Preussische
und
österreichisc.
Acten zur
Vorgeschichte
Gustav Berthold
Volz, Georg
Küntzel
HARVARD LAW LIBRARY
PROM THE LIBRARY
OF THE
FÜRST zu STOLBERG
AT
WERNIGERODE
Receivcd April IT, 1032
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' PUBLICATIONEN
AUS DEN
K. PREUSSISCHEN STAATSARCHIVEN.
VIERUNDSIEBZIGSTER BAND.
G. B. Voi.z und G. Küntzel: Preussische und Österreichische
Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
VERANLASST ^tcJUll* DURCH DIE
UND UNTERSTÜTZT tiSSBPT.* K. ARCHIV- VERWALTUNG.
LEIPZIG
VERLAG VON 8. HIRZEL
1899.
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PREUSSISCHE UND ÖSTERREICHISCHE ACTEN
zur VORGESCHICHTE des
SIEBENJÄHRIGEN KRIEGES.
UND
GEORG KÜNTZEL.
VERANLASST
UND UNTERSTÜTZT
DURCH DIE
K. ARCHIV- VERWALTUNG.
LEIPZIG
VERLAG VON S. HIRZEL
1899.
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Das Recht der Übersetzung ist vorbehalten.
APRIL ?1. 1932
Vorwort.
Den Grundstock der vorliegenden Veröffentlichung bilden
die Actenstücke, welche der durch einen frühzeitigen Tod am
M. December 1806 der Wissenschaft entrissene Dr. Albert Naude,
Professor ao der Universität Marburg, in den Archiven zu Berlin
und Wien gesammelt hat.
Die von ihm hinterlassenen, in den Besitz des Geheimen
Staatsarchivs übergegangenen Collectaneen sind dann wesentlich
vervollständigt worden, in Wien durch Herrn Dr. Küntzel, Privat-
docenten an der Universität Bonn, in Berlin und in Breslau durch
Herrn Dr. Volz, standigen Mitarbeiter an der Publication der »Poli-
tischen Correspondenz Friedrichs des Grossen«, zu welcher der
erste Theil des vorliegenden Bandes eine Ergänzung nach der
militärischen Seite bietet.
Die Bearbeitung der so zusammengetragenen Bestandteile,
die Revision und Erläuterung der Texte, die Zusammenstellung
der Register und vor allem die Abfassung der Einleitungen blieb
die selbständige und ausschliessliche Aufgabe der beiden Heraus-
geber. Werthvolle Unterstützung liehen ihnen in einzelnen Fragen
die Herren Oberstleutnant Palis und Oberleutnant a. D. Lange.
In noch höherem Maasse als bei früherem Anlass gebührt
unser Dank der Verwaltung des K. und K. Haus-, Hof- und Staats-
archivs zu Wien, da die Publication in der Reichhaltigkeit, in
welcher sie hier geboten wird, nur durch die allzeit gleiche
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6*
Vorwort.
Liberalitat dieser Behörde ermöglicht wurde. Wenn der Umfang
der uns zur Veröffentlichung übcrlassenen Schriftstücke österrei-
chischer Herkunft den anfänglich in Aussicht genommenen Raum
überschritten hat, so werden doch alle, welche die historischen
Studien auf diesem Forschungsgebiete mit Aufmerksamkeit begleitet
haben, nur billigen, dass der Herausgeber, von einigen Ausnahme-
fällen abgesehen, es für erforderlich gehalten hat, die Texte trotz
ihrer Breite ohne Kürzungen wiederzugeben. Ebenso werden
kundige Leser die Gründe zu würdigen wissen, aus denen der
Schriftwechsel des Wiener Hofes mit seiner Gesandtschaft zu Peters-
burg bis in den Beginn des Jahres 1 757 hinein vorgelegt wird.
Neben dem Director des genannten Archivs, Herrn Hofrath
Dr. Winter, und den Vicedirectoren Herren Sectionsriithen Dr. von
Karolyi Arpad und Felgel haben die Herren Archivsconcipislen
L Classe Dr. Schiitter und Györy von Nadudvar-Arpäd die Arbeilen
des Herrn Dr. Küntzel durch ihre Sachkunde und unermüdliche
Gefälligkeit auf das Wirksamste unterstützt.
Gleiches Entgegenkommen fand unsere Publication bei der
Leitung des K. und K. Kriegsarchivs in Wien. Unser Dank richtet
sich hier in erster Linie an den Herrn Feldmarschallleulnant
von Wetzer, Excellenz, und den Herrn Hauptmann von Palua.
Im Kriegsarchiv des Königlichen Grossen Generalstabs zu
Berlin hat Herr Generalmajor von Leszczynski der Staatsarchiv-
Verwaltung die so oft gewahrte Unterstützung auch dieses Mal
in reichem Maassc zu Theil werden lassen.
Berlin, im October 1899.
Der Director der K. Preussischen Staatsarchive
R. Eoser.
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-
Inhaltsverzeichniss.
Seile
Vorwort 5*
Einleitung I— CLXXXll
Erster Thcil: Die preussiache Rüstung . . 1 LX1V
I. Die »Stärke der preussischen Anne«.;. . . III — XVII
II. Die Festungsbauten in Schlesien .... XVIII— XXIII
III. Der Staatsschatz XXIV— XXX
IV. Wandlung der politischen Lage in Prcusscn
von 1755 auf 1756 XXXI— XXXVI
V. Rüstungen im Juni 1756 XXXVII— L
VI. Unterbrechung und Wiederaufnahme der
preussischen Rüstungen LI — LIV
VII. Die Mobilmachung der Armee im AugtiBt
1756 LV-LVII
VIII. Rückblick LVIII-LX1V
Zweiter Thcil: Die Entstehung der Coali-
tion gegen Preusscn in den .Innren 1755
und 1756 T.XV-CLXXX1I
Einführung LXVII— LXXI
I. Kaunitzens Plan. Seine Ablehnung in
Frankreich. Verhandlungen über eine Neu»
trali tat s Convention LXXII— LXXMV
II. Umschwung in Frankreich. Einleitende
Verhandlungen über eine Qffensivallianz . LXXXV — XCII
III. Aufnahme der Österreichischen Angriffs-
plane in Russland. Russlnnds Verhältniss
zu Preussen, England und Öaterreich . . X< 'III ('IX
IV. Defensiwertrag von Versailles. Verschie-
bung des Angriffs auf 1757 CX—CXV
V. Verständigung Ober eine Offensivallianz
mit Frankreich OXVI-CXXV
VI. Fortdauer des österreichischen Überge-
wicht« in Rnssland CXXVI— CXXXVII
VII. Österreichs Politik von der preussischen
Schilderhebung bis zum Abschluss der
Offenaivallianzen mit Frankreich und Russ-
land nxxxviu-CLvi
Excurs 1: Der Beginn der Rüstungen Österreichs CLVH — CLXIX
ExcurB 2: Dio Verschiebungdcs Angriffsauf 1757 CLXX — CLXXIV
Excurs 3: Kaunitzcns angebliche Besorgnisse
8* Inhaltsverzeichnis». ^
Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges 1 — 746
I. Prcussischc Acten: 1 — 142
Anhang: 125-142
Qnartierlistc der preußischen Armee (October 1755) (Nr. 210) 127—131
»Summarischer Extract von der Armee», 17. Nov. 1755 (Nr. 211) 131—132
Heeresgliedernng für den Ansmarsch 1756 (Nr. 212) 132—134
Ubersicht der BchlcBischon Festungsetats 1746/47 bis 1756/57
(Nr. 213) 134
Übersicht Uber die Herkunft der schlcsiachcn Fcstungsotata-
Geldcr 174G/47 bis 1756/57 (Nr. 214) 135
Übersicht der Entwicklung des Grossen Tresors von 1744/45
bis 1756/57 (Nr. 215) 136—137
Voranschläge des Königs für die Finanzen, 1750—1755 (Nr. 216
—219. 221. 222) ' 138-142
Voranschlag des Königs für die Armee, 1753/54 (Nr. 220) . . 141
Voranschlag des Königs für die Finanzen und Festungahauton,
1754 (Nr. 221) 141-142
> Zettel von denen zur Mobilmachung der Armoe dostinirten
Geldern«, 13. Mai 1756 (Nr. 223) 142
II. Österreichische Acten: 143—746
Beilage 1 : Bericht Esterhasys an Maria Theresia vom 10. Juli
1754 673—677
Beilage 2: Zinzendorfs Mömoire sur la Russie, sur ritnperatrice
Elisabeth, sa cour et son gonvernement. Juli 1755 .... 678 — 720
Beilage 3 : Memoire du chnncelier de cour et d'Etat Kaunitz,
expoBant et justifiant la mauiere dont le traite Beeret d'alliance
avec la France a ete negocie. Juli 1756 726—739
Beilago 4: Bericht Salahurgs über den Stand der österreichi-
schen Armee. 18. .Juli 1756 739—742
Beilage 5 : Bericht NcippergB über den Stand und die geplante
Vertheil ung der österreichischen Armee. 22. Juli 1756 . . 742—745
Beilage 6: Eft'ectivcr Bestand der österreichischen Armeen
Brownes und Piccolominis in Böhmen im September 1756 . 746
Fersoncnvorzeichniaa 747 — 761
Verzeichnisa der Correspondenton 762 — 764
I. Preusaischo Acten 762—763
II. Österreichische Acten 763—764
*
i
Einleitung.
Erster Theil:
ie preussische Küstung.
Von
6. B. Tölz.
orgeschkhte des 7jlhrigen Kriege«
I.
Die Stärke der preussischen Armee1).
Nach dem Dresdener Frieden umfasste die preussische Armee:
1) an Feldinfanterie: 4 Bataillone Garde, 44 Feldregimenter zu 2,
eins (Anhalt) zu 3 Bataillonen, ferner 2 Bataillone Pioniere und Mineure,
endlich 2 Bataillone Feldartillerie;
2) an Garnisoninfanterie: 8 Garnisonregimenter und 4 Bataillone,
das sogenannte Neue Garnisonregiment (Ahlimb) zu 2 Bataillonen,
die 5 ostfriesischen Compagnieen und endlich die Garnisonartillerie
(1 Bataillon) ») ;
3) an Cavallerie: 1 Escadron Garde du Corps, 12 Ktlrassier-
regimenter zu 5, 10 Dragonerregimenter zu 5 und 2 zu 10 Escadrons;
4) Husaren: 8 Regimenter zu 10 Escadrons.
Dazu kommen die Feldjäger, ein Corps zu Fuss (157 Mann) und
eins zu Pferde (176 Mann), sowie die Bosniaken (50 Mann).
Im Kriege traten noch 4 Land- oder Milizregimenter (2 zu 7, 2
zu 4 Compagnieen) zusammen, insgesamt 4800 Mann3).
Die etatsmässige Stärke der einzelnen Truppentheile ist aus der
folgenden Tabelle (für 1752) ersichtlich:
1) Vgl. für dieses Capitel: Immich, »Die Stärke des preuss. Heeres bei Aus-
bruch des siebenjähr. Krieges,« Jahrb. für die deutsche Armee und Marine, 1895,
Bd. 97, S. 257 ff. (fast ausschliesslich nach gedrucktem Material); vgl. Naud6,
-Beiträge zur Entstehungsgeschichte des siebenjähr. Krieges« (Sonderausgabe
aus den Forsch, zur brandenb. u. preuss. Gesch., Bd. 8 u. 9), II, 16—25. 70 — 72.
147 f. und Lehmann, »Friedrich der Grosse u. der Ursprung des siebenjähr.
Krieges « {Leipzig 1894), S. 4 ff. und Göttingische Gelehrte Anzeigen, 1896, S. 826 f.
2) In beiden obigen Gruppen sind die 5 stehenden Grenadierbataillone
(28 Compagnieen) inbegriffen; Uber ihre Zusammensetzung vgl. »Anhang« S. 129.
3) Die Compagnie zählte ohne Officiere 215 Köpfe, vgl. Nr. 109.
a*
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IV Die preussische Rüstung.
Officiere
Unter-
Tam-
Pfeiffer
Grena-
Muske-
offi eiere
bours
diere «)
tiere *)
Summa :
Feldinfanterieregiment1):
10 Musketier- resp. Füsi-
lier- u. 2 Grenadiercomp.2) 50 (42)
118 (100)
38 (32;
4 (-)
274
1220
1704 (1394)
Grenadier bataillon zu 4
18
ob
1 o
0
o
548
Pioniere: 2 Bataillone
Pioniere . .
42
100
32
1220
2 Compagnieen
Mineure . .
8
18
6
214
246
50
118
38
214
1220
1640
Feldartillerie (2Bataillone)
53
122
25
32
164
1270
1666
Garnisonartillerie (1 Ba-
32
63
1
73
756
925
Offleiere
Unter-
offleiere
Trom-
peter
Gemeine«)
Kürassiere: zu 5 Escadrons .
32
60
10
720
822
Dragoner: zu 5 Escadrons8) .
32
60
15
720
827
Husaren: zu 10 Escadrons . .
36
80
10
1020
1146
Besonderen Fuss haben5): 1. Bataillon Garde, 2 Bataillone Neues Garnison-
regiment Ahlimb, 5 ostfriesische Compagnieen und die Escadron Garde du Corps
(170 Köpfe).
Die jeweilige Stärke der Armee wurde nach den 4 obigen Gruppen
(ausschl. der Landregimenter) in Generallisten verzeichnet6), die sich
der König jeden Monat vorlegen liess.
Danach betrag die Armee im August 1752 135157 Mann7), ein-
1) Das Garnisoninfanterieregiment zählt je 2 Officlere und Tambours weniger
und keine Pfeiffer.
2) Die eingeklammerten Zahlen geben die Stärke nach Abzug der Grenadier-
compagnieen an.
3) Für die beiden Regimenter zu 10 Escadrons sind die Zahlen zu ver-
doppeln. 4) Einschliesslich der einfachen Üborcompletten.
5) Vgl. dafür 8. V.
6) So auch in dem (bei Lehmann S. 4 Anm. 2 erwähnten) »summarischen
Extract«, vgl. »Anhang« Nr. 211. Immichs Auseinandersetzung in dem »Nach-
trag« zu seinem Aufsatz (a. a. O. S. 384) trifft daher nicht zu.
7) Ausser Feldscherern, Unterstab und den nur in Kriegszeit eingezogenen
Knechten, die bei dem Effectivstand der Truppen sämtlich nicht mitgezählt
werden, wohl aber die Pfeiffer. Gleichfalls sind die Fahnenschmiede nicht mit-
gezählt Für die Zahlen dieser Kategorieen sei auf das in Vorbereitung begriffene
und demnächst erscheinende Generaletabswerk Uber die Geschichte des sieben-
jährigen Krieges verwiesen.
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I. Die Stärke der preussiachen Armee.
v
schliesslich der Bosniaken 135207 Mann1). Der König selbst giebt
in seinem, ans diesem Monat datirten Politischen Testament die etwas
höhere Zahl 135600 an.
Davon waren im Felde verfügbar:
65518 MtiBketiere and Füsiliere \
890 1. Bataillon Garde j Feldinfanterie
14570 Grenadiere )
3410 Grenadiere (der Garnisoninfanterie) *)
1666 Feldartillerie
1640 Pioniere
21612 Kürassiere und Dragoner
9168 Husaren
383 Jäger und Bosniaken
118857
Als Garnisontrnppen verblieben:
13900 Masketiere \
1042 Neue Garnisonregiment ! Garnisoninfanterio
550 ostfriesischen Gompagnieen )
925 Garnisonartillerie
16417
Diese Zahlen entsprechen dem etatsmässigen Sollstand, der in
den Listen von 1755 erreicht ist, wenngleich dauernd in den einzel-
nen Monaten geringfügige Schwankungen auftraten3).
Dazu kommen aus dem Zeitraum 1752 bis Juni 1756 die Aug-
mentationen4). Sie betrugen bei der Garnisonartillerie 1752/55 87
Köpfe und bei der Garnisoninfanterie, durch die Verdoppelung des
Regiments Mtttzschefahl 1755, 1400 Köpfe. Da am 1. Juni 1756 ferner
noch eine Verstärkung der Koseier Festungsartillerie um 26 Köpfe
erfolgte, verfugte der König Mitte Juni, als die Kriegsgefahr in Sicht
kam, Uber 11SS57 Mann Feld- und über 17930 Mann Garnisontruppen:
er hatte also, ohne die Landregimenter (4800) und die doppelten Über-
completten (7300 Mann, vgl. unten S. IX), insgesamt 136787 Mann5).
1) Vgl. auch Lehmann, G. G. A. 1896, S. 826.
2) Im Kriege wurden die Grenadiercompagnieen der gesamten Infanterie in
selbständige Bataillone zusammengelegt Vgl. Nr. 102.
3) So bei den Officieren der Gavallerie, die vielfach die etatsmässige Zahl
Uberachreiten. Immich (S. 265 Anm. 1) wurde dadurch veranlasst, eine Augmen-
tation bei dem, übrigens auch um 2 zu niedrig angesetzten Etat der Kttrassier-
officiere anzunehmen.
4) Für die Einzelheiten dieser Augmentationen vgl. unten S. X ff.
5) Der »summarische Extract« vom November 1755 (vgl. > Anhang« Nr. 211)
zählt, 272 Fahnenschmiede abgezogen, 136716 Mann ; er rechnet die 50 Bosniaken
nicht mit.
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VI
Die preussische Rüstung.
[Einfache Übercomplette.] Um jederzeit seine Trappen auf
etatsmä88igem Fuss zu haben, hatte der König die Einrichtung der
sogenannten Übercompletten getroffen'). Auch sie wurden, wie ein
grosser Theil der übrigen Mannschaften, aus dem Canton aasgehoben,
jedoch nur zu den jährlich stattfindenden Exerciertibungen und Revuen,
sowie im Kriegsfälle eingezogen. Nach den Reglements (vom 1. Juni
1743) sollten sie »niemals im Gewehr marschiren: ausser wann ein
Kerl krank wird, alsdann in dessen Platz ein Übercompletter ein-
gestellt werden soll«. Für die Compagnie Musketiere resp. Füsiliere,
waren je 8, für die Compagnie Grenadiere je 10, für die Escadron
Kürassiere und Dragoner je 12 Mann bestimmt. Obwohl für die
Husaren in den Reglements und gleichfalls in den Generallisten Über-
complette nicht erwähnt werden, finden sich dennoch solche Sommer
1756 bei einigen Regimentern2); nach einer Liste aus dem September
1756») betrug die Zahl 420. Ein Befehl für deren Errichtung ist
nicht aufzufinden; sie werden später als >erste Augmentation« auf-
geführt«).
Für unsere Berechnung ist darauf hinzuweisen, dass die Musketier-
compagnie nominell 8, thatsächlich aber 10 Übercomplette, gleichwie
die Grenadiercompagnie hatte. Eine Notiz in dem Tagebuch von
Scheelen5) aus dem März 1755 besagt: »Der Hochselige König bezahlte
nur vor die complette Compagnie 112 Mann. Weilen aber nachmals
3 Glieder aufkamen und 38 6) volle Rotten sein sollten, das sind
114 Mann, so mussten die Capitäns 2 Mann in der Compagnie bezahlen
nebst 8 Übercompletten.« Auch der König betrachtete jene 2 Mann
schlechthin als Übercomplette7).
Die Zahl dieser einfachen Übercompletten, die in den monatlichen
Generallisten mitgeführt werden, beträgt für den Stand von 1752:
1) Das 1. Bataillon Garde hatte statt dessen das sogenannte Corps »Unran-
girte«. Ebenso hatten die Mnsketiercompagnieen des Neuen Garnisonregiments
Ahlimb, die ostfriesischen Compagnieen, sowie die Jäger und Bosniaken keine
einfachen, also auch keine doppelten Übercompletten.
2) Bei dem Regiment Puttkammer bereits zu den Exercitien seit dem 1. Juli
eingezogen, vgl. Nr. 191. Ferner sind solche bei dem Regiment Zieten in Berliner
Garnisonslisten von 1751 und 1752 aufgeführt (Berlin, Geheimes Staatsarchiv).
3) Bei Lehmann, G. G. A. 1896, 8. 827.
4) Vgl. Nr. 205. 5) Berlin, Generalstabsarchiv.
6) In der Vorlage verschrieben: >48«.
7) In der Ordre vom 25. Februar 1755 (Nr. 36), wo er die Verdoppelung der
»jetzigen 10 Übercompletten par Compagnie« anordnete.
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L Die Stärke der preuBsiBcben Armee.
VII
2. u. 3. Bat. Garde, Betzow,
45 Infanterieregimenter pro Bataillon: 50 Musketiere \
resp. Füsiliere ! 5640
10 Grenadiere )
20 Garnisonbataillone ä 50 Musketiere )
10 Grenadiere j ' 1M°
2 Bataillone Neuen Garnisonregimentsa 10 Grenadiere 20
2 Bataillone Pioniere ä 50 «Pioniere j nQ
10 Mineure | '
ü980
Garde du Corps (1 Escadron) 12
12 Regimenter Kürassiere ä 60 720
10 » Dragoner ä 60 600
2 » a 120 240
1572
Übernehmen wir für die Artillerie die in der Septemberliste von
1756 genannte Zahl, so ergeben sich:
Infanterie 6980
Cavallerie 1572
Artillerie 111
8663 einfache Übercomplette »).
Durch die Errichtong der 2 Garnisonbataillone im Jahre 1755
steigt die Summe um 100, also die Gesamtsumme auf: 8763 einfache
Übercomplette2).
[Doppelte Übercomplette.] Am 25. Februar 1755 befahl der
König, dass alle Infanterie-, Kürassier- und Dragonerregimenter aus
ihren Cantons die einfachen Übercompletten verdoppeln sollten3).
Ausser den Truppentheilen, die bereits einfache Übercomplette nicht
hatten4), wurden damit von dieser Verpflichtung ausgenommen: alle,
die zwar bisher Übercomplette, aber keine Cantons hatten, wie die
Regimenter Prinz Heinrich, Franz von Braunschweig, das Bataillon
1) Immich (S. 263) gelangt zu der Zahl 7414; zwar berechnet er für das
1. Bataillon Garde und die 5 ostfriesischen Compagnieen irrthümlich Übercom-
plette, dagegen nicht für die Artillerie und Pioniere; er berechnet ferner aber
die Übercompletten der Musketiere der Feld- und Garnisoninfanterie nur zu
8 Köpfen, eine Thatsache, die einen Unterschied von 1140 Mann bedeutet.
2) Mit Hinzurechnung der 420 Husaren: 9183.
3) Vgl. Nr. 36. > Über-Überoomplette« befanden sich nach den Listen schon
bei den Regimentern der Berliner Garnison (1751: 436; 1752: 479). Die letzte
Rubrik in den von Lehmann (»Scharnhorst« 2, 651) abgedruckten Listen um-
fasst also — in den mir vorliegenden Listen von 1751 und 52 auch wörtlich so
bezeichnet — >Über-Übercomplette« und ist danach zu corrigiren.
4) Vgl. oben S. VI Anm. 1.
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VIII
Die preussische Rüstung.
Retzow, das Grenadierbataillon Kahlden und die Husaren1). Ferner
gaben in der Folge einige der Garnisonregimenter, bei denen eine
Augmentation stattfand, wie Mützschefahl und Nettelhorst2), ihre dop-
pelten Übercompletten an die neu zu bildenden Bataillone ab, die
ihrerseits sämtlich ohne doppelte Übercomplette formirt wurden.
Die Absicht des Königs bei dieser Einrichtung ging darauf hin-
aus, dass die Regimenter »schon etwas dressirte« Leute in den Gantons
hätten, »um solche erforderten Falls einziehen und gebrauchen zu
können«. Indessen scheint Friedrich damals keineswegs geplant zu
haben, sofort bei der Mobilmachung, wie es 1756 geschab, auch die
doppelten Übercompletten zur Fahne einzuberufen; vielmehr legt eine
Ordre aus dem Herbst 1755 3) die Vermuthung nahe, dass sie nur
zum Ersatz für die bereits im Felde erlittenen Verluste verwandt
werden sollten, in ähnlicher Weise wie die Cantonisten, die Friedrich
im Juni 1756 vor dem Ausmarsch in Oberschlesien und Ostpreussen
auszuheben befahl4). Also nicht sowohl eine Erhöhung des Fueses
der Regimenter als vielmehr die Beschaffung schon etwas kriegs-
wichtiger Ersatzmannschaften, die erforderten Falls ins Feld nach-
rückten, glaube ich in dieser Maassnahme des Königs erblicken zu
sollen; um so mehr, als er anordnete, dass von den nunmehrigen
20 Übercompletten der Compagnie jährlich nur 10 zu den Übungen
eingezogen, montirt und in den monatlichen Generallisten geführt
werden sollten.
Die Berechnung der doppelten Übercompletten gelangt zu dem
Ergebniss:
2. u. 3. Bataillon Garde,
445) Infanterieregimenter pro Bataillon: 50 Masketiere \
resp. Füsiliere J 5450
10 Grenadiere )
1 5«) Compagnleen Grenadiere der Garnison-
bataillone 150
2 Bataillone Pioniere a 50 Pioniere { 1 9n
10 Mineure | * ' *
5720
1) Nach dem Generalstabswerk (» Geschichte des siebenjährigen Krieges',
Berlin 1824, 1, S. 19) erstreckte sich diese Ordre auch auf die Husaren; doch
fehlt für diese Angabe jeder quellenmässigo Beleg. Ferner treffen die dort
gegebenen Zahlen für die doppelten Übercompletten der Kürassiere und Dragoner
nicht zu. 2) Vgl. Nr. 34 und 46. 3) Nr. 43. 4) Vgl. Nr. 84 und 90.
5) Prinz Heinrich, Franz von Braunschweig (von Lehmann offenbar in der
Liste mitgerechnet) fehlen; dafür kommt das Regiment Hessen-Kassel (mit nur
1 Grenadiercompagnie, s. u.) hinzu.
6) Die 6 Compagnieen Kahlden, nebst der einen von Salmuth (vgl. Anm. 5),
fehlen.
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I. Die Stärke der preussischen Armee.
12 Regimenter Kürassiere a 60 720
10 » Dragoner ä 60 600
2 ► ä 120 240
1560
Da doppelter Ubercompletter bei der Artillerie nirgends in den
Acten Erwähnung geschieht, so ergeben sich im ganzen 7280 doppelte
Übercomplette1).
Der Eonig hatte also im Juni 1756:
8763 einfache und
7280 doppelte Übercomplette
rund 160402) Übercomplette8).
l) Immich (S. 264 f.) berechnet 5710 bei der Infanterie, 1642 bei der Caval-
lerie: er rechnet 22 bei der Garde du Corps mit (diese Vermehrung fand erst
im Herbst statt, s. u.), sowie 5 Offieiere pro Kürassierregiment (vgl. oben S. V
Anm. 3; für diese Vermehrung im December 1756 s. u.).
2} Mit den Husaren: rund 16500.
3) In der von Lehmann (G. G. A. 1896, S. 827 Anm.) veröffentlichten Ge-
samtliste der Übercompletten vom 1. September 1756 sind zunächst einige Daten
zu beanstanden:
1. Die stehenden Grenadierbataillone sind zu hoch berechnet. Sie betrugen
28 Compagnieen; 6 davon (das Bataillon Kahlden) hatten aber nur einfache Über-
complette, BodasB auf jeden Fall nur die Zahl 500 herauskommt. Vielleicht ist
die Zahl 580 bei Lehmann ein Druckfehler.
2. Die für die GarniBonbataillone verzeichneten 1650 Übercompletten um-
fassen, da das Bataillon 50 einfache übercomplette zählt, zunächst die der 19
alten (das Bataillon Salmuth war in ein Feldbataillon umgewandelt, s. unten
S. Xni), sodann die der 2 im August 1755 und der 12 im August und September
1756 neu errichteten Bataillone (s. unten S. XIII f.). Diese letztem 12 können aber
für die Berechnung der Stärke der preussischen Armee zu der Zeit, als der Krieg
in Sicht kam, d. h. im letzten Junidrittel, garnicht in Betracht gezogen werden.
Ebenso unzulässig aber, wie die Miteiorechnung von Zahlen späterer Zeit,
von Augmentationen nach dem Juni 1756, ist für die Berechnung der Heeres-
stärke vom 1. Juni 1756 zweitens die Art, wie Lehmann die Zahl der einfachen
und doppelten Übercompletten aus der Gesamtliste ableitet. Er sagt, ohne weitere
Begründung und frühere Angaben modificirend : »die alten Übercompletten, mit
in der Liste vom August 1752 enthalten, zählten 6700 Hann«. Darauf ist zu-
nächst zu bemerken, dass diese Summe, bei jeder Berechnung nach den in den
Reglements gegebenen Zahlen, für die etatsmässigen Übercompletten sich als zu
niedrig erweist Sodann: die alten Übercompletten sind in den monatlichen
Generallisten von 1752 und 1755 mitgerechnet; die Listen beider Jahre liegen
vor, sie weisen — abgesehen von den bereits erwähnten Vermehrungen (vgl.
oben S. V) — nur so unerhebliche Abweichungen auf, dass auch die Zahl der
einfachen Übercompletten beider Jahre nur höchst geringfügige Unterschiede
unter einander einschliessen kann. Da aber auch, wie ich gezeigt habe, die
Zahl der Truppentheile mit einfachen Übercompletten grösser ist als der mit
doppelten, muss die Zahl der doppelten Übercompletten hinter der Zahl der ein-
fachen zurückbleiben, wie es meine Berechnung auch ergiebt.
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X
Die preussische Rüstung.
Wir Aigen sogleich hinzu, dass der militärische Werth dieser
doppelten Übercompletten nicht zu hoch veranschlagt werden darf,
da sie bei dem Ausmarsch Ende August 1756 nicht bewaffnet1), bei
der Cavallerie des Haupt- und des schlesischen Corps Uberhaupt nicht
beritten gemacht werden konnten2).
[Augmentationen bis Mitte Juni 1756.] Als der König nach
dem Dresdener Friedensschluss an die Fortsetzung der Festungs-
bauten3) schritt, die er in grossem Stile vor allem seit 1747 begann,
musste er, um den strategischen Werth der Festungen voll auszu-
nutzen, ihnen eine entsprechende Besatzung an Artillerie und Infan-
terie geben.
Besondere Artilleriecompagnieen und Einzelcommandos lagen
bereits in den Festungen der alten Provinzen 4), und gleichwie er sich
hier im wesentlichen auf die Instandhaltung der bereits vorhandenen
Wenn Lehmann trotzdem zu dem umgekehrten Verhältniss gelangt, so beruht
das einmal auf seiner dunkel bleibenden Berechnung der 6700. Zweitens berech-
net er, infolge fehlerhafter Addirung der Einzelposten der Liste, die Gesamtsumme
der Übercompletten auf 19296 statt auf 17296 (auch ihre daraufhin behauptete
Vermehrung >um 86 Procent« ist entsprechend zu berichtigen); danach würden
also nicht 12596, sondern nur 10596 doppelte Übercomplette anzusetzen sein (Tgl.
Immich, Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine, Bd. 103, S. 2). Endlich
aber erhält Lehmann die um mehr als die Hälfte grössere Zahl der doppelten
Übercompletten dadurch, dass er jene 6700 alten von der in der Liste gegebenen
Gesamtzahl der Übercompletten ohne jede Einschränkung abzieht. Er beachtet
nicht, dass mit der Errichtung der neuen Infanteriebataillone 1755 und 56 auch
die Zahl der einfachen Übercompletten gestiegen, wie andrerseits zugleich die
der doppelten (durch die Abgabe der doppelten Übercompletten bei der Aug-
mentation der Garnisonregimenter, vgl. oben S. VIII) um einiges gesunken ist.
1) Vgl. Immich, S. 264 ff. 2) Vgl. Nr. 183 und P. C. 13, 284.
3) Vgl. Cap. H.
4) Nach einem (bei v. Schöning, Hist-biogr. Nachrichten der brandenburg.-
preuss. Artillerie, 1, 457 f. abgedruckten) Verpflegungsetat betrug 1748 die Gar-
nisonartillerie in:
Officiere
Unter-
of Ii eiere
Bombar-
diere
Kano-
niere
Tambours
Wesel . . .
5
9
3
105
1
Magdeburg .
3
5
1
70
Stettin . .
3
4
1
70
Pillau . . .
4
4
1
70
Schlesien. .
6
17
6
110
Dazu: in Geldern 6, in Mörs, Lippstadt und Minden je 2 Kanoniere.
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I. Die Stärke der preussischen Armee.
X!
Fortificationen beschränkte, so brachte er (1749) hier auch nur die
Magdeburger Artillerie auf den Fuss einer vollständigen Compagnie 1).
Anders in Schlesien. Dort befanden sich Überall in den Festungen
nur kleinere Commandos. Friedrichs erstes Werk war nun, dass er
1748 in Neisse, während die dortigen Festungsbauten im wesent-
lichen zum Abschluss gebracht wurden, die Artillerie (wie in Magde-
burg) auf den Fuss einer Compagnie vermehrte3). 1750 folgte Glatz
mit einer Verstärkung und Schweidnitz mit einer gänzlichen Neu-
schaffung, beide »fast auf den Fuss, wie schon zu Neisse und zu
Magdeburg geschehen« 3). Nunmehr kam Kosel an die Reihe: hier
wurde in den Jahren 1753/55 die bestehende Artillerie (1 Unterofficier
und 10 Kanoniere) um 87 Köpfe vermehrt4); am 1. Juni 1756 kamen
26 weitere dazu5). Und als dem König im Mai 1756 unerwartet eine
Summe von 6000 Thlrn. disponibel wurde, verfugte er sofort die
weitere Verstärkung der beiden Corps zu Kosel und Schweidnitz
auf den vollen Fuss einer Compagnie6). Noch harrte, als der Krieg
entbrannte, das Commando von Glatz seiner Complettirung, wofern
Friedrich nicht auch die von Breslau, Glogau und Brieg, den letzten
3 schlesischen Festungen, vermehren wollte7).
1) 5 Officiere, 10 Unterofficiere, 20 Bombardiere und 130 Kanoniere. Vgl.
Nr. 10. 2) Vgl. Nr. 8. 3) Vgl. Nr. 17.
4) 1753: 1 Officier, 3 Unterofficiere, 4 Bombardiere, 40 Kanoniere (Bericht
von Dieskau und Linger vom ll.Dccember 1753); 1754: 4 Bombardiere und 4
Kanoniere und 1755: 31 Kanoniere (Ordres an Oberst von Merbitz vom 3. Juni
1754 und 11. Juni 1755). — Vom Februar 1755 liegt eine Liste der preussischen
Garnisonartillerie vor (von Herrn Oberleutnant Lange mir gütigst zur Verfügung
gestellt):
Officiere
Unter-
officiere
Bombar-
diere
Kan Li-
niere
Neisse . . .
5
10
20
130
Glatz. . . .
3
7
14
86
Schweidnitz
3
7
10
88
Breslau. . .
2
4
24
Glogau . . .
1
3 2
24
Brieg. . .
«
4
2
11
Kosel . . .
1
4
8
54
5) Vgl. Nr. 49. Naude (II, 71 f.) Ubersieht diese und bezieht die Ordre für
dieselbe auf die im folgenden genannte Vermehrung.
6) Vgl. Nr. 71. 72.
7) Im Juli 1756 findet sich noch der Plan einer Vennehrung der 6 Com-
pagnieen des 1. Feldbataillona um je 10 Übercomplette erwähnt, vgl. Nr. 148.
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XII
Die preußische Rü»tuog.
Ungleich bedeutender war die Augmentation der Garnisoninfan-
terie. Wie erwähnt, diente auch sie znr Erhöhung der Sicherheit und
zur grösseren Ausnutzung der Festungen, obschon sie zu gleicher Zeit
die Verwendung sämtlicher Feldregimenter ausschliesslich im Felde
ermöglichen sollte *). Ihre Errichtung war demgemäss von dem Fort-
schreiten der Fortificationsbauten — auch hier handelt es sich fast
allein um Schlesien, — abhängig, und als deren Abschluss nicht mehr
in zu ferner Aussicht stand und der König mit dem Aufbau der er-
forderlichen Kasernen beginnen konnte3), trat er auch der Ausfuhrung
der Augmentationen näher. So unterrichtete er denn im Juli 1754
Massow, den Minister Schlesiens, von seinem Plan, die dortigen 4
Garnisonregimenter Mützsohefahl, Lattorff, Nettelhorst und Blanckensee
um je 2 Bataillone (ohne Grenadiercompagnieen) aus schlesischen
Landeskindern zu vermehren8), und befahl Ende September desselben
Jahres4) zunächst die Verdoppelung Mützschefahls für den Sommer
1755.
Seine schlesischen Vermehrungen bestritt der König aus den
dortigen Etatsuberschugsen, und zwar wies er für sie die Summe an,
die bis dahin zum Ausbau der Festungen verwandt worden war*).
Und da die Kosten der Neuerrichtung für 2 Infanteriebataillone nicht
die ganze Summe der 50000 Thlr. beanspruchten, konnte er mit dem
Reste die Garnisonartillerie noch um einiges verstärken. So war
es in den Dispositionen für die Etatsjahre 1755/56 und 1 756/57 •)
der Fall.
Die Zahlungen für den neu zu errichtenden Truppentheil ringen
mit dem Beginn des Etatsjahres am 1. Juni an, jedoch wurden die
Gelder der ersten 2l/i Monate für die Beschaffung der Ausrüstung
und Bekleidung verwandt, sodass die eigentliche Errichtung erst Mitte
August erfolgte7). Erst zu diesem Termin wurden die Rekruten
geliefert und eingestellt, in der Weise, dass die beiden alten Batail-
lone des Regiments die Hälfte ihrer Mannschaft abgaben und dafür
die gleiche Anzahl an Rekruten empfingen8).
1) Man beachte, dass 1756 3 Feldregimenter zur Besetzung Wesels zurück-
bleiben in u ästen und Friedrich sich andrerseits entachloss, in Ostpreussen sogar
2 Garnisonregimenter nebst ihren Augmentationen als Feldtruppen zu verwen-
den (s. u.). 2) Vgl. S. XXI f.
3) Vgl. Nr. 29 und dazu im »Anhang« Nr. 220. Von Naudä (II, 70) und
Koser (»König Friedrich der Grosse«, 2, 13) wird für das Folgejahr, dem die
Anfänge der Ausführung angehörten, irrthümlich auch die Entstehung des Plana
angenommen.
4) In einer (nicht vorliegenden) Ordre an Massow vom 29. September 1754.
5) Vgl. S. XXI f. 6) Vgl. Nr. 45. 49 7) Vgl. Nr. 40. 8) Vgl. Nr. 41.
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I. Die Stärke der preussiBchen Armee.
XIII
Bei der Rekrutenlieferung suchte der König sein eigenes Land
zunächst nach Möglichkeit zu schonen. Daher mussten die alten
Bataillone ihre doppelten Übercompletten abgeben, die Truppentheile
sämtlicher Provinzen ihre überzähligen Ausländer; dazu kamen un-
sichere Cantonisten und die noch dienstfähigen Leute des Neuen Gar-
nisonregiments Ahlimb, das sich wiederum aus den Invaliden der
Armee ergänzte.
Auf diese Weise wurde am 16. August 1755, bis auf einigen
Nachschub im September, das Garnisonregiment MUtzschefahl ver-
doppelt1); das Contingent der ausgehobenen Landeskinder machte
derart nur */s der Mannschaften aus.
[Augmentationen seit Mitte Juni 1756.] Anders bereits die
nächstfolgende Augmentation, die des zweiten sch lesischen Garnison-
regimentes Nettelhorst, die zum gleichen Termin des Folgejahres an-
gesetzt wurde. Nur 105 Mann an doppelten Übercompletten und
Invaliden vermochte der König diesmal aufzubringen; dazu Hess er
400 Ausländer werben, und den Rest, also fast 2/3, musste Schlesien
stellen 2).
Durch Werbung im Auslande suchte Friedrich in gleicher Weise
einen Theil für das im August 1756 neu zu errichtende Feldbataillon,
welches mit dem bisherigen Garnisonbataillon Salmuth das Feld-
regiment Hessen -Kassel formiren sollte, zu beschaffen; den Rest
mussten die Capitäne selbst anwerben3). Zur festgesetzten Zeit, am
11. August 1756, traten demgemäss die Compagnieen zusammen.
Ausserdem war zum August 1756 noch die Verdoppelung des
brandenburgischen Garnisonregiments Lange geplant4), und es waren
zu diesem Behuf die 300 Schwarzburger, die der König im Frühjahr
in seinen Dienst übernommen hatte, zum Regiment gestossen5).
Aber noch vor dem August wurden für die Augmentation neue
Maassnahmen getroffen. In Folge der drohenden Kriegsgefahr Ende
Juni 1756 ordnete der König nicht allein an, dass die Mannschaften
für Nettelhorst statt am 16. schon am 1. August gestellt werden
sollten«), sondern er beschloss auch, sofort die Verdoppelung des
Langeschen Regiments durchzuführen: er Hess für dasselbe noch 300
Ausländer werben, und was fehlte, durch die für Nettelhorst bestimmten
1) Vgl. Nr. 33. 34. 40. 2) Vgl. Nr. 45—47. 49. 75.
3) Vgl. Nr. 50 und dazu Nr. 60. Immich (S. 267) setzt die Augmentation
schon in den Januar und berechnet überdies noch 1 Grenadiercompagnie mit.
4) Vgl. Nr. 68. 76. 5) Vgl. 8. 40. 6) Vgl. Nr. 113.
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XIV
Die preussiache Rüstung.
Rekruten, die ihrerseits wiederum ans Schlesien ersetzt wurden, er-
gänzen1). Und nicht genug mit der beschleunigten Errichtung der
neuen Bataillone von Nettelborst und Lange, der König befahl ferner,
zum 1. August auch noch die Regimenter Lattorff und Blanckensee
zu verdoppeln2), und zwar geschah dieses ausschliesslich ans schle-
sischen Landeskindern3). Während er ferner für die Verdoppelung
des einen Regimentes die Kosten aus sonstigen Staatseinnahmen an-
weisen konnte, musste er die des zweiten aus seinem eigenen Dis-
positionsfonds'bestreiten4). Sodann befahl der König Ende Juli, dass
auch bei den beiden ostpreussischen Garnisonregimentern Sydow und
Manteuffel je 2 Bataillone neu errichtet werden sollten. Es geschah
zum 15. September») auf die gleiche Art wie in Schlesien, und auch
die Kosten für diese 4 neuen Bataillone bezahlte der König aus
eignen Mitteln.
Die gesamten Vermehrungen im August und September 1756
betrugen demnach 13 Infanteriebataillone (9100 Mann) ausser der
Artillerie, die Gesamtvermehrungen seit 1752 18052 Mann6) und zwar
an doppelten Übercompletten 7280, an Feldinfanterie 700, an Garnison-
infanterie 9800, an Feldartillerie 60 und an Garnisonartillerie 212
Köpfe, sodass der König nunmehr über 128017 Mann Feldtruppen
(das in ein Feldbataillon umgewandelte Garnisonbataillon Salmuth und
die 420 Übercompletten der Husaren eingerechnet) und Uber 25729 Mann
Garnisontruppen, insgesamt also, ohne die Landregimenter (4800 Mann),
Uber 153746 Mann verfügte.
Die nächste Vergrösserung des Heeres erfolgte im October, als
Friedrich nach der Gapitulation in Pirna die ganze sächsische Armee,
mit Ausnahme ihrer Officiere, der seinigen einverleibte: 4 Escadrons
erhielt das Dragonerregiment Prinz Eugen von Württemberg, 2 Esca-
drons wurden der einen bestehenden der Garde du Corps hinzugefügt
und diese selbst augmentirt, die übrige Cavallerie aber unter die
1) Vgl Nr. 82. 119. 2) Vgl. Nr. 82. 83. 95. 3) Vgl. Nr. 165.
4) Vgl. P. C. 12, 433.
5) Um den Capitänen die Anschaffung der Montirnng zu erleichtern, ver-
schob der König den anfangs gesetzten Termin des 1. September um 14 Tage.
Vgl. Nr. 149 und 163.
6) Die im Generalstabswork (Berlin 1824, 1, S. 19) verzeichnete Zahl 18580
ist aus nicht angegebener Quelle übernommen, auch die Berechnung im einzelnen
daselbst weder richtig noch vollständig, da 1755 und bis zum Herbst 1756 im
ganzen 14 Garnison- und 1 Feldbataillon nou errichtet wurden, die Artillerie-Aug-
mentationen aber garnicht erwähnt sind; für die doppelten Übercompletten bei
der Cavallerie vgl. obeu S. VIII Anin. 1. Vgl. auch P. C. 13, 100.
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I. Die Stärke der prouasischen Armee.
xv
preussische »untergestochen * *). Das gleiche geschah mit der Artillerie
(350 Köpfe)2); dazu wurden für die Artillerie noch 300 Rekruten in
Sachsen neu ausgehoben3). Aus der sächsischen Infanterie wurden
S Feld- und 2 Garnisonregimenter mit je 2 Grenadiercompagnieen
gebildet und durch Aushebungen in Sachsen auf den preussischen
Fuss, die 8 Feldregimenter mit doppelten Übercompletten (1820 Köpfe)
gebracht4). Dieser Zuwachs aus der sächsischen Armee dürfte im
ganzen an 20000 Mann betragen haben.
Die grossen Vermehrungen der bestehenden Truppentheile be-
ginnen mit dem letzten Decemberdrittel 1756. Durch Circulaire-Ordre
(vom 18. December) wurden die gesamten Kürassier- und Dragoner-
regimenter in Schlesien und Sachsen angewiesen, sich pro Escadron
um 1 Officier, 2 Unterofficiere und 12 Mann zu verstärken5). Für
OBtpreussen erging die entsprechende Ordre am 8. Januar 17576).
Das ergab einen Zuwachs bei der Cavallerie um rund 2000 Köpfe.
Sodann erfolgte am 26. December 1756 der Befehl für die Ver-
doppelung des (letzten) ostpreussischen Garnisonregiments Luck7), in
den folgenden Tagen bis zum 30. December für die der Garnison-
bataillone Hellermann (Grollmann) und Grape — damit war die Ver-
doppelung der gesamten Garnisoninfanterie durchgeführt — und für
eine abermalige Vermehrung des Garnisonregiments Lange um zwei
Bataillone8). Das war eine neue Verstärkung um 4200 Mann.
Nunmehr schritt Friedrich zur Vermehrung seiner Feldinfanterie :
jedes Regiment sollte für geine Musketier- und Grenadiercompagnieen
je 30 Mann pro Compagnic aus den Cantons ausheben. Die Ordre für
das Corps in Sachsen erging am 9. Januar 1757 (für 23 Regimenter) 9),
am Tage zuvor schon für die beiden Corps in Schlesien und Ost-
preussen10). Wiederum eine Vermehrung um 13b00 Mann.
Auch bei den Husaren fand noch eine Augmentation statt: zu-
nächst am 21. Januar wurde sie für die beiden ostpreussischen Regi-
1) Vgl. Nr. 192. 2) Vgl. v. Schöning a. a. O. 2, 18. 19. 35.
3) Vgl. Nr. 193. 4) Vgl. Nr. 192. 193. 20ü.
5) Vgl. Nr. 196. 197. Diese Mannschaften rekrutirten sich grosaentheils aus
den gefangenen Sachsen. 6) Vgl. Nr. 202. 7) Vgl. Nr. 199.
8) Vgl. Nr. 198. 200. 201. Die Vermehrungen geschahen zum Theil aus säch-
sischen Rekruten, vgl. Nr. 206.
9) Vgl. Nr. 203. Ausgenommen waren die 4 Gardebataillone und weitere
5 Regimenter (Füsiliere) des Corps, sowie die 3 Regimenter in Wesel: sie hatten
keine Cantons. Vgl. auch Märkische Forschungen, Bd. 19, 183. Für die spätere
Vermehrung des Prinz Heinrich'schen Regiments im Februar und März 1757
vgl. S. 119 Anm. 1. 10) Vgl. Nr. 202.
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Die preusaische Riiatung.
menter a go Mann befohlen1), dann am 3., resp. 6. Februar für die
Übrigen 6 Regimenter a 5 Cornets, 10 Unterofficiere und 60 Mann2).
In denselben Tagen wurde eine Vermehrung des Fussjägercorps, dessen
Zahl schon im November 1756 auf 200 Mann erhöht worden war, um
3 Offi eiere und fernere 100 Mann angeordnet9). Von neuem eine Ver-
mehrung um rund 700 Mann.
Schliesslich ist noch die Errichtung der 4 Freibataillone Le Noble,
Mayr, Kalben und Angelelli zu nennen4), die im Verlaufe des Winters
1756/57 zusammentraten und im ganzen 2000 Köpfe zählten.
Zählen wir die 20000 Sachsen, die neuen Augmentationen des
Winters 1756/57 in Höhe von rund 23000 Mann und die Land-
regimenter (4800 Mann) zu jenen 154000 hinzu, Uber welche der
König Ende September verfügte, so war damit wohl die Zahl 200000
erreicht5), aber ob die Armee thatsächlich diese Stärke erlangte,
steht sehr dahin. Ein genauer ziffermässiger Nachweis ist bei dem
lückenhaften Material, dem Fehlen der meisten Stärkelisten6) nicht
möglich. Es müssen die Verluste des letzten Feldzugs durch Tod,
Krankheit und Desertion in Betracht gezogen werden; sind sie völlig
ersetzt worden ? ist ferner aber auch die Bewaffnung und Ausrüstung
überall vollständig gewesen ? Dazu kommt, dass die Augmentationen
zunächst von keinem grossen militärischen Werth waren; wohl hatte
der König bei dem Ausmarsch bestimmt, eine Zahl Regimenter solle
ihre besten Cantonisten ausheben und mit den Ausländern unter
20 Jahren 7) nach der Hauptstadt der Provinz schicken, damit sie dort
ausgebildet würden8), aber es ist nicht zu leugnen, dass sie, aus
1) Vgl. Nr. 204. 2) Vgl. Nr. 205. 3) Vgl. Nr. 207.
4) Vgl. Nr. 178. 195.
5) In dieser Höhe giebt Friedrich Anfang Februar 1757 seine Armee an
(P. C. 14, 243); nach einem Schreiben von ihm ans Mitte Januar 1757 (P. C. 14,
211) sollte die Armee Mitte Februar sogar auf 210000 Mann kommen. — Unter-
stab, Feldscherer und Knechte habe ich nicht mitgerechnet.
6) So sind von den der Geheimen Kriegskanzlei 1767 zur Aufbewahrung
iibergebenen Cabinets-, bezw. Generaladjutantur- Acten: »Listen von der Armee
und andere zur Armee gehörige Sachen und die Correspondenz, so seit 1 740 bis
1756 in dem Departement der Generaladjutantur unter Borcke, Buddenbrook und
Wobersnow geführt worden«. »Tageslisten aus dem letzten Kriege (1756 bis 1763)«
und viele andere meist die Jahre 1763 bis 1767 betreffende Sachen in Folge der
französischen Invasion 1806 vernichtet worden. Vgl. Mittheilungen aus dem
Archiv des Eönigl. Rriegsministeriums (Berlin 1891), 2, S. 60, Anm.
7) Als Ausländer galten alle Mannschaften, die nicht ans dem Canton aus-
gehoben waren. 8) Vgl. Nr. 79. 84. 90. 174.
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I. Die Stärke der preussischen Armee.
xvu
Anläse der Augmentation nun zn ihren Regimentern einberufen, doch
in keinen Vergleich mit den übrigen Mannschaften zu stellen waren.
Und mangelte es diesen Rekruten an der tüchtigen militärischen
Durchbildung, so waren die einverleibten sächsischen Truppen nicht
zuverlässig, wie sich denn ihre Reihen bald durch Desertion lichteten;
im Frühjahr 1757 gingen sogar mehrere Bataillone vollständig zum
Feinde Uber.
Noch auf ein zweites ist hinzuweisen, auf die Thatsache, dass
die starken Vermehrungen der Armee — die Einverleibung der säch-
sischen Truppen bei Seite gelassen — in zwei scharf abgegrenzten
Perioden vor sieh gehen.
Die erste umfasst das letzte Junidrittel 1756: der König beschleu-
nigt die Errichtung von 4 neuen Garnisonbataillonen und beschliesst,
den Plan einer langsamen, gleichsam systematischen und den finan-
ziellen Verhältnissen sich schrittweise anpassenden Augmentation Uber
den Haufen werfend, 4 andre Garnisonbataillone baldigst neu zu er-
richten.
Die zweite Periode reicht vom 18. December 1756 bis in den
Anfang Februar 1757: mit geringen Ausnahmen bringt der König seine
gesamte Feldarmee auf einen erhöhten Kriegsfuss und bildet fernere 6
neue Garnisonbataillone.
Wenn sich Friedrich nun Ende Juni zu jener Augmentation ent-
schloss, so geschah es, weil er sich von einem unmittelbaren Angriff
bedroht sah. Und wenn er die zweite grosse Vermehrung erst so
lange Zeit nach Ausbruch des Krieges vollzog, so werden wir eine
wesentliche Ursache dafür in den Hoffnungen des Königs auf baldige
Wiederherstellung des Friedens und in seinen dahin gehenden Be-
strebungen zu sehen haben. Als er aber im December erfuhr, dass
Osterreich und Frankreich eine Convention Uber die Operationen im
kommenden Frühjahr abgeschlossen hatten und Russland im Begriff
stand, dem Zweibund beizutreten, als endlich ein letzter Friedens-
versuch fehlschlug1), da ward sich der König dessen bewusst, dass
auf einen Frieden kaum noch zu rechnen sei: er strengte nunmehr
seine Kräfte aufs äusserste an und verstärkte durch Neuaushebungen
sein Heer weit Uber die 180000 Mann hinaus, die er im Testament
von 1752 als erforderlich bezeichnet hatte, um seinen Gegnern wider-
stehen zu können.
1) Für das Einzelne vgl. meine Arbeit »Kriegführung und Politik Friedrichs
des Groaaen in den ersten Jahren des siebenjährigen Krieges« (Berlin 1896),
Csp. 3—5, upeciell S. 71—77.
Acten im VorgMchlchU de« Tjlhrigen Krieget. b
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n.
Die Festungsbauten in Schlesien1).
Bald nach der Besitzergreifung der neuen Provinz begann Fried-
rich mit dem Ausbau der Festungen. In den Jahren 1743 und 44
liess er mit der grössten Anstrengung und dem grössten Kostenauf-
wand arbeiten, sodass, als er nach dem Dresdener Frieden sich die
gesamten bisherigen Ausgaben zusammenstellen liess, nebst dem was
nach den alten Bauanschlägen noch zu thun war, rund 110000 Thlr.
anzuweisen blieben2).
Der König begnügte sich damit nicht: er stellte sich neue Auf-
gaben. Die jährlichen Reisen nach Schlesien unternahm er nicht
allein zu dem Zweck, die dortigen Regimenter persönlich zu inspiciren,
sondern auch um die Festungen zu besichtigen. Er prüfte die im
Laufe des letzten Jahres ausgeführten Arbeiten und traf nach eigner
Kenntnissnahme neue Dispositionen. Anschläge über derart angeord-
nete und neubeschlossene Bauten liegen verschiedentlich noch vor3);
indessen viel bezeichnender als diese Anschläge für einzelne Bauten
und Festungen sind die Übersichten, die sich Friedrich Uber die
gesamte noch übrige Fortificationsarbeit in der ganzen Provinz selbst
anfertigte oder auch anfertigen Hess: programmartige Überschläge4).
Sie dienten offenbar als Grundlage ftlr die Berathungen, die er all-
jährlich mit seinen Festungsbaumeistern und dem leitenden Minister
Schlesiens gegen Jahresschluss in Potsdam oder Berlin abzuhalten
pflegte; auch der Vertraute des Königs Fouque, der Commandant von
Glatz, wurde oft hinzugezogen. In diesen Berathungen wurde vor
1) Vgl. für dieses Capitel: Lehmann, S. 3 und G. G. A. 1896, S. 824-S26,
und Naudä, II, 33—42. 45 f.
2) Vgl. Nr. 1 und 2. Für die vorhergehende Zeit vgl. Burchardi, »Das
Prenssiache Festungaaystem unter Friedrich dem Grossen 1740/45«, Vortrag,
Berlin, 1889. 3) Vgl. Nr. 3. 4. 24. 26. 4) Vgl. Nr. 7. 16. 18. 20.
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II. Die Festungsbauten in Schlesien.
XIX
allem der Festangsetat, die Summe der Bauten für das nächstfolgende
Etatsjahr, festgestellt.
Zweifellos am wichtigsten, und vielleicht auf eigenhändigen Auf-
zeichnungen Friedrichs beruhend, ist der Überschlag aus dem Winter
1747/48 '). Hier finden sich die gesamten Bau- und Kostenanschläge
für Schweidnitz, welches der König erst jetzt (1747) zu einer wirk-
lichen und starken Festung auszubauen plante2). In den Etats lässt
sich nun verfolgen, wie Jahr um Jahr für diesen Platz grosse Summen
ausgesetzt werden»). Im Jahr 1748/49 begonnen, sind mit Ablauf
des Etatjahres 1753/54 die eigentlichen Fortificationsbauten in
Schweidnitz vollendet.
Am weitesten vorgeschritten von allen Festungen war Neisse:
bereits 1747/48 war mit dem eigentlichen Festuogsbau der Abschluss
gemacht, doch folgen noch bis 1751/52 grössere Aufwendungen für
Kasernen- und Magazinbauten4) und 1756 eine ausserordentliche Geld-
anweisung zur längstgeplanten Beschaffung von Pallisaden5).
Wie man sagen kann, dass Neisse gegen Mitte der 40er Jahre
schon im wesentlichen vollendet war, so trifft das gleiche, freilich
nicht ganz in diesem Umfang, bei Kosel zu. Jedoch verzögerten hier
jährliche, neu befohlene Arbeiten, ähnlich wie bei den meisten übrigen
Bcblesischen Festungen, die Vollendung des Ausbaues, sodass noch
1756 fast 20000 Thlr. für Befestigungsarbeiten angewiesen wurden
In Glogau wurde der letzte grosse Bau bis auf weniges im Etats-
jahr 1754/55 hergestellt.
Nächst Schweidnitz bewilligte der König in dieser Friedensepoche
1746/56 die meisten Gelder für Glatz, die letzte Summe zum Festungs-
ausbau im Etat 1755/56 7), »um alles in fertigem Stande zu setzenc.
Freilich waren hier noch weitere Arbeiten geplant, doch verschob
sie Friedrich 1756 ausdrücklich auf die folgenden Jahre8).
In Betracht kommt, da für Breslau keine grossen Geldaufwen-
dungen geschahen, nur noch Brieg. Wenn in dem Voranschlag für
den Etat 1756/57 283000 Thlr. aufgeführt werden»), so liegt sicherlich
ein vergrössernder Schreibfehler vor; denn Friedrich maass Brieg nie-
mals eine weitergehende Bedeutung bei und lehnte sogar im Sommer
1) Nr. 7. 2) Vgl. Nr. 6.
3) Vgl. für Schweidnitz, sowie für die folgenden Festungen die »Übersieht
der schlesischen Festungsetats« (»Anhang«, Nr. 213).
4) Vgl. die Etats (Nr. 5. 7. 9. 15. 19).
5) Vgl. Nr. 65. Ein Voranschlag vom November 1755 (Nr. 48) erwähnt noch
eine Summe von rund 3600 Thlrn. für Minenarbeit 6) Vgl. Nr. 66.
7) Vgl. Nr. 30. 8) Vgl. Nr. 61 and 141. 9) Vgl. Nr. 48.
b*
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XX
Die preussische Rüstung.
1756 bei dem bevorstehenden Kriegsausbruch ab, besondere Gelder für
einige nöthige Festungsreparaturen zu bewilligen1). Die projectirton
Arbeiten wurden wohl, ähnlich wie bei Glatz, fUr 1757 und die Folge-
zeit in Aussicht genommen.
Zu diesen eigentlichen Fortificationsbauten im engeren Sinne
kommen seit 1753/54 die Bauten der Kasernen, welche der König fttr
die neu zu errichtenden Garnisonbataiilone in Schlesien2) auffuhren
Hess. Wir lassen sie einstweilen bei Seite. Sehen wir auch von
Brieg und Breslau ab, die als Festungen nicht gerade viel bedeu-
teten3), und von Neisse, das um 1750 so gut wie vollendet dastand,
so ergiebt sich aus den Etats, dass 1752/53 zum letzten Mal alle 5
Hauptfestungen gleichzeitig noch mit grösseren Summen, Schweidnitz
sogar mit 93000 Thlrn., bedacht sind. Und wir sehen ferner, dass in
jedem der Folgejahre eine der 4 noch Uberbleibenden Festungen forti-
ficatorisch fertig gestellt wird: 1753/54 Schweidnitz, 1754/55 Glogau,
1755/56 Glatz4) und endlich im Verlaufe des Jahres 1756 noch Kosel
(auf Grund einer ausserordentlichen Geldanweisung).
Wir kommen zum finanziellen Theil des Festungswesens5) und
prüfen die Höhe der jährlich in den Etats ausgeworfenen Summen.
Das Jahr 1746/47 leidet noch an den Folgen des letzten Krieges,
daher sind auch für dieses Jahr die Festungsbaugelder sehr knapp
bemessen (57 000 Thlr.). Seitdem aber werden, von 1747/48 bis ein-
schliesslich 52/53, jährlich 160000 Thlr.0), von 53/54 bis einschliess-
lich 55/56 nur noch 110000 Thlr. angewiesen; jedoch leistete der
König zu diesem letzten Jahre, und ferner zu dem von 56/57, besondere
Zahlungen.
Die Anweisung der Gelder erfolgte zu einem Theile aus der
Generalkriegskasse, bei der zu Festungsbauten insgesamt 85000 Thlr.
ausgesetzt waren7). Von ihnen wurden alljährlich8) 60000 Thlr., also
1) Vgl. Nr. 146. 2) Vgl. oben S. XII ff.
3} Der König erwähnt sie bei der Übersicht in der »Histoire de la guerre
de sept ans« (OEuvres, Bd. 4, S. 6) Uberhaupt nicht.
4) Die in Glatz und auch in Brieg fUr 1757 und die Folgejahre noch aus-
stehenden Arbeiten sind offenbar erst auf der Inspectionsreise im Jahre 1755
vom König projectirt worden, zumal sie nirgends früher Erwähnung finden.
5) Vgl. hierfür die »Übersicht Uber die Herkunft der schlesischen Festungs-
etats-Gelder« »Anhang«, Nr. 214).
6) Im Etatsjahr 1749/50 erfolgten noch besondere Zuschüsse, vgl. Nr. 9.
7) Vgl. Burchardi, a. a. O. S. 29. Inbegriffen sind in dieser Summe die bei
Koser (Forsch, z. brand. u. preuss. Gesch. 4, 534 f.) erwähnten 62000 Thlr. »des
vieux pays« (S. 535 Anm. 2 auch die »Berlinischen Fortificationsgelder < genannt).
8) 1746/47 nur 57000 Thlr.
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II. Die Festungsbauten in Schlesien.
etwas mehr als 2/3 der ganzen Summe, nach Schlesien abgeführt, bis
zum letzten Jahre 1756/57, wo die Zahlung von nur 18000 Tblrn. aus
den 56/57 fälligen Geldern erfolgte. Den zweiten Fonds bildeten die
schlesischen Revenuen1): aus ihnen wurden von 1747/48 bis ein-
schliesslich 52/53 jährlich zum Festungsetat 100000, von 53/54 an,
obwohl die schlesischen Überschüsse dann mit jedem Jahre (ausser
54/55) wuchsen, nur noch 50000 Thlr. ausgeworfen2). Indessen sind
die Gelder aus den Überschössen von 1755/56 und 56/57 garnicht
mehr für die Festungen angewiesen worden.
Endlich bewilligte der König, ausser den schon erwähnten Zu-
schüssen, die er aus eignen Fonds zu den Etats 1755/56 und 56/57
gewährte, noch ausserordentliche Mittel ; soviel ich sehe, 1754/55 fast
ausschliesslich zu den neuen Arbeiten in Kosel, und im Jahre 1756
zur Vollendung der Arbeiten in Kosel und zur Beschaffung der Pal-
lisaden für Neisse.
Schon früher konnte festgestellt werden, dass in dem Etat 1752/53
zum letzten Male für alle 5 Hauptfestungen gleichzeitig Bausummen
eingestellt waren. Jetzt sehen wir, dass seitdem der jährliche Etat
um fast Ys erniedrigt wird. Nehmen wir hinzu, dass der König,
ähnlich wie schon 1750/51 allein fUr Neisse»), nunmehr in den Etat
als stehenden Posten Reparaturgelder im Gesamtbetrag von 13000
Thlrn. einfügte, für jede der genannten 7 Festungen ein unveränder-
liches Quantum fixirend, und dass er in diesem Etat von 1753/54 und
in den beiden folgenden alte Festungsbauschulden aus den 40er
Jahren in Höhe von rund 47000 Thlrn. tilgte4), so stand unleugbar
die Beendigung der Fortificationsarbeiten in nicht mehr allzu grosser
Ferne.
Diese Aussicht erlaubte dem König, nunmehr an die Ausführung
neuer Pläne zu gehen: an den Bau der Kasernen für die neu zu
errichtenden Garnisonbataillone. Und zwar geschah dieses genau der
Reihenfolge entsprechend, in der die einzelnen Garnisonregimenter
anginen tirt wurden5): zuerst in Schweidnitz (1753/54 — 55/56: für
Mutzschefahl), dann in Glatz (1755/56: für Nettelhorst), endlich in
1) Die Anweisung erfolgte zunächst aua dem Tresorquantum (vgl. Cap. III),
seit 1750/51 aus den jährlichen Überschüssen des Generaletats, und zwar aus
denen des letztvergangenen Etatsjahrs, da sie stets erst nach Ablauf des Etat-
jahrs flüssig wnrden.
2) Dazu kamen für das Jahr 1749/50 noch 40000 Thlr. (vgl. oben S. XX
Anna. 6) und ferner noch mehrmals ausseretatsmässige Zahlungen aus den Über-
sehiissen. 3) Vgl. Nr. 15. 4) Vgl. Nr. 22. 25. 30. 5) Vgl. S. XII ff.
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XXII
Die preuasisobe Rüstung.
Kosel und Neisse (1756/57: für Lattorff und Blanckensee) '). Jene
schlesischen Überschüsse aber von 1755/56 nnd 56/57 *) wurden zur
Verpflegung der Augmentation von MUtzschefahl und Nettelhorst ver-
wendet.
Begleiten wir den König in das Jahr 1756. In dem neuen Etat
für 1756/57, der vergleichsweise erst spät fixirt ist8), sind lediglich
Gelder zum Kasernenbau in Kosel und Neisse und zu den all-
gemeinen Festungsreparaturen angesetzt; fast ganz aus eignen Fonds
bestreitet Friedrich die Zahlungen, da die gesamten Gelder aus den
schlesischen Überschüssen und % von denen aus der Generalkriegs-
kasse zu Augmentationszwecken verwendet werden4). Eine zweite
Summe aus eignen Fonds weist er in demselben Jahre zur Vollendung
der Koseier Fortificationen und zur Beschaffung der Pallisaden in
Neisse an*).
Noch steht man dort in eifriger Bauthätigkeit, da ziehen plötzlich
die Kriegswolken auf. Der König sieht sich zu kriegerischen Vor-
kehrungen genöthigt: der Befehl ergeht an die Festungscommandanten,
die Pallisaden aufzupflanzen und die Kanonen auf die Wälle zu
ftthren6). Ausserdem erhalten aber noch Treskow in Neisse und
Lattorff in Kosel Ordre, zu melden, was zur Verproviantirung an Vor-
räthen und Lebensmitteln für den Fall einer Belagerung fehlt7); ebenso
ist bereits von der Zusendung der Verpflegungsgelder auf eine Anzahl
Monate im Voraus die Rede8).
Lässt sich auch nicht mehr feststellen, was an Munition, Pulver
und Waffen in jenen Wochen nach Schlesien gesandt, was für Neisse
auf den durch Treskow eingereichten Bericht angewiesen wurde9), so
ist andrerseits die Summe, die den übrigen schlesischen Festungen für
Anschaffung von Pallisaden, sonstigen Kriegsmaterialien und für einige
Reparaturen bewilligt wird, doch nur eine relativ geringe: für die
schlesischen Festungen ausser Neisse und Glogau insgesamt rund
14000 Thlr.10). Man wird wohl sagen dürfen, dass im grossen und
1) Vgl. Nr. 22. 25. 30. 32. 59. 65 und dazu Nr. 23. 2) Vgl. oben S. XXI.
3) Vom 11. März 1756 (Nr. 59).
4) Vgl. oben S. XXI und Nr. 60. Vielleicht ist diese Disposition aus ad-
ministrativen Rücksichten zu erklären. 5) Vgl. Nr. 65 und 66.
6) Vgl. Nr. 101. 7) Vgl. Nr. 78. 106.
8) Vgl. dafür Nr. 106. Ordre an Lattorff vom 8. Juli (in Antwort auf den
Bericht vom l. Juli). (Berlin, Generalstabsarchiv.)
9) Die betreffende Ordre (die Antwort auf den Bericht vom 6. Juli) liegt
nicht vor.
10) Breslau: 3176 Thlr.; Glatz: 2625; Schweidnitz: 4249; Brieg: rund 750Thlr.
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II. Die Festungsbauten in Schlesien.
XXIII
ganzen nnd abgesehen von allen Bedürfnissen, die sich bei jeder
Mobilmachung herausstellen, die Festungen vollendet waren; andrer-
seits sei aber nochmals wiederholt, dass König Friedrich noch des
laufenden Jahres zur Fertigstellung der Arbeiten in Kosel und Neisse
bedurfte, dass noch weitere Projecte für Glatz und Brieg bestanden,
und dass er im März 1756 es gleichwohl nicht für nöthig hielt, diese
Arbeiten sofort in Angriff zu nehmen.
Wir haben es also mit einem einheitlichen grossen Plan zu thun,
der darauf hinausging, das neu erworbene Land den alten Provinzen
fest anzugliedern und im besonderen mit einem starken Festungsringe
zu umgeben, zum Schutz gegen jeden neuen Angriff des unversöhn-
lichen Hauses Habsburg. Systematisch war das grosse Werk sofort
nach der Besitzergreifung begonnen, systematisch, mit zahlreichen
einzelnen Erweiterungen, fortgeführt, aber noch fehlte, als 1756 der
Krieg ausbrach, der Abschluss1).
(für Aufstellung der Pallisaden); Kosel: 3021 Thlr. (ohne Pallisaden). Vgl. Nr. 118.
124. 130. 146. 165. Von Glogau liegt nichts vor.
1) Während Naude nicht genügend berücksichtigt, was bis 1756 bereits
geleistet war, und infolge dessen zu starker Überschätzung der noch ausstehen-
den Arbeiten gelangt und mehrfach übertriebene Schlussfolgerungen zieht (für
die Junirttstungen vgl. II, 41 f. 45 f. 149 und für die frühe Fertigstellung von
Glogau vgl. H, 39 f.), behauptet Lehmann, dass Friedrich bereits 1755 seine
schlesischen Festungsbauten vollendet habe. Er stützt sich für diese irrige
Behauptung auf einen Voranschlag des Künigs, der sich unter der Disposition
generale des grandes caisses de 54 k 55< befindet und mit den Worten beginnt:
»L'annee 55 j'acbeverai les fortifications« (vgl. »Anhang«, Nr. 221). Im Vergleich
mit andren Aufzeichnungen Friedrichs scheint mir, dass dieser Voranschlag sich
nur für die Kassendispositionen auf das Etatsjahr »de 54 ä 55< bezieht, dem-
gemäss der Festungsüberschlag auf das Folgejahr, nämlich 55/56 geht (vgl. auch
Naud6a nicht haltbare Combination II, 40 f.). Schon die Worte am Anfang: »a
Glogau il n'y aura plus rien ä faire« deuten darauf hin; denn im Etat 54/55
(Nr. 25) wird — von unbedeutenden Nachzahlungen 1755/56 und 56/57 (vgl. S. 20.
29) abgesehen — eben die letzte Summe für Glogau ausgeworfen. Für Glatz
wird im Etat 55/56 (Nr. 30) thatsächlich der Betrag von 20900 Thlrn. (Voran-
schlag: 20000) angesetzt, »um alles in fertigem Stande zu setzen«. Wenn Friedrich
aber für Kosel andrerseits die 20000 zum Brückenkopf erst im Laufe des Jahres
1756 anweist (vgl. Nr. 66), so ist bereits damit jener Voranschlag nicht mehr inne
gehalten. Und bei weiterer Nachprüfung ergiebt sich, dass der Voranschlag für
einen der Hauptposten überhaupt nicht zutrifft: nur für Schweidnitz ist von
Kasernenbauten die Rede. Diese machen aber gerade in den Jahren 55/56 und
und 56/57 einen Haupttheil der Arbeiten aus. Warum der König sie in seinem
Voranschlag nur bei jener einen Festung berücksichtigt hat, will ich nicht weiter
untersuchen; es genügt, wenn wir sehen, dass Lehmann dieses Schriftstück falsch
interpretirt, dass fernerhin dieses Schriftstück eben nur ein Voranschlag ist, der
mit manchen andren das Schicksal theilte, durch spätere anderweitige Dispositionen
durchkreuzt und umgestossen zu werden.
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m.
Der Staatsschatz1).
In dem Politischen Testament von 1752 bezeichnet es der König
als Ideal seiner Finanz Verwaltung, nach Ansammlung eines Staats-
schatzes von 20 Millionen Thlrn. einen jährlichen Reinüberschuss von
5 Millionen zur Verfügung zu haben2).
Wie hoch war im Verhältniss zu dieser ideellen Forderung der
Schatz im Juni 1756 angewachsen? Als Grundlage der folgenden Dar-
stellung dient eine Reihe von Voranschlägen, wie sie Friedrich von
Zeit zu Zeit aufstellte3). Zwei von ihnen sehen bereits die ganze ge-
nannte Summe als aufgebracht voraus, aber beide greifen über das
Jahr 1756 hinaus. Nach dem ersten dieser Voranschläge (von Ende
1751) rechnete der König, mit Schluss des Etatsjahres 1757/5S diese
Summe annähernd erreicht zu haben (19800000 Thlr.); in dem zweiten
(von Anfang 1753) erniedrigte er bereits die Ansätze, sodass zu dem
genannten Termine erst 19 Millionen beisammen sein sollten. Noch
weiter abwärts ging Friedrich endlich in der »Disposition generale des
grandes caisses de 54 ä 55« 4), indem er die Ersparnisse der beiden
Jahre 1754 und 1755 noch um 1, resp. 1,3 Millionen im Voranschlag
herabsetzte.
Zur Speisung des Schatzes6) hatte König Friedrich seit 1746/47
aus dem Dispositionsquantum der schlesischen Überschüsse jährlich
700000 Thlr. ausgeworfen, aus der General domänenkasse 600000, die
1) Vgl. für dieses Capitel: Koser, »Der preussische Staatsschatz von 1740
— 1756«, Forsch, zur brandenburg. und preuss. Geschichte 4, 529 — 551. Durch
die seitdem an das Geheime Staatsarchiv gelangten Tresoracten wird dieser Auf-
satz in einigem modificirt. Vgl. auch Naude II, 25—32.
2) Vgl. Lehmann, S. 95. 3) Vgl. »Anhang«, Nr. 216—219. 221. 222.
4) Ebenso in der »grande disposition de l'annee 55«.
5) Vgl. für das folgende die »Übersicht der Entwicklung des Grossen Tresors
von 1744/45 bis 1756/57« {im »Anhang«, Nr. 215).
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HI. Der Staatsschatz.
XXV
er noch im Frühjahr 1756 für die Folgezeit gleichfalls auf 700000
normirte1). Jedoch bis Trinitatis 1752 erfolgten jährliche Abzüge
— dreimal etwa die Hälfte, einmal sogar 9/10 (1750/51) der einlaufenden
Gelder — und zwar vornehmlich für die Abtragung der im Breslauer
Frieden übernommenen englischen Schuldforderung auf Schlesien, für
militärische Ausgaben (Waffenansammlung, Festungsbau3) etc.) und
Getreideankäufe. Seit Trinitatis 1751 begann andererseits der König
mit ausserordentlichen Zuweisungen, um den Schatz, der damals rund
5400000 Thlr. betrug, nunmehr in schnellerem Tempo aufzufüllen.
So stieg der Tresor bis Trinitatis 1756 auf 13177919 Thlr. 5 gr.
9 A, zu dem in Abschlag auf das folgende Etatsjahr zu Beginn 17573)
noch 200000 Thlr. hinzukamen.
Eine Vergleichung mit den genannten Voranschlägen von 1751
und 53 zeigt also, dass die erreichte Höhe doch beträchtlich hinter
dem ursprünglichen Ansatz zurückblieb: Trinitatis 1754 um 1 Million;
1755: um 1,7 resp. 1,5; 1756: um 2,2 resp. 1,8 Millionen Thlr. Mit
diesem wachsenden Rückstand wurde natürlich der ursprüngliche End-
termin (Trinitatis 1758) noch weiter als in dem bereits erniedrigten
Voranschlag von 1753 herausgeschoben.
Ausser diesem eigentlichen Schatz, dem sogenannten Grossen Tresor,
hatte der König Anfang 1750 noch mehrere kleinere Schatzkassen für
besondere Ausgaben gebildet.
Der Kleine Schatz (petit tr e so r) enthielt den Mobilmach ungs-
fonds; er wurde Februar 1750 in Höhe von 100000 Thlrn. begründet
und sollte nach einem zu Ende des Jahres aufgestellten Voranschlag
300000 betragen. Die Summe wurde dann (Voranschlag 1751) auf
600000, bis 1755 und weiter (Voranschlag 1753) auf 700000, bis
Trinitatis 17574) anzusammeln, festgesetzt. Thatsächlich wurde, zwar
nicht nach Maassgabe der Voranschläge, der Fonds dann Mai 1752
um weitere 100 000 vermehrt und in den Monaten Januar bis October
1754 auf 620000 gebracht; der König fügte November 1755 noch
80000 hinzu»), sodass schon jetzt die erst für Trinitatis 1756, resp.
1757 beabsichtigte Höhe erreicht war. Im Laufe des Jahres 1756
endlich überwies Friedrich den Rest des eisernen Bestandes der
Generalkriegskasse e) im Betrage von 140025 Thlrn. 8 gr. und »aus
den Munzgeldern« pro Mai bis Juli 1756 weitere 26629 Thlr. 19 gr.
1) VgL Nr. 63. 2) Vgl. oben S. XXI, Anin. 1. 3) Manuale 1756/57.
4) Nach der 'Disposition generale« 1754/55 dann bereits bis Trinitatis 1756
su erzielen. Vgl. Koser, a. a. O. 4, 549. 5) Vgl. »Anhang«, Nr. 223.
6) Vgl. unten S. XXVI.
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XXVI
Die preussischc Rüstung.
2 \ dem Mobilmachungsfond l) und brachte ihn damit anf die Höhe
von 866655 Thlrn. 3 gr. 2 A5).
Zwei weitere Dispositionsfonds errichtete der König bei der
Generalkriegs- und der Generaldomänenkasse (caisse de gnerre
und caisse des domaines). Der erstere sollte es ermöglichen,
jederzeit, zumal beim Eintritt in einen Krieg, den Sold des Heeres
auf einen Monat vorauszubezahlen (pour avancer la paie d'un mois).
Der zweite sollte die Zahlungsfähigkeit der Generaldomänenkasse
von allen Verspätungen im Znfluss ihrer Einnahmen unabhängig
machen (pour finir l'ann£e juste au premier de juillet). Beide Fonds
wurden im Voranschlag von Ende 1750 in der Höhe von 400000 (mit
Trinitatis 1753 fertig), resp. von 300000 Thlrn. vorgesehen, in einem
ferneren (Ende 1751) der erstere auf 680000 Thlr. erhöht und die
Vollendung beider fttr das Jahr 1755 festgesetzt. So finden sie sich
denn auch in der »Disposition generale« 1754/55, resp. der »grande
disposition de l'annee 1755« als complett verzeichnet.
Endlich sind noch die »caisse des chevaux« und die »caisse
des Mundirung« zu nennen. Die erstere diente zur Ergänzung des
Pferdebestandes für zwei Feldzüge und sollte, nach dem Anschlag
von 1750, 300000 Thlr. betragen3). Sie zählte 1751 200000, die
Mundirungskasse 240000 Thlr. (Anschlag 1750). Darauf aber sind
beide Kassen unter der Verwaltung des Generals von Massow ver-
einigt worden; denn in dem Anschlag von 1752 werden sie gemein-
sam aufgeführt und für Trinitatis 1752 mit 650000 als complett be-
zeichnet. Ferner schreibt der König in dem Testament von 1752, in
dem Abschnitt »De la grande economic de l'armee pour l'armement,
uniformes et chevaux«4): aus den Ersparnissen der General-Kleiderkasse
der Infanterie, der Cavallerie und der General-Pferdekasse habe sich
ein Fonds von 668000 Thlrn. zur Lieferung der Pferde für 2 Feld-
züge gebildet, nebst 100000 Thlrn., um die Übercompletten beritten
zu machen. »Outre cela, cette caisse a fait faire pour 100000 ecus
des fourniments pour le magasin de l'armee«; die Complettirung des
Magazins erfordere noch 300000 Thlr.
1) Ordre an Küppen vom 13. August (vgl. S. 99 Anm. 1) und 17. December
1756 (Berlin, G. StA.).
2) In dieser Höhe verzeichnen Koser (a. a. 0. 4, 549) und Riedel (Staats-
haushalt, S. 81) den Fonds.
3) Ausser 100000 zur Anschaffung der Pferde für die Übercompletten. Dieise
Summe ist späterhin besonders geführt. Sie wurde dann Winter 1755/56 aus-
gegeben (vgl. S. 35. 41. 44) und, soviel ich sehe, nicht wieder ersetzt
4) Vgl. Lehmann, S. 100.
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III. Der Staatsschatz.
xxvn
Demgemäß» finden sich in den weiteren Voranschlägen (1753,
1754, 1755) Summen für Massow ausgesetzt, der damit die Liefe-
rungen für das Magazin bestreiten soll; andererseits hatte Massow
aber auch aus seinen Einnahmen zur Füllung der anderen Kassen,
z. B. des Grossen Tresors beizutragen. Eine Änderung dieser Be-
stimmung trat im Jahre 1755 ein: Massow erhielt Befehl, alle Gelder,
welche bei ihm »pro anno 1756 und alle folgenden Jahre« übrig
blieben, »zur Anschaffung der Mundirungsstücke zum Vorrath« anzu-
wenden. Zugleich Uberwies ihm der König 100000 Thlr.1). Das
sind eben jene, die wir in der »grande disposition de l'annee 1755«
erwähnt sehen, mit der Bestimmung, einen Theil der für 1756 not-
wendigen Ausgaben zu bestreiten. Auch dort findet sich die Pferde- und
Mnndirungskasse gemeinsam angeführt, gleichwie in der »Disposition
generale« 1754/55. Diese »Disposition generale < aber gelangte nicht
zur Ausfuhrung; sie wurde gleichwie der dort enthaltene Überschlag
über die Festungen2) durch spätere Dispositionen des Königs umge-
stossen.
Wieviel diese Kasse 1756 enthielt, ersehen wir aus einer Decharge-
Ertheilung für den Kriegszahlmeister Köppen vom 11. December des
Jahres, welche die Auszahlung von 259724 Thlrn. »aus dem bei der
Generalkriegskasse besonders asservirten Bestände der 668727 Thlr.
13 gr. 8 A1) an Kleider- und Pferdekassengeldern« ftir Anschaffung
von Montirungen und dergleichen betrifft: also die Summe, die be-
reits 1752, nach der Angabe im Politischen Testamente, erreicht war.
Der König hatte demnach bei Kriegsausbruch znr Verfügung:
Grosser Treeor 13177919 Thlr. 5 gr. 9 A
Kleiner Tresor 700000«) »
Pferdekasse 668727 > 13 » 8 »
Dispositionsfonds bei der Generalkriegskaase . 680000 >
. , Generaldomänenkasse 300000 »
15526646 "» 19 > 5 »
Dazu kamen Ende 1756 im Kleinen Tresor 26629 Thlr. 19 gr.
2 A Munzgelder, Anfang 1757 im Grossen Tresor 200000 Thlr. als
Abschlagszahlung *).
1) Diese (nicht vorliegende) Ordre vom 1. Juli 1755 ist im Berichte Haasows
vom 4. Juni 1756 (vgl. Nr. 74) angexogen.
2) Vgl. oben S. XXIII, Anm. 1.
3) Übrigens rund 32000 Thlr. geringer als in der »grande disposition« 1755.
4) Vgl. oben S. XXV.
5) Eoser (a. a. O. 4, 551) berechnet zuviel: 1° bei der Pferdekasse 100000
(den Bestand fllr Beschaffung der Pferde der Übercompletten) und 10000 (infolge
Schreibfehlern, vgl. dafür ebenda S. 549), 2° bei dem Kleinen Tresor 140025 Thlr.
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XXV1I1
Die preußische Rüstung.
Also, nach allen Eingängen, verfügte der König im ganzen Über
15s/« Millionen oder, da die kleinen Schatzkassen alle bereits ihre be-
stimmte Verwendung hatten und daher nicht zugezählt werden dürfen,
Uber 13y3 Millionen reine Tresorgelder: also erst l/s der im Politi-
schen Testament genannten Summe. Nichts andres als ein Nothbehelf
war daher die Anleihe, die der König im Januar 1757 bei der chur-
märkischen Landschaft ausschrieb, und die bis zum 24. März 1758
ihm 3839317 Thlr.') einbrachte.
Als zweites Ziel seiner Finanzverwaltung hatte der König im
Politischen Testament von 1752 aufgestellt, nach Anhäufung von
20 Millionen im Schatze sich einen jährlichen Reinüberschuss von
5 Millionen aus seinen Landen zu sichern, den er im Frieden zu be-
liebigen Ausgaben, im Kriege zur Bestreitung der ausserordentlichen,
d. h. Uber das Friedensbudget des Heeres hinausgehenden Kosten
eines Feldzugs würde verwenden können.
8 gr. (den Rest des Fonds bei der Generalkriegskasse) und 3° die Mundirungs-
kaBse 350000, zusammen: 600025 Thlr. 8 gr. — Nach dem Kriege beabsichtigte
der König, wiederum 20 Millionen im Grossen Tresor anzusammeln; im Politischen
Testament von 1768 rechnete er, diese im Jahre 1773 beisammen zu haben. Der
Tresor enthielt indess, nach Friedrichs Angaben von 1776, damals nur 19300000 Thlr.
Er wurde 1785/86 noch um 3 Millionen vermehrt. Stärker erhöhte der König den
Kleinen Tresor, der mit der Pferdekasse vereint wurde und ausserdem die Gelder
für die im Kriegsfalle beabsichtigte Errichtung von 22 Freibataillonen empfing:
er betrug 1768 2i/2, 1773 rund 41/3, 1786 rund 4«/« Million Thlr. Ebenso wurde
das Depot bei der Generalkriegskasse bis 1768 auf 4 Millionen vermehrt; es
sollte 11 Millionen zählen und wurde bis 1780 auf etwas Uber 6 Millionen gebracht,
bei denen es dann aber verblieb. Für die beiden übrigen noch bestehenden
Nebenkassen, die Depots in Breslau und Magdeburg, siehe unten S. XXX. Für
die vorstehenden Angaben vgl. die Auszüge von Reimann aus dem Politischen
Testament von 1768 (66. Jahresbericht der schles. Gesellschaft für vaterländ.
Kultur, Breslau 1889, 8. 229 ff. und »Abbandlungen zur Geschichte Friedrichs
des Grossen«, Gotha 1892. S. 102 ff.), Friedrichs »Memoires de 1763 jusqu' a 1775«,
1773 abgefasst, und das »Expose" du gouvernement prussien« von 1776 ((Euvres,
Bd. 6, 83. 103 f. und Bd. 9, 183 f.), die von Riedel (Staatshaushalt, S. 121 Anm. 1)
benutzten Tresorzettel von 1780 und 1784, Friedrichs »Reflexion» snr radmini-
stration des finances pour le gouvernement prussien < vom 20. October 1784 (ab-
gedruckt: Hist. Zeitschrift, Bd. 60, 263 ff.) und die Übersicht über den Bestand
des Tresors bei Friedrichs Tod (abgedruckt: Forsch, zur brandenburg. u. preuss.
Gesch., Bd. 5, 242).
1) Naud6 II, 30. Für die Anleihe in Ostpreussen, in Höhe von 500000 Thlrn.,
vgl. von Hasencamp, Ostpreussen unter dem Doppelaar (Königsberg 1866), S. 31 f.;
für eine solche in Schlesien von gleicher Höhe, vgl. Grünhagen, Schlesien unter
Friedrich dem Grossen, Bd. 2 (Breslau 1892), S. 10. — Im Testament von 1752
hatte der König gerechnet, im äusseraten Nothfall als Anleihe aus dem Lande
höchstens 2 Millionen zu erhalten. Vgl. Koser, »König Friedrich der Grosse«,
1, 387.
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Der Staatsschatz.
XXIX
Wie hoch berechnete der König diese ausserordentlichen Kosten
eines Feldzugs? Für das Jahr 1744 liegen eigenhändige Anschlage
von ihm vor1). Abgesehen von den Geldern zu der Mobilmachung
(404000 Thlr.), zu dem Ankauf der Pferde für die Übercom-
pletten (96000 Thlr.) und zu den damals vorgenommenen Augmen-
tationen nebst dem Unterhalt derselben (1400000 Thlr. aus dem
Tresor) werden aus dem Tresor nur 600000 Thlr. in Anspruch ge-
nommen »pour toutes les depenses pour la campagne«. Eine Million
in baar, ausser bedeutenden Naturallieferungen, gedachte er für den
Feldzug von 1745 aus Böhmen zu ziehen2) und weitere 640000 Thlr.
aus eigenen Staatseinnahmen dazu zu schiessen3). Indessen wurden
durch den ungunstigen Verlauf des Feldzugs in Böhmen 1744 alle
finanziellen Anschläge Friedrichs umgestossen; die beiden Feldzüge
von 1744 und 1745 verschlangen etwas mehr als 12 Millionen und
zehrten den Schatz auf4).
Weit Uber die Anschläge für 1744/45 gingen deshalb die des
Politischen Testaments von 1752 hinaus: nach ihnen betrugen die
ausserordentlichen Kosten eines Feldzugs 5 Millionen, d. h. dieselbe
Summe, welche er in seiner Staatsverwaltung später einmal als jähr-
lichen Reingewinn zu erzielen wünschte6). Als der Krieg im Jahre
1756 ausbrach, schickte sich der König an, diese 5 Millionen aus
Sachsen einzutreiben6). Aber binnen kurzem zeigte sich, dass auch
der Kostenanschlag von 1752 zu niedrig gegriffen war: nach dem
Feldzug von 1757 war, trotz aller Contributionen aus Feindesland,
sogar der Tresor, der, wie wir sahen, wieder Uber 13 Millionen be-
trug, bereits erschöpft; der Feldzug dieses einen Jahres 1757 hatte,
nach einer späteren Angabe Friedrichs, allein 11200000 Thlr. ge-
fordert.
Diese Erfahrung blieb für den König in der ganzen Folgezeit
1) Von Koser (a. a. O. 4, 540 Anw. 1) angeführt und für seine Darstellung
benutzt.
2) Vgl. Anm. 1. »Les quartiere d'hivers de la Bohöme fourniront la subsi-
stance aus troupes, pour 4 mois de rations et portions et pour 8 mois de pain,
et paieront en argent comptant 1 million pour la campagne de 1745. II reviendra
depuis 1744 jusqn' a 1745.«
3) Vgl. Anm. 1. »460000 ecus de mon vifeux] pays au tresor et 180000
qui etaient destines auz Anglais, de la Silesie: qui font 040000 ecus, dont je
puis egalement disposer Tannee 1745.« Vgl. dazu Koser, a. a. O. 4, 537.
4) Vgl. Koser, a. a. O. 4, 540—544. 5) Lehmann S. 95.
6) Vgl. P. C. 13,303. Friedrich erniedrigte die Höhe der Steuern in Sachsen,
die bisher 6 Millionen betragen hatte, ausdrücklich auf 5 Millionen.
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XXX
Die preußische Rüstung.
massgebend1): auf 12 Millionen berechnete er in dem Politischen Testa-
ment von 1768 und in den» Reflexione sur Tadministration des financesc
von 1784 die ausserordentlichen Kosten eines Feldzugs, um eine Million
geringer in seinen »Memoires« 1773 und dem »Expose du gouverne-
ment prussien« 1776. Dabei plante er 1768 und 1773 wieder, wie
er es 1756 ausgeführt hatte, Sachsen zu besetzen; 1784 hingegen sah
er von dem Plan dieser Occupation ab.
Besass er ferner nach dem Testament von 1752 Getreide für
100000 auf fast iy2 Jahre vorräthig2), so hatte er 1768 die Einrich-
tung getroffen, dass er für drei Feldzttge mit Getreide versehen war;
dazu waren in besonderen Schatzkassen in Magdeburg und Breslau
Gelder für die Beschaffung von Futter deponirt, die er bis 1784 so-
weit vermehrte, dass diese Bestände ebenfalls Air drei Feldzttge aus-
reichten.
Indem er noch die jährlichen Reinuberschüsse *) hinzunahm, rech-
nete er 1768, derart einen Krieg von 8 Jahren, 1776 ein Krieg von 4,
wofern er Sachsen nicht besetze, und 1784 (ohne Besetzung Sachsens)
von 6 Jahren aushalten zu können, ohne die Auflagen in seinem Staate
zu erhöhen oder Schulden zu contrahiren. Die Voraussetzung blieb
allerdings ein Tresor von 20 Millionen Thlrn.4).
1) Der König schreibt 1773: »On se modela aar la campagne la plus coüteuse
de la derniere guerre, oü s'ötaient donnees les batailles les plus sanglantes, c'est-
ä-dire, sur l'annee 1757; ce qui monta ä la soiume de 11200000 ecus.« ((Euvres,
Bd. 6, 103. 104.) 2) Lehmann S. 101.
3) 1768 auf 4700000, 1776 auf 5700000, 1784 auf 6 Millionen Thlr. beziffert
4) Vgl. 8. XXVII, Anm. 5.
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IV.
Wandlung der politischen Lage in Preussen von 1755
auf 1756 l).
Der Abschlags der Westminsterconvention erschien dem König als
ein Erfolg allergrösster Art: er glaubte, den bedrohten Frieden von
neuem gesichert zu haben; denn es galt ihm als feststehende That-
sache, dass Österreich auf die Rückeroberung Schlesiens mit nichten
Verzicht geleistet habe, ihn andrerseits aber auch nicht ohne Bundes-
genossen angreifen werde. So rechnete er im Herbste 1749 auf eine
Gnadenfrist von 5 Jahren, die ihm bliebe; von 4 bis 5 Jahren im
folgenden Sommer1). Unermüdlich war daher sein Augenmerk auf
Russland gerichtet, auf die Subsidienverhandlungen, welche zwischen
Russland und England stattfanden und die russischen Truppen in
Österreichs Dienst stellen sollten. Schon 1753 und 54 vereinbarte
Friedrich mit dem Feldmarschall Lehwaldt in Ostpreussen Maass-
nahmen zum Schutze der bedrohten Provinz3]; unablässig musste
Lehwaldt sorgsam die russischen Truppenbewegungen beobachten4].
Mit dem Jahre 1 755 drohten die englisch-französischen Verwicklungen
zum Kriege zu führen, der auch auf den Continent hinttberschlagen
wtlrde. Friedrich suchte dem vorzubeugen, zunächst indem er den
Franzosen rieth, Hannover anzugreifen und dadurch den auf das
1) Vgl. Küntzel, Die Westminsterconvention, Forsch, zur brandenburg. und
preuss. Geschichte (1897) Bd. 9, 541-569.
2) Vgl. P. C. 7, 143. 410 und Koser, »König Friedrich der Grosse«, 1, 558.
3) Z. B. in der Ordre vom 3. December 1753, P. C. 10, 169 ff.; vgl. auch
unten Nr. 28.
4) Eine solche ausführliche Ordre z. B. schon vom 16. Februar 1751 (Berlin,
G. St.A.). Bei dieser Gelegenheit sei betont, dass Friedrich die ganzen Jahre un-
unterbrochen einen sehr regen Nachrichten- und Kundschafterdienst nach allen
Seiten unterhielt; den letzteren im Ausland, vor allem nach Österreich, Sachsen
und Hannover hin, hatte Winterfeldt unter sich.
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XXXII
Die preussische Rüstung.
äusserste um sein Stammland besorgten König Georg zum schleunigen
Friedensschluss zu bringen. Da aber die Franzosen daraufhin ihn
selbst aufforderten, den Einfall in Hannover auf sich zu nehmen,
lehnte Friedrich dieses Ansinnen, als seinen innersten Absichten
direct zuwider, ab, musste aber zugleich seinen Versuch, anf diesem
Wege den Frieden dem Festlande zu bewahren, als missglückt auf-
geben. Und sicherlich ist es in diesem Zusammenhang nicht be-
deutungslos, wenn Friedrich in diesem Sommer seine westlichen Pro-
vinzen selbst aufsuchte, und wenn Winterfeldt zu gleicher Zeit eine
Inspectionsreise nach Minden unternahm. Sogar ein ausführlicher
Feldzugsplan zum Einbruch in Sachsen für den Fall eines öster-
reichisch-russisch-hannöverschen Angriffs liegt von Winterfeldts Hand,
spätestens aus dem Frühjahr 1755, vor1). Ob überhaupt oder wie-
weit die Früherlegung der Exercitien der Magdeburger, Pommern und
Westfalen2) mit politischen Erwägungen zusammenhängt, lässt sich
nicht entscheiden, da nach keiner Richtung sich Anhaltspunkte finden.
Unterdessen wuchs stetig die Gefahr3). Die russisch -englischen
SubBidienverhandlungen, die schon so lange geschwebt hatten, näherten
sich dem Abschluss. Durchdrungen von der Überzeugung, dass das
Erscheinen russischer Truppen sofort auch Österreich ins Feld rufen
und also den allgemeinen Krieg unvermeidlich machen würde, nahm
Friedrich die Vermittlung des braunschweigischen Hofes an und führte,
zunächst auf indirectem Wege, dann als jener Subsidienvertrag abge-
schlossen war, unmittelbar Verhandlungen mit England. Das Ergeb-
niss war die Convention von Westminster (16. Januar 1756), welche
Deutschlands Neutralität für den Krieg zwischen England und Frank-
reich aussprach und damit auch den gefürchteten Einmarsch russischer
Truppen in deutsches Gebiet ausschloss.
Ohne die Geldmittel Englands, das jetzt er selbst für sich ge-
wonnen hatte, ohne die Bundesgenosscnschaft Russlands, das ohne
Subsidienzahlungen nicht zu haben noch in Bewegung zu bringen
war, müsse Osterreich einstweilen auf seine schlesischen Pläne ver-
zichten: so fasste Friedrich das Ergebniss dieser Convention zu-
sammen.
Wenn er aber weiter rechnete, seine alten Beziehungen mit
Frankreich auch jetzt aufrecht erhalten zu können, so täuschte er
1) Vgl. dafür unten S. XXXIX. 2) Vgl. Nr. 38.
3) Anfang August befahl der König, im Hinblick auf die kritische Zeitlage,
sogar, die ostpreussischen Officiere nur soweit, dass sie binnen wenigen Tagen
wieder beim Regiment sein konnten, und überhaupt nicht ausserhalb der Provinz
zu beurlauben, vgl. Nr. 42.
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IV. Wandlung der politischen Lage in Preussen von 1755 auf 1756. XXXIII
sich in dieser Erwartung. Der Versailler Hof war für ihn verloren.
Erst allmählig ging ihm diese Erkenntniss auf. Auch nachdem er
den Abschluss der Versailler Allianz vom 1. Mai erfahren hatte, gab
er keineswegs die Hoffnung auf, dass das laufende Jahr in Frieden
verstreichen werde1). Erst auf die Nachrichten von geheimen Unter-
handlungen zwischen Russland und Frankreich, den Mächten, die er
bis dahin für unversöhnliche Gegner gehalten, begann die Situation
ihm ernster zu erseneinen. Jedoch glaubte er auch jetzt noch nicht
an eine unmittelbar drohende Gefahr. Da, am 17. Juni im Lager von
Pitzpuhl, als er Uber die Magdeburger und Altmärker die Revue ab-
nahm, trafen die ersten schlimmen Nachrichten ein, die ihm bei seiner
Ankunft in Potsdam am Morgen des 19. Juni bestätigt und durch
weitere, inzwischen angelangte Meldungen ergänzt wurden: die Nach-
richten von österreichisch -russischen Rüstungen, vom Anmarsch der
Russen auf Ostpreussen. Nunmehr begann auch Friedrich zu rüsten.
Stand nun der König in diesem Zeitpunkt in so glänzender
Situation da, wie er sie im Politischen Testamente von 1 752 als not-
wendig bezeichnete, um einen Angriffs- und Eroberungskrieg beginnen
zu können? Die Antwort auf diese Frage hat uns Friedrich selbst
gegeben. »Wenn wir ebensoviel Verbündete als Feinde haben,« schrieb
er dem Thronfolger im Februar 17532), »werden wir uns mit Ehren
herausziehen, dank der Vortrefflichkeit unsrer Disciplin und dank dem
Vortheil, den die Schnelligkeit vor der Langsamkeit voraus hat« Und
an andrer Stelle im Politischen Testamente sprach er sogar aus, dass
er nur im Bunde mit Frankreich, aber nicht mit England auf Er-
werbungen im Falle eines glücklichen Krieges hoffen könne3).
Sein Programm, wie Preussen gegen die Überzahl seine politische
Stellung stärken müsse, entwickelte er dem Minister Finckenstein am
7. Juni 1756 als ihm die Lage bedenklich zu werden begann. Das
Ergebniss bildete: England der einzige Bundesgenosse8); überdies noch
1) Vgl. die von Naude (II, 73 f.) zusammengestellten Aussprüche des Königs
von Marz bis Mitte Juni 1756. 2) P. C. 9, 351. 3) Vgl. Naude, I, 12.
4) P. C. 12, 386 ff.
6) Erst im Juli wurde der Gedanke angeregt, die Westminsterconvention zu
einem Vertrage auszugestalten. P.C. 13, 98; vgl. auch Koser, >König Friedrich
der Grosse«, 2, 13 und meine Arbeit »Kriegführung und Politik etc.« Cap. VIII. —
Noch Ende März hatte der König einen Annäherungsversuch Hollands zurück-
gewiesen, mit dem vertraulichen und nur für seinen dortigen Gesandten bestimm-
ten Zusatz, »que la Beule occasion qui puisse arriver pour me lier aveo la Repu-
blique, serait, si les deux cours de Versailles et de Vienne s'allient ötroitement
ensemble; car alors il faudrait bien songer ä des liaisons & prendre avec les
Puissances maritimes« (Erlass an Hellen vom 23. März 1756, P. C. 12, 214. 215).
Acten tar Vorgeschichte des 7j ihrigen Kriegen. C
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XXXIV
Die preussische Rüstung.
nichts vorbereitet und alles, was nach diesem rätblich schien, erst
noch in die Wege zu leiten. Andrerseits war ausser mit Osterreich
und Russland noch mit Frankreich zu rechnen, das seit dem Ver-
sailler Vertrage auch zu den Gegnern Preussens gehörte1). Man sieht:
nach dem vou Friedrich selbst in dem Brief von 1753 aufgestellten
Maassstabe, die Partien standen in keiner Weise gleich.
Und doch hatte er seit dem Augenblicke, da er die Kunde vom
Abschluss des Versailler Vertrages empfing, in keiner Weise für die
Verbesserung seiner politischen Aufstellung gesorgt, bis die Nach-
richt von den russisch -französischen Anknüpfungen ihn veranlasste,
mit seinem Minister unerlässliche Gegenmaassregeln zu Uberlegen.
Ebensowenig war aber von den in dem Schreiben vom 7. Juni aus-
gesprochenen Plänen, als Friedrich 12 Tage später zu rüsten begann,
ein einziger ausgeführt noch auch sonst eine der Vorbedingungen er-
füllt, an die er im Testamente von 1752 einen Angriffskrieg geknüpft
hatte*).
Wie war es andrerseits auf dem militärischen Gebiete bestellt?
In gleicher Weise wie in früheren Jahren wurden die Exercirübungen
und Revuen angeordnet, zu gleichen Zeitpunkten, ohne nachfolgende
Veränderung, die auf geheime Absichten schliessen lassen könnte.
Nur Anfang März 1756, so scheint es, stellten sich beim König ernstere
Besorgnisse ein; besonders sorgsamen Nachrichtendienst empfahl er
dem General Treskow in Neisse und Hess von dem Minister Schlesiens
Überschläge anfertigen, wie er für die dortige Cavallerie auf 2 Monate
Fourage zusammenbringen könne3). Andrerseits Hess er aber damals
nicht einmal die abgehenden Pferde der Übercompletten der Cavallerie
neu beschaffen4).
Gehen wir noch etwas näher auf die Exercirübungen eiu5).
Friedrich schreibt im Politischen Testamente: »In unseren Landen
versammeln sich in jedem Frühjahr, in Schlesien gegen den Herbst
hin, alle Regimenter zu Exercitien. Alle Officiere müssen dabei sein,
und die Compagnieen müssen dann complett sein.«
Die Einberufung zu den Übungen für 1756 geschah fast auf den
Tag zu den gleichen Fristen wie im vergangenen Jahre: die Branden-
burger sollten am 1. April complett beisammen sein, die Pommern am
8. April, eine Zahl hinterpommerscher Regimenter am 15. April, eben-
1) Das bewiesen dem König jetzt auch die Nachrichten von den französisch-
russischen Beziehungen, auf Grund deren er dann am 7. Juni jenes Schreiben an
Finckenstein richtete. Vgl. Berner, Mittheil, aus der histor. Litteratur, Bd. 23,
S. 373. 2) Vgl. Naud6 II, 75—79. 3) Vgl. Nr. 56 und 57.
4) Vgl. Nr. 58. 5) Vgl. Naude\ II, 54-67.
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IV. Wandlung der politischen Lage in Preussen von 1755 auf 1756. XXXV
so die Magdeburger, Altmärker und Westfalen am 15., die Ostpreussen
am 1. Mai und die Schlesier am 10. Juli1). Die Übungen, die rund
2 Monate dauerten, schlössen mit einer Revue ab, die der König bei
der Mehrzahl der Regimenter selbst abhielt; 1756 Hess er sich in
Ostpreussen, Hinterpommern — also gerade den beiden Provinzen, die
bei einem Krieg mit Russland in erster Linie in Betracht kamen, —
und Westfalen vertreten. Für 5 brandenburgisch-pommersche Caval-
lerieregimenter ward dann noch, ganz wie in den letzten Jahren, für
den August ein besonderes Manöver angesetzt; sie sollten daher erst
zum 20. Juni ihre Beurlaubten und Übercompletten einziehen, während
die übrigen 17 Regimenter und 2 Grenadierbataillone, die ausserdem
theilnahmen, ohne Beurlaubte einrückten, da sie bereits vom König
besichtigt waren2). Dieses Manöver bildete die hohe Schule der
Taktik; daher wohnten demselben stets eine Zahl höherer Officiere
auch von unbeteiligten Truppentheilen bei, wie denn der König noch
bei seiner Abreise aus Stettin am 8. Juni den Herzog von Bevern
dazu einlud3).
Und wie es angeordnet war, so rückten die verschiedenen Truppen-
theile zum Exerciren aus, machten ihre Übungen und die Revue durch,
gingen wieder auseinander und entliessen, ohne Einschränkung4), die
Urlauber5): die Märker Anfang Juni, die Pommern am 8. resp. 15. Juni,
ebenso die Westfalen am 15. Juni, dann die Altmärker und Magde-
burger — sogar nach Ankunft der bedrohlichen russischen Nachrichten
des 17. — am 19. Juni. Auch für die Ostpreussen erging diese Ordre
an Lehwaldt noch am 17. Juni6), doch sie wurde am 21. Juni rück-
gängig gemacht7).
Wir sehen: Friedrich enüässt, unmittelbar bevor und noch wäh-
rend er zu rüsten beginnt, sämtliche Urlauber, bis auf den Widerruf
für Ostpreussen. Es ist berechnet worden, dass zu keiner Zeit im
Jahre 1756, von dem 1. April ab, wo die Exercitien begannen, bis
zum Schluss des Jahres so wenig Regimenter ihre Beurlaubten bei-
sammen gehabt haben wie in den Tagen vom 20. bis 30. Juni. Der
Höhepunkt fällt in die Zeit vom 1. Mai bis 1. Juni, wo 59 Regimenter
1) Vgl. Nr. 35. 37—39 und Nr. 55. 58. 62. 64. 2) Vgl. Nr. 73.
3) Am 3. August rückgängig gemacht. Vgl. Nr. 155.
4) Das bewebt dio dann im letzten Junidrittel anbefohlene Wiedereinziehung
von unsicheren nnd weit entfernt wohnenden Urlaubern (s. u.).
5) Ebenso bewilligte Friedrich einer Anzahl von Officieren den erbetenen
Urlaub, zum Theil ins Ausland, und einer Reihe von Regimentern die erbetenen
Werliepasse. 6) Vgl. Nr. 77.
7) Vgl. dafür Nr. 82. 115.
c*
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XXXVI
Die pretiBsische Rüstung.
complett versammelt waren1). Dann sinkt die Zahl wieder, bis sie
in den Tagen vom 20. bis 30. Jnni den niedrigsten Stand mit nur
17 completten Regimentern2) erreicht. Nach den ursprünglichen Dis-
positionen im Februar 1756 war das vorauszusehen, und diese Dis-
position wurde, bis nach dem 20. Juni, streng innegehalten.
1) So bestimmen auch die Reglement«: »Es sollen vom 1. Aprills bis den
1. Jqdü alles bei den Fahnen (bei der Cavallerie: bei den Standarten) sein und
keiner fehlen.«
2) D. h. die Ostpreussen, deren Übungen am 25. Jnni (vgl. Nr. 110 und S. 65
Anm. 5) und nicht erst am 1. Juli, wie Naud6 (II, 60 Anm. 1) irrthümlich angiebt,
zu Ende gingen, und 4 (nicht 5, wie Naud6 ebenda vermerkt, da die Übungen für
Zieten rückgängig gemacht wurden) brandenburgisch -ponimersche Cavallerie«
regimenter, die vom 20. Juni bis 20. August übten.
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V.
Küstungen im Juni 1756.
Unter Mobilmachung verstehen wir den Übergang ans dem
Friedensznstand in die Kriegsbereitschaft.
Darüber nun, »wie die Regimenter bei erhaltener Ordre, in Cam-
pagne zu marschiren, sich zu verhalten haben«, ist in den Reglements
folgendes bestimmt: »Alle Regimenter sollen zum Marsch in Campagne
sich jederzeit parat halten, dass sie den 12. Tag nach erhaltener
Ordre marschiren können1); in solchen 12 Tagen werden die Ver-
urlanbten eingeholet, und die Officiers kaufen sich die Pferde (bei
der Cavallerie: Bagagepferde); das übrige aber, was man zur Cam-
pagne nöthig hat, es mag Namen haben, wie es will, sollen die Capi-
täns vor ihre Compagnie, auch die Officiers vor sich fertig haben;
denn bei erhaltener Ordre zum Marsch in Campagne ausser die Pferde
(bei der Cavallerie: Bagagepferde) nicht das geringste fehlen, sondern
alles in rechtem gutem Stande sein muss.«
Die Kennzeichen der Mobilmachung3) sind also: 1) die Einziehung
der Beurlaubten (einschliesslich Übercomplette und Knechte), 2) die
Beschaffung der Pferde, nach Auszahlung der Equipagegelder3). Alles
übrige aber, was im Felde gebraucht wurde, war bereits vorhanden
(scharfe Patronen, Zelte, Schanzzeug, Kessel etc.) und brauchte nur
ausgegeben zu werden. Ebenso waren die Wagen und Kanonen,
welche das Regiment im Felde mit sich führte, vorräthig und wollten
nur bespannt und dem Regiment zugetheilt werden. Daher beginnt
erst in dem Augenblicke die Mobilmachung, wo der Befehl an das
Regiment ergeht, die Beurlaubten, Übercompletten und Knechte ein-
1) Friedrich verkürzte 1756 die obige Frist für die Mobilisirung der Regi-
menter durchgängig auf die Hälfte, auf nur 6 Tage, vgl. Nr. 147.
2} Vgl. Nr. 127.
3) 1756 «teilte der König einigen Regimentern die Pferde, sodass an diese
eine Zahlung von Equipagogeldern nicht stattfand, vgl. Nr. 182.
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XXXVIII
Die preussische Rüstung.
zuziehen, sich in Feldequipage zu setzen und die Eqnipagegelder (znr
Beschaffung der Pferde) zu empfangen.
Sollen Rüstung und Mobilmachung noch von einander unter-
schieden werden, so sind unter Rüstungen Maassnahmen zu verstehen,
die bereits über den Friedenszustand hinausgehen, jedoch die volle
Kriegsbereitschaft noch nicht herstellen.
Die ersten Maassnahmen, die König Friedrich noch im Lager von
Pitzpuhl am 17. Juni traf, auf die Nachrichten von den russischen
und Österreichischen Rüstungen hin, waren der Befehl an die Infan-
terie, bei etwaigem Kriegsausbruch die Mannschaften unter 20 Jahren
zurückzulassen, und die Ordre an Treskow, zu melden, was er an
Lebensmitteln in Neisse für den Fall einer Belagerung bedürfe.
Ausserdem erging noch an Lehwaldt im besonderen die Mittheilung,
dass ein Officier ihm eingehende Verhaltungsmaassregeln »auf alle
Fälle« Uberbringen werde, während er zu gleicher Zeit angewiesen
wurde, die ostpreussischen Regimenter nach Beendigung ihrer Exer-
citien auseinandergehen zu lassen1).
Als der König darauf am 1 9. Juni morgens in Potsdam eintraf,
fand er die Nachricht vor, dass die russische Armee sich im An-
marsch auf Ostpreussen befinde. Er berief die Generale Winterfeldt
und Retzow zu sich, um mit jenem alles, was die Eintheilung, Mobil-
machung und Versammlung der Truppen betraf, und mit Retzow die
Fragen der Verpflegung zu berathschlagen.
