlanden  erstrecket,  und  man  würde  unbesonnen  gehandelt 
haben,  mit  grösseren  Anerbieten  allzu  voreilig  hervorzutretten.  Ich  kann 
aber  nicht  in  Abrede  stellen,  und  es  geben  auch  die  bisherige  Aufsätze 
und  Rescripten4)  genugsam  zu  erkennen,  dass  ich  mir  niemalon  mit  der 
Hoffnung  geschmeichelt,  die  grosse  Idee  ohne  Aufopferung  der  ganzen 
Niederlanden  zur  Vollkommenheit  bringen  zu  können.  Die  politische  Be- 
trachtungen, welche  der  Krone  Frankreich  missrathen,  nicht  nur  das  .  .  . 
Erzhaus  von  seinem  gefährlichsten  Feind  zu  befreien,  sondern  auch  das- 
selbe zur  Vermehrung  seiner  Macht  gelangen  zu  lassen,  fallen  von  Selbsten 
in  die  Augen,  und  um  solche,  wie  auch  das  von  saeculis  her  eingewurzelte 
Vorurtheil  zu  überwinden,  werden  gleichwichtige  Bewegursachen  erfordert, 
welche  nicht  bloss  in  der  Cession  eines  Theils  der  Niederlanden  bestehen 
können. 

>Wer  einen  grossen  Endzweck  vor  Augen  hat,  würde  sich  Selbsten 
verblenden,  wann  er  die  darzu  erforderliche  Mittel  nicht  ergreifen  und 
dasjenige,  was  ihm  beschwerlich  fallet,  nicht  mit  denen  dargegen  zu  hoffen 
habenden  Vortheilen  in  Vergleichung  ziehen  wollte. 


1)  Vgl.  S.  14ü  Anm.  1.  2)  1750—1753.  3)  Vgl.  Nr.  2  a. 
4)  Vgl.  S.  280.  348. 

Acten  zur  Vorgeschichte  dw»  7jilmgon  Krieges.  25 


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386  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  »Was  also  die  erste  Frage  anbetrifft,  so  dörfte  es  keine  sonderliche 

1,11  29  Mühe  kosten,  die  geheimo  Handlung  durch  Erschwerung  der  Bedingnüssen 
gänzlich  in  das  Stecken  zu  bringen. 

»Ich  bin  aber  des  .  .  .  Darfürhaltens,  dass  vielmehr  der  Negociation 
aller  Vorschub  zu  geben  scio,  und  dnss  der  allerhöchste  Dienst  erfordere, 
in  die  Abtrettung  der  gesamten  Niederlanden  einzuwilligen. 

»Allein  von  diesem  generalen  Grundsatz  ist  die  Specialfrage  wohl  zu 
unterscheiden,  ob  es  dem  allerhöchsten  Dienst  gemäss  seic,  die  Abtrettung 
der  gesamten  Niederlanden  auf  die  Art,  wie  es  die  Krön  Frankreich  in 
ihren  letzteren  Memoiren  anverlangt  hat1),  einzugestehen. 

>Bis  hiehin  ist  nur  von  einem  reicheren  Etablissement  des  Don  Phi- 
lippe die  Frage  gewesen.  Nunmehro  aber  traget  die  Krön  Frankreich 
dahin  an,  dass  ihr  die  gesamte  Niederlande  auf  die  Art  eines  Vorkaufs 
abgetretten  und  ihrem  Gutbeiinden  unter  Begnehmung  des  spanischen  und 
neapolitanischen  Hofs  überlassen  werden  sollte,  was  für  ein  Theil  dem 
Don  Philippo  künftighin  statt  seiner  drei  Herzogtümer  einzuräumen  scie. 

3 Es  dörfte  also  die  französische  Absicht  hauptsächlich  dahin  gerichtet 
sein,  nicht  nur  Ew.  K.  K.  M.  vor  das  Einverständnuss  mit  Spanien  und 
Neapel  auszuschliessen 2)  und  sich  allen  Verdienst  allein  zuzuweisen,  son- 
dern nebst  Brabant  auch  die  Grafschaft  Flandern,  als  den  besten  Theil 
derer  Niederlanden,  mithin  die  ganze  Seeküste  für  sich  zu  behalten  und 
des  Don  Philippe  Antheil  in  gewisser  Maass  der  französischen  Botmässigkeit 
für  beständig  zu  unterwerfen. 

»Bekannter  Maassen  sind  die  Niederlande  der  Mittelpunkt  des  euro- 
päischen commereii:  Ihre  Lage  ist  hierzu  ungemein  vorteilhaft,  das  Volk 
besitzet  grossen  Keichthum  und  besondere  Gaben  zu  Manufacturen,  Handel- 
schaft und  Schifffahrt,  als  worinnen  sie  fast  allo  andere  Nationen  übertreffen, 
und  die  Geschichte  voriger  Zeiten  dienet  zur  Probe,  wie  weit  ein  Souvcrain 
dieser  Länder  seino  Macht  treiben  könne,  wann  er  sich  die  Gaben  der 
Natur  ohne  Hindernuss  zu  Nutzen  machen  kann.  Dem  .  .  .  Erzhaus  würde 
der  Besitz  derer  Niederlanden  zu  weit  grösserem  Vortheil  gereichet  haben, 
wann  nicht  die  Seemächte  die  Hauptzuflüsso  durch  den  westph&lischen 
Frieden  und  den  ßarrierotractat 3)  gehemmet  hätten.  Sollten  aber  diese 
Lande  in  die  Hände  der  Krön  Frankreich  gcrathen,  so  erhielte  dieselbe 
einen  solchen  Zuwachs  an  Macht  zu  Land  und  zur  See,  welcher  ganz 
Europa  eifersüchtig  machen  müsste. 

»So  richtig  nun  gleich  diese  Betrachtung  an  sich  ist,  und  so  sehr 
das  wahre  Staatsinteresso  des  .  .  .  Erzhauses  erforderet,  das  Gleichgewicht 

1)  Vgl.  Nr.  S8a. 

2)  Dieselbe  Bcsorgniss  hatte  auch  Starhemborg  im  Bericht  vom  13.  Mai  1750 
geäussert. 

3)  Uber  die  Versuche  Österreich*,  den  Barrieretractat  zu  beseitigen,  vgl. 
Beer,  Bentinck  Einleitung. 


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175G  Mai  29. 


387 


in  Europa  aufrecht  erhalten  zu  helfen,  so  dörfte  doch  solches  mit  der  Ge-  l"5G 
fahr  von  des  Königs  in  Preussen  Übermacht  in  keine  Vergleichung  zu  Mul  2 
ziehen  und  fordersamst  auf  die  eigene  Erhaltung  vorzüglich  zurückzusehen 
sein.  Jedoch  verdienet  das  vorerwähnte  Bedenken  um  so  grössere  Auf- 
merksamkeit, da  sich  mit  demselben  noch  ein  anderes  vereiniget,  welches 
nicht  leicht  aufzulösen  sein  dörfte  und  darinnen  bestehet,  dass  es  nicht 
blosserdings  auf  die  diesseitige  Entschliessung  ankomme,  der  Krön  Frank- 
reich allenfalls  die  Vergrösserung  zu  gestatten  und  die  ganze  Niederlande 
gegen  die  Acquisition  von  Schlesien  und  Glatz  vertauschen  und  abtretteu 
zu  wollen,  sondern  es  müssen  diese  Länder  erst  noch  durch  die  Gewalt 
der  Waffen  dem  König  in  Preussen  entrissen  werden. 

»Es  ist  also  alles  dasjenige,  was  die  Ausführung  dieses  Endzwecks, 
wo  nicht  ganz  ohnmöglich  machen,  jedoch  sehr  erschweren  könnte,  als  ein 
wesentlicher  und  solcher  Anstand  anzusehen,  welcher  die  Eigenschaft  des 
diesseitigen  Vorschlags  abänderet  und  auf  das  sorgfältigste  zu  vermeiden  ist. 

»So  wäre  nun  sonder  Zweifel  das  französische  Vorhaben  beschaffen, 
den  grössten  und  besten  Theil  der  Niederlanden,  besonders  aber  die  See- 
küsten vor  sich  zu  behalten.  Die  Seemächten  könnten  hierinnon  nimmer- 
mehr einwilligen,  und  sollten  sie  alles  auf  dio  Spitze  setzen;  sogar  die 
dermaligo  Freunde  und  Alliirte  der  Krön  Frankreich  dörften  sich  auf  die 
englische  und  preussische  Seite  schlagen  und  andurch  ein  weit  aussehendes 
Kriegsfeuer  voranlassen. 

»Solches  aber  wäre  weit  weniger  und  fast  garnicht  zu  besorgen,  wann 
zwar  I.  M.  die  ganzo  Niederlande  abzutrotten  sich  entschliesseten,  jedoch  von 
denselben  nur  diejenige  Lande,  so  schon  vormalen  unter  der  französischen 
Bottmässigkeit  gestanden,  als  das  Herzogthum  Luxemburg  und  das  Pays 
re'troce'de',  auch  etwa  ein  Theil  von  Hainault  oder  vom  Tournesis  der 
besagten  Krone,  der  Überrest  aber  dem  Don  Philippe  auf  die  nämliche 
Art,  wie  I.  M.  solche  seithero  besessen,  zutheil  würde. 

'Auf  diese  Art  erhiolte  Frankreich  einen  zwar  sehr  kostbaren,  aber 
dennoch  keinen  solchen  Vortheil,  welcher  die  allgemeine  Eifersucht  auf 
das  höchste  treiben  würde.  I.  M.  wären  zwar  von  denen  Seemächton  völlig 
abgesondert,  aber  hätten  dagegen  nm  so  weniger  zu  besorgen,  in  alle 
Kriege  gegen  die  Krön  Frankreich  mit  verwickelt  zu  werden.  Der  beste 
Theil  derer  Niederlanden  befände  sich  in  denen  Händen  eines  spanischen 
Prinzens,  so  deroinstens  bei  denen  Seemächten,  Spanien  und  vielleicht  bei 
dem  .  .  .  Erzhaus  selbsten  eine  kräftige  Unterstützung  gegen  Frankreich 
finden  könnte;  und  obzwar  die  erste  Generation  der  besagten  Krön  ganz 
ergeben  sein  dörfte,  so  pflegen  doch  dergleichen  Porsonalgesinnungen  durch 
das  eigene  Interesse  gar  bald  abgeänderet  zu  werden;  desfalls  die  Staats- 
maximen des  jetzigen  Königs  in  Spanion1)  zum  überzeugenden  Beispiel 
dienen. 

1)  Philipp  V. 

25* 


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388  Österreichische  Acton  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
1756  »So  wenig  auch  die  Seemächten  in  die  Vereinigung  der  Krön  Spanien 

l'ii  2*) 

mit  der  französischen  bei  Gelegenheit  des  spanischen  Successionskrieges 
jemalen  einge williget  haben  würden,  so  leicht  sind  sie  zuletzt  in  den  Vor- 
schlag eingegangen,  einen  französischen  Prinzen  auf  den  spanischen  Thron 
zu  erhalten.  Und  so  gewiss  einerseits  vorzusehen  stehet,  dass  die  Ab- 
änderung des  niederländischen  Souverainen  denen  See-  und  anderen 
Mächten  sehr  unangenehm  fallen  würde,  ebenso  gewiss  ist  auch  anderer- 
seits, dass  die  Ausführung  des  ganzen  Vorhabens  weit  grösseren  Bedenken 
und  Beschwerlichkeiten  unterworfen,  auch  wohl  gar  ohnmöglich  wäre,  wann 
das  Project,  die  niederländischen  Seokttsten  der  französischen  Monarchie 
einzuverleiben,  bekannt  werden  sollte. 

»Aus  diesen  und  mehr  anderen  höchst  wichtigen  Ursachen  trage  ich 
so  billiges  als  pflichtmässiges  Bedenken,  I.  M.  die  Fortsetzung  der  geheimen 
Negociation  und  die  Abgabe  der  gesamten  Niederlanden  auch  in  dem 
Fall  .  .  .  einzurathen,  wann  Frankreich  auf  dem  vorerwähnten  Verlangen 
ohnabänderlich  beharren  sollte. 

^Allein  es  stehet  mit  vieler  Wahrscheinlichkeit  zu  vermuthen,  dass  die 
ernannte  Krön  durch  standhafte  und  gegründete  Vorstellungen  wohl  noch 
zu  vermögen  sein  dörfte,  sich  nähers  zam  Ziel  zu  legen  und  von  unthuu- 
lichen  Begehren,  wo  nicht  ganz  abzustehen,  jedoch  solche  sehr  zu  massigen, 
desfalls  Graf  Starhemberg  mit  hinlänglicher  Anweisung  zu  versehen  wäre. 

Soviel  auch  die  zweite  Frage  und  zwar  fordersamst  die  dies- 
seitige Gegenbedingnusse  anbetrifft,  so  sind  solche  von  zweierlei  Eigenschaft, 
indemo  einige  als  conditiaiws  sine  quibus  non  dem  Grafen  Starhemberg  an 
Hand  zu  geben,  bei  anderen  aber  nur  ein  Versuch  zu  machen,  jedoch  im 
Fall  damit  nicht  ausgereichet  werden  könnte,  endlichen  nachzugeben  wäre. 

1.  »Unter  die  erste  Klasse  ist  meines  .  .  .  Ermessens  die  von  Frank- 
reich fordersamst  auszustellende  Declarationsacte >)  und  Versicherung  zu 
rechnen,  dass,  wann  I.  M.  nicht  zum  würklichen  und  in  dem  künftigen 
Frieden  bestättigten  Besitz  Schlesiens  und  der  Grafschaft  Glatz  gelangeten, 
alsdann  auch  Allerhöchstdieselbe  an  alle  Gegenversprechen  keineswegs 
gebunden  sein  sollten ;  worauf  um  so  mehrers  fest  zu  bestehen  ist,  da  nicht 
genügsame  Vorsicht  gegen  die  mögliche  Fallstricke  und  Zufalle  gebraucht 
und  die  in  der  vorletzteren  französischen  Antwort  enthaltene  Erklärung2) 
noch  nicht  vor  zureichend  angesehen  werden  kann. 

2.  »Müsste  Frankreich  nicht  nur  zur  Wiedererobernng  Schlesiens  und 
der  Grafschaft  Glatz,  sondern  auch  zu  der  noch  grösseren  Schwächung  des 
Königs  in  Preussen  seine  förmliche  Einwilligung  ertheilen3),  da  hiervon 
sowohl  die  künftige  Sicherheit  des  .  .  .  Erzhauses  als  die  Bewerkstelligung 
des  geheimen  Vorhabens  moistentheils  abhanget. 

1)  Vgl.  S.  325.  2)  Vgl.  S.  340  f.  3)  Vgl.  S.  349  f.  363. 


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17f>6  Mai  29. 


389 


3.  »Nicht  weniger  hätte  die  ernannte  Krone  an  denen  künftigen  Kriegs-  1756 

.  .      Mai  2 

Operationen  gegen  Prensson  werkthätigen  Antbeil  zu  nehmen,  nnd  wo  nicht 

ein  hinlängliches  corps  d'armce  als  Anxiliartruppen  zu  10  bis  12  000  Mann 
niederländischen  Truppen  stossen  nnd  nach  denen  preussischen  Landen  vor- 
rocken  zn  lassen1),  jedoch  wenigstens  eine  Armeo  an  den  Grenzen  oder 
erforderlichen  Falls  in  Westphalen  zn  versammeln  und  andurch  Hannover, 
wie  auch  andere  protestantische  Mächten  von  aller  Hülfleist-  und  Unter- 
stützung des  Königs  in  Preussen  abzuhalten2). 

4.  >Wäre  von  Frankreich  alle  thunliche  Erleichterung  zu  Versammlung 
einer  dritten  Armee  zu  geben  und  nicht  ehender  zur  wttrklichen  Vollstreckung 
der  Operationen  zn  schreiten,  als  bis  ein  vollständiger  Operationsplan  ge- 
meinsam verabredet  und  alles  in  die  Wege  eingeleitet  worden,  dass  mensch- 
lichem Ansehen  nach  das  Unternehmen  nicht  wohl  fehlschlagen  könnte2). 

5.  >Auch  bestttnde  vorerwähnter  Maassen  eine  hauptsächliche  conditio 
sine  qua  non  in  der  deutlichen  Verabredung3),  dass  Don  Philippe  Flandern 
und  Brabant  samt  dem  Überrest  der  Niederlanden,  ausser  was  für  Frank- 
reich bestimmet  würde,  auf  die  nämliche  Art,  wie  es  I.  M.  besessen,  über- 
kommen, folglichen  alle  Schulden  übernehmen  und  denen  Ständen  ihre 
privilegia  bestätigen  sollte.  Was  aber  mit  der  Republik  Holland  wegen 
einer  künftigen  Barriere  abzureden  seie,  desfalls  wäre  zwar  eine  vorläufige 
Einverständnis  zu  mehrerer  Beruhigung  derer  Seemächten  und  zu  Vor- 
bereitung der  auf  das  künftige  gerichteten  Absichten  sehr  diensam,  jedoch 
dörfte  hierzu  die  rechte  Zeit  noch  nicht  erschienen  sein. 

6.  »Wäre  es  gegen  alle  Anständigkeit  und  ans  verschiedenen  andern 
Ursachen  nicht  thunlich,  noch  rathsam,  denen  niederländischen  Ccssionen 
die  Gestalt  eines  Verkaufs  zu  geben;  hingegen  müssto  sich  Frankreich, 
solang  der  Krieg  gegen  Preussen  daurte,  zu  einem  jährlichen  und  hinläng- 
lichen Darlehen  verstehen,  sich  desfalls  mit  der  vorläufigen  Verschreib-  und 
Verpfändung  des  Pays  rdtroedde*  oder  des  Luxemburgischen4)  nach  Pro- 
portion der  Summen  und  der  von  denen  Verpfändungen  abfallenden  Einkünften 
einverstehon,  auch  sich  ausdrücklich  anheischig  machen,  dass  keine  Nach- 
rechnung und  Forderungen  wegen  anderer  Kriegsunkosten  gemacht  werden 
sollten. 

>  Diesen  sechs  conditionibus  sine  quibus  non  wäre  die  förmliche  Wieder- 
holung des  Versprechens5)  hinzuzufügen,  dass  so  wenig  die  Einverständnis 
mit  Spanien  und  Neapel  wegen  der  Thronfolge  und  des  Etablissements 
vor  den  Don  Philippe,  als  sonsten  etwas  einseitig  vorgenommen  und  ab- 
gehandelt, sondern  alles  zu  gleichen  Schritten  nach  der  Regeln  der  ge- 
nauesten Reciprocität  und  Billigkeit  eingerichtet  werden  sollte. 

1)  Vgl.  S.  363.  381.  2)  Vgl.  S.  296. 

3)  Vgl.  S.  281  f.  4)  Vgl.  S.  291  f. 

5)  Vgl.  den  2.  Geheimartikel  des  Vorsailler  Tractnts  vom  1.  Mai  1756,  in 
Nr.  93. 


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390  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  »Soviel  aber  dio  Bedin^nüsse  anbetrifft,  bei  welchen  in  Pessimum 

Mai  29  oii 

casum  wo  nicht  ganz  nachgegeben,  jedoch  eine  Modifikation  beliebet  werden 

»         könnte,  so  hätten  soliche  meines  .  .  .  DarfOrhaltens  in  denen  folgenden, 
nur  snmmariter  berührten  Punkten  zu  bestehen,  und  zwar: 

1°.  »Wäre  sich  allen  Fleisses  zu  bestreben,  bei  der  künftigen  Zer- 
gliederung dor  preussischen  Landen  nebst  Schlesien  und  Glatz  noch  einen 
Zuwachs  vor  das  .  .  .  Erzhaus  auszubedingen ,  als  etwan  die  Lausnitz, 
wann  Chursachsen  eine  anderwärtige  reiche  Entschädigung  erhielte,  oder 
Krossen,  so  schon  vor  dem  letzteren  Krieg  nicht  mehr  zu  Schlesien  ge- 
höret hat,  oder  das  Sulzbachische  oder  auch  die  Oberpfalz,  wann  denen 
dermaligen  Besitzern  anderwärtige  Entschädigungen  verschaffet  werden 
könnten. 

2".  »Wttrden  die  diesseitige  Erfordernüssen  und  Ausgaben  beim  künf- 
tigem Krieg  sehr  vermindert,  wann  von  Frankreich  nebst  dem  zu  stipu- 
lirenden  Darlehen  auch  noch  Subsidien1)  otwa  an  Russland,  Sachsen  nnd 
andere  Höfe  bewilliget  würden. 

3".  »Wäre  dabin  anzutragen,  dass  der  Orden  des  goldnen  Vliesses 
auch  naeh  der  Abgab  der  Niederlanden  dem  .  .  .  Erzhaus  beständig  oder 
doch  wenigstens  und  in  pessimum  casum,  solang  beode  K.  Majestäten  im 
Leben  wären,  verbleiben  sollte2). 

4°.  »Desgleichen  müsste  die  Beibehaltung  dos  burgundischen  voti  auf 
dio  Art,  wie  bei  der  Cession  des  Herzogthums  Lothringen  erfolget  ist, 
gesuchet,  allenfalls  aber  dem  Don  Philippe  nebst  allen  Gerechtsamen  des 
burgundischen  Kreises  beibehalten  werden. 

5".  »Desgleichen  wäre  dem  .  .  .  Erzhaus  die  Beibehaltung  der  Tituln 
auszubedingen. 

0°.  »Wäre  wegen  dem  künftigen  Ruckfallsrecht  der  Niederlanden  die 
vorläufige  Abrede  zu  pflegen,  desfalls  aber  Graf  Starhemberg  sich  bereits 
angewiesen  befindet3). 

7°.  »Hätte  Frankreich  seine  Einwilligung  zu  ertheilen  und  seine 
Unterstützung  dahin  anzugeloben,  dass  Spanien  und  Neapel  zu  einem 
Geldbeitrag  und  der  zuletzt  ernannte  Hof  zur  Abtrottung  des  stato  dei 
presidii  und  zum  förmlichen  Verzicht  auf  die  farnesische  Allodialverlassen- 
schaft  vermöget  würde4). 

8°.  >Mü8stcn  bei  dieser  schönen  Gelegenheit  die  gohoimen  Verab- 
redungen mit  dem  Herzogen  von  Modona*)  in  vollständige  Richtigkeit  ge- 
bracht werden. 


1)  Vgl.  Nr.  59  c. 

2)  Das  Recht  Österreichs  auf  dio  Grossmeisterschaft  diesos  Ordens  war 
bereits  auf  dem  Aachener  Gongrcss  1748  Gegenstand  heftigen  unausgeglichenen 
Streites  gewesen,  vgl.  v.  Arneth  III,  387.         3}  Vgl.  S.  281  Anin.  2. 

4)  Vgl.  S.  290.  36  t. 

5)  Am  11.  Mai  1753  hatte  Maria  Theresia  mit  dem  Herzog  Franz  III.  von 


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175G  Mai  29. 


391 


9°.  >Ein  gleiches  könnte  vielleicht  in  Ansehung  der  Absicht  auf  das  175<> 
Teutschmeisterthum  für  einen  der  .  .  .  Erzherzogen1),  Mai  2 

10'».  >dann  wegen  der  künftigen  römischen  Königswahl  und 

11°.  »wegen  der  Vermählungsvorseblägcn  einer  oder  zwei  .  .  .  Erz- 
herzoginnen mit  neapolitanischen  Prinzen  auf  eino  ohn verfängliche  Art 
und  dergestaltcn  geschehen,  dass  Frankreich  sich  verbindlich  machte, 
diesen  Absichten  nicht  nur  nichts  in  Weg  zu  legen,  sondern  allen  dien- 
samen  Vorschub  zu  geben. 

12°.  »Auch  könnten  sich  der  jetzigen  Umständen  in  Ansehung  dos 
erst  noch  zu  berichtigenden  lothringischen  Schuldonwescns2), 

13°.  »dann  wegen  der  zu  stipulirenden  baldigen  Zahlung  der  seiter 
dem  Aachner  Frieden  noch  nicht  vergüteten  niederländischen  Artillerie 
und  der  diesseitigen  Forderungen  wegen  der  französischen  Gefangenen, 
so  bei  die  400  000  f.  ertragen,  zu  Nutzen  gemacht,  auch  etwa 

l  t  .  >  die  bare  Vergütung  der  luxemburgischen  Artillerie  und  des 
Magazins  ausbedungen  werden. 

15°.  »Ob  wegen  dem  Erbprinzen  von  Hessen-Cassel ;i)  jiud  denon 
Religions-  auch  Reichsangelegenheiten  etwas  von  Frankreich  auszubcdiugeu 
seie,  wird  von  dor  näheren  Erwägung  dor  Reichskanzlei  abhangen. 

1G°.  »Sodann  könnte  darauf  bestanden  werden,  dass  sich  Frankreich 
wegen  der  künftigen  polnischon  Königswahl4)  nühor  und  vertraulicher 
öftente,  welches  den  Weg  zu  anderwoiten  Ideen  und  Vorschlägen  bahnen 
dörfte. 

17°.  »Da  des  Prinzen  Carls  Königl.  Hohoit  ihr  erträgliches  Gouver- 
nement5) vertierten,  so  wären  genügsame  Bewegursachen  und  Grüudo  vor- 
handen, sich  mit  allem  Eifer  dahin  zu  bearbeiten,  dass  I.  Königl.  Hoheit 
auch  künftighin  und  Zeit  Lebous  etliche  Mal  100  000  f.  jährlicher  Ein- 
künften auf  Flandern  und  Brabant  vorbehalten  und  versichert  würden. 

1S°.  »Desgleichen  wäron  der  Prinzessin  Charlotte  Königl.  Hoheit 


Moden a  den  Vertrag  geschlossen,  dass  seine  Enkelin  Beatrix,  die  vermutliche 
Erbin,  mit  dem  damaligen  drittältesten  Erzherzoge,  Leopold,  vermählt  werden 
sollte,  auf  den  bei  dem  Aussterben  dos  estensischeu  Maunesstanmies  die  Erbschaft 
{ibergehen  sollte.   Vgl.  v.  Arneth  IV,  241  f. 

1)  Die  Instruction  Starhembergs  vom  O.Juni  [vgl.  Nr.  112  fügt  erläuternd 
hinzu,  dass  dieser  Vorsuch  bei  dorn  Tode  des  Churfiirstcn  von  Cöln  gemacht 
werden  sollte.         2)  Vgl.  S.  103  Anna.  3.  281. 

3)  Erbprinz  Friedrich  war  zur  catholischon  Religion  übergetreten.  Doch  hatto 
der  regierende  protestantische  Landgraf  im  Verein  mit  England  und  Preussen 
eine  spätere  Rückwirkung  auf  die  Unterthanen  unmöglich  gemacht.  Friedrich  II. 
nahm  den  Erbprinzen  in  seino  Armee  auf.    Vgl.  P.  C.  XII,  372. 

4)  Vgl.  S.  337.  341. 

5)  Prinz  Carl  war  Gouverneur  der  österreichischen  Niederlande 


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392  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  doB  siebenjährigen  Krieges. 

ihre  ausgeworfene  Unterhaltsgelder  auch  künftighin  aus  denen  nieder- 
ländischen Einkünften  zn  entrichten 

»Ich  erkenne  gar  wohl,  dass  auch  nur  mit  einem  Theil  dieser  Be- 
dingnttssen  auszureichen  sehr  schwer  fallen  worde,  allein  um  deswillen  ist 
meines  .  .  .  Ermessens  die  Gelegenheit  nicht  aus  Händen  zu  lassen, 
sondora  soviel  als  möglich  zum  Vortheil  des  .  .  .  Erzhauses  auszubedingen. 

>Das  meiste  dörfte  auf  die  Art,  wie  die  Unterhan dluog  geftlhret  wird, 
ankommen,  und  insolang  der  französische  Hof  erst  noch  zu  denen  grossen 
Absichten  vorbereitet  werden  musste,  wäre  es  nöthig,  sich  mit  ihm  in 
schriftliche  Antworten  und  Erläuterungen  einzulassen;  dermalen  aber 
würde  die  Fortsetzung  dieser  Methode  dem  ernannten  Hof  den  Vortheil 
in  die  Hände  spielen,  die  diesseitige  Verlangen  mit  Stillschweigen  zu  Über- 
gehen, die  seinige  am  ersten  in  das  Klare  zu  setzen  und  das  ganze  Werk 
solchergestalt  stückweis  abzuhandeln,  da  nachhero  eine  jede  diesseitige 
Bedingnuss  die  grösste  Schwürigkeit  finden  würde.  Ich  bin  also  des  .  .  . 
Darfürhaltens,  dass  am  vorträglichsten  seie,  sich  nit  weiters  in  schriftliche 
Handlungen  einzulassen,  sondern  alles  an  den  Grafen  Starhemberg  zu 
verweisen2)  und  diesen  mit  gemessenen  Befehlen  zu  versehen,  wie  weit  er 
in  dem  ärgsten  Fall  nachgeben  könne.« 


Mai  29       105.  Kaunitz  an  Etterhasy.   Wien,  29.  Mai  1756. 

Nach  dem  Reinconcept. 
Wünscht  Zurückhaltung  in  Russland  gegenüber  Frankreich  und  England. 

.  .  .  »Erinnere  dermalen  nur  so  vieles,  dass  abermalen  ein  Courier 
aus  Paria  hier  eingetroffen3),  dessen  Mitbringen  zwar  gute  Hoffnung  giebet, 
dass  etwas  Vergnügliches  in  etlichen  Monaten4)  zu  Stand  zu  bringen  sein 
dörfte.  Es  wird  aber  noch  Mühe,  Standhaftigkeit  und  8chreiberei  kosten, 
bis  man  die  gewöhnliche  französche  Finessen  überwindet  und  es  dahin 
bringet,  dass  auch  Kussland  seinen  Endzweck  erreichen  kann5). 

»Alles  kommt  darauf  an,  dass  dieser  Hof  prudent  und  versehwiegen 
zu  Werk  gehe,  unsere  Absichten  durch  seine  Äusserungen  unterstützen 
helfe  und  ein  vollkommenes  Vertrauen  in  uns  setze0),  welches  uns  um  so 

1)  Prinzessin  Charlotte,  Schwester  des  Kaisers,  war  von  Maria  Theresia  zu 
ihrer  Vertreterin  als  Oberhaupt  des  adligen  Danienstifts  zu  Möns  (in  den  Nieder- 
landen) ernannt  worden  und  bezog  die  Einkünfte  einer  Vorsteherin  des  Stifts. 

2)  Die  Conferenz  vom  2.  Juni  1756  nahm  diesen  Vorschlag  an:  »Sonst  pflegte 
man  zwar  seinen  ministris  das  letzte  Wort  des  Hofs  in  Tractirung  nicht  zu  sagen, 
allein  Starhemberg  wäre  gescheut  und  die  Handlung  zu  wichtig,  um  ihm  etwas 
zu  verschweigen.«   Vgl.  den  Protokollauszug  bei  Schulenburg  29. 

3}  Vgl.  Nr.  88.         4)  Vgl.  S.  370. 

5)  D.  h.  die  Erwerbung  Curlands  und  Somgallens  im  Austausch  gegen 
Ostpreussen  an  Polen,  vgl.  S.  363.         6;  Vgl.  S.  370  f. 


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1756  Mai  29  -  Juni  1. 


393 


ehender  geschehen  kann,  da  unsere  und  die  russische  Absichten  auf  das  1756 

Mai  2' 

engeste  mit  einander  verknüpfet  seind.  Giebt  sich  aber  Russland  vor  der 
Zeit  und  zuviel  gegen  Frankreich  oder  Engeland  bloss so  ist  mit  dem 
ersteren  Hof  garnicht  zurecht  zu  kommen,  und  der  letztere  würde  Himmel 
und  Erden  bewegen,  um  das  Vorhaben  zu  verderben,  wie  dann  das  eng- 
lische Ministerium  zufolg  des  Grafen  Colloredo  letzteren  Berichtschreibens 
sehr  darüber  schmähet,  dass  Ew.  Exc.  dem  russischen  Hof  widrige  Senti- 
ments  wegen  dem  mit  Preussen  geschlossenen  Tractat  beigebracht  hatten. 
Welches  sonder  Zweifel  aus  des  Williams  Borichtschreiben  herrühret2), 
aber  an  sich  nichts  zu  bedeuten  hat,  wann  nur  Williams  nicht  zuviel  er- 
fahret.« .  .  . 


106.  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.537  [fol.1091].  Wien,  29. Mai  1756.  Mai  29 

W.  K.  A.   Nach  der  Urechrift. 

»Zeugamt,  dass  die  zu  Vorsehung  der  Festung  Olmütz'j  in  Mähren 
gewidmeten  Artillerie  und  Munition  durch  hiesigen  Artilleriewagonmeister 
Dietrich  dahin  abführen,  dann  eine  Anticipation  an  Geld  vom  Commissariat 
auf  Verrechnung  darzu  verabreichen  zu  lassen,  veranstaltet  wordeu.«  .  .  . 


107.  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  5  [fol.  1124].  Wien,  l.  Juni  1756.  Juni  l 

W.  K.  A.  Nach  der  Urschrift.   Vgl.  Naud4,  Deitrige  I,  49.  62  Anm.  i. 

»Commissariat,  hungarische  Hofkanzlei,  die  K.  K.  Resolution  wegen 
der  heurigen  Campirung  deren  Regimentern  Sachsen-Gotha,  Schmerzing, 
[Kalkreuther]*)  und  Gelhay  bei  Pest;  Darmstadt,  Kollowrath,  Stampach  und 
Trautmannsdorf  aber  bei  Raab;  dann  die  dem  General  Radicati  darüber 
aufzutragende  Obsicht  betreffend5).« 


108.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  1.  Juni  1756.  Juni  l 

Nach  der  Urschrift. 

Fortdauernde  günstige  Stimmung  in  Rtusland. 

.  .  .  »Sollte  zu  Ew.  Exc.  hoher  Wissenschaft  .  .  .  bekräftigen  und 
wiederholen,  dass  der  hiesige  Hof  zufolge  seiner  guton  Gesinnung  alles 
dasjenige  mit  vollem  Eifer  fürzukehren  fortfahre,  was  meine  .  .  .  Berichte 


1)  Auch  am  4.  Juni  1756  schreibt  Kaunitz  an  Esterhasy:  »Die  dermalige 
Gesinnung  des  russischen  Hofs  ist  sehr  vergnüglich;  man  gehet  aber  allzu  oifrig 
zu  Werk.« 

2}  Vgl.  Williams'  Bericht  vom  11.  April  1756  bei  v.  Raumer  II,  318  ff. 

3)  Vgl.  Nr.  98.  101. 

4)  So  nach  der  gleichlautenden  Ordre  an  General  Serbelloni  vom  6.  Juni 
(Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  6.  W.  K.  A.)  zu  ergänzen.         5)  Vgl.  Nr.  84. 


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394  ÖsturrdchiBcho  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  seit  dem  5.  April  bis  den  25.  Mai  diesertwogen  dca  mehreren  enthalten 
uu*  1  haben1).  Wie  der  hiesige  Hof  die  englischen  Anliogenheiten  ansehe,  solches 
werden  Ew.  Exc.  aus  moinor  .  .  .  Expedition  vom  19.  Mai2j  .  .  .  ent- 
nommen haben.  Nun  hat  Williams,  welcher  seit  einigen  Tagen  krank  ist, 
mittelst  zweier  Billets  von  dem  Grosskanzlor  eine  Antwort  begehret,  ohn« 
geachtet  er  ausser  der  zurückgegebenen  de'claration  secretissimo  dem  russi- 
schen ministerio  nichts  proponiret.  Solchem  nach  ist  dem  englischen  Bott- 
schafter  gestern  durch  ein  Billct  von  berührtem  ministro  mit  wenigen  Worten 
zu  wissen  gethan  worden,  dass  man  den  15.  vorigen  Monats  diese  ganze* 
Anliegenhoit  dem  Knees  Golyzin  durch  einen  Courier  zugeschickt  hätte, 
mithin  er,  Williams,  ruhig  sein  könnte3;. 

»Der  Chevalier  Douglas  fahret  fort,  mir  viele  avances  zu  machen4;, 
wo  ich  meinerseits  aber  mich  gegen  ihm  noch  immer  verschlossen  halte 
in  der  vollen  Zuversicht,  dass  mir  mit  nächstem  eine  .  .  .  Anweisung,  wie 
mich  mit  ihm  zu  benehmen  habe,  ohne  das  zukommen  werde.«  .  .  . 


Juni  3        109.   Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  3  Juni  1756. 

» 

Nach  der  Urschrift. 

Zufolge  einer  längeren  Unterredung  mit  der  Pompadour  sei  das  Ver- 
bleibon des  Abbe*  Bornis  in  Paris  wenigstens  bis  znm  Abschluss  der  Präli- 
minarien gesichert5).  Starhemberg  schliesse  aus  den  Worten  der  Marquiso, 
dass  dem  Marquis  d'Argonson  noch  immer  nicht  vollkommen  zu  trauen 
soi5).  »Im  übrigen  aber  hat  sie  mir  die  bündigste  Versicherungen  der 
hiesigen  Aufrichtigkeit  und  dos  Verlangens  zu  Schliessung  des  Hauptwerks 
zu  erkennen  gegeben. « 


Juni  4        110.   Der  Hofkriegsrath  an  Maria  Theresia.   Wien,  1.  Juni  175B. 

W.  K.  A.   Nach  dor  Urschrift,  gex.  üarrach  und  Ncipporg.   Vgl.  Naudtf,  Beiträge  I,  45  Arno. 
Schleunige  Versorgung  der  Festung  Olmätz  mit  Artillerie  und  Munition. 

»Nachdemo  Olmütz  in  seiner  Befestigung c)  ziemlich  avanciret,  so  hat 
der  F.  M.  Fürst  v.  Liechtenstein  als  Goneral-Feld-Land-  und  Haupt- Artillerio- 
Zeugmeister  don  .  .  .  hiebei  gebogenen,  von  dem  Feldartillerie-Obcrstuck- 
hauptmann  Alfson  unterschriebenen  Aufsatz7),  was  zur  Defension  wieder- 
holter Festung  Olmütz  an  Artillerie,  Munition  und  auderen  Requisiten, 
dann  an  Artillerie-Zeugs-  und  Minier-Pcrsonali  orforderlich  wäre,  dem  .  .  . 
Uofkriegsrath  überreichet  und  zugleich  ersuchet,  dass,  nachdome  allerdings 

1)  Vgl.  Nr.  91.  100.         2)  Vgl.  Nr.  92.         3}  Vgl.  S.  342. 

4)  Vgl.  S.  343.         5)  Vgl.  Nr.  97.         6)  Vgl.  Nr.  106. 

7)  Dieser  Aufsatz,  d.  d.  Olmütz  22.  Februar  1756,  enthielt  eine  Berechnung, 
was  für  Olmütz  »auf  eine  Belagerung  von  3  Monat  odor  90  Tagon  in  die  scharfe 
Attaque«  erforderlich  sei.  |W.  K.  A.] 


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1756  Joui  1  —  Juui  8. 


395 


nöthig  seie,  sothane  Artillerie,  Munition  und  Requisiten  und  zwar  jenes,  j17?64 
was  hieran  nicht  bereits  in  loco  Olmfltz  würklich  vorhanden,  thoils  die 
Transportkosten  zu  ersparen,  theils  die  Zeit  zu  gewinnen,  von  nun  an 
nach  und  nach  dahin  tiberbringen  zu  lassen,  die  Kräften  des  Zeugsfundi 
hingegen  mit  nichten  hinlänglich  seien,  weder  die  Artillerie  noch  die  Mu- 
nition dahin  abführen  lassen  zu  können,  die  weitere  Vorkehrung  gemacht 
werden  möchte,  womit  entweders  die  zum  Transport  erforderliche  Geld- 
auslagen bar  beigeschafft  oder  aber  die  Fuhren  von  dem  aerario  selbst 
veraecordiret  und  bestritten  werden  .  .  . 

»Und  da  auch  seithero  von  dem  Generalkriegscommissariat  die  Ver- 
anstaltung besehenen,  obberflhrto  Artillerie  und  Munition,  maassen  den 
Transport  deren  Requisiten  das  Zeugamt  nach  Versicherung  des  Forsten 
v.  Liechtenstein  Selbsten  besorgen1),  das  zu  Olmfltz  nach  dem  Aufsatz 
noch  abgehende  Personale  an  Artilleristen  und  Minieren  aber  erst  znr  Zeit, 
da  es  die  Umstände  erforderen  dörften,  alldahin  verschaffet  worden  wird, 
durch  den  hiesigen  Artilleriewagenmeister  Poter  Diotrich  nach  und  nach 
mit  möglichster  Wirthschaft  nacher  mehrgedachtes  Olmfltz  flberbringon 
und  allda  abliefern  zu  lassen,  so  hätte  es  nun  in  allem  nach  dem  Antrag 
des  Fürsten  v.  Liechtenstein  seino  Richtigkeit;  nur  kommet  os  allein  noch 
auf  die  .  .  .  Boangenehmung  Ew.  K.  K.  M.  an,  als  welche  man  sich  an- 
durch  .  .  .  erbittet.«  

Eigenhändige  Randnotiz  Maria  Theresias:   »Placet,  dio  Sache  zu 
pressiren. «  

III.  Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  8.  Juni  1756.  Junis 

Nach  der  Urschrift. 

Russland  billigt  die  Verschiebung  des  Angriffs  auf  Preusscii.  Wiedfranktiiipfung 
der  diplomatischen  Beziehungen  zu  Frankreich. 

Er  habe  den  beiden  Kanzlern  in  Befolgung  des  Erlasses  vom  22. 
Mai3)  sogleich  vorläufige  Mittheilung  über  den  Abschluss  dor  Versailler 
Verträge  gegebon,  da  der  russische  Hof  »in  Rücksicht  des  grossen  Vor- 
habens .  .  .  allschon  so  viele  gute  dispositiones  und  Unkösten  gemacht 
habe.  »Die  beede  Kanzler  haben  über  obberührtes  vollbrachtes  Geschäft  eine 
besondere  Freude  und  Vergnügen  bezeiget  und  mit  mir  uur  bedauert,  dass 
die  würkliche  Kriegsoperationes  allem  Ansehen  nach  in  diesem  Jahr  nicht 
werden  anfangen  können  .  .  . 

>  Übrigens  hat  der  Vicekanzler  dem  .  .  .  Rouille  auf  sein  in  meinem 
Bericht  vom  4.  Mai  erwähntes4)  Schreiben  auf  Befehl  der  russischen 

1  Arn  ö.  Juni  1756  orgoht  der  Erlass  vom  IIofkricgBrath  an  das  General- 
feld-,  Land-  und  Hauptartüleriecominando  [Concopt,  gez.  Neipperg.  W.  K.  A.]. 
einen  Subalternen  zum  Abwägen  dor  nach  Olmütz  abzusendenden  Munition  etc.  an- 
zustellen und  die  >Zeugacapi«  anzuweisen,  dasB  sio  den  Transporten  den  mög- 
lichsten Vorschub  leisteten.         2)  Vgl.  Nr.  99.         3)  Vgl.  Nr.  100. 

4)  Ohne  nähere  Inhaltsangabe. 


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396  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  Kaiserin  ohne  des  Grosskanzlers  Vorwissen  geantwortet  und  solches  durch 
un*  8  Abfertigung  eines  französchen  Kaufmanns,  Namens  Michel1),  in  voriger 
Woche  nach  Paris  beschleinigct.  Alles  kommt  darauf  an,  wie  der  fran- 
zösche  und  der  russische  Hof  ohne  beederseitigo  Anstössigkeit  sich  rap- 
prochiren  könne.  Die  in  des  Königs  von  Frankreich  Namen  durch  mich 
hier  zu  machende  Vorträge2]  dörften  diese  Sach  so  mehr  facilitiren,  als  ich 
durch  einen  geheimen  Weg  vernommen,  dass  beede  Höfe  in  gleicher  Zeit 
ambassadeurs  ernennen,  also  zwar,  dass  mit  Ende  dieses  Jahrs  dieselbe  in 
loco  eintreffen  sollen,  und  ist  gestern  schon  eine  vertraute  Person,  Namens 
Bechtejew,  von  Grafen  Woronzow  zu  dem  Golowkin3]  nach  dem  Haag  ge- 
sohicket  worden,  ihn  zu  sondiren,  ob  er  diese  Bottschaft  nach  Paris  an- 
nehmen wolle;  wornach  der  Ilofrath  Bechtejew  mit  einem  Recommandations- 
schreiben  von  dem  Vicekanzler  an  Rouille  nacher  Paris  gehen  und  sich  all- 
dort,  wie  der  Chevalier  Donglas  allhier,  aufhalten  werde.  < 

In  grösstem  Geheim  vernehme  Esterhasy,  dass  Conty1)  dem  Douglas 
geschrieben  habe,  er  wolle  der  russischen  Kaiserin  in  Petersburg  seine 
Aufwartung  machen.  »Und  hat  man  dem  Douglas  bereits  geantwortet, 
dass  dieser  Prinz  hior  gar  gern  gesehen  wird.«  Der  Grosskanzler  wisse 
»von  dieser  geheimen  Sach  nicht  ein  Wort.« 

Esterhasy  habe  Grund  zu  fürchten,  dass  Bestushow  den  sächsischen 
Hof  durch  Funcke  von  den  geheimen  Plänen  Österreichs  unterrichte*)/' 


Juni  9        112.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.   Wien,  9.  Juni  1756. 

Nach  dorn  R<«iii©nnc*pt.  Vgl.  v.  Arnetb  IV,  45.V,  Kanin  l'.f»;  Lehmann  33;  Heer,  M.  I.  U.  G.  XVII, 
Iii,  ff.;  Naudtf,  Beiträge  I,  7t.  ff.;  II,  211;  Koecr  1,  üsft;  II,  AI;  Heigel  U,  31. 

Östvmick  teilt  unter  gewissen  Bedingungen  in  die  Abtretung  seiner  gesamten 

Niederlande  einwilligen. 

Aus  der  Art  des  französischen  Vorgehens'1),  garnicht  auf  die  öster- 
reichischen Eröffnungen  vom  27.  März'j  zurückzukommen,  sondern  mit 
einom  Male  so  neue  und  hohe  Anforderungen'')  zu  stellen,  schöpfe  man 


1)  Michel  war  ein  angesehener  in  Petersburg  ansässiger  Kaufmann,  der  die 
französische  Regierung  in  den  Jahren  des  abgebrochenen  diplomatischen  Verkohrs 
mit  Russland  (174S— 1755)  Uber  die  Vorgänge  in  Russland  zu  unterrichten  hatte. 
Vgl.  Boutaric  I,  211  Anm.  1,  und  Recueil  des  Instructions,  Russie  II,  4  f.  28. 

2)  Vgl.  S.  36S.         3)  Russischer  Gosandter  in  den  Gencralstaaten. 

4)  Über  die  Pläne  Contys  vgl.  Boutaric  I,  222  ff.  Auf  obigen  Bericht  ant- 
wortete Kaunitz  am  3.  Juli  1756,  das  Unternehmen  schiene  ihm  »sehr  voreilig  und 
zweifelhaft.«  Starhemberg  sollte  weitere  Nachforschungen  anstellen,  da  es  für 
Österreich  von  grosser  Bedeutung  wäre,  die  eigentlichen  französischen  Absichten 
zu  ergründen.   Vgl.  Nr.  175.   Ranke  202. 

5)  Einige  weitere  Notizen  aus  diesoin  Bericht  vgl.  in  Nr.  137. 

6)  Vgl.  Nr.  S8a.         7)  Vgl.  S.  286  Anm.  4. 

8)  D.  h.  die  Abtretung  der  gesamten  österreichischen  Niederlande  an  Frankreich. 


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1756  Juni  8  —  Juni  9. 


397 


den  > Argwohn,  dass  der  französche  Hof  von  dem  aufrichtigen  Verlangen  1756 
und  Vorsatz,  in  den  geheimen  Vorschlag  einzugehen  und  solchen  in  das  Juni  ' 
Werk  setzen  zu  helfen,  noch  sehr  entfernet  seie  und  dagegen  nur  in  Ab- 
sicht führe,  die  diesseitige  Anerbieten  dereinsten  missbrauchen  und  einen 
einseitigen  Vortheil  ziehen  zu  können1).  .  .  .  Anstatt  auch  Unsere  don 
27.  Martii  erthoilte  so  umständliche  als  freimüthige  Erklärung  eine  gleich- 
förmige Zurückgab  verdienet  hätte,  so  wird  sich  in  denen  französchen 
Antworten  fast  Aber  keinen  Punkt  deutlich  geäussert,  und  findet  sich  in 
denenselben  weder  ein  rechter  Zusammenhang  noch  eine  Anzeige  eines 
thunlichen  und  billigen  Plans,  wohl  aber  sich  selbst  widersprechende  Sätze, 
bei  welchen  Wir  bereits  alle  Hoffnung  eines  vergnüglichen  Ausschlags  ver- 
loren hätten,  wann  Wir  nicht  in  des  Königs  persönliche  Gosinnung  und 
reine  Absichten  das  vollkommene  Zutrauen  setzeten,  dass  er  sein  gegebenes 
Wort  des  guten  Trauens  und  Glaubens  heilig  erfüllen  und  keinen  unan- 
ständigen Missbrauch  Unserer  Offenherzigkeit  gestatten  würde,  wanngloich 
das  ganze  Geschäft  auf  sich  erliegen  bleiben  sollte. 

»Nachdem  Du  auch  an  Ort  und  Stelle  der  eigentlichen  Gedenkensart 
am  besten  auf  den  Grund  sohen  kannst  und  zufolg  Deiner  letzteren  Be- 
richtschreiben2) ehender  einen  vergnüglichen  als  widrigen  Ausschlag  der 
bisherigen  Unterhandlung  anhoffest,  so  wollen  Wir  anch  nicht  vor  der  Zeit 
in  Unserem  Urtheil  zuweit  gehen,  sondern  der  Vermuthung  beipflichten, 
dass,  wo  nicht  alles,  doch  das  meiste,  was  Wir  an  den  letzteren  fran- 
zöschen Antworten  auszustellen  haben,  noch  zu  verbessern  sein  werde3) 
und  theils  aus  einer  noch  fdrdauernden  Unentschlossenheit,  theils  aber  aus 
der  Vermuthung  herrühren  dörfte,  als  ob  Wir  auf  Unseren  geheimen  Vor- 
schlag allzu  sehr  versessen  wären  und  dahero  durch  die  anscheinende 
französche  Abneigung  zu  vermögen  sein  würden,  Uns  immer  mehrers  zu 
Offnen  und  denen  anderseitigen  noch  so  unbilligen  Verlangen  stattzugeben. 

>8o  wenig  Wir  nun  in  Abrede  stellen,  dass  Wir  dem  glücklichen 
Ausschlag  des  geheimen  Vorschlags  mit  aufrichtigem  und  sohnlichem  Ver- 
langen entgegen  sehen,  so  fest  sind  Wir  entschlossen,  Uns  zu  keinem  Fehl- 
tritt noch  zu  solchen  Bedingnüssen  verleiten  zu  lassen,  welche  gegen  die 
Grundregul  der  Billigkeit  und  vollkommenen  Reoiprocität  laufeten  oder 
Uns  einer  allzu  grossen  Gefahr  aussetzeten. «  .  .  . 

Sie  halte  es  für  »ein  ganz  unthunliches  und  verfängliches  Begehren, 
die  articles  pre*liminaires4)  hier  zu  entwerfen  und  dem  dortigen  Hof  vor- 
zulegen, insolang  derselbe  sich  auf  Unsere  umständliche  Öffnung  vom  27. 
Martii,  worinnen  bereits  das  wesentliche  Unserer  Verlangen  enthalten  ist, 
nicht  hinlänglich  geäusseret  hat,  und  insolang  nicht  mit  einiger  Zuver- 
lässigkeit vorzusehen  stehet,  ob  dann  auch  Frankreich  in  Unsere  Absichten, 


1)  Vgl.  8.  362.  2)  Vgl.  Nr.  88.  97.  3)  Vgl.  S.  388. 
4)  Vgl.  S.  295.  392. 


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398  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

sowohl  waa  die  Sache  Selbsten  als  die  Art  der  Ausführung  anbetrifft,  ein- 
zugehen gedenke.« 

Zur  Abkürzung  der  Unterhandlungen  solle  jetzt  mündlich  verhandelt 
werden ,). 

Man  sei  bereit,  unter  gewissen  Bedingungen  auf  das  französische  An- 
sinnen der  Abtretung  der  gesamten  Niederlande  einzugehen.  »Nachdem 
aber  zu  grossen  und  verwickelten  Absichten  anch  grosse  und  geschwinde 
EntSchliessungen  unumgänglich  erforderet  werden,  so  wollen  Wir  Dir  hier- 
mit ..  .  nicht  verhalten,  dass  Wir  nach  vorgängiger  reifen  Überlegung 
und  ohngeachtet  aller  vorberührten,  auch  vieler  anderer  höchst  wichtigen 
Bedenken  erbötig  seien,  zu  der  Cession  Unserer  gesamten  Niederlanden 
von  nun  an,  jedoch  nur  alsdann  und  allein  auf  den  Fall  Unsere  vorläufige 
Einwilligung  zu  ertheilen,  wann  Uns  dargegen  gewisse  Bedingnüsso  als 
comlitiones  sine  quibus  non  eingestanden  und  festgestellt,  auch  andere 
Vortheile  verschaffet  und  andurch  Unsere  Abgaben  nach  der  Billigkeit 
und  Reciprocität  ersetzet  werden. 

»Wir  schreiten  also  fordersamst  zu  denen  conditionibus  sine  quibus 
non2},  und  beharren: 

lroo  »  Obnabänderlich  auf  dem  allschon  in  Unserer  Erklärung  vom 
27.  Martii  ganz  deutlich  enthaltenen  Vorlangen  dor  von  dem  allerehrist- 
lichsten  König  Uns  förmlich  auszustellenden  Declarationsacte3),  dass,  wann 
Wir  nicht  zum  würklichen  und  in  dem  künftigen  Frieden  bestättigten  Be- 
sitz Schlesiens  und  der  Grafschaft  Qlatz  gelangcten,  alsdann  anch  Wir  an 
alle  Gegen  versprechen,  besonders  aber  an  die  Abtrettung  Unserer  Nieder- 
landen keineswegs  gebunden  sein,  sondern  diese  conditionate  erfolgte  Ver- 
sprechen als  nicht  geschehen  angesehen,  auch  hieraus  zu  koiner  Zeit  ein 
Recht  oder  Anspruch  gezogen  werden  sollte. 

»Wir  haben  die  hiebei  einschlagende  Betrachtungen  der  offenbaren 
Billigkeit  und  der  Reciprocität  allschon  in  Unseren  vorhergängigen  Rc- 
scripten4)  umständlich  angemerket,  und  Wir  gedenken  hiorinnen  um  so 
weniger  nachzugeben,  da  gegen  die  möglicho  Fallstricke  und  künftige  Zu- 
falle nicht  genügsame  Vorsicht  gebrauchet,  auch  die  in  der  f ran  zusehen 
Antwort  vom  1.  Mai  enthaltene  Erklärung  keineswegs  vor  vergnüglich 
noch  vor  zureichend  angesehen  werden  kann5). 

»Dann  ausser  deme,  dass  die  Worte:  Lc  Iioi  consmtira  merne  qm 
l'äablissenwit  du  serönissime  infant  Don  Phüijrjye  dans  lr*  Pays-Bas  soü 
convenu  sous  la  condition  exigee  par  S.  M.  V Imperalrice  cfc.«)  als  eine 
grosse  Willfährigkeit  gelten  gemacht  werden  wollen,  und  wogen  ihrer 
Generalität  noch  gar  vielen  Ausdeutungen  und  Restrictionen  unterworfen 
sein  könnten,  so  sind  sie  auch  mit  der  nachfolgenden  ganz  unstatthaften 


1)  Vgl.  S.  M2.  2)  Vgl.  S.  3SS  f.  3)  Vgl.  S.  335.  39S.  4)  Vgl.  S.  335. 
5)  Vgl.  S.  3ss.         6)  Vgl.  S.  340  f. 


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1756  Juni  9. 


399 


Condition,  dass  Wir  vorläufig  Unserem  Ruckfallsrecht  auf  die  drei  Herzog-  1T5G 
thümer1)  verziehen  sollten,  verbunden,  und  fiberdas  ist  der  Umstand  nicht  J,mi 
ausser  Acht  zu  lassen,  dass  Frankreich  einen  grossen  Theil  der  Nieder- 
landen sich  zueignen  will,  dass  es  aber  die  Königl.  Declaration  nur  auf 
des  Don  Philippe  Etablissement,  mithin  nicht  zugleich  auf  die  Lande,  so 
dem  Konig  zutheil  würden,  zu  erstrecken  antrage. 

»Zufolg  Deiner  Berichtschreiben  vom  verflossenen  Monat  Februario2) 
hat  Abbe"  Bornis  sogar  Bedenken  getragen,  sich  ohne  Deine  vorgangige 
Declaration  in  mündliche  Erläuterungen  über  Unseren  geheimen  Vorschlag 
mit  Dir  einzulassen.  Es  wäre  also  nicht  nur  unbillig,  sondern  eine  klare 
Probe  der  darunter  verborgen  liegenden  Gefährde,  wann  man  Uns  in  einer 
Gelegenheit,  wo  Wir  mit  aller  Vorsicht  zu  Werk  [zu]  gehen  weit  wichtigere 
Ursachen  vor  Uns  haben,  dasjenige  versagen  oder  nur  erschweren  wollte, 
was  mit  der  offenbaren  Billigkeit  und  der  Reciprocität  übereinkommet,  auch 
dem  französchen  Hof  zu  keinem  Nachtheil  gereichen  kann,  falls  er  mit 
Uns  aufrichtig  zu  Werk  zu  gehen  entschlossen  ist. 

»Wir  ertheilon  Dir  also  hiermit  den  gemessenen  Befehl,  dass  Du  Dich 
in  keine  förmliche  noch  schriftliche  Äusserung  wegen  der  Ccssion  Unsrer 
gesamten  Niederlanden  einzulassen  habest,  bis  nicht  vorhero  die  erwähnte 
königl.  Declaration  nach  Unserem  Verlangen  ausgefertiget  und  zu  Deinen 
Händen  übergeben  worden;  welche  standhafte  Erklärung  nicht  nur  zu 
Unserer  Sicherheit  nöthig,  sondern  auch  darzu  dienlich  ist,  um  den  fran- 
zöschen Hof  immer  mehrers  einsehen  zu  machon,  dass  ohne  werkthätige 
Maassnehmungen  und  ohne  die  Wiedererobcrnng  Schlesiens  die  Hoffnung 
zn  den  vorgelegten  Vortheilen  vergeblich  seie. 

2do  »Die  zweite  conditio  mm  qua  mn  hätte  darinnen  zu  bestehen,  dass 
der  allerchristlichste  König  nicht  nur  zur  Wiedoreroberung  Schlesiens  und 
der  Grafschaft  Glatz,  sondern  auch  zu  der  noch  grösseren  Schwächung 
des  Königs  in  Preussen  seine  vorläufige  und  förmlicho  Einwilligung  er- 
theilte3).  Dann  da  Schlesien,  Glatz  und  die  drei  Herzogthümer  in  An- 
sehung ihrer  jährlichen  Ertragnuss  denen  gesamten  Nioderlandon  nicht 
gleichkommen  und  Wir  von  Unseren  bisherigen  Alliirten  völlig  abge- 
sonderet  würden,  so  müssten  Wir  auf  andere  Art  und  besonders  darinnon 
Unsere  Entschädigung  finden,  dass  Wir  vor  der  preii3sischen  Rache  und  vor 
der  beständigen  Gefahr  eines  feindlichen  Überfalls  sicher  gcstellet  werden; 
welcher  wichtigen  Betrachtung  annoch  jene  hinzukommt,  dass  es  zur  glück- 
lichen und  gesicherton  Ausführung  des  Vorhabens  allerdings  nöthig  seie, 
dem  König  in  Preussen  so  viele  Feinde,  als  es  möglich  ist,  zuzuziehen, 
und  andurch  die  Wiedercroberung  Schlesiens  zu  orleichtoron. 

»Da  aber  solches  ohne  einen  anzuweisenden  wesentlichen  Vortheil 
nicht  zu  erhalten  wäre  und  bei  Fehlschlagung  des  Unternehmens  auch 


I)  Vgl.  S.  390.  2)  Vgl.  Nr.  49.  3)  Vgl.  S.  388  f. 


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400  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1750  Unsere  Versprechen  als  nicht  geschehen  angesehen  werden  sollen,  so  er- 
uni  9  forderet  es  das  eigene  französche  Interesse,  Uns  hierunter  willfahrige  Hände 
zu  bieten,  und  wann  es  änderst  dem  ernannten  Hof  ein  wahrer  Ernst  ist, 
an  Unseren]  geheimen  Vorschlag  werkthätigen  Antheil  zu  nehmen  und 
dessen  glticklichen  Ausschlag  durch  alle  thunliche  Mittel  beforderen  zu 
helfen. 

»Sollte  es  aber  hierunter  an  dem  guten  Willen  des  fran Zöschen  Höfa 
ermanglen,  so  wäre  ohnedem  in  der  Ausführung  nicht  fortzukommen  und 
in  allen  Fällen  weit  vorträglicher,  noch  bei  Zeiten  der  anderseitigen  Ge- 
sinnung auf  den  Grund  zu  sehen  und  hiernach  Unsere  künftige  Maass- 
nehmungon  einzurichten,  als  sich  immer  mehrers  in  den  Veranstaltungen 
zu  vertiefen;  dass  Wir  also  die  oberwähnto  conditiowm  sim  qua  non  als 
den  eigentlichen  Probierstein  der  französchen  Absichten  ansehen  und  an 
einer  willfährigen  Erklärung  um  so  weniger  verzweifelen  wollen,  da  Abbe* 
Bernis  zufolg  Deines  vorletzten  Berichtschreibens')  den  guten  Grnnd  Unseres 
Verlangens  einzusehen  bezeuget,  auch  der  französche  Hof  in  Ansehung 
Unserer  kein  sonderliches  Bedenken  getragen  hat,  in  dem  letzten  Krieg 
die  Zergliederung  Unserer  Erblanden  Selbsten  in  Vorschlag  zu  bringen2) 

3ti0  »Nachdem  auch  die  ernannte  Krone  nunmehro  zur  deutlichen 
Sprache  gekommen  ist  und  aus  Unserem  Vorschlag  einen  wesentlichen 
und  zwar  den  grössten  Vortheil  ziehen  will,  so  ist  es  nicht  nur  eine  natür- 
liche Folge  der  zur  beiderseitigen  Richtschnur  angenommenen  Keciprocität 
und  Billigkeit,  sondern  auch  zu  Bewürkung  eines  glücklichen  Ausschlags 
unumgänglich  erforderlich,  dass  Frankreich,  unter  was  für  einem  Vorwand  es 
immer  seie,  sich  nicht  entschütte,  an  dem  Unternehmen  gegen  den  König  in 
Preussen  werkthätigen  Antheil  zu  nehmen  und  entweder  ein  namhaftes 
Corps  seiner  Truppen  ohnmittelbar  gegen  den  ernannten  König  gebrauchen 
zu  lassen  oder  doch  wenigstens  nach  Westpbalen  abzuschicken  oder  aber 
an  den  Grenzen  bereit  und  andurch  die  protestantische  Mächte  von  aller 
Hülfleist-  und  Unterstützung  des  Königs  in  Preussen  abzuhalten3) ;  wolches 
um  so  weniger  ausser  Acht  gelassen  werden  kann,  je  zuverlässiger  vorzu- 
sehen stehet,  dass  die  Seemächten,  sobald  sie  von  der  vorseienden  Ver- 
abredung wegen  der  Niederlanden  sichere  Nachricht  überkommen,  ihr 
äusserstes  auwenden  werden,  um  das  Vorhaben  zu  hintertreiben  und  zu- 
gleich dem  König  in  Preussen  die  übernommene  Gewährleistung  werkthätig 
augedeihen  zu  lassen. 

»Sollten  Wir  nun  nicht  zum  Voraus  hinlänglich  vorsichert  sein,  dass 
Frankreich  in  dem  bemerkten  Fall  sich  denen  Unternehmungen  der  Sce- 
und  anderer  Mächton  mit  Nachdruck  widersetzen  würde,  so  seheten  Wir 


1)  Vgl.  Nr.  88  b. 

2)  Vgl.  Ranke,  S.  W.  XXVII.  XXVIII,  443  ff. 

3)  Vgl.  S.  389. 


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175G  Juni  0. 


401 


nm  so  weniger  Hoffnung  vor  Uns,  Unsere  Absichten  gegen  den  König  in  -"56 
Prensaen  glücklich  auszuführen.  Und  da  Frankreich  mit  Engeland  in  würk-  JunI 
liehen  Krieg  verwickelt  ist,  mithin  jener  Krone  eigenes  Interesse  auch 
ohne  die  Rücksicht  auf  die  zu  hoffen  habende  niederländische  Acquisitionen 
erforderet,  seiner  Feinden  auswärtigen  Einfluss  zu  unterbrechen,  so  sollte 
auch  bei  Begnehmung  der  gegenwärtigen  conditionis  sim  qua  iwn  gar  kein 
Bedenken  obwalten. 

4".  >  Nebst  der  werkthätigen  Theilnehmung  des  französchen  Hofs  und 
denen  von  Uns  und  Kassian d  in  das  Feld  zu  stellenden  Armeen  wird  zur 
glücklichen  Vollstreckung  Unsers  Vorhabens  noch  eine  von  anderen  Mächten 
gegen  Preussen  anzuwendende  Armee  erforderet1),  welche  entweder  ver- 
sammlet oder  an  verschiedenen  Orten  zur  Kriegsoperation  zu  schreiten  hätte. 

»Da  aber  diese  conditio  sine  tpta  nun  als  eine  Würkung  und  natür- 
liche Folge  der  zweiten  anzusehen  und  bei  dor  Beantwortung  der  fran- 
zöschen Anfragen2)  näher  zu  erläutern  ist,  so  wird  solche  hier  nur  über- 
haupt bemerket.« 

5°.  »Wie  Wir  Dir  bereits  .  .  .  anvertrauet  haben,  so  ist  die  höchst- 
wichtige EntSchliessung,  in  die  Abtrettung  Unserer  gesamten  Nieder- 
landen unter  gewissen  Gegenbedingnussen  einzuwilligen,  von  Uns  schon 
gefasset  und  aufgestellt  worden3).  Allein  von  dieser  generalen  Ent- 
schließung ist  die  Specialfrage  wohl  zu  unterscheiden:  Ob  es  mit  Unserm 
Dienst  und  mit  der  Eigenschaft  des  ganzen  Vorschlags  vereinbarlich  seie, 
die  erwähnte  Cession  auf  die  Art,  wie  es  der  französche  Hof  in  seinen 
letzteren  Memoiren4)  anverlanget  hat,  nämlichen  dergestalt  einzugestehen, 
dass  ihm  die  gesamte  Niederlande  in  der  Gestalt  eines  Verkaufs  ein- 
geranmet  und  seinem  Gutbefinden  unter  Begnehmung  des  spanischen  und 
neapolitanischen  Hofs  überlassen  werden  sollte,  was  für  ein  Theil  dem 
Don  Philipp  statt  seiner  drei  Herzogthümer  zum  Etablissement  zu  be- 
stimmen seie. 

»Es  dörfte  also  die  französche  Absicht  hauptsächlich  dahin  gerichtet 
sein,  nicht  nur  Uns  von  der  Einverständnis  mit  Spanien  und  Neapel  aus- 
znschliessen  und  sich  allen  Verdienst  allein  zuzueigenen,  sondern  auch 
Flandern  und  Brabant  als  den  besten  Theil  der  Niederlanden  und  die 
ganze  Seeküste  für  sich  zu  behalten  und  noch  darzu  den  Antheil  des 
Don  Philipp,  wo  nicht  von  der  französchen  Bottmässigkeit,  jedoch  von 
seiner  Willkur  für  beständig  abhangen  zu  machen,  folglichen  in  gewisser 
Maaää  sich  von  den  ganzen  Niederlanden  zu  bemeistern. 

»Ein  solcher  Zuwachs  würde  die  französche  Macht  zu  Wasser  und 
Land  dergestalt  vergrösseren,  dass  derselben  nichts  mehr  widerstehen 
könnte;  und  mit  dem  höchstwichtigen  Bedenken,  dass  Unser  wesentliches 


1)  Vgl.  S.  378.  :*S9.  2)  Vgl.  Nr.  82  b.  3)  Vgl.  Nr.  103. 
4)  Vgl.  Nr.  88  a. 

AcUn  mr  Vorgenchichto  de««  ■jührig'-n  Kriege.  26 


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402  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  Staatsinteresse  erfordere,  das  europäische  Gleichgewicht  aufrecht  erhalten 
l,ui  9  zu  helfen,  vereinigt  sich  noch  jenes,  dass  es  nicht  bloaserdingB  auf  Unsere 
Entschliessung  ankommen  wolle,  die  ganze  Niederlande  gegen  die  Acqui- 
sition  von  Schlesien  und  Glatz  zu  vertauschen  und  abzutretten,  sondern 
es  mussten  diese  Länder  erst  noch  durch  die  Gewalt  der  Waffen  dem 
König  in  Preussen  entrissen  und  in  dem  künftigen  Frieden  Uns  versichert 
werden 1). 

»Es  ist  also  alles  dasjenige,  was  die  Ausführung  dieses  Endzwecks, 
wo  nicht  ganz  ohnmöglich  machen,  jedoch  sehr  erschweren  und  hauptsächlich 
Uns  zum  grössten  Schaden  gereichen  könnte,  als  ein  wesentlicher  und 
solcher  Anstand  zu  betrachten,  welcher  der  Eigenschaft  des  diesseitigen 
Vorschlags  schnurgerad  zuwiderlaufet,  mithin  von  Uns  nicht  bewilliget 
werden  kann. 

Nachdem  aber  die  Seemächten  ihren  gänzlichen  Untergang,  falls  die 
flandersche  Seeküsten  nebst  Brabant  in  französche  Hände  für  beständig 
verfielen,  sicher  vor  Augen  sehen  und  alle  europäische  Höfe  die  grösste 
Eifersucht  hierüber  schöpfen  müssen,  so  ist  ohnschwer  zu  ermessen,  dass 
sie  zu  Vereitelung  des  ganzen  Vorhabens  ihre  äusserste  Kräften  anspannen 
und  sogar  die  dermalige  Freunde  und  Alliirte  von  Uns  und  Frankreich 
sich  auf  die  englische  und  preussische  Seite  schlagen  würden,  dahingegen 
solches  alsdann  weit  weniger  zu  besorgen  stunde,  wann  Wir  Uns  zwar 
zur  Abtrettung  der  ganzen  Niederlanden  verbindlich  macheten,  aber  zu- 
gleich ausbedungen  und  festgestellt  würde,  dass  Don  Philipp  Flandern 
und  Brabant  samt  dem  Überrest  Unserer  Niederlanden,  ausser  was  für 
Frankreich  bestimmet  würde,  mit  dem  nämlichen  Recht  und  mit  allen 
Lasten,  wie  Wir  solche  besessen,  überkommen  sollte. 

»Auf  diese  Art  wären  Wir  zwar  von  den  Seemächten  völlig  ab- 
gesonderet,  aber  Wir  hätten  dagegen  um  so  weniger  zu  besorgen,  in  alle 
Kriege  gegen  die  Krön  Frankreich  auch  wider  Willen  mit  eingeflochten 
zu  werden. 

»Und  wann  die  ernannte  Krön  für  ihren  Antheil  das  Herzogthum 
Luxemburg,  das  supremum  dominium  über  Ghimay  und  Beaumont,  auch 
endlichen  noch  das  Pays  retroc^de*  erhielte,  so  verschaffte  sie  sich  einen 
unschätzbaren,  jedennoch  keinen  solchen  Vortheil,  welcher  die  allgemeine 
Eifersucht  auf  das  höchste  treiben  würde.« 

Wie  im  spanischen  Erbfolgekriege  würden  sich  die  Seemächte  mit 
einer  solchen  Thatsache  abfinden  lassen,  während  die  Einverleibung  der 
Niederlande  in  Frankreich  weit  grössere,  wenn  nicht  unttbersteigliche 
Hindernisse  bereiten  müsste2). 

1)  Vgl.  S.386  f. 

2)  Dieser  Passus  stimmt  wörtlich  [wie  schon  einige  Stellen  vorher]  mit  dem 
Absatz:  »So  wenig  auch  die  Seemächten  .  .  .  einzuverleiben,  bekannt  werden 
sollte«  des  Vortrags  vom  29.  Mai  1756  Ubereio.   Vgl.  8.  388. 


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1756  Juni  9. 


»Dass  Wir  nun  hierauf  hauptsächlich  und  am  meisten  zurückzusehen  1756 
haben,  fallet  von  Selbsten  in  die  Augen  und  kann  Uns  also  von  dem  Juni  * 
all  erchristlichsten  König  ohnmöglich  mit  Billigkeit  verdacht  werden,  wann 
Wir  der  ungemein  wichtigen,  Uns  schwer  fallenden  EntSchliessung,  Unsere 
ganze  Niederlande  zu  cediren,  die  ausdruckliche  Bedingnuss  sine  qua  non 
hinzufügen,  dass  ausser  dem  Luxemburgischen,  Chimay  und  Beaumont, 
auch  allenfalls  dem  Pays  r6troce*de*  der  Überrest  der  Niederlanden  auf  die 
Art,  wie  Wir  solche  besessen,  dem  Don  Philipp  zu  gut  kommen,  dagegen 
von  diesem  seine  drei  Herzogtümer  an  Uns  abgetretten  und  seinen  ver- 
meintlichen Gerechtsamen  auf  die  neapolitanische  Thronfolge  verziehen, 
auch  so  wenig  die  künftige  Einverständnis  mit  Spanien  und  Neapel  als 
sonsten  etwas  einseitig  vorgenommen  und  abgehandelet,  sondern  alles  zu 
gleichen  Schritten  nach  den  Regien  der  Reciprocität  und  Billigkeit  ein- 
geleitet werden  sollte'). 

»Wie  Wir  Uns  dann  um  so  weniger  von  denen  Verabredungen  mit 
Spanien  und  Neapel  ausscbliessen  lassen  können,  da  Wir  hierzu  den  Stoff 
herzugeben  und  Unser  vorzügliches  Augenmerk  darauf  zu  richten  haben, 
dass  der  Ruhestand  in  Italien  auf  einen  dauerhaften  Fuss  gesetzet  und 
alle  Gelegenheit  zu  künftigen  Misshelligkeiten  aus  dem  Weg  geraumet 
werde;  dahero  Wir  auch  zu  allem  Überfluss  den  gemessenen  Befehl  hier- 
mit erneueren,  dass  von  dieser  conditionc  sine  qua  non  keineswegs  ab- 
zuweichen seie.« 

6°.  .  .  >Wir  müssen  auf  Unserem  bisherigen  Antrag2)  als  einer  conditio 
sine  qua  non  ohnbeweglich  beharren,  dass  Frankreich  die  anverlangende 
Vortheile  nicht  ganz  ohnentgeltlich  erwarten  könne,  sondern  sich  jährlich 
zu  einem  hinlänglichen  Geldbeitrag,  solang  der  Krieg  gegen  Preussen  für- 
dauert, einzuverstehen  und  hierunter  eben  die  Gefahr  der  vergeblichen  Ver- 
wendung, wie  von  Uns  in  weit  grösserem  Grad  geschähote,  zu  übernehmen 
habe;  worauf  auch  Deines  Orts,  solang  eine  billige  Enschliessung  des 
französchen  Hofs  anzuhoflen  stehet,  fest  zu  beharren  iat. 

»Jedoch  wollen  Wir  auch  in  diesem  Stück  Dir  von  nun  an  Unser 
letztes  Wort  zu  Deiner  vernünftigen  Einleitung  nieht  verhalten,  welches 
darinnen  bestehet,  dass  Wir  zwar  nimmermehr  in  einen  Verkauf  ein- 
willigen3), jedoch  Uns  zu  Verpfändung  eines  Theils  Unserer  Niederlanden 
uacli  Proportion  ihres  jährlichen  Ertrags  und  des  Geldvorschusses  und 
endlichen  darzu  einverstehen  würden,  bei  Fehlschlagung  des  ganzen  Vor- 
habens den  französchen  Geldvorschuss  wieder  zu  ersetzen  und  bis  dahin 
die  verpfändete  Lande  in  seinem  Besitz  zu  lassen3). 

»Wann  sich  also  zum  Exempel  die  jährliche  Einkünfte  des  Herzog- 
thums Luxemburg  auf  600  000  f.  erstrecken,  so  wäre  Frankreich  hiermit 
wegen  eines  Vorschusses  von  12  Millionen  Guldon  mehr  als  zureichend 


1)  Vgl.  S.  367.        2)  Vgl.  Nr.  59c.  3)  Vgl.  S.  339. 

26* 


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404  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

gedeoket;  und  da  das  Pays  retroc<$d<5  mehr  als  eine  Million  jährlich  ab- 
wirft, so  ergiobet  sich  hieraus  von  Selbsten,  dass  es  an  einer  hinlänglichen 
Verpfändung  keineswegs  ermangele.  Jedoch  mttsste  auch  bei  einer  solchen 
Abrede  alle  mögliche  Vorsicht  gebrauchet  und  unter  anderen  ausdrücklich 
ausbedungen  werden,  dass  Frankreich  nichts  anderes  als  den  Ersatz  des 
baren  Vorschusses,  aber  keineswegs  andere  verwendete  Ausgaben  und 
Nachrechnungen  anzuforderen  berechtiget  sein  sollte.« 

Es  folgen  diejenigen  conditioncs,  »um  derentwillen  Wir  die  ganze 
Handlung  nicht  abzubrechen  gedächten»:   >Es  ist  sich  also 

1"  »alles  Fleisses  von  Dir  zu  bestreben,  dass  bei  der  künftigen  Einver- 
ständnis über  die  Zergliederung  der  preussischen  Landen  nebst  ganz  Schle- 
sien und  Glatz  noch  ein  Länderzuwachs  >)  vor  Unser  Erzhaus  namentlich  aus- 
bedungen werde,  als  etwan  das  Fürstenthum  Crossen,  so  vormalen  zu  Schlesien 
und  besonders  zum  Herzogthum  Glogau  gehöret  hat  und  im  Jahr  1481  als 
ein  Unterpfand  an  das  Churhaus  Brandenburg  gekommen  ist*2),  demnächst 
aber  im  Jahr  15  Ii  8  durch  besondere  Verträge  des  Königs  Ferdinandi  dem 
Chnrfürsten  Joachime  II.  die  Souverainität,  wiewohl  mit  vielem  Widerspruch 
der  schlesischen  Landständen,  überlassen  worden. 

'Desgleichen  könnte  auf  einen  Theil  der  Lausnitz  oder  auf  das  Sulz- 
bachische oder  auch  auf  einen  Theil  der  Oberpfalz,  wann  dargegen  die 
dermalige  Besitzer  anderwärtige  reichliche  Entschädigungen  erhielten,  an- 
getragen, auch  allenfalls  die  Vorsicht  gebrauchet  und  deutlich  ausgedrucket 
werden,  dass  ganz  Schlesien  ohne  einige  Ausnahm  und  mit  seinen  vor- 
hinnigen  Appertinenzien  wieder  unter  Unsere  Bottmässigkeit  gebracht  werden 
sollte,  um  solchergestalten  das  Fürstenthum  Crossen  wenigstens  tacite 
hierunter  zu  begreifen  und  sich  dessen  nach  Beschaffenheit  der  künftigen 
Umständen  zu  Nutzen  machen  zu  können. 

2°.  »Hast  Du  Deine  Aufmerksamkeit  auch  dahin  zu  richten,  dass  der 
französche  Hof  vermöget  werde,  sich  bei  Sachsen,  Schweden,  Dänemark, 
Pfalz,  Churbayern,  dem  Herzogen  von  Württemberg  und  anderen  Mächten 
um  die  Stellung  eines  Corps  Truppen  zu  bewerben  und  dargegen  ent- 
weder neue  proportionirto  Subsidien  zu  bewilligen  oder  die  alten  in  be- 
höriger Maass  zu  erhöhen3);  wordurch  das  ganze  Unternehmen  ungemein 
beförderet  und  zugleich  Unsere  Ausgaben  bei  einem  künftigen  Krieg 
gegen  Preussen  sehr  verminderet  würden;  dass  also  die  bemerkte  Be- 
dingnuss  bestens  zu  betreiben  ist4).«  .  .  . 

Auf  die  am  1.  Mai  175G5)  von  Frankreich  gestellten  fünf  Anfragen 
werde  Starhemberg  ermächtigt,  folgendes  zu  erwidern: 

1)  Vgl.  S.  390. 

2)  Vgl.  Uanko  S.  W.  XXV,  140.       3)  Vgl.  S.  289.  378.  390. 

4)  Die  übrigen  conditions  convenables  vgl.  im  Vortrage  des  Grafen  Kaunitz 
vom  29.  Mai  1756,  S.  390  ff. 

5)  Vgl.  Nr.  82  b. 


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1756  Juui  9. 


405 


1)  Höhe  des  Geldbeitrags  Frankreichs.  Sollte  sich  Frankreich  nicht  1756 
damit  beruhigen  lassen,  dass  die  Snmme  von  der  Art  und  Weise  der 
werkthätigen  französischen  Antheilnahme  an  den  Kriegsoperationen  gegen 
Preussen  abhänge,  »so  kannst  Du  endlich  Deine  bereits  geschehene  An- 
forderung1) der  jährlich  zu  entrichtenden  zwölf  Millionen  rheinischer 
Qulden,  solang  der  Krieg  gegen  Preussen  fürdauert,  erneueren,  bei  er- 
folgendem Widerspruch  zwei  Millionen  nachlassen  und  zuletzt  auf  acht 
Millionen  jährlich  bestehen«. 

2)  Art  der  Auszahlung.  Man  verweise  auf  die  Erörterung  bei  der 
zweiten  conditio  sine  qua  non\  Starhemberg  solle  eventuell  stufenweise  zu- 
gestehen und  >in  Ansehung  der  Zeit  die  Erläuterung  geben,  dass  eine 
halbjährige  rata  der  von  Frankreich  zu  entrichtenden  Geldsumme  ein  oder 
zwei  Monate  vor  dem  termino,  wann  die  Kriegsoperationen  gegen  Preussen 
ihren  Anfang  nehmen  sollen,  auszuzahlen  und  hiermit  alle  Halbjahr, 
solang  der  Krieg  fürdauert,  fortzufahren  seie.« 

3)  Sicherstellung  der  gezahlten  Summen.  Man  wolle  die  Verpfändung 
und  Einräumung  des  Ilerzogthuma  Luxemburg,  auch  die  geforderte  Ein- 
lassung französischer  Truppen  in  Ostende  und  Nieuwport  zugestehen, 
jedoch  > nicht  gleich  nach  Unterzeichnung  der  Präliminararticles,  aber 
alsdann,  wann  die  Kriegs  Operationen  gegen  den  König  in  Preussen  ihren 
wflrklichen  Anfang  nehmen.« 

4)  » Die  vierte  Anfrage  ...  ist  um  so  ausserordentlicher,  da  Wir 
durch  Dich  bereits  dahin  antragen  lassen7),  dass  Frankreich  unter  dem 
Namen  von  Auxiliartruppen  ein  ansehnliches  Corps  von  50  und  mehr 
Tausend  Mann  zu  10 — 12000  Mann  Unserer  niederländischen  Truppen 
stossen,  solche  gegen  den  König  in  Preussen  gebrauchen  oder  allenfalls 
nach  Westphalen  marschiren  lassen  und  andurch  sowohl  Hannover  als  die 
Übrigen  protestantische  Mächte  von  allen  Unterstützungen  des  Königs  in 
Preussen  abhalten  mögto. « 

5)  Die  Anfrage  wegen  der  Zusammensetzung  der  dritten  Armee  und 
der  hierzu  gewünschten  Mächte  müsse  Frankreich  selbst  beantworten;  auch 
die  diesen  Mächten  zu  gewährenden  Länderacquisitionen  beruhten  auf 
näherer  Verabredung  mit  Frankreich.  >  Jedoch  kannst  Du  Dich  ohne  Be- 
denken noch  weiters  dahin  äusseren,  dass  dem  Königreich  Polen  die 
preussische  Lande3),  der  Krön  Schweden  das  in  jüngeren  Zeiten  verlorne 
Pommern,  Chursachsen  das  Magdeburgische  und  Churpfalz  das  Klev-  und 
Märkische  anreizend  in  die  Augen  fallen4)  und,  wann  alle  diese  Mächte 
dargegen  eine  proportionirte  Truppenzahl  stelleten,  mit  Zuziehung  eines 
Corps  Bayern  von  6000  Mann,  eines  gleichen  Corps  würzburgischer,  cöl- 
niseber  oder  württembergischer  Trupppen,  gar  wohl  eine  dritte  Armee  von 


1)  Vgl.  Nr.  59o  S.  345.         2)  Vgl.  S.  296.  311.         3)  Vgl.  S.  363. 
4)  Vgl.  S.  155  f.  289.  390. 

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406  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    50 — 60000  Mann  zusammen  gebracht  werden  könnte1),  als  worüber  sich 
um     Frankreich  fordersamst  zn  erklären  und  mit  Dir  die  vollständige  Abrede 
zu  pflegon  hätte.« 

Das  französische  Verlangen,  dass  Österreich  unentgeltlich  und  ohne 
Reciprocität  sein  im  Aachener  Frieden  vorbehaltenes  Rttckfallsrecht  auf 
die  drei  Herzogtümer  in  Italien  aufgeben  solle,  sei  unbillig.  Ohne  Ent- 
schädigung könne  keine  Rede  davon  sein. 

Über  den  auf  Polen  bezüglichen  Passus  der  französischen  Antwort 
vom  1.  Hai  wünsche  man  noch  nähere  Aufklärung. 

Schliesslich  betone  die  Kaiserin  noch  einmal  das  Bedenken,  dass 
noch  nicht  mit  Zuverlässigkeit  vorzusehen  stehet,  ob  auch  der  französche 
Hof  durch  die  vorteilhafteste  Bewilligungen  zu  vermögen  sein  werde,  in 
die  Sache  Selbsten  aufrichtig  und  mit  werkthätigem  Eifer  einzugehen«. 
Alles  werde  abor  der  geschickten  Hand  Starhembergs  anvertraut. 


Jnui  9       112  a.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  Wien,  9.  Juni  1756. 

P.  S.  Nach  dem  Beinconc*pt.  Vgl.  Nandl,  Boitrigo  I,  2b  f.  65  Anm.  5. 

Frankreich  soll  durch  den  Hinweis  auf  einen  möglichen  Umschwung  in  Russland  zu 
schneller  Erfüllung  der  österreichischen  Wünsche  veranlasst  werden. 

.  .  .  »Nachdem  .  .  .  die  Conferentialberath schlagung  über  den  In- 
halt besagten  Rescripts2)  wegen  eingefallenen  Pfingstfeicrtagen  verschoben 
werden  müssen,«  so  können  noch  einige  Nachträge  beigefügt  werden. 

...  5)  >Die  meiste  Aufmerksamkeit  verdienet  die  dermalige  Gesinnung 
des  russischen  Hofes.  Diesem  haben  Wir,  wie  Dir  bereits  eröffnet  worden3), 
Unsere  geheime  Absichten  nicht  ganz  verborgen  halten  können,  wann  Wir 
ihn  änderst  nicht  auf  das  empfindlichste  beleidigen,  noch  seine  Freund- 
schaft für  beständig  verscherzen  oder  auch  dem  englischen  und  anderen 
Höfen  die  Zeit  lassen  wollen,  die  russische  Kaiserin  zu  solchen  Maassnehm- 
und  Verbindungen  zu  vermögen,  welche  Uns  vor  beständig  den  Weg  ver- 
sperret haben  würden,  auf  ihre  Mitwürkung  gegen  Preusscn  sicheren  Staat 
zu  machen. 

»Ob  nun  zwar  Unsere  erste  Öffnung4)  mit  aller  Vorsicht  geschehen 
ist,  so  wirst  Du  doch  aus  des  Grafen  Esterhasy  abschriftlich  beiliegendem 
postscripto  vom  22.  Aprilis5),  dann  aus  seinem  jüngern  Bericht  vom  19. 
Majiß)  des  mehrern  ersehen,  dass  Rnssland  mit  allzu  grossem7)  Eifer 
zu  Werke  gehe  und  noch  in  diesem  Jahre  mit  den  Feindseligkeiten  den 
Anfang  zu  machen  antrage.  Über  das  äusseret  der  erwähnte  Hof  ein  all- 
zu grosses  Verlangen,  mit  Frankreich  in  ein  näheres  Einverständnuss  ein- 

1)  Vgl.  S.  363.  378.  389.      .    2)  Vgl.  Nr.  112.  3)  Vgl.  S.  311.  363. 

4)  Vgl.  Nr.  56.         5)  Vgl.  Nr.  73  c.         6)  Vgl.  Nr.  91. 
7)  Vgl.  Nr.  99  a.  S.  382. 


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1756  Juni  9. 


407 


zntretten;  wie  dann  nicht  nur  dorn  Douglas  ein  freundschaftlicher  Zutritt  1756 
verstattet1)  und  zufolg  des  hie  beiliegenden  forstlich  Reischachischen a)  1 
8chreibens  ein  Paquet,  so  vermuthlich  von  dem  ernannton  Douglas  her- 
kommet, von  dem  russischen  Bottschafteren  in  dem  Haag3)  dem  Marquis 
Bonnac4)  übergeben,  sondern  auch  allen  russischen  an  auswärtigen  Höfen 
stehenden  ministris  der  Befehl  zngefertigt  worden 5),  mit  denen  französchen 
ein  gutes  Vernehmen  zu  erhalten. 

»Zwar  ist  vor  kurzem  ein  russisches  Circularrescript  ergangen,  worinnen 
des  dortigen  Hofs  starke  Kriegsrüstungen  unter  dem  Vorgeben,  als  ob 
solches  zu  Unterstützung  seiner  Alliirten  und  besonders  der  Krön  Enge- 
land geschehe,  verdeckt  werden  wollen6),  und  welches  hier,  auch  ver- 
muthlich anderwärts  und  besonders  zu  Paris  grosses  Aufsehen  erwecket 
haben  dörfte.  Allein  die  nachdrückliche  Versicherungen  der  russischen 
Kaiserin  selbsten  lassen  keinen  Zweifel  übrig,  dass  es  ernstlich  gegen  den 
König  in  Preussen  gemeinet  seie,  und  dass  man  der  Nachricht  von  Unserem 
näheren  Einverständnis  mit  Frankreich  mit  sehnlichstem  Verlangen  ent- 
gegen sehe7). 

»Wie  Wir  nun  Unseres  Orts  beflissen  gewesen,  den  ernannten  Hof 
von  allen  voreiligen  Schritten  möglichst  zurück-  und  dennoch  bei  gutem 
Willen  zu  erhalten,  giebet  Dir  Unser  letztes  an  Grafen  Esterhasy  ergangenes 
.  .  .  Rescript8)  des  mehrern  zu  erkennen.  Wir  sind  aber  nichts  weniger 
als  sicher,  dass  solches  den  erwünschten  Eindruck  verursachen  werde, 
und  Wir  würden  Uns  in  nicht  geringer  Verlegenheit  befinden,  falls  der  bereits 
geschehene  russische  Antrag"),  auch  ohne  dio  französche  Einstimmung  dem 
Krieg  gegen  den  König  in  Preussen  noch  in  diesem  Jahr  den  Anfang  zu 
machen,  erneueret  und  darauf  bestanden  werden  sollte. 

»Überdas  stehet  mehr  als  jemalen  zu  besorgen,  dass  der  König  in 
Preussen  durch  die  russische  ausserordentliche  Bewegungen  zur  desperaten 
Entschliessung  veranlasset  werden  dörfte,  mit  dem  grössten  Theil  seiner 
Macht  Unsere  Erblande  gähling  zu  überfallen  und  andurch  der  ihm  an- 
drohenden Gefahr  bevorzukommen10).  Wann  aber  auch  dieses  nicht  er- 
folgte, so  ist  nichts  gewissere,  als  dass  Engeland  in  der  grössten  Verlegen- 
heit wegen  der  hannoverschen  Landen  das  äusserste  anwenden  werde,  um 
Kussland  wieder  auf  seine  Seite  zu  ziehen. 

»Wie  Dir  nun  bereits  eröffnet  worden11),  so  könnte  sowohl  eine 
widrige  als  vergnügliche  Würkung  nach  sich  ziehen,  wann  dem  französchen 

1)  Vgl.  Nr.  83. 

2)  Ausserordentlicher  österreichischer  Gesandter  im  Haag. 

3)  Graf  Alexander  Golowkin. 

4)  Französischer  Gesandter  im  Haag.  Vgl.  Stuhr,  Forschungen  I,  44  f. ;  Beer, 
M.  I.  Ö.  G.  XVII,  147.  5)  Vgl.  S.  324.  6)  Vgl.  S.  359. 

7)  Vgl.  Nr.  100.  8)  Vgl.  Nr.  99.         9)  Vgl.  S.  317. 

10)  Vgl.  S.  295.         11)  Vgl.  S.  312. 


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408  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  Hof  die  oberwähnte  Umstände  mit  Äusserung  einer  allzu  grossen  Ver- 
legenheit vor  Augen  geleget  würden.  Wir  müssen  also  blosserdings  Deiner 
eigenen  vernünftigen  Beurtheilung  anheimgestellt  sein  lassen,  ob  und  in- 
wieweit von  den  erwähnten  Nachrichten  diensamer  Gebrauch  zu  machen, 
auch  ob  dem  dortigen  Hof  unter  anderen  in  nachdrückliche  Vorstellung  zu 
bringen  seie,  dass  die  bessere  Einverständnis  mit  Russland  einzig  allein 
Unseren  Maassnehm-  und  Bemühungen  zu  verdanken  seie,  dass  die  dortige 
Umstände  die  beste  Gestalt  gewinneten,  dass  sie  sich  aber  gähling  wieder 
abänderen  könnten,  wann  Frankreich  die  schöne  Gelegenheit  aus  Händen 
lassen  und  Russland  auf  die  Gedanken  geführet  werden  sollte,  als  ob  jener 
Hof  nur  Zeit  zu  gewinnen  suche,  und  es  ihm  mit  dem  geheimen  Vorhaben 
gegen  Preussen  kein  rechter  Ernst  seie.  Gleichwohlen  könnten  Wir  Russ- 
land nicht  länger  in  der  Ungewissheit  lassen,  und  Wir  wollten  Uns  also 
zum  Voraus  von  allem  Vorwurf  entlediget  haben,  wann  die  Sachen  wieder 
umschlagen  und  das  englische  Geld  die  Oberhand  behalten  sollte,  welches 
Wir  seithero  bloss  durch  die  gegebene  Hoffnung,  den  König  in  Preussen 
feindlich  anzufallen2),  hintertrieben  hätten. 

»Soviel  nun  in  der  Entfernung  zu  urtheilen  stehet,  so  würde  das 
französche  Ministerium  durch  die  erwähnte  Öffnung  nicht  wenig  in  Ver- 
legenheit gesetzet  und  angetrieben,  eine  baldige  und  zuverlässige  Ent- 
Schliessung zu  fassen;  jedoch  wirst  Du  solches  an  Ort  und  Stelle  am  besten 
zu  beurtheilen  wissen.«  .  .  . 


Juni  o        113.   Der  Hofkriegsrath  an  den  F.  M.  L  von  Bohn.   Wien,  9.  Juni 

1756. 

W.  K.  A,   Nach  dorn  Conccpt.  Vgl  Naud<5,  Boitrige  I,  15  Amn. 

»Anzufügen:  Wann  durch  die  Abgrab-  und  Aplanirung  vor  dem 
Littauer  Thor  zu  Olmütz2)  zum  Nachstand  der  Festung  vorliegenden 
höchen  Terrain,  insoweit  es  die  hierunter  begriffene  2000  Klafter  Erden 
betrifft,  auf  die  Art,  wie  solche  Derselbe  in  seinem  Bericht  vom  1.  dieses 
anhero  vorstellet3},  nicht  was  wichtigere  und  nothwendigers  an  der  Forti- 
fication  Selbsten  zurückgesetzet  und  gehindert  wird,  wäre  man  diesseits 
nicht  entgegen,  dass  selbige  mit  allem  Ernst  betrieben,  folglich  dessen 
schleunige  Beförderung  mit  Zuhilfnehmung  deren  Arrestanten  denen  Olmützer 


1)  Vgl.  Nr.  91.         2)  Vgl.  Nr.  110. 

3)  v.  Bohn  hatte  den  Bericht  von  Rochopines  vom  21.  Mai  [vgl.  S.  366]  am 
1.  Juni  1756  dem  Hofkriogsrath  übersnndt,  mit  der  Anfrage,  ob  die  daselbst 
vorgeschlagene  Ersparung  in  Anwendung  zu  bringen  sei,  obwohl  dadurch  die 
Festungsarbeiten  etliche  Jahre  in  Anspruch  nohmen  würden.  Er  wisse  nicht,  ob 
man  >bls  dahin  eines  fürdauernden  Friedens  etwa  nicht  gesichert  sein  möchte«. 
[W.  K.  A.J 


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1756  Juni  9  —  Juni  12. 


409 


Fortificationsentrepreneurs  überlassen  werden  könne.  Solches  aber  zn  beur- 
th eilen,  wolle  man  auf  seine,  des  Herrn  .  .  .  eigene  Einsieht  .  .  .  an- 
kommen lassen.«  .  .  . 


114.   Fürst  Liechtenstein  an  den  Hofkriegsrath.   Wien,  9.  Juni  175«. 

W.  JL  A.   Nach  der  Urschrift.  Vgl.  Naud<5,  Beiträge  I,  ib  Anm. 
Bittet  um  Anschaffung  der  in  Olmiitz  fehlenden  Requisiten. 

»Nachdem  ein  hochlöbl.  Ilofkriegsrath  8r.  K.  K.  M.  ...  Approbation 
über  das  zur  Defension  der  Festung  Olmütz  angetragene  Artilleriegeschütz 
unterm  6.  hujus1)  mir  mitzugeben  belieben  hat  wollen,  und  nun  auch  die 
Transporte  ihren  alltäglichen  und  eifrigen  Fortgang  gewinnen,  so  will 
gleichergestalten  nöthig  sein,  auf  die  Beischaffung  deren  übrigen  in  dem 
überreichten  diesfalligen  Defensionsaufsatz  enthaltenen  Zeugsrequisiten  den 
zeitlichen  Bedacht  zu  nehmen.« 

Übersendet  eine  Tabelle  der  noch  fehlenden  Stücke,  mit  der  Bitte, 
die  Angelegenheit  vorzutragen2). 


115.   Kaunitz  an  Starheraberg.   Wien,  12.  Juni  1756.  Juni  12 

Nach  dem  Itainconcept.   Vgl.  Lehmann  118  und  3fi  Anm.  1;  v.  Aructh  IV,  4.W;  NaudtS,  Boi- 
trige  I,  1*.  S3. 

Besorgnis*  vor  einem  preußischen  Angriff  und  Umschwung  in  Russland. 

Der  König  in  Preussen  » machet  seiter  kurzem  sehr  bedenkliche  An- 
stalten und  hat  schon  würklich  die  bei  den  Bauren  eingeteilte  Artillerie- 
und  Pontonspferde  zusammenziehen  lassen3).  Unsererseits  haben  wir  ihm 
zwar  noch  nicht  die  geringste  Ombrage  gegeben  und  sogar  die  gewöhn- 
liche Campements  einstellen  lassen1).  Da  aber  Russland  nicht  zum  vor- 
sichtigsten zu  Werke  gehet,  so  könnte  es  gar  leicht  geschehen,  dass  Preussen 
nicht  lang  mehr  wartete,  sondern  uns  vorzukommen  und  mit  seiner  ganzen 
Macht  jählings  zn  überfallen  sich  entschliessete h). 

>Wir  sind  also  in  nicht  geringer  Verlegenheit,  einerseits  den  Argwohn 
nicht  zu  vergrössern  und  andrerseits  nichts  an  den  nöthigen  Anstalten  er- 
mangeln zu  lassen,  da  unsere  Cavallerie  in  ganz  Hungarn  zerstreut  lioget 
und  in  Böhmen  sich  nur  etliche  Regimenter  befinden6). 

»Über  das  sorgen  wir,  dass  Russland  zu  Vermeidung  der  grösseren 
Ausgaben  entweder  noch  in  diesem  Sommer  zuschlagen  oder  denen  eiferigsten 


1)  Vgl.  Nr.  110. 

2)  Der  Hofkriegsrath  verlangte  in  der  Antwort  vom  11.  Juni  1756  [Conccpt. 
W.  K.  A.]  erst  noch  einen  Kostenanschlag  der  anzuschaffenden  Requisiten. 

3)  Diese  irrige  Nachricht  ist  dem  Berichte  Pueblas  vom  28.  Hai  1756  ent- 
nommen.        4)  Vgl.  Nr.  69.         5)  Vgl.  S.  407. 

6)  Vgl.  S.  376  f. 


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1756 
Juni  9 


Juni  9 


410  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  deB  siebenjährigen  Krieges. 


1756    englischen  Bemühungen  und  Geldanträgen  Gehör  geben  werde.  Von  welchen 
ani  12  Nachrichten  Ew.  Exc.  den  guifindenden  Gebrauch  zu  machen  belieben 
wollen1].« 


Juni  12       116.   Starhemberg  an  Kaunitz.   Paris,  12.  Juni  1756. 

Nach  dor  Urschrift. 

.  .  .  »Jenes,  so  Ew.  Exc.  .  .  .  von  der  Gondition  sim  qua  non  er- 
wähnet2), habe  ich  wie  für  mich  Selbsten  im  Discours  fallen  lassen,  worauf 
Bernis  sogleich  geantwortet  hat,  dass  hierbei  gar  kein  Anstand  mehr  ob- 
walte, und  man  bereits  in  der  Antwort  vom  l.  Mai:i)  in  sothane  Con- 
dition  eingewilliget  habe.«  .  .  . 


Juni  12       117.   Flemming')  an  Brühl.   Wien,  12.  Juni  1756. 

15.  A.  Nach  einer  Abschrift. 

Österreich  wünsche  einen  russischen  Angriff  auf  Preusscn,  um  sich  demnächst  selbst 

daran  zu  betheiligen. 

Kaunitz  habe  ihm  den  Abschluss  der  Versailler  Verträge  mitgetheilt. 

»Comme  le  fil  de  notre  entretien  avec  le  comte  de  Kaunitz  nous  mena 
inseosibloment  a  l'armement  de  la  Russie,  je  lui  en  demandais  la  raison, 
et  quoique  ce  ministre  ne  s'en  expliqua  pas  clairement,  il  n'a  cependant 
pas  contredit,  quand  je  lui  fis  connaitre  qu'il  semblait  que  ces  grands 
präparatifs  se  faisaient  plutöt  contre  le  roi  de  Prussc  que  pour  remplir 
les  engagements  envers  l'Angleterre.  Je  donnais  lä-dessus  ä  entendre  au 
comte  de  Kaunitz  que  je  ne  voyais  pas  trop  bien  comment  la  Russie 
pourrait  entretenir  des  armöes  si  nombreuses  hors  de  ses  frontieres,  si 
les  subsides  de  l'Angleterre  devaient  cesser,  et  qu'il  fallait  donc  que  l'Im- 
pdratrico-Reine  füt  intentionnde  de  les  remplacer.  II  me  repondit  qu'on 
ne  regretterait  point  l'argent,  pourvu  qu'on  le  saurait  bien  employer. 
C'ötaient  ses  propres  paroles.  Et  lorsque  je  lui  fis  remarquer  s'il  n'y 
avait  pas  ä  craindre  que  ce  Prince  rase*  et  pc*nc*trant,  venant  ä  soupconner 
ä  cet  e*gard  un  concert  avec  cette  cour-ci,  ne  tombät  tout  [d']  un  coup 
sur  eile,  il  me  repartit  qu'il  n'en  ctait  pas  beaueoup  en  peine,  qu'il  trou- 
verait  ä  qui  parier,  et  qu'on  dtait  ici  präpare  ä  tout  e*v£nement.  —  »Hais«, 
repris-je,  »croyez-vous  vdritablement  qu'on  puisse  ontamer  avec  assurance 
de  sucecs  le  roi  de  Prusse,  sans  6tre  tout-ä-fait  sur  de  la  France,  et 
pensez-vous,  de  plus,  que  cette  couronne  soit  tellement  brouillee  avec  le 
roi  de  Prusse  qu'elle  voulüt  1' abandonner  et  le  sacrifier  ä  la  Russie?«  — 
II  me  räpliqua  »que  les  souverains  n'avaient  pour  garant  de  leur  bonne 
foi  que  leur  parole  et  la  signature  des  traitös,  et  qu'outre  cela,  ce  Prince 


1)  Vgl.  S.  408.  2}  Vgl.  S.  288.  345.         3)  Vgl.  S.  334  f.  345. 

4)  Sächsischer  Gesandter  am  Wiener  Hofe. 


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1756  Juni  12  —  Juni  15. 


411 


avait  si  souvent  manque*  ä  la  France  et  l'avait  irritee  par  ses  demiers  1756 
traitäs  ä  un  tel  point  qu'elle  lui  ferait  sentir  de  n'ßtre  point  d'humeur  de 
souffrir  impunement  toutes  ses  avanies,  comme  il  se  l'Ctait  imagine\  ä  cause 
du  bien  indispensable  qu'il  croyait  que  la  France  avait  de  lui.«  —  Je 
continuai  ensnite  que,  ponr  pouvoir  d'autant  plus  compter  sur  la  fidelite" 
de  la  France,  on  devait  sonbaiter  ici  qu'elle  n'eüt  pas  de  trop  grands  ni 
rapides  avantages  contre  l'Angleterre,  et  qne  celle-ci  püt  se  soutenir  contre 
ses  efforts  et  faire  trainer  la  guerre,  ce  qui  serait  le  'moyen  le  plus  efficaco 
de  retenir  la  premiere  dans  ses  engagements  et  donner  le  temps  näcessaire 
aux  denx  cours  imperiales  pour  executer  leur  projet,  si  elles  en  avaient 
contre  celle  de  Berlin.  M.  le  comte  de  Kaunitz  m'avoua  qne  c'e*tait  aussi 
ce  qu'on  desirait  ici  beaucoup,  puisque,  sans  cela,  la  balance  pencherait 
trop  du  cöte"  de  la  France,  et  qu'il  serait  tres  fftchä  qu'il  arrivät  du  mal 
ä  l'Angleterre,  et  encore  plus  nn  därangement  dans  ldquilibre  de  l'Europe. 

»Au tan t  que  je  puis  remarquer  par  les  discours  des  ministres  d'ici, 
leur  plan  est  de  se  tenir  dans  les  termes  d'une  parfaite  neutralite-  et  öviter 
tont  ce  qni  y  pourra  dtre  contraire,  afin  de  pouvoir  räclamer  de  la  France 
le  cas  de  l'allianoe,  quand  ils  seront  attaqueV,  mais  on  serait  bien  aise 
que  la  Russie,  en  attaquant  le  roi  de  Prusse,  attachät  le  grelot,  et  que, 
dans  la  suite,  on  put  s'y  m£ler  comme  partie  intervenante  pour  le  mettre 
entre  denx  feux.  Je  crois  mßme  qu'on  no  serait  pas  fache'  que  la  France, 
pour  embarrasser  d'autant  plus  ce  Prince,  envoyät  une  armce  de 
fiOOOO  hommes  dans  le  pays  de  Hanovre1),  ce  qui  facilitorait  beaucoup 
leurs  desseina.«  .  .  . 


118.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  15.  Juni  1756.  Juni  15 

NMh  der  Urschrift   Vgl  t.  Anwth  V,  47. 
Bereitwilligkeit  Rutslamh,  den  Angriff  auf  Preusscn  zu  verschieben. 

»Seit  meinem  .  .  .  Bericht  vom  8.  dieses2)  bin  ich  Tags  darauf  mit 
denen  zwei  Kanzloren  in  Conferenz  gewesen  und  habe  diesen  ministris  von 
der  mir  letzthin  eingelangten  .  .  .  Expedition  vom  22.  Mai  nach  der  mir  ge- 
gebenen .  .  .  Anleitung3}  den  Vortrag  gemacht,  und  gleichwie  alles  für- 
nämlich darauf  ankommet,  damit  der  hiesige  Hof  von  seinem  übermässigen 
Eifer  und  Hitze  in  Rucksicht  des  grossen  Vorhabens  absteho4],  so  haben 
meine  diesfalls  gemachte  Vorstellungen  bereits  soviel  gefruchtet,  dass  nicht 
nur  der  russischen  Kaiserin  allschon  vorgestern  der  Rapport  hierüber  ab- 
gestattet worden,  sondern  auch  bereits  die  erforderliche  Ordres  abgegangen 
seind,  damit  sowohl  die  irreguläre  Truppen  als  auch  die  übrige  Regimenter, 
welche  nicht  über  Narwa  hinaus  gerucket  seind5),  still  halten  sollen.  Wie 


1)  Vgl.  S.  363.  400.         2)  Vgl.  Nr.  111.         3)  Vgl.  Nr.  99.  99g. 
4)  Vgl.  8.  406.         ö)  Vgl.  Nr.  73  c. 

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412  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  dann  auch  die  eben  zum  Lauf  fertige  Galeerenflotte  dieses  Jahr  eine  Excur- 
un*  15  sion  in  der  Ostsee  nnternimet. 

»Wie  znmalen  nun  das  hiesige  Ministerium,  wie  auch  der  Senator 
Schuwalow  und  der  General  Apraxin  Selbsten  gar  wohl  einsehen,  dass  man 
hier  etwas  zu  hitzig  zu  Werk  gegangen  und  die  samentliche  Kriegsveran- 
staltungen dieses  Jahr  schwerlich  in  vollkommenen  Stand  hätte  bringen 
können *),  so  haben  auch  diese  zwei,  (da  unsererseits  das  grosse  Vorhaben 
ohnedies  weiter  hinausgesetzet  worden),  obgedachte  Entschliessungen  so- 
gleich vorkehren  zu  sollen  für  nöthig  befunden.  Solchem  nach  ist  bereits 
resolviret  worden,  von  allen  ein  Aufsehen  erweckenden  Bewegungen  desistiren 
und  diesen  Sommer  in  Livland  kein  anderes  campement  als  in  denen 
vorigen  Jahren  machen  zu  wollen,  und  gleichwie  man  nun  bald  hören  wird, 
dass  die  Convention  mit  Engeland  annulliret  worden 2),  so  hoffet  man,  dass 
das  daraus  entstandene  Gerücht  von  denen  ausserordentlichen  russischen 
Kriegspräparatorien  zu  Land  und  zu  Wasser  und  der  hierüber  geschöpfte 
Argwohn  durch  die  darauf  folgende  Nachrichten,  dass  solche  auf  einmal 
eingestehet  worden,  sich  nunmehr  in  die  wahrscheinliche  Vermuthung  ver- 
wenden werden,  dass  solche  Kriegsvorkehrungen  einzig  und  allein  die  mit 
Engeland  geschlossene  Convention  zum  Gegenstand  gehabt  haben  müssen. 

»Unterdessen 'wird  man  gleich wohlen  mit  der  Remontir-  und  Recru- 
tirung  der  hiesigen  Armee,  wie  ingleichen  mit  allen  übrigen  Vorbereitungen 
zur  Ausführung  des  grossen  Unternehmens  fortfahren3)  und  von  unserem 
Hof  die  weitere  .  .  .  Entschliessungen  abwarten,  dergestalten,  dass  I.  K.  K.  M. 
diesfalls  ganzlich  beruhiget  sein  können1).  .  .  . 

>  Übrigens  habe  ich  von  dem  Secretär  Wolkow,  fürnämlich  aber  von 
dem  Vicekanzler  Woronzow  und  Etatsrath  Olsuwiow  nicht  undeutlich  ab- 
genommen, dass  die  hiesige  Monarchin  ungemein  zufrieden  seie,  dass 
Frankreich  dem  König  von  Preussen  Schlesien  und  Glatz  wegnehmen  lassen 
wolle,  und  auf  den  .  .  .  bewussten  Antrag  eines  Arrondissement  von  ßeiten 
Polen  gegen  Zurückgebung  des  Königreichs  Preussen  und  des  Herzogthums 
Curland  an  diese  Rc*publique 5)  eben  nicht  so  sehr  versessen  sein  solle  und 
sich  wohl  begnügen  dörfte,  wann  nur  der  gemeinsame  Feind  beeder  alliirten 
Höfen  durch  obberührte  Abnahm  von  Schlesien  und  Glatz  geschwächet, 
mithin  für  das  künftige  derselben  mehrere  Ruhe  und  Sicherheit  andurch 
verschaffet  werde.« 


1)  Vgl.  Nr.  73  h.  2)  Vgl.  S.  394.  3)  Vgl.  Nr.  100. 
4)  Vgl.  Nr.  115.         5)  Vgl.  S.  394. 


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1756  Juni  15  —  Juni  18. 


413 


119.    Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  18.  Juni  175«.  1756 

S  Juni  18 

Abgedruckt  bei  B«wr,  M.  I.  Ö.  O.  XVII,  140  f.«).  Vgl.  Waddington,  RonTerseraent  500  f.;  Beer, 
M.  I.  Ö.  0.  XVII,  132.  131. 

Erläuterungen  zur  Imtmction  vom  9.  Juni  7750.    Zweck  der  angeordneten  Bildung 

von  CavaÜerielagern. 

»D'apres  tout  ce  qu'on  vous  a  dit  par  le  dernier  conrrier2),  vous  ne 
douterez  pas,  Monsieur,  que  nous  ne  voulions  toujours  sörieusement  le  grand 
objet  que  nous  avons  propose*  ä  la  France;  mais  je  vous  repete  que  nous 
ne  la  croyons  point  aussi  dlcidee  lä-dessus  que  nous  le  sommes.  Cela  a 
dü  naturellement  nous  engager  ä  songer  ä  des  conditions  propres  ä  assnrer 
une  pareille  entreprise,  necessairement  accoinpagnee  d'embarras  et  de 
dangers. 

»Gelle  d'y  intöresser  ou  plutdt  envelopper  la  France,  comme  partie 
principale,  est  entre  autres  de  cette  espece.  J'imagine  qu'elle  en  sera  un 
peu  effarouchee,  parcequo  cela  se  trouve  6tre  trfcs  opposä  ä  l'esprit  et 
aux  vues  des  diflförents  Berits  qu'elle  nous  a  donncs  jusqu'  ici3),  et  il  se 
pourrait  aussi  que  ses  forces  de  terre  ne  fussent  pas  actuellement  encore 
assez  considerables  pour  qu'elle  pfit  mettre  en  campagne  l'armee  que  nous 
lui  demandons.  Mais  quelque  raison  que  Ton  puisse  avoir,  pour  ne  pas 
vouloir  s'engager  a  une  pareille  mesure,  il  sera  toujours  neecssaire  d'y 
insistcr,  tant  et  aussi  longtemps  que  nous  ne  tronverons  pas  la  France 
decidemment  disposeo  ä  vouloir  la  chose,  ä  ce  seul  point  pres,  de  la  meme 
facon  que  nous  la  voulons,  et  qu'elle  nous  convient.  Co  n'est  donc  que 
dans  ce  cas  que  vous  pourriez,  Monsieur,  faire  entrevoir  comme  de  vous 
memo  que  nous  ne  chicancrons  jamais  sur  des  mots,  ni  nous  ne  nous 
attacherons  pröcisöment  ä  une  condition,  des  qu'on  pourra  la  remplacer 
par  une  autre,  qui  ferait  le  mßme  effet  et  sorait  plus  agr<5able  ä  celle  des 
denx  parties  qui  aura  ä  la  remplir ;  en  un  mot,  il  y  aura  moyen  de  s'en- 
tendre,  des  qu'on  lc  voudra  aussi  seneusement  ä  Versailles  qu'on  le  veut  ici. 

»Au  reste,  on  vous  a  dejä  informe*4),  Monsieur,  que  le  roi  de  Prusse 
fait  des  pre'paratifs  qui  denotent  l'ombrage  qu'il  coneoit  de  notre  alliance 
et  surtout  de  la  vivacite*  avec  laquelle  les  Busses  font  des  armements 
extraordinaires.  II  nous  importe  grandement  de  nous  mettre  ä  l'abri  de 
toute  surpriac ;  mais  nous  concevons,  en  meme  temps,  qu'il  est  de  la  pru- 
dence  de  ne  point  augmenter  plus  qu'il  ne  le  fant  absolument,  les  inquie*tudes 
de  ce  dangereux  voisin.  Pour  dviter  l'une  et  l'autre  extre'mite*,  il  a  £te* 
resolu  de  nous  borner  ä  des  arrangements  qui  ont  deja  ete*  pratiquös 
plusieurs  fois  depuis  la  paix  d'Aix-la-Chapelle,  et,  par  consequent,  nous 
nous  bornerons,  quant  ä  präsent,  ä  deux  camps  de  cavalerie  sur  les  confins 
de  la  Hongrie  vers  ici5),  pour  rassembler  une  bonne  partie  des  rdgiments 


1)  Das  Original  lag  mir  nicht  vor.         2)   Vgl.  Nr.  112. 

3)  Vgl.  Nr.  82b.  88a.        4)  Vgl.  Nr.  115.  5)  Vgl.  Nr.  107. 


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414  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Kriege». 

1756  qui  se  trouvent  disperse*  dans  ce  royaume,  afin  de  ponvoir  les  faire  marcher 
unl  en  Bohßme,  oü  il  n'y  en  a  pas  aasez  au  cas  que  vera  l'automne  le  roi  de 
Prasse  voulüt  nous  attaquer. 

»II  n'y  a  rien  dans  cette  disposition  qui  puisse  donner  raisonnablement 
des  inquie*tudes  au  roi  de  Prasse  ni  ä  qni  que  ce  soit,  puisque  cela  est 
d'usage  depuis  plusieurs  annöes,  comme  je  vous  Tai  deja  fait  remarquer. 
Nous  sommes  cependant  bien  aises  de  donner  ä  cette  occasion  une  nouvelle 
marque  de  confiance  au  Roi  T.  C,  en  lui  faisant  part  de  la  re'solution  quo 
LL.  Ms.  Imps.  Yiennent  de  prendre,  et  des  motifs  qui  les  y  engagent,  et 
vons  aurez,  Monsieur,  ä  en  instruire  Ms.  de  Rouille"  et  de  Bernis  de  la 
maniere  que  vous  jugerez  la  plus  convenable. 

»Nous  savons  aussi  que  le  roi  de  Prusse  fait  tout  ce  qu'il  peut,  pour 
engager  la  cour  de  Londres  ä  accorder  des  subsides  aux  cours  de  Dresde 
et  de  Munich1)  et  ä  employer  le  verd  et  le  sec  pour  söduire  la  Russie2); 
nous  savons  dgalement  que  Ton  cajole  beauconp  M.  de  Valory3). 

»Vous  ferez  de  ces  notions  l'usage  que  vous  croirez  pouvoir  en  faire.« 


Juni  is       120.   Starhemberg  an  Kaunitz.   Paris,  IS.  Juni  1756. 

Nach  der  Urachrift.   Abgedruckt  bei  Beer,  M.  1.  Ö.  Q.  XVII,  141  ff.    VgL  Wwldlngton,  E«n- 

vcrBement  403  ff. 

Nothtcendigheit  Bernis  in  Pnris  festzuhalten.    Oute  Au  Mickten  in  Frankreich. 

.  .  .  »Argeuson  .  .  .  parait  .  .  .  encore  toujoura  un  peu  suspecte  ä  Mde. 
de  Pompadour.  ...  Je  regarde  ces  soupcons  comme  uno  certitude  de  sa 
mauvaise  volonte"  *),...  mais  je  n'en  crains  guere  les  effets ;  tous  les  autrea 
ministres  sont  certaineuient  dans  la  bonne  voie;  la  seule  choso  qui  soit  le 
plus  ä  craindre,  est  que  sa  mauvaise  volonte*  n'inflae  indirectement  sur 
les  Operations  de  M.  Rouille"  par  les  conseils  secrets  qu'il  lui  donne ;  maia 
il  sera  aise  d'obvier  ä  cet  inconvenient  en  dccidant  le  sort  de  l'abbe"  de 
Bernis  et  faisant  cesser  par  lä  les  inqui&udes  de  M.  Rouille\  .  .  .  Ce  point 
va  ßtre  decide"  en  peu,  et  je  crois,  d'apres  tout  ce  que  m'ont  dit  Mde.  de 
Pompadour,  M.  de  Puysieulx  et  le  marächal  de  Bolleisle,  qu'ils  par- 
viendront  k  persuader  le  Roi  de  le  garder  ici1).  Tout  ce  qui  fait  la  plua 
grando  difficulte,  est  son  admission  au  Conseil4),  sans  laquelle  il  ne  serait 
paa  naturel  quon  le  fit  demeurer,  et  sans  laquelle  m<3me  sa  demeure 
deviendrait  presque  inutile.«  Die  Pompadour  wolle  vor  allem  Soubise6) 
einen  Platz  im  Conseil  verschaffen,  und  besorge,  durch  den  Eintritt  von 
Bernis  ein  Geschrei  gegen  sich  zu  erwecken5).    Belleisle  wolle  lieber 

1)  Eine  unrichtige  Behauptung.   Vgl.  P.  C.  XII,  387.  391  f. 

2)  Vgl.  P.  C.  XII,  337,  385. 

3)  Französischer  Gesandter  am  Berliner  Hofe.         4)  Vgl.  Nr.  109. 

5)  Vgl.  Nr.  97. 

6)  Prinz  Karl  Soubise,  Herzog  von  Rohan-Rohan,  französischer  G.  L. 


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1756  Juni  18. 


415 


den  Herzog  von  Nivernais  im  Conseil  sehen.    >M.  de  Puysieulx  dit  tout  1756 
naturellement  qu'il  n'y  a  pas  d'autre  parti  a  prendre1),  ...  et  que  (notre)  Juni  1 
affaire  doit  etre  regarde'e  comme  manquöe,  ai  Ton  fait  partir  l'abb^  de 
Bernis.  .  .  . 

»On  attend  cette  reponse2)  avec  beaucoup  d'impatience,  et  Ton  paraft 
desirer  tres  fort  que  nous  pnissions  nous  accorder  snr  tons  les  grands 
objets  qui  nous  restent  ä  diacnter.  J'y  prövois  encore  de  bien  grandes 
difficultea,  mais  j'espere  toujours  de  parvenir  ä  la  fin  ä  les  surmonter3). 
Jaugure  beaucoup  de  bien  des  dispositions  favorables  dans  lesquelles  il 
me  parait  de  voir  Mde.  de  Pompadour  et  la  plus  grande  partie  des  ministres. 
Iis  de*sirent  reellement  la  chose;  il  ne  s'agira  que  de  convenir  des  moyens 
et  de  trouver  la  voie  d'assurer  ä  meme  temps  les  convenances  des  dem 
cours.  Cela  ne  sera  certainement  pas  impossible,  et  malgre*  l'e'normite'  des 
demandea  que  Ton  nous  fait  ici,  et  l'opposition  tres  forte  que  je  prevois 
a  tous  Celles  que,  de  notre  cötg,  nous  pourrons  faire,  j'ose  assurer,  ne*an- 
moins,  qu'en  continuant  ä  agir  avec  la  bonne  foi,  la  veritö,  la  douceur  et 
la  fermete*  que  nous  avons  employees  jusqu'  ä  präsent  dans  notre  negociation, 
nous  viendrons  ä  bout  de  tout.  Le  point  essentiel  ötait  de  faire  dewrer 
k  la  France  ce  que  nous  dösirons,  et  c'est  ä  quoi  nous  sommes  certainement 
parvenus 4).  II  est  vrai  qu'elle  so  flatte  d'y  trouver  de  plus  grauds  avantagea 
qu'  apparemmont  nous  ne  lui  accorderons,  mais  je  crois  que,  quand  m€me 
eile  en  trouverait  beaucoup  moins,  olle  compterait  toujours  pour  un  tres 
grand  point  d'avoir  rompu  le  lien  physique  entre  nous  et  les  Puissances 
maritimes,  et  que  cet  objet  seul  lui  fera  toujours  deairer  la  renssite  de 
notre  entreprise,  bien  entendu,  ndanmoins,  qu'elle  tächera  en  mGme  temps 
de  se  procurer  k  cette  occasion  le  plus  d'avantages  qu'il  lui  sera  posaible, 
et  cela  est  tres  naturel.« 

Man  nehme  keinen  Anstand,  die  Berechtigung  der  österreichischen 
conditio  sine  qua  nonb)  anzuerkennen.  ...  »On  temoigne  en  tout  le  de*sir 
le  plus  vif  de  rendre  la  nouvelle  alliance  durable  et  indissoluble,  ...  et 
s'il  arrive  quelques  fois  que  M.  Rouille*  mette  un  peu  de  reaerve  dans  ses 
ouvertures  .  .  .,  je  crois  devoir  attribuer  cette  rdserve  plutöt  ä  sa  propre 
circonspection,  k  sa  timidite*  naturelle  et  ä  d'autres  raisons  d'inquidtude, 
de  jalousie  et  de  mecontentement6)  qui  lui  sont  personnelles,  qu'au  senti- 
ment  du  Roi  et  a  celui  de  ses  ministres  et  des  personnes  qu'il  honore  plus 
particulierement  de  sa  confiance,  telles  que  Mde.  de  Pompadour  et  1'abbe' 
de  Bernis.  Ce  .dernier,  de  mgme  que  le  marechal  de  Belleisle,  m'assurent 
toujours  que  l'intention  du  Roi  est  que  tout  se  fasse  de  concert  entre  les 


1}  Vgl.  S.  333.  365  f. 

2)  Auf  die  französische  Erklärung  vom  11.  Mai  1756,  vgl.  Nr.  88  a. 

3)  Vgl.  S.  349.  353  f.         4)  Vgl.  S.  348.         5)  Vgl.  Nr.  116. 
6)  Vgl.  S.  365  f. 


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41 G  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  deux  cours,  que  M.  Rouillo  me  communique  tont  ce  qui  pent  interesser  la 
aDI  18  cause  commune,  et  ne  me  fasse  en  rien  des  demi-conödences.  .  .  . 

»Mde.  de  Pompadour  m'a  beaucoup  recommande'  de  dire  de  sa  part 
ä  V.  Exc.  de  ne  pas  8e  livrer  k  des  soupcons  que  l'envie  et  le  mecontente- 
ment  de  funion  parfaite  entre  nos  deux  cours  pourrait  engager  de  certains 
gens  ä  vouloir  faire  naitre;  eile  m'a  dit  que  Ton  se  mettrait  ici  ä  labri 
de  toutes  ces  choses-la,  qu'il  fallait  se  communiquer  inge'nnement  tous  lea 
mouvements  relatifs  ä  cet  objet  que  I  on  apercevrait  de  part  ou  d'autre. 
Elle  a  ajoutö  qu'elle  me  röpondait  de  Ms.  de  Machault,  de  Belleisle,  de 
Moras1)  et  de  Bernis,  que  ce  dernier  etait  le  seul  qui  fut  pleinement  instruit 
des  intontions  du  Roi  au  aujet  de  notre  affaire,  et  en  qui  le  Roi  avait  mis 
ä  cet  e*gard  toute  sa  confiance;  que  M.  Rouille  e*tait  tres  honnfite  homme 
et  ne  dewrait  en  effet  que  le  bien,  mais  qu'il  6ta\t  faible  et  soupconneux 
et  se  laissait  un  peu  trop  conduire  par  Tabbe*  de  la  Ville2);  que  celui-ci 
avait  1'ambition  de  vouloir  faire  ie  ministre  et  le  ndgociateur,  tandis  quil 
n'dtait  que  commis,  mais  qu'elle  m  assurait  qu'il  n'anrait  jamais  le  manie- 
ment  d'ancune  affaire  et  nommöment  de  la  präsente ;  que  le  Roi  faisait 
beauconp  de  cas  de  M.  de  Puysieulx,  que  c'e'tait  un  homme  d'une  droiture 
et  d'une  inte'grite'  parfaite,  que  nous  perdions  beaucoup  en  lui,  mais  qu'il 
avait  insistö  si  vivement  que  le  Roi  n'avait  pu  lui  refuser  sa  ddmission  3) ; 
que  nous  avions  perdu  encore  davantage  par  le  malheur  arrive*  ä  M.  de 
Sechelles  qu'il  y  avait  dos  gens  qui  ne  pensaient  pas  si  bien  que  tous  ceux 
qu'elle  venait  de  nommer,  et  desquela  il  fallait  bien  se  mtffier,  mais  qu'ils  ne 
ponrraient  pas  nous  nuire,  et  que  notre  affaire  röussirait  cortainement,  si 
Ton  continuait  a  la  traiter  de  la  mdme  facon  qu'elle  avait  ete  conduite  jusqu' 
ä  pre'sent.« 

Darauf  habe  ihm  Rouille'  von  der  Mission  des  Douglas5)  in  Russland 
erzählt  und  berichtet,  dass  ein  russischer  Geschäftsträger  in  Frankreich 
ernannt  worden  sei6).  »Je  crains  beaucoup  pr&entement  l'arrivee  du  ministre 
ou  chargd  <T affaires  qui  est  en  chemin  de  se  rendre  ici.  Si,  comme  il  n'en 
faut  pas  douter,  il  est  instruit  de  notre  secret,  et  s'il  a  ordre  de  pousser 
les  choaes  ä  cette  cour,  il  peut  tout  gater,  particuliörement,  s'il  venait  ä 
deconvrir  trop  tot  les  vues  de  sa  cour  au  sujet  de  l'avantage  qu'elle  voudrait 
obtenir  on  öehange  de  celui  qu'elle  procurerait  k  la  Pologne  aux  depens 
du  roi  de  Prusse.  .  .  .  J'agirai  avec  toute  la  circonspection  possible  ponr 
emp^cher  que  Tuue  ou  l'autre  de  ces  deux  cours  ne  puisse  soupconner  que 
nous  soyons  jaloux  ou  m<5contents  de  l'intclligence  qui  va  s'ötablir  entre  elles, 
et  pour  faire  connaitre  au  cöntrairo  que  c'ost  a  nous  et  ä  notre  interposition 
qu'elles  en  ont  toute  l'obligation 7). « 

Rouillö  habe  ihm  mitgctheilt,  dass  zwischen  Frankreich  und  Bayern 


I)  Generalcontrolleur  der  Finanzen.  2)  Vgl.  S.  308.  334.  3)  Vgl.  S.  334. 
4)  Vgl.  S.  306.         5)  Vgl.  Nr.  86.      6)  Vgl.  S.  3%.       7)  Vgl.  S.  334.  408. 


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1756  Juni  18. 


417 


ein  Vertrag  abgeschlossen,  aber  noch  nicht  ratificirt  worden  sei,  dass  also  1756 
Bayern  seinen  Subsidientractat  mit  England  nicht  wioder  erneuern  werde. .  . .  Juni  1 

Während  der  Niederschrift  dieses  Berichts  sei  der  Erlass  vom  9.  Juni 
1756*)  eingetroffen.  Starhemberg  werde  an  Bernis  zunächst  nur  die  erste 
conditio  sine  qua  non  mittheilen2),  »qui,  a  ce  que  je  prevois,  pourra  Beule 
donner  Heu  ä  de  tres  grandes  difficultäs,  puisque  je  crois  que  l'on  ne  comptait 
de  prendre  ä  cet  Igard  d'cngagcment  positif  quo  lors  de  la  conclusion  des 
articles  pr&iminaircs.  Je  ferai,  ncanmoins,  do  mon  mieux  pour  obtenir  la 
d<5claration  que  j'ai  ordre  de  domander  »).«  .  .  . 


120a.   Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  18.  Juni  1756.  jUni  ls 

-Geheimes  P.  8.«    Nach  der  eigenhändigen  Urschrift.    Vgl.  Ranke  201. 

Rechtfertigt  sich,  dass  er  die  französischen  Erklärungen  vom  1.  und  11.  Mai 

angenommen  habe. 

»Ew.  Exc.  durch  den  letzten  Courier  an  mich  erlassenes  eigenhändiges 
.  .  .  P.  S. 4)  sehe  ich  als  ein  neues  Merkmal  der  jederzeit  vor  mich  ge- 
tragenen .  .  .  Wohlgewogenheit  an.  .  .  . 

»Die  an  meinem  letztern  Betrag  gemachte  Ausstellungen  würden  mir 
sehr  schmerzlich  fallen  und  mich  in  die  äusserste  Verlegenheit  setzen, 
wann  ich  nicht  vollkommen  versichert  wäre,  dass  Ew.  Exc.  die  Sachen 
ganz  änderst  eingesehen  und  selbst  meinen  Vertheidiger  werden  abgegeben 
haben. 

>Im  zukünftigen  Monat  wird  es  ein  Jahr  sein,  dass  der  hiesige  Ilof 
im  Begriff  stunde,  uns  mit  Krieg  zu  überziehen  und  die  Niederlande  feind- 
lich anzugreifen5).  Mde.  de  Pompadour,  marechal  de  Noailles,  Puysieulx, 
Belleisle,  Söchelles,  Rouille"  und  Bernis  haben  mir  es  einmüthig  gestanden. 
Wann  ich  nun  diesen  Stand  der  Sachen  und  der  hiosigen  Gedenkensart 
gegen  den  dermaligen  halte,  so  scheinet  mir,  dass  wir  in  der  That  sehr 
vieles  gerichtet  haben  und  sich  der  Umstände  trefflich  zu  Nutzen  gemacht 
worden  sei. 

»Ew.  Exc.  wissen  am  besten,  wie  häklich  es  sei,  mit  denen  hiesigen 
Leuten  zu  tractiren,  und  dass  mit  Glimpf  und  Gelassenheit  allhier  weit 
mehr  als  mit  Gewalt  und  Heftigkeit  ausgerichtet  werde.  Wo  es  nöthig 
gewesen,  bin  ich  dennoch  immer  mit  Standhaftigkeit  zu  Werk  gegangen. 
Die  Berichte,  die  ich  sonst  im  vorigen  Jahr  aus  Compiegne,  als  seit  der 
Zeit,  da  unsere  Negociation  angefangen,  an  Ew.  Exc.  von  hier  aus  erstattet 
habe,  geben  solches  gnugsam  zu  erkonnen.  Vor  dermalen  aber  wäre  ich 
immer  der  Meinung,  dass  es  besser  sein  würde,  dem  hiesigen  Hof  vieles 


1)  Vgl.  Nr.  112.         2)  Vgl  S.  399. 

3)  Dieser  letzte  Abschnitt  steht  in  der  Vorlage  mitten  in  der  vorher  excer- 
plrten  Schilderung.         4)  Liegt  mir  nicht  vor.         5)  Vgl.  S.  147  Amn.  1. 

Acten  zat  Vorgeschichte  des  Tjihrig««»  Kriegen.  27 


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I 


418   Üsterreichiacho  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1 ".".('.  Vergnügen  Aber  die  getroffeno  Einverständnuss  und  ein  vollständiges  Ver- 
trauen in  seine  Aufrichtigkeit,  als  nicht  eine  Unzufriedenheit  Uber  seine 
Äusserungen  und  ein  Misstrauen  wegen  seiner  führenden  Absichten  zu  er- 
kennen zu  geben. 

>Wann  die  conditio  sine  qua  non  in  dem  zu  errichtenden  Tractat 
von  mir  nicht  besser  festgestellt  würde,  als  sie  sich  in  der  hiesigen  Ant- 
wort vom  1.  Mai  ausgedrückt  befindet1},  so  würde  ich  freilich  einen  un- 
verautwortlichen  Fehler  begehen  und  aller  Gnade  unwürdig  sein.  Allein 
davor  werde  ich  mich  gar  sehr  hüten,  und  Ew.  Exc.  werden  sich  annoch 
.  .  .  erinnern ,  dass  ich  gleich  bei  Anfang  der  Handlung  immer  darauf 
angetragen  habe,  dass  es  nöthig  sei,  den  hiesigen  Hof  diesfalls  dergestalt 
zu  binden,  dass  er  nimmermehr  einen  einseitigen  Vortheil  aus  unserer 
Handlung  erzwingen  könne2].  Nach  diesem  prineipio  bin  ich  auch  hernach- 
mals  zu  Werk  gegangen,  als  bei  Errichtung  des  Defensivtractats  von  der 
Garantie  derer  von  dem  Infanten  besessenen  Herzogthümer  die  Frage  war, 
und  davon  werde  ich  mich  niemalen  entfernen.  Ich  muss  aufrichtig  gestehen, 
dass  ich  nicht  glaube,  dass  man  allhior  die  Absicht  habe,  uns  in  Ansehung 
der  Coudition  s-itv-  </ua  non  zu  übervortheilen,  indem  man  gar  wohl  siehet, 
dass  man  damit,  wann  man  es  auch  würklich  wollte,  doch  niemalen  aus- 
langen würde.  Mündlich  sind  mir  diesfalls  die  kräftigste  Versicherungen 
bei  Überreichung  der  Antwort  und  noch  lotzthin  gegeben  worden1),  und 
ich  bekenne,  dass  ich  dieselben  vor  ganz  vergnüglich  und  zureichend  an- 
gesehen habe.  Habe  ich  hierinfalls  geirret,  so  werde  ich  diesen  Irrthum 
durch  meine  eifrige  Bemühung  zu  Auswürkung  der  anverlangten  vor- 
läufigen schriftlichen  Declaration  zu  ersetzen  suchen.  Ich  sehe  aber  da- 
bei grosse  Difficultäten  vor  und  befürchte  sehr,  dass  man  unser  hieraus 
hervorleuchtendes  Misstrauen  sehr  übel  aufnehmen  werde3). 

>Die  zwei  hiesige  Antworten  vom  1.  und  11.  Mai4)  sind  in  der  That, 
wie  ich  es  schon  damals  gemeldet  habe,  grössten  Theils  nur  denen  Worten 
nach  vergnüglich.  Was  aber  die  Substanz  anlanget,  sind  sie  freilich  in 
vielen  Stücken  sehr  bedonklich5].  Dennoch  aber  habe  ich  sie  nicht  so 
beschaffen  gefunden,  dass  ich  die  Annehmnng  dererselben  hätte  verweigern 
können,  welches  meines  geringen  Ermessens  das  rechte  Mittel  gewesen 
wäre,  alles  zu  verderben  und  ohnfehlbar  eine  persönliche  Klage  gegen 
mich  zu  veranlassen. 

Ich  habe  dahero  vor  rathsamer  erachtet,  dieselbe  zwar  anzunehmen, 
hei  gedachter  Annehmung  aber  zugleich  die  bedenkliche  Stellen  zu  wider- 
legen. Das  Wichtigste  war  meines  Erachtens,  den  französischen  Hof  in 
Ansehung  seiner  verlangenden  Vortheile  zur  Sprache  zu  bringen0).  Dieses 
ist  nun  vollständig  erfolget  und  lasset  sich  daraus  guugsam  inferiren,  dass 

1)  Vgl.  S.  3411.  2)  Vgl.  S.  306.  34S.  3)  Vgl.  S.  417. 

4)  Vgl.  Nr.  82b.  S8a.         r»)  Vgl.  Nr.  »1.  103.         r.)  Vgl.  S.  348. 


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1756  Juni  1*  —  Juni  19. 


419 


dem  erwähnten  Hof  mit  Ausführung  des  grossen  Werkes  rechter  Ernst 
sei1).  Freilich  hat  er  den  Bogen  sehr  hoch  gespannt,  allein  damit  ist  vor 
dermalen  doch  noch  nichts  gewonnen,  und  ich  glaube,  dass  es  immer  gut 
gewesen  sei,  seine  Absichten  zu  erfahren.  Nunmehro  stehet  uns  frei, 
ihm  von  seinem  Verlangen  ein  merkliches  abzubrechen  und  zugleich  mit 
denen  unsrigen  hervorzutreten.  Zum  Voraus  würde  nicht  möglich  gewesen 
sein,  einigen  Vortheil  zu  erhalten,  und  kann  ich  Ew.  Exc.  gewiss  vor- 
sichern, dass  ich  diesfalls  nichts  versäumet  oder  vernachlässiget  habe.«  .  .  . 


121.   Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  19.  Juni  1756.  Juni  19 

Nach  dem  Reinconcept. 
Soll  auf  die  englischen  Bemühungen  in  Russland  Acht  geben. 

Die  Versailler  Verträge  seien  bekannt  gemacht  worden2). 

^Soviel  ist  gewiss,  dass  der  König  in  Preussen  über  diese  Nachricht 
ungemein  betroffen  worden3),  und  da  er  zugleich  in  Erfahrung  gebracht, 
dass  Russland  mit  seiner  Zurüstung  eiferig  fortfahre4),  so  schmeichelet  er 
nicht  nur  dem  französchen  und  englischen,  sondern  sogar  dem  sächsischen 
Gesandten  und  giebt  sich  alle  erdenkliche  Mühe,  um  Engeland  zu  ver- 
mögen, dass  diese  Krone  mit  verschiedenen  Mächten  Subsidientractaten  er- 
richte und  besonders  das  äusserste  in  Russland  anwende,  um  das  dortigo 
Ministerium  zu  gewinnen'');  über  welchen  Punkt  Ew.  Exc.  sehr  aufmerk- 
sam sein  wollen. 

»Ich  bedauere  nur,  dass  wir  noch  keine  zuverlässige  Nachricht  aus 
Paris  haben,  auch  nicht  wohl  vor  drei  Wochen  hofTen  können6).  Es 
gründet  sich  also  unsere  grösste  Hoffnung  anf  der  russischen  Kaiserin  M. 
grossmüthigöte  Gesinnung  und  Prudenz,  demnächst  aber  auf  des  Grafen 
Woronzow  Ehrlichkeit,  da  wir  den  Grosskanzler  fast  im  Verdacht  haben, 
dass  er  allzuviel  englisch  gedenke.  .  .  . 

»Was  ich  hiermit  kürzlich  auführo,  verdienet  Ew.  Exc.  besondere 
Aufmerksamkeit,  und  zumalen  wird  Williams  Himmel  und  Erde  bewegen6).« 


122.  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.311  [fol.  1244].  Wien,  19.Juni  1756.  j,ini  r, 

W.  K.  JL    Nach  der  Urschrift. 

»Andlau  General,  accusantur  die  eingesendete  Olmützor,  Brünn-  und 
Spielberger  Festungsbaurapports,  committendo  denon  zu  Olmtitz  und  Brünn 
angestellten  zweien  Stuckhauptleuten,   denon  vom  Commissariat  ernannt- 


1)  Vgl.  S.  34S.  2)  Vgl.  Nr.  93.  117.  S.  379. 

3)  Über  den  Eindruck  der  Nachriebt  auf  König  Friedrich  vgl.  P.  C.  XII, 
394.  413.  415  f.  4)  Vgl.  1».  C.  XII,  300  ff.  5)  Vgl.  P.  C.  XII,  380—94. 

0)  Vgl.  Nr.  105. 


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420  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

»756  und  bestellten  Kriegscommissario  Kutscherer  und  Commissariatsofficiers  Tinel 
1,11  19  die  Beiwohn-  und  Beobachtung  deren  von  hier  nacher  Olmtttz  fflrgehenden 

Artillerie-,  Geschütz-  und  Munitionstransporten1)  ohnweigerlich  zu  gestatten, 

aufzutragen.  < 


Juni  22        123.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  22.  Juni  175G. 

Nach  «1er  Urschrift. 

Bestätigt  die  günstige  Aufnahme  des  österreichischen  Vorschlag»,  den  Angriff  auf 
Preusseti  zu  verschieben.    Englisches  Suhaidienangehot. 

.  .  .  »Solle  zu  Ew.  Exc.  hohen  Wissenschaft  für  heut  .  .  .  soviel  .  .  . 
anzeigen,  dass  mir  von  Seiten  des  hiesigen  ministerii  auf  meine  ans  der 
letzten  .  .  .  Expedition  vom  22.  Mai3)  gemachte  mündliche  [Anzeige]  gleich 
bereits  eine  allenthalben  vergnügliche,  schriftliche  Antwort  gegeben  worden 
seie,  welche  I.  K.  K.  M.  in  Rücksicht  des  grossen  Vorhabens  so  ehender 
vollkommen  beruhigen  können  wird,  als  denen  allerhöchsten  Absichten  der 
russische  Hof  mit  soinon  dem  ftusserlichen  Schein  nach  eingestellten  ausser- 
ordentlichen Kriegsvorkehrungen  sich  willig  und  ohne  Widerspruch  so- 
gleich gefügot  hatte3).  Weilen  aber  Williams  den  19.  dieses  einen  Courier 
empfangen  und  ihm  aufgetragen  worden,  das  extra  snbide  de  paix4)  für 
das  erste  Jahr  dem  hiesigen  Hof  anzubieten  nnd  auszuzahlen,  benebst  grosse 
Beschwerden  wider  uns  allhier  anzubringen  hat  und  der  König  in  Preussen 
denen  russischen  Kriegsvölkern  zu  Beschützung  Hannovers]  den  freien  Durch- 
zug und  alle  hülfliche  Hand  in  seinen  Landen  durch  Engeland  hier  an- 
bieten lasse,  so  mnss  die  Abschickung  dos  Gallois5)  bis  dahin  ausgesetzt 
bleiben,  gestalten  mir  das  russische  Ministerium  über  all  diese  Sachen  in 
dem  allianzmässigen  Vertrauen  Mittheilung  machen  zu  wollen  versprochen 
hat.  .  .  . 

>Dcr  Herr  Grosskanzler  befindet  sich,  Gott  Lob,  wieder  etwas  besser 
und  hat  sich  vorgestern  auf  seine  schöne  Insel  begeben6).« 


Juni  23       124.    Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.375[fol.  1271].  Wien,  23.  Juni  175G. 

W.  K.  A.   Nach  der  Urschrift.    Vgl.  Nandrf,  Beitrag»  I,  4C.  41». 

»Serbelloni  General,  hungarische  Kanzlei,  die  K.  K.  Resolution  wegen 
des  zu  veranstaltenden  Marche  des  Carl  Palffy'schen  Regiments7)  in  den 
Ödenburger  Comitat  betreffend.« 


1)  Vgl.  Nr.  III.         2)  Vgl.  Nr.  99.         3)  Vgl.  Nr.  118. 

4)  Vgl.  S.  343.         5)  Österreichischer  Courier. 

C)  Dieser  Satz  ist  nicht  ebiffrirt. 

7)  Stand  im  Salladienser  und  Eifienburger  Comitat 


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1756  Juui  19  —  Juni  24. 


421 


125.  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr. 380  [fol.  1273].  Wien,  23.  Juni  1756. 

W.  K.  A.    Nach  der  ÜMchrifl.   V*l.  Lehmann        Naudti"  1,  Ifi.  4!>.  52  Anm.  1.  «I. 

»Hungarische  Kanzlei,  die  K.  K.  Resolution  wegen  Abmarche  des 
Schmerzingischen  Regiments  ans  Ilungarn  in  den  Tcmeswarer  Bannat  nnd 
des  Portngaliscben  Regiments  von  dar  aus  nacher  Hungarn,  und  des  ab- 
geänderten Campements  deren  Cavallericregimenter ')  und  zwar  bei  Raab: 
Cordova,  Luchese,  Birkenfeld  und  Portugal,  bei  Kittsee  aber:  Serbelloni, 
Trautmannsdorf,  8achsen-Gotba  nnd  Porporati  betreffend.« 


126.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr. 419  [fol.  1285%  Wien,  23.  Juni  1756.  Juni  23 

W.  K.  A.   Nach  der  Urschrift. 

»Mercy  General,  accusiret  das  die  vom  Generalkriegscommissariat  in 
Beischaflfung  der  Mundur,  Gewöbr  und  Rüstung  an  ihre  Ober-  nnd  Kriegs- 
commissarios  erlassene  Disposition  betreffendes  Rescript,  und  habe  den 
Enthalt  sowohl  dasig  reguliret  als  Nationalregimentern  kund  gemachet.  < 


127.   Browne  an  den  Hofkriegsrath.   Prag,  21.  Juni  1756.   Praes.  Juni  24 

1.  Juli  1756. 

W.  K.  A.   Nach  der  UrachrifL   Vgl.  Lehmann  3fi  Anm.  3. 

Wütucht  Defcntimnaassregeln  zu  treffen. 

Da  König  Friedrieh  Uber  den  Versailler  Vertrag  beunruhigt2)  und  in 
der  Lage  sei,  binnen  kurzer  Zeit  in  Böhmen  einzufallen,  so  müsse  man  an 
Gegenmaassnahmen  denken.  Übersendet  einen  Plan  für  die  Zusammen- 
ziehung der  böhmischen  Truppen  im  Notbfall. 

»Annebst  erheischet  meine  tragende  Pflicht,  Ew.  Exc. 3)  bei  diesen  bevor- 
stehenden Conjuncturen  dio  geziemende  Anzeige  zu  machen,  wie  nöthig 
es  seie,  24  oder  30  Regimentsstücke  hier  ä  portee  zu  haben,  und  zwar  in 
Ansehung  weil  Budweis,  wo  sich,  wie  Ew.  Exc.  bekannt,  die  gesamte 
Artillerie  befindet,  18  Meilen  von  hier  entfernet  ist,  von  wannen  im 
benöthigtcn  Falle  solche  allzu  langsam  anhero  gebracht  werden,  mithin 
mit  denen  Regimentern  auf  dem  Rendez-vous  nicht  zugleich  eintreffen 
können  würde.  Ich  habe  bereits  vor  langen  gedacht  nnd  gesagt,  dass 
es  dem  Dienst  convenire,  wenigstens  für  die  hier  zu  Lande  stehende  Regi- 
menter die  Artillerie  mit  allem  Zubehör  hier  in  Bereitschaft  zu  haben. 
Dieses,  wann  es  in  Zeiten  geschehen  wäre,  würde  ohne  bruit  gewesen  sein. 
Man  hätte  inzwischen  nicht  nöthig  gehabt,  das  ganze  Personale  noch  die 
Pferde4)  dabei  zu  haben,  welche  letztere,  wie  ich  glaubo,  im  Fall  der  Notb, 


1)  Vgl.  Nr.  107.  2)  Vgl.  S.  419  Anm.  4.  3)  Harracb,  Hofkriegsrathspräsident. 
4)  Bereits  vom  22.  Juni  1756  datirt  ein  Eventualcontract  mit  dem  Rosshändler 


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422  Österreichische  Acten  znr  Vor-it'schichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  auf  obig  determinirto  Anzahl  Stücke  sich  wohl  hier  hätten  aufbringen 
tn'  2*  lassen.  Ich  abstrahire  aber,  mehrers  von  der  Noth wendigkeit,  gleich  et- 
welche Artillerie  bei  Händen  zu  haben1},  anzuführen,  indeme  Ew.  Exc.  gar 
wohl  wissend,  wie  unentbehrlich  bei  ciuer  Unternehmung  solche  ist;  mithin 
auch  die  beliebige  Sorgfalt  ohnedies  derowegen  in  sich  ergebendem  Falle 
hegen  werden.  Ich  mache  auch  dahero  keine  Erwägung  von  den  Pontons 
und  übrigen  bei  einem  Corps  erheischenden  Bedürfnissen.  <  .  .  . 


Juui  25       128.   Starhemberg  an  Kaunitz.   Paris,  25.  Juni  1756. 

Nach  der  Urschrift. 

Hofft  die  Schwierigkeiten,  die  sich  wegen  der  geforderten  Declaration  über  den 
Termin  der  österreichischen  Gebietsabtretungen  ergeben,  zu  iifterteinden. 

.  .  .  »Da  ich  alle  Ursache  habe  zu  glauben,  dass  das  Verlangen 
des  hiesigen  Hofs  noch  immer  sehr  gross  seie,  unser  Geschäft  zu  Stande 
zu  bringen2),  so  suche  ich  mir  diesen  Umstand  zu  Nutzen  zu  machen,  um 
mit  dem  Begehren  der  von  dem  König  auszustellenden  Declaration3)  aus- 
zulangon.  Es  finden  sich  zwar  dabei  grosse  Difficultäten,  und  zeiget  man 
sich,  wie  ich  es  vorhergesehen  hatte2),  über  unser  Misstrauen  sehr  betroffen 
und  missvergnügt;  allein  es  fehlet  mir  nicht  au  kräftigen  und  zugleich 
anständigen  argumentis,  womit  ich  unser  Verlangen  unterstützen  und  die 
gegentheilige  Einwendungen  widerlegen  kann.  .  .  .  Ich  werde  mein  mög- 
liches thun,  um  zn  verhüten,  dass  dieser  Präliminarpunkt  den  Fortgang 
unserer  Handlung  nicht  gar  zu  lang  aufhalte,  übrigens  aber  bin  ich  fest 
entschlossen,  weder  davon  abzustehen  noch  mich  in  ein  verfängliches  Ver- 
sprechen einzulassen  noch  endlich  keine  andere  coiiditiancs  *)  zuvor  in 
Vortrag  zu  bringen,  als  nicht  diese  richtig  gestellet  worden. 

»Die  beste  Hoffnung  giebt  mir  das  noch  immer  anhaltende  hiesige 
Verlangen  zu  Vollbringen  unseres  grossen  Geschäfts.«  .  .  . 

Er  fürchte,  dass  die  österreichischen  fünf  Conditionen 4)  darunter 
leiden,  dass  >wir  dem  französchen  Hof  fttr  ihn  selbsten  nur  einen  so 
geringen  Antheil  von  den  Niederlanden  cediren.  .  .  .  Bernis  und  Rouillc 
haben  bereits  vorgebauet,  dass  man  von  nichts  so  sehr,  als  von  Eingehung 
einer  solchen  Verbindung  entfernet  zu  sein,  vermög  welcher  man  durch 
Absendung  eines  Corps  Truppen  directe  gegen  Preussen  agiren  müsste, 
förebte5);  wohl  aber  würde  man  uns  mit  Geld  beistehen  und  Engeland 
in  Hannover  soviel  zu  thun  schaffen,  dass  es  dem  König  in  Preussen  von 


Johann  Pinssger  über  Lieferung  von  louo  Artilleriepferden.  Die  Bestätigung  des 
Contractcs  durch  den  Hofkriegsrath  erfolgte  erst  am  26.  Juli  1756  [W.  K.  A.}. 

1)  Vgl.  S.  380.  2)  Vgl.  S.  416  f.  3)  Vgl.  S.  398  f. 

4)  Vgl.  S.  417.  5)  Vgl.  S.  246. 


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1750  Juui  24  —  Juni  25. 


423 


gar  keiner  Hülfe  werde  sein  können').    Sobald  die  erstere  Condition  ein-  1756 
mal  berichtiget  sein  wird,  so  werde  in  Ansehung  aller  übrigen  den  hiesigen  uni 
Hof  gewiss  zur  deutlichen  Sprache  bringen.«  .  .  . 


129.    E*terhasy  an  Maria  Theresia.  Petersburg,  25.  Juni  175«.  Praes.  Juni  25 
10.  Juli  1756. 

I\  8.   Nach  dor  Urschrift.   VK1.  v.  Arnoth  IV,  IV>.  5W  Ai.ro.  f»Mt;  V,  47. 

Russland  stellt  auf  Österreichs  Wunsch  die  offenen  Rüstungen  ein  und  verharrt  cfct« 
Wimer  Hofe  gegenüber  in  seiner  günstigen  Stimmung. 

»Habe  von  Ew.  K.  K.  M.  Hof-  und  Staatskanzlern  Grafen  zu  Kaunitz- 
Rittberg  ostensiblen  Schreiben  vom  23.  Mai2)  bei  denen  zwei  Kanzlern 
den  erforderlichen  Gebrauch  mit  aller  Vorsicht  zu  machen  mir  so  mehr 
angelegen  sein  lassen3),  als  in  berührtem  Schreiben  die  viele  und  wichtige 
Betrachtungen  weitläuftig  angeführet  worden,  warum  der  Anfang  zu  dem 
grossen  Vorhaben  dieses  Jahr  nicht  wohl  gemacht  werden  könne. 

»Nun  haben  meine  mit  Bestand  und  Nachdruck  gethaneno  Vorstellungen 
hier  soweit  Ingress  gefunden,  dass  der  hiesige  Hof  die  Ordre  gegeben, 
dass  nicht  nur  die  auf  der  weiteren  Vorruckung  gegen  Livland  und  Cur- 
land  in  Begriff  geweste  Regimenter,  sondern  auch  die  irreguläre  Truppen 
Halt  machen  sollen4),  benebst  hat  man  unter  einsten  erkennet,  hier  an- 
fänglich etwas  zu  hitzig  zu  Werk  gegangen  zu  sein,  welches  fürnämlich 
4  daraus  entstanden,  weilen  auf  Allerhöchsten  Befehl h)  ich  den  russischen 
Hof  zu  fragen  hatte,  ob  derselbe  wohl  noch  dieses  Jahr  gegen  den  König 
in  Preussen  werkthätig  operiren  könnte  und  wollte. 

>Auf  diese  meine  Vorstellung  nun  hat  mir  das  russische  Ministerium 
die  hier  .  .  .  angelegte  notam0)  den  19.  Juni  behändiget,  woraus  Ew.  K. 
K.  M.  des  mehrern  ...  zu  ersehen  geruhen  werden,  dass,  obschon  der 
Inhalt  dieser  nota  glaublich  zu  Dero  Allerhöchsten  Vergnügen  und  Zu- 
friedenheit gereichen  wird,  die  piece  an  uud  vor  sich  über  die  Maassen 
übel  gefasset  und  aus  dem  russischen  undeutlich,  auch  dnrehgehends 
schlecht  in  das  teutsche  übersetzet  worden  seie,  welches  lediglich  daher 
entstehet,  weilen  der  Grosskanzler  aus  besonderer  Nebenabsicht  den  Olsuwiew 
und  andere  geschickte  Translateurs  geflissentlich  zu  entfernen  suchet  und 
lauter  solche  Leute  brauchet,  die  gar  keine  Erfahrung  und  Geschicklichkeit 
besitzen;  wie  dann  der  Sccretär  Wolkow  der  teutschen  Sprach  noch 
weniger  als  der  französchen  mächtig  ist,  und  da  dieBe  Leute  eine  sehr 
geringe  Gage  haben,  so  ist  nicht  ohne,  dass  die  nöthigo  Verschwiegenheit 
bei  ihnen  einer  grossen  Gefahr  ausgesetzet  seie.    Wann  der  Chevalier 


1)  Vgl.  S.  400.         2)  Vgl.  Nr.  99.         :<)  Vgl.  Nr.  123. 
4)  Vgl.  Nr.  118.         5)  Vgl.  Nr.  56.         6)  Vgl.  Nr.  129  a. 


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424  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1750  Williams  ein  vernünftiger  und  bescheidener  Mann  wäro '),  so  würde  er  mit 
uni  25  wenjgen  Unkösten  hier  alles  in  genaue  Erfahrung  zu  bringen  vermögen. 
Die  russische  Kaiserin  hat  letzthin  in  dem  Conseil  mit  deutlichen  Worten 
den  verdächtigen  Argwohn  auf  den  Grosskanzler  geworfen,  dass  er  von 
dem  grossen  Vorhaben  gegen  Preussen  dem  sächsischen  Hof  durch  den 
von  Funcke  die  geheime  Nachrichten  geben  lassen2),  sofort  mit  bedroh- 
lichen Worten  das  secretum  äusserst  und  auf  das  schärfste  mit  samtlichen 
Gliedern  des  Conseils  eingebunden,  und  nach  mehrerem  Inhalt  meines  .  .  . 
Berichts  vom  S.Juni2)  ist  bei  mir  der  Grosskanzler  in  einem  gegründeten 
Verdacht,  dass  er,  um  sich  bei  Sachsen  verdienstlich  zu  machen,  diesem 
Hof  das  Geheimnuss  entdecket  habo.  Übrigens  hat  die  russische  Kaiserin 
aus  eigener  Bewegung  für  gut  befunden,  die  oben  .  .  .  angeschlossene  Note 
denen  samentlichen  Gliedern  des  Conseils  vorlesen  zu  lassen.  Es  ist  der 
hiesigen  standhaften  Entschliessung  von  allen  unanimiter  beigepflichtet  und 
der  russischen  Monarchin  bnndsmässiger  Betrag  von  denen  Gliedern  des 
Conseils  mit  vielen  Lobsprüchen  erhoben  worden.  Obwohlen  nun  .  .  .  alle 
Itt.  in  die  Augen  fallende  Kriegsvorkehrungen  und  andere  darzu  kommende 
demonstrationes  zum  Theil  schon  cessiren3).  so  solle  zu  Ew.  K.  M.  .  .  . 
Wissenschaft  hiemit  gleichwohlen  .  .  .  wiederholen,  dass  der  hiesige,  Hof 
in  seiner  vorigen  guten  Gesinnung,  Eifer  und  Ernst  zu  Ausführung  des 
grossen  Unternehmens  nach  wie  vor  continuire  und  nach  aller  mensch- 
lichen Einsicht  gegen  den  König  in  Preussen  werkthätig  operiro.«  .  .  . 


Juni  25       129a.   Beilage  zu  Esterhasys  Bericht  an  Kaunitz  vom  25.  Juni  1756. 

Nach  der  Urschrift    Vgl.  Brückner  31»;  Ranke  IM;  Koser  I,  502. 

Jttusland  betlauert  zwar  die  Verschiebung  des  Angriffs  auf  Iretusen,  fügt  sich  aber 

dem  Wunsche  Österreichs. 

»Nota.« 

Petersburg,  7.  Juni  1756  (st.  v.). 

>Aof  durch  des  Herrn  römisch.  K.  K.  Bottschafters  Exc.  den  29.  ver- 
wichenen  Monats  Mai ')  in  der  Conferenz  gethanen  Vortrag  ist  I.  russischen 
K.  M.  der  .  .  .  Bericht  sogleich  abgestattet  worden,  worauf  Allerhöchst- 
dieselbe Dero  ministerio  aufgetragen  haben,  gedachten  Herrn  Bottschafters 
Exc.  nachfolgendes  in  Antwort  zu  eröffnen. 

»Dass  die  vertrauliche  Communication  des  in  Paris  den  l.  Mai  ge- 
schlossenen Neutralitätsacte  und  Defensivtractats  mit  allen  darzu  gehörigen 
Secret-  und  Soparatartikulen h),  wie  auch  diejenigo  Attention,  womit  I.  M. 
die  römische  Kaiserin-Königin  I.  russisch-k.  M.  aus  ihrer  mit  Frankreich 

1)  Vgl.  S.  268.  320.  2)  Vgl.  Nr.  1 11.  3)  Vgl.  Nr.  123.  320. 

4)  Alten  Stils.  Gemeint  ist  die  Mittheilung  des  Erlasses  vom  22.  Mai  1756. 
Vgl.  Nr.  118.         5)  Vgl.  Nr.  93. 


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1756  Juni  25. 


425 


genommener  Abrede,  um  diesen  Tractat  bis  zu  Erfolgung  der  Auswechse- 
lung der  Ratificationen  niemanden  mitzutli eilen,  ausgeschlossen  haben,  ge- 
reichet I.  russisch-k.  M.  zu  desto  grösserem  Wohlgefallen,  als,  da  die 
glückliche  Vollziehung  dieses  wichtigen  Werks  mit  den  wesentlichen 
Interessen  I.  M.  der  Kaiserin-Königin  Beförderung  selbst,  zu  gleicher  Zeit 
auch  mit  denen  Sentiments  I.  K.  M.  übereinstimme,  daher  anempfehlen 
auch  I.  M.  dem  Herrn  Bottschafter,  seinen  Hof  zu  versicheren,  dass,  soviel 
I.  russisch-k.  M.  zu  diesen  Zeichen  der  Freundschaft  sensible  soie,  eben- 
soviel Sie  auch  Ihrerseits  trachten  werden,  selbige  bei  allen  Gelegenheiten 
zu  erwidern. 

»Dass  die  mit  dem  französchen  Hof  genommene  Verabredung,  I.  K.  M. 
förmlich  und  insgesamt  zur  Accession  einzuladen '),  halten  I.  M.  für  eine 
neue  Probe  der  Bemühung  I.  M.  der  Kaiserin-Königin,  sich  von  der  Freund- 
schaft I.  russisch-k.  M.  um  nichts  in  der  Welt  zu  entfernen,  sondern 
selbige  vielmehr  zu  erweiteren  und  zu  befestigen.  Daher  werden  auch 
I.  M.  dieser  förmlichen  Einladung  gewärtig  sein,  um  damals  Ihro  Bereit- 
willigkeit zu  Erfüllung  des  Unseren  I.  M.  der  Kaiserin-Königin  in  der  That 
Selbsten  zu  bezeugen. 

»Dass  I.  russisch-k.  M.  Sich  auch  nicht  entfernet  finden  lassen 
werden,  die  Gorrespondenz  mit  dem  französchen  Hof  der  reciproquen  Be- 
schickung deren  ministrorum  zu  eröffnen,  aber  garnicht  darein  einwilligen 
können,  um  den  ersten  Schritt  darzu  zu  machen 2),  zumalen  da  Frankreich 
durch  die  Zuruckberufung  seines  ministri  von  hier  am  ersten  den  Anlass 
zur  Aufhebung  mit  ihm  der  unmittelbaren  Correspondenz  gegeben  hat. 

»Dass,  da  mit  allem  dem  I.  russisch-k.  M.  diese  Correspondenz  um 
deswillen  goschwinder  zu  erneueren  wünschen,  um  dardurch  die  von  der 
römischen  Kaiserin-Königin  M.  in  Frankreich  entamirte  wichtigste  Nego- 
ciation  betreffend  die  Schwächung  der  Kräften  des  Königs  in  Preussen 
desto  stärker  zu  beförderen,  maassen  I.  M.  nicht  zweifeien,  dass  Dero 
Interesse  eben  auch  wie  die  selbsteigene  der  Kaiserin-Königin  nach  der- 
selben natürlichen  Unzertrennlichkoit  vor  I.  M.  der  Kaiserin-Königin  da- 
selbst nicht  beherziget  werden  sollte,  so  wolle  Sie  insoweit  eine  Bereit- 
willigkeit darin  zeigen,  nämlichen,  dass  der  französche  und  hiesige  Minister 
an  einem  Tage  ernennet  würden. 

Ȇbrigens  obgleich  I.  russisch-k.  M.  die  Billigkeit  derjenigen  Be- 
trachtungen erkennet,  um  welcher  willen  I.  M.  die  Kaiserin-Königin  für 
ohnmöglich  halten,  den  Krieg  wider  den  König  in  Preussen  diesen  Sommer 
würklich  anzufangen  3).  Allein  nach  Ihrer  beständigen  bundsmässigen  Ver- 
traulichkeit, Sie  auch  nicht  verhehlen,  dass  nach  demjenigen  Eifer,  mit 
welchem  die  orstere  Eröffnungen  von  dieser  Seite  gethan  und  damit  an- 
gefangen, wie  auch  nach  der  Ernsthaftigkeit,  mit  welcher  I.  russisch-k.  M. 


1)  Vgl.  8.  324.  373. 


2)  Vgl.  S.  368.  3U6. 


3)  Vgl.  Nr.  123. 


420  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    in  die  Absicht  der  Kaiserin-Königin  eingetreten  und  bereits  soviel  gethan 
iD      haben,  dass  der  wider  den  König  in  Preussen  aufgehobene  Schlag  Ihro  Seits 
nur  sinke,  müssto  I.  russische  M.  natürlicher  Weis  mit  Leidwesen  sehen, 
dass  der  Ausschlag  Bich  noch  nicht  dem  gemeinschaftlichen  Wunsch  Über- 
einstimme. 

»Mit  allem  dorne,  da  I.  russische  M.  bereits  soviel  gethan,  wie  es  dem 
Herrn  Botschaftern  selbsten  vollkommen  bewusst  seie1),  könne  Allerhöchst- 
dieselbe zwar  nicht  unbedaueret  lassen,  dass  die  Unkosten  auf  die  Veran- 
staltungen zum  gemeinschaftlichen  Krieg  etwas  zu  frühe  angewendet  seind, 
allein  zu  mehrerer  Überzeugung,  wie  sehr  I.  M.  die  gemeinschaftliche 
Interessen  am  Herzen  liegen,  und  wie  ernstlich  I.  russisch-k.  M.  bereit 
und  willig  seien,  nicht  nur  die  vorgeschlagene,  dem  österreichischen  Haus 
unvergleichlich  vorteilhafte  Absichten  auf  alle  Art  und  Weis  zu  beförderen, 
sondern  auch  alles  dasjenige  zu  erleichtern  und  bequemlich  zu  machen, 
was  nur  zu  Erreichung  derselben  dienen  kann,  haben  I.  M.  nichts  versäumet, 
Dero  Meinung  und  jene  I.  M.  der  Kaiserin-Königin  auch  darin  zu  confor- 
rairen,  dass  die  hiesige  Veranstaltungen  und  Bewegungen  nicht  so  scheinbar  2) 
sein  sollten,  dahero  auch  würklich  die  Befehle  ergangen  seind,  zu  denen 
bereits  in  Livland  und  auf  denen  Grenzen  gegen  Littauen  gestandenen  und 
bis  nun  zu  dort  hineingenickten  Truppen  nichts  mehr  einzuführen,  die 
leichte  irreguläre  Truppon  bei  ihren  Wohnungen  zu  lassen  und  die  Galeeren 
weder  von  hier  noch  aus  Rewal  weiters  zu  expediren;  die  einzige  Schiffs- 
escadre  aber  dem  alljährlichen  Gebrauch  nach  zur  Übung  in  die  See  aus- 
laufen zu  lassen. 

>Da  nun  auch  ohnedem  in  Est-  und  Livland,  wie  auch  an  der 
litauischen  Gräniz  eine  sehr  ansehnliche  Anzahl  von  I.  russisch-k.  M. 
Truppon  sich  befindet,  die  übrige  aber  bis  zu  einer  weiteren  Ordre  aus- 
gesetzte und  in  ihro  Wohnungen  gelassene  Anzahl  Truppen  ist  befehliget 
worden,  sich  in  so  einer  äussersten  Bereitschaft  und  marschfertigen  Stand 
zu  halten ,  dass  allenfalls  in  einer  ziemlich  kurzen  Zeit  etwas  wichtiges 
vorgenommen  werden  kann,  so  hoffen  I.  russisch-k.  M.,  dass  diese  neno, 
in  Conformität  derjenigen  I.  M.  der  Kaisorin-Königin  selbsten  gemachte 
Veranstaltungen],  dass  sie  nicht  zur  Verminderung  des  bis  jetzo  bezeigten 
Eifer  iu  Schwächung  der  Kräften  des  Königs  in  Preussen  dienen,  sondern 
vielmehr  was  zweideutigs  in  eine  billige  Erwägung  ziehen  werde,  dass, 
soviel  die  hiesige  Interessen  erforderen,  abseiten  des  Königs  in  Preussen 
in  Unser  Gfältigkeit  zu  sein ;  .  .  .  ebensoviel  und  noch  mehr  hingegen  ab- 
hänge davon  das  Wohlsein  und  Sicherheit  des  österreichischen  Hauses, 
dass  die  Gewinnung  der  Zeit  hierbei  um  soviel  wichtiger  seie,  als  sowohl 
anjetzo  ohne  vorgängige  französche  Einwilligung  zu  schwer  scheinet,  den 
König  in  Preussen  zu  attaquiren,  als  auch  solches  ganz  ohnmöglich  und 


1)  Vgl.  S.  359.  375.  2)  Vgl.  S.  412.  420. 


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1756  Juni  25. 


427 


schon  zu  spatt  sein  würde,  falls  unterdessen  Engeland  seinen  Frieden  mit  I756 
Frankreich  macheu  sollte. 

»Es  ist  wahr,  die  anjetzo  mit  Frankreich  Übernommene  Verbindung, 
nämlich,  dass  kein  Theil  ohne  vorgängiger  Benachrichtigung  des  anderen 
mit  jemanden  eine  neue  Bündnuss  schliessen,  noch  die  alte  erneueren  solle, 
zwinget,  sich  znvorderst  angelegen  sein  zu  lassen,  diese  Puissance  dahin 
zu  disponiren,  damit  selbige  die  Schwächung  der  Kräften  des  Königs  in 
Preussen  gelassen  ansehe.  Allein  dieses  erfordere  eine  besondere  Erwägung, 
ob  es  nöthig  wäre,  Frankreich  alles  dasjenige  zu  offenbaren,  was  ihm  die 
hiesige  Absiebten  vollkommen  erläuteret1)  zeigen  kann. 

»I.  russisch-k.  M.,  nachdeme  Sie  gedachte  Absichten  L  M.  der 
Kaiserin-Königin  als  Dero  beste  und  theureste  Bundsgenossin  einmal  an- 
vertrauet haben,  stellen  auch  anjetzo  ihrem  weisen  und  erleuchtem  Gut- 
befinden anheim,  so  vielen  und  so  einen  Gebrauch  davon  zu  machen,  als 
deren  gemeinschaftlichen  und  unzertrennlichen  Interessen  vortheil-  und 
nichts  nachtheiliges  daraus  erwachsen  kann,  und  darbei  der  Hoffnung 
schmeichlen,  dass  Allerhöchstdieselbe  niemals  eine  Ursach  zur  Reue  in 
diesem  Zutrauen  haben  werden. 

•  Solcher  gestalten  I.  russisch-k.  M.  Allerhöchstdero  Seits  alles  das- 
jenige gethan,  was  zu  Beförderung  des  gemeinschaftlich  gewünschten  Nutzens 
von  1.  M.  abhangen  könnte,  so  wolle  Sie  das  übrige  von  denen  Bemühungen 
I.  M.  der  Kaiserin-Königin  erwarten,  nicht  zweiflend,  dass  auch  gedacht 
I.  M.  Dero  Seits  allmögliches  ins  Werk  richten  und  die  Sache  nicht  daran 
anstossen  lassen  werden,  falls  die  Zuziehung  Frankreichs  in  die  gewünschte 
Absichten  von  einiger  Willfährigkeit  von  denen  reeiproquen  Offerten  ab- 
hangen sollte,  da  I.  M.  versicheret  seind,  dass  das  dagegen  Erwerbende 
solches  unvergleichlich  vergelten  und  den  Wohlstand  und  Sicherheit  des 
Österreichischen  Hauses  auf  ewig  unwankelbar  machen  wird. 

»Man  kann  auch  dieses  ungerühret  nicht  lassen,  wie  nöthig  es  wäre, 
damit  in  Gleichförmigkeit  der  hier  genommenen  Maassreguln  auch  abseiten 
der  römischen  Kaiserin-Königin  M.  Dero  Truppen,  wiewohl  ohne  weiteren 
eclat,  jedoch  solcher  gestalten  verleget  und  in  Bereitschaft  gehalten  werden 
möchten ,  um  selbige  auf  die  erste  Ordre  versammlet,  unverzüglich  in 
Marsch  trotten  und  zu  •  denen  Kriegsunternehmungen  employiret  werden 
könnten.  Da  schlies3Üchen  die  vertrauliche  Benachrichtigung,  dass  das 
Geheimnuss  der  obhandenen  wichtigen  Sache  zum  Theil,  bis  es  zu  Frank- 
reichs selbst  Wissenschaft  gekommen  seio,  eine  ganz  besondere  Anmerkung 
von  beiden  Höfen  erfordere,  und  dahero  will  mau  hoffen,  dass  abseiten 
I.  M.  der  Kaiserin-Königin,  wie  es  schon  versprochen  worden,  nicht  unter- 
lassen werden  wird,  den  rechten  Ursprung  davon  zu  entdecken.« 


1)  Vgl.  S.  334.  363.  369.  393.  416. 

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428  Österreichische  Acten  aar  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756         129b.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  25.  Juni  1756. 
Juni  25 

P.  S.  1.   Nach  der  UrochrifL   V&L  Rauke  l'.U. 
Franzosenfreundliche  Stimmung  in  Russland.    Bestushcto  Gegner  Frankreichs. 

Douglas  habe  ihm  vertraulich  von  dem  Zweck  seiner  Sendung  Mit- 
theilung gemacht,  das  gute  Vernehmen  mit  Russland  wiederherzustellen  J). 
Kiissland  habe  geantwortet,  man  sei  darüber  um  so  mehr  erfreut,  als  dieser 
Wunsch  von  jeher  in  Kussland  bestanden  habe2)  und  der  Anfang  zur 
Abberufung  nicht  von  dort,  sondern  von  Frankreich  gemacht  worden  sei. 
Die  Zarin  sei  bereit,  einen  Botschafter  nach  Paris  zu  ernennen,  wann 
dasselbe  auch  in  Frankreich  und  zwar  gleichzeitig  geschehe.  Bis  dahin 
werde  man  es  gern  sehen,  wenn  Douglas  beim  russischen  Hof  förmlich 
aecreditirt  werde.  Jedoch  sei  dem  Douglas  die  Absendung  Bechtejows3) 
unbokannt  geblieben. 

»Wie  zumalen  nun  der  Grosskanzler  auf  ausdrücklichen  Befehl  der 
hiesigen  Souveraine  von  dieser  Handlung  gänzlich  ausgeschlossen  worden4), 
so  ist  dersolbo  hierüber  so  mehr  empfindlich,  als  er  sich  nach  der  würklich 
erfolgten  Aussöhnung  mit  Frankreich  ex  anteactis  von  diesem  Hof  nicht 
viel  gutes  versprechen  kann,  dahero  ich  viele  Ursache  zu  glauben  habe, 
dass  der  Grosskanzler  dem  zwischen  unserem,  dem  französchen  und 
russischen  Hof  zu  stiftenden  neuen  systemati  seiner  Seits  alle  Hindernüas 
im  Wog  zu  legen  suchen  werde5}.' 

1'.  8.  2.   Nach  der  Urschrift 

Bestushew  habe  ihm  gesagt,  man  wolle,  wenn  Williams  seinen  Sub- 
sidienantrag  erneuern  sollte,  die  Sache  bis  zur  erwarteten  baldigen  Ankunft 
des  Gol yzin'schen  Couriers ö)  hinausziehen ,  wie  er  denn  den  Geldantrag 
des  Williams7)  bereits  »ad  referendum  genommen  und  ihm,  wiowohl  nur 
ex  se  ipso  gesagt  hat,  dass  es  wohl  damit  zu  spät  sein  dörfte«. 

Dio  russische  Regierung  habe  ihm  Extracte  aus  Depeschen  Golyzins s) 
übergeben. 


1)  Vgl.  Nr.  86.        2)  Vgl.  S.  302  Anm.  3.         3)  Vgl.  Nr.  111. 
4)  Vgl.  Nr.  83.         5)  Vgl.  S.  325.  358  Anm.         G)  Vgl.  S.  394. 

7)  Vgl.  Nr.  123. 

8)  Nach  Golyzins  Bericht  über  eine  Unterredung  mit  Holdornesse  vom 
17.  Mai  habe  der  König  von  Preussen  in  England  insinuiren  lasson,  dass  er  bei 
einem  gleichzeitigen  Angriff  Frankreichs  auf  Hannover  und  Österreichs  auf 
Preussen  England  keine  Hülfe  bringen  könne,  sich  indessen  nach  Kräften  wehren 
wolle,  wenn  nur  dio  Zarin  ihre  Truppen  zu  Hülfe  nach  Hannover  schicken  wolle, 
>welchen  er  sowohl  den  freien  Durchzug  durch  seine  Staaten  zu  geben,  als  auch 
die  Quartiers  und  alle  mögliche  Bequemlichkeiten  zu  ihrem  Marche  zu  ver- 
schaffen verspreche.«  [Zu  Grunde  liegt  diesen  Angaben  das  Anerbieten,  das 
König  Friedrich  im  Gespräch  mit  dem  englischen  Gesandten  in  Berlin,  Mitchell, 
gethan  hatte.   Vgl.  P.  C.  XII,  329;  v.  Raumer,  Beiträge  II,  338.) 

Nach  Golyzins  Bericht  vom  24.  Mai  habe  der  König  von  Preussen  sogar 


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1756  Juni  25  —  Juni  2C. 


429 


130.    Kaunitz  an  Esterhasy.    Wien,  20.  Jnni  175G.  1756 

Nach  dem  K*incoiicept    Vgl.  v.  Arncth  IV,  4M.  55ß  Aum.  MO;  Naud<s,  Uoitrfige  I,  50  ff.;  II.  ^UD'  ^ 
21!);  Dolbröck,  Pr.  Jahrb.  M,  43;  Hoigel  I,  15. 

JViitischt  Zurückhaltung  Douglas  gegenüber.    Vertrauen  auf  Elinabeth. 

»Ew.  Exc.  .  .  .  Zuschrift  vom  1.  dieses1)  habe  mit  letzterer  Post 
rechtens  erhalten,  und  ich  kann  mir  leicht  vorstellen,  dass  der  dortige  Hof 
mit  Verlangen  auf  unsere  vollständige  Antwort  warte2);  allein  es  ist  solche 
zu  geben  noch  nicht  möglich  gewesen  und  wird  auch  nicht  ehender  mög- 
lich sein,  bis  wir  nicht  etwas  zuverlässiges  aus  Paris  erhalten.  Dieses 
kann  zwar  nach  meiner  Rechnung  in  künftiger  Woche  erfolgen3),  und  als- 
dann wflrdo  sogleich  oin  Courier  an  Ew.  Exc.  abgehen,  allein  in  so 
wichtigen  Geschäften  ist  sich  nicht  zu  verwundern,  wann  längere  Bedenk- 
zeit genommen  und  die  Antwort  verzögert  wird.  Inzwischen  können  Ew. 
Exc.  heilig  versicheren,  dass  wir  gewisslich  nichts  verabsäumen  und  alles 
mügliche  anwenden,  damit  nicht  nur  unsere,  sondern  auch  die  russische 
Absichten4)  vollkommen  erreichet  werden,  davon  der  künftige  Courier  die 
überzeugendste  Proben  mitbringen  wird,  übrigens  ist  sehr  wohl  geschehen, 
dass  Ew.  Exc.  sich  gegen  den  Chevalier  Douglas  nicht  zuweit  heraus- 
gelassen haben;  und  ist  demselben  zwar  höflich  zu  begegnen,  auch  ein  ge- 
wisses Vertrauen,  soweit  der  Defensivvertrag  gehet,  zu  bezeugen,  aber  zu- 
gleich ganz  offenherzig  zu  bedouten,  dass  Ew.  Exc.  nicht  über  die  secreta 
der  Höfen  disponiren  noch  hiorinnen  vorgreifen  könnten,  auch  noch  keine 
zuverlässige  Nachricht  von  hier  orhalten  hätten,  wieweit  er,  Douglas,  von 
seinem  eigenen  Hof  unterrichtet  worden;  wie  er  dann  als  ein  vernünftiger 
Mann  von  Selbsten  ermessen  würde,  dass  Ew.  Exo.  sich  noch  nicht  so  weit 
gegen  denselben  öffnen  könnten,  als  sie  wohl  nach  Ihrer  persönlichen  Zu- 
neigung wünscheten.  Derne  noch  hinzuzufügen  wäre,  dass  sein  Hof  dem 
unserigen  nur  noch  überhaupt  von  der  Abschickung  sein,  des  M.  Douglas, 
nach  Petersburg  Nachricht  gegeben  habe5).  Nachdem  nunmehro  unser 
Tractat  mit  Frankreich  allen  Höfen  bekannt  gemacht  worden,  so  befindet 
sich  der  König  in  Preussen  in  der  grössten  Verlegenheit  und  treibet  bei 
Engeland  auf  das  eifrigste,  dass  dieser  Hof  sich  bei  der  russischen  Kaiserin 
M.  wieder  festsetzen6)  und  baldmöglichst  Frieden  machen  möchte.«  .  .  . 

erklärt,  etwaige  Schritte  Russlands  gegen  den  Senat  in  Schweden  durch  eine 
Declaration  gegen  die  französische  Partei  unterstützen  zu  wollen,  »wobei  der 
duc  Newcastle  mir  [Golyzin]  zu  erkennen  gegeben,  dass  I.  preussische  M.  sehr 
wünscheten,  das  vorige  gute  Vornehmen  mit  Ew.  K.  M.  herzustellen,  worinnen  I. 
britische  M.,  wenn  es  I.  K.  M.  gefällig  sei,  sich  als  mediateur  offeriretc,  da  er 
seiner  Seits  gleich  massig  wünsche  te,  das  fast  ganz  zerrüttete  allgemeine  alte 
Bündniss  herzustellen  und  zu  befestigen«.   [Vgl.  P.  C.  XII,  225.  300.] 

1)  Vgl.  Nr.  108. 

2)  Auf  den  russischen  Vorschlag  einer  Offensivallianz,  vgl.  Nr.  73  c. 

3)  Vgl.  8.  419.         4)  Vgl.  S.  321.  303.         5)  Vgl.  S.  410. 
0)  Vgl.  P.  C.  XII,  337.  385. 


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430  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
1756         130a.   Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  2  ü.  Juni  1750. 

Juni  2Ü 

P.  S.  1.   Nach  dem  Keinconcept. 

Vertrauen  auf  die  Zarin. 

»Sobald  der  englische  Hof  die  Communication  von  unserem  Tractat 
mit  Frankreich  erhalten,  so  hat  er  Couriers  nach  Constantinopel  und  Peters- 
burg abgefertiget:  Der  erste  dörfte  dem  M.  Porter1)  den  Befehl  mitgebracht 
haben,  der  Pforten  als  bedenklich  vorzustellen,  dass  Frankreich  uns  die 
Hülfe  contra  quoscumque  versprochen  habe,  und  dass  vielleicht  der  preussische 
neue  emissarius  Varenne  zu  unterstützen  seie.  Ob  nun  zwar  alles  dieses  nur 
in  Vermuthungen  bestehet,  so  haben  wir  unserem  Residenten2)  aufgetragen, 
auf  seiner  Hut  zu  sein,  und  es  wäre  gut,  wann  der  russische  Resident3] 
gleiche  Befehle  erhielte.  Williams  wird  zwar  Himmel  und  Erde  bewegen, 
wir  verlassen  uns  aber  auf  der  russischen  Kaiserin  M.  grossmüthigste  Ge- 
sinnung und  auf  Ew.  Exc.  Wachsamkeit4].  Um  sowohl  gegen  einem  gfth- 
lingen  preussischen  Überfall  unsere  Lande  zu  vertheidigen,  als  zu  grossen 
Unternehmungen  jederzeit  bereit  zu  sein,  wird  die  in  Hungarn  zerstreute 
Cavallerie  zusammengezogen  und  ein  Camp  bei  Raab  oder  Kittsee  formiret 
werden  5).« 


Juni  26       130b.   Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  20.  Juni  1756. 

P.  S.  2.    Nach  dem  Rcinconcept. 

Misstrauen  gegen  Russland. 

>Da  Ew.  Exc.  in  Dero  bisherigen0}  Schreiben  nichts  gemeldet  haben, 
dass  auch  ein  russischer  emissarius  nach  Paris  abgesendet  worden,  so  dürfte 
es  gar  wohl  sein,  dass  man  Denenselben  diesen  Umstand  verschwiegen; 
und  wann  dieser  emissarius  von  unserer  geheimen  Negociation  unterrichtet 
wäre,  so  könnte  er  in  Paris  vieles  verderben7)  und  die  Sache  vor  der  Zeit 
eclatiren.  Überdas  hat  der  russische  Hof  durch  den  M.  Douglas  bei  dem 
französchen  Hof  dahin  angetragen,  dass  diesem  ein  Creditiv  zuzufertigen 
und  sich  über  den  Tag  einzuverstehen  seie,  wann  beiderseits  die  abzu- 
schickende Bottschafter  ernennet  werden  sollten.  Ew.  Exc.  belieben,  zwar 
auf  keinen  empfindlichen  Vorwurf  zu  verfallen,  jedoch  von  den  erwähnten 
Nachrichten  diensamen  Gebrauch  zu  machen  und  über  alles  die  Vorsicht 
anzurathen,  auch  dem  M.  Douglas  von  dem  geheimen  Geschäft  gar  nichts 
anzuvertrauen.« 


1)  Englischer  Botschafter  in  Constantinopel.         2)  Penckler. 

3)  Obreskow.         4)  Vgl.  Nr.  121.         5)  Vgl.  S.  413.  Nr.  125. 

ü)  Der  Bericht  Esterhasys  vom  8.  Juni  1750  (vgl.  Nr.  111)  zerstreute  den 
Argwohn  des  Staatskanzler«.  Vgl.  Erlass  an  Starhemberg  vom  29.  Juni  1756. 
(Nr.  137.)         7)  Vgl.  S.  410.  407  f. 


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1756  Juni  20. 


431 


131.    Puebla1)  an  Kaunitz.    Berlin,  20.  Juni  1750. 


1750 
Juni  20 


Narh  der  Urschrift.    VK1.  Nathlrf,  BcitrÄRe  I,  :».  50  Anm.;  Beer,  M.  I.  Ö.  0.  XVII,  132  Anm.  4. 

Preitssische  Rüstungen. 


>Tres  öloigne  de  Tonloir  donnor  des  fausses  alarraes,  je  sens  bien 
qu'elles  n'aboutiront  qn'a  des  simples  ddmonstrations  que  lc  Roi  fait,  pour 
complaire  ä  l'Angleterre,  sur  le  memo  pied  qu'il  a  fait  souvent  dans  la 
derniere  guerre  en  faveur  de  la  France;  cependant,  il  est  ccrtain  que  ce 
Prince  ne  discontinne  point  d'augmenter  son  armde  laquello  il  cherche  a 
porter  sur  le  pied  de  200  000  hommes,  ot  on  dit  avec  quelque  proba- 
bilitö  qu'entre  ici  et  le  1  d'aoüt  il  formera  neuf  nouveaux  rögiments 
d'infanterie  de  deux  bataillons  chacun'2),  savoir  cinq  en  Prusse  et  quatre 
en  Sildsie.  Cette  augmentation  ä  faire  a  la  fois  surpaaso  presque  l'imagi- 
nation,  et  si  eile  a  lien  et  la  force  qu'on  dit,  je  compte  quo  les  nouveaux 
bataillons  qu'on  a  forme's11),  et  qu'on  forme  depuis  un  an  et  au  delä4),  y 
seront  compris,  et  que  l  ordre  donne*  aux  regiments  d  etre  moins  scrupu- 
leux  pour  la  taille  dos  recrues5),  vise  ä  faciliter  les  levdos. 

»On  parle  (fgalement  et  gdneralement  des  deux  camps  d'observation 
qui,  pendant  cet  dte*  encore,  doivent  sasscmbler,  Tun  de  50  000  hommes 
ontre  Francfort  sur  l'Oder  et  Breslau6)  et  l'autre  beaucoup  plus  infCrieur 
au  premier,  compose*  de  la  plupart  des  troupes  qui  sont  on  Westphalie  et 
dans  le  pays  de  Magdebourg 7),  dans  lo  voisinage  de  Cleves  ou  de  Minden8). 
11  est  au  moins  ccrtain  que  tous  les  congddids  de  la  garnison  de  Potsdam 
indistinctement  ont  Cte  rappele's,  et  que  les  regiments  de  celle  de  Berlin 
ont  eu  ordre  de  rappeler  les  plus  dloigncs  '•').  Les  conseillers  provinciaux 
ont  eu  des  ordres  vigoureux  d'avoir  tous  les  soins  imagiuables,  chacun 
dans  son  district,  des  chevaux  de  l'artillerie  et  du  train  de  vivres,  afin 
qu'ils  puiflsont  venir  aux  rendez-vous  marques,  aussitot  quo  l'ordre  leur  en 
parviendrait. 

1)  Österreichischer  Gesandter  am  Berliner  Hofe. 

2)  Es  kann  sich  nur  um  die  Verdoppelung  der  Garnisonregimenter  Nettel- 
horst, Lange,  Lattorff  und  Blanckensco  [vgl.  Anm.  4],  sowie  um  die  Errichtung 
des  2.  Feldbataillons  nesBen-Casscl  handeln.   Vgl.  Theil  I,  Nr.  82.  83.  95. 

3)  Gemeint  ist  die  im  August  1755  erfolgte  Verdoppelung  des  Garnison- 
regiments  MUtzschefabl.    Vgl.  Theil  I,  Nr.  41. 

4)  Gemeint  ist  dio  Verdoppelung  der  Garnisonregimenter  Ncttelhorst  und 
Lange.   Vgl.  Anm.  2.         5)  Vgl.  Theil  I,  Nr.  29. 

6)  Es  kann  sich  höchstens  um  das  am  23.  April  1756  für  den  Herbst  ange- 
ordnete Revuecampement  bei  Breslau  handeln.  Die  Zahl  ist  um  die  Hälfte  über- 
trieben.  Vgl.  Theil  I,  Nr.  64.  100. 

7)  Das  Übungslager  bei  Magdeburg  war  bereits  am  17.  Juni  1756  beendet. 

8)  Bei  Hornburg  im  Halberstädtischen  wurde  ein  Lager  angeordnet,  aber 
nicht  bezogen.   Vgl.  P.  C.  XII,  469.  479;  XIII,  25.   Vgl.  Theil  I,  S.  80  Anm.  3. 

9)  Eine  solche  Ordre  ist  für  3  weBtphälische  Regimenter  am  24.,  für  die  alt- 
märkischen und  magdebnrgischen  am  2b.  Juni  1756  erlassen  worden.  Vgl.  Theil  I, 
Nr.  94.  114. 


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432  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  >Pour  un  autre  ordre,  les  regiments  de  cette  garnison  ont  dü  faire 

mi  26  un  dtSnombrement  exact  de  tous  leurs  gens  qu'ils  ont  au  dessous  de 
vingt  ans,  lesquels  en  cas  de  marche  resteront  dans  les  garnisons1). 

»Les  menuisiers  de  la  ville  sont  occupds  depuis  pon  de  jours  ä  tra- 
vailler  ä  six  mille  caisses  ponr  les  munitions  qui,  sous  peine  d'execution, 
doivent  6tre  HvTe'es  ce  soir.  On  ne  devine  pas  le  motif  qui  fait  tant 
pröcipiter  cet  ouvrage,  ä  moins  que  l'Angleterre,  ä  laquelle  Venise  doit 
avoir  refuse  des  pareilles  provisions,  ne  s'en  soit  adressöe  au  Koi,  qui  aura 
6t6  charme'  de  lui  marquer  cetto  complaisance. 

>Le  lieutenant-ge'ne'ral  de  Winterfeldt,  homme  dexpcYience  et  un  de 
plus  habiles  officiers  de  Tarmde,  qui  depuis  peu  seulement  a  eu  le  regiment 
vacant  de  Hacke,  a  <5te*  appeld  ä  Potsdam2),  d'oü  le  gdndral  Kyau,  autre 
homme  de  confianco  de  8.  M.,  est  parti  ä  tonte  brido  pour  la  Silesie3), 
province  qui,  comme  on  entend  de  toute  part,  est  plus  foulce  quo  jamais 
par  M.  de  Schlabrendorff4),  qui  fait  tout  son  possible  pour  remplir  les  coffres 
du  Roi. 

>Bref,  tout  le  monde  parle  de  la  marche,  mais  personne  n  en  com- 
prend  ni  les  motifs,  ni  vers  oü  eile  sera  dirigee,  gtant  incontestable  que 
tous  les  engagements  pris  entre  LL.  Ms.  Imps.  et  T.  C.  quo  ceux  de  LL.  Ms. 
Britannique  et  Prussienne  ne  tendent  qn'ä  raffermissomont  do  la  tranquillite" 
et  n'obligent  nullement  ä  des  ddmonstrations  de  rupturo,  lesquellos  j'en- 
visage  ou  comme  des  effets  de  crainte  de  la  part  du  Roi  ou  comme  une 
d^mangeaison  de  vouloir  donner  de  l'ombrage  a  ses  voisins.«  .  .  . 


Juni  26       131a.   Puebla  an  Kaunitz.   Berlin,  26.  Juni  1756. 

P.  3.   Nach  der  Urschrift.   Vgl  Kindtf,  Beitrüge  I,  3a.  50  Aura. 

Preussitche  Truppenmärsche. 

»Dans  le  moment,  il  me  revient  qu'aujourd'hui  k  la  parole  le  rcgiment 
de  Württemberg-infanterie5)  avec  denx  compagnies  des  grenadiers  du 
margrave  Charles6)  doit  se  mettre  en  marche  en  six  jonrs  de  temps.  Et 
j'apprends  qu'il  sera  suivi  de  toute  la  garnison  d'ici  qui,  jointe  aux  troupes 
de  la  Pomdranie5),  formera  un  camp  dobsorvation  a  Cocslin  entre  Stettin  et 
Danzig,  ponr  observer,  comme  on  dit,  30000  Russes  qui  doivent  se  mettre 
egalement  en  marche. 


1)  Vgl.  Theil  I,  Nr.  79. 

2)  Winterfeldt  war  am  19.  und  dann  wieder  seit  dem  23.  Juni  1756  in 
Potsdam. 

3)  Darüber  ist  nichts  bekannt.   Kyau  war  G.  L.  und  Regimentschef. 

4)  Dirigirender  Minister  von  Schlesien. 

5)  Vgl.  Ordre  vom  25.  Juni  1756,  Theil  1,  Nr.  99.  Für  den  Standort  der 
einzelnen  prenssischon  Regimenter  vgl.  Theil  I,  Nr.  210. 

6)  Eine  irrige  Nachricht. 


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1756  Juni  2«i  —  Juni  27. 


433 


»Lea  rcgiments  des  Princes,  freres  du  Roi,  remplaceront  la  garuisou    1 756 
de  Berlin1},  oü  celui  du  Prince  de  Prusse  entrera  Ie  premier.   On  ne  com-  **un' 
prend  rien  k  toutea  cea  dispoaitioDS  qui  paraisaent  dcvenir  sdrieuaes  et 
couteuaea,  parceque  le  Roi  veut  donner,  comme  on  assure,  le  pain  ä 
l'armee  on  sa  paye  complete,  comme  en  temps  de  guerre.    Ce  corps  fera 
environ  30  bataillona  et  50  cacadrous,  dont  le  total  ira  ä  31000  hommes. 

>Dopuis  le  dernier  voyage  de  Mitchell2)  ä  Potsdam  cea  brnita  s'accrd- 
ditent,  et  ce  miniatre  ddpdcha  hier  a  aa  cour  un  courrier  recu  depnis 
peu  de  Pdtersbourg. 

»Ce  aont  Ies  bruita  toujours  aasurds  par  tonte  part  qne  je  juge  de 
mon  devoir  de  commnniquer  sur-le-champ  ä  V.  Exc.« 


131b.    Puebla  an  Kaunitz.    Berlin,  26.  Juni  1756.  Juni  20 

Nach  der  Urschrift.   Vgl.  Naudt«,  Beiträge  1, 3».  SO  Anm.;  Beer,  M.  I.  Ö.  Ü.  XVII,  U2  Anm.  4. 
jRiickberufung  der  pretusischen  Ofßcivre  aus  Carlsbad. 

»Au  moment  que  ma  ddpßche  dtait  achevde,  je  recois  en  partie  nne 
nouvelle  confirmation  que  les  brnita  dont  je  fais  rapport  dana  ma  .  .  . 
relation3),  se  sontiennent  encore,  et  je  dois  y  ajoutcr  que,  selon  notions 
qn'on  vient  de  me  donner  en  ce  moment,  il  etait  parti  dea  estaffettes 
ponr  le  marechal  Keith  et  le  gdndral  Schraettau,  ainsi  quo  ponr  d'autres 
officiers  qui  sont  a  Cavlsbad,  de  retourner  incessammont4).  II  y  en  aura 
qui  en  8eront  bien  mortifids,  paroequ'ils  se  trouveront  ä  moitid  eure.  Ce- 
pendant,  ce  nonveau  bruit,  qui  est  tres  extraordinaire,  ponrrait  bien  sonffrir 
du  cOte*  de  la  vraisemblance,  tontefois  on  en  aura  plua  de  certitude  en 
Boheme  qu'il  n'y  a  moyen  de  l'avoir  sur-le-champ  ici.« 


132.  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr. 478  [fol.1309].  Wien,  27. Juni  1756.  juni  27 

W.  K.  A.   Nach  der  Urschrift. 

» Commissariat,  communicatur  die  Behörde  erlassene  Verordnung,  dass 
die  Schmerzingische,  dem  Ofener  District  am  nächsten  anliegende  Com- 
pagnien  am  ersten  in  Marche  gesotzet  und  zur  Ablösung  denen  Portnga- 
lischen  Postirungscommandi  in  den  Temesvarer  Bannat  instradirot,  das  Por- 
tugalische  Regiment  aber  ohne  Erwartung  des  ganzon  8chmorzingischen  in 
das  Lager  bei  Raab  beförderet  werden  aolle5).« 


1)  Nur  das  Regiment  Prinz  von  Preussen  erhielt  am  25.  Juni  1756  Befehl, 
das  Regiment  Alt-Wlirttemberg  zu  ersetzen.   Vgl.  Theil  I,  Nr.  99.  121. 

2)  Die  Audienz  hatte  am  23.  Juni  stattgefunden.   Vgl.  P.  C.  XII,  440. 

3)  Vgl.  Nr.  131.  131a. 

4)  Vgl.  Ordre  vom  23.  Juni  1756,  P.  C.  XII,  457;  Theil  I,  Nr.  91. 

5)  Vgl.  Nr.  125.  130r. 

AcUd  «nr  Vorgeschichte  des  7jahriÄ.  n  Krieges  28 


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434  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
1756         133.   Starhemberg  an  Kaunitz.   Paris,  28.  Juni  1756. 

Juni  28  9 
Kaub  ii-T  rrsrhrifU 

Die  Forderung  einer  förmlichen  Declaration  iiher  den  Abtretungstermin  der  öster- 
reichischen Niederlande  sUissl  auf  die  grössten  Schwierigkeiten.     Im  übrigen  gute 

Aussichten  ßir  Österreich. 

.  .  .  »Die  Berichtigung  unserer  ersten  Condition  fritie  qua  non  be- 
gegnet dem  allergrössten  Anstand 1 }.  Man  findet  unser  Verlangen  ungerecht, 
unanständig,  der  Reciprocität  zuwiderlaufend  und  in  Ansehung  des  da- 
von erwartenden  Effects  ganz  unzeitig  und  überflüssig.  Ich  lasse  aber  da- 
von nicht  ab,  .  .  .  habe  auch  noch  nicht  alle  Hoffnung  verloren,  damit 
endlichen  noch  auszulangen. 

>  Mündlich  hat  man  mir  die  vergnüglichste  und  bündigste  Verhoissnngen 
gegeben1),  ja  sogar  angetragen,  den  hierüber  der  künftigen  Convention 
zn  inserirenden  Artikul  von  nun  an  entwerfen  und  mit  mir  vorläuGg  unter- 
zeichnen zu  wollen.« 

Wegen  mangelnder  Vollmacht  habe  er  dieses  Angebot  ausgeschlagen. 

»Wird  mir  aber  die  an  vorlangte  Declaration  forthin  abgeschlagen  und 
bis  auf  den  bisherigen  Antrag  bestanden,  so  würde  mich  in  Wahrheit  in 
grosser  Verlegenheit  befinden,  da  ich  meinerseits  mich  nicht  getrauen 
würde,  die  weitere  rowUtionai  bis  zur  Einholung  neuer  Verhaltungsbefehle 
in  Vortrag  zu  bringen1),  andererseits  aber  bei  dessen  Unterlassung  einen 
uneinbringlichen  Zeitverlust  und  viele  andere  Gefahren  vorsehe.  Ich  kann 
meiner  Pflicht  nicht  nmhin,  Ew.  Exc.  kräftigst  zu  versichern,  dass  meines 
geringen  Ermessens  der  hiesige  Ilof  in  Ansehung  unseres  grossen  Ge- 
schäfts es  gewisslich  aufrichtig  meine2),  und  lasse  ich  mich  diesfalls  wahrlich 
nicht  durch  schöne  Wort  verblenden.  Wahr  ist  es,  dass  er  darbei  erst- 
lich die  vor  sich  zu  stipulirende  Vortheile  soweit  als  nur  immer  möglich 
zu  treiben  gedenken  und  andertens  sich  von  dem  würklichen  und  un- 
mittelbaren Krieg  gegen  den  König  in  Prenssen  zu  entübrigen  suchen 
werde.  Über  diese  beide  Punkten  wird  sich  wohl  noch  einverstanden 
werden  könnon.  Das  Hauptwerk  wünschet  man  allhier  gewisslich,  und  hier- 
innen bestehet  dermalen  der  Vortheil  unser  Position,  die  ich  mir  auf  alle 
Art  zu  Nutzen  zn  machen  nicht  ausser  Acht  lassen  werde.  Man  suchet 
mich  über  alle  Punkten,  worüber  mich  bishero  beschweret  habe,  vollkommen 
zu  beruhigen,  wie  dann  unter  anderem  wegen  dessen,  so  in  der  hiesigen 
Antwort  vom  1.  Mai3)  in  Betreff  des  Infanten  enthalten,  man  sich  aus- 
drücklich dahin  erklärt  hat,  dass  mau  diesfalls  sich  keinen  einseitigen 
Vortheil  auszudingen  gedacht  habe,  sondern  die  Absicht  gewesen  seie,  uns 
der  Reciprocität  gemäss  einen  von  uns  anverlanget  werden  könnenden  Gegen- 
vortheil,  der  anch  gar  leicht  auszufinden  gewesen  wäre,  zu  gestatten4).« 


1)  Vgl.  S.  422.  2)  Vgl.  Nr.  120a.  128. 
3)  Vgl.  Nr.  82  b.         4)  Vgl.  Nr.  12üa. 


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1750  Juni  29  —  Juni  29. 


435 


134.    Puebla  an  Kaunitz.  Berlin,  21>.  Juni  1756.  Praes.  4.  Juli  1756.  t"56 

Juni  29 

Nach  der  Urschrift. 

Fortdauernde  preussische  Rfiatungen. 

>Mea  .  .  .  rapports')  .  .  .  ont  mis  V.  Exc.  au  fait  de  la  fermontation 
que  j'avais  obsorvtfo  depuis  quolques  jonrs.  Elle  va  toujours  en  augmentant, 
malgre  les  peine9  infinies  que  tout  homme  aense  resaent  qui  ne  aaurait 
ptfnetrer  les  motifs  de  toua  ces  granda  preparatifs  qui  scinblent  annoncer 
une  mpture  avec  une  ou  l  autre  puissance  voiaine.  Ou  repand  un  brnit 
en  cette  ville  que  lea  armements  en  Boh6me  et  en  Moravio,  ainai  quo 
ccux  que  la  Rusaie  fait  en  Livonie,  mettent  le  Roi  dana  la  nöcesaite  a 
prendre  toutea  lea  pre"cautiona  poaaiblea  pour  la  aflrete*  de  aes  Etats  et 
peut-etre  ä  prevenir  l'une  ou  l'autre  puisaance  qui  aongerait  ä  la  troubler. 
Soit  une  alarme  que  ce  Prince  ait  priae,  soit  qu'il  veuille  en  donner  a  aea 
voiains,  il  eat  certain  qu'il  prend  toutea  lea  meaurea  imaginablca  pour  se 
mettre  inces8amment  dana  une  poature  tres  formidablc,  ä  quel  fin  il  n'dpargne 
ni  les  bourscs  de  aea  officiera  qui  s'dquipent  ä  force,  ni  lea  aiennea  pro- 
prea,  m'ayant  dte  asaurd  qu'il  a  dejä  tire"  dea  aomme8  conaide*rable8  de  aon 
trdaor,  taut  pour  lea  frais  dea  nouvellea  troupea  qu'il  forme2),  que  pour 
ceux  que  ces  grandos  dispositiona  lui  cauaent. 

On  parle  toujour8  de  quatre  campements,  aavoir  le  premier  entre 
Francfort  aur  l'Odor  et  Brealau3),  le  deuxiöme  ä  Magdebourg4),  le  troi- 
aieme  a  Cöslin  en  Pomc-ranie-'')  et  lo  quatrieme  ä  Minden1).  Celui  de  Cöslin 
aera,  selon  toutea  les  apparence8,  le  premier  qui  ae  formera,  il  doit  etre 
commandc"  par  le  niaröchal  de  Schwerin,  et  toute  sa  force  ira  a  environ 
31  ä  36  000  hommes6).  Le  regiment  de  Württemberg-infanterio  se  met 
apres-demain  en  marche 7),  comme  on  dit,  pour  la  Pomeranie,  et  le  memo 
jour  le  ministre  M.  de  Katt,  chef  du  commissariat,  ainai  que  les  e'quipagea 
du  Roi  partiront  dgalemcnt  d'icis),  le  regiment  du  Prince  de  Pruaae  rem- 
placera  celui  de  Württemberg  ici9,,  Sans  qu'ou  aacbo  ai  cela  aera  pour 
longtemps,  ou  ai  ce  corps  eat  deatine*  pour  l'arme'e  de  la  Sile'aie. 

Lo  6  de  juillet  une  brigade  de  trois  compagnies  de  cavallerie  mar- 
chera  vers  Cöslin s),  autant  vers  Magdebourg s),  et  un  nombre  egal  avec 
toua  les  invalides  du  corps  pour  la  Sile'aie  *),  dont  lea  derniera,  savoir  les 
invalides,  seront  repartis  dans  lea  forteressea.  Les  cbevaux  pour  rartillerie 
et  le  train  de  vivre  sont  tout  prets  et  peuvent  venir  au  rendez-vous  au 

1)  Vgl.  Nr.  131.  131  a.b.         2)  Vgl.  S.  431.         3)  Vgl.  S.  431  Anm.  6. 
4}  Vgl.  S.  431  Anm.  7. 

5)  Versammlungsort  des  Reservecorps,  dessen  Bildung  König  Friedrich  am 
25.  Juni  1756  angeordnet  hatte.  Vgl.  P.  C.  XII,  403;  Theil  I,  Nr.  99.  Vgl.  S.  432. 

6)  Eine  irrige  Nachricht.  Es  handelt  sich  um  1000O  Mann  unter  dem  Ober- 
befehl des  Erbprinzen  Ludwig  von  Hesscn-Darmstadt. 

7}  Vgl.  die  Mobilmachungsordro  vom  25.  Juni  1756,  Theil  I,  Nr.  99. 
8)  Eine  irrige  Nachricht.         9)  Vgl.  S.  VA2. 

26* 


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436  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1750  premier  ordre  qui  en  sera  donne'1).  On  est  actuellement  occupe*  ä  choisir 
les  valets  de  l'artillerie  et  pour  Ie  traio  de  vivres2),  pour  lesquels  on  tra- 
vaille  incessamment  k  10GS  paires  de  bottes.  Le  regiment  de  Münchow- 
infanterie  est  sorti  le  20  de  Bes  quartiere  ä  Brandebourg3),  avec  ordre  de 
se  replicr  sur  Magdebourg,  oü  il  s'assemblera  un  gros  corps  d'arme'e3)  qui 
pourrait  bien  6trc  commandc  par  le  Roi  en  personne,  qni  anra  le  Prince 
de  Prnsse  et  le  margrave  Charles  sons  ses  ordres.  Ce  corps  sera  de 
donble  «sage,  soit  qne  le  besoin  l'exigeät  pour  sontenir  les  desseins  du 
Roi  sur  la  Boheme,  soit  pour  observer  la  France,  anquel  cas  cette  armee 
se  rtSunirait  avec  le  petit  corps  a  Minden,  corapose"  des  rlgiments  de  la 
Westphalie  pour  se  porter  plus  vers  les  frontieres  du  pays  de  Cleves. 

>Le  lieutenant-g£ne*rnl  de  Winterfeldt  est  parti,  disait-on,  pour  la 
Sile"sie3),  afin  d'y  veiller  sur  les  dispositions  quo  notre  cour  fait  actuelle- 
ment en  Moravie  et  en  Bohfime.  II  part  pour  la  meme  province,  ainsi  que 
pour  la  Pruase,  la  Pomeranie  et  le  Magdebourg  une  quantite*  prodigieuse 
des  mnnitions,  dans  lesquelles  aussi  les  6000  caisses,  remplies  de  poudre 
et  des  cartouches,  dont  j'ai  fait  mention  dans  ma  relation  snb  No.  33  *), 
ont  et<5  reparties.  Le  lieutenant-colonel  Balbi  est  parti  pour  Cöslin5),  afin 
d'y  tracer  le  camp.  En  un  mot,  tout  le  militaire  est  en  mouvement  et 
les  dispositions  sont  telles  qu'on  devait  regarder  une  rupture  comme 
inevitable,  si  la  ruflexion  que  quelques  voisins  du  Roi  se  trouvent  egaleuient 
en  bonne  posture,  et  quo  la  Situation  des  affaires  est  tres  differonte  de 
celle  de  l'annee  1749°),  ne  la  rendait  douteuse  encore. 

»L'augmcntation  de  larmee  est  un  autre  article  qu'on  presse  avec  ar- 
deur,  et  quoiqu'on  diso  qu'elle  ira  en  tout  ä  30  000  liommes,  il  est  cer- 
tain  qu'ä  präsent  on  est  principalement  occupe'  ä  former  un  nouveau  ba- 
taillon  pour  le  regiment  du  prince  de  Hesso  et  8  pour  les  quatre  rägiments 
de  garnison  Blanckensee,  Lattorff,  Lange  et  Röder"),  dont  le  premier  est 
en  Sitesie,  les  deux  suivants  dans  la  Marche  de  Brandebourg  et  le  qua- 
trieme  en  Prusse  oü,  comme  on  dit,  le  commandement  des  troupes  pourrait 
6tre  confe'rc'  au  mare'chal  Keith'*). 

»Pour  faciliter  toutes  ces  levees,  tous  les  rdgiments  de  l'infanterie 
ont  ordre  de  ceder  une  parüe  de  leurs  surcomplets9),  afin  d'avoir  un  bon 
pied  des  troupes  exercles  pour  les  nonveanx  bataillons  qu'on  est  sur  le 
point  de  former. 


1)  Vgl.  S.  431  f. 

2)  Es  kann  sich  nur  um  das  Reservecorps  des  Erbprinzen  von  Hessen- 
Darrastadt  handeln.         3)  Eine  irrige  Nachricht        4)  Vgl.  Nr.  131. 

5)  Vielmehr  nach  Hornburg,  vgl.  S.  431  Anm.  8. 

6)  Vgl.  Koser,  KOnig  Friedrich  der  Grosse  I,  459. 

7)  Vgl.  S.  431.  Das  alte  Regiment  Röder  helsst  z.  Z.  Sydow. 

8}  Vielmehr  ist  Feldmarschall  Lehwaldt  Commandern*.  Vgl.  P.  C.  XII,  448  ff. ; 
Theil  I,  Nr.  90.         9)  Eine  irrige  Nachricht. 


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175G  Juni  29. 


437 


»Concernant  de  la  cavalerie,  on  apprend  qu'inde'pendamment  de  2000  I"ö6 
houssards  qu'on  veut  former  de  suite,  le  Roi  diait  en  negociation  avec  la  ^uui 
maison  de  Württemberg  qui  doit  faire  la  levee  des  deux  regiments  de 
cavallerie  dans  ses  propres  £tats  pour  le  Service  da  Roi1). 

>On  continue  d'assuror  que,  des  le  premier  de  juillet,  toute  l'armee 
aura  le  pain  gratis  et  que  les  officiers  subalternes  auront  deux  dcus 
d'augmentation  par  mois  moyennant  lcsquels,  joints  ä  un  soulagement 
separe'  que  le  Roi  veut  accorder  aux  capitaines,  ceux-ci  seront  Obligos  de 
fournir  la  table  aux  trois  ofßciers  qu'ils  out  sous  leurs  ordres1).« 


135.  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr. 488  ff ol.  1315].  Wieu,  29.  Juni  1756.  Juni  29 

W.  K.  A.  Nach  der  Urschrift. 

>  Herzog  Carl  zu  Lothringen,  die  allenfällige  Augmentir-  und  Ergän- 
zung des  Anhalt-Zerbstischen  Regiments  auf  1000  Mann  und  so  viele 
Pferde,  dann  die  Verabreichung  deren  hierzu  erforderlichen  Gelder  sowohl 
als  Bestreitung  derenselben  Verpflegung  aus  der  niederländischen  Kriegs- 
cassa,  und  [dass]  die  abgängige  Mannschaft  nicht  in  herausigen  Landen,  son- 
dern im  römischen  Reich  und  zwar  in  Schwaben  und  Franken  angeworben, 
Leute  und  Pferde  auch  nicht  durch  Particularweiber  und  Entrepreneurs, 
sondern  vom  Regiment  Selbsten  durch  eigene  Oommandirte  beigeschaffet 
werden  müssten,  betreffend.« 

136.  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr. 489  [fol.  1316].  Wien,  2u.  Juni  175c.  j„ni  20 

W.  K.  A.   Nach  der  Urschrift, 

»Lyndon  General,  die  allenfallsige  Angmentirung2)  des  modenesischen 
Dragonerregiments  auf  817  Mann  und  so  viele  Pferde,  dann  die  Verab- 
reichung deren  hierzu  erforderlichen  Geldern  sowohl  als  Bestreitung  deren- 
selben Verpflegung  aus  der  italienischen  Kriegscassa,  und  dass  die  ab- 
gängige Leute  nicht  in  herausigen  Landen,  sondern  im  römischen  Reich 
und  zwar  in  Schwaben  angeworben,  Leute  und  Pferde  auch  nicht  durch 
Partieularwerber  und  Entrepreneurs,  sondern  vom  Regiment  selbsten  durch 
eigene  Oommandirte  aufgebracht  und  beigeschaffot  werden  mflssten,  be- 
treffend.« 


1)  Eine  Irrigo  Nachricht.         2)  Vgl.  Nr.  ti  und  135. 


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438  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Kriegos. 

1756        137.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  Wien,  30.  Juni  175«. 

Juni  30 

Nach  dem  Eeinconcept.   Vgl.  Lehmann  Iis  f;  Nande-,  Boitrtgo  I,  «tt  f. 

Zuversicht,  bei  schleuniger  Entschliesmng  Frankreichs  die  günstige  Stimmung 

in  Russhnd  erhalten  zu  können. 

Es  werde  ihm  eine  Depesche  Esterhasys J)  übersandt,  »woraus  Du 
fordersamst  bemerken  wirst,  dass  der  russische  Hof  in  seiner  vergnüg- 
lichen Gesinnung  und  Kriegsveranstaltungen  eifrigst  fortfahre,  dem  eng- 
lischen Bottschafteren  seine  wahre  Absichten  fernerweit  zu  verbergen 
suche  und  sich  in  solchen  Umständen  befinde,  welche  nicht  leicht  be- 
sorgen machen,  dass  die  seiter  der  Oommunication  Unsere  Defensivtractats 
verdoppelte  englische  Bearbeitungen  und  Geldversprechen  die  abgezielte 
Wttrknng  erreichen  werden.  .  .  . 

»Nicht  weniger  ist  Uns  vergnüglich  zu  vernehmen  gewesen,  dass  der 
russische  Hof  die  erste  Nachricht,  wie  nämlichen  mit  den  Kriegsoperationen 
gegen  Preussen  noch  in  diesem  Jahr  den  Anfang  zu  machen  nicht  leicht 
möglich  sein  dürfte,  besser  anfgenommen,  als  seithero  zu  vermuthen  ge- 
standen, da  der  ernannte  Hof  bereits  alle  Veranstaltung  zur  Versammlung 
einer  zahlreichen  Armee  vorgekohret,  ein  Gampoment  bei  Riga  angeordnet, 
die  Flotte  und  Galeeren  zum  Auslaufen  in  fertigen  Stand  gesetzet  und 
hierauf  grosse  Kosten  verwendet  hat,  auch  fernerweit  zu  den  bevorstehenden 
Winterquartieren  in  dem  eigenen  Lande  und  zwar  nah  an  den  Grenzen 
verwenden  muss. 

»Je  weniger  aber  die  dortige  Finanzien  dergleichen  Ausgaben  ohne 
fremde  Beihülfe  in  dio  Länge  bestreiten  können,  um  so  mehr  sind  Wir  in 
Sorgen  gestanden'2),  dass  der  russische  Hof  über  den  Aufschub  der  Ope- 
rationen ermüden  und  sich  verleiten  lassen  dörfte,  aus  Begierde  zum  Geld 
in  die  englische  Absichten  endlich  einzugehen  und  andurch  nicht  nur 
das  geheime  Geschäft  gänzlich  zu  vereitelen,  sondern  auch  die  Krön  Frank- 
reich durch  eine  namhafte  Truppenabgab  in  nicht  geringe  Verlegenheit 
zu  setzen. 

»Ob  nun  zwar  diese  Beisorge  noch  nicht  völlig  gehoben  ist  und  auch 
für  das  künftige  alle  Aufmerksamkeit  verdienet,  so  ist  sie  doch  bei  Uns 
merklich  verminderet.  Und,  wann  noch  in  Zeiten  die  geheime  Abrede 
zwischen  Uns  und  Frankreich  erfolgen  sollte,  so  dörfte  nicht  allzu  schwer 
fallen,  den  russischen  Hof,  ohngeachtet  aller  englischen  Bemühungen,  in 
seinem  dermaligen  systemate  zu  erhalten  und  sehr  nutzlich  zu  gebrauchen. 
Nur  muss  sich  hierauf  nicht  zuviel  verlassen,  noch  ihm  zum  Unwillen 
Anlass  gegeben,  noch  auch  mehrers  zugemuthet  werden,  als  mit  seinem 
eigenen  Staatsinteresse  vereinbarlich  ist.  Wie  sich  dann  das  französcho 
Ministerium  gar  sehr  in  seiner  Rechnung  betrügen  dörfte,  wann  es  die 
Absicht  führen  sollte,  auch  ohne  Unser  Vorwissen  und  Mitwürkung  etwas 

1)  Vgl.  Nr.  III.         2;  Vgl.  Nr.  115. 


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1756  Juni  30  —  Jali  1. 


43» 


vollkommenes  mit  Russland  zu  Stand  zu  bringen  !),  da  Wir  auf  den  er-  1756 
nannten  Hof  als  Unseren  wahren  und  natürlichen  Alliirteu  in  Ansehung 
des  Königs  in  Preussen  und  der  Pforten,  wo  nicht  vollkommen,  jedoch 
mehr  als  alle  andere  Mächten  zählen  können       .  .  . 

Auch  in  Spanien  dürfte  Frankreich  ohne  österreichische  Vermittlung 
kaum  seine  Absichten  erreichen3). 


138.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr. 509  [fol.1323].  Wien,  30.  Juni  1756.  Juni  ao 

W.  K.  A.   Nach  der  Urucbrift. 

>Andlau  General,  Bohn  General,  dass  der  Oberstuckhauptmann  Alfson 
nacher  Olmütz,  um  die  Eintheilung  des  dahin  Iransportil  ten  und  weiters  nach- 
folgenden Artilleriegesohützes4)  zu  regnliren,  auch  deren  dazu  erforder- 
lichen Requisiten  halber  die  nöthige  dispositiones  zu  treffen  und  respectu 
dessen,  so  daran  allda,  dann  zu  Brünn  und  in  dasigen  Gegenden  zu  be- 
kommen, vorläufige  Versicherung  anzukehren  abgeschickt  werde,  mithin 
selbem  hierzu  sowohl  in  Brünn  von  ihme,  Andlau,  alle  Assistenz,  als  in 
Olmtttz  von  dem  Pretton  zu  leisten  seie.« 


139.  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  545  [fol.1334].  Wien,  30.  Juni  1756.  Juni  30 

W.  K.  A.  Nach  der  IJrwhrift.   Vgl.  Nsudd,  Ikihlße  I,  fil  Anni.  S. 

»Browne  General,  erstattet  dessen  gutachtlichen  Bericht  über  die  von 
denen  Juden  Lew,  Beer,  Isaac  und  Moyses  Nathan  vor  die  gesambte 
Cavallerieregimenter  in  Comothan  gestellt  wordene  Rimonta,s),  und  beson- 
dere respectu  deren,  so  davon  in  Böheim  gelegene  derlei  derlei  Regimenter 
Hohenembs,  Erzherzog  Joseph  und  Batthyany  betreffen,  cum  annexu,  dass 
die  ausländische  Infanterieregiments-Commandirte  mit  ihrer  Rccrutcnflber- 
nahme  bereits  fortig,  die  Regimenter  Harrach,  Leopold  Dann  nnd  Browno 
gleichfalls  den  Rückmarsch  angetretten ,  die  Ahrenberg-  und  Teutscbmeiste- 
rische  Commandirte  aber  ebenfalls  ehigtons  abgefertiget  werden  dürften,  und 
dass  überhaupt  die  gestellte  Recruten  hübsche  und  diensttaugliche  Leute 
wären,  betreffend.« 

140.  Stemberg")  an  Kaunitz.  Dresden,  1.  Juli  1756.  Praes.  p.  Expr.  Juli  l 
4.  Julii  1756. 

Nach  dor  Urschrift. 

Furcht  in  Sachsen  vor  einem  prettssinchen  Überfall. 

...  »Die  aus  Berlin  und  der  dasigen  Nachbarschaft  eingehende  Nach- 
richten werden  immerzu  bedenklicher,  maassen  selbige  von  nichts  als 

1)  Vgl.  Nr.  111.  2)  Vgl.  S.  407  f.  3)  Vgl.  S.  293.  401.  403.  4)  Vgl.  Nr.  122. 
5)  Vgl.  S.421  Anna.  3.   6)  Österreichischer  Gesandter  am  chursächsischen  Ilofe. 

- 

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440  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  denen  ausserordentlichen  Kriegsanstalten  des  Königs  in  Preussen,  Marches 
rul1  1  deren  Truppen  und  verschiedentlich  zu  errichtenden  Lagern1)  Meldung 
thuen,  welches  dann  den  hiesigen  Hof  in  nicht  geringe  Unruhe  setzet, 
wessentwegen  der  Herr  Premiorministre  Graf  von  Brühl  gestern  Gelegenheit 
genommen,  mir  in  einer  Unterredung  weitläufig  vorzustellen,  wie  dass,  ob- 
wohlen  man  nicht  eigentlich  wissen  könnte,  ob  vom  König  in  Preussen 
diese  Veranstaltungen  etwan  aus  Forcht,  von  anderen  in  seinen  Landen 
überfallen  zu  werden,  mithin  nur  zur  Vorsorge,  oder  aber  in  der  Absicht, 
andere  zu  überfallen,  vorgekehret  würden,  welch  letzteres  dannoch  um  so 
ehender  zu  verrauthen  wäre,  als  dessen  Armee  ohnehin  dergestalten  ge- 
magert und  mit  allem  Notwendigen  versehen,  dass  er  einen  ihn  anfallenden 
Feind  abzuhalten  allerzeit  im  Stand  seie  und  derentwegen  so  ausserordent- 
liche Demarchen  und  Kösten  annoch  ersparen  könnte,  und  da  noch  tiber- 
deme  im  Preussischen  die  Rede  gehe,  als  ob  besagter  König  abermalen 
einen  Einfall  in  Böhmen  zu  thuen  Willens  wäre,  so  hielte  er,  Graf  von 
Brühl,  darfür,  derselbe  mögte  hierbei  das  eine  oder  das  andere  in  Absicht 
führen,  es  wäre  denen  Regulen  der  Klugheit  allerdings  gemäss,  dass  die 
Benachbarte  auf  guter  Hut  seien  und  wider  allen  zu  besorgenden  feind- 
lichen Überfall  mit  einander  die  nöthige  Mcsures  nehmeten,  und  gleichwie 
des  Königs  in  Polen  M.  in  Gefolg  zwischen  ihnen  und  I.  K.  K.  M.  be- 
stehenden Tractaten  so  bereit  als  verbunden  wären,  im  Fall  die  K.  K. 
Erblanden  vom  König  in  Preussen  feindlich  überfallen  werden  sollten, 
Allerhöchstderoselbe  aus  allen  Kräften  beizustehen,  also  verseheten  Höchst- 
diesclbe  von  I.  K.  K.  M.  sich  eines  reeiproci.  Alldieweilen  aber  bei  einem 
solchen  Einfall  die  hiesige  Landen  am  nahsten  gelegen  und  die  preussische 
Armee  hierdurch  abermalen  ihren  Marche  nehmen  dörfte,  so  wäre  noch 
die  Frage,  ob  dahier  proussischer  Seits  deshalb  angefraget  und  requiriret 
werden  oder  aber  ohne  Anfrage  sich  der  Weg  von  selbst  gebahnet  werden 
würde?«  .  .  . 


Juli  l        141.   Puebla  an  Kaunitz.   Berlin,  l.  Juli  1756. 

Nach  der  Uracbrift. 

Pretuiüche  Truppenbewegungen. 

»Je  ne  differe  pas  d'informer  V.  Exc.  par  M.  le  comte  de  Sternberg 
qu'on  conformite'  de  ma  .  .  .  relation  d'avant-hier ')  le  regiment  de  Württem- 
berg s'est  mis  ce  matin  en  marche  avec  tous  les  sumume'raires  et  sur- 
complets  et  avec  un  train  de  30  canons  de  campagne.  On  dit  gtfndralement 
que  la  marche  va  ä  Cöslin  en  Pome*ranie,  oü  le  regiment  de  Münchow, 
sorti  de  ses  quartiers  ä  Brandebourg  le  26 2),   celui  de  Francois  de 


1)  Vgl.  Nr.  134.        2)  Eine  irrige  Nachricht,  vgl.  S.  430. 


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1756  Juli  1. 


441 


Bronns  vic,  sorti  hier  de  Königsberg  dans  la  Marche  *),  ainsi  que  le  bataillon  1^6 
de  Kahldcn  de  Treuenbrietzen  se  rendent  egalement '). 

>Le  rlgiment  de  Württemberg  escorte  la  caisse  militaire,  destinee  pour 
lo  Corps  de  Oöslin 2),  mais,  jusqn'  ä  präsent,  on  n'a  rien  appris  oncore  da 
de*part  da  commissariat  de  guorre  ni  des  dquipages  du  Roi.  Un  moment 
apres  la  sortie  de  ce  rögiment,  celui  du  Prinee  de  Prusse-infanterie,  ce 
Prince  ä  la  töte,  entra  ici3)  sur  le  pied  complet  avec  plus  de  70  hommes 
des  surnumeraires. 

»Jusqu'  ä  cette  beure  aueun  autre  regiment  de  cette  garnison  n'a 
ordre  positif  pour  la  marche,  n'ayant  quo  celui  de  se  tenir  prßt  ä  so 
pouvoir  mettre  en  marche  au  premier  ordre  qui  pout  venir  d'un  moment 
ä  l'autre4). 

»On  est  dans  un  ötonnement  göneral  de  ces  dispositions  et  le  plat 
pays  s'en  plaint  amerement;  il  en  souftre  le  plus,  parcequ'  ä  la  prochaine 
re*colte  les  congddies  et  les  dix  hommes  de  surcomplets  par  compagnie 
qui  restent  dix  mois  de  l'annee  ä  la  campagne,  lui  manqueront  pour  le 
travail. 

»En  attendant,  on  voit  arriver  de  tous  cötes  les  chevaux  pour  l'ar- 
tillerie  et  pour  le  train  de  vivres,  on  travaille  ä  force  ä  l'habillement  des 
Stück-  und  Fuhrwcscnskncchtc.  Le  Roi  donne  de  l'argent  aux  gäne'raux 
et  officiers  pour  s'öquiper 4),  et  on  observe  qu'il  le  fait  avec  plus  do  g£- 
ne'rosite  que  jamais,  pour  faire  voir  que  l'argent  ne  manque  pas.  En  un 
mot,  tout  est  tellement  en  mouvement  qu'on  devrait  en  infärer  une  rupture 
ouverto  avec  quelqu'un  des  voisins  ou,  au  moins,  un  Systeme  de'cide'  de  les 
intimider  par  des  differents  corps  d'observation  tres  redoutables5).  Celui 
qui  s'assemble  ä  Cöslin,  n'est  non  seulemeut  pour  observer  les  Kusses, 
mais  aussi,  comme  on  dit,  pour  intimider  la  Suede  et  pour  la  dätourner 
de  l'accession  au  nouveau  traite*  de  LL.  Ms.  Imps.  et  T.  C.c  ... 


142.  F.  M.  L  Frh.  v.  Hinderer  an  Fürst  Piccolomini.  Troppau,  Juli  l 
1.  Juli  175C. 

W.  K.  A.    Nach  der  Urschrift.    Vgl.  Naudtf,  ISeitrüge  I,  Vitt.;  Ko„or  11,  27;  Hcigel  I,  Ii. 

»Da  ich  sicher  benachrichtiget  worden,  wie  dass  gestern  in  Glogau 
zweio  Estanetten  eingelaufen,  wo  die  Cavallerie  von  dannen,  Ratibor,  Neu- 
stadt und  deren  Orten  beorderet  worden,  mit  Sack  und  Back,  ausgeschrie- 
benen Artilleriepferden  und  allen  Zugehör  heute  noch  oder  morgen  aufzu- 
brechen, und  sich  bei  Schweidnitz  zu  versammblen  6),  von  wannen  man  muth- 

1)  Vgl.  Ordre  vom  25.  Juni  1756.   P.  C.  XII,  463  ;  Theil  I,  Nr.  99. 

2)  Vgl.  P.  C.  Xin,  5;  Theil  I,  Nr.  99.         3)  Vgl.  S.  435. 
4)  Eine  irrige  Nachricht.         5)  Vgl.  S.  435. 

6)  In  dieser  Form  eine  irrige  Nachricht.   Zu  Grunde  liegt  wohl  P.  C.  XII. 
463.   Vgl.  Naude,  Beiträge  I,  41  Anm.  1 ;  Theil  I,  Nr.  100. 


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442  Österreichische  Acten  eur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Kritges. 
1756    maassot.  in  Böheim  einzufallen  der  Gedanken  seie,  so  habe  nicht  versäumen 

f  11  Iii 

wollen,  solches  Ew.  FQrstl.  Gnaden  durch  eine  staffetta  zu  berichten,  um 
den  nöthigon  Gebrauch  davon  machen  zu  können.  Ich  habe  diese  Nacht 
nachor  Ratibor  einen  Vertrauten  geschicket,  um  was  fttrlässliches  wegen 
diesen  Abmarsch  zu  hören,  bitto  auch  von  Ew.  Fttrstl.  Gnaden  in  ereig- 
nenden Zufallen  meines  Verhalten  halbers  den  Befehl,  da  hierum  überall 
alles  offen,  und  ausser  ihren  gewöhnlichen  scharfen  Schüssen  die  Truppen 
nicht  die  geringste  Munition  haben1).«  .  .  . 


Juli  3        H3.   Puebla  an  Kaunitz.   Berlin,  3.  Juli  1756. 

Nach  dir  Urschrift.    Vgl.  Nau.lv,  Beträge  I,  It. 

lYomische  Rüstungen. 
-Lea  dispositions  militaires  dont  j'ai  parld  dans  quatre  rapports  con- 
sdeutifs2),  vont  lc  memo  train,  ä  fexception  que  de  cette  garnison,  depuis 
la  sortie  du  regimont  de  Württemberg,  aueune  autre  n'a  bonge,  qui, 
cependant,  ä  ce  qui  scmblc,  so  tiennent  prets  a  marcher  au  premier  ordre. 
J'apprends  qu'en  Silesie  tout  doit  etre  tranquillo  oncore,  ainsi  que  du  cote* 
de  Magdcbourg,  quoiqu'il  roste  certain  que  cos  deux  camps  auront  lieu3). 
Pre'sentement,  il  y  a  seizo  regiments  en  mouvomont4),  qui  tous  vont  ä 
Cöslin.  Ici,  il  entre  nombre  de  chovaux  d'artillcrie  et  du  train,  des  vivres ; 
il  va  dojä  ä  plusicurs  centaines,  et  on  presumc  que  le  G  du  courant  il 
partim  un  nouveau  train  d'artillcrie  pour  Cöslin.  La  Spree  est  couverte 
des  bateaux  qui  transportent  des  munitions  en  Sildsie,  Prussc,  Pomdranie 
et  ä  Magdcbonrg.  En  ville,  on  prend  les  garcons  de  mdtiers  dos  bouchers 
et  des  brasscurs.  capables  ä  porter  les  armes,  de  force;  on  leur  donne 
quatre  ecus,  et  on  les  transporto  d'abord  ä  leurs  regiments  respectifs  5). 
En  attondant,  il  parait  qne  le  dessein  principal  est  d'obscrver  la  Russie 
et  d'ompecher  la  Suede  qu'elle  n'aecede  pas  au  nouveau  trait(?c).« 

Juli  3        144.  Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  3.  Juli  175«.  Praes.  n.  Juli  1756. 

Nach  der  1'rHchrift.  Vgl.  Bror,  M.l.Ö.O.  XII,  117.  150  ff.;  Waddington,  ltenversetoent  mff.; 
t.  Ariii'tli  IV,  .na  f.;  Heer,  II.  Z.  27,  :sll;  Hanke  201;  Naude,  Bcitrigo  1,70;  II,  213. 

Berichtet  Uher  die  dem  We*en  nach  durchgesetzte  1.  ^conditio  sine  qua  non*  und 

die  Aus/iichten  bezüglich  der  anderen. 

.  .  .  »J'avais  prdvu  d'abord7)  .  .  .  toutes  les  difficnlte's  que  rencontrerait 
la  demande  prdliminaire  que  j'ai  ete"  Charge*)  de  faire  ä  cette  cour,  d'une 

1)  Diese  Nachricht  wurde  durch  Freiherrn  von  Andlau  in  Brünn  am  2/3.  Juli 
1756  Nachts  lu»/4  Uhr  mit  Staffctto  an  den  Hofkriegsrath  nach  Wien  und  an  den 
Fürsten  Piccolomini  iu  Prag  weitergesandt.  Die  Empfangsbestätigung  seitens 
dos  Hofkriogsraths  ist  datirt  Wien,  6.  Juli  1756.  [W.  K.  A.] 

2)  Vgl.  Nr.  131.  131a.  b.  134.  141.         3j  Vgl.  S.  435. 

4)  Eine  irrige  Nachricht.  Vgl.  S.  435  Anm.  5.  5)  Eine  irrige  Nachricht. 
6)  Gemeint  ist  der  Vertrag  von  Versailles.     7j  Vgl.  Nr.  133.     6)  Vgl.  S.  398  f. 


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1756  Juli  I  —  Juli  3. 


443 


d£claration  formelle  au  sajet  de  notre  premicre  condition  sim  rfua  non. 
J'ai  cra  que  le  seul  moyen  de  rcjussir  dans  co  point  si  importaut,  mais  en 
m€me  temps  si  dölicat,  serait  de  faire  connaitre  aux  ministres  du  Roi  T.  0. 
que  j'avais  un  ordre  absolu ')  de  ne  m'ouvrir  sur  la  totalis  des  conditions 
que  ma  cour  proposait  ä  celle-ci  que  quand  j'aurais  obtenu  ladite  decla- 
ration  formeile,  äcrite  ou,  du  moins,  signöe  de  la  main  propre  du  Roi,  ot 
que  .  .  .  (autrement)  je  ne  pourrais  pas  aller  un  pas  en  avant.  sans  demander 
de  nouveaux  ordres.« 

Er  habe  sehr  wohl  bemerkt  >combicu  Ton  avait  d'impatience  de 
savoir  au  plus  töt  quelles  dtaient  les  conditions  que  nous  proposions,  et  de 
s'assurer  promptement  de  tous  les  avantagos  que  Ton  se  flatte  d'obtenir.« 
Er  habe  alles  gethan,  um  die  französische  Zustimmung  zur  orsten  Con- 
dition zu  erwirken.  »Nous  avons  eu,  l'abbe*  de  Bernis  et  moi,  quatre 
Conferences  cons^cutives,  de  cinq  ä  six  heures  chacune,  sur  co  seul  objet. 
Des  la  premiere,  nous  avons  6t6  d'accord  ponr  le  fond,  c'est  ä  dire  qu'il 
ro\*i  ddclare  positivement  que  le  Roi  consentirait  a  toute  la  substance  de  la 
condition  sine  qua  non,  et  qu'il  promettait  de  la  faire  compreudro  dans  le 
traitö  ä  reMiger2).    Toute  la  difficulte  n'a  roulc*  que  sur  la  forme.« 

Aller  Anstrengungen  ungeachtet  habe  er  die  förmliche  Declaration  in 
der  gewünschten  Form  nicht  erhalten  können.  Endlich  habe  man  ihm 
eine  schriftliche  Erklärung  im  Namen  des  Königs  überreicht3),  die  er  nach 
mehrtägigem  vergeblichen  Weigern  schliesslich  habe  annehmen  müssen: 
In  dieser  erörtere  man  zunächst  die  Gründe  für  die  Ablehnung  des  öster- 
reichischen Ansinnens  und  »renouvelle  en  mßme  temps  l'offre  de  commenccr 
par  arrßter  et  signer  un  articlo  ä  inserer  dans  le  traite  a  conclure,  par 
lequel  il  soit  arrßto"  que  les  cessions  k  faire  de  la  part  de  8.  M.  l'Impe'- 
ratrice  -  Reine  n'auront  Heu  qu'aprfcs  le  recouvrement  de  toute  la  Silösie 
et  du  comte"  de  Glatz  et  lorsque  LL.  Ms.  Imps.  seront  parvenues  k  la 
possession  tranquille  et  avouee  desdits  Etats,  et  qui  enfin  dit  en  termes 
pre*cis  .  .  .  qu'il  est  equitable  que  la  cession  des  Pays-Bas  dopende  du 
recouvrement  et  de  la  possession  paisible  et  entiere  de  la  Silesie  et  qu'il 
est  juste  et  raisonnable  que  LL.  Ms.  Imps.  obtiennent  sur  l'objet  de  la 
declaration  demandde  les  süretes  qu'elles  exigent.  * 

Angesichts  dieser  Erklärung,  welche  die  österreichische  Besorgniss, 
dass  Frankreich  eventuell  auch  ohne  die  Rückkehr  Schlesiens  unter  die 
kaiserliche  Herrschaft  die  Niederlande  erwerben  wolle,  zerstreuen  und  da- 
mit zugleich  auch  den  Grund  für  die  Aufstellung  der  ersten  Condition  hin- 
fällig machen  müsse,  habe  er  sich  im  Gegensatz  zu  seiner  früher  ab- 
gegebenen Erklärung4)  entschlossen,  mit  den  übrigen  conditionüms  srinr  quibtus 
non  hervorzutreten.    Denn  »le  point  essenliel«  sei  nach  seiner  Ansicht 


1)  Vgl.  S.  399.         2)  Vgl.  8.  434.        3)  Vgl.  Nr.  144  c.      4)  Vgl.  Nr.  133. 


444  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756   nunmehr  so  erledigt  »que  noos  avons  tont  Heu  d'etre  entierement  tran- 

'uli  3      ....      ,        .  . 

quilhses  a  cot  egard.<  .  .  . 

»Je  lui1)  dis  qu'il  ne  pouvait  etrc  question  d1abord  que  de  Celles 
(conditious)  qui  concernaicnt  la  possibilite"  de  notre  entreprise,  vu  qu'il 
eHait  inutile  de  traiter  des  convenances,  avant  que  de  savoir  a  quoi  s'en 
tenir  au  sujet  de  la  possibilitd.  J'ajoutai  en  gros  que,  quoiquo  LL.  Ms. 
Imps.  n'eussent  jamais  compte"  de  so  ddterminer  ä  l'entreprise  projetee,  San» 
etrc  aasurcos  du  concours  de  la  France  et  d'un  dödommagement  convenable 
pour  les  sacriGces  qu'elles  auraient  a  fairo,  elles  etaient,  ndanmoins,  k 
present  encore  plus  que  jamais  decidöes  de  ne  so  pretcr  ä  des  sacrifices 
boaucoup  plus  grands  que  ccux  sur  lesquols  elles  avaient  compte"  d'abord, 
qu'au  moyen  d'un  concours  beaucoup  plus  grand  et  plus  cffieacc  de  la 
part  do  la  France  et  de  dcclommagements  bien  plus  considerables  que  ceux 
dont  il  avait  6t6  question  dans  le  commencement. 

»Je  le  fis  enauite  convenir  par  avance  de  toutes  les  propositions  ge- 
niales sur  losquellcs  se  fondcnt  les  conditions  que  j'avais  ä  lui  proposer, 
savoir:  que,  pour  obtenir  de  grands  avantages,  il  faut  de  grands  efforta; 
que,  qui  veut  bien  sincerement  la  chose,  veut  aussi  les  moyens  qui  y  con- 
duisent;  que,  quand  on  cberche  des  avantages  en  commun,  il  faut  aussi 
s'expoaer  aux  risqnes  et  aux  peines  etc.  Je  parlai  tres  fermement  sur  la 
decision  oü  etaient  LL.  Ms.  Imps.  de  faire  de  leur  cöte"  tout  ce  qui  ötait 
en  elles  pour  la  reussite  de  notre  grand  ouvrage,  pourvu  que  la  France 
fit  aussi  pour  sa  part  des  efforts  proportionne's  ä  la  grandeur  de  l'entreprise 
et  des  avantages  qui  lui  en  reviendraiont,  que,  si  eile  ne  se  prötait  pas  ä 
ce  point,  LL.  Ms.,  contentes  d'avoir  rcussi  dans  le  premier  objot  qu'elles 
s'ötaient  propose'es,  en  etablissant  une  amitid  et  une  union  parfaitc  avec  le 
Roi  T.  C,  abandonneraient,  sans  balancer,  leur  second  point  de  vue  et 
n'insisteraient  pas  davantage  sur  une  chose  qui  ne  pouvait  se  faire  que 
d'un  commun  concert  et  avec  un  desir  <Sgal  des  deux  parts  de  reussir 
promptement.  J'ajoutai  encore  diffe'rents  autres  raisonnements,  dont  je  ne 
ferai  pas  ici  la  repe'tition,  ainsi  quo  de  tons  les  discours  dont  j'ai  aecom- 
pagne*  le  detail  de  mos  propositions;  ce  sont  toutes  choses  connues,  redites 
et  dont  la  plupart  m'ont  6t6  suggärees  par  les  ordros  qui  me  sont  parvenus 
depuis  quelque  temps.  Je  crois  avoir  dit  tout  ce  qu'il  fallait,  et  de  la 
facon  qu'il  le  fallait.  J'ai,  neanmoins,  evitd  bien  soigneusoment  d'en  dire 
trop  et  de  toucher  differents  articlcs  dont  il  ne  devra  ctre  question  que 
quand  les  väritables  aentiments  de  la  France  seront  bien  ä  däcouvert  au 
moyen  des  reponses  qu'elle  fera  ä  nos  präsentes  propositions. 

»J'ai  räduit  les  six  conditions  sim  quibus  non2)  au  nombre  de  quatre, 
afin  de  ne  pas  effrayer  cotto  cour  par  un  trop  grand  nombre  de  demandes 
faites  k  la  fois.    Gomme  la  premiere  des  six  a  fait  l'objet  d'une  negociation 


1)  Bernis.         2)  Vgl.  S.  398  ff. 


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1756  Juli  3. 


445 


präliminaire,  eile  a  eHä,  par  lä,  säparee  des  autrea,  et  je  n'en  ai  plus  fait  1756 
mention.  Des  cinq  qoi  restaient,  j'en  ai  compoae*  quatre  et  je  lea  ai  pro- 
posd  dans  Vordre  et  la  forme  que  V.  Exc.  verra  marqnge  aar  la  feuille 
ci-jointe  au  No.  4  Je  n'ai  pas  donne  ni  mßme  laiaae*  prendre  de  copie 
do  cette  feuille,  mais  j'ai  dü  consentir  que  1'abbe*  de  BerniB  prit  note  de 
ce  que  je  lui  diaais,  tu  qu'il  eüt  dte*  autrcment  impoaaible  qu'il  se  füt 
souvenu  du  total  du  contenu  des  propositions.  Oes  quatre  conditions 
resteront  dorlnavant  dans  le  mßme  ordre,  et  toutes  les  fois  que  j'en  ferai 
mention,  ee  sera  dans  cette  conformite'.  Apres  avoir  acheve*  l'exposö  de 
ces  conditions,  ainsi  que  des  motifs  que  nous  avions  ponr  les  dumander, 
et  de  cenx  qui  devaient  engager  la  France  ä  y  consentir,  j'ajoutai  ä  tont 
ce  detail  celni  des  e*claircissements  aux  cinq  points  sur  lesquels  la  France 
avait  d^claro  dans  sa  re*ponse  du  1.  de  mai2)  avoir  besoin  d'nne  plus  ample 
Information3).  Je  ne  fis  nulle  mention  encore  de  ce  que  j'avais  eu  ordre 
de  repondre  ä  la  3iÄmo  qui  concerne  les  places  de  aüretä;  je  dis  simplement 
que  cette  demande  tombait  d'elle-mßme  par  l'arrangeinont  que  nous  avions 
propoae*  dans  notre  troiaieme  condition ;  je  rendis,  au  reste,  tous  les  Cclair- 
cissements  conformes  au  contenu  des  quatre  conditions  proposees  et  je  tachai 
en  tout  de  mettre  nos  vuea,  quant  k  la  poaaibilite*  de  l'entreprise  et  de  la 
räussite,  dans  nn  tel  jour  que  la  France  ne  pourra  plus  maintenant  se 
dispenser  de  nons  donner  des  rlponaea  preciaea  et  oatägoriquea,  qui, 
quoiqu'  ellea  ne  seront  peut-€tre  pas  son  dernier  mot,  devront,  ne*anmoins, 
fitre  telles  que  nous  pourrona  en  införer  clairement  ai  ello  däaire  aincere- 
ment  fentrepriae  et  la  re'uasite  de  notre  ouvrage  et  8i  eile  eat  prete  ä  y 
concourir  efficacement  et  a  dea  conditions  raiaonnables. 

»V.  Exc.  verra  que  j'ai  porte*  toutes  mea  demandea  au  plua  haut,  et 
en  partie  memo  au  delä  de  ce  que  j'en  avaia  eu  l'ordre;  je  prlvoia  que, 
sur  plusienrs  points,  il  faudra  ae  relächer  conaiddrablement ;  maia  ce  ne 
sera  certainement  qu'ä  bonnea  enaeignea  et  ä  meaure  que  la  cour  d'ici 
ajoutera  aux  offrea  qu'elle  va  noua  faire,  qui  pent-Ctre  ne  seront  pas  du 
premier  abord  tout-ä-fait  satisfaisantea,  maia  qne  j'ospere,  neanmoins,  de 
parvenir  encore  ä  faire  porter  auasi  loin  que  la  nöcesaitc*  l'exigera,  et 
que  la  position  dans  laquelle  la  France  so  trouve  actuellemcnt,  pourra  le 
permettre. 

»L'abbC  de  Bernis  n'a  paa  parn  effraye*  ni  Ctonn6  de  l'dtendue  de 
noa  demandes  et  du  peu  que  noua  avons  offert  ä  la  France  on  comparaiaon 
de  ce  qu'elle  esperait  obtenir.  II  eat  vrai  que  j'avaia  eu  8oin  de  le  pr6- 
parer  depuia  longtempa,  et  nommement  depuia  l'arrivee  des  ordrea  du  9  de 
juin4),  k  l'une  et  l'autre  de  cea  choses.  II  m'a  dit  aeulement  qu'il  pre"- 
voyait  de  bien  grandea  difficnlte*s,  maia  que  noua  e*tiona  trop  avancea  ponr 


1)  Vgl.  Nr.  144  d.         2)  Vgl.  Nr.  82  b.         3)  Vgl.  S.  345.  404  f. 
4)  Vgl.  Nr.  112. 

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446  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  rester  cn  si  beau  chemin,  qu'en  nous  prGtant  de  part  et  d'autre  ä  ce  qni 
ötait  raisonnable,  et  en  nous  mettant  l'un  ä  la  place  de  l'autre,  nous  sur- 
monterioiis  cortainement  toutes  les  difiicult<*a,  et  quo,  pour  sa  part,  il  ne 
de*sesperait  pas  de  la  re"nssite  et  du  succ&s  de  notre  grande  negociation. 

»Je  n'en  de"sespere  pas  non  plus,  mais  il  nous  faudra  encore  un  peu 
de  temps  et  beaucoup  de  patience.  Nous  voilä  maintenant  parvenus  au 
moment  critique.  ...  Si  je  n'obtiens  pas  tout  ce  que  nous  avons  demande\ 
ce  ne  sera  certainement  pas  faute  d'avoir  suffisamment  insiste*  sur  tout, 
mais  j'aurai,  du  moins,  grand  soin  de  parveuir  au  point  essenticl  qui  est 
de  faire  coopörer  cette  cour  reellemeut  et  cfficacement  a  la  re*UBsite  de 
notre  grande  entreprise  et  de  la  mettre  dans  le  cas  de  devoir  desirer  cette 
räussite  autant  que  nous  la  d^sirons  nous-memes  '). 

» J'insisterai  toujours  fortement  sur  la  premiere  condition2)  qui  est 
celle  du  plus  grand  affaiblissement  du  roi  de  Prusse;  cest  un  point  sur 
lequel  il  m'a  paru  depuis  le  commencement  de  notre  negociation  que  nous 
ne  pourrions  pas  nous  rel&cher3),  et  je  crois  qu'il  no  vaudrait  mieux  ne 
rien  conclure  que  de  ne  pas  nous  assurer  de  cette  condition  dans  la  plus 
grande  etendue  qu'il  soit  possible  de  lui  donner. 

'Nous  n'obtiendrons  jamais  la  seconde  ou,  du  moins,  ce  ne  sera 
qu'nvec  de  bien  grandes  restrictions.  On  ne  veut  absolumcnt  pas  entrer 
directement  en  guerre  avec  le  roi  de  Prusse4);  peut-etro  s'y  trouvera-t-on 
insensiblemcnt  engage  malgre*  soi-meme,  et  sans  savoir  comment.  Je  n'ose 
mGme  promettre  d'obtenir  que  Ton  mette  des  ä  present  une  armee  en 
campagne  pour  einpGcher  les  sooours  de  rAngleterre  et  des  puissances 
Protestant  es.  Si  on  s'y  determine,  ce  sera,  pour  autant  que  je  puisjuger, 
dans  le  dessein  d' attaquer  l'dlectorat  de  Hanovre:  je  ne  sais  pas  trop,  si 
cela  pourrait  nous  convenir5).  II  est,  pourtant,  de  n^cessite'  absolue  que 
la  France  tienne  en  respect  tous  les  Princes  qni  voudraient  socourir  le 
roi  de  Prusse.  Si  eile  nous  donue  des  secours  consid6rables  en  argent 
et,  qu'en  outre,  ello  nous  fournisse  des  troupes  de  Princes  auxquels  eile 
paie  des  subsides,  eile  ne  sera  guere  en  ötat  de  mettre,  outre  cela,  une 
armöe  en  campagne  et  de  soutenir  en  meine  temps  avec  vigueur  sa  guerre 
contre  l'Angleterre,  laquelle  foblige  ä  un  emploi  consid(5rable  d'hommes 
pour  garnir  ses  cötes  et  ä  des  frais  immenses  pour  1'entreticn  et  l'aug- 
mentation  de  sa  marine;  ce  dont  il  s'agit,  est  de  faire  faire  ä  la  France 
tout  ce  qu'elle  est  en  etat  de  faire,  et  de  voir  ensuite  si  tous  ces  efTorts 
suffiront  pour  assurer  la  reussite  de  notre  entreprise  et  pour  mettre  la 
France  dans  le  cas  de  devoir  en  desirer  le  succeä  autant  quo  nous  le 
dfoirons  nous-memes. 

»II  me  semble  que  rien  n'etablirait  mieux  ce  point  que  la  condition 


1)  Vgl.  S.  415.  2}  Vgl.  Nr.  144c  3)  Vgl.  S.  349. 

4)  Vgl.  S.  422.  5)  Vgl.  S.  287  f. 


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176Ö  Juli  3. 


447 


quo  j'ai  mise  an  No.  8.,  savoir  que  les  sommes  que  8.  H.  T.  0.  fonrnira,  1756 
seront  exposees  aux  memes  risques  que  toute  l'entreprise.  Je  tiendrai  ^u'' 
ferme,  tant  que  je  pourrai,  sur  cette  condition,  qui  me  parait  une  des  plna 
essentielles  et  beanconp  plus  encore  que  la  pr£ce"dente  qni  meine  serait  en 
certaine  facon  une  suite  necessaire  de  celle-ci ;  car  si  on  ponvait  obtenir 
de  la  France  de  nous  fournir  deä  sommes  considerables  Sans  espoir  de 
remboursement  au  cas  que  l'entreprise  vient  a  manquer,  eile  serait,  par  lä, 
intäreasee  elle-m£me  non  seulement  a  la  reussite,  mais  ä  la  tres  prompte 
räussite  de  cette  entreprise.  Plus  je  connais  l'importance  de  cette  con- 
dition, plus  j'y  prevois  des  difficultes,  et  je  me  suis  bien  aperen  que  c'est 
celle  qui  a  le  plus  frappe"  l'abbe*  de  Bornis;  neanmoins,  je  trouve  indis- 
pensable d'y  insister.  Cela  met  le  ministere  d'ici  bien  loin  du  compte 
qu'il  avait  fait,  car  on  avait  espäre*  d'arranger  les  choses  de  facon  que, 
quelque  ffit  le  succes,  la  France  ne  risquät  jamais  rien,  et  c'est  precisö- 
ment  ce  que  nous  devons  absolument  £viter;  aussi  ne  me  relächerai-je  en 
rien  de  cette  condition  jusqu'a  nouvel  ordre. 

»Je  ne  crois  pas,  näanmoins,  que  nous  puissions  nous  dispenser  de 
donner  ä  la  France  des  süretäs.  Elle  ne  de*sistera  jamais  de  cette  demande, 
mais  il  fandrait  empecher,  si  possible,  que  ces  süretes  ne  fussent  pas  ponr 
la  restitution  des  sommes  avance"es,  mais  seulement  pour  l'accomplissoment 
des  conditions  convenues  au  cas  que  l'entrepriso  röussisse.  Si  eile  venait 
a  manquer,  il  faudrait  qu'on  nous  rendit  nos  suretes.  Si  j'obtenais  cette 
condition  et  la  premiere,  je  croirais  avoir  gain  de  cause,  mais  jo  suis 
encore  bien  loin  de  pouvoir  lo  promettre  ni  memo  lespörer;  au  moins 
n'epargnerai-je  rien  pour  cela,  et  les  raisons  que  j'ai  ä  dire  pour  appuyer 
ma  demande,  sont  certainement  tres  bonnes  et  convaincantes. 

> Quant  ä  la  qnatrieme  condition,  j'en  vois  tonte  l'importance,  mais  je 
compte  aussi  que  V.  Exc.  connaftra  combien  la  matiere  est  delicate,  et 
qnels  me*nagements  je  serai  obüge*  de  garder  en  la  discutant. 

»L'abbe*  de  Bernis  aurait  dösire*  que  je  me  fusse  ouvert  en  meme 
temps  sur  le  point  des  convenances,  mais  c'est  ce  que  je  n'ai  pas  ern 
devoir  faire  et  ne  ferai  certainement  pas,  avant  qu'il  ne  m'ait  donne  des 
reponses  categoriques  ä  ces  quatro  propositions.  II  pretend  que  j'agis 
en  cela  contre  ce  que  LL.  Ms.  ont  däclard  dans  leur  derniere  reponse, 
mais  je  lni  ai  pronve*  le  contraire. 

»Le  Roi  est  parti  hier  pour  Compiegne;  les  ministres  s'y  rendront 
aujonrd'hni  et  l'abbe*  de  Bernis  demain,  on  conferera  apres-demaiu.  Je 
ne  crois  pas  que  je  puisse  avoir  de  si  tot  l'honneur  de  marquer  quelquo 
chose  de  positif  a  V.  Exc,  mais  je  ferai  de  mon  mienx  pour  qu'il  n'y  ait 
pas  de  temps  perdu.  Je  me  rendrai  apres-demain  ä  Compiegne  et  y 
suivrai  ma  besogne  de  pres. 

»Les  dispositions  me  paraissent  encore  toujonrs  tres  favorables1},  et 

1)  Vgl.  Nr.  133. 


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448   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  je  crois  ne  m'y  paa  tromper.  J'ai  tire*  pr&iminairement  aux  ouvertures 
ru,i  3  qne  je  viens  de  faire,  differenta  aveua  de  M.  RouiUe*  et  de  l'abbe*  de  Bernis 
qui  sont  certainement  de  tres  bon  augure.  M.  Rouille*,  lorsque  je  lni 
parlai  de  la  nlcessite*  d'une  arme*e  a  fournir  par  la  France,  m'a  dit:  »Ne 
voua  suffit-il  pas  qne  nona  teniona  l'Angleterre  occupge,  et  que  nou8  l'obli- 
giona,  tant  qne  durera  votre  gnerre  contre  le  roi  de  Prnaae,  k  garder  et 
retenir  dana  8on  continent  los  troupea  hanovriennes  et  hessoises  qni 
pourraient  venir  au  aecoura  de  votre  ennemi;  ponrvu  qne  noua  reationa 
en  guerre  avec  l'Angleterre,  jusqu'ä  ce  que  voua  aoyez  venua  ä  bont  de 
votre  entrepri8e,  que  pouvez-vous  dlairer  de  plus?«1)  II  m'a  parle*  auasi 
de  8on  propre  chef  dune  diveraion  ä  faire  dana  l'electorat  de  Hanovre. 
L'abbe*  de  Bernis  me  dit,  en  parlant  de  cette  arme*e  ä  mettre  en  cam- 
pagne:  »Et  ai,  au  lieu  de  cette  arme'e,  noua  voua  fourniaaiona  un  corpa  de 
vingt  millea  hommea  compoaö  de  troupes  de  differents  Prinoes,  anquels  nona 
paieriona  dea  aubaidea  etc.«  Ces  propoa  et  difförents  autrea  encore  nie 
font  voir  qne  Ton  reconnaft  certainement  la  necessite*  de  cooperer  efficacement 
ä  la  reussite  de  notre  entrepriae. 

»Auaai  ne  auia-je  nullement  effraye*  de  ce  qui  est  dit  dana  la  derniere 
reponse  du  Roi2),  pour  faire  aentir  qu'on  avait  crn  qu'il  anffiaait  de  la 
renonciation  ä  l'alliance  dn  roi  de  Pruaae.  II  eat  auaai  naturel  que  I  on 
se  tienne,  tant  que  Ton  peut,  anr  la  defensive ;  on  voudrait  ne  rien  risqner 
et  obtenir  de  tres  granda  avantagea ;  maia  quand  on  reconnaftra  bien  qu'il 
n'y  a  paa  moyen  de  conclnre  aur  ce  pied-la,  et  qu'il  faut  abaolnment 
rabattre  de  aea  demandea  et  ajouter  ä  sea  offrea  pour  le  concoura,  j'eapere 
qu'on  a'y  pretera,  juaqu'ä  un  certain  point,  8*entcnd,  car  je  suis  bien 
dloigne*  de  me  flatter  de  pouvoir  obtenir  la  totalite*  des  conditions  de- 
raandöes. « 

Rouille*  habe  ihm  einen  Bericht  Valorys  mitgetheilt,  der  schlecht  auf 
König  Friedrich  zu  sprechen  wäre  und  von  einer  allgemeinen  Unzufrieden- 
heit in  Preuaaen  meldete.  Starhemberg  hoffe,  dass  die  Verbindung  Preussens 
mit  England  Österreich  noch  mehr  Handhaben  verschaffen  werde,  Frank- 
reich auf  seine  Wünsche  eingehen  zu  Uaaen3}.  »L'abbe*  de  Bernis  me  dit 
toujours:  Faites  que  le  roi  de  Pruese  nona  donne  bien  dea  snjets  de  nous 
plaindre  de  lni.«  .  .  . 


Juli  3        144a.   Starhemberg  an  Kaunitz.   Paris,  S.Juli  1756. 

P.  S.  1.  Nach  dar  eigcnhiidigen  ürtchrifl.   Abgedruckt  bei  Beer,  M.  I.  ö.  0.  XVII,  154.  Vgl. 
Boor,  H.  Z.  27,  344. 

»Si  j'ai  compris  le  aens  dea  ordres  qui  me  sont  parvenna4),  nous 
comptona  qu'il  faudra  mettre  quatre  armees  en  campagne,  lno  la  nötre,  2do 
celle  de  Ruaaie,  3tio  celle  qui  doit  etro  compoaee  dea  troupes  de  diffe*rentea 

1)  Vgl.  S.  400.         2}  Vgl.  Nr.  88  s.         3)  Vgl  S.  350  f.  369. 
4)  Vgl.  Nr.  112. 


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1756  Juli  3. 


449 


puissances,  4*°  celle  que  la  France  doit  fournir.  Cest  dans  cette  oonformite*  HM 
que  je  me  suis  explique",  et  j'ai  eu  grand  soin,  en  dötaillant  la  premiere  Ul  ' 
des  quatre  conditiona  que  j'ai  propos6e8,  de  faire  comprendre  qu'elle  e*tait 
indispensable  ponr  la  re'uissite,  pnisqne  c'elait  eile  qui  devait  nous  procurer 
la  diversion  absolnment  necesaaire  a  faire  par  une  troiaieme  arme*e,  qui 
ne  devait  paa  se  confondre  avec  la  quatrieme  qae  nous  demandons  im- 
me*diateroent  a  la  France.« 


144b.   Starhemberg  an  Kaunitz.   Paris,  3.  Juli  1756.  Julis 

P.  S.  2.    Nach  der  eigenhändigen  Urschrift.    Vgl.  Beer,  M.  I.  Ö.  ü.  XVII,  15»  f.;  W*d- 
dington,  fienvcrsement  405  f.;  x.  Arncth  IV,  465  f. 

Trotz  günstiger  Stimmung  Frankreichs  findet  die  verlangte  Declaration 
über  die  Abtretung  der  Niederlande  Schwierigkeiten. 

»Je  suis  tres  inquiet  du  jugement  que  Ton  portera  sur  ma  conduite  et 
sur  mes  raisonnements.    II  me  paraft  d'€tre  dans  le  bon  chemin1),  niais  je 
pnis  me  tromper;  cela  n'est  que  trop  possible,  lorsquon  est  Charge*  d'uue 
besogne  aussi  grande  et  auaai  delicate  que  Test  celle  que  j'ai  ä  traiter. 
Je  crois  de  mon  devoir  de  dire  les  choses,  comme  je  les  trouve,  et  je 
trouve  certainement  ia  cour  d'ici  dans  des  diapositions  favorables  pour  notre 
grand  projet.    Elle  en  de'sire  la  re"uaaite,  et  je  la  croia  de'cide'e  ä  y  coo- 
pe*rer  efficacement    Toute  la  difficulte"  consiste  en  ce  qu'elle  ne  voudrait 
courir  que  peu  ou  point  de  riaque  et  obtenir  des  avantagea  bien  plu3  grands 
que  nous  ne  pouvons  lui  accorder.    Elle  fera  tout  ce  qu'elle  croira  qu'il 
est  de  nöceaaite"  qu'elle  fasse,  maia  rien  de  plua,  et  eile  inaistera  sur  tout 
ce  qu'elle  croira  de  la  poaaibilite'  d'obtenir,  et  ne  voudra  en  demordre  en 
rien.    Voila  je  crois  aon  ayateme:  Elle  croit  que  le  projet  peut  reusair, 
saus  qu'elle  soit  oblige*e  ä  prendre  part  directement  ä  la  guerre  contre  le 
roi  de  Pruase,  et  eile  voudrait  s'en  diapenser2).  Elle  eapere  de  pouvoir  [ob- 
tenir], sinon  la  totalitc*,  du  moina  la  plna  grande  partie  des  Pays-Bas,  et  eile 
ne  voudrait  pas  lächer  cet  avantage.   II  faut  voir  si  l'on  pourra  s'arranger 
aur  ces  deux  points,  et  je  ne  puis  cesser  de  m'en  flatter.    Je  dois  Cviter 
plns  que  jamaia  de  donner  dana  toutes  lea  exträmitea  oppoaeea  et  nommö- 
ment  dana  celle  de  marquea  ou  trop  de  aoupleaae  et  de  defdrence  ou  trop 
de  roideur  et  d'oppoaition  aux  volontes  de  cette  cour.    II  faut  ici  de  la 
fermete*  et  aavoir  la  faire  paraltre  ä  propos,  maia,  dana  le  moment  präsent, 
il  me  paratt  quavec  de  la  donceur  et  des  bonnea  raiaona  on  gagne 
aavantage^).  .  .  . 


1)  Vgl,  S.  447  f. 

2)  Vgl.  S.  446.  Auch  am  9.  Juli  1756  berichtete  Starhemberg  aua  Compiegne: 
Er  könne  wahrnehmen,  >dass  der  Lust  zu  Vollbringung  unseres  grossen  Geschäfts 
allhier  noch  immer  sehr  gross  seie,  doch  wird  es  darbet  sehr  schwere  Difficul- 
täten  und  besonders  in  Ansehung  der  2.  Condition  geben.< 

3)  Vgl.  S.  417. 

Acten  inr  Vorgeschichte  des  7j  ahrigen  Krieges.  29 


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450  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  »Jusqu'  ä  präsent  j'ai  ea  le  bonheur  d'obtenir  tont  ce  que  j'ai  eu 

ful1  3  ordre  de  demander,  et  j'ai  m6me  obtenu  aar  plasienrs  points  beancoup 
plus  que  nous  n'avions  ose*  esperer.  La  döclaration  formelle,  aur  laquelle 
j'avais  ordre  d'insister  l),  est  la  premiere  chose  qui  m'ait  6U  refusee;  mais, 
si  je  ne  Tai  pas  obtenue,  j'ai  obtenue  du  moins  des  assuranoes  presque 
äquivalentes.  Notre  position  presente  me  parait  en  bien  des  points  tres 
avautageuse,  et  je  ne  manquerai  certainement  pas  de  tirer  parti  de  ces 
avantages.« 

Er  habe  in  der  ersten  Condition  ausdrücklich  »ganz«  Schlesien  ge- 
fordert, um  schon  auf  die  Forderung  des  Fürstenthums  Crossen2)  vorzu- 
bereiten. .  .  . 


Juli  3        144  c.   Beilage  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  3.  Juli  1756. 

Abgedruckt  bei  ächnlenborg  31  ff.    Vgl.  Schlier  I,  Itöf.;  t.  Araeth  IV,  465;  Oncken  II, 
4»;  Lehmann  5:»;  Neudö,  Beiträge  I,  77  Anw.,  8s  f.;  Beer.  M.  I.  Ö.  G.  XVII,  117  f. 

»Reponse  du  Roi  T.  C.  remise  le  29  juin  1756.« 

Frankreich  gesteht  zu,  dass  die  geplanten  österreichischen  Landabtretungen  erst  nach 
erfolgter  Eroberung  ton  Schlesien  und  Glotz  vollzogen  werden  sollen. 

>Lc  Roi  s'est  de*termine*  ä  s'arranger  avec  la  cour  de  Vienno  sur  le 
plan,  propose*  au  mois  de  septembre  dernier3}  par  S.  M.  llmpcratrice- 
Reine  de  Hongrie  et  de  Boheme,  aussitöt  qu'il  a  pu  le  faire  sans  blesser  la 
fidelito'  qu'il  gardera  toujours  ä  ses  allies,  tant  qu'il  n'aura  pas  de  justea 
sujets  de  s'en  plaindre.  8.  M.  l'ImpEratrice  n'a  jusqu'ici  demande*  au  Roi 
que  de  renoncer  ä  l'alliance  du  roi  de  Prusse,  et  r^ciproquement  le  Roi 
n'a  demande  ä  l'Imperatrice  que  de  renoncer  ä  l'alliance  de  l'Angleterre4). 

»L'objet  de  S.  M.  T.  C,  en  desirant  de  confirmer  par  un  traite*  secret 
l'alliance  defensive  quelle  vient  de  contracter  avec  S.  M.  flmperatrice- 
Reine,  a  6t6: 

1)  »De  rendre  cette  union  inalterablc  en  d^truisant  tous  les  obstacles 
qui  pourraient  nn  jour  s'opposer  ä  sa  dure'e. 

2)  »D'as9urer  le  repos  de  Tltalie  et  en  particulier  le  sort  et  les  Eta- 
blissements des  deux  särenissimes  infant  Don  Carlos,  roi  des  deux  Siciles, 
et  Don  Philippe,  duc  de  Parme,  Plaisance  et  Guastalle,  en  cherchant  de 
bonne  heure  de  prävenir  les  disputes  et  les  brouilleries  qui  pourraient 
naitre  un  jour  ä  lenr  sujet  entre  les  deux  cours. 

3)  »De  trouver  dans  un  arrangement,  egalement  utile  ä  la  cour  de 
Vienno  et  ä  la  France,  de  nouvelles  ressources  pour  tirer  une  juste  satis- 
faction  de  l'Angleterre,  sans  que  8.  M.  T.  C.  soit  pour  cela  engage*e  ni 
obligee  ä  agir  offensivement  oontre  le  roi  de  Prusse,  ainsi  qu'elle  l'a  con- 
Btamment  deolarö5)  par  ses  plenipotentiaires. 

lj  Vgl.  8.  398.  443.         2)  Vgl.  8.  404.         3)  Vgl.  Nr.  2  a. 

4)  Vgl.  jedoch  8.  227  ff.  Nr.  88  a.         5)  Vgl.  82  b. 


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1756  Juli  3. 


451 


»Teiles  ont  6t6  et  telles  seront  eDcore  le3  vuea  de  S.  M.  T.  C.  Elle  1756 
croit  necessaire  de  les  rappeler  au  commencement  de  oette  nouvelle  n6go-  **u"  3 
ciation,  afin  de  faire  encore  mienx  connaitre  ä  LL.  Ms.  Imps.  le  fond  de 
363  pens6es  et  de  ses  sentiments. 

»8.  Bf.  rimperatrice-Reme  a  reconnu  la  solidite*  des  maximes  du  Roi 
Jana  le  memoire  qu  elle  fit  remettre  au  mois  d'avril1!,  dans  lequel  eile 
däclarait:  »Qu'il  e'tait  jaste,  que  S.  M.  T.  G.  dans  l'arrangement  propoae* 
trouvat  egalement  son  avantage  et  sa  sürete*;  qu'elle  comprenait  m€me  que 
Sadite  M.  devait  6tre  mise  en  e"(at  de  peser  mOrement  la  valeur  poli- 
tique  des  offres  qu'on  lui  fait,  et  des  engagements  reciproques  qu'on  lui 
propose. « 

»C'est  en  consequence  de  ces  principes  äquitablea  que  8.  M.  T.  0. 
a  demande*  des  e*claircissements2)  sur  quelques  points  du  memoire  de  S.  M. 
rimplratrice,  lesquels  sont  exprimäa  d'une  maniere  trop  ge*ne>ale. 

>Malgr£  la  ne'cessite'  de  ces  äclaircissements,  8.  M.  T.  C.  n'a  paa  ba- 
lanctfe  ä  confier  ä  LL.  Ms.  Imps.  la  totaltte*  de  ses  ide*es  par  rapport  aux 
Pays-Bas3),  perauadöe  que  l'art  des  nägociateurs  qui  conaiate  ä  ne  däve- 
lopper  lenrs  vues  que  par  dlgrea,  serait  peu  convenable  pour  des  grands 
princes,  et  que  cette  mäthode,  inutile  dans  la  circonstance  präsente,  pour- 
rait  €tre  prejudiciable  au  succes  d'un  ouvrage  qni  a  en  pour  principe,  et 
qni  doit  avoir  pour  fondement  et  pour  but  la  oonfiance  entiere  et  r^ci- 
proque  des  souverains. 

»C'est  donc  avec  nne  grande  satisfaction  que  le  Roi  a  yu  par  la  der- 
niere  röponae  de  LL.  Ms.  Imps. 4)  qu'elles  ont  senti  la  näcessitä  de  sup- 
primer  tons  les  e*clairciesements  particuliers  sur  les  diffärentea  parties  du 
projet,  pour  s'occuper  uniquement  de  l'avantage  qu'on  ne  peut  manquer  de 
retirer,  en  s'ouvrant  Sans  reserve  de  part  et  d'autre  sur  la  totalis  du 
plan.  C'est  ä  quoi  8.  M.  T.  C.  eat  entierement  d£termin£e,  et  puisque 
le  comte  de  Starhemberg  a  recu  les  Instructions  les  plus  amples  et  les 
plus  positives,  Sadite  M.  ne  peut  quattendre  avec  beaucoup  d'inipatience 
que  ce  ministre  ait  de*clair£  lea  propositions  dont  il  eat  Charge .  Le  Roi 
promet  d'y  räpondre  avec  la  bonne  foi  d'un  alltä  et  d'un  ami  aincöre  qui 
däsire,  autant  que  son  propre  bien,  l'avantage,  la  sürete*  et  Tbonneur  de 
LL.  Ms.  Imps.  II  n'exigera  rien  que  de  juate  et  de  rdciproque,  ötant 
dans  Hntention  non  seulement  de  reconnaitre  les  aacrifices  qu'on  voudra 
bien  lui  faire  ou  a  ses  alliös,  mais  aussi  de  trouver  les  moyens  d'en 
dödommager  pleinement. 

»Ainsi  pour  ne  paa  retarder  plus  longtemps  les  progres  de  ce  grand 
ouvrage  par  des  precautions  que  la  prudence  ne  doit  plus  suggerer,  puis- 
que la  confiance  röciproque  lea  rend  aujourd'hui  inutiles,  S.  M.  T.  C.  con- 
sent qne  ses  ministres  plenipotentiaires  commencent  par  arrSter  et  signer 

1)  Vgl.  S.  286  Anm.  4.         2)  Vgl.  Nr.  82  b.         3)  Vgl.  Nr.  88  a. 
4)  Vgl.  S.  392  Anm.  2. 

29* 


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452  Österreichische  Acten  «ur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  conjointement  avec  le  comte  de  8tarhemberg  un  article  ä  inserer  dans  lea 
u  1  preliminairea  on  dans  le  traite"  ä  conclure,  ainsi  qu'on  en  conviendra,  par 
lequel  article  il  sera  arrtte"  que  les  cessions  ä  faire  de  la  part  de  Tlm- 
pe"ratrice-Reine  n'auront  Heu  qu 'apres  le  recouvrement  de  tonte ■)  la  SileYie 
et  dn  comte*  de  Glatz,  et  lorsqne  LL.  Ms.  Imps.  seront  parvenues  ä  la 
posaesaion  tranquille  et  avouee  desdits  fitats. 

»8.  M.  T.  C,  qni  dans  ses  re'ponses  dn  mois  de  mai*)  avait  deja 
conaenti  dana  ce  aens  ä  cette  condition  importante,  ne  pense  pas  qne  LL. 
Ma.  Imps.  trouvas8ent  plus  de  sürete*  dans  une  d^claration  formelle  laquelle 
ne  8aurait  etre  concue  qu'en  termes  genöraux,  puisqne  lea  objets  snr  les- 
quela  eile  ponrrait  rouler,  ne  aont  pas  encore  entierement  dclairös  de  part 
et  d'autre,  et  que,  d'ailleurs,  s'il  est  equitable  qne  la  cession  des  Pays- 
Bas,  par  exemple,  depend  du  recouvrement  et  de  la  possession  paisible 
et  entiere  de  la  Silesie,  il  ne  serait  pas  juste  que  les  places  qui  doivent 
etre  cedtfes  pour  la  süretö  des  sommes  convenues3),  döpendisaent  de  cette 
memo  condition.  Ainai  le  Roi  ne  saurait  rien  atatuer  aujourd'hui  sur  des 
pointa  dont  la  diacu8aion  n'eat  pas  encore  faite,  et  qni  exigent  que  Ton 
a'ouvre  de  part  et  d'autre  sur  la  totalite*  des  conditions,  des  intentions,  et 
des  convenances  reciproques:  c'est  k  quoi  8.  M.  T.  C.  est  de  sa  part  sin- 
cerement  diapoaöe  et  re"aolue. 

»L'objet  de  la  döclaration  qu'on  demande  au  Roi4),  devant  faire  la 
matiere  d'un  des  articlea  pre"liminairea  du  traite*  ä  conclure,  8.  M.  T.  C. 
conaent  donc  volontiera  que  ce  point  soit  d'abord  röglö  et  arre^  de  pre"- 
ference  par  lea  miniatres  reapectifs,  £tant  juste  et  raisonnable  que  LL. 
Ms.  Iuipa.  obtiennent  sur  ce  meme  point  la  süretä  qu'elles  exigent,  et  que 
8.  M.  T.  C.  ne  contracte  que  des  eugageraents  reciproques. 

»D'apres  ce  consentement,  le  Roi  ne  doute  pas  que  le  comte  de  Star- 
hemberg, en  vertu  de  ses  inatructiona  et  de  ses  pleins  pouvoirs,  ne  com- 
mnnique  le  contenu  des  ordres  qu'il  a  recus  de  LL.  Ms.  Imps.,  aux  minis- 
trea  pldnipotentiaires  de  8.  M.  T.  C,  laquelle  de  son  cdte"  contribuera  de 
tout  son  pouvoir  a  laccomplisaement  d'un  ouvrage  dont  le  commencement 
a  deja  donnö  des  espörancea  si  flatteuses  aux  doux  monarcbies.« 


Juli  3       144d.  Beilage  4  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  3.  Juli  1756. 

Nach  dar  Urschrift.  Abgedrnckt>nter  falschem  Titel  bei  Scbulenburg  2»  f.  Vgl.  Schäfer 
I,  IM  f.;  v.  Arnetb  IV,  4«5;  Waddington,  Renversetnent  467;  Nandtf,  Beiträge  I,  77 
Anra.  I;  Beer,  M.  I.  Ö.  G.  IVU,  118. 

Wortlaut  der  vier  »conditiones  sine  quibus  non*  in  der  von  Starhemberg 

getciüUten  Fassung. 

\)  »8.  M.  T.  0.  donnera  son  consentement  formel  non  seulement  k  la 
conquete  de  tonte1)  la  SiltSsie  et  du  comte*  de  Glatz,  mais  auaai  ä  un 

1)  Vgl.  S.  450.         2)  Vgl.  Nr.  82a.  88b.         3)  Vgl.  S.  447. 
4)  Vgl.  S.  450  Anm.  1. 


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1756  Juli  3  —  Juli  5. 


453 


affaiblissement  bien  plus  consiudrable  encore  de  la  puissance  du  roi  de  1756 
hm  Ju"  3 

2)  »8.  M.  T.  C.  cooperera  re'ellement  ä  U  reussite  du  projet,  en  four- 
nissant  ä  8.  M.  flmpe>atrice  un  corps  de  troupes  considerable,  qui,  soit 
conjointement  avec  un  corps  de  troupes  imperiales  tire"  des  Pays-Bas,  soit 
slparcment,  puisse  se  porter  ä  la  demande  de  S.  M.  l'Imperatrice  oü  le 
besoin  l'exigera. 

3)  >Les  sommes  quo  8.  M.  T.  G.  est  däterminee  de  fournir  a  8.  M. 
l'Imperatrice,  et  du  montant  desquelles  on  conviendra,  seront  expos^es 
aux  memes  risques  que  toute  l'entreprise;  et  en  consequence,  les  cessio ns 
k  faire  de  la  part  de  S.  H.  l'Imperatrice  ne  se  feront  pas  u  titre  de  Tente, 
mais  bien  ä  titre  d'echange  et  de  convonance  r£ciproque. 

4)  »Pour  la  reussite  du  projet  il  parait  absolument  indispensable  que, 
si  8.  M.  Tlmp^ratrice  se  prgtait  ä  la  demande  faite  par  8.  M.  T.  C.  du 
la  cession  entiere  des  Pays-Bas,  ce  ne  pourrait  etre  qu'a  condition  que  la- 
dite  cession  se  fit  en  faveur  du  sdrenissime  infant  Don  Philippe,  ä  la 
reserve  du  duche"  de  Luxembourg,  de  Chimay  et  de  Beaumont  qui  seraient 
cädes  ä  la  France,  tout  le  reste  des  Pays-Bas  devant  en  ce  cas  etre  trans- 
porte"  ä  l'Infant  pour  6tre  possedc"  par  lui  et  ses  successeurs  aux  meines 
conditions  et  charges  et  de  la  memo  maniere  qu'ils  sont  poss6d£s  actuelle- 
ment  par  8.  M.  l'Impe'ratrice.  En  echange,  l'Infant  c^derait  a  Sadite  M. 
aes  trois  ducbds  et  renoncerait  ä  toute  Prätention  qu'il  pourrait  avoir  ä  la 
succession  au  royaume  de  Naples  en  vertu  du  traite*  d'Aix-la-Chapelle. 
Et  tous  les  arrangements  k  prendre  snr  ces  differents  objets  ne  se  feraient 
que  de  concert  entre  LL.  Ms.  Imps.  et  T.  C.« 


146.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  37  [fbl.  1376].  Wien,  5.  Juli  175C.  Juli  5 

W.  K.  A.    Nach  dor  Urschrift.    Vgl.  K»nde,  Beitrage  1,  31.  4»;  Ko8*r  H,  27. 

»Serbelloni,  General,  wolle  die  zu  beeden  Gampomenter  in  Raab  und 
Kittsee  bestimmte  Regimenter1)  mit  Sack  und  Pack,  folglich  ebenfalls  mit 
der  schweren  Bagage  marschiren  lassen  und  nur  dio  kranke  Leut,  wie 
auch  die  marod-  und  matte  Pferd  mit  einem  Officier  nebst  erforderlichen 
Commandirten  in  ihren  dermaligen  Quartiersstationen,  nicht  minder  ein 
hinlängliches,  besonders  Commando  wegen  Eintreibung  deren  ausständig- 
sowohl  als  deren  laufenden  Gomitatsgeldern  zurücklassen.«  .  .  . 


1)  Vgl.  Nr.  125. 


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454  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
i"56         H6.    Puebla  an  Kaunitz.  Berlin,  5. Mi  1756.   Praes.  13.Juli  1756. 

Juli  5 

Nach  der  Urschrift.   Vgl.  Naud*,  Beitrage  I,  4.1. 
Preussische  Kriegsbereitschaft.    Besorgnis»  König  Friedrichs  vor  Russland. 

>Les  preparatifs  pour  la  marche  de  l'armee  da  Roi  Bont  toajoars  pousses 
avec  la  meme  vigueur,  quoique,  jusqu'a  präsent,  an  moins  de  la  garnison 
do  cette  ville,  aucun  rlgiment  n'ait  eu  ordre  de  marcher  depuis  la  sortie 
de  celni  de  Württemberg1).  Cependant,  tous  sont  en  ötat  de  le  pouvoir 
exe'cuter  en  moins  de  24  heures,  et  on  croit  que  dans  le  conrant  de  cette 
semaine  une  partie  de  cette  garnison  anra  ordre  de  se  mettre  en  route, 
sans  qu'on  sache  si  ce  sera  e'galement  ponr  la  Pome'ranie,  ou,  il  peut  Ätre, 
eile  servira  de  renfort  aux  troupes  qui  doivent  s'assembler  et  camper  en 
Sil^sie2),  oü,  comme  on  le  dlbite  ici,  on  ne  s'apercoit  pas  eneore  des 
mouvements  qui  pourraient  donner  de  l'ooibrage.  Les  chevaux  d'artillerie 
et  des  bagages  des  regiments  arrivent  en  foule,  les  valets  d'artillerie  et 
du  train  de  vivres  sont  enrdles  et  le  mutier  de  tailleurs  travaille  ä  force 
ä  leur  habillement. 

>Les  transports  de  munitions  et  de  tonte  sorte  d'attirail  de  guerre 
pour  la  Sile'sie,  la  Pome'ranie,  la  Prasse  et  le  Magdebourg  sont  continuäs7) 
avec  une  ardeur  infinie,  et  dans  Tars^nal  on  travaille,  sans  discontinuer, 
ä  remplir  des  bombes  et  a  faire  des  cartouches  et  ä  mettre  tout  en  6tat 
de  marcher  au  premier  ordre  qui  viendra. 

»Les  cong£die*s  des  re*giments  d  infanterie  ainsi  que  ceux  de  la  cava- 
lerie  reviennent3)  avec  tant  de  pre*cipitation  qu'on  a  memo  observe'  que 
plusieurs,  surtout  les  plus  eMoigne's,  ont  du  revenir  en  poste.  On  continue 
d'enlever  les  gens  sans  aveu  et  de  toute  Sorte  de  mätiers4)  pour  completer 
les  nouveaux  bataillons  qu'on  forme. 

»A  l'ögard  du  canipement  de  Magdebourg  il  parait  y  avoir  quelque 
changement,  car  on  pr£tend  que  le  camp  est  trace"  ä  Hornboorg  sur  les 
frontieres  de  1'ävSchd  de  Hildesheim5),  ce  qui  fait  pr£s[umer]  que  l'Angle- 
terre  et  la  Prusse  soupconnent  encore  la  France  qu'elle  a  le  dessein  d'en- 
vahir  les  fitats  de  Hanovre.  II  se  repand  meme  un  bruit  qu'en  ce  cas  toutes 
les  troupes  subsidiaires  de  l'Angleterre,  et  nommäment  Celles  de  Gotha  et 
de  Brounsvic,  s'uniront  avec  le  reste  des  Hanovriens  et  avec  un  gros  corps 
de  Prussiens  pour  la  defense  desdits  ßtats. 

»Jusqu'a  prdsent  il  parait  que  le  but  principal  du  Roi  est  dinge" 
vers  la  Rassie,  dont  les  nouvelles  qu'il  reeoit,  doivent  etre  peu  avantageuses, 
oar  on  assure  que  ce  Prince  est  dans  une  humeur  atrabilaire  et  dans  des 
inquiätudes  continuelles,  que  l'armement  de  la  Russie  et  Tappr^hension  que 
la  Suede  n'aecede  au  traiW  de  Versailles2},  lui  causent.    On  craint  ex- 


I)  Vgl.  Nr.  143.  2)  Vgl.  S.  442.  3)  Vgl.  8.  431. 
4)  Vgl.  S.  431.  442.         5)  Vgl.  S.  431  Anm.  7. 


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1756  Juli  5 


—  Juli  6. 


455 


tremement  pour  la  Suede,  car  on  la  supposo  gagnle  par  des  esp£rances  1756 
dans  f  Empire,  soit  aux  däpens  du  roi  de  Prusse,  aoit  ä  ceux  de  l'electeur  Juli  1 
de  Hanovre.« 


147.   Maria  Theresia  an  Kaunitz.   [Wien],  6.  Juli  1756.  Juli  6 

Nach  der  eigenhändigen  Urschrift.   Abgedruckt  bei  ».  Arnetb  V,  467  Anm.  2.   Vgl.  Leh- 
mann 45;  Naude",  Beiträge  I,  3»;  Koset  II,  27. 

»Weilen  taglich  die  Umbstände  so  beträchtlich  werden dasa  alles  an 
der  Zeit  nnd  Anstalten  gelegen  ist,  so  chargire  ihme,  wöchentlich  oder 
wann  es  nöthig,  mit  Grafen  Neuperg,  Salbnrg  und  Haugwitz  ganz  in  der 
Eng  zusammzutretten  2)  und  alle  Veranstaltungen  zu  verordnen  und  dar- 
über mir  ein  Protokoll  abzustatten  und,  wann  es  möglich,  längstens  bis 
Freutag  anfangen,  selbe  zu  halten.« 


148.   Der  Hofkriegsrath  an  F.  M.  L.  Baron  von  Andlau.    Wien,  Juli  6 

6.  Juli  1756. 

W.  K.  A.   Nach  dorn  Concept,  gez.  Neipperg.   Vgl.  Naudtf,  Beitrage  I,  41  ff. 
Glaubt  nicht  an  einen  preussischen  Angriff  auf  Schlesien  oder  Mähren. 

»Auf  dasjenige,  so  Derselbe  unterm  2.  dieses3)  mit  der  von  dem  Herrn 
F.  M.  L.  Baron  v.  Hinderer  wegen  Zusammenziehung  preussischer  Truppen 
bei  Schweidnitz  erhaltenen  Nachricht  per  Estaffette  an  uns  gelangen  lassen, 
wollen  wir  anmit  so  viel  antwortlich  erwideret  haben,  dass,  ob  man  es 
gleich  nicht  an  deme  zu  sein  vermuthet,  dass  der  König  in  Preussen 
den  Frieden  mit  dem  allhiesigen  k.  k.  Hof  brechen  und  in  diesseitige 
Lande  feindlich  einfallen  werde,  er,  (titl.)  ninderer,  jedannoch  immer  auf 
guter  Hut  zu  stehen  und  auf  alles,  so  in  dem  benachbarten  preussischen 
Schlesien  an  Seiten  deren  preussischen  Truppen  sich  äusseret,  ein  beständig 
obachtsames  Auge  zu  tragen,  auch,  um  von  ihren  allenfallsigen  Be- 
wegungen verlässlich  verständiget  zu  werden,  auf  ßichere  und  vertraute 
Kundschaften  sich  zu  legen,  hiernach  seines  Orts  die  rechte  Maass  zu 
nehmen,  und  falls  man  preussischer  Seits  Dispositionen  machete,  mehrere 
Truppen  gegen  Troppau  oder  sonsten  gegen  den  diesseitigen  Antheil  Schle- 
siens zusammenzuziehen,  und  es  weiters  anscheinete,  solche  dahin  an- 
rucken zu  lassen,  sich  jedoch  nur  in  dem  Fall  einer  Verlässlichkeit  und 
unter  behöriger  Behutsamkeit  mit  denen  unterhabend  teutschen  Truppen 
von  dannen  nacher  Olmfltz  zurückzuziehen,  die  auf  denen  Grenzen  von 


1)  Vgl.  Nr.  134.  140. 

2}  Kaunitz  erinnerte  die  Kaiserin  am  6.  Juli  an  ihr  Versprechen,  eine  Ordre 
zu  ertheilen,  wonach  die  Gonferenzen  bei  ihm  stattfinden  sollten.  Die  Kaiserin 
schrieb  dazu  die  eigenhändige  Bemerkung:  »Vous  l'aurez  dej'a  recu  ca  sentens 
que  cela  soit  chez  vous.«        3)  Vgl.  Nr.  142. 


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456  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

< 756  Schlesien  liegende  Simscbön-alavonische  Bataillon  und  die  Hussaren  aber 
uh  6  im  Nachzug  zu  lassen,  und  solange  es  wohl  thunlich,  zu  Beobachtung 
deren  Preussen  anzuwenden,  endlichen  aber  erheischend-  und  benöthigten 
Falls  successive  und  nach  Maass,  als  die  Preussen  avancireten,  mit  gutter 
Ordnung  denen  Teutschen  bis  nach  Olmtitz  folgen  zu  machen  habe;  wie- 
wohlen  es,  falls  änderst  obberflhrte  von  dem  Herrn  [F.  M.  L.  Andlau]  in 
originali  anhero  communicirte  Nachricht  wiederholtes  ftitl.)  Hinderer  ge- 
gründet, hierauf  dermalen  keinerdings  ankommen  dörfte  und  gar  nicht 
acheinet,  dass,  wann  auch  der  König  in  Preussen  würklich  brechen  sollte, 
seine  Absicht  dermalen  noch  auf  Troppau  oder  sonsten  gegen  das  dies- 
seitige Schlesien  und  Mähren  gerichtet  seie,  gestalten  vermöge  sothanor 
Hinderer  sehen  Nachricht  die  preussische  Cavallerie  von  Ratibor,  Neustadt 
und  dasiger  Orten  nacher  Schweidnitz  sich  zurückziehet  und  allda  ver- 
eammlet,  mithin  aus  der  Gegend  von  Troppau  und  Jägerndorf  sich  ent- 
fernet, welches  aus  denen  obverstandnermaassen  weiters  einzuholenden 
Kundschaften  verlässlicher  sich  äusseren,  der  Herr  .  .  .  also  auch  sich 
gefallen  lassen  wird,  solche  jederzeit  nach  derselben  Empfang  von  dem 
(tili.)  Hinderer  uns  mitzutheilen,  übrigens  aber  nach  jenem,  so  obstehet, 
sowohl  selbst  von  derzeit  verwaltenden  dortländigen  Generalcommando  sich 
zu  achten,  als  auch  erst  wiederholten  (titl.)  Hinderer  zu  seinem  Nach  ver- 
halt zu  verbescheiden  und  anzuweisen.« 


Juli  6        149.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  51  [fol.  1382].  Wien,  6.  Juli  1756. 

W.  K.  A.   Nach  der  Urschrift. 

>Berlichingen,  Oberst  von  Gelhay,  dass  die  mit  dem  Regiment  in  das 
Lager  bei  Pest  zu  rücken  von  ihme,  Obristen,  sowohl  respectu  deren  Offi- 
ciern-  als  Rimontapferden  angeführte  Beschwerlichkeiten  nun  behoben  wer- 
den, indessen  vermöge  k.  u.  k.  Resolution  das  bei  Pest  anheuer  angetragen 
geweste  Campement')  nicht  für  sich  gehen,  folglich  das  Gelhay  sehe  Re- 
giment dahin  nicht  zu  marschiren  haben  wird.« 


Juli  6        150.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  54  fol.  1383].   Wien,  6.  Juli  1756. 

W.  K.  A.   Nach  der  Urschrift. 

> Liechtenstein,  General,  dass  ein  Aufsatz  formiret  und  angezeiget 
werden  solle,  was  an  Feldartillerio  mit  aller  Zugehörde  bei  allenfalls  be- 
schehender  Zusammenziehung  deren  in  Böheim,  Mähren  und  diesseitigen 
Schlesien  liegenden  Regimentern  in  ein  Lager  bei  Kolin  und  Olschau 
nöthig,  wie  es  mit  der  hierzu  erforderlichen  Bespannung  bestaltet  und  in 
welcher  Zeit  damit  aufzukommen  möglich  sein  werde.« 

1J  Vgl.  Nr.  125. 


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1756  Juli  6. 


457 


151.    Puebla  an  Kaunitz.   Berlin,  6.  Juli  1756.  1756 

Juli  6 

Nach  der  Urschrift. 

.  .  .  >Les  prdparatifs  militaires  continuent  leur  train,  pour  autant  qu'ils 
regardent  Tartillerie  et  lea  tranaporta  de  muuitions  dana  les  differentes 
provinces. 

>Maia  on  n'entend  plus  rien  do  la  marche  dea  autres  rdgiments 1  j,  qui 
ont  commenco*  ä  congddier  une  partie  de  leur  monde,  ccpendant  d'une 
maniere  que  ces  congödies  puisaent  rejoindre  leura  drapaux  en  six  joura.«  . . . 


152.   Esterhasy  an  Kaunitz.  Petersburg,  6.  Juli  1750*).  Juli« 

* 

Nach  der  Urachrift. 

Gute  Aussichten  für  Österreich  trotz  der  Intriguen  Bestwhetcs. 

.  .  .  »Wie  ich  schon  Öfters  angemerkot,  ao  ist  nicht  nur  die  russische 
Kaiserin,  sondern  auch  alle,  welche  davon  Wissenschaft  haben,  mit  dem 
neuen  systemate  allerdinga  zufrieden3].  Nur  allein  der  Grosskanzlor  suchet 
allerhand  Mittel  und  unerlaubte  Wege,  sich  demselben  zu  widersetzen1),  wie 
ich  dann  verläSBlich  weiss,  dass  er  eines  Theils  Selbsten  durch  einen  sicheren 
Kanal,  anderen  Theils  aber  mit  Vorbewus8t  und  Gutheissung  des  Chevalier 
Williame  dem  Grossfflraten  und  der  Groaafüratin  durch  den  jungen  Grafen 
Poniatowski 5)  würklich  beibringen  lassen,  daaa  I.  K.  M.  und  Frankreich 
durch  die  neue  Vorschläge  dahin  antragen,  um  die  nunmehrige  grossftirst- 
liche  Familie  von  der  hieaigen  Thronfolge  ausschliefen  zu  machen.  Der 
Grosskanzler  Graf  Bestushew  setzet  sich  durch  dergleichen  insinuationes 
einer  so  grössseren  Gefahr  aus,  als  die  russische  Kaiserin  von  dem  dies- 
fälligen  Ungrund  zum  Voraua  überzeuget  ist  und  Höchstdieselbe  von  freien 
Stücken  sich  diesem  neuen  Staatssysteme  gefüget  und  hierzu  die  erste  Pro- 
position Selbsten  mir  mündlich  gemacht  hat").  Und  dem  unvorsichtigen 
jungen  Poniatowski  dörften  seine  unerlaubte  machinationes,  wann  es  die 
hiesige  Mouarchin  erfahret,  sehr  übel  bekommen.  Unterdessen  stehen 
hier  die  Sachen  auf  dem  alten  guten  Fusa7),  und  ist  man  des  Dafürhaltens, 
dass  I.  K.  K.  M.  von  dem  .  .  .  proussischen  Anerbieten  *)  wegen  des  freien 
und  bequemen  Durchmarsch  durch  diese  Lande  bei  Frankreich  einen  ge- 
deihlichen Gebrauch  so  leichter  zu  machen  vermögen  würden,  als  diese 
Krön  durch  die  Mittheilung  dieses  preussischen  Anerbietens  noch  mehr 


1)  Vgl.  S.  442. 

2)  Der  »Empfang  mit  letzter  Post«  wird  am  31.  Juli  bestätigt. 

3)  Vgl.  Nr.  90.  91.  S.  420.  423.         4}  Vgl.  Nr.  129  b. 

5)  Poniatowski  war  in  der  Stellung  eines  Lcgationssccrctärs  von  Williams 
seitens  der  Czartoryski  an  den  russischen  Hof  geschickt  worden,  um  daselbst 
für  ihre  polnischen  Interessen  zu  wirken.    Vgl.  Herrmann  I,  137  f. 

6)  Vgl.  S.  237.  302.  315.  7)  Vgl.  Nr.  129.  8}  Vgl.  S.  428  Anm.  8. 


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458  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

fulf^e  wi<*er  **en  Köni8  in  P"0"68  aufgebracht  werden  müsste;  wo  unter  einsten 
man  hier  der  ungezweifelten  Hoffnung  ist,  dass,  nachdem  Rossland  Frank- 
reich zu  Lieb  den  englischen  [Hof]  platterdings  sacrifirt  und  auch  der  Krön 
Frankreich  Absichten  respectu  Polen  fürs  zukünftige  wohl  nicht  abgeneigt 
sein  dörfte,  nunerwähnte  Krön  in  Ansehung  des  Königs  in  Preussen  zum 
gemeinsamen  Besten  ein  Gleiches  zu  thun  nicht  den  mindesten  Anstand 
nehmen  werde. 

»Mit  dem  Chevalier  Douglas1)  will  man  hier  noch  um  so  weniger  in 
Geschäften  eingehen,  als  derselbe  nicht  accreditiret  ist,  und  scheinet  man 
hierorts  gleichwohlen  befremdet  zu  sein,  durch  mich  noch  nichts  vernommen 
zu  haben,  dass  I.  K.  K.  M.  der  französche  Hof  von  des  Douglas  Anhero- 
sendung  etwas  wissen  lassen  hätte.  .  .  . 

»Der  Chevalier  Williams  ist  in  seinen  Verrichtungen  ganz  confus 
worden,  wovon  er  in  einem  an  den  Grosskanzler  Grafen  Bestushew  letzthin 
wieder  geschriebenen  Billet  sowohl,  als  in  seinen  Reden  und  Betragen 
überhaupt  Merkmale  giebt2),  zumalen  er  sich  über  Sachen  beschweret,  die 
er  niemalen  begehret  oder  ihme  von  hier  abgeschlagen  worden  wären. 
Unterdessen  wird  man  mit  demselben  bis  zu  des  russischen  Courier«  Zu- 
ruckkunft  aus  Engcland  in  keine  Conferenz  trotten.« 

Er  habe  die  auf  die  Versailler  Verträge  bezüglichen  Schriftstücke  der 
russischen  Kaiserin  überreichen  lassen,  »und  bin  ich  zum  Voraus  versichert, 
dass  diese  allianzmässige  Communication  den  hiesigen  guten  Willen  und 
Eifer  zum  grossen  Vorhaben  nicht  nur  erhalten,  sondern  noch  mehr  an- 
frischen werde;  wo  inzwischen  alle  in  die  Augen  fallende  äusserliche  Kriegg- 
demonstrationen  so  eingestellt  worden,  dass  ...  das  Publicum  solche  nie- 
malen gegen  Preussen  gerichtet  gewesen  zu  sein  glaubet2}.« 


Juli  7        153.    Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  77  [fol.  1394].  Wien,  7.  Mi  1756. 

W.  K.  A.    Nach  der  Urschrift.   Vgl.  Nau«U[,  Beiträge  I,  51  Ann».  4. 

»Browne  General,  Piccolomini,  Daun  Leopold,  Kheul,  Guadagni,  Liechten- 
stein, Mercy,  Engelshofen,  dass  samentliche,  mit  Urlaub  absente  Officiers 
zu  ihren  Regimentern  allsogleioh  zurückberufen  und  nur  jene  ausgenommen 
werden  sollen,  so  zu  denen  hungarischen ,  in  H Ungarn  und  ßlavonien  de- 
tachirten  Bataillonen  gehörig  oder  mit  dem  Commissariat  in  Verrich- 
tungen stehen  oder  sonst  in  Dienst  und  ohnentbehrlichen  Regimentsange- 
legenheiten verschicket  oder  von  heutigen  dato  diesortig  neue  Licenz  er- 
halten werden.« 


1)  Vgl.  S.  428.  2)  Vgl.  S.  424. 


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1756  Juli  6  —  Juli  7. 


459 


154.    Hofkrtegsrathsprotokoll  Nr.  99  Lfol.  1400].  Wien,  7.  Juli  1756.  ^756 

W.  K.  A.   Nach  der  Urschrift.  Vgl.  Naudf  Bellrage  I,  4«. 

11  Regimenter  (Stampach,  Trautmannstorf,  Pretlack,  Luquesi,  Carl 
Palffy,  Kollowrath,  Liechtenstein,  Sachsen-Gotha,  Cordova,  Serbelloni,  Por- 
tugal), »Liechtenstein  General,  Piccolomini  General,  die  anbefohlene  Aug- 
mentirung1)  deren  teutschen  Cavallerieregimenter  auf  100  Mann  und  Pferd, 
auch  derenselben  Werbung  in  Böheimb,  Mähren  und  Österreich,  und  dass 
Stampach,  Trautinaimätorf,  Pretlack,  Luquesi,  Carl  Palffy  und  Kollowrath 
in  Böheim;  Liechtenstein,  Sachsen-Gotha,  Cordova,  Serbelloni  und  Portu- 
gal in  Mähren  mit  dieser  Augmentationswerbung  angetragen,  hierzu  nicht 
minder  die  Werb-  und  Gewöhrsgelder  Stampach  zu  Prag,  die  andere  aber 
allhier  zu  empfangen,  die  Commandirte  nacher  Böheim  und  Mähren  abzu- 
schicken haben ;  dann,  wie  die  sothanes  Werbgeschäft  besorgende  Officiers 
respectu  desselben  Beförderung,  Abhinderung  deren  Excessen,  in  An- 
nehmung deren  Leuten  sonst  bezeigter  Hacklichkeit,  Einschränkung  ge- 
wisser Gesichter,  Maass  und  Alter,  auch  Abgebung  deren  Rapporten  an- 
zuweisen und  immer  zu  ermahnen,  das  vom  Luquesischen  Regiment  mit 
seinen  in  Böheim  aufgebrachten  Recruten  im  Eintritt  des  Königreichs 
Hungarn  vermuthlich  begriffene  Werbcommando,  wo  es  sich  befindet,  anzu- 
halten und  in  das  Lager  nacher  Raab2),  als  wohin  auch  das  Regiment 
aus  dem  Kaschauer  District  im  Marsche  begriffen,  zu  instradiren  seie,  be- 
treffend. < 


155.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  100  [fol.  1401].  Wien,  7.  Juli  1756.  Juli  t 

W.  K.  A.    Nach  der  Urschrift. 

»Wiese,  Oberst  von  Erzherzog  Joseph,  Vitzthum  von  Batthyany,  Gourcy 
von  Ansbach,  Kölbel  von  vacant  Hohcnembs,  Browne  General,  die  anbe- 
fohlene Augmentirung  deren  samentlichen  teutschen  Cavallerieregimenter 
auf  1000  Mann  und  Pferd3),  und  dass  die  Regimenter  Erzherzog  Joseph, 
Batthyany,  Ansbach  und  vacant  Hohenembs  mit  sothanor  Augmentations- 
werbung in  Böheim  angetragen  und  die  Werb-  und  Gewöhrsgclder  zu  Prag 
zu  empfangen.«4)  .  .  . 


1)  Vgl.  Nr.  136.         2)  Vgl.  Nr.  125. 

3)  Vgl.  die  abweichende  Ordre  in  Nr.  154,  vgl.  auch  S.  461  Anm.  7. 

4)  Das  folgende  wie  in  Nr.  154. 


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400  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  de»  siebenjährigen  Krieges. 


1756 
Juli  9 


156.  Protokoll  der  Zusammentretung  der  Rüstungscommission.  Wien, 
9.  Juli  1756. 


Nach  der  l'rachrift,  gor.  Kaunitz,  mit  dem  k.  Placct.  Abgedruckt  bei  Lehmann,  M.  1.  6.  G. 
XVI,  IS7  ff.  Vgl.  Arncth  V,  1  ff.;  Lehmann  46;  Naiide,  Beitrige  1,  40,  46.  M  ff;  II. 
201  Anra.  2;  Kuter  II,  27;  l>elbrtck,  Pr.  Jahrb.  M,  43. 

Bcichlttss  die  Armee  zu  augmentiren  und  mobil  zu  machen. 


Referendario  a  Binder 

Cons.  Aul.  et  Officiali  du  Beque  de  Malechamp  et  9  julii  Cons. 
Aul.  et  Officiali  de  Dorn. 

»Protocollum  der  Zusammenrottung ,  so  den  8.  julii  1756  in  der 
Staatskanzlei  und  den  9.  ejusdem  in  I.  M.  des  Kaisers  .  .  .  Gegenwart  in 
der  Burg  Aber  die  bei  den  dermaligen  königl.  preussischen  Kriegsveran- 
staltungen  zu  ergreifende  Maassnehmungen  gepflogen  worden. 

»Zuforderist  wurde  I.  M.  der  Kaiserin  .  .  .  Billet  abgelesen,  vermög 
welches  die  vorerwähnte  Zusammentrettung  anbefohlen  worden1). 

»Es  geschähe  zugleich  von  dor  allerhöchsten  Absicht  umständliche 
Erwähnung,  dass  in  diesen  Zusammentrettungen  alles,  was  bei  den  der- 
maligen Umständen  zu  veranstalten  dienlich  sein  könnte,  an  Hand  gegeben, 
in  gemeinschaftliche  Überlegung  gezogen  und  der  allerhöchsten  Entscheidung 
vorgelegt,  solchergestalt  aber  der  diensamste  Weg  eingeschlagen  werden 
sollte,  die  Staats-,  Militär-  und  Finanzmaassnehmungen  dergestalt  mit  ein- 
ander zu  vereinbaren,  dass  eines  dem  anderen  die  Hände  bieten  und  ein 
jodes  Departement  von  den  anderseitigen  Verfügungen  die  erforderliche 
Nachricht  ohne  Zeitverlust  erhalten  könne. 

»Sodann  wurde  in  Vorschlag  gebracht  und  allerseits  vor  gut  befunden, 
dass  zu  denen  Zusammentrettungen  nur  der  Staatsreferendarins  und  ein 
Staatsofficial  gezogen,  die  protocolla  in  möglichster  Kürze  und  punkten- 
weis  verfasset,  einem  jeden  fordersamst  zur  Einsicht  und  dienlich  befin- 
denden Erinnerung  zugesendet,  demnächst  I.  M.  zur  .  .  .  Entscheidung 
übergeben  und  einem  joden  das  Originale*,  um  hieraus  dasjenige,  was  seines 
Orts  zu  verfügen  ist,  zu  ziehen  und  anzumerken,  überschickt  werden  sollte. 
Wobei  man  zugleich  den  Sonntag  zur  gewöhnlichen  Zusammenkunft  be- 
stimmet und  sich  vorbehalten  hat,  dass  ein  jeder,  wann  was  wichtiges 
und  eilfertiges  vorfiele,  eine  ausserordentliche  Zusammentrettung  veranlassen 
könne. 

»Nach  diesen  Verabredungen  ist  man  zb  einigen  Generaldeliberandia 
geschritten  und  hat  sich  über  die  folgenden  Punkten  vereiniget: 


1)  Vgl.  Nr.  147. 


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1756  Juli  9. 


>Die  eigentliche  Summ  der  Gelderfordernussen  könne  nicht  vor-  1756 
gesehen  noch  bestimmet  werden,  so  vieles  aber  seie  gewiss,  dass  die  Wohl-  ^ul' 
fahrt  und  Kettung  der  Monarchie  erfordere,  die  k.  k.  Truppen  in  so  guten 
und  zahlreichen  Stand  nnd  zwar  je  ehender  und  besser  zu  setzen,  als  es 
möglich  ist.  Es  wäre  also  sehr  dienlich,  über  die  Recrutir-,  Remontir-, 
Magazins-,  Pontons-,  Fuhrwesens-  und  Artillerie-Erfordernussen  die  vor- 
läufige Tabellen  der  Kosten  zu  entwerfen,  damit  sich  wegen  der  Geldauf- 
nahmen darnach  gerichtet  werden  könne. 

»Soviel  nun  die  Recrutir-  und  Remontirung  anbetrifft,  so  wurde  die 
Auskunft  gegeben,  dass  der  in  den  teutschen  Erblanden  verlegten  Infanterie 
wenig  Mannschaft  am  completten  Stand  abgehe '),  dass  die  Landstände 
nächstens  4000  Recruten  stellen  würden1),  dass  man  hiermit  nicht  nur  den 
Abgang  ersetzen,  sondern  einem  jeden  Infanterieregiment  noch  25  Mann 
Übercomplette 3)  zutheilen  und  vor  die  Cavallerie  1.300  Mann  aussuchen 
könne4);  dass  die  Cavallerie  sich  fast  complett  befinde8),  dass  mit  der 
Pferdlieferung,  so  im  augusto6)  und  October  geschehen  soll,  der  Abgang 
an  dem  Friedensfuss  völlig  ersetzet  werde,  dass  man  über  dieses  die 
teutache  Gavallerieregimenter  auf  900  Pferd  zu  setzen  entschlossen 7),  dass 

1)  Vgl.  Beilage  Nr.  4. 

2)  Am  12.  Juli  1756  ersuchte  man  die  Stände,  statt  der  4000  Recruten  6000, 
in  drei  Terminen,  zu  Ende  September,  October  und  November  zu  stellen.  Vgl. 
Lehmann  47  Anm.  1.         3)  Vgl.  S.  380. 

4)  Koch  hatte  mit  einem  Manco  von  1600  Mann  gerechnet.   Vgl.  S.  377. 

5)  Vgl.  Nr.  139  und  Beilage  Nr.  4. 

6)  In  diesen  Zusammenhang  gehört  es,  wenn  Puebla  am  13.  Juli  1756  an 
Kaunitz  berichtet,  dass  er  im  Auftrage  Salaburgs  Durchlass  für  770  Remonten 
von  König  Friedrich  zu  verlangen  habe,  die  nach  Comothau  in  Böhmen  gebracht 
werden  sollten.   Puebla  habe  diesen  Auftrag  bereits  vor  8  Tagen  erhalten. 

7)  Vgl.  Nr.  154.  155.  Über  die  Rcmontenbestellung  geben  Aufklärung  die 
> Anmerkungen  des  Generalkriegscommissarii  [Salaburg]  ad  protocollum  (der  Staats- 
confereuz]  d.  d.  25.  Juli  1756«.    (Urschrift.  Wien,  29.  Juli  1756]: 

»Die  Altvaterische  Pferdlieferung  pr.  700  St.  mit  Ende  augusti  ist  nur  die 
Complettirung  auf  den  Friedensfuss  a  800  Pferd,  die  Erhöhung  aber  zur  Aug- 
mentation auf  900  wirdct  von  ihme,  Altvater,  vermög  Contracts  mit  1600  Küras- 
siers- und  400  Dragonerspferden  zur  Hälfte  mit  20.  octobris,  zur  andern  llälfte  mit 
20.  novembris  nacher  Comothau  gestellet,  also  dass  man  von  Seiten  des  General- 
krieg8Commissariats  der  Meinung  wäre,  auf  die  fernere  Lieferung  bis  auf  1000 
Pferd  den  Contract,  es  seie  mit  Altvater  oder  Frembden,  nicht  eher  als  mit  Ende 
septembris  anzustossen,  um  die  Lieferung  3  Monat  hinnach,  das  ist  Ende  decem- 
bris,  zu  erlangen,  bis  wohin  einen  Weg  noch  ungewiss  ist,  ob  auch  mit  Anwen- 
dung all  ordentlich-  nnd  ausserordentlichen  Mittlen  die  Mannschaft  auf  die  volle 
1000  Mann,  so  bei  denen  Kürassiers  und  Dragonern  5400  Mann  [d.  h.  27  Regi- 
menter ä  200  Manu]  erforderet  werden  können,  hu fgu bracht  werde.«  —  Das  Pro- 
tokoll der  Staatsconferenz  vom  25.  Juli  1756  erwähnt  den  Beschluss  der  Kaiserin, 
die  Regimenter  auf  1000  Mann  und  Pferd  zu  angmentiren,  und  schlägt  zur  Ver- 
einigung beider  Erlasse  vor,  dass  zunächst  die  Augmentation  auf  900,  erst  nach- 
her die  weitere  auf  1000  in  die  Hand  genommen  werden  solle,  damit  sich  die 


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462  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  deB  siebenjährigen  Krieges. 

1756  zu  dem  Ende  bereits  2000  Pferd  bestellet  seien  und  zu  Ende  November 
^  ^  geliefert  werden  sollten,  dass  auch  die  Werbung  der  Mannschaft  allschon 
anbefohlen  seie dass  aber  solche  langsam  von  statten  gehe,  dass  dahero 
die  diensame  Verordnungen ,  am  die  Werbung  möglichst  zn  beförderen, 
bereits  ergangen2),  dass  zu  der  erwähnten  Rimonta  bereits  500  000  f.  dem 
Kriegscommissariat  angewiesen  seien 1),  dass  die  Tabellen  von  allen  übrigen 
Erfordernussen  baldmöglichst  entworfen  werden  sollten3),  dass  aber  zu 
Beibehaltung  des  secreti  einiger  Anstand  genommen  werden  mflsste,  dass 
inzwischen  der  im  Jahre  1753  verfertigte  Aufsatz  zum  beiläufigen  Über- 
schlag dienen  könne. 

2do.  »Bei  den  jetzigen  Umständen  auf  Ersparungen  fürdenken  und 
dienliche  Ausgaben  als  überflüssig  ansehen  zu  wollen,  wäre  die  grösste 
Verschwendung.  Und  wann  gleich  dermalen  etliche  Millionen  vergeblich 
ausgegeben  würden,  so  seien  doch  solche  vor  nichts  zu  rechnen,  wann 
man  die  Wohlfahrt  und  Gefahr  der  Monarchie  dargegen  haltet. 

3tio.  »Keine  Potenz  könne  aus  den  Ordinarieinkünften  einen  Krieg 
führen,  und  sehr  wenige  wären  vermögend,  aus  solchen  die  Kriegspräpa- 
ratorien  zu  bestreiten.  Wollte  man  auch  die  Bezahlung  der  Besoldungen 
einstellen,  auf  die  Idee  eines  subsidii  praesentanei  verfallen  oder  andere 
dergleichen  Mittel  ergreifen,  so  würde  hiermit  nicht  viel  geholfen,  das 
Geschrei  vermehret,  der  Credit  und  die  Circulation  gehemmet,  und  müssten 
daher  dergleichen  Mittel  auf  den  letzten  Nothfall  versparet  werden.  Es 
bestehe  also  die  grösste  Ressource  in  dem  in-  und  ausländischen  Credit, 
und  könne  solcher  nicht  hoch  genug  getrieben  werden,  da  vorlaufig  darauf 
zu  rechnen  seie,  dass  man  an  extraordinario  wohl  10  bis  12  Millionen 
des  Jahrs  brauchen  dörfte4).  Habe  mau  aber  das  Glück,  aus  einem  De- 
fensiv- einen  Offensivkrieg  zu  machen,  so  würde  vieles  ersparet  und  reich- 
lich ersetzet,  was  man  in  Zeiten  an  die  gute  Anstalten  verwendet. 

4t0.  »Der  auswärtige  Credit  seie  hauptsächlich  in  den  Niederlanden, 
in  der  Schweiz,  zu  üamburg  und  in  Genua  zu  suchen  und  hierzu  die 
Garantie  und  der  Credit  der  Stände  zu  gebrauchen.  Wobei  es  nicht  darauf 
ankomme,  welchen  fundnm  man  desfalls  verschreibe,  da  ohnedem  die 
Schulden  in  Friedenszeiten  erst  zu  bezahlen  und  alsdann  ein  neues  systema 

Pferdelieferungen  nicht  kreuzten  und  gegenseitig  hemmten.  Der  Ankauf  der 
ersten  Rate  von  900  Pferden  für  die  Augmentation  auf  900  wurde  am  12.  Juli 
1756  angeordnet.   Vgl.  Lehmann  46  Anm.  4. 

1)  Vgl.  S.  461  Anm.  7. 

2)  D.  h.  die  Vertheilung  der  Regimenter  an  bestimmte  WerbeplStze  inner- 
halb Österreichs,  in  den  Hofkriegsrathsprotokollen  vom  7.  und  9.  Juli  1756.  Vgl. 
S.  450. 

3)  Über  die  Augmentirung  der  Husarenregimenter  auf  800  Mann  und  Pferde 
vgl.  Beilage  Nr.  4. 

4)  Vgl.  S.  297.  Nach  dem  Conferenzprotokoll  vom  IS.  Juli  1756  hatte  man 
12  Millionen  Gulden  von  den  Ständen  gefordert.  Vgl.  auch  Lehmann  50  Anm  1. 


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1756  Juli  9. 


463 


zu  fassen  seie.    Wie  aber  der  Credit  recht  zu  etabliren,  solches  verdiene  !756 
eine  reife  nnd  besondere  Überlegung,  und  dörfte  den  Stiiodon  aonsten  nicht 
möglich  sein,  eine  namhafte  Summ  baren  Geldes  aufzubringen,  dann  der 
Lärmen  des  Kriegs  würde  sich  bald  ausbreiten  nnd  viele  Beutel  versperren. 

5**.  »Währender  Zeit,  als  an  Etablir-  nnd  Findung  des  Credits  ge- 
arbeitet wird,  seie  auf  die  pressanteste  Ausgaben  und  auf  die  ohnverzüg- 
liche  Aufbringung  etlicher  Millionen  baren  Oeldes  fürzudenkon.  Es  wäre 
also  vor  allen  Dingen  zn  constatiren,  wieviel  von  denen  Grafen  Königsegg, 
Haugwitz  und  Chotek  inner  kurzem  herbeigesch äffet  werden  könne. 

»Sodann  mflsse  man  in  den  Niederlanden  die  lotterie  d'emprunte 
fortsetzen  und  von  den  vorräthigen  Geldern1)  gleich  eine  ganze  oder  halbe 
Million  Gnlden  entweder  in  natura  oder  in  Wechsel,  wobei  man  nämlich 
am  meisten  sparet,  kommen  lassen. 

»Da  des  Kaisers  H.  der  heutigen  Zusammentrettung  beizuwohnen  .  .  . 
geruhet  haben,  so  wurden  fordersamst  die  gestrige  Verabredungen  in  ge- 
horsamsten Vortrag  gebracht,  solche  von  I.  M.  ...  begnehmet,  sodann  zu 
den  Specialdeliberandis  geschritten  und  hiebei  zur  Grundregel  gesetzet, 
das9  des  Königs  in  Preussen  dermalige  Veranstaltungen  sowohl  aus  Offensiv- 
ais Defensivabsichten  herrühren  könnten,  dass  also  die  Vorsicht  und  die 
Wohlfahrt  der  Monarchie  erfordere,  sich  auf  alle  Fälle  vorzusehen  und  es 
nicht  bei  halben  Maassnehmungen  bewenden  zu  lassen,  dass  bei  solchen 
bedenklichen  Umständen  die  sonst  diensame  Ersparungen  nicht  beobachtet 
werden  könnten,  und  dass  sich  vor  dermalen  bei  den  Militär-  und  Cameral- 
veranstaltungen  so  zu  benehmen  seie,  als  wann  der  Krieg  wflrklich  seinen 
Anfang  genommen  hätte. 

»Diesem  zufolg  ist  die   allerhöchste  Entschlie89nng   dahin  ausge- 
fallen, dass 

\mo  »eine  zahlreiche  Armee  in  Böhmen  und  Mähren  baldmöglichst 
versammlet  werden  und  in  verschiedenen  Lagern2),  auch  insolang  als  es 
die  Witterung  verstattet,  campiren  sollte. 

»Was  nun  für  Regimenter  zu  dieser  Armee  aus  Hungarn,  Österreich 
und  den  übrigen  Erblanden  zu  ziehen  seien,  desfalls  hat  der  F.  M.  Graf 
von  Neipperg  einen  Entwurf  verfertiget  und  sich  vorbehalten,  solchen  zu 
allerhöchsten  Händen  zu  übergeben3). 

2do.  »Die  Regimenter  zu  vier  Bataillonen  sollten  nur  mit  drei  Bataillons 
und  den  zwei  Grenadiercompagnien,  folglich  mit  1S00  Mann  complett  in 
das  Feld  marschiren  und  aus  diesen  drei  Bataillons  nur  zwei  formiret  werden, 


1)  Vgl.  S.  251. 

2)  Der  mir  nicht  vorliegende  Befehl  zur  Bildung  von  7  Lagern  bei  Kolin, 
Deutsch-Brod,  Kttniggrätz,  Olschau  bei  Olmlltz,  Brünn,  Prerau  und  Uradisch  ist 
am  13.  Juli  1756  ertheilt  worden.   Vgl.  Lehmann  46  Anm.  2. 

3)  Vgl.  Beilage  Nr.  6. 


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464  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  welche  zwei  Stabsofficiers  bei  sieh  behielten  und  könnte  ihnen  allenfalls  der 
dritte  von  denen  angestellten  oder  ag^regirten  zugegeben  werden. 

3tio.  »Die  zurückbleibende  vierte  Bataillons x)  wären  zn  Garnisonen, 
Kecrntirnng,  Convois  etc.  zn  gebrauchen,  und  bei  deren  Eintheilung  mflsste 
darauf  gesehen  werden,  dass  sie  in  solche  Länder  und  Städte  verleget 
werden,  welche  ihnen  am  nächsten  seien. 

4to.  »Auf  diesen  Fuss  sollten  die  Ordres  zum  marschiren  baldmöglichst 
an  die  Regimenter,  und  zwar  an  die  am  weitesten  entlegene  am  ersten,  aus- 
gefertigt und  hiebei  zum  Vorwand  gebrauchet  werden,  dass,  weilen  der 
König  in  Preussen  aus  noch  unbekannten  Absichten  verschiedene  Lager 
und  zwar  zum  Theile  nahe  an  den  diesseitigen  Grenzen7)  wflrklich  versammle, 
I.  M.  gleichfalls  vor  gut  befunden  hätten,  einige  Observation»-  und  Exer- 
cirungscampements  formiren  zu  lassen. 

r>t0.  »Solcher  gestalten  hätten  die  zwei  Lager,  so  man  in  Hungarn  zu 
Raab  und  Kittsee  halten  wollen3),  nicht  weiters  statt4),  und  sollten  an  dem 
letzteren  Ort  die  Regimenter,  die  der  Weg  dahin  trifft,  sich  nur  etliche 
Tage  aufhalten. 

Cto.  »Die  aus  Hungarn  und  anderen  entfernten  Erblanden  zum  Lager 
nach  Böhmen  oder  Mähren  abgehende  Regimenter  sollten  währendem  ihrem 
Marsch  campiren. 

7m".  »Seien  die  erforderliche  Befehle  baldmöglichst  zu  erlassen,  dass 
von  allen  Regimentern  der  Oroaten,  Warasdiner,  Slavonier  und  übrigen 
irregulären  Truppen  ein  Bataillon  und  die  Grenadiercompagnie,  mithin  in 
allem  11 800  Mann  sich  in  den  Marsch  nach  Böhmen  oder  Mähren  setzen 
sollten.  Wobei  ihnen  nicht  zu  verhalten,  sondern  zum  Voraus  zu  bedeuten 
wäre,  dass  ihre  Ablösung  nicht  im  augusto,  sondern  erst  gegen  Ende 
octobris  künftigen  Jahrs  erfolgen  könne. 

V".  »Wären  denen  in  Böhmen  und  Mähren  commandirenden  Generalen, 
dem  F.  M.  Grafen  Browne  und  Fürsten  Piccolomini,  die  ohngesaumte 
Ordres  zuzusenden,  dass  sie  ihre  unterhabende  Trnppen  zusammenziehen 
uud  campiren  lassen  sollten. 

9"°.  »Das  böhmische  Corps  seie  ohn verzüglich  mit  vier  zunächst  ge- 
legenen Cavallerie-,  dann  — 5)  Infanterie-  und  zwei  Hussarenregimentern 
zu  verstärken. 

I0m°.  »Beide  Lager  in  Böhmen  und  Mähren  wären  nach  dem  Beispiel 
und  Vorgang  des  Königs  in  Preussen  mit  Artillerie,  Magazins,  Pontons 
und  anderen  Kriegs-  und  Feldrequisitis  ohne  Zeitverlust  und  hinlänglich 
zu  versehen. 

llmo.  »Seie  in  Zeiten  auf  Herbeibringung  der  Fourage,  besonders  aber 
darauf  fürzudenken,  dass  in  denen  böhmischen  Kreisen,  so  über  der  Elbe 


1)  Vgl.  S.  377. 
4)  Vgl.  Nr.  149. 


2)  Vgl.  Nr.  131.  134.  142. 
5;  Lücke  in  der  Vorlage. 


3)  Vgl.  Nr.  125. 


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1750  Jnli  9. 


405 


und  der  Feindesgefahr  am  meisten  aasgesetzt  liegen,  der  Vorrath  an  Ge-  1?56 
treid,  Haber,  Heu  and  diensttauglichen  Pferden  am  ersten  aufgekauft  und 
allenfalls  nicht  darauf  gesehen  werde,  wann  solches  etwas  theuerer  zu 
stehen  komme. 

12mo.  »Weilen,  wo  nicht  alle,  doch  die  meiste  Truppen  den  Winter 
Aber  in  Böhmen,  Mähren  und  allenfalls  in  den  nächst  angrenzenden  Landen 
verbleiben  sollten,  so  seie  auch  auf  deren  Verpflegung  in  Zeiten,  unter 
anderen  aber  auch  darauf  fürzudenken,  dass  die  Ausfuhr  des  Benöthigten 
in  Böhmen  und  Mähren  verbotten  werde. 

I3ti0.  »Ist  in  Erinnerung  gebracht  worden,  dass  es  den  meisten  Offi- 
cieren,  besonders  aber  von  der  Cavallerie,  so  am  schlechtesten  stünden,  sehr 
schwer,  ja  ohnmöglich  fallen  würde,  sich  die  unumgänglich  nöthige  Pferde 
und  Feldequipage,  zumalen  in  der  Eil,  wo  alles  theuerer  bezahlt  werden 
müsste,  anzuschaffen.  Es  dörfte  also  über  dem  schon  vorlaufig  .  .  . 
bewilligten  Vorsohuss  einer  dreimonatlichen  Gage  erforderlich  Bein,  denen 
bedürftigsten  Officiers  und  besonders  denen  Lieutenants  und  Fähndrichs 
mit  einem  weiteren  zulänglichen  Vorschuss  oder  Beihülfe  aus  den  Regiments- 
cassen  beizuspringen. 

14*°.  »Seie  bereits  .  .  .  anbefohlen  worden1),  dass  die  Regimenter 
die  Weiber  zurücklassen  sollten;  damit  aber  gleichwohlen  wegen  dieser 
einige  Vorsehung  geschehe,  so  seie  weiters  zu  verordnen,  dass  diese  in 
ihren  bisherigen  Quartieren  fernerhin  Tach  und  Fach  zu  geniessen  haben 
sollten. 

15*°.  »Wäre  der  gemessene  Befehl  zu  erlassen  und  darüber  zu  halten, 
dass  nicht  nur  die  G.  Ms.,  sondern  auch  noch  die  F.  M.  Ls.  bei  den 
Truppen  campiren  sollten2);  wobei  zugleich  von  einer  Bagageverordnung 
Anregung  geschehen. 

16*°.  »Was  für  Generals  bei  der  Armee  in  Böhmen  und  Mähren  an* 
zustellen  seien,  auch  wo  in  diesen  Ländern  die  Campements  formiret  werden 
sollten,  damit  eines  mit  dem  anderen  die  Communication  unterhalte  und 
nicht  abgeschnitten  werden  könne,  desfalls  haben  des  Kaisers  M.  sich  die 
.  .  .  Entscheidung  annoch  vorbehalten.« 


157.    Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  113  [fol.  1407].  Wien,  9.  Juli  1756.  Juli  9 

W.  K,  A.    Nach  der  Urschrift. 

Erlass  an  die  Obersten  von  Birkenfeld,  Radicati,  Erzherzog  Leopold, 
Savoyen,  Porporati  und  von  sämtlichen  in  No.  154  und  155  aufgezählten 
Cavallerieregimentern,  »50  Augmentationsrecruten  bis  Ende  October  auf- 


1)  Vgl.  das  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  66  vom  7.  Juli  1756  [W.  K.  A.]. 

2)  Diese  Ordre  ist  für  die  F.  M.  Ls.  und  Generalwachtmeisters  am  14.  Juli 
1756  erlassen  worden.  [Vgl.  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  254.  W.  K.  A.] 

▲eUa  sur  VorgMchlchU  d«t  7jlhti|jen  Krieg«.  30 


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466  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    zubringen  und  die  Monturstüoher  in  allhiesigem  Magazin  zu  bestellen; 

11,1  9  dann  werde  die  Bancodeputation  solche  Tücher,  ohne  auf  die  Zeit  der 
sechs  wöchentlichen  Bestellung  sich  zu  binden,  verabfolgen  lassen,  der 
Lieferant  Altvater  bis  dahin  die  erste  und  die  änderte  Rimonteanzahl  bis 
Ende  novembris  in  Comothau  stellen1),  mit  denen  übrigen  50  Recruten 
aber  ihnen,  Regimentern,  von  denen  Standen  an  Hand  gegangen  werden.« 


Juli  io        158.   Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  10.  Juli  1756. 

Nanta  dem  Reinconcept.    Vgl.  Lehmann  119;  Nand«*,  Beiträge  I,  34  ff.  40.  42;  Beer,  M.  I. 
0.  0.  XVII,  133. 

Österreich  ist  zu  Defensivrüstungen  gezwungen. 

.  .  .  »Von  allen  8eiten  werden  die  Nachrichten  von  des  Königs  in 
Preussen  grossen  Kriegsveranstaltungen  bestätiget.  Er  formiret  vier  Cam- 
pements2),  bei  Schweidnitz3)  nah  an  unsere  böhmischen  Grenzen,  in  dem 
Magdeburgischen,  Halberstädtischen  und  zu  Cöslin  in  Pommern,  und  diese 
Campements  werden  mit  Artillerie  und  allen  anderen  Kriegserfordernussen 
versehen.  Seine  Truppen  sind  würklich  in  voller  Bewegung4).  Und  da 
dieses  Königs  eigentliche  Absichten  nicht  vorgesehen  werden  können,  so 
müssen  seine  Nachbarn  und  besonders  wir  sehr  aufmerksam  werden  und 
darauf  fürdenken,  dass  uns  kein  Affront  durch  eben  gählingen  Einfall  von 
80  000  und  mehr  Tausend  Mann  widerfahre,  sondern  die  diensame  Gegen- 
veranstaltungen noch  in  Zeiten  ergriffen  werden,  wormit  wir  bis  hiehin  ans 
leicht  zu  erachtenden  Ursachen  Anstand  genommen  haben5). 

»Nachdem  aber  der  König  in  Preussen  nicht  so  viele  Mässigung  ge- 
brauchet und  uns  mit  seinem  Beispiel  vorgehet,  so  können  wir  auch 
unsere  Vorsicht  nicht  allzuweit  treiben  und  dermalen  ohne  weiteres  Be- 
denken alle  Defensivveranstaltungen  vorkehren,  welche  zugleich  auf  alle 
Fälle  dienlich  seien. 

»Wir  gedenken,  noch  in  diesem  Jahr  eine  Armee  von  80  000  Mann 
in  Böhmen  und  Mähren  zusammenzubringen;  allein  dieses  kann  nicht  vor 
zwei  Monaten  geschehen.  Inzwischen  verstärken  wir  die  Truppen  in 
Böhmen  und  Mähren  mit  den  nächst  gelegenen  Regimentern6),  damit  wir 
einigermaassen  im  Stand  seien,  den  König  in  Preussen  aufzuhalten,  wann 
er  die  Entschliessung  fassen  sollte,  mit  uns  noch  ehender  fertig  zu  werden, 
als  er  von  Russland  und  anderen  etwas  zu  besorgen  hat5),  desfalls  der 
französche  Hof  zu  präveniren  ist.  Ich  werde  aber  Ew.  Hoch-  und  Wohl- 
geboren nächstens  von  unseren  Anstalten  eine  umständlichere  Auskunft 
geben.  Indessen  stehet  Sachsen  sehr  in  Beisorge,  dass  ein  Theil  der 
preussischen  Armee  abermalen  durch  ihr  Land  den  Weg  nehmen  werde7).« 


1)  Vgl.  S.  461  Anm.  7;  464.         2)  Vgl.  S.  435.         3)  Vgl.  S.  441. 

4)  Vgl.  Nr.  134.       5)  Vgl.  Nr.  116.       6)  Vgl.  S.  464.        7)  Vgl.  Nr.  140. 


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1756  Juli  9  —  Juli  11. 


467 


159.   Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  10.  Juli  1756.  i"56 

Jnh  10 

Nach  dem  Rcinconeept, 

Die  preuasischen  Rüstungen  zwingen  Österreich  zu  Gegenmaassregelu '). 

»Wir  sind  wflrklich  im  Begriff,  eine  Armee  von  80  000  Mann  noch 
in  diesem  Sommer  in  Böhmen  und  Mähren  zusammenzuziehen.  Es  wird 
aber  zum  Marsch  der  Truppen  einige  Zeit  erforderet.  Früher  hat  es  nicht 
geschehen  können,  weilen  der  Defensivtractat  mit  Frankreich  erst  vor 
kurzem  zu  Stand  gekommen  und  die  geheime  Negociation  noch  nicht  die 
behörige  Oonsistenz  bekommen  hat.  Allein  da  Preussen  den  Anfang  macht, 
so  können  unsere  Anstalten  ohne  Bedenken  geschehen.«  .  .  . 


160.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.172  [fol.1428].  Wien,  n.Juli  1756.  Juli  n 

W.  K.  A.    Nach  der  Urschrift.    Vgl.  Naud«<,  Beitrag«  I,  81;  Ko.er  1J,  '21. 

Die  Obersten  der  Regimenter  Liechtenstein,  Savoyen,  Kollowrath, 
Radicati,  Stampach,  Serbelloni,  Pretlack  erhalten  »Bereitschaftsordre, 
die  ihrem  Commando  unterstehende  Regimenter  dergestalten  herzustellen, 
umb  mit  selben  bei  nächst  erfolgend-  weiterer  Verordnung  in  die  in  Böheim 
und  Mähren  formirende  Campementer 2)  mit  Sack  und  Pack  marschiren  zu 
können,  cum  annexo,  dass  allein  die  Officiersfraun 3),  dann  die  kranke 
Mannschaft  und  marode  Pferde,  nicht  minder  ein  Officier  mit  einigen  Com- 
mandirten  zur  Einbringung  deren  VerpHegsgelder  zurückzulassen,  die  zur 
Aufbringung  der  Augmentationsmannschaft4)  in  die  Länder  angewiesenen 
Werbcommandi  aber  unter  den  ausmarschirenden  Stand  nicht  zu  ziehen 
seien,  und  dass  denen  in  dermaligen  Quartiersstationen  zurückbleibenden 
Officiersfrauen  das  Dach  und  Fach  ohn entgeltlich  werde  angewiesen 
werden. « 


161.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.174  [fol.  1428].  Wien,  11.  Juli  1756.  Juli  n 

W.  K.  A.    Nach  der  Urschrift. 

»Mercy  General,  Petazzi,  Beck,  Ad.  Batthyany,  sollen  von  jedem  der 
slavonischen ,  Carlstädter,  Warasdiner  und  Banatgränizregimentern  einen 
completten  Bataillon  nebst  einer  Grenadiercompagnie  in  dergestaltige  Be- 
reitschaft setzen''.,  dass  sie  auf  nächst  nachfolgende  Verordnung  mit 
Sack  und  Pack  in  die  in  Böheim  und  Mähren  formirende  Campemeuter 
sogleich  ausmarschiren  können,  cum  annexo,  dass  selbe  währenden  Marche 
zu  campiren  haben,  mithin  mit  denen  Zeltern  und  all  andern  Erfordernflssen 
versehen  sein  müssen,  selben  auch  von  Tag  des  Ausmarsches  alles,  was 


1)  Dieser  Theil  des  Erlasses  ist  inhaltlich  gleich  dem  in. Nr.  158. 

2)  Vgl.  S.  463  Anm.  2.  3)  Vgl.  S.  465  Anm.  1.  4)  Vgl.  Nr.  157. 
5)  Vgl.  8.  464. 

30* 


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468  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    ihnen  in  Regalament  zugesaget  worden,  werde  verabreichet  werden,  die 
Juli  1 1  officiersfrauen  hingegen  zurückgelassen ')  und  mit  jeder  Bataillon  ein  Stabs- 
offizier und  darunter  der  Obrest  Vela  beorderet  werden  müsse.« 


Juli  Ii        162,   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  174  [fol.  1427].  Wien,  11.  Juli  1756. 

W.  K.  A.    Nach  der  Urschrift. 

Die  Regimenter  Neipperg  und  Gaisrugg  sollen,  exclusive  des 
von  letzterem  »in  Erfurt  liegenden  Bataillons,  aus  ihren  dermaligen  Stationen 
mit  Sack  und  Paek  und  ohne  Zurucklassung  deren  Kranken  nnd  Officiers- 
frauen2) aus-  und  in  das  bei  Olschau  formirende  Campemcut  marschiren, 
währenden  Marche  aber  beständig  campiren3).« 


Juli  12       163.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  186  [fol.  1432].  Wien,  i2.Juli  1756. 

W.  K.  A.    Nach  der  Urschrift. 

Bereitschaftsordre  für  die  Regimenter  Festeticz,  Spleny,  Kalnocky, 
Hadick.   

Juli  12       164.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  190  [fol.  1433].  Wien,  12.  Juli  1756. 

W.  K.  A.   Nach  d«r  Urschrift.   Vgl.  Lehmann  4S. 

Bereitschaftsordre  für  den  F.  M.  L.  Radicati  und  die  Generale 
O'Donnel,  Porporati,  Trantmannsdorf,  Löwenstein,  Hadick,  Hedwiger. 


Juli  12        165.    Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  192  [fol.  1433].  Wien,  12.  Juli  1756. 

W.  K.  A.   Nach  der  Urschrift.   Vgl.  Lehmann  AH. 

»Browne  General,  Piccolomini,  Daun  Leopold,  Kheul,  die  Bereit- 
schaftsordre zum  Ausmarsche  deren  vermög  hier  anliegenden  Verzeich- 
nis speeificirten  Regimenter,  als  in  Bö  he  im:  Durlach,  Alt-Collorodo, 
Joseph  Esterhasy,  Niclas  Esterhasy,  Harsch,  Hildburgshausen,  Kollowrath, 
Infanterie  Kaiser  Lothringen,  Marschall,  Wallis,  Alt-Wolfenbüttel,  Jung- 
Wolfenbflttel,  Erzherzog  Ferdinand4),  Ansbach,  Erzherzog  Joseph,  Batthyany; 
in  Mähren:  Botta,  Erzherzog  Carl,  Haller,  Piccolomini,  Sincero,  ausser 
Neipperg  und  Gaisrugg,  welche  beede  ganz  und  vollständig  aus  ihren  der- 


1)  Vgl.  S.  467  Anm.  3.         2)  Vgl.  S.  463  Anm.  2. 

3)  Im  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  205  vom  13.  Juli  1756  wird  dieser  Befehl 
mit  dem  Zusatz  wiederholt,  dass  die  von  dem  Neipperg'achen  Regiment  verlas- 
senen »Posten  .  .  .  von  den  Simschön'schen  Bataillon  und  beeden  Husarenregi- 
mentern Baranyay  und  Morocz  besetzet  werden  sollen«. 

4)  Identisch  mit  KUrassleregiment  Hohenembs. 


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1756  Juli  11  —  Juli  13. 


469 


maligen  Quartiersstationen  [allsogleich]1}  auszurücken,  währenden  Marche  zu  t756 
campiren  und  [ein]  Lager  bei  Olschau  ohnweit  Olmtttz  zu  beziehen,  wohin- 
gegen die  von  besagtem  Neippergischen  Regiment  verlassende  Posten  von 
dem  Simschön'schen  Bataillon  und  beeden  Husarenregimentern  Baranyay 
und  Morocz  soviel  immer  thunlich  zu  besetzen  kommen;  weiters  in  Inner- 
österreich: Ahrenberg,  Bethlen,  Browne,  Harrach,  Moltke;  in  Ober- 
und  Unterösterreich:  Daun  Leopold,  Kheul,  Waldeck,  Erzherzog  Leo- 
pold, und  zwar  jedes  in  drei  Bataillons  und  zwei  Grenadierscompagnieo, 
dann  die  zu  veranstaltende  Ergänzung  ermelter  drei  Bataillons  von  dem  in 
Garnison  zurückbleibenden  vierten  Bataillon,  auch  Verwechslung  Boviel 
dienstfähiger  Officiers  und  Mannschaft  mit  denen  ohndienstfakigen  nebst 
der  allsclion  verordneten  Zurucklassung  deren  Officiersfrauen 2),  kranker 
Mannschaft  und  maroden  Pferden  und  Werbcommandi  von  der  Cavallerie 
zur  Augmentationsmannschaft  betreffend  s).< 


166.    Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.205  [fol.  1440].  Wien,  13.  Juli  1756.  Juli  13 

W.  K.  A.   Nach  der  Urschrift. 

>  Aufbruch  deren  in  Böheim  stehenden  Regimenter  aus  ihren  Quar- 
tiersstationen und  deren  Eintreftung  in  dem  Lager  bei  Kolin4),  dann  der 
aus  Böheim  zur  Garnison  nacher  Olmtttz  und  Brünn  destinirten  Bataillons.« 


167.   Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  13.  Juli  1756.  Juli  13 

Nach  der  Urschrift. 

Fortdauernde  gute  Aussichten  trotz  Bestushetcs  Intriguen.    Dringende  Jiittc  um 
Beantwortung  der  russischen  Offensitxorschläge  vom  April  1756. 

Douglas  habe  seine  Accreditive 5)  mit  der  Weisung  erhalten,  »in 
allem  seinem  Thun  und  Lassen»  sich  nach  Esterhasy  zu  richten.  Da  nun 
Bestushew  auf  Befehl  der  Zarin  von  dieser  ganzen  Handlung  ausgeschlos- 
sen") und  Douglas  allein  an  Woronzow  und  Olsuwiew  gewiesen  wurde, 
Bestushew  also  »dem  französchen  Hof  allerdings  abgeneigt  zu  sein  billig 


1}  Ergänzt  nach  dem  Protokoll  Nr.  205  vom  13.  Juli  1756.   [W.  K.  A.] 

2)  Vgl.  S.  467  Anm.  3. 

3)  Gleichfalls  am  12.  Juli  1756  ergeht  laut  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  1SS 
[fol.  1433]  die  Bereitschaf tsordre  für  je  2  Grenadiercompagoien  der  Regimenter 
Baden-Baden  und  Deutschmeister.  Im  Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  205  [fol.  1440] 
vom  13.  Juli  1756  ist  die  gleiche  Bereitschaftsordro  noch  gerichtet  an  je  2  Bataillone 
und  so  viele  Grenadiercompagoien  von  Bannatcroaten  und  Warasdinern,  4  Batail- 
lone uud  4  Compagnion  von  Carlstädtern  und  3  Bataillone  und  3  Compagnien 
Slavonier.   Vgl.  Nr.  161.        4)  Vgl.  Nr.  165. 

5)  Im  Erlass  an  Esterhasy  vom  7.  August  ist  bemerkt,  dass  dieser  Bericht 
der  Kaiserin  vorgetragen  worden  Bei.        6)  Vgl.  S.  428. 


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470  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

I"56  Ursach  hat1)  und  vorzusehen  ist,  dass  er  dem  Chevalier2]  in  seiner  Nego- 
u,i  ia  ciation  alle  Hindernuas  im  Weg  zu  legen  suchen  werde,  so  habe  ihm,  um 
obbemeltem  russischen  Hinistre  allen  auch  scheinbaren  Vorwand  zu  benehmen, 
angerathen,  dem  Grosskanzler  .  .  .  ebenfalls  sein  Beglaubigungsschreiben 
zu  überreichen,  wobenebst  er,  Douglas,  gleichwohlen  seine  Anüegenheit  nur 
allein  mit  dem  Vicekanzler  tractiren  könnte.«  Dieser  Vorschlag  sei  auch 
von  Woronzow,  Schuwalow  und  Olsuwiew  gebilligt  worden.  »Da  nun  der 
Douglas  an  mich  so  stricte  angewiesen  worden3),  so  werden  Ew.  Exc.  von 
gelbsten  .  .  .  einsehen,  wie  nöthig  es  scie,  dass  mir  seinetwegen  die 
unterm  1.  Juni  .  .  .  ausgebettene  Verhaltungsbefehle1)  ehebaldigst  zu- 
kommen mögten5);  wo  inzwischen  ich  bis  dahin  einen  nach  den  gegen- 
wärtigen Zeit-  und  Umständen  vorsichtig  ausgemessenen  Umgang  fortpflegen 
werde.«  .  .  . 

Kaiserin  Elisabeth  habe  in  persönlicher  Unterredung  »den  Discours 
auf  das,  durch  den  zwischen  I.  K.  K.  M.  und  Frankreich  geschlossenen 
Defensivtractat  abgeänderte  europäische  Staatssystema  gewendet  und  deme 
beigefüget,  dass  solches  dem  Grosskanzler  keineswegs  gefallen  könnte  noch 
würde,  als  welcher  wegen  seiner  ihro  bekannten  Nebenabsichten  nch  dem- 
selben auf  alle  Weis  zu  widersetzen  trachten  würde.  Und  wie  zumalen 
Allerhöchstdieselbe  von  denen  durch  den  Grosskanzler  auf  eine  unerlaubte 
Art  unterstützten  .  .  .  Insinuationen  .  .  .  Poniatowskijs]6)  ...  bei  der 
grossfürstlichen  Uerrschaft  .  .  .  schon  unterrichtet  wäre,  so  sagte  die  russi- 
sche Kaiserin  mit  einer  lächelnden  Miene  mir  weiters,  dass  ich  diesfalls 
ausser  aller  Sorge  und  gänzlich  beruhiget  sein  sollte,  zumalen  sie  Frau 
seie  und  der  Grossfttrst  ohne  sie  nichts  thun  könnte,  wozugleich  sie,  die 
hiesige  Monarchin,  schon  noch  solche  Mittel  in  Händen  hätte,  mittelst 
welchen  sie  den  Grosskanzler,  welchem  sie  ohnedas  nicht  ehender  etwas 
glaubete,  als  bis  es  würklich  geschehen  wäre,  in  Zaum  halten  könnte.« 
Esterhasy  erwähnte  die  Vorliebe  Bestushews  für  England  und  seine  Ab- 
noigung  gegen  Frankreich7).  Darauf  hat  die  Zarin  > alle  des  Grosskanzlers 
bis  nun  zu  gespielte  Intriguen,  und  was  sich  mit  diesem  Mann  seit  ihrer 
Regierung  in  Geschäften  widriges  zugetragen,  mir  neuerdings8)  weitläuftig 
erzählet,  auch  wider  ihn  mit  vielem  Eifer  gesprochen,  nicht  minder  von 
des  Chevalier  Williams  ihro  gethanen  Versicherungen  wider  Preussen"), 
contradictorischen  Insinuationen  und  Leichtsinnigkeit,  ingleichen  von  des 
Poniatowski  Insolenz  ein  vieles  der  Länge  nach  wiederholet  und  mich 
wegen  ihrer  Vereinigungs-Betreibung  zu  beruhigen  getrachtet,  sodann  gegen 
mich  auf  eine  annehmliche  Art  fallen  lassen,  wie  sie  hoffe,  dass  I.  K.  K.  M. 
ohne  Zweifel  von  des  Prinzen  Golyzin  mir  letzthin  communicirten  Bericht10) 

1)  Vgl.  Nr.  83.         2)  Douglas.         3}  Vgl.  auch  S.  343. 

4)  Vgl.  Nr.  108.         5,i  Vgl.  S.  429.         6)  Vgl.  Nr.  152. 

7)  Vgl.  S.  428.  457  f.         8}  Vgl.  Nr.  47  a.  9)  Vgl.  S.  227  Anm.  3.  317. 

10)  Vgl.  S.  428  Anm.  8. 


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1756  Juli  13. 


471 


in  Betreff  deren  durch  England  allhier  gethaner  preussischen  Offerten  j^'.** 
durch  den  .  .  .  Starhemberg  am  französchen  Hof  einen  guten  Gebrauch 
machen  zu  lassen  geruhet  haben  werden nach  welchem  sich  diese  Unter- 
redung mit  der  russischen  Kaiserin  geendigt  hat.  Ansonsten  hat  mir  Graf 
Woronzow  eröffnet,  dass  der  Knees  Golyzin  zufolg  seines  letzteren  Berichts 
die  ihm  durch  eigenen  Courier  aufgetragene  Befehle  genauest  befolget, 
sofort  die  .  .  .  döclaration  secretissime  dem  englischen  ministerio  zurück- 
gegeben2); Holdernesse  hätte  solche  auch  behalten  und  seinen  ganzen  Vor- 
trag ad  referendnm  genommen,  darbei  aber  von  der  mit  Frankreich  ein- 
verstandenen, durch  geheime  Articles  gegen  Cedining  eines  Districts  in 
denen  Niederlanden  festgesetzten  Wiedereroberung  Schlesiens  geredet.  Da 
nun  der  Prinz  Golyzin  demnächstens  seinen  Courier  zurückschicken  wird, 
so  hat  man  hierorts  sein  weiteres  Entschliessen  bis  auf  dessen  Ankunft 
auszusetzen  fdr  gut  befunden1). 

»Benebst  hat  mir  der  Chevalier  Douglas  auch  des  Prinzen  Conty 
Originalschreibon  relative  auf  seino  Absicht ')  lesen  lassen,  mich  aber  unter 
einstem  angelegentlichst  ersuchet,  dem  französchen  ministerio  von  dieser 
mir  bezeugten  Vertraulichkeit  auf  keine  Weise  ehender  sprechen  zu  lassen, 
als  bis  dasselbe  davon  Selbsten  zu  reden  anfangen  werde,  zumalen  diese 
Sache  zwischen  dem  König  und  erwähnten  Prinzen  ein  Geheimnuss  sei. 
Da  übrigens  die  russische  Kaiserin  sich  wegen  des  Obermarschall  Bestushew 
Verschickung3)  noch  nicht  resolviren  will,  so  gehet  deswegen  des  Vicc- 
kanzlers  Bemühung  dahin,  Höchstdieselbe  einstweilen  wegen  derer  übrigen 
Ministres  zn  einer  Denomination  zu  determiniren,  als  worunter  auch  des 
abgeneigten  Grafen  Keyserling  Abrufung4)  mitbegriffen  wird.  Aus  allem 
diesem  nun  ist  eines  Theils  leicht  zu  beurtheilen,  dass  der  Grosskanzler 
und  Chevalier  Williams  mit  ihren  unstatthaften  Insinuationen  und  Betrei- 
bungen nichts  ausrichten  und  des  Ersteren  Fall ')  andurch  noch  mehr  be- 
förderet werden  dörfte,  auch  die  russische  Kaiserin  aller  menschlichen 
Einsicht  nach  bei  ihrer  einmal  genommenen  Resolution  ohnveränderlich 
bleiben  werde  *),  anderen  Theils  aber  werden  Ew.  Exc.  nach  Dero  hohen 
Einsicht  .  .  .  ermessen,  wie  nothwendig  es  sei,  dass  von  allerhöchsten  Ort 
man  mich  auf  meine  so  vielfältige  wichtige  Einberichtungen  mit  denen  er- 
forderlichen Verhaltungsbefehlen  ohnverzüglich  versehen  zu  lassen  geruhen 
möge,  um  dem  hiesigen  Hof  auf  seine  geneigte  Erklärung5)  doch  auch 


1)  Vgl  S.  428.  458.  506. 

2)  Vgl.  S.  394.  428. 

3)  Es  handelte  sich  um  den  Gesandtschaftsposton  am  polnischen  Hofe. 

4)  Der  russische  Gesandte  in  Wien,  Graf  Keyserling,  war  ein  entschiedener 
Anhänger  der  russischen  Verbindung  mit  England,  über  den  sich  Kaunitz  wieder- 
holt in  Russland  beschwerte.  Einfluss  in  Petersburg  gewann  Keyserling  indessen 
nicht.        5)  Vgl.  Nr.  129  a. 

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472  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1"56    etwas  angenehmes  zurücksagen  zu  können,  zumalen  nach  des  Chevalier 
ah  1  '*  Douglaa  Dafürhalten  auch  der  prince  Conty  ehender,  als  man  es  vermuthet, 
allhier  sein  dörfte1).« 


Juli  H        168.    Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.257  [fol.  1458].  Wien,  U.Juli  1756. 

W.  K.  A.   Nach  der  Urschrift. 

Bereitschaft8ordre  für  das  Dragonerreg-iment  Darmstadt. 


Juli  14       169.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr. 259  [f 01.1458] .  Wien,  14.  Juli  1756. 

W.  K.  A.   Nach  der  Urwhrift. 

Bereitschaf tsordre  für  Buccow,  Elverfeld,  Wolfersdorf, Wied,  Andlau. 
Sincere,  Gemingen,  Hinderer2). 


Juli  15       170.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.272  fol.  1464].  Wien,  15.  Juli  1756. 

W.  K.  A.   »ach  der  Urschrift. 

»Serbelloni  General,  dass  anstatt  des  Serbellonischen  das  Regiment 
Cordova  nacher  Kittsee  ins  Lager  marsebiren  und  mithin  in  das  Campement 
bei  Raab  nur  allein  die  Regimenter  Portugal,  Birkenfeld  und  Lucquese, 
in  jenes  bei  Kittaee  aber  nebst  obgedachten  Cordovaischen  die  Regimenter 
Trautmannsdorf,  Sachsen-Gotha  und  Porporati  mit  der  allschon  verordneten 
Zunicklassung  deren  Officiersfrauen ,  dann  kranker  Mannschaft  und  ma- 
roden Pferden  und  ihren  Commandirten  zur  Einbringung  der  monatlichen 
Verpflegsgebühr  in  ihren  dermaligen  Quartiernumeria  ausser  der  veranlassten 
Abschickung  deren  Commandirten  zur  Aufbringung  der  Augmentations- 
mannschaft zu  stehen  kommen3).«  .  .  . 


Juli  15       171.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.273  [fol.  1464],  Wien,  15.  Juli  1756. 

W.  K.  A.   Nach  der  Urschrift. 

»Commissariat,  ...  die  an  den  Baraoyay'scben  Obristwachtmeister 
Fusar  ergehende  Verordnung  wegen  des  Abmarche  deren  in  Schwäbisch- 
Österreich  stehenden  zwei  Compagnien  .  .  .  betreffend4).« 


1)  Vgl.  Nr.  111.        2)  Österreichische  F.  M.  Ls.  resp.  G.  Ms. 

3)  Vgl.  Nr.  125. 

4)  Vom  gleichen  Tage  datirt  der  Marschbefehl  für  das  zurückgebliebene 
4.  Bataillon  des  Regiments  Browne  zur  Ablösung  der  in  Triest  stehenden  Beth- 
len'schen  Compagnien.  [ilofkriegarathsprotokoll  Nr.  273,  fol  1464]. 


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1756  Juli  13  —  Juli  17. 


473 


172.    Hofkriegsraths  Protokoll  Nr.  281  [fol.  1468].  Wien,  16.  Juli  1756  1756 

Juli  1 

W.  K.  A.   Nach  d«r  TJr«chrift.   Vgl.  Naudö,  Beitrage  I,  60;  II,  201  Anm.  2;  Koaer  11,  27. 

Ordre  an  Browne  zum  sofortigen  Abmarsch  der  gesamten  in 
Böhmen  stehenden  Infanterie  und  Cavallerie  [erstere  in  der  Stärke  von  3, 
aus  den  4.  Bataillonen  complettirten  Bataillonen  und  den  Grenadiercompag- 
nien]  in  das  Lager  bei  Kolin1). 


173.   Hofkriegsrathsprotokoll  Nr.  282  [fol.  1470].  Wien,  16.  Juli  1756.  Juli  16 

W.  K.  A.  Nach  der  TTrachrift. 

»Commissariat:  .  .  .  dass  vermög  anschlüssigen  allerhöchsten  Billet 
-wegen  der  in  Siebenbürgen  grassirenden  Seuche  die  nacher  Böheim  gewid- 
mete vier  Husarn-2)  nebst  denen  tiefer  in  Hungarn  liegenden  teutschen 
Cavallerieregimentern  vor  all  anderen  den  Marche  antretten  sollen.  Nicht 
minder  werde  diesorts  wegen  würklichen  Aufbruch  deren  Regimentern 
Festeticz  und  Hadick  nacher  Königgrätz,  dann  des  Liechtenstein-,  Emanuel 
Kollowrath-  und  Stampach-Regiments  nacher  Tentschbrod  allsogleich  die  Ordre 
ausgestellt ,  die  Instradirung  deren  übrigen  Husarnregimentern  hingegen 
weiters  gewartiget,  an  das  im  Marche  begriffene  Carl  Palffy'sche 3)  bei  dessen 
Eintreffuog  in  dem  Ödenburger  Comitat  die  Bereitschaftsordre  und  gleich 
darauf  die  würkliche  Marcheordre  erlassen,  von  dem  Aufbruch  all  übriger 
Infanterie,  Grenadiercompagnien  und  Grenztruppen  die  Anzeige  seiner  Zeit 
dem  Commissariat  gemachet  weiden.«  .  .  . 


174.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.  Wieu,  n.  Juli  1756.  Juli  n 

Nach  dorn  Reinconcept.   Vgl.  Ranke  221;  Beer,  H.  Z.  27.  3<i";  Waddington,  RenversemcDt 
502;  Naudri,  Beiträge  I,  2*.  4(1.  lib.  Hl  ;  Ko«er  II,  2s;  Heigel  I,  14. 

Nimmt  aus  den  preussischen  Kriegsrüstungen  Veranlassung  zu  eigenen  Rüstungen. 

Vertrauen  auf  Russland. 

...  >Bis  hiehin  sind  Wir  sorgfaltig  beflissen  gewesen,  alles  dasjenige 
zu  vermeiden,  was  einiges  Aufsehen  oder  Argwohn  bei  anderen  Mächten 
verursachen  könnte,  daher o  Wir  sogar  Anstand  nehmen  wollen,  die  soust 
gewöhnliche  Exercircampements  in  Böhmen  und  Mähren  zu  halten,  statt 
deren  Wir  zwei  Campements  in  Hungarn,  so  aus  einigen  Cavalleriere- 
gimentern bestünden,  versammlen  zu  lassen  entschlossen  gewesen4). 

»Nachdem  aber  der  König  in  Preussen  alle  seine  Truppen  auf  ein- 
mal und  so  gähling  in  Bewegung  setzet,  neun  neue  Regimenter  errichtet, 
vier  Lager  und  zwar  das  stärkste  nahe  an  Unseren  Glänzen  formiret  uud 
solche  mit  allen  Kriegsgeräthschaften  auf  das  eilfertigste  versiehePj,  so  giebt 

1)  Vgl.  Nr.  166.         2)  Vgl.  S.  468  Nr.  163.         3)  Vgl.  Nr.  124. 
4)  Vgl.  Nr.  115.  159.         5)  Vgl.  S.  466.  431. 


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474  Österreichische  Acten. zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  er  \jÜS  selbsten  die  Veranlassung,  Unsere  gleich m äs sige  Anstalten  vor  der 
ganzen  Welt  zu  rechtfertigen  und  alles  dasjenige  vorzukehren,  was  zur 
Sicherheit  und  Wohlfahrt  Unserer  Länder  dienlich  sein  kann. 

»Wir  haben  dahero  bereits  die  Befehle  ertheilet,  Unsere  Truppen  in 
Böhmen  und  Mähren  zusammenzuziehen  und  solche  durch  die  nächst- 
gelegenen  Regimenter  ohngesaumt  verstärken  zu  lassen.  Verschiedene 
Unserer  in  Hungarn  und  sonsten  verlegter  Regimenter  sind  beorderet,  sich 
ohngesaumt  in  Marsch  zu  setzen  und  denen  böhmischen  wie  auch  mähri- 
schen Grenzen  zu  näheren1;. 

»Desgleichen  wird  das  Nöthigo  wegen  der  Artillerie,  Magazins,  Pontons 
etc.  eilfertig  veranstaltet,  und  Wir  verhoffen,  Uns  innerhalb  etlichen  Wochen 
in  solche  Verfassung  gesetzet  zu  haben,  dass  der  König  in  Preussen  bei 
einem  gählingen  Einfall  in  Unsere  Erblande  einen  kräftigen  Widerstand 
finden  werde. 

>  Nebst  deme  setzen  Wir  in  der  russischen  Kaiserin  M.  bundsmässigen 
und  kräftigen  Beistand  Unser  vollkommenstes  Vertrauen2),  und  da  alle 
Tage  von  dem  ernannten  König  feindliche  Unternehmungen  zu  erwarten 
stehen,  so  zweifeien  Wir  auch  keineswegs,  dass  I.  M.  solche  Anstalten 
vorkehren  werden,  damit  Uns  bei  etwa  erfolgendem  preussischen  Friedens- 
bruch die  tractatenmässige  Hülfe  ungesäumt  angedeihen  möge. 

»Wann  Uns  der  König  in  Preussen  noch  sechs  bis  acht  Wochen  Zeit 
lasst,  so  werden  Wir  in  Böhmon  und  Mähren  eine  Armee  von  90  000  Mann 
zusammenbringen  und  auch  in  dem  Fall,  dass  der  Krieg  in  diesem  Jahr 
nicht  den  Anfang  nehmete,  in  den  besagten  Ländern  überwintern  lassen. 

»Dieser  König  bat  durch  seinen  Tractat  mit  Engeland  den  grössten 
Staatsfehler  begangen,  und  jetzt  machet  er  den  zweiten,  da  er  Uns  und 
dem  russischen  Hof  durch  seine  Kriegsveranstaltungen  den  besten  Vorwand 
giebet,  Unsere  Armeen  an  den  Grenzen  zusammenzuziehen,  ohne  welches 
sich  weder  Sachsen  noch  ein  anderer  Reichsfürst  getrauen  würde,  sich  in 
Traetaten  und  Stellung  einiger  Truppen  einzulassen3]. 

»Sachsen  besorget  einen  Einfall  und  den  Durchmarsch  durch  seine 
Lande  und  verlanget  von  Uns  eine  vertraute  Verabredung  wegen  der  zu 
nehmenden  Mesures4).  Wir  haben  auch  diesem  Hof  Unsere  Anstalten  be- 
reits vertraulich  eröffnet.  Es  wäre  aber  noch  zu  früh  weiter  zu  gehen, 
und  muss  erst  Unsere  Armee  versammlet  sein;  zumalen  Wir  noch  täglich 
eine  zuverlässige  Nachricht  aus  Paris  erwarten  und  sehr  gute  Hoffnung 
vor  Uns  sehen,  dass  der  französche  Hof  sich  zum  Ziel  legen  werde5].  So- 
bald Wir  nun  desfalls  etwas  zuverlässiges  erfahren,  so  soll  ein  Courier  an 
Dich  abgehen,  wie  Wir  dann  auch  Deinen  secretarium  innerhalb  acht  bis 


1)  Vgl.  Nr.  158. 
4)  Vgl.  Nr.  140. 


2)  Vgl.  Nr.  130a. 
5}  Vgl.  S.  447  f. 


3)  Vgl.  S.  290. 


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1756  Juli  17. 


475 


zehn  Tägen  mit  den  vollständigen  Nachrichten  von  Unseren  Veranstaltungen  1756 
zurücksenden  zu  lassen  gedenken.  1 

>Wie  Wir  zuverlässig  wissen,  so  giebet  sich  Engeland  alle  erdenkliche 
Mühe,  den  russischen  Hof  wieder  auf  seine  Seite  zu  ziehen,  und  er  hoffet, 
alles  durch  Geld  verblenden  zu  können1);  auch  soll  man  entschlossen  sein, 
den  Williams  abzurufen  und  einen  anderen  englischen  Bottschaftern  oder 
ministrum  nach  Petersburg  zu  senden.  Sogar  lasst  der  König  in  Preussen 
zu  Berlin  und  bei  seiner  Armee  öffentlich  aussprengen,  dass  der  russische 
Hof  sich  bereits  vergnüglich  geäucseret  habe,  in  die  englische  Allianz  ein- 
zutretten,  und  Truppen  durch  die  preussische  Lande  nach  Hannover  ab- 
schicken Wörde;  allein  ohngeachtet  Wir  an  den  englischen  und  preussischen 
Bearbeitungen  und  Anerbieten  keineswegs  zweifeien,  so  setzen  Wir  doch 
in  der  rassischen  Kaiserin  M.  grossmüthigste,  erleuchtetste  und  standhafteste 
Gesinnung  ein  allzu  grosses  Vertrauen,  als  dass  Wir  Uns  durch  den  äusser- 
lichen  Anschein  im  geringsten  irremachen  lassen  sollten2).  Vielmehr  halten 
Wir  Uns  versicheret,  dass  S.  M.  immer  mehrers  die  Notwendigkeit  er- 
kennen werden,  gegen  einen  so  gefährlichen  Nachbarn,  welcher  seine 
Kriegsmacht  so  namhaft  vermehret  und  im  Norden  den  Meister  spielen 
will,  die  behörige  Maassregien  zu  ergreifen  und  mit  Uns  in  dem  engesten 
Einverständnis  zu  Werk  zu  gehen,  desfalls  Wir  Uns  bei  Absendung  eines 
Couriers  deutlicher  äusseren  werden.  Inzwischen  kannst  Du  der  russischen 
Kaiserin  M.  und  ihr  Ministerium  auf  Unser  geheiligtes  Wort  versicheren, 
dass  Wir  Uns  das  russische  k.  Interesse  so  sehr  als  Unser  eigenes  zu 
Herzen  ziehen,  und  dass  von  Uns  alles  geschehen  werde,  was  nur  immer 
möglich  ist  und  von  einer  getreuen  Bundsgenossin  erwartet  werden  kann; 
wovon  Wir  Uberzeugende  Proben  zu  geben  verhofTen. 

»Wir  bedauren  nur,  dass  die  Umstände  nicht  ehender  verstattet, 
Unsere  Armee  zusammenzuziehen.  Wann  es  aber  geschehen  wäre,  so 
hätten  Wir  andurch  alles  verderben  können.  Indess  ist  nicht  zu  zweifeien, 
dass  der  Marsch  der  russischen  Truppen  und  die  Furcht  den  König  in 
Preussen  auf  einmal  in  Bewegung  gesetzet3!,  und  dermalen  ist  es  zwar 
nicht  wahrscheinlich4),  jedoch  leicht  möglich,  dass  er  sich  der  Zeit  zu 
Nutzen  machen  und  mit  dem  grössten  Theil  seiner  Macht  Unseren  Landen 
einen  Streich  beizubringen  suchen  werde.  Er  stehet  dermalen  mit  Enge- 
land in  dem  engesten  Vernehmen,  und  sind  viele  Anzeige  vorhanden,  dass 
er  würklicho  Subsidien  von  der  ernannten  Krön  ziehe5].«  .  .  . 

Esterhasy  solle  sich  ungesäumt  beim  russischen  Ministerium  erkundigon, 
ob  eine  Einladung,  dem  Versailler  Vertrag  beizutreten,  noch  vor  der  Ankunft 
der  neuen  russischen  resp.  französischen  Botschafter6)  gewünscht  werde. 

TTVgl'Nr.  I30a. 
2)  Vgl.  S.  430.   Diese  Stelle  ist,  wie  der  ganze  Erlass,  chiffrirt. 
3}  Vgl.  Nr.  115.         4)  Vgl.  Nr.  148.         5)  Eino  irrige  Vermuthung. 
6)  Vgl.  S.  42S. 


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476  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
174a.    Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  17.  Juli  1756. 

I\  8.  2.   Nach  dem  Rcinconcept.   VfL  t.  Arneth  V,  48. 

Erinnert,  >dass  wir  zwar  Russland  noch  nicht  zum  Zuschlagen  oder 
zu  vergeblichen  Unkosten  anfrischen  wollen,  jedoch  vor  sehr  dienlich,  ja 
vor  nötlrig  ansehen,  dass  sich  Russland  nach  unserem  Vorgang  richte  und 
in  Livland,  wie  auch  in  denen  übrigen,  denen  preussiseben  Grenzen  am 
nächsten  gelegenen  Landen  eine  ansehnliche  Armee  bereit  halte1],  um  nach 
Beschaffenheit  der  Umständen,  so  sich  inner  kurzem  abänderen  dürften, 
werkthätige  Hülfe  leisten  zu  können ;  zumalen  der  König  in  Preussen  durch 
seine  Kriegsanstalten  den  besten  Vorwand  giebet.  .  .  . 

»Der  künftige  Courier  wird  Ew.  Exc.  eine  namhafte  Summe  Geldes 
zu  Präsenten  überbringen2}.« 


ruli  18        175.   Starhemberg  an  Kaunitz.   Compiegne,  18.  Juli  1756.  Praes. 

25.  Juli  1756. 

Nach  der  Urichrift.  Vgl.  Beer,  M.  I.  Ö.  0.  XVII,  155  ff.;  t.  Arneth  IV,  467  f.  475;  Hanke  203; 
0.  Klopp,  Friedrich  IL  und  die  deuUche  Nation  |8chaffhau»en  18<>7]  241;  Lehmann  M. 
53  f.  12«;  Waddington,  RenYersement  *69;  Naude",  Beitrage  I.  H»  f.;  II,  214  £ 

BcrorsU  hcndc  Ernennung  des  Abbe"  Bernis  zum  Gesandten  in  Wien.  Günstige  Aus- 
sichten in  Frankreich  trotz  der  Verweigerung  activer  Truppenhiilfe  gegen  Preussen. 

Erklärung  Frankreichs  gegen  Preussen. 

Am  13.  Juli  sei  es  dicht  daran  gewesen,  dass  Bernis  einen  Platz  im 
Consoil  erhalten  hätte,  wie  Starhemberg  oft  gewünscht  habe5).  >Je  fis 
connaitre4)  que  la  nomination  de  l'abbe"  ä  l'ambassade  de  Vienne5)  rem- 
plissait  ä  la  v^rite"  une  partie  de  l'objet  quo  nous  nous  «Stions  propose's  en 
cherchant  a  empgeher  son  derart  pour  l'Espagne,  en  ce  que  1°  eile  le 
faisait  rester  ici  jusqu'a  la  conclusion  de  notre  negociation,  sans  que  cela 
donnät  de  Tombrage  et  de  l'inquiötude  aux  autres  ministres  et  nomme*- 
ment  ä  M.  Rouillö,  et  2"  en  ce  qu'elle  donnait  une  apparence  tout-ä-fait 
naturelle  aux  frequentes  conversations  que  nous  c"tions  Obligos  d'avoir  en- 
semblo  qui,  malgre  toute  la  circonspection,  .  .  .  ne  peuvent  6tre  toujours 
ignorees;  mais  que,  ncanmoins,  la  partie  essentielle  de  Tobjet  que  nous 
nous  (Stions  propose's,  n'dtait  nullement  remplie  par  l'expddient  en  question.« 
Bernis  sei  für  die  augenblicklichen  Verhandlungen  nothwendig,  man  könne 
>s'attendre  ä  mille  inconvenients  et  mesentendus  dans  l'execution  de  notre 
concert,  si  I  on  eloignait  l'homme  qui  avait  traite  toute  cette  affaire  depuis 
son  commencement,  qui,  par  l'e*tude  quMl  en  avait  faite,  dtait  plus  ä  portee 
que  tout  autre  d'avoir  une  connaissance  entiere  de  tout  ce  qui  y  dtait  rc- 


1)  Vgl.  Nr.  129  a.         2)  Vgl.  S.  324.         3)  Vgl.  S.  414. 
4)  Der  Marquisc  von  Pompadour. 

R)  Nach  Starhombcrgs  Bericht  vom  13.  Juli  1756  ging  dieser  Plan  von 
Machault  aus. 


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1756  Juli  17  —  Juli  18. 


477 


latif,  qui  (comme  Mde.  de  Pompadour  me  l'avait  dit  elle-mßme)  e*tait  le  1756 
seul  en  qui  le  Roi  eüt  entiere  confiance1);  qui  se  trouvait  ä  porte'e  de  1 
parier  confidentiellement  ä  chacun  des  ministres,  de  deeouvrir  et  m^nager 
leurs  difförentes  vues  personnelles,  de  rdunir  leurs  avis  et  de  rapporter  le 
tont  au  sentiment  particulier  du  Roi,  et  qui  enfin,  par  sa  liaison  avec  Mde. 
de  Pompadour  et  par  l'estime  quelle  en  faisait,  devenait  n£cessairement 
l'homme  de  oonfiance  des  deux  parties  et  celui  par  lequel  nous  entre- 
tenions  la  communieation  si  ne*cessaire  avec  Mde.  de  Pompadour,  ä  qui  je 
ne  pouvais  parier  souvent  en  particulier,  et  qu'il  importait  beaucoup  de 
faire  informer  de  tont  ce  qui  avait  rapport  ä  notre  grande  affaire  par 
quolqu'un  sur  qui  eile  comptat,  et  sur  qui  l'on  püt  compter;  que  toutes  ces 
choses  se  rencontraient  dans  l'abbe*  de  Bernis  et  exigeaient  indispensable- 
ment  qu'on  le  fit  demeurer  ici;  qu'a  la  verit^,  il  pourrait,  se  trouvant  ä 
Yienne,  suivre  e*galement  notre  objet,  .  .  .  mais  que  tout  cela  ne  pouvait 
faire  le  mßme  effet  que  lorsqu'il  se  trouvait  sur  les  lienx  et  £tait  a  portde 
de  voir  tout  par  ses  yeux  et  parer  a  tous  les  inconvenients  a  craindre; 
que  Mde.  de  Pompadour  se  souviendrait,  et  qu'elle  m'avait  dit  elle-mßme 
que  tous  les  ministres  du  Roi  ne  pensaient  pas  egalement,  qu'il  y  en  avait 
dont  U  fallait  se  mlfier  beaucoup,  que  ceux-la  ou,  pour  mieux  dire,  celui- 
la  *)  qui  affectait  d'etre  ä  präsent  le  plus  zdle*  de  tous  pour  la  rdussite  de 
notre  grand  ouvrage,  ne  manquerait  pas,  apres  le  d«5part  de  l'abbe,  de  faire 
jouer  tout  plein  de  ressorts  cache's,  pour  que  notre  projet  manquät,  qu'il 
aurait  beau  jeu  pour  lors,  puisque  la  communieation  entre  Mde.  de  Pom- 
padour et  nous  serait  interrompue,  qu'elle  mßme  n'aurait  personno  qui  la 
conseillät  et  ne  saurait  souvent  quel  parti  prendre  ni  k  qui  se  fier,  lors- 
qu'il  s'agirait  de  deMiberations  politiques,  sur  lesqnelles  eile  ne  risquerait 
pas  de  prendre  un  parti  par  elle-m&me;  et,  enfin,  qu'il  y  avait  tout  ä  craindre 
et  de  lui  et  de  la  chose  mßme,  qui  Ctait  trop  grande  et  trop  dtendue  pour 
que  dans  l'execution  il  ne  se  renconträt  tont  plein  d'incidents  et  de  diffi- 
culte's  qu'on  ne  pouvait  pas  pre*voir  d'avance,  si  Von  ne  prenait  le  parti 
auquel  je  croyais  qu'il  faudrait  toujours  en  venir  ä  la  fin,  de  fixer  l'abbe* 
de  Bernis  ici  et  de  lui  donner  place  au  Conseil.« 

Bernis  und  die  Pompadour  hätten  auch  den  König  so  gut  wie  über- 
zeugt, aber  plötzlich  habe  dieser  sich  anders  entschlossen  und  den  Abbe 
zum  Gesandten  in  Wien  ernannt.  Starhemberg  vermuthe,  auf  Veranlassung 
Machaults.  Machault  »craint  apparemment,  comme  tous  les  autres  ministres, 
que,  si  l'abbd  venait  ä  rester  ici,  il  ne  s'emparät  Beul  de  toute  la  confiance 
du  Roi  et  ne  l'emport;U  sur  eux  tous.  Cette  crainte  de  leur  part  me 
parait  assez  bien  fonde*e,  et  jene  suis  pas  e"tonne  de  tous  les  mouvements 
qu'ils  se  donnent  pour  s'en  de'livrer  .  .  . 

»J'aurais  ddsire  tres  fort  de  pouvoir,  en  expädiant  ce  courrier,  marqner 


1)  Vgl.  S.4I5.         2)  D'Argenson.   Vgl.  S.  414. 


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478  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  en  m€me  temps  ä  V.  Exc.  quelque  chose  de  positif  an  sujet  de  cette  ne^- 
,ö  gociation  et  Lui  envoyer  les  re'ponses  aux  qnatre  propositions x)  qne  j'ai 
faites,  il  y  a  trois  semaines,  ä  cette  cour.  Mais  malgr£  toutes  les  in- 
stances  qne  j'ai  faites  saDs  cesse  ponr  obtenir  ces  re'ponses,  et  malgre  les 
dispositions  favorables  oü  je  vois  l'abbe*  de  Bornis  et  Mde.  de  Pompadour, 
et  oü  tout  nous  prouve  qne  le  Roi  et  tont  son  ministere  persistent  con- 
stamment2),  on  ne  m'a  pas  encore  donne*  ces  re'ponses.  L'abbe'  de  Bernis 
m'a  prorois  hier  tres  positivement  qne  je  les  anrais  sans  faute  quatre  ou 
cinq  joors  apres  rarrivee  du  marecbal  de  Belleisle  qni  est  attendu  ici 
avant  la  fin  du  mois,  et  ä  qui  on  a  envoyd  par  courrier  l'ordre  de  presser 
soii  retour  tant  qu'il  le  pourrait.  J'ai  vu  sa  reponse,  qui  me  prouve  en 
effet  qu'on  Mattend  qae  lui  pour  se  decider  sur  le  parti  a  prendre. 

»Tout  cequeje  puis  entrevoir  par  les  conversations  particulieres  qne 
j'ai  eues  pendant  tout  ce  temps  avec  Mde.  de  Pompadour  et  avec  chaque 
individu  du  ministere,  me  fait  prövoir  que  les  plus  graudes  difficultea  rou- 
leront  sur  la  condition  qne  j'ai  mise  au  Nr.  2 Ce  n'est  pas  que  je  ne 
pr^vois  que  les  trois  autres  et  nommlment  les  deux  dernieres  en  rencon- 
treront  beaucoup  aussi,  mais,  du  moins,  y  aura-t-il  ä  cet  egard  qnelqne 
moyen  d'accommodement,  au  lieu  que  je  n'en  vois  aucun  sur  l  objet  de  la 
condition  dont  je  viens  de  parier.  On  me  de'clare  constamment  et  posi- 
tivement que  le  Roi  ne  veut  ni  ne  peut  entrer  en  guerre  offensive  contre 
le  roi  de  Prusse,  que,  depnis  le  commencement  de  la  negociation,  c'avait 
toujours  6t&-\k  son  sentiment  qui  m'avait  6t6  dit  et  eonfirme  k  ehaque 
occasion3}.  Qu'autre  chose  serait,  si  le  roi  de  Prusse  venait  a  nons  atta- 
quer et  k  nous  mettre  par  lä  dans  le  cas  de  demander  des  seconrs  d£- 
fensifs.  Mais  que  pour  l'offensive  il  <Hait  impossible  de  nous  donner  des 
troupes,  que  memo  nous  n'en  avions  nul  besoin,  mais  qne  Ton  nons  don- 
nerait  des  seconrs  puissants  en  argent  et  nous  procurerait  les  moyens  d'a- 
voir  autant  de  troupes  auxiliaires  qu'il  nous  en  fallait,  qu'il  n'ätait  pas 
juste  ä  nous  d'insister  sur  nne  chose  qui  6*tait  contraire  aux  sentiments  du 
Roi  et  qui  meme  £tait  en  certaine  facon  impossible,  puisque  Ton  ne  pou- 
vait  pas  pousser  avec  vigueur  la  guerre  contre  TAngleterre,  garnir  les 
cötes,  nous  fournir  des  Bonames  d'argent  immenses  et  mettre,  ontre  cela, 
une  armee  en  campagne3);  que  Ton  me  prouverait  clair  comme  jour  quo 
la  re*ussite  de  notre  entreprise  e*tait  certaine  sans  le  seconrs  d'une  armee 
francaise.  Mais  qu'a  ce  seul  point  pres,  on  ferait  tout  ce  que  nous  pon- 
vions  ddsirer,  vu  qu'il  e*tait  jnste  qu'on  concourüt  efficacement  ä  la  räussite 
de  notre  entreprise,  et  qne  I  on  y  e*tait  decide\  Je  ne  me  suis  encore  re- 
läche*  en  rien  de  ma  demande,  et  je  compte  de  tenir  bon  jusqu'au  bont, 
puisque  ce  sera-lä  le  veritable  moyen  d'obtenir  des  conditions  plus  favo- 
rables pour  le  reste.    J'oppose  des  raisons  d'impossibilite'  aux  argnments 


1)  Vgl.  Nr.  144  c.         2)  Vgl.  S.  447  f.         3)  Vgl.  S.  446. 


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1756  Juli  18. 


479 


d'impossibilitt  qu'on  me  produit,  et  j'ai  mßme  fait  entrevoir  dejä  differentes  1756 
foia  que  je  craignaia  fort  que  aur  ce  pied-lä  nous  ne  nous  arrangerions  a  1 
pas.  II  faudra  voir  les  reponses,  ellea  nous  mettront  k  portee  de  faire 
un  jngement  plus  precis  et  plus  sür.  Mde.  de  Pompadour  et  Tabbe*  de 
Bernia  m'ont  fait  apercevoir  assez  clairement  quMl  ne  serait  pas  de  notre 
propre  inte*r€t  d'engagor  cette  cour  ä  une  de'marche  qui  ne  pourrait  man- 
quer  de  donner  beaucoup  de  credit  et  d'influence  dans  les  affaires  au  seul 
ministre  qui  e*tait  oppose*  ä  notre  Systeme  et  ä  la  faveur  de  Mde.  de  Pom- 
padour1). Cet  argument  n'eat  pas  de'pourvu  de  fondement,  quoiqu'en  effet 
il  ne  soit  pas  convaincant,  vu  qu'il  est  certain  que  le  credit  de  Mde.  de 
Pompadour  est  mieux  ätabli  que  jamais,  et  que  celui  de  ses  adversaires 
baiase  d'un  jour  ä  Tautre. 

»M.  Rouille*  ne  me  parle  plus  depuis  quelque  temps  de  l'exp^dient 
dont  il  m'avait  fait  mention  d'une  diversion  ä  faire  dans  le  pays  de  Ha- 
novre2).  L'abbe"  de  Bernis  n'a  jamais  touche*  cette  corde,  et  je  n'ai  pas 
voulu  lui  cn  parier  le  preroier,  de  peur  que  cela  ne  lui  fit  croire  que 
nons  pourrions  nous  contenter  de  cet  expe*dient.  Je  crois  pourtant  que 
c'est-la,  k  peu  pr£a,  le  iion  plus  ultra  auquel  on  pourrait  se  de*cider  sur 
ladite  condition  Nr.  2.  Nous  verrons  plus  clair  sur  tout  ceci  en  quinze 
jours  au  plus  tard. 

>M.  Rouille*  est  fort  e'tonne'  de  ce  que  je  ne  recois  aucune  nouvelle 
depuis  quelques  semainea  des  mouvements  du  roi  de  Prusse.  11  avait  £te 
fort  inquiet  d'abord  de  Celles  qui  lui  aont  venues  k  ce  sujet  de  Berlin  et 
de  Dresde,  mais  notre  silence  le  raasure,  et  il  commence  k  croire  que  le 
roi  de  Prusse  n'a  nulle  envie  d'attaquer,  et  que  nous  nous  en  doutons 
bien.  M.  d'Aubeterre  marque  qu'on  ne  parait  guere  inquiet  a  Vienne 
des  mouvements  que  ce  Prince  fait,  et  que  peut-ßtre  on  ne  demanderait 
pas  mieux  que  d'ßtre  attaquä  par  lui3).    Comme  cette  lettre  est  arrive'e 


J)  D'Argenson.   Vgl.  S.  477  Anra.  2.         2)  Vgl.  S.  288. 

3}  Aubeterre  berichtete  aus  Wien  am  7.  Juli  1756  an  Rouill6:  >M.  de  Valory 
et  M.  le  comte  de  Broglie  [französischer  Gesandter  am  chursächsischen  Hofe]  vous 
auront  sans  doute  instruit  de  tous  les  mouvements  qui  se  font  dans  les  Etats  du 
roi  de  Prusse  ...  11  ne  parait  pas  qu'on  soit  fort  alarme  ici.  On  ne  croit  pas 
que  le  roi  de  Prusse,  qui  a  toujours  teinoignu  beaucoup  de  circonspection  et  de 
prudence  dans  toutes  ses  entreprises,  puisse  songer  actuellement  a  en  former 
aucune  dans  un  temps  oü  la  maison  d'Autriche  a  sur  pied  la  plus  bolle  armee 
qui  ait  jamais  existä  dans  ses  pays  he>äditaires,  et  oü,  appuyee  de  l'alliance  de 
la  France,  eile  peut  retirer  des  Pays-Bas  et  de  l'Italie  la  plus  grande  partie  de 
ses  forces.  II  parait  bien  plus  naturel  de  penser  quo  les  pr&paratifs  de  S.  M. 
Prussienne  ont  pour  objet  sa  sfirete  personnelle,  qu'ils  sont  la  suite  de  cette 
inquiltude  qui  lui  grossit  les  objets  et  lui  fait  apprehender  peut-ötre  un  con- 
cert  secret  dirige  contre  lui.  .  .  . 

>On  ne  devait  ici  former  aueun  camp  cette  annäe,  pour  ne  causer  d'ombrage 
ä  personne  [vgl.  Nr.  60.  S.  413],  mais,  cependant,  la  prudence  exige  que,  vis-ä-vis 


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480  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

175G  hieran  soir,  M.  Konilid  est  anjonrd'hni  de  cet  avis,  peut-etre  en  chaneerait- 
il  demain,  si  j'dtais  dans  le  cas  de  lni  faire  apercevoir  de  grandes  in- 
quie'tudes  a  cet  e*gard,  ce  qne  je  n'ai  pas  juge*.  ä  propos  de  faire  dans  la 
Position  pr&ente  de  nos  affaires,  et  nommäment  depnis  qne  je  sais  la  fa- 
con  dont  on  a  rtfpondu  ä  Ms.  de  Valory  et  de  Broglie,  et  les  propos  qne 
M.  Komlle*  a  tenns  a  Ms.  de  Vitzthum1)  et  de  Knyphausen,  avec  le  dernier 
desqnels  il  a  en  ces  jours  passe's  nne  prise  tres  vive2).  On  a  fait  con- 
naitre  a  tous  ces  ministres  qne,  si  le  roi  de  Prnsse  venait  ä  nons  attaquer, 
on  dtait  döcide  de  nons  donner  non  senlement  les  seconra  stipnlea,  mais 
de  nons  assister,  en  ontre,  de  tontes  ses  forces3).  .  .  . 


de  mouveiuents  aussi  considerables,  on  songe  ä  prendre  des  precantions.  En  con- 
s^quence,  les  ordres  ont  6te  envoyes  aux  troupes  les  plus  eloignöes  de  se  rappro- 
cher  [vgl.  Nr.  125.  S.  464',  et  on  en  doit  former  deux  camps,  un  en  Boheme  et  lautre 
en  Moravie,  qui  ne  seront  pourtant  pas  fort  considerables.  Lea  regiments  qni  ae 
trouvent  actuellement  dans  ces  deux  provinces,  resteront  dans  leure  quartiers. 
La  plus  grandc  partie  de  la  cavalerie  qui  est  en  Hongrie,  campera  le  long  dü 
Danube,  afin  do  Tavoir  ä  portee,  si  on  en  a  besoin;  on  forme  aussi  des  maga- 
sins  considerables  pour  la  subsistance  de  l'armee.  Selon  cette  disposition  on 
pourra  raasemblcr  en  10  ou  12  jours  en  Boheme  ou  en  Moravie  environ  quatre- 
vingt  nulle  hoinmeB  de  troupes  rcgl6es,  auxquelles  on  joindrait  un  corps  de  12000 
hommes  des  milices  de  la  Hongrie  qu'on  pretend  ötre  aussi  bien  disciplinees  et 
exercees  que  les  vieilles  troupes.  Dans  cette  Situation,  il  ne  parait  pas  qu'on 
nait  rien  a  apprehcnder  du  roi  de  Prusso.  J'aurais  voulu  qu'on  n'eüt  point  forme 
les  deux  camps  de  Boheme  et  de  Moravie  pour  öter  tont  prätexte  d'ombrage. 
II  me  semblait  qu'en  rapprochant  les  troupes,  on  rempliBsait  le  meine  objet;  mais 
il  me  parait  que  le  ministere  autrichien  croit  aussi  devoir  se  montrer,  pour  qu'on 
ne  puisse  pas  le  Boup^onnor  de  timidit£.  Je  suis  persuade  que,  dans  le  fond  de 
Tarne,  on  ne  serait  pa8  fächö  ici  de  voir  le  roi  de  Prusse  commencer  les  hosti- 
litcs  (Dasselbe  berichtete  Keith  am  H.Juli  1T5C.  (Vgl.  v.  Raumer,  Beiträge  II, 
363;  Ranke  221  Anm.  1}  nnd  Flemming  am  28.  Juli  1756),  mais  je  ne  m'imagine  pa« 
que  ce  Prince  ose  s'engager  jusques  lä.  II  est  vraisemblable  que,  s'il  avait  eu 
quelque  dessein,  ses  mouvements  auraient  ete  plus  secrets  et  plus  vifs,  ainsi 
qu'on  l'a  eprouve  en  1744,  lorsqu'il  entra  en  Bohöme.«  [Archiv  des  Ministeriums 
der  auswärtigen  Angelegenheiten  zu  Paris.] 

1}  Graf  Vitzthum  von  Eckstädt  war  chnrsächsischer  Gesandter  am  franzö- 
sischen Hofe.  Vgl.  Vitzthum  von  Eckstädt,  Geheimnisse  des  sächsischen  Cabinets 
I,  359  [Stuttgart  1866]. 

2]  Knyphausen  berichtet  am  15.  Juli  nur,  dass  Rouille  ihm  in  höflichster 
Form  gesagt  habe,  Frankreich  müsste  die  Verpflichtungen  des  Defensivvertrages 
erfüllen,  falls  König  Friedrich  den  Wiener  Hof  angriffe.  [B.  A.] 

3)  Bernis  bestätigt  in  seinen  Memoiren,  dass  Valory  diesen  Befehl  erhalten 
habe.  In  Wahrheit  hat  Valory  jedoch  nur  erklärt,  dass  der  König  von  Frank- 
reich Österreich  für  den  Fall  eines  Angriffs  von  Seiten  Preussens  Hülfe  leisten 
werde.  Valory  erfüllte  mit  dieser  abgeschwächten  Erklärung  genau  den  ihm  von 
Rouille  am  15.  Juli  ertheilten  Auftrag.  Dass  Bernis  diese  Abänderung  des 
Bcharfen  Tones  der  Schwäche  Valorys  zuschiebt,  hat  schon  Lehmann  54  Anm.  2 
als  unrichtig  erkannt,  vgl.  Bernis  I,  290  f.;  P.  C.  XIII,  133;  Waddington,  Ren- 
versement  491;  auch  Ranke  262  f. 


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1756  Jali  18  —  Juli  20.  481 

»J'ai  lieu  de  croire  qu'on  compte  de  s'assurer  de  cette  cour1)  au  moyen  17&6 
des  subsides  que  nous  lui  paieriona,  et  de  la  promesse  de  faire  elire  le 
Prince  electoral2)  roi  de  Pologne  a  la  mort  du  Roi  son  pere.  Cest  au 
moins  lä  tont  ce  que  je  puis  inferer  de  plusieurs  propos  qui  sont  dchappds 
k  Mde.  de  Pompadour,  lorsque  je  lui  parlai  de  ce  qui  est  contenu  dans 
la  d£p€che  de  Pötersbourg  du  S  juin3)  au  sujet  du  princo  de  Conty.« 

König  Ludwig  habe  der  Pompadour  und  Bernis  versichert,  »qu'il  n'en 
a  aucune  connaissance  et  ne  croit  pas  qu  elle  puisse  fitre  vraie 3).«  Zwar 
bemflhe  sich,  wie  die  Pompadour  und  Bernis  zugäben,  Conty  seit  langem 
um  die  polnische  Thronfolge,  und  selbst  der  König  habe  scheinbar  seine 
Wünsche  unterstützt,  aber  ein  fester  Entschluss  sei  von  Ludwig  nicht  ge- 
fasst  gewesen.  Man  habe  die  polnische  Frage  benutzt,  um  die  Thätigkeit 
Contys  auf  ein  unschädliches  Gebiet  zu  lenken. 


176.  Esterhasy  an  Kaunitz.  Petersburg,  20.  Juli  1756.  Praes.  Juli  20 
9.  August  1756«). 

Nach  der  Urschrift.  Vgl.  Beer,  H.  Z.  27,  367;  Ranke  194;  v.  Arnelh  V,  4*  ff.  476  f.  Anro.  70,  71. 

Fortdauernde  günstige  Stimmung  in  Russland.    Möglichkeit  der  Entlassung 

Bestuehews. 

»Seiter  meinem  .  .  .  Bericht  vom  13.  huius5)  habe  ich  den  Gross- 
kanzler vergangenen  Donnerstag  auf  seiner  Insul  besuchet  und  bei  ihm  zu 
Mittag  gespeiset.  Da  nun  der  junge  Graf  Poniatowski  in  dreien  Wochen 
von  hier  nach  Polen  zurückgehen  sollte0)  und  der  Grosskanzler  gnädig 
bekannter  Maassen  ihm  und  dem  Chevalier  Williams  vormals  so  abgeneigt 
wäre 7),  so  habe  gegen  nunerwähnten  Ministre  fallen  lassen,  dass  wir  nach 
des  Poniatowski  Abreise  um  einen  Ministre  weniger  allhier  haben  werden. 
Obwohlen  ich  nun  denselben  von  dem  Grosskanzler  wegfahren  gesehen 
und  von  dem  königl.  dänischen  Ministre  Maitzahn,  der  ebenfalls  auf  der 
Insul  war,  vernommen,  dass  er,  Poniatowsky,  mit  dem  Grosskanzler  bei 
vier  Stunden  eine  geheime  Unterredung  gehabt,  so  hatte  jedoch  obberührter 
Grosskanzler  sich  nicht  gescheuet,  mir  zu  sagen,  dass  er  ihn  sohon  einige 
Tagen  nicht  gesehen  hätte,  wobei  ich  es  meiner  Seits  bewenden  zu  lassen 
für  gut  befunden  habe. 

»Wie  zumalen  nun  Ew.  Exc.  fürnämlich  aus  meinen  zweien  .  .  . 
Berichtschreiben  vom  6.  und  13.  dieses8)  eines  Theils  des  Grosskanzlers 
Abneigung  für  das  neue  Staatssystema,  anderen  Theils  aber  auch  .  .  . 
ersehen  haben  werden,  was  gefährliche  Insinuationen  derselbe  bei  der 


1)  Von  Sachsen.        2)  Friedrich  Christian.        3}  Vgl.  S.  396.  471. 

4)  Nach  einer  Notiz  im  Vortrage  des  Staatakanzlers  vom  10.  August  1756. 

5)  Vgl.  Nr.  167.  6)  Vgl.  S.  470.  Poniatowski  war  von  Brühl  abberufen  worden. 
7)  Vgl.  Nr.  58.         8)  Vgl.  Nr.  152.  167. 

Acten  zu  Vorgeschichte  des  7jfchrigen  Krieges.  31 


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482   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


I7fi<;  grogsfürstlichen  Herrschaft  durch  den  jungen  Grafen  Poniatowski  machen 
ul*  20  lassen,  so  solle  zu  Dero  hohen  Wissenschaft  noch  weiters  .  .  .  nachtragen, 
wie  ich  aus  dieses  ministri  Reden  ganz  deutlich  wahrgenommen,  dass 
er  in  seiner  üblen  Gesinnung  nicht  nur  fortfahre,  sondern  der  Aus- 
söhnung zwischen  Frankreich  und  Russland,  und  was  in  Ansehung  des 
neuen  Staatssystematis  damit  verknüpfet  ist,  nach  allen  Kräften  sich  zu 
widersetzen  trachten  werde  und  diese  bereits  in  so  gute  Wege  eingeleitete 
Sache,  wann  es  von  ihm  allein  abhangete,  zerstossen  würde,  dergestalt 
dass  der  Grosskanzler  dermalen  für  den  alleinigen  Gegner  in  diesem  Ge- 
schäft anzusehen  und  also  gut  geschehen  ist,  dass  die  russische  Kaiserin 
ich  in  meiner  letzten  geheimen  Unterredung1)  bei  ihrer  grossmütbigen  Ge- 
sinnung zu  erhalten  gesuchet  habe. 