Erst jetzt, erst am 19. Juni ist die gesamte Ordre de bataille für
den Krieg in ihren Grundzügen, ist die Heeresgliederung für den
Ausmarsch, wie wir es kurz nennen wollen2}, aufgestellt worden3),
und zwar wurden die gesamten Truppen in 3 Corps eingetheilt: das
Hauptcorps, welches nach Sachsen einrücken sollte und für welches
der König sich den Oberbefehl selbst vorbehielt, das schlesische Corps
unter dem Feldmarschall Schwerin und das ostpreussische unter dem
Feldmarschall Lehwaldt 4) .
Diese Heeresgliederung geht im wesentlichen auf eine eigen-
händige Aufstellung zurück, die der König zwischen April und
December 1753&), wahrscheinlich im Sommer des Jahres, angefertigt
1) Vgl. Nr. 77—79 und S. 46 Anm. 2.
2) Nicht »Ordre de bataille«; diese umfasst zugleich die Corpsgliederung
(Eintheilung der Truppentheile innerhalb der CorpB, Besetzung der Untercom-
mandoa, Bildung der Stäbe etc.). 3) Vgl. unten S. XLI.
4) Die Heeresgliederung für den Ausmarsch vgl. im »Anhangs Nr. 212.
5) Unter Berücksichtigung des Wechsels der Chefs und des dadurch ein-
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V. Rüstungen im Juni 1756.
XXXIX
hat. Im Gegensatz zu seinen Entwürfen von 1749, wo er Ostpreussen
aufgeben, ein kleines Corps in Pommern aufstellen1), mit den übrigen
Feldtruppen nach Sachsen gehen und, nachdem er dort unter Reith
20 Bataillone und 20 Escadrons zurückgelassen, sich mit den schle-
sischen Regimentern vereinigen wollte2) — im Gegensatz zu diesen
Entwürfen nahm er damals 4 getrennte Corps in Aussicht: ein »corps
du marechal Schwerin« (20 Bataillone, 25 Escadrons), ein Corps Leh-
waldts (20 Bataillone, 50 Escadrons), ein drittes >en Silesie« (18 Batail-
lone, 45 Escadrons) und endlich als Hauptcorps die »armee du Roi«
(53 Bataillone und 91 Escadrons), der von vornherein 2 Infanterie-
und 5 Cavallerieregimenter aus Schlesien zugetheilt waren.
Für diese 1753 vorgesehene »armee du Roi« liegt aus etwas
späterer Zeit ein Mobilmachungs- und Operationsplan vor, in dem
bereits erwähnten Winterfeldt'schen »Project zum Einfall in Sachsen,
falls hier das Land von die Österreicher, Russen und Hannoveraner
angefallen würde«3). Das »Project« ist — wohl nach den Ergeb-
nissen der böhmisch-sächsischen Reise4) — zwischen dem September
1754 und Juni 17555) ausgearbeitet6) und dann genau so, wie Winter-
feldt es entwickelt und detaillirt hatte, den Dispositionen von 1756
zu Grunde gelegt worden7).
tretenden Namenwechsels der Regimenter lässt sich die Zeit der Niederschrift
annähernd feststellen: der früheste Termin ist durch Stilles Tod und seines Nach-
folgers, Baron Schönaichs Ernennung (17. April 1753), der späteste durch Bosses
Pensionirung und seines Nachfolgers, Lattorfifs Ernennung (10. December 1753)
gegeben; denn der König nennt jene Regimenter bereits Baron Schönaich, aber
noch Bosse.
1) Es umfasste sämtliche ostpreussischen Feldtruppen (ausser Rüsch-Husaren),
4 poromersche, 1 brandenburgiBches Infanterieregiment (Franz von Braunschweig},
die Seydlitz-Husaren und das (erst in einer Eichel'schen Abschrift mit allen 6 Com-
pagnieen mitgezählte) Grenadierbataillon Kahlden.
2) Vgl. Koser, »König Friedrich der Grosse« 1, 471; 2, 17.
3) Vgl. oben S. XXXII.
4) Vgl. Winterfeldts Bericht über seine Reise vom 14. August 1754, Hist.
Zeitschr., Bd. 64, 476 ff.
5) Der früheste Termin ist durch den Tod des Obersten Reimar Julius von
Schwerin und seines Nachfolgers, Blanckensees Ernennung (14. September 1754),
der späteste durch Ahlemanns Pensionirung und seines Nachfolgers, Normanns
Ernennung (2. Juni 1755) gegeben; denn jene Regimenter heissen bei Winterfeldt
schon Blanckonsee, aber noch Ahlemann. Vgl. dazu S. XXXVIII Anm. 5.
6) Der einzige Unterschied besteht in einer Vertauschung von Zieten (bisher
bei dem »Schwerin'schen Corps«) mit Soydlitz.
7) Die Übereinstimmung ist so gross, dass von Winterfeldt fast nur die
Namen derjenigen Regimenter, deren Chefs gewechselt hatten, umcorrigirt sind.
Dazu kommt theilweise eine Änderung in der Zusammensetzung der »armee du
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Die preuBsische Rüstung.
Der wesentlichste Unterschied zwischen der Heeresgliedernng von
1753 nnd der neuen von 1756 besteht darin, dass das >corps dn
marechal Schwerin« in Fortfall kam und Schwerin das Commando in
Schlesien erhielt Es fand ferner eine andere Vertheilung der Regi-
menter statt, die bedeutsam ist: das gegen Russland bestimmte Corps
wurde, wie 1749, beträchtlich aus den inneren Provinzen verstärkt;
es erhielt, ausser dem ihm schon 1749 und 1753 zugewiesenen neu-
märkischen Füsilierregiment Franz von Braunschweig, jetzt noch 2
aus dem »Schwerin'schen Corps« von 1753, ein pommersches Regi-
ment, Amstell, und das uckermärkische, Hessen- Darmstadt, weitere
2 aus der »armee du Roi« (Fürst Moritz und Alt-Württemberg) und
dazu, gleichwie auch 1749, das Grenadierbataillon Kahlden und die
Seydlitz-Husaren1). Dazu kamen endlich die beiden auf Feldetat zu
bringenden ostpreussischen Garnisonregimenter Sydow und Manteuffel,
die auch 1753 schon mitgerechnet waren.
Die übrigen Regimenter aber des »Schwerin'schen Corps« von
1753, sowie die 1753 überhaupt nicht2) zur Verwendung im Felde
bestimmten 3 westfälischen Regimenter wurden der »armee du Roi«
zugewiesen. Waren dieser andererseits 1753 noch, wie erwähnt,
Roi«, wie wir gleich sehen werden, nnd der einzelnen Colonnen dieses CorpB.
Auch sonst lassen sich noch einige kleine Änderungen (durch Zusatz oder
Streichung in den Entwürfen von 1756) feststellen, darunter eine, welche durch
den Wechsel der politischen Lage verursacht ist: die 1755 geplante Beschlag-
nahme von Geldern, welche die hannoversche Regierung aus einer auf Sachsen
ruhenden Hypothek zog und die ein Commissar in Eisleben eintrieb, unterbleibt
1756, mit dem ausdrücklichen Vermerk: >was zur hannoverschen Hypothek gehört,
wird anjetzo menagirt« — Eine Special-Instructlon für Zieten von 1756 bat
Winter abgedruckt und benutzt (Hans Joachim von Zieten, Leipzig 1886, 1, 147 f.;
2, 177 ff.), ohne darauf hinzuweisen, dass sie auf früheren Dispositionen, eben denen
von 1755 beruht, und dass einige derselben, obwohl in die Instruction aufgenommen,
dennoch 1756 gar keine Geltung erhielten, wie der Vorwand einer Conspiration
beim Regiment Anhalt, der Zietens Marsch von Berlin nach Halle motiviren soll,
und der Plan, das Regiment Prinz Heinrich mit Anhalt zu vertauschen. Ebenso
ist in den Dispositionen Winterfeldts 1756 irrtbümlich die Bestimmung stehen
geblieben, dass die Grenadiercompagnieen von Wangenheim mit denen von Prinz
Heinrich ein Bataillon formiren sollten (vgl. Nr. ISO). — Ganz unabhängig von
dem Znsammenhang zwischen den Dispositionen der beiden Jahre 1755 nnd 1756
bleibt natürlich die Thatsache, dass Mitte August 1756, auf die Kunde von der
Concentration der sächsischen Armee bei Pirna, der Herzog von Bevern mit
seiner III. (Stettiner) Colonne angewiesen wurde, — statt, wie bisher befohlen,
nach Wittenberg zu marschiren, — nunmehr mit der durch die Ober- und Nieder-
lausitz anrückenden (IV.) Colonne unter Lestwitz und Meyerinck znsammenzn-
stossen (vgl. Nr. 177), und dass Fürst Moritz von Anhalt den Auftrag erhielt,
nach jener Festung zu gehen (vgl. S. 103. 107).
1) Vgl. oben S. XXXIX Anm. 1. 2) Wohl aber 1749, vgl. Nr. 13.
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V. Rüstungen im Juni 1756.
XLI
2 Infanterie- und 5 Cavallerieregimenter aus Schlesien zuertheiit, so
empfing sie jetzt nur 1 Infanterie- und 3 Cavallerieregimenter von
dorther.
In derselben Weise, wie sie in dieser neuen Heeresgliederung
geplant sind, haben sich nachher die 3 Corps wirklich fonnirt: die
eben genannten 4 schlesischen Regimenter stiessen unter Lestwitz
zum Hauptcorps. Ferner ist das Reservecorps dem ostpreussischen
bereits zugerechnet1), sodass auch der Marsch, der am 25. Juni zu-
nächst nach Hinterpommern angeordnet wurde2), bereits von Anfang
an vorgesehen ist, wie dies denn auch jene Ordre an Köppen vom
21. Juni3) bezeugt, nach der die monatlichen Verpflegungsgelder für
das ostpreussische Corps berechnet werden sollten.
Dass diese neue Aufstellung nicht vor dem 19. Juni 1756 erfolgt ist,
geht zunächst daraus hervor, dass erst in den folgenden Tagen, bis
Anfang Juli, Retzow die »Feldetats« für die 3 Corps angefertigt hat4).
Ein zweiter Beweis findet sich in den Notizen des Promemorias, das
sich der König — ein Ergebniss dieser Conferenz — aufsetzte6): »les
cannoniers distribuer en corps«6); »les höpitaux et apothicaireries pour
les 3 corps«; »les generaux qui manquent« (das sind die noch fehlen-
den Unterführer, die jedem Corps zugetheilt wurden).
Auf das gleiche Ergebniss führt endlich der Zusammenhang der
Heeresgliederung für den Ausmarsch mit dem Feldzugsplan für 1756.
Wenn Friedrich nicht, wie 1749, sogleich die Vereinigung der schle-
sischen Truppen mit denen seines Corps beabsichtigte, sondern vielmehr
gleichwie 1753 ein besonderes Corps für Schlesien aufstellte, wenn
er ferner die übrigen Truppen, mit Ausnahme der gegen Russland
1) Die Vertheilung der Regimenter stand allerdings von vornherein nicht
ganz fest: ursprünglich war das Regiment Alt-Württemberg dem Corps des
Königs zugedacht, dann wurden seine beiden Masketierbataillone, zuletzt auch
die beiden Grenadiercompagnieen (26. Juni, vgl. Nr. 99) dem ostpreussischen
Reservecorps überwiesen. Anstelle Alt-Württembergs wurde das schlesische
Infanterieregiment Kursseil, »doch sonder Grenadiers«, dem Hauptcorps zugezählt,
darauf aber durch Brandes ersetzt (noch nicht in den >Feldetats«) und ähnlich
das Regiment Stechow mit Rochow vortauscht, welches ebenso wie Brandes zum
Hauptheer kam. Vgl. > Anhang« Nr. 212. Übrigens finden sich sämtliche, für das
Hauptcorps in Frage kommenden schlesischen Regimenter (ausser Puttkammer)
schon 1753 bei jenem angesetzt. 2) Vgl. unten S. XLIV f. 3) Vgl Nr. 86.
4) Der »Feldetat von der I. Armee des Königs, Potsdam 7. Juli 1756«, ab-
gedruckt bei Schöning a. a. 0. 2, 307 ff.; die »Designation des II. (schlesischen)
Corps, Potsdam 4. Juli 1756« im Generalstabsarchiv in Berlin, vgl. P. G. 13, 24
Anm. 5. 5) Vgl. Nr. 82.
6) Am 27. Juni reichte Dieskau dem König die geforderte »Designation«
ein, vgl. Nr. 1 16.
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XLII
Die preussische Rüstung.
beBtimmten, in einem Hauptcorps unter seiner Führung in Sachsen
vereinigte, so geschah es, weil sich sein Feldzugsplan für die erste
Campagne auf die Besetzung Sachsens und des Grenzstriches von
Nordböhmen beschrankte1). Aus diesem Grunde und infolge der
Aussöhnung mit Georg II. wurde aber auch die Aufstellung eines
besonderen Corps Uberflüssig, welches wie 1749 das unter Keith und
1753 das unter Schwerin das occupirte Sachsen besetzt halten sollte
und in jenem früheren Zeitpunkt nach Maassgabe der damaligen
politischen Lage offenbar auch Front gegen Hannover zu machen
bestimmt war.
Friedrich erwartete damals, am 19. Juni, den russischen Angriff
in kürzester Frist, und dass die Österreicher dann nicht ruhig bleiben
würden, erschien ihm als unzweifelhaft; doch rechnete er, dass bis
zum Losbruch des Kampfes mit Österreich noch 6 bis 8 Wochen ver-
streichen würden2). Darauf waren Operationsplan und Heeresgliede-
rung zugeschnitten, an denen nachher nichts geändert worden ist,
auch als die veränderte Lage im Herbst zu einem Kampfe zunächst
allein gegen Österreich und Sachsen, ohne Betheiligung der anfäng-
lich in den Vordergrund getretenen Russen, führte.
Jener ursprünglichen Annahme gemäss traf der König nun seine
weiteren Maassnahmen. Damit zu dem vorgesehenen Zeitpunkt die zur
Mobilmachung erforderlichen Pferde, soweit sie im Auslande anzu-
kaufen waren, beisammen seien, musste Winterfeidt sofort den ent-
sprechenden Auftrag erhalten3). So wurde Schwerin, der Führer des
schlesischen Corps, für Anfang August nach Potsdam beordert4) und
den westfälischen Regimentern angekündigt, dass sie in 6 bis 8
Wochen vielleicht Marschbefehl erhalten würden5). Für 6 Wochen
erhielt Prinz Ferdinand von Braunsen weig Urlaub6).
Indessen verschlimmert sich in der Auffassung des Königs die
Lage schnell7): schon am 22. weist er den Prinzen Ferdinand an,
noch nicht abzureisen8); am 23. werden Schwerin, ebenso Prinz Hein-
1) Vgl. auch Koser, > König Friedrich der Grosse«, 2, 16—18.
2) Vgl. die von Naude (II, 89 f.) angefahrten Aussprüche des Königs.
3) Vgl Nr. 82. 85. 108. 143. Die Lieferung der im Inland aufzubringenden
Pferde, die Hauptsache, wurde erst im August, bei der Mobilmachung selbst
befohlen. 4) Vgl. S. 48. 5) Vgl. Nr. 88. 6) Vgl. Nr. 81.
7) Da die Friedrich zugegangenen Nachrichten heute nur noch unvollständig
vorliegen, der Künig ferner während dieser Tage in seinen Erlassen sich auf
keine bestimmten Nachrichten bezieht, ist jeder Versuch, nachzuweisen, welche
Nachrichten vornehmlich Friedrich beeinflusst haben, aussichtslos.
8) Vgl. Nr. 89.
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V. Rüstungen im Juni 1756.
XL1II
rieh am 24., bereits zum 10. Juli nach Potsdam berufen '); zum gleichen
Zeitpunkt sollen auch die nach Karlsbad beurlaubten Officiere zurück
sein2) und zum 1. Juli die Formationen der Grenadierbataillone, wie
am 25. Juni bestimmt wird 3), ihren Anfang nehmen.
Wir kommen zu den Rüstungen, die für die 3 Corps im einzelnen
angeordnet wurden.
[Die Rüstungen in Ostpreussen und Pommern.] Gemäss
der Ordre Tom 17. Juni hatten die ostpreussischen Truppen nach
Beendigung ihrer Exercitien bereits begonnen, auseinanderzugehen4).
Da traf der Gegenbefehl vom 21. Juni ein, welcher die Rüstungen
einleitete. Der König befahl darin, niemanden zu beurlauben und
die Trappen so zu verlegen, dass die Regimenter in einem Tage bei-
sammen sein konnten, sowie das Regiment Kainein, welches weiter
von der Grenze seine Garnison hatte, unter einem Vorwand in Königs-
berg zurückzubehalten. Zur Verstärkung der Feldtruppen sollten die
Garnisonregimenter Sydow und Manteuffel mit ins Feld rücken5).
Zu gleicher Zeit bescbloss der König, Pulver, Gewehre und
Patronentaschen für 4 neue Bataillone, die Verpflegungsgelder, auch
Ingenieure zu senden, und Hess das Artillerie- und das Sanitätscorps
für die ostpreussische Armee aufstellen6).
Indem er dann zum Theil die obigen Befehle vom 21. wieder-
holte, ordnete Friedrich in den Instructionen für Lehwaldtvom 23. Juni7)
weiter an: Memel solle verpallisadirt, das Landregiment Hülsen unter
einem Vorwande zum 15. Juli zusammengezogen werden. Ausserdem
enthielten diese Instructionen eine Reihe von Befehlen für den Fall
des Kriegsausbruches: sie betrafen die Einziehung von Cantonisten,
die Einberufung und Ausrüstung der doppelten Ubercompletten, das
Zusammenbringen der Pferde, die Sicherung der Montirungskammern
der Regimenter und der Gumbinnen'schen Kriegs- und Domänen-
kammer. Für den Fall des wirklichen Beginns der Feindseligkeiten
wurde die Errichtung des Heyderstädtischen Landbataillons ange-
ordnet, über die eine Ordre vom 25. Juni8) handelt; demselben Fall
1) Vgl. S. 53 Anm. 1 und Nr. 96. 2) Vgl. Nr. 91.
3) Vgl. Nr. 102. Die Formimng selbst fand jedoch erst im August statt.
4) Vgl. dafür Nr. 110.
5) Die (nicht vorliegende) Ordre vom 21. wird in Lehwaldts Antwort vom
28. Juni (Nr. 115) wiederholt 6) Vgl. vornehmlich Nr. 82.
7) Vgl. Nr. 90. Der Gapitän v. d. Goltz, der diese überbrachte, hatte zugleich
den Auftrag, alles für die Mobilmachung erforderliche daselbst zu regeln; auch
1749 war er mit demselben Auftrag in Ostpreussen gewesen, vgl. P. C. 6, 485. 486.
8) Die (nicht vorliegende) Ordre ist erwähnt in Nr. 163.
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XL1V
Die preussische Rüstung.
galt die Übersendung von Blanco-Patenten ') an Lehwaldt, der ftir
den Krieg mit fast dictatorischer Vollmacht in Ostpreussen ausge-
stattet wurde.
Ausser allen eben angeführten Maassnahmen hatte Friedrich, wie
schon berührt, ferner beschlossen, das ostpreussische Tmppencontin-
gent mit einer Zahl anderer Regimenter zu verstärken. Diese, das
sogenannte Reservecorps unter dem Commando des Erbprinzen von
Hessen-Darmstadt, erhielten am 25. Juni Befehl, in 6 Tagen mobil zu
machen und zunächst nach Hinterpommern zum Rendezvous bei Köslin
zu marschiren. Zugleich wurden sie beauftragt, für das Lehwaldt'sche
Corps Gelder, Artillerie, die Ausrüstung für das Sanitätscorps u. a.
miteunchmen. Es waren 4 Infanterieregimenter (Alt -Württemberg,
Franz von Braunschweig, Amstell, Hessen-Darmstadt), 4 Compagnieen
des Grenadierbataillons Kahlden und das Husarenregiment Seydlitz
nebst einem Artilleriedetachement2).
Das einfachste wäre ohne jede Frage gewesen, die hinterpommer-
schen Regimenter zum Lehwaldt'schen Corps stossen zu lassen. Statt
dessen jedoch entschloss sich der König, einen Garnisonwechsel vor-
zunehmen; die 4 Infanterieregimenter Jeetz, Blanckensee, Fürst Moritz
und Prinz von Preussen und das Ktirassierregiment Markgraf Fried-
rich rückten, allerdings nicht in völligem Ausgleich3), in die vom
Corps des Erbprinzen von Darmstadt verlassenen Quartiere4).
Da das darmstädtische Corps aus seinen Quartieren aufbrach, mit
der Bestimmung, zunächst nach Pommern, später nach Ostpreussen
zu gehen, da ferner nach der damaligen Lage die Mobilmachung der
08 tpreussi sehen Truppen vielleicht in kürzester Frist vorgenommen
werden musste, verstand es sich von selbst, dass der König diese
ausrückenden Regimenter mobilisirte. Andererseits mussten die in
ihre Stelle rückenden Regimenter, da auch sie ihre Garnisonen und
Cantons verliessen, ihre Feldequipage mit sich nehmen und ihre Uber-
completten einziehen; bald darauf hiess der König aus demselben
Grunde sie auch ihre Knechte ausheben5). Jedoch von der Aus-
zahlung der Equipagegelder war bei ihnen noch keine Rede6): diese
anderen Regimenter wurden also jetzt noch nicht voll mobil gemacht.
1) Vgl. Nr. 119.
2) Vgl. Nr. 98. 99. Das Artilleriecommando unter dem Befehl des Obersten
Holtzmann betrog, nach seinem Bericht vom 15. Juli, 13 Officiero und > inclusive
der Commandirton und Knechte« 571 Mann und 397 Pferde. (Berlin, 6. St. A.)
3) So wurde Treuenbrietzen, der Standort der Kahldengrenadiere, nicht
wieder besetzt 4) Vgl. Nr. 99. 5) Vgl. unten S. LIII.
6) Vgl. Nr. 99.
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V. Rüstungen im Juni 1756.
XLV
Über die Gründe, ans denen der Garnisonwechsel erfolgte, liegt
aus den Tagen, in denen er angeordnet wurde, eine Äusserung des
Königs nicht vor. Etwas Bpäter, am 4. Juli, schreibt er an seinen
Gesandten in Wien: »Ich habe die Truppen Bewegungen machen
lassen: wenn die Österreicher mit Krieg schwanger gehen, wird man
ihnen Geburtshilfe leisten; wenn sie sich mit ihren Demonstrationen
Ubereilt haben, werden sie schnell das Schwert wieder in die Scheide
stecken.«1) Man sieht, es galt ihm die Lage zu klären2), und er
wandte dasselbe Mittel an, das sich 1749 in ähnlicher Lage ihm be-
währt hatte. Damals hatte er seine Kriegsvorkehrungen in viel
grösserem Maasse getroffen, sie zugleich aber noch viel offenkundiger,
durch directe Ankündigung in den Berliner Zeitungen, zur Schau
getragen, und dass damals seine Gegner einlenkten, glaubte er eben
diesem seinem Säbelgerassel, seinen »kleinen Ostentations« zuschrei-
ben zu dürfen8). Warum sollte die Wirkung seiner »mouvements«
auf die doch vielleicht erst halb entschlossenen Gegner diesmal nicht
die gleiche sein können? Wäre er seinerseits schon jetzt entschlossen
gewesen, auf alle Fälle die Initiative zu ergreifen, das Prävenire zn
spielen, dann hätte er sicherlich klüger gethan, seine Vorbereitungen
wie 1744 in tiefstes Geheimniss zu hüllen, nm mit dem geplanten
Uberfall auf einen um so weniger vorbereiteten Gegner zu Stessen.
Wie ganz solche Taktik ihm fern lag, beweist, dass er zugleich
mit der Anordnung der Dislocation in ostentativer Weise sich den
Anschein gab, als wolle er ein CorpB nach Schlesien senden. Dem-
gemäss erging am 30. Juni an das Generaldirectorinm die Weisung,
den Marsch von 20 Bataillonen und 40 Escadrons nach Schlesien vor-
zubereiten. Dazu sollte sich Oberstleutnant Dieskau in Berlin mit
der Artillerie marschbereit halten: ausgesprochener Maassen aber war
der Befehl ein »simulirter«4).
1) P. C. 13, 12. Ähnlich am (10.) Juli in einer Weisung für Kyau: »Nun
wird man bald sehen, was sie im Leibe haben, ob richtig wäre oder nicht.«
2) Dadurch wird auch verständlich, weshalb der König nach der Aufstellung
der Heeresgliederung (19. Juni) noch 6 Tage gewartet hat, bevor er jene Auf-
sehen erregenden Marschbefehle erliess. Lchwaldts Bericht vom 19. Juni (Nr. 80),
der etwa den 24. oder 25. anlangte, bestätigte Übrigens nur die ihm bereits
bekannte Thatsache des Anmarsches der Russen.
3) Vgl. Koser, »König Friedrich der Grosse« 1, 471 f. 600.
4) Vgl. Nr. 98. Da in der Ordre vom 9. Juli an das Generaldirectorium,
welche die Truppentheile im einzelnen angiebt, die Artillerie jenem Corps zu-
gezählt wird, ist jene Weisung vom 30. Juni als »simule ordre« aufzufassen, auch
wenn sie nicht wie die für Dieskau den ausdrücklichen Vermerk trägt.
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XLVI
Die preussische Rüstung.
Endlich befahl der König in denselben Tagen, in denen er die
Dislocationsordre erliess, ein Lager bei Hornburg im Halberstädtischen
abzustecken1), und bezeichnete hernach gleichfalls als dessen Zweck:
»pour donner le change a ses ennemis«2). Dieser Befehl, wie jene
ordre simute nach Schlesien haben doch offenbar dieselbe Tendenz,
»Geburtshilfe zu leisten«.
Daneben mögen bei der Verlegung der Garnisonen immerhin
Beweggründe militärisch-technischer Natnr mitgewirkt haben3). So
bei den Regimentern Alt-Württemberg und Amstell, die als Begleit-
truppen für die Transporte aus Berlin und Stettin dienten.
[Die Rüstungen in Schlesien.] Die ersten Maassnahmen des
Königs gehen auf eine schnelle Verstärkung der dortigen Truppen.
So befahl er nicht nur am 19. Juni, die beiden Garnisonregimenter
Lattorff und Blanckensee zu verdoppeln, sondern auch am 27., die
bereits angeordnete Errichtung der beiden neuen Bataillone des
Garnisonregimentes Nettelhorst zu beschleunigen: zum 1. August sollte
die gesamte Augmentation stattfinden4).
Zweitens erging, am 25. Juni, die Ordre an die schlesischen
Truppen, unverzüglich zu den Exercitien zusammenzukommen6). Das
wesentliche war, die Regimenter im completten Stande beisammen zu
haben, da sie allem Anschein nach bald ins Feld rücken mussten.
In dieser Hinsicht ist diese Ordre als Rüstungsmaassnahme aufzu-
fassen6). Daher wurde denn auch am folgenden Tage, am 26., dem
1) Vgl. unten S. XLIX. 2) Vgl. P. C. 13, 297 (27. August).
3) Naud6 (II, 121 ff.) stellt diese neben der Vorsiebt des Königs in den
Vordergrund. Jedoch erscheinen mir seine Gombinationen, dass die Regimenter
mit Hinsicht auf die Commandeure, auf die nahe Lage an der pommerschen Grenze
oder weil sie keine Cantons hatten, gewählt seien, keineswegs als einwurfsfrei;
denn dem nicht mehr felddienstfähigen General Jeetz wurde, gleichwie Borcke
in Magdeburg (vgl. Nr. 89), noch im Laufe des Juli das Regiment genommen.
Für die Regimenter ohne Canton glich sich der Vortheil der schnelleren Mobiii-
sirung dadurch aus, dass die übrigen Regimenter für diese die Knechte einziehen
mussten (vgl. z. B. Nr. 123). Delbrück (Preuss. Jahrbücher, Bd. 79, 264 f. und
Bd. 84, 46 f.), Lehmann (G. G. A. 1896, S. 831 f.) und ähnlich von Ruville (Nord
und Süd 87, 52) fassen den Garnisonwechsel als Provocation der Gegner auf,
Bernor (Mitth. aus der hist Litteratur, Bd. 23, 368) als Säbelgerassel, das sich
aber nur gegen Russland gerichtet habe. Doch lässt sich m. £. diese Scheidung
nicht aufrecht erhalten, da nach Friedrichs Ansicht, wenn Russland losbrach,
auch Österreichs Angriff feststand, Friedrich also mit beiden Gegnern gemeinsam
rechnete. 4) Vgl. oben 8. XIII f. 5) Vgl. Nr. 100.
6) Man vergesse nicht, dass der König regelmässig ausser der Ordre im
Frühjahr, in der er die Zeit der Exercitien festsetzte, noeh eine zweite unmittel-
bar vor Beginn derselben an die Regimenter erliess, in der er befahl, zur ange-
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V. Rüstungen im Juni 1756.
XLV1I
Minister Schlabrendorff die Stärke des schlesischen Corps, genau der
aufgestellten Heeresgliederung entsprechend, und die Gegend des künf-
tigen Lagers mitgetheilt, mit dem Auftrage, auf 21/? Monate Fourage
für die Cavallerie zusammenzubringen; Mehl und Getreide für die
Infanterie sei genugsam vorhanden1).
An eben dem 25., zugleich mit der Exercirordre, erging der
Befehl an die Festungscommandanten, die Pallisaden zu setzen und
die Kanonen auf die Wälle zu führen. Nachdem schon am 17. Juni
Treskow angewiesen war, einen Überschlag für die Verpflegung von
Neisse einzusenden, erhielt am 26. Juni Lattorff für Kosel den gleichen
Befehl2).
Im übrigen ergingen noch eine Reihe Ordres, die sich auf den
Fall des Ausbruchs der Feindseligkeiten bezogen, für die Sicherung
der Oberamtsregierung in Oppeln, der Montirungskammern der Regi-
menter, zumal Oberschlesiens, und für die Einziehung von Cantonisten,
ebenfalls in Oberschlesien3).
Auch hier in Schlesien ist, ebensowenig wie in Ostpreussen, von
einer Mobilmachung noch nicht die Rede. Es galt, die Truppen
complett beisammen zu haben, um sie, sobald es nöthig, desto
schleuniger in völlige Kriegsbereitschaft setzen zu können: es war
eine Concentration, ich möchte sagen, ein Alarmzustand. In beiden
Provinzen ward die Feldarmee verstärkt, in Ostpreussen durch Ein-
stellung von Garnisonregimentern4), in Schlesien, indem Friedrich
durch Augmentation der Garnisonregimenter Feldregimenter verfügbar
machte. Beiderseitig wurden die Festungen armirt und endlich, hier
wie dort, für den Fall des thatsächlichen Kriegesausbruchs eine Reihe
von vorbereitenden Maassregeln angeordnet.
Im ganzen decken sich die Rüstungen in Ostpreussen und
Schlesien*); sehr erklärlich und natürlich, da beides Grenzlande sind,
die in erhöhtem Grade sicher gestellt werden mussten.
ordneten Zeit zusammenzukommen und mit den Exercitien zu beginnen. Erstere
Ordre lasst sich als Ankündigungs-, die zweite als Ausführungsbefehl bezeichnen.
1) Vgl. Nr. 107. Schon am 19. Juni war Schlabrendorff geschrieben worden,
dass die schlesischen Magazine »im nächstkommenden Herbst« complett sein
sollten, vgl. Nr. 83. 2) Für die Festungen vgl. oben S. XXII.
3) Vgl. Nr. 82. 84. 119.
4} Auch die Ende Juli zum September angeordnete Augmentation (vgl. oben
S. XIV) sollte nnr der Feldarmee zngute kommen, vgl. Nr. 163.
5) Anders Naudö II, 112 ff. 156 f. Es ist dabei zu beachten, dass Schlesien
keine Landmiliz hatte, für das schlesische Corps Uberhaupt keine Verstärkung
aus anderen Provinzen vorgesehen, Schwerin zur mündlichen Rücksprache und
zum Empfang der Instruction bereits nach Potsdam befohlen war.
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XLVIII
Die preussische Rüstung.
[Die Rüstungen in den übrigen Provinzen.] Noch am
19. Juni hafte der König, nach Beendigung der Revue in Pitzpuhl,
die Altmärker und Magdeburger auseinandergehen lassen, noch am
1 9. Urlaubs- und Werbepässe ertheilt. Danach erst setzen die Rüstungs-
maassregein in entgegenliegender Richtung ein. Am 21. Juni werden
die westfälischen Regimenter angewiesen, »allmählig« die unsicheren
Beurlaubten wieder einzuholen '), am 23. Juni vorerst die nach Karls-
bad beurlaubten Officiere zurückberufen3). Zugleich ergeht an dem-
selben Tage an die Regimenter der mittleren Provinzen und West-
falens das Verbot, bis auf weitere Ordre auf auswärtige Werbung zu
schicken3). Am folgenden Tage (24. Juni) wird die Ordre vom 21.
an die Westfalen wiederholt; ausserdem sollen sie die weitest ent-
fernten Mannschaften einziehen4). Und ebenfalls am 24. Juni geht
an die pommerschen Regimenter der Befehl, alle auf Werbung und
sonst beurlaubten Officiere zurückkommen zu lassen5). Erst nach
3 Tagen, am 27., nachdem am 26. der dem Prinzen Ferdinand von
Braunschweig ertheilte Urlaub endgültig zurückgezogen war«), wird
der Befehl auf die übrigen Provinzen ausgedehnt7) und darauf am
28. auch den Magdeburgern und Altmärkern ») aufgetragen, alle über
30 Meilen Beurlaubten einzuberufen9).
Wir sehen: diese Rüstung erstreckte sich auf Rückberufung der
beurlaubten Officiere, Einstellung der auswärtigen Werbung, und bei
den Westfalen, Altmärkern und Magdeburgern auf Einziehung der am
weitesten beurlaubten Mannschaften. Aber im Gegensatz zu den ost-
preussischen Regimentern, wo der Widerruf mit der einen Ordre vom
21. Juni ausgesprochen wurde, erfolgen in den übrigen Provinzen10)
die Anordnungen ganz allmählig und nach und nach. Diese Mass-
nahmen stellen thatsächlich nichts anderes dar »als. das Rückgängig-
machen einiger allzu schnell getroffener Friedensmaassregeln* ,!).
1) Vgl. Nr. 88. 2) Vgl. Nr. 91. 3) Vgl. Nr. 92.
4) Vgl. Nr. 94. 5) Vgl. Nr. 93. 6) Vgl. Nr. 105.
7) Vgl. Nr. 111.
8] Wenn nicht doch, wie es nach Winter feldta Brief an Eichel vom Anfang
Juli (Nr. 120) fast den Anschein hat, diese Maassnahme auch auf die Branden-
burger und zwar in grösserem Maasaatab ausgedehnt wurde.
9) Vgl. Nr. 114. Am 7. Juli wird dann noch auf seine Anfrage Oberst
Brunner vom Regiment Prinz Engen von Württemberg angewiesen, die entfern*
testen Beurlaubten einzuholen, vgl. Nr. 128.
10} Schlesien bleibt ausser Betracht, da vor den Exercitien grundsätzlich
keine Beurlaubungen von Officieren stattfanden und die Regimenter demnächst
sowieso complett zusammenkamen. 11) Naude II, \AA.
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V. Rüstungen im Juni 1756.
XLIX
Dagegen als eigentliche Rüstung ist anzusehen, dass der König
sofort die beschleunigte Verdoppelung des Lange'schen Garnison-
regiments anordnete1), dass er am 28. Juni die vom General Massow
vorgeschlagene Zusammenziehung der Landregimentcr in Berlin, Stettin
und Magdeburg guthiess und die zu ihrer Ausrüstung nbtbige Summe
anwies1), sowie die Complettirung der 5 bei dem Garnisonwechsel
betheiligteu Regimenter, die zum Hauptcorps gehörten3), und das Ab-
stecken des Hornburger Lagers4). Rüstung war es ferner, wenn der
König den Ankauf der für die Mobilisirung der Armee nöthigen Pferde
im Ausland am 19. und 20., resp. 26. Juni anordnete5), wenn er die
Bestimmungen über die künftige Formation der Grenadierbataillone
traf*), obwohl sie erst im August dann zusammenstiessen.
Endlich ist noch zu bemerken, dass am 21. Juni die Sperrung
der Kriegsgetreidemagazine verfügt wurde7), eine unter den obwalten-
den Umständen selbstverständliche Maassregel.
Oberblicken wir den Verlauf der Rüstungen seit dem 19. Juni,
so gewahren wir zwei Culminationspunkte: am 21. und am 25. Juni.
Beide Mal gehen Berathungen mit Winterfeldt voran, der am 19. 8)
und dann wieder seit dem 23. Juni9) in Potsdam beim König weilte.
Am 19. wurde die Heeresgliederung der gesamten Armee fest-
gesetzt, in der die Grundrisse für den weiteren Verlauf der Rüstungen
und dann der Mobilisation niedergelegt sind. Zwei Promemoria des
Königs10), wohl die weiteren Ergebnisse der Conferenzen mit Winter-
feldt, enthalten die Übersicht Uber die Rüstungsordres, die sich in die
bezeichneten beiden Zeitpunkte zusammendrängen.
Der erste, vom 21. Juni, begreift fast die gesamte ostpreussische
Rüstung in sieb, der zweite, vom 25. Juni, abgesehen von dem branden-
burgisch-pommerschen Garnison Wechsel, fast die gesamte scblesische
1) Vgl. oben S. XIII f. 2) Vgl. Nr. 109. 3) Vgl. oben S. XLIV.
4) Vgl. oben S. XLVI. Die bezügliche Ordre des Königs liegt nicht mehr
vor; doch wird der Befehl schon in einem Bericht Finckensteins vom 26. Juni er-
wähnt, vgl. P. C. 12, 469.
5) Vgl. oben S. XLII. Auch bei diesen Ordres handelt es sich, abgesehen
von dem ostpreussischen Reservecorps, nur um die Hauptarmee; denn für Ost-
preussen erhielt Lehwaldt den bezüglichen Befehl am 23. Juni (vgl. Nr. 90), und
für Schlesien waren die Pferde schon in Friedenszeiten aufgeschrieben (vgl. dafür
auch Nr. 67) und brauchten daher nur eingezogen zu werden.
6) Vgl. Nr. 102. 7) Vgl. Nr. 87. 8) Vgl. Nr. 85.
9) Vgl. S. 50, Anm. 2 und »Berlinische Nachrichten« 1756, Nr. 76.
10) Nr. 82 und Nr. 98.
Acten cor Vorgeschichte des 7j&hrigen Krieges. d
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L
Die preuBsische Rüstung.
Rüstung1). Auch ohne alle weiteren Beweise erhellt daraus die That-
sache, dass sich der König zunächst und vor allem durch die öst-
lichen Nachbarn, durch die Hussen, bedroht erachtete.
Beiden Corps, dem in Ostpreussen und dem in Schlesien, waren
aber nur rein defensive Aufgaben zuertheilt; wartete der König wirk-
lieb nur auf einen Vorwand, um den langgeplanten Angriffs- und
Eroberungskrieg zu beginnen, warum beschränkte er sich für das
Corps, dem er die alleinige Offensive vorbehielt2), auf die ersten
Anfänge der Rüstung?
Und weiter: mit dem Augenblicke, wo die erste, noch unverbürgte
Nachricht anlangte, dass die Russen den Rückmarsch angetreten hätten,
am 29. Juni, trat in den preussischen Rüstungen sofort ein Still-
stand ein.
1) Vgl. dazu die Ordre vom gleichen Tage an Fouqu6 (Nr. 103), dem der
König nicht ohne leisen Vorwurf die allergrösste Obacht auf Österreichs Rüstungen
ans Herz legt. — Ferner sei darauf hingewiesen, dass Friedrich jetzt auch seit
dem 25. auf die öffentliche Meinung einzuwirken und sie gegen Österreich zu
stimmen sucht (vgl. Nr. 98). 2) Vgl. oben 8. XLI f.
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VI
Unterbrechung und Wiederaufnahme der preussischen
Rüstungen.
Seitdem der König am 19. Juni die ersten Nachrichten vom An-
marsch der russischen Trappen erhalten, hatte er sich auf den An-
griff der Österreicher noch im laufenden Jahre gefasst gemacht. Vor
der ganz unerwarteten Kunde, dass die Russen den Rückmarsch an-
getreten hätten, stand Friedrich nun wie vor einem Räthsel; er ver-
mochte den Zusammenhang nicht zu durchschauen, die Gründe nicht
zu erkennen, welche den Rückzug veranlasst hatten. Aher je mehr
sich die Nachrichten über diesen bestätigten, desto mehr schöpfte er
Friedenshoffnungen. So konnte denn Winterfeldt an Eichel in den
ersten Julitagen schreiben: »Hier fängt es nunmehro wieder an ruhig
zu werden.« Zugleich berichtete er von einigen Beurlaubungen bei
seinem Regimente1).
Keine einzige neue bedeutsame Maassregel wurde mehr angeord-
net2): im Gegentheil, der König denkt bereits daran, für dieses Jahr
die ostpreussischen Regimenter wieder auseinandergehen zu lassen3),
er sistirt einstweilen den Weitermarsch des Reservecorps nach Ost-
preussen4) und vertagt ferner bis auf weiteres die noch am 26. Juni
augeordnete Zusammenbringung von Fourage für die schlesische Ca-
vallerie8), gleichwie die am 28. gebilligte Zusammenziehung der Land-
regimenter, ausser dem Königsbergischen 6). Nur die Arbeiten an den
schlesischen Festungen, die Vorbereitungen für die Errichtung der
Augmentationen dauern fort; eine Reihe der im Juni anbefohlenen
1) Vgl. Nr. 120.
2) Die Anwerbung einiger Schiffer als Pontoniere (vgl. Nr. 116) und die Ein-
ziehung der Weitestbeurlaubten vom Regiment Prini Eugen von Württemberg
(vgl. oben S. XLVIII Anm. 9) fallt nicht ins Gewicht. 3) Vgl. Nr. 138 (12. Juli).
4) Vgl. Nr.117 (30. Juni). 5) Vgl. Nr.126 (4. Juli). 6) Vgl. Nr.125 (3.Juli).
d*
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LIT
Die preussische Rüstung.
Maassnabnien gelangt zur Ausführung, wie die Berechnung der »Feld-
etats«, der Pferdekauf im Ausland; der Garnison Wechsel der branden-
burgisch-pommerschen Truppen beginnt mit dem 1. Juli, und dieschlesi-
schen Regimenter complettiren sich, um mit den Exercitien anzufangen.
Doch diese auf Frieden gestimmte Epoche dauerte nicht lange.
Hatte sich der König in Hoffnungen gewiegt, als Anfang Juli sich
die Nachricht vom Rückmarsch der Russen bestätigte, so rechnete er
doch bald schon, im Gegensatz zu seiner früheren Überzeugung, dass
die Österreicher »alles alleine auf ihre Hörner nehmen wollen«1).
Als Zeichen dafür sollte ihm gelten, wenn sie ihre Cavallerie aus
Italien heranziehen und die ungarische nach Böhmen und Mähren
marschiren lassen würden.
Diese von ihm als Kriterium für die Kriegsabsichten des wiener
Hofes angesehenen Meldungen von der Concentration der österreichi-
schen Truppen2) erhielt Friedrich, hauptsächlich durch den Oberstleut-
nant Pflug3), um die Mitte des Juli. Aber noch fehlte ihm der volle
Einblick in das zwischen den Russen und Österreichern bestehende Ver-
hältniss. So richtete er denn am 1 8. Juli die erste Anfrage nach Wien,
um Österreich zu zwingen, über den Zweck seiner Rüstungen Farbe
zu bekennen; zugleich aber sollte ihm die Antwort Uber die Bedeutung
des russischen Rückmarsches Klarheit schaffen. Schneller als er er-
wartete, binnen 3 Tagen, und gründlicher, als er sie von Wien er-
halten konnte, ward ihm von anderer Seite die verlangte Aufklärung :
die am 21. Juli aus dem Haag eingehenden Depeschen Swarts be-
lehrten ihn, dass der Angriff der Gegner nur auf das Frühjahr 1757
verschoben war. Daraufhin entschied sich Friedrich, selbst anzu-
greifen, um jenen zuvorzukommen.
Indem so der König von neuem und stärker als zuvor mit dem
baldigen Kriegsausbruch rechnen musste, nahm er auch die Rüstungen
wieder auf, an dem Punkte, wo sie am 28. Juni unterbrochen waren.
Es verstand sich von selbst, dass diese neuen Rüstungen sich vor
allem auf das Corps des Königs erstreckten, die eigentliche Operations-
armee.
Diese umfasste die Truppen aus den sämtlichen mittleren Pro-
1) Vgl. Nr. 132.
2) Vgl. dafür Naud6 II, 168—170. 189—193; für Friedrichs Äusserungen in
der Zeit vom 1. bis 15. Juli ebenda, S. 160—163.
3) Vgl. dafür Nr. 135. 136. — Erwähnt sei bei dieser Gelegenheit, dass
Winterfeldt in einem Berichte vom 9. Hai 1755 Pflog dorn Künig als einen »capa-
blen, geschickten Mann« schildert, »welchen E. M. in allen Fällen zuverlässig
gebrauchen können«. (Berlin, G. St. A.)
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VI. Unterbrechnng und Wiederaufnahme der preuBsiachen Rüstungen. LIII
vinzen — abgerechnet das ostpreussische Reservecorps, — 3 west-
fälische and 4 schlesische Regimenter1). Was bereits für Ostpreussen
nod Schlesien erfolgt war, musste jetzt für die grosse Armee nach-
geholt, sie musste conoentrirt werden2).
Bereits drei von den pommerschen Infanterieregimentern und das
Cavallerieregiment Markgraf Friedrich waren aus Anlass des Garnison-
wechseis in completten Stand gesetzt und näher herangezogen, das
andere pommersche Cavallerieregiment Prinz Eugen von Württemberg
gleich den Westfalen angewiesen worden, seine entferntesten Beur-
laubten einzuholen3). Lediglich das Musketierregiment Fürst Moritz
hatte zugleich seine Knechte mitgenommen4); nunmehr am 16. und
17. Juli*) wurden auch die beiden anderen, Jeetz und Blanckensee, be-
ordert, ihre Knechte einzuziehen6), und noch 2 Tage später, am 19.,
das letzte der pommerschen Infanterieregimenter, Braunschweig-Bevern,
und ferner das magdeburgische Regiment Hülsen, das den Westfalen
seine Quartiere einräumen musste, verständigt, alles vorzubereiten,
um iu 6 Tagen mobil machen zu können7).
Die gleiche Ordre wie an Bevern und Hülsen war am 16. an
Wietersheim ergangen8), dessen Cantons fern in Oberschlesien lagen.
An die gleichfalls weitab stehenden Westfalen waren schon am
21. und 24. Juni die Befehle erlassen, ihre unsicheren und entfern-
testen Urlauber einzuziehen9). Nunmehr am 17. Juli erhielten sie
Marschbereitschafts- und zugleich Marschordre nach dem Halberstädti-
schen10); jedoch wurden die Equipagegelder ihnen noch nicht ange-
wiesen. Das war im ganzen der gleiche Befehl, wie er am 25. Juni
an die Regimenter Fürst Moritz, Jeetz und Blanckensee ergangen war.
Ausser den 5 in Mecklemburg liegenden Escadrons von Zieten
waren demnach alle von ihren Rendezvous am weitesten entfernten
Regimenter der grossen Armee avertirt, wenn nicht schon complett
beisammen; so auch die Baireuther Dragoner, das letzte pommersche
Cavallerieregiment, und die 4 für das Corps des Königs bestimmten
1) Vgl. oben S. XL f.
2) Naudes Angaben Uber diese Julirüstungen (II, 171) sind unvollständig.
3) Vgl. oben S. XLVIII Anm. 9. 4) Vgl. Nr. 123.
5) Erwähnt sei, dass Friedrich am 17. Juli das Gerücht, als ob er nach
Schlesien kommen werde, geflissentlich zu verbreiten befahl und zugleich die
Inspicirung des demonstrativen Hornburger Lagers (vgl. oben 8. XLVI) durch den
Prinzen Ferdinand von Braunschweig anordnete. Vgl. Nr. 140 und S. 80 Anm. 3.
6) Vgl. Nr. 138 und S. 79 Anm. 2.
7) Die (nicht vorliegende) Ordre an Bevern ist in dem Berichte vom 22. Juli
(Nr. 145) wiederholt; für Hülsen vgl S. 80 Anm. 2.
8) Vgl. Nr. 137. 9) Vgl. oben S. XLVHI. 10) Vgl. Nr. 139.
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LIV
Die preusaische Rüstung.
schlesischen Regimenter anlässlich ihrer Exercitien. Einzelne, wie
die 3 pommerschen Infanterieregimenter waren, andere, wie die 3 west-
fälischen, wnrden bereits herangezogen.
Während der König so in den Tagen vom 16. bis 19. Juli die
Concentration der grossen Armee einleitete, wurde in Schlesien über-
haupt keine neue Rüstung vorgenommen, und in Ostpreussen gestattete
sogar Friedrich Ende Juli auf Lehwaldts Anfrage vom 23. die Be-
urlaubung derjenigen Übercompletten und Mannschaften, die er in
6 Tagen wieder einziehen könne1).
Die Mobilmachung der gesamten preussischen Armee war allent-
halben vorbereitet; jedoch ausser dem Corps des Erbprinzen von Darm-
stadt (11 Bataillone und 10 Escadrons) war und wurde im Juli kein
einziger weiterer Truppentheil voll mobilisirt. In complettem Stande
waren Ende Juni die Ostpreussen und 4 pommersch-brandenburgische
Cavallerieregimenter beisammen2), im Laufe des Juli kamen die 3
pommerschen und die 3 westfälischen Infanterieregimenter, Prinz von
Preussen -Infanterie , das pommersche Cavallerieregiment Markgraf
Friedrich und die Schlesier hinzu.
Ob er die Mobilmachung aller seiner Truppen anordnen wurde,
hatte der König noch am 18. Juli von der Antwort auf sein nach
Wien gesandtes Anbringen abhängig gemacht. Dieses wurde von den
Uber den Haag einlaufenden Depeschen Swarts überholt, infolge deren
Friedrich den Krieg bereits als unvermeidlich ansah. Er sprach zu
Winterfeldt am 25. Juli vom Aufbruch am 24. August3). Auf die offi-
cielle Erklärung des französischen Gesandten Valory hin, dass Frank-
reich dem wiener Hofe die im Versailler Vertrage stipulirte Hilfe
leisten müsse, entschied er sich am 26. Juli für den Fall, dass ihm
eine ablehnende Antwort aus Wien zu Theil würde, zu einer zweiten
Anfrage. Er beabsichtigte damit, der aktiven Theilnahme Frank-
reichs am Kriege für das laufende Jahr womöglich vorzubeugen.
Am 2. August lief die Antwort Maria Theresias ein, des Inhalts,
dass die allgemeine bedenkliche Lage ihr geboten habe, die erforder-
lichen Sicherheitsmaassregeln zu ergreifen, die jedoch niemandem
»zum Schaden gereichen« sollten. Noch an demselben Tage erging
die zweite Anfrage nach Wien, und nunmehr, ebenfalls am 2. August,
begann die allgemeine Mobilmachung.
1) Vgl. Nr. 149. Erwähnt sei, dass Friedrich am 30. Juli beide Grenz-
provinzen mit Geldmitteln für den ersten Feldzug ausstattete (vgl. Nr. 151) und
am 27. die Verdoppelung der beiden ostpreussischen Garnisoaregimenter Sydow
und Manteuffel zum September anbefahl (vgl. oben S. XIV).
2) Vgl. oben S. XXXVI Anm. 2. 3) Vgl. S. 86.
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VII.
Die Mobilmachung der Armee im August 1756.
Auf 6 Tage hatte der König die Frist für die Mobilisirung aller
Truppentheile beschränkt; mit Ablauf dieser Zeit sollte die völlige
Kriegsbereitschaft hergestellt sein.
Dazu kam nun aber, dass die Regimenter, abgesehen von
Schlesien und Ostpreussen, noch weit über die Provinzen verstreut
auseinander standen. Der Aufbruch der grossen Armee, des Corps
des Königs, welches hier ausschliesslich in Betracht kommt, sollte
über die Landesgrenze in mehreren Colonnen erfolgen. Es mussten
also vorher die Truppentheile, welche diese Colonnen formirten, zu-
sammengezogen und daher ausser der Frist für die eigentliche
Mobilisirung noch die Zeit, welche der Marsch bis zum Rendezvous
erforderte1), hinzugerechnet werden. Es sind mithin ausser der
eigentlichen Mobilmachungs- oder Marschbereitschaftsördre noch die
Marschordres, welche bis zum Rendezvous reichten, und endlich die
Ordre zum Aufbruch in Feindesland zu berücksichtigen2).
DemgemäS8 zerfiel der Mobilmachungsplan in 2 Haupttheile: ausser
der eigentlichen Mobilisirung enthielt der erste die Marschtableaus bis
zum Rendezvous (in Marschtabelle Nr. I) und der zweite diejenigen
von dem Rendezvous bis an die Grenze, resp. dem Punkt in Feindes-
land, wo die Colonnen zusammenstiessen und sich vereinigten (in
Marechtabelle Nr. II)').
Die Mobilisirung der Truppen und ihre Vereinigung am Rendez-
vous, d. h. die Concentration, war bereits, wie wir sahen, eingeleitet.
1) Z. B. für die Zieten'schen Husaren iu Mecklenburg 11 Tage, vgl. S. 85.
2) Wo die Truppen bereite am Platz des Rendezvous standen, fiel natürlich
die Marechordre weg; bei andren, z.B. dem ostpreussiscben Reservecorps (25. Juni),
fiel Mobilmachungs- und Marechordre zum Rendezvous zusammen.
3) Für die obige Auseinandersetzung vgl. das sehr lehrreiche Schreiben
Winterfeldts an Eichel vom 26. Juli (Nr. 147).
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LVI
Die preussische RüBtung.
Die Mobilmachung selbst begann, genau an dem Punkte ein-
setzend, wo die Rüstungen im Juli aufgehört hatten, bei den am
weitesten von ihrem Rendezvous entfernten Regimentern. Also erging
die Mobilmachungsordre am 2. und 6. August an die in Hinter-
pommern stehenden Regimenter1), am 6., zugleich mit der Marsch-
ordre, an die in Mecklenburg stehenden 5 Escadrons des Zieten'scben
Husarenregiments2). Die Westfalen waren bereits im Marsch3).
Es blieben daher von diesen am weitesten entfernten Regimentern
noch die 4 scblesischen, die zum Corps des Königs stossen sollten,
in Bewegung zu setzen. Auch sie erhielten am 6. Mobilmachungs-
und Marschordre, nämlich Brandes, Rochow, Puttkammer und Szekely;
dazu noch Kursseil und Stech ow4). Diese Ordre an die Schlesier
lässt sich wohl der vom 25. Juni über den Garnisonwechsel an die
Seite stellen: die erstgenannten 4 Regimenter wurden nach der säch-
sischen Grenze zu concentrirt; das Regiment Stechow ward mobilisirt,
da es die Quartiere von Rochow beziehen sollte, und Kurssell (in
Glogau), ähnlich wie Alt-Württemberg und Amstell am 25. Juni, als
Begleittruppe für den Transport des Proviantfuhrwesens und der in
Glogau befindlichen Pontons, die zum Heer des Königs nach Sachsen
mitgeführt werden sollten. Friedrich barg diese Bewegung unter dem
Vorwand einer vielleicht nöthig werdenden Grenzsperrung.
Erst am 12. August folgte die Mobilmachungsordre an die Übrigen
schlesischen Regimenter*).
Nunmehr nahm auch die Mobilmachung der übrigen Regimenter
der Hauptarmee6) einen grösseren Umfang an. Zuerst folgte die
Hallische Colonne unter dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig,
die fast ganz aus den Magdeburgern, Altmärkern und Westfalen be-
stand; dann die Colonne des Generals Meyerinck (Berliner und neu-
märkische Regimenter), die durch die Lausitz vorrücken sollte7).
Am 14. August wurde für die eben genannten Colonnen der Marsch
zum Rendezvous noch um 2 Tage verschoben8), da sich durch die
Schuld Klinggrätfens, des preussischen Gesandten in Wien, die Ant-
wort der Österreicher auf die zweite Anfrage verzögerte.
Am 18. begann die Mobilmachung in der Churmark9); am 19. er-
1) Vgl. Nr. 154. 156. 2) Vgl. Nr. 162.
3) Am 11. August Hess ihnen der König die Equipagegelder zahlen, vgl.
Nr. 164. 4) Vgl. Nr. 157—159. 5) Vgl. Nr. 166.
6) Ausser an die bereits genannten Truppentheile war der Mobilmachungs-
befehl am 6. August noch an 5 Cavallerieregimenter ergangen, vgl. Nr. 160. 161.
7) Vgl. Nr. 168. 169. 8) Vgl. Nr. 171—173.
9) Vgl. Nr. 179. 180.
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VII. Die Mobilmachung der Armee im August 1756. LYII
gingen die Mobilmachungsordres für die Potsdamer»), am 20. die
letzten, für die Berliner Garnison 2).
Am 25. August*) sollte der Aufbruch von den Rendezvous an
der Grenze geschehen; er wurde, infolge der Verzögerung der Ver-
handlungen in Wien, am 14. um 2 Tage verschoben.
Schon war, nach Eichels Ausdruck «), die Maschine stark in Be-
wegung gesetzt, die Truppen concentrirten sich enger und enger um
ihre Rendezvous. Weil sich aber das Eintreffen der wiener Antwort
Uber Erwarten hinauszog, verschob der König am 24. den Weiter-
marsch seiner Truppen nach ihren Rendezvous zunächst um einen
Tag5), befahl dann am 25., bis auf weitere Ordre Halt zu machen«),
da, wie Eichel an Winterfeldt schrieb7), »des Königs Majestät nicht
eher brechen können noch wollen, bis Sie die Antwort aus Wien
gesehen und erhalten haben«. Noch am 25. lief diese ein, und am
26. erging darauf der Befehl zum Aufbruch an die Regimenter»).
1) Vgl. Nr. 181. 2) Vgl. Nr. 182.
3) Nach Winterfeldts Angabe vom 12. August (Nr. 168), vgl. auch P. C. 13,
166; ursprünglich war vom 24. die Rede gewesen, vgl. oben S. LIV.
4) P. C. 13, 264 (23. August). 5) Vgl. Nr. 185 und S. 108 Anm. 2.
6) Vgl. Nr. 188. 7) Vgl. Nr. 186 (24. August).
8) Vgl. Nr. 189.
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VIII.
Rückblick.
Die Rüstungen des Königs vom 19. Juni bis zur letzten ftlobil-
machnngsordre vom 20. August 1756 sind von einem durchaus ein-
heitlichen Gesichtspunkt getragen, der in der am 19. Juni aufgestellten
Heeresgliederung zum Ausdruck gelangt. So, wie dort die Verthei-
lung der Truppen geplant ist, so ist sie auch durchgeführt, der ge-
samten Mobilmachung zu Grunde gelegt worden.
Die Mobilmachung im eigentlichen Sinne beginnt erst im August;
was bis dahin geschieht, bereitet sie vor und leitet sie ein, mit zwei-
maliger Unterbrechung.
Die erste Phase bilden die Junirtistungen. Nachdem am 19. Juni
die Heeresgliederung für den Ausmarsch festgestellt war, werden die
Rüstungen in Ostpreussen fast sämtlich schon am 21. Juni, und eben-
falls fast sämtlich am 25. Juni die Rüstungen in Schlesien angeordnet:
die Grenzlande werden in den Stand gesetzt, einen Angriff seitens
der Gegner abzuwehren. Für die Hauptarmee aber, die allein von
den 3 Corps für eine offensive Aufgabe in Betracht kommt, wird
lediglich, und überdies in verschiedenen Staffeln, der Beginn der
Complettirung anbefohlen.
Vom 29. Juni bis 16. Juli tritt Stillstand ein, und einige Ordres
werden sogar sistirt; erst vom 16. bis 19. Juli fährt der König
wiederum zu rüsten fort: die Concentrirung der grossen Armee wird
eingeleitet. Jedoch bleiben die Maassnahmcn bei derselben auch jetzt
noch weit hinter dem zurück, was in den beiden Grenzlanden bereits
geschehen war.
Bis dahin war lediglich das nach Ostpreussen bestimmte Reserve-
corps mobil gemacht. Erst seit dem 2. August, also nach einer neuen
Pause von fast 14 Tagen, beginnt der König allmählig, seine grosse
Armee, nach Maassgabe der grösseren oder geringeren Entfernung der
Garnisonsorte von den Rendezvous, zu mobilisiren, und führt ihre
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. VUL Rückblick.
LIX
Concentration durch. Die Mobilmach ungsordre für das ßchlesischc
Corps erfolgt fttr alle Regimenter auf einmal (12. Angust); für die
Ostpreussen blieb sie bis zum Februar 1757 ausgesetzt1).
Welch anderes Bild bieten dagegen die Rüstungen von 1749: an
einem Tage, am 6. März, ergehen die Ordres znr Complettirnng der
gesamten Armee, mit Ausnahme der Westfalen3), deren Zusammen-
ziehung am 7. befohlen und deren Garnisonwechsel, zum Zweck der
Concentrirung, dann am 10. und 11. März angeordnet wird3).
Als Friedrich im Juni 1756 zu rüsten begann, waren einzelne
seiner Generale überrascht, sie erscheinen zurückhaltend. Schwerin
schreibt ihm am 1. Juli: »Les manceuvres de vos troupes, Sire, an-
noncefnt] quelque expddition de guerre«4), und Treskow am 21. Juni,
mit Bezugnahme auf die schleaischen Rttstnngsordres Tom 25., an den
Minister Schlabrendorff : »Hier sieht es so aus, als wenn wir uns
ganz gewisse mit nächstem in starkem Kriege vermutheten5).«
Anders 3 Wochen später. Schon sind alle die Nachrichten von
der Concentrirung der österreichischen Truppen eingelaufen, die erste
Anfrage ist daraufhin nach Wien entsandt. Nunmehr sind die Gene-
rale die drängenden. Winterfeldt klagt Eichel am 18. Juli: nichts
könne helfen als präveniren; »wann wir warten wollen, bis alle kleine
Fürsten im Reich uns in ihrem Conseil die Justice thun, dass wir
nicht Agresseurs gewesen, so kommen wir zu spät nnd seind ver-
loren6)«. Am 10. August schreibt Schwerin an den König, »wie es
eine wahre Ohnmöglichkeit sei, in Zeit von 6 Tagen die erforderliche
Artilleriepferde und dazu gehörige Knechte zusammenzubringen und
die Armee in marschfertigem Stande zn setzen, sondern dazu wenig-
stens 14 bis 16 Tage gebrauche, um so mehr als die gemachte
Werbung7) in Oberschlesien die Lente sehr flüchtig gemacht«; der
König möchte daher wenigstens den Regimentern, die ihre Cantons
in Oberschlesien hätten, sofort ihre Pferde und Knechte einzuziehen
befehlen8). Und auch nach erfolgtem Aufbrnch nach Sachsen, am
31. August, kann er sich nicht enthalten, dem König, der nochmals
eine österreichische Antwort auf die dritte, am 26. August nach Wien
1) Vgl. Nr. 208. 2) 3 Infanterieregimenter und 2 Bataillone.
3) Vgl. Nr. 11 — 13. Man beachte auch den Hinweis Kosers (»König Fried-
rieh der Grosse« 2, 14) auf den yom König lang vorbereiteten Beginn des Krieges
im Jahre 1744, den wirklich prämeditirten Kampf: damals waren sämtliche Exer-
citien von vornherein in den Jnli verlegt, sodass der vorherbestimmte Zeitpunkt
des Losbruchs alle Beurlaubten bei der Fahne fand. 4) Berlin, 0. St A.
5) Breslau, Staatsarchiv. 6) Vgl. Nr. 144.
7) Fttr die Augmentation der schlesischen Garnisonregimenter, vgl. S. XIII f.
8) Berlin, G. St A.
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LX Die preueaische Rüstung.
gesandte Anfrage abwartete, vorzustellen, dass durch längeres Zögern
mancherlei Vortheile verloren gingen: »Ces premieres avances au
commencement d'une guerre me paraissent de consequence, que Votre
Majeste connait mieux que personne1).« Der Herzog von Bevern end-
lich schreibt aus Werneuchen am 26. August an Winterfeldt: »Ich bin
gleichst Ew. Excellenz versichert, dass der Courier aus Wien nichts
satisfaisantes bringen wird2); dannenhero: frische Fische, gute Fische!
und nur bald darauf!«3)
Warum hat der König bis zuletzt so stark gezögert? Doch nicht,
weil das preussische Heer sich in so schlagfertigem Zustande be-
funden habe, daas es nur kurzer Frist bedurfte, um es in völlige
Kriegsbereitschaft zu setzen; denn wir hörten soeben, dass Schwerin
mehr als das doppelte der vom König bestimmten Zeit forderte, und
der Vergleich mit 1744 und 1749 spricht vollends gegen eine solche
Annahme. Auch nicht, weil Friedrich seinen Feldzugsplan für das
Jahr 1756 so eng begrenzte, dass er die Mobilmachung hätte heraus-
schieben dürfen4).
Die Gründe für diese allmählige, stufenweise erfolgende Rüstung
und Mobilmachung, für ihre zweimalige Unterbrechung haben wir
vielmehr in den von aussen an den König herantretenden Impulsen,
in den ihm zugehenden Nachrichten zu sehen, von denen er mit gänz-
lichem Verzicht auf eigene Initiative sich leiten lässt5). Zum ersten
Male unterbricht der König am 29. Juni, nach zehntägiger Rüstung,
seine Kriegsvorbereitungen auf die Meldung, dass die Russen zurück-
marschiren. Er wartet nunmehr ab, ob diese Nachricht sich bestätigt,
und sodann, ob Osterreich den Krieg auch ohne Russlands Bundes-
genossenschaft wagen will. Als seit Mitte Juli ihm Nachrichten von
der Fortdauer der österreichischen Rüstungen und von der Con-
centrirung der österreichischen Truppen in Böhmen und Mähren zu-
gehen, setzt er seinerseits die Rüstungen fort, an der Stelle, wo er
sie am 28. Juni abgebrochen hat (16.— 19. Juli), beschliesst indess
darauf, vorerst die Antwort auf seine am 18. Juli ergangene erste
Interpellation des wiener Hofes abzuwarten. Bereits am 21. über-
zeugt er sich, auf Swarts Depeschen hin, von der Unvermeidlich keit,
den Gegnern mit einem Angriff zuvorzukommen, aber doch erst am
2. August, als er eine unbefriedigende Antwort aus Wien erhalten
1) Vgl. Nr. 190.
2) Gemeint ist die österreichische Antwort auf die zweite Anfrage des
Königs. 3) Berlin, G. St A. 4) Vgl. dazu oben S. XLI f.
5) Vgl. auch Mareks, > Friedrich der Grosse und der Ausbruch des sieben-
jährigen Krieges«, Allgemeine Zeitung 1896, Nr. 92—94 (Sonderabdruck S. 18).
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VIII. Rückblick.
T.XI
bat und seine zweite Anfrage nach dorthin richtet, setzt er seine
militärischen Maassnah men fort und beginnt nunmehr, seine grosse
Armee mobil zu machen. Auf kurze Frist, um 2 Tage, verschiebt er
am 14. die Mobilmachung, als Klinggräffen durch seine Rückfrage
beim König die österreichische Antwort verzögert hat. Und wieder
die Verzögerung der Antwort ist es, die ihn am 24. bestimmt, noch-
mals die Concentration um einen Tag aufzuschieben, und ihn am 25.
auf der ganzen Linie Halt gebieten lässt.
Von der Antwort macht er es abhängig, ob die Regimenter die
Ordre zur Umkehr oder zur Überschreitung der Grenze erhalten
sollen1). Und selbst als er die Ordre zum Aufbruch ertheilt, ist
der Krieg mit nichten für ihn entschieden. Er entschließet sich, durch
einen »letzten Schimmer von Hoffnung« auf einen friedlichen Aus-
gleich bewogen2), zur dritten Anfrage und macht damit nochmals
Maria Theresia zur Schiedsrichterin Uber Krieg und Frieden.
Die offenen Feindseligkeiten beginnen, aber auch jetzt werden
die Ausgleichsversuche von preussisoher Seite noch fortgesetzt3). Vor
der Schlacht bei Lobositz begegnen wir bei dem König dem Ge-
•danken, dass Frankreich während des Winters den Frieden vermitteln
könnte. Nach der Schlacht trägt er Holland direct die Vermittlung
an. Mit Beginn des letzten Decemberdrittels bahnen sich darauf so-
gar Verhandlungen mit dem Versailler Hofe an, in deren Verlauf er
selbst die Initiative ergreift. Sie enden ergebnisslos, und schon bald
nach Beginn des neuen Jahres muss der König erkennen, dass an
die französische Friedensvermittlung nicht länger zu denken ist.
Erinnern wir uns der dem Krieg vorangehenden Jahre: die
schlesischen Festungsbauten waren dem Abschluss nicht mehr allzu
fern, doch des Jahres 1756 benöthigte der König noch, um wichtige
Aufgaben zum Ende zu bringen. Auch die geplante Heeresaugmen-
tation war noch keineswegs völlig durchgeführt. Die drohenden An-
zeichen für einen Krieg bestimmten ihn im Juni 1756, sie zu be-
schleunigen und schon damals Vermehrungen vorzunehmen, die erst
für spätere Zeit beabsichtigt waren. Seit dem letzten Decemberdrittel
erfolgten weitere Neuerrichtungen und dazu Erhöhungen des Fusses
der Regimenter, sodass der König mit den Sachsen die Armee auf
1) Vgl. Nr. 186.
2) Über die Beweggründe im einzelnen, die Nachricht von dem neu steigen-
den Einfluss Englands in Russland und einer günstigeren Stimmung der öster-
reichischen Kaiserin, vgl. meine Arbeit »Kriegführung nnd Politik« etc., S. 9 ff.
3) Für das folgende vgl. meine Arbeit »Kriegführung und Politik« etc.,
8. 51—56. 61—66. 70—79.
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LXII
Die preuBsische RüBtung.
mehr als 200000 Mann brachte. Diesen ausserordentlichen An-
strengungen, die er bei seinem Heere machte, entsprachen diejenigen
im Finanzwesen. Zu gleicher Zeit, wo er an die letzte Heeres-
vermehrung ging, entschloss er sich (Mitte Januar 1757) zu einer
Anleihe in Höhe von 5 Millionen Thalern bei der churmärkischen
Landschaft.
An den Finanzen und am Heer gewinnt Friedrich in dem Poli-
tischen Testament von 1752 den Maassstab für das Ziel, »das zu er-
reichen man sich vornehmen muss, um die Macht des Staates zu
consolidiren« . Wenige Monate später schreibt er seinem Bruder, dem
Thronfolger1), im Hinblick auf einen künftigen Krieg: »Ohne der
Vernunft und des Vorausblickes bar zu sein, kann man nicht genug
auf seiner Hut sein und nicht genug die für den Widerstand gegen die
grosse Zahl unserer Feinde erforderlichen Maassnahmen consolidiren.«
Nicht 180000 Mann, wie er es im Politischen Testament als er-
strebenswerth begehrt, hat er bei Beginn des Krieges von 1756 unter
den Waffen, und nicht 20 Millionen im Schatz: er verfügte, wie wir
gesehen haben, nur über 154000 Mann2) und 13Vs Millionen. So
handelt denn auch seine Correspondenz mit dem Prinzen von Preussen
aus dem Februar 1756, die sich mit dem Abschluss und der Bedeu-
tung der Westminsterconvention und mit der Möglichkeit eines künf-
tigen Krieges beschäftigt, von der Nothwendigkeit weiterer Kräftigung
des Staates. Völlige Übereinstimmung herrscht zwischen den Brüdern,
sowohl in der Auffassung der politischen Lage, dass durch die West-
minsterconvention der Friede gesichert sei, als auch in der Erkennt-
niss von der Nothwendigkeit, noch eine Frist für weitere Arbeiten zu
gewinnen. Am 12. Februar spricht der König von dem voraussicht-
lichen Gewinn des Jahres 1757, »dessen ich sehr bedarf, um unum-
gänglich nothwendige Maassnahmen zu vollenden, ohne die der Staat
allzu sehr gefährdet wäre, und dann wird man sehen müssen, ob die
Oonjuncturen sich günstig oder zuwider gestalten werden, denn sie
sind es, die uns führen«. Der Prinz antwortet ihm am 15. ganz zu-
stimmend: »Die Erhaltung des Friedens wird Ihre Maassnahmen con-
solidiren und Sie zweifellos in den Stand setzen, den Krieg besser
auszuhalten, wenn die Lage es erfordert, ihn zu beginnen, oder Ihre
Feinde, von Uberhebung getrieben, Sie angreifen.« Und ähnlich, wie
am 12., schlägt Friedrich acht Tage später bereits den Gewinn des
laufenden Jahres für so hoch an, was man freilich nicht ziffer-
1) Am 23. Februar 1753, vgl. P. C. 9, 350.
2} Einschliesslich der Augmentationen im August und September.
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VIII. Rückblick.
LXIII
massig nachrechnen darf, wie den aller fünf vorangegangenen zu-
sammen1).
In vollem Einklang, so sehen wir, stehen diese Äusserungen des
Königs mit seinen folgenden Handinngen. Sein Verhalten aber wird
um so verständlicher, wenn man bedenkt, dass er 1756 noch keines-
wegs fertig dastand, dass er ferner, wie erwähnt2), nur mit England
verbündet war, an dessen Seite er seiner Auffassung nach niemals
auf Eroberungen rechnen konnte.
Im November 1755 hat Friedrich das Bekenntniss abgelegt: er
glaube, dass ein vernünftiger Mensch, der sich trotz aller Leiden-
schaft seinen ruhigen Blick bewahre, niemals einen Krieg beginnen
würde, in welchem er von Anfang an sich in der Defensive halten
müsse; es sei wohl ein schönes Ding, grosse Empfindungen zur Schau
zu tragen, aber jeder Krieg, der nicht zu Eroberungen führe, schwäche
den Sieger und entkräfte den Staat. »II ne faut donc jamais en venir
ä des hostilites, ä moins que d'avoir les plus belies apparences ä
faire des conquStes, ce qui d abord ddtermine P6tat de la guerre et
la rend offensive.«3) Wie sich von selbst versteht, nimmt er einen
aufgenöthigten Defensivkrieg, in welchem der scheinbare Angreifer
nicht auch der wirkliche ist, dabei stillschweigend aus. Andererseits
ist ebenso klar, dass er auch in einem Verteidigungskrieg, wenn das
Glück gut ist, Erwerbungen zu machen entschlossen ist.
In dem Briefwechsel des Jahres 1756 berührt in demselben Sinne
auch der Thronfolger einmal andeutungsweise die Aussicht auf einen
derartigen Gewinn; sein Schreiben vom I.Juli schliesst, er wolle den
König nicht weiter von seiner ernsten Thätigkeit abhalten, »dont le
but tend ä la conservation, ä la sürete* et peut-etre ä l'agran-
dissement de l'Etat«4). Der König geht auf den hingeworfenen
Gedanken nicht ein, wie denn die erste Voraussetzung zu einer Ver-
größerung noch ganz und gar nicht feststand: die Frage, ob es zu
einem Kriege kam. Er antwortet, er wisse nicht, ob seine Maass-
nahmen verlorene Mühe sein oder praktische Bedeutung annehmen
würden; jedenfalls befinde er sich nunmehr in einer vor jedem feind-
lichen Überfall sicheren Lage und könne in 14 Tagen nötigenfalls
losschlagen»). Die Alternative, vor der er stand, und die er an sich
herantreten Hess, war damit scharf bezeichnet: nur für ihren zweiten
Fall kam die von dem Thronfolger erwähnte Möglichkeit in Frage.
1) Vgl. P. C. 12, 105. 125, sowie unten Nr. 53. Vgl. auch Naude II, 47—51.
2) Vgl. oben S. XXXIII. 3) Vgl. (Euvrea, Bd. 28, 124.
4) Vgl. Nr. 121. 5) Vgl. P. C. 13, 6.
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LXIV
Die prenssische Rüstung. Rückblick.
Mit voller Klarheit spiegelt sich dasselbe Sachverhaltes in der
dem Feldmarschall Lehwaldt ertheilten Instruction vom 23. Juni 1756 ^
wieder. Der König hielt es, wie wir dort sehen, nicht für unmög-
lich, »unter dem Eindruck einer grossen Niederlage zugleich der
russischen und österreichischen Waffen das preussische Staatsgebiet
mit Russlands Zustimmung auf Kosten der Republik Polen zu ver-
größern«. Aber trotz der Gewinnchancen, die ein Sieg Uber die
Russen ihm bringen konnte, hat er »bis zum letzten Augenblicke alles
daran gesetzt, sie von ihren ihm nur zu gut bekannten Angriffsabsich-
ten zurückzubringen«2). Er hat ferner >in sehr bezeichnenderweise
für den Fall, dass nur die Russen, aber noch nicht die Österreicher
geschlagen sein würden, seinen General bestimmt angewiesen, den
Geschlagenen ,pur und platt' einen Frieden unter einfacher Verpflich-
tung zur Neutralität anzubieten — so ganz war ihm die Gebiets-
erweiterung etwas Nebensächliches, das im Siege je nach den Um-
ständen mitgenommen oder entbehrt werden mochte, nicht aber
Beweggrund und Zweck des Krieges«3).
Nach allem fassen wir unser Schlussurtheil mit Ranke4) dahin
zusammen: »Man darf dem König Friedrich den Entschluss, auf
weitere Erwerbungen Verzicht zu leisten, nicht zuschreiben; aber die
ruhige Erwägung der Umstände und des Möglichen, die ihn vor
anderen unternehmenden Kriegführern auszeichnet, hielt ihn damals
von allen weitausgreifenden Absichten zurück.«
1) Vgl. P. C. 12, 455-457.
2) Vgl. meine Arbeit »Kriegführung und Politik« etc., S. 12 f. 51 f.
3) Vgl. Koser, »König Friedrich der Grosse«, 2, 56.
4) Sämtliche Werke, Bd. 30, 117.
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Zweiter Theil:
Die
Entstehung der Coalition gegen Preussen
in den Jahren 1755 und 1756.
Von
6. Kfintzel.
AcUü tur Vorgeschichte de* Tjfchrigeu Kriege».
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Nur einem augenblicklichen Ruhebedürfniss entsprungen, hatte
der Aachener Friede eine Klärung der Weltlage nicht herbeigeführt
Drei Fragen hätte er zu lösen gehabt: die coloniale, ob in Amerika,
und damit zugleich auf dem Meere, Frankreich oder England die
Hegemonie ausüben solle; die schlesische, die Bestätigung der kühn
zugreifenden Politik und der neu errungenen Grossmachtsstellung
Preussens; endlich die österreichische, die Anerkennung der pragma-
tischen Sanction. Nur diese letzte Frage war in der That erledigt.
Dass eine Herrscherin, die mannhafter als ihre Vorfahren des Fürsten-
amtes gewaltet hatte, in Osterreich das Scepter weiter fuhren werde,
dagegen lehnte sich jetzt Niemand mehr auf. Die Aufrechterhaltung
der Erbordnung Carls VI. war die letzte Frucht des sogenannten alten
Systems, wie es einBt Wilhelm von Oranien im Kampfe gegen Lud-
wig XIV. auf England und Österreich als die beiden Hauptpfeiler
begründet hatte.
Für die Austragung der colonialen und schlesischen Frage jedoch
hatte der Aachener Friede nur den Werth eines kurzen Waffenstill-
standes. Der historische Gegensatz Frankreichs gegen die habs-
burgische Monarchie verblasste bereits vor der Feindschaft gegen
England, und der österreichischen Politik wiederum stellte sich die
Vernichtung Preussens von jetzt ab als das vor allen anderen er-
strebenswerthe Ziel dar. Der Bestand Preussens als Grossmacht schien
unvereinbar mit der deutschen Vorherrschaft, ja mit der Sicherheit
Österreichs. Den verwegenen Emporkömmling in seine Schranken
zurückzuweisen, wurde für die österreichische Staatskunst der leitende
Gedanke.
Politische Allianzen werden nur so lange bestehen, als die' ent-
scheidenden Interessen aller Betheiligten in ihnen ihre Förderung
finden. Gerade darin liegt die Bedeutsamkeit des Aachener Friedens,
dass mit ihm eine Epoche mit neuen vorwaltenden Tendenzen beginnt,
die nothwendig das alte Gefuge der Staaten Verbindungen lockerten.
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LXVIII Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
In stetiger Anteilnahme an den Verwickelungen des europäischen
Continents war nach dem Ausspruche von Kaunitz >) Englands Macht-
stellung entstanden. Wie die Gegnerschaft gegen die Hegemonie des
Hauses Habsburg in Deutschland zur Verbindung zwischen Frank-
reich und Preussen geführt hatte, so war der Kampf gegen das Uber-
gewicht Frankreichs auf dem Continent der Kitt gewesen, der Eng-
land und Österreich an einander kettete. Jetzt aber zog das Londoner
Cabinet seine Hand von den festländischen Streitigkeiten zurück. Für
England trat die Bekämpfung der französischen Seemacht, für Öster-
reich die Niederwerfung Preussens als beherrschender Gesichtspunkt
in den Vordergrund. Die Lösung der alten Allianz war nur noch
eine Frage der Zeit.|
Niemand hat das klarer erkannt als Graf Kaunitz, der öster-
reichische Vertreter auf dem Aachener Friedenscongress. Schon die
Friedensschlüsse zu Breslau und Dresden waren seiner Gebieterin durch
den Machtspruch ihres Aliirten aufgezwungen worden. Und zu Aachen
hatte wiederum England, früher selbst als Frankreich, sich für die
Aufnahme der Garantie des preussischen Besitzes von Schlesien in
das Friedensinstrument ausgesprochen. Dass von England also gegen
König Friedrich garnichts zu erwarten sei, war unschwer zu er-
kennen. Für die Erreichung des Hauptzieles der österreichischen Politik
versagte die bestehende Allianz. Schroff, mit kühner Genialität und
einer voraussetzungslosen Versatilität des Geistes, wie sie unter den
Zeitgenossen allein noch Friedrich dem Grossen eigen war, zog Kaunitz
den Schluss. Das scheinbar unmögliche wollte er versuchen, eine
Verbindung mit Frankreich an die Stelle der nutzlos gewordenen
Allianz mit England setzen und dann den Vernichtungskampf gegen
Preussen beginnen2).
Zu einer Politik so grossen Stiles vermochte man sich aber da-
mals im Rathe der Kaiserin noch nicht durchzuringen. Zwar, dass
Preussen der »grösseste, gefährlichste und unversöhnlichste Feind des
Erzhau ses« 3) sei, bezweifelte Niemand, ebensowenig, dass die Allianz
mit England grosse Gebrechen habe4); aber um das stolze Vorrecht
der Initiative in der Politik auszuüben, fühlte man sich innerlich
nicht stark genug. Auch sah man keine Aussicht, Frankreich von
seinem Verbündeten zu trennen5). Und sicherlich entsprach es mehr
1) Vgl. S. 189. Vortrag vom 26. November 1755.
2) Vgl. v. Arneth IV, 272 ff.; Beer, Bentinck 38 ff.
3) Vgl. Beer, Bentinck 138. 4} Ebendort 131.
5) Kaunitz selbst hat als Gesandter in Frankreich die Richtigkeit dieser
Ansicht anerkennen müssen. Vgl. v. Arneth IV, 330 ff.
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Einleitung.
LXIX
dem thatsächlichen Kräfteznstande des Kaiserstaates, dass man sich
entschloss, zunächst an der eigenen inneren Stärkung zn arbeiten,
nach aussen hin aher unter sorgfaltiger Pflege der bestehenden Ver-
bindungen jeden Streit zu vermeiden1). Es war aber doch nicht
ganz das alte System, dem man jetzt wieder folgte. Das Misstrauen
gegen die Seemächte, die bitteren Erfahrungen der letzten Jahre
mahnten zur Vorsicht. Von offener Abneigung wie von einem blinden,
uneingeschränkten Vertrauen auf den Verbündeten wollte man sich
gleich entfernt halten5).
Eine solche Politik war möglich, solange der Frieden erhalten
blieb. Der mühsam verdeckte Riss aber musste sofort zu Tage treten,
als im Frühjahr 1755 der französisch- englische Gegensatz sich zu
offenem Krieg zuzuspitzen und folgerichtig auch die Ruhe des europä-
ischen Continents zu erschüttern drohte. Zu nahe lag die Vcrmuthung,
dass Frankreich sich verlocken lassen würde, durch einen Angriff auf
die österreichischen Niederlande, den Schauplatz glänzender Erfolge
im letzten Kriege, oder auf Hannover, das dem König -ChurfÜrsten
Georg an das Herz gewachsene weifische Stammland, die unzweifel-
hafte Inferiorität zur See England gegenüber auszugleichen, als dass
nicht die Besorgniss vor diesem europäischen Conflict die Cabinette
der Grossmächte in die lebhafteste Bewegung hätte bringen sollen.
Osterreich und Preussen waren damit vor die gleiche Frage ge-
stellt, ob sie sich im Interesse der Verbündeten in einen Krieg ver-
wickeln lassen wollten, der den Interessen des eigenen Staates schnür-
stracks zuwiderlief. Jeder Krieg gegen Frankreich bedeutete für Oster-
reich im Hinblick auf die ersehnte Abrechnung mit Preussen nur eine
Kraftvergeudung. Preussen aber hatte schlechterdings gar keinen
Anlass, durch Betheiligung an einem Angriff auf Hannover den Russen
und Österreichern das Signal zum Krieg zu geben.
Lag es somit im Interesse sowohl Friedrichs wie Maria Theresias,
dem bevorstehenden englisch -französischen Kriege fernzubleiben, so
haben sie doch eine sehr charakteristische verschiedene Stellung ein-
genommen. Friedrich wünscht nur, Preussens Neutralität mit allen
Mitteln zu sichern. Eifrig treibt er Frankreich zum Angriff zuerst auf
Hannover, dann auf die österreichischen Niederlande an, um dem Ein-
fall der Gegner in Frankreich, d. h. dem casus foederis für ihn zuvor-
zukommen. Österreich aber sucht die gute Gelegenheit zu benutzen,
um den Zeitpunkt, da Frankreich durch England beschäftigt wurde,
für seine Pläne gegen Preussen auszunutzen. Kaunitz machte einen
1) Vgl. Beer, Bentinck 138. 2) Ebendort 133.
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ULX Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
letzten Versuch1), die englische Allianz für die Zwecke Österreichs
auszubeuten. Zwar hatte England niemals einen Zweifel darüber ge-
lassen, dass es nichts gegen Preussen zu unternehmen gedenke. Aus
dieser Rücksicht war es dem österreichisch -russischen Vertrage von
1746 nur mit ausdrücklicher Ausscheidung der geheimen Artikel bei-
getreten, die den britischen Staatsmännern eine Spitze gegen Preussen
zu enthalten schienen. Auch jetzt wollte England offenkundig jeden
Conflict mit König Friedrich vermeiden. Nur dem britischen Inter-
esse sollte die österreichische Allianz dienen, nur gegen Frankreich
Österreich Waffenhttlfe leisten.
Kaunitz im Gegentheil gedachte mit voller Kraft Preussen anzu-
greifen, nur unbedeutende Truppenmengen in den Niederlanden zu
verwenden. »Unser Gegenstand«, sagte Holdernesse2), »ist Frankreich,
Österreichs Gegenstand ist Preussen«. Er nannte es Wahnsinn, den
Wunsch des Kanzlers zu erfüllen. Unvereinbar gingen von hier ab die
Wege der beiden Verbündeten auseinander. Ihre Allianz war innerlich
gelöst. England suchte in Preussen die Unterstützung, die es in Wien
nicht mehr fand, Österreich nach einigem Schwanken in Frankreich.
Schon war am 16. August 1755 im Beisein des Kaisers be-
schlossen worden3), angesichts der steten Bedrohung durch Preussen
und die Pforte eine stricte Neutralität selbst für den Fall zu bewahren,
dass Frankreich die österreichischen Niederlande angriffe, schon hatte
man sich mit der Preisgabe einer blühenden, reichen Provinz ab-
gefunden, als endlich Kaunitz mit seinem alten Plane durchdrang,
durch entschlossenen Wechsel des politischen Systems, durch eine
Verbindung mit Frankreich dem Kaiserstaate nicht nur die Sicherheit
seines Bestandes zu gewährleisten, sondern noch weit mehr, die Ver-
nichtung Preussens und damit eine ungemessene Machtsteigerung für
Österreich herbeizuführen.
Dass dem österreichischen Kanzler die Sicherung seiner Offensiv-
absichten in Frankreich und Russland bereits gelungen war, ist die
Überzeugung König Friedrichs gewesen, als er durch den Einmarsch
in Sachsen dem Angriff seiner Gegner zuvorkam. Heute kann nicht
mehr bezweifelt werden, dass so vollständig die Wünsche Österreichs
noch nicht erfüllt gewesen sind. Bis zu welchem Grade es aber
Kaunitz bereits geglückt war, die Höfe von Versailles und Peters-
burg für seinen geheimen Plan zu gewinnen, ist der Gegenstand leb-
1) Vgl. seine Denkschrift vom 27. Juni 1755 bei Beer, Archiv 33.
2) Vgl. v. Kaumer, Beiträge II, 299; s. auch S. 287 f.; Beer, H. Z. 27, 314;
Koser I, 584. 3) Vgl. v. Arneth IV, 387.
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Einleitung.
LXXI
haften litterarischen Streites geworden1). Mit der vollständigen Ver-
öffentlichung der authentischen Zeugnisse Uber die Entstehung der
grossen Coalition gegen Preussen wird eine festere Grundlage für das
historische Urtheil gewonnen werden.
1) Im Gegensatz zur herrschenden Ansicht, dass die Österreichische Politik
ihr Ziel im wesentlichen bereits erreicht hatte, als König Friedrich sich entschloss,
das praerenire zu spielen, hat Lehmann (Friedrich der Grosse und der Ursprung
des ßiebenjährigen Krieges, Leipzig 1894) den Nachweis zu erbringen versucht,
dass zu dieser Zeit im Osten wie im Weiten sich den Wünschen der Kaiserin
noch unübersteigliche Hindernisse in den Weg stellten, die nur der preuasische
Friedenabruoh habe beseitigen können. Der Kritik dieser Behauptung hat A.Naude
den ersten Theil seiner »Beitrage zur Entstehungsgeschichte des siebenjährigen
Krieges« [Leipzig 1895] gewidmet.
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I.
Kannitzens Plan. Seine Ablehnung in Frankreich.
Verhandinngen über eine Neutralitätsconvention.
Die staatsmännische Genialität des Grafen Kaunitz wird man erst
dann yoll würdigen, wenn man beachtet, dass er seinen Plan gerade
damals vorzulegen wagte, als zu Wien in schmerzlicher Resignation
die Aufopferung der Niederlande ohne Gegenwehr zum Besch luss er-
hoben war. Es bleibt eine unvergängliche Grossthat des Staatskanz-
lers, dass er in diesem Augenblick tiefster politischer Beklommenheit
den Weg wies, auf dem das Erzhaus in dem bevorstehenden Kriege
nicht nur vor weiteren Verlusten gesichert werden, sondern sogar die
verlorene Hegemonie im Reich durch die Vernichtung Preussens und
Rückeroberung Schlesiens wiedererlangen sollte.
Die Grundbedingung für alle seine Berechnungen war die Lösung
der französisch-preu88ischen Allianz. In ihrer Vereinigung erschienen
ihm diese beiden Mächte unbezwingbar. Auch verhehlte er sich nicht,
dass dieser Bund in dem Staatsinteresse Frankreichs tief begründet
war. Die Zerrissenheit Deutschlands war die Voraussetzung gewesen,
ohne die Frankreich nie zur führenden Stelle unter den continentalen
Mächten gelangt wäre. Den Kampf gegen Habsburg im Verein mit
dessen Gegnern im Reiche zu führen, war die Politik, die sich gleicher-
maasBen in den Tagen der Reformation und des dreissigjährigen Krie-
ges wie noch im spanischen und österreichischen Erbfolgestreite be-
währt hatte. Nun sollte Frankreich die Aufhebung dieses ihm so
förderlichen deutschen Dualismus, die Vernichtung Preussens und da-
mit eine ungeheure Machterweiterung desselben Österreichs nicht nur
dulden, sondern herbeiführen helfen, in dessen Niederhaltung die
ruhmvollsten Erinnerungen der grossen französischen Vergangenheit
bestanden. Nun sollte es zugleich dasjenige Mittel opfern, das im
Kampf gegen England einen entscheidenden Einfluss gewinnen musste.
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I. Kaunitzens Plan. Seine Ablehnung in Frankreich. Verhandlungen etc. LXXH1
Niemand, Rouille1) so wenig wie König Friedrich2) nnd Kaunitz3)
zweifelten, dass Frankreich zur See den englischen Streitkräften nicht
gewachsen war. Der Ausschlag des Krieges also hing allein davon
ab, ob es Frankreich gelingen werde, durch Erfolge auf dem Lande
die maritime Niederlage wett zu machen. Dieser Gedankengang war
so zwingend, dass er sogar den entschiedenen Wunsch der massgeben-
den Kreise Frankreichs, möglichst jeden Conflict zumal mit Österreich
zu vermeiden, zurückdrängte. Starhemberg wurde nicht müde4), es
als völlig sicher hinzustellen, dass Frankreich die österreichischen
Niederlande angreifen mtlsste und würde, falls es mit dem britischen
Rivalen zu offenem Kriege kommen sollte5). Kaunitz selbst gestand
ein, dass das Staatsinteresse des Versailler Hofes einen solchen Schritt
»sonder Zweifel anrathet und erfordert«6). Um so mehr aber musste
dann Frankreich auf die Erhaltung Preussens bedacht sein, dessen
stets schlagfertiges Heer Österreich völlig lähmte. Kaunitz verhehlte
es sich nicht7): Preussen war Frankreichs natürlicher Verbündeter.
So stellte sich der österreichischen Staatskunst das anscheinend
unlösbare Problem dar, Frankreich an eine Politik zu ketten, die
offenbar seinem Interesse zuwiderlief. Niemals hätte Kaunitz in
Friedenszeiten einen solchen Plan durchzuführen sich getraut, bei dem
er gleichermaassen Frankreichs wie Englands Widerspruch voraussah8).
Jetzt aber beherrschte die drohende Gefahr des englisch-französischen
1) Nach Starhembergs Bericht vom 1. Mai 1755 äusserte Rouillö: »Gewi 88
wäre, dass die englische Seemacht der hiesigen weit Uberlegen sei und mithin
man es allhier, wenn England den ersten Angriff machen sollte, bei einer blossen
guerre maritime weder könnte noch wllrde bewenden lassen können.«
2) Vgl. Ranke 117. 3} Vgl. S. 156. 293 und Beer, Archiv 25.
4) Starhemberg berichtete am 26. Juli 1755 Uber ein Gespräch mit Rouille,
der erklärte: >£s wäre nun zwar das hiesige [d. b. französische] Vorhaben gar-
nicht, [die Zahl der Feinde noch zu vennehren); man wünschte vielmehr das
Gegentheil. Allein mit England ganz allein einen Krieg auch bloss zur See und
in Amerika zu führen, würde dem hiesigen Ilof ganz und gar nicht zu Statten
kommen ....
>An hinlänglichen Ursachen zum Krieg gegen meinen Hof würde es dem
hiesigen garnicht fehlen, und habe dieser nur darauf zu denken, wie er die
Engeländer directe oder indirecte ä la raison bringen könne. Ich wüsste, dass
man allhier sich sehr ungern zum Kriege entachliesse, es würde dem hiesigen
Hof besonders sehr unlieb sein, wenn er mit dem meinigen würde brechen müssen.
Allein dio Engeländer wollten es, und wisse man sich hier auf keine andere Art
zu rathen.«
5) Vgl. auch Starheinbergs Berichte vom 2. und 10. August 1755.
6) Vgl. Beer, Archiv 25. Vgl. auch S. 176. 190.
7) Vgl. S. 146. Vortrag vom 28. August 1755. Vgl. auch S. 257. Beer,
Archiv 26 f. 8) Vgl. S. 146. Vortrag vom 28. August 1755.
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LXXIV Die Entstehung der Coalition gogeu Preußsen 1765 und 1756.
Krieges alle Erwägungen am Versailler Hofe. Noch schwankte man
in unbegreiflicher Halbheit, ob man den Kampf allein zur See und
in Amerika oder auch auf dem europäischen Continente ausfechten
sollte1). Da wollte es Kaunitz versuchen, Frankreich durch das An-
gebot augenblicklich greifbarer Vortheile zu locken, durch den frei-
willigen Vorschlag einer neutralen Haltung, die glänzende Aussicht
auf den friedlichen Erwerb eines Theils der Niederlande den Aus-
schlag für die Wahl des reinen Seekrieges zu geben, Frankreich so
zu blenden, dass es dem Wiener Hofe freie Hand gegen Preussen
Hess. An eine dauernde Harmonie der beiderseitigen Staatsinteressen
hat er damals wohl noch garnicht geglaubt. Wenigstens erkannte
er an, dass eine Vermehrung der französischen Alliirten dem Osterrei-
chischen Interesse widerstreite. Er bezeichnete diese denn auch nur
als eine »temporale« 2) und fasste sogleich den erneuten Anschlags an
England ins Auge, wenn nur erst der Stein des AnstoBses, Preussen,
aus dem Wege geräumt sein würde8).
Im wesentlichen ein Zulassen, ein passives Zusehen forderte
Kaunitz von Frankreich4). An dessen active Betheiligung am Kriege
gegen Preussen dachte er jetzt noch so wenig, wie bei Aufstellung
des entsprechenden Planes im Jahre 1749. Unumgänglich nothwendig
war es für ihn nur, dass der französische Hof seiner Allianz mit Preussen
völlig entsagte. Er sollte nicht nur der Eroberung von Schlesien
und Glatz, sondern vor allem — darin lag »die Summe des österreichi-
schen Antrages«5) — noch einer weitergehenden Zerstückelung Preussens
grundsätzlich zustimmen. Es galt den gehassten Nachbarn für alle
Zeiten unschädlich zu machen, ihn in den engen Machtbereich des
reichsständischen Territoriums, des Brandenburgs vor dem dreissig-
jährigen Kriege zurückzudrängen. Man bezeichnete das als Zermal-
mung Preussens6). Aus seinen Trümmern sollten die Beutestücke
genommen werden, um Schweden und Sachsen, Churpfalz, vielleicht
sogar Hannover für die Theilnahme am Kampf gegen die junge
Grossmacht zu lohnen. Aus den Truppen dieser Hülfsmächte wollte
1) Vgl. S. 146. 147. 150. Vortrag vom 28. August 1765.
2) Vgl. S. 154. Vortrag vom 28. August 1755. Vgl. auch Ranke 286.
3) Vgl. 8. 159. Vortrag vom 28. August 1755.
4) Vgl. S. 156. Vortrag vom 28. August 1755.
5) Vgl. S. 155. [Vortrag vom 28. August 1755.] Ranke 170.
6) Es finden sich die Ausdrücke >6craser, aneantir totalement la puissance
de Prusse, destmctlon totalem Vgl. S. 248. 257. 520. Ranke hat über den oben
besprochenen Plan geurtheilt: > Preussen würde dadurch in seiner politischen
Stellung nullificirt« worden sein. Vgl. Ranke 293; Naud6, Beitrage II, 195 ff.
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I. Kaunitaens Plan. Seine Ablehnung in Frankreich. Verhandinngen etc. lxxv
man eine dritte Armee bilden, um dem durch Osterreich und Russ-
land schwer bedrängten Könige Friedrich den Gnadenstoss zu ver-
setzen. Dieses Ergebniss wünschte man dann allerdings durch die
finanzielle Beihülfe Frankreichs zu sichern. Dafür würde der grössere
Theil der österreichischen Niederlande zwar nicht einmal direct an
Frankreich, aber doch an den Bourbonenprinzen Don Philipp abge-
treten werden dessen italienische Besitzungen Parma, Piacenza und
Guastalla wiederum an das Haus Habsburg zurückfallen sollten. So-
dann erbot man sich, die Bewerbungen des Prinzen Conty um die
polnische Königskrone zu unterstützen und damit, wie man glaubte,
einen Lieblingswunsch König Ludwigs zu erfüllen. Zur Vorbereitung
dieser Pläne versprach Kaunitz, ein engeres Einverständniss zwischen
Frankreich, Spanien, Neapel und Russland herzustellen. Endlich
wollte man zugeben, dass Frankreich für die Dauer des Krieges die
beiden Häfen Ostende und Nieuwport besetze, um in dem Krieg gegen
England einen bequemen Stützpunkt zu haben. Vergleicht man For-
derung und Angebot, so ist unzweifelhaft : ungeheuer hätten die Vor-
theile für Österreich tiberwogen. Den grössten sofortigen Gewinn
hätte es erlangt: die Vernichtung Preussens, die Rückeroberung
Schlesiens, d. h. des Landes, das mehr als ein Drittel zur Erhaltung
des gesamten preussischen Heeres beitrug. Auf Preussens Trüm-
mern hätte sich fest gefügt ein Österreich von nie gesehener Macht
erhoben. Auch in Italien wäre Habsburgs Einfluss von neuem ge-
sichert worden.
Wie verschwindet vor diesen eminenten Gewinnaussichten das
Opfer, das Österreich zu bringen gewillt war. Eine weit entlegene
Provinz gedachte es zum Theil aufzugeben, die man sich nicht mehr
zu vertheidigen getraute, die man nach einem Geständniss des Staats-
kanzlers mehr als eine Last denn als einen werthvollen Bestandteil
des Reiches betrachtete2). Zudem sollten die wichtigsten Theile der
Niederlande, die Küsten mit den begehrten Häfen von Ostende und
Nieuwport im Eigenthum Habsburgs verbleiben. Es war der einzige
sofortige Gewinn, dessen sich Frankreich aus der Verbindung mit Oster-
reich erfreuen sollte, dass es zeitweilig in den Besitz dieser Plätze
gelangt wäre; und mochten dann auch die Franzosen später, nach
Vernichtung Preussens, Schwierigkeiten wegen Wiederräumung der
beiden Städte machen, so würde sich Kaunitz auch seiner Seits nicht
1) Doch hat man auch sehon Abtretungen an Frankreich selbst erwogen.
Vgl. S. 151. Vortrag vom 28. August 1755. Vgl. ähnliche Pläne bereits 1741 bei
Ranke S. W. 28, 460.
2) VgL S. 150. 274. Denkschrift des Grafen Kaunitz vom 27. März 1750.
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LXXVI Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756..
bedacht haben, wie er es bei einem »Absprang« Frankreichs Ton
seinen Verpflichtungen ausdrücklich in Berechnung zog1), von den
angebotenen Zugeständnissen wieder zurückzutreten. Denn sie be-
deuteten sämtlich einen Wechsel auf die Zukunft, abhängig von der
vorherigen und vollständigen Erfüllung des Osterreichischen Planes,
dazu, so weit sie sich auf Polen bezogen, von einer ebenso deutungs-
fähigen Ungewissheit2), als umgekehrt die Forderungen an Frankreich
präcise forinulirt waren.
Gelang es, die preussisch-französische Allianz zu zersprengen, so
konnte Kaunitz die zweite Bedingung zu verwirklichen versuchen,
von der er den Beginn der ganzen Unternehmung gegen Preussen
abhängig machte, die active Betheiligung Russlands an dem geplanten
Kriege. Noch stärker als bei den Frankreich zugedachten Vortheilen
trat hier zu Tage, wie einseitig im Österreichischen Interesse Kaunitz
auch Russland auszunutzen bestrebt war. Einen Landgewinn für
Russland sah er nicht vor. Er gedachte, die russische Mitwirkung
auf Grund des seiner Form nach defensiven Vertrages von 1746 zu
fordern, und bewies damit unwiderleglich, wie offensiv die Tendenz
dieses Tractats in Wahrheit war3).
Waren aber Frankreich und Russland für die Absichten Öster-
reichs gewonnen, dann, aber auch nur dann, blieb noch der letzte
Theil der nothwendigen Vorbereitungen zu erledigen, die militärische
Rüstung und die Gewinnung einzelner kleinerer Höfe zur Vervoll-
ständigung des neuen Systems.
Genau diesem Plane entsprechend ergingen am 21. August 1755
ausführliche Instructionen an Starhemberg, den österreichischen Ge-
sandten in Paris4). An ihm fand Kaunitz für sein schwieriges Werk
einen congenialen Gehülfen. Glänzend hat Starhemberg durch sein
Verhalten das Urtheil des Grosskanzlers Fürst gerechtfertigt, der ihn
einen Mann genannt hatte, »wie geboren zu den Geschäften«8).^
Ausserordentlich geschickt war das Schriftstück abgefasst, mit
dessen Verlesung Starhemberg die Verhandlungen einzuleiten beauf-
tragt wurde6). In den Vordergrund wurde der Wunsch Österreichs
1) Vgl. S. 153. 155. Vortrag vom 28. Augnst 1755.
2) Wie weit die Unterstützung der französischen Partei in Polen gehen, ob
eventuell Waffenhülfe geleistet werden sollte, wurde nicht bestimmt. Dass da-
hinter eine kluge Berechnung steckte, beweist die Äusserung: man wolle Russ-
land veranlassen, »wenigstens zum Schein in des Prinzen Conty Ideen wegen
der künftigon Besteigung des polnischen Throns einzugehen« Vgl. S. 154. Vor-
trag vom 28. August 1755. 3) Vgl. Bänke 243 f.; Koser I, 304.
4) Vgl. Nr. 2. 5) Vgl. Ranke 19. 6) Vgl. Nr. 2 a.
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I. Kauniteens Plan. Seine Ablehnung in Frankreich. Verhandlungen etc. LXXVU
gestellt, einen neuen Krieg mit Frankreich zn vermeiden. Aber schon
habe England die vertragsmässige Unterstützung des Kaiserhofes ge-
fordert, und ohne schwerwiegende Gründe könne er sich diesem Ver-
langen nicht entziehen. Indessen wisse man, dass England eine Ver-
bindung mit Preussen abzuschliessen im Begriff stehe, zum wenigsten
aber diesen Alliirten Frankreichs durch Russland in Schach zu halten
suche, um eine Verwendung der gesamten österreichischen Streitkräfte
gegen den Versailler Hof zu ermöglichen. Von der Voraussetzung,
dass dieser Verdacht gegen Preussen begründet sei, machte man den
Vorschlag abhängig, die Vernichtung Preussens zuzugeben.
Die Absicht des Staatskanzlers bei der Wahl dieser Form ist klar.
Den Werth der preussischen Allianz galt es durch den Verdacht eines
Verrathes herabzusetzen, die Bedeutung einer österreichischen Neu-
tralität für Frankreich möglichst zu erhöhen. Wenn der Kaiserstaat
freie Hand bekam, ohne die stete Furcht ror Preussen seine ganze
Kraft im Interesse Englands gegen Frankreich zu verwenden, wie
ungeheuer werthvoll musste es da sein, dass er freiwillig Ruhe zu
halten anbot. Und welche glänzenden Aussichten eröffnete man ferner.
Den grösseren Theil der Niederlande konnte König Ludwig ohne
Schwertstreich so gut wie für sich erwerben, den französischen Ein-
flnss in Polen durch Contys Königswahl dauernd befestigen. Zu alle-
dem noch, welche Stärkung hätte das System der Allianzen Frank-
reichs erhalten, wenn seine Verbündeten auf Kosten Preussens ver-
größert wurden! Man sieht es wohl: die wichtigste Bedingung, die
Zerstückelung Preussens war in einer Form versteckt, die nicht sowohl
eine Forderung, als ein Zugeständniss an Frankreich zu enthalten
schien. Wie wenig aber verlangte man doch als Gegenleistung. Einen
treulosen Alliirten sollte König Ludwig verlassen und sich demjenigen
Staat anschliessen, der schon vom Standpunkt der catholischen Reli-
gion aus als der natürliche Verbündete Frankreichs erschien. In der
That höchst schmackhaft war der Plan hergerichtet, mit grosser Kunst
die Abtretung niederländischer Landestheile als ein ungeheures Opfer
hingestellt1). Indem man aber den ganzen Antrag scheinbar von der
Richtigkeit des gegen Preussen geäusserten Verdachts abhängig machte,
wurde der Weg bezeichnet, auf dem durch Verneinung dieser Grund-
voraussetzung die Ablehnung der österreichischen Vorschläge in einer
1) Mit dem Angebot einer Torübergehenden Abtretung Ostendes und Nieuw-
ports hielt Kaunitz noch zurück. Starhemberg mochte indessen fühlen, dass man
wenigstens einen sofortigen Gewinn bieten müsse, und theüte diese Concession
eigenmächtig mit. Kaunitz erklärte sich mit diesem Vorgehen einverstanden.
Vgl. S.£180. Maria Theresia an Starhemberg. 27. September 1755.
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LX XVIII Die Entstehung der Coalition gegen Preuwen 1755 and 1756.
nicht verletzenden Form geschehen konnte1). Ihn hat denn auch
Frankreich mit der Antwort betreten, die Bends am 9. September an
Starhemberg überbrachte2). An diplomatischer Feinheit gab sie der
Österreichischen Note nichts nach.
Das charakteristische dieser Antwort besteht darin, dass man anf
den Plan einer Verbindung mit Osterreich einging, jedoch jegliche
Spitze gegen Prenssen beseitigte. Mit starker Betonung wird ver-
sichert, dass keinerlei Verdachtsmomente gegen König Friedrich vor-
lägen. Man erschöpft sich in Superlativen, dass Frankreich niemals
ohne die allerkrassesten Beweise und die allergewichtigsten Grunde
die Allianz mit ihm aufgeben, ja gar nicht einmal den Gedanken fassen
könne, ihn eines Verrathes für fähig zu halten. Und mehr noch.
Ziemlich unverhüllt wird gegen Maria Theresia der Vorwurf illegitimer
und unredlicher Absichten erhoben. Worauf der Argwohn der Kaiserin
gegen Prenssen beruhe, verlangte man zu wissen ; denn man traue ihr
den Gedanken nicht zu, ohne gute Gründe den Besitzstand Preussens
antasten zu wollen, den die europäischen Mächte und Österreich selbst
im Aachener Frieden garantirt hätten. Wie scharf stellte sich doch
der französische Hof den Wünschen Kaunitzens entgegen. Eben den
Aachener Frieden wollte er, so weit Prenssen in Betracht kam, rück-
gängig machen, an den jetzt Frankreich warnend erinnerte.
Um so bereitwilliger aber suchte sich Frankreich aus den
übrigen Theilen des österreichischen Angebots unmittelbare Vortheile
zu sichern. König Ludwig begrüsste freudig den Wunsch Österreichs
nach einer politischen Vereinigung, um aus ihr sofort gegen England
Nutzen zu ziehen. Beide Höfe, die von Frankreich und Österreich,
sollten sich zur Aufrechterhaltung deB Aachener Friedens, ja zur Unter-
stützung dessen verpflichten, der von irgend welcher Macht angegriffen
werden würde. Das heisst nichts anderes, als Österreich sollte gegen
England Heeresfolge leisten.
In einem zweiten Vertrage könnte man alsdann den Austausch
der drei italienischen Herzogtümer gegen einen Theil der österreichi-
schen Niederlande regeln und eine enge Allianz zwischen den Häusern
Bourbon und Habsburg herstellen, zu der Russland und die beider-
seitigen Alliirten hinzuzuziehen wären. Den Gedanken endlich, Ost-
ende und Nieuwport vorübergehend durch französische Truppen zu
besetzen, griff man begierig auf. Sofort sollte Maria Theresia ihre
Erlaubniss ertheilen.
1) Vgl. S. 175. Vortrag vom 4. October 1755.
2) Vgl. Nr. 9. Starhemberg au Kaunitz. 9. September 1755.
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I. Kaunitzens Plan. Seine Ablehnung in Frankreich. Verhandlungen etc. LXXIX
Fast in sein Gegentheil war der österreichische Vorschlag ver-
kehrt worden. Kaunitz wünschte die geplante Verbindung gegen
Preussen auszunutzen, König Ludwig gegen England. Kaunitz ge-
dachte die französisch-preussische Allianz zu zersprengen; Frankreich
aber war nach wie vor entschlossen, Preussen zum Eckstein seiner
continentalen Allianzen zu machen1); nur einen neuen Alliirten hätte
es an Österreich gewonnen. Kaunitz hatte alle Zugeständnisse an
Frankreich als Äquivalent für die Vernichtung Preussens aufgefasst
Jetzt verschob Bernis geschickt die Sachlage, indem er, Preussen ganz
ans dem Spiel lassend, den eventuellen Charakter, den Sinn dieser
Äquivalente zu verwischen suchte. Unmittelbaren, sofortigen Gewinn
sollte die Befestigung des französischen Einflusses in den Nieder-
landen, die Occupation Ostendes und Nieuwports gewähren. Als
Äquivalent nicht für die Zerstückelung Preussens, sondern für die
Abtretung der italienischen Herzogtümer nahm er das Angebot der
österreichischen Niederlande an.
Mit unleugbarer Gewandtheit waren so die Anträge des Wiener
Hofes dem alten System Frankreichs entsprechend umgedeutet. Noch
war man zwar zum Kriege gegen England nicht unwiderruflich ent-
schlossen3); auch scheint unter dem Einfluss Starhembergs der Ge-
danke, sich gegebenen Falls auf einen Seekrieg zu beschränken,
damals bereits grösseren Einfluss gewonnen zu haben8). In jedem
Falle aber hätte die Angliederung Österreichs an die anti-englische
Politik Frankreichs dessen continentale Stellung sehr bedeutsam ver-
stärkt. Ein Angriff auf seine festländischen Gebiete war so «gut wie
völlig ausgeschlossen. Und diese nicht zu verachtenden Vortheile
wollte Frankreich ohne das geringste Opfer erreichen. Weder von
dem Verzicht auf die Allianz mit Preussen, noch gar von finanzieller
Mitwirkung ist in dem französischen Entwurf die Rede. Ausschliesslich
von Osterreich sollten die Kosten dieses Vertrages getragen werden,
wenn der Kaiserin wirklich an der Verständigung mit Frankreich
ernstlich gelegen war. Denn das freilich hielt man noch nicht für
ausgemacht. Zu tief eingewurzelt war die traditionelle Vorstellung
der Erbfeindschaft zwischen Habsburg und Bourbon, als dass sogleich
jeder Zweifel hätte schwinden können, ob in der ThatTdie Allianz
Österreichs mit England in Stücken gehe, und Kaunitz nicht etwa
1) Vgl. Ranke 114; Koser I, 570 f.