*  Gleichwie  nun  der  Grosskanzler  gnädig  bekannter  Maassen  den  Che- 
valier Williams  mehr  als  einmal  von  hier  wegzubringen  gesuchet2)  und  mir 
öfters  gesagt,  dass  sie  allhier  von  dem  englischen  Hof  betrogen  und  mit 
demselben  nichts  zu  tbun  scie,  eo  hat  derselbe  jedoch  miteins  sich  wieder 
auf  diese  Seiten  gewendet,  worzu  nach  reifen  Nachdenken  gewisslich  das 
meiste  contribuiret,  dass  auf  der  hiesigen  Monarchin  eigenen  Befehl  er 
von  des  Chevalier  Douglas  Negociation  gänzlich  aufgeschlossen  worden3}. 
Da  er  also  für  das  künftige  von  Frankreich,  dessen  Interesse  er  sich  jeder- 
zeit ganz  offenbar  widersetzet  .  .  .  hat,  sich  nichts  gutes  versprechen  kann 
und  er  in  gleicher  Zeit  von  dem  englischen  Hof  bei  einem  guten  Ausschlag 
des  Subsidientractats,  oder  wann  er,  Grosskanzler,  das  neue  systema  und 
die  Wiederaussöhnung  des  französchen  und  russischen  Hofs  rückgängig 
machen  könnte,  eine  ansehnliche  Verehrung  von  100  000  f.  zu  gewarten 
hat,  ohne  noch  zu  wissen,  was  ihm  etwa  in  geheim  für  neue  Verheissungen 
geschehen,  so  ist  sich  gamicht  zu  verwundern,  wann  dieser  interessirte 
Mann,  der  voller  Schulden,  ein  grosses  Haus,  seinen  Gehalt  auf  sieben 
Jahre  schon  vor  zwei  Jahren  in  Moskau  voraus  genommen,  benebst  stark 
spielet  und  kein  guter  Wirth  ist,  bei  seinen  verwirrten  Umständen  nicht 
soviel  auf  unsere  eventuale  und  noch  entfernte  Versprechungen,  sondern 
auf  die  bei  dem  ßaron  von  Wolff4)  schon  parat  liegende  Summe  gedenket, 
folglich,  um  solcher  theilhaftig  zu  werden,  den  englischen  Insinuationen 
Gehör  giebt. 

»Da  nun  nach  der  Zurückkunft  des  russischen  Couriers  aus  Engeland5) 
die  Subsidiensach  zu  Ende  gehen  muss,  benebst  auch  nach  des  Poniatowski 
Abreise  nacher  Polen  diese  vereinigte  gefährliche  Einblasnngen  bei  der 
grossfürstlichen  Herrschaft  allem  Ansehen  nach  so  chender  aufhören  dörften, 
als  die  russische  Kaiserin  darvon  unterrichtet  ist  und  mich  zu  beruhigen 
gesuchet5),  so  werden  Ew.  Exc.  Selbsten  .  .  .  ermessen,  wie  nöthig  es 


1)  Vgl.  S.  470.  2)  Vgl.  S.  255.  266. 
4)  Englischer  Resident  in  Petersburg. 


3)  Vgl.  S.  469. 
5)  Vgl.  S.  471. 


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1756  Juli  20. 


■IS  3 


gleich wohlen  seie,  dass  man  mich  mit  einer  ansehnlichen  Summ  bald-  1756 
möglichst  versehe,  ünd  [sie]  benöthigten  Falls  in  Rucksicht  des  grossen  Vor-  ^u''  2 
habens  sowohl  bei  dem  Grosskanzler,  als  wo  es  sonst  nützlich  sein  kann, 
verwenden  zn  können1)  [ermächtige];  wie  ich  dann  letzthin  dem  Secretär 
Wolkow,  welcher  mir  seine  betrübten  Umstanden  nicht  kläglieh  genug  vor- 
zustellen gewusst,  abermalen2)  500  Ducaten  zu  geben  mich  um  so  weniger 
entziehen  können,  als  man  diesen  Menschen  beständig  brauchot  nnd  das 
ganze  Geheimnnss  des  grossen  Vorhabens  durch  seine  Feder  gehet.  Da  aber 
der  Grosskanzler  dem  neuen  systemati  sich  so  abgeneigt  erzeiget,  so  ist  das 
secretnm  bei  ihm  freilich  wohl  einer  nicht  geringen  Gefahr  ansgesetzet, 
znmalcn  er  fast  täglich  mit  dem  Poniatowski  sich  unterredet  und  den 
dänischen  Ministre  von  Maitzahn,  wie  er  mir  im  Vertrauen  solbsten  ge- 
sagt, zu  dessen  grosser  Befremdung  an  obernannten  Grafen  Poniatowski 
angewiesen  hat.  .  .  . 

»Da  zufolg  deren  von  mir  unterm  25.  Juni  .  .  .  eingeschickten  Prinz 
Golyzin'schen  Berichten3)  Engeland  nicht  nur  die  Vermittelung  mit  Prenssen 
hier  angeboten,  sondern  auch  den  russischen  Hof  angegangen  hat,  sich  der 
schwedischen  Anliegenheiten  annehmen  zu  sollen,  so  vernehme  ich  von 
dem  Vicekanzler,  dass  man  mir-  über  nunerwähnte  zweien  Materien  mit 
nächsten  eine  Note  zustellen  und  mittelst  derselben  die  Mediation  mit 
Prenssen  auf  eine  höfliche  Art  von  sich  ablehnen,  in  die  schwedische 
Sache  aber,  wann  die  dermalige  Regierungsform  beibehalten  wird,  sich 
nicht  mischen  zu  können,  declariren  werde.  Und  obschon  diese  Note  be- 
reits fertig,  so  ist  mir  solche  von  dem  Grosskanzler,  welcher  alle  Sachen 
in  die  Länge  zu  ziehen  und  seinen  Absichten  zn  adaptiren  suchet,  gleich- 
wohlen  noch  nicht  behändiget  worden.  .  .  . 

»Gleichwie  nun  der  Grosskanzler  gnädig  bekannter  Maassen4)  der 
russischen  Kaiserin  höchste  Befehlen  bis  nunzu  allzeit  ausser  Acht  ge- 
setzet nnd  überhaupt  seine  Nebenabsichten  bei  allen  Gelegenheiten  auszu- 
führen suchet,  gleich  die  auf  sein  Anstiften  bei  der  grossfürstlichen  Herr- 
schaft durch  den  Poniatowski  geschehene  unerlaubte  insinuationes  davon 
eine  neue  Probe  seind,  so  solle  die  russische  Kaiserin,  wie  hiervon  ver- 
schiedenes zu  hören  ist,  über  des  Grosskanzlers  Betragen  so  erbittert  ge- 
wesen sein,  dass  sie  denselben  aus  dem  ministerio  ansschliessen  wollen; 
welches  auch  gewisslich  erfolget  wäre,  wann  nicht  der  Senator  Graf  Peter 
Schuwalow  mit  dem  Favoriten  ihro  einen  Fnssfall  gethan  nnd  Höchst- 
dieselbe  für  diesmal  davon  abgehalten  hätten.  Da  aber  der  Grosskanzler 
von  seiner  alten  Gewohnheit  schwerlich  abgehen  wird,  so  will  noch  nicht 
sagen,  was  etwa  in  das  künftige  mit  ihm  für  eine  Catastrophe  sich  er- 
geben könne,  wie  ich  dann  letzthin  auf  seiner  Insul  abgenommen,  dass  er 


1)  Vgl.  S.  320.  2)  Vgl.  Nr.  22a.  3)  Vgl.  S.  428  Anm.  8. 
4)  Vgl.  S.  234.  239. 

31* 


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484   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    ungemein  niedergeschlagen  seie;  und  ist  besonders  merkbar,  dass,  obschon 
Ju^  20  der  Chevalier  Williams  letzthin  durch  ein  Billet  bei  dem  Grosskanzler  auf 
eine  Conferenz  und  Antwort  gedrungen,  er,  Bottschafter,  seit  der  durch 
den  Poniatowski  gehenden  Handlung  ganz  ruhig  und  fröhlich  sich  be- 
zeiget« .  .  .   

Juli  24       1  77.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  Wien,  24.  Juli  1756.  Ab- 
gegangen am  28.  Juli  1756. 

Nach  dem  Reinconcept.  Vgl.  Lehmann  37. 120  f.;  t.  Arneth  IV,  474;  Rank«  201.  21*;  Beer, 
M.  I.  ö.  O.  XVII,  131,  133  f.;  Nand«\  Beitrage  I,  25.  32  IT.  40.  46.  «4  f.  72.;  II,  213; 
Heigel  I,  14;  Delbrftck,  Pr.  Jahrb.  »4,  41  Ana. 

Man  nimmt  Veranlassung,  angesichts  der  preussischen  Maassnahmen  ebenfalls  zu  rüsten. 
Notwendigkeit  einer  dritten  und  einer  von  Frankreich  gegen  die  protestantischen 
Bundesgenossen  Preussens  zu  verwendenden  vierten  Armee.    Die  Unsicherheit  der 
Stimmung  in  Russland  erfordert  schleunige  Entschliessung  Frankreichs. 

Um  mit  Formalitäten  keine  Zeit  zu  verlieren,  »so  können  Wir  Uns« 
mit  dem  französischen  Vorschlage,  in  den  künftigen  Vertrag  einen  Para- 
graphen aufzunehmen,  der  den  Inhalt  der  erforderten  königlichen  Decla- 
ration  wegen  des  conditionalen  Charakters  aller  österreichischen  Laud- 
abtretungen  unzweideutig  enthalte1),  »hiermit  einstweilen  beruhigen  und 
für  gleichgiltig  ansehen,  ob  das  vorberührte  in  einer  besonderen  königlichen 
Declaration  oder  aber  in  dem  ersten  Article  des  zu  errichtenden  Tractats 
begriffen  und  ausgedrückt  seie.«  Könne  also  Starhemberg  die  besondere 
Declaration  nicht  durchsetzen,  so  dürfe  er  schliesslich  nachgeben.  .  .  . 

»Soviel  nun  den  zweiten  Hauptgegenstand  Deines  Berichtschreibens 
vom  3.  dieses2),  nämlich  die  von  Dir  dem  Bernis  eröffnete  vier  conditionem 
sine  qua  non  anbetrifft,  so  ist  ganz  wohl  von  Dir  geschehen,  dass  Du  solche 
noch  nicht  förmlich  mitgetheilet  und  die  Conditionen,  so  zu  der  Ausfüh- 
rung des  ganzen  Vorhabens  unumgänglich  nöthig  seind,  von  jenen,  so  die 
beiderseitige  Convenienz  betreffen,  in  Deiner  mündlicheu  Erläuterung  deut- 
lich unterschieden,  auch  zugleich  zu  erkennen  gegeben  hast,  wie  Wir  Uns 
allenfalls  mit  dem  Defensivtractat  begnügen  würden,  wann  der  dortige  Hof 
keinen  billigen  Gegenbedingnussen  Statt  geben  wollte.  Nur  stehen  Wir  in 
Sorgen,  dass  der  dortige  Hof  die  vierte  und  letzte  conditionem  sine  qua  )wn} 
so  wie  sie  lieget,  auf  eine  Art  ansehen  dörfte,  als  wann  Wir  dannoch  zu 
vermögen  wären,  hierunter  nachzugeben  und  darein  zu  willigen,  dass 
Flandern  und  Brabant  nicht  dem  Don  Philipp,  sondern  der  Krön  Frank- 
reich abgetretten  würden;  da  Wir  doch  diese  conditionem  sine  qua  tion  als 
die  wesentlichste  und  wichtigste  unter  allen  betrachten.«  .  .  . 

Starhemberg  sei  bereits  von  der  »gählingen  und  grossen  preussischen 
Kriegsveranstaltung«  benachrichtigt  worden3).  »Da  Wir  nun  seithero 
sorgfältigst  beflissen  gewesen,  alles  dasjenige  zu  vermeiden,  was  dem  er- 

1)  Vgl.  8.  452.         2)  Vgl.  Nr.  144  c.         3)  Vgl.  Nr.  158. 


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1756  Juli  20  -  Juli  24. 


485 


nannten  König  einen  unzeitigen  Argwohn  verursachen  könnte,  so  haben  1756 
Wir  auch  in  diesem  Jahre  Anstand  nehmen  wollen  *) ,  die  sonst  gewöhn-  Juli  2 
liehe  Exercirungscampements  in  Böhmen  und  Mühren  versammlen  zu  lassen; 
und  waren  nur  zwei  solche  Lager  vor  die  Cavallerie  in  Hungarn  veran- 
staltet*). .  .  . 

>Seitdeme  aber  der  König  in  Preussen  alle  seine  Truppen  in  Be- 
wegung setzet  und  unter  anderen  ein  Lager  nah  an  Unsern  böhmischen 
Grenzen3)  zusammenziehet,  so  wäre  es  gegen  alle  Vorsicht  gehandelt, 
wann  Wir  verabsäumen  sollten,  Uns  noch  zu  rechter  Zeit  in  behörigen 
Wehrstand  zu  setzen.  Dahero  auch  die  erforderliche  Befehle  bereits  er- 
gangen seind,  nicht  nur  Unsere  in  Böhmen  und  Mähren  verlegte  Truppen 
in  unterschiedene  Lager  zu  versammlen,  sondern  auch  durch  die  nächst- 
gelegene Regimenter  verstärken  und  die  entfernte  näher  anrucken  zu  lassen 4), 
sodass  Wir  inner  kurzem  dem  ernannten  König  eine  Armee  von  50000 
und  im  Monat  September  von  80 — 90  000  entgegenstellen  können4).  .  .  . 

»Unsere  Infanterieregimenter  bestehen  zwar  bekannter  Maassen  aus 
vier  Bataillonen.  Es  ist  aber  die  neue  Einrichtung  gemacht  worden5), 
dass  die  vierte  Bataillon  zurückbleibet  und  zu  Garnisonen,  Convois,  Wer- 
bung etc.  gebrauchet  wird.  Aus  den  drei  übrigen  lassen  Wir  nur  zwei 
Bataillonen  formiren,  welche  um  so  leichter  auf  den  angesetzten  Fuss  im 
Feld  erscheinen  können,  da  fast  alle  Unsere  teutsche  Infanterieregimenter 
sich  in  vollzähligem  Stand  befinden6)  und  der  geringe  Abgang  durch  die 
von  den  Landständen  zu  stellen  übernommene  Recruten7)  ohnverzflglich 
ersetzet  wird. 

»Desgleichen  sind  Unsere  gesamte  Cavallerieregim enter,  nach  dem 
Friedensfuss  zu  800  gerechnet,  an  Mannschaft  und  Pferden  ganz  complett, 
und  Wir  lassen  solche  baldmöglichst  auf  den  Kriegsfuss  zu  1000  Mann 
und  Pferden  gerechnet  setzen,  wie  dann  wegen  Aufkaufung  der  Rimonta- 
pferden  allschon  die  Veranstaltung  geschehen  ist6). 

»Nicht  weniger  können  Wir  im  Fall  der  Noth  noch  mehrere  Infan- 
terie und  Cavallerie  aus  Siebenbürgen,  dem  Bannat  und  Slavonien,  dann 
aus  Italien  ein  Corps  von  10  000  und  aus  den  Niederlanden  ein  anderes 
von  10 — 12 000  Mann  herausziehen0),  mithin  über  100000  Mann  offective 
und  ohne  Garnisonen  gerechnet  gegen  den  König  in  Preussen  anwenden. 
Da  aber  dieser  König  seine  Truppen  mit  neun  bis  zehen  neuen  Regimentern 
vermehret ,ö)  und  an  die  150 — 180000  Mann  der  besten  Truppen  in  das 
Feld  stellen  kann11),  auch  sicher  vorzusehen  stehet,  dass  er  den  grössten 
Theil  seiner  Macht  gegen  Uns  gebrauchen  und  der  russischen  Armee  nur 


1)  Vgl.  Nr.  115.         2)  Vgl.  Nr.  125.         3)  Vgl.  Nr.  158. 
4)  Vgl.  S.  464.  Nr.  174.     5)  Vgl.  S.  377.  463  f.     6)  Vgl.  S.  461  Beilage  Nr.  4. 
7)  Vgl.  S.  461.         8)  Vgl.  8.  461  f.         9)  Vgl.  S.  378. 
10)  Vgl.  S.  431.  Nr.  174.         11)  Vgl.  S.  254. 


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486   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  deB  siebenjährigen  Krieges. 

ein  Corps  von  40—50  000  Mann  entgegensetzen  werde1),  so  lasat  sich 
üh  24  hieraus  ohnachwer  ermessen,  dass  Wir  ans  den  erheblichsten  Ursachen 
darauf  bestehen,  dem  ernannten  König  soviel  Feinde  als  immer  möglich 
zuzuziehen  und  nicht  nur,  nebst  der  Unsrigen  und  russischen,  noch  eine 
dritte  Armee  zusammenzubringen,  sondern  auch  gesichert  zu  sein,  dass  die 
Krön  Frankreich,  wo  nicht  eine  vierte  Armee  gegen  Preussen  stellen  und 
gebrauchen,  jedoch  wenigstens  Engeland,  Holland  und  die  protestantische 
Reichsfürsten  von  aller  Hülfsleistung  abhalten  und  zur  Formirung  einer  an- 
selmlichen dritten  Armee  alles  erforderliche  beitragen  werde2). 

»Beides  ist  zur  glücklichen  Ausführung  des  grossen  Vorhabens  unum- 
gänglich nöthig  und  um  so  weniger  ausser  Acht  zu  lassen,  da  bereits  ver- 
schiedene, von  sehr  guter  Hand  herkommende  Nachrichten  bestätigen  und 
die  dermalige  Veranstaltungen  des  Königs  in  Preussen,  besonders  aber  sein 
Lager  bei  Hornburg  »)  ganz  klar  zu  erkennen  geben,  dass  dieser  König 
mit  Engeland  in  dem  engesten  Vernehmen  stehe  und  ein  geheimes  Concert 
allschon  errichtet  haben  müsse,  auch  eine  ansehnliche  Armee  von  hannover- 
schen, braunschweig-wolfenbtittelischen,  hessen-casselischen,  sachsen-gothai- 
schen  und  anderen  Truppen  zu  versammlen  die  Hoffnung  vor  sich  sehe4). 
Bei  welchen  Umständen  allerdings  in  reife  Überlegung  zu  ziehen  ist,  ob  es 
zur  Erleichter-  und  Ausführung  Unsers  geheimen  Vorschlags  vorträglicher 
seie,  wann  Frankreich  etwas  feindliches  gegen  die  hannoversche  Lande 
unternehmen  und  andurch  alle  protestantische  Hcichsfürsten  auf  einmal  in 
Harnisch  bringen  5)  oder  aber  diese  durch  Versammlung  einer  Armee  an 
don  Grenzen  und  allenfalls  durch  die  auszustellende  Declarationen  und 
Neutralitätsbewilligungen  in  Ruhe  erhalten,  andurch  aber  veranlassen  sollte, 
dass  Unsere,  die  russische  und  eine  dritte  Armee  nur  allein  gegen  Preussen 
angewendet  würden0].  Desfalls  jedoch  nicht  wohl  etwas  zuverlässiges  an 
Hand  gegeben  werden  kann,  bis  nicht  der  französche  Hof  näher  ge- 
äusseret hat,  ob  und  inwieweit  er  in  Unsere  Vorschläge  einzugehen  ent- 
schlossen seie.  .  .  . 

»Nebstdeme  erfordert  die  Eigenschaft  der  geheimen  Unterhandlung, 
dass  Wir  in  Zeiten  benachrichtiget  werden,  mit  welchen  Reichsfürsten  und 
auf  was  für  einen  Fuss  die  Krone  Frankreich  bereits  Subsidientractate  er- 
richtet habe7)  und  annoch  zu  errichten  gedenke,  da  solches  wegen  der 
weiteren  Anstalten  und  zu  versammlenden  dritten  Armee  zu  wissen  un- 
umgänglich nöthig  ist,  und  Wir  anbei  vermuthen  wollen,  dass  die  ernannte 


1)  Vgl.  S.  288.         2)  Vgl.  S.  400  448  f.         3;  Vgl.  Nr.  146.  158. 
4)  Vgl.  P.  C.  XII,  329.  387.         5)  Vgl.  S.  288.  479. 
6)  Vgl.  S.  401. 

7}  Frankreich  hatte  SubBidienverträge  geschlossen  mit  den  ChurfUrsten  von 
Cöln  und  der  Pfalz,  dem  Herzoge  von  Braunschweig,  dem  Markgrafen  von  Bai- 
reuth sowie  den  Herzogen  vou  Zwcibriickcn  und  Württemberg.  Vgl.  Waddington. 
Renversement  243  Anm.  1. 


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1756  Juli  24. 


4S7 


Krone  keine  weitere  Snbsidien  an  Wolfenbüttel ')  und  Baireuth 2)  auszahlen,  17M 
sondern  von  Selbsten  ermessen  werde,  wie  solches  zu  ihrem  eigenen  Nach-  11,1  2 
theil  und  zum  Besten  ihrer  Feinden  gereichen  müsste. 

>  Hingegen  scheinen  die  dermalige  Umstände  auf  alle  Weis  anzurathen, 
dass  Frankreich  sich  des  sächsischen  Hofs,  jedoch  ohne  ihm  etwas  von 
Unseren  geheimen  Absichten  zu  eröffnen,  ohne  mindesten  Zeitverlust  ver- 
sicheren und  ihn  durch  Subsidienbewilligungen  in  den  Stand  setzen  sollte, 
auf  die  Vermehrung  seiner  Kriegsmacht  furzudenken  und  bei  erfolgenden 
Unternehmungen  gegen  Preussen  einen  nutzlichen  Gehnifen  abzugeben*). 
Wie  dann  von  diesem  Hof  gar  wohl  etlich  und  20000  Mann  mit  fremder 
GeidauBhülfe  in  das  Feld  gestellet  und  solche  mit  6000  Mann  bayerischer, 
dann  mit  4 — 5000  Mann  württembergischer  und  einer  gleichen  Anzahl 
würzburgischer,  auch  anderer  Reichstruppen  verstärket  werden  könnten 4). 

»Desgleichen  beruhet  auf  der  näheren  französchen  Entschliessung, 
ob  und  inwieweit  der  ch urpfälzische  Hof3)  und  insbesondere  die  Krön 
Schweden 4)  mit  in  das  Concert  zu  ziehen  seie ;  da  Wir  seithero  aus  ver- 
schiedenen Umständen  und  Äusserungen  deutlich  wahrnehmen  können,  dass 
es  den  ernannten  beiden  Höfen  keineswegs  am  guten  Willen  ermangele 
und  Pfalz  nicht  nur  wegen  seiner  gulich-  und  bergischen  Landen  bei 
kinderlosem  Absterben  des  Churfürstens  in  Sorge  stehe,  sondern  auch  auf 
das  Clev-  und  Märkische  ein  begieriges  Aug  geworfen  habe.  8oviel  aber 
Schweden  anbetrifft,  so  müssen  die  Gemüther  der  herrschenden  Partei5) 
seiter  der  letzteren  Conspiration 6)  gegen  die  Königin  und  ihren  Bruder, 
den  König  in  Preussen,  ungemein  aufgebracht  sein;  zumalen  sich  dieser 
anfänglichen  in  die  Strittigkeiten  wegen  des  königlichen  Geschmucks  mit 
eingemischet  hatte  und  nicht  zu  zweifeien  stehet,  dass  er  der  Königin  mit 
Rath  und  That  an  die  Hand  gegangen  seie7). 

1)  Zur  Zeit  schwebten  Verhandlungen  über  einen  braunschweigisch-englischen 
Subsidien  vertrag.  Herzog  Carl  war  zur  Annahme  geneigt,  wollte  jedoch  erst  das 
Ende  Beines  bestehenden  Vertrages  mit  Frankreich  abwarten.   Vgl.  F.  C.  XII,  51  f. 

2)  Vgl.  Uber  die  Beziehungen  König  Friedrichs  zu  seinem  Schwager,  dem 
Markgrafen  Friedrich  von  Baireuth  P.  C.  XI,  Nr.  7118.         3)  Vgl.  S.  289. 

4)  Vgl.  S.  404. 

5)  Die  Senatspartei,  die  insbesondere  seit  dem  Zusammentritt  der  Stünde 
am  13.  üctober  1755  die  Herrschaft  führte. 

6)  Die  Ansprüche  der  Stände,  die  sich  sogar  auf  die  Leitung  der  Erziehung 
des  Kronprinzen  und  Revidirung  der  Juwelen  der  Königin  erstreckten,  hatten  zu 
dem  jedoch  in  der  Ausführung  aufgeschobenen  Plan  eines  Staatsstreiches  zu  (i  unston 
der  monarchischen  Gewalt  geführt.  Diese  Absicht  wurde  durch  den  unvorberei- 
teten und  vorzeitigen  Ausbruch  der  Bewegung  in  der  Nacht  vom  21.  zum  22.  Juni 
1756  vereitelt.  Vgl.  P.  C.  XIII,  28;  Arnheim  in  der  deutschen  Zeitschrift  fUr 
Geschichtswissenschaft  II,  2,  418  [1889]. 

7)  Die  Stände  hatten,  um  der  Königin  die  finanziellen  Mittel  zur  Einwirkung 
auf  die  Wahlen  etc.  zu  entziehen,  eine  Revidirung  der  königlichen  Juwelen 
beschlossen.   Luise  Ulrike  fügte  sich  am  26.  Mai  1756  dieser  Forderung,  indem 


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488   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  ,Es  sind  also  die  jetzige  Umstände  in  Schweden  dergestalt  beschaffen, 

uli  24  dass  dieses  Reich  gar  wohl  zn  werkthätigen  Maassnehmungen  gegen  Preassen 
zu  vermögen  sein  dörfte,  wann  änderst  die  behörige  Mittel  nnd  Wege  noch 
in  Zeiten  ergriffen  werden. 

>  Sollte  nun  der  allerchristlichate  König,  wie  Wir  annoch  hoffen  wollen, 
in  Unsere]  geheime  Vorschlage  eingehen  und  Du  desfalls  einen  ernstlichen 
Vorsatz  wahrnehmen,  so  wirst  Du  Dir  vorzüglich  angelegen  sein  lassen, 
das  dortige  Ministerium  zu  einer  ohngesaumten  und  vertrautesten  Abrede 
zu  vermögen,  welche  Mächten  in  das  Concert  miteinznziehen,  was  desfalls 
für  Mittel  und  Wege  einzuschlagen  und  was  überhaupt  für  ein  Operations- 
plan ')  desfalls  zum  Grund  zu  legen  seie,  da  ohne  eine  solche  Abrede  Wir 
entweder  bei  deme,  was  Unsere  Orts  zum  gemeinschaftlichen  Nutzen  ge- 
schehen könnte,  die  beste  Zeit  verabsäumen  müssten  oder  leichtlich  solche 
Maassnehmungen  ergreifen  dörften,  so  denen  französchen  Absichten  und 
Bearbeitungen  zuwider  liefen. 

»Alles  dieses  kann  dermalen  um  so  füglicher  und  unbedenklicher  ge- 
schehen, da  der  König  in  Preussen  mit  den  Kriegsveranstaltungen  den 
Anfang  gemachet  hat1).«  Denn  Österreich  sei  zu  Gegenmaassregeln  erst  auf 
die  Meldung  preussischer  Kriegsrüstungen  geschritten,  »deren  eigentliche 
Ursache  sonder  Zweifel  aus  des  russischen  Hofs  Betrag  gegen  Engeland 
und  aus  dem  Anmarsch  seiner  Truppen  nach  Livland  hergerühret  ist2)«. 
Seit  aber  die  Russen  ihren  Marsch  nicht  fortsetzten,  wisse  der  König  von 
Preussen  garnicht  mehr,  was  davon  zu  halten  sei.  »Es  ist  viele  Wahr- 
scheinlichkeit vorhanden,  dass  er  sich  nicht  leicht  durch  offensive  Ope- 
rationen einen  gewissen  Krieg  zuziehen  noch  Uns  in  den  Stand  setzen 
werde,  Uns  auf  den  casum  foederis  bei  Frankreich  und  Russland :{),  wie 
auch  bei  Unsern  übrigen  AUiirten  berufen  zu  können*). 

» Gleich wohlön  wäre  hierauf  um  so  weniger  8taat  zu  machen,  da  die 
mit  einer  unersättlichen  Vergrösserungsbegierde  begleitete  Furcht  die  be- 
kannte Gesinnung  des  ernannten  Königs  gar  leicht  zu  einer  ausserordent- 
lichen Entschliessung  veranlassen  könnte  und  er  in  der  That  Uns  einen 
sehr  empfindlichen  Streich  beibringen  würde,  wann  er  noch  vor  Versamm- 
lung Unsrer  Armee  mit  dem  grösaten  Theil  seiner  Macht  einen  Einfall  in 
.  .  .  Böhmen  unternehmete.  Lässt  er  es  aber,  wie  zu  vermuthen  stehet, 
noch  einige  Zeit  bei  den  blossen  Anstalten  bewenden,  so  hätte  er  Uns 


sie  die  ihr  bei  der  Ankunft  in  Schweden  von  den  Ständen  Ubergebenen  Juwelen 
zurückgab,  die  Geschenke  ihres  Gemahls  indessen  als  Privateigenthum  zurück- 
behielt. Die  Correspondenz  Friedrichs  ergiebt  nun,  dass  er  durch  seinen  Ge- 
sandten in  Stockholm  die  Stände  drohend  hatte  warnen  lassen,  mit  ihrem  Treiben 
gegen  die  Königin  nicht  zu  weit  zu  gehen.   Vgl.  P.  C.  XII,  315.  404. 

1)  Vgl.  S.  296.         2)  Vgl.  S.  473  ff. 

3)  Vgl.  die  Verträge  vom  1.  Mai  1756  und  13.  Juli  1746. 

4j  Vgl.  S.  47i;.  478. 


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1756  Juli  24.  489 

abermalen,  wie  es  in  Ansehung  seines  mit  Engeland  errichteten  Tractats  1756 

J  Ii  2 

geschehen,  einen  nicht  geringen  Dienst  dardurch  geleistet,  dass  Wir  nun- 
mehro  noch  vor  dem  Schlnss  des  geheimen  Geschäfts  ohne  Bedenken  und 
unter  dem  natürlichsten  Vorwand  Unsre  Kriegsmacht  in  Böhmen  und 
Mähren  zusammenziehen  können ') :  ohne  welches  und  insolang  Wir  Uns 
nicht  in  dem  Stand  befanden,  den  grössten  Theil  der  preussischen  Macht 
zu  beschäftigen,  weder  der  sächsische  noch  ein  anderer  Hof  in  Teutsch- 
land wagen  würde,  sich  nur  in  Tractaten  wegen  einiger  Offensivmaass- 
nehmungen  gegen  Preussen  einzulassen 2).  Ja,  Wir  selbst  müssten  Bedenken 
tragen,  Unsere  getreue  Erblande  einer  nahen  Gefahr  auszusetzen. 

»Wir  haben  also  nunmehr  bei  denen  in  allen  Fällen  dienlichen  und 
nöthigen  Kriegsvorkehrungen  freie  Hände,  und  so  eiferig  Wir  Uns  an- 
gelegen sein  lassen,  Uns  die  ersten  Nachrichten  von  den  ausserordentlichen 
preussischen  Bewegungen  zu  Nutzen  zu  machen2),  so  wenig  sind  Wir  ver- 
gessen gewesen,  den  Sachen  die  Gestalt  zu  geben,  dass  eines  Theils  Unsere 
dermalige  Anstalten  aus  einer  billigen  Vertheidigungssorgfalt  herrühreten, 
und  dass  andern  Theils  die  königl  preussische  Agression  und  Friedens- 
bruch ehender  gewünscht  als  gefürchtet  werde.«  .  .  .  Wir  »hoffen  nicht 
ohne  Grund,  dass  die  hiesige  Contenance  ihm  vieles  Nachdenken  verur- 
sachen und  er  nicht  allzu  geschwind  zu  Werk  gehen  dörfte.«  .  .  . 

Starhemberg  Bolle  sich  den  Eindruck  der  preussischen  Rüstungen  auf 
den  französischen  Hof  zu  Nutzen  machen  und  auf  das  enge  Einverständ- 
niss  zwischen  England,  Preussen  und  einigen  protestantischen  Reichsfttrsten 
hinweisen.  Preussen  und  Hannover  strebten  eine  protestantische  Liga  an 
und  streuton  gegen  Frankreich  und  Österreich  den  Verdacht  aus,  dass  der 
Defensivvertrag  von  Versailles  noch  geheime  Bestimmungen  enthielte,  die 
auf  die  Unterdrückung  der  protestantischen  Religion  abzielten.  »Damit 
nun  dergleichen  Ausstreuungen3)  ihre  Kraft  verlieren  und  die  wohldenkende 
protestantische  ReichsfUrsten  nicht  irre  gemacht  werden  mögten,  so  haben 
Wir  vor  gut  befunden,  das  Circularrescript  sub  No.  4  an  Unsere  aus- 
wärtige Ministres4)  zu  erlassen  und  Dir  hiermit  .  .  .  aufzutragen,  dass 
der  französche  Hof  von  diesem  Vorgang  freundschaftlich  benachrichtiget 
und  erinneret  werde,  seine  auswärtige  Ministres  mit  gleichen  Verhaltungs- 
befehlen zu  versehen. 

»Sodann  wirst  Du  bereits  aus  den  Beilagen  Unsers  Rescripts  vom 
30.  vorigen  Monats6)  des  mehrern  gesehen  haben,  dass  Engeland  nebst 
Preussen  auf  die  Gewinnung  des  russischen  Hofs  seine  grösste  Hoffnung 


1)  Vgl.  Nr.  174.         2)  Vgl.  S.474. 

3)  Vgl.  P.  C.  XII,  423.  467.  471. 

4)  D.  d.  Wien  24.  Juli  1756:  Die  preussiBchen  Rüstungen  bedingen  gleichartige 
österreichische  rein  defensive  Gegenmaassregeln,  die  weder  auf  antiprotestantische 
Zwecke  noch  die  römische  Königswahl  Josephs  Bezug  haben.      5}  Vgl.  Nr.  137. 


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490   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  setze  und  diesfalls  alle  Mittel  und  Wege  gebrauche,  welches  dann  auch 
u''  24  seithero  durch  verschiedene  Uns  zugekommene  Nachrichten  bestattiget 
worden.  Nun  enthaltet  zwar  des  Grafen  Esterhasy  letzteres  in  Abschrift 
.  .  .  hier  angebogenes  Berichtschreiben ')  die  vergnügliche  Nachricht,  dass 
die  russische  Kaiserin  nebst  ihrem  ministerio  in  der  guten  Gesinnung  stand- 
haft fortfahre  und  sich  Unseren  Vorstellungen  willfährig  füge.  Wir  sind 
aber  dannoch  nicht  vollständig  ruhig  noch  sicher2),  ob  nicht  das  englische 
Geld  ein  so  anderer  Orten  durchdringen  und  der  russische  Hof  bei  der 
allzu  lang  fürdauerenden  Ungewissheit  wegen  dem  Ausschlag  Unserer  ge- 
heimen Handlung  mit  Frankreich  endlichen  ermüden  werde,  die  englische 
Subsidien  auszuschlagen  nnd  die  kostbare  Kriegsveranstaltungen  aus  eigenem 
Beutel  fortzusetzen. 

»Nachdem  aber  die  ungemein  schädliche  Folgen  von  selbsten  in  die 
Augen  leuchten,  welche  der  russische  Absprung  nnd  seine  Verbindung  mit 
Engeland  und  Preussen  oder  auch  nur  sein  Stillsitzen  nicht  nur  vor  Uns, 
sondern  auch  vor  die  Krön  Frankreich3)  ohnfehlbar  nach  sich  ziehen 
würde,  so  werden  Wir  Unserer  Seits  nichts  verabsäumen,  den  ernannten 
Hof  von  einer  Zeit  zu  der  anderen  zur  Geduld  zu  verweisen  nnd  zur 
ferneren  Standhaftigkeit  anzufrischen.  In  welcher  Absicht  auch  das  in  Ab- 
schrift .  .  .  hier  beiliegende  Rescript  den  17.  dieses  an  Graf  Esterhasy2} 
erlassen  worden,  und  nächstens  ein  Courier  mit  umständlicheren  Anwei- 
sungen an  ihn  abgehen  soll. 

»Damit  jedoch  Unseren  Bearbeitungen  mehrer  Nachdruck  gegeben 
und  alle  Beisorge  verminderet  werde,  so  wäre  Unsers  Ermessens  sehr  vor- 
träglich, die  russische  Kaiserin  ohne  längeren  Zeitverlust  und  noch  vor 
dem  Schluss  Deiner  geheimen  Negociation  zu  Unserem  mit  Frankreich  ein- 
gegangenem Defcnsivtractat  gemeinsohaftlich  und  förmlich  einzuladen  und 
sie  in  die  Verbindung  mit  einzuziehen,  desfalls  auch  in  Unserem  vor- 
orwähnten  Rescript  an  Grafen  Esterhasy  vorläufig  Anregung  geschehen 
ist-:.  Du  hast  also  solches  dem  französchen  ministerio  in  Vorschlag  und 
nachdrucksame  Vorstellung  zu  bringen,  auch  dahin  anzutragen,  dass  allen- 
falls Douglas  mit  den  erforderlichen  Instructionen  und  einer  Vollmacht 
ohnverzüglich  versehen  und  ihme  gemessen  aufgegeben  werde,  mit  Unserem 
Bottschaftercn  in  allem  gemeinschaftlich  zu  Werk  zu  gehen4).«  .  .  . 

Aus  Spanien')  melden  die  letzten  Nachrichten  »vergnüglichere  Ge- 
sinnungen« des  dortigen  Hofs,  sodass  >mit  vieler  Wahrscheinlichkeit«  zu 
hoffen  stehe,  dass  ein  gutes  Einvernehmen  hergestellt  werden  würde.  .  .  . 


1)  Vgl.  Nr.  129. 
1)  Vgl  S.  400. 


2)  Vgl.  Nr.  174. 
5}  Vgl.  S  439. 


3)  Vgl.  Nr.  172a. 


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1756  Juli  24  —  Juli  27.  491 

178.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  Wien,  27.  Juli  1756.  Praes. 

5.  August  1756.  J  2 

Nach  dem  Reinconcept.  Vgl.  v.  Arnoth  IV,  if*.  557  Anm.  5«>0;  Ranlo  301;  Ii  ffr.  II.  Z.  27, 
3fi0;  Waddington,  RenTeroement  ROI  f.;  Lehmann  :W;  Naude-,  Beitrage  I,  SD  Anm.:»; 
II,  212  ff. 

Wünscht  im  Hinblick  auf  die  Unsicherheit  der  Stimmung  in  Russland  und  die 
Gefahr  eines  Angriffs  durch  l*reussen  schleunig«  EntSchliessung  Frankreichs. 

Mit  der  Ernennung  des  Abbe*  Bereis  zum  Gesandten  in  Wien1)  wolle 
sie  sich  zufrieden  geben,  obwohl  sein  Eintritt  in  den  Conseil  noch  vor- 
teilhafter gewesen  wäre. 

»Indessen  kann  Uns  um  so  weniger  befremdlich  fallen,  dass  in  dem 
Hauptgeschäft  die  Antwort  des  dortigen  Hofs  noch  nicht  erfolget  seie,  da 
solche  wegen  ihrer  Wichtigkeit  und  aller  miteinschlagender  Betrachtungen 
eine  reife  Überlegung  verdienet  und  der  dortige  Hof  ohnedem  gewohnet 
ist,  nicht  mit  der  nämlichen  Eilfertigkeit,  so  er  von  anderen  zu  erforderen 
pfleget,  zu  Werk  zu  gehen. 

»  Gleich  wohlen  ist  von  Dir  ganz  wohl  geschehen,  dass  Du  diese  Ant- 
wort seithero  eiferig  betrieben  hast,  und  in  der  That  stehet  zu  besorgen, 
dass,  wann  die  bisherige  Ungewissheit  allzu  lang  fürdaueret,  der  rassische 
Hof  durch  das  englische  Geld  verblendet,  von  Uns  und  Frankreich  abge- 
zogen2) und  andurch  das  grosse  Vorhaben  auf  einmal  gänzlich  vereitelet 
und  verdorben  werden  dörfte.  Über  das  können  Wir  bei  fördauerendem 
Zweifel,  was  endlichen  die  geheime  Unterhandlung  für  einen  Ausschlag 
gewinnen  werde,  nicht  wagen,  Uns  bei  anderen  Höfen  allzu  weit  blosszu- 
geben3),  und  solcher  Gestalten  verlieren  Wir  die  beste  Zeit.  Dahingegen 
die  englische  und  preussische  Bearbeitungen  mit  allem  Eifer  fortgesetzet 
werden,  und  es  ihnen  .  .  .  allschon  gelungen  hat,  nicht  nur  mit  Wolfen- 
buttel, sondern  auch  mit  Sachsen -Gotha4)  eineu  Subsidientractat  würklich 
zu  schliessen  und  daran  zu  arbeiten,  dass  auch  die  übrige  sächsische 
Häuser  mit  eingezogen  werden;  deme  annoch  die  Uns  von  zuverlässiger 
Hand  zugekommene  Nachricht  beizufügen  ist,  dass  Hannover  0000  Mann 
hessen- darmstädtischer  Truppen  in  seinen  Sold  nehmen  wolle  uud  des- 
falls  einen  Subsidientractat  zu  errichten  im  Werk  begriffen  seie-'). 

»Alles  dieses  bekräftiget  die  Notwendigkeit,  nicht  nur  den  Schluss 
des  geheimen  Tractats  zu  beschleunigen,  sondern  auch  hiebei  auf  dio  zu- 
reichende Mittel  fürzudenken,  wie  dem  König  in  Preussen  und  seinen 
Alliirten  eine  hinlänglich  überlegene  Macht  entgegen  gesetzet  werden 
könne. 


1)  Vgl.  S.  477.         2)  Vgl.  S.  490.         3)  Vgl.  S.  489. 

4)  Eine  irrige  Nachricht.   Vgl.  S.  487  Anm.  1. 

5)  Noch  zu  Aufang  September  aber  war  dor  Vertrag  nicht  abgeschlossen, 
vgl.  1\  C.  XIII,  353,  350. 


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492   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  ,Ob  nnn  zwar  der  französche  Hof  annoch  auf  dem  Vorsatz,  an  dem 

uli  27 

Krieg  gegen  den  ernannten  König  keinen  ohnmittelbaren  Antheil  zu  nehmen, 
unbeweglich  bestehet1),  so  wirst  Du  Dich  doch  andurch  keineswegs  irre 
machen  lassen,  sondern  so  fest  auf  der  zweiten,  als  auf  allen  den  übrigen 
conditio»  Unns  sine  qua  non*)  beharren  und  alles  mögliche  anwenden,  dass 
die  französche  Antwort  und  Erklärung  wenigstens  dergestalten  ausfalle, 
damit  Wir  das  Ganze  in  allen  seinen  Theilen  übersehen  und  je  ehender, 
je  besser  beurtheilen  können,  ob  nicht  nur  in  Ansehung  der  beiderseitigen 
Convenienz,  sondern  auch  der  Execution  des  Verabredeten  ein  ganzes  und 
solides  Concert  zu  Stand  zu  bringen  möglich  oder  aber  hierauf  noch  in 
Zeiten  zu  verzeihen  seie3).  Solang  die  ßache  .  .  .  stuckweis  abgehandelt 
werden  will,  so  lassen  sich  auf  keiner  Seiten  die  Anstände  heben4)  noch 
die  Convenienzien  vereinbaren  noch  auch  die  thnnliche  Auskunftsmittel 
ausfindig  machen.  Wann  sich  aber  der  französche  Hof  nicht  nur  über 
Unsere  coriditiones  sine  qua  von,  sondern  auch  in  Ansehung  der  beider- 
seitigen Convenienz  einmal  hinlänglich  geäusseret  hat,  so  kann  anerst 
eines  mit  dem  andern  verbunden  und  gegeneinander  abgewogen  werden: 
Dass  es  also  zu  weit  grösserem  Schaden  als  Nutzen  gereichen  dörfte, 
schon  dermalen  in  ein-  so  anderem  nachzugeben  und  auf  Expedienzien  zn 
vorfallen5),  sondern  der  grösste  Dienst,  so  Du  UnB  in  den  gegenwärtigen 
Umständen  leisten  kannst,  bestehet  darinnen,  dem  französchen  Hof  die 
Nothwendigkeit  einsehen  zu  machen,  dass  er,  gleichwie  es  von  Uns  ge- 
schehen ist,  mit  einer  vollständigen  Antwort  hervortrette  und  hierinnen 
die  zwei  Hauptobjecta,  nämlich  die  beiderseitige  Convenienz  und  die  zu- 
reicheude  Mittel  der  Execution,  erschöpfe.« 

Rouillls  Befremdung  wegen  Starhemberga  mangelnder  Instruirung  über 
die  preussischen  Rüstungen  werde  durch  den  Erlass  vom  10.  Juli  17566) 
gegenstandslos  geworden  sein. 

»Indessen  ist  die  starke  Äusserung  des  RomUe*  sowohl  gegen  den  von 
Knyphausen,  als  den  Valory  und  Grafen  Vitzthum7)  so  freundschaftlieh 
als  bundsmässig,  und  hast  Du  dahero  dem  ernannten  Minister  in  Unserem 
Namen  und  in  den  anständigsten  Ausdruckungen  zu  hinterbringen,  dass 
Wir  hierüber  sehr  ge rühret  worden  und  dahero  dem  König  den  freund- 
schaftlichsten Dank  mit  der  Versicherung  erstatteten,  wie  Wir  Uns  zum 
Voraus  eines  solchen  bundsmässigen  Betrags  von  dem  dortigen  Hof  ver- 
sehen, aber  annoch  vor  zu  frühzeitig  gehalten  hätten,  desfalls  ein  förm- 
liches Ansuchen  durch  Dich  einlegen  zu  lassen;  da  aber  die  erwähnte  stand- 
hafte Erklärung  ohne  Unser  Begehren  und  aus  eigenem  Antrieb  erfolget 
seie,  so  hätte  sie  desto  grösseres  Vergnügen  bei  Uns  verursachet.« 

Starhembergs  Mittheilungen  über  Conty*)  seien  sehr  vergnüglich,  da 


J)  Vgl.  S.  478.  2}  Vgl.  Nr.  144c.  3)  Vgl.  S.  464.  4)  Vgl.  S.  392. 
5)  Vgl.  S.  413.         6)  Vgl.  Nr.  158.         7)  Vgl.  S.  480.        8)  Vgl.  S.  481. 


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1756  Juli  27.  4  0  3 

die  Absicht  Frankreichs,  die  polnische  Krone  einem  sächsischen  Prinzen  1756 

zn  verschaffen,  die  künftigen  Unterhandinngen  mit  Russland  und  Sachsen  Ju,i  2 
sehr  erleichtern  werde. 


179.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  27.  Juli  1756.  Juli  27 

Nach  der  ürtchrift.    Vgl.  Naud*,  Beitrage  I,  SC. 

Zuversicht,  dass  neue  glänzende  Angebote  Englands  in  Jtussland  Ablehnung  ßnden 
würden.   Bestushew  will  Sachsen  sofort  beispringen,  äussert  sich  franzosenfreundlich. 

.  .  .  »Solle  hiermit  .  .  .  anmerken,  dass  die  von  dem  Etatsrath 
Olsnwiew  mir  in  grösster  Geheim  anvertraute  Nachricht  von  des  Prinzen 
Conty  in  Vorschlag  gebrachten  Anheroreise  und  der  ihm  hierauf  ertheilten 
hiesigen  angenehmen  Antwort  allerdings  gegründet  und  verlässlich  seie, 
und  obschon  der  sonst  mit  mir  in  besonderen  Vertrauen  stehende  Vice- 
kanzler  mir  hiervon  bis  nunzn  nichts  eröffnet,  so  ist  doch  solche  Nach- 
richt so  weniger  einem  Zweifel  unterworfen,  als  nach  Inhalt  meines  vor- 
letzteren .  .  .  Berichtschreiben  vom  13.  dieses  der  Chevalier  Douglas,  in  der 
Meinung,  dass  mir  solche  etwa  von  dem  Vicekanzler  schon  communiciret 
worden  sein  dörfte,  mir  des  Prinzen  Conty  Originalbrief  an  ihn  lesen 
zu  lassen  kein  Bedenken  getragen1),  mich  aber  unter  einsten  angelegent- 
lich ersuchet  hat,  meinem  Hof  die  Beibehaltung  des  secreti  so  nach- 
drücklicher anzurecommandiron ,  als  das  französche  Ministerium  davon 
Selbsten  nichts  wttsste  und  diese  Sach  nur  allein  unter  dem  König  und 
obbemelten  Prinzen  tractiret  worden.  .  .  . 

»Obwohlen  nun  übrigens  bei  des  Grafen  Keyserling1)  fflrdauernden 
flblen  Gesinnung  zu  wünschen  wäre,  dass  selber  baldmöglichst  abgerufen 
würde,  so  hatte  die  russische  Kaiserin  jedoch  sich  hierzu  noch  so  weniger 
entschliessen  wollen,  als  eines  Theils  die  Abänderungen  deren  in  Sachsen, 
Dänemark  und  Schweden  subsistirender  russischer  Ministres  damit  ver- 
knüpfet ist,  anderen  Theils  aber  Höchstdieselbe  den  Obermarschallen  Bestu- 
shew zu  seinem  nicht  geringen  Verdruss  nicht  mehr  von  hier  weggehen 
lassen  will.  Wozu  noch  hinbeitritt,  dass  der  Grosskanzler  die  Rappelirung 
des  Grafen  Keyserling,  Gross2),  Korff3}  und  Panin4),  welche  alle  seiue 
Creatnren  seind,  auf  alle  Weis  zu  verzögeren  suchet. 

»Ansonsten  solle  Ew.  Exc.  weiters  .  .  .  referiren,  dass  endlichen  vor 
sieben  Tagen  der  russische  Courier5)  aus  Engeland  zurückgekommen  seie  ; 
soviel  mir  der  Vicekanzler  einstweilen  darvon  eröffnet,  so  bestünde  des 
Knees  Golyzin  weitläufige  Relation  fürnämlich  in  deme,  dass  das  englische 
Ministerium  die  mit  Russland  geschlossene  Truppenconvention  für  erloschen, 


1)  Vgl.  S.  471  f. 

2)  Russischer  Gesandter  am  chursächsischen  Hofe. 

3)  Russischer  Gesandter  am  dänischen  Hofe. 

4)  Russischer  Gesandter  am  schwedischen  Hofe.         5)  Vgl.  S.  482. 


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494  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  oder  vielmehr  für  null  und  nichtig  ansehe  und  sich  zu  einer  anderweiten, 
dem  hiesigen  Hof  vorteilhafteren  Negociatiou  anerbiete;  und  wie  zumalen 
man  in  Engeland  Aber  des  Chevalier  Williams  hier  gehaltenen  Betrag  viele 
Unzufriedenheit  bezengete,  so  hatte  man  ihm,  Golyzin,  deutlich  zu  er- 
kennen gegeben,  dass  der  König  gern  sehen  würde,  wann  diese  neue 
Handlung  nach  Engeland  gezogen,  sofort  er,  Prinz  Golyzin,  von  seinem  Hof 
hierzu  gebrauchet  werden  wollte,  benebst  hätte  man  englischer  Seits  ge- 
suchet, seinen  bisherigen  Betrag  auf  alle  Weis  zu  jnstificiren  und  ihm, 
Golyzin,  erkläret,  dass  die  Absicht  bei  der  im  September  vorigen  Jahrs 
mit  Russland  geschlossenen  Convention  dahin  gegangen  w&re,  die  russischen 
Trupptn  einzig  und  allein  gegen  die  Krön  Frankreich,  niemalen  aber 
gegen  Preussen  gebrauchen  zu  wollen1),  und  da  des  Königs  in  Engeland 
Absicht  noch  dahin  ginge,  so  würde  man  sich  bei  Errichtung  einer  neuen 
Convention,  wann  Russland  hierzu  geneigt  wäre,  wegen  Verpflegung  deren 
hiesigen  Truppen,  der  Winterquartiers,  und  was  zu  derenselben  Bequem- 
lichkeit gereichen  kann,  sich  mit  hiesigem  Hof  auf  eine  vergnügliche  Art 
einverstehen.  Der  Prinz  Golyzin  fugte  seinem  weitläufigen  Bericht  noch 
weiters  hinzn,  dass  man  englischer  Seits  auch  die  gnädig  bekannte  de'ela- 
ration  secretissime2)  vermuthlich  in  der  Absicht  behalten  hätte,  weilen 
hiesiger  Hof  mit  dem  englischen  gleichwohlen  noch  eine  neue  Negociation 
anbinden  dörfte,  und  da  mit  des  Golyzin  Courier  auch  an  den  Chevalier 
Williams  ein  grosses  Paquet  eingeloffen  und  der  König  und  das  Ministeri- 
um mit  dessen  Betragen  gar  nicht  zufrieden,  so  ist  der  russische  Minister 
der  Meinung,  dass  sich  in  diesem  Paquet  des  Chevalier  Williams  Rappell 
so  ehender  befinden  dörfte,  als  ihm,  Prinz  Golyzin,  der  Mylord  Holdernesse 
ohnedas  gesagt  hätte,  dass  man  den  Williams  von  hier  abrufen  würde3). 

»Da  man  aber  russischer  Seits  eines  Theils  mit  uns  und  Frankreich 
so  weit  gekommen,  andereu  Theils  aber  nach  Inhalt  meines  .  .  .  Bericht- 
schreibens vom  20.  hujus4)  in  der  für  mich  schon  fertig  liegenden  nota 
die  von  Engeland  offerirte  Vermitteluug  mit  Preussen  platter  Dingen  ab- 
schlaget, so  ist  mit  einer  Wahrscheinlichkeit  nicht  zu  vermuthen,  dass 
dieses  englische  neue  Anerbieten  zu  einer  neuen  Negociation  und  die 
Truppenconvention  hier  mehr  einigen  ingressum  finden  werde;  eumalen 
die  russische  Kaiserin  gnädigst  bekanntermaassen  wider  den  König  in 
Engeland  wegen  [des]  mit  Preussen  geschlossenen  Tractat  so  Btark  auf- 
gebracht worden  ist*).« 

Bechtejew  sei  glücklich  im  Haag  angelangt6). 

»Weiters  hat  mir  der  Woronzow  in  grösstem  Vertrauen  eröffnet7), 
dass  der  Grosskanzler  aus  Veranlassung  der  von  dem  russischen  ministro 

1)  Vgl.  S.  227.         2)  Vgl.  S.  394.         3)  Vgl.  S.  475. 
4)  Vgl.  Nr.  17C.         5)  Vgl.  S.  266.         6)  Vgl.  S.  396. 
7)  Vgl.  hierzu  die  Berichte  von  Williams  d.  d.  19.  und  20.  October  1756  bei 
v.  Räumer,  Beiträge  II,  406. 


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1756  Juli  27. 


495 


zu  Dresden  über  die  preusaische  Bewegungen  letztbin  anbero  beförderten  1756 
.staffetta  in  dem  Conseil  zu  Zarkoje-Selo  proponiret  und  angerathen  hätte, 
dass  in  Ansehung  deren  gegenwärtigen  Weltumständen  gut  sein  Wörde, 
wann  die  hiesige  Monarchin  20  000  Mann  nach  Sachsen  hinausschicken 
und  mir  hierüber  eine  Note  zu  dem  Ende  zustellen  lassen  wollte,  damit 
I.  K.  K.  M.  solchen  Vorschlag  in  Dresden  unterstützen  und  gelten  zu 
machen  .  .  .  geruhen  mögten.  Der  Senator  Graf  Peter  Schuwalow, 
welchen  der  Grosskanzler  durch  die  Unterhaltung  einer  Liebsintrigue  mit 
des  Generalen  Apraxin  Tochter  wenigstens  auf  einige  Zeit  gewonnen,  hätte 
hierauf  geantwortet,  dass  20000  Mann  zu  wenig  und  seines  Darfürhaltens 
besser  seie,  wann  die  hiesige  Monarchin  35000  Mann  nach  Sachsen  hin- 
ausmarschiren  lassen  würde.  Gleichwie  nun  des  Grosskanzlers  Grafen 
Bestushew  Absicht  bei  diesem  Vorschlag  etwa  dabin  gehen  dürfte,  den 
sächsischen  Hof  in  das  grosse  Vorhaben  mit  einzuziehen,  oder  was  sonsten 
für  eine  Ministerialursach  hierunter  verborgen  sein  kann,  so  habe  dem 
Grafen  Woronzow  nicht  nur  meinen  über  das  grosse  Unternehmen  ihm  und 
dem  Grosskanzler  gethanen  Vortrag  und,  was  in  Ansehung  des  secreti 
und  der  von  der  russischen  Kaiserin  gegebenen  eigenhändigen  Versiche- 
rung damit  verknüpfet  ist1),  neuerdingen  wiederholet,  sondern  demselben 
alle  aus  einem  so  unzeitigen  Hinausmarschiren  entstehende  Inconvenienzien 
vorstellen  zu  sollen  für  nöthig  erachtet,  und  da  man  dem  sächsischen  Le- 
gationssecretär2)  durch  des  Gross  staffetta  von  seinem  Hof  geschrieben  hat, 
sich  bei  gegenwärtigen  Umständen  still  halten  zu  wollen,  so  ist  viele  Ver- 
muthung  obbanden,  dass  der  Grosskanzler  meisten  Theils  wegen  seiner 
Nebenabsichten  durch  den  v.  Funcke  den  M.  Gross  zu  Abfertigung  dieser 
staffetta  veranlasset  haben  dörfte. 

»Nun  hat  zwar  die  russische  Kaiserin  dieses  nicht  zu  glauben  ge- 
äusseret, dass  Sachsen  ohne  vorläufigen  Goncert  die  russische  Truppen  ein- 
nehmen, noch  viel  weniger  aber  der  hiesige  Hof  für  sich  allein  zu  einem 
so  voreiligen  und  gefährlichen  Unternehmen  schreiten  wurde;  deme  ohn- 
geachtet  habe  dem  Grafen  Woronzow  schon  zum  Voraus  nicht  misskennen 
lassen  zu  sollen  für  diensam  ermessen,  dass,  gleichwie  ein  solcher  passus 
wider  die  zwischen  beeden  Höfen  genommene  Abrede  liefe,  ich  in  jenem 
Fall,  wann  mir  nämlich  eine  solche  nota  zukäme,  der  russischen  Kaiserin 
diesertwegen  hiemit  nachdrücklichste  Vorstellungen  zu  thun  necessitiret 
sein  würde.  Ob  also  der  Grosskanzler  die  Sach  noch  so  weit  durchtreibet, 
dass  er  mir  zur  Ausführung  seines  Endzwecks  eine  nota  zustellen  darf, 
wird  sich  in  kurzem  zeigen  müssen.«  .  .  . 

Douglas  hat  »seine  Creditifs  sowohl  dem  Gross-  als  Vicekanzler  ver- 
gangenen Samstag  uberreichet3),  und  ist  insonderheit  von  dem  ersteren,  (wie 
er  mir  noch  selbigen  Abend  erzählet,)  ungemein  freund-  und  höflich  auf- 


1)  Vgl.  Nr.  73.         2)  Prasse.         3)  Vgl.  S.  469. 


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496   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1750    genommen  worden.    Der  Grosskanzler  hätte  ihm  zu  erkennen  gegeben, 

uli  27  . 
dass,  nachdem  der  k.  k.  Hof  mit  dem  französchen  in  eine  so  enge  Ein- 
verständnis getretten  und  die  russische  Kaiserin  dem  Defensivtractat  ac- 
cediren  zu  wollen  entschlossen  wäre,  er,  Grosskanzler,  nach  seiner  für  das 
gemeinsame  Besten  hegenden  wahren  Gesinnung  auch  die  zu  diesem  neuen 
systema  fuhrende  prineipia  bei  allen  Gelegenheiten  ergreifen  würde,  und 
was  dergleichen  Versicherungen  mehr  waren,  wodurch  derselbe  den  Chevalier 
Douglas  von  seiner  aufrichtigen  Gedenkensart  für  Frankreich  zu  über- 
zeugen gesuchet  hat.  Nach  diesem  hätte  nun  berührter  russischer  Mi- 
nister dem  französchen  Sachwalter  weiters  eröffnet,  dass  künftigen  Montag, 
als  gestern,  der  Chevalier  Williams  in  einer  förmlichen  Conferenz  zn 
Wiedergewinnung  des  hiesigen  Hofs  neue  propositiones  machen  würde,  in 
dem  bestehend,  dass  Engeland  ihnen  allhier  nicht  nur  das  Wartgeld  von 
100  000  //  £  auf  zwei  Jahre  nebst  300  000  €t  =ß  für  die  gehabte  Unkosten  bo- 
gleich  auf  einmal  auszahlen  lassen  wolle  und  er,  Williams,  noch  über  das 
eine  Million  €i  ü  anwenden  könnte  und  sollte,  wann  er  nur  Russland  in  die 
englische  und  preußische  Absichten  zu  führen  vermögen  und  dasselbe 
seine  Truppen  zum  Dienst  Engeland[s]  fertig  halten  würde.  Da  aber  die 
russische  Monarchin  zufolg  der  mit  I.  K.  K.  M.  genommenen  Abrede  hier- 
zu keineswegs  geneigt  wäre,  auch  Engeland  und  Preussen  zu  sacrificiren 
gedächte,  so  glaubete  er,  Grosskanzler  Bestnshew,  an  der  Zeit  zu  sein, 
daäs  Frankreich  in  Ansehung  des  Königs  in  Preussen  ein  gleiches  zn 
thun  nicht  länger  verweilen  sollte1). 

»Ingleichen  hat  der  Grosskanzler  obgedachtem  Chevalier  erzählet, 
dass  der  König  und  das  Ministerium  des  Chevalier  Williams  Betragen 
allenthalben  missbilligte  und  er  sein  Rappell  erhalten  hätte,  man  auch 
nach  der  mit  dem  englischen  Botschafter  gepflogenen  Unterredung  mit  mir 
eine  Conferenz  haben  würde,  nicht  minder  dass  der  König  in  Preussen 
den  chursächsischen  Hof  letzthin  sehr  bedrohet  und  mit  seiner  Neutralität 
sich  nicht  begnügen  wolle,  auch  von  diesem  Hof  eine  categorische  De- 
claration,  auf  welche  Seiten  er  sich  zu  wenden  gedenke,  begehret  habe2). 

»Wie  zumalen  nun  dem  Douglas  des  Grosskanzlers  Gedenkensart  re- 
spectu  Frankreich8)  nicht  verborgen,  so  wäre  er  nicht  wenig  verwunderet, 
dass  dieser  russische  Minister  gleich  bei  dem  ersten  Antritt  wegen  Enge- 
land sich  gegen  ihn  so  verträulich  zu  äusseren  kein  Bedenken  getragen. 
Gleichwie  nun  der  Douglas  .  .  .  erwähntermaassen  mir  alles  dieses  zu 
meiner  nicht  geringen  Befremdung  erzählet,  so  hat  er  ein  gleiches  auch 
bei  dem  Grafen  Woronzow  befolget.  Da  nun  vorgestern  abermalen  mit 
dem  Vicekanzlern  zu  sprechen  Gelegenheit  gehabt,  so  hat  mir  derselbe  all- 
vorausstehendes  von  Wort  zu  Wort  wiederholet  und  unter  einsten  mir  seine 
Befremdung  über  des  Grosskanzlers,  dem  obgedachten  Chevalier  bei  der 


1)  Vgl.  S.  458.        2)  Eine  irrige  Behauptung.        3)  Vgl.  S.  482. 


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1756  Juli  27  —  Juli  31 


497 


ersten  Ansicht  schon  bezeugte  Vertraulichkeit  mit  dem  Beisatz  so  zu  er- 
kennen  gegeben,  daas  die  russische  Kaiserin  mit  dieser  Äusserung  gewiss-  U  1 
lieh  nicht  zufrieden  sein  dörfte.  Der  Vicekanzler  setzte  demo  auch  bei, 
dass  er  den  Grosskanzler  wegen  der  obenerwähnten  Note  sondiret  und  ihm 
gleichsam  aus  sich  selbsten  vorgestellet  hätte,  dass  ich  damit  nicht  zufrieden 
sein  würde,  worauf  der  Grosskanzler  geantwortet,  dass,  weilen  der  König 
in  Prenssen  nach  der  von  dem  M.  Gross  eingelangten  staffetta  neuerdings 
so  stark  Sachsen  bedrohet  hätte  nnd  sich  mit  einer  Neutralität  nicht  be- 
gnügen wollte,  diese  lediglich  dahin  gerichtet  wäre.  Solchem  nach  muss 
ich  meine  weitere  .  .  .  Beurtheilung  schon  so  lange  verschieben,  bis  mir 
solche  nota  allenfalls  zngestellet  worden  ist« 

Woronzow  rathe,  »unserer  Seits  den  Grosskanzler  bei  gegenwärtigen 
Umständen  je  zuweilen  durch  ein  .  .  .  ostensibles  Rescript1)  so  mehr  zu 
gewinnen,  als  vielleicht  nach  des  Chevalier  Williams  Abreise  derselbe  für 
das  neuere  systema  mehrere  Neigung,  als  bisher  nicht  geschehen  ist,  zeigen 
dörfte.« 

Esterhasy  bitte  also  um  Verhaltungsmaassregeln,  »um  den  russischen 
Hof  bei  seiner  ersteren  vergnüglichen  Erklärung  zu  erhalten,  anderen  Theils 
aber  auch  den  bedürftigen  Grosskanzler  durch  einige  Verehrung  in  Rück- 
sicht des  neuen  systematis  und  derer  damit  verknüpften  Absichten  auf 
bessere  Wege  zu  leiten. « *)  .  .  . 


180.   Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  31.  Juli  1756.  Juli  31 

Bestätigt  den  Empfang  des  Berichts  Esterhasys  vom  6.  Juli  1756  2). 

...  »Die  darinnen  enthaltene  Nachrichten,  dass  sowohl  der  Gross- 
kanzler als  Williams  der  Grossfürstin  beigebracht  haben  sollten,  als  ob 
unser  mit  Frankreich  geschlossener  Defensivtractat  dahin  abziele,  dem 
Grossfürsten  die  künftige  Thronfolge  zu  erschweren,  ist  von  der  grössten 
Wichtigkeit  und  verdienet  völlig  in  das  klare  gesetzet  zu  werden,  damit 
dergleichen  boshafte  Insinuationen  nicht  Wurzel  fassen,  auch  die  gute 
Aspeeten  in  Russland  verderben;  worauf  also  Ew.  Exc.  die  grösste  Auf- 
merksamkeit tragen  und  alles  mit  dem  Vicekanzler  auf  das  reiflichste 
überlegen,  jedoch  vorher  das  factum  recht  constatiren  wollen.«  .  .  . 


1)  Vgl.  Nr.  189  b.         2)  Vgl.  Nr.  152. 


Acten  rai  Vorgeschichte  des  7 j Ihrigen  Kriege».  32 

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498  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


175«3        181.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  3.  August  1756. 

Nack  der  Urschrift. 

Günstige  Ausrichten  für  Österreich  trotz  grosser  englischer  Anerbietungen 

und  Bestushew8  Gegnerschaft. 

Habe  die  Erlasse  vom  10.  und  17.  Juli1)  erhalten. 

>  Gleichwie  nun  die  prcnssische  ausserordentliche  Bewegungen  und 
Kriegsvorkehrungen  sowohl,  als  weil  von  der  französchen  Handelung  einige 
Wochen  nichts  zu  hören  wäre,  hier  eine  besondere  Aufmerksamkeit  er- 
wecket haben,  so  ist  oberwähnte  .  .  .  Expedition  eben  in  rechter  Zeit  hier 
eingetroffen ;  wie  ich  dann  schon  den  3 1 .  Juli  dem  hiesigen  ministerio  da- 
von den  erforderlichen  Gebrauch  zu  machen  mich  beeiferet  und  nicht  un- 
deutlich wahrgenommen  habe,  dass  das  hiesige  Ministerium  darüber  eine 
vollkommene  Zufriedenheit  bezeuge.  Man  hat  sogleich  der  russischen 
Kaiserin  meinen  gethanen  Vortrag  nach  Zarskoe-8elo  hinausgeschickt.« 
Hofft  auch  in  der  Accessionssache  wie  den  englischen  und  schwedischen 
Angelegenheiten  baldigst  einen  Courier  absenden  zu  können,  zumal  »meine 
gethane  Vorstellungen  wegen  des  voreiligen  Hinausmarsch  von  35000  Mann 
nach  Sachsen2)  soviel  gewflrket,  dass  der  Grosskanzler  die  mir  Uber  diese 
Sach  zugeschickte  Note  in  der  den  30.  passato  mit  ihm  und  dem  Grafen 
Woronzow  gehabten  Conferenz  zurückgenommen  und  die  an  Gross  schon 
fertig  gewestc  Expedition  nach  Dresden  auch  nicht  abgehen  werde.  Und 
gleichwie  I.  K.  K.  M.  den  sächsischen  Hof  von  denen  .  .  .  geschehenden 
Kriegsvorkehrungen  einsweilen  nur  vorläufig  unterrichten  lassen  zu  sollen 
für  gut  befunden,  so  gedenket  man3)  auch  hierorts,  ...  im  Namen  der 
hiesigen  Monarchin  den  chursächsisohen  Hof  zu  versicheren,  dass,  wann 
der  König  in  Preussen  dessen  Lande  feindlich  anfallen  sollte,  derselbe  auf 
die  hiesige  allianzmässige  Hülfe  so  mehr  Staat  machen  könnte,  als  man 
russischer  Seits  in  der  Absicht,  wann  Preussen  einen  hiesigen  Alliirten 
feindlich  angreife,  von  geraumer  Zeit  her  eine  sehr  zahlreiche  Armee  in 
Livland  und  Curland  in  marschfertigen  Stand  hielte.  .  .  . 

Ȇbrigens  hat  mir  der  Grosskanzler  in  der  den  30.  Juli  mit  ihm  und 
dem  Grafen  Woronzow  gehabten  Conferenz  auch  die  von  dem  Prinzen 
Golyzin  .  .  .  erstattete  sehr  wichtige  Berichte  vom  11.  und  14.  Juni  mit 
einer  darauf  gerichten  nota  zugestellet,  wie  zumalen  nun  aus  meinem 
.  .  .  Bericht  vom  27.  Juli2)  schon  ersichtlich,  dass  Engeland  auf  eine 
neue  Convention  antrage  und  sich  zu  allem,  was  dem  hiesigen  Hof  an- 
genehm sein  kann,  auf  eine  recht  niederträchtige  Art  anbiete,  sowie  der 
Chevalier  Williams  in  der  darzu  gehörigen  nota4)  erwähnet,  dass,  obschon 
der  englische  Betrag  in  Rücksicht  des  Königs  in  Preussen  der  russischen 
Kaiserin  empfindlich  fallete,  die  nunmehrige  englische  Reu  und  Bereit- 

1)  Vgl.  Nr.  159.  174.         2)  Vgl  8.  495.         3)  Vgl.  Nr.  192  b. 
4)  Vgl.  Nr.  193  a. 


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1756  August  3. 


499 


Willigkeit,  sieb  dem  hiesigen  Hof  in  allem  fügen  zn  wollen,  nicht  billig  1756 
verworfen  werden  könnte,  woferne  der  französische  Hof  seiner  Seits  durch 
eine  völlige  Abandonnirung  des  Königs  in  Preussen  dasjenige  nicht  ersetzen 
sollte,  was  man  an  Engeland  verlieret.  Derne  noch  weiters  beigefüget  ist, 
dass  der  Land-  and  Seemacht  aufs  neue  die  geheime  Ordre  ertheilet 
worden,  sich  in  solchem  marschfertigen  Stand  zu  halten,  dass  allenfalls 
noch  in  diesem  Jahr  etwas  wichtiges  unternommen  werden  könnte.  Ob- 
wohlen  nun  .  .  .  Engeland  auf  eine  neue  Convention  antraget  und  die 
Negociation  nach  London  zu  ziehen  suebet,  so  hatte  dannoch  Williams 
vergangenen  8amstag  denen  Gross-  und  Vicekanzlern  durch  ein  Billet  zu 
erkennen  gegeben,  dass  sowohl  das  conventionsmässigo  Wartgeld  für  das 
erste  Jahr  als  die  in  dergleichen  Gelegenheiten  gewöhnliche  Präsenten  bei 
dem  Baron  v.  Wolff  parat  liegeten,  über  welchen  wunderlichen  Antrag 
insonderheit  der  Graf  Woronzow  so  mehr  befremdet  ist,  als  Engeland 
Selbsten  die  vorige  Convention  für  null  und  nichtig  ansiehet  und  von  einer 
neuen  den  Chevalier  Williams  gänzlich  ausgeschlossen  wissen  will').  Da 
ansonsten  der  russische  Hof  nach  Inhalt  meines  .  .  .  Berichts  vom 
20.  Juli2)  eines  Theils  die  von  Engeland  offerirte  Vermittelung  mit 
Preussen  auf  eine  höfliche  Art  von  sich  zu  lehnen  suchet,  anderer  Seits 
aber  auch  wegen  Schweden  dem  englischen  Ansinnen  sich  nicht  zu 
fügen  gedenket,  so  hat  mir  der  Grosskanzler  gleichfalls  den  Extract  eines 
in  hac  conformitate  über  diese  zwei  Materien  an  Prinzen  Golyzin  letzt- 
hin erlassenen  Rescripts  samt  einer  Note  in  mehrberührter  Conferenz  zu- 
gestellet.  .  .  . 

»Aus  meinem  heutigen  .  .  .  Bericht  nun  werden  Ew.  Exc.  ...  zu  ent- 
nehmen geruhen,  dass  ohngeachtet  [Bestushews]  Abneigung  für  das  neue 
systema  unsere  allerhöchsten  Geschäfte  hier  gleichwohlen  auf  einem  guten 
Fuss  stehen3),  sowie  die  mir  behändigte  Noten  und  dann  die  an  den 
Prinzen  Golyzin  und  M.  Gross  erlassene  allhiesige  Befehle  hiervon  eine 
überzeugende  Probe  seind;  und  da  der  Grosskauzier  gegen  Frankreich  nicht 
wohl  aufzukommen  vermag,  so  wird  sich  auch  bei  wenigem  seine  über- 
mässige Abneigung  für  diese  Krön  zum  Ziel  legen.  Zu  wünschen  ist  nur, 
dass  die  geheime  Negociation  mit  Frankreich  sowohl  als  die  davon  abhängende 
Ein  verstand  nuss  in  Rucksicht  des  auszuführenden  grossen  Vorhabens  mit 
Russland  [um  so]  ehender  zu  Stand  kommen  möge,  als  die  russische  Kaiserin 
sich  in  Zarskoe-Selo  nicht  allerdings  wohlauf  befinden  soll,  wie  dann  Höchst- 
dieselbe  eine  ganz  kleine  Suite  bei  sich  haben  und  sich  so  retire'e  halten,  dass 
die  Kämmerer,  welche  du  jour  seind,  Höchstdieselbe  nicht  zu  sehen  be- 
kommen, welches  sonst  nicht  leicht  zu  geschehen  pfleget;  dass  also  mein  . . . 
P.  S.  6  von  13.  novembris  vorigen  Jahrs4)  allerdings  Aufmerksamkeit  ver- 
dienet und  mir  einige  Unruhe  verursachet;  wo  inzwischen  von  einer 


1)  Vgl.  S.  493  f.      2)  Nr.  176.         3)  Vgl.  Nr.  179.         4)  Vgl.  Nr.  22d. 

32* 

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500  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756    Gefahr  zwar  nicht  das  geringste  zu  hören  und  nur  allein  zu  befürchten 
lDg'  3  ist,  dass  der  hiesigen  Monarchin  Leben  von  keiner  langen  Dauer  sein 
dörfte.« 


Aug.  7        182.    Maria  Theresia  an  Esterhasy.   Wien,  7.  August  1756. 

Nach  dem  Reinconcept. 

Vertröstet  Rusaland  auf  baldige  Auttcort. 

Sie  fürchte,  dass  König  Friedrich  allerlei  von  ihren  geheimen  Plänen 
erfahren  habe  und  sich  zu  einem  Angriff  auf  ihre  Erblande  entschliesaen 
könnte.  »In  welchem  Fall  Wir  keineswegs  zweifeln  wollen,  dass  der  russi- 
schen Kaiserin  M.  Uns  nicht  hülflos  lassen,  sondern  ohnverzflglich  solche 
Anstalten  vorkehren  werden,  welche  .  .  .  verhinderten,  dass  Preussen 
nicht  seine  ganze  Macht  allein  gegen  Unsere  Erblande  gebrauchen  .  .  . 
könne1)  .  .  . 

»Nur  schmerzet  Uns  nicht  wenig,  dass  Wir  noch  keine  finale  Ant- 
wort aus  Paris  erhalten  und  der  russischen  Kaiserin  M.  bis  hiehin  nichts 
zuverlässiges  mittheilen  noch  auch  Dich  mit  den  an  verlangten2)  Ver- 
haltungsbefehlen und  Anweisungen  versehen  können;  als  welches  leicht- 
begreiflichermaassen  nicht  ehender  thunlich  ist,  als  bis  Wir  sicher  wissen, 
inwieweit  auf  den  französchen  Hof  Staat  zu  machen,  und  wie  alles  einzu- 
richten seie3).  Hiebei  setzen  Wir  Uns  an  der  russischen  Kaiserin  Stelle 
und  erkennen  gar  wohl,  was  I.  M.  bei  der  Versagung  der  englischen  Snb- 
sidien  für  ein  grossmüthiges  Opfer  gemacht  und  für  ungemein  grosse  Un- 
kosten zu  den  Kriegsveranstaltungen  zu  bestreiten  haben. 

>  Alles  dieses,  wie  auch  die  Nachricht,  was  Engeland  und  der  König 
in  Preussen  für  vortheilhafte  Anerbieten  in  Petersburg  machen  lassen*), 
ist  bereits  dem  französchen  Hof  durch  den  Grafen  von  Starhemberg  auf 
das  lebhafteste  vorgestellet  worden6).  Und  Du  kannst  auf  Unser  königliches 
Wort  heilig  versicheren,  dass  der  russischen  Kaiserin  M.  Interesse  Uns, 
wo  nicht  mehr,  jedoch  nicht  weniger  als  Unser  eigenes  auf  dem  Herzen 
liege,  und  dass  Wir  alle  Tage  in  der  Erwartung  stehen,  aus  Paris  solche 
Nachrichten  zu  erhalten,  welche  Uns  in  den  Stand  setzoten,  einen  Courier 
an  Dich  abzufertigen.  Wann  jedoch  die  Grösse  und  die  Wichtigkeit 
Unserer  Negociation  in  Erwägung  gezogen  wird,  so  kann  es  keineswegs 
befremdlich  fallen,  dass  sich  der  Schluss  etwas  länger,  als  man  anfanglich 
vermuthet,  verziehe6),  und  dass  in  allen  Sachen  der  Anfang  schwer  zu 
fallen  pflege.  Gleichwohlen  gedenken  Wir,  morgen  einen  abermaligen 
Courier  an  Grafen  von  Starhemberg  abzusenden  und  diesem  aufzutragen, 
dass  er  bei  dem  französchen  Hof  auf  eino  baldige  und  zuverlässige  Ant- 
wort dringe.«  .  .  .   

1)  Vgl.  Nr.  174.         2)  Vgl.  Nr.  167.         3)  Vgl.  Nr.  178. 

4)  Vgl.  Nr.  181.         5)  Vgl.  Nr.  177.  178.         6)  Vgl.  S.  428.  491. 


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1756  August  3  —  August  7. 


501 


182a.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.   Wien,  7.  August  1756. 


1756 
Aug.  7 


Ermahnt  Ruttland  tum  geduldigen  Warten  auf  die  französische  EnUchliessung. 
Habe  den  Bericht  vom  13.  Juli  erhalten1). 

»Des  jungen  Poniatowski  vermessene  Äusserungen  und  des  Gross- 
kanzlers Vorliebe  vor  Engeland  wurden  Uns  in  nicht  geringe  Beisorge  ver- 
setzen, wann  nicht  der  russischen  Kaiserin  M.  Selbsten  sich  auf  eine  so 
vergnügliche  und  grossmüthige  Art  gegen  Dich  geäusseret  hätten,  und 
Wir  zweifeien  keineswegs,  dass  I.  M.  don  einen  wie  den  andern  inner  den 
behörigen  Schranken  erhalten  werden2).« 

Jetzt  zeige  sich  erst  so  recht,  was  für  ein  gefährlicher  Feind  der 
preussische  König  sei. 

Es  sei  zu  besorgen,  dass  Williams  mancherlei  erfahren  habe.  Ȇber 
das  rühme  sich  Williams  ...  in  seinem  letzten  Schreiben  an  Reith,  dass 
er  noch  eine  starke  Partie  vor  sich  habe,  und  dass  die  Sachen  vor  Enge- 
land bei  dem  rossisch-k.  Hof  bei  weitem  nicht  so  übel  stünden,  als  die 
französch  Gesinnete  glauben  machen  wollten3).  Ja  man  will  Uns  voraus 
prophezeien,  dass  der  Grosskanzler  sich  zwar  dermalen  in  die  Zeit  schicke 
und  mit  Fleiss  von  Hof  entferne,  aber  schon  Mittel  finden  würde,  alles 
wieder  nach  seinem  Kopf  einzuleiten;  wie  ihm  dann  noch  niemalen  miss- 
glücket hätte,  froh  oder  spat  seinen  Endzweck  zu  erreichen. 

»Bei  solchen  Umständen  ist  Unser  ganzes  Vertrauen  auf  der  rassischen 
Kaiserin  M.  geheiligtes  Wort  nnd  standhafte  Gesinnung  gebauet,  und  kommt 
es  nur  darauf  an,  noch  etwas  in  Geduld  zn  stehen  und  abzuwarten,  wie- 
weit Wir  es  in  Frankreich  bringen  können.  Dieses  muss  sich  in  sechs 
Wochen  zeigen,  und  gelangen  Wir  zu  Unserem  Endzweck,  so  wird  es  den 
russisch-k.  Hof  nicht  gereuen,  die  englische  Anerbieten  ausgeschlagen  zu 
haben.  Sind  aber  Unsere  Bemühungen  gegen  besseres  Vermuthen  vergeb- 
lich, so  ist  noch  Zeit,  andere  Mesures  zu  ergreifen. 

»Du  hast  diese  Betrachtung  der  nissischen  Kaiserin  M.  geziemend  zu 
hinterbringen  und  zugleich  zu  eröffnen,  dass  ihr  Botschafter,  Graf  Keyser- 
ling, nicht  nur  gegen  die  ausdrückliche  Befehle,  sondern  gegen  das  In- 
teresse seines  eigenen  Hofs  zu  handien  keine  Scheu  trage4).«  .  .  . 


1)  Vgl.  Nr.  167.         2)  Vgl.  S.  474. 

3)  Vgl.  Waddington,  Renversement  511  f.;  v.  Raumer,  Beiträge  II,  39S. 

4)  Vgl.  S.  471.  Anm.  4.  493. 


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502  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


Au75610        183'    Esterhasy  an  Kaunite-    Petersburg,  10.  August  1756. 

Nach  der  Unchrift 

Englische  Bemühungen  um  Russland. 

.  .  .  Meldet,  »dass  zufolg  des  Golyzin  Einberichtungen  vom  11. 
und  14.  Juni1)  man  auch  von  Seiten  des  englischen  ministerii  in  Ansehung 
unseres  .  .  .  Hofs  Gegenordre  in  sehr  anzüglichen  Klagen  und  unan- 
ständigen Vorwürfen  ausgebrochen  seie  und  ihm,  Golyzin,  unter  anderem 
zu  erkennen  gegeben  habe,  dass  man  englischer  Seits,  jedoch  nur  in  jenem 
Falle,  wann  Russland  eine  neue  Convention  mit  Engeland  errichten  [wolle], 
auch  mit  Bayern  und  Sachsen,  welche  beide  Höfe  nach  des  englischen 
ministerii  Äusserung  bei  dem  alten  systema  bleiben  zu  wollen  versicheren 
sollen,  die  vorige  Subaidientractaten  zu  erneueren  entschlossen  wäre.  Da  nun 
ausser  allem  Zweifel  ist,  dass  fürnämlich  der  König  in  Preusaen  alle  diese 
Äusserungen  und  die  schon  Öfters  erwähnte  Mediation  zum  Nachtheil  der 
Krön  Frankreich  und  des  damit  verknüpften  neuen  systematis  durch  den 
englischen  Hof  dem  Prinzen  Golyzin  in  den  Mund  legen  lassen«  2),  so  stelle 
er  anheim,  »noch  vor  Einlaufung  meines  Expressen3)  von  des  Golyzin  so 
gestalteten  Nachrichten  bei  dem  französchen  Hof  durch  den  Herrn  Grafen 
von  Starhemberg  einen  gedeihlichen  Gebrauch  machen  zu  lassen.« 

Poniatowski  habe  seine  Reise  nach  Polen  angetreten4);  trotz  der  Un- 
zufriedenheit mit  ihm  habe  ihm  die  Zarin  auf  Bitten  der  Schuwalows, 
die  ihrer  Seits  aus  Furcht  vor  dem  Grossfürsten  sich  dafür  interessirten, 
eine  kostbare  Tabatiere  geschenkt  und  ein  Empfehlungsschreiben  an  den 
König  von  Polen  mitgegeben.  Das  dürfte  aber  ohne  besondere  Wirkung 
sein,  da  Poniatowski  bei  dem  König  von  Polen  sehr  Übel  angeschrieben 
sein  solle.  .  .  . 


Aug.  Ii       184.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  8chlos8  Hof,  11.  August  1756. 

Nach  dem  Beinconcopt  Vgl  Lehmann  122  t;  Nauda,  Beitrage  I,  27;  IL,  187  Anm.  1;  Beer, 
M.  L  ö.  G.  XVII,  131;  Heigel  I,  11 

Unwillen  über  Valorys  Vorgehen  in  Berlin.  Österreichs  Antwort  auf  die  preussische 
Anfrage  nach  dem  Zweck  der  Österreichischen  Rüstungen.  Notwendigkeit  schleuniger 
Beendigung  der  österreichisch- französischen   Verhandlungen  im  Hinblick  auf  die 

Unsicherheit  der  Stimmung  in  Petersburg. 

.  .  .  »Ob  Wir  nun  zwar  Uns  von  Selbsten  bescheiden,  dass  ans  denen 
an  Valory  ergangenen  Anweisungen5)  um  so  weniger  zuverlässige  Schlüsse 
zu  ziehen  seien,  da  dieser  Ministre  nicht  mit  in  das  Geheimnuss  eingezogen 
worden  und  derselbe  allerdings  auf  eine  Art,  so  ihm  nicht  zuviel  ein- 


1)  Vgl.  S.  498.         2)  Vgl.  P.  C.  XII,  337.  385. 

3)  Hit  der  Nachricht  von  dem  durch  die  Krankheit  verschuldeten  Aufschub 
des  Beitritts  Russlands  zu  dem  Vereailler  Vertrag.        4)  Vgl.  S.  481. 
5)  Vgl.  S.  480  Anm.  3. 


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1756  August  10  —  August  11. 


503 


sehen  lasst,  anzuweisen,  auch  der  Ausschlag  des  grossen  Geschäfts  noch  1756 
nicht  sicher  vorzusehen,  mithin  dem  französchen  ministerio  nicht  zu  ver- 
denken  ist,  wann  es  annoch  mit  Vorsichtigkeit  zu  Werk  gehet  und  sich 
mehrere  Wege  offen  erhaltet,  seinen  Maassnehmungen  auf  eine  oder  die 
andere  Art  eine  vergnügliche  Gestalt  zu  geben,  so  erforderen  doch  die  der- 
malige so  ungewisse,  als  verwickelte  Weltläuften,  auf  alle  Umstände  ein 
obachtsames  Auge  zu  tragen  und  der  anderseitigen  wahren  Gesinnung  so- 
viel möglich  auf  den  Grund  zu  sehen,  damit  Wir  Unsere  weitere  Schritte 
und  EntSchliessungen  noch  in  Zeiten  hiernach  ausmessen  können. 

»Wir  wollen  Dir  also  einige  Anmerkungen  .  .  .  nicht  verhalten,  so 
Wir  nicht  nur  aus  .  .  .  des  Grafen  Puebla,  sondern  auch  aus  anderen  Uns 
zugekommenen  glaubhaften  Nachrichten  gezogen  haben. 

»Und  zwar  finden  Wir  die  französche,  dem  König  in  Preussen  wegen 
seinen  Eriegsan  stalten  durch  den  Valory  gemachte  Declaration  weder  so 
nachdrucksam  noch  so  standhaft,  als  solche  Dir  von  dem  Rouille*  vorstellig 
gemacht  worden1}.  Dann  sie  begründet  sich  nur  auf  die  vermög  Defensiv- 
tractats  Uns  zu  leistende  Hülfe,  und  von  einem  mehrern  Beistand  ist  bei 
dieser  Gelegenheit  keine  Erwähnung  geschehen,  wie  dann  zufolg  anderer 
zuverlässiger  Nachrichten  nicht  einstens  das  Wort  »efficacesc,  so  in  dem 
vom  Grafen  Puebla  eingeschickten  Pröcis  enthalten  ist,  gebraucht  worden 
Bein  solle2). 

»Nachdem  auch  der  Gegenstand  der  erwähnten  französchen  Declaration 
hauptsächlich  Uns  und  die  Uns  obschwebende  Kriegsgefahr,  wie  auch  die 
Erfüllung  des  neuerlich  geschlossenen  Defensivtractats  betroffen  hat,  so 
wäre  es  allerdings  der  8achen  Eigenschaft  und  dem  guten  Vernehmen  ge- 
mäss gewesen,  hierunter  nicht  einseitig  und  ohne  gemeinschaftliche  Ein- 
verständnis zu  Werk  zu  gehen,  sondern  allenfalls,  und  wann  die  Zeit  zu 
Einholung  Unaorer  Begnehmung  zu  kurz  gefallen  wäre,  Dich  von  dem  Vor- 
haben noch  vor  dessen  Vollstreckung  zu  benachrichtigen  und  Deine  Meinung 
hierüber  zu  vernehmen3). 

»8odann  ist  die  besagte  Declaration  auf  eine  solche  Art  eingerichtet 
und  verfasset  worden,  welche  nicht  nur  eine  gänzliche  Entfernung  von 
allem,  was  einen  Landkrieg  veranlassen  könnte,  sondern  eine  grosse  Bei- 
sorge desfalls  zu  erkennen  giebet,  folglichen  just  dasjenige  beforderen 
dörfte,  was  französcher  8eits  hauptsächlich  vermieden  werden  wollen. 

»Wird  auch  der  ganze  Zusammenhang  dieser  Declaration  näher  er- 
wogen, so  enthaltet  sie  eine  nicht  undeutliche  Äusserung,  dass  sich  die 
hannoverische  Lande  keines  französchen  Überfalls  zu  besorgen  haben 
sollten. 

»Aus  welchen  Umständen  die  ziemlich  wahrscheinliche  Vermuthung 


1)  Vgl.  P.  C.  XIII,  113  und  oben  S.  480. 

2)  Diese  Vermuthung  ist  in  der  That  richtig.       3)  Vgl.  S.  492. 


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504  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  erwachset,  dass  dem  französchen  Hof  oder  wenigstens  dem  Routle*  nicht 
11  sowohl  der  Schluss  und  die  Ausführung  des  geheimen  Geschäfts,  als  die 
Absicht  auf  dem  Herzen  liege,  den  Krieg  einzig  und  allein  und  mit  aller 
Macht  gegen  Engeland  fortzuführen,  die  ernannte  Krone  immer  mehrers  in 
Verlegenheit  und  Beisorge  zu  setzen  und  ihr  andurch  einen  baldigen  nach 
den  französchen  Absichten  ausgemessenen  Frieden  abzudrucken.« 

Preussen  beschuldige  Österreich  einer  Offeusivallianz  mit  Russland. 
»Ob  zwar  die  russische  Kaiserin  alle  Willfährigkeit,  in  Unsere  Absichten 
einzugehen,  bezeuget  hat1),  so  kann  doch  nicht  mit  Wahrheit  behauptet 
werden,  dass  Wir  allschon  eine  Offensivallianz  mit  Russland  geschlossen 
hätten. 

»Es  scheinet  .  .  .  der  Vortrag,  welchen  Uns  der  preussische  Minister 
von  Klinggräfien  in  einer  erhaltenen  Audienz  den  25. 2)  vorigen  Monats 
gemacht  hat,  .  .  .  hauptsächlich  dahin  abgezielet  zu  haben,  dass  Wir  Uns 
in  eine  Explication  einlassen  und  die  Gegenfrage,  wohin  dann  die  ander- 
sartige zuerst  angefangene  Kriegsveranstaltungen3)  gerichtet  seien,  stellen 
möchten.  In  welchem  Fall  der  ernannte  König  keinen  Anstand  genommen 
haben  dörfte,  die  förmliche  Erklärung  von  sich  zu  steilen,  dass  er  nichts 
feindliches  gegen  Uns  unternehmen,  auch  seine  Kriegsveranstaltungen  wieder 
abändern  wolle,  wann  Unserer  Seits  ein  gleiches  geschehe.4) 

»Allein  hiebei  hätten  Wir  keineswegs  Unsere  Rechnung  gefunden, 
wanngleioh  äuf  Unsere  geheime  Unterhandlung  mit  Frankreich  nicht  zu- 
rückgesehen oder  solche  zum  Voraus  für  unthunüch  und  vergeblich  ge- 
halten würde.  Dann  der  grosse  Unterscheid  und  Vortheil  auf  königl. 
preussischer  Seiten  bestünde  allezeit  darinnen,  dass  dieser  König  sich  in 
solche  Verfassung  gesetzet  hat,  eine  ansehnliche  Armee  mit  allen  Kriegs- 
erfordernussen,  wann  er  es  für  gut  befindet,  in  sehr  kurzer  Zeit  marschiren 
zu  lassen;  da  hingegen  die  Zusammenziehung  Unserer  in  Hungarn  und 
andere  entlegene  Erblande  verlegter  Truppen,  wie  auch  die  übrige  Veran- 
staltungen eine  ziemliche  Zeit  erforderten  und  über  das  Unsere  Grenzen  von 
Festungen  entblösset  seind. 

»Nachdem  Wir  nun  zufolg  der  vorbinnigen  dreimaligen  Erfahrung  wegen 
des  ernannten  Königs  gefährlicher  Absichten  niemalen  zuviel  auf  Unserer 
Hut  stehen  können,  und  er  durch  den  gemachten  Anfang  der  Kriegszu- 
rflstungen  die  ganz  natürliche  Veranlassung  und  den  billigen  Vorwand6) 
Uns  in  Händen  gegeben  hat,  ein  gleiches  zu  beobachten  und  Uns  bei  den 
dermaligen  critischen  Weltläuften  in  behörige  Verfassung  zu  setzen,  so 

1)  Vgl.  Nr.  73  c.  129  a. 

2)  In  Wahrheit  richtete  Klinggräflen  die  erste  Anfrage  an  die  Kaiserin  am 
26.  Juli  1756,  vgl.  P.  C.  XIII,  163.         3)  Vgl.  8.  488. 

4)  Vgl.  auch  Waddington,  Renversement  501  Anm.  1  sowie  den  Bericht  von 
Kaunitz  an  den  Prinzen  Carl  von  Lothringen  [Wien,  24.  August  1756]  bei  Leh- 
mann 126  f.         5)  Vgl.  S.  489. 


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1756  August  11. 


505 


kann  Uns  von  Niemanden,  am  allerwenigsten  aber  von  dem  französchen  A*76<* 
Hof  verarget  werden,  dass  Wir  in  den  eingeschlagenen  Maassnehmungen 
fortfahren  nnd  Uns  durch  die  preussisobe  Ad  fragen  keineswegs  irre  machen 
lassen,  anmalen  Unsere  dem  KlinggTäffeu  ertheilte  Antwort1)  so  eingerichtet 
gewesen,  dass  Wir  Uns  mit  Anständigkeit  nnd  ohne  in  niederträchtige  Ex- 
pirationen zu  verfallen,  nicht  wohl  näher  hätten  äussern  können.«  .  .  . 

Für  den  Fall  eines  preussischen  Angriffs  erwarte  man  von  Frankreich 
mit  Bestimmtheit  die  Erfüllung  des  Defensivtractates. 

»Indessen  sehen  Wir  der  Nachricht  mit  Verlangen  entgegen,  ob  Rouille' 
des  Valory  dem  König  in  Prenssen  gemachte  Declaration  nnd  die  hier- 
auf erfolgte  Antwort  Dir  vollständig  und  in  ihrer  wahren  Gestalt  mittheilen, 
auch  wie  sich  das  französche  Ministerium  Ober  Unsere  bisherige  Maass- 
nehmungen  äusseren  werde,  als  welches  den  rechten  Probierstein  seiner 
eigentlichen  Gesinnung  abgeben  dörfte. 

»Dann  dass  dem  ernannten  Hof  mit  einem  noch  in  diesem  Jahr  aus- 
brechenden Landkrieg  keineswegs  gedienet  seie,  ist  aus  seinen  innerlichen 
Verfass-  und  Veranstaltungen,  da  seine  meiste  Truppen  gegen  die  ßeeküsten 
gezogen  worden,  ohnschwer  zu  ermessen;  und  dörfte  aus  diesen  Betrach- 
tungen die  Verzögernng  des  geheimen  Geschäfts  bis  zu  Verstreichung  der 
zu  den  Kriegsoperationen  bequemen  Jahreszeit  und  die  dem  König  in 
Prenssen  von  dem  Valory  geschehene  Declaration  geflissentlich  erfolget  sein. 

»Allein  so  gross  der  Staatsfehler  von  Engeland  gewesen  ist,  dass  diese 
Krone  anf  einmal  von  dem  Beispiel  und  den  Grundsätzen  seiner  Vorfahren 
abweichen,  nach  einer  ganz  neuen  Art  zu  Werk  gehen  und  sich  des  con- 
tinentis  völlig  entschlagen  wollen2),  andnrch  aber  dem  französchen  Hof  die 
Augen  eröffnet  und  diesen  veranlasset  hat,  sein  Hauptaugenmerk  auf  das 
Seewesen  zu  richten  und  durch  Verlegung  seiner  Landmacht  längs  denen 
Küsten  Engeland  in  beständiger  Beisorge  einer  descente  zu  erhalten  und 
solchergestalt  einen  grossen  Theil  seiner  Flotte  gleichsam  unnutz  zu  machen, 
ebenso  sehr  würde  Frankreich  seinem  eigenen  Interesse  znwiderhandlen, 
wann  dieser  Hof  die  eingeschlagenen  vorteilhaften  Maassnehmungen  allzu 
weit  treiben,  solche  auch  künftighin  allein  auf  das  Seewesen  erstrecken 
und  das  diensame  auf  der  Landseite  vernachlässigen  sollte;  zumalen  Enge- 
land,  wie  dem  französchen  Hof  keineswegs  verborgen  ist,  seinen  begangenen 
Fehler  gar  wohl  erkennet,  solchen  mit  allem  Eifer  zu  verbesseren  suchet 
und  dermalen  kein  Geld  noch  Mühe  sparen  wird,  Russland  wieder  auf 
seine  Seite  zu  ziehen  und  seine  Partie  in  Teutschland  dergestalt  zu  ver- 
stärken3), dass  Frankreich,  wann  es  auch  nachhero  gern  wollte,  ausser 
Stand  gesetzet  wäre,  der  Krön  Engeland  und  ihrer  Allürten  Übergewicht 
zu  Lande  wieder  zu  unterbrechen. 

»Insbesondere  hätte  die  wichtige,  nicht  nur  von  Uns  mitgetheilte, 


1)  Vgl.  P.  C.  XHI,  163.      2)  Vgl.  S.  189  f.  211.       3)  Vgl.  8..  491.  500.  502. 


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506  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  sondern  auch  von  anderen  Orten  her  bestätigte  Nachricht,  dass  der  König 
in  Preusson  sich  ganz  willfährig  erkläret  habe,  den  russischen  Truppen, 
wann  sie  nach  Hannover  abgeschicket  würden,  einen  freien  Durchmarsch 
durch  seine  Lande  zu  verstatten  und  ihnen  allen  Vorschub  zu  geben, 
mehrern  Eindruck  bei  dem  französchen  ministerio  verursachen  sollen1), 
maasson  dasselbe  keinen  Augenblick  zweifeln  kann  und  wird,  dass  Russ- 
land nur  in  der  Hoffnung,  bei  Frankreich  oder  Uns  seine  reichliche  Ent- 
schädigung zu  rinden,  die  englische  Subsidien  bis  hie  hin  ausgeschlagen 
habe,  aber  in  die  Länge  keineswegs  ohne  Subsidien  verbleiben  noch  ohne 
anderweite  Geldaushülfe  die  kostbaren  Kriegsveranstaltungen  fortsetzen  und 
seine  ohnedem  schwachen  Finanzen  ersohöpfen  werde. 

»Nun  will  zwar  unter  der  Hand  verlauten,  dass  man  von  Paris  eine 
sehr  kostbare  Tabatiere  und  vielleicht  mehrere  dergleichen  Galanterieen 
dem  Douglas  zur  nützlichen  Verwendung  zugesendet  habe.  Man  würde  sich 
aber  gar  sehr  irren,  wann  gehoffet  werden  wollte,  dass  hiermit  der  Haupt- 
endzweck erreichet2}  und  der  russische  Hof  von  der  engeren  Verbindung 
mit  Engeland  zurückgehalten  werden  könne.  Sollte  aber  diese  annoch  er- 
folgen, so  wäre  nicht  nur  das  geheime  Geschäft  auf  einmal  vereitelet  und 
auf  dasselbe  bei  den  dermaligen  Umständen  nicht  weiters  zu  gedenken, 
sondern  Engeland  hätte,  ohne  dass  Wir  oder  Frankreich  es  verhinderen 
könnten,  die  Mittel  in  Händen,  soviel  russische  und  andere  Truppen,  als 
es  vor  gut  befindet,  nach  Hannover  und  Engeland  kommen  zu  lassen,  seine 
Landmacht  in  Amerika  namhaft  zu  verstärken  und  selbsten  die  französche 
Küsten  und  Lande  stark  zu  beunruhigen,  auch  diesen  Hof  von  allen  weiteren 
Unternehmungen  gänzlich  abzuhalten3). 

»Es  wird  sich  zwar  annoch  von  der  russischen  Kaiserin  und  einem 
Theil  ihres  ministerii  auf  eine  vergnügliche  und  sehr  freundschaftliche  Art 
geäusseret,  wie  Du  aus  denen  .  .  .  anliegenden  Berichtschreiben  des  Grafen 
Esterhasy4)  des  mehrern  ersehen  wirst.  Gleichwohlen  erhellet  aus  dem 
Inhalt  dieser  Schreiben,  dass  dem  dortigen  Hof,  welcher  sich  von  Frank- 
reich eine  weit  grössere  Willfährigkeit  zu  Anerbiet-  und  Eingestehung 
namhafter  Subsidien  versprochen  haben  dörfte,  die  Geduld  zu  vergehen  an- 
fange und  [er]  nunmehro  sich  deutlicher  wegen  der  Subsidien  geäusseret, 
auch  dem  Grosskanzleron  Grafen  Bestushew  seine  Parteilichkeit  für  Enge- 
land und  seine  übrige  bedenkliche  Schritte  so  leichter  Dingen  nachgesehen 
werden6),  welches  dann  lauter  Vorbotten  und  Anzeigen  seind,  dass,  wann 
nicht  bald  nach  einem  soliden  Concert  in  Russland  gearbeitet  wird,  es  dem 
Grosskanzleron  und  dem  englischen  Hof  gelingen  worde,  die  Geldbegierde 


1)  Vgl.  S.  475.         2)  Vgl.  S.  438  f.  490.         3)  Vgl.  S.  224.  490. 

4)  Vgl.  Nr.  167.  176. 

5)  Beide  angebliche  Thatsachen  sind  von  Esterhasy  nicht  berichtet  worden. 
Vgl.  auch  Nr.  199. 


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1756  Augaßt  11.  507 

allen  anderen  Betrachtungen  vordringen  zu  machen  und  den  vorerwähnten  1756 
Zweck  vollständig  zu  erreichen.  Womit  dann  auch  andere  Uns  zugekommene  u*'  1 
glaubhafte  Nachrichten  gänzlich  übereinstimmen,  und  hat  unter  anderen 
Williams  den  Reith,  wie  dieser  seinen  guten  Freunden  anvertrauet  hat, 
auf  das  nachdrücklichste  versicheret,  dass  die  englische  Angelegenheiten 
bei  weitem  nicht  so  übel,  als  die  Gegenpartei  glauben  machen  wollte,  an 
dem  russischen  Hof  stünden,  und  dass  er  viele  gute  Hoffnung  vor  sich 
sehe,  alles  wieder  in  das  rechte  Geleise  einzuleiten1). 

»Bei  solchen  bedenklichen  Umständen  lassen  Wir  zwar  weder  die 
Hoffnung  sinken  noch  an  Uns  etwas  erwinden,  um  die  russische  Kaiserin 
in  ihrer  guten  Gesinnung  fernerhin  zu  erhalten,  wie  Wir  dann  in  dieser 
Absicht  die  .  .  .  abschriftlich  beiliegende  Anweisungen  an  Grafen  Ester- 
hasy  den  7.  huius2)  erlassen  haben.  Wir  sind  aber  wegen  dem  künftigen 
nichts  weniger  als  sicher  und  ruhig3),  dahero  Wir  Uns  wenigstens  von 
allem  Vorwurf  der  Versaumniss  bei  dem  französchen  Hof  entledigen  und 
die  Folgen  von  Uns  abwenden  wollen,  wann  Russland  gähling  von  Sprache 
änderte  und  sich  gegen  Frankreich  gebrauchen  liesse,  welches  aber  dieser 
Krone  zum  grösseren  Nachtheil  als  Uns  gereichen  dörfte,  da  Wir  nicht  zu 
besorgen  haben,  dass  alsdann  der  König  in  Preussen  etwas  feindseliges 
gegen  Uns  unternehmen  oder  Russland  solches  mit  gleichgültigen  Augen 
ansehen  würde4). 

»Du  hast  also  die  vorerwähnte  wichtige  und  keinen  Verzug  leidende 
Betrachtungen  dem  französchen  Hof  in  deutliche  und  nachdrucksame  Vor- 
stellung zu  bringen,  auch  hiebei  einsehen  zu  machen,  dass  zwar  in  An- 
sehung der  künftigen  Anstalten  ein  grosser  Unterscheid  dabei  vorwalte,  ob 
das  geheime  Geschäft  einen  vergnüglichen  Ausschlag  gewinnen,  oder  aber 
ob  es  bei  dem  geschlossenen  Defensivtractat  sein  Verbleiben  haben  werde6); 
dass  aber  in  beiden  Fällen  eine  nähere  und  baldige  Verabredung  wegen 
des  russischen  Hofs  erspriesslich,  ja  unumgänglich  nöthig  seie;  dass  Du 
also  desfalls  um  eine  zuverlässige  Auskunft  anzusuchen  von  Uns  ausdruck- 
lich angewiesen  seiest,  um  hierunter  eine  wahre  Probe  Unserer  aufrichtigen 
Freundschaft  darzulegen.«  .  .  . 

Klinggräffen  habe  abermals  um  eine  Audienz  nachgesucht,  die  ihm 
aber  nur  unter  der  Bedingung  bewilligt  wurde,  dass  er  sein  Anbringen 
schriftlich  überreiche.  Klinggräffen  habe  darauf  erklärt,  erst  bei  seinem 
Könige  Weisung  einholen  zu  wollen6). 

»Sollte  nun  die  schriftliche  Anfrage  erfolgen,  so  werden  Wir  Bolche 
auf  eine  Art  beantworten  lassen,  welche  don  anderseitigen  feindlichen  An- 
fall nicht  rechtfertigen  könne  und  zugleich  mit  Unserer  höchsten  Würde 
übereinkomme,  wie  Du  dann  von  dem  weiteren  Erfolg  o Unverzüglich  be- 


ll Vgl.  Nr.  182  a.         2)  Vgl.  Nr.  182.         3)  Vgl.  S.491.  601. 
4)  Vgl  S.  488.         6)  Vgl.  8.  484.         6)  Vgl.  P.  C.  XIH,  208  f. 


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508  österreichische  Acten  sar  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756^  nachrichtiget  werden  sollest.  Und  indessen  wird  in  Unseren  Gegenver- 
fassungen nicht  das  mindeste  abgeändert,  sondern  Wir  lassen  Unsere  be- 
reits in  Bewegung  gesetzte  Truppen  ihren  Marsch  nach  Böhmen  und  Mahren 
fortsetzen1).«  .  .  . 


Aug.  12       185.   Kaunitz  an  Starhemberg.  Wien,  12.  August  1756. 

Nach  dem  Beinconcept.   Vgl  Lehmann  123  f.;  Naud<S,  Beitrage  I,  84;  Beer,  M.LÖ.  O. 
XVII,  131 

Wünscht  den  drohenden  Umschwung  in  Russland  durch  schleunigen  Abschlugt  eines 
französisch-russischen  Subsidienvertrages  abzuwenden. 

»Die  Abfertigung  des  gegenwärtigen  Couriers2)  ist  sowohl  durch  die 
aus  Russland  eingeloffene  wichtige  Nachrichten  als  durch  die  bedenkliche 
preussische  Anfragen  veranlasset  worden. 

»Soviel  nun  die  ersteren  anbetrifft,  so  brauchet  das  letztere  Bericht- 
schreiben des  Herrn  Grafen  Esterhasy3)  keinen  commentarium,  um  die 
dringliche  Ursachen  einzusehen,  warum  nicht  länger  verweilet  werden 
könne,  sich  auf  eine  oder  die  andere  Art  bei  Russland  festzusetzen,  wann 
änderst  nicht  vor  gleichgütig  angosehen  werden  will,  diesen  Hof  völlig 
zu  verlieren.  Und  alsdann  würde  Frankreich  den  nämlichen  Fehltritt 
begehen,  der  Engeland  wtirklich  in  so  grosse  Verlegenheit  gesetzet  hat. 

>Da  wir  nun  alle  diese  Folgen  klar  vor  Augen  sehen,  so  ist  das  be- 
trüblichste, dass  wir  dem  Übel  nicht  abhelfen  noch  ein  solides  systema  in 
Ansehung  des  russischen  Hofs  fassen  können,  insolang  wir  nicht  gesichert 
sein,  ob  das  geheime  Geschäft  zu  seiner  Vollkommenheit  gelangen  werde, 
auch  ob,  inwieweit  und  auf  was  Art  auf  die  französohe  Geldhilfe  sicherer 
Staat  zu  machen  seie4).  Indessen  erfordern  unsere  eigene  Veranstaltungen 
so  viele  und  grosse  Ausgaben,  dass  man  auf  Verwendung  auswärtiger  und 
namhafter  Subsidien  nicht  gedenken  kann  und  sich  damit  begnügen  muss, 
wann  die  Stände  der  teutschen  Erblanden  ihre  willig  übernommene  Ver- 
wendung*), auf  ihren  Credit  und  die  Versicherung  des  Contributionalfnndi 
zwölf  Millionen  Gulden  aufzutreiben,  wo  nicht  ganz,  doch  gTÖssten  Theils, 
wie  zu  hoffen  stehet,  in  das  Werk  stellen  können. 

»Es  gesohiehet  also  unserer  Seits  alles,  was  geschehen  kann,  und  da 
leicht  vorauszusehen  ist,  dass  die  zu  erwarten  stehende  französche  Antwort 
dem  geheimen  Geschäft  noch  keineswegs  den  völligen  Ausschlag  geben, 
sondern  sich  dieser  auch  in  dem  besten  Fall,  und  wann  ob  gleich  dem 
dortigen  Hof  ein  rechter  Ernst  ist,  noch  etliche  Monate  verziehen  werde, 
so  bleibet  meines  vorläufigen  Ermessens  nichts  anderes  übrig,  als  dem  fran- 
zöschen  ministerio  einen  provisorischen  Vorschlag  anzusinnen,  wie  dann 
inzwischen  bei  dem  russischen  Hof  Rath  zu  schaffen  und  das  Werk  so 


1)  Vgl.  8.  485.  2)  Vgl.  Nr.  184.  3)  Vgl.  Nr.  176. 
4)  Vgl  Nr.  182.       5)  Vgl.  S.  461  Annu  3. 


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1756  August  11  —  August  17. 


509 


einzuleiten  seie,  dass  bei  diesem  wenigstens  die  Tractaten  wegen  der  kflnf-  1756 
tigen  Subsidien  ohnverzüglich  angefangen  and  die  englische  Bearbeitungen  1 
andurch,  wo  nicht  ganz  vereitelet,  jedoch  aufgehalten  werden  können; 
welches  Ew.  Hoch-  und  Wohlgeboren  in  reife  Überlegung  zu  ziehen  und 
nach  Beschaffenheit  der  dortigen  Umständen  vorstellig  zu  machen  belieben 
wollen;  wie  es  dann  nicht  wohl  möglich  wäre,  dass  dergleichen  Vorschlüge 
von  hier  aus  an  Hand  gegeben  würden,  da  solche  nicht  auf  der  hiesigen, 
sondern  auf  des  französchen  Hofs  Entschliessung  beruhen.«  .  .  . 


185a.    Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  12.  August  1756.  Aug.  12 

P.  8.  N*cu  dem  Beineoneept. 

»Ew.  Hoch-  und  Wohlgeboren  habe  annoch  zu  erinnern  ohnermangeln 
wollen,  dass  man  königl.  preussischer  Seits  kein  Bedenken  trage1),  die 
gegen  uns  gemachte  Kriegsveranstaltungen  in  Abrede  zu  stellen. 

»Es  bestehet  aber  das  equivoque  eigentlich  darinnen,  dass  noch  keine 
preussische  Truppen  nach  Schlesien  abgeschicket  worden.  Allein  diese 
sind  dannoch  zusammengezogen  und  erstaunlich  grosse  Kriegszurüstungeu 
mit  Anschaffung  der  Artillerie,  Pontons,  Fuhrwesens  und  überhaupt  aller 
Erfordernussen,  dann  mit  Recrutenorpressungen  und  Errichtung  neun  neuer 
Regimenter2)  noch  ehender,  als  wir  unsere  Truppen  in  Bewegung  gesetzet, 
gemacht  worden,  sodass  der  ernannte  König  in  gar  kurzer  Zeit  entweder 
durch  Sachsen  oder  durch  Schlesien  in  Böhmen  einfallen  könnte,  und  wann 
er  heut  das  Wort  von  sich  gebete,  alle  Zurüstungen  wieder  einzustellen, 
solches  in  nichts  anderen  als  in  Verschiebung  des  Anmarsches,  worzu  er 
dannoch  bereitet  verbliebe,  bestehen  wurde8).«  . .  . 


186.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  17.  August  1756.  Aug.  17 

Nach  der  Urschrift..  Vgl.  Beer,  H.  Z.  27,  367;  t.  Arneth  V,  49  ;  Lehmann  56;  Naud*,  Bei- 
trigo  I,  S>(i  Anm.  1. 

Vertrauen  Ester  ha  sys  auf  Rueelande  Standhaßigkeit,  trotz  gefährlicher  Umtriebe 

Bestushewe. 

.  .  .  »Wie  ich  von  einem  verlässigen  Ort  vernommen,  so  ist  der 
Grosskanzler  in  seiner  Abneigung  für  das  neue  systema ')  so  weit  gegangen, 
dass  er  der  russischen  Kaiserin  letzthin  die  Stärkeste  Vorstellungen  dahin 
schriftlich  gemacht,  dass,  da  Engeland  seiner  Seits  die  mit  Russland  ge- 
schlossene Convention  zu  erfüllen  bereit  seie  und  noch  Aber  das  dem 
hiesigen  Hof  so  vorteilhafte  propositiones  machen  liesso,  der  russischen 
Kaiserin  Ehr  und  Gloire  allerdings  erheischete,  solche  so  weniger  platter- 
dings zu  verwerfen,  als  man  eines  Theils  den  englischen  Hof  doch  nicht 

1)  Vgl.  die  erste  Anfrage  König  FriedrichB  in  Wien,  P.  C.  XIH,  90. 

2)  Vgl.  S.  431.  473.         3)  Vgl.  S.  504.         4)  Vgl.  S.  499. 


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510  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


175617  gänzlich  fallen  lassen,  anderen  Theils  aber  nicht  wissen  könnte,  ob  und 
zu  was  sich  die  Krön  Frankreich  nach  dem  Verlust  von  Engeland  verstehn 
würde.  Worzu  noch  der  beträchtliche  Umstand  kommete,  dass  von  dem 
Wienerischen  Hof,  welchem  man  sich  russischer  Seite  in  allem  so  willfährig 
gefflget,  die  Truppen  in  marschfertigen  Stand  gesetzt,  auf  dessen  Verlangen 
die  Vorrncknng  wieder  eingestellt,  sodann  aber  wieder  die  geheime  Ordre 
zn[r  Marschbereitschaft]  ertheilet  hätte '),  von  geraumer  Zeit  her  nichts  zu  hören 
seie,  auf  was  dann  eigentlich  die  geheime  Negoziation  mit  Frankreich  sich 
accrochire.  Ich  hätte  ihnen  zwar  von  einer  Wochen  zur  andern  anhoffen 
gemacht,  dass  mir  bald  in  8  bis  14  Tagen  das  verlässige  durch  einen 
Courier  zukommen  würde,  weilen  aber  gleichwohlen  so  lang  nichts  erfolget 
seie,  so  könnte  er  nicht  umhin,  der  russischen  Kaiserin  höchsten  Einsicht 
dieses  bedenkliche  Stillschweigen  des  Wienerischen  Hofs  über  eine  so  wich- 
tige Anliegenheit  pflichtmässig  zu  unterwerfen.  Bei  dieser  der  russischen 
Kaiserin  gethanen  schriftlichen  Vorstellung  hat  es  der  für  das  neue  systema 
so  Übel  gesinnte  Grosskanzler  keineswegs  bewenden  lassen,  sondern  auch 
in  dem  vorletzteren  Conseil  eine  gleiche  Sprache  geführet  und  ein-  und 
andere  Glieder  auf  seine  Seiten  zn  ziehen  sich  bemühet,  und  obschon 
gnädig  bekanntermaassen  wegen  des  hiesigen  Beitritts  zu  unserem  Defensiv- 
tractat  mit  Frankreich  die  quaestio  an  so  weniger  einen  Anstand  haben 
kann,  als  mir  diesert wegen  die  mündlich-  und  schriftliche  Versicherung  ge- 
geben worden2)  und  das  ganze  Werk  nur  auf  die  Frage  quomodo  ankommet, 
so  hatte  der  Grosskanzler  Graf  von  Bestushew  gleichwohlen  die  quaestio  an 
in  dem  vorletzteren  Conseil  fast  noch  in  Zweifel  ziehen  wollen.  Die  von 
Engeland  anhoffende  grosse  Verehrungen,  wodurch  er  sich  aus  seinen  be- 
klemmten Umständen  herauszuhelfen  gedenket,  dann  die  auf  der  hiesigen 
Monarchin  Befehl  geschehene  Ausschliessung  von  der  französchen  Negociation 
nebst  der  Beisorge,  dass  er,  Grosskanzler,  auch  ins  künftige  von  dieser  Krön 
sich  wenig  gutes  versprechen  kann3),  wie  nicht  minder  die  Schuwalowische 
Familie,  wovon  er  den  Senator  Peter  durch  . . .  Liebsintriguen  mit  der  jungen 
Fürstin  Apraxin4),  des  Generalen  Apraxin  Tochter,  wenigstens  auf  einige 
Zeit  gewonnen,  haben  den  Grosskanzler  in  seinen  bösen  Unternehmungen 
so  keck  gemacht;  worzu  noch  weiters  hinzutritt,  dass  die  grossfürstliche 
Herrschaft  durch  die  gnädig  bekanntermaassen  auf  sein,  des  Grosskanzlers, 
Anstiften  ihr  gemachte  unerlaubte  Insinuationen5)  wider  uns  und  Frank- 
reich gleichwohlen  ziemlich  aufgebracht  worden  ist,  und  da  die  russische 
Kaiserin,  welche  den  13.  dieses  aus  Zarskoe-Selo  in  die  Stadt  zurück- 
gekommen, auf  dem  Land,  wie  ich  ganz  verlässig  weiss,  keine  gesunde 
Stund  gehabt,  auch  actu  nicht  wohlauf  ist6),  so  hat  insonderheit  der  Graf 
Peter  Schuwalow  aus  Forcht,  dass  ihm  und  seiner  Familie  bei  einer  etwa 


1)  Vgl.  S.  426.  499.  2)  Vgl.  S.  425. 
4)  Vgl.  S.  495.         5)  Vgl.  S.  470.  483. 


3)  Vgl.  S.  482. 
6)  Vgl.  S.  499. 


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1756  August  17. 


511 


erfolgenden  Abänderung  in  der  hiesigen  Regierung  von  dem  Grossfürsten  1756 
alsdann  was  widriges  zustossen  könnte,  des  Grosskanzlers  so  gestalteten 
Gesinnung  sich  wenigstens  öffentlich  nicht  widersetzen,  sondern  demselben 
halb  und  halb  beipflichten  wollen. 

»Obwohlen  nnn  der  Grosskanzler  und  zwar  meisten  Theils,  um  der 
grossen  Verehrungen  nicht  verlustiget  zu  werden,  nicht  zu  Werk  gehet,  so 
hat  derselbe  gleichwohlen  neulich  den  chursächsischen  Legationssecretär1) 
zu  sich  kommen  lassen  und  ihm  mit  wiederholten  Worten  auf  Befehl  der 
russischen  Kaiserin  förmlich  und,  wie  er,  Grosskanzler,  beifügte,  papstaliter 
declarirt,  dass,  wann  der  sächsische  Hof  oder  (N$.)  ein  anderer  hiesiger 
AUiirter  von  dem  König  in  Preussen  feindlich  angefallen  werden  sollte, 
derselbe  auf  die  russische  Hülfsleistung  vollkommenen  Staat  machen  könnte, 
wie  dann  aus  dieser  Ursach  die  hiesige  Truppen  in  marschfertigen  Stand 
gehalten  würden. 

»Aus  allem  diesen  nun  werden  Ew.  Exc.  zu  ermessen  geruhen,  mit 
was  ungemeinem  Verlangen  ich  die  Ankunft  meines  Secretärs  oder  eines 
Couriers  gewärtige;  zumalen  sehnlichst  zu  wünschen  ist,  dass  ich  über 
diese  Angelegenheit  baldmöglichst  in  Stand  gesetzet  werde,  um  denen  eng- 
lischen Machinationen  und  Intriguen  auf  einmal  ein  Ende  machen  zu  können. 
Nun  ist  dem  Chevalier  Douglas  vor  vier  Tagen  von  dem  M.  Rouille*  mittelst 
eines  Schreibens  vom  25.  julii  die  vergnügliche  Nachricht  eingeloffen,  dasa 
der  üofrath  Bechtejew  in  Paris  angekommen'^)  und  man  mit  demselben 
wegen  Benennung  derer  beiderseitigen  Ambassadeurs  schon  dahin  einig 
worden  seie,  dass  solche  den  19.  septembris  von  beeden  Höfen  geschehen 
solle.    Der  Rouille*  fügte  seinem  Schreiben  auch  hinzu,  dass  der  König 
den  Marquis  de  l'Höpital  hierzu  ersehen  habe,  er,  Marquis,  aber  davon 
noch  nichts  wisse.   Wie  zumalen  nun  diese  Nachricht  eben  in  rechter  Zeit 
hier  angekommen  und  der  Donglas  bei  dem  hiesigen  ministerio  hiervon 
schon  Gebrauch  zu  machen  beflissen  wäre,  so  ist  zu  glauben,  dass  diese 
Mittheilung  den  russischen  Hof  von  allen  voreiligen  Schritten  abhalten 
werde;  dann  nachdem  man  russischer  Seits  eines  Theils  mit  Frankreich 
schon  so  weit  gekommen,  benebst  die  russische  Kaiserin  selbsten  mir  die 
theureste  Versicherungen  dahin  gegeben  hat,  dass  sie  ehender  mit  Schaden 
ihr  Wort  halten,  als  mit  Nutzen  davon  abstehen  wolle3),  anderen  Theils 
aber  unser  Hof  mit  Frankreich  in  eine  so  enge  Einverständnuss  getretten 
und  derselben  allem  Ansehen  nach  noch  andere  ansehnliche  Mächten  bei- 
trotten  werden,  so  ist  nach  aller  menschlichen  Einsicht  nicht  wohl  zu  ver- 
muthen,  dass  sich  Russland  von  denen  zwei  respeotablen  Höfen  in  Europa 
separiren  und  wegen  der  ottomanischen  Pforten  sich  so  leichter  Dingen 
einer  Gefahr  wird  aussetzen  wollen.    Solchem  nach  habe  auch  ich  noch 
alle  gute  Hoffnung,  dass  I.  K.  K.  M.  .  .  .  Absicht  ich  bei  hiesigem  Hof 


1)  Prasse.         2)  Vgl.  S.  494.         3)  Vgl.  S.  317.  323. 


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512  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    in  die  rechte  Wege  leiten  könne,  wann  nnr  von  allerhöchst-  und  hohen 

Ug'  17  Ort  bald  in  Stand  gesetzet  würde1).  .  .  . 

»Da  nun  gestern  bei  Hof  ein  Gonseil  gewesen  und  der  Chevalier 
Douglas  eine  so  vergnügliche  Nachricht  erhalten,  auch  der  Bechtejew  ein 
gleiches  anhero  geschrieben  haben  wird,  so  dörfte  man  mir  wohl  etwa 
mit  nächsten  die  hiesige  Gedenkensart  wegen  mehrberflhrter  Accession 
schriftlich  zu  erkennen  geben,  .  .  .  und  vernehme  ich  augenblicklich,  dass 
gestern  in  dem  Conseil  beschlossen  worden,  wegen  der  Accession  eine 
allenthalben  vergnügliche  Antwort  abfassen  zu  wollen.  Wie  mir  der  Vice- 
kanzler  im  Vertrauen  meldet,  so  solle  er  den  Grosskanzler  in  Ansehung 
Frankreich  noch  niemalen  so  raisonnable  gefunden  haben3).« 


Aug.  20       187.    Starhemberg  an  Kaunitz.    Paris,  20.  August  1756.  Praes. 
28.  August  1756. 

Nach  der  Urachrift.  Vgl  Arneth  IV,  470  ff.  558.  Anm.  WH— S;  Buke  201 ;  Dnncker  20; 
Oncken  II,  50;  Lehmann  124.  53  Anm.  55;  Waddiagton,  Benrenament  405)  ff;  Beer, 
JL  L  Ö.  G.  XVII,  IIS  ff  ,  Naud*\  Beitrage  I,  70.  01 1;  Ko«er  II,  41  f.;  Heigel  II,  34. 

Vorläufige  Einigung  über  das  Offemivbündnia»  gegen  Premsen. 

»Me  voici  enfin  parvenu  au  point  oü  nous  desirions  depuis  longtemps 
d'amener  la  cour  oü  je  reside.  Elle  s'est  explique*e  sur  le  fond  de  ses 
intentions.  Elle  a  repondu  k  toutes  nos  propositions3),  eile  a  ajoute*  ä  ses 
reponses  tous  les  eclaircissements  que  j'ai  demandes,  et  eile  nous  a  fait 
connaitre  saus  reserve  qu'elle  est  prSte  ü  entrer  non  senlement  dans  les 
vues  que  nous  lui  avons  proposees,  mais  qu'elle  en  de*sire  en  effet  et,  ä 
ce  qu'il  me  paratt,  sincerement  la  reussite4). 

»Je  n'entreprendrai  point  de  dötailler  ä  V.  Exe.  tout  ce  qu'il  men 
a  coüte*  pour  amener  les  choses  k  ce  point.  Quiconqne  aurait  lu  le  me- 
moire de*taille*  que  l'abbe"  de  Bernis  avait  re*dige"  en  rlponse  ä  mes  quatre 
propositions  du  mois  de  juin 6),  memoire  qui  avait  öte*  approuve*  par  le  Roi 
et  par  tout  le  ministere,  et  que  l'on  a  voulu  k  toute  force  m'engager  ä 
accepter6),  quiconqne,  dis-je,  aurait  fait  la  lecture  de  ce  memoire,  en 
aurait  infe're'  certainement  que  la  cour  d'ici  n'ötait  rien  moins  que  disposee 
ä  seconder  nos  vues,  et  que  nous  n'avions  rien  de  mieux  ä  faire  que  de 
nous  en  däsister  et  de  renoncer  pour  jamais  ä  tout  espoir  de  l'y  faire 
consentir. 

1}  Vgl.  S.  499  f.         2)  Vgl.  S.  497.         3)  Vgl.  S.  398  f.  Nr.  144d. 
4)  Vgl.  8.  478.         5)  Vgl.  Nr.  144  d. 

6)  Starhemberg  berichtete  dem  Staatskanzler  am  7.  August  1756,  man  habe 
ihm  am  4.  August  eine  umständliche  Beantwortung  der  österreichischen  Forde- 
rungen Uberreicht;  er  habe  die  Annahme  aber  verweigert.  Am  11.  August  konnte 
er  bereits  hinzufügen,  nunmehr  habe  er  die  Verhandlung  in  besseren  Fortgang 
gebracht,  sodass  >die  Hoffnung,  dass  unsere  Negociation  annoch  ein  erwünsch- 
liches  Ende  erlange  u  dörfte,  taglich  znzunehmen  scheinet«. 


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1756  AugUBt  20. 


513 


»Malgro*  la  persuaaion  dans  laqnelle  je  suis  depuia  bien  longtemps  que  1756 
Ton  en  desire  ici  la  reusßite,  autant  et  peut-€tre  encore  davantage  que  nouB  Aug'  2 
ne  la  de*sirona  noua-memea,  opinion,  dans  laqnelle  V.  Exc.  se  aouviendra 
que,  nonobstaut  toutea  les  apparences  contraires,  je  n'ai  jamais  varie*»), 
j'avouerai,  n^anmoins,  ingenüment  qu'ä  la  premiere  lecture  da  memoire  en 
qnestion  j'ai  6*t6  fort  embarrasse"  sur  le  jngement  qne  j'avais  a  porter  des 
vdritablea  intentions  de  cette  conr,  et  anr  le  parti  que  dans  ces  circonstances 
j'avaia  ä  prendre.  Ce  memoire  n'ätait  en  effet  qn'nne  r£p£tition  de  toutea 
les  choaea  qne  l'abbe*  de  Bernia  m'avait  dites  dejä  aonvent  ponr  repräBenter 
1  eloignement  du  Roi  ä  ae  präter  ä  tonte  meaure  offensive  contre  le  roi  de 
Pruase,  et  nommäment  ä  consentir  ä  nn  affaiblissement  anasi  oonaiddrable 
de  ce  Prince  que  celni  que  nous  proposions ') ,  l'impossibilitö  oü  l'on  e"tait 
d'entrer  dans  de  pareillea  vues,  quand  memo  Ton  y  aerait  d'ailleurs  port6, 
l'injuatice  d'un  tel  projet,  le  manvais  effet  qne  cette  entrepriae  ponrrait 
prodnire  prea  de  toutea  lea  pnissancea  de  l'Enrope,  et  la  neeeaaite"  dont  il 
e*tait  d'attendre  qne  le  roi  de  Prusse  fnt  le  premier  agressenr,  et  de  convenir, 
en  attendant,  de  la  conduite  que  Ton  anrait  ä  tenir  en  pareil  cas.  On 
promettait  ponr  ce  cas  le  aeconra  stipule*  de  vingt  quatre  mille  hommes  et 
l'on  8'offrait  d'entrer  ponr  lors  dans  nne  partie  de  no3  vnea.  On  däclarait, 
ä  la  fin  que,  ai  S.  M.  rimpe'ratrice  y  persiatait,  mßme  sans  §tre  attaquee, 
on  so  determinerait  pareillement  k  y  entrer.  Mais  lea  demandes  d'avantages 
et  de  aürete'a  qne  Ton  faiaait  pour  Tun  et  l'autre  caa,  Itaient  ai  fortea  et 
lea  offrea  de  concoura  si  obscures,  ai  peu  de'taille'es  et  ai  pen  conaiderables 
qne  jamais  il  n'eüt  6t6  possible  de  pourauivre  la  negociation  snr  ce  pied, 
et  que  je  vi8  bien  qu'il  C"tait  tempa  d'user  de  vigneur  et  de  parier  snr  nn 
autre  ton  que,  vu  les  circonatancea,  je  n'avaia  cru  devoir  faire  depuia  quel- 
que  tempa2). 

»Je  declarai  donc  ä  l'abbe"  de  Bernia  qu'il  ne  m'e'tait  pas  poaaible 
d'accepter  aon  memoire,  que  je  pre*voyaia  que  le  contenu  de  ce  memoire 
ne  ponrrait  produire  qu'un  tres  manvais  effet  a  roa  conr,  qne  j'aimais  mieux 
avoir  ä  lui  mander  nn  >non«  tout  sec  que  de  l'amuser  longtemps  par  des 
espörances  qui  ne  se  r£alisaient  jamais,  et  qui  l'engageaient  k  des  demarches 
dont  eile  ponrrait  avoir  lieu  de  se  repentir,  que,  d'apres  ce  qu'elle  avait 
de'clare'  au  Roi  dans  la  r^ponse  du  [9]  juin,  et  les  ordres  qu'elle  m'avait 
fait  parvenir  en  mßme  temps3),  il  ne  dependait  pas  de  moi  de  me  dgpartir 
de  la  forme  qu'elle  m'avait  prescrit  d'observer  a  l'avenir  dans  notre  n£- 
gociation,  qu'il  e"tait  de  l'inte*r6t  des  deux  conrs  d'ainener  de  faeon  ou  d'autro 
cette  negociation  ä  sa  fin,  que  la  voie  la  plus  conrte  pour  y  parvenir  e*tait 
que  l'on  me  donnftt  ainsi  qu'on  me  l'avait  promis,  des  re*ponses  precises  et 
cate*goriques,  aoit  ecrites,  aoit  verbalea  k  nos  quatre  propositions,  que,  si 


1)  Vgl.  S.  478.         2)  Vgl.  S.  449. 
3)  Vgl.  Nr.  112. 

Acten  rar  Vorgeschichte  de*  7 j ihrigen  Kriege«.  33 


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514  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    ces  reponses  avaient  besoin  d'e'claircissements,  je  les  demanderais  encore 
^  et  ne  ferais,  en  nu  mot,  partir  mon  courrier  qne  lorsque  les  däcisions  seraieot 
claircs  et  positives,  soit  pour  le  oni,  seit  pour  ie  non,  et  lorsqae  je  saarais 
au  juste  ä  quoi  m'en  tenir  et  sur  quoi  je  pouvais  compter. 

»Ce  langage  fit  impression  sur  l'abbe  de  Bernis  et  produisit  l'effet  que 
j'en  avais  attendu.  II  est  tres  apparent  que  l'intention  de  ce  ministre,  en 
re*digeant  sou  memoire,  n'avait  £te  autre  que  de  nous  faire  croire  que  Ton 
n'avait  ici  que  tres  peu  d'empressement  a  entrer  dans  nos  vues,  et  qn'au 
cas  que  l'on  s'y  prtftat,  ce  ne  serait  que  par  complaisance  pour  nous  et, 
par  consequent,  ä  telles  enseignes  qu'il  faudrait  que  nous  passassions  par 
tout  ce  que  Ton  voudrait  ici.  II  a  sans  doute  eu  en  vue  anssi  de  faire 
connaitre  aux  autres  ministrcs  que  son  empressement  personnel  pour  la 
räussite  de  notre  affaire  n'etait  pas  aussi  grand  qn'on  pouvait  bien  ie  croire1}, 
et  leur  präsenter,  en  outre,  tout  en  une  fois  et  sous  un  seul  coup  d'ceuil 
un  assemblage  de  tous  les  raisonnements  qui  ont  fait  la  matiere  des  longues 
discussions  que  nous  avons  eues  par  le  passe,  raisonnements  qu'il  avait 
en  effet  däduits  dans  son  memoire  avcc  autant  d'eUegance  de  style  que 
d'ätendue  et  de  clarte,  mais  qui  en  effet  n'&aient  que  des  choses  rebattues, 
et  dont  il  ne  devait  plus  etre  qucstion  entre  nous,  aux  termes  oü  nous  en 
ätions. 

»Lorsqu'il  vit  donc  que  j'etais  riSsolu  de  ne  pas  accepter  son  memoire, 
quoiqu'il  m'eüt  fait  voir  que  ce  memoire  contenait  en  effet  differents  passages 
qui  marquaient  assez  clairement  que,  dans  le  fond,  on  etait  tout-a-fait  decide* 
ä  se  preter  a  nos  vues,  et  malgre  toutes  les  assurances  qu'il  me  donna 
qu'en  tout  ce  memoire  n'etait  pas  son  dernier  mot,  et  que  nous  nous  arrange- 
rions  certainement  sur  les  differences  qui  subsistaient  encore,  lorsqne,  dis- 
je,  il  eut  vu  que  jamais  je  n'accepterais  ce  memoire  et  ne  mc  desisterais 
de  la  demande  que  je  lui  avais  faite,  de  me  donner  une  reponse  plus 
courte,  plus  positive  et  plus  adaptäe  aux  propositions  que  je  lui  avais  faites, 
il  me  dit  qu'il  6tait  dans  la  ne*cessite  de  demander  prealablement  de  nouveaux 
ordres  au  Roi  et  de  conförer  ä  cet  effet  dans  un  comitd  avec  les  ministres 
du  Consoil. 

»Je  lui  en  laissai  tout  le  temps  et  j'employai  cet  Intervalle  pour  faire 
ä  chacun  des  ministres  en  particulier  les  representations  que  la  circon- 
stance  exigeait.  Je  les  fis  de  facon  ä  leur  faire  connaitre  tfvidemment  que, 
si  l'on  de*sirait  sincerement  (tomme  j'en  dtais  persuade)  la  röussite  de 
notre  affaire,  on  ne  pouvait  s'y  prendre  plus  mal  qu'en  continuant  a  nous 
tenir  un  langage  obscur,  enveloppe*  et  dont  ma  cour  aurait  tout  lieu  d'etre 
offenste  apres  la  franchise  et  l'ouverture  dont  olle  en  avait  agi  depuis  le 
commencemcnt  de  la  n^gociation.  Je  declarai  qu'il  me  fallait  des  r6ponses 
positives,  et  que  je  ne  ferais  certainement  partir  mon  courrier  que  lorsque 


l)  Vgl.  S.  333. 


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1756  August  20. 


515 


je  les  aurais  obtenuea.  Ges  dämarches  produisirent  enfin  Teffet  desirä,  et  1756 
l'on  prit  la  re'solution  de  me  contenter  et  de  repondre  ä  mes  propositions  ^u^'  2 
dans  la  forme  et  avec  tonte  Tetendne  qne  je  le  demandais. 

»Nous  enmes  en  consequence,  l'abbe"  de  Bernis  et  moi,  pendant  tont  le 
reste  dn  sejour  de  Compiegne,  presque  tous  les  soirs  des  Conferences  reglees, 
on  nous  procddämes  en  forme  et  mtfthodiqnement  ä  la  discussion  des  points 
ä  convenir  entn;  les  denx  conrs.  C'est  ä  la  suite  do  ce  travail  qne  je 
suis  parvenu  d'abord  ä  rddiger  la  piece  ci-jointe  an  No.  1 qni  contient 
en  trois  colonnes  nos  demandes,  les  reponses  dn  Roi  T.  C.  et  les  eclair- 
cissements  qne  j'ai  obtenus  sur  ces  röponses.  J'ai  ajonte*  a  titre  d'^clair- 
cissements  les  six  points  ulterieurs  qui  se  trouvont  notcs  sur  la  fenille  No.  2*). 
Ce  premier  ouvrage  fait,  comme  j'avais  pn  m'apercevoir  dans  le  conrs 
de  ia  discussion  qni  l'avait  präctfde*,  que  le  contenu  de  ces  deux  pieces, 
qni  sur  diffe'rents  points  n'est  rien  moins  que  satisfaisant,  n'etait  pas  le 
dernier  mot  de  la  cour  d'ici,  je  procddai  k  nn  travail  nlterieur  an  moyen 
dnquel  je  suis  parvenu  ä  ^claircir  tous  les  points  douteux,  ä  faire  expliquer 
la  cour  d'ici  sur  le  fond  de  ses  intentions  et  a  la  mener  anssi  loin  qne 
nous  pouvions  le  ddsirer,  et  plus  que  nous  n'avions  ose"  nous  ie  promettre. 
Ce  travail  me  fit  rädiger  les  six  pieces  suivantes,  dout  la  premiere  qui  est 
ci-jointe  No.  3 3) ,  est  un  pre*cis  de  tous  les  points  sur  lesqnels  nous  sommes 
actuellement  d'aecord,  et  par  rapport  auxquels  il  u'y  aura,  sanf  la  clause 
que  j'y  ai  ajoutee,  plus  de  discussion  ä  faire.  La  2lime*)  qui  est  No.  4,  conti- 
ent les  points  sur  lesqnels  nous  ne  sommes  pas  encore  d'aecord,  et  marqne 
les  differences  de  nos  demandes  et  concessions  mntuellos.  La  3iAmo&)  qni  est 
No.  5,  contient  denx  points  auxquels  il  n'e'tait  guere  possible  de  donner 
une  juste  de*termination  avant  la  rödaction  des  articles,  mais  sur  lesqnels 
nous  sommes  d'aecord  pour  le  fond.  La  4iöme  qui  est  No.  üfl),  contient  des 
demandes  d'e'claircissements  que  j'avais  cru  devoir  faire  sur  diffe'rents  points, 
dont  nne  partie  devra  fitre  comprise  dans  le  traitg,  et  sur  lesquels  V.  Exc. 
verra  qne  je  suis  parvenu  ä  faire  tenir  un  langage  tres  clair  et  bien  positif 
ä  la  cour  d'ici.  La  5iöme  qui  est  No.  7 7),  contient  quelques  points  que  l'abbö 
de  Bernis  m'a  ou  demandes  ou  declards,  et  dont  une  partie  entre  necessaire- 
ment  dans  la  redaction  du  trait<5,  mais  sur  lesqnels  j'ai  cru  ne  pas  devoir 
donner  de  reponse,  avant  qne  d'avoir  recu  des  ordres  ulte'rienrs,  et  dont 
je  me  suis,  par  consequent,  simplement  charge"  d'informer  ma  cour.  La 
6Wm0  qui  est  No.  8*»),  contient  diffe'rents  articles  dont  nous  sommes  convenus 
ä  part,  et  qui  ne  feront  point  partie  du  traite. 

»An  moyen  de  ces  six  pieces  j'espere  d'avoir  mis  les  choses  au  point 
que  l'on  pourra  proceder  ä  la  redaction  du  traite"  ou,  du  moins,  m'envoyer 


1)  Vgl.  Nr.  187  b. 
4)  Vgl.  Nr.  187  e. 
7)  Vgl.  Nr.  187  b. 


2)  Vgl.  Nr.  lS7c. 
5)  Vgl.  Nr.  lS7f. 
8)  Vgl.  Nr.  187  i. 


3)  Vgl.  Nr.  187  d. 
6)  Vgl.  Nr.  187  g. 

33* 


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516  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756^  ud  Ultimatum  des  intentions  de  LL.  Ms.,  d'apres  lequel  je  pourrai  convenir 
finalement  1°  de  tous  les  points  k  comprendre  dans  le  traitä,  et  2°  de  tous 
ceux  sur  lesquela  il  est  ndcessaire  de  nous  accorder,  sans  qu'ils  aient  ä 
faire  partie  du  traitc.  .  .  . 

»Pour  douuer  encore  plus  de  facilite*  et  d'avance  ä  cet  ourrage  et 
pour  qu'il  ne  puisse  rester  rien  d'obscur  sur  tout  ce  qui  concerne  le  fond 
des  intentions  de  cette  cour,  je  vais  examiner  iei  article  par  article  tout 
ce  qui  est  contenu  dans  ces  six  pieces,  et  ajouter  ä  chaque  article  ...  les 
äclaircissements  qui  pourraient  encore  fitre  necessaires. 

»Je  n'entrorai  point  dans  un  examen  d^taille*  des  pieces  cotdes  aux 
No.  1  et  21:,  pni.sque  la  plus  grande  partie  de  leur  contenu  se  trouve  en 
quelque  partie  des  six  pieces  suivantes,  et,  si  j'en  ai  omis  quelques  points, 
c/a  6t6  a  dessein  et  de  propos  delibe*re,  puisque  ils  roulaient  sur  des  objets 
que  j'ai  cru  ne  plus  devoir  faire  entrer  en  discussion.  Teile  est  la  re*ponse 
a  notre  premicre  demande  et  tous  les  £claircissements  qu'on  m'a  donne"s 
sur  cetto  rdponse.  Je  n'ai  rien  touche*  de  tout  ce  qui  regarde  cet  objet 
dans  aucune  des  six  pieces  en  question,  puisqu'il  m'a  paru  qu'aux  termes 
oü  les  choses  en  sont  actuellement,  le  meillenr  parti  que  nous  puiasions 
prendre,  est  de  nous  de'sister  de  la  demande  d'un  consentement  formel  de 
la  France  au  plus  grand  affaiblissement  du  roi  de  Prusse.  Ce  qui  nous 
importe,  est  que  cet  affaiblissement  ait  lieu,  qu'il  nous  soit  asBurä  et  devienne, 
pour  ainsi  dire,  immanquable,  et  je  crois  que  nous  parviendrons  beaueoup 
mieux  k  cet  objet  au  moyen  d'un  consentement  tacite  et  indirecte  de  la 
France  et  qui  ne  consiste  qu'a  lui  faire  appronver  et  ä  la  faire  entrer 
dans  les  mesures  que  nous  prenons  pour  l'affaiblissement  du  roi  de  Prusse 
et  pour  le  partage  de  ses  ßtats,  qu'en  lui  demandant  un  consentement 
formel,  qu'elle  ne  nous  aecordera  jamais  qu'ä  des  conditions  auxquelles 
il  ne  nous  serait  pas  possible  de  nous  prSter.  V.  Exc.  verra  que  j'ai  deja 
assez  bien  reussi  dans  ce  point,  et  qu'  au  moyen  de  diffgrents  points  oonvenus 
et  de  diffe'rents  e'claircissements  et  concessions  que  j'ai  obtenus,  je  puis 
6tre  certain  des  ä  präsent  du  consentement  dont  nous  avons  besoin,  et  dont 
je  crois  que  nous  pouvons  nous  contenter2). 

>Je  n'ai  fait  pareillement  dans  les  six  pieces  en  question  nulle  mention 
de  ce  qui  est  contenu  dans  les  articles  1,  2  et  3  de  la  piece  cotöe  No.  23), 
puisqu'il  m'a  paru  qu'il  etait  ä  propos  d'e>iter  pour  le  präsent  toute  la 
discussion  sur  les  points  dont  il  y  est  fait  mention,  et  desquels  il  suffit 
que  LL.  Ms.  Imps.  soient  informe'es.  Quant  ä  l'article  7  de  la  märne  piece, 
V.  Exc.  verra  par  la  note  qui  se  trouve  a  la  marge,  qu'il  n'eut  pas  e*te* 
possible  de  faire  aucune  part  mention  de  la  premiere  partie  de  cet  article 
qui  est  la  plus  essentielle.  La  seconde  partie  fait  l'objet  de  l'article  7  de 
la  piece  cote*e  No.  34).  A  ce  pou  de  choses  pres,  tout  le  reste  du  contenu 

l)Vgl.Nr.mb.  c.    2)Vgl.S.446.522f.567f.    3)  Vgl.  Nr.  187c.   4)  Vgl.Nr.  187d. 


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1756  August  20.  517 


des  pieces  No.  1  et  2  se  trouve  en  quelque  endroit  des  six  pieces  ulttfrieures,  1756 
ainsi  je  procede  tout  de  suite  ä  l'äclaircissement  de  ces  Bix  pieces.         ^ug*  2 

»L'examen  de  celle  qui  est  cote'e  No.  3  ne  sera  pas  long,  puisqu'il 
ne  s'agit  que  de  points  convenus  et  qui  ne  donneront,  j'espere,  plus  lieu 
ä  auoune  discussion. 

»Le  premier  article  est  de  la  plus  grande  importance,  et  j'espere 
que  LL.  Ms.  daigneront  approuver  la  präcaution  que  j'ai  prise  d'assurer 
avant  tonte  chose  ce  point  essentiel,  et  sans  lequel  il  eüt  6t6  impossible 
de  jamais  entrer  en  detail  sur  tout  ce  qui  concerne  notre  entreprise 2).  Quoi- 
qne  Ton  ait  reconnu  ici  que  la  demande  que  je  faisais  k  cet  egard,  e'tait 
jnste,  on  n'a  pas  laisse*  de  me  faire  sentir  quelle  peine  on  avait  ä  con- 
venir  d'une  condition  qui  met  la  France  dans  l'impossibilite*  de  faire  si 
töt  la  paix  avec  1' Angleterre 8),  tandis  que,  selon  toutes  les  apparences  prä- 
sentes, cette  paix  ne  serait  pas  difficile  et  ne  pourrait  qu'etre  tres  avanta- 
geuse  ä  la  France.  Je  n'ai  pas  donne"  k  cet  article  convenu  tonte  l'^ten- 
due  qui,  sans  doute,  lui  sera  donnee  dans  la  rödaction  du  traite*,  oü  il  faudra 
exprimer  nommäment  que  la  France  ne  ponrra  faire  de  paix  avec  1' Ang- 
leterre que  lorsque  tout  ce  qui  aura  6t6  regte  par  notre  traitö  secret, 
sera  pleinement  accompli,  et  que  cette  derniere  puissance  se  prStera  ä 
consentir  ä  tontes  les  stipulation  dudit  traite*  et  meme  ä  les  garantir. 
II  ne  s'agissait  pr^sentement  que  du  fond  des  intentions  et  non  de  la  forme 
ä  donner  aux  articles;  ainsi  j'ai  cru  qu'il  suffisait  d'assurer  cet  article  de 
la  facon  que  nons  en  sommes  convenus. 

»En  convenant  du  second  article,  oü  V.  Exc.  s'apercevra  de  la  prö- 
caution  que  j'ai  prise  de  prävenir  toutes  les  disputes  et  chicanes  que  Ton 
pourrait  nous  faire  dans  la  suite  sur  lusage  que  nons  jogerions  ä  propos 
de  faire  des  troupes  auxiliaires  qu'on  nons  accorde4),  j'ai  cru  n^cessaire 
de  faire  pre>oir,  en  outre,  k  l'abbe"  de  Bernis  que,  dans  le  cas  oü  ma  cour 
se  däsisterait  de  la  demande  qu'elle  avait  faite  d'une  armäe  francaise  qui 
püt  agir  directement  et  offensivement  contre  le  roi  dePrusse5),  et  oü  eile 
sc  contenterait  ä  la  place  de  cette  armäe  du  corps  d'observation  que  Ion 
nous  accorde8),  eile  demanderait  certainement  tout  au  moins  une  augmen- 
tation  considörable  de  troupes  auxiliaires  subsidiees  par  la  France  et  in- 
sisterait,  par  conse'quent,  au  lieu  du  nombre  de  25  k  30000  hommes,  sur 
celni  de35ä40000,  lequel  il  ne  serait  pas  du  tout  impossible  de  raasem- 
bler,  si  l'on  vonlait  faire  des  ä  pre'sent  les  dömarches  ne*cessaires  pour  cet 
effet.  En  attendant  sur  ce  point  les  ordres  ulte"rieurs,  j'ai  cru  qn'il  e'tait 
tonjours  bon  de  s'assnrer  de  ce  qui  nous  a  6U  accorde^  et  qui,  selon  les 
apparences,  est  le  non  plus  ultra  de  cette  cour,  vu  que  d'abord  on  ne 
m'avait  parle"  que  de  12  ä  15000  hommes,  et  que  ce  n'est  qu'apres  plu- 


1)  Vgl.  Nr.  187  d.         2)  Vgl.  S.  400.         3)  Vgl.  S.  504. 

4)  Vgl.  S.  401.  446.         5)  Vgl.  Nr.  144d.         6)  Vgl.  S.  448. 


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518  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  sieors  disouasions  que  j'ai  obtenu  ce  nombre  aasez  considdrable,  lequel  il 
^°  ne  sera  m€me  pas  bien  aisC*  de  pouvoir  rassembler.  J'aurai  l'ceil  ä  ce 
que  Ton  travaille  incessamment  ä  tout  ce  qui  a  rapport  k  cet  article,  ainsi 
qne  cela  est  convenu. 

»Quant  au  troisieme  article,  je  n'ai  pu  me  dispenser  de  consentir  a 
la  cession  eutiere  et  totale  des  Pays-Bas1),  puisque  c'eat  lä-dessus  que 
toutes  les  promesses  de  concours  et  toutes  les  concessions  de  ia  France 
se  fondent.  J'ai  ajoute*,  neanmoins,  outre  la  clause  gdnärale  qui  est  ä  la 
täte  des  points  convenus,  uuo  clause  plus  particuliere  encore  qui  est  notee 
ä  la  marge,  et  qui  est  rcciproque  de  Celle  que  l'abbe*  de  Bernis  a  ajoutäe 
k  l'article  6  de  la  piece  cotöe  No.  6 2).  J'ai  obtenu,  en  outre,  que  la  France 
consentit  k  ce  que  la  cession  se  fasse  on  faveur  de  l'Infant,  et  non  sur  le 
pied  qu'elle  l'avait  propose*  dans  l'ajoute*  du  11  demai3).  Oomme  on  ne 
m'a  rien  objecto  ä  ces  paroles:  »Pour  ctre  lesdits  Pays-Bas  possädis  par 
le  sGrhnssimc  Infant  et  les  successmrs  aux  memcs  condiUons«  etc.,  je  m'en 
servirai  utilement  par  la  suite,  au  cas  qu'on  voulut  faire  quelque  difficulte' 
sur  ce  point  tres  important,  et  nomme'ment  qu'il  s'agira  de  la  conservation 
d'une  barriere  pour  la  Hollande. 

»Le  4iömo,  5iöme  et  6iÄmo  article  sont  entierement  conformes  k  ce  que 
nous  demandions,  au  moyen  de  quoi  je  n'ai  nul  äclaircissement  k  ajouter 
a  cet  e'gard. 

»Je  n'ai  fait  nulle  difficulte"  de  convenir  du  7i*mo,  puisque  d'apres  ce 
que  l'abbe"  de  Bernis  a  eu  ordre  de  me  declarer  au  sujet  de  laPologne4), 
les  vues  de  la  France  me  paraissent  conformes  ä  cet  6gard  aux  ndtres  et 
k  Celles  de  la  Russie.    Le  8^me  article  n'a  besoin  d'aucun  e'clairoissement. 

»J'ai  juge*  ne'cessaire  de  convenir  par  le  9idme  qne  Ia  France  ne  pourrait 
prätendre  ancun  droit  de  proprio  ni  de  domaine  utile  sur  les  places -de 
sürete*  que  8.  M.  l'Impöratrice  pourrait  lui  donner5),  parceque  je  preVois 
qu'on  ne  se  desistera  jamais  de  la  demande  des  places  de  süretä  qne  je 
n'ai  juaqu'ä  präsent  pas  encore  accordees,  et  qu'il  e*tait  bon,  par  consequent, 
d'assurer  par  avance  le  sort  de  ces  places,  pour  n'avoir  plus  de  disous- 
sions k  faire  ä  cet  e'gard  dans  la  suite,  lorsque  nous  consentirons  ä  les 
donner. 

» Quant  au  lOWme  article,  il  n'a  besoin  d'aucun  öclaircisaement  et  n'a 
6tG  convenu  qu'ä  la  suite  du  5iöme,  qui  ötablit  que  lea  cessiona  rdciproques 
se  feront  k  titre  d'echange  et  de  convenance  rcciproque6). 

»Les  points  sur  lesquels  les  deux  cours  ne  sont  pas  encore  d'accord, 
sont  au  nombre  de  aix,  ainsi  que  cela  paraftra  par  la  piece  cotee  No.  4 7). 

»A  l'egard  du  premier,  la  demande  qui  y  est  contenue,  nous  a  6t6 


1)  Vgl.  S.  398.         2)  Vgl.  Nr.  187  g.         3)  Vgl.  Nr.  88a. 
4)  Vgl.  S.  481.         5)  Vgl.  S.  405.         6)  Vgl.  S.  401  ff. 
7)  Vgl.  Nr.  187e. 


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1756  August  20. 


519 


oonstamment  refusöe  et  le  serait  certainement  toujours,  au  cas  quo  nous  1756 
y  insistassions,  oe  qui  apparemment  n'arrivera  point1).  Les  ministres  du  Aug"  2 
Conseil,  et  beaucoup  plus  qu'eux  cncore,  l'abbö  de  Bernis  et  Mde.  de  Pompa- 
dour me  disent  unanimement  quo  jamais  le  Roi  se  de*terminerait  ä  agir 
oflensivement  contre  le  roi  de  Prusse,  au  moins  quo  oe  Prince  ne  füt  le 
premicr  agresseur  ou  vis-ä-vis  de  la  France  ou  vis-a-vis  de  nous.  Iis 
m'ont  repdte*  souvent  que  j'avais  tort  d'insister  si  fort  sur  un  point  qui 
blessait  la  dälicatesse  du  Roi,  sur  lequel  on  m'avait  toujours  tenu  le  mßme 
hmgage,  et  auquel  on  ne  ponvait  consentir  qu'ä  notre  propre  däsavautage, 
vu  qu'il  e'tait  impossible  de  faire  en  meme  temps  avec  vigueur  la  guerre  ä 
l'Angleterre,  au  roi  de  Prusse  et  de  nous  fournir,  en  outre,  les  sommes  con- 
sidärables  que  nous  demandions;  que,  par  consequent,  si  l'on  e'tait  forcö  ä 
entrer  directement  en  guerre,  ce  ne  pourrait  6tre  qu'aux  depens  des  som- 
mes susdites.  Le  marechal  de  Belleisle  et  l'abbe*  de  Bernis  pre*voient  que, 
par  la  suite,  il  se  pourrait  bien  qu'on  se  trouvät  engage"  dans  cette  guerre 
malgre*  soi-ni6me2},  et  cette  idäe  n'est  pas  döpourvue  de  vraisemblance. 
L'abbä  de  Bernis  et  Mde.  de  Pompadour  m'ont  fait  entendre  que  ce  serait 
ce  qui  pourrait  nous  arriver  de  pis,  puisque  cela  augmonterait  le  credit  et 
l'influence  du  seul  homme  dont  nous  avions  a  nous  m^fier  ici,  qui  est  M. 
d' Argenson 3).  Pour  moi,  je  doute  fort  que  son  credit  puisse  l'emporter 
sur  celui  de  Mde.  de  Pompadour  qui  est  parvenu  au  plus  baut  degrä9), 
mais,  comme  il  est  son  ennemi  d Volare*,  eile  a  raison  de  s'en  melier.  II 
marque  ä  l'exterieur  les  mgmes  dispositions  que  le  reste  du  ministere,  et 
m'a  tenu  toujours  un  langage  tout-ä-fait  conforme  ä  celui  des  autres 
ministres  au  sujet  du  concours  offeusif  sur  lequel  je  n'ai  pas  cessö  d'in- 
sister. Je  tache  de  le  mänager  et  de  me  procurer  de  frequentes  occasions 
de  le  voir,  et  je  me  repose  au  reste  sur  Mde.  de  Pompadour,  M.  de  Ma- 
chault,  l'abbe*  de  Bernis  et  m€me  sur  son  ami,  le  marechal  de  Belleisle, 
du  soin  d'empächer  qu'il  ne  puisse  rien  entreprendre  qui  nous  soit 
contraire. 

»A  l'e'gard  de  la  demande  en  question,  j'y  ai  jusqu'a  präsent  toujours 
insiste^  non  que  je  me  sois  Hatte*  jamais  de  l'obtenir,  ou  m£me  que  j'aie 
cru  la  cboso  aussi  nccessaire  que  j'ai  täcbö  de  le  repre'senter  ici,  maia 
afin  d'avoir  un  point  dont  je  puisse  me  relftcber  et  obtenir,  en  e*change,  un 
concours  d'autant  plus  considärable  en  troupes  subsidiäes  et  en  argent. 

»Pour  ce  qni  concerne  ce  dernier  point,  qni  fait  l'objet  du  second  ar- 
ticle  de  la  piece  cote'e  No.  4,  je  crois  avoir  dejä  beaucoup  obtenu,  et  je 
ne  desespere  pas  tout-a-fait  d'en  obtenir  encore  davantage.  Nous  sommes 
sürs  de  douze  millions  de  florins  par  an  (lesquels,  näanmoins,  on  ne  veut 
evaluer  qu'ä  raison  de  trente  millions  de  livres,  ce  qui  sur  une  somme 
aussi  consid6rable  ne  laisse  pas  que  de  faire  une  diminution  assez  forte); 


1)  Vgl.  S.  400.  453.         2)  Vgl.  S.  446.         3)  Vgl.  S.  479. 


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520  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  on  paiera  les  prcmiers  six  millions  six  mois  d'avance;  si  l'entreprise  reua- 
ug*  20  sit,  on  ne  nous  redemande  rien.  Si  eile  venait  ä  manquer,  on  consent  ä 
perdre  la  moitiö  des  sommes  avancees,  ce  qni  eßt  une  preuve  bien  Evidente 
de  l'espoir  qu'on  se  fait  de  la  reussite  de  notre  entreprise  et  de  la  d&er- 
mination  prise  d'y  conconrir  efflcacement.  Ces  concessions  sont  Enormes 
et  surpasseront,  ä  ce  que  j'espere,  l'attente  que  LL.  Ms.  s'ettaient  faites. 
J'e'tais  autorise'  ä  me  contenter  de  bnit  millions  et  ä  consentir  ä  la  resti- 
tution  de  la  totalis  des  sommes  avancees ü  s'en  faut  de  beanconp  que 
j'aie  epuise'  mes  pouvoirs  k  cet  egard,  mais  je  ne  suis  pas  content  encore, 
et  je  ferai  l'impossible  pour  obtenir  qne  l'on  consente  ä  exposer  la  to- 
talis des  sommes  avance*es  aux  mSmes  risques  qne  toute  l'entreprise  on, 
da  moins,  de  nons  rendre,  dans  le  cas  oü  l'entreprise  viendrait  ä  manquer, 
nos  places  de  Burete*  et  ä  se  contenter  d'une  simple  assnrance  ponr  la  res- 
titntion  de  la  moitie*  des  sommes  avancees.  C'est  ce  dernier  point  qui  me 
tient  le  plus  ä  cceur,  non  que  je  craigne  que  le  cas  puisse  exister,  mais 
parcequ'il  est  important  de  regier  les  choses  de  facon  que  la  France  ne 
puisse  jamais  desirer  qu'il  exiate,  et  n'ait  aucun  espoir  de  tirer  le  moin- 
dre  dedommagement  des  frais  immenses  qu'eile  va  faire,  si  notre  coup 
venait  ä  manquer.  Si  eile  Itait  süre  d'obtenir  ä  titre  de  süretä  ou  autre 
une  partie  des  Pays-Bas,  sans  que  le  roi  de  Prusse  füt  ecrasä,  eile  pour- 
rait  nous  abandonner  au  milieu  de  l'entreprise,  et  c'est  ce  qu'il  faut  pr<S- 
venir2).  II  s'en  faut  de  beaucoup  que  je  puisse  promettre  de  re'ussir  dans 
ce  point  si  important,  mais  je  n'en  de'sespere  pas  absolument. 

»Quant  au  troisieme  point  sur  lequel  nous  diiferons,  je  ne  pre*vois 
pas  de  pouvoir  faire  de*sister  cette  cour  de  la  demande  qu'elle  nous  a  faite  ä 
oet  ögard.  On  veut  absolument  de  places  de  suretä,  et  on  n'en  prendra  pas 
d'autres  que  les  villes  de  Nieuwport  et  d'Ostende ;  peut-e'tre  se  contenterait- 
on  de  l'une  des  deux  seulement,  mais  je  ne  le  crois  pas.  Je  n'ai  pas  fait 
usage  de  pouvoir  que  j'avais1),  de  les  accorder,  parceque  j'ai  cru  devoir 
garder  ce  point  en  röserve,  mais  il  faudra  en  venir  la.  J'ai  beaucoup 
gagne*  dejä  en  obtenant  que  ces  places  ne  seraient  remises  que  lorsque 
nous  aurons  commence"  ä  agir  offensivement  contre  le  roi  de  Prusse,  et 
qne  la  France  ne  demanderait  aucun  droit  do  propriäte'  ni  de  domaine 
utile  sur  lesdites  places.  La  libre  communication  par  Ypres  ä  Dunker- 
que  est  une  demande  tout-ä-fait  nouvelle  et  dont  je  crois  que  l'on  ne  se 
departira  pas. 

»Le  quatrieme  point  de  difference  est  le  plus  important  et  en  mäme 
temps  le  plus  ddlicat.  Je  suis  bien  fache*  de  devoir  dire  que  je  ne  vois  nul 
espoir  d 'amen er  ä  oet  egard  les  choses  au  point  oü  nous  le  desirerions. 
On  a  rejete*  bien  loin  l'offre  du  duche"  de  Luxembourg3),  on  n'a  pas  fait 


1)  Vgl.  S.  405.  2)  Vgl.  S.  447. 
3)  Vgl.  S.  403  ff. 


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1756  August  20. 


521 


plus  d'attention  k  ce  qne  j'ai  dit  que  l'on  pourrait  ajouter  ä  ce  duchd  1756 
qnelque  conträe  ä  la  convenance  de  cetto  cour,  sans  toute-fois  faire  men-  *^u^'  * 
Hon  expresse  du  Pays  r^troc^d^.  J'ai  fait  les  repräsentations  les  plus 
fortes,  et  j'ai  donne*  lea  rtSponses  les  piuB  fonde"es  aux  raisons  que  l'on 
m'a  alldguees,  mais  il  n'y  a  rien  qui  fasso  impression.  On  nous  soup- 
conne,  on  fait  semblant  de  nous  sonpconner  de  vouloir  toujours  oonserver 
un  reste  de  menagement  pour  l'Angleterre,  d'envier  ä  la  France  ce  qui 
est  le  plus  propre  ä  lui  donner  de  l'avantage  oontre  son  ennemi,  tandis 
qu'elle  nous  fournit  les  moyens  d'ocraser  le  nötre;  on  ne  fait  nulle  atten- 
tion k  ce  que  je  dis  de  la  jalonsie  et  du  me'contentement  que  donnerait 
ä  l'EBpagne,  a  la  Hollande  et  a  toutes  les  puissances  de  l'Europe  un 
agrandissement  de  puissanoe  tel  que  la  France  le  demande.  On  dit  que 
la  paix  devra  de  nöcessite"  etre  forcöe  ponr  le  roi  de  Prasse  et  pour  l'Angle- 
terre, que,  par  consequent,  ce  n'est  pas  ä  ce  que  diront  cea  deux  cours  de 
nos  arrangements,  qu'il  faut  faire  attention,  qu'il  sera  aise*  de  tranquilliser 
la  Hollande,  qu'on  pourra  lui  assigner  nne  barriere  plus  reculee,  que  l'Es- 
pagne  ne  pourra  refuser  son  consentement  k  un  6*change  si  avantageux  ponr 
l'Infant,  et  que,  quand  meme  eile  le  refuserait  pour  le  present,  du  moins 
eile  ne  pourrait  pas  s'y  opposer  que  l'Infant  pour  sa  personne  gagnait  si 
considerablement,  que  certainement  il  n'envierait  pas  au  Roi  un  avantage 
qui  n'e"tait  que  politique,  et  dont  on  lui  laiasait  tout  le  profit  utile.  Quant 
aux  autres  puissances,  on  ne  voit  pas  qui  sont  celles  qui  ponrraient  s'op- 
poser,  ou  comment  elles  le  pourraient  efficacement.  On  croit  qne,  bien  loin 
de  nons  refuser  ä  ce  qui  est  de  l'avantage  et  de  la  sürete*  de  la  France, 
nons  devrions  Stre  les  premiers  k  vouloir  les  lui  procurer,  en  un  mot,  je  ne 
pnis  rien  effectuer  sur  ce  point.  Je  n'ai,  näanmoins,  encore  rien  accordö" 
ni  consenti  k  rien;  j'ai  mäme  fait  entrevoir  que  nous  n'y  consentirions 
jamais,  mais  je  crains  bien  qu'il  le  faudra.  Je  ne  connais  que  trop  l'im- 
portance  de  la  chose,  mais  je  ne  vois  nul  moyen  de  l'emporter.  11  serait 
dono  necessaire  de  preparer  les  ordres  que  V.  Exc.  aura  la  bonte*  de  me 
faire  parvenir  pour  le  cas  oü  la  France  ne  se  relächerait  en  rien  de  ce 
quelle  demande  sur  cet  article  important. 

»La  cinquieme  difförence  ne  ronle  pas  sur  le  fond  des  intentions,  mais 
sur  la  forme,  et  donnera  lieu  ä  bien  des  difficult^s  lors  de  la  rödaction  et 
discussion  des  articles  du  traite*.  Ce  que  la  France  propose,  de  mettre  l'In- 
fant en  possession  des  Pays-Bas  six  mois  apres  que  nous  serons  parvenus 
a  celle  de  la  Silewe,  n'est  que  dans  la  vue  d'empecher  que,  sous  prätexte 
du  plus  grand  affaibüssement  du  roi  de  Prusse,  nous  ne  prolongions  la 
guerre  contre  ce  Prince  et  ne  restions  en  m€me  temps  en  possession  des 
Pays-Bas,  de  la  Sile'sie  et  de  la  jouissance  des  sommes  qne  la  France  doit 
fonrnir.  Nous  avons  eu  dejä  de  longnes  discussions  sur  tout  ce  qui  re- 
garde  cet  objet.  La  demande  qu'on  nous  fait,  ne  me  paratt  ni  juste  ni 
possible,  car  si  l'on  mettait  l'Infant  en  possession  pro?isionelle  des  Pays- 


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522  österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  Bas,  il  faudrait  pareillement  quo  uous  obtinssions  la  possession  provisionelle 
-US-  20  <|e8  duchös  de  Parme,  Plaisance  et  Guastalle,  et  combien  d'inconve'nients 
un  pareil  arrangement  ne  pourrait-il  pas  occasiouner.  Getto  räflexion  et 
bien  d'autres  feront,  je  crois,  connaitre  la  neocasitä  de  travailler  an  plus 
töt  ä  la  rödaction  des  articles  da  traite'  secret,  et  snrtoat  de  celui,  dont 
il  est  question  ici  .  .  . 

»Voilfc  donc  en  qaoi  consistent  les  differences  les  plus  essentielles  et 
sur  lesquellos  je  crains  fort  qu'il  n'y  aura  pas  bcaucoup  ä  gagner.  Je 
crois  que  nous  pourrons,  au  moyen  des  sommes  et  des  troupes  subsidiees 
quo  la  France  nous  fournira,  en  y  ajoutant  encore  le  Corps  d'observation 
auquel  on  a  dejä  consenli1),  nons  relächer  sur  la  premicre.  Je  n'ai  pas 
perdu  tont  espoir  pour  ce  qui  concerne  la  seconde,  sur  laquello  il  me  parait 
indispensable  d'insister,  tant  que  l'on  verra  la  moindre  apparence  de  pou- 
voir  obtenir  ce  que  nous  demandons.  Je  n'espere  rien  de  la  troisieme  et 
quatrieme,  et  c'est  sur  cos  deux  points  que  j'ai  besoin  principalement 
d'ordres  ulterieurs  et  d^finitifs,  Quant  ä  la  cinquieme  et  sixieme,  quoi- 
qn'il  y  ait  lieu  de  prevoir  ä  cet  egard  beaucoup  de  diffioultes,  j'espere, 
näanmoins,  qu'elles  s'aplaniront  par  la  suite  au  moyen  des  modifications 
qu'il  ne  sera  pas  impossible  de  trouver,  et  je  me  flatte  qu'on  se  prßtera 
ici  ä  tont  ce  qui  sera  raisonnable  et  oonforme  ä  l'lquite'  et  ä  la  rdci- 
procite*. 

»Les  deux  points  e'nonce's  dans  la  piece  No.  52),  ne  ponrront  se  regier 
que  lors  de  la  discussion  plus  particuliere  des  articles  du  traite*.  Mais  V. 
Exc.  trouvera,  j'espere,  que  les  aveus  quo  j'ai  tir^s  sur  ces  deux  points, 
soiit  deja  tres  favorables  et  nous  assurent  par  avanoe  presque  tout  ce  que 
nous  pourrions  demander. 

»En  domandant  les  eclaircissements  ulterieurs  qui  font  l'objet  de  la 
pi&ce  cote*e  au  No.  6 3),  j'ai  porte"  ma  principale  attention  ä  faire  consent»* 
indirecteoient  la  France  k  l'affaiblissement  ulterieur  du  roi  de  Prasse,  et 
je  crois  qu'au  moyen  de  la  re*ponse  donnee  a  mes  demandes  No.  1,  2,  3, 
4  et  5,  ainsi  qu'en  consequence  de  plusieurs  autres  passages  contenus 
dans  los  Luit  pieces  cotees  ci-jointes4},  nous  pouvons  regarder  ce  point 
comme  e'tabli  et  nous  ddsister  en  toute  surete"  de  la  demande  d'un  con- 
sentement  formel,  que  nous  n'obtiendrions  qu'en  consentant  k  la  condition 
quo  Ton  regarde  ici  comme  reciproque5),  et  ä  laquello  nous  ne  pourrions 
jaraais  nous  prSter.  L'abbe*  de  Bernis  a  touche*  encore  cotte  corde  en  t6- 
pondant  ä  mes  cinq  points  de  demande,  mais  comme  il  ne  m'a  pas  pro- 
posö  de  prendre  note  de  ce  qu'il  m'a  dit  k  ce  sujet,  je  n'ai  note*  que  ce 
qui  se  trouvo  k  la  marge  desdites  cinq  demandes,  et  lui  en  ai  fait  en- 
suite  la  lecture,  pour  voir  si  j'avais  compris  ce  que  l'on  m'avait  repondu. 


1)  Vgl.  S.  448.         2)  Vgl.  Nr.  187  f.         3)  Vgl.  Nr.  187  g. 
4)  Vgl.  Nr.  187  b-i  und  S.  516.         5)  Vgl.  Nr.  187  b. 

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1756  August  20. 


523 


Je  crois  que  nous  nous  ne  pouvons  pas  däsirer  mieux  que  de  rester  les  17^6 
maitres  des  diffcrentes  negociations  ä  entamer  avec  les  princes  qui  doivent  ^u^' 
prendre  part  ä  notre  concert.  O'est  le  vrai  moyen  d'assurer  la  re*ussite 
de  l'entreprise,  de  rendre  immun  quable  l'arTaiblissement  du  roi  de  Prusse 
et  d'obtenir  les  points  de  convenanoe  que  nous  avons  en  vue1).  II  s'agira 
seulement  que  la  France  nous  seconde  et  appuie  nos  negociations,  lors- 
qu'elles  seront  entame'es.  Ccla  sera  beaucoup  mieux  que  si  eile  vonlait 
y  prendre  part  imme'diatement.  J'ai  demande"  quels  avantages  on  pourrait 
faire  ä  la  Hollande  et  au  Danemark.  L'abbc*  de  Bernis  m'a  dit  que  la 
premiere  de  ces  puissances  confinait  ä  une  partie  des  ßtats  du  roi  de 
Prusse,  et  que,  par  conse*quent,  il  serait  aise*  de  trouver  quelque  chose 
qui  fftt  ä  sa  biens£ance.  II  ne  s'est  pas  expliquä  pour  le  Danemark;  on 
voudrait  lui  procnrer  le  duche*  de  Bremen  ou  Verden.  Le  comte  de  Rosen- 
berg2) croit  que  M.  de  Bernstorff3),  Hanovrien  lui-m6me,  rejeterait  bien 
loin  une  pareille  proposition.  II  serait  bien  plus  ä  propos  de  trouver  quel- 
que moyen  de  lui  procurer  des  avantages  aux  depens  du  roi  de  Prusse. 
Le  marechal  de  Belleisle  croit  qu'il  serait  tres  important  de  faire  entrer 
cette  cour  dans  notre  concert.  Elle  pourrait  fournir,  an  moins,  dix  ou  douze 
mille  hommes  de  troupes  et  surtout  de  la  cavalerie,  et,  d'ailleurs,  il  serait 
d'un  grand  avantage  d'avoir  dans  nos  interSts  une  puissance  protestante 
et  particulierement  celle-ci.  Le  meme  marechal  de  Belleisle  est  d'avis  que, 
malgre*  les  troubles  interienrs  de  la  Suede4),  nous  parviendrions  certainement 
ä  la  faire  entrer  dans  notre  concert,  mais  il  y  a  beaucoup  k  risquer  pour 
le  secret,  ou  que  la  chose  devrait  ßtre  portee  en  deUiberation  au  Senat,  et 
que  le  roi  de  Prusse  conservera  toujours  un  parti  daus  ce  pays-lä.  Le 
baron  de  Bunge,  ministre  de  Suede,  qui  rösido  ici  dans  l'absence  du  baron 
de  Scheffer,  avec  lequel  il  avait  6t6  jusqu'a  son  depart  en  qualite"  de 
secrötaire  de  legation,  et  qui  est  un  jeune  homme  sage  et  instruit,  m'a 
tenu  differents  propos  par  lesquels  j'ai  Heu  de  juger  que  Ton  ne  de- 
manderait  pas  mieux  en  Suede  que  de  courir  sus  au  roi  de  Prusse.  II 
m'a  dit  qu'on  y  attendait  aveo  impatience  l'expiration  du  traite"  avec  ce 
Prince6),  et  que,  certainement,  on  ne  le  renouvelerait  pas,  qu'il  [s']imaginait 
qu'on  serait  fort  aise  chez  lui  d'acce'der  au  traite*  conclu  entre  nous  et  la 
France,  qu'on  en  avait  marque"  bien  de  la  joie,  et  plusieurs  autres  choses 
de  cette  nature.  Je  ne  me*fie  pas  entierement  ä  lui,  car  il  est  lie"  d'amitie" 
intime  avec  KnyphauseD,  qui  est  plus  fin  que  lai,  et  qui,  ä  ce  que  je  puis 
jnger,  fait  semblant  vis-ä-vis  de  lui  d'Stre  me*content  de  la  conduite  de 
son  maitre  pour  le  faire  parier  et  savoir  ce  qu'il  en  pense,  et  ce  que  le 
public  en  dit. 

1)  Vgl.  S.  390  ff.  401.       2}  Österreichischer  Gesandter  am  spanischen  Hofe. 

3)  Dänischer  Wirkl.  Geh.  Rath,  Mitglied  des  dänischen  Staatsraths,  Dirigent 
der  deutschen  Kanzlei  und  des  Departement«  der  auswärtigen  Angelegenheiten. 

4)  Vgl.  S.  487.         5)  Vgl.  8.  228. 


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524   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  »La  response  que  Ton  m'a  faite  k  na  demande  No.  6,  et  que  je  n'ai 

obtenue  (comme  V.  Exc.  jugera  aisement)  qu'avec  bien  de  la  peine  et 
apres  plasienrs  Conferences  et  discnssions  tres  vives  et  tres  longues,  soit 
avec  l'abbd  de  Bernis,  soit  avec  quelques  autres  ministres,  sera  trouvde, 
je  l'espere,  tout-ä-fait  satisfaisante.  La  clause  qu'on  y  a  ajoutee,  ne 
doit  pas  nous  effrayer,  eile  fait  voir  seulewent  que  ce  n'est  qu'apres  une 
longue  resistance  qu'on  a  consenti  ä  cet  article1).  II  va  sans  dire  que  cha- 
que  article  convenu  ne  Test  qu'a  condition  que  Ton  s'accorde  sur  les  au- 
tres. J'ai  d'ailleurs  ajoute*  la  m€me  clause  ä  l'article  3  de  la  piece  cotde 
No.  32),  sans  que  pour  cela  nous  soyons  däcidäs  d'insister  absolument  sur 
toutes  les  conditions  dont  j'y  ai  fait  mention.  J'ai  demande'  ä  oombien 
Ton  comptait  de  faire  monter  ce  corps  d'observation.  L'abbe*  de  Bernis 
iii'a  parle*  de  25  ä  30  000  hommes  et  le  marechai  de  Belleisle  de  30  ä 
35000.  J'ai  »präsente*  qu'U  en  faudrait  bien  50  ä  60000,  sans  quoi  cette 
arrade  ne  donnerait  pas  au  roi  de  Prusse  et  a  l'älectorat  de  Hanovre  l'in- 
quiätude  qu'elle  devrait  leur  donner,  et  ne  produirait,  par  consdquent,  pas 
l'effet  qu'on  en  attendait.  II  serait  aise*  d'engager  les  eleoteurs  de  Cologue 
et  palatin,  ou  Tun  des  deux  seulement,  de  demander  ce  corps  de  troupes 
pour  leur  sürete*  et  ddfense,  et  il  ne  me  parait,  par  consequent,  point  que 
la  derniere  clause  puisse  causer  quelque  difficulte\  Si,  nöanmoins,  cela  6tait, 
on  pourrait  y  remddier  en  suggdrant  quelque  autre  expädient  convenable 
qui  serait  sürement  adopte*  ici.  Le  point  important  a  6t6  bien  difficile  ä 
obtenir,  et  j'ai  craint  pendant  longtemps  que  je  n'y  räussirais  pas.  V. 
Exc.  sait  fort  bien  qne,  pendant  tout  le  cours  de  la  negociation,  on  ne 
nous  avait  donne*  aucun  lieu  de  nous  flatter  d'en  obtenir  autant.  Je  ne 
me  suis  pas  contente*  de  cette  concession,  et  j'ai  demande*  ultärieurement 
si  Ton  ne  nous  promettrait  pas  du  moins  que,  dans  le  cas  oü  tous  les 
moyens  eraployds  contre  le  roi  de  Prasse  ne  suffiraient  pas  pour  le  räduire 
au  point  oü  noua  le  projetions,  on  nous  donnerait  en  pareil  cas  des  se- 
cours  plus  puissants  et  plus  considdrables,  et  quels  seraient  ces  seoours? 
L'abbe*  de  Bernis  m'a  repondu  que  les  moyens  employes  suffiraient  certai- 
nement,  mais  qu'en  tout  cas  on  ne  nous  abandonnerait  assuröment  pas. 
J'ai  voulu  en  tirer  une  reponse  plus  precise  et  plus  positive,  mais  il  n'y 
a  pas  eu  moyen.  II  m'a  rdpondu  qu'on  ne  pourrait  pas  prendre  d'enga- 
gement  ä  cet  egard,  que  la  cho.se  parlait  d'elle-m6me,  mais  quHl  ötait  im- 
possible  de  se  lier  et  de  donner  des  promesses  pour  un  cas  dont  il  ne 
tiendrait  qu'a  nous  de  ddternriner  a  notre  gre*  l'existence,  en  declarant  que 
les  moyens  employls  n'dtaient  pas  suffisants,  et  en  demandant  un  concours 
plus  efflcace.  J'ai  tenu  le  meme  langage  aux  autres  ministres,  et  je  leur 
ai  fait  connaltre  que  ce  serait-lä  le  seul  moyen  pour  däterminer  ma  cour 
ä  se  ddsister  de  la  demande  qu'elle  avait  faite  d'un  corps  de  troupes  con- 


1)  Vgl.  S.400.        2)  Vgl.  Nr.  187  d. 


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1756  Augost  20. 


525 


siddrable  qui  agisse  directement  et  offensivement  contre  le  roi  de  Prasse,  1756 
mais  ils  m'ont  tons  r£pondu  aar  le  memo  ton.  II  n'y  a  que  le  marechal  ^ 
de  Belleisle  qui  y  ait  ajoute*  quo,  ponr  sa  personne,  il  me  promettait  la- 
dessna  tont  ce  que  je  voulais,  et  qne  je  devais  bien  connaltre  que,  lors- 
qu'on  serait  une  fois  engagä,  on  irait  aussi  loin  qu'il  le  fandrait,  et  beau- 
coup  au  dela  de  ce  qu'on  ne  croyait  ä  präsent.  Je  n'ai  pas  pu  obtenir 
davantage. 

»L'änonce*  de  la  demande  qne  j'ai  mise  au  No.  7,  fait  voir  par  lui- 
meme  les  raotifs  qni  m'ont  engage  ä  la  faire,  et  j'espere  que  les  prdcau- 
tions  que  j'y  ai  prises,  seront  approuväes.  La  räponse  est  satisfaisante,  et 
j'aurai  soin  de  faire  observer  ce  que  l'on  y  a  promis. 

»J'espärais  d'obtenir  ä  la  demande  No.  S  quelque  eclaircissement  que 
j'eusse  pn  faire  tourner  ä  notre  avantage,  mais  on  a  övite*  d'entrer  en  ma- 
tiere  ä  cet  £gard.  Je  m'ätais  bien  apercu  qne  c'ätait  le  marechal  de 
Belleisle  qni  avait  fait  aj outer  la  clause:  >si  le  Bot  Staü  dans  la  pos- 
ribüite*,  etc.,  et  c'est  d'apres  la  persnasion  dans  laqnelle  il  parait  ötre, 
qne  ceci  ne  peut  guere  manqner  d'engager  uno  guerre  directe  entre  la 
France  et  le  roi  de  Prasse.  Je  crois  en  effet  qu'on  n'a  eu,  en  deolarant 
cette  clause,  d'autre  vne  que  celle  d'une  possibilite"  ponr  l'avenir,  et  non 
celle  d'une  dötermination  actnellement  prise  d'agir  offensivement  contre  le 
roi  de  Prasse. 

»La  demande  que  j'ai  faite  au  No.  9,  a  6i6  occasionnee  par  ce  qui  est 
dit  ä  l'eclaircissement  No.  3  de  la  piece  cote*e  No.  1  *),  qne  l'on  promet  de 
s'arranger  snr  les  auties  payements.  J'ai  cru  devoir  m' in  form  er  au  juste 
quell  es  e'taient  ä  cet  tfgard  les  inten  tions  de  cette  oonr.  L'arrangement 
qu'on  nous  propose  la-dessus,  a  ponr  motif  apparemment  la  crainte  de 
payer  un  mois  on  deux  au  dela  du  terme  dont  on  conviendra.  L'abbe* 
Bernia  m'a  dit  qne  cet  arrangement  leur  convenait  davantage,  pnisque 
c'Ctait  pre'cise'ment  celui  de  la  perception  des  sommes  qu'on  devait  nous 
remettre.  J'ai  reprösente'  qu'il  me  paraissait  plus  convenable  ä  tons  egards 
de  faire  les  payements  de  trois  en  trois  mois  par  avance,  parceque  ma 
cour  aurait  besoin  de  grosses  sommes  ä  la  fois,  et  qu'il  s'agissait  de  de*- 
penses  dont  on  ne  pourrait  pas  remettre  le  payement  d'un  mois  ä  l'autre. 
J'attends  k  cet  6*gard  les  ordres  de  LL.  Ms.  .  .  . 

No.  7.2)  »On  insiste  fort  snr  le  premier  point  contenu  dans  cette  piece. 
J'ai  represente*  qu'il  Ctait  impossible  que  l'on  procedat  a  la  rödaction  des 
pre*iiminaires,  avant  que  nous  ne  fuBsions  d'accord  sur  tons  les  points,  et 
quo  les  diffe'rences  e'taient  encore  si  grandes  ä  bien  des  egards  que  je  ne 
voyais  pas  oomment  nous  pourrions  nous  accorder. 

»La  demande  No.  2  m'a  Cte*  faite  pareillement  avec  beancoup  d'in- 
stances.    C'est  M.  de  Machault  ...  qui  insiste  le  plus  sur  l'accession  de 


1)  Vgl.  Nr.  187  b.        2)  Vgl.  Nr.  187  h. 


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526  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    S.  M.  l'Empereur  en  qualite'  de  grand-duc  de  Toscane  ...    Je  crois  qu'il 
20  ne  sera  guere  possible  de  la  refuser,  et  j'attends  sur  ce  sujet  les  ordres 
ultlrieurs. 

»Ce  qu'on  entend  par  l'article  3,  est  qne  nous  nons  coramuniquions 
bien  exaetement  tout  ce  qoi  viendra  de  Constantinople.  C'est  un  point 
qui  nous  intöresse  de  bien  plus  pres  que  la  France,  et  sur  lequel  nous  ne 
pouvons  d^sirer  mieux  que  de  lui  voir  observer  ce  qu'elle  propose. 

»L'article  4  revient  ä  ce  que  Tabbc*  de  Bernls  a  dit  d^Ja  plusieurs 
fois,  et  dont  j'ai  eu  l'honneur  d'informer  V.  Exo. 1),  qu'il  serait  ne'cessatre  de 
savoir  quels  motifs  8.  M.  l'Impe'ratrice  alldguerait  pour  justifier  la  levee 
de  bouclier  projete'e  et  nomme"ment  la  reconquete  d'ßtats  solennellement 
ce'de's  et  garantis.  .  .  . 

»Ce  qui  est  dit  au  No.  7,  pourrait  etre  mis  dans  la  classe  des  point 8 
sur  lesquels  nous  ne  sommes  pas  encoro  d'aecord,  car  j'ai,  jusqu'ä  präsent, 
toujours  msistc*  a  ce  que  ce  füt  la  France  qui  sc  chargeät  du  payement 
des  subsides  ä  donner  ä  la  Saxe.  On  ne  veut  pas  ici  s'y  pr€ter,  et  on 
dit  que  ce  n'est  pas  beaueoup  exiger  do  nous,  lorsqu'on  nous  fournit  des 
sommes  si  considerables,  que  de  nous  charger  des  seules  cours  de  Russie 
et  de  Saxe.  II  est  ä  certains  £gards  de  notre  avantage  que  ce  soit  ü 
nous  a  subsidier  ces  deux  cours,  puisque  cela  nous  met  dans  le  cas  de 
traiter  imm^diatement  avec  elles^).  Aussi  n'ai-je  fait  auoune  difficulte 
pour  ce  qui  regarde  la  Rüssie,  dont  nous  avions  de'clare'  depuis  le  com- 
mencement  de  la  ne'gociatiou  que  nons  nous  chargerions,  si  la  France  nous 
fournissait  les  sommes  necessaires  pour  cela;  mais  j'aurais  6t6  bien  aise 
d'epargner  en  tout  ou  en  partie  ce  qu'il  faudra  donner  k  la  Saxe,  et  d'ob- 
tenir  que  la  France  s'en  charge,  mais  je  n'y  ai  pas  rcussi,  et  je  doute 
fort  que  j'y  reussisse.  II  sera  donc  ne*cessaire  de  prendre  bientöt  sea 
inesures  de  oe  cdte-lä. 

»Je  n'ai  rien  ä  ajouter  ä  ce  qui  est  dit  ä  l'article  8,  et  je  crois  que 
nous  nous  passerons  tres  aisement  de  la  garde  des  Pays-Bas  que  la  France 
nons  avait  Offerte.  Plüt  a  Dieu  qu'elle  voulOt  nous  abandonner  le  soin 
de  les  garder  en  entier,  et  qu'il  y  eüt  moyon  de  la  faire  desister  de  la 
demande  des  villes  de  Nieuwport  et  d'Ostende  dont  l'occupation  lui  tient 
si  fort  ä  coeur,  et  qu'il  faudra  de  toute  necessite*  lui  aecorder3). 

»Ce  qui  est  dit  au  premier  article  de  la  piece  cote'e  No.  84),  m'a 
paru  tres  necessaire  ä  convenir,  parceque  M.  Rouille*  s'e'tait  mis  sur  le  pied, 
toutes  les  fois  que  le  comte  de  Vitzthum 5)  lui  parlait  de  subsides,  de  me 
le  renvoyer,  lui  disant  que  c'e'tait  ä  la  cour  de  Vienne  qu'il  fallait  s'adresser 
pour  cela.  J'ai  donc  obtenu  que,  pour  tranquilliser  la  cour  de  Dresde,  on 
lui  ferait  esperer  des  ä  present  la  conclusion  du  traite  de  subsides  avec 


1)  Vgl.  S.  350  f.  2)  Vgl.  S.  506.  3)  Vgl.  8.  405.  520. 
4)  Vgl.  Nr.  1871.  5)  Vgl.  8.481. 


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1756  Augast  20. 


* 

527 


la  France1).    Je  me  flatte  mßme  que  je  röussirais,  si  cela  paraissait  1756 
neceasaire,  ä  lui  faire  payer  des  ä  präsent  quelques  sommes,  en  attendant  ^u&'  ^ 
la  conclusion  des  arrangements  qne  nous  avons  a  prendre,  bien  entendu, 
neanmoins,  que  Ton  insiste  et  insistera  toujours  qu'  apres  la  conclusion  de 
ces  arrangements,  ce  soit  nous  qui  restioDs  chargäs  des  payements  ulterieurs 
ä  faire. 

»Ce  qni  est  convenu  ä  l'article  2,  est  en  tons  points  conforme  aux 
intentions  de  S.  M. 2). 

»Je  joins  ici  .  .  .  un  paquet  ä  l'adresse  du  Chevalier  Douglas  qui 
contient  les  ordres  et  pleins  pouvoirs  pour  ledit  Chevalier,  afin  de  demander 
et  accepter,  de  ooncert  avec  M.  le  comte  d'Esterhasy,  l'accession  de  la 
conr  de  Russie  au  traite*  de  Versailles3].  J'ai  Iu  la  minute  de  ces  ordres, 
qui  sont  en  termes  gäneraux  et  tout-a-fait  convenables.  On  impose  au 
Chevalier  Douglas  de  se  conformer  ä  ce  que  le  comte  d'Eaterhaay  lui 
proposera.  On  ne  lui  a  pas  envoye*  les  articles  sdpare's  et  secrets,  et  on 
ne  l'informe  en  rien  de  tont  ce  qui  a  rapport  k  notro  nägociation  secrete4). 
II  sera  donc  nöcessaire  de  prävenir  sur  ce  point  le  ministöre  de  Russie. 
J'ai  cru  qu'il  ätait  bon  d'erapecher  toute  commnnication  immödiate  sur  ces 
objets  entre  les  deux  cours6)  jusqu'  ä  l'envoi  des  ambassadeurs  qui  ne  sera 
qu'au  mois  de  janvier,  vers  lequel  temps  il  est  apparent  que  toutes  »os 
mesnres  seront  prises,  et  que  nous  n'aurons  rien  ä  craindre  de  ce  que  ces 
deux  cours  pourraient  se  dire.  Comme  on  n'est  pas  certain,  si  le  Chevalier 
Douglas  aura  remis  ses  lettres  de  cr6ance,  parcequ'il  ne  devait  les  remettre 
qu'au  cas  qu'on  en  eüt  envoye  de  pareilles  aux  siennes  ä  M.  Bechtejew, 
l'dmissaire  qui  reside  ici,  et  qu'il  ne  conviendrait  pas  en  pareil  cas  qu'il 
dcmandät  et  acceptät  l'accession  de  la  Zarine  au  nom  du  Roi  T.  0.,  on  a 
pris  la  prccaution  de  lui  envoyer  pour  ce  cas  une  lettre  de  M.  Kouillö  ä  M. 
le  comte  d'Esterhasy  .  .  par  laquelle  ce  ministre  piie  le  comte  d'Esterhasy 
de  demander  et  d'accepter  au  nom  du  Roi  T.  G.  et  en  vertu  du  plein  pouvoir, 
joint  k  la  lettre,  l'accession  de  la  Zarine.  Cette  lettre  ne  sera  remise  que 
dans  le  cas  que  je  viens  de  dire.  Si  M.  Douglas  se  trouvait  deja  accröditä, 
il  a  ordre  de  la  garder  et  de  n'en  faire  aucun  usage.  Je  suis  convenu 
avec  l'abbc'  de  Bernis  que  dans  tous  les  cas  le  comte  d'Esterhasy  pourrait 
dire  au  ministere  de  Russie  au  nom  de  8.  M.  T.  C.  que  la  präsente  invitation 
e*tait  pröparatoire  k  la  communication  qu'on  forait  dana  peu  ä  8.  M.  Russienne 
des  arrangements  ultärieura  a  prendre  entre  nos  deux  cours,  et  a  l'invitation 
d'y  concourir.  J'ai  pris  la  precaution  de  me  faire  remettre  en  original  les 
ordres  envoyes  au  Chevalier  Douglas,  afin  qu'ils  ne  lui  parvinssent  pas  avant 
ceux  qui  seront  adressäs  au  comte  d'Esterhasy,  lesquels  il  sera  necessaire 
de  lui  envoyer  au  plus  tot.  J'espere  que  j'aurai  rencontre*  dans  tous  ces 
points  les  intentions  de  LL.  Ms. 

1)  Vgl.  S.  481.         2)  Vgl.  S.  297.         3)  Vgl.  S.  490. 
4)  Vgl.  S.  343.      5)  Vgl.  S.  416. 

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528  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  ,je  suis  bien  flatte*  de  voir  que  je  les  ai  prevenu  dans  un  point  qui 

üg*  20  ätait  tres  important,  et  sur  lequel  je  n'avais  pas  encore  d'ordres  precis. 

»C'est  le  point  convenu  au  No.  3,  au  moyen  duquel  il  est  decide*  que 
la  cour  d'Espagne  ne  sera  invitee  ä  acce'der  au  traite"  de  Versailles  qu'  apres 
la  conclusion  du  traite*  secret1).  .  .  .  A  l'egard  de  la  cour  de  Naples2),  il 
sera  peut-e*tre  utile  ou  m6me  nCcessaire  de  la  mettre  dans  notre  confidence 
avant  celle  d'Eapagne.  . .  .  Nons  serons  plus  k  portc*e  de  prendre  les  mesures 
convenables  par  rapport  ä  cette  cour,  lorsque  la  France  aura  repondu  ä 
nos  propositions  de  convenance3).  .  .  . 

>  Apres  £tre  convenu  de  tous  les  points  et  avoir  pris  toutes  leg  mesures 
dont  je  viens  d'avoir  l'honneur  d'informer  V.  Exe,  j'ai  cru  qu'il  Itait  tempa 
de  proposer  aussi  les  conditions  de  convenance3)  que  nous  demandons  ä 
cette  cour.  J'avais  differe'  de  les  communiquer  jnsqu'a  ce  que  je  mc 
trouvasse  ä  porte'e  de  juger,  par  les  reponses  qu'on  me  donnerait  a  mes 
premieres  propositions,  si  la  cour  ici  e*tait  bien  certainement  dlterminee  ä 
entrer  dans  nos  vues  touchant  le  fond  de  l'entreprise.  Ces  rCponses,  les 
äolaircissements  et  arrangements  qui  s'en  sont  suivis,  6tant  tels  qu'il  ne 
peut  plus  nous  rester  aueun  doute  ä  cet  egard,  il  m'a  paru  qu'il  ne  fallait 
pas  tarder  davantage  ä  s'ouvrir  sur  le  tont,  afin  d'obtenir  aussi  sur  le  tont 
des  r^ponses  precises  et  positives  et  se  trouver  par  lä  en  gtat  de  juger 
1°  s'il  est  possible,  2°  s'il  nous  convient  de  conclure  notre  affaire  et  de 
mettre  en  execution  la  grande  entreprise  projetäe.  ...  Je  n'ai  pas  encore 
obtenu  les  reponses  ä  mes  demandes  de  convenance.  .  .  . 

»Je  n'ai  point  fait  mention  encore  de  nos  vues  sur  la  prineipautd  de 
Crossen.  Les  deux  points  qui  ont  le  plus  trappe*  l'abbä  de  Bernis,  sont 
la  demande  de  la  reversion  des  Pays-Bas  et  celle  de  la  reservation  du 
droit  de  voix  et  seance  ä  la  Diete  de  l'Empire,  et  ce  qui  en  dopend. 
Tinsisterai  fortement  sur  ce  dernier  point,  qui  est  de  la  plus  grande  im- 
portance.  .  .  . 