2) Starhemberg berichtete am J.August und 11. September 1755 von Friedens-
hoffnungen Rouillös.
3) Vgl. Starhembergs Berichte vom 2. und 10. August 1755.
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LXXX Die Entstehung der Coalition gegen Preuaaen 1755 und 1756.
durch dieses Liebäugeln mit Frankreich nur einen Druck auf das
Londoner Cabinet ausüben wolle, höhere Subsidien zu bewilligen1)-
Hiernach hat Kaunitz den Sinn der französischen Antwort richtig
erkannt, wenn er sie im wesentlichen als eine Ablehnung der öster-
reichischen Anträge auflasste. Er gab es vor der Hand auf, Frank-
reich in eine antipreussische Politik hineinzuziehen. Die Versuche
Frankreichs, den Wiener Hof zu einer Gegnerschaft gegen England
zu bringen, schnitt er kurzweg ab. Auch darüber Hess er keinen
Zweifel bestehen, dass Frankreich auf die angebotenen Vortheile
niemals ohne den Verzicht auf die preussische Allianz rechnen dürfe2).
Den einzigen Gewinn aber der bisherigen Besprechungen mit Frank-
reich, die zunehmende Sicherheit vor einem französischen Angriff auf
die Niederlande, suchte er dadurch festzuhalten, dass er die Verhand-
lung nicht ganz abbrach. Er erbot sich, mit verschiedenen Mächten
Unterhandlungen über den Fortbestand des Aachener Friedens anzu-
knüpfen. Wenigstens Zeit wurde so gewonnen. Noch gab er die
Hoffnung nicht ganz auf, in Frankreich mehr zu erreichen, wenn man
dort das Misstrauen gegen die Absichten des Wiener Hofes, den
Zweifel an dem Ernst der Abwendung von England beseitigte3).
Immerhin aber hat Frankreichs abweisende Haltung einen nicht
zu verkennenden Umschwung der österreichischen Politik hervor-
gerufen. Die JAnträge an Frankreich waren aus dem Entschluss
eines Systemwechsels hervorgegangen. Jetzt hätte man nicht ungern
eine Belebung des erkalteten Verhältnisses zu England herbeigeführt
Zu dem Hauptziel, der Vernichtung Preussens, so überlegte man4),
könne man auf zwei Wegen gelangen, im Bunde mit den bisherigen
Alliirten, d. h. England, oder, nach dem neuen Plane, mit Frankreich.
So lange keine nahe Aussicht auf Verwirklichung des letzteren Pro-
jects vorhanden sei, müsse man sich beide Wege offen erhalten.
Und nach beiden Richtungen hin glaubte Kaunitz die Stellung Öster-
reichs erheblich durch die Anknüpfung mit Frankreich verbessert zu
haben. England habe den ernsthaften Willen des Wiener Hofes er-
kannt, sich nicht mehr widerspruchslos allein in britischem Interesse
ausbeuten zu lassen. Sollte eine engere Verbindung zwischen den
Cabinetten von London und Berlin sich hieraus ergeben, so würde
diese Wendung in Rückwirkung auf Frankreich die Geneigtheit König
1) Vgl. S. 190. Vortrag vom 26. November 1755.
2) Vgl. S. 181. Maria Theresia an Starhemberg. 27. September 1755.
3) Vgl S. 178. Vortrag vom 4. October 1755.
4) Vgl. S. 193. Vortrag vom 26. November 1755.
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I. Kaunitzena Plan. Seine Ablehnung in Frankreich. Verhandlungen etc. lxxxi
Ludwigs steigern, mit Österreich abznschliessen. Fast aber scheint
es, als ob man in Wien auf ein Wiedereinlenken Englands gerechnet
habe. Man fasste die politische Haltung, die man einzunehmen ge-
willt war, in der Formel zusammen: voir venir les Anglais, amuser
les Francais !). Jedenfalls Hess Kaunitz es sich angelegen sein, nicht
noch weiter von England abzurücken. Maria Theresia hat im De-
cember 1755 dem Gesandten Keith ihren Wunsch ausgesprochen, mit
England gut Freund zu bleiben2).
Allemal erhoffte Kaunitz auch jetzt, im November 1755, mehr
von den Franzosen. Vor wenigen Monaten noch hatte er sich auf
einen Angriff gegen die Niederlande gefasst gemacht Nunmehr ver-
zeichnete er freudig als erste Wirkung der angeknüpften Verhand-
lung, dass Frankreich seinen Entschluss, den Krieg zu Lande, d. h.
auch gegen Osterreich zu fuhren, »auf einmal abgeändert« habe und
der Beschränkung auf den Seekrieg zuzuneigen beginne. Offenbar
hatte Starhemberg den Abbö Bernis von dem Ernst Österreichs,
gegebenen Falls die englische Allianz aufzugeben, jetzt endlich Uber-
zeugt.
Auch einen zweiten grossen Vortheil glaubte Kaunitz verzeichnen
zu können. Aus seiner Kenntniss von der Instruction Nivernais', der
als ausserordentlicher Gesandter nach Berlin gehen sollte, schloss er,
dass man in Frankreich nun doch Argwohn gegen den König in
Preussen gefasst habe. Es war für Osterreich daher die entscheidende
Frage, ob Nivernais die Allianz mit Preussen erneuern oder nur Über
die eigentlichen Absichten König Friedrichs Erkundigungen ein-
ziehen sollte.
Noch war alles in der Schwebe. Erst die Eröffnung des eng-
lischen Parlamentes werde, so glaubte man, einen endgültigen Ent-
schluss der französischen Regierung herbeiführen. Bis dahin galt es,
ohne es [nach der einen oder anderen Seite zu verderben, eine ab-
wartende Haltung einzunehmen. Da ergriff Frankreich selbst die
Initiative.
Denn endlich war die Entscheidung gefallen, vor der man den
Krieg gegen England nicht hatte beginnen wollen. .Das englische
Parlament war von König Georg mit einer Rede eröffnet worden, die
jeglichen Zweifel an der Unvermeidlichkeit des Krieges beseitigte.
Noch immer hatte die französische Regierung gehofft, in England eine
friedlichere Stimmung Platz greifen zu sehen. Noch war man keines-
wegs zum Krieg entschlossen gewesen, selbst die Repressalien gegen
1) VgL S. 194 Anm. 2. 2) Vgl. Ranke 144.
Act« «Ui TorgMohiebt« d« 7jihrig9n Krieg«.. f
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LXXXIl Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
die englischen Schiffe in den französischen Hafen hatte man ver-
mieden, um die kriegerischen Neigungen jenseits des Kanals in keiner
Weise zn reizen. Nunmehr aber war das französische Ministerium,
selbst Rouille, der Schwächste der Schwachen, im klaren: der Krieg
war unabwendbar1). Und allmählich raffte man sich denn auch zu
einer energischeren Haltung auf. Nivernais erhielt seine Instruction,
um mit Preussen feste Verabredungen zu treffen und es an der Seite
Frankreichs festzuhalten, am 21. December erging ein Ultimatum2) an
England, wonach man eine Weigerung, die widerrechtlich gekaperten
französischen Schiffe auszuliefern, als Kriegserklärung auffassen wollte.
Die Generale wurden ernannt, die an den Küsten des Oceans und
Mittelmeeres commandiren sollten3). Am 28. December endlich Ubergab
Bernis an Starhemberg den Entwurf zu einem Bttndniss mit Oster-
reich4), der in Gegensatz zu dem früheren vom 9. September die Ge-
währ einer Verständigung bot.
Vor allem: man machte keinen neuen Versuch, den Wiener Hof
zu einer directen Feindseligkeit gegen England zu bewegen, erklärte
vielmehr ausdrücklich und grundsätzlich, den Krieg auf England und
Frankreich allein beschränken zu wollen. Damit war ein zweifacher
Vortheil für Österreich gegeben. Die Bedrohung der Niederlande war
beseitigt, und Preussen blieb gänzlich aus dem Spiel. Das war für
Kaunitz ein Umstand von entscheidender Bedeutung. Eine Vergröße-
rung Preussens oder auch nur eine Stärkung des preussischen An-
sehens hätte er nicht ruhig mitansehen können.
Aber mehr noch: Frankreich wollte sich. zur Vertheidigung der
österreichischen Besitzungen gegen jeden Angriff schlechthin ver-
pflichten. Auch die Gefahr eines Angriffs also von preussiseher oder
auch von türkischer Seite war gehoben. Österreich sollte allerdings
ebenfalls den Besitzstand Frankreichs und seiner Verbündeten auf
dem Continente, d. h. den Status des Aachener Friedens garantiren,
und nach dem Sinn dieses Tractats wäre Maria Theresia unzweifel-
haft verpflichtet gewesen, gegen England zu den Waffen zu greifen,
falls es nach Ablehnung jenes Ultimatums sich offen als den Friedens-
brecher zeigte. So weit indessen stellte man in Frankreich Beine
Anforderungen an die Kaiserin mit richten. Nur eine Neutralität
1) Über die Stimmung in Frankreich Bind Knyphausena Berichte aus Paris
an König Friedrich unterrichtend. Einseines aus ihnen bei F. Wagner: Friedrichs
des Grossen Beziehungen zu Frankreich und der Beginn des siebenjährigen
Krieges. [Hamburg 1896.] 2) Waddington, Renversement 235 f.
3) Vgl. Bernis I, 253 Anm.
4) VgL Nr. 31. Starhemberg an Kaunitz. 28. December 1765.
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I. Kaunitzens Plan. Seine Ablehnung In Frankreich. Verhandlungen etc. LXXXIIII
verlangte man für den Fall, dass es wirklich zum Kriege käme, zu
der sie sich bereite freiwillig längst entschlossen hatte. Der grössere
Vortheil also lag hier auf Seiten Österreichs. Frankreich bot active
Hülfe gegen jeden Angreifer an. Österreich aber brauchte dem an-
gegriffenen Frankreich nur eine neutrale Haltung zu bewahren.
Da der französische Entwurf von einem Verzicht auf die Allianz
mit Preussen schwieg, so entsagte man auch stillschweigend dem
Plane, die italienischen Herzogtümer gegen die österreichischen
Niederlande auszutauschen. In dem französischen Project ist bezeich-
nender "Weise Philipps Translation nicht erwähnt. Nur behielt man
sich für die Zukunft Verabredungen vor, die in Ergänzung des
Aachener Friedens auch in Italien die Ruhe sichern sollten.
Nach anderen Richtungen hin gaben freilich die französischen
Anträge zu ernsten Besorgnissen Anlass. Frankreich wahrte sich aus-
drücklich die Freiheit, den Krieg gegen England auch in Hannover
zu führen, und wünschte die Heranziehung russischer Hülfstruppen
von Seiten König Georgs zu verhindern. Dem Anzüge der Russen
sollte sich Österreich in Verbindung mit den Reichsfürsten aus allen
Kräften widersetzen, eventuell im Falle eines Nichterfolges den fran-
zösischen Truppen freien Durchgang durch die eigenen Gebiete ge-
statten. Dem oben verkündeten Grundsatz einer österreichischen Neu-
tralität widersprach diese Forderung direct. Die Verhinderung des
Anmarsches russischer Hülfstruppen zur Verteidigung Hannovers hätte
eine zwar stillschweigende, aber unzweideutige Stellungnahme gegen
England bedeutet.
Somit erhob Kaunitz gegen diesen Theil des französischen Pro-
jekts den entschiedensten Einspruch. Er beauftragte Starhemberg,
Frankreich von seinem Entschluss eines Angriffs auf Hannover abzu-
bringen1). Indessen allzu bedeutend war diese Meinungsverschieden-
heit nicht. Bernis hat sie als eine leichte bezeichnet2), und im fran-
zösischen Sinne mit Recht. Denn Frankreich brannte durchaus nicht
auf diesen Angriff gegen Hannover. Der Wunsch, sich auf den See-
krieg zu beschränken, war durchaus vorherrschend geworden3); des-
halb gerade legte man auf die Neutralität Österreichs so grossen Werth.
Jedenfalls aber trat dieser Rest einer Differenz weit vor der in den
übrigen Fragen erzielten Einigung zurück. Selbst das verweigerte
Kaunitz nicht, Preussen in den Garantievertrag mit aufzunehmen; er
wünschte nur auch Russland heranzuziehen.
1) S. 209. Maria Theresia an Starhemberg. 27. Januar 1756.
2) Vgl Waddington, Renversemont 309.
3) Vgl. KnyphausenB Berichte vom 26. und 29. December 1755. B. A.
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LXXXIV Die Entstehung der Coalition gegen Preuaaen 1755 und 1756.
Zu eigenthümlichem Ergebniss hatten die bisherigen Verhand-
lnDgcn mit Frankreich geführt. Kaunitz hatte geplant, mit franzö-
sischer Genehmigung Preussen zu vernichten, also den Aachener Frie-
den umzustürzen. Ganz und gar war dieser Gedanke, die Offensive,
jetzt zurückgedrängt Österreich stand im Begriff, den Besitzstand
Preussens von neuem zu garantiren. Das secundäre Ziel aber der
Kaunitz'schen Politik, die Defensive, die Sicherung des Eaiserhofes
gegen die drohenden Angriffe Frankreichs, Preussens und der Pforte,
war in den Vordergrund getreten. Hier hatte der Staatskanzler einen
vollen Erfolg zu verzeichnen. Den Frieden würde er mit dem Ab-
kommen, zu dem er sich bereit erklärte, für Österreich gesichert
haben. Die Allianz mit England blieb bestehen, eine neue, ungemein
günstige mit Frankreich stand in Aussicht
Aber auch seinen alten Lieblingsplan, die Trennung Frankreichs
von Preussen, brauchte Kaunitz noch nicht ganz aufzugeben. Starhem-
berg hatte berichtet, dass in Frankreich »seit kurzem die Neigung
für Preussen merklich abgenommen« habe; schon hatte der franzö-
sische Minister indiscret dem Gesandten mitgetheilt, dass König
Friedrich im Frühjahr und Sommer 1755 Frankreich zum Angriff auf
die österreichischen Niederlande zu veranlassen versucht habe1). So
durfte Kaunitz hoffen, den ersten Fehler der preussischen Politik mi>
gutem Erfolge ausnutzen zu können2). Immerhin fand Friedrich noch
im Januar 1756 in Rouille einen Vertheidiger. Selbst die Nachricht,
dass Verhandlungen zwischen England und Preussen stattfänden,
schreckte den französischen Minister nicht sehr. Er vermuthete, es
werde sich um eine Neutralitätsconvention handeln8). Da aber trat
das »entscheidende Ereigniss zu Österreichs Heile«4) ein, der Ab-
schluss der Westminsterconvention. Sie und sie allein hat dem Grafen
Kaunitz die Verfolgung seines anfänglichen Planes ermöglicht
1) Vgl. S. 207. Maria Theresia an Starhemberg. 27. Januar 1756.
2) Vgl. S. 208. 211.
3) Vgl. Nr. 34. Starheniberg an Kaunitz. 8. Januar 1756.
4) Vgl. S. 733. Denkschrift des Grafen Kaunitz vom Juli 1756.
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n.
Umschwung in Frankreich. Einleitende Verhandinngen
über eine Offensivallianz.
Ohne Frage, einen ungemeinen Dienst hat König Friedrich dem
österreichischen Kanzler geleistet, als er sich mit England ohne Vor-
wissen Frankreichs verband. Nicht sowohl der Inhalt der Convention,
als die Form, die Geheimhaltung vor dem Versailler Hofe bis zum
vollendeten Abschluss, scheint die tiefe Erbitterung gegen Preussen
hervorgerufen zu haben 1). Die französische Ehre fühlte sich getroffen,
der nationale Stolz gedemüthigt. Mehr dem Gefühl als. dem kühlen
Urtheil folgte Frankreich, indem es sich jetzt dem erneuten Werben
Österreichs hingab.
Schon bei dem ersten Gerücht von dem englisch- preussischen
Vertrage hatte Starhemberg geschrieben: »Wollte Gott, dass sich die
Nachricht bestätigte« 2). Und keinen Augenblick hat er versäumt, die-
sen Fehler der preussischen Politik und die Empörung gegen Preussen
in Frankreich für seine Zwecke auszunutzen. Ohne erst Weisungen
aus Wien abzuwarten, hat er das heisse Eisen meisterhaft geschmie-
det9). In wiederholten Unterredungen mit Rouille und Bernis hat er
den Unwillen gegen Preussen zu immer heftigerer Wuth entfacht
und den französischen Staatsmännern den Verdacht eingeflösst, dass
die Convention sicherlich noch geheime Abmachungen zu Ungunsten
Frankreichs und der catholischen Religion enthielte. Er erschöpfte
all seine Beredsamkeit, um zu beweisen, dass unmöglich die Besorg-
niss vor Russland das ausschlaggebende Moment für König Friedrich
gewesen sein könne. In feiner Berechnung brachte er die grossen
Vortheile wieder in Erinnerung, die Österreich angeboten hatte, und
1) Vgl. Koser I, 586.
2) Vgl. 8. 207. Starhemberg an Kaunit». 22. Janaar 176«.
3) Vgl. Nr. 40. Starhemberg an Kaunita. 7. Februar 1756.
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LXXXVI Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.-
berief sich mit Genugthuung auf seine früheren Warnungen vor Preus-
sens Treulosigkeit. So hatte er den Erfolg, die früher Widerstreben-
den jetzt ganz auf seinen Standpunkt herüberzuziehen.
Er verlangte nichts geringeres, als dass jetzt, nachdem der früher
geäusserte Verdacht gegen Preussen in einer so glänzenden Weise
sich bestätigt hatte, der erste österreichische Antrag zur Grundlage
aller weiteren Verhandlungen dienen müsse. Starhemberg meinte, die
französischen Unterhändler seien auf diese Rückkehr zu dem ursprüng-
lichen Plane gefasst gewesen. Gar nicht schnell genug konnte man,
wenn es nach Rouille ging, handeln. Die Kaiserin möge die Vollmacht
zum Abschluss Ubersenden, ihre endgiltigen Forderungen mittheilen.
Sofort sollte sich Osterreich mit Spanien vereinbaren und Kussland
aus der Allianz mit England lösen. Und wenn auch Bernis zurück-
haltender war, nach wie vor zunächst auf den Abschluss des vorge-
schlagenen Garantievertrages drängte, das Zerwürfniss mit England
als die Hauptsache und das Missvergnügen Uber Preussen nur als
etwas accessorisches bezeichnete: so viel schien für Starhemberg fest-
zustehen, dass Frankreich thatsächlich auf den anfänglichen Plan
Österreichs eingehen wolle.
In der That erklärte dann König Ludwig am 19. Februar1), es
Österreich frei stellen zu wollen, ob der französische Vorschlag einer
Defensivallianz oder der österreichische eines geheimen Tractats den
weiteren Verhandlungen zu Grunde zu legen sei. Schon damit war
im Princip die Bereitwilligkeit Frankreichs ausgesprochen, die Pläne
Kaunitzens aufzunehmen. Und mit voller Bestimmtheit versicherte
Bernis, der Entschluss stehe fest, die Allianz mit Preussen nicht zu
erneuern2). An demselben 19. Februar deutete man dem Herzog von
Nivernais3) an, seine Zeit am Berliner Hofe sei zu Ende, er möge
sich unter einem schicklichen Vorwande entfernen. Zugleich begann
Bernis bereits mit Starhemberg4) über die Einzelheiten der gegen-
seitigen Forderungen und Zugeständnisse zu verhandeln. Vor allem,
Frankreich stellte bestimmte Bedingungen, ein deutliches Zeichen, dass
es ernstlich gewillt war, das System seiner Allianzen umzuändern.
Dasselbe verlangte nun Bernis von Osterreich. Unnachgiebig
bestand er auf der vollen Gegenseitigkeit, wonach alle Verabredungen
und Bewilligungen Frankreichs null und nichtig Bein sollten, falls
1) Vgl. Nr. 45. Starhemberg an Kaunitz. 20. Februar 1756.
2) Vgl. Nr. 44. Starhemberg an Kaunitz. 16. Februar 1756.
3) Vgl. Waddington, Renversement 315.
4) Vgl. Nr. 49. Starhemberg an Kaunitz. 27. Februar 1756.
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II. Umschwung in Frankreich. Einleitende Verhandlungen etc. LXXXVII
Maria Theresia nicht ihren Bnnd mit England genau so löse, wie
sie es von seinem Könige mit Bezug auf Preussen verlange. Man
war am Scheidewege angelangt. Die Verhandlung hatte ihren histo-
rischen Höhepunkt erreicht1).
Dreierlei hatte Kaunitz im August 1755 yon Frankreich verlangt:
den Verzicht auf die preussische Allianz, die Unterstützung der öster-
reichischen Unternehmung durch Suhsidien, endlich die Erlauhniss zu
einer Zerstückelung Preussens auch Uber die Abtrennung von Schle-
sien und Glatz hinaus. Schon Ende Februar waren zwei von diesen
Forderungen grundsätzlich zugestanden. Nur auf Österreich kam es
an, ob Frankreich auf das preussische Bündniss verzichtete. Einer
Subsidienzablung war man so wenig abgeneigt, dass man bereits nach
einem Vorwand suchte, der ihr den Charakter einer Offensivmaass-
regel nehmen könnte. Allein um die Höhe der Geldsumme handelte
es sich noch.
Dagegen stiess die dritte Vorbedingung Österreichs auf den nach-
haltigsten und entschiedensten Widerspruch. Niemals, das erklärte
Bernis mit voller Bestimmtheit2), werde der König eine gänzliche
Vernichtung Preussens zugeben. Gewiss, König Friedrich verdiene
eine empfindliche Züchtigung. Aber dazu genüge schon die Eroberung
von Schlesien und Glatz. Lebhaft bemühte sich Bernis, Starhem-
berg klar zu machen: Österreich bedürfe ausser Russland garnicht
anderer Hülfsmächte. Allenfalls wollte Frankreich durch Subsidien
etwa Sachsen und Bayern von einer Unterstützung Preussens zurück-
halten. Und garnichts wollte man davon hören, dass Österreich sich
durch die Zerstückelung Preussens vor künftiger Bache sichern
müsse. Was könne dem Wiener Hofe bei dem mächtigen Rück-
halt an Frankreich geschehen, wenn Preussen die Hälfte seiner
Macht mit Schlesiens Verlust einbüsse ? Es war am letzten Ende der
Wunsch, ein halbwegs mächtiges Preussen gegebenen Falls gegen
Osterreich nach wie vor ausspielen zu können, der Bernis erfüllte.
Eine persönliche Genugthuung wollte man sich von Preussen ver-
schaffen. Im Grunde aber war ein sachlicher Interessengegensatz
nicht vorhanden, der die Lösung der Allianz bedingte. Die Halbheit,
die seit Beginn der amerikanischen Streitigkeiten das Kennzeichen
der französischen Politik gewesen war, trat auch hier wieder zu Tage.
Man verbündete sich mit einer Macht, deren unbeschränktes Wachs-
thum man zu verhindern suchte. Man verfeindete sich dem bisherigen
1) Vgl. Ranke 150; "Wiegand, Deutsche Litteraturzoitung 1894, Spalte 1618.
2) Vgl. S. 247 f. Starhemberg aö Kaunitz. 27. Februar 1756.
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LXXXVI1I Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
Alliirten, dessen Erhaltung man nach wie vor als ein wahres Staats-
interesse betrachtete. So zögernd, halb wider Willen Hess sich Frank-
reich in eine prenssenfeindliche Politik ein. Nicht allgemeine Er-
wägungen, sondern persönliche Impulse haben den ersten Änstoss
gegeben.
Noch eine zweite Differenz stellte sich in diesen Februarverhand-
lungen heraus. Österreich wollte möglichst nur binnenwärts gelegene
Theile der Niederlande an Don Philipp abtreten. Frankreich aber
forderte gerade die an das Meer stossenden Provinzen für ihn1).
Frankreich blieb auf seinem alten Standpunkt : die Niederlande sollten
lediglich das Äquivalent für die italienischen Gebiete Philipps bilden2).
In kluger Berechnung verlangte Frankreich fUr sich selbst garnichts.
So hatte es ein Recht, seine Mitwirkung an den Plänen Österreichs
auf ein Mindestmaass zu beschränken, insbesondere jeder activen Theil-
nahme an der Offensive gegen Preussen auszuweichen.
So weit also hatte Starhemberg die Verhandlungen bereits eigen-
mächtig ohne neue Instructionen gebracht. Die Schnelligkeit, mit der
Frankreich auf die preussenfeindliche Politik einging, überraschte den
österreichischen Kanzler. Er hatte, selbst nach dem ersten Bericht
Starhembergs Uber den Eindruck der Westminsterconvention in Frank-
reich, nicht erwartet, dass man so ohne Umschweife auf den anfäng-
lichen Plan zurückgreifen werde. Um den französischen Hof hierzu
schneller zu bewegen, hatte er in einem sicherlich ostensiblen Schrei-
ben3) das Schreckbild einer ungeheuren Liga gegen Frankreich ent-
worfen. Österreich und Russland, Preussen, England, Holland und
andere Mächte sollten an ihr theilnehmen. Frankreich dürfe also
keine Zeit verlieren, dieser drohenden Gefahr zu begegnen. Noch ehe
indessen dieser Brief seine Wirkung hatte thun können, traf bereits
die Meldung von der Bereitwilligkeit Frankreichs ein, das erste Pro-
ject Kaunitzens anzunehmen.
Damit war für ihn die quaestio an entschieden. Nur um die
quaestio quomodo, die Einzelheiten der Ausführung konnte es sich
fernerhin handeln. Unverzüglich legte er darum an den zweiten Theil
1) Vgl. S. 245. Starhemberg an Kaunitz. 27. Februar 1756.
2) Deshalb wäre natürlich auch der Zeitpunkt des Austausches von dem
Kriege unabhängig gewesen.
3} Dass Kaunitz ernsthaft an ein Bündniss mit England und Preussen gegen
Frankreich gedacht haben solle, ist so ungeheuerlich, dass ich mich ohne jeden
Zweifel der Ansicht v.Arneths IV, 420 Uber den ostensiblen Charakter im Gegen-
satz zu Broglie, L'alliance 340 anschliessc.
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IL Umschwung in Frankreich. Einleitende Verhandlungen etc. LXXXIX
seines Planes Hand an. Er theilte Starhemberg seine Absicht mit,
nunmehr anch mit Rnssland in Verhandlungen treten zu wollen1).
Um eine Nuance kuhler freilich als Starhemberg scheint Kaunitz
den Stand der Verhandlungen beurtheilt zu haben, als er den Bericht
yom 27. Februar erhielt Zwar hatte auch Starhemberg ernste Be-
denken an der Aufrichtigkeit König Ludwigs geäussert, weil er die
Vernichtung Preussens nicht zugestehen wollte. Aber der Grundton
seines Berichtes ist doch ein zuversichtlicher. Darauf komme es an,
meint er, dass Frankreich der Kaiserin freie Hand gegen Preussen
lasse und finanzielle Unterstützung leiste. Beides scheint ihm ge-
sichert zu sein. Kaunitz hingegen betont in einer vielleicht über-
mässigen Behutsamkeit vor allem die noch bestehenden Gegensätze.
Für seine Anschauungen und Tactik den Franzosen gegenüber ist die
ausführliche Instruction2) von grundlegender Bedeutung, die am 27. März
dem Gesandten für die Beantwortung der französischen Forderungen
ertheilt wnrde.
In der grössten Crisis befindet sich nach dieser Darlegung augen-
blicklich die Verhandlung. Gewiss erkennt Kaunitz den Vortheil an,
dass Frankreich zuerst und präcise die Bedingungen gestellt hat, unter
denen es die preussische Allianz aufgeben will. Sicherlich ist schon
»mehr, als man sich jemalen hätte versprechen können«, damit ge-
wonnen worden, dass »die diesseitigen Vorschläge dem dortigen Hof
angenehm in die Augen leuchten, und dass er sich wttrklich in einer
Unentschlossenheit desfalls befinde.« Wohl ist es ein grosser Erfolg,
dass ein Theil des französischen Ministeriums bereits auf die öster-
reichischen Wünsche eingeht, ein anderer in seinen Vorurtheilen gegen
das Haus Habsburg wenigstens zu schwanken beginnt. Aber das genügt
dem Kanzler noch nicht Nur dann will er das grosse Unternehmen
gegen Preussen wagen, wenn menschlicher Voraussicht nach ein
glücklicher Ausschlag verbürgt ist. Schon ist freilich seine Hoffnung
gegen früher ungemein verstärkt, wie vor allem daraus hervorgeht,
dass er jetzt zuerst die Grundzüge seines Planes in Petersburg vor-
legen lässt8), während er noch im Februar sich mit einer leisen An-
deutung begnügt hatte4). Aber eine Sicherheit des Erfolges scheint
dem Kanzler noch nicht gewährleistet. Deshalb gilt es, die Unschlüssig-
keit der französischen Regierung zu überwinden, die Annahme eines
1) VgL S. 252. Maria Theresia an Starhemberg. 6. März 1756.
2) Vgl. Nr. 59.
3) Vgl. Nr. 56. Maria Theresia an Esterhasy. 13. Mörz 1756.
4) Vgl. S. 223 ff. Maria Theresia an Esterhasy. 11. Februar 1756. Vgl. auch
unten S. CV.
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XC Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 nnd 1756.
»gewissen und practischen Systems« in Frankreich durchzusetzen.
Die äusserste Vorsicht hält er für erforderlich. Jedes Drängen will
er unterlassen; denn »die Umstände können nicht gezwungen, sondern
nur vorbereitet und eingeleitet werden1).«
Die Aufgabe war, wie bisher, die beiden Ziele zu vereinigen, dass
man die Offensive gegen Preussen ermöglichte, ohne die Sicherung
des Kaiserstaates zu vernachlässigen. Deshalb war es das wesent-
lichste, dass Starhemberg eine Erneuerung der französisch-preussischeu
Allianz verhinderte. Gelang das, so war für die geheime Absicht
gegen Preussen noch nichts verloren, auch wenn es vorläufig nur zu
einem Defensivvertrage zwischen Österreich und Frankreich kam.
Kaunitz rechnete darauf, dass Friedrich sich noch näher mit England
verbinden werde, wenn der Versailler Hof sein BUndniss mit Preussen
nicht verlängerte. Diesen Fehler der preussischen Politik gedachte
er alsdann in Frankreich ausgiebig zu benutzen. Zunächst wurde
daher Starhemberg beauftragt, den Defensivvertrag zu Stande zu
bringen, zu sichern, was man bereits erreicht hatte.
Denn die französischen Vorschläge für den geheimen Vertrag,
so wie Starhemberg am 27. Februar über sie berichtet hatte, waren
dem Kanzler unannehmbar. Er hegte starke Zweifel an der Zuver-
lässigkeit der französischen Versprechungen. Frankreich wolle sich
die Hände freihalten, so argwöhnte er, um jederzeit mit England
Frieden schliessen zu können. Die angebotenen Vortheile in den
Niederlanden begehre es, und zwar sofort, für Don Philipp, werde sich
selbst aber gegebenen Falls ohne Bedenken aus der Unternehmung
gegen Preussen zurückziehen und »die Kosten, die Gefahr und den
Verlust« dem Wiener Hofe allein aufbürden1). Warum sonst wolle
man in Versailles die Zerstückelung Preussens nicht zugeben, falls
man nicht eben ein starkes Preussen nach wie vor für nothwendig
halte? Er fand es sehr verdächtig, dass Frankreich gar keinen directen
Vortheil fttr sich verlangte. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn etwa
die gesamten Niederlande von König Ludwig gefordert worden wären.
Um so mehr aber galt es jetzt, Frankreichs eigenstes Interesse unauf-
löslich mit dem glücklichen Ausschlag des geplanten Krieges zu ver-
knüpfen. Das war das sicherste Mittel, einen unzeitigen »Absprung«
zu verhindern.
Deswegen sollte König Ludwig in formeller Declaration aner-
kennen8), dass sämtliche Zugeständnisse der Kaiserin erst nach der
- — - - ■ * * •
1) Vgl. Denkschrift vom 27. Jnni 1755; Beer, Archiv 38.
2) Vgl. Kr. 52. Kaunitz an Starhemberg. 7. März 1756.
3) Vgl. für das folgende Nr. 59. Denkschrift von Kannita. 27. März 1756.
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II. Umschwung in Frankreich. Einleitende Verhandlungen etc. xci
Eroberung Schlesiens in Kraft träten. Kaunitz bezeichnete diese Be-
willigung als den Prüfstein für Frankreichs Absichten, als die absolute
conditio sine qua non für das Zustandekommen des Vertrages. Mit
vollster Entschiedenheit durchkreuzte er den Versuch des französischen
Unterhändlers, den Austausch der Niederlande von der Unternehmung
gegen Preussen zu trennen. Und schon deutete er noch eine weitere
Forderung an: Frankreich sollte sich verpflichten, keinen Frieden mit
England einzugehen, der nicht die geheimen Verabredungen mit Öster-
reich bestätige. Merkwürdig, welchen Werth mau solchen Declarationen
and feierlichen Versprechungen in einer Zeit beilegte, die skrupelloser
als jede andere den eigenen Nutzen als den alleinigen Maassstab für
die Innehaltung von staatlichen Pflichten betrachtete; merkwürdig
zumal bei Kaunitz, der soeben daran war, einen solennen, von den
Grossmächten garantirten Frieden umzustürzen.
Das Ansinnen dieser Declaration war nur der Form nach eine
Steigerung der bereits im August 1755 Frankreich vorgelegten Forde-
rungen. Auch inhaltlich neu dagegen war es, dass Kaunitz jetzt die
Aufstellung eines französischen Observationscorps an den Grenzen
Frankreichs oder in Westphalen verlangte, um die Verbündeten Preus-
sens an jeglicher Hülfeleistung zu verhindern. Erst die Westminster-
convention hatte eine solche Forderung nöthig gemacht. Aber jetzt so
wenig, wie im August 1755, hat Kaunitz eine active Theilnahme der
Franzosen am Kriege gegen Preussen zur Bedingung gemacht.
Was man sonst noch von Frankreich begehrte, war im wesent-
lichen nichts neues. Wiederum erbat sich Österreich finanzielle Bei-
hülfe von Frankreich und setzte deren Höhe jetzt auf 12 Millionen
Gulden l) fest Die Grösse dieses Opfers milderte Kaunitz indessen er-
heblich, indem er äussersten Falles die vorgeschossenen Geldsummen
als rückzahlbares Darlehen anerkennen und das Herzogthum Luxem-
burg als Faustpfand auszuliefern sich verstehen wollte2).
Endlich bestand der Kanzler nach wie vor darauf, dass Frank-
reich die Beraubung Preussens auch über Schlesien und Glatz hinaus
zugestehen müsse. Er hoffte, diese bisher so standhaft zurück-
gewiesene Forderung leichter durchzusetzen, wenn Starhemberg vor-
nehmlich nicht so sehr die Vernichtung Preussens, als vielmehr die
Noth wendigkeit betonte, für die Bildung einer dritten Armee noch
einige Hülfsmächte zu gewinnen. Mit Sachsen und Churpfalz oder
auch nur einem dieser Territorien, so weit wich er zurück3), könne
1) Vgl. Nr. 59 c. Kaunitz an Starhemberg. 28. März 1756.
2) VgL S. 291. Maria Theresia an Starhemberg. 27. März 1756.
3) Vgl. 8. 289.
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xcn Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
man eich schon begnügen. Ohne deren Unterstützung aber, allein
mit Russland, getraute er sich nicht, den Angriff auf Preussen mit
der Gewissheit eines schnellen Erfolges durchzufuhren. Denn von
Russland versprach er sich keine grosse militärische Unterstützung.
Nur darauf rechnete er, dass König Friedrich einen Theil seiner
Truppen gegen die RuBsen werde verwenden müssen, und dass diesem
durch die Verwüstung Ostpreussens ein Theil seiner Hulfsquellen ver-
schüttet werden würde1).
Für alle diese Zugeständnisse wollte Osterreich auch seiner Seits
die Forderungen Frankreichs erfüllen, der Allianz mit England ent-
sagen, die flandrischen Küsten dem Infanten Philipp überlassen.
Trotzdem aber war nach wie vor der ungleich grössere, vor allem der
sofortige Gewinn auf Seiten Österreichs. Sollte er indessen noch
in diesem Jahre eingebracht werden, so war eine schleunige Antwort
von Seiten Frankreichs erforderlich. Sonst wurde es unmöglich, sich
rechtzeitig genug der russischen Mitwirkung zu versichern.
1) Vgl. S. 288.
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m.
Aufnahme der österreichischen Angriffspläne in Russland,
ßusslands VerhUtniss zu Preussen, England und Österreich.
In Russland war seit einem Jahrzehnt der Hase gegen Preussen
in stetem Wachsen. Schon der Vertrag mit Osterreich vom Jahre
1746 war, obgleich dem Wortlaut nach rein defensiv, in Wahrheit
von offensivem Geist erfüllt. Nicht nach dem Text des Vertrages
allein hat man zu urtheilen, sondern wesentlich nach den vorwaltenden
Tendenzen, aus denen er entsprang. Und niemand hat denn auch
unter den Zeitgenossen gezweifelt, dass hinter dieser scheinbar defen-
siven Vereinbarung eine offensive Tendenz gegen Preussen verborgen
liege1). Als das Werk seiner Feinde in Russland betrachtete sie
König Friedrich. Wegen des bedrohlichen Charakters der geheimen
Bestimmungen nahm England diese ausdrücklich aus, als es 1 750 dem
Bunde beitrat1). Seither war die Feindschaft gegen Preussen am
russischen Hofe nur noch stärker geworden. Als den gefährlichsten
Feind Russlands bezeichnete ein kaiserlicher Ukas vom 27. Januar
1747 den preussischen Nachbarn3). Gegen Russlands Wunsch und
1) Vgl. den Brief Hyndfords an Steinberg, Petersburg 10. Juni 1746: >La
part ostensible de ce traite\ et qui sera communiquee ä toutes les cours, ne
conti ent qu'un renouvellement de l'ancien avec quelque peu de difference, et qui
ne regarde aucunement la präsente guerre, mais comme son principal but est
contre le roi de Prusae, pour lui öter la Silesie et pour mettre de bornes ä
l'avenir a l'ambition de ce Prince dangereux, il est stipulö qu'en cas que ce
Prince commence la moindre chose de quelque cöt6 ou sous quelque pretexte
que ce soit, l'Imperatrico s'oblige de l'attaquer avec soixante mille hommes de
terre et d'employer toute sa marine, pour faire une descente sur les cötes de
Pomeranie et autres lui appartenantes, pendant que les Autrichiens le prendraient
an dos, ce qui l'obligera de partager ses forces.« Vgl. Borkowsky, Die englische
Friedensvermittelung im Jahre 1745, [Berlin, 1884] S. 99.
2) Vgl. oben S. LXX. Ans dem gleichen Grunde ist auch Sachsen dem
Vertrage nicht beigetreten. Vgl. Ranke 244. 3) Vgl. Ranke 159.
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XCIV Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
Willen erfolgte die Zulassung Preussens zu den Aachener Friedens-
verhandlungen. Niemals, erklärte die Zarin, werde sie einer Garantie
Schlesiens zustimmen. Wäre Bestushews Plan in Wien angenommen
worden, so hätten die beiden Kaiserhöfe 1749 Preussen mit Krieg
Uberzogen. Ihr »politisches Testament«1) nannte die Zarin einen Be-
schluss ihres Staatsrates vom Mai 1753: leitender Grundsatz für die
Politik Russlands müsse die Zurückfuhrung der preussischen Macht
in die früheren engen Grenzen sein. Es gelte sich zu rüsten, um
»nicht bloss im Falle eines preussischen Angriffs auf Hannover zu
Gunsten König Georgs eine Diversion zu machen, sondern auch aus
eigenem Antrieb den Krieg an Preussen zu erklären, falls man dies
zur Bändigung des unruhigen Nachbarn für nöthig halten werde.«
Nicht an Russland lag es, wenn es damals noch nicht zum Kampfe
kam. Elisabeth wünschte den Krieg; nur Österreich verhinderte den
Losbruch2). Und wieder im October 1755 beschloss man in Russland,
sich bereit zu halten, »um unverzüglich ins Feld ziehen zu können,
sei es, dass Preussen einen Verbündeten Russlands, sei es, dass einer
dieser Verbündeten Preussen angreifen wolle3).« Mit der Leidenschaft
der unversöhnlichen Frau lebte Elisabeth in dieser Feindschaft gegen
Friedrich. Im Gespräch mit dem österreichischen Gesandten entlud
sie ihren Zorn. Sie klagte über das »sehr undankbare Gemttth« ihres
Gegners, das »weder Segen von Gott noch Vertrauen von den Menschen
nach sich ziehen könne4).« In persönlichstem Interesse drang sie dar-
auf, sich mit England und Osterreich Uber Mittel und Wege zu verein-
baren, wie tmitis viribus Schlesien zurückerobert werden könne 5). Zu
Reginn des Jahres 1756 erhielten die Höfe von England und Osterreich
die schriftliche Anfrage zugestellt, mit welchen Streitkräften sie ge-
sonnen seien, gegen Preussen zu marschiren, falls Friedrich einen
Krieg beginne, sich in einen solchen einmische, oder auch nur, falls
er von den Alliirten angegriffen werden sollte6). Nur in der Hoffnung,
endlich ihren Hass gegen Preussen zu befriedigen, hatte sich die
Zarin nach langem Schwanken bereit finden lassen, den Subsidien-
vertrag mit England im Februar 1756 zu ratificiren. In einem schrift-
lichen Zusatz 8chloss sie jede andere Verwendung der russischen
Truppen als die gegen Preussen aus7).
1) Vgl. Herrmann im Sachs. Archiv II, 42.
2) Vgl. Koser I, 581; Beer, Bentinck 146. 3) Vgl. Koser I, 582.
4) Vgl. Nr. 10. Esterhasy an Kaunitz. 16. September 1755.
5) Vgl. S. 188. Esterhasy an Maria Theresia. 13. November 1755.
6) Vgl. Nr. 33. Esterhasy an Kannitz. 6. Januar 1756.
7) Vgl. Martens, Recueil IX, 185 ff.
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III. Aufrahme der ttsterr. Angriffspläne otc. Rosslands Verhältniss otc. XCV
Man sieht aus allem: die Richtung gegen diese Macht brauchte
der russischen Politik von Kaunitz nicht erst gegeben zu werden.
Zweifel anderer Art waren es, die ihm in Hinblick auf Russland auf-
stiegen: die engen Beziehungen des Zarenreiches zu England und
die Ungewissheit, ob man am russischen Hofe die grossen Worte in
Thaten umsetzen würde.
In der Tkat, die Verbindung Russlands mit England schien in
jedem Betracht eine natürliche, noth wendige zu sein. Auf Englands
Vermittlang war man hier für den Bezug fast aller Industrie- und
Kolonial waaren angewiesen1). Des englischen Kapitals bedurfte man,
um die Naturalschätze aus dem Innern des unwegsamen wüsten Reiches
in die Häfen zu schaffen und damit erst verwerthbar zu machen2).
Handel und Industrie waren vollständig von der Leitung der Fremden
und wiederum vornehmlich der Briten abhängig. Eine nationale
russische Handelsflotte fehlte noch fast ganz3). Die Versuche Peters,
sein russisches Volk aufzurütteln und zur selbständigen Betätigung
in der heimischen Volkswirtschaft anzuregen, waren in der Haupt-
sache mi8slungen4). Die sparsame, gut geleitete Finanzwirthschaft
Peters hatte mit seinem Tode ein Ende gefunden. Unter Peter hatten
die Gesamterträge von 9 — 10 Millionen Rubel hingereicht, um ohne
Anleihen die grossen Kriege zu führen und die kostbaren Etablisse-
ments, in denen er sich gefiel, zu gründen. Unter Elisabeth herrschte
Unordnung und Willkür. Ihre Prunksucht scheint maasslos gewesen
zu sein. Die Ausgaben des Hofes, sehr gering unter Peter, stiegen
unter dem Regiment seiner Tochter ins lächerliche. Auch unbefangene
Beurtheiler stimmten der Ansicht bei, dass eine auswärtige Actions-
politik ohne Subsidien eine Unmöglichkeit sei5). Gleichermaassen
schienen so das Interesse des Staats und die persönlichen Ansprüche
der russischen Kaiserin die Pflege guter Beziehungen zu dem reichen
England nahe zu legen. Deshalb gerade hatte Kaunitz mit dem
grössten Eifer England gedrängt, sich Russlands durch einen Sub-
sidienvertrag zu versichern6).
Aber vielleicht nirgends in der Welt haben wechselnde Stimmungen
und Launen so bedingungslos und ausschliesslich die politischen Er-
1) Vgl. Lehmann 35.
2) Vgl. den von Lehmann 35 Anm. 2 angeführten Bericht Knyphansens.
3) Vgl Sehmoller, Die russische Compagnie in Berlin. Z. P. G. L. XX, 3, 33.
4) VgL Generalrelation des preußischen Gesandten Finckenstein über den
rassischen Hof vom 1. October 1748. B. A.
5) Scharfes ürtheil bei Finckenstein a. a. 0. Milderes bei Zinzendorf, vgl.
S. 706.
6) Vgl. S. 208. Maria Theresia an Starhemberg. 27. Januar 1756.
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XCVI Die Entstehung der Coalttion gegen Preussen 1755 und 1756.
wägungen beherrscht als im damaligen Russland. Nirgends sonst im
18. Jahrhundert war der Absolutismus ein so ganz persönlicher, der
nur die Willkür als Gesetz anerkannte. Welche Phasen hatte doch
seit Elisabeths Thronbesteigung die russische Politik durchgemacht
Mit Frankreich und Preussen hatte die Kaiserin anfänglich eng zu-
sammengehalten ; und welch glühender Hass beseelte sie jetzt gegen
den preussischen König. Ihre persönliche Erbitterung gegen den fran-
zösischen Gesandten an ihrem Hofe hatte den Grund zum Abbruch
alter diplomatischer Beziehungen abgegeben. Den Wiener Hof hatte
sie zunächst ebenso verabscheut, wie sie sich jetzt hingebend ihm
angeschlossen hatte. Selbst über die Verbindung mit England urtheilte
schon im Jahre 1748 der allerdings voreingenommene preussische Ge-
sandte Finckenstein, dass sie russischer Seits mehr auf zufalligen
Constellationen, dem persönlich interessirten Wunsch des Grosskanz-
lers, als auf der Erkenntniss ihrer sachlichen Zweckmässigkeit beruhe.
War da alle vorhandene Interessengemeinschaft stark genug, einen
Wechsel der Politik zu hindern, wenn sich die Zarin etwa plötzlich
mit Ärger und Hass gegen England erfüllte?
Eben diesen Umschwung der Stimmung hat der Abschluss der
Westminsterconvention zwischen England und Preussen zu Wege ge-
bracht Sie erst bat in Russland nicht weniger als in Frankreich die
Erfüllung der geheimen Wünsche Österreichs ermöglicht und gesichert.
Nach monatelangem Zögern, wie erwähnt, hatte Elisabeth den Sub-
sidienvertrag mit England unterzeichnet. Bestushew hatte ernstlich
mit seinem Rücktritt drohen müssen, um seine Gebieterin zu diesem
Abkommen mit Russlands »einzigem Freunde«, wie er sich ausdrückte,
zu veranlassen1). Und nun theilte, zwei Tage später, der englische
Gesandte Williams mit, dass eben dieser »einzige Freund« sich hinter
dem Rücken der Kaiserin mit ihrem Todfeind Preussen verbündet
habe. Man muss sich der Tiefe ihres Hasses gegen Friedrich er-
innern, um ganz zu begreifen, wie schwer und unversöhnlich sie sich
beleidigt fühlte. Als eine ganz persönliche Kränkung empfand sie die
Convention; ihr Stolz litt tief8). Das Blut Peters wallte in ihr auf.
Sich so von England »prostituiren« s) zu lassen, war sie nicht ge-
sonnen. Drohend äusserte sie: man werde schon sehen, wer der Be-
trogene sei4). In schroffster Form, mit der Klage Uber Verletzung
der äusseren »Anständigkeit« beantwortete man die Mittheilung der
1) Vgl. Martens, Reoueil IX, 185 ff.
2) Finckenstein hebt ihren Stolz als eine ihrer charakteristischen Eigen-
schaften hervor. 3) Vgl. S. 266. Esterhasy an Kaunitz. 23. März 1756.
4) Vgl. S. 237. Esterhasy an Zinzendorf. 23. Februar 1756.
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III. Aufnahme der österr. Angriffsplano etc. Russlands Verhältniss etc. XCVII
Convention1). Nur mit geringer Stimmenmehrheit vermochte Bestu-
shew am 25. März 1756 einen Beschluss des Staatsrats zu verhin-
dern, der den soeben geschlossenen Subsidienvertrag mit England für
aufgelöst erklärt hätte2). Die Annahme der bereits fälligen Subsidien
Englands indessen wurde gegen den Willen des Grosskanzlers für so
lange abgelehnt, bis England sich auf die russische Weigerung, das
aasbedungene Httlfscorps anders als gegen Preussen verwenden zu
lassen, erklärt, und bis man selbst sich mit Maria Theresia ins Ein-
vernehmen gesetzt haben würde. Der Zweck des Subsidienvcrtrages
wurde damit fllr England seit dem Abschluss der Westminstercon-
vention hinfällig, die russisch- englische Verbindung selbst stark in
Zweifel gestellt. Ausdrücklich wurde die Anfrage Englands verneint,
ob Russland einen französischen Angriff auf Hannover als casum
fcederis anerkennen werde3). Es ist klar: Elisabeth maass der Allianz
mit England keinen Werth mehr bei.
Um so freier Hess sie ihrem Hasse gegen Preussen Lauf. Der
Beschluss wurde gefasst, ungesäumt mit Österreich Vereinbarungen
zu treffen, um auch ohne England den angeblichen Vergrösserungs-
absichten Friedrichs durch einen Angriff mit 80 000 Mann Einhalt zu
gebieten. Russland war Mitte März 1756 im Begriff, dem Wiener
Hof ein ausgesprochenes Offensivbündniss gegen Preussen statt des
verhallten von 1746 vorzuschlagen4). Auch mit dem Gedanken einer
Verbindung mit Frankreich brauchte Russland nicht erst versöhnt zu
werden. Aus eigenem Antrieb war man bereit, an Österreich den An-
trag auf eine Verständigung mit Frankreich zu stellen5), um desto
sicherer Preussen niederzuwerfen •). Keine günstigere Stimmung konnte
sich Kaunitz wünschen, als er am 13. März 1756 der Zarin mit dem
Vorschlag, einen gemeinsamen Angriff auf den gemeinsamen Gegner
zu unternehmen, zuvorkam.
Von langer Hand her hatte Kaunitz in Russland den Boden für
seine Pläne geebnet. Wie er ursprünglich gehofft hatte, im Bunde
mit England Preussen zu vernichten, so hatte er aufs eifrigste Eng-
1) Vgl. Brückner 309. Einen Augenblick schien es Esterhasy allerdings,
uls ob die Westminsterconvention eine Abschwächung der preussenfeindlichen
8thnmung hervorgerufen habe. Vgl. S. 242 (Esterhasy an Maria Theresia. 25. Februar
1756), auch den Bericht Williams' vom 27. März 1756 bei v. Raumer, Beitrüge II, 315.
2) Vgl. Ranke 165. Das russische Collegium der auswärtigen Angelegen-
heiten stimmte für Annulllrung. Vgl. S. 267. Esterhasy an Kaunitz. 23. März 1756.
3) Vgl. Martens, Recueil IX, 206 f.
4) Vgl. Nr. 64. Esterhasy an Kaunitz. 5. April 1756.
5) Vgl. Brückner 316. VgL S. 302.
6) VgL Bänke 166; Koser I, 591.
AcUa im VorgMChicbU dM 7j ihrigen Kriegei g
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XCVin Die Entstehung der Coalition gegen Preuaaen 1755 und 1756.
land angestachelt, durch den Abschlags eines Subsidienvertrages sich
des Petersburger Hofes zu versichern Und der österreichische
ausserordentliche Gesandte Graf Zinzendorf war es, der dem neuen
englischen Botschafter, Williams, die Wege wies, am Hofe festen Fuss
zu fassen, ohne sich mit einer der dort aufs heftigste gegen einander
ankämpfenden Parteien zu entzweien2).
In der That, als der Tummelplatz wüstester persönlicher Leiden-
schaften und Intriguen erschien dem fremden Beobachter der Hof in
Petersburg, eine thatkräftige Politik als ein Ding der Unmöglichkeit.
»Es ist eine sehr schwere Unternehmung, die Kaiserin zu einem Ent-
sohluss zu bringen, und ein sehr leichtes, das ßeschliessen zu ver-
hindern. Jenes kann kaum das ganze Ministerium, dieses aber das
schwächste Mitglied zu Stande bringen.« Mit diesem Urtheil des
englischen Gesandten Williams3) stimmt das Esterhasys«) im wesent-
lichen überein.
Die Quelle dieses Grundübels, der Unberechenbarkeit der russi-
schen Politik, war, dass es am Petersburger Hofe vollständig an einer
Uberragenden Autorität fehlte, die dem Staate eine feste Directive
zu geben vermochte. Die Hauptschuld daran traf die Zarin selbst.
Kein grösserer Gegensatz als zwischen den beiden Frauen auf den
Thronen Russlands und Österreichs. Maria Theresia5) ist in jedem
Betracht eine Erscheinung von bewundernswerther sittlicher Grösse.
Zuverlässig als Freundin, treu in ihren Pflichten als Gattin und Mutter,
bewährte sie als hervorragendste Eigenschaft die rückhaltlose Hingabe
im Dienst für ihren Staat. Sich des schweren Amtes würdig zu er-
zeigen, das die Vorsehung ihr anvertraut hatte, bildete ihre vornehmste
Leidenschaft Selbst in den spärlichen Zerstreuungen, die sie sich
gönnte, verliess sie nicht der Gedanke an ihre Herrscheraufgabe6).
Vor der Pflicht gegen ihren Staat verschwand ihr jegliche Rücksicht.
»Und so lieb ich auch«, so bekannte sie in einer eigenhändigen Auf-
zeichnung, die von der schlichten Hoheit ihres Wesens ein untrüg-
1) Vgl. S. 208. Maria Theresia an Starhemberg. 27. Januar 1756.
2) Vgl. S. 718. 722 f. Vgl. Williams' Bericht vom 4. Juli 1755, Erlass Holder-
nesses an ihn vom 26. Juli 1755 bei v. Raumer, Beiträge II, 290 f.
3) Vgl. v. Baumer, Beitrüge II, 320 f. Koeer, Preussen und Russland im
Jahrzehnt vor dem siebenjährigen Kriege. Preuss. Jahrb. 47, 187 ff.
4) Vgl. S. 233 ff. Esterhasy an Zinzendorf. 23. Februar 1756. Ganz Ähn-
liche Ansichten Hassern der sächsische Gesandte Pezold 1745 [Herrmann V, 92]
und der holländische Gesandte Swart 1756. [P. C. XIII, 96.]
5) Vgl. auch Rankes Charakteristik. S. W. 28, 368 ff.
6) Vgl. die Schilderung Rohds in P. C. XXHI, 245.
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III. Aufnahme der österr. Angriffspläne etc. Russlands Verhaltnisa etc. XCIX
lichcs Zeugniss ablegt1), >meine Familie und Kinder habe, derge-
stalten, daßa keinen Fleiss, Kammer, Sorgen noch Arbeit vor selbe
Bpare, so hätte jedoch derer Länder allgemeines Beste denenselbcn
allezeit vorgezogen, wenn in meinem Gewissen überzeuget gewesen
wäre, dass solches thun könne, oder dass dererselben Wohlstand
dieses erheischete, indem sothaner Länder allgemeine und erste Matter
bin.« Nnr ein so ernster, in sich gefesteter Charakter war fähig ge-
wesen, in den schweren Zeiten nach ihrem Regierungsantritt der wahre
innere Halt des Österreichischen Staates zu sein. Nur an ihrer Seite
fand Kaunitz die unentbehrliche Stütze ftir seine kühne Politik. Und
selbst ihre Schwächen ehren sie menschlich mehr, als sie ihrem
Herrscherverdienst Abbruch thun. Ihre Grossmuth war fast Ver-
schwendungssucht, ihr Vertrauen auf die Männer ihrer Umgebung fast
eine zu grosse Leichtgläubigkeit zu nennen.
Wie anders war »Elisabeth geartet. Nicht, als ob es ihr an
Geistesgaben für ihren Beruf gefehlt hätte. Sie besass einen gesun-
den Menschenverstand, der sie die Dinge, wenn sie nur wollte, in
ihrem rechten Licht erkennen Hess1). Aber es mangelte bei ihr an
sittlicher Energie, an dem Verständniss für die Pflichten ihrer Stellung.
Lediglich als eine Quelle von Rechten, als ein Anspruch auf thatenloses
Aufgehen in ausschweifenden Vergnügungen sah sie ihr Kaiserthum
an8). Unbeschreiblich nannte ein preussischer Gesandter*) ihre Ab-
neigung gegen jede ernste Arbeit Liebschaften, Toilette und kindische
Spielereien füllten ihre Tage aus5). Nach durchwachter Nacht, um
3 oder 4 Uhr am Morgen erst pflegte sie den Schlaf zu suchen.
Schlafen und Toilette bildeten ihre Regierungssorgen bis zum Mittags-
mahl and nochmal bis zum abermaligen Beginn der nächtlichen Ge-
lage 6). In ihrer trägen Sorglosigkeit, der unaufhörlichen Genusssucht
und Zerstreuung wich sie jedem ernsthaften Gespräch aus. Monate
vergingen, bis ihrer Laune gefiel, die Minister zur Audienz zu em-
pfangen7). Unglaublich litten darunter die Geschäfte. Man behaup-
1) Vgl. Archiv für österreichische Geschichte 47, 287.
2) Finckenstein achreibt in seiner Generalrelation Uber den rassischen Hof:
»Elle a cette sorte d'esprit qui est assez ordinaire aux femmes, de la penetration,
de la vivacitä, de l'imagination et peu de solide.«
3) VgL Finckensteins Generalrelation.
4) Hardefeld in seiner Generalrelation Uber den rassischen Hof vom 21. Februar
1747. B. A. Vgl. auch die Schilderungen Funckes bei Herrmann Im sächsischen
Archiv II, 47 ff.
5) Vgl. den Brief deB französischen Gesandten La Chetardie von 1744 bei
Herrmann V, 83. 6) Vgl. S. 680, Zinzendorfs Memoire.
7) Vgl. Pezolds Bericht vom 12. April 1745 bei Herrmann V, 195. Ahnlich
g*
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C Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
-
tete sogar, Bestushew habe die > Faulheit der Zarin durch lang-
weilende und endlose Vorträge befördert, nm sich zu einer allmäch-
tigen Stellung emporzuringen1).
Auf diesem Mann, als dem erbitterten Feinde Preussens, mussten
Österreichs Hoffhungen vor allem beruhen. Völlig dem habsburgischen
Interesse ergeben, bezeichnete er sich geradezu als einen österreichi-
schen Minister am russischen Hofe2). Aber längst nicht mehr hatte
er jenen überragenden Einfluss, der ihm wie einem türkischen Gross-
vezier nach seinem Ermessen zu handeln gestattete. Sein Credit bei
der Kaiserin sank von Tag zu Tage. Ein widerwärtiger Gesell von
unansehnlichem Äussern, trunksüchtig, bestechlich Uber alles Maass,
ein Virtaos im Intriguenspiel, war er der Kaiserin seit langem ebenso
verhasst, als wegen seiner Gescbäftsroutine unentbehrlich. Das Ver-
trauen seiner Herrin indessen hatte er fast ganz eingebüsst; diese
betrübliche Thatsache musste Zinzendorf im Sommer 1755 feststellen3).
Ungemein, so urtheilte auch Esterhasy, habe seine Geltung bei der
Kaiserin gelitten4).
Der Abschluss der Westminsterconvention besiegelte den Nieder-
gang seiner Macht. Nur mit Aufbietung aller Kraft hatte er Elisabeth
zur Ratification der Convention mit England vermocht. Nun traf der
kaiserliche Zorn den Kanzler so gut wie den treulosen Alliirten. Sein
Einfluss hatte nach Esterhasys Urtheil den Tiefpunkt erreicht»). Nur
dem Mangel an einem geeigneten Nachfolger verdankte er noch sein
Verbleiben im Amte«). Auch beim besten Willen wäre Bestushew
schon im Sommer 1755 nicht mehr im Stande gewesen, die Kaiserin
zu einer zielbewussten Politik der That zu bringen, auch wenn es
nicht am Hofe eine »herrschende Partei« gegeben hätte, die dem Kanz-
ler auf Schritt und Tritt systematische Opposition bereitete7). Ihr
gehörten die Schuwalows an, bei weitem die einflussreichste Familie
in Russland. Sie lenkten Elisabeth nach ihrem Gefallen durch deren
erklärten Favoriten, den jungen Iwan8). Ein anderes Mitglied, Peter,
berichten die englischen Gesandten Wich und Gny Dickens 1742 und 1755 bei
v. Raumer, Beitrage II, 180. 282. 1) Vgl. Mardefeld a. a. 0.
2) Vgl. S. 684 f. Zinzendorfs Memoire.
3) Vgl. S. 685. Zinzendorfs Memoire.
4) Vgl. S. 234. 243 f. Esterhasy an Zinzendorf 23. Fobruar 1756; an Maria
Theresia 25. Februar 1756.
5) Vgl. S. 356. Esterhasy an Kaunitz. 18. Mai 1756.
6) Vgl. S. 234. 244. Esterhasy an Zinzendorf und Maria Theresia. 22. und
25. Februar 1756.
7) Vgl. fUr das folgende S. 686 ff. Zinzendorfs Memoire.
8) Geradezu eine »Wagenburgt, schreibt Funcke, hätten die Schuwalows
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III. Aufnahme der tisterr. Angriffspläne etc. Russlands Verhältniss etc. CI
beherrschte den Senat, hatte die Finanzverwaltung, den Handel und
die Gesetzgebung in seiner Hand und war somit eine der gewich-
tigsten Persönlichkeiten. Der dritte Schuwalow endlich, Alexander,
besass in seiner Eigenschaft als Grossinquisitor eine völlig discre-
tiouäre Gewalt, vor der jedermann in Kussland erzitterte.
Mit diesen mächtigen Männern in engem Bunde stand der Vice-
kanzler Woronzow. Ein Mann durchaus mittel mässiger Begabung, aber
fleissig und ehrlich. Mit dem Grosskanzler, durch dessen Fürsprache
er emporgekommen war, lebte er in erbittertster Feindschaft. Aber
zu stürzen vermochte keiner von beiden den andern, sei es, weil es
der Grundsatz der Zarin war, im Interesse ihrer eigenen Sicherheit
und Erhaltung auf dem Throne entgegengesetzt gesinnte Käthe um
sich zu haben1), sei es, weil sie die Grenzen der Fähigkeiten Woronzows
kannte, die zu planvoller Leitung der Geschäfte nun einmal nicht
auareichten 2). Dazu kam, dass Woronzow trotz des leidenschaftlichen
Hasses gegen seinen Amtsgenossen, trotz des Ehrgeizes, der ihn er-
füllte, im Grunde eine furchtsame Natur war, die vor dem äussersten
bang zurückschreckte. Seiner Stellung nach hätte er die Seele der
»herrschenden Partei« sein können; in Wahrheit Hess er sich leiten
und zwar vor allem von dem Etatsrath und Secretär des Staatsrates
Olsuwiew, der gewandt, gebildet und talentvoll, den Verkehr zwischen
dem Hof und den russischen Vertretern im Auslände leitete. Gleich
seinem Gönner Woronzow war er ein unversöhnlicher Feind des Gross-
kanzlers, und es ist selbstverständlich, dass bei dieser Uneinigkeit
der höchsten Beamten, dem Hass, mit dem jede Partei die andere zu
vernichten suchte, an einen regelrechten Geschäftsgang, an eine zu-
verlässige Erfüllung des einmal Zugesagten nicht gedacht werden
konnte. Was dem entgegenstand, war nicht eigentlich ein Gegen-
satz der sachlichen Überzeugungen. Zwar behauptete Bestushew,
der Vicekanzler wie Olsuwiew seien im Innern entschiedene An-
hänger Preussens. In Wahrheit aber hatten beide den Wunsch zu
erkennen gegeben, mit Österreich sich gut zu stellen3), und wenn
namentlich Woronzow als ein Feind des Wiener Hofes galt, so schrieb
sich dieses Urtheil wesentlich aus seiner Feindschaft gegen den öster-
reichisch gesinnten Grosskanzler her. Schon im Jahre 1754 hatte
um die Zarin geschlagen, damit niemand ausser ihnen zu ihr gelangen könne.
Vgl. Herrmann im sächs. Archiv II, 48.
1) Vgl. S. 650. Maria Theresia an Esterhasy. 9. Januar 1757.
2) Vgl. S. 693. Zinzendorfs Memoire.
3) Vgl. S. 696. 700. Zinzendorfs Memoire.
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CII Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
Esterhasy unumwunden erklärt: der Parteistandpunkt in Russland
hängt allein von den persönlichen Sympathieen ab1).
So also stellte sich der russische Hof dem Beobachter dar: An
der Spitze eine vergnügungssüchtige, jede Arbeit fliehende Frau, un-
fähig oder nicht gewillt, den alle Kraftentfaltung hemmenden Zwie-
spalt unter ihren obersten Beamten zu beseitigen. Die Regierung
getheilt unter Männer, die ihre amtliche Macht zur Schädigung der
Collegen auszunutzen suchten. Da war es in der That für Kaunitz
misslich, die Mitwirkung Russlands bei dem grossen Plane gegen
Preussen mit einiger Sicherheit in Ansatz zu bringen.
Wenn er es trotzdem im Jahre 1755 ebenso wie schon sechs Jahre
vorher that, so lässt sich das zunächst aus der Thatsache erklären,
dass er verhäRnissmässig wenig von Russland erwartete. Dass das
russische Heer eine wesentliche Rolle im Kriege gegen Preussen spielen
könnte, wagte er nicht zu hoffen. Ihm war es genug, wenn wenig-
stens ein Theil der preussischen Truppen in Rücksicht auf Russland
nicht gegen die österreichische Armee verwendbar war, und wenn die
Verwüstung Ostpreussens durch die Russen dem preussischen Könige
eine empfindliche finanzielle Schädigung beibrachte. Und noch ein
drittes, rein negatives Moment betrachtete Kaunitz als Vortheil: stimmte
Russland dem grossen Plane zu, so war mindestens, so gering auch
die thatsächliche Hülfsleistung sein mochte, nicht zu besorgen, dass
es gegen den Wunsch Österreichs im Interesse Englands oder Han-
novers die Kriegsoperationen hinderte2}. Wenn Kaunitz indessen im
August 1755 es für »nichts weniger als ohnmöglich« erklärte3), Russ-
land zum Kampf gegen Preussen zu veranlassen, so ging diese Zuver-
sicht auf die Thatsache zurück, dass Graf Zinzendorf bei seinem Auf-
enthalt in Petersburg einen gangbaren Weg ausfindig gemacht zu
haben schien4), um das Grundübel, die Unzuverlässigkeit der russi-
schen Politik, zu beseitigen.
Zinzendorf ging von zwei Voraussetzungen aus: Er verzweifelte
daran, die russische Kaiserin aus ihrer Arbeits- und Thatenscheu zu
erwecken, und er baute darauf, dass die »herrschende Partei«, wenn
auch mit dem Halt der österreichisch Gesinnten, Bestushew, verfeindet,
doch kein unversöhnlicher Gegner des Wiener Hofes sei. Deshalb
ging sein in aller Einfachheit klug ausgebrachter Plan dahin, durch
Gewinnung der Schuwalows, Woronzows und Olsuwiews für die öster-
1) Vgl. S. 675. Esterhasy an Maria Theresia. 10. Juli 1754.
2) Vgl. S. 288. Maria Theresia an Starhemberg. 27. März 1756.
3) Vgl. S. 154. Vortrag vom 28. August 1755.
4) Vgl. S. 678 ff. Zinzendorf» Memoire.
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III. Aufnahme der tfsterr. Angriffspläne etc. Russlands Verhältniss etc. ein
reichischen Pläne gegen Preussen, in der auswärtigen Politik gleichsam
ein neutrales Gebiet zu schaffen, auf dem beide Parteien, ungeachtet
\hier sonstigen Gegensätze, Hand in Hand gehen konnten. Zinzendorf
selbst hatte noch die ersten Versuche gemacht, den Plan zu verwirk-
lichen, und von geradezu überraschendem Erfolge waren sie begleitet
gewesen. Er hatte den sächsischen Gesandten in Petersburg, Funcke,
die rechte Hand Bestushews, einen Mann, der mehr als irgend ein
anderer der Vertraute des Grosskanzlers war, ganz für seine Pläne
gewonnen. Er hatte ferner das schwierigste Hinderniss, die Abneigung
Bestushews, seine Eifersucht und seinen Argwohn gegen jeden, der
sich der Partei seiner Feinde näherte, spielend überwunden. In Toll-
ster Bereitwilligkeit hatte der Grosskanzler den Darlegungen Zinzen-
dorfs zugestimmt, da er von dem Gelingen dieses Planes eine Besse-
rung zugleich seiner eigenen Stellung erwartete. Und schon hatte
Zinzendorf auch zwei der Häupter der Gegenpartei, Woronzow und
Olsuwiew, als bereitwillig erprobt. Damals, im Juli 1755, bestand ja
noch das englisch-österreichische Bündniss; eine Verstärkung der eng-
lischen Partei in Russland kam also auch Osterreich zu gute. Des-
halb weihte Zinzendorf den neu ernannten britischen Gesandten
Williams in seine Absichten ein, gab ihm die nöthigen Winke, um
sich die Gunst Bestushews zu erringen, und bediente sich seiner
Vermittlung, um auch Woronzow und Olsuwiew für die Interessen
England-Österreichs zu gewinnen. Wegen des letzteren wenigstens
fühlte er sich völlig beruhigt. Auch in Bezug auf Woronzow hegte
er die besten Hoffnungen, wenngleich ihm der Vicekanzler noch immer
als das grösste Hinderniss für seine Entwürfe erschien. Er verabredete
mit Williams die klingenden Belohnungen, ohne die man sich der
Gegenpartei auf die Dauer nicht versichert fühlen durfte, und hatte
die Genugthuung, dass man in Wien nicht nur seine Anschauungen
als richtig anerkannte, sondern auch seinem Plan gemäss vorzugehen
beschloss *).
Inzwischen aber hatte der Entschluss, an die Stelle der englischen
eine französische Allianz zu setzen, dem Wiener Hof noch eine neue
Aufgabe in Russland gestellt. Denn es galt jetzt nicht nur, auch die
Gegner Bestushews für Österreichs Sache zu gewinnen, sondern ins-
besondere die enge Verbindung des Petersburger Hofes mit England
zu lösen, die man bisher nach Kräften herbeizuführen gesucht hatte.
1) Kaunitz schrieb am 9. August 1755 an Estorhasy, dass Ziozendorfs Vor-
schlag >wegen des Grosskanzlers und Vicekanzlers, wie auch wegen des Herrn
v. Funcke und anderen vollkommenen Beifall gefunden, und Ew. Exc. daher hier-
nach sich vorläufig richten können.«
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CIV Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
Nach beiden Richtungen hin beginnt die Thätigkeit des Grafen Kaunitz
mit dem Erlaas an Esterhasy vom 9. September 17551). Man setzte
ihn in den Besitz der unumgänglichen Geldsummen2) und unterrichtete
ihn von den zwischen Österreich und England eingetretenen Misshellig-
keiten und dem Entschluss, die gesamte Truppenmacht, ohne sie
durch Entsendung eines Corps nach den Niederlanden zu zerstreuen,
in Kriegsbereitschaft gegen Preussen beisammen zu halten. Das war
die erste Andeutung des grossen beginnenden Scenenwechsels.
Der Erfolg dieses ersten Versuches war ein voller und allseitiger.
Die goldenen Verehrungen hatten ihre Schuldigkeit gethan; es gab
keinen Gegner Österreichs mehr in Russland. Olsuwiew und Funcke,
dazu der Conferenzsecretär, Wolkow, waren nunmehr entschieden in
das österreichische Lager übergegangen. Selbst in Woronzow hatte
man, nach Esterhasys Urtheil, einen treuen Verbündeten gewonnen3).
Auch die Andeutung, Österreich werde seine Kraft nicht gegen Frank-
reich verbrauchen, sondern zum Kampfe gegen Prenssen aufsparen,
fand den ungetheilten Beifall Bestushews4). Gegen England aber zu
arbeiten, blieb dem Grafen Esterhasy zunächst noch erlassen. Er fand
in dem englischen Gesandten Williams einen so eifrigen Fürsprecher
der preussenfeindlichen Politik, wie er ihn besser sich nicht wünschen
konnte. Bis in den Februar 1756 hinein behielt der Engländer die
gleiche Sprache bei5). Es war ein nicht wieder wettzumachender
tactischer Fehler der britischen Politik, dass sie ihren russischen Alliirten
nicht in dem Maasse von dem fanatischen Hass gegen Preussen zu-
rückzubringen versuchte, als die Aussicht einer Verständigung mit
demselben Preussen an Wahrscheinlichkeit zunahm. So kam dem
russischen Hof nicht minder, wie dem eigenen Gesandten Englands
der Abschluss der Westminsterconvention völlig unerwartet Und
Esterhasy hatte nicht sowohl die Aufgabe, Russland in seinem Hass
gegen England und Preussen zu bestärken, als er vielmehr bemüht
sein mus8te, übereilte Schritte zu verhüten, »die Empörung und Aigreur
der Zarin in gedeihlichen Schranken zu erhalten6).«
Esterhasy hatte damit bereits im Voraus diejenige Instruction
1) VgL Nr. 7 und 8. Maria Theresia und Kaunitz an Esterhasy. 9. Sep-
tember 1755.
2) Vgl. Nr. 5. Vortrag von Kaunitz. 4. September 1755.
3) Vgl. S. 187. Esterhasy an Maria Theresia. 13. November 1755.
4) Vgl. S. 186. Esterhaay an Maria Theresia. 13. November 1765.
5) Vgl. S. 244. Esterhasy an Maria Theresia. 25. Februar 1756.
6) Vgl. S. 238 (Esterhasy an Zinaendorf. 23. Februar 1756), auch S. 267.
Esterhaay an Kaunitz. 23. März 1756.
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III. Aufnahme der österr. Angriffspläne etc. Russlands Verh<niss etc. CV
befolgt, die Kaunitz im Hinblick anf die dnrch die Westminstercon-
yention verschobene Weltlage am 11. Februar ihm zusandte1). Die
Quintessenz lautete: bis man wisse, wie Frankreich den englisch-
preussischen Vertrag aufnehmen werde, gelte es, eine unverbindliche,
abwartende Haltung einzunehmen: »So wenig der gemeinsamen Sache
.... gemäss wäre, wann Russland allzu unempfindlich sein und sich
von England leichter Dingen wieder besänftigen oder wohl gar in das
Concert mit Preussen einziehen lassen wollte, ebenso wenig könnte
bei den dermaligen Umständen vor rathsam und erspriesslich ange-
sehen werden, wann Russland die Sache allzu hoch aufnehmete, sich
vor der Zeit und zuviel blossgebete und ohne vorgängige Berathung
mit Beinen Alliirten den Bogen ttberspannete.« Diese Linie also sollte
innegehalten werden: den russischen Hof »von allen voreiligen Schritten
abhalten und ihme dagegen die Nutzbarkeit der mit Osterreich zu
unterhaltenden engesten Einverständnuss bestens vorstellen,« um eine
etwaige Änderung des politischen Systems schon jetzt nach besten
Kräften vorzubereiten. Man sieht: Die Tactik des Grafen Kaunitz
war ebenso klug und vorsichtig berechnet, als England unbesonnen
vorgegangen war.
Meisterhaft war das ostensible Schreiben an Esterhasy abgefasst2),
in dem Kaunitz die Empörung der Kaiserin Elisabeth zugleich wach-
zuhalten und zu zügeln bemüht war. Er rechnete mit zwei ihrer
markantesten Eigenschaften : ihrer lebhaften Empfindlichkeit und ihrer
nicht minder stark ausgeprägten Bigotterie. Die Missachtung, so führte
er aus, die England ihr durch die perfide Art seines Vorgehens be-
zeigt habe, schmerze ihn vor allem. England suche sie nur gegen
Frankreich auszubeuten, und eben deshalb löse die Convention von
Westminster selbstverständlich den soeben geschlossenen Subsidien-
tractat auf. Denn der war gegen Preussen gerichtet, und notwen-
diger wie je zuvor sei es gerade jetzt für die beiden Kaiserhöfe, der
drohenden übergewaltigen Liga der beiden protestantischen Mächte
gegenüber fest zusammenzuhalten. Alles weitere aber könne erst
verabredet werden, wenn man wisse, wie Frankreich den Treubruch
König Friedrichs aufnehmen werde.
Auch diesmal ging der Wunsch von Kaunitz restlos in Erfüllung.
Seine Darlegung fand bei den beiden Kanzlern »um so ehender einen
erwünschten Eingang,« als sie sich wenige Tage zuvor gegen Esterhasy
»in essentiali fast ganz gleichförmig geäusseret hatten.« Trotz aller
1) Vgl. 8. 223 ff. Maria Theresia an Esterhasy. 11. Februar 1756.
2) Vgl. Nr. 41. Maria Theresia an Esterhasy. 11. Februar 1756.
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CVI Die Entstehung der Coalition gegen Preisen 1755 und 1756.
persönlichen Gereiztheit gegen England war die Zarin entschlossen,
nicht übereilt vorzugehen, »sondern diese Sach, bis sie noch mehr reif
sein wird, gegen den englischen Hof mit einer äusserlich erscheinenden
Gleichmütigkeit, jedoch darbei aufmerksam anzusehende
Und immer glücklicher schien sich die Lage für Österreich ge-
stalten zu wollen. Hatte Esterhasy auch einen Augenblick geglaubt,
seit der Verbindung Englands mit Preussen sei die Lust in Petersburg
zum Angriff auf letzteres gedämpft2), so wurden doch bereits zu Ende
März jene erwähnten glttckyerheissenden Beschlüsse gefasst8).
Das geschah ungefähr zu derselben Zeit, in der aus Paris die
Nachricht in Wien einlief, dass Frankreich im Princip die Offensiv-
absichten gegen Preussen gebilligt habe, und Kaunitz somit, aller noch
vorhandenen Bedenken wegen Frankreich ungeachtet4), sich in den
Stand gesetzt glaubte, nunmehr an den zweiten Theil seines Pro-
gramms, die Aufbietung Russlands gegen König Friedrich, heranzu-
treten.
Im Grunde verliess er durch die Wahl dieses Zeitpunktes den
Weg, den er im August 1755 seiner Politik vorgezeichnet hatte. Erst
nach völliger Einigung mit Frankreich hatte er damals die Verhand-
lungen mit Russland Uber die Offensive gegen Preussen zu beginnen
gedacht. Wenn er sich aber jetzt entschloss, noch bevor er mit dem
französischen Hof ins reine gekommen war, den entscheidenden Schritt
in Petersburg zu thun, so wird er dazu durch die starke Hoffnung
auf den Erfolg seiner Politik in Frankreich und das unerwartet grosse
Entgegenkommen bewogen worden sein, das er in Russland gefunden
hatte, und das ihn einlud, keine Zeit mit unnützem Warten zu ver-
säumen.
In tiefstem Geheimniss ermächtigte er Esterhasy am 13. März5),
der Kaiserin Elisabeth zu eröffnen, dass der Wiener Hof mit dem
Versailler Verhandlungen begonnen habe, um dessen Allianz mit
Preussen zu lösen und sich seiner zum mindesten indirecten Hülfe
bei der Eroberung Schlesiens zu versichern. Nur für den Fall —
Kaunitz betonte geflissentlich den eventualen Charakter seines An-
sinnens, — dass Frankreich zustimme, Hess er bei Elisabeth anfragen,
ob sie, und etwa noch in diesem Jahre, bereit sei, einen österrei-
chischen Angriff auf Preussen mit 60—70000 Mann zu unterstützen.
1) Vgl. Nr. 50. Esterhasy au Kaunitz. 2. März 1756.
2) Vgl. S. 241 f. Esterhasy an Maria Theresia. 25. Februar 1756.
3) Vgl. S. XCVII und Nr. 62. Esterhasy an Kaunitz. 30. März 1756.
4) Vgl. S. LXXXIX.
5) Vgl. Nr. 56. Maria Theresia an Esterhasy. 13. März 1756.
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UL Aufnahme der österr. Angriffspläne etc. Rusalanda Verhältnisa otc. CVH
Was der österreichische Kanzler hiermit vorschlug, war nicht
der Dreibund Österreichs, Frankreichs und Russlands; vielmehr
wünschte er zwei getrennte Tractate abzuschliessen: eine Offensiv-
alliauz mit Frankreich, mit Russland indessen einen Vertrag, der die
Erfüllung der Defensivallianz vom Jahre 1746 auch ohne vorherge-
gangene Kriegserklärung durch Preussen gewährleistete. Eine selbst-
ständige Verbindung aber zwischen Frankreich und Russland suchte
er direct zu verhindern. Österreich sollte durchaus und allein die
Fäden des grossen Unternehmens in seiner Hand vereinigen.
Nur also als eine Hülfsmacht sollte Russland in den Krieg ein-
treten. Daher musste Kaunitz es so darstellen, als ob die Anknüpfung
mit Frankreich lediglich eine Folge der aggressiven Tendenz war, die
er in der Westminsterconvention wahrzunehmen vorgab. Der Angriff
auf Preussen erschien so als ein Act der Nothwehr, und der in dem
Defensiwertrag von 1746 vorgesehene Fall schien in Geltung zu
treten. Dann hatte Russland auch keinen Anspruch auf irgend eine
Entschädigung durch Landerwerb. Nur um die russischen Truppen un-
verweilt in Bewegung zu bringen, bot man an, die 2 Millionen Gulden,
zu deren Auszahlung Österreich, kraft der Defensivallianz, erst nach
vollzogener Eroberung Schlesiens verpflichtet war, bereits im Voraus
zu geben1).
Dem gleichen Zweck diente es, dass der Wiener Hof seinen Ge-
sandten und die Zarin nur sehr unvollkommen Uber den Stand der
Verhandlungen mit Frankreich unterrichtete. Dass Frankreich sich
bereits grundsätzlich mit einer Subsidienzahlung und der Eroberung von
Schlesien und Glatz einverstanden erklärt hatte, verschwieg Kaunitz
ebenso gut, wie den wichtigen Umstand, dass er sich ohne eine noch
viel weiter gehende Zerstückelung Preussens nicht befriedigt fühlen
werde.
Dass diese Anträge in Russland die denkbar günstigste Aufnahme
fanden2), wird nach den vorigen Ausführungen nicht überraschen.
Es wurde Esterhasy leicht, dem Wunsche Kaunitzens entsprechend
die Anfrage Österreichs als die Folge russischer Anregungen hinzu-
stellen. Und so vollständig und ohne jeden Verzug oder Rückhalt
1) Es ist ein charakteristischer Zug, dass Kaunitz den Russen zumuthete,
sie mochten die englischen Subsidien ohne Bedenken annehmen und sie für
Rüstungen verwenden, um dann England durch die Kriegseröffnung gegen Preus-
sen ebenso zu überrumpeln, wie England dies durch den Abschluss der West-
minsterconvention gethan habe. Vgl. S. 263.
2) Vgl. Nr. 64. 65. 73. Esterhasys Berichte an Kaunitz vom 5. und 6. April
1756, an Maria Theresia vom 22. April 1756.
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CVIII Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
gingen die Zarin nicht nur, sondern auch die beiden Kanzler1) auf
den Plan ein, dass Esterhasy es garnicht erst nöthig fand, irgend
welche Subsidien in Aussicht zu stellen. Auch die Versicherung
wurde einmuthig2) ertheilt, dass Russland den Vereinbarungen Öster-
reichs mit Frankreich unweigerlich beitreten werde. Schon am 5. April
kündigte Esterhasy die baldige Übersendung des Planes einer Offen-
sivallianz an. Am 22.3) erfüllte er diese Zusage.
Man sieht: Russland ergriff energisch die Initiative. An die Ein-
schränkung, an die Kaunitz das grosse Unternehmen binden wollte,
gedachte man sich nicht ängstlich zu halten, auch ohne Frankreich
den Krieg zu beginnen. Mit keiner Silbe erwähnte man Subsidien.
Und weit über die österreichischen Anträge hinaus ging der Ansatz
für die Truppenmacht, mit der man Preussen zu unterwerfen hoffte:
92000 Mann ohne die Irregulären, 111500 mit diesen, sollten ver-
sammelt, in Curland noch ein Reservecorps von 10500 Mann gebildet
werden. 7800 Mann Infanterie und 500 leichte Reiter plante man aut
dem Seewege zu befördern. Die Flotte sollte zudem die preussischen
Küsten beunruhigen und die Festungen bombardiren. Dazu kam noch
die entsprechende schwere Artillerie. Und all diese ungeheuren
Truppenmassen, versicherte man, seien vollkommen kriegsbereit. Kur
des Jawortes der Kaiserin Maria Theresia bedürfe es noch, um sofort,
noch im August 1756, mit den Kriegsoperationen zu beginnen.
Selbst die noch unausgesprochenen Wünsche Österreichs erbot
sich Russland zu erfüllen. Keineswegs wollte es die Eroberung von
Schlesien und Glatz als einziges Ziel hingestellt wissen. Schweden
und Chursachsen sollten herangezogen und mit Pommern und dem
Magdeburgischen entschädigt werden. Auch Preussen sollte dauernd
von dem Rumpf des brandenburgischen Staates getrennt werden.
Alte Pläne tauchten wieder auf. Man gedachte Ostpreussen an Polen
zu geben und dafür Curland und Semgallen dem russischen Reiche
einzuverleiben. Und ohne erst die Formalität einer, wie es schien,
selbstverständlichen sofortigen Zusage des Wiener Hofes abzuwarten,
begann man mit Eifer zu rüsten. Die russischen Vertreter im Aus-
lande erhielten Anweisung, mit den französischen vertrauteren Um-
gang zu pflegen.
Wir erkennen unschwer: Die schrankenlose Bereitwilligkeit Russ-
lands bedeutete eine wesentliche Modification des österreichischen An-
1) Esterhasys Berichte zeigen, dasB zunächst auch Bestushew ganz die Sache
Englands verlassen hatte. Vgl. S. 302 f. 357 ff.
2) Vgl. Nr. 64. Esterhasy an Kaunitz. 5. April 1756.
3) Vgl. Nr. 73. Esterhasy an Maria Theresia. 22. April 1756; insbes. P.S. 4.
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III. Aufnahme der ö&terr. Angriffspläne etc. Rusalandu Verhältnis» etc. CIX
trage. Nicht als soldempfangende Hülfsmacht, sondern als gleich-
berechtigtes Glied einer Coalition gedachte Rassland zu handeln,
selbständig anch mit Frankreich sich zn vereinbaren1) und unmittel-
baren Gewinn für sich in Anspruch zu nehmen. In der Hauptsache
aber war der Wunsch Österreichs mehr als erfüllt. So weit es auf
die Gesinnung Russlands ankam, waren Kaunitzens kühnste Träume
zur Wahrheit geworden. Nur noch von Frankreich schien es abzu-
hängen, ob der vernichtende Schlag auf König Friedrich schon jetzt
niederfallen werde.
1) Vgl. Nr. 111. [Es bandelt Bich um die Sendung Bechtejews nach Paria.]
Esterhaey an Kaunita. 8. Juni 1756.
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IV
Defensiwertrag von Versailles. Verschiebung des Angriffs
auf 1757.
Im August 1755 hatte Kaunitz erwartet, auf grosse Hindernisse
in Russland zu Stessen. Selbst von der Westminsterconvention hätte
er sich eine so durchschlagende Wirkung auf die Politik des russi-
schen Hofes nicht versprochen. Alle seine Hoffnungen also wurden
vollends übertroffen durch die Berichte Esterhasys vom 5. und 6. April.
Den tiefsten Eindruck brachten sie auf ihn hervor, und ohne einen
Augenblick zu säumen, versuchte er, die einzige Schranke für seinen
grossen Plan, die letzten Meinungsverschiedenheiten mit Frankreich,
zu beseitigen.
Am 18. April liefen die ersten Nachrichten aus Russland ein,
schon am 19. erging eine neue Weisung an Starhemberg1). Die so-
fortige Entschliessung Frankreichs galt es herbeizuführen. Russland
werde »unfehlbar < noch in diesem Jahre losschlagen. 80000 Mann
erbiete es sich ins Feld zu stellen, ohne Subsidien zu fordern. Der
Allianz mit Frankreich zeige es sich geneigt. Nur also auf die
»ernsthafte und baldige« Zustimmung des Versailler Hofes komme es
an. Die grOssten Erwartungen waren in Kaunitz erwacht. Nicht nur
ein Beobachtungscorps gegen Hannover, sondern active Theilnahme am
Kriege, eine Hülfsarmee von 60000 Mann erbat er jetzt, weit über
seine früheren Forderungen hinaus, von Frankreich, dann »könnte es
menschlichem Ansehen nach nicht fehlen, dass wir noch in diesem
Jahr einen grossen Coup machen und in dem künftigen Jahr fertig
sein würden.« Aber alles sei an der Zeit gelegen. Keinen Tag
dürfe man säumen, um noch während des Sommers die Russen ins
Feld zu bringen.
1) Vgl. Nr. 71.
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IV. Defensiwertrag von Versailles. Verschiebung des Angriffs auf 1757. Cxi
Man tiberliesB es Starhemberg, von diesen Petersburger »ver-
gnüglichsten« Nachrichten in Paris Gebrauch zn machen. Nur wenn
mit Wahrscheinlichkeit daselbst eine »standhafte Entschliessung« zu
erwarten sei, verspreche man sich von einer solchen Mittheilnng
Erfolg. Aber eindringlichst kann Kaunitz »nicht oft genug wieder-
holen, dass an Gewinnung der Zeit alles gelegen sei.« Schnell und
rückhaltlos musste Frankreich sich schlussig werden. Nur in diesem
Falle schien für Kaunitz der Angriff noch im laufenden* Jahre ausführbar
zu sein. Schon waren in ihm Bedenken aufgestiegen, ob die Eröff-
nung des Krieges nicht auf das nächste Frühjahr verschoben werden
sollte. Er hatte diese Möglichkeit bereits bei seiner Anfrage in Russ-
land vorgesehen, für den Fall dass die russische Armee nicht Bchnell
genug mobil zu machen wäre. Auch in Frankreich hatte er durch
Starhemberg erklären lassen, lieber bis zum Frühjahr 1757 zu warten,
als ein Risico zu laufen. Die günstigen russischen Nachrichten aber
hatten seine Zuversicht gestärkt Täglich erwarte er die »schliess-
liche« Erklärung Frankreichs, schrieb er am 24. April1); noch in
dieser Woche rechne er die französische »Finalentschliessung« zu
erhalten, äusserte er am 3. Mai2).
Die Entscheidung brachte ihm endlich Starhembergs Bericht vom
2. Mai3); er meldete den Abschluss des Neutralitäts- und Defensiv-
vertrags, damit aber auch zugleich den Aufschub der entscheidenden
0 ffensiwerabredungen.
Frankreich gab die formelle Zusage, weder die Niederlande noch
sonstige Gebiete der Kaiserin anzugreifen. Österreich verpflichtete
sich, in dem gegenwärtigen Kriege zwischen England und Frankreich
neutral zu bleiben. Der Angriff auf Hannover wurde den Franzosen
freigestellt, da man das Reich nicht ausdrücklich ihrem Einmarsch
verschloss: »eine Nachahmung der Convention von Westminster, aber
zugleich ihr entschiedenster Gegensatz4).« Friedrich verletzte nicht
nothwendig seine Verpflichtungen gegen Frankreich, Österreichs Ein-
willigung zu einem französischen Angriff auf Hannover bedeutete un-
leugbar eine Treulosigkeit gegen England.
Und sicherlich musste die Lösung der englisch-österreichischen
Allianz vom Standpunkte der kleinmüthigen, schwunglosen Politiker
Frankreichs als ein Gewinn erscheinen; sie hatten freie Hand, mit
ungeteilter Kraft England niederzukämpfen. Einem staatsmännischen
Blicke freilich hätte kaum entgehen dürfen, wie gering unter allen
1) Vgl. Nr. 75, Kaunitz an Esterhasy. 2) Vgl. S. 329 Anm. 5, an Esterhasy.
3) Vgl. Nr. 82. Starhemberg an Kaunitz. 4) Vgl. Bänke 180.
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CXH Die Entstehung der Coalition gegon Preussen 1755 und 1756.
Umständen die Unterstützung gewesen wäre, die der Inselstaat von
Osterreich zu erwarten gehabt hätte. Warum sonst hätte der Wiener
Hof die Initiative zur Lösung seiner Verbindung mit England er-
griffen, wenn er wirklich entschlossen war, sich an dem Kriege
gegen Frankreich zu betbeiligen? Und was hatte man denn hier
von Österreich gross zu fürchten, solange an dessen Grenzen der
prcussi8che König drohend und gewaltig gerüstet stand? Oder war
es klug, eigensinnig dem Plan eines noch durchaus nicht fest be-
schlossenen Angriffes auf Hannover nachzugehen, ihm zu Liebe sich
mit Preussen zu verfeinden, sich durch die Wiener Allianz die Ge-
legenheit zu rauben, von seiner eigentlichen Stärke, von seiner Land-
macht, den rechten Vortheil zu ziehen, durch die leichte Eroberung
der österreichischen Niederlande und deren Zurückgabe bei erfolgen-
dem Frieden den etwa in Ost- und Westindien erlittenen Verlust ein-
zubringen und England zu billigen Friedensbedingungen, wie beim
Aachener Frieden geschehen war, zu vermögen1)?
In allen weiteren Verabredungen hingegen über jene Neutralitäts-
zusage hinaus wurden ganz ausschliesslich die österreichischen Inter-
essen gewahrt. Unbeschränkt und einseitig verpflichtete der Defensiv-
vertrag Frankreich zur Hülfeleistung an den neuen Verbündeten auch
gegen Preussen und die Pforte. Der erste Theil des Kaunitz'schen
Programms, die eigene Sicherstellung, war nunmehr vollständig er-
reicht. Ausdrücklich aber wurde die Anwendung dieses Vertrages
auf den französisch-englischen Conflict ausgeschlossen. Der Werth
der Allianz war damit für Frankreich auf ein Mindestmaass herab-
gedrückt Denn wer sonst als England hätte ihm mit einem Angriff
gefährlich werden können? Und wie, wenn Kaunitz im Vertrauen
auf den Defensivvertrag absichtlich den Krieg mit Preussen herauf-
beschwor und es verstand, äusserlich den Schein des Angreifers zu
vermeiden2)? Hundert Gründe statt eines standen dem Diplomaten
zur Verfügung3), der einen Bruch herbeizuführen suchte. Nicht ganz
mit Unrecht also hat man4) diesen Versailler Vertrag eine Blanco-
kriegserklärung in der Hand des österreichischen Kanzlers genannt.
1) Dass die Allianz der beiden Höfe »weit mehr« für Österreich als für
Frankreich vortheilbaft war, setzte Kaunitz 1776 auseinander. Er bewies, freilich
unfreiwillig, geradezu, dass aller Vortheil Österreich allein zufiel. Vgl. Beer,
Archiv 80. Selbst in Frankreich verschloss man sich später dem Gedanken nicht,
dass Österreich grösseren Gewinn aus dem BUndniss ziehe als Frankreich. Vgl.
Recueil des Instructions; Autriche [Paris 1884], 484 f. (1774).
2) Vgl. Koser II, 42.
3) So äusserte sich Starhemberg, vgl. S. 350 f. Bericht vom 13. Hai 1756,
4) Vgl. Broglie, Le Beeret du Roi I, 147.
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IV. Defenalvvertrag von Versailles. Verschiebung des Angriffs auf 1757. cxill
Dem Wortlaut nach sind alle Abmachungen vom 1. Mai 1756
rein defensiver Natur gewesen. In Wahrheit »rochen sie nach Pul-
ver1)^ Dahin weisen schon die geheimen Artikel: Preussen zum
Beitritt einzuladen, vermied man mit Bedacht. Über Russlands Auf-
nahme einigte man sich sogleich. Vor allem aber wurde die Bürg-
schaft Frankreichs für den preussischen Besitz Schlesiens rückgängig
gemacht, eine Revision des Aachener Friedens in Aussicht gestellt.
Noch deutlicher wird die offensive Tendenz durch den Umstand,
dass eingestandenermaassen dieser Vertrag von Versailles nur als der
Vorläufer des geheimen Tractats gegen Preussen betrachtet werden
sollte. Niemand im französischen Ministerconseil, der am 19. April
endlich in den Stand der Verhandlungen mit Osterreich eingeweiht
worden war, hatte dem widersprochen 2). Der Entschluss war gefasst,
auch den weiteren Vertrag zu schliessen. Diese Entscheidung hat
Ranke mit Recht als »einen der grossen Wendepunkte der neueren
Geschichte« bezeichnet8).
Einen glänzenden diplomatischen Sieg hatte Österreich erfochten.
Die gewichtigsten Vortheile hatte es Bich gesichert, ohne irgend ein
Opfer zu bringen. Von der Abtretung der Niederlande war in dem
Vertrage keine Rede4). Maria Theresia verpflichtete sich nur offen
diejenige Haltung einzunehmen, zu der sie ohnehin längst entschlossen
war. Jede Gegenseitigkeit aber fehlte für Frankreich *). Einseitig
übernahm es weitreichende Verbindlichkeiten gegen Preussen und die
Pforte. Es versperrte sich den lockenden und gefahrlosen Angriff auf
die österreichischen Niederlande. Ungleich günstiger waren doch die
Bedingungen gewesen, die Maria Theresia im Januar 1756 den Franzo-
sen bereits zugestanden hatte. Auch damals hatte Osterreich seine
Neutralität versprochen, ohne aber die Lösung der französisch-preussi-
schen Allianz zu verlangen. Auf der Verbindung mit Preussen beruhte
Frankreichs machtvolle continentale Stellung. Nun half es selbst,
den gefährlichen Nebenbuhler, Habsburg, wieder zu kräftigen, an
dessen NiederdrUckung man Jahrhunderte gearbeitet hatte. Es trifft
nicht zu, dass der Abschluss der Westminsterconvention Frankreich
im Interesse der eigenen Sicherheit gezwungen hätte, selbst mit Opfern
die österreichische Allianz zu suchen0). Welche Gründe hätten Preussen
in den Kampf gegen den Hof von Versailles führen sollen ? In kras-
1) Vgl. Broglle, I/alliance 371.
2) Vgl. S. 331 f. Starhemberg an Kaunitz. 2. Mai 1756.
3) Vgl. Ranke 180. 4) Daß hat Ranke 185 nicht beachtet.
5) Vgl. auch Waddlngton, Renversement 335.
6) Diese Ansicht vertritt Broglie, L'alliance z. B. 375. 414.
Acten jur VurgeachichU de« 7jihrigen Kriege*. h
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CXIV Dio Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
sem Widerspruch *) zu seinen innersten Staatsinteressen war Frankreich
in das Schlepptau Österreichs gerathen. Der Wille der Pompadonr
und die persönliche Gereiztheit des Königs hatten Uber die politischen
Erwägnngen gesiegt. Mit Fug durfte Maria Theresia äussern, noch
niemals habe sie eine Convention mit so vergnügtem Herzen unter-
schrieben2).
So gross aber auch der errungene Erfolg war, und so volle Be-
rechtigung Kaunitz hatte, nunmehr »in Bälde« auch den Abschluss
des geheimen Tractats zu erwarten 3), die so bestimmt erhoffte »Final-
entschliessung« Frankreichs war doch noch nicht 'gefallen. Nur im
Grundsatz hatte König Ludwig dem Offensivplane gegen Preussen zu-
gestimmt, eine ins einzelne gehende Beantwortung aber der österreichi-
schen Forderungen vom 27. März noch abhängig gemacht von weiteren
Aufklärungen des Wiener Hofes Uber die Fragen: welche Höhe die
gewünschten Snbsidien erreichen, wann sie zahlbar sein sollten; welche
Sicherheitsplätze und zu welcher Zeit sie Österreich abzutreten ge-
denke; wie Kaunitz sich die Beschäftigung der Seemächte durch
Frankreich vorstelle; endlich, aus welchen reichsständischen (Kontin-
genten sich die verlangte dritte Armee zusammensetzen solle, und
mit welchen Mitteln er die betheiligten Höfe dafllr zu entschädigen
plane. Soviel hatte man zugegeben, dass alle Zugeständnisse erst
nach der Eroberung Schlesiens verbindlich werden sollten, freilich
nicht ohne darauf zu bestehen, dass Osterreich dem Infanten Philipp
seine italienischen Besitzungen verbürge. Wie sehr dabei die Gegen-
seitigkeit vergessen war, ist handgreiflich. Österreich wollte keine
Provinz abtreten, ohne des Äquivalents sicher zu sein. Frankreich
verlangte nun den Besitzstand eines kleinen Fürsten sicher gestellt
zu sehen, der auch bei gänzlichem Misserfolg der grossen Unterneh-
mung keine Gefahr lief. So gegenstandslos war dies Verlangen, dass
Starhemberg eben deshalb mit Bestimmtheit annahm, Frankreich werde
auch in diesem Punkte noch nachgeben.
Grössere Beachtung dagegen erforderte Starhembergs Vermuthnng,
dass der französische Hof weit bedeutendere Vortheile, die Abtretung
der gesamten österreichischen Niederlande, und zwar direct an Frank-
reich, fordern werde. Wenige Tage später4) konnte der Gesandte die
vollendete Thatsache melden.
1) Selbst Bernis hat es nicht gewagt, die Offensivverabredungen vor der
preussischen Waffenerhebung zu rechtfertigen, sondern in seinen Memoiren zur
unleugbaren Unwahrheit seine Zuflucht genommen. Vgl. Bernis I, 171. 2S0. 385 etc.
2) Vgl. Ranke 183. 3) Vgl. Nr. 93. Protokoll vom lQ.JMai 1756.
4) Vgl. Nr. 89. Starhemberg an Kauuitz. 13. Mai 1756.
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IV. Defenaivvertrag von Versailles. Verschiebung des Angriffs auf 1757. cxv
Sie war ihm nichts weniger als unwillkommen. Denn das eine
wichtige war jetzt erreicht: Frankreichs eigenstes Interesse fiel mit
dem Gelingen der Unternehmung gegen Preussen zusammen. Dasa
Frankreich jetzt zuerst gesprochen und endlich bestimmte Forderungen
gestellt hatte, erschien ihm als ein weiterer Gewinn. In einer Haupt-
frage allerdings musste Starhemberg in Resignation den unausge-
glichenen Gegensatz von neuem feststellen. Nach wie vor weigerte
sich Frankreich entschieden, die weitere Schwächung Preussens Uber
die Abtrennung von Schlesien und Glatz hinaus zuzugeben.
Es kann nicht überraschen, dass sich zu Wien mit der Freude
Uber den Abschluss des Defensiwertrages die Unzufriedenheit1) über
die Verzögerung der geplanten Offensive mischte. Unverzüglich hatte
Kaunitz am 19. April die definitive Abrede verlangt, jetzt war sie von
neuem verschoben. Mindestens noch zwei Mal rechnete er seinen
Courier nach Paris abfertigen zu müssen; »etliche Monate« noch wür-
den sich die Verhandlungen hinziehen2). Dadurch war seine Stellung-
nahme bedingt. Nach Frankreich hin verweigerte er die Übersendung
der Präliminarartikel, bevor die alten Hauptforderungen bewilligt
wären, die Bildung einer dritten Armee, die weitere Schwächung
Preussens, die Bereitstellung eines Hülfscorps von 50—60 000 Mann.
Nach Russland hin aber zog er die Consequenz seiner Ansicht vom
19. April: noch war er Frankreichs nicht sicher, also war es für den
Angriff in diesem Jahre zu spät geworden. Am 22. Mai ersuchte er3)
die Kaiserin Elisabeth, die allzu offenkundigen Rüstungen einzu-
stellen, damit König Friedrich nicht zum Angriff gereizt würde, und
den Beginn der gemeinschaftlichen Offensive auf das Frühjahr 1757
zu verschieben.
Zwei Aufgaben also waren fortab der österreichischen Politik
gestellt; eine negative in Russland : keinen widrigen Einfluss daselbst
aufkommen zu lassen, die herrschende günstige Stimmung zu erhal-
ten; eine positive in Frankreich: diejenigen Forderungen durchzu-
setzen, von denen man die Abtretung der Niederlande und die Offen-
sive gegen Preussen abhängig zu machen beschlossen hatte4).
1) Vgl. S. 362. Maria Theresia an Starhemberg. 19. Hai 1756. Es ist zu
beachten, dass Starhembergs Bericht vom 13. Mai In Wien erst am 20. Mai prä-
seutirt wurde.
2) Vgl. S. 370. 392. Kaunitz an Esterhasy. 22. und 29. Mai 1756.
3) Vgl. Nr.* 99. Kaunitz an Esterhasy. 22. Mai 1756. Vgl. den Excurs
S. CLXX ff.
4) In der Conferenz vom 2. Juni 1756. Vgl. S. 384 Anm. 3.
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V.
Verständigung über eine Offensivallianz mit Frankreich.
Dass Frankreich für sich selbst die Abtretung der gesamten
österreichischen Niederlande gefordert hatte, war von Starhemberg
mit Freude begrüsst worden. Das wesentlichste schien ihm damit
erreicht. Der Versailler Hof war nunmehr an dem Gelingen der
grossen Unternehmung gegen Preussen lebhaft interessirt
Nicht ganz so gewiss scheint man sich Frankreichs in Wien ge-
fühlt zu haben. Denn als man jetzt Anfang Juni die Bedingungen
endgiltig formulirte •), von denen die Auslieferung der Niederlande und
die Ausführung des grossen Planes gegen Preussen abhängig sein
sollten, war es einer der leitenden Gesichtspunkte, dass vor allen
Dingen der ernste WiUe König Ludwigs Uber jeden Zweifel erhoben
werde, aufrichtig und mit werkthätigem Eifer auf die österreichischen
Absichten einzugehen2). Frankreich muss > ernsthaft wollen«3); das
zu erreichen, war Kaunitzens Losungswort geworden. Man durch-
schaute es wohl, dass in Frankreich der Wunsch nicht nach Preussens
Niederwerfung, sondern nach Erwerb der Niederlande das treibende
Motiv war. Deshalb galt es, mit allen Mitteln den französischen Hof
an dem RiBico der grossen Unternehmung zu betheiligen, um sein
Interesse mit ihrem Gelingen unauflöslich zu verknüpfen.
In diesem Gedanken beharrte Kaunitz unerschütterlich auf seiner
früheren Forderung, dass der französische König in einer formellen
Declaration erklären müsse, die Abtretung Österreichisoher Gebiete habe
1) Vgl. Nr. 104. 112. Vortrag vom 29. Mai. Maria ThorcBia an Starhemberg,
9. Juni 1756.
2) Ans der Verteidigung der optimistischen, übrigens gerechtfertigten
Ansicht in Starhembergs Bericht vom 18. Juni zeigt sich, wie ernste Besorgnisse
Kaunitz noch immer hatte. Vgl. Nr. 120 a.
3) Vgl. Nr. 119. Kaunitz an Starhemberg. 18. Juni 1756.
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V. Verständigung Uber eine Offensivallianz mit Frankreich. CXVII
durchaus erst nach der vorher vollendeten und im Frieden bestätigten
Eroberung Schlesiens einzutreten. Es galt anch jetzt wieder den Arg-
wohn auszulöschen, als ob Frankreich sich nach Erwerbung der Nieder-
lande ans dem Spiel halten, etwa gar mit England einen Frieden ab-
schliessen könne, ohne Schlesiens Besitz fllr die Kaiserin zu gewähr-
leisten. Man machte von dieser absoluten conditio sine qua non die
weiteren Verhandlungen abhängig. Starhemberg erhielt den gemessenen
Befehl, sich vor Ertheilung dieser Declaration »in keine förmliche noch
schriftliche Äusserung wegen der Cession der Niederlande einzu-
lassen.«
Zu zweit bestand Österreich nach wie vor darauf, dass Frank-
reich zu der weiteren Schwächung Preussens auch Uber Schlesien
und Glatz hinaus seine förmliche Einwilligung gebe. Hierin hatte
Starhemberg stets den grössten Widerstand gefunden. Trotzdem dachte
Kaunitz an keine Nachgiebigkeit, denn wie nichts anderes war die
Haltung Frankreichs in dieser Frage geeignet, den »Probierstein« zu
bilden, dass es ernsthaft, rückhaltlos, unwiderruflich den System-
wechsel vollzogen habe. Fast auf den Umfang der Mark Brandenburg
sollte Preussen zurückgeschraubt, Schweden mit Pommern, Chursacbseii
mit dem Magdeburgischen, Churpfalz mit Cleve-Mark, Polen endlich
mit Ostpreussen bedacht werden. Nnr mit dem letzteren Geschenk
schritt man Uber die Grundztlge des anfänglichen Planes hinaus, eine
unmittelbare Wirkung doch wohl des russischen Antrages.
In engem Zusammenhange mit dieser Vernichtung Preussens
stand die dritte bereits zugestandene Forderung, Frankreich müsse
durch jährliche Subsidien die Bildung einer dritten Armee ermöglichen.
Nur um die Form und die Höhe der Geldzahlung handelte es sich
noch. Man ermächtigte Starhemberg, äussersten Falles statt auf 12
nur auf 8 Millionen Gulden zu bestehen, und, wiederum äussersten
Falles, sich damit zu begnügen, diese Summe in der Form eines
rückzahlbaren Darlehens, gegen Überlassung des Herzogthums Luxem-
burg als Faustpfand, anzunehmen.
Zu vielfachen Missverständnissen hat die vierte Forderung Anlass
gegeben, inwieweit man auf der werkthätigen Theilnahme Frank-
reichs beharrte. Man verlangte ein französisches Hülfscorps zu directer
Verwendung gegen Preussen, »oder doch wenigstens« dessen Sen-
dung nach Westphalen, »oder aber« dessen Bereithaltung an den
Grenzen, um die protestantischen Mächte von der Unterstützung
Preussens zurückzuschrecken. Wie am 19. April also, versuchte Kaunitz
auch jetzt, Frankreichs active Betheiligung am Kriege gegen Preussen
zu erwirken. Das letzte Wort des Kanzlers aber war damit noch
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CXVIII Entstehung der Coulition gegen Preussen 1755 und 1756.
längst nicht gesprochen1). Er gedachte Bich mit jenem Beobaohtungs-
corps gegen Hannover zu begnügen, das er bereits am 27. März ge-
fordert hatte.
Keine einzige dieser »unerlässlichen Bedingungen« enthielt, wie
man sieht, etwas wesentlich neues, so wenig die französische Forde-
rung selbst, die Niederlande zu erhalten, dem Wiener Hofe über-
raschend gekommen war. Österreich weigerte sich entschieden, die
ganzen Niederlande an Frankreich selbst auszuliefern. Man besorgte
den Einspruch der Seemächte gegen eine so bedeutsame Verstärkung der
maritimen französischen Macht; Kaunitz selbst mochte sie nur ungern
sehen. Auch fürchtete er, dass Frankreich durch die Verteidigung
des neuen Besitzes zu sehr in Anspruch genommen werden würde, um
Österreich noch wirksam unterstützen zu können. Nur unter der Ein-
schränkung erklärte sich Maria Theresia zur Hingabe der Niederlande
bereit, dass deren grösserer Theil, vor allem die Küstenstriche, für
die Ausstattung des Infanten Don Philipp verwendet, nur einige dem
Meere fernliegende Gebiete, die früher schon unter französischer
Herrschaft gestanden hatten, Frankreich selbst einverleibt würden.
Die bisher rein dynastische Frage vermied man so, in eine politische
zu verwandeln2). Merkwürdig genug, welche Erwartungen hierbei
mitspielten. Wie es bei solchen Secundogenituren zu geschehen
pflege, hoffte man auch hier, dass das eigene Landesinteresse Uber
die Verwandtschaftsgef llhle siegen, die Abhängigkeit Philipps vom
Versailler Hofe nicht allzu lange vorhalten werde.
Neben diesen cariditiones sine quibus tum wollte man wenigstens
den Versuch machen, noch eine Anzahl weiterer Zugeständnisse zu
erhalten. Nur zwei von ihnen sind von grösserem Interesse. Man
wünschte ausser Schlesien und Glatz noch einen anderen Landgewinn
direct für sich: Kaunitz dachte an Crossen, an chursächsische Landes-
theile (die Lausitz), das sulzbachische Gebiet oder gar die Oberpfalz,
deren Besitzer alsdann aus den Trümmern Preussens entschädigt
werden müssten. Ausserdem würde er es gern gesehen haben, wenn
Frankreich sich noch Uber die vorher erwähnten Geldzahlungen
hinaus zu Subsidien an Russland und Sachsen verstanden hätte.
Jedoch wollte man an diesen Forderungen der zweiten Art die Ver-
handlung nicht scheitern lassen. Und auch die conditumes sine quibus
tum sind nicht so aufzufassen, dass Kaunitz ihre buchstäbliche Er-
1) Naudes [Beiträge I, 69] Verdienst ist es, diesen entscheidenden Gesichts-
punkt betont zu haben. Bänke 200, Lehmann 33, Waddington 466, auch Beer,
M. I. Ö. G. XVII, 134 sind in der falschen gegenteiligen Ansicht einig gewesen.
2) Vgl. Ranke 198.