»Je  me  suis  bien  garde*  jusqu'  ici  de  faire  apercevoir  aux  ministres 
que  la  Rnssie  eut  en  vne  de  se  procurer,  au  moyen  de  l'entreprise  projetee, 
une  acqnisition  aussi  considerable  que  Test  celle  de  la  Courlande4).  On 
croit  que  tont  ce  qui  pourrait  i'engager  dans  cette  guerre,  serait  l'appas 
des  snbsides  et  la  jalousie  contre  le  roi  de  Prasse.  L'abbe*  de  Bernis  et 
le  marächal  de  Belleisle  m'ont  dit,  n£anmoins,  ä  plusieurs  reprises  qu'ils  ne 
comptaient  pas  que  ma  cour  eüt  dessein  de  procurer  des  avantages  en 
Allemagne  ä  la  Kussie,  et  qu'elle  devait  connaitro  trop  bien  ses  intdrets 
pour  qu'elle  püt  penser  ä  augmenter  la  puissance  de  cette  derniere  cour 
en  Allemagne.  J'ai  repondu  simplement  qu'il  n'ötait  nullement  question  de 
teile  chose.  .  .  . 


1)  Vgl.  8.  252.  290.  2)  Vgl.  8.  290  f.  3)  Vgl.  S.  399  ff.  404. 
4)  Vgl.  S.  363. 


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1756  August  20. 


529 


»Je  ne  dois  pas  oublier  d'informer  V.  Exc.  que  j'ai  trouve*  dans  le  1756 
memoire  de  l'abbe*  de  Bernis  dont  j'ai  refuse*  l'acceptation  un  passage  ff*  4 
par  lequel  il  paraissait  que  la  France  voulait  nous  demander  que,  dans  le 
cas  oü,  pendant  le  cours  de  la  guerre  projetee,  le  roi  d'Espagne  viendrait 
ä  mourir,  nous  laissassions  l'Infant  jusqu'  ä  la  fin  de  cette  guerre  en  pos- 
aession  des  duche*s  de  Parme,  Plaisance  et  Guastalle  et  consentissions,  non 
ä  renoncer  au  droit  de  reversion  qui  nous  est  assnre*  par  le  traitö  d'Aix- 
la-Chapelle,  mais  a  laisser  ce  droit  en  suspens.  L'abbe"  de  Bernis  ajouta, 
en  explication  de  ce  passage,  que  c'dtait-lä  proprement  ce  qu'on  avait 
voulu  dire  dans  la  reponse  du  premier  de  mai2)  ä  l'endroit  qui  nous  avait 
si  fort  deplu3),  et  il  voulut  me  faire  connaitre  qu'un  pareil  cas  venant  ä 
exister  pendant  le  cours  de  l'entreprise  projetee,  il  ne  serait  pas  juste  ni 
convenable  de  vouloir  priver  l'Infant  de  ses  fitats  et  le  röduire  a  la  con- 
dition  de  simple  particnlier.  J'ai  evite*  d'entrer  en  matiere  sur  ce  point, 
et  comme  il  n'en  a  plus  6t6  fait  mention  dans  la  suite  de  nos  discussions, 
je  me  suis  bien  garde*  d'en  prendre  note  dans  aucune  des  huit  piöces  cotees, 
qui  sont,  ä  proprement  dire,  le  repertoire  de  tous  les  points  qui  ont  6t6 
discute*s.  .  .  . 

»On  croit  6tre  sür  de  la  cour  de  Württemberg,  de  Celles  de  Baviere, 
de  Cologne  et  de  Mannheim4}.  On  fera  des  propositions  ä  Darmstadt  et  ä 
Wurzbourg  (supposö  que  cette  derniere  cour  ne  soit  pas  dejä  lie*e  avec 
l'Angleterre,  comme  on  le  croit),  et  on  a  recu  des  propositions  de  Saxe- 
Hildbourghausen ;  s'il  y  avait  quelque  autre  cour  ä  qui  il  pourrait  convenir 
de  faire  des  propositions,  il  faudrait  que  V.  Exc.  eüt  la  bonte*  de  me  les 
indiquer,  ainsi  que  les  moyens  qu'il  serait  ä  propos  d'employer  pour  y  reussir. 

»Le  marechal  de  Belleisle  m'a  promis  de  pousser  M.  Rouillö  dans 
toutes  ces  nögociations  ä  faire  avec  les  princes  d'Empire  et  de  prendre 
soin  qu'on  ni  perde  ni  temps  ni  peine.  Je  ne  puis  assez  me  louer  du  zele 
qu'il  marqne  pour  la  prompte  et  bonne  re"ussite  de  notre  affaire,  et  je  tache 
d'en  tirer  bon  parti.  II  serait  ä  dösirer  que  M.  Rouille"  lui  ressemblät5), 
mais  sa  malheureuee  jalonsie  cause  actuellement  plus  d'embarras  et  plus 
de  confusion  que  jamais.  C'est  un  homme  sur  lequel  il  est  impossible  de 
compter,  et  qui  les  trois  quarts  et  demi  du  temps  fait  tont  le  contraire  de 
ce  qu'il  devrait  faire.  Bien  intentionnö  dans  le  fond,  ne  dösirant  que 
l'avantage  de  son  mattre  et  porte"  tout-ä-fait  pour  le  nouveau  Systeme,  il 
agit,  n6anmoins,  presque  toujours,  comme  s'il  ötait  dans  des  dispositions 
tout-a-fait  contraires.  II  n'a  ni  les  talents  ni  les  connaissances  necessaires 
pour  un  poste  tel  que  le  sien  et  particulierement  dans  des  circonstances 
aussi  critiques  que  les  präsentes.  II  ne  sait  pas  se  former  un  Systeme  ni 
an  plan  de  conduite  ge*nörale  et  n'agit  que  d'apres  des  impressions  mo- 


1)  Vgl.  S.  512  Aum.  6.         2)  Vgl.  Nr.  82  b.         3)  Vgl.  S.  398  f. 
4)  Vgl.  8.  486.         5)  Vgl.  S.  480. 
Acten  nr  Vorgeschichte  de»  7j ihrigen  Krieges.  34 


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530    Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  mentandos  qui  la  plupart  le  menent  en  erreur,  parceque  la  jalousie  et 
ug*  20  liutrigue  s'en  raelent.  Tantot  il  me  marque  nne  confiance  excesßive,  tantöt 
il  est  avec  moi  de  la  plus  grande  r&erve;  quelques  fois  j'en  obtiens  sans 
beaucoup  de  peine  les  choses  les  plus  importantes  et  les  plus  difficiles, 
d'autrefois  il  nie  refuse  des  complaisances  ou  des  confidences  tout-ä-fait 
simples  et  sur  lesquels  il  serait  de  son  propre  inte*r6t  de  preVenir  ma 
demande.  Apres  m'avoir  parle*  d'une  facon  aussi  satisfaisante  sur  tout  ce 
qui  a  rapport  ä  l'ordre  envoye"  ä  M.  de  Valory  touchant  la  declaration  ä 
faire  au  roi  de  Prusse1),  il  m'a  communiquö  de  la  facon  la  plus  obscure 
les  reponses  qui  en  sont  venues.  ...  II  en  est  de  meme  sur  presque  toutes 
les  affaires.  Je  pourrais  ä  chaque  fois  parer  tres  aise*ment  aux  inconvenients 
qui  peuvent  resultcr  de  cette  espece  de  röserve,  si  je  prenais  le  parti  de 
porter  des  plaintes  ä  Mde.  de  Pompadour,  au  mar6chal  de  Belleisle  ou  meme 
ä  Ms.  de  Machault  et  d'Argenson,  ce  qui  indubitablement  produirait  l'effet 
de  lui  faire  donner  ordre  par  le  Roi  de  me  confier  la  chose  qui  aurait  fait 
le  sujet  de  mes  plaintes,  mais  en  parant  de  la  sorte  ä  un  inconvenient,  je 
ne  remddierais  pas  ä  la  sonrce  du  mal  et  ce  serait  m6me  le  vrai  moyen  de 
Taugmenter.  Je  n'ai  donc  d'autre  parti  ä  prendre  que  d'nser  aveo  ce 
ministre  de  beaucoup  de  me'nagements  et  de  ciroonspection,  de  lui  donner 
le  moins  quo  possible  de  jalousie,  de  lui  marquer  beaucoup  d'amitie*  et 
d'attachement  personnel  et  vivre  avec  lui,  pour  ainsi  dire,  au  jour  la  journee. 
Cette  conduite  demande  tant  d'attention  et  de  preoaution  que  je  puis  dire 
avec  vörite*  que  c'esMä  de  tous  les  soins  importants  dont  je  8uis  oharge*, 
celui  qui  me  donne  le  plus  de  peine,  et  qui  a  tous  ägards  me  coüte  da- 
vantage.  Ce  qu'il  y  a  de  rassurant  dans  tout  ceci,  c'est  que,  certainement, 
le  fond  des  intentions  de  ce  ministre  est  bon,  et  que,  s'il  manque,  Ton  peut 
compter  que  ce  n'est  que  par  ignorance  ou  faiblesse,  mais  jamais  par  un 
principe  de  mauvaise  volonte*.  Quant  au  reste  du  ministere  dont  j'ai  eu 
l'occasion  d'approfondir  plus  que  jamais  les  sentiments  et  les  intentions 
pendant  le  dernier  sejour  de  Compiegne,  j'ai  tout  Heu  de  me  flatter  qu'il 
est  tout  entier  dans  la  bonne  voie,  et  il  me  semble  que  les  effets  en  sont 
une  preuve  övidente.  8i  M.  d'Argenson  est  dans  des  dispositions  contraires2), 
il  possede  certainement  l'art  de  de*guiser  bien  adroitement  ses  sentiments, 
car  il  parle  et  se  conduit  en  tout,  comme  s'il  ötait  absolument  dans  les 
memes  dispositions  que  tout  le  reste  du  Conseil.  .  .  . 

»Lorsque  j'&ais  sur  le  point  de  finir  ma  deiche,  je  recois  ...  les 
ordres  tres  graoieux  du  11  et  12  de  ce  mois3),  lesquels,  bien  loin  de  me 
faire  retarder  le  depart  de  ce  courrier,  m'engagent,  au  contraire,  ä  le  presseT 
encore  davantage  pour  tirer  LL.  Ms.  de  Tinquidtude  dans  laquelle  elles  ne 
peuvent  manquer  de  se  trouver.  Je  me  flatte  que  le  contenu  de  la  präsente 
depeche  sera  trouve*  satisfaisant,  et  je  ne  vois  dans  tonte  notre  affaire  qu'un 

1)  Vgl.  S.  503.  505.         2)  Vgl.  S.  477.         3)  Vgl.  Nr.  184.  185. 


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1756  August  20. 


531 


senl  point  qui  soit  bien  inquiutant,  et  dans  lequel  je  dtfsespere  de  reussir  1756 
conformement  aux  vues  de  LL.  Ms.,  qui  est  celui  oü  il  s'agit  de  la  portion  ug"  2 
des  Pays-Baa  que  la  France  demande  pour  son  partage.  Sur  tont  le  reste 
il  me  semble  que  nous  avons  obtenu  autant  et  plus  que  nous  ne  pouvions 
esplrer.  Je  vais  faire  l'impossible  pour  qu'ou  se  de*termine  des  ä  prösent 
et  eocore  avant  la  conclusion  de  notre  traite"  secret  ä  fournir  ä  tout  6v6n%- 
ment  des  subsides  ä  la  Russie.  Je  n'ose  promettre  d'y  reussir  et  encoro 
moins  d'obtenir  que  Ton  fasse  passer  ces  subsides  par  nos  mains,  mais  je 
ferai  toujours  de  mon  mieux  pour  obtenir  l'une  et  l'autre  de  ces  choses.«  .  .  . 


187a.   Starhemberg  an  Kaunitz.   Paris,  20.  August  1756.  Aug.  20 

P.  S.  1.  Nach  der  UnohrifL  Vgl.  Beer,  M.  I.  ö.  O.  XVII,  120  Anm.  1. 
Rathechläge  Bcllexsles  für  die  Kriegführung  gegen  Pretusen. 

»Le  marechal  de  Belleisle  ...  fait  grand  cas  de  M.  de  Browne  et 
desire  fort  d'entretenir  aveo  lui  une  correspondance  re"glc"e  et  exacte  pen- 
dant  tout  le  cours  de  l'entreprise  projete*e.  Cela  ne  pourra  que  nous  etre 
d'un  tres  grand  avantage  pour  l'avancement  de  nos  affaires.  Le  credit  du 
mardchal  de  Belleisle  augmente,  et  nous  savons  par  l'expärience  que  nous 
eu  avons  faite,  qu'il  ne  laisse  pas  languir  les  choses  dont  il  so  charge. 

»II  est  tres  fort  d'avis  qu'il  faudra  temporiser  avec  le  roi  de  Prusse 
et  e*viter  toute  action  de"cisive,  ce  qui  lui  paratt  un  moyen  sur  de  vaincre 
ce  Prince. 

»II  dit  qu'il  faut  employer  beaucoup  de  troupes  legeres  et  harceler 
continuellement  notre  ennemi,  mais  ne  le  combattre  jamais1),  que  la  ca- 
valerie  prnssienne  ne  sait  pas  aller  au  fourage,  que  ces  belles  troupes 
seront  r^duites  ä  rien  au  bout  de  deux  campagnes,  si  l'on  se  conduit  sa- 
gement  et  ne  risque  pas  de  tout  perdre  par  une  action  decisive. 

»II  compte  de  faire  dans  peu  une  seconde  tournöe  vers  les  cötes 
maritimes2),  mais  je  suis  convenu  avec  lui  qu'il  assisterait  auparavant  aux 
comitds  qui  doivent  se  tenir  dans  la  semaine  prochaine  sur  nos  affaires. 
Sa  pr&ence  nous  est  tres  necessaire,  il  est  dans  la  meilleure  intelligence 
avec  Mde.  de  Pompadour,  et  depuis  quelque  temps  je  l'envisage  comme  un 
des  meilleurs  appuis  que  nous  ayons  ici3)  .  .  . 

»J'ai  grand  so  in  de  le  cultiver  et  de  l'entretenir  dans  ses  bonnes  dis- 
positions  et  j'ai  lieu  de  les  croire  sinceres  et  durables.«  .  .  . 


1)  Vgl.  Lehmann  128. 

2)  Belleisle  war  am  30.  December  1755  zum  Commandeur  Uber  die  Klisto 
von  DUnkirchen  bis  Bayonne  ernannt  worden.   Vgl.  Bernis  I,  253  Anm.  I. 

3)  Vgl.  S.  525.  529. 

34* 

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532  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  1'.  8.  2.    Nach  der  eigenhändigen  Urschrift. 

ug*  20  »Je  n'ai  pas  cherche*,  dans  la  präsente  däpeche,  a  m'attirer  des  eloges 
et  ä  faire  valoir  beancoup  les  Services  qne  j'ai  rendus.  Ce  qui  importait, 
ötait  de  faire  voir  l'e*tat  oü  en  sont  nos  affaires.  Les  peines  qu'il  m'en 
a  coüte"  pour  les  amener  ä  ce  point,  ne  sont  rien,  pourvu  qn'elles  pro- 
dnisent  l'effet  qne  j'en  attends.  V.  Exc.  est  trop  accoutumee  an  manie- 
in ent  des  grandes  affaires  et  Elle  connatt  trop  bien  tontes  les  difficnlte's 
qu'il  a  fallu  vaincre  dans  celle-ci,  pour  qu'Elle  ne  rende  pas  justice  ä  mon 
zele  et  ne  voie  pas  du  premier  ooup  d'oßil  quel  travail  immense  j'ai  e*te" 
oblige*  de  faire,  et  avec  quelle  prövoyance  et  circonspection  j'ai  £te*  oblige* 
d'agir  dans  tout  ccci.    Le  point  essentiel  est  fait.c  .  .  . 


Aus.  20       187b.   Beilage  1  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  20.  August 
1756'). 

Nach  der  Urschrift. 

»Conditions 

proposäes«         »Räponses.«  »Eclaircissements.« 

1)  »S.  M.  T.  C.      1)  »Le  Roi  ne  »On  nous  donne  ä  joger: 

donnera  son  con-  peutconscntir  äun  1°  »Si  la  proposition  du  depouil- 

sentement   formel  affaiblissement   si  lement  du  roi  de  Prusse  est  conforme 

non  seulement  ä  la  conside*rable  de  la  ä  la  justice. 

conqußte  de  toute  puissance  du  roi  2°  »Si  ce  de'pouillement  ne  don- 

la  Sileaie  et  du  de  Prusse,  tan tque  nera  pas  beaucoup  d'ombrage  et  d'in- 

comtö    de   Glatz,  le  roi  d'Angleterre  qui&ude  et  ne  fera  pas  en  general 

mais  aussi  ä  un  et  la  nation  britan-  un  tres  mauvais  effet  pres  de  tontes 

affaiblissement     nique  ne  se  trou-  les  coura  de  l'Europe. 

bien  plus  conside-  veront  pas  exposes  3°  »Si  l'exöcution  d'un  tel  pro- 

rable  encore  de  la  ä  un   affaiblisse-  jet  ne  retarderait  pas  considerable- 

puissance  du  roi  de  ment  pareil,  non  ment  le  traite*  de  pacification  generale. 

Prnsse.                seulement  avec  le  4°  »Si   eile  ne  donnerait  pas 

consentement,  mais  beaucoup  de  Jalousie  aux  puissances 

aussi  par  le  con-  voisines   de   Celles   auxquelles  ces 

conrs  efficace  de  de'pouilles  tomberaient  en  partage. 

LL.Ms.Imps.,  qui y  5°  »Si  les  negociations  qui  doi- 

contribueront  selon  vent  pre*ce"der  cet  arrangement,  ne 

leurs  moyens,  con-  nuiront  pas  au  secret  par  la  neces- 

forme^nentanprin-  sitö  de  le  communiquer  ä  plusieurs 

cipe  de  re'ciprocite'  princes  et  plusieurs  ministres. 

et  d'egalite-  adopte"  »Malgrö  ces  points  de  difficulW, 

par  les  deux  cours.  si  nous  consentons  ä  ce  qui  est  enonce* 


l)  Vgl.  S.  515  f. 


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1756  AugOBt  20. 


533 


2)  »8.  M.  T.  C.  2)  »Dans  le  cas 
coopera  reellement  du  traite*  de  Ver- 
ä  la  röussite  du  sailles,  S.  M.  T.  G. 
projet,  en  fournis-  fournira  avec  plai- 
aant  ä  8.  M.  Tim-  sir  a  8.  M.  L'Im- 
p£ratrice  un  corpa  pe>atrice-Reine  le 
de  troupes  consi-  secours  de  troupes 
de*rable  qui,  soit  auquol  la  France 
conjointement  avec  est  oblige"e  par  le- 
uu  corps  de  trou-  dit  traite\  Mais, 
pes  imperiales,  tire*  dans  le  cas  du  traitö 
des  Pays-Bas,  soit  secret,  le  Roi  d6- 
separöment,  puisse  clare  ne  pouvoir 
sc  porter  ä  la  de-  suffire  au  mSrne 


dans  la  räponse,  le  Roi  donnora  son  A*75G. 
consentement  ä  Tafifaiblissement  ultd-  ug'  ' 
rieur  du  roi  de  Prusse. 

»Le  partage  des  Etats  du  Roi 
et  de  la  nation  britannique  serait 
dans  le  cas  suppose*  relatif  aux  droits 
et  ä  la  convenance  des  alliCs  respec- 
tifs  des  deux  cours,  tels  que  la  Suedc, 
le  Danemark,  T&ecteur  palatin  etc. 

»On  entend  par  les  mots  de 
concours  efßcace  que  nous  conscn- 
tions  ä  accorder  ä  la  France,  ä  titre 
de  places  de  süret£,  les  villes  mari- 
times du  comte*  de  Flandre,  ainsi 
qu'elle  le  demande  par  sa  reponse  ä 
la  troisieme  de  nos  propositions,  et, 
en  outre,  que  les  ports  de  Trieste, 
Fiume,  de  toute  la  Toscane  et  autres 
appartenant  ä  LL.  Ms.  Imps.  soient 
fermös  pendant  tout  le  cours  de  la 
guerre  aux  vaisseaux  anglais.  On 
prendra  sur  ces  derniers  points  tous 
les  arrangements  que  nous  pourrons 
raisonnablement  proposer,  et  on  y 
ajoute  le  reciproquement. 

»8i,  au  lieu  d'un  consentement 
formel,  nous  nous  contentions  d'un 
simple  consentement,  la  France  ne 
demanderait  que  la  re"ciprocite\ 

2)  »On  estime  que  les  troupes 
des  allies  du  Roi  en  Allemagne  iront 
de  25  ä  30000  hommes.  On  en 
donnera  le  calcal.  On  s'arrangera 
avec  les  puissances  subsidiees  pour 
que  nous  puissions  disposer  de  ces 
troupes  de  la  facon  qui  nous  pa- 
raitra  la  plus  utile. 

»On  compte  que  la  depenBe  de 
la  präsente  guerre,  y  comprise  celle 
qui  serait  occasionnäe  par  le  traite" 
secret,  so  monterait  ä  150  millions 
de  livre8  par  an  d'extraordinaire ;  on 
est  prßt  ä  nous  donner  lä-dessus  tous 


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534  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  mande  de  8.  M.  temps  au  payement 
Aug.  20  rlmp6ratricej  ou  le  dea  subsidea  extra- 

besoin  l'exigera.     ordinaires  et  aux 

frais  d'une  guerre 
par  terre  et  par 
mer.    S.M.,  6tant 
donc  dans  l'impos- 
sibilite*  defournirle 
corps  considärable 
de  troupes  que  lui 
demande  S.M.  ttm- 
pe*ratrice,ysupple^ 
erait  volontiere  par 
les  troupes  de  ses 
alliös  d'AUemagne 
et  Sadite  M.  se 
chargerait,  en  caa 
de  besoin  et  si  cela 
convenait  ä  Tlmpe'- 
ratrice,  de  la  de- 
fense des  places  des 
Pays-Bas. 
3)  »Lessommes      3)  »LeRoicon- 
qne  S.  M.  T.  C.  est  sent  quunegrande 
dötermincedefour-  partie  des  sommes 
nir  ä  8.  M.  Tlmpö-  qu'il  est  döterminö 
ratrice,  et  du  mon-  de  fournir  ä  8.  M. 
tant  desquelles  on  l'Impäratrice,  coure 
conviendra,  seront  les  mgmes  risques 
exposees  aux  m$-  que  tonte  rentre- 
ines risques  que  prise,  mais  8.  M. 
tonte  Tentreprise,  persiste  ä  deman- 
et,encons6quence,  der  des  plaoes  de 
les  cessions  a  faire  sürete',  ainsiqu'elle 
de  la  part  de  8.  M.  l'a  toujours  fait,  et 
l'Impe*ratrice  ne  se  que  8.  M.  l'Impö- 
feront  pas  k  titre  ratrice  le  lui  a  ton- 
de  vente,  mais  bien  jourspromis.  Les- 
ä  titre  d'ccbange  et  dites  places  de  sü- 
de  convenance  t6-  rete"  seront  choisies 
ciproque.  parmi    les  villes 

maritimes  du  comtc" 
do  Flandre. 


les  eclaircissements  que  nous  von- 
drons. 

»Celle  qu'on  a  faite  jusqu'ä  prä- 
sent par  rapport  k  la  guerre  avec 
PAngleterre,  monte  deja  ä  80  millions 
d'extraordinaire.  Si  le  Roi  6tait  dans 
la  possrbilite*  d'agir  offensivement 
contre  le  roi  de  Prusse  (le  cas  toute- 
fois  du  traite*  de  Versailles  exceptä), 
il  desirerait  que  le  corps  de  ses 
troupes  füt  toujours  separe*  de  Celles 
de  S.  M.  l'Imp^ratrice,  de  peur  prin- 
cipalement  qne  cette  jonction  ne  püt 
en  certaines  rencontres  donner  atteinte 
ä  la  bonne  intelligence  qui  doit  sub- 
sister  egalement  entre  les  deux  nations 
et  les  deux  cours. 


3)  »Par  une  grande  partie  des 
sommes  on  entcnd  la  moitie*  desdites 
sommes. 

»S'il  convient  mienx  ä  8.  M. 
l'Impe'ratrice  que  les  cessions  se  fas- 
sent  ä  titre  d'e*change,  le  Roi  ne  se 
rendra  pas  difficile  snr  la  forme,  des 
que  l'essentiel  des  conditions  sera 
rempli. 

»On  consentira  ä  porter  ces 
sommes  jusqu'  ä  12  millions  de  florins 
aunuellement  et  on  ne  prövoit  pas 
de  difficulte*  sur  le  premier  payement 
ä  faire  de  six  mois  d'avance.  On 
promet  de  s'engager  sur  les  autres 
payements. 

»Los  villes  maritimes  qu'on  de- 
mande, sont  Ostende  et  Nieuwport 
avec  la  libre  communication  par  Ypres 
ä  Dunkerque. 

»La  France  ne  prötenderait  au- 


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1756  August  20. 


535 


4)  >Pourlar6us-  4)  »LeRoicon- 

site  du  projet  il  seilt  qne  la  oession 

parait  absolament  entiere  des  Pays- 

indispensable  que,  Bas  soit  faite  au 

ei  8.  M.  rimpöra-  se"renissime  infant 

trice  ae  prStait  ä  Don  Philippe,  a 

la  demande  faite  l'exception  des  vil- 

par  8.  M.  T.  C.  de  les  qui  seront  c6- 

la  oession  entiere  dees  a  8.  M.  T.  C.  ä 

des  Pays-Bas,  oe  la  place  de  Luxem- 

ne  pourrait  ßtre  bourg    dont  les 

qu'ä  condition  que  fortifications  seront 

ladite  cession  se  demolies.  Tousles 

fit  en  faveur  du  arrangemonts  k 

s6r£nissime  infant  preudre    sur  ces 

Don  Philippe,  ä  diffe*rents  objets, 

lareaerveduduchö  ainsi  que  sur  la 

de    Lnxembourg,  cession  des  trois 

de  Chimay  et  de  duches  posse'de's 

Beaumont,  qui  se-  par  l'Infant  et  sur 

raient  ce'de's  ä  la  la  renonciation  du- 

France,    tout  le  dit  Iufant  a  toute 

reste  des  Pays-Bas  pr&ention  au  roy- 

devant  en  ce  cas  aume  de  Naples  cn 

ßtre  transporte*  ä  vertu    du  traite' 

Tlnfant  pour  etre  d'Aix-la-Chapclle 

posstSde"  par  lui  et  se  feront  de  con- 

8es  successeurs  aus  cert  entre  LL.  Ms. 

memes  conditions  T.  C.  et  Imps.,  sans 

et  charges  qu'ils  excluro  cependant 

sont  posse'de's  ac-  de  co  concert  les 


cun  droit  ni  de  propridte'  ni  de  do-  1756 
maine  utile  sur  lesdites  places  de  Aug'  ' 
sürete\  On  croit  devoir  demander 
pour  places  de  sÜretC  des  villes  mari- 
times, puisqu'elles  peuvent  Stre  utiles 
pendant  la  präsente  guerre  et  dö- 
dommagör  la  France  de  la  sortie  des 
sommes  considörables  qui  ne  rontre- 
ront  plus  dans  le  royaume.  On  croit 
que  ce  serait-lä  un  moyen  d'empßcher 
le  public  de  se  plaindre  de  la  sortie 
de  ces  sommes. 

4)  >Les  villes  qu'on  demande, 
sont:  Mon3  du  cöt<5  du  Hainault, 
Ypres,  Furnes,  Ostende  et  Nieuwport 
et  le  fort  de  la  Croque. 

>Comme  l'Infant,  outre  les  droits 
acquis  par  le  traite"  d'Aix-la-Chapelle, 
peut  avoir  des  droits  par  sa  nais- 
sance  sur  les  royaumes  des  deux 
Siciles,  on  propose  de  s'arranger  ä 
famiable  sur  ce  point,  lors  de  la 
rödaction  des  articles.  On  croit  la 
possession  de  Luxembourg  plus  one*- 
reuse  qu'utile.« 


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536  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


u?562ü  tuellemenlPar8  M' 
l'Imperatrice.  En 

cchango ,  l'Infant 

cäderait  k  8.  M.  ses 

trois  duche*s  et  re- 

nonecrait  ä  toute 

Prätention  qa'il 

pourrait  avoir  ä  la 

succession  au  roy- 

aume  de  Naples  en 

vertu    du  traite 

d'Aix-la-Chapelle. 

Ettouslesarrange- 

ments  ä  prendre 

sur  ces  diffärents 

objetsneseferaient 

qne    de  concert 

entre  LL.Ms.  Imps. 

et  T.  C.« 


cours  de  Parin  e, 
de  Naples  et  de 
Madrid  qui  y  sont 
si  particnlicremcnt 
interässdes.« 


Aug.  20      187c.   Beilage  2  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  20.  August 
17561). 

Nach  der  Urschrift. 

»Ajoute*  aux  äclaircissements.« 

1°  >Le  roi  de  Prusse  s'ätant  lie"  avec  los  ennemis  de  la  France,  8. 
M.  T.  C.  est  prete  ä  abandonner  l'alliance  de  ce  Prince,  meine  avant  la 
Signatare  des  articles  präliminaires,  si  S.  M.  rirnpäratrice  consent  de  son 
cöte*  k  rompre  en  m€me  temps  son  alliance  aveo  l'Angleterre. 

2°  »Dans  le  oas  oü  le  roi  de  Prusse  serait  l'agresseur,  on  croit 
qu'avec  le  socours  dcTensif  de  la  France,  le  concours  de  ses  allie*8  d'Alle- 
magne  qni  peuvent  fournir  25  ä  30  000  hommes,  et  les  forces  combinäes 
de  la  cour  de  Vienne,  de  la  Russie  et  de  Saxe,  le  roi  de  Prusse  ne  peut 
manquer  de  suecomber;  d'autant  plns  que  la  France  ne  cessera  pas  d'oe- 
onper  särieuaement  l'Angleterre  et  de  l'empßcher  de  faire  des  diversions 
utiles  au  roi  de  Prusse. 

3°  »On  däclare  que,  si  le  Roi  eBt  dans  le  cas  de  fournir  le  seconrs 
däfensif  de  24  000  hommes,  il  ne  sera  pas  tenu  de  payer  en  totalite*  le 
subside  de  30  millions.    On  s'arrangera  sur  cet  artiole  ä  l'amiable. 

4°  »Nonobstant  toutes  les  stipulations  ä  ce  contraires,  on  assurera 
par  les  articles  präliminaires  la  succession  an  royaume  des  deux  Siciles 


1)  Vgl.  S.  515  f. 


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1756  August  20. 


537 


ä  la  postäritö  da  roi  Don  Garlos,  en  confirmant  ä  cet  egard  et,  s'il  est  1756 
neoeasaire,  en  expliquant  et  fortifiant  les  stipulations  du  traitd  de  Vienne  ^u^'  2 
de  17381).   On  prendra  aussi  des  mesares  poar  assnrer  le  repos  de  l'Italie 
par  le  trait£  seoret. 

5°  »On  propose  de  fixer  une  e'poque  assuree,  apres  laquelle  la  France 
sera  dispensee  de  payer  les  sommes  convenues. 

6°  »On  ajoute  qn'il  fandrait  aussi  mettre  de  justes  bornes  au  de'pou- 
illement  projete\ 

7°  »On  demande  que  cet  article  7°.  »Le  Roi  s'est  engagä,  et  il 
setraitetoujourssepare'mentdesautres,  veut  tenir  sa  parole,  de  ne  point  g€ner 
par  la  raison  des  menagementB  qu'il  la  liberte*  des  Polonais  dans  la  future 
est  neoessaire  d'avoir  pour  M.  le  llection  d'un  Roi.  II  n'est  pas  douteux 
prince  de  Conty,  et  la  circonspection  que,  si  le  choix  libre  de  cette  Röpu- 
ndcessaire  ä  cet  £gard  vis-a-vis  de  blique  tombait  sur  un  des  princes  de 
certains  ministres. «  Saxe,  U  ne  fut  tres  agräable  au  Roi  par 

r extreme  tendresse  qu'il  a  pour  Mde. 
la  Dauphine 2).  On  demande  ä  cette  oc- 
casion  que  la  cour  de  Vienne  s'engage 
ä  ne  prendre  aucune  mesure  avec  la 
Russie  et  autres  Princes  par  rapport  a 
la  future  election  d'un  roi  de  Pologno 
que  de  concert  avec  la  France.« 


187 d.   Beilage  3  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  20.  August  Aug.  20 

17563). 

Nach  der  Urschrift 

»Points  sur  lesquols  on  est  actuellement  d'accord, 
sauf  la  clause  que  ces  articles  ne  seront  obligatoires  que  lors  de  la  sig- 
nature  du  traite"  secret,  attendu  les  additions  et  restrictions  qui  pourront 

y  6tre  faites.« 

»Convenu.  1°.  »Que  la  France  ne  cessera  pas,  pen- 

dant  tout  le  cours  de  l'entreprise  projetSe, 
d'occuper  st'rieusement  TAngleterre  et  de 
l'empecher  de  porter  secours  ou  de  faire 
des  diversious  utiles  au  roi  de  Prusse. 
»Convenu;  et  que,  des  äpre*-       2°.  »Qu'elle  entretiendra  dans  TEmpire 
sent,  on  va  travailler  ä  tout  ce  un  corps  de  25  ä  30000  hommes  de  troupes 
qui  a  rapport  ä  cet  aTticle.      auxiliaires  ä  sa  solde,  dont  LL.  Ms.  Imps. 

puiasent  disposer   de  la  facon  qui  leur 
  paraitra  la  plus  utile. 

1)  Vgl.  S.  151  f.         2)  Maria  Josepha,  Tochter  Augusts  III.  von  Sachsen. 
3)  Vgl.  S.  517  f. 


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538  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756        >Convenu,  mais  en  y  ajou-        3°.  »Que  l'Imperatrice  eddera  la  tota- 
Aog'  20  tant  la  clause  que  S.  M.  Tim-  lite*  des  Pays-Bas  au  se*renisflime  Infant, 
peratriceneconsentiraäcesacri-  ä  la  rdserve  d'une  partie  qui  sera  cödee 
fice  que  lorsqueS.M.T.C.  sesera  ä  la  France,  pour  ßtre  lesdits  Pays-Bas 
pr6t£e  aux  conditions  sur  les-  possädäs  par  le  Berlnissime  Infant  et  ses 
quelles  on  n'est  pas  encore  dac-  suocessenrs  aux  m£mes  conditions  et  char- 
cord,  et  notammentä  celle  que  la  ges  et  de  la  rnäme  maniere  qu'ils  sont 
totalis  des  douze  millions  de  posse'dds  actuellement  par  S.  M.  l'Im- 
florins  soit  sujette  aux  mfimes  ris-  peratrice. 
ques  que  tonte  l'entreprise;  qu'el- 
le  fonrnira  a  S.  M.  l'Imperatrice, 
outre  les  troupes  subsidides,  un 
corps  d'armäe  con9ide'rablecom- 
posc  de  ses  propres  troupes,  qui 
puisse  agir  offensivement  oontre 
le  roi  de  Prasse;  qu'elle  se  dösi- 
stera  de  la  demande  des  plaoes 
de  surete*,  et  qu'elle  se  contenter a 
de  la  portion  des  Pays-Bas  qui 
lui  a  6te*  proposäe  pour  son  par- 
tage« 

»Convenu.  4°.  cQue  le  scre'nissime  Infant  cldera 

k  S.  M.  l'Imperatrice  les  trois  duches  de 
Parme,  Plaisance  et  Guastalle  et  renon- 
cera  ä  tons  les  droits  qu'il  pourrait  avoir 
acquis  par  le  traite*  d'Aix-la-Chapelle  sur 
les  deux  Siciles. 

>  Convenu.  5°.  »Que  les  cessions  re*ciproques  sc 

feront  k  titre  d'ächange  et  de  convenanae. 

»Convenu.  6°.  »Que  les  arrangements  a  prendre 

touchant  1  Infant  et  les  ßtats  qui  Ini  seront 
assignes,  se  feront  de  concert  entre  LL. 
Ms.  Imps.  et  T.  C,  Bans  exclure  toute-fois 
de  ce  concert  les  cours  de  Madrid,  de 
Naples  et  de  Parme. 

»Convenu.  7°.  »Que  les  deux  cours  ne  prendront 

aueune  mesure  aveo  quelque  pnissanoe  que 
ce  puisse  etre,  par  rapport  k  la  future  älection 
d'un  roi  de  Pologne  que  de  concert  entre 
elles. 

»Convenu.  8°.  »Que  l'on  assurera  par  le  traite* 

secret  la  succession  au  royaume  des  deux 
Siciles  ä  la  postentd  du  roi  Don  Carlos, 


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1756  AugUBt  20. 


539 


Convenu. 


»Convenu. 


aveo  lequel  on  se  concertera  ä  ce  ßujet,  1756 
et  que  Ton  prendra  aussi  dans  ledit  traite"  "^ug"  20 
des  meBures  pour  assurer  le  repos  del'Italie. 

9°.  »Que  S.  M.  T.  C.  ne  pr&endra 
aueun  droit  ni  de  proprio  ni  de  domaine 
utile  sur  les  places  de  sürete*  que  S.  M. 
Imp.  pourrait  lui  donner. 

10°.  »Que,  daus  le  cas  de  la  reussite 
de  l'entreprise,  S.  M.  T.  G.  ne  demandera 
nulle  restitution  des  sommes  qu'elle  aura 
fournies  ä  S.  M.  l'Imperatrice.« 


187e.   Beilage  4  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  20.  August  Aug.  20 

1756'). 

Nach  der  Urschrift.   Vgl.  Lehmann  55. 

>Points  sur  lesquels  les  deux  cours  ne  sont  pas  enoore  d'acoord.« 

1°  »8.  M.  rimperatrice  a  demande"  ä  8.  M.  T.  C.  un  corps  des  troupes 
considerable  qni  puisse  se  porter  ä  la  demande  de  Sadite  M.  Imp.  oü  le 
besoin  l'exigera. 

»8.  M.  T.  C.  s'est  refustfe  jusqu'ici  a  cette  demande. 

2°  »8.  M.  ttmperatrice  a  demande*  que  les  sommes  que  8.  M.  T.  C. 
lui  fournirait,  seraieDt  exposees  aux  memes  risques  que  toute  rentreprise. 

»8.  M.  T.  C.  n'a  jusqu'ä  präsent  consent!  ä  cette  demande  que  pour 
la  moitie*  des  sommes  en  questiou,  sur  laquelle  eile  a  declare*  qu'il  ne  serait 
fait  aucune  diminution. 

3°  »8.  M.  T.  C.  demande  k  8.  M.  1'ImpeYatrice  des  places  de  sürete" 
et  que  lesdites  places  de  sürete*  soient  prises  sur  les  villes  maritimes  du 
comte*  de  Flandre,  et  ayant  ä  consister  nommöment  dans  les  villes  d'Ost- 
ende  et  de  Nieuwport  avec  la  libre  communication  par  Ypres  ä  Dunkerque. 

»8.  M.  rimperatrice  pourrait  consentir  ä  donner  des  süretcs,  mais  ä 
trois  conditions: 

a)  »Que  ces  süretäs  fussent  prises  autre  part  que  sur  la  cöte  ma- 
ritime du  comte*  de  Flandre. 

b)  »Qu'elles  fussent  pour  raccomplissement  des  cngagements  ä  prendrc 
dans  le  cas  de  la  reussite,  mais  non  pour  le  remboursement  d'une  partie 
des  sommes  ä  fournir. 

c)  »Que  ces  places  ne  fussent  remises  ä  8.  M.  T.  C.  quo  lorsqu  on 
commencora  ä  agir  offensivement  contre  le  roi  de  Prusse. 

»8.  M.  T.  C.  s'est  expiiquee  ultörieurement  que,  persistent  dans  sa 
demande,  eile  entendait  que  lesdites  places  de  sürete"  seraient  donne*es  non 

1)  Vgl.  S.  518ff. 


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540  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    seulement  pour  l'accomplissement  des  engagementa  ä  prendre,  mais  aussi 
ug'     pour  la  sürete  de  la  moitie  de  la  somme  qu'elle  serait  tenue  de  payer.  Elle 
a,  neanmoins,  consenti  en  meme  temps  que  lesdites  places  de  sürete*  ne  lui 
fussent  remises  que  lorsqu'on  aurait  commence  ä  agir  offensivement  contre 
le  roi  de  Prusse. 

4°  »S.  M.  Tlmpöratrice  s'est  pretee  a  la  cession  entiere  des  Pays-Bas 
en  faveur  du  sdrönissimo  Infant  ä  la  re*serve  du  duche*  de  Luxembourg, 
de  Chimay  et  de  Beaumont  qui  seraient  ctfdes  ä  la  France.  8.  M.  T.  C, 
de  son  cöM,  a  demandö  les  viiles  de  Möns,  Ypres,  Furnes,  Ostende,  Nieuw- 
port,  le  fort  de  la  Croque  et  la  demolition  des  fortifications  de  Luxem- 
bourg, dtfclarant  en  meme  temps  qu'elle  ferait  volontier»  cession  au  serd- 
nissime  Infant  du  domaine  utile  de  la  position  qu'elle  demande  pour  sa 
part,  so  conservant  toute-fois  la  possession  des  grands  chemins  et  la  libre 
communication  par  les  canaux  et  les  rivieres  et  le  territoire  tout  ä  Tentour 
des  viiles  ä  la  portle  du  canon. 

5°  »8.  M.  l'Imperatrioe  a  demandö  qu'il  serait  portö  par  un  article 
expres  que  les  cessions  a  faire  de  la  part  de  S.  M.  l'Impöratrice- Reine 
n'auront  lieu  qu'apres  le  recouvrement  de  la  Sil^sie  entiere  et  du  comte" 
de  Glatz  et  lorsque  LL.  Ms.  Imps.  seront  parvenues  ä  la  possession  tran- 
quiile,  avouee  et  garantie  par  8.  M.  T.  C,  ainsi  que  par  les  autres  puis- 
sances  de  l'Europe  desdits  Etats.  8.  M.  T.  C.  a  consenti,  quant  au  fond, 
ä  cette  demande;  mais  eile  a  ajoute*  que  la  justice  et  la  reeiprocite*  exigeaient 
que,  six  mois  apres  que  LL.  Ms.  Imps.  seraient  mises  en  possession  de  la 
Silesie  et  du  comte*  de  Glatz,  l'Infant  serait  pareillement  mis  en  possession 
des  Pays-Bas.  8i  la  possession  de  la  Silesie  n'ötait  que  provisionnelle  pour 
8.  M.  l'Impe*ratrice,  celle  des  Pays-Bas  ne  serait  que  provisionnelle  pour 
l'Infant;  que  la  garantie  de  toutes  les  puissances  de  l'Europe  ne  däpendait 
ni  de  8.  M.  T.  C.  ni  de  LL.  Ms.  Imps. ;  qu'il  devait  suffire  que  la  France 
promit  de  travailler  ä  obtenir  ladite  garantie,  et  que  les  puissances  qui 
prendront  part  au  projet,  le  promettent  pareillement;  que  la  garantie  des 
seules  puissances  qai  prendront  part  ä  l'entreprise,  soit  par  leur  consenti- 
ment,  soit  par  lenr  concours,  doit  suffire  ä  LL.  Ms.  Imps.,  et  que  c'&ait 
le  seul  moyen  d'aplanir  les  difficultea  qui  so  rencontreraient  dans  la  r6*- 
daction  de  cet  article. 

ü°  »8.  M.  Tlmpöratrice  a  demandö  que  S.  M.  T.  C.  consentit  ä  lui 
fournir  une  somme  annuelle  de  douze  millions  de  florins  d'Allemagne,  lesquels 
courraient  les  memes  risques  que  toute  l'entreprise,  et  dont  on  continuerait 
le  payement  jusqu'ä  ce  que  l'dnoncö  de  l'article  prdce'dent  fut  exe"cut£,  et 
que  le  premier  payement  se  fit  six  mois  avant  le  commencement  de  l'entre- 
prise. S.  M.  T.  C.  a  consenti  de  fournir  annuellement  ä  8.  M.  l'Impdra- 
trice  la  somme  de  douze  millions  de  florins  d'Allemagne  et  d'en  faire  le 
premier  payement  six  mois  avant  le  commencement  de  l'entreprise,  mais  ä 
condition  quo  ces  douze  millions  de  florins  fussent  evaluös  ä  la  somme  de 


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1756  August  20. 


541 


trento  millions  de  livres  monnaie  de  France,  que  la  mottie*  senlement  de  la-  1756 
dite  somme  de  trente  millions  courrait  les  mSmes  risqnes  que  tonte  l'entre-    ug*  d 
prise,  et  que  ce  qni  est  propose*  par  S.  M.  l'Impdratrice  sur  la  possession 
de  la  Silesie  et  dn  comte*  de  Glatz,  avoue*e  et  garantie  par  tontes  les  puis- 
sances  de  l'Europe,  serait  regle"  entre  les  denx  cours.« 


187 f.  Beilage  5  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  20.  August  Aug.  20 
1756 »). 

Nach  der  Urschrift. 

»Conditions  snr  lesquelles  on  est  d'accord  pour  le  fond  et  non 

encore  snr  la  modification.« 

1)  >8.M.  T.  C.  pense  qne  ladite  epoque  1)  »De  fixer  l'epoquc  as- 
doit  6tre  fixöe  ä  la  paix  particuliere  entre  sur£e  apres  laquelle  la  France 
8.  M.  l'Impäratrice  et  le  roi  de  Prasse,  que,  serait  dispensee  de  payer  les 
dans  le  cas  d'une  trßve  entre  LLdites  Ms.  sommes  convenues. 

Imps.  et  Prussienne,  on  retrancherait  lamoitie" 
du  snbside  de  trente  millions  pendant  tont 
le  temps  qne  ladite  trßve  pourrait  durer. 

2)  »On  m'a  däclare1  que  les  bornes  an  2)  »De  däterminer  des  bor- 
däpouillement  projete"  ne  seraient  fixces  nes  au  depouillement  projetä.« 
qu'apres  la  discussion  qui  doit  ßtre  faite  ä 

cet  ägard  avec  les  diffärentes  cours  qui  doi- 
vent  prendre  part  audit  depouillement. « 


187  g.  Beilage  6  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  20.  August  Aug.  20 
1756'). 

Nach  der  Urachrift 

»ßclaircissements  ultörieurs.« 

»Re"ponses«.  »Demandes.« 

»Ad  1,  2,  3,  4  et  5  le  Roi  pensc  1°.  »Si  la  cour  de  Franco  con- 

que  sur  ces  cinq  articles  il  sera  dresse*  sent  ä  ce  que  Ton  puisse  proposer 

un  plan  par  S.  M.  Imp.  lequel  serait  aux  cours  de  Saxe,  de  Mannheim,  de 

ensuite  communique'  a  S.  M.  T.  G.  En  Suöde  et  autres  des  avantages  aux 

conse'quence  de  ce  plan,  la  cour  de  d£pens  du  roi  de  Prusse? 

Vienne  nägocierait  avcc  les  puissancea  2°.  »Queis  seraient  les  avantages 

enoncäes  dans  ces  articles  et  informe-  qu'on  voudrait  procurer  a  la  8axe? 

rait  celle  de  Versailles  de  tous  les  ar-  3°.  »A  la  cour  palatine? 

rangements  qui  seraient  faits  ä  ce  sojet  4°.  »A  la  Suede? 

1)  Vgl.  S.  522.         2)  Vgl.  S.  522  ff. 


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542   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


175ß    avec  lesdits  Princes;  Von  croit  qu'il         5°.  »Quelles  an tres  puissances  on 
Aug.  20  p0urrajj  eonvenir  de  oomprendre  daus  däsirerait  d'avantager,  et  comment? 
ce  plan  la  Hollande  et  le  Danemark. 

Ad  6.  »LeRoi  consentira  au  con-         6°.  »8i  la  France  consent  ä  faire 
tenu  dudit  article,  si  la  cour  de  Vienne  passer  en  Westphalie  un  corps  d'armäe 
se  prßte  aux  conditions  sur  lesquelles  considerable  compose*  de  ses  propres 
on  n'est  pas  encore  d'accord,  notam-  troupes  qui  püt  donner  de  l'inquie^ 
ment  ä  celle  que  la  mottie*  des  sommes  tude  aux  Etats  de  Hanovre,  franquil- 
ne  eourüt  pas  los  mßmes  risques  que  liser  l'älecteur  de  Cologne  et  antres 
toute  Tentreprise ;  que  leRoi  ne  sera  pas  princes  et  emp€cher  differents  princes 
tenu  d'agir  offensivement  contre  le  roi  de  so  d6clarer  en  favenr  de  l'Angle- 
de  Prusse;  qn'il  auradans  lesPays-Bas  terre  et  du  roi  de  Prusse  et  de  leur 
les  places  de  sürete*  qu'il  y  a  demande'es,  donner  des  soconrs  ? 
ainsi  qnc  les  autres  places  qu'il  demande 
pour  son  partage.  On  croit,  en  outre,  qn'il 
serait  näoessaire  que  le  Roi  füt  requis 
pour  cela  par  quelque  prince  de  l'Em- 
pire,  soit  l'electenr  palatin,  l'älecteur  de 
Cologne  ou  autre,  par  la  raison  que  ce 
n'est  pa9  le  territoire  de  la  France. 

Ad  7.  »On  satisfera  ä  cette  7°.  »On  demande  un  6tat  dötaille* 
demande  daus  tous  les  points  et  des  tronpes  dont  serait  compose*  le 
notamment  sur  celui  qui  concerno  le  corps  de  trente  mille  hommes  qne  8. 
corps  de  25  ä  30000  hommes.         M.  T.  C.  propose  de  fournir  ä  8.  M. 

1'ImpSratrice.  Et  il  est  necessaire  que 
Sadite  M.  prenne  avec  les  puissances 
ä  qui  ces  troupes  appartiennent,  des 
arrangements  en  vertu  desquels  elles 
seront  obligees  de  tenir  lesdites  troupes 
en  ätat  complet,  pendant  tont  le  temps 
qn'elles  seront  employees,  et  Ton  com- 
muniquera  ä  cet  effet  les  traites  dejä 
conclus  ou  ä  conclure  avec  lesdites 
puissances. 

Ad  8.  »On  re'pond  que  cela  veut  8°.  »Comme  Ton  m'ad<Sclare"  que, 
dire  simplement  que,  dans  le  cas  oü  ,si  le  Roi  e*tait  dans  la  p08sibilit<5  d'agir 
8.  M.  T.  G.  se  vit  attaqueo  par  le  offensivement  contre  le  roi  de  Prusse 
roi  de  Prusse,  et  dans  tous  les  cas  (le  cas  toute-fois  du  traite"  de  Versailles 
qui  la  forceraient  malgre'  eile  d'entrer  excepte*),  il  dösirerait  que  le  corps  de 
en  guerre,  8.  M.  de*sirerait  que  ses  ses  troupes  fat  toujours  separä  de  Celles 
troupes  agissent  separdment  de  Celles  de  8.  M.  l'Impöratrice',  il  serait  neces- 
de  8.  M.  l'Impöratrice.  saire  de  m'expliquer  plus  prdcise'meat 

dans  quel  cas  le  Roi  ponrrait  se  d£ter- 


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1756  August  20. 


543 


Ad  9.  »Apres  le  premier  paye- 
ment  on  s'arrangera  pour  payer  de 
raoia  en  mois. 

Ad  10.  >On  a  entendu  qu'il  se 
ferait  entre  les  deux  cours  un  arran- 
gemont  par  lcquel  le  Roi  serait  aasure* 
d'un  libre  passage  pour  ses  troupes 
d'Ypres  ä  Dunkerque.  La  perception 
des  droits  d'entree,  de  sortie  et  autres 
restera  ä  S.  M.  l'Impe'ratrice. 

Ad  11.  »Les  droits,  que  les 
rois  d'Espagno  prätendent  sur  le 
royaume  de  Naples,  aupposö  qne 
1'Infant  füt  l'heritier  dans  ces  memes 
droits.« 


miner  ä  fournir  ce  corps  de  troupes,  ä  *756 
corabien  il  voudrait  le  faire  monter,  et  "^U^"  1 
oü  il  se  resoudrait  ä  i'employer. 

9°.  »De  quelle  fa$on  Ton  desire 
de  s'arranger  sur  les  termes  des  paye- 
ments  nlt£rieurs  ä  faire  apres  l'avance 
qu'on  fera  pour  les  promiers  six  mois  ? 

10°.  »Qu'est-ce  qu'on  entend  par 
la  libre  communication  d'Ypres  ä  Dun- 
kerque, et  offre-t-on  de  conserver  ä 
8.  M.  l'Imperatrice  la  perception  des 
droits  d'entre'e,  de  sortie  et  autres  qui 
font  partie  du  domaine  utile? 

11.  »Qu'est-ce  que  Ton  entend 
par  les  droits  que  pourrait  avoir  le 
Berenissime  Infant  sur  les  royaumes  de 
Naples  et  de  Sicile  par  sa  naissance  et 
inde'pendamment  du  traitä  d'Aix-la- 
Chapelle,  et  comment  pense-t-on  qu'on 
pourrait  s'arranger  a  l'amiable  ä  cet 
egard  lors  de  la  re*daction  des  articles?« 


187h.  Beilage  7  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  20.  August  Aug.  20 
1756 »). 

Nach  der  Urschrift 

»Points  que  la  France  nous  demande,  et  dont  je  me  suis  Charge* 

d'informer  ma  cour.« 

1°  »Pour  e'viter  la  perte  du  temps,  la  cour  de  Vienne  qui  va  se  trou- 
ver  instruite  actuellement  des  intentions  du  Roi,  envoiera  incessamment  ä 
son  ministre  plenipotentiaire  le  projet  rädige*  des  artieles  pröliminaires  du 
traite*  eecret. 

2°  »S.  M.  l'Empereur  sera  invite*  d'acce*der  au  plus  tdt  en  sa  qualite* 
de  grand-duc  de  Toscane  au  traite*  de  Versailles. 

3°  »On  croit  qu'un  point  essentiel  serait  de  bien  faire  observer  la 
neutralite*  par  la  Porte  Ottomane,  laquelle  y  paratt  dispose'e  quant  ä 
präsent. 

4°  »On  croit  qu'il  sera  necessaire  de  mettre  dans  l'entreprise  projetee 
un  präalable  des  formaliter  qui  puisse  donner  ä  tout  le  projet  un  air  de 
bon  droit,  d'äquite*  et  de  justice. 

1)  Vgl.  S.  525  f. 


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544  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  5"  »On  m'a  declare'  que,  si  le  Roi  e'tait  dans  la  possibilite*  d'agir  offen- 

ug'  20  sivement  contre  le  roi  de  Prasse  (le  cas  tonte-fois  da  traite"  de  Versailles 
exceptd),  il  dgsirerait  que  le  Corps  de  ses  tronpes  füt  toujours  slparä  de 
Celles  de  8.  M.  l'Impe>atrice,  de  peur  principalement  qae  cette  jonetion  ne 
püt  en  certaines  rencontres  donncr  atteinte  ä  la  bonne  intelligence  qai  doit 
subsister  egalemont  entre  les  deux  nations  et  les  deux  cours. 

6°  >On  m'a  declare"  pareillement  que,  dans  le  cas  oü  ma  cour  renon- 
cerait  ä  l'idöe  du  de*pouülement  ultörieur  du  roi  de  Prasse,  le  Roi  T.  C. 
pensait  que  Ton  pourrait  faire  aux  puissances  qae  nous  comptons  de  faire 
agir  contre  le  roi  de  Prusse,  ou  ä  Celles  qui  pourraient  mettre  des  obstaeles 
au  sueoes  du  projet,  telles  que  les  Hollandais,  des  avantages  pris  sur  la 
cession  des  Pays-Bas;  que,  si,  an  contraire,  eile  persistait  dans  l'idäe  dudit 
d^pouillement  nlte'rieur,  il  ne  serait  plus  question  de  procurer  ä  qai  que 
ce  soit,  des  avantages  pris  sur  la  cession  des  Pays-Bas. 

7°  »On  demande  qu'imme*diatement  apres  la  pereeption  des  premieres 
sommes  que  8.  M.  T.  C.  fournira  ä  8.  M.  l'Impäratrice,  celle-ci  se  Charge 
du  payement  des  subsides  qu'on  pourrait  avoir  ä  donner  ä  la  Saxe. 

8°  »On  m'a  de*clard  que,  dans  le  cas  oü  le  Roi  asaemblerait  en  faveur 
de  l'entreprise  projete'e  an  corps  d'arme'e  en  Westphalie,  il  ne  serait  plus 
tenu  ä  faire  garder  par  ses  troupes  les  places  des  Pays-Bas,  ainsi  qu'il  fa 
offert  ä  8.  M.  Tlmpöratrice. « 


Aug.  20       187  i.   Beilage  8  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  20.  August 
1756 »). 

Mach  der  Urschrift. 

»Articles  dont  on  est  convenu,  mais  qui  ne  doivent  pas  faire 

partie  da  traitö.« 
1°  »La  cour  de  Versailles  fera  espgrer  des  ä  präsent  ä  la  Saxe  la 
conclusion  d'un  trait<5  de  subside,  mais  on  retardera  ladite  conclusion,  au 
cas  que  cela  paraisse  convenable  aux  deux  cours,  jusqn'ä  celle  du  traite 
secret. 

2°  »Immädiatement  apres  la  pereeption  des  premieres  sommes  qae  8. 
M.  T.  C.  foarnira  ä  la  cour  de  Vienne,  celle-ci  sera  charge*e  du  payement 
des  subsides  que  Ton  pourrait  avoir  ä  fonrnir  ä  la  cour  de  Rassie. 

3°  »Pour  ce  qui  concerne  los  cours  de  Madrid,  de  Kaples,  de  Parme, 
de  Suede,  de  Danemark,  de  Baviere,  de  Mannheim  et  autres,  on  ne  les 
invitera  a  accCder  au  traite"  de  Versailles  qu'apres  la  conclusion  du  traite* 
secret,  et  Ton  se  concertera  des  ä  präsent  sur  les  mesnres  ä  prendre  et 
les  d6marcb.es  ä  faire  ä  cet  Cgard. 

4°  »On  s'oecupera  des  mesures  ä  prendre  de  concert  relativement  a 
la  Hollande  et  au  Danemark.« 


1)  Vgl.  S.  526  f. 


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1756  August  20  —  August  22. 


545 


188.    Kaunitz  an  Estcrhasy.    Wien,  20.  August  1756.  17*0 

'  1  Aug.  20 

Nach  dem  Eeinconcept.   Ostensibel.   Vgl.  Lehmann  124. 

Es  scheine  ihm  »sehr  ausserordentlich  zu  sein,  dass  der  König  in 
Preussen  .  .  .  nicht  nnr  den  russischen  Hof  mit  gleichen  Beschuldigungen 
als  ans  schriftlich  angegriffen,  sondern  noch  über  dies  denen  üblen  Anstalten 
dieses  Hofs,  nämlich  dem  Abgang  der  Recruten,  Matrosen  und  des  Proviants 
hauptsächlich  zugeschrieben  [hat],  dass  die  angebliche  Offensivallianz  noch 
nicht  in  das  Werk  geatellet  werden  können1).« 

Von  der  Österreich  zugemutheten  Erklärung,  »dass  wir  den  König  in 
Preussen  weder  in  diesem  noch  in  dem  künftigen  Jahr  feindlich  anzugreifen 
gedächten5),  dörfte  wohl  schwerlich  ein  Beispiel  zu  finden  sein,  zumalon« 
von  ihm  »mit  keinem  Wort  Erwähnung  geschiehet,  was  er  denn  für  dieses 
und  das  künftige  Jahr  gegen  uns  und  unsere  Bundesgenossen  zu  unter- 
nehmen sich  vorläufig  entschlossen  habe2).« 


189.   Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  22.  Augnst  1756.  Aug.  22 

Nach  dem  Eeinconcept   Vgl.  Lehmann  t24  f;  Waddington,  EenTersement  503;  Beer,  M.  I. 
Ö.  O.  XVII,  135. 

Ertuchtfür  den  Fall  einen  prent  tischen  Angrifft  um  sofortige  russische  Hülfeleistung. 

Trägt  nach,  »dass  eine  reservatio  mentalis  in  unseren  dem  König  in 
Preussen  gegebenen  Antworten3)  nach  den  Umständen  unvermeidlich  ge- 
wesen, weilen  alles  darauf  ankommt,  entweder  den  ernannten  König  zum 
agressore  zu  machen  und  uns  solchergestalt  von  der  französchen,  in  dem 
Defensivtractat  versprochenen  Hülfe  vollkommen  zu  versichern  oder  auf 
den  Fall,  wann  Preussen  in  diesem  Jahre  ruhig  verbliebe,  unsrer  Seits 
wegen  der  künftigen,  mit  Russland  und  Frankreich  zu  concertirenden  Maass- 
nehmungen  freie  Hand  zu  behalten.  .  .  . 

»Wir  haben  in  der  ersten  dem  Klinggräffen  gegebenen  Antwort  aller- 
dings mit  Wahrheit  versichern  können,  dass  unsere  Kriegsanstalten  nur 
auf  unsere  und  unserer  Verbündeten  Sicherheit  .  .  .  abzieleten4):  maasson 
wir  mit  diesen  Anstalten  und  mit  Zusammenziehung  unserer  Truppen  bis 
zu  dem  Schluss  eines  vollständigen  Concerts  mit  Russland  und  Frankreich 
Anstand  genommen  haben  würden,  wann  nicht  der  König  in  Preussen  den 


1)  Vgl.  P.  C.  XIII,  104.  278.  Die  zweite  Anfrage  König  Friedrichs  vom 
2.  resp.  20.  August  1750. 

2)  Vgl.  die  gleiche  Auffassung  von  der  preussischen  Anfrage  in  den  Memoiren 
des  Abbe  Bernis  I,  291/2. 

3)  Auf  die  von  Preussen  geforderte  Zusicherung,  dass  Österreich  weder  in 
diesem  noch  im  folgenden  Jahre  den  Krieg  mit  Preussen  beginnen  werde.  Vgl. 
P.  C.  XIII,  104.  278.    Vgl.  Nr.  188.         4)  Vgl.  P.  C.  XIII,  103. 

Acten  zur  Vorgeschichte  des  7 jährigen  Krieges.  35 


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540  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  de»  siebenjährigen  Krieges». 


1756    Anfang  mit  den  Kriegsrüstungen  gemacht  und  ans  genöthigt  hatte,  noch 
22  vor  dem  Concert  anf  unsere  Sicherheit  zu  gedenken1). 

>  Nicht  weniger  hat  seine  .  .  .  Richtigkeit,  dass  zwischen  den  beeden 
kaiserlichen  Höfen  noch  kein  Offensivtractat  errichtet  worden.  Was  aber 
fUr  das  künftige  geschehen  dörfte,  solches  hat  man  gar  wohl  mit  Still- 
schweigen übergehen  können,  ohne  die  Wahrheit  zu  verletzen.  Allein 
dieses  ist  der  Hauptpunkt,  den  der  König  in  Preussen  wissen  wollen,  und 
da  er  desfalls  keine  Versicherung  erhaltet,  so  stehet  auch  fast  nicht  zu 
zweifeien,  dass  er  innerhalb  wenig  Tägen  zu  den  Waffen  greifen  und  einen 
grossen  Vortheil  über  uns  gleich  Anfangs  haben  werde,  da  er  schon  würk- 
lich  alles  in  Bereitschaft  und  eine  Armee  von  80 — 100000  Mann  an  der 
Hand  hat,  um  mit  solcher  in  Böhmen  einzufallen2).  Hingegen  ist  es  noch 
nicht  möglich  gewesen,  unsere  weit  entlegene  Truppen  so  geschwind  zu- 
sammenzubringen und  alles  nöthige  zu  veranstalten,  woraus  dann  erhellet, 
wieviel  daran  gelegen  seie,  dass  der  russische  Hof  auf  die  erhaltene 
Nachricht  von  dem  preussiachen  Friedensbruch  keinen  Augenblick  verab- 
säume, seine  Truppen  gegen  Preussen  in  Bewegung  zu  setzen3)  und  uns 
andurch  Luft  zu  verschaffen,  damit  wir  nur  den  ersten  heftigen  Anfall 
ausstehen  können,  ohne  allzu  sehr  geschwächet  zu  werden. 

>  Haben  wir  aber  einmal  genügsame  Zeit  vor  uns,  unsere  Macht  völlig 
zusammenzuziehen,  so  finden  wir  uns  im  Stande,  dem  König  in  Preussen 
mehr  als  100000  Mann  entgegen  zu  setzen.  Kommt  nun  noch  die  russische 
Macht  und  wenigstens  das  von  Frankreich  vermög  des  Defensivtractats  zu 
stellende  Hülfscorps  nebst  verschiedenen  Reichstruppen  hinzu,  so  ist  mensch- 
lichem Ansehen  nach  nicht  wohl  daran  zu  zweifeien,  dass  es  der  vereinigten 
Macht  in  dem  künftigen  Jahr  gelingen  werde,  den  Übermuth  des  Königs 
in  Preussen  zu  dämpfen  und  andurch  nicht  nur  den  beeden  kaiserlichen 
Höfen,  sondern  ganz  Europa  den  grössten  Dienst  zu  leisten,  welche  Glori 
die  göttliche  Providenz  denen  zwei  grossen  Kaiserinnen  vorbehalten  zu 
haben  scheinet. 

»Bei  diesen  vor  den  hiesigen  Hof  sehr  critischen  Umständen  werden 
Ew.  Exc.  von  Selbsten  ermessen,  mit  wie  vielem  Verlangen  wir  dem  Schluss 
der  geheimen  Tractaten  mit  Frankreich  entgegen  sehen.  Wir  müssen  aber 
zufolg  des  Herrn  Grafen  v.  Starhemberg  letzteren  Schreiben4)  noch  8  Täge 
in  Geduld  stehen,  weilen  er  bis  dahin  eine  solche  Antwort  gewiss  zu  er- 
warten hat,  welche  wenigstens  ausser  Zweifel  stellen  wird,  ob  die  geheime 
Idee  auszuführen  seie,  oder  ob  es  bei  dem  Defensivtractat  sein  Verbleiben 
haben  werde5).  Es  mag  aber  eines  oder  das  andere  erfolgen,  so  bleiben 
allzeit  Mittel  übrig,  zu  allem  Rath  zu  schaffen  und  es  in  die  Wege  zu 
richten,  dass  des  russischen  Hofs  werkthätige  Operationen  mit  Geld  unter- 


1)  Vgl.  S.  489.  504.         2)  Vgl.  S.  488. 

4)  Vom  7.  August  1756.   Vgl.  S.  512  Antn.  0. 


3)  Vgl.  S.  500. 

5)  Vgl.  S.  484. 


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1756  Augast  22. 


547 


stützet  werden1).  Nur  kommt  es  hierbei  auf  das  qwmodo  an,  und  dieses  1750 
kann  man  ohnmöglich  determiniren ,  solang  wir  nicht  wissen ,  nach  was  ^u^'  2 
für  einem  Plan  der  französche  Hof  künftighin  zu  Werk  gehen  wolle,  dahero 
auch  dem  Herrn  Grafen  v.  Starhemberg  schon  bei  Abschickung  der  3  letz- 
teren Couriers2)  aufgetragen  worden,  in  das  französche  Ministerium  wegen 
einer  positiven  Erklärung,  sie  mag  lauten  wie  sie  will,  auf  das  nachdrück- 
lichste zu  dringen. 

»Alles  dieses  können  Ew.  Exc.  der  russischen  Kaiserin  M.  und  ihrem 
ministerio  in  engstem  Vertrauen  hinterbringen  und  dabei  vorstellen,  dass 
es  nur  noch  auf  eine  kurze  Geduld  ankomme,  um  die  französche  Er- 
schliessungen deutlich  einzusehen.« 


189a.   Kaunitz  an  Esterhasy.  Wien,  22.  August  1756.  Aug.  22 

P.  S.   Nach  dem  B«iiiconcept.   Vgl.     Arneth  V,  IS. 

Verlangt  ßlr  den  Fall  eines  Angriffs  durch  Preusten  die  sofortige  Unter  stiitzunn 
Russlands  auf  Grund  des  Vertrags  von  1746. 

»Wann  die  geheime  Negociation  mit  Frankreich  gegen  besseres  Ver- 
muthen  nicht  zu  Stand  kommen  und  der  König  in  Prcussen  dem  Krieg  den 
Anfang  machen  sollte,  so  hat  es  zwar  seine  Richtigkeit,  dass  Russland  uns 
vermög  des  4.  geheimen  Artikuls  mit  60000  Mann  beistehen  müsse.  Wir 
wissen  aber  zum  Voraus,  dass  es  diesem  Hof  an  Geld  fehle3),  und  dass  er 
ohne  Geld  seine  Armee  schwerlich  mobil  machen,  sondern  wenigstens  mit 
der  Httlfleistung  Bolang  als  möglich  verzögeren  würde. 

»Da  uns  aber  in  dem  bemerkten  Fall  alles  daran  gelegen  wäre,  dass 
Russland  ohne  Zeitverlust  gegen  Preussen  operirte,  so  sind  I.  M.  allschon 
entschlossen,  in  diesem  Fall  dem  russischen  Hof  die  in  dem  4.  geheimen 
Artikul  des  Tractats  von  1746  bei  erfolgender  Eroberung  Schlesiens  und 
der  Grafschaft  Glatz  conditionate  versprochene  zwei  Millionen  zum  Voraus, 
jedoch  IB.  in  gewissen  Terminen  zu  zahlen,  damit  wir  von  Erfüllung  der 
russischen  Versprechen  um  so  gesicherter  sein  können4). 

> Dieses  ist  das  wenigste,  so  Russland  zu  hoffen  hat;  kommt  aber  der 
geheime  Tractat  mit  Frankreich  zu  Stand,  so  verhoffen  wir,  vor  Russland 
ein  vergnügliches  Subsidienquantum  auswürken  zu  können. 

»Sobald  nun  Ew.  Exc.  vernehmen,  dass  es  zu  einem  würklichen  Krieg 
mit  Preussen  gekommen  seie,  so  haben  Dieselbe  die  ohugesaumte  Opera- 
tionen gegen  Preussen  auf  das  eiferigste  zu  betreiben  und  sich  zu  Aus- 
zahlung der  zwei  Millionen,  jedoch  in  unterschiedenen  Terminen  anzuer- 
bieten,  solches  aber  als  eine  freiwillige  EntSchliessung  behörig  gelten  zu 
machen  und  unsere  grosse  Verlegenheit,  wie  auch  die  Anspannung  unserer 


1)  Vgl.  Nr.  185.  2)  Vgl.  Nr.  177.  178.  184.  3)  Vgl.  S.  546  f. 
4)  Vgl.  S.  262. 

35* 


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548  Österreichische  Acten  znr  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  äussersten  Kräften  vorstellig  zu  machen.  Dieses  schreibe  ich  auf  I.  M.  ans- 
Aug'  22  drücklichen  .  .  .  Befehl. 

»Alles  kommt  darauf  an,  dem  russischen  Hof  ein  vollkommenes  Ver- 
trauen gegon  uns  bei-  und  ihn  von  Finessen  abzubringen,  da  wir  einander 
am  meisten  nutzen,  wann  wir  aufrichtig  zu  Werk  gehen. 

»Zu  Ende  dieser  Woche  wird  Ew.  Exc.  secretarius  nebst  einem  Courier 
mit  5ü  bis  G00G0  f.  nach  Petersburg  abgehen  und  nähere  VerhaltuDgä- 
befehle  mitbringen,  und  wann  es  Dieselbe  nöthig  oder  nutzlich  befinden,  so 
können  dem  Grosskanzler  einstweilen  die  4000  Ducaten,  so  noch  in  Dero 
Händen  seind,  verehret  werden1). 

>  Sollte  der  Krieg  anfangen,  so  wäre  der  dortige  Hof  und  das  Publi- 
cum zu  praeveniren,  da9s  Preussen  anfänglich  in  Böhmen  mit  einer  über- 
legenen Macht  und  auf  drei  Seiten  eindringen  würde.  Je  mehr  wir  aber 
Zeit  gewinnen,  um  so  mehr  würden  wir  uns  verstärken  und  hoffentlich  den 
ersten  Schaden2)  einbringen^ 

Aug.  22       189b.   Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  22.  August  1756. 

r.  S.  Nach  dem  Reinconeept  Ostemib«!  *).   Vgl.  Nau«le\  Beitrage  I,  61  f. 
Vertrauen  auf  Bestushew. 

»Ew.  Exc.  kann  ich  in  engem  Vertrauen  nicht  bergen,  dass  sich  der 
hiesige  Hof  seit  einiger  Zeit  wegen  des  .  .  .  Grafen  von  Bestushew  eigent- 
lichen Gesinnung  und  führenden  Absichten  in  nicht  geringer  Verlegenheit 
befunden,  da  die  englische  ministri,  wie  uns  von  verschiedenen  Orten  her 
die  Nachricht  zugekommen  ist,  grossen  Staat  darauf  machen  und  sich  zu 
bertlhmen  kein  Bedenken  tragen,  dass  der  Herr  Grosskanzler  die  diesseitige 
Einvcrständnuss  mit  Frankreich  im  Herzen  keineswegs  billige  und  unter 
der  Hand  daran  arbeite,  der  russischen  Kaiserin  M.  wieder  in  die  englische 
und  preussische  Absichten  einzuleiten3).  Wie  denn  au ch  Herr  Graf  Kayser- 
ling fast  eine  gleiche  Sprache  gegen  seine  Vertraute  geführet  und  andurch 
die  oberwähnte  Nachrichten  desto  wahrscheinlicher  gemacht  hat4). 

»Dem  ernannten  Herrn  Gros9kanzler  sind  die  dringliche  Bewegursachen 
der  hiesigen  Maassnehmungen  vollständig  bekannt,  und  seiner  tiefen  Einsicht 
kann  nicht  entgehen,  dass  des  englischen  Hofs  enge  Einverständnis  und 
Verbindung  mit  Preussen  sich  mit  jener  der  zwei  kaiserlichen  Höfen  und 
mit  ihrem  wesentlichen  Staatsinteresse  ohnmöglich  vereinbaren  lasse,  und 
dass  dahero  auf  die  diensamste  Rettnngsmittel  fürgedacht  werden  müsse. 

»Je  höher  aber  der  hiesige  Hof  des  Herrn  Grosskanzlern  Beifall  und 
fortwährende  Bearbeitung  für  das  gemeinsame  Beste  schätzet  und  beides 
auch  für  das  künftige  befestiget  zu  sehen  wünschet,  um  so  mehr  ist  er 
durch  die  oberwähnte  Nachrichten  betroffen  worden. 

1)  Vgl.  S.  497.         2)  Vgl  S.  546. 

3)  Vgl.  S.  497.  Der  ostensible  Charakter  ist  von  Naude,  Beiträge  I,  81  f. 
Ubersehen  worden.   Vgl.  Nr.  199.         4)  Vgl.  S.  501. 


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1756  August  22. 


549 


> Allein  Ew.  Exc.  letztere  beliebte  Zuschriften  und  die  darinnen  ent-  1756 

Au  fr  2 

haltene  Erläuterungen  haben  auf  einmal  dem  hiesigen  Zweifel  gänzlich  ab- 
geholfen ')  und  ein  wahres  Vergnügen  dadurch  verursachet,  dass  man  hier 
Orts  ohne  Bedenken  fortfahren  kann,  dem  Herrn  Grosskanzlern  ein  voll- 
kommenes Vertrauen  zuzuwenden  und  mit  vereinigten  Kräften  an  der 
glücklichen  Ausführung  der  gemein -erspriesslichen  Absichten  zu  arbeiten. 

»Ew.  Exc.  belieben  also,  diesen  ministrum  gelegentlich  auf  das  nach- 
drücklichste zu  versicheren,  dass  der  hiesige  Hof  ihm  allerdings  Gerechtig- 
keit widerfahren  lasse  und  denen  Gelegenheiten  mit  besonderem  Verlangen 
entgegensehe,  solches  werktbätig  bestättigen  und  andurch  seine  billige  Dank- 
barkeit an  Tag  legen  zu  können;  wie  dann  auch  Ew.  Exc.  von  selbsten 
sorgfältig  beflissen  sein  werden,  des  Herrn  Grosskanzlern  Wohlwollen  und 
Vertrauen  fernerhin  beizubehalten  und  immer  mehrers  zu  befestigen. 

»Ew.  Exc.  werden  andurch  I.  M.  einen  sehr  angenehmen  Dienst  er- 
weisen.« 


190.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.   Wien,  22.  August  1 756.     Aug.  22 

Nach  dem  Beinconcept.  Vgl.  v.  Arneth  IV,  4SI  f.;  Lehmann  125,  .Vi;  Beer,  M.  I.  ö.  0.  XVII, 
135;  Maud<$,  Beitrage  I,  27  f.  85  f.;  II,  IM  Anm.  1;  Koser  II,  2S;  Delbrück,  Pr.  Jahrb. 
M,  41. 

Wünscht  durch  Mittheilung  von  Befürchtungen  wegen  Ruteland  Frankreich  zur  Ent- 
scheidung zu  drängen.    Verlangt  von  Frankreich  die  Erfüllung  des  Defensivvertrages 
für  den  Fall  eines  Angriffs  von  Seiten  Preussens. 

»Da  der  Ausschlag  des  geheimen  Geschäfts  eines  Theils  von  der  Ein- 
verständnis mit  der  Krön  Frankreich  und  anderen  Theils  von  des  russischen 
Hofs  kräftigem  Beistand  und  Mitwürkung  abhanget,  so  haben  Wir  auch 
für  diensam  befunden,  es  bei  Unseren  Anweisungen,  was  wegen  dem  er- 
nannten Hof  dem  französchon  ministerio  in  Vorstellung  zu  bringen  seie, 
nicht  bewenden  zu  lassen,  sondern  Dir  die  Abschriften  sowohl  von  des 
Grafen  Esterbasy  bisherigen  Berichtschroiben  als  von  Unseren  hierauf  er- 
lassenen Rescripten  und  Verhaltungsbefehlen  von  Zeit  zu  Zeit  mitzutheilen'2), 
damit  Du  den  eigentlichen  Zusammenhang  um  so  besser  übersehen  uud 
von  diesen  Nachrichten  so  diensamen,  als  vorsichtigen  Gebrauch  machen 
könnest. 

»Ob  nun  zwar  Graf  Esterhasy  in  seinen  letzteren  Berichten  dio  gute 
Hoffnung  unterhaltet,  dase  die  russische  Kaiserin  sich  nicht  in  die  englische 
und  preussische  Absichten  einleiten  lassen  würde3),  so  hat  Uns  doch  des 
Grosskanzlern  Grafen  von  Bestushew  bedenklicher  Betrag4),  nebst  der 
Kanntnuss  von  des  dortigen  Hofs  besondern  Verfassung  und  von  dem 
Eindruck,  so  die  Geldanerbieten  zu  machen  pflegen,  in  dio  billige  Beisorge 
einer  möglichen  Veränderung  gesetzet;  und  dahero  ist  Dir  bereits  durch 

1)  Vgl.  Nr.  176.  179  mit  entgegengesetztem  Inhalt. 

2)  Vgl.  Nr.  184.  185.         3)  Vgl.  Nr.  167.  176.         4]  Vgl.  Nr.  189  b. 


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550  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

Unsere  letztere  Rescripten  vom  25.  nnd  27.  verflossenen  Monats  Juli,  dann 
'vom  11.  dieses1)  gemessen  aufgetragen  worden,  diese  Unsere  Beisorge  und 
die  hieraus  vorzusehende  Folgen  dem  französchen  ministerio  in  ohnge- 
saumte  und  lebhafte  Vorstellung  zu  bringen  und  anbei  zu  erkennen  zn 
geben,  dass  Wir  andurch  eine  werkthätige  Probe  Unserer  freundschaftlichen 
Gesinnung  darlegen  und  Uns  von  allem  künftigem  Vorwurf  entledigen  wollten. 

»Zur  Erneuerung  dieses  .  .  .  Auftrags  werden  Wir  dermalen  durch 
des  ernannten  Grafen  Esterhasy  mit  letzterer  Post  eingeloffene  Schreiben 
vom  27.  Juli2)  veranlasset,  davon  Wir  Dir  die  Abschrift  .  .  .  mittheilen, 
und  woraus  Du  nebst  verschiedenen  wichtigen  Nachrichten  zugleich  des 
mehreren  ersehen  wirst,  auf  was  fflr  eine  ausserordentliche  Art  die  Ge- 
schäften an  dem  dortigen  Hof  geführet  werden,  wie  die  Eifersucht  und 
Geldbegierde  bei  ein-  so  anderem  ministro3)  hervorsoheine,  und  wie  leicht 
eine  gählinge  Abänderung  folgen  könnte,  wann  die  grosse  Abneigung  gegen 
den  König  in  Preussen  nicht  bald  durch  die  Hoffnung  eines  anderweiten 
Vortheils  unterstützet  wird4). 

»Insbesondere  ist  Uns  sehr  unangenehm  zu  vernehmen  geweson,  dass 
der  Grosskanzler  sich  wegen  dem  geheimen  Geschäft  gleich  bei  der  ersten 
Unterredung,  und  ohne  vorgängige  Einverständnis  mit  dem  Grafen  Esterhasy, 
so  weit  gegen  den  Douglas  geäusseret  und  auf  die  Abschickung  eines  Corps 
von  20000  Mann  russischer  Truppen  nach  Sachsen  angetragen  hat. 

»Wie  nun  die  unbesonnene  Öffnung  wegen  dem  geheimen  Geschäft 
sonder  Zweifel  aus  der  Absicht  hergerühret  ist,  sich  von  der  weiteren 
Handlung  mit  Frankreich,  so  anfänglich  durch  den  Vicekanzlern  Grafen 
von  Woronzow  allein  gegangen  ist5),  zu  bemeisteren,  so  ist  zugleich  hier- 
aus zu  ermessen,  wie  wenig  auf  die  dortige  Verschwiegenheit  Staat  zu 
machen  und  wie  hart  in  Geschäften  fortzukommen  seie,  wann  nicht  ein 
zureichendes  Mittel  erfunden  wird,  sich  vollständig  von  dem  russischen 
Hof  zu  versicheren  und  ihn  von  seinem  zweideutigen  Betrag  abzubringen. 

»Ebenso  ausserordentlich  ist  der  erwähnte  Antrag,  20000  Mann  nach 
Sachsen  abzuschicken,  da,  aller  übrigen  von  selbst  in  die  Augen  fallenden 
Iliuternussen  und  Bedenken  nicht  zu  erwähnen,  eine  solche  geringe  Anzahl 
Truppen  sich  nicht  einstens  den  Weg  nach  Sachsen  öffnen  oder  nur 
wagen  könnte,  von  einer  grösseren  preussischen  Macht  überfallen  und  zu 
Grund  gerichtet  zu  werden. 

»Wir  können  Uns  auch  nicht  wohl  vorstellen,  dass  es  der  Gross- 
kanzler hiermit  ernstlich  gemeinet  haben  sollte,  und  stehen  vielmehr  in  der 
Vermuthung,  dass  er  nach  seiner  vorzüglichen  Neigung  für  8achsen  in 


1)  Vgl.  Nr.  177.  178.  184.         2)  Vgl.  Nr.  179. 

3)  In  dem  Bericht  Esterhasys  ist  nur  von  Bcstushcw  die  Rede. 

4)  In  dem  Bericht  Esterhasys  findet  sich  hierUbor  nichts. 

5)  Vgl.  Nr.  111. 


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1756  August  22. 


551 


Absicht  geführet  haben  dörfte,  den  ernannten  Hof  gleich  anfänglich  in  die  1<56 
vorseiende  nähere  Einverständnis  mit  Uns  und  der  Krone  Frankreich Aug'  ^ 
einzuflechten  und  ihme  besondere  Vortheile  zuzuwenden. 

»Indessen  ist  Uns  nur  überhaupt  so  vieles  zuverlässig  bekannt  ge- 
wesen, dass  Engeland  sich  mit  allem  Eifer  dahin  bearbeite,  den  russischen 
Hof  völlig  in  seine  Absichten  einzuziehen  uud  zu  gewinnen,  auch  desfalls 
weder  Mühe  noch  Geld  zu  sparen').  Nunmehro  aber  veroffenbaret  sich 
aus  den  Äusserungen  des  dortigen  miuisterii,  dass  der  englische  Antrag 
eigentlich  darinnen  bestehe,  dem  Streit  wegen  der  bei  Auswechslung  der 
Ratification  des  Subsidientractats  eingereichten  russischen  Declaratiou,  dass 
die  Hülfstruppen  gegen  keine  andere  Macht  als  gegen  den  König  in 
Preussen  gebraucht  werden  sollten,  ein  Ende  zu  machen,  an  einem  neuen 
Tractat  in  London  zu  arbeiten  und  sich  vorläufig  anzuerbieten,  dass  dem 
russischen  Hof  das  Wartgeld  von  100000  tff  £  auf  zwei  Jahr  nebst 
300000  &  £  für  die  gehabte  Unkosten  sogleich  und  auf  einmal  ausge- 
zahlt werden  und  Williams  begwaltiget  sein  sollte,  noch  über  das  eine 
beträchtliche  Summ  —  in  dem  Schreiben  des  Grafen  Esterhasy  stehet  zwar 
eine  Million  €i  M\  es  ist  aber  allem  Vermuthen  nach  hiebei  ein  Miss- 
verstand unterloffen,  —  zu  versprechen  und  zu  verwenden,  wann  er  nur  den 
russischen  Hof  in  die  englische  und  preussische  Maassnehmungen  einleiten 
und  ihn  vermögen  könnte,  seine  Truppen  zum  Dienst  der  Krön  Engeland 
fertig  und  bereit  zu  halten;  wie  dann  diese  Krouo  niemalen  in  Absicht 
geführet  hätte,  die  russische  Truppen  gegen  eine  andere  Macht  als  Frank- 
reich zu  gebrauchen. 

»Ob  nun  zwar  der  Grosskanzler  die  neue  englische  Anerbieten  etwas 
aufgeputzt  und  hiebei  in  Absicht  geführet  haben  dörfte,  das  französche 
Ministerium  zu  desto  grösserer  Willfährig-  und  Freigebigkeit  anzufrischen, 
so  ist  doch  in  allen  Fällen  so  vieles  ganz  zuverlässig  vorzusehen,  dass 
dem  englischen  Hof  an  Gewinnung  des  russischen  alles  gelegen  seie,  und 
dass  dieser  auf  eine  oder  die  andere  Art  durch  Geldaushülfe  gebunden 
werden  müsse,  wann  änderst  die  anreizende  englische  Versprechen  bei 
ihm  kein  Gehör  finden  sollen2).  Je  länger  er  aber  in  der  Ungewissheit 
erhalten  wird,  um  so  mehr  erkaltet  sein  Eifer  gegen  Engeland  und  Preussen, 
und  so  schwerer  würde  es  fallen,  ihn  zu  erspriesslichen  Maassnehmungen 
vermögen  zu  können. 

»Bis  hiehin  haben  Unsere  unermüdete  Bearbeit-  und  Vorstellungen 
den  erwünschten  Eindruck  bei  dem  russischen  Hof  verursachet;  sollte  sich 
aber  dieser  auf  die  englische  Seite  schlagen,  so  würden  zwar  durch  einen 
solchen  widrigen  Erfolg  Unsere  grosse  Absichten  auf  einmal  vereitelet  und 
unterbrochen,  Wir  hätten  aber  in  keinem  Fall  zu  besorgen,  dass  die 
russische  Kaiserin  ihren  mit  Uns  eingegangenen  Defensivverbindungen  ent- 


1)  Vgl.  S.  496.  506  f.  509.         2)  Vgl.  S.  508.  547  f. 


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552  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    stehen  und  einen  preussischen  Einfall  in  Unsere  Lande  mit  gleichgültigen 
Ufer*  22  Augen  ansehen  oder  dieser  König  hierzu  schreiten  würde,  sobald  er  sich 
wegen  Russland  völlig  beruhiget  sehete1). 

»Sollte  es  aber  dem  englischen  Hof  gelingen,  sich  der  russischen  an- 
sehnlichen Land-  und  Seemacht  nach  Gutbefinden  bedienen,  die  erstere, 
wo  nicht  zum  Theil  nach  Engeland,  jedoch  nach  Hannover  ziehen  und 
sodann  aus  diesem  Churfürstenthum  mehrere  Truppen  nach  Engeland  über- 
schiffen zu  können,  so  fiele  es  der  ernannten  Krone  um  so  leichter,  nicht 
nur  dio  eigene  Lande  vor  einer  französchen  Descente  ausser  Gefahr  zu 
setzen  und  eine  desto  beträchtlichere  Anzahl  Truppen  nach  Amerika  ab- 
zusenden, sondern  wohl  gar  unter  preussischer  Mitwirkung  auf  solche 
Veranstaltungen  zu  verfallen,  welche  den  allerchristlichsten  König  in  die 
Notwendigkeit  setzeten,  auf  der  Landseite  die  hinlängliche  Gegenver- 
fa8suugen  nicht  ausser  Acht  zu  lassen2),  mithin  bei  verschlimmerten  Um- 
ständen diejenigen  Maassnehmungen  einzuschlagen,  von  welchen  dermalen 
ein  wesentlicher  Nutzen  gezogen  werden  könnte.  Dahero  Wir  auch  bereits 
in  Unserem  letzteren  Rescript3)  die  wohlmeinende  Betrachtung  einfliessen 
lassen,  dass  sich  französcher  Seits  vor  der  allzu  grossen  Sicherheit  und 
vor  demjenigen  Fehltritt  wohl  zu  hüten  seie,  welchen  die  Krön  Engeland 
gleich  beim  Antritt  des  Kriegs  zu  ihrem  grössten  Nachtheil  und  zu  Ver- 
schlimmerung ihres  ganzen  Operationssystematis  begangen  hat,  und  desfalla 
sie  dermalen  auf  alle  Art  und  Weise  die  Mittel  zur  Verbesserung  zu  finden 
suchet. 

»Ob  Wir  nun  zwar  Deiner  eigenen  vernünftigen  Beurtheilung  anheim- 
gestellt sein  lassen,  welchergestalt  und  inwieweit  von  den  erwähnten 
Betrachtungen,  nach  Beschaffenheit  der  vorfindenden  Umständen  diensamer 
Gebrauch  zu  machen  seie,  so  wirst  Du  doch  von  selbsten  ermessen,  dass 
Wir  hiebei  einen  doppelten  Endzweck  in  Absicht  führen,  da  eines  Theils 
nicht  nur  Unser,  sondern  auch  das  französche  Interesse  ohngezweifelt  er- 
forderet, sich  des  russischen  Hofs  vollkommen  zu  versicheren,  anderen 
Theils  aber  die  lebhafte  Vorstellung  dieser  offenbar  richtigen  Wahrheit  bei 
dem  französchen  ministerio  zum  kräftigsten  Antrieb  dienen  dörfte,  in  dem 
grossen  Geschäft  mit  mehrerem  Ernst  und  Eilfertigkeit  zu  Werk  zu  gehen 
und  sich  durch  Nebenabsichten  nicht  auf  Irrwege  führen  zu  lassen;  wie 
dann  mit  vieler  Wahrscheinlichkeit  zu  vermuthen  stehet,  dass  die  bisherige 
französche  Absicht  dahin  gezielet  habe,  das  grosse  Geschäft  zwar  nicht 
ganz  fallen  zu  lassen,  sondern  offen  zu  erhalten,  jedoch  den  Schluss  noch 
länger,  und  bis  die  Jahreszeit  zu  Kriegsoperationen  verstrichen  ist,  zu 
verzögeren,  demnächst  aber  sich  der  Gelegenheit  zu  Erhaltung  eines  vor- 
teilhaften Friedens  zu  Nutzen  zu  machen4)  oder  allenfalls  seine  Maass- 
nehmungen weiters  zu  erstrecken  und  nutzlich  einzuleiten. 


1)  Vgl.  S.  488.  505  f.    2)  Vgl.  Nr.  4üa.  S.  505  f.    3)  Vgl.  Nr.  185.   4)  Vgl.  S.  505. 


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1756  August  22. 


553 


»Inzwischen  hat  zwar  der  Satz  seine  vollständige  Richtigkeit,  dass,  1756 
wann  Russland  in  den  grossen  Vorschlag  eingehen  oder  auch  nur  die  Uns  Aug"  2 
vermög  Defenaivtractats  und  dessen  vierten  geheimen  Article  versprochene 
Hülfe  von  60000  Mann  leisten,  und  etwas  erspriessliches  gegen  Preussen 
unternommen  werden  soll,  diesem  Hof,  um  die  Truppen  mobil  zu  machen 
und  die  grosse  Kriegserfordernussen  zu  bestreiten,  in  dem  einen  wie  in 
dem  anderen  Fall,  mit  einer  namhaften  Geldsnmm  an  Hand  gegangen 
werden  müsse.  Insolang  aber  nicht  gesichert  vorzusehen  stehet,  ob  die 
geheime  Handlung  mit  der  Krön  Frankreich  zum  Schluss  gelangen,  ob 
dieser  Hof  sich  zu  hinlänglichen  Subsidienstipulationen  oder  zu  Zahlung 
einer  namhaften  Gcldsumm  an  Uns  einverstehen  werde,  und  ob  er  die  an 
Kussland  zu  versprechende  ßubsidien  durch  Unsere  Hände  laufen  zu  lassen  <) 
oder  ohnmittelbar  zu  entrichten  gedenket,  auch  ob  der  König  in  Preussen 
noch  in  diesem  Jahr,  wie  es  allerdings  das  Ansehen  hat,  mit  den  Feind- 
seligkeiten den  Anfang  machen  werde,  so  ist  es  eine  Ohnmöglichkeit,  bei 
Russland  auf  etwas  gesichertes  von  nun  an  anzutragen  und  die  dortige 
Veranstaltungen  noch  in  Zeiten  in  die  behörige  Wege  einzuleiten. 

>Wir  müssen  es  also  noch  bis  diese  Stunde  bei  solchen  Vorstellungen 
und  Insinuationen  bewenden  lassen,  welche  dahin  abzielen,  nur  mehrere 
Zeit  zu  gewinnen  und  den  russischen  Hof  von  allen  widrigen  Schritten 
zurückzuhalten;  in  welcher  Absicht  dann  auch  die  in  Abschrift  hier  an- 
liegende Anweisungen  gestern  mittelst  einer  staffetta  an  Grafen  Esterhasy 
erlassen2)  und  ihm  an  Hand  gegeben  worden,  dass  or  bei  einem  erfolgen- 
den prenssischen  Friedensbruch  sich  vorläufig  zur  Auszahlung  der  condi- 
tionate  versprochenen  zwei  Millionen  in  gewissen  Terminen  einverstehen 
und  andurch  die  Uns  höchst  nöthige  russische  Hülfleistung  beförderen  solle; 
welcher  Umstand  jedoch  dem  französchen  Hof  noch  nicht  eröffnet  werden 
kann,  weilen  er  solchen  zu  seinem  Vortheil  gebrauchen  und  desto  weniger 
wegen  Russland  besorgen  dörfte3j. 

»Aus  dem  vorerwähnten  Rescript  wirst  Du  nun  des  mehrern  ersehen, 
was  sich  seiter  kurzem  mit  dem  königl.  prenssischen  ministro  von  Kling- 
gräffeu  hier  ergeben  habe,  dass  derselbe  das  abschriftlich  angebogene  Memoire 
den  20.  dieses4)  in  einer  bei  Uns  erhaltenen  Audienz  eingereichet,  und  dass 
ihm  hierauf  schon  gestern,  laut  der  ferneren  Anlage,  die  schriftliche  Ant- 
wort ertheilet  worden5). 

>Die  hierüber  zu  machende  Betrachtungen  sind  schon  meisten  Theils 
in  Unserem  vorangezogenen  Rescript  an  Grafen  Esterhasy2)  enthalten; 
worauf  Wir  Dich  also  hiermit  .  .  .  verweisen  und  vor  dermalen  nur  so 
vieles  hinzufügen,  dass  hoffentlich  das  französche  Ministerium  Unsere  er- 
wähnte Antwort  so  eingerichtet  befinden  wird,  als  es  Unsere  höchste  Würde, 


1}  Vgl.  S.  498.  523.  526  f.  2)  Vgl.  Nr.  189.  3)  Vgl.  S.  506  ff. 

4)  Vgl.  S.  545.  5)  Vgl.  V.  C.  XIII,  278. 


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554  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  der  Zusammenhang  der  Geschäften  und  die  Anständigkeit  erforderet  haben, 
us'  zumalen  Wir  die  Grenzen  der  reinen  Wahrheit  keineswegs  überschreiten 
wollen  und  Uns  zugleich  weder  im  Gewissen  noch  nach  den  Regien  des 
guten  Tranens  und  Glaubens  verbunden  zu  sein  erachten,  einem  Fürsten, 
der  seines  Orts  das  gegebene  Wort  und  die  solenneste  Friedensschlüsse 
zu  brechen  kein  Bedenken  traget  und  die  erste  beste  Gelegenheit,  Unser 
Erzhaus  völlig  zu  Grund  zu  richten,  mit  Freuden  ergreifen  würde,  auch 
denen  letzteren  Friedenstractaten  schon  so  vielmal  und  offenbar  zuwider 
gehandelt,  mithin  Uns  mehr  als  zureichende  Ursachen  zu  Ankündigung 
des  Kriegs  gegeben  hat,  dasjenige,  was  Wir  im  Herzen  führen  und  zwar 
schon  eingeleitet,  aber  noch  nicht  zu  seiner  Vollkommenheit  gelanget  ist, 
einzngestehen  und  das  Geheimnuss  Uns  abdrucken  zu  lassen. 

»Wir  können  also  Unsere  geschehene  Äusserungen  in  allen  Fällen  vor 
der  ganzen  Welt  nm  so  leichter  rechtfertigen,  da  es  seine  ohngezweifelte 
Richtigkeit  hat  und  Wir  durch  die  data  der  Verordnungen,  so  von  Un- 
serem Hofkriegsrath  an  die  Regimenter  wegen  ihrem  Marche  ergangen  seind, 
demonstrative  erhärten  können,  dass  Unserer  Seits  die  erste  Kriegsver- 
anstaltungen nicht  früher  als  in  der  Mitte  des  verflossenen  Monats  Juli1), 
und  nachdem  der  König  in  Preussen  hiermit  schon  verschiedene  Wochen 
vorher  den  Anfang  auf  das  eiferigste  gemacht  hatte,  vorgekehret  und 
solches  anerst  auf  die  ans  Berlin  und  Sachsen  eingeloffene  zuverlässige 
Nachrichten2)  in  zweien  den  8.  und  9.  besagten  Monats  Juli  gehaltenen 
Conferenzien3)  festgestellet  worden. 

»Eine  noch  stärkere  Probe  dieser  Wahrheit  ergiebet  sich  aus  dem 
vor  Uns  sehr  unangenehmen  nnd  bedenklichen  Umstand,  dass  Unsere  nach 
Böhmen  und  Mähron  bestimmte  Trnppen 4)  .  .  .  erst  gegen  Ende  des  künf- 
tigen Monats  ihre  weite  Marsche  endigen,  an  Ort  und  Stelle  völlig  ver- 
sammlet sein  und  alle  Artilleriepferde  nebst  den  übrigen  Kriegserfordernnssen 
zu  Händen  gebracht  werden  können ;  wie  sieh  dann  bis  diese  Stunde  noch 
nicht  über  60000  Mann  in  Böhmen  und  Mähren  befinden;  hiegegen  der 
König  in  Preussen  innerhalb  wenig  Tägen  mit  einer  Armee  von  80000 
und  mehr  Tausend  Mann  an  verschiedenen  Orten,  nämlich  durch  Schlesien, 
Sachsen,  die  Lausnitz  und  bei  Egra  durch  das  Baireuthische,  wohin  er 
ein  Corps  Truppen  nach  und  nach  absendet5),  in  Böhmen  einfallen,  mithin 
anfänglichen,  und  bis  Wir  Uns  in  vollkommenen  Wehrstand  gesetzet,  einen 
grossen  Vortheil  über  Uns  erhalten  kann. 

»So  wenig  Wir  nun  zu  einiger  Offensivmaassnehmung  ohne  eine  weit 
überlegene  Macht  und  ohne  den  fast  zuverlässigen  Anschein  eines  glück- 
lichen Ausschlags  zu  schreiten  gedenken6),  so  fest  sind  Wir  entschlossen, 


1)  Vgl.  S.  467.         2)  Vgl.  Nr.  131.  134.  140.         3)  Vgl.  Nr.  156. 

4)  Vgl.  Beilage  Nr.  5.         5)  Eine  irrige  Nachricht. 

5)  Vgl.  S.  296. 


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1756  August  22. 


555 


bei  einem  preussischer  Seita  erfolgenden  Friedensbruch  den  Muth  nicht  1756 
sinken  zu  lassen,  sondern  der  Gefahr  standhaft  entgegen  zu  gehen;  zu-Aug"  2 
malen  Wir  bei  dem  bemerkten  Fall  in  reife  Überlegung  gezogen  haben, 
dass  es  dannoch  früh  oder  spat  zu  einem  Krieg  mit  dem  König  in  Preussen 
kommen  müsse,  dass  er  dermalen  der  ohngezwcifelte  agressor  sein  würde, 
dass  bei  solchen  Umständen  der  französche  und  russische  Hof  sich  der 
versprochenen  Hülfleistung  nicht  entschütten  könnten  noch  würden,  dass 
es  auf  Gewinnung  der  Zeit  bis  in  den  Winter  und  in  dem  ärgsten  Fall 
auf  den  Verlust  einer  Schlacht  und  eines  grossen  Theils  des  Königreichs 
Böhmen,  mithin  auf  fast  ohnerschwingliche  Kosten  und  sehr  empfindlichen 
Schaden  Unserer  getreuen  Unterthanen  ankommen  würde,  dass  aber  alles 
dieses  nur  für  einen  temporalen  Nachtheil  anzusehen  und  bei  einem  künf- 
tigen Frieden,  menschlichem  Ansehen  nach,  kein  abermaliger  Länderverlust 
zu  besorgen f),  hingegen  auch  ein  glücklicher  Ausschlag  Unserer  gerechten 
Waffen,  die  Wiedereroberung  Schlesiens,  die  Schwächung  Unsers  gefähr- 
lichsten Feindes  und  die  Befestigung  des  Ruhestandes  und  der  Wohlfahrt 
Unsers  Erzhauses  mit  vieler  Wahrscheinlichkeit  anzuhoffen  seie,  folglichen 
ein  temporaler  Schaden  gegen  einen  immerwährenden  und  unschätzbaren 
Vortheil  in  die  Wagschale  zu  legen  seie. 

»Aus  diesen  und  anderen  nicht  minder  erheblichen  Betrachtungen  ist 
Unsere  dem  König  in  Preussen  gegebene  Antwort  mit  Vorbedacht  so  ein- 
gerichtet worden,  dass  ihm  kein  scheinbarer  Vorwand  zum  Friedensbruch 
noch  Unseren  Bundsgenossen  eine  Ausflucht  wegen  der  künftigen  Aner- 
kennung des  casus  foederis  'und  wegen  der  werkthätigen  Hülfleistung  übrig 
verbleibe2)  und  der  ernannte  König  dannoch  wegen  deme,  was  ihm  am 
meisten  auf  dem  Herzen  lieget,  nämlich  wegen  der  Anfrage,  ob  Wir  ihn 
in  diesem  und  in  dem  künftigen  Jahr  feindlich  zu  überziehen  gedächten, 
in  der  Ungewissheit,  folglichen  in  der  Verlegenheit  erhalten  werde,  entweder 
einen  offenbaren  agressorem  abzugeben  oder  die  Beisorge  wegen  dem 
künftigen  auf  dem  Herzen  zu  behalten3).* 

Da  der  König  vermutblich  das  erstere  wählen  werde,  solle  Starhemberg 
in  Frankreich  zunächst  die  »Unanständigkeit  des  preussischen  Memoire 
und  ganzen- Betrags  auf  das  lebhafteste  vorstellen«  und  sofort  nach  Beginn 

1)  Vgl.  S.  546. 

2)  Ebenso  schrieb  Kaunitz  am  23.  August  1756  an  Starhemberg.  Er  bestä- 
tigt den  Empfang  der  Berichte  vom  1 1 .  August  und  der  beiden  voraufgehenden 
[vgl.  S.  512  Anm.  6],  wonach  »die  geheime  Handlung,  wie  man  zum  Voraus  ver- 
inuthet,  vielen  Anständen  unterworfen  seie  und  in  dem  besten  Fall  noch  einige 
Zeit  erfordern  werde«.  Greife  der  König  in  Preussen  an,  so  seien  »die  Fälle  des 
geheimen  Geschäfts  und  der  durch  den  Defensivvertrag  Übernommenen  Verbind- 
lichkeit nicht  zu  vermischen,  und  das  letztere  könnte  mit  Recht  nicht  versaget 
noch  verschoben  werden,  wenngleich  die  geheimen  Tractaten  einen  längeren 
Anstand  leiden  oder  gar  ins  Stecken  gerathen  sollten.«   Vgl.  Nr.  191. 

3)  Vgl.  S.  545  f. 


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556  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  der  preussischen  Feindseligkeiten  auf  die  vortragsmässige  französische  Hülfs- 
ug*  22  leistung  antragen  und  das  nähere  darüber  stipuliren,  damit  der  Wiener 
Hof  Russland  in  Bewegung  bringen  und  mit  einigen  Reichsfürsten  Subsi- 
dientractate  schliessen  könnte.  »Wobei  Wir  Dir  noch  zu  Deiner  Privat- 
nachricht nicht  verhalten  wollen,  dass  Wir  nächster  Tagen  dem  Grafen 
von  Pergen,  so  sich  ohnedem  wieder  nach  seinem  Mainzischen  Gesandt- 
schaftsposten zu  begeben  hat,  dergleichen  Commissionen  bei  dem  Wttrz- 
bnrgischen,  Ansbach-  und  Darmstädtischen  Hof  aufzutragen  gedenken  und 
das  nämliche  bei  Churpfalz,  Churbayern !)  und  Württemberg  ohnverzüglich 
besorgen  würden,  wann  Uns  nicht  zuverlässig  bekannt  wäre,  dass  diese 
Höfe  ohnedem  schon  mit  Frankreich  Subsidientractaten  errichtet  haben1), 
und  dass  dahero  ohne  vorgängige  französche  Einverständnis  und  Mit- 
würkung  nichts  unternommen  werden  könne,  c  .  .  . 

Starhemberg  solle  dem  Könige  von  Frankreich  im  tiefsten  Vertrauen 
mittheilen,  dass  Österreich  für  den  Fall  des  preussischen  Einfalls  in  Böhmen 
ein  Corps  niederländischer  Truppen  von  10 — 12000  Mann  in  Cleve-Mark 
einrücken  zu  lassen  gedenke,  wodurch  alle  künftigen  geheimen  Verbin- 
dungen und  gemeinschaftlichen  Maassnehmungen  erleichtert  werden  würden. 


Aug.  24       191.   Vortrag  des  Staatskanzlers  Kaunitz.   Wien,  24.  August  1756. 

Nach  der  Urschrift 

.  .  .  Trägt  auf  Ernennung  der  noch  abgängigen  Generale  für  die  in 
Böhmen  und  Mähren  sich  versammelnden  Armeen  an. 

»Sodann  geruhen  Ew.  M.,  aus  den  .  .  .  Schreiben  der  Grafen  von 
Starhemberg2)  und  Esterhasy3)  ...  zu  ersehen,  dass  die  darinnen  enthaltene 
Nachrichten  noch  vergnüglich  lauten  und  Graf  Starhemberg  zu  baldigen 
Eintreffung  seines  umständlichen  Berichts4)  Hoffnung  gebe.  Das  einzige,  so 
mich  in  billige  Beisorge  setzet,  ist  die  Nachricht  des  Grafen  Esterhasy, 
dass  die  russische  Kaiserin  sich  wieder  unpässlich  befinden  soll.«  .  .  . 


Aug.  26       192.   Esterhasy  an  Maria  Theresia.   Petersburg,  26.  August  1756. 
Praes.  12.  8eptember  1756. 

Nach  der  Urschrift.   Vgl.  t.  Arneth  V,  4'J. 

Bereitwilligkeit  Musslands,  dem  Vcrsaiüer  Vertrag  beizutreten.    Günstige  Aussichten 

für  Österreich  trotz  Bestushews  Intriguen. 

.  .  .  »Was  nun  die  hiesige  Accession  zu  dem  zwischen  Ew.  K.  K.  M. 
und  Frankreich  geschlossenen  Defensivtractat  betrifft5),  so  ist  mir  auf  meine 


1)  Vgl.  S.  486  f.  529.  2)  Vom  II.  August  1756,  vgl.  S.  512  Anm.  6. 
3)  Vgl.  Nr.  181.         4)  Vgl.  Nr.  187.         5)  Vgl.  S.  512. 


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1756  August  22  —  August  26. 


557 


dem  hiesigen  ministerio  gemachte  Vorstellungen  die  hiesige  Antwort1)  den  1756 
23.  dieses  zngestellet  worden  .  .  .  Aug'  : 

»Ew.  K.  K.  M.  werden  daraus  .  .  .  abzunehmen  geruhen,  dass  der 
russische  Hof  eines  Theils  eine  förmliche  Einladung  abwarten  zu  wollen 
scheine,  anderen  Theils  aber  auch  vor  der  reciproquen  Beschickung  derer 
beiderseitigen  Bottschafteren,  wann  Frankreich  den  König  in  Preussen  zu 
abandonniren  entschlossen  ist,  obgedachtem  Tractat  beizutretten  förmlich 
declarire.  Solchem  nach  mnss  Allerhöchstderoselben  .  .  .  unterwerfen,  was 
Ew.  K.  K.  M.  von  dieser  Antwort  bei  Frankreich  für  einen  Gebrauch 
machen  zu  lassen  ...  für  gut  befinden  werden.  .  .  . 

»Gleich  nach  erhaltener  hiesiger  Antwort  bin  ich  mit  dem  Gross- 
kanzler an  einem  dritten  Ort  zusammen  gekommen,  wo  mir  dieser  Ministre 
in  Ansehung  des  grossen  Vorhabens  die  vorige  bündigste  Versicherungen 
mit  dem  Beisatz  wiederholet  hat,  dass  die  russische  Kaiserin  bei  ihrer 
genommenen  Entschlicssnng  und  Erklärung  nach  wie  vor  ohnveranderlich 
verharren  würde.  Da  an  der  Zeit  alles  gelegen  und  sie  doch  auch  allhier 
wissen  müssten,  wie  sie  sich  wegen  Verlegung  ihrer  Truppen  zu  benehmen 
hätten,  so  wären  sie  so  mehr  verlegen,  als  Frankreich  nach  einer  so  langen 
Negociation  sich  positive  zu  erklären  immerhin  verzögere,  auch  sie  nicht 
wflssten,  worauf  dann  diese  Sach  sich  eigentlich  aecrochiere?«  Ester- 
hasy  habe  geantwortet,  bei  einer  so  wichtigen  Angelegenheit  müsse  man 
schon  geduldig  sein.  »Da  man  nun  von  Seiten  des  russischen  Hofs,  wie 
die  oben  .  .  .  angelegte  hiesige  Antwort  vom  12.  August  alten  styli  aus- 
weiset, in  mich  so  stark  zu  dringen  fortfahret,  benebst  Engeland,  durch 
allerhand  Intriguen  und  vortheilhafte  propositiones  Russland  auf  Irrwege 
zu  führen3),  auch  ich  alle  Ursach  zu  glauben  habe,  dass  der  Grosskanzler 
wegen  seinen  beklemmten  Umständen  von  Engeland  eine  ansehnliche  sum- 
mam  wtirklich  empfanget3),  so  werden  Ew.  K.  K.  M.  .  .  .  zu  beurtheilen 
vermögen,  wie  höchstnöthig  es  seie,  dass  ich  bald  in  Stand  gesetzet  werde, 
dem  hiesigen  Hof,  dem  doch  gleichwohlen  so  namhafte  Subsidien  nicht 
unangenehm  sein  könnten,  nach  einem  so  langen  Zuwarten  etwas  vergnüg- 
liches sagen  zn  können2).  Inzwischen  bin  unvergessen  gewesen,  bei  denen 
zweien  Kanzlern  mit  Bestand  und  Nachdruck  erheben  und  gelten  zu  machen, 
dass  hiesigem  Hof  der  Verlust  deren  englischen  Subsidien  nicht  reuen  wird. 

»Obwohlen  nun  der  Grosskanzler  sich  in  Ansehung  des  grossen  Vor- 
habens gegen  mich  so  angenehm  zu  äusseren  gesnehet,  sich  letzthin  gegen 
den  Douglas  vernehmen  lassen,  dass  der  französche  Hof  schon  sehen  solle, 
dass  er  es  mit  demselben  aufrichtig  meine,  so  ist  doch  ganz  gewiss,  dass 
er  dem  neuen  systemati  abgeneigt  sei  und,  wann  es  von  ihm  abhinge,  bei 
demselben  die  Vorliebe  für  Engeland  vordringen  würde2).   Da  aber  dieser 


1)  Vgl.  Nr.  193b.  Russische  Note  vom  12.  August  1756  st  v. 

2)  Vgl.  Nr.  186.         3)  Vgl.  S.482. 


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558  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  Ministre  durch  die  vermessene  insinuationes  bei  der  russischen  Kaiserin 
^  seinen  Credit  auf  das  neue  so  geschmäleret  und  die  hiesige  Honarchin 
wider  denselben  mehr  als  zuvor  aufgebracht  ist1),  so  ist,  alle  Umstände 
wohl  erwogen,  nicht  zu  vermuthen,  dass  er  mit  seinen  lntriguen  hier  je- 
malen  aufkommen,  folglichen  auch  die  russische  Kaiserin  von  ihrer  einmal 
genommenen  grossmflthigen  Entschliessung  nicht  wieder  abwendig  machen 
könne;  wie  ich  dann  ihn,  Grosskanzler,  in  der  letzteren  Unterredung  sehr 
niedergeschlagen  gefunden.«  Der  Grund  hierfür  sei  wohl  auch  in  der 
folgenden  Begebenheit  zu  suchen.  Bestushew  und  der  Grossfürst  hätten 
sich  geweigert,  die  von  einem  Gonseil  in  ihrer  Abwesenheit  beschlossene 
Abscndung  eines  Botschafters  nach  Frankreich  zu  unterzeichnen.  Darüber 
sei  die  Kaiserin  sehr  böse  geworden  und  habe  gedroht,  den  nächsten  Gonseil 
persönlich  zu  leiten,  dessen  Besuch  dem  Grossfürsten  verboten  wurde.  Der 
Grossfiirst  habe  alsdann  doch  unterzeichnet. 

»Da  aber  noch  weiters  verlässlich  vernommen,  dass  in  dem  letzteren 
Conseil  aus  Rucksicht  eines  Kriegs  mit  Proassen  unanimiter  beschlossen 
worden,  einige  Infanterieregimenter  mit  Pelz  und  Stiefeln  versehen  zu 
wollen,  damit  solche  allenfalls  ein  Corps  Kosacken  unterstützen  und  diesen 
Winter,  wann  es  zum  Krieg  mit  Preussen  kommen  sollte,  noch  einen 
Einfall  in  dieses  Königreich  thun  und  diesem  König  einen  unvermutheten 
Streich  beibringen  könnten,  so  dörfte  Engeland  hier  sein  Geld  wohl  um- 
sonst ausgegeben  haben;  zumalon  aller  menschlichen  Einsicht  nach  die 
russische  Kaiserin  bei  ihrer  standhaften  Resolution  unveränderlich  ver- 
bleiben, sofort  Ew.  K.  K.  M.  von  hier  gleichwohlen  eine  ziemliche  aus- 
giebige Diversion  zu  hoffen  haben  werden2).«  .  .  . 


Aug.  26       192a.   Esterhasy  an  Maria  Theresia.  Petersburg,  26.  August  1756. 

P.  S.  2.  Nach  der  Urschrift. 

Fortdauernde  gute  Aussichten  trotz  der  englischen  Bemühungen. 

England  habe  durch  Golyzin  um  Anknüpfung  neuer  Verhandlungen 
gebeten.    Bestushew  habe  Golyzins  Berichte3)  ihm,  Esterhasy,  zugestellt. 


1)  Vgl.  S.483  f.         2)  Vgl.  S.  511  f. 

3)  Golyzins  Bericht  vom  11.  Juni  1756:  England  schlägt  vor,  in  London 
ohne  Wissen  des  Williams  eine  neue  Verhandlang  mit  Russland  zu  eröffnen. 

Bericht  vom  H.Juni  1756:  Newcastle  und  Holdernesse  schlagen  eine  rus- 
sische Mediation  vor,  um  Österreich  zu  dem  alton  System  zurückzuführen,  und 
wünschen  mit  Russland  eine  neue  Convention  zu  schliessen,  in  der  insbesondere 
auch  die  Verwendung  der  russischen  Hülfstruppen  genauer  geregelt  würde.  Man 
denke  hierbei  an  ihre  Heranziehung  zum  Schutze  Hannovers.  Newcastle  ver- 
sichert, dass  König  Friedrich  unaufhörlich  auf  eine  Verständigung  zwischen  Busa- 
land und  England  dringe  und  den  Russen  freien  Durchzug  durch  sein  Land 
gestatten  wolle.   Vgl.  P.  C.  XII,  329  und  oben  8.  502. 


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1756  Auguat  26. 


559 


»Gleichwie  nun  der  Williams  nach  Inhalt  meines  .  .  .  Berichts  vom  1756 
3.  augusti ')  dem  hiesigen  Hof  das  Wartgeld  für  das  verflossene  Jahr  ^u^'  2 
neuerdings  angeboten  und  laut  meines  anderweiten  .  .  .  Berichts  vom  17. 
eiusdem2)  ihme  abermalen  ein  Courier  zugekommen  ist,  so  hat  der  eng- 
lische Botschafter  vermuthlich  auf  des  Grosskanzlers  Veranlassung  ein  Paar 
Tage  darnach  den  Residenten  Wolff  zu  dem  Vicekanzlern  geschicket  und 
ihm  die  nämliche  propositiones  gleichfalls  machen  lassen. 

»Worauf  der  Graf  Woronzow  dem  englischen  Residenten  mit  wenigen 
Worten  erwidriget,  dass  ohne  der  russischen  Kaiserin  .  .  .  Vorwissen  er 
solches  Geld  so  weniger  anzunehmen  vermögte,  als  ihm  nnbekannt  seie, 
dass  die  Convention  seine  Richtigkeit  habe,  mithin  mögte  er,  Wolff,  nur 
wieder  zu  dem  Grosskanzlern  gehen  und  ihm  hinterbringen,  dass  er,  Graf 
Woronzow,  ihm,  Grosskanzler,  flberliesse,  ob  er  solches  Geld  annehmen 
wollte  oder  konnte.  Nach  diesem  hat  der  englische  Botschafter  sich  Selbsten 
zu  dem  Grafen  Woronzow  begeben  und  ihme  Aber  diese  Sach  mit  Nach- 
druck gesprochen,  von  diesem  russischen  ministro  aber  eine  gleichmassige 
Antwort  empfangen.  Der  Grosskanzler  Selbsten  hat  mir  den  23.  dieses 
von  diesem  englischen  Anerbieten  vertrauliche  Mittheilung  machen  wollen 
und  deme  beigerucket,  dass  er  diese  Offorte  ebenfalls  von  sich  abzulehnen 
gesuchet  und  aus  dieser  Ursach  den  englischen  Botschafter  zu  dem  Grafen 
Woronzow  geschicket  hätte. 

»Ew.  E.  K.  M.  werden  .  .  .  hieraus  ...  zu  beurtheilen  vermögen, 
dass,  ob  man  schon  englischer  und  preussisoher  Seits  sich  eines  besseren 
zu  schmeichlen  scheinet,  eine  neue  Convention  hierorts  so  mehreren  Schwfl- 
rigkeiten  unterworfen  seie,  als  die  russische  Kaiserin  .  .  .  nach  wie  vor 
wegen  des  zwischen  Engeland  und  Preussen  ohne  ihrem  Vorwissen  ge- 
schlossenen Tractats  wider  den  ersteren  König  besonders  aufgebracht  ist 
und  ohngeachtet  aller  ungegründeten  Insinuationen  auch  ins  künftige 
bleiben  werde3).« 


192  b.  Esierhasy  an  Maria  Theresia.  Petersburg,  26.  August  1756.  Aug.  26 

P.  S.  3.  Nacb  der  Urschrift 

»Note.« 

Petersburg,  17.  Juli  (st.  v.)  1756. 

Russland  erklärt  sich  zur  Unterstützung  Sachsens  bereit  und  hofft  das  Gleiche 

von  Österreich . 

»Wiewohl  auf  die  dem  römisch  k.  k.  Hofe  durch  seines  allhier  sub- 
sistirenden  Botschafters  Herrn  Grafen  Esterhasy  Exc.  in  der  Conferenz 
den  9.  aprilis  a.  c.  gethane  Anträge4)  noch  bis  nun  zu  keine  solche  Ant- 


1)  Vgl.  Nr.  181.  2)  Vgl.  Nr.  186.  3)  Vgl.  S.  511.  552  f. 
4)  Vgl.  Nr.  73  c. 


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560  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

175C  wort  erfolget  seie,  als  die  Wichtigkeit  derselben  zu  wünschen  veranlasset, 
die  daraus  vor  den  römisch  k.  k.  Hof  und  für  Frankreich  selbst  erwach- 
sende unvergleichliche  Vortheile  aber  zn  versprechen  hätten;  und  wiewohl 
I.  K.  M.  von  allen  Reussen,  nachdeme  sie  Dero  .  .  .  Seits  bereits  alles 
dasjenige  gcthan,  was  nur  zum  gemeinsamen  Besten  und  insbesondere  zur 
Sicherheit  der  Staaten  I.  M.  der  Kaiserin-Königin  gethan  werden  könnte, 
das  übrige  von  der  gleichmässigen  Mitwürkung  und  Bemühungen  I.  H. 
der  Kaiserin-Königin  ruhig  abwarten  könnten;  da  aber  .  .  .  dero  aner- 
müdete Beherzigung  des  gemeinschaftlichen  Wohls  und  der  Erlangung  der 
angetragenen  gleichfalls  gemeinschaftlichen  Absichten  durch  die  von  unter- 
schiedenen Orten  auf  einmal  zugekommene  bestätigende  Nachrichten  von 
denen  ausserordentlichen  und  grossen  Kriegsbeweg-  und  -Veranstaltungen 
des  Königs  in  Preussen  aufs  nene  aufgemuntert  worden,  so  haben  L  K. 
M.  für  sehr  nöthig  nnd  nützlich  erachtet,  dem  chnrsächsischen  Hofe  die 
in  der  beigeschlossenen  Copie  des  an  den  in  Dresden  befindlichen  Envoye* 
extraordinaire  Gross  abgelassenen  geheimesten  Rescripts  ausführlich  be- 
schriebene Vorträge  thnn  zu  lassen1),  woraus  I.  M.  die  Kaiserin-Königin 
von  selbsten  zur  Genüge  ersehen  werden ,  wie  die  Erfüllung  derselben  so- 
viel zur  Beschützung  Sachsens  und  zu  Hintertreibung  eines  unvermutheten 
preussischen  Einfalls  in  Böhmen  oder  Mähren,  ebenso  viel  auch  zu  Voll- 
ziehung der  angetragenen,  die  Schwächung  des  Königs  in  Preussen  Macht 
betreffenden  Absichten  füglich  dienen  könnte.  Denn  es  ist  von  selbsten 
zu  verstehen  und  zu  überführen  überflüssig  wäre,  dass  die  solchergestalt 
in  Sachsen  einruckende  troupes  sich  daselbst  in  beiden  diesen  Fällen  nicht 
geruhige  Zuschauers  abgeben,  sondern  vielmehr  in  einem  und  dem  anderen 
casu  in  der  Nähe  sich  befinden  werden,  dem  König  in  Preussen  einen 
desto  stärkeren  Stoss  zu  geben,  dass  dadurch  unumgänglich  in  seinen 
Kräften  eine  nene  Zertheilung  erfolgen  müsse. 

»I.  K.  M.  zweiflen  nicht  dahero,  I.  M.  die  Kaiserin-Königin  werden 
diese  neue,  mit  denen  angenommenen  gemeinschaftlichen  Absichten  doch 
giinzlich  übereinstimmende  und  I.  M.  selbst  ebenso  viel,  wo  nicht  mehr 
als  Sachsen  vortheilhafte  Negociation  ihrer  Seits  bei  dem  Dresdenschen  Hofe 
nicht  nur  unterstützen,  sondern  vielmehr  auch  selbsten  versprechen  und 
würklich  sich  verbinden,  ein  dem  hiesigen  nach  Sachsen  zu  marschirenden 
gleichmässigea  Corps  troupes  in  einer  solchen  Position  und  Bereitschaft 
zu  halten,  dass  selbiges  nach  der  ersten  Ordre  und  sogleich  in  Vereinigung 
mit  dem  hiesigen  und  zur  Hülfe  Sachsens  gehen  könnte. 

»Der  Nutzen  und  die  Nothwendigkeit  selbst,  diese  neuen  Maassreglcn 
zu  nehmen,  sind  so  augenscheinlich,  dass  kein  Zweifel  obwalte,  dass  I.  M. 
die  Kaiserin-Königin  in  Eingehung  derselben  nicht  erkennen  sollten,  wie 
gross  nnd  aufrichtig  I.  K.  M.  .  .  .  Gesinnung  seie,  alles  dasjenige  ins 


l)Vgl.  S.  499. 


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1756  Anglist  26. 


561 


Werk  zti  stellen,  was  beider  Seite  gemeinsame  Absichten  beförderen  und  1756 

Auer  2 

reeiproque  Ruhe  und  Sicherheit  auf  einen  unwandelbaresten  Grund  stellen 
kann.« 


193.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  26.  August  1756.  Aug.  26 

Nach  der  Urschrift 

Vmcahrscheinlichkeit,  data  Russland  die  englischen  Geldangebote  annehmen  werde. 

.  .  .  Williams  habe  wiederum1)  gebeten,  man  möchte  doch  wenigstens 
fflr  die  gehabten  Unkosten  der  Truppenrüstung  das  bereits  fällig  gewordene 
Wartegeld  annehmen,  und  hinzugefügt,  dass  die  russischen  Trnppen  nur 
gegen  Preussen  angewendet  werden  würden,  falls  dieses  Hannover  angriffe. 

Woronzow  habe  ihm  erwidert,  dass  diese  Äusserungen  in  schroffem 
Gegensatz  zu  seinen  früheren  prenssenfeindlichen 2)  stünden,  und  dass  ein 
preussischer  Angriff  anf  Hannover  gar  nicht  zu  erwarten  stehe. 

»Der  Graf  Woronzow  sagte  mir  noch  weiters,  dass  doch  gleich wohlen 
die  meiste  Glieder  des  Conseil  der  Meinung  wären,  dass  man  dieses  Wart- 
geld, weil  es  heisst,  für  das  vergangene,  so  ehender  ohnbedenklich  an- 
nehmen könnte,  als  die  russische  Truppen  nach  des  Williams  Versicherung 
sonst  gegen  niemanden  anderen  gebraucht  werden  sollten. 

>Da  nun  aber  die  hiesige  Monarohin  .  .  .  sich  gegen  mich  Öfters  ge- 
äusseret, dass  sie  nicht  wegen  der  englischen  Subsidien,  sondern  einzig 
und  allein  aus  Hucksicht  für  das  gemeinsame  Beste  die  Convention  mit  er- 
wähnter Krön  geschlossen  hätte3),  so  ist  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit 
nicht  zu  vermuthen,  dass  die  so  gesinnete  Glieder  des  Conseil  bei  Höchst- 
deroselben  auslangen  werden.« 

Für  alle  Fälle  aber  habe  er  Woronzow  angerathen,  man  solle  sich  im 
Fall  der  Annahme  des  englischen  Angebots  mit  einer  feierlichen  Declaration 
verwahren,  »dass  die  Annahme  des  Wartgelds  lediglich  für  die  gehabte 
Unkosten  sein,  keineswegs  aber  den  russischen  Hof  für  das  künftge  zu 
etwas  anderen,  was  Namen  es  haben  mögte,  gegen  Engeland  verbindlich 
machen  könnte  noch  sollte. 

>8icher  ist,  dass  der  Grosskanzler  diese  Vorstellungen  dem  Williams 
in  Mund  gelegt  habe,  und  ich  bin  der  ohnmaassgeblichen  Meinung,  dass 
die  russische  Kaiserin  nach  ihro  mir  bekannten  grossmüthigon  Gedenkens- 
art sich  zur  Annchmung  dieses  Gelds  schwerlich  bewegen  lassen  dörfte4).« 

Die  russische  Kaiserin  befinde  sich  seit  »der  in  Zarskoe-Selo  gehabten 
kleinen  Unpässlicbkeit5),  Gott  Lob,  wieder  ziemlich  wohlauf.«  .  .  . 


1)  Vgl.  S.  499.  559.  2)  Vgl.  S.  317.  470.  3)  Vgl.  S.  511. 

4)  Vgl.  S.  511.  557  ff.  5)  Vgl.  S.  510.  556. 

Acten  cor  Vorgt'nrhiffct«  d*s  "jlhrigen  Krieges.  36 


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562  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  ,  193a.  Esterhasy  an  Kaunitz.  Petersburg,  26.  August  1756.  Praes. 
Ug'  2b  12.  September  1756. 

P.  S.  1.    Nach  der  Ur*<hrift. 

>Nota.«') 

Petersburg,  19.  Juli  (st.  v.)  1756. 
liuasland  verlangt  Antwort  auf  den  Vorschlag  einer  Offemivallianz  gegen  Preussen. 

»Obgleich  I.  K.  M.  von  allen  Reussen  nicht  zweifeien,  das*  I.  M.  die 
Kaiserin -Königin  die  des  Herrn  Bottschaflern  Exc.  in  der  Conferenz  den 
9.  aprilis  gethanen  Anträge2}  beherzigen,  um  so  mehr,  da  selbige  sich  auf 
I.  M.  selbsteigenes  wesentliches  Interesse  gründen,  und  dass  die  Er- 
leichterung, welche  I.  K.  M.  nächsthin  in  der  mit  dem  französchen  Hof 
entamirten  Negociation  zu  machen  geruhet  haben 3),  einen  erwünschten  Effect 
hervorbringen  werde;  allein  man  kann  nicht  verhehlen,  dass  der  bis  nun- 
zu  fortdaurende  Verzug  in  der  würklichen  Vollziehung  der  in  Betracht  des 
Königs  in  Preussen  genommenen  Absichten  I.  K.  M.  beunruhige.  Einer 
Seits  gewinnet  er  andurch  genügsame  Zeit,  nicht  nur  innerlich  sich  in  den 
gehörigen  Wehrstand  zu  setzen  und  seine  Truppen  zu  vermehren,  sondern 
auch  die  jetzige  Verbitterung  des  französchen  Hofs  gegen  ihn  etwa  er- 
weichen zu  machen  und  sich  noch  mit  einigen  neuen  Bünduussen  zu  ver- 
stärken. Die  geheime  Negociation,  welche  zufolg  der  hier  eingeloffeueu 
Nachrichten  zwischen  den  dänischen  und  hessen-casselischen  Höfen  von 
der  Heirath  der  dänischen  Kronprinzessin  mit  dem  Enkel  des  Königs  in 
Engeland  und  des  regierenden  Landgrafen4)  und  von  der  eventualen  Ga- 
rantie auf  Holstein  zum  Besten  des  Königs  in  Dänemark  gewiss  auf  Ver- 
mittelung  des  Königs  in  Engeland  vorgehet,  diese  Besorgnuss  bestätiget; 
anderer  Seits  die  grosse  Bewegungen  und  sehr  kostbare  Kriegs  Veranstaltungen, 
die  der  König  in  Preussen  auf  einmal  und  noch  darzu  mit  der  über- 
mässigen Eil  zu  machen  angefangen,  zu  einer  Zeit,  da  er  bereits  wissen 
konnte,  dass  die  hiesige  Bewegungen  eingestellt  seind 5; ,  gewinnet  eine 
solche  Gestalt,  wie  er  besser  praeveniren  will  als  praoveniret  zu  werden. 
Über  das  kann  es  I.  russisch-k.  M.  nicht  änderst  als  zum  Leidwesen  und 
Verdruss  gereichen,  da  Allerhöchstdieselbe  sehen,  dase,  wiewohl  dero 
Freundschaft  fast  von  allen  Seiten  gesuchet  wird,  I.  M.  dannoch  gemüssiget 
seien,  von  dieser  Wahl  in  einiger  Unentschlossenheit  zu  bleiben. 

>I.  russisch-k.  M.  natürliche  Neigung  und  Interesse  machen  bereits 
dero  Freundschaft  und  Allianz  mit  I.  M.  der  römischen  Kaiserin -Königin 
unzertrennlich.  In  Gefolg  derselben  wollen  I.  russisch-k.  M.  auch  das  nähere 


1)  Vgl.  S.  498.         2)  Vgl.  Nr.  73c.         3)  Vgl.  Nr.  193b. 

4)  Gemeint  ist  der  Erbprinz  Wilhelm,  der  spätere  Landgraf  Wilhelm  IX.,  Enkel 
Wilhelms  VIII.,  Sohn  Marias,  Tochter  Georgs  II.  Unter  der  Kronprinzessin  ist  Wil- 
heliuine  Caroline.  2.  Tochter  König  Friedrichs  V.  von  Dänemark  zu  verstehen,  die 
sich  am  I.September  1764  mit  dem  Erbprinzen  vermählte.      5)  Vgl.  S.426.  510. 


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1756  August  26. 


563 


Einverständnuss  mit  dem  französchcn  Hof  eingehen.  Allein  man  mnss  ge-  1756 
stehen,  dass  der  Grund  dieser  Einverständnis  zu  schwach  sein  würde, 
wann  derselbe  bei  blosser  Beschickung  derer  Ministres  und  bei  purer  Er- 
neuerung der  unmittelbaren  Correspondenz  geblieben  wäre.  Um  dieser  ein- 
zigen willen  würde  viel  angemuthet  werden,  dass  I.  russisch -k.  M.  alle 
dero  Verbindlichkeiten  mit  Engeland  zernichten  und  die  ziemlich  ansehn- 
liche Summ  fahren  lassen  sollte,  welche  sonst  I.  M.  zu  bekommen  hätte. 
Es  hat  zwar  die  englische  Aufführung  in  Betracht  des  Königs  in  Preussen 
I.  K.  M.  billige  Empfindung  verdienet;  allein  die  Reue  und  die  Bereit- 
willigkeit dieses  Hofs,  Allerhöchstderoselben  Verlangen  in  allem  zu  be- 
gnügen, nicht  billig  verworfen  werden  könnte,  woferne  der  französche  Hof 
seiner  ßeits  durch  eine  völlige  Abandonnirung  des  Königs  in  Preussen  das- 
jenige nicht  ersetzen  sollte,  was  man  hier  an  der  englischen  Seiten  ver- 
lieret. In  Ansehung  alles  obangezogenen,  das  Ministerium  auf  I.  russisch- 
k.  M.  specialen  Befehl  .  .  .  ersuchet  des  Herrn  Botschafters  Exe,  bei 
seinem  Hof  sich  dahin  baldmöglichst  anzuwenden,  damit  I.  M.  die  Kaiserin- 
Königin  durch  eine  entscheidende  Erklärung  endlich  in  den  Stand  setzten, 
hier  zu  wissen,  zu  was  [sie]  sich  zu  versehen  habe.  I.  russisch-k.  M. 
aber  befiudon  sich  zu  allem  in  Bereitschaft,  da  sowohl  der  Land-  als  See- 
macht aufs  neue  die  geheime  Ordres  ertheilet  seind,  sich  in  ganz  marsch- 
fertigen Stand  zu  halten,  sodass  [sie]  erforderlichen  Falls  noch  in  diesem 
Jahr  was  wichtiges  unternehmen  könnten.« 


193b.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  26.  August  1756.  Aug.  26 

P.  S.  2.   Nach  der  Urschrift. 

»Nota.« 

Petersburg,  12.  August  (st.  v.)  1756. 
Bereiticilligkeit  Umstand*  dem  Vertailler  Vertrag  beizutreten. 

Wiederholung  der  bereits  in  der  Note  vom  19.  Juli1)  ausgesprocheneu 
Bitte,  den  Antrag  einer  Offensivallianz  aus  dem  April  17562)  zu  beant- 
worten, bevor  noch  die  Truppen  ihre  Winterquartiere  beziehen. 

Die  Anfrage9),  ob  Russland  bereits  jetzt  oder  erst  nach  Ankunft  des 
französischen  resp.  russischen  Botschafters  in  Petersburg  resp.  Paris  »die 
Einladung  zum  Versailler  Vertrag«  wünsche,  »ist  zwar  .  .  .  nicht  erwartet 
gewesen,  nachdeme  bereits  Sr.  Exc.  dem  Herrn  Bottschaftern  ...  zu  er- 
kennen gegeben  worden4),  wie  I.  M.  eine  förmliche  Einladung  erwarten 
werden,  um  sodann  in  der  That  selbst  ihre  Bereitwilligkeit  in  Erfüllung 
des  VerlangenJY;  I.  K.  K.  M.  zu  bezeigen;  allein  es  wird  auch  anjetzo  auf 
I.  russisch-k.  M.  specialen  Befehl  wiederholet,  dass,  gleichwie  I.  M.  be- 
ll Vgl.  Nr.  193a.  2)  Vgl.  Nr.  73c.  3)  Vgl.  S.  475. 
4)  Vgl.  S.  425.  510. 

36* 

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504  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Kriege». 

1756  reits  einmal  zu  declariren  geruhet  haben,  das»  Allerhöchstdieselbe  dem  zn 
Aug-  2,>  Versailles  geschlossenen  Tractat  beizutretten  sich  bereit  und  geneigt  finden 
werden,  also  verharren  I.  K.  M.  in  dieser  freundschaftlichen  Gesinnung, 
dass,  woferue  I.  M.  die  Kaiserin-Königin  glaubeten,  dass  dieser  Beitritt 
Frankreich  bewegeu  kann,  den  König  in  Preussen  zu  abandonniren,  so  seind 
I.  K.  M.  bereit,  auch  vor  der  reciproquen  Beschickung  derer  Botschaftern 
dem  gedachten  Tractat  beizutretten.« 

Aug.  26        194.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  2fi.  August  1756.  Praes. 
12.  September  175(i. 

Nach  der  Urschrift. 

Beatushtws  Stellung. 

Bestushcw  habe  ihn  mit  dem  unglaublichen  Verlangen  bestürmt,  beim 
österreichischen  Hofe  die  Verleihung  eines  Portraits  des  Kaisers  an  den 
14jährigen  Sohn  des  Grafen  Peter  Schuwalow  auszuwirken. 

»8eit  der  Zeit,  als  [dem  Grosskanzler]  das  Wasser  bereits  zum  Munde 
einzudringen  begünnte1),«  hat  er  in  der  Aussöhnung  Apraxins  mit  dem 
General  Peter  Schuwalow  einen  neuen  Halt  gefunden2),  da  Apraxie  »nichts 
versäumet,  den  Grosskanzler  in  diese  neue  Freundschaft  auf  das  sorg- 
fältigste einzuziehen  .  .  .  Wie  lang  und  ob  es  von  einiger  Daure  sein 
wird,  muss  erst  die  Zeit  lehren.  Unterdessen  macht  sich  der  Grosskanzler 
dermal  diesen  Umstand,  solang  es  angehet,  und  soweit  er  darmit  aus- 
langen mag,  zn  Nutzen,  um  womöglich  seinen  verborgenen  Absichten  einen 
Vorschub  zu  leisten. 

»Ich  habe  mich  durch  seinen  äusserlichen  Schein  und  leere  Worte 
niemal  zu  glauben  bewegen  lasson  können,  dass  ihme  allein  und  aus  Vor- 
lieb vor  das  allgemeine  Beste  zu  thun  seie,  insolang  ich  befunden,  dass 
die  von  ihm  abhängende  Werke  mit  seinen  vergnüglichen  Äusserungen 
nicht  mit  ganz  gleichem  Maasse  abgemessen  waren,  und  noch  mehr  befinde 
ich  mich  in  diesem  meinem  Vermuthen  bestärket,  da  dermalen  die  Proben 
viel  zu  rodend  geworden  sind.  Ew.  Exc.  scheinen  darüber  selbst  Merk- 
male in  Händen  zu  haben,  und  ich  meines  Orts  muss  hier  täglich  mehr 
sehen,  dass  seine  unüberwindliche  Hartnackigkeit  und  Rachgierde  sich 
unter  einander  den  Platz  streitig  machen,  welche  von  beiden  seine  ganze 
Aufmerksamkeit  an  sich  ziehen  und  folglich  seine  Schritte  bemeistern  solle. 

»Gewiss  ist  es,  dass  wir  dermalen  hier  keinen  argoren  Gegner  haben. 
Nicht  die  Verwechslung  des  vorigen  Staatssystematis,  nicht  die  innerliche 
Überzeugung,  dass  etwa  selbes  zu  seines  Hofs  und  dem  gemeinen  Besten 
ungedeihlich  sein,  sondern  bloss  der  Umstand,  dass  es  nicht  von  seiner 
Geburt  entspringe,  ist  Ursach  seiner  so  widrigen  Neigung3),  obschon  seine 


1)  Vgl.  S.  183.  2)  Vgl.  S.  510.  ;i;  Vgl.  8.  m.  510. 


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1756  August  26. 


565 


Gegenbestrebungen  und  unter  der  Hand  bezeugende  Vorlieb  vor  Engeland  1756 
wohl  beinebst  noch  sonst  auch  gewüchtige  Nebenursachen1}  haben  dürften. Aug"  2 

»Wann  ihme  die  durch  alle  auch  höchst  sträfliche  Nebenweg  machi- 
nirte  Zerrittung  unseres  guten  Einverständnüsses  mit  dem  hiesigen  Hofe 
nicht  gelungen,  so  darf  selbes  keineswegs  dem  Mangel  seiner  Bemühungen 
und  üblen  Willens  beigemessen  werden.  Es  ist  daran  die  Standhaftigkeit 
und  Freundschaft  der  russischen  Kaiserin  M.  vor  unseren  .  .  .  Hof  und 
des  Grosskanzlers  Ohnmacht  alleine  Schuld.  Es  dörfen  nur  die  Ew.  Exc. 
.  .  .  bekannten  Bemühungen2},  derer  er  sich  bei  der  grossfürstlichen  Herr- 
schaft bedienet,  und  die  da  wider  uns  und  hauptsächlichen  wider  den  fran- 
zöschen  Hof  gestiftete  Abneigung  in  Erwägung  gezogen  werden,  so  fallet 
die  Bestätigung  dessen  von  selbst  in  die  Augen. 

»Die  verborgene  Connexion  des  Grosskanzlers  mit  dem  Williams  ist 
ganz  ungezweifelet  eine  Wahrheit,  und  ist  letzterer  durch  des  Grosskanzlers 
löbliche  Einfädlung  mit  hochgedachter  grossfürstlicben  Herrschaft  auf  das 
beste  einverstanden.  Es  dürfte  auch  die  Vorwiegung  von  Engeland  und 
Entfernung  von  Frankreich  da  desto  tiefere  Wurzeln  allschon  geschlagen 
haben,  als  der  Grossfürst  keinen  Scheu  traget,  sich  darüber  deutlich  und 
öffentlich  vernehmen  zu  lassen. 

»Die  Rachgierde  des  Grosskanzlers  wider  den  Grafen  Woronzow3)  aber 
hat  nun  ihren  höchsten  Gipfel  erreichet,  und  da  jener  sehen  muss,  dass 
der  Kaiserin  M.  Vertrauen  und  Gnaden  sich  täglich  mehr  vor  diesen  er- 
klären4), er  anbei  in  dermaligen  Umständen  weder  in  utili  noch  in  hono- 
rifico  einen  sonderlichen  Antheil  zu  hoffen  habe,  so  glaube  ich,  der  Sache 
nicht  zuviel  zu  thun,  wann  ich  versichere,  dass  er  mit  dieser  leider  mehr 
als  zu  sehr  bewährten  Denkensart  alle  noch  so  wichtige  Beherzigungen, 
ja  selbst  das  Beste  seines  Vatterlandes  auf  die  Seite  zu  setzen  kein  Be- 
denken tragen  würde,  wann  er  nur  Auswege  zu  finden  wüsste,  welche  die 
Abkühlung  seiner  Leidenschaft  und  die  Unterdrückung  seines  Gegners  be- 
förderen helfen  möchten.  .  .  . 

»Ob  uns  zwar  eines  Theils  von  des  Grosskanzlers  so  gearteten  Ge- 
sinnung dennoch  keine  sonderlich  üble  Folgen  von  darumen  zu  befürchten 
stehen,  weilen  seine  Verwendungen  bei  der  russischen  Kaiserin  M.  nicht 
leicht  Platz  greifen  werden5),  so  bin  ich  doch  andern  Theils  in  Zweifel, 
ob  sein  gänzlicher  Fall  jemals  erfolgen  werde,  da  er  sich  von  Seiten  derer 
Schuwalowischen  in  Ansehung  der  grossfürstlichen  Herrschaft  wenigstens 
ein  grosses  Management  dardurch  zu  erwirken  gewusst,  dass  or  sich  nun- 
mehr ungemein  in  ihro  Gnaden  festgesetzet. 

»Alles  dieses  habe  ich  geflissen  vorausgesetzet,  um  Ew.  Exc.  .  .  .  Ein- 
sicht desto  füglicher  ...  zu  unterlegen,  ob,  alle  andorn  Betrachtungen 


1)  Vgl.  S.  482.  510.  2;  Vgl.  Nr.  180.  3)  Vgl.  8.  23«»  f.  325. 
4}  Vgl.  S.  325  f.         5)  Vgl.  S.  511. 


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566  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  unangesehen,  es  eine  rathsame  Sache  sein  könne,  dem  Grosskanzler  sein 
ug.  26  j«jDgang8  berührtes  Ansinnen  einzugestehen,  welches  leicht  erächtlich  ihm 
zwar  allerdings  bei  dem  General  Schuwalow  ein  ganz  besonderen  Verdienst 
zuwägen,  aber  nichts  weniger  denn  den  gewünschten  guten  Erfolg  vor  uns 
hervorbringen  würde.  Maassen  der  Grosskanzlor  des  Schuwalows  Gegen- 
erkenntlichkeit dadurch  zu  Ausführung  seiner  üblesten  Absichten  unfehlbar 
nützen  würde,  wessentwegen  ich  der  gnädigen  Entscheidung  weiters  über- 
lasse, ob  rathsam  sein  will,  dass  man  unserer  Soits  des  Grosskanzlers 
Unterstützung  wünschen  und  auf  solche  Art  darzu  die  ITändo  bieten 
sollen.«  Bittet  jedenfalls  um  eine  ostensible  Antwort,  nm  sich  vor  Bestuahew 
ausweisen  zu  können. 


Aug.  27       195.   Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  27.  August  1756. 

Nach  dem  Reinconcept.   Vgl.  Naude",  Beitrage  I,  32;  Koser  II,  27;  Heig'-l  I,  H;  Delbrück, 
Pr.  Jahrb.  M,  41. 

Die  Vertheidigungsanatalten  nähmen  ihren  Fortgang.  »Ob  nun  zwar 
nicht  alles  so  geschwind  und  vollkommen,  als  zu  wünschen  wäre,  veran- 
staltet werden  können,  so  ist  doch  seiter  der  Mitte  des  verflossenen  Monats 
julii,  als  der  Zeit,  wo  die  Anstalten  erst  ihren  Anfang  genommen  haben  *), 
schon  viel  geschehen,  und  es  dörften  nicht  viole  Beispiel  zu  finden  sein, 
dass  von  8eiten  des  .  .  .  Erzhauses  mit  mehrerer  Eilfertigkeit  zu  Werk 
gegangen  und  die  ganze  Maschine  in  Bewegung  gesetzet  worden.  Beson- 
ders hätte  der  Anstand  wegen  Aufbringung  der  pro  extraordinario  erforder- 
lichen grossen  Geldsummen  leicht  abschröcken  können.  Allein  die  Stände 
und  das  Ministerium 2)  bezeigen  desfalls  alle  mögliche  Willfährigkeit,  und 
sind  bereits  auf  der  ersteren  Credit  ein  paar  Millionen  bar  aufgebracht 
worden,  auf  welche  Ressource  man  sich  königlich-preussi scher  Seits  nicht 
versehen  haben  dörfte,  da  jedermann  bishero  der  Meinung  gewesen  ist,  dass 
bei  ermanglendem  Vorrath  in  den  Kassen  nicht  so  geschwind  Rath  zu 
schaffen  seie.« 


Aug.  29       1  96.   Starhemberg  an  Kaunitz.    Paris,  29.  August  1756.  Praes. 
5.  September  1756. 

Nach  der  Urschrift   ygl.  Beer,  M.  I.  Ö.  O.  XVII,  121. 
Frankreich  betcüligt  auch  die  condition*  convenable»  vom  9.  Juni  1756. 

»Le  suooes  des  d6marcb.es  que  j'ai  faites  en  consdqueuce  de  ce  qui 
ätait  contenu  dans  le  rescript  ...  du  11  de  ce  mois3)  au  sujet  des 
mesures  et  du  concert  ä  prendre  avec  cette  cour  pour  s'assurer  de  celle 
de  Russie,  a  öte*  aussi  prompt  que  favorable.  J'ai  obtenu  tout  ce  que  j'ai 
demande',  et  j'ai  demandd  beaucoup  plus  que  les  ordres  ...  ne  me  l'im- 
posaient.  .  .  . 

1)  Vgl.  S.  554.         2)  Vgl.  S.  461..         3)  Vgl.  Nr.  184. 


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1756  August  26  —  August  29. 


567 


»V.  Exc.  verra  par  la  piece  ci-jointe1)  .  .  .  qui  a  e*te"  rödige*e  de  1756 
concert  entre  M.  l'abbe*  de  Bernis  et  moi,  que  I  on  nous  donne,  pour  ainsi  ^ug"  * 
dire,  carte  blanche  sur  tont  ce  qui  concerne  cette  affaire,  et  que  Ton  pousse 
la  conti  an  ce  au  point  de  nous  laisser  les  maitres  de  disposer  ä  notre  gre* 
des  sommes  tres  conside'rables  que  Ton  s'engage  ä  nous  rembourser,  et  les- 
quelles  j'obtiendrai  m£me  peuMtre  que  l'on  nous  fournisse  par  avance. 

»J'ai  tache*  de  rdgler  toute  oette  affaire  de  facon  que  nous  en  restas- 
sions  abaolument  les  maitres,  et  que  la  n^gociation  passät  uniquement  par 
les  mains  de  M.  le  comte  d'Esterhasy.  .  .  .  On  de'sire  de  Her  la  cour 
de  Russie  pour  Tun  et  l'autro  des  deux  cas  possibles,  soit  que  le  traite* 
secret  se  conclue,  soit  qu'il  ne  se  fasse  pas.  Je  crois  que,  dans  Tun  ou 
l  autre  de  ces  deux  cas,  nous  avons  un  egal  inte>et  avec  la  France  ä  cet 
egard. 

» Si  le  traUe*  secret  a  lieu,  ce  sera  a  notre  cour  ä  payer  les  subsides 
ä  la  Russie,  ä  commencer  du  temps  oü  nous  toucherons  ceux  que  la  France 
aura  k  nous  donner.  Jusqu'ä  ce  temps,  celle-ci  restera  charge'e  de  tons  les 
frais  ä  faire;  bien  entendu  qu'elle  dewrerait  fort  que,  jusqu'au  commence- 
ment  de  l'entreprise,  la  Russie  se  contentat  du  m6me  subside  de  paix  que 
devait  lui  donner  l'Angleterre. 

>8i  le  traite  secret  ne  se  concluait  pas  (ce  qui  pourtant  n'est  nulle- 
ment  probable),  on  voudrait  n'avoir  ä  payer  constamment  que  le  subside 
de  paix.    Mais  ce  serait  toujours  la  France  qui  paierait  le  tout.« 

Die  Zahl  der  18  conditions  convenables  des  Rescripts  vom  9.  Juni3) 
habe  er  zunächst,  um  keinen  unnöthigen  Schrecken  hervorzurufen,  mög- 
lichst gemindert.  No.  8,  9,  10,  11,  15  und  16  seien  »plutdt  pour  ma  con- 
naiss&nce  particnliere«  aufgestellt  worden,  als  »pour  que  j'eusse  ä  les  pro- 
poser  des  ä  präsent.«  Ferner  habe  er  die  2.  Bedingung  unterdrückt,  da 
man  sich  Uber  sie  zum  Theil  schon  gelegentlich  »des  quatres  premieres 
demandes  concernant  la  possibilitä  et  l'exäoution  de  l'entreprise  projete"e« 
geeinigt  habe3).  Die  übrig  bleibenden  11  Conditionen  habe  er  in  6  zu- 
sammengefasst4). 

Ad  1.  Noch  weiterer  Ländererwerb  für  Österreich  ausser  Schlesien 
und  Glatz.  Er  habe  sich  hier  nur  allgemein  ausgedrückt,  aber  betont,  »que 
nos  vues  ätaient  tournees  principalement  ou  sur  une  partie  de  la  Lusace 
ou  sur  une  partie  du  Haut-Palatinat  ou  enfin  sur  le  duche*  de  Sulzbach, 
ä  cause  que  ces  provinces,  Ctant  limitrophes  de  la  Boheme,  seraient  plus  que 
toutes  autres  ä  notre  convenance,  et  que,  d  ailleurs,  elles  appartenaient  ä 
des  princes  qu'il  serait  aise*  de  dödommager  tres  amplement  aux  de*pens 
du  roi  de  Prasse.« 

Die  Antwort  besagte,  »que  le  Roi  T.  C.  consent  et  conviendra  avec 


1)  Vgl.  Nr.  196b.  2)  Vgl.  S.  3'J0  ff.  3;  Vgl.  Nr.  144  c  und  S.  520.  526. 
4)  Vgl.  Nr.  196  a. 


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568  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

l'äf»  qous  (NJ.  par  un  article  cxpres  du  traite  secret)  qu'outre  la  Siläsie  et  le 
29  comte'  de  Glatz,  nous  obtenions  enoore  un  de'dommagement  ultärieur  pour 
les  sacrifices  que  nous  faisons,  et  que  ce  de'dommagemeut  consistera  dans 
un  des  trois  objets  dont  j'ai  fait  mention  ci-dessus;  bien  entendu  toute 
fois  que  nous  convenions  d'avance  sur  ce  point  avec  les  prdsents  posses- 
seurs,  et  que  ce  soit  de  concert  avec  la  France.«  .  .  . 

-  Er  habe  von  den  Österreichischen  Wünschen  auf  Crossen  noch  nichts 
angedeutet,  weil  er  1)  eine  solche  Verabredung  bis  auf  die  Zeit  nach  vol- 
lendeter Eroberung  dieses  Landes  verschieben  möchte,  2}  »parceque  j'ai  cru 
que  rien  n'e*tait  plus  propre  ä  d&erminer  cette  cour  ä  se  preter  au  d6- 
pouillement  du  roi  de  Prusse  que  de  lui  laisBer  croire  constnmment  que 
nous  ne  prötendons  aucune  autre  part  ä  ce  de'pouillement  que  la  Sile'sie, 
teile  qu'elle  ötait,  lorsque  eile  nous  a  6t6  enleväe,  et  le  comte  de  Glatz«, 
und  endlich  3),  weil  er  mit  dem  Ausdruck  »toute  la  Sile'sie1)«  in  der  ersten 
conditio  sine  qua  non  bereits  für  künftig  die  Möglichkeit  der  Geltendmachung 
dieses  Anspruchs  vorbehalten  habe. 

Ad  2)  sei  nichts  besseres  zu  wünschen,  als  dass  >la  France  secondo 
les  ddmarches  (ou,  du  moins,  ne  s'y  oppose  pas),  que  nous  aurons  a  faire 
aus  cours  de  Naples  et  de  Madrid,  et  particulierement  ä  la  premiere,  pour 
y  obtenir  les  avantages  e*nonc&  dans  cette  condition.  La  response  de  la 
France  est  satisfaisante  en  ce  qu'elle  nous  met  en  libertd  de  traiter  sur 
ce  point  directement  avec  la  cour  de  Naples,  en  prenant  toute  fois  la  prö- 
caution  d'informer  la  cour  d'ici  des  dlmarches  que  nous  ferons  ä  ce  sujet, 
et  du  succes  qu'elles  auront.« 

Auch  No.  3,  4,  5  nnd  6  seien  anstandslos  bewilligt  worden;  No.  3 
jedoch  mit  dem  Vorbehalt  der  »reversion,  dans  le  cas  de  laquelle  la  France 
demande  des  avantages  ultcrieurs  pour  elle-mgmo.«  Frankreich  habe  zu- 
gestände^ dass  auch  die  Bewilligungen  in  diesen  6  Punkten  auf  Wunsch 
dem  geheimen  Tractat  einverleibt  würden. 

>On  insiste  prösentement  plus  que  jamais  sur  la  prompte  rädaction 
du  plan  de  notre  traite*  secret.  J'entrevois  aisöment  le  motif  de  cet  em- 
pressement.  C'est  la  crainte  que  Ton  a,  que  le  roi  de  Prusse  ne  vienne 
ä  nous  attaquer  avant  la  conclusion  dudit  traite*.  On  voit  bien  que  Ton 
ne  pourrait  pas  se  dispenser  en  pareil  cas  de  nous  secourir,  et  m6me  trös 
effioacement;  nous  le  serions  aussi  par  la  Russie,  nos  propres  forcea  sont 
tres  consid^rables:  on  conclut  donc  de  lä  qu'il  est  probable  que  nous  rem- 
porterions  Tavantage  sur  ce  Prince,  et  qu'il  serait  tres  possible  que  nous 
lui  enlevassions  la  Sile'sie  et  le  comtö  de  Glatz  et  parvinssions  a  notre  but 
de  Faffaiblir  de  toute  part2},  saus  que  pour  cela  nous  fussions  Obligos  ä 
la  cession  des  Pays-Bas. «  Ein  Theil  des  Conseils,  Rouille'  und  d'Argenson, 
glaubten  sogar,  dass  Österreich  aus  diesem  Grunde  einen  schnellen  Ab- 


1)  Vgl.  S.  450.         2)  Vgl.  S.  516. 


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1756  August  29. 


5(59 


schluss  des  geheimen  Vertrages  noch  vor  dem  Angriff  des  preussiachen  1756 
Königs  gar  nicht  wünsche.    Um  so  nöthiger  sei  es,  diesen  Verdacht  Öster-  ^u^' 
reichischer  Seits  nicht  dnrch  freiwillige  Verzögerung  des  Abschlusses  zu 
nähren. 

Starhemberg  rathe  auch  seiner  Seits  dringend  und  in  Übereinstimmung 
mit  Bernis  zu  möglichst  schleunigem  Abschluss  des  Vertrages.  »II  serait 
inutile  de  vouloir  se  tiatter  que,  dans  le  cas  oü  le  roi  de  Prusse  viendrait 
ä  nous  attaquer  avant  la  conclusion  du  tratte"  sccret,  nous  puissions  ja- 
mais  parvenir  ä  obtenir  sur  lui,  sans  conclure  le  traitö  avec  la  France, 
lcs  mgmes  avantages  qne  nous  obtiendrions  par  le  moyen  des  arrangements 
ä  prendre  dans  ledit  traite\  Jamais  la  France  ne  concourrait  ni  m£me  ne 
consontirait  ä  la  conqu€te  de  la  Silesie  et  au  plus  grand  affaiblissement 
du  roi  de  Prusse,  si  eile  n'obtenait  par  lä  les  avantages  quo  notre  tratte" 
doit  lui  procurer,  et  tant  que  ce  tratte"  ne  serait  pas  conclu,  ses  secours 
ne  seraient  probablement  que  tres  faibles  et  delensifs.« 

Dieser  Gesichtspunkt  scheine  ihm  so  einleuchtend,  dass  er  trotz  der 
»diffgrences  aussi  considerables,«  die  noch  beständcu,  rathe,  sofort  an  die 
Redaction  des  Vertrags  zu  gehen,  zumal  man,  solange  die  Furcht  vor  einem 
baldigen  preusBischen  Angriff  auf  Österreich  andaure,  Aussicht  auf  be- 
sonders weites  Entgegenkommen  habe.  .  .  . 


196a.  Beilage  2  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  29.  August  Aug.  29 
1756. 

Nach  dor  Urschrift 

Starhemberg  habe  die  18  »conditions  de  convenance« ')  unter  3  Gesichts- 
punkten geordnet: 

1)  Landentschädigung.    (Nr.  1  und  2  der  neuen  Fassung). 

2)  Reservirung  gewisser  Rechte»    (Nr.  3,  4,  5). 

3)  Liquidation  gewisser  seit  den  Friedensschlüssen  von  Wien  und 
Aachen  strittiger  Punkte.    (Nr.  6). 

1)  »Les  arrangements  pour  Taffaiblissement  ultcYieur  du  roi  de  Prusse 
seront  pris  de  facon  que  S.  M.  Imp.,  outre  Tacquisition  de  la  Silesie  en- 
tiere  et  da  comte"  de  Glatz,  puisse  etre  mise  en  possession  de  quelque 
dtendue  de  pays  ä  sa  convenance  dont  on  conviendrait  entro  les  parties 
inte*ress6es,  et  dont  les  presents  possesseurs  seraient  dddommages  au  moyen 
da  sasdit  demembrement. 

2]  »S.  M.  T.  C.  secondera  les  dcmarches  que  LL.  Ms.  Imps.  se  pro- 
posent  de  faire  aupres  des  oours  de  Madrid  et  de  Naples,  pour  les  d<$- 
terminer  ä  consentir  en  faveur  des  avantages  que  ces  deux  cours  et  par- 
ticulierement  celle  de  Naples  retireront  de  l'arrangement  projete': 


1)  Vgl.  S.  390  ff. 


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570  Österreichische  Acten  «ur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  a)  »ä  la  cession  des  placos  sur  les  cöt^s  de  la  Toscane  en  favenr  de 

Ang.  29     g  M  rEmpereur; 

b)  »ä  une  renonciation  formelle  ä  tonte  preHention  sur  les  biens  allo- 
diaux  des  maisons  de  Medici  et  de  Farnese,  et 

c)  »ä  un  concours  en  argent  ä  l'execution  du  projet. 

3)  »La  maison  d 'Antriebe  continuera,  comme  par  le  passe*,  a  confe'rer 
lordre  de  Ia  toison  d'or  et  a  porter  les  armes  et  les  titres  de  la  maison 
de  Bourgogne,  dont  eile  descend  en  ligne  directe.  Elle  conservera  en 
cette  qualitc*  la  voix  et  la  seance  ä  la  Diete  de  l'Empire,  ainsi  que  la  pre- 
sentation  ä  la  chambre  imperiale,  et,  par  le  meme  principe,  les  fitats  dont 
le  sörenissime  Iufant  sera  mis  en  possession,  retourneront  de  plein  droit  ä 
ladite  maison  d'Autriche,  si  la  postente"  dudit  Infant  en  ligne  directe  et 
legitime  vonait  ä  manquer. 

4)  »On  s'arrangera  pour  assurer  ä  Leurs  Altesses  Royales  le  prince 
Charles  et  la  prineesse  Charlotte  de  Lorraine  les  fonds  actuellemcut  assi- 
gnea  pour  leur  eotretien  sur  les  Pays-Bas  on  pour  ienr  procurer  de  quel- 
que  antre  facon  un  äquivalent  convenable. 

5)  »8.  M.  l'Impenitrice  so  reserve  de  retirer  l'artillerie  et  les  maga- 
sins  qui  se  trouvent  actuellement  k  Luxembourg. 

6)  »S.  M.  T.  C.  fera  terminer  au  plus  tot  l  affaire  de  la  liqnidation  et 
de  l  acqnittement  total  des  dettes  de  Lorraine  ainsi  que  le  payement  de 
ce  qui  est  dü  k  8.  M.  1'Imperatrice,  tant  ä  raison  des  prisonniers  francais 
faits  pendant  la  derniere  guerre  que  pour  la  bonification  de  l'artillerie 
tiree  des  Pays-Bas.« 

Aug.  29       196  b.   Beilage  4  zu  Starhembergs  Bericht  an  Kaunitz  vom  29.  August 
1756. 

»R^ponses  aux  propositions  de  convenance  avec  la  clause 

aecoutumde.« 

>Quoiqne  le  Roi  sent  toute  la  valeur  politique  et  reelle  de  l'agrandis- 
sement  que  se  proposent  LL.  Ms.  Imps.  tant  en  Allemagne  qu'en  Italic, 
cependant  dans  le  cas,  et  non  autrement,  oü  LL.  Ms.  T.  C.  et  Imps.  seraient 
parfaitement  d'aecord  snr  tous  les  points  essentiels  du  traite"  secret,  8.  M. 
T.  C.  se  prßtera  aux  six  articles  qui  contiennent  les  demandes  ultärieurcs 
de  la  cour  de  Vienne,  de  la  maniere  snivante: 

l)1)  »Dans  le  cas  oü  le  dömembreraent  des  fitats  du  roi  de  Prnsse 
serait  convenu  entre  les  denx  conrs,  8.  M.  T.  C.  consentira  et  conviendra 
que  LL.  Ms.  Imps.  soient  mises  en  possession  de  quelque  ötendne  de  pays 


1)  Starhemberg  bemerkte  hierzu:  »N$.  Cette  reponse  est  dans  le  sens  de  l'ex- 
plication  que  j'ai  donnee  ä  M.  l'abbe  de  Bernis  de  notre  premiere  propoBition.« 
Vgl.  S.  567. 


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1756  August  29  —  September  7.  571 

k  leur  bienseance  dans  le  voisinage  de  la  Boheme,  dont  on  conviendrait  1756 

Ann  29 

avec  les  parties  iutöressees  et  de  concert  avec  la  France. 

2)  »Aux  memes  conditions  le  roi  se  prßtera  au  second  article.«  .  .  . 


197.    Kaunitz  an  Starhemberg.    Wien,  2.  September  175(5.  Sept.  2 

Nach  dem  Reiuconcopt.   Vgl.  r.  Arneth  V,  25;  Lehmann  128.  55;  Koser  II,  42. 

Angesichts  des  unerhörten  preussischen  Friedensbruches  ist  der  Zeit- 
punkt nunmehr  erschienen,  »in  welchem  der  französche  Hof  mit  Ernst  zur 
Sache  zu  thun,  uns  und  Sachsen  so  geschwind  und  so  gut,  als  es  möglich 
ist,  unterstützen  zu  helfen1),  zu  diesem  Ende  aber  hauptsächlich  bedacht 
sein  muss,  die  Subsidientractaten  im  Reich 2)  zu  beschleunigen  und.  bis  die 
allianzmässige  Hälfe  in  natura  gestellet  wird,  uns  die  erforderliche  und  im 
Tractat  vom  1 .  maji  bestimmte  Geldsummen  eiligst  abfolgen  zu  lassen,  um 
mit  denenselben  auf  eine  gedeihliche  Art  bei  dem  russischen  Hof  operiren 
zu  können.«  .  .  . 

Die  » wichtige  und  umständliche  Depeschen  vom  20.  August3)  ent- 
halten in  der  That  viel  vergnüglichere  Nachrichten,  als  man  vennuthet 
hatte,  und  Ew.  Hoch-  und  Wohlgeboren  vernünftiges  und  geschicktes 
Benehmen  ist  alles  Lobs  vollkommen  würdig;  doch  seind  noch  einige 
beträchtliche  Punkten  sehr  anstössig.  Allein  bei  der  dermaligen  Ab- 
wesenheit des  Hofes4),  und  bis  die  jetzige  Umstände,  so  auf  dieser  Seite 
vorliegen,  das  ist,  die  preussische  Unternehmungen  nicht  in  ein  noch  deut- 
licheres Licht  gesetzet  werden,  kann  man  sich  hierorts  nicht  äussern,  da 
es  ferners  in  der  Eile,  mit  welcher  gegenwärtiges  Schreiben  .  .  .  aus- 
fertige, auch  für  diesmal  nicht  möglich  wäre,  näher  in  die  8ache  einzu- 
gehen. Ansonsten  hat  Preussen  durch  seine  levee  de  bouclier  und  durch 
seinen  ungerechten  Friedensbruch  selbst  viele  8chwttrigkeiten  gehoben,« 
und  Starhemberg  solle  sich  diese  Gelegenheit  zu  Nutzen  machen. 


198.    Esterhasy  an  Maria  Theresia.    Petersburg,  7.  September  1756.  Sept.  7 

Nach  der  Urschrift.   Vgl.  t.  Ärneth  Y,  41»;  Waddington,  Renvereement  515;    Naudö,  bei- 
trage I,  92. 

Hofft  die  englischen  Bemühungen  um  Russland  zu  durchkreuzen,  wenn  Österreich  bald 

das  angetragene  Offensivbündniss  ahschliesst 

Übersendet  in  Beantwortung  des  Erlasses  vom  7.  August  1 7  5  6 5)  eine 
russische  Note  vom  20.  August  st.  v.6),  aus  der  die  Kaiserin  entnehmen 

1)  Am  selben  Tage  schrieb  Kaunitz  ähnlich  an  Esterhasy,  er  erwarte,  dass 
die  Zarin  sowohl,  um  die  >so  ohnerhört  verletzte  Rechte  aller  Souveränen  zu 
vertheidigen«,  als  in  Erfüllung  der  Defensivverträge  Sachsen  und  Österreich  so- 
fort beiapringen  werde.        2)  Vgl.  S.  486.  556.         3)  Vgl.  Nr.  187. 

4)  Die  Kaiserin  befand  sich  in  dem  Lustschloss  Holitsch  an  der  mährisch- 
ungarischen  Grenze.  Vgl.  v.  Arneth  V,  1.      5)  Vgl.  Nr.  182.      6)  Vgl.  Nr.  199  a. 


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572  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Kriege«. 

1756    werde,  das»  die  russische  Kaiserin,  »ungeachtet  aller  englischen  Intrigueu 
ent  7  »www 
**  '    und  fast  unbeschränkter  Offerten1),  nicht  nur  bei  ihrem  ersten  grossmüthigen 

Entschluss  und  Erklärung  in  Ansehung  des  grossen  Vorhabens  nach  wie 
vor  standhaft  verharren'2),  sondern  auch  in  jenem  Fall,  wann  der  König 
in  Preussen  noch  vor  der  mit  Frankreich  zu  Stand  gekommenen  geheimen 
Handlung  in  .  .  .  Dero  Erbkönigreich-  und  Landon  wider  besseres  Ver- 
muthen  einen  feindlichen  Einfall  unternehmen  sollte,  ihrer  aus  dem  Allianz- 
tractat  vom  Jahr  1746  entspringenden  Verbindlichkeit  heilig  und  genau 
nachkommen  zu  wollen  declariret.  Und  da  Ew.  K.  K.  M.  Absicht  unter 
einsten  auch  dahin  gerichtot  ist,  dass  von  Seiten  des  russischen  Hofs  der 
französche  zu  einer  näheren  und  baldigen  guten  Einverständnis  und 
engeren  Zusammensetzung  auf  eine  unverfängliche  Art  aufgemunteret  werde, 
so  geruhen  Ew.  K.  K.  M.  aus  dem  .  .  .  angefügten  Extract  des  an  den 
hiesigen  Hofrath  Bechtejew:1)  unterm  20.  August  nacher  Paris  ergangenen 
Rescripts  des  mehrern  zu  ersehen,  wie  und  auf  was  Art  durch  meine  Vor- 
stellungen diese  Anweisung  eingerichtet  worden  seie.« 

Wie  Österreich 4)  habe  auch  Russland  ein  Circularrescript  au  seine  diplo- 
matischen Vertreter  über  die  preussischen  Rüstungen  verschickt.  »Gleich- 
wie nun  der  hiesige  russische  Hof  [darin]  auf  das  feierlichste  erkläret, 
seine  mit  Ew.  K.  K.  M.  habende  Allianzobliegenheiten  in  allen  Fällen  er- 
füllen zu  wollen,  so  wird  durch  eine  so  solenne  Deklaration  allen  eng- 
lischen und  preussischen  Machinen  und  für  das  künftige  der  Weg  und  an 
andere  Höfe  abgeschnitten  werden.  .  .  . 

Ȇbrigens  ist  dem  .  .  .  Williams  den  29.  August  von  seinem  Hof 
abermalen5)  ein  Courier  zugekommen,  und  wie  mir  der  gewiss  gutgesinnte 
Vicekanzler  im  Vertrauen  schon  eröffnet,  so  sollo  dessen  Mitbringen  in  dem 
bestehen,  dass  der  englische  Hof  das  conventionsmässige  Wartgeld  neuer- 
dings anbieten,  dagegen  aber  die  darin  stipulirte  Hfllfleistung  en  göneral 
sich  vorbehalten  und,  die  Sache  hier  noch  mehr  schmackhafter  zu  machen, 
sich  noch  über  das  zu  ein-  und  anderer  Verbesserung  und  Beisatz  einver- 
stehen wolle,  welches  mit  denen  in  meinem  .  .  .  Bericht  vom  26.  August5) 
von  dem  Chevalier  Williams  gethanen  Äusserungen  keineswegs  überein- 
kommet. Und  ist  sehr  merkbar,  dass  weder  von  des  Williams  Rappell, 
weder  auch  dass  allenfalls  oine  Negociation  naohgezogen  und  der  Prinz 
Golyzin  hierzu  gebrauchet  werden  solle,  etwas  mehr  zu  hören  seie.  .  .  . 

»Ungehindert  nun  der  Grosskanzler  dem  neuen  systemati  abgeneigt  ist, 
so  hat  mich  der  Vicekanzler  versicheret,  dass  man  die  so  oft  angebottene 


1)  Vgl.  S.  551.  561.  2)  Vgl.  S.  561.  565. 

3)  Russland  erklärte  darin,  durch  Valorys  drohende  Erklärung  [vgl.  S.  480] 
in  seinem  Vertrauen  auf  Frankreich  gestärkt  zu  sein,  und  trug  auf  oine  schleunige 
und  feste  Verbindung  beider  Reiche  an.  Doch  dürfe  in  dieser  Angelegenheit 
nichts  ohne  Wissen  und  Einverständniss  Starhembergs  geschehen.  Über  Bechte- 
jew  vgL  auch  Brückner  362.         4)  Vgl.  S.  489.         5)  Vgl.  S.  561. 


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1750  Septerabor  7. 


573 


englische  Snbsidien  hier  gleichwohlen  nicht  annehmen,  sondern  abwarten 
wolle,  was  die  zwischen  Ew.  K.  K.  M.  mit  Frankreich  entamirte  Nego-  Sept* 
ciation  für  einen  Ausgang  gewinnen  werde1),  mithin  würden  auch  die  an 
den  Golyzin  abgehende  Befehle  so  abgefasset,  dass  er  seines  Orts  unter 
allerhand  scheingründigen  Vorgebnngen  wegen  der  alten  oder  aber  wegen 
einer  neuen  Convention  das  englische  Ansuchen  in  die  Länge  hinauszu- 
ziehen trachten  solle.  Ew.  K.  K.  M.  werden  ...  aus  meinem  heutigeu 
.  .  .  Bericht  des  mehreren  .  .  .  entnehmen,  dass  eines  Theils  Dero  .  .  . 
Geschäften  hier  zwar  auf  einem  guten  Fuss  stehen2),  anderen  Theils  aber, 
dass  auch  Engeland  durch  die  beständige  neue  Offerten  nichts  versäume, 
um  den  hiesigen  Hof  auf  Irrwege  zu  verleiten.  Noch  kommet  hinzu,  dass 
die  grossfürstliche  Herrschaft  und  insonderheit  der  abgeneigte  Grosskanzler 
Graf  Bestushew  wegen  seiner  Privatabsichten  die  englische  Anerbieten  noch 
immerhin  nicht  völlig  fallen  lassen  machen,  und  da  sich  die  geheime  Ne- 
gociation  so  gar  lang  hinausziehet,  so  kann  man  in  die  Länge  fast  für 
nichts  stehen. 

»Ew.  K.  K.  M.  .  .  .  Beurtheilung  also  muss  ich  unterwerfen,  ob  und 
was  fnr  Mittel  auszufinden  seien,  um  sich  des  hiesigen  Hofs  vollkommen 
zu  versicheren.  Das  verlüsslichste  und  sicherste  nach  meinem  ...  Er- 
messen wäre,  wann  die  Offensivconvention3)  je  eher  je  besser  mit  Russ- 
land zu  Stand  gebracht  werden  könnte;  gestalten  alsdann  der  hiesige  Hof 
gebundene  Hände  haben  und  das  zu  Ausführung  des  grossen  Vorhabens 
[mit  Frankreich  abzuschliessende  geheime  Geschäft]  mit  mehrerer  Gelassen- 
heit abwarten  würde.« 


199.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  7.  September  1756.  Sept.  7 

Nach  der  Urschrift.   V*l.  t.  Arnoth  V,  Vi. 

Ruxdand  verlangt  keine  Subsidien. 

Er  habe  »die  Abschrift  des  Klinggräffischen  Memoire  mit  der  hier- 
auf erstatteten  Antwort  übergeben,  auch  sonsten  von  dem  .  .  .  Kescript 
vom  20.  August4)  zu  des  hiesigen  Hofs  Einsicht  und  Benehmung  einen 
ausgiebigen  Gebrauch  zu  machen  mich  beeiferet,  nicht  minder  habe  dem 
Grosskanzler  Ew.  Exc.  vorweisliches  Schreiben5)  .  .  .  lesen  lassen,  nnd 
also  unschwer  abzunehmen,  dass  er  hierüber  nicht  wenig  betroffen  worden. 
Da  aber  der  Schluss  ihm  das  Wort  gesprochen,  ist  mir  eben  nicht  schwer 
gefallen,  ihm  wenigstens  dem  änsserlichen  Schein  nach  meines  Hofs  Zu- 
friedenheit über  sein  Betragen  glauben  zn  machen.  Unterdessen  dörfte 
dies  vorzoiglicho  Schreiben  etwa  gleichwohlen  eine  gute  Folge  so  ehender 
nach  sich  ziehen,  als  er,  der  Grosskanzler,  leicht  einsehen  kann,  dass  er 
mit  seinen  üblen  und  widrigen  ^Anschlägen]  hier  nicht  aufkommen  könne0).« 

1)  Vgl.  S.  557.  559.         2)  Vgl.  8.  r>61.         3)  Vgl.  Nr.  7.1  c. 
4)  Vgl.  Nr.  188.  5)  Vgl.  Nr.  189  b.         0)  Vgl.  S.  499.  512. 


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574  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756_         Russlaud  werde  im  Falle  eines  preussischen  Angriffs  sich  der  pfiieht- 

ePt*  '  massigen  Hülfsleistung  nicht  entziehen. 

>Gleichwie  nun  der  russische  Hof  seit  meiner  ganzen  Negocintion  von 
einer  vorläufigen  Aushttlf  mir  noch  niemalen  ein  Wort  gesprochen  oder 
etwas  dergleichen  auch  nur  von  weitem  gegen  mich  fallen  lassen benebst 
auch  sich  in  seiner  heutigen  Antwort  zu  aller  alliunzinässigen  Erfüllung 
im  Fall  eines  preussischen  Einfalls  schon  zum  Voraus  erkläret  hat,  so  finde 
noch  gar  nicht  an  der  Zeit  zu  sein,  von  denen  in  dum  vierten  geheimen 
Artikul  des  Petersburger  Tractats  conditionate  stipulirten  zwei  Millionen  f. 
schon  dermalen  etwas  zu  erwähnen2),  sondern  glaube,  besser  zu  thun,  da- 
mit noch  etwas  zurückhalten  zu  sollen.  Ingleiohen  solle  zu  Ew.  Exc. 
hohen  Wissenschaft  .  .  .  anmerken,  dass  ich  noch  niemalen  abnehmen 
können,  dass  Russland  auf  französche  Subsidien  eine  Kucksicht  trage,  im- 
maassen  demselben  genug  zu  sein  scheinet,  wann  nur  der  König  in  Preussen 
geschwächet  und  zu  dessen  Mitwttrkung  Frankreich  mit  in  das  impegno 
eingeflochten,  folglichen  die  allgemeine  Ruhe  und  Sicherheit  auf  einem 
festen  Fuss  hergostellet  werden  kann,  gestalten  nach  meiuer  hiesigen  Ein- 
sicht dem  russischen  Hof  nichts  angenebmers  sein  würde,  als  wann  sich 
unsere  geheime  Negociation  hierauf  aecrochiren  sollte3).« 


Sept.  7        199a.   Beilage  zu  Esterhasys  Bericht  an  Kaunitz  vom  7.  September 
1756. 

Nach  der  Urschrift    Vgl.  v.  Arneth  V,  4y. 

»Nota.« 

Petersburg,  20.  August  1756«;. 

Iiussland  erklärt  sich  zu  sofortiger  Hülfe  gegen  Preussen  bereit. 

»Aus  der  von  Sr.  Exc.  dem  Herrn  Bottschaftern  den  11.  dieses5) 
geschehenen  Communication  ist  sowohl  eines  Theils  mit  Bedaueren  ersehen 
worden,  wie  grosse  Ursach  seie  zu  beförebten,  dass  nicht  der  König  in 
Preussen  durch  einen  unvermutheten  und  plötzlichen  Einfall  in  Böhmen 
oder  Mähren  die  von  demselben  hegende  gemeinschaftliche  Absicht  prae- 
veniren  und  dardurch  die  Bewerkstelligung  derselben  beschwerlich  machen, 
als  auch  anderon  Theils  ist  I.  K.  russischen  M.  angenehm  gewesen  zu 
vernehmen,  dass  I.  M.  die  Kaiserin-Königin  ein  so  festes  Vertrauen  in  I. 
K.  M.  freundschaftlichen  und  bundsmässigen  Beistand  setzen,  dass  an- 
jetzo  der  Nutzen  und  die  Notwendigkeit  derjenigen  kräftigen  Maassregien, 
welche  I.  K.  M.  vorläufig  zu  nehmen  geruhet  haben6),  anerkennet,  und 
dass  endlichen  die  Hoffnung  eingesehen  wird,  die  in  Frankreich  entamirte 
geheime  Negociation  nach  Wunsch  zu  vollziehen.   8.  Exc.  der  Herr  Bott- 

1)  Vgl.  S.  506.  561.  2)  Vgl.  S.  547.  3)  Vgl.  S.  506.  561. 

4)  Alteu  Stils.  5)  Vgl.  8.  557.  6)  Vgl.  S.  558.  560. 


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1756  September  7. 


575 


schafter  können  dahero  die  kräftigste  Versicherungen  seinem  Hof  geben,  1756 
dass,  gleichwie  L  K.  M.  in  Qefolg  desjenigen,  was  sie  bereits  zu  Nutzen  **ept* 
der  gemeinschaftlichen  Absicht  wider  den  König  in  Preusseu  gethan,  bei 
Existirung  des  zu  erwartenden  Falls  ihrer  Seits  all-mögliches  würklich  an- 
wenden werde,  also  im  widrigen  Fall,  wann  nämlich  wider  all-besseres 
Vermuthen  der  König  in  Preussen  eine  Invasion  in  die  Staaten  I.  M.  der 
Kaiserin  -  Königin  thäte,  ehe  noch  die  negociirte  Concertirung  zu  Stand 
käme,  I.  K.  M.  ihre  mittelst  des  im  Jahr  1716  geschlossenen  Tractats 
angenommene  Verbindlichkeit  heilig  und  genau  nachkommen  werden. 

»Dass  I.  K.  M.  za  einer  baldigen  und  mehr  als  genauen  Erfüllung 
dieser  Verbindlichkeiten  sich  in  vollkommener  Bereitschaft  finden,  darüber 
würde  es  hier  nur  eine  überflüssige  Wiederholung  sein,  wie  8.  Exc.  der 
Herr  Bottschafter  dies  aus  denen  demselben  den  7.  Juni')  und  19.  Juli5) 
eingehändigten  Noten  zur  Genüge  ersehen  haben.  Es  bleibet  daher  allhier 
diesen  einzig  beizufügen,  das*  I.  K.  M.  Truppen  bis  auf  die  vorgesehene] 
nöthige  Verlegung  in  aller  zur  Marche  und  denen  Unternehmungen  erforder- 
licher Bereitschaft  sich  befinden,  sondern  man  auch  bei  gedachter  Ver- 
legung Selbsten  sich  angelegen  sein  lassen  werden,  [es]  so  einzurichten,  dass 
allenfalls  ein  ansehnliches  Corps  an  einem  oder  an  unterschiedenen  Orten 
sich  versammlen  und  was  wichtiges  unternehmen  könnten.  Dass  bei  diesen 
Umständen  die  Nothwendigkeit  noch  mehr  sich  hervorthue,  soviel  als 
möglich  zu  eilen,  die  in  Frankreich  zu  pflegende  geheime  Negoziation  zu 
8tand  zu  bringen,  solches  wird  gleichfalls  für  überflüssig  gehalten,  8r.  Exe. 
dem  Herrn  Bottschaftern  aufs  neue  zu  recommandiren;  genug  aber  zu  be- 
merken, dass  es  allzeit  besser  wäre,  einen  Prinzen  zu  praeveniren,  als 
welcher  selbsten  gern  praeveniren  mag. 

»Um  gedachte  Negociation  desto  besser  zu  beförderen,  hat  I.  K. 
M.  geruhet,  ihren  Obermarschallen  und  würklichen  geheimen  Rath,  Rittern 
Grafen  von  Bestushew,  zu  dero  Ambassadeur  nach  Frankreich  zu  ernennen 3) 
und  diese  Benennung  den  4.  des  vorherannahenden  Monats  förmlich  de- 
clariren  lassen  wird.  Daher  werden  auch  an  den  in  Frankreich  befindlichen 
Charge*  d'affaires,  den  Hofrath  Bechtejew,  solche  Verhaltungsbefehle  er- 
gehen, damit  er  nach  Concertirung  mit  dem  Grafen  Starhemberg  und  mit 
seinem  Rath  solche  Tritte  dort  mache,  die  der  erwünschten  Absicht  am 
besten  dienen  könnten. 

>Aus  allen  diesen  und  nach  demjenigen  grossen  Eifer,  mit  welchem 
S.  M.  die  Kaiserin-Königin  zum  besten  des  gemeinschaftlichen  vue  sich 
gewiss  angelegen  sein  liessen,  erwachset  zwar  eine  ziemliche  Hoffnung, 
dass  bereits  der  Fall  nicht  weit  entfernet  seie,  wo  der  König  in  Preussen 
füglich  angegriffen  werden  könnte,  und  dass  dadurch  die  von  seiner  Seiten 
zu  besorgende  Invasion  vorgebauet  werden  wird.    Mit  allem  deme  aber 


l)  Vgl.  Nr.  12'Ja.         2)  Vgl.  Nr.  193  a.         3)  Vgl.  S.  493. 


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570  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1*56  haben  I.  K.  M.  für  nöthig  und  rathsatn  gefunden,  ihren  bei  denen  aua- 
e*>t'  7  wärtigen  Höfen  subsistirenden  ministris  anzubefehlen,  in  Befolgung  dessen, 
was  I.  M.  die  Kaiserin-Königin  dero  ministres  circulariter  aufgetragen 
Laben,  und  was  von  dem  Marquis  Valory  in  Berlin  geschehen  ist1),  sich 
solchergestalten  zu  äusseren,  dass  der  König  in  Preussen  von  einiger  un- 
vermuteten und  plötzliehen  Unternehmung  abgehalten  oder  widrigenfalls 
die  ganz  Welt  von  9einer  Treulosigkeit  desto  mehr  vergewisseret  wflrde, 
oder  auch  die  Welt  nicht  mit  so  grosser  Verwunderung  vernehme,  wann 
der  König  in  Preussen  selbst  wttrklich  attaqniret  würde. 

»Im  übrigen  ist  der  von  Sr.  Exc.  dem  Herrn  Bottschaftern  in  Lauf 
dieser  Negociation  bis  nunzu  bezeugte  sorgfältige  Eifer  solchergestalten 
bewusst,  dass  I.  K.  M.  nicht  zweifeien,  es  werde  derselbe  von  allem 
obangezogenem  einen  solchen  Gebrauch  bei  seinem  Hof  machen,  welcher 
nicht  allein  I.  K.  M.  essontiale  Freundschaft  mehr  beweisen,  sondern 
auch  die  Bewerkbtelligung  der  gemeinsamen  Absicht  am  besten  beförderen 
könne. « 


Sept.  s       200.    Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  $.September  1756. 

Nach  dem  Reinconeept    \gl  v.  Arnoth  V,  51  f. 

Wünscht  Abschlags  eines  Subsidieiuertragcs  mit  Rnssland. 

»Zwei  .  .  .  von  dem  Grafen  Starhemberg  abgefertigte  Couriers  haben 
sehr  vergnüglicho  Nachrichten2]  mitgebracht,  nnd  ob  zwar  das  geheime 
Geschäft  noch  nicht  zum  Schluss  gekommen  ist ,  so  hat  doch  so  vieles 
seine  Richtigkeit,  dass  ein  Subsidientractat 3)  mit  dem  russischen  Hof  ohne 
Zeitverlust  errichtet  und  diesem  baldmöglichst  eine  namhafte  Summ  Geldes 
ausgczahlet  werden  soll.« 

Esterhasy  solle: 

1)  den  russischen  Hof  vorbereiten,  dass  Douglas  ihn  zum  Beitritt 
zum  Defensivvertrag  einzuladen4)  Vollmacht  bekommen  habe; 

2}  es  dahin  bringen,  dass  Kussland  den  Entwurf  eines  zu  errichtenden 
Subsidientractats  an  Frankreich  sende; 

3)  dafür  sorgen,  dass  die  russischen  Forderungen  nicht  zu  hoch  gestellt 
würden. 

1)  »Ob  zwar  der  russische  Hof  schon  durch  die  Accession  zum  De- 
fensivtractat  gebunden  wird,  so  ist  doch  auf  alle  Mittel  und  Wege  fürzu- 
denken, dass  es  noch  mehr  vineuliret  werde,  damit  sein  Absprung  auf 
keine  Weise  zu  besorgen  seie.  ...  Es  ist  also  auf  eine  förmliche  Decla- 


l;  Vgl.  S.  480.  4b9. 

2]  Y-l  Nr.  Ih7.  19G.  Am  2.  September  1756  hatte  Kaunitz  bereits  an  Ester- 
hasy geschrieben,  ein  Courier  ans  Paris  habe  »ziemlich  gute  Nachrichten  Uber 
das  bewusste  geheime  Geschäft«  gebracht.  Vgl.  Nr.  189a. 

4j  Vgl.  S.  527. 


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1756  September  7  —  September  8. 


577 


ration  der  russischen  Kaiserin  M.  oder  auf  einen  geheimen  Article  bei  1756 

SeDt 

der  Aocession  anzutragen,  vermög  dessen  versprochen  wird,  dass  Russ-    v  ' 
land  sich  auf  keine  Weise  in  Tractaten  mit  anderen  Mächten  ohne  Vor- 
wissen des  hiesigen  und  französchen  Hofes  einlassen  wolle,  insolang  die 
Tractaten  wegen  der  Snbsidienconvention  nicht  abgebrochen  seind.«  Ester- 
hasy  solle  weiter  durchsetzen,  da83 

5)  die  russischen  Truppen  nach  dem  preussischen  Friedensbruch  un- 
verzüglich nach  Curland  und  an  die  preussische  Grenze  marschiren. 

6)  »Wann  dieses  geschiehet  und  Russland  hinlängliche  Versicherung 
giebet,  dass  es  sich  in  keine  andere  Tractaten  einlassen  wolle,«  so  solle 
er  versprechen,  dass  die  Auszahlung  der  ersten  Million  sofort,  die  der 
zweiten  G — 8  Wochen  später  und  zwar  noch  vor  dem  Abschluss  des  8ub- 
sidienvertrages  erfolgen  werde. 

7}  »Ist  dem  dortigen  Hof  wohl  einsehen  zu  machen,  dass  er  ohnedem 
vermög  Tractats  von  1746  schuldig  seie1),  uns  mit  60  000  Mann  zu  helfen. 
Er  findet  also  seinen  Vortheil  dabei,  wann  er  noch  dazu  einen  8ubsidien- 
tractat  errichtet,  Geld  bekommet  und  dagegen  mit  einer  desto  zahlreicheren 
Armee  gegen  Preussen  operiret.  .  .  . 

10)  »Ich  wiederhole  also  nochmalen,  dass  das  wesentlichste  darinnen 
bestehe,  den  russischen  Hof  zu  binden,  seine  Trnppen  baldmöglichst  mar- 
schiren zu  machen  und  ihm  auf  diesen  Fall  ganz  zuverlässig  zu  versprechen, 
dass  nächstens  eine  Million  Gulden  und  sodann  wiederum  eine  ohne  Er- 
wartung der  Antwort  nachfolgen  solle.  .  .  . 

12)  »Wir  haben  dermalen  schon  bei  die  80000  Mann  in  Böhmen 
und  Mähren  versammlet  und  bereits  solche  Anstalten  gemacht,  dass  in 
zwei  Monaten  noch  26 — 30  000  Mann  in  Mähren  zu  stehen  kommen. 
Frankreich  muss  vermög  Defensivtractats  24  000  Mann  stellen,  und  aus 
den  Niederlanden  ziehen  wir  12 — 11000  Mann,  dass  also  zu  allem  Rath 
zu  schaffen,  wann  nur  die  russische  Armee  marschiret2).«  .  .  . 

13)  Heut  gehe  ein  Courier  mit  75000  Ducaten  an  ihn  ab.  Zwei 
andere  »mit  einer  gleichen  Summe«  werden  bald  nachfolgen. 

14)  »Besonders  ist  auf  die  rechte  Mittel  und  Wege  fürzudenken,  und 
wann  es  Ew.  Exe.  für  diensam  befinden,  mit  Herrn  Grafen  Woronzow 
vertraulich  zu  überlegen,  wie  sich  des  Grosskanzlers  gänzlich  zu  ver- 
sicheren seie. 

15)  »Hauptsächlich  aber  wird  es  darauf  ankommen,  dass  ein  voll- 
ständiges Vortrauen  zwischen  den  zwei  Höfen  gestiftet  und  alles  mit  voll- 
ständiger Einstimmigkeit  unternommen  werde.« 


1}  Vgl.  S.  260.  553.         2)  Vgl.  S.  546. 
AcUn  iur  Vorgeschichte  des  Tjlhrigen  Krieg«.  37 


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57S  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  201.  Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  9.  8eptember  1756.  Praea. 
Svpt'  9  15.  September  1756. 

Nach  der  Urwbrift    \K\.  v.  Arneth  V,  2«;  Leb m »im  55,  128. 

Gross*  Bereitwilligkeit  Frankreichs  zur  /Hilfeleistung.    Besorgniss  vor  Verzögerung 
des  geheimen  Vertrags  von  Seiten  Österreichs. 

Konig  Ludwig  habe  nach  eingetroffener  Nachricht  von  dem  preussischen 
Friedeusbrnch  die  verlangte  Erfüllung  des  Versailler  Defensivvertragea 
sofort  zugesagt  und  der  Kaiserin  zur  Wahl  gestellt,  ob  sie  lieber  Geld 
oder  die  vertragsmässigcn  24  000  Mann  Hülfstruppen  zu  erhalten  wünsche, 
die  bereits  den  Befehl  bekommen  hätten,  sich  bei  Metz  zu  versammeln. 
Trotz  der  Bedenken  wegen  vorgerückter  Jahreszeit  etc.  würden  die  Hülfs- 
truppen auf  Wunsch  der  Kaiserin  sogar  nach  Böhmen  oder  sonst  nach 
einem  beliebigen  Orte  noch  in  diesem  Jahre  marschiren.  Belleisle  habe 
noch  bemerkt,  man  werde  für  Vollzähligkeit  der  Truppen  sorgen. 

Frankreich  billige  den  Plan  einer  Diversion  in  Cleve  und  Mark  von 
den  Niederlanden  aus1)  und  schlage  vor,  das  pflichtmässige  französische 
Hülfscorps  lieber  dort  als  in  Böhmen  zu  verwenden. 

Man  beschleunige  die  Abreise  eines  Gesandten  an  den  Ghurfürsten 
von  Bayern2),  um  über  Stellung  von  Cavallerie  mit  ihm  zu  verhandeln,  deren 
Besoldung  jedoch  der  Wiener  Hof  zu  übernehmen  hätte.  »On  voudrait 
sur  ce  point,  comme  sur  tont  le  reste,  ne  pas  s'avancer  au  dela  de  ce 
qu'on  est  strictement  oblige*  de  faire  en  vertu  du  taute*  de  Versailles,  et 
on  m'a  fait  sentir  assez  clairement  que,  tant  que  le  traite'  secret  ne  serait 
pas  conclu,  on  s'en  tiendrait  uniquement  au  secours  stipule*  de  24  000 
hommes  et  ne  ferait  rien  de  plus.  On  se  met,  ndanmoins,  en  6tat  de  pouvoir, 
des  la  conclusion  du  traite'  secret,  remplir  tous  le8  engagemente  dont  on  y 
serait  convenu,  et  on  a  dejä  pris  ä  cet  effet  le  parti  d'e'crire  ä  tous  les 
ministres  qui  resident  aux  diffärentes  cours  subsidie'es,  de  demander  aux- 
dites  cours  de  se  tenir  prßtes  k  fonrnir  leur  nombre  de  troupes  stipulles, 
qui  consistent  en  tout  en  6000  hommes  ä  fournir  par  l'älecteur  de  Cologne, 
6000  par  la  cour  palatine,  3000  par  le  duc  de  Württemberg,  2000  par  le 
duc  des  Deux-Ponts3)  et  1500  par  l'6veque  de  Liege4).  .  .  .  Aussi,  en 
nous  offraut  de  s'engager  par  le  traite'  secret  ä  nous  fournir  un  corps  de 
25  ä  30000  hommes,  compose"  de  troupes  des  puissances  subsidiees5),  avait-on 
entendu  d 'augmenter  les  traitea  avec  quelques  uns  d'entre  Celles  qui  sont  en 
e*tat  de  fournir  davantage  .  .  .,  au  moyen  de  quoi  il  eüt  e'te'  ais6  de  porter 
ce  corps  encore  bien  au  delä  du  nombre  de  25  k  30000  hommes  et  de 
l'augmenter  jusqu'au  nombre  de  35  a  40000  et  peut-€tre  encore  au  dela. 

»J  aurais  de'sire'  qu'on  eüt  fait  des  k  pre*sent  tous  les  traitds  et  toutea 
les  dispositions  relatives  k  oette  vue;  mais  on  m'a  fait  sentir  qu'on  ne 

1)  Vgl.  S.  556.         2)  Maximilian  Joseph.         3]  Christian  IV. 
4)  Johann  Theodor.         5)  Vgl.  S.  517. 


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1756  September  9. 


579 


voulait  pas  a'engager  dana  de  nouveaux  frais,  avant  que  d'Ätre  stir  de  1756 
quelque  chose,  et  qne  ce  ne  serait  qu'npres  la  conclusion  du  traite*  secret,  pt 
ou  lorsqu'on  aurait  la  sürete'  de  le  conelure,  que  Ton  pourrait  aller  au 
dela  de  ce  qu'on  faiaait  k  prdaent.  Tout  ce  que  j'ai  obtenu  en  attendant, 
c'eat  qu'on  se  d^termina  ä  preaaer  lea  conr8  aubsidie'es  a  mettre  prompte- 
ment  en  ötat  les  corps  qu'elles  aont  oblige'ea  actuellement  ä  fonrnir.  11 
eat  pourtant  certain  que  nous  n'aurons  ce8  troupea  ä  notre  diaposition  que 
dans  le  aeul  cas  du  traitö  secret,  et  non  autrement,  et  c'eat  auasi  dana 
ce  8ena  qne  Ton  entend  de  joindre  une  partie  de  cea  troupea  ä  celles  qui 
sont  de8tin<5es  k  la  diveraion  projetee  dana  le  paya  de  Clevea  et  de  la 
Marche*). 

»En  un  mot,  tout  se  rapporte  ici  ä  l'idee  de  notre  traite*  aecret,  et 
tout  s'accroche  ä  la  crainte  .  .  .  que,  d'aprea  Tinvaaion  du  roi  de  Pruaae, 
nous  ne  changions  peut-Stre  de  vne  a  cet  egard  et  ne  nous  flattiona  de 
pouvoir  reconque'rir  la  8ile"sie  et  affaiblir  le  roi  de  Pru8se,  aans  ßtre  obligös 
de  cöder  lea  Paya-Baa.  Tant  que  cette  crainte  aubaiatera,  il  n'y  a  guere 
lieu  de  se  promettre  que  nou8  reuaaisaions  k  porter  cette  cour  ä  des  re*- 
solutions  bien  vigoureuaes;  mais  je  me  flatte  qu'elle  fera  tout,  dös  qu'une 
fois  eile  sera  assnre'e  de  parvenir  a  aon  but,  et  la  conjonoture  eat  certaine- 
ment  tres  propre  k  pouvoir  en  obtenir  dea  conditions  plua  favorablea  que 
nous  n'eusaions  jamais  pu  l'espärer.  .  .  . 