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V. Verständigung Uber eine Offensivallianz mit Frankreich. CXIX
fllllung als unerläsalich verlangte. Gewann mau die Überzeugung,
dass Frankreich ernsthaft auf die Absichten Österreichs einging, so
erklärte der Kanzler ausdrücklich 1) , nicht am Buchstaben haften zu
wollen. Also von Anfang an nahm man eine Nachgiebigkeit in Aus-
sicht; ein wichtiger Gesichtspunkt für die Beurtheilung der Gründe,
aus welchen der Wiener Hof später in der That hier und da ein
wenig zurückgewichen ist
Kaunitz wusste wohl, was er that, als er Starhemberg bevoll-
mächtigte, fortan die Verhandlungen mit Frankreich mündlich zu
führen. Mit bewunderungswürdigem, überlegenem Geschick hat sich
der Gesandte seiner schwierigen Aufgabe unterzogen. Er erzwang
zunächst das gewichtige Zugeständniss 2), dass alle Abtretungen Öster-
reichs abhängig seien von der vollzogenen Eroberung Schlesiens. Am
24. Juli hat Kaunitz damit seine erste conditio sine qua non als er-
füllt bezeichnet*).
Erst nach Beseitigung dieses ersten Differenzpunktes theilte
•Starhemberg die weiteren conditiones sine quibus non mit, nicht in
der Form, wie sie in seiner Instruction gefasst waren, sondern so,
dass er die noch fehlenden 5 in 4 zusammenzog, vor allem aber, dass
er Btets nur das Maximum der österreichischen Forderungen, zuweilen
sogar noch mehr verlangte, um Ausgleich sobjecte zu behalten4). So
hütete er sich vor jeder Andeutung, dass er sich mit einem franzö-
sischen Beobachtungscorps an den Grenzen begnügen dürfe; er be-
stand vielmehr mit grösster Entschiedenheit auf der activen Bethei-
ligung Frankreichs am Angriff gegen Preussen. Und weit über die
schon hoch gespannten Wünsche Österreichs ging er hinaus, indem er
als Subsidien eine jährliche Zahlung von 12 Millionen Gulden forderte.
Mit voller Absicht verheimlichte er, dass sein Hof sich eventuell mit
einem Darlehen gegen Einräumung eines Unterpfandes begnügen
wollte. Dass Frankreich nach Möglichkeit sich jedem Risico zu ent-
ziehen suchte, durchschaute er längst. Eben deshalb wollte er es
durchsetzen, dass die ungeheuren Geldleistungen des Versailler Hofes
das Schicksal der gesamten Unternehmung theilten ; aufs engste waren
dann die Interessen beider Staaten verbunden.
Der Verlauf seiner Verhandlung soll im einzelnen hier nicht ver-
1) Vgl. Nr. 119. Kaunitz an Starhemberg. 18. Jnni 1756.
2) Vgl. Starhembergs Bericht vom 3. Juli 1756. Darin auch die Mittheilung,
dase die Forderang, Frankreich müsse England-Hannover beschäftigen, bei Rouill6
auf keinen grundsätzlichen Widerstand stosse. Vgl. S. 443. 448.
3) Ygl. S. 484. Kaunitz an Starhemberg.
4) Vgl. S. 445. Starbemberg an Kaunitz. 3. Juli 1750.
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CXX Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 and 1756.
folgt werden. Nur das sei erwähnt, dass er nichts weniger als
optimistisch1) von Anfang an voraus verkündet bat, in welchen Be-
ziehungen er Beine Forderungen durchsetzen werde und in welchen
nicht. Auch nicht in einem einzigen Punkte haben die Ereignisse
seinen Vorhersagungen Unrecht gegeben; wohl aber hat er in mancher
Richtung schliesslich mehr erreicht, als er zu hoffen gewagt hatte.
Bis zum 20. August hatte er seine Aufgabe zu einem vorläufigen Ab-
schluss geführt. Von diesem Tage datirt sein umfangreicher zu-
sammenfassender Bericht2). Wenige Stunden vor Beginn des Krieges
von einem Manne verfasst, dessen maassgebliches Urtheil über die Lage
der Dinge am französischen Hofe fUglich nicht angezweifelt werden
darf, ist er wie kein anderes Schriftstück geeignet, mit Präcision zu
zeigen, zu einem wie verheissungsvollen vorläufigen Ende die Ver-
handlungen bereits gediehen waren.
»Endlich am Ziel.« So beginnt Starhemberg seinen Bericht9),
das ist der Grundton aller seiner Ausführungen. Alles wichtige ist
vollständig erreicht. Angesichts der weitgreifenden, zum Theil ganz
unerwartet hohen Zugeständnisse kann kein Zweifel aufkommen: ohne
Rückhalt, mit vollster Entschiedenheit geht Frankreich auf Österreichs
Pläne ein. Fast mehr noch als der Wiener Hof wünscht der fran-
zösische ihren Erfolg4). Inwieweit aber waren die österreichischen
Forderungen erfüllt, welche blieben noch zu begleichen?
1) Dass alle Gebietsabtretungen Österreichs von der vollzogenen
Eroberung Schlesiens abhängig- blieben, hatte Frankreich bereits Ende
Juni zugestanden5). Jetzt verweilte man nur flüchtig bei dieser Be-
dingung. Der König verlangte, dass die Niederlande 6 Monate nach
vollendeter Occupation Schlesiens abgetreten werden müssten. Sollte
sich der Besitz dieser Provinz nur als ein vorübergehender erweisen,
so träfe das gleiche Schiksal die Niederlande. Wesentlich aus Arg-
wohn gegen die Zuverlässigkeit Frankreichs hatte Österreich seine
Forderung gestellt. Man sieht: hierüber brauchte sich Kaunitz nicht
länger zu beunruhigen.
2) Keinen so vollen Erfolg hatte Starhemberg bei seinen Ver-
suchen errungen, die formelle Zustimmung zu einer weiteren Schwä-
1) Dieses irrige Urtheil hat Lehmann 53 Anm. 1 ausgesprochen, vgl. Naud6,
Beiträge I, 87 ff.
2) Vgl. Nr. 187. Starhemberg an Kaunitz. 20. August 1756.
3) Wenigstens nebenbei sei hier doch bemerkt, dass auch Bernis in seinen
Memoiren I, 292 erklärt: »La cour de Vienne etait a peu pres d'accord aveo nous
snr le fond des choses.«
4) Vgl. S. 513. Starhemberg an Kaunitz. 20. August 1756.
5) Vgl. S. 443. Starhemberg an Kaunitz. 3. Juli 1756.
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V. Verständigung über eine Offensivallianz mit Frankreich. CXXI
ctmng, zur »destruction totale« Preussens zu erwirken. Nicht, dass
König Ludwig diesen Gedanken Uberhaupt zurückgewiesen hätte; nur
wünschte er nach dem Grundsatz der Gegenseitigkeit auch Osterreich
zu einer gleichen Erklärung bezüglich Englands zu bringen. Freilich,
diese Gegenseitigkeit wäre doch nur eine scheinbare gewesen. Dass
Frankreich zur See dem britischen Gegner nicht gewachsen sei, war
Kaunitz1) sehr wohl bekannt. Wie ganz unwahrscheinlich also war
es, dass jemals Frankreich in die Lage kommen sollte, eine völlige
Zerstückelung Englands vorzunehmen! Ganz anders der preussische
Fall. Bisher hatte Friedrich seine glänzenden militärischen Erfolge
im Kampfe ausschliesslich gegen Österreich, im Bunde mit dem con-
tinentalmächtigen Frankreich errungen. Jetzt sollte ihm diese ge-
waltige Stütze, auch jegliche Beihülfe seitens anderer Mächte entzogen
und er gezwungen werden, sich allein aus eigener Kraft gleichinässig
gegen Österreich und Russland, Schweden und Sachsen zu wehren.
Menschlicher Voraussicht nach durfte Kaunitz auf einen ganzen Er-
folg rechnen. Was also hätte eine Zustimmung Maria Theresias zur
völligen Vernichtung Englands viel verschlagen, zumal wenn man sich
auf beiden Seiten mit einer stillschweigenden Einwilligung begnügte.
Und ferner: Frankreich erbot sich zu werkthätiger Unterstützung gegen
Preussen; Subsidien und in französischen Sold genommene Truppen
wollte es dem Kaiserhofe zur Verfügung stellen. Von Osterreich
wünschte man keine andere Erleichterung der Vernichtung Englands,
als dass es seine Häfen den britischen Schiffen verschlösse. Aber
immerhin, die Neutralität Österreichs in dem englisch-französischen
Streite war in Frage gestellt; schwerlich hätte sich Maria Theresia
damals bereits mit dieser Bedingung befreundet.
Da ist es denn von entscheidender Bedeutung, dass Starhemberg
den französischen Hof, trotz der formellen Weigerung, auf Umwegen
zu einer stillschweigenden, indirecten Gewährung der österreichischen
Forderung gebracht hatte2). Mit allem Ernst war früher von ihm be-
tont worden»), welchen Verdacht gegen geheime Nebenabsichten Frank-
reichs dieses hartnäckige Verweigern der Zerstückelung Preussens
wecken müsse, wie, seiner Meinung nach, in diesem Punkte als dem
ausschlaggebenden nicht nachgegeben werden dürfe4). Um so bedeu-
tungsvoller, dass er jetzt mit Entschiedenheit räth, auf die formelle
1) Vgl. S. LXXIII.
2) Entgegengesetzter Ansicht ist Lehmann 53 Anm. 1, ohne jedoch einen
Beweis gegeben zu haben.
3) Vgl. S. 248. 349. Starhemberg an Kaunitz. 27. Februar, 13. Mai 1756.
4) Vgl. S. 446. Starhemberg an Kaunitz. 3. Jnli 1756.
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cxxil Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
Zustimmung zu verzichten, sich mit der stillschweigenden zu begnügen,
deren er sicher ist Welche Umstände haben den Unterhändler in
diesem Punkte umgestimmt?
Zunächst: diese Forderung Österreichs hatte seit dem Februar die
wesentlichste Streitfrage gebildet. Wiederholt musste Starhemberg
von dem entschiedensten Widerspruch Frankreichs melden. Noch am
4. August war dieser ganz unzweideutig in einem Memoire zu Tage
getreten, dessen Annahme der Gesandte verweigert hatte1). Und auch
in den letzten Verhandlungen war dieser Punkt lang und breit, wie oben
gezeigt, besprochen worden. Aber in der am 20. August aufgesetzten
Liste derjenigen Fragen, Uber die noch keine Einigung zu Stande ge-
kommen sei lj , fehlt die Erwähnung dieser wichtigen Differenz. Eine
noch so vorsichtige Abwägung wird doch dahin gelangen, hier das
argumentum ex süentio im Sinne der Starhembergschen Auffassung
gelten zu lassen. Starhemberg stellt im Einverständniss mit Bernis
diese Liste auf, und Bernis lässt die Frage der Zerstückelung Preussens
unerwähnt. Wie konnte er ihrer vergessen, wenn man in Frankreich
wirklich gesonnen war, hartnäckig auf der Weigerung zu bestehen?
Und weiter: Bernis hatte im Verlauf der letzten Verhandlungen
eine Anzahl von Verabredungen getroffen, die jene »destruetion totale«,
die Schwächung Preussens auch Uber Schlesien und Glatz hinaus,
folgerichtig bereits in sich schlössen.
Einer derjenigen Punkte, Uber die man sich im Grunde geeinigt
hatte, und die nur noch für die formale Fassung Schwierigkeiten be-
reiteten, lautet, es sei nöthig, der geplanten Zerstückelung [deponille-
ment projete] bestimmte Grenzen zu ziehen. Die Zerstückelung selbst
also ist damit zugestanden. Und noch bezeichnender ist die franzö-
sische Erläuterung: genaueres Uber diese Begrenzung lasse sich erst
feststellen, wenn die Verhandlungen mit den Mächten abgeschlossen
seien, die an der Vernichtung Preussens theilnehmen sollten. Frank-
reich erwartete danach geradezu, dass durch die Aussicht auf Beute-
stücke Hülfsni ächte gewonnen würden.
Koch mehr: in der 6. Beilage3) sind einige Aufklärungen ent-
halten, die Bernis auf Starhembergs Befragen ertheilte. Zuerst han-
delte es sich hier darum, >ob der französische Hof zustimme, den
Höfen von Dresden, Mannheim und Stockholm Landerwerb auf Kosten
Preussens in Aussicht zu stellen, und welche anderen Mächte etwa noch
weiter heranzuziehen seien.« Selbstverständlich, so sollte man nach
1} Vgl. 3. 513 f. Starhemberg an Kaunitz. 20. August 1756.
2) Vgl. Nr. 187e. 3) Vgl. Nr. 187g.
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V. Verständigung Uber eine Offensivallianz mit Frankreich. CXXIII
dem bisherigen Widerspruch Frankreichs gegen die »destruction totale«
erwarten, musste Bernis erwidern, dass sein Hof sich grundsätzlich sol-
chen Verabredungen versage. Aber ganz im Gegentheil ermächtigte
man Österreich, die nöthigen Verhandlungen zu führen, und wünschte
sogar noch Holland und Dänemark in den Plan einzubegreifen. Das
kam einer förmlichen Zustimmung zum mindesten sehr nahe; hatte
doch Bernis selbst die preusßischen Grenzstriche als diejenigen Gebiete
bezeichnet, die Holland gegebenen Falls erhalten sollte. Auch später
kam Bernis auf diesen Plan zurück. Er stellte die Frage zur Er-
örterung, ob man nicht Emden an Holland geben könnte, welches da-
für gegen eine französische Besatzung in Namur keinen Widerspruch
erheben dürfte1). Von Frankreich selbst also waren Projecte aus-
gegangen, die eine Abtrennung noch anderer Gebiete ausser Schlesien
und Glatz von Preussen bezweckten.
Und bedürfte es noch weiteren Beweises, so wäre er in einem Zu-
geständnisse zu erblicken , von dem Starhemberg am 29. August be-
richtete. Bei der Zerstückelung Preussens wünschte Österreich, ab-
gesehen von Schlesien und Glatz, noch sonstigen Landgewinn für sich
selbst zu erhalten. Und Frankreich widerstrebte dieser Forderung
nicht im geringsten, sondern verlangte nur, dass Maria Theresia sich
mit den augenblicklichen Eigenthümern2) der begehrten .Gebiete im
Einverständniss mit dem Versailler Hofe begleiche. Mit ausdrücklicher
Berufung auf diese Abrede hat denn auch Kaunitz am 10. October
davon abgesehen, noch länger auf der formellen Zustimmung Frank-
reichs als unumgänglich zu bestehen3). So ist schliesslich trotz der
Schwierigkeiten, die eine Vergleichung über diese Bedingung später
noch einmal hervorrief, der weiteren Schwächung Preussens nicht im
Grundsatz widersprochen worden4).
Eine klägliche politische Kurzsichtigkeit Frankreichs zeigt sich
doch an diesem schlagenden Beispiel. Es ist, als ob man davor zu-
1) Vgl. Starheinbergs Beriebt vom 12. October 1756.
2) Also Sachsen oder Pfalz. Vgl. S. 289 und XCI.
3) Vgl. S. 615. Maria Theresia an Starhemberg. 10. October 1756.
4) Vielmehr handelte es sich im wesentlichen darum, dass Frankreich erstens
wieder eine entsprechende Zustimmung Österreichs zur Zertrümmerung Englands
▼erlangte — und wenigstens zu einer Garantirung der etwa eroberten Gebiete
wollte sich die Kaiserin in der That verstehen, — sodann aber dagegen Ein-
spruch erhob, dass die österreichischen Zugeständnisse an Frankreich nicht bereits
nach der Eroberung Schlesiens, sondern erst nach der vollzogenen gänzlichen
Zerstückelung Preussens in Kraft treten sollten ; Maria Theresia selbst hat diese
ihre Forderung als eine unbillige zurückgezogen. Vgl. Maria Theresia an Star-
hemberg. 21. Februar 1757. Vgl. auch Ranke 356 j v.Arneth V, 133 ff.
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CXXTV Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
rückscheute, sich Uber die Grösse der gemachten Zugeständnisse klar
zu werden. Die formelle Zusage einer Bedingung versagte man in
demselben Athemzuge, in dem man sie stillschweigend gewährte. Es
ist deutlich: auch die zweite conditio sine qua non Österreichs war
ihrem Wesen nach erfüllt.
3) Im engen Zusammenhange mit dem Plane der Zerstückelung
Preussens hatte Kaunitz die finanzielle Beihülfe Frankreichs für die
Bildung einer dritten Armee gefordert. Jetzt verpflichtete sich König
Ludwig, 25 — 30000 Soldtrappen dem Wiener Hofe zur beliebigen Ver-
wendung zu stellen. Noch hoffte Starhemberg, eine höhere Zahl durch-
setzen zu können. Da man aber keine bestimmte Truppenmenge als
unerlässlich bezeichnet hatte, so konnte auch diese Bedingung als
erledigt betrachtet werden.
4) Eine active Betheiligung Frankreichs am Kriege gegen Preussen
hatte Starhemberg, wie er es vorausgesagt hatte, nicht erreichen
können. Dagegen erklärte es sich bereit, für die Dauer des Krieges
jede andere Macht an einer Unterstützung Preussens zu hindern. Die
Gefahr war damit beseitigt, dass der französische Hof etwa die be-
gonnene Unternehmung im Stich lassen, mit England einen unzeitigen
Frieden schliessen könne. Freilich nicht bedingungslos verstand sich
Frankreich dazu, das geforderte Beobachtungscorps aufzustellen. Es
machte seine Zusage von der Nachgiebigkeit Österreichs in dem ein-
zigen erheblicheren Differenzpunkte, der noch geblieben war, abhängig,
der Wahl derjenigen niederländischen Gebiete, die unmittelbar an
Frankreich selbst abgetreten werden sollten. '
5) Denn, wenn man sich auch dem österreichischen Verlangen
fügte und nicht auf der Einverleibung der gesamten Niederlande in
Frankreich bestand, so beharrte Bernis doch darauf, anstatt der von
Kaunitz für den Versailler Hof selbst bestimmten binnenwärts ge-
legenen Gebiete, einige Städte, vor allem an den Küsten Ostende und
Nieuwport, dann Möns, Ypres, Farnes, endlich das Fort de la Croque
abgetreten zu erhalten. Starhemberg musste resignirend diesen Wider-
streit der beiderseitigen Wünsche melden. Er war durchaus nicht so
geringfügig. Hatte doch Kaunitz es noch am 24. Juli1) als die wich-
tigste Bedingung bezeichnet, dass gerade die flandrischen Küsten nicht
dem französischen Staatsgebiet einverleibt würden. Aber wesentlich
in Besorgniss vor dem Einspruch der Seemächte hatte er diese Forde-
rung Uberhaupt gestellt Jetzt war festgesetzt, dass die Abtretung erst
nach vollzogener Eroberung Schlesiens stattfinden sollte; brauchte da
i) Vgl. S. 484.
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V. Verständigung über eine Offensivallianz mit Frankreich. CXXV
Kaunitz nach der Vernichtung PreuBsens den englischen Widerstand
noch so sehr zu fürchten? Zudem hatte er die vorläufige Überlassung
der beiden bedeutsamsten Plätze, Ostende und Nieuwport, an Frank-
reich von Anfang an vorgesehen. Es ist begreiflich, dass Kaunitz
sich in der That entschloss, wie Starhemherg es nicht anders ange-
nommen hatte, an diesem Gegensatz den Vertrag nicht scheitern zu
lassen l).
6) War hier eine völlige Einigung nicht erzielt worden, so durfte
Starhemberg mit um so grösserer Genugthnung über seine Erfolge in
der Frage der Subsidien berichten. Über das Maass der französischen
Nachgiebigkeit in der Geldangelegenheit war selbst der österreichische
Unterhändler überrascht. Mit 8 Millionen jährlich als rückzahlbarem
Darlehen hatte er äussersten Falles sich begnügen sollen. 12 Millionen
jährlich aber verpflichtete Frankreich sich zu zahlen, und nur bei
einem unglücklichen Ausgang des Unternehmens verlangte es die
Rückerstattung der Hälfte der gegebenen Summen. Es war ohne ent-
scheidenden Belang, ob diese letzte Clausel, wie Starhemberg hoffte,
sich noch beseitigen lassen würde oder nicht: die österreichische Forde-
rung selbst war jedenfalls bereits jetzt zugestanden.
Ein ganz unerwartetes Entgegenkommen endlich bezeigte Frank-
reich, indem es in allem wesentlichen die Gesamtheit der sogenannten
conditions convenables bewilligte, auf denen Kaunitz durchaus nicht
zu beharren vermeinte.
Wir sehen: nur die eine Differenz wegen Abtretung der genannten
niederländischen Städte an Frankreich galt es noch zu heben. In
allem übrigen sah Osterreich seine Wünsche erfüllt. Mit Recht erklärte
Starhemberg das wesentliche als vollendet. Es bleibt bei der von
Ranke2) gefundenen Formel: »Noch waren keine definitiven Fest-
setzungen zu Stande gekommen, aber in der Hauptsache war man
einverstanden.« Soweit Frankreich in Betracht kam, war das System
des österreichischen Kanzlers so gut wie gesichert Hatten sich in-
zwischen aber auch die Beziehungen zu Russland dem Beginn der
Verhandlung entsprechend weiter gestaltet?
1) Vgl. S. 614. Maria Theresia an Starhemberg. 10. October 1756.
2) Vgl. Ranke 205.
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VI.
Fortdauer des österreichischen Übergewichts in Russland.
So weit es auf die Gesinnung der massgebenden Persönlich-
keiten am russischen Hofe ankam, waren die Wünsche des öster-
reichischen Kanzlers zu Anfang April bereits Übertroffen. Nur darum
handelte es sich noch, ob Russland nach seinen glänzenden Verspre-
chungen auch die Kraft zur That und dauernd die Widerstandsfähig-
keit gegen die klingenden Werbungen besitzen würde, mit denen Eng-
land die unerwartete Wirkung der Westminsterconvention zu paraly-
siren versuchte.
Esterhasy war anfänglich nicht ohne Sorge. Jedenfalls, Zinzcn-
dorfs sanguinische Hoffnung, dass sich auch ohne ein Erwachen der
Zarin aus ihrer politischen Lethargie und ohne eine Versöhnung der
wichtigsten Parteihäupter eine Actionspolitik grossen Stiles in Russ-
land durchsetzen lassen werde, hatte sich nicht erfüllt. Das schlä-
frige Gehenlassen der Geschäfte seitens der Zarin, ihr angegriffener
Gesundheitszustand bedingten schon im Hinblick auf einen bevor-
stehenden Thronwechsel für alle Würdenträger dieses Reiches äusserste
Vorsicht. Wer wollte sich durch entschiedene Stellungnahme binden
und biosssteilen, wo jeder Tag einen Umschwung der Stimmung bei
der launenhaften Fürstin oder gar ein neues Regiment heraufführen
konnte, das den Preussenhass und die Gereiztheit gegen England
nicht übernahm? Und nach wie vor hemmte die unversöhnliche
Feindschaft der Kanzler gegen einander ein gedeihliches Handeln.
Trotz des so günstigen Erfolges, den im Herbst 1755 die Vertheilung
der Geldgeschenke auf die Haltung der führenden Männer gehabt
hatte, verzweifelte Esterhasy noch zu Beginn des Jahres 1756 an der
Hauptsache. »Insolang nicht auf eine oder andere Art eine Verände-
rung geschieht«, gestand er, »können die auswärtigen Geschäfte nie-
malen nach Wunsch gehen, sondern wird sich bald da und bald dort
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VI. Fortdauer des österreichischen Übergewichts in Russland. CXXVII
ein Anstand und Schwürigkeit eräugnen«1) Man kann nicht resig-
nirter urtheilen, als es Esterhasy noch gegen Ende Februar 1756
that: »Es ist allerdings wahr, dass die Kaiserin gut denke und den
König von Preussen mit Vergnügen in engeren Grenzen zu sehen
wünschte, ich bin dessen überzeugt; allein uns ist mit leeren Wünschen
ebenso wenig Rath geschaffet, als zu der Erfüllung Hoffnung übrig
ist.« Die persönlichen Leidenschaften beherrschten nach wie vor den
Gang der Politik. Fast möchte er das ein »dem Klima des Landes
anklebendes Laster« nennen: >So ist es, so wird es bleiben, und ohne
Wunder werden wir wohl schwerlich eine Änderung überleben2).«
Aber eben dieses Wunder geschah3). Was man bereits hier und
da in vergangenen Jahren bemerkt hatte, die Kaiserin Elisabeth
erwachte aus ihrer dumpfen Arbeitsscheu und Interesselosigkeit. Es
wird doch wohl das lebhafte Gefühl der von England erlittenen
Kränkung gewesen sein, das sie aufgerüttelt hat. Mit regstem Eifer
begann sie den Staats^eschäften nachzugehen, und führte sie eine
folgenreiche Verfassungsänderung durch. Aus den Inhabern der ober-
sten Hofstellen wurde ein Conseil begründet, der wöchentlich tagte
und in collegialer Berathung alle Fragen von allgemeiner Bedeutung
zu erledigen hatte. Der Gang der Verhandlungen sollte in einem
schriftlichen Protokoll festgehalten und dieses der Kaiserin selbst zur
Beschlussfassung vorgelegt werden.
Damit war die rettende That geschehen: es war für Gleich-
mässigkeit und Ordnung in der Geschäftsführung gesorgt; vor allem
aber: der Wille der Kaiserin war mit einem Schlage zur Macht, zum
ausschlaggebenden Factor in der russischen Politik erhoben. Ihre
Fäden liefen in der Hand Elisabeths zusammen. Esterhasy rühmt
ihre Begabung, er hofft, dass sich ihre Neigung zur Ausübung der
Regierungspflichten um so stärker entwickeln werde, je tiefer sie sich
einarbeite. »Alle Pforten« sah er sich »offen stehen«, um jeden Auf-
trag »mit vieler Wahrscheinlichkeit« erfolgreich auszuführen. Nun-
mehr, nach der unzweideutigen Willenskundgebung der Herrscherin
fielen auch die Rücksichten, welche die beiden Kanzler bisher zurück-
gehalten haben mochten, fort, ihre Osterreich freundliche Gesinnung
offen zu bethätigen. Mit dem Einfluss der Zarin war zugleich auch
der österreichische zum Siege gelangt)
Esterhasy war der grosse Mann am russischen Hofe geworden.
1) Vgl. S. 188. Esterhasy an Maria Theresia. 13. November 1755.
2) Vgl. S. 234. Esterhasy an Zinseudorf. 23. Februar 1756.
3) Vgl. für daa folgende Nr. 90. Esterhasy an Kaunitz. 18. Mai 1756.
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CXXVHI Entstehung der Coalltion gegen Preussen 1755 und 1756.
Auf seinen Rath ging die Reform des Geschäftsbetriebes1) zurück.
Um die Wette eiferten die beiden Kanzler, sich seine Gunst zu be-
wahren. Bestushew erzeigte ihm eine solche Vertraulichkeit, dass der
Gesandte meinte, sicherlich könne dieser mit niemandem sonst im
ganzen Reich eine solche Sprache führen. Woronzow, dessen Ein-
fluss im gleichen Maasse stieg, wie der seines Widerparts sank, war
längst der österreichischen Sache gewonnen und erwies sich als ihr
treuer Förderer. Und auch den Favoriten, den »männlichen Pompadour«
Russlands2), hatte Esterhasy völlig zu sich herüberzuziehen verstanden,
den Mann, der zusammen mit dem Senator Peter Schuwalow Uber
Regen und Sonnenschein am russischen Hofe verfügte3), gegen den
seinem eigenen Geständuiss nach Bestushew nicht aufzukommen ver-
mochte4). Es war von der grössten Wichtigkeit, dass Esterhasy sich
des Rechts versichert hatte, jederzeit auch mit Umgehung der beiden
Kanzler direct mit Iwan, d. h. soviel als unmittelbar mit der Zarin
selbst, zu verhandeln. Er hatte damit seine Autorität im Rathe Elisa-
beths dauernd befestigt. Er besass nunmehr die Macht, allen Gegen-
wirkungen und Intriguen sofort die Spitze abzubrechen. In der That,
er hielt das Spiel in der Hand.
Nicht genug weiss Esterhasy von den wohlthätigen Folgen zu
berichten, die dieser neue Schwung der Regierungsmaschine in Russ-
land zeitigte. Je hofliiungsloser früher sein Urtheil gelautet hatte,
um so bedeutungsvoller ist der gänzliche Wechsel der Ansichten des
erfahrenen Diplomaten, der, selbst erstaunt über die Umwälzung, nur
zögernd und noch misstrauisch sich umstimmen läset5) und ausdrück-
lich seine Meinungsänderung begründet. Und niemals, so schien es
ihm, seien die Geschäfte am russischen Hofe mit grösserer Geschwin-
digkeit und Eifer betrieben worden als eben jetzt unter den Augen
Elisabeths selbst. Die entscheidenden Beschlüsse, über die er am
22. April seiner Herrin berichtete, waren die ersten sichtbaren Folgen
des verhei8sungs vollen Umschwungs. Von jetzt ab ist es ihm zur
Gewissheit geworden, dass die Versprechungen Russlands zur Ver-
wirklichung kommen würden. »Nach aller menschlichen Einsicht
1) Man meinte bisher, Bestushew als den Begründer der neuen Berathungs-
form ansehen zu müssen. Vgl. Martens, Recueil IX, 206.
2) Vgl. Westphalen, Geschichte der Feldzüge dea Herzogs Ferdinand von
Braunsen weig-LUneburg. [Berlin 1859] II, 334.
3) Swarts Urtheil nach Podewils' Bericht an König Friedrich vom 7. August
1756. B. A.
4) Vgl. Williams' Bericht vom 9. Juli 1756 bei v. Raumer, Beiträge II, 346.
5) VgL S. 319 f. Esterhasy an Maria Theresia. 22. April 1756.
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VI. Fortdauer des österreichischen Übergewichte in Russland. CXXIX
scheint an der hiesigen Mitwirkung und wahrem Ernst, wann einmal
hier eine Hoffnung war, nicht gezweifelt werden zu können,« schliesst
er triumphirend seine Depesche vom 22. April. Und gleich darauf
wiederholte er1): »nach aller menschlichen Beurtheilung bezeiget man
hierorts einen wahren Eifer und wirklichen Ernst zu Ausführung des
grossen Vorhabens« : ein ürtheil, das nach dem Stande unserer heu-
tigen Kenntniss durchaus zutreffend ist.
Denn ohne die Antwort des Wiener Hofes auf den Antrag der
Offensivallianz abzuwarten, begann man in Russland mit allem Eifer
umfassende Rüstungen. Am 19. April bereits wurden alle wesentlichen
Anstalten' für die Zusammenziehung der Truppen getroffen2). Bald
darauf erging der Befehl, die Armee auf 140000 Mann zu bringen3).
Ende Mai remontirte man die Cavallerie4). Was noch nie erhört war,
nicht einmal am Charfreitag wurde Ruhe gehalten5). Ungeheure
Kosten wurden unbedenklich auf diese Kriegsvorbereitung verwandt
Ob aber dieser beherrschende Einfluss Habsburgs, dieser Eifer,
auch auf die Dauer vorhalten würde?
Sehr bald schon wurde das neue System des russischen Hofes,
das enge Einvernehmen mit Österreich auf eine schwere Probe ge-
stellt, und glänzend ist sie bestanden worden. Je mehr Mühe und
Geld man bereits für die Mobilmachung des Heeres verwandt hatte,
um so unangenehmer musste der österreichische Antrag erscheinen,
mit Rücksicht auf die noch andauernde Unsicherheit Uber den Erfolg
der französischen Verhandlungen den Angriff bis zum nächsten Früh-
jahr zu verschieben und inzwischen alle Maassnahmen zu unterlassen,
die Preussens Argwohn und vorzeitigen Losbruch veranlassen könnten.
Und noch nach andrer Richtung hin enttäuschte Kaunitz Russlands
Entgegenkommen. Der russische Hof hatte seine vollste Bereitwillig-
keit erklärt, der Verbindung Österreichs und Frankreichs beizutreten.
Sofort waren die russischen Gesandten angewiesen worden, sich mit
den französischen auf vertrauteren Fuss zu stellen. Man entschloss
sich sogar im Mai, nach zwölfjähriger Unterbrechung die diplomati-
schen Beziehungen zu Frankreich wieder aufzunehmen und den Hof-
rath Bechtejew nach Paris zu entsenden, damit Frankreich zu schnelle-
1) Vgl. Nr. 77. Esterhaay an Kaunitz. 27. April 1756.
2) Vgl. Hasslowski, Der siebenjährige Krieg in russischer Darstellung I, 22
[Ubersetzt von Drygalski, Berlin 1888].
3) Vgl. auch WUliams1 Bericht vom 29. Hai 1756 bei v. Räumer, Beitr&go
II, 339.
4) Vgl. Nr. 100. Esterhasy an Kaunitz. 25. Hai 1756.
5) Vgl. 8. 328; dazu Guy Dickens' Bericht bei v. Raumer, Beiträge II, 282 f.
Acten iu Torgaschichta de« 7jährigen Kriegos. i
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cxxx Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
rem Eingehen auf Österreichs Pläne gegen Preussen veranlasst würde
Auch mit diesen Schritten Russlands war Kaunitz, aus einem Grunde,
der sich uns gleich ergeben wird, nicht zufrieden2).
Da muss es als ein Zeichen der festen Begründung des Einflusses
von Esterhasy betrachtet werden, dass der russische Hof ohne Schwan-
ken sofort die Mahnungen Österreichs sich gesagt sein Hess. Zwar
bedauerte man die unnütz aufgewandten Kosten, aber man gestand
zu, ein wenig voreilig vorgegangen zu sein. Ganz wie es Kaunitz
wünschte, stellte man die allzu > scheinbaren« Rüstungen ein, d. h.
man vermied alles, was in Preussen Argwohn erregen konnte, Hess
vor allen Dingen den bedrohlichen Vormarsch der russischen Truppen
gegen die Grenzen hin aufhören. Aber es ist keine Rede davon,
dass nun alle Rüstungen hintangehalten3) und rückgängig gemacht
wurden, vielmehr arbeitete man im geheimen daran, dass die Truppen
marschbereit wären, um gegebenen Falls in sehr kurzer Zeit sich
versammeln zu können. Auch nicht einen Augenblick traten die
Ziele der Offensive gegen Preussen zurück4). Nur die Ausführung
wurde auf das kommende Jahr verschoben. Indem man aber den
Abschluss der französisch-österreichischen Verhandlungen abzuwarten
sich bereit erklärte, blieb dem Grafen Kaunitz eine grosse Verlegen-
heit erspart, in die er gerathen sein würde, wenn Russland jetzt wieder
auf den Vorschlag zurückgekommen wäre, auch ohne Frankreichs
Beihülfe den Kampf gegen Preussen zu beginnen.
Einen vollen Erfolg also hatte Esterhasy zu verzeichnen. Nach wie
vor verharre der russische Hof, schreibt er, »in seiner vorigen guten
Gesinnung, Eifer und Ernst zu Ausführung des grossen Unternehmens*
und werde »nach aller menschlichen Einsicht gegen den König in
Preussen werkthätig operiren6).« Zur Zeit war niemand8) vorhanden,
der sich dieser entschiedenen Richtung der russischen Politik entgegen
zu setzen gewagt hätte. Noch grösser fast war jetzt in Petersburg
der Wunsch nach dem Kriege als in Wien. Mit Verlangen erwartete
man die Antwort Österreichs auf den Vorschlag einer Offensivallianz.
Dass Kaunitz diesen Antrag monatelang unbeantwortet Hess, hat
freilich der englischen Politik die Möglichkeit gegeben, sich wieder
eine Partei am russischen Hofe zu begründen. Den »Absprung«
1) Vgl. Bruckner 324 ff.
2) Vgl. S. 367. 370. Kaunitz an Esterhasy. 22. Mai 1756.
3) Vgl. Lehmann 28 und S. CXXXIVf. 4) Vgl. Naud6, Beiträge I, 74 Anm. 4.
5) Vgl. S. 412. 424. Esterhasy an Kaunitz. 15. und 25. Juni 1756.
6) Esterhasy berichtet auch von Bestushews Zustimmung zu der Verschie-
bung des Angriffs. Vgl. Nr. 111. Esterhasy an Kaunitz. S.Juni 1756.
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VI. Fortdauer des österreichischen Übergewichts in Russland. CXXXI
Russlands von der Seite Englands rückgängig zn machen, durfte
Williams die nngehenersten Geldspenden anbieten1). Persönliche Ver-
ehrungen an den Grosskanzler in ansserordentlicher Höhe2), Voraus-
bezahlung der Subsidien für zwei Jahre wollte England zugestehen,
wenn mir das neue System der russischen Politik verlassen würde und
man sich bereit fände, die Feindschaft gegen Preussen aufzugeben, die
Anwendung des geschlossenen Subsidien Vertrages auf die Verth eidigung
Hannovers gegen Frankreich anzuerkennen. Noch Ende April war
dieser letzte Wunsch rundweg abgeschlagen worden. Auch der Gross-
kanzler hatte ihm keine Fürsprache gewidmet, sei es, dass seine
frühere Hinneigung zu England wirklich erkaltet war'), oder dass er
es endlich aufgegeben hatte, gegen den Strom zu schwimmen. Da
führte ihn im*Juli 1756 seine beleidigte Empfindlichkeit von neuem
auf Englands Seite4).
Elisabeth hatte ihn von den Verhandlungen ausdrücklich aus-
geschlossen5), die der französische Emissär Douglas mit Russland ein-
zuleiten beauftragt war. Wenigstens Esterhasy urtheilt, dass wesent-
lich diese Zurücksetzung Bestushew für die Lockungen England»
empfänglich 'gemacht habe. Der finanziellen Stütze bedurfte nun
einmal dieser verschwenderische Mann. Für 7 Jahre bereits hatte er
sein Gehalt voraus erhoben, ohne deshalb aus den Verlegenheiten zu
kommen. Jetzt verschwand ihm die Aussicht, aus der französischen
Verhandlung Vortheil zu ziehen, und rasch entschlossen wandte er
seine Gunst von neuem Williams zu. Bestushew wurde die Seele
aller Intriguen, mit denen an einem Umschwung der Politik in Peters-
burg gearbeitet wurde.
In geheimem Einverständniss stand er dabei mit dem grossfürst-
lichen Paare Ä). Der Grossfürst Peter, mit seiner alten, fast abgöttischen
Verehrung ftir König Friedrich, dürfte niemals die antipreussische
1) Vgl. Martens, Recueil IX, 207 ff.; v. Räumer, Beitrüge II, 356 ff.
2) Vgl. die wohl Übertriebenen Angaben Esterhasys (S. 482. 496) an Kaunitz.
20. und 27. Juli 1756.
3) Nach Esterhasys Berichten wird man eher diese Ansicht theilen.
4) Vgl. Bericht Williams' vom 9. Juli 1756 bei v. Raumer, Beiträge II, 346 ff.
5) Vgl. S. 469. 482. Esterhasy an Kaunitz. 8. und 20. Juni 1756. Die Dar-
stellung bei Herrmann in den Preuss. Jahrbüchern 47, 558 ff. erfordert vielfache
Berichtigungen, auch in der grundlegenden Behauptung, dass Bestushew sich von
Anfang an wesentlich durch die Rücksicht auf den jungen grossfilrstlichen Hof
habe leiten lassen, da Herrmann zu unbedingt den Berichten des nicht genügend
unterrichteten sächsischen Residenten Prasse gefolgt ist.
£6) Vgl S. 457. 470. Esterhasy an Kaunitz. 6. und 13. Juli 1756. Vgl. auch
v. Raumer, Beiträge II, 347.
i*
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CXXXII Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
Politik Busslands innerlich gebilligt haben. Entscheidender aber war,
dass sich auch seine Gemahlin Katharina entschlossen anf die Seite
Englands stellte1). Finanzielle Bedürftigkeit3) mochte wohl ihre Ge-
neigtheit begründet haben; ausschlaggebend aber scheint der Arg-
wohn gewesen zu sein, den ihr Bestushew durch ihren Günstling
Poniatowski einflössen Hess und Williams bestätigte, dass Osterreich
ihre Ausschliessung von der Thronfolge betreibe3). Kaunitzens Wunsch,
durch Gewinnung auch der Thronfolgerin eine Garantie für die Zu-
kunft zu erhalten, war unerfüllt geblieben4). Bedenklicher als Bestu-
shews Gegnerschaft war für Osterreich die Katharinas. Denn nicht zum
besten stand es mit der Gesundheit der Zarin. Niemand rechnete
auf ein langes Leben Elisabeths. Schon im November 1755 hatte
EsterhaBy berichtet5), dass die Ärzte Wassersucht an ihr vermutheten.
Und merkbar empfand der Gesandte die Folgen einer Erkrankung
auch im Sommer 1756, denn sofort wandten sich aller Augen der
aufgehenden Sonne, der Grossfürstin-Thronfolgerin Katharina zu.
Einen solchen Moment hatte Bestushew Mitte August benutzt, um
doch noch einen Umschwung der Politik herbeizuführen. Österreich
hatte er als unzuverlässig zu verdächtigen gesucht, indem er an das
monatelange Schweigen des Wiener Hofes über den Fortgang der
Verhandlungen mit Frankreich, die hartnäckige Verweigerung jeder
Antwort auf die russischen Offensivanträge aus dem April erinnerte.
Dringend hatte er verlangt, dass man unter solchen Umständen die
glänzenden Anerbietungen Englands nicht von der Hand weisen dürfe.
Und in der That hatten seine Vorstellungen einigen Eindruck nicht
verfehlt. Doch war noch zur rechten Zeit die Nachricht eingelaufen,
dass Bechtejew sich mit der französischen Regierung über die gleich-
zeitige Ernennung der beiderseitigen Gesandten, die officielle Er-
neuerung der jahrelang abgebrochenen diplomatischen Verbindung
geeinigt hatte6). Aber unleugbar lag in dieser Möglichkeit eines
1) Vgl. die Berichte Williams' vom 11. April und 9. Juli 1756 bei v. Räumer,
Beiträge II, 318 f. 347 f. Bilbaasow I, 391 ff. leugnet die prenssischen Sympathien
Katharinas. Ihre Verbindung mit England aber giebt auch er au.
2) Vgl. Bilbaasow I, 403.
3) Vgl. 8.457 (Esterhasy an Kaunitz. 6. Juli 1756) und WilHams' Bericht
vom 9. Juli 1756.
4) Vgl. S. 264. Maria Theresia an Esterhasy. 13. März 1756.
5) Vgl. S. 189. Esterhasy an Maria Theresia. 13. November 1755; ebenso
Williams1 Bericht vom 2. October 1755 bei v Raumer, Beiträgo II, 295.
6) Vgl. S. 511. Esterhasy an Kaunitz. 17. August 1756; auch Williams berich-
tete am 17. August 1756, dass Bestushews Einflues steige. Vgl. v. Baumer, Bei-
träge II, 376.
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VI. Fortdauer dee österreichischen Übergewichts in Russland. CXXXIII
plötzlichen Thronwechsels ein Moment der Unsicherheit für die Pläne
Österreichs, das einzige, das Esterhasy das einzige anch, das Kaunitz
mit einiger Besorgniss erfüllte.
Denn, solange die Zarin am Leben war, hatte Osterreich von den
Umtrieben Bestushews und Katharinas nichts ernstliches zu furchten.
Was Zinzendorf und Esterhasy noch im Februar als ein Unglück für
Österreich beklagt hatten2), sollte ihm jetzt zum Heil ausschlagen.
Bestushew hatte seinen einst allmächtigen Einfluss eingebüsst. Mit
offenem Auge verfolgte Elisabeth seine Intriguen. Sein Anschluss an
die Grossfttrstin mochte schwerlich dazu beitragen, die Neigung der
Kaiserin zu ihrem Kanzler zu erhöhen. Denn eifersüchtig auf ihre
Stellung, hielt sie das grossfürstliche Paar in vollständiger Abhängig-
keit, in einer veritablen »Sklaverei«3). Jedes Wort, jede Handlung
wurde der Kaiserin hinterbracht. Jede Verbindung mit ihm wurde
argwöhnisch beobachtet. Das Wort Nachfolge war ihr verhasst4).
Esterhasy fand sie denn auch vollständig in alle Absichten Bestushews
und Katharinas eingeweiht, als er bei ihr Uber deren Opposition
Klage führte. Lächelnd beruhigte sie den Gesandten. Ohne sie könne
der Grossfürst nichts beginnen, und noch habe sie Mittel genug,
Bestushew im Zaume zu halten6). In der That war des letzteren
Stellung ganz ernstlich erschüttert. Fast wäre es schon im Juli 1756
zur Katastrophe gekommen. Nur ein Fussfall des Favoriten und des
Senators Peter Schuwalow hatten ihn noch einmal gerettet6). Aber
die Bedeutung seiner Feindschaft war erheblich gesunken. Dem Uber-
ragenden Einfluss Esterhasy s, dem entschiedenen Willen Elisabeths
gegenüber vermochte er nicht aufzukommen. Er selbst hat es im
September 1756 dem englischen Gesandten gestanden, zunächst nichts
für ihn thun zu können7).
Der Verlust seines Einflusses war indessen nicht der einzige
Grund, der Bestushew am wirksamen Handeln zu Gunsten Englands
hinderte. Vielmehr wirkte vermuthlich auch die längst an ihm beob-
1) Vgl. z. B. S. 499 f. Esterhasy an Kaunitz. 8. August 1756.
2) VgL 8. C und S. 234. 685. Esterhasy an Ziuaendorf. 23. Februar 1756.
Zinzendorfs Memoire.
3) >La vie que cette Princesse est obligee de mener avec son epoux, et la
contrainte a laquelle on les assujettit tous les deux, ne differe en rien d'un hon-
n8te esclavage.« Finckensteins Generalrelation.
4) Vgl. S. 681 Zinzendorm Memoire und Finckensteins Generalrelation.
5) Vgl. S. 470. Esterhasy an Kaunitz. 13. Juli 1756.
6) Vgl, S.483. Esterhasy an Kaunitz. 20. Joli 1756.
7) Vgl. Williams' Berieht vom 28. September 1756 bei v. Raumer, Beitrüge
II, 399.
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CXXXIV Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
achtete Scheu mit, irgend etwas aufs Spiel zu setzen1). Schon
früher hatte Pezold, der chursächsische Gesandte, gemeint2), Bestu-
shew nähme von beiden Parteien Geld und verspräche der einen, zu
drohen, der anderen, die Drohung nicht auszuführen. In unserem
Falle aber kam zu diesem Wunsche, es mit Niemandem zu verderben,
solange die Entscheidung ausstand, noch ein besonderes Moment hinzu,
das die Unschlüssigkeit des Kanzlers verstärkte.
Bis vor kurzem noch war Bestushew ebenso gut österreichisch,
wie sächsisch und englisch gesinnt und von gleicher Feindschaft gegen
Frankreich wie gegen Preussen erfüllt gewesen3). Insbesondere seine
ungemeine Vorliebe für Sachsen war allbekannt, wie denn der chur-
sächsische Gesandte Funcke3) ihm ein fast unentbehrlicher Berather
geworden war. Die Gesamtheit dieser Gefühle stand in schönster
Harmonie, solange die österreichische Politik mit der Sachsens und
Englands die gleichen Bahnen verfolgte; sie wich aber einem unaus-
gleichbaren Gegensatz4) in dem Augenblick, als Bestushew zwischen
der Freundschaft mit England oder mit Österreich wählen, seine Er-
bitterung gegen Preussen aus Rücksicht auf England niederkämpfen,
die Feindschaft gegen Frankreich aus derselben Rücksicht aufrecht-
erhalten sollte, während doch die Verbindung mit dem Hofe von Ver-
sailles ein wichtiges Moment der Sicherheit für Sachsen bildete. Es
kann nicht überraschen, dass bei einem solchen Widerstreit annähernd
gleich starker Empfindungen keine die Oberhand über die andere
errang, und dass Bestushew selbst unsicher, rathlos, energielos
wurde.
Die Haltung Russlands gegen England hat denn auch im Sommer
1756 durch Bestushews Intriguen keine Veränderung erlitten. Die
wieder und wieder angebotenen englischen Subsidien schlug man
standhaft aus, das Anerbieten, zwischen Russland und Preussen zu
vermitteln, wurde »platterdings« verworfen, der Vorschlag, eine neue
Convention zum Schutze Hannovers zu schliessen, abgelehnt5). Die
Feindschaft gegen Preussen behielt die Herrschaft Russland trieb
sogar nach wie vor den Wiener Hof zum Kriege an. Eine russische
Note vom 19. Juli alten Stils6) besagte, von neuem sei der gesamten
Kriegs- und Seemacht Russlands der geheime Befehl zugefertigt worden,
1) Vgl. S. 511. Eaterhasy an Kaunits. 17. August 1756.
2) Vgl. den Bericht vom 12. April 1745 bei Herrmann V, 90.
3) Vgl. S. C und 683, Zinzendorfs Memoire.
4) Vgl. S. 648 f. Maria Theresia an Esterhasy. 9. Januar 1757.
5) Vgl. S. 483. 494. Esterhasy an Kaunitz. 20. und 27. Juli 1756.
0) Vgl. Nr. 193a; auch S. 499. Esterbasy an Kaunitz. 3. August 1756.
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VI. Fortdauer des österreichischen Übergewichts in RusBland. CXXXV
rieh bereit zu halten, um noch in diesem Jahre etwas unternehmen
zu können.
Nach allem hat Esterhasy die Lage sicherlich richtig beurtheilt,
wenn er aller GegenbemUhnngen Bestnshews angeachtet mit Zuver-
sicht auf Rnsslands Sündhaftigkeit zu rechnen fortfuhr. Gleich seinem
ersten Bericht über Bestushews Umtriebe fllgte er bei: einer grossen
Gefahr setze sich der Kanzler aus. »Unterdessen stehen hier die
Sachen auf dem guten alten Fuss1).« »Mit einer Wahrscheinlichkeit,«
meinte er am 27. Juli, »ist nicht zu vermuthen,« dass das englische
Anerbieten »hier mehr einigen ingressum finden werde2).« Selbst
Bestushews Abneigung gegen Frankreich, hoffte er, werde sich binnen
kurzem »zum Ziele legen,« da sie ihm nichts fruchte. »Ohngeachtet
Bestushews Abneigung für das neue systema stehen unsere Geschäfte
hier gleichwohlen auf einem guten Fuss3).« Auch nach Bestushews
Versuch aus der Mitte August 1756, die Krankheit Elisabeths fUr
seine Pläne auszunutzen, blieb er dabei4), »nach aller menschlichen
Einsicht sei nicht wohl zu vermuthen, « dass Russland sich von Öster-
reich und Frankreich trenne. »Solchem nach habe auch ich noch
alle gute Hoffnung, dass I. K. K. M. . . . Absicht ich bei hiesigem Hof
in die rechten Wege leiten könne, wann nur bald in Stand ge-
setzet wttrde,« die seit dem April ruhenden Verhandlungen zu Emde
zu führen. »Alle Umstände wohl erwogen,« heisst es in dem Bericht
vom 26. August5), »ist nicht zu vermuthen, dass Bestushew mit seinen
Iutriguen hier jemalen aufkomme, folglichen auch die russische
Kaiserin von ihrer einmal genommenen grossmüthigen EntSchliessung
nicht wieder abwendig machen könne. « Man hatte beschlossen, einige
Infanterieregimenter mit Pelzwerk auszustatten, um eventuell noch im
Winter Preussen angreifen zu können. Deshalb »dürfte England sein
Geld wohl umsonst ausgegeben haben, zumalen aller menschlichen
Einsicht nach die russische Kaiserin bei ihrer standhaften Resolution
unveränderlich verbleiben, sofort Ew. K. K. M. von hier gleichwohlen
eine ziemliche ausgiebige Diversion zu hoffen haben werde,« falls der
Krieg ausbräche.
So sicher fühlte er sich Russlands, dass er noch Ende August
kein Wort von dem österreichischen Subsidienangebot aus dem März
1) Vgl. S. 457. Esterhasy an Kaunitz. 6. Juli 1756.
2) Vgl. S. 494. Esterhasy an Kaunitz. 27. Juli 1756.
3) Vgl. S. 499. Esterhasy an Kaunitz. 3. August 1756.
4) Vgl. S. 511 f. Esterhasy an Kaunitz. 17. August 1756.
5) Vgl. S. 558 an Maria Theresia.
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CXXXVI Die Entstehung der Coalition gegen PreuBsen 1755 und 1756.
verrathen hatte. Zuerst am 7. September1) äusserte er Bedenken
flir die Zukunft. Zwar verharre die Kaiserin »ungeachtet aller eng-
lischen Intriguen und fast unbeschränkter Offerten c nach wie vor
standhaft bei ihrem ersten Entschluss, aber England lasse nichts
unversucht, »den hiesigen Hof auf Irrwege zu verleiten.« Auch
Bestushew und die grossfurstliche Familie hätten die englischen An-
erbietungen »noch immerhin nicht völlig fallen lassen machen.« Da
sich auch die »geheime Negociation« mit Frankreich »so gar lang
hinausziehet, so kann man in die Länge fast für nichts stehen.«
Vom folgenden Tage indessen datirt bereits der Erlass aus Wien, der
ihm den glücklichen Ausgang der französischen Verhandlungen mit-
theilte2).
Man sieht: Esterhasy hat bisher an der Zuverlässigkeit Russlands
keinen Zweifel gehabt Hat aber Graf Kaunitz diese Zuversicht ge-
theilt?
In den Erlassen an Starhemberg hat Kaunitz mehrfach die lebhaf-
testen Besorgnisse Uber einen Abfall Russlands zu England geäussert
Da aber mit Sicherheit nachgewiesen werden kann, dass diese Nach-
richten Uber Russland in Frankreich dazu verwandt werden sollten,
die Geneigtheit zur Erfüllung der Wttnsche Österreichs zu erhöhen,
dass es die Absicht des Kanzlers war, einen unmittelbaren Verkehr
der Höfe von Versailles und Petersburg zu verhindern, dass Kaunitz
gewisse, angeblich belastende Thatsachen erdichtete, durch die er
auf Frankreich wirken Hess, endlich, dass im Gegensatz zu den nach
Frankreich abgehenden Erlassen diejenigen an Esterhasy keine An-
zeichen irgend welcher Befürchtungen enthalten, so kann es keinem
Zweifel unterworfen sein, dass Kaunitz sich in Wahrheit Russlands
sicher gefühlt und jene Befürchtungen nur vorgegeben hat, um Frank-
reich zu schnellerer Nachgiebigkeit gegen seine Forderungen anzu-
spornen3).
Die Erfolge dieser Tactik blieben nicht aus. Insbesondere durch
die Vorstellungen, die Starhemberg entsprechend dem Befehl vom
11. August 17564) machte, wurden die beiden Wttnsche Österreichs
erfüllt*): Frankreich verzichtete auf jedes selbständige Vorgehen in
der Verhandlung mit Russland und versprach, Subsidien für den
dortigen Hof zu zahlen. Soweit ging Frankreichs Nachgiebigkeit,
1) Vgl. S. 573. Esterhasy an Maria Theresia.
2) Vgl. Nr. 200. Kaunitz an Esterhasy. 8. September 1756.
3) Vgl. den eingehenderen Nachweis im Excurs S. CLXXV ff.
4) Vgl. S. 506 f. Maria Theresia an Starhemberg.
5) Vgl. S. 566 f. Starhemberg an Kaunitz. 29. August 1756.
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VI. Fortdauer des österreichischen Übergewichts in Bussland. CXXXVII
dass man dem Wiener Hofe nicht nnr die Führung der Verhandlangen
über den Subsidien vertrag, sondern selbst die Ansetznng der fran-
zösischer Seits zn entrichtenden Geldsummen ttberliess. Die Wahrung
des französischen Staatsinteresses in dieser Frage wnrde nicht dem
eigenen Vertreter in Petersburg, sondern dem Österreicher anvertraut.
Das System des Grafen Kaunitz war in der Hauptsache fertig, fast
nur noch des formellen Abschlusses in Frankreich und Russland be-
durfte es, als der prenssische Einmarsch in Sachsen die politische
Lage mit einem Schlage durchgreifend veränderte.
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vn.
Österreichs Politik seit der preussischen Schilderhebung
bis zum Abschluss der Offensivallianzen mit Frankreich
und Bnssland.
Die fremden Gesandten in Wien haben übereinstimmend geurtheilt,
dass Kaunitz im Juni und Juli 1756 einen preussischen Angriff ge-
wünscht habe1). Doch dürfte man dieser Ansicht nicht ohne Ein-
schränkung beitreten.
Je aussichtsvoller sich die Verhandlung mit Russland und Frank-
reich gestaltete, um so grösser wurde Österreichs Interesse, rechtzeitig
sich auch militärisch für den grossen Waffengang vorzubereiten. Die
Eröffnung des Feldzuges erforderte die vorherige Augmentirung der
Armee auf den Kriegsfuss, sowie die Zusammenziehung der weit
zerstreuten Truppen auch aus den entfernteren Kronländern. Sollte
man beide Maassnahmen bis zum kommenden Frühjahr aufschieben,
so wurde kostbare Zeit verloren. Aber auch für die diplomatischen
Verhandlungen versprach sich Kaunitz2) durch eine in die Augen
fallende starke militärische Aufstellung in Böhmen eine günstige Rück-
wirkung. Sonst, meinte er, werde es sehr schwer halten, Sachsen und
andere deutsche Staaten zum Anschluss an die Liga gegen Preussen
zu ermuthigen. So weit indessen waren doch auch zu Anfang Juli
1756 die Unterhandlungen Uber eine Offensivallianz wenigstens mit
dem Hofe von Versailles noch nicht gediehen, um seiner Unterstützung
selbst in dem Fall ganz gewiss zu sein, dass Österreich durch den
freiwilligen Beginn der Rüstung offen das Odium des Friedensbruches
auf sich lüde. Nichts willkommeneres also konnte dem österreichi-
1) Aubeterres, Reiths, Flemmings Berichte vgl. bei Ranke 219 ff. Klinggräffen
schrieb am 14. Juli 1756: »La politique d'ici est de vouloir ötre attaqu6 pour ae
trouver dans le cas dallianco avec ßes alliäs.« B. Ä.
2) Vgl. S. 489. Maria Theresia an Starhemberg. 24. Juli 1756.
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VII. Österreichs Politik seit der preußischen Schilderhebung etc. cxxxlx
sehen Kanzler geschehen, als König Friedrich ihm durch seine Juni-'
rtistungen den ersehnten Vorwand schuf. Denn jetzt durfte Kaunitz
die eigenen Maassnahinen als defensive vor der Welt hinstellen1); griff
Preussen wirklich an, so traten sowohl in Frankreich als Kussland
sofort die Verpflichtungen der Defensivverträge in Geltung2). In voll-
ster Offenheit und weitem Maassstabe wurde alsbald die österreichische
Armee mobilisirt Den zweiten grossen Dienst leiste ihm Friedrich
jetzt, triumphirte Kaunitz3). Die diplomatische Vorbereitung des
grossen Zerstörungsplanes war durch die Westminsterconvention, die
militärische jetzt durch die preussische Rüstung ermöglicht4). Aller-
dings hing dieses Urtheil des Kanzlers von der Voraussetzung ab,
dass Preussen »nicht allzu geschwind zu Werke gehen dürfte5).«
Denn einen »sehr empfindlichen Streich«, das verhehlte man sich
nicht, würde der König der Kaiserin beibringen, »wenn er noch vor
Versammlung der österreichischen Armee mit dem grössten Theil seiner
Macht einen Einfall in Böhmen unternehmete 6). « 6—8 7) Wochen
also zum mindesten galt es zu gewinnen. Auch deshalb also rüstete
man in Österreich so stark und offenkundig, um dem Gegner »vieles
Nachdenken zu verursachen, ihn von einem zu frühen Angriff zurück-
zuhalten.«
Diese Berechnung des österreichischen Kanzlers hat König Frie-
drich durchkreuzt, als er durch seine Anfragen Uber den Zweck der
Itüstungen, seine Forderung, ihn durch eine unzweideutige Erklärung
für dieses und das folgende Jahr vor einem Angriff zu beruhigen,
mit Absicht die Lösung der Krisis heraufführte. Maria Theresia musste
sich entscheiden, ob sie die ihr erwünschte Fortführung ihrer Rüstun-
gen mit der Gefahr eines sofortigen preussischen Angriffs erkaufen
wollte. Sie entschloss sich in der That, den Kampf auch in diesem
unbequemen Zeitpunkt aufzunehmen, in der Erwartung, dass es sich
schlimmsten Falles nur um einen einzigen unglücklichen Feldzug in
diesem HerbBt, also nur um einen vorübergehenden Nachtheil handeln
1) Vgl auch Beer, H. Z. 27, 367.
2} Vgl. S. 467. Kaunitz an Esterhasy. 10. Juli 1756.
3) Vgl. S. 474. Kaunitz an EBterhasy. 17. Juli 1756.
4) Dass man in Wien gern den Vorwand aufgriff, beweist auch noch die
weitere Thatsache, dass man trotz der beruhigenden Nachrichten Pueblas aus
dem Anfang JnU die eifrige Rüstung nicht unterbrach. Vgl. Naude, Beitrüge I, 43.
5] VgL Naude, Beitrüge I, 40 ff. Dass von diesem Gesichtspunkt aus auch
einzelne militärische Maassnahmen bedingt waren, wird unten gezeigt werden.
Vgl. S. CLXVUL
6) VgL S. 488. Maria Theresia an Starhemberg. 24. Juli 1756.
7) Vgl. S. 474. Kaunitz an Esterhasy. 17. Juli 1756.
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CXL Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 175«.
könne. Deswegen verfolgte die Antwort des Wiener Hofes auf die
preussischen Anfragen die Absicht, sich die Beendigung der begonne-
nen Rüstungen vorzubehalten, dem König aber die gewünschte Be-
ruhigung nicht zu geben und ihn, falls er das Schwert zöge, zum
Friedensbrecher zu stempeln1). Erst jetzt, Mitte August, machte man
sich ernstlich auf einen ganz nahen Krieg gefasst. Es ist deutlich: nicht
sowohl der Angriff selbst als sein Zeitpunkt kam dem österreichischen
Kanzler ungelegen. Sofort aber machte er sich daran, den größt-
möglichen Vortheil aus der veränderten Lage zu ziehen, die der Ein-
marsch der Preussen in Sachsen schuf. Eine eigenthümliche Wirkung
übte sowohl die nahe Aussicht als die Thatsache des preussischen
Angriffs auf die Beziehungen Österreichs und Frankreichs zu einander
ans. War bisher Osterreich der drängende, Frankreich der zögernde
Theil gewesen, so drehte sich dieses Verhältniss jetzt mit einem
Schlage um.
Mit grösster Ungeduld drängte man am französischen Hofe auf
den schleunigen Abschluss der Allianz. Die Furcht, Osterreich möchte
mit Berufung auf die Defensivverträge die Verhandlungen über das
Offensivbündniss gegen Preussen fallen lassen, die Besorgniss, ohne
Erwerbung der Niederlande Österreich activen Beistand gegen Preussen
leiBten zu müssen, bestimmten die französische Haltung. Schon am
29. August spricht Starhemberg, — also noch ehe der Einmarsch
der Preussen in Sachsen erfolgt war, — es in voller Schärfe aus2),
die überraschende Nachgiebigkeit Frankreichs finde in diesem Arg-
wohn gegen Österreichs etwaige Absicht, sich mit dem Defensiv-
vertrag von Versailles zu begnügen, ihren Grund. Fast klingt es,
als ob Starhemberg selbst diesen Verdacht getheilt habe. Warnend
redet er einer sofortigen Abfassung der Präliminarien das Wort.
Man solle diese Besorgniss Frankreichs ohne Zeitverlust benutzen.
Jetzt könne man auf ein ganz besonders weites Entgegenkommen
rechnen. Kaunitz dürfe sich nicht der trügerischen Hoffnung hingeben,
etwa ohne die Abtretung der Niederlande irgend etwas von Frankreich
zu erreichen. Ohne dieses Äquivalent werde man dort niemals die Er-
oberung Schlesiens, niemals auch die weitere Zerstückelung Preussens
zugeben, selbst die Verpflichtungen des Defensivvertrages nur mit
äusserster Zurückhaltung erfüllen.
Schon regten sich die alten Gegner der österreichischen Allianz.
Argenson vor allem behauptete, dass der Wiener Hof den baldigen
1) Vgl. S. 545 f. 553 ff. Ilaria Theresia und Kaunitz an Esterhasy. 22. August
1756. 2) Vgl. S. 568 f. Starhemberg an Kaunitt. 29. August 1756.
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VII. Österreichs Politik seit der preassischen Schilderhebung etc. CXL1
Abschluss des geheimen Vertrages garnicht wünsche. Schon neigte
sich auch der stets schwankende Rouille dieser Ansicht zn. Starhem-
berg bittet dringend, diesen Verdacht nicht durch Zögern zu nähren
Und ähnlich ist der Ton in seinen folgenden Berichten. Sofort habe
sich Frankreich bereit erklärt, das vertragsmässige Hülfscorps von
24000 Mann der Kaiserin zur beliebigen Verfügung zu überlassen.
Man verhehlte nicht, zu noch weit grösseren Bewilligungen bereit zu
sein, alle Wünsche Österreichs erfüllen zu wollen, aber immer nur
unter der einzigen Bedingung, dass der geheime Vertrag mit dem
Wiener Hofe schnell abgeschlossen würde. Immer critischer wurde
die Lage, je länger das verdächtige Schweigen von Kaunitz anhielt.
Alles setze Osterreich aufs Spiel, wenn es noch länger warte, versicherte
Rouille; auch Bends sah sein ganzes Werk und seine Stellung ge-
fährdet, wenn man sich nicht schleunigst am Kaiserhofe entscheide2).
Endlich am 5. October 1756 musste Starhemberg voller Unmuth über
einen jähen Wechsel der französischen Politik berichten. Die bereits
so gut wie zugesagte Entsendung des französischen Hülfscorps nach
Böhmen wurde abgelehnt, jede weitere Verhandlung aufgeschoben,
bis man sich über die Absicht Österreichs vergewissert habe, ob es
den geheimen Vertrag mit Frankreich im Ernste abzuschliessen ge-
denke oder nicht.
Man darf kaum im Zweifel sein, dass wesentlich der hochgestie-
gene Argwohn gegen die geheimen Ziele der österreichischen Politik
diesen Umschwung hervorgerufen hat. Die Entscheidung hatte Belleisle
gegeben. Zwar meinte Starhemberg später3), der Marschall sei von
Anfang an gegen den Marsch nach Böhmen gewesen. Aber von einer so
entschlossenen Gegnerschaft hatte der Gesandte früher nichts bemerkt,
im Gegentheil Belleisles Bemühungen um die Bereithaltung einer voll-
zähligen Mannschaft für jenes Corps4) erwähnt. Auch wäre Belleisles
Rathschlag kaum zum Beschluss erhoben worden, wenn nicht das
wachsende Misstrauen alle leitenden Persönlichkeiten beherrscht hätte.
Belleisle selbst hegte, obwohl er es möglichst zu verbergen trachtete,
Argwohn gegen Osterreich6). Das Ziel der französischen Politik blieb
das gleiche; es galt den Wiener Hof zu ungesäumter Entschliessung
zu zwingen. Nur die Tactik änderte man; an Stelle einer ungemein
1) Vgl. S. 579 f. Starhemberg an Kaunitz. 9. September 1756.
2) Vgl. S. 602. Starhemberg an Kaunitz. 29. September 1756.
3) Vgl. S. 606 Anm. 2. Starhemberg an Kaunitz. 2. November 1756.
4) Vgl. S. 578. Starhemberg an Kaunitz. 9. September 1756.
5) Vgl. S. 606. Starhemberg an Kaunitz. 5. October 1756.
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CXLIT Die Entstehung der Coalition gegen Preisen 1755 und 1756.
weitgehenden Nachgiebigkeit begann man sich spröde, abwartend zu
verhalten.
Unleugbar hat sich Kaunitz durch seine auffällige Zögerungs-
politik in Frankreich eine günstige Stimmung verscherzt, von der man
wohl zweifeln kann, ob er sie jemals später wieder in gleicher Weise
angetroffen hat. Am 28. August 1756 hatte er die entscheidende
Depesche Starhembergs erhalten, am 10. October erst erging die öster-
reichische Antwort, die Starhemberg ermächtigte, die bestehenden Diffe-
renzen Uusserstcn Falls in französischem Sinne zu begleichen1): zu
spät, um Frankreichs Entschlnss rückgängig machen zu können.
Kaunitz selbst hat verschiedene Gründe für diese Verzögerung
vorgebracht, den Mangel an Zeit seit dem preussischen Friedensbruch,
den Wunsch, eine so wichtige Angelegenheit nicht zu übereilen, aber
doch auch die Noth wendigkeit, dass die preussische Unternehmung
erst in ein helles Licht gesetzt werde2). Ähnlich erklärte er auch in
einem Schreiben an Starhemberg8), nicht früher mit Russland ab-
schliessen zu können, bevor nicht entschieden sei, ob König Fried-
rich noch im laufenden Jahre die Feindseligkeiten eröffnen werde
oder nicht.
An den Zeitmangel zu glauben, wird man sich schwerlich ent-
schliessen wollen. Es^wäre eine grenzenlose Leichtfertigkeit gewescu,
wenn Kaunitz trotz der gehäuften Arbeit seit Beginn des Krieges nicht
die Zeit gefunden hätte, um Frankreich bei seiner für Österreich so
vortheilhaften Gesinnung zu erhalten. Dazu kommt, dass die Zeit
sehr wohl zugereicht hat, um verschiedene andere Erlasse an Star-
hemberg zu befördern, die nur eben nicht den Abschluss des geheimen
Vertrages" ermöglichten.
Auch den Wunsch, vor Übereilung sich zu hüten, wird man nicht
wohl als das entscheidende Motiv anerkennen können. Viel zu gross
waren die Zugeständnisse Frankreichs, viel zu oft waren die geblie-
benen Differenzpunkte berath schlagt worden, als dass man Uber den
einzunehmenden Standpunkt wirklich 6 Wochen lang hätte nachdenken
müssen. Vielmehr wird es gerechtfertigt sein, im Anschluss an den
letzten der von Kaunitz angegebenen Gründe hinter der Verzögerung
eine wohldurchdachte Absicht zu vermuthen4). Die Franzosen dürften
in der That den Nagel auf den Kopf getroffen haben, als sie bei dem
1) Vgl. S. 611. Maria Theresia an Starhemberg. 10. October 1756.
2) Vgl. S. 571. Kaunitz an Starhemberg. 2. September 1756.
3) Vgl. S. 553. 22. August 1756.
4) Ich sage mit Absicht »vermuthen<. Denn ein sicherer Beweis ist nach
dem mir bekannten archivalischen Material nicht zu "erbringen.
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VII. Österreichs Politik seit der preussischen Schilderhebiing etc. cxuil
Wiener Hofe jetzt den Wunsch nicht mehr voraussetzten, auch nach
der Schilderhebung durch Preussen noch ohne Säumen den geheimen
Vertrag ahzuschliessen. Wir sahen, schon in der Beantwortung der
Anfragen König Friedrichs über den Zweck der österreichischen Rüs-
tungen spielte die Berechnung auf den casus fiederis des Versaillcr
Defensivvertrages eine wesentliche Rolle. Seine Erfüllung in Frank-
reich und Russland zu sichern, säumte Kaunitz keine Secunde1), so-
bald er von dem Einmarsch der Preussen in Sachsen erfahren hatte.
Wiederholt hat ferner der österreichische Kanzler in diesen Wochen
seine Siegeszuversicht geäussert, wenn nur Russland seine Verspre-
chungen erfülle, Frankreich das pflichtmässige Hülfscorps sende und
einige Reiohsftirsten ihre Truppen dem Wiener Hofe zur Verfügung
stellten2). All das aber war von dem Abschluss des geheimen Trac-
tats durchaus nicht abhängig. Nehmen wir noch das eigene Geständ-
niss von Kaunitz hinzu, dass sich in der That aus dem Beginn der
Feindseligkeiten durch Preussen für Österreich die »nicht unwahr-
scheinliche Hoffnung« ergab, auch ohne Opfer an Land zu dem er-
wünschten Siegespreis zu gelangen3), so werden wir einen Versuch
deB Kanzlers, noch in letzter Stunde die Abtretung der Niederlande
zu vermeiden, ohne sich der Mitwirkung Frankreichs an dem Ent-
scheidungskauipf gegen Preussen zu begeben, für nichts weniger als
unwahrscheinlich halten. Erfüllte doch in einem wesentlichen Punkte
der Defensivv ertrag sogar weit vollständiger die Wünsche von Kaunitz,
als es das geplante Oftensivbündniss nach dem bisherigen Verlauf
der Verhandlungen erwarten Hess: die active Betheiligung Frank-
reichs am Kriege gegen Preussen war gesichert. Man versprach sich
den grössten Gewinn von der Vereinigung der französischen H Ulfs-
truppen mit den eigenen in Böhmen. Denn nicht nur den Vortheil
der militärischen Verstärkung wusste man zu schätzen, sondern fast
mehr noch den grossen moralischen Eindruck, den diese Gemeinschaft
der Truppen auf alle Welt ausüben würde4).
Ist diese Vermuthung richtig, so hätte die französische Diplomatie
einen nicht unerheblichen Sieg über die Staatskunst des Grafen Kaunitz
davon getragen. Die Ausdehnung des französischen directen und in-
1) Vgl. 8. 571. Kaunitz an Starhemberg. 2. September 1756.
2) Vgl. S. 54». 577. Kaunitz an Esterhasy. 22. August und 8. September 1756.
3) Vgl. S. 615. Maria Theresia an Starhemberg. 10. October 1756. Ähnlich
betonte auch Starhemberg bereits am 20. August 1756, dass Frankreich den Ab-
schluss des geheimen Vertrages vielleicht noch mehr als Österreich wünsche.
Vgl. S. 513.
4) Vgl. S. 590 f. Maria Theresia an Starhemberg. 19. September 1756.
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CXLIV Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
directen Einflusses über die österreichischen Niederlande war ja der
einzige Gewinn, den Frankreich aus dem politischen Systemwechsel
wenigstens für die Zukunft einmal erhoffen durfte. Sollte man jetzt
auf diesen Gewinn verzichten und ohne weiteres die bereits in dem
Defensi wertrage zugesicherten 24 000 Mann nach Böhmen sehicken?
Frankreich bat diese Selbstentsagung nicht geübt, vielmehr den Wiener
Hof gezwungen, endlich die ruhenden Verhandlungen über den Offen-
siwertrag und damit zugleich über die Abtretung der Niederlande
wieder aufzunehmen1).
Wenn nun auch Kaunitz vor der unbeugsamen Festigkeit des
französischen Hofes einen Schritt zurück zu thun sich entsohliessen
musste, wollte er doch keineswegs den Vortheil aufgeben, den ihm der
Eintritt des casus foederis in Versailles gewährte. Er beharrte darauf,
dass Frankreich vorweg den Defensivvertrag durch die Entsendung
des Httlfscorps von 24000 Mann erfülle; sorgfältig suchte er jede
Vermischung dieser Forderung mit den Bestimmungen des vorbereiteten
Offensiv Vertrages zu vermeiden3). Blieb dabei auch der Verlust der
Niederlande unvermeidlich, so errang Kaunitz doch wenigstens Frank-
reichs active Mitwirkung an den militärischen Operationen, vor der
es bisher beharrlich zurückgescheut war. Freilich täuschte er sich
in der Berechnung, dass die steigende Unruhe über die geheimen
Pläne Österreichs in Paris die Nachgiebigkeit befördern werde.
Noch nach einer anderen Richtung suchte Kaunitz aus dem
preussiBchen Friedensbruch Capital zu schlagen. Noch hatte sich
Frankreich, wie Starhemberg am 20. August berichtete, für eine for-
melle Zustimmung zu einer Zerstückelung Preussens auch über Schle-
sien und Glatz hinaus nicht bereit finden lassen. Dagegen war einmal
in einem Memoire, dessen Annahme Starhemberg verweigert hatte, so-
viel zugestanden worden, dass Frankreich die gewünschte förmliche
Erlaubniss geben werde, falls Preussen die Feindseligkeiten eröffnen
sollte3). Auf dieses längst Uberholte Stadium der Verhandlungen griff
man zu Wien nunmehr in dem Auftrage an Starhemberg zurück,
mit dem französischen Hof zu verabreden, welche Staaten an dem
Zerstörungswerke Theil nehmen sollten <). Auch am 10. October machte
Kaunitz noch einen letzten vergeblichen Versuch, das umstrittene Ver-
sprechen zu erhalten, ermächtigte jedoch den Gesandten, äussersten
1) Vgl. Nr. 217. Maria Theresia an Starhemberg. 10. October 1756.
2) Vgl. S. 555 Antn. 2. (Kaunitz an Starhemberg. 23. August 1756) und S. 609.
Maria Theresia an Starhemberg. 10. October 1756.
3) Vgl. S. 513. Starhemberg an Kaunita. 20. August 1756.
4) Vgl. S. 598. Maria Theresia an Starhemberg. 27. September 1756.
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VII. Österreichs Politik seit der prenss. Schilderhebung etc. CXLV
Falles sich mit der bereits vereinbarten stillschweigenden nnd in-
directen Znstiinmnng zu begnügen.
In die gleiche Zeit, wie die besprochenen Vorgänge, fallen anch
die ersten deutlicheren1) Versuche, Frankreich an einem Angriffe auf
Hannover zu verhindern2). Auf den ersten Blick könnte es scheinen,
als ob der Wunsch Kaunitzens, England von jeglicher Hülfeleistung
an Preussen zurückzuhalten, nicht durchgreifender hätte erfüllt werden
können als durch den Einmarsch französischer Truppen in Hannover.
Aber er fürchtete die Erregung der gesamten protestantischen Reichs-
fürsten, er besorgte, Frankreichs Streitkräfte würden in diesem Kampfe
so beschäftigt sein, dass Österreich auf keine thatkräftige Hülfe mehr
rechnen dürfte. Auch hatte der Kanzler die Entscheidung über Krieg
oder Frieden mit dem Augenblick verloren, da Hannover und Eng-
land in den österreichisch-preussischen Streit hereingezogen wurden.
Gelang es dagegen, die beiden im Gang befindlichen Kriege von
einander getrennt zu halten, so bedeutete das für Österreich einen
dreifachen Vortheil: die gesamte continentale Macht Frankreichs
stand dem Wiener Hofe im Nothfalle zur Verfügung. Er behielt
die Leitung der Ereignisse in der Hand, wenn Frankreich lediglich
als Htilfsmacht an dem Kriege gegen Preussen theilnahm. Endlich,
Österreich verdarb es nicht mit dem alten Alliirten, was man be-
greiflicherweise nach Möglichkeit zu vermeiden suchte.
Deshalb ging der Wunsch von Kaunitz dahin, Frankreich solle,
ohne einen Angriff auf Hannover auszuführen, an den Grenzen eine
starke Beobacbtungsarmee bereit halten; auch so wurde Preussen völlig
isolirt. Wie einseitig österreichisch dieser Standpunkt war, springt
in die Augen. Nichts ist begreiflicher, als dass Frankreich seine Be-
theiligung am Kriege zu einer gleichzeitigen Schädigung seines Haupt-
gegners, Englands, verwerthen wollte. Nach Österreichs Absicht aber
sollte alles vor dem einen grossen Ziele, dem Kampfe gegen Preussen,
zurückstehen.
Dem gleichen Zwecke dienten die ernsthaften Bemühungen des
Kanzlers um eine Neutralitätsconvention mit dem Churfürsten von
Hannover gegen die Verpflichtung, Preussen nicht zu unterstützen. Hielt
sich aber Hannover vom Kriege fern, so war auch die Hülfeleistung
jedes anderen Staates an Preussen so gut wie ausgeschlossen. Auf-
fallen mag, dass Frankreich in der That die Neutralität zugestehen
1) Der Gedanke tritt bereits früh hervor. Vgl. S. 288. 486. 591. Maria
Theresia an Starheinberg. 27. März, 24. Juli, 19. September 1756.
2) Vgl. fttr das folgende v. Arneth V, 72 ff.
Acten zur Vorgeschichte des 7jfchrig«n Krieg«*
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CXLVI Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
wollte, falls es freien Durchzug für seine Truppen gegen Preussen
erhielte. Auch in diesem letzten Differenzpunkt Frankreich zur Nach-
giebigkeit zu bestimmen, war Kaunitz eifrigst, wenn auch vergeblich,
bemüht, als England selbst den Plan zum Scheitern brachte. In der
Thronrede an das britische Parlament vom 17. Februar 1757 nahm
König Georg, von Pitt berathen, unzweideutig für Preussen Partei.
Seitdem schleppten sich die Neutralitätsverhandlungen ohne grosse
Aussichten noch eine Zeit lang dahin.
Schon zum zweiten Male während der englisch-französischen Streitig-
keiten spielte die Neutralisirung Hannovers eine bedeutsame Rolle.
Preussen hatte in der Westminsterconvention die Neutralität verbürgt,
in der Hoffnung, sich dadurch selbst den Frieden zu erhalten. Öster-
reichs leitender Gesichtspunkt im Gegentheil war, nur um so mehr
die Offensive gegen Preussen zu sichern. Die Convention von West-
minster hatte die Lösung der französisch-prenssischen Allianz veran-
lasst Starhemberg hatte den Franzosen wieder und wieder vor-
gehalten, dass die Verbindung Preussens mit England die mit
Frankreich zwecklos mache. Wie sicher musste sich Kaunitz bereits
des neuen Verbündeten fühlen, wenn er ihm nunmehr die Zustimmung
zu einer ähnlichen Neutralitätsconvention zuzumuthen wagte; als ob
die Nutzlosigkeit der österreichischen Allianz für Frankreich in seinem
Kampfe gegen England jetzt nicht genau so deutlich hervorgetreten
wäre, wie entsprechend früher die des preussischen Bündnisses bei der
Convention von Westminster.
Die Frage der hannoverschen Neutralität spielte auch in die Ver-
handlungen hinein, die über den Feldzugsplan für 1757 zwischen dem
französischen Unterhändler d'Estrees und der Wiener Regierung statt-
fanden. Äusserst bezeichnend für Kaunitz sind die Gegensätze, die
sich hier ergaben. Er bestand auf der Verwendung eines französischen
Heeres direct gegen Preussen und zwar entweder in unmittelbarem
Anschluss an das böhmische Heer Österreichs oder doch wenigstens
in Gestalt einer Cooperation in Sachsen, wohin die Franzosen durch
Schwaben und das Voigtland vordringen sollten. Frankreich dagegen
behielt den Angriff auf Hannover im Auge. Gewaltige Heeresmassen
wollte man aufbieten, um in den preussischen Rheinlanden, dann
gegen Hannover und in letzter Linie gegen die Festung Magdeburg
zu manövriren. Die Sendung aber französischer Truppen in die öster-
reichischen Erblande oder durch das Voigtland nach Sachsen schlug
man zunächst ab.
Als dann Frankreich endlich, wenngleich widerstrebend, sich bereit
erklärte, ein Corps von 24000 Mann bei Erfurt mit einer österreichischen
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VII. Österreichs Politik seit der preuss. Schilderhebung etc. CXLV11
Armee zu vereinigen, verzichtete Kaunitz seltsamerweise darauf, von
diesem Zugeständniss Gebrauch zu machen. Jetzt mit einem Male
gedachte man daran, welch unbequeme und anspruchsvolle Gäste die
Franzosen im österreichischen Lager sein könnten. Es blieb bei dem
ursprünglichen Vorschlage Frankreichs. Nur am Niederrhein, wurde
verabredet, sollte ein starkes französisches Heer vorgehen, gegen Wesel
zunächst, weiter, falls Hannover sich zur Neutralität bequeme, gegen
Magdeburg. Nicht als Hulfsmacht Österreichs, sondern in voller Selbst-
ständigkeit trat Frankreich in den Krieg. Der Kampf gegen England —
denn wahrscheinlich war das Zustandekommen der hannoverschen Neu-
tralität nicht — blieb auf dem Programm der französischen Politik.
Die Ziele der Kaunitz'schen Politik seit der preussischen Waffen-
erhebung sind also, hinsichtlich Frankreichs, zum grösseren Theile un-
erreicht geblieben. Der Versuch, sich mit dem Defensivvertrage zu
begnügen, die Vereinigung französischer Truppen mit den österreichi-
schen in den Erbländern, die völlige Scheidung des englisch-französi-
schen und österreichisch-preussischen Krieges, die Beschränkung Frank-
reichs auf die Rolle einer Hulfsmacht des Wiener Hofes ausschliesslich
gegen Preussen blieben unerfüllte Wünsche. Immerhin darf darin,
dass Frankreich in diesen Punkten den eigenen Willen behauptete,
ein Erfolg der französischen Politik erblickt werden. Unendlich viel
grössere freilich bedeutete trotz allem die Offensivallianz, die endlich
am 1. Mai 1757 unterzeichnet wurde, für Österreich.
Alles wesentliche seiner Forderungen hatte Kaunitz erreicht: die
active Betheiligung Frankreichs am Kriege gegen Preussen, die Zu-
stimmung zur völligen Vernichtung dieses Gegners, die Abhängigkeit
aller österreichischen Gegenversprechungen von der vollständigen Aus-
führung des grossen Unternehmens. Eines glänzenden Erfolges also
durfte sich der österreichische Kanzler rühmen. Die grössten sofortigen
Vortheile hatte er sich gesichert. Frankreich aber erhielt nur die An-
wartschaft auf einige niederländische Städte, darunter allerdings auch
die Häfen Ostende und Nieuwport. Gewiss ein Fortschritt gegen das,
was Österreich früher angeboten hatte *), und ein nicht zu verachtender
Gewinn; aber ein Gewinn, den ein Ludwig XIV. auch ohne die gewal-
tigen Opfer an Geld, auch ohne die Preisgabe der Allianz mit Preussen
mit kühnem Griff sich hätte verschaffen können; ein Gewinn zumal, der
für die augenblicklich dringendste Angelegenheit, den nationalen Kampf
gegen England, nur einen geringen, greifbaren Vortheil bedeutete2).
1) Vgl. S. LXXV. cxvni.
2) Die provisorische Besetzung Ostendes and Nieawports dureh die Fran-
zosen machte freilich eine Landung der Engländer daselust unmöglich.
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CXLVIII Die Entstehung der Coalition gegen Preu88en 1755 nnd 1756.
Gewiss hatte die Hoffnung, den Kampf gegen den britischen Erb-
feind mit concentrirter Kraft führen zu können, die französische Politik
geleitet, und sicherlich lag hierin ein grosser und berechtigter Ge-
danke1). Wie sehr aber hatte sich doch Frankreich in das Schlepptau
Österreichs nehmen lassen und der alleinigen Rücksicht auf England
vergessen. Nichts spricht hier deutlicher als ein Vergleich dessen,
was man Ende 1755 mit Österreich zu vereinbaren im Begriff stand3),
mit dem am 1. Mai 1757 wirklich geschlossenen Vertrag. Damals
war Frankreich der Neutralität des Wiener Hofes versichert. Die Ver-
bindung mit Preussen war vorbehalten. Der Angriff auf Hannover
stand den Franzosen ebenso frei, wie der Vertragsentwurf es den Eng-
ländern völlig unmöglich machte, die Österreichischen Niederlande
zum Stützpunkte continentaler Offensivunternehmungen gegen Frank-
reich zu wählen. Mehr als die Neutralität Österreichs gewann auch
jetzt der Versailler Hof nicht. Viel grössere Sicherheit gegen England,
als die frühere Modalität geboten hätte, gab die provisorische Ein-
räumung von Ostende und Nieuwport auch nicht Und ungeheuer
schwer wiegt dagegen die neue kostspielige Feindschaft gegen einen
so werthvollen Alliirten, wie Preussen sein konnte.
Wie aber vollends stand Frankreich da, wenn die geplante Ver-
nichtung Preussens nicht oder auch nur nicht in dem vorgesehenen Um-
fang gelang? Denn ausdrücklich bestimmte der Vertrag, auch die
weitere Zerstückelung Preussens Uber Schlesien und Glatz hinaus müsse
glücklich beendet sein, bevor die Niederlande in den Besitz Don
Philipps und Frankreichs gelangen sollten. Wie unsicher war gerade
durch die Aufnahme dieser Bestimmung, auf der Maria Theresia gar-
nicht einmal zu beharren gewillt gewesen war, alles geworden, was
Frankreich für sich erhoffen konnte. Schlug das Unternehmen auch
nur zum Theil fehl, so hatte Frankreich die ungeheuren Opfer an
Mannschaft und Geld ohne den geringsten eigenen Nutzen allein im
Interesse Österreichs dargebracht.
Indem Maria Theresia aber Frankreich an dem Risico der ganzen
Unternehmung Theil zu nehmen zwang, verminderte sie die Gefahr
erneuten Länder Verlustes für ihren Staat. Und glückte der Schlag,
so gab sie nur eine entlegene Provinz auf, die gegen einen französi-
schen Angriff zu vertheidigen sie sich nicht stark genug gefühlt hätte.
Dafür aber erhielt das Centrum Österreichs durch Schlesien, Glatz und
Crossen eine machtvolle Verstärkung. Diese Vergrösserung des Kaiser-
staates im Verein mit der Vernichtung Preussens hätte die Hege-
1) Vgl. Koser II, 40 f. 2) Vgl. 8. LXXXIII.
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VII. Österreichs Politik seit der preuss. Schilderhebung etc. CXLIX
monie Habsburgs und zugleich des catholischen Bekenntnisses im
Reich wiederhergestellt. Die jahrhundertelange Verkümmerung Öster-
reichs wäre mit einem Schlage rückgängig gemacht worden. Fraglich
bleibt aber, ob Kaunitz nicht dieselben oder gar noch grössere Zuge-
ständnisse von Frankreich erlangt hätte, wenn er ohne Zögern zum
Abschluss der Offensivallianz schon im September 1756 die Hand ge-
boten hätte. 24000 Franzosen als II Ulfscorps in Böhmen waren im
Grundsatz bereits zugestanden, ebenso die Aufstellung einer Beobach-
tungsannee gegen Hannover. Starhemberg hatte ausdrücklich berichtet,
wie bereit man zu den grössten Bewilligungen wäre, wenn sich nur
die Kaiserin zu schleunigem Abschluss des geheimen Vertrages ent-
schlösse. Ob man unter solchen Umständen nicht auch schon im
September die förmliche Zustimmung zur weiteren Schwächung
Preussens hätte durchsetzen können? Mir scheint, die grösseren Er-
folge hatte Kaunitz vor dem Beginn des Krieges zu verzeichnen.
Seine Politik in der folgenden Zeit litt unter der Grösse der Ziele,
die sie sich stellte. Einst hatte er gewarnt, nicht allzu blind und ein-
seitig nur auf das eigene Interesse zu sehen. Dem »allzu grossen
Diensteifer« und »unzeitigen Versuch, noch etwas abzudingen«1), war
er jetzt selbst verfallen.
Einen ähnlichen Charakter zeigt die österreichische Politik Russ-
land gegenüber seit der preussischen Waffenerhebung. Schon seit
dem Frühjahr war Russland der treibende, Osterreich der zögernde
Theil gewesen. Zunächst hatte die Unfertigkeit der diplomatischen
Verhandlung mit Frankreich eine solche Tactik empfohlen. Dass
Kaunitz indessen auch nach den unerwartet hohen Zugeständnissen
des französischen Hofes, von denen Starhemberg am 20. und 29. August
berichtete2), noch 2y2 Monate wartete, ehe er endlich die russischen
Vorschläge über eine Offensivallianz aus dem April beantwortete 3), ist
nicht mehr aus Rücksicht auf Frankreich zu erklären. Von jetzt ab
überwiegt die uns bereits bekannte Absicht, Russland als unselbst-
ständige Subsidienmacht in den Dienst Österreichs zu stellen.
Kaunitz wünschte keine Offensivallianz zu schliessen, die Russ-
land einen Länderzuwachs verschafft hätte. Dass aber die Hoffnung
auf den Erwerb Curlands und Semgallens3) das Grundmotiv für die
grosse Bereitwilligkeit des russischen Hofes zur Theilnahme an dem
Kriege gegen Preussen war, dass nur aus diesem Gesichtspunkt auch
der Vorschlag der Offensivallianz zu verstehen sei, den Esterhasy am
1) Vgl. S. 151. 280. Vortrag vom 28. August 1755; Denkschrift vom 27. März
1756. 2) Vgl. S. CXX ff. 3) Vgl. S. CVIII f.
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CL Die Entstehung der Coalition gegen Preusaen 1755 und 1756.
22. April 1756 an Maria Theresia ttbersandt hatte, war die ebenso
unerschütterliche wie unbegründete Ansicht des Kanzlers. Und so
stark war seine Voreingenommenheit, dass er lange Zeit ganlicht
einmal Versuche wagte, um den Petersburger Hof auf andere Wege
zu leiten, trotzdem Esterhasy am 15. Juni ausdrücklich berichtet hatte '),
der russische Hof brenne durchaus nicht auf diese Eroberungen.
Vielmehr plante Kaunitz, wie wir sahen2), die russische Unter-
stützung lediglich auf Grund des Defensiwertrages von 1746 in An-
spruch zu nehmen, den er durch eine Vorauszahlung der vertrags-
mässig erst später fälligen Summen mundgerechter zu machen suchte.
Deshalb ist schon in dem ursprünglichen Plane keine Gebiets-
erweiterung Russlands vorgesehen, deshalb bleiben die russischen
Anträge aus dem April unbeantwortet, deshalb endlich lässt er Frank-
reichs Befürchtungen wegen eines Abfalles Russlands von der guten
Sache in der geschilderten Lebhaftigkeit8) erregen, um den französi-
schen Hof zur Auszahlung von Subsidien an Russland durch öster-
reichische Vermittlung zu bewegen.
Natürlich förderte den Kanzler in diesen Bemühungen die Eröff-
nung des Krieges durch Preussen aufs beste. Bevor nicht entschieden
sei, ob König Friedrich angreifen werde, könne er die Offensivanträge
Russlands nicht beantworten, hatte Kaunitz schon am 22. August be-
kannt, zugleich auch Esterhasy im Voraus angewiesen, im Fall eines
preussischen Friedensbruches sofort den casus foederis von 1746 gel-
tend zu machen. Und nur um so leichter konnte er diesen Stand-
punkt wahren, als wirklich der Einmarsch Friedrichs in Sachsen er-
folgte und Frankreich in geradezu staunenswerther Nachgiebigkeit
die Vollmacht für den Subsidienvertrag mit RusBland, zu dem es selber
sich bereit erklärte, in die Hände des österreichischen Kanzlers legte.
Gelang es jetzt ungesäumt, auf Grund der Verpflichtungen des alten
Defensivvertrages die russische Armee ins Feld zu bringen, so durfte
Kaunitz hoffen, sich die schon im Hinblick auf die zu erwartende
Opposition Frankreichs4) peinliche Beantwortung der russischen Offen-
sivanträge, die Stellungnahme zu den Eroberungsabsichten des russi-
schen Hofes zu ersparen.
Also die Anerkennung des casus foederis von 1746 sollte den
einzigen Gegenstand der Verhandlungen bilden, die Esterhasy nach
dem Bruch zwischen Preussen und Österreich zu führen ermächtigt
wurde. Naturgemäss aber wurde diese Absicht unausführbar, sobald
1) Vgl. S. 412. 2) Vgl. S. CTO. 3) Vgl. S. CXXXVI. CLXXV ff.
4) Vgl. S. 528. Starhemberg an Kaunitz. 20. August 1756.
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VII. Österreichs Politik seit der prenss. Scbilderhebung etc. cli
man in Petersburg von dem wahren Stand der österreichisch- franzö-
sischen Verhandlungen erfuhr. Deshalb blieb Kaunitz dabei, seinen
russischen Alliirten Ober den Fortgang der Verhandlungen im unklaren
zu lassen. Er nimmt sich viel Zeit, bis er Esterhasy von den Uber
Erwarten grossen Zugeständnissen Frankreichs in Kenntniss setzt,
über die Starhemberg am 20. August berichtete. Am 2. September
ergeht die dürftige Mittheilung nach Russland, aus Paris seien »ziem-
lich gute« Nachrichten eingelaufen1]. Er wartet noch den folgenden
Bericht Starherubergs vom 29. August ab, bevor er Esterhasy an-
zeigt, dass »sehr vergnügliche Nachrichten« eingelangt seien, wenn-
gleich ein Abschluss der Verhandlungen mit dem Versailler Hofe noch
immer nicht erfolgt sei2). Das ist alles, was Esterhasy und die
Kaiserin Elisabeth vorläufig wissen dürfen. In Wahrheit wäre ja
nunmehr der formelle Schluss mit Frankreich wie mit Russland ein
leichtes gewesen. Deshalb eben betonte Kaunitz nicht das grosse,
das bereits erreicht war, sondern das wenige, was in Frankreich noch
zu thun erübrigte.
Esterhasy mag wohl den Grund für die Politik Österreichs, statt
der Offensivallianz nur einen Subsidientraetat zu schliessen, nicht ver-
standen haben, da er zu wissen meinte3), dass keineswegs die Hoff-
nung auf Landerwerb das ausschlaggebende Moment für die russische
Politik war. Wenigstens drangt er in seinen Berichten den Kanzler
unaufhörlich, doch endlich die russischen Vorschläge aus dem April
zu beantworten. Es ist ein eigenthümliches Schauspiel, wie Osterreich
so dringend seine Millionen an Russland loszuwerden bemüht ist, und
wie dieser Staat mit der sonst stets offenen Hand sich beharrlich und
energisch weigert, die Anerbietungen anzunehmen. Noch nie, heisst
es in Esterhasys Bericht vom 7. September4), habe die russische Re-
gierung »auch nur von weitem« den Wunsch nach österreichischen
oder französischen Subsidien angedeutet. Auf den Abschluss der
Offensivallianz komme es ihr an. »Nur von weitem nichts« habe man
ihm von den zwei Millionen gesagt, die Kaunitz antrage. Dringend
stellt er wieder am 17. September5) die Nothwendigkeit vor, die
Offensivvorschläge zur Basis der Verhandlung zu machen. Als gänz-
lich überflüssig bezeichnet er am 28. September6) jedes Geldangebot.
1) Vgl. S. 576 Anm. 2
2) Vgl. S. 576. Kaunitz an Esterhasy 8. September 1756.
3) Vgl. S. 412. Esterhasy an Kaunitz. 15. Juni 1756.
4) Vgl. 8. 574. Esterhasy an Kaunitz. 7. September 1756.
5) Vgl- S. 589. 6) Vgl. S. 598 f.
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CLI1 Die Entstehung der Coalition gegen Preuusen 1755 und 1756.
Nie sei bisher von einem Vorschusa die Rede gewesen, geschweige
denn von Subsidien.
Dem wiederholten »nachdrücklichen Befehl,« einen Subsidien-
tractat zu Stande zu bringen, wagt er endlich nicht mehr zu wider-
stehen. Vertraulich bespricht er sich mit den beiden Kanzlern. Aber
sie rathen dringend ab, die Geldanträge der Kaiserin vorzulegen.
Woronzow getraut sich gar nicht einmal, vor ihr diese Frage zu be-
rühren. Bestushew besteht darauf, dass Osterreich auf die Offensiv-
anträge Russlands antworte. Es liege ja jetzt kein Hinderniss mehr
vor, nachdem die Verhandlung mit Frankreich zur Richtigkeit gelangt
sei. Und wieder musste Esterhasy am 5. October berichten1), fran-
zösische Subsidien wünsche Rnssland nicht. Aber dringend verlangten
beide Kanzler endlich zu wissen, »worin denn die geheimen Abmachun-
gen Österreichs mit Frankreich bestünden.« Sie stellten nochmals die
Notwendigkeit vor, endlich die Offensivallianz abzuschließen.
Ernstlich hält Esterhasy die russisch -österreichische Allianz am
12. October2) für gefährdet, wenn Kaunitz diese beiden Wünsche
Russlands nicht erfülle. Als er die Weisung aus Wien erhielt : »alle-
zeit bleibe so viel festgestellt,« dass ein Subsidienvertrag mit Russ-
land abgeschlossen werde, musste er diesen Vorschlag wohl oder übel
dem Kanzler unterbreiten. Aber beide wagten nicht, vor der Zarin
von »Subsidien« zu sprechen, so gehässig sei ihr dies Wort. Billig
müsse man sich wandern, Hess sich Bestushew vernehmen, dass
Kaunitz von seinem ersten Antrage abzugehen und auf einen Sub-
sidienvertrag zu bestehen scheine. In allem habe man ja Österreichs
Wünsche erfüllt, ganz nach dessen Willen die Truppen vorrücken und
wieder Halt machen lassen, die englischen Geldangebote standhaft ab-
geschlagen. Nie habe man Subsidien von Wien verlangt. »Warum
also,« setzte der Kanzler hinzu, »ist denn Ihr Hof von seinem ersten
Antrag abgegangen und auf einen Subsidientractat verfallen, und
warum zögert man denn so lang, durch eine Convention sich Rnss-
land verbindlich zu machen?« Man wolle keine Gelder; man sei
ganz zufrieden, Preussen zu demüthigen und selbst vielleicht eine
Erwerbung an Land zu machen. Die Politik Österreichs erwecke
»Speculation und Nachdenken genug« allenthalben in Russland. Sogar
die Kaiserin begreife sie nicht.
Esterhasy lehnt jede Verantwortung für die üblen Folgen ab,
wenn man in Wien noch länger zögere, Russland über die französische
Verhandlung aufzuklären und die Offensivanträge aus dem April zu
1) Vgl. S. 608. 2) Vgl. S. 619.
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VII. Österreichs Politik seit der preuss. Schilderhebung etc. CLIII
beantworten. Von Tag zn Tage wurde seine Lage peinlicher. In die
grüsste Verlegenheit gerieth er1), als der französische Vertreter Donglas
officiell am russischen Hofe mittheilte, dass der Abschlnss zwischen
Frankreich nnd Österreich nnr noch von dem Wiener Hofe abhinge.
Wie sollte es Esterhasy da rechtfertigen, dass er noch immer nichts
Uber den Stand dieser Verhandlungen vorbringen konnte? Bitter
empfand Elisabeth die geheimnissvolle und zurückhaltende Art Maria
Theresias als Zeichen eines unberechtigten Misstrauens. Allerwegen
nahm in den einflussreichen Kreisen Husslands der Unwille und Arg-
wohn gegen Österreich in besorgnisserregender Weise zu. Jedes
weitere Zögern, stellte Esterhasy am 2. November2) vor, setze ihn in
die äusserste Verlegenheit. Absolut verwarf man jeden Subsidien-
vorschlag, unerschütterlich beharrte der russische Hof auf dem Ab-
schlnss einer Offensivallianz. Was er denn mit den ihm Ubersandten
100000 Speciesducaten anfangen Bolle, verlangte der Gesandte zu
wissen8), da man nun einmal in Petersburg sich darauf versteife,
kein Geld anzunehmen, sondern die Convention ahzuschliessen.
Diese Unbeugsamkeit Russlands, die Gefahr, alle hier errungenen
Vortheile aufs Spiel zu setzen, die aus den immer bedrohlicher und
dringender lautenden Berichten Esterhasys hervorleuchtete, führten
endlich die Entscheidung herbei. Der Gesandte wurde ermächtigt4),
eine Offensivallianz abzuschliessen , äussersten Falls auch — in ge-
sonderten Declarationen — die Bereitwilligkeit Österreichs znr Unter-
stützung der russischen Wünsche auf Gurland und Semgallen zuzu-
gestehen. Die neue Allianz sollte den Defensiwertrag von 1746 zu
ihrer Grundlage nehmen, indessen die damals festgesetzte gegenseitige
Hülfeleistung von 60000 auf 80—100000 Mann gegen Geldzahlung
erhöhen.
Nur mit äusserstem Widerstreben bequemte sich Kaunitz zu diesen
Vorschlägen. Esterhasy sollte nochmals das möglichste versuchen,
um den Verzicht Russlands auf die Eroberungen oder aber wenigstens
auf die Geldzahlungen durchzusetzen. Bestand die Zarin auf dem
Erwerb Curlands, so sollte sie diesen Krieg als in ihrem Interesse zum
mindesten auf eigene Kosten fuhren; ein unwiderleglicher Beweis, dass
man in Wahrheit die Finanzkraft Russlands nicht so niedrig einschätzte,
als man sich den Anschein gab6). Trat aber Elisabeth von ihren
1) Vgl. S. 620 Anm. 1. Esterhasy an Katroita. 19. October 1756.
2) Vgl. S. 631.
3) Vgl. S. 619. Anm. 8. Esterhasy an Kaunitz. 26. October 1756.
4) Vgl. S. 632 ff, 13. November 1756.
5) Vgl. 8. 508 f. Kannita an Starhemberg. 12. August 1756.
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CLIV Die Entstehung der Coalition gegen Prensaen 1755 und 1756.
Absiebten auf Landgewinn zurück, so durfte Esternasy sehr beträchtliche
Sabsidien anbieten. 3 Millionen jährlich wollte man zahlen, obwohl
der Defensivvertrag den Wiener Hof nur zu einer einmaligen Abgabe
von 2 Millionen verpflichtete. Doch wollte Kaunitz schlimmsten Falles
die Zahlung dieser letzteren Summe nebst der Einverleibung Curlauds
und Semgallens in Kussland als Bedingungen hinnehmen.
Entschloss sich der Kanzler demnach so widerwillig, seinen bis-
herigen Standpunkt zu verlassen, so versuchte er wenigstens aus dem
Übel noch einen möglichst grossen Gewinn fiir Österreich zu ziehen.
Das Uerzogthum Preussen, das zur Entschädigung für das abzutre-
tende Curland und Semgallen dem polnischen Staate überlassen werden
sollte, wurde zur Begründung einer österreichischen Secundogenitur
unter Wahrung des polnischen Lehnsverbandes für den Erzherzog Carl
in Aussicht genommen. Es ist, als ob man sich in Wien selbst der
Maasslosigkeit dieses Planes erst bewusst wurde, als man ihn an
Esternasy mittheilte. Denn immer grössere Vorsichtsmaassregeln wur-
den dem Gesandten in dieser Uberaus heiklen Angelegenheit vorge-
schrieben1). Zuerst hatte Esterhasy eine schriftliche oder auch nur
mündliche Zusage Elisabeths erwirken sollen. Dann änderte man die
Instruction dahin ab, dass der Graf nur bei sich bietender Gelegen-
heit und nur als seinen Privatgedanken der Zarin die Absicht Öster-
reichs eröffnen dürfe. Und noch ängstlicher mahnte Kaunitz zur Vor-
sicht: nur ganz von weitem wünsche er den russischen Hof in dieser
Frage zu sondiren.
Die Idee im ganzen trägt einen so abenteuerlichen Charakter,
dass man sich nur schwer einreden kann, Kaunitz habe im Ernst
einen solchen Gedanken für ausführbar gehalten. Konnte Russland
es mit gleichgiltigen Augen mitansehen, wenn, wie einst in den Tagen
Wallenstedts, auch jetzt wieder Habsburg an der Ostsee Fuss zu fassen
sich anstrengte? Und wie war vollends Frankreichs Zustimmung je
zu erwarten? Nur mit grosser Mühe hatte Kaunitz die Bedenken
Frankreichs Uberwunden, durch die Mithülfe an der Vernichtung
Preussens den Einfluss des Kaiserstaates im Reich zu neuem Ansehen
zu erheben. Und jetzt sollte es sich mit einer so erheblichen Ver-
stärkung der habsburgischen Stellung befreunden, wie sie die Be-
gründung einer Österreichischen Secundogenitur in Ostpreussen mit
sich brachte? Deshalb gedachte Kaunitz denn auch den französischen
Hof erst nach vollzogener Execution an Preussen mit den weiteren
Wünschen zu Uberrumpeln. Er stellte damit die Festigkeit der jungen
1) Vgl. S. 636 ff. 640 Anm. 3.
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VII. Österreichs Politik seit der preass. Schilderhebung etc. clv
Allianz auf eine harte Probe und beschwor Conflicte ernstester Art
herauf.
Es wäre yon Interesse zu wissen, ob der preussische Plan erst
neu in Kaunitz erstand, als er sich gezwungen glaubte, Russland die
Erwerbung Curlands zu verstatten, oder ob der Kanzler damit nur
einen seit lange vorbedachten Anlauf nahm. Für die letztere An-
nahme könnte sprechen, dass bereits im Juni 1756 Ostpreussen unter
den zu vertheilenden Beutestücken genannt ist1) und die Absicht noch
im Februar 1757 nicht aufgegeben war2), obwohl Esterhasy bereits
Uber den voraussichtlichen Verzicht Russlands auf die Erwerbungen
berichtet hatte3). Andrer Seits lässt die mehrfache Modification des
Antrages doch darauf schliessen, dass der Gedanke noch wenig aus-
gereift war.
Nur eine Episode kann man diesen Anschlag auf Ostpreussen
nennen. Maria Theresia erneuerte den Auftrag an Esterhasy nicht4),
als dieser es nicht gewagt hatte, ohne nochmalige ausdrückliche An-
weisung das österreichische Begehren vorzubringen6). Und vollends
verschwand der weitaussehende Plan, als Esterhasy seine früheren
Voraussagen wahr machte und fast mühelos den Verzicht Russlands
auf alle Eroberungspolitik erlangte6). So gross war die Bereitwillig-
keit und der Kriegseifer am Petersburger Hofe, dass Esterhasy jähr-
lich nur die Zahlung von zwei statt von drei Millionen, zu deren
Bewilligung er ermächtigt war, an Snbsidien zu gewährleisten brauchte.
Der formelle Abschluss der russisch-österreichischen Offensivallianz
erfolgte daraufhin am 19. Mai 1757, nachdem Russland am 11. Januar
dem Versailler Defensivvertrage beigetreten war7).
Noch weit überwiegendere Vortheile als mit der französischen
hatte Kaunitz mit der russischen Allianz erzielt. Der Einsatz Öster-
reichs war ein verschwindender. Es verpflichtete sich zu einem Sub-
sidienquantum, das nach Esterhasys frohlockendem Urtheil die im
1) Vgl. S. CXVII. 405. Maria Theresia an Starhemberg. 9. Juni 1756.
2) Maria Theresia beauftragte Starhemberg am 21. Februar 1757, dem Prin-
zen Carl ein inständiges und proportionirtes Äquivalent an Land und Leuten
auf KoBten des Königs in Preussen zu verschaffen. Hierzu durften sich nun
künftighin verschiedene Mittel und Wege ergeben. Denn sollte der Vorschlug
wegen der preussischen Lande . . . dereinstens in das Werk zu setzen sein, so
könnte derselbe auf des Prinzen Gari Lbd. gerichtet und ehender für ihn als fUr
einen Unserer Söhne durchgesetzt . . . werden.« 3) Vgl. S. 645 f.
4) Vgl. S. 653. Maria Theresia an Esterhasy. 9. Januar 1757.
5) Vgl. S. 644. Esterhasy an Kaunitz. 7. December 1756.
6) Vgl. S. 654 f. Esterhasy an Maria Theresia. 9. Februar 1757.
7) Vgl. S. 666 Anm. 3.
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CLVI Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
Defensivvertrage von 1746 festgestellte Summe knapp erreichte1), zu-
dem im Grunde von Frankreich getragen wurde. Dafür stellte Russ-
land ohne vertragsmässige Anwartschaft auf eigenen Gewinn seine
gesamten verfügbaren Streitkräfte in den Dienst Habsburgs. Dass
aber der Absehluss sich auffallend lauge hingezogen hatte, wurde
hier, fast mehr noch als in Frankreich, nur durch Kaunitz selbst ver-
schuldet, der in folgerichtiger, aber Uberfeiner Politik Russen wie
Franzosen jetzt, da Österreich nicht mehr Angreifer zu werden brauchte,
am liebsten lediglich kraft der älteren Defensivbundnisse vor seinen
Streitwagen gespannt hätte.
1) Der ältere Vertrag verpflichtete Österreich zur Unterhaltung des russi-
schen Hüifscorps auf eigene Kosten. Vgl. S. 668 f. Esterhaay an Kaunitz.
23. Mai 1757.
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Excurs 1.
Der Beginn der Kttstungen Österreichs.
Die bitteren Erfahrungen der beiden schlesischen Kriege und des
Erbfolgestreites hatten die Kaiserin von der Notwendigkeit über-
zeugt, durch eine starke Erhöhung des Friedensfusses des Heeres
ihren Staat vor neuen Angriffsgelüsten sicher zu stellen. So hatte sie
sich nach dem Aachener Friedensschluss das Programm gesetzt, ihre
erbländische Truppenmacht auf die Minimalstärke von 110000 Mann
zu bringen1). Die lebhaften aber vergeblichen Anstrengungen, die
in dem Kaiserstaate während der folgenden Jahre zur Erreichung
dieses Zieles aufgewandt wurden, hat Lehmann anschaulich beschrieben.
Noch im Juni 1756 war man nach ihm weit entfernt, auch nur diese
bescheiden gesteckte Aufgabe erreicht, geschweige denn die nöthigen
Vorbereitungen für einen Offensivkrieg schon begonnen zu haben. Er
glaubt, die damalige militärische Lage mit den Worten schildern zu
dürfen: »nichts gemahnte in der österreichischen Armee an einen dem-
nächst bevorstehenden Krieg2).«
Nun hatte sich aber seit dem Frühjahr und Sommer 1755 die
politische Lage bedrohlich zugespitzt. Wir sahen, dass man in Wien
mit Bestimmtheit darauf rechnete, von Frankreich angegriffen zu wer-
den, dass man in der steten Besorgniss vor einem Anfall seitens
Preu8sens sich bereits entschlossen hatte, die Niederlande schutzlos
einem fanzösischen Einmarsch preiszugeben, nur um nicht durch Ent-
sendung von erbländischen Truppen dorthin die gegen Preussen ver-
fügbare Macht zu vermindern3). Dazu kommt noch, dass die Kaiserin
im August 1755 bereits für das kommende Frühjahr einen Angriff auf
König Friedrich in Aussicht nahm und die vorbereitenden diplomati-
schen Verbandlungen seit dem Februar und März 1756 mit erneutem
Nachdruck betrieb. Gleichermaassen also verlangten die Sicherung
1) Vgl. Lehmann 8. 2) Vgl. Lehmann 37. 3) Vgl. S. LXX. LXXIII.
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C'LVIII Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
des Staates vor feindlichem Überfall und der für das Jahr 1756 ge-
plante Offensivkrieg gebieterisch seit dem Frühjahr und Sommer 1755
die angestrengteste Thätigkeit fllr das Heer. Lehmanns Anschauung
leidet an einem vollendeten inneren Widerspruch, da auch er ja die
Angriffspläne Maria Theresias zugiebt1). Wir lesen denn auch im
Erlass an Esterhasy vom 9. September 17552) ihre unzweideutige
Aussage: »Wir haben den vorläufigen Schluss gefasst, keine Truppen
nach den Niederlanden abzusenden, sondern Unsere hiesige Kriegs-
macht beisammen und in bereitfertigem Stand zu halten.« Ob man
nun die dahin zielenden militärischen Maassnahmen als Rüstung be-
zeichnen oder, wie Lehmann mit Entschiedenheit gethan hat, ihnen
diesen Namen verweigern will, ist ein Streit lediglich um Worte.
Ausschlaggebend kann allein die Frage nach dem Zweck der ge-
troffenen Vorkehrungen sein. Dass dieser aber in der Vorbereitung
des Staates für einen Defensiv- und sogar für einen Offensivkrieg
bestand, ist aus den Zeitumständen nicht minder, wie aus der That-
sache, dass die diplomatische Verhandlung einer Reihe militärischer
Maassnahmen parallel geht, mit völliger Sicherheit zu erkennen.
Maria Theresia hat es einmal mit gutem Recht als den bedeut-
samsten Unterschied ihres Staates von dem ihres grossen Feindes be-
zeichnet3), dass Österreich so weit von der »forthinnigen Kriegsbereit-
schaft Preussens« entfernt sei. Im Gegensatz zu Preussen war der
Friedens- und Kriegsstand der österreichischen Armee ein wesentlich
verschiedener. Selbst die etatsmässige Friedensstärke aber bestand
nur auf dem Papier, und vollends machte es der Mangel eines Baar-
vorraths unmöglich, ohne weitläufige Vorbereitungen eine Mobilmachung
durchzuführen.
So erforderte denn die Vorbereitung eines Krieges in Osterreich
eine doppelte Reihe von militärischen Maassregeln. Es galt zunächst
einmal, die Armee auf den Friedensstand zu complettiren, die Festungen
in Stand zu setzen, die nöthigen finanziellen Vorkehrungen zur Be-
friedigung der ausserordentlichen Geldbedürfnisse während des Krieges
zu treffen. Ich fasse der Deutlichkeit wegen diese Kategorien von
Maassnahmen als »Kriegsvorbereitung« zusammen. Erst nach ihrer
Vollendung beginnt dann die »Rüstung im engeren Sinne«, die in der
1) Vgl. Lehmann 85.
2) Vgl. S. 166. Nach Bericht Reiths vom 27. Juni 1755 äusserte Kaunitz:
»Wir haben obwohl geheime, doch wirksame Maassregeln ergriffen und alles so
vorbereitet, dass wir, (im Fall es nöthig ist,) ohne Verlust eines Tages ins Feld
rücken können.« Vgl. v. Raumer, Beiträge II, 289.
3) Vgl. Arohiv für österreichische Geschichte 47, 333.
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Excurs 1. Der Beginn der Rüstungen Österreichs. CLIX
Augmentirung des Heeres auf den Kriegsstand und in der Zusammen-
ziehung der Truppen *) besteht. Die erste Periode reicht in unserem
Fall bis in den Juni 1756; nach vereinzelten früheren Rttstungsanord-
nungen beginnt die zweite Periode in den Tagen vom 5.-7. Juli 1756.
I. Die Kriegsvorbereitung.
Die Complettirung der Armee auf den Friedensstand war natur-
gemäße das erste und wichtigste Erforderniss. Frühere Versuche der
Regierung, dieses Ziel zu erreichen, indem man den Ständen lediglich
Geldzahlungen auferlegte, die Recrutenanwerbung aber in eigene Regie
übernahm, waren gescheitert2) Auch die Rückkehr zu dem alten
System der Recrutenstellung in natura durch die Stände hatte den
gewünschten Erfolg nicht gezeitigt. Im Juni 1755 noch fehlten nach
Klinggräffens Bericht3) allein der Infanterie etwa 22000 Mann an der
regulären Etatsstärke. Erst im Sommer und Herbst 1755 raffte man
sich angesichts der drohenden Weltlage, im Hinblick wohl auch auf
die in diplomatischer Vorbereitung begriffene Offensive gegen Preussen,
zu entscheidenden und durchgreifenden Maassregeln auf.
Nur aus den Mittheilungen Klinggräffens *) erfahren wir, dass im
Juni 1755 in tiefstem Geheimniss unter Hinzuziehung Brownes Be-
rathungen stattfanden3), als deren Ergebniss derBeschluss anzusehen
ist, die Armee zu complettiren. Zu Anfang September bekannte die
Kaiserin, ihre Truppen in »bereitfertigem Zustande« zu halten5), und
berief nach einer glaubwürdigen Nachricht Klinggräffens eine ausser-
ordentliche Commission zusammen, um die Remontirung in die^Wege
zu leiten6). Die österreichischen Acten geben wenigstens einige An-
haltspunkte dafür, dass man nunmehr mit der grössten Energie die
wichtige Aufgabe ergriff. Die ausländische Werbung, die stets schon
zur Ergänzung neben den beiden erwähnten Systemen der Recrutirung
benutzt worden war, die inländische Werbung durch die Regimenter
selbst, endlich eine ständische Recrutenlieferung von 6000 Mann, die
1} Vgl. S. 159. Kaunitz fasst diese beiden Masssregeln unter dem Namen
> Kriegsveranstaltungen« (vgl. z. B. S. 282. 466.) zusammen, der hier, um Miss-
verständnissen vorzubeugen, vermieden worden ist.
2) Vgl. Lehmann 9 ff.
3) Vom 28. Juni 1755. Vgl. S. 171 Anm. 6.
4) Die österreichischen Acten sind gerade für diese Fragen sehr, lückenhaft,
Klinggräffen aber hatte gute Verbindungen, durch die er seine Nachriohten er-
hielt. Vgl. Naude\ Beiträge I, 51 Anm. 1 und 3; und die vorige Anmerkung.
5) Vgl. 8. 166. Maria Theresia an Esterhasy. 9. September 1755.
6) Vgl. 3. 171. Klinggräffen an König Friedrich. 17. September 1755.
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CLX Die Entstehung der CoaHtion gegen Prenssen 1755 und 1756.
man am 9. September ausschrieb1), sollten zusammen wirken. Und
diesmal wurden die verdoppelten Anstrengungen mit Erfolg gekrönt
Zu Anfang Juli 1756 war die Friedensetatsstärke im wesentlichen
erreicht
Wenigstens über die Maassnahmen zur Complettirung der Cavallerie
giebt das archivalische Material einigen Ausschluss. Der Wichtigkeit
der Truppe2) entsprach durchaus die systematische Art des Vorgehens.
Man begann mit der Ergänzung der Kürassierregimenter. Über die
Anzahl der hierfür nothwendigen Mannschaften und Pferde wurde der
Kaiserin bereits am 22. Mai 1755 berichtet Noch vor dem 2. Juli muss
sodann die nicht mehr erhaltene Oomplettirungsordre erlassen Bein, weil
am gleichen Tage der Commandeur des Regiments Stampach den Em-
pfang dieses Befehls bestätigt. Da am 30. December 1755 für das nieder-
ländische Regiment der Befehl ergeht, sich an die allgemein festgesetzte
Stärke von 818 Mann und Pferden zu halten8), und nach den Juni-
musterungstabellen von 1756 dieser Stand durchgehends wenigstes
annähernd erreicht war4), in der Zwischenzeit sich aber kein anderer
Befehl findet, so nehme ich keinen Anstand, die für das Regiment Stam-
pach bezeugte Ordre als Beweis für eine an alle Kürassierregimenter
ergangene zu bezeichnen. Nach den Kürassieren wandte man den
Dragonern seine Aufmerksamkeit zu. Der Befehl, die sämtlichen
Dragonerregimenter auf 800 Mann und Pferde zu complettiren, datirt
vom 6. September 17556). Nunmehr blieben nur noch die 11 Husaren-
regimenter übrig, deren Complettirung auf den Stand von 600 Mann
und Pferden am 27. März 1756 unter gleichzeitiger Anweisung von
9000 Gulden angeordnet wurde8). Die Beschaffung von Remonten blieb,
bei den Kürassieren und Dragonern wohl ebenso, wie es bei den
Husaren bezeugt ist, den einzelnen Regimentern überlassen. Nur die
Bedingung wurde gestellt, dass die Pferde drei Monate nach Abschlnss
der Contracte geliefert sein mttssten. Schon mit der Höhe dieser
Remontirnngen schritt man Uber den Friedensstand hinaus7). Aber
selbst an eine noch Uber die Complettirung hinausgehende Augmen-
tation der Cavallerie scheint man in Wien nach dem Ubereinstimmenden
1) Vgl. Lehmann 22.
2) Es gab 18 Kürassier-, 12 Dragoner- und 11 Husarenregimenter.
3) Vgl. Nr. 32. Hofkriegsrathsprotokoll vom 30. Decemher 1755.
4) Vgl. S. 740 f.
5) Vgl. Nr. 6. Hofkriegsrathsprotokoll vom 6. September 1755.
6) Vgl. Nr. 60. 61. Hofkriegsrathsprotokoll vom 27. März 1756.
7) Vgl. S. CLXni.
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Excurs 1. Der Beginn der Rüstungen Österreichs. CLXI
Zeugniss Klinggräffens1) und Aubeterres1) im Februar und März 1756
wenigstens gedacht zu haben, wenngleich sie zunächst noch unterblieb.
Jedenfalls würde dieser Umstand darthun, mit welcher Sicherheit die
österreichische Armeeverwaltung auf vollen Erfolg der für die Complefr
tirung getroffenen Maassnahmen rechnete. Und nicht mit Unrecht.
Denn nach den Junimusterungen von 1 756 befand sich wenigstens die
deutsche Cavallerie im wesentlichen complett. Freilich fehlten der
Gesamtheit der Kurassierregimenter 455 Mann und 578 Pferde, den
Dragonerregimentern 162 Mann und 213 Pferde, den Husaren endlich
sogar noch 305 Leute und 2214 Pferde3). Aber man sah das Manco
der eigentlichen Cavallerie4) als ein durchaus geringfügiges an und
hatte zu Anfang Juli 1756 die feste Hoffnung, das fehlende theils ans
den von den Ständen wiederum erbetenen Recruten5), theils aus den
längst bestellten Remonten zu ergänzen, die zu Ende August 1756
fällig waren6). Auch den grösseren Rückstand bei den Husaren nahm
man in Wien nicht zu schwer. Noch hatte ja die Complettirungsordre
nicht ihre volle Wirkung thun können, und ein Theil der noch fehlen-
den Leute war inzwischen sicherlich schon auf den Werbeplätzen bereit.
Jedenfalls heisst es am 18. Juli7), dass auch die Husarenregimenter
dem completten Stand »allschon sehr nahe« gekommen seien.
Auch die Infanterie hatte man mit gutem Erfolge zu complettiren
sich bemüht. Aus den Berichten Klinggräffens ist der emsige Eifer
deutlich zu erkennen, mit dem die Recrutirung betrieben wurde. Schon
am 19. Juli und nochmals am 20. December 1755 äusserte er, man
nehme alles, was sich irgend auftreiben lasse, ohne viel auf die
Diensttauglichkeit zu sehen8). Dafür befand sich aber auch bereits
zu Ende März 1756 die Infanterie in gutem Stande9). Am 30. Juni
durfte Browne die glückliche Beendigung der ausländischen Werbung
1) Berieht vom 24. Min 1756. [B. A.]
2) Bericht vom 11. Februar 1756. [Paris. Archiv des Ministeriums der aus-
wärtigen Angelegenheiten.] 3) Vgl. S. 741.
4) Nach dem damaligen Sprachgebrauch bezeichnet man als Cavallerie nur
Kürassiere und Dragoner, dagegen nicht die Husaren.
5) Vgl. S. 461. Protokoll der Zusammentretung. 9. Juli 1756. Lehmann 45.
6) Vgl. 8. 461 Anm. 7. Protokoll der Zusammentretung. 9. Juli 1756.
7) Vgl. S. 742. Salaburgs Bericht vom 18. Juli 1756.
8) Vgl. S. 185. 199. Klinggräffen an König Friedrich. 8. November und
20. December 1755.
9) Nach dem Urtheil Aubeterres im Bericht vom 24. März 1756. »On con-
tinue a pousser ici les recrues aveo beaucoup de vigueur. L'infantcrie est en
bon «tat. Au mois de mai on eompte qu'il ne manquera pas 3 ou 4000 hommes
aur la totalite des regimenta qui sont en Allemagne et en Hongrie.« [Paris. Archiv
des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten.)
Acten ini Vorgeschichte de» 7j ihrigen Kriege«. 1
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CLXH Die Entstehung der Coalitlon gegen Preussen 1755 und 1756.
melden and die neuen Recruten als »hübsch nnd diensttauglich« loben1).
Nur 5 Regimenter waren noch im Rückstand; es sind vermnthlich
dieselben italienischen, denen am 17. Mai 1756 mit Zurücknahme
einer früheren entgegengesetzten Ordre der Befehl zu schleuniger
Werbung ertheilt worden war2). So fehlten der gesamten deutschen
Infanterie nach den Junimusterungen nur 841 Mann, während einzelne
Regimenter sogar Übercomplette führten, deren Zahl zusammen 105
betrug. Überdies erwartete man »nächstens« von den Ständen die
Stellung von 4000 Recruten: durch diese Zahl konnten alle noch ge-
bliebenen Lücken bequem ausgefüllt, sogar jedem Regiment noch 25
Übercomplette zugewiesen werden3). Freilich belief sich das Manco
bei der ungarischen Infanterie auf 1663 Köpfe4); indessen war dieser
Umstand deshalb leichter zu verschmerzen, weil die wenige in Un-
garn stehende Infanterie fllr eine Offensive gegen Preussen nicht, oder
wenigstens nicht in erster Linie, in Betracht kam, sondern im Lande
bleiben sollte. Man wird es nach allem für berechtigt ansehen,
wenn sich Kaunitz im Juni rühmte5), zum Empfang der Preussen
bereit zu sein, und Aubeterre bezweifelte, dass König Friedrich sich
zum Angriffe entschliessen werde, weil Osterreich noch niemals eine
so starke Armee in den Erblanden besessen habe6).
Leider versagt das archivalische Material so gut wie ganz auf
die Frage, wie weit man mit der finanziellen Vorbereitung gediehen
war. In dem diplomatischen Schriftwechsel hat sich nur die eine
Nachricht erhalten, dass man bereits im März 1756 einen Fonds von
4 Millionen zur Ausführung des Anschlages auf Preussen bereit hatte7].
Eine dritte Reihe dieser vorbereitenden Maassnahmen bezog sich
auf den Ausbau der Festungen8). Wie in früheren Jahren stellte man
auch 1756 einen Voranschlag auf, der die Bauten ah den einzelnen
Festungen regelte. Vor allem sollten diesmal die Grenzfestungen
Olmütz, Peterwardein und Temesvar hergerichtet werden»). Man er-
kennt, wie die stete, von Preussen und der Pforte gefürchtete Gefahr
die Vorkehrungen dictirte. Wie weit man mit dem Ausbau der übrigen
festen Plätze, Wien, Prag, Eger, Brünn-Spielberg und Hradisch ge-
il Vgl. Kr. 139. Hofkriegsrathsprotokoll vom 30. Juni 1756.
2) Vgl. Nr. 81. Hofkriegsrathsprotokoll vom 1. Mai 1756.
3) Vgl. S. 461. Protokoll der Zusammentretung vom 9. Juli 1756.
4) Vgl. S. 742. Salaburgs irrthümlich angegebene Zahl 3462 ist aus S. 740
su berichtigen. 5) Vgl. 8. 410. Flemming an Brühl. 12. Juni 1756.
6) Bericht Aubeterres vom 5. Juli 1756; vgl Bänke 219.
7) Vgl. S. 251. Maria Theresia an Starhemberg. 6. Mars 1756.
8) Vgl. Naude\ Beitrage I, 44 Anm. 1.
9) Vgl. Nr. 101. HofkriegsrathsprotokoU vom 26. Mai 1756.
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Excurs 1. Der Beginn der Rüstungen Ößterreichs. CLXm
kommen war, vermag ich nicht anzugeben. Nur für OlmUtz ist zu
ersehen, dass man im Frühjahr mit besonderer Beschleunigung an der
Vollendung der Befestigung arbeitete. »Heftigst« drang die Kaiserin
im April 1756 auf die »ehebaldigste vollkommene Herstellung« dieser
Festung1). Am 4. Juni bat der Hofkriegsrath die Kaiserin um die
Erlaubniss, da nunmehr die Befestigungsarbeiten in OlmUtz »ziemlich
avancirt« seien, die nöthige Artillerie, Munition und Mineure »nach
und nach« dorthin schaffen zu dürfen. Die Kaiserin ertheilte ihre
Bewilligung mit den Worten: >Placet. Die Sache zu pressiren« 2).
Am 9. Juni hören wir, dass »nun auch die Transporte ihren alltäg-
lichen und eifrigen Fortgang gewinnen«3). Auch ein anderes Detail
ist noch von Interesse. Der Commandant von Olmtitz fragte an, ob
er nicht die im Etat mit 5400 Gulden angesetzten Kosten für einige
Erdarbeiter, falls »kein Krieg zu befürchten« sei, dadurch ersparen
sollte, dass er diese Arbeit nicht durch die Bauunternehmer, sondern
durch Arrestanten vornehmen liesse. Indessen entschied der Hofkriegs-
rath am 9. Juni4) dahin, die Arbeit sei »mit allem Ernst zu betreiben,
folglich deren schleunige Beförderung mit Zuhilfenehmung der Arrestan-
ten denen Olmtttzer Fortificationsentreprenenrs zu überlassen.« Wie weit
bei Ausbruch des Krieges die Befestigungsarbeiten vorgeschritten waren,
lässt sich nur aus einem Bericht vom 4. October8) entnehmen, dem zu-
folge die »wesentlichen Festungswerke schon längst in vollkommenen
Stand gesetzet worden« waren. Nicht die Arbeiten selbst an der Festung,
sondern ihre starke Beschleunigung bildet das entscheidende Moment6).
Sie beweist, dass man in Wien auf einen Krieg dachte.
Den Übergang zu den Rüstungen im engeren Sinne bilden schon
die Befehle zur Ergänzung des Pferdematerials. Da im Frieden ein
Dragonerregiment 812 Mann aber nur 500 Pferde, ein Husarenregiment
610 Mann aber nur 361 Pferde haben sollte, so tritt die Remontirung
auf die Höhe des Sollbestandes der Mannschaft bereits aus dem Rah-
men einer einfachen Complettirung hinaus7). Dazu kommt die Vor-
nahme einer Reihe von Truppenbewegungen. Die Dislocation der
Armee8) zeigt, dass in Böhmen und Mähren ungeheure Infanteriemassen,
dagegen verschwindend wenig Cavallerie einquartirt waren: 66 Batail-
lone Infanterie standen daselbst und nur 3 Cavallerieregimenter incL
1) Vgl. Nr. 16. Erlaus des Hofkriegaratha. 24. April 1756. 2) Vgl. Nr. 110.
3) Vgl. Nr. 114. Liechtenstein an den Hofkriegsrath. 9. Juni 1756.
4) Vgl. Nr. 113. Hofkriegsrath an ▼. Bohn. 9. Juni 1756.
5) Vgl. Nr. 214. y. Bohn an den Hofkriegsrath. 4. October 1756.
6) Vgl. Nande, Beitrage I, 45 Anm. 7) Vgl. S. CLX und das Reglement
vom 13. Juli 1748 (gedr. 1757), S. 49. 52. 8) Vgl. Lehmann 112 ff.
1*
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CLXiv Die Entstehung der Coalition gegen Preueaen 1755 und 1756.
der Husaren. Mit Recht hat es deshalb Friedrich als seinen Kompass
fttr die Erkenntniss der österreichischen Absichten n. a. bezeichnet,
ob sich die ungarische Cayallerie rege1).
Ganz allmählig begann man, die Cayallerie nach Böhmen und
Mähren zu ziehen. Am 10. Januar3) 1756 erhielt das ungarische Hu-
sarenregiment Baranyay Befehl, nach Mähren zu marschiren; am
11. Februar wird ein zweites Husarenregiment, Festeticz, aus dem
Zempliner und Albanyrarer Comitat in den Liptauer und Arvenser ver-
legt 3), was eine wesentliche Annäherung an die mährischen Grenzen hin
bedeutete. Am 22. April endlich wurde das ungarische Ktlrassierregiment
Ansbach beordert, sich zum Einmarsch in Böhmen bereitzuhalten <).
Sehr viel bedeutsamer indessen ist die Concentrirung grösserer
Cavalleriemassen in Lagern. Solche Lager bildeten das bequemste
Auskunftsmittel, um Rüstungen in harmlosem Gewände zu betreiben.
Denn einer Seits konnte Preussen nicht gut eine offizielle Beschwerde
darüber führen, dasa man die Truppen in Lagern zur Übung versammele,
andrer Seits aber hatte man in ihnen doch eine grössere Macht zu be-
liebiger Verwendung beisammen. Deshalb musste in einer so electri-
schen Atmosphäre, wie sie seit dem Sommer 1755 herrschte, jede Lager-
bildung naturgemäss den Argwohn des Gegners erregen. So wurden
denn auch am 17. April 1756, wie in dem vorhergehenden Jahre,
die Übungslager in Böhmen mit der ausgesprochenen Absicht, jede
Reizung Preussens zu vermeiden, abbestellt5). Am gleichen Tage aber
erging auch der Befehl, im August zwei Lager mit je vier Regimen-
tern bei Raab und Pest zu bilden6). Ein wenig später werden auch
die Regimenter aufgezählt. Im Pester Lager sollen sich die in nächster
Nähe um Pest, sowie an den Nordost- und Ostgrenzen Siebenbürgens
gelegenen Regimenter, im Raaber die in den nächstliegenden Ge-
spannschaften befindlichen versammeln; jedoch wird Vorsorge getroffen,
dass die beiden Lager nicht zu gleicher Zeit stattfänden7). Man wird
immerhin schwanken dürfen, ob diese Anordnungen auch nur unter
die Kategorie der vorbereitenden Maassnahmen zu rechnen sind, sich
indessen angesichts der allgemeinen kriegerischen Zeitstimmung eher
dafür entscheiden. Ganz ohne Zweifel aber ist als eine Rttstungs-
•
1) Vgl. Erlaas an Klinggräffen vom 10. Juli 1756. P. C. XIII, 50.
2) Vgl. Nr. 35. Hofkriegsrathsprotokoll vom 10. Januar 1756.
3) Vgl. Nr. 43. Hofkriegsrathsprotokoll vom 11. Februar 1756.
4) Vgl. Nr. 72. 79. Hofkriegsrathsprotokolle vom 21. und 28. April 1756.
5) Vgl. Nr. 69. Hofkriegsrathsprotokoll vom 17. April 1756.
6) Vgl. Nr. 70. Hofkriegsrathsprotokoll vom 17. April 1756.
7) Vgl. Nr. 107. Hofkriegsrathsprotokoll vom 1. Juni 1756.
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Excurs 1. Der Beginn der Rüstungen Österreichs. CLXV
maassregel eine Ordre vom 23. Juni aufzufassen1), die nach drei Rich-
tungen hin sehr charakteristisch die früheren Befehle abänderte. Zu-
nächst wird das früher in grösserer Entfernung von der österreichisch-
ungarischen Grenze hei Pest geplante Lager nach Kittsee hart an diese
verlegt; und auch Raab liegt ja nur wenige Meilen von ihr entfernt.
Sodann nahm man Abstand von der Anordnung, die beiden Lager nicht
zur gleichen Zeit abzuhalten, endlich aber trat eine sehr wichtige Ver-
änderung in der Wahl der Regimenter ein, die in die Lager bestimmt
wurden. Bereits Naude hat richtig erkannt2), daßs hierdurch diejenigen
Regimenter, die ihre Quartiere schon so wie so nahe den Österreichisch-
ungarischen Grenzen hatten, durch solche aus entfernteren Gebieten
Ungarns, dem gebirgigen Kordosten bis nach Galizien hin, den Land-
schaften um Debreczin und Fünfkirchen, ersetzt wurden. Auf diese
Weise leistete man unvermerkt der späteren Mobilmachung der gesamten
ungarischen Gavallerie einen erheblichen Vorschub. Schon am 5. Juli
erhielten die sieben designirten Regimenter Marschbefehl3). Auf das
glücklichste ergänzen sich für uns hier einmal die diplomatischen und
militärischen Acten.
Kaunitz entwickelt in einem Schreiben an Starheraberg vom
18. Juni4) die Gründe für diese Truppenzusammenziehung: Er be-
sorgt, dass König Friedrich vielleicht, durch die russischen Rüstungen
und die Gerüchte einer sich gegen ihn bildenden Coalition beunruhigt,
sich auf Osterreich stürzen möchte. Man hat deshalb beschlossen, die
in Ungarn zerstreuten Cavallerieregimenter in zwei Lagern nahe der
Grenze zu versammeln, um sie im Falle eines Angriffs durch Friedrich
zur Hand zu haben. Kaunitz betont, gerade deshalb diese Maassregel
gewählt zu haben, da sie an sich nicht ungewöhnlich sei, also dem
Gegner keinen Grund zum Argwohn geben könne. Und ähnlich
äussert er sich zu Esterhasy: man versammele die ungarische Ca-
vallerie, >theils, um gegen einen jählingen Überfall gesichert, theils
aber auch, um zu grossen Unternehmungen jederzeit bereit zu sein5).«
Damit ist also zugegeben, dass die Lager zum mindesten von Mitte
Juni ab nicht mehr als harmlose Übungslager zu betrachten sind,
sondern dass man mit ihnen defensive, ja sogar offensive Absichten
verband8). Die erste RüstungsmaassTegel also, über die niemand im
1) Vgl. Nr. 125. Hofkriegsrathaprotokoll vom 23. Juni 1756.
2) Vgl. Naude, Beitrüge I, 49 and Anm. 2.
3) Vgl. Nr. 145. Hofkriegsrathsprotokoll vom 5. Juli 1756.
4) Vgl. S. 409. 413 f. Kaunitz an Starhemberg. 12. und 18. Juni 1756.
5) Vgl. 8. 430. Kaunitz an Esterhasy. 26. Juni 1756.
6) Das hat mit Recht schon Naude betont. Vgl. Beitrage I, 43 ff.
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CLXVI Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
unklaren sein kann, ist, selbst wenn man von der erwähnten Aug-
mentirung des Pferdematerials absieht, datirt vom 23. Juni; die erste
preussische vom 19.1); beide sind selbstverständlich unabhängig von ein-
ander getroffen. Somit ergiebt sich, dass von einer Priorität der prens-
sischen Rüstung Österreich gegenüber nicht gesprochen2) werden darf,
sondern höchstens beide Staaten mit ihr gleichzeitig begonnen haben.
II. Die Rüstung.
Zur offenen Rüstung schritt man in Osterreich indessen erst, nach-
dem Kachrichten Uber preussische Bewegungen den Vorwand dazu
gegeben hatten. Am 5. Juli stand Maria Theresias Entschluss fest1);
am 6. berief sie eine ausserordentliche Rüstungscommission zusammen,
und noch ehe diese ihre ersten Sitzungen am 8. und 9. Juli gehalten
hat, sind die Rüstungen schon in vollem Gang begriffen. Den An-
stoss zu dieser fieberhaften Thätigkeit haben die Nachrichten gegeben,
die der österreichische Gesandte am Berliner Hofe, Puebla, einsandte 4).
Nach ihm schien Preussen in ein grosses Heerlager verwandelt zu
sein. Alles thue der König, um sich in die > formidabelste « Ver-
fassung zu setzen; er scheue dafür keine Ausgaben. Vier Lager
sollten gebildet werden, an der Oder zwischen Breslau und Frank-
furt5), bei Cöslin, Magdeburg und Minden. Nach Schlesien wie in
1) Vgl. S. XLIX. 2) Lehmann bat seinen versachten Nachweis von der
Priorität der preussischen Rüstungen vor den österreichischen geradezu als die
»Citadelle« seiner Stellung bezeichnet Übrigens sehr mit Unrecht Selbst wenn
König Friedrich nur auf Grund von Nachrichten Uber die rein diplomatische Vor-
bereitung eines Angriffskrieges seitens der Gegner militärische Vorkehrungen ge-
troffen hätte, könnten sie für angebliche Offensivpläne Preussens schlechterdings
nichts beweisen. Da Friedrich aber ferner stets nur mit der Eventualität eines
Krieges gegen Osterreich und Russland zusammen gerechnet hat [vgl. Koser Preuse.
Jahrb. 47, 483; auch I, 581], so könnte es sich höchstens fragen, ob von Preussen
oder Osterreich und Russland die ersten Rüstungen vorgenommen worden sind.
Selbst Lehmann aber kann nicht leugnen, dass die preussischen Rüstungen erst
auf Grund von Nachrichten Uber die russischen begonnen worden sind.
3) Vgl. Nr. 147. Maria Theresia an Kaunitz. 6. Juli 1756.
4) Vgl. Nr. 134. Puebla an Kaunitz. 29. Juni 1756.
5) Naude [Beiträge I, 30 ff.] hat irrig angenommen, der Beginn der offenen
Rüstungen in Wien sei vielmehr durch die Meldung des F. M. L. Hinderer vom
1. Juli 1756 [vgl. Nr. 142] veranlasst worden, dass die preussische Cavallerie in
Katibor, Neustadt nnd Oberglogau Befehl erhalten habe, »heute noch oder
morgen« mit Sack und Pack aufzubrechen nnd sich in Schweidnitz zu ver-
sammeln. Der Beweis für die abweichende Darstellung im Text wird geliefert
1. durch die directe Aussage des Grafen Kaunitz, vgl. S. 554. (Maria Theresia
an Starhemberg. 22. August 1756.) 2. dadurch, dass Kaunitz mehrfaoh die öster-
reichischen Rüstungen durch den Hinweis auf die von Puebla einberichteten
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Excurs 1. Der Beginn der Rüatungen Österreichs. CLXV1I
die anderen Provinzen würden ungeheure Munitionsvorräthe geschafft.
Man spreche von einer Augrae ntirung um 30000 Mann; neun neue
Bataillone wurden gebildet; kurz vorher hatte Puebla gar von neun
Regimentern zu berichten gewusst1). Es ist unleugbar: die offenen
Rüstungen Österreichs, so weit hat Lehmann recht gesehen, sind durch
die preussischen Junirustuugen hervorgerufen worden.
Dass die Nachrichten Uber preussische Rüstungen nur einen will-
kommenen Vorwand für Österreichs gleiche Maassnahmen bedeuteten,
hat Naude richtig erkannt2). Wir sahen, dass es im Interesse der
diplomatischen wie militärischen Vorbereitung der grossen Liga gegen
Preussen gelegen hatte, die österreichischen Truppen möglichst bald,
noch im Jahre 1756, zu versammeln3). Ursprünglich hatte Kaunitz mit
der offenen Rüstung bis zum Abschluss der Verhandlungen mit Prank-
reich und Russland warten wollen4). Nach dem Vereailler Defensiv-
vertrag indessen, nach Beginn der preusBischen Rüstungen brauchte er
keine Gefahr mehr für Österreich zu fürchten, auch wenn er durch
militärische Maassregeln König Friedrich reizte. Man konnte sie jetzt
als Defensivanstalten hinstellen; für den Fall eines preussischen An-
griffs aber war der casus foederis gegeben. Kaunitz hatte »freie
Hand«5), um die Kriegsvorbereitung zu vollenden.
So beginnt denn seit dem 7. Juli in grossem Maassstabe die
Mobilmachung der österreichischen Armee. An diesem Tage erging
die Ordre, die alle beurlaubten Officiere der für die Feldarmee
bestimmten Truppen sofort zu den Fahnen zurückrief6). Gleich-
falls vom 7. Juli datirt der Befehl, die gesamte deutsche Cavallerie
in Ungarn, dem Banat und Böhmen auf den Kriegsfuss von zu-
nächst 900, demnächst aber sogar auf 1000 Mann und Pferde zu
augmentiren7). 2000 Leute und Pferde wurden dafür gebraucht.
Maassregeln Preussens rechtfertigte. Vgl. S. 466. 485. (Kaunitz und Maria Theresia
an Starhemberg. 10. resp. 24. Juli 1756. S. 473. Maria Theresia an Esterhasy.
17. Juli 1756.) Dem Hinderer'schen Berichte dürfte Kaunitz nur die Angabe
eotlehnt haben, dass das schlesische Lager nicht, wie Puebla meldete, zwischen
Breslau und Frankfurt, sondern bei Schweidnitz gebildet werden würde.
1} Vgl. S. 431. Puebla an Kaunitz. 26. Juni 1756. 2) Vgl. Naud6, Beitrage I,
40. 42. 3) Vgl. S. CXXXVIII. 4) Vgl. S. 159. Vortrag vom 28. August 1755.
5) Vgl. S. LXXVI. 489. Maria Theresia an Starhemberg. 24. Juli 1756.
6) Vgl. Nr. 153. Hofkriegsrathsprotokoll vom 7. Juli 1756.
7) Vgl. Nr. 154. Hofkriegsrathsprotokoll. Naude [Beiträge I, 54 f.] will
diese Augmentation zu seiner Kategorie der »geheimen Rüstungen« (= den obigen
Kriegsvorbereitungen) rechnen, da er nicht bemerkt, dass sie erst am Tage vor der
Conferenz angeordnet wurde. Delbrück folgt ihm in dieser Auffassung, geht aber
so weit zu behaupten, dass diese Rüstungen keine unmittelbaren Kriegsabaichten
bekundeten. Preuss. Jahrb. 84, 44.
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CLXVIII Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
Noch vor dem 9. Juli waren dem Kriegscommissariat 500 000 Gulden
zur Beschaffung der Remonten angewiesen1). Dass die Ablieferuug
aber erst fUr Ende October und November verlangt wurde2), beweist
wohl, dass Kaunitz sich dem Kriege noch fern fühlte. Deshalb traf
man auch keine Anordnungen, um die Stellung der bereits früher
vorgesehenen, im August fälligen Remonten zur Complettirung der
Cavallerie zu beschleunigen.
Am 9. Juli erfolgte ferner der Beschluss 3), in thunlichster Eile die
Truppen in Lagern in Böhmen und Mähren zu versammeln. Die unga-
rischen Lager bei Raab und Kittsee wurden abbestellt. Dafür erhielten
am 11. und 12. Juli 76920 Mann die Bereitschaftsordre zum Marsch in
die böhmisch-mährischen Lager4): 45520 Mann Infanterie, alles, was in
Böhmen, Mähren, Inner-, Ober- und Unterösterreich stand ; 1 2 800 Mann der
Grenzer, die erst Maria Theresia in reguläre Verbände eingeordnet hatte5),
endlich 19600 Mann an Cavallerie. Die ersten Marschordres selbst für
diese Truppen ergingen am II.6) und 13. Juli7); am 15. und 16. folgten
weitere nach *). Man sieht, im wesentlichen wurde mit einem Schlage
alles mobil gemacht, was für eine Offensive gegen Preussen verwendet
werden sollte. Noch fehlten die niederländischen und italienischen
Truppen; denn diese gedachte Kaunitz nur in der Noth heranzuziehen0).
Auch ungarische Regimenter hielt man zurUck, deren Verbleiben im
Lande für nöthig gehalten wurde, und deren beurlaubte Officiere dem-
gemäß auch von der Rückberufung ausdrücklich ausgenommen wur-
den10). Mit Recht durfte sich Kaunitz rühmen, nicht oft sei man in
Österreich mit so grosser Eilfertigkeit zu Werke gegangen11). Im Sep-
tember zählte die Armee in Böhmen und Mähren bereits 78332 Mann12).
1) Vgl. S. 462. Protokoll der Zusammentretung. 9. Juli 1756.
2} Die Remonten sollton an diesen Terminen in zwei Katen abgeliefert
werden. Entsprechend wird angeordnet, dass auch die Hälfte der Augmentirunga-
recruten erst Ende October eingestellt werden soll. Vgl. Nr. 157. Hofkriegsraths-
protokoll vom 9. Juli 1756.
3) Vgl. S. 463. Protokoll der Zusammentretung vom 9. Juli 1756.
4) Vgl. Lehmann 48. Die einaelnen Ordres vgl. unter Nr. 160 — 165. 163. 169.
5) Vgl. Maria Theresias Denkschrift, Archiv für osterr. Geschichte 47, 319.
6) Vgl. Nr. 162. 7) Vgl. Nr. 166.
8) Vgl. Nr. 170—173. Hofkriegsrathsprotokolle vom 15. und 16. Juli 1756.
9) Vgl. S. 485. Maria Theresia an Starheinberg. 24. Juli 1756.
10) Vgl. Nr. 153. Hofkriegsratbsprotokoll vom 7. Juli 1756. 80000 Mann hatte
Kaunitz für den Angriff verwenden zu wollen mehrfach erklärt [Vgl. S. 261.]
Lehmann hätte also die Mobilisirung der 77000 Mann um bo weniger mit der
Bemerkung: »also nicht viel mehr als ein Drittel des Heeres« begleiten sollen,
als es sich in Wahrheit fast um die Hälfte handelte.
11) Vgl. S. 566. Kaunitz an Starheinberg. 27. August 1756. 12) Vgl. S. 746.
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Excura 1. Der Beginn der Rüstungen Österreichs.
CLXIX
Eine weitere Steigerung der Rüstungen trat, wie Lehmann richtig
bemerkt hat»), nach dem 20. August ein. Absichtlich hatte Kaunitz
die preussischen Anfragen dunkel beantwortet. Um sich die Möglich-
keit zu wahren, mit den Rüstungen fortzufahren, nahm er die Gefahr
hin, sofort angegriffen zu werden. Er hielt den Krieg jetzt für wahr-
scheinlich und nahe bevorstehend3). Dementsprechend ergingen nun-
mehr Marschbefehle an neue ungarische Regimenter und Marschbereit-
sckaftsordres für die Truppen in Italien; die Generale für die Truppen
in den böhmisch-mährischen Lagern wurden ernannt, endlich auch die
letzteren mit der nöthigen Artillerie versehen.
Als dann zu Anfang September der Einmarsch der preussischen
Truppen in Sachsen bekannt wurde, ging man noch weiter3}. Die
italienischen Trappen erhielten Marschbefehl, die niederländischen
Bcreitschaftsordre ; neue in Ungarn stehende Regimenter wurden zu-
sammengezogen, ein beträchtlicher Theil der zurückgelassenen vier-
ten Bataillone als dort entbehrlich herangebracht, für Böhmen und
Mähren die nöthigen Falls zwangsweise Aufbringung der fehlenden
Pferde angeordnet. Der Losbruch Friedrichs überraschte die Öster-
reicher, noch ehe sie mit ihren Vorbereitungen zu Ende gekommen
waren4). Nicht das ist wunderbar, wie weit man mit den Kriegsvor-
bereitungen in Österreich zur Zeit des preussischen Einfalles in Sachsen
noch zurück war, sondern viel erstaunlicher ist die andere Thatsache,
dass die österreichische Armee den Gegner schon am 1. October bestehen
konnte, obwohl man sich erst gegen Ende August wieder ernstlich mit
dem Gedanken eines nahen Krieges vertraut gemacht hatte.
1) Vgl. Lehmann 50. 2) Vgl. S. CXXXIX. 3) Lehmann 52.
4) Vgl. das Protokoll der Rüstungscommission vom 6. September 1756. —
Naude [Beiträge I, 60 ff.] nimmt an, dass den gesamten österreichischen Rüstungen
des Sommers 1756 die Koch'sche Denkschrift [vgl. Nr. 102] als Programm zu Grunde
gelegen hat Für die grosBC Meinzahl der Vorsehläge Kochs lässt sich jedoch aus
den unten folgenden Acten nachweisen, dass man sie nicht befolgte. Selbst dass
man die Regimenter nur zu drei Bataillonen ausrücken Hess und die vierten zur
Complettirung, Garnisonen etc. verwandte, ist bereits im Jahre 1748 vorgesehen
worden. Allenfalls konnte die Einrichtung von Übercompletten und der Verzicht
auf eine Augmentirung auch der Infanterieregimenter auf Kochs Rath zurückgehen.
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Excurs 2.
Die Verschiebung des Angriffs auf 1757.
Anders, als oben geschehen, hat A. Naude ») diesen Aufschub des
Angriffs auf Preussen zu erklären versucht. Der Behauptung Lehmanns,
noch Ende August sei die Offensive Österreichs nicht gesichert gewesen,
stellte er die andere gegenüber, dass schon der Defensiwertrag vom
1 . Mai alle Forderungen erfüllt habe, von denen Kaunitz die Möglich-
keit des Angriffs abhängig gemacht hatte. Naturgemäss also mtlsste
dessen Verschiebung durch andere Gründe als die Unfertigkeit der
diplomatischen Verhandlung mit Frankreich bedingt gewesen sein.
Naude fand deren zwei.
Der erste besteht in der Hoffnung des Kanzlers, noch viel grössere
Zugeständnisse in Frankreich herausschlagen zu können. Nach Naude*
zerfallen die Verhandlungen mit dem französischen Hofe in zwei
scharf getrennte Epochen; in der ersten handelt es sich um die Er-
möglichung des Angriffs auf Preussen. Er ist seit dem Abschluss
des Defensivvertrags gesichert. Die zweite Epoche beginnt mit der
Abforderung der gesamten Niederlande durch Bernis. Jetzt eröffnet
sich die Aussicht auf weitere Zugeständnisse Frankreichs. Man schiebt
den Angriff auf, um gegen die Abtretung der Niederlande die Bewilli-
gung derjenigen Bedingungen einzutauschen, die am 9. Juni Starhem-
berg ttbereandt werden. Jetzt zuerst tauchen diese Forderungen auf;
von ihnen hängt nur der Verzicht auf die Niederlande, dagegen nicht
die Offensive gegen Preussen ab.
Diese Ansicht Naudes ist nicht zu halten2). Ganz ausdrücklich
hat Kaunitz einen blossen Defensivvertrag mit Frankreich als unzu-
reichend für den Angriff auf Preussen erklärt»). Auch nach Starhem-
1) Vgl. S. CXV. Naude, Beitrüge I, 57 ff. 73 ff.
2) Vgl. auch Delbrück, Preuss. Jahrb. 86, 422.
3) Vgl. S. 279. 282 ff. 265 f. Denkschrift von Kaunitz nnd Erlaaa an Star-
hemberg vom 27. März 175G.
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Excurs 2. Die Verschiebung des Angriffe auf 1757. clxxi
bergs Auffassung hing von der Erfüllung der Bedingungen, die am
9. Jnni ihm ttbersandt wurden, keineswegs nur der Verzicht auf den
Besitz der Niederlande, sondern die Ausführbarkeit des Angriffes ab1).
Kaunitz selbst bezeichnete am 24. Juli 2) jene Bedingungen und ins-
besondere die Beschäftigung Englands durch die Franzosen und die Ge-
währung von Geldmitteln für eine dritte Armee als unumgänglich not-
wendig für das Wagniss des grossen Vorhabens. Ganz folgerichtig
war der Kanzler auf seinem alten Standpunkt verblieben. Die finan-
zielle Beihülfe Frankreichs, die weitere Schwächung Preussens auch
Uber Schlesien hinaus hatte er bereits im August 1755, die Beschäf-
tigung der Seemächte durch eine dritte Armee im März 1756 als un-
erläßliche Vorbedingungen für einen österreichisch-russischen Angriff
auf Preussen erklärt Keine dieser Forderungen war im Defensiv-
yertrage zugestanden. Noch also war auch die Offensive nicht ge-
sichert.
Zu dem gleichen Resultat führt eine zweite Erwägung. Dass
seit dem 1. Mai die Frage im Vordergrund gestanden habe, ob Öster-
reich die gesamten Niederlande abtreten werde, ist dem Wortlaut nach
richtig. Ebenso durfte Naud6 mit Grund behaupten, dass von der
Erfüllung der Forderungen vom 9. Juni diese Oession der Niederlande
abhängig gemacht worden sei. Aber es ist irrig, wenn er daraus
schliesst: es konnte sich also nach dem 1. Mai diese Abtretung zer-
schlagen, ohne dass die Offensive gegen Preussen dadurch in Frage
gestellt wurde. Denn eben den Besitz der Niederlande forderte Frank-
reich für die Erfüllung derjenigen Bedingungen, die Osterreich länget
vor dem 9. Juni und 1. Mai gestellt hatte. Gestand Maria Theresia
die Vereinigung der Niederlande mit Frankreich nicht zu, so er-
theilte der französische Hof auch nicht seine Zustimmung zu der
Eroberung Schlesiens, geschweige» zu einer noch weiteren Zerstückelung
Preussens und zahlte keine Subsidien. Indirect also hing doch auch die
Offensive Österreichs von der Cession der Niederlande ab. Dieser
SchluBB wird durch den Nachweis5) noch zwingender, dass die öster-
reichischen Forderungen vom 9. Juni im wesentlichen mit den früheren
vom 27. März identisch sind, keineswegs erst infolge des neuen fran-
zösischen Begehrens erscheinen.
Als das wichtigere Motiv indessen für die Vertagung des Angriffs
erscheint nach Naude*) die Unfertigkeit der militärischen Kriegsvor-
bereitung Österreichs. Dieser Mangel ist von Koch, dem Cabinets-
1) Vgl. 8. 444. 567. Starhemberg an Kaunitz. 3. Juli und 29. August 1756.
2) Vgl. S. 484. 486. 3) Vgl. S. CXVI ff. 4) Vgl. Naude, Beiträge I, 57.
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CLXxn Die Entstehung der Coalition gegen Preussen 1755 und 1756.
gecretär der Kaiserin, klargelegt worden. Dessen Denkschrift1) habe
»zuerst und hauptsächlich« den Aufschub veranlasst.
Koch fragt: Kann Osterreich aHein zusammen mit Russland die
Offensive — denn darum handelt es sich, wie Naudö mit Recht gegen
Lehmann betont — gegen Preussen ergreifen und zwar sofort? Beides
verneint er. Für einen Angriffskrieg habe man nur die unzulängliche
Macht von 77000 Mann und 10000 Irregulären zur Verfügung. Es
bedürfe also noch einer zweiten Armee von 50— 60000 Mann. Hierzu
könne man die niederländischen Truppen nicht verwerthen, bevor nichts
sicheres mit Frankreich vereinbart sei; die italienischen nicht, falls
nicht Neapel dem geheimen Plane zugestimmt habe; der Augmenta-
tion der eigenen Truppen seien naturgemäss enge Grenzen gesetzt.
Also ist sein Schluss: man verschiebe den Angriff auf das Jahr 1757,
verschaffe sich durch Subsidienverträge die nüthigen Soldtmppen für
die zweite Armee, sichere sich Frankreichs active Theilnahme am
Kampfe, vertröste das allzu hitzige Russland und bereite inzwischen
unauffällig den Angriff vor. Am 16. Mai reichte Koch seine Denk-
schrift der Kaiserin ein; am 22. schon ist der Beschluss gefasst, den
Krieg erst 1757 zu beginnen. Die Annahme eines causalen Zusam-
menhangs scheint beinahe selbstverständlich zu sein.
Gleichwohl erweist sich diese Combination als irrig, da Kaunitz
nachweisbar erst nach Abgang des Erlasses vom 22. Mai von dem
Vorhandensein der Koch'schen Denkschrift Kenntniss, erst am 26. Mai
ihren Text erhalten hat An letzterem Tage übersendet ihm Koch
die verlangte Schrift, von der er dem Kanzler »vorgestern«, d. h. also
am 24. Mai, gesprochen habe2). Dem Wortlaut des Begleitbriefes ist
zu entnehmen, dass Koch seiner Seits die Rede auf seine Arbeit gebracht
und erst daraufhin Kaunitz den Wunsch, sie kennen zu lernen, ge-
äussert hat. Koch beschreibt sodann dem Grafen kurz den Zweck
und Inhalt seines Mömoires, was gamicht zu verstehen wäre, wenn
es bereits für den Entschluss des Kanzlers vom 22. Mai den Aus-
schlag gegeben hätte. Endlich stellt Koch es dem Kanzler frei, sich
des Inhaltes der Denkschrift, falls er darin etwas wichtiges fände,
wie seiner eigenen Gedanken beim Kaiser zu bedienen. Auch diese
Worte führen nothwendig zu der Voraussetzung, dass Kaunitz erst
jetzt von Kochs Vorschlägen erfährt Bei der dominirenden Stellung
des Staatskanzlers in Österreich aber, dem »magischen« Einfluss, den
er nach dem Ausdruck des englischen Gesandten Keith3), auf die
1) Vgl. Nr. 102. Koch an Kauniti. 26. Mai 1756.
2) Vgl Nr. 102 a. Koch an Kauniti. 26. Mai 1756.
3) Vgl. WaddingtoD, Kenversement 346.
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Excurs 2. Die Verschiebung dos Angriffs auf 1757. CLXXIII
Kaiserin ausübte, iflt es völlig ausgeschlossen, dass die Vertagung des
geplanten Angriffs auf Preussen aus Gründen beschlossen sein sollte,
von denen Kaunitz erst später Eenntniss erlangt hätte.
Aus dieser Sachlage ergeben sich ohne weiteres die Möglichkeiten,
wie der Erlass am 22. Mai1) zu Stande gekommen sein kann. Un-
möglich ist zunächst, dass er auf den Beschluss der Conferenz zurück-
geht, die am 19. Mai — die nächstfolgende fand erst am 2. Juni
statt — zusammentrat2). Denn weder ist die in solchem Fall übliche
Form gewahrt, dass die Weisung von der Kaiserin ausgeht, anstatt
wie am 22. Mai von Kaunitz, noch ist in dem uns erhaltenen Protokoll
Uber jene Sitzung des Erlasses gedacht. Vollends aber ist es ent-
scheidend, dass nach Kochs Begleitschreiben auch der Kaiser noch
am 26. Mai nichts von der Denkschrift gewusst hat, obwohl er so
gut wie Kaunitz Mitglied der Conferenz war. Somit bleibt nur die
Annahme übrig, dass Kaunitz ohne Kenntniss der Koch'schen Denk-
schrift der Kaiserin den Entwurf des Erlasses vom 22. Mai am 21.')
vorgelegt hat. Ob Maria Theresia bei ihrer Zustimmung ausser durch
die von Kaunitz vorgeführten Gründe etwa auch durch die inzwischen
stattgehabte Lectüre der Koch'schen Darlegungen becinflusst worden
ist, bleibt eine offene Frage.
So gelangen wir zu dem Resultate, dass die Unmöglichkeit, noch
im laufenden Jahre den Krieg zn eröffnen, von Koch wie von Kaunitz
unabhängig von einander erkannt worden ist. Diese Thatsache wird
an ihrer Eigentümlichkeit verlieren, wenn sich zeigt, dass, wie die
Folgerung, bo auch die allgemeinen Anschauungen beider Männer ver-
wandte gewesen sind. Beide waren von der Überzeugung durchdrungen,
dass die Kräfte Österreichs und Russlands allein zur Bewältigung
Preussens nicht ausreichten. Beide forderten die Bildung einer
dritten Armee. Beide hielten eine Entscheidung Frankreichs abzu-
warten für nothwendig. Von solchen Prämissen aus konnten beide,
der eine vom Standpunkt des Politikers, der andere von dem des
Militärs, leicht zu dem gleichen Schluss gelangen. Übrigens scheint
es, als ob Koch keinen allzu tiefen Einblick in den Stand der Ver-
hältnisse besass. Man sollte in seinem Briefe an Kaunitz irgend eine
Andeutung vennuthen, dass sein Zweck ja bereits mit dem Erlass
vom 22. Mai erreicht war, wenn er von diesem gewusst hätte. Man
1) Vgl. Nr. 99. Kaunitz an Esterhasy.
2) Vgl. Nr. 93. Protokoll der Conferens. 19. Mai 1756.
3} In dorso dieses Erlasses findet sich der Vermerk: »zum Vortrag vom
21. Mai 1756«, was aber nicht rfothwendig auf eine mündliche Unterredung
hinweist.
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CLXXIV Die Entetehung der Coalttion gegen Preussen 1755 und 1756.
erstaunt, dass er die Frage einer Verstärkung der österreichischen Armee
durch Soldtruppen deutscher Reichsfürsten nochmals erörtert, die
längst bereits in seinem Sinn entschieden war1). Auch sein Vorschlag,
Frankreich zur Stellung eines Httlfscorps zu vermögen, das mit den
österreichischen Truppen in den Niederlanden zu vereinigen wäre,
war bereits von Kaunitz vorweggenommen worden3). Dass auch auf
rein militärischem Gebiete Kochs Rathschläge nicht befolgt worden
sind, haben wir gesehen8). Keinesfalls also hat seine Denkschrift
der politischen und militärischen Action der folgenden Monate die
entscheidende Richtung gegeben. Welchen Zweck und welche Wirkung
sie in Wirklichkeit gehabt hat, vermag ich aus dem vorliegenden
Material nicht zu sagen. Möglich, dass die Kaiserin persönlich, im
Vertrauen auf die unerwartete Bereitwilligkeit Russlands, auch ohne
Frankreich sofort loszuschlagen wünschte und Koch sie davor warnte.
Mit grösserer Wahrscheinlichkeit dagegen wird man den Grund
vermuthen dürfen, der Koch zu der Übersendung seiner Denkschrift
an Kaunitz bestimmte. Am 24. Mai fand eine Unterredung zwischen
den beiden Männern statt. Am 23. Mai«) hatte der Kaiser den Mit-
gliedern der Conferenz die Frage zur schriftlichen Beantwortung vor-
legen lassen, ob man sich angesichts der hochgespannten Forderung
Frankreichs auf Abtretung der Niederlande mit dem Defensivvertrage
vom 1. Mai begnügen solle oder nicht. Die Annahme liegt nahe,
dass daraufhin Koch sich veranlasst fühlte, dem Kanzler seine
Ausführungen zukommen zu lassen. Jedoch hat Kaunitz von dem
Inhalt der Denkschrift keinerlei Gebrauch gemacht. Er hat als
Politiker stets fast nur nach politischen Rücksichten gehandelt. Hier
auf dem Gebiet der von weither angesponnenen diplomatischen Ver-
handlungen, das er wie kein zweiter in seiner Zeit beherrschte, fühlte
er sich heimisch. Auch die Frage nach der Zweckmässigkeit eines
Verzichts auf die Niederlande hat er wesentlich vom politischen Stand-
punkte aus beantwortet. Den militärischen Aufgaben aber, die sein
grosser Plan dem Kaiserstaate stellte, hat er von Anfang an eine auf-
fallend geringe Berücksichtigung geschenkt.
1) Vgl. z. B. S. 252. 289. Maria Theresia an Starheuiberg. 6. und 27. März
1756. 2) VgL S. 311. Kaunitz an Starhemberg. 19. April 1756.
3) Vgl. S. CLXIX Anm. 3. 4) Vgl. S. 384 Anm. 3.
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Excurs 3')
Kaunitzens angebliche Besorgnisse wegen Russland.
An die Frage, ob die Befürchtungen über einen Abfall Russlands
auf die Seite Englands, die eich in einzelnen Erlassen an Starhem-
berg finden, die wahre Ansicht von Kaunitz wiederspiegeln oder nicht,
hat sich eine lebhafte Polemik geknüpft. Lehmann3) nahm an, dass
in der That der österreichische Kanzler im Sommer 1756 »mit der
Möglichkeit einer jähen Änderung in Petersburgc gerechnet habe.
Naude9) dagegen betrachtete diese Besorgnisse des Kanzlers als zu
dem Zweck erdichtet, den französischen Hof durch den Hinweis auf
einen drohenden Umschwung der russischen Politik zu ängstigen und
dadurch zu schnellerer Erfüllung der österreichischen Wünsche zu
veranlassen.
Nun kann zunächst die eine Thatsache füglich nicht bezweifelt
werden, dass die Nachrichten Uber Russland von Starhemberg ver-
wandt werden sollten, um Frankreichs Geneigtheit für die Erfüllung
der österreichischen Forderungen zu erhöhen. Was Kaunitz am 9. Juni
Uber Russland an Starhemberg mittheilt4), ist darauf berechnet, den
französischen Hof »in Verlegenheit zu bringen und zu baldiger und
zuverlässiger EntSchliessung zu veranlassen.« Und ganz generell
äusserte er sich über den Zweck der Vorstellungen, die er in Frank-
reich über Russland machen lasse, am 22. August dahin5): er wolle
sich des russischen Hofes vollkommen versichern, »andern Theils aber
solle die lebhafte Vorstellung dieser offenbar richtigen Wahrheit«) bei
dem französischen ministerio zum kräftigsten Antrieb dienen, in dem
lf Vgl. 3. CXXXVI. 2) Vgl. Lehmann 35 f. 56.
3) Vgl. Naude, Beiträge I, 79 ff. 4) Vgl. Nr. 112 a.
5) Vgl. S. 552. Maria Theresia an Starhemberg. 22. August 1756.
6) DasB nämlich »nicht nur das österreichische sondern auch das französi-
sche Interesse ohngezweifelt erfordere, sich des russischen Hofes vollkommen zu
versichern.«
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CLXXVI Die Entstehung der CoalitioD gegen Preussen 1755 und 1756.
grossen Geschäft mit mehrerem Ernst und Eilfertigkeit zu Werk zu
gehen und sich durch Nebenabsichten nicht auf Irrwege fuhren zu
lassen.«
Nicht also mehr das steht in Frage, ob Kaunitz mit diesen Mit-
theilungen Uber Russland eine bestimmte Tendenz in Frankreich ver-
folgt habe, sondern nur, ob die Form und Auswahl dieser Benach-
richtigungen die eigene Uberzeugung des Kanzlers wiederspiegeln.
Wir erkannten bereits: Kaunitz wünschte nicht ein Offensiv-
biindniss zu gleichem Recht zwischen den drei Staaten Österreich,
Frankreich und Russland, sondern zwei getrennte Verträge zwischen
Österreich und Russland und Österreich und Frankreich1). Eine un-
mittelbare Verbindung des französischen und russischen Hofes unter
einander suchte er möglichst zu verhindern. Höchst unangenehm war
ihm der Eifer Elisabeths gewesen, sich sofort nnd unmittelbar mit
Frankreich ins Einvernehmen zu setzen. »Keineswegs komme es der-
malen auf freundschaftliche Demonstrationen nnd Versicherungen an, die
den französischen Argwohn weit ehender vergrössern als vermindern«
würden , hatte er warnend der russischen Regierung zugerufen3).
Ähnlich schreibt er in einem geheimen Erlass an Esterhasy*): »Giebt
sich Russland vor der Zeit nnd zu viel gegen Frankreich bloss,
so ist mit diesem Hof garnicht zurecht zu kommen.« In Paris aber
begab sich das wunderliche Schauspiel, dass Russlands Unterhändler
Bechtejew bei seinen Versuchen, mit der französischen Regierung in
directe Verhandlungen zu treten, auf Schritt nnd Tritt von Starhem-
berg gehindert wurde4). Bechtejew hat den Sachverhalt vollkommen
durchschaut. Unzählige Male beschwerte er sich in Petersburg über
das wenig allianzmässige Gebahren des Österreichers5). Kaunitz
wollte den diplomatischen Verkehr zwischen Frankreich nnd Russland
allein beherrschen, auch der Zarin keinen Landgewinn gönnen.
Genau das gleiche Spiel wiederholte sich umgekehrt in Peters-
burg Frankreich gegenüber. Esterhasy wird angewiesen, mit dem
französischen Emissär Douglas freundlich aber zurückhaltend zu ver-
kehren6). Den französischen Hof aber suchte Kaunitz von der Zweck-
losigkeit jedes Versuches einer selbständigen Verhandlung mit Russ-
land zu tiberzeugen. Füge sich der französische Hof bald, schreibt
1) Vgl. s. CVII. CXLIX.
2) Vgl. S. 367. Kaunitz an Esterhasy. 22. Hai 1756.
3) Vgl. Nr. 105. Kaunitz an Estorhasy. 29."Mai 1756. Vgl. auch Nr. 130 b.
Kaunitz an Esterhasy. 26. Juni 1756.
4) Vgl. S. 416. Starhemberg an Kaunitz. 18. Juui 1756.
5) Vgl. Brückner 326 ff. 6) Vgl. S. 429. 26. Juni 1756.
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Excurs 3. Kauniteens angebliche Besorgnisse wegen Rassland. CLXXVII
er am 30. Juni1), den Forderungen der Kaiserin Maria Theresia, so
werde man Kussland schon in seinem augenblicklichen günstigen
System erhalten. Gar sehr aber dürfte sich »das französische Mini-
sterium in seiner Rechnung betrügen, wenn es die Absicht führen
sollte, auch ohne Österreichs Vorwissen und Mitwirkung etwas voll-
kommenes in Russland zu Stande zu bringen, da Osterreich auf den
ernannten Hof als seinen wahren und natürlichen Alliirten in An-
sehung des Königs in Preussen und der Pforten, wo nicht vollkommen,
jedoch mehr als andere Mächte zählen könne.« Ahnlich heisst es in
einem späteren Schreiben1): »Nun will zwar unter der Hand ver-
lauten, dass man von Paris eine sehr kostbare Tabatiere und viel-
leicht mehrere dergleichen Galanterien dem Douglas zur nützlichen
Verwendung zugesendet habe. Man wird sich aber gar sehr irren,
wenn gehoffet werden wollte, dass hiermit der Hauptendzweck er-
reichet und der russische Hof von der engeren Verbindung mit Eng-
land zurückgehalten werden könne.« In »nachdrückliche Vorstellung«
will man es eventuell dem französischen Hof gebracht wissen 3), »dass
die bessere Einverständnis mit Russland einzig und allein unseren
Maassnahm- und Bemühungen zu verdanken seie,« dass aber eine
jähe Änderung erfolgen könnte, »wann Frankreich die schöne Ge-
legenheit aus Händen lasse und Russland auf die Gedanken geführt
werden sollte, als ob jener Hof nur Zeit zu gewinnen suche und es
ihm mit dem geheimen Vorhaben gegen Preussen kein rechter Ernst
seie.« Die Absicht ist unverkennbar: um den einen Hof gegen den
andern ausspielen zu können, innsste Kaunitz einstweilen beide in
gemessener Entfernung von einander halten.
Unleugbar aber lag es im Interesse Österreichs, am französischen
Hofe die Besorgnisse vor einem Abschwenken Russlands so lange wach
zu halten, bis der österreichisch-französische Offensivvertrag gesichert
war. Wir sahen schon, die Thatsache, dass die Zarin auf alle Be-
gehren Österreichs so über Erwarten eingegangen war, sollte Starhem-
berg in Paris nur dann mittheilen4), wenn die dortige Regierung be-
reits einen festen Entschluss zu Gunsten des geheimen Tractats mit
Österreich gefasst hätte. Russlands Aunäherung an Frankreich vor
definitiver Einigung des Wiener und Versailler Hofes missbilligte
Kaunitz, um die Halsstarrigkeit des letzteren nicht zu verstärken. Denn
natürlich stieg der Werth der französischen Zustimmung, wenn nur
1) Vgl. S. 438. Maria Theresia an Starhemberg.
2) Vgl. S. 506. Maria Theresia an Starhemberg. 11. August 1756.
3) Vgl. S. 40S. Maria Theresia an Starliemberg. 9. Juni 1756.
4) Vgl. oben S. CXII und 312. Kaunitz an Starhemberg. 19. April 1750.
Acten zur Vorgeschichte Urs 7jährigr>n Krieges. m
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CLXXVIII Die Entstehung der Coalition gegen Preußsen 1755 und 1756.
Ton ihr das Zustandekommen der Offensivallianz abhängig war. Dass
Österreich dem russischen Hofe angeboten habe, sofort zwei Millionen
zu zahlen, falls König Friedrich losschlüge, auch diese Thatsache
durfte Starhemberg nicht kund werden lassen, weil man in Frankreich
sonst »desto weniger wegen Russland besorgen dörfte1).«
Fraglich ist nunmehr nur noch, ob Kaunitz so weit gegangen ist,
die Lage in Kussland absichtlich schlimmer darzustellen, als er sie
in Wirklichkeit ansah.
Kaunitz will gefürchtet haben2), dass die Verschiebung des An-
griffs auf 1757 Russland verleiten möchte, »aus Begierde zum Geld
in die englischen Absichten endlich einzugehen , . . . sogar Frankreich
durch eine namhafte Truppenabgabe in nicht geringe Verlegenheit zu
setzen.« Noch sei diese Sorge, schreibt er an Starhemberg, nicht ganz
geschwunden, jedoch merklich vermindert Durch schnellen Abschluss
der französischen Allianz mit Osterreich könne Russland in seinem
guten System erhalten werden. Dass Russland sich aber gegen Frank-
reich wenden sollte, war schlechterdings ein von Kaunitz aus der Luft
gegriffenes Schreckmittel. Ganz freiwillig, ohne Anstoss von Seiten
Österreichs hatte Elisabeth bei dem Abschluss des Subsidien Vertrages
mit England jede andere Verwendung ihrer Truppen als gegen Preussen
abgelehnt. Von einer Stimmungsänderung in Russland lag bisher
weder thatsächlich noch in den Berichten Esterhasys auch nur eine
leise Andeutung vor. Im Gegentheil, noch Ende April hatte sich
Rußland geweigert, Hannover gegen Frankreich zu schützen3), am
28. Mai hatte der russische Unterhändler Bechtejew von Petersburg
aus seine Reise nach Paris angetreten4).
Und sollte Kaunitz, falls er wirklich vor dem Vertagungsantrage
einen so durchgreifenden Umschwung der Stimmung am russischen
Hofe erwartet hatte, nicht lieber vorgezogen haben, mit diplomatischen
Künsten die Verhandlungen hinzuziehen, anstatt mit der ungeschmink-
ten Wahrheit alles gleichsam auf eine Karte zu setzen? 15 Tage
etwa dauerte damals eine Reise von Wien nach Petersburg. Mehr
als ein Monat verging, bis man auf einen Vorschlag die Antwort er-
halten konnte. Wie leicht Hessen sich also die Verhandlungen hin-
zögern, bis die Jahreszeit den Beginn der Operationen von selbst ver-
bot. Vielmehr, dass Kaunitz ohne Umschweife dem russischen Hofe das
grosse Opfer zumuthete, die bedeutenden Rttstungskosten vergeblich
1) Vgl. S. 553. Maria Theresia an Starhemberg. 22. August 1756.
2) Vgl. S. 438. Maria Theresia an Starhemberg. 30. Juni 1756.
3) Vgl. S. XCVII. 4) Vgl. S. CXXIX und Brückner 324.
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Excnrs 3. Kaunitzena angebliche Besorgniaso wegen RtiBsland. CLXXIX
aufgewandt zu haben, zeigt gerade umgekehrt, wie Bicher er sich Russ-
lands gefühlt hat. Sehr bezeichnend ist, dass er in den geheimen
Schreiben an Esterhasy kein Wort von jener angeblichen Besorgniss
äusserte. Am 26. Juni, noch ehe er erfahren hat, wie sein Vertagungs-
antrag in Petersburg aufgenommen worden ist, giebt er in einem
chifFrirtcn Schreiben an Esterhasy sein volles Vertrauen kund, dass
England trotz seiner nach dem Vcrsailler Vertrage verdoppelten Be-
mühungen in Russland nichts ausrichten werde 1). Sollen wir da glau-
ben, dass er am 30. Juni, nachdem er inzwischen gehört hat, mit welcher
Bereitwilligkeit man in Petersburg auf seine Wünsche eingegangen sei,
noch nicht vollkommen beruhigt gewesen wäre, wie er es durch
Starhemberg den Franzosen vorreden will.
Je länger die entscheidende Antwort Frankreichs ausblieb, je
mehr sich die Lage im Juli und August, zumal seit der ersten An-
frage Friedrichs, zuspitzte, um so lebhafter stellte Kaunitz die Gefahr
einer russischen Abschwenkung in seinen Erlassen an Starhemberg
in den Vordergrund. So wurde z. B. am 11. August 17562) Starhem-
berg beauftragt, in »deutliche und nachdrucksame Vorstellung« zu
bringen, welche grosse unmittelbare Gefahr für Frankreich ein Über-
gang Russlands zu England bedeute. Dann sei England im Stande,
eine beliebige Anzahl russischer Truppen in Hannover oder zur Ver-
theidigung der eigenen Küsten gegen Frankreich zu gebrauchen. Es
könne also seine amerikanischen Streitkräfte ansehnlich vermehren,
selbst die festländischen Gebiete Frankreichs stark beunruhigen. Und
schon seien bestimmte Vorboten fUr diese Wendung der russischen
Politik zu erkennen. Aus den Berichten Esterhasys sei zu entnehmen,
dass der russische Hof die Geduld zu verlieren beginne. Eine weit
grössere Willfährigkeit habe sich dieser vcrmuthlich von Frankreich
»zu Anerbiet- und Eingestehung namhafter Subsidien versprochen«,
auch sich »nunmehro deutlicher wegen der Subsidien geäussert.« Dem
Grosskanzler endlich werde bereits »seine Parteilichkeit für Eng-
land und seine übrige bedenkliche Schritte so leichter Dingen nach-
gesehen.« Kaunitz wollte keinerlei Verantwortung übernehmen, »wenn
Rassland jähling von Sprache änderte und sich gegen Frankreich ge-
brauchen Hesse.« Nur Frankreich habe von einer solchen Entwicke-
lung Unheil zu erwarten; denn für Österreich seien alsdann von
Preussen keine Feindseligkeiten zu befürchten.
Diese Ausführungen sind vor allem deshalb für die historische
1) Vgl. S. 429. Kaunitz an Esterhasy. 26. Juni 1756.
2) Vgl. S. 507. Maria Thoresia an Starhemberg.
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CLXXX Die Entstehung der Coalition gegen Preusaen 1755 und 1756.
Kritik so lehrreich, weil sie bestimmte Facta, angeblich ans den Be-
richten Esterhasys, anführen, auf die Kaunitz seine Besorgnisse be-
gründet. Jene Thatsachen aber sind von Kaunitz fingirt, sie finden
sich in Esterhasys Depeschen nicht. Im Gegentbeil, gerade die Be-
richte, die in Betracht kommen können1), waren mehr beschwich-
tigenden als aufregenden Inhalts. Nach demjenigen vom 13. Juli hatte
die Kaiserin den Gesandten Uber die Umtriebe Bestushews und des
GrosBfUrsten beruhigt2). Und gar am 20. Juli erzählte Esterhasy3),
dass Bestushew beinahe von Elisabeth aus seinem Amt entfernt worden
wäre. Freilich hatte sie sich noch einmal zur Gnade stimmen lassen4).
Aber wie wollte man daraus folgern , dass ihm seine Intriguen jetzt
»so leichter Dingen nachgesehen« wurden? Mehr den Anfang vom
Ende Bestushews als den Beginn einer neuen englischen Aera be-
deutete die Begnadigung. Und vollends steht in den Berichten Ester-
hasys kein Wort davon, dass Bussland von Frankreich schnellere Zu-
sage von Subsidien erwartet und sich wegen der Geldzahlungen jetzt
deutlicher geäussert habe. Wiederholt hatte Elisabeth betont, nicht
in der Erwartung von Subsidien, sondern um des allgemeinen Besten •
willen habe sie das neue System ihrer Politik gewählt*). Jeder
Zweifel muss vor Esterhasys Aussage vom 7. September6) schwinden:
Er habe von Subsidien bisher nichts angedeutet, da »der nissische
Hof seit meiner ganzen Negociation von einer vorläufigen Aushttlf mir
noch niemalen ein Wort gesprochen oder etwas dergleichen auch nur
von weitem gegen mich fallen lassen.«
Es ist ein klassisches Zeugniss dafür, wie wenig Grund Kaunitz
zu Befürchtungen Kusslands halber hatte, dass er Frankreich gegen-
über zu solchen Erfindungen seine Zuflucht nahm. Kaum ist es
noch nothwendig zu bemerken, dass er am 7. August in einem ebif-
frirten Schreiben an Esterhasy sich wiederum voller Vertrauen auf
die Zarin äussert, die den Grosskanzler schon in seinen Schranken zu
halten wissen werde7).
Vielleicht bezieht sich auf diese Fictionen die Erklärung des
Grafen Kaunitz in dem Erlass an Starhemberg vom 22. August8),
warum man den Gesandten nicht nur angewiesen habe, »was wegen
dem ernannten Hof dem französischen ministerio in Vorstellung zu
1} Nicht gemeint sein kann der Bericht vom 27. Juli, auf den Kaunitz erst
am 22. August zu sprechen kommt. Vgl. S. 550. 2) Vgl. S. 470.
3) Vgl. S. 483. 4) Vgl. S. CXXXIH.
5) Vgl. S. 561. Esterhasy an Kaunitz. 26. August 1756.
6) Vgl. S. 574. Esterhasy an Kaunitz. 7. September 1756.
7) Vgl. S. 501. 8) Vgl. S. 549.
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Excurs 3. Kaunitaens angoblicho Besorgnisse wogen Russland. t'LXXxi
bringen seic,« sondern warum man ihm daneben noch die Abschrif-
ten der Berichte Esterhasys übersandt habe. Es geschah, damit er
»den eigentlichen Zusammenhang um so besser Ubersehen und
von diesen Nachrichten so diensamen als vorsichtigen Gebrauch
machen könne.«
Diese Weisung ist zugleich die letzte, in der Kaunitz Befürch-
tungen wegen Russland äussert. Er weist mit Berufung auf Esterhasys
Bericht vom 27. Juli l) auf die »ausserordentliche Art« hin, mit der die
Geschäfte am russischen Hofe geführt würden, er betont, »wie leicht eine
gählinge Abänderung folgen könnte, wann die grosse Abneigung gegen
den König in Preusseu nicht bald durch die Hoffnung eines anderweiten
Vortheils unterstützet wird,« wie schlecht das Gehcimniss des grossen
Planes bei Bestushew gewahrt sei. Er verweilt eingehend bei den
Versuchen Englands, durch ungeheure Geldanerbietungen Russland zu
sich herüberzuziehen. »Alles sei dem englischen Hof an der Gewin-
nung des russischen gelegen.« Auf »die eine oder die andere Art
müsste dieser durch Geldaushülfc gebunden werden, wann änderst
die anreizende englische Versprechen bei ihm kein Gehör finden
sollen«. Er erschöpft sich in Beweisen, wie Frankreich von einem
Systemwechsel in Russland ganz allein Schaden zu gewärtigen habe,
Österreich nur den einen Nachtheil, dass die Offensive gegen Preussen
unmöglich werde. Niemals sei ja zu besorgen, dass Elisabeth ihren
Defensivverpflichtungen gegen Osterreich sich entziehen, oder auch
nur, dass der König von Preussen angreifen werde, wann er sich
»wegen Russlands völlig beruhiget [ schetc. «^Frankreich aber habe
zu befürchten, dass England mit Hülfe der Russen und Preussen cb
in seinen continentalen Gebieten bedrohen werde. Eine so aben-
teuerliche Idee, dass es mit der ausgesprochenen Befürchtung Kaunitz
nimmermehr Ernst gewesen sein kann. Und warum vergass er wohl,
alles das hervorzuheben, was für die Fortdauer der günstigen Aus-
sichten in Russland sprach? Dass Elisabeth z. B. das englische
Angebot einer Vermittlung mit Preussen »platterdings« abgelehnt,
Bestushew dem Douglas versichert habe, man werde die englischen
Subsidien nicht annehmen, bleibt unerwähnt.
Vollends aber beseitigt ein der Kaiserin am 24. August über-
mittelter Vortrag jeglichen Zweifel an der wirklichen Meinung des
Kanzlers: »Das einzige, so mich in billige Beisorge setzet, ist die
Nachricht des Grafen Estcrhasy2), dass die russische Kaiserin sich
1} Vgl. Nr. 179.
2) Vgl. S. 499. Esterhasy an Kaunitz. 3. August 1756.
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CLXXXII Die Entstehung der Coalitiou gegen Prenssen 1755 und 175G.
wieder unpäßlich befinden soll1).« Daraus folgt mit absoluter Sicher-
heit, alle anderen Befürchtungen hat Kaunitz mit Berechnung auf
Frankreich fingirt. Eigentümlich aber: gerade seine einzige wirk-
liche Besorgniss hat er sich sorgfältig gehütet, in Frankreich mitzu-
teilen. Denn offenbar nur solche Gefahren Hess er dem französischen
Hofe vorstellen, die durch eine Nachgiebigkeit gegen Österreichs
Wünsche leicht aus der Welt zu schaffen waren.
Endlich: Warum verstummen diese beredten Klagen über Russ-
lands zu befürchtenden Abfall in Frankreich gerade mit dem Moment,
als Kaunitz aus dem Berichte Starhembergs vom 20. August den vor-
läufigen glücklichen Abschluss der Verhandlungen mit dem Versailler
Hofe erfuhr? Um so auffallender ist dieses Schweigen, als Kaunitz
jetzt gar nicht mehr zu Fictionen hätte greifen brauchen. Esterhasys
Berichte vom September bis November 1756 sind von Besorgnissen
erfüllt, dass Russlaud wegen der noch immer ausstehenden Antwort auf
seine Offensivanträge aus dem April 1756 ernsthaft verstimmt werde2).
Giebt es einen deutlicheren Beweis für das unbedingte Vertrauen,
das der Staatskanzler auf die Standhaftigkeit der Zarin setzte, als
dass er aller dringendsten Bitten Esterhasys ungeachtet bis zum
31. October wartete, bevor er eine Beantwortung dieser Anträge
wenigstens in Aussicht stellte?3) Kaunitz bezeichnete denn auch
am 1. November 1756 die eingelaufenen Nachrichten Esterhasys als
»höchst vergnüglich4).«
1) Vgl. S. 556. Vortrag vom 21. Augnst 175G. Vgl. oben S. CXXX1I.
2) Vgl. z. B. S. 619. Esterhasy an Kaunitz. 12. October 1756.
3) Vgl. S. 630.
4) >Ew. Exc. einlaufende Borichtschreibon . . . fahren fort, die hüchstver-
gniigliche Nachricht von der russischen Kaiserin Majestät fortwährenden bunds-
iuässigen und grossinlithigsten Gesinn- und Maassnehinungen zu bestätigen.«
Kaunitz an Esterhasy. 1. November 1756.
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Itorichtigmigoii und Zusätze.
S. III— V sind bei den Angaben über die preussische Garnisonartillerie dio schlc-
sisehen Commandos einbegriffen.
S. XI Anm. 4: Die angezogene Ordre an den Obersten Merkatz ist vom 11. Juli
1755 (nicht Juni) datirt.
S. 90 Anm. 2: Für den Aufenthalt dos Prinzen Ferdinand von Braunachweig am
13. nnd 14. August 1756 in Potsdam vgl. seine Tagebuchaufzeichnungen,
Forsch, zur brandenburg. u. preuss. Gesch. 12, 250. 251.
S. 105 Anm. 1, Z. 6 v. u. lies: 12 statt 13 Dragonerregiin enter.
S. 314 Anm. 4 lies: englischer Erster Lord des Schatzes.
8. 327, Z. 5 v. u. lies: Commandant statt Commandeur.
Zu Nr. 102: Folgende Irrthümer Kochs sind noch zu berichtigen:
S. 376, Z. 10 n. 11 v. o. lies statt 25: 28 Regimenter zu 4 Bataillonen.
> 1: 6 » zu 3 >
> 10: 11 Bataillone.
Z. 18 v. o. hat Koch vergessen, 1 Bataillon Gaisnigg und V* Husaren-
regiment mitzurechnen.
S. 377, Z. 20 v. o. lies statt 12: 14 Regimenter.
Z. 26 v. o. lies statt 81 Bataillone = 44500 Mann: 79 Bataillone
= 43450 Mann.
Z. 30 v. 0. lies statt 71600: 70500.
S. 380 Anm. 4 ist hinzuzufügen: vgl. S. 461.
S. 387 Anm. 1 lies: Ferdinand VI. statt Philipp V.
S. 394, Z. 11 v. u. lies: Hausartillerie statt Hauptartillcrie.
S. 462 Anm. 2, Z. 5 v. u. lies: 3. 459 statt 450.
S. 467, Z. 10 v. u. lies: Banalgriinizregimonter statt Banatgränizregimenter.
S. 409 Anm. 3, Z. 5 v. u. lies: Bannlcroaten statt Bannatcroaten.
S. 036, Z. 2 ist hinzuzufügen : vgl. Ranke 2S2.
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Abkürzungen.
Archiv 47
v. Arneth
Beer, Archiv
Beer, Bentinck
Beer, II. Z. 27
Archiv flir österreichische Geschichte, Band 47.
v. Arneth: Muria Theresia. Wien 1863 ff.
Beer: Denkschriften des Fürsten Wenzel Kaunitz-Rittberg,
im Archiv für österreichische Geschichte, Band 48.
Beer: Aufzeichnungen des Grafen William Bentinck über
Maria Theresia. Wien 1871.
Beer: Die österreichische Politik in den Jahren 1755 und
1750, in der Historischon Zeitschrift, Band 27.
Beer, M. I. 0 G. XVII = Beer: Zur Geschichte des Jahres 1756, in den Mitthei-
lungen deslustituts für österreichische Geschichtsforschung,
Band 17.
= M6moircs et lettres du cardinal de Bernis, publ. par Masson.
Paris 1878.
= Broglie: Lo secret du Roi. Paris 1879.
— Broglio: L'alliance autrichienne. Paris 1695.
= Brückner: Russische Actenstücke zur Geschichte dos Jahres
1756, in der baltischen Monatsschrift, Baud 21.
— Duncker: Die Bildung der Coalttion des Jahres 1756 gegen
Prcussen, in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie
der Wissenschaften, 1882 fauch in des Verfassers »Abhand-
lungen zur neueren Geschichte«, Berlin 1886J.
= Droysen : Geschichte der preusBischen Politik. 5. Abthei-
lung, Band 4. Leipzig 18S6.
= lleigel: Der Ursprung des siebenjährigen Krieges, in der
Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Monatsbliitter I, 1. 2.
Freiburg 189H/7.
= Koser: König Friedrich der Grosse. Band 1, Stuttgart
1S93, Band 2 ist im Erscheinen begriffen.
= Lehmann : Friedrich der Grosse und der Ursprung des sieben-
jährigen Krieges. Leipzig 1894.
= Martens: Rccueil des traites conclus par la Ruasie. Peters-
burg 1874 ff.
=» A. Naud6: Beiträge zur Entstehungsgeschichte des sieben-
jährigen Krieges. Leipzig 1895.
«= Oncken: Das Zeitalter Friedrichs des Grossen. Berlin 1881.
= Ranke: Zur Geschichte von Osterreich und Prcussen zwischen
den Friedensschlüssen von Aachen undliubertusburg. Leipzig
1875. (Sämtliche Werke Baud 30.]
v. Raumer, Beiträge II = v. Raumer: Beiträge zur neueren Geschichte aus dem
britischen Museum und Staatsarchiv. Band 2, Leipzig 1836.
A. Schäfer: Geschichte des siebenjährigen Krieges. Berlin
1867 ff.
[Graf v. d. Schulenburg]: Eiuige Actenstücke über die Veran-
lassung des siebenjährigen Krieges. Leipzig 1841 [anonym
erschienen].
Waddington, Renvorsement •= R. Waddington: Louis XV et le renversement dos
alliances. Preliininaires de la guerre de sept ans. Paris 1896.
Z. P. G. L. = Zeitschrift für prenssischo Geschichte und Landeskunde.
Berlin.
Bernis
Broglie, Secret
Broglie, L'alliance
Brückner
Duncker
Droysen V, 4
Heigel I und II
Kosor
Lehmann
Martens, Recueil
Naude\ Beiträge
Oncken
Ranke
Schüfor
Schulenburg
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I.
Preussische Acten
zur
Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges
herausgegeben
von
0. B. Volz.
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1. Der König an Generalmajor von Hautcharmoy in Brieg. Pyrmont, 1746
1746. Mai 21
21.
N«h einer Abschrift im SU»tsarchiT su Breslau <)-
Hautcharmoy soll dem 6. M. von Walrave und dem Obersten von Sers
»die gesamte Fortificationsbaurechnung von Neiase, Glatz und Kosel« ab-
nehmen und zugleich mit den Rechnungen der Gebrüder Rottengatter2)
prüfen. Walrave habe eigenmächtig Änderungen an den Dispositionen des
Königs über die Vertheilung der Gelder auf die einzelnen Festungen vor-
genommen. Der König fordert »einen richtigen Abschluss von allen gedach-
ten Fortificationsbauten«, »woraus Ich kurz, klar und deutlich ersehen
kann, wieviel jeder Festangsbau hat kosten sollen, wieviel an Gelde dazu
assigniret worden, wieviel darauf wirklich bezahlet worden und wohin solches
verwandt ist, und endlich, ob und was der Rottengatter darauf noch zu
fordern hat«.
2. » Summarischer Extraci wegen der Fortificationebaurechnungen, juni 28
welche der 6. M. von Hautcharmoy dem G. M. von Walrave abgenommen
hat3).« [Brieg, 28. Juni 174G.]«)
Nach der ürwhrift.
Au.chl'iurii k<i>t<<ji:
iIüüq ist ;t-sij;iiirt ti.
iiu'l. >l»'r üii'sj iib rii;<''i
l''«irti1ii-:iüii)iK£fl<l«>r
li<»z;ihH w(ir'ji'p:
Tims* norh
,issij;iiiv.'t worden:
Thlr. gr. A 1 Thlr. gr. ^
Thlr. kt. *X
Ij Nidas«: | 9.V21-U '.»V;,
S7!Ki;«.% J2 31/.-,
\12>u:> 21 Üpj
2; Glatz:
3, Koscl:
VW22 22 —
exel.da.s, u;ibN. K.M. an der
daaigen Stadt und Schleus«
wollen machen lassen.
T470:$H 2U —
i;!T');<h 2u —
loiHiti zu der vom Ft'iudc
ruinirton Eisgang- und
irrossen Wasserwehr.
M Brioff:
1u2^1 IG */r, | 021 ÜO — h
Khi'tl ir> 44 ;r,
1 14007S4 1*.* |0 1 1 :tt»7SS7 (> Hl/-
Hierzu kommt noch, was aul" König-
liche Ordres aus denen Fortificationsgeldern
eitraordinarie assdgnirt und genommen wer-
den müssen:
1I2M»7 ,12 l UV.-] '»)
2ofl3t> b 10
1) Alle Schriftstücke, deren Aufbewahrungsort nicht besonders angegeben ist,
sind dem Künigl. Geheimen Staatsarchiv zu Berlin entnommen.
2j Karl und Kaspar Rottengatter, Unternehmer und Festungsbaumeister.
3) Vgl. Nr. 1.
iar Vorgeschichte de« 7jährigen Krieges. 1
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2 Preussiscbe Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1746 3. Oberst von Sers an den König. Berlin, 25. October 1746.
<>Ct 25 Aoatug »u« d« Ursdmft.
Übersendet 2 »Anschläge von der iu Kosel und Grossglogau vorzunehmen-
den neuen Festungsarbeit«. >Ich habe unter jeden Anschlag besouders notiret,
was i. a. 1747 von denen zu jeder Festung destinirten 40000 Thlrn., vermöge . . .
königlichem Befehl, davon soll gebauet werden, und folglich, wieviel i. a. 1748 zu
Complettirung erwähnter Anschläge annoch zu assigniren bleibet.« Er bittet den
König, durch Unterschrift seine Pläne zu autorisiren »).
I.
»Summarischer Extract derer Kosten zu die von S. K. M. . . . anbefohlenen
neuen Arbeit in der Festung Kosel.«
lj Redoute am Wegschützer Damm 9899 Thlr.
2) 5 Pulvermagazine 10597 » 12 gr.
3) »revötement de ma$onnerie des inneren corps de
la place«, mit Graben 27269 •
4) 4 Kasematten ä 200 Mann 25770 .
5j 1 Schuppen 3041 » 4 »
6) Proviantmagazin 14395 » 9 A
7) 2 Brücken 1810 » 14 »
92782 > 6 9 <
>Hiezu noch die von dem 6. M. von Hautcharmoy
in der Abrechuungstabelle, d. d. 28. Juni c. a. [vgl. Nr. 2],
zu Verfertigung des neuen Oderdammes bereits angeführte 10000 Thlr.«
102782 » 6 » 9 »
Für 1747/48 anzuweisen 40 000 Thlr. für:
1) Redoute 9899 Thlr.
2) Oderdamm, »laut Tabelle vom General von
Hautcharmoy« 10000 >
3) 2 Kasematten. . . 12885 >
4) 3 Pulvermagazine 6358 » 12 gr.
5) »Anschaffung einiger vorräthigen Materialien
pro anno 1748« £57 » 12 >
4Ü0U0 Thlr. V
bleiben für 1748 zu assigniren 62782 Thlr. 6 gr. 9 A
4} Dieser >Extract« wurde dein König mit einem (nicht vorliegenden) Bericht
vom obigen Datum von Hautcharmoy Ubersandt. Am 8. Juli bestätigt der König
den Empfang des Berichtes uud äussert sich zufrieden, dass alles in Richtigkeif
gewesen sei; Hautcharmoy solle jedoch Walrave alle künftigen Eigenmächtig-
keiten untersagen. [Breslau, Staatsarchiv.]
5) In der Vorlage, infolge Rechenfehlers: »78299 Thlr. 4 A'. Am 19. Juli
1740 erwähnt auch Hautcharmoy in einem Bericht an den Minister Grafen MUn-
chow, dass der König zur Vollendung von Neisse, Glatz und Kosel 82205 Thlr.
21 gr. 6 A« noch anzuweisen habe. [Breslau, Staatsarchiv.]
6) Vorlage: »15 gr. 8 «/s A.«
7) Vorlage: »!135:i4 Thlr. 6«/5
1) Erfolgt mit dem Erlass vom 28. Februar 1747.
2) Vgl. Nr. 5.
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1746 October 25 — November 19.
U.
»Anschlag und Ausrechnung . . . der Maconnerie and Erdarbeit zu dem
neuen Fort bei Grossglogau, mit einer Kasematte ä l'epreuve des bombes auf 2
bis 300 Mann nebst 2 kleinen Pulvermagazins unter dem Wallgange<,
betragt: 72205 Thlr. 12 gr.
>Hiezu noch die vom 6. Lt. von Du Moulin d. d. 3. Sep-
tember bereits in Anschlag gebrachte 12719 Thlr. 14 gr. zu
Verlängerung derer Pieschen an der Stadt« l) 12719
1746
Oct. 25
8492Ö
14
2
Für 1747/48 anzuweisen 40000 Thlr. für:
1) »Die Verlängerung der grossen Pieschen an der Stadt«
2) Erdarbeit am bedeckten Weg und am corps de la place
3) zur Maconnerie am corps de la place vom Fort . .
bleiben für 1748 zu aasigniren:
12719 Thlr. 14 gr.
12000 »
15280 » 10 >
40000 Thlr.2]
44925 Thlr. 2 gr.
4. Generalmajor von Schwerin3) an den König. Neisse, 19. November Nov. 19
1746.
Anasug aas «1er Urschrift.
Übersendet auf Befehl vom 10. November 2 Denkschriften und fragt betreffs
der zweiten an, ob der König die erforderlichen Gelder für die Bauten in Neisse
»gegen künftiges Frühjahr« anweisen wolle.
I.
»Promemoria: was S. K. M. bei Dero letztern . . . Gegenwart, vom Magazin
und anderen dergleichen Sachen mehr erbauen zu lassen, . . . mündlich erwähnet,
mir aber nicht anbefohlen haben, Anschläge davon verfertigen zu lassen.«
i; Magazin für 2000 Wispel Mehl und 1200 Wispel Hafer.
2) Zeughaus und Artillerio-Laboratorium.
3) Kasernen für 2 Bataillone.
4) Pulverthürme anstelle der baufälligen »Pulverkasematten auf dem Hauptwall«.
II.
»Nachstehende Puncten haben S. K. M. bei Dero . . . Gegenwart mir, dem
G. M. von Schwerin, den 4. und 5. August 1746 dictiret; solches wird kosten laut
Anschläge« *) :
1) [48000] kieferne Pallisadeu 16000 Thlr. 5)
2) Zug- und Laufbrüekcn 1915 » 14 gr. 4«/5 A
3) »Comblirung« von Hohlwegeu 1005 >
4) »Vertiefung des Wassers« am AusÜuss der Bila 365 » 7 »
5) Erhöhung des alten Neissedamraes 2380 >
1} Auf, »bei Dero letzterm . . . Hiersein, mir allergnädigst ertheilteu Befehl«,
wie Du Moulin in seinem Begleitbericht, Glogau 4. September, an den König
schrieb. 2) Vgl. Nr. 5.
3) Friedrich Julius von Schwerin, Chef des Musketier -Regiments »Jung-
Schwerin«. 4) Bereits am 31. August war ein solcher Anschlag eingesandt.
5) Am Rande der Vermerk: »bleibt bis 1748«.
1*
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4
Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1746 6J Revetirung der Enveloppe vor Schleuse 14,
Nov. 19
nebst Graben
16657 Thlr. 12
&■
7) Versetzung eines corps de garde
745 »
8
3Vs
8) Fleschen am Fort Preussen zu legen. . . .
2349
s
»
9) Den Brunnen auf dem Fort Preussen bomben-
2126
4
-
2538 >
16
>
1299 »
12
»
47382 »
10
>
&3/5 •
>Ausser diesen«:
Verbreiterung eines Wallgauges \ , .... .
, . , , . I »von denen diesjährigen
Arbeiten an der Neisse und der Unterwehre > Geldern
Arbeiten an der Kapuziner-Redoute )
Zum Schluss der Denkschrift erinnert der General, »dass diese Posten nicht
mit in der von dem G. M. von Hautcharmoy allhier bei Abnahme der Rechnungen
verfertigten Tabelle (Nr. 2) begriffen«.
[1746] 5. Schlesischer Festungsetat 1747/48. [Potsdam, 1746 ]
Angewiesen werden: 160000 Thlr.,
und zwar aus dem schlesischen Tresorquantum 100000, und aus der General kriegs-
»000 Thlr.«).
Davon werden ausgesetzt:
1) für Glatz: zu Kasernen (für 5 Comp.) .... 15000 Thlr.
zur Vollendung der Kasematte auf
dem neuen Fort 6000
zum neuen Magazin 10000 >
»zu denen notwendigsten Bauten bei
beiden Forts« 9000 » __.
40000 Thlr.«)
2) fürGlogau: > Verlängerung der grossen Fleschen
an der Stadt« 12719 Thlr. 14 gr.
Erdarbeit am bedeckten Weg und
am corps de la place 12000 »
Maconnerie am corps de la place
vom neuen Fort 15280 » 10 »
40000 Thlr. 5)
1) Randbemerkung des Königs: >der Graben darf nicht revetiret werden;
also wird von diesem Post was abgehen.« Der Abzug betrug, nach Schwerins
Bericht vom 10. December, 3200 Thlr.
2) Am Rande der Vermerk: »bleibt bis 1748«.
3) Nach dem Erlass an Miinchow, Potsdam 2. Juni 1747. (Breslau, Staats-
archiv.) 4) Nach einer Aufzeichnung Fouques, Berlin 2. Deeember 1746.
5) Vgl. S. 3.
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1746 November 19 — 1747 September 28.
5
3) für Kosel: Redoute 9899 Thlr. [1746]
Oderdamm 10000 >
2 Kasematten 12885 >
3 Pulvermagazine 6358 > 12 gr.
»Anschaffung einiger vorräthigen
Materialien pro anno 1748« . . . 857 » 12 » _
40000 Thlr.»)
4) für Neisse: »zu verschiedenen Posten«, nach
Schwerins Vorschlag«) 27437 Thlr. 2 gr.
für PnJverbehältniss in Kapuziner-
Redoute 126 »
zum Laboratorium 4114 > 5 »
2 Pulverthürme 6858 > 10 »
zu des Königs Disposition bleiben noch 1464 » 7 »
40000 Thlr.»)
6. Der König an Generalmajor von Walrave 4) in Neisse. Potsdam, 1747
28. 8eptember 1747. Sept. 28
Nach dem Concept
Befiehlt dem General, »dass, wenn Ihr alles dasjenige fertig haben
werdet, so wegen Fortification der Stadt Schweidnitz nöthig5), Ihr aladenn
zn Mir hieher kommen sollet . . .
»8onsten habe Ich dem Obristen von Sers unter dem hentigen Dato
befohlen, den Anschlag von allen erforderlichen Kosten dieser Fortification
halber zn machen, werde auch an den Etatsminister Graf von Mflnohow
die von Euch nachgesuchte Ordre wegen Taxation der [einzugrabenden]
Acker ergehen lassen6), an welchen Ihr aber melden müsset, wenn ehe
es von der Zeit sein wird, dass die Taxation vorgedachter Äcker vorge-
nommen werden könne.«
1) Vgl. Nr. 3. 2) Vgl. Nr. 4.
3) Nach einem in den Acten liegenden Etat för Neisse (in der Vorlage ver-
schrieben: »1744«).
4} Am 13. Juli hatte der König Walrave beauftragt, durch einen Ingenieur
Schweidnitz und Umgebung »auf eine starke Viertelmeile« mit sämtlichen Niveaux
aufnehmen, danach »in Zeit von höchstens 4 Wochen« ein Modell anfertigen zu
lassen und ihm zu senden.
5} Es handelt sich um die Befcstigungspläne und Beschaffung der Mate-
rialien zum Bau.
6) Demgemäss Erlass an Scrs und Münchow, Potsdam 28. September.
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6 reussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1747] 7. Summarischer Extract der Kosten, welche annoch zur Forti-
ficationsarbeit bei denen schlesischen Festungen erfordert werden.«
[1747.]
Auszug »ua dwr Urschrift (wahrsckeinlich von Berel.
1) Glogau: 3 Pulvermagazine 7329 Thlr.
18 Blockhäuser 7641 »
Schälungswand 7920 >
revetirte Redoute (auf Insel) 21500 >
(am StTom) 21500 »
Ausbauung des neuen Forts _4i^ * ,J
110815 »
pro 1748 angewiesen zur Ausbauung des neuen Forts: 40000 >
bleiben? 70815 Thlr.
NB. zu einem neuen Magazin 10000 Thlr. besonders assignirt, die MUnchow
aus schlesischen Überschüssen apart bezahlt.
2) Neisse:2) 3 Pulvermagazine 10287 Thlr. 15 gr.
48000 Pallisaden 16000 >
Arsenal 9995 > 1 »
Proviantmagazin 24974 » 20 >
Kasernen (2 Bat) 45293 » 8 »
Blockhaus 396 » 16 »
zur neuen Schleuse in Redoute »annoch« . 1127 » 12 »
Unterhalt, Reparaturen 1800 >
109875 Thlr.
pro 1748 angewiesen:
zu 3 Pulvermagazinen 10000 »
zu Kaserne (1 Bat.) 8000 »
Reparaturen 2000 »
20000 »
MUnchow zahlt zur Kaserne 12000 *
32000 Thlr.
bleibeu: 77875 Thlr.
3) Glatz: für neue Wehre 30000 Thlr.
Ausbauung des Forts 22000 >
52000 *
pro anno 1748 angewiesen:
zur neuen Wehre 30000 >
zum Fort 10000 »
" 4QQÖÖ Thlr.
bleiben also nöch~12u00 Thlr.
4) Schweidnitz3): corps de la place mit Wall und
4 Pulverth Urmen ... 127813 Thlr.
4 grosse Forts 205980 »
1 kleines Fort 26623 »
2 >simple« Redouten 24491
"384907 >
1) Vgl. 8. 3. 2) Vgl. dazu Nr. 4 3) Vgl. dazu Nr. 6.
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[1747] - 1748 Juli 7.
7
pro anno 1748 angewiesen: [1747)
Kevßtirung des corps de la place. . . . . 60000 Thlr.
bleiben also noch: 324907 »
Recapitulation:
>Zu denen schlesischen Fortificationsbautcn wird iu allem erfordert:
zu Glogau 110815 Thlr.
Neisso 109875 .
Glatz 52000 »
Schweidnitz 384907 »
057597 Thlr.
»Hierauf wollen S. K. M. pro anno 1748 assigniron:
nach Glogau 40000 Thlr.
Neisso 20000
Glatz 40000 »
Schweidnitz 60000
160000 Thlr. »j
»Hierzu kommen noch durch den Graf von
Münchow zu der Kaserne zu Neisse . . 12000 Thlr.
172000 »
»Bleiben also noch vor das künftige zu denen
schlesischen Festungen zu assigniren: . 185597 Thlr.
»Hierzu die Kosten wegen der Fortincation
zu Kosel, laut besonderer Beilage2), wo-
zu in anno 1748 nichts assigniret wird: 48274 » 11 gr. 2 J>
533871 Thlr. 11 gr. 2 A.«
8. Der König an General der Artillerie von langer und Generalmajor 1748
von Bauvrye in Berlin. Berlin, 7. Juli 1748. Juli '
Nach der Urschrift im KriegurchiY des Königl. Grossen Goneralstabs ru Berlin.
Theilt den Generalen die an Winterfeldt ergangene Ordre mit, ihnen
85 Mann, welche er in Potsdam »vor die hernächst zu errichtende Neissi-
sche neue Artillerie-Garnisoncompagnie zusammen habe«, zu überschicken,
damit »Ihr selbige bis zum 1. näcbstkommenden Monats Septembris etwas
exereiren lassen sollet; den 1. September aber sollen die 85 Mann mit
dem dazu gesetzten Obristlt. von Pannewitz und denen andern Officiers, so
von hier noch dazu kommen, von hier ab- und nach Neisse marsehiren,
um zu denen in Neisse bereits befindlichen Artilleristen zu stossen. Von
dem hiesigen Artillerie-Feldregiment sollet Ihr 12 Mann dazu als Bombar-
diere geben; die übrigen aber, so an dem completten Stand alsdenn noch
fehlen, müssen dorten . . . angeworben werden.« General Massow liefert die
1) 100000 Thlr. aus dem schlesischen Tresorquantum 1747/48 und 60000 aus
der Generalkrieg8kaBse. Nach dem Erlass an Münchow, Potsdam 12. Juni 1748.
(Breslau, Staatsarchiv.) 2) Liegt nicht bei.
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8 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1748 Monturen. Für die Verpflegung verweist sie der König auf eine abschrift-
^u'' 7 lieh beifolgende Ordre an das Generaldirectorium ').
Dec. 8 9. Schlesischer Festungsetat 1749/50. Berlin, 8. December 1748.
Aumcng au der »Nachweisung der Gelder, welche S. K. H. zu den schlesischen Fortifications-
bauten von 174!>/5o desti Iiiret, und wek-hergestalt »ukhe . . . auszahlet werden «ollen«,
im Staatsarchiv xn Breslau.
Angewiesen werden 216000 Thlr.,
and zwar aus dem schlesischen Tresorquantum 100000, aus der Generalkriegs-
kasse 60000, >aus dem Plus des schlesischen Etatsquanti von 1748 49« 40000 und
der >Überrest von den 200000 Thlrn. eisernen Bestandsgeldern, welche zur Zeit
nicht gebrauchet werden, und bei der Breslau'schen und Glogau'schen Ober*
befindlich sind: 16000 Thlr.«
Davon werden ausgesetzt2):
1) für Schweidnitz: zum corps de la place und 2 Redouten 100000 Thlr.
2) für Glatz: zur Fortification 30000
zum Magazinbau 8000»)
38000 >
3) für Neisse: incl. 400 Thlrn. zu neuen Zugbrücken, zu dem
Rest der Kasernen«) 26000 »
4) für Glogau: zur Vollendung des Forts > und zu einer Redoute
an der Oder nach dem Damm« 20000 >5j
5) für Kosel: »zur neuen Brücke über deu neuen Damm da-
selbst, die Fleschen an der Unterseito am Wasser, das
Glacis am tete du pont jenseits der Oder und zum Magazin
daselbst« 10000 »
6) für Breslau: »zur Reparatur der Bastions beim Dom« . . 2000
7) zur Vermehrung der schlesischen Magazinbestände . . . 20000 >
"216000 Thlr.
Dec. 20 10. Der König an Generalmajor von Bauvrye in Berlin. Berlin,
20. December 17 48.
Nach der Urschrift im Kriegsarchiv de« Königl. «rossen GenenlstaLs zu Berlin.
Unterrichtet Bauvrye von seiner Absiebt, >im kommenden Jahre auch
zu Magdeburg eine neue Artillerie-Garnisoncompagnie, auf gleiche Art und
1) Nach dieser Ordre, Berlin 6. Juli, soll die Generalkriegskasse das Tracta-
ment vorschiessen und dann aus den August- Verpflegungsgeldern einziehen, da
Massow diejenigen »pro Juni und Julio a. o. zu Bezahlung dor Mundirung ziehet«.
2) Dem folgenden liegt eine (undatirtc) Aufzeichnung von Sers zu Grunde:
»Designation dessen, was Sc. Künigl. Majeste d. d. 10. August 174? ... anbefohlen.«
(Breslau, Staatsarchiv.)
3) Über die Verwendung dieser 8000, sowie der unter Abschnitt 7 angeführten
20000 Thlr. verfügte der König erst im Erlass an Mtinchow vom 13. December.
(Breslau, Staatsarchiv.) 4) Vgl. S. 6.
5) Hiervon wurden 5000 Thlr. zur Vollendung des Forts bezahlt (Ordre an
Du Moulin vom 17. Juli 1749; Breslauer Staatsarchiv), weitere 6000 für den Etat
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1748 Juli 7 - 1749 März 6.
9
Weise als wie bereits zu Neisse geschehen1), zu errichten«. Der Etat be- H48
trage 1 Major, 1 8tabscapitan, 1 Premier- und 2 Secondleutnants , 3 Dec" 2
Feuerwerker, 7 Corporate, 20 Bombardiere und 130 Kanoniere.
»Zu dieser Gompagnie kommen die bereits in Magdeburg bei der
Artillerie befindliche Officiere, ünterofficiere und Gemeine, sodass eigentlich
gedachte Compagnie nur bis auf den Fuss, wie gedacht, augmentiret wird.«
Der General soll etwaige Vorschläge für Officiere machen und melden,
was an Unterofficieren und Mannschaften noch erforderlich sei; diese
sollen >aus den kleinensten Leuten des 2. Artillerie-Feldbataillons« genom-
men und letztere durch grössere Leute ersetzt werden.
11. Circulaire-Ordre. Potsdam, 6. März 1749.
Kuh dem Conoepk
Au sämtliche märkische Feldinfanterie- und Cayallerieregimenter ausser 1749
Franz von Braunschweig und Bonin-Dragoner (später: Örtzen); dazu an: Kleist, März 6
Derschau (später: Wietersheim), Kahlden, Ingersleben, General von Linger und
G. M. von Bauvrye, Garabiniers, Baireuth und Zieten.
>Ich habe Euch zwar vorhin2) bekannt gemachet, wie dass Euer
unterhabendes Regiment allererst den 1. Julii dieses Jahres seine Beurlaubten
einziehen und zum Exerciren zusammen kommen soll. Nachdem Ich aber
anderweitig resolviret habe, dass gedachtes Regiment seine Beurlaubten
dergestalt einziehen soll, damit solches den naehstkommenden 1 5. April an
Oberofficiers, ünterofficiers und Gemeinen, auch Übercompletten ganz oom-
plett zusammen sei, so habe Ich Euch solches hierdurch zur stricten Ach-
tung bekannt machen wollen; wie dann auch die auf Werbung commandirten
Officiere, Ünterofficiers und Gemeine gegen den 1. April zurückkommen
müssen, damit auf vorermeldete Zeit alles bei dem Bataillon ganz complett sei. «
>In simill« ergeht die Ordre, »jedoch mit dem Unterschied, dass, da in
solchen der I.Juli gesetzet worden, bei nachstehenden der l.Mai gesetzet hjt,«
an: Franz von Braunschweig, Bonin-Dragoner; an sämtliche magdeburgische,
h;i Iberstädtische, pommersche und schlesische Foldinfanterie- , Cavalleric- und
Husarenregimenter ausser Kleist, Derschau, Ingersleben, Garabiniers, Baireu tli,
Rath und PlUtz; endlich an Sers»;.
1750/51 reservirt (vgl. Nr. 15), der Rest der königlichen Disposition vorbehalten
und allmählig anderweit für Breslau und Glogau ausgegeben.
1) Vgl. Nr. 8. 2) Circulaire-Ordre Potsdam 28. December 1748.
3) Am 7. März erhalten noch die Regimenter Fürst Dietrich von Anhalt
Spater: Knobloch), Quadt, Dossow und die Bataillone La Motte und Wuttgenau
(später: Salmuth) Befehl, alle Werber, Urlauber und Übercompletten zum 1. April
einzuziehen, »damit auf vorermeldete Zeit alles bei dem Regimente ganz com-
plett sei«.
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10 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
12. 'Circulaire-Ordre an die in Preussen stehende Regimenter In-
fanterie, Cavallerie und Husaren.« Potsdam, 6. März 1749.
Nach dem ConcspL
»Ich lasse es hierdurch nicht nur dabei bewenden, dass Euer Regiment
den 1. des instehenden Monates April zusammen und an Oberofficiers,
ünterofficiers und Gemeinen völlig complett bei einander sein soll, sondern
befehle Euch annoch hierdurch, dass Ihr allen denen Ordres, welche Euch
der General von der Infanterie von Lehwaldt1) zusenden und schriftlich
oder mündlich ertheilen wird, es betreffen solche in Meinem Dienst, was
solche nur immer wollen und mögen, mit der allergrössesten Exactitude
nachleben und, sonder das allergeringste dagegen einzuwenden, dergestalt
und mit gebührender Promptitude executiren sollet, als ob Ich in Person
zugegen nnd Euch solche Selbst ertheilet hätte, allermaassen Ich nurge-
dachtem General von der Infanterie von Lehwaldt das völlige nnd ohnum-
schränkte Commando über alle in Preussen stehende Regimenter sonder
Ausnahme aufgetragen, auch zu allem, so er darunter befehlen wird, au-
torisiret habe. Ihr habt Euch hiernach auf das exacteste und präciseste
zu achten.«
März to 13. Der König an Generalfeldmarschall Fürst Dietrich von Anhalt
in Bielefeld2). Potsdam, 10. März 1749.
Noch dem Concept.
Bezieht sich auf die Ordre vom 7. März3) und befiehlt dem Fürsten,
>mit dem ganzen Regiment in ganz oomplettem Stande, auch Übercompletten,
desgleichen Bagage« am 15. April aus seinen Quartieren aufzubrechen, am
am 1. Mai im Halberstädtischen einzutreffen und in Quedlinburg Quartier
zu beziehen. Ferner schreibt er dem Fürsten, »daas hiernächst [15. April]
das Regiment [des] Obristen Grafen zu Neuwied von Wesel ans nach
Bielefeld einrücken wird4)<.
P. 8.
»Es wird Mir besonders lieb sein, wann Ew. Liebden von diesem
vorseienden Marsch nichts eher besonders eclatiren, noch unter das Publi-
cum bringen lassen werden, bis es die Umstände erfordern.«
1; Vgl. dazu die >Secrete Instruction vor den General von Lehwaldt, wie
derselbe bei gewissen Conjonoturen und bei dem ihm aufgetragenen General-
commando in Preussen sich verhalten soll<: P. C. 6, 407.
2) Für die Aufstellung des Artillerie-Etats vgl. die Ordres des Königs an
G. M. von Bauvrye vom 10., 12., 27. März und 10. April 1749 bei v. Schöning,
Hi8t.-biogr. Nachrichten zur Geschichte der brandcnburg.-preussischcn Artillerie,
{Berlin 1844), I, 363—367. 3) Vgl. S. 9, Anin. 3.
4) Ordre an Neuwied, Potsdam 11. März. >In simili an den Obristen von
.Jungken, dass derselbe nebst dem 1. Bataillon den 15. April von Wesel aufbrechen
und nach Minden marschiren solle.«
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1749 März 6 — Der ein her 13.
Eine gleiche Ordre ergeht an demselben Tage an Quadt'), am 15. April aus 1749
seinen Quartieren aufzubrechen, um im Magdeburgischen Anfaug Mai einzutreffen Mäirz 1
und in Calbe Quartier zu beziehen.
14. Weisung des Königs für das Cabinei (Potsdam, 25. März 1749.] März 25
>Eine Circulaire-Ordre an die märksche, pommersche undmagdeburgische
Regimenter: sie sollen die weiteste Beurlaubten den 1. Mai, die weiten den
15. Mai einziehen. [Demgemäß Circulaire-Ordre, Potsdam 25. Marz. Vgl. dazu
Nr. 11.]
>lm gleichen an Dietrich [von Anhalt] und Quadt: sollen erstlich den
15. Mai im Halberstadlischen einrücken. [Vgl. dazu Nr. 13.]
»Die Preussen sollen den 15. April zusammenkommen, die Schlesiger
den l. Mai. [Demgemäss Circulaire-Ordrcs, Potsdam 25. März. Vgl. dazu Ni. 11
und Nr. 12.]
»Dann an Retzow: 1000 Wispel Korn müssen in Magdeburg inge-
mahlen werden, dass den 20. Mai diese Summe an Mehl allda parat liege.«
15. Schlesischer Festungsetat 1750/51. Berlin, 13. December 1749. Dec. 13
Auszug aus der .Kepartition der tschlebischen Forlillcatioiwbaugelder vor das Jahr 1750/51«
im Staatsarchiv zu Breslau.
Angewiesen werden: 166000 Thlr.,
und zwar aus den schlcsischen Etatsliberschüssen 1749/50 100000, aus der Gencral-
kriegekasse 60000 und »aus den bei der Glogau'schen Kammer reservirten GIo-
gauachen Fortificationsbaugeldern von Trinitatis 1749/50: 6000 Thlr.«2).
Davon werden ausgesetzt:
1) fUrGlogau: »zur Conservirung der alten Festungswerke an
der Oderseite« 6000 Thlr.
2) für Schweidnitz: zu 2 grossen Forts nebst Vollendung der
3 bereits angelegten Rcdouten 100U0O »
3) fllr Neisse: zum Meblniagazin 22000
Nach der Urschrift, Eigenhändig.
zu Reparaturen
5000
•271)01»
4) für Kosel: zur Rev&tirung des corps de la place nebst
Grabenmauer
5) für Glatz: zur Fortification
13000 »
20000
166000 Thlr
1} Vgl. S. 9, Anm. 3.
2) Vgl. S. 8, Anm. 5.
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12 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
» "40 16. »Designation desjenigen, so S. K. M. vor das Jahr 1751 bei denen
schlesischen I
cember 1749.
Dec- 13 schlesischen Festungen annoch fertigen lassen wollen.« Berlin, 13. De-
auü dor Urschrift von Sere.