»II  est  donc  . .  .  tres  important  que  nous  tardions  le  moins  que  poaaible 
ä  rassurer  cetto  cour  aur  le  point  qui  lui  tient  k  cosur,  .  .  .  en  lui  pro- 
posant,  des  que  cela  ae  pourra,  le  plan  dudit  traite\  8i  ce  traite'  venait 
k  manquer,  nous  ne  ponrrions  guere  espe*rer  que  Ton  fit  ici  de  grands 
efforts  du  cöte*  de  la  Russie;  on,  si  Ion  les  continnerait,  il  ne  serait  pas 
impossible  que  Ton  les  mft  en  ligne  de  compte  pour  le  secours  atipule*  par 
le  traite*  de  Versailles  et  ne  retirät  le  corps  des  24  000  hommes.  En  un 
mot,  tout  ce  qui  se  ferait,  ne  serait  que  force  et  tres  imparfait,  au  lieu 
que,  le  traite  venaut  ä  ae  conelure,  on  fera  jouer  toua  les  ressorts  et  on 
emploiera  toutes  ses  forcea.  .  .  . 

»V.  Exc.  verra  par  le  peu  que  je  viena  de  dire,  combien  il  est 
n^cessaire  que  je  reeoive  au  plus  töt  des  nouvelles  Instructions,  adaptöea  aux 
circonstances  präsentes,  et  que  je  soia  mis  des  k  präsent  en  (5tat  de  con- 
elure incessamment  le  traite  secret.  .  .  .  Tant  que  Ton  ne  so  verra  paa  ici 
sur  le  point  de  mettre  la  derniere  main  au  grand  ouvrage,  on  n'y  prendra 
pas  de  re'aolution  vigonrense,  et  peut-ßtre,  la  m£me  ebose  se  faisant  de 
quelques  aemainea  plus  tard,  ne  produirait-elle  plus  le  m£me  effet  qu'elle 
pourrait  produire,  si  eile  se  faisait  a  präsent.  11  y  a  lien  de  se  flatter, 
au  reste,  que  la  leve*e  de  bouclier  du  roi  de  Prasse  et  tout  le  proc^de*  de 
ce  Prince,  dont  le  Roi  T.  C,  le  miniatöre  et  tout  le  public  sont  choque*a, 


1)  Vgl.  S.  556.         2)  Vgl.  S.  568  f. 

37* 


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580  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  indignäs  et  meme  offensäs  an  posaible,  leveront  une  grande  partie  des  diffi- 
e,)t"  9  cultea  et  diffe>ences  qui  subsistaient  encore  an  sujet  des  points  ä  convenir1). 
En  un  mot,  je  me  flatte  que,  des  que  j'aurai  recu  les  derniers  ordres  et  des 
Instructions  dltaillees  relativement  a  tons  les  objets  ä  regier,  je  pourrai 
en  tres  peu  de  temps  convenir  de  tout,  conclure  le  traite"  et  mettre  ensuite 
toutes  les  difforentes  parties  en  mouvement.«  .  .  . 


Sept.  13       202.    Kaunitz  an  Esterhasy.    Wien,  13.  September  1756. 

Nach  dem  Reinconcept 

...  >Ich  ersehe  [aus  Esterhasys  Bericht]2}  die  billige  Ungeduld  des 
dortigen  Hofs  Aber  die  so  lang  fürgedauerte  Ungewissheit  der  französchen 
EntSchliessungen.  Allein  ich  zweifle  nicht,  dass  sich  solche  nach  Ein- 
fügung der  letzteren  .  .  .  staffetta3)  .  .  .  völlig  gelegt  haben  werde,  da 
dermalen  der  Krieg  mit  Preussen  und  zugleich  so  vieles  gewiss  ist,  dass 
Russland  Geld  bekommen  und  ein  Subsidientractat  ohnverzflglich  errichtet 
werden  Boll. 

>Es  ist  schon  würklich  veranstaltet,  dass  baldmöglichst  eine  Million 
Gulden  Theils  von  hier,  Theils  aus  den  Niederlanden  an  Ew.  Exc.  Über- 
macht werden  soll4).  Wann  Gott  der  russischen  Kaiserin  M.  erhaltet,  so 
hoffe  ich  alles  gutes5),  und  Ew.  Exc.  belieben  alles  mögliche  anzuwenden, 
dass  die  russischen  Truppen  bald  in  Bewegung  kommen3).  .  .  . 

»Des  Grosskanzlern  ist  sich,  soviel  möglich,  zu  versicheren6],  nnd 
könnte  die  grossfürstliche  Familie  gewonnen  werden,  so  wäre  ein  grosser 
Stein  vom  Herzen.  Wann  der  russische  Hof  wollte 7),  so  dörfte  es  nicht 
schwer  fallen,  Schweden  mit  in  den  Krieg  gegen  Preussen  einzuflechten  nnd 
andurch  unsere  künftige  Operationen  sehr  zn  erleichtern.  Ew.  Exc.  belieben, 
diesen  wichtigen  Umstand  nicht  zn  vergessen.«  .  .  . 


Sept.  14        203.    Esterhasy  an  Kaunitz.  Petersburg,  14.  September  1756.  Praea. 
2.  October  1756. 

Nach  der  Urschrift.   VgL  r.  Arneth  V,  477  Anm.  75,  50. 

Persönliche  liereitunlligkeit  der  Zarin  zur  Hülfeleittung  gegen  Preussen 
und  abschlägige  Antwort  auf  ein  englisches  Vermittelungsgesuch. 

Williams  meldete  im  Auftrage  seines  Hofs,  dass  der  König  in  Preussen 
die  Mediation  Russlands  nachgesucht  und  erklärt  habe,  im  Fall  ihrer  An- 
nahme unverzüglich  einen  Minister  nach  Russland  senden  zn  wollen  *}. 


1)  Vgl.  Nr.  197.         2)  Vgl.  Nr.  192—4.         3)  Vgl.  Nr.  200. 
4)  Vgl.  S.  577.         5}  Vgl.  Nr.  191.         6)  Vgl.  S.  577.         7)  Vgl.  S.  322. 
8)  Vgl.  P.  C.  XIII,  298.  515  und  William»'  Berichte  vom  11.  und  14.  Sep- 
tember 1756  bei  v.  Raumer,  Beiträge  II,  299. 


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1756  September  9  —  September  t7. 


581 


Williams  fügte  hinzu,  er  Bei  über  diesen  prenssisohen  Auftrag  »confus  und  1756 
beschämt«.  Sopt'  U 

»Die  Zarin  ist  den  10.  hujus  bei  Gelegenheit  des  hiesigen  Alexander- 
Ordensfestes  aus  eigener  Bewegung  mit  mir  Aber  den  neuen  preussischen 
Friedensbruch  in  eine  ziemlich  lange  Unterredung  eingegangen  und  hat 
mir  ihre  äusserste  Verbitterung  Uber  diesen  gemeinsamen  Feind  und  ge- 
fährlichen Nachbarn  in  denen  härtesten  Ausdrückungen  zu  erkennen  ge- 
geben, sagende,  dass  Gott  der  gerechten  Sache  beistehen  würde  und  I.  K. 
K.  M.  in  ihro  Namen  ich  kräftigst  versicheren  sollte,  dass  sie  die  aus  dem 
Allianztractat  entspringende  Obliegenheiten  getreulichst  erfüllen  und  zeigen 
würde,  dass  sie  für  ihre  Trnppen  schon  noch  Brod  hätte1),  sofort  die 
nöthige  Ordres  zum  Marche  und  Annäherung  gegen  Littauen  und  Preussen 
sogleich  geben  würde.  Die  russische  Kaiserin  sagte  mir  noch  weiters, 
dass,  wann  ihro  der  Williams  von  der  Mediation  sprechen  sollte,  sie  den- 
selben schon  recht  abfertigen  werde,  weilen  man  englischer  Seits  ohne 
das  ihn  von  aller  Negociation  ausschliessen  und  den  Golyzin  hierzu 
gebrauchen  wolle2) ;  und  gleichwie  die  preussische  Truppen,  führe  die 
hiesige  Monarchin  fort,  in  ihren  kurzen  Röcken  die  Kälte  nicht  vertragen 
können,  so  würde  mit  den  ihrigen  auch  im  Winter  etwas  zu  unternehmen 
sein.  .  .  . 

»ßolle  noch  .  .  .  beifügen,  dass  nach  aller  menschlichen  Einsicht  der 
hiesige  Hof  diesmal  aufrichtig  zu  Werk  gehen3)  und  I.  K.  K.  M  nicht 
hülflos  lassen  werde,  gestalten  die  russische  Kaiserin  wider  den  König 
in  Preussen  allzu  sehr  aufgebracht  ist.  .  .  .  Und  ist  besonders  merkbar, 
dass,  ungeachtet  in  dem  dritten  Artikul  des  Petersburger  Tractats  die 
Absendung  der  Auxiliartruppen  erst  drei  Monat  von  der  ergangenen  Re- 
quisition an  gerechnet  zu  geschehen  hat  und  die  vier  Wintermonat  davon 
ausgenommen  worden  soind,  die  russische  Kaiserin  jedoch  wegen  dereT 
Winteroperationen  sich  gegen  mich  besonders  vergnüglich  geäusseret  habe4).« 


204.  Esterhasy  an  Maria  Theresia.  Petersburg,  17.  September  1756.  Sept.  it 
Praes.  2.  October  1756. 

N»ch  der  Urschrift.  Vgl.  y.  Arneth  V,  50. 
Bereitwilligkeit  Russlands  zur  Hülfe! eistun g  gegen  Preussen. 

.  .  .  Bestushew  habe  ihm  eine  russische  Note  vom  3.  September  [st. 
v.]5)  mit  der  Bemerkung  überreicht,  dass  Russland  gleich  nach  erhaltener 
Nachricht  von  der  Grenzüberschreitung  seitens  der  Preussen  ein  ansehn- 


1)  Anspielung  auf  den  in  der  zweiten  Anfrage  König  Friedrichs  vorgebrachten 
Grund,  dessentwegen  dor  österreichisch-russische  Angriff  auf  1757  verschoben  sein 
sollte.    Vgl.  P.  C.  XIII,  164.         2)  Vgl.  S.  494.  3)  Vgl.  S.  574. 

4)  Vgl.  S.  558.         5)  Vgl.  Nr.  204  b. 


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582  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  dea  sieben) ährigeu  Krieges. 

1750  „  lichea  HülfacorpB  raarschiren  lassen  werde,  das  sich  nach  bereits  ergangenen 

Jpt'  li  Befehlen  bei  Riga  versammeln  solle. 

»Der  Grosskanzler  sowohl  als  der  Senator  Peter  Graf  8chnwalow  und 
General  Apraxin,  welcher  letztere  das  Auxiliarcorps  en  chef  zu  comman- 
diren1)  ausersehen  ist,  haben  mir  unanimiter  versicheret,  dass  heut  zu 
Tag  würklich  etlich  und  60  000  Mann  regulirter  Truppen  in  einem  Diatrict 
von  HO  Werst  oder  ungefähr  1  teutscher  Meilen  bei  Riga  herumb  stunden 
und  marchefertig  wären,  welche  dann,  sobald  die  Nachricht  von  dem  preußi- 
schen Friedensbruch,  und  dass  Ew.  K.  K.  M.  Sich  demselben  mit  ge- 
waffneter  Hand  widersetzet  hätten,  hier  eingelangt  sein  wird,  ohngehindert 
der  spaten  Jahreszeit  gegen  den  König  in  Preussen  die  opcrationes  an- 
fangen würden  2).<  .  .  . 

Auf  die  englischen  Vermittelungsversuche  ist  beschlossen  worden,  eine 
sehr  trockene  Antwort  zn  geben7). 

Aus  seinem  Bericht  sei  also  zu  entnehmen,  »dass  die  russische  Kai- 
serin ihren  mir  selbst  gethanen  mündlichen  Versicherungen*}  sowohl  als 
denen  auf  ihro  Befehl  mir  zugestellten  schriftlichen  Erklärungen^)  ein  allianz- 
mäsaiges  Genilgen  leisten  zu  wollen  nach  wie  vor  unveränderlich  ent- 
schlossen bleibe  und  in  diesor  bundsmässigen  Absicht  alles,  was  zu  einer 
auagebigen  gemeinaamen  Mitwflrkung  ersprieaalich  sein  kann,  ihro  Orts  mit 
vollem  Eifer  Tag  und  Nacht  zu  veranstalten  fortfahret.« 


Sept.  17       204  a.   Beilage  zu  Esterhasys  Bericht  an  Maria  Theresia  vom  17.  Sep- 
tember 1756. 

Nach  d«r  Urachrift.   Vgl.  y.  Arneth  V,  50  f. 

Note'). 

Petersburg,  29.  Auguat  1756  (at.  v.). 

Rutsland  hüll  sich  kriegsbereit,  um  sofort  gegen  Preussen  im  Feld  zu  ziehen. 

»S.  Exc.  der  Herr  Bottachafter  I.  M.  der  Kaiserin-Königin  haben  sich 
bereits  sowohl  aus  denen  demselben  von  Zeit  zu  Zeit  als  auch  insbesondere 
aus  der  zuletzt  den  20.  d.  M.  eingehändigten  Note5)  genugsam  in  dem 
Stande  befunden,  8einen  Hof  von  I.  K.  M.  von  allen  Reuasen  aufrichtigen 
und  unveränderlichen  Sentimenta  in  Ansehung  dea  Königa  in  Preuaaen  zu 
benachrichtigen  und  zwar  solchergestalt,  daas,  ohngeachtet  aeit  der  Zeit 
die  Gefahr  von  diesem  Prinzen  aich  faat  verdoppelt  hat,  die  in  gedachten 
Noten  gegebene  Erklärungen  auch  auf  die  gegenwärtige  Zeit  fttr  zureichend 
dienen  können. 

1)  Über  die  Feldherrneigenschaften  Apraxins  vgl.  das  wenig  schmeichelhafte 
Urtheil  Williams1  bei  v.  Raumer,  Beiträge  II,  400  ff.  420  f.  Vgl.  indessen  auch 
Zinzendorfs  Memoire,  Beilage  Nr.  2.        2}  Vgl.  S.  581.        3)  Vgl.  Nr.  199  a. 

4)  Vgl.  auch  Brückner  320.         5)  Vgl.  Nr.  199  a. 


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1756  September  17. 


583 


»Es  bleibet  dahero  dem  beizufügen,  dass  I.  K.  M.  diejenige  Betracb-  1756 
tuugen  gar  wohl  begreifen,  um  weicher  willen  I.  M.  die  Kaiserin-Königin  ^ePt-  1 
nicht  eher  solche  grosse  Kriegesveranstaltungen  macheu  können,  wodurch 
man  besser  den  König  in  Preussen  praeveniren  könnte,  als  anjetzo  ein 
solches  von  seiner  Seite  zu  besorgen  mttsste.  Nicht  weniger  erkennen  auch 
I.  K.  M.,  dass  durch  dieses  mässige  und  vorsichtige  Betragen  Frankreich 
ohnabhängig  von  allen  Negociationen  bereits  in  die  Unumgänglichkeit  ge- 
setzet wird,  I.  M.  der  Kaiserin- Königin  die  in  dem  Versailler  Tractat 
stipulirte  Hülfe  zu  leisten,  der  König  in  Preussen  aber  verlieret  hingegen 
auch  den  Vorwand,  sotbane  Hülfe  von  jemanden  zu  fordern,  da  er  un- 
weigerlich der  erste  Anfänger  der  bevorstehenden  Verwirrung  sei.  Es 
können  aber  hiebei  I.  K.  M.  ohne  Leidwesen  nicht  erwähnen,  dass  die 
Mässigung  mit  einem  Prinzen,  der  selbst  selbige  in  nichts  habe,  scheinet 
übertrieben  gewesen  zu  sein,  da  man  verlanget  hat,  dass  auch  hiesiger 
Seits  keine  merkliche  Bewegung  und  Zurüstung  geschehen  möchte1),  und 
da  8.  Exc.  der  Herr  Bottschafter  so  viele  Entfernung  von  der  Negociation 
über  die  Einführung  einiger  Anzahl  hiesiger  Truppen  nach  Sachsen  be- 
zeiget hat2). 

»Sollten  I.  K.  M.  in  diesem  und  jenem  Unternehmen  nicht  durch  das 
Verlangen,  mit  I.  M.  der  Kaiserin -Königin  in  allem  soviel  möglich  de 
concert  und  einmüthig  zu  Werke  zu  gehen,  abgehalten  werden,  so  würden 
die  Früchte  derselben  bereits  gewiss  die  von  der  bezeigten  Moderation  an- 
jetzo zu  hoffende  Vortheile  ersetzet  haben,  denn  der  König  in  Preussen 
gewiss  nicht  gewaget  hätte,  solche  unerträgliche  Drohungen,  als  von  dem 
Klinggräffen  schriftlich  gemacht  sind3),  zu  thun;  viel  weniger  würde  an- 
jetzo sein  wirklicher  Anfall  befürchtet,  zum  wenigsten  aber  würde  anjetzo 
die  hiesige  zahlreiche  Armee  in  Vorsammlung  und  Bereitschaft  sein,  nach 
seiner  ersten  Bewegung  sozusagen  ihm  aufm  Fuss  nachzufolgen.  8achsen 
würde  nicht  in  solchen  Sorgen  sein,  wie  es  anjetzo  ist,  und  zum  wenigsten 
würde  es  wissen,  woran  es  zu  halten  habe,  wie  auch  die  beiden  k.  Höfe 
wissen  würden,  was  sie  von  ihm  zu  erwarten  haben. 

»Wie  aber  das  blosse  Bedauren  des  vergangenen  nichts  verbessert, 
so  wollen  I.  K.  M.  solches  auch  bei  der  Seite  setzen,  sondern  vielmehr 
anjetzo  ihieu  ganzen  Augenmerk  auf  das  gegenwärtige  und  nachfolgende 
richten. 

»Wie  eifrig  1.  K.  M.  auch  wünsch eten,  selbst  die  Gofahr,  die  ihrer 
werthesten  Bundesgenossin,  I.  M.  der  Kaiserin-Königin,  androhet,  abzu- 
wenden, sie  dennoch  mit  Leidwesen  sehen,  dass  bereits  anjetzo  die  Sache 
darin  bestehe,  um  diese  Gefahr  nur  zu  vermindern  und  die  Folgeu  der- 
selben nicht  nur  unschädlich,  sondern  vielmehr,  soviel  es  möglich,  vor- 
theilhaftig  zu  machen,  denu  die  von  dem  König  in  Preussen  durch  seinen 


1)  Vgl.  Nr.  99.         2;  Vgl.  S.  498.         3)  Vgl.  S.  545. 


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I 


584  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  Minister  Klinggräfien  gethane  Drohungen,  die  ihm  darauf  gegebene  stand- 
:pt'  17  hafte  und  mit  der  Würde  und  Unabhängigkeit  I.  M.  der  Kaiserin-Königin 
gewiss  gemässe  Antwort,  die  späte  Jahreszeit  in  Ansehung  der  hiesigen 
und  französeben  Truppen,  die  Weite  des  von  denenselben  zu  unternehmen- 
den Marsches  oder  vielmehr  endlich  selbst  die  Kenntniss,  welche  der  Kö- 
nig in  Preussen  gewiss  habe,  dass  die  allhier  angefangene  grosse  Veran- 
staltungen nicht  gänzlich  vollendet  und  die  Troupes,  insonderheit  aber  die 
Irregulairen  meisten  Tbeils  bei  ihren  vorigen  Orten  gelassen  sind,  bereits 
fast  keinen  Zweifel  lassen,  dass,  da  er  in  so  einer  Bereitschaft  sich  be- 
fände, von  dieser  ihm  bequemen  Zeit  profitiren  und  mit  den  ersten  Vor- 
theilen seine  Kräfte  zu  verstärken  suchen  werde. 

»In  dieser  Betrachtung,  ohngeachtet  die  Nachricht  von  dem  Effect 
und  denen  Folgen,  die  die  dem  Klinggräfien  gegebene  Antwort  in  Berlin 
hervorbringen  habe,  im  kurzen  erwartet  wird,  I.  K.  M.  auch  diese  sehr 
kleine  Zeit  nicht  verstreichen  lassen  Avollen,  ohne  solche  EntSchliessungen 
zu  nehmen,  die  nnr  zur  gegenwärtigen  Zeit  erfüllet  werden  können. 

»S.  Exc.  der  Herr  Botschafter  können  dahero  seinen  Hof  versichern, 
dass  nicht  nur  die  schärfesten  Befehle  an  die  in  Livland  befindliche  und 
andere  zu  diesem  Corps  bestimmte  Troupes  aufs  neue  ergangen  sind,  sich 
in  aller  Bereitschaft  zum  Marsche  zu  halten,  sondern  ohngeachtet  der  späten 
Jahreszeit  auch  wirklich  eine  ansehnliche  Anzahl  derselben  von  der  Seite 
Curland  und  Littauen  zu  denen  preussischen  Grenzen  angerücket  werden 
wird,  sobald  nur  die  erste  Nachricht  einlanget,  dass  der  König  in  Preussen 
auch  was  geringstes  wirkliches  wider  die  Staaten  I.  M.  der  Kaiserin- 
Königin  unternommen  habe;  eiuiger  Theil  der  hiesigen  Kriegesschiffeu  und 
Fregatten  aber  auch  ohnedem  unverzüglich  wiederum  in  die  See  auslaufen 
werde,  um  nicht  nur  die  preussische  Bewegungen  längst  den  Scekttsten  zu  be- 
obachten, sondern  um  den  König  in  Preussen  auch  von  dieser  Seite  in  einem 
Alarm  zu  halten.  Zu  mehrerer  Unterstützung  alles  dieses  aber  werden 
nunmehr  von  hieraus  etliche  Galeeren  mit  Truppen  nach  Rewal  abgeschickt, 
um  die  Anzahl  der  daselbst  befindlichen  zu  vermehren  und  umb  künftiges 
Frühjahr  desto  näher  zu  denen  preussischen  Seeküsten  zu  sein. 

»Der  wirkliche  Marohe  der  hiesigen  Troupes  zu  denen  preussischen 
Staaten  wegen  der  unvollendeten  bewussten  Negociation  mit  Frankreich 
dependiret  zwar  anjetzo  davon,  dass  der  König  in  Preussen  mit  seiner 
Annäherung  gegen  Böhmen  oder  Mähren  selbigen  rechtfertige;  gleichwie 
aber  diese  Besorgniss  bereits  fast  existire,  so  werden  S.  Exc.  der  Herr 
Botschafter  erachten,  wie  nöthig  es  sei,  ohne  Zeitverlust  eine  Formalität 
der  Requisition  des  freien  Durchzugs  durch  Polen  für  die  hiesigen  Hülfs- 
truppen zu  machen und  dass  diese  Formalität  ohnumgänglich  im  Namen 
und  ab  8eiten  I.  M.  der  Kaiserin -Königin  observiret  werden  solle;  und 


1)  Vgl.  S.  318.  323. 


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1756  September  17. 


5S5 


wie  es  von  vieler  Wichtigkeit  wäre,  damit  I.  M.  einen  solcben  Ministro  in  1756 
Polen  hielten ,  welcher  daselbst  mit  denen  hiesigen  mitwtlrken  nnd  denen  Sept' 
daselbst  ins  künftige  befindlichen  hiesigen  Truppen  alle  mögliche  Vortheile 
zu  verschaffen  sich  bemühen  sollte. 

»Damit  aber  anch  an  dieser  Formalität  nichts  liegen  möchte,  im  Fall 
der  König  in  Preussen  seinen  Einfall  in  Böhmen  eher  machon  und  die 
Noth wendigkeit  zum  Marche  der  hiesigen  Troupes  vorhanden  [sein]  sollte, 
so  lassen  I.  K.  M.  eben  anjetzo  an  ihre  in  Polen  befindliche  Ministres 
solche  Befehle  ergehen,  damit  selbige  sich  vorläufig  bemüheton,  die  Not- 
wendig- und  ünumgäuglichkeit  dieses  Marsches  zu  insinuiren  und  wiewohl 
nichtiges,  jedoch  unvermeidliches  Geschrei  der  Polen  soviel  als  möglich 
zu  vermindern. 

»Ebenfalls  werden  auch  an  alle  I.  K.  M.  bei  anderen  Höfen  sub- 
sistirende  Ministres  aufs  neue  zureichende  Verhaltungsbefehle  abgefertiget, 
das  fast  alle  Souverainen  beleidigende  Betragen  des  Königs  in  Preussen 
vor  der  ganzen  Welt  vor  Augen  zu  legen  und  zu  beweisen,  wie  sehr  der 
Wohlstand  von  Europa,  das  Interesse  und  Ehre  eines  jeden  Prinzen  aber 
erfordere,  seine  Sicherheit  vor  einem  Prinzen  zu  suchen,  der  seit  einigen 
Jahren  das  ganze  Europa,  insonderheit  aber  Deutschland  bald  in  öffent- 
lichen Unruhen  nnd  Verwirrungen,  bald  in  innerlichen  Alarmirungen 
unterhält. 

»Die  hauptsächlichsten  und  wichtigsten  instrnctiones  aber  sollen  an- 
jetzo dem  in  Constantinopel  befindlichen  Residenten  Obreskow,  wie  auch 
dem  Hofrath  Bechtejew  in  Frankreich  gegeben  werden,  und  zwar  dem 
ersten,  um  die  bei  der  ottomanischen  Pforte  bezeigte  Geneigtheit  zu  der 
Vereinigung  mit  dem  König  in  Preussen1}  (wovon  gewiss  er  und  Engeland 
anjetzo  zu  profitiren  nicht  unterlassen  werden-)  und  wovon  nicht  anders 
als  schädliche  Folgen  zu  besorgen  sind,}  nicht  nur  in  ihrer  ersten  Geburt 
zu  ersticken,  sondern  auch  vors  künftige  den  Weg  dazu  zu  hemmen. 

»Dem  andern  aber,  damit  er  sich  bemühe,  nicht  nur  nach  der  ihm 
bereits  gegebenen  Vorschrift  die  Negociation  des  Grafen  v.  Starhemberg  zu 
unterstützen  und  Frankreich  wider  den  König  in  Preussen  zu  erbittern  und 
aufzubringen9),  sondern  auch  dahin  zu  disponiren,  damit  der  französche 
Hof  seiner  Seits  sich  denen  preussischen  Intriguen  bei  der  Pforte  wider- 
setze und  dadurch  die  erste  und  wesentliche  Probe  ablege,  wie  er  auf- 
richtig wünsche,  in  einem  engen  und  unwankelhaften  Vernehmen  mit  beiden 
k.  Höfen  zu  verbleiben. 

»S.  Exc.  der  Herr  Bottsohafter  aus  denen  demselben  hierbei  im 
äusserten  Vertrauen  mitzuteilenden  Extracten  von  gedachten  Verhaltungs- 
be fehlen  ersehen  werden,  wie  zu  der  Hintertreibung  der  türkischen  Ver- 
einigung mit  dem  Könige  in  Preussen  nicht  nur  vor  dieses  Mal,  sondern 

1)  Vgl.  P.  C.  XIII,  450.         2)  Vgl.  &  430.         3)  Vgl  S.  575. 


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586  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  auch  vors  künftige  für  ein  bestes  Mittel  gehalten  wird,  den  jetzigen  Gross- 
^  17  vezier1),  als  einen  Mann  von  grosser  Hoffart,  der  seinen  Nachbaren  ver- 
hasst  ist,  und  der  vielleicht  sein  soutien  bei  seinem  diesen  Posten  in  dem 
Kriege  suchet,  solchergestalt  umzustürzen,  damit  sein  Fall  als  eine  Folge 
seiner  schädlichen  Absichten  wider  die  Nachbaren  und  der  Neigung  gegen 
den  König  in  Preunson  scheinen  sollte,  wodurch  auch  der  gedachte  König 
von  neuen  Sensationen  darin  abgehalten,  die  nachfolgende  Grossveziers  aber 
abgeschreckt  sein  würden,  diesem  Exompel  nachzuahmen. 

>Die  Notwendigkeit  für  beide  k.  Höfe  in  dieser  Sicherheit,  unab- 
hängig von  gegenwärtigen  Conjuncturen,  ist  allemal  so  gross,  dass  die 
darauf  anzuwendende  Unkosten  in  keine  Vergleichung  damit  gesetzet  werden 
können.  Dahero  bestimmen  I.  K.  M.  ihrer  .  .  .  Seits  dazu  eine  Summe 
von  10000  Ducaten,  nicht  zweifelnd,  I.  M.  die  Kaiserin- Königin  werden 
auch  ihren  Ministre  in  Constantinopel2)  in  den  Staud  setzen,  mit  dem  Resi- 
denten Obreskow  so  mitzuwürken,  wie  es  die  gemeinschaftliche  Noth  er- 
fordere. 

»Was  die  dem  Hofrath  Bechtejew  ertheilete  Instruction  aber  anbetrifft, 
so  bleibet  hier  zu  Erläuterung  derselben  nichts  beizufügen  übrig,  S.  Exc.  der 
Herr  Bottschafter  aber  werden  selbst  daraus  seinem  Hofe  bemerken,  wie 
sorgfältig  man  suchet,  die  Negociationen  des  Grafen  von  Starhemberg  zu 
unterstützen  und  sich  jedoch  überflüssig  nicht  [zu]  entblössen  und  wozu 
frühzeitig  zu  engagiren3). 

»Aus  dieser  vertraulichen  Benachrichtigung  werden  S.  Exc.  der  Herr 
Bottschafter  mehrere  Proben  von  I.  K.  M.  von  allen  Reussen  der  Kaiserin- 
Königin  M.  zutragenden  aufrichtigen  Freundschaft  finden,  als  man  es  mit 
Versicherungen  ausdrücken  könnte,  dahero  wird  auch  die  Wiederholung  der- 
selben als  etwas  überflüssiges  hier  gänzlich  nachgelassen.« 


Sept.  17       204b.   Beilage  zu  Esterhasys  Bericht  an  Maria  Theresia  vom  17.  Sep- 
tember 1756. 

Nach  der  Urschrift.   Vgl.  v.  Arneth  V,  50  f. 

»Note«4). 

Petersburg,  3.  September  175G  (st.  v.). 

Russland  /ordert  Österreich  zu  ungesäumter  Jliilfeleistung  an  Sachsen  auf. 

»Die  S.  Exc.  dem  Herrn  Bottschafter  eingehändigte  Note  vom  29.  st. 
v.  jüngstverwichenen  Monats h)  ist  bereits  viel  eher  verfertiget  gewesen, 
als  man  hier  eine  Nachricht  von  der  würklichen  Einrückung  der  preussi- 
schen  Truppen  in  Sachsen  zu  erhalten  gedacht  hätte,  dahero  werden  auch 


1)  Mustafa  Pascha.  2)  Penckler.  3)  Vgl.  S.  427.  527. 
4)  Vgl.  Brückner  320.        5)  Vgl.  Nr.  204  a. 


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1756  September  17. 


587 


S.  Exc.  seinem  Hofe  gewiss  bemerken,  wie  vorsehend  die  demselben  in  ge-  1756 
dachter  Note  mitgetheilte  I.  K.  M.  von  allen  Reussen  EntSchliessungen  ge-  Sept" 
wesen  sind. 

»Anjetzo  nnd  nach  dem  wirklichen  feindlichen  Einfall  der  preussi- 
schen  Truppen  in  Sachsen,  da  die  sowohl  durch  den  Malizahn l)  in  Dresden 
gemachte  als  auch  im  Druck  herausgegebene  preussische  Dcclaration2)  nicht 
weniger  anzeigt,  als  dass  er  sich  dieses  neutralen  Landes  auf  oine  Zeit 
lang  zu  bemeistern  vorgenommen,  ja  auch  der  würkliche  Anfang  dazu  mit 
Einsetzung  zu  Görlitz3)  seines  eigenen  Gouverneurs  und  mit  Entwaffnung  zu 
Leipzig  der  Stadtsmannschaft  gemacht  habe,  es  dem  Inhalte  der  obge- 
dachten  Note  nicht  viel  beizufügen  bleibet. 

»Aus  der  hierbei  mitzutheilenden  zwar  kurzen  aber  sehr  verständigen 
Antwort,  die  dem  englischen  Bottschafter  Williams  auf  seinen  mehr  be- 
frembdenden  als  jemals  erwarteten  Antrag  gegeben  werden  solle4),  8.  Exc. 
der  Herr  Bottschafter  deutlicher  ersehen  werden,  wie  feste  und  standhaft 
I.  K.  M.  in  ihren  gross-  und  heldenmüthigen  Sentiments  beharren.  Selbige 
werden  der  ganzen  Welt  durch  I.  K.  M.  Ministres  angedeutet  und  mit 
dem  Erfolg  selbst  gerechtfertiget  und  bestattiget  werden,  denn  I.  K.  M. 
nicht  zweifeln,  dass  I.  M.  die  Kaiserin -Königin  in  der  festen  Zuversicht 
auf  I.  K.  M.  kräftigen  und  schleunigen  Beistand  auch  ihrer  Seits  den  ihr 
würdigen  Heldenmuth  bezeigen  und  zu  ihrer  gerechten  Ahndung  vor  die 
Treubrüchigkeit  des  Königs  in  Preussen  annoch  einige  grossmüthige  und 
mit  I.  K.  M.  gemeinschaftliche  Absicht  hegen  werden,  um  I.  M.  dem  Kö- 
nige in  Polen  als  Churfttrsten  zu  Sachsen  nicht  nur  eine  für  die  so  unge- 
gerechte  und  treubrüchige  Beraubung  seiner  Erblande  gebührende  Satis- 
faction,  sondern  auch  eine  nicht  nach  Maasso  des  nur  zuzufügenden  Schadens, 
sondern  vielmehr  nach  der  Neuigkeit  der  Treulosigkeit  einzurichtende  Schad- 
loshaltung  zu  verschaffen. 

»Um  I.  M.  dem  Könige  in  Polen  auf  die  von  ihm  bereits  angebrachte 
Klagen  und  geschehene  Requisition  der  künftigen  Hülfe  anständige  Ver- 
sicherungen zu  geben,  hindern  schon  nach  dem  anjetzo  erfolgten  offen- 
baren Friedensbruch  keine  Betrachtungen  mehr,  sondern  vielmehr  die  In- 
teressen und  Würde  der  beiden  k.  Höfe  es  von  selbsteu  erfordern,  um 
zuförderst  den  sozusagen  um  ihrentwegen  attaqnirten  König  in  Polen  zu 
schützen  und  ihn  dabei  in  der  Standhaftigkeit  zu  halten  und  zu  Theil- 
nehmung  an  der  projectirten  Hauptalliance  vorzubereiten,  deren  Vollziehung 
je  notwendiger  anjetzo  sei,  desto  füglicher  auch  zu  sein  scheine. 


1)  Preussischer  Gesandter  in  Chursachsen.   Vgl.  P.  C.  XII,  279  f. 

2)  Vgl.  P.  C  XIII,  322  Anm.  5. 

3)  Vielmehr  zu  Torgau.  Vgl.  P.  C.  XIII,  302  ff. 

4)  Vgl.  S.  582.  Die  schroffe  Abfertigung  ist  gedruckt  bei  v.  Arneth  V,  477, 
Anna.  79. 


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588  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  »I.  K.  M.  anbefehlen1)  dahero,  auf  den  von  dem  chursächsischen  Hofe 

pt*  7  von  ihr  ausgebetenen  Rath  in  Ansehung  seines  jetzigen  mehr  als  critischen 
Zastandes  und  der  künftigen  Hülfe  zu  Erlangung  der  dafür  gebührenden 
Satisfaction  I.  M.  den  König  in  Polen  zu  versichern,  dass,  so  aufrichtig 
I.  K.  M.  einen  solchen  unglücklichen  Zufall,  welchen  man  vor  diese  Zeit 
am  wenigsten  vermuthen  könnte,  bedauren,  so  sorgfältig  sie  auch  suchen 
werde,  I.  M.  für  die  seinen  Staaten  anzuthuende  ungerechte  Gewalt  eine 
nicht  nach  Maasso  des  nur  dadurch  zuzufügenden  Schadens,  sondern  viel- 
mehr nach  der  Grösse  der  Treubrüchigkeit  einzurichtende  8atisfaction  zu 
verschaffen;  dass  I.  K.  M.  nicht  zweifeln,  I.  M.  die  Kaiserin-Königin  werden 
darin  einer  gleichmässigen  grossmüthigen  Meinung  sein;  dass,  da  aber 
den  beiden  k.  Höfen  einige  Zeit  dazu  von  Nöthen  ist,  I.  K.  M.  unterdessen 
anerkennen,  dass  I.  M.  der  König  in  Polen  in  so  einem  unerwarteten  Vor- 
falle anders  nicht  thun  könuen,  als  was  er  würklich  gethan,  dabei  aber 
auch  sich  fest  versichert  halten,  I.  M.  der  König  werden  nach  seiner 
Einsicht  und  Weisheit  solche  Maassregnln  nehmen,  dass,  solange  die  Kräfte 
der  beiden  k.  Höfe  eine  wflrkliche  Hülfe  ihm  leisten  würden,  unterdessen 
seine  geheiligte  Person  von  einiger  Inconvenienz  geschützet,  in  kein  Ver- 
ständniss  oder  Accommodement  mit  dem  König  in  Preussen  eingelassen 
und  die  Armee  in  der  Bereitschaft  gehalten  und  conserviret  würde,  um 
bei  der  sich  äussernden  bequemen  Gelegenheit  mit  denen  Kräften  der  beiden 
k.  Höfen  sich  zu  vereinigen  oder  zum  wenigsten  zu  gleicher  Zeit  mit 
denenselbcn  zu  agiren  und  die  so  rechtmässig  gebührende  Satisfaction  zu 
suchen,  als  welche  man  von  der  Gerechtigkeit  der  8ache  und  mithin  dem 
göttlichen  Segen  ohngezweifelt  sich  versprechen  kann. 

»Die  Nothwendigkeit  dieser  Versicherung  und  Anrathung  gründet  sich 
nicht  auf  der  Gerechtigkeit  allein,  als  welche  beide  k.  Höfe  I.  M.  dem 
Könige  in  Polen  widerfahren  lassen  sollen,  sondern  vielmehr  kommt  auch 
dieses  in  Erwägung,  dass,  woferne  der  König  in  Preussen  in  Rücksicht  auf 
ihre  Standhaftigkeit  und  Bereitschaft  sich  nicht  wagen  sollte  weiter  zu 
gehen,  sondern  sich  begnügen  wollte,  sich  des  Sachsens  zu  bemeistern  und 
dasselbe  zn  plündern,  beide  k.  Höfe  sich  damit  nicht  zufrieden  stellen 
können,  sondern  vielmehr  auch  diese  Gelegenheit  zu  benutzen  haben,  die 
von  der  Schwächung  der  Kräfte  des  Königs  in  Preussen  bereits  angetragene 
Absichten  mit  so  einem  Rechte  ins  Werk  zu  richten,  welches  die  ganze 
Welt  nicht  anders  als  vor  gültig  und  unwidersprcchlich  erkennen  werde. 

»I.  K.  M.  zweifeln  dahero  nicht,  dass  I.  M.  die  Kaiserin  r Königin, 
sollte  auch  der  König  in  Preussen  in  ihre  Staaten  noch  nicht  cingerflcket 
haben,  nichtsdestoweniger  selbst  ihren  Truppen  anbefehlen  werden,  einen 


1)  Vgl.  den  Auszug  aus  der  dem  sächsischen  Gesandtschaftssecretär  in 
Petersburg,  Prasse,  übergebenen*  russischen  Note  vom  6.  September  st.  v.  1756  bei 
Stuhr  I,  70. 


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1756  September  17. 


589 


schleunigen  und  kräftigen  Anfall  wider  ihn  zn  machen,  in  der  festen  Zn-  1756 
versieht,  dass  I.  K.  M.  von  allen  Reussen  in  solchem  Falle  Allerhöchst-  ^c^t' 
dero  Seits  ohnangesehen  der  späten  Jahreszeit  und  der  Weite  des  Marsches 
so  eine  schleunige  und  kräftige  Deversion  dem  König  in  Preussen  thun 
werden,  als  es  nur  die  in  der  Note  vom  29.  augusti1)  mit  mehrerem  be- 
schriebene Umstände  erlauben  können.«  .  .  . 


205.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  17.  September  1756.        Sept.  17 

P.  S.  1.   Nach  der  Urschrift. 

Erbittet  Antwort  auf  den  im  Bericht  vom  22.  April  1756  übersandten  russischen 
Vorschlag  einer  Offeixsivallianz  gegen  Preussen. 

.  .  .  »Auch  ist  aus  denen  mir  münd-  und  schriftlich  gethanen  hiesigen 
bündigsten  Versicherungen  deutlich  abzunehmen,  dass  der  russische  Hof  zu 
Ansftthrung  des  grossen  Vorhabens  sich  zu  einem  weit  mehreren,  als  was 
der  vierte  geheime  Artikul  des  Petersburger  Tractat  vermag,  anheischig 
machen,  sofort  mit  1.  K.  K.  M.  sich  in  Ansehung  des  Königs  in  Preussen 
zufolg  des  hiesigen  von  mir  unterm  22.  April  .  .  .  eingeschickten  Auf- 
satzes2) in  Offensivverbindlichkeit  einlassen  wolle.  Ew.  Exc.  werden  also 
.  .  .  unschwer  ermessen,  wie  höchstnöthig  es  seie,  bei  gegenwärtigem 
preussischen  Frieden&bruch  eine  dergleichen  Convention  auf  alle  Weis  zu 
Stand  zu  bringen  zu  suchen,  um  sich  unserer  Seits  des  hiesigen  Hofs  desto 
verlässiger  versicheren,  anbei  auch  denselben  in  seinem  guten  Willen,  nach 
welchem  [er]  totis  viribus  gegen  Preussen  agiren  zu  wollen  scheinet3),  erhal- 
ten und  noch  mehr  anfrisebon  zu  können.  Und  da  die  russische  Kaiserin 
über  das  Klinggräffische  Memoire  vom  18.  August4)  so  mehr  choqoiret  ist, 
als  man  den  hiesigen  Hof  aus  Maugel  derer  nöthigen  Kriegsbedürfnussen 
etwas  werkthätiges  vornehmen  zu  können  nicht  glaubet5),  mir  auch  benebst 
von  denen  2  Millionen  Gulden  nur  von  weitem  noch  nichts  gesprochen 
worden6),  so  finde  ich  nach  allen  diesen  und  mehr  anderen  wichtigen 
Betrachtungen  noch  nicht  an  der  Zeit  zu  sein,  dermalen  schon  davon  etwas 
zu  berühren,  sondern  das  weitere  vielmehr  von  hier  abwarten  zu  sollen. 
Und  da  der  russische  Hof  in  seinen  Kriegsanstalteu  mit  vielem  Eifer  fort- 
fahret7) und  sich  wegen  der  Operationen  nach  unserem  Hof  richtet,  so  wird 
es  sehr  nöthig  sein,  damit  unverzüglich  ein  vernünftiger  General  zu  der 
russischen  Armee  hereingesandt  werde,  worzu  meines  geringen  Ermessens 
der  Graf  Trautmaunsdorf *)  der  geschickteste  sein  wurde.« 


1)  Vgl.  Nr.  204a.         2)  Vgl.  Nr.  73c.         3)  Vgl.  S.  581  f. 

4)  Vgl.  P.  C.  XIH,  164.         5)  Vgl.  S.  581  Anm.  1. 

6)  Vgl.  Nr.  199.  7}  Vgl.  Nr.  204  a.         8)  Vgl.  S.  323. 


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590  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
1756         206.   Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  18.  September  1756. 

Sept.  IS 

Nach  dem  Itoinconcept.   Vgl.  r.  Arneth  V,  2ß;  473  Anm.  42. 

Österreich  verzichte  auf  die  Diversion  in  Cleve um  nicht  Holland, 
Hannover,  Hessen-Cassel  und  andere  protestantische  Mächte  zu  beunruhigen, 
und  um  die  Österreichischen  Truppen  aus  den  Niederlanden  zur  Verstär- 
kung der  böhmischen  Armee  heranzuziehen. 

Österreich  wünsche  nicht  Geldunterstützung,  sondern  ziehe  die  Entsen- 
dung des  französischen  Hülfscorps'  von  24000  Mann  nach  Böhmen  vor'),  aus 
denen  man  im  Verein  mit  audern  Truppen  eine  besondere  Armee  zu  bilden 
und  noch  im  Winter  in  Schlesien  einzurücken  gedenke.  »Lea  Kusses  pour- 
ront  deja  etre  avance's  vers  ce  temps  par  U  Prusse  ou  par  la  Pologne  et 
d'ici-lä;  notro  traite*  avec  la  France  devant  vraisemblablement  €tre  fait, 
le  Roi  ne  peut  jamais  rien  risquer  en  se  prStant  ä  ce  que  Tlmpdratrice 
lui  demaude,  suppose  m6me  qu'il  püt  y  avoir  quelque  doute  sur  nos  inten- 
tions,  que,  neaumoins»,  on  aurait  tort  de  soupconner.«  ')  .  .  .  Es  sei  drin- 
gend erforderlich,  den  Marsch  des  Hülfscorps'  menschenmöglichst  zu  be- 
schleunigen. .  .  . 


Sept.  19       207.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.  Wien,  19.  September  1756. 

Nach  dem  Reinconcept.    Vgl.  t.  Arneth  V,  27. 

Österreich  besteht  auf  der  Stellung  des  französischen  Hülfscorps'1  und  sucht  Frank- 
reich von  einem  Angriff  auf  Hannover  zurückzuhalten. 

Starhemberg  solle  sich  für  die  Bereitwilligkeit  Frankreichs,  die  Ver- 
pflichtungen des  Defensivvertrags  entweder  durch  Lieferung  von  Geld  oder 
Mannschaften  ganz  nach  Wahl  des  Wiener  Hofes  zu  erfüllen,  bedanken 
und  um  Stellung  eines  Hülfscorps'  ersuchen2). 

»Wir  erkennen  hiebei  in  voller  Maass,  dass  es  dem  allerchristlichsten 
König  so  beschwerlich  als  bedenklich  fallen  müsse,  dieses  Corps  bei  soweit 
verstrichener  Jahrszeit  und  bei  dem  dermaligen  Stand  seiner  Landkriegs- 
macht einen  so  entfernten  Marsch  antreten  zu  lassen;  allein  Du  hast  Dich 
an  das  bereits  geschehene  tractatenmässige  Anerbieten3)  fest  zu  halten, 
was  die  Nothwendig-,  Billig-  und  Nutzbarkeit  ünsers  Verlangens  vor  Augen 
legen,  die  dortige  Gemüther  beruhigen  und  die  hieraus  vor  die  Nation 
erwachsende  Glori  anfrischen  kann,  wie  es  dann  in  der  That  bei  Freund- 
uud  Feinden  oinon  ungemein  grossen  und  vortheilhaften  Eindruck  ver- 
ursachen und  das  fast  allgemeine  Vorurtheil,  als  ob  die  Krön  Frankreich 
seinen  übernommenen  Verbindlichkeiten  niemalen  ein  getreues  Genügen 
leisten,  sondern  Uns  hintergehen  würde,  beschämet  werden  muss,  wann  die 
ernannte  Krone  die  Welt  von  dem  Gegentheil  werkthatig  überzeuget  und 
Wir  kein  Bedenken  tragen,  diejenige  Truppen,  so  vor  wenig  Jahren  zu 


1)  Vgl.  S.  57S.         2)  Vgl.  S.  579.         3)  Vgl.  S.  578  Nr.  206. 


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1750  September  18  —  September  19. 


591 


Unterstützung  Unserer  Feinden  nnd  besonders  des  Königs  in  Prenssen  1756 
gebrauchet  worden,  in  das  Herz  Unserer  Erblanden  aufzunehmen  und  zu  ^ePt- 
Verteidigung  Unserer  Krön  und  Scepters  anzuwenden.« 

Österreich  gebe  die  Diversion  in  Cleve  auf1),  u.  a.  weil  durch  die 
Verlegung  des  Kriegstheaters  in  das  Herz  von  Deutschland  die  protestan- 
tischen Höfe  zu  solchen  Maassnahmen  veranlasst  werden  könnten,  »welche 
die  französche  Kriegsmacht  sehr  beschäftigen  und  wohl  gar  in  Verlegen- 
heit setzen,  einen  allgemeinen  Landkrieg  nach  sich  ziehen,  Uns  aber  und 
Unseren  Erblanden  wenige  oder  keine  Erleichterung  verschaffen  wflrden. 

Ȇberhaupt  ist  dieses  eine  solche  wichtige  Betrachtung,  welche  von 
Seiten  des  französchen  Hofs  eine  reifere  Überlegung,  als  Wir  seithero  aus 
seinen  Zumuthungen  und  Vorschlagen  wahrnehmen  können,  verdienete  und 
Uns  schon  vor  geraumer  Zeit  veranlasset  hat,  Dir  deutlich  zu  eröffnen2),  dass 
Wir  einen  französchen  Einfall  in  die  hannoverische  Lande  keineswegs  als  ein 
vortheilhaftes  Unternehmen  anseheten;  zumalen  die  ernannte  Krön  selbsten 
einen  Landkrieg  zu  vermeiden,  seine  grösste  Stärke  auf  das  Seewesen  zu 
wenden3;  und  die  Anzahl  der  Feinde  nicht  zu  vermehren  gedenket,  auch 
mit  einer  massigen  Observation sarmee  an  den  Grenzen  vermögend  wäre, 
Hannover,  die  Republik  Holland  und  die  meisten  protestantische  Reicbs- 
fttrsten  von  feindlichen  Maassnehmungen  und  Truppen  abgäbe  an  den  König 
in  Preusseu  zurück-  und  inner  den  behörigen  Schranken  zu  erhalten. 

»Bis  hiehin  waren  die  Umstände  noch  nicht  darnach  beschaffen,  der- 
gleichen wichtige  Wahrheiten  dem  französchen  ministerio  mit  behörigem 
Nachdruck  vor  Augen  zu  legen  oder  desfalls  ein  solches  Verlangen  zu 
äusseren,  welchem  die  Ausdeutung  eigennütziger  und  verfänglicher  Ab- 
sichten oder  einer  fortdaurenden  heimlichen  Rucksicht  auf  Engeland  ge- 
geben worden  konnte.  Allein  nunmehro  ist  die  Zeit  erschienen,  dass  ge- 
meinschaftliche und  werkthätige  Maassnehmungen  ergriffen,  folglichon  auch 
die  diensamste  Wege  in  offenherzigem  Vertrauen  angezeiget  werden  müssen, 
dahero  Du  Dich  auch  zu  befleissen  hast,  die  obstehende  Betrachtungen 
wegen  Hannover  gelegentlich  gelten  zu  machen  und  das  französche  Mini- 
sterium wegen  seiner  eigentlichen  Absichten  zur  deutlichen  Sprache  zu 
bringen.  Wordurch  Wir  bei  den  vorseienden  Bewegungen  auf  dem  Reichs- 
tag und  anzustossenden  Unterhandlungen  mit  verschiedenen  so  catholischen 
als  protestantischen  Reichsständen,  auch  bei  der  Widerlegung  der  preus- 
sischen  gehässigen  Ausstreuungen,  als  ob  Wir  die  protestantische  Stände 
zu  unterdrucken und  das  Kriegsfeuer  in  das  Herz  von  Teutschland  zu 
ziehen  suchten,  eine  grosse  und  sehr  erspriessliche  Erleichterung  erhielten.« 


1)  Vgl.  Nr.  206.         2)  Vgl.  S.  4S6.  3)  Vgl.  S.  503  ff. 

4)  Vgl.  P.  C.  XIII,  301 ;  auch  Thudicham,  Der  Acbtprocess  gegen  Friedrich 
den  Grossen  und  seine  Verbündeten  in  den  Jahren  1757  und  1758  (Tübingen  1892), 
107  ff. 


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592  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  Frankreich  brauche  nicht  zu  besorgen,  dass  der  Wiener  Hof  nach 

3Pt-  '"*dem  preussischen  Friedensbruch  von  seinen  »vorhinnigen  Vorschlägen  und 
Anerbieten  zuruckzutretten  und  die  Handlung  zu  erschweren  gedächte1]. 
80  vieles  hat  zwar  seine  vollständige  Richtigkeit,  dass  Wir  vor  dermalen 
ebenso  wenig  als  vorher  von  dem  bei  Uns  festgesetzten  Grundsatz  der 
Billigkeit  und  Reciprocität  abgehen  noch  Uns  allzu  harte  Bedingnusse  auf- 
dringen lassen,  sondern  im  ärgsten  Fall,  wie  Wir  Uns  schon  mehrmalen 
gegen  Dich  geäusseret  haben,  Uns  schlechterdings  an  den  Defensivtractat 
halten  würden'2). 

»Nachdem  aber  das  geheime  Geschäft  vermög  Deiner  letzteren  Bericht- 
schreiben3) schon  so  weit  gekommen,  und  durch  Deinen  geschickten  Fleis9 
in  hinlängliche  Klarheit  gesetzet  ist,  auch  viele  wichtige  Anstände,  wie 
Du  ganz  vernünftig  bemerket  hast4),  durch  den  preussischen  Friedensbruch 
gehoben  seind,  so  tragen  Wir  gar  keinen  Zweifel,  dass  die  noch  vorwaltende 
Diflerenzien  inner  kurzem  mit  beiderseitiger  Zufriedenheit  gänzlich  zu 
heben  seien  und  der  dortige  Hof,  gleichwie  er  es  sich  von  Uns  zu  ver- 
sprechen hat,  der  Billigkeit  Statt  geben  werde;  dahero  Du  auch  vorläufig 
in  Unserem  Namen  auf  das  nachdrücklichste  versicheren  kannst,  dass 
Unsere  vollständige  Verhaltungsbefehle  baldmöglichst  nachfolgen  sollen, 
und  dass  Wir  bei  der  nämlichen  Gesinn-  und  Neigung  zu  Beförderung  des 
grossen  Geschäfts  ohnabänderlich  beharren,  in  welcher  Wir  Uns  vor  dem 
Ausbruch  des  gegenwärtigen  Kriegs  befunden  haben.«  .  .  . 


Sept.  19       207  a.    Kaunitz  an  Starhemberg.   Wien,  19.  September  1756. 

P.  S.  iu  Nr.  *2ü7.    Nach  df-m  Relnconcept.    Vgl.  v.  Arnoth  V,  2t>. 
Wünscht  Aufklärung  über  die  etwaigen  Absichten  Frankreichs  gegen  Hannover. 

Fügt  die  Erlänternng  bei,  ».dass  die  Stelle  des  Rescripts5),  welche 
von  den  französchen  Haassnehmungen  in  Ansehung  der  hannoverischen 
Landen  redet,  nicht  dahin  zu  verstehen  seie,  als  ob  Ew.  Exc.  sich  ein 
Geschäft  daraus  zu  machen  hätten,  dem  dortigen  Hof  den  Nachtheil  eines 
Einfalls  in  die  besagte  Lande  vorstellig  zu  machen,  sondern  die  eigentliche 
Absicht  gehet  nur  dahin,  dass  Dieselbe  sich  angelegen  sein  lassen  mögten, 
desfalls  die  wahre  französche  Gesinnung  zuverlässig  zu  erforschen  und 
diesen  Hof  immer  mehrers  von  der  Notwendigkeit  zu  überzeugen,  dass 
eine  französche  Observationsarmee  an  den  dortigen  Grenzen  so  nöthig  als 
diensam  seie,  um  Hannover  und  mehrere  protestantische  Höfe  von  aller 
Hülfsleistung  vor  den  König  in  Preussen  abzuhalten.  Wornächst  sich 
dann  weiters  ergeben  dörfte,  ob  es  mit  Unserem  und  dem  französchen 


1)  Vgl.  Nr.  206.  2}  Vgl.  S.  484.  507.  3)  Vgl.  Nr.  187.  196.  201. 
4)  Vgl.  S.  571.  579  f.  5)  Vgl.  Nr.  207. 


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1756  September  17  —  September  22. 


593 


Interesse  übereinkomme,  den  hannoverischen  Hof  unter  der  Hand  mehrers  1756 
zu  beruhigen  und  ihn  andurch  von  grösseren  Kriegsanstalten  und  Auf-  1 
hetzung  mehrerer  protestantischer  Reichsfürsten  abzuhalten.« 


208.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  21.  September  1756.         Sept.  21 

Nach  der  Urschrift.   Vgl  y.  Arneth  V,  5Z 

Entbehrlichkeit  von  Subsidien  für  Jiussland. 

Da  »der  rassische  Hof  mir  von  einer  Subsidionconvention  so  wenig 
als  von  einem  Vorschuss  bis  nunzu  noch  nicht  das  allergeringste  erwähnet 1), 
sondern  auf  die  schleunige  Hülfleistung  von  selbsten  sorgfältig  bedacht 
seie  und  solche  Entschlüssung  nach  Inlfalt  meiner  .  .  .  Relation  vom  17. 
dieses3)  mittelst  zweier  Gircularrescripten  an  alle  frembde  Höfe  mit  dem 
merk  würdigen  Beisatz  feierlich  declariren  lassen,  dass  solche  Hülfe  unge- 
hindert der  späten  Jahreszeit  sicher  geschehen  werde,  so  bin  .  .  .  nach 
wie  vor  entschlossen,  von  dem  .  .  .  P.  8.  vom  8.  September3)  wegen  einer 
zu  schliessenden  Subsidienconvention  nichts  zu  berühren,  sondern  solchen 
Antrag  allenfalls  bis  auf  die  zu  errichtende  Verbindlichkeit  so  ehender 
zu  verschieben,  eben  als  ich  meinen  Secrätaire  mit  denen  weiteren  .  .  . 
VerhaLtungsbe fehlen  über  das  wichtige  Geschäft  ohne  das  täglich  erwarte. 
Und  da  man  von  Seiten  des  hiesigen  Hofes  den  19.  hujus  dem  Chevalier 
Douglas  die  nämliche  Declaration  über  die  eilfertige  rassische  Hülfleistung 
mittelst  einer  Note  gethan,  auch  Tags  vorher  dem  Williams«  die  im  Bericht 
vom  17.  September4)  mitgetheilte  »Antwort  ...  zu  sein,  des  englischen 
ministri  äusserster  Confusion  und  Befrembdung  schon  vorlesen  lassen,  so 
werden  Ew.  Exc.  .  .  .  ermessen,  dass  eine  dergleichen  Offerte  zu  einer 
Sabsidienconvention  oder  Vorschuss  ganz  überflüssig  sein  würde,  zumalen 
durch  die  dem  Williams  vorgelesene  Declaration  über  die  hier  angesuchte 
Mediation5)  dem  englischen  und  preassischen  Hof  der  Weg  zu  einer  weiteren 
Handlung  kurzum  auf  einmal  abgeschnitten  worden  ist«  .  .  . 


209.  Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  22.  September  1756.  Praes.  Sept.  22 
29.  September  1756. 

Nach  der  Urschrift.  Vgl.  v.  Arneth  V,  29. 

Stillstand  der  Verhandlungen  infolge  der  Unfähigkeit  RouilUs  und  seines  Verdachtes 

gegen  Österreichs  Absichten. 

»Depuis  mes  dernieres  .  .  .  döpßchcs  du  13  de  ce  mois«),  Ton  n'a 
fait  ici  guere  de  chemin  dans  le  concert  sur  les  diffe'rentes  mesures  ä  prendre, 

1)  Vgl.  S.  589.      2)  Vgl.  Nr.  204.  205.      3)  Vgl.  Nr.  200.      4)  Vgl.  Nr.  204. 

5)  Vgl.  S.  587. 

6)  Starhemberg  bestätigte  darin  den  Inhalt  von  Nr.  201,  insbesondere  auch 
die  Bereitwilligkeit,  das  bei  Metz  sich  versammelnde  Hülfscorps  dem  Wiener 

Acten  tar  Vorgeechiehto  des  7jlhrigen  Kriege«.  38 


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594  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  ni  dans  iWcution  de  Celles  qui  avaient  6t6  dejä  prises.  L'abbe*  de  Bernis 
Jpt  22  est  malade,  le  mardchal  de  Belleisle  est  absent  et  toutes  leg  affaires  roulent 
aur  M.  Rouille*  qui,  toujours  irresolu,  toujours  timide  et  toujours  BOupc,onneux, 
d'ailleurs  peu  au  fait  des  affaires  g^nerales,  trop  peu  eclairö*  pour  les 
comprendre  dans  tonte  lenr  etendue  et  pour  en  voir  toutes  les  combinaisons, 
mais,  ce  nonobstant,  pre'venu  tonjonrs  en  favenr  de  son  opinion,  jaloox  de 
son  autorite'  et  einpresse  ä  saisir  toutes  les  occasions  qu'il  pent  trouver 
pour  agir  de  son  propre  chef,  entame  toutes  les  affaires,  n'en  acheve  aueune, 
trouve  partout  des  difficultea  et  des  embarras,  en  veut  faire  naitre  sur 
des  objets  qui,  ötant  dejä  re'gle's  et  convenus,  n'en  sont  plus  susceptibles, 
et  ne  fait,  en  un  mot,  que  confondre  la  besogne,  s'embarrasser  soi-m€me  et 
ses  confreres,  gftter  beauooup  d'affaires,  en  retarder  plusienrs  antres  et 
perdre  un  temps  pre'cieux,  dont  il  serait  aise*  d'employer  ntilement  jusqu'au 
moindre  quart  d'heure,  pour  peu  que  Ton  eüt  ä  faire  k  un  homme  actif, 
öclaire"  et  de  bonne  volonte' '). 

»Ce  qui  1'arrGte  actuellement  sur  tons  les  objets  ä  concerter  et  mßme 
sur  ceux  qui,  £tant  dejä  convenus,  ne  restent  plus  qu'a  exlcuter,  est: 

1)  »fimpossibilite"  qu'il  croit  voir  d'aller  en  avant  sur  rien,  avant  que 
nous  ne  soyons  convenus  de  notre  traite*  secret,  et 

2)  »l'attente  de  la  response  que  fera  S.  M.  l'Imperatrice  ä  la  propo- 
sition  contenue  dans  ma  .  .  .  de'pßche  du  9  de  ce  mois  relativement  au 
secours  stipule*  ä  fournir  par  le  Roi  C.  T.2}.« 

Trotz  des  guten  Eindrucks,  den  der  Erlass  vom  8.  September9)  beim 
Könige,  Bernis  und  der  Pompadour  bervorgerufen  babe,  bleibe  Rouille' 
darauf  beharren,  [qu'J  »il  n'e'tait  guere  possible  de  se  concerter,  ni  d'aller 
en  avant  snr  rien,  sans  que  notre  traite*  ne  füt  conclu,  puisqu'  on  ne  pouvait 
pas  marcher  ä  tatons,  ni  prendre  des  mesures  justes,  si  Ton  n'en  connaissait 
auparavant  le  motif  et  l'objet.« 

Der  zweite  Einwand  Rouille's  habe  allerdings  seine  Richtigkeit,  inzwischen 
aber  könne  man  sehr  gut  bereits  die  Verhandinngen  mit  den  Reichsfürsten 
und  Holland  beginnen.  »Je  n'ai  pas  cesse*  depuis  quinze  jonrs  d'insister 
snr  tous  ces  points,  mais  je  n'ai,  jusqu'ä  präsent,  presque  rien  effectue*.  . . . 

Hofe  zur  Verfügung  zu  stellen.  Das  P.  8.  lautet:  »Si  j'6tais  dans  le  cas  de  pou- 
voir  cnröler  tous  les  gens  de  bonne  volonte  qui  dösirent  de  venir  a  notre  secours, 
je  ferais  partir  100000  hommos  en  trois  jours  de  temps.  Lo  mouvement  dans 
toute  la  nation  est  presque  genöral,  et  Bi  ces  disposidons  se  soutiennent,  il 
n'est  guere  possible  qu'elles  n'influent  pour  beaucoup  sur  les  resolutions  du 
ministere.«  ...         1)  Vgl.  S.  529  f.         2)  Vgl.  Nr.  201. 

3)  Dieses  ostensible  Rescript  enthielt  den  Dank  des  Kanzlers  für  die  Haltung 
Frankreichs  und  -die  Versicherung,  dass  die  durch  den  FriedenBbruch  Preussens 
veränderte  Situation  und  die  hierdurch  herbeigeführten  Ereignisse  »n'influeront 
certaineuient  de  facon  quelconque  dans  notre  negociation,  et  qu'ils  ne  change- 
ront  en  rien  les  intenüons,  les  offres  et  les  resolutions  de  l'Imperatrice«.  Vgl. 
Nr.  206. 


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1756  September  22. 


595 


»J'ai  en  avant-hier  une  longne  conversation  avec  Mde.  de  Pompadonr,  1756 
a  qui  je  n'avais  pas  parle*  en  particulier  depuis  la  levöe  de  bouclier  du  Sept'  ' 
roi  de  Pruäse.  Les  dispositions  dans  lesquelles  je  Tai  trouve'e  ä  notre 
e*gard,  sont  plus  favorables  qne  jamais  et  m'ont  console"  en  grande  partie 
du  chagrin  qne  me  donne  la  condaite  si  tiöde  et  si  peu  satisfaisante  de 
M.  Reuille*.  Elle  m'a  beaucoup  parld  sur  le  sujet  de  ce  ministre1)  et  m'a 
avoue"  la  premiere  qu'elle  ne  voyait  qne  trop,  et  plusieurs  autres  avec 
eile,  tous  les  inconvönients  qu'avaient  produits  jusqu'a  prösent  et  qne 
ponvaient  prodnire  encore  par  la  snite  la  faiblesse  et  l'insnffisance  de  ce 
ministre,  et  snrtont  la  jalonsie  qu'il  avait  concue  de  l'abbä  de  Bernis2), 
qui  angmentait  d'un  jonr  ä  l'autre  et  le  faisait  donner  ä  chaque  instant 
dans  des  travers  qni  ätaient  de  la  conse*quence  la  plus  facheuse  ponr 
l'inte"r6t  de  notre  cause  commune  et  ponr  le  bien  du  Service.  Elle  ajouta 
de  plus  qne,  malheureusement,  l'abbö  de  La  Ville  ä  qui  il  se  fiait  unique- 
ment,  e*tait  gagne"  et,  pour  me  servir  de  ses  expressions,  corrompu  ...  par 
quelqu'un  dont  les  mauvaises  intentions  e"taient  connues3),  et  qu'elle  nomma 
un  fourbe  et  un  malhonnßte  homme;  qu'au  moyen  de  cela  les  pernicieux 
desseins  de  cet  homme  ne  pouvaient  qu'influer  beaucoup  sur  les  conseils 
que  Tabbö  de  la  Ville  donnait  ä  M.  Rouille*,  et,  par  consequent,  sur  la 
conduite  de  ce  ministre  faible  et  incapable  de  rien  voir  par  lui-meme,  et 
qui,  sans  le  savoir  et  avec  les  meilleures  intentions  du  monde,  rendait  de 
tres  manvais  Services  au  Roi;  et  eile  finit,  enfin,  par  me  dire  que,  ce  quHl 
y  avait  de  plus  flacheux  dans  tont  ceci,  ötait  que,  pour  le  present,  notre 
mal  etait  sans  remede,  vn  que  Ton  ne  guerirait  jamais  M.  Rouille'  de  la 
jalonsie  qu'il  avait  concue  de  l'abbö  de  Bernis,  que,  d'ailleurs,  on  ne  lui 
donnerait  jamais  Tesprit,  les  lumieres  et  les  connaissances  necessaires  pour 
le  poste  qu'il  occupait;  qu'il  n'y  avait  nul  moyen  de  l'engager  ä  cöder  la 
place  et  ä  se  demettre  de  son  emploi,  que  le  Roi  ne  se  porterait  pas  ais£- 
ment  ä  Ten  priver;  que,  pour  plusienrs  raisons,  il  serait  dangereux  de  vouloir 
entreprendre  de  le  lui  conseiller,  et  qu'au  moyen  de  tout  cela,  il  ne  restait, 
pour  le  pre*sent,  d'autre  parti  ä  prendre  que  celui  de  la  patience;  que, 
malgrö  tons  les  inconvenients  qui  pourraient  arrivor,  notre  grande  affaire 
ne  pouvait  pas  manquer  de  bien  aller;  que  M.  Rouillö  fcrait  bien  des  fautes 
et  nous  causerait  beaucoup  de  confusions,  mais  qu'ä  la  fin  tout  irait;  que, 
si  nous  parvenions  a  conclure  bientot  notre  traitö,  ce  serait  peut-6tre  le 
seul  et  le  plus  prompt  moyen  d'effectuer  ce  que  je  deairais.c  .  .  . 

Starhemberg  glaube,  dass  die  Mde.  de  Pompadour  jetzt  mehr  als  bisher 
dafür  arbeiten  werde,  Bernis  in  den  Conseil4)  und  sogar  auf  den  Posten 
eines  Ministers  des  Auswärtigen  zu  bringen.  »Si  la  chose  se  fait,  je  crois 
que  ce  serait  ce  qui  pourrait  nous  arriver  de  plus  avantageux. 


1)  Vgl.  S.  416.  2)  Vgl.  S.  365  f.  415.  3)  D'Argenson.  Vgl.  S.  477.  530. 
4)  Vgl.  S.  476  f. 

38* 


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596  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  »L'abbe*  de  Bernis  est  honn&e  homme  et  n'aura  certainement  d'autre 

5pt"  22  but  que  l'intlret  de  son  maitre,  an  moyen  de  quoi  il  se  peut  fort  bien 
que,  dans  des  ocoasions  oü  cet  intdröt  serait  ou  lui  paraitrait  oppose*  au 
nötre,  j'eprouvasse  de  sa  part  plus  de  contradiction  que  je  n'en  äprouve 
aujourd'hui  de  la  part  de  M.  Rouillö1);  mais  ce  mal  ne  sera  pas  si  grand 
que  d'avoir  ä  faire  ä  quelqn'un  qui  n'entend  ni  comprend  les  affaires,  et 
qui  d'un  jour  ä  l'autre  oublie  les  points  convenus,  ne  les  exäcute  point 
et  n'a  ni  principes  ni  Systeme  ni  connaissances.  .  .  . 

»L'abbe*  de  Bernis  m'a  dit  avec  franchise  .  .  .:  ,Tant  qu'il  ne  s'agit 
que  de  remplir  les  engagements  du  traUe*  de  Versailles,  il  faut  que  nous 
fassions  pour  notre  defense  plus  que  le  traite*  ne  nous  impose;  quand  il 
sagira  d'exäcuter  le  traite*  Beeret,  il  faut  faire,  pour  parvenir  au  but  que 
nous  nous  proposons,  tont  ce  que  nous  sommes  en  e*tat  de  faire.' 

»C'est  sur  ce  principe  .  .  .  que  tout  roule  maintenant  ici.  II  faut  con- 
clure  le  traite'  secret,  et  cela  le  plus  töt  que  possible2).  Si  nous  pouvions 
le  conclure  des  ä  präsent  et  avant  que  le  roi  de  Prusse  ait  entame*  notre 
armee,  il  est  apparent  que  nous  rendrions  nos  conditions  beaueoup  meilleures 
qu'elles  ne  l'auraient  e*te",  il  y  a  quelques  mois,  et  qu'elles  ne  le  seront  par 
la  suite,  si  le  roi  de  Prusse  remporte  des  avantages  sur  nous8).«  .  .  . 


Sept.  23       210.   Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  23.  September  1756. 

Nach  dem  Reinconcept.   Vgl.  v.Arneth  V,  54. 

Verlangt  Abschlug»  eines  Suhsidienvertrages  mit  Russland  und  Erfüllung 
des  französischen  Wunsches  bezüglich  der  Türkei. 

Einer  »vergnüglichen«  Nachricht  Starhembergs  zufolge  werde  Frank- 
reich die  vertragsmassige  Hülfe  leisten2). 

Um  Preussen  eine  überlegene  Macht  entgegenzustellen,  versammle 
man  ausser  den  85000  Mann  starken  Heeren  Brownes  und  Piccolominis 4) 
noch  eine  dritte  Armee,  die  mit  25 — 30000  österreichischen  Truppen  aus 
Italien,  Ungarn  und  andern  Erblanden,  16  000  ans  den  Niederlanden,  sowie 
den  24  000  französischen  Hülfstruppen  eine  Starke  von  mindestens  70  000 
Mann  erreichen  werde.  Ausserdem  »wird  mit  allem  Eifer  daran  gearbeitet, 
verschiedene  Reichstruppen  in  den  hiesigen  Sold  zu  nehmen.  .  .  . 

»Zu  diesen  grossen  Kriegsveranstaltungen  kommen  nun  noch  Ew.  Exc. 
unterm  26.  August  und  7.  September  erlassene  .  .  .  sehr  vergnügliche 
Nachrichten5)  von  unserer  schätzbarsten  Bundsgenossin,  der  rassischen 
Kaiserin  M.,  fortwährenden  grossmüthigsten  Gesinnung  und  erneuerten  Ver- 
sicherung, denen  obhabenden  Verbindlichkeiten  und  besonders  dem  vierten 
Article  des  Tractats  von  1746  ein  heiliges  und  mehr  als  vollständiges 
Genügen  leisten  zu  wollen. 

1)  Vgl.  Nr.  55.         2)  Vgl.  S.  579.         3)  Vgl.  S.  569.  579. 
4)  Vgl.  Beilage  Nr.  7.         5)  Vgl.  Nr.  192.  193.  194.  198.  199. 


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1756  September  22  —  September  27. 


597 


<  An  der  Erfüllung  dieser  nicht  genugsam  zu  verdankenden  nnd  zu  1756 
preisenden  bundsmässigen  Erklärung  den  mindesten  Zweifel  zu  tragen,  wäre  ^ept#  ' 
die  grösste  Undankbarkeit,  und  wir  zählen  hierauf  so  sicher,  als  wann  wir 
schon  würklich  die  Antwort  auf  die  Ew.  Exc.  aufgetragene  förmliche 
Requisition  der  russisch-k.  Hfllfsleistung ')  und  die  Nachricht  von  dem  An- 
marsch dieser  Kriegsmacht  erhalten  hätten. 

>Der  französche  Hof  ist  jetzo  in  einer  solchen  Disposition,  wie  wir 
längst  gewunschen  haben;  und  da  nächster  Tägen  unsere  Finalentschliessung 
in  dem  geheimen  Geschäft  an  .  .  .  Starhemberg  abgehen  soll2),  so  ist  an 
einem  vergnüglichen  8chluss  fast  nicht  mehr  zu  zweifeien.  Es  mag  aber 
erfolgen,  was  da  immer  will,  so  bleibet  allzeit  so  vieles  festgestellt,  dass 
mit  dem  russischen  Hof  ein  Subsidientractat  errichtet,  auch  auf  Abschlag 
des  Subsidienquanti  baldmöglichst  eine  Million  Gulden  und  dann  wiederum 
eine  Million  an  Ew.  Exc.  Übermaehet  werden  soll3).«  .  .  . 

Frankreich  wünsche  dringend,  durch  Österreichs  Befürwortung  in  den 
mit  Russland  abzuschliessenden  Defensiwertrag  die  Bestimmung  aufzunehmen, 
dass  dieser  auf  einen  russisch-türkischen  Krieg  keine  Anwendung  finde. 
Der  französische  Hof  habe  erfahren,  dass  die  Pforte  infolge  englischer 
Bemühungen  über  den  bedingungslosen  Beitritt  Russlands  zum  Versailler 
Tractat  sehr  empört  sein  würde.  Esterhasy  solle  diesen  Umstand  der 
russischen  Regierung  vorstellen  und  bemerken,  dass  Russland  eventuell 
Conflicte  mit  einer  anderen  Macht  gleichfalls  ausdrücklich  ausnehmen  könnte. 

Auch  solle  Starhemberg  dahin  wirken,  dass  die  russischen  Truppen 
nur  möglichst  wenig  und  möglichst  kurze  Zeit  polnisches  Gebiet  berühren4), 
damit  in  Polen  kein  Unwille  erregt  und  dadurch  der  Pforte  Gelegenheit 
zum  Einschreiten  gegeben  werde. 

In  Schweden  ständen  die  Aussichten  für  Österreich  günstig.  Man 
wünsche,  auch  Dänemark  gegen  Preussen  zu  gewinnen. 


211.   Maria  Theresia  an  Starhemberg.   Wien,  27.  September  1756.  Sept.  27 

Nach  dem  Beinconcept. 

Verlangt  Frankreich*  Zustimmung  zur  weiteren  Schwächung  Preussen»  auch  über  die 

Abtretung  von  Schlesien  und  Glatt  hinaus. 

. . .  »Was  Wir  auch  schon  mehrmalen  erinneret  und  bei  dem  geheimen 
Geschäft  als  eine  condiiiofiem  sine  qua  non  vorausgesetzet  haben,  dass 
nämlich  dem  König  in  Preussen  so  viele  Feinde  als  möglich  auf  den  Hals 
zu  ziehen  seien5),  hieran  ist  vor  dermalen  ohne  mindesten  Zeitverlust  und 
mit  so  grösserem  Eifer  zu  arbeiten,  da  hiebei  nach  dem  erfolgten  Friedens- 
bruch und  unerhörten  Verfahren  gegen  den  chursächsischen  Hof  Unserer 


1)  Vgl.  Nr.  189.  2)  Vgl.  Nr.  217.  3)  Vgl.  Nr.  200. 
4)  Vgl.  S.  323.         5)  Vgl.  S.  486. 


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598  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  Seite  kein  weiteres  Bedenken  vorwaltet  und  der  Anstand  wegen  der  erst 
?Pt-  27  zu  erfindenden  Rechtsur  Sachen  gänzlich  hinwegfallet,  maassen  allen  Reichs- 
ständen, folglich  auch  denen  Kronen  Schweden  nnd  Dänemark  durch  das 
bekannte  Reichshofrathsconclusum ')  und  die  k.  Commissionsdecreta  allschon 
der  Weg  gebahnet  worden,  sich  gegen  den  König  in  Freussen  als  einen 
offenbaren  übertretter  aller  Friedensschlüssen  und  Reichsgrundgesetzen 
werkthätig  an  Laden  zu  legen  und  Theil  an  dem  Krieg  zu  nehmen.  .  .  . 
Die  hauptsächlichste  Triebfeder  muss  in  der  Vergrösserungshoffnung  und 
in  der  Äusserung  des  französchen  Hofs  bestehen,  dass  ihme  die  mit  Uns 
zu  pflegende  Einverständnis  keineswegs  zuwider,  sondern  vielmehr  an- 
genehm sein  würde. 

»Ob  nun  zwar  der  ernannte  Hof  bis  hiebin  in  die  mehrere  Schwächung 
des  Königs  in  Preusaen  förmlich  einzuwilligen  nnd  daran  werkthätigen 
Antheii  zu  nehmen  Bedenken  getragen  und  nur  diese  Schwächung  ge- 
schehen zu  lassen  sich  auf  den  Fall  erkläret  hat,  wann  das  geheime  Ge- 
schäft zu  seinem  Schluss  gelangte2),  so  wäre  doch  seinen  schrift-  und 
mündlichen  Äusserungen  die  deutliche  Ausnahm  beigefüget,  wann  änderst 
der  König  in  Preussen  nicht  am  ersten  den  Frieden  brechen  und  zu  den 
Waffen  greifen  sollte3);«  daher  seien  durch  den  preussischen  unerwarteten 
Friedensbruch  die  wesentlichsten  französischen  Bedenken  beseitigt,  sodass 
Starhemberg  nunmehr  ungesäumt  in  Unterhandlungen  einzutreten  habe, 
welche  Höfe  und  mit  welchen  Landgewinnaussichten  in  das  Einve.rständ- 
niss  zu  ziehen  seien4).  Besonderer  Anweisungen  bedürfe  es  für  Starhem- 
berg nicht,  da  man  auf  »alle  diensamen  und  thunlicben  französchen  Vor- 
schläge wegen  des  quomodo  und  der  Ausführuugs  mittel«  eingehen  wolle, 
wenn  nur  die  8ache  selbst  dadurch  erreicht  werde. 


Sept.  28       212.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  28.  September  1756. 

Nach  der  Urschrift  VgL  t.  Aroeth  V,  52. 

Die  beiden  Kanzler  getrauen  sich  nicht,  der  Zarin  den  österreichischen  Subsidien- 

antrag  zu  unterbreiten. 

.  .  .  »Was  nun  den  hier  anzutragenden  Subsidientractat5)  betrifft,  so 
werden  Ew.  Exc.  aus  meinen  vorhinnigen  .  .  .  Berichten  sowohl  als  für- 
nehmlich  aus  dem  letzteren6)  .  .  .  ersehen  haben,  dass  man  von  Seiten  des 
hiesigen  Hofs  bis  nunzu  nicht  das  mindeste  gegen  mich  fallen  lassen, 
sondern  sich  vollkommen  begnügen  wolle,  wann  nur  Frankreich  den  König 

1)  Vgl.  das  kaiserliche  Hofdecret  vom  20.  September  1756,  abgedruckt  in 
der  »Sammlung  der  neuesten  Staatsschriften  (Teutschen  Kriegskanzlei)  auf  das 
Jahr  1756«  'Frankfurt  und  Leipzig  1757],  65  ff.  Vgl.  Thudichum,  Der  Acht- 
process  gegen  Friedrich  den  Grossen  167  ff.         2)  Vgl.  S.  567  f. 

3)  Vgl.  S.  513.         4)  Vgl.  S.  541  f.         5)  Vgl.  Nr.  200.  S.  597. 

6)  Vgl.  Nr.  208. 


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1756  September  27  —  September  28. 


599 


in  Preussen  völlig  abandonniren,  und  ihn  dem  billigem  Sentiment  derer  1?56 
beeden  k.  Höfen  überlassen,  dergestalten,  dass  Schlesien  und  Glatz  wieder-  ^ept*  ' 
eroberet  werden  können.  Weilen  mir  aber  der  Antrag  eines  Subsidien- 
tractats  an  Russland  so  nachdrücklich  anbefohlen  worden1),  so  habe  erst- 
lich mit  dem  wohlgesinnten  Vicekanzler  diese  Sache  vertraulich  überleget; 
worauf  mir  dieser  Ministre  sogleich  geantwortet,  wie  er  zu  glauben  Ursach 
habe,  dass  die  russische  Kaiserin  sich  hierzu  so  weniger  geneigt  erfinden 
lassen  würde,  als  Höchstdieselbe  nach  dem  preussischen  Friedensbruch  ihre 
Allianzobliegenheiten  getreulich  erfüllen  zu  wollen  mir  Selbsten  schon  öfters 
mündlich  als  durch  ihr  Ministerium  schriftlich,  auch  sogar  an  alle  Höfe 
dahin  erklären  lassen  habe,  dass  ungeachtet  der  späten  Jahrszeit  solche 
Hülfe  noch  sicher  erfolgen  würde2}.  Nicht  minder  seie  die  von  dem  König 
in  Preussen  angesuchte  Mediation  dem  Williams  rund  und  trocken  genug 
abgeschlagen3),  auch  der  hiesige  Durchmarsch  durch  Polen  resolviret 4), 
und  dem  Gross  dieaertwegen  der  Befehl  zugekommen,  und  dass  fürnehmlich 
von  I.  K.  K.  M.  die  förmliche  Requisition  bei  dem  König  und  der  Re- 
publik Polen  geschehen  möge,  mir  letzthin  schriftlich  insinuiret  worden5) 
und  gleichwie  die  russische  Kaiserin  mir  in  sein,  des  Grafen  Woronzow, 
und  Grosskanzlers  Gegenwart  selbst  gesagt,  dass  Höchstdieselbe  sich  nicht 
wegen  einiger  Subsidien,  sondern  in  Rucksicht  des  gemeinsamen  Besten 
dem  englischen  Anerbieten  anfänglich  hätte  fügen  wollen0),  so  getrauete 
er,  Vicekanzler,  sich  nicht,  ihro  diesfalls  etwas  vorzutragen. 

>Nach  diesem  habe  mich  gestern  Abends  zu  dem  Grosskanzlei-  be- 
geben, und  nachdem  ich  ihm  von  dem  Accessionswerk  gesprochen  und  die 
Nachricht  von  der  mit  Frankreich  zu  Stand  gebrachten  geheimen  Nego- 
ciation1)  gegeben,  so  habe  den  Discours  auf  ein  dergleichen  Subsidien- 
tractat  gewendet  und  von  diesem  ministro  deutlich  abnehmen  können,  dass 
nicht  nur  die  russische  Kaiserin  zufolg  ihrer  grossmüthigen  Gedenkensart 
sich  hierzu  nicht  resolviren,  sondern  auch  er,  Grosskanzler,  ihro  davon 
sprechen  zu  sollen  so  überflüssiger  hielte,  als  Höchstdieselbe  ihre  allianz- 
niässige  Obliegenheiten  ohnedas  in  voller  Maass  erfüllen  würde  und  ihr 
hiesiger  Antrag  gleich  von  allem  Anfang  her  dahin  gegangen  wäre,  dass 
man  sich  von  Seiten  beeder  alliirton  Höfen  über  die  Operationen  genauest 
einverstehen  und  den  von  mir  unterm  22.  April  .  .  .  eingeschickten  hiesigen 
Aufsatz7)  zum  Grund  legen  und  auf  diesem  Fundament  eine  Convention 
schliessen,  folglichen  sich  gegen  einander  verbindlich  machen  solle.  Und 
da  die  geheime  Negociation  mit  Frankreich,  sagte  der  Grosskanzler,  nun- 
mehro  seine  Richtigkeit  hätte,  so  würde  die  russische  Kaiserin  sich  zu 
dergleichen  Subsidien  noch  weniger  verstehen  wollen.  Alles,  was  die 
beede  k.  Höfe  actu  thun  müssen,  führe  der  Grosskanzler  fort,  bestünde 


I)  Vgl.  Nr.  200.  2)  Vgl.  S.  589.  3)  Vgl.  S..  587  Anni.  3.  4)  Vgl.  S.  597. 
5)  Vgl.  Nr.  204  a.         6)  Vgl.  S.  241.  561.         7)  Vgl.  Nr.  73  c. 


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600  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  in  deme,  sich  über  den  Operationsplan  baldmöglichst  mit  einander  einzu- 
Jptt  28  verstehen,  und  wann  solches  erfolge,  so  würden  sie  ihres  Orts  auch  die 
Krön  Schweden  in  diese  Absicht  mit  einzuflechten  suchen1).  Der  Gross- 
und Vicekanzler  confirmirten  mir  einhellig,  dass  die  russische  Kaiserin  ab- 
solute haben  wolle,  dass  der  Feldmarschall  Graf  Apraxin  noch  dieses  Jahr 
gegen  Preussen  etwas  unternehmen  solle,  gestalten  er  mit  allem  versehen 
sein  wird2).  Da  übrigens  der  Douglas  bei  hiesigem  Hof  accreditiret,  so  ist 
fordersamst  die  königl.  französche  Vollmacht3)  für  mich  überflüssig,  and 
sobald  mir  von  Ew.  Exc.  das  nöthige  zu  diesem  Geschäft  zugekommen 
sein  wird,  so  werde  dieses  wichtige  Werk  zu  Stand  zu  bringen  suchen. 
Der  Chevalier  Williams  hat  die  Erneurung  des  zwischen  dem  englischen 
nnd  russischen  Hof  künftiges  Jahr  zu  End  gehenden  Commercientractats 
vorgestern  proponiret4).  Da  man  aber  mit  demselben  hier  nicht  zufrieden 
ist,  so  wird  dem  Prinzen  Golyzin  diese  Sach  aufgetragen  und  ihm  anbe- 
fohlen werden,  dem  englischen  ministerio  zu  erkennen  zn  geben,  dass  die 
russische  Kaiserin  seine,  des  Williams,  Abrufung  nicht  ungerne  sehen 
würde5).  Nach  sein,  des  Prinzen  Golyzin,  letzteren  Berichten  solle  Enge- 
land gar  nicht  zufrieden  sein,  dass  I.  K.  K.  M.  der  König  in  Preussen 
feindlich  anfallen  wolle,  auch  überhaupt  die  Klinggräffische  drei  Memoires 
nicht  [billigen].  Deme  noch  .  .  .  anfügen  solle,  dass  ich  den  Grosskanzler 
gestern  zu  unseren  Absichten  gut  disponiret  gefunden,  nnd  dass  mit  ver- 
doppeltem Eifer  an  denen  hiesigen  Kriegsanstalten  fortgearbeitet  werde.« 


Sept.  29       213.    Starhemberg  an  Kaunitz.   Paris,  29.  September  1756.  Praes. 
6.  October  1756. 

Nftch  der  Urschrift.  Tgl.  t.  Arneth  V,  33.  474  Anm.  49. 

Die  Stellung  des  französischen  Hülfscorps*  sei  so  gut  wie  beschlossen. 
Nothwendigkeit  eines  schleunigen  Abschlusses  des  Offensivbündnisses. 

Obwohl  Frankreich  officiell  den  Marsch  des  Hilfscorps'  nach  Böhmen 
noch  nicht  zugestanden  habe,  >je  me  trouve  en  6tat  d'assurer  des  a  prä- 
sent V.  Exc.  qu'il  est  autant  que  de'cide'  que  Ton  consentira  ä  notre  de- 
mande6),  et  que  mSme  la  plupart  des  dispositions  qu'il  e*tait  ne'cessaire 
de  faire  pour  cet  effet,  ont  ou  dejä  6t6  faites  depuis  denx  ou  trois  jours 


1)  Vgl.  Nr.  202. 

2)  Nach  Esterhasys  Bericht  vom  1 7.  Septomber  hatte  ihm  Apraxin  bemerkt, 
es  fehle  noch  an  Fourage  für  die  Cavallerie  und  an  Magazinen,  die  man  in  Er- 
füllung der  österreichischen  Wünsche  [vgl.  Nr.  99)  nicht  so  weit  vorwärts,  als 
sonst  geschehen  wäre,  angelegt  hätte.  Doch  werde  man  das  durch  winterliche 
Excursionen  wettmachen.         3)  Vgl.  S.  527.  566  f. 

4)  Martens  {Recueil  IX,  62  ff.)  druckt  nur  einen  Comraercienvertrag  auf 
15  Jahre  von  1734  ab,  über  dossen  Verlängerung  er  sich  nicht  ausspricht.  Vgl. 
daselbst  S.  217.         5)  Vgl.  S.494.         6)  Vgl.  S.  578.  594. 


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*1756  September  28  —  September  29. 


ou  vont  se  faire  tres  incessamment.  On  a  fait  partir  deja  les  ordres  pour  1756 
les  differents  corps,  qui  dtaient  en  mouvement  pour  se  rendre  dans  le  pays  Sept  ' 
messin,  de  diriger  leur  marche  jusqu'ä  Strasbourg,  oü,  d'apres  une  note 
que  M.  d'Argenson  m'a  communiqu^e  hier,  ils  ne  peuvent  manquer  de  se 
trouver  tous  rassemble's  le  24  du  mois  prochain  ...  Ce  qu'il  y  a  de 
certain,  c'est  que  le  corps  entier  pourra  6tre  en  marche  le  25  ou  le  26 
du  mois  au  plus  tard  et  le  sera  en  effet,  au  moins  d'apres  ce  que  m'a 
asaure'  M.  d'Argenson,  qu'il  faut  croire  sur  ce  point1).  .  .  . 

»On  met  ici,  du  moins  quant  ä  l'exteneur,  autant  de  bonne  gräce 
dans  la  facon  dont  on  se  porte  ä  nous  secourir,  que  l'on  a  peut-etre  dans 
le  fond  de  röpugnance  ä  envoyer  ce  secours  si  loin  d'ici  et  k  le  faire  par- 
tir dans  une  Saison  si  avance"e.  II  n'y  a  que  M.  Rouille*2)  qui,  en  me 
rendant  compte  de  Timpression  que  ma  demande  avait  faite,  y  ait  mis  le 
ton  de  mauvaise  humeur  et  ait  laisse*  e*chapper  des  reproches  qui  seraient 
offensants  de  la  part  de  tout  autre  que  de  lui.  L'abbe'  de  Bernis  et  M. 
d'Argenson,  qui  sont  les  seuls  auxquels  j'ai  pu  parier,  le  mareohal  de  Bel- 
leisle  n'ötant  pas  encore  de  retour,  se  sont  explique"s  tres  difföremment  et 
m'ont  fait  connaltre  que  le  Roi  remplirait  ses  engagements  et  les  remplirait 
sans  dölai.  Les  ordre9,  comme  je  viens  de  le  dire,  ont  6t6  expe*die*s  sur- 
le-champ.«  .  .  . 

Grosses  Erstaunen  und  Missvergnügen  habe  allgemein  Starhembergs 
Mittheilung  hervorgerufen,  dass  Österreich  seine  niederländischen  Truppen 
nach  Böhmen  ziehen  und  die  Diversion  in  Cleve  aufgeben  wolle3).  Man 
besorge  insbesondere,  bei  der  Entblössung  der  Niederlande  von  Truppen 
den  Anschluss  der  protestantischen  Reichsfürsten  und  Hollands  an  Preussen 
nicht  verhindern  zu  können.  Starhemberg  habe  darauf  gerathen,  zu  diesem 
Zweck  ein  französisches  Observationscorps  an  den  Grenzen  aufzustellen. 
Frankreich  erkläre  aber,  während  des  amerikanischen  Krieges  nicht  mehr 
als  24000  Mann  Hülfstruppen  stellen  zu  können,  »que,  s'il  fallait  une 
arm£e  de  plus,  il  (Statt  nöcessaire  avant  tonte  chose  de  faire  une  augmen- 
tation  de  troupes  considerable,  qu'apres  tout  ce  que  Ton  avait  dejä  fait 
pour  nous,  sans  nul  engagement  pris  de  notre  part,  il  ötait  impossible  de 

1)  Noch  am  3.  October  bestätigte  Starhemberg,  [in  eigenhändigem  Bericht]: 
»Tout  se  dispose  pour  le  depart  des  troupes  conformement  a  ce  que  j'ai  eu  l'hon- 
neur  de  marquer  ä  V.  Exe,  et  j'espere  encore  toujours  qu'ellea  pourront  commen- 
cer  ä  defiler  vers  la  Suabe  le  24  ou  le  25  de  ce  mois.  On  artend  ici  avec  impa- 
tlence  des  nouvelles  de  Vienne  et  surtout  la  prompte  arrivöe  des  ordres  que  V. 
Exc.  comptait  ...  de  m'envoyer,  aussitöt  qu'il  serait  humainement  possible.« 

2)  Im  P.  S.  berichtete  Starhemberg  noch  von  dem  besonderen  Bedenken 
Rouill68,  der  annehme,  dass  die  Verbindung  Österreichs  mit  Frankreich  noch 
Gegner  am  Wiener  Hofe  habe  und  nur  der  Abschluss  des  Vertrages  die  genügende 
Sicherheit  für  die  Zukunft  biete.  Vgl.  v.  Arneth  V,  474  Anm.  53.  Wohl  als 
Antwort  hierauf  vgl.  die  Äusserung  von  Kaunitz  bei  v.  Arneth  V,  36.  Vgl.  auch 
Nr.  209.         3)  Vgl.  S.  591. 


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602  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  faire  prdsentement  encore  davantage,  que  la  France  s'dpuisait,  sans  Stre 
}pt  29  stire  de  rien ,  que  Ton  avait  tonte  confiance  dans  nos  assarances  et  pro- 
messea  .  .  .,  mais  qu'il  fallait  ponrtant  savoir  sur  quoi  tabler,  que  Ton  con- 
scutait  de  se  mettre  ä  notre  place,  mais  que,  de  notre  cdte\  nons  nous  met- 
tions  anssi  ä  la  place  du  ministere  d'ici,  qu'il  fallait  avant  tonte  chose 
conclnre  notre  traUe"  .  .  .,  qne,  m§me  apres  avoir  concln  notre  traite,  il 
serait  bien  difficile  de  mettre  une  arme'e  de  plns  en  campagne;  mais  que 
c'Ctait  chose  absolument  impossible  dans  les  circonstanoes  oü  l'on  se  trou- 
vait  ä  präsent,  et  qu'en  un  mot,  nons  risquions  tout,  si  nons  diffärions 
davantage  de  terminer  notre  grande  affaire1). 

»L'abbe'  de  Bernis  en  son  particulier  m'a  prie*  avec  instance  de  re- 
presenter  bien  vivement  ä  ma  conr  la  ne'cessite'  de  conclure  an  plus  töt; 
il  m'a  dit  que,  quoiqne  certainement  il  füt  sans  sonpcon  et  me'fiance  sur 
nos  intentions,  il  n'Ctait,  näanmoin3,  pas  le  maitre  des  deübdrations  et  pou- 
vait  m'assurer  que  nons  n'obtiendrions  rien,  si  notre  traite*  n'ätait  concln; 
que,  pour  sa  part,  le  delai  präsent  le  faisait  conrir  risque  de  perdre  tout 
son  credit  et  donnait  beau  jeu  a  ses  adversaires.  < 

Unter  diesen  Umständen  habe  er  für  besser  gehalten,  den  heiklen 
Auftrag  des  Rescripts  vom  18.  September2),  den  französischen  Hof  Aber 
die  Absicht  einer  Diversion  in  Hannover  auszuhorchen,  noch  nicht  auszu- 
führen. »Des  que  j'  aurai  äte*  mis  en  e*tat  de  travailler  döfinitivement  ä 
la  oonolusion  du  traite\  il  me  sera  aise*  de  faire  entrer  cet  objet  dans  le 
concert  ä  prondre,  et  je  me  tronverai  bientöt  ä  rneme  de  decouvrir  les  in- 
tentions de  la  France  ä  cet  e'gard.  Pour  le  präsent,  il  est  certain  que 
Ton  n'en  a  aucune,  et  qu'on  ne  pense  ni  ne  peut  penser  ä  cet  objet,  mais 
cette  ide'e  reviendra,  et  je  donte  fort  que  l'on  consente  ä  se  Uer  les  mains 
et  ä  tranquilliser  la  cour  de  Londres  ä  ce  snjet.  .  .  . 

»Je  ferai  mon  possible  pour  obtenir  qu'on  se  de*termine  des  ä  präsent 
ä  rassembler  nne  arme'e  d' Observation  et,  par  conseqnent,  a  faire  une  aug- 
mentation  considörable  de  tronpes,  mais  je  ne  pnis  promettre  d'y  räussir 
avant  l'arrive*e  des  ordres  pour  la  conclusion  du  traite\  Je  ne  saurais  assez 
repäter  que  c'est  ä  ce  point  que  tout  s'accroche.«  .  .  . 


Oct  4        214.  F.  M.  L  v.  Bohn  an  den  Hofkriegsrath.  Olmtttz,  4.  October  1756. 
Praes.  8.  October  1756. 

N»ch  der  üradirift.  W.  K.  A. 

Bericht  über  den  Zustand  der  Festung  Olmütz. 

.  .  .  »Was  nun  die  Fortification  betrifft3),  so  sind  die  wesentlichen 
Festungswerker  schon  längst  in  vollkommenen  Stand  gesetzet  worden.« 
Für  die  Artillerie  bedürfe  es  noch  einiger  Aufschüttungen.  »Übrigens  ist 

1)  Vgl.  S.  595  f.         2)  Vgl.  Nr.  206.         3)  Vgl.  Nr.  138. 


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1756  September  29  —  October  5. 


603 


keins  von  diesen  Werkern  einem  schädlichen  Einsehen  irgendwoher  unter-    1  ~5G 

Oct  ' 

worfen,  sondern  befinden  sich  in  solchem  Stande,  dass  sie  die  kräftigste 
Gegenwehr  leisten  können.« 

Mit  der  Aufstellung  der  Pallisaden  und  der  Arbeit  an  den  Contre- 
minen  sei  begonnen  worden.  Die  Schleusen  »sind  alle  fertig  und  aus- 
gebaute 

An  Artillerie  fehlten  von  dem  Voranschlag  nur  noch  5  Stttok.  Von 
Gewehren  befänden  sich  8110  Stück  im  Vorrath,  es  fehlten  aber  noch  4000 
von  Wien  zu  liefernde  Ladestöcke. 

Der  Vorrath  an  Stückkugeln  übertreffe  den  Voranschlag.  An  Bomben 
fehlten  noch  4806  Stück,  die  »dermalen  nicht  zu  bekommen  sind.  An 
Haubitz-  und  Handgranaten  ist  die  anverlangte  Anzahl  völlig  beisammen. 

»Ans  diesem  erhellet,  dass  die  Artillerie  in  kurzer  Zeit  alle  ihre 
Nothdttrften  zusammen  haben  wird.« 

Proviant  sei  im  Überfluss  vorhanden. 


215.  Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  5.  October  1756.  Praes.  Oct.  5 
12.  October  1756. 

Nach  der  Urschrift.  Vgl.  t.  Arneth  V,  33. 

Frankreich  verweigert  in  plötzlicher  Entschlussänderung  die  Entsendung 

eines  IläJßcorpi  nach  Mähren. 

»Apres  tout  ce  que  j'ai  eu  l'honneur  de  marquer  ä  V.  Exc.  dans  ma 
.  .  .  depöche  du  29  septembre1)  et  par  ma  lettre  d'avant-hier  3  du  cou- 
rant2),  il  est  bien  facheux  pour  moi  de  devoir  aujourd'hui  Lui  apprendre 
que  la  cour  d'ici  a  change*  tout  ä  coup  de  rösolution,  et  que,  d'apres  le 
comite"  tenu  samedi  passe',  2  de  ce  mois,  l'abbe*  de  Bernis  m'a  rapporte* 
hier  matin  pour  tonte  reponse  un  memoire  .  .  .  qui  contient  les  raisons 
pour  lesquelles  on  croit  pouvoir  refuser  ou,  du  moins,  difFe*rer  de  faire  pas- 
ser en  Moravie  le  secours  de  24000  hommes  que  Ton  nous  avait  dejä  ac- 
corde*,  qui,  dans  quinze  jours  d'ici,  se  trouvera  rassemble"  en  Alsace,  et  qui 
serait  en  elat  de  marcher  avant  la  fin  du  mois. 

»Oes  raisons  ne  sont  autres  que  Celles  dont  j'ai  fait  dejä  mention  dans 
ma  .  .  .  de'peche  du  29  septembre1),  et  auxquelles  j'avais  repondu,  des 
qu'elles  m'eurent  6t6  opposäes.  .  .  .  Mais  soit  qu'elles  aient  e"te*  mises 
dans  un  plus  grand  jour  par  le  mare'chal  de  Belleisle,  qui  6tait  absent 
alors3),  et  qui,  depuis  son  retour,  s'est  däclarä  ouvertement  contre  notre 
demande,  —  parceque,  dit-il,  eile  est  absolument  contraire  aux  propres  in- 
te>€ts  de  S.  M.  l'Impäratrice,  —  soit  que  la  malheureuse  mdfiance  qui  s'est 
emparäe  de  la  plupart  des  esprits  ä  cause  du  retard  de  la  conclusion  dn 
traUl  secret1),  ait  fait  soupconner  que  nons  nous  flattons,  en  obtenant  notre 

1)  Vgl.  Nr.  213.       2)  Vgl.  S.  601  Anm.  1.       3)  Vgl.  dagegen  S.  578.  594. 


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604  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    demande,  de  pouvoir  parvenir  a  reconquerir  la  Sile*sie,  sans  avoir  besoin 
)ct.  5  ^Jaccor^er  aucnn  avantage  ä  la  France.  Ces  raisons  ont  prevalu  sur  toutes 
mea  representations  pour  le  contraire,  quoiqoe  tres  fortes  et  faites  avec 
tonte  la  vivacite"  et  la  chaleur  que  le  cas  exigeait.  .  .  . 

»On  a  repondu  ä  tont  cela  .  .  .  que  des  reprlsentations  n'ätaient  point 
un  refus,  que,  si  8.  M.  le  voulait  absolument,  il  lui  e'tait  libre  encore  de 
persister  dans  sa  demande,  et  qu'en  ce  cas  on  s'y  prßterait,  mais  qu'il 
ötait  impossible  que  ma  cour  ne  trouvat  pas  bonnes  toutes  les  raisons  qui 
seraient  dätaillees  par  le  comte  d'Estre'es  >),  lequel  ainsi  que  tous  les  gens, 
versus  dans  l'art  militaire,  ne  pouvaient  que  däsapprouver  le  projet  d'une 
demarche  dont  il  ne  pouvait  revenir  nulle  utilite*  ä  8.  M.  Tlmpöratrice,  et 
qui  empßchait  tous  les  effbrts  les  plus  efficaces  que,  conjointement  avec  le 
plus  grand  nombre  des  Princes  de  l'Empire,  on  pourrait  faire  d'un  autre 
cdte',  que  nous  saurions  avec  le  temps  nous-mßmes  bon  gr6  ä  la  France 
de  nous  avoir  ddtourne*  du  plus  mauvais  parti  qu'il  eüt  &M  possible  de 
prendre;  que,  s'il  n'eüt  4M  question  que  d'accomplir  le  traitö  döfensif,  le 
Roi  passerait  par-desgus  toutes  [les]  conBiderations  et  se  prgterait  simplement 
ä  la  demande  de  8.  M.  Tlmpöratrice;  mais  comm'il  s'agissait  de  bien  plus 
grands  projets  encore  que  celui  d'une  simple  defense  contre  l'attaque  da 
roi  de  Prusse,  il  ne  fallait  pas  rendre  l'execution  de  ces  projets  impossible, 
comme  eile  le  deviendrait  nöcessairement,  si  l'on  ne  s'assurait  de  tous  les 
Princes  de  l'Empire,  et  qu'il  n'y  avait  pas  d'autre  moyen  de  s'en  assurer 
que  de  leur  faire  voir  une  armee  prGte  ä  les  döfendre  contre  le  roi  de 
Prusse;  que,  si  l'on  envoyait  les  24  000  hommes  en  Moravie  qui,  ä  cause 
des  renforts,  qui  devraient  les  suivre  de  pres,  en  ferait  trente  et  peut-Stre 
quarante  mille,  on  ne  serait  pas  en  ötat  de  raasembler  une  seconde  arme'e 
assez  forte  pour  rassurer  tous  les  Princes  bien  intentionntfs  de  l'Empire  et 
surtout  pour  contenir  la  Hollande. 

»J'ai  oppose*  ä  cette  occasion  les  inquiötudes  que  nous  allions  donner 
au  parti  Protestant,  j'ai  laisse*  echapper  differents  propos  au  sujet  de  l'e'lec- 
torat  de  Hanovre,  conformes  ä  l'esprit  des  ordres  qui  me  sont  parvenus  par 
les  deux  derniers  courriers2),  enfin,  je  n'ai  rien  omis  de  tout  ce  qu'il  e'tait 
possible  d'imaginer  pour  obtenir  que  l'on  revint  au  parti  auquel  on  s'e'tait 
d^cide*  d'abord,  mais  tout  ce  que  j'ai  dit,  a  €M  inutile.  J'ai  fait  sentir 
combien  il  e'tait  dösolant  pour  moi  de  devoir  apprendre  ä  ma  cour  une 
resolution  diamätralement  contraire  ä  celle  dont  je  l'avais  si  positivement 
assuree  par  ma  derniere  de'pe'che3);  j'ai  fait  paraitre  beaueoup  de  crainte 
que  Ton  me  soupconnerait  de  legerete*  et  d'e'tourderie  d'avoir  avanc6  si 
präcisäment  une  chose  dont  je  n'ätais  pas  sür,  et  que  j'ätais  dans  le  cas 


1)  D'Estre'es  wurde  in  ausserordentlicher  Hission  zur  Verabredung  des 
militärischen  Operationsplancs  nach  Wien  entsandt.        2)  Vgl.  Nr.  206.  207. 
3)  Vgl.  8.  601  Anna.  1. 


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1756  October  5. 


605 


de  devoir  contredire  six  jours  apres.   Mais  on  m'a  re'plique'  ä  tont  cela  1756 
que  j'avais  fait  ma  oharge  et  ce  que  je  devaia  faire;  que  la  faute  ätait  ä 
M.  d'Argenaon  d'ötre  entre*  si  avant  avec  moi  en  detail  sur  an  objet 
qui  e'tait  encore  inde'ois1);  que  tont  autre  ä  ma  place  aurait  agi  oomme 
moi  etc.  .  .  . 

»J'aurais  deaire*  de  pouvoir  obtenir  da  moins  qae  l'on  m'eüt  propose' 
an  plan  des  Operations  a  faire  en  conformite*  des  vues  de  la  conr  d'ici. 
J'ai  fait  entendre  qae,  si  l'on  comptait  de  parvenir  ä  toas  les  grands  avan- 
tages  qae  l'on  avait  ä  espCrer  par  le  moyen  da  traite*  secret,  en  ne  fai- 
sant  nul  autre  eflbrt  que  celui  de  faire  passer  dans  le  pays  de  Cleves  an 
corps  de  24000  hommes,  od  aurait  ces  avantages  ä  bon  marchä;  mais  que 
ce  n'ätait  point  \k  le  compte  de  ma  cour,  qae,  poar  obtenir  de  grands 
avantages,  il  fallait  de  grands  efforts  etc.  On  a  räpondn  qu'on  e*tait  prßt 
k  tout  faire,  que  Ton  mettrait  sur  pied  une  armäe  beaucoup  plus  consi- 
derable,  mais  dont  il  fallait  que  ces  24  000  hommes  fussent  le  fond;  qu'au 
moyen  de  cette  arme*e  on  nous  procurerait  le  secours  des  puisaances  de 
l'Empire  auxiliaires  de  la  France  et  cela  en  peu  de  mois,  qu'on  nous 
donnerait,  en  outre,  des  sommes  d'argent  considerables,  qu'on  agirait  aupres 
des  puissances  du  Nord,  qu'on  se  condnirait  en  tout  conformement  aux 
vues  dont  il  avait  6t6  ci-devant  tonjours  question  dans  notre  nägociation 
sur  le  traite*  secret2),  mais  que  tout  cela  ne  pouvait  se  faire  avec  ordre 
et  Systeme  que  quand  notre  traite*  serait  conclu,  que  c'Ctait-lä  ce  qui 
arrßtait  tont1);  que  ce  n'dtait  pas  k  nous  k  nous  plaindre  de  la  France, 
mais  bien  k  la  France  k  se  plaindre  de  nous  et  de  l'incertitude  oü  nous 
la  Iaissious;  que  nous  lui  Ötions  nous-memes  les  moyens  de  noos  fitre 
utile,  et  que  c'e*tait  nous  qui  retardions  tous  les  ooncerts.  En  nn  mot,  on 
m'a  fait  voir  beaucoup  plus  d'inquie'tude  et  de  mgfiance  an  sujet  de  nos 
vues  qu'on  n'en  avait  marque*  encore.  Mais,  en  meme  temps,  j'ai  pu  con- 
naitre  encore  mieux  que  par  le  passe*1)  que  nous  obtiendrions  tout  et 
peut-€tre  mßme  la  marche  des  24000  hommes  en  Moravie,  si  j'Ctais  muni 
des  ordres  ndcessaires  pour  la  conclusion  du  traite*  secret. 

»Les  ordres  et  les  instructions  du  comte  d'Estre*es  ne  roulent,  ä  ce 
que  m'a  dit  l'abbe*  de  Bernis,  uniquement  que  aur  la  partie  militaire;  on 
lui  destine  le  commandement  de  l'armöe  que  l'on  aura  k  mettre  en  cam- 
pagne,  auppose*  qu'il  soit  question  d' aller  au  delä  du  secours  stipule*  de 
24000  hommes,  et  il  n'aura,  par  consequent,  pas  un  long  sejour  ä  faire 
ä  Vienne.  Le  marechal  de  Belleisle,  qui  compte  k  präsent  ne  plus  quitter 
la  cour,  m'a  promis  qu'il  aurait  soin  de  faire  regagner  tout  le  temps  perdu 
depuis  plus  d'un  mois  tres  inutilement  par  M.  Rouiile*. 

»La  cause  de  celui-ci  commence  a  devenir  tres  manvaise;  tout  s'unit 
contre  lui.  Mde.  de  Pompadour,  le  marechal  de  Belleisle,  l'abbe*  de  Bernis, 


1)  Vgl.  Nr.  213.         2)  Vgl.  S.  532  ff. 


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006  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  le  prince  de  Soubise,  et  ä  ce  qu'on  vient  de  me  dire,  M.  de  Machault  lui- 
*ct"  6  mgme  sont  tous  d'avis  que  les  choses  n'iront  bien  que  quand  il  [se]  verra 
deplacä1).  Pour  ma  part,  je  ne  pnis  qne  souhaiter  infiniment  que  ce 
deplacement  ait  lieu  an  plns  töt;  les  choses  ne  prendront  ici  la  tonrnure, 
que  nous  devons  de*sirer  qa'elles  prennent,  qne  quand  le  traitC  sera  concla 
et  Tabbe*  de  Bernis  mis  en  place.  L'une  de  ces  choses  ne  suffirait  pas, 
il  nous  les  faut  tontes  deux.  .  .  . 

>I1  est  certain  qne  l'opposition  du  marechal  de  Belleisle  ä  l'envoi  des 
24000  hommes  en  Moravie  ne  provient  point  d'aucune  manvaise  volonte' 
de  sä  part2).  II  est  intimement  convaincn  que  cet  envoi  serait  contraire 
ä  nos  inte're'ts  commnns  et  surtout  ä  ceux  de  LL.  Ms.  Imps. ;  quoiqne,  dans 
ses  propos,  il  Cache  soigneusement  tont  soupcon  et  tonte  mefiance,  je  crois, 
nlanmoins,  qu'il  en  a  sa  part  comme  tous  les  autres.  II  est  certain  avec 
cela  que,  vif  et  actif  comme  il  Test,  il  est  plus  impatient  que  tous  les 
autres  du  retardement  de  la  conclusion  de  notre  traUe*  et  du  de'lai  qui  en 
rCsulte  pour  toutes  les  mesures  ä  prendre2).  .  .  . 

»En  exposant  les  ordres  donnes  ä  M.  le  marechal  de  Browne  pour 
degager  les  Saxons3),  j'ai  encore  represente*  le  besoin  indispensable  que 
nous  pourrions  avoir  du  renfort  de  24000  hommes,  au  cas  que  nous  vins- 
sions  ä  recevoir  un  6chec;  mais  on  repond  que  ce  renfort  arriverait  tou- 
jours  trop  tard,  parceque,  s'il  devait  se  donner  une  bataille,  ce  serait  dans 
le  conrant  de  ce  mois  et  non  plus  tard.  L'argument  le  plus  fort  du 
marechal  de  Belleisle  contre  l'envoi  des  24000  hommes  est  qne,  quand 
meme  on  voudrait  les  faire  partir  ä  la  fro  de  ce  mois,  il  e*tait  absolument 
impossible  qne  toutes  les  dispositions  pussent  etre  faites  jusques  lä  pour 


1)  Vgl.  S.  595  f. 

2)  Auf  Anfrage  von  Kaunitz  fasstc  Starhemberg  am  2.  November  in  eigen- 
händigem P.  8.  seine  Ansicht  Uber  die  Stellung  der  leitenden  Persönlichkeiten 
zu  der  Österreichischen  Allianz  nochmals  dahin  zusammen: 

imo  »Que  je  suis  certalnement  sur  le  pied  de  la  plus  grande  confiance  et 
intimite  avec  Ms.  de  Belleisle  et  de  Bernis. 

2*o  >Que  j'ai  tout  lieu  d'Ötre  persuade  de  la  droiture  des  intentions  et  de 
la  sinc6rit6  des  dispositions  de  Tun  et  l'autre  de  ces  mesaieurs  a  notre  egard, 
et  que  c'est  uniquement  ou,  du  moins,  principalement  ä  eux  et  ä  Mde.  de  Pom- 
padour que  nous  avons  l'obligation  de  tout  ce  qui  s'est  fait  en  bien  ici  jusqu'ä 
präsent;  qu'il  n'a  pas  tenu  &  eux  qu'on  n'ait  fait  beaucoup  mieux  encore,  et  que 
nous  leur  devrons  tout  ce  que  nous  pourrons  esperer  d'obtenir  encore  par  la  suite. 

3tio  »Que  le  marechal  de  Belleisle  a  6t6  oppose  des  le  premier  moment  a 
l'envoi  du  secours  de  24000  hommes  dans  nqs  Etats  böreditaires  d'Allemagne, 
et  qu'il  s'y  opposerait  constamment,  s'il  pouvait  en  etre  questlon  encore,  mais 
que,  certalnement,  son  intention  n'est  pas  en  cela  de  nous  frustrer  de  ce  secours 
ou  de  favoriser  le  roi  de  Prusse.  (II  est  tres  äloigne  de  l'une  et  Tautre  de  ces 
vues  et  j'ose  assurer  que  nous  n'avons  pas  dans  le  rolnistere  d'ici  de  meilleur 
appui  que  lui).«  .  .  .   Vgl.  S.  531.  603  Anm  3.      3)  Vgl.  v.  Arneth  V,  15  ff. 


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1756  October  5. 


607 


leur  subsistance  et  embarqaement !).    En  tont,  on  a  la  plus  grande  re*pu- 
gnance  contre  cette  destination  des  troupes,  et  cette  opinion  commence  ä  Öct"  ' 
gagner  ä  präsent  tont  le  public.«  .  .  . 


215a.   Starhemberg  an  Kaunitz.  Paris,  5.  October  1756.  Oct.  5 

P.  8.   Nach  der  elgenhlndigen  Urschrift. 

»Depuis  ma  deiche  finie,  j'ai  eu  encore  une  longue  conversation 
avec  M.  Rouille*  qui,  quoique  lie*  intimement  avec  M.  d'Argeuson,  jette  ainsi 
que  tous  les  autres  la  pierre  k  ce  ministre  et  dösapprouve  beaucoup  les 
mesures  precipitees  qu'il  a  prises  avec  moi,  ainsi  qae  toutes  les  autres  dis- 
positions  qu'il  a  faites,  avant  que  d'avoir  e"te*  instruit  de  la  re'aolution  pre*- 
cise  et  finale  du  Roi  et  du  ministere2).  Ce  reproebe  tombe  egalement  sur 
lui,  M.  Rouille*,  sur  l'abbe"  de  Bernis  et  sur  tout  le  reste  du  ministere,  car 
ils  m'ont  tenu  tous  un  langage  uniforme  jusqu'ä  l'arrive'e  du  mare'chal  de 
Belleisle  qui  seul  a  fait  changer  la  reaolution  que  l'on  avait  prise3),  et  sur 
laquelle  il  n'y  avait  pas  eu  le  moindre  doute  jusqu'au  comite*  de  samedi. 

>ll  est  dit  dans  le  memoire  de  l'abbe*  de  Bernis4)  que  les  premieres 
divisions  du  corps  auxiliaire  ne  pourront,  quelque  diligence  que  Ton  fasse, 
passer  le  Rhin  que  le  10  ou  13  du  novembre,  mais  cette  assertion  est 
absolument  contraire  k  la  verite".  II  est  incontestable  qu'elles  auraient  pu 
passer  le  Rhin  des  le  20  ou  le  22  d'oetobre5).  II  est  vrai  que,  depuis 
que  Ton  a  change*  de  re*solution,  il  est  parti  des  ordres  pour  ralentir  la 
marche  d'uue  partie  des  troupes,  mais  il  est  apparent  que  ces  ordres 
n'ont  e"te"  donne's  qu'en  vue  de  jnstifier  la  dätermination  prise  en  demier 
lieu«).«  .  .  . 


1)  Zur  Beförderung  auf  der  Donau.         2)  Vgl.  S.  605.        3)  Vgl.  S.  603. 

4)  D.  d.  5.  October  1756:  Entwicklung  der  in  Nr.  215  angeführten  Gründe, 
die  eine  Entsendung  des  französischen  ÜUlfscorps'  nach  Mähren  verböten. 

5)  Vgl.  8.  601. 

6)  In  Wien  war  man  Uber  diesen  Entschluss  Frankreichs  nicht  so  empört, 
wie  es  nach  der  von  v.  Arneth  V,  37  f.  mitgetheilten  offiziellen  Antwort  vom 
18.  October  scheinen  könnte.  Kaunitz  begleitete  wenigstens  die  Übersendung 
der  Starhemberg'schen  Depesche  an  die  Kaiserin  mit  den  Worten: 

>Die  verschiedene,  Theils  politische,  Theils  Militär-Ursachen,  warum  Frank- 
reich sehr  hart  darankommen  würde,  noch  in  diesem  Jahr  24000  Mann  nach  den 
hiesigen  Landen  abzuschicken,  waren  ohnschwer  vorzusehen.  Da  aber  Ew.  M. 
nichts  andres,  als  was  der  klare  Buchstaben  des  Defensivtractats  mit  sich 
bringet,  verlanget  und  die  erheblichste  Beweggründe  des  falls  vor  Sich  haben,  so 
bin  ich  des  vorläufigen  . . .  Ermessens,  dass  zwar  für  dieses  Jahr  nichts  versäumet 
und  vielmehr  durch  die  Unterbleibung  der  französchen  Winterquartiers  in  hiesigen 
Landen  viele  Unannehmlichkeit  ersparet  werde;  dass  aber  für  das  künftige  Früh- 
jahr auf  die  Absohickung  eines  namhaften  Corps'  fernerhin  zu  bestehen  und  sich 
keineswegs  mit  Reich  Struppen  zu  begnügen  seie.«  .  .  .  {Vortrag  vom  12.  October 
1756.] 


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608  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
1756         216.   Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  5.  October  1756. 

)ct.  5 

Nach  der  Urschrift. 

Itussland  ist  bereit  dem  Versailler  Vertrage  beizutreten. 

.  .  .  >Dem  Chevalier  Douglas  ist  von  seinem  Hof  der  Befehl  auge- 
kommen, dem  hiesigen  Aber  den  Punkt  einer  Schadloshaltung  relative  auf 
die  ihm  entgehende  englische  Subsidien  einen  Anwurf  zu  machen,  sich 
aber  vorhero  mit  mir  hierüber  verträulich  einzuverstehen ').  Solchem  nach 
hat  der  Douglas  dem  Grosskanzler  zu  seiner  Particulareinsicht  einen  un- 
verfänglichen Extract  aus  dem  eingelangten  Schreiben  mittheilen  zu  sollen 
für  gut  befunden.  Da  ich  nun  mit  dem  Grosskanzler  vorgestern  eine 
Unterredung  gepflogen,  so  hat  mir  dieser  Ministre  nicht  nur  obigen  Extract 
communiciret,  sondern  Uber  diese  Sach  sich  gegen  mich  weiters  verträulich 
äusseren  zu  wollen  versprochen.  Unterdessen  habe  noch  nicht  abnehmen 
können,  dass  der  russische  Hof  französche  Subsidien  annehmen  zu  wollen 
bis  nunzu  in  Absicht  fahre2);  wie  mir  dann  der  Grosskanzler  noch  weiters 
eröffnet,  dass  des  Feldmarschallen  Generalen  Apraxin  Instruction  bis  auf 
der  russischen  Kaiserin  Unterschrift  fertig  und  von  Höchstderoselben  eine 
Million  Rubel  zu  der  Operationscassa  angeschafft  worden  seie,  dergest alten, 
dass  berührter  Feldmarschall  gleich  nach  erhaltener  Instruction  die  Heise 
zur  Armee  antretten,  sodann,  soviel  die  spate  Jahrszeit  zulasset,  seine 
Unternehmungen  darnach  einrichten  werde.  Benebst  seie  resolviret  worden, 
demnächst  45  000  Recruten  auszuschreiben  und,  was  noch  niemalen  ge- 
schehen, auch  die  freie  Werbung  in  Est-  und  Livland,  jedoch  ohne  Nach- 
theil derer  Edolleuten,  zu  erlauben,  dass  also  Russland  seiner  Seits  gewiss 
nichts  unterlasse,  was  nur  immer  einige  ausgebige  Diversion  gegen  Preussen 
zu  erheischen  scheinet3).  Wie  dann  die  russische  Kaiserin  selbsten  bei 
Gelegenheit  des  jungen  Grossfürstens  Geburtstag  .  .  .  sich  gegen  mich  dahin 
geäusseret,  dass  sie  wegen  des  Königs  in  Polen  betrübten  Umständen  Tag 
und  Nacht  keine  ruhige  Stund  hätte  und  auf  Mittel  und  Wege  bedacht 
wäre,  wie  demselben  eine  zulängliche  Satiafaction  verschafft  werden  könne- 
Und  da  der  König  in  Preussen  die  Beurlaubte  in  diesem  Königreich  bis 
nunzu  nicht  zurückberufen,  auch  die  Pferde  noch  weiden  lasset,  benebst 
keine  Gegenvorkehrungen  gegen  eine  hiesige  Diversion  machen  zu  wollen 
[scheinet],  folglichen  den  russischen  Hof  gleichsam  verächtlich  tractiret,  so 
ist  man  hierorts  nicht  wenig  aufgebracht.  .  .  . 

Ȇbrigens  bin  ich  und  der  Chevalier  Douglas  gestern  Abends  mit 
dem  hiesigen  ministerio  in  Conferenz  gewest  und  haben  in  I.  M.  und  des 
Königs  in  Frankreich  .  .  .  Namen  die  russische  Kaiserin  zu  unserem  De- 
fonsivtractat  förmlich  eingeladen.  Da  nun  eines  Theils  der  hiesige  Hof  sich 
schon  öfters  zu  der  Accession  bereitwillig  erkläret4),  anderen  Theils  aber 

1)  Vgl.  S.  527.  507.  2)  Vgl.  S.  509  f.  3)  Vgl.  S.  599  f. 

4)  Vgl.  Nr.  212  und  193b. 


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1756  October  5  —  October  10. 


600 


der  Douglas  mit  der  erforderlichen  Vollmacht  gegenwärtig  versehen  ist,  1756 
so  hat  man  von  Seiten  des  russischen  ministerii  unB  neuerdingen  ver- 
sicheret, dass  die  hiesige  Accession  zu  dieser  Defensivbllndnuss  gar  keiner 
Schwürigkeit  ausgesetzt  seie,  dergestalten  dass  mir  nur  allein  die  Original- 
vollmacht nöthig  ist,  um  dies  wichtige  Werk  zu  seiner  Vollkommenheit 
bringen  zu  können.  Die  beede  Kanzler  haben  mir  abermalen1)  ihr  Ver- 
langen, in  was  die  mit  der  Krön  Frankreich  geschlossene  geheime  Nego- 
ciation  eigentlich  bestehe,  zu  erkennen  gegeben,  nicht  minder  mir  die 
Notwendigkeit  vorgestellet,  dass  auch  unser  und  der  hiesige  Hof  mittelst 
einer  Convention,  gleich  sie  sich  nach  Inhalt  meines  .  .  .  Berichts  vom  21. 
septembris2)  schon  im  April  diesfalls  vertraulich  geäusseret  hatten3),  sich 
einander  verbindlich  concertiren  mögen.  € 


217.    Maria  Theresia  an  Starhemberg.   Wien,  10.  October  1756.      Oct.  lo 

Nach  dem  Reinconcept.    Vgl.  v.  Arneth  V,  Oh  ff.  l&U. 
Antwort  auf  Starhembergs  Berichte  vom  20.*)  und  29.  August*)  175G. 

Der  preussiscbe  Friedensbruch  habe  den  Einwand  des  französischen 
Ilofs  gegen  die  Zulassung  einer  weiteren  Schwächung  Preussens  über 
Schlesien  und  Glatz  hinaus,  das  Bedenken  wegen  der  Gerechtigkeit  eines 
solchen  Unternehmens  beseitigt.  Daher  solle  Starhemberg  noch  einen  letzten 
Versuch  zur  Umstimmung  Frankreichs  wagen 6),  da  bei  den  künftigen  Ope- 
rationen sich  der  grosse  Unterschied  zwischen  einer  nur  stillschweigenden 
und  einer  formellen  französischen  Zustimmung  sehr  bemerkbar  machen 
könne.  Indessen  »wollen  Wir  .  .  .  Dir  .  .  .  nicht  verhalten,  dass  Wir  Uns 
in  dem  ärgsten  Fall  allerdings  mit  der  Sache  Selbsten  und  mit  dem  simplen 
Consentement  ...  zu  begnügen  und  solchergestalt  denen  Uns  zugemutheten 
untunlichen  Gegenbcdingnussen 7)  auszuweichen  gedenken.« 

Damit  8tarhemberg  auch  über  die  noch  strittig  gebliebenen  Punkte  ^) 
eine  Einigung  herbeiführen  könne,  präcisire  der  Wiener  Hof  seine  Forde- 
rungen dahin: 

1)  Ein  namhaftes  Corps  französischer  Truppen  zur  Verwendung  un- 
mittelbar gegen  Preussen.  Von  diesem  Verlangen  stehe  man  um  so  weniger 
ab,  da  es  mit  dem  geheimen  Tractat  in  gar  keiner  Verbindung  stehe, 
sondern  sich  lediglich  aus  dem  Versailler  Defensivvertrag  herleite9). 

2)  Bereithaltung  einer  französischen  Observation sarmee,  »um  England 
nebst  seinen  Alliirten  zu  beschäftigen  und  feindlich  anzufallen,  wann  diese 
dem  König  in  Preussen  einige  Hülfe  gegen  Uns  leisten  wollten  10).<  Jedoch 


1)  Vgl.  S.  557.         2)  Vgl.  Nr.  208.       3)  Vgl.  Nr.  73  c. 
4)  Vgl.  Nr.  187.         5)  Vgl.  Nr.  196.         6)  Vgl.  Nr.  211. 
7)  Vgl.  Nr.  187b.         8)  Vgl.  Nr.  187 d.         9)  Vgl.  S.  555 f.  590. 
10)  Vgl.  S.  537. 

Acten  zur  Vorgeschichte  des  7j  ihrigen  Krieges.  39 


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610  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1'56  sei  ein  thatsächlicher  Einmarsch  in  Hannover  keineswegs  anznratben,  um 
ct*  10  nicht  die  protestantischen  Reichsfürsten  zu  beunruhigen1),  vielmehr  werde 
die  Annahme  einer  lediglich  drohenden  Haltung  viel  zweckmässiger  sein. 

3)  »Über  das  [soll  Frankreich]  25 — 30  000  Mann  Beichstruppen  in 
seinen  Sold  und  Verpflegung  nehmen2),  welche  Wir  nach  Gutbefinden  ge- 
brauchen lassen  könnten.«  Müsse  Starhemberg  irgendwo  nachgeben,  so 
soll  er  lieber  bei  dieser  als  bei  den  übrigen  drei  Forderungen  zurückweichen. 

»Hiebei  ist  in  fernere  Erwägung  zu  ziehen,  dass  sich  zur  geschwinden 
Entkräftung  des  Königs  in  Preussen  eine  weit  grössere  Würkung  davon 
zu  versprechen  wäre,  wann  Frankreich,  statt  neuer  Truppenbehandlungen 
im  Reich,  der  Krön  Schweden 3)  das  laufende  Subsidienquantum  so  namhaft 
vermehrete,  dass  diese  Krone  andurch  in  den  Stand  gesetzet  würde,  allein 
mit  einer  Armee  von  30 — 40  000  Mann  in  Pommern  einzufallen  und  ihre 
ferneren  Kriegsoperationen  nach  der  zu  pflegenden  Einverständnuss  mit 
Uns  und  dem  russischen  Hof  ergiebigst  fortzusetzen. 

»Sollte  sich  nun  Frankreich  .  .  .  hierzu  einverstehen,  so  wären  Wir 
allerdings  erbötig,  nach  Proportion  des  an  Schweden  abzureichenden  Geld- 
quanti  auch  weniger  Reichstruppen  anzuverlangen  nnd  Uns  damit  zu  be- 
friedigen, dass  Frankreich,  vermög  seiner  ohnedem  schon  mit  verschiedenen 
Reichsfürsten  geschlossenen  und  nicht  zu  unterbrechenden  Subsidientractaten  *) 
darauf  fest  bestehe,  dass  die  stipulirte  Truppenanzahl  ohnverzüglich  in 
marschfertigen  Stand  gesetzet  und  darinnen  erhalten  werde;  dass  dann 
diese  Truppen  als  ein  corps  de  re*serve  und  möglicher  Zuwachs  zn  der 
französchen  Observationsarmee  anzusehen  und  nach  Beschaffenheit  der 
künftigen  Kriegsereignnssen  die  weitere  Abrede  zn  pflegen  wäre,  welche 
dieser  Truppen  gegen  Preussen  gebrauchet  und  in  die  französche  oder 
auch  allenfalls  Unsere  Verpflegung  eintrettcn  sollten;  indeme  bekannter* 
maassen  die  von  Frankreich  allschon  bewilligte  Subsidien  als  ein  blosses 
Wartgeld  anzusehen  seind  und  über  das  die  Auxiliartruppen,  wann  sie 
ausser  Land  ziehen,  völlig  in  fremden  Sold  und  Verpflegung  eintretten. 

»Nachdem  nun  jährlich  wenigstens  2  Millionen  teutscher  Gulden  für  ein 
Corps  von  20000  Mann  erforderet  [werden],  so  fallet  der  Unterschied  zwischen 
den  blossen  Subsidientractaten  und  der  würklichen  Truppenstellung,  anbei 
aber  auch  dieses  von  Selbsten  in  die  Augen,  dass  Unser  Vorschlag  wegen 
Vermehrung  der  schwedischen  Subsidiengelder  dem  französchen  Hof  keines- 
wegs grössere  Ausgaben  verursachen,  sondern  eine  Zulag  von  2  Millionen 
Gulden  hinreichend  sein  würde,  30 — 40  000  Schweden  gegen  Preussen  in 
Bewegung  zu  bringen;  da  sodann  nach  Proportion  Unseres  Antrags  noch 
10  000  Manu  Reichstrnppen  zu  stellen  oder,  was  für  die  Wohlfahrt  des 
Unternehmens  weit  vorträglicher  sein  würde,  das  an  Uns  abzugebende  firan- 


1)  Vgl.  S.  590  f.  2)  Vgl.  S.  537.  3)  Vgl.  S.  252.  405.  580.  597. 
4)  Vgl.  S.  556. 


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1756  October  10. 


611 


zösche  Hülfscorps  mit  10  000  Mann  eigener  Truppen  zu  verstärken  und  1756 
zwar  denen  Reichsständen  die  versprochene  Subsidien  fortzuzahlen,  hingegen 
auf  den  Fall,  wann  die  Stellung  ihrer  Truppen  von  Uns  für  diensam  be- 
funden würde,  die  Sache  dergestalt  zu  verabreden  .  .  .  wäre,  dass  der 
französche  Hof  in  seinem  Namen  und  vermög  der  geschlossenen  Subsidien- 
tractaten  die  würkliche  Stellung  und  den  Ausmarsch  der  stipulirten  Truppen- 
anzahl an  verlangte,  Wir  aber  deren  völlige  Verpflegung  von  dem  Tag  ihres 
Ausmarsches  aus  den  eigenen  Landen  zu  übernehmen  .  .  .  hätten  .  .  ., 
welche  Einrichtung  bei  den  cölnischen,  pfälzischen,  zweibrückischen,  lütti- 
chischen  und  württembergischen,  aber  nicht  bei  den  bayerischen  Truppen 
stattfände,  wie  dann  dieser  Churfürst  sich  zu  keiner  Truppenstellung  gegen 
Frankreich  anheischig  gemacht,  sondern  die  französche  Subsidien  für  sein 
blosses  Stillsitzen  und  für  das  Versprechen,  seine  Kriegsvölker  nicht  gegen 
Frankreich  und  dessen  Alliirte  dienen  zu  lassen,  ausbedungen  hat;  dass 
also  mit  demselben  neue  Tractaten  gepflogen  werden  müssten,  wann  Wir 
ein  Corps  seiner  Truppen  in  Unseren  Sold  übernehmen  wollten.« 

4)  Für  die  Dauer  des  Krieges  jährlich  12  Millionen  deutsche  Gulden 
als  Subsidien1). 

In  keinem  Punkte  lehne  Österreich  die  französischen  Forderungen 
entschieden  ab,  vielmehr  werde  Starhemberg  zu  schliesslichem  Nachgeben 
in  allen  Fragen  ermächtigt.  .  .  . 

»Dass  Frankreich  auf  die  Einräumung  der  places  de  sürete"  bestehe2), 
kann  Uns  um  so  weniger  befremdlich  fallen,  da  Wir  Uns  gleich  bei  dem 
ersten  Anwurf  des  geheimen  Geschäfts  dazu  anerbotten  haben8);  dahero 
Wir  auch  bei  der  Sache  Selbsten  nach  Maassgab  der  bereits  verabredeten 
Modalitäten  keinen  sonderlichen  Anstand  finden,  hingegen  das  grösste  Be- 
denken eigentlich  bei  der  Frage,  wann  die  Einräumung  geschehen  solle, 
vorwaltet.  Dann  sobald  diese  geschiehet,  so  ist  leicht  vorauszusehen,  dass 
die  Seemächten  und  besonders  die  Republik  Holland  in  die  grösste  Be- 
wegung gerathen  und  Unsere  geheime  Einverständnis  mit  Frankreich 
entdecken,  alsdann  aber  das  äusserste  anwenden  werden,  um  den  König 
in  Preussen  zu  unterstützen,  einen  allgemeinen  Landkrieg  zu  veranlassen 
und  Unser  ganzes  Vorhaben  zu  vereitelen. 

»Nachdem  nun  Frankreich  die  sehr  vernünftige  Vorsicht  gebrauchet, 
anderen  Mächten  und  vorzüglich  der  Republik  Holland  keine  Beisorge  wegen 
weitaussehenden  Unternehmungen  vor  der  Zeit  zu  verursachen,  sondern 
diese  Republik  immer  mehrers  einzuschläferen  und  von  Verstärkung  ihrer 
Landmacht,  worauf  die  englische  Partei  so  stark  dringet,  zurückzuhalten, 
so  wäre  es  mit  der  eigenen  Politik  und  dem  wesentlichen  Staatsinteresse 
der  Krön  Frankreich  auf  keine  Weise  vereinbarlich,  dass  sie  durch  die 
allzu  frühzeitige  Besitznehmung  der  ihr  einzuräumenden  niederländischen 


1)  Vgl.  S.  540.  2)  Vgl.  S.  539.  3)  Vgl.  S.  180. 

39* 


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612  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  Plätzen  ihren  bisherigen  Maassnehmnngen  zuwider  handien  und  solche  ver- 
0ct*  10  derben  sollte. 

»Es  ist  also  der  eigentliche  Zeitpunkt  zu  Einräumung  einiger  nieder- 
ländischen Plätzen  erst  alsdann  erschienen,  wann  kein  Bedenken  mehr 
dabei  vorwaltet,  die  gehoime  Handlung  der  Welt  bekannt  zu  machen  und 
solche  in  das  Werk  zu  setzen;  wobei  noch  Unserer  Seits  die  besondere  Be- 
trachtung mit  einschlaget,  dass  nicht  nur  die  Aufnahm  namhafter  Capita- 
lien  in  den  Niederlanden,  sondern  auch  die  Bewilligung  der  dortigen  Ständen, 
wo  nicht  gar  unterbrochen,  jedoch  sehr  gehemmet  werden  dörften ;  woraus 
Du  also  von  Selbsten  ermessen  wirst,  mit  wie  vieler  Sorgfalt  darauf  fürzu- 
denken  seie,  dass  die  erwähnte  Einräumung  nicht  überschnellet,  sondern 
wenigstens  bis  in  den  Winter  verzögeret  werde. 

»Um  nun  dem  französchen  Hof  allen  Anlass  zum  Argwohn  und  wei- 
teren Vorwürfen  zu  benehmen,  so  halten  Wir  für  das  vorträglichste,  dass 
Du  demselben  fordersamst  zu  erkennen  gebest,  wie  zwar  die  Einräumung 
einiger  Plätzen  wegen  verschiedener,  leicht  zu  ermessenden  Ursachen  alle- 
zeit sehr  bedenklich  falle,  jedoch  Wir  ans  vollem  freundschaftlichem  Zu- 
trauen in  dieses  Verlangen  einwilligten  und  hiebei  bloss  und  allein  aus 
Rücksicht  für  das  gemeinschaftliche  Besto  nichts  anderes  verlangeten,  als 
dass  sich  hierunter  aus  unzeitigem  Misstranen  nicht  übereilet,  sondern 
fordersamst  mit  Uns  wohl  überleget  werde,  wann  ohne  Gefahr  eines  sonder- 
lichen Schadens  zur  Ausführung  zu  schreiten  und  alles  dergestalt  in  Holland 
und  anderwärts  vorbereitet  seie,  dass  kein  allgemeiner  Krieg  daraus  zu 
besorgen  stünde.  Wenigstens  moss  die  Sache  insolang  Anstand  leiden,  bis 
der  geheime  Tractat  oder  doch  die  articles  präliminaires  zum  würklichen 
Schluss  gelanget  und  Wir  von  England  und  Holland  auf  Unsere  morgen 
von  hier  abgehende  förmliche  Reclamirung  des  casus  foederis  nnd  der  Werk- 
tätigen Hülfleistung  gegen  Preussen  eine  sonder  allen  Zweifel  erfolgende 
abschlägige  Antwort  erhalten  haben  und  andurch  vor  der  unparteiischen 
Welt  wegen  aller  Unseren  künftigen  Unternehmungen  gerechtfertiget  worden. 
Welche  Bedingnusse  so  offenbar  in  der  Billigkeit  gegründet  seind,  dass 
deren  Verweigerung  eine  allzu  grosse  Eigennützigkeit  des  französchen  Hofs 
zu  erkennen  geben  würde,  zumalen  Wir  ja  von  demselben  noch  kein  Geld 
empfangen  haben,  die  Stellung  der  24  000  Mann  bloss  und  allein  aus  dem 
Defensivtractat  herrühret  und  Uns  mit  einiger  Anständigkeit  nicht  wohl 
zugemuthet  werden  kann,  dass  Wir  zur  Erfüllung  des  geheimen  Tractats, 
ehe  noch  derselbe  zum  Schluss  gelanget  ist,  schreiten  nnd  desto  grössere 
Schwtirigkeiten  bei  den  erst  zu  verabredenden  Bedingnussen  zu  gewarten 
haben  sollten.  .  .  . 

»Auch  bei  dem  neuen  französchen  Ansinnen  der  freien  Communication 
von   Ostende   und  Nieuwport  durch  Ypres  nach  Dunkerque1)  [finden 


1)  Vgl.  S.  539. 


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1756  October  10. 


613 


Wir]  alsdann  keinen  Anstand,  wann  die  zuerst  ernannte  Städte  denen  1  <56 
französchen  Truppen  eingerauraet  werden  müssen,  maassen  diese  Truppen,  ^ct*  1 
solang  Engeland  auf  der  See  Meister  ist,  keinen  anderen  Weg  nach  Ost- 
ende zu  kommen  vor  sich  hätten  und  Unsere  Bewilligung,  ohne  zugleich 
die  Communication  einzugestehen,  von  keinem  Nutzen  sein  würde.  Jedoch 
wirst  Du  hiebei  nicht  ausser  Acht  lassen,  dem  künftigen  Tractat  die  von 
dem  französchen  Hof  bereits  bewilligte  Erläuterung1)  einzuverleiben,  dass, 
insolang  Wir  in  dem  Besitz  Unserer  Niederlanden  verbleiben,  die  französche 
Truppen  sich  nichts  anderes  als  des  Besetzungsreohts  anmaassen,  alles 
übrige  aber  in  dem  Stand,  wie  es  sich  dermalen  befindet,  lassen,  folglichen 
weder  Unseren  Einkünften  noch  dem  commercio  Unserer  Unterthanen 
einigen  Abbruch  zufügen  sollten. 

»Sonder  Zweifel  der  wichtigste  und  häklichste  [Artikel]  unter  allen 
[ist,  dass]  Frankreich  die  einzige  mit  Seehäfen  versehene  flanderische  Städte 
Nieuwport  und  Ostende  für  sich  ausbedingen2)  und  andurch  das  Mittel 
in  Händen  bekommen  will,  nicht  nur  den  ganzen  niederländischen  Handel 
an  sich  zu  ziehen,  sondern  auch  der  Krön  Engeland  die  nächste  Commu- 
nication mit  Teutschland  und  andurch  einen  sehr  ansehnlichen  Theil  ihres 
commercii  gänzlich  zu  sperren  und  sich  von  den  Küsten  längs  der  Manche 
Meister  zu  machen. 

»Was  die  Krone  Frankreich  andurch  für  ungemein  grosse  und  wich- 
tige Vortheile  erhielte,  und  wie  sehr  die  Seemächten,  besonders  aber  Enge- 
laud,  in  die  Enge  getrieben  würden,  ist  nicht  zu  übersehen. 

»So  wenig  nun  Frankreich  Bedenken  getragen  hat,  Uns  in  dem  Lauf 
der  geheimen  Negociation  deutlich  einsehen  zu  machen,  dass  es  Unsere 
Vergrösserung  nicht  mit  gleichgültigen  Augen  ansehe3),  ebenso  wenig  und 
noch  viel  weniger  könnte  Uns  die  nämliche  Gesinnung  verdacht  werden, 
zumalen  Unserer  Seits  nur  de  damno  vitando,  hingegen  französcher  Seits 
de  lucro  captando  die  Frage  ist  und  dieser  Vortheil  mit  deme,  was  die 
ernannte  Krone  zur  Ausführung  beitragen  will,  nicht  in  Vergleiohung  ge- 
zogen werden  kann. 

»Allein  es  ist  hier  nicht  bloss  um  die  französche  Vergrösserung  zu 
tbun,  sondern  die  allzu  hoch  gespannte  französche  Verlangen  gereichen  Uns 
zum  ohnmittelbaren  Schaden,  maassen  die  von  Uns  bereits  bewilligte4)  Ab- 
gaben des  Herzogthums  Luxemburg,  des  dominii  supremi  der  Herrschaften 
Chimay  und  Beaumont  und  allenfalls  des  sehr  einträglichen  Pays  rötroce'de' 
zwar  an  sich  unschätzbar  und  von  solcher  Wichtigkeit  seind,  dass  andurch 
alle  französche  Bewilligungen  in  Übermaass  ersetzet  würden;  jedoch  wären 
dieselben  von  keiner  solchen  Beschaffenheit,  dass  die  Eifersucht  aller  euro- 
päischen Mächten  auf  das  höchste  getrieben  würde.    Hingegen  stünde  bei 


1)  Vgl.  S.  520.  2)  Vgl.  S.  520.  539  f.  3)  Vgl.  S.  257. 

4)  Vgl.  S.  402. 


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614  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  der  Cession  von  Nieuwport  und  Ostende  ganz  zuverlässig  vorzusehen,  dass 
>ct°  *®  Engeland  und  vermuthlich  auch  Holland  ihre  äusserste  Kräften  zu  Ver- 
anlassung eines  allgemeinen  Kriegs  und  zu  Abwendung  ihres  gänzlichen 
Untergangs  anspannen  müssten1).  Woraus  sich  also  die  natürliche  Folge 
ergiebt,  dass  es  auch  bei  Uns  einen  sehr  beträchtlichen  Unterschied  aus- 
mache, ob  ein  Arrangement,  so  alles  auf  die  Spitze,  Uns  Unsere  so  theuer 
zu  erkaufende  Vortheile  in  die  grösste  Gefahr  setzet,  oder  ein  solches  ge- 
troffen werde,  welches  sich  mit  dem  Staatsinteresse  aller  europäischen 
Höfen  am  ersten  vereinbaren  und  die  Hoffnung  flbrig  lasse,  dass  der  Krieg 
sich  nicht  weiter,  als  zwischen  Uns  und  Preussen,  dann  zwischen  Frank- 
reich und  Engeland  erstrecken  und  ein  baldiger  vortheilhafter  Frieden 
nachfolgen  werde. 

»Diese  einzige  Betrachtung  ist  von  so  grosser  Wichtigkeit,  dass  es 
allerdings  ein  Überfluss  wäre,  mehrere  nicht  minder  erhebliche  hinzuzu- 
fügen, und  sollte  Frankreich  ebenso  gut  als  Wir  bedenken,  dass  sich  mit 
proportionirten  Vortheilen  zu  begnügen,  und  wann  der  Bogen  allzu  sehr 
gespannet  wird,  eines  mit  dem  andern  gar  leicht  fehlschlagen  könne. 

»Du  hast  also  Deine  grösste  Aufmerksamkeit  und  Bemühung  annoch 
dahin  zu  richten,  dass  der  französche  Hof  nicht  weiters  auf  der  Abtrettung 
der  flandrischen  Städten  Ostende  und  Nieuwport  bestehe  und  den  Werth 
Unserer  Anerbieten,  wie  auch  die  Folgen  recht  beherzige,  so  aus  seinem 
Verlangen  erwachsen  müssten. 

»Ob  Wir  nun  zwar  in  dem  ärgsten  Fall  und,  wann  alles  nicht  ver- 
fangen wollte,  zum  Voraus  entschlossen  seind  und  Dich  hiermit  begwaltigen, 
lieber  in  die  erwähnte  Anforderungen  einzuwilligen  als  das  geheime  Ge- 
schäft unvollkommen  und  gänzlich  zerfallen  zu  machen,  so  gehet  doch 
Unser  Willen  und  gemessener  Befehl  dahin,  dass  Du  vorher  alle  thunlich 
erachtende  Mittel  zur  Erreichung  Unserer  Absichten  anzuwenden,  endlichen 
aber  Dich  sub  spe  rati  zu  fügen  und  zu  schliessen,  jedoch  Dich  zugleich 
eifrigst  zu  bestreben  habest,  die  Bedingnuss,  dass  Spanien  mit  einstimme, 
hinzuzufügen  und  anbei  Uns  andere  wesentliche  Vortheile2)  dagegen  aus- 
zudingen,  als  worzu  genügsamer  Stoff  vorhanden  ist.« 

Über  die  Anstheilung  von  Ländern  an  die  heranzuziehenden  Hülfs- 
mächte3)  solle  Starhemberg  dem  französischen  Ministerium  die  beruhigende 
Versicherung  ertheilen,  dass  der  kaiserliche  Hof  Ländergewinne  lediglich 
im  Verhältniss  zu  ihrer  werkthätigen  Mithülfe  in  Aussicht  stellen  werde. 
Vor  allem  sei  Schweden  auf  Pommern  hinzuweisen,  und  Frankreich  möge 
die  in  Schweden  herrschende  preussenfeindliche  Stimmung4)  wenigstens 
durch  die  Aussicht  auf  Gewährung  höherer  Subsidien  anfeuern.  Das  solle 
möglichst  bald  geschehen,  um  die  günstige  Stimmung  des  russischen  Hofs 


1)  Vgl.  S.  386  f.  402  f.  531.  539.  2)  Sie  werden  nicht  näher  bezeichnet 
3)  Vgl.  S.  541  f.         4)  Vgl.  S.  487. 


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1756  October  10. 


615 


Schweden  durch  den  Hinweis  auf  Pommern  mit  in  das  Concert  gegen 
Preussen  zu  ziehen J).  Auch  vermeide  man  durch  Hinzuziehung  Schwedens 
den  Anschein  eines  Religionskrieges2). 

Chursachsen  solle  das  Magdeburgische,  Holland  Preussisch  Geldern 
und  eine  »anstandige  Barriere«  gegen  das  Versprechen  der  Neutralität  er- 
halten. ... 

Die  Kaiserin  billige  das  Vorgehen  Starhembergs  bei  Einleitung  der 
Verhandlungen  über  die  conditions  cwivenables  und  sei  zufrieden  »über  die 
bewürkte  vergnügliche  Äusserungen  des  französchen  Hofes3).« 

Da  Esterhasy  »zum  Voraus  die  sehr  vergnügliche  und  standhafte  Ge- 
sinnung der  rassischen  Kaiserin  zu  erkennen  giebet4),  so  ist  nicht  im  min- 
desten zu  zweifeien,  dass  .  .  .  Esterhasy  das  Snbsidiengeschäft5)  in  die 
vergnüglichste  Wege  einleiten  werde.« 

Die  französische  Erklärung  über  die  geforderte  weitere  Vergrößerung 
Österreichs  über  Schlesien  hinaus6),  ist  »so  sehr  vergnüglich,  als  Wir 
solche  nach  den  jetzigen  Umständen  immer  wünschen  können,  zumalen 
dieselbe  in  den  geheimen  Tractat  eingerucket  werden  kann  und  hieraus 
nicht  nur  eine  förmliche  Obligation  erwachset,  sondern  auch  die  Krön 
Frankreich  andurch  die  mehrere  Schwächung  des  Königs  in  Preussen  aus- 
drücklich begnehmet  und  hieran  Theil  zu  nehmen  veranlasset  wird.  .  .  . 

»Solchergestalt  befindest  Du  Dich  auf  alle  Artiklen  Deiner  Beilagen7) 
mit  so  zureichenden  Verhaltungsbefehlen  versehen,  dass  Du  die  letzte  Hand 
an  das  geheime  Tractatsge  schüft  legen  kannst.  Und  ob  zwar  noch  viele 
Anstände  zu  heben  seind,  so  haben  Wir  Uns  doch  in  allem  so  willfährig 
und  billig  erkläret,  dass  kein  einziger  Punkt,  so  die  Handlungen  zerschlagen 
machen  könnte,  übrig  verbleibet  und  nicht  wohl  an  einem  vergnüglichen 
Schluss  zu  zweifeien  stehet8);  zumalen  der  französche  Hof  gar  wohl  ein- 
siehet,  dass  die  dermalige  Weltumstände  durch  die  eigene  Schuld  und 
Veranlassung  des  Königs  in  Preussen  eine  solche  Gestalt  gewonnen  haben, 
welche  die  nicht  unwahrscheinliche  Hoffnung  an  Hand  giebete,  den  er- 
nannten König  auch  ohne  die  ungemein  wichtige  Aufopferung  Unserer 
Niederlanden  demiltlrigen  und  ihme  die  cedirte  schlesische  Lande  bei  dieser 
Gelegenheit  entreissen  zu  können  °).  In  welcher  Betrachtung  auch  ehender 
von  einer  guten  als  üblen  Würkung  sein  kann,  dass  Unsere  endliche  Er- 
klärung nicht  übereilet  und  andurch  die  französche  Beisorge  in  etwas 
vermehret  worden  ,0). 

»Nachdem  Wir  aber  bei  Unseren  einmal  gefassten  und  wohl  über- 
legten EntSchliessungen  standhaft  beharren  und  Uns  durch  den  vergnüg- 


1)  Vgl.  8.  322.  ! 
4)  Vgl.  Nr.  203.  204. 
7)  Vgl.  Nr.  187  b.  — i. 
10)  Vgl.  Nr.  215. 


2)  Vgl.  S.  523. 

5)  Vgl.  Nr.  216. 
8)  Vgl.  S.  597. 


3)  Vgl.  Nr.  196. 

6)  Vgl.  Nr.  196. 
9)  Vgl.  S.  592. 


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616  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

liehen  Anschein,  wie  es  bei  andern  eigennützigen  Höfen  gar  wohl  nnd 
nicht  ohne  erheblicho  Ursache  geschehen  könnte,  anf  keine  Weise  irre 
machen  lassen«,  so  hoffe  man,  dass  diese  überzeugende  Probe  der  Öster- 
reichischen Gesinnung  eine  entsprechende  Wirkung  in  Frankreich  ausüben 
werde. 

Da  die  gegenseitigen  Zugeständnisse  noch  nicht  in  allen  Einzelheiten 
festständen,  so  könne  vorläufig  auch  noch  kein  Vertragsentwurf  übersandt 
werden. 


Oct.  12       218.   Esterhasy  an  Maria  Theresia.   Petersburg,  12.  October  1756. 
Praes.  25.  October  1756. 

Nach  der  Urschrift. 
Russlands  Unwille  iiber  den  österreichischen  Subsidienantrag. 

.  .  .  »Gleichwie  nnn  .  .  .  Graf  zu  Kaunitz -Rittberg  mir  .  .  .  neuer- 
dingen angezeiget  hat1),  dass  ein-  für  allemal  festgestellt  bleibet,  dass 
mit  dem  russischen  Hof  ein  Subsidientractat  errichtet  und  mir  auf  Ab- 
schlag derer  Subsidien  baldmöglichst  eine  Million  Gulden  und  dann  noch 
eine  andere  Million  übermachet  werden  solle,  wann  nur  die  hiesige  werk- 
thätige  Hülfe  fest  und  sicher  gestellet  werde,  so  habe  mit  denen  hiesigen 
zweien  Kanzleren  und  zwar  mit  einem  jeden  in  particulari  über  Ew.  M. 
so  gestalteten  .  .  .  Antrag  eines  zu  schliessenden  Subsidientractats  mich 
nochmalen'2)  vertraulich  zu  unterreden  nicht  verweilet,  sofort  mir  dieser 
zwei  Ministres  und  besonders  des  Grosskanzlers  Gedanken  dieses  Mal  so 
angelegentlicher  ausgebetten,  als  Ew.  M.  wiederholte  .  .  .  Befehle  mir  nach 
der  Zeit  zugekommen,  da  doch,  nach  Inhalt  meines  .  .  .  unterm  7.  septembris 
erlassenen  .  .  .  Berichts3),  Russland  auf  keine  französche  Subsidien  eine 
Rucksicht  trage4),  sondern  demselben  genug  ist,  wann  nur  der  König 
in  Preussen  geschwächet  und  Frankreich  weder  directe  noch  iodireote 
denen  beiden  k.  Höfen  in  der  diesfalls  vereinigten  Ausführung  hier- 
durch sich  widersezet.  Hierauf  nun  mir  fflrnehmlich  der  Grosskanzler  in 
einer  den  9.  dieses  mit  ihm  gepflogenen  Unterredung  zu  erkennen  gegeben, 
dass,  gleichwie  auf  Ew.  M.  in  Ansehung  des  grossen  Vorhabens  durch 
mich  gemachten  ersten  Antrag  von  Seiten  des  hiesigen  ministerii  sich  nicht 


1)  Vgl.  Nr.  210.         2)  Vgl.  Nr.  212.         3)  Vgl.  Nr.  199  und  212. 

4)  Aua  19.  October  Ubersandte  Esterhasy  den  Extract  aus  einem  russischen 
Erlass  an  Bechtejew  vom  30.  September  st.  v.,  worin  es  heisst:  .  .  »  Si  S.  M. 
T.  C.  pense  qu'il  ne  serait  pas  juste  que  nous  nous  privions  sans  retour  des  secours 
que  l'Angleterre  s'empresse  elle-möme  &  nous  donner,  nous  ne  voulons  pas  cepeu- 
dant  rendre  trop  difficiles  par  ce  point-lä  les  negociations  de  la  cour  de  Vienne, 
ayant  dejä  fait  voir  assez  clairoment  que  nous  ne  faisons  pas  autant  de  cas  de 
ces  secours  qu'on  se  l'imagine  peut-etre,  mais  que  nous  tächerons  plntöt  de 
prouver  par  les  effets  mOmes  que  nous  preuons  plus  h  cceur  l'interöt  couiroun  que 
celui  qui  nous  regarde  en  particulier.« 


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1756  October  10  —  October  12. 


617 


nur  münd-  und  schriftlich,  in  verschiedenen  [Malen]  bundsmässig  und  in  1756 
Übermaa8s,  sondern  auch  von  der  russischen  Kaiserin  selbsten  gegen  mich  0ct 
standhaft  und  grossmüthig  dahin  geäusseret  worden,  dass  Höchstdieselbe 
ihres  Orts  ohne  einige  Rucksicht  und  Vortheil  zu  Wiedereroberung  Schle- 
siens und  Glatz'  all-mögliches  zu  contribuiren  willig  und  gegenwärtig  wftre  *), 
sie,  ministri,  nunmehro  billig  verwunderet  seien,  dass  man  .  .  .  auf  einmal 
von  ihrem  ersten  Antrag2)  und  denen  von  hier  erhaltenen  häufigsten  und 
bundsmässigen  Antworten  abzugehen  und  auf  einen  Subsidicntractat  zu 
verfallen  schiene.  Ew.  M.,  führe  der  Grosskanzler  fort,  hätten  durch  mich 
anbringen  lassen,  dass  Allerhöchstdieselbe  zu  mehrerer  Erleichterung  des 
grossen  Vorhabens  mit  Frankreich  eine  geheime  Negociation  [zu]  entamiren  und 
mit  der  russischen  Kaiserin  eine  nähere  Einverständnuss  und  Goncert  zu 
errichten  gedacht,  auch  fort  des  hiesigen  Hofs  Gedanken  durch  mich  zu 
vernehmen  gewärtig  wären.  Gleich  auf  mein  erstes  Anbringen  hätte  die 
russische  Kaiserin  sich  nicht  nur  gegen  mich  selbsten  in  ihrer,  derer 
Ministres,  Gegenwart  grossmüthig  und  standhaft  geäusseret,  sondern  auch 
zugleich  mittelst  unterm  22.  April  von  mir  eingesandten  Aufsatzes3)  sich 
zu  einer  bündigen  Convention  mit  Ew.  M.  ein  verstehen  zu  wollen  klar  und 
deutlich  erkläret,  auch  die  Zeit  über  alle  englische  Offerten  zu  einer  neuen 
Convention,  wie  nicht  minder  die  von  dieser  Krön  letzthin  angesuchte  Me- 
diation und  Aussöhnung  mit  Preussen  rund  abgeschlagen4),  ihre  Armee 
noch  vor  dem  Einfall  in  Sachsen  schon  in  marschfertigen  Stand  und  Be- 
wegung gesetzet,  solche  auf  meine  abgeänderte  Vorstellungen  bald  zurück-5), 
bald  wieder  vorrucken6),  auch  durch  die  russische  Ministres  an  fremden 
Höfen  feierlich  declariren  lassen,  dass  Ew.  M.  und  Chursachsen  sie,  die 
russische  Kaiserin,  allianzmässig  beispringen  würden6),  ja,  ihre  Armee  schon 
bis  an  die  preussischen  Grenzen  vorrucken  lassen,  in  der  vollen  Zuversicht, 
dass  Ew.  M.  Sich  inzwischen  über  den  von  mir  unterm  22.  April  .  .  . 
eingeschickten  Aufsatz8)  ...  zu  expliciren  und  den  hiesigen  Hof  hierüber 
zu  beruhigen,  auch  auf  nunberührtes  Fundament  eine  Convention,  welche 
nach  dem  gewaltsamen  preussischen  Friedensbruch  nunmehro  den  gehäs- 
sigen Namen  einer  Offensiv  Verbindlichkeit  von  sich  selbsten  verlieret,  zu 
schliessen  belieben.  Der  Grosskanzler  fügte  diesem  noch  weiters  hinzn, 
dass  nicht  nur  sie,  ministri,  [niemal  noch] 7)  begreifen  könnten,  sondern  auch 
bei  der  russischen  Kaiserin  selbsten  und  in  dem  Conseil  Speculation  und 
Nachdenken  genug  erweckte,  dass  von  Seiten  Ew.  M.  auf  eine  dergleichen 
Convention  so  wenig  reflectiret  und  nach  so  vielen  Monaten  dem  hiesigen 
Hof  nicht  die  allergeringste  Idee  von  der  geheimen  Negociation,  in  was 


1)  Vgl.  S.  412.  599.         2)  Vgl.  Nr.  56.         3)  Vgl.  Nr.  73  c. 
4)  Vgl.  S.  599.         5)  Vgl.  Nr.  129.         6)  Vgl.  S.  510. 
7)  So  wohl  richtiger  statt  der  dechiffrirten  Worte  der  Vorlage:  >  einmal 
noch «. 


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618  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  dann  solche  bestehe,  oder  worauf  die  Verzögerung  accrochire1),  dnrch 
c  mich  im  Vertrauen  hätte  mitgetheilet  werden  wollen.  Der  Grosskanzler 
sagte  mir  weiters,  dass  Ew.  M.  aus  denen  von  mir  hoffentlich  .  .  .  einbe- 
richteten mündlichen  hiesigen  Versicherungen  und  denen  mir  zugestellten 
bündigsten  [Erklärungen]  des  hiesigen  Hofs  Gedanken  und  unter  anderem 
daraus  .  .  .  ersehen  haben  werden,  dass  von  einem  zwischen  Ew.  M.  und 
Russland  zu  errichtenden  Subsidientractat  man  hierorts  gegen  mich  bis 
nunzu  nicht  das  allergeringste  hätte  fallen  lassen2).  , Warum  also,'  setzte 
der  Grosskanzler  seinen  Reden  hinzu,  ,ist  dann  Ihr  Hof  von  seinem  ersten 
[Antrag]  abgegangen  und  auf  einen  Subsidientractat  verfallen,  und  warum 
verzögeret  man  dann  so  lang,  durch  eine  Convention  sich  Russland  ver- 
bindlich zu  machen?  Es  ist  ja  Ihr  eigener  Nutzen,  und  die  russische 
Kaiserin  hat  bis  nunzu  auf  keine  französche  Subsidien  gedacht2).  Es 
scheinet,  als  ob  man  bei  Ihrem  Hof  der  russischen  Kaiserin  bündigste  Zu- 
sage gleichsam  in  Zweifel  ziehen  wollte,  wo  doch  der  hiesigen  Monarchin 
das  Wort  Subsidien  so  gehässig  ist,  dass  weder  ich,  Kanzler,  noch  der 
Graf  Woronzow  ihro  davon  zu  sprechen  uns  getrauen.  Alles  also',  sagte 
der  Grosskanzler,  ,was  [man]  von  Ihrem  Hof  zu  wissen  verlanget,  bestehet  fiür- 
nehmlich  in  deme,  dass  Ew.  M.  für  das  erste  .  .  .  gefallen  mögte,  dem  hie- 
sigen Hof  so  ehender  vertraulich  mittheilen  zu  lassen,  in  was  die  geheime 
Negociation  bestehe,  oder  worauf  dessen  Verzögerung  so  lang  hafte,  als 
sich  von  hieraus  mittelst  verschiedener  Versicherungen  auch  vor  der  mit 
Frankreich  zu  Stand  gebrachten  geheimen  Negociation  mit  allianzmässiger 
Httlfleistung  vergnüglich  und  standhaft  geäusseret  worden  ist. 

»Zweitens,  dass  Ew.  M.  nach  sein,  des  Grosskanzlers,  Anrathen  in 
Rucksicht  des  auszuführenden  grossen  Vorhabens  und  zwar  auf  dem  Fun- 
dament des  von  mir  unterm  22.  April  .  .  .  eingesandten  hiesigen  Antrags3) 
mit  dem  russischen  Hof  eine  Convention  errichten,  mir  den  diesfallsigen 
Aufsatz  und  erforderliche  Gewalt  und  Vollmacht  mit  erstem  zuschicken, 
folglichen  den  hiesigen  Hof  Sich  andurch  verbindlich  au  machen  ...  be- 
lieben mögten.c 

Über  die  Ausnehmung  der  Pforte  bei  dem  Beitritt  Russlands  zum 
Versailler  Tractat4)  habe  ihm  Bestushew  seine  Privatansicht  dahin  zu  er- 
kennen gegeben,  »dass,  gleichwie  für  die  Pforten  und  fürnehmlich  bei  gegen- 
wärtigen Umständen  eine  grosse  Rucksicht  zu  tragen  ist,  er  die  Accession 
in  solche  Wege  zu  leiten  trachten  würde,  damit  [nach]  Ew.  M.  und  des  franzö- 
schen  Hofs  .  .  .  Intention  mittelst  einer  Declaration  oder  ausdrücklichen 
Clausul  die  versprochene  Hülfe  niemalen  an  Volk,  sondern  allzeit  an  Geld 
zu  leisten  seie.«  .  .  . 


1)  Vgl.  S.  609.  2)  Vgl.  Nr.  199.  3)  Vgl.  Nr.  73  c. 
4)  Vgl.  S.  597. 


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1756  October  12  —  October  22. 


619 


219.  Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  12.  October  1756.  o't^ 

Nach  der  Urschrift. 

Gefahr  eines  Umschwungs  der  russischen  Politik. 

...  Er  müsse  »pflichtmassig  bekennen,  dass,  wann  wider  all-besseres 
Vermuthen  auch  nach  Eintreffung  gegenwärtigen  [Berichts]  auf  die  in  meiner 
heutigen  .  .  .  Relation1)  berührte  zwei  wichtige  Punkten  nicht  zurückge- 
sehen, sofort  mir  nicht  eine  zulängliche  Auskunft  über  eine  mit  Russland 
zu  errichtende  Convention  gegeben  werden  sollte,  ich  für  die  üble  Folgen 
so  weniger  mehr  gut  stehen  will2),  als  die  grossfürstliohe  Herrschaft  dem 
Accessionswerk  zum  Versailler  Tractat  alle  Hindernussen  in  Weg  zu  legen 
suchet3);  und  obschon  der  Grosskanzler  begreifet,  dass  bei  dieser  Accession 
auf  die  ottomanische  Pforte  zurückzusehen  seie,  so  vernehme  ich  doch,  dass 
die  von  Ew.  Exo.  an  Hand  gegebene  expedientia4)  nicht  allerdings  Ingress 
finden  sollen  und  man  die  ottomanischen  Pforten  davon  nicht  ausgenommen 
wissen,  anstatt  deren  Truppen  aber  sich,  [wann  Frankreich  Geld  vorziehe], &) 
damit  befriedigen  wolle,  worüber  also  mit  nächstem  das  verlässlichere  an- 
zuzeigen verhoffe.«  .  .  . 


220.  Esterhasy  an  Kaunitz.  Petersburg,  22.  October  1756.  Praes.  Oct.  22 
5.  November  1756. 

P.  S.  1.  Nach  der  Urschrift.     Vgl.  r.  Arneth  V,  53.  61  470  Anm.  90. 
Steigender  Unwille  Russlands  über  die  zögernde  Politik  Österreichs. 

Die  grossfürstlichen  Herrschaften  seien  nach  wie  vor  dem  neuen 
System  und  also  auch  dem  »Accessions werk«  abgeneigt6)  und  bemühten  sich, 
ein-  und  anderes  Oonseilmitglied  auf  Irrwege  zu  führen.  Da  der  Gross- 
kanzler selbst  zu  dieser  Abneigung  den  »ersten  Stein  gelegt«  habe7),  so 
sei  er  jetzt  ausser  Stande,  sich  diesen  gefährlichen  Insinuationen  mit  Nach- 
druck zu  widersetzen. 

»Zu  einem  Subsidientractat  will  man  sich  hierorts  absolute  nicht  ver- 
stehen8). Wie  man  mich  verlässlich  versicheret,  so  solle  die  russische 
Kaiserin,  welche  von  unserem  diesfälligen  Antrag  gleichwohlen  etwas  weiss, 
über  dergleichen  Zumuthungen  nicht  allerdings  zufrieden  sein  und  solche 
dahin  ausfallen  wollen,  als  ob  auf  ihre  mir  Selbsten  gemachte  mündliche 


1)  Vgl.  Nr.  218.      2)  Vgl.  S.  578.      3)  Vgl.  S.  573.      4)  Vgl.  S.  597. 

5)  Am  Rande  ist  bemerkt:  »Könnte  etwas  in  Ziffern  ausgelassen  worden 
sein.«         6)  Vgl.  Nr.  219.        7)  Vgl.  S.  457. 

8}  Am  26.  October  fragte  Esterhasy  bei  Kaunitz  an,  was  er  mit  den  ihm  an- 
gewiesenen 100000  Ducaten  anfangen  solle,  da  »der  russische  Hof  keinen  Subsidien- 
tractat zu  schHessen  gedenke,  sondern  die  von  demselben  in  Vorschlag  gebrachte 
Convention  [vgl.  Nr.  73c]  zu  Stand  zu  kommen  wünsche.«   Vgl.  Nr.  218. 


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620  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  dos  siebenjährigen  Krieges. 

1756    Versicherungen,  woyon  unter  den  vorigen  hiesigen  Regierenden  kein  Exempel 
seie,  nicht  allerdings  gebauet  werden  wollte.  .  .  . 

»Man  hat  mir  den  hiesigen  Unwillen  schon  ziemlich  zu  erkennen  ge- 
geben, da8s  nach  einer  von  mir  in  Abschrift  hinausgegebenen  Accepta- 
tionsacte  und  Vollmacht1)  die  originalia  gloichwohlen  so  lange  ausblieben, 
auch  ihnen  allhier  von  der  geheimen  Negoziation  mit  Frankreich,  (da  doch 
der  Douglas  .  .  .  von  dieser  Sach  ihnon  zu  sprechen  die  Erlaubniss  er- 
halten)2), noch  nicht  das  allergeringste  communiciret  worden  seie.« 
Esterhasy  bittet  also  um  Instruction. 

P.  S.  2.    Nach  der  Urschrift. 

In  der  dem  Douglas  zugekommenen  Instruction  sei  Aber  die  Ausnahme 
bezüglich  der  Pforte  bei  dem  Beitritt  Russlands  zum  Versailler  Vertrag 
nichts  erwähnt3).  Der  russische  Argwohn  gegen  Österreich  werde  auch 
dadurch  noch  verstärkt,  dass  die  Türkei  russischen  Nachrichten  zufolge 
über  das  Versailler  Bündniss  »nicht  die  mindeste  Eifersucht  bezeiget«  habe. 


Oct.  22        220  a.    Esterhasy  an  Kaunitz.  Petersburg,  22.  October  1756. 

P.  8.3.   Nach  der  Urschrift. 

Vcrmuthlicher  Aufschub  der  russischen  Operationen  bis  zum  Frühjahr  1757. 

»Auch  habe  ich  die  mir  .  .  .  zugeschickte  Summe  von  75000  f.4) 
zu  meinen  Händen  richtig  empfangen.  Obwohlen  der  Grosskanzler  von 
seiner  Abneigung  für  das  neue  systema  auf  keine  Art  und  Weis  abzu- 
bringen, folglichen  bei  ihm  nichts  mehr  zu  verbesseren  sein  wird,  so  habe 
jedoch  zu  Vermeidung  eines  grösseru  Übels  ihm  letzthin  4000  Ducaton  zu 
geben6)  für  gut  befunden.  Sicher  ist,  dass  in  seinen  bedürftigen  Umständen 
er  auch  von  dem  englichen  ministro  eine  ansehnliche  Summe  anzunehmen 
sich  kein  Bedenken  gemacht  habe.  Bei  der  grossfürstlichen  Herrschaft  ist 
otwas  dergleichen  zu  wagen  einmal  nicht  rathsam.  Des  Williams  Credit 
ist  bei  der  russischen  Kaiserin  nicht  wenig  geschmälert  worden,  da  er 


1)  Vgl.  S.  608. 

2)  Esterhasy  berichtete  am  19.  October  1756  (P.  S.  1],  Douglas  habe  ihm  die 
eingetroffene  Ordre  vom  27.  September  mitgctbeilt,  >dem  hiesigen  ministerio  zu 
erkennen  zu  geben,  dass  mit  I.  E.  K.  M.  Frankreich  .  .  .  nunmehro  vollkommen 
einverstanden  sei  und  der  Ausschlag  des  grossen  Werks  einzig  und  allein  auf 
dio  mir  anvertraute  Negoeiation  ankäme.«  Kaunitz  werde  hieraus  ermessen,  »in 
was  grosse  Verlegenheit  ich  mich  aus  Abgang  der  .  .  .  erforderlichen  Vollmacht 
[für  das  Accessionswerk^  und  vollständiger  Anweisung  über  eine  verbindliche 
Convention  gesetzet  befinde,  und  sehe  zum  Voraus  ein,  [dass  nach  Kenntnias- 
nahme  der  Douglas'schen  Meldung]  man  von  Seiten  des  russischen  Hofs  in  mich 
neuerdingen  dringen  und  seinen  Unwillen  etwa  gar  zum  Nachtheil  uuseree  Hofe 
mir  zu  erkennen  geben  dürften         :»)  Vgl.  Nr.  210.         4}  Vgl.  S.  577. 

5)  Vgl.  Nr.  194. 


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1750  October  22. 


62  J 


die  Grossfürstin  durch  dergleichen  Verehrungen,  unter  Vorwand  eines  Dar-  1756 
lehens,  zu  gewinnen  gesuchet  hat1).  Dem  F.  M.  Generalen  Apraxin  habe  ^ct'  2 
auf  eine  allerdings  schicksamo  Art  eine  Verehrung  von  6000  Ducaten 
machen  wollen,  welches  er  aber  etwas  später  zu  verschieben  mich  ge- 
beten hat,  zumalen  er  mit  dem  Grosskanzler  solches  vorhero  Uberlegen 
mflsste.  Der  Grosskanzler«  rathe,  »diese  Verehrung  bis  nach  des  Apraxin 
Abreise  zu  verschieben  und  alsdann  durch  ihn,  Grosskanzler,  dem  Feld- 
marschallen  solche  Summe  sicher  zukommen  zu  machen2).  .  .  . 

»Da  die  russische  Kaiserin  mit  des  Grossfürsten  übler  Gesinnung  und 
ungearteten  Aufführung  gar  nicht  zufrieden3],  so  ist  mir  nicht  schwer  ge- 
fallen, denen  beeden  Kanzlern  auf  eine  unverfängliche  Art  einsehen  zu 
machen,  dass  bei  dermaligen  critischen  Umständen  desselben  Anwesenheit 
im  Conseil4)  eben  nicht  allzeit  nöthig  seie,  zumalen  auf  der  russischen 
Kaiserin  Befehl  die  abwesende  Glieder  die  gefasste  Rathschlüsse,  (wie  doch 
sonaten  allzeit  geschehen  müsste),   dermalen  nicht  mehr  unterschreiben 
dörfen.    Solchem  nach  wird  der  Grossfürst  für  das  künftige  die  Conseils 
wenig  mehr  frequentiren,  und  die  hiesige  Monarchin  selbst  pflegen  sich 
darbei  so  zu  benehmen,  dass  sie  nur  quasi  ex  abrupto  hineinkommet.  Ob- 
wohlen  übrigens  die  russische  Kaiserin  von  dem  besten  Willen  ist  und 
ungemein  gern  sehete,  dass  der  General  Apraxin  noch  diesen  Herbst  und 
Winter  gegen  Preussen  etwas  ausgebiges  unternehmetc''),  so  ist  [das]  doch 
ehender  zu  wünschen  als  zu  hoffen,  gestalten  dieser  Mann,  welchem  zu 
Ausführung  deren  hiesigen  Operationen  nichts  abgehen  wird,  nichts  weniger 
als  einen  kriegerischen  Geist  und  Erfahrenheit  besitzet6);  und  da  an  dem 
Aufkommen  des  General  Lieven,  dem  er  sein  Vertrauen  gönnete,  ge- 
zweifelt wird,  so  sehe  ich  fast  vor,  dass  bis  künftiges  Frühjahr  nichts 
hauptsächliches  vorgenommen  werden  wird,  obwohlen  ihnen  gar  nicht 
schwer  fallen  könnte,  wenigstens  Memel  noch  wegzunehmen,  sofort  einen 
festen  Platz  in  Preussen  zu  bekommen.    Ich  meines  Orts  werde  in  denen 
mit  der  russischen  Kaiserin  habendeu  Unterredungen  gewiss  nichts  unter- 
lassen, wa9  der  Sache  den  besten  Nachdruck  zu  geben  vermag.  Allem 
Ansehen  nach  aber  dörfte  man  die  förmliche  Kriegsoperationes  wohl  bis 
auf  die  zu  Stand  gebrachte  Accession  und  Convention  verschieben  und  sich 
bis  dahin  mit  kleinen  Incursionen  in  das  Preussische  beholfen.' 


1)  Vgl.  den  bestätigenden  Bericht  Williams'  vom  28.  September  1756  bei 
v.  Räumer,  Beiträge  II,  396.  408. 

2)  Vgl.  auch  v.  Räumer,  Beiträge  II,  407. 

3)  Vgl.  S.  240.  470.         4)  Vgl.  S.  558.         5)  Vgl.  S.  608. 
6)  Vgl.  S.  582  Anm.  1. 


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022  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756         221.    Maria  Theresia  an  Esterhasy.    Wien,  31.  October  1756. 
Oct.  31  1 

Nach  dem  Reinooncept.  OsUnsibeL 

Entschuldigt  die  Verzögerung  der  Antwort  auf  die  russischen  Antrüge 

aus  dem  April  1756. 

»Ans  Deinen  letzteren  Berichtschreiben ')  haben  Wir  des  mehrern  er- 
sehen, das3  Uns  der  rnssisch-k.  Hof  den  freundschaftlichen  Vorwurf  mache, 

1™°  »als  ob  Wir  von  Unserem  ersten  Antrag  einer  zu  errichtenden 
Dcfensivallianz  anf  den  nunmehrigen  Vorschlag  eines  Subsidientractats  den 
Absprung  nehmeten  und  noch  nicht  auf  die  Propositionen  dieses  Hofs,  so 
Du  unterm  22.  .  .  .  April2)  an  Uns  eingesendet  hast,  geantwortet  hatten, 
und  dass 

2j0  »von  der  eigentlichen  Beschaffenheit  und  dem  Ausschlag  Unserer 
geheimen  Handlung  nichts  weiter  zu  hören  seie. 

»Unser  wahres  Staatsinteresse  ist  mit  dem  russisch- k.  so  genau  ver- 
bunden, dass  alles,  was  diesem  zu  wesentlichem  Vortheil  gereichet,  auch 
mit  dem  Unserigen  vollkommen  übereinkommt.  Da  nun  noch  Ober  das 
die  russisch-k.  M.  so  grossmüthig  und  bundsmässig  gegen  Uns  zu  Werke 
gehen,  so  mttssten  Wir  auf  Unsere  eigene  Ehr  und  Gesinnung  vergessen 
und  Uns  der  grössten  Undankbarkeit  schuldig  machen,  wann  Wir  gegen 
den  russisch-k.  Hof  zweideutig  zu  Werke  gingen  und  die  vorerwähnte  zwei 
Vorwürfe  stattfinden. 

»Um  aber  solche  in  möglichster  Kürze  zu  erläuteren,  so  verweisen 
Wir  Dich  fordersamst  auf  Unsere  zwei  in  Ziffer  gesetzte  geheime  Re- 
scripten  vom  13.  martii3)  und  10.  Mai4),  .  .  .  welche  den  ganzen  Zusammen- 
hang in  hinlängliche  Klarheit  setzen. 

»Dann,  so  gewiss  es  ist,  dass  nach  dem  vorhinnigen  systemate  und  bei 
der  täglich  anwachsenden  preussischen  Macht  Unser  Erzhaus  nebst  dem 
russischen  Reich  der  grössten  Gefahr  ausgesetzt  gewesen,  so  wenig  war 
es  Unserer  Seits  ohne  das  augenscheinlichste  Verderben  möglich,  insolang 
etwas  gegen  Preussen  zu  unternehmen,  als  dieser  König  nicht  nur  die 
französche,  sondern  auch  so  vieler  anderer  Höfen  kräftige  Unterstützung 
zu  gewarten  hatte.  Es  musste  also  auf  alle  thunliche  Mittel  vorgedacht 
werden,  um  nicht  nur  Frankreich  von  Preussen  zu  trennen,  sondern  auch 
die  zuerst  ernannte  Krön  zu  werkthätigen  Maassnehmungen  gegen  Preussen 
zu  vermögen,  damit  sie  in  dem  Lauf  des  Kriegs  nicht  so  leichter  Dingen 
das  ganze  Vorhaben  unterbrechen  noch  sich  mit  Preussen  aussöhnen  könne. 
Wann  man  das  seiter  hundert  und  mehr  Jahren  eingewurzelte  französche 
Btaatssystenia  betrachtet,  so  mnss  Unser  Unternehmen,  dieses  völlig  ab- 
ändern zu  machen,  in  der  That  wie  eine  Chimäre  angesehen  werden,  zu- 
malen  Frankreich  kein  Geheimnuss  daraus  gemacht  hat,  dass  es  die  an- 


1)  Vgl.  Nr.  218.  219.  2)  Vgl.  Nr.  73c.  3)  Vgl.Nr.  56. 
4)  Gemeint  ist  der  Erlass  vom  22.  Mai  1756.   Vgl.  Nr.  99. 


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1756  October  31. 


G23 


wachsende  preussische  Macht  als  seinen  aus  dem  letzteren  kostbaren  Krieg  ^1756 
gezogenen  einzigen  Vortheil  und  als  das  ergiebigste  Mittel  betrachte,  um  0 
nicht  nur  Unsere,  sondern  auch  die  russisch-k.  Macht  unnütz  zu  machen 
und  in  beständigen  Schranken  zu  erhalten;  wie  dann  diese  Krön  eine 
grössere  Eifersucht  gegen  Russland  als  gegen  Unser  Erzhaus  gefasset 
hatte,  da  dieses  seit  wenig  Jahren  ohnedem  so  sehr  geschwächet  worden, 
Russland  aber  an  Kräften  und  Ansehen  täglich  zunehme  und  mit  Uns  auf 
das  engste  vereiniget  dereinstens  der  Krön  Frankreich  fürchterlich  fallen 
könne. 

»Dergleichen  wesentliche  Staatsbetrachtungen  zu  überwinden  und  um- 
zngiessen,  ist  ein  Werk,  so  Vorsicht,  Geduld  und  Zeit  erforderet  und 
durch  einen  allzu  lebhaften  Eifer  am  ersten  hintersteilig  gemacht  werden 
kann.  Es  wäre  also  Unsere  erste  Absicht  dahin  gerichtet,  dem  fran- 
zöschen  Hof  ein  anständiges  Vertrauen  und  eine  wahre  Friedensbegierde 
zu  erkennen  zu  geben,  auch  zugleich  solche  wesentliche  Vortheile  vor 
Augen  zu  stellen,  welche  die  Trennung  von  Preussen  veranlassen  könnten1); 
ob  nun  zwar  solches  einigen  Eingang  gefunden  und  die  GemUther  vorbe- 
reitet hat2),  so  würden  Wir  doch  nicht  leicht  ein  mehrers  als  eine  Neu- 
tralität bewirket  haben 3),  wann  nicht  Preussen  sei  baten  den  grössten  Staats- 
fehler durch  seinen  mit  Engeland  errichteten  Defensivtractat  begangen  und 
Uns  Gelegenheit  gegeben  hätte,  den  Defensivtractat  mit  Frankreich  zu 
Stand  zu  bringen  und  zugleich  an  einem  Offensivconcert  mit  verdoppeltem 
Eifer  zu  arbeiten1). 

»Sobald  Wir  nun  hierzu  einige  wahrscheinliche  Hoffnung  vor  Uns 
gesehen,  so  haben  Wir  auch  aus  bundsmässigem  Vertrauen  der  russischen 
Kaiserin  M.  von  dem  wesentlichen  Unsere  Vorhabens  durch  Dich  ohnver- 
züglich  benachrichtigen  und  zugleich  anfragen  lassen,  ob  allenfalls  I.  M. 
an  einem  solchen  Concert  Theil  zu  nehmen  und  noch  in  diesem  Jahr  eine 
Armee  von  60 — 70  000  Mann  gegen  Preussen  anmarscbiren  zu  lassen  ge- 
dächten 5). 

»Wir  haben  aber  Unserem  Rescript  vom  13.  martii5)  ganz  deutlich 
hinzngefüget,  dass  Unser  Antrag  nur  noch  eine  Idee,  und  dass,  insolang 
als  das  Concert  mit  Frankreich  noch  nicht  zu  Stand  gebracht  worden, 
Deine  ganze  Äusserung  als  nicht  geschehen  anzusehen,  folglichen  mit  der 
Execution  insolang  Anstand  zu  nehmen  seie,  bis  Wir  wegen  der  französchen 
Entschliessung  etwas  zuverlässiges  in  Erfahrung  gebracht  und  dem  rnssisch- 
k.  Hof  mitgetheilet  hätten. 

»Ob  Wir  nun  zwar  hierauf  nicht  nur  mittelst  Deines  Berichtschreibens 
vom  22.  April6)  die  vergnüglichste  Antwort  der  russischen  Kaiserin  M.  und 
zugleich  die  Präliminarpunkten  zu  einem  offensiven  Tractat7)  den  10.  Mai 


1)  Vgl.  Nr.  2  a. 
4)  Vgl.  S.  489. 
7)  Vgl.  Nr.  73  c. 


2)  Vgl.  Nr.  31. 
5)  Vgl.  Nr.  56. 


3)  Vgl.  Nr.  37. 
6)  Vgl.  Nr.  73. 


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624  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  erhalten,  sondern  sich  anch  die  russisch-k.  Truppen  bald  hernach  in  Be- 
>ct'  31  wegung  gesetzt  haben1),  so  ist  es  doch  gewisslich  Unsere  Schuld  nicht, 
und  Wir  haben  es  gar  sehr  bedaueret,  dass  Wir  von  den  vorerwähnten  ver- 
gnüglichen Umständen  bis  liiehin  keinen  Gebrauch  machen  können,  weilen 
zwar  Graf  Starhemberg  mit  seinen  Negociationen  in  Paris  immer  weiters 
gekommen,  auch  inzwischen  der  Defensivtractat  gegen  jedermanns  Ver- 
muthen  zu  Stand  gebracht'2)  und  andurch  zu  Erreichung  der  gemeinschaft- 
lichen Absichten  der  rechte  Grundstein  geleget  worden,  aber  es  dannoch 
bis  hiehin  nicht  möglich  gewesen,  die  letzte  Hand  an  die  geheime  Nego- 
ciation  zu  legen  und  andurch  freie  Hände  zu  Offensivmaassnehmungen  zu 
bekommen.  Wären  Wir  aber  dannoch  zu  solchen  geschritten,  so  ist  nichts 
gewissers,  und  es  wird  der  .  .  .  Einsicht  des  russisch-k.  Hofs  nicht  ent- 
gehen, dass  Wir  alsdann  die  Früchten  Unsers  Defensivtractats  und  aller 
bisherigen  Bemühungen  auf  einmal  verloren,  die  günstige  Gestalt  der  Sachen 
nicht  nur  bei  Frankreich,  sondern  bei  ganz  Deutschland  und  verschiedenen 
anderen  Höfen  abgtänderet  und  dem  König  in  Preussen  andurch  den 
grössten  Dienst  geleistet  hätten,  da  hingegen  derselbe  durch  Unsere 
Mässigung  und  gebrauchte  Vorsicht  angefrischet  worden,  sich  nunmehro 
als  einen  offenbaren  agressorem  .der  Welt  darzustellen  und  andurch  die 
Krone  Frankreich  in  die  Notwendigkeit  zu  setzen,  dass  sie  Uns  gegen 
Preussen  die  versprochene  Hülfe  leisten  müsste,  wanngleich  die  geheime 
Negociation  nicht  zu  Stand  kommen  sollte3). 

»Dieser  glückliche  Umstand  nebst  der  französchen  Beisorge,  dass  die 
angebotene  Vorthcile  entgehen  möchten4),  wird  sonder  Zweifel  Unsere  ge- 
heime Negociation  mehr  als  alle  Unsere  bisherige  Vorstellungen  beforderen5), 
und  da  Graf  Starhemberg  mit  solchen  Verhaltungsbefehlen  versehen  ist,  dass 
pr  ohne  weitere  Rückfrage  zum  Schluss  schreiten  kann6),  so  hoffen  Wir, 
solchen  inner  kurzem  zu  vernehmen  und  andurch  in  den  Stand  gesetzt 
zu  werden,  dass  Wir  mit  der  russischen  Kaiserin  M.  die  weitern  Schritte 
und  Maassnehmungen  in  bnndsmässigem  Vertrauen  verabreden  können. 

inzwischen  haben  Wir  auf  alles  dasjenige,  was  I.  M.  zum  Vortheil 
gereichen  könnte,  wo  nicht  mehr,  jedoch  ebenso  viel  als  auf  Unsere  eigene 
Angelegenheiten,  besonders  aber  darauf  fürgedacht,  dass  die  grossmüthige 
Aufopferung  der  englischen  Snbsidien,  wo  nicht  ganz,  doch  meisten  Theils 
auf  andere  Art  eingebracht  und  dem  russisch-k.  Hof  die  grosse  Kosten, 
um  eine  zahlreiche  Armee  gegen  Preussen  in  Bewegung  zu  bringen,  er- 
leichteret werden  möchten.  Wir  haben  dahero  dem  französchen  Hof  auf 
das  lebhafteste  vorstellig  gemacht,  wieviel  ihm  selbsten  daran  gelegen 
seie,  dass  der  russischen  Kaiserin  M.  nicht  einen  Theil  ihrer  Kriegsmacht 
zum  Dienst  der  Krön  Engeland,  sondern  einzig  und  allein  gegen  den 


1)  Vgl.  Nr.  118.         2)  Vgl.  Nr.  93.         3)  Vgl.  S.  480.  545. 

4)  Vgl.  S.  602.  005.         5;  Vgl.  dagegen  Nr.  215.         6)  Vgl.  Nr.  217. 


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1756  October  31. 


625 


König  in  Preussen  gebraucheten,  und  dass  dahero  noch  in  Zeiten  auf  einen 
Subsidientractat  fürzudenken  seie1).  0ct'  6 

»Diese  Vorstellungen  haben  auch  bei  dem  französchen  Hof  so  vielen 
Eingang  gefunden,  dass  er  seibaten  Uns  durch  den  Grafen  von  Starhem- 
berg ansinnen  lassen2):  Wir  sollten  dem  russischen  Hof  zu  dessen  einst- 
weiliger Beruhigung  die  Errichtung  eines  billigen  Subsidientractats  aner- 
bieten, da  dann  Frankreich  diese  Subsidien,  insolang  die  geheime  Nego- 
ciation  nicht  zum  Schluss  gelange,  bezahlen  und  Uns  vergüten  wolle. 
Wann  aber  das  geheime  Concert  zu  Stand  gekommen  seie,  so  sollte  Uns, 
nicht  aber  der  Krön  Frankreich  obliegen,  Uns  mit  dem  russischen  Hof 
wegen  der  Subsidien  einzuverstehen  und  solche  zu  entrichten. 

»Ob  nun  zwar  diese  Erklärung  noch  nicht  in  behöriger  Form  ge- 
schehen und  eine  nähere  Abrede  und  Erläuterung  erforderte,  so  haben  Wir 
doch  aus  Antrieb  Unserer  der  russischen  Kaiserin  M.  zutragenden  auf- 
richtigsten Freundschaft  keinen  Augenblick  Zeit  verabsäumet,  Dich  von 
den  französchen  Entsohliessungen  sogleich  zn  benachrichtigen  und  mit  der 
Anweisung  zu  versehen,  dass  dem  dortigen  Hof  der  Antrag  wegen  eines 
Subsidientractats  zu  machen  seie*). 

»Wir  glauben  also,  andurch  der  russischen  Kaiserin  M.  eine  über- 
zeugende Probe  Unserer  reinsten  Gesinnung  und  um  so  weniger  den  min- 
desten Anlass  zu  einiger  Beschwerde  gegeben  zu  haben,  da  Wir  ans 
eigenem  Antrieb  auf  ihren  Vortheil  bedacht  gewesen  und  auf  ein  Offensiv- 
concert  niemalen  änderst  als  unter  der  Bedingnuss,  wann  die  geheime 
Handlung  mit  Frankreich  zu  Stand  kommen  sollte,  angetragen  haben,  diese 
Handlung  aber  noch  wirklich  nicht  zum  Schluss  gelanget  ist  und  Wir  ohn- 
geachtet  des  vergnüglichen  Anscheins  nicht  gesichert  vorsehen  können, 
was  solche  für  einen  Ausschlag  gewinnen  werde. 

»Hierzu  kommt  nun  noch  die  fernere  Betrachtung,  dass  inzwischen 
der  König  in  Preussen  mit  den  Feindseligkeiten  gegen  Uns  und  Sachsen 
den  Anfang  gemacht  hat,  mithin  der  Fall  erschienen  ist,  wo  Wir  vermög 
des  vierten  geheimen  Artikuls  Unsers  mit  der  russischen  Kaiserin  M.  im 
Jahr  1746  geschlossenen  Tractats  die  stipulirte  Hölfe  von  60  000  Mann 
zu  gewarten  und  durch  Dich  bereits  reclamiret  haben4). 

»Es  ist  also  vor  dermalen  nicht  sowohl  von  einem  Offensivconcert, 
sondern  von  Erfüllung  der  existirenden  Defensivversprechen  die  Frage,  und 
da  I.  M.  bereits  grossmüthig  zu  erkennen  gegeben  haben,  dass  sie  allen- 
falls mit  einer  noch  grösseren  Macht,  als  in  dem  erwähnten  vierten  ge- 
heimen Artikel  stipuliret  ist,  die  prensischen  Lande  anzufallen  gedächten5)? 
so  war  auch  Unsere  billige  Absicht  dahin  gerichtet,  dieses  erspriessliche 
Vorhaben  möglichst  zu  beförderen  und  wegen  der  Anzahl  russischer 


1)  Vgl.  Nr.  185.         2)  Vgl.  Nr.  196.         3)  Vgl.  Nr.  200. 
4>  Vgl.  Nr.  547.         5)  Vgl.  Nr.  73c. 

Acten  znr  Vorgeschichte  des  "j&hrigen  Krieges.  40 


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626   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  Truppen,  so  die  stipulirte  Hülfe  der  00 000  Mann  übersteiget1),  einen  Sub- 
ct"  31  sidientractat  zu  veranlassen,  worzu  Wir  auch  annoch  erbötig  seind  und 
desfalls  nur  die  nähere  Auskunft  von  Dir  erwarten,  ob  und  auf  was  für 
Conditionen  der  dortige  Hof  einen  solchen  Subsidientractat  zu  schliessen 
gemeinet  seie.  In  welcher  Absicht  Wir  auch  bereits  eine  ansehnliche 
Summe  Geldes  an  Dich  übermachen  lassen2). 

»Solltest  Du  jedoch  wahrnehmen,  dass  dieses  freundschaftliche  Aner- 
bieten einige  Unzufriedenheit  verursache,  so  hast  Du  es  auch  gänzlich 
fallen  zu  lassen3)  und  Uns  davon  ohngesaumt  zu  benachrichtigen4),  damit 
Wir  Unsere  dem  französchen  Hof  zu  gebende  Antwort  darnach  einrichten 
und  wegen  der  an  Dich  zu  übermachenden  Geldern  andere  Dispositionen 
vorkehren  können. 

»Betreffend  den  zweiten  Vorwurf,  dass  schon  seit  geraumer  Zeit  von 
der  eigentlichen  Beschaffenheit  und  dem  Ausschlag  Unserer  geheimen  Hand- 
lung mit  Frankreich  nichts  zu  hören  gewest  seie,  so  gehet  Uns  Selbsten 
der  Verzug  sehr  zu  Herzen;  da  aber  die  Sache  nicht  von  Uns  allein, 
sondern  von  Frankreich  abhanget  und  dieser  Hof  nach  und  naoh  in  die 
erwünschte  Wege  eingeleitet  werden  muss,  so  kann  es  nicht  befremdlich 
fallen,  dass  etliche  Monat  mehr,  als  Wir  vermuthet,  zu  einem  so  wichtigen 
und  häkelichten  Geschäft  erforderet  werden. 

»Auch  trügen  Wir  nicht  das  geringste  Bedenken,  sondern  Wir 
wünschten  aufrichtigst,  der  russischen  Kaiserin  M.  alle  Unsere  mit  Frank- 
reich gewechselte  Memoires  und  mit  einem  Wort  die  ganze  Handlung  vor 
Augen  legen  zu  können ;  da  Wir  aber  von  Unseren  ersten  Öffnungen  einen 
Missbrauch  bei  Frankreich  besorgen  mussten ,  so  haben  Wir  zur  Bei- 
behaltung des  secreti  eine  eigenhändige  Versicherung  des  Königs  ausge- 
würket  und  eine  gleichlautende  unter  Verpfändung  Unsers  kaiserlichen 
Worts  dagegen  ausgestellt  %  welche  Wir  also  heilig  halten  müsseu. 

»Gleichwohlen  haben  Wir  Dir  in  Unserem  Rescript  vom  13.  Märzen6) 
die  Beschaffenheit  des  geheimen  Geschäfts  so  weit  anvertrauet,  als  es  ohne 
Verletzung  des  secreti  immer  geschehen  können,  und  dermalen  wollen  Wir 
Dir  fernerweit  nicht  verhalten,  dass  Wir  bishero  gegen  die  anerbotene 
Vortheile  in  den  Niederlanden  darauf  angetragen  haben: 

lmo  »Frankreich  sollte  nicht  nur  der  preussischen  Allianz  entsagen  und 

2do  »die  Wiedereroberung  Schlesiens  und  der  Grafschaft  Glatz  ge- 
schehen lassen,  sondern  auch 


1)  Hiervon  findet  sich  in  Nr.  200  keine  Andeutung.  2)  Vgl.  S.  620. 

3)  Schon  am  18.  October  1756  [P.  S.]  hatte  Kaunitz  an  Esterhasy  geschrieben: 
»Wenn  Ew.  Exc.  die  Subsidien  ersparen  können,  so  wäre  es  zwar  sehr  gnt 
Allein  wir  müssten  uns  auch  nicht  in  die  Gefahr  setzen,  dass  Bussland  aus  Geld- 
mangel sein  gutes  Vorhaben  einstelle.«         4)  Vgl.  S.  220. 

5)  Vgl.  S.  157.         6)  Vgl.  Nr.  56. 


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1756  October  31. 


627 


3"°  »in  die  mehrere  Schwächung  des  Königs  in  Preussen  förmlich  ein-  1756 
willigen  und  0ct  31 

4t0  »dieses  Vorhaben  mit  seinen  Waffen  unterstutzen  helfen1). 

»Zu  dem  ersten  und  zweiten  Punkt  hat  sich  Frankreich  bereits  will- 
fahrig erkläret2),  auch  in  Ansehung  des  vierten  Punkts  sich  zu  einer  nam- 
hafteren Hülfe,  als  in  dem  Defensivtractat  stipuliret  ist,  anerboten,  aber 
bei  dem  dritten  Punkt  äussert  sich  der  wichtige  Umstand,  dass  Frankreich 
in  die  mehrere  Schwächung  des  Königs  in  Preussen  anfänglichen  garnicht3), 
dermalen  aber  nicht  förmlich,  sondern  allenfalls  nur  taate,  jedoch  auch 
hierinnen  nur  insoweit  einwilligen  will,  als  es  mit  seinem  Staatsinteresse 
übereinkomme,  andere  Höfe  mächtiger  zu  machen,  dahero  auch  keinem 
Hof  ein  Länderzuwachs  ohne  sein  Vorwissen  und  Begnehmung  versprochen 
werden  sollte4).  Warum  nun  Frankreich  bei  diesem  Punkt  so  fest  hält, 
und  warum  Wir  alles  mögliche  anwenden,  mit  Unserem  Verlangen  auszu- 
reichen, ist  ohnschwer  zu  ermessen,  aber  nicht  gesichert  vorzusehen,  ob 
Wir  Unseren  Endzweck  erhalten  können,  welches  sich  inner  kurzem 
äusseren  muss. 

>Diese  Umstände  sind  nun  die  wahrhafte  und  einzige  Ursach,  warum 
Wir  Uns  bisher  ausser  Stand  gesehen,  die  von  Dir  den  22.  April  einge- 
schickte Präliminarpuncten  zu  einem  Offensivconcert5)  zu  beantworten  und 
den  anverlangten  Plan  zu  entwerfen,  wie  Wir  dann  dem  dortigen  Hof 
allschon  den  vierten  geheimen  Article  Unsers  Defensivtractats  durch  Dich 
bekannt  machen  lassen,  vermög  desselben  Wir  in  der  wichtigen  Absicht, 
Frankreich  von  der  Erneuerung  seines  Tractats  mit  Preussen  abzuhalten, 
Uns  verbindlich  gemacht  haben,  keine  Tractaten  ohne  der  Krön  Frank- 
reich Vorwissen  zu  errichten6).  Da  jedoch  das  mssisch-k.  Ministerium 
neue  Anregung  desfalls  gemacht  hat"),  so  werden  Wir  zu  Bezeugung  Unserer 
Willfährigkeit  einen  solchen  nach  den  Umständen  eingerichteten  Plan  ohn- 
verzflglich  entwerfen  und  nebst  der  specialen  Vollmacht  Dir  mit  dem  ersten 
von  hier  abgehenden  Courier  zusenden  lassen,  welches  Du  also  dem  dortigen 
Hof  vorläufig  in  engestem  Vertrauen  zu  hinterbringen  hast. 

»Was  übrigens  I.  M.,  der  russischen  Kaiserin,  Accession  zu  Unserem 
mit  Frankreich  geschlossenen  Defensivtractat  anbetrifft,  so  erkennen  Wir 
in  voller  Maass,  dass  der  französche  Antrag,  die  Pforte  namentlich  auszu- 
nehmen "; ,  an  sich  sehr  bedenklich  und  zu  spät  geschehen  seie.  Wir 
wissen  aber  zuverlässig,  dass  der  französche  Hof  sich  wegen  den  bereits 
von  der  Pforten  gemachten  Vorwürfen  in  der  grössten  Verlegenheit  be- 
finde9) und  daher  die  erwähnte  Ausnahme  dem  ministerio,  so  eines  Ver- 

1)  Vgl.  Nr.  144  c  und  S.  400.        2)  Vgl.  S.  536  f.  540.         3)  Vgl.  S.  247  f. 
4)  Vgl.  S.  523.  541  f.         5)  Vgl.  Nr.  73  c.         6)  Vgl.  Nr.  93. 
7)  VgL  S.  618  f.         8)  Vgl.  S.  597. 

9)  Starhemberg  hatte  am  12.  October  1756  berichtet:  . . .  »Rouill6  s'&jhauffe 
et  n'entend  point  raison,  lorsqu'il  est  raison  de  cet  objet.  On  ne  veut  plus 

40* 

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628  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

56  sehens  beschuldiget  wird,  gar  sehr  auf  dem  Herzen  liege,  folglichen  ohne 
diese  Ausnahm  bei  der  Ratification  ein  grosser  Anstand  zn  besorgen  seie. 
Da  nun  die  russisch-k.  M.  sich  nicht  bei  Nebendingen  aufzuhalten,  sondern 
auf  das  grosse  und  wesentliche  zurückzusehen  pflegen,  auch  auf  die  künftige 
Erfüllung  der  Tractaten,  so  wider  Willen  eingegangen  werden  und  nicht 
aus  einem  gemeinschaftlichen  Interesse  herfliessen,  ohnedem  kein  sonder- 
licher Staat  gemacht  und  allenfalls  von  Seiten  des  russisch-k.  Hofs  die 
Krone  Engeland  oder  eine  andere  Potenz  dagegen  ausgenommen  werden 
kann1),  so  leben  Wir  annoch  der  Hoffnung,  dass  es  Deinem  eiferigen  Be- 
mühen und  angelegentlichen  Vorstellungen  gelingen  werde,  eine  für  Frank- 
reich vergnügliche  EntSchliessung  auszuwürken,  welches  denen  grossen  Ab- 
sichten und  Bearbeitungen  gegen  Preussen  zum  merklichen  Vortheil  ge- 
reichen dürfte  und  aus  dieser  Betrachtung  von  Uns  aufrichtig  gewunschen 
wird. « 


31       222.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.   Wien,  31.  October  1756. 

Nach  dem  Reincoocept 

Wünscht  Abschluss  eines  Subsidientractats,  sowie  vorläufige  Verheimlichung 

aller  Eroberungspläne  Russlands. 

> Unser  hiebeifolgendes  Kescript2  ist  so  eingerichtet,  dass  es  nach 
Deinem  Gutbefinden  dem  dortigen  minister io  ganz  vorgelesen  werden  kann. 

»Wir  finden  aber  nöthig,  noch  einige  Betrachtungen  hinzuzufügen,  so 
allein  zu  Deiner  Belehrung  zu  dienen  haben,  und  zwar  ist  in  dem  vierten 
geheimen  Artikul  des  Tractats  von  1746  ausdrücklich  enthalten,  dass  Uns 
wieder  zu  dem  Besitz  von  Schlesien  und  Glatz  verholfen  werden  soll,  ohne 
dass  Russland  einige  Länderacquisitionen  verlange. 

»Von  dieser  klaren  Stipulation  will  man  nun  dermalen  abgehen  und 
solche  in  einen  Offensivtractat  dergestalt  vcrwandelen,  dass  Curland  und 
Semigallien  unter  die  russische  Bottmässigkeit  gerathe3).  Wir  gönnen  diese 
wichtige  Acquisition  dem  russischen  Reich  von  Herzen,  wann  es  nur  auf 
eine  Art  geschehen  kann,  dass  Wir  andurch  Unserem  eigenen  Interesse 
und  der  erwähnten  Stipulation  des  vierten  geheimen  Artikuls  nicht  schaden. 
Du  wirst  aber  von  ßelbsten  begreifen,  wie  bedenklich  es  seie,  von  dem 
besagten  vierten  geheimen  Article  abzuweichen  und  in  eine  solche  neue 
Verbindung  einzugehen,  welche  bei  den  meisten  Hofen,  besonders  aber  bei 
Frankreich <),  das  grösste  Aufsehen  verursachen  und  weit  mehrere  Schwürig- 

entendro  parier  de  la  modification  proposöe  d'abord  de  stipuler  reciproquement 
les  secours  en  argent,  et  I  on  n'en  connait  plus  d'autre  que  celle  d'excepter  d'une 
part  nonimement  la  Porte  et  de  l'autre  teile  puissance  que  la  Russie  desirera.« 

1)  Vgl.  S.  597.         2)  Vgl.  Nr.  221.         3)  Vgl.  S.  321. 

4)  Vgl.  S.  528.  Noch  am  12.  October  1756  hatte  Surhemberg  [P.  S.  Eigen- 
händig] berichtet:  »L'abbe  de  Bernis  m'a  dit  dejä  plusieurs  fois  que  Ton  espe'rait 
bien  que  nous  ne  comptions  pas  de  procurer  quelque  agraudissement  ä  la  Russie 


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1756  October  31. 


629 


keilen  als  Unsere  Wiedererobemng  der  cedirten  schlesischen  nnd  glatzischen  1756 
Landen  finden,  auch  wohl  gar  die  grosse  Absicht  verderben  würde.  ^c*'  ^ 

»Ferner  wirst  Dn  Dich  aus  Deinen  Berichtschreiben  zurückerinnern, 
dass  der  Vioekanzler  Graf  Woronzow  Dich  versicheret,  wie  man  russiach-k. 
Seits  auf  dem  Verlangen  wegen  Gurland  und  Semigallien  nicht  bestehen 
würde,  wann  nur  Schlesien  und  Glatz  dem  König  in  Preussen  wieder  ab- 
genommen und  hierinnen  von  Frankreich  ge williget  würde1}. 

»Wir  haben  also  auf  diese  Versicherung  gebauet  und  dem  französchen 
Hof  von  den  russischen  Absichten  etwas  zu  eröffnen  bis  diese  Stunde 
Anstand  genommen,-  zumalen  Wir  ganz  sicher  vorsehen  können,  dass  Wir 
durch  eine  solche  unzeitige  Öffnung  bei  Frankreich  alles  verderben  würden. 

»Wann  also  der  russische  Hof  alle  dermalige  Umstände  und  nicht  nur 
Unsern,  sondern  seinen  eigenen  Vortheil  recht  bedenket,  so  sollte  er  seine 
Absichten  auf  Curland  etc.  annoch  auf  das  sorgfaltigste  verbergen,  dem 
König  in  Preussen  mit  aller  Macht  auf  den  Leib  fallen  und  die  Zeit  ab- 
warten, bis  Frankreich  und  mehrere  Höfe  gegen  Preussen  recht  impegniret 
seind,  dieser  König  in  die  Enge  getrieben  ist  und  Unsere  wie  auch  die 
russische  Armeen  eine  decidirte  Superiorit&t  erhalten  haben.  Alsdann  ist 
es  erst  Zeit,  dass  Bussland  seinen  eigentlichen  Endzweck  blossgebe,  und 
wann  Frankreich  gleich  nicht  einstimmen  wollte,  so  könnte  doch  das  Werk 
auch  ohne  dieser  Krön  Mitwirkung  durchgesetzet  werden.  Kein  besserer 
Plan  ist  vor  den  dortigen  Hof  zu  ersinnen,  und  wann  er  Unserem  Rath, 
welchen  Du  aber  als  Deine  Privatgedanken  sohicksam  zu  insinuiren  hast, 
genau  nachfolget,  so  ist  an  einem  glücklichen  Ausschlag  um  so  weniger 
zu  zweifeien,  je  eiferiger  Wir  Uns  unter  der  Hand  angelegen  sein  lassen 
werden,  alles  nach  den  russischen  Absichten  vorzubereiten.  Will  aber  der 
dortige  Hof  allzu  geschwind  auf  seinen  Vortheil  gedenken,  so  ist  nichts 
gewissere,  als  dass  ihm  solcher  endlichen  aus  Händen  gehen  nnd  zugleich 
der  Hauptendzweck  wegen  Schlesien,  wo  nicht  verfehlet,  jedoch  sehr  er- 
schweret wird. 

»Bei  den  berührten  Umständen  ist  leicht  zu  erachten,  warum  der 
russische  Hof  von  keinem  Subsidientractat  etwas  hören  wolle.  Du  wirst 
Dich  aber  annoch  zurückerinnern,  wie  oft  und  nachdrücklich  Du  in  Deinen 
Berichten  einfliessen  lassen,  dass  der  dortige  Hof  wegen  Geldmangel  nichts 


sur  lo  partage  des  Etats  du  roi  de  Prusse.  J'ai  cru  devoir  lui  repondre  que  je 
n'avais  jusqu'ä  präsent  re^u  nul  ordre  ä  ce  sujet;  ce  qui  est  vrai  en  effet;  car, 
quoique  Ton  ne  m'ait  pas  laisse  Ignorer  les  vues  de  la  Russie  [vgl.  Nr.  94],  je 
n'ai  eu  nul  ordre  d'en  faire  mention,  et  je  crois  qu'il  ne  serait  pas  a  propos 
d'en  parier  encore  de  altöt.«  Und  am  21.  Deccmber  1756  wiederholte  Starhem- 
berg: »Je  ne  Baurais  . . .  assez  repr6senter  ä  V.  Exc.  [Kaunitz]  toute  l'importance 
dont  il  est  de  cacher  soigneusement  a  la  France  les  vues  d'agrandissement  et 
de  conquete  de  la  Russie,  qui,  si  elles  Itaient  connues  de  la  cour  d'ici,  gäteraient 
certaiuouient  toutes  nos  affaires.«       1)  Vgl.  S.  412.  561.  574. 


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630  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  de»  siebenjährigen  Krieges. 

1750  wichtiges  unternehmen  könne1),  und  dass  er  das  saorifice  der  englischen 
Subsidien  sehr  hoch  anziehe2].  Um  also  die  russische  Truppen  ohne  Zeit- 
verlust in  Bewegung  zu  bringen,  haben  Wir  die  Anerbietung  der  Subsidien 
nicht  änderst  als  unumgänglich  nöthig  ansehen  können. 

Ȇber  das  ist  in  dem  5.  und  6.  Artikul  des  Tractats  von  1746  deut- 
lich stipuliret,  daas  Wir  das  russische  Httlfscorps  ausser  der  Löhnung  mit 
den  erforderlichen  Naturalverpflegungen  versehen,  auch  die  Unkosten  ihres 
Marsches  tragen  mttssten.  Nun  ist  zwar  in  dem  1 1 .  Artikul  des  Tractats 
nicht  deutlich  ausgedrückt,  wie  es  in  dem  Fall  zu  halten  seie,  wann  die 
russische  Truppen  gleich  in  des  Feindes  Land  einmarschiren.  Wir  haben 
aber  leicht  vorsehen  können,  dass,  wann  Russland  auch  in  diesem  Fall 
die  Naturalverpflegung  verlangte,  Wir  solohe  vermög  Tractats  verscharren 
und  dabei  mehrere  Unkosten,  Verdruss  und  Arbeit  übernehmen  mttssten, 
als  wann  mit  dem  russischen  Hof  ein  billiger  Subsidientractat  auf  dem 
Fuss  des  englischen  errichtet  und  ihm  die  Verpflegung  seiner  Armee  über- 
lassen würde.  Da  nun  von  Dir  noch  keine  Erläuterung  eingeloffen  ist, 
wie  der  dortige  Hof  den  Tractat  von  1746  wegen  Verpflegung  des  Httlfs- 
corps' ansehe,  und  ob  er  Uns  desfalls  etwas  zumuthen  werde,  so  haben 
Wir  auch  weder  Anstalten  machen  noch  Uns  am  ersten  durch  eine  förm- 
liche Anfrage  blossgeben  können.  Damit  aber  hierunter  nichts  verab- 
säumet werde,  so  hast  Du  Dich  auf  eine  unverfängliche  Art  wegen  der 
eigentlichen  Gesinnung  des  besagten  Hofs  zuverlässig  zu  erkundigen  und, 
wann  er  annoch  die  Naturalverpflegungen  seiner  Armee  von  Uns  anver- 
langen  sollte,  auf  einen  Bauschhandel  anzutragen  und  Uns  die  conditiones 
einzuberichten. 

»Über  das  ist  von  Dir  mit  der  grössten  Sorgfalt  darauf  zu  sehen, 
dass  die  russische  Armee  baldmöglichst  marschire 3),  und  dass  sich  an  der 
Erfüllung  des  4.  geheimen  Artikuls  des  Tractats  von  1746  festgehalten, 
auch  solcher  mit  dem  Vorschlag  einer  Offensivallianz  nicht  vermischet 
werde4),  wie  Wir  Uns  dann  vorbehalten,  Dir  mit  dem  ersten  Courier  näher 
an  Hand  zu  geben,  wie  eine  solche  Offensivverbindung  nach  Beschaffen- 
heit der  jetzigen  Umstände  zum  Besten  des  russischen  Hofs  geschlossen 
werden  könne.« 


Nov.  2        223.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  2.  November  1756. 

Nach  der  Urschrift. 

.  .  .  Bechtejew  habe  officiell  das  erzielte  volle  Einverständniss  Frank- 
reichs und  Österreichs  gemeldet.  In  Russland  herrsche  Unwillen  darüber, 


1)  Vgl.  S.  320.  483.  Esterhasy  sprach  aber  von  Bestechungsgeldern  für  ein- 
zelne Personen,  nicht  von  einem  finanziellem  BedUrfniss  des  russischen  Staate. 
Vgl.  auch  Nr.  199.        2)  Vgl.  S.  563.        3)  Vgl.  S.  580.        4j  Vgl.  S.  547.  577. 


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1756  October  31  — -  November  9. 


631 


dass  von  Seiten  Österreichs  diese  Thataache  nicht  mitgetheilt  worden  sei  *), 
und  »solle  .  .  .  anmerken,  dass  sowohl  bei  der  russischen  Kaiserin  selbsten 
als  auch  ihrem  ministorio  die  von  nns  so  lang  hinausgezogene  Erklärung 
auf  ihren  Conventionsantrag  allwegen  grossen  Unwillen  und  Argwohn  zu 
erwecken  anfange.«  Von  einem  Subsidientractat  wolle  man  in  Petersburg 
absolut  nichts  wissen.  Noch  längere  Verzögerung  der  Antwort  werde 
Esterhasy  in  die  »äusserate  Verlegenheit«  bringen2). 


224.    Kaunitz  an  Esterhasy.   Wien,  6.  November  1756.  Nov 

Nach  dem  Rolnconcept. 

Esterhasy s  Bericht  vom  22.  October  1756  3)  sei  eingetroffen  und  habe 
seine  Erledigung  zum  Theil  bereits  in  dem  Erlass  vom  31.  October  17564) 
gefunden. 

Esterhasy  werde  »nächstens  ...  die  Instructionen  und  Vollmachten' 
zu  Schliessung  einer  näheren  Convention  mit  Russland«  erhalten,  »obn- 
erachtet  dermalen  von  einer  solchen  Convention  garnicht,  sondern  nur 
von  der  getreuen  Erfüllung  des  4.  geheimen  Artikels  die  Frage  sein  sollte.« 


225.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  9.  November  1756.  Nov 

Nach  dar  Urachrift. 

Bittet  dringend  um  Beantwortung  der  russischen  Off ensiwor  schlüge.  Verschiebung 
der  russischen  Operationen  bis  zum  Frühjahr. 

...  Er  sei  wieder  gefragt  worden,  »ob  mir  die  Gewalt  und  Vollmacht 
zur  Accession  des  Versailler  Defensivtractats  auch  zugekommen  seie,  und 
was  unser  Hof  mir  wegen  der  Convention  für  Verhaltungsbefehle  zuge- 
schicket  hätte6)?  Da  ich  nun  weder  über  ein  noch  den  andern  Punkt 
belehret  worden,«  so  habe  er  um  Geduld  gebeten. 

»Worauf  man  mir  abermalen  repliciret,  dass  bei  der  russischen  Kaiserin 
sowohl  als  denen  übrigen  Gliedern  des  Conseils  die  so  gar  lange  Zurück- 
haltung dieser  so  wichtigen  Anliegenheit  nicht  wenig  Nachdenken  ver- 
ursachen6) und  halt  einmal  etwas  darunter  verborgen  sein  müsste,  gestalten 
nicht  möglich  zu  sein  scheinet,  dass  so  wichtige  objecta  nach  bereits  aus- 
gebrochenem Krieg  gänzlich  ausser  Acht  gelassen  werden  sollten.  Wie 
zumalen  nun  die  russische  Kaiserin  vor  einigen  Tagen  abermalen  von 
einem  weit  stärkeren  haemorrhagia  überfallen  worden7),  auch  vorgestern 
auf  der  Cour  nicht  erschienen  ist,  so  geruhen  Ew.  Exe,  nach  Dero  Ihr 
beiwohnenden  hohen  Penetration  ...  zu  erwägen,  was  unsere  hier  haftende 


1)  Vgl.  S.  620.         2)  Vgl.  Nr.  219.  220.         3)  Vgl.  Nr.  220.  220a. 
4)  Vgl.  Nr.  221.         5)  Vgl.  S.  619  f.         6)  Vgl.  Nr.  223. 
7)  Vgl.  8.  510. 


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632  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756  .  .  .  Geschäfte,  wann  der  hiesigen  Monarchin,  (welche  sich  aber  schon 
ov'  ö  wieder  besser  befindet,)  etwas  menschliches  begegnen  und  der  für  uns  sehr 
aufgebrachte  Grossfürst  den  russischen  Thron  besteigen  sollte,  nach  einem 
solchen  Zufall  für  einer  Abänderung  unterworfen  sein  könnten,  nachdem 
man  sowohl  die  Accessions-  als  Conventionssach  aus  mir  zwar  unbekannten 
Ursachen  nicht  zu  Stand  zu  bringen,  folglich  sich  mit  dem  russischen  Hof, 
wenigstens  so  viel  menschlicher  Weis  geschehen  kann,  in  Rucksicht  des 
grossen  Vorhabens  noch  enger  zu  verbinden  [zu]  suchen«  [versäumt].  .  .  . 

Apraxin  habe  sich  gestern  auch  bei  ihm  beurlaubet,  und  »  nachdem 
ich  ihn  Aber  die  hiesigen  Kriegsoperation  es ,  auch  ob  nnd  was  er  noch 
diesen  Winter  zu  unternehmen  gedenke,  glimpflich  sondiret  habe,  so  habe 
von  demselben  deutlich  abnehmen  können,  dass  fürnehmlich  wegen  derer 
nun  nicht  fortzubringenden  vivres,  und  weilen  auch  mit  uns  noch  kein 
Operationsplan  concertiret  und  verabredet  worden  seie,  er  bei  so  bewandten 
Umständen  diesen  Herbst  oder  Winter  mit  einiger  Wttrkung  gegen  Preussen 
nichts  vornehmen  könne,  mithin  bis  künftiges  Frühjahr  die  Hauptopera- 
tionen würde  verschieben  müssen1),  wo  bis  dahin  man  auch  sehen  würde, 
was  Frankreich  zum  Behuf  der  gemeinsamen  Sache  gegen  Preussen  zu 
unternehmen  gedenke.  .  .  . 

»Ew.  Exc.  werden  also  aus  diesen  des  Generalen  Apraxin  Äusserungen 
abermalen  .  .  .  abzunehmen  geruhen,  wie  höchst  nöthig  es  seie,  dass  die 
von  dem  hiesigen  Hof  schon  vor  so  langer  Zeit  an  Hand  gegebene  und 
von  mir  .  .  .  einberichtete  Mitteln2)  ohne  mindestem  Zeitverlust  ergriffen, 
folglichen  die  Accession,  Convention  und  der  Operationsplan  mit  dem 
russischen  Hof  zu  Stand  gebracht  werden  möge,  um  demselben  auch  allen 
scheinbaren  Vorwand  benehmen  zu  können,  dass  die  hiesige  Operationen 
einzig  und  allein  ans  Abgang  dieses  noch  nicht  bewerkstelligten  Geschäfts 
gehemmet  werden  müssten.  Unterdessen  ist  die  neue  Recrutirung3)  von 
45  000  Mann  würklich  ausgeschrieben  worden  und  solche  bereits  ange- 
fangen.« .  .  . 


Nov.  13       226.  Maria  Theresia  an  Esterhasy.  Wien,  13.  November  1756.  Praes. 
3.  December  1756. 

Nach  dem  Beinconcept.   Vgl.  daa  |z.  Tb.  wörtlich  übernommone|  Excerpt  boi     Arnoth  V, 
57  ff.;  Beer,  H.  Z.  27,  WH;  Oncken  II,  1U4  t 

Beantwortet  die  russischen  Vorschläge  einer  Offensivallianz  gegen  Preussen. 

In  Beantwortung  der  russischen  Offensivanträge  vom  April  17564) 
müsse  zunächst  der  Unterschied  hervorgehoben  werden,  der  zwischen  dem 
eigenen  Wunsche,  Schlesien  und  Olatz  zurückzuerobern,  und  dem  Begehren 
Russlands  obwalte,  sich  durch  Curland  und  Semgallen  zu  vergrössern. 

1)  Vgl.  Nr.  220  a.         2)  Vgl.  Nr.  219.         3)  Vgl.  S.  608. 
4)  Vgl.  Nr.  73  c. 


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1756  November  9  —  Noveinbor  13. 


633 


Schon  seit  Jahrhunderten  seien  die  ersteren  Länder  dem  Erzhause  öster-  1756 
reich  nnterthan  gewesen;  die  Kaiserin  habe  sie  von  ihrem  Vater  recht- Nov'  1 
massig  ererbt,  und  nur  ein  ungerechter  Krieg  habe  sie  ihrer  erst  vor 
wonig  Jahren  gewaltthätig  beraubt.  Die  Wiedereroborung  dieser  Länder 
könne  daher  bei  den  meisten  europäischen  Höfen  keinen  sonderlichen  An- 
stoas  erregen.  Sollte  dagegen  die  Absicht  Russlands  auf  Gurland  und 
Semgallen  vor  der  Zeit  bekannt  werden,  so  würde  sie  bei  vielen  Staaten, 
insbesondere  bei  Frankreich l)  und  der  Pforte  die  grösste  Eifersucht  wach- 
rufen, ja  sie  vielleicht  zu  Maassregeln  veranlassen,  welche  das  dereinstige 
Friedenswerk  äusserst  erschweren  würden;  denn  es  komme  hierbei  auf 
die  Befriedigung  eines  dritten  Staates,  der  Republik  Polen,  und  durch  die 
beantragte  Vereinigung  von  Ostpreussen  mit  ihr  auf  die  Vernichtung  der 
auf  dieses  Land  gegründeten,  von  allen  Staaten  Europas  anerkannten 
Königswtlrde  an. 

Trotz  dieser  grossen  und  wichtigen  Bedenken  sei  Maria  Theresia  auf- 
richtig entschlossen,  auf  die  Absicht  der  Kaiserin  von  Ruasland  einzugehen 
und  sie  nach  Möglichkeit  zu  unterstützen,  wenn  nur  die  Sache,  wie  es  an 
und  für  sich  leicht  geschehen  könne,  in  geeigneter  Weise  eingeleitet  würde. 
Den  bereits  bestehenden  Verpflichtungen  und  insbesondere  denjenigen, 
welche  in  dem  Vertrage  vom  Jahre  1746  ihre  Begründung  fänden,  dürfe 
kein  Eintrag  geschehen2).  Ein  der  Billigkeit  entsprechendes  Äquivalent 
müsse  zugestanden  und  vor  allem  mit  Sorgfalt  vermieden  werden,  sich  vor 
der  Zeit  blosszustellen.  Inzwischen  möge  man  zur  Erreichung  des  geheim 
zu  haltenden  Endzwecks  das  geeignete  vorkehren,  ihm  durch  die  Gewalt 
der  Waffen  den  rechten  Nachdruck  geben  und  sich  den  Weg  offen  halten, 
nach  Beschaffenheit  der  Umstände  die  weiteren  Entschlüsse  zu  fassen. 

Maria  Theresia  schlage  deshalb  vor,  zwischen  Russland  und  Österreich 
eine  neue  Convention  zu  errichten,  welcher  der  Vertrag  vom  Jahre  1746 
und  dessen  4.  geheimer  Artikel  zu  Grunde  zu  legen  wären.  Ausser  der 
dort  festgesetzten  Truppenzahl  möge  jeder  der  beiden  Staaten  mit  noch 
20 — 40  000,  daher  mit  80 — 100  000  Mann  den  Krieg  gegen  den  König  in 
Preussen  führen  und  die  Waffen  nicht  eher  niederlegen,  als  bis  ihm  nicht 
nur  ganz3)  Schlesien  und  Glatz  wieder  entrissen,  sondern  auch  sonst  so 
enge  Grenzen  gezogen  seien,  dass  man  eine  weitere  Störung  der  öffent- 
lichen Ruhe  von  ihm  nicht  mehr  besorgen  dürfe.  Zur  Vermeidung  jedes 
Anstosses  wäre  in  der  Convention  nicht  mehr  zu  sagen,  als  dass  mit  beider- 
seitiger Zustimmung  noch  andere  Mächte  zum  Beitritte  zu  ihr  einzuladen 
seien.  In  einem  besonderen  und  geheimen  Artikel  könnten  jedoch  die 
Kronen  Frankreich,  Schweden,  Dänemark  und  Chursachsen  ausdrücklich 


1)  Vgl.  S.  628,  auch  Recueil  dos  instructions  donnöes  aux  ainbassadoura  de 
France.   Bd.  8  [Russie  I]  Introduction  p.  46.       2)  Vgl.  S.  630. 
3)  Vgl.  S.  568. 


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634   Ö8terroichißche  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1750  genannt  und  ihnen  Aussichten  auf  Gebietserwerbungen  M  eröffnet  werden, 
ohne  für  jetzt  schon  speoiellere  Bestimmungen  hierüber  zn  treffen.  Jedoch 
sei  »wenigstens  die  generale  Stipulation  nnd  Gegenbedingnuss  auszuwürken, 
dass  die  accedirende  Mächte  den  künftigen  Vortheil  der  zwei  Hauptcon- 
trahenten  mit  allem  Eifer  und  Kräften  unterstützen  helfen  wollten,  da 
sodann  bei  einem  glücklichen  Ausschlag  des  Kriegs  denen  zwei  kaiserlichen 
Hfifen  als  denen  stärkstbewafiheten  und  mit  einander  verstandenen  Mächten 
das  Heft  in  Händen  bleiben  nnd  ihnen  nicht  schwer  fallen  dörfte,  der 
vorerwiihnten,  in  generalen  Ausdruckungen  verfassten  Stipulation  eine  er- 
weiterte Ausdeutung  zn  geben  nnd  die  accedirende  Höfe  durch  die  Ver- 
sicherung ihres  Privatvortheils  zn  specialen  Versprechen  nnd  zur  Unter- 
stützung der  Absichten  auf  Curland  und  Semigallien  zu  vermögen,  zn 
desgeu  mehrerer  Erläuterung  Wir  Uns  auf  den  Inhalt  Unsera  Rescripts 
vom  31.  vorigen  Monats  .  .  .  beziehen2).« 

Da  indessen  eine  solche  Vorsicht  Rnssland  gegenüber  nnnöthig  sei, 
so  erkläre  sich  Maria  Theresia  zur  Ausstellung  einer  schriftlichen  Erklä- 
rung bereit,  durch  welche  sie  sich  verpflichte,  mit  allen  ihren  Kräften, 
dazu  beizutragen,  dass  Cnrland  nnd  Semgallen  dem  russischen  Reich  ein- 
verleibt, dagegen  aber  Ostpreussen  unter  dem  gleichen  Lehensverbande, 
in  dem  Curland  gegenwärtig  stehe,  der  Republik  Polen  zu  Theil  werde. 
Da  jedoch  Maria  Theresia  selbst  die  Mitwirkung  Frankreichs  durch  die 
Abtretung  beträchtlicher  Provinzen  erkaufen  müsse,  deren  Einkünfte  so- 
gar diejenigen  von  ganz  Schlesien  nnd  Glatz  überträfen3],  werde  es  dem 
russischen  Hofe  nur  billig  erscheinen,  ibr  für  die  an  Rnssland  fallende 
neue  Erwerbung  gleichfalls  ein  Äquivalent  zukommen  zu  lassen.  Die 
Kaiserin  von  Russland  möge  daher  gegen  die  soeben  erwähnte  Decla- 
ration  eine  Erklärung  ausstellen,  kraft  deren  sie  wenigstens  in  allgemeinen 
Ausdrücken  ihre  Bereitwilligkeit  kundgebe,  der  Kaiserin  Maria  Theresia 
nach  Möglichkeit  zu  einer  über  die  Wiedereroberung  von  Schlesien  und 
Glatz  noch  hinausgehenden  Entschädigung  behülflich  zu  sein. 

Hinsichtlich  der  äusseren  Form  werde  vorgeschlagen,  der  Convention 
nur  einen  geheimen  Artikel  anzufügen  und  sie  mit  diesem  an  Frankreich 
mitzntheilen.  Um  jedoch  gleichzeitig  in  Wahrheit  versichern  zu  können, 
dass  es  sonst  keine  geheimen  Artikel  gebe,  seien  die  gegenseitigen  Zusagen 
der  beiden  Kaiserinnen  in  die  Form  von  zwei  Declarationen  zu  bringen, 
deren  jede  von  einer  der  beiden  Fürstinnen  zu  unterzeichnen  sei. 

Diese  »Vorsicht  scheinet  um  so  dienlicher  und  nöthiger  zu  sein,  da 
die  glückliche  Ausführung  des  Vorhabens  wegen  Cnrland  nnd  Semigallien 
hauptsächlich  davon  abhangen  dörfte,  dass  vordersamst  die  Krön  Frank- 
reich nebst  Schweden  und  vielleicht  auch  Dänemark  an  dem  Krieg  gegen 
Preussen  würklichen  Antheil  nehmen  und  die  Zeit  abgewartet  werde,  wann 


1)   Vgl.  S.  614  f.         2)  Vgl.  Nr.  221.  222.         3)  Vgl.  S.  271.  273. 


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1756  November  13. 


635 


diese  Ilöfe  wegen  Sicherstollung  ihrer  in  Absieht  fahrender  Conqueten  die  1756 
ernstliche  und  nachdrucksame  MitwOrkung  der  zwei  kaiserlichen  Höfen  Nov*  1 
nicht  mehr  entbehren  noch  vor  dorn  gepflogenen  Concert  einen  gählingen 
Absprung  nehmen  können;  welcher  glückliche  Zeitpunkt  sonder  Zweifel 
alsdann  erschienen  wäre,  wann  einmal  die  prenssische  Macht  geschwächet 
und  andurch  sowohl  Uns  als  der  russischen  Kaiserin  M.  freiere  Hände 
verschaffet  worden,  ihren  weiteren  Absichten  den  rechten  Nachdruck  zu 
geben  und  ihre  Kriegesmacht  sowohl  in  dem  ferneren  Lauf  des  Kriegs  als 
in  den  künftigen  Friedenshandlungen  bei  Freund-  und  Feinden  recht  gelten 
zu  machen.« 

Hierzu  könne  die  Mitwirkung  Schwedens  ohne  Zweifel  von  grossem 
Nutzen  sein,  sodass  eine  schwedische  Diversion  »vielleicht  dem  Krieg  noch 
in  der  bevorstehenden  Campagne  den  Ausschlag  geben  würde >).«  Wenn 
Russland  und  Frankreich  ihre  Bemühungen  mit  denen  Österreichs  ver- 
einigten, so  könnte  trotz  der  beschwerlichen  schwedischen  Regierungsform 
das  Unternehmen  »nicht  leicht  fehlschlagen«,  insbesondere  wenn  allenfalls 
das  französische  Subsidienquantum  für  Schweden  erhöht,  »auch  zugleich  das 
Perspectiv  des  verlornen  pommerischen  Kornbodens  dargestellet  würde2); 
zumalen  die  ernannte  Krone  ohnmöglich  mit  Gleichgültigkeit  ansehen  kann, 
dass  die  Gefahr  der  prenssischen  Nachbarschaft  täglich  anwachse  und  das 
schwedische  Ansehen  im  teutschen  Reich,  besonders  aber  bei  den  prote- 
stantischen Mäohten  und  ihren  Religionsangelegenheiten  fast  völlig  durch 
Preussen  verdunkelet  werde. 

»Ebenso  wenig  halten  Wir  vor  ohnmöglich,  auch  den  dänischen  Hof 
in  den  Krieg  gegen  Preussen  miteinzuflechten 3) ,  wann  dieser  Hof  hieraus 
einen  wesentlichen  Vortheil  anzuhoffen  hätte,  und  dörften  vielleicht  die 
dermalige  Umstände  eine  erwünschte  Gelegenheit  darbieten,  die  weit  aus- 
sehende holsteinische  Streitigkeiten4)  auf  Kosten  eines  dritten  zum  beider 
Seite  vergnüglichen  Ende  zu  bringen;  wie  Uns  dann  wegen  der  besorg- 
lichen Folgen  nicht  wenig  auf  dem  Herzen  lieget,  dass  diese  Streitigkeiten 
noch  nicht  aus  dem  Grund  gehoben  werden  können,  und  dass  von  Seiten 
des  russisch-k.  Grossfürsten  annoch  eine  so  starke  Abneigung  gegen  das 
dermalige  systema  mit  Frankreich  geäusseret  werde. 

»Ob  nun  zu  beidem  durch  die  vorläufige  Bestimmung  des  Herzogthumbs 
Curland  für  den  Grossfürsten  oder  auf  andere  Art  Rath  zu  schaffen  seie, 
ist  um  so  mehr  der  russischen  Kaiserin  M.  . . .  Benrtheilung  zu  überlassen, 
da  Wir  aus  freundschaftlicher  Rucksicht  billiges  Bedenken  tragen,  in  die 
domestica  des  dortigen  Hofs  einzugehen  und  Uns  desfalls  dem  mindesten 
Vorwurf  auszusetzen.«  .  .  , 

Im  Interesse  möglichster  Beschleunigung  der  Übereinkunft  würden  dem 
Botschafter  die  Entwürfe  für  die  Convention  und  die  Doclarationen  übersandt. 


1)  Vgl.  S.  610.         2)  Vgl.  S.  614  f.         3)  Vgl.  S.  597.       4)  Vgl.  S.  240. 


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636  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756         226a.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.    Wien,  13.  November  1756. 
Nov.  13 

P.  8.   Nach  dem  Beinconcept.   Tgl.  v.  Arneth  V,  00  ff.  479  Ann.  89. 

Schlägt  eine  geheime  Verabredung  vor,  dass  Curlandund  Semgallen  an  Russland  kommen, 
in  Ostprettssen  dagegen  eine  österreichische  Secundogenitur  errichtet  werden  solle. 

»Wir  setzen  zwar  in  des  russisch-k.  ministerii  Verschwiegenheit  nicht 
das  geringste  Misstranen,  da  Du  aber  Selbsten  schon  zu  wiederholten  Malen 
erinnert  hast,  dass  bei  oinigen  das  neue  systema  mit  Frankreich  keinen 
Beifall  finde1),  so  sind  die  Geheimnüsse,  so  Wir  Dir  hiermit  auf  Deine 
Pflichten  anvertrauen,  von  solcher  Beschaffenheit,  dass  sie  niemanden 
anderen  als  allein  I.  M.  der  russischen  Kaiserin  und  höchstens  noch  einem 
von  ihro  zu  benennenden  ministro  eröffnet  werden  können.«  .  .  . 

Frankreich  verlange  die  Abtretung  der  gesamten  österreichischen 
Niederlande,  »alsdann  man  Uns  mit  einer  Armee  und  einem  Geldvorschuss 
beistehen  und  nicht  ehender  Frieden  machen  wollte,  als  bis  Preussen  ge- 
demflthiget  seie2).  .  .  . 

»Hierzu  kömmt  nun  noch  der  Antrag  einer  mit  dem  russisch-k.  Hof 
zu  errichtenden  Offensivverbindung3),  vermög  welcher  diesem  Hof  Curland 
und  8emigallien  zu  Theil  werden,  Preussen  aber  dem  Königreich  Polen 
als  ein  Herzogthum  zufallen  sollte. 

»Gewiss  ist  es,  dass  Wir  der  russischen  Kaiserin  M.  als  Unserer  ge- 
treuen Bundsgenossin  diesen  Länderzuwachs  und  die  daraus  entspringende 
Glori  von  Grund  des  Herzens  gönneten.  Es  ist  aber  hiebei  in  billige  Er- 
wägung zu  ziehen,  dass  vermög  des  4.  geheimen  Artikels  des  Tractats 
von  1746  Schlesien  und  Glatz  wieder  unter  Unsere  Botmässigkeit  kommen 
sollte,  ohne  dass  dem  russischen  Reich  etwas  an  Land  und  Leuten  zu 
Theü  werde*). 

»Ausser  deme  aber,  dass  es  allezeit  sehr  bedenklich  fallet,  von  einem 
jure  quaesito  und  wtlrklich  geschlossenen  Traclat  abzugehen,  so  ist  auch 
leicht  vorzusehen,  was  die  russisch-k.  Acquisition  des  Herzogthums  Cur- 
land für  Eifersucht  bei  den  meisten  europäischen  Höfen5)  und  für  grosse 
Anstände  bei  dem  künftigen  Frieden  verursachen  würde,  wobei  also  Unser 
wesentliches  Interesse  mit  unterlaufet,  weilen  andurch  die  Wiedereroberung 
Schlesiens  sehr  erschweret  wird.  Wenigstens  ist  nichts  billiger,  als  dass 
Uns  ein  reciprocum  eingestanden  und  der  Schaden,  den  Wir  durch  die 
Cession  Unserer  ganzen  Niederlanden  erleiden  müssten,  auf  andere  Art 
und  zumalen  ohne  Nachtheil  des  russisch-k.  Hofs  eingebracht  werde. 

»Um  nun  hierzu  ein  Mittel  zu  erfinden  und  zugleich  der  russischen 
Kaiserin  M.  Unsere  vollkommene  Willfährigkeit  zu  bezeigen,  sind  Wir  auf 
einen  Vorschlag  verfallen,  der  auf  einmal  allen  Anstand  heben  und  den 
Schlus8  Unserer  geheimen  Negociation  mit  Frankreich  beforderen  könnte. 

1)  Vgl.  S.  564  f.  619.  632.         2)  Vgl.  S.  518.  539  ff.         3)  Vgl.  Nr.  73  c. 
.      .4)  Vgl.  S.  633.         5)  Vgl.  S.  628.  633. 


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1750  November  13. 


637 


»Zu  Erläuterung  dieses  Vorschlags  setzen  Wir  als  richtig  zum  Voraus,  1756 
dass,  wann  Gurland  dem  russischen  Reich  incorporiret  werden  soll,  der 
Eron  Polen  nothwendig  eine  Entschädigung  zu  verschaffen  seie,  und  dass 
solche  in  dem  Königreich  Preussen  zu  bestehen  hätte,  welches  Land  mit 
dem  nämlichen  Lehensnexu  und  Verbindlichkeit,  womit  dermalen  Gurland 
der  Krön  Polen  behaftet  ist,  zu  belegen  wäre. 

»Nachdem  nun  Curland  seinen  eigenen  Herzogen,  der  die  Lehen  von 
Polen  mit  gewissen  Prärogativen  empfanget,  bishero  gehabt  hat  und  ein 
gleiches  künftighin,  und  wann  Curland  unter  die  russisch-k.  Bottmässigkeit 
gerathet,  mit  Preussen  zu  beobachten  wäre,  so  gehet  Unser  Vorschlag  mit 
wenig  Worten  dahin:  Dass  Unser  zweitgeborner  Sohn1)  zum  Herzogen 
von  Preussen  mit  Anerkennung  des  polnischen  Lehensnexus  und  der  Ver- 
bindlichkeit, so  einem  Herzogen  von  Curland  in  Ansehung  der  Krön  Polen 
obliegen,  gemacht,  und  Unserem  Erzhaus  andurch  eine  solche  Entschädigung 
verschaffet  würde,  wobei  weder  das  russische  Reich  noch  die  Krön  Polen 
noch  auch  sonsten  jemand  als  das  Churhaus  Brandenburg  etwas  verliere. 

»Dagegen  wollten  Wir  Uns  verbindlich  machen: 

lmo  »Unsere  gesamte  Niederlande  gegen  die  Wiedereroberung  Schle- 
siens und  Glatz'  an  den  Don  Philipp  zu  cediren; 

2d0  »dem  russischen  Reich  zur  Acquisition  des  Herzogthums  Curland 
und  Semigallien  auf  alle  mögliche  Weise  verhülflich  zu  sein;  und 

3tl0  »eine  solche  Einrichtung  in  Unserem  Erzhaus  zu  treffen,  dass 
Preussen  niemalen  mit  Unseren  übrigen  Königreichen  und  Landen  ver- 
einiget, sondern  in  eine  Art  von  Secundogenitur  verwandelet  und  dahero 
allezeit  von  einem  postgenito  Unserer  Abstammung  besessen  werden  sollte. 

»Wegen  dieses  Vorschlags  müssten  nur  Wir  und  der  russischen  Kai- 
serin M.  unter  Uns  übereinkommen  und  hiervon  weder  dem  französischen 
noch  einem  anderen  Hof  insolang  das  mindeste  eröffnen,  bis  Wir  Uns  von 
Schlesien  und  Glatz  und  der  russischen  Kaiserin  M.  sich  von  Preussen 
würklich  bemeisteret  und  bis  Unsere  Waffen  es  so  weit  gebracht  haben, 
dass  nicht  leicht  etwas  widriges  zu  besorgen  stünde. 

»Inzwischen  wollten  Wir  das  geheime  Geschäft  mit  der  Krön  Frank- 
reich schliessen  und  Uns  dabei  nur  in  generalen  Ausdrückungen  vorbe- 
halten, dass  diese  Krone  Uns  gegen  die  Cession  der  Niederlande  an  den 
Don  Philipp  nebst  Schlesien  und  Glatz  zu  mehreren  thunlichen  Vortheilen 
behülflich  sein,  auch  in  die  weitere  Schwächung  dos  Königs  in  Preussen 
einwilligen  wolle2);  wordurch  Wir  also  ein  Recht  zu  der  künftigen  Ver- 
abredung wegen  Curland  und  Preussen  zu  erhalten  und  das  übrige  nach 
Zeit  nnd  Umständen  in  engster  Einverständnnss  mit  der  russischen  Kaiserin 
M.  einzurichten  gedächten ;  auf  welche  Art  sich  dann  auch  russisch-k.  Seite 
gegen  Schweden  und  Dänemark  zu  betragen  wäre. 


1)  Carl.         2)  Vgl.  S.  609. 


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638  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

*756j3  'Da  es  nun  zu  Beibehaltung  des  höchst  nöthigen  secreti  auf  keine 
Weise  zu  rathen  stunde,  weitläuftige  Negociationen  desfails  zu  veranlassen 
und  Unseren  Vorschlag  schon  dermalen  ministerialiter  abzuhandelen,  so 
könnte  alles  in  eine  ganz  kurze  Declaration  zusammengefasset  und  ein 
Exemplar  von  Uns,  das  andere  aber  von  der  russischen  Kaiserin  M.  unter- 
schrieben und  die  vollständige  Ausarbeitung  bis  zur  gelegenen  Zeit  versparet 
werden. 

»Sobald  Wir  auch  desfails  nur  die  mündliche  Versicherung  von  I.  M. 
durch  Dich  erhielten,  so  würden  Wir  auf  ihr  Wort  mit  Frankreich  schliessen 
und  Dir  Unsere  unterzeichnete  Declaration  zusenden,  um  solche  gegen  eine 
gleichlautende  auszuwechseln ;  wie  dann  die  zwei  kaiserliche  Höfe  einander, 
in  Ansehung  des  gegenwärtigen  Vorschlags,  um  so  ehender  ein  vollkom- 
menes Vertrauen  zuwenden  können,  da  eines  jeden  Theils  Vortheil  in 
gleichem  Grad  von  dem  glücklichen  Ausschlag  abhangen  würde. 

»Je  wichtiger  nun  Unser  Vorschlag  an  sich  ist,  um  so  mehr  ist  sich 
beflissen  worden,  solchen  in  möglichster  Kürze  und  Deutlichkeit  zu  Deiner 
Wissenschaft  zu  bringen.  Du  wirst  Dir  also  bestens  angelegen  sein  lassen, 
den  ganzen  Inhalt  des  gegenwärtigen  Rescripts  der  russischen  Kaiserin  M. 
unter  Erbittung  der  engesten  Verschwiegenheit  zu  hinterbringen  und  Uns 
von  der  hierauf  erfolgendon  Antwort  baldmöglichst  zu  benachrichtigen,  c 


Nov.  13       226  b.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.   Wien,  13.  November  175C. 

P.  8.   Nach  dem  Beinconcept  Vgl.  t.  Arnetta  V,  59  t 
Vollmacht  zum  Absehluss  eines  Offensiv-  oder  eines  Suhsidienvertrages  mit  Russland. 

»Es  ist  sehr  hart  und  bedenklich,  Conventionsprojecten  zu  entwerfen 
und  sich  deutlich  zu  äusseren,  insolang  nicht  einstens  des  anderen  Theils 
eigentliche  Absichten  vollständig  bekannt  seind,  mithin  auch  die  verschie- 
dene Fälle  und  Ideen  nicht  übersehen  noch  behörig  vereinbaret  werden 
können. 

»In  diesen  Umständen  befinden  Wir  Uns  dermalen,  da  Deine  bisherige 
Berichtschreiben  Uns  noch  im  Zweifel  lassen,  ob  der  russisch-k.  Hof  auf 
einem  neuen  Tractat  und  auf  oinem  weiteren  Concert,  als  der  geheime 
4.  Artikul  des  Tractats  von  anno  1746  enthaltet,  ohnabänderlich  beharre1); 
ob  er  unter  diesem  Vorwand  seine  bereits  genommene  Verbindungen  zu 
verzögeren  suche;  ob  Du  desfails  bereits  die  behörige  Vorstellungen  ein- 
gelegot  und  Dich  auf  den  erwähnten  4.  Artikul  begründet  habest  und, 
was  das  wesentlichste  ist,  ob  der  russisch-k.  Hof  in  dem  Fall,  dass  Wir 
in  seinen  Vorschlag  eines  Ofifensivbündnusses  nach  nunmehro  erfolgtem 
prenssischen  Friedensbruch  eingingen,  von  allen  weiteren  Anforderungen 
abstehen,  oder  aber  ob  er  dannoch  die  in  dem  4.  geheimen  Artikul  Unserer 

1)  V*l.  S.  628.  636. 


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1756  November  13. 


639 


Seits  conditionate  versprochene  2  Millionen  Gulden,  wie  auch  die  Natural-  1^56 
Verpflegung,  wo  nicht  fUr  seine  ganze  Armee,  jedoch  für  das  stipulirte 
Hfllfsoorps  der  60  000  anverlangen  und  noch  Ober  das  die  Conquete  von 
Carland  und  Semigallien  versicheret  wissen  wolle. 

*Der  Unterschied  dieser  Fällen  ergiebet  sich  von  Selbsten,  da  Wir 
weit  ehender  in  die  erwähnte  Verbindung  wegen  Curland  eingehen  können, 
wann  der  russisch-k.  Hof  den  Krieg  allein  auf  seine  Kosten  fahren  kann 
und  zu  fahren  sich  anheischig  machet,  auch  etwa  Uns  von  dem  Versprechen 
der  2  Millionen  gänzlich  entlediget.  Sollte  er  aber  eines  mit  dem  andern 
anverlangen,  oder  anfänglichen  nur  das  Versprechen  wegen  Curland,  dem- 
nächst aber  die  Naturalverpflegung  für  seine  Armee  nebst  den  besagten 
2  Millionen  ausbedingen  wollen,  so  wäre  das  in  allen  Tractaten  zu  be- 
obachtende reciprocum  überschritten  und  sonder  Zweifel  Uns  eine  doppelte 
Last  aufgebürdet,  da  es  allezeit  gewiss  verbleibet  und  hoffentlich  nicht  in 
Abrede  gestellet  werden  wird,  dass  der  russisch-k.  Hof  nach  dem  klaren 
Buchstaben  der  Tractaten  auch  ohne  alle  weitere  Stipulation  zur  würk- 
lichen  Leistung  der  Hülfe  von  60  000  Mann  verbunden  seie.  .  .  . 

»Du  kannst  die  Sache  nicht  kürzer  noch  besser  greifen,  als  wann  Du 
dem  dortigen  ministerio  gleich  anfänglich  eröffnest,  dass  Du  zwar  zu  Er- 
richtung Unserer  Conventionen  mit  Instruction  und  Vollmacht  versehen 
seiest,  dass  sich  aber  von  Seiten  des  dortigen  Hofs  deutlich  zu  äusseren 
seie,  was  er  eigentlich  anverlange,  und  ob  er  bei  denen  in  dem  Tractat 
von  1746  und  in  dem  4.  geheimen  Article  ausbedungenen  Vortheilen  zu 
beharren  oder  aber  den  Krieg  allein  auf  seine  Kosten  fortzuführen  und 
dargegen  sich  die  Accession  von  Curland  und  8emigallien  auszubedingen 
gedenke. 

»In  dem  ersteren  Fall  wäre  die  Hülfe  der  60000  Mann  bereits  fest- 
gestellet  und  sich  nur  wegen  der  grösseren  Anzahl  der  russisch-k.  Armee, 
so  gegen  Preussen  zu  Feld  ziehen  soll,  wie  auch  wegen  der  Natural- 
verpflegung einzuverstehen,  auch  alsdann  sich  Deines  Orts  zu  Errichtung 
eines  ferneren  article  separe*  et  secret  .  .  .,  mithin  zu  einem  subside  von 
jährlichen  3  Millionen  Gulden  anzuerbieten,  jedoch  von  den  zwei  Decla- 
rationen  keinen  Gebrauch  zu  machen. 

»In  dem  letzteren  Fall  aber  [wäre]  das  Unserm  vorhergehenden  Rescript 
beiliegende  Conventionsproject  nebst  dem  article  separe*  und  den  zwei 
Declarationsprojecten  in  Vorschlag  zu  bringen  und,  falls  diesen  etwas 
wesentliches  ausgestellt  werden  sollte,  auf  eine  deutliche  Ausser-  und  Final- 
erklärung anzutragen,  auch  gegen  die  Begehren,  so  nicht  mit  der  Reci- 
procität  übereinkommen  dörften,  das  diensame  sogleich  freundschaftlich  zu 
Gemüth  zu  führen  und  die  weitere  Handlung,  soviel  möglich,  abzukürzen. 

»Sollte  jedoch  der  dortige  Hof  gegen  besseres  Vermuthen  sowohl 
auf  den  erwähnten  2  Millionen  und  den  Naturallieferungen  als  auf  dem 
Versprechen  wegen  Curland  und  Semigallien  fest  beharren,  so  wirst  Du 


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640  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756    auf  diesem  Fall  hiermit  zum  Voraus  bege wältiget1),  nicht  nur  von  dem  Con- 

Ov  J  3 

ventionsproject  .  .  .  und  den  zwei  Declarationen,  sondern  auch  von  dem 
.  .  .  article  se'pare*  et  secret  wegen  Versprechung  eines  jährlichen  subside 
von  3  Millionen  Gulden  dergestalt  Gebrauch  zu  machen,  dass  alle  diese 
Bedingnusse  ohne  weitere  Rückfrage  von  Dir  in  Vorschlag  gebracht,  be- 
williget und  unterzeichnet  werden  können. 

>  Soviel  auch  den  Inhalt  Unsers  in  Ziffern  gesetzten  P.  S.2)  anbetrifft, 
so  haben  Wir  Unsere  EntSchliessung  insoweit  abgeändert,  dass  Du  hiervon 
bis  auf  Unsere  nähere  Anweisung  keinen  förmlichen  Gebrauch  machen, 
sondern  nur,  wann  sich  die  Gelegenheit  füget,  einen  ohnverfänglichen  An- 
wurf  in  Gestalt  Deines  Privatgedankens  bei  der  russischen  Kaiserin  M. 
machen  und  hierüber  Deinen  Bericht  erstatten  sollest3);  wornach  Du  Dich 
also  zu  richten  hast.«  .  .  . 


Nov.  17       227.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  17.  November  1756. 

P.  S.  3.   Nach  der  Urschrift. 

Schwierigkeit  der  Acceseionsverhandlung.    Schroffe  Ablehnung 
eines  englischen  Mediationsgesuches. 

.  .  .  »Wie  zumalen  der  Williams  sich  noch  immer  schmeichlet,  bei 
hiesigem  Hof  eine  Partei  zu  haben,  und  solches  in  London  und  Berlin 
glauben  zu  machen  nicht  unterlasset4),  so  ist  wohl  dieses  die  Ur- 
sach, dass  er,  Williams,  (ungeachtet  es  Golyzin  in  Engeland  deutlich  zu 
erkennen  gegeben),  gleichwohlen  noch  nicht  rappelliret  worden5),  womit 
die  hiesige  Souveraine  selbsten  nicht  zufrieden  ist  und  sich  gegen  mich 
dahin  zu  äussern  geruhet  hat,  dass  sie  diejenige  Partei,  worauf  der 
Williams  hoffen  mag,  nicht  kenne.  Derne  seie  aber,  wie  ihm  wolle,  sagte 
die  hiesige  Monarchin,  so  würde  doch  ohne  ihrem  Vorwissen  niemalen  etwas 
geschehen.  .  .  . 

»Was  aber  das  Accessionsgeschäft  des  hiesigen  Hofs  zum  Versailler 
Tractat  betrifft,  soll  Ew.  Exc.  in  kurzem  hiermit  nur  soviel  anmerken, 
wie  mir  der  Grosskanzler  im  Vertrauen  bereits  sagen  lassen,  dass  wegen 
der  verlangten  Ausnahm  der  Pforten  solche  Accession  hier  grosse  8chwttrig- 
keiten  vorfinden  würde  c),c  da  einmal  die  russischen  Nachrichten  von  der 
Türkei  von  gar  keiner  Unruhe  daselbst  meldeten,  andrer  8eits  auch  des 
Douglas  Vollmacht  in  dieser  Beziehung  nicht  beschränkt  gewesen  sei. 
Esterhasy  werde  sich  also  für  eine  Entscheidung  im  Sinne  Frankreichs 


1)  Vgl.  S.  634.         2)  Vgl.  Nr.  226  a. 

3)  Kaunitz  fügte  noch  die  Erläuterung  hinzu,  Esterhasy  solle  hierüber  nur 
ganz  von  weitem  die  Anschauungen  des  russischen  Hofes  sondiren.  Vgl.  v.  Araeth 
V,  61.        4)  Vgl.  S.  501.  572.  620  f.        5)  Vgl.  8.  600.        6)  Vgl.  S.  620.  631  f. 


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1756  November  13  —  November  17.  641 


bemühen,  >allein  sehe  zum  Voraus  eio,  dass  solches  nicht  wenige  Schwürig-  1756 
keit  hier  vorfinden,  mithin  noch  nicht  so  geschwind  erfolgen  werde. 

»Was  übrigens  die  russische  Hülfleistuug  betrifft,  so  gedenket  der 
hiesige  Hof  an  keinen  Subsidientractat ').  Und  da  man  russischer  Seits 
nicht  nur  I.  K.  E.  M.,  sondern  auch  Chursachsen  allianzmässig  beizu- 
springen, benebst  gleich  von  denen  hiesigen  Grenzen  aus  eine  Diversion 
in  Preussen  zu  machen  gedenket  und  man  mir  von  der  I.  K.  K.  M.  ver- 
mög  des  5.  und  6.  Artikul  des  Petersburger  Tractats  obliegenden  Natural- 
verpflegung  noch  kein  Wort  gesprochen 2),  so  habe  meiner  Seits  so  ehender 
recht  zu  thun  geglaubet,  als  die  Natural  Verpflegung  I.  K.  K.  M.  nicht 
allein,  sondern  auch  Chursachsen  zu  verschaffen  obliegen  würde.  .  .  .  Falls 
man  aber  hiesiger  Seits  auf  die  Naturalverpflegung  nicht  dringen  sollte, 
sofort  auch  kein  Pauschhandel  nöthig  ist,  so  würde  allenfalls  die  mir  zu- 
geschickte Summe  a  conto  deren  im  4.  geheimen  Artikul  des  Petersburger 
Tractats  stipulirten  2  Millionen  f.  vorgeschossen  werden  können;  und 
bin  ich  des  Dafürhaltens,  dass  man  russischer  Seits  eben  nicht  aus  der 
Ursach  die  Subsidien  abgeschlagen,  um  ein  mehreres  Recht  zu  einer  Ac- 
quisitum zu  tiberkommen,  sondern  wann  ein  agrandissement  geschehen 
kann,  man  solches  nicht  ausser  Acht  lassen  werdo;  wie  dann  Graf  Wo- 
ronzow  sich  geäusseret,  dass  man  absolute  darauf  [nicht]3)  bestehe,  über 
welches  alles  meine  künftige  Berichte  das  zuverlässige  .  .  .  anzeigen 
werden.«  .  .  . 

Williams  hat  >die  Mediationssach  neuerdings  in  Bewegung  gebracht4) 
und  sein  Anbringen  noch  mit  der  Bedrohung  begleitet,  dass  der  König  in 
Preussen  im  Fall  einer  abschlägigen  Antwort  den  hiesigen  Hof  wohl  mit 
50  000  Mann  anfallen  könnte.  Da  man  nun  der  hiesigen  Monarchin  hier- 
von den  geziemenden  Vortrag  gemacht,  so  ist  Höchstdieselbe  hierüber  so 
mehr  aufgebracht  worden,  als  man  schon  einmal  die  Mediation  platterdings 
abgeschlagen4),  folglich  [I.]  M.  grossmlithige  8tandhaftigkeit  engiisoh-preussi- 
scher  Seits  gleichsamb  in  Zweifel  ziehen  wolle.  Solchem  nach  ist  bereits 
beschlossen  worden,  dem  Williams  nochmalen  eine  sehr  trockene  Antwort 
.  .  .  dahin  zu  geben,  dass  [I.]  M.  nach  wie  vor  entschlossen  blieben,  ihren 
bundsmässigen  Obliegenheiten  ein  vollständiges  Genügen  zu  leisten  und 
diese  unanständige  Bedrohungen  mit  desto  grösserer  fermete*  zu  ahnden, 


1)  Vgl.  S.  631. 

2)  Vgl.  S.  630.  639.  Trotzdem  erbittet  sich  Esterhasy  am  23.  November  1756 
die  baldige  Übersendung  der  an  den  vertragsmässigen  2  Millionen  ihm  noch  fehlen- 
den Gelder,  um  durch  eine  freiwillige  Vorfriihung  der  Subsidienzahlung,  falls 
Russland  sie  wünsche,  allen  weiteren  Forderungen  wegen  der  Naturalverpflegung 
vorbeugen  und  Russland  um  so  sicherer  zur  Erfüllung  des  Tractats  verpflichten 
zu  können. 

3)  Der  Vergleich  mit  den  folgenden  Berichten  lehrt,  dass  dieses  Wort  »nicht« 
hier  ausgelassen  worden  ist   Vgl.  S.  412.  617.        4)  Vgl.  S.  617. 

Acten  zur  Vorgeschichte  des  7j  Ihrigen  Krieges.  41 


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642  Österreichische  Acton  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756  folglich  Gewalt  mit  Gewalt  zu  vertreiben  wissen  würden1).  Und  da  der 
ov"  17  Golyzin  letzthin  einberichtet  hat,  dass  man  in  Engeland  Theils  Aber  die 
hiesige  Kriegsrflstungen  und  die  denen  russischen  Alliirten  zugesagte  Hfllf, 
Theils  aber  Uber  die  hier  abgeschlagene  Mediation  so  aufgebracht  seie,  dass 
der  duc  de  Kewcastle  den  Golyzin  .  .  .  nicht  einmal  vor  sich  kommen 
lassen  wollen,  so  ist  ausser  allem  Zweifel,  dass  der  so  gestaltete  eng- 
lische Betrag  des  Williams  hiesigen  Aufenthalt  noch  unangenehmer  machen 
werde.« 


Nov.  30       228.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  30.  November  1756. 

Nach  der  Urschrift.  Vgl.  v.  Arnoth  V,  81  479  Ann.  »1. 

Gute  Aufnahme  des  österreichischen  Angebots  einer  früheren  Auszahlung  der  vertrags- 
massigen  zwei  Millionen  f.  an  Russland.   Günstige  Aussichten  für  das  Accessionstoerk, 

...  »Da  ...  I.  K.  E.  M.  an  der  hiesigen  werkthätigen  Hülfleistung 
vorzOglich  gelegen  und  mir  allschon  in  dem  ...  P.  8.  1  vom  22.  August2) 
und  letzthin  in  dem  .  .  .  Rescript  vom  31.  October3),  wegen  eines  Bausch- 
handels das  hiesige  Ministerium  auf  eine  unverfängliche  Art  zu  sondiren, 
anbefohlen  worden  ist,  so  habe  nach  roifer  Überlegung  der  Sachen  für  gut 
befunden,  denen  zwei  Kanzlern  zu  erkennen  zu  geben,  dass  I.  E.  E.  M. 
in  der  vollen  Zuversicht,  dass  die  hiesige  Monarchin  nach  ihro  ruhm- 
würdigsten Gesinnung  und  thenresten  Erklärungen  zu  Wiedereroberung 
Schlesiens  und  Gl  atz'  all-mögliches  beitragen  würden,  mir  bereits  die  in 
dorn  4.  geheimen  Artikul  nur  conditionate  stipulirte  Summ  von  zwei  Milli- 
onen f.  zu  Übermachen  angefangen 1)  und  mir  unter  einstem  .  .  .  aufgetragen 
hätten,  die  Summ  ihnen  zum  Voraus  abgeben  zu  können,  worauf  diese 
zwei  ministri  mir  in  Antwort  ertheilet,  dass  sie  diesen  meinen  so  ge- 
stalteten Antrag  ad  referendum  nehmen,  mich  aber  einsweilen  versichern 
könnten,  dass  die  russische  Kaiserin  durch  diese  grossmüthige  Offerte  un- 
gemein gerühret  und  in  ihrem  besten  Willen  noch  mehr  gestärket  werden 
würde.  .  .  . 

»Weiters  solle  noch  .  .  .  anzeigen,  dass  der  hiesige  Hof  wegen  der 
I.  K.  K.  M.  obliegen  sollenden  Verpflegung  seiner  Truppen  mir  bis  diese 
Stund  kein  Wort  gesagt  habe5),  und  getraue  ich  mich  fast  zu  versicheren, 
dass  derselbe  nach  der  zu  Stand  gebrachten  Convention  und  zum  Voraus 
empfangenen  2  Millionen  f.  wegen  Unterhaltung  seiner  Auxiliartruppen  für 
die  ganze  Zeit  des  Kriegs  schwerlich  mehr  etwas  anverlangen  dörfte.  .  .  . 
Inzwischen  haben  die  beeden  Kanzler  mir  bei  dieser  Gelegenheit  aber- 
malen wiederholet,  dass  der  hiesige  Hof  mit  Frankreich  niemalen  einen 
Subsidientractat  zu  schliessen  gedacht  hätte  und  ihm  genug  wäre,  wann 
nur  I.  K.  E.  M.  zu  Ihro  .  .  .  Zufriedenheit  mit  dieser  Eron  in  der  ge- 
ll Vgl.  Martens,  Recueil  IX,  208.  2)  Vgl.  Nr.  189  a. 
3)  Vgl.  Nr.  222.         4)  Vgl.  S.  626.  639.         5}  Vgl.  S.  641. 


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1756  November  17  —  November  30. 


643 


heimen  Negociation  schlüssig  werden  können1).  Was  aber  die  in  dem  1756 
unterm  22.  April  von  mir  .  .  .  eingesandten  Conventionsanfsatz  berührte  Nov*  3 
Acquisition  des  Königreichs  Prenssen  und  den  darmit  verknüpften  Austausch 
an  Polen  gegen  Gurland  betrifft2),  so  habe  schon  ein-  und  andermal  .  .  . 
angemerket3),  dass  der  hiesige  Hof  auf  ein  agrandissement  oder  neue  con- 
quSte  eben  nicht  versessen,  mithin  nicht  aus  dieser  Ursach4)  einem  Subsidien- 
tractat  ausgewichen,  wie  mir  dann  letzthin  der  Vicekanzler  mit  deutlichen 
Worten  gesagt,  dass  es  ein  chimeriquer  Gedanken  des  Grosskanzlers  seie 
und  wir  uns  bei  zu  schliessender  Convention  daran  nicht  zu  stossen  hätten, 
sondern  er,  der  Grosskanzler  selbst,  als  ich  diese  Materie  berühret,  hat 
hierzu  nur  gelächlet,  und  ist  ihm  der  Secre*taire  Wolkow  in  die  Rede  ge- 
fallen, sagend,  dass  man  den  Bären  erst  haben  müsse,  um  die  Haut  theileu 
zu  können. 

>Wie  mir  der  Grosskanzler  dieser  Tage  gemeldet,  so  ist  man  über 
die  hiesige  Accessionssach  zum  Versailler  Traotat»)  in  voller  Arbeit  und 
hat  mir  berührter  Minister  gute  Hoffnung  gegeben,  dass  er  die  Sach  noch 
in  solche  Wege  leiten  wolle,  dass  nicht  nur  mittelst  einer  geheimen  Decla- 
ration  man  anstatt  der  Truppen  sich  mit  Geld  befriedigen6),  sondern  zu- 
folg I.  K.  K.  M.  und  Frankreich  .  .  .  Intention  die  Pforten  und  Enge- 
land davon  ausgenommen  werden  würden.  Und  da  dieses  Geschäft  in  des 
Olsuwiew  Händen  ist,  so  wird  diese  gute  Hoffnung  bei  mir  nicht  wenig 
vermehret. 

»Inzwischen  ist  doch  zu  verwundern,  dass  der  Herr  v.  Schwachheim7) 
und  Obreskow  noch  unterm  21.  octobris  letzthin  von  einer  wegen  der 
unbeschränkten  hiesigon  Accession  bei  der  ottomanischen  Pforten  zu  be- 
fürchtenden Unruhe  nicht  das  mindeste  angeftthret,  sondern  vielmehr  an- 
hero  geschrieben  haben,  dass  türkischer  Seits  die  hiesige  Accession  als 
eine  unschuldige  Sach  angesehen5)  und  der  preussische  Einbruch  in  Sachsen 
und  bevorstehende  Einfall  in  Böhmen  bei  ihr,  der  Pforte,  wie  in  der 
Christenheit  verabscheuet  werde,  anderen  Theils  aber  dem  Chevalier  Dou- 
glas wegen  besagter  Ausnahm  von  seinem  Hof  noch  kein  Wort  gemeldet 
worden  seie4).  Dahero  er,  der  Douglas,  für  sich  nicht  das  geringste  Be- 
denken hätte,  die  hiesige  Accession  auch  ohne  Ausnahm  der  Pforten  zu 
signiren,  sagende,  dass,  wann  seinem  Hof  so  viel  daran  gelegen  wäre,  man 
ihm  solches  hoffentlich  zu  wissen  gethan  und  ihn  hierüber  instruiret  haben 
würde.  .  .  . 

»Unterdessen  ist  von  dem  .  .  .  Apraxin  die  Nachricht  eingelanget9), 
dass  er  die  in  der  Gegend  bei  und  um  Riga  herum  versammlete  russische 


l)  Vgl.  S.  618.  641.      2)  Vgl.  S.  321  f.         3)  Vgl.  S.  641. 
4)  Vgl.  S.  628  f.         5)  Vgl.  S.  640.         6)  Vgl.  S.  618  f. 

7)  Ausserordentlicher  österreichischer  Gesandter  in  Constantinopel. 

8)  Vgl.  S.  632. 

41* 


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644  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1750  Armee  in  Augenschein  genommen  nnd  in  recht  gutem  Stand  angetroffen 
°v*  30  habe,  auch  zufolg  der  von  der  russischen  Kaiserin  ihm  mündlich  und 
schriftlich  ertheilten  Anweisungen  die1)  . . .  und  eine  ausgebige  Diversion  er- 
forderliche Kriegspräparatorien  herbeizuschaffen  und  in  Stand  zu  setzen 
beflissen  sein  werde.  Und  ist  man  von  ihm  zu  vernehmen  gewärtig,  ob 
und  wie  derselbe  etwa  gleichwohl  diesen  Winter  noch  gegen  das  hosticum 
mit  einem  vorsehbaren  Nutzen  etwas  unternehmen  werde  können.«  .  .  . 


Dec.  7         229.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  7.  December  1756. 

Nach  der  Urschrift  VgL  t.  Arneth  V,  »J2.  479  Ann.  92. 
Bereitwilligkeit  Russlands  unter  gewissen  Bedingungen  dem  Versailler  Vertrag 

beizutreten. 

Habe  die  Instruction  vom  1 3.  November  erhalten  und  bemerkt  insbesondere 
zu  dem  P.S.  42),  »dass  ich  eines  Theils  in  Ansehung  der  noch  nicht  zu  Stand 
gebrachton  Negociation  und  des  an  Frankreich  machen  sollenden  sehr  grossen 
Sacrifice  von  ganz  Niederland  gleich wohlen  nicht  wenig  betroffen  seie,  ande- 
ren Theils  aber  den  Punkt  wegen  des  für  .  .  .  den  .  .  .  Erzherzogen  Carl 
mittelst  Eroberung  Preussens  zu  machenden  Etablissements  nach  reifer  Über- 
legung von  einer  so  grossen  Häklichkeit  zu  sein  finde,  dass  ich  bis  zu  Ein- 
langung anderweiter  und  positiver  Befehlen  weder  gegen  die  russische 
Kaiserin  noch  weniger  aber  gegen  ihr  Ministerium  oder  sonsten  jemanden 
auch  nur  von  weitem  etwas  fallen  zu  lassen  mir  einmal  nicht  getrauet. 

>Was  übrigens  das  Accessionswesen  betrifft,  so  hat  das  collegium 
deren  ausländischen  Affairen  hierüber  sein  Gutachten  bereits  abgestattet, 
und  solle  morgen  im  Gonseil  darüber  deliberiret  werden.  Es  gehet  aber 
des  ausländischen  collegii  Outachten,  wie  ich  von  dem  Olsuwiew  zuver- 
lässig erfahren,  dahin,  dass  die  russische  Kaiserin  ohne  Nachtheil  ihrer 
Gloire  allerdings  dem  Versailler  Tractat  beitretten,  auch  die  ottomanische 
Pforten  davon  ausgenommen  und  mittelst  einer  geheimen  Declaration  an- 
statt deren  Truppen  das  Geld  stipuliret  werden  könne9).  Damit  jedoch 
diese  Ausnahm  Theils  bei  der  Pforten  Selbsten,  Theils  aber  bei  andern 
Höfen  kein  so  grosses  Aufsehen  und  Nachdenken  erwecke,  so  hat  das  aus- 
ländische collegium  weiters  angerathen,  dass  in  dem  Accessionsinstrument 
von  Frankreich  die  Pforte  und  Persien,  von  Russland  aber  Engeland  und 
Italien  ausgenommen  werden  sollten;  wo  unter  einsten  durch  eine  ander- 
weite geheime  Declaration  festzusetzen  wäre,  dass  Russland  in  Ansehung 
Persiens  von  Frankreich  und  diese  letztere  Krön  in  Ansehung  Italiens  von 

1)  Lücke  in  der  Vorlage. 

2)  Vgl.  Nr.  226.  226  a.  Eine  Abweichung  von  seiner  Instruction  gestattete  sich 
Esterhasy  insofern,  als  er  mit  klug  berechneter  Taktik  als  Maximum  der  öster- 
reichischer Seita  an  Ruasland  zugestandenen  jährlichen  Subsidien  nicht  3,  sondern 
nur  2  Hillionen  bezeichnete  und  damit  auch  durchdrang.   Vgl.  v.  Arneth  V,  63. 

3)  Vgl.  S.  643. 


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1756  November  30  —  Decembor  14. 


645 


Russland  niemalen  weder  an  Truppen  noch  Geld  einige  Hülfe  zu  praeten-  1756 

Doc  * 

diren  hätten.  In  Ansehung  Hannovers  aber  hat  der  gutgesinnte  Olsuwiew 
die  Sache  in  solche  Wege  zu  leiten  gewusst,  dass  das  ausländische  collegium 
in  seinem  Gutachten  davon  nichts  berühret  hat.«  .  .  . 


230.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.  Wien,  u.  December  1756.      Dec.  n 

Nach  dem  Reinconcept 

Wünscht  eventuell  Kriegserklärung  Russlands  an  Preussen. 
Hauptsächlich  komme  es  darauf  an  zu  wissen,  ob  Russland  sich  an 
den  Vertrag  von  1746  halten  oder  Curland  und  Semgallen  erwerben  wolle1). 
Sollte  Esterhasy  abnehmen,  dass  der  russische  Hof  mit  Hintansetzung  des 
4.  Artikels  des  Tractats  von  1746  >seine  Absicht  vielmehr  auf  die  Er- 
richtung eines  Offensivbündnisses  mit  Uns  und  auf  die  conqußte  von  Cur- 
land und  Semgallien  richte,«  so  verweise  man  ihn  auf  die  Erlasse  vom 
31.  October2)  und  13.  November3).  »Nur  wollen  Wir  Dir  noch  die  beträcht- 
liche Anmerkung  mitgeben,  dass  in  diesem  Falle  dem  Hauptwerk,  ja  dem 
eigenen  Vortheil  und  der  Beschleunigung  des  vorgesetzten  Endzwecks  des 
russischen  Hofs  nicht  besser  gerathen  werden  könnte,  als  wann  ermelter 
Hof  die  ohnverweilte  Entschliessung  fassete,  dem  König  in  Preussen  den 
Krieg  förmlich  nnd  ohne  weiteres  anzukündigen.  Eine  solche  Kriegs- 
erklärung würde  dem  russischen  Hof  ein  volles  Recht  zu  allen  möglichen 
Eroberungen  beilegen,  wohingegen  Wir,  (welches  Wir  lediglich  zu  Deinem 
geheimen  Unterricht  anfügen),  anmit  den  Nutzen  erreicheten,  dass  hieraus 
zwischen  Uns  und  dem  russischen  Hofe  eine  so  enge  Verflechtung  und 
Impegno  erwachsete,  dass  die  Würkungen  davon  sich  auch  bei  einer  er- 
folgen dürfenden  Veränderung  der  russischen  Regierung4)  wenigstens  durch 
einige  Zeit  verspüren  lassen  müssten.  Um  so  weniger  aber  sollte  der 
russische  Hof  einiges  Bedenken  tragen,  zu  einer  öffentlichen  Kriegserklärung 
wider  Preussen  fttrzuschreiten,  als  derselbe  in  seinem  Uns  vorgelegten  Plan 
eines  Offensivbündnisses5)  sich  dazn  selbst  anerbotten  hat.«  .  .  . 


231.    Esterhasy  an  Kaunitz.    Petersburg,  14.  December  1756.  Dec.  14 

Nach  der  Urschrift.  Vgl.  r.  Araeth  V,  63.  479  Anm.  93. 
Russland  besteht  nicht  auf  der  Erwerbung  von  Curland  und  SemgaUen. 
Esterhasy  beruhigt  seine  Regierung  wegen  ihrer  Besorgniss,  dass 
Russland  ernstlich  auf  der  Erwerbung  Curlands  bestehen  werde6)  nnd 
daraus  Schwierigkeiten  sich  ergeben  könnten.  »Gleichwie  nun  aber  I.  K. 
K.  M.  sehr  viel  daran  gelegen  ist,  dass  Allerhöchstdieselbe  von  des  hiesi- 
gen Hofs  Absichten  wegen  der  Acquisition  von  Curland  gegen  das  an 
Polen  zu  cedirende  Königreich  Preussen  zuverlässig  unterrichtet  seie,  so 

1)  Vgl.  S.  643.      2)  Vgl.  Nr.  221.  222.      3)  Vgl.  Nr.  226.      4)  Vgl.  S.  632. 
5)  Vgl.  Nr.  73  c.         6)  Vgl.  S.  643.  Nr.  230. 


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646  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1T;>6  habe  den  Grosskanzler  in  Gegenwart  des  Grafen  Woronzow  ersuchet,  mir 
ec' 14  zu  eröffnen,  ob  man  russischer  Seits  auf  obiger  Acquisitum  förmlich  be- 
harre, worauf  mir  der  Grosskanzler  mit  deutlichen  Worten  zu  erkennen 
gegeben,  dass,  weilen  die  Beibehaltung  von  Curiand  gegen  die  Cession  von 
Preussen  an  Polen  bei  denen  meisten  europäischen  Höfen  sehr  grossen 
Widerstand  finden  würde,  man  hierorts  darauf  gar  nicht  versessen  seie 
und  wir  di-sfalls  ausser  aller  Sorge  sein  mögten,  gestalten  sie  lieber  ein 
Dorf  an  Sachsen  als  erwähnte  AcquiBition  für  sich  zu  haben  wünschten. 
.  .  .  Und  da  berührter  Ministre  .  .  .  gar  keine  Ausnahme  gemacht,  be- 
nebst auch  der  Vicekanzler  diese  Erklärungen  auf  gleiche  Weis  wieder- 
holet, so  wird  an  durch  vollkommen  bestätiget  dass  der  russische  Hof 
auf  neue  Conqußten  niemalen  gedacht  und  solches  anfangs  nur  eine  simple 
Idee  des  Grosskanzlers  gewesen  seie.«  .  .  .  Unter  diesen  Umständen 
habe  Esterhasy  von  den  österreichischen  Wünschen  auf  Oatpreussen  2j 
noch  nichts  verlauten  lassen. 


Dec.  27        232.    Esterhasy  an  Kaunitz.  Petersburg,  27.  December  1756.  Praes. 
17.  Januar  1757. 

Nach  der  Urschrift   Vgl.  t.  Arneth  V,  479  f.  Anm.  94. 
Vorläufiger  Abschluss  des  Accessionswerkes.    Intrigucn  Bestushsws. 

...  »Es  bestehet  ...  die  von  der  russischen  Kaiserin  in  Ansehung 
der  hiesigen  Accession  gestern  unterschriebene  EntSchliessung  in  deine, 
dass  von  der  Krön  Frankreich  die  ottomanische  Pforten  und  Persien,  von 
Russland  abor  Engeland  dergestalten  ausgenommen  werde,  dass  ein  Hof 
dem  anderen  weder  an  Truppen  noch  auch  an  Geld  einige  Hülfleistung 
zu  praestiren  schuldig  sein  solle a).  Da  aber  gleichwohlen  der  russische 
Hof  gern  sehete,  dass  anstatt  deren  Truppen  sich  beede  Höfe  zu  einer 
Geldsumme  anheischig  machten,  so  wird  bei  dem  Accessionsinstrument 
mittelst  einer  geheimen  Declaration  der  hiesige  so  gestaltete  Antrag  ent- 
worfen und  dem  französchen  Hof  miteins  zur  Ratification  geschicket 
werden,  in  der  Zuversicht,  dass  derselbe  wegen  des  gewöhnlichen,  zu 
seinem  Behuf  in  der  Declaration  festgesetzten  reciproci  sich  hierzu  un- 
bedenklich einverstehen,  sofort  solche  Declaration  zugleich  mit  dem  Ac- 
cession sinstrument  ratificiren  und  anhero  schicken  werde.  Da  aber  der 
französche  Charge  d  affaires4)  auf  Befehl  seines  Hofs  zu  erkennen  ge- 
geben, dass  er  zu  einer  dergleichen  geheimen  Declaration  sich  nicht  ein  ver- 
stehen könnte  noch  dörftes),  so  wird  man  sich  russischer  Seita  allem  An- 

1)  Vgl.  S.  643.       2)  Vgl.  Nr.  226a.  229.       3)  Vgl.  Nr.  229.      4)  Douglas. 

5}  Trotzdem  berichtete  Esterhasy  am  4.  Januar  1757,  dasa  Douglas  nach- 
gegeben habe.  Die  Urkunde,  in  der  Russland  seinen  Beitritt  zum  französisch- 
österreichischen  Defensivbiindnisa  erklärte,  wurde  am  11.  Januar  1757  unter- 
zeichnet. Vgl.  Martens,  Recueil  I,  191  ff. 


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1756  Deceuiber  14  —  1757  Januar  9. 


647 


sehen  nach  mit  der  obbemelten  simplen  Accession  begnügen  und  diese  1756 
geheime  Declarationssaeh  in  eine  anderweite  Negociation  zu  verwandelen  Dec*  d 
und  sich  mit  dem  französchen  Hof,  wo  möglich,  hierüber  einzuverstehen 
suchen. 

»Was  ich  übrigens  unterm  21.  dieses1)  wegen  unserer  Convention 
erwähnet,  so  wird  solche,  geliebt's  Gott,  ebenfalls  zu  8tand  kommen.« 

Über  den  jungen  Poniatowski2)  hat  »Rouille*  dem  Bechtejew  gemeldet 
und  dieser  letztere  anhero  geschrieben,  dass  Graf  Brühl  dem  monsieur 
Durand3)  im  Vertrauen  eröffnet,  dass  der  Grosskanzler  seine  Abschickung 
nach  Petersburg  ausdrücklich  verlanget  hätte4).  Ew.  Exo.  vermag  ich 
wegen  Enge  der  Zeit  nicht  genugsam  auszudrücken,  was  erwähnter  Gross- 
kanzler für  ein  Erzbösewicht  seie,  und  wie  er  sich  dem  neuen  systemati 
möglichstermaassen  zu  widersetzen  suche.  Indessen  seind  mit  Vorwissen 
der  russischen  Kaiserin  wegen  des  Poniatowski  bereits  solche  Präcau- 
tionen  genommen,  dass  er  entweder  aufrichtig  zu  Werk  gehen  muss,  oder 
aber  sich  der  Gefahr  aussetzen  wird,  von  hier  kurzum  abgefertiget  zu 
werden,  c  .  .  . 


233.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.   Wien,  9.  Januar  1757.  1757 

Jan.  • 

Nach  dem  Keineoncept 

Anweisung,  sich  der  Gunst  des  grossfürstlichen  Paares  und  Bestushevos  zu  versichern. 

Bestushew  habe  dem  sächsischen  Residenten  Pezold  mitgetheilt,  dass 
Woronzow  wieder  in  seine  alte  preussenfreundliche  Stimmung  zu  verfallen 
beginne  und  bei  einem  Souper  die  Zarin  und  Williams  zusammengeführt 


1}  Esterhasy  meldete  darin  seine  beste  Hoffnung  auf  günstigen  Abschlags 
der  Convention. 

2)  Vgl.  S.  502.  Am  11.  December  1756,  setzte  Maria  Theresia  den  Grafen 
Esterhasy  von  einer  ihr  zugekommenen  geheimen  Nachricht  in  Kenntniss,  nach 
der  Bestushew  die  Intrigue  angesponnen  habe,  durch  Brühl  die  Wahl  des  jungen 
Poniatowski  zum  sächsischen  Gesandten  in  Petersburg  zu  betreiben,  um  sich  da- 
durch dem  grossfürstlichen  Hof  gefällig  zu  erweisen.  Bestushew  rechne  darauf, 
duss  ein  wirklicher  Aufenthalt  Poniatowskis  am  russischen  Hofe  durch  die  Partei 
Woronzows  vereitelt  werden  würde.  Sollte  indessen  Poniatowski  dennoch  ein- 
treffen, so  erhielt  Esterhasy  den  Auftrag,  ihn  genau  zu  beobachten  und  möglichst 
für  die  österreichische  Partei  zu  gewinnen.   Vgl.  Herrmann  V,  138. 

3)  Französischer  Gesandter  am  polnischen  Hofe. 

4)  Nach  P.  S.  2.  des  Berichts  Esterhasys  an  Kaunitz  vom  16.  Januar  1757 
hatte  sich  Bestushew  sogar  auf  einen  Befehl  der  Zarin  berufen.  Diese  soll  dar- 
über > ungemein  erbittert  sein  und  absolute  zu  wissen  verlangen,  ob  Graf  Brühl 
.  .  .  die  Wahrheit  geredet  habe.  .  .  .  Wie  sich  nun  der  Grosskanzler  aus  dieser 
Sach  herausziehete,  wird  die  Zeit  geben  müssen.  Unterdessen  hat  diese  aber- 
maligo  Vo  r  fallen  he  it  bei  der  russischen  Kaiserin  den  gegen  den  Grosskanzler  von 
langer  Zeit  her  schon  geschöpften  Argwohn,  dass  er  nieuialou  den  rechten  Weg 
gehe,  nicht  wenig  vermehret«    Vgl.  Nr.  194. 


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648  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1757  habe.  Woronzow,  Williams  und  der  Favorit  hätten  die  Kaiserin  zur  Über- 
fan 9 

nähme  einer  Mediation  zu  bewegen  versucht,  was  jedoch  Bestushew  ver- 
hindert habe.  Esterhasy  solle  allen  hierauf  bezüglichen  Warnungen  des 
Grosskanzlers  keine  Aufmerksamkeit  geschenkt  haben1). 

Noch  auffallender  sei,  dass  Bestushew  von  diesen  Vorgängen  8 wart2} 
unterrichtet  haben  solle,  damit  dieser  durch  Vermittlung  Burniannias3)  die 
gleichen  Vorstellungen  in  Wien  machen  liesse  und  diesen  Hof  zu  Schritten 
zu  bewegen  suchte,  um  Williams  von  Petersburg  zu  entfernen.  Bestushew 
habe  dem  Grafen  Keyserling  befohlen,  sich  das  Vertrauen  des  österreichi- 
schen Staatskanzlers  zu  erwerben.  Unzweifelhaft  sei  die  Absicht  die, 
Esterhasy  die  Führung  der  Verhandlung  zu  entreissen. 

Aus  allem  scheine  hervorzugehen,  »dass  der  Grosskanzler  anjetzo 
dannoch  wiederum  etwas  höher  an  das  Brett  gekommen  sein  müsse«. 
Eine  Aufklärung  sei  dringend  nothwendig;  in  ihrem  Interesse  theile  die 
Kaiserin  dem  Botschafter  das  Urtheil  mit,  das  sie  sich  von  den  ver- 
wickelten Verhältnissen  des  russischen  Ministeriums  gebildet  habe. 

» Weder  von  dem  Vicekanzler  Woronzow  noch  von  dem  Favoriten 
Schnwalow  können  Wir  Uns  zwar  boigehen  lassen,  dass  dieselbe  in  die 
gehässige  Mediationsidee  des  Williams4)  eingegangen  sein  oder  ihme, 
Williams,  die  Gelegenheit  geflissentlich  vermittelet  haben  sollten,  bei  dem 
eröffneten  Souper  zu  erscheinen  und  allda  bei  der  russischen  Kaiserin 
in  einem  Augenblick  jenes  zu  erwürken,  was  ihm  mehrmalen  bereite  förm- 
lich versaget  worden  und  er  durch  andere  Wege  vergebens  gesuchet 
hätte;  dannoch  kommet  ob  hier  auf  ein  factum  und  darauf  an,  ob  die 
Sache  sich  so  oder  nicht  so  verhalte;  und  wäre  ersteres  wahr,  wie  der 
Grosskanzler  es  wahr  zu  sein  vorgiebet,  so  hätte  man  mehr  dann  dringliche 
Ursacho,  auf  einen  bo  unerwarteten  Vorfall  und  dessen  Folgerungen  mög- 
lichst aufmerksam  zu  sein. 

»In  Ansehung  hinwiederum  des  Grosskanzlers  Selbsten  hat  ferner 
jenes  seine  Richtigkeit,  dass  derselbe  in  seiner  Abneigung  für  Preussen 
immerhin  fortfahre5),  und  eben  in  dieser  Abneigung  bestehet  sein,  des 
Grosskanzlers,  wesentlichster  Verdienst,  wie  es  dann  auch  ohnstrittig  ist, 
dass  derselbe  bei  seiner  guten  Gesinnung  für  den  sächsischen  Hof0)  stets 
fort  beharre.  Dass  er  für  den  französchen  Hof  jemals  recht  freund- 
schaftlich denken  solle,  solches  ist  von  ihme  um  so  weniger  zu  erwarten, 
als  er  sich  wohl  erinneren  muss,  dass  eben  or,  Grosskanzler,  der  Urheber 
des  ehemaligen  systematis  der  Vereinigung  des  russischen  Hofs  mit  dem 
englischen,  dann  der  dem  La  Chetardie  widerfahrenen  schimpflichen  Ab- 

1)  Im  Erlass  vom  26.  März  1757  erklärte  sich  Maria  Theresia  durch  Esterhasy 
Uber  die  gänzliche  Unverfänglichkeit  dieser  Vorgänge  für  völlig  beruhigt. 

2)  Holländischer  Gesandter  am  russischen  Hofe. 

3)  Holländischer  Gesandter  am  Wiener  Hofe.        4)  Vgl.  S.  641. 
5)  Vgl.  S.  356  f.         6)  Vgl.  S.  424.  495  und  Beilage  Nr.  2. 


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1757  Januar  9. 


649 


weiaung  seie1),  worzu  noch  dieses  kommet,  dass  der  jetzige  französche  l75? 
Sachwalter  zu  Petersburg,  Chevalier  Douglas,  sich  gleich  anfänglich  an  den 
Vicekanzler  Woronzow  gewendet,  welches  demnach  den  Grosskanzler  be- 
sorgen machet,  dass,  woferne  der  französche  Hof  bei  dem  russischen  in 
die  Höhe  kommen  sollte,  er,  Grosskanzler,  seinen  Credit  und  Einfluss 
grössten  Theils  verlieren,  jener  des  Woronzow  merklich  zunehmen  und, 
sozusagen,  alles  in  dieses  letzteren  Hände  fallen  würde;  wie  dann  über 
dies  bekanntermaßen  das  englische  Geld  von  dem  stets  dürftigen  Gross- 
kanzlern jederzeit  willig  und  mit  Vergnügen  auf-  und  angenommen  wor- 
den2). Nun  wäre  zwar  das  nungemelte  systema  der  Vereinigung  Russ- 
lands mit  England  und  des  Grosskanzlers  nach  demselben  eingerichtete 
Gesinnung  in  so  lange  natürlich  und  dem  russischen  Interesse  gemäss,  als 
die  anheuer  erfolgte  grosse  Veränderung  in  der  politischen  Verbindung 
der  europäischen  Höfe  nicht  vor  sich  gegangen  wäre.  Da  aber  diese 
Veränderung  nunmebro  da  ist  und  durch  dieselbe  Frankreich  auf  die  gute 
Seite  und  in  das  Spiel  gezogen  worden,  so  befindet  sich  der  Grosskanzler 
andurch  in  die  Verlegenheit  gesetzet,  dass  derselbe  einer  Seits  seiner  Ab- 
neigung für  Preussen  nicht  entsagen,  anderer  Seits  aber  auch  seine  Ent- 
fernung für  Frankreich  und  seine  Vorliebe  für  England  stetshin  beibehalten 
will,  welche  zwei  widersprechende  Dinge  solcher  demnach  nunmehro  zu 
vereinbaren  trachtet.  Die  weitere  Hauptbemühung  des  Grosskanzlera,  wie 
Wir  solches  aus  der  Gegeneinanderhaltung  aller  Umstände  schliessen 
müssen,  bestehet  vorzüglich  darinnen,  dass  es  ihm  gelingen  möge,  sich 
das  Vertrauen  des  grossfürstlichen  Hofs  zuzuziehen 3),  bei  welcher  Absicht 
sein  Endzweck  dahin  gerichtet  ist,  Theils  sich  für  die  künftige  Fälle  sicher 
zu  stellen,  Theils  aber  seinen  Feinden  nachdrücklich  zu  schaden  und  seinen 
eigenen  Credit  sowohl  auf  die  gegenwärtige  als  nachfolgende  Zeiten  zu 
verstärken.  Dann  obschon  auch  Wir  in  der  Vermuthung  stehen,  dass 
die  Familie  und  die  Partei*  derer  Schuwalow  dem  Grosskanzler  nicht  auf- 
richtig zugethan  seind4),  so  ist  doch  ohnschwer  abzusehen,  dass  dieselbe 
wegen  der  künftigen  Fälle  für  ihn  in  Forcht  stehen  müssen  und  dannen- 
hero  wider  denselben  nicht  so  ohnmittelbar  handien  können,  als  es 
sonsten  im  widrigen  Fall  zweifelsohne  geschehete,  also,  dass  in  der  Ver- 
mischung dieser  sonderbaren  Umstände  und  in  der  ganz  frischen  Begeben- 
heit, dass  der  bekannte  Poniatowski  mit  des  russischen  Hofs  Genehm- 
haltung nach  Petersburg  zu  kommen  hat 5),  die  Quelle  des  nunmehr  wiede- 
rum anwachsenden  Credita  des  Grosskanzlers  allerdings  zu  bestimmen  ist. 


1)  Der  französische  Gesandte  La  Chetardie  wurde  1744  aus  Russland  aus- 
gewiesen, weil  Briefe  von  ihm  aufgefangen  worden  waren,  in  denen  er  die  Lebens- 
weise Elisabeths  schonungslos  geisselte.   Vgl.  Herrmann  V,  82. 

2)  Vgl.  S.  243.  482.         3)  Vgl.  S.  457.         4)  Vgl.  Beilage  Nr.  2. 
5)  Vgl.  S.  647. 


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650  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1757  »Eine  andere  Betrachtung,  welche  Wir  als  ohnwidersprechlich  an- 

ri4D'  9  sehen,  ist  folgende,  dass  nämlichen,  so  lange  die  jetzige  russische  Kaiserin* 
im  Leben  bleibet,  nicht  leichtlich  geschehen  wird,  dass  entweder  der 
Grosskanzler  oder  auch  der  Vicekanzler  gänzlich  fallen  und  einer  aus 
zweien  völlig  gestürzet  werden  sollte,  indeme  ...  es  der  russischen  Kai- 
serin Hauptgrandsatz  zu  sein  scheinet,  ihrer  eigenen  Sicherheit  und  ihrer 
Erhaltung  auf  dem  Thron  halber  die  Entzweiung  und  Scheelsucht  in  dem 
russischen  ministerio  sorgfältigst  zu  nähren  und  lebendig  zu  erhalten. 

>Um  nun  endlichen  auf  jenes  zu  kommen,  was  bei  so  gestalten 
Sachen  von  Dir  zu  beschehen  hat,  so  ist  Dir  zwar  ohnehin  bewusst,  dass 
Wir  an  die  domostica  und  Personalhändel  anderer  Höfe  und  auswärtiger 
ministrorum  keinen  weiteren  Antheil  als  einen  solchen  zu  nehmen  pflegen, 
welcher  den  Nutzen  der  Hauptgeschäften  befördern  oder  den  diesen  Ge- 
schäften daraus  bevorstehenden  Schaden  abwenden  kann.  Beides  und 
sowohl  Nutzen  als  Schaden,  besonders  aber  dieser,  können  für  die  ge- 
meinsame Sache  aus  der  dermaligen  Gedenkensart  des  russischen  ministerii 
entspringen.  Es  kommet  also  dermalen  alles  darauf  an,  auf  was  Art  den 
üblen  Folgen,  so  aus  denen  contradictorischen  Gesinnungen  des  Gross- 
kanzlers und  des  grossfttrstlichen  Hofs  entstehen  könnten,  wohl  begegnet 
werden  möge.  Das  gedeihlichste  Mittel  hierzu  wäre  freilich  jenes,  wann 
man,  ohne  zugleich  die  russische  Kaiserin  zu  beleidigen,  des  grossfürst- 
lichen Hofs  vorzügliches  Vertrauen  auf  Unsere  Seite  ziehen »)  und  Du  selbst 
dessen  Wohlwollen  gewinnen  könntest,  als  welches  Wir  für  einen  haupt- 
glücklichen Zufall  anseheten.  Eben  aber  in  dieser  Absicht  und  zu  einem 
so  nützlichen  Ende  ist  Dir  schon  in  denen  letzteren  Anweisungen  an 
Händen  gegeben  worden,  was  Du  bei  Errichtung  einer  künftigen  Conven- 
tion oder  eines  Tractats  mit  dem  russischen  Hof  wegen  Übertragung  des 
Herzogthums  Curland  an  den  Grossfürsten  und  anmit  vergnügt  zu  endi- 

1)  Das  hatte  Maria  Theresia  bereits  im  Erlass  vom  ll.December  als  besonders 
wünschenswerth  bezeichnet.  Ein  bemerkenswerther  Versuch,  den  Grossfürsten  zu 
gewinnen,  wurde  vom  Wiener  Hof  gemacht,  indem  or  auf  eine  geheime  Anregung  des 
sächsischen  Residenten  in  Petersburg,  Prasse,  der  seiner  Seits  wieder  vonBestusbew 
beeinflusst  worden  war,  unter  dem  Schein  einer  Truppenconvention  mit  dem  Gross- 
fürsten als  Herzog  von  Holstein  diesem  ein  jährliches  Subsidium  von  100000  Gulden 
bewilligte.  Die  Absicht  freilich,  in  einem  geheimen  Artikel  den  Grossfürsten  zu  ver- 
pflichten, nicht  nur  als  Herzog,  sondern  auch  als  späterer  Zar  die  von  der  Zarin 
eingegangenen  Verbindlichkeiten  erfüllen  zu  wollen,  wurde  nicht  erreicht  Die 
vollzogene  Convention  übersandte  Esterhasy  am  26.  Juli  1757,  die  österreichische 
Ratification  wurde  am  10.  September  nach  Petersburg  zurückgesandt.  Esterhasy 
urtheilte  am  29.  Juli  1757:  Dos  Grossfiirsten  Gesinnung  werde  sich  schwerlich 
ändern;  höchstens  würden  Poniatowski,  dessen  Vermittlung  sich  Esterhasy  bediente, 
und  Prasse  in  seiner  Gunst  etwas  steigen.  Im  Ganzen  gesteht  Esterhasy,  »dass 
1.  K.  K.  M.  Sich  nach  meiner  persönlichen  Einsicht  von  diesem  so  ansehnlichen 
jährlichen  Subside  für  die  zukünftige  Zeiten  nicht  den  allermindesten  Nutzen 
mit  Zuverlässigkeit  versprechen  könne.«  Vgl.  v.  Arneth  V,  213  f.  507. Anm.  30 J.  302. 


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1757  Januar  9. 


651 


genden  Geschäfts  des  holsteinischen  Austausches  allenfalls  in  Vorschlag  1757 
bringen  könntest als  wodurch  der  grossfttrstliche  Hof  ein  überzeugendes 
Merkmal  Unserer  geneigten  Gesinnung  fflr  denselben  empfangete,  um  so 
mehr  aber  zur  Ruckgabe  einer  so  freundschaftlichen  Gedenkensart  nicht 
nur  verpflichtet,  sondern  auch  würklich  vermöge t  würde.  Es  ist  auch 
noch  gar  nicht  entschieden,  dass  nicht  Poniatowski  selbst  hierzu  nützlich 
angewendet  werden  könne,  ja  Wir  sollten  fast  glauben,  dass  ein  solches 
gar  füglich  geschehen  möge 2).  Dann  die  wahre  Ursachen,  warum  derselbe 
ehedessen  dem  Williams  so  äusserst  ergeben  wäre,  ist  sonder  Zweifel 
diese,  weilen  der  englische  Hof  die  Czartoryski'sche  Partei  und  Familie3) 
unterstützet,  welcher  hingegen  der  französche  Hof  abgeneigt  und  zuwider 
ist,  weswegen  dann  diese  Familie  ganz  natürlicher  Weise  bishero  gesuchet 
hat,  den  englischen  Hof  immer  mehr  dann  alle  andere  bei  dem  russischen 
gelten  zu  machen,  da  sie  hinwiederum  Unsere  Verbindung  mit  Frankreich 
nicht  änderst  dann  sehr  ungerne  sehen  können.  Weilen  es  hingegen 
dannoch  gewiss  ist,  einer  Seits,  dass  diese  Familie  der  Czartoryski  mit  sehr 
grossen  und  vortheilhaften  Ideen  auf  den  Fall  einer  künftigen  polnischen 
Königswahl  beschäftiget  seie,  anderer  Seits  aber  keine  andere  noch^stärkere 
Stütze  als  eben  Russland  habe,  so  kann  folgsam  denen  Czartoryski  nichts 
vortheilhafteres  widerfahren,  als  wann  eine  sehr  ansehnliche  Armee  russi- 
scher Völker  in  dem  Königreich  Polen  zu  stehen  kommete,  der  König  in 
Preussen  hingegen,  welcher  denen  Czartoryski'schen  Absichten  jederzeit 
im  Wege  stehen  und  sich  denenselben  widersetzen  würde,  merklich  ge- 
schwächet und  entkräftet  wäre.  Es  muss  also  die  Czartoryski'sche  Partei, 
wann  sie  die  Sache  vernünftig  betrachtet,  um  ihres  eigenen  Wohls  und 
Interesse  willen  nicht  nur  die  Gegenwart  eines  namhaften  russischen 
Kriegsheers  in  Polen,  sondern  auch  die  Unterdrückung  des  Königs  in 
Preussen  sehnlichst  wünschen  und  eifrigst  suchen,  welche  beide  Sachen 
jedoch  bei  den  heutigen  Umständen,  und  falls  Williams  seinen  Endzweck 
erreichte,  durch  England  um  so  ohnmöglicher  zu  bewirken  ist,  als  dieser 
letzte  Hof  nunmehro  sich  mit  Preussen  gosetzet  und  mit  dem  König  dieses 
Namens  auf  das  engste  vereiniget  ist.  Soferne  demnach  die  Czartoryski'- 
sche Familie  zur  Erhaltung  ihres  Hauptendzwecks  gereichen  will,  so  kann 
dieselbe  ohnmöglich  in  die  Benehmungen  des  Williams  und  in  die  gegen- 
wärtige Ideen  des  englischen  Hofs  eingehen,  ohne  ihre  eigene  Sache  ge- 


J)  Vgl.  S.  635. 

2)  In  der  That  berichtete  Esterhasy  am  20.  April  1757,  dass  Poniatowski 
keinen  vertrauton  Umgang  mit  Williams  mehr  pflege,  dass  er  seine  Gesinuung 
EsterhaBy  gegenüber  geändert  und  ihm  sogar  Gelegenheit  zu  einer  offenherzigen 
Unterredung  mit  dem  grossfürstlichen  Paare  verschafft  habe,  daa  sich  sehr  an- 
nehmlich« in  österreichischem  Interesse  geäussert  habe. 

3)  Vgl.  Uber  die  Stellung  der  Czartoryski:  Roepell,  Polen  um  die  Milte  dos 
18.  Jahrhundert»,  [Gotha  lb7(i,J  107  ff.;  Broglie,  Secret  I,  Cap.  1. 


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652  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
1775    flissentlich  verderben  zu  wollen,  ans  welcher  gegründeten  Betrachtung 

All    9  * 

diese  andere  fliesset,  dass  erwähnte  Familie  sich  alle  Mühe  zn  geben  habe, 
um  auch  den  grossfürstlichen  Hof  in  die  ihr  vorteilhafte  Gesinnung  der 
Entkräftung  des  Königs  in  Preussen  und  der  Einrückung  einer  russischen 
Armee  in  Polen  einzuführen.  Diese  wahre  und  wichtige  Grundsätze  wären 
also  bei  Poniatowski  durch  eine  dritte  Hand  bestens  gelten  zu  machen. 
Und  da  die  grösste  Kunst  der  politischen  Staatsnegociationen  eigentlich 
darinnen  bestehet,  dass  man  aus  denen  am  meisten  gegen  einander  strei- 
tenden Absichten  und  widersprechendsten  Gesinnungen  für  sich  annoch 
einigen  Vortheil  ziehe,  so  hat  Dein  Betrag  hauptsächlich  also  ausgemessen 
zu  sein  und  Deine  Bearbeitungen  vorzüglich  darin  zu  bestehen: 

lmo  »und  zuvorderist,  die  dem  Vicekanzler  Woronzow  vom  russischen 
Grosskanzler  aufgebürdet  werden  wollende  Beschuldigungen  deutlich,  um- 
ständlich und  mit.  Gewissheit  in  das  klare  zu  setzen  und  Uns  davon  aus- 
führlich zu  benachrichtigen ; 

2d0  »Dir  bestens  angelegen  sein  zu  lassen,  der  Politique  und  denen 
eigentlichen  wahren  Gesinnungen  des  grossfürstlichen  Hofes  recht  auf  den 
Grund  zu  sehen  und  Uns  dessen,  so  Du  hierüber  in  sichere  Erfahrung 
bringest,  zu  verständigen; 

3tiü  »in  der  Mässigung  Deines  Betrags  gegen  den  Grosskanzlern  be- 
ständig fortzufahren  und  besonders  demselben  zu  keiner  billigen  Beschwerde 
Anlass  zu  geben,  hingegen  aber  auch 

4*°  »Dich  von  dem  guten  EinverstÄndniss  mit  dem  Vicekanzlern 
Woronzow  keineswegs  abwendig  machen  zu  lassen,  wann  änderst  derselbe 
aufrichtig  denket  und  jenes,  so  der  Grosskanzler  ihm  zur  Schuld  legen 
will,  der  Wahrheit  nicht  gemäss  und  eine  Verläumdung  wäre; 

5*°  »Dich  in  allen  Fällen,  in  allen  Gelegenheiten  und  in  allen  Deinen 
Äusserungen  an  diesen  Hauptgrundsatz  ohnabbrüchlich  zu  halten,  dass  die 
werkthätige  Schwächung  des  Königs  in  Preussen  beider  Monarchinnen 
II  au  ptgo  genstand  seie  und  diese  Absicht  zur  einzigen  Richtschnur  aller 
Unternehmungen  zu  dienen  habe,  weswegen  dann  auch  alle  hierzu  dien- 
liche Mittel  in  der  That  zu  ergreifen,  jenes  aber,  so  diesem  Augenmerk 
einige  Hindernuss  im  Weg  legen  könnte,  sorgfältig  zu  vermeiden,  folgsam 
aber,  wie  es  durchaus  nicht  misskennet  werden  kann,  einiges  Einverständ- 
nis mit  England  als  etwas  ohnmögliches  anzusehen  seie; 

6**  »dass,  obsohon  es  ebenfalls  ohnmöglich  ist,  den  GrosBkanzler  und 
don  Vicekanzler  unter  einem  Hute  zu  bringen  und  beide  zugleich  für 
sich  zu  haben,  des  einen  und  des  anderen  jedoch  sich  zu  dem  nämlichen 
Endzweck  geschickt  und  vorsichtig  zu  bedienen  ist1); 

7mo  »dass  es  seine  Richtigkeit  hat,  was  gestalten  der  sächsische  Hof 


1)  Vgl.  Beilage  Nr.  2. 


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1757  Januar  9. 


058 


keinen  anderen  Weg  als  den  einzigen  Grosskanzler  habe,  um  sich  in  dem  1757 
bei  dem  russischen  Hof  erworbenen  Vertrauen  zu  erhalten; 

ST0  »dass  dannoch  Wir  und  der  sächsische  Hof  einen  einigen,  glei- 
chen und  nämlichen  Zweck  vor  Augen  haben,  welcher  in  der  wirklichen 
Schwächung  und  Demüthigung  des  Königs  in  Preussen  bestehet,  und 
endlichen 

9no  »dass  folgsam  Uns,  dem  sächsischen  Hof  und  der  gemeinsamen 
Sache  nicht  besser  noch  gedeihlicher  gerathen  werden  könnte,  als  wann 
der  sächsische  Ministre  zu  Petersburg')  bei  dem  Grosskanzler,  Du  hin- 
gegen bei  dem  Vicekanzler,  ein-  und  anderer  jedoch  nach  denen  nämlichen 
Grundsätzen  und  zu  gleichem  Ende  auch  so  arbeiteten,  dass  beide  mit 
einander  verstanden  wären  und  einmüthig  auch  im  engsten  Vertrauen 
gemeinschaftlich  zu  Werke  gingen.  Soferne  nun  ein  so  kluger  Plan  ver- 
nünftig geführet  wird,  kann  bei  Russland  alles  zu  Wege  gebracht  und  zwei 
ganz  gegen  einander  gesinnte  Ministere,  wie  der  Grosskanzler  und  Woron- 
zow  sind,  zur  Beförderung  der  nämlichen  Absicht  nützlich  angewendet 
werden,  in  welchem  Falle  Du  dannoch  jenes  beständig  vor  Augen  zu 
haben  hättest,  dass  Du  Dich  gegen  den  sächsischen  Minister  weder  jemals 
zuviel  blossgebetest  weder  denselben  in  die  geheime  Negociation  zu  tief 
einsehen  lassest.  In  Ansehung  all-  obiger  wichtiger  Gegenstände  wird  es 
hauptsächlich  auf  Deine  Geschicklichkeit  ankommen.« 


234.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.   Wien,  9.  Januar  1757.  Jan.  9 

Nach  dem  Ifoinconcept.  VgL  t.  Arnetb  V,  68. 

.  .  .  »Wann  die  geschehene  Erklärung-2),  dass  auf  keine  Conqueten  ab- 
gezielet  werde,  aufrichtig  gemeinet  ist,  so  bleiben  andurch  grosse  Schwürig- 
keiten  gänzlich  vermieden,  und  ist  dahero  sehr  wohl  von  Dir  geschehen, 
dass  Du  von  dem -Inhalt  Unsers  geheimen  P.  S.  vom  13.  novembris3)  .  .  . 
gar  keine  Erwähnung  gemacht  hast4);  wie  Wir  dann  auch  der  damaligen 
Expedition  noch  ausdrucklich  beirucken  lassen,  dass  von  dem  erwähnten 
P.  S.  biß  auf  Unsere  nähere  Anweisung  kein  Gebrauch  zu  machen  seie; 
wornach  Du  Dich  auch  für  das  künftige  richten  wirst.«  .  .  . 

Dass  Bestushew  bei  Austheilung  der  Eroberungen  den  sächsischen 
Hof  bevorzugen  wolle,  habe  man  in  Wien  stets  geglaubt.  Die  Kaiserin 
wünsche  nur,  dass  Sachsen  nicht  so  grosse  Vortheile  erhalte,  als  es  1745 
verlangt  hatte5). 


1)  Pezold.  2)  Vgl.  Nr.  231.  3)  Vgl.  Nr.  226  a. 
4)  Vgl.  Nr.  229.  231.         5)  Vgl.  S.  289.  647. 


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654  österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  sicbenjMhrigen  Krieges. 


1757  235.  Esterhasy  an  Maria  Theresia.  Petersburg,  9.  Februar  1757. 
ebr'  9  Praes.  21.  Februar  1757. 

Nach  der  Urschrift.   Vgl.  t.  Araeth  V,  «7  f. 

Vorläufiger  Abschluts  der  Convention  mit  Russlatul. 

Übersendet  die  zur  Ratification  fertige  Convention  mit  den  Separat- 
und  Geheimartikeln.  Die  Kaiserin  werde  sich  überzeugen,  »dass  solche 
von  denen  mir  unterm  13.  November1)  zugesandten  Aufsätzen  nicht  aar 
in  dem  essentiali  gar  nicht,  sondern  auch  durchgeh ends  wenig  unter- 
schieden seien,  und  obschon  der  Grosskanzler,  wie  ich  durch  zuverlässige 
Wege  erfahren,  in  dem  Conseil  Artikul  für  Artikul  critisiret,  auch  Bich 
mit  der  summa  von  2  Millionen  Gulden  nicht  befriedigen  wollen,  so  habe 
ich  gleich wohlen  .  .  .  durchzudringen  vermöget,  dass  man  sich  in  dem 
article  sc'pare'  et  Beeret  überhaupt  für  alle  objecta  und  Anforderung  mit 
jährlichen  2  Mitlionen  Gulden  oder  einer  Million  Rubel  befriediget  bat.  . . . 

»Was  nun  die  .  .  .  zwei  declarationes  betrifft,  so  habe  bei  der  dies- 
falligen  Communication  die  Bewegursachen,  warummen  solchen  nicht  die 
Gestalt  von  articles  se*pare*s  et  secrets,  sondern  von  einseitig  zu  unter- 
schreibenden Erklärungen  gegeben  werden  mttsste,  nach  der  rescriptmässigen 
Anleitung  umständlich  anzuführen  ohnermangelt,  und  obschon  die  russische 
Monarchin  nicht  nur  vermög  des  vierten  geheimen  Artikul  des  Allianz- 
tractats  vom  Jahr  1746  bei  Wiedereroberung  [von]  Schlesien  und  Glatz  keine 
Conqueten  machon  zu  wollen  erkläret,  sondern  auch  vermög  ihrer  mfind- 
und  schriftlich  gemachten,  wiederholten  Versicherungen  auf  eine  Acquisitum 
niemalen  denket'-)  und,  wie  mir  der  Gonferenzsecretarius  Wolkow  im  Ver- 
trauen eröffnet,  erst  neulich  in  dem  Conseil  solches  mit  dem  Beisatz  wieder- 
holet, dass  Höchstdieselbe  durch  diesen  Krieg  für  sich  keine  nene  Acqui- 
situm verlangen  und  nichts  anderes  wünschen,  als  dass  Schlesien  und  Glatz 
erobert,  Sachsen  eine  zulängliche  Schadloshaltnng  verschafft  und  der  König 
in  Prenssen  gedemüthiget  werden  mögte,  so  hatte  der  Grosskanzler  jedan- 
noch  der  von  Ew.  K.  K.  M.  auszufertigenden  Declaration  eigenmächtig 
beigerucket,  dass,  im  Fall  der  .  .  .  Austausch  von  Curland  und  SemgaUen 
gegen  Prenssen  nicht  thunlich  wäre,  Allerhöchstdieselbe  der  hiesigen 
Monarchin  dafür  eine  andere  convenable  Schadloshaltung  zu  verschaffen  ver- 
sprecheten.  .  .  . 

»Gleichwie  ich  nun  aber  die  .  .  .  angefügte  Clausul  wahrgenommen, 
so  habe  noch  bei  der  Conventionsunterschrift  furnehmlich  dem  Grosskanzler 
mit  Bestand  und  Nachdruck  zu  erkennen  gegeben,  dass,  da  Ew.  K.  K.  M. 
in  Ansehung  des  hiesigen  Hofs  8ich  ohne  das  so  bundsmässig  und  wegen 
des  Antrags  von  Curland  sozusagen  noch  zu  was  mehrerm,  als  was  der 
...  auf  garnichts  gewisses  zielende  Zusatz  enthaltet,  in  dieser  Decla- 


1)  Vgl.  Nr.  226.         2)  Vgl.  Nr.  231.  234. 


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1757  Februar  9. 


655 


ration  geäussert  hätten,  man  von  Seiten  des  hiesigen  Hofs  von  diesem  1757 

Febr 

Zamuthen  so  ebender  abstehen  mögte,  als  nicht  wohl  einzusehen,  woher 
oder  welchem  russischen  Nachbarn  eine  anderweite  Indemnisation  abzu- 
nehmen sein  sollte ;  wobei  ich  unter  einsten  deutlich  zu  erkennen  gegeben, 
dass  Ew.  K.  K.  M.  zu  etwas  mehrerem,  als  was  Allerhöchstdieselbe  schon 
erkläret  hätten,  Sich  niemalen  einverstehen  würden  noch  könnten. 

»Gleichwie  nnn  der  Orosskanzler  diese  meine,  in  Gegenwart  des 
Grafen  von  Woronzow  relative  auf  diesen  Zusatz  gethane  triftigste  Vor- 
stellungen mit  Bestand  nicht  widerlegen  können,  so  hatte  derselbe  mir 
hierauf  geantwortet,  dass,  da  diese  Sach  in  dem  Conseil  schon  vorge- 
kommen und  ohne  der  hiesigen  Souveraine  Vorwissen  nicht  wohl  abgeändert 
weiden  könnte,  Ew.  K.  K.  M.  bei  so  bewandten  Umständen  das  beste, 
und  soviel  Allerhöchstderoselben  möglich  ist,  zu  thun  .  .  .  geruhen  mögten 
und  man  von  hier  aus  etwas  unmögliches  nicht  begehren  werde. 

»Wie  znmalen  nun  die  hiesige  Monarchin  eben  .  .  .  erwähntermaassen 
ihr  Reich  mit  keinen  neuen  Conqudten  zu  vermehren  gedenkt,  auch  meine, 
dem  Grosskanzlern  gemachte  Vorstellungen  von  ihm  nicht  in  Abred  ge- 
stellet worden  und  diesen  von  mir  gethanen  Erinnerungen  der  Graf 
Woronzow  vollkommen  beigepflichtet,  so  hat  man  mir  in  Antwort  ertheilet, 
dass  die  russische  Monarchin,  (wann  Ew.  K.  K.  M.  auch  den  .  .  .  Zusatz 
.  .  .  in  der  mit  .  .  .  Deroselben  Unterschrift  zu  bekräftigenden  Declaration 
gänzlich  weglassen  zu  sollen  für  gut  befinden),  sich  damit  gleiohwohlen 
begnügen  und  die  Auswechslung  gegen  der  hiesigen  vor  sich  gehen 
werde. 

»Da  übrigens  nicht  nur  in  dem  dritten  Separatartikul  von  beeden  . . . 
Höfen  für  des  .  .  .  Churfürsten  zu  Sachsen  Sehadloshaltung  gesorgt  worden, 
benebst  Ew.  K.  K.  M.  in  dem  .  .  .  Rescript  vom  9.  jannarii  mir  Dero 
dabei  führende  .  .  .  Willensmeinung  dahin  ...  zu  erkennen  gegeben, 
meiner  Seits  dahin  sorgen  zu  sollen,  damit  Chursachsen  sich  mit  Magdeburg 
und  dem  Saalkreis  begnügen  und  nicht  etwa  seine  praetensiones  vom  Jahr 
1745  durch  hiesigen  Hof  neuerdings  aufzuwärmen  suchen  möge1),  so  habe 
bei  dem  Grosskanzlern  von  nunerwähntem  .  .  .  Rescript  .  .  .  allerdings 
einen  Gebranch  machen  zu  können  für  diensamb  ermessen,  um  Chursachsen 
miteins  den  Weg  abzuschneiden,  damit  dasselbe  des  russischen  Hofs  Unter- 
stützung zu  seinen  alten  Anwerbungen  neuerdings  zu  begehren  ausser  Stand 
gesetzet  sein  möge.  Solchem  nach  ist  insonderheit  von  dem  Grosskanzlern 
mein  Anbringen  über  die  Maassen  wohl  aufgenommen,  die  Conventions- 
aniiegenheit  sogleich  befördert«  und  die  sächsische  Angelegenheit  so  ge- 
regelt worden,  wie  es  am  1.  Februar  berichtet  wurde2).  .  .  . 


1)  Vgl.  S.  653. 

2)  D.  h.  man  wolle  Sachsen  durch  den  Saalkreis  und  das  Magdeburgische 
vergrössern. 


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656  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1757  Weil  der  1.  article  8e*pare*  die  Einladung  Frankreichs  znm  Beitritt  in 

ehr  9 

Aussicht  nehme,  so  habe  Esterhasy  Donglas  von  dem  Inhalt  der  Convention 
in  Kenntniss  gesetzt;  desgleichen  auch  den  Grafen  Poniatowski1),  der 
sicherlich  sonst  von  Bestushew  unterrichtet  worden  wäre. 


Febr.  9       235a.    Esterhasy  an  Maria  Theresia.    Petersburg,  9.  Februar  1757. 

P.  S.  2.   Nach  der  Urschrift. 

.  .  .  >Wie  zumalen  nun  die  Mittheilung  Ew.  K.  K.  M.  .  .  .  Rescripts 
vom  9.  januario  über  den  mit  Frankreich  festzusetzenden  neuen  Opera- 
tionsplan sowohl  als  den  Garantieantrag  an  Hannover  insonderheit  bei  dem 
Grosskanzlern  guten  Ingress  gefunden2)  und  dieser  Minister  .  .  .  dieses 
Chnrfürstcnthum  von  geraumer  Zeit  in  Sicherheit  zu  setzen  getrachtet  hat3), 
so  werde  mich  möglichster  Maassen  bestreben,  damit  in  Conformitat  Ew. 
K.  K.  M.  .  .  .  Absicht  die  nöthige  Anweisung  an  den  Golyzin  ohngesäumbt 
abgelassen  werden  möge;  wie  mir  dann  das  hiesige  Ministerium  bereits 
eröffnet,  dass  diese  Garantiesach  in  dem  Conseil  vorgekommen,  solcher 
Antrag  von  der  russischen  Kaiserin  approbiret  und  beschlossen  worden 
seie,  und  solle  die  diesfallige  Anweisung  dahin  gehen,  dass  berührter 
Golyzin  das  hannoverische  Ministerium  versicheren  könne,  dass,  wann  der 
König  von  Engeland  qua  Churfürst  der  russischen  Kaiserin  Garantie  über 
Hannover  anbegehren  würde,  die  hiesige  Monarchin  solche  allerdings  auf 
sich  zu  nehmen  bereit  und  willig  wäre.«  .  .  . 


Febr.  9       235  b.    Esterhasy  an  Maria  Theresia.   Petersburg,  9.  Februar  1757. 

P.  8.  3.    Nach  der  Urgchrift.   Vgl.  v.  Arneth  V,  94. 

Intriguen  Bestiuhctcs. 

Er  sei  erfreut,  dass  Bestushew  mit  seinen  Beschwerden  über  ihn  beim 
Wiener  Hof  nichts  habe  ausrichten  können4). 

>Was  er  nicht  vergessen  kann,  auch  niemals  vergessen  wird,  ist  dieses, 
dass  er  von  der  russischen  Kaiserin  ohne  meinen  Vorwissen  und  Theil- 
habung  von  der  französchen  Negociation  ausgeschlossen  und  solche  dem 


1)  Esterhasy  hatte  dessen  Ankunft  am  4.  Januar  1757  angezeigt.  Vgl. 
S.647.  651. 

2)  Esterhasy  war  durch  Erlass  vom  9.  Januar  1757  beauftragt  worden,  Ross- 
land  im  Interesse  der  hannöverschen  Neutralität  zu  einer  Declaration  an  Han- 
nover zu  veranlassen,  um  dadurch  die  Verlegenheit  des  hannöverschen  Hofes  zu 
vergrössern.  Am  1.  Februar  1757  berichtete  Esterhasy,  Bestushew  sei  über  diesen 
Antrag  »Uber  die  Maassen  zufrieden«  gewesen.        3)  Vgl.  S.  494  f. 

4)  Vgl.  S.  649.  Schon  am  11.  December  1756  theilte  Kaunitz  dem  Grafen 
Esterhasy  mit,  Bestushew  habe  durch  Pezold  warnen  lassen,  dass  Esterhasy  sieb 
durch  Woronzow  vorführen  Hesse,  der  ein  Preussenfreund  wäre. 


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1757  Februar  9. 


657 


Grafen  Woronzow  aufgetragen  worden1),  benebst  auch  ich  von  dem  Secret  1757 
gewesen  seie.  .  .  .  Dass  aber  sein  Credit  gefallen  seie2),  wird  wohl  Febr* 
niemand  in  Abrede  stellen  können,  und  die  russische  Kaiserin  hat,  aller- 
guädigst  erinnerlicher  Maassen,  mir  von  seinen  Passionen  und  Neben- 
absichten, auch  wie  er  den  Grafen  Woronzow  und  Olsuwiew  zu  verfolgen 
suche,  Öftere  Erzählungen  zu  machen  kein  Bedenkon  getragen,  deme  auch 
beigefüget,  dass  aus  Abgang  anderer  tauglicher  Subjecten  diesfalls  keine 
Abäuderung  zu  machen  seie3).«  Dem  Woronzow  habe  Esterhasy  es  guten 
Theils  zu  danken,  dass  er  —  ganz  ungewöhnlicher  Weise  —  mit  der  Zarin 
vertraulich  über  die  wichtigsten  Affairen  habe  sprechen  und  die  Sache  in 
Gang  bringen  können.  Da  selbst  die  russische  Kaiserin  die  beiden  Kanzler 
nicht  habe  versöhnen  können4),  so  sei  ihm  das  erst  recht  unmöglich. 

»Das  beste  ist,  dass  die  russische  Kaiserin  dermalen  ziemlich  gesund 
ist,  wobei  besonders  merkwürdig,  dass,  sobald  sich  dieselbe  wohl  befinden, 
die  Geschäften  gleich  geschwinder  gehen  und  man  auf  den  Grossftirsten 
wenige  Rucksicht  trage.  Sobald  aber  die  hiesige  Monarchin  etwas  unpäss- 
lich  ist,  so  stehet  schon  jedermann  wegen  des  Grossfürsten  in  Forcht5).  .  .  . 
Sicher  ist,  dass  der  jetzige  Grossfürst  mehr  gehasset  als  geliebet  wird  und 
sich  durch  seine  schlechte  Eigenschaften,  unvorsichtige  Reden,  Trunkenheit, 
Räch  und  offenbaren  Verdacht  und  Abneigung  zu  der  russischen  Nation 
noch  immer  mehr  verhasst  mache.  Gleichwie  nun  die  russische  Monarcbin 
dem  Grosskanzler  bei  weitem  nicht  das  Vertrauen  bezeiget,  welches  der 
Graf  Woronzow  besitzet« 6),  so  hoffe  Esterhasy,  die  Geschäfte  nach  wie  vor 
zur  Zufriedenheit  seines  Hofs  führen  zu  können. 


235c.  Esterhasy  an  Kaunitz.  Petersburg,  9.  Februar  1757.  Praes.  Febr.  9 
21.  Februar  1757. 

Nach  der  Urschrift. 

.  .  .  Der  Grosskanzler  hat  »seine  vermessene  Insinuationen  bei  dem 
Grossfürsten  so  weit  getrieben,  dass  er  ihn  zu  versicheren  sich  nicht  ge- 
scheuet, dass  ich  und  der  Chevalier  Donglas  mit  Zuziehung  des  Vicekanzlers 
Grafen  Woronzow  hier  solche  Intriguen  vorgehabt  hätten,  welche  ihn,  den 
Grossfürsten,  von  der  hiesigen  Thronfolge  ausschliessen  sollten 7) ,  wodurch 
mir  der  Grossfürst  seine  vorige  besondere  Lieb  und  Achtung  etwas  zu 
minderen  scheinet.« 


1)  Vgl.  S.  564. 

2)  Esterhasy  berichtete  am  26.  April  1757  den  Ausruf  der  Zarin:  »Der  Böse- 
wicht soll  nicht  laog  mehr  regieren.«    Vgl.  v.  Arneth  V,  70  und  S.  647  Anm.  4. 

3)  S.  244.  Nr.  167.         4)  Vgl.  S.  239.         5)  Vgl.  S.  511.  632. 
6)  S.  326.  357.         7)  Vgl.  S.  470.  497. 

icUn  zur  Vorgeschichte  des  7jährigen  Krieges.  42 


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658  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1757  236.  Esterhasy  an  Kaunitz.  Petersburg,  9.  März  1757.  Praes. 
[ärz  9  25.  März  1757. 

P.  8.  9.  Nach  der  Uwcbrift. 

»Auch  gehet  des  Grosskanzlers  bekannte  Abneigung  zu  dem  neuen 
systemati1}  so  weit,  dass  derselbe  sich  nicht  scheuet,  gegen  den  Chevalier 
Donglas  in  die  unfreundlichste  Ausdruckungen  heraus  zu  brechen  und  in 
seiner  Gegenwart  zu  sagen,  dass  er  so  wenig  von  Frankreich  als  dieser 
Hof  von  ihm  ein  Freund  seie  und  niemalen  sein  werde,  indeme  er  schon 
wisse,  dass  der  anherokommende  franzOsche  Bottschafter2)  den  Sack  mit 
Instructionen  voll  hätte,  um  ihm,  G rosskanzle m ,  den  Hals  brechen  zu 
suchen,  nach  welchem  derselbe  des  Marquis  La  Chetardie3)  und  d' Allion4) 
hier  gethanen  Fehltritt  nach  der  Länge  ein  und  andere  Mal  zu  erzählen 
angefangen  und  deme  beigerucket  hat,  dass,  wann  der  Marquis  de  l'Hdpital 
schon  Bottschafter,  er  wissen  solle,  dass  er  Grosskanzler  wäre,  und  was 
dergleichen  unerlaubte  und  nicht  aneinander  hängende  Reden  mehr  seind.«  . . . 

Auch  in  8chweden  bereite  Bestushew  durch  Panin  der  guten  Sache 
alle  möglichen  Hindernisse,  »ünd  obsehon  ihm,  dem  Panin,  letzthin  die 
geschärfte  Befehle  und  Verweise  zugekommen,  so  scheinet  doch  rebus  sie 
stantibus  wenige  Hoffnung  vorhanden  zu  sein,  dass  diesem  Übel  so  bald 
abgeholfen  werden  wird5). 

»Der  Grosskanzler  ist  so  keck,  dass  er  mit  der  Grossfürati n  einen 
unerlaubten  und  der  russischen  Kaiserin  M.  nachtheiligen  Briefwechsel 
unterhaltet  und  diese  junge  Herrschaft  in  ihrem  Ungehorsam  noch  zu 
steifen  suchot.  .  .  . 

»Gleichwie  nun  der  russischen  Kaiserin  dieses  gar  nicht  verborgen, 
so  ist  Höchstdieselbe  auf  den  Grosskanzlern  höchst  aufgebracht  und  mit 
seinem  so  gestalteten  Betrag  nunmehro  auch  missvergnügt,  dass  seit  meiner 
Anwesenheit  wegen  des  Grosskanzlers  gewiss  noch  niemalen  eine  so  grosse 
Fermentation  als  dermalen  gewesen  ist;  und  wann  die  russische  Kaiserin 
hierinfalls  nicht  eine  acte  d'autorite*  vornimmt6),  so  ist  sicher  und  fest,  dass 
der  Grosskanzler,  soviel  von  ihm  abhangen  kann,  sich  allen  Änliegen- 
heiten  und  denen  aus  dem  neuen  Staatssystemate  herfliessenden,  gemein- 
nutzlichen Absichten  nach  seinen  änssersten  Kräften  zu  widersetzen  und 
alles,  was  denenselben,  ob  koste,  was  es  wolle,  Hindernüsse  im  Weg  zu 
legen  vermag,  von  allen  Orten  hervorzusuchen  niemalen  aufhören  werde.« 


1)  Vgl.  S.  236.  647.         2)  L'Höpital.         3)  Vgl.  S.  649  Anm.  1. 

4)  Nachfolger  La  Chotardies  als  französischer  Gesandter  in  Petersburg. 

5}  Vgl.  S.  493.         6)  Vgl.  S.  483. 


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1757  März  9  —  März  26. 


659 


236a.   Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  9.  März  1757.  1757 

März  9 

P.  S.  10.   Nach  der  Urschrift   Vgl.  t.  Arneth  V,  94. 

Apraxin  habe  bestellen  lassen1),  dass  er  vor  dem  1.  Mai,  »als  umb 
welche  Zeit  er  Gras  zn  finden  nnd  die  übrige  ohnumbgängiich  nöthige 
Eriegsbedttrfnnssen  zusammengebracht  zn  haben  hoffe,  mit  der  gesambten 
Armee  oh n möglich  aufbrechen  .  .  .  können  werde2). 

»Solchem  nach  bestätiget  sich  leider,  dass  das  hiesige  militare  allent- 
halben grossen  Mängeln  unterworfen  seie3).«  .  .  .  Jedoch  zweifele  Ester- 
hasy nicht,  »dass  die  zahlreiche  russische  Armee  im  Maimonat  endlich  mit- 
eins in  Bewegung  kommen  und  auch  gleichwohlen  dem  König  in  Preussen 
vieles  zu  schaffen  machen  werde«4). 


237.   Maria  Theresia  an  Esterhasy.   Wien,  26.  März  1757.  März  26 

Nach  dem  Reinconcept 

Rathschläge  zur  Gewinnung  Besttuhew». 
.  .  .  »Die  unter  den  russisch-k.  Ministres  vorwaltende  grosse  Eifersucht5) 
[ist  sehr]  zu  bedauren,  da  nothwendiger  Weis  die  Geschäften  darunter  leiden 
müssen  und  fast  nicht  zu  vermeiden  stehet,  auf  einer  oder  der  andern 
Seite  anzustossen,  indem  Wir  gar  wohl  erkennen,  dass  es  dem  Gross- 
kanzlern ein  leichtes  seie,  die  auf  das  beste  eingeleitete  Vorschläge  und 
gemein  erspriessliche  Absichten  durch  verschiedenerlei  Mittel  und  Wege, 
wo  nicht  gar  zu  hintertreiben,  jedoch  sehr  zu  verwickelen  und  zu  er- 
schweren. 

»Wann  jemalen  die  Wohlfahrt  der  zwei  k.  Höfen  erforderet  hat, 
mit  vereinigtem   Eifer   und  vollkommenem   Einverständnuss  zu  Werk 

1)  Vgl.  S.  643  f.  Schon  am  25.  Januar  1757  berichtete  Esterhasy  nach  Mit- 
theilnngen  Bestushews  von  dem  Plane  Apraxins,  »aus  Abgang  der  etwas  weit 
entfernten  Cavallerie  in  diesem  Winter  zwar  nichts  wichtiges  zu  unternehmen, 
deme  ohngeachtet  aber  jedoch  mit  kleinen  Incursionen  in  das  Preussiscbe  die 
Hostiii  täten  würklich  anzufangen.« 

2}  Nach  Esterhasys  Bericht  vom  16.  Januar  1757  hatte  die  Zarin  dem  General 
Apraxin  mit  den  Operationen,  ungeachtet  der  Jahreszeit,  zu  beginnen  anbe- 
fohlen, da  sie  Uber  das  von  Williams  ausgestreute  Gerücht  von  ihrem  schlechten 
Gesundheitszustande  empört  war,  der  König  Friedrich  zu  der  Äusserung  veran- 
lasst haben  sollte,  »dass  man  russischer  Seits  niemalen  etwas  thätliches  gegen 
ihn  unternehmen  würde.«         3)  Vgl.  S.  319.  589.  644. 

4)  Esterhasy  urtheilte  in  einem  Sohreiben  an  General  F.  M.  L.  St.  Andr6 
vom  15.  März  1757:  »Alle  Umstände  haben  nur  in  das  klare  gesetzet,  dass  Apraxin 
die  Operationen  mit  Willen  verschoben  und  die  darzu  gehörige  Notwendigkeiten 
herbeizuschaffen  solchergestalten  vernachlässiget  habe,  dass  dermalen  freilich 
nicht  mehr  möglich,  vor  dem  Sommer  etwas  zu  unternehmen.«  Es  fehle  »nicht 
an  der  Thunlichkeit ,  sondern  am  Willen.«  Am  1  J.November  1756  berichtete 
Williams,  dass  Bestushew  ihm  versichert  habe,  das  Zögern  Apraxins  sei  sein, 
des  Kanzlers,  Werk.   Vgl.  v.  Kaunier,  Beiträge  II,  407.         5)  Vgl.  S.  657. 

42* 

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660  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1757  zu  gehen  and  sich  von  dem  Hanptendzweck  durch  Nebendinge  anf  keine 
Weise  abfahren  zu  lassen,  so  sind  es  die  dermalige  critische  Zeitläuften, 
wo  einer  Seits  die  Entkräftung  Unsers  gefährlichsten  Feindes  menschlichem 
Ansehen  nach  nicht  fehlen  kann,  wann  nur  die  behörige  Maassnehmungen 
eingeschlagen  werden  wollen,  und  wo  anderer  Seits  ein  Fehler  oder  Ver- 
säumnuss  den  grö säten  Schaden  unwiederbringlich  verursachen  mflsste. 

»Du  kannst  Uns  also  keinen  grösseren  Dienst  erweisen,  als  wann  Du 
ein  Mittel  erfindest,  den  Grosskanzler  zu  vermögen,  daas  er  nichts  ver- 
derbe, sondern  sich  vielmehr  angelegen  sein  lasse,  alle  seine  Massneh- 
mongen  gegen  den  König  in  Preussen  zu  richten. 

»In  Staatsangelegenheiten  sind  wenig  Saehen  ohnmöglich,  wann  man 
die  rechte  Mittel  gebrauchet,  und  da  Wir  in  der  Entfernung  nichts  ge- 
sichertes an  Hand  geben  können,  sondern  das  Hauptwerk  auf  Deine  ver- 
nünftige Überleg-  und  Einleitung  ankommet,  so  begnügen  Wir  Uns,  einige 
Sätze,  die  Wir  für  ganz  richtig  halten,  hier  anzuführen  und  hieraus  einige 
scheinbare  Folgen  zu  ziehen.    Man  kann  nämlichen: 

lmo  »dem  ^Grosskanzlern  soviel  zutrauen,  dass  er  ein  unversöhn- 
licher Feind  des  Königs  in  Preussen  und  von  der  Nutzbarkeit,  diesen 
Feind  zu  demüthigen,  vollkommen  überzeugt  seie; 

2do  »dass  er  vor  den  sächsischen  Hof  eine  ganz  besondere  Neigung 
trage  und  die  Nothwendigkeit  anerkenne,  diesem  Hof  zu  einer  hinläng- 
lichen Entschädigung  zu  verhelfen1); 

3ti0  »und  dasB  er  aus  leicht  zu  errathenden  Ursachen  sehr  wünsche, 
das  holsteinische  Austauschungsgeschäft2)  zu  einem  vergnüglichen  Ende  zu 
bringen. 

»Man  muss  sich  also  dieser  drei  wichtigen  Umstände  zu  bedienen 
suchen,  um  seine  widrige  Neigungen,  wo  möglich  zu  verbesseren,  welche 
hauptsächlich  darinnen  bestehen,  dass  der  Grosskanzler 

lmo  »annoch  vor  Engeland  und  Hannover  gut  gesinnet  seie, 
2do  »den  alten  Hass  gegen  Frankreich  noch  nicht  abgeleget  und  solcher 
in  seinem  Herzen  zugenommen  habe,  weilen  die  Aussöhnung  zwischen  Russ- 
land und  Frankreich  ohne  sein  Zuthun  erfolget  ist8); 

»dass  das  neue  systema  nicht  von  ihm  erfunden  noch  an  Hand 
gegeben  worden ; 

4t0  »dass  er  für  die  protestantische  Religion  grosse  Rucksicht  trage, 
5to  »und  dem  Czartoryski4)  sehr  ergeben  seie,  auch 
6to  »seinen  gegen  Dich  gefassten  Unwillen  nicht  ablegen  werde. 
»Diese  widrige  Gesinnungen  sind  nun  denen  zuerst  erwähnten  drei 
Grundsätzen  offenbar  widersprechend,  und  dass  sie  sich  nicht,  wie  der 
Grosskanzler  vielleicht  glauben  dörfte,  mit  einander  vereinbaren  lassen, 


1)  Vgl.  S.  653.  655.  2)  Vgl.  S.  651.  3)  Vgl.  S.  648  f.  658.  Nr.  235  b. 
4)  Vgl.  S.  647.  65J. 


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1757  März  26. 


661 


fallet  von  solbsten  in  die  Augen,  wann  der  eigentliche  Znsammenhang  der  1757 
Weltgeschäften  nur  einigermaassen  ohne  Vorurtheil  erwogen  werden  will, März  2 
und  wann  der  Grosskanzler  dannoch  contradictoriscben  Maassregien  folget, 
so  mttsste  endlichen  daraus  entstehen,  dass  er  znm  grössten  Nachtheil  Unseres 
Erzhanses,  Chnrsachsens  und  Selbsten  der  russischen  Monarchie  den  Haupt- 
endzweck, wo  nicht  gar  verfehlete,  jedoch  sehr  erschwerete  und  zugleich 
bei  Engeland  und  Hannover  die  Sache  verderbe. 

»So  klar  und  überzeugend  nun  diese  Betrachtung  an  sich  ist,  so 
nöthig  will  es  sein,  dieselbe  bei  dem  Grosskanzlern  in  allen  Gelegenheiten 
durch  den  Mund  solcher  Personen  erneueren  zu  lassen,  welche  in  seinem 
Vertrauen  stehen,  und  da  niemandem  mehr  als  dem  sächsischen  Hof  daran 
gelegen  ist,  so  kannst  Du  Dich  auch  vorzüglich  des  Poniatowski  und  des 
secretarii  Prasse  hiezu  bedienen als  welchen  vor  allen  Dingen  die  Folgen 
klar  vor  Augen  zu  legen  seind,  so  aus  einem  eiferigen  oder  laulichten 
russischen  Betragen  erwachsen  mttssten.  Jedoch  ist  gegen  den  Poniatowski 
wegen  seiner  Connexion  mit  den  Czartoryski  auf  das  vorsichtigste  zu  Werk 
zu  gehen  nnd  ihm  fordersamst  begreifen  zu  machen,  dass  die  Entkräftung 
des  Königs  in  Preussen  das  glücklichste  seie,  was  der  Czartoryski'schen 
Familie  widerfahren  könne2),  allein  man  würde  alles  verderben  und  gegen 
eine  vernünftige  Politique  handien,  wann  die  wahre  Absicht  vor  der  Zeit 
allzuviel  biossgegeben  und  durch  Nebendinge  das  Hauptwerk,  nämlich  der 
künftige  russische  Einfluss  in  die  polnische  Angelegenheiten,  in  Gefahr  ge- 
setzet werden  sollte. 

»Diesen  Anmerkungen  könnten  nun  noch  sehr  viele  nnd  wesentliche 
beigerucket  werden;  Wir  halten  es  aber  für  so  überflüssiger,  je  mehr  Wir 
von  Deiner  Einsicht  und  treuem  Diensteifer  .  .  .  versicheret  seind,  dass 
Du  alle  Umstände  auf  das  reifste  überlegen,  die  Beförderung  Unseres 
Dienstes  allen  übrigen  Betrachtungen  vorziehen  und  die  Nutzbarkeit  er 
kennen  werdest,  die  wichtigste  und  verwiokeltste  Geschäfte  auf  simple  und 
überzeugende  prinoipia  zu  reduciren  und  diese  vorzüglich  gelten  zu  machen2), 
indeme  Wahrheiten  immer  Wahrheiten  verbleiben  und  endlichen  auch  den 
abgeneigtesten  Gemüthern  einleuchten. 

»Wir  haben  von  dieser  Art,  die  Geschäfte  zu  tractiren,  schon  ver- 
schiedene vergnügliche  Proben  bei  der  häkelichten  Negooiation  mit  der 
Eron  Frankreich  empfangen  und  den  besagten  Hof  von  einigen  Vorur- 
theilen  abgeführet,  deren  Ausrottung  anfanglichen  ohnmöglich  zu  sein  ge- 
schienen. Wir  wollen  ein  gleiches  von  dem  russischen  Grosskanzlern  an- 
hoffen, und  wann  dieser  auf  Irrwege  verfallet,  so  dörfte  er  durch  die  leb- 
hafte Vorstellung  der  Folgen  am  leichtesten  davon  abzubringen  sein. 

Ȇbrigens  wird  zu  Deiner  geheimen  Nachricht  noch  angemerket,  dass 
Wir  den  5.  dieses  Unser  Ultimatum  in  Ansehung  des  grossen  Geschäfts 


1)  Vgl.  S.  651.        2)  Vgl.  S.  163  f. 


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602  Öaterreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1757  mit  Frankreich  dem  Grafen  Starheinberg  zugeschickt 1)  und  viele  Hoffuuug 
vor  Uns  haben,  nunmehro  zum  baldigen  Schluss  zu  gelangen,  welcher  sich 
seithero  hauptsächlich  daran  gestossen  hat,  dass  Wir  der  Krön  Engeland 
keinen  Anlass  zu  befugten  Beschwerden  geben  wollen. 

»Seitdeme  aber  diese  Krone  an  den  preussischen  Feindseligkeiten 
directen  Antheil  zu  nehmen  kein  Bedenken  getragen  hat,  so  ist  auch  der 
bemerkte  Anstand  auf  einmal  gehoben  und  das  ganze  Geschäft  andurch 
sehr  erleichteret  worden.« 


März  2«      237a-   Maria  Theresia  an  Esterhasy.  Wien,  26.  März  1757. 

P.  8.   Nach  dorn  Reinconcept   Vgl.  t.  Arneth  V,  63  ff.  480  f.  Ann».  102.  103. 

Letzter  Versuch,  Russland  von  der  Forderung  der  Eroberung  Ostpreussens  zum  Zweck 
eines  Austausches  an  Polen  gegen  Curland  und  Semgallen  abzubringen. 

»Du  erhaltest  zwar  nebst  den  Ratificationsinstrumenten  auch  die  von 
Uns  ausgefertigte  geheime  Declaration  vor  der  russischen  Kaiserin  M. i). 
Wir  wollen  Dir  aber  nicht  verhalten,  dass  Wir  in  Unserem  ganzen  Leben 
keine  Acte  unlieber  als  die  gegenwärtige  unterzeichnet  haben;  und  dieses, 
wie  Wir  mit  der  reinsten  Wahrheit  betheueren  können,  keineswegs  aus 
der  Ursach,  dass  Wir  I.  M.  oder  ihrem  Reich  einen  aus  dem  gegenwärtigen 
Krieg  zu  ziehenden  wesentlichen  Vortheil  im  geringsten  missgönneten3) ; 
.  .  .  sondern  die  wahre  Ursache  Unserer  Abneigung  bestehet  in  der  Uns 
sehr  beunruhigenden  Beisorge,  dass  dieser  Schritt  vor  der  Zeit  bekannt 
werden  und  Uns  nicht  nur  die  empfindlichste  Vorwürfe  der  Krön  Frank- 
reich, sondern  auch  Uns,  dem  chursächsischen  und  selbsten  deme  russisch- 
k.  Hof  die  unangenehmste  Folgen  zuziehen,  hingegen  Unserem  gemein- 
samen gefährlichen  Feind  zum  besonderen  Vortheil  gereichen  würde.« 
Schon  sei  der  chursächsische  Hof  auf  die  Spur  einer  geheimen  Abrede 
wegen  Curland  gekommen,  sodass  die  Gefahr  der  Entdeckung  des  Geheim- 
nisses  durch  die  sächsischen  oder  französischen  Minister  gross  sei.  Auch 
widerstrebe  der  Kaiserin  das  zweideutige  Verhalten,  dem  französischen 
Hofe  diese  Verabredung  vorenthalten  zu  sollen,  nachdem  man  im  Ver- 
sailler  Tractat  die  einseitige  Errichtung  von  Tractaten  ohne  Wissen  des 
Verbündeten  verboten  habe;  wenngleich  ja  formell  die  Kaiserin  im  Recht 
sei,  da  diese  neue  Verabredung  nicht  einen  geheimen  Artikel,  sondern  eine 
separate  Declaration  bilde. 

»Lassen  Wir  aber  die  Declaration  dem  erwähnten  Hof  eröffnen,  so 
ist  nichts  gewissere,  als  dass  er  sich  auf  alle  Weise  dargegen  setzen,  die 
auf  dem  8chluss  stehende  geheime  Tractaten  wegen  Bekrieg-  und  Ent- 
kräftung des  Königs  in  Preussen  abbrechen  und  ganz  andere  Maassneh- 
mungen  einschlagen,  mithin  die  grosse  Absicht  zu  Unserem,  der  gemein- 


1)  Vgl.  v.  Arneth  V,  143  f.        2)  Vgl.  Nr.  235.         3)  Vgl  S.  628.  633. 


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1757  März  26.  663 

samen  Sache  und  des  russischen  Reichs  unwiederbringlichen  Schaden  ver-  1757 

März  ' 

dorben  wurde,  dahero  auch  Graf  Starhemberg  .  .  .  sich  nicht  getrauet  hat, 
ein  Wort  davon  gegen  das  französche  Ministerium  zu  erwähnen1). 

»Dieser  Unseren  grossen  Verlegenheit  könnten  nun  der  russischen 
Kaiserin  M.  auf  einmal  ein  Ende  machen  und  Uns  eine  ganz  besondere 
Probe  ihrer  schätzbarsten  Freundschaft  geben,  wann  sie  sich  grossmttthig 
entschliesseten ,  auf  der  Auswechslung  der  verabredeten  geheimen  Decla- 
ration  nicht  weiters  zu  bestehen,  sondern  Unsern  Versicherungen  so  vieles 
zuzutrauen,  dass  Wir  Uns  dannoch  zu  jeder  Zeit  und  bei  allen  Gelegen- 
heiten zum  Besten  des  russischen  Reichs  mit  bundam&ssigem  Eifer  ver- 
wenden würden.  .  .  . 

»Wir  ertheilen  Dir  hiermit  den  gemessenen  Befehl,  den  Inhalt  Unsers 
gegenwärtigen  Rescripts  womöglich  der  russischen  Kaiserin  M.  Selbsten 
oder  bei  dessen  Entstehung  durch  den  vertrautesten  Weg  zu  hinterbringen 
und  Dir  äussersten  Fleisses  angelegen  sein  zu  lassen,  dass  die  Aus- 
wechselung der  verabredeten  geheimen  Declarationen  völlig  unterbleibe  und 
Wir  andurch  aus  aller  Verlegenheit  gezogen  werden  mögten.  .  .  .  Du  aber 
kannst  Uns  keinen  angenehmeren  Dienst  erweisen,  als  wann  Du  den  er- 
wähnten Auftrag  glücklich  bewerkstelligest,  desfalls  Wir  der  zuverlässigen 
Nachricht  mit  ungeduldigem  Verlangen  entgegen  sehen.« 


1)  Starhemberg  hatte  am  15.  März  1757  [P.  S.  3,  praes.  24.  März]  berichtet: 
»Es  ist  mir  ohngemein  schwer  gefallen,  Uber  die  Anfrage,  ob  bei  der  mit 
Russland  geschlossenen  Convention  nichts  von  .  .  .  einem  Länderzuwachs  von 
dem  russischen  Hof  mit  unterloffen  seie,  mich  .  .  .  äusseren  zu  müssen.  Dann 
obwohlen  ich  in  der  That  meine  Worte  so  ausgemessen  habe,  dass  nichts,  so 
der  Wahrheit  gerad  zuwider  wäre,  in  selben  enthalten  ist,  so  habe  ich  dan- 
noch mich  bestreben  müssen,  dem  hiesigen  Hof  die  Sach  ganz  änderst  einsehen 
zu  machen,  als  wie  sie  sich  würklich  verhaltet.  Zu  wünschen  wäre  es,  dass  die 
Declaration  wegen  der  von  Russland  anverlangten  Vergrößerung  nicht  aus- 
gefertiget  würde.  Frankreich  wird  meines  Erachtens  niemalen  darein  willigen, 
und  uns  wird  es  den  diesfälligen  Vorgang  nimmermehr  verzeihen.  Was  meine 
geringe  Person  anlanget,  so  ist  gewiss,  dass  ich  dardurch  alles  dasjenige  Ver- 
trauen verlieren  werde,  so  ich  mir  durch  die  bisherige  Aufrichtigkeit  und  Wahr- 
heit erworben  hatte,  und  ich  muss  gestehen,  dass  mir  noch  nichts  so  hart,  als 
die  in  dieser  Angelegenheit  gebrauchte  Ausflüchte  angekommen  seind,  zu  welchen 
ich  mich  auch  nimmermehr  würde  entschlossen  haben,  wann  ich  nicht  wttsste, 
dass  unser  ganzes  Werk,  wann  Frankreich  die  russische  Absicht  und  unsere  dar- 
zu  gegebene  Einwilligung  wüsste,  der  grüssten  Gefahr  ausgesetzet  sein  würde.« 
[Starhemberg  hatte  erklärt,  Russland  habe  nur  Geld  verlangt.] 


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664  Osterreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 
p7         238.   Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  29.  März  1757. 

März  20 

Nach  einer  Abschrift. 

Oute  Aussichten  auf  schleunige  zufriedenstellende  Beendigung  des  Accessionswerkes. 

.  .  .  Nachdem  Esterhasy  von  dem  Handschreiben  König  Ludwigs  an  die 
Zarin  in  Sachen  der  geheimen  Declaration')  erfahren  hatte,  »so  habe  mir 
zur  besonderen  Sorgfalt  sein  lassen,  fürnehmlich  durch  den  Grafen  Woronzow 
diese  8ach  in  solche  Wege  zu  leiten,  damit  von  Seiten  der  russischen 
Monarchin  obbenannte  Declaration  cassiret,  folglich  der  Accessionsauswechs- 
lung keine  Hindernuss  im  Wege  gelegt  werden  möge.  Und  da  der  Uerr 
Graf  von  Starhemberg  unterm  19.  februario  mir  zugleich  gemeldet,  dass, 
wann  der  Grosskanzler  zu  der  so  gestalteten  Auswechslung  das  seinige 
aufrichtig  beitragen  würde,  ich  allerdings  auf  mich  nehmen  könnte  und 
sollte,  ihme,  Grafen  Bestushew,  die  zuverlässige  Versicherung  zu  geben,  dass 
er,  Grosskanzler,  nach  cassirter  Declaration  und  erfolgter  Ratificarions- 
auswechslung  ausser  dem  gewöhnlichen  Präsent  von  des  Königs  in  Frank- 
reich M.  sich  noch  einer  anderweiten  Verehrung,  .  .  .  sicherlich  zu  erfreuen 
haben  würde,  so  habe  bei  nunerwähntem  russischen  ministro  ebenfalls 
hie  von  einen  gedeihlichen  Gebrauch  machen  zu  sollen  so  nöthiger  erachtet2), 
als  insonderheit  bei  denen  gegentheiligen  Mächten  vieles  Aufsehen  erwecken 
würde,  wann  die  russische  Ratificationsauswechslung  nunmehro  einiger 
Schwürigkeit  unterworfen  sein  sollte. 

»Diese  meine  pflichtmässige  Bemühungen  nun  seind  .  .  .  auch  nicht 
ohne  guter  Würkung  geblieben.  Und  da  die  russische  Kaiserin  unter  dem 
Vorwand,  bei  dem  Vicekanzlern  soupiren  zu  wollen,  sich  den  17.  huius 
zu  nunerwähntem  Minis tre  verfügt,  so  hat  derselbe  auf  Art  und  Weis, 
wie  ich  es  ihm  in  den  Mund  gelegt,  die  hiesige  Monarchin  so  zu  disponiren 
gewusst,  dass  Höchstdieselbe  sich  zu  Cassirung  oft  besagter  Declaration  so 
ehender  resolviret,  als  nach  des  Bechtejew  Einberichtung  ihm  M.  Rouille" 
gesagt,  dass,  da  die  Krön  Frankreich  den  letzten  Frieden3)  zwischen 
Russland  und  der  ottomanischen  Pforten  vermittelet  hätte,  sich  nach  des 


1)  Am  22.  März  1757  bereits  hatte  Esterhasy  berichtet,  dass  ein  »in  den 
zärtlichsten  Ausdrlickungen  erlassenes  Handschreiben«  an  die  Zarin,  sowie  die 
nachdrücklichen  Vorstellungen  des  Douglas  wahrscheinlich  die  verlangte  An- 
nullirung  der  Convention  herbeiführen  würden.  Vgl.  über  die  entschiedene 
Weigerung  Frankreichs,  die  Declaration  zu  unterzeichnen,  Boutaric  1, 217 ;  Recueil 
des  instruetions,  Russie  II,  29  f.;  v.  Arneth  V,  480  Anm.  96.  Es  handelte  sich  um 
das  von  Douglas  gewährte  Zugeständnis«,  wonach  der  französische  Hof  an  Russ- 
land, für  den  Fall  es  von  der  Pforte  oder  Persien  angegriffen  würde,  eine  Geld- 
htilfe  gewähren  sollte. 

2)  Im  französischen  Interesse  für  den  Verzicht  Russlands  auf  diese  Decla- 
ration zu  wirken,  war  dem  Grafen  Esterhasy  wiederholt,  z.  B.  noch  am  26.  März, 
2.  und  7.  April  1757,  von  Wien  aus  gemessen  aufgetragen  worden. 

3)  Von  Belgrad  1739. 


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1757  März  29. 


(505 


marquis  de  l'Höpital  Ankunft  in  Petersburg  schon  solche  unanstössige  Wege  )  "57 
ausfindig  machen  lassen  [würden],  wodurch  die  russische  Kaiserin  in  Ansehung  ^*ra 
der  Pforte  vollständig  würde  beruhiget  sein  können.  Und  wie  zumalen 
der  Grosskanzler  unschwer  wahrgenommen,  dass,  wann  er  auch  wollte,  er 
nach  einem  so  vergnüglichen  Vorgang  die  so  gestaltete  AcceBsionsauswech- 
selung  nicht  mehr  zu  verhinderen  vermögte,  so  hat  sich  dieser  Minister, 
welcher  durch  die  ihm  gegebene  Versicherung  eines  bevorstehenden  königl. 
französchen  Extrapräsents  nicht  wenig  eingenommen  worden,  an  Laden  zu 
legen  nicht  getrauet,  sofort  diese  Sach  gar  nicht  zu  vergiften  gesuchet. 

»Da  mich  nun  meine  Unpässlichkeit  noch  etwas  zu  Haus  haltet,  so 
hat  mir  der  Orosskanzler  den  26.  dieses  .  .  .  sagen  lassen,  dass  die  russische 
Kaiserin  aus  Rucksicht  der  gemeinsamen  Sachen  endlich  beschlossen  hätte, 
die  de'claration  secretissime  zu  cassiren,  sofort  die  Auswechslung  der  hie- 
sigen simplen  Accession  geschehen  zu  lassen,  in  der  gänzlichen  Zuversicht, 
da-ss  nicht  nur  der  allerchristlichste  König  zufolge  seiner  eigenhändigen 
theuresten  Freundschaftsversicherungen,  sondern  auch  I.  K.  K.  M.  Selbsten 
zum  Behuf  der  gemeinsamen  Sache  durch  Dero  Botschaftern  am  französchen 
Hof  all-mögliches  anwenden  zu  lassen  .  .  .  geruhen  würden,  damit  die 
russische  Monarchin  nach  des  marquis  de  l'Höpital  Anherokunft  der  otto- 
manischen Pforte  wegen  auf  ein-  oder  andere  Art  sicher  gestellet  und 
beruhiget  werden  mögte.  Er,  der  Grosskanzler,  waren  seine  Worte  weiters, 
seie  zwar  niemalen  ein  Freund  von  Frankreich  gewesen1);  da  aber  das 
gemeinsame  Interesse  beeder  alliirten  k.  Höfen  erheischete,  nunmehro  in 
andere  principia  einzuschlagen,  so  würde  er  künftighin  bewähren,  dass  er 
auch  hierzu  nicht  weniger  geneigt  und  willig  wäre,  wie  er  dann  bei  dieser 
Accessionssach  und  der  resolvirten  Declarationsannullirung  das  seinige  ge- 
treulich beigetragen  hätte.  Weil  aber  die  simple  Accession  nur  ein  papier 
blanc  seie,  so  wollte  er  hoffen,  dass  die  Krön  Frankreich  in  Ansehung 
der  ottomanischen  Pforte  auf  ein-  oder  andere  Art  doch  etwas  zu  thun 
kein  Bedenken  tragen  würde.  Der  Grosskanzler  setzte  deme  noch  bei, 
dass,  sobald  die  k.  k.  Accessionsratification  hier  sein,  man  zur  Auswechs- 
lung schreiten  und  bei  Vollziehung  dieses  actus  miteins  ofterwähnte  de'cla- 
ration secretissime  cassiren  und  annulliren  würde2),  wo  man  entz wischen 
nicht  nur  die  hiesige  Accessions-,  sondern  auch  die  Conventionsexemplaria 
würklich  muntlirete. «  .  .  . 


1)  Vgl.  S.  658. 

2)  Am  19.  April  1757  berichtete  Esterhaay,  dass  »heut«  die  solenne  Aus- 
wechslung der  Accessionsinstrumente  vollzogen  und  dabei  die  declaration  secre- 
tissime wegen  der  Pforte  vernichtet  worden  sei. 


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666  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


239.    Esterhasy  an  Kaunitz.   Petersburg,  17.  Mai  1757. 

Nach  der  ürwhrifl.  Vgl.  t.  Arneth  V,  70. 

Glückliche  Beendigung  des  Accessionstcerkes. 

»Nachdem  ich  nun  auf  der  russischen  Kaiserin  Veranlassung1)  die 
geheime  Declarationssach  wegen  Carland  auch  bei  dem  Grosakanzlern  an- 
gebracht, so  ist  solches  schon  zweimalen  in  dem  Conseil  vorgekommen, 
und  nach  wie  vor  noch  immer  alle  gute  Hoffnung,  dass  solche  bei  der 
Conventionsauswechslung  gänzlich  wegbleiben  werde.  Die  beede  Kanzler 
haben  einer  wie  der  andere  gleichförmig  gemeldet,  dass  insonderheit  der 
Graf  Peter  Schuwalow  sich  der  Annullirung  dieser  Declaration  mit  allen 
Kräften  zu  widersetzen  gesuchet  hätte.  Da  nun  von  beeden  K.  K.  MM.  sein 
Sohn  letzthin  in  Wien  so  reichlich  beschenket  worden2),  so  hätte  diese  .  .  . 
Verehrung  bei  ihm,  Schuwalow,  wohl  billig  mehrere  Dankbarkeit  nach  sich 
ziehen  sollen.  .  .  . 

»Wie  mir  der  Grosskanzler  noch  heute  frühe  .  .  .  melden  lassen,  so 
wird  die  russische  Kaiserin  das  hiesige  Conventionsinstrument  mit  gänzlicher 
Weglassung  der  geheimen  Declaration  heut  unterschreiben  s).<  .  .  . 


Mai  23        240.   Esterhasy  an  Kaunitz.  Petersburg,  23.  Mai  1757.  Praes.  7.  Juni 
1757. 

Nach  der  Urschrift 

Zusammenfastender  Schlussbericht  über  die  geheime  AUianzverhandlung  mit  Russland. 

»Ew.  Exc.  werden  aus  meinem  .  .  .  Berichtschreiben  allschon  zu  ent- 
nehmen geruhet  haben,  wie  nicht  nur  die  Ratificationen  der  mit  hiesigem 
Hofe  geschlossenen  Convention  ausgewechslet,  sondern  auch  die  bewusste 
Declaration  auf  die  beste  Art  platterdingen  weggelassen  worden  seie4). 
Hiermit  ist  der  russisch-k.  Hof  auf  das  kräftigste  und  vortheilhafteste  für 
uns  vinculiret,  meinen  bisherig  [en]  Relationen  aber  durch  derlei  so  klar 
redende  facta  erst  das  rechte  Gewicht  zugeflossen. 

»Mein  Augenmerk  ginge  gleich  nach  meiner  Ankunft  allhier  dahin, 
um  bei  den  vorgefundenen  verwirrten  Umständen  und  der  Entzweiung  des 
ministerii  solche  Mittel  zu  finden,  welche  mir  Vertrauen,  unserm  .  .  .  Hof 
aber  mehreren  Einfluss  zu  Wege  bringen  könnten.  Dieses  hielte  ich  vor 
unumgänglich,  sobald  ich  meiner  pflichtmässigen  Begierde,  dem  Dienst 
nützlich  zu  sein  und  Ew.  Exc.  diesfollige  Befehle  möglichst  zu  befolgen, 


1)  Die  Zarin  hatte  dem  Gesandten  gerathen,  die  Mittheilung  an  Bestushew 
so  einzurichten,  als  ob  Esterhasy  das  erste  Mal  davon  zu  ihm  spreche.  [Vgl.  Bericht 
Esterhasys  vom  3.  Mai  1757.]   Vgl.  Nr.  237  a.        2)  Vgl.  S.  564. 

3)  Die  Auswechslung  der  Ratificationen  erfolgte  dementsprechend  am  19.  Mai 
1757.  Vgl.  die  Convention  vom  22.  Januar  1757  a.  St.  selbst  bei  Martens,  Recueil 
I,  201  ff.         4)  Vgl.  Nr.  239. 


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1757  Mai  17  —  Mai  23. 


667 


ein  wirksames  Genilgen  leisten  wollte.  Es  hat  meiner  unermüdcten  Auf-  1757 
morksamkeit  auch  gelungen,  den  einzigsten,  ächt-  und  rathsamsten  Weg 
einzuschlagen  und  ohngehindert  aller  vorgefundener  Anstößigkeiten  darinnen 
.  .  .  zu  beharren;  meine  Absichten  waren  viel  zu  rein  und  die  Gewissheit 
zu  klar,  dass  deren  so  gestaltete  Beschaffenheit  zu  seiner  Zeit  am  Tag 
trotten  würde,  um  mich  derer  aus  irgend  einer  Ursach  zu  entschlagen. 

»Dieser  standhafte  Betrag  und  die  ununterbrochene  droiture,  so  der 
rassischen  Kaiserin  M.  in  allen  meinen  Handlungen  abgespüret  haben, 
meine  Gelassenheit  gegen  den  Kanzler  und  der  ohne  geringsten  Intriguen 
von  mir  dannoch  bezeigte  Eifer  für  das  gemeinsame  sowohl  als  ihro  eigenes 
Beste  insbesondere  haben  die  glückliche  Folgen  nach  sich  gezogen,  dass 
ich  mir  Höchstderoselben  Vertrauen  und  personnelle  estime  zugewendet1). 
Dieses  ist  der  Grundstein,  worauf  ich  alle  meine  Absichten  gebauet,  und 
der  mich  in  allen  Auftragen  nach  Verlangen  und  in  gewissen  Fällen  selbst 
wider  mein  eigen  Vermuthen  Beförderung  geschaffet,  gegen  alle  sonst 
gewiss  unübersteigliche  Hindernüsse  geschützet  und  alle  Gegenbearbeitungen 
solchergestalten  vereitelet  hat,  dass  mich  kein  anderer  Zwischenfall,  denn 
der  Frauen  missliche  Gesundheitsumstände2),  jemals  zu  beunruhigen  fähig 
gewesen,  maassen  ich  der  mir  von  der  Kaiserin  bezeigter  vorzüglicher 
Gnaden  höchst  unwürdig  zu  schätzen  gewesen  wäre,  wann  ich  jemalen  an 
denen  mir  mündlich  gemachten  viel-  und  mannigfaltigen  Versicherungen  ihrer 
besten  und  grossmüthigsten  Gesinnung  im  geringsten  gezweifelt  haben  würde. 

»Ew.  Exc.  wird  nicht  entfallen  sein,  dass  der  Kaiserin  M.  mir  selbst 
die  Thür  geöffnet,  um  mit  Höchstderoselben  auf  eine  hier  sonst  ganz  un- 
gewöhnliche Art  von  Affairen  und  europäischen  sowohl  als  Domestique- 
angelegenheiten  zu  sprechen3).  Was  aber  meinen  Negociationen  durch 
diese  Gelegenheit,  ihren  Ehrgeiz  und  besitzende  lobwürdigste  Ruhmsucht 
in  steter  Nahrung  erhalten,  zugleich  aber  auch  vieles  selbst  schicksam  an- 
bringen zu  können,  für  eine  grosse  Leichtigkeit  zugewachsen,  haben  die 
Folgen  und  die  bereitwillige  Fügung  des  hiesigen  Hofs  zu  allem  dem,  was 
ihm  nur  immer  zugemuthet  worden,  mehr  bestätiget,  als  ich  mir  zu 
schmeicheln  Ursach  habe,  dass  Ew.  Exc.  dieser  Wahrheit  durch  meine  .  .  . 
Berichte  überzeuget  worden  seien,  dahero  ich  auch  kaum  zu  bemerken 
vermag,  wie  sehr  mich  die  beständige  Ungewissheit  betrübte,  ob  und  in 
wie  weit  Ew.  Exc.  meine  Schritte  und  Operirung  an  hiesigem  Hof  gut- 
heisseten,  da  ich  von  der  Zeit,  als  eben  meine  wichtigste  Aufträge4)  er- 
halten und  darüber  sowohl  als  andere  wichtige  Umstände  sehr  vergnüglich 
geglaubte  Berichte  .  .  .  erstattet5),  niemalen  eine  vor  mich  erfreuliche  Er- 
wähnung zu  überkommen  das  Glück  gehabt,  folglich  nothwendiger  Weise 


1)  Vgl.  S.  234.  356.         2)  Vgl.  8.  631  f.,  auch  Nr.  191. 
3)  Vgl.  S.  170.  234.  236  ff.         4)  Vgl.  Nr.  56. 
5)  Vgl.  Nr.  64.  65.  66.  73  etc. 


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668  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1757    iD  billiger  Muthmaassung  and  Forcht  stehen  musste,  dass  ich  mich  keines 
2a  allzu  grossen  Zutrauens  zu  getrösten  hatte. 

»Es  ist  nicht  ohne,  dass  meine  Versicherung,  wasmaasaen  der  hiesige 
Hof  weder  auf  Geld  noch  auf  Vergrößerung  seinen  Hauptendzweck  richte1), 
auf  ziemlich  schwachen  Grund  zu  stehen  das  Ansehen  gewinnen  musste, 
wann  nicht  zugleich  in  Erwägung  gebracht  werden  wollte,  dass  ich  meine 
feste  Zuversicht  in  der  Kaiserin  gegen  mich  dieserwegen  geäusserten,  bei 
Gelegenheit  der  von  mir  anverlaugten,  auch  sogleich  eingestandenen  Ab- 
sage auf  die  englische  Subsidien  bestätigten,  grossmflthigst-  und  uninter- 
essirten  Gedenkensart  gleichsam  pro  basi  aller  meiner  übrigen  Bearbeitungen 
geleget.  Diese  wäre  der  kräftigste  Schirm  wider  des  Grosskanzlers  Ab- 
sichten, dem  russischen  Reich  die  dermalige  Hülfsleistung  entweder  an 
Geld  oder  Länderacquisitionen  soviel  möglich  zu  Nutzen2),  sich  aber 
andurch  ein  neues  meritum  zu  Wegen  zu  bringen.  Er  ist  mit  dieser  Absicht 
dermaassen  schwanger  gegangen,  dass  er  noch  zur  Stunde  die  aufgehabte 
Antragung  eines  mit  Frankreich  zu  errichtenden  Subsidientractats3)  nicht 
vergessen  kann,  mir  auch  mit  dem  einmal  erhaltenen  Fingerzeig  auf  diese 
Geldacquisition  nicht  wenig  zugesetzet  haben  würde,  sofern  die  Kaiserin, 
zu  Handhabung  ihro  gegen  mich  in  seinem  Beisein  geführter  grossmüthigen 
Reden,  seinen  Vorstellungen  nicht  allen  Zugang  kurz  abgeschnitten  hätte. 

»Andurch  hat  mein  gleich  nach  dem  preussischen  Friedensbruch  pro- 
ponirter  Antrag4)  zu  einer  Extendirung  des  schon  subsistirend-  und  hierfür 
wirksam  allbereits  anerkannten  4.  geheimen  Artikuls  von  anno  1746  alle 
Beförderung  überkommen,  sobald  selbem  erstlich  von  Seiten  unseres  .  .  . 
Hofs  durch  den  mir  zugeschickten  Aufsatz  zu  einer  Convention  beigepflichtet 
worden5).  Diese  ist  nunmehr  glücklich  zu  Stand  gediehen  und  zwar  auf 
eine  Art,  dass  aller  Vortheil  auf  unserer  Seite  liegt.  Denn  wäre  ein 
Subsidientractat  mit  Frankreich  oder  vielmehr  in  dessen  Namen  errichtet 
worden,  zu  einer  Zeit,  da  die  englische  Convention  andurch  hätte  sollen 
entkräftet,  Russland  aber  entschädiget  werden,  würde  es  hart  gehalten 
haben,  ein  doppelt  so  ansehnliches  Corps,  als  in  letzterer  stipuliret  gewesen, 
in  einem  minderen  Preis,  als  England  bewilliget,  zu  erdingen.  Und  hätte 
der  gedachte  4.  Artikul  platterdingen  seine  Wirkung  haben  müssen,  so 
würde  uns  der  a  die  der  Grenzeüberschreitung  bewilligte  Unterhalt  der 
60000  Mann,  alles  Verdrusses  und  Sorge  ungerechnet,  dergestalt  hoch  zu 
stehen  gekommen  sein,  dass  dessen  Betrag  nebst  denen  bei  Eintrettung  in 
die  schlesische  Domination  verheissenen  2  Millionen,  auch  die  summam  der 
englischen  Subsidien  merklich  überstiegen  haben  [würde]. 

»Allen  diesen  kostbaren  Beschwerden  ist  durch  die  wahrhaft  grosse 
Gedenkensart  der  Kaiserin  M.  und  die  ausgewechselte  Ratificationen  zu 


1)  Vgl.  S.  412.  2)  Vgl.  S.  654.  3)  Vgl.  S.  642. 
4)  Vgl.  Nr.  200.         5)  Vgl.  Nr.  221. 


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1757  Mai  23. 


669 


unserem  nicht  geringen  Vortheil  gesteuret  worden.  Wir  haben  andnroh  1757 
die  Anzahl  der  vermög  4.  Artiknls  schuldiger  Hülfstruppen  nachgerade  ai  2 
verdoppelt,  und  die  russische  ziemlich  ansehnliche  Flotte  ist  mit  erstaun- 
lichen Kosten  gerüstet,  auch  zum  Theil  schon  ausgeloffen1),  die  Armee 
aber  .  .  .  wirklich  in  völliger  Bewegung;  ja  es  ist  auf  ausdrücklichen  Befehl 
der  hiesigen  8ouveraine  gleich  darauf  die  nachdrücklichste  Anweisung  dem 
Feldmarschalln  Apraxin2)  staffettnliter  zugesandt  worden,  seinen  Marsch  und 
die  Operationen,  soviel  immer  möglich,  zu  beschleunigen,  und  man  kann 
sich  mit  all-menschlicher  Zuversicht  versprechen,  dass  unseren  Operationen 
dardurch  ein  grosser  Vorschub  dannoch  zugehen  werde,  auch  dass  Wir 
auf  die  ernsthafte  und  kräftige  russische  Mitwirkung  zu  Erreichung  des 
allgemeinen  besten  Endzwecks  so  lang  sicher  zählen  können,  als  der 
Kaiserin  M.  unschätzbare  Gesundheitsunwtände  in  dermalig,  Gott  Lob!, 
solchen  Wohlsein  verbleiben3),  als  solche  seit  meinem  hiesigen  Aufenthalt 
je  gewesen. 

»Derlei  gewiss  unglaublich  grosse,  bereits  itzo  in  viele  Millionen  lau- 
fende efforts  des  russischen  Hofs,  die  selbst  vor  120  000  Mann  zu  bestrei- 
tende Naturalverpflegung,  die  Abstehung  von  denen  nach  Eroberung  Schle- 
siens zukommenden  2  Millionen  und  überhaupt  alle  Ohicanen  haben  wir 
mit  einer  halbjährig  zu  erlegenden  Million  f.  widerleget;  soferne  nun 
der  Krieg,  wie  zu  vermuthen,  nach  einem  Jahre  zu  Ende  gediehen,  so 
wäre  die  ganze  russische  Mitwirkung  mit  denen  im  4.  Artikul  ohnehin 
Btipulirten  2  Millionen,  folglich  ohnentgeltlich  betrieben  worden,  maassen 
andurch  an  Russland  nicht  ein  Theil  der  ersteren  unfruchtbar,  aber  ohne 
den  mindesten  Vorwurf  verwendeten  Unkosten  ersetzet  wird. 

»Nebst  allen  diesem  hätte  die  Ratificationsanswechslung  conventions- 
mässig  längstens  den  2.  April  vor  sich  gehen  und  folgsam  auch  von  dem 
Tag  an  die  Geldrata  anfangen  sollen.  Es  würde  uns  auch  die  unserer 
Seits  hangende  mora  und  der  Zwischenfall  wegen  der  Declaration 4)  und 
daher  entstandenen  Verzögerung  darzu  unwidersprechlich  verbunden  haben, 
wann  ich  nicht  auf  das  behutsamste  getrachtet  hätte,  mein  Spiel  mit  dem 
Grosskanzler  dergestalt  einzuleiten,  dass  dem  allerhöchsten  aerario  dardurch 
bis  den  19.  Mai  die  beträchtige  summa  von  mehr  denn  230000  f.,  mithin 
alle  die  ganze  Zeit  hindurch  sowohl  ausser  als  bei  Gelegenheit  der  zwei 
Auswechslungen  gemachte  gewöhnliche  und  noch  künftig  zu  machende 
ausserordentliche  Verehrungen  mehr  als  in  Übermaass  andurch  zu  guten 
fallen. 

»Wann  man  hiernach  betrachtet,  dass  so  ungemein  grosse  Aufwände 
dem  russischen  Hof,  vermög  dessen  bekannter  Verfassung,  ziemlich  be- 
schwerlich fallen  müssen  und  auch  schwerlich  von  jemandem,  am  wenigsten 
aber  von  dem  leider  noch  allzu  sehr  von  denen  Funcke'schen  principiis 


1)  Vgl.  S.  584.     2)  Vgl.  Nr.  236  a.     3)  Vgl.  S.  565.  657.     4)  Vgl.  Nr.  237  a. 


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670  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1757  eingenommenen  und  dahero  in  vielen  Sachen  mit  gutem  Glauben  irrwahnigen 
sächsischen  Hof,  ja  selbst  von  mir  anfänglich  vermuthet  worden1),  so  ist 
leicht  zu  ermessen,  dasa  die  Vollendung  dieses  ganzen  Geschäfts  bloss  und 
allein  der  Kaiserin  M.  Grossmnth  und  lobwürdigstem  Ehrgeize  beizumessen 
seie,  welche  mir  noch  gnadig  erinnerlicher  Maassen  bei  Gelegenheit  der 
vereitelten  englischen  Convention  mit  den  bündigen  Worten  ihre  Gedenkens- 
art zu  bedeuten  geruhet,  ,dass  sie  mit  Bedacht  versprecheten,  aber  das 
versprochene  sodann  auch  mit  ibro  erfolgenden  grössten  Nachtheil  heiligst 
zu  erfüllen  niemals  ermanglen  wollten.  Sie  hätten  bishero  alles  bloss  zum 
Besten  des  gemeinen  Wohls  und  zu  williger  Gewährung  des  Verlangens 
ihrer  Bundsgenossenen,  keineswegs  aber  in  Rucksicht  auf  einige  Subsidien, 
folglich  auch  nicht  zu  Beförderung  einseitiger  Absichten  gethan2);  und 
wären  die  englische  Subsidien  ein  desto  geringerer  Gegenstand  fflr  das 
russische  Reich,  je  weniger  selbes  auf  die  Nährung  ihrer  Truppen,  sondern 
bloss  auf  deren  dem  gemeinen  Besten  gedeihlichste  Verwendung  fflrzudenken 
Ursach  hätte.  Dahero  sie  auch  ihrer  gloire  und  Ansehen  verkl einerlich 
erachteten,  wenn  es  jemalen  das  Ansehen  gewinnen  Bollte,  als  ob  sie  dero 
Hülfe  zu  verkaufen  in  Absicht  ftthreten.' 

»Diese  sind  die  Worte,  woran  ich  mich  bei  der  Kaiserin  selbst  durch 
schicksame  Erhebung  ihrer  grossmüthigst  geäusserten  Gesinnung  hielte, 
welche  meine  Stütze  wider  alle  Gegner  waren,  welche  den  Grosskanzler 
gehindert,  die  Saite  höher  zu  spannen,  und  welche  mir  zum  sichersten 
Unterpfande  dieneten,  dass  die  Kaiserin  derlei  einmal  so  nachdrücklich 
geäusserte  genereuse  Gedenkensart  durch  widerstreitende  Schritte  zu  ver- 
dunkeln niemals  bewogen  werden  dürfte. 

»Der  Ausschlag  hat  meine  Hoffnung  allerdings  bewähret,  und  da  ich 
andurch  der  getrösten  Zuversicht  lebe,  dass  ich  durch  meine  eifrige  Be- 
arbeitungen die  mir  .  .  .  aufgetragene  Negociationen  zu  allerhöchstem  Wohl- 
gefallen und  zu  Ew.  Exc.  für  mich  ganz  besonders  schmeichelhaften 
Approbation  zu  endigen  das  Glück  gehabt,  so  erwarte  von  Ew.  Exc.  Billig- 
keitsliebe nichts  mehr,  als  dass  Hoohdieselbe  versichert  zu  sein  geruhen 
wollen,  dass  mir  in  allen  meinen  Wegen  und  Handlungen  bloss  der  aller- 
höchste Dienst  zum  Endzweck  gedienet;  dass  ich  alle  meine  .  .  .  Äusse- 
rungen ohne  dem  geringsten  Vorurtheil  oder  Nebenabsicht  gethan;  dass 
ich  in  mir  selbst  noch  in  allen  Stücken  von  deren  wesentlichem  Inhalt 
überzeugt  seie,  und  dass  mir  in  der  Welt  nichts  vergnüglicheres  wider- 
fahren könne,  als  wann  ich  der  allerhöchsten  Zufriedenheit  beider  K.  K. 
M.  M.,  (welches  gewiss  das  einzigste  ist,  was  ich  wünsche),  [mich]  würdig  zu 
machen,  benebst  Ew.  Exc.  schätzbarste  estime  [mir]  zu  erwerben  das 
Glück  gehabt  habe.«  .  .  . 

1)  Vgl.  Nr.  73  b.         2)  Vgl.  S.  241.  317.  323. 


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Beilagen. 


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Beilage  1. 


Esterhasy  an  Maria  Theresia.  Petersburg,  10.  Juli  1754.  Praes.  1754 
26.  Juli  1754.  Juli  1 

Nach  der  UmchriO.   Vgl.  lUnke  157  ff. 

Schilderung  des  russischen  Hofes. 

Berichtet,  »dass  die  hiesigen  innerlichen  Umbstände  sich  von  Tag  zu 
Tag  immer  mehr  und  mehr  zu  verschlimmeren  anfangen  und  nach  mensch- 
licher Einsicht  bis  auf  ein-  und  anderen  Veränderungsfall  so  weniger  eine 
Verbesserung  anzuhoffen  seie,  als  dem  russischen  ministe rio  und  übrigen 
Gliedern  und  Subalternen  von  denen  anderen  hiesigen  collegiis  nicht  un- 
bekannt ist,  dass  die  russische  Kaiserin  selbsten  sich  denen  Qeschäfton 
überhaupt  auf  alle  Art  und  Weis  zu  entziehen  suche1),  dergestalten  zwar, 
dass  weder  das  Ministerium  in  Staatssachen  noch  viel  woniger  andere 
collegia  einen  Vortrag  auch  über  die  nöthigste  Angelegenheiten  zu  machen 
eine  Zeit  ausfinden  können ;  dahero  auch  kommet,  dass  viele  bereits  vor  3 
und  4  Jahren  entschiedene  Process  und  andere  wichtige  Rathschlüsso  aus 
Mangel  ibro,  der  hiesigen  Monarchin,  Approbation  und  Unterschrift  bis  nun- 
zu  ihre  Endschaft  nicht  erreichen  können,  und  ist  unter  anderen  des  My- 
lord  Hyndford  Abreis  von  darumben  zwei  Monat  verschoben  worden,  weilen 
die  russische  Kaiserin  zur  Unterschrift  des  Recreditifs  sich  die  Zeit  nicht 
hatte  nehmen  wollen;  worzu  noch  weiters  kommet,  dass  diejenige,  von 
welchen  sie  umgeben  ist,  sich  geflissentlich  dahin  bestreben,  die  russische 
Kaiserin  in  dieser  Inaction  durch  allerhand  unnutze  Plaisirs  zu  unter- 
halten, wie  dann  diese  Monarchin  seit  ihrer  ganzen  Regierung  aus  Tag 
Nacht  und  aus  Nacht  Tag  zu  machen  pfleget2),  mithin  noth wendig  die 
wichtigste  Geschäften  liegen  bleiben  müssen;  und  da  sich  die  Glieder  all- 
zeit nach  dem  Haupt  richten,  so  ist  leicht  zu  ermessen,  wie  langsamb  und 
nachlässig  bei  so  bewandten  Umbständen  alle  Sachen  überhaupt  tractirt 
werden. 

»Was  nun  den  hiesigen  Grosskanzler  Grafen  Bestushew  betrifft,  so 
seind  Ew.  K.  K.  M.  die  viele  und  sehr  grosse  Schwierigkeiten,  so  sich 
überhaupt  und  insbesondere  bei  ihme  vorfinden,  aus  meinen  vorhinnigen 

1)  Vgl.  S.  234.         2)  Vgl.  Beilage  Nr.  2. 

Act«n  zur  Vorgeschichte  des  Tj&hrigea  Kriogos.  43 


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674  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

l"/>4    .  .  .  Einberichtungen  zum  Theil  schon  des  mehreren  bekannt,  und  haben 
Allerhöchstdieselbe  in  voller  Maass  .  .  .  zu  erkennen  geruhet,  dass  solchen 
abzuhelfen  einmal  nicht  in  meinem  Vermögen  stehe,  nnd  gleichwie  dieser 
Minister  dem  Trunk  ergeben  und  zur  Arbeit  träg  ist,  da  benebst  stark  spielet 
und  von  seiner  Ehegattin  und  ungerathenem  Sohn  vielen  Chagrin  nnd  Ver- 
druss  auszustehen  hat,  folglich  seine  Hausanliegenheiten  nnd  Wirthschafts- 
sachen  in  grösster  Unordnung  sind1),  auch  die  ihme  anhängende  häufige  Ge- 
brechen und  Leidenschaften  viele  Feinde  zugezogen,  so  ist  kein  Wunder,  dass 
sein  Credit  und  Vertrauen  bei  der  russischen  Monarchin  abgenommen 2),  wie 
dann  seine  Feinde  darvon  gar  wohl  zu  profitiren  gewusst,  und  Ew.  E.  E. 
M.  ich  in  Wahrheit  .  .  .  versicheren  kann,  dass  sein,  des  Grosskanzlers, 
vorhinniger  Credit  sichtbarermaassen  täglich  abnehme,  ich  auch  ob  seines 
so  schlechten  Betrags  gegen  jedermann  nicht  einzusehen  vermag,  wie  er 
sein  voriges  Vertrauen,  (da  die  rassische  Kaiserin  sich  ohnedas  von  denen 
Geschäften  zu  entfernen  trachtet),  wieder  erlangen  oder  sich  sonsten  gute 
Freunde  unter  der  Nation  machen  könnte,  welches  letztere  er  auch  so 
weniger  erreichen  wird,  als  er  diejenige,  welche  er  zu  erheben  und  auf 
seine  Seite  zu  bringen  gewusst,  einzig  und  allein  von  darumben  wieder  zu 
stürzen  gesuchet,  weilen  sie  sich  seinen  unerlaubten  Nebenabsichten  nicht 
fügen  und  aus  schuldigster  Treue  für  die  hiesige  Souveraine  auf  keine 
Irrwege  verleiten  lassen  wollen,  worunter  nur  fürnehmlich  zwei,  als  den 
nunmehrigen  in  Rewal  befindlichen  Etatsrath  Brevem,  einen  Bruder  des 
.  .  .  bekannten  vor  10  Jahren  verstorbenen  Geheimen  Käthes  dieses  Na- 
mens, und  dann  den  nunmehrigen  und  im  collegio  deren  ausländischen 
Affairen  die  dritte  Person  ausmachenden  Staatsrath  und  Ceremonienmeisteru 
Olsuwiew,  welcher  an  dem  königl.  dänischen,  preussischen  und  sächsischen 
Hof  als  russischer  Legationssecretarius  gestanden,  allzeit  gut  gesinnet  und 
ohne  Widerred  in  Weltsachen  hier  die  beste  Einsicht  nebst  vielen  andern 
guten  Eigenschaften  bat,  .  .  .  anzufahren  mich  nicht  entübrigen  kann. 
Und  ist  der  entere,  nämblich  der  Brevem,  weilen  er  sich  seinen,  des  Gross- 
kanzlers, unerlaubten  Absichten  nicht  fügen  wollen,  unter  dem  unstatthaften 
Vorwand  einer  unzulänglichen  Fähigkeit  zu  denen  Staatsgeschäften  von 
ihm,  Grafen  Bestushew,  amoviret,  der  zweite  aber  aus  obangeführter  Ur- 
sach von  ihme  verfolget  und  zu  seinem  Feind  worden,  zu  geschweigen 
viele  andere  geringere  Subalterne,  welchen  es  mit  ihme,  Grafen  Bestushew, 
auf  gleiche  Art  ergangen  ist. 

»Nun  auf  den  Vicekauzlern,  Grafen  Woronzow,  zu  kommen,  so  ver- 
mag Ew.  K.  K.  M.  ich  in  Wahrheit  ...  zu  versicheren,  dass  derselbe 
nicht  nur  in  Ansehung  Dero  am  hiesigen  Hof  haftender  .  .  .  Geschäften 
seit  meiner  Anwesenheit  bei  allen  Gelegenheiten  sich  überaus  vergnüglich 
zu  äusseren  fortfahre  und  mich  von  seiner  Aufrichtigkeit  und  guten 


1)  Vgl.  S.  188.  482.         2)  Vgl.  S.  234.  240. 


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Beilage  I.  —  1754  Juli  10. 


675 


Gesinnung  zu  überzeugen,  mir  auch  verschiedene  Gefälligkeiten  zu  er-  1754 
weisen  sich  bemühe,  und  obschon  demselben  in  sein  Herz  nicht  sehen  Juli  1 
kann,  mir  auch  gar  wohl  erinnerlich  ist,  was  mit  ihme  in  vorigen  Zeiten 
vorgegangen !),  so  glaube  von  diesem  ministro  gleiohwohlen  nicht  ungründ- 
lich urtheilen  zu  können,  dass  denen  damaligen  Zeit-  und  Umbständen, 
welche  bei  der  rossischen  Monarchin  Thronbesteigung  .  .  .  bekannter- 
raaassen  fürgewaltet,  und  der  Art,  wie  sich  in  gewissen  Gelegenheiten  mit 
ihme  benommen  worden,  mehr  als  einer  persönlichen  Abneigung  für  Dero 
.  .  .  Dienst  und  die  fernerweite  Beibehaltung  der  zwischen  Ew.  K.  K.  M. 
mit  Russland  erneuerten  Freundschaft  und  Einverständnis  das  vergangene 
zuzuschreiben  seie2);  und  gleichwie  ich  mir  seit  meiner  Anherokunft  zufolge 
meiner  .  .  .  Pflichtsobliegenheit  besonders  angelegen  sein  lassen,  die  hiesige 
Gesinnungen  zu  ergründen,  so  solle  zu  Dero  unumbgänglichen  . . .  Wissen- 
schaft .  .  .  anmerken,  dass  ich  nach  meiner  zwar  allergeringsten  Einsicht 
weder  bei  dem  Vicekanzlern  eine  Praedilection  für  Preussen  oder  Frank- 
reich noch  auch  bei  anderen  Vornehmen  von  der  Nation  eine  Parteilich- 
keit für  diesen  oder  jenen  abgeneigten  Hof  bis  nunzu  wahrgenommen, 
sondern  vielmehr  beobachtet  habe,  dass  die  sogenannte  Übelgesinnte  nicht 
in  dieser  Eigenschaft,  sondern  als  Feinde  von  dem  Grosskanzlern  zu  con- 
sideriren  seien,  mithin  bei  einer  über  kurz  oder  lang  sich  ereignenden 
Veränderung  nach  aller  menschlichen  Einsicht  keine  solche  Folgen,  welche 
der  mit  dem  russischen  Hof  fürwaltenden  guten  Freundschaft  und  engen 
Einverständnnss  nachtbeilig  sein  könnten,  zu  befahren  stehen  dörften;  zu- 
malen  man  hierorts  gar  wohl  einsiehet,  wie  sehr  ihnen  an  Beibehaltung 
der  mit  Ew.  E.  K.  M.  erneuerten  Allianz  fürnehmblich  in  Ansehung  der 
Ottomanischen  Pforten  und  Schweden  gelegen  sein  müsse. 

»Gleichwie  nun  .  .  .  die  russische  Kaiserin  sich  umb  die  Geschäften 
wenig  bekümmeret,  mithin  auch  kis  stantibus  nicht  leicht  zu  vermuthen  ist, 
dass  der  Grosskanzler,  ohngeachtet  seiner  zahlreichen  Feinden,  gänzlich 
fallen,  sondern  sich  allem  Ansehen  nach  gleichwohlen  in  seinem  posto  er- 
halten werde 3),  so  habe  ich  in  Erkanntnuss,  dass  dieser  Minister,  wo  nicht 
der  einzige,  doch  erste  und  fürnehmbste  ist,  an  welchen  man  sich  in  Ge- 
schäften wenden  könne,  bishero  meine  äussersten  Kräfte  aufgeboten,  dessen 
Vertrauen  zu  erwerben  und  ihme  Theils  selbsten  Theils  aber  durch  den 
chursächsischen  ministrum  v.  Funcke  bei  allen  Gelegenheiten  die  annehm- 
lich- und  freundlichste  avances  machen  zu  lassen  mich  sorgfältigst  be- 
strebet, auch  meinen  Betrag  und  wenigen  Umbgang  mit  anderen  von  der 
Nation  und  fürnehmblich  mit  dem  Vicekanzlern  mit  solcher  Vorsicht  aus- 
gemessen, dass  er,  Graf  Bestushew,  dagegen  mit  Grund  einmal  nichts  ein- 
zuwenden vermag,  werde  auch  für  das  zukünftige  respectu  seiner  und 
aller  übrigen  von  der  Nation  mich  so  zu  benehmen  trachten,  dass  alle 


1)  Vgl.  Beilage  Nr.  2.         2)  Vgl.  S.  235  f.         3)  Vgl.  S.  234.  244. 

43* 

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676   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1754  Eifersucht  und  üble  Folgen  äusserst  vermieden  und  die  Anzahl  guter 
uli  lo  preuntjen  0ime  Aufsehen  erhalten  und  vermehret  werde. 

»In  dieser  Absicht  also  werde  mich  des  v.  Funcke  neuerdings  nutz- 
lich zu  gebrauchen  suchen,«  um  Bestushewa  Vertrauen  zu  gewinnen. 
Funcke  erkläre,  »dass  es  bei  dem  Grosskanzlern  mehr  für  eine  unange- 
nohme  Gewohnheit  als  für  eiue  vorsätzliche  Abneigung,  mir  sein  Vertrauen 
entziehen  zu  wollen,  anzusehen  und  nur  zu  bedauren  wäre,  dass  hierunter 
schwerlich  eine  Abänderung  auszufinden  seie.«  Da  aber  Funcke  lange 
bei  dem  Oberhofmarschall  Bestusbew  als  Privat-,  dann  in  Schweden  als 
Legatioussecretär  gestanden,  und  »von  dem  Grosskanzlern  zum  Aufsatz  ver- 
schiedener gefährlichen  und  von  Allerhöchstderoselben  höchst  missbilligter 
picces  gebrauchet  worden,  so  ist  allerdings  erforderlich,  dass  ich  mich 
respectu  des  Funcke  vorsichtig  und  in  meinen  ihme  zu  bezeigenden  ver- 
traulichen Äusserungen  so  benehme,  dass  demselben  nichts  anderes  sage, 
als  was  dem  Grosskanzlern  angenehm  sein  kann  und  er  wissen  solle,  ge- 
stalten er,  v.  Funcke,  diesem  ministro  mit  Leib  und  Beel  ergeben,  bei  der 
russischen  Kaiserin  aber  und  der  hiesigen  Nation  .  .  .  ungemein  und  so 
verhasst  ist,  dass  dessen  Abrufung  schon  ein-  und  anderesmal  begehret 
worden1). 

»Nicht  minder  bin  ich  allschon  beflissen  gewesen,  von  dem  englichen 
ministro  auszuforschen,  wie  er  seines  Orts  den  hiesigen  Zusammenhang  an- 
sehe, und  was  er  etwa  diesfalls,  und  besonders  umb  den  Grosskanzlern 
näher  zum  Ziel  zu  führen,  auch  einen  grösseren  Einfluss  in  die  hiesige 
Sachen  zu  haben,  mir  an  Hand  zu  geben  vermögte;  worauf  mir  der  Guy- 
Dickens2)  in  Antwort  ertheilet,  dass,  da  der  hiesige  Hof  und  Ministerium 
sich  dermalen  in  einem  so  verwirrt-  und  misslichen  Umbstand  befände,  er 
seines  Orts  zu  dessen  Verbesser-  und  näheren  Herbeibringung  des  Gross- 
kanzlers mir  einmal  nichts  zu  sagen  wüsste  und  des  ohnmaassgeblichen 
Darfürhaltens  wäre,  dass  man  all-dieses  bis  auf  eine  über  kurz  oder  lang 
sich  von  Selbsten  fügende  Abänderung  schon  so  ehender  mit  Geduld  an- 
sehen müsste,  als  insonderheit  er,  der  Grosskanzler,  bereits  ein  Alter  von 
etlich  60  Jahren  erlebet  und  ob  seiner  täglichen  Döbauchen  und  beständigen 
Unpässlichkeit  menschliche  Zufalle  zu  gewarten  habe. 

»Der  Guy  Dickens  fögte  deme  noch  weiters  hinbei,  dass  nach  seiner 
geringen  Meinung  man  es  dabei  einmal  so  ehender  bewenden  lassen  sollte, 
als  auch  die  ansehnlichste  Geschanknüsse,  gleich  er,  Graf  Bestushew,  von 
dem  englischen  Hof  gegen  100  000  Thaler  am  baren  Geld  und  erst  letzt- 
hin in  Hinsicht  der  Truppenconvention3)  8000  Bubel  zum  Voraus  be- 
kommen habe,  bei  ihme,  Grosskanzlern,  kundbarermaassen  nicht  das  min- 
deste verfangten  und  er  bei  seinem  so  verwirrten  Hauswesen  ohnedaa 

1)  Vgl.  S.  265.  Beilage  Nr.  2. 

2)  Vorgänger  des  Williams  als  englischer  Gesandter  am  russischen  Hofe. 