I : Glogau: 3 Pulvermagazine 7329 Thlr.
18 Blockhäuser 7641 >
Redoute _21500 >
36470 Thlr.
2) Neisse: Evangelischo Kirche 11000 Thlr.
10 Backöfen 5700 »
48000 Palligaden 16000 >
Lazareth 32000 »
64700 Thlr.
3) Glatz: »Zur völligen Ausbauung der
neuen Festungs[bau]ten. Dieses
macht nach des G. M. von Fou-
qu6 hierüber angezeigten An-
schlägen: *)
1) zum neuen Fort 77599 Thlr.
2) zu denen Werken um die
Stadt 123905 »
201504 Thhv
l) Schweidnitz: 2 Forts 100000 Thlr.
Ankauf des ScharTgotsch'schen
Hauses 1000 •
zum Lazareth zu aptiren . . 20000
zur Magazin- Bäckerei .... 7000 »
Kasernen für 2 Bataillone . . 47500 »
175500 Thlr".
b) Kosel: Revßtirung des Hauptwalls . . 13000 Thlr.
Minen 16000 »
29000 Thlr.
Summa: 507174 Thlr.
1750 17. Der König an General der Artillerie von Linger und General-
ApriI 4 major von Bauvrye in Berlin. Potsdam, 4. April 1750.
Nach dor Urschrift im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.
»Euch wird bereits bekannt sein, welchergestalt Ich intentionniret bin,
zu Glatz sowohl als zu Schweidnitz 2 neue Artillerie-Garnisoncompagnieen,
fast auf den Fuss wie schon zu Neisse und zu Magdeburg geschehen3),
zu errichten und den Fuss davon noch mit Anfang des Septembris dieses
Jahres zu formiren.«
In Glatz sollen daher »die daselbst bereits befindliche Artilleristen
mit dazu stossen«. Fttr Schweidnitz sollen die Artilleriecompagnieen in
Wesel und in Ostpreussen je 15 Mann abgeben, erstere darunter einige
1) Liegen nicht vor. 2) Vgl. Nr. 8 und 10.
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1749 December 13 — 1750 April 4.
13
zu Unteroffieieren tüchtige Leute, und sie bei sich wieder durch Werbung 1750
ersetzen: > welche 30 Mann den Fuss der Schweidnitzer Artillerieoompagnie Apnl
ausmachen sollen. Die alsdann bei beiden Compagnieen noch fehlenden
Leute, um die Anzahl zu erreichen, welche Ich zuerst vor dieses Jahr bei
solchen Compagnieen haben will, werde Ich zu seiner Zeit von denen Aus-
rangirten der schlesischen Regimenter aussuchen, wozu aber das Artillerie-
Feldregiment zu Berlin 1 — 2 Unterofficiers wird geben müssen.«
Die Generale sollen dafür sorgen, dass jene 30 abzugebenden Leute
> gegen den 1. September c. ohnfehlbar in Schweidnitz sein müssen, als
von welcher Zeit an die Errichtung und Verpflegung der Compagnie ge-
schehen wird«.
18. Voranschlag des Königs für die schlesischen Festungsbauten (mo;
[1750.]
N»eh dar Urschrift. Eigenhindig.
»17512).
Neisse: les utensiies des casernea 16000 ecua
4000 6cuh pour les foura.
Neisse 20000.
Glatz: 20000 ecua, pour faire la fortification de la ville aur le
plan de Wrede.
Cosel: 8000 ecus, pour dea mines.
ä Glogau: 8100 6cus, pour dea mines.
NB. MUnchow paie a part 4000 ecua.
ä Schweidnitz: 100000 ecus, pour les deux forts qui restent ä se faire, et
pour achever ceux de cette annee3).
156100
Reate pour l'annee 1752:
66000 ecus, pour achever les mines de Schweidnitz.
32000 ecus, pour le lazaret de Neiaae.
30000 pour Olatz.
8000 pour les mines de Glogau.
21000 pour Coael.
157000 ecus.
Neisse: infirmerie: 32000; payä 10000 reate ä 22000.
l'eglise: 12000 . . 12000.
Glatz: pour achever le rempart 40000.
Schweidnitz: infirmerie 22000; caaernes 40000 62000.
Glogau: la redoute 20000 20000.
1 56000.« <}
1) Vgl. Nr. 16. 2] Vgl. Nr. 19. 3) Vgl. S. 6. 11.
4) Vorlage: »154000«.
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1 4 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1750 19. Schlesischer Festungsetat 1751/52. Potsdam, 8. December 1750.
>6C* * Nach dem Erlw* an MQuchow vom S. December 175» im Staatsarchiv ro Breilau.
Angewiesen werden: 160000 Thlr.,
und zwar ans den schlesischen Etatsliberschüssen 1750, 51 100000 und aus der
(ieueralkriegskasse 60000 Thlr.
Davon werden ausgesetzt1):
1; für Schweidnitz zur Fortification 100000 Thlr.
2) für Glogau: für Minen 8100 >
3) für Kosel: für Minen 8000 »
4) für Neisse: für Anschaffuug der Utensilien fUr
die Kasernen 16000
zum Magazin-Backofen 4000
20000 »
5) für Glatz: zur Fortification 20000 »
156100 Thlr.
Der Rest vou 3900 Thlrn. bleibt der königlichen Disposition vorbehalten2).
1751 20. Voranschlag für die schlesischen Festungsbauten3). Neisse, 8 aep-
^P*- 8 tembre 1751.
Nach einer Abschrift.
»[Glogau:] vor 6 angles in Glogau zu miniren . 16000 Thlr.
vor eine Redoute ?5o°0
41000
»[Schweidnitz:] pour achever, Schweidnitz, les deux forts
et la petite redoute 70000
et la redoute 15000
85000
pour deux bataillons des casernes . . . 48000
pour les places 4000
la maison de la Schaffgotsch «! 1000
la boulangerie 7000
145000 Thlr.
»Pour Cosel: les mincs 8000 Thlr.
le corps de la place .... 13000 >
2 tnagasins de pomlre ä mille
quintaux 4000
25000 »
»Neisse: pour rinfirmerie pour 1200 homiues . . . 30000 Thlr.
Teglise 12000 >
42000 >
Somnie totale: 253000 Thlr., saus Glatz.
1) Vgl. Nr. 18.
2) Durch die Erlasse an Münchow vom 20. Oetober 1751 und O.September
1752 wird der R« st für den Bau eines Pulverkellers und für Wasserbauten in
Breslau angewiesen. (Breslau, Staatsarchiv.)
3) Vgl. Nr. 16. 18. Vielleicht von dem König aufgesetzt. 4) Vgl. S. 12.
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1750 Deceraber 8 — 1752 Docember 12. 15
»L'annee 1752»): 1751
85000 ecus, pour achever Schweidnitz Sept. 8
1000 la maison de Schaffgotsch.
7000 la boulangerie.
93000
16000 les mines ä Giogau.
8000 les mines ä Cosel.
20000 a Glatz.;
13000 corps de la place ä Cosel.
10000 pour Neisse.
160000.«
21. Schlesischer Festungsetat 1752/53. Berlin, 7. December 1751. Dec. 7
Nach dem Krlasa an Müachow vom 7. December 1751 und einer (undatirten) «Disposition« f&r
1752 im Staatsarchiv zu Breslau.
Angewiesen werden: 160000 Thlr.,
und zwar aus den schlesischen EtatsliberschUssen 1751/52 100000, aus der General-
kriegskasse 60000 Thlr.
Davon werden ausgesetzt2):
1) für Schweidnitz: zur Fortiöcation 85000 Thlr.
zum Ankauf des Schaffgotach-
schen Hauses 1000 >
für die Bäckerei 7000 >
93000 Thlr.
2) für Giogau: zu Minen 16000 >
3) für Kosel: zu Minen 8000 »
zum corps de la place . . . 13000 »
21000 »
4) für Neisse: zum Lazareth 10000
5) für Glatz: zur Fortification 20000
160000 Thlr.
>
22. Schlesischer Festungsetat 1753/54. Berlin, 12. December 1752. 1752
Nach dem Erlaas an Mattchow vom 12. December 1752 im Staatsarchiv iu Breslau. Dec. 12
Angewiesen werden: 110000 Thlr.,
und zwar aus den schlesischen EtatBÜberschUssen 1752/53 3) 50000, aus der
Generalkriegskasse 60000 Thlr.
Davon werden ausgesetzt:
1) für Schweidnitz: zum neuen Fort, incl. der Vergütung für
eingegrabene Gärten und Kasernenplätze 50000 Thlr.
2) für Glatz: zur Fortification4) 20000 »
3) für Kosel : zu der neuen Oder- und Glacis-Coupirung, und
zur Bäckerei 9000 ,
1) Vgl. Nr. 21. 2) Vgl. Nr. 20.
3) Die ursprüngliche Angabe: > 1753/54« wurde später berichtigt.
4) Vgl. Nr. 24.
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16 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1752 1) an die Gebrüder Rottengatter in Abschlag anf alte Bau-
Dec- 12 schulden: 18000 Thlr.
> wovon aber die Landschulden an Bürger und Bauern vor-
erst mit 8500 Thlrn. bezahlt werden müssen«*);
5) zur Dotirung der Reparaturen an den Bchlesischen Festungen : 13000 »
nämlich an: Glatz 1000 Thlr. Neisse: 5000 Thlr.
Brieg 1500 » Schweidnitz 1000 »
Breslau 2000 > Glatz 1000 .
Kosel 1500 ^
110000 Thlr.
[1753 23. Der König an Etatsminister Graf Münchow in Breslau. [Potsdam,]
AuS-,3>13 [aoüt 1753] 2).
Nach der Urschrift im Staatsarchiv xo Breslau. Eigenta&ndig.
»Marquez-moi, je vous prie, combien me coüterait un corps de casernes
ponr 10 compagnies ä Glogau, 10 ä Breslau, 10 ä Neisse, le tout massif,
et envoyez le devis dans ma lettre. Vous n'en parlerez ä personne et
adresserez la lettre pour moi dans une enveloppe ä Fredersdorf. Je vou-
drais savoir, en mfeme temps, ce que coüterait l'utensile; selon mon calcul,
cela va ä 11 000 ecus pour 10 compagnies.
»Je souhaite que les eaux3) vous aient fait du bien, ätant avec bien
de Testime votre fidele ami
Federic.« *)
Oct. 22 24. Bauanschlag für die Festung Glatz5). Glatz, 22. October 1753.
Nach der Abschrift von Wrede.
> Anschläge von denen noch erforderlichen Bauten zu Glatz:
1) Zum vOUigen Ausbau der Bastion vor dem Schulthor . . . 9000 Thlr.
2) chemin couvert de la courtine 8581 »
3) bastion sur le vieux fort 23S08 »
4) Lunette samt Caponniere zur Hechten dieser Bastion . . . 4432
5) vor die hinwegkommende Häuser und Gärten 4400 »
6) sämtliche Minen vor der Stadt 3950 >
7) 10 Backöfen 3500 »
8) casernes vor die Artillerie im Zwinger 6985 >
9) Der Warthaer Weg 2000 »
Summa: 06656 Thlr.*
1) Nach einer Meldung von Sers an Münchow, Schweidnitz 23. October 1752.
betrugen die Festungsbauschulden an Stadt und Land: 8504 Thlr. 15 gr. l'/ä vV
an die Unternehmer Rottengatter (vgl. S. 1): 37789 Thlr. 17 gr. IP/s <X (Breslau,
Staatsarchiv.) 2) praes. 17. August.
3) Münchow war in Karlsbad zur Kur gewesen.
4) Nach der von Münchow, Breslau 18. August, gesandten Übersicht betrugen
die Kosten für die Kasernenbauten rund 94000, für die Utensilien rund 34000 Thlr.
(Breslau, Staatsarchiv.)
5) Ähnliche Anschläge über Bauten, die der König selbst anbefahl, Hegen
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1752 December 12 - 1753 December 23.
17
Asaignirtt) pro 1753:
nämlich: Bastion vor dem Schulthor:
courtine et chemin couvert:
für Minen:
9000
8583
2417
2UU0U
Dazu: Kaserne (für 1 Bat.) nebst Utensilien . . 38279 Thlr.
jährlicher Unterhalt 3477 »
20000 Thlr.
10 gr.
18 »
2*/5 A
l»/5 >
1753
Oct. 22
25. Schlesischer Festungsetat 1754/55. Breslau, 2. November 1753.
Nach dem Erlau an Musow, den Nachfolger Muochows, rom 2. November 1753 and der an- 2
liegenden »Disposition« für 1754 im Staatsarchiv zu Breslau.
Angewiesen werden: 110000 Thlr.,
und zwar aus den schlesischen Etatsüberschüssen 1753/54 50000, aus der General-
kriegskaase 60000 Thlr.
Davon werden ausgesetzt:
1) für Glogau: zu einer kasemattirten Redoute ohne Süssere
Revötirung 20000 Thlr.2)
2) für Schweidnitz: für Kasernen (7 Comp.), excl. der Utensilien 30000 >
3) für Kosel: zu einer Kasematte und Pulverkammer am
Brückenkopf 4000
zum Fundament für Kasernen 6000
4) für Glatz: zum corps de la place 20000 •
5) >zu Dotirung derer schlesischen Festungen« 13000
»als welche ein vor allemal ausgesetzet seind«, (wie in Nr. 22).
6) für Serviszuschuss 2000 »
7) zur Abschlagszahlung an die Gebrüder Rottengatter8) . . 15000 '»
110000 Thlr.
26. »Estimation der allergnädigst anbefohlenen neu anzulegenden Dec. 23
Fortificationsarbeit der Festung Kosel.« Potsdam, 23. December 1753.
Nach der Urschrift von Sern, die königliche Resolution eigenhändig.
1) Zur Macocnerie des zweiten chemin couvert 15000 Thlr.
Erdarbeit 12500
Gazonnage 500
Doppelte Palüsadirung 4000
32000
2) »Die vergrabene Mauer im Glacis« 2250
3) eine Ravelin-Coupure 6750 Thlr.
die Graben-Mauer ... 3600
Erdarbeit 4500 »
Zum Graben 2700 »
noch für Glatz, d. d. Glatz 19. September 1751, und für Glogau, d. d. Schweid-
nitz 8. September 1750, vor.
1) Vom König, Glatz 15. September 1753. Vgl. Nr. 22.
2) Nach einer Notiz in dem Anschlag von Sers vom 1. November werden
davon 2000 Thlr. für Minenarbeiten verwandt; es solle »soviel Arbeit von ge-
dachter Redoute nachbleiben«. 3) Vgl. S. 16.
or Vorgeschichte des 7jihrigen Krieges. 2
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18 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1753 Gazonnage 250 Thlr.
Dec. 23 Die Minen Jn beiden Rheims ZU8ammen .... 2700 »
20500 Thlr.
4) die Minen in den Saillants des Glacis vom tSte de pont 6000 >
Summa: 60750 Thlr.
»Gut.
Fridericb.««)
Dec. 25 27. Der König an Oberst von Sers in Potsdam. Potsdam, 25. De-
cember 1753.
Nach dorn Concept
»Auf die von Euch erhaltene Estimation wegen der nach Meiner In-
tention annoch zu fertigenden Fortificationsarbeit bei der Festung Kosel5)
habe Ich resolviret und mache Euch hierdurch bekannt, dass Ihr zuvorderst
nach Meiner an den Etatsminister von Massow vorhin bereits ergangeneu
Ordre3) 4000 Rthlr. zu der vorhin schon resolvirten Kasematte und Pul-
verkammer im töte du pont empfangen werdet Hierzu erhaltet Ihr an-
noch durch gedachten Minister 6000 Rthlr., desgleichen sofort jetzo von
dem Geheimen Rath Koppen zu Berlin gegen Eure Quittung 3714 Rthlr.
14 Gr., welches also zusammen die Summa von 9714 Rthlr. 14 Gr. be-
traget und also zu Anlegung des von Mir resolvirten doppelten chemin
convert verwandt werden soll. Hierzu werde Ich noch darauf 25000 Rthlr.
hiernächst assigniren, vor welche Gelder überhaupt der doppelte chemin
couvert völlig fertig, auch die Maconnerie von denen Angles des Glacis
geraachet werden muss.
»Das übrige zu erwähntem Fortificationsbau annoch erforderliche muss
bis vor das Jahr 1755 bleiben, da vorstehendes in dem nächstkommenden
1754. Jahre völlig fertig gemachet werden muss. Ihr habet also alle
Eure nöthige Einrichtungen hiernach zu machen.«
1754 28. Feldmarschall von Lehwaldt an den König. Königsberg, 7. Juni
Juni 7 1754
Nach der Urschrift.
Da der König ihm befohlen habe4), zu überlegen und zu berichten,
»wieviel Zeit es brauche, das Hülsen'sche Garnisonregiment zusammenzu-
ziehen, ingleichen auf eben den Fuss für jede derer Festungen Pillau und
Memel ein Milizbataillon von 500 Mann zusammenzubringen«, meldet Leh-
waldt, »wie gedachtes Httlsen'sches Garnisonregiment in etwa 4 Wochen
complett beisammen sein könne. Was aber die zu errichtende Milizbataillons
für Pillau und Memel anbelanget, so würde, wenn E. K. M. es . . . . zu
1) Vgl. dazu Nr. 27. 2) Nr. 26. 3) Vgl. Nr. 25.
4) Der Befehl liegt nicht vor.
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1753 December 23 — 1754 September 24.
19
genehmigen geruheten, die Veranstaltung machen, dass die Regimenter in 1754
denen Gantons, nm dieserwegen kein Aufsehen zu verursachen, unter dem Junt 7
Vorwand, dass noch nicht eine genügsame Anzahl Knechte aufgeschrieben
wären, per Compagnie noch 13 Knechte notiren müssen, da dann die
beiden Milizbataillons, jedes von 500 Mann, hieraus formiret und etwa
innerhalb 3 Wochen complett zusammen sein könnten«. Die 80 erforder-
lichen ünterofficiere würden aus Invaliden zu nehmen sein.
Da er bereits 1749 auf Befehl des Königs das Hulsen'sche Garnison-
regiment auf die 3 Festungen Pillau, Memel und Friedrichsburg vertheilt
und die nöthigen Gewehre und Montirungen dorthin geliefert habe, fragt
Lehwaldt ferner an, ob »nun hierunter eine Änderung zu machen1)«.
29. Der König an Etatsminister von Massow in Breslau. Potsdam, Juli 8
8. Juli 1754.
Nach einem »Eitract« im Staatsarchiv zu Breslau.
»Zweitens2) will Ich Euch zu Eurer um so besserer Direction, jedoch
in höchstem Vertrauen und mit expressen Befehl, dass Ihr nicht den aller-
geringsten ficlat davon machen sollet, hiedurch eröffnen, wie Ich des Vor-
habens bin und Meinen Plan bereits gemachet habe, die in Schlesien
stehende 4 Garnisonregimenter als Mfltzschefahl, Lattorff, Nettelhorst und
Blankensee zu doubliren und also zu jedem noch 2 Bataillons, jedoch
ohne Grenadiercompagnieen zu errichten. Um nun die dazu erforderliche
Mannschaft zu bekommen, so ist Meine Intention, solche aus ganz Schlesien
überhaupt und zwar an Leuten von 3 k 4 Zoll, die bei denen [Feld-]
Regimentern nicht gebrauchet werden können, zu nehmen und liefern zu
lassen. «
Der Scbluss der Ordre enthält Weisungen über die Vertheilung der Liefe-
rungen auf Schlesien.
30. Schlesischer Festungsetat 1755/56. Potsdam, 24. September 1 754 3). Sept. 24
Nach der »Disposition wegen der schlesischen Fortificationsbaugelder vor du Jahr 1755« im
Staatsarchiv in Breslau.
Angewiesen werden: 142200 Thlr.«),
und zwar aus den schleaischen EtatsllberschUssen 1754/55 50000, aus der General-
kriegskasse 60000, dazu vom König >aus einem besonderen Fonds« 32200 Thlr.&j
1) In seiner Antwort, Magdeburg 12. Juni, billigt der König die Vorschläge
Lehwaldts für >das benöthigten Falls zusammenzubringende Milizbataillon für
Pillau und Memel«, und befiehlt ihm, von Unterofficieren und Mannschaften eine
Liste anzulegen, »um auf den Nothfall solche gleich zur Hand haben zu können«.
2) Der Anfang der Ordre liegt nicht vor.
3} Das Datum nach dem Begleiterlaas an Massow.
4) Die Geldanweisungen nach dem Erlass an Massow vom 10. December
1754. (Breslau, Staatsarchiv.)
5) Am 1. Mai 1755 theilt der König Massow mit, dass Köppen den Befehl
zur Übersendung der obigen Summe erhalten habe. (Breslau, Staatsarchiv.)
2*
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20 Preussiscbe Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Kriege»
1754 Davon werden ausgesetzt:
Sept. 24 (j mr Glogau. ,wegen Abtragung des Berge« p.« 500 Thlr.
2) für Schweidnitz: fUr 3 Corps Kaser-
nen (3 Comp.) 15000 Thlr.
für Ankauf des Fouque'scben Hauses
zum Arsenal 1000U >
25000 »
3) für Glstz:*) »um alles in fertigem
Stande zu setzen, als bedeckten Weg,
Minen, Bäckerei, Weg nach Wartha
p.« 20900 »
zum Bau einer Kaserne 38000 »
58900 »
4) für Kosel:
»xu 10 massiven Caponnieres . . 3000 »
zu den beiden ravelin-coupures . 22000 »
zu Pallisaden der Wegschtltzer
Redoute 1800 > <
26800 »
5) für Massow:
»zu Reparatur der Brieg' und Koserschen Ka-
sernen und zu Anschaffung der noch fehlen-
den Utensilien« 1000
6) zur Dotirung der schlesisehen Festungen2) . . 13000 »
7) zur Abzahlung an die Gebrüder Rottengatter») 14329 » 17 gr. 11 Jt
139529 Thlr. 17 gr. 11 A
Verbleiben zu des Königs Disposition 2670 , 6 » 1 »
[Sept. 24] 31. Festungsanschläge für Kosel. [Potsdam, 24. September 1754.]
N»eh der Urschrift.
»Zu dem Koselschen Fortificationsbau haben S. K. H. auf das Jahr 1755
assigniret:
zu 10 massiven Caponnieres 3000 Thlr.
zu den beiden ravelin-coupures 22000 >
zu Pallisaden der Wegschützer Redoute .... 1800 »
_ 26800 Thlr.«)
[November 1754.]
»Ferner ist noch eztraordinarie bezahlet worden:
1) zu Revetirung des Retranchementa auf der
Seite am Wasser 6600 Thlr.
2) zu Pallisaden zum töte de pont 1900 »
8500 Thlr.*)
36300 Thlr.
1) Vgl. Nr. 24. 2) Vgl. S. 16. 17. 3) Vgl. S. 16. 17. 4) Vgl. Nr. 30.
5) Am 1. November 1754 unterrichtet der König Massow von dem an Küppen
ergangenen Befehl, ihm obige Summe für Kosel und fernere 1500 Thlr. als Ab-
schlagszahlung für Glogau (vgl. S. 17, Anm.2) zu übermachen. (Breslau, Staatsarchiv.)
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1754 September 24 — December 22.
21
»Bleiben also nach dem Anschlage noch zu aßsigniren: 1754
zu denen Minen in den angles saillanta in dem äePt- 24
bedeckten Wege »000 Thlr.
zu 4 kleinen Pulvermagazins in dem coupirten
Ravelin und zu 2 dergleichen in dem andern
Ravelin 7200 >
13200 Thlr.«
32. Der König an Generalleutnant de La Motte Fouqu6 in Berlin. Dec. 22
Berlin, 22. December 1754.
Nach dem Coowpt.
Fouque berichtet, Berlin 21. De- »Weil nach Eurem Schreibe]
cember: >E. K. M. . . Ordre zufolge 2, 4^ e8 die Notnwendigkeit
habe bei Anwesenheit des Etatsminiaters ,. . ,
„ , fordert, dasa zu dem Glatzischen
von MasHow . . . erinnern aollen, dass '
der Kaeernenbau zu Glatze nach Aller- Kasernenbau, daferne solcher sonst
höchstderoselben Intention künftiges nach Meiner Intention im nächst-
Jahr vollbracht werden solle. Dem kommenden Jahre völlig zum Stande
Obristlt von Wrede habe unterdessen gebracht werden soll, von denen dazu
hiervon Nachricht gegeben, uui in Zeiten j. , \.
„ . . aecordirten 38000 Rthlrn. schon im
alle erforderliche Veranstaltungen hierzu * * »umu.
zumachen. Worauf dorselbe vorgestellet, kommenden Monat Januam 15000
dass, weil schon im Winter und Früh- Rthlr. zu Anschaffung derer Materia-
jahr das Bauholz bezimmert, die Steine lien nnd auf dass mit solchem Bau
gebrochen und die Fundamenter aus- 80gieicn im Frühjahre und sobald es
gegraben werden müssten, auch die ,„,,.,., Atkr a«*«™
übrige Baumaterialien, als Ziegel und nur die Witterung zulasset, der Anfang
Kalk, anzuschaffen und die Mauerer, so- g«n>»chet werden könne, ausgezahlt
bald es nur die Witterung zuliesse, an- werden, so habe Ich darauf an den
zusetzen wären, gedachter Kasernenbau Etatsminister von Massow die Ordre2)
im künftigen Jahr nicht anders geendiget ergehen lassen, sich deshalb dergestalt
werden konnte, als wann von denen dar- einzurichten }damit die Auszahlung nur-
zu aecordirten 38000 Rthlrn. schon im " ' 6
kommenden Monat Januarii 15000 Rthlr. erwähnter 15000 Rthlr. im kommen-
ausgezahlet würden.« Er stellt dem den Monate Januarii geschehen könne,
König anheim, entsprechende Anord- der Überrest der zu solchem Kasernen-
nungen zu treffen. bau angegeben Gelder aber demnächst
nach Ablanf des kommenden Monats
Maji ebenmässig baar ausgezahlet wer-
den müsse. Wornach Ihr Euch also
zu achten nnd das weitere deshalb
zn besorgen habt.«
1) Vgl. Nr. 30. 2) D. d. Berlin 22. December. {Breslau, Staatsarchiv.)
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22 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 33. »Ctrculaire- Ordre« an die schlesischen Regimenter. Berlin,
Jan' 19 19. Januar 1755.
Nach dem Concept.
»Sonaten will Ich, dass Ihr Mir eine Liste einsenden sollet, wieviel
Ener unterhabendes Regiment an Leuten in seinem Enrollirungseanton [bat],
so 2 ä 3 Zoll und darüber messen, die aber Vagabonds seind, und von
denen das Regiment nicht recht sicher ist, dass es solche zu allen Zeiten
wieder finden kann *).
Jan. 24 34. Der König an Generalmajor von Buddenbrook in Berlin. Berlin,
24. Januar 1755.
Nach dem Concept.
Der Empfang des Berichtes Buddenbrooks vom 22. Januar und der
Liste der Mannschaften wird bestätigt, »so von einigen Feld- und Garni-
sonregimentern an gesunden und diensttüchtigen Leuten zur Augmentation
des Mützschefabl'schen Garnisonregiments abgegeben werden können2)«.
Der König ordnet an, »dass, wann Ich sie etwa im kommenden Monat
Junio zu haben verlange, Ich solche sodann sofort beisammen haben kann«.
Er billigt die Liste der zur Augmentation notirten Officiere und Unteroffi-
eiere, und erklärt sich einverstanden, dass die »100 diensttttchtige Leute«,
welche das Neue Garnisonregiment Ahlimb abgiebt, »aus denen Invaliden
der Armee wiederum complettiret werden müssen«.
Febr. 18 35. Der König an Oberst von Meseberg in Potsdam. Potsdam,
18. Februar 1755.
Nach den Concept
» Weilen Ich will, dass das 2. und 3. Bataillon Garde den 1. April
dieses Jahres völlig complett zusammen sein sollen, sodass nichts daran
fehlet, um alsdann mit dem gewöhnlichen Exerciren den Anfang zu machen,
als mache Ich Euch solches hierdurch bekannt, damit Ihr die nöthigen
Anstalten darnach einrichten könnet.«
»In simili« an: Retzow, Prinz Heinrich, Miinchow, Kablden, die 7 Berliner
Infanterieregimenter, Gensdarmes (G. Lt. von Katzler), Zieten : »wegen des in Ber-
lin stehenden Bataillons seineB Regiments«, Schwerin, Prinz von Preussen-Infan-
terie, Hessen-Darmstadt, Ferdinand von Preussen, Franz von Braunschweig, Prinz
von Preussen-Cavalleric (G. H. von Driesen), Trachsess.
1) Nach einer Liste bei den Acten belief sich die Zahl derselben anf 589.
In einer zweiten »Circulaire-Ordre« vom 26. Juli werden die Regimenter ange-
wiesen, die Mannschaften zur Augmentation des Mützschefahrschen Regimentes
(vgl. Nr. 29) znm 15. oder 16. August nach Jauer zu schicken.
2) Die Zahl belief sich auf 314 Mann; davon 100 »Über-Übercomplette« von
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1755 Januar 19 — Februar.
23
36. »Circulaire-Ordre an alle Regimenter Infanterie, Cavallerie und
Dragoner.« Potsdam, 25. Februar 1755. *
Nach dem Concept.
»Damit die Regimenter allemal in denen Enrollirungscantons Leute
haben, die schon etwas dressiret seind, um solche erforderten Falls ein-
ziehen und gebrauchen zu können, so habe Ich resolviret, dass ein jedes
Regiment Infanterie, anstatt der jetzigen 1 0 Übercompletten par Compagnie,
20 Übercomplette haben soll1); womit es aber nachstehenderraaassen ge-
halten werden muss, dass, wenn nämlich das Regiment sich complett zu-
sammenziehet, alsdenn von ermeldeten 20 Übercompletten nur 10 Mann
eingezogen werden, die übrigen 1 0 hergegen im Canton bleiben, und der-
gestalt ein Jahr um das andere, sodass die 10 Übercomplette, welche Ich
voriges Jahr gesehen, Mir bei der diesjährigen Revue nicht gewiesen, da-
gegen die andern 10 Übercompletten vorgeführet werden.
»Von vorgedachten 20 Übercompletten sollen nur allein die 10 grosse-
sten in denen Listen des Regiments, so Ich bekomme, aufgeführt werden,
die übrigen 10 aber nicht.
»Da das Regiment alle Jahr mundiret wird, so sollen auch von den
20 Übercompletten nur 10 jedes Jahr mundiret werden, nämlich die, so
zum Regiment einkommen mflsBen; die andern 10 werden das Jahr darauf
mundiret, wenn sie zum Regimente kommen müssen, auf welche Art mit
10 und 10 Übercompletten ein Jahr um das andre übergeschlagen wird
und sie also eigentlich nur alle 2 Jahr die Mundirung bekommen. Ich
befehle demnach, dass Ihr Euch hiernach achten und bei Eurem Regiment
es alles obstehendermaassen einrichten sollet.«
Am 27. Februar wird die obige Ordre auf die 5 stehenden Grenadierbataillone
ausgedehnt: an Lchwaldt (für das Ktmigsbergische) ; an Bonin (für das Magde-
burgische), »in simili« an: Kahlden2), Rath und Plötz.
37. Programm der Revuen. [Potsdam, Februar 1755.] [Febr.]
Nach der Urschrift von der Hmnd Eichels.
»Die pommerschen Regimenter kommen zusammen den 1. Mai, rücken den
1. Juli bei Stargard [ein, bleiben] bis zu dem 4. inclusive, den 5. nach ihre Quar-
tiere . Fürst Moritz, Bevern, Amstell, Jeetz, Uchländer, Markgraf Friedrich, Bai-
Mützschefahl selbst, 70 aus den ostpreussischen Feld- und Garnisontruppen
(»Ausländer, die ihnen zur Last, jedoch schon exercirt und diensttüchtig sind«),
100 aus den in Regenstein, Beerwalde und Stettin stehenden Compagnieen des
Neuen Garnisonregiments Ahlimb.
1) Am Rande der Vermerk: »Nota: bei den Regimentern RtirasBterer 6 Mann
per Compagnie, und bei den Dragonerregimentern 12 Mann per Escadron.«
2} Für Kahlden dann wieder aufgehoben.
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24 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
> reuth, Prinz von Württemberg (Dragoner), Örtzen, Ahlemann, Seydlitz. factum
• [durch Circulaire-Ordre vom 26. Februar].
»IB. Was der Generalmajor Retzow notiret. factum1)
»Magdeburgische Regimenter: rücken in das Lager bei Pitzpuhl den 9. Juli,
bleiben den 10., 11., 12., und kommen also zusammen den 9. Mai : Regiment von
Bredow, Bonin, Borcke, Kleist, Wietersheim, Anhalt, magdeburgische Grenadier-
bataillons (Ingersleben), Leib-Regiment, Carabiniers, Bredow (Kürassiere), Baron
Schönaich, factum [durch Circulaire-Ordre vom 28. Februar].
>Berlinsche Regimenter2) -. von dem Einrücken zu Berlin den 25. Mai zu
avertiren [Circulaire-Ordre vom 1. März).
»Regimenter von Quadt und Knobloch: den 16. Juli bei Bielefeld, und
kommen zusammen den 16. Mai.
»Wesel'sche Regimenter: den 24. Mai zusammen [bei] Minden.
»Preussische Regimenter: wie im vorigen Jahre den 1. Mai, und Infanterie
nach Königsberg zusammen, Cavallerie [zu] 10 und 10 Escadrons3).<
16 38. »Circulaire-Ordre an die in das Stargard'sche Campement zur
Revue kommende Regimenter.« Potsdam, 1 6. März 1755.
Nach dem Oonc«pt
»Ich mache Euch hierdurch anderweitig bekannt, dass Euer unter-
habendes Regiment bereits den 1. Juni, anstatt des in Meiner vorigen
Ordre4) gesetzten 1. Juli, zur diesjährigen Revue in das Campement bei
Stargard einrücken soll, als welchen Tag Ich dahin kommen werde. So
habt Ihr Euch darnach zu achten und mithin die Beurlaubte Eures Regi-
ments den 1. April einzuziehen, damit das Regiment ohngefähr 2 Monat
vorher zusammen exerciren könne.«
Eine entsprechende Circulaire-Ordre ergeht an dem gleichen Tage an die
magdeburgischen Regimenter, zum »6. oder 8. April« die Beurlaubten einzuziehen
und »bereits den 6. oder 8. Juni« in das Campement bei Pitzpuhl einzurücken.
»Ferner: an den 6. M. von Knobloch \ sollen den 16. April ihre Beurlaubten
von Quadt / einziehen, weil den 16. Juni ihre Re-
vue sein wird.
»Noch an den Generalfeldmarschall von Dossow : dass der König bereits den
24. Juni dorthin kommen und die Regimenter sehen werde, und dass mithin
solche den 24. April ihre Beurlaubten einkommen lassen mlisston5).«
1) Am 3. März wurde Retzow von der Zeit der Revuen benachrichtigt und
ihm mitgetheilt, dass die Cavallerieregimenter nur 4 und nicht 7 Tage, wie er
rechnete, mit Ausnahme des 1. Bataillons Zieten, bei Berlin campiren sollten.
2) Vgl. Nr. 35.
3) Bei den westfälischen und preussischen Regimentern findet sich noch der
Vermerk, dass es geschehen sei; die bezüglichen Ordres, ausser für die Weseler
Garnison (an Dossow, Potsdam 1. Mars), liegen nicht vor. 4) Vgl. Nr. 37.
5) Am 2. Mai setzt der König die Revuen endgültig fest, die Potsdamer
auf den 19., die Berliner auf den 22., die in Stargard auf den 29. Mai, die in
Pitzpuhl auf den 6. Juni, in Bielefeld auf den 13. und seine Ankunft in Wesel auf
den 19. Juni
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1755 Februar — Juli 23.
25
39. Circillaire-Ordre. Potsdam, 10. Jnli 1755. 1755
' Juli 10
Nach den Concept.
»Ich befehle hierdurch, dass Ihr die Beurlaubten von Eurem unter-
habenden Regiment allsofort zusammenziehen sollet, dergestalt dass das
Regiment ganz complett zusammenkomme und mit dem Exerciren wie ge-
wöhnlich den Anfang mache und [bis gegen die Revues]1) continuire.«
Die Ordre ergeht an die sämtlichen schlesischen Regimenter Infanterie, Ca-
vallerie, Husaren und das Garnisonregiment Mützschefahl2).
40. Der König an Generalmajor von Buddenbrook in Potsdam. Pots- Juli 23
dam, 23. Juli 1755.
Auszug «Ol dem Concept.
Der Anfang handelt von den für die Augmentation des Mützsche-
fahl'schen Garnisonregiments notirten Officieren.
» Im übrigen dienet Euch hierdurch zu Eurer Direction, dass, ob zwar
die Verpflegung von der Augmentation dieser beiden neuen Bataillons be-
reits vom 1. Juni dieses Jahres ihren Anfang nimmt, jedennoch der G. Lt.
von Massow die Verpflegungsgelder pro Jnnio et Julio und noch weiter
bis medio Augusti einziehet, um alle erforderliche Mundirungsstttcken vor
die Augmentation derer beiden Bataillons anfertigen und liefern zu lassen.
Da also die Errichtung nurerwähnter beiden neuen Bataillons allererst nur
medio kommenden Monats Augnsti gesohiehet«, soll Buddenbrok alle notirten
Officiere und abzugebenden Mannschaften3) auf den Transport so geben,
. dass selbige gleich mit dem 1 5. Augusti oder auch nächster Tage darauf
an Ort und Stelle in Schlesien seien und die Formirung beider neuen Ba-
taillons geschehen könne, damit selbige sodann sogleich mit dem Exerciren
den Anfang machen«. Die Leute sollen in der Stadt Neumark, Jauer und
Schweidnitz zusammengebracht werden.
Ein entsprechender Befehl ergeht an dem gleichen Tage an den Minister
von Massow zur Ablieferung der »jungen Mannschaft, so nach Meiner Euch schon
bekannt gemachten Intention4) aus Schlesien dazu gegeben werden muss«5).
1) Aus der Ordre an Buddenbrook vom 10. Juli (vgl. Anm. 2) ergänzt.
2) Für die übrigen schlesischen Garnisonregimenter ergeht der gleiche Be-
fehl, ebenfalls am 10. Juli, an den General Buddenbrock.
3) Vgl. Nr. 33, 34. 4) Vgl. Nr. 29.
5) Ihre Zahl betrug 447. Schlabrendorff an die Glogauer Kriegs- und Do-
mänankammer, Breslau 25. Juni 1756. [Breslau, Staatsarchiv.]
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26 Preußüische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
41. Oer König an Generalmajor von Buddenbrook in Potsdam. Pots-
dam, 28. Juü 1755.
Nach dem Conetpt
Befiehlt, um bei Formirung der Augmentation des Mützschefahl'schen
Garnisonregimentes ') jeden Verstoss zn vermeiden, »dass die alten 10 Com-
pagnien des Mützschefahrschen Regiments vertheilet und es darunter
dergestalt gehalten werden soll, dass die 19 grosseste Rotten von jeder
Compagnie derer alten beiden Bataillons bei denen alten Compagnien
bleiben, die andern 1 9 kleineste Rotten aber zu denen neuen Gompagnien
der Augmentation von denen 2 neuen Bataillons [kommen], aus denen neu
abzuliefernden Leuten aber sodann die gesamte 4 Bataillons complettiret
werden sollen. Ihr habt also hiernach das nöthige sogleich zu besorgen,
auch den G. M. von Mützschefahl hierüber wohl zu instruiren, damit kein Ver-
sehen darunter geschehen könne. Im übrigen und Boviel die alten Leute
anbetrifft, so der G. M. von Mützschefahl sonst zu der neuen Augmentation
abgiebet, so kann er aus solchen die nöthig habende ünteroffioiers machen.«
P. 8.
»Auch dienet Euch hierdurch zur Nachricht, dass, wann es dahin
kommen wird, dass auch das vormalige Wuttgenau'sche, jetzige 8almuth'sche
Garnisonbataillon mit 5 neuen Compagnien augmentiret und also auf 10
Compagnien gesetzet und verpfleget werden wird, es sodann gleichfalls
auf solchem Fuss geschehen und die 19 grösseste Rotten bei denen alten
Compagnien bleiben, die 19 kleineste Rotten aber zu denen neuen Gom-
pagnien kommen sollen.«
Aug. 4 42. Der König an Feldmarschall von Lehwaldt in Königsberg. [Pots-
dam], 4. August [1755].
Nach dem Concept; abgedruckt: P. C. 11, 235.
»Da nach der zwischen den Engelländern und Franzosen in Amerika
geschehenen Ruptur der Krieg ausser allem Zweifel in Europa zwischen
Frankreich und Engelland ohnvermeidlich sein wird, mithin die Sachen
etwas verwirret werden, so finde Ich vor nöthig, Euch deshalb zu avertiren,
damit Ihr dortiger Orten etwas auf Eurer Hut deshalb sein möget. Mein
Wille ist demnach auch, dass kein Officier von denen in Preussen stehen-
den Regimentern ausserhalb der Provinz, auch nicht anhero beurlaubet
werden soll ; wenn aber einige in der dortigen Provinz beurlaubet werden,
so muss solches so geschehen, dass selbige allemal in gar wenig Tagen
bei den Regimentern eintreffen können. Dem G. Lt. Graf von Dohna
habe Ich zwar permittiret, zum Spandau'schen Campement zu kommen, es
1) Vgl. Nr. 40.
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1755 Juli 28 — September 30.
27
wird auch derselbe vermuthlich schon auf der Reise sein; Ich werde aber 1755
solchen hier nicht lange behalten, sondern selbigen bald wiederum zurück- ^u**'
schicken. Im Übrigen habt Ihr zugleich eine gute Correspondance nach
denen Grenzen nnd benachbarten Orten zu unterhalten, um von allem,
was daselbst vorfallen möchte, genau und in Zeiten informiret zu sein.«
43. »Circulaire-Ordre.« Breslau, 17. September 1755. Sept. 1 7
Nach dem Concepk
An sämtliche schlesische Feldinfanterieregimenter ausser Kursseil, an die
Pioniere und sämtliche dortige KUrassierregimonter.
»Da Ich resolviret und ein- vor allemal als eine unverbrüchliche Ordre
festgesetzet habe, dass, wann Euer unterhabendes Regiment, es sei über
kurz oder über lang, einmal die Ordre bekommen wird, zum Kriege auf-
zubrechen und in Gampagne zu marsohiren, dasselbe, da es gedoppelte
Übereomplette aus dem Canton hat, die ordinären Übercompletten mit sich
in Campagne nehmen, die andern und gedoppelten Cantonisten aber zu
gleicher Zeit nach . . . ') schicken und abliefern lassen soll, [werde Ich denn
solchen die extraordinäre Verpflegung bezahlen lassen]2), damit sie zu Bre-
slau bleiben können, bis sie hiernächst gebrauchet und gefordert werden.
»Wann das Regiment von den ordinären Übercompletten aus dem
Canton mehr vor sich alsdann mitnehmen will, wie die ordinäre Anzahl
der Übercompletten, so stehet ihm solches frei, Ich aber moss demohner-
achtet die Anzahl von denen doppelten Übercompletten sodann complett
haben. Ich habe Euch hierüber vorlaufig instruiren wollen, dass, wann
der Cas einmal geschehen sollte, solches wohl beobachtet werden müsse.«
44. Generalmajor von Treskow an den König. Neisse, 30. Sep- Sept. 30
tember 1755.
Auszog aus der Urschrift.
Übersendet auf Befehl des Königs den Kostenanschlag für »ein Corps Ka-
sernen vor 5 Compagnien« und für die dazu gehörigen Utensilien im Gesamt-
betrag von 42679 Tblrn.*). Ferner meidet er, dass Walrave den Preis für 48000
Pallisaden aus Kiefernholz auf 16000 Thlr. berechnet habe4), befürwortet jedoch,
sie aus Eichen herzustellen; die Kosten würden 20000 Thlr. betragen.
1) Lücke.
2) Vorlage: »da Ich denn solchen die extraordinäre Verpflegung bezahlen
lassen werde. <
3) Da der König in seiner Antwort vom 5. October den Anschlag »ganz
excessiv theuer« findet, sendet Treskow einen neuen Anschlag in der Höhe von
33546 Tblrn. ein. Am 24. October billigt der König diesen.
4) Vgl. S. 3. 6. 12.
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28 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755^ 45. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff l) in Breslau.
ov' Potsdam, 4. November 1755.
Theilt dem Minister seine Absicht mit, »im künftigen Jahre das Nettel-
horst'sche Garnisonregiment*) mit 10 neuen Musketiercompagnieen auf gleichen
Fuss und überall dergestalt, wie solches in diesem Jahre bereits mit dem
Mützschefahrschen Garnisonregime nte geschehen ist, zu augmentiren und zu
verstärken. Meine Intention ist demnach, dass solcherwegen von denen
bisherigen schlesischen Etats- und Acciseüberschüssen die Summa von
50000 Thlrn. auf den schlesischen ordinalen Etat von Trinitatis 1756/57
zur Einnahme und Ausgabe gebracht werden Boll.« Da jedoch Verpfle-
gungsetat, Servis etc. nur 48517 Thlr. 19 gr. 6 A betragen, will der König
»noch eine Augmentation bei dem Artilleriecorps zu Kosel, insoweit das
Quantum dazu hinreichen wird«, vornehmen . . .
Nov. 5 46. Der König an Generalmajor von Buddenbrook in Potsdam. Pots-
dam, 5. November 1755.
Nach dem Concept.
Buddenbrook wird von der geplanten Augmentation des Nettelhorst-
schen Garnisonregiments3) unterrichtet und beauftragt, zu melden, »wieviel
an Leuten etwa dazu hinwiederum von denen Garnisonregimentern und
Compagnieen, auch sonsten von andern Regimentern auf eben die Art,
als vorhin mit der Augmentation des Mützschefahrschen Regiments ge-
schehen, abgegeben werden könne, auf dass Ich Mich darnach wegen der
Mannschaft, so alsdann aus Schlesien zu liefern übrig bleibet, richten
könne« 4).
Nov. 8 47. »Circulaire-Ordre.« Potsdam, 8. November 1755.
Nach dem Concept; abgedruckt bei Winter, Hans Joachim von Zieten (Leiptig 18S7), 11, 112.
Der König befiehlt dem betreffenden Hegimente, »vor Mich besonders«
im Reiche 20 Mann anzuwerben, von 5, 4 und 3 Zoll, »durchaus keine
Landeakinder, sondern lauter Auslander und sonst junge gesunde Leute,
lj Schlabrendorff war August 1755 der Nachfolger Masaows geworden.
2) Vgl. Nr. 29. 3) Vgl. Nr. 45.
4) Nach dem Berichte Buddenbrooks vom 6. November waren es 105 Mann,
nämlich 80 doppelte Übercomplette von Nettelhorst selbst, dazu 5 bei der letzten
schlesischen Revue zu Unterofficieren notirte Invaliden und 20 Mann von der
Invalidencompagnie in Spandau, »da die einzelnen Compagnien des Neuen Gar-
nisonregiments alle diensttüchtige Leute an das MützschefahTsche Regiment
abgegeben« (vgl. Nr. 34).
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1755 November 4 — November 20.
29
Ich als Soldaten bei einem Garnisonregimente in Schlesien1) gebrauchen 1755
kann«. Er will sie »nur allererst gegen den Monat Angusti des künftigen ov
Jahres« haben.
An das Regiment Kalckstein. »In simili« an: Markgraf Karl, [Milnchow,
Qacke] 2), Meyerinck, Forcade, Itzenplitz, Alt- Württemberg (G. M. von Pfuel), Prinz
Heinrich, Ferdinand von Braunschweig, Borcke, Kleist, Bredow, Schwerin (Oberst
von Man teuffei), Hessen -Darmstadt, üchländer (Oberst v. Kannacker), Anhalt
(Oberst von Pritz), Prinz von Preusaen-Cavallerie, Baireuth (Oberst von Meier),
Zieten.
48*. »Summarische Designation der von S. K. M. pro anno 1756 .. . Nov. 19
anbefohlenen neuen Arbeit bei den schlesischen Festungsbauten.« Schweid-
nitz, 19. November 1755.
Ausxug aus dor Urschrift, Ton Sers.
Kosel: daa, dritte alte Corps Kasernen auf
1 Bataillon zu repariren 1500 Thlr.
dazu die Utensilien 5600 >
1 neues Corps Kasernen auf 1 Batail-
lon zu bauen und Vergütung des alten
dazu die Utensilien 5600
Flesche am töte de pont 6800
Minenarbeit daselbst 10000
Verlängerung der Glacis-Coupirung . 144
Lunette 2500
57744 Thlr.
Neisse: Minen am Bombardier-Fort 3584 »
Neue Kasernen für 1 Bataillon. . . . »3546 > «)
und Utensilien 5159 » 18 gr.
Unterhaltungskosten 3978 >
42683 Thlr. 18 gr.
Brieg: Revötirung des corps de la place, ravelin und Gra-
ben-Mauer. . . • 283000 Thlr.*)
Glogau : »Die von anno 1755 wegen der Neuen Redoute an*
noch restirende Arbeitsgelder 500 Thlr.«*)
49. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau. Pots- Nov. 20
dam, 20. November 1755.
Nack dem Concept.
Der Anfang handelt Uber schlesische Tuchindustrie.
Der König bezieht sich auf die Ordre vom 4. November6) Aber die
Augmentation des Nettelhorst'schen Garnisonregiments und des Kosel'schon
1) Für Nettelhorst; vgl. Nr. 45, 46.
2) In der Vorlage verschrieben: >Oberst Mlinchow Hackeschen Regiments«.
3) Vgl. Nr. 44. 4) So. 5) Vgl. S. 20, Anm. 5. 6) Nr. 45.
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30 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 Artilleriecorps. Die für deren Verpflegung ausgeworfenen 50000 Thlr.
sollen auf den schlesischen General-Etat 1756/57 gebracht werden und
»die Verpflegung beider vom 1. Juni künftigen Jahres anzurechnen den
Anfang nehmen«.
Die 2*/j ersten Monate der Verpflegungsgelder von Nettelhorst werden
an 6. Lt. von Massow für die Anfertigung der Montirungen etc. gezahlt,
»und zwar überall auf gleiche Art und Weise, als solches in diesem Jahre
mit dem Mtttzschefahl'schen Regiment geschehen ist1] und davon Euch die
Acten in Schlesien das mehrere zeigen werden. Vom 16. August künftigen
Jahres anzurechnen aber geschiehet die wirkliche Verpflegung der Aug-
mentation des Nettelhorst'schen Regiments, als welche alsdann errichtet
und die dazu erforderliche Mannschaft gegen solche Zeit zusammengebracht
wird. Zu solcher Mannschaft werde Ich ohngefahr 505 Mann und noch
einige Unterofficiers geben können2), die übrigen Leute aber werden auf
die Euch vorhin bereits bekannte Art3) zusammengebracht und abgeliefert
werden müssen.
»Was demnächst die Augmentation des Kosel'schen Artilleriecorps an-
betrifft, da dienet Euch zur Nachricht, dass die Auszahlung der Verpflegung
vor solche schon wirklich den 1. Juni kommenden Jahres an das Corps
selbst [erfolgen]4) muss, weil solches schon um diese Zeit wirklich ge-
schiehet, Ich aber die ersten Mundirungsstflcke vor selbige alibier an den
G. Lt. von Massow Selbst bezahlen lasse5).«
Der König will die Anfertigung der Montirungen für die Nettelhorsl-
sche Augmentation den schlesischen Tuchmachern und Gewerken über-
tragen.
1756 50. Der König an Oberst von Salmuth in Wesel. Berlin, 1. Januar
an- 1 1756.
Nach dem Concept.
»Ich mache Euch hierdurch bekannt, wie Ich an die Regimenter von
Dossow und Jungken zu Wesel, desgleichen an die Regimenter von Quadt,
von Knobloch und Neuwied, sowie auch an das La Motte'sche Bataillon
die Ordre6) ergehen lassen, dass jedes von solchen Regimentern zu der
im künftigen Sommer bevorstehenden Augmentation Eures sodann auf den
Fuss eines Regiments zu setzenden jetzigen Bataillons7) 60 Mann auswärtig
1} Vgl. Nr. 40. 2) Vgl. Nr. 46 und Nr. 47.
3] Durch Auahebung in Schlesien.
4) In der Vorlage verschrieben: »ausgozahlet werden«.
5) Eine vorläufige Mittheilung davon an Dieskau erfolgte am 10. November,
die davon etwas abweichende Ordre am 4. Januar 1756. Nach dieser handelte
es sich um 2 Secondleutnants, 2 Corporate, 22 Kanoniere; diese soll das Regi-
ment Hautcharmoy stellen. (Berlin, Generalstabsarchiv.)
6) D. d. Berlin 1. Januar. 7) Vgl. S. 26.
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1755 November 20. - 1756 Februar 12.
31
anwerben und an Euch sodann den 11. Augusti 1756») in Wesel abliefern 1756
T »in
soll, so dass Ihr alsdann von vorgedachten Regimentern in allem 360
Mann an Rekraten empfangen müsset. Es sollen solches gesunde und
gute Leute und keiner von denenselben unter 5 Fuss 3 Zoll sein, wovor
Ich gedachten Regimentern per Mann 10 Rthlr. bezahlen lassen werde.
Diese 360 Rekruten müssen sodann durch alle 10 Gompagnien Eures Re-
giments ganz egal vertheilet werden, was aber sodann noch zu Complet-
tirung jeder von denen 10 Compagnien fehlen wird, solches müssen als-
dann die Capitäns von denen 10 Gompagnien selbst anwerben, davor sie
hergegen, vom medio Augusti 1756 an zu rechnen, die vacanten Tracta-
menter bekommen.«
51. Der König an Feldmarschall von Lehwaldt in Königsberg. Pots- Jan. 28
dam, 28. Januar 1756.
Nach der Urschrift im Kriepuurchir des Königl. Grossen Gonenlst&bs zu Berlin.
>Da bei einem über kurz oder über lang entstehenden Marsche ein
Regiment Infanterie von 2 Bataillons inclusive derer Grenadiercompagnieen
im Felde 14 Backerknechte nöthig hat, so will Ich, dass Ihr überlegen
und Mir demnächst melden sollet, ob und welchergestalt Ihr dergleichen
Anzahl von Backerknechten für Euer Regiment erforderlichen Falles und
wann Ich es einmal befehlen sollte, zusammenzubringen vermöget2).«
52. Der Prinz von Preussen an den König. Berlin, 12 fevrier 1756. Febr. 12
Nach dor Urschrift.
»J'ai vu par la lettre, mon tres eher Frere, que vous m'avez fait
l'honnenr de m'ecrire, qne ce sont ni les dieux ni les demons qui vous
taillent de la besogne, mais bien des hommes, assuröment plus acharnäs
a nuire et plus jaloux de leur autoritC qu'eux3). Mais, je suis persuade,
mon tres eher frere, que votre esprit [ne] manquera jamais de ressource;
ainsi ceux qui forment des projets nuisibles contre vous, en seront les
1) Am 4. December 1755 war das Generaldirectorium angewiesen worden,
von den für die Augmentation bestimmten Verpflegungsgeldern >die ersten 2'/#
Monate, nämlich pro Junio, Julio, und »/« pro Augusto«, an Massow zur Bezah-
lung der Montirungen etc. zu Ubermachen.
2) Gleiche Ordres ergingen noch an eine Anzahl von Regimentern.
3) Der Prinz hatte dem König, Berlin 8. Februar, geschrieben: > Votre depart
tarn 31. Januar) et la fin du carnaval a rendu Berlin bien tranquille; j'ai cru
ce temps le plus propre pour faire mon acte de dSvotion annuel.« Daran an-
knüpfend hatte der König, ebenfalls am 8., geantwortet: >Je vous assnre que je
n'ai point Tesprit aussi tranqnille que l est votre ame. Ce n'est ni Dien ni le
diable qui m'inquietent, mais des demons de notre espece qui me donnent bien
de la besogne.«
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32 Preußsiache Acten »ur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 dupea. Pour nous, qui avons le bonheur de [ne] raisonner politique qu'
apres les nonvelles de gazette, il n'eat point aurprenant, ai nous conser-
vona aar ces matierea une assiette toujours egale, les choses nous (n']
(Stallt rapportees qu'apres que ceux qui gouvernent le monde, les ont de"-
cidees. J'eapere que vom serez perauadä, mon trea eher frere, que mes
vesux aeraient aecomplis, ai en toutes choses vos intentions pouvaient 6tre
satisfaites, et que je [ne] manquerai jamais d'y contribuer, autant qne les
occasions m'en procureront les moyena. Ce8 aentiments me quitteront de
ma vie.«
Febr. 15 53. Der Prinz von Preussen an den König. Berlin, 15 fevrier 1756').
»Je suis perauadd, mon trea eher Frere, que les partia que vous
choiaiasez en politique, comme en autrea chosea, aont toujoura fondes *
sur de bonnea raiaona et aeront salutairea pour le bien de l'ßtat, puiaque
c'est le motif qui voua fait agir. La conservation de la paix conaolidera
vos arrangement8 et voua mettra, sans doute, en e*tat de mieux aoutenir
la guerre, ai le cas lexige de la commencer ou que la presomption de vos
ennemis lea porte ä vous attaquer. Enfin, mon trea eher frere, la confi-
anee qu'on doit k votre esprit, a votre expärience et ä votre sagesse, met
voa sujets ä l'abri de tonte erainte et vos ennemis hors de tonte eaperance.
C'est ainsi que j'envisage la Situation oü vous avez mis les chosea ä pre^
sent, et oü je suis persuade* que voua les conserverez, fondant mon opi-
nion sur l'honneur que j'ai de vous connaltre.«
Febr. 20 54. Der Prinz von Preussen an den König. Berlin, 20 fevrier 17565).
Nach der Urschrift.
»Je Buia perauadä, mon trea eher Frere, que voua choiairez toujours
le parti qui vous parait le plus salutaire pour le bien-ßtre de l'fitat.
Voilä mon opinion, et c'eat celle de tous vos fideles Bujeta. La Situation
oü voua vous trouvez ä present, sera favorable pour consolider tous les
nouveaux arrangements, et il n'est pas douteux qu'en gagna{n]t quelques
anndes vous augmenterez les moyens de r&ister, s'il le faut, aux puiasau-
cea qui voudraient vou8 attaquer. C'eat, saus doute, un grand avantage
que de confondre les projets de sea ennemis, et, en ce cas, cet avantage
1) Vgl. dazu das Schreiben des Königs vom 12. Februar (P.C. 12, 105), anf
welches das obige Schreiben des Prinzen die Antwort bildet Vgl. auch Nr. 52.
2) Vgl. dazu das Schreibendes Königs vom 19. Februar (P. C. 12, 125), auf
welches das obige Schreiben des Prinzen die Antwort bildet. Vgl. auch Nr. 52
und 53.
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1750 Februar.
33
n'est du, mon tres eher frere, qu'a votre penätration et ä vos aoins, deFe1b?r56
qaoi vos zeles et fideles sujeta doivent reconnaltre tont le prix. Voila,
mon tres eher frere, quels sont lea sentiments que je porte sur votre Si-
tuation präsente; ils sont conformes ä la confiance, ä l'attachement et an
profond respect que je vona ai vone" ponr tonte ma vie, et qui me snivra
an tombeau.«
55- Programm der Revuen. [Potsdam, Februar 1756.] [Februar]
Nach der Urschrift
»Zur Potadam'schen Revue kommen die Regimenter den 1. April zum Exer-
ciren zusammen, und werden 8. K. M. den Tag befehlen, wann das Regiment von
Münchow und das Grenadierbataillon von Kahlden zur Revue in Potsdam ein-
marschiren sollen. [Die Ordrea ergehen demgeinäss am 27. Februar an Oberst
von Meaeberg (2. und 3. Bataillon Garde), Retzow, Prinz Heinrich, Kahlden und
Miinchow.]
>Zur Berlin sehen Revue kommen die Regimenter Infanterie: von Schwerin.
Prinz von Preussen, Darmstadt, Prinz Ferdinand von Prcusaen, Prinz Franz von
Braunschweig, ingleichen Regiment von Preussen-Cavallerie. Diese Regimenter
kommen den 1. April zum Exerciren zusammen und sollen ohngefähr den 27. Mai
zu Berlin einmarachiren. [Die Ordres ergehen am 27. Februar; an dem gleichen
Tage die Ordres an: die 7 Berliner Infanterieregimenter und Katzler (Genadarnies),
am 1. April mit dem Exerciren zn beginnen.]
>Das Regiment von Zieten-Uuaaren soll sich so arrangiren, dass beide
Bataillons von solchem ohngefähr medio Augusti zum Campement bei Spandau
kommen können. (Demgemäss Ordre, Potsdam 27. Februar: >obngefähr den
20. Juni zum Exerciren* zusammenzukommen und dann zur Revue im Campe-
ment von Spandau einzurücken1).]
»Nach Stettin kommen vor dieses Mal nur die Regimenter Fürst Moritz,
von Blanckensee-Infanterie und Prinz Eugen von Württemberg-Dragoner. Selbige
kommen den 8. April zum Exerciren zusammen und marschiren deu 6. Juni zu
Stettin ein, um welche Zeit auch S. K. M. dort eintreffen werden. [Demgemäss
Ordres vom 28. Februar; und für Bevern und Amstell: am 8. April mit dem Exer-
ciren anzufangen.]
>Die Regimenter in Hinterpommern als Jeetz-Infantcrie. Markgraf Fried rich-
Cavallerie und Seydlitz-Huaaren bleiben in ihren Garnisonen und kommen den
15. April zum Exerciren zusammen, und werden S. K. M. medio Juni einen Officier
hinschicken, der selbige sehen und die Listen von denen Rekruten und von dem
Abgange empfangen soll. [Demgemäss Ordres, Potsdam 28. Februar.]
>Die Regimenter Dragoner von Baireuth, Örtzen, Truchsess und Normann
kommen den 20. Juni erst zum Exerciren zusammen und haben ihre Revnes im
Campement bei Spandau [Mitte August]. [Demgemäss Ordrea, Potsdam 28. Februar.]
>Die magdeburgsche Regimenter und die dahin kommende Regimenter
von Kleist, Wietersheim, Anhalt und Hülsen, sowie auch die Regimenter Caval-
lerie: Leibregiment und Schönaich, Carabiniera und Driesen kommen den 15. April
i; Wegen starken Mangels an Pferden schlosa der König nachher das Regi-
ment von der Theilnahme am Campement aus. Ordre an Masaow, Potsdam
14. Juni (abgedruckt bei Winter, Zieten, II, 165).
Act*n zur Vorgeschichte des "jsbrigen Krieges. 3
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34 Prensaische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Kriege«.
1756 zusammen und marschiren den 15. Juni zu Magdeburg ein, um welche Zeit S.K.M.
I Februar] d()lt eintreffen wollen»).
>Mit denen schlesischen Regimentern bloibt es bei denen Revue-Campemente
wie vorm Jahre, ausser dass das Regiment von Hautcharmoy noch mit zum Cam-
pement bei Breslau kommen soll2).
»Das Regiment von Lange nach Stettin8;.«
März t 56. Der König an Generalmajor von Treskow in Neisse. Potsdam,
1. März 1756.
Nach dem Cone»pt.
»Es seind verschiedene Nachrichten4) an Mich eingekommen, als ob
die Oesterreicher considerable Magazins für ein beträchtliches Corps Trup-
pen in Mähren, und zwar zu Olmtitz, zu Brunn und zu Trebitsch anlegten.
Da Ich nun Meine gute Ursachen zu glauben habe, dass bei gegenwärtigen
critiquen Conjunctnren dem wienerschen Hofe wegen der Partie, so er
darunter nehmen dörfte, gar nicht zu trauen sei, als will Ich, dass Ihr
Euch durch Enre recht sichere und zuverlässige Kundschafters gar gründ-
lich und genau erkundigen sollet, ob es wirklich an dem sei, dass an vor-
gedaebten dritten Orten in Mähren Magazine angeleget werden; da Ihr
dann, sobald Ihr nur etwas davon mit Sicherheit erfahren werdet, Mir
solches sogleich melden sollet.«
März 2 57. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau5).
Potsdam, 2. März 1756.
Nach der Urochrift im KriegaarchW des Königl. Oroaaem GeneralsUbg m Berlin.
»Auch will Ich, dass Ihr sofort unter der Hand und ohne einigen
ficlat einen Überschlag machen sollet, welchergestalt auf den Fall, da es
erfordert würde, die nöthige Fonrage auf 2 Monat fflr die Regimenter
Cuvallerie zusammen gebracht und abgeliefert werden kann, wann Ich solche
in der Gegend von Neustadt und Klein-Glogau geliefert haben wollte, und
wieviel sodann überhaupt eine jede Ration ohngefahr kosten wird.«
1) Die Ordres an die Regimenter liegen nicht vor.
2) Vgl. Nr. 64. 3) Zusatz von Eichels Hand.
4) Bericht des Gesandten Kliuggräffen, Wien 21. Februar, vgl. P. C. 12, 165.
Die im folgenden erwähnten Magazine sind beroits im Postscriptum des Berichtes
vom 14. Februar genannt
5) Postscriptum. Das Hauptscbreiben liegt nicht vor.
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175G Februar — März 11.
35
58. Der König an Generalleutnant von Massow in Berlin. Potsdam, 1756
4. Marz 1756. Mara 4
Nach dem Concept
Auf die Anfrage vom 1. März, »ob vor die sämtliche Kürassier- und
Dragonerregimenter die übercompletten Pferde, welche schon abgegangen und
bis zum Frühjahr noch abgehen möchten, angekaufet werden oder noch fehlen
sollen, c antwortet der König, »wie Ich bis dato noch nicht ä propos finde,
dass die abgegangenen Pferde vor die Übercompletten wiederum complet-
tiret werden, Ihr aber dennoch Eure Anstalten darunter solcher Gestalt
raachen sollet, damit, wann Ich hiernächat in diesem Jahre nöthig finde,
den Abgang der übercompletten Pferde ersetzen zu lassen, solche alsdann
sogleich und prompte angeschaffet werden können €.
P. S.
Potsdam, 4. März 1756.
Der König unterrichtet den General von seinen Dispositionen för die
Besichtigung der märkischen, neumärkischen und pommerschen Cavallerie1).
»Die Regimenter Cavallerie und Husaren in [Ost-]Preussen, so Ich dieses
Jahr nicht Selbst sehe, kommen um die gewöhnliche Zeit wie vorm Jahre
zusammen 2), und wird solche der G. Lt. von Schorlemer sehen. Wegen
der schlesischen Regimenter Cavallerie bleibt es auch wie im vorigen Jahre,
dass Ich nämlich solche in einem Campement bei Breslau znr Zeit wie im
verwichenen Jahre en revue sehen will9).«
59. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau. Pots- März u
dam, 11. März 175G.
Nach der Urschrift im Staatsarchiv zn Breslau.
»Da Ich numnehro wegen der schlesischen Fortificationsbauten für
das jetzt laufende 1756. Jahr Meine Disposition dahin gemachet habe, wie
Ihr solches aus der anliegenden Designation mit mehrern ersehen werdet,
so dienet Euch nunmehro hierdurch zur Direction, dass Ich Euch deshalb
gegen Ausgang des kommenden Monates Mai nachstehende Posten durch
die Generalkriegakasse zu Berlin übermachen lassen werde, als nämlich:
1) in einer Summa 50000 Thlr.
2) ferner einen Posten aus gedachter Kasse von 2000 »
so dieselbe im Monat Juni bezahlen kann;
1) Vgl. dafür Nr. 55.
2] Am 1. Mai, vgl. S. 24. Am 17. Mai schreibt der König dem Feldmarschall
Lehwaldt, »dass es Mir leid thut, dass Ich [Euer Regiment] in diesem Jahre
nicht Selbst sehen kann, welches aber in künftigem Jahre geschehen zu können
Ich annoch verhoffe«. [Berlin, Generalstabsarchiv.] 3) Vgl. Nr. 64.
3*
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36 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 3) einen Posten aus dem Jahre von 1756/57 mit 5000 »
März 11 B0 gedachte Rasse aber nur in monatlich betragenden
Ratis, vom I.Juni c. anzurechnen, nach und nach be-
zahlen kann.
57000 Thlr.V
Davon sind >auf einmal« an Lattorff in Kosel 38300 Thlr. und an
TreBkow in Neisse 11700 Thlr., an den letzteren ferner im Juni 2000 nnd
»in monatlichen Ratis, vom 1. Juni anzurechnen,« 5000 Thlr. auszuzahlen.
»Wobei Euch annoch zu Eurer eignen Direction dienet, wie Ich
ausser denen vorspeeificirten 18700 Thlrn. zum Behuf der zu erbauenden
Kaserne zu Neisse dem 6. M. von Treskow bereits aus gewissen Bestän-
den bei der dortigen Fortificationskasse 10741 Thlr. 9 gr. 74/5 \2) be-
sonders, und also überhaupt 29441 Thlr. 9 gr. 74/5 A. angewiesen habe,
das dergestalt aber an dem jetzigen Anschlagsqnanto der 33546 Thlr. 22 gr. 3)
noch fehlende hiernächst und zu seiner Zeit annoch anweisen werde.
Wornach Ihr Euch dann zu achten und Eures Ortes das weitere zu be-
sorgen habt.«
»Designation« des schlesischen Festungsetats 1756/57*).
>Zu Kosel:
Das 3. alte Corps Kasernen zu repariren .... 1500 Thlr.
Das neue Corps Kasernen auf 1 Bataillon ä 5
Compagnien anzubauen, das alte Malzhaus zu
vergüten und die Utensilien anzuschaffen . . . 31200 >
Die Utensilien vor obige zu repariren de alte
Kaserne 5600 >
3b30U TUlr.
>Zu Neisse:
Zum Anbau eines neuen Corps Kasernen vor 5
Compagnien in der Altstadt 33546 Thlr. 22 gr. &)«
tf)azu das Dotirungsquantum für die schlesischen
Festungen: 13000 Thlr.]«)
1) Vgl. Nr. 60.
2) Nach dem Erlass an Treskow vom 1 1 . März Ersparnisse der Neisse'schen
Fortificationskasse und die zum Lazarethbau im Jahre 1751 angewiesene Summe
(vgl. S. 15).
3) Am 28. März billigte der Künig den Vorschlag Treskows vom 23., wegen
des morastigen Grundes in der Altstadt die Kaserno auf der Friedrichstadt an-
zulegen; die Baukosten betrugen infolge dessen nur 32333 Thlr.
4) Vgl. dazu Nr. 48. 5) Vgl. Anm. 3.
6} Die ursprüngliche Angabe : »12500 Thlr.« wurde durch Erlass vom 4. Juli
berichtigt.
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1756 März 11.
37
60. Der König an Etatsminister von Boden in Berlin1). Potsdam, nso
U. Marz 1756. Mirz 1
Aubing aus dem C'ontept.
Boden soll auszahlen lassen: 1° »von denen bei der Generalkriegeskassc
ans dem Jahre vom 1. Juni 1755/56 annoch zu Meiner Disposition im
Bestände gebliebenen Fortificationsbaugeldcrn« 2) 2000 Thlr. in den bis
zum Juni fälligen Katen an Schlabrendorff für die schlesischen Festungs-
bauten, 2° »ratione desjenigen Dispositionsquanti, so vom 1. Juni 1756/57
von denen ordinären jährlichen Fortificationsbaugeldern mit 62044 Thlrn.
19 gr. 4 A, exclusive der 2555 Thlr. 4 gr. 8 \, so an Zinsen der
prinzlichen Gesamt-Kammer ausgezahlet werden, bleiben:« zur Dotirung
der schlesischen Festungen 12500 Thlr.3), »zu Verpflegung des Neuwied-
sclien Regiments und des Salmuth'schen Regiments4), vom 1. Juni anzu-
rechnen,« 41972 Thlr. 7 gr., endlich noch »in denen gewöhnlichen monat-
lichen Ratis« 5000 Thlr. an Schlabrendorff.
Ausserdem will der König »noch zum Behuf der schlesischen For-
tificationsbauten apart und etwa gegen Ende des künftigen Monats Mai
50000 Thlr.« aus seinen eigenen Fonds an Eöppen auszahlen lassen5);
Boden soll diese bei der Generalkriegskasse »extraordinarie zur Einnahme«
bringen und darauf sofort an Schlabrendorff auszahlen.
61. Der König an Generalleutnant de La Motte Fouqu6 in Glatz. März n
Potsdam, 11. März 1756.
Nach dem Concept.
Fouquu berichtet, Glatz 0. März: »Ich habe Euer Schreiben vom
»E. K. M. haben vor meiner Abreise aus 6 die8e8 erüaiten und gebe Euch
Potsdam . . . resolviret, dasa Aller- , - . A . . , . .
, . , ,. darauf in Antwort, wie es dabei
hochstdieselbcn nachsehen lassen wollen, .
ob zu Kaseuiattirung der sämtlichen bleibet, wie Ich Luch solches bei
Gebäude der hiesigen alten Festung Eurer letztern Anwesenheit allhier
(wovon der Anschlag 34675 Rthlr. bc- schon mündlich gesaget habe, dass
traget noch in diesem Jahre einige vor dieses Jahr nichts bei der Festung
Gelder assigniret werden können. Da ^ ^ ^
nun dieser Bau wegen des Raumes nicht ° '
1) Vgl. dazu Nr. 59. 2) Vgl. S. 20.
3) Vgl. S. 36 Anm. 6.
4) Das Regiment Wied hatte eine Zahl Officiere und Mannschaften mit dem
Bataillon Salmuth, zum Behuf der Augmentation des letzteren (vgl. Nr. 50), aus-
getauscht.
5) Nach der entsprechenden Ordre au Küppen von demselben Tage waren
die 50000 Thlr. eine Anleihe bei der churmärkischen Landschaft, vgl. dazu
Nr. 70.
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38 Preussiache Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 in einem Jahre angefertiget werden kann, deshalb bis in das künftige Jahr An-
März 11 sondern darzu eine Zeit von 3 Jahren 8tgnd haben soll.«
erforderlich sein wird, als habe ... an-
heimstellen sollen, ob E. K. M. dieses
Jahr ein Drittel gedachter Baukosten . . .
zu accordiren geruhen wollen.«
März 16 62. Der König an Generalmajor von Knobloch in Bielefeld. Pots-
dam, 18. Marz 1756.
Nach dem Coocept.
»Ich befehle hierdurch, dass Euer unterhabendes Regiment den 15. April
sich zum Exerciren complett zusammen ziehen und damit gewöhnlicher-
maassen die geordnete Zeit über continuiren soll.*
>In simili« ergeht die Ordre an: Wied, La Motte und den Feldmarschall von
Dossow >wegen der Wesel'schen Garnison« «;.
April 21 63. Der König an Etatsminister von Boden in Berlin. Potsdam,
21. April 1756.
Nach dem Coocept.
Billigt die am 17. April eingesandten »Projecte von denen neuen
Generalkrieges- and Generaldomainen-Etats«, nnd befiehlt, »dass von dem
pag. 18 des Projets vom Generaldomänen-Etat bleibenden Überschuss der
120606 Thlr. 11 gr. die Summa von 100000 Thlrn. dem bisherigen Tre-
sorquanto der Generaldomänenkasse zugesetzet und also von solcher statt
der bisherigen 600000 Thlr., von Trinitatis c. an zu rechnen, 700000 Thlr.
zum Tresor bezahlet«, sowie dass die übrigen 20606 Thlr. 11 gr. bei dem
neuen Generalkriegskassen-Etat als Einnahme angesetzt werden.
April 23 64. »Circulaire-Ordre an die schlesische Regimenter2).« Potsdam,
23. April 1756.
Nach dem Concept.
»Die weilen Ich mit Anfange des künftigen Monats Septembris nach
Schlesien abreisen werde, um die Regimenter allda en revue zu sehen, so
befehle Ich hierdurch, dass Euer unterhabendes Regiment seine Beurlaubte
hiernächst dergestalt einziehen soll, damit das Regiment den 10. Juli com-
plett zusammen sei und mit dem gewöhnlichen Exerciren den Anfang
machen könne. Wobei Euch vorläufig zur Nachricht dienet, dass Ich Euer
1) Ein Befehl gleichen Inhaltes ergeht an demselben Tage an Quadt. .
2) Vgl. Nr. 55. 58.
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1756 März 11 — April 25.
39
Regiment wiederum wie im vorigen Jahre in dem Revue-Campement der l"*57
Gegend Breslau sehen werde, davon Ich Euch die eigentliche Zeit hier-Apnl
nächst bekannt machen werde.«
Die Ordre ergeht an KhIbow; >in »iuiili« an: Lestwitz, liuutcharmoy, Schulze,
Brandes. Kreytz, Kurssoll und sämtliche dortige Kürassier-, Dragoner-, und
Husarenrogimenter.
An Fouque, mit der Änderung: »Wobei Euch zur Nachricht dienet, dass
Ich Euer Regiment wiederum wio im vorigen Jahre zu Neii*so en revue sehen
werde«; »in aimili« au: Markgraf Heinrich (Oberst von Schenckendorff), Pioniere
(Oberst von Dierickc;, Tieskow«).
65. Der König an Generalmajor von Treskow in Neisse. Potsdam, April 23
23. April 1750.
Nach dem Concept.
»Ich mache Euch hierdurch bekannt, wie Ich Mich nuumehro dahin
arrangiret habe2), dass Ich Euch nicht nur die ... zum völligen Aufbau
der neaen Kaserne zu assigniren noch schuldig gebliebenen 2891 Thlr. 3),
sondern auch die zu Ankaufung [von] 48000 Stück eichene Pallisaden von
Euch vorhin verlangten 20000 Thlr.4) im künftigen Monat Juli und höch-
stens zu Ende dessen werde auf einmal übermachen und auszahlen lassen.
Dahero Ihr dann Eure Anstalten dazu vorläufig machen, auch wegen der
Lieferung der Pallisaden nur immer contrahiren könnet, damit alles des-
falls noch in diesem Jahre zum Stande gebracht werde.«
66. Der König an 6eneral major von Lartorff in Kosel. Potsdam, April 25
25. April 1756.
Nach dem Concept.
»Zu Eurer Nachricht mache Ich Euch hierdurch vorläufig bekannt,
wie dass Ich Euch gegen Ende des Monats Juli dieses Jahres zu dem
dortigen Fortificationsbau, ausser denen von Mir bereits dazu zugewiesenen
Geldern5), annoch die Summa von 19444 Thlrn. und zwar fast gänzlich
auf einmal . . . auszahlen lassen werde6), davor dann bei dasiger Fortification
nachstehendes noch in diesem Jahre gemachet werden soll, nämlich:«
1) An demselben Tage ergehen Ordres an Plötz und Rath, mit dem Exer-
ciren am 10. Juli zu beginnen. Für die schlesischen Garnisonregiraenter ergeht
der gleiche Befehl am 25. April an General Buddenbrock.
2) Vgl. Nr. 70. 3) Vgl. 3. 36.
4) Vgl. Nr. 44. Am 3. Juni bestätigt der König den Contract Treskows mit
dem FUstbischof von Breslau über Lieferung von 36000 Pallisaden.
5) Vgl. Nr. 59. 6} Vgl. Nr. 70.
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40 Preuaaische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756
April 25
1) Die Flesche am töte de pont
2) Minenarbeit daselbst ....
6800 Thlr.
3} Verlängerung der Glacis-Coupirung
4) Lunette an der Unterattaque . . .
10000 >
144 »
2500 >
19444 Thlr. «)
»Ihr habt Euch also darnach zu achten und Enre Disposition wegen
vorrätbiger Anschaffung derer dazu erforderlichen Materialien, auch Be-
stellung derer desfalls benöthigten Arbeiter nur immer vorläufig zu machen,
damit die Arbeit sodann frisch angefangen und fortgesetzet, auch noch in
diesem Jahre zum Stande gebracht werden könne.«
April 26 67. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau.
Befiehlt, »dass Ihr durch die Landräthe in Schlesien die der gemachten
Verfassung nach auf den Fall eines Marsches aufgeschriebene Artillerie-
und Proviantpferde revidiren lasset, um zu wissen, ob deren Anzahl richtig
und solchergestalt vorhanden sei, dass, anf den Fall Ich es einmal noth-
wendig fände, solche zusammenbringen zu lassen, solche alsdann sogleich
binnen Zeit von wenig Tagen gehöriger Orten geliefert und zusammen-
gebracht werden können.«
April 26 68. Der König an Etatsminister von Boden in Berlin. Potsdam,
26. April 1756.
Billigt die von Boden eingesandten »geänderten Projecte zum neuen
Generalkrieges- und Generaldomainen-Etat von Trinitatis 1 756/57 «2) und
befiehlt, die bei dem Generalkriegskassen-Etat als Überschuss verbleiben-
den 21270 Thlr. 13 gr. \ \ »sogleich, und zwar unter der Rubrik: zur
Augmentation des Lange' sehen Garnisonregiments mit 2 neuen Bataillons« ,
zur Ausgabe anzusetzen und damit »vorerst und vom 1. Jnni dieses Jahres
anzurechnen die Verpflegung derer Officiers und Leute des vormaligen
Schwartzburg'schen Regiments, so Ich jttngsthin in Meinen Dienst über-
nommen« 3), zn bestreiten.
1) Vgl. Nr. 48. 2) Vgl. Nr. 63.
3} Die Übernahme erfolgte, nach dem Bericht des damit beauftragten Flügel-
adjutanten von Goltz vom !. April, am 9. April, die Einrangirung in das Lange-
ache Regiment, nach der Ordre an den Obersten von Lange vom 1. Mai, nach
dessen Rückkehr aus Stettin (vgl. S. 34) in seine Garnison. Bis zum 1. Juni Über-
nahm der König, nach einem Postscriptum derselben Ordre, die Verpflegung der
Schwartzburger. Der Effectivbestand des Schwartzburg'schen Regiments betrug,
nach einem Verpflegungs-Etat vom 30. April, 18 Officiere, 32 ünterofficiere, 12
Spielleute, 296 Gemeine.
Potsdam, 26. April 1756.
Nach dem L'oncept.
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1756 April 25 — Mai 25.
41
69. Der König an Generalleutnant von Massow in Berlin. Pote- 1756
dam, 20. Mai 1756. Mai 2
N.ith dem ConcepL
»Auf Eure Anfrage vom 18. dieses, betreffend dasjenige, was Euch
einige Kürassier- nnd Dragonerregimenter wegen Abschaffung der un-
tüchtigen Pferde zu Ersparung der vacanten Rationen noch vor der Revue
geschrieben1), ertheile Ich Euch hierdurch zur Resolution, daas die Pferde
bei denen Regimentern Cavallerie auf den Fuss so bleiben müssen, wie sie
jetzo seind, ausser dass das, was von denen übercompletten Pferden ab-
gehet, vor der Hand nicht wieder angeschaffet wird. Wann Ich aber die
Regimenter gesehen haben werde, alsdann können die untüchtigen Pferde
abgeschaltet werden, und eher nicht.«
70. Der König an Kriegsrath Koppen in Berlin. Potsdam, 21. Mai Mai 24
1756.
Mach d«m C'oncept.
»Da die churm&rkische Landschaft im kommenden Monate Juli c. für
Mich zu Berlin ein Capital von 140000 Thlrn. auszahlen wird2), welches
sie der ostfriesischen Landesadministration zum Ankauf des Mir zuständig
gewesenen neuen Polders vorgeschossen hat«, soll Köppen die Summe fUr
den König bei der Generalkriegskasse deponiren, davon aber sogleich aus-
zahlen: an den Minister »Schlabrendorff nach Breslau zum Behuf der Forti-
ficationa- und andern Bauten 42335 Thlr. 3), ferner an den 6. Lt. von Massow
zu Anschaffung allerhand vorräthiger Mnndirungsstflcke 50000 Thlr.«'1},
dazu 416 Thlr. 16 gr. an die churmärkische Landschaft als Zinsen und
15911 Thlr. 16 gr. als »Douceur«, das den »Directeurs derer Interessenten
von denen vormaligen schlesischen Schulden« bewilligt sei. Der Rest ver-
bleibt zu des Königs Disposition.
71. Der König an Oberstleutnant von Dieskau in Berlin. Potsdam, Mai 25
25. Mai 1756.
N»cb <l«-ro tVncept; abgedruckt, mit dem falschen Jahrebdatum »I7&0«, bei Schöning, a.a.O.
1, 4«2.
»Ich mache Euch hierdurch bekannt, wie Ich nunmehro resolviret habe,
sowohl die Artilleriecompagnie zu Schweidnitz als zu Kosel [aufj den com-
1) Die Regimenter hatten, nach Massows Bericht, angefragt, ob sie soviele
untüchtige »noch vor der Revue ausrangiren könnten, als sie noch übercom-
plette Pferde hätten, und folglich nur complett bei der Revue wären«.
2} Von der ursprünglichen Summe, die 240000 Thlr. betrug, gingen die Be-
träge zweier Anleihen, jede zu 50000 Thlrn., im Jahre 1752/53 und 1756 (vgl
S. 37 Anm. 5) ab. 3) Vgl. Nr. 65 und 66. 4) Vgl. Nr. 74.
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42 Pieustsische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 pletten Fuss, wie der von der Magdeburg'schen Artilleriecompagnie bereits
lai 25 ist1), zu setzen und zu augmentiren.
»Da nun deshalb und zwar zur Schweidnitz'schen Artilleriecompagnie
1 Major, 1 Stabscapitain, 1 Secondlentnant, 1 Feuerwerker, 2 Corporals,
10 Bombardiere, 12 Kanoniers, und bei der Kosel'schen Artilleriecompagnie
l Major, 1 8tabscapitain, l Feuerwerker, 3 Corporals, 12 Bombardiere
und 23 Kanoniers mehr erfordert werden, die eigentliche Verpflegung da-
von auch zwar vom 13. des nächstkommenden Monats Juni den Anfang
nimmet, davon jedoch die erstere Monate dem G. Lt. von Massow zur An-
fertigung der Mundirungsstflcke zufallen, und also die wirkliche Errichtung
der Augmentation ohngefahr medio Augusti geschehen wird, so werde Ich
zwar vor die deshalb erforderliche Mannschaft sorgen, Ihr aber sollet in-
zwischen darauf denken und Mir vorschlagen, was vor Officiers dazu zu
setzen sein werden.«
Entsprechende Ordre« ergehen ain 25. Mai an Massow, Lattorff und Kalsow.
Mai 26 72. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau.
Potsdam, 26. Mai 1756.
Aossng ms dem t'oncept.
Unterrichtet den Minister von seiner Absicht, >die beiden Artillerie-
compagnieen zu Schweidnitz und zu Kosel jede auf denselben Fuss des
completten Standes, wie die Magdeburg'sche Artillerieeompagnie ist, 20
setzen«2).
Für die Verpflegungsgelder der Augmentation in Höhe von 6024 Thlrn.
18 gr. 6 A habe er »einen Fonds von 6000 Thlrn., und zwar vom 13.
des kommenden Monats Junii an zu rechnen, ausgesetzet«:<), welchen ihm
die Generalkriegskasse in monatlichen Raten zur weiteren Auszahlung tiber-
machen werde; »die daran aber noch fehlende 24 Thlr. 18 gr. 6 A. werde
Ich hiernächst Selbst zuschiessen oder auch auf einen sicheren Fonds
assigniren«. Ferner sollen die 2]/2 ersten Monate der Verpflegungsgelder an
Massow zur Anfertigung der Montirungsstttcke, im Betrage von 1255 Thlrn.
3 gr. 9 A, gezahlt werden.
»Die wirkliche Errichtung dieser Augmentation wird also allererst gegen
den 1. September dieses Jahres geschehen.«
1) Vgl. Nr. 10. 2) Vgl. Nr. 71.
3) Nach der entsprechenden Ordre an das (leneraldirectorium vom 25. Mai
war diese Summe eine durch Todesfall erledigte Pension, welche der Kouig aus
seiner Kasse zahlte.
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1756 Mai 25 — Juni 5.
43
73. Der König an Generalmajor von Retzow in Berlin. Potsdam, H56
4. Juni 1756. Jnni 4
Fordert den Kostenanschlag für »das ohngefähr mit Anfange des Monats
Augusti c. bei Spandau zn formirende gewöhnliche Oampement« () ein nnd
theilt dem General mit, »dass, ausser denen zn Berlin in Garnison stehen-
den Regimentern, die hiesigen und diejenigen, so allemal hier zur Revne
kommen2), auch das Regiment Prinz von Preussen-Infanterie, von Prinz
Ferdinand von Prenssen und von Wietersheim, jedennoch alle nur nach
der bei denen Regimentern befindlichen Mannschaft und ohne Beurlaubten,
desgleichen auch an Cavallerie: die Regimenter Gensdarmes, Prinz von
Preussen und Carabiniers, gleichfalls ohne Beurlaubten, zum Campement
kommen sollen. Ausserdem sollen noch die Regimenter Cavallerie als
Baireuth-Dragoner und die 15 neumärkische Escadrons, nämlich Ortzen,
Truchsess nnd Norm an n, aber in ganz complettem Stande und mit Über-
completten dahin kommen, weil dieselben ihre Revnes im Campement
haben werden.« Am 7. Tage soll das Corps wiederum auseinander gehen.
Angaben über die Verpflegung folgen.
74. Der König an Generalleutnant von Massow in Berlin. Berlin, Juni 5
5. Juni3} 1756.
Nach dem Concept.
Massow berichtet, Berlin 4. Juni: »Ich habe mit Eurem Berichte
»E. K. M. überschicke hiebei das jähr- vom 4 die8e8 daa alljährliche Büchel-
liche BUchchen von den Generalkleider- . r% u i »j j
, , , . , « t cnen von denen Generalkleuler- und
und PferdekasHPugeklern vom 1. Jun»
1755 bis ultimo Maji 1756 und berichte Generalpferdekassengeldern vom
. . dass 74144 Thlr. 1 gr. 8 A übrig l.Juniil 755/56 erhalten nnd bin über-
bleiben und Höchstdieselben mir unter all recht wohl zufrieden gewesen, gebe
dem 1. Julii 1755«) .. . geschrieben haben, Euch aucü 8on8ten noch in Antwort,
dass ich alle Gelder unter meiner Direc- 3 r« , , . eA«/lrt mui j
. . , „ , , dass Ihr] diejenige 50 000 Thlr., da-
tion, welche pro anno 1756 und alle fol- 1 J . .
gende Jahre übrig bleiben, zu Anschaf- von Ich Euch vorhin schon geschrieben,
fung der Mundirungsstücke zum Vorrath dass Euch solche gegen Ende des
anwenden sollte, auch Uberdem noch kommenden Monats Julii werden aus-
100000 Thlr. bezahlen lassen wollten. gezaniet werden, dass*) Ihr selbige
»Dass nicht mehr Gelder übrig
1) Vgl. Nr. 55. 2) Münchow und Kahlden.
3) Am 3. Juni befiehlt der König Dieskau, etliche 30 schlecht gegossene 6-
und 12pfündige Kanonen sämtlich »nach und nach« umgiessen zu lassen, »der-
gestalt dass im kommenden Winter alles umgegossen und wiederum im fertigen
und guten Stande gesetzet worden sei«, 4) Die Ordre liegt nicht vor.
5) Vorlage: »und dass«.
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44 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
56 geblieben sind, rühret daher, weilen sodann nebst allem dem, so Ihr nach
dirung E. K. M. Garde und als ein Go- , .. ' . . . . . .
schenk zur Fourage 29142 Thlr. habe bereits ^P011«"^ habe, übrig behalten,
bezahlen müssen, zudem auch viele Pferde aucn aus diesem Jahre übrig haben
angekauft und an Kations vor die über- werdet, zu Anschaffung der vorräthigen
coinplettcn Pferde ') 27749 Thlr. bezahlet Mundirungsstücken verwenden sollet,
worden sind, auch bei der Infanterie und zweifele Ich nicht ^ [n&Qn^T_
viele Extraausgaben haben bezahlet wer- , . .
den müssen, iujgleichen 29384 Thlr. zu heit ,etzteres ein beträchtliches aus-
blaue Tücher und Zubehör vor Caput- machen wird, da zu hoffen stehet,
röcke einiger Kürassier- und Dragoner- dass in diesem Jahre die Fourage
regimenter eingezogen habe, damit solche nicht so theuer sein wird wie im
wrdn/lfige8FrÜhJahrfer^g,T.Cbt vor*en und die im verwichenen
werden können, wann nur die Tücher ,
wegen des theuren Indigo zu bekommen Jahre &eeebene starke Zulagen des-
sein werden. halb werden cessiren können.«
»Da nun der Banquier Splitgcrber
8!>237 Thlr. vor von mir bestellte und
bereits abgelieferte GewohrstUcke noch
zu fordern hat und E. K. M. mir . .
geschrieben haben, 50000 Thlr. anfangs
Julii a. c. bezahlen zu lassen*;, so werde
ihm solche bezahlen und hoffe, dass, weil
noch viele verloren gegangene Mun-
dirungsstücke in zwei Campagnen, laut
der an den Major von Krusemarck auf
E.K.M.Ordrozugeschickten Designation
gemacht werden müssen, llöchstdieselben
. . . befehlen werden, ob die nöthigsten
Mimdirangsstücke bestellen und wieviel
Gelder an mich dazu bezahlt werden
sollen.*
ii 75. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau.
Berlin, 1 1. Juni 1750.
Nach dem Coaeept.
Schlabrendorff berichtet, Glogau ... Zu der Augmentation des
nisonregiments am 15. August müssten UC Vor dieses Mal Unmöglich mehr
die Kreise nach den bisherigen Dispo- Leute als die deshalb von Mir vorhin
sitionen 845 Mann stellen. Er fragt an, bereits bewilligte 505 Mann schaffen,
ob der König »vielleicht noch Gelegon- da Mir, gewisser Ursachen halber,
heit gefunden, noch mehr als 505 Mann«) a/vi„uÄ „„„ . . ,
... . i t a j. solche zusammenzubringen schon
zu Erleichterung des Landes zu diesen , 6
2 neuen liataillons auszumitteln«, und 8chwer fal,en werden. Dannenhero
1) Vgl. S. 35. 41. 2; Vgl. Nr. 70. 3) Liegt nicht vor. 4) Vgl. Nr. 49.
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1756 Juni 5 — Jani 17.
45
»wieviel Mann eigentlich vom Lande zu
dieser Augmentation annoch aufgebracht
werden sollen«.
es anch nicht zu Ändern stehet, als l"56
dass das Land dorten die übrige Juiu 1
erforderliche Anzahl aufbringen
müsse . . . «
76. Der König an Generalleutnant von Massow in Berlin. Potsdam, Juni u
14. Jnni 1756.
Nmch dem Coneept.
Antwortet auf Massows Bericht vom 12. Juni, »dass, soviel dio er-
forderliche Kosten zu Anfertigung der Mundirungsstücke vor die Augmenta-
tion des Lange'schen Garnisonregiments mit 2 neuen Bataillons ') und der-
gleichen anbetrifft, Ich dem Generaldirectorio bereits anbefohlen habe'2),
dass zu deren Bezahlung an Euch die 2 '/2 monatliche Verpflegungsgelder,
nämlich pro Junio, Julio bis medio Augnsti inclusive des Services, von der
Generalkriegeska9se ausbezahlet werden sollen«.
77. Der König an Feldmarschall von Lehwaidt in Königsberg. »Im Juni n
Campement bei PitzpuhU, 17. Juni 1756.
Nmch der Urschrift im Kriegsarchiv den K6nigl. Grossen OenenlsUbs n Berlin.
'Ich habe Eure beide Schreiben vom 8. und 11. dieses zu seiner
Zeit richtig erhalten und aus letztern ganz gerne ersehen, dass die dortigen
Regimenter befohlener Maassen zusammen gekommen seind nnd mit dem
Manövriren den Anfang gemachet haben. Ich bin anch zufrieden, dass,
wann die Zeit solches Manövrirens vorbei sein wird, Ihr solche wiederum
auseinander nach ihren Quartieren gehen lassen möget«
78. Der König an Generalmajor von Treskow in Neisse. Campement Juni n
bei Pitzpuhl, 17. Juni 1756.
Notizen Eichels für die (nicht rorliegonde) Antwurt anf Treskow* Bericht.
Treskow berichtet, Neisse 1 1. Juni, »Dass es wohl auf ihn gemünzt
dass sein Spion am 9. aus Wien zurück- seill dörfte und die Österreicher
gekehrt sei. »Er saget nachstehendes: , _ ... T . XT . „ , , ,u
* „ ii ■ • \ ei., künftiges Jahr Neisse belagern wollten,
die Cavallenereginienter von Schulen- ° ° '
bürg und von Ansbach wären aus Ungarn also er die ÖÄche we6en der P*^»«»
1) Vgl. Nr. t»8.
2) Ordre d. d. Potsdam 12. Juni. Ebendort weist der König für die Ver-
pflegung der Augmentation, zu der im Generalkriegskassenetat 1756/57 ange-
setzten Summe (vgl. Nr. 68), den Rest aus Transito-Impost-Geldern an.
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46 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 nach Böhmen marschiret, und sollte auch fordersamst zu Stande bringen1) und
Juni 17 da8 Infanterieregiment von Browne an- einen Überschlag machen möchte, was
noch dahin verleget werden; die Woche ^ an Lebengmittel und dergleichen
vor Pfingsten waren 80000 Kanonenkugeln , . °
von Wien nach Olmütz gebracht worden, noth,S habe» damit er 8olche8 notniSei1
er habe noch 6 Wagens davon unter- Falls gleich bekommen könne.«
wegens angetroffen, sowie auch dahin
30 Kanonen abgeftthret wären. Littau,
2 Meilen von Olmütz, und Königingrätz
sollte fortificiret werden, und alle Maga-
zins würden in den besten Stand gesetzet.
Der Fürst von Liechtenstein, welcher
Generalfeldzeugmeister wäre, Hesse in
dem Arsenal zu Wien stark an der Am-
munition arbeiten. Die Kasernen bei
Olmütz sollten anjetzo auf das schleu-
nigste aufgebauet werden. Die Leute
wären aller Orten sehr malcontent und
hätten versichert, dass, wenn das Com-
mercium noch fernerweit gesperret bliebe,
sie es kein Jahr mehr aushalten könnten,
sondern vielmehr davonlaufen und ihre
Häuser im Stiche lassen müssten.«
Juni 17 79. Der König an Prinz Ferdinand von Braunschweig in Pitzpuhl.
Im Gampement bei Pitzpuhl, 17. Juni 1756.
Nach dem Cotcopt
Der Prinz soll den Chefs der im Campemen t stehenden Regimenter
den Befehl des Königs bekannt geben, eine Liste der Mannschaften unter
20 Jahren einzuschicken.
>Wenn es zum Kriege kommen möchte und die Regimenter marschiren
müssen, so ist Heine Intention, dass alsdenn von denen Leuten, die unter
20 Jahr seind, diejenigen so Landeskinder seind , in den Enrollirungs-
canton zurückgesandt werden sollen«; die Ausländer will der König an
bestimmten Orten zusammen auf seine Kosten besonders verpflegen lassen,
»bis der Krieg vorbei, da alsdenn jedes Regiment die seinigen wieder
zurückbekommen soll«.
»In simili« an: Borcke, Kleist; Meyerinck (für Berlin), Lehwaldt2) (für Ost-
preussen), Bevern (für Stettin); Retzow, Schwerin, Prinz von Preussen, Moritz,
MUnchow, Kalsow, Fouque\ Lestwitz, Hautcharmoy, Markgraf Heinrich (Oberst
lj Vgl. S. 39 Anra. 4.
2) In einer Ordre von demselben Tage stellt der König dem Feldmarschall
die Übersendung von Instructionen »auf alle Fälle« durch einen Officier in Aus-
sicht, >da die Sachen von Europa von Tag zu Tage ernsthafter und verwickelter
werden, sodass deren Ausschlag ganz misslich ist«. (Abgedruckt: P. C. 12, 420.)
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1756 Juni 17 — Juni 19. 47
v. Schenckendorf), Heesen -Darmstadt, Quadt, SohnJze, Prinz Heinrich, Brandes, 1756
Jeetz, Kreytz, Knobloch, Kursseil, Blanckensee, Ferdinand von Preussen, Franz Juni J7
von Braunschweig, Pioniere (Oberst v. Diericke).
80. Feldmarschall von Lehwaldt an den König. Königsberg, 19. Juni Juni 19
1756.
Nach der Urschrift.
>Zufolge £. K. M. . . . geheimen Ordre vom 7. des jetzigen Monats ») habe
mir alle mögliche Mühe gegeben, etwas von denen gegenwärtigen Gesinnungen
des rassischen Hofes zu erfahren, allein bisher nur noch die einzige zuverlässige
Nachricht von sicherer Hand erhalten mögen, welche anliegend . . . abschriftlich
einsenden sollen2).«
81. Der König an Prinz Ferdinand von Braunschweig in Magdeburg. Juni 1«
Potsdam, 19 join 1756.
Nach der Urschrift im Kriegs&rchiv des KünigL Grossem QeneiulsUbe zu Berlin.
»J'agree avec plaisir, sur la lettre qu'il a plu a V. A. de me faire
le 1 S de ce mois, le voyage que vous möditez de faire a Aix-la-Chapelle
pour vous servir des eaux minerales, afin de de>aciner Ies maux dont vous
etes incommode, et jespere que V. A. trouvera un temps de six semaines
süffisant pour etre absent de Son poste. Je souhaite, au reate, de bon
coeur que cette eure puisse produire tous les bons effets que vous en
attendez, et que j'aie le plaisir d'apprendre votre parfait re*tablisaemeDt
apres votre retour.«
82. »Pro memoria« des Königs. [Potsdam, juin 1756.] Juni
Nach einer Abschrift der eigenhändigen Urschrift.
»Les cong&lies si Asiens de mon
regiment3}.
»Wartensleben. G. Lt Graf Wartensleben wurde
Commandant von Berlin4).
»Avertir les rlgimeiits de West- Ordre an Quadt, Knobloch und
lj Liegt nicht vor.
2) D. d. Mietau 14. Juni: »Es ist hier die gewisse Nachricht, dass gegen
70000 Mann herunter an unseren Grenzen im Marsch sein. Einige Regimenter
sollen auch schon von dor Düna angelanget sein.«
3) Neben sämtlichen Notizen, mit Ausnahme der Uber die Wer beoffi eiere
und der 3 letzten, findet sich der Ausfertigungs vermerk: »fait«, bei denen Uber
die Commandeure der Grenadierbataillone und Uber die fehlenden Generale die
Bemerkung: »en ouvrage«.
4) Die Instruction erging erst am 19. August, vgl. P. C. 13, 238.
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48 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Kriegen.
1756 » Rassembler l'infanterieprussienne Ordre an [Lehwaldt vom 21. Juni,
**wn' ä Königsberg1). **as Re^ment Kainein in Königsberg
zurückzubehalten, vgl. daffir Nr. 115.
» La poudre pour la Prusse. Vgl. Instruction für Lebwaldt vom
23. Juni, Nr. 90.
»Les mortier8 ä roue.
»Les deux rlgiments de garnison Blanckensee und Lattorff, vgl. Ordre
nouveanx en Silesie. an Scblabrendorff vom 19. Juni, Nr. 83.
>Y envoyer les armes.
>Les chevaux: Winterfeldt. gl. dafür Nr. 85.
Point congldier en Prusse. Ordre an Lehwaldt vom 21. Jnni,
vgl. daflir Nr. 115.
>NJ. L'argent pour les r£g[iments] Ordre an Koppen vom 21. Juni, vgl.
de Prusse. Nr 86-
;Les canoniers distribuer en corps. Vgl. daflir Nr. 1 16.
*Lea commandeurs des bataillons Circulaire-Ordre vom 25. Juni, vgl.
de grenadiers. Nr- lü2-
»Les g^neranx qui manqnent. Die Generale bei den Stäben der
3 Corps sind gemeint.
»Marlchal Schwerin. Ordre an Schwerin vom 21. Juni.
> gegen den 1. des kommenden Monats
Augusti auf einige Zeit« nach Potsdam
zu kommen2). Vgl. dazu S. 53 Anm. 1.
»La remonte pour la cavalerie. Vgl. dazu Nr. 85.
»NJ. Comme je n'aurai pas le Vgl. dazu Nr. 113.
temps de rassembler les recrues pour
le re'giment de Lange3), il faudra
prendre pour lui ceux de Nettel-
horst4) et les remplacer lä-bas par
des Silesiens.
>JB. Les ofßciers en recrues pas Circulaire-Ordre vom 23. Juni an die
tant envoyer. Regimenter der mittleren Provinzen und
Westfalens, vgl. Nr. 92.
»Les höpitaux et apothicaireries
pour les » corps.
>A Quadt, Knobloch et Wied: Ordre vom 21. Juni, vgl. Nr. 88.
rassembler les cong£die*9 mal-sürs.
»N*. Deux ingdnieurs pour la
Pr[u3se].
1) Hinter dieser Notiz steht ein Zusatz, der sich als »ä demi« entziffern
lässt; von den 5 ostpreussischen Feldregimentern wtirde mit Kainein die grössere
Hälfte in Königsberg gewesen sein, da bereits Dohna und Below dort in Garni-
son standen.
2) Abgedruckt bei Preuss, König Friedrich der Grosse, Urkundenband III,
S. 253. 3) Vgl. Nr. 68. 76. 4) Vgl. Nr. 75.
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1756 Juni 19 — Juni 20.
49
»N5. Lea r6g[iments dej Haute-
8ileaie: renvoyer ä Breslau leurs cham-
bres.
'Henri, Brandes de mSme.«
Ordre an Kyan vom 25. Juni (wohl 1756
entsprechend der vom 19. tj auch an Jani
Prinz Schönaich, Treskow, Wietersheim.
Gessler), ferner am 1. Juli an Rochow.
>in simili« an Blanckensee-Dragoner,
Szekely, Puttkammer, Stechow; ent-
sprechend am 2. Juli an Markgraf Hein-
rich, Brandes und an Fouquä.
83. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau. Juni 19
Potsdam, 19. Juni 1756.
Nach dem Concept; abgedruckt: P. C. 12, 432.
Theilt dem Minister seine Absicht mit, im Hinblick auf die bedroh-
liche politische Lage die beiden Garnisonregimenter Lattorff und Blanken-
see2} »noch in diesem Jahre, ohngefahr im kommenden Monat August«,
am je 10 Musketiercompagnieen zn vermehren, und giebt ihm an, aus
welchen Mitteln sie verpflegt und wie sie nach Kosel und Neisse verlegt
werden sollen.
Schlabrendorff soll für die etatsmassige Complettirung sämtlicher Maga-
zine in Schlesien bis >nichstkommenden Herbst« sorgen.
84. Der König an Generalleutnant von Kyau in Ratibor. Potsdam, Juni 19
19. Juni 1756.
Auszug aus dem Concept; abgedruckt: P. C. 12, 433.
Ryan soll, wenn er »jemalcn« Ordre erhalte, »in Campagne zu mar-
sch iren«, ausser den Beurlaubten nnd doppelten Übercompletten »noch
CO bis 70 der besten jungen Leute aus dem Ganton miteinziehen und
nach Breslau senden, wo sie der König als Rekruten für »das folgende
Jahr nach der ersten Campagne« verpflegen lässt Die Ordre Boll ganz
geheim bleiben.
Derselbe Befehl ergeht an: Prinz Schönaich, Brandes, Markgraf Heinrich,
Treskow, Wietersheim, Gessler (ausser Wietersheim sämtlich schlesische Regimenter).
85. Generalleutnant von Winterfeldt an den König. Berlin, 20. Juni juni 20
1756.
Nach der Urschrift; abgedrückt: Hixt Zeitschrift, Bd. M, 481.
»Was E. K. M. mir sowohl wegen Anschaffung einer gewissen Anzahl
Pferde als auch sonsten ausserdem zu notiren . . . befohlen haben, solches
ist noch alles in meinem Quartier zu Potsdam mit solcher Pracaution ver-
1) Nr. 84. .2) Vgl. Nr. 29. 82.
Acten aar Vorgeschichte des 7jlhrigen Krieges. 4
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50 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 wahrt, dass niemand als ich Selbsten dazu kommen kann. Wann ich non
E. M. . . . Intention gemäss, so ich gleich anjetzo erhalten1), etwas ge-
wisses . . . melden soll, so werden E. M. ... erlauben, dass ich unter
dem Prätext, meine dasige Sachen abzuholen, oder auch wegen dem
Kasernenbau herüberkommen darf. Denn wenn ich auch alles, was zn
dem einschlägt, so E. M. befehlen, wollte herbringen lassen, so muss ich
doch wegen Anschaffung derer Pferde wissen, ob mit dem G. M. Retzow,
welcher solche nach dem vorigten Plan dnrch die Landräthe als auch
anderen dazu choisirten sicheren Leuten an gewisse Orter in E. M. Landen
in Empfang nehmen lassen sollte, anjetzo ebenfalls concertiren oder einen
anderen Plan formiren soll'2).«
Juni 21 86. Der König an Kriegsrath Koppen in Berlin. Potsdam, 21. Juni
1756.
Nach d«r Uraohrift.
»Ich befehle hierdurch, dass, sonder den geringsten ficlat zu macheu,
Ihr Mir auf das fordersamste eine Ausrechnung einsenden sollet, wieviel
überhaupt die monatliche Verpflegungsgelder vor die gesamte jetzo in [Ost-]
Preussen befindliche Regimenter Infanterie, Cavallerie und Husaren, auch
Grenadierbataillons und Garnisonregimenter beträget, so wie die Verpflegung
vor jedes dieser Regimenter complett assigniret wird.
»Ingleichen wieviel solches annoch von 3 Feldregimenter Infanterie
mit Grenadiers nnd von 1 Regiment ohne Grenadiers betragen würde3).
Ihr habt Euch hiernach zu achten.«
Juni 21 87. Der König an das Generaldirectorium. Potsdam, 21. Juni 1756.
Nach den Conct-pt.
Bescheidet das (nicht vorliegende) Gesuch des Generaldirectorinms, aus
den königlichen Magazinen in Minden den dortigen Unterthanen einen
Getreidevorschuss zu gewähren, abschlägig und fügt hinzu, dass »überhaupt
das Generaldirectorium jetzo gar nicht weiter [auf königliche Magazine]4), es
mögen solche auch belegen sein, wo sie wollen, zu rechnen, vielmehr in
dem Fall, da denen Unterthanen bei besonderen Umständen Getreide nöthig
1) Die Ordre liegt nicht vor.
2) Am 22. Juni antwortet der König Winterfeldt, »wie es Mir ganz ange-
nehm sein wird, wann Ihr der von Euch angeführten Ursachen halber hieher
nach Potsdam kommen werdet, um zugleich Eure hiesige noch habende Domeatique-
Angelegenheiten regullren zu können«. 3) Vgl. dazu Nr. 62. 99.
4) Vorlage: »ans königlichen Magazinen«.
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1756 Juni 20 — Juni 23.
51
ist, vor sich selbst auf andere Anschläge zu denken und es einzurichten 1756
«Juni 2
bat, dass die erforderliche Hilfe geschehen könne, ohne dass die Kriegs-
magazine im geringsten dazu concurriren«.
88. Der König an Generalmajor von Quadt in Hamm '). Potsdam, jUQi 21
21. Juni 1756.
Aussog an» dem foncept; abgedruckt: P. <\ 12, 4H4.
Macht dem General ganz geheim bekannt, »wie es nach Situation der
Umstände vielleicht geschehen könnte, dass in Zeit von 6 oder 8 Wochen
Ihr die Ordre bekämet, mit Eurem unterhabenden Regiment zu marschiren«.
Er soll daher »unter allerhand wahrscheinlichen Prätexten« die unsicheren
Beurlaubten des Regiments »allmählich« wieder einziehen.
Die gleiche Ordre ergeht an Wied und Knobloch.
89. Der König an Prinz Ferdinand von Braunschweig in Magdeburg. Juni 22
Potsdam, 22. Juni 1756.
Nach der Urschrift im Kriegsarchiv das König). Grossen OeneraUtaba zn Berlin. Dar Znsatz
eigenhändig.
Der Prinz soll den G. Lt. von Borcke bestimmen, sein Regiment ab-
zugeben und sich mit dem Posten als Commandant von Magdeburg zu be-
gnügen. »Ich hoffe auch, dass mehrgedachter G. Li sich nm so williger
dazu finden lassen wird, als es ihm allemal convenablerer sein dörfte, auf
solche Art aus der Armee zu gehen, als wann solches hiernächst bei seinen
schwächlichen [Gesundheits] umständen, bei einem etwa vorkommenden
Marsche, nothwendig geschehen müsse.«
»IT alles pas encore aux eaux2), les affaires sont trop critiques.«
90. »Instruction« für Feldmarschall von Lehwaldt in Königsberg3). Juni 23
Potsdam, 23. Juni 1756.
Ansang au dar Urwhrift; abgedruckt: P. C. 12, 4JV
I. »Militärische Instruction«:
Das Regiment Kainein soll in Königsberg bleiben, kein etwa Be-
urlaubter über die Ruas gehen, das Milizregiment Hülsen unter einem Vor-
wand zum 15. Juli bei Tilsit zusammengezogen, auf weitere Ordre nach
1) Vgl. Nr. 82. 2) Vgl. Nr. 81. 3) Vgl. Nr. 82 und S. 46 Anm. 2.
4*
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52 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Meniel and das Garnisonregiment Look nach Pillan und Königsberg gelegt,
Memel sofort verpallisadirt werden.
Die bei Kriegsausbruch einzuziehenden Cantonisten werden in Königs-
berg auseiercirt, die doppelten Übercompletten ausgerüstet and eingestellt,
die der Dragoner dazu beritten gemacht.
Lehwaldt verfügt mit dem pommerschen Reservecorps1) über 29 Batail-
lone and je 30 Dragoner- and Hasarenescadronen ; die Garnisonregimenter
Sydow and Man teu fiel, in Feldausrüstung, werden im zweiten Treffen
verwandt
Er erhält 1000 Gentner Pulver and für 4 Bataillone Gewehr mit Zu-
behör zugeschickt ; die Patronen nnd Oartonchen sind sofort zn füllen. Er
kann nach Gutfinden 1000 oder mehr alte Gewehre anter die litthauischen
Bauern vertheilen.
Der Schluss handelt von den Kriegsoperationen.