3)  Vgl.  S.  233  Aum.  1 ;  Beer,  Bentinck  CXLII  ff. 


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Beilage  I.  —  1754  Juli  10. 


677 


mit  nichts  anderem  beschäftiget  wäre,  ala  Geld  ausfindig  zu  machen,  nmb  l"54 
sich  bis  an  sein  End  auf  die  angefangene  Art  durchbringen  zu  können.  ^u,i  1 

»Bei  so  bewandten  misslichen  Umbständen  also,  und  da  es  hier  fast 
an  allen  Orten  an  häufigen  Gebrechen  nicht  fehlet,  so  werden  Ew.  K.  K. 
M.  .  .  .  einzusehen  geruhen,  dass  pro  nunc  nicht  wohl  möglich  seie,  einen 
soliden  und  solchen  Plan  auszufinden,  nach  welchem  Ew.  K.  K.  M.  mit 
Dero  übrigen  hohen  Bundsgenossen  und  besonders  mit  Engeland  in  die 
hiesige  Geschäften  eine  mehrere  Influence  erlangen,  folglich  den  dermaligen 
Stand  der  8achen  zum  Behuf  des  gemeinsamben  Bestens  in  vergnüglichere 
Wege  einleiten  und  solche  für  das  zukünftige  Dero  .  .  .  Dienst  und  Interesse 
zum  merklichen  Vortheil  gereichen  könnten1).  Dann,  da  von  der  hiesigen 
Succession  Niemand  mit  Verlässlichkeit  etwas  versicheren  kann2,  und  in 
dem  Ergebungsfall  sehr  grosse  Veränderungen  hier  vorgehen,  auch  die 
wenigsten  in  ihren  nunmehrigen  Posten  bleiben  werden,  so  scheinet  nach 
meiner  ohnmaassgeblichen  .  .  .  Meinung  kein  anderes  Mittel  übrig  zu  sein, 
als  mit  verdoppelten  Kräften  dahin  zu  trachten,  damit  nur  die  Sachen 
wenigstens  in  dem  Stand,  wie  sie  dermalen  sind,  ohne  Schmälerung  so 
ehender  erhalten  werden,  als  doch  gleichwohlen  das  zwischen  Ew.  K.  K. 
M.  mit  Rnssland  erneuerte  Bündnuss3)  bei  anderen  frembden  Höfen  und 
fürnehmblich  bei  der  Ottomanischen  Pforte  und  Preussen  ein  grosses  Nach- 
denken und  Aufsehen  noth wendig  erwecken  muss,  obschon  mit  einer  Ver- 
lässigkeit  ...  zu  versicheren  mich  nicht  getraue,  dass  Ew.  K.  K.  M.  bei 
einem  ausbrechenden  Krieg  auf  die  russische  Hilfsleistung  Staat  machen 
können,  zumalen  bei  hiesigem  Hof  alles  auf  die  Zeit  und  Umbstände,  in 
welchen  dergleichen  Fälle  sich  ereignen,  hauptsächlich  ankommen  wird, 
gleich  es  in  Ansehung  des  russischen  Hofes  die  vorige  Zeiten  bewiesen 
haben. 

»Ich  meines  .  .  .  Orts  werde  es  gewiss  an  meinem  .  .  .  Diensteifer 
nicht  erwinden  lassen,  sondern  nach  äussersten  Kräften  mich  bestreben, 
nach  wie  vor  des  Grosskanzlers  Vertrauen  und  dann  auch  des  Grafen 
Woronzow  Freundschaft  und  Zuneigung,  wie  nicht  minder  derer  übrigen 
von  der  Nation  und  besonders  jener,  welche  beständig  umb  die  russische 
Kaiserin  seind,  ihre  Gunst  mittelst  eines  aller  Seits  ohnanstössigen  Betrags 
zu  erwerben,  und  in  dieser  Absicht  auf  die  thunlichste  Mittel  ohne  Unter- 
lass  gedenken. 

»Unterdessen  solle  zu  Ew.  K.  K.  M.  .  .  .  Beruhigung  hier  ...  an- 
merken, dass  der  Grosskanzler  in  seiner  Abneigung  gegen  Preussen  nach 
wie  vor  fortfahre  und  bis  nunzu  keine  widrige  und  solche  Maassnehmungcn, 
welche  mit  einem  abgeneigten  frembden  Hof  eine  Verknüpfung  hätten,  von 
ihme  zu  besorgen  seien.«  .  .  . 


1)  Vgl.  Beilage  Nr.  2.         2)  Vgl.  S.  19S.         3)  Von  1746. 


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678  Österreichische  Acten  sur  Vorgeschichte  de«  siebenjShrigen  Krieges. 


2. 

11755  Zinzendorfs  »Memoire  sur  la  Russie,  sur  .'impäratrice  Elisabeth,  sa 
AJul?g  cour  e*  80n  gouvernement.«    Undat.  [Anfang  Juli  17551).] 

Nach  einer  Abschrift.   Einen  von  v.  Funcke  nach  Dresden  gesandten  Ansxag  Tgl.  hei  Herr» 
mann,  Archiv  f.  »Ichs.  üeech.  N.  F.  II,  53  f.   Vgl  Beer,  H.  Z.  27,  352  f.   Erste  Theilnng 
Polens  I,  27  [Wien  1ST3J;  M.  L  ö.  0.  XVH,  122;  t.  Araeth  V,  40— Ifi,  470  Anm.  «2-«4 
Droraen  V,  4,  403  Anm.  2. 

Plan  Hustland  zu  thatkräßiger  Politik  gegen  Preussen  zu  gewinnen. 

»Je  me  propose  deux  objets  k  traiter  dans  ce  memoire: 

lrao  »j'essaierai  de  former  un  tableau  politiqne  de  la  cour,  de  d6- 
velopper  la  facon  de  penser  des  prineipaux,  leurs  intrigues,  leurs  inclina- 
tions,  d'oü  il  re"sultera  ce  qne  je  snis  en  e"tat  de  conclnre  sur  la  Situation 
präsente  de  nos  affaires,  nos  craintes,  nos  espörances; 

2do  »j'exposerai  quelques  moyens  qui  m  ont  paru  les  plus  convenables 
pour  affermir  notre  credit,  pouvant  servir  de  fondement  ä  un  Systeme  plus 
solide  pour  l'avenir. 

»Le  peu  de  moments  que  j'ai  passe*  en  Russie2),  ne  me  permettent 
guere  d'espe*rer  d'avoir  rempli  une  tache  aussi  conside"rable.  Je  ne  puis 
repondre  que  de  mon  zele  et  du  soin  scrupuleux  avec  lequel  j'ai  pese" 
cbaque  fait  avec  les  sources  qui  me  l'avaient  fourni.  En  les  indiquant 
exaetement,  il  sera  aisö  de  juger  de  la  valeur  des  conse"quences.  Sur- 
tont  je  me  suis  re'pe'tö  k  moi-meme  que  de  toutes  les  erreurs  les  plus 
agreables  ötaient  les  plus  dangereuses.  LL.  Ms.  dont  les  ordres  sacre~s 
m'ont  mis  la  plume  ä  la  main,  voudront  recevoir  avec  bonte*  ces  marques 
de  mon  oböissance.  Elles  daigneront  remarquer  que  je  n'affirme  rien, 
que  je  n'avance  que  des  conjectures.  Pas  assez  pre*somptueux  pour  me 
flatter  de  connaitre  la  matiere,  je  suis  trop  dölicat  pour  vouloir  en  imposer. 

L'Imperatrice  ***e  commence  Par  l'Impe'ratrice ,  examinant  d'abord  ses 
dispositions  personnelles  ä  notre  ögard. 
»Gette  Princesse  est  montee  sur  le  trdne  par  l'assistanoe  de  la  France 
et  de  la  Sucde.  Celui  qu'elle  a  depouille* 3),  Ctait,  pour  ainsi  dire,  de 
notre  sang.  II  e*tait  le  fruit  d'un  mariage,  ouvrage  de  la  politiqne  de 
feu  l'Empereur.    Les  premiers  papiers  qui  tomberent  entre  ses  mains,  en 


1)  Zur  Feststellung  des  Datums  genüge,  dass  Zinzendorf  eine  am  1.  Juli 
1755  stattgehabte  Unterredung  zwischen  Williams  und  Bestushew  [vgl.  Funckes 
Bericht  vom  7.  Juli  1755]  erwähnt,  und  dass  Funcke  am  7.  Juli  1755  einen  Extract 
ans  dem  Zinzendorf  sehen  Memoire  nach  Dresden  einsandte.  Vgl.  Herrmann  im 
Archiv  für  die  sächsische  Geschichte  N.  F.  II,  51.  53. 

2)  Zinzendorf  berichtete  Uber  seiue  Ankunft  in  Petersburg  am  2.  April  1755; 
sein  letzter,  im  W.  A.  befindlicher  Brief  von  dort  ist  vom  13.  Juli  1755  datirt 
Am  19.  August  1755  schrieb  er  bereits  aus  Stockholm. 

3)  Anton  Ulrich  von  Brannschweig -Wolfenbuttel,  Gemahl  der  Begentin  Anna. 
Beide  wurden  1741  verbannt. 


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Reilage  II.  [1755  Anfang  Juli.] 


679 


ouvrant  la  cassette  de  la  Regente,  furent  des  lettres  de  feu  Mde  la  dachesse  [1755 
de  Wolfenbüttel ')  qai  oonseillaient  de  l'en former  dans  un  couvent.    Ses  Aju*jfj"g 
premieres  dispositions  ont  donc  6i6  bien  £loigne*es  de  nous  ßtre  favorables. 

»D'un  autre  cöte",  le  roi  de  Prasse  avait  acqais  ane  amie  paissante 
dans  la  princesse  de  Zerbst2);  Lestocq3)  et  Brömmer4)  lol  etaient  de>oue*s. 
Non  content  de  gagner  par  la  negociation,  il  appelait  la  galanterie  ä  son 
secours.  Les  lettres  qu'il  Ccrivait  de  sa  main  ä  Hrnpäratrice,  etaient  rem- 
plies d'e'loges  sur  sa  figure  et  son  esprit.  II  alla  jusqu'ä  lui  envoyer  son 
Portrait,  en  ajoutant,  oombien  [il]  enyiait  cette  toile,  qui  sorait  regardee 
par  les  plus  beanx  yeux  du  monde. 

»L'imprudence  de  La  Chetardie5)  commenca  ä  dissiper  le  prestige. 
L'Implratrice  prit  la  nation  en  guignon  dont  le  minlstre  l'avait  si  grieve- 
ment  offensäe. 

»Le  zele"  chancelier0)  profita  d'un  evCnement  aussi  heureux;  tous  les 
moyens  directs  et  indirects  furent  employe*s  pour  äclairer  la  Princesse  sur 
sos  vrais  interSts. 

»U  fit  composer  par  M.  Funcke  nn  memoire  raison  n£  sur  le  Systeme 
politique  de  la  Bussie;  ce  memoire,  traduit  en  russe,  fit  de  l'impression. 

»Voici  comme  il  dätruisait  ce  roman  que  le  roi  de  Prusse  entretenait 
si  soigneusement.  II  fit  entendre  nn  jour  que  le  sexe  n'avait  jamais  4t6 
l'objet  des  attentions  de  ce  Prince.  Des  soldats  prussiens,  Russes  de 
nation,  qui  avaient  obtenn  lenr  oongä,  arriverent  a  propos.  Iis  Etaient 
au  fait  de  bien  de  petita  dCtails  qui  confirmaient  ce  qu'avait  avancä  le 
chancelier.  Iis  furent  präsentes  et  beaucoup  questionne's.  Leurs  räponses 
acheverent  d'indisposer  rimperatrice 7).  Elle  prit  le  roi  de  Prusse  en 
aversion,  sa  faussete*  lui  parut  impardonnable,  et  son  portrait  qui  avait  [£te*] 
place*  dans  la  chambre,  fut  relägue"  dans  la  Salle  des  gardes.  L'espece  de 
mlpris  te*moign<5  a  M.  Gross,  certaines  lettres  interceptäes  dans  lesquelles 
on  parlait  d'une  Evolution  prochaine  en  faveur  du  jeune  Iwan8)  comme 
d'un  £ve*nement  desirable  pour  la  Prusse,  ses  intrigues  nouvelles  ä  la 
Porte  qu'on  ne  manqua  pas  de  faire  valoir,  toutes  ces  circonstances  re*- 
unies  semblent  n'avoir  pu  qu'ajouter  ä  ses  sentiments. 

»Les  circonstances  de  sa  reoonciliation  avec  8.  M.  rimperatrice,  telles 
que  je  les  tiens  de  la  bouche  du  chancelier,  sont  remarquables.  Elle 
e*tait  couohee  sur  son  lit.    Ce  ministre  s'efforcait  k  lui  faire  comprendre 


1)  Antoinetta  Amalia,  Tochter  Herzog  Ludwig  Rudolfs  von  Braunsen  weig- 
WolfenbUttel.         2)  Katharina,  spätere  Gattin  Peters  III. 

3)  Leibarzt  der  Zarin  bis  1748. 

4)  Kammerherr  und  holsteinischer  Hofmarschall  des  Grossfiirsten  Peter. 
Er  musate  1746  Russland  verlassen.   Vgl.  Herrmann  V,  109. 

5)  Vgl.  S.  649  Anm.  1.         6)  Bestushew. 

7)  Vgl.  auch  Lynars  Bericht  von  1750  bei  Herrmann  V.  93. 

8)  Sohn  der  1741  durch  Elisabeth  entthronten  Anna. 


680  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1755  que  la  maison  d'Autriche  &ait  une  allie'e  naturelle  de  la  Russie,  que  les 
VJuNjg  Princea  ne  doivent  se  ddterminer  qne  aar  la  raison  d'ßtat.  L'Imperatrice 
vaincue  par  ses  arguments  se  leva  et,  allant  vers  l'image  de  Ba  chambrea), 
eile  dit  au  chancelier:  je  serai  bonne  chr&ienne,  cette  image  est  tämoin 
que  je  pardonnerai  a  l'Imp^ratrice-Reine. 

»Le  traite  de  17161),  ce  qui  s'est  fait  depuis  en  consäquence  de  ce 
Systeme,  prouve  suffisamment  qu'au  moins  son  esprit  est  persuadä,  car  sa 
facon  de  penser,  cette  jalousie  contre  toutes  les  femmes  qui  peuvent  le 
lui  disputer  cn  jeunesse  ou  en  beautg,  ne  rend  guere  vraisemblable  qu'elle 
aime  sincerement  une  Princesse  qui,  par  ses  seules  vertus  et  la  gloire  solide 
de  son  regne,  lui  est  si  fort  superieure.  On  prätend  qu'elle  s'est  expli- 
qude  en  plusieurs  occasions  avec  amitie*  au  sujet  de  S.  M.  l'Emperenr.  Je 
dois  ajouter  que  le  chancelier,  dans  des  moments  oü  il  me  parlait  avec 
lranchise  sur  le  chapitre  de  sa  maitresse,  m'a  paru  convaincu  qu'elle 
e*tait  intentionnde  de  remplir  ses  engagements, 

»Son  inapplication 2)  pourrait  fitre  plus  ä  craindre.  Les  premieres 
annees  du  regne,  eile  donnait  une  heure  par  semaine  au  chancelier.  A 
mesure  qu'elle  s'est  crue  affermie  sur  le  trdne,  eile  s'est  livröe  davantage 
ä  son  penchant  pour  la  dissipation. 

»L'emploi  de  sa  journäe  rend  tont  travail  presque  impossible.  Se 
couchant  ä  qnatre  on  cinq  heures  du  matin,  eile  n'a  pr6cis6ment  que  le 
temps  d'une  toilette  fort  longue  pour  gagner  le  diner.  Au  sortir  de  table, 
olle  prend  toute  döshabillee  un  second  repos,  suivi  d'une  seconde  toilette, 
de  lä  eile  va  rejoindre  sa  sociäte*  et  veiller  encore  jusqu'au  lendemain. 
Comme  eile  mange  considerablement  et  presque  toute  la  journee,  eela  la 
rend  encore  plus  incapable  d'application. 

»Le  retardement  qu'apporte  ce  genre  de  vie  aux  affaires,  est  presque 
incroyable.  La  grande  promotion  r£solue  do  Moscou,  arrßt^e  maintenant 
a  cause  de  changement  qu'on  y  veut  faire,  ne  B'est  point  faite  sur  le  pied 
convenu,  parcequ'on  a  6t6  plus  d'un  an,  Sans  la  signer.  Par  la  memo 
raison,  le  duc  d' Aquitaine 3)  est  mort,  avant  qu'on  eüt  fait  response  aux. 
lettres  qui  donnaient  part  de  sa  naissance.  Enfin,  l'augmentation  de 
l'armöe4),  de*cidde  d'une  maniere  si  solennello  ä  Moscou  en  plein  Conseil, 
ne  serait  pas  encore  effectude  aujourd'hui,  si  le  chancelier  n'eut  eu  recours 
ä  la  ruse.  Apres  avoir  inutilement  sollicitö  pendant  longtemps  la  signa- 
ture  de  Pordre  au  8enat,  une  formalite'  indispensable,  il  s'est  entendu 

a)  »Toutes  les  chambres  jusqu'  ä  la  Salle  du  bal  ont  leur  image  en  Russie.« 

1)  Zwischen  Russland  und  Österreich.         2)  Vgl.  S.  234.  574. 

3)  Xaver  Ludwig  Maria,  dritter  Sohn  des  Dauphin  Ludwig  und  Maria  Joseph as, 
Tochter  König  Augusts  III.  von  Polen,  geb.  7.  Sept.  1763,  +  22.  Febr.  1754. 

4}  Vgl.  Masslowski,  Der  siebenjährige  Krieg  nach  russischer  Darstellung 
I,  IS  ff.,  übersetzt  von  Drygalski  [Berlin  1888]. 


Beilnge  II. 


—  [1755  Anfang  Juli.] 


681 


avec  le  socrötaire  da  cabinet  Cercaskow  pour  en  parier  de  nouveau  en  [1755 
aa  pre*sence  ä  8a  Majestö.  Les  m€mes  difficultds  s'etant  rencontrees,  ce 
dernier  proposa  comme  de  lai-m€me  que,  si  l'Impe'ratrice  voulait  lui  Com- 
mander verbalement  de  signifier  ses  volontes  au  Senat,  cela  aurait  la  m€me 
force  que  la  signature.  En  ayant  obtenu  un  oui,  Ü  dressa  sur-le-champ 
l'expädition ,  et  il  ne  fallut  pas  la  moitie  du  temps  pour  lever  60  000 
hommes  dans  l'empire,  qu'en  avait  exigö  cette  nägociation. 

»11  y  a  cependant  deux  remarquea  ä  faire  ä  ce  sujet.  La  premiere, 
c'est  que  de  certaines  affaires  inte'rieures,  cellea  des  finances  par  exemple, 
ne  vont  pas  aussi  lentement.  P.  Schuwalow qui  a  ce  de'partement,  qui 
la  voit  tous  les  jours  et  lui  en  impose  par  son  jargon,  en  arrache  bien 
des  choaes  ä  force  d'importnnite,  ce  que  le  chancelier  ne  saurait  faire, 
qui  traite  tont  par"  öcrit. 

>La  seconde,  c'est  que,  dans  les  occasions  importantes,  on  l'a  vu  sortir 
de  sa  le'thargie.  Lora  de  la  guerre  en  Suede2),  dans  le  temps  que  les 
troupes  &aient  en  Allemagne3),  eile  travaillait  beaucoup.  II  y  avait  ordre 
de  l'eveiller  ä  toute  heure,  si  une  nouvelle  importante  arrivait.  C'est  de 
Wolkow  que  je  tiens  ceci;  il  m'a  assure'  que  dans  lafiaire  du  manage 
projete",  il  y  a  quelques  annäes,  entre  le  coadjutor  de  Lübeck4)  et  la  prin- 
cesse  Auguste  de  Danemark,  l'Impe'ratrice  avait  envoyd  deux  feuilles  rem- 
plies de  sa  main  au  chancelier. 

»Ce  qui  embarrasse  le  plus  les  ministres,  c'est  qu'ä  cette  irräsolntion 
naturelle,  ä  cette  lenteur  eile  joint  la  mäfiance  la  plus  grande.  II  est 
pennis  de  la  presser,  mais  jusqu'ä  un  certain  point.  Lorsqu'elle  voit 
qu'on  insiste  trop,  eile  juge  aussitöt  qu'il  y  a  des  vues  seconde9.  On 
lui  a  entendu  dire  ä  P.  Schuwalow,  qui  lui  parlait  avec  un  peu  de  cha- 
leur  sur  une  affaire:  c'est  apparemment  un  projet  pour  me  bien  voler.  Le 
chancelier  a  essuye  des  propos  dans  le  mSrne  goüt.  II  revenait  ä  la 
Charge  en  faveur  d'un  homme  dont  l'Impe'ratrice  ne  voulait  pas;  eile  lui 
demanda,  si  c'eHait  un  de  ses  compagnons  de  table. 

»Livröe  ä  la  seule  dissipation  et  aux  plaisirs,  tant  qu'elle  a  6t&  par- 
ticuliere,  il  eut  öte*  difficile  que  le  tröne  lui  eüt  donnö*  des  vertus  et  une 
Ovation  qu'elle  n'avait  pas  apportees.  On  croit  qu'elle  ignore  assez  ce 
qu'on  appelle  amour  de  la  gloire,  qu'il  n'y  a  guere  que  sa  conservation 
qui  l'affecte  ä  un  certain  point.  Halsaant  sa  succession,  eile  regarde 
l'avenir  avec  indiffärence.  D  faut  convenir  que  tout  ce  qu'elle  a  e*td  ca- 
pable  de  sentir  et  de  faire  au  delä,  est  l'ouvrage  du  seul  chancelier. 

Chancelier         est  8*  *mPortant  ^e  80  **"re  une        Juste  ^e  *a  fÄCOn 
de  penser,  du  credit,  des  liaisons  de  ce  ministre  que  j'ai 

toute  mon  application  ä  les  approfondir. 


1)  Vgl.  S.  686  f.       2)  1743.   Beendet  durch  den  Frieden  von  Abo. 
3)  1748.        4)  Prinz  Friedrich  August  von  Holstein  wurde  1750  zum  Bischof 
von  Lübeck  gewählt. 


682  Österreichische  Acten  xur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1755  »Le  chancelier  est,  comme  la  plupart  des  hommeB,  nn  compose'  de 

^JuHj^  bonnes  et  de  mauvaises  qnalites.  L'exte*rieur  ne  pre'vient  pas  en  sa  faveur. 
Ii  s'explique  avec  peine,  met  peu  d'ordre  dans  son  discours,  miche  les 
paroles,  on  ne  le  comprend  donc  que  difßcilement  *).  Peu  accou  turne"  ä 
une  certaine  contention  d'esprit,  il  ne  suit  pas  avec  moins  de  peine  nn 
raisonnement  nn  peu  lie\  Le  vin,  joint  aux  infirmit<*s  attachäes  ä  son 
äge,  le  rendent  sonvent  incapable  d'aucune  affaire.  Les  exoes  de  la  veille 
influent  m€me  sonvent  sur  le  lendemain. 

»Une  vie  dissip«;e,  la  table,  le  jeu,  les  veilles,  des  chagrins  domes- 
tiques,  le  därangement  de  ses  affaires2),  la  näcessite*  oü  se  tronve  ici  nn 
ministre,  d'entrer  dans  mille  petites  intrigues,  lui  enl&vont  d'autres  mo- 
ments  qui  devraient  £tre  employ^s  ntilement. 

»Par  an  prejage"  assez  commun  ä  sa  nation,  il  y  a  de  certains  joars 
qu'il  croit  malheureux,  oü  il  ne  traiterait  point  d'affaires.  L'anniversaire 
de  son  mariage,  celni  de  la  naissance  de  son  fils,  les  lundis  sont  de  ce 
genre.  Fnncke  a,  dit-on,  nn  almanac  note*  pour  cet  nsage.  II  ne  risqne 
point  de  proposition  Sans  l'avoir  consulte\ 

»8a  physionomie  est  presqae  toujours  celle  do  la  mauvaise  hnmenr, 
son  ton  de  voix  natnrellement  aigre ;  d'un  caractere  mäfiant,  il  se  prävient 
aisement  contre  quelqu'un.  Alors,  il  est  bien  eMoigne*  d'ßtre  aimable  ni 
poli;  c'est  l'homme  du  commerce  le  plus  difficile.  Le  comte  Esterhasy 
en  a  fait  l'expenence,  sans  qu'il  y  ait  eu  de  la  faute  de  son  cöte* 3).  Lors- 
qu'il  veut  du  bien,  au  contraire,  il  est  extremement  traitable.  Je  l'ai 
trouv<5  tont  different  ä  mon  e"gard  que  je  le  depeinds  ici. 

»Lent  par  tempdrament,  il  Test  encore  par  principe.  II  croit  que 
les  grandes  affaires  ne  se  font  jamais  vite.  Rencontrant  mille  obstacles  en 
son  chemin,  ne*  dans  le  pays  de  l'intrigne,  intriguant  par  lui-meme,  agis- 
saut  souvent  par  des  vues  personnelles,  les  affaires  doivent  ne*cessairement 
eprouver  un  retardement  infini. 

»Enfin,  on  lui  reproche  comme  une  indecence  sa  trop  grande  intimiW 
avec  M.  de  Funcke,  le  ministre  d'une  cour  ätrangere.  On  dit  qu'il  y  a 
des  cas  oü  il  peut  y  avoir  une  collision  d'intörßts  avec  la  Saxe ;  qu'il  est 
desagrdable  que  ce  ministere  oü  le  secret  n'est  pas  trop  bien  garde",  se 
trouve  par  lä  exactcment  informö  des  demarches  de  chaque  puissance  vis- 
ä-vis  de  la  Russie.  Mais  cette  liaison  est  peut-ßtre  autant  Touvrage  de 
la  ne"cessite  que  de  l'inclination. 

»Le  chancelier  se  croit  oblige*  de  cacher  bien  des  choses  an  College 
des  affaires  e*trang£res.  La  disette  de  sujets,  plus  grande  ici  que  partout 
ailleurs,  le  r^duit  ä  se  jetter  entre  les  mains  d'un  etranger  ancien  domes- 
tique  de  sa  maison  et  homme  de  capacite\ 


1}  Vgl.  S.  240.  674.  2)  Vgl.  S  482.  3)  Vgl.  S.  265.  674. 


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Beilage  II.  —  [1755  Anfang  Juli.] 


683 


»L'affaire  des  Czartoryski  *)  dans  laquelle  la  Rassie  a  pris  un  ton  [1755 
qni  de*sespere  M.  de  Funcke,  et  qui  pourrait  lui  coüter  son  credit  aupres  ^Aj,fn° 
de  sa  propre  cour,  prouve  que  la  complaisance  du  chancelier  a  des  bor- 
nes*).  An  surplus,  ce  M.  Funcke  est,  on  ne  peat  pas,  mieux  intentionnd, 
rempli  de  zele  pour  la  canse  commune.  Je  lui  ai  l'obligation  des  notions 
les  plus  importantes  que  j'ai  pu  prendre  de  la  Kussie.  Je  ne  crois  pas 
qu'il  aie  voulu  me  rien  cacher,  et  sa  franchise  lui  fait  d'autant  plus 
d'honneur  que,  voyant  son  zele  reoompensö,  il  pouvait  songer  ä  se  rendre 
necessaire  pour  l'avenir.  Dans  les  circonstances  präsentes  nous  de  von  3 
de'sirer  de  le  garder  ici.  Le  chancelier  n'est  pas  en  e'tat  de  faire  les 
affaires  par  lui-meme.  II  n'a  point  de  memoire,  il  confond  souvent  les 
faits,  les  dates,  il  comprend  mal  ce  qu'on  lui  dit,  il  rend  mal  ce  qu'il 
veut  dire.  Sans  Funcke  qui  rectifie  tont,  qui  adoucit  les  r^ponses  trop 
dures,  qui  est  en  droit  de  dire  des  värites  qui  seraient  mal  recues  de  tont 
autre,  les  ministres  alli£s  se  verraient  souvent  embarrassls.  Funcke  est 
comme  l'äme  du  chancelier.  Sans  lui,  la  bonne  volonte"  de  ce  ministre 
deviendrait  inutile,  prive"  de  cet  appui,  il  se  trouverait  hors  d'dtat  de 
defense.  J'avoue  qu'il  serait  prdfdrable  que  le  premier  ministre  de  Russie 
füt  un  homme  lumineux,  qu'il  y  a  de  l'inconve'nient  ä  passer  par  un  caual, 
surtout  Oranger;  mais  teile  est,  selon  moi,  la  Situation  des  choses  que 
M.  Funcke  est  un  mal  nöcessaire,  et  que  la  perte  serait  irreparable. 

»II  s'en  faut  bien  que  M.  Wolkow  pusse  le  remplacer.  C'est  un  jeune 
horamo  de  28  ans,  presque  sans  connaissancea ,  avec  encore  moins  de 
ge"nie,  ayant  quelques  talents  pour  l'intrigue,  des  moeurs  perverses,  beau- 
coup  de  prgsomption,  se  parant  d'un  peu  de  francais  et  d'allemand  qu'il 
e"crit  sans  connaitre  la  valeur  d'aucun  terme  2).  C'est  lui  qui  est  l'auteur 
de  ce  fameux  Ultimatum,  de  m£me  que  de  la  lettre  ä  M.  Gross 3)  que  j'en- 
voie  par  ce  courrier4).  Le  chancelier  lui  donne,  cependant,  beaucoup  de 
confiance,  mais  c'est  faute  de  trouver  mieux.  Dans  sa  position  il  n'en  est 
pas  moins  considlrable.  Mais  ce  serait  Gtre  bien  injuste  que  d'avoir  parle* 
des  seuls  döfauts  d  un  ministre  auquel  nous  devons  tant,  sans  faire  men- 
tion  de  ses  bonnes  qualite's. 

»Ce  caractere  vindicatif,  implacable  qui  en  fait  un  ennemi  si  dange- 


a)  »Dans  le  temps  oü  j'ecrivais  ceci,  le  chancelier  ne  s'eteit  pas  encore 
declarä.   Je  conviens  que  cet  argument  porte  ä  faux.« 


1)  Es  handelt  sich  um  die  Streitigkeiten,  die  anlässlich  der  Ostrogischen 
Sequestration  zwischen  Brühl  und  den  Czartoryaki,  sowie  auch  zwischen  dem 
sächsischen  und  russischen  Hofe  entstanden.  Vgl.  Roepell,  Polen  um  die  Mitte 
des  18.  Jahrhunderts  [Gotha  1876]  105  ff.        2)  Vgl.  S.  423. 

3)  Gemeint  durften  die  Vorstellungen  sein,  die  Gross  gegen  die  Bevorzugung 
der  französischen  Partei  durch  Brühl  am  20.  März  1 755  erhob.  Vgl.  Roepell  a.  a. 
0.  108.        4)  Die  Beilage  hat  mir  nicht  vorgelegen. 


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684  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1755    reux,  dtfnote  nne  Arne  ferme,  inäbranlable  dans  ses  prineipes.    Cea  senti- 
^Jutt)^  men*8  app^Q11^3  an  Systeme  politique  dont  le  chancelier  est  l'auteur,  donnent 
nne  certitude  morale  qoe  sa  haine  contro  la  Prasse  et  son  attachement 
ä  la  bonne  cause  seront  ägalement  invariables. 

»Je  n'entreprendrai  pas  de  faire  l'enumeration  de  ses  Services.  LL. 
Ms.  les  connaissent  mieux  que  moi.  Je  ne  m'attacherai  qn'ä  räpondre 
aux  dontes  räpandus  depuis  quelque  temps  sar  sa  conduite,  nommement  .  .  . 
dans  [l'affaire]  de  la  forteresse1),  dans  celle  de  la  Convention  enfin*2).  .  .  . 

>C'est  sans  doute  le  vice-chancelier  qui  est  entre*  chez  l'Imp&atrice 
pour  en  obtenir  une  röponse  definitive  au  snjet  de  la  forteresse;  mais  le 
chancelier  gardait  encore  la  chambre,  l'affaire  ätait  dejä  döcidle  favorable- 
ment  par  les  avis  da  chancelier  et  de  P.  Schuwalow,  ramene"  par  le  Pre- 
mier, auxquela  le  vice-chancelier,  d'abord  d  un  autre  sentiment,  avait  6i6 
oblige"  de  se  conformer.  Si  le  chancelier  nous  a  tdmoigne'  une  mäfiance 
offensante,  en  traitant  tout  s6par£ment  avec  le  ministre  anglais,  c'est  qu'un 
homme  aecoutume'  aux  petits  moyens  en  soapgonne  aisement  les  autres. 
II  nous  a  mal  juge*  dans  ce  cas  particulier. 

»Pour  ce  qui  est  de  l'affaire  de  la  Convention,  il  me  parait  qu'elle 
est  tonte  ä  son  a  van  tage.  II  doit  lui  en  revenir  5000  €i  sß  dans  son  parti- 
culier; mais  en  ministre  zeHe*  pour  la  gloire  de  la  Kussie,  il  de'daigne  des 
offres  selon  lui  point  proportionnees.  Dans  le  meme  temps,  il  fait  exe*cuter 
une  leve*e  de  CO  000  hommes,  il  oonstruit  50  nouvelles  galeres,  et  il 
entretient  gratis  pendant  deux  ans  le  corps  de  troupes  en  Livonie,  qui 
y  est  necessaire  pour  la  cause  commune.  J'ai  l'honneur  de  joindre  ä  ce 
mömoire  deux  piece8aJ  k  ce  sujet  communiquees  ici  ä  personne.  On 
s'e'tait  contente*  de  donner  ä  M.  Guy  Dickens  des  reponses  vagues,  s'excusaut 
sur  la  paresse  de  rimp^ratrioe 3). 

>LL.  Ms.  y  trouveront  que  Ton  s'attendait  a  l'envoi  d'un  nouveau 
ministre  d' Angleterre 4)  qui  serait  Charge*  d'instructions  plus  satisfaisantes, 
et  que  c'est-lä  la  raison  vöritable  pour  laquelle  on  n'a  point  repondu  aux 
propositions  de  la  derniere  conförence. 

»Je  dois  ce  temoignage  k  la  ve*rit£,  je  me  suis  senti  attendri  ä  la 
maniere  dont  le  chancelier  m'a  parle*  sur  son  zele  pour  le  Service  de 
LL.  Ms. ;  il  m'a  conjure*  de  Les  assurer  qu'il  resterait  constamment  attachö 
a  un  Systeme  qu'il  avait  cre^,  et  affermi  qu'Elles  ne  devaient  pas  le  con- 
sidörer  seulement  comme  le  ministre  bien  intentionne*  d'nne  cour  alliee, 


a)  >On  m'en  avait  fait  espörer  deux,  mais  je  n'en  ai  eu  qu'une,  c'est  la  lettre 
ci-jointo  du  chancelier  a  GrosB;  maintenant  que  tout  est  arrange,  eile  devient 
inutile.c   [Die  Beilage  lag  mir  nicht  vor.] 


1)  Russland  wollte  an  der  türkischen  Grenze  eine  Festung  anlegen,  wo- 
gegen die  Pforte  energischen  Widerspruch  erhob.  Vgl.  Beer,  Bentinck  CLVTII. 

2)  Vgl.  S.  676.        3)  Vgl.  Beer,  Bentinck  CL1I1.        4)  Williams. 


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Beilage  II.  —  [1755  Anfang  Juli]. 


6S5 


mais  comme  le  ministre  autrichien  ä  la  conr  de  Russie ;  qu'il  faisait  gloire  [1755 
de  ces  Bentiments,  lea  Beute  dignes  d'un  Russe  aimant  sa  patrie;  qu'il  ju*[Jjg 
suppliait  qu'on  ne  le  jugeät  pas  toojours  sur  les  apparences,  qu'on  pouvait 
se  tromper  dans  l'eloignement;  que  ce  pays-ci  ätait  un  pays  d'intrigues; 
que  le  projet  le  meilleur  e*tait  quelque  fois  le  plus  contredit,  que  les 
grandes  affaires  ne  pouvaient  aller  que  lentement,  que  l'inapplication  de 
l'Impe'ratrice  faisait  un  obstacle  invincible,  qu'elle  y  joignait  une  möfiance 
encore  plus  pernioiense,  qu'en  la  pressant  on  risquait  de  tout  gäter ;  qu'il 
6tait  märne  vrai  que  son  pouvoir  avait  baissö;  qu'on  lui  reprocbait  le  re- 
tardement  de  la  Convention,  mais  qu'il  n'y  avait  rien  de  perdu  encore, 
que  les  troupes  ötaient  sur  les  lieux  en  dtat  de  marcher  au  premior 
ordre;  que  l'Impe'ratrice  ötait  intentionnee  de  remplir  »es  engagements; 
que,  quant  ä  sa  facon  de  penser  ä  loi,  il  se  flattait  qu'on  n'en  doutait 
pas;  qu'il  priait  seulement  qu'au  cas  que  les  fitats  de  Hanovre  fussent 
attaques,  nous  ne  fassions  pas  attendre  notre  diversion  !) ;  qu'on  avait  prd- 
venu  sa  maitresse  qu'il  ne  fallait  pas  trop  compter  sur  nous;  qu'un  jour 
en  plein  Conseil  eile  lui  avait  reproche*  la  maniere  dont  nous  avions  aban- 
donne'  la  Russie  ä  la  paix  de  Belgrade2),  ä  quoi  il  avait  repondu  que, 
notre  alliance  n'e'tant  que  defensive,  nous  avions  plus  fait  dans  cette 
guerre  que  nous  n'dtions  Obligos ;  que,  si  nous  ätions  exacts  pour  la  pre- 
miere  fois,  cela  la  gudrirait  de  ce  prejugä.  II  accompagnait  tout  cola 
d'un  air  de  candeur  et  de  vente"  auquel  il  ne  me  parait  pas  pennis  de 
se  refuser  vis-ä-vis  d'un  homme  qui  a  si  bien  prouvö  par  les  actions  ce 
que  sa  bouche  avance. 

»Une  ve'rite'  affligeante  c'est  qu'il  a  conside'rablement  perdu  de  son 
credit  dans  l'esprit  de  sa  maitresse.  D'un  Age  ä  n'ßtre  plus  fait  pour 
6tre  de  sa  socieHö,  n'ayant  rien  de  cette  eMoquenoe  naturelle  qui  rendrait 
son  travail  agreable,  ni  cette  pr&ence  d'csprit  ne*cessaire  pour  se  tirer 
avantagousement  de  toutes  les  objections  que  lui  faisait  l'Impdratrice, 
souvent  souffläe  par  ses  ennemis,  il  a  pris  le  parti  de  tout  traiter  par 
äcrit.  S'il  se  manage  par  lä  le  moment  de  la  räflexion,  il  a  beaucoup 
perdu  du  cdte"  de  l'activite*  qu'il  pourrait  donner  aux  affaires,  s'il  appro- 
chait  journellement  de  la  maitresse. 

»Ce  serait  pourtant  se  tromper  que  de  croire  que  cette  diminution  de 
credit  pourrait  le  faire  renvoyer  des  affaires.  Elle  ne  leur  nuira  que  par 
la  lenteur  qu'elle  y  apportera.  La  place  de  chancelier  n'est  pas  meine 
de  Celles  qui  sont  briguees.  Les  emplois  dans  l'interieur  donnent  une  bien 
plus  grande  autorite'  et  en  m§me  temps  des  richesses.  Le  seul  Woronzow 
pourrait  6tre  vente"  de  ce  projet,  mais  l'Impe'ratrice  qui  le  traite  avec  bonte, 
n'en  a  pas  opinion,  pendant  qu'elle  croit  le  chancelier  capable.  Peut-6tre 
me'me  les  Sohuwalow  n'y  donneraient-ils  pas  les  mains. 

1)  Vgl.  das  gleiche  Verlangen  bereits  1753.  Beer,  Bentinck  CLII. 

2)  1739. 

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6S6   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1755  »C'est  oe  parti  quo  j'appelerai  le  parti  dominant  qni 

dominant       m^rite  une  attention  toute  Particuli^re.    Ayant  l'oreille  de 
la  souveraine,  place*  jusque  dans  son  coeur,  devant  snrvivre 
le  chancelier,  \\6  d'une  certaine  facon  avec  lni,  gouvernant  M.  de  Woronzow, 
en  possession  de  tous  les  grands  emplois,  on  pent  dire  qne  Ies  forces  de 
Tompire  sont  entre  ses  mains. 

»Voici  Tidde  que  je  m'en  suis  formte. 

»Ce  parti  est  compose"  de  quatre  personnes:  du  chambellan  *),  le  favori 
d6clar£,  de  Pierre  Schuwalow,  de  sa  femme,  d'Alexandre  ßchuwalow 
enfin. 

»Je  n'en  parlerai  pas,  cependant,  dans  le  m6me  ordre  qne  je  viens 
de  les  nommer.  Le  credit  de  ee  parti  semble  porter  snr  nne  base  plns 
solide  qu'une  passion  passagere,  qne  le  oaprice  d'un  jour  pent  d&ruire.  II 
est  ant(5rieur  ä  cette  faveur,  et  probablement,  si  eile  venait  ä  cesser,  il  ne 
continnerait  pas  moins  ä  exister.  Tont  se  prete  mutnellement  la  main  dans 
ce  parti,  Pierre  8chuwa1ow  est  Tarne  du  Senat,  par  lä  le  canal  des  graces; 
il  tient  les  cordons  de  la  bourse,  sa  femme  est  de  tous  les  temps  la  d£- 
poaitaire  des  secrets  les  plus  cachda.  Alexandre  est  revßtu  du  pouvoir  le 
plus  redoutable  qu'il  y  ait  en  Russie,  inquisiteur  de  Tßtat;  personne  ne 
dort  tranquillement  dans  son  lit  qu'ä  Tabri  de  sa  protection ;  le  chambellan 
enfin  est  Tobjet  des  plus  tendres  affections,  tout  Tempire  va  chez  eux  ä 
Toffrande.  Eux  de  Tautre  cdte"  achetent*)  tout  ce  qui  environne  la  maitresse. 
J'ajoute  encore  que  cette  famille  6tait  de*jä  attachöe  ä  Tlmpe'ratrice,  pendant 
qu'ello  n'Stait  que  Princesse,  ce  qni  fait  un  mc>ite  immense  aupres  d'elle. 

»Apres  cette  idöe  prdliroinaire,  j 'entre  dans  le  detail  des  personnes, 
commen^ant  par  Pierre  Schuwalow  que  je  place  ä  la  töte  du  parti. 

>I1  semble  que  tout  le  monde  se  reunisse  k  le  d^finir 

P  Schnwalow 

'  comme  un  hommo  ambitieux,  vain,  entreprenant,  superficiel, 
capable,  cependant,  d'teouter  des  conseils,  ayant  la  coneeption  aisöe,  d'une 
activitä  singulare,  infatigable  au  travail.  On  lui  reproche  de  l'avarice. 
Comme  il  a  toutes  les  pr&entions,  Tenvie  de  briller  le  rend  come*dien 
k  Texees.  II  est  k  la  fois  se*natenr  et  g(<ne"ral  en  chef.  En  vertu  du 
premier  emploi  il  devait  Stre  mombre  du  8<Snat  dirigeantb).    II  a'en  est 

»)  »Ces  pensions  vont  ä  l'infini.  Celles  que  donne  le  grand-veneur*,  vont 
i«  40000  roubles.« 

b)  »Le  Senat  est  le  tribnnal  supreme  de  Tompire.  Le  seul  College  dcB  affaires 
ctrangferes  n'y  est  pas  soumis,  car  depuis  que  P.  Schuwalow  y  gouverne,  il  a  su 
y  attirer  la  gnerre,  le  commissariat,  la  marine,  qui  n'en  döpendaient  pas.  On  voit 
par  la  qu'indirectement  il  est  premier  ministre  de  rinteneur,  amiral  et  common- 
dant  en  chef.  Du  temps  de  l'imperatricc  Anna,  lo  Senat  a  pens6  s'arroger  une 
autorit6  qui  bornait  l'autorite'  souveraine.  Cela  n'cxisto  plus,  un  mot  renyerse 
tout  ce  que  le  Senat  ponrrait  faire.« 


1)  Iwan  Schuwalow.   2)Raauinowski.  Vgl.  Uber  ihn  Koser,  Preuss.  Jahrb.  47, 296. 


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Beilage  II.  —  [1755  Anfang  Juli.;, 


687 


servi  pour  le  maUriser.  Lui  seul  y  parle,  y  decide.  Trubetzkoi1)  y  avait  [1755 
du  credit,  c'est  un  homme  d'esprit,  connaissant  bien  l'interieur.  Schuwalow 
a  su  l'dcarter.  L'Impdratrice  est  venue  prendre  sdance  pour  döclarer  qu'elle 
^tait  mecontente  de  tout  le  monde,  qu'elle  ne  connaissait  que  P.  8chuwalow 
d'eclaire',  qu'elle  prdtendait  que  ses  avis  fussent  dcoute*s.  Tout  ce  qui 
s'appelle  finances,  commerce,  legislation  supgrieure  est  son  departement. 
Environne"  de  gens  qui  lui  forment  des  projets,  sa  vivacitö  embrasse  tout, 
il  s'est  trompe*  plusieurs  fois,  mais  on  la  vu  se  corriger.  Divers  e"tablisse- 
ments  parlent  en  sa  faveur.  Toutes  les  douanes  iotdrieures  de  province  a 
province  ont  6t6  supprimees,  pour  n'etre  percnes  qu'ä  l'enträe  et  la  sortie. 
11  vient  d'driger  uno  espece  de  banque  d'emprunt,  pour  dötruire  l'usure; 
il  va  faire  mesurer  le  pays  ge'ome'triquement,  afin  de  pouvoir  regier  toutes 
les  disputes  de  limites  si  fre*quentes  dans  ce  pays  entre  particuliers.  En 
un  mot,  on  ne  saurait  lui  refuser  du  gdnie  et  surtout  une  äme  tres  agissante. 

>8i  ce  departement  est  pour  lui  une  source  ineSpuisable  de  richesses, 
sa  vanitö  est  incomparablement  plus  flattee  de  la  Charge  de  general.  C'est 
lui  qni  commande  la  division  de  la  Livonie.  Le  plaisir  d'avoir  un  corps 
considdrable  sous  ses  ordres,  n'a  pas  pu  faciliter  la  derniere  re'partition. 
On  ne  saurait  disconvenir  qu'il  ne  travaillo  dans  cette  partie.  Ayant 
demande*  les  papiers  du  mare"chal  Münnich2),  en  consöquence  de  ses  prin- 
cipes  il  a  fait  assembler  une  commission  militaire  oü  sous  la  direction  du 
ge*ne>al  Lieven,  le  meilleur  officier  de  ce  Service,  qu'il  s'applique  ä  gagner, 
on  forme  une  nouvelle  ordonnance  et  un  nouvel  exercice  militaire3).  II  se 
propose  d'augmenter  les  cuirassiers  de  sept  rdgiments.  L'artillerie  fait 
un  antre  objet  de  ses  soins.  J'ai  oui  dire  qu'on  y  a  fait  des  progres 
Itonnants  que  l'on  täche  de  tenir  secrets.  II  est  probable  qne  sans  lui  le 
chancelier  aurait  eu  de  la  peine  ä  obtenir  ä  Moscou  l'augmentation  de 
l'armee.    II  a  soutenu  cet  avis  aveo  tonte  la  chaleur  imaginable. 

»Sa  fureur  serait  de  Commander  a  la  guerre.  J'apporte  des  preuves 
de  ce  fait,  parcequ'il  est  important.  Guy  Dickens  m'a  conte  que  P.  Schuwalow 
^tait  venu  l'entretenir  depuis  peu  de  ses  projets  pour  suppiger  a  la  fniblesse 
de  leur  cavalerie  et  s'opposer  ä  Celle  de  Prusse;  qu'il  avait  fini  par  les 
protestations  les  plus  fortes  sur  son  respect  sur  la  nation  anglaise.  Le 
ge*näral  Bnturlin,  un  bon  homme  tres  borne",  mais  de  la  soctäte*  de  l'Im- 
päratrice,  a  envoyö,  il  y  a  peu  de  jours,  une  personne  de  confiance  a 
M.  Funcke  avec  cette  commission  singuliere  de  lui  demander  des  nouvelles 
nn  peu  positives  sur  la  guerre  entre  la  France  et  l'Angleterre;  qu'on  s'en- 
tretenait  souvent  k  la  cour  de  ces  matieres,  qu'il  serait  bien  aise  d'en 


1)  Vgl.  S.  696. 

2)  Miinnich,  seit  1727  Chefgeneral,  seit  1732  Generalfeldmarschall  nnd  Prä- 
sident des  Rriegscollegiums,  hatte  das  russische  Heer  reorganisirt 

3)  Vgl.  S.  680  Anm.  4. 

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688   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

[1755  ponvoir  parier  pertinemment,  mais  que,  dans  le  fond  de  son  cobuj,  il  Berait 
\lu'r!]g  charmd  que  les  choses  se  brouillassent,  parceqne  cela  pourrait  peut-Stre 
dloigner  Schuwalow  qui  demanderait  sürement  ä  Commander.  Wolkow  m'a 
dit  quelque  chose  de  tres  decidö*  ä  cet  egard.  Le  chancelier  l'avait  envoyd 
par  politique  chez  Schuwalow  pour  lui  lire  un  endroit  de  ses  reprdsenta- 
tions  ä  rimpdratrice  sur  l'affaire  de  la  Convention,  dans  lequel  endroit  il 
ctait  parlö  du  roi  de  Prasse  et  de  son  ambition.  II  a  non  seulement  beau- 
coup  applaudi  au  sentiment  du  chancelier,  il  a  m&ne  demande*  si  la  pra- 
dence  n'exigerait  pas  de  prövenir  un  ennemi  si  dangereux  et  de  l'ecraser, 
avant  qu'il  fit  des  nouveaux  progres,  que  jamais  l'empire  n'avait  6t6  si 
arme*,  les  troupes  aussi  belies,  que  les  forces  supeneures  de  la  Bussie  t6- 
pondaient  du  succes. 

»Enfin,  voulant  m'assurer  par  moi-meme  de  ses  dispositions  guerrieres, 
jo  lui  ai  fait  compliment  un  jour  sur  son  projet  militaire;  j'ajoutais  que 
le  moyen  le  plus  sür  d'acquerir  de  la  gloire  ä  la  guerre,  dtait  de  bien 
employer  le  loisir  de  la  paix;  il  a  paru  sentir  ce  que  je  voulais  dire,  et 
m'a  repondu  qu'ä  la  vdritd  ces  Prussiens  dtaient  formidables,  qu'on  travail- 
lerait  nuit  et  jour  pour  se  mettre  de  niveau  avec  eux,  mais  qull  fallait 
surtout  ne  les  pas  craindre. 

»Personne  ne  doute  ici  qu'effectivement,  si  le  cas  se  presentait,  il 
n'emportät  le  commandement.  Iis  ne  sont  en  tout  que  cinq  gendraux  en 
chef:  Alexandre  Schuwalow  qui  n'y  pretend  pas,  Buturlin  lequel  lui  est 
infiniment  infdrieur,  Soltikow  qui  parait  oublid*):  le  seul  Apraxin,  homme 
de  Service,  mdriterait  de  lui  etre  prdfdrd,  mais,  outre  que  sa  taille  mon- 
strueuse  ne  lui  permettrait  peut-etre  pas  de  faire  campagne,  son  credit  est 
si  ruind  qu'on  lui  a  deja  dte"  le  commissariat.  Le  chancelier  lui-mfime 
qui,  par  son  amitid  pour  ce  dernier,  ddsirerait  le  contraire,  m'a  dit  en 
confidence  que,  s'il  y  avait  guerre,  il  croyait  que  P.  Schuwalow  serait 
fait  mardchal  et  M.  de  Lieven  gdndral  en  chef  pour  Commander  sous  lui. 
II  entrerait  alors  dans  le  plan  de  rendre  a  Apraxin  son  emploi  pour  le 
consoler.  Je  dois,  cependant,  ajonter  que  Schuwalow  n'a  jamais  servi ;  il 
a  commened  par  etre  lieutenant-gdndral  dans  la  compagnie  des  gardes 
du  corps. 

»Cet  homme  si  important  n'est  donc  non  seulement  pas  Prussien,  mais, 
par  la  circonstance  heureuse  de  sa  facon  de  penser,  ennemi  de  la  Prasse. 
Le  chancelier  le  mdnage  et  a  presque  trouvd  le  moyen  de  le  gagner  en 
flattant  sa  vanitd  par  des  confidences  qu'il  lui  fait  de  temps  en  temps  sur 
les  affaires.  Lors  de  la  ddlibdration  au  sujet  de  la  forteresse,  il  lui  avait 
communiqud  d'avance  son  opinion.  Aussi  Schuwalow  l'a-t-il  soutenu  de 
tout  son  pouvoir.  J'ai  dejä  parle"  de  la  lecture  qu'il  lui  a  fait  faire  par 
Wolkow. 


»)  »II  est  le  dernier  des  cinq,  au  reste  c'est  un  homme  qui  a  servi.« 


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Beilage  II.  —  [1755  Anfang  Juli.] 


689 


»Ce  commencement  de  liaison,  interrompu  ä  la  vdrite*  dejä  plasieurB  [1755 

fois  par  des  intrigues  dans  l'intörieur,  pourrait  devenir  d'une  utilite*  d'autant  ^juiJ^ 

plus  grande  que  le  credit  de  Schuwalow  est  immense.    Cet  homme  a  une 

espece  d'dloquence  naturelle,  fort  ampoulee  sans  doute,  mais  qui  peut  en 

imposer.    A  force  de  parier  et  de  s'emparer  de  la  convcrsation,  il  porte 

l'Impe'ratrice  ä  bien  des  choses.    Une  part  mode'n'e  aux  affaires  pour  lui 

ne  pourrait  ßtre  que  ddsirable. 

»Sa  femme  a,  pour  ainsi  dire,  6t6  eleve'e  avec  l'Impe'ratrice. 

Mde.  P.       g     ministere  est  celui  des  plaisirs.   Confidente  ä  titre.  c'est 
Schuwalow.  ... 

eile  qui  mcnage  cent  petites  negociations  enveloppäes  du  plus 

profond  mystere.   Le  chambellan  a  6t6  präsente'  de  sa  maiu.   Cette  faveur 

a  porte  la  sienne  au  plus  haut  d<Sgre\    Elle  ne  quitte  jamais  d'un  pas  sa 

maitresse.    Elle  löge  porte  ä  porte.    Par  ses  ehambres  on  passe  chez  lo 

chambellan.   L'appartement  du  grand-veneur  est  a  l'autre  bout.   On  la  dit 

mechante,  comme  un  de*mon,  interessöe  ä  proportion;  rien  n'approche  de 

sa  laideur,  c'est  la  f6e  Concombre.   Le  pauvre  Hetman1)  a  senti  les  effets 

de  son  crddit.   Elle  a  fait  rogner  sa  Charge  des  deux  tiers,  sur  les  rapports 

qu'elle  a  faits  a  son  retour  d'  Ukraine. 

>Je  passe  ä  Alexandre  Schuwalow.    Outre  la  Charge 

stlu^valow     d'inquisiteur,  il  est  encore  ge"ndral  de  la  division  de  Pöters- 

bourg,  par  consäquence  le  maitre  de  la  capitale,  aux  trois 

regiments  des  gardes  pres.   Le  Grand-Duc  et  la  Grande-Duchesse  sont  de 

meine  confie's  ä  sa  vigilance.   II  est  comme  leur  grand-maitre.   S'ils  sortent 

en  caiTosse,  c'est  apres  en  avoir  obtenu  la  permission  expresse  par  ce  canal. 

Cette  place  a  augmentö  la  haine  qu'ils  portent  a  cette  famille.  Alexandre, 

qui  a  les  vues  courtes,  voudrait  pouvoir  s'en  d^mettre,  mais  le  parti  n'y 

consent  pas;  d'autres  pr&endent,  cependant,  que  le  frere  du  chancelier  qui 

est  sur  son  retour2},  pourrait  bien  le  relever. 

»Lo  public  lui  rend  la  justice  d'gtre  un  homme  de  bien,  de  s'aequitter 

avec  equitc  de  son  emploi  d'inquisiteur.    Ce  qui  rend  ce  tribunal  encore  plus 

terrible,  c'cst  qu'ii  n'est  compose*  que  d'un  inquisiteur  unique,  acompagne' 

d'un  seul  secrötaire.    J'ajoute,  en  passant,  que  le  seerdtaire  d'aujourd'hui 

est  ä  moitiö  fou  et  presque  toujours  ivre.   Avant  qu'un  de'lateur  soit  e"coute\ 

il  faut  qu'il  affirme  trois  fois  son  accusation  sous  lo  knout,  cela  fait,  l'accusä 

doit  avouer  ou  soutenir  le  contraire  sous  le  knout.    Pierre  le  Grand  a 

(Stabli  cette  Strange  proeddure  pour  rendre  les  dölations  moin3  frdquentes. 

Le  favori.  *Je  finis  Par  le  favori- 

»Tout  le  monde  justifie  le  goüt  de  l'Impe'ratrice.  Elle 
ne  pouvait  mieux  choisir  parmi  tous  ses  sujets.    Iwan  Iwanowitsch  est 


1)  Raaumowski. 

2)  Der  Oberhofmarschall  Graf  Michael  Bestushew  war  Gesandter  in  Wien 
gewesen. 

Acten  zur  Vorgeschickt«  des  7jiLrigeu  Kriuges.  44 


690  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1755  ie  garcon  le  plus  aimable  de  la  cour,  ftge*  de  27  ans.  II  joint  ä  une 
VJuH]g  fiSure  noble  et  interessante  de  l'esprit  beaucoup  de  douceur  et  plu- 
sieurs  qualites  du  cceur.  II  a  recu  une  dducation  plus  soigne*e  que  celle 
qu'on  donne  communement  dans  ce  pays-ci,  qui  pasaerait,  cependant,  pour 
bien  mauvaise  partout  ailleurs;  son  gouverneur  a  6t6  nn  comödien  fran- 
cais.  C'est  de  lui  qu'il  a  pris  un  certain  goüt  pour  les  lettres  francaises, 
qui  lui  donne  une  sorte  de  jargon.  II  fait  gloire  de  proteger  les  sciences. 
La  nouvelle  universite"  de  Moscou  est  son  ouvrage.  ün  Francais,  nomine* 
M.  de  Lucio,  son  bibliothdquaire,  fort  mauvais  sujet,  plus  mauvais  auteur 
cncore,  parait  avoir  uue  sorte  de  credit  sur  lui*). 

»La  faveur  ne  lui  a  pas  tourne'  la  tete.  II  est  d'une  modestie  qui 
fait  l'eloge  de  son  bon  esprit.  Les  cordons  bleus,  tont  ce  qu'il  y  a  de 
grand,  fle'chit  le  genou  devant  lui.  Son  antichambre,  son  lever  ressemble 
assez  ä  la  toilette  de  Mde.  de  Pompadour. 

»La  passion  qu'il  a  inspiree,  est  une  des  plus  sexieuses  dont  on  se 
souvicnne  ici.  II  a  pris  le  contrepied  du  grand-veneur,  qui  croyait  tont 
gagner  par  ses  complaisances.  Celui-ci  joue  l'amant  dälicat.  Comme  eile 
n'aime  pas  la  g€ne,  il  y  a  souvent  des  scenes  tres  fortes  entre  enx.  Un 
certain  Marco b),  chantre  cosaque,  ayant  le  rang  de  colonel,  se  decorant  de 
l'uniforme,  homme  d'une  vilaine  figure,  les  cheveux  roux,  sans  esprit,  mais 
couvert  de  diamants,  se  batissant  un  palais  et  löge1  ä  la  cour,  fait  son  indigne 
rival.  Pendant  la  maladie  du  chambellan,  eile  n'a,  cependant,  presque  pas 
quitt«?  sa  chambre.  C'etait  une  espece  de  goüt  volant.  II  e*tait  perclus 
de  tout  le  corps. 

>Ce  qui  prouve  le  mieux  qu'elle  lui  a  donne  son  cceur,  c'est  la  con- 
fiance  sans  bornes  qu'elle  lui  aecorde.  II  est  le  maitre  de  tous  ses  papiers, 
et  comme  il  aime  assez  ä  lire,  on  dit  qu'il  s'en  oceupe.  Surtout  les  affaires 
etrangeres  piquent  sa  curiosite\  S'il  continue  ä  s'instruire,  et  qu'il  puisse 
e*pargner  du  travail  ä  l'Implratrice,  son  credit  en  acquera  d'autant  plus  de 
soliditö",  il  se  rendrait  par  lä  doublement  necessaire. 

»Le  cbancelier  a  commence"  ä  le  rechercher  des  Moscou.  II  n'y  a 
presque  pas  de  semaine  oü  il  ne  passe  quelques  heures  enferme"  avec  lui; 
mai9  cetto  amitie"  ne  saurait  prendre  racine  qu'autant  que  le  parti  entier 
se  rapprochera  du  cbancelier.  II  fait  passer  par  lui  tous  les  papiers  qu'il 
donne  ä  l'Imperatrice,  et  en  augure  tres  favorablement.  Ce  qui  n'est  pas 
douteux,  c'est  qu'il  a  encore  les  mains  nettes,  que,  bien  loin  que  la  France 


»)  »Jusqu'  ä  präsent  ce  credit  n'est  pas  dangereux;  mais  j'ai  fait  la  con- 
naissance  de  rhomnie,  il  n'est  pas  sans  talents.  Depnis  deux  ans  il  a  appris  ä 
parier  et  ä  ecrire  russe,  ce  qui  pourrait  l'avancer  dans  la  faveur,  en  se  rendant 
plus  utile.« 

b)  »Quoique  colonel,  il  chante  tous  les  dimanches  ä  la  chapelle.  Par  une 
faveur,  qui  prouve  que  l'Imperatrice  veut  personnellement  du  bien  au  comte  Ester- 
hasy,  ce  Marco  ose  venir  dtner  chez  lui,  pendant  qu'il  ne  va  presque  chez  personne.« 


Beilagen.  —  [1755  Anfang  Juli.] 


601 


ou  la  Prasse  aient  rien  gagne*  aar  lui,  il  eBt  enticrement  dans  les  bona  J1^55 

A.nfilU°* 

principes.  II  n'y  a  qne  son  goüt  pour  la  litterature  franc,aise  et  ce  qui  ju\\^ 
vient  de  ce  pays-läa),  qui  pourrait  €tre  dangereux.  Wolkow  m'a  contä 
qne,  lorsqu'il  lui  a  porte*  les  dernieres  reprdsentations  sur  la  Convention, 
il  avait  dft  lui  en  faire  la  lecture;  qne  le  jeune  nomine  avait  paru  frappc 
de  la  force  des  raisons  et  s'^tait  engage*  de  pousser  raffaire  de  tout  son 
credit.  Le  meme  ajoutait  que  la  derniere  fois  il  l'avait  trouv^  assez  in- 
dispose'  contre  le  vice-chancelier  au  sujet  d'un  homme  de  ses  amis,  mais 
fort  indticent,  qu'il  avait  fait  envoyer  ä  Zerbst;  que  Schuwalow,  enfin,  avait 
regrette'  que  sa  maladie  lui  eut  fait  perdre  le  carSme,  le  temps  le  plus 
propre,  disait-il,  oü  il  aurait  pu  porter  Tlmpdratrice  ä  jeter  les  yeux  sur 
les  papiers.  J'observe,  en  passant,  que  ce  Wolkow  est  assez  avant  dans 
sa  faveurb).  Iis  ont  6U  presqne  elev^a  ensemble.  Le  favori  en  a  opiniou. 
C'est  un  Instrument  tres  propre  pour  tout  faire  parvenir  ä  lui. 

»Je  suis  le  premier  ätranger,  dont  il  ait  recu  la  visite.  Nous  avons 
passe*  une  bonne  heure  ensemble.  Je  lui  dois  la  justice  qu'il  a  cherche 
ä  trois  ou  quatre  fois  avec  affectation  ä  me  dire  des  cboses  qui  prouvassent 
sa  boune  volonte'.  Lui  ayant  parte  de  l'e*tat  de  nos  troupes,  comme  elles 
e'taient  exerce"es,  toujours  pre*tes  ä  marcher  ä  premier  ordre,  il  m'a  räpondu 
que  LL.  Ms.  travaillaient  pour  la  sürete'  commune,  que  la  Hussie  n'y  e'tait 
pas  moins  intgresse'e  que  la  Boheme  ou  l'Autriche.  La  conversation  s'ätant 
tourne'e  sur  les  diffe'rends c)  entre  la  France  et  TAngleterre,  il  me  dit  d'un 
ton  de  vivacitd  et  de  bonne  volonte*  qu'il  fallait  donc  esperer  d'avoir  la 
guerre.  II  döplora  beaucoup  la  perte  du  mareohai  Reith car  il  a  assez 
de  bon  sens  pour  ne  pas  croire  P.  Schuwalow  grand  capitaine,  ajoutant 
que  sa  Prätention  de  faire  entrer  son  frere  dans  le  Service,  avait  mis 
l'Imperatrice  dans  le  cas  d'opter  entre  la  perte  d'un  ge'ne'ral  et  la  crainte 
de  d&obliger  l'Angleterre.  J'ai  tüche*  d'employer  ces  moments  prdcieux 
de  mon  mieux  et  de  bien  faire  sentir  combien  il  importait  a  la  Russie 
de  mettre  des  bornes  a  l'ambitiond)  de  la  Prusse.   Le  chancelier  m'assure 

»J  »II  me  dit  un  jour  que,  si  M.  de  Gisors  füt  vonu  a  Pütersbourg,  comme 
les  gazettes  avaient  marque,  il  6tait  intentionne  de  lui  donner  son  palais  ä  habiter. 
Le  chancelier  est  de  la  plus  grande  attention  pour  empöcher  que  ni  Francais 
ni  Prussien  ne  p6netre  jusqu'  ici.«   Gisors  war  ein  Sohn  des  Marschall  Belleisle. 

b)  »II  est  prosque  l'auteur  de  la  liaison  entre  le  chancelier  et  le  chambellan; 
il  a  su  rapprocher  les  esprits  de  part  et  d'autre.  C'est  la  protection  du  dernier 
qui  l'a  sauv6.< 

c)  »S'etent  agi  de  la  möme  chose  a  un  repas,  oü  j'ätais  assis  a  son  cöt6,  il 
me  dit  que,  si  on  en  venait  aux  mains,  probablement  la  Russie  y  serait  aussi 
impliquee,  qu'il  fallait  de  temps  en  temps  la  guerre  pour  tenir  les  troupes  en 
haieine  et  former  des  officiers.« 

d)  »Une  autre  fois  m'ayant  proposer  de  monter  a  cheval  avec  lui,  il  me  dit 
"que,  si  les  Prussiens  attaquaient  Hanovre,  au  bout  de  24  heures  0000  Busses 

1)  Keith  war  1747  in  preussische  Dienste  Ubergetreten. 

44* 

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692  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1755  que  Tidde  de  devenir  comte  de  l'Empire,  le  flattait  infiniment;  il  se  verrsit 
^JuK^  alors  de  niveau  avec  le  grand-veneur,  qui  a  obtenu  la  m6me  dignite'  de 
Charles  VII;  il  m'a  m€me  recommande  de  lui  faire  un  compliment  enigma- 
tique  de  la  part  de  M.  de  Pretlack ')  qui  lui  faisait  savoir  qu'on  n'atten- 
dait  a  Vienne  que  la  lettre  du  cliancelier.  Une  galanterie  de  la  part  de 
S.  M.  l'Empereur  qui  n'aurait  pas  l'air  d'un  pre'sent,  ce  qui  pourrait  choquer 
l'Imperatrice,  ä  l'occasion  de  ce  loup,  envoye*  ä  la  menagerie,  ne  saurait 
que  tres  bien  faire. 

»Reste  encorc  un  personnage  dejä  considerable  aujourd'- 

chancelier      ^u''  raa*8       ^e  sera  une  ^°'3  ^en  ^avantaSe>  c  e8t  ^e 
Woronzow,  le  vice-chancelier. 

»II  est,  comme  presque  tout  ce  qui  est  en  place,  d'nne  origine  extr€- 
mement  obscure.  Son  pere  a  e*te  une  espece  de  fermier  condamne*  au 
knout  pour  des  malversations.  Lorsque  le  fils  est  devenu  un  seigneur, 
que,  par  son  mariage,  il  s'est  trouve*  cousin  germain  de  rimperatrice2),  on  a 
tirö  le  pere  de  la  misere.  De*cord  d'un  ruban  rouge,  on  l'a  vu  figurer  au 
couronnement  de  Moscou  comme  conseiller  prive*. 

»La  faveur  du  vice-chancelier  est  d'ancienne  date.  II  etait  de  la 
maison  de  l'Imperatrice,  avant  qu'elle  monta  sur  le  trdne.  M.  de  8 wart, 
envoye"  do  Hollande,  se  souvient  de  l'avoir  vu  arriver  chez  M.  de  Lynar, 
ministre  de  Saxe,  avec  des  perdrix  que  la  Princesse  avait  tues  ä  la 
chasso.  Devenu  page  bientöt  apres,  il  6ta.it  sur  son  trafneau  la  fameuse 
nuit  qu'elle  est  allle  aux  casernesa).  L'histoire  dit  qu'on  a  eu  toutes  les 
peincs  du  monde  ä  l'y  faire  monter,  il  pleurait  et  tremblait  de  tous  ses 
membres,  ne  voyant  que  des  roues  et  des  gibets  suspendns  sur  sa  täte. 

»Son  mariage  a  mis  le  comblc  a  sa  fortune.  La  femme  est  tres  bien 
cn  cour,  cet  air  de  simplicite"  qui  lui  est  naturel,  fait  qu'on  n'est  pas  snr 
ses  gardes  contre  eile,  le  mari  lui  doit  prodigieusement. 

»Le  chancelier,  qui  alors  n'ätait  que  vice-chancelier,  s'est  servi  fort 
longtemps  de  lui,  comme  il  fait  aujourd'hui  du  favori,  pour  faire  passer 
des  papiers  ä  l'Imperatrice.  Esperant  de  se  l'attacher  davantage,  comptant 
peut-ßtre  trop  sur  son  insufnsance,  il  a  propose*  do  le  faire  vice-chancelier. 
L'Imperatrice  a  resistd  longtemps.  Elle  ne  lui  supposait  ni  les  talents  ni 
le3  connaissances  ne*cessaires,  mais  le  chancelier  ayant  insiste*,  eile  s'y  est 
pretee,  en  disant  qu'il  en  rdpondrait. 

»Dans  ce  temps-lä  l'Impdratrice  etait  entierement  devouee  a  la  Prusse. 

entreraient  chez  eux.  Les  deux  Tschcrnischews,  dont  Tun  a  et6  elev6  ä  Vienne, 
et  ä  l'autre  desquels  LL.  Ms.  ont  fait  un  accueil  si  gracieux  au  couronnement 
de  Prague,  sont  ses  amis  intimes  et  extremement  attachös  ä  notre  cour.  L'aine, 
qui  est  colonel,  no  respire  que  la  guerre.« 

1)  Vorgänger  Esterhasys  als  österreichischer  Gesandter  am  russischen  Hofe. 

2)  Woronzow  heirathete  die  Gräfin  Anna  Skawronska,  Nichte  Katharinas  I. 
Vgl.  Herrmann  V,  87.        3)  5.— 6.  Decomber  1741. 


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Beilage  II.  —  [1755  Anfang  Juli.]  693 


M.  de  Woronzow  le  fut  aussi.   II  avait,  cependant,  demande'  ä  la  8axe  son  (1755 
cordon.    Par  je  ne  sais  quel  caprice,  il  fut  reruse\    Le  roi  de  Prusse  ^jJij]1 
profita  de  cette  circonstance  pour  mettre  Woronzow  encore  plus  particuliere- 
ment  dans  ses  intdrgts.    Aussitdt  il  lui  envoya  l'aigle  noir1)  avec  30  000 
ecus  pour  l'entretien  du  ruban.    II  faut,  pourtant,  observer  qu  il  n'accepta 
Tun  et  l'autre  que  du  grd  de  sa  maitresse. 

»Cette  liaison  le  brouilla  avec  le  chancelier  qui  a  toujours  dte*  dans 
les  bons  principes.  En  vieux  courtisan  il  tendit  un  piege  ä  l'inexpcnenco 
de  Woronzow.  II  proposa,  pour  le  fonner  davantage,  de  lui  faire  voir  les 
principales  cours  de  l'Europe.  Cette  tournee  fut  une  riebe  moisson  de 
presents  pour  le  vice-chancelier.  Amis  et  ennemis,  tous  contribuerent.  Le 
roi  de  Prasse  surtout  l'accabla  de  so.uvenir  et  de  distinetion,  mais  de  retour 
chez  lui  il  trouva  sa  faveur  bais86*e.  Auparavant  il  avait  löge*  ä  la  cour, 
on  le  fit  deloger,  sans  sa  femme  il  dtait  perdu.  Le  cbancelier  avait  profite* 
de  ce  moment  de  liberte*  pour  opdrer  la  conversion  de  sa  maitresse  et  faire 
le  traite-  de  1746. 

»Depuis  cette  dpoque,  l'inimitie*  entre  le  chancelier  et  le  vice-chancelier 
a  toujours  616  en  augmentant.  Elle  est  portee  au  comble.  Les  affaires 
en  souffrent  naturellement.  Le  chancelier  veut  tout  cacher  ä  son  collegue. 
De  lä  mille  intrigues  dans  le  College*)  des  affaires  längeres,  tel  conseiller, 
tel  commis  peut  savoir,  tel  autre  est  exclus  du  secret.  Le  vice-chancelier 
a  ses  creatures  de  son  c6te\  Olsuwiew,  dont  je  parlerai  tantöt,  le  souffle, 
les  Schuwalow  le  protegent.  On  se  Charge  de  part  et  d'autre  des  accu- 
sations  les  plus  fle'trissantes.  Comme  il  importe  infiniment  de  ne  pas  se 
tromper  au  sujet  du  vice-chancelier,  qui  pourrait  fitre  egalement  dangereux 
de  s'y  trop  fier  ou  de  le  croire  trop  coupable,  sans  m'arroger  aueune 
decision,  je  rapporterai  fidelement  ce  qui  est  ä  sa  Charge  et  ce  qui  peut 
lo  disculper. 

II  fautdonner  auparavant  quelques  notions  gendrales  sur  son  caractere. 
»M.  de  Woronzow  est  naturellement  doux,  poli,  courtisan,  affectant 
de  parier  lentement,  pour  aider  la  lenteur  de  ses  iddes,  entierement  de'nue' 
de  connaissance3,  d  une  timidite*  qui  devient  pusillaniraite' ;  n'osant  se  decider 
sur  rien,  voyant  tout  par  autrui,  voulant  toujours  deviner  d'avanco  les 
pense*es  de  sa  souveraine,  avant  de  prendre  aueun  parti,  s'expliquer  de 
pröfdrence  avec  ambiguite",  afin  de  se  mdnager  un  faux  fnyant,  il  est  de 

»)  »Voici  les  personnes  qui  le  composent:  Le  chancelier,  le  vice-chancelier; 
Bugowiachnikow,  conseiller  d'Etat  qui  ne  sait  que  le  russe,  dövoue  au  chancelier; 
Olsuwiew,  dans  le  parti  opposö,  ayant  le  möme  eraploi;  Savakin,  aussi  conseiller, 
le  rapporteur  des  provinces  conquises,  mais  qui  n'entre  pas  dans  le  reste.  Les 
autres  sont  les  secretaires.  Ce  College  est  lo  seul  qui  ne  resortissc  pas  du  Senat, 
qui  embrasse  la  totalite.« 


1)  Im  Jahre  1742. 


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694   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

[1755  ces  homme8,  enfin,  qui,  £tant  faits  pour  6tre  gouvernes,  seront  ä  jamais 
Juli"6  incapables  de  gouverner  les  autres. 

>Le  chancelier  et  M.  de  Funcke  assnrent  qu'il  est  Prnssien  et  Suedois 
ddcide;  le  premier  va  plus  loin  et  soutient  qu'il  en  est  encore  actuellement 
pensionnaire.  Iis  se  fondent  sur  les  contradictions  qu'ils  e*prouvent  de  sa 
part  sur  tout  cc  qui  pourrait  etre  utile  au  Systeme.  II  döclame  sans  cesse 
sur  la  däpense  du  corps  en  Livonie,  sans  que  les  subsides  soient  regle's  ')• 
Lors  de  la  conclusion  de  l'affaire  de  la  forteresse  2),  il  voulait  que  I  on  exigeät 
de  la  Porte  en  guise  de  compensation  quelques  avantages  pour  ces  tartares 
circassiens  dont  il  s'est  agi  en  dernier  Heu,  et  qui  avaient  ici  un  emissaire 
cache  que  le  chancelier  a  fait  renvoyer. 

»II  n'y  a  que  quelques  jours  que  Panin  a  mande"  que  M.  de  Hospken3) 
lui  avait  fait  la  confidence  que,  quoique  la  Suede  par  de  certains  egards 
n'eut  pas  pu  refuser  au  roi  de  Prasse  de  faire  descendre  son  Emissaire  ä 
Constantinople  (Rexin)  chez  leur  ministre4),  on  avait,  cependant,  instruit 
celui-ci  en  secret  de  ne  point  lui  preter  la  main  dans  aucnne  intrigue 
prejudiciable  aux  int<5r6ts  de  la  Russie.  Le  chancelier  qui  connait  la  valeur 
de  cette  demonstration,  veut  que  Ton  fasse  des  reproches  tres  vifs  ä  la 
Suede  d'une  connivence  aussi  contraire  ä  1'esprit  des  traitea,  pendant  que 
le  vice-chancelier  insiste  pour  lui  en  faire  des  remerciments  solennels. 
Enfin,  le  chancelier  apporte  comme  des  preuves  sans  repliques  qu'il  est 
vendu  a  ces  deux  couronnes: 

lmo  »qu'un  certain  M.  de  Brcamsen11),  cre'ature  de  la  Suede,  qui  n'avait 
jamais  mis  les  pieds  chez  le  vice-chancelier,  avait  tout  ä  coup  commencö 
ä  le  voire  depuis  une  certaine  epoque  oü  le  meme  Broemsen  avait  ose* 
offrir  au  chancelier  une  pension  de  6000  roubles  de  la  Suede;  qu1il  Ctait 
Evident  que  dans  le  meme  temps  il  anrait  fait  des  propositions  au  vice- 
chancelier,  et  que  la  conclusion  du  traite*  avait  donne"  lieu  ä  leur  liaison; 

2do  »que  Ton  avait  trouve"  dans  la  correspondance  interceptee  de  Ms. 
de  Mardefeld5)  et  de  Finckenstein 6)  un  trait  que  ces  ministres  n'avaient 
pu  apprendre  que  du  Beul  M.  de  Woronzow,  puisqu'il  n'y  avait  eu  que 
lui  auquel  l'Impäratrice  l'eut  confie*  etc.;  que  cette  indiscrCtion  faurait 
immanquablement  envoye*  en  Sibörie,  tant  cette  Princesse  avait  6t6  en  colero, 
sans  le  grand-ecuyer,  son  ami  intime,  alors  en  faveur,  mais  aujourd'  hui 
entierement  oublie*7). 

a)  »Ce  Broemsen  etait  chambellan  du  Grand-Duc  et  jouait  un  röle.  II  vient 
d'ßtre  renvoye.«  .  .  . 

1)  Auf  Grund  des  englisch-russischen  Subsidienvertrags  von  17-17.  Vgl.  Herr- 
inann V,  94.    Vgl.  auch  oben  S.  233.         2)  Vgl.  S.  684. 
3)  Schwedischer  Reichsrath  und  Kanzleipräsident. 
4}  Vgl.  P.  C.  XI,  176  f.   Der  schwedische  Gesandte  hiess  Celsing. 

5)  Preussischer  Gesandter  am  russischen  Hofe  bis  1746. 

6)  Nachfolger  Mardefelds.         7)  Rasumowski. 


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Beilage  II.  -  (1755  Anfang  Jnli.] 


C95 


3Ü0  »qu'il  6tait  notoire  que  le  vice-chancelier  avait  autrefois  accepte'  [1755 
da  roi  de  Prusse,  que  ce  Prince  dtait  trop  avisö  pour  avoir  neglige"  une  JJfj/ 
intelligence  aussi  importante,  que  le  proverbe  6tait  vrai  qui  diaait:  qui  a 
pris,  prendra,  qu'au  moins  il  6tait  probable  que  le  souvenir  des  bienfaits 
existait  enoore  dans  son  coßur.  C'est-la,  je  pense,  tont  ce  que  les  recberches 
les  plus  exactes  ont  pu  me  fouroir  contre  le  vice-chancelier.  Je  suis  obligö 
d'ajouter  que,  s'il  y  avait  des  preuves  plus  fortes,  plus  concluantes,  le 
cbancelier  n'aurait  pas  manque*  de  les  faire  valoir. 

»Voici,  d'un  autre  cöte*,  ce  qu'on  allegue  pour  le  justifier.  II  ncst  pas 
surprenant  que  le  vice-chancelier  ait  4t6  Prussien  en  entrant  en  place. 
C'dtait  le  Systeme  de  sa  cour.  A  peine  osait-on  prononcer  notre  nom. 
Cette  gratification,  il  l'a  recue  du  su  et  avec  la  permission  de  sa  maftresse. 

»C'est  lui  qui  a  präsente"  les  lettres  dechiffröes  de  La  Chetardie,  le 
premier  conp  portd  ä  la  faction  ennemie. 

»II  n'y  a  aucun  indice  qu'il  ait  continue*  son  attachement  ä  la  Prusse, 
depuis  que  la  Russie  a  rectifiö  ses  principes. 

»Rien  n'e*tablit  mieux  son  innocence  que  cette  m6mc  correspondancc 
dont  les  copies  doivent  se  trouver  ä  Vienne.  II  y  est  ddsigne'  sous  le  nom 
de  Vami  important]  Lestocq,  c'est  Vami  entrcprenant.  Le  Roi  dit  dans 
vingt  endroits  ä  ses  ministres:  faites  Hmpossible  pour  tirer  de  Vami  im- 
poriant  le  Beeret  du  traite*  de  1746;  rappelez-lui  les  temps  passes.  Les 
ministres  rdpondent  invariablement  qu'il  ne  veut  pas  entrer  en  explication, 
qu'il  se  contente  de  leur  dire  que,  tant  que  Sa  Majestd  se  tiendra  tran- 
quille,  eile  n'a  rien  ä  craindre.  L'indiscr&ion,  döcouverte  par  cette  cor- 
respondancc, est  d'un  genre  totalement  different.  Ii  s'agissait  d'un  projet 
contre  le  cbancelier.  C'est  une  preuve  d'animosite'  contre  ce  ministre,  mais 
pas,  proprement  dit,  un  secret  de  l'ßtat  t6v6\6. 

»Le  meme  esprit  de  vengeance  pourrait  bien  fitre  le  motif  de  tont  ce 
qu'il  fait  contre  la  cause  commune.  On  ne  saurait  disconvenir  que  nous 
ne  l'ayons  cruellement  offense* ;  s'il  succ&de  au  cbancelier,  il  trouvera  parmi 
ses  papiers  des  preuves a)  bien  convaincantes  de  notre  mauvaise  volonte  et 
de  tous  les  projets  dans  lesquels  nous  sommes  entrds,  moitie*  par  politique, 
moitie"  par  complaisance,  pour  le  culbuter. 

»On  verra  par  les  lettres  de  M.  de  Bernes1)  ä  8.  M.  l'Empereur  que 
le  vice-chancelier  a  fait  des  avances  tres  fortes  pour  se  rapproeber.  II 
lui  a  dit  en  termes  expres  qu'ayant  trouve"  sa  maitresse  dans  des  sentiments 
prussiens,  lorsqu'il  ötait  entrö  dans  le  ministere,  il  n'avait  pu  qu'atlopter 


a)  »J'ai  appris  depuis  que  l'incendie  de  Moscou  avait  consuraß  tout  ce  qui 
s'en  trouvait  entre  les  mains  de  l'Impäratrice,  et  que  le  chaueclier  est  assez  sui- 
gneux  ä  jeter  de  certaines  choses  au  feu.« 


1)  Österreichischer  Gesandter  am  russischen  Hofe  bis  zu  Beginn  1751. 

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606  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

.1755    les  mßraes;  que,  dans  ces  temps-la,  il  ignorait  absolnment  les  affaires;  qne, 
JuM^  revenu  maintenant  de  cette  erreur,  il  regardait  tonte  liaison  avec  la  Prasse 
comme  pernicieuse. 

»II  s'est  explique"  encore  plus  clairement  envers  M.  d'Eichenfeld  en 
1750,  le  jour  de  laccession  de  l'Angleterre  ä  notre  traitl1).  II  lni  dit  qne 
c'e*tait  la  premiere  signatnre  qu'il  avait  le  bonheur  de  faire  ponr  notre 
service,  mais  qne  nons  ne  vonlions  pas  de  lni. 

>8a  panverte*  fait  son  apologie.  8'il  e'tait  paye"  par  le  roi  de  Prasse, 
il  [ne]  le  serait  bien  probablement;  mais  on  voit  qu'il  vit  petitement.  Le 
batiment  de  sa  niaison,  qni  lui  tient  tant  k  cceur,  reste  abandonnä. 

Son  extreme  timidite,  enfin,  semble  parier  pour  lni.  II  anrait  a  redonter 
la  vigilance  dn  chancelier.  L'exemple  de  Lestocq  doit  le  faire  trembler. 
Lui-mgme  a  dejä  conrn  des  risques,  les  sonpc.ons  de  l  lmpe'ratrice  ne  lui 
sont  pas  inconnus.  Elle  lui  dit  nn  jonr,  ä  1  occasion  du  mariage  du  roi 
de  Suede2},  que  Lestocq  et  Broemmer,  qui  lui  avaient  conseille"  d'y  consentir, 
meriteraient  par  cela  seul  trois  fois  la  corde. 

»A  ces  sentiments  opposls  qui  epuisent  le  sujet,  et  sur  lesquels  je 
n'ai  garde  de  prononcer,  il  ne  me  reste  ä  ajouter  sinon  qn'ä  plusieurs 
reprises  il  a  cherche*  ä  me  dire  des  choses  obligeantes.  Nous  parlions 
une  fois  de  la  puissance  de  l'empire  ottoman,  qui  serait  encore  plus  terrible, 
s'il  e'tait  bien  gouverne.  II  me  repondit  que  ces  gens-la  e'taient  naturelle- 
ment  paeifiques,  qu'il  n'y  avait  que  les  instigations  de  certains  gens  ä 
craindre").  Un  autre  jonr,  la  conversation  s'ltant  tournle  sur  la  probabilite 
de  la  guerre  qu'il  ne  manquerait  pas  de  devenir  gänlrale,  il  me  dit  qu'il 
croyait,  cependant,  que  le  roi  de  Prusse  y  penserait  deux  fois ;  qu'il  voyait 
60  000  Busses  en  Livonie  prßts  a  fondre  sur  lui  ii  la  premiere  hostilitä; 
que,  vraisemblablement,  celä  lni  n'imposerait. 

»M.  Funcke  avec  tous  les  ministres  Prangers  sont  du  sentiment  qne, 
si  le  chancelier  venait  ä  manquer,  personne  que  Woronzow  aurait  sa  place. 
Les  affaires  längeres,  comme  je  Tai  dejä  remarques  ne  tentent  pas  les 
Kusses.  D'abord,  Iis  ont  si  peu  de  connaissances  qu'intdrieurement  ils  sont 
convaineus  de  leur  incapacite.  Un  certain  prince  Tscherbatow,  ci-devant 
ambassadeur  en  Espagne  et  en  Angleterre,  homme  bien  intentionne"  et 
passablement  instruit,  a  paru  pendant  quelque  temps  un  sujet  assez  propre, 
mais  s'e'tant  adonne'  depuis  ä  la  crapule,  sans  conside*ration  ni  protection, 
il  parait  oublie\  Troubetzkoi,  le  procureur-gön^ral,  r^unit  bien  des  parties, 
mais  il  connait  aussi  peu  l'Europe  qu  il  connait  bien  sa  patrie;  brouilld 

»)  >I1  n'y  a  pas  longtemps  qu'il  a  essuye"  une  petite  mortification.  On  par- 
lait  de  M.  Gross  qu'il  n'aime  point.  II  voulut  lui  donner  un  coup  de  patte. 
L'Impe>atrice  prit  son  parti  et  ajouta  qu'elie  n'6tait  pas  aussi  credule  qu'on 
l'imaginait  bien,  qu'elie  feignait  d'ignorer  bien  des  choses.« 

1)  Der  rassisch-österreichischen  Allianz  von  1746.  2)  Adolf  Friedrich 

heirathete  im  August  1744  Louise  Ulrike,  Schwester  Konig  Friedrichs. 


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Bcilago  II.  -  1755  Aufang  Juli.] 


697 


avec  le  parti  dominant,  il  le  trouverait  dans  son  chemin.  Outre  cela,  [1"55 
l'inteneur  est  sans  comparaison  plus  lucratif.  La  place  de  chancelier  ne  ^jl^  f 
donne  que  7000  roubles  d'appointement,  P.  Schuwalow  revient  ä  200000. 
Par  l'indolence  qui  regne  aujourd'hui  dans  le  gouvernement,  s'enrichit  qui 
veut.  On  n'entend  parier  que  de  concussion.  II  n'y  a  donc  pas  nn  homme 
dejä  place"  qui  voudrait  troquer  pour  6tre  chancelier.  Enfin,  le  credit  de 
Schuwalow,  l'amitiö  de  l'Imperatrice  pour  Mde.  de  Woronzow  assurent  au 
vice-chancelier  cette  expectative. 

>Je  ne  dois  pas  dissimuler  que  tous  les  ministres  Prangers,  Funcke 
et  celui  de  Danemark1),  ä cause  de  ses  esperances  sur  Taffaire  de  l'echange2), 
exoepte*s,  desireraient  que  cet  eve*nement  füt  prochain.  Iis  esperent  que 
la  docilite"  du  vice-chancelier  suppleerait  au  de*faut  de  g<5nie,  que  sa  politesse 
rendrait  la  ne*gociation  moins  difficile,  qu'Ctant  sur  le  pied  de  voir  l'Impe'- 
ratrice  familierement  tous  les  jours,  il  trouverait  des  moments  pour  presser 
les  affaires;  enfin,  ils  se  flattent  que,  si  le  chancelier,  son  ennemi  declare*, 
n'e'tait  plus,  le  vice-chancelier,  qui  le  contrarie  par  Tanimosite,  embrasBerait 
aussitöt  le  senl  Systeme  suivant  lequel  un  ministre  de  Russie  peut  operer. 
Reste  a  savoir,  si  la  certitude  de  la  facon  de  penser  du  chancelier  n'est  pas 
preTe'rable  ä  ces  esperances,  et  si  un  esprit  borne*  avec  une  timidite"  excessive 
et  une  impossibilite"  absolue  de  voir  les  choses  par  soi-meme,  jointe  ä  la 
perte  de  temps  inseparable  de  la  vie  de  courtisan,  ne  sont  pas  des  incon- 
venients  plus  grands  dans  un  ministre  que  ceux  dont  on  se  plaint  aujourd'hui. 

»Ayant  dit  que  le  vice-chancelier  est  incapable  de  rien  voir  par  lui- 
m6me,  il  est  essentiel  de  faire  connaitre  ceux  auxquels  il  donne  sa  con- 
fiance.  Deux  personnes  la  partagent  dans  ce  moment-ci.  Le  premier  un 
certain  Wesselowski,  autrefois  maitre  des  cCremonies.  C'est  un  homme  de 
beaucoup  d'esprit.  Juif  baptisd,  ayant  dte*  employe*  longtemps  dans  les 
affaires  du  dehors,  mais  convaincu  d'avoir  vendu  le  chiffre  du  P.  Cantimir1), 
dont  il  Ctait  secrätaire  ä  la  France.  II  ne  voit  le  vice-chancelier  qu'ä  des 
heures  de*roböes.  Sa  mauvaise  santö,  jointe  ä  un  äge  avanc<5,  doit  faire 
envisager  ce  commerce  comme  quelque  chose  de  passager.  La  seconde, 
c'est  M.  Olsuwiew  dont  je  parlerai  tonte  ä  l'heure.  Ces  deux  hommes, 
ayant  de  commun  une  haine  implacable  contre  le  chancelier,  emploient 
tous  leurs  talents  pour  le  chicaner  a  chaque  pas.  C'est  par  eux  que 
Woronzow  joue  un  röle.  La  malignite"  assure  qu'il  a  fait  choix  de  deux 
confidents,  pour  ne  pas  de"couvrir  sa  faiblesse  entiere  ä  un  seul,  qn'il 
consulte  chacun  sur  les  ide*es  de  l'autre,  pour  avoir  l'air  un  peu  informe*. 

M  Olsuwiew  con8^0re       Olsuwiew  du  cötö  des  talents  et  de 

son  emploi. 

»On  ne  saurait  disconvenir  que  c'est  l'homme  actuellement  en  place 
avec  le  plus  d'esprit  et  de  connaissances.  II  Cent  l'allemand,  le  latin  et 

1)  Friedrich  von  Maitzahn.         2)  Vgl.  S.  240  Anna.  1. 
3}  Ehemaliger  russ.  Gesandter  in  Paris. 


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698  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1755  le  franQais  avec  nne  egale  facilite;  eleve*  an  travaii,  ayant  passe*  plusieurs 
jufjj^  anne^es  aux  cours  de  Berlin  et  de  Dresde,  s'enoncant  ä  merveille,  ä  la 
fleur  de  son  ftge,  avec  une  sante*  admirable  et  tonte  La  souplesse  d'nn 
courtisan,  ami  enfin  de  Schuwalow,  il  re'unit  toutes  les  qualitös  näces- 
9aire8  pour  parvenir. 

»II  est  membre  du  Conseil  des  affaires  etrangeres  (Reichscollegium). 
Pour  se  former  une  ide*e  nette  de  l'importance  de  cette  place,  il  faut  s'arreter 
un  instant  sur  la  nature  de  ce  Conseil  et  ceux  qui  y  ont  entre'e. 

»Le  Conseil  des  affaires  etrangeres  est  compose  du  chancelier,  du 
vice-chancelier  et  de  deux  conseillers  (Etatsräthe),  M.  Bugowischnikow  et 
M.  Olsuwiew.  Je  ne  parle  pas  d'un  troisieme  conseiller,  Savakin,  rap- 
porteur  des  provinces  conquises,  comme  la  Livonie,  l'Ukraine  etc.,  dependantes 
de  ce  departement. 

»Toutes  les  Instructions  et  ordres  ponr  les  ministres  dans  les  cours 
etrangeres  doivent  partir  de  ce  Conseil.  Iis  y  adressent  leura  rapports. 
L'ukase  du  Pierre  le  Grand  prescrit  de  sassembler  tous  les  jours  pour 
lire  et  d&iberer  en  commun.  Le  chancelier  a  alors  deux  voix.  Les  con- 
seillers doivent  dresser  tous  les  rescrits,  mämoires,  et,  pour  le  conrant,  il  y 
a  des  secre'taires,  mais  qui  ne  sauraient  rien  präsenter  aux  ministres  pour 
signer  qu'apres  la  revision  pre'alable  des  conseillers. 

»Y  ayant,  cependant,  des  affaires  d'une  plus  grande  et  moindre  im- 
portance,  les  ministres  dans  les  cours  ont  ä  söparer  les  matieres  et  endosser 
les  paquets  de  ^publica  sctreta*  et  *secretissima* .  Le  chancelier  est  le 
maitre,  suivant  L'institut,  de  se  räserver  conjointement  avec  son  collegue 
Celles  qu'il  croit  meriter  une  attention  particuliere.  Pour  cet  effet  il  y  a 
une  chanoelerie  domestique,  compose'e  d'un  conseiller  et  d'un  secre'taire. 

»Or  cette  regle  qui  rend  dejä  Olsuwiew  si  conside'rable,  eprouve  encore 
de  la  part  des  circonstances  divers  changements,  tous  ä  son  avantage. 

»Bugowischnikow  devoue"  au  chancelier,  homme  capable  d'ailleurs,  ne 
sait  que  le  russe.  C'est  lui  a  la  ve*rite*  qui  expddie  la  plupart  des  rescripts 
aux  ministres.  Mais  les  affaires  de  cour  ä  cour,  tout  ce  qui  doit  s'e'crire 
dans  les  langues  etrangeres,  est  entre  les  mains  d'Olsuwiew,  qui  par  lä 
acquiert  une  sup^riorite*  immense  sur  son  collegue. 

»Le  chancelier,  depuis  la  diminution  de  son  credit,  par  la  crainte  des 
demeMds,  n'assiste  plus  aux  seances,  auxquels  le  vice-chancelier  se  trouve 
regulierement. 

»Enfin,  ne  se  souciant  guere  de  rien  traiter  privativement  avec  Woronzow, 
il  neglige  cette  Separation  des  matieres;  la  seule  affaire  de  la  Convention 
est  censäe  secrete,  rdserväe  aux  deux  ministres.  Encore  ne  saurait-on 
douter  que  Olsuwiew  n  en  soit  instruit. 

»De  tout  ceci  ils  rdsultent  les  plus  grands  inconvenients.  D'abord, 
le  vice-chancelier  qui  assiste  aux  lectures,  est  exactement  informe*  de  tont, 
pendant  le  chancelier,  faute  dy  donner  toujours  le  temps  necessaire,  ignore 


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Beilage  II. 


[1755  Anfang  Juli.] 


«99 


une  infinite'  de  choBes.  Les  rdsolutions  so  prennent  souvent  sur-le-champ  (1755 
dans  les  seances.  on  y  forme  les  projets  des  expe*ditions;  et  vu  que  le  jj},"1 
parti  oppose*  est  le  plus  fort,  elles  se  ressentent  de  l'esprit  de  lenrs  auteurs. 
II  est  vrai  que  la  signature  dn  chancelier  est  essentielle,  mais,  comme  il 
nest  pas  toujours  exactement  instruit  du  fait,  qu'il  n'a  pas  tonte  la  prdsence 
d'esprit  necessaire  pour  saisir  aussitöt  la  consequence  de  chaque  phrase  et 
encore  moins  assez  de  capacite"  pour  corriger  Olsnwiew,  qu'enfin,  s'il  ren- 
contrait  de  la  rcsistance,  il  faudrait  plaider  devant  rimpöratrice,  oü  son 
antagoniste,  plus  courtisan  que  lui,  pourrait  l'cmporter,  il  faiblit  fort  souvent 
bien  malgre*  lui.  II  n  est  donc  pas  surprenant  que  quelquefois  il  ne  sache 
qu'a  demi  ce  qu'on  mande  aux  ministres  6trangers,  et  que  ceux-ci  fassent 
des  demarches  contraires  ä  ses  promesses  et  ä  ses  intentions. 

»C'est  par  le  moyen  de  la  chancellerie  particuliere  qu'il  s'efforce  de 
relever  son  autorite*  chancelante.  Composec  de  8imolina)  et  de  Wolkow, 
eile  est  a  sa  dövotion.  Les  ministres,  ses  creatures,  correspondent  en  seoret 
avec  eile  et,  cachant  ce  qu'il  y  a  d'importance,  au  Conseil,  par  le  meme 
canal  il  täche  de  rectifier  les  ordres  du  Conseil  qui  lui  de*plaisent.  Mais 
cette  manceuvre  est  tres  insuffisante,  non  seulement  [äj  cause  de  la  mödiocritd 
des  instrumenta  qu'il  emploieb),  mais  aussi  parcequ'elle  suppose  des  ministres 
complaisants c).  Elle  pourrait  m6me  etre  dangereuse  par  ses  suites.  Les 
expe*ditions  du  Conseil,  signees  par  les  deux  chanceliers,  sont  celles  qui, 
revötues  de  la  formalite*  requise,  ont  k  passer  pour  les  signes  de  la  volonte 
de  rimpe*ratrice  des  Toutes  les  Russies  chez  ses  ministres  dans  l'dtranger, 
au  Heu  que  des  lettres  particnlieres  du  seul  chancelier  ne  sont  apres  tout 
que  des  lettres  particnlieres;  rien  de  si  ais<*,  par  consequent,  que  de  deV 
avouer  un  jour  des  ordreB  qui  n'auraient  pas  ce  caractere  d'authenticite* 
necessaire.  Les  cours  avec  lesquelles  ils  ne*gocient,  peuvent  en  prendre  de 
ttnquiötude. 

>Ce  n'est  qu'a  la  suite  de  cet  expose*  qui  contient  en  raccourci  les 
divers  dögre's  dinfluences,  la  balance  du  pouvoir  entre  les  deux  partis,  que 
parait  Timportance  d  Olsuview  dans  tout  son  jour.  Tenant  la  plume  dans 
toutes  les  expdditions  du  plus  de  conse'quence,  le  maltre  de  changer,  de 
retoucher  tout  ce  qui  <?mane  du  Conseil,  ayant  k  faire  k  un  chancelier 
inapplique*  qu'il  contrarie,  un  vice-chancelier  bornö  qu'il  gouverne,  on  voit 
tout  d'un  coup  qu'il  est  le  premier  mobile  de  la  faction  opposee,  ou,  pour 
mieux  dire,  que,  lui  seul,  il  la  compose,  que,  sans  lui  enfin  ou  avec  lui,  les 
affaires  prendraient  une  face  entierement  nouvelle. 


*)  »«Tapprena  depuis  que  Simolin  commence  peu  ä  peu  se  rapp rocher  aux 
autres.«        b)  »Car  Funcke  ne  saurait  pas  tout  faire.« 

c)  »II  täche  d'y  suppiger,  ä  la  veritß,  en  empöchant  que  les  cours  communi- 
quent  les  affaires  importantes  aux  ministres  qui  ne  lui  sont  pas  devoues,  et, 
lorsqu'  elles  se  traitent  ici,  il  dlfend  aux  ministres  ätrangers  de  parier  au  vice- 
chaacelier  ou  a  Olsuwiew.« 


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700  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

ri755  »Mais  quel  est  le  principe  de  cette  manvaise  volonte?    Est-ce  habe 

AJuH?g  contre  le  chancelier  ou  de>ouement  k  la  Prasse?  Quelque  circonspection 
que  je  me  sois  impos<?e  dans  mes  jugements,  joserais  presque  assurer  que 
c'est  le  premier  des  deux.  Olsnwiew  a  donne*  autrefois  des  preuves  do 
plns  grand  attaohement,  dans  le  temps  qu'il  e"tait  secre"taire  de  legation  k 
Berlin;  il  entretenait  nne  correspondance  en  chiffre  avec  M.  de  Weingarten1) 
alors  en  Pologne.  M.  l'ambassadeur  ne  saurait  assez  loner  son  zelc,  lorsqu'il 
l'a  vn  k  la  cour  de  Dresde2).  Deja  e"tabli  en  Rnssie,  il  a  tacne"  de  nous 
etre  utile,  M.  de  Bernes  lni  a  dü  plus  d'un  avis.  BromUe"  depnis  avec  le 
chancelier,  voyant  que  nons  nous  eUoignons  de  lni,  il  en  a  porte*  plnsienrs 
fois  de  plaintes  ameres.  Encore  en  dernier  lien,  il  n'y  a  pas  nn  mois,  il 
a  rep^te*  ä  M.  d'Eichenfeld  que  nous  le  de'daignions,  qu'on  dtait  prevenu 
contre  lni  a  tort,  que  les  anciens  amis  ötaient,  cependant,  les  meilleurs;  qu'il 
esp^rait  que  les  temps  passes  ne  seraient  pas  entierement  oublie"s.  Enfin, 
sa  conduite  dans  l'affaire  de  Czartoryski  ne  permet  pas  de  douter  de  son 
innocence.  C'est  lni  qui  est  l'auteur  de  ces  points  fulminants  que  M.  de 
Gross  a  presentes  k  la  Saxe,  et  qui  ont  tant  choque"  ce  ministre3].  Je  ne 
dis  pas  que  Ms.  de  Czartoryski  ne  l'aient  point  gagne\  mais  assurement 
un  homme  vendu  ä  la  Prusse  n'aurait  pas  ose*  ecrire  de  ce  style. 

»C'est  contre  la  Saxe  qu'il  est  reellement  pique*.  Elle  lui  payait  une 
pension  de  mille  ecus  qu'elle  a  retranchee. 

»II  s'en  est  sonvent  plaint  k  Funcke  par  les  mains  duquel  eile  passait, 
sans  que  celui-ci  ait  rien  pu  obtenir.  Cette  e*conomie  est  dautant  plus 
d^placee  que,  vu  les  circonstances  et  la  disette  des  sujets,  il  y  a  presqu 
une  cortitude  morale  qu'Olsuwiew  sera  vice-chancelier,  au  cas  que  Woronzow 
avance;  soit  qu'il  le  gouverne  alors,  soit  qu'il  veuille  jouer  le  premier  role, 
ce  qui  est  plus  probable,  il  sera  toujours  un  homme  egalement  considerable. 
J'ajoute  qu'il  est  sans  fortune,  rempli  de  dettes,  ayant  au  plus  deux  mille 
roubles  d'appointeraent,  avec  le  goüt  le  plus  d^cide"  pour  beaucoup  [de]  depenäe. 

»La  Rnssie  *Afin  ^e  romPlir  moins  imparfaitement  mon  objet,  je 

renplira-t-elle  termiue  cette  premiere  partie  par  quelques  rdflexions  sur  cette 
ses  engage-  question  importante:  La  Russio  satisfera-t-elle  k  ses  engage- 
mcnts?«      mönts  au  cas  insistant? 

»Les  conjectures  qu'il  est  permis  de  hasarder  k  ce  sujet,  ne  peuvent 
porter  que  sur  deux  principes:  lmo  l'etat  prösent  de  leur  armee,  de  leur 
marine  et  des  financos 

2d0  que  ce  qu'on  doit  craindre  ou  espe*rer  de  l'intrigue  du  cabinet. 

»Le  genöral  Lieven,  encore  tout  rempli  d'amour,  dad- 
•  ,lllM         miration  et  de  reconnaissance  pour  Leurs  Majestes,  a  bien 
voulu  me  faire  part  de  ses  lumieres  sur  ce  qui  concerne  cetto  partie. 

1)  Österreichischer  Legationssecretär. 

2)  Esterhasy  war  1742—1747  Gesandter  am  chnrsachsischon  Hofe. 

3)  Vgl.  S.  683  und  Roepell  a.  a.  0.  108. 


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Beilage  II. 


—  [1755  Anfang  Jnli.] 


701 


>Le  soldat  rnsse  est  ne*  un  des  meillonrs  soldats  de  PEurope;  d'une  [l75& 
Constitution  robuste,  excellent  pidton,  frugal  a  f exces,  n'ayant  que  Ia  moitie  ^j^jj* 
des  besoins  d'un  autre,  Tobeissance  supplde  aupres  de  Iui  au  defaut  de 
vivacitC,  meme  a  l'honneur  dont  il  ignore  jusqu'au  nom.   Point  de  troupes 
mercenaires  dans  leur  armde.   Unite*  de  nation,  unitd  de  languo,  unite"  de 
religion  chez  eux. 

>Jamais  cette  armee  na  6t6  aussi  nombreuse.  II  n'y  avait  que  30  000 
hommes  ä  remplacer,  Taugmentation  rdelle  est  d'autres  30000.  J'ai  vu  de 
ces  revuos  a  Pdtersbourg.  Elles  sont  admirables.  Le  total  des  troupes 
monte  k  450  000,  les  irregulaires  y  corapris;  mais  je  ne  compte  que  leur 
infanterie  de  campagne.  Elle  est  composee  de  46  beaux  rdgiments,  chaeun 
de  2872  tßtes,  faisant  un  corps  de  132  112  hommes. 

>Ge*ne*ralement  elles  sont  bien  exeredes,  mais  surtout  la  division  de 
Livonie.  Le  reglement  porte  qu'elles  doivent  camper  cinq  mois  de  l'annöe; 
elles  sont  dans  un  mouvement  contiuuel  dans  ce  vaste  empire  qui  los  tient 
en  haieine.  La  commission  charge*e  de  la  nouvelle  ordonnance  rectifiera 
encore  bien  des  choses. 

>L,artillerie  est  sur  le  meilleur  pied.  Cbaque  bataillon  a  deux  pieces 
de  campagne.  On  pretend  quelle  a  fait  des  döcouvertes  importantes,  et 
qu'aucune  pnissance  n'en  a  une  aussi  nombreuse.  Voici  le  beau  cöt<5; 
l'amour  de  la  vCrite'  obligc  de  ddcouvrir  aussi  les  mauvais. 

>D'abord,  ils  n'ont  en  tout  que  trois  regiments  de  cuirassiers  mal  monte* s. 
Leurs  29  rdgiments  de  dragons,  faisant  36  279  chevaux,  sont  enoore  plus 
mal  k  proportion.  Le  projet  est  de  formor  7  nouveaux  rdgiments  de 
cuirassiers  de  l'elite  des  dragons,  qui  seront  remplaccs Aucun  chef  pour 
Commander  cette  armee.  J'ai  nomine  les  cinq  ge'ne'raux  qui  peuvent  y  prd- 
tendre'J).  Le  seul  Apraxin  merite  de  la  considdration.  II  a  fait  les  cam- 
pagnes  du  mardchal  Mttnnieh  en  qualitc  de  gdneral  de  bataille,  Charge*  du 
detail  de  l'armde.  II  ne  commandera  pas  probablemont,  et,  s'il  commandait, 
la  jalousie  de  8ehuwalow  le  ferait  bien  vite  snecomber.  Le  premier  dchec 
serait  suivi  d'une  paix  ignominieuse.  Point  des  gdndraux  de  ligne.  La 
Russie  n'a,  proprement  dit,  point  eu  de  guerre  reguliere  depuis  le  temps  de 
Pierre  le  Grand.  Ces  campagnes  de  Pologne  au  siege  de  Danzig3)  pres 
ne  peuvent  pas  se  compter.  Celles  contre  les  Turcs4)  ou,  pour  mieux  dire, 
contre  les  Tartares,  n'ont  existe  que  dans  les  gazettes.  L'expddition  de 
Suede  a  616  l'affaire  d'un  instant5);  par  conse"quent,  point  d'oecasion  pour 
avoir  pu  former  des  gendraux.    Outre  cela,  par  Tabus  le  plus  incroyable, 


1)  Vgl.  S.  (587.  6S0.  Anui.  4.         2)  Vgl.  S.  319.  688. 

3)  Danzig  hatte  in  den  Thronwirren  nach  dem  Tode  Augusts  II.  1733  den 
französischen  Candidaten  Stanislaus  Lesczinski  aufgenommen,  musste  aber  am 
30.  Jnni  1734  vor  einem  russischen  Heere  capituliren. 

4)  Beendet  durch  den  Frieden  von  Belgrad  1739. 

5)  Vgl.  S.  Cbl  Amn.2. 


uigmze* 


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702  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1755  on  obtient  ici  des  grades,  sans  avoir  jamais  servi.  II  y  a  an  tarif  qui  evalue 
^Juli^  toutes  les  charges,  tant  civiles  que  de  la  cour  avec  le  militaire.  Le  cham- 
bellan  a  le  rang  de  g6n£ral-major,  le  gentilbomme  de  la  chambre  celui  de 
brigadier.  Or  onarn  ä  Moscon  cinq  chambellans,  pour  avoir  un  rang  de 
plus,  devenir  lieutenants-gäne'raux.  II  y  a  peu  de  mois  qu'un  jeune 
Tschernische  wa),  gentilhomme  de  la  chambre  du  Grand-Duc,  qui  ne  donne 
que  le  rang  de  colonel,  a  quittä  sa  place  pour  €tre  ä  la  töte  d'un  regiment. 
J'ajoute  encore  que  rien  ne  degrade  tant  le  Service.  Le  premier  cocber, 
le  maitre  d'hötel  ont  rang  de  brigadier.  J'ai  dejä  dit  que  Marco  a  ose* 
prendre  V uniforme,  apres  avoir  eu  le  rang  de  colonel1).  Je  sais  de  science 
certaine  qu'il  lit  des  livres  du  mätier,  et  qu'il  vise  k  servir. 

»Enfin,  gnere  davantage  de  bons  officiers.  Cette  arme'e,  envoy£e  en 
Bohöme2),  avait  un  corps  d'officiers  tres  bien  compose",  mais  c'£taient  la 
plupart  des  Prangers,  et  plus  que  trois  parte  ont  quitte*.  La  dltestable 
cducation  de  ce  pays-ci  ne  saurait  former  des  gens  dhonneur  et  de  senti- 
ments.  On  les  voit  se  souffleter,  recevoir  des  ooups  de  canne  et  se  rac- 
commoder  ou  plaider,  alors  l'agresseur  est  condamne  ä  se  mettre  ä  genou 
devant  Toffense'  qui  lui  rend  le  soufflet  ou  le  coup,  sauf  ä  lui,  cependant, 
de  racheter  cette  ce'remonie  en  payant  une  annee  dappointements.  Le  Russe 
de'teste  naturellement  le  Service,  ses  vceux  seraient  de  passer  ses  jours 
tranquillement  chez  lui.  D  faudrait  d'autres  que  des  Busses  pour  le  tenir 
continuellement  ä  leur  devoir,  mais  la  double  paye  abolie,  que  Pierre  le 
Grand  avait  si  sagement  accorde'e  aux  e'trangers,  jointe  k  la  cruaute*  qu'on 
exerce  envers  eux  de  leur  faire  perdre  un  grade  en  entrant  dans  le  service, 
les  met  ä  jamais  hors  du  cas  de  faire  d'autres  que  des  mauvaises  acquisi- 
tions.  Un  autre  inconvänient,  c'est  que  Tavancement  ne  se  fait  pas  dans 
le  corps,  mais  dans  la  totalite*  de  r arme'e.  Iis  passent  donc  a  cbaque 
nouveau  grade  dans  un  autre  regiment  et  ne  connaissent  par  lä  jamais 
leur  troupe,  qui  ne  les  connait  pas  mieux.  Je  dois,  cependant,  faire  mention 
de  leur  corps  de  cadets  composö  de  360  hommes;  il  serait  une  pepiniere 
d'officiers  excellents,  s'il  pouvait  suffire  a  des  armdes  si  nombreuses. 

»M.  de  Lieven,  qui  commandera  en  second,  sur  lequel  roulera  le  fort 
de  la  besogne,  parle  les  larmes  aux  ycux  de  la  perte  des  mare'chaux  de 
Leewendahl3)  et  de  Keith4),  d'autant  plus  qu'il  sent  la  difficulte*  de  les 
remplacer.  II  faudrait  trouver  un  officier  dont  la  räputation  ferait  taire 
l'envie;  on  aurait  ä  vaincre  la  haine  de  la  nation  contre  les  ötrangers  et 

*)  »Au  reste,  c'est  un  excellent  sujet  qui  inspire  l'ämulation  ä  ses  camarades, 
qui  met  du  sien  ä  son  regiment,  co  qu'on  n'avait  jamais  vu  ici.« 


1)  Vgl.  S.  690.         2)  1748. 

3)  Russischer  General,  Wladimir  Loewendahl,  +  1755. 

4)  Russischer  General,  Jacob  Keith  trat  1747  als  Feldmarschall  in  prens»iflche 
Dienste.   Vgl.  S.  691. 


uigmzea  Dy 


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Beilage  II.  -  [1755  Anfang  Juli.] 


703 


k  y  faire  consentir  les  Schuwalow;  il  devrait,  de  plus,  avoir  le  temps  [1755 
dapprendre  la  langue  et  Stre  doue*  de  cette  prudence  et  circonspection 
extreme  aans  laquelle  on  ne  saurait  se  soutenir  ici.  Lieven  imagine  que 
peut-6tre  le  nom  da  prince  de  Waldeck1)  pourrait  en  imposer.  II  m'a 
beaucoup  questionne*  si  Leura  Majestte  n'auraient  pas  quelque  göneral 
d'infanterie  a  leur  cöder,  aif  au  moins,  on  ne  pourrait  pas  en  obtenir  deux 
lieutenants-ge'ne'raux  et  quatre  göndraux-majors.  Je  sonderai  le  chancelier 
lä-dessus.  Le  malheur  veut  que  mSrne  ce  gencral  Lieven,  l'unique  officier 
qui  leur  reste,  soit  deja  d'nn  äge  avance*  et  menacd  de  la  poitrine.  J'oubliais 
de  parier  de  M.  de  Browne,  lieutenant-gdnöral  e8time\ 

Mariie  *^  comParer  ^t*t  präsent  de  la  marine  avec  le  temps 

de  Pierre  le  Grand,  eile  est  assuräment  bien  de*chue.  Ce 
Prince  ne  B'ötait  paa  moins  propose"  que  l'empire  de  la  Baltique.  II  avait 
40  vaisseaux  de  guerre  et  passe  150  galeres,  des  officiera  de  mer  excellents, 
lui-mßme  exercait  sa  flotte.    C'^tait  sa  plus  chere  ocoupation. 

»Mais,  ä  la  considörer  relativement  a  nos  vues,  eile  se  trouve  dans 
une  Situation  tres  bonne.  IIa  ont  quinze  ou  Beize  vaisseaux  de  ligne  prßts 
k  mettre  en  mer  et,  au  moins,  70  bonnes  galeres,  dont  50  toutes  neuves 
ä  Rewal  pour  transporter  de  troupes.  Suppose*  m€me  que  la  disette  d'of- 
ficiera,  qui  est  aussi  totale  dans  ce  service  que  dans  celui  de  terre,  ne 
leur  permit  pas  d'exposer  leur  flotte,  les  Anglais  sont  en  e*tat  d'y  sup- 
piger. Chacune  de  ces  galeres  contient  entre  3  ä  400  soldats,  qui  tiennent 
lieu  de  rameurs,  30  galeres  seraientes  süffisantes  pour  exäcuter  la  diversion 
en  Pomeranie.  II  en  reaterait  enoore  40  pour  agir  offensivement  oontre 
la  Suede.  Le  deTaut  d'eau  salde  ä  Cronatadt  ddtruit  leurs  vaisseaux  dans 
la  moitie*  du  temps  qu'ila  devraient  naturellement  durer,  il  e8t  vrai  aussi 
qu'aacono  puissance  n'en  construit  et  n'en  e'puiae  ä  aussi  bon  marche'*). 
De  m&ne  qu'ila  n'ont  point  de  mare'cbal,  il  n'y  a  paa  de  grand-amiral. 
Le  canal  de  Cronstadt,  ouvrage  digne  des  Romains,  mais  de  l'avis  des 
connaissenrs  de  pure  ostentation,  a  coüte*  dea  sommes  immenses  qu'on  avait 
pu  mieux  employer.  On  dit  qu'une  ecole  de  marine  de  360  cadets  va 
6tre  e*tablie  dans  peu,  les  rögimenta  de  marine  et  les  matelots  ont  eu  part 
ä  la  derniere  levöe,  de  sorte  qu'on  doit  les  compter  pour  complets. 

Finances  »J'envisage  les  finances  Bous  deux  points  de  vue,  du 

cöte"  dea  besoina  de  l'Etat  et  en  egard  ä  aes  reaaources. 
»Rien  de  si  brillant  que  le  premier  cöte\    On  est  ä  peine  arrive*  ä 
Pdtersbourg  qu'on  est  frappö  du  faste  de  la  cour,  des  dona  immenses  de 

")  »La  Rassie  est  le  pays  de  chanvre,  du  fer  et  de  matieres.  On  coinpte  ici 
1000  r.  pour  chaque  pitice  de  canon.  Un  vaisaeau  de  70  coüte  alnsi  70000  r.;  le 
möme  se  coüte  en  France  ä  700000  U ,  ce  qui  fait  le  double,  le  rouble  övalue* 
ä  5  it.* 


1)  Karl  August  Friedrich,  österreichischer  G.  F.  M. 


704  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1755  l'Imperatrice ,  de  ses  bätiments  somptueux*),  snrtout  de  l'exactitude  du 
^Ji\\i}^  P*yemen*-  qu'^tonne  encore  davantage,  c'est  de  voir  lärmte  aug- 
inonte"e  de  00  000  bommes,  50  nouvelles  galeres  construites ,  le  canal  de 
Cronstadt  acheve,  sans  que  lVtat  ait  ni  emprunte*  ni  impose'  lea  peuples, 
et  tout  cela  dans  le  pays  de  la  rapine  et  de  concnssion. 

«Oes  merveille8  sont  l'ouvrage  de  Pierre  le  Grand,  dont  on  ne  connait 
la  v^ritable  grandeur  qu'apres  avoir  vu  la  Rnssie.  La  guerre,  la  marine, 
chaque  brauche  de  däpense  a  son  fond  assigne*,  qu'elle  leve  par  ses  mains. 
Ce  fond,  dejä  extremement  considerable  en  ce  qui  surpasse  de  beaucoup 
la  dtfpense  prdvue,  recoit  une  angmentation  nouvelle  par  les  e*pargnes  qu'on 
fait  annullement  sur  lMtat  arr6te\  En  faisant  le  fond  de  la  marine  par 
exemple,  on  compte  qu'elle  renouvelle  chaque  annee  ses  provisions  en- 
tieres,  pendant  qu'on  n'en  renouvelle  que  la  moitie\  De  mßme  i'armee  a 
cte  paye"e  sur  le  pied  complet.  L'excödant  de  ce  pied  sur  le  pied  effectif, 
les  semestres  des  officiers  et  des  communes  aocumule's  depuis  tant  d'an- 
ndes,  a  mis  ce  fond  en  dtat  de  subvenir  ä  la  defense  immense  desb)  re- 
crues.  On  prätend  que  ces  dpargnes  allaient  ä  passer  deux  millions  de 
roubles  avant  le  voyage  de  Moscou.  La  caisse  des  cadets  arrire  ä  200000. 
Je  ne  dis  pas  qu'on  ne  puisse  imaginer  mieux  que  cette  forme  d'adminis- 
tration;  mais,  adaptöe  aux  circonstanees  de  ce  gouvernement  despotique, 
eile  semble  partir  de  la  sagesse  la  plus  profonde. 

»Ces  gpargnes,  quelques  considerables  qu'elles  pnissent  ßtre,  qui  entre- 
tiennent  l'abondance  au  sein  de  la  paix,  ne  sauraient,  cependant,  fournir 
des  ressources  ponr  la  guerre,  qu'on  ne  fait  aujourd'hui  en  Europe  que 
]>ar  le  moyen  du  credit.  11  est  vrai  que  la  Russie  est  le  seul  Etat  qui 
ait  l'avantage  d'etre  sans  dettes,  mais  c'est  que,  par  la  möfiance  gdne"rale, 
on  ne  trouverait  pas  cent  millo  roubles  ä  emprunter.  Toutes  les  depenses 
doivent  se  faire  des  derniers  actuellement  dans  le3  coffres.  Six  mois 
dantieipes  sur  les  revenues,  ce  qui  serait  ä  peine  un  ddrangement  pour 
toute  autre  puissance,  arrßteraient  ici  tout  court  la  machine. 


»)  »Elle  vient  de  signer  pour  trois  millions  de  bätiments.  On  construit  ac- 
tuellement un  palais  qui  ne  doit  que  servir  d'entrepöt  et  6tre  ras6,  quand  le 
nouveau  sera  achevö,  et  qui  coüte  300000  r.,  pendant  qu'on  pourrait  6pargner 
cette  depeuse,  en  habitant  pendant  deux  ou  trois  hivers  le  palais  d'6t6  on  il  y 
a  de  fourneaux  et  des  cheminees.  II  y  a  3000  macons,  et  10  regiments  d'eni- 
ployes  aux  diiftrents  bätiments  comuienges.  Le  dorenr  de  la  cour,  un  certain 
Francais,  assure  qu'il  a  passe"  un  million  de  ducats  par  ses  mains.  Cela  parattrait 
incroyable  partout  ailleurs,  mais  ici  ou  Ton  dore  les  clochers,  les  colonnades  et 
tous  les  ornements  exterieura,  cela  se  congoit  plus  aisement,  surtout  lorsqu'on 
reflechit  que,  pour  [que]  cela  r6siste  au  climat,  on  ne  saurait  öpargner  la  matiere. 
II  y  a  ä  Moscou  des  tours  qui  ont  plus  de  siecle,  et  qni  paraissent  dorßes 
depuis  hier.« 

b)  »Les  hommes  ne  coutent  rien  a  la  vörite,  mais  rhabilleraent,  le  trans- 
port,  les  armes,  eutiu  l'augmentation  du  pröt  doit  ae  compter.« 


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Beilage  II.  -  [1755  Anfang  Juli.]  705 

»Ceci  pose*,  cette  question  partout  si  importante,  ä  combien  se  mon-  [1755 
teut  les  revenus  de  l'ßtat,  devient  ici  de  simple  curiosite:  il  suffit  de  aa- 
voir  que  la  Russie  ait  largement  sa  subsistance  en  temps  de  paix,  qu'elle 
a  de  quoi  entretenir  des  armcea  formidables,  une  flotte  nombreuae.  II  ne 
a'agit  pas  de  calculer  d'autres  ressources  que  Celles  qui  lui  donnent  le 
pouvoir  arbitraire  sur  les  personnes  de  ses  sujets. 

»Nulle  certitude,  au  reste,  sur  le  moutaut  de  ces  revenus.  Les  per- 
sonnes  les  plus  instruites  les  font  aller  a  douze  millions  de  roubles.  II 
parait  probable  qu'ils  ne  sauraient  les  exclder.  Un  6tat  des  tetnps  de  ttm- 
peratrice  Catherine1)  qu'on  dit  ehe  tres  exact,  les  fait  inontei-  a  8  millions. 
Gr  la  capitation  qoi  fait  senle  presque  la  moitie"  de  ce  total,  n'a  pas  6i6 
haussee  depuis  trente  ans.  Tous  les  mäles  paient  aujourd'hui  comme  alors 
70  copecs,  ce  qui  fait,  selon  le  dernier  d6nombrementa)  de  5 01)  1857  mäles, 
la  somine  de  3  millions  et  demi.  Pour  arrivcr  aux  12  millions  supposes, 
il  faudrait  donc  que  le  reste  des  rubriques  comme  douanes,  domaines, 
monopoles,  droits  de  consommation,  et  qui  allaient  ä  4  millions  et  demi 
dans  l'ancien  ßtat,  se  fussent  augmcntes  ä  S'/2  millious,  ce  qui  parait  a 
peiuo  vraiseinblable. 

»L'immensite'  de  cet  empire  qni  rend  le  regime  si  difficile  et  Vex6- 
cution  des  ordres  presque  impossible,  rend  tous  les  re*glements  de'pendants 
do  la  volonte'  des  subalternes.  II  est  certain  que  tout  se  trouve  daus  la 
plus  grande  confusion.  Une  compagnie  vient  d'offrir  500000  r.  d  augmen- 
tation  de  la  traite  des  pelleterics  en  Sibdrie  qui  appartient  privativement 
ü.  la  couronne.  II  y  a  100  000  r.,  dit-on,  pour  celui  qui  fera  goütcr  le 
projet  a  P.  Schuwalow. 

>Le  commerce  avantageux  que  fait  la  Russie  avec  ses  voisins,  lui 
assurc  nn  accroissement  de  richesse  continuel,  dont  les  finances  du  sou- 
verain  ne  sauraient  que  se  ressentir.  Le  chanvre,  le  fer,  les  matieres,  la 
niareV2),  la  cire  sont  des  articlcs  d'un  debit  certain  et  en  si  grande  abon- 
dance  en  Russie  qu'elle  sera  toujours  la  maitrease  de  vendre  de  preTörence, 
en  baissant  le  prix.  M.  Swart  pre'tend  que  la  balance  leur  est  actuelle- 
ment  favorable  de  3'/.2  millions.  J'ai  vu  les  dtata  dentröe  et  de  sortie 
du  port  de  Cronstadt  en  1751.  On  y  a  importe'b)  la  valeur  de  2  Vs  mil- 
lions et  exporte"  celle  de  3  \ 2.    Ce  qui  engloutit  une  partie  conaidörable  do 


a)  >Les  provinces  conquises  ne  sont  pas  comprises  dans  ce  dßnombrement, 
qui  a  environ  20  ans,  non  plus  que  le  clerge,  les  voituriers,  les  soldats,  les 
gentilshouimes.« 

b)  >I1  s'y  trouve  des  vins  etrangers  pour  700000  r.f  des  Stoffes  de  Lyon 
pour  un  million.  J'ai  6t6  surpris  du  progres  des  uianufactures.  On  fabrique 
des  velours,  ouvrages  en  or  et  argent  ä  Moscou  que  j'ai  pris  pour  marchandise 
de  France.« 


l;  Katharina  I.  Petrowna  Alexiewna  1725—1727.      2}  Vorlage  »le  uierain«. 

Acton  »ur  Vorgeschichte  des  7 j ihrigen  Krieges.  45 


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706  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[17ä5    ces  richesses  et  a  pure  perte,  c'est  la  Sibärie  qui  donne  beaueoup,  Sans 
Jufr^  r*en  consommer.   Les  habitants  y  enfouissent  l'argent  en  terre,  ils  meurent 
et  tout  est  perdu  pour  leur  succession.    Le  luxe  commence,  cependant,  k 
s'y  glisser.    Le  vin  de  Champagne  par  exemple  y  a  une  vogue  gtonnante. 

»II  faudrait  dune  ä  la  Russie  au  moins  trois  gendrations  de  prince9 
economes  qui  accumulassent  des  trdsors,  pour  la  rendre  vöritablement  re- 
doutable.  Dans  la  Situation  präsente,  cet  ßtat  ne  saurait  soutenir  des 
guerres  bien  longues  dans  l'^trangcr,  et  toutes  les  puissances  qui  auront 
besoin  de  son  alliance,  qui  voudront  faire  agir  en  leur  faveur  ces  armdes 
innombrables,  doivent  compter  que,  sans  des  subsides  proportionnCs,  c'est 
en  exiger  au  dela  de  leurs  forces. 

Ce  qu'on  doit  ^ne  ^'on        craindre  ou  espe>er  de  l'intrigue  da 

craindre  oo    cabinet,  est  plus  difficile  a  ddterminer.    Cette  däcision  em- 
e  sperer  de  1'in-  porterait  celle  de  la  question  principale.    Je  n'ai  garde 
trigue  du     d'oser  entreprendre.   N'e'crivant  que  sur  de  oul-dire,  n'ayant 
cabinet.      pag  eu  Je  ^  rien  voir  ^  moi-meme,  il  ne  m'ap- 

partient  que  de  rapporter  fidelement  le  pour  ou  le  contre  sur  une  matiere 
anssi  importante. 

>Je  commence  par  les  arguments  de  ceux  qui  n'esperent  que  peu  ou 
rien,  et  le  devoir  m'oblige  de  remarquer  que  des  ministres  qui  sont  datis 
ce  pays-ci  depuis  plusieurs  annees,  qui  ont  eu  le  temps  de  l'exaraen  et  de 
la  re*flexion,  penchent  vers  ce  sentiment. 

»Iis  disent: 

lBü  »Quclque  decide*  qu'il  soit  qu'aucun  corps  politique  puisse  se 
passer  d'allianccs,  quelques  solides  que  soient  les  prineipes  qui  conseillent 
de  regarder  la  maison  d'Autriche  comme  un  alli<?  naturel,  soit  reste  de  bar- 
barie,  soit  pie*somption  ou  ignorance,  cette  nation  s'obstine  ä  se  considdrer 
comme  excepttfe  de  la  regle.  On  les  entend  rep&er  tous  les  jours  que 
personne  n'oserait  les  attaquer.  Jusqu'au  chancelier  meme,  ils  lui  echap- 
pent  de  ces  traits  qui  prouvent  cette  facon  de  penser.  Or,  que  peut-on 
attendre  qu?un  ßtat  veuille  faire  des  efforts  pour  l'amour  d'autrui  qui  croit 
n'avoir  jamais  besoin  du  r^eiproque? 

2dt>  »Que  jamais  il  n'y  a  eu  des  temps  plus  favorables  que  ceux  de 
la  Re'gente ').  La  famille  qui  regnait,  nous  devait  le  trdne,  eile  nous  e'tait 
unie  par  les  liens  du  sang,  que,  malgre*  cela,  nous  n'avons  rien  obtenu. 

3tiQ  »Quon  doit  beaueoup  moins  espe>er  d'une  Princesse  irr&olue, 
ennemie  du  travail,  qui,  bien  loin  d'avoir  les  mßmes  motifs  de  nous  6tre 
attachee,  conserve  peut-etre  encore  un  reste  de  ressentiment,  que,  si  on 
eu  arrache  quelque  chose,  vraisemblablement  ce  ne  sera  plus  ä  temps. 

41"  »Qua  la  vente-  le  ministre  qui  est  ä  la  täte  des  affaires,  est  dans 
nos  interßta,  au  moins  qu'autrefois  il  a  paru  l'ßtre,  mais  que  ce  ministre 


1)  Aona,  November  1740— December  1741.   Vgl.  S.  G78. 


uigmzeu  uy 


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Beilage  II. 


[1755  Aofang  Juli.] 


707 


est  vieux,  qu'il  est  lent,  que  son  credit  est  baisse,  qu'il  n'est  pas  ä  portee  [1755 
de  rien  ponsser  avec  vigueur  aupres  de  sa  maitresae,  que,  s'il  ne  peut  pas  Aju*S] 
l'engager  ä  une  Convention  oü  tout  est  ä  son  avantage,  couime  Celle  que 
lui  offre  1'Angleterre,  encore  moins  doit-on  se  flatter  qu'il  ia  porte  ä  remplir 
des  obligations  qui  lui  seraient  onöreuses. 

5t0  »Qu'il  y  a  un  parti  dominant  que  le  chancelier  veut  exclure  des 
affaires,  le  seul  cependant  qui  ait  du  pouvoir;  qu'il  n'existe  aueune  liai- 
son  entre  nous  et  ce  parti,  au  contraire,  qu'il  y  entre  des  gens  que  nous 
avons  le  plus  cruellement  offenses;  que  le  credit  de  ce  parti,  en  ne  le  sup- 
posant  meme  pas  prussien,  mais  simplement  oppose*  au  chancelier,  prd- 
vaudra. 

610  »Qu'ils  n'ont  ni  g6ne"raux  ni  ofticiers,  que  c'est-lä  la  raison  veri- 
table  ponrquoi  ils  ont  hösit^a)  de  faire  la  guerre  en  1750 '),  que  cette 
cause  continue  dans  son  entier;  qu'il  n'est  pas  probable  que  P.  Schuwa- 
low,  qui  profite  si  bien  du  loisir  de  la  paix  pour  amasser  des  tr&ors,  se 
fasse  illnsion  au  point  de  vouloir  se  mettre  ä  la  tfite  d'une  armee,  n'ayant 
jamaia  servi  lui-meme  et  se  voyant  prive*  de  tout  secours;  que,  lorsqn'on 
avait  parle*  au  grand  ConBeil  de  Moscou  du  commandement,  il  avait  aussitöt 
pr&exte'  sa  mauvaise  sante*  pour  le  decliner;  que  c'e*tait,  cependant,  lui  seul 
qui  pouvait  faire,  on  ne  dit  pas,  une  guerre  heureuse,  mais  une  diversi- 
on  assez  longue;  que,  s'il  ne  commandait  pas,  ne  vonlant  pas  en  cöder 
l'honneur  ä  un  autre,  il  trouverait  le  moyen  par  son  credit  d'empßcher 
qu'il  y  eüt  guerre. 

7mo  »Que,  suppose*  qu'ils  voulussent  en  courir  les  risqnes,  jamais  ils 
ne  sauraient  re'sister  aux  Prussiens;  qu'infailliblement  ils  seraient  battus, 
qu'alors  il  n'est  pas  douteux  que  l'Impe'ratrice,  qui  est  si  avare  du  sang  ortho- 
doxe qu'elle  ne  fait  pas  me*me  cxe'cuter  les  criminels,  ne  fasse  la  paix  au 
plus  vite  et  ne  nous  abandonne  ä  la  merci  de  nos  ennemis. 

8mo  »Qu'accordant  m6me  que  par  le  miracle  ils  fissent  la  guerre  avec 
sneces,  les  frais  en  seraient  toujours  considerables.  Les  finances  de  cet 
empire,  bornees  par  la  nature  de  son  gouveroement,  ne  permettant  que 
des  efforts  bornes,  l'Impe'ratrice  se  verrait  g6ne*e  dans  ses  depenses,  ses 
bätiments  auxquels  eile  emploie  une  pettte  armee,  seraient  arrßteV,  que 
bien  vite  eile  s'en  ennuyerait  et,  ne  connaissant  d' autre  ambition  quo  celle 
d'effacer  toutes  les  femmes,  de  surprendre  par  la  beaute',  qu'elle  pre'fererait 
une  abondance  qui  flatterait  ses  goüts,  ä  la  guerre  la  plus  glorieuse. 

»Ceux  auxquels  l'opinion  contraire  parait  probable,  opposent  ä  ces 
raisons : 

1™°  »Que  la  nation  est  naturellement  arrogante,  qu'elle  a  d'aulres  mo- 


»)  »C'est  de  Wolkow.« 


1)  Gegen  Schwoden  und  eventuell  auch  Preussen.  Vgl.  Beer,  Bentinck  C  ff. 

40* 

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708   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

[1"55  ments  oii,  le  degoüt  la  saisissant,  eile  voudrait  rentrer  dans  son  ancien 
JuH^  ne*ant,  mais  que  ce  n'est  que  des  mouvements  passagers,  que  le  besoin 
c*vident  de  notre  alüance  contre  la  Porte  la  rappeile  bientöt  ä  la  raison; 
quo  c'est  le  Systeme  de  Pierre  le  Grand,  recommande  dans  son  testament 
politique,  consacre*  par  le  profond  respect  qu'on  porte  ii  la  memoire  de  cet 
Kmperenr;  que  la  jalousie  de  la  puissance  de  la  Prnsse  n'est  pas  raoins 
bien  fondde.  Le  grand  Conseil  de  Mobcou  oü  ü  ne  s'agissait  pas  meme 
de  subsides,  ayant  dtabli  pour  maxime  non  seulement  de  s'opposer  a  l'a- 
grandissement  de  cet  ßtat,  mais  meme  qu'il  convenait  d'agir  offensivement 
contre  lui ce  principe,  celui  de  tous  les  principaux  en  place  dtait  de- 
venu  anssi  national  qu'il  pouvait  y  en  avoir  sous  un  gouvernement  des- 
potique. 

2Jo  »Que,  du  temps  de  la  Re*gente,  notre  Situation  ötait  presque  deV 
03pe*re*e,  que  la  Kussie,  en  nous  aasi staut,  se  serait  embarque'e  dans  une 
guerre  fort  douteuse,  le'WSnement  a  marque"  combien  peu  cette  famille  e*tait 
affermie  sur  le  tröne,  par  consequent,  combien  il  lui  aurait  6t6  impossible 
de  prendre  parti  au  debors,  enfin,  que  le  ministre  d'alors,  Oatennann,  e*tait 
aussi  Prussien  que  le  chancelier  nous  est  de'voue'. 

3tiü  »Qu'a  la  v^rit<5,  l'Impöratrice  n'a  point  de  raisons  personnelles 
de  nous  etre  attacböe,  qu'on  veut  meme  supposer  son  animosite"  contre  la 
France  et  la  Prosso  un  simple  sentiment  passager;  mais  qne  cela  meme 
sert  de  preuve  que  le  Systeme  politique  qu'elle  a  embrasse,  est  l'effet  de 
la  persuasion,  que  ce  Systeme  en  devient  plus  solide,  moins  expose'  aux 
fausses  insinuations  d'un  ministre  mal  intentionne',  qu'on  a  vu  deux  fois 
sous  son  regne  des  troupes  auxiliaires  en  marche2),  qu'a  la  seconde  elles 
ont  t\€  jusques  dans  le  cceur  de  l'Allemagne,  que  tout  nouvellement  la  re- 
partition  des  troupes  a  6t6  signee,  Taugmentation  de  l'armee  re'solue  et  exe- 
eute"e,  les  50  galcres  construites,  et  sans  qu'ou  soit  encore  convenu  des 
subsides;  que  Tinapplication  de  cette  Princesse,  enfin,  ötait  de  moindre 
conse'quence  qu'elle  accordait  de  la  confiance  ä  Iwan  Iwanovitsch;  que  le 
grand-veneur,  quoique  ami  du  chancelier,  mais  totalement  denoue'  de  con- 
naissauces,  sachant  ä  peine  lire  sa  propre  langue,  n'avait  dte*  d'aucune  uti- 
lit^  pour  les  affaires,  sa  bonne  volonte"  se  bornait  ä  prendre  quelques  fois 
le  ton  d'amant  ou  de  mari  pour  la  forcer  ä  jeter  les  yeux  sur  un  papier, 
pour  en  extorquer  une  signature,  au  lieu  que  celui-ci  qui  lit  et  qui  com- 
prend,  peut  lui  insinuer  mille  choses  dans  la  conversation. 

4t0  »Que,  pour  se  rassurer  sur  les  intentions  du  chancelier,  il  n'y  avait 
qu'ä  se  rappeler  ses  actions;  que  son  credit  personnel  avait  baissc*  sans 
doute,  qu'il  voyait  rarement  Tlmpöratrice,  qu  eile  ne  l'e'coutait  pas  avec 
plaisir,  mais  qu'indirectement,  il  en  avait  recouvre'3}  la  plus  grande  partie 


1)  Conseilbeschluss  vom  2<i.  Mai  1753.   Vgl.  Beer,  Bentinck  CXLV  f. 

2)  1745  und  1 748.         3)  Vorlage:  »recouvert«. 


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Beilage  II.  —  [1755  Anfang  Juli.] 


709 


par  ses  nonvelles  liaisons  avec  le  favori*),  ä  quel  effet  Wolkow  lui  dtait  [1755 
tres  utile;  que,  par  lea  circonstances  et  dans  l'operation  mechanique,  il    j tVliV 
6tait  oblige'  de  cöder  qnelque  fois  en  bien  des  bagatelles;  mais  que  dans 
les  affaires  de*cisives  l'Imperatrice  n'avait  de  confiance  que  dans  lui  seul; 
que  son  sentiment  6tait  sür  de  pre*valoir. 

5to  »Que  c'e'tait  confondre  lea  objets,  le  Schuwalow  avec  le  vice- 
cbancelier,  que  de  dire  que  le  chancelier  ötait  brouille"  avec  le  parti  do- 
minant, que  cela  avait  exiatö,  lorsque  le  chancelier,  jaloux  de  leur  credit 
naiäsant,  a'e'tait  encore  flatte*  de  les  dcraaer,  qu'aujourd'hui  ayant  ctfde*  ä 
la  ndcesaitä,  s'ätant  rapproche*  d'eux,  il  n'en  avait  plus  rien  ä  craindre, 
qu'ils  n'avaient  jamais  songe"  a  le  dcplacer  qu'autant  que  lui  e'tait  le  pre- 
mier  ä  les  attaquer;  que  ce  parti,  bien  loin  d'ätre  Prussien,  e'tait,  on  ne 
peut  pas,  mieux  intentionne* ;  que  cMtait  la  politique  du  chancelier  qui  avait 
repandu  cette  erreur,  afin  d'engager  les  puissances  ä  faire  cause  commune 
contre  eux;  que,  quant  au  vice-chancelier  et  Olsuwiew,  ses  vöritables  en- 
nemis,  il  n'y  avait  que  le  premier  qui  put  Stre  suspecte",  mais  qu'il  se 
trouvait  peut-ätre  des  moyens  pour  tont  concilier. 

6t0  »Qu'on  ne  disconvenait  pas  que  les  Prussiens  ne  fussent  bien  re- 
doutables,  que  la  prudence  conseillait  k  P.  Schuwalow  de  ne  pas  s'ex- 
poser,  mais  que  des  argumenta  ne  tiennent  pas  contre  des  faits  notoires; 
qu'il  est  indoutable  que  P.  8chuwalow  brüle  d'envie  de  se  signaler,  que 
c'est  k  Apraxin,  son  rival  de  commandement,  auquel  il  a  tenu  ce  propos 
au  Conseil  de  Moscou,  qu'il  y  a  peut-Stre  plus  k  gagner  pour  un  göneral 
avaricieux  dans  une  campagne  qne  dans  plnsieurs  annäes  de  paix,  qu'en 
1750  Schuwalow  n'e'tait  ce  qu'il  est  anjourd'hui. 

»Que  l'esprit  dominant  dans  tonte  la  jeunesse  militaire  est  de  faire  la 
guerre,  que  cette  jeunesse  approche  du  favori,  qu'insensiblement  il  prend 
la  m£me  facon  de  penser,  qu'ä  toutes  les  occasions  il  redete  que,  pour 
former  des  gencraux  et  de  troupes,  il  faut  faire  quelques  campagnes. 

»Que,  s'ils  prennent  le  parti  de  la  guerre,  ils  la  feront  avec  des  for- 
ces  bien  supörieures  et  avec  plus  qu'ils  n'y  seront  oblige"sb),  de  peur  de 
recevoir  un  affront;  que  c'est  ainsi  que  ce  corps  qui  a  marche*  en  Alle- 
magne,  et  que  les  Anglais  payaient  a  raison  de  30000  hommes,  allait  a 
37000,  qu'il  se  trouve  actuellement  90000  hommes  en  Livonie0); 

»)  »Cette  liaiaon  qui  existe  de  l'aveu  de  rimperatrice,  et  dans  laquello  le 
favori  ne  se  serait  jamais  engage,  s'il  n'avait  su,  comment  l'Iuiperatrice  pensc 
sur  le  chancelier,  d'autant  plus  que  dans  les  commencements  ils  6taient  brouilles, 
et  que  le  vice-chancolier  6tait  bien  avec  lui,  cette  liaison,  dis-je,  semble  double- 
ment  prouver.« 

b)  »Le  chancelier  me  l'a  r6p6t6  plnsieurs  fois,  de  meme  que  le  colonel  Tscherni- 
schew,  une  espece  de  favori  de  P.  Schuwalow.« 

c)  »Je  viens  d  apprendre  que  P.  Schuwalow  a  dejä  echange  plus  de  500 
officiers  de  sa  division.  Toute  son  application  est  de  la  bien  composer.  II  est 
d  une  severit6  etonnante.« 


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710   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1755  »Que  la  disproportion  immense  des  moyens  doit  entrer  en  ligne  de 

\lutn^  compte,  la  Prusse  ne  pourra  leur  opposer  que  35  ä  40000  hommes  au 
plus  et  cela  la  premiere  campagne.  La  facilite  de  recruter  en  Russie  est 
si  grande  qu'une  armäe  perdue  peut  se  remplacer  en  pen  de  moia. 

»Que  ces  troupes,  inferieures  aux  Prussiens  dans  l'art  de  la  guerre, 
ont  d'autres  avantages  qui  me'ritent  de  l'attention;  elles  sont  plus  robustes, 
resistent  mieux  au  froid,  se  contentent  de  moins,  ne  connaissent  pas  la  de"- 
sertion ;  que  peut-ßtre  m£me  il  serait  plus  utile  que  ces  troupes,  sans  agir, 
avancasaent  simplement  jusqu'aux  confins  de  la  Prusse.  La  diversion  n'en 
serait  pas  moins  faite,  parcequ'elles  retiendraient  35  000  ennemis  en  echec, 
n'y  ayant  rien  ä  craindre  pour  elles,  on  serait  sür  de  les  y  garder  pen- 
dant  quelques  campagnes,  qu  alors  on  se  contenterait  de  donner  Talarmo 
avec  les  10  000  hommes  cmbarquls  sur  les  galeres  aux  cötes  depuis  Kö- 
nigsberg jusqu'ä  Stettin  que  le  roi  de  Prusse  ne  pourrait  pas  garnir  avec 
moins  de  15  000  hommes. 

»Que,  pour  l'argent  qu'dpargnerait  l'Angleterre  en  ne  payant  ce  corps 
de  Courlande  que  sur  le  pied  de  l'attente,  eile  pourrait  soudoyer  un  autre 
corps  auxiliaire  de  20000  hommes,  lequel,  joint  aux  Hanovriens  ou  ä  lär- 
mte de  Flandre,  comniande'  par  des  bons  generaux,  m61e*  avec  de  l'excel- 
lente  cavalerie,  soutenu  par  1  Emulation,  ferait  des  merveilles,  qu'ainsi  avec 
la  mime  depense  et  ä  l'abri  de  l'lvenement  on  opposerait  des  forces  beau- 
coup  plus  consid^rables  ä  l'ennemi  commnn. 

7mo  »Que,  vu  les  circon8tances ,  cette  crainte  que  le  premier  revers 
serait  suivi  d'une  paix  honteuse,  n'e*tait  pas  fondee;  qu'infailliblement 
Schuwalow  commanderait,  qu  alors  son  parti  serait  si  fort  ä  la  cour  que 
rien  ne  coüterait  pour  le  soutenir.  S'il  £tait  malbeureux,  on  saurait  en 
derober  la  moitie*  ä  la  connaissance  de  rimperatrice,  intöresser  sa  vanite, 
nourrir  son  animositä,  lui  rappeler  enfin  que  son  pere l)  n'etait  parvenu  au 
comble  de  la  gloire  qu'apres  avoir  essuye*  des  disgraces;  que  tout  le  monde 
se  souvenait  encore  des  relations  imaginaires  des  campagnes  de  Münnich, 
quil  en  serait  de  meme  ä  präsent;  que  ce  Schuwalow,  point  gtaäral  ä 
la  ve*rite\  «Stait  docile,  qu'il  serait  conduit  par  Lieven,  un  homme  sage,  qui 
servait  depuis  longtemps,  que  son  armee  serait  supdrieure  en  nombre, 
abondante  de  toutes  choses,  enfin,  que,  pourvn  que  la  diversion  füt  faite, 
qu  elle  partageait  les  forces  de  l'ennemi,  que  nous  eussions  le  temps  da- 
gir  de  notre  cöte*  avec  avantage,  et  cela  pendant  uu  temps  assez  long, 
nous  pouvions  nous  consoler  de  voir  perdre  des  hommes  ä  un  allie",  qui 
en  pourrait  jamais  en  Stre  epuise\ 

8T0  »Qu'ils  ne  feraient  pas  la  guerre  sans  subsides,  on  pourrait  meme 
dire  hardiment,  sans  subsides  sufßsants;  leurs  troupes  n'ätant  pas  cheres, 
les  hommes  ne  coütant  rien,  les  plaisirs  de  Tlmpöratrice  n'en  seraient  pas 


1)  Peter  der  Grosse. 


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Beilage  II.  —  [1755  Anfang  Juli.] 


711 


d^rangäs;  qu'en  ne  perdant  pas  de  vue  la  personne  du  ge^ral,  son  pou-  (1755 
voir  immense  dans  l'interieur,  le  credit  de  sa  famille,  les  excellentes  inten-  Ajy*?g 
tions  du  ministre  et  les  avantages  solides  qui  resulteiaient  pour  la  Russie 
d'une  guerre  qni  abaisserait  la  Prusse,  ajoutant  ä  tout  ceci  que,  pendaut 
que  tont  conspirait  pour  le  soutien  de  la  bonne  cause,  il  n'y  avait  ni 
parti  forme*  ni  peut-€tre  mime  cachä  pour  le  traverser,  toutes  ces  circon- 
stances  re*unies  faisaient  regarder  comme  une  terreur  panique  cette  ap- 
prdhension  que  l'Impäratrice,  qui  ne  se  däoide  jamais  par  elle-meme,  vou- 
drait  prendre  un  parti  ignominieux ,  malgi'6  tout  ce  qui  est  en  possession 
de  son  cceur  et  de  sa  confiance  dans  cette  senle  occasion. 

»Abandonnant  aux  hautes  lumieres  de  Leurs  Majestea  de  peser  d'une 
balance  rigoureuse  la  valeur  de  ces  difförents  arguments,  voici  encoro  quel- 
ques faits,  arrivtfs  depuis  que  je  copie  ces  cahiers,  qui  ne  soront  pas  ab- 
solument  dtfplaces  ici. 

»L'accueil  obligeant  que  m'avait  fait  Iwan  Iwanovitsch,  me  mettaut 
ä  porige  de  lui  parier  plus  souvent,  je  re'solus  d'en  tirer  quelque  chose  de 
moins  vague  sur  sa  fa^on  de  penser  ä  notre  egard.  M'ayant  dit  un  jour, 
ä  propos  des  craintes  que  je  lui  tämoignais  de  nous  voir  enveloppes  dans 
la  guerre,  qu'eux  ne  souhaitaient  pas  mieux  que  d'en  venir  aux  mains, 
qu'il  fallait  nous  rendre  la  Siläsie,  je  lui  re*pondis  que  c'etait  le  compli- 
ment  le  plus  flatteur  qu'il  püt  me  faire,  et  que  je  lui  demandais  la  per- 
mission  d'oser  en  faire  usage  en  temps  et  lieu.  II  me  rdpliqua  que  c'ätait 
en  bon  serviteur  de  sa  maitresse  et  par  conviction  qu'il  me  parlait  ainsi, 
que  nos  inter6ts  e*taient  communs,  qu'ils  tenaient  ces  principes  du  fonda- 
teur  de  leur  empire. 

»Ayant  fait  part  de  cette  conversation  ä  M.  l'ambassadeur ') ,  il  saisit 
un  autre  moment  pour  lui  rcmontrer  l'injnstice  de  la  France  qui  de*clarait 
vouloir  envahir  nos  Pays-Bas,  parcequ's  Hb  se  battaient  avec  les  Anglais 
en  Amärique,  il  lui  repondit  ä  peu  pres  de  m€me.  Le  colonel  Tschernischew, 
qui  etait  präsent,  tdmoignant  que  cela  pourrait  le  ramener  un  jour  a  Vienne 
od  il  avait  6t6  fort  bien  trait£,  M.  d'Esterhasy  lui  donna  Breslau  pour 
premier  rendez-vous.    Le  favori  trouva  la  plaisanterie  tri'3  bonne. 

»M.  Schnwalow  ne  s'est  pas  expliquä  moins  clairement  envers  M.  l'am- 
bassadeur  et  moi.  II  nous  avait  chercne*  pour  nous  parier  des  nouvelles 
manccuvres  qu'il  me"ditait  en  imitation  des  Prussiens,  nous  lui  avions  conto 
de  notre  cöte"  avec  combien  de  succes  Leurs  Majestds  travaillaient  sur  leurs 
armäes  depuis  la  paix,  il  nous  rCpondit  qu'ayant  la  meme  cause  et  les 
mSmes  ennemis,  c'e'taient  des  oompliments  r&Mproques  a  se  faire.  Enfin, 
jugeant  qu'il  pourrait  ßtre  utile  de  dire  quelque  chose  de  poli  ä  Olsuwicw, 
je  lui  insinuais  ä  un  bal  masque*  combien  LL.  Ms.  ätaient  informdes  du  zele 
avec  lequel  il  s'6tait  autrefois  employe*  pour  Leur  Service,  et  qu'Elles  ne 

1)  Esterhaay. 


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7  1 2    Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  de»  siebenjährigen  Krieges. 


[1755    doutaient  pas  qu'un  homme  aussi  öclaire*  comme  lui  ne  persistat  dans  cos 
AJuti]1'  n^roes  sentiments.    II  me  parnt  fort  touche"  de  ce  compliment  et  s'^tendit 
fort  au  long  snr  ce  qne  notre  alliance  ötait  le  senl  Systeme  raisonnable 
pour  la  Russie. 

»En  recueillant  aussi  scrupuleusement  tons  ces  d£tails,  ce  n'est  pas 
que  j'ignore  absolument  que  les  hommes  savent  feindre,  que  des  simples 
propos  ne  sont  pas  des  demonstrations,  mais,  craignant  egalement  de  char- 
ger le  tableau  ou  de  le  trop  flatter,  n'osant  pas  esp^rer  de  le  faire  res- 
semblant,  j'ai  cru  que  le  moyen  le  plus  sür  d'en  mettre  les  deTauts  au 
jour,  ötait  de  tout  dire  indistinetement.  Le  moindre  trait  devenant  ainsi 
matiere  d'examen,  fonrnissant  des  nouvelles  combinaisons,  le  vrai  qn'il  Im- 
porte tant  de  trouver,  en  percera  d'autant  plus  aisement. 

Moyens  »Je  passe  maintenant  ä  la  seconde  partie  de  ce  me- 

d'augmenter    moire,  les  moyens  d'augmenter  notre  influence. 

notre  in-  »Pour  ne  pas  se  tromper  dans  le  choix  de  ces  moyens, 

il  sera  n£cessaire  d'e'tablir  en  quoi  notre  Systeme  present  en 
Russie  est  essentiellement  vicieux. 

»II  semble  T6tre  dans  les  trois  points  suivanta: 

1)  »Le  ministre  qui  nous  est  attache*,  n'a  point  toute  la  capacite*  de*- 
sirable;  il  ne  fait  pas  un  emploi  assez  severe  de  son  temps,  on  a  de  la 
difBculte'  a  l'approcher.  On  ne  sanrait  donc  se  passer  de  cananx  sürs  pour 
y  arriver.    Or  ces  canaux  n'ont  pas  6t6  assez  cultiv<5s  jusqu'ä  prdaent. 

2)  »II  regne  entre  les  deux  ministres  une  me'sintelligence  pernicieuse 
pour  les  affaires.  Le  cbancelier,  jaloux  d'une  autorite"  deja  diminue'e,  soup- 
connant  les  intentions  de  son  collegue,  fait  ses  eflbrts  pour  lui  tout  cacher. 
Le  vice-chancelier,  pas  moins  anime*,  soutenu  de  l'habilite*  d'Olsuwiew,  qui 
hait  egalement  le  cbancelier,  profitant  de  son  inapplication,  ayant  sur  lui 
l'avantage  d'approcher  de  la  maltresse,  au  reste  autrefoia  dans  des  liaisona 
contraires  avec  des  sentiments  pas  encore  e*prouve"s,  se  souvenant  sans  doute 
que  nous  l'avons  offense",  le  contrecarre  ä  chaquo  pas.  De  lä  des  Operations 
qui  se  croisent,  des  lenteurs  ou  une  inaction  totale  dans  le  miniatere. 

3)  »Nous  n'avons  d'amis  que  le  seul  cbancelier  dont  le  crödit  baisse, 
d'une  sante*  et  d'un  regime  qui  ne  promet  pas  des  jours  fort  longs,  pen- 
dant  qu'il  existe  un  parti  dominant,  gouvernant  la  ruaitresse  et  l'ompire, 
que  nous  ne  connaissons  pas.  Si  notre  appui  venait  ä  manquer,  nous  se- 
rions  pris  au  depourvu. 

»II  rösulte  de  ces  prineipes  que  les  moyens  que  je  vais  proposer, 
pour  Stre  jug£s  efficaces  et  suffisants,  doivent 

lmo  »nous  assurer  des  personnes  dans  la  confiance  du  cbancelier  qui 
par  leur  zele  et  leur  capacite*  puissent  aider  ses  bonnes  intentions; 

2dü  »vaincre  la  jalousie  de  ce  ministre,  en  ddtachant  Olsuwiew  du  vice- 
chancelier,  le  mettre  hors  d'dtat  de  nuire,  enfin  nous  röconcilier  avec  loi; 


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Beilage  II.  -  [1755  Anfang  Juli.) 


713 


3tiu  »en  nous  rapprochant  du  parti  dominant,  nous  procurer  un  appni  '1755 


»Ier  objet.  La  personne  principale  qui  r6unit  toutes  cos  qualitös, 
c'cst  M.  Funcke. 

»Quoique  je  doive  la  justice  ä  son  zele  que,  sans  etro  attendu  ä  Ctre 
recompense*  et  sans  s'attendre  k  dovoir  l'etre,  il  n'a  pas  discontinud  et  ne 
discontinue  k  s'employer  pour  le  bien  du  Service,  je  me  trouve,  cependant, 
Obligo*  de  dire  qu'il  serait  peut-etre  de  la  dignitä  d'aussi  grands  monarques 
de  faire  sentir  des  effets  fixes  de  leur  göndrosite*  ä  un  homme  continuelle- 
ment  utile  et  dont  on  a  autant  sujet  d'ßtre  satisfait. 

>Le  travers  qu'a  pris  le  chancelier  au  sujet  du  comte  Esterhasy, 
rend  le  besoin  de  ce  canal  indispensable,  quant  au  prdsent.  II  vit,  a  la 
vdritd,  honn€tement  vis-ä-vis  de  M.  l'ambassadeur ;  le  public  ne  saurait  se 
douter  qu'il  y  ait  eu  entre  eux  de  la  me'sintelligence  *),  mais  dans  le  fond 
de  son  coeur,  le  chancelier  s'obstine  k  lui  refuser  sa  confiance,  et  malgre 
toutes  les  ddmarches  qu'a  faites  M.  d'Esterhasy  pour  le  gagnor,  malgre"  la 
circonspection  extreme  qu'il  met  dans  sa  conduite  vis-ä-vis  de  ceux  qui 
pourraient  donner  de  la  jalousie,  je  doute  qu'il  parvienne  jamais  ä  gudrir 
l'imagination  frappCe  du  chancelier.  Les  affaires  qui  vont  d'elles-m€mes, 
se  feront  sans  doute,  mais,  s'il  s'agissait  de  quelque  ndgociation  importante, 
de  donner  l'activite*  au  chancelier,  de  l'amener  par  de'gre'  ä  un  certain  but, 
le  devoir  me  force  d'en  avertir:  il  n'y  a  que  Funcke  seul  qui  puisse 
l'effectuer. 

>Je  dis  plus,  quand  M.  d'Esterhasy  ou  son  successeur  aurait  le  bon- 
heur  de  rdussir  parfaitement  vis-a-vis  du  chancelier,  Funcke  n'en  serait 
pas  moins  ndcessaire2}.  Quelques  connaissances  du  local  en  feront  mieux 
juger.  La  regle  dtablie  veut  que  les  affaires  se  traitent  conjointement  avec 
les  ministres;  d'un  autre  cöte",  le  chancelier  cherche  ä  exclure  son  collegue 
du  secret.  Par  cette  raison  il  de'cline  les  Conferences  oü  ils  doivent  se 
tronver  ensemble,  le  plus  qu'il  pent,  tächant  de  tout  faire  privativement. 
Mais  comme  le  vice-chancelier  pourrait  s'en  plaindre,  et  qu'il  ne  manquerait 
pas  d'insinuer  que  le  chancelier  fuit  le  jour  pour  se  stipuler  des  avantages 
personnels,  il  est  obligC  de  mettre  beaucoup  de  mdnagement  dans  sa  con- 
duite, d'eViter  mSme  de  voir  les  ministres  Prangers  trop  souvent  chez  lui. 
Les  affaires  doivent  cependant  se  faire.  II  faut  donc  ndcessairement  un 
canal  souterrain  par  lequel  on  puisse  arriver  au  chancelier  et  en  recevoir 
les  re*ponses. 

»Par  les  mSmes  raisons  ce  ministre  veut  cacher  bien  des  choses  au 
College  des  affaires  dtrangeres.  N'ayant  que  seul  Wolkow  pour  travail- 
ler,  qui  n'a  pas  ä  beaucoup  pres  la  capacite  requise,  Funcke  lui  prete  son 


1}  Vgl.  S.  676.         2)  Vgl.  S.  675.  6S3. 


pour  l'avenir. 


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714   Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

[I7.S5    ministere.    Oela  seul  le  rendra  toujours  exträmement  considerable,  tant1) 

Anfang    .  . 

JuliJ  *lu 

»L'arrivtfe  d'un  ambassadeur  d'Angleterre  qui  ne  sait  pas  l'allemand1), 
lequel,  par  conse"quent,  ne  saurait  confercr  sans  interprete  avec  le  chance- 
lier,  ajoute  encore  au  besoin  qu'on  a  de  Funcke.  II  faadra  qu'il  serve 
de  truchement,  LL.  Ms.  connaissent  les  vivacitls  da  chancelier,  M.  Willi- 
ams n'est  guere  plus  flegmatique.  Elles  supposeront  aise'ment  qu'il  sera 
souvent  necessaire  d'adoucir  les  phrases  ponr  ne  rien  gäter.  Dans  ce  sens- 
lä,  on  peut  dire  que  le  aort  de  l'affaire  de  la  Convention2)  sera  entre  les 
mains  de  M.  Funcke. 

>J'appuie  sur  cette  circonstance,  parceque  je  crois  qu'il  importerait 
au  bien  gcne'ral  que  t'Angleterre  contribuat  de  son  cdte  ä  lui  faire  un 
sort  plus  doux.  Je  ne  dis  pas  que  cela  soit  necessaire  pour  se  l'attacher, 
mais  seulement  que  des  bienfaits  ne  laisseront  pas  d'animer  le  zele  d'nn 
homme  qui,  presque  sans  bien,  ne  touche  rien  de  sa  cour  depuis  neuf  quar- 
tier», et  lequel,  en  so  tenant  strictement  dans  les  bornes  de  son  caractere, 
pourrait  par  sa  Beule  inaction  apporter  un  prejudice  prodigieux  aux  af- 
faires1*]. J'ose  presque  prtfvoir  que  Williams  sera  le  premier  ä  le  proposer, 
mais  il  pourrait  n'6tre  pas  inutile  de  le  sontenir  de  notre  cour,  parceque 
Guy  Dickens  m'a  dit  qu'ä  l'occasion  de  l'accession  anglaiae  en  17503),  le 
chancelier  avait  demande"  une  gratification  pour  Funcke  qui  s'y  e"tait  beau- 
coup  employd,  mais  qu'on  n'y  avait  pas  deTöre*. 

»L'a  venture  de  Wolkow  constate  son  caractere.  C'est  un  jeune  homme, 
leger,  depensier,  mal  dans  ses  affaires;  mais  il  est  agrdable  ä  Iwan  Iwano- 
witsch,  il  tient  la  plunie  en  bien  des  oceasions,  et  s'il  n'a  pas  le  secret 
entier,  au  moins  est-il  informe'  de  bien  des  choses  lesquelles,  si  eiles  e*taient 
sucs,  pourraient  nuire  an  chancelier.  II  m'a  donc  fait  comprendre  dans 
la  conversation  qu'il  serait  bien  aise  qu'on  se  1'attachftt  par  quelque  bien- 


a)  >A  moins  que  Varrivle  de  M.  de  Bestushew  [des  Oberhofmarschalls,  vgl. 
S.  660]  ne  cause  un  nouveau  derangement,  Funcke  parait  assez  sür  de  son  poste 
sur  le  präsent.  II  a  trouve"  le  moyen  de  detacher  le  favori  du  vice-chancelier 
en  lui  procurant  le  cordon  de  Pologne,  et  de  confondre  ce  dornier  en  presentant 
a  la  meme  audience  ä  son  insu  un  autre  rnban  pour  Skawronski,  beau-frere  du 
vice-chancelier  et  consin  germanique  de  l'Impöratrice.  Wolkow  a  eu  du  inerite 
dans  cette  negociation.  Le  chancelier  ne  voit  Funcke  que  rareinent  devant  le 
monde.  Souvent  il  vient  le  trouver  de  nnit  envelopp6  dans  un  manteau.  Enfin, 
qu'on  lui  reproche  tant  d'intimitö  avec  un  ministre  ßtranger,  celui  de  Sucde  [Posse], 
un  joueur,  est  toute  la  journee  dans  sa  tnaison.  II  a  möme  un  logement  ä  la  cam- 
pagne  du  chancelier,  oü  il  est  le  maitre  de  chaaser  qu'il  veut.« 

b)  »II  y  a  plusieurs  matieres,  comme  celle  de  l'echange  [vgl.  S.  240  Anm.  1] 
par  exemple,  uniquement  reaervees  a  M.  Funcke.« 


1)  Williams.         2)  Vgl.  S.  233. 

3)  Es  handelt  sich  um  den  Beitritt  Englands  zum  russisch-österreichischen 
Defensiwertrag  von  1746. 


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Beilage  II.  -  [1755  Anfang  Juli.]  715 


fait.  Une  pension  de  600  r.,  pour  le  temps  qu'il  serviratt  fidelement,  le  1755 
tircrait  de  la  misere  et  lui  sauverait  peut-gtre  qnelque  moment  de  deses- 
poir  oü  il  serait  tente  de  se  vendre  aux  ennemis  du  chancelier.  11  faudrait 
que  Fnncke  en  füt  le  dispensateur.  Cela  le  mettrait  en  droit  de  faire  une 
revision  plus  severe  des  minutes  de  Wolkow.  J'ai  trouve"  Funcke  la 
vcillc  d'un  jour  de  poste  dans  cette  occupation.  Avant  saisi  ce  mo- 
ment pour  lui  reprocher  les  phrases  indezentes  qui  se  trouvaient  par  ci, 
par  lä  dans  les  e'crits  de  Wolkow,  ü  m'a  rdpondu  que  le  jeune  homme 
«Stait  rempli  de  prdsomption,  et  qu'il  n  dtait  pas  en  droit  de  lui  parier 
d'un  certain  ton. 

»Enfin,  la  necessite  indispensable  dans  des  temps  aussi  critiques  d'im- 
primer  un  mouvement  plus  acceidre'  ä  la  machine1),  est  le  dernier,  peut- 
etre  le  plus  puissant  des  argumenta  J'ai  dejä  parle  des  lenteurs  du 
chancelier,  de  son  peu  d'application.  L'exemple  du  chef  ne  saurait  pas 
influer  sur  les  subalternes.  Wolkow,  sur  lequel  roulent  tant  d'affaires, 
est  naturellement  paresseux;  Funcke  qui,  je  crois  depuis  1716,  ne  s'etait 
pas  vu  re'compensd,  ne  s'est  employc  que  par  zele,  et  seulement  lorsque 
nos  ministres  Ten  ont  prie\  Pensionnaires  Tun  et  l'autre,  ils  redouble- 
raient  les  soins,  on  en  exigerait  davantage,  les  instants  favorables  vis-a-vis 
du  chancelier  seraient  mieux  saisis,  les  effets,  en  un  mot,  s'en  feraient 
sentir  bien  vite. 

»Assures  par  ces  moyens  de  tirer  tout  le  parti  possible  de  la  bouno 
volonte  du  chancelier,  il  s'agirait  de  remplir  le  second  sujet. 

»2W,M  objet.  Vainore  la  jalousie  de  ce  miniatre  en  ddtachant  Olsu- 
wiew  du  vice-chancelier,  mettre  celui-ci  hors  d'dtat  de  nuire,  enfin  se 
röconcilier  avec  lui. 

>8i  le  chancelier  avait  encore  l'oreille  de  sa  maitresse,  si  ses  amis 
avaient  leur  ancien  crödit,  tant  de  prdcautions  seraient  superflnes;  on 
agirait  offensivement  contre  le  vice-chancelier,  les  foroes  du  parti  se  röuni- 
raient  pour  l'dcraser.  Dans  la  Situation  präsente,  nn  pareil  projet  serait 
ohimdrique.  Le  chancelier  ne  conserve  sa  place  que  parceque  persoune 
ne  saurait  le  remplacer3),  le  grand-vcneur,  le  Hetman,  Apraxin,  ses  seuls 
amis,  sont  dans  un  dtat  qui,  compare*  ä  leur  ancienne  faveur,  est  pres- 
que  une  disgrace. 

»II  ne  reste  donc  de  ressources  que  dans  la  negociation;  mais,  comme 
la  jalousie  du  chancelier  a  paru  s'e'tendre  autrefois  jusque  sur  le  parti 
dominant,  que  les  voies  de  reconciliation  avec  le  vice-chancelier  sont  ä 
peu  pres  les  m€mes  que  Celles  de  conciliation  avec  ce  parti,  je  traiterai 
le  second  objet  conjointement  avec  le  troisieme:  [s  japprochcr  de  ceux  qui 
sont  en  possession  de  la  faveur  et  du  pouvoir.  Nos  ennemis  seraient  par 
la  meme  ddaarmds. 


1)  Vgl.  S.  233  ff.         2)  Vgl.  S.  234.  244.  657. 


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716  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

»II  y  a  dejä  longtempB  qu'on  est  occupe"  de  Tex^eation  de  ce  plan. 
Elle  parait  possible  par  plus  d'un  moyen.  Celui  qui  se  presente  le  plus 
naturellement,  est  de  rcconcilier  le  cbancelier  avec  ses  ennemis. 

»Mais  l'Imp6ratrice  la  premiere,  qui,  cependant,  n'est  pas  fächle  de 
voir  ses  ministres  desunis1),  i'a  tente*  et  y  a  echoue*2).  M.  Guy  Dickens, 
rhomme  du  monde  le  mieux  intentionne',  s'y  est  employe'  avec  aussi  peu 
de  succes,  et  si  je  suis  bien  informl,  S.  M.  l'Impäratrice  elle-meme  a  bien 
voulu  derire  au  cbancelier  pour  l'engager  ä  s'entendre  avec  le  vice- 
chancelier,  mais  le  principe  de  ce  ministre  est  qu'nn  ennemi  rlconcilie' 
est  doublement  dangereux.  Ses  ennemis  ne  lui  permettraient  pas  memo 
une  räconciliation  sincere  dont  ils  seraient  les  victimes.  II  y  a  une  sorte 
de  consideration  attachee  ä  se  voir  a  la  töte  d'un  parti.  Quoique  le  chan- 
celier  ne  rompe  pas  publiquement  en  visiere  aux  Schuwalow,  qu'il  se  trouve 
dans  une  liaison  assez  etroite  avec  le  favori,  qu'il  donne  de  temps  en 
temps  quelque  marque  de  confiance  ä  P.  Scbuwalow,  que,  pre"cis6ment,  il 
n'en  a  plus  rien  ä  craindre,  il  n'en  est  pas  moins  vrai  que,  dans  le 
fond,  ils  ne  s'aiment  pas,  que  le  cbancelier  qui  ne  commande  pas  toujours 
ä  ses  passions,  entre  dans  cent  intrigues  sourdes  contre  eux.  Une  fois 
dans  la  t£te-ä-t€te,  il  me  dit  qu'il  les  vondrait  tous  voir  pendus.  II  fant 
souhaiter  qu'ils  ne  lui  rendent  pas  ce  sentiment. 

»Un  autre  moyen  serait  celui  de  se  rapprocher  tont  doucement  du 
vice-chancelier  et  du  parti  dominant  ä  l'insu  du  chancelier,  et  lorsqu'on 
se  serait  entendu,  de  faire  de  sa  conservation  un  article  secret  du  traite\ 

»Le  succes  de  cette  methode  serait  douteux,  pendant  que  les  dangera 
qui  l'accompagnent,  seraient  certains.  Fante  d'un  Instrument  propre,  on 
pourrait  manquer,  le  vice-chancelier  jusqu'ici  tres  rdserve.  Le  cbancelier, 
lapprenant,  se  croirait  trahi,  et  personne  n'oserait  re*pondre  des  suites. 
Quoique  son  credit  soit  baissö,  il  est,  cependant,  le  ministre  dont  le  senti- 
ment d£cide  dans  les  affaires  importantes,  l'autre  avec  son  suppöt  n'a  que 
la  facultc  d'empßcher,  d'arreter,  pour  mieux  dire,  par  quelque  expe'dition 
contradictoire.  On  risquerait  dono  perdre  beaueoup,  peuMtre  tout,  pour 
le  präsent,  sans  ßtre  assure*  de  rien  gagner  pour  l'avenir.  Quant  au  parti 
des  Schuwalow,  il  nous  est  encore  inconnu,  au  moins  ne  les  connaissons- 
nous  que  bien  snperficiellement.  II  serait  aisd  de  se  tromper  dans  le 
choix  des  moyens.  Aucune  route  de  decouverte  qui  y  conduise  avec 
süretd.  Un  instant  de  la  moindre  imprudence  pourrait  tout  gäter  et  &6- 
truire  les  espdranceB  les  mieux  fonde*es. 

»Occupe",  d'un  cdt£,  de  vaincre  ces  obstacles,  penötre',  de  l'autre,  de 
cette  v6riU  importante  qu'on  ne  saurait  rien  effeotuer  de  solide  en  Russie 
sans  le  secours  du  parti  dominant  et  restant  ennemi  du  vice-chancelier, 
quelques  propos  de*tach£s  de  H.  Funcke  et  de  M.  d'Eichenfeld  firent  naitre 


J)  Vgl.  S.  650.         2)  Vgl.  S.  239. 


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Beilage  II.  -  [1755  Anfang  Juli.] 


717 


en  moi  Tidde  d'un  Systeme  mitoyen  par  lequcl,  sans  songer  ä  une  re*con-  [t755 
ciliation,  on  tenterait  d'obtenir  le  consentement  dn  chancelier  ä  des  de"- 
marchos  qu'il  dirigerait  lui-meme  vers  ce  parti,  et  qui  auraient  pour  but 
sa  conservation  en  mßme  temps  que  des  mesures  pour  l'avenir. 

»Voici  ces  propos  qui  au  moins  ne  me  faisaient  pas  envisager  ce 
projet  comme  absolument  impossible. 

»M.  Funcke,  en  me  parlant  de  l'affaire  de  l'öchange  du  Holstein1), 
m'avait  dit  que  le  chancelier,  pour  trouver  moins  d'opposition,  avait  per- 
mis  ä  Tenvoyd  de  Danemark  de  faire  des  avances  au  vice-chancelier. 
Effectivement  il  y  passe  presque  toutes  les  soirees*),  sans  que  le  chan- 
celier en  prenne  ombrage. 

»Une  autre  fois,  s'agissant  d'Olsuwiew,  Funcke  avait  ajoute  que  le 
chancelier  regrettait  que  la  8axc  lui  eut  retranche"  sa  pension*),  qu'il  lui 
avait  mßme  reoommande'  de  la  lui  faire  rendre. 

»Enfin,  causant  un  jour  avec  M.  d'Eichenfeld,  il  m'avait  dit  que,  du 
temps  de  M.  de  Bernes  oü  la  faveur  de  8ievers3:  commencait  ä  gagner, 
le  chancelier  avait  proposö*  ä  cet  ambassadeur  de  lui  [faire]  obtenir  une 
pension  pour  l'empßcher  de  nuire. 

»A  ces  faits  combines  je  joignis  la  rdflexion  que,  le  crödit  du  chan- 
celier ayant  baisse"  depuis  quelques  annees,  il  embrasserait  encore  plus 
aistSment  ä  pre*sent  des  expädients  qu'il  n'avait  pas  dödaignes  alors;  et  j'en 
concluais  qu'il  ne  fallait  pas  de"sesp6rer  d'obtenir  son  consentement,  pour 
que  les  ministres  allies  pussent  vivre  an  moins  honnötement  avec  les 
Schuwalow  et  le  vice-chancelier,  qu'il  serait  probablement  bien  aise,  si, 
pour  Öter  ä  ce  dernier  les  moyens  de  le  chicaner,  on  s'emparait  d'Olsu- 
wiew, enfin,  que  l'amour  de  sa  propre  conservation  pourrait  lui  faire  agreer 
de  gagner  tout  ce  parti  par  des  bienfaits. 

»Mais  ce  plan,  selon  moi  si  praticable  qui  se  präsentait  d'une 
maniere  si  flatteuse  ä  mon  esprit,  pouvait  n'ötre  qu'une  chimere  et  ren- 
contrer  des  obstacles  que  jignorais.  S'agissant  donc  de  ce  qu'on  pouvait 
en  attendre,  je  me  trouvai  d'abord  arrßte"  Bur  le  choix  des  personnes  que 
je  devais  consulter. 

>D'un  odW,  M.  d'Esterhasy  et  M.  Guy  Dickens  «Staient  tres  au  fait  de 
ce  pays-ci.  Je  ne  risquais  rien  ä  leur  confier  mon  projet,  mais  ils  pou- 
vaient  ne  pas  assez  connaftre  le  chancelier  et  rejeter  comme  impossible 
ce  qui  n'e'tait  que  difficile. 

»De  l'autre  cöte',  j'appröhendais  de  mettre  Funcke  dans  ma  confi- 
dence  sur  quelque  chose  que  je  n'ötais  pas  sfir  que  le  chancelier  appron- 


»)  »C'est-ä-dire,  autant  qu'on  se  voit  ici,  car  le  vice-chancelier  qui  est  cour- 
tisan,  soupe  presque  toujours  avec  l'Imperatrice.« 


1)  Vgl.  S.  240  Anw.  I.  74ü.      2}  Vgl.  S.  "15.       3)  Russischer  Staatsmann. 


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718   Österreichische  Acten  aur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

[1755  vät;  mais  ayant  n'nVchi,  depnis  que  leura  inttfrßts  ätaient  commnns,  qae, 
JiUr*  8*  mon  *dee  ava,t  ^u  DOn>  ne  manquerait  pas  de  la  saisir,  si  eile  Itait 
mauvaise,  il  in'en  dirait  les  raison»,  qu'il  reudrait  tonjonrs  justice  ä  ma 
bonne  volonte,  qu'enfin  mutant  Charge*  de  rien,  je  n'exposais  que  moi 
senl,  je  me  de*cidai  de  le  sonder,  mais  en  mßme  temps  de  le  faire  peu  ä 
peu,  prßt  ä  me  battre  cn  retTaite  ä  la  premiere  difficultl  considärable  qnl 
se  pre'senterait. 

»JWcutai  ce  projet  dans  quatre  ou  cinq  conversations  que  j'eus 
avec  lui.  Je  Iui  fis  rtfpdter  ä  plusieurs  reprises  les  faits  qui  fondaient  mes 
conjectures.  L'ayant  toujours  trouve*  invariable,  n'ayant  jamais  rencontre 
d'opposition  sur  les  diffe"rentes  parties  de  mon  ide*e,  que  je  lui  proposais 
d^tache'es  par  morceaux,  je  rompis  ä  la  fin  le  silence,  et,  apr^s  avoir  dis- 
cute'  pendant  quelque  temps  la  matiere,  j'eus  la  satisfaction  de  l'amener 
entierement  ä  mon  sentiment  et,  en  mßme  temps,  de  ne  le  voir  pas  beau- 
coup  douter  qu'a  la  fin  le  chancelier  püt  aussi  s'y  prfiter. 

»Ne  s'agissant  donc  plus  qne  de  la  personne  et  du  temps  oü  on  lui 
en  ferait  la  proposition,  nous  convinmes  que  ni  M.  d'Esterhasy  ni  M. 
Guy  Dickens  ne  pouvaient  pas  s'en  charger,  mais  que  je  ferais  rapport  de 
tout  a  LL.  Ms.,  lesquelles,  si  le  plan  me*ritait  leur  approbation,  pourraieut 
le  faire  passer  ä  la  cour  d'Angleterre  qui  le  ferait  entrer  dans  les  In- 
structions du  nouveau  ministre  qu'elle  allait  envoyer  en  Russie. 

>Les  choses  en  e*taient  ä  ce  point,  lorsque  nous  apprimes  ici  la  no- 
mination  de  M.  Williams  qui  arriverait  avec  la  plus  grande  diligence,  et 
en  meme  temps  que  les  affaires  commen^aient  si  fort  a  se  brouiller  entre 
la  France  et  TAngleterre  qu'il  6*tait  ä  craindre  qu'une  guerre  n'eclatät. 

>Ces  deax  eve'nements  derangeaient  totalement  notre  plan.  L'arrive'e 
preeipitde  de  M.  Williams  ne  donnait  plas  le  temps  de  pre*venir  k  l'Angle- 
terre.  Son  habilitf,  la  confiance  que  sa  eour  lui  donne,  ses  qualite's  per- 
sonnelles,  la  defense  qu'il  allait  faire,  son  caractere  d'ambasBadeur  enfin 
qui  flatte  l'Imperatrice,  ne  pouvai[en]t  qu'ätre  utiles  anx  affaires,  mais  ne 
sachant  pas  l'allemand,  il  ne  pourrait  pas  parier  au  chancelier,  il  6*tait  ä 
craindre  que  le  vice-chancelier,  rempli  d'envie  de  plaire  et  qui  parle 
fran$ais,  ne  l'cngageät  ä  quelques  demonstratio^  de  politesae  qui,  quoi- 
qu'innooentes,  auraient  pu  le  brouiller  ä  jamais  avee  le  chancelier.  Le 
zele  avec  lequel  il  avait  plaide"  pour  le  bon  Systeme  en  Pologne  que  le 
vice-chancelier  avec  Olsuwiew  soutiennent  avec  vigeur,  et  que  le  chance- 
lier, moitie  par  des  bonnes  raisons,  moitie*  par  complaisance  pour  M.  Funcke, 
a  un  peu  abandonnä '),  pouvait  devenir  une  pomme  de  discorde  entre  eux 
et  mettre  Funcke,  qui  doit  faire  son  bras  droit  pour  re'nssir,  hors  d'e'tat 
de  le  servir.  Tout  cela  re'uni  me  faisait  trembler  pour  Je  succes  de  cette 
mission  importante,  a  moins  qne  les  voies  ne  fussent  preparees.  8'il  man- 


1)  Vgl.  S.  683. 

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Beilage  II.  -  [1755  Anfang  Juli.] 


719 


quait  le  chancelier  le  premier  jonr,  le  mal  6tait  irreparable  et  l'exfoution  [1755 
d'une  id£e,  selon  moi  si  essentielle  pour  le  Service  de  Leurs  Majeste's,  Aj^" 
renvoyee  jusqu'ä  l'arrive'e  d'un  nouvel  ambassadeur  de  notre  cour. 

>La  position  violente  de  l'Europe  n'augmentait  pas  moins  la  ne'ces- 
site"  de  prendre  au  plus  tot  des  mesures  solides  en  Russie.  M.  d'Esterhasy 
&ait  averti  que  l'Angleterre  avait  deja  r^clame"  notre  assistance'),  et  que, 
si  les  affaires  continuaient  ä  se  brouiller,  il  recevrait  des  ordres  pour  faire 
des  de'marches  vis-ä-vis  du  ministere. 

»II  semblait  donc  que  les  moments  fuasent  precieux,  au  moins  pour 
mettre  la  premiere  main  ä  im  Systeme  assez  oompos^  par  lui-meme  et  qui 
ne  pourrait  ßtre  amene"  a  sa  perfection  par  des  mesures  pre'cipite'es. 

»Rempli  de  ces  röflexions,  je  crns  devoir  en  consulter  encore  avec 
M.  Funcke.  Je  lui  exposai  mes  craintes  que,  dans  ces  moments  critiques, 
nous  ayions  plus  besoin  que  jamais  d'amis  pour  nous  et  pour  le  chance- 
lier, et  de  quelle  consöquence  il  serait  pour  la  cause  commune,  combien 
on  gagnerait  du  cöte*  de  la  considdration  politique,  si,  tous  les  obstacles 
ecartCs,  M.  Williams  dCbutait  par  un  succes  brillant;  nous  en  conclümes 
qn'il  ne  fallait  pas  perdre  un  instant  pour  exccuter  de  notre  plan  ce  qui 
de*pendait  de  nous  d'executer,  c'est-ä-dire  de  pressentir  le  chancelier  d'ob- 
tenir  son  approbation. 

»fitant  question  ensuite  de  la  personne  qui  en  ferait  la  proposition, 
Funcke  s'offrit  d'ßtre  utile,  de  soutenir  1'afifaire  de  toutes  ses  forces. 
Mais  il  exigea  que  je  derelopperais  le  plan  au  chancelier  comme  une  ide*e 
ä  moi,  ajoutant  que  j'avais  fait  assez  de  progres  dans  sa  confiance  pour 
qu'il  m'ecoutat  avec  plaisir. 

>Une  juste  de*fiance  de  moi-meme  me  saisit  dans  ce  moment-la.  Je 
craignis  de  guter  peut-£tre  une  affaire  bonne  par  elle-meroe  qui  aurait 
re*ussi  en  d'autres  mains.  Apres  cela  me  disais-je  ä  moi-meme,  cette  af- 
faire qui  me  parait  si  bonne,  peut  avoir  dautres  faces  qui  dchappent  a 
ma  pe'ne'tration  ot  lui  ötent  de  son  mdrite.  Un  zele  trop  ardent  deplacd 
devient  quelques  fois  repröhenaible ;  avec  les  intentions  les  plus  pures  j'au- 
rais  le  malheur  de  döplaire  ä  LL.  Ms.  Revcnant  ensuite  a  ma  premiere 
ide'e,  calculant  les  de*gr6s  de  probabilite  que  j'avais  de  ne  point  e'chouer, 
me  voyant  soutenu  et  par  le  sentiment  de  M.  Guy  Dickens  auquel  j'avais 
exposö  la  theorie  de  mon  projot,  et  celui  de  M.  Funcke,  qui  formaient  les 
deux  partis,  me  rappelant  ce  que  S.  M.  L'Empereur  avait  daign<5  me  dire 
sur  la  ne*cessite,  sans  pourtant  choquer  le  chancelier,  de  se  faire  des  nou- 
veaux  amis,  retrouvant  ces  mömes  principes  dans  mon  instruction  secrete, 
je  crns  voir  de  la  pusillanimitö  dans  mes  craintes,  je  fia  röflexion  que, 
n'ätant  pas  acore'dite',  mes  de'marches  ötaient  sans  eonse"quence,  qu'ä  la 
vöritd,  il  y  avait  du  danger  pour  moi  personnellement,  mais  qu'il  n'e'tait 


1)  Vgl.  S.  145.  lt>2. 


720  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1755    paa  permis  de  s'y  arrßter,  lorsque  tont  me  diaait  qne  ma  temörite*  pour- 

»Je  saisis  donc  l'ocoasion  de  la  visite  que  je  rendis  an  ehancelier 
en  remercimeut  de  mon  audience.  Ii  dtait  bien  dispose  et  commenca  d'a- 
bord  par  me  parier  d'affaires.  Ayant  amene*  la  conversation  sur  la  justice 
que  lui  rendaient  LL.  Ms.,  et  Lenr  d£sir  de  voir  son  credit  inebranlable,  il 
me  fit  aussitot  de  plaintes  ameres  sur  le  pouvoir  des  Schuwalow  qui  allait 
toujours  en  angmentant,  sur  lea  oppositions  dn  vice-chancelier  s'appnyant 
de  rhabilite*  d'Ülsuwiew  etc.  Je  lui  rdpondis  alors  qne  mon  attachement 
pour  sa  personne  m'avait  fait  chercher,  s'il  n'existaient  pas  des  moyena 
pour  desarmer  ses  ennemis,  mais  que  je  n'osais  me  flatter  que  ce  qne 
j'avais  pu  iniaginer,  dut  me'riter  quolque  attention.  M'ayant  presse'  de 
ui'expliquer,  je  lui  dis  que  mon  projet  dtait  qn'une  des  cours  alliees  mit 
Olsuwiew  dans  ses  intere'ts,  qu'alors  le  vice-chancelier  qui  ne  pensait  que 
par  procuration,  cesserait  d'ßtre  dangereux,  qu'on  ponrrait  tenter  quelques 
offres  vis-ä-vis  de  P.  Schuwalow,  du  vice-chancelier  meme,  lächer  de  se 
concilier  le  favori ;  mais,  de  quelquo  utilite*  qne  [ötait]  peut-ätre  cette  ide'e, 
je  connaissais  trop  la  ddlicatesse  de  LL.  Ms.  pour  basarder  de  la  Leur 
proposer,  si  eile  n'avait  pas  les  sceaux  de  son  approbation. 

»La  röponse  du  ehancelier  surpassa  mon  attente.  Apres  m'avoir 
remercie  de  mon  zele,  il  in'assura  qu'il  donnait  les  mains  au  projet  en 
gros,  qu'il  ne  s'agissait  que  de  regier  les  ddtails,  qu'il  envisageait  plus 
dans  cette  affaire  le  bien  de  la  cause  commune  que  sa  propre  conservation, 
que  la  magnanimitc  de  LL.  Ms.  le  rassnrait  que  ceux  qui  seraient  Charge* 
de  lWcution,  n'oseraient  jamais  abuser  de  sa  confiance.  Le  rösultat  fut 
qu'il  m'aecorda  les  points  suivants: 

l'no  »Qu'il  trouverait  bon  que  les  ministres  des  cours  allides  eussent 
non  senlement  toutes  les  attentions  pour  les  Schuwalow  et  le  vice-chan- 
celier qu'cxigeaient  leurs  emplois,  mais  meme  qu'ils  recherchassent  leur 
amitie,  qu'il  ne  prcnd[r]ait  ni  soupcou  ni  Jalousie  des  d^monstrations  publi- 
que» qu'ils  en  feraient,  pourvu  qn'en  observant  la  ddeence,  il  ne  füt  pas 
neglige\ 

2A  '  »Qu?il  dtait  indispensable  de  s'attacher  Olsuwiew.  Le  ehancelier 
croit  qu'une  gratification  de  1500  ducats  pour  le  d<5but  avec  une  pension 
de  1000  roubles,  et  cela  de  chaque  cour,  suffiraient;  que  M.  de  Funcke 
devait  se  charger  de  cette  negociation,  m€nie  lui  faire  les  payements,  parce- 
que  l'argent  de  Saxe  avait  autrefois  passe  par  ses  mains,  et  qu'Olsuwiew 
vis-ä-vis  de  lui  serait  plus  ä  son  aise  et  moins  tente*  de  s'en  vantcr. 

3tio  »II  regarde  M.  Schuwalow  comme  l'homme  le  plus  important  ä 
se  rendre  favorable;  que,  comme  il  est  pltri  de  vanite,  les  prdvenances 
des  ministres  e'trangers,  jointes  ä  quelques  compliments  de  leurs  maitres,  le 
flattcraient  prodigieusement;  quo  la  nouvelle  ordonnance  militaire  dont  il 


Beilage  II.  —  [1755  Anfang  Juli.] 


721 


est  l'auteur le  soin  qu'il  prend  da  corps  de  Livonie  qu'il  commande,  pour-  (1 
raient  en  fournir  le  pre"texte.  II  s'offre,  enfin,  que,  ai  une  occasion  se  prö-  j 
sente  de  lui  faire  an  present  avec  eclat,  il  sera  le  premier  ä  l'indiquer 

»II  croit  qu'on  hasarderait  trop  ä  des  offres  clandestines,  que,  plus 
on  y  mettrait  de  publicitä,  plus  son  amour  propre  en  serait  satisfait,  qu'un 
Portrait  de  prix  ou  une  epöe  serait  ce  qui  pourrait  convenir  davantage. 

4)  »Que,  pour  le  vice-chancelier,  il  desesperait  qu'on  püt  jamais  le 
ramener,  qu'il  e*tait  Piussien  d'ancienne  dato,  qu'avec  cette  prädilection 
inv&eree,  il  croirait  meme  fort  dangereux  de  lui  faire  des  offres  secretes) 
qu'il  pourrait  vouloir  s'en  faire  un  merite  vis-ä-vis  de  l'Impe*ratrice,  que 
cela  ätait  deja  arrivö,  lorsque  M.  de  Rosenberg  lui  avait  insinue'  de  la  part 
de  Leurs  Majestds  qu'il  dependait  de  lni  d'Stre  fait  prince  et  d'avoir  une 
seigneurie  en  Sil^sie;  que  des  politesses  ge*ndralos,  une  certaine  envie  de 
lui  plaire  suffirait,  qu'un  präsent  public  serait  une  attention  trop  marquee. 

»Le  consenteraent  du  chancelier  ayant  leve"  le  premier  obstacle  ä 
vaincre,  son  approbation  garantissant  la  bontä  de  ce  nouveau  Systeme, 
voici  ce  que  mon  zele  s'est  cru  permis  pour  en  acheminer  l'execution. 

»J'ai  d'abord  pose"  pour  principe  qu'il  n'y  a  que  M.  Williams  qui 
puisse  s'en  charger. 

»Le  parti  oppose  aurait  6t6  surpris,  si  M.  d'Esterhasy,  qui  a  mis  tant 
de  reserve  dans  sa  conduite,  en  avait  change*  tout  a  coup.  Q'aurait  öte" 
trahir  le  secret  et  faire  suspecter  de  ttntelligence  avec  le  chancelier,  soup- 
gon  capable  de  tout  gäter.  Gomme  M.  l'ambassadeur  n'a  jamais  manque" 
aux  regles  de  la  bienseance,  qu'il  n'est  jamais  entre*  dans  aucune  affaire 
qui  ait  pu  deplaire  ä  ce  parti,  et  que,  malgrö  cette  oirconspection,  il  a 
meme  trouve"  le  moyen  de  s'en  concilier  Tamitiö  et  l'estime,  il  semblait  qu'il 
i»'y  eut  rien  ä  dösirer  ä  cet  egard.  Quant  aux  pensions  de  M.  Funcke, 
de  Wolkow  et  d'Olsuwiew,  on  pourrait  les  faire  parvenir  k  son  insu. 

»M.  Guy  Dickens  ötant  sur  son  depart,  ayant  le  cosur  ulcere"  sur  son 
rappel,  il  aurait  öte*  difficile  d'e*tablir  ni  commerce  ni  confiance  entre  lui 
et  le  chancelier. 

>Dans  cette  supposition  qu'il  n'y  eüt  que  M.  Williams  d'instrument 
habile,  je  rösolus  de  tirer  parole  du  chancelier  que,  dans  la  premiere  en- 
trevue  particuliere,  il  lui  decouvrirait  le  plan  arröte*  dans  toutes  ces  par- 
ties.  Apres  en  avoir  prdvenu  M.  Funcke  qui  me  promit  d'en  parier,  et 
qui  effectivement  en  paria  aussitöt,  j'ailai  trouver  le  chancelier. 

»Je  lui  representai  les  dangers  auxquels  il  s'exposait,  lui  et  la  cause 
commune,  en  negligeant  aucun  moyen  possible  pour  s'attacher  des  le  com- 
mencement  un  ministre  de  l'importance  de  M.  Williams ;  que  le  vice-chan- 
celier ferait  tous  ses  efforts  pour  le  gagner,  qu'il  n'6tait  pas  douteux  qu'il 
ne  röusslt  vis-ä-vis  du  favori,  que  le  credit  personnel  du  chancelier  au- 


1)  Vgl.  S.  701. 
Acten  tu  Vorgeschichte  dei  Tjkhrigen  Krieges. 


4U 


722  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  dos  ei  oben  jährigen  Krieges. 

[1755  prt'S  des  cours  alli<;es  ne  pourrait  qu'en  souffrir,  si,  apres  l'espeoe  de  re- 
^Jufi]1^  froidissemeut  qui  existait  entre  lui  et  Ms.  d'Esterhasy  et  Guy  Dickens,  un 
troisieme  ministre  croyait  avoir  snjet  de  s'en  plaindre,  qu'en  se  l'attaehnnt 
au  contraire,  M.  Williams  lui  serait  d'une  utilit^  infinie,  que  personne  ne 
parlait  mieux  d'affaires,  que  le  chancelier  l'emploierait  avec  succes  au- 
pres  du  favori  pour  le  confirmer  dans  le  bon  Systeme  et  dans  l'attache- 
ment  pour  sa  personne,  qu'enfin  il  arrivait  aveo  des  pouvoirs  plus  amples 
et  la  confiance  de  son  maitre. 

»Le  chancelier  se  rendit  ä  la  force  de  ces  raisons  et  me  promit  de 
rep£ter  mot  &  mot  ä  M.  Williams  les  propositions  dont  nous  ötions  con- 
venus,  qu'il  lui  fournirait  les  occasions  et  la  matiere  de  parier  utilement 
au  favori,  que  meme  il  le  prierait  de  perdre  pour  le  compte  du  Roi  quel- 
ques milliers  de  roubles  contre  Mde.  de  Woronzow  au  quadrillo  et  contre 
Mde.  de  Sohuwalow  au  quinze,  mais  que  tout  ä  quoi  il  s'engageait,  il  le 
mettait  a  une  condition  que  M.  Williams  ne  toucherait  pas  la  corde  des 
affaires  de  Pologne;  que  je  ne  connaissais  pas  assez  ce  pays-ci,  pour  sa- 
voir  qu'il  fallait  eviter  d'y  cumuler  les  objets ;  qu'il  e*tait  ä  craindre  qu'en 
faisant  envisager  ä  l'Impdratrice  une  guerre  civile  dans  le  voisinage  comme 
prochaine,  eile  se  refusät  ä  des  engagements  eloigne's;  que  M.  Funcke 
dtait  l'unique  canal  dont  Williams  pourrait  se  servir  pour  traiter  avec  lui, 
que  se  serait  de  perdre  ce  canal,  en  rendant  tout  commerce  avec  Funcke 
impossible;  que  la  conservation  de  cot  komme  necessaire  dependait  de  la 
moderation  de  la  Russie  dans  cette  affaire  delicate  oü  le  comte  de  Brühl 
dtait  personnollement  interesse* *).  II  finit  par  me  dire  que,  cette  affaire 
etant  d'un  genre  a  ne  pas  pouvoir  y  employer  M.  Funcke,  il  n'y  avait 
quo  moi  seul  qui  püt  faire  parvenir  ces  sentiments  a  M.  Williams,  qu'il  es- 
pärait  que  je  voudrais  m'en  charger. 