II. »Ökonomische Instruction«:
Bei Kriegsausbruch werden sofort die doppelten Übercompletten und
dazu von jedem Regiment 100 — 150 der besten Leute aus dem Canton
eingezogen. Es folgen Bestimmungen über die Versorgung des Corps mit
den Artillerie- nnd Proviantpferden und Schlachtochsen, über die Aus-
fouragirung der exponirten Grenzstriche, die Sicherung der Gnmbinnen-
schen Kammer, der Montirungen und Vorräthe von den Regimentern, sowie
der Gestütpferde.
III. »Geheime Instruction« für Frieden sunterhandluugen »bei dem ver-
mutenden Kriege mit Rassland«.
Juni 23 91. Der König an Feldmarschali von Keith in Karlsbad. Potsdam.
23 juin 1756.
Au»wg »na der Urschrift; der ZomU eigeuUadif. Abgedruckt: P. C. 12, 457.
Keith soll ohne Aufsehen die znr Kur nach Karlsbad beurlaubten
Officiere benachrichtigen, in den ersten Tagen des Juli zurück zu sein.
»L air du Carlsbad devient malsain pour les Prassiens; vous ferez
tous, taat que vous ötea, biea d'fitre de retour le 10 da mois qui vient.«
1) Vgl. Nr. 99 und 212.
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1756 Juni 23 - Juni 24.
53
92. »Circulaire-Ordre an die Regimenter Infanterie, Cavallerie und 1756
Dragoner in Berlin und der Churmark, Magdeburg, Halberstadt, Pommern an
und Westfalen.« Potsdam, 23. Joni 1756.
Auing an« dem Concept; abgedruckt: P. C. 12, 457.
Das Regiment soll >bis auf Meine weitere Ordre nicht auf auswärtige
Werbung schicken« «).
Der gleiche Befehl ergeht noch an: Prinz Heinrich, Retzow.
93. »Circulaire-Ordre an die gesamte Regimenter Infanterie, Cavallerie Juni 24
und Husaren in Pommern.« Potsdam, 24. Juni 1756.
Ausiug aus dem Concept; abgedruckt: P. C. 12, 459.
Das Regiment soll die auf Werbung gesandten und sonst beurlaubten
Offieiere »sogleich« zurückkommen lassen.
94. »Circulaire-Ordre an die Regimenter von Knobloch, Wied und Juni 24
Quadt.« Potsdam, 24. Juni 1756.
Der König wiederholt den Befehl, »die weitesten und unsicheren Lente
vom Regiment' ohne Aufsehen einzuziehen3), »da dem Ansehen nach Ihr
vielleicht bald die Ordre zum Marsch mit dem Regiment bekommen dörftet«.
95. Der König an Oberst von Wobersnow in Potsdam. Potsdam, Juni 24
24. Juni 1756.
Nach dem Concept.
Billigt die von Wobersnow vorgeschlagenen Offieiere für die Augmenta-
tion des Lange'schen, Nettelhorst'schen Garnison- und des Feldregiments
Erbprinz Hessen-Kassel3), mit dem Befehl, etwa fehlende noch »abzufinden«.
Ferner wird Wobersnow angewiesen, die Offieiere für die 4 neuen
Bataillone Lattorff und Blanokensee zu notiren, fttr welche die Mannschaften
»bereits den kommenden 1. August, und zwar die vor das Lattorff sehe
Regiment zu Kosel und die vor das Blanckensee'sche Regiment zu Neisse
zusammen sein sollen« 4).
1) Auf der demgemäss ausgefertigten Ordre an Schwerin findet sich der
eigenhändige Zuaatz des Königs: »Si vous veniez ici le 10 de [juillet] (in der
Vorlage verschrieben: »juin«), ce n'en sera que mieux (vgl. S. 48); vous pouvez
toujours, en attendant, regier vos affaires.« (Abgedruckt bei Preuss, Urkunden-
band III, 253.) 2) Vgl. Nr. 88. 3; Vgl. Nr. 50. 4) Vgl. Nr. 83.
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54 Preussische Acten zur Vorgeschichte de« siebenjährigen Krieges.
■ tT56j 96. Der König an Prinz Heinrich in Rheinsberg. [Potsdam], 24 [jnin
[Jum]24 1756]
Nach der Urschrift. Eigenhindi«.
»Mon eher Frere. Je crois devoir vous avertir en bon frere que
vous ferez bien de revenir ici vers le 10 du mois qui vient, et de prendre,
en meme temps, des arraogements pour ramener votre öpouse a Berlin.
C'est vous en dire assez. Je vous embrasse de tout mon ccbut, vous as-
surant de la tendresse avec laquelle je suis, mon eher Frere, votre fidele
frere et serviteur
Federic «
Juni 24 97. Der König an Etatsminister von Boden in Berlin. Potsdam,
24. Juni 1756.
Nach; der Urschrift.
Unterrichtet den Minister von der an Köppen ergangenen Ordre,
100 000 Thlr. aus dem Tresor ^sogleich, jedoch ohne einigen Bruit noch
£clat< in kleiner Münze zu verpacken »und solche dergestalt bereit zu
halten, dass er solche zur Stunde, wenn Ich es befehlen werde, dahin, wo
es Meine Intention ist, abliefern kann«. Boden soll die 8umme an Koppen
auszahlen2).
[Juni] 98. Weisungen des Königs für das Cabinet. [Potsdam, juin 1756.]
Nach einer Abschrift dor eigenhändigen Urschrift.
>N5.3) Schlabrendorff: amas vers Ordre an Schlabrendorff vom 26. Jtroi,
Frfankenstein pour les] chevaux etc. VS'- 107,
>Le8 recrues de Sile*sie. Für das Regiment Garde. Circu-
laire-Ordre vom 25. Juni, vgl. Nr. 100.
»Schlabrendorff: balance des Es handelt sich nm die Bilanz des
revenus, et 2000 <Scus au major »chlesischen Etats 1755/56 und die Fest-
Tmsrhkft Stellung der Überschüsse, die zu dea
iroscnse. KOni^ Di8position blieben. Vgl. dazu
Nr. 131.
*NB. Verpflegung en pain pour Vgl. Nr. 99.
les rägiments qui marehent en Pom6-
ranie.
»IB. Lattorff: combien d'argent Ordre an Lattorff vom 26. Juni,
il lui faut pour faire ses provisions *0<*-
pour un an.
1) Vgl. die Antwort des Prinzen Heinrich vom 25. Juni in den (Euvree,
Bd. 26, S. 160. 2) Vgl. dazu Nr. 99.
3) Am Rande findet sich noch die Berechnung von Geldern, in Höhe von
rund 74000 Tblrn., mit dem Vermerk: >a Köppen«.
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1756 Juni 24.
55
>[Repandrell) en All[emagne] le Mmistenalerlasse an Plotho in Re- [1.56
. i * 2 ,;vaAÄO „örma_ gensburg, Hecht in Hamburg und Amnion Jamj
bnut du danger des hbertes germa- ^ den ßericht \„ Mioi8terB
niques et de la cause prot[estante]. FinckeÄ8tein vom 28. Juni, P. C. 12, 471
(Nr. 7620).
.Le regiment de Lange en 20 VgL Nr. 82.
eompagnies.
>Avertir les r<?g[iments] de Si- Circulaire-Ordre vom 25. Juni, vgl.
l[esie] de s'assembler le plus töt qu'ils Nr- 10°-
pourront.
»JB. L'artillerie du 3i6me corps Vgl. Nr. 99.
part avec Württemberg, les gargous-
ses tant avec Amstell qu' avec Würt-
temberg. G. M. von Schöning kam zum SUbo
,GM»I Schöning. ^ 08tpreUB8i8chen Corp8.
»Instruction: pr[ince] Darmstadt. D. d. 2. Juli, P. C. 13, 5.
t -Ii «.«^«^olil^WAiflflP OrdreanSchlabrendorffvom4.Juh:
.LeconseillerprovincialdeNeisse ^ ^ mÜMQ >M
demewe ä Neisse. Kriegeszeiten und sobald nur das ge-
ringste Brouillamini desfalls entstehet,
sich in Neisse bestandighin aufhalten«.
Ordre an Varenne vom 27. Juni, sich
'Nj. varentte- mit dem englischen Gesandten inKonstan-
tinopel ins Einvernehmen zu setzen, P. C.
,1©. 8imule ordre ä Dieskau 12' 470,
de se tenir prßt pour marcher en
Sitesie.
Ordre au Directoire de Ordre an das Geueraldirectorium
1* loa „nna«il1«r« nrn- vom 30. Juni, P. C. 12, 4872) (mit dem
se concerter avec les conseillers pro- Unter8chied/da88 dort8tatt von 30 nur
vinciaux pour faire des marcbes en yon 20 Bataiuonen die Rede ist).
Sitesie pour 30 bal[aillons] et 40 esea-
drons pour les vivres et les routes.
»IB. Si l'on peut faire passer Vgl. dazu P. C. 13, 149.
de grosses sommes en Prusse par des
lettres de change?
>Faire faire un livre qui con- Ordre an den Minister Finckenstein
1 -x-..*;Ä«o ™ 1. vom 29. Juni, die Schrift: »Ohnbilliges
tient toutes les persecutions que la ^ ^
cour de Vienne a faites aox Prote- die £^^11^^ p>, aufsetzen zu las-
stants, traduit en latin.« 8en3), P.C. 12, 477.
1) In der Vorlage wohl verschrieben: »reprendre«.
2) In der weiteren Ordre vom 9. Juli (P. C. 13, 42) werden die Regimenter
im einzelnen angegeben.
3 Vgl. Preußische Staatsschriften König Friedrichs II., Bd. III (Berlin 1892),
234 ff.
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56 Preussi8che Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
11756 99. Winterfeldt an Eichel in Potsdam. [Potsdam, Juni 1756.]')
Juni]
Das Promemoria nach der Urach rift von Winterfeldta Hand; die Ordre des Königs an Koppen
Tom 26. Juni nach der Urschrift, die übrigen Ordre» nach dem Coneept.
»Das Corps, so nach Prenssen marschirt, besteht aus die Regimenter:
[Franz von] Brannschweig .... 2 Bat. 2 Gr. Comp.
Amstell 2 » 2
Darmstadt 2 » 2 »
Alt-Württemberg 2 » keine2).
Gren. Bat. Kahlden und Wangenheim — 6 »
Regiment Seydlitz-Husaren . . . . 10 Escadrons
Summa: 1 1 Bataillone 10 Escadrons.
> Diese rücken ans ihren jetzigen Standquartieren und marschiren vors
erste nach denen ihnen, laut Marschtabelle Nr. I, angewiesenen Rendez-
vous auf der Route nach Prenssen und alsdann nach erhaltener weitem
Ordre, laut Marschtabelle Nr. II, bis Königsberg in Prenssen.«
Unter Angabe der Zahl der Marschtage bis Königsberg folgt:
Regiment Braunschweig nach Köslin,
> Amstell nach Stargard,
Darmstadt nach Königsberg in der Neumark,
> Württemberg von Berlin nach Görlin und Belgard,
Bataillon Kahldon von Beelitz nach Rügenwalde.
-Nachstehende Regimenter aus Pommern rücken zu E. M. weiteren . . .
Disposition dagegen wiederum näher nach Berlin« :
Regiment Jeetz von Köslin nach 8tettin an Stelle von Amstell,
» Blanckensee von Anklam nach Prenzlau an Stelle von [Darm-
stadt]3),
» Markgraf Friedrich von Belgard nach Gollnow, Gartz und
Schwedt in die Quartiere von Baireuth,
Fürst Moritz nach Spandau und Nauen in die Quartiere von
Prinz von Preussen-Infanterie,
Prinz von Prenssen nach Berlin in die Quartiere von Alt-
Württemberg.
Alle diese Regimenter nehmen gleichfalls ihre doppelte Über-
complette, Zelter, Feldequipage, Gompagniewagens nnd was dazu ge-
hört, mit.«
1) Vgl. Nr. 86. 98.
2) Nach der Ordre an den churmarkiBchen Kammerpräsidenten von Gröben
vom 26. Juni dahin geändert, daas Alt -Württemberg seine beiden Greuadier-
compagnieen mitnahm und dafür Wangenheim mit seinen beiden zurückblieb
(vgl. P. C. 12, 487).
3) In der Yorlage verschrieben: > Amstell«.
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175« Juni 25.
57
In einem Auszug Eichels aus obigem Promeraoria findet sich der Zusatz: [1756
»Jedes dieser Regimenter nimmt seine doppelte Obercomplette, desgleichen
seine Zelter, Feldequipage. Compagniewagens und was dazu gehöret, mit.
»Das Regiment von [AmsteUj ») zu Stettin nimmt hiernäcbst von denen zu
Stettin befindlichen 24 Feldstücken 22 mit, wie auch das Proviautfuhrwesen.
»Das Regiment von Alt-WUrttemberg nimmt das Proviautfuhrwesen vor die
Regimenter von Darmstadt und Braunschweig mit; desgleichen die Gelder, so
zur FeldkriegeBkasse nach Preussen gehen; auch, wenn etwa etwas an Feld-
apotheke« oder Lazarethsachen dahin geschicket werden muss.^
DemgemSss ergehen am 25. Juni die Ordres an die Regimenter2), sofort die
Beurlaubten und doppelten Übercompletten einzuziehen und am 6. Tage nach
Empfang der Ordre »in ganz coinplettem Stande und mit denen doppelten Über-
completten, auch Zeltern, Feldöquipnges und Compagniewagens, auch was dazu
gehöret«8), aufzubrechen, »da Ich bewegender Ursachen halber vor nöthig ge-
funden habe, mit denen Garnisons einiger Regimenter einige Veränderung auf
einige Zeit vorzunehmen«.
Ferner erhält Köppen am 25. Juni Befehl, den Regimentern Alt-Württem-
berg, Darmstadt, Franz von Braunschweig, Amstell, an Kahlden (6 Compagnieen)4),
und für 1 Conipagnie Artillerie die Equipagegelder »aus denen zur Mobilmachung
der Armee niedergelegten Geldern allsofort« auszuzahlen6}.
Entsprechend ergeht am 26. Juni6) durch »Circulaire-Ordre« an Jeetz, Blancken-
see, Markgraf Friedrich, Fürst Moritz, Prinz von Preussen die Mittheilung, das»
das Regiment mit Vorspann dem Marschreglement gemäss roarschiren muss und
Doch keine Equipagegelder bekommet «.
100. »Circulaire-Ordre an die schlesische Regimenter.«7) Potsdam, Juni 25
25. Juni 1756.
Nach dem Conoept; abgedruckt: P. C. 12, 463.
Die Regimenter sollen »sofort« die Beurlaubten einziehen und in com-
plettem Stande mit dem Exerciren beginnen; die Rekruten für das Regi-
ment Garde sofort abgesandt werden.
1) In der Vorlage verschrieben: > Jeetz«.
2) Es liegen die Ordres an Franz Braunschweig (abgedruckt: P. C. 12, 463),
Amstell, Darmstadt, Jeetz, Blanckensee, Fürst Moritz vor.
3) Den Regimentern Amstell und Darmstadt wird noch befohlen, scharfe
Patronen mitzunehmen.
4) Am 26. Juni unterrichtet Eichel Köppen von der eintretenden Veränderung,
vgl. S. 56, Anm. 2. An dem gleichen Tage erhält Köppen Befehl, den Rest der
Equipagegelder für das ostpreussische Corps dem Regiment Alt -Württemberg
mitzugeben.
5) Auch das Regiment Seydlitz erhielt nach der Quittung, Stolp 2. Juli,
damals die Equipagegelder ausbezahlt
6) An demselben Tage werden die obigen 8 Infanterieregimenter, sowie
Kahlden angewiesen, die Mannschaften, »so von 18 Jahren und darunter, auch
wirkliche Ausländer seind«, mit einer Liste an G. M. von Meyerinek nach Berlin
abzuliefern; vgl. dazn Nr. 79. 7) Vgl. Nr. 98.
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58 Preussiscbe Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Die Ordre ergeht an die sämtlichen schlesischen Regimenter Feldinfanterie,
Juni 25 Cavallerie und Husaren, an die Pioniere (Oberst von Diericke), Rath und Plötz.
Juni 25 101. Der König an Generalmajor von Lattorff in Kosol. Potedam,
25. Juni 1756«).
Nach der Urschrift im Kriegsarchiv deB König]. Grossen Gunenhtaba iu Berlin
»Bei denen jetzigen critiquen Zeitläuften befehle Ich hierdurch, dass
Ihr sogleich die Pallisaden in die dortige Festungen setzen, die Canons
auf die Affüta legen und solche auf die Wälle führen lassen sollet. Ihr
habt Euch darnach zu achten2).«
Gleiche Ordres ergehen an demselben Tage an: Fouque*), Treskow (vgl
S. 70), Kurssell (vgl. S. 84, Anm. 2), Schulze (vgl. Nr. 118), Hautcharmoy (vgl.
S. 84) und wohl auch an Kalsow.
Juni 25 102. Der König an Feldmarschall von Kalckstein in Berlin.4) Pots-
dam, 25. Juni 1756.
Naeh dem Cencepi
»Weilen bei einem vorkommenden Marsch die beiden Grenadier-
compagnieen Eures unterhabenden Regiments mit denen beiden Grenadier-
compagnieen vom Markgraf Karl'schen Regiment ein Orenadierbataillon
formiren werden und Ich resolviret habe, bei solchem einen besonderen
Grenadiermajor nebst einem Stabscapitain und Adjutanten zu bestellen,
welchen Ich dann auch das Tractament durch die Generalkriegeskasse . . .
besonders auszahlen lassen werde«, soll der älteste Capitain des Regiments,
Ramin, seine Musketier- mit einer Grenadiercompagnie vertauschen und
zum Grenadiermajor (mit monatlichem Tractament von 18 Thlrn. 8 gr.)
avanciren, »der jetzige älteste Leutnant« des Regiments zum Stabscapitain
bei ihm, und ein zweiter Subalternofficier zum Adjutanten, welcher stets
aus dem Regiment wieder zu ergänzen sei. Das Regiment besetzt sofort
diese beiden Stellen neu.
»Alles dieses soll vom instehenden 1. Julii an seinen Anfang nehmen.«
1) Ebenfalls am 25. wird Lattorff von der nach Glatz ergangenen Ordre
unterrichtet, »dass von der dortigen Signoret'schen Compagnie sofort ein Mineur-
leutnant mit 40 Mann nach Kosel marschiren soll*. (Berlio, Generalstabsarchiv.}
2) Auf die Meldung Lattorffa vom 28. Juni, dass er Pallisaden nur fUr
2 Aussenwerke habe (vgl. S. 20), befiehlt ihm der König am 3. Juli, die noch
fehlenden aus den nächsten Waldungen zu nehmen.
3) Abgedruckt: Mittheilungen des K. K. Kriegsarcbivs, Wien 1881, S. 489.
4) Vgl. Nr. $2. Eine inhaltlich Ubereinstimmende » Circulaire- Ordre« vom
gleichen Datum an dieselben Regimenter liegt im Concept vor.
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175fi Juni 25.
50
>Insimili< an . MUnchow (mit Alt -Württemberg1): Schenckendorff)2), Forcade 1756
(mit Winterfeldt: Bandemer), Jeetz (mit Moritz: Pnttkammer), Blanckensee (mit Juni 25
Bevern: Kanitz), Schulze (mit Lestwitz: Österreich), Brandes (mit Kalsow : Burgs-
dorff), Kurssell (mit Kreytz: Manteuffel}, Lehwaldt (mit Below: Gohr), Ealnein
(mit Dohna: Polentz), Darmstadt (mit Frans von Braunschweig.: Waldow), Amstell
(mit Kanitz'): Alt-Billerbeck).
Demgemäss ergeht an demselben Tage an Koppen der Befehl, aus den
Dispositionsgeldern des Königs für 12 Grenadiermajore, 12 Stabscapitaine und
25 Adjutanten das Tractament für ein Jahr in Hübe von 8320 Thlrn. an die
Generalkriegskasse zur ferneren Auszahlung zu Übermachen.
Entsprechend erhält die Generalkriegskasse am 25. Juni Befehl, 1) an die
12 obigen Regimenter, welche die Officiere abgeben, das Tractament für 1 Grenadier-
major, 1 Grenadiercapitain und 1 Adjutanten, und 2) für je 2 Adjutanten an die
Bataillone Kahlden und Ingersleben, >vom 1. einstehenden Monats Julii an zu
rechnen«, auszuzahlen. Für die noch ausstehenden 9 Adjutanten wird auf spätere
Ordre verwiesen.
Demgemäss ergeht am 27. Juni die >CircuIaire-Ordre«, einen Fähndrich des
Regiments zum Adjutanten, in gleicher Weise wie in der obigen Ordre vom 25.,
vorzuschlagen4), an folgende Regimenter: Prinz von Preussen (mit Garde: Bülow)5),
Anhalt (mit Retzow : Kleist), Schwerin (mit Prinz Ferdinand von Preussen: Grumb-
kow), Meyerinck (mit Itzenplitz : Finck), Knobloch (mit Quadt: Mttllendorff), Ferdi-
nand von Braunschweig (mit Boroke: Jung-Billerbeck), Kleist (mit Hülsen: Lenge-
feldt), Hautcharmoy (mit Treskow: Kreytz), Fouque (mit Markgraf Heinrich:
Nimscbewsky)8).
103. Oer König an Generalleutnant de La Motte Fouque in Glatz. Juni 25
Potsdam, 25. Juni 1756.
Nach der Urschrift im K. K. Kriegurchir tu Wien. Abgedruckt: Mittheilnagea des K. K.
Kriegsarchivs, Wien 1881, 8. 4*9.
>. . . Dass7) Ihr Mir aber weder seither noch jetzo nicht das geringste
von allen Bewegungen und Anstalten, so die Österreicher in Böhmen und
Mähren machen, um daselbst nächstens 2 considerable Corps d'Armdes zu-
1) Später statt Alt -Württemberg (vgl. 8. 56, Anm. 2.): Prinz Heinrich.
2) Hit dem in Klammern gesetzten Regiment wurde das Grenadierbataillon
fonnirt. Es folgt der Name des neuen Grenadiermajors.
3) Später statt Kanitz: Alt -Württemberg, vgl. Anm. 1.
4) Die Angabe, dass die Zusammenlegung der Grenadiorcompagnieen zu
Bataillonen in dieser Ordre anbefohlen sei (P.C. 12, 487, Anm. 3), trifft also nicht zu.
5) Vgl. Anm. 2. Die Commandeure sind erst später bestimmt worden.
6) Ausserdem wurden die sogenannten stehenden Grenadierbataillone, die
mehr als 4 Compagnieen zählten, zerlegt, und es formirten die 2 Grenadier-
compagnieen Wangenheim (vgl. S. 56) vom Bataillon Kahlden mit dem Regiment
Wietersheim das Grenadierbataillon Waugenheim ; die Compagnieen von Doasow,
La Motte und Salmuth (Erbprinz Hessen-Kassel) das Bataillon Ingersleben; die
von Wied und Jungken das Bataillon Gemmingen; die von Luck und Manteuffel
das Bataillon Lossow; die von Kanitz (vgl. Anm. 3) und Sydow das Bataillon
Manatein.
7) Der Anfang betrifft eine kriegsgerichtliche Sentenz.
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60 Preuisische Arten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Kriege».
j 17.5625 sammenzuziehen, noch auch von denen grossen Anstalten, so sie machen,
un um mit solchen agiren zu können, mittheilet, solches hat Mich nicht wenig
befremdet, da Euch dergleichen Eurer Orten am ersten bekannt sein und
Ihr Mich davon sofort avertiren sollen. Ich hoffe demnach, Ihr werdet
Euch noch angelegen sein lassen, davon mit dem fördersamsten so gute
und exaete Nachrichten, als nur menschenmöglich ist, einzuziehen, alle
Attention darauf zu haben, und Mir dasjenige, so Ihr davon in Erfahrung
bringet, getreulichst communiciren und sonsten Selbst in allem auf Eurer
Hut sein.«
Juni 25 104. Oer König an Etatsminister von Boden in Berlin. Potsdam,
25. Juni 1756.
Aassag mm dem Concepi.
Boden Oberreicht, Berlin 23. Juni, Boden soll den Überschuss der
den Abscbluss der Generalkriegskasse Generalkriegskasse, nach Abzug der
des Etatjahres 1755/56. Danach waren . , „, .... ,
an Accise und anderen Gefallen über Ausgaben zum Tresor abliefern und
den Etat eingekommen 89397 Thlr. 16gr. bezüglich der Gelder aus der General-
11 A, über den Etat ausgegeben domanenkasse »auf das äusserste pres-
34656 Thlr. 16 gr. 9 A, sodass zu des siren«, »damit alles dieses forder-
Königs Disposition 54741 Thlr. 2 A ver- nnBi ülld ohne wejteren Anstand
b,dbe>Aus dem besonderen Etat, der n0eh Trainirwi «ink»mn™ m*99e<
Generaldomänenkasse 1755/56 verbleiben
zu des Königs Disposition 77752 Thlr.
7 gr. 6 A; sie sind jedoch vor Ende
Juli nicht auszahlbar.
Juni 26 105. Oer König an Prinz Ferdinand von Braunschweig in Magdeburg.
Potsdam, 26 juin 1756.
Nftch der Urschrift im Kriegstrchir des Konigl. Grossen Generalstabs zu Berlin.
»La lettre qu'il a plu a V. A. de me faire le 21 de ce mois, inest
bien parvenue. Mais, comme depuis peu les circonstances ont bien changl,
vous conviendrez vous-mßme que pre*sentement le temps n'est point du
tout convenable que V. A. puisse S'absenter de Son poste, et j'espere que
vous voudrez bien remettre le voyage d'Aix-la-Chapelle2) pour une
autre fois.t
1) Am 28. Juli meldet Boden, dsas die Ordres auch zur Einzahlung dieser
Summe in den Tresor gegeben seien. Ausserdem zahlte Koppen, nach einer Zu-
sammenstellung in den Tresoracten, auf Cabiuets-Ordre vom 5. Juni »extraordinär
zum Bestand de Trinitatis 1755/56: 137425 Thlr. 22 gr. 1 A« und »auf eine könig-
liche höchsteigenhSndige Ordre an denselben, so den 22. Juni 1756 eingelaufen:
108000 Thlr.*. 2) Vgl. Nr. 81. 89.
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1756 Juni 25 — Juni 26.
61
106. Oer König an Generalmajor von Lattorff in Kosel, Potsdam, ,7?6
26. Juni 1756»).
Nach der Urschrift im Krieges rchiv des Königl. Grossen GeneraUtabe zu Berlin.
»Ihr sollet Mir aof das baldigste nnd fordersamste melden und eine
Designation einschicken, wieviel Ihr an Oelde haben müsset, um alle Amas
von Vivres und sonst benöthigtem in dortiger Stadt und Festung zu haben
und zwar auf eine Zeit von 6 Monate.«
107. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau1). Juni 26
Potsdam, 26. Juni 1756.
Nach der Urschrift im Kriogsarchiv dea Königl. Grossen GeneraUtab* an Berlin.
>Da bei denen jetzigen sehr critiquen Zeitläuften aus den von Mir
sonst angeordneten diesjährigen Revue-Campements in Schlesien3) wohl nichts
werden wird, wohl aber hergegen alle Apparence ist, dass es zu einem
Kriege kommen werde, so habe Ich Euch, jedoch noch zur Zeit im höchsten
Vertrauen und unter dem Siegel der äussersten Verschwiegenheit, hiedurch
eröffnen -wollen, wo die Armee allda zu stehen kommen dürfte, und wie
stark Ihr Eure Anstalten dazu zu machen habet. An Mehl und Getreide
in denen Magazinen zu Lieferung des Brotes fehlet es an nichts und ist
alles dazu vorhanden; wegen der Fourage aber müsset Ihr auf 20 Esca-
dronen Kürassiers, 10 Escadronen Dragoner, 20 Escadronen Husaren und
auf 27 Bataillone nebst allein, so im Felde dahin gehöret, rechnen, als
welche das Corps vorerst ausmachen werden 3). Solches dörfte der Gegenden
von Schweidnitz, Frankenstein oder Neisse zu stehen kommen, wonach Ihr
Enron Anschlag richten und die Anstalten so disponiren müsset, dass an
Fourage bis 2 V2 Monat vorhanden sein muss. Ihr habt Euch darnach zu
achten und Euch dabei so zu nehmen, dass, soviel die Hauptsache, nämlich
die Stärke des Corps, anbetrifft, ausser Euch solche von niemandem eigent-
lich gemerket werden könne.«
108. Generalleutnant von Winterfeldt an den König. Potsdam, 26. Juni Juni 26
1756.
Nach der Urschrift; ahgedruckt: Eist. Zeitschrift, Bd. «4, 484.
»Zu E. E. M. allergnädigsten Approbation:
1 . > Ohne die 1 0 34 7 Pferde, so aus allen Pro vincien zusammengebracht '),
müssen noch 5 740 Pferde angekauft werden. Diese nun
2. »das Stück a 40 Rthlr. gerechnet, beträgt die Summe von
229600 Thlrn.*)
1) Vgl. Nr. 98. 2) Vgl. Nr. 64. 3) Vgl. Nr. 212. 4) Vgl. Nr. 82. 85.
5) An demselben Tage bittet Winterfeldt den KOnig, von der obigen Summ«
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H2
Preussische Acten zur Vorgeschichte des sieben jährigen Kriege?.
*^26 »Wann unter dieser obigen Summa nicht wenigstens 40 000 Rthlr.
an Golde, das Silbergeld aber in Acht- nnd Viergroschenstücken gezahlt
wird, so macht es den Einkauf umb desto beschwerlicher und hält solchen auf.
4. »Werden E. M. so gnädig sein und ordonniren, wo ich heute oder
morgen gleich auf Abschlag ein 1G000 Rthlr. hier und in Berlin empfangen
kann, umb sowohl die 261 Pferde vor das Proviantfahrwesen, welches das
Württemberg' sehe Regiment mitnehmen soll, x) in 6 Tagen anzuschaffen, als
auch die 117 Stück Artilleriepferde, von welche mir der Oberstlt. Dieskau
auf E. M. . . . Befehl anjetzo noch avertirt hat.
5. 'Wann sonsten E. M. heute Nachmittag nichts Pressantes an mich
zu befehlen haben, so wollte ich nach Berlin herüber und kommen morgen
Vormittag wieder, umb alles im Train zu bringen und auch den Director
Grävenitz wegen die mecklemburgsche Lieferungen abzufertigen.«
Juni 26 109. Generalleutnant von Massow an den König. Berlin, 26. Joni
1756.
Nach der Urschrift.
»Weilen nun allem Anschein nach E. E. M. ganze Armee marschiren
wird und die beiden Garnisonregimenter in Berlin und Stettin und die beiden
Bataillons in Magdeburg und Königsberg in Preussen bei des hüchstseligen
Königs Maj. Lebzeiten alle Jahr und nachhero nur währendem Kriege zu-
sammen gewesen sind, und wenn E. K. M. bei den jetzigen Oonjuncturen
die obgedachte Garnisonregimenter und Bataillons zusammenkommen lassen
wollten, vor selbige nichts an Mundirungsstücken als Gewehr und Leder-
zeug vorhanden ist, so finde mich genöthiget, E. K. M. . . . anzufragen, ob
die Leibesmundirung, als ein blauer Kittel, ein paar blautuchene Hosen,
ein paar graue Leinewandshosen, ein paar grauleinewandten Stiefeletten,
eine rothe Binde, ein Hut und ein paar Schuhe vor die 2 Regimenter und
2 Bataillons gemacht werden soll, weil von den benannten Stücken gar-
nichts mehr zu gebrauchen ist. Das Berlin'sche Regiment bestehet aus 1505
Unterofficiers und Gemeine, und kostet die Mundirung. . 5633 Thlr.
Vor das Regiment in Stettin gleichfalls 5633 »
Das Bataillon in Magdeburg bestehet aus S60 Unterofficiers
und Gemeine, und die Mundirung kostet 3219 »
Das Bataillon in Königsberg in Preussen gleichfalls . . 3219 »
8ummaT7 7ÖY ThlrT^)
11000 Thlr. an Retzow zahlen und den Rest auf ihn anweisen zu lassen. Der
entsprechende Befehl des Königs an Koppen ergeht gleichfalls am 26. Juni.
Winterfeldts Quittung über 221085 Thlr. »zu Ankaufung einer gewissen Anzahl
Pferde« ist Berlin 20. August datirt 1) Vgl. S. 57.
2) Am 28. unterrichtet der König Massow von der an Köppen ergangenen
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1756 26 Juni
— Juni 27.
63
110. Generalmajor Graf Finckenstein an Feldmarschall von Lehwaldt j^.5"
in Königsberg. Mohrnngen, 26. Juni 175G.
Nach der Urschrift im Kriegesrchiv dei Königl. Grossen Oenerslstabs zu Berlin.
>Nach Ew. Exc. gnädigen Ordre1) habe gestern mit meinem unter-
habenden Regiment aus denen Cantonnirungsquartieren bei Pr. Holland den
Rückmarsch nach die Garrisons angetreten, auch die Übercompletten be-
urlaubt; im währenden Rückmarsch aber habe die Gnade gehabt, Ew. Exc.
hohe anderweitige Ordre2) zu erhalten, nach welcher sofort veranstaltet,
dass . . . allhier in Mohrungen 3, in Saalfeld und Liebemühl an jedem Ort
1 Escadron zu stehen kommen. Die beurlaubt gewesenen Übercomplets
habe sofort durch ausgeschickte Botens wieder zurückrufen lassen, dass
also complett in Mannschaft bin . . .«
III. >Circulaire-Ordre. Potsdam, 27. Juni 1756=«). Juni 27
Auszug »us dfiu (.'onctpt.
Das Regiment soll die auf Werbung gesandten und sonst beurlaubten
Officiere sofort zurückkommen lassen.
Die Ordre ergeht an: Schwerin, Prinz von Preussen, MUnchow, Ferdinand
?on Braunschweig. Borcke, Hessen-Darmstadt, Kleist, Quadt, Heinrich von Preussen,
Wietersheim, Knobloch, Hülsen, Ferdinand von Preussen, Franz von Braunschweig,
Auhalt (Oberst von Pritz), Ingersleben, Leibregiment zu Pferde (Oberst von Katt),
Carabiniere ;G. M. von Pennavaire}, Prinz von Preussen-Cavallerie, Baron Schönaich,
Drio8en.
Desgleichen an Meyerinck wegen der Berliner Garnison für alle beurlaubten
Officiere und die Werber.
112. Oer König an Prinz Heinrich in Rheinsberg. [Potsdam,] 27 [juin [Juni] 27
1756.]
Nach der Urschrift. Eigenhändig.
»Mon eher Frere. Vous ferez fort bien de prendre vos petits arran-
gements ä Rheinsberg4); dans Hncertitude de ce qui arrivera, il vaut
toujours mieux prendre le parti le plus sür que le plus hasarde*. Daignez
embrasser Madame de ma part et l'assurer de ma plus tendre amitil, et
veuillez croire que je suis aveo une sincere amitie', mon eher Frere, votre
fidele frere et serviteur
Federic.«
Ordre, ihm die obige Summe nebst weiteren 20000 Thlrn. auszuzahlen, deren
Massow, nach einem zweiten Berichte vom 26., zur Herstellung der Montirungen
für die Augmentationen von Lattorff und Blanckensee (vgl. Nr. 83) und zu deren
Transport nach Schlesien bedurfte. 1) Liegt nicht vor. Vgl. dafür Nr. 77.
2) Liegt nicht vor. Vgl. dafür S. 48. 66.
3) Vgl. P. C. 12. 459, Anm. 2. 4) Vgl. Nr. 96.
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64 Preussiscbe Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
17&0 113. Oer König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau.
an! 27 Potsdam, 27. Juni 1756.
Das HaopWchreiben nach dem Conceptim Geheimen Staatttrchir; du Poeteeriptnru nach dor
Urschrift im Krogtarcfaiv des KdnigL Grossen Generalstabs zu Berlin.
Sendet den letzteingegangenen Bericht mit eigenhändigen Marginalien1)
zurück und schreibt, dass «Ich dasjenige, so Ich wegen der erforderlichen
Mannschaft zur Augmentation vom Nettelhorst'schen Garnisonregimente eigen-
händig beigesetzet habe, gar nicht Andern kann, und Ihr also Euch darunter
zu helfen suchen müsset, sowie Ich Euch solches auch letzthin schon be-
sonders geschrieben habe«.2] Die beiden neuen Bataillone des Blancken-
see'schen Garnisonregiments 3) sollen in die Kasernen in Neisse gelegt werden;
Treskow und Lattorff haben Befehl, für »die zeitige Anfertigung« der etwa
fehlenden Utensilien zu sorgen4).
Die Magazinfragen soll Schlabrendorff mit Retzow ordnen; »womit es
denn auch keine Schwierigkeit haben, wohl aber auf den erforderlichen
Fall der grösste Embarras wegen der benöthigten Fourage sein wird, als
weshalb Ich Mich auf Mein gestriges5) beziehe . . .
'Übrigens ist Euch noch zur Direction, dass, da sonsten die Abliefe-
rung der Mannschaft vor die Augmentation des Nettelhorst'schen Regiments
nur erst den 15. August geschehen sollen8), Mein expresser Wille ist, dass
solche nunmehro bereits den 1. August geschehen und die dazu erforder-
liche Mannschaft auf diese Zeit zusammengebracht werden soll. Sollten
die schlesische Tuchmachers die Mundirnngstücher um solche Zeit nicht
fertig schaffen können, so wird der G. Lt. von Massow schon darunter Rath
schaffen und soviel Tücher, als erfordert werden, vorräthig haben, an den
Ihr deshalb nur schreiben dörfet, und dem Ich vorläufig das NGthige des-
halb bekannt machen lasse.«
P. S.
Potsdam, 27. Juni 1756.
Der König antwortet auf Schlabrendorfis Bericht vom 23. Juni über
Holz- und Salzforderungen Treskows zur Versorgung von Neisse, »dass,
wenn gedachter G. M. dergleichen und besonders das Holz ohnumgänglich
nöthig zu haben vermeinet, es nicht anders sein kann, als dass ihm darunter
willfahret und ihm solches geschaffet werden muss, so die jetzigen üm-
1) Der Bericht liegt nicht vor; die Marginalien beziehen sich offenbar auf
den Befehl, die Rekruten von Nettelhorst an Lange abzugeben und neue ein-
zustellen (vgl. S. 48). 2) Auch dieser Erlass liegt nicht vor.
3) Vgl. Nr. 83.
4) Ordres d. d. Potsdam 27. Juni; die an Lattorff ergeht »wegen der 2 neuen
Bataillone seines Regiments zn Koael« (vgl. Nr. 83). 5) Vgl. Nr. 107.
6} Vgl S. 30. 44.
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1756 Juni 27 — Juni 28.
65
stände nicht anders leiden wollen, obschon nachher über alles Rechnung 1756
geführet werden muss«. ^uni 27
»Was Ihr sonsten noch in dem ersten Postscriptum Eurer Relation
Tom 22. dieses meldet, kann alles vor der Hand richtig und wahr sein;
indes9 sollet Ihr nicht den geringsten Zweifel hegen, sondern vielmehr
glauben, dass vor dieses Mal die Absichten derer Österreicher gewiss nicht
richtig seind1).
»Dasjenige, was Ihr auch in Eurem Bericht vom 23. dieses wegen
Eurer gemachten Veranstaltung zu Einziehung guter und sicherer Nach-
richten von denen Grenzen meldet, ist recht gut; Ihr müsset aber auch
damit beständighin continuiren und Euch deshalb nicht einschläfern lassen,
wenn vor der Hand nichts sonderliches gemerket wird. Inzwischen Ich
Meines Ortes auch suchen werde, von dem in Ungern vorfallenden Nach-
richt zu bekommen.«
114. »Circulaire-Ordre.« Potsdam, 28. Juni 1756. Juni 28
Nach dem Concept.
Das Regiment soll »sogleich« alle »an 30 Meilen und darüber« Be-
urlaubten wieder einziehen; »die andern aber, welche nicht soweit entfernet
seind, können noch auf Urlaub bleiben, bis Ich etwa deshalb noch ein
näheres befehlen dörfte.«
Die Ordre ergeht an: Ferdinand von Braunsen weig, Borcke, Wietersheim,
Hülsen, Kleist, Anhalt, Ingersleben, Leibregiment zu Pferde, Baron Schönaich,
Driesen, Garabiniers (sämtlich altmärkische und magdeburgische Truppentheile).
115. Feldmarschall von Lehwaldt an den König. Königsberg, 28. Juni Juni 28
1756.
Nach der ünchrift
»Da E. K. M. . . . Cabinetsordres vom 8.2) und 17.3) diejenige vom
21. dieses Monats4) gefolget, so habe gemäss derselben pflichtschuldigst
unter dem vorgeschriebenen Prätext das Kalnein'sche Regiment hier be-
halten5), das mir anvertrauete und das Kanitz'sche aber in ihre Stand-
1) Ähnlich antwortet der König auf die Berichte Fouques vom 20. und
21. Juui an demselben Tage, »dass, so glimpflich auch Eure aus Böhmen er-
haltenen Nachrichten zu sein scheinen, Ihr dennoch dem allen garnicht trauen,
sondern wohl auf Eurer Hut sein und sichere Nachrichten einzuziehen suchen
sollet, denn es mit den Österreichern dieses Jahr gewiss nicht richtig ist«. [Ab-
gedruckt: Mittheilungen des K. K. Kriegsarchivs, Wien 1881, S. 489J.
2) Liegt nicht vor. 3) Vgl. Nr. 77 u. 79, 4) Liegt nicht vor. Vgl. Nr. 82.
5) Vgl. S. 48. In seiner Antwort auf Kalneins Bericht vom 28. Juni billigt
der König am 8. Juli, »dass Ihr mit Eurem unterhabenden Regiment den 25. aus
Königsberg ausmarschiret gewesen, den 27. aber zufolge Meiner Ordre wieder
ganz cowplett daselbst eingerücket seid. Es ist solches recht gut.«
Acten xur Vorgeschichte des 7jlhrigen Krieges. 5
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66 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 quartiere gehen lassen, doch mit der Ordre, welche auch an alle übrige
preussische Regimenter ertheilet worden, niemanden zu beurlauben, sondern
alles im completten und marschfertigen Stande zu halten, wobei die Com-
pagnieen und Escadrons so verleget, dass selbige in einem Tage zusammen
sein kOnnen« 1).
Lehwaldt klagt über allgemeinen Fourage- und Getreidemangel. Er
bittet, »sollte es zum Marsch kommen«, ihm die versprochene Anzahl
Kanoniere und Bombardiere nebst einem tüchtigen Ingenieur-Officier, sowie
Pontons und »Leute, so damit umzugehen wissen«, zu senden.
»Die Feldequipage für das Sydow'sche und Manteuffel'sche Regiment
ist vorräthig2;, es mangeln aber bei jedem annoch 10 Proviantwagen, und
falls das Luck'sche Regiment zu gleicher Absicht gebraucht werden Rollte,
so würden bei demselben ebensoviel Proviantwagen und die völlige Feld-
equipage nöthig sein. Wovon zufolge E. E. M. Ordre . . . Erwähnung thun
sollen, und erbitte auch Höchstderoselben . . . Resolution, ob im erforderten
Fall das in anno 1754 vorgeschlagene und approbirte Milizbataillon3 ) zu-
sammenzubringen sei.«
Der Schluas handelt von Nachrichten Uber die russische Armee.
Juni 29 116. Der König an Oberstleutnant von Dieskau in Berlin. Potsdam,
29. Juni 1756.
Dieskau Uberreicht, Berlin 27. Juni, »leb habe mit Eurem Schreiben
dem König »den Plan von denen dreien vom 27 dieses die beigefügte Plans*)
Corps d'Armöe, wie selbiger nach Dero erhalten und M Wwt v
. . . Disposition eingerichtet«, und über- rF '
sendet »die Designation« »der bei diesen
dreien Corps geordneten Artillerie« zur
Genehmigung4).
Er meldet ferner, »wie bei denen
90 Pontons nur 24 Pontonier vorhanden«.
Juni 30 117. Der König an Feldmarschall von Lehwaldt in Königsberg.
Potsdam, 30. Juni 1756.
Auszug aua den Concept; »bfedruckt: P. C 12, 487.
Unterrichtet Lehwaldt von dem voraussichtlichen Stillstand der russischen
Bewegungen in Livland, von dem Aufbruch des für ihn bestimmten Reserve-
1) Vgl. dazu Nr. 110. 2) Bereits 1753 ttbersandt, vgl. P. C. 10, 171.
3) Vgl. Nr. 28. 4) Vgl. dazu Nr. 82. 5) Sie liegen nicht bei.
6) Am 2. Juli werden Dossow und Prinz Ferdinand von Braunachweig be-
auftragt, 10 bis 12 Rheinschiffer, resp. 14 Elbschiffer zu besorgen, vgl. Nr. 11».
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1756 Juni 28— Juni 30.
67
eorps1), nebst der bei diesem getroffenen Veränderung2), sowie dass die 1756
Regimenter »in Pommern aber vorerst bleiben werden, bis leb ihren weiteren ^UD* 3
Marsch nöthig finde«. Lehwaldt soll dennoch »vorläufig« Anstalten zu
ihrem Unterhalt für den Fall ihres Weitermarsches nach Ostpreussen treffen.
118. Generalmajor von Schulze an den König. Breslau, 30. Juni 1756. Juni 30
Nach der Urschrift,
>E. K. M. haben mir . . . befohlen, die Canons der Wälle auf die Affuten
zu legen und die Erdwerke mit Pallisaden zu besetzen.« 3) Er meldet, dass das
entere geschehe, die Pallisaden aber anzufertigen seien und 6116 Thlr. 16 gr.
kosten würden, und schlägt ferner die Anlage noch einer Flesche im Betrage
von 260 Thlrn. vor4).
119. Weisung des Königs für «
»lö. Patentes pour des offieiers,
60 eapfitains], lieuftenants], enseignes
ä Lehwaldt.
»Ni. Chasaeurs polonais: Prusse.
>ra. Pontoniers: Elbe, Rhin.
»IB. Ordre [ä] Quadt, Knobloeh,
Wied: chacun 100 hommes pour
Lange.
»1©. Oberami Oppeln: Brieg.«
las Cabinet. (Potsdam, juin 1756.] [Juni]
Urschrift.
An Lehwaldt mit der Ordre vom
6. Juli (P. C. 13, 37) Ubersandt.
Es handelt sich wohl um die Zu-
sendung von Jägern, »die alle polnisoh
können«, au Lehwaldt, der in der In-
struction vom 23. Juni angewiesen war,
seine Berichte durch Polen Uber Glogau
au schicken (P. C. 12, 453).
Beschaffung von Elb- und Rhein-
schiffern als Pontoniere; Ordres vom
2. Juli, vgl. Nr. 116.
Es liegt nur der Bericht Quadts
vom 10. Juli vor, mit der Meldung, dass
er die Ordre des Königs am 5. empfan-
gen habe. Vgl. dazu Nr. 82.
Befehl für die Oberamtsregierung
in Oppeln, bei Kriegesausbruch nach
Brieg überzusiedeln, vgl. Nr. 126.
1) Vgl. Nr. 99. 2) Vgl. S. 56, Anm. 2. 3) Vgl. Nr. 101.
4) Am 5. Juli bewilligt der König das Geld für die Flesche und 2916 Thlr.
für Pallisaden. Ebenfalls am 5. erhält Schlabrendorff Befehl, die Summe aus-
zuzahlen.
5*
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68 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
120. Winterfeldt an Eichel in Potsdam. [Berlin, Juli 1756.]*)
Nach der Urschrift
>Ein Rosshändler, der vor unsere Cavallerie liefert, hat hier ausge-
sagt, dass er vor acht Tagen den wienerischen Pferdelieferanten Altvater
in Hannover gesprochen nnd derselbe allda alle Pferdehändler, so nnr mit
ihm entriren wollen, aufgeboten hätte, Lieferungen zu übernehmen, indem
er einige 1000 Stack Remontpferde vor die Österreicher schaffen sollte.
Er selbst wäre auch gleich von da nach dem Holsteinschen abgereist, um
alles, was er nur bekommen könnte, wegzukaufen. Unser hier gewesener
Lieferant hat diesen Umstand an den Herrn General von Massow gesagt
und meinet desfalls, dass derselbe solches bereits auch schon an S. K. M.
gemeldet hätte und darauf durch den hiesigen englischen Gesandten die
Verfügung würde gemacht werden, dass sie im Hanllöverschen keine Pferde
vor die Österreicher aufzukaufen erlaubten2). Ob es nun an dem, dass der
General Massow solches gemeldet, werden Ew. Hoohwohlgeboren am besten
wissen. Indessen ist gewiss, dass im Hildesheimschen und derer Orten,
wo sonsten der Pferdejude zu Egeln allezeit seinen besten Handel gemacht
hat, alle Pferde auf östreichscher Rechnung weggekauft werden und der
Jude dahero auch in keiner Pferdelieferung mit mir entriren und sich worzu
engagiren will. Im Mecklemburgschen, besonders gegen der holsteinschen
Grenze zu, fangen sie auch schon an wegzukaufen und nehmen Pferde
(vermuthlich vor die Dragoner), welche kaum 5 Fuss hoch, wann sie sonsten
nur starke Knochen haben und breit von Brust und Kreuze sein. Ich habe
denn dagegen alles vorgekehrt, um ihnen doch den Rang abzulaufen und
die benöthigte Pferde zusammenzubringen3).
»Dabei ersiehet man doch auch daraus, dass die Österreicher noch gar-
nicht im marschfertigen Stande und complett sein und leicht noch ein paar
Monat darauf gehen können, ehe alle die Pferde, so anjetzo erst aufgekauft
werden sollen, bei die Regimenter sein.
»Die Sachsen nehmen ihre ausgesetzte Cavalleriepferde denen Leuten,
an welche sie solche bereits verkauft gehabt, wiederum weg und stellen
sie wieder ein.
»Hier fangt es nunmehro wieder an ruhig zu werden, und habe ich
einige Beurlaubte meines Regiments, welche eingekommen, weil solche nur
12 Meilen von hier zu Hause, wieder gehen lassen; als welches hier den
Fischmarcht sehr bestärkt, dass nichts aus dem Marsch werden wird4).«
1) Nur die erste Hälfte des obigen Schreibens liegt vor; dasselbe ist aus
den ersten Tagen des Juli zu datiren.
2) Bericht Massows vom 1. Juli, vgl. P. C. 13, 13. 14. 74.
3) Vgl. Nr. 82. 85. 108.
4) Bier bricht die Vorlage ab.
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1756 Juli 1.
69
121. Der Prinz von Preussen an den König. Berlin, l4r juillet 1756. 1756
Juli 1
Nach der Urschrift.
»Ayant compte* d'avoir l'honneur de vous voir aujourd'hui, mon tres eher
Frere, et me trouvant frustre" de cette Batisfaction '), je n'ai pu m'empßcher
de voue en t^moigner mes regreta.
»Je me fais un juste reproohe, si, en prolongeant ma lettre, je vous
dltonrne des occupations serieuses et dont le but tend ä la oonservation,
ä la sürete* et peut-Stre k l'agrandissement de l'£tat. Je fais, en finissant,
des veeux pour que vos desseins reussissent; vous 6tes bien persuadä, mon
tres eher Frere, que j'y prends part, e'tant avec attachement, zele, respect
et soumission jusqu'au dernier moment de ma vie etc.c*)
122. Der König an Generalmajor von Treskow in Neisse3). Pots- Juli l
dam, 1. Juli 1756.
Nach der Urschrift im Kriegearchi? de« EönigL Oroaaen Ganeralatabs n Berlin.
Bestätigt den Empfang von 3 Berichten vom 26. Juni und antwortet,
>wie zuvorderst Ich hoffen will, Ihr werdet eine [so] gute Opinion von Mir
haben, dass Ich Mich nicht auf solche Art, wie Ihr [an] fahret4), von denen
Österreichern surpreniren lassen werde, und dass also [Ihr] dergleichen
Art von Snrprise nicht zu befürchten habet«.
Bezüglich des beigelegten Promemorias5) will der König wissen, »was
deshalb an Gelde erfordert wird, indem Ihr [wis]sen werdet, dass Ich da-
bei nichts weiter thun kann als Euch das erforderliche Geld zu assigniren,
Euch aber sodann zu überlassen, dass Ihr alles [dasjenige davon, so mit
Gelde bezahlet werden muss, von denen assignirten [Gel] den» anschaffet,
sodass Ich also nur das Geld deshalb assignire, das [übrige ab]er Eure
Sache bleibet.
ȧonsten werdet Ihr wissen, dass die [Blanckensee'sche]n 4 Garnison- .
bataillons, davon 2 jetzo gerichtet werden6), nach [Neisse kommen], die
darin gut sein werden, solange Meine dortige [Armee vor]stehet; wenn aber
1} Der König war am 30. Juni nach Berlin gekommen, aber bereits vor An-
kunft des Regiments des Prinzen (vgl. S. 56) nach Potsdam zurückgekehrt.
2) Vgl. dazu die Antwort des Königs vom 2. Juli: P. C. 13, 5.
3} Das obige Schreiben ist P. C. 13, 24, Anm. 2 irrthUmlich als nicht vor-
liegend bezeichnet. Die Vorlage ist durch Moder stark beschädigt.
4) Treskow hatte gebeten, >dass, im Fall die Österreicher einen unvennutheten
Marsch vornehmen sollten (vgl. Nr. 78), ich vor das erste die Regimenter Mark-
graf Heinrich und Blanckensee anhero kommen lassen darf«.
5) > Aufsatz, was zur Defension der Festung Neisse annoch vonnöthen und
anzuschaffen sein würde« (vgl. Nr. 78). Für dieses wie für die am 6. Juli nach
dem Befehl des Königs eingesandten Verzeichnisse vgl. Naudä, Beiträge II, 45. 46.
6) Vgl. Nr. 83. ■ •
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70 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 die Armee nicht mehr vorstehet, so werdet [Ihr noch 2] Grenadierbataillons
fQ,i 1 mehr bekommen1); ein mehreres wie diese . . .2) vorgedachte 4 Bataillons
kann Ich Euch nicht geben. Was [Ich aber] glaube, ist dieses, dass, wenn
noch was von dergleichen Entreprise des Feindes etwas werden wird, er
sich noch mit einem starken [Corps] in Mähren susammenziehen müsse,
sonsten glaube Ich nicht, dass [er] etwas gegen Neisse unternehmen werde.«
Treskow soll die Utensilien für die Kasernen3) complett anschaffen,
>zumalen Ihr das Geld dazu in Cassa habet«, und erhält den Contract mit
dem Magistrat wegen Beschaffung des Restes der Pallisaden4) bestätigt
zurück.
»Im übrigen habe loh Euch letztbin schon befohlen5), dass die [Palli-
saden] um die Festung sogleich gesetzet werden sollen.«
Juli 2 123. Fürst Moritz von Anhalt an den König. Pyrite, 2. Juli 1756.
Auszog an« d«r Urschrift.
Meldet den Aufbruch seines Regiments"); für einige noch fehlende Beurlaubte
seines Regiments habe er Officiere mit Instruction zurückgelassen. Da der König
noch keine Equipagegelder angewiesen habe7), seien noch keine Pferde angeschafft;
hingegen seien die Backer und Knechte des Regiments nebst denen, »so sonst
ä l'ordinaire für die Artillerie und dem Proviantwesen abgeliefert worden sind«,
eingezogen und mitgenommen worden, weil das Regiment >an die 40 Meilen von
seinem Canton kömmet«. Er erwartet die Befehle des Königs, ob das Regiment
die Knechte behalten solle. Ferner übersendet er die Listen der Ausländer und
meldet, dass er wegen sehr späten Eingangs der Ordre nur 50 von den 86 für das
Regiment Franz von Braunschweig geforderten Knechten habe liefern können8).
Juli 2 124. Generalleutnant de La Motte Fouque" an den König. Glatz,
2. Juli 1756.
Nach der Urichrift.
»E. K. M. . . . Ordres vom 25. Junii habe richtig erhalten. Zufolge derselben
ist dem Major von Signoret das befohlene zugeschicket worden9), und die Be-
urlaubten werden sofort eingezogen, die Canons auf die Affüten und Wälle ge-
bracht und die Pallisaden gesetzet w). Von letzteren sind 2000 Stück vorräthig,
nachdem auf E. K. M. Ordre seit 2 Jahren von denen 1000 Thlrn. Reparatur-
Ii Treskow bat um >eine hinlängliche Garnison, worunter 4 Bataillons
Grenadier sein müssen« (vgl. S. 69 Anm. 4). 2) Lücke. 3) Vgl. Nr. 59. 65.
4) Vgl. S. 39. 5) In der (nicht vorliegenden) Ordre vom 25. Juni.
6) Vgl. Nr. 99. 7) Vgl. 8. 57.
8) In der Antwort vom 4. Juli befiehlt der König dem Fürsten, die noch
fehlenden Knechte für Franz von Braunschweig zu besorgen und wegen der
Knechte seines Regiments mit Bötzow zu correspondiren.
9) Vgl. dafür 8. 58, Anm. 1. 10) Vgl. Nr. 100. 101.
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1756 Juli 1 - Juli 4.
71
geldern jährlich 1000 Stück angeschaffet worden.« Die Beschaffung der 18000 1756
noch fehlenden Pallisaden aus den Privatforsten werde insgesamt 4500 Thlr., JnH 2
aas den königlichen Forsten aber nur 2625 kosten1).
»WaB soasten bei hiesigen Festongen für Veranstaltungen nöthig sind, des-
halb beziehe mich anf die unterm 8. Julii 1753 auf £. K. M. Ordre eingereichte
Dispositiones, Listen und Tabellen« *).
Seit seinen Berichten vom 21. und 29. Juni seien keine weiteren Nachrichten
aus Böhmen eingegangen.
125. Der König an Kriegsrath Koppen in Berlin. Potsdam, 3. Juli Juli 3
1756.
Nach dem Concept.
Übersendet an Köppen die ihm von Massow eingereichte Übersicht
der Kosten, »so jährlich erfordert werden, wenn die Miliz-Garnisonregi-
menter in Kriegeszeiten zusammen bleiben müssen«3); »inzwischen es vor
der Hand nur bei der bereits befohlenen Zusammenziehung des Königs-
berg'schen Miliz regiments4) bleibet.«
126. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau. Juli 4
Potsdam, 4. Juli 1756.
Nach dem Concept; abgedruckt: P- C. 13, 23.
Stellt die Übersendung des Feldetats des schlesischen Corps in Aus-
sicht5). »Vorjetzo finde Ich noch nicht nöthig zu sein, etwas zusammen-
zubringen6]; wenn aber es nöthig finden werde, so mnss es zwischen
Frankenstein and Reichenbach ohngefahr auf 14 Tagen nnd in Sehweidnitz
auf 4 Wochen seind. Zu Neisse ist vor der Hand nichts nöthig.«
Im folgenden unterrichtet der König den Hinister von der an die
Cavallerie und Husaren ergangenen Circulaire-Ordre7), ihm Verzeichnisse ihrer
Fouragebestände einzusenden, sowie von seiner Antwort an Treskow wegen
der Stärke der Garnison in Neisse8) und von der Ordre an die Oberamts-
regierung in Oppeln, mit ihren Archiven, Papieren und Kassen nach Brieg
Überzusiedeln, im Falle die oberschlesischen Cavallerieregimenter »die Ordre
zum wirklichen Marsch bekommen werden« ,J).
1) Demgemäss wird Schlabrendorff am 10. Juli angewiesen, 2625 Thlr. aus
den schlesischen Etatsttberschtissen 1755/56 nach Glatz auszuzahlen.
2) Liegen nicht vor. 3) Vgl. Nr. 109. 4) Vgl. S. 51.
5) Sie erfolgte zugleich mit der obigen Ordre am 5. Juli, vgl. P. C. 13, 24.
6) Vgl. dazu Nr. 107. 7) D. d. Potsdam 4. Juli. 8) Vgl. Nr. 122.
9) Vgl. S. 67.
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72 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756
Juli 5
127. Oer König an Generalmajor von Quadt in Hamm. Potsdam,
5. Juli 1756.
Nach dem Concept.
Quadt meldet, Hamm 30. Juni, dass Der König antwortet, dass das
er, den erhaltenen Befehlen gemäss«), Regjment bei der »Ordre zum wirk-
die Ausländischen und unsicheren Be- ,. . • » . ...
. , 4 . _ ...... . liehen Ausmarsch« »nicht nur mit
urlaubten »unter dem Pratcxt einiger
bei denen Mundirungen vorzunehmenden denen ordinären 122 Mann per Com-
Veränderungen« einziehen lasse. pagnie, sondern auch mit denen ge-
Er fragt an, 1) »wie stark die Com- doppelten Übercompletten marschiren
pagnieen, wenn nämlich der . . . Befehl mU88; 2) mnss das Regiment sogleich
zum Aufbruch erfolgen müchte, aus- , n . M....
,. „ aus denen Cantons die benöthigte
marßcniren sollen; °
»2) ob das Regiment sogleich aus Kn«*te einziehen, und zwar sowohl
denen Cantons die benttthigten Knechte die, so es selbst gebrauchet, als die-
ausziehen nnd mitnehmen müsse.« jenigen, welche es der Vefassung
nach vor einige andere Regimenter
allhier geben und abliefern mnss;
desgleichen mnss dasselbe auch gegen
Empfang der Equipagegelder sich die
Equipagepferde anschaffen, auch sonst
die Pferde mitnehmen, so nach der
Disposition von dort anhero geliefert
werden müssen« . . .
Juli 7 128. Der König an Oberst von Brunner vom Regiment Prinz Eugen
von Württemberg in Treptow a. d. Rega. Potsdam, 7. Juli 1756.
Nach dem Concopi
Antwortet auf den Bericht vom 1. Juli, »dass, soviel die Beurlaubte
des Regiments anbetrifft2), Ihr nur sogleich die weitesten davon, welche
nicht in Zeit von höchstens 6 Tagen eingezogen werden können, zum Regi-
ment einziehen, die übrigen aber noch solange, bis das Regiment weitere
Ordre oder auch eine znm Harsch bekommen wird, noch auf Urlaub lassen
sollet. Übrigens müssen auch alle vom Regiment auf Werbung commandirte
Officiers sogleich znm Regiment zurückzukommen beordert werden . . .<
1) Vgl. Nr. 88 u. 94.
2) Brunner hatte gemeldet, »dass die ins Canton beurlaubte des Regiment«
auf 27 Meilen weit davon ab sind, sodass sie auf erforderten Fall unter 10 oder
wenigstens 9 Tagen nicht bei den Escadrons cinkommen können«.
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1756 Juli 5
— Juli 8.
73
129. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau1). 17^6
Potsdam, 8. Juli 1756. *
Nach der Urschrift im Kriegs&rchiv das Kftnigl. Grossen Oeneralatubg zu Berlin.
Billigt, dass Schlabrendorff, nach seinem Bericht vom 3. Juli, dem
General Schulze »die Einziehung einiger Handwerker zum Regiment« wider-
rathen habe, »allermaassen es garnicht nöthig ist, dass jetzo etwas der-
gleichen ausgeschrieben werde, da die gegenwärtige Umstände noch gar-
nicht pressiren. Wann aber die Regimenter von Mir die Ordre zum Marsch
bekommen sollten, alsdenn muss freilich alles ausgeschrieben und das er-
forderliche gleich beigeschaffet [werden], auch die Regimenter ihre Bäcker-,
Artillerie-, Wagenknechte p. aufbringen. Ehe aber die Regimenter die
Ordre zum Marscli bekommen, muss nichts dergleichen ausgeschrieben noch
ein ganz ohnnöthiger fjclat gemachet werden.
»Sonsten2) erhellet aus denen Grenznachrichten, so Ihr Mir in Eurem
Berichte vom 4. dieses meldet, zur Genüge, dass man österreichBcherseits
allen üblen Willen hat und solchen gerne in das Werk setzen wollte;
gewisse Nachrichten aber, so Ich aus Russland erhalten, machen Mich
noch presumiren, dass vielleicht dieses Jahr noch passiren dörfte, ehe die
Österreicher ihr Vorhaben in das Werk zu setzen entrepreniren. Welches
Euch aber nicht einschläfern noch sicher machen oder auch an Einziehung
guter Nachrichten behindern soll. Vielmehr sollet Ihr auf alles sehr attent
bleiben, indem man sehen muss, ob, allen ihnen entstandenen Hinderungen
ohnerachtet, sie ihren üblen Willen doch noch zur Execution bringen oder
damit noch an sich halten wollen; welches sich dann binnen einer Zeit
von 14 Tagen klärer zeigen muss.«
130. Der König an Generalleutnant von Kalsow in Schweidnitz. Juli 8
Potsdam, 8. Juli 1756.
Nach dem Conc*pt.
»Ich habe Enre beide Schreibens vom 4. dieses wohl erhalten und
gerne ersehen, dass Euren Nachrichten nach auf den Grenzen Eurer Orten
noch alles ruhig und stille ist, inzwischen Ihr mit Einziehung weiterer
zuverlässiger Nachrichten continuiren müsset.
»Anlangend die von Euch eingesandte Specifioation9) derer Kosten zu
denen Materialien und Gerätschaften, welche zur Defension der dortigen
Festung nöthig seind und bei erforderlichem Fall angeschaffet werden
1) Postacriptum. Das Hauptschreiben handelt Uber die Versorgung von Kosel
»auf den Fall einer Belagerung« mit einem genügenden Salzvorrath.
2) Die Weisung für den folgenden Absatz ist P.C. 13, 38 irrthümlich zwischen
dem 6. und 7. Juli abgedruckt worden. 3) Liegt nicht bei
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74 Preussische Acten zur Vorgeschichte dos siebenjährigen Krieges.
1756^ müssen, da habe Ich dem Etatsminister von Schlabrendorff aufgegeben1),
dass derselbe den angesetzten Betrag der 4249 Thlr. an Euch Ubermachen
nnd auszahlen lassen soll.« Kalsow soll demgemass das weitere ver-
anlassen.
Juli 9 131. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau.
Potsdam, 9. Jnü 1756.
Nach dem Concept.
In seiner Antwort anf den Berieht vom 3. Juli Aber die sehlesischen
Etatstiberschüsse 1755/56 (326101 Thlr. 13 gr. 10"/15 A) bewilligt der
König dem Minister für seine »gute und vernunftige Wirtschaft« aus
diesen eine jährliche Zulage von 1500 Thlni.
Schlabrendorff soll ans diesen Überschüssen, laut Ordre vom 8. Juli2),
an Kalsow 4249 Thlr., ferner an Major von Troschke vom Regiment
Hautcharmoy 1500 Thlr. als »Gnadengeschenk* des Königs senden3) und
für sich die obigen 1500 Thlr. entnehmen.
»Alles übrige alsdann aber von diesen Überschüssen sollet Ihr vor
der Hand noch dort in Kasse behalten, auf dass, wann wider Vermuthen
es noch zu einem Marsch dort kommen sollte, Ich darauf ein- und anderes
assigniren kann und es des doppelten Hin- und Herschickens derer Gelder
nicht gebrauche; daferne aber alles dorten ruhig bleibet, so ist noch alle-
mal Zeit, dass Ieh diese Gelder anhero einziehen lassen kann.«
Der König beruhigt den Minister wegen etwaiger Beschwerden über
ihn, doch solle er auch keinen Anlass dazu geben.
Juli 12 132. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau4 .
Potsdam, 12. Juli 1756.
Nach der Urschrift in Kriegsarchir des König). Grossen GenerslsUbs zn Berlin.
»Anlangend sonsten Euren Bericht vom 7. dieses nnd deren solchen
beigefügeten beiden Postscripten, betreffend die Anweisung eines Geld-
quanti zu denen erforderlichen Ausgaben bei Eröffnung einer Campagne,
da gebe Ich Euch zur Resolution, dass, wann es noch zum Kriege und
Campagne kommen mflsste und die Ordres desfalls ergehen würden, Ihr
sodann auch sowohl die erforderliche Gelder zu Ankaufung derer Artillerie-
und Proviantpferde als zu denen Marschkosten, Anschaffung der Pourage,
desgleichen zu Bezahlung des ersten Monates an Löhnungen vor die Regi-
menter erhalten werdet«
t) Ordre Potsdam 8. Juli. 2) Vgl. Anm. 1. 3) Vgl. S. 54.
4) Postscriptum. Das Hauptschreiben liegt nicht vor.
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1756 Juli 8 — Juli 12.
75
Schlabrendorff soll melden, wieviel die Gelder zum Ankauf der Fourage 175<>
Juli 1
für die »Fourage-Etablissements« monatlieh betragen. Die Fouragebestände
der Regimenter sollen, »auf den Fall es zum Marsche kommet«, entweder
verkauft oder in sichere Plätze gebracht und die Officiere dafür entschädigt
werden.
»Soviel1) übrigens Eure in Eurem Bericht vom b". dieses enthaltene
Nachrichten aus Böhmen angehet, sowie auch d Ihr nachher in
Eurem monatlichen Zeitungsbericht pro Junio davon anführet, so hätte Ich
wohl gewtin8chet, daBs, was die letzteren angehet, Ihr Mir wegen derer
besonderen Wichtigkeit zugleich gemeldet hättet, von wem eigentlich die
Euch mit der Post deshalb zugekommenen Briefe gewesen, um davon umb
so besser urtheilen zu können.
»Überhaupt ist es sehr übel, dass die desfalls einlaufende Nachrichten
sich hin und wieder contradiciren und von der Beschaffenheit seind, dass
man noch nicht recht klar daraus urtheilen kann. Es ist richtig und
wahr, dass man österreichscherseits böse Intentions und viel Abelen Willen
und Gesinnung habe. Weilen aber in Russland und der Orten die Krieges-
präparationes zu Lande und zur See contremandiret worden seind, auch
diejenigen Regimenter Infanterie und Dragoner, auch irregnlaire Truppen,
so auf dem Marsch in Livland gewesen, Ordre bekommen haben, zurflck-
zumarschiren, mit[hin] es scheinet, als ob dorten alles stille werden wolle,
so ist nunmeliro zu sehen, ob demohnerachtet die Österreicher alles alleine
auf ihre Hörner nehmen wollen; als welches sich binnen einer Zeit derer
nächsten 2 Wochen zeigen muss, und worauf Ihr eine gar grosse Attention
nehmen müsset, um Mir auch Eures Ortes zuverlässige Nachrichten darüber
geben zu können.« 2)
1) Die Weisungen für den Schluss der obigen Ordre sind P. C. 13, 42 irr-
thümlich zwischen dem 8. und 9. Juli abgedruckt worden.
2) Ahnlich unterrichtet der König am 12. Juli auch Fouque* von den Nach-
richten aus Russland und befiehlt Ihm, zuverlässige Nachrichten aus Osterreich
einzuziehen. (Mittheil, des E. K. Kriegsarchivs, Wien 1881, S. 490.) — Am 13. Juli
befiehlt der König dem Minister Schlabrendorff, »wann Noth an Mann gehet und
die Festung Kosel exponiret sein wird, um belagert werden zu können«, einige
Monate Löhnung für die Garnison sogleich dorthin zu schicken, »wie dann auch
die Commandanten zu Schweidnitz und zu Neisse dergleichen in ihrer Instruction
haben; jedoch alles nicht eher, als bis Noth an Mann gehet«. (Berlin. General-
stabsarchiv.) Die Instructionen für Lattorff und Kalsow vom 4. Juli sind ab-
gedruckt: P. C. 13, 16.
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76 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
17.5® 133. Der König an Feldmarschall von Lehwaldt in Königsberg.
™ [Potsdam, 12. Juli 1756.]
Weisungen f&r die Antwort (Bleinotheu Eichels auf dem Berichte Lehwaldt* vom 6. Juli);
abgedruckt: P. C. 13, »9.
Lehwaldt soll bis Ende des Monats warten, ob sieb die russischen
Truppen wieder zusammenziehen1). »Siehet man, dass dann nichts, so
können die Regimenter in ihre Qnartiere und auseinandergehen; aber dann
doch vor künftiges Jahr seine Anstalten machen, wann das nöthig wäre.«
Juli 12 134. Winterfeldt an Eichel in Potsdam. Berlin, 12. Juli 1756.
Nach der Urschrift.
»Ew. Hochwohlgeboren communicire hierbei eine Fuhrmannszeitung,
so der Graf Sandrassky nicht allein an mir, sondern auch selbigen Ein-
halts an S. M.2), in meinem Briefe eingeschlossen, ergehen lassen. Ich
würde solche ganz und gar zurückbehalten haben, weil ich besorge, dass
es 8. M. ombragiren wird; da aber dennoch etwas wahres daran sein kann
und 8. M. mir befohlen, sobald ich was erführe, alles gleich zu melden,
so habe ich des Sandrassky Schreiben hierbei eingeschlossen und zugleich
mit angeführt, was er wegen dem aus Ungarn gekommenen Mann erwähnet
und weshalb er in dem Schreiben an S. M. nichts gemeldet hat3).
»Zweitens communicire auch ein Schreiben von dem Geheimen Rath
Hecht und überlasse Ew. Hochwohlgeboren, ob Sie was darin finden, Ge-
brauch davon zu machen.
»Dass ich die Pferde4) zusammenbringen werde, kann ich nunmehro
fast zuverlässig übersehen, falls nur nicht aufs neue noch mehrere verlangt
werden, so wie mir gestern befohlen worden, auf das Moritz'sche Regi-
ment auch mit zu rechnen, gleich der Berlinischen Garnison.«
Juli 13 135. Winterfeldt an Eichel in Potsdam. Berlin, 13. Juli 1756.
Nach der Urschrift.
»In beikommendem Schreiben an S. M.5) melde ich die hiesige An-
kunft des Obristlieutenants Pflugs. Ich finde seine Nachrichten am in-
struetivsten und glaublichsten. Er ist nicht der Meinung, dass die Öster-
reicher noch dieses Jahr was anfangen, sondern nur 8. M. mit Dero Armee
1) Vgl. S. 66. 75.
2) D. d. Langenbielau 30. Juni. Das Schreiben an Winterfeldt ist vom
1. Juli datirt.
3) SaudrasBky hatte bei Ankunft des Boten, der ihm meldete, dass die
Ungarn bei dem Ausmarsch der Truppen rebelliren wollten, das Schreiben an den
König schon geschlossen. 4) Vgl. Nr. 108. 5) Vgl. Nr. 136.
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1756 Juli 12 — Juli 13.
77
alarmirt erhalten und so weit bringen wollen, zusammenzubleiben und 1756
Postirungen an der Grenze zn halten. Die schleunige Anstalten derer ^u** *
Sachsen kommen ihm indess verdächtig vor und unter an denn, dass sie
vor drei Tagen Wittenberg völlig verlassen und die dasige Garnison nach
Dresden gezogen haben; zu geschweigen, dass alle Beurlaubte von der
Infanterie und Cavallrie schon wirklich eingezogen sein. Dass die Öster-
reicher aufs Frühjahr losbrechen wollen, daraus machen sie gar kein Ge-
heimniss mehr.
»Ich wünschte, dass S. M. den Obristlieutenant Pflug Selbsten sprechen
wollten. Er kann ja unter einem anderen Namen vor dem Berliner Thor
bleiben und durch Ew. Hochwohlgeboren avertirt werden, zu welcher Stunde
er sich über Behlerts-Brücke nach Sanssouci verfügen soll.
»Wann wir den ganzen Herbst und Winter über auf jetzigem Fuss
bleiben sollten, so wünschte ich nur lieber, dass es künftigen Monat losginge.
»Dass die zusammengekaufte Pferde keine unzeitige Ombrage machen
mögen, deshalb ist schon ein Moyen, und habe ich 8. M. in der Beilage
mit angefragt, ob ich einen Plan deshalb entwerfen soll.«
136. Der König an Generalleutnant von Winterfeldt in Berlin. [Pots- [Juli}
dam, Juli 1756.]
BleinotUen Eichels fttr die Antwort des Königs auf dem Berichte Winterte) dts; abgedruckt:
Hut. Zeitschrift, Bd. 64, 485 (die Bleinotizen Eichel«, ebenda 8. 4 SS, tarn Theil in etwas
abweichender Leeart).
Winterfeldt berichtet, Berlin 13. Juli, »dass der Obristlieutenant Pflug, nach-
dem er mein Avertissement richtig erhalten, vor 4 Tagen aus dem Karlsbade ab-
gegangen und sogleich hier angekommen ist. Derselbe ist dann, nachdem er alle
wahrscheinliche Umstände zusammengehalten, der Meinung, dass sie '} dieses Jahr
nicht losbrechen, oder es müssten die Rassen zugleich mit ins Spiel sein, sondern
nnr durch verdächtige Mouvements E. M. alarmiren und dahin bringen wollen,
dass E. M. Sich Depense machen, Dero Armee zusammenhalten und sogar mit
selbiger, diesen Winter durch, Postirung an der Grenze machen müssten. Auf
künftiges Frühjahr aber machten sie gar kein Geheimniss mehr daraus.
»Das einzige, was ihm noch verdächtig vorkäme, als ob sie diesen Herbst
noch was tenttren möchten, wären die jetzige Ubereilete Demarchen derer Sachsen,
als welche 1) vor 3 Tagen Wittenberg völlig verlassen und die Garnison nach
Dresden gezogen hatten. 2) Alle Beurlaubte von der Infantrie wären bereits
schon, und theils durch Estafettes, eingeholt, und zwar unter dem einfältigen Prä-
text, sie sollten die Wege verbessern helfen. An der Cavallerie lautet 3) die
Ordre, sie sollten wegen des theuren Fouragepreises in andere und wohlfeilere
Quartiere rücken ; dabei lassen sie aber die ausrangirte Pferde nicht allein wieder
einziehen2}, sondern haben auch Lieferanten ausgeschickt, umb sich noch mehr zu
remontiren. Sie würden auch die Infanterie zu augmentiren schon wieder an-
gefangen haben, fürchten sich aber vor E. M. und wollen dahero die Landmilice
1) Die Österreicher. 2) Vgl. S. 68.
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78 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1756 retabliren, umb daraus unvermerkt die Augmentation zu machen. Geld dazu
Ju,i) hatten sie etwas, weil sie in Jahr und Tag faßt niemanden als das stipulirte
Quantum an E. M. Unterthanen bezahlt1) und doch vieles vom ganzen Lande ein-
genommen hätten.
»Er glaubte also, es müsste was concertirt sein mit denen Österreichern,
zumal er versichert wäre, dass sie, ohne Prinz Karin darunter zu rechnen, der
von oben her aus denen Niederlanden agiren sollte, mit 2 Corps gegen E. M. ihre
Operations anfangen würden, und zwar erstlich in Schlesien, als auch, zweitens,
durch und mit die Sachsen hierher in der Churmark. Sie Hessen auch die Regi-
menter aus Italien kommen und könnten nunmehro die ganze Macht gegen E. H.
anwenden, weil ihnen nichts im Wege wäre, denn die Russen und Franzosen
sässen wenigstens still, wann sie ihnen auch nicht besonders hülfen.
»Die östreichsche Cavallrie wäre zwar schon ziemlich an Pferden complett
Sie hätten aber sehr viele schlechte darunter; diese wollten sie nun an die einige
Regimenter, so in Ungern stehen blieben, zurücklassen und die hervorziehende
nach Mähren und Böhmen mit der neuen Remonte, so der Lieferante Altvater2)
anjetzo aufkauft, dadurch wieder complettiren. Sie wollen 20 Regimenter Cavallerie
bei Wien campiren lassen.
»Als die im Karlsbade von E. M. gewesene Officiers sich zur Abreise an-
geschickt»), so ist der Obriste Müffling«) zum Graf Buquoy, der zu Wien in grosser
Connexion und Ansehen ist, gekommen und hat ihm auf der Promenade, ohne
dass sie den Obristlieutenant Pflug derhinter ihnen gewesen, observirt, leise zu-
geredet, dass alle dasige preussische Officiers Ordre erhalten, schleunig zu ihren
Regimentern zu gehen8); es müsste also wohl was zu bedeuten haben. Und ob
er zwar keine weitere Antwort von dem Graf Buquoy desfalls verstanden, als
dass er gesaget: Tant mieux! so urtheilete er dennoch daraus, wie sie gerne haben
wollten, dass E. M. nur den Anfang machen möchten.
»Der Graf Chotek und General Kolowrat wären TageB vor seiner Abreise
ins Karlsbad angekommen. Letzterer erwartete seine Schwester, die Ministrin
Gräfin Brühl, als vor welcher das Quartier schon vor einiger Zeit bestellt und
parat gehalten wäre.
Ȇbrigens bleibt er der Meinung, dass, wann sie sich ja determiniren sollten,
[sie] vor den Herbst nicht fertig wären.
»Ich wünschte übrigens, dass E.M. die Gnade haben und ihm Selbsten sprechen
wollten, so könnte er auch die Vorschläge decouvriren, auf was Art man durch
Polen aus Russland her von allem sicher benachrichtigt wäre.
»Mit meiner Pferdenegoce geht es gut, und kann ich nunmehro, aller mir
von denen Lieferanten gemachten Schwierigkeiten ohngeachtet, schon Ubersehen,
Ende dieses Monats, so wie E. M. befohlen, 4000 Stück zusammen zu haben. Ob
sie nun zwar denen Lieferanten zu der Zeit müssen abgenommen werden, so
wäre eB dennoch zu machen, dass, wann E. M., umb keine vorzeitige Ombrage
zu geben, die Pferde nicht alle hier bei Berlin wollen zusammenkommen lassen,
solche an andern Orten auf einige Zeit könnten untergebracht werden, und wollte
ich einen Plan deshalb entwerfen6).
»Wann die östreichsche Anstalten so verdächtig werden sollten, dass E. M.
obligirt wären, Dero Armee auf jetzigen Fuss zusammen zu behalten oder gar
PoBtirung zu machen, so wünschte ich, lieber heute als morgen zu präveniren.
1} Vgl. Flathe, Geschichte von Sachsen, II, 435. 446. 2) Vgl. S. 68.
3) Vgl. S. 52. 4) In kaiserlichen Diensten. 5) Vgl. Nr. 91.
6) Vgl. Nr. 143.
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1750 Juli 13
- Juli 16.
79
»Sollten die östreichschen und sächsischen Remonten, so, aus dem Holstein-
schen kommend, das Hannoversche passiren müssen, nicht können aufgehalten
werden?
>Ob die Sachsen sich von Seiten E. M. was befürchten, wäre daraus ab-
zunehmen, wann der König von Polen eher als zur gesetzten Zeit, gegen Ende
August, nach Polen abzureisen Anstalt machen sollte.«
»Pflug herkommen lassen.
>M[eine] heutige Nachrichten noch so, dass Ich nichts positives sagen
kann, indem voller Contradictionen.
»Rtthren sie in Ital[ien], so ist nicht sicher.
> Wegen Pf[erde] unterbringen [kann] noch nicht sagen, bis erst sehe,
wie die 8achen gehen.
»Rohren was in Ital[ien], so ist nicht Augenblick zu säumen.
»Sachsen habe Nachrichten], wollten bei Pirna zusammenkommen.
» Wegen Österreichische] Remonte, wann Krieg wäre, sehr recht; aber
da nicht, würden wir Soupyons geben. Podew[ils] muss nochmal [Mitchell]
sprechen, ob nicht möglich], unter der Hand aufzuhalten und zu trainiren.«
[Derogemöss Eichel an Podewils, 15. Juli: P. C. 13, 74.] l)
137. Der König an Generalmajor von Wietersheim in Burg. Potsdam, Juli ig
16. Juli 1756.
Nach dem Concept.
»Auf Eure Anfrage vom 12. dieses, wie es mit Beurlaubung der ober-
schlesischen Cantonisten gehalten werden soll, ertheile Ich Euch hierdurch
zur Resolution, dass Ihr solche insgesamt bis auf Meine weitere Ordre bei
dem Regiment behalten, auch was die übrige Beurlaubte des Regiments
anbetrifft, [es einrichten mflsst], dass, wann das Regiment eine Ordre znm
Marsch bekommen sollte, Ihr solche alsdann in Zeit von 5, höchstens 6 Tagen
bei dem Regimente zusammen haben und sogleich den Marsch antreten
könnet.«
138. Der König an den Herzog von Bevern in Stettin, Potsdam, juh i6
16. Juli 1756.
Auszug aus dem Concept; abgedruckt: P. V. 13, 78.
Bevern wird von der an Jeetz ergangenen [nicht vorliegenden] Ordre
unterrichtet, die zu einem Marsch nöthigen 120 Pack-, Wagen- und
14 Bäckerknechte für sein Regiment, sowie 130 Knechte für die Artillerie
und das Proviantfuhrwerk »allsofort« einzuziehen2).
1) Vgl. dazu S. 68.
2) Ebenso befiehlt der König am 17. Juli dem 6. M. von Blanckensee-Infanterie,
wofern er die Knechte seines Regiments noch nicht eingezogen habe, >dass Ihr
solches noch sonder einigen Zeitverlust und auf das bald möglichste thun müsset«.
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80 Preussiache Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
139. Weisung des Königs für das Cabinet [Potsdam, Juli 1756.]
Nach der Urschrift. Eigenhändig.
» Gr[enadiere] Quadt, Knobloch [nach] Osterwieck.
> Regiment] Quadt und Wied [nach] Halberetadt.
> Hülsen ganz in Quedlinburg.
»Knobloch [nach] Hadmersleben und Wanzleben.
»Leibr[egiment] nach Calbe.«
Darunter findet sich die Bleinotiz von Eichel: >[dass Quadt, Knobloch und
Wied] 6 Tage nach £mp[fang] des Briefes mit völliger Feldequipage, doppelten
[Übercompletten], Beurlaubten und alles, was sie haben müssen, aufbrechen
sollen«.
Die entsprechenden Ordres an Quadt, Knobloch und Wied sind nach einem
Vermerk von Eichel (P. G. 13, 89 Anm. 1) am 17. Juli abgegangen. Nur das
Concept der Ordre an Quadt (abgedruckt: P. C. 13, 89) liegt vor. Quadt wird
darin ferner beordert, > nebst den Knobloch'schen und Neuwied'schen Regimentern
die daselbst ausgeschriebene Anzahl von Artillerie- und Proviantpferden« mit-
zunehmen, sowie die Ausländer seines Regiments unter 20 Jahren1) nach Magde-
burg abzuliefern.
Die bezüglichen Ordres an Hülsen und an G. Lt. von Katt vom Leibregiment
zu Pferde sind vom 21. Juli2) datirt.
Juli 17 HO. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau.
Potsdam, 17. Juli*) 175G.
Nach der Urschrift im Kriegsarchiv den Königl. Grossen G«neralstab» zu Berlin.
»Ich verlange hierdurch von Euch, dass Ihr mit einer guten Art und
sonder Affection dorten ausbringen sollet, als ob Ich nunmehro bald Selbst
nach Schlesien kommen würde, wie Ihr dann auch desfalls Mein Haus zu
Breslau reine machen lassen könnet. Ihr könnet auch adroitement unter
das Publicum glissiren, dass, wenn man sähe, dass man Österreichischerseits
in Böhmen und Mahren Campeinents und zwar mit allen Kriege sappareils,
als wenn man wirklich eine Campagne antreten wolle, formirote, Ihr die
Ordre hättet, Eure Anstalten zur Verpflegung von 40 000 Mann, so noch
dahin kommen und alsdenn auch 2 Campements formiren würden, zu
machen. Von dieser Meiner Ordre selbst aber habt Ihr niemandem Communi-
oation zu thun.«
* —
1) Vgl. Nr. 79.
2) Eine Ordre vom 19. Juli an Hülsen, »unter der Hand« seine Massnahmen
zu treffen, um auf Befehl in 6 Tagen mit völliger Feldequipage marschiren zu
können, ist bei Preuss, Urkundenbuch II, 131 mit dem irrigen Jahresdatum »1765«
abgedruckt
3) An demselben Tage tragt der König dem Prinzen Ferdinand von Braun-
schweig auf, eine kurze Tour nach Hornburg zu machen und dort zu »simuliren«,
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[1756
Juli]
1756 Juli 17 — Juli 18.
81
141. Der König an Generalleutnant de La Motte Fouqui in Gl atz. ijw
Potsdam, 18. Juli 1756. U1
Nach dem Concept.
Antwortet auf Fouqu6*s Berichte vom 12. und 13. Juli, »dass in An-
sehung der dortigen Festung, auch dasigen Kasemattirung1) Ich vor dieses
Jahr nicht einen Groschen zu verwenden noch zu assigniren im Stande
bin. So finde Ich auch nicht nöthig, dorten vor der Hand Getreide zu
denen Magazins ankaufen zu lassen, indem Ich damit bei solchen jetzo zur
Genüge versehen bin.«
142. Der Prinz von Preussen an den König. Berlin, IS juillet Juli 18
1756 2).
Nach der Urechrift
»Je suis persuadC, mon tres eher Frere, que vos arrangements sont
bien pris, et que vous fites sür des raisons qui reglent vos d^marches.
Plus, j'avoue que je juge comme un aveugle des couleurs, en formant des
conjectures sur les nouvelles publiques; la raison est toute trouve'e, je [n'Jen
ai point d'autres.
»Je ne doute pas un moment que, si Parmäe antrichienne tente d'atta-
quer la Sildsie, qu'elle sera aussi bien recue que ci-devant, et si vous
n'avcz d'autres ennemis que PAutriche, je crois m6me que vous ferez la
guerre, comme dit le proverbe, en pantoufles. Si les allie*s de la maison
d'Autriche veulent s'en mäler, votre affaire sera plus compliquee, et PÜtat
aura besoin de toutes vos facultas pour se soutenir, et pent-ßtre mßme les
projets forme's sur votre ruine seront Pe'poque qui mettra le comble ä votre
gloire et consolidera votre puissance. De toute faeon, mon tres eher frere,
j'y prends part, je serai heureux de pouvoir y contribuer. Soyez persuadö
que je [ne] nägligerai aueune occasion. Acceptez ma bonne volontö et
croyez que le zele respoctueux et Pattachement sincere que je vous porte,
me quittera de ma vie.«
ab unterrichte er sich, ob genug Fourage und Lebensmittel aufzutreiben seien,
»auf den Fall dass ein Corps von 18 Bataillons und 20 Escadrons dahin com-
uiandiret werden würde«. [Berlin, Generalstabsarchiv.] Vgl. dazu: P. C. 12,
469. 479 und 13, 25. 297.
1) Vgl. Nr. 61.
2) Vgl. dazu die Schreiben des Künigs an den Prinzen vom 17. und 22. Juli:
P.C. 13, 84. 108.
Acten zur Vorgeschichte des "jährigen Krieges. 6
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52 Preussisehe Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 143. Generalleutnant von Winterfeldt an den König. Berlin, 18. Juli
Juli 19 1756.
Nach der Urschrift.
Winterfeldt meldet, da schon am 25. Jnli die meisten Pferde in Em-
pfang genommen werden mttssten1), stelle er dem König anheim, den Obcrstlt.
Arnstedt >zu beordern und zu autorisiren, dass er alles desfalls veran-
stalten, anch besorgen solle, nnd zwar auf beide Fälle: dass, wann
>1. E. M. dieae Pferde bald gebrauchen wollen, solche in der Zeit
vom 1. bis 6. August völlig zu Potsdam und hier abgeliefert sein müssen;
»2. aber, wann deren Destination noch weiter hinausgesetzt sein
sollte, er Anstalten macht und darauf denkt, dass die Pferde am weitesten
bis auf 10 bis 11 Meilen von hier, alsdann man selbige in drei Tagen hier
haben kann, sowie es sich nach denen Umständen will thun lassen, bestens
untergebracht und verpfleget werden.«
Dazu werde erfordert:
1) eine Ordre an Boden, dem Oberstlt. Arnstedt für die Unterbrin-
gung möglichst vieler Pferde »auf der Horst jenseit Nauen < Beistand zu
leisten ;
2} eine offene Ordre an alle Landräthe im Magdeburgischen, der
Priegnitz, Alt-, Chur- und Uckermark und Vorpommern, ihm für den
Pferdetransport gegen Liquidation Stallung, Fourage etc. zu schaffen2);
3) ein » Vorspann pass auf 6 Pferde« für Arnstedt.
Juli 18 144. Winterfeldt an Eichel in Potsdam. .Berlin, 18. Juli [1756], gegen
Mitternacht.«
Nach der Urschrift; abgedruckt hei Varnhagen, Leben des Generals Hans Karl von Winter,
feldt (Berlin 1S36), 8. 114.
»Ew. Hochwohlgeboren remittire das mir communicirte hierbei treu-
lichst. Es sind bedenkliche Umstände und, ob solche noch so versteckt
und weit aussehend scheinen, so haben sie dennoch einen nahen Schelm
im Nacken. Uns kann dabei nichts helfen, wie präveniren, zumal sie3)
dieses Jahr mit ihre viele Rekruten, so par Regiment an die 500, nicht
fertig werden können, noch weniger aber ihre Cavallerie im Stande ist,
mit Vigneur gegen uns zu agiren. Die Russen können uns dieses Jahr
nichts thun, zumal sie nicht ompressirt sein, sondern denken: Gebt das
Geld nur her, Gott wird die Welt schon strafen!
1) Vgl. Nr. 108 und S. 78.
2) Demgemäss erging am 20. Juli eine entsprechende »offene Ordr. < an die
Lanclrüthe. 3) Die Österreicher.
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1756 Juli 18 — Juli 22.
SU
»Wann wir warten wollen, bis alle kleine Fürsten im Reich ans in 1756
ihrem Conseil die Justice thun,' dass wir nicht Agresscurs gewesen, so
kommen wir zu spät und seind verloren.
»Das mecklemburgsche Manifest1) kann uns aber, wann wir nur den
Vortanz gewinnen, nichts schaden, sondern sie müssen am Ende die Musik
noch mit bezahlen.
»Die Pferdenegoce hat sonsten die von Sr. M. mir aufgetragene Occu-
pation2) sehr alterirt, und wäre ich sonsten schon vor zwei Tagen fertig.
Anjetzo kann ich aber nicht vor Mittwoch :|) Vormittags in Potsdam er-
scheinen. Wann Sich aber alsdann auch Ew. Hochwohlgeb. durch Ab-
schreiben meiner Sachen sacrificiren und deshalb zu Qrunde gehen wollten,
als welchos ich (die Freundschaft und Hochachtung vor Dero mir wahr-
haftig unschätzbaren Person nicht einmal zu rechnen, als ein treuer Diener
vor des Königs Staat nicht gleichgültig ansehen kann', dabei o ganz ver-
gebens halte, weil der König den Zweok seiner von weiten und langen
Zeit her componirten Disposition nicht erreichet, falls er nicht von jeder
Colonne einen General en chef choisirt, dem er au fait setzt, alles an ihm
verweiset, und welcher sodann die Details besorgt. Es ist auch alles, was
ich ausarbeiten muss, auf dem Fuss eingerichtet, und wann es der König
nicht so disponirt, so wei»s nicht zu helfen. Die ersten Ordres bis zum
Rendezvous wollen nichts sagen, nnd kann ich erleichtern helfen. Das
übrige aber käme in der grössteu Bredouille, wann sich der König nicht
ehrlichen Leuten, die doch commandiren und alles besorgen sollen, einige
Tage vorher anvertrauen will.«
145. Der Herzog von Bevern an den König. Stettin, 22. Juli4) 1756. Juli 22
Nach der Urschrift.
Der Herzog hat die Ordre vom 19. Juli5) durch Estafette am 20. Kach-
mittags erhalten nnd wird, ihr zufolge, »alles so ohne ficlat veranstalten,
dass es mit Gottes Hülfe an nichts fehlen soll, in Zeit von 6 Tagen den
1) Da ein bestimmtes » Manifest« in jener Zeit nicht ergangen ist, scheint
Winterfeldt jenes Patent vom November 1754, in welchem der Schweriner ilof
jede fremde Werbung im Lande verboten hatte, und dessen Aufhebung Preussen
forderte, oder die Klage jenes Hofes Uber die preussischen Werbungen beim
Reichahofrath und dem Reichstag zu meinen. Vgl. Preussische Staatsschriften
König Friedrichs H., Bd. III, 1 ff. (Berlin 1S1>2). 2) Vgl. dazu Nr. 147.
3) 21. Juli.
4) Am 21. Juli weist der König dem Flügeladjutaoten Goltz in Königsberg
194U6 Thlr., »so zu Anschaffung der noch fehlenden nöthigen Geräthschaften zur
Bäckerei und Fuhrwesen erfordert werden«, aus dem Mobilmachungsfonds an.
5) Liegt nicht vor; die Ordre scheint mit der am 19. Juli an Hülsen er-
gangenen (vgl. S. 80, Anm. 2) gleichlautend gewesen zu sein.
ü*
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84 Preussischo Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
'r&22 ^arscn m^ ^em Re5imen^ völliger Feldequipage und allem Zubehör
antreten zu können, wie denn auch solches vor die neuen Übercomplets,
die Zelten, Zeltdecken, das Seitengewehr und Taschenbleche ausgenommen,
so der G. Lt. von Massow noch von Berlin schicken will, auch in fertigem
Stande sich befindete.
Er befürwortet die Zahlung von Equipagegeldern an die »fast sämt-
lich ohne Mittel sich findenden« Subalternofficiere ; für die Hanptleute sei
»die zur nöthigen Equipirung erforderliche Summe in Bereitschaft1)«. Der
Schluss handelt Aber Kranke, des Regiments.
Juli 25 1 46. Der König an Generali
Potsdam, 25. Juli2) 1756.
Nach dem Concept.
Hautcharmoy berichtet, Brieg20. Juli:
»E. K. M. geruhen, aus beigeschlossenen
Ingenieur- und Artillerieanschlägen3) mit
mehrerem ... zu ersehen, wie, um hiesige
Festung auf allen Fall wenigstens hors
d'insulte zu setzen,
1. zur Fortification, und zwar theils
zur PalKsadirung, theils zu einigen höchst
nöthigen Reparaturen und Anlagen
3342 Thlr. 18 gr.
2. zur Artillerie 676 Thlr. 22 gr.
Summa: 4019 Thlr. 16 gr.
erfordert werden. Däfern nun E. K. M.
diese Anschläge zu genehmigen und die
erforderlichen Kosten zu assiguiren . . .
geruhen wollen, so werde . . . nicht er-
mangeln, alles auf das fordersamste
in Stand zu setzen, maassen ich hiezu
auf höchste Ordre vom 25. Junii4] bereits
alle vorläufige Anstalten und Accords
aufs genaueste machen lassen.«
Ilautcharmoy wiederholt die Bitte
um Ersetzung einer geborstenen 24pfiin-
von Hautcharmoy in Brieg.
Der König antwortet, »wie Meine
Intention nicht ist, bei gedachter
Festung vor der Hand etwas mehreres
zu verwenden, als nur soviel die
Pallisadirung anlanget, wozu Ihr
dann sehen müsset, das erforderliche
Holz ans denen Oppel'schen Forsten
zu bekommen, davon Ich auch das
nöthige dem Etatsminister von Schla-
brendorff bekannt mache, sodass Ihr
sodann nur den Anschlag von denen
übrigen nothwendigen Kosten anzu-
fertigen und Mir einzusenden habet.
»Was die übrigen, zu ver-
schiedenen von Euch gemeldeten Re-
paraturen erforderliche Kosten an-
langet, da kann Ich Euch nichts
dazu besonders geben, vielmehr muss
das nothwendige davon aus denen
1) Am 27. Juli antwortet der König, >dass, was die auf den Fall eines
Marsches erforderliche Equipagegelder vor die Officiers Dero Regiments anlanget,
Ich solche denenselben, sowie das Regiment die Ordre zum Marsch bekommet,
auszahlen lassen werde«.
2) Am 24. Juli schreibt der König an Kurssell in Glogau, er habe aus seinem
Berichte vom 21. >ganz gerne ersehen, dass die Pallisadirung der dortigen Festungs-
werke gänzlich zum Stande gebracht worden ist«. (Abgedruckt: P.C. 13, 119.)
3} D. d. Brieg 17. und 18. Juli. 4) Vgl. Nr. 101.
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1756 Juli 22 — Juli 26. 85
digen Kanone durch zwei 18pftindige jährlichen Geldern der Dote, so Ich 1756
Haubitzen und berichtet über Mangel zu Unterhaltung der Festung geord- Jn,i 25
an Brennholz. . . , u , , ,
net habe *), genommen und nach und
nach bestritten werden.«
147. Winterfeldt an Eichel in Berlin. Potsdam, 26. Juli2) 1756. Juli 26
Nach der Unchrifl.
»Die sogenannte III. Colonne, welche Ew. Hochwohlge boren vermissen
und worüber der Herzog von Bevern das Gommando haben sollen, habe
ich noch bei mir, und muss solche ganz und gar geändert und eine neue
Tabelle gemacht werden, weil solche nunmehro nicht auf Wittenberg, die
Belagerung zu verrichten3), gehen, sondern Sr. Majestät II. Colonne folgen
soll. Ich werde mich denn heute dabei machen, damit ich solche morgen
an Ew. Hochwohlgeboren bei Dero Retour von Berlin abliefern kann.
»Was die Ordres an die Regimenter betrifft, so glaube ich Sr. M.
Intention desfalls zu sein, wie solche nach der Marschtabelle Nr. I an jedem
Regiment soll abgefasst werden, und zwar wannehr sie ein jedes aus denen
Standquartieren aufbrechen und nach dem Rendezvous an der Grenze
marschiren sollen. Hierbei ist aber zu bedenken, dass erstlich die Regi-
menter nicht eher ans ihren Standquartieren aufbrechen können, bevor sie
nicht erstlich die Ordre erhalten, ihre Beurlaubte einzuziehen; zweitens,
alsdann an einen Ort und welcher in der Marschtabelle Nr. I jedem Regi-
ment vorgeschrieben ist, zusammenzurücken.
»8. M. rechnen, daas es Zeit genung, wann die Regimenter 6 Tage
vor dem Aufbruch die Ordre erhalten, ihre Beurlaubte einzuziehen, auch
Equipage anzuschaffen. Dieses geht aber nur allein mit die Berlin'sche
und Potsdam'sche Regimenter an, als welche in ihrem Rendezvous bereits
stehen. Alle übrige Regimenter aber sollen denselben Tag, wann die
Potsdam'sche und Berlin'sche Garnison aufbricht, laut Marschtabelle Nr. II
schon auf ihren Rendezvous an der Grenze stehen und in Sachsen ein-
rücken. Um nun aber nach denen Rendezvous zu kommen, haben einige
Regimenter 5, 6, 7, die Zieten'sche Husaren aber in Mecklemburg4) 1 1 Tage
zu marschiren, so wie Ew. Hochwohlgeboren aus der Tabelle ersehen
werden. Es muss also nicht allein auf die Tage gerechnet werden, wie-
viel ein jedes Regiment Zeit gebraucht, aus ihren Standquartieren bis an
der Grenze zu kommen, sondern es muss auch noch auf die 6 Tage, um
ihre Beurlaubte zusammenzuziehen, mit reflectirt werden. Und glaube ich
1) Vgl. S. 16. 17. 36.
2) Am 26. Juli befiehlt der König dem Minister Boden, dass >vor der Hand
und bis auf weitere Ordre« die Tresorquanten in Schlesien und Oatprensscn
zurückbehalten werden sollen. 3) Vgl. dazu S. 77. 4) Vgl. S. 93.
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86 Prcussisi'he Acten znr Vorgeschichte de» siebenjährigen Krieges.
u/i526 alS0) da88' WÄnn DÄCl1 &emacnter Ausrechnung, wie lange Zeit vorher ein
U jedes Regiment muss avertirt sein, um die Beurlaubten einzuziehen und
alsdann aus ihren Standquartieren nach denen Rendezvous zu marschiren,
selbige die Ordres erhalten, die Ordre wegen die Beurlaubten als auch
des Aufbruchs bis zum Rendezvous in eins sein muss. Wann Ew. Hoch-
wohlgebaren mir erlauben wollen, so will ich morgen nach Dero Retour
von Berlin gerne die Tabellen mit durchgehen und einen Anszug machen,
wann und wie lange Zeit vorher ein jedes Regiment sowohl wegen derer
Beurlaubten als auch dem Marsch von ihren Standquartieren bis an der
Grenze muss avertirt sein.
»8. M. müssen Sich in diesen Tagen positive declariren, welchen Tag
der Aufbruch aus Potsdam und Berlin geschehen soll, indem sich alle
übrige Regimenter darnach richten sollen und schon an eben dem Tage
in Sachsen einrücken. Das Rochow'sche Regiment nun in Schlesien hat
aus ihrem Cantonnirquartiere zu Canth, als wohin sie sich erstlich von
Ohlan hinziehen müssen, 7 Tage bis an der Grenze zu Naumburg am
Queis zu marschiren. Die Husarenregimenter Szekely und Puttkammer
als auch Eurssell-Infanterie brauchen auch beinah soviel Tage als das
Rochow'sohe Regiment; folglich nahet die Zeit heran, dass die Ordres an
selbige bald müssen expedirt werden1). Bei die schlesische Regimenter
ist indessen der Umstand, dass sie bereits zusammen sein2). Sie müssen
indessen aber doch Ordre und Zeit haben, ihre Equipage anzuschaffen.
S. K. M. haben mir gestern Abend gesagt, dass Sie den 21. August auf-
brechen wollten. Hierüber muss denn S. M. gefragt werden, ob es positive
dabei bleibt; denn sonsten können keine Ordres ausgefertigt noch weniger
aber die Regimenter accurat beschieden werden. Es ist auch hernach
nicht zu redressiren, wann die Regimenter die Ordres zu spät erhalten.
»Die In8tructiones als auch Marschtabellen Nr. II bekommen aber nur
allein die Commandours derer Colonnen, und wann S. M. den Prinz von
Braunschweig3) nicht vorher hier kommen lassen und ihm mündlich über
alles bescheiden, so geht es nicht.«
Juli 27 1 43. Oberstleutnant von Dieskau an den König. Berlin, 27. Juli 1756.
Nach der Urschrift.
Auf erhaltenen »mündlichen Befehl« des Königs überreicht Dieskau
»die Designation, was 40 3pftlndige Feldcanons zu giessen und in völligem
marschfertigen Stande mit allem Zubehör zu setzen, kosten werden4).
1) Vgl. Nr. 157. 158. 2) Vgl. Nr. 100. 3) Er führte die I. Colonnc.
4} Die Summe betrug 13350 Tblr. Am 30. Juli berichtet Dieskau, dass die
Kanonen > n der von E. K. M. determinirteu Zeit als gegon En le künftigen Monats
Decemb fertig sein« »ollen.
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1756 Juli 26 - Juli 28.
87
»Hiernächst füge hierbei die Nachweisung, waa an Mannschaften zu 1756
Bedienung soeben gedachter 40 3pfündigen Canons erfordert werden: wovon Jult 2
die gewöhnliche Zimmerleate , wann darauf gerechnet werden kann, im-
gleichen die 60 Kanonier, womit £. K. M. das 1. Bataillon Artillerie zu
augmentiren . . . declariret, abgezogen: nach diesem Abzüge würden noch
108 Kanoniere und 20 Unterofficiere fehlen»), weil von letzteren wenigstens
bei 2 Canons einer abgotheilet und gegeben werden mnss.c
149. Der König an Feldmarschall von Lehwaldt in Königsberg. [Juli 27]
[Berlin, 27. Juli 1756.]
Weitungen für die Antwort (Bleinotixen Eichel« auf den Berichten Lohwaldts Tom 23. Juli).
Der Anfang handelt von den Aussichten des Krieges mit Russland.
Der König theilt Lehwaldt darauf seinen Entschluss mit, die beiden
Garaisonregimenter Sydow und Manteuffel durch Abgabe aus den dortigen
Regimentern »und aus ganz Preussen« zu verdoppeln, und unterrichtet ihn
von der Eintheilung, Ausrüstung und Verpflegung der Augmentation. Leh-
waldt habe »nichts weiter zu thun, als die Mannschaft den 1. September
tusammen[zu]schaffen ....«-)
»Ich zufrieden: [nicht nur] Übercomplette3), sondern auch, die [er] in
6 Tagen zusammenkriegen kann.«4)
150. Der König an Generalmajor von Retzow in Berlin. Potsdam, Juli 28
28. Juli 1756.
Nach dem Concept.
»Ich mache Euch hierdurch bekannt, dass, sobald die Regimenter der
Armee die Ordre zum Marsch erhalten werden, sodann das 1. und das 2.
Bataillon von Lange, und zwar das 1. mit dem Obristen Lange nach
Glogau und das 2. nach Breslau, das 3. und 4. aber nach Berlin
marschiren5) und beide letztern allda nebst dem Landregiment vom Obristen
Lflderitz Garnison halten sollen.
1} Dieskau berechnete die Bedienung zur Hälfte zu 8, zur Hälfte zu 6 Mann,
and zählte 112 Ziinmerleute. 2) Abgedruckt: P. C. 13, 136.
3) Lehwaldt hatte am 23. Juli angefragt, ob er Ende des Monats die Über-
complotten beurlauben dürfe.
4) Von dem Lehwaldt'schen Regimont liegt ein Bericht vom 1. August an
den Feldmarschall vor > Iber Beurlaubung der Übercompletten und einiger Mann-
schaften, welche in 6 Tag. n wieder bei denen Compagnien sein können«. [Berlin,
GcneralstabBarchiv.]
5) Die entsprechenden Befohle ergehen am 28. Juli an die Commandcure
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88 Preussischo Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 »Gleichfalls soll das Landbataillon des Major von 8tockhausen gegen
u 1 die Zeit zu Stettin zusammen sein und allda beim Ausmarsch der dortigen
Regimenter Garnison halten; wie dann auch wegen Magdeburg geschehen
muss, als woselbst das Landbataillon vom Obristen Ahlimb zusammen-
kommen und allda nebst dem Bataillon von Grape Garnison halten soll.
Ihr habt also das erforderliche wegen des Zusammenkommens gedachter
Landbataillons mit dem Etatsminister von Katt sogleich zu arrangiren und
zu präpariren, auf dass, wenn die Regimenter die Ordres zum Marsch be-
kommen, alsdenn es an nichts fehle. « >)
Juli 30 151. Der König an Kriegsrath Koppen in Berlin. Potsdam, 30. Juli
1756.
Aumog aus der Urschrift; die Ordres an Lehwaldt und Schlabrendorff sind abgedruckt:
P. C. 13, IIS. 119.
Koppen soll an Lehwaldt, an den die Mobilmachungsgelder des ost-
proussisohen Corps (146114 Thlr. 8 gr.) bereits gesandt seien3), »nunmehro
auch« »nur immer vorläufig« die Verpflegungsgelder fttr den ersten Monat
(122703 Thlr. 10 gr. 2 Ji) und an Schlabrendorff für das schlesische Corps
»auch immer zum Voraus« die Mobilmachungsgelder (170871 Thlr. 8 gr.),
80 wie die Verpflegungsgelder fttr den ersten Monat (1 1 1 253 Thlr. 7 gr. 5 A)
übermachen. _____
Demgemäss werden an demselben Tage Lehwaldt und Schlabrendorff unter-
richtet und angewiesen, weder vor der »wirklichen Ordre zum Marsch in das
Lager« die Mobilmachungsgelder noch vor dem > wirklichen < Marsch jene Ver-
pflegungsgelder auszuzahlen. Ausserdem werden sie Uber die ihnen zur Ver-
fügung stehenden Gelder in Eenntniss gesetzt, die für Lehwaldt > wenigstens auf
ein Jahr« und für Schlabrendorff auf die Monate September, October und November
für ausserordentliche Ausgaben berechnet sind.
Juli 31 152. Der König an Generalmajor von Lattorff in Kosel. Potsdam,
31. Juli 1750.
Nach der Ursrhrift im Kriegsurchiv des Königl. (irotison GencraUtabs zu Berlin.
»Ich habe Euro beiden Schreiben vom 22. dieses wohl erhalten, und
gebe Euch auf dasjenige, so Ihr darinnen wegen verschiedener, zur Zeit
einer Belagerung erforderlichen combustiblen Materialien und andern Noth-
wendigkeiten , woran dort nichts vorräthig, vielmehr überall Mangel sei,
der Garnisonregimenter: Lattorff soll je ein Bataillon nach Breslau und Brieg
verlegen, die beiden anderen Bataillone besetzen Kosel, die 4 von Blanckensee
Neisse, die von Nettelhorst Glatz und die von Mützschcfahl Schweidnitz; vgl.
P. C. 13, 166. 1) Vgl. dazu Nr. 109. 125. 2) Vgl. S. 57 Anm. 4.
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1756 Juli 28 — August 3.
SO
meldet, hierdurch in Autwort, wie es zwar soweit noch nicht ist, dass Ihr
eioe Belagerung zu besorgen hättet, Ihr aber Mir dennoch mit dem forder-
samaten einen ohngefährlichen Überschlag einsenden sollet, wieviel Ihr des-
halb nöthig habet.«
153. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau1). Aug. 2
Potsdam, 2. August2) 1756.
Nach der Urschrift im Kriegsarchiv dos KÖnigl. Gruben Geueralstab« zu Berliu.
»Noch gebe Ich Euch auf dasjenige, so Ihr in Eurem Bericht vom
27. [voriges] wegen der Gelder zu Bestreitung der Verpflegung der
Festungsgarnisons anfraget, hierdurch in Antwort, dass Ihr vor dieses Jahr
solche nothwendig nach Kosel auf etliche Monat, desgleichen auch nach
Glatz auf einen Monat schicken müsset; dio aber zu Neisse, Schweidnitz
und Brieg werden dergleichen dieses Jahr noch nicht nöthig haben.«
154. Oer König an den Herzog von Bevern in Stettin. Potsdam, Aug. 2
2. August 1756.
Auszug aas dem t'oncept; abgedruckt: P. C. 13, 10*.
Der Herzog soll »sonder allen ßclat« bis zum 14. August sein Regi-
ment in völlige Marschbereitschaft setzen.
Köppen zahlt die Equipagegelder aus.
»In simili« an: Manteuffel (bisher: Jeetz), Blanckensee, Markgraf Friedrich,
Prinz Eugen von Württemberg.
155. Der König an den Herzog von Bevern in Stettin. Potsdam, Aug. 3
3. August 1756.
Nach dem t'oncept.
Der Herzog berichtet, Stettin30. Juli, Der König antwortet, »dass, so
dass der Stabscapitain von Bomin krank- Ängeiiehm es Mir auch gewesen sein
heitshalber den König bitte, seinen Platz „ , rc, x . . , , , ,
anderweit zu besetzen. WÜrde> [Ew* LiebdenJ der vormals
»Wenn auch E. K. M. bei Dero genommenen Abrede nach hier sehen
letzten Abreise von hier»} mir . . . zu zu können, solches jedennoch bei
befehlen geruhet, im August nacherPots- nunmehr sich ganz veränderten und
dam zu kommen und hiernUchst dem jetzigen Umständen nicht angehet-
Campement bei Spandau*) beizuwohnen, wie ^ ^ ^ ^ ^ ^
1) Postacriptum. Das Hauptschreiben betrifft eine Verwaltungsangelegenheit
der Provinz.
2) An demselben Tage wird dem Feldmarschall Schwerin die Instruction
(P. C. 13, 165-168) übersandt 3) Am 8. Juni. 4) Vgl. Nr. 55. 73.
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90 Preusaische Acten zur Vorgeschichte des siebenjäh rigon Krieges
1756 so frage ... an, ob bei denen nacbhero
A 3 an mich ergangenen E. K. M. Ordre«
wegen etwan vorfallenden Marsche«1)
ich noch und wann Uberkommen solle.«
denken ist, dass Ich jetzo dem Stabs-
capitain Bomin den Abschied accor-
diren sollte« . . ,
Aug. 6 156. Der König an den Herzog von Bevern in Stettin. Potsdam,
6. August*) 1756.
Ausmg am dem Concept.
Theilt dem Herzog die an Markgraf Friedrich ergangene Ordre mit,
dass in 6 Tagen die beiden zu Gollnow stehenden Escadronen mit völliger
Feldequipage zo den beiden nach Gartz aufbrechen und bei Gartz Quartier
beziehen, die Escadron in Schwedt aber noch stehen bleiben soll3).
Zugleich sei das Regiment Prinz Eugen von Württemberg beordert, in
6 Tagen mit völliger Feldeqnipage von Treptow nach 8tettin aufzubrechen
und bei Stettin Quartier zu beziehen.
Beide Cavallerieregimenter werden, nebst Blanckensee und Manteuffel,
dem Befehl des Herzogs unterstellt.
Dcmgemäss ergehen am 6. August Ordres an die Regimenter Harkgraf
Friedrich, Prinz Eugen von Württemberg, Blanckensee und Manteuffel (bisher:
Joetz)«).
Aug. 6 157. Der König an Generalleutnant von Lestwitz in Breslau. Pots-
dam, 6. August 1756.
Auszug im des Concepten; die Ordre an Leatwitx irl abgedruckt: P. C. 13, 177.
Lestwitz soll mit völliger Feldequipage sogleich nach Liegnitz gehen und
dort das Commando Ober die Regimenter Brandes, Bochow, Szekely und Putt-
kammer übernehmen, »welche Ich zu der Postirung destiniret habe, wenn Ich
nöthig finden sollte, einen Cordon gegen das böhmische Gebirge zu ziehen«.
Der König unterrichtet ihn von den an diese Regimenter ergangenen
Ordres und verweist ihn auf weitere Instruction.
P. S.
»Auch wird Euch die abschriftliche Beilage5) zeigen, was Ich dato
an den G. M. von Kurssell wegen eines Transports, so derselbe nach Liegnitz
thun soll, ergehen lassen. «
Demgemass ergeht an Brandes [am 6. August] Befehl, sein Regiment, das
»bereits zu Liegnitz coraplett und Uborcomplett zusammen« sei, sofort in völlige
1) Vgl. Nr. 145.
2) An demselben Tage bescheidet der König den Prinzen Ferdinand von
Braunschweig zum I I. August zu sich nach Potsdam. [Berlin, Generalstabsarchiv.]
3) Vgl. S. 56. 4) Vgl. Nr. 154. 5) Vgl. Nr. 158.
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175« August 3 — August 6.
91
Marschbereitochlift zu setzen, »:!amit das Regiment den 6. Tag nach Empfang 175fi
dieser Meiner Ordre sogleich, wenn es befohlen wird, mit der völligen Feld- Au£- 6
equipage aufbrechen und marschiren kann, um denjenigen Cordon zu formiren,
wozu es destiniret ist«.
Oberst Seydlüz erhält am 6. August Befehl, das Regiment Rochow, das »in
seinen jetzigen Cantonnirquartiercn bereits complett und übercomplett zusammen«
sei, sofort in völlige Marschbereitschaft zu setzen und 6 Tage nach Empfang der
Ordre mit der völligen Foldequipage aufzubrechen nnd um Liegnitz Quartier zu
beziehen.
Oberst Szekely erhält am 6. August Befehl , mit seinem Regiment ans den
Cantonnirungsqnartieren, » vo es zum Exerciren complett und übercomplett zu-
sammen ist, 2 Tage nach Erhaltung dieser Heiner Ordre« mit der völligen Feld-
equipage aufzubrechen nnd um Glogau Quartier zu beziehen.
>In siinili an den Obristen von Puttkammer, welcher jedoch nach der Dis-
position nach Petrowitz bei Janer marsch iret und sich allda nnd [in] andere bei
Jauer nächstbelegene Dörfer verlegot«
An demselben Tage wird Schlabrendorff von den obigen Ordres unterrichtet
und angewiesen, dem General Lestwitz und den obigen 4 Regimentern, sowie
den Regimentern Stechow*) una* Kursseil2) die Equipagegolder [vorschussweise] *)
auszuzahlen.
158. Der König an Generalmajor von Kursseil in Glogau. Potsdam, Aug. 6
6. August 1756.
Nach einer Abschrift im Kriegsarchiv d?B Königl. Groiaen Generahtaba in Berlin.
Kurssell soll am 16. Angnst mit seinem Regiment nach Liegnitz auf-
brechen, wo er durch Lestwitz4) weitere Ordre erhalten werde. »Ihr nehmet
von Glogan dahin mit 1° 20 Pontons, 2° das Euch von dem Etatsminister
von Schlabrendorff oder von dem Feldcommissariat zu speeificirende Proviant-
fuhrwesen, 3° 4 Feldstücke vor Enre beiden Bataillons; 4° wird Euch die
Bespannung nach denen Veranlassungen des Etatsminister von Schlabren-
dorff zu rechter Zeit geliefert und alles übrige, was auch sonsten erfordert
wird, durch gedachten Minister besorget werden.« Die Marschroute folgt5).
159. Der König an Generalmajor von Stechow. Potsdam, 6. August Aug. 6
1756.
Auszog au« dem t'oncppt.
Stechow soll sogleich sein Regiment, das > ohnedem schon jetzo com-
plett und übercomplett zusammen« sei, in völlige Marschbereitschaft setzen,
am 6. Tage nach Empfang der Ordre in die bisherigen Cantonnirnngs-
1) Vgl. Nr. 159. 2) Vgl. Nr. 158.
3) So berichtigt durch Ordre vom 8. August. [Berlin, GoneralstMbsarchiv.]
4) Vgl. Nr. 157.
5} In einem Postscriptum wird Kurssell benachrichtigt, dass Oberst Lange
ihn am 16. mit 2 Bataillonen seines Garuisonregiments ablösen werdo (vgl. Nr. 150).
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92 Preussische Acton zur Vorgeschichte des siebenjährigen KriegeB.
1756 quartiere des Rocliow'schen Regiments zwischen Breslau und Olilau ein-
LUir 6
*' rücken und dort weitere Ordre von Feldmarschall Schwerin erwarten;
Schlabrendorff zahlt die Equipagegelder sogleich aus1). Die Montirungs-
kammern werden nach Qlogau gesandt.
Aug. 6 160. Der König an Generalmajor von Driesen in Salzwedel. Pots-
dam, 6. August 1756.
Auszug aui dem CoucepL
Driesen soll 3ein Regiment sogleich in völlige Marschbereitschaft setzen
und »binnen 8 Tagen höchstens« nach Empfang der Ordre nach Tanger-
mtinde marschiren. Er wird an die Befehle des Prinzen Ferdinand von
Braunschweig vorwiesen. Köppen zahlt ihm sofort die Equipagegeldcr aus.
»In simili an den G. M. von Pennavaire vom Leib-Carabinier -Regiment: soll
das Regiment in Rathenow zusammenziehen, und ist an die Ordrea des Königs
verwiesen worden.
»An denOberßtlt von Oppen vom Regiment Prinz von Preussen-Cavallerie:
soll nach Oranienburg und Kremmen und denen zwischen diesen Orten belegenen
Dörfern marschiren, und ist an die Ordres des Königs verwiesen.«
Aug. 6 161. Der König an Generalmajor von Normann in Wrietzen. Pots-
dam, 6. August 1756.
Auszug aus dem Concept.
Normann soll sein Regiment, das »jetzo zum Exerciren bereits complett
und tlbercomplett zusammen ist« 2J, sogleich in völlige Marschbereitschaft
setzen, um, »wann Ihr vom dato an binnen 10 Tagen die Ordre von Mir
bekommen werdet«, sogleich aufbrechen zu können. Köppen zahlt sofort
die Equipagegelder aus.
Den gleichen Befehl erhält am 6. August Oberst Meier für das Dragoner-
regiment Baireuth, welches »jetzo bereits zum Exerciren complett und über-
coinplett zusammen« sei2): marschbereit zu sein, »wann Ihr nach Empfang dieser
Ordre in 8 Tagen eine anderweite Ordre zum Aufbruch und Marschiren von Mir
bekommet« ; er soll dann sogleich die Proviantwagen für soin Regiment aus Stettin
abholen lassen.
1) Vgl. Nr. 157. 2) Vgl. Nr. 55. 73.
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1756 Augiist 6 — August 7. 93
162. Der König an Major von Horn in Plau. [Potsdam, 6. August [t756
1756.] Aug> 6j
Nach dem Entwürfe Winterfoldts fttr Eichel1).
»Ich will, dass [Ihr] Euch nach Erhaltung dieser Ordre mit denen
dasigen 5 Escadrons2) in dergestalt marschfertigem Stande setzen sollet,
umb mit völliger Feldequipage, als worzu Euch die Gelder ausgezahlt werden,
den 11. dieses aus der Gegend Plau aufzubrechen und, laut nachstehen-
der Marschroute, bis Genthin zu marschiren, allda aber die weitere Ordre
des G. Lt. Prinz von Braunschweigs Liebden, als woran Ihr gänzlich ver-
wiesen, zu erwarten, c Es folgen Mittheilungen über die Marschroute bis
Gentbin und über die Verpflegung.
163. Der Konig an Feldmarschall von Lehwaldt in Königsberg. Aug. 7
Potsdam, T.August 1756 3).
Nach dem Concept
Lehwaldt berichtet, Königsberg 1 . August, er habe sogleich die Befehle zur
Ablieferung der Mannschaften für die 4 neuen Bataillone von Sydow und Manteuffel,
gemäss der Ordre vom 27. Juli4), gegeben, und schlägt vor, die erforderlichen
Officiere aus den Feldregimentern zu nehmen, auch ausrangirte invalide, aber
noch taugliche Unterofficiere und Mannschaften einzustellen. Er bittet, den Capi-
tänen zur Anschaffung der kleinen MontirungsBtücke je »200 Thlr. zu schenken
oder die Errichtung bis den 1. Octobris aus[zu] setzen, das Tractament aber bereits
im September geben zu lassen . . .<
Die neuen Bataillone von Manteuffel will er für Kainein5) nach MUhlhauaen
und Preussisch Holland, die von Sydow nach Königsberg und Tapiau und dafür
das Landregiment Polentz«) nach Gumbinnen verlegen.
»Bei E. K. M. frage auch ... an, ob es nach Errichtung dieser 4 Bataillons
noch bei HOchstderoselben Ordre vom 25. Junii7) bliebe, nämlich das Heyder-
Btädt'sche Bataillon, so bei Luck bleibt, im Fall einer Ruptur zu errichten8);«
die Montirungskosten würden »auf 786 Mann an Unterofficiers, Tambours und
Gemeinen« 3144 Thlr., der monatliche Verpflegungsetat 1920 Thlr. 4 gr. betragen.
Das Polentz'sche Regiment**) habe nur auf 1 Monat Tractament empfangen.
> Wegen der ankommenden Feldequipage vor die 4 neuen Garnisonbataillons
judicire, dass solche mit in die Linie ziehen soll.« Es folgen Anfragen betreffs
1) Am 7. August schreibt Winterfeldt an Eichel, er wolle ihm »morgen« die
Instruction für Lestwitz (vgl. S. 90) Ubermachen, »als auch die übrigen Golonnen
vornehmen und ausziehen, wie lange ein jedes Regiment inclusive derer 6 Tage,
die Beurlaubten einzuziehen, vorher muss avertirt sein, um aus dem Standquartiere
auf dem Rendezvous an der Grenze zu sein« (vgl. Nr. 147).
2) Des Regiments Zicten.
3) Obige Ordre ist das P. C. 13, 180 Anm. 3 irrthümlich als nicht vorliegend
bezeichnete Hauptschreiben.
4) Vgl. Nr. 149. 5) Vgl. S. 51. 65. u) Bisher: Hülsen, vgl. S. 51.
7> Liegt nicht vor. 8) Vgl. Nr. 28 u. 115.
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94 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 ihrer weiteren Feldausrüstung, und ferner die Bitte, für das preussische Corps,
Aug. 7 au%g(jr den bei der Hokzmunn'schen Brigade l) bereits befindlichen 16 Bombardieren
und 271 Kanonieren, noch weitere 125 Kanoniere und einige Reserve zu schicken,
um die 66 Feldstücke und die schwere Artillerie vollständig zn bemannen.
Der Empfang der Berichte vom 30. Juli nnd 1. August wird be-
stätigt. Blaucopatente seien bereits für die (Meiere der 4 neuen Bataillone
ergangen2). Der König billigt die Einstellung nicht mehr felddicnsttttchtiger
(Meiere aus den Feldregimentern, und bewilligt für die Errichtung der
Bataillone einen Aufschub bis zum 15. September, »da dann die Ver-
pflegungsgelder vor solchen halben Monat denen Capitäus zu Anschaffung
der kleinen Mundirungsstttcke gelassen und ausgezahlet werden sollen.
>Das8 Ihr die Compaguie auf den Fuss von 38 Rotten gerechnet habet,
solches ist ganz rocht, und müssen solche 3S Rotten per Compagnie stark
sein. Was die Übercomplettcn angehet, da mnss jede Compagnie die ge-
wöhnliche ordinäre S Übercomplelte haben; die gedoppelte Cbercompletten
aber seind dabei nicht nöthig.«
In den Monaten October und November sollen die Mannschaften aus-
exercirt werden. »Wann auch sonsten dorten nichts veränderliches vor-
fallen sollte«, dürfen die Capitäne für den December und Januar diejenigen
ihrer alten Mannschaften beurlauben, welche sie höchstens binnen 10 Tagen
wieder einziehen können. Der König billigt die vorgeschlagenen Quartiere.
»Sonsten ist allerdings Meine Intention, dass diese 4 neue Bataillons, wenn
es zur Formirung des Corps d'Armäe dorten kommet, mit in der Linie von
Euch genommen werden sollen, da solches die eigentliche Absicht gewesen,
warum Ich diese Augmentation resolviret habe.«
Für die Verpflegung des Heyderstädt'schen Bataillons auf 2 Monate
werde Koppen 4000 Thlr. aaszahlen; wegen der Montirung lasse er Massow
erinnern3). Das Generaldirectorinm solle »die Assignation vor da3 Polen tz "sehe
Regiment bis auf weitere Ordre aus der Generalkriegeskasse übermaclien«.
Der König wird den 4 neuen Bataillonen die Feldausrüstung theils
selbst, theils die Gelder dafür liefern, ausser Kanonen; »da kann loh Euch
dergleichen nicht mehr von hier hinschicken4), sowie Ich denn auch das
dahin deatinirte Artilleriecorps nicht mehr verstärken kann, indem alles,
was hier davon vorhanden, auch allhier gebrauchet wird.« Lehwaldt soll
sich mit den 24 Zimmerleuten des Bataillons Kahlden*) behelfen nnd im
zweiten Treffen das Geschütz, statt mit 8, nur mit 6 Leuten bemannen'5) . . .
1) Vgl. S. 57. 2) Mit einer Ordre vom 3. Anguat
3] Am Rande des Lehwaldt'scben Berichtes die eigenhändige Bemerkung des
Künigs: »ob die Mundirung vor das Heyderstädtische Landbataillon von Maesow
bezahlet ist?« 4) Randbemerkung des Königs: »Kanonen kann ich nicht schicken.«
5) Vgl. Nr. 99.
6) Randbemerkung des Künigs: »im zweiten Treffen werden nur 6 Mann per
Canon gegeben.«
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1756 August 7 — August 11. 95
164. Weisung des Königs für das Cabinet. [Potsdam, 11. August t1756
1756.] * ~ Ang- 111
Nack der Urackrift. Eigenhändig.
»Ich habe vergessen, zu sagen: der Brief von Neuwied, da er
vergessen hat, seine Pferde mitzubringen, muss an Retzow commuuiciret
werden.
»Koppen muss die 3 westfälische Regimenter1) die Mobilgelder aus-
zahlen. Imgleichen Übercompletten und Knechte [eiuziehenl, und Neuwied
muss sich sonder Anstand die Pferde anschaffen.«
Die demgemiiss aufgesetzten Ordres an Quadt (abgedruckt: P. C. 13, 203),
Rnobloch und Wied sind vom 11. August datirt; zugleich werden die 3 Regi-
menter an die Befehle des Prinzen Ferdinand von Braunschweig verwiesen.
165. Der König an Generalmajor von Lattorff in Kosel. Potsdam, Aug. 11
11. August 1756.
Nach dam Concopt
»Ich habe aus Eurem Rapport vom 5. dieses ersehen, welchergestalt
Ihr alles bei der Augmentation Eures unterhabenden Regiments disponiret
und eingerichtet habt2), davon Ich dann Überall recht sehr wohl zufrieden
gewesen bin; nur müsset Ihr diejenigen Kreiser, so noch mit dor abge-
lieferten Mannschaft manquiren, äusserst pressiren, mit der Ablieferung ein
Ende zu machen.«
P. 8.
»Wann Ich auch mit Eurem Schreiben vom 5. dieses den Überschlag
der zur Defension der Festung Kosel aunoch erforderlichen Notwendig-
keiten erhalten habe3), so habe Ich darauf an den Etatsminister von
Schlabrendorff die Ordre1) ergehen lassen, dass derselbe die betragende
8umma der 3021 Rthlr. 10 Gr. 5 \ sofort zu deren Anschaffung baar
Obermachen soll; wie dann derselbe zugleich beordert worden, Euch die
VerphVgungsgelder vor die dortige gesamte Garnison wenigstens auf ein
paar Monate vorräthig zu übermachen5).«
1) Vgl. Kr. 139.
2) Lattorff hatte die beiden neuen Bataillone (vgl. S. 64) am 2. August nin-
girt, obgleich erst 1179 Rekruten geliefert waren und 171 noch fehlten.
3) Vgl. Nr. 152. 4) D. d. Potsdam 11. August. [Breslau, Staatsarchiv.]
5) Vgl. Nr. 153.
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90 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1756 |66. Weisung des Königs für das Cabinet. [Potsdam, 12. August
Aüg' 121 1756.]
Nach der Urschrift. Eigenhändig. Abgedruckt: P. C. 13, 205.
»Ordre an Schlabrendorff und Schwerin: Die schlesische Regimenter
sollen sofort mobil gemacht werden, Pferde, Knechte etc. alles an-
schaffen cito.«
Auf der Weisung der Vermerk von Eichel: »Expediret und beides par Esta-
fette abgegangen den 12. August 1756«.
Aug. 12 167. Winterfeldt an Eichel in Potsdam. Potsdam, 12. August 1756.
Nach der Urschrift.
»Ew. Hoch wohlgeboren Ubergebe hierbei die Ordres, so an der I. Colonne
auszufertigen sein werden1;, worunter die an den General Kleist nach Stendal
noch heute Mittag abgehen muss, umb diese Nacht da zu seiu. Die an die magde-
burg'scbe Regimenter muss morgen den 13. abgehen.
»Vor der II. Colonne soll auch gleich erfolgen2), als auch successive das
übrige.
>Dem Prinz von Brannschweig wird wohl müssen Abschrift gegeben werden,
wie weit die Regimenter, so unter seiner Ordre stehen, schon beordert sein, und
was er noch an selbige befehlen muss.<
[Aug. 12] 168. Winterfeldt an Eichel in Potsdam3). [Potsdam, 12. August 1756.]
Auezug aug der Urschrift.
»Da der Aufbruch vom Rendezvous an der Grenze auf den 25. August4}
von Sr. K. M. festgesetzt ist, so müssen die Ordres an alle 4 Colonnen nachfolgend
von hier expcdirt werden:
als zur I. Colonne :<
1° Hülsen in Quedlinburg5) erhält am 16. (den »15. früh« abzusenden) Harsch-
bereitschaftsordre, und am 22. vom Prinzen Ferdinand von Braunschweig die
weitere Ordre, am 23. nach Aachersleben zu marschiren »und den 25., laut In-
struction, nach Eisleben einzubrechen«. [Am Rando findet sich Eichels Aus-
fertigungsvermerk: »factum den 14.«; vgl. dazu Nr. 173.]
2<> An General Schönaich ergeht, ebenfalls am 15., Marschbereitschaftsurdre,
und am 23. von Prinz Ferdinand »die zweite Ordre, umb den 25. mit Hülsen auf-
zubrechen«. [Am Rande Eichels Ausfertigungsvermerk: »factum den 14.«; vgl.
dazu Nr. 173.]
3<» »Die Ordres an die magdeburg'sche Regimenter Prinz Braunschweig,
Zastrow«), Grenadiere Gemmingen7), Grenadiere Ingersleben müssen den 13. hier ab-
gehen, umb in 6 Tagen Zeit, den 19., marschfertig zu sein und den 20. laut weiterer
1) Nr. 168. 2) Vgl. Nr. 169. 3) Vgl. Nr. 167. 4) Vgl. dazu S. 86.
5) Vgl. Nr. 139. 6) Bisher: Borcke. 7) Vgl. S. 59, Anm. 6.
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175G August 12.
97
Ordre ihres commandirenden Generals aufzubrechen. Sie haben 5 Tage bis Halle.« 1756
[Am Rande Eichels Ausfertigungsvermerk: »factum«. l)J Aug. 12
4° »An Wietersheim nach Burg Bchon [heute]2) den 12.: rückt den 18. nach
Magdeburg herein, macht den 19. Ruhetag, bricht den 20. mit auf.« [Am Rande
Eichels Ausfertigungsvermerk: »factum«; vgl. dazu Nr. 171.]
5« An Kleist in Stendal ergeht »achon heute den 12.» Marschbereitschafts-
ordre, da er schon nach 5 Tagen, am 17., nach Magdeburg marsebiren uud den
20. »mit der übrigen Garnison« aufbrechen niuss. [Aui Rande Eichels Aus-
fertigungsvermerk: »factum«; vgl. dazu Nr. 171.]
6° Driesen sei schon an Prinz Ferdinand verwiesen und beordert, sein
Regiment bei Tangermünde marschfertig zusammenzuziehen3]; er erhält am 17.
vom Prinzen Befehl, von Tangermünde aufzubrechen, und holt sich die weiteren
Ordres und Marschrouten aus Magdeburg. [Am Rande Eichels Ausfertiguugs-
vermerk: »ist expedirt«; vgl. dazu Nr. 171.]
7° Katt, mit dem Leibregiment inCalbe,4) erhält am 15. (am 14. abzusenden)
Marschbereitschaftsordre, und am 21. die weitere Ordre von Prinz Ferdinand,
»umb den 22., laut Marschroute, nach Halle aufzubrechen«.
8° Anhalt in Halle erhält am 17. (am 16. abzusenden) Marschbereitschafts-
ordre und setzt sich vom 18. bis 23. in Marschbereitschaft. [Das Concept der
demgemäss aufgesetzten Ordre ist vom 16. datirt, doch der Termin dort um
2 Tage später angesetzt, vgl. dafür Nr. 171.]
9° Major Horn mit den 5 Zieten'schen Escadronen, der bereits am 16. in
Gentbin ankommt5), aber »noch 6 Märsche bis zum Rendezvous bei Halle« hat,
empfängt am 18. von Prinz Ferdinand Befehl, am 19. weiterzurücken »und den
24., laut Marsch tabelle, auf dem Rendezvous bei Halle zu sein«.
10« »General Zieten mit 2 Escadrons von Berlin, nämlich der Leib-Escadron
und Major Müring, nach Halle: hat 7 Tage, muss den 17. die Ordre und In-
struction erhalten und den 18. von Berlin aufbrechen.« [Vgl. dazu Nr. 176.]
11° Quadt in Halberstadt erhält »wegen die 3 westfälscbe Regimenter«6)
am 18. (am 17. abzusenden) Ordre: danach soll Oberstlt. Tettenborn mit dem
2. Bataillon Wied am 20. nach Magdeburg aufbrechen — mit Vorspann, »falls
sie ihre Equipagepferde noch nicht zusammen haben,«7) — und von da, nach
Ordre des Prinzen Ferdinand, am 23. weiterrücken »und mit die 10 Pontons, so
sonsten laut Instruction mit der I. Colonne nach Halle haben gehen sollen, an-
jetzo zur II. Colonne«, welche die 40 Pontons aus Potsdam mitbringt, bei Elster
an der Elbe stossen. Darauf besetzt Tettenborn Torgau.
Quadt selbst soll am 22. mit dem Grenadierbataillon in Osterwieck, das er
am 20. heranzieht, seinem Regiment und dem 1. Bataillon Wied nach Magdeburg
aufbrechen, am 23. das Regiment Knobloch aus Hadmersleben und Wanzleben
an sich ziehen und am 25., nach Ordre des Prinzen Ferdinand, aus Magdeburg
weiterrücken. Der Marsch führt am 9. Tage »zu Sr. M. ins Lager bei Nossen«.
Ausserdem nimmt Quadt die Feldequipage und Proviantwagen des Bataillons
ingersieben, das Magdeburg zu ^Wasser verlässt, bis ins Lager mit [Am Rande
Eichels Ausfertigungsvermerk: »factum den 16.«. Die Ordre an Quadt ist ab-
gedruckt: P. C. 13, 222; doch sind dort sämtliche Termine nm 2 Tage später an-
gesetzt wie in dem obigen Promemoria, vgl. dafür Nr. 171.]
1) Die Ordre an Prinz Ferdinand von Braunschweig ist abgedruckt: P. G.
13, 206. 2) Vorlage: »morgen«. 3) Vgl. Nr. 160. 4) Vgl. Nr. 139.
5) Vgl. Nr. 162. 6) Vgl. Nr. 139. 1H4. 7) Vgl. Nr. 1«4.
Acten zur Vorgeschichte de« Tjfchrigen Kiieg*». 7
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98 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1756 169. Winterfeldt an Eichel in Potsdam. [Potsdam, 12. August 1756.]
ug. 12]
Auszug aas der Urschrift.
1) Itzenplitz erhält »morgen Abend den 13.« Marschbereitschaftsordre und
bricht, »laut weiterer Ordre von General Meyerinck«, den 20. nach Schlesien auf.
[Am Rande Eichels Ausfertigungsvermerk: »expedirt« »}; vgl. dazu Nr. 171.]
2) Meyerinck bricht erst den 21. von Berlin auf, erhält jedoch zugleich mit
Itzenplitz am 13. Marschbereitschaftsordre, »umb den 21. nach Schlesien auf-
zubrechen«. [Am Rande Eichels Ausfertigungsvermerk: »expedirt«; vgl. dazu
Nr. 171.]
3) An Oberst Meilin vom Regiment Schwerin ergeht am 17. Marschbereitschafts-
ordre; er setzt sich vom 18. bis 23. in Marschbereitschaft und erwartet von General
Meyerinck weitere Ordre. [Am Rande Eichels Ausfertigungsvermerk: »expedirt«;
vgl. dazu S. 99, Anm. 6.]
4) An Örtzen ergeht »den 13. als morgen früh« Marschbereitschaftsordre;
er bricht am 20. auf, »bekommt seine Marschroute nur bis zum Ruhetage bei
Küstriu« und wird an Meyerincks Befehle verwiesen, die er am 22. dort erhält.
»NJ. Auch avertirt, dass Itzenplitz die Prov[iant]wagens vor ihm mitbringen
würde.« [Am Rande Eichels Ausfertigungsvermerk : »factum«; vgl. dazu Nr. 171.]
5) An Truchses8 ergeht am 15. die Marschbereitschaftsordre; er bekommt
von Meyerinck Ordre, »den 22. von KUstrin aufzubrechen und, laut Marschroute,
den 23. bei Beeskow zu sein; empfängt allda weiter verschlossene Instruction
durch den Obristen Goltz«»). [Am Rande Eichels Ausfertigungsvermerk: »expedirt« ;
vgl. dazu Nr. 172.]
»Von der II. Colonne muss auch schon morgen den 13. die Ordre an den
General Normann nach Wrictzen an der Oder abgehen, in 6 Tagen, den 19., völlig
marschfertig zu sein und den 20. von da nach Straussberg aufzubrechen; den 21.
Uber Köpenick nach Rudow, den 22. allda Ruhetag, und lässet seine Prov[iaot]-
wagens von Oberstlt Anstedt aus Berlin empfangen. Zugleich erhält er auch
eine verschlossene geheime Ordre, welche er den 22. am Ruhetage zu Rudow
erbricht, und laut selbiger [er] den 23. Uber Mittcnwalde nach Teupitz marschirt,
den 24. Ruhetag macht und noch selbigen Abends, laut Instruction, abgeredeter
Maassen, mit Major Wangenheim in Sachsen rückt.« [Am Rande der ersten Hälfte
der Ordre Eichels Ausfertigungsvermerk: »expedirt«; vgl. dazu Nr. 171. Am
Sehl usb der Zusatz Eichels: »16. Die letztere Ordre muss noch dem Regiment
gegen den 22. dieses nach Rudow zugeschicket werden.«]
Aug. 13 170. Der König an Kriegsrath Koppen in Berlin. Potsdam, 13. August
1756.
Nach der Urschrift.
Köppen soll »sofort« die Equipagegelder an die Regimenter Ferdinand
von Braunschweig, Zastrow, Wietersheim, Hülsen, Meyerinck, Itzenplitz,
Schwerin, Leibregiment zu Pferde, Truchsess, Baron Schönaich und an den
Obersten von Finck3) ausiahlen*).
1) Die Ordre ist abgedruckt: P. C. 13, 208; der Schluss derselben gleichfalls
nach einer Weisung Winterfeldts. 2) Vom Regiment Meyerinck.
3) Vgl. S. 59. 103. 4) Vgl. Nr. 168 u. 169.
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1756 August 12 — August 14.
99
P. S. 1756
Aug. 13
Köppen erhält ferner Befehl, »den Betrag derer Verpflegungsgelder
vor das eigentliche Corps d' Armee von Sr. K. M. und zwar com Voraus
auf die kommende Monate September und October sich aus dem Tresor
geben zu lassen«, in kleinste Münze einzuwechseln und »bereit zu halten,
indem S. K. M. solches, wenn Dero Corps d'Arme'e marschiren wird, auf
Frachtwagens mit Sich nehmen wollen« ').
171. Der König an Generalmajor von Meyerinck in Berlin. Potsdam, Aug. 14
14. August 1756.
Nach dem Conc«pt
»Nachdem Ich bewegender Ursachen halber resolviret habe, dass Buer
Regiment noch nicht, wie leb sonst gestern befohlen,2] den 21., sondern
allererst den 23. dieses von Berlin zum Marsch aufbrechen soll, so mache
Ich Euch solches zur Nachricht und Achtung hierdurch bekannt.«
»In simili an den G. M. von Itzenplitz: noch nicht den 20., sondern den 22.,
als 2 Tage später, aufzubrechen*).
»Desgleichen an den G. Lt. von Kleist: nunmehro allererst 2 Tage später,
als ihm in der letzteren Ordre befohlen worden«), nach Magdeburg aufzubrechen.
Übrigens bleibt er an die Ordrea vom G. Lt. Prinz Ferdinand von Braunschweig
verwiesen.
»In simili: an G. M. Wietersheim, an G. M. Driesen4).
»Noch an G. M. von Örtzen: 2 Tage später als nach letzterer Ordre5) nach
KUstrin aufzubrechen; wann er aber alsdann zu KUstrin sein wird, so wird er
an die Ordres des G. M. von Meyerinck verwiesen, unter dessen Commando er
nebst einigen andern Regimentern nach Schlesien marschiren und der ihm In-
struction und Marschroute geben wird.
»An G. M. Normann: soll auch 2 Tage später als nach der letztern Ordre9)
aufbrechen, alsdenn aber, wie vorhin befohlen, bis Rudow marschiren und den
Ruhetag allda [halten]; wenn er seine Proviantwagens von Berlin abholen lässet,
selbst nach Berlin gehen und sich bei dem Generalfeldmarschall Kalckstein
melden, von welchem er weitere Instruction und Marschroute empfangen wird6).«
1) In einem zweiten Postscriptum befiehlt der König, den überbleibenden
Rest (140025 Thlr. 8 gr.) aus dem eisernen, zur Bestreitung des ersten Monates
Löhnung bestimmten Bestände bei der Generalkriegskasse (680000 Thlr.) zum
Mobilmachungsfonds zu schlagen. (Die in der Ordre angegebene Hohe des Be-
standes »800000 Thlr.« ist hernach auf einem angehefteten Zettel berichtigt)
2) Vgl. Nr. 169.
3) Vgl. Nr. 169. Diese Ordre ist abgedruckt: P. C. 13, 210.
4) Vgl. Nr. 168. 5) Vgl. Nr. 169.
6) Keine entsprechenden Ordres oder Weisungen liegen vor für die Regi-
menter Ferdinand von Braunschweig, Zastrow (bisher: Boroke), die Bataillone
7*
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100 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 172. Der König an Generalmajor Graf Truchsess in Küstrin. Pots-
Aug' [14]dam, [14.]«) August 1756.
Truchsess soll sein Regiment > zwischen dem 18. und 23. dieses, mit-
hin binnen 6 Tagen Zeit« in völlige Marschbereitschaft setzen, »auf dass
das Regiment, wenn es von dem G. M. von Meyerinck, als an dessen Ordres
Ich Euch hierdurch verweise, die Ordre bekommen wird, den 24. dieses
mit der völligen Feldequipage, scharfen Patronen p. von Küstrin aufzu-
brechen«, sofort mit den übrigen Regimentern unter dem Commando von
Meyerinck »nach der Route, so er Euch geben wird, nach Schlesien
mar8chiren« könne.
Eöppen zahlt die Equipagegelder aus.
Es werden für 3 Tage Fourage und Heu und für 9 Tage Brot mit-
genommen.
Aug. [U] 173. Der König an Generalmajor von Hülsen in Quedlinburg. Pots-
dam, [14.]2) Augnst 1756.
Hülsen soll sogleich »binnen 6 Tagen Zeit« sein Regiment in völlige
Marschbereitschaft setzen, um anf die erste Ordre des Prinzen Ferdinand
von Braunschweig, an dessen Befehle er verwiesen wird, »den 24. dieses
mit der völligen Feldequipage, scharfen Patronen sogleich aufbrechen«
und nach der ihm gegebenen Route marschiren zu können. Köppcn zahlt
die Equipagegelder sogleich aus.
Die Ordre ergeht »in simili: an den 6. M. Baron Schönaich <.
Aug. u 174. Der König an Etatsminister von Schlabrendorff in Breslau.
Potsdam, 14. August 1756.
»ach dam Concept.
Antwortet auf 8chlabrendorffs Bericht vom 9. August, dass die nach
Breslau beim Aufbruch zu sendenden Mannschaften unter 20 Jahren3), so-
wie die Cantonisten, welche eine Reihe der schlesischen Regimenter nebst
Wietersheim angewiesen Bei vor ihrem Aufbruch auszuheben und gleich-
falls dorthin zu senden*), »daselbst bleiben und bei dem Garnisonregiment,
Gemmingen und Ingersleben und das Leibregiment (vgl. Nr. 168), sowie nur ein
den Weisungen in Nr. 169 gemäss aufgesetztes Concept vom 14. Augaßt für das
Regiment Schwerin.
1) Die Ordre an Truchsess war am 13. nach den Weisungen Winterfeldts
(vgl. Nr. 169) aufgesetzt und ausgefertigt, wurde aber, gleichwie die übrigen Ordres
(vgl. Nr. 171), geändert und ist wie diese vom 14. zu datiren. Die Vorlage ist
die corrigirte erste Ausfertigung. 2) Vgl. hierfür Anui. 1 und Nr. 168.
3) Vgl. Nr. 79. 4) Vgl. Nr. 84.
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1756 August 14 — August 16.
101
so alsdann in Breslau einrücken wird, mit Dienste thun, inzwischen aber 1756
von Mir mit dem gewöhnlichen Tractamente und nötbig habenden kleinen Au*' 1
Mundirungsstflcken besonders verpfleget werden sollen, bis demnächst und
zu seiner Zeit die Regimenter solche wiederum abfordern lassen«.
>Im übrigen muss Ich aus obigem Eurem Bericht fast urtheilen, als
ob Ihr noch beständig in denen Gedanken bleibet, dass es zu keinem
Kriege kommen könne oder werde; darunter Ihr doch in Eurer Meinung
sehr fehlen könnet, mithin wohl thun werdet, alle Eure Mesures zu nehmen
und Euch so einzurichten, als ob der Krieg vom Tag im Tag erfolgen
könne, indem es nicht von Mir dependiret, ob Mir solches mit sei oder nicht.«
175. Winterfeldt an Eichel in Potsdam. Potsdam, 15. August 1756. Aug. 15
Nm& dar Urschrift.
Winterfeldt schreibt auf Befehl des Königs, Eichel soll:
1) dem G. M. Pennavaire antworten: im Fall das Regiment Carabinier vor
Ankunft der 77 ausstehenden Bemontepferde den Marsch anzutreten beordert
würde*), solle er ein entsprechendes Comuiando zurücklassen;
»2) sollen die Jäger beordert werden, den 21. dieses auf ihre angewiesene
Posten zu sein. [In dem Concept der demgemäss aufgesetzten Ordre an Wobersnow
vom 16. August ist für »den 21.« irrthümlich >den 1.« geschrieben.]
>3) Haben 8. K. M. mir auch schon vorgestern gesagt, dass Sie die Löhnungen
und Brot vor die Pack- und Bagageknechte derer Berlinischen Regimenter, von
dem 21. dieses an gerechnet, wollten vergüten lassen.
-4) Die Ordres an die Grenadiermajors Möllendorflf, Lengefeldt und Biller-
beck9), dass sie nach Magdeburg gehen und sich bei dem Prinz von Braunschweig
melden sollten, haben S. M. mir gesagt, hätten Sie schon Selbsten angegeben.«
(Die Ordres sind vom 16. August dadrt; die entsprechende, auf Grund einer
eigenhändigen Weisung an Prinz Ferdinand aufgesetzte Ordre ist abgedruckt:
P. C. 13, 222.)
[Am Rande der Ausfertigungsvermerk Eichels: »ist alles ezpedirt«.]
176. Winterfeldt an Eichel in Potsdam. Potsdam, 16. August 1756. Aug. ie
Nach d^r Urschrift.
>Ew. Hochwohlgeboren ersuche . . ., mir die Instruction vor der III. Colonne,
so der Herzog von Bevern führen soll, zu communiciren, indem solche muss ge-
ändert werden 1. Die Tabellen vor dieser Colonne habe ich hier.« [Am Rande
der Vermerk Eichels: > factum«.]
2) soll Zieten Ordre bekommen, 2 Escadronen seines Regiments zum Auf-
bruch am 20. von Berlin marschfertig zu halten4); >sie sollen die Kriegeskasse
vor des Prinz von Braunschweig seinem Corps nach Magdeburg escortiren und
alsdann bei selbigem Corps bleiben. Es ist gut, dass sich die Gelegenheit wegen
1) Vgl. Nr. 160. 2) Vgl. S. 59. 3) Vgl. Nr. 147 u. 177.
4) Vgl. S. 97. Am Rande der Ausfertigungsvermerk Eichels »factum«
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102 Preussiacbe Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
56 dea Geldes gefunden; so bringt man die Husaren doch wenigstens unvermerkt
aua Berlin . . .«
Winterfeldt will Zieten selbst benachrichtigen und bei seiner Rückkehr nach
Berlin am 18. die Inatruction für ihn mitnehmen, sowie Eichel am 17. früh > wegen
der III. und IV. Colonne alles mit einmal überliefern« ').
lAug. 16] 177, Instruction für den Herzog von Bevern2). [Potsdam, 16. August
1756.]
Ntok d«m CoDMpt tou der Etai WinUrfeldU.
»Wegen der III. Colonne von Stettin:
»1) bekommt der Herzog von Bevern die Ordre, dass er den 21. mit
aelbiger aufbrechen soll, umb, laut Marschtabelle Nr. I, den 26. zu Köpenick
die Spree zu passiren, sich in Köpenick, Britz, Rudow und Buckow ein-
zuquartiren und allda den 27. Ruhetag zu machen.
»IB. Diese Ordre muss den 18. per Estafette von hier abgehen9).
»2) empfangen des Herzogs von Bevern Durchl. hierbei die Instruction
and weitere Marschtabelle. Es wird Ihnen solches das wahre Dessein
Ihres Marsches zeigen, als welches Dieselben wie das heiligste Seoret bei
Sieh behalten müssen.
»Es besteht denn solches darin, nach Sachsen einzubrechen und zwar
auf folgende Art: Da S. K. M. nunmehro das Dessein derer sachsischen
Truppen erfahren und dass sich selbige in den Winkel von der Elbe
zwischen Pirna und Königstein zusammenziehen, alsdann aber über der
Elbe durch der Lausnitz nach Böhmen sich salviren wollen, so haben
S. K. M. vor nöthig gefunden, das Corps des G. Lt. von Lestwitz4), mit
welchem derselbe aus Schlesien durch der Oberlausnitz kommt, als auch
das, wormit der G. M. von Meyerinck, durch der Niederlausnitz kommend,
zu ihm stösst*), noch durch der Stettin'sohen Colonne6), und worzu anstatt
denen 10 Escadrons von Markgraf Friedrich und Württemberg anjetzo
das Baireuth'sche Dragonerregiment gerechnet wird7), zu verstärken und
des Herzogs von Bevern Durohl. das ganze Commando darüber anzuver-
trauen.«
1) In einem zweiten Schreiben vom 16. August benachrichtigt Winterfeldt
Eichel, dass am 17. früh die Marschordre an das Regiment Baireuth (vgl. S. 92)
abzusenden sei, »indem solches den 20. von Pasewalk aufbrechen mußa«; das
Regiment werde dem Befehl des Herzoge von Bevern unterstellt und erhalte
seine Marschroute bis zum 26. August. [Am Rande Eichels Ausfertigungsvermerk:
»factum«.] 2) Vgl. Nr. 176.
3) Diese Weisung ist für Eichel bestimmt
4) Vgl. Nr. 157. 5) Vgl. Nr. 169. 171. 172.
6) Vgl. Nr. 156. 7j Vgl. Anm. 1.
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1756 August 16 — August 18.
103
3) Da» Corps umfasst:
[1756
Aug. 16]
an Infanterie:
an Cavallerie:
Rochow-Kürasaiere 5 Esc.
Regiment Brandes. . . 2 Bat.
> Meyerinck. . 2 »
Itzenplitz . . 2 »
Schwerin . . 2 » 2 Gren. Comp.
Szekely 10 »
Puttkammer. ... 10 »
Truchsess 5 »
Örtzen 5 »
Gren. Bat. Finck1) . . 1
Regiment Bevern ... 2 > 2
> Blanckenece. 2 » 2 »
> Manteutfel
Baireuth
10 »
(bisher: Jeetz) 2 » 2 »
Summa: 17 Bataillone mit Gren. Comp.
45 Escadronen.
»4) Das Markgraf Friederich'sche Regiment und Württemberg beordern
Se. Dnrchl., dass sie den 21. aufbrechen und, laut Marschtabelle, ihre
Märsche so einrichten, umb den 25. die Spree bei Köpenick zu passiren . . .
und den 27 . . . nach Gütergotz, Schenkendorf, Arensdorf, Sputendorf und
Gröben zu rücken. Der G. M. von Lüderitz meldet sich alsdann wegen
diese beide Regimenter in Saarmund bei des Fürst Moritz Dnrchl., als ,
welcher den 27., yon Spandau ab, mit seinem Regiment da eingerückt ist,
und empfangen von ihm weitere Ordre, als von welchem sie nunmehro
dependiren.«
Das Stettin'sche Corps ist >nach dem Magdeburggehen und Halberstädtsehen
destinirt«.
5) Für die auf dem Marsch zu beobachtenden Vorsichtsmaassregeln wird
Bevern auf seine erste Instruction verwiesen, und er soll benachrichtigt werden,
dass nicht er, sondern Fürst Moritz nach Wittenberg marschirt.
Nr. 6 bis 8 handeln von Vorschriften für den Marsch, über Parole und
Ordre de Bataille.
In Nr. 9 wird der Herzog von den Marschbefehlen an das ihm unterstellte
Baireu th'scho Regiment unterrichtet-).
Nr. 10 und 11 betreffen den Marsch in Sachsen.
178. Der König an Oberst von Wobersnow in Petsdam. Potsdam, Aug. 18
18. August 1756.
AuBiog aus dea Concept; abgedruckt: P. C. 13, 23«.
Wobersnow soll dem Obersten de Le Noble mittheilen, dass ihm der
König das seiner Charge entsprechende Tractament bewillige8) und beab-
sichtige, »dergleichen Corps noch mehr zu errichten«1). Jedes Bataillon
lj Vgl. S. 59. 98. 2) Vgl. S. 102 Anm. 1.
3) Es handelt sich um die Errichtung eines Freicorps.
4) Der König schloss ferner mit dem Obersten von Mayr und dem Major von
Kalben ab. Die Werbepatente für diese zur Errichtung von je 5 Freicompagnieen
Bind vom 18. und 21. September datirt. Der gleichfalls in preussiachen DienBt
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1 04 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen KriegeB.
1756 8oü aus 5 Compagnien, jede Compagnie ans 3 Officieren, 7 Unteroffizieren
ug' 18 und 90 Mann bestehen, das Batailion .inclusive Prime Plan« 500 Köpfe
zählen. Der Schiuss handelt von der Montirung und Werbung der Mann-
schaften').
[Aug. 18] 179. Winterfeldt an Eichel in Potsdam. [Potsdam, 18. Angost 175C]
Auszug ans der Urschrift.
An Prinz Ferdinand vou Prcussen in Ruppin ergeht »noch heute den 18.<
Marschbereitschaftsordre ; er bricht, ohne weitere Ordre, am 24. auf und marschirt
am 25. nach Brandenburg, »allwo auch das MUnchow'sche Regiment an ihn ver-
wiesen und unter seiner Ordre steht«. Am 26. Nachmittags öffnet er die geheime
Ordre, mit seinem und dem Regiment Münchow »den 27. des Morgens ganz früh«
nach Sachsen aufzubrechen. Es folgt die Marschroute beider Regimenter und
des Königs bis zum 29., wo sie bei dem König anfragen, wann sie die Schiffs-
brücke bei Elster passiren und wohin sie weiter marschiren sollen. [Am Rande
Eichels Ausfertigungsvermerk : »factum«.] Über Empfang der Proviantwagen und
des Brotes.
Normann2) erhält Marschordre > heute auch noch wohl« abzusenden), am
23. aus Wrietzen nach Straussberg zu rücken [am Rande Eichels Ausfertigungs-
vermerk: »factum«; das Concept der demgemäss aufgesetzten Ordre ist vom
19. August datirt]; er holt am 24. von Feldmarschall Kalckstein weitere Ordre
und empfängt in Berlin Proviant und die zweimonatlichen Verpflegungsgelder.
[Am Rande Eichels Vermerk: »factum«.]
Münchow empfangt am 20. Marschbereitschaftsordre und wird an die Befehle
des Prinzen Ferdinand von Preussen verwiesen. [Am Rande Eichels Ausfertigungs-
vermerk: »factum«; das Concept der demgemäss aufgesetzten Ordre an Oberstlt
Queiss ist vom 19. August datirt.]
»Zuletzt bitte um Vergebung, dass anstatt der Sandbüchse das Tintenfass
gegriffen habe.
»Die übrigen Explications sollen auch heute Nachmittag noch folgen9;.«
Aug. [18] 180. Winterfeldt an Eichel in Potsdam. Potsdam, [18.]«) August 1 756.
AoBzug aus der Urschrift
»Ordres zum Aufbruch von der II. Colonne:
>1) Vor Ferdinand und Normann sind schon heute den 18. expedirt5).
»2) [Vor] Münchow geht den 20. ab und wird an der Ordre des Prinz
Ferdinands verwiesen.«5)
3) Regiment Carabinier8) (G. M. von Pennavaire und Oberst von Schwerin)
empfängt am 20. Marschordre, »den 24. nach Genthin aufzubrechen«. Sie öffnen
getretene Oberst von Gschray sandte sein Werbepatent vom 23. September zur
Errichtung eines Freicorps von 6 Compagnieen zu Pferde, nach dem Erlass des
Königs an Wobersnow vom 10. November 1756, zurück.
1) Am 6. November erhält Massow Befehl, die Montirungen für die Frei-
bataillone von de Le Noble, Mayr und Kalben anzuschaffen.
2) Vgl. S. 98. 99. 3) Vgl. Nr. 180.
4) In der Vorlage verschrieben: »17«. 5) Vgl. Nr. 179. 6) Vgl. S. 101.
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1756 AuguM; 18.
105
am 26. die geheime Ordre, »den 27. früh nach Sachsen herein zu marschiren«. 1756
Es folgt die Marschroute bis zum 29.; Empfang der Proviantwagen. [Am Rand Au&- 11»]
Eichels Ausfertigungsvermerk : »iet alles expediret«; das Concept der demgemäss
aufgesetzten Ordre ist vom 20. August datirt]
Die unter 4) und 5) folgenden Weisungen für Bereitschaftsordres an die
beiden Grenadiercompagnieen von Wangenheim und Prinz Heinrich werden hernach
im Texte geändert
6) Prinz von Preussen-Cavallerie (Oberstlt von Oppen)1) erhält am 21. Marscb-
ordre, am 24. nach Rohrbeck, Dallgow etc. zu rücken und gemäss der ver-
schlossenen Ordre, die von Retzow aus Potsdam zu holen ist, am 25. nach
Born[im], Bornstedt, Eiche und Grube bei Potsdam zu marschiren. »Lassen ihre
Ankunft an S. M. melden, machen den 26. Ruhetag und empfangen gegen Abend
ihre weitere Marschroute zum Aufbruch des andern Morgens am 27.« [Das
Concept der demgemäBs aufgesetzten Ordre ist vom 20. August datirt.]
»1©. wegen Major Wangenbeim ist es geändert« : er marschirt mit den Pon-
tons, welche die Heinrich'schen Compagnieen ihm am 27. aus Potsdam bringen,
noch am 27. aus Beelitz ab, rückt am 28. nahe bis nach Elster an der Elbe, wo
am 29. sofort die Brücke geschlagen wird. Zugleich bringt Oberstlt. Tettenborn
mit dem 2. Bataillon Wied noch 10 Pontons2), »dasa also 50 zusammen sein«.
Daher erhält Wangenheim »morgen den 19.« nur Marschbereitachaftsordre,
damit, »wann die Heinrich'sche Grenadiere zu ihm Stessen8), er den 27. aufbrechen
und dem General Meyerinck nach Schlesien folgen kann«. Er soll sich sofort
bei Retzow wegen der Proviantwagen erkundigen. [Das Concept der demgemäss
aufgesetzten Ordre ist vom 20. August datirt.]
»Die Heinrich'sche Grenadiercompagnieen empfangen also ihre Ordre zum
Marsch nicht eher als die hiesige Garnison4).« Sie marschiren »den 27. früh«
nach Beelitz und stossen zu Wangenheim, dem sie die 40 Pontons, »so die
Gr[enadiere] von Prinz von Preussen den 26. von Berlin bringen«, nebst einer
verschlossenen Ordre Uberliefern, welche die obigen Weisungen »wegen dem
Brückenschlagen« enthält.
»Die Gensdarmes werden in Berlin von dem Feldmarschall Kalckstein in-
struirt als auch alle übrige [Berliner] Regimenter5).«
7) Der Prinz von Preussen erhält am 25. Befehl, seine beiden Grenadier-
compagnieen zu beordern, »dass sie den 26. die 40 Pontons, so ihnen Oberstlt.
Dieskau überliefern wird, herbringen und hier alsdann unter Commando des
Oberstlt. Bttlow mit die 2 Gr [enadier] compagnieen von der Garde ein Bataillon
formiren aollen8).
»9) Die Instruction vor Fürst Moritz, welche er erst den 22. zu haben
braucht, werde ich Ubermorgen von Berliu herschicken. Wann aber die Berlinische
und hiesige Garnison die Ordres erhalten, sich marschfertig zu halten, so wird
ihm solche zwar auch ebenfalls zugeschickt, aber dabei express angeführt, dass
er Bein 2. Bataillon nicht eher aus Nauen nach Spandau an sich ziehen soll, [als]
bis er erstlich noch besondere Ordre darüber erhält. [Das Concept der dem-
gemäss aufgesetzten Ordre ist vom 21. August datirt]
»9) So ist anjetzo meines Wissens nichts weiter mehr zu beordern. Das
Jägercorps7) werde ich instruiren . . «
l) Vgl. S. 92. 2) Vgl. S. 97. 3) Vielmehr formirten die Grenadier-
compagnieen von Wangenheim mit denen von Wietersheim ein Bataillon, und
ebenso die von Prinz Heinrich mit denen von MUnchow, vgl. dazu Nr. 102.
4) Vgl. Nr. 181. 5) Vgl. Nr. 182. 6) Vgl. Nr. 102. 7) Vgl. S. 101.
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106 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 181. Der König an Major von Diericke vom Regiment Garde in
Ug' 19 Potsdam. Potadam, 19. August1) 1756.
Nack dam Coneepi.
»Ich befehle hierdurch, dass Ihr die Beurlaubeten von dem 2. und 3.
Bataillon Meines Regiments Garde den 20. dieses einziehen lassen, auch
sonsten die Feldequipage in gehörigem Stande bringen lassen sollet, auf
dass, wann es befohlen wird, alles in marschfertigem Stande sei.«
»In simili, mutatis mutandis« an: Prinz Heinrich, Retsow und Garde du
Corps (Oberstlt. von Blumenthal).
Aug. 20 182. Der König an Feldmarschall von Kalckstein in Berlin2). Pots-
dam, 20. August 1756.
Nach dem Concapt
Verweist Kalckstein auf die ihm bereits zugegangene besondere In-
struction und befiehlt ihm, »nunmehro vom 21. dieses an zu rechnen« sein
Regiment in völlige Marschbereitschaft zu setzen. »Das Regiment bekommet
keine Equipagegelder, weil es die Pferde in natura geliefert erhält. « ») Brot
wird auf 9 Tage mitgenommen.
ȟbrigens habe Ich die Berlin'sohen Regimenter an Eure weitere In-
structions und Ordres verwiesen.«
Die entsprechenden Befehle ergchen am gleichen Tage an die Regimenter:
Winterfeldt, Prinz von Preussen-Infanterie, Markgraf Karl und Forcade.
Ferner: an das Regiment Gensdarmes (G. Lt. von Katzler), welches jedoch
Equipagegelder empfängt und Fourage auf 3 Tage mitnimmt.
Sämtliche Regimenter nehmen zugleich die Verpflegungsgelder für September
und October mit4).
[Aug.] 183. Weisung des Königs für das Cabinet. [Potsdam, August 1756.]
Nach der Urschrift. EijeDhtndig
»Ich habe vergessen eins zu erinnern. Die 12 neue Übercomplette
per Escadron, die müssen Pferde haben. Wor es nicht befohlen ist, so
muss Prinz Ferdinand vor seine unterhabende Cavallerieregim enter, Prinz
Moritz vor die, so zu ihm stossen, Prinz Bevern und Lestwitz sowohl als
Winterfeldt geschrieben werden, dass, sowie sie in Sachsen kommen, müssen
1) Am 19. August weist der König Köppen an, 400000 Thlr. an Lehwaldt
für die Ausrüstung und Verproviantirung des ostpreussischen Corps zu über-
machen, vgl. P.C. 13, 237. Sie wurden dem Erbprinzen von Hessen-Darmstadt
zum Transport Ubersandt. 2) Vgl. S. 105. 3) Vgl. S. 76. 4) Vgl. S. 99.
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1756 August 19 August 23.
107
sie die besten Pferde zusammenbringen lassen und damit die Regimenter (1756
Cavallerie nnd Dragoner beritten machen.« Aug'^
Die demgemäß» aufgesetzten Ordres sind vom 21. AugUBt datirt.
184. Winterfeldt an Eichel in Potsdam. [Berlin, 22. Angust 1756.] [Aug. 22]
N*ch d« UnehrtfL
'Morgen den 23. August wird an dcB Fürst Moritz Durchl. die Ordre ge-
schickt, sein 2. Bataillon aus Nauen den 25. dieses au sich zu ziehen, den 27.
aber mit dem ganzen Regiment nebst 2 Gr[enadier]compagnieen von Spandau auf-
zubrechen und durch Potsdam nach Saarmund zu marschiren *), indem Se. Durchl.
mit Dero Regiment bei Sr. M. Potsdam'schen Colonne bleiben nnd ihren Marsch
mit selbiger über Mittenwalde, Storckow, Beeskow und Frankfurt nach Schlesien*)
fortsetzen sollten. Zu dem Ende käme denn hierbei auch eine verschlossene
Ordre, als welche, wann keine andere gegeben, Solche den 27. in Saarmund er-
brechen nnd der Marsch darnach fortgesetzt würde.
»IB. In der verschlossenen Ordre wird denn die hier beigefügte Instruction s;
und Marschtabelle gelegt.«
[Am Rande der Ausfertigungsvermerk Eichels: »ist alles expediret worden
den 23. August 1756«.]
185. Eichel an Winterfeldt in Berlin. Potsdam, 23. August«) 1756. Aug. 23
Nach der Urschrift; abgedruckt: P. C. 13» 265.
Auf expressen Befehl des Königs bittet Eichel um sofortige Mittheilung,
wo sich am 24., 25. und 26. die Generale Lestwitz, Meyerinck, Ferdinand
von Prenssen und von Braunschweig, Bevern und die Regimenter Mark-
graf Friedrich, Eugen von Württemberg, örtzen, Truchsess und Normann
befinden, um ihnen »bei einem gewissen fivenement« 5) durch Estafette
Ordre zuzuschicken, »gleich Halt zu machen« . . .
1) Vgl. S. 103. 105.
2) Ein Versehen Winterfeldts, da die Potsdam'sche Colonne geraden Wegs
nach Sachsen raarschirte. Vgl. auch S. 109.
3) »Instruction vor der III. Colonne auf Wittenberg (vgl. S. 103) und von da
weiter bis ins Lager bei Nossen unter Commando des 6. Lt. Fürst Moritz Durchl.,
Potsdam den 23. August« (das Datum von Eichel zugesetzt).
4) In seiner Antwort auf den Bericht Lehwaldts vom 17. August über eine
Feuersbrunst in Königsberg stellt der König am 23., »auf den Fall, dass der sehr
Btark anscheinende Krieg noch vorübergehen und der Friede conserviret werden
kann«, »einige extraordinäre ßeihlilfe« in Aussicht
5) Gemeint ist die Ankunft des Klinggräffen'schen Couriers mit der Antwort
des wiener Hofes auf die zweite Anfrage des Königs.
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108 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Kriege».
1756 186. Eichel an Winterfeldt in Berlin. Potsdam, 24. August 1756.
Aug. 24
Nach der Urschrift; *b»»dnickt: P. C. 13, 271
»Ew. Exo. werden aus der heutigen schon vorausgeschickten Ordre1)
bereits ersehen haben, wie des Königs Majestät den Marsch der Regimenter
nun auf einen Tag später gerücket haben.« Eichel berichtet im folgenden
Uber die Expedirnng der gleichen Ordre an eine Reihe von Generalen und
Regimentern2). Der König vermisse die in Winterfeldts Händen befindliche
Generalmarachtabelle 3).
»Der König seind zum höchsten embarrassiret, dass der Courier von
Wien4) noch nicht kommet, um Dero Parti nehmen zu können, und rechnen,
dass solcher zwischen heute und morgen Abend kommen soll; ich bin aber
fast persuadiret, dass, wenn auch solcher früh kommet, er vor Übermorgen
nicht hier sein kann noch wird und vielleicht noch später kommet, wenn
der wiener Hof nicht prompte dem von Klinggräffen antwortet oder der
Courier, wie das letztere Mal geschehen, des Nachts an Olmütz kommet
und nicht passiret wird. Ich bin also besorget, dass es bei denen heutigen
Ordres noch nicht bleiben dörfte, da des Königs Majestät nicht eher
brechen können noch wollen, bis Sie die Antwort aus Wien gesehen und
erhalten haben, und kommet solche heute und ist böse, so kommen morgen
Ordres, nach der ersten Zeit auf- und in Sachsen den 27. einzubrechen;
ist sie gut, so liegen meine Ordres parat, umzukehren. Ew. Exc. werden
nicht ungnädig nehmen, dass mit allem diesen Detail incommodire. «
Aug. 25 1 87. Eichel an Winterfeldt in Berlin. Potsdam, 25. August 1756.
AuKtug aus der Urechrift; abgedruckt: P. C. 13, 273.
Winterfeldt soll zum Nachmittag nach Potsdam mit den Marschtabellen
kommen, weil der König die Ordre parat halten lassen will, »dass, wenn
heute der Courier nicht kommt,4) die Regimenter, wo sie seind, stehen
bleiben sollen bis auf nähere Ordre«.
1) Abgedruckt: P. C. 13, 270.
2) Ein Vermerk der Cabinete-Registratur besagt: »den 24. August 1756 seind
nachstehende Ordres abgegangen«: ausser an die in Nr. 185 genannten Generale
und Regimenter, noch an Kalckstein, Winterfeldt (vgl. Anm. 1), Oberst Goltz
(vom Regiment Meyerinck), Itzenplitz, Ingersleben, Fürst Moritz, Prinz von
Preussen, Wangenhein], Oberstlt. Tettenborn, Carabinier und Prinz von Preussen-
Cavallerie. Die Ordre an Prinz Ferdinand von Braunschweig ist abgedruckt:
P. C. 13. 271.
3) Durch Ordre vom gleichen Tage (abgedruckt: P. C. 13, 273) wird Winter-
feldt angewiesen, die Tabelle dem König zu senden.
4) Vgl. S. 107, Anm. 5.
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1756 August 24 — Augast 26.
109
188. Vermerk der Cabinets- Registratur. [Potsdam, 25. August [1756
1756].») A"*ÄI
»1) Laut Ordre vom 25. August an den 6. Lt. Herzog von Beyern: soll mit
dem Regiment Halt machen, aber marschfertig bleiben, bis auf weitere Ordre.
[Abgedruckt: P.C. 13, 275.]
2) Oberstlt. von Tettenborn: desgleichen mit dem Neuwied'schen Bataillon.
3) G. M. Schönaich: vor dem 28. dieses nicht aufzubrechen, wofern es sich
vielleicht nicht länger aufhalten wird, weshalb weitere Ordre bekommen wird.
4) G. M. Hülsen: desgleichen.
5) G. Lt. Lestwitz: Halt machen, wo er stehet, bis weitere Ordre.
6) G. Lt. Prinz Ferdinand von Braunschweig: desgleichen, bis weitere Ordre.
[Abgedruckt: P. C. 13, 274.]
7) G. M. Meyerinck: vor dem 28. dieses nicht zu marschiren, wo er nicht
noch länger aufgehalten wird, als weshalb er Ordre bekommen soll; auch den
Regimentern seiner Colonne bekannt zu machen, insonderheit Itzenplitz.
8) An den G. M. Pennavaire und Oberst Schwerin2): nicht vor dem 28. zu
marschiren, woferne er nicht noch länger aufgehalten.
9) An den G. M. Prinz Ferdinand von Preussen : desgleichen.
10) G. Lt. Bochow3): nichts eher vornehmen, bis der König ihm weiter sagen
lassen wird.
11) G. Lt. Fürst Moritz von Anhalt: soll bis auf nähere Ordre stehen bleiben.
12) G. M. Lüderitz«): soll bis auf weitere Ordre stehen bleiben, wo er jetzo ist.
13) G. M. Örtzen: gleichfalls.
14) G. M. TruchsesB: gleichfalls.
15) G. M. Itzenplitz: gleichfalls.
16) G. M. Normann: gleichfalls.
17) Oberst Ingersleben: gleichfalls.
18) Oberst Szekely: soll zu Sagan stehen bleiben, bis auf weitere Ordre vom
G. Lt. Lestwitz oder vom König, und ist vor dem 28. dieses an keinen Marsch
zu gedenken.
19) G. H. Quadt: soll Halt machen und bis auf nähere Ordre nicht weiter
marschiren.«
189. Winterfeldt an Eichel in Potsdam. [Potsdam, 26. August 1756.] [Aug. 26]
Nach d«r Urach rift.
>Die Ordres zum Aufbruch.
1) Die Potsdam- und Berlin'sche Garnisonen sollen den 28. aufbrechen5).
Dazu gehört zu Potsdam das Grenadierbataillon Wangenheim. Selbiges bricht
den 28. von Beelitz auf, sobald die lleinrich'schen Grenadiers von Potsdam mit
die Pontons zu ihm stossen6).
1) Vgl. Nr. 187.
2) Vom Regiment Carabiniere.
3) Der Coinmandant von Berlin. Es .handelt sich um die Schliessung der
Thore. 4) Vom Regiment Markgraf Friedrich, vgl. S. 103.
5) Die Ordre an Kalckstein (für die Berliner Garnison) ist abgedruckt:
P. C. 13, 282. 6) Vgl. S. 105.
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110 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1756 2) Die Grenadiers von Prinz Prensun kommen den 27. hier mit die Pontons
Aug. 26]un(j Train d'artillerie, bringen auch Sr. Majestät Equipage mit').
3) Die Colonne des Prinz Braunschweigs bei Halle und was zu Aschers-
leben steht, als General Schönaich und General Hülsen, brechen den 29. von
beiden Orten nach Sachsen ein und continuiren ihre Märsche laut Instruction3}.
4) General Meyerinck : von dem Rendezvous bei MUllrose den 29. nach Guben.
5) General Truchsees und Oberst Goltz mit Meyerinck zu Beeskow: auch den
29. nach Lübben.
6) General Lestwitz: den 30. von Bunzlau nach Görlitz.
7) Oberst Szekely: auch den 30. von Sagau in Sachsen nach Muskau.
8) Prinz Preussen-Cavallerie: den 27. von Bohrbeck, hier bei Potsdam, nach
Bornim, Bornstädt etc., melden sich beim Könige und auch beim General Retzow*).
Den 28. von da nach Deutschen und Wendscben Bork, auch Schlalach und so
weiter laut Marschtabelle, welche S. M. haben.
9) Garabiniers in Genthin brechen den 28. nach Ziesar auf, den 29. aber
laut ihrer verschlossenen Ordre in Sachsen.
10) Prinz Ferdinand Hoheit in Nauen: den 28. nach Brandenburg und von
da den 29. mit MUnchow besage der verschlossenen Ordre4.
11) Fürst Moritz: den 28. nach Saarmund.
12) General Lüderitz6): den 28. mit Friederich und Württemberg auf die
Dörfer bei Saarmund. Den 29. alsdann mit Fürst Moritz zusammen nach und in
der Gegend bei Trenenbrietzen, laut bereits erhaltener Marschroute6). Fürst
Moritz wird auch avertirt, dass der General Quadt erstlich den 29. von Magde-
burg aufbricht
13) Oberst Ingersleben soll parat sein, den 28. mit seine Schiffe abzugchen7),
dennoch aber nicht eher abgehen, bis er Ordre bekommt, gleich abgehen zu können.
14) General Quadt: mit die westfälische Regimenter den 29. von Magdeburg
und so weiter laut erhaltener Marschroute und Instruction').
15) Oberst[lt] Tettenborn: den 28. von Kloster Leitzkau; folgt alsdann seiner
Marschroute bis an der Elbe7).
16) Herzog von Bevern: den 27. nach Köpenick, den 28. Ruhetag, den 29.
nach Zossen und so weiter laut seiner Marschtabelle. [Abgedruckt: P.C. 13,281.)
17) Regiment Baireuth: den 27. nach Schmöckwitz und derer Orten, den 28.
Ruhetag; den 29. nach Buchholz, den 30. laut Marschtabelle des Herzogs von
Bevern.
18) Regiment Normann in Strausberg: den 26. nach Rudow, den 27. nach
Teupitz und derer Orten»), den 28. von da nach Luckenwalde]. Dieses wegen
General Normann will ich besorgen. <
1) Vgl. S. 105. Abgedruckt: P. C. 13, 282. Jedoch wird dort der Aufbruch
schon für den Abend des 26. befohlen. Die Ordre trägt den eigenhändigen Zusatz
des Königs: >Vous voyez bien par ceci en quoi peut consister la räponse de la
cour de Vienne.«
2) Abgedruckt: P. C. 13, 280. Mit dem eigenhändigen Zusatz des Königs:
»La räponse est venue et ne vaut rien.« 3) Vgl. S. 105.
4) Vgl. S. 104 und P. C. 13, 291. 5) Vgl. S. 109, Anm. 4.
6) Vgl. S. 103. Die obigen Ordres für die beiden Regimenter werden an
Bevern Ubersandt, vgl. P. C. 13, Nr. 7917. 7) Vgl. S. 97. 8) Vgl. S. 98.
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1756 August 26 - September 26.
111
190. Feldmarschall Graf Schwerin an den König. Neisse, 31 aoüt ms
1756. g'
Nack dar Umhritt.
'Maintenant que V. M. a commence* 8es Operations, il m'importe de
savoir si, par 8on entre'e en Saxe, la guerre est formellement dejä d^clarde
ou si cette däclaration dopend encore du retour du courrier1) de Vienne.
II me serait maintenant encore aise" de rafler une partie de leur Posfärung
le long de notre frontiere et avant que Piccolomini s'avance avec un corps
d'arme*e vers Troppau, comme on m'avertit qu'il le fera dans peu.
»Je ne pense pas que le courrier de Vienne pnisse fitre de retour
ici avant le 3 ou le 4 au plus tot, et joindre V. M. avant le 6; d'oü je
conclus que je ne pourrais reoevoir Ses ordres sur ce qu'Elle aura r&olu
sur cette re"ponae de Vienne, que le 9, et ce dälai pourra me faire perdre
des occasions dont je pourrais profiter maintenant que les ennemis ne sont
point encore en force sur la frontiere. Ces premieres avances au comnien-
cement d'une guerre me paraissent de consäquence, que V. M. connalt
mieux que personne.«
Der ScüIubs bandelt von der sicheren Beförderung des Schreibens an
den König.
191. Der König an das Feldcommissariat zu Dresden. Sedlitz, Sept. 26
26. September 1756.
Nach dem Concept.
»8. K. M. haben auf anliegende . . . Vorstellung des Obristen von
Puttkammer resolviret, dass denen gesamten Chefs derer Escadrons seines
Regiments die 60 Übercompletten , welche dieselbe schon seit letzterm
1. Julii an verpfleget und in Campagne mitgenommen haben, ratione des
gewöhnlichen Tractaments vergütet und extraordinarie noch nachbezahlet
werden sollen; wie dann auch damit ferner continuiret und vorgedachten
Übercompletten das gewöhnliche Brot mit gereichet werden nmss.« Das
Feldcommissariat soll daher die nachträgliche Zahlung des Tractaments
und die Lieferung des Brotes veranlassen2).
1] Der die Antwort auf die dritte Anfrage des Königs Uberbringen sollte.
2) Ähnlich befiehlt der König am 21. December 1756, anf Schwerins Vor-
stellung vom 17. hin, dem Minister Schlabrendorff, das Tractament für die Über-
completten der Husarenregimenter Wartemberg und Wechmar »vom 1. des in-
stehenden Monats Januarii an zu rechnen« aus den Etatsüberschiissen anzuweisen.
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112 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 192. Der König an das Feldcommissariat zu Dresden. Haupt-
>Ct 29 quartier Gross-Sedlitz, 29. October 1756.
Nach dem Concept.
Auf eine Anfrage vom 26. antwortet der König, dass die Ver-
pflegungsgelder1) den neuen, aus den sächsischen Truppen errichteten
10 Infanterieregimentern zwar »vor complett< angewiesen, aber, >da
solche noch nicht complett sein«, nur nach dem effectiven Fuss der Mann-
schaft ausgezahlt würden.
»Was die vormaligen sächsischen Cavallerieregimenter anbetrifft, da
wird die Mannschaft davon allerdings nach dem Fuss der preussischen
Regimenter verpfleget, und dienet dem Feldcommissariat deshalb zu seiner
Direction, dass von gedachter Cavallerie 4 Eacadrons zu dem Regiment
von Prinz Eugen Württemberg-Dragonern kommen und auf dem completten
Fuss verpfleget werden, welches die Anzahl von ohngefähr 500 Mann aus-
machen wird. Zu der jetzigen königl. Escadron Garde du Corps werden
aus gedachter sächsischer Cavallerie noch 2 Escadrous gemachet, die zu
gedachter Garde du Corps stossen und also mit auf gleichem Fuss ver-
pfleget werden müssen. Die übrige sächsische Cavallerie wird bei denen
andern königl. Cavallerieregimentern untergestochen werden« und bis dahin
»nach dem effectiven Fussc verpflegt.
Der Schluss handelt von der Zahlung des Tractaments an die Officiere
und von der Lieferung des Brotes.
[Oct. 29] 193. Der König an Etatsminister von Borcke in Torgau, [Grosa-
Sedlitz, 29. October 1756.]«)
Naoh dem Concept; der ScUum der Ordre liegt nicht vor.
»Des G. Lt. Fürst Moritz von Anhalt Liebden haben Mir anzeigen
müssen3), dass, als Dieselbe auf Meine specielle Ordre an Euch bekannt
gemachet, wie zu denen neu errichteten 10 Regimentern Infanterie4] die
noch fehlende Mannschaft nach der Euch zugesandten Designation mit
8052 Rekruten5} in dem hiesigen Lande ausgeschrieben und bis zum
20. November c. complett zusammengebracht und denen respective Regi-
mentern abgeliefert werden müssen, Ihr solches nach der darauf von Euch
1) Nach einer Ordre vom 19. October sollten die Verpfleguogsgelder den
vormalig sächsischen Truppen, wie den Freibataillonen (vgl. Nr. 178) vom 1. No-
vember ab gezahlt werden.
2) Das Datum nach der Antwort Borckes, Torgau 30. October.
3) Bericht d. d. »Lager bei Sedlitz« 26. October. 4) Vgl. Nr. 192.
5) Einbegriffen sind 300 Rekruten für die Artillerie; dazu kauen noch
1240 Knechte.
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1756 October 29 -
November 29.
113
erfolgten und an Mich in originali eingesandten Antwort1) als eine 1756
Ohnmöglichkeit ansehen und halten wollen. Worauf Ich Euch dann hier- ct" 2
dnreh bekannt mache, dass . . . gedachte Anzahl Rekruten gegen die
geordnete Zeit ohnfehlbar für gedachte Regimenter zusammengebracht
»ein müsse . . . « *)
194. Der König an den Erbprinzen von Hessen-Darmstadt in Köslin. Nov. 29
Dresden, 29. November 1756.
Nach dem Concept; die Urschrift (im Groashenogl. Haus- und StaaUarehiT tu Dannstadt)
ist vom 30. November datüt
Der König schreibt, er habe zur Erleichterung der Provinz Pommern,
>aus dieser und zugleich andern Ursachen resolviret, dass Ew. Liebden
nur sofort mit denen unter Dero Commando stehenden Regimentern ins-
gesamt aufbrechen und sie nachstehendermaassen verlegen sollen«: die
Regimenter Darmstadt und Amstell nach Görlitz, Franz von Braunschweig
nach Naumburg am Queis, Alt-Württemberg nach Sagau oder Bnnzlau,
2 der Grenadierbataillone nach Laub an, das dritte nach Greifenberg oder
Löwenberg in Schlesien'), nach dem Gutfinden des Generals Lestwitz.
Das Regiment Alt-Württemberg nimmt die letztabgelieferten 400000
Thir.4) bis Prankfurt a. 0. mit, von wo Köppen ihren weiteren Transport
nach Breslau») veranlassen werde.
»Überhaupt nehmen vorgedachte Regimenter ihre völlige Feldequipage
und Proviantfuhrwerk mit sich«, ebenso die zu ihnen gehörige Artillerie,
wahrend die für das ostpreussische Corps bestimmte zu Lehwaldts Ver-
fügung zurückbleibt6).
1) D. d. Torgau 25. October.
2) Auf dem Berichte des Fürsten Moritz, Dreßdon 18. December, mit der
Klage Uber ungenügende und säumige Lieferungen, findet sich die eigenhändige
Weisung des Königs: »Ordre an die sächsische Landatände, tüchtige Leute aus-
zusuchen und die Lieferungen der Rekruten zu beschleunigen, mit Drohungen,
widrigenfalls mit der Schärfe zu verfahren. Friederich.« Demgemäss eine Ordre,
Dresden 19. December, »an die cbursächsische Landesstände und Kreisdeputirten«.
3) Vgl. Nr. 99. Das Regiment Seydlitz war bereits durch Ordre vom 19. October
nach Sagau in Schlesien beordert worden. 4) Vgl. S. 106, Anm. 1.
5) Nach einer entsprechenden Ordre an Boden vom 1. December war das
Geld zum Getreideankauf bestimmt.
6) Am 6. December wiederholt der König dem Prinzen den Befehl, den
Marsch mit den Regimentern »sonder einigen weiteren Anstand« anzutreten,
»indem deren Ankunft allda pressiret«.
Acten «ur Vorgeschichte des 7jlhrlf«n Krieges. 8
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114 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 195. Der König an Etatsminister von Borcke in Torgau. Dresden,
>ec' 8 8. December 1756.
Nach dem Concept
»Nachdem Bich ein vorhin in holländischen Diensten gestandener
Obrister Marquis d'Angelelli in Meine engagiret ') und Ich mit demselben
eine Capitulation zu Errichtung eines Freibataillons auf den Fuss, wie die
bisher schon errichteten formiret werden3), getroffen habe, vermöge welcher
dann ihm überhaupt an Kosten eine Summa von 6000 Thlrn. von Mir
accordiret worden«3), soll Borcke diese an d'Angelelli »aus denen säch-
siscbon Revenus« auszahlen lassen.
Dec. is 196. »Circulaire-Ordre an die Regimenter Kürassierer.«4) Dresden,
18. December 1756.
Nach dem Concept
»Da Ich resolviret habe, jede Compagnie Eures unterhabenden Regi-
ments noch mit 6 Gemeine und 1 Gorporal zn augmentiren, so befehle
Ich hierdurch, dass Ihr sehen sollet, deshalb solche 7 Mann par Compagnie
und also vor das ganze Regiment 70 Mann tüchtige und zu Kürassiers
gebauete Leute anzuwerben. Vor jeden Mann deshalb werde Ich Euch
10 Thlr. vergüten; vor die Mundirungsstflcke, Pferde, Reitzeug p. wird der
G. Lt. von Massow sorgen. Daher Ihr nur die Leute aus hiesigen Lande
zn schaffen suchen sollet, und müsset Ihr solche mit Anfang des kommen-
den Monates Februarii zusammen nnd complett haben.«
P. 8.
»Da Ich auch bei Eurem [Regiment] noch 5 neue Fähndrichs zu
setzen gewillet bin, so habt Ihr zu melden, ob Ihr Mir solche aus Euren
Junkers vorschlagen oder auch sonst darunter etliche hübsche junge Edel-
leute, die gleich Officiers werden wollen, schaffen, danebst aber auch die
Stelle der vorgeschlagenen Junkers wiederum aus jungen Edelleuten er-
setzen könnet.«
1) Vgl. P. C. 13, 432. 564.
2) Vgl. Nr. 178. 3) Dnreh Ordre an WoberBnow, DreBden 8. December.
4) Dieser wie der folgenden Ordre (Nr. 197) liegt die eigenhändige Auf-
zeichnung des Königs zu Grunde:
»Augmentation]: 840 Kürassier, darunter 120 Corporate;
60 neue Cornets.
Dragoner: 4 Escadrons [nämlich bei dem Regiment Prinz
Engen von Württemberg, vgl. S. 112].
560 Mann, darunter 80 Corporate;
40 neue Fähndrichs.«
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1756 December 8 — Decomber 18.
115
Die Ordre ergeht an: Gensdarmes (Q. M. von Katzler), Leibregiment (G. Lt. 1756
von Katt), Leib-Carabiniers (G. M. von Pennavaire), Prinz von Preuseen (Oberatlt. Dec. 18
von Oppen), Markgraf Friedrich (G. M. von Krosigk), Bochow (Oberst von Seydlitz),
Baron Schönaich, Driesen.
>In Bimili, ausser der Passage: in hiesigen Lande«, an: Buddenbrock (G. M.
von Krookow), Geesler (Oberstlt von Planes), Kyau (Oberst von Marwitz), Prinz
Schönaich.
In einer »Circulaire-Ordre« vom 22. December befiehlt der König, mit der
Werbung der Mannschaften sogleich zn beginnen, »da Ich die MundirnngsstUoke
vor die Augmentation bereits bestellen lassen, und solche im Monat Februario
bereits fertig sein werden«.
197. »Circulaire -Ordre an die Dragonerregimenfer.« *) Dresden, Dee. 18
18. December 1756.
Nach dtm Cone«pt
»Weil Ich reBolviret habe, Euer unterhabendes Dragonerregiment und
zwar jede Escadron mit 12 Dragoner und 2 Corporals, und also das
Regiment überhaupt mit 60 Dragoner und 10 Corporals zn augmentiren,
80 will leb, dass Ihr Euch alle Mühe geben sollet, die deshalb erforder-
liche 70 Mann hiesiger Orten an tüchtigen, gesetzten Leuten anzuwerben.
Vor jeden Mann zur Werbung werde Ich Euch 10 Thlr. vergüten lassen.
Die Mundirungsatflcke, Pferde , Reitzeug p. wird der G. Lt. von Massow
besorgen. Ihr sollet also nur sehen, die Leute zu schaffen, und müsset
Ihr solche mit Anfang des kommenden Monates Februarii complett zu-
sammen haben.«2)
Die Ordre ergeht an: Truchsess, Katt (bisher: Örtzen), Normann, Prinz Eugen
von Württemberg, Baireuth (Oberst von Meier): »wo anstatt 60 Dragoner 120 Dra-
goner und 20 Corporals und also 140 Mann zu setzen«.
»In Bimili« an: Stechow, Blanckenaee-Dragoner (»wo anstatt hiesiger Orten:
Eurer Orten gesetzet wird«).
Durch »Circnlaire-Ordre« vom 22. December wird den Regimentern befohlen,
zu berichten, »ob Ihr vermeinet, die zu dieser Augmentation benüthigte Pferde,
wo nicht alle, doch guten Theils Eurer Orten herum von recht gutem dragoner-
mässigen Schlag und gehörigen Jahren aufkaufen lassen zu können, wann Ich
Euch die Gelder davor bezahlen lasse«. Sie sollen sofort mit Anwerbung der
Mannschaften beginnen.
1) Vgl. dazu S. 114, Anm. 4.
2) Jedes Regiment wurde ausserdem mit je 5 Officieren verstärkt, vgl. S. 114,
Anm. 4.
8*
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116 Preussiscbe Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
198. Der König an Generalmajor von Refzow in Berlin. Dresden,
21. December 1756.
Auszug loa dem Concept.
Retzow soll »baldmöglichst« dem König über die Kosten einer Ver-
doppelung des Grollmann'schen *) nnd Grape'schen Garnisonbataillons und
einer abermaligen Vermehrung des Lange'schen Garnisonregiments um
2 Bataillone berichten.
Dec. 26 199. Der König an Feldmarschall von Lehwaldt in Königsberg.
Dresden, 26. December 1756.
Nach dem ('OBCopt.
»Ich habe resolviret, dass das dortige Garnisonregiment2) gleichfalls
doubliret nnd ebeumässig auf den Fuss von 4 Bataillons, wie schon mit
denen dortigen beiden andern [Regimentern]3} geschehen ist, gesetzet
werden soll. Ihr sollet dannenhero nur gleich dazu thnn und die dazu
erforderliche Mannschaft aus dortiger Provinz zusammenbringen lassen,
auch es darunter ebenso halten, als wie es deshalb vorhin mit dem
Sydow'schen und Manteuffcf schon Regiment bei deren Doublirung gehalten
worden.«
Lehwaldt soll die erforderlichen Officiere ernennen und erhält die
nöthigen Patente, in blanco und unterschrieben, zugeschickt.
»Die Verpflegung vor beide Bataillons werde Ich Euch auf ein ganzes
Jahr zum Voraus . . . baar übermachen lassen. Die Mundirungsstücke,
Gewehr, Taschen p. wird Euch der G. Lt. von Massow der ihm deshalb
ertheileten Ordre gemäss gleich hinschicken. Daher Ihr dann das übrige
nur alles inzwischen besorgen sollet.
»Ihr sollet Mir übrigens [schreiben], ob es angehet, dort in Preussen
vor die dasige Dragonerregimenter Pferde von Dragonerschlage zu be-
kommen, wenn Ich die Übercompletten noch mehr augmentiren und be-
ritten macheu wollte.«
Dec 27 200. Der König an Oberst von Grape in Magdeburg *). Dresden,
27. December 1756.
Nach dem Concept.
»Da Ich des Vorhabens bin, Euer unterhabendes Garnisonbataillon
zu doubliren und solches mithin durch 5 Musketiercompagnien zu augmen-
1) Bisher: Hellermann. 2) Luck.
3) Sydow und Manteuffel, vgl. Nr. 149. 163. In der Vorlage verschrieben:
»Bataillons«. 4) Vgl. S. 88.
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1756 December 21 — 1757 Januar 8.
117
tiren nnd auf den Fuss eines Garnisonregiments zu setzen1), so habe Ich 1756
Euch solches hierdurch vorläufig bekannt machen wollen, damit Ihr vor-
hero Eure Überlegung machen könnet, woher Ihr die dazu erforderliche
Mannschaft werdet zusammenbringen können, c
201. Der König an Generalleutnant von Massow in Berlin. Dresden, Dec. 30
30. December 1756.
Nach dem Concept
Theilt mit, dass er die Verpflegungsgelder fllr die 4 neuen Garnison-
bataillone3) »von hier aus« der Oeneralkriegskasse znr weiteren Auszahlung
übermachen lasse. »Ihr habt also Eures Ortes wegen der Mundirungs-
stflcken und übrigen Sachen das erforderliche zu besorgen. Im übrigen
können von denen Verpflegungsgeldern dieser 4 neuen Bataillons wegen
der Mundirungsstflcke die erstem Monate nicht einbehalten werden3), weil
die Augmentation sogleich und sonder Zeitverlust geschehen muss, und
müssen also die deshalb betragende Kosten von Mir besonders angewiesen
werden.«
202. Der König an Feldmarschall von Schwerin in Neisse. Berlin, 1757
S. Januar 1757. J&0' 8
Nach dam Concept; die Ordre an Lebwaldt iat abgedruckt: P. C. 14, 169.
»Weil es die Noth wendigkeit erfordert, dass Ich alle Force anwende,
am bei bevorstehender Campagne die gehörige Efferts thun zu können, so
habe Ich ä propos gefunden, bei denen unter Eurem Gommando stehenden
Infanterieregimentern in Schlesien jede Musketiercompagnie, sowie auch jede
Grenadiercompagnie mit 30 Mann zu verstärken, also dass ein jedes der
unter Eurem Commando stehenden 10 schlesischen Regimenter4) mit 360
Mann augmentiret wird, welches eine Augmentation vor die 1 0 Regimenter
von 3600 Mann allein ausmachet.
»Die Leute dazu müssen aus denen Gantons genommen werden; was
aber Mundirungsstücke, Gewehr und dergleichen anbetrifft, solches wird von
hier ans durch den G. Lt. von Massow besorget werden, ausser dass, weil
die Regimenter noch einige Mundirungen in Vorrath haben, sie davon
nehmen müssen.
»Vom 1. Februar an zu rechnen, bekommen diese Leute Löhnungen.
Es müssen die Regimenter aber sich alle Mühe geben, die Leute gut aus-
1) Vgl. Nr. 198. Die entsprechenden Ordres an Grollmann und Lange liegen
nicht vor. 2) Vgl. Nr. 198. 200. 3) Vgl. dazu Nr. 40.
4) Am 17. Januar wird Schwerin benachrichtigt, dass bei diesen nicht das
Regimont Pioniere, sondern Brandes, »obschon solches jetzo zu der hiesigen
Armee in Sachsen gehöret«, einbegriffen sei.
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118 Prosaische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1757 zucxorciren. Auf die Grösse kann nicht so genau gesehen werden, nur
muss zur gesetzten Zeit alles complett seind. Ihr habt also das erforder-
liche sogleich bei gedachten Regimentern zu verfugen.«1)
Oleichfalls am 8. Januar theilt der König dem Feldmarschall Lehwaldt seinen
Entschluss mit, die 5 dortigen Feldinfanterieregimenter, inclusive der Grenadier-
compagnien*), pro Compagnie mit 30 Mann zu verstarken und die Dragoner-
escadronen auf 190 bis 200 Mann zu bringen, »ohngefähr auf den Fuss, wie Ich
die hiesige Dragonerregimenter jetzo augmentire«»); die Pferde dazu seien aus
der Tilsiter Niederung zu nehmen.
Jan. 9 203. »Circulaire-Ordre.« Berlin, 9. Januar 1757.
Nach d«m Concapt
»Da bei denen jetzigen Umständen Ich ä propos gefunden habe und
es schlechterdings nothwendig ist«, soll jede Musketier- und Grenadier-
compagnie des Regiments mit je 30 Mann aus dem Ganton verstärkt
werden 4).
Die Leute erhalten die im alten Quartierstand des Regiments in
Pommern vorrätbigen Montirungen, in Berlin Gewehr und Patronentaschen
und marschiren dann in den gegenwärtigen Quartierstand. Löhnung wird
vom 1. Februar ab gezahlt.
»Es muss dabei auf die Grösse so gar genau nicht gesehen werden.
Ihr sollet Euch aber nebst denen Officiers des Regiments alle Mühe geben,
diese Leute noch in dem Winter und vor Anfang der Campagne gut aus-
zuexerciren und in Ordnung zu bringen.«
Die Ordre ergeht an: Moritz, Amstell, Bevern, Manteuffel (bisher: Jeetz),
Pritz (bisher: Blanckensee).
»In simili« an: Schwerin, Darmstadt, Ferdinand von Preussen, Prinz
von Preussen, Kalckstein, Markgraf Karl, Winterfeldt, Forcade, Mcyerinck,
Itzenplitz.
»In simili« an: Alt-Kleist, Ferdinand von Braunschweig, Zastrow (bis-
1) Am 23. Februar schreibt der König an Schwerin, daas die von einigen
Regimentern beim Ausmarsch ausgehobenen und nach Breslau gesandten Can-
touisten (vgl. Nr. 174) »bei der jetzigen Augmentation« miteingestellt werden
sollten.
2) Am 25. Januar erklärt der König ausdrücklich, dass »die Grenadier-
compagnieen der dortigen Garnisonregimenter nicht mit zur Augmentation«
gehörten.
3) D. h. um 1 Officier, 2 ünterofficiere und 12 Mann, vgl. Nr. 197 u. 199.
4) Vgl. Nr. 202.
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1757 Januar 8 — Februar 3. H9
her: Borcke), Anhalt 3 Bataillone, Hülsen, Knobloch, Jung-Kleist (bisher: Quadt), 1757
Wied«). Jan. 9
»Noch in simili« an: Brandes9), am 17. Januar«).
204. Der König an Feldmarschall von Lehwaldt in Königsberg. Jan. 21
Dresden, 21. Januar 1757.
Augzug &us de» C'oncept.
Dankt dem Feldmarschall für den Bericht vom 14. Januar mit Nach-
richten aus Russland, mit denen er fortfahren soll.
Er tragt ihm auf, die Augmentation bei der Infanterie und den
Dragonern4) »auf das baldigste zu Stande« zu bringen; »wie Ich dann
auch jedes derer dortigen beiden Husarenregimenter mit 60 Übercomplets,
so aber alle beritten und in dienstbarem Stande sein müssen, augmentiren
will, als weshalb bereits alles mit dem 6. Lt. von Maasow concertiret
ist») . . .«.
205. Der König an Generalleutnant von Zieten In Zwickau. Dresden, Febr. 3
3. Februar 1757.
Nach dem Coneept; abgedruckt: bei Winter, Ziatan, II, IM.
»Weilen Ich resolviret habe, dass bei Eurem unterhabenden Husaren-
regiment, ausser der letzthin bereits disponirten Augmentation von 60 Über-
complets9), noch eine zweite Augmentation von 60 anderweiten Übercomplets
gemachet werden soll, so mache Ich Euch solches hierdurch bekannt, um
Euch sogleich dazu anzuschicken. Wobei denn noch eine Augmentation
von 5 Cornets bei Eurem Regiment gemachet werden soll, und wozu Ihr
also vorschlagen könnet.«
1) Am 24. Februar werden die obigen 23 Regimenter vom König durch
»Circulaire- Ordre« angewiesen, dem Regiment Prinz Heinrich, »da dasselbe
eigentlich keine Cantons hat, woraus es die ihm nöthig habende Leute ein-
ziehen könne«, 3 Mann von den ausgehobenen abzugeben nnd diese aus Sachsen
wiederum zu ergänzen. >Ich werde solches als eine Gefälligkeit von Euch
nehmen.« Am 6. März schenkt der König dem Prinzen weitere 24 in Danzig
geworbene Rekruten. Ordre an Wobersnow vom 6. März.
2) Vgl. S. 117, Anm. 4.
3) Am 20. Januar schreibt der König an Winterfeldt, dass die Augmentation
»nicht indistincteinent alle Regimenter trifft, sondern Ich habe Selber diejenige
Regimenter express benennet, welche diese Augmentation nur allein angehet«.
Abgedruckt auch bei Preuss, Urk. Bd. V, 38. 4) Vgl. S. 118.
5) Am 25. Januar schreibt der König an Lehwaldt: »Die Verpflegung vor
die Uberall zu augmentirende Mannschaft wird Euch, vom 1. des kommenden
Monats Februarii an zu rechnen, aus der Generalkricgeskasse zu Berlin hier-
nächst Ubermacht werden, und zwar sowohl vor die Infanterie als Gavallerie
und Husaren.« 6) Die Ordre liegt nicht vor.
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120 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
l757 Die Verpflegung wird auf daa Feldkriegsdirectorium angewiesen und
von diesem ausgezahlt.
Da sich die schlesischen Husarenregimenter, »wann ihnen nur ein ge-
wisses an Gelde dazu gezahlet wird«, aar Anschaffung der Pferde, Mon-
tirungen etc. erboten, sowie die Mannschaften für die Augmentation schon
bereit haben, soll Zieten, »da Ich auch diese zweite Augmentation noch
gerne völlig zustande haben möchte, auf ein gleiches bedacht sein« und
darüber mit dem Flögeladjutanten von Krusemarck correspondiren1).
Die gleiche Ordre ergebt an: Szekely, Puttkammer, Seydlitz.
»In simili, mutatis mutandis« an: Wartemberg, Werner (bisher: Wechmar).
In einer »Circulaire-Ordre« vom 6. Februar an die obigen 6 Regimenter
befiehlt der König, »dass bei der Augmentation des 1 Cornets und {der] 60 Über-
complets per Escadron noch 1 Corporal angesetzet werde« und die Verpflegung
der Augmentation »den 1. des kommenden Monats Martii« beginne.
Febr. 206. Der König an Fürst Moritz von Anhalt in Dresden. [Dresden,
Februar 1757.]
Nach des Bleinotixen Eichels Ar die Antwort *uf dem Bericht« d« Finten.
Fürst Moritz berichtet, Dresden »Erst die Artillerie] complet-
3. Februar: »Wann die 10 neue Eegi- tireDj a[ind] welche anch de8ert[irt];
menter alle vor sie ausgeschriebene
Rekruten erhalten2), so behalten sie
wegen der wiederbekommenen Deserteurs
und weil die Regimenter von Saldern
und von Loen ihre Über-Übercomplette
und ... die Knechte auch nicht behalten
sollen9), in Summa 1550 Mann übrig.«
Der Fürst überschickt eine »Reparation,
wie diese 1550 Mann, sowie die 10 neue
Regimenter complett werden, an die
Garnisonregimenter abgeliefert werden
können«; danach erhalt das Regiment
Lange davon 750 und die Bataillone
Grape und Grollmann je 400 Mann4).
übrige an Garnisonregimenter ver-
theilen.«
1) In der entsprechenden Ordre an Krusemarck vom 3. Februar wünscht
der König die neue Augmentation »noch im künftigen Monate complett und im
Stande« zu haben. 2) Vgl. Nr. 193.
3) Die beiden Regimenter wurden Garnisonregimenter.
4) Vgl. Nr. 198. 200. 201.
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1757 Februar 3 — Februar 11. 121
207. Der König an Generalmajor von Retzow in Berlin. Dresden, tp"
„ „ , Febr. 5
5. Februar 1757.
Nm* d»m Cone«pt.
Retzow soll dem Könige melden, wieviel es koste, das gegenwärtig
aus 200 Mann bestehende Corps Fussj&ger1) auf 2 Compagnien zu setzen
und jede mit 50 Jägern nebst einigen Officieren zu verstärken, »sodass
das Feldjägercorps zu Fuss 300 Mann zusammen ausmache«.
Am 10. Februar ergehen an Retzow, das Feldcomniisaariat und Borcke die
Befehle, dass das Fussjägercorps demgemäss mit 1 Gapitain, 2 Leutnants und
100 Jägern verstärkt werden und diese vom 1. März ab Verpflegung erhalten
sollen.
208. »General-Ordre an alle Regimenter.« '2) [Königsberg], 1 1 . Februar Febr. u
1757.
Nach dem t'onc#pt im Kriegsanhiv de« Königl. Grogion Genoralatabs tu Berlin.
>D& nach Sr. Königl. Majestät Befehl3) die Regimenter mobil gemacht
werden sollen, so werden (Titulatur) sogleich nach Empfang dieses 1 Officier
und dero Regimentsquartiermeister anhero schicken, um die Equipagegelder
zu empfangen. Das Feldtraotament, Rations und Portions erhält das Regi-
ment vom 1. Martii, und wenn es früher marschiret, noch eher. Gleich
Dach Durcblesung dieses ist des fordersamsten zu veranstalten, dass alle
Beurlaubte, die eigene und die, laut beikommender Liste, abzuliefernde
Knechte, die Augmentation4) und alles dergestalt eingezogen werde, damit
das Regiment in wenig Tagen vollkommen marschfertig sei, welches die
completto Löhnung auf 1 Monat vorgeschossen empfangt.« Der Schluss
betrifft die Ablieferung der abzugebenden Knechte, der Kranken und der
Montirungskammern. »Alles dieses wird sonder weiterer Rückfrage ganz
genau befolget.«
Lehwaldt.
1) Bereits am 9. November 1756 hatte der Ktinig dem Capitain von Hartwig,
auf seinen Bericht vom 6. hin, befohlen, »dass Ihr nur die Verstärkung des Corps
durch Annehmung mehrerer Feldjägers von guten Leuten, so sich dazu melden,
zum Stande bringen und complettiren sollet«; die Verpflegung werde vom 1. De-
cember ab erfolgen.
2) In Ostpreussen.
3) Erlass an Lehwaldt, Dresden 5. Februar (P. C. 14, 245).
4) Vgl. Nr. 202. 204.
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122 Preussiache Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
209. Eichel an Etatsminister Graf Podewils in Berlin. Dresden,
9. März 1757.
Nfcch der Urschrift.
Übersendet die Abschrift einer königlichen Ordre und berichtet, dass
er vom König beauftragt sei, »einen besonderen Umstand« dem Minister
zu melden. »Ich bin nämlich von Sr. K. M. befehliget worden, Ew. Exe,
jedennoch unter dem Siegel des grossesten Geheimnisses und mit dem Bei-
fügen, an niemanden als nur allein an des Etats- und Cabinetsministre
Herrn Grafen von Finckenstein Exc. etwas davon zu sagen oder äussern
zu lassen, [zu melden,] dass der Herr Generalfeldmarschall von Lehwaldt
jüngsthin und unter dem 1. dieses an des Königs Majestät berichtet hat,
wie er den Augenblick, da er mit Abfertigung seines Berichtes beschäftiget
sei, die Nachricht aus Samoyten erhalte, dass 500 Mann russischer In-
fanterie durch alle Örter, wo daselbst Fourage bestellet worden, mit dem
Bedeuten gezogen, wie die Bussen solche nicht mehr gebraucheten und
die Verkäufer sehen sollten, wo sie solche Hessen, und dass sie das auf
die Fourage gegebene Handgeld in Bereitschaft halten sollten, um es bei
ihrer Rückkehr gleich retradiren zu können. Es ginge allda stark die
Rede, dass die russische Kaiserin sehr schwach wäre; es würde aber diese
Nachricht durch eine andere [nicht nur] bestätiget, sondern auch hinzu-
gefttget, dass die Monarchin bereits gestorben sei. So wichtig nun diese
Zeitung wäre, so könnte man doch noch zur Zeit mit Zuverlässigkeit nichts
davon sagen, da es inzwischen an ihn nicht fehlen sollte, um sich gründ-
lich darnach zu erkundigen.
»Weilen aber des Königs Majestät heute zuverlässig erfahren haben
wollen, wie die Königin von Polen allhier Briefe aus Warschau gehabt,
worinnen ihr gemeldet worden, dass die russische Kaiserin ä Pagonie sei
so hat solches bei des Königs Majestät die Nachricht von dem Herrn
Generalfeldmarschall von Lehwaldt bestärket.
»Ich gestehe, dass vor meine Wenigkeit ich mein Urtheil über den
Grund oder Ungrund dieser Zeitung suspendiren muss, da mir der Aufzug,
mittelst einem Commando von 500 Mann die bestellete Fourage absagen
und die darauf gegebene Gelder aufkündigen zu lassen, ganz particulier
vorkommet, ob ich gleich nicht weiss, was in solchen Fällen bei der russi-
schen Armee vor eine Etiquette nach denen dortigen besondern Umständen
observiret wird, und dass mir demnächst däucht, dass ein so grosses fivene-
ment wie das vorgedachte von der russischen Kaiserin schon mehrere
Estafettes und Couriers, so die am petersburgischen Hofe befindliche aus-
wärtige Ministres an ihre respective Höfe gesandt, zuwege gebracht haben
würde, wenn auch schon man den schlechten Zustand oder das Absterben
1) Vgl. P.C. 14, 352. 354.
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1757 März 9.
123
erwähnter Monarchin einige Tago cachiren wollen, und dass wenigstens 1757
solches schwerlich zum Voraus nach Königsberg transpiriren können, zu
geschweigen, dass der Swart in seinen im Paquet befindlichen Berichte
vom 19. Februarii der Kaiserin noch deren Zustand nicht mit einem Worte
gedenket, wiewohl diesen höchst malitieusen und übelgesinneten Mann
darunter eben nicht zu trauen ist.
»Inzwischen, da des Königs Majestät Sich von der guten Gesinnung des
jungen petersburgischen Hofes gegen Dieselbe alles gute versprechen und
dahero intentionniret seind, anf den Fall, dass die russische Kaiserin mit
Tode jetzo abgehen sollte, sogleich und sonder Verzug jemanden an den
gedachten jungen Hof expres abzusenden, so haben Höchsdieselbe mir be-
fohlen, Ew. Exc. cito zu schreiben, dass Dieselbe in den allerhöchsten
Secret und mit aller Pre'caution, dass nicht das allergeringste davon
transpiriren noch einmal gemerket werden könnte, die Gredentiales vor den
dahin zu sendenden Ministre, und zwar an den jetzigen Grossherzog von
Russland sowohl als an die jetzige Grossherzogin, und zwar den Namen
des abzuschickenden Ministre in blanco gelassen, in omnem eventum in
denen flatteuseaten und obligeantesten Termes auafertigen und zu 8r. K. M.
Unterschrift anhero nach Dresden baldigst und ehe noch die Krieges-
operationes hier den Anfang nähmen, durch einen sicheren Expressen ein-
zusenden hätten, damit solche auch auf den Fall, dass obgemeldete Nach-
richt prämaturiret wäre, das ßvenement aber nachher erfolgete, sogleich
bei der Hand unter Ew. Exc. sicherer Verwahrung wären, um sodann nur
den Namen des abzusendenden Ministre nebst denen nöthigen Datis inse-
riren und ersteren damit citissime abgehen lassen zu können.
»Es wurde zugleich auch nöthig sein, solchen Credentialen die ge-
wöhnliche Gratulation»-, p. Schreiben besonders mit beizufügen; dabei aber
zu obaerviren wäre, dass, da man noch nicht zum Voraus absehen könne,
in was vor QualitC* der jetzige Grossherzog und Grossherzogin die Regie-
rung des dortigen Reiches antreten würden, und ob solches in der von
russischen Kaiser und Kaiserin oder aber von Regenten und Regontinne
sein werde, also vorgedachte Expeditiones in duplo, auf beide Fälle ge-
richtet, ausgefertiget werden mllssten, damit der dahin abzufertigende da-
von in einen oder den anderen Fall Gebrauch machen könne, da es zu
weitläuftig fallen würde, ihm, wenn er sich einmal auf den Weg nach
Petersburg begeben haben würde, neue und denen Umständen nach ge-
änderte Credentiales und Expeditiones, zumalen wenn des Königs Majestät
eben in Dero Kriegesoperationen gegen den Feind begriffen wären, nach-
zusenden.
»Alles dieses habe Ew. Exc. auf expressen 8r. K. M. [Befehl] unter
den allergrössesten Geheimniss melden, auch deshalb damit einen Expressen
en courrier abfertigen sollen. Dabei vor mein Particulier mir die Freiheit
nehme, anzufügen, wie auf diesen Fall es wohl nöthig sein dörfte, den
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124 Preusaische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
l"57 abzusendenden Ministre mit einer Art von Instruction [zu versehen], die ihn
lärz 9
wenigstens von der bisherigen Situation derer Affairen des russischen Hofes
und des dortigen Ministerii und aller dasigen bisherigen Intriguen respectu
derer auswärtigen Höfe, auch gegen 8. K. M. und sonsten au fait setzete,
weil ich kaum glaube, dass derjenige, welchen Höchstdieselbe auf gedachten
Fall dahin senden werden, nnd von welcher Sie bisher Sich nicht das ge-
ringste Äussern lassen, davon sonderliche Information haben dörfte; und
zweifele ich fast nicht, dass des Herrn Etats- und Cabinetsministre Grafen
von Finckenstein Exc. Sich nicht gerne davon chargiren würden, der-
gleichen Instruction oder Promemoria zu projectiren. Ausser welchen dann
auch ohnvorgreiflich ein neuer recht guter und wohl ausgearbeiteter Chiffre
zu präpariren sein dörfte. Beides aber würde ohne Maassgebung wohl die
Einsendung derer vorgedachten Expeditionen nicht aufhalten dörfen, da des
Königs Majestät, solche noch hier in Dresden bald zur Unterschrift zu
haben, sehr verlangen und meines Eracbtens, wenn es hiernächst auch die
Umstände nicht füglich vergönnen wollten, die Instruction zu 8r. K. M.
Approbation und Unterschrift einzusenden, solche dem nominirten Ministre
allenfalls auch als ein Promemoria, auf Specialbefehl unterschrieben, zu
Gewinnung der Zeit zugestehet werden könnte.
»Sollte indess die von dem Herrn Generalfeldmarschall von Lehwaldt
gemeldete Nachricht sich confirmiren oder doch dasjenige, so der Königin
von Polen gemeldet worden sein soll, sich, wie es endlich der russischen
Kaiserin bekannten Umstände halber [zu erwarten], bald darauf verificiren,
so würde alles vorfgemeldete] wohl sehr pressiren, weil solchenfalls des
Königs Majestät das erste Moment nicht versäumen wollen, um den neuen
russischen Hof vor Sich zu gewinnen und darunter nicht von Dero be-
kannter Maassen höchst boshaften und arglistigen Feinden, die auch die
grobesten und affreusesten Ltigon, Calomnien und M6disances nicht mena-
giren, nicht prüveniret zu werden.
»Sonsten kann ich noch Ew. Exc. meldon, wie Sr. K. M. Intention
in Absicht des russischen Hofes vorjetzo keine andere ist, als nur das zu
erlangen, dass derselbe seine Truppen znrückziehe und sich von dem
jetzigen Kriege mit der Kaiserin-Königin, unter deren Mantel dann der
sächsische Hof mit stecket, nicht melire, weiter aber von erateren nichts
verlangen und übrigens Sich gerne emploiren werden, die zwischen dem
jetzigen Grossherzog und Dänemark schwebende Differenzien amiablement
zu componiren . . .«
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Anhang.
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210. Quartierliste der preussischen Armee. [October 1755.]»)
[1755
Oct]
R«gimenter
I. Feld-Infanterie:
Königs 1. Bataillon Leibgarde (
Königs 2. n. 3. Bataillon Garde ( [ '
Retzow Grenadier-Bataillon (6) . . . .
Prinz Heinrich Füsiliere (35)
Kalckstein (25)
Markgraf Karl (19)
Hacke«) (1)
Forcade (23)
Meyerinck (26)
Itzenplitz (13)
Alt-Württemberg Füsiliere (46) . . . .
Schwerin (24)
Prinz von Preussen zu Fuss (18) . . .
Hessen-Darmstadt (12)
Ferdinand von Preussen (34)
Franz von Braunschweig Füsiliere (39) .
Müncho»w Füsiliere (36)
Ferdinand von Braunschweig9) (5; . . .
Borcke4) (20)
Wietersheim Füsiliere») (47)
Kleist (27)
Bredow6) (21)
Anhalt (3 Bataillone) (3)
Fürst Moritz (22)
Bevern (7)
Potsdam
Potsdam
Potsdam
Potsdam
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Frankfurt (Grenadiere: Fürsten walde)
Spandau und Nauen
Prenslau
Ruppin
Königsberg i. N., Pyritz, Soldin
Brandenburg
Magdeburg
Magdeburg
Burg
Stendal
Halberstadt und Quedlinburg
Halle
Stargard
Stettin
1) Der obigen Liste ist der Abdruck bei Lehmann (S. 105 ff.) zu Grunde
gelegt. Die Veränderungen im Chef und damit im Namen der Regimenter sind
angegeben, soweit sie für die obigen Acten in Betracht kommen. Die ein-
geklammerten Zahlen hinter den Namen der Regimenter bedeuten die Nummer
in der >Stammliste< von 1806; waren diese unter König Friedrich auch nicht in
Anwendung, so ist doch nach ihnen in der Folge allgemein gezählt worden.
2) Seit Mai 1756: Winterfeldt. 3) Bis Juni 1755: Bonin.
4) Seit 20. Juli 1756: Zastrow. 5) 1749: Derschau.
6) Seit Februar 1756: Hülsen.
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128 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
KeK'imenter
Amstell (8)
Jeetz1) (17)
Uchländer2) (30)
Quadt») (9)
Knobloch«) (10)
Wied Füsiliere (41)
Dosbow Füsiliere (45)
Jungken Füsiliere (44)
Lehwaldt (14)
Dohna (16)
Below (11)
Kainein (4)
Kanitz (2)
Schulze (29)
Lestwitz (31)
Kreytz Füsiliere (40)
Kalsow Füsiliere (43)
Fouque Füsiliere (33)
Hautcharmoy (28)
Markgraf Heinrich Füsiliere (42) . . .
Treskow Füsiliere (32)
Brande» Füsiliere (38)
Kurssei! Füsiliere (37)
Stettin
Köslin und RUgenwalde
Anklam und Demmin
Hamm und Soest
Bielefeld und Herford
Minden
Wesel
Wesel
Bartenstein, Friedland, Landsberg (Gre-
nadiere), Schippenbeil
Königsberg i. P.
Königsberg i. P.
Pr. Holland, Mühlhausen, Liebstadt
Rastenburg, Angerburg, Drengfurt, Nor-
denburg
Breslau
Breslau
Breslau
Schweidnitz
Glatz
Brieg
Frankenstein
Neisse
Liegnitz
Glogau
II. Garnisonregimenter und -bataillone:
Lange Garnisonregiment
HellermannS) Garnisonbataillon . . .
Grape Garnisonbataillon
La Motte Garnisonbataillon . . .
Salmuth6) Garnisonbataillon (48).
Sydow Garnisonregiment ....
Manteuffel Garnisonregiment . .
Luck Garnisonregiment
Mützschefahl Garnisonregiment
Neustadt-Eberswalde, Templin, Anger-
münde, Bernau
Kolberg
2 Compagnien Aken, 2 Compagnien
Gönnern, 1 Compagnie Löbejün
Geldern
Wesel
Pillau, Fischhausen, Friedrichsburg
Heiligenbeil, Creutzburg, Zinten, Domnau
9 Compagnien Memel, 1 Compagnie Gum-
binnen
Züllichau, Crossen, Jauer, Striegau, Bees-
kow, Drossen, Stadt Neumark
1) Seit 21. Juli 1756: Manteuffel.
2) Seit November 1755: Blanckensee; seit October 1756: Pritz.
3) Seit 3. October 1756: Jung-Kleist 4) 1749: Dietrich von Anhalt.
5) Seit 21. December 1756: Grollmann.
6) Bis 1. Juli 1755: Wuttgenau; seit August 1756, um ein Bataillon ver-
mehrt: Feldregiment Hessen- Kassel.
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Quartierliate.
129
[1755
Oct]
Nettelhorst Garniaonregiment
Lattorff Garuisonregiment
BJanckenaee Gamiaonregiment . . . .
Neue Garniaonregiment (Oberst Ahlimb)
Ofltfirieaiache Garniaoncompagnien (Oberat
Kalkreuth)
Reichenbach und Glatz
Koael und Namslau
Patschkau, Otttuachau und Ntmptsch
8 Compagnien Rcgenateio, Peitz, Mors,
KUatrio, Beerwalde, Fort Preuaaen zu
Stettin, Spandau, Sommerfeld
4 Compagnien Einöden, 1 Compagnie
Aurich
Land- oder Milizregimenter:
Berlin'aebea Gamiaonregiment (Oberat
Lüderita)
Stettin'schea Garniaonregiment (Major
Stockhausen)
Magdeburgischea Garnisonbataillon
{Oberat