>J'avoue  que  je  fus  un  peu  snrpris  de  cette  proposition.  Je  craignis 
que  ma  complaisanco  ne  m'emportät  trop  loin,  que  M.  Williams  ne  parüt 
dtonne*  de  me  voir  parier  au  nom  du  chancelier.  Mais,  faisant  ensuite 
rtfflexion  que,  dans  le  vrai,  la  circonstance  etait  unique,  que  j'exposais  peut- 
etre  la  negociation  de  M.  Williams,  en  lui  laissaut  ignorer  un  changement 
de  scene  aussi  imprdvu  et  duquel  on  faisait  tant  dependre,  qu'enfin,  si  je 
me  rendissais,  mon  zele  deviendrait  inntile  vis-ä-vis  du  chancelier,  je  me 
pretai  a  sa  volonte"  et  m'engageai  de  tout  rendre  exaetement  ä  M.  Williams. 

»Des  le  soir  meme  de  son  arrivöe*)  je  m'aequittai  de  ma  promesse. 
J'y  arrivai  pr6cis<5ment  l'instant  que  Funcke  enirait,  lequel,  quoiqu'incer- 
tain  de  l'öve'nement,  avait  eru  lui  devoir  cette  avance.  Ayant  trouve5  le 
moment  de  le  voir  en  particulier,  apres  lui  avoir  expose*  la  singularite  de 
ma  Situation,  je  lui  dis  que  j'e*tais  charge*  d'uno  commission  qui  n'iuteres- 


1)  Vgl.  S.  683.  2)  Williams  traf  am  16.  Juni  1755  in  Petersburg  ein. 

Vgl.  Roepell  a.  a.  0.111.   Herrmann,  Slichs.  Archiv  N.  F.  II,  49. 


Beilage  II.  -  [1755  Anfang  Juli]. 


723 


sait  pas  moins  lo  bien  de  la  cause  commune  que  sa  propre  gloire.  J'ajoutais  [1755 
aux  r^flexions  que  je  viens  de  rapporter,  que  le  grand  objet  devait  englober  ^[j]" 
le  petit,  et  combien  il  serait  dangereux  de  pousser  le  comte  de  Brühl  au 
dösospoir  qni,  pour  servir  son  gendre1),  6tait  capable  de  se  jeter  avec  la 
Saxe  entre  les  mains  de  la  France.  M.  Williams  m'ecouta,  sans  m'inter- 
rompre,  et,  voyant  d'un  coup  d'csil  le  pour  et  le  contre,  me  r^pondit  par 
un  oui  pur  et  simple  pour  le  temps  que  ne  serait  pas  faite  la  Convention. 

»LL.  Ms.  imaginent  bien  avec  quelle  joie  je  rendis  la  premiere  moitie 
de  cette  de*claration  ä  M.  Funcke,  qui  aussitöt  assura  l'ambassadeur  que 
tons  ses  Services  lui  tftaient  voue*s.  J'avais,  en  meme  temps,  prOenu  M. 
Williams  que  jamais  ne*gociateur  n'e*tait  amve*  sons  des  anspices  plus 
heureux,  et  sur  tout  que  le  chancelier  lui  dirait. 

>Ce  ministre  tint  parole  dans  la  premiere  visite  que  lui  rendit  Willi- 
ams2), qui  y  alla  sans  Guy  Dickens  ni  aucun  interprete.  II  lui  expliqua 
en  mauvais  francais  et  k  bäton  rompu  de  quoi  il  s'agissait,  il  y  ajonta 
encoro  deux  idees  dont  ü  m'avait  charge"  antörieurement  de  faire  rapport 
a  LL.  Ms.,  et  sur  la  derniere  desquelles  il  insiste  principalement,  savoir 
que,  pour  s'assurer  ä  jamais  du  Grand -Duc  et  de  la  Grande -Duchesse, 
l'Angleterre  devait  prendre  ä  sa  solde  les  700  hommes  troupes  de  Holstein 
et  faire  une  avance  annuelle  des  10000  pieces  ä  la  Grande-Ducbesse  qui 
en  ferait  son  billet  et  rembourserait  le  tout,  lorsque  les  circonstances  le 
perm-ettraient.  J'ai  la  satisfaction  de  pouvoir  assurer  LL.  Ms.  que  ce 
preraier  dtfbut  a  tres  bien  röussi,  ils  sont  extrömement  content«  Tun  de 
lautre.  Cela  va  au  point  que  le  chancelier  croit  avoir  parte  francais  et 
Williams  d'avoir  fitre  compris.  II  tftait  entre*  en  conversation  par  deman- 
der  au  chancelier  sa  protection  pour  sa  personne  et  lui  offrir  tout  l'appui 
et  le  secours  qui  d^pendrait  de  son  mattre.  II  a  ajouttf  qu'il  serait  tou- 
jours  entre  les  mains  du  chancelier  de  retirer  la  permission  qu'il  lui  ac- 
cordait,  qu'au  moindre  signe  il  inteiTomprait  toute  liaison  qui  döplairait. 

»Les  premiers  moments  dtant  decisifs  k  cause  des  premieres  impres- 
sions.  J'ai  tuche"  de  communiquer  ä  M.  Williams  le  peu  de  notions  que  j'ai 
pu  acquerir  de  ce  pays-ci,  et  afin  de  le  faire  avec  plus  d'ordre,  je  lui  ai 
Iu  une  partie  de  ces  cahiers.  Non  seulement  il  convient  des  principes,  il 
accepte  le  plan  d'ope>ation  cn  entier.  II  a  pris  note,  la  plume  a  la  main, 
des  gratifications  et  pensions  ä  faire.  J'ai  demande*  les  1500  ducats  con- 
venus  avec  la  pension  de  1000  r.  pour  Olsuwiew,  autant  pour  Funcke  par 
un  ordre  du  chancelier,  dont  j'ai  oublie*  de  faire  mention,  enfin  500  ducats 
de  gratification  pour  Wolkow  et  300  r.  de  pension,  si  LL.  Ms.,  auxquelles 
j'ai  simplement  promis  de  faire  rapport  de  tout,  daignent  entrer  dans  ce 

1)  Graf  Georg  Vandalin  de  Mniszech,  polnischer  Kronhofmarschall,  General 
von  Gros8polcu. 

2)  Am  1.  Juli  1755.  Vgl.  Funckes  Bericht  vom  7.  Juli  bei  Herrmann,  Süchs. 
Archiv  II,  51. 

46* 


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724  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1755  concert.  Los  mßmea  pensions  et  la  gratification  d'Olsuwiew,  si  neceasaires  a 
^JuH^  CÄU8e  des  affaires  de  Service,  Les  toucheraient,  car  n'ayant  rien  ä  nägocier, 
venant  de  recompenser  M.  Funcke,  il  serait  superflu  de  donner  ni  ä  lui  ni 
a  Wolkow  des  gratifieations  extraordinaires.  Williams  va  expedier  incessam- 
ment  un  courrier  pour  repr6senter  la  ne'cessite'  de  ces  mesures;  afin  de  donner 
plus  de  force  ä  sa  depßche,  il  m'a  demande"  divers  endroits  de  ce  memoire l) . 

»Suivait  la  visite  du  vice-chancelier  aussi  essentielle  dans  son  espece. 
Je  snppliai  Williams  de  lui  faire  accueil.  II  voulut  que  j'en  räpondisse. 
Je  le  fis  sans  he*siter.  II  lui  dit  qu'il  e"Uüt  trop  convaincu  d'avoir  ä  faire 
ä  un  mini8tre  eclairc*  sur  les  intärets  de  sa  patrie,  pour  ne  pas  compter 
d'avance  sur  son  zele.  Le  vice-chancelier  repondit  qu'il  B'estimerait  heu- 
reux  de  pouvoir  etre  utile  ä  la  cause  commune,  il  voulut  entamer  les 
affaires  de  Pologne.  Williams  rompit  court,  en  disant  que  les  Czartoryski 5) 
£taient  rentre's  en  gräce  ä  Fraustadt,  que  par  lä  tout  6tait  accommodä. 
II  m'a  fait  entendre  depuis  en  confidence  que  le  sacrifice  qu'il  faisait  de 
n'en  pas  parier,  6tait  tres  me'diocre,  ne  pouvant  y  avoir  d'affaires  en  Po- 
logne avant  la  Diete,  c'eat-ä-dire,  avant  une  annee;  que  d'ici  ä  ce  temps- 
lä  la  Convention  serait  faite  ou  lui  [ne]  plus  en  Russie. 

»Un  dernier  eVe'nement  interessant,  c'est  le  däbut  avec  Olsuwiew  qui 
n  a  pas  moins  bien  re*ussi.  II  ötait  arme"  vers  le  soir;  Williams  l'a  re- 
tenu  ä  souper,  ils  ont  veille*  jusqu'ä  une  heure.  Olsuwiew  est  sorti  tres 
content  surtout  de  ce  qu'on  l'avait  traite*  en  homme  de  sociätö,  sans  lui 
parier  [d'Jaffaires.  Williams  l'a  täte"  depuis  sur  ses  principeB,  allant  en- 
semble  ä  l'audience.  Olsuwiew  a  tres  bien  rcpondu.  Tout  ceci  donne 
les  espörances  les  plus  flatteuses.  Ce  sont  les  premieres  fondations  d'un 
cdifice  peut-€tre  immense. 

»Effectivement  il  est  difficile  de  calculer  avec  präcision  les  effets  qu'on 
doit  se  prumettre  de  ce  plan.  Ce  qu'il  est  presque  permis  d'affirmer, 
c'est  que  les  excellentes  intentions  du  chancelier  deviendront  infiniment 
plus  utiles  par  le  plus  grand  deVouement  de  M.  Funcke  et  la  döpendance 
de  Wolkow;  c'est  que,  lorsque  des  bienfaits  dont  Olsuwiew  a  un  si  grand 
besoin,  auront  engag£  cet  homme,  naturellement  bien  intentionnä,  dont  la 
Situation  präsente  est  forcäe  ä  renoncer  a  son  animosite"  contre  le  chance- 
lier, sa  capacite*  nous  sera  aussi  utile  qu'elle  a  äte"  jusqu'iei  nuisible,  dis- 
posant  egalement  du  chancelier  et  du  Conseil,  ayant  en  main  de  quoi 
vaincre  la  paresse,  presser  les  resolutions,  rectifier  les  intentions,  la  nego- 
ciation  prendra  une  face  nouvelle  en  Russie.  Ne  serait-il  m§me  pas  per- 
mis d'attendre  quelque  chose  des  circonstances  ?  On  ne  connatt  pas  en- 
core  assez  P.  Schuwalow.  Cet  homme,  qu'on  ne  veut  attaquer  que  du 
cdte*  de  la  vanite*,  mais  que  l'on  sait  en  gros  6tre  susceptible  d'intlr€ts, 


1)  Vgl.  Williams'  Bericht  vom  4.  Juli  1755  bei  v.  Raumer,  Beiträge  II,  290. 

2)  Vgl.  8.  722. 


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Beilage  II.  -  [1755  Anfang  Juli.] 


725 


qui  accepte  de  tous  les  cdtes  dans  l'inte'rieur,  peut-etre  voudrait-il  se  faire  [1755 
pensionnaire  d'Angleterre.  ju^g 

»Mon  devoir,  la  crainte  de  pre*variquer,  m'oblige,  cependant,  d'avertir 
que,  malgre'  cette  perspective  brillante,  le  Systeme  reste  döfectueux  dans 
un  point  essentiel.  Nous  ne  sommes  pas  rdconcilics  avec  le  vice-chance- 
lier.  Quoiqn'apres  la  dösertion  d'Olsuwiew  il  se  trouvera  isolö,  quoique 
la  permission  qn'acoorde  le  chanceüer  de  redoubler  de  politesse  envers 
lui,  ne  laissera  pas  d'ötre  d'une  certaine  utilite',  surtout  si  on  compare 
cette  condnite  avec  l'dloignement  decide"  qu'il  fallait  lui  marquer  ci-devant, 
ces  mesnres  ne  seront  pourtant  qn'insuffisantes.  Le  chancelier  est  si 
rempli  de  haine  contre  son  collegue  qn'il  ne  saurait  ouvrir  les  yeux  sur 
son  propre  danger.  8a  conservation  restera  pre*caire,  le  Systeme  exposc*  ä 
tous  les  inconvenients  d'un  minislere  de'suni,  tant  qne  des  bienfaits  n'au- 
ront  pas  dösarme*  le  vice-chancelier.  J'en  appelle  an  temoignage  de  M. 
Funcke,  auquel  j'ai  fait  la  lecture  des  principaux  endroits  de  ce  memoire. 
II  convient  de  cette  ve*rite\  Cet  argument  ne  me  paraft  pas  sans  re*pli- 
que,  parceque  le  vice-chancelier  s'est  vante*  de  nos  offres  en  1744').  II 
fera  la  mfime  chose  aujourd'hui.  Je  Tai  deja  dit  dans  la  premiere  par- 
tie2),  dans  ces  temps-lä  l'Impöratrice  ötait  Prussienne  döclaree,  le  vice-chan- 
celier se  tronvait  dans  les  liaisons  les  plus  intimes  avec  la  conr  de  Berlin, 
il  en  recevait  effectivement,  la  France*)  mßme  lui  faisait  espörer.  Presen- 
tement  les  choses  ont  changä,  l'Imperatrice  est  revenue  de  son  errenr, 
il  est  presqne  probable  que  la  timidite*  du  vice-chancelier  ne  lui  permet 
pas  d'6tre  d'un  sentiment  oppose",  pendant  qu'un  Systeme  conforme  ä  ce- 
lui  de  sa  maitresse,  deja  e'tabli,  le  seul  convenable  aux  intärets  de  la 
Russie,  qni  lui  präsente  les  m6mes  avantages  personnels  que  ces  liaisons 
dangereuses,  assurerait  ä  jamais  sa  place  et  son  repos.  üne  correspon- 
dance  de  plusieurs  annöes  qui  ne  mette  rien  ä  sa  Charge,  semble  e*tablir 
un  prejuge'  bien  favorable  en  sa  faveur.  Ses  attentions  snivies  vis-ä-vis 
de  M.  d'Esterhasy  et  meme  ä  mon  egard  ne  marquent  assurdment  pas 
d'&oignement.  J'oserais  donc  presqne  avancer,  vu  ces  ciroonstances  et  la 
misere  oü  il  se  trouve  aujourd'hui,  ätant  hors  d'e'tat  de  se  donner  des 
aasiettes  d'argent,  qne  peut-€tre,  apres  avoir  liö  connaissance,  il  ne  serait 


»)  »J'ignore  s'il  en  a  ree,u;  mais  j'ai  vu  une  lettre  interceptee  de  M.  Alion 
qui  dit  que  le  vice-chancelier  avait  eu  la  bontö  d'epargner  300000  U  M  au  Roi 
qu'il  aurait  et6  oblige  de  lui  lächer  un  mois  plus  tard,  en  confiant  au  ministre 
de  Prusae  que  les  troupes  de  Russie  ne  marchaient  pas  de  cette  annee.  Ce  trait 
prouve  de  quels  moyens  la  France  se  sert,  lorsqu'elle  croit  la  corruption  neces- 
saire,  combien  il  serait  dangereux  d'opposer  de  l'economie  ä  cette  profusion.  Jo 
ne  sais  pas  si  le  chancelier  n'a  pas  voulu  m'en  imposer,  mais  il  m'a  dit  que  le 
roi  de  Prusse  lui  avait  fait  offrir  une  fois  100000  ducats.« 


1)  Vgl.  v.  Arneth  III,  43  ff.         2)  Vgl.  S.  693. 


726  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  dos  siebenjährigen  Krieges. 


^1755  pM  impossible  de  le  tenter.  La  conclasion  de  la  Convention  pourrait 
JuH^  ni^me  en  fournir  un  pretexte  honußte;  lai  laissant  ignorer  que  le  chance- 
lier  doit  en  tirer  5000  &  £,  on  ponrrait  en  offrir  3000  au  vice-chancelier 
sans  crainte  de  l'offenser.  Lorsque  ces  off  res  se  feraient  par  quelqu'un 
qui  aurait  gagnd  son  amitie*,  qu'il  croirait  incapable  de  le  trahir,  elles 
pourraient  n'ßtre  pas  refusdes.  Serait-il  vraisemblable  que  par  un  6elat 
de'plaoe'  il  voudrait  a  jamais  se  priver  des  bienfaits  de  LL.  Ms.,  de 
l'Angleterre  et  de  la  Saxe,  d'autant  plus  que,  quand  m€me  la  chose  vien- 
drait  ä  se  de'couvrir,  il  n'aura  rien  ä  redouter  du  chanoelier  qui  a  si  sou- 
vent  accepte*.  Peut-e"tve  m&me  quo  cette  association  aux  böntifices  de  la 
place  pourrait  Ten  rapprocher  sincerement;  au  moins  serait-ce  un  paa  bien 
important  de  fait  que  de  s'etre  reconciliö  avec  un  hommo  qui  sera  un 
jour  chancelier  de  Russie,  et  qui  a  des  sujets  de  plainte  contre  nous.  Qui 
sait  meine,  si  la  prudence  n'exige  pas  de  se  presser  un  peu. 

»La  sante*  du  chancelier  n'est  pas  trop  bonne.  On  trouverait  sans 
doutes  plus  de  peine,  lorsque  des  avances  seraient  l'ouvrage  de  la  neces- 
site.  Aujourd'hui  elles  ne  marqueraient  que  de  bonne  volonte'.  M.  Funcke 
m'a  promi8  de  ne  pas  perdre  de  vue  un  objet  aussi  important,  de  le  faire 
gouter  mSme  au  chancelier.  II  n'y  a  que  lui  seul  qui  l  ose  et  qui  le  pnisse. 
Quelques  reflexiona  snr  ce  qu'il  a  e*prouve*  de  l'animosite*  du  vice-chance- 
lier, devraient  lui  faire  deairer  la  conclusion  d'un  traite"  qui,  en  stipulant 
la  conservation  du  chancelier  comme  premiere  condition,  compreudrait  en 
meme  temps  la  sienne,  mais  il  faut  une  oocasion  pour  vaincre  la  röpug- 
nance  du  chancelier.  Le  moment  present  ne  la  fournit  pas.  On  doit 
lattendre  des  circonstances. 

»C'est  ici  oü  je  finis  ce  .  .  .  rapport  de  mos  faibles  occupations  en 
Russie.  Puisso-je  etre  assez  heureux  pour  voir  mon  zele  aussi  agrlablc 
ä  LL.  Ms.  que  j'ai  desire  qu'il  füt  utile  >).< 


Beilage  3. 

[1756  Memoire  du  chancelier  de  cour  et  d'£tat  comte  Kaunitz,  exposant  et 

JuliJ  justifiant  la  maniere  dont  le  traite  secret  d'alliance  avec  la  France  a 
ete"  negocie.«    Undat.  [Juli  1756.] 

Nach  einer  Abuchrift.    Vgl.  v.  Arneth  IV,  550  ff.  Anw.  178.  4SI.  507.  523.  .VM'.— «tri    Vgl.  <W. 
«elbst  404  f.  415  ff.  41)7  ff.;  liauke  Hl.  10«.  109.  14M  f.  170.  108;  Koaer  I,  58«. 

» L'accroissement  subit  et  Enorme  de  la  puissance  de  Brandebourg 
dbranla  des  la  signature  du  traite'  de  Breslau  l'equilibre  de  l'Europe. 

»Le  roi  de  Prasse,  allie*  avec  la  France  et  recherche*  par  l'Angleterre, 
voyait  la  maison  d'Autriche  abandonnde  ä  elle-mßme  et  n'attendait  pour 


1)  Vgl.  Nr.  5. 


Beilage  IIL  —  [1755  Anfang  Juli.]  —  [1756  Juli.] 


727 


l'Ccraser  que  le  moment  qu'elle  se  trouverait  aux  prises  aveo  la  France  [175*3 
ou  avec  les  Turcs.  Juli^ 

»La  France,  toujours  livre'e  ä  ses  anciena  prejuge's  contre  la  maison 
d'Autriche,  travaillait  par  Systeme  ä  l'affaiblir,  eile  envisageait  son  alliance 
avec  les  Pnissances  maritimes  comme  an  motif  (Stemel  de  rivalitä;  ello 
croyait  devoir  y  opposer  Celle  dn  roi  de  Prasse,  et,  des  ce  moment,  eile 
seconda  toutes  ses  entreprises.  L'habitnde  se  joignant  aux  principcs,  la 
France  se  laissa  aller  ä  tons  les  projets  de  ce  Prince;  eile  entretenait  pr&s 
de  vingt  mille  hommcs  en  Allemagne  ä  sa  disposition,  eile  sassocia  aux 
vues  qu'il  avait  formdes  pour  abaisser  l'autorite'  du  chef  suprgme  de  1' Em- 
pire, eile  seconda  ses  intrignes  ä  la  Porte  Ottomane,  eile  se  prßta,  enfin, 
a  tont  ce  qu'il  imaginait  pour  dätruire  sa  rivale. 

»L'Angleterre,  nniquement  occupäe  de  ses  intäräts  domestiques,  n'en- 
tretenait  son  alliance  avec  la  maison  d'Autriche  que  pour  s'eu  servir  d'outil, 
qn'on  n  aiguise  que  lorsqu'on  en  a  besoin.  Elle  ne  calcula  que  les  secoars 
qu'elle  pouvait  en  tirer  contre  la  France,  et  n'ayant  que  cet  ennemi  ä 
craindre,  ses  meaures  ne  portaient  que  sur  la  possibilite  de  l'oocuper.  Tout 
ce  qui  ne  se  rapportait  point  imme'diatement  ä  ce  but,  4ts.it  regarde*  comme 
an  objet  6tranger  ä  Hnt6r6t  national  d'Angleterre.  Indifferente  aax  dangers 
dont  la  maison  d'Autriche  se  trouvait  menacäe  par  l'accroissement  de  la 
maison  de  Brandebourg,  l'Angleterre  ne  songea  qu'ä  les  tourner  ä  son 
avantage,  en  concevant  des  la  derniere  guerre  de  la  succession  d'Autriche 
le  dessein  de  rlunir  ces  deux  maisons,  pour  pouvoir  an  jonr  les  employer 
toutes  denx  contre  la  France. 

»De  lä  les  mönagements  et  les  attentions  qu'on  eut  constamment  pour 
le  roi  de  Prasse,  de  lä  les  sacrifices  et  les  complaisances  qu'on  exigea  pour 
lui  de  la  maison  d'Autriche,  de  lä,  enfin,  les  grimaces  qu'on  faisait  de  temps 
en  temps  pour  apaiser  cette  maison  par  des  promesses  frivoles,  telles  que 
la  formation  d'une  garantie  arme"e,  l'älection  d'un  roi  des  Romains  etc. 
Ajoutons  ä  ce  Systeme  politique  de  l'Angleterre  les  intrigues  et  cabales 
personnelles  des  ministres,  la  collision  d'intere'ts  entre  le  ministöre  do  Londres 
ot  celui  de  Hanovre,  l'acharnement  du  dernier  pour  la  religion  protestante, 
les  vues  du  premier  de  brider  les  desseins  hanovriens  par  le  roi  de  Prasse, 
et  nous  trouverons  en  dernier  re*sultat  autant  de  prCdileotion  pour  ce  Prince 
que  d'indifförence  pour  la  maison  d'Autriche1). 

»La  republiquo  de  Hollande,  voyant  de'pCrir  son  commerce,  diminuer 
les  revenus  de  l'fitat  et  augmenter  le  poids  de  ses  dettes,  ne  songeait  plus 
qu'ä  ramasser  les  d^bris  de  son  ancienne  grandeur.  Elle  crut  retarder  sa 
d^cadence  par  le  subside  de  la  barriere  et  faire  revivre  son  commerce 
en  usurpant  celui  des  Pays-Bas.  Elle  entra  sur  ces  objets  en  conrestation 
avec  la  maison  d'Autriche  et  rat  soutenue  par  l'Angleterre.    L'une  et 


1)  Vgl.  S.  145.  159.  162. 


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728  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

[1756  l'autre  ne  cherchaient  qu'a  jouir  du  b^ndfice  du  trait<5  de  la  barriere,  et 
,Iulii  personne  ne  so  souciait  d'en  remplir  le  but;  personne  ne  songeait  a  la 
sürete  des  Pays-Bas;  on  ne  rdclamait  Talliance  que  pour  en  faire  porter 
tout  le  fardeau  a  la  cour  de  Vienne  qui,  ne  voyant  aucune  utilite,  ni  pour 
l'alliance  en  gdne'ral  ni  pour  eile  en  particuüer,  a  sacrifier  de  nouveau  ses 
droits,  ses  sujets  et  son  argent,  montra  ä  des  allies  si  interessSs  une  fermetö 
dont  jusques  alors  ils  ne  l'avaient  pas  cru  capable,  et  sauva  par  lä  un 
corps  de  24  000  hommes  dont  il  aurait  fallu  re'fonner  la  moitiä  pour  satis- 
faire  l'avidite*  de  la  Rcpublique. 

»L'Espagne  conclut  avec  la  maison  d'Autriche  le  traitä  d'Aranjuez 
mais  son  utilite'  n'e'tait  que  pour  Tltalie  et  ne  pouvait  de  sa  nature  etre 
que  temporaire.  Lea  prltentions  de  l'Infant  Don  Philippe  au  tröne  des 
Deux  Siciles,  la  Eversion  de  ses  ßtats  aux  maisons  d'Autriche  et  de  Savoie 
et  Topposition  du  roi  de  Naples  ä  des  dispositions  prötendument  fondees 
sur  des  traitds  auxquels  il  n'a  jamais  voulu  avoir  part2),  tout  cela  menacait 
la  tranquillite'  de  l'Italie  et  pouvait  susoiter  de  nouvelles  guerres  ä  la 
maison  d'Autriche. 

»La  cour  de  Sardaigne,  quoiqu'agr^gdo  ä  l'alliance  d'Aranjuez,  n'en 
etait  pas  plus  amie  de  la  cour  de  Vienne.  Agrandie  aux  däpens  de  la 
maison  d'Autriche,  eile  n'attendait  peut-Stre  qu'une  ocoasion  favorable  pour 
lui  arracher  le  reste  de  ses  ßtats  d'Italie. 

»Les  cours  de  Danemark  et  de  8uede  (Haient  par  des  subsides  attachees 
ä  la  France;  le  roi  de  Prusse  participait  a  ees  alliances3)  et  s'en  trouvait 
d  autant  plus  redoutable. 

»La  seule  cour  de  Pötersbourg  se  trouvait  par  des  raisons  invariables 
d'inte'rfits  lide  avec  la  cour  de  Vienne ;  mais  pour  la  mettre  en  mouvement 
et  en  elat  d'agir,  il  fallait  des  subsides  qu'il  nous  6tait  imposaible  de  trouver 
sur  nos  propres  fonds. 

»La  maison  d'Autriche  avec  des  allie's  pareils  avait  ä  se  däfendre 
contre  la  Prusse,  la  France  et  la  Porte  Ottomane ;  un  seul  de  ces  ennemis 
pouvait  occuper  toutes  ses  forces.  Aucun  de  ses  amis  ne  pouvait  la  sauver 
de  sa  destruction,  si  eile  eüt  6t6  attaquee  par  deux  ä  la  fois. 

»Teile  ätait  la  face  de  l'Europe,  lorsque  l'Angleterre  se  brouilla  avec 
la  France  pour  des  int^rßts  de  commerce  en  Amenque. 

»La  maison  d'Autriche,  connaissant  tous  les  dangers  de  sa  Situation, 
ne  pouvait  en  sortir  que  par  l'affaiblissement  du  plus  cruel  et  du  plus 
redoutable  de  ses  ennemis;  mais  eile  le  voyait  soutenu  par  la  France  et 
recherchö  par  l'Angleterre. 

»II  fallait  donc  lui  enlever  l'une  ou  l'autre  de  ces  puissances,  se  la 
rendre  amie  et  mSme  chercher  ä  s'aider  de  son  secours,  pour  abattre  un 
voisin  a  cdte*  duquel  la  maison  d'Autriche  ne  pouvait  pluB  se  soutenir. 


1)  Vgl.  8.  290  Anm.  2.         2)  Vgl.  8.  151  f.    .     3)  Vgl  S.  228. 


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Beilage  III.  -  [1756  Juli.) 


729 


>L'entrepri8e  etait  difficile,  et  eile  ne  pouvait  r^ussir  que  par  un  coup  [1756 
de  la  Providence.  Ju,i] 

»On  la  commenca  par  l'Angleterre.  On  lui  offrit  tous  les  seoours  qui 
pouvaient  dependre  de  la  maison  d'Autriche,  on  lui  dömontra  la  possibilite* 
de  deTendre  les  Pays-Bas,  la  Republique,  Hanovre,  enfin  toutes  les  parties 
de  l'alliance,  mais  on  exigea  on  meme  temps  des  mesures  pour  la  sürete" 
des  Etats  de  rimperatrice,  et  on  fit  entendre  au  ministere  britanniquo  qu'il 
n'y  en  avait  pas  de  plus  naturelles  et  de  plus  efficaces  que  les  secours  que 
pouvait  donner  la  Russie,  et  qu'elle  entendait  ne  vouloir  employer  que  contre 
le  roi  de  Prusse. 

»L'Angleterre,  qui  des  lors  s'e'tait  formte  le  plan  de  s'attacher  ce  Prince 
pour  rassurer  la  maison  d'Autriche  et  l'employer  contre  la  France,  lorsqu'elle 
le  trouverait  a  propos,  ne  recut  nos  propositions  que  pour  ne  point  y 
repondre,  et  Ton  verra  dans  le  memoire  ci-joint  sub  No.  I01)  jusques  oü  cette 
negociation  a  e*t<5  poussCe,  les  gradations  qu'on  a  observe*es  pour  redresser 
les  deTectnosite*  du  Systeme  anglais  et  pour  amener  le  ministere  britannique 
ä  nos  vues.  Mais  tout  cela  fut  inutile,  et  nous  eflmes  Heu  d'Stre  persuade8 
une  fois  pour  toujours  que  l'existence  de  la  maison  d'Autriche  ötait  tout 
au  plus  un  objet  indifferent  pour  l'Angleterre,  et  qu'en  tout  cas  eile  aurait 
de  quoi  la  remplacer  par  la  maison  de  Brandebourg. 

>Tandis  que  les  Anglais,  gardant  le  silence  sur  nos  propositions,  nous 
abandonnaient  ä  l'incertitude  la  plus  cruelle,  la  France,  desespörant  alors 
de  pouvoir  rösister  k  la  marine  de  l'Angleterre,  ne  savait  imaginer  d'antre 
moyen,  pour  se  tirer  d'affaire,  que  de  tomber  sur  les  Pays-Bas,  et  eile 
s'e'tait  dejä  döcide"e  sur  ce  parti2). 

»ü  ötait  aise*  de  s'en  douter,  et  nous  nous  vimes,  par  consequent,  k  la 
veille  de  perdre,  sans  coup  fe*rir,  ces  provinces  ou  d'entrer  en  guerre  avec 
la  France  et  d'abandonner  le  coeur  de  la  monarchie  ä  la  bonne  foi  du  roi 
de  Prusse.  Q'aurait  öte*  lui  donner  l'occasion  qu'il  desirait  pour  ecraser 
la  maison  d'Autriche.  II  n'en  faut  d'autre  preuve  que  ce  qui  se  passe 
aujourd'hui  sous  nos  yeux3). 

»Dana  cette  extr^mite*  il  n'y  avait  pas  un  moment  k  perdre  pour  sauver 
la  monarchie,  et  il  ne  restait  plus  d'autre  moyen  que  d'inWresser  sa  rivale 
meme  k  sa  conservation. 

»Gela  parait  d'abord  un  proble'me,  et  certainement  rien  ne  l'^tait  tant 
que  la  negociation  qu'on  allait  entamer  avec  la  France. 

»Persuader  ä  une  grande  puissance  que  le  Systeme  sur  lequel  eile  a 
monte"  tous  ses  ressorts  politiques,  est  contraire  ä  ses  int£r£ts;  lui  demontrer 
que  le  moyen  qu'elle  croit  unique  pour  se  tirer  d'embarras  vis-a-vis  de 
l'Angleterre,  ne  vaut  rien;  la  convaincre  qu'elle  prend  de  fausses  mesures 


1)  Gemeint  dürfte  der  Vortrag  vom  27.  Juni  1755  sein,  vgl.  Beer,  Archiv  19  ff. 

2)  Vgl.  S.  147  Anm.  1.        3)  Vgl.  Nr.  131. 


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730  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  deB  siebenjährigen  Krieges. 

[1756  en  soutenant  le  roi  de  Prasse,  qu'elle  regarde,  cependant,  comme  l'arc-boutant 
^U*'J  de  ses  alliances;  en  an  mot,  vouloir  deraciner  son  ancienne  rivalite'  contre 
la  maison  d'Autriche,  vouloir  enfin  refondre  le  caractere  national  de  tout 
un  ministere:  voilä  une  entreprise  qne  la  Providenoe  Beule  pouvait  inspirer, 
conduire  et  faire  rdussir,  et  ee  fut  anssi  sous  ses  auspices  qu'on  commen^a 
l'onvrage. 

»Notre  premier  memoire1),  ...  fut  simple  et  pour  cela  m€me  propre 
ä  faire  impression.  Ce  nonobstant,  on  ne  se  flatta  point  que  la  France 
so  rendrait  ä  nos  premieres  propositions.  Elles  n'ätaient  et  ne  pouvaient 
ctre  que  fort  vagues,  mais  elles  devaient  en  mßme  temps  präsenter  des 
objets  capables  d'exciter  des  attentions  particnlieres. 

»Tel  ätait,  entre  autre,  la  conronne  de  Pologne  qu'on  fit  espärer  au 
prince  du  Conty.  On  jeta  cet  appas  au  Roi,  parcequ'on  savait  que,  meme 
ä  l'insu  de  ses  ministres,  il  autorisait  les  demarches  que  faisait  le  Prince 
pour  se  procurer  cette  couronne2). 

»Cette  proposition  devait  donc  faciliter  ä  notre  ministre,  le  comte  de 
Starhemberg,  le  moyen  de  gagner  le  Prince,  de  l'intäresser  dans  la  reussite 
de  notre  ne"gociation  et  de  se  servir  de  lui  comme  d'un  negociateur  secret 
anpres  du  Roi. 

»Mais  dans  l'incertitude  oü  nous  Prions,  si  le  Prince  etait  bien  on  mal 
avec  la  marquise  de  Pompadour,  et  si  la  faveur  de  l'une  ne  traverserait 
peut-etre  pas  le  credit  qu'on  supposait  ä  l'autre,  on  donna  au  comte  de 
Starhemberg  le  choix  de  s'adresser  au  Prince  ou  ä  la  marquise. 

»II  se  dätermina  pour  la  favorite,  et  l'e*vönement  justifie  son  choix. 

»On  lui  fournit,  d'ailleurs,  toutes  les  raisons  qu'on  crut  propres  ä  per- 
suader;  on  en  fit  le  präcis3)  .  .  .,  pour  qu'il  püt  le  donner  ä  lire  au  ministre 
qui  serait  Charge  de  ne*gocier  avec  lui. 

»Incertains  du  succes  d'une  negociation  si  difficile  et  si  intrigue*e,  nous 
avions  des  pröcautions  ä  prendre  pour  le  secret  ;  en  conse'quence,  on  chargea 
le  comte  de  Starhemberg  d'exiger,  avant  d'entrer  en  matiere,  une  assurance 
du  Roi,  pareille  a  celte  que  rirnpäratrice  lui  offrait.  .  .  . 

»II  convenait,  de  plus,  de  mänager  ä  la  France  un  prätexte  honnSte 
pour  pouvoir  se  refuser  ä  nos  propositions,  au  cas  qu'elle  ne  les  trouvät 
point  conformes  ä  ses  intärets4).  Dans  cette  vue  on  se  rapporta  a  eile 
sur  le  plus  ou  le  moins  de  probabilitc  qu'il  pourrait  y  avoir  ä  Tägard  de 
l'intelligence  secrete  que  nous  supposions  exister  entre  l'Angleterre  et  la 
Prasse,  et  nous  songions  de  meme  ä  nous  epargner  de  cette  facon  le  deV 
agröment  d'un  refus  soc  et  disgracioux. 

»La  röponse  de  la  France5)  .  .  .  fait  voir  que  cette  prdcaution  n'a 
pas  4t6  inutile.   Le  Roi  paraissait  n'avoir  aucun  soupcon  sur  la  fidelite*  de 


1)  Vgl.  Nr.  2  a.  2)  Vgl.  S.  152.  3)  Vgl.  Nr.  2  a. 
4)  Vgl.  S.  175.         5)  Vgl.  Nr.  9. 


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Beilage  III. 


-  [1756  Juli; 


731 


son  allie*,  le  roi  de  Prussc,  et  declinant  ainsi  le  principal  motif  de  notre  [1756 
plan,  on  nous  en  proposa  un  autre  qui  presentait  deux  traitäs  ä  faire,  dont  Jul^ 
le  premior  aurait  pu  devenir  offensif  contre  l'Angleterre  ot  Tantre  u'avait 
pour  bat  que  de  de*tacher  de  notre  plan  ce  qui  s'y  trouvait  de  favorablc 
ä  la  France,  de  se  concerter  lä-dessus  et  d'ötablir  sur  un  partage  si  inegal 
une  alliance  entre  les  maisons  d'Autriche  et  de  Bourbon. 

»Cette  rdponse  ne  nous  surprit  pas  tant  que  notre  projet  devait  avoir 
(«tonne"  la  France;  tont  y  ötait  nouveau  pour  eile.  On  avait  suppose  quo 
le  refroidissement  qu'il  [y]  avait  entre  nous  et  les  Anglais,  n'<Hait  qu'un 
artifice  au  moyen  duquel  nous  comptions  nous  procurer  de  meilleurs  sub- 
ides1 ;.  Nos  offres  äblouissantes  d'un  etablissement  pour  Don  Philippe  et 
de  la  couronne  de  Pologne  pour  ün  Prince  du  sang  coutrastaient  extrewe- 
ment  arec  l'abandon  que  nous  leur  demandions  du  roi  de  Prusse. 

»L'abbö  de  Bereis,  choisi  et  autorisö  par  le  Roi  a  traiter  avec  le  comte 
de  Starhemberg,  quoique  trappe*  du  premier  moment  de  la  grandeur  de  nos 
offres,  ne  pouvait,  cependant,  les  envisager  que  comme  opposees  ä  toutes 
les  idces  recues  dans  le  ministere  et  au  Systeme  dominant  de  la  monarchie. 
II  n'avait  point  de  preuves  docisives  de  notre  bonne  foi;  notre  projet  eHait 
trop  vaste  pour  qu'il  püt  au  premier  abord  en  saisir  toutes  les  combinaisons, 
et  trop  attrayant  pour  6tre  rejete*  decidement;  il  n'y  avait,  enfin,  qu'un 
parti  dilatoire  a  prendro.  Oes  considerations  no  pouvaient  pas  nous  echapper, 
et  il  n'e'tait  pas  difficile  de  prävoir  que  nous  en  ferions  chunger  de  Systeme 
ä  la  France,  ä  moins  de  la  persuader  que  le  roi  de  Prusse  abandonnerait 
ses  inte'rßts. 

»II  nons  importait  donc: 

lnu'  »de  tenir  la  nögociation  ouverte  et 

2U"  »de  nous  appliquer  a  fortifier  la  France  dans  la  mefianco  que  nous 
lui  avions  inspiree  contre  le  roi  de  Prusse.  Oe  Prince  memo  devait  nous 
aider  dans  cette  manoeuvre,  il  devait  donner  prise  sur  lui,  et  en  attendant 
qu'il  nons  rendit  ce  Service,  il  convenait  d'eloigner  de  nos  insinuations 
toute  affection  et  empressement. 

»D'apres  ces  röflexions,  on  se  determina  ä  däclarer  au  Roi2)  .  .  .  qu'on 
abandonnait  le  grand  projet. 

»Mais,  pour  ne  rien  negliger  de  tout  ce  qui  pouvait  insensiblement 
amener  la  France  a  nos  vues,  il  ätait  necessaire  de  la  dötourner  d1  abord 
du  dessein  qu'elle  avait  encore,  d'une  guerre  de  terre 3).  C'^tait  le  cas  le 
plus  fächeux  pour  nous,  parceque  probablement  cette  guerre  n'aurait  pu 
commencer  que  par  la  prise  des  Pays-Bas,  ce  qui  tout  d'un  coup  aurait 
dörangö  toutes  nos  mcsures  et  nous  aurait  plongä  dans  les  plus  grands 
embarras. 


1)  Vgl.  S.  190.         2)  Vgl.  Nr.  13.  U.         3)  Vgl.  S.  147.  178. 

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732  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

[175ß  »Od  offrit  donc  au  Roi  une  garaiitie  armee1),  on  aecompagna  cette 

^u'^  offre  d'un  preVis  des  raisons  qu'on  crut  les  plus  propres  ä  en  faire  goüter 
l'id^e  a  la  France,  et  l'on  chargea  notre  ministre  de  les  faire  valoir.  .  .  . 

»La  France  nous  demanda,  par  sa  r£ponse,  .  .  .  des  eclaircissements 
et  un  plan  dätaillä  de  la  garantie  generale  que  nons  venions  de  lui  proposer J). 

>Nous  fimes  la  reponse3).  .  .  .  Mais  co  n'a  6t6  qu'apres  avoir  examinc" 
avec  1  attention  la  plus  soutenue  les  mesures  les  plus  convenables  ä  la 
Position  violente  dans  laquelle  nous  nous  trouvions4).  .  .  . 

»La  premiere  epoque  de  nos  negociations  qui  se  d&ermina  au  29  de- 
cembre  1755*),  ne  fut  remplie  que  de  doutes,  de  mdfiances,  d'irrdsolutions 
et  d'incertitudes  les  plus  fftcheuses.  Abandonnes  par  l'Angleterre,  du  moins 
tres  sürs  de  n'avoir  rien  ä  espärer  d'elle  contre  l'ennemi  ne  de  la  maison 
d'Autriche,  nous  nous  croyions  k  tont  moment  a  la  veille  d'etre  aommes 
par  la  France  de  lui  prßter  la  garantie  du  traite*  d'Aix-la-Chapelle  contre 
les  Anglais,  ou  d'avoir,  dans  le  cas  le  plus  favorable,  a  souscrire  k  une 
neutralite*  desavantageuse  pour  le  present  et  pernicieuse  pour  l'avenir,  parce- 
qu'en  nous  laissant  tous  nos  ennemis  sur  les  bras,  eile  nous  faisait  perdre 
sans  retour  nos  anciens  amis. 

»Dans  ce  moment  malheureux,  le  präsent  l'eüt  cependant  empörte  sur 
l'avenir,  et  nous  eussions  sans  doute  souscrit  k  une  simple  neutralitö,  si 
la  France  nous  l'eüt  proposee  d'un  ton  a  nous  faire  craindre  la  guerre  en 
la  refusant. 

»Mais  quelle  ne  fut  pas  notre  joie  de  voir  dissiper  nos  alarmes  par 
la  reponse  de  la  France  du  28  ddeembre5).  .  .  . 

»Au  lieu  de  nous  embarrasser  en  rdclamant  notre  garantie  du  traite" 
d'Aix-la-Chapelle,  eile  nous  proposa: 

»une  neutralite'  parfaite  ä  observer  par  LL.  Ms.  Imps.,  au  cas  que  la 
France  et  l'Angleterre  en  vinssent  ä  une  guerre  en  Europe  par  rapport 
ä  leurs  diffärends  en  Ame*rique; 

»un  traite*  d'amitie*  et  de  garantie  reeiproque  entre  la  maison  d'Autriche 
et  la  France  et  leurs  alliea  respectifs, 

»et,  enfin,  un  arrangement  de*finitif  sur  les  diffdrends  et  autres  objets 
auxquels  le  dernier  tratte*  d'Aix-la-Chapelle  n'a  pas  pourvu  d'une  fa$on 
ä  assurer  solidement  le  repos  de  1' Europe. 

»Ce  changement  favorable  n'^tait  dfi  qu'aux  soins  particuliers  qu'on 
s'etait  donnäs  pendant  tout  le  cours  de  la  nägociation  pour  faire  prendre 
au  Roi  une  idäe  avantageuse  de  la  droiture,  de  la  fermete"  et  de  la  grandeur 
d'äme  de  LL.  Ms.  Imps.,  et,  certainement,  on  ne  ponvait  mieux  seconder 
leurs  vues  et  leurs  intentions  que  ne  le  faisait  le  comte  de  Starhemberg. 


1)  Vgl.  S.  179  Anm.  1.         2)  Vgl.  Nr.  17.         3)  Vgl.  Nr.  24. 
4)  Vgl.  S.  194  Anm.  2.   Beer,  Archiv  48.  56  ff.         5)  Vgl.  Nr.  31. 


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Beilagen.  —  [1756  Juli.] 


733 


»Lea  propositiona  de  la  France  se  trouvaient,  ä  la  ve'rite',  aecompagnäes  [1756 
de  conditions  peu  agräables.  Ellea  n'allaient,  d'ailleurs,  paa  ä  notre  grand  uli^ 
objet,  elle8  aemblaient  devoir  mßme  noua  en  öloigner,  maia  ellea  noua 
donnaient  le  tempa  de  reapirer,  moyennant  lea  offrea  qu'on  noua  faiaait. 
Nona  eüona  däaormaia  sans  appröhension  d'ßtre  attaquöa  par  la  France, 
et  noua  pouviona  ä  te"te  repoBee  röflechir  aur  le  parti  que  noua  aviona  ä 
prendre. 

»La  queation  la  plua  importante  que  noua  aviona  k  noua  former,  con- 
aistait  k  aavoir  ai,  incertaina  comme  noua  l'dtiona  enoore  de  pouvoir  de 
aitöt  de'taoher  la  France  du  roi  de  Pruaae,  il  pourrait  noua  convenir  de 
noua  Her  cependant  avec  eile  par  un  träte  d'amitie'  et  de  garantie? 

»On  en  examina  le  pour  et  le  contre  avec  l'attention  la  plua  sempu- 
leuae1)  .  .  .,  et  LL.  Ms.  se  dCciderent  pour  l'affirmative;  ellea  firent  de*p€cher 
de  plein8  pouvoira  pour  leur  miniatre 2)  et  donnerent  ä  la  France  la  reponse 
ci-jointe.3)  .  .  . 

»La  Providence  pröparait,  entre-temp8,  un  evenement  döciaif  pour  le 
bonheur  de  la  inaisou  d'Autriche.  Le  roi  de  Pruaae  devait  a'allier  avec 
TAngleterre;  leur  traite  tut  conclu  ä  Londrea  le  IGjanvier  1756,  et  celui 
qu'il  avait  avec  la  France,  allait  finir  au  mois  de  juin  de  la  memo  annee. 
Lo  germe  de  me"fiance  que  noua  aviona  fait  naitre  dana  le  coeur  dea  Frangaia 
contre  ce  Prince,  y  jeta  par  aa  döfection  de  profondea  racines. 

»Le  miniatere  chereba,  ä  la  ve'rite,  k  dlrober  ä  la  pänätration  de  notre 
miniatre  le  reaaentiment  qu'il  avait  dans  Tarne  contre  le  roi  de  Pruaae,  on 
voulait  mäme  excuaer  aon  infid6lite\  Maia  le  comte  de  Starhemberg  ne  prit 
point  le  change. 

II  dälivra  notre  r^ponae3),  mais  il  de*clara  en  mßme  tempa  que  ce  n'e'tait 
que  pour  donner  une  nouvelle  preuve  de  aa  droiture  au  ministere  fran9ai8, 
qu'il  ne  pourrait  paa  aller  en  avant  8ur  cette  re*ponse,  parceque  dana  le 
tempa  que  8a  cour  l'avait  con9ue,  eile  ignorait  encore  l'alliance  que  le  roi 
de  Pruaae  venait  de  faire  avec  l'Angloterre ;  que  ce  cas  devait  näceaaaire- 
ment  changer  toute  la  face  de  la  ne*gociation,  et  qu'il  fallait  avant  tout 
que  S.  M.  T.  G.  daignät  a'expliquer  sur  ce  qu'elle  en  pensait4). 

»Le  comte  de  Starhemberg  se  proposait  par  cette  de'marche  lo  double 
but,  de  faire  parier  lea  Francais  les  premiera  et  de  ramener  la  n6gociation 
a>  aon  grand  et  primitif  objet. 

»On  fit  tout  le  poaaible  pour  lui  faire  perdre  l'avantage  qu'il  avait 
acquia  par  cette  sage  mau<euvre;  maia  n'ope*rant  que  dana  Teaprit  de  aes 
inatruetions,  il  obtint  enfin  la  röponse5)  .  .  .,  par  laquelle  la  France  noua 
donna  le  choix  de  reprendre  no8  premieres  propositiona  ou  de  borner  notre 


1)  Vgl.  Nr.  37  a.         2)  Vgl.  Nr.  37.         3)  Vgl.  Nr.  37  b. 
4)  Vgl.  Nr.  10.         5)  Vgl.  Nr.  45. 

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734  Österrcichiaclie  Acten  aur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


[1756  nögociation  k  un  traite*  d'alliance  et  de  garantie,  en  y  comprenant  tontes 
3nh]    fois  l'arrangement  des  diffe*rend8  d'Italie. 

»S'il  avait  fallu  absolument  se  de*cider  pour  Tun  des  deux  partis  ä 
fexclusion  de  l'autre,  le  choix  aurait  £te*  aussi  ddlicat  qne  difficile.  La 
grande  ne*gociation  pouvait  manquer,  eile  ne  faisait  que  revivre  1),  et  millc 
obstacles  et  difficult<5s  s'y  opposaient.  Un  simple  tratte"  d'amitie'  et  de 
garantio  ne  rompait  point  les  liens  qui  attachaient  la  France  an  roi  de 
Prnsse.  Ce  Prince  restait  au  nieme  degre*  de  puissance  et  continuait,  par 
cons(?qnent,  de  tenir  la  maison  d'Autriche  dans  un  etat  violent  et  force\ 

>I1  e*tait  donc  la  prudeuce  de  corabiner,  au  Heu  de  diviser,  ces  differents 
objets  et,  en  reprenant  notre  premier  plan,  de  travailler  de  facon  qu'en 
tont  cas  nous  puissions  du  moina  retirer  de  nos  negociations  l'avantage 
d'avoir  un  ennemi  de  moins,  en  nous  alliant  avec  la  France. 

»Mais  cela  meme  souffrait  de  grandes  difficultös,  et  pour  en  donner 
une  idde,  il  est  n^cessaire  que  nous  nous  arretions  un  moment  a  quelques 
considerations  generales  qui  influerent  dans  tont  le  cours  de  cette  double 
negociation. 

»La  France  comprit  des  le  commencement  qu'il  pouvait  lui  revenir  de 
tres  grands  avantages  de  notre  premier  plan;  mais  les  moyens  de  l'exe'cuter 
Teffrayerent. 

»Elle  ne  cherchait  encore  qu'ä  sortir,  par  un  accommodement,  des 
brouilleries  dans  lesquelles  eile  se  trouvait  engage'e  avec  l'Angleterre;  fesprit 
de  paix  prddominait  dans  le  ministere,  et  notre  projet  exigeait  de  vastes 
mesures  de  guerre. 

»Elle  ne  voulait  abandonner  le  roi  de  Prnsse  qu'autant  que  nous 
abandonnerious  les  Anglais,  et  cela  devait,  a  la  fin,  aboutir  la  dissolution 
d'un  Systeme  qui,  a  la  vdrite*,  ne  consistait  plus  que  dans  des  prejuge*s. 

»Elle  avait  toutes  les  pcines  du  monde  a  se  re*soudre  a  laisser  affaiblir 
ce  Prince,  toujours  dans  l'appr^hension  que  raffaiblissement  des  Anglais, 
auquol  nous  n'aurions  jamais  pu  contribuer  directement,  ne  s'ensuive  pas 
au  mßme  degrd. 

>  Enfin,  par  habitudc  aussi  bien  quo  par  principe,  les  ministres  croyaient 
devoir  employer  toutes  les  petites  finesses  du  bureau,  pour  Temporter  sur 
nous  dans  la  negociation  et  la  tourner  entierement  ä  l'avantage  de  la  France. 

»On  pourrait  ä  ces  considerations  en  ajouter  bien  d'autres;  mais  il 
est  temps  de  reprendre  notre  narration. 

»Le  comte  de  Starhemberg  parvint,  pen  de  temps  apres  avoir  refu 
la  reponse  .  .  .,  a  fairo  parier  l'abbe  de  Bernis2),  qui  demanda: 

1]  »Lo  cointe  de  Flandre,  le  Tournesis  et  tout  ce  qui  est  situe*  cntre 
l'Escaut  et  la  mer,  ä  titre  d'ctablissement  pour  Don  Philippe.    11  lui  dit: 


lj  So.         2)  Vgl.  Nr.  49. 

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Beilagen.  -  [1756  Juli.] 


735 


2)  »sur  la  propoaition  ,que  nous  concertions  avec  la  France  les  moyens  [1756 
de  procurer  au  prince  de  Conty  la  couronne  de  Pologne,'  que  le  Roi  Jul1^ 
n'avait  d'autre  point  de  vue  que  de  maintenir  la  libertö  de  la  nation  po- 
lonaise  et  de  lui  conserver  le  droit  d'nne  libre  election. 

3)  »II  repondit  ä  notre  troisieme  proposition,  qui  avait  pour  objet  le 
rätablissement  d'nne  bonne  intelligence  entre  la  France  et  la  Kassie  etc., 
que,  quoique  Ton  n'cüt  aueun  int^rßt  ä  de'meler  immödiatement  avec  la 
Russie,  on  serait,  ne'anmoins,  tres  aise  d'ßtre  en  bonne  intelligence  avec 
eile;  qu'ä  l't'gard  de  l'Espague  il  e"tait  sans  doute  tres  important  de  lui 
faire  goüter  le  plan  propose";  maia  qu'il  fallait  aussi  y  faire  consentir  le 
roi  de  Naples,  des  intCrets  duquel  il  s'agissait  essentiellement  dans  nos 
arrangements. 

4)  »Sur  les  moyens  dagrandir  les  allie's  de  la  France1),  Vabbt  pr6- 
tendit  que  c'dtait  ä  nous  [ä]  les  indiquer. 

»Le  5Wmo  et  6iim«  article  de  nos  propositions ')  ayant  6t6  discutes  a  la 
fois  par  les  deux  ministres,  le  rgsultat  des  ddclarations  de  Tabbe"  Bernis  se 
re'duisit  ä  ces  deux  points: 

»Qu'on  nous  laisserait  agir  contre  le  roi  de  Prusse,  et  qu'on  nous 
fournirait  des  seoours  en  argent,  le  Roi  ne  voulant  absolument  pas  nous 
donner  des  secours  offensifs. 

»On  revint  ä  la  discussion  du  4i*me  article,  et  pour  en  de*velopper  le 
sens  et  les  vues,  le  comte  de  Starhemberg,  parlant  toujours  le  langage  de 
ses  instruetions,  repr^senta  ä  l'abbe  de  Bernis  que  les  moyens  dont  il  Ctait 
quostion,  consistaient  en  ce  que,  l'entreprise  ne  pouvant  avoir  Heu  que 
dans  le  cas  oü  sa  cour  serait  moraleraent  certaine  de  sa  rdussite,  eile 
avait  imagind  qu'outre  les  troupes  anxiliaires  de  Russie  qu'elle  taeborait 
de  se  procurer,  il  serait  ne*cessaire  encore  de  faire  agir  quelques  autres 
puissances  voisines  du  roi  de  Prasse,  que,  pour  cet  effet,  il  faudrait  leur 
faire  voir  les  avantages  ä  espe'rer  et  les  rassurer  sur  ce  qu'elles  pour- 
raient  craindre  du  ressentiment  du  roi  de  Prusse;  que  les  avantages  pour- 
raient  etre  fixe's  a  quelques  parties  des  Etats  de  ce  Prince  sur  lesquelles 
ces  puissances  au  raient,  d'ailleurs,  de  prdtentions  fond£es,  ou  qu'elles  se 
croiraient  en  droit  d'envahir  pour  s'indemniser  de  torts  et  dommages  qu'il 
leur  aurait  faits  ante'ce'demment ; 

»que,  quant  ä  ce  qu'elles  pourraient  avoir  &  craindre  de  son  ressen- 
timent, il  n'y  avait  rien  de  plus  propre  ä  les  rassurer,  elles  et  nous  qui 
etions  ä  cet  egard  dans  le  meme  cas,  et  la  France  elle-meme,  que  de 
re*duire  ce  Prince  dans  un  dtat  ä  ne  pouvoir  jamais  nuire  a  porsonne,  a 
devoir  renoncer  pour  toujours  a  l'execution  de  ses  vues  ambitieuses,  ä  ne 
pouvoir  plus  troubler  la  tranquillite'  publique  et  ä  n'avoir  plus  aueun 


1)  Vgl.  Nr.  2  a. 

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736  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

[1756  moyen  de  rdussir  dans  les  projets  qu'il  formait  pour  l'oppression  de  la 
religion  catholique; 

»que,  se  trouvant  attaqu<5  par  difflrents  endroits  et  ne  pouvant  pa3 
faire  face  de  tons  cötes,  il  serait  bientöt  räduit  an  point  de  devoir  s'ae- 
commoder  et  se  contenter  de  ce  qu'on  Ini  laisserait; 

»que  ce  parti  serait  d'autant  plus  avantageux  ä  la  France  qu'il  don- 
nait  tout  lieu  de  pre>oir  qu  elle  n'aurait  pas  longtemps  des  frais  ä  faire 
de  ce  cöteMä  et  serait  dans  peu  ä  mgme  de  pouvoir  tourner  toutes  ses 
forces  contre  Angleterre  qui  ne  tarderait  pas  ä  se  prßter  ä  un  aecom- 
modement  raisonnable,  des  lors  quelle  verrait  qu'il  ne  lui  restait  plus 
d'alliös; 

»que  c'&ait-lä  le  moyen  que  nous  avions  imagine"  pour  procurer  des 
avantages  aux  alli6s  de  la  France ;  qu'au  reste,  c'dtait  ä  elle-mSrne  ä  de- 
terminer  quelles  ötaient  le9  puissances  auxquelles  eile  desirait  de  preTä- 
rence  procurer  ces  avantages;  que  ce  serait  sans  doute  ä  Celles  sur  les- 
quelles  eile  croyait  pouvoir  compter  plus  sürement  qu  elle  n  avait  jamais 
pu  compter  sur  le  roi  de  Prusse,  telles  que  les  cours  de  Suede,  Palatino 
et  de  Saxe  qui,  d'ailleurs,  par  leurs  positions  et  interets  seraient  les  plus 
disposäes  ä  entrer  dans  notre  concert;  qu'il  fallait  que  la  France  declarät 
ä  ce  sujet  ses  intentions,  et  que  nous  conviendrions  ensuite  trös  aisement 
des  moyens  de  les  mettre  en  exäcntion. 

»Le  comte  de  Starhemberg'  n  entra  dans  ces  dätails  que  pour  engager 
Tabbd  Bernis  ä  s'e'tendre  dgalement  dans  ses  reponses,  afin  de  decouvrir 
quels  pouvaient  etre  les  sentiments  de  la  France  sur  cette  partie  essen- 
tielle de  notre  plan. 

»L'abbe*  lui  de"clara  a  plusiours  reprises  que  jamais  le  Roi  ne  se  pre- 
terait  ä  cette  proposition.    Ses  raisons  e"taient  etc.1). 

»Avant  d'avoir  recu  ces  notions,  on  avait  dejä  dresse"  une  reponae 
au  memoire  de  la  France2).  On  l'avait  coneue  dans  l'esprit  de  combiner 
les  deux  ndgociations  qui  se  trouvaient  entamees,  et  les  dernieres  declarations 
de  l'abbe"  Bernis  ne  pouvaient  que  nous  confirmer  dans  cette  idöe. 

»On  envoya  donc  la  re*ponse  au  comte  de  Starhemberg3)  .  .  .,  et  on 
lui  manda  qu'on  se  rdservait  de  s'expliquer  sur  les  ouvertures  que  l'abbe" 
venait  de  lui  faire. 

»Comme  on  lui  avait  remis,  des  le  22  ferner 2),  les  projets  d'un  acte 
de  neutralite"  et  d'un  traitc  d'alliance  et  de  garantie,  on  le  chargea  de 
commencer  par  la  neutralite*  et  d'en  presser  la  conclusion.  Mais  l'abbe* 
Bernis  fit  difficultö  d'y  concourir,  trouvant  cette  mesure  trop  petite  vis- 
a-vis  des  grands  objets  dont  il  dtait  question  entre  nous  et  la  France,  et 


1}  Das  folgende  ist  wörtlich  dem  Bericht  Starhembergs  vom  27.  Februar 
1750  entnommen.   Vgl.  S.  247  f.         2)  Vgl.  Nr.  46. 
•i)  Vgl.  Nr.  51. 


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Beilage  HI.  —  [1756  Juli.] 


737 


souhaitant  de  savoir  auparavant  les  resolutions  que  prendrait  notre  cour  (1756 
snr  ses  dernieres  däclarations 

»On  elait  alors  occupe"  ici  ä  les  peser  et  ä  pe*n6trer  autant  que  pos- 
aible  les  vues  de  la  France.  Ses  däclarations  ne  nous  en  donnaient  pas 
encore  des  idäea  avantageuses.  II  e*tait  clair  qu'elle  ne  ponvait  point  en- 
core  se  räsoudre  a  abandonner  le  roi  de  Prasse;  que,  ne  demandant  rien 
pour  eile  et  n'onvisageant  un  Etablissement  pour  Don  Philippe  dans  les 
Pays-Bas  que  oomme  un  äquivalent  pour  ses  ßtats  d'Italie,  eile  voulait  se 
conserver  les  mains  libres  pour  faire  la  paix,  quand  eile  le  trouverait  bon, 
avec  l'Angleterre ;  en  un  mot,  ses  vues  et  ses  intentions  ne  s'accordaient 
point  encore  avec  les  ndtres,  et  nous  prtmes,  par  consEquent,  la  räsolution 
de  chercher  a  les  rectifier  et,  en  attendant,  d'en  tirer  le  meilleur  parti  que 
nous  pourrions,  en  pressant  la  conclusion  de  la  neutralite*  et  du  traite"  de 
garantie.  On  donna  lä-deasus  les  instructions  les  plus  amples  au  comte 
de  Starhemberg2),  et  on  le  chargea  de  remettre  la  röponse  ci-jointe  .  .  . 
aux  dernieres  ouvertures  de  l'abbe*  Bernis3). 

»La  neutralite  et  le  traite*  d'alliance  eprouverent  encore  bien  des  diffi- 
cultäs,  des  vioissitudes,  des  longueurs;  mais  enfin  cette  seconde  epoque  de 
nos  nägociations  se  termina  ä  notre~satiafaction. 

»II  faut  lire  lä-dessus  le  rapport  de  notre  ministre  du  2  de  mai 
1756 4).  ...  Nous  n'en  se*parerons  point  la  reponse  du  Roi  T.  C.5)  ä  nos 
derniers  memoires  relatifs  ä  notre  grande  affaire ;  nous  n'aurons  plus  d'autre 
objet,  il  remplira  la  troisieme  epoque  de  cette  e*pineuse  negociation. 

»Enfin  la  France  lächa  le  mot  et  demanda  tous  les  Pays-Bas,  mais 
ä  des  conditions  encore  tres  desagreables6).  II  semblait  qu'elle  voulait  se 
reaerver  la  faculte*  de  disposer  de  ces  provinoes  ä  son  gre*,  pour  ne  laisser 
k  Don  Philippe  que  ce  qu'elle  trouverait  bon;  eile  ne  nous  offrait,  pour  les 
acquenr,  qu'une  espece  de  contrat  de  vente,  et  eile  ne  paraissait,  malgre* 
cela,  point  encore  disposee  ä  se  prßter  aux  mesures  que  nous  avions  pro- 
posees,  pour  abaisser  la  puissance  du  roi  de  Prusse,  ainsi  qu'  [on]  pourra 
en  juger  par  le  rapport  de  notre  ministre  du  13  mai7).  .  .  . 

»Nous  voilä  donc  dans  le  cas  d'avoir  k  deliberer8): 

1°  »sur  la  cession  entiere  des  Pays-Bas, 

2°  »sur  les  prCcautions  k  prendre  pour  assurer  ä  8.  M.  les  avantages 
qu'elle  devait  et  pouvait  en  attendre,  et 

3°  »sur  les  moyens  de  donner  une  bonne  foi  ä  cette  negociation,  une 
eonsistance  ferme  et  conforme  k  nos  vues. 

»Sur  le  premier  point,  on  fut  ici  unanimement  d'accord  que  les  dangers 
que  oourt  la  maison  d'Autriche  dans  la  Situation  violente  oü  eile  se  trou- 


1)  Vgl.  Nr.  55.         2)  Vgl.  Nr.  59.         3)  Vgl.  S.  286  Anm.  4. 
4)  Vgl.  Nr.  82.         5)  Vgl.  Nr.  82  b.         6)  Vgl.  Nr.  88  a. 
7)  Vgl.  Nr.  88.         8)  Vgl.  Nr.  104.  • 
kcUa  rar  Vorgwchicht«  d«  7j&hrigen  Krieges.  47 

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738  Österreichische  Acten  sur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

56  yait  vis-a-vis  da  roi  de  Prasse,  rendaient  le  recouvrement  de  1«  Sil^sie, 
tlil  . 

l'affaiblissement  de  ce  Prince  et  la  nouvelle  acquisition  des  dache's  de  Panne, 

Plaisance  et  Gnaetalla  d'uu  prix  infiniment  supexieur  ä  la  conservation 

des  Pays-Bas,  et  qu'aiosi  U  n'y  avait  pas  k  balancer  sur  Ieur  cession. 

»Sur  le  second  point,  on  convint  qu'on  ätablirait  deox  diflörentes 
categories  de  conditions: 

»Des  conditions  absolues  oa  wie  quilnus  non,  et  des  conditions  de 
conyenance. 

»Les  premieres  ätaient  an  nombre  de  six: 

1°  »Qne  8.  M.  T.  G.  däclare,  avant  tont,  par  un  acte  qu'ä  moins  qne 
3.  M.  l'Implratrice  ne  soit  parvenue  ä  la  possession,  tranqnille  et  avonee 
par  an  traitC  de  paix,  de  la  Siläsie  et  da  comte"  de  Glats,  toates  les  offres 
et  cessions  proposees  de  sa  part  seraient  nulles  et  cens6es  non  avenues. 

2°  »Qne  le  Roi  donne  son  consentement  non  senlement  ä  la  r&su- 
peration  de  la  Silesie,  mais  aussi  ä  an  ddpouillement  plus  considörable  da 
roi  de  Prasse. 

3°  »Qae  le  Roi  T.  C.  prenne  effectivement  part  ä  la  guerce  contre 
le  roi  de  Prasse,  soit  en  employant  an  corps  considerable  de  ses  tronpes 
contre  ce  Prince,  soit  en  tenant  sur  les  frontieres  nne  armöe  capable  de 
tenir  en  respect  les  pnissances  protestantes. 

4°  »Qu'  indäpendamment  de  oela,  de  notre  armee  et  de  celle  de  Rassie, 
la  France  aurait  ä  nous  fournir  nae  troisieme  armee  contre  le  roi  de 
Prasse. 

5°  »Qae  Doa  Philippe  aarait  la  Flandre  et  le  Brabant  avec  le  reste 
des  Pays-Bas,  saof  le  dache*  de  Laxemboarg,  la  souverainete*  de  Chimay 
et  de  Beanmont  et,  enfin,  le  Pays  R6trocecl6,  qni  formeraient  le  partage  de 
la  France. 

6°  »Qne  les  secoors  qae  la  France  fonrnira  en  argent,  ooorraient  les 
minies  risqnes  qae  toate  Tentreprise,  saaf,  neanmoins,  qu'au  cas  qae  le 
comte  de  Starhemberg  ne  put  absoiument  pas  empörter  ce  point,  il  poorrait 
promettre  nne  hypotheque,  par  exemple  le  Luxembourg,  poor  les  sommes 
qu'on  nous  foarnirait 

»Les  conditions  de  convenance  ätaient1).  .  .  . 

»Quant  aux  moyeus  de  donner  ä  cette  negociation  nne  consistance 
ferme  et  conforme  ä  nos  vues,  on  fut  d'avis  qae,  poar  couper  court  aux 
finesses  moyennant  lesqnelles  les  Francais  n'avaient  jusques  ä  präsent 
cherchä  qu'ä  nous  faire  parier  les  premiers  et  ä  nous  mener  de  propo- 
sition  a  proposition  et  d'oftres  en  offres,  il  ne  fallait  plus  traiter  par  eorit,  et 
qu'il  fallait  se  reposer  entierement  sur  la  prudence  et  la  dexWrite*  avec  les- 
qnelles le  oomte  de  Starhemberg  proposerait  et  menagerait  nos  condi- 
tions.3) .  .  . 


1)  Vgl.  S.  390. 


2)  Vgl.  S.  392. 


Beilag«  in  u.  IV.  -  [1756  Juli]  -  Juli  18.  739 

>Depuis  lors,  la  negociation  prit  effectivement  une  autre  face,  comme  H7^ 
on  le  verra  dans  les  deux  derniers  rapports  de  notre  miniatre  ci-  u  ,J 
jointe1).«  .  .  . 


Beilage  4. 

Bericht  Salaburgs  über  den  Stand  der  österreichischen  Armee.  Wien,  Juli  1 8 

18.  Juli  1756. 

Nach  der  Urschrift  Boilage  zum  SUateoonferensp rote- coli  vom  IS.  Juli  1756. 

I.  Stand 


deren  Infanterieregimenter  nach  denen  Muster- 
und  respective  Monatacten. 


Effectivar 
8Und 

des  completten 
SUnda 

Abgang)  Summa 

8npor- 
nnino- 
rarien 

Mann 

2392 

16 

2408 

2408 

2408 

2406 

2 

2408 

ET 

2395 

13 

2408 

2377 

31 

2408 

1 

2389 

19 

2408 

2367 

41 

2408 

2391 

17 

2408 

2382 

26 

2408 

2342 

66 

2408 

2388 

20 

2408 

2383 

25 

2408 

S  g  S 

CS    ö  SK 

2379 

29 

2408 

».  ex  er 

2383 

25 

2408 

s  s 

2393 

15 

2408 

2401 

7 

2408 

< 

o 

2354 

54 

2408 

•1 

§■  5- 

2416 

2408 

8 

2372 

36 

2408 

2469 

2408 

61 

2371 

37 

2408 

I  ' 

2444 

2408 

36 

O 

Tyroler  Land-  und  Feldregiment  .  .  . 

2322 

86 

2408 

1)  Diese  Beilagen  lagen  mir  nicht  vor.  Die  ersten  Berichte  Starhembergs 
nach  Empfang  der  Instruction  vom  9.  Juni  datiren  vom  25.  und  28.  Juni  1756. 
Vgl.  Nr.  128.  133. 

47* 


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740  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


1756 
Juli  18 


°  ?  s  I 

Teinesvarer 
Bannat 


g  § 


I 


Deutschmeister  in  Ungarn  

Heinrich  Daun  

Puebla  

Baden-Baden  

Lucany   

Clericy  

Eeterha*y  Nielas  .  .   \  g 

Estcrhasy  Joseph  J.2 

Erzherzog  Carl  >"5 

Haller  

Bethlen  >  ** 

Simschuu,  1  Bataillon  

Leopold  Palffy  \  j, 

VettOB   5  c 

>  et  o 

Forgatach   K" 

Gyulay  ]  " 


Kffectivor 


des  completten 
Stands 


2355 
2263 
2388 
2350 
1940 
1918 
2082 
2190 
2189 
2300 
1978 
671 
431 
455 
419 
537 


lAb*»°«l 


LLUUIO- 


Mann 


468 
490 
326 


2408 I  — 
2408  — 
2408  - 


53  '  24081 
145  2408 


2408 
2406 
2408 


218  ;  2408 

219  2408 


108 

430 

120 
96 

132 
14 


2408 
2408 
658 
551 
551 
551 
551 


Summa  |  81390  |  3462  |84734 


13 


n.  Stand 

deren  in  denen  deutschen  Erblanden  und  Hangarn  beqnartirten 

Gavallerieregimontern. 


Kürassiers 

Effectirer  Stand 
exclusive  deren 
Inraliden  and 
untauglichen 
Pferden 

Completter  Stand 

Super- 
nnmerarii 

Abgang 

Summa 

Hann 

Pferd 

Mann 

Pferd 

Mann 

Pferd   |  Mann 

Pferd 

782 

788 

36 

30 

818 

818 

809 

762 

9 

56 

818 

818 

780 

798 

38 

20 

818 

818 

Pretlack  

780 

797 

38 

21 

818 

818 

815 

800 

18 

818 

818 

771 

785 

33 

818 

818 

81)  6 

772 

12 

46 

818 

818 

749 

779 

69 

39 

818 

818 

Trautmannsdorf  .... 

793 

787 

25 

31 

818 

818 

799 

806 

19 

12 

818 

818 

754 

766 

64 

52 

818 

818 

795 

774 

23 

44 

818 

818 

791 

780 

27 

38 

818 

818 

782 

776 

36 

42 

818 

816 

822 

777 

41 

818 

818 

4 

Hohenembs  

824 

787 

31 

818 

818 

6 

Erzherzog  Leopold.  .  . 

809 

794 

9 

24 

818 

818 

Summa1)  |  13461  |  13328 

455  |  578  |  13906 

|  13906 

1  io 

1)  Vgl.  S.  485. 


uigmzeu  uy 


Google 


Beilage  IV.  -  1756  Juli  18. 


741 


Dragoner 

Effectmr  SUnd 
exclusive  deren 
lnv&Uden  und 
an  tauglichen 
Pferden 

Completter  Stand 

Super- 
numerarii 

Abgang 

Summa 

JUnnn 

rierd 

Mann 

I'ferd 

Mann 

Pferd 

Mann  !  Pferd 

809 

800 

8 

17 

817 

817 

— 

807 

801 

10 

16 

817 

817 

Liechtenstein  

809 

769 

8 

48 

817 

817 

— 

— 

Hessen-Dannstadt  .  .  . 

806 

817 

11 

— 

817 

817 

— 

— 

Eiuanuel  Kollowr;ith 

806 

801 

11 

16 

817 

817 

— 

— 

801 

811 

16 

6 

817 

817 

— 

— 

783 

789 

34 

28 

817 

817 

— 

— 

759 

776 

58 

41 

817 

817 

— 

— 

Erzherzog  Joseph  .  .  . 

815 

789 

2 

28 

817 

817 

— 

— 

813 

804 

4 

13 

817 

817 

- 

- 

Summa l) 

OvVO 

7Qe»7 

1  fi9 

HO 

fil  TA 
Ol  Iv 

fii  in 

- 

- 

Husaren 

583 

337 

32 

278 

615 

615 

— 

600 

567 

15 

48 

615 

615 

— 

585 

450 

30 

165 

615 

615 

Festeticfl 

595 

257 

20 

358 

615 

615 

605 

375 

10 

240 

615 

615 

530 

302 

85 

313 

615 

615 

559 

265 

56 

360 

615 

615 

593 

393 

22 

222 

615 

615 

580 

385 

35 

230 

615 

615 

Summa 

5230 

3321 

305 

2214 

5535 

|  5535 

Summarium 

13461 
8008 
5230 

13328 
7957 
3321 

455 
162 
305 

578 
213 
2214 

13906 
8170 
5535 

13906 
8170 
5535 

10 

Summa  summarum 

26699 

24606 

3005 

27611 

27611 

I" 

1- 

1756 
Juli  18 


»Alle  in  Italien  und  Niederland  befindliche  teutsche  Infanterieregimenter, 
das  einzige  Mercy'sche  ausgenommen,  so  dermalen  den  Stand  des  italienischen 
systematis  ä  2000  Mann  erreichet  hat,  befinden  sich  mit  denen  Werbungen 
annoch  im  Römischen  Reich. 

»Die  italienischen  seind  dem  dasigen  Systemalstand  ä  2000  Mann 
nahe;  die  niederländische  entgegen  haben  einen  ziemlichen  Abgang.« 
Man  hoffe  aber,  dass  sie  vermöge  der  guten  Werbeplätze  ihren  dem  öster- 
reichischen gleiohen  completten  Stand  von  2408  Köpfen  erreichen  würden. 


1)  Vgl.  S.  485. 

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742  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 

1756         Die  deutschen  Infanterieregimenter  sollen  nach  den  Mai-  und 
uli  18  Junimusterungen  »keinen  mehreren  Abgang  als  841  Mann,  dagegen  bei 
einigen  Regimentern  an  Supernumerarien  Aber  den  completten  Stand  105 
Mann  gehabt  haben. 

»Die  5  ungarischen  Regimenter  nebst  den  aus  Italien  hierausser 
befindlichen  4  Bataillons  haben  Abgang  von  3462  Köpfen,  wovon  zwar 
4—500  an  aufgebrachten  Recruten  auf  den  Werbeplätzen  sein  möchten. 

»Der  deutschen  Cavallerie  ermanglen  auf  den  Friedensfuss,  gleich- 
falls nach  den  Mai-  und  Junimusterungen: 

an  Kürassiers   455  Mann   578  Pferde 
an  Dragonern   162     >      213     »  .< 

Aber  dieser  Abgang  werde  um  die  auf  den  Werbeplätzen  bereits  befind- 
lichen Recruten  vermindert.    Auch  würden  die  Werbungen  allenthalben 

fortgesetzt. 

An  Remonte  zur  Gomplettirung  auf  den  Friedensfuss  seien  ffli  die 
Kürassiere  schon  700  Pferde,  bis  ultimo  August  nach  Comothau  in  Böhmen 
zu  liefern,  bestellt1).  Die  Dragoner  aber  hätten  bereits  100  Pferde  von 
den  mährischen  Ständen  erhalten.  Der  Rest  von  113  werde  ihnen  sogleich 
bei  den  Ständen  in  Böhmen  angewiesen  werden. 

Der  Abgang  bei  den  Husaren  falle  zwar  sehr  in  die  Augen.  Indessen 
wisse  man,  »dass  die  meisten,  besonders  die  ausruckende  7  Husarenregi- 
menter bei  der  Gomplettirung2)  auf  den  Stand  deren  618  Mann  und  618 
Pferden  sehr  nahe  allschon  gekommen  seind,  und  auf  die  neue  Augmen- 
tation deren  200  Mann  und  Pferden  hat  man  noch  den  16.  dieseB  aus  dem 
Stadtbanco  erhobenen  Geldern  gestern  die  Anweisungen  sowohl  auf  die 
Mannschaft  als  Pferd,  dann  Gewehrsgelder  ertheilet« 


Beilage  6. 

Juli  22       Bericht  Neippergs  über  den  Stand  und  die  geplante  Vertheilung  der 
österreichischen  Armee.  Wien,  22.  Juli  1756. 

Nach  d«r  Urschrift  Beüsgo  zum  StoatacoaferwiiprotocoU  vom  22.  Juli  1756.   Vgl  Lehmann 
48  Anm.  3. 

.  .  .  »Jede  deren  54  Grenadierscompagnien  von  deutsch-  und  hunga- 
rischen  Regimentern  [ist]  auf  100  Köpf  gesetzet. 

»Die  Stärke  jeder  Bataillon  von  22  deutschen  Infanterieregimentern, 
formirter  von  6  Fflsiliercompagnien,  bestehet  in  780  Köpf,  und  jede  Ba- 
taillon von  5  hungarischen  Infanterieregimentern,  die  dermalen  durchgehends 
schwächer  seind  als  die  deutschen,  bestehet  ohngefähr  in  600  Köpf. 


1)  Vgl.  S.  461.         2)  Vgl.  Nr.  60.  61. 


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Beilage  V.  —  1756  Juli  18.  —  JuU  22. 


743 


»Jedes  deren  20  deutschen  Cavallerieregimentern  ist  dermalen  auf 
800  Pferd  gesetzet1),  wird  aber  jedes  von  der  Stund  an  bis  auf  1000 
augmentirt2). 

»Jedes  Husarenregiment,  wovon  noch  2  nacher  Königgrätz  zu  stehen 
kommen  und  wirklich  schon  zum  Aufbruch  dahin  beorderet  worden,  be- 
stehet abermalen  in  600  Pferd3),  wird  aber  jedes  von  der  Stund  an  bis 
auf  800  augmentirt. 

»Jede  Grenadierscompagnie  deren  11  Granitz-Infanterieregimenter  ist 
auf  100  Köpf  gesetzet. 

»Jede  Bataillon  dieser  eigenen  Granitzern  bestehet  in  900  Köpf. 

»In  Mähren  und  dem  Antheil  Schlesien  befinden  sich  wirklich  schon 
über  die  .  .  .  [daselbst  garnisonirenden]  Truppen  2  Husarenregimenter  und 
eine  aus  Slavoniern  errichtete  Bataillon  von  600  Köpf  inclusive  ihrer 
Grenadierscompagnie. 

»Aus  27  ganzen  Infanterieregimentern  deutsch-  und  hungariscber  Nation 
seind  obbemeldete  54  Bataillons  nnd  so  viel  Grenadierscompagnien  gezogen 
und  formiret  worden,  von  welchen  27  Infanterieregimentern  annoch  jedes 
eine  Bataillon  zu  Besetzung  deren  Festungen  und  Plätzen  in  deutsch-  und 
hungarischen  Erbländern  inclusive  der  Stadt  Wien  verlegter  zurücklasset. 
Jede  dieser  zurücklassenden  Bataillon  bestehet  in  4  Fflsiliercompagnien  und 
jede  Compagnie  von  deutschen  in  130,  von  hungarischen  hingegen  nur  in 
100  Köpf  ohngefthr. 

Ȇber  obige  ausruckende  Infanterie,  deutsche  Cavallerie,  Husaren 
und  Granitzer  befinden  sich  noch: 

»In  Hungarn: 

1  ganzes  deutsches  Infanterieregiment 

2  »  »       Cavallerie  ■ 

1  >  »      Husaren  » 

»In  Siebenbürgen: 

2  ganze  deutsche  Infanterieregimenter 
2     »         >       Cavallerie  » 

2      »         »       Husaren  » 

»Im  Banat  und  selbigen  Gränitzen: 

2  ganze  italienische  Infanterieregimenter 
1      »     deutsches  Cavallerieregiment. 

»In  Slavonien: 
1  ganzes  deutsches  Infanterieregiment 
1     »  »  Cavallerieregiment. 


1)  Vgl.  Nr.  32.         2)  Vgl.  Nr.  154.  155.         3)  Vgl.  Nr.  60.  61. 


744  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  des  siebenjährigen  Krieges. 


»In  Wien: 

über  die  obbesagtermaassen  ausgemachte  Bataillonen 

1  ganzes  deutsches  Infanterieregiment. 

»In  Tirol,  Vorderösterreich,  Philippsburg  inclusive: 
1  ganzes  deutsches  Infanterieregiment. 

»Die  Slavonier,  Warasdiner,  Carlstädter  und  Banalisten 
haben  zusammen:  11  Regimenter  Infanterie, 

jedes  Regiment  ä  4000  Köpf  gerechnet,  und  wovon  von  jedem  Regiment 
1000  Köpf  ...  in  die  ausgezeichnete  Lager  in  Böhmen  und  Mähren 
marschiren;  mithin  verbleiben  noch  in  ihren  Granitzen  zufolge  dem  Theiler 
33  000  Köpf  zurück,  auf  welche  aber  vermög  der  Granitzverfassung1)  der- 
malen nicht  wohl  gerechnet  werden  kann,  besonders  da  man  mit  ihnen 
Uberems  gekommen,  dass  ein  Corps  das  andere  erfordernden  Falls  jahrlich 
ablöset. 

»In  diesen  Granitzen  und  zwar  in  Slavonien  und  dem  Carlstädter 
Generalat  befinden  sich  auch  1500  berittene  Nationalhusaren  ohngefahr, 
auf  welche  aber  meines  geringen  Erachtens,  obschon  solche  nicht  gesehen, 
kein  grosser  Conto  zur  dermaligen  Ausrucknng  zu  machen,  weilen  es  ihnen, 
soviel  davon  Nachricht  habe,  an  guten  Ober-  und  Unterofficiers  fehlet 
und  [sie]  sonsten  auch  nicht  so  ordnungsmässig  formiret  seind,  wie  die 
hungarische  Husarenregimenter. 

»Ferners  kommen  noch  hinzu  in  Italien2): 

»10  Infanterieregimenter,  worunter  4  hungarische;  welche  4  hunga- 
rische jedes  eine  Bataillon  in  Hungarn,  umb  die  Besatzung  zu  versehen, 
liegen  hat. 

»Die  6  deutsche  Infanterieregimenter  aber  seind  nicht  stärker  als 
jedes  2000  Köpf  nach  dem  completten  Stand,  wie  dann  auch  die  hunga- 
rische zu  2000  Köpf,  inclusive  ihrer  in  Hungarn  befindlichen  Bataillonen, 
ohngefähr  angesehen  werden  können. 

»1  deutsches  Cavallerieregiment,  so  dermalen  nur  in  600  Pferden  be- 
stehet, doch  aber  gleich  denen  übrigen  deutschen  Cavallerieregimentern 
erheischenden  Falls  auf  800  bis  1000  Pferd  gesetzet  werden  kunnte. 

»1  Husarenregiment,  so  dermalen  nur  in  400  Pferden  bestehet  und 
erheischenden  Falls  auch  auf  600  bis  800  Pferd  gleich  denen  übrigen 
gesetzt  werden  kunnte. 


1)  Vgl.  Archiv  für  österreichische  Geschichte  47,  319. 

2)  Die  Staatsconferenz  yom  18.  Juli  beschloss,  auf  die  »baldigste  Recrutir- 
und  Remontirnng  der  welschen  Regimenter  auf  deutschen  Fuss«,  sowie  die  Com- 
plettirung  der  deutschen  Regimenter  in  den  Niederlanden  anzutragen. 


Beilage  V. 


—  1756  Juli  22. 


745 


»In  Niederland»):  1756 

'  Juli  2 

»10  Infanterieregimenter,  worunter  4  national.    Diese  Regimenter 

können  eines  in  das  andere  nmb  der  starken  Desertion  und  sonstigen 
Abgangs  kaum  zu  2000  Köpf  jedes  gerechnet  werden,  mithin  jedem  wenig- 
stens 400  Mann,  wo  nicht  mehr,  dermalen  abgehen. 

>2  Cavallerieregimenter,  wovon  1  deutsches,  so  dermalen  in  800  Pferden 
bestehet,  doch  aber  gleich  denen  übrigen  erheischenden  Falls  auf  1000  Pferd 
gesetzet  werden  könnte,  dann  1  national,  welches  dermalen  schon  wirklich 
in  1000  Pferden  bestehet. 

»Extract 

deren  in  Böhmen  und  Mähren  ...  in  die  5  antragende  Lager  einrückenden 
Truppen,  was  solche  an  Mann  und  Pferden  ausmachen  mögen,  als: 

In  Böhmen: 

Mann  Pferd 


Deutscher  Nation  .  . 

Hungarischer  Nation 

Granitzer  

Husaren  

28  Grenadierscompagnien  zu  100  ... 

12  Cavallerieregimenter  a  800  .... 
4  Grenadierscompagnien  zu  100  .  .  . 

8  Grenadierscompagnien  zu  100  . 

*ovu 
21840 
9600 

400 
2400 

800 
7200 
2400 

— 
9600 

2400 

Summa  in  Böhmen 

47440 

12000 

In  Mähren: 

Deutscher  Nation  .  . 
Hungarischer  Nation 

Simschön  Slavonier  . 

r  16  Grenadierscompagnien  zu  100  .  .  . 

I    8  Cavallerieregimenter  zu  800  ...  . 
j    6  Grenadierscompagnien  zu  100  .  .  . 

|    6  Bataillone  zu  600   

i    3  Grenadierscompagnien  zu  100  .  .  . 

|    1  Grenadlersconipagnic  zu  100.  .  .  . 

1600 
12480 
6400 

600 
3600 

300 
2700 

100 

500 
1200 

6400 
1200 

summa  in  Mähren 

20480 

7600 

i 

Hierzu  die  summa  in  Böhmen 

47440 

]  12000 

Summa  summarum 

76920 

|  19600« 

1)  Vgl.  S.  744  Anm.  4. 


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746  Österreichische  Acten  zur  Vorgeschichte  dea  siebenjährigen  Krieges. 

Beilage  6. 

Effectiver  Bestand  der  österreichischen  Armeen  Brownes  und  Piccolominis 
*™  in  Böhmen  im  September  1756. 

Nach  dar  Urschrift. 

I.  »Des  Feldmai  schallen  Grafen  von  Browne  Armee  in  Böhmen 
beBtunde  mit  Ende  September  1756  in  nachstehenden  Regimentern: 

a)  Infanterie,  wovon  jedes  Regiment  zu  2  Bataillons  und  2 
Grenadierscompagnien  gerechnet: 

15  Infanterieregimenter  oder 

30  Bataillons  und 
30  Grenadierscompagnien,  zusammen  27480  Mann. 

Zu  dieser  Infanterie  kommen  noch  Carl- 
städter 4  Bataillons 
und  Bannalisten  2  » 
6  Bataillons,  zu  1000  inclusive  der 

Grenadierscompagnien    ....    6000  Mann.« 

b)  Cavallerie: 

1 0  Regimenter  ( Ansbach,Cordova,Erz- 
herzog  Ferdinand  »),  Palffy,  Pretlack, 
Serbelloni,  Stampacb,  Trautmanns- 
dorf, Erzherzog  Joseph,  Liechtenstein)    8159    <    7858  Pferde 
Husaren  sind  bei  ihm  »würklich«    .    1187     »    1020  » 

Summa»)  42826     »    8878  T~ 

II.  Das  Corps  Piccolomini  »bestünde  mit  Ende  September  und 
Anfang  October  1756c: 

a)  Infanterie:  12  Regimenter  oder  2 4  Ba- 

taillone und  24  Grenadiercompagnien  21984  Mann. 
Dazu  kommen  Slavonier    3  Bataillone 

und  Warasdiner    2   » 

^Bataillone  zu  10ÖÖ    5000  » 

b)  Cavallerie: 

9  Regimenter  (Birkenfeld,  Erzherzog 
Leopold,  Luchese,Radicati,  Batthyany, 
Kollowrath ,    Porporati ,  8avoyen, 

Saohsen-Gotha)   7336     >    7 169  Pferde 

Husaren  sind  »würklich«  bei  ihm        1186     »    1020  » 
»Summa  summarum  beeder  in  Böhmen  würklich 

stehenden  Armeen«:    78332     >  17067  » 

1)  Gleich Hohenembs.  2)  Vgl.Dopsch,DasTreffenbeiLobo8it*113f.  [Wienl892]. 


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Personenverzeichniss 


Für  die  mit  *  bezeichneten  Namen  Tgl.  auch  S.  Z02  und  763  2). 


A. 

Adolf  Friedrich,  König  von  Schwe- 
den: ooo. 

Ahlemann,  preuss.  Dragonerregiment: 
siehe  Normann. 

Ah  lim  dj  siehe  preuss.  Neues  Garnison- 
regiment 

Ahrenberg,  österr.  Infanterieregi  ment : 

377.  430.  46iL 
AlfsoDj  österr.  OberstUckhauptmann : 

395.  439. 

Alian,  Marquis,  ehemal.  franz. Gesandter 

in  Petersburg,  Nachfolger  La  Chetar- 

dies:  008.  liL 
Altvater,  österr.  Pferdelieferant:  6JL 

ILlSLlSi 
Ammon,  von,  preuss.  Resident  in  Köln 

und  Direotorialgesandter  im  nieder- 

rhein.  Kreise:  SS- 
Arn  stell,  preuss.  Infanterieregiment:  IL 

Ii.  23.  24.  3JL  4iL  48,  50.  52—57.  50. 

f,6.  67.  88.  94.  1QK,  113.  118.  119.  133. 

134. 

•Andlau,  Freiherr,  österr.  Feldzeu^- 
m eistet  und  Chef  eines  Infanterieregi- 
ments: IIS,  400.  442-  455.  456,  472; 
das  Regiment:  020. 

St  Andrej  österr.  Feldmarschallleutnant: 
659. 

Angelelli-Malvezzi,  Marquis,  preuss. 
Oberst  (vorher  in  holländ,  Diensten) 
und  Chef  eines  Freibataillons:  1 14. 

Anhalt-Dessau:  siehe  Dietrich ;  Moritz. 

Anhalt,  preuss.  Infanterieregiment:  0. 
11.23.24.20.33.46.40.50.  50.  63. 

65.  äs.  Ol.  lül  uo.  ioo.  i:n. 
Anhal  t-Zerbst,     österr.  Kürassier- 

regiment:  202.  401.  450. 
Anna,  russ.  Kaiserin  (+  1740):  686. 
Anna,  russ.  Regentin,  Gemahlin  des  Prin- 


zen Anton  Ulrich  von  Braunschweig, 
entthront  1741:  tili,  üm  M  Tos. 

Ansbach,  österr.  Kürrassierregiment: 
45.  202.  203.  310,  320.  305.  459.  405. 
46R  400.  413. 

Antoinette  Amalia,  verwittwete  Her- 
zogin von  Braunschweig-Bevern :  679. 

Anton  Ulrich,  Prinz  vonBraunschweig- 
Wolfenbüttel,  Gemahl  der  Regentin 
Anna  von  Russland:  67JL 

Apraxin,  Graf,  russ.  Feldmarechall : 
20S.412.415.5m50i.5fi2.tmom 
02L  002.  613,  644.  050.  000.  OOS.  IÜL 
709.  115. 

Apraxin,  Gräfin,  Gemahlin  des  voran- 
stehenden: 510. 

Apraxin,  Gräfin,  Tochter  des  voran- 
stehenden: 405.  510. 

Aquitanien:  siehe  Xaver  Ludwig 
Maria. 

d' A  r  g e  n  s  o n ,  Graf,  de  Voyer  de  Paulmy, 
franz.  Kriegsminister:  1QQ.  100.  205, 
ML  308,  300.  33L  304.  243,  300.  304. 
414.  411.  410.  510.  500.  500.  505.  OOL 
605.  001. 

Arnstedt,  von,  preuss.  Oberstleutnant 
und  Armee-Intendant:  82.  90. 

Feld-Artillerieregiment,  preuss.: 
X.  iL  10.  82. 

Garnison-Artillerie,  preuss.:  7 — 9. 
12.  10.  28—30.  41.  42.  105. 

Aubeterre,  Marquis  de,  franz.  Ge- 
sandter in  Wien:  100.  310.  470, 

August  II.,  König  von  Polen,  Chur- 
filrst  von  Sachsen  (+  1733):  101. 

August  III.,  König  von  Polen,  Chur- 
fürst  von  Sachsen,  Sohn  des  voran- 
stehenden: 79.  lfiü.  112.  245.  351.  440. 
481.  502.  501,  5S1_  588.  500,  008.  055. 
680. 

♦August  Wilhelm,  Herzog  von  Braun- 


1]  Die  Schreibung  der  N&men  erfolgt,  soweit  möglich,  n*ch  der  eigenhindipen  Unterschrift. 
5]  Für  die  preuesische,  bxw.  österreichische  Armee  Tgl.  noch  £L  127 — 132,  b«w.  8. 376.  377.  3Sü.  401 . 
739—746. 


748 


Personenverzeichniss. 


schweig-Bcvern,  preuss.  Generalleut- 
nant und  Chef  eines  Infanterieregi- 
ments: 16.  12.  83 — 85.  82.  Sil  101—103. 
106—110;  das  Regiment:  siehe  Bevern. 

♦AugustWilhelm,  Prinz  von  Preussen, 
Thronfolger,  General  der  Infanterie, 
Chef  eines  Infanterie-  und  Kürassier- 
regiments:  31—33.  02.  81.  125.  lii^ 
LUL  13IL  435.  136.  4_jjj  die  Regi- 
menter: siehe  Prinz  von  Preussen. 

Augusta,  dän.  Prinzessin:  081. 

B. 

Baden-Baden,  österr.  Infanterieregi- 
ment: 460. 

Baden  -  Durlach,  österr.  Infanterie- 
regiment: 188.  Infi.  122. 

ßaireuth:  siehe  Friedrich. 

Baireuth,  preuss.  Dragonerregiment: 
2.  11.23.21.22.33.35.13.48.53.58. 
85.  92.  10JL  123.  LUL  Iii.  Iii.  118. 
1 32. 

Balbi,  von,  preuss.  Oberstleutnant:  436. 
Baranyay,   österr.  Husarenregiment: 

225.  222.  162.  168.  162.  112. 
Batthyany,  Graf,  Adam,  österr.  Feld- 

inarschallleutnant:  467. 
Batthyany,  Graf,  Ludwig,  österr.  Con- 

fereuzrainister:  IIS. 
Batthyany,  österr.  Dragonerregiment: 

165.  171.  439.  153.  165.  168.  162.  473. 

♦Bauvryc,  von,  preuss.  Generalmajor 
und  Commandeur  der  Artillerie  (f  1 750} : 
7—10.  12.  HL 

Chur-Bayern:  siehe  Carl  VII.;  Maxi- 
milian Joseph. 

Beatrix,  Enkelin  des  Herzogs  Franz1  III. 
von  Modeua:  391. 

Bechtejew,  russ.  Hofrath,  in  ausser- 
ordentlicher Mission  1750  nach  Paris 
entsandt:  SM.  418.  42V  432.  424.  5LL 
512.  527.  572.  57.'».  585.  5Hi.  618.  tkilL 
Ü_LL  ÜiiL 

Beck,  Freiherr,  ÖBterr.Generalmajor :  467. 

Beer,  österr.  Pferdelieferant:  122. 

BelleiBle,  Herzog  von  Vernon,  Mar- 
schall von  Frankreich:  L9JL  ÜLL  IM. 
2 n 5.  225.  UM.  414—417.  IIS.  512.  523 
--525.  ä2S  —  5JÜ.  5_jJL  51LL  62L  6U3. 
605—607.  62L 

Below,  preuss.  Infanterieregiment:  HL 
LL23.  24.  45.46.1&.52.52.52.66. 
26.  82.  SS.  22.  21-  IM.  Iii  118.  112. 
121.  133. 

Berlichingcn,  Freiherr,  Oberst  im 
österr.  KUrassierregiment  Gelbay:  45fi. 

Bernes,  Graf,  ehemal.  österr.  Gesandter 
in  Petersburg,  Vorgänger  von  Pret- 
lack:  825.  12iL  212. 

♦Bernis,  Graf,  Abbe,  franz.  designirter 
Botschafter  für  Madrid,  beauftragt  mit 
der  Führung  der  österr.  Allianzver- 
handlungen: 188.  122  —  125.  182.  IM. 


184.  195—197.  204.  212.  218.  221.  222. 
228.  222.  245—247.  252.  256—258.  221. 
27V.  282.  288.  223.  225.  305-  30R.  310. 
32V  330—338.  343—351.  353.  382.  :tf>4 
—388.  368.  321.  322.  10JL  412.  414— 
412.  122.  443 — 448.  151.  452.  47H— 4SI. 
Iii.  121.  512—  515.  517— bV.K  522—529. 
507.  509.  522.  594-596.  601—603.  805 
—807.  828.  I2L  734—737. 

Bernstorf f,  Graf,  dänischer  Wirkl. 
Geh.  Rath,  Mitglied  des  dänischen 
Staatsraths,  Dirigent  der  deutschen 
Kanzlei  und  des  Departements  der 
auswärtigen  Angelegenheiten:  523. 

Bostushew-Rjumin,  Graf,  Alexei, 
russ.  Grosskanzler:  151.  18L  122.  183. 
185-188.  221.  218.  228.  222.  234—236. 
239—241.  213.  214.  212.  255.  256.  283 
—268.  298—304.  3LL  313—320.  323— 
320.  328.  341—344.  351.  356—359.  321 
—396.  Iii.  112. 122. 123. 121. 128.  452. 
45S.  182.  122.  481—484.  493—499.  52L 
506.  509—512.  548—551.  556—559.  56L 
564—566.  522.  523.  580—582.  598  — tioo. 
628.  622.  616—621.  642.  612,  613.  618 
—650.  652—661.  0B4-070.  673—700. 
706—709.  712—726. 

Bestushew-Rjumin,  Gräfin,  Gemah- 
lin des  voranstehenden:  821. 

Bestushew-Rjumin,  Graf,  Sohn  des 
voranstehenden:  674.  682. 

Bestushew-Rjumin,  Graf,  Michael, 
russ.  Oberhofmarschall:  172.  235.  285. 
228.  HL  123.  525.  828.  689,  714. 

Bethlen,  österr.  Infanterieregiment: 
162.  122. 

Bevern,  preuss.  Infanterieregiment:  2. 
LL23.21.33.ia.18.53.52.  83  —  85. 
ftfi— 00.  1U2  123.  122.  112.  118.  112.  132. 

Billerbeck,  von,  preuss.  Major  und 
Commandeur  eines  Grenadierbatail- 
lons: 52.  181. 

Binder,  Freiherr,  österr.  Geh.  Rath 
und  Staatsreferendar:  1 5h.  1 79.  460. 

Birkenfeld,  österr.  KUrassierregiment: 
282.  12L  153.  152.  165.  112. 

Blanckensee,  pnuss.  Infanterieregi- 
ment: 9.LL23.2L21L33.12.1iL5JL 
,r;f>.  57.  5'J.  70,  65,  89,  fl(>-  102  103.  11V 
UV  132. 

Blanckensee,  preuss.  Dragonerregi- 
ment: 2.11.22.23.25.31.35.32.12. 
55.82.58.61.21.86,88.28.  Iii.  III. 
L33. 

Blanckensee,  preuss.  Garnisonregi- 
ment: 12.25.32.18.12.53.63.61. 
62.  22.  88.  13L  438. 

♦Boden,  von,  preuss.  Etatsminister:  37. 
38.  12.  51.  62.  82,  85.  113. 

*Bohn,  von,  österr.  Feldmarschallleut- 
nant, Prodirector  des  Geniewesens: 
327.  366.  37L  428.  122.  439.  622. 

Bomin,  von,  preuss.  Stabscapitän  im 
Infanterieregiment  Bevern:  82.  22, 


August  Wilhelm  —  Charlotte. 


749 


Bon  in,  von,  preuss.  Generalleutnant. 
Chef  eines  Infanterieregiments  und 
Commandant  von  Magdeburg  (+2.  Mai 
1755):  2i 

B  o  n  i  n ,  preuss.  Infanterieregiment :  siehe 
Ferdinand  von  Braunschweig;  preuss. 
Dragonerregiment:  siehe  Ortzen. 

Bonnac,  Graf,  franz. Gesandter  im  Haag: 
407. 

Borcke,  Franz  Andreas  von,  preuss. 
Generalleutnant,  Chef  eines  Infanterie- 
regiments (bis  20.  Juli  1756)  und  Com- 
mandant von  Magdeburg  (seit  B.  Juni 

1755)  :  5Jj  das  Regiment:  9.  LL  23.  2L 
2&33.4&4£.5X5315JLfi3.£5_,8L9fi 
—99.  LLQ.  HS.  LLL  LLL  43L 

♦Borcke,  Friedrich  Wilhelm  von, 
preuss.    Etatsminister,  (seit  August 

1756)  Präsident  des  preuss.  Feld- 
kriegsdirectoriums  in  Sachsen:  112— 
114.  L2L 

Botta,  österr.  Infanterieregiment:  468. 

Brandes,  preuss.  Infanterieregiment: 
9.1L22.23.2£.21.aL32.41.4JL55. 
57—59.  fiL7_L8fi-Sfi.9JL9L1112.liKL 
117—119.  133. 

Braunschweig-Bevern:  siehe  Antoi- 
nette  Amalia;  August  Wilhelm. 

Braunschweig-W olfenbUttel:  siehe 
Anton  Ulrich;  Carl;  Ferdinand;  Lud- 
wig Rudolf. 

Bredow,  preuss.  Infanterieregiment: 
siehe  Hülsen;  preuss.  Kürassierregi- 
ment: siehe  Dnesen. 

Brevem,  von,  rase.  Geheimer  Rath: 
filL 

Brevem,  von,  russ.  Staatsrath,  Bruder 
des  voranstellenden:  fi74. 

Broemmer,  Freiherr,  Kammerherr  und 
hülst.  Hofmarschall  des  Grossflirsteu 
Peter:  fiI£L  61HL 

Broemsen,  ehemal.  Kämmerer  des 
Grossflirsten  Peter:  694. 

Broglie,  Graf,  franz.  Gesandter  am 
churßächsi sehen  Hofe:  479.  4KQ. 

♦Browne  de  Camus,  Graf,  Maximilian 
Ulysses,  Osten*.  Feldmarschall  und 
Chef  eines  Infanterieregiments:  171. 
202.  310.  äfiJL  aSJL  3S2.  42L  439.  4&£L 
459.  464.  468.  473.  531.  fififi.  746j  das 
Regiment:  LL  älL  139.  ififi.  412. 

Browne,  russ.  General:  703. 

♦Brühl,  Graf,  chursächs.  Premiermi- 
nister: 112.  4JJL  4JiL  4ÄL  filL  fi83. 
122.  123. 

BrühL  Gräfin,  Gemahlin  des  voran- 
stohenden,  geb.  Gräfin  Kollowrath:  7JL 

♦Brunner,  von,  preuss.  Oberst  und 
Commandeur  en  chef  des  Dragoner- 

.  regiments  Prinz  Eugen  von  Württem- 
berg: 12. 

Buccow,   Froiherr,   üsterr.  Feldmar- 
schallleutnant: 472. 
♦Buddenbrook',  von,  preuss.  General- 


major und  General  ad  in  taut  des  Königs: 

22.  21L  2i  2iL  2S.  3JL  LLL 
Hud  den  brock,  preuss.  Kürassierregi- 
ment: 9.1L2J.2JL2iL2L3L3£.39. 
§SL  5L  5iL  fiL  71.  86.  88.  96.  LLL  LLL 
133. 

BUlow,  Friedrich  Gotthard  von,  chur- 
sächs. Gesandter  in  Berlin:  4 19. 

BUlow,  Gottlieb  Daniel  von,  preuss. 
Oberstleutnant  und  Commandeur  eines 
Grenadicrbataillbn8 :  59.  105. 

Bugowischnikow,  russ.  Etatsrath 
und  Senator:  U9JL  U9Ä. 

Bunge,  Baron,  schwed.  Geschäftsträger 
in  Paris:  523. 

Buquoy,  Graf,  österr.  Wirkl.  Geh.  Rath 
und  Kämmerer,  Oberster  Landhot- 
meister in  Böhmen:  28. 

van  Burmannia,  holländ.  Gesandter 
in  Wien:  filS. 

Bussy,  Commis  im  franz.  Ministerium 
des  Auswärtigen:  295.  331. 

Buturlin,  russ.  General  und  Senator: 
235.  fifiL  fifiS. 

C. 

Cantimir.  ehemal.  russ.  Gesandter  in 
Paris:  6JL 

Carabiniers,  preuss.  Kürassierregi- 
ment: 9.LL23.2L33.2fi.LL4fi.4S. 
&Lß3.ßi8^9JLL0LLQLWi.LQ8. 
—  110.  114.  115.  132.  431. 

Carl  VI,  rüm.  Kaiser  (+  1740):  filS. 

Carl  VII.,  röm.  Kaiser,  Churflirst  von 
Bayern  1+  1745):  6Ü2. 

Carl  (III.),  König  beider  Sicilien:  L52. 
2M.  21LL  AML  537—539.  128.  135. 

Carl ,  Herzog  von  Braunschweig-Wolfon- 
büttel:  ififi.  4fiL 

Carl,  Herzog  von  Lothringen  und  Bar, 
österr.  Generalfeldmarschall:  7JL  215. 
391.  437.  504.  570. 

Carl,  österr.  Erzherzog,  zweiter  Sohn 
Maria  Theresias  (+  1761):  6JL7.  Uli. 

Carl,  Erzherzog,  österr.  Infanterieregi- 
ment: 4M. 

Carl,  Markgraf,  preuss.  Prinz,  preuss. 
General  der  Infanterie  und  Chef  eines 
Infanterieregiments:  436;  das  Regi- 
ment: iL  IL  22—24.  2iL  33.  LL  LL 
IS.  53.  5Ä.  U3.lfi.a5.  liLL  LOS.  LÜfi. 
109.  HS.  LLL  L32.  112. 

Carl  Emanuel  III.,  König  von  Sardi- 
nien, Herzog  von  Savoyen:  150. 

Carl  Eugen,  Herzog  von  Württemberg: 
401.  486.  578. 

Carl  Theodor,  Chur fürst  von  dor  Pfalz: 
486.  487  594   533.  512. 

Celsing,  schwed.  Gesandter  in  Kon- 
stantinopel: 694. 

Cercaskow,  russ  Cabinetsaccrotär:  681. 

Charlotte,  österr.  Prinzessin,  Schwester 
des  Kaisers  Franz'  I.:  3fiL  392.  filu. 


750 


PersonenverzeichnisB. 


La  Chetardie,  Marquis,  ehemal.  franz. 

Gesandter  in  Petersburg:  648.  6.49»  658. 

6IiL  695. 
Choiseul:  siehe  Stainville. 
Chotek,  Graf,  Jobann,  österr.  Ober- 

kriegscommissar,  Kanzler  in  Böhmen: 

is.  m 

Chotek,  Graf,  Rudolf,  Präsident  der 
österr.Ministerial-Hof-Bancodeputation 
und  des  Universal -Commerzdirecto- 
riums:  382,  403. 

Christian  IV.,  Herzog  von  Pfalz-Zwei- 
brücken:  1 55.  486.  .*>7fi- 

Churmärkische  Landschaft:  37.  41. 
139. 

Clemens  August,  CburfUrst  von  Köln: 
39L  486.  524.  542.  578. 

Cölsch,  Rentmeister  bei  der  kronprinz- 
lichen Kasse  in  Berlin:  142. 

Colloredo,  Graf,  Carl,  österr. Gesandter 
in  London:  165.  393. 

Colloredo,  Graf,  Rudolf,  österr.  Con- 
ferenzminister  und  Reichsvicekanzler: 
1 79. 

Alt-Colloredo,  österr.  Infanterieregi- 
ment: 468.  469.  423. 

Conty,  Prinz,  Ludwig  Franz  von  Bour- 
bon,  franz.  Generalleutnant:  14S.  152 
—154.  L5JL  L5L  16L  162.  L7JL  245.  250. 
2IL  33L  aSfi.  ilL  422.  4SL  192.  4113. 
53L  139.  IlL  735. 

Cordova,  Österr.  Kiirassierregiinent: 
202.  42L  453.  453.  465.  472 

Csogliko  w,  russ.  Staatsdatno:  2311242, 

Czartoryski,  poln.  Magnatenfamilie: 
457.  651.   652.  660.  06L  fem  7JHL  124. 

D. 

Dänemark:  siehe  Augusta;  Friedrich  V.; 
Wilhelmine-Caroline. 

Daun,  Graf,  Leopold,  österr.  Feldmar- 
schall und  Chef  eines  Infanterieregi- 
ments: 315,  458.  408;  das  Regiment: 
439.  469. 

Derschau,  preuss.  Infanterieregiment: 

siehe  Wietersheim. 
D e  s  s ö  f  f y ,  österr.  Husarenregimen t :  29L 

462. 

Deutschmeister,  österr.  Infanterie- 
regiment: 37JL  3TL  433.  4M. 

♦Diericke,  von,  preuss.  Major  im  Regi- 
ment Garde:  106. 

♦Dieskau,  von,  preuss.  Oberstleutnant, 
seit  1755  General  inspecteur  der  Artil- 
lerie: 31L  41—43.  55.  62.  Oü.  8JL  8L  1 0  r, , 

♦Dietrich,  Fürst  von  Anhalt- Dessau, 
preuss.  Generalleutnant  und  Chef  eines 
Infanterieregiments  (verabschied.  1 750): 
10;  das  Regiment:  siehe  Knobloch. 

Dietrich,  Österr.  Artilleriewagenmeis- 
ter: 393.  335. 

♦Directorium  in  publicis  et  camerali- 
bus,  österr.:  32L  32^ 


Dohna,  Graf,  preuss.  Generalleutnant 
und  Chef  eines  Infanterieregiments: 
26.  27j  das  Regiment:  HL  LL  23.  21 
45.  46.  48.  50.  52.iiLQfLIfi.SL8S. 
93.  94.  106.  ILL  Ü&  119.  12L  133. 

Dorn,  von,  österr.  Official  und  Hofrath: 
158.  179  460. 

Dossow,  von,  preuss.  General feldmar- 

schalL  Chef  eines  Infanterieregiments 

und  Gouverneur  von  Wesel:  24.  38. 

66;  das  Regiment:  9.  2JL  24.  30.  3L 

38.  48.  53.  52. 
Douglas-Mackensie,  Ritter,  franz. 

Emissär  in  Kussland:  325.  320.  341 

—343.  394»  396.  40L  416.  428—430. 

458.  4*i9— 472.  482.  49ü»  493,  495.  496. 

506  511.  512.  52L  550.  551.  510.  593. 

600.  K08.  609  620.  640.  043.  040.  049. 

656—658.  üfiL 
♦D  r  i  e  s  e  n ,  von,  preuss.  Generalmajor  und 

Chef  eines  kürassierregimenta:  92^ 

das  Regiment:  9.  LL  23.  24.  33,  35. 

10.  48.  ü  ÖJL  »15,  8^  9'2.  97.  99.  110. 

114.  115.  132.  4»iL 
Durand,  franz.  Resident  in  Polen:  ß_LL 

E. 

♦Eichel,  preuss.  Geh.  Kriegsrath  und 
Cabinetssecretär :  34.  5JL  52.  08.  7JL  IL 
19.  8JL  82.  83.  85—87.  93.  96—98.  101. 
102.  W4.  105.  107—110.  122—124.  131 
134. 

Eichenfeld,  von,  Beamter  bei  der 
österr.  Botschaft  in  Petersburg:  264. 
300.  69JL  100.  LHL  ILL 

Elisabeth,  Kaiserin  von  Russland:  122 
—124.  lfiL  L7JL  112»  184—189.  19L 
198.  293.  210.  223.  224.  220.  22L  233 
—244.  219.  252.  255.  250.  259.  260. 
262—268.  298—304.  31L  313—326.  34L 
342.  355—358.  300.  367—370.  313.  314» 
382.  390.  40L  ÜL  412.  419.  424—430. 
457.  458.  469—471.  414.  415»  482.  483. 
49i)  493—502.  504.  596»  59L  509—511. 
527.  547—549.  55L  556—565.  SIL  512. 
574_577.  580—583.  585—589.  596.  598 
—600.  698»  OHL  617—628.  631—638. 
640—642.  944.  646—650.  652»  654—659. 
662—670.  673—681.  684—697.  699.  194. 
706—712.  714—718.  I2L  122.  725» 

Elisabeth  Farneße,  Gemahlin  des  (+ 
1746)  König  Philipp V.  von  Spanien:  148. 

Elverfeld,  von,  österr.  Feldmarschall- 
leutnant: 412. 

Engelshofen,  von,  österr. General:  458. 

England:  siehe  Georg  n.;  Maria. 

♦Esterhasy,  Graf,  österr.  Gesandter  in 
Petersburg,  Nachfolger  von  Pretlack: 
164—167.  17JL  112.  183—188.  198.  203. 
204.  216.  223  -227.  233—244.  249.  252, 
254—256.  258—268.  298—305.311—321. 
323—326.  328.  329.  334.  341—344.  354 
I  —360.  367—371.  3UL  382.  392—396. 
496.  49L  41L  412.  419.  420.  423—426. 


La  Chetardio  —  Funcke. 


751 


428—430.  438»  45L  458.  467.469—471 
473—476.  481—483.  499.  493—502.  5fii 
—512.  521  545—551.  553.  556—559. 
561—567.  571—577. 580—582.  584—587. 
589.  593.  598— 600. 668.  609.  615—623. 
625—632.  635.  636.  638—648.  650—670. 
673—677.  682.  690.  692.  200.  HL  113. 
717—719.  12L  722.  125. 

Esterhasy,  Joseph,  österr.  Infanterie- 
regiment:       469.  473. 

Esterhasy,  Niclas,  österr.  Infanterie- 
regiment: 46S.  469.  413. 

D'Estrees,  Graf,  Marschall  von  Frank- 
reich, 1756  in  ausserordentlicher  Mis- 
sion nach  Wien  entsandt:  604.  695. 

F. 

*Feldcommissariat,  preuss.  in  Sach- 
sen (1756):  LLL  112.  121j  vgl.  129. 

Ferdinand  t±  röm.  Kaiser:  494. 

Ferdinand  VI.,  König  von  Spanien: 
160.  29_L  35L  3SL  529. 

♦Ferdinand,  Prinz  von  Braunschweig- 
Wolfenbüttel,  preuss.  Generalleutnant 
und  Chef  eines  Infanterieregiments: 
46.  4L  5L6iL6JL8iLSL8iL9iL92. 
93.  95—97.  99—101.  106—110;  das  Re- 
giment: fi.LL2a.24.  29.a2.4k4S. 
53.  59.  63.  65»  85.  96—99.  107—110. 

118.  119.  13JL  43L 

Ferdinand,  preuss.  Prinz,  dritter  Bru- 
der König  Friedrichs  II.,  Generalmajor 
und  Chef  eines  Infanterieregiments: 
UM.  107—110.  433j  das  Regiment:  9. 
IL  22—24.  33,  43.  4L  48.  53.»  59.  85, 
85.  194,  LOS.  119.  IIS.  Ufi»  132. 

Erzherzog  Ferdinand:  siehe  Hohen- 
embs. 

Festeticz,  österr.  Husarenregiment :  221. 
297.  462.  468.  413. 

Finck,  von,  preuss.  Oberst  und  Flttgel- 
adj  u  tant,  Commandeur  eines  Grenadier- 
bataillons: 59.  98.  102.  103. 

*Finckenstein,  Graf,  Finck  von,  Fried- 
rich Ludwig,  preuss.  Generalmajor  und 
Chef  eines  Dragonerregiments:  63;  das 
Regiment:  IQ.  IL  23.  24.  35.  45.  46. 
5iL52.63.6fi.16.8iL34.lil6.  UIL  Ltü. 
IIS.  llfl.  L2L  134. 

Finckenstein,  Graf,  Finck  von,  Karl 
Wilhelm,  preuss.  Etats-  und  Cabinets- 
minister:  5JL  122.  124.  694. 

*F  1  e  m  m  i  n  g,  Graf,  chursächs.  Gesandter 
in  Wien:  41£L  4M. 

St.  Florentin,  franz.  Staatssecretär  des 
König].  Hauses  und  der  geistlichen 
Angelegenheiten:  391.  339.  33L 

Forcade,  preuss.  Infanterieregiment: 
9.  LL  22—24.  29.  33.  43.  46.  48.  53. 
59.  6a.  16.  85.  LÜL  195.  196.  199.  IIS. 

119.  132. 

*Fonqu6,  Freiherr,  de  La  Motte,  preuss. 
Generalmajor,  Chef  eines  Infanterie- 


regiments und  Commandantder  Festung 
Glatz,  seit  1751  Generalleutnant:  4. 
12.  29.  2L  37—39.  58—60.  65.  29.  IL 
15»  81j  das  Regiment:  9.  IL  22.  23. 
25.  2L  34.  39.  46.  49.  55.  57—59.  6L 
7AlL8JLSS.96.llLllS.iaa. 
Frankreich:  siehe  Ludwig  XV.;  Lud- 
wig; Maria  Josepha;  Xaver  Ludwig 
Maria. 

Franz  L,  röm.  Kaiser:  147.  152.  169. 
1  flP>.  208.  2S4.  313.  383.  384.  392.  469. 
463.  465.  526.  513.  564.  519.  680.  692. 
695.  719. 

Franz  III.,  Herzog  von  Modena:  399. 

Franz  von  Braunschweig,  preuss.  In- 
fanterieregiment: 9.  U.  22.  24.  33.  4L 
48.  50.  52 — 54.  56»  51  5JL  63.  66.  6L 
HL  SS.  Mm  196.  113.  133.  134.  441L  41L 

Fredersdorf,  Geh. Kämmerer  d. Königs 
von  Preussen:  16. 

♦Friedrich  IL,  König  von  Preussen: 
1—124.  132—142.  L4L  119.  IM.  153 
—156.  158—163.  165—168.  119.  HL 
173—176.  189.  182—190.  192—194.  196. 
19L  199.  293.  205—208.  219.  217—220. 
222—225.  22L  228.  230—233.  235.  23L 
238.  241—243.  245—248.  253—257.  259 
—261.  263.  265.  267—272.  214.  215. 
279—284.  286—290.  293—297.  399.  392. 
303.  307—309.  3LL  312.  311.  316.  31L 
22L  322.  324.  332.  338.  313.  315.  349. 
350.  353.  354.  369.  363.  368—370.  312 
—374.  316.  318.  319.  383—385.  381 
—389.  39L  399—402.  495.  407—414. 

.  416.  419—429.  43L  432.  434—437.  439 
—441.  416.  448—450.  453—456.  458. 
46L  463.  464.  466.  473—475.  478—480. 
485—488.  49L  492.  496—507.  599. 
Sil.  513.  516.  SIL  519—525.  528.  530 
—534.  536—542.  544—547.  550—555. 
557.  558.  569.  562—564.  567—570.  512. 
574—576.  579—589.  59L  592.  595—600. 
604  606.  608—611.  615.  616.  622.  624. 
625.  62L  629.  633.  CIL  61L  645.  651 
—654.  659—662.  619.  688.  693—696. 
710.  725—738. 

Friedrich  V.,Künig  von  Dänemark :  562. 

Friedrich,  Markgraf  von  Baireuth: 
486.  487. 

Friedrich  (II.),  Erbprinz  von  Hessen- 
Cassel:  39L 
Markgraf  Friedrich,  preuss.  KUras- 

sierregiment:  9.  LL  23.  24.  33_  35.  48. 

53.  56.  5L  85.  89.  99.  192.  193.  Hfl 

—110.  111.  115.  132. 
Friedrich  August,  Herzog  von  Hol- 

stein-Gottorp,  Bischof  von  Lübeck:  68L 
Friedrich  Christian,  Churprinz  von 

Sachsen:  48L 
Friedrich    Wilhelm  I.,   König  von 

Preussen  (+  1740):  62. 
Funcke,  von,  chursächs.  Gesandter  in 

Petersburg:  164.  16L  183.  1SL  219. 

243.  255.  289,  313.  35L  396.  421.  495. 


752 


PorsononverzeichnisB. 


675.  676.  678.  OUL  GS2.  6S3.  OSL  ORL 
Ü90.  ßlLL  091L  IM.  713—726. 
Fusar,  österr.  Obcrtitwachtmeister:  472. 

G. 

Gallois,  österr.  Courier:  4 '20. 
Garde,  preuss.,  2  Bataillone  zu  Fuss: 

9.  II.  22.  33.  43.  44.  47.  f>4.  57  59  S.r> 

105—107.  109.  1ILL 
Garde  du  Corps,  preuss.:  i  IL  il 

105—107.  109.  112.  132. 
Neues  Garnisonregiment,  preuss.*): 

22.  22.  2S. 
Neuen  Garnisonregimenter3): 

Berlin'sches  (LUderitz):  62.  IL  SL  SS. 

Stettin'sches  (Stockhausen) :  02.  IL  BS. 

M  agdeburgischos  Garnisonbataillon 
(Ahlimb):  62.  IL  SS. 

Königsbergisches  Garnisonbataillon 
(Hülsen):  siehe  Polentz. 
Gaisrugg,  österr.  Infanterieregiment: 

40S. 

Gelhay,  österr. KiirasBierregiment:  202. 
203.  342.  303.  459. 

Gemingen,  Freiherr,  österr.  General- 
major: 112. 

Gemmingen,  preuss.  Grenadierbatail- 
lon: SIL  Sä.  90.  9L  199.  110.  123. 

♦Generaldirectorium,  preuss.:  8.  3_L 
42.  45.  50.  5L  5&.  94. 

*Generalkriegscommissariat, 
österr.:  29S.  395.  42L  4fiL  462 

Gensdarmes,  preuss.  Kiirassierregi- 
ment:  9.  LL  22—24.  3JL  35  4  3.  AS,  5JL 

K3  70  85.  101.  105.100.  109.1  14.  1  15.  132. 

Georg  II.,  König  von  England  und 
Churfürst  von  Hannover:  165.  174. 
177.  is'i.  201.  207.  214.  2 IS.  22L  222. 
2M  —  242  — 2LL  2AS.  31L  360. 
455.  404.  41ML  5Ü2.  53JL  559,  502.  ßJüL 
122.  123. 

G oss ler,  preuss.  KiirasBierregiment:  9. 
lL22.2&2k2ia4.a5.aa.42.55. 

5JL  5S.  OL  IL  SO.  SS.  9JL  114.  115. 135, 
Gisors,   Graf,   Sohn   des  Marsehalls 

BelleiBle:  09L 
Golowkin,  Graf,  russ.  Gesandter  im 

Haag:  290.  40L 
Goltz,  Freiherr  von  der,  Bernd  Henning, 

preass.  Hauptmann  (seit  9.  September 

1756  Major)  undFlUgeladjutant:  40.  83^ 

vgl.  46. 

Goltz,  Freiherr  von  der,  Karl  Christoph . 

preuss.  Oberst  im  Infanterieregiment 

Meyerinck:  US.  LOS.  119. 
Golyzin,   Fürst,  russ.  Gesandter  in 

London:  29S.  300.  301.  314.  342.  358. 

394.  42S.  42iL  l^L  4iL  JJLL  AM- 


m  49_9_.  502.  55S.  522.  572.  5SL  SQQ. 
040.  642.  656. 

Gourcy.  Graf,  Oberst  im  österr.  Küras- 
sierregiment  Ansbach:  459. 

Grävenitz,  von,  Director  und  Land- 
rath der  Priegnitz:  62. 

*Grapc,  von,  preuss.  Oberst  und  Chef 
eines  Garnisonbataillons:  LUL  117; 
das  Bataillon:  SS.  110.  1LL  120. 

Grenadierbataillon,  preuss.  (stehen- 
des) in  Königsberg:  23.  50.  52.  52,  10. 
SS.  94.  100.  113.  IIS.  12L  133. 

Grenadierbataillone,  preuss.  (For- 
mation derselben):  5jL  59. 

Gröben,  von,  churmärk.  Kammerpräsi- 
dent: üiL 

Grollmann,  preuss.  Garnisonbataillon: 
LUL  HL  120. 

Gross,  von,  russ.  Gesandter  in  Dresden  : 
493_495.  497—499.  500.  599.  019.  082. 
0S4.  090.  700. 

Gschray,  von,  Oberst  (in  französischen 
Diensten),  seit  1761  preuss.  General- 
major und  Chef  eines  Freicorps:  104. 

G  u  a  d  a  g n  i ,  Graf,  österr.  General m ajor : 
45S. 

Gustav,  Kronprinz  von  Schweden:  487. 

Guy  Dickens,  engl.  Gesandter  in  Pe- 
tersburg (bis  Juni  1755):  250.  010.  OSL 
087.  114.  716—719.  721—723. 


IL 

Hacke,  preuss.  Infanterieregiment : 
siehe  Winterfeldt. 

H  ad  ick,  Graf,  österr.  Generalfeld  Wacht- 
meister und  Chef  eines  Husarenregi- 
ments:  468;  das  Regiment:  291.  402. 
468.  473. 

Halenbach,  österr.  Infanterieregi- 
ment: 329. 

Hai  ler,  österr.  Infanterieregiment:  4(>S. 

Harr  ach,  Graf,  Präsident  des  österr. 
Hofkriegsraths:  HL  3JLL  12L 

Harr  ach,  österr.  Infanterieregiment: 
377.  439.  469. 

Harsch,  österr.  Infanterieregiment:  46S. 
409.  413. 

Hartwig,  von,  preuss.  Capitän  im 
Feldjägercorps,  seit  Februar  1757 
Major:  12L 

Hatubezkoy,  russ.  Generalprocurator: 

I  298. 

H  a  u  g  w  i  t  z ,  Graf,  österr.  Conferenz- 
minister  u.  Oberst-Kanzler  desGeneral- 
kriegscommissariats:  455.  400.  463. 

♦Hautcharmoy,  von,  preuss.  General- 
major, Chef  eines  Infanterieregiments 
und  Commandant  der  Festung  Brieg, 


1)  An  einigen  stellen  in  den  »Prenssischen  Acten«,  sowie  im  L  Abschnitt  der  »Einleitung«  ta  diesen 
ist  da^Ttotfimentlrrthnnilich  »Ahlimb«  genannt  worden:  das  Regiment  besann  keinen  Chef.  Bs  war  auch 
nicht  in  Bataillone  elngetheilt,  sondern  zahlte  &  Musketier-  und  2  Grenndiercompagnien.  Oberst  Ahlimb 
commandirte  vielmehr  das  Magdeburriiehe  Garnisonbataillon. 

2)  Anch  in  den  »Acten«  mebruch  »Land-  oder  Milizregimenter«  genannt. 


Fusar  —  Kainein. 


753 


seit  1753  Generalleutnant:  L  2.  1  51 
Hl  85j  das  Regiment:  a.  IL  21  21 
21  2JT  31  31  31  H  51  51  — 2L 
IL  14.  21  fil  96,  HL  LH  133. 

Hecht,  preuss.  Resident  beim  nieder- 
sächs.  Kreise  in  Hambarg:  51  11 

Hedwiger,  von,  Osten*.  Generalmajor: 
4  GS. 

♦Heinrich,  preuss.  Prinz,  zweiter  Bru- 
der Friedrichs  IL,  Generalmajor  und 
Chef  eines  Infanterieregiments :  51  21 
LH  433j  das  Regiment:  2.  IL  22,  21 
21  41  iL  äl  51  21  21  125—121 

im  in  hl  121 

Markgraf  Heinrich,  preuss.  Infan- 
terieregiment: 1  IL  21  21  21  21  31 
39.  46.  49.  55.  51— 5JL  fiL  21  IL  8«. 
Sa.  91  LH  Iis. 

neilermann,  preuss.  Garnisonbataillon : 
siehe  Grollmann. 

Hessen-Cassel:  siehe  Friedrich  (IL): 
Wilhelm  (V1IL);  Wilhelm  (IX.). 

Erbprinz  Hessen-Cassel,  preuss. 
Infanterieregiment:  siehe  Salmuth. 

Hessen-Darmstadt:  siehe  Ludwig. 

Hessen-Darmstadt,  preuss.  Infan- 
terieregiment: 9.  IL  22— 2L  29.  31 
41  11  51  52—54.  51  &L  51  fil  fil  fil 
21  9_L  IM.  LH  LliL  Iii  131  HL 

Hessen-Darmstadt,  österr.  Dragouer- 
regiment:  Lül  HL  391  459.  412. 

Heyderstädt,  preuss.  Landbat  aillon: 
H  H  21  91  91 

Hildburghansen,  österr.  Infanterie- 
regiment: 421  421  411 

♦Hinderer,  Freiherr,  österr.  Feldraar- 
schallleutnant:  4LL  112.  455.  4öi;  4  72. 

Hochstetten  österr.  Archivar:  151 
179. 

Hoepken,  Baron,  schwed.  Reichsrath 
und  Kanzleipräsident:  252.  fifti 

♦Hofkriegsrath,  österr.:  121  HL  2ül 
2ül  221  22L  221  291  311  311  321 
—329.  342.  321  311  393— 31)5.  121 
409.  419—422.  431  43L  431  442.  451 
151  451  451  451  421  4fil  467— 4d9. 
472  411  Ml 

Hohenembs,  österr.  KUrassi  eri  egimen  t : 
201  Mi  431  451  4SI  4ül  421  411 

Holdernesse,  Graf,  engl.  Staatssecre- 
tär  für  die  nordischen  Angelegen- 
heiten: 19L  421  41L  494.  551 

Holly,  österr.  Dragonerregiment:  siehe 
Jung-Modena. 

Holstein-Gottorp,  preuss.  Dragoner- 
regiment :  11  II.  23.  24.  35.  45.  46.  30. 
51  21  H  21  91  100.  113.  1K».  IIS. 
Iii  12L  131 

Hol tz mann,  von,  preuss.  Oberst  bei 
der  Artillerie:  51  91 

L'HOpital,  Marquis,  designirter  franz. 
Gesandter  in  Petersburg:  51L  651  221 

♦Horn,  von,  preuss.  Oberstleutnant  im 
Husareuregiineut  Zieten:  91  21 

Acten  znr  VorgcKchicliU  des  "jibrigon  KriogeF, 


St.  Hubert,  Abb6:  291 
♦Hülsen,  von,  preuss.  Generalmajor 
und  Chef  eines  Infanterieregiments: 
21  121  lui  HO;  das  Regiment:  1  IL 
212L2131414151512121 
£1  81  £1  21  91  121  121  LH  LH 
131  43L 

Hülsen,  preuss.  Neues  Garnisonbatail- 
lon: siehe  Polentz. 
Hyndford,  Earl,  ehemal.  engl.  Gesand- 
ter in  Petersburg:  251  üll 


L(J.) 

Fcld-Jäger-Corps,  preuss.:  lui.  121 

121. 

Jeetz,  preuss.  Infanterieregiment:  1  LL 
2121314L4151515L51H 
21  88—90.  Lül  121  LH  LH  LH 
Ingersleben,  preuss.  stehendes  Gre- 
nadierbataillon :  1  IL  21  21  41  41 
51  51  fil  fil  81  91  21  Lui  IM 
—110.  131  43L 
Joachim  IL,  Churfürst  von  Branden- 
burg: 404. 

Johann  Theodor,  Bischof  von  LUttich: 

511 

Joseph  (IL),  österr.   Erzherzog  und 

Thronfolger:  4SI 
Erzherzog  Joseph,  österr.  Dragoner- 
regiment: 121  HL  321  431  451  4ftl 
4 BS.  4fil  411 
Irreguläre,  österr.:  3IL  311  321  424. 

4fiL  421  III 
Isaac.  österr.  Pferdelicferant:  439. 
Itzenplitz,  preuss.  Infanterieregiment: 
1  IL  22—24.  21  31  11  11  ia.  51  51 
fil  11  21  91  91  1Ü1— 121  121  Uli 
Iis.  Ii1.).  i.r> 

Jungken.  preuss.  Infanterieregiment: 

H2121313L3141515iL 
Iwan  IV.,  russ.  Kaiser,  entthront  seit 
1741:  121  211 


K. 

Kahlden,  preuss.  stehendes  Grenadier- 
bataillon: 111212131414152 
—54.  51  5L  51  21  fil  81  91  lül 

131  131  41L 

Kalben,  von.  preuss.  Major  (vorher  in 
sächs.  Diensten)  und  Chef  eines  Frei- 
bataillons: HL  HL  Hl  LH 

Kalckreuth,  Österr.  KUrassierregiment : 
202.  341  391  451 

♦Kaickstein,  von,  preuss.  General- 
feldmarschall und  Chef  eines  Infan- 
terieregiments: 51  91  104—106.  Hl 
109;  das  Regiment:  1  IL  22—24.  21 
314141415151217181  HL 
Hl  Hl  121  Hl  LH  LH  131 

Kainein,  von,  preuss.  Generalleutnant 
und  Chef  eines  Infanterieregiments:  G5j 
das  Regiment :  H  LL  21  21  41  HL 

42 


754 


Personen  verzeichn  i  ss 


48.  50—52.  59.  65.  76.  87.  88.  93,  94. 
106.  Iii.  IIS.  119.  12L  IM, 

Kalnocky,  üaterr.  Husarenregiuient: 
222.  462,  ISS.  473. 

*KalBow,  von,  preuss.  Generalmajor, 
Chef  eines  Infanterieregiments  und 
Commandant  der  Festung  Schweid- 
nitz: ä2.i2.5S.  13  —  75;  das  Regi- 
ment: 9.  IL  22.  23.  25.  27,  34.  39  46 
55.  57—59.  6L  IL  8JL  88.  9fi.  1LL  118, 
133. 

K  a  n  i  t  z ,  preusi.  Infanterieregiment :  Iii. 

11.23.24.45,46,48.50.52.  52.  65. 

26.  81.  88.  93.  94.  106.  113.  118.  119. 

12L  133. 
Karl:  siehe  Carl. 

Karoly,  üeterr.  Husarenregiment:  291. 
462. 

Katharina  I.,  Kaiserin  von  Russland 

(f  1727):  632.  205. 

Katharina  (IL),  Grosaflirstin  von  Rnaa- 
land,  Gemahlin  des  Groasfürsten 
Peter  (III.):  121  L2L  210.  253.  26L 
260.  32Ü.  451.  47JL  Ahl.  483.  491.  5JIL 
56JL  513.  586,  619—021.  611.  649—652. 
658.  679.  689.  123. 

Katt,  von,  preuss.  Etatsminiater:  SS. 
435. 

Katt,  preuaB.  Dragonerregiment:  siehe 
Ortzen. 

Kauderbach,  chursächs.  Legationä- 
aecretär:  150. 

♦Kannita-Bittberg,  Graf,  üaterr. 
Staatskanzler:  145—147.  ifi^—UiS  Uil 
172.  L7i  112,  183—185.  IM.  193.  192. 
194.  197—200.  203—205.  203.  212.  216 
—218.  226.  222.  229.  232,  24L  245.  218. 
242.  253—256.  265—26*.  294.  291. 228. 
300.  301.  304—307.  309—313.  325.  326. 
328—330.  332.  331.  335.  332.  338.  341 
—  341.  346.  248.  350.  35L  353—355. 
358—360.  363—365.  Ü6L  310,  315.  316. 
378.  383—386.  3S8.  399.  392-396.  40L 
409—411.  413.  HL  416—420.  422-424. 
428—435.  432.  440.  442.  445.  447—450. 
452.  455.  451.  460.  46L  466.  461.  469 
—471.  41fi.41fi.481.  482.  403.497—499. 
502.  504.  568.  569.  511—513.  515—517. 
52L  522.  524.  526,  528.  529.  531.  532. 
536.  537.  539.  54L  543—545.  541.  548, 
555.  556.  561—567.  569—571.  513.  514. 
576—580.  589.  596.  592—594.  59JL  59JL 
fiOQ.  66L  663.  606—608.  616.  619.  626, 
626.  629—631.  640.  642.  644—648.  656 
—659.  664.  66JL  661.  616.  126. 

♦Keith,  Jacob,  preuaa.  Generalfeld- 
marschall, bia  1747  in  rnaa.  Diensten: 
52.  433.  436.  69L  702. 

Keith,  RitterRobert  Murray,  engl.  Ge- 
aandter  in  Wien:  19L  29L  312,  3.32. 
33Ä.  486.  5JLL  501. 

Keyserling,  Graf,  mss.  Gesandter  in 
Wien:  324.  41L  49JL  5üL  548.  618. 

K h eul ,  Freiherr,  üaterr.  Fcldzeugmeiater  ( 


und  Chef  eines  Infanterieregiments: 

458.  468j  daa  Regiment:  469. 
Khevenhiller,  Graf,  üeterr.  Conferenz- 

miniater  und  Oberstkämmerer:  179. 
(Alt-)  Kleist,  preuss.  Infanterieregi- 
ment: 9.  IL  23.  2L  29.  33.  4iL  48.  53. 
59.  63.  65.  85.  96.  92.  99.  11Q.  118.  119. 
133.  43L 

(Jung-)  Kl  etat,  preuaa.  Infanterieregi- 
ment: aiehe  Quadt. 
♦Klinggräffen,  von,  preuaa.  auaser- 

ordentlicher  Gesandter  in  Wien:  34. 

102.  108.  11L  185.  189.  199.  294.  365. 

319.  56L  505,  562.  545,  553.  573,  5M. 

584.  589,  666. 
♦Knobloch,  von,  preuss.  Generalmajor 

und  Chef  einea  Infanterieregiments 

(seit  1750):  38j  das  Regiment:  9—11. 

23.  24.  3ü.  31.  38.  47.  48.  5L  53.  59, 

63.  6L  86.  85.  95,  97,  HO,  119.  133.  431. 
zu  Inn-  und  Knyphauaen,  Freiherr, 

preuss.  Gesandter  in  Paris:  205.  295. 

308.  480.  492.  523. 
♦Koch,  Freiherr.  Privatsccrotär  Maria 

Theresias :  171.  316.  328.  312.  2SL  382. 

46L 

Kül  be ! ,  Baron,  Oberst  im  üaterr.  Kttras- 

sierregiraent  Hohenembs:  459. 
Küln:  siehe  Clemens  Auguat 
Künigaegg,  Graf,  Präsident  des  üaterr. 
FinanznitbB  in  den  Niederlanden:  382. 
463. 

Künigaegg,  üaterr.  Infanterieregiment: 

329. 

♦Küppen,  preuss.  Geh.  Kriegsrath  und 
Knegszahlmeister:  18—20.  32.  4L  4S. 
53L54.5fi.51.59.66.62.2La8.82.92. 
95.  98—100.  106.  113.  142. 

Kohary,  üaterr.  Dragonerregiment:  165. 
HL  203.  159. 

Kollowrath,  Graf,  Emanuel  Wenzel 
Cajetan,  üaterr.  Feldmarachallleutnant 
und  'Chef  einea  Dragonerregimenta: 
78;  daa  Regiment:  165.  HL  203.  393. 

459.  465.  462.  423. 
Kollowrath,    üaterr.  Infanterieregi- 
ment: 468.  469.  423. 

Kor  ff,  Freiherr,  rusa.  Gesandter  in 
Kopenhagen:  493. 

Kreytz,  preuss.  Infanterieregiment:  9. 
IL  22.  23.  25.  22.  34.  39.41.55.52 
—59.  fiL  2L  8JL  88,  96.  112.  Hfl.  133. 

Kruaemarck,  von,  preuaa.  Major  und 
Flügeladjutant  dea  Königs:  4L  120. 

♦Kurssell,  von,  preuaa.  Generalmajor, 
(aeit  September  1755)  Chef  einea  In- 
fanterieregiments und  Commandant 
der  Featung  Glogau:  58.  84.  96.  91 ; 
das  Regiment:  9.  LL  22.  23.  23.  27, 
3L  39.  42.  55.  57—59.  86.  9L  26.  117, 
118.  132.  133, 

Kutscherer,  üaterr.  Kriegscommissar: 
426. 

♦Kyau,  Freiherr,  preuaa.  Generalleut- 


Kalnocky  —  MalachowBki. 


755 


nant  und  Chef  eines  KUrassiorregi- 
ments:  42.  432;  das  Regiment:  0.  LL 

22.23.25.2L3J.35.3fl.42.55_.51. 
5A6J.7J^&k^Qü_llL115.133. 


Lange,  von,  preuss.  Oberst  und  Chef 
eines  GarnisonregimentB:  4iL  81.  91__ 
das  Regiment:  34.  40.  45.  48.  52.  55. 
64.  fiL  8L  ftL  Ufi.  11_L  120.  43L  436. 

Langermann,  preuss.  Dragonorregi- 
ment:  19.  LL2a.24.  35.4S-4fi.Q0.52. 
6JL  Ifi.  88.  9.4.  106.  113.  116.  US.  119. 
L2L  134. 

♦Lattorff,  von,  preuss.  Generalmajor, 
(seit  December  1753)  Chef  eines  Gar- 
nisonrogiments  und  Commaudant  der 
Festung  Kosel:  36.  30.  40.  42.  54.  58. 
fiL  04.  15.  88.  80.  95;  das  Regiment: 
10.25.32.48,  40.  53.  63.  64.  80.05. 
431.  436. 

♦Lehwaldt,  von,  preuss.  General  der 
Infanterie  und  Chef  eines  Infanterie- 
regiments, seit  1752  GenoraHeldmar- 
schalt:  10.18.10.23.26.2L3L  35.45l 
—48.  5L  52.  63.  65—67.  16.  8L  88,  03. 
04.  196.  10L  LL3.  116  —  119.  12L  122. 
124.  436_i  das  Regiment:  UL  IL  23.  24. 1 
3_k45.48.48.5fl.52.5fl.65-Ifi.fil. 
88J  23.  94.  106.  113.  118.  110.  12L 
133. 

Leibregiment  zu  Pferde,  preuss. 
KiirasBicrrcgiment:  0.  LL  23.  2L  3JL 
35.  46.  48.  53.  63.  65.  _^  .iiL  OL  9JL 
IM.  LUL  LLL  113.  132.  431. 

Lengefeldt,  von.  preuss.  Major  und 
Commandeur  eines  Grenadierbatail- 
lons:  50.  19L 

Leopold,  österr.  Erzherzog,  dritter 
Sohn  Maria  Theresias:  391. 

Erzherzog  Leopold,  österr.  KUras- 
sierregiment :  202.  430.  465.  4fifl. 

Losczynski,  Stanislaus  I.,  König  von 
Polen  (bis  1735)  :  I0L 

Lestocq,  von,  Leibarzt  der  Kaiserin 
Elisabeth:  610.  605.  696. 

♦Lestwitz,  von,  preuss.  Generalleut- 
nant und  Chef  eines  Infanterieregi- 
ments: 00-  OL  03.  102.  106—110.  113j 
das  Regiment:  2.  IL  22.  23.  25.  2L 
34.  32.  46.  55.  51—52.  6L  IL  86.  88. 
26.  UL  118.  133. 

Lew,  österr.  Pferdelieferant:  432. 

♦Liech  tenstein,  Fürst,  österr.  Gene- 
ral feldzeugmeister  und  Chef  eines 
Dragonerregiments:  46.  171.  205.  2'JS. 
310.  313.  329.  342.  365.  224.  325.  499. 
456.  458.  459j  das  Regiment:  165.  11L 
452.  465.  i£L  413. 

Lieven,  von,  russischer  General:  621. 
68L  fiSfi.  70JL  102.  703.  110. 

Llgne,  österr.  Dragonerregiment:  165. 
HL  459, 


♦Linger,  von.  preuss.  General  der  Ar- 
tillerie (+  1755):  7—9.  12.  13. 

Lobkowitz,  Fürst,  Oberst  im  österr. 
KUrassierregiment  Stampach:  202. 

Löwendal,  Graf,  russ.  General  (f  1755): 
162. 

Löwenstein-Wertheim,  Fürst, österr. 

Feldmarschallleutnant:  468. 
Lothringen   (Kaiser),   österr.  Infan- 
terieregiment: 468.  462.  413. 
Luchese,    österr.  KUrassierregiment: 

202.  203.  42L  453.  452,  465.  412. 
Luck,  preuss.  Garnisonregiment:  23.  5iL 

52.  50.  66.  03.  116-  IIS.  12L  133. 
de  Lucio,  Bibliothekar  des  Grafen  Iwan 

Schuwalow:  690. 
Ludwig  X.V.,  König  von  Frankreich: 

14S.  152.  157.  164.  168—170.  114.  115. 

HL  Hfl-  l&L  L05,  106.  199—202.  219. 

213—217.  220.  222.  228.  229-  245—247. 

250.  253.  25fi_  276—278.  284.  290—292. 

205.  201.  305.  30L  310.  325.  330—341. 

313.  345.  346.  351—353.  3j__L  362,  365. 

36  B.  369.  31L  312.  38L  396—399.  403. 

414—416.  422.  432.  44JL  443.  444.  441. 

44iL  450—453.  41L  411.  418.  480.  48L 

418.  102.  403.  511—515.  510.  52L  525- 

527.  530.  532  —514.  552.  556.  56L  569 

—571.  518.  512.  520.  524  —  526.  6QL 

604 .  607.  608.  616.  626.  664-  665.  605. 

125.  730—733.  735—738. 
Ludwig,    Dauphin    von  Frankreich 

(+  1765):  343.  680. 
♦Ludwig,  Erbprinz  von  Hcssen-Darm- 

stadt,  prouss.  Generalleutnant  und  Chef 

eines  Infanterieregiments:  55. 106. 113. 

435.  436. 

Ludwig  Rudolf,  Herzog  von  Braun- 
schweig-Wolfenbuttel  (+  1735):  610. 

Lübeck:  siehe  Friedrich  August. 

Lttderitz,  von,  preuss.  Generalmajor 
und  Commandeur  en  chef  des  Küras- 
sierregiments Markgraf  Friedrich:  103. 
102.  110. 

Lütt  ich:  siehe  Johann  Theodor. 

Luise  Elisabeth,  Gemahlin  des  In- 
fanten Philipp:  148. 

Luzinsky,  Baron,  Oberst  im  österr. 
Husarenregiment  Feste tiez:  22L 

Lynar,  Graf,  ehemal.  dän.  Gesandter 
in  Petersburg:  010.  602. 

Lyndon,  Graf,  österr.  Feldmarschall- 
leutnant: 322.  431. 


de  Machault    d'Arnouville,  franz. 
Siegelbewahrer   und  Marineminister: 

19JL  204.  2LL  301.  308.  33L  416.  416. 
477.  510.  525.  530.  606. 
Malachowski,    preuss.  Husarenregi- 
ment: 10.LL2L35.45.ifL50.52. 
66.  16.  88.  OL  106.  113.  112.  12L  134. 


48* 


uigmzea 


751» 


Personenvcrzeichniss. 


Malechainp,  Beque  de. 
cial:  4ML 

Maitzahn,  II  ans  Dietrich  von,  preuss. 
Gesandter  in  Dresden:  58". 

M  a  1 1  z a  h  n ,  Friedrich  von .  dän.Gesandt er 
in  Petersburg:  48L  482.  62L  LH. 

M  ante«  ff  ei.  preuss.  Infanterieregi- 
ment: sicho  Joetz. 

Man  teuffei,  preuss.  Garnisonregiment: 
2a.5iL52.52.Ü2.&L&8.22.2L  ll>6. 
Iii  LÜL  LÜl  ÜLL  LiLL 

Maquiro,  ösu-rr.  lufantericregimcnt: 
3TL 

Marco,  russ.  Oberst:  222,  702. 

Mardefeld,  von,  preuss.  Gesandter  in 
Petersburg  (bis  1746):  224.  125. 

Maria,  engl.  Prinzessin,  Tochter  König 
George  II.:  522. 

Maria  Josephs,  Königin  von  Polen, 
ChurfUratin  von  Sachsen:  122.  121, 

Maria  Josepha,  Gemahlin  des  Dau- 
phin Ludwig,  Tochter  August's  III. 
von  Sachsen:  537.  fiflo 

♦Maria  Theresia,  Römische  Kaisorin, 
Königin  von  Ungarn  und  Böhmen: 
124.  145—746. 

Marschall,  österr.  Infanterieregiment: 
im  422.  Iii 

*Massow,  Hans  Jürgen  Detlev  von, 
preuss.  Generalleutnant  und  General- 
kriegscommissar:  L  fi.  25.  22.  3_L  22. 
25.  41—45.  62-04.  28.  IL  fiL  24.  Iii 
114-117.  L12.  138—142. 

*Massow,  Joachim  Ewald  von,  prenss. 
Etatsminister,  October  1753  bis  August 
1755  dirigirender  Minister  von  Schle- 
sien: 17—21.  25.  28. 

Maximilian  Joseph,  Churflirst  von 
Bayern:  578.  61L 

Mayr,  von,  preuss.  Oberst  (vorher  in 
Hächs.-polnischen  Diensten)  und  Chef 
eines  Freibataillons:  12i 124. 112. 114. 

M  er  ekel,  österr.  Armeelieferant:  202. 

Mercy,  Graf,  österr.  Feldmarschall 
leutnant:  42L  452.  42L 

♦Meseberg,  von,  preuss.  Oberst  und 
Commandern-  des  2.  und  2.  Bat.  Garde 
(27.  Juni  1756  verabschiedet):  22,  2i 

♦Meyerinck,  von,  preuss.  Generalmajor 
und  Chef  eines  Infanterieregiments: 
42.  52.  62.  9S— 100.  102.  107—110;  das 
Regiment:  2.  IL  22  —  24.  2iL  iL  42. 
ÜÜSiäiüiTJLiilÜiL  Uli 
—103.  108—110.  Iii  LÜL  ÜL 

Mich  eil,  Abraham  Ludwig,  preuss.  Ge- 
schäftsträger in  London:  3*1  S. 

Mich  eil,  Kaufmann  in  Petersburg,  russ. 
Emissär  in  Frankreich:  396. 

Migazzi,  Graf,  österr.  Gesandter  in 
Madrid:  22L  222. 

Mitchell,  engl  Gesandter  in  Berlin: 
BS.  HL  412.  428.  422. 

Mniszech,  Graf,  Schwiegersohn  des 
Grafen  Brühl :  22i 


österr.  Offi-  Modena:  siehe  Beatrix;  Franz  III. 

Modena, österr.  Kürassicrregiinent:  202. 
452. 

Jung-Modena,  österr.  Dragonerregi- 
ment: liü  11L  218.  421.  452. 


Möllendorff,  von,  preuss.  Major  und 
Commandeur  eines  Grenadierbatail- 
lons: 52.  lilL 

Möring.  von,  preuss.  Major  im  Husa- 
renregiment Zieten:  2L 

Moltke,  österr.  Infanterieregiment:  377. 
462. 

Monzone.  Graf,  modenesischer  Ge- 
sandter in  Paris:  12L 

Mo  ras,  Peirens  de,  beigeordnet  der 
franz.  Generalcontrolle  der  Finanzen, 
seit  dem  24.  April  1756  Generalcou- 
troileur  der  Finanzen:  416. 

*Moritz,  Fürst  von  Anhalt -Dossau, 
preuss.  Generalleutnant  und  Chef  eines 
Infanterieregiments:  7JL  103.  105—110. 
112.  112.  120j  da«  Regiment:  2.  LL 
23.  24.  33  4fi.  48.  53.  50.  57.  59.  70. 

12.  85.  122.  10JL  107—110.  118.  LÜL 
122,  • 

Morocz,  österr.  Huaarcnregiinent:  297. 
422.  428.  4fiS, 

La  Motte,  preuss.  Garnisonbataillon: 
2.  20.  2L  28.  52. 

Du  Moulin,  von,  preuss.  Generalleut- 
nant, Chef  eines  Infanterieregiments 
und  Commandant  von  Glogau  (Sep- 
tember 1755  verabschiedet):  2.  8;  das 
Regiment:  siehe  Kursseil. 

Milffling,  von,  österr.  Oberst:  IS. 

♦Münchow,  Graf,  Ludwig  Wilhelm, 
preuss.  Etatsminister,  dirigirender  Mi- 
nister von  Schlesien  (+  22.  September 
1753;  :  2.  4— S.  13—17. 

Münchow,  preuss.  Infanterieregiment: 
2.LL22.22.22.22.42.42.42.5JL 
52.  62.  85.  124,  125.  112.  122.  LÜL 
442. 

Mitnnich,  Graf,  russ.  Generalfeldmar- 
schall, Präsident  des  Kriegskollegiums : 
687.  701.  H2. 

Mützschefahl,  von,  preuss.  General- 
major und  Chef  eines  GaruisonrejEi- 
ments:  26j  das  Regiment:  12.  22.  22. 
25.  22.  28.  32.  22,  88.  125.  42L 

Mustafa  Pascha,  Grossvezier:  582. 

N. 

Nadasdy,  österr.  Husarenregiment:  227. 

2iLL  liü 

Nassau,    preuss.  Dragonerregiment: 

siehe  Stechow. 
Nathan,  österr.  Pferdelieferant:  422. 
♦Neipperg,  Graf,  österr. Feldmarschall, 

Vicepräsident  dos  Hofkriegsraths  und 

Chef  eines  Infanterieregiments:  171. 

382.  224.  225.  455.  422.  422.  742;  das 

Regiment:  428.  422. 


Mulechamp  —  Poniatowski. 


757 


Nettclhorst,  preuHs.  Garuisonregi- 
mcnt:  10.  2i  28— ill  Ii  Ii  ü 
53.  64.  88.  LÜ  iäL 

N  c  w  c  :i  s  1 1  o ,  Herzog,  engl.  Erster  Lord 
des  Schatzes:  314.  12JL  558.  612. 

Ni verna is,  Herzog,  Pair  von  Frank- 
reich (in  ausserordentlicher  Mission 
nach  Berlin  entsandt]:  122.  lfLL  182. 
190.  193.  196—199.  2ÜÜ  20S.  21S.  221L 
221  25i  Mi  32i  Iii 

Noailles.  Herzog,  Marschall  von  Frank- 
reich: 307—309.  412. 

Lc  Noble,  von,  prouss.  Oberst  (vorher 
in  pfälzischen  Dienston]  und  Chef  eines 
Freibataillons:  103.  104.  112.  114. 

♦Nor mann,  von,  preuss.  Generalmajor 
und  Chef  eines  Dragonerregiments : 
22.  28.  22.  104.  109_I  das  Regiment: 
9.11.23.24.33,35,43.81  22.  28. 
22.  101  107—110.  Iii,  lJJL  l_li  Iii 


Obroskow,  russ.  Resident  in  Konstan- 
tinopel: 430,  58i  5SfL  612. 

O'Donnell,  Graf,  österr.  General  der 

„  Cavallerio  und  Regimentschef:  408. 

Örtzen,  preuss.  Dragonerregiment:  9, 
LL2i24.33.3i4i8i2a.9_2.  102, 
lüi  107—109.  Iii.  Iii  lifi.  132. 

Oesterreich:  siehe  Carl  VI.;  Carl; 
Charlotto;  Ferdinand  I.;  Franz  Li  Jo-  | 
seph  (II.);  Leopold;  Maria  Theresia. 

0 1 8  u  w  i  e  w ,  russ.  Ceremonienmeistcr 
und  Etatsratb:  IM,  lüi.  lfiL  Iii  ISO. 
IST  220.  230.  25i  25i  26L  298.  300. 
303.  321.  35i  Ü2.  423.  402.  420.  42i 
643—645.  6ii  611.  693.  697—700.  202. ! 
711—713.  Iii  212.  Iii  220.  221.  Iii 
—725. 

Ostermann,  Graf,  russ.  Minister  des 
Auswärtigen  unter  Kaiserin  Anna:  708. 

P. 

Palffv,  Graf,  österr.  Feldmarschall  und  j 
Chef  eioes  Kiirassierregimonts:   171 ; 
das  Regiment:  202.  12al  ÜL  lüi  ili 

Pallavicini,    üsterr.  Infanterieregi- 
ment: 322. 

Panin,  Graf,  russ.  Gesandter  in  Stock- 
holm: IUI  ÜM,  <i94. 

Panne witz,  von,  preuss.  Oberstleut- 
nant bei  der  Artillerie:  L 

Parma:  siehe  Philipp. 

Paul,  russ.  GrossfUrst:  lüi  MS. 

Penckler,  Graf,  österr.  Internuntius 
in  Konstantinopel :  430.  586. 

Pergen,  Graf,  österr.  Gesandter  bei  den 
vorderen  Reichskroisen :  55iL 

Petazzi,  Graf,  österr.  Feldmarschall- 
leutnant:  467. 


Peter  1^  Kaiser  von  Russland  (+  1725): 
222.  OSO.  62i  T(ll— 704.  TOS.  Iii 

Poter  (III.),  GrossfUrst  von  Russland 
und  Thronfolger,  Herzog  von  Holstein- 
Gottorp:  12i  124.  Iii  Iii.  12S.  23i 
23ti.  240.  22S.  320.  ÜL  Iii  482,  18i 
497.  502.  510.  5_LL  558.  50i  5ii  580. 
619—621.  032.  03i  647.  649—652.  057. 
658.  079.  682.  024.  202.  I2i 

Peterruck,  rass.  Senator:  360. 

Pezold,  von,  chursächs.  Resident  in 
Petersburg:  642.  65i  05JL 

Chur-Pfalz:  siehe  Carl  Theodor. 

Pfalz-Zweibrücken:  sieho  Chri- 
stian IV. 

Pflug,  von,  preuss.  Oberstleutnant  in 

der  königl.  Suite:  76—79. 
Philipp  V.,  König  von  Spanien  (f  1746): 

1Ü 

Philipp,  Infant  von  Spanien,  Herzog 
von  Parma,  Piacenza  und  Guastalla: 
1Ü  150—152.  154»  162.  102.  ISO.  2_2i 
2Ü  212.  250.  2iL  2ü  251.  270—271. 
2Ii  2IL  280.  281.  28i  290—292.  22L 
üi  340.  31L  340—318,  35 1—353.  3(il. 
3*6.  3S7.  382.  300.  39i  32i  401- -403. 
■IIS.  431.  450.  453.  4SI.  5 IS.  521.  520. 
335.  536.  ä3i  üi  5Ü  520.  032.  Li 
731    734.  737  73S. 

*P  i  c  c  o  1  o  m  i  n  i ,  Fürst,  commandirender 
österr.  General  in  Mähren,  Geuoral- 
feldzeugmeister  und  Chef  eines  In- 
fanterieregiments: 1 11.  298.  322.  380. 
441  442.  4ü  452.  404.  408.  746;  das 
Regiment:  468. 

Pinsgger,  österr.  Pferdelieforaut:  422. 

PionTerregiment,  preuss.:  2.  IL  22. 
2i  2L  31.  3i  iL  5i  iL  &L  IL 
SJL  88.  96.  HL  L3i 

Plötz,  preuss.  stehendes  Grenadier- 
bataillon: 0.  2i  32.  5i  57—59.  OL  2L 
ü  88.  90.  133. 

Plotho,  Edler  von,  preuss.  Etatsmi- 
nister, brandenb.  Comitialgcsandter  in 
Regensburg:  5i 

♦Podowils,  Graf,  preuss.  Etats-  und 
Cabinetsminister:  19.  122-  124. 

Polen:  siehe  Chur-Sachscu ;  Lesczynski. 

Polentz.  preuss.  Neues  Garnisonba- 
taillon  (Königsbergisches)  »j :  IS.  12.  5J_ 
02.  IL  9i  iL 

Pompadour.  Marquise:  ÜL  161.  10i 
174.  180.  2Ü  30i  310.  330.  330.  332. 
35  t.  365.  300.  OOS.  394.  414—417.  420 
—  479.  481.  510.  530.  53L  501  525. 
ßü  006.  02i  230. 

Poniatowski,  Graf,  Stanislaus,  Lega- 
tionssecretär  von  Williams,  seit  1755 
chursächs.  Gesandter  in  Petersburg: 
452.  420.  4SI.  184.  5iL  502.  Ü1L  649. 
650—652.  05JL  661. 


1}  In  den  »Acten«  und  der  »Einleitung«  mehrfach  irrlhamlich  als  »Regiment«  bezeichnet. 


758 


Personen  Verzeichnis». 


Porporati,  Graf,  üsterr.  Generalfcld- 
wachtmeiBter  und  Chef  eines  Küras- 
sierregiments: 468;  das  Regiment:  165. 
HL  42L  453.  452.  405.  412. 

Porter,  Jacob,  engl.  Botschafter  in 
Konstantinopel:  55.  430. 

Portugal,  üsterr.  Kürassierregiment: 
202.  42L  403.  453.  450.  465.  412. 

Posse,  Graf,  schwed.  Gesandter  in  Pe- 
tersburg: 714. 

Prasse,  chursächs.  Legationssecretär 
in  Petersburg:  425.  51L  58S.  652.  fifiL 

Pretlack,  Baron,  ehemal.  üsterr.  Go- 
sandter  in  Petersburg,  Vorgänger 
Esterhasys:  622. 

Pretlack,  üsterr.  KUrassierregiinent: 
202.  452.  455.  467. 

Pretton,  üsterr.  Officier  in  Olmütz: 

4. {9. 

Preussen:  siehe  August  Wilhelm;  Carl; 

Ferdinand;  Friedrich  IL;  Friedrich 

Wilhelm  I.;  Heinrich;  Joachim  IL; 

Wilhelmine. 
Prinz  von  Preussen:  siehe  August 

Wilhelm. 

 ,  prcuss.  Infanterieregiment:  9-  IL 

22—24.  33.  43.  4iL  ±8.  53.  56.  52.  ^ 
63.  69.  76.  85.  1  Ol .  105.  106.  10S-1I0. 
118.  119.  132.  4.(3.  435.  441. 

 ,  preuss.  KUrassierregiinent:  0.  IL 

22—24.  20.  33.  35.  40.  18.  50.  tKL  8i 
22.  IM.  110.  ILL  115.  132. 

Pritz,  preuss.  Infanterieregiment:  siehe 
Blanckensee. 

*deLaPuebla,  Graf,  üsterr.  Gesandter 
in  Berlin:  409.  431—433.  435.  442.  442. 
454.  45L  48L  503. 

Puttkammer,  preuss.  Husarenregi- 
ment: 2.  IL  25.  3J.  35.  32.  42.  55.  5L 
58.  Sfi.  22.  2L  122.  123.  LLL  121L  132. 

Pujrsieulx,  Marquis,  franzüs.  Staats- 
ministor und  Mitglied  des  Conseils: 
307  —  309.  23JL  33L  333.  324.  302.  414 
—417. 


Q. 

Qua  dt,  Freiherr,  preuss.  Generalmajor 
und  Chef  eines  Infanterieregiments  (f 
October  1756):  5L  62. 12.  2L  122.  llpj 
das  Regiment:  3.  IL  22.  24.  3iL  iL 
afi.iL48.5_L53.52.fia.fil.12.aQ. 
85.  25.  2L  1_Ü_L  110.  112,  133.  43L 


R. 

Radicati,  Graf,  üsterr.  Feldmarschall- 
leutnant und  Chef  eines  KUrassier- 
rcgiments:  323.  468;  das  Regiment: 
202.  150.  4JÜL  467. 

Rasnmowski,  Graf,  Hetmann  der  Ko- 
saken, russ.  Grossjägermeister:  686. 
689.  690.  692.  694.  708.  115. 

Rath,  preuss.  stehendes  Grenadierbatail- 


lon: 2.  23i  3JL  5JL  57—59.  6_L  IL  ££, 

88.  96.  1 33 
Reischach,  Freiherr,  üsterr.  ausser- 

ordentl.  Gesandter  im  Haag:  407. 
♦Retzo  w ,  von,  preuss.  Generalmajor  und 

Generalintendant,  Chef  des  Bataillons 

Grenadier-Garde:  11.  24.  43.  50.  62. 

64.  10.  87.  88.  105.  LliL  116.  12_lj  das 
Bataillon:  2.1X22.33.43.46.53.52. 

65.  105—107.  122.  132. 

Rex  in  (Haude),  preuss.  Emissär  in  Kon- 
stantinopel: 694. 

♦Rochepine,  Commandant  der  Festung 
Olmütz:  321.  366.  4118. 

Rochow,  von,  preuss.  Generalleutnant 
und  Commandant  von  Berlin:  122. 

Rochow,  preuss.  Kiirassierregiment:  2. 
LL22.23.25.2L3i.35.32.42.55. 
5L  58.  86.  90—92.  162.  103.  111.  115. 
132.  133. 

Rüder,  preuss.  Garnisonregiment:  siehe 
Sydow. 

Rosenberg,  Graf,  üsterr.  Gesandter  in 
Madrid,  Nachfolger  Migazzis:  523. 12L 

Rottengatter,  Karl  und  Kaspar,  preuss. 
Unternehmer  und  Featungsbauineister: 

L  16.  LL  20. 
Rouille,  Graf,  franz.  Staatssecretür  des 

Auswärtigen :   173.  174.  180.  106.  197. 

199.  204—206.  212.  218.  220—222.  2">8. 

256—258.  305—310.  330—334.  03L  310. 

344  .  350.  365.  366.  313.  395,  306.  411 

— 117.  422.  418.  45L  452.  416.  410.  4M. 

402.  505,  SIL  526.  52L  520.  53JL  508. 

593—596.  60L  605.  60L  62L  61L  66L 
Rüsch,  preuss.  Husarenregiment:  10.  IL 

24.  35.  45.  46.  50.  52.  66.  16.  88.  OL 

106.  113.  112.  12L  134. 
Ruitz,  preuss.  Dragonerregiment:  10. 

11.  23.  2L35.45.4iL50.52.66.16.  88. 

24.166.110.116.116,112.121.134. 
Russland:  siehe  Anna;  Anton  Ulrich; 

Elisabeth;   Iwan  IV.;   Katharina  I.; 

Katharina  (IL);  Paul;  Peter  L;  Peter 

(HL). 

8. 

Chur-Sachsen:  siehe  August  IL;  Au- 
gust III.;  Friedrich  Christian;  Maria 
Josepha. 

Sachsen-Gotha,  üsterr.  Dragonerregi- 
ment: 105.  HL  342.  300. 12L  453.  450. 
465.  412. 

Chursächsische  Infanterie:  112.  113. 
120. 

♦Salaburg,  Graf,  üsterr.  General  der 
Cavallerie  und  GeneralkriegBCommis- 
sar:  ISO.  202.  298,  405.  160.  461.  132. 

*Salmuth,  von,  preuss.  Oberstund  Chof 
eines  Garnisonbataillons,  seit  August 
1756  Commandeur  en  chef  des  Infan- 
terieregiments Erbprinz  von  HosBen- 
Cassel:  30.  31 ;  das  Bataillon:  2.26. 
32.  3L  3L  53.  52.  135.  41L 


Porporati  —  Starhemberg. 


759 


Sandrassky,  Graf,  Erblandmarschall 

in  Schlesien:  10. 
Sardinien:  siehe  Carl  Emanuel  III. 
Savakin,  russ.  Senator:  093.  028. 
Savoyen,    Osten-.  Kiirassierregiment: 

lüü.  Iii.  452.  JÜ5,  40L 
Schaffgotsch,  Fürst,  Fürstbischof  von 

Breslau:  39]  vgl.  12.  14.  15. 
Scheffer,  Baron,  schwed.  Gesandter  in 

Paris:  523. 
♦Schlabrendorff   ,Freihorr,  preuss. 

Etntsniinister  und  dirigirender  Minister 

in  Schlesien  (seit  August  1755):  25.  28 

—30.  34—37.  40—42.  44.  45,  48.  42, 

S4,  55,  ÜL  üi  fii  6L  IL  73—75.  SO. 

84,8S.82.2L22.25.2fi.LQÜ.10L 

IM.  432. 

Schmerzing,  österr.  K  U  rassierregi  m  e  n  t : 
202.  203.  333.  42L  433.  459. 

Schinottau,  Reichsgraf,  preuss.  General- 
leutnant: 433. 

Baron  Schönaich,  preuss.  KUrassier- 
regiment:  2.  H  23.  24.  33.  35.  46.  48. 
53.  fi3.  85.  85.  20.  28.  L00.  lülL  Hü. 
114.  Iii  132.  431. 

Prinz  Schönaich,  preuss.  KUrassier- 
regimcnt:  iL  iL  22,  22,  25.  27.  34.  35. 
32.40.5a.5L58.6_LXL80.8K.2fi, 
Iii.  115.  133. 

S  c  h  ö  n  i  n  g ,  von,  preuss.  Generalmajor :  55. 

Schorlemer,  von,  preuss.  Generalleut- 
nant und  Chef  eines  Dragonerregiments : 
35;  das  Regiment:  HL  H  23.  24.  35. 
45.  4fL  50.  52.  fifi.  10.  S8.  24,  IM.  113. 
LÜL  118.  112.  12L  134. 

♦Schulze,  von,  preuss.  Generalmajor, 
Chef  eines  Infanterieregiments  und 
Commandant  von  Breslau:  58.  fiL  73] 
das  Regiment:  0.  iL  22.  23.  25.  2L 
34.  33.  4L  55.  57—59.  fiL  IL  13.  8JL 
S8.  96.  117.  HR.  133 

Schuwalow,  Graf,  Alexander,  russ. 
General  und  Staatsinquisitor:  642.  685. 

fisfi.  fias.  fiaa.  ins.  ho.  hl  120. 

Schuwalow,  Graf,  Iwan,  russ.  Kammcr- 
herr:  16L  183.  lfifi.  231-  250.  2112.  208. 
303.  35L  358.  470(?).  433.  502.  04S. 
041L  fifiü.  ÜM.  ÜSi  021  023.  021  [?L 

<»ns     103.  ins.  loa.  hl  ill  iül 

HL  720—722. 
Schuwalow,  Graf,  Peter,  russ.  General 
und  Senator:  154.  22S.  300.  412.  183. 
405.  502.  510.  501.  htiiL  582.  OHL  0110. 
08L  6S4— OSO.  02L  003.  IOL  703.  105. 
10L  709—71  1.  HO.  HL  7_2£L  12L  12L 
125. 

Schuwalow,  Gräfin,  Gemahlin  des  vor- 
anstehenden: 086.  089.  122. 

Schnwalow,  Graf,  Sohn  des  voran- 
stellenden: 504.  PCO. 

Schwachheim,  von,  ausserord.  österr. 
Gesandter  in  Konstantinopel :  043 

Schwarz  burg'sches  Regiment: 
siehe  Lange. 


Schweden:  sieho  Adolf  Friedrich; 
Gustav;  Ulrike. 

♦Schwerin,  Friedrich  Julius  von,  preuss. 
Generalmajor,  Chef  eines  Infanterie- 
regiments und  Commandant  von  Neisse 
(t  1747):  3—5;  das  Regiment:  sieho 
Treskow. 

♦Schwerin,  Graf,  Kurt  Christoph,  preuss. 
Generalfeldmarschall  und  Chef  eines 
Infanterieregiments:  48.  53,  SIL  02.  Uü. 
HL  HL  118.  435j  das  Regiment:  iL 
H  22—24.  22.33.40.48.53,52.63,85. 
Q8,  LQiL  102.  103.  101L  IIS.  112.  L32, 

Sechelles,  de,  franz.  Generalcontrollour 
der  Finanzen,  Vorgänger  von  Moras: 
190.  204.  200.  21L  218.  220.  228.  300 
—309.  330.  33L  410.  412. 

Serbelloni,  Graf,  österr.  General  der 
Cavallerie  und  Chef  eines  KUrassier- 
regiments:  303. 420. 453. 472]  das  Regi- 
ment: 202.  42L  453.  453.  405.  4fiL  412. 

♦Sers,  von,  preuss.  Oberst,  seit  1748 
Chef  des  Pionierregiroents  und  Director 
über  das  Festungsbauwesen:  1 — 3.  5. 
6,  8.  2.  12.  16—18.  22. 

St.  Severin  d' Aragon,  Graf,  franz.  Be- 
vollmächtigter auf  dem  Aachener  Frie- 
denscongress :  150.  307. 

Seydlitz,  preuss.  Husarenregiment:  2. 
H  24.  33.  35,  52—54.  50.  5L  00.  OL 
88.  24.  100.  113.  120.  134. 

Sicilien:  siehe  Carl  (III.). 

Siebenschön,  österr.  Infanteriebatail- 
lon: 310.  31L  451L  408.  409. 

Sievers,  russ.  Staatsmann:  717. 

Signoret,  von,  preuss.  Major  und  Chef 
einer  Mineurcompagnie:  58.  7JL 

Simolin,  Secretär  des  Grosskanzlers 
Bestusbew:  622. 

Sincere,  Freiherr,  österr.  Generalmajor: 
412. 

Sincere,  österr.  Infanterieregiment :  408. 
Skawronski,  Graf,  Schwager  des  Grafen 

Woronzow:  714. 
Soltikow,  Graf,  russ.  General:  088. 
Soto-Mayor,  Marquis,  span.  Botschafter 

in  Paris:  201 
Soubise,  Prinz,  Herzog  von  Rohan- 

Rohan:  414.  600. 
Spanien:  siehe  Carl  (III.);  Elisabeth; 

Ferdinand  VI.;  Luise  Elisabeth;  Phi- 
lipp V.;  Philipp. 
Spleny,  österr.  Husarenregiment:  297. 

402.  408.  413. 
Splittferber,  David,  Bankier  in  Berlin : 

H.  132. 

Stainville,  Marquis,  später  Herzog  von 
Choiseul,  ausserordentl.  franz.  Ge- 
sandter in  Wien:  123.  112.  ISO. 

Stampacb,  österr.  KUrassierregiment: 
202.  203.  323.  452.  405.  40L  413. 

♦Starhemberg,  Graf,  österr.  Gesandter 
in  Paris:  142,  142.  15L  15L  lfifi.  102. 
104.  10S.  173—182.  18L  122,  192  125 


760 


Personcnverzeichniss. 


—200.  204—210.  2L2.  2 1 3. 2 1 5. 2 1 7 — 222. 
227—232.  245—257.  259_  2GS  —  270. 
270.  27S— 281.  284—289.  291—297.  31LL 
305 — 312.   328—338.   345  —  55L 

iül  300—368.  an.  an  514.  5fi5.  afiL 

380.  3S8.  390  —  392.  394.  390  —  401. 
-103-410.  413—419.  422.  430.  434.  138. 
442—452.  100.  HL  476—481.  4M.  488 
—492.  5J11L  502.  505.  505.  507—509. 
512—532.  550.  55L  558.  54L  543.  544. 
546.  547  549  550  552.  555.  555.  550. 
566— 572.  535.  510,  578—590.  585.  580. 
590—598.  600-607.  609—615.  024.  025 
627—029.  662—665.  73U— 739. 

Starb  cm  borg,  österr.  Infanterieregi- 
ment: 322. 

♦Stechow,  von,  preuss.  Generalmajor 
und  Chef  eines  Dragonerregiments: 
9_L  92j  das  Regiment:  2.  IL  22.  25. 
2iiLaia9.4lL55.5-L5fi.aLlL 
80,  88.  &L  22.  90.  114.  115.  L32. 

♦Sternberg,  Graf,  österr.  Gesandter  in 
Dresden:  452.  440. 

van  Swart,  holländ.  Gesandter  in  Kuss- 
land: 125.  048.  092.  105. 

Sydow,  preuss.  Garnisonregiment:  25. 
5JL52.59.06.bJ.afi.a5.04.  100. 145. 
116.  118.  121.  133.  4M. 

Szekcly,  prouss.  Husarenregiment:  iL 
lL25.a4.55.5a.4a.55.5JL5fi.8JL 
90.  OL  102.  105.  10a.  140.  120.  152. 

T. 

Tcrcier,  erster  Commis  im  franz.  Mini- 
sterium des  Auswärtigen:  225. 

Tettenborn,  von,  preuss.  Oberstleut- 
nant im  Infanterieregiment  Wied:  aL 
Ü15.  108—110. 

Du  Theuil,  franz.  Bevollmächtigter  auf 
dem  Aachener  Friedenscongress :  150. 

T  i  n  e  1 ,  österr.  Commissariatsofficier: 
420. 

Tr  autmann  sdo  rf,Graf,österr.General- 
feld  Wachtmeister  und  Chef  eineB  KUras- 
slerregiments:  323.  468.  589;  das  Regi- 
ment: 202.  542.  31LL  42L  455.  159.  405. 
4  72. 

♦Trcskow,  von,  preuss.  Generalmajor, 
seit  1747  Chef  eines  Infanterieregiments 
und  Commandant  der  Festung  Neisse : 
22.54.  50.  3JL  45.  40.  58.  OL  69—71; 
das  Regiment:  2.  ä.  IL  22,  25.  25.  2L 
5L  3iL  A3.  55.  57—59.  OL  IL  88.  88. 
90.  1LL  HS.  155. 

Troschke,  von,  preuss.  Major  im  In- 
fanterieregiment Hautcharmoy:  54.  14. 

Trubetzkoi,  russ.  Generalprocurator: 
687.  69 0.  OäL 

*Tru  chsess,  Graf,  preuss.  Generalmajor 
und  Chef  eines  Dragonerregiments: 
100;  das  Regiment:  9.  IL  22—24.  35. 

a5.  45.  85.  aa.  100.  102. 10a.  107—110. 

114.  115.  118,  152. 


Tscherbatow,  Prinz,  rusB.  Staatsmann: 

696. 

Tscheruitschcw,  Graf,  russ.  Oberst: 

692   702    71)9.  7JL 
Tscheruitschcw,  Graf:  602. 

U. 

Uchländcr,  prouss.  Infanterieregiment: 

siehe  Blanckensee. 
Ulfeid,  Graf,  österr.  Conferenzminister: 

179. 

Ulrike  (Luise  Ulrike),  Königin  von 
Schweden,  Schwester  König  Fried- 
richs II.:  487.  488.  1120. 


V. 

Valory,  Marquis,  frauz.  Gesandter  in 
Berlin:  414.  418.  448.  419.  480.  432. 
502.  505.  505.  550.  512.  510. 

Varenne,  Marquis,  preuss.  Hauptmann, 
Emissär  in  der  Türkei :  55.  45iL 

Vela,  österr.  Oberst:  468. 

La  Yille,  Commis  im  franz. Ministerium 
des  Auswärtigen:  l&Ö.  25L  508.  aaL 
337.  381.  410.  525. 

Vitzthum  von  Eckstädt,  Graf,  Ludwig 
Siegfried,  chursächs.  Gesandter  in  Paris : 
480.  482.  520. 

Vitzthum,  Graf,  Oberst  im  österr.  Dra- 
gonerregiment Batthyany:  459. 


W. 

Wal  deck,  Graf,  österr.  Generalfeld- 
inarschall  und  Chef  eines  Infanterie- 
regiments: 703;  das  Regiment:  377. 

469. 

Wallis,  Graf,  commandirender  österr. 
General  in  Siebenbürgen  und  Chef  eines 
Infanterieregiments:  298;  das  Regi- 
ment: 408.  408.  415. 

♦Walrave,  von,  preuss.  Generalmajor. 
Chef  des  Ingenieurcorps  und  des  Pio- 
nierregiments, 1748  cassirt  und  auf 
Festung  geschickt:  L  2.  5.  2L 

Wangen  heim,  preuss.  Grenadierbatail- 
lon: 5L  50.  5JL  59.  9iL  19JL  10ÜL  1U2. 

Wartemberg,  preuss. Husarenregiment: 
9^1L25.3jL55.ä2.55.5L58.0LiL 
SIL  88.  9JL  HL  12iL  155. 

Wartensleben.  Graf,  preuss.  General- 
leutnant: 4L 

Wechmar,  preuss.  Husarenre^iment:  a 
IL  25,  34  55.  52.  55.  5L  58.  OL  IL 
8JL  88,  20.  HL  120.  155. 

Weingarten,  von,  österr.  Legations- 
secretär:  100. 

Werner,  preuss.  Husarenregiment:  siehe 
Wechmar. 

Wesselowski,  ehemal.  russ.  Ceremo- 
uienmeistcr;  697. 


uiguizea  Dy  Vjuogie 


Starhemberg  —  Zweibrücken. 


761 


*Wied  zu  Neuwied,  Reichsgraf, preuss. 
Generalmajor  und  Chef  eines  Infan- 
terieregiments: 12,  05^  das  Regiment: 
liL  23.  2L  32.  3L  3L  38.  4L  lh.  5L 
53.  59.  67.  80.  85.  95.  UZ  IM.  122. 
110   119.  1 33  4SI 

Wied -Rune kel,  Reichsgraf,  üsterr. 
Generalfeldwachtmeister:  472. 

Wiese,  Oberst  im  üsterr.  Dragoner- 
regiment Erzherzog  Joseph:  365.  459. 

♦Wietersheim,  von,  preuss.  General- 
major und  Chef  eines  Infanterieregi- 
ments: HL  99_l  das  Regiment:  iL  IL 
23.  2L  3JL43.lfi.4A4a.5A5a.fii 
6JL  12.  85.  97—100.  los.  110.  133.  43L 

Wilhelm  (VIII.),  Landgraf  von  Hessen- 
Cassel:  32L  562. 

Wilhelm  (IX.),  Prinz  von  Hessen-Cassel : 
562. 

Wilhelm  ine,   Gemahlin  des  Prinzen 

Heinrich  von  Prcussen,  geb.  Prinzessin 

von  Hessen-Cassel:  5L  63. 
Wilhelmine-Caroline,  Rronpriuzcs- 

sin  von  Dänemark:  562. 
Williams,  seit  Juni  1755 engl.  Gesandter 

in  Petersburg,  Nachfolger  Guy  Dickens1: 

lfiL  183.  ISfi.  2üIL  22L  211L  22L  232. 

237.  241—244.  253.  236.  263—268.  29A 

2IHL  3ilL  3_LL  31L  31L  318.  32tL  312 

—344.  358.  32L  :t2L  Ü1L  120.  42L  42*. 

430.  438.  457.  158.  170  171.  475.  4SI  .48?. 

484.  42L  496—499.  SfiL  52L  53L  558. 

559.  561    565.  572   580—582.  5&L  523. 
üOJL  Ü21L  621.  640—642.  6LL  648. 

651.  652.  tillL  618.  68L  HL  IL8.  719 

721—724. 

♦Winter feldt,  von,  preuss.  General- 
major, seit  Mai  1756  Generalleutnant 
und  Chef  eines  Infanterieregimente: 
L  48—50.  5fi.  5L  fiL  £2.  68.  76—79. 
B2.  83.  85.  8fi.  ÖL  96—98.  liiL  102. 
104—110.  112.  432.  436j  das  Regi- 
ment: iL  IL  22—24.  22.  33.  43.  4k  48. 
5JL  59,  63.  fiS.  Ifi.  85.  12L  125.  Lfifi. 
108.  lüiL  118.  112.  132.  432. 

♦Wober snow,  von,  preuss.  Oberst  und 
Generaladjutant  des  Königs:  53.  101. 
103.  104.  114.  112. 

Alt-Wolfenbüttel,  üsterr.  Infanterie- 
regiment: 4fi8.  422.  413. 

Jung  -  Wo  lfenbiittel,  üsterr.  Infanterie- 
regiment: 4fi8.  4fi2.  473. 

Wo1fflrHdnrfJRflron,nstflrr.flfinflra,l:472. 

Wolff,  von,  englischer  Resident  in 
Petersburg:  482.  422.  552. 

Wulkow,  russ.  Conferenzsecretär:  15L 
IM.  ISL  ISL  2ÜL  24L  2ßL  412.  123.  | 


483.  CLL  &5L  fiSL  683.  688.  E2L  622. 
707.  709.  713—715.  721.  723.  724. 
Woronzow,  Graf,  russ.  Vicekanzlcr: 
154  164.  183—188.  2ilL  216.  226.  22L 
235—237.  239—241.  212.  255.  263—267. 
228.  3ÜL  322.  ML  3LL  313—320.  323 
—326.  32S.  341—343.  35L  33L  323. 
326.  41L  412.  412.  423.  469—471.  483. 
493—499.  512.  55jL  55L  532.  5fiL  563. 
512.  598—600.  622.  616—618.  621.629. 
641—643.  646—650.  652.  233,  655—657. 
652.  6üL  666.  61L  615.  6IL  684—686. 
691—700.  222.  712—718.  122.  12L  124 
—726. 

Woronzow,  Grätin,  Anna,  Gemahlin 
des  voranstellenden,  geb.  Gräfin  Ska- 
wronska:  622.  62L  122. 
Woronzow,  Vater  dcB  voranstehenden : 
622. 

Wrede,  von,  preuss.  Oberstleutnant  im 

Ingenieurcorps:  13.  16.  2L 
Württemberg:  siehe  Carl  Eugen. 
Alt-Württemberg,  preuss.  Infanterie- 
regiment: 2.  IL  22—24.  22.  33.  43.  48. 
4h.  32.  52—57.  52.  62.  63.  66.  6L  88. 
2L  KHL  113.  132—134.  432.  LÜL  LüL 
440-442.  45L 
Prinz    Eugen  von  Württemberg, 
preuss.  Dragonerregiment:  2.  IL  23. 
2L  33.  35.  18.  53.  12.  8JL  82.  9JL  122. 
123.  107—110.  112.  IM.  115.  118.  132. 
Württemberg,  Österr.  Dragonerregi- 
ment: 165.  171.  459. 
Wuttgenau,  preuss.  Garnisonbataillon: 
siehe  Salmuth. 

X. 

Xaver  Ludwig  Maria,  Herzog  von 
Aquitanien,  franz.  Prinz  (f  1754):  680. 

Z. 

Zastrow,   preuss.  Infanterieregiment: 

siehe  Borcke. 
♦Zieten,  von,  preuss.  Generalleutnant 
und  Chef  einos  Husarenregiments:  2L 
12L  122.  112.  120;  das  Regiment:  2. 
LL22.2L22.33.35.63.Ifi.a5.23. 
2L  12L  122.  112.  112.  122.  132. 
♦Zinzendorf,   Graf,   Ludwig,  österr. 
Kammerherr,  Spocialgesandter  am  russ., 
dann  am  schwed.  Hofe:  154.  164  lG'i. 
167.  189.  128.  212.  222.  233—236.  232. 
282.  582.  678—688.  691—693.  695—698. 
700—706.  711—726. 
I  Zweibrttcken: siehe Pfalz-Zweibriickcn. 


uigmzea  Dy  ^oogie 


Verzeichniss  der  Correspondenten !). 


L  Preussischo  Acton. 


August  Wilhelm,  Herzog  von  Braun- 
sen weig-Bevern:  Nr.  138.  145. 154-156. 
HL 

August  Wilhelm,  Prioz  von  Preussen: 
Nr.  52—54.  L2L  U2. 


B. 

Bauvryc:  Nr.  8,  10.  IL 
Boden:  Nr.  6JL  03,  6JL  9_L  UIL 
Borcke,  Friedrich  Wilhelm  von:  Nr.  LQ3, 
195. 

Brunner:  Nr.  128. 
Buddenbrock:  Nr.  3jL  Hl  iL  10. 


D. 

Diericke:  Nr.  1SL 
Dieskau:  Nr. IL  116,  US, 
Dietrich,  Fürst  von  Anhalt- Dessau: 

Nr.  Ii 
Driesen:  Nr.  IfilL 

E. 

Eichel:  Nr.  29,  L2iL  IM-  13JL  IAL  L1L 
167—169.  115.  HB,  LZ9.  IfilL  184—187. 
IS'.».  200. 

F. 

Feldcommissariat,  preuss.  in  Chur- 
sachsen:  Nr.  ÜLL  192. 

Ferdinand,  Prinz  von  Braunsen  weig- 
Wolfenbüttel:  Nr.  HL  8L  83.  105. 

Finckenstein,  Graf,  Finck  von,  Fried- 
rich Ludwig,  preuss.  Generalmajor: 
Nr.  HO, 

Fouque,  de  La  Motto:  Nr.  32.  OL.  103, 

124.  141. 


G. 

Generaldirectorium,  preuss.:  Nr.  8L 
Grape:  Nr.  200. 

IL 

Hautcharmoy :  Nr.  L  146]  vgl.  Nr.  2. 
Heinrich,  preuss.  Prinz:  Nr.  06.  112. 
Horn:  Nr.  162, 
Hülsen:  Nr.  112. 

K. 

Kalckstein:  Nr.  102,  LS2. 
Kalsow:  Nr.  L3JL 

Keith,  Jacob,  preuss.  Generaifeldmar- 

schall:  Nr.  OL 
Knobloch:  Nr.  04, 
Köppon:  Nr.  7A  8JL  125.  15L  110. 
Kurssell:  Nr.  158. 
Kyau:  Nr.  84, 

L. 

Lattorff:  Nr.  66,  19L  106.  152.  165. 
Lchwaldt:  Nr.  28.  12.  51.  IL  SO.  90. 

110.  115.  LLL  133.  119,  103,  ISO.  201. 

208. 

Lestwitz:  Nr.  151. 
Linger:  Nr.  8,  IL. 

Ludwig,  Erbprinz  von  Hessen-Darm- 
stadt: Nr.  IM. 


M. 

Massow,   Hans  Jürgen  Detlev  von: 

Nr.  58,  09,  TA  16,  109,  201. 
Massow,  Joachim  Ewald  von:  Nr.  29, 
Meseberg:  Nr.  35, 
Meyerinck:  Nr.  171. 
Moritz,   Fürst   von   Anhalt  -  Dessau : 

Nr.  123,  206. 
Münchow,  Graf:  Nr.  23, 


n  Vgl.  diu  dM  PersonenTerzeichnus  ß.  Iii  ff. 


Verzeichniss  der 


N. 

Normann:  Nr.  LÜL 
P. 

Podewlls:  Nr.  203, 

Quadt:  Nr.  88.  24.  12L 
R. 

Retzow:  Nr.  12.  132.  128.  20L 
8. 

Salmuth:  Nr.  50, 

Schlabrendorff:  Nr.  43.  42.  &L  5JL 

132.  111L  133.  114. 
Schulze:  Nr.  Hfl. 

Schwerin,  Friedrich  Julius  von:  Nr.  L 
Schwerin,  Graf,  Kurt  Christoph :  NrJJÜL 
202. 

Sers:  Nr.  iL  2L 
Stechow:  Nr.  15iL 

T. 

Treskow:  Nr.  44.  36.  filL  Ifl.  L2L 
Truchsess:  Nr.  112. 

W. 

Walrave:  Nr.  6;  vgl.  Nr.  2. 
Wied  zu  Neuwied:  Nr.  24. 
Wietersheim:  Nr.  13L 
Winterfeldt:  Nr.  SSL  02.  105.  120.  IM 

—136.  143.  144.  14L  167—169.  125. 

llfi.  112.  ISO.  184—187.  182. 
Wobersnow:  Nr.  23.  llfi. 


Correspondenten.  763 


Z. 

Zieten:  Nr.  203. 


Weisungen  Küttig  Friedrichs  für 

das  Cabinet:  Nr.  14.  82.  28.  112. 

132.  IM,  lfifi.  183. 
Vermerk  der  Cabinetsregistratur: 

Nr.  188. 
Circulaire-Ordres: 

an  die  Armee:  Nr.  IL  36.  4L  22.  23. 
HL  114.  126.  12L  203j  vgl.  Nr.  14. 

an  die  ostpreussischen  Regimenter: 
Nr.  12.  208. 

an  die  schlesischen  Regimenter:  Nr.  33. 
22.  43.  fiL  lfiiL 
Bauanschläge  fürdie  schlesischen 
Festungen:  Nr.  L  16.  13.  2U.  48. 
221:  vgl.  Nr.  3.  L 

für  Kosel:  Nr.  26.  31j  vgl.  Nr.  3. 

für  Glatz:  Nr.  2L 
Schlesische  Festungsetats:  Nr.  3. 

La.I3.12.2L  22.  23.3iL59j  vgl. 

Nr.  2LL  21L 
Voranschläge  des  Königs  für  die 

Finanzen:  Nr.  216— 212.  22L  222. 
Übersicht  des  Grossen  Tresors: 

Nr.  215;    des  Kleineu  Tresors: 

Nr.  223. 

Voranschlag  des  Königs  für  die 
Armee:  Nr.  220. 

Quartierliste  der  preussischen 
Armee:  Nr.  2ÜL 

»Summarischer  Extract  von  der 
Armee«  (1755):  Nr.  21L 

Übersicht  der  Revuen  (1755,  1756): 
Nr.  2L  3JL  33. 

Ileeresgliederung  für  den  Aus- 
marsch 1756:  Nr.  212 


LT.  Österreichische  Acten. 


A. 

Andlau:  Nr.  L48. 

B. 

Bernis:  Nr.  82  a. 

Bohn:  Nr.  28.  113,  214. 

Browne,  österr.  Feldmarschall:  Nr.  12L 

Brühl:  Nr.  HL 

Et 

Esterhasy:  Nr.  L  8.  ÜL  12.  15.  16.  18. 
21— 22d.  2L  3JL  3JL  4L  41a.  42.  41 
—48c.  SO.  34.  56—58.  62.  fil  — fiL 
13—15.  IL  82.  83.  86.  82—22.  22 
—100.  lfifi.  128.  HL  llfi.  12L  123. 
129— 130b.  132.  132.  lfiL  114.  174a. 


176.  112—183.  lfifi.  lfifi— 189b.  122 
—194.  198—200.  202—205.  228.  212. 
212.  216.  218—240. 

F. 

Flemming:  Nr.  HL 
Friedriehl  I.,  König  in  Preussen :  Nr.  1 L 
12.  20.  23.  22. 

IL 

Hinderer:  Nr.  142. 

K. 

Kaunitz:  Nr.  L  14.8—10.  12.  15—18. 
2L  24.  26—30.  33,  3L  36.  31a.  38—40. 
42.  44— 46a.  42.  5JL  52-53.  33.  57-59. 


704 


Verzeichniss  der  Correspondenten. 


59c.  62— GSa.  IL  74-75.  TL  28.  SIL 
82.  82a.  b.  8A  85—91.  95.  95a.  äL  99. 
99a.  199.  102a— 105.  198.  109.  LLL 
III  LUL  11H-121.  123.  128— 131b. 
LLL  LH.  114-  lila— d.  116.  142.  152. 
15s.  i,y.),  1(17.  174a— 17G.  179—181. 
Iii  ls;,_iyjb.  193—197.  199—210. 
•LLL  2LL  215— 219.  219  -  220a.  223. 
—225.  227—229.  23L  212.  236.  236a. b. 
23S— 240. 

Klinggraffen:  Nr.  LL  LL  2iL  23.  2iL 
Koch:  Nr.  142.  102a. 

L. 

Liechtenstein:  Nr.  Iii. 

M. 

Maria  Theresia:  Nr.  2.  I  LL  22.  22 
a— d.  25.  32.  4L  41  a.  4iL  18.  48a— c. 
5_L  51a.  äfi,  59 a.b.  13.  73a— c  92.  9L 
99b.  102.  LLL  LL2,  112a.  129.  131.  HL 
174.  177.  178.  182.  182a.  IM,  129.  192. 
192a.  b.  198.  204.  204  a.  b.  292.  21L  2LL 
218.  22L  222.  22fi.  226  a.  b.  239.  233 
-235  b.  231.  231  a. 

P. 

Piccolomini:  Nr.  112. 
Puebla:  Nr.  LLL  131a.  b.  LLL  141.  143. 
14(i.  15L  Vgl.  Nr.  42. 


Rochepine:  Nr.  98. 


Starhemberg:  Nr.  2—4.  9.  LL  LL  25. 

21L  28—30.  34.  36— 37a.  39.49.44— 46a. 

49.  51— 52  a.  53.  55.  59.  59  a— C.  63. 

6JL  68a.  IL  Ifi.  82.  82  a.  b.  85.  87— 88c. 

94— 95a.  92.  193.  199.  112.  112a.  115. 

LLL  119— 120a.  128.  133.  131  144 

144a— d.  158.  115.  III  118.  184— 185a. 

ls7.  182a— i.  199.  195—197.  2ÜL  296 

—207  a.  21ÜL  211.  213.  21.').  215a.  217. 
Sternberg:  Nr.  LUL 

Z. 

Zinzendorf:  Nr.  41  47a. 


Denkschriften  und 
Kaunitz:  Nr.  L  5. 
104.  im. 


Vorträge  von 
LL  2L  37  a.  59. 


Staatsconferenzprotokoll:  Nr.  93. 

(19.  Hai  1756.) 
Noten  der  üsterr.  Regierung: 

Nr.  2a  (2L  Aug.  1755). 

Nr.  37b  (27,  Januar  1756). 

Nr.  51a  (6.  März). 
Noten  der  franz.  Regierung: 

Nr.  9  (9.  Sept.  1755). 

Nr.  12  (IL  Oct). 

Nr.  31  (28.  Dec.). 

Nr.  82b.  (2.  Mai  1756). 

Nr.  88  a  (13,  Mai). 

Nr.  141c  (29.  Juni). 
Noten  der  russ.  Regierung: 

Nr.  33    (6.  Janaar  1756  st  nj. 

Nr.  13.  c  [9.  April  st.  v.). 

Nr.  129  a  [7.  Juni   st  v.). 

Nr.  192  b  (11.  Juli  st.  v.). 

Nr.  193a  (HL  Juli  st  ▼.). 

Nr.  193.  b  (12.  Aug.  st.  v.). 

Nr.  1 99  a  (20.  Aug.  st  v.). 

Nr.  291a  (29.  Aug.  st  v.J. 

Nr.  291b  (3.  Sept.  st  v.). 
Hofkriegsrath:  Nr.  Ifi.  119.  LLL  LH. 

127.  148.  214. 
Hofkriegsrathsprotokoile:   Nr.  (L 

32.  3JL  43.  60.  99.  19.  12.  19.  8_L  81. 

96.  1ÜL  IM.  192.  122.  124—126.  132. 

135.  136.  138.  139.  115.  119.  L5JL  133 

—155.  15L  160—166.  168—173.  Vgl. 

Friedrieh  II.  und  Nr.  ÜL  Ifi.  98.  192. 

LUL  LLL  114.  122.  112.  118.  159.  214. 
Rüstungscommission,  Protokoll 

der:  Nr.  15iL 
Generalkriegs  com  missariat:  Nr.fiL 
Directorium  in  publicis  et  came- 

ralibus:  Nr.  Ifi, 


Beilage  L:  Bericht  Esterhasys  vom 

liLJuli  1754. 
Beilage  2:  ZinzendorfsM6moireüber 

den  russischen  Hof.   Juli  1755. 
Beilage  3_:  Denkschrift vonKannitz 

Uber  die  üsterr.-fr&nz.  Bttndnissver- 

handlangen.  Juli  1756. 
Beilage  1:  Bericht  Salaburgs  Uber 

den  Stand  der  üsterr.  Armee.  Ifi.  Juli 

1756. 

Beilage  5_:  Bericht  Neippergs  Uber 
den  Stand  und  die  geplante  Verthei- 
lnng  der  üsterr.  Armee.  22.  Juli 
1756. 

Beilage  6_:  Liste  der  üsterr.  Armee 
in  Böhmen  im  Sept.  1756. 


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L»rnrlt  von  Itrfitkn|if  A:  Härtel  in  l.i'i|mg. 


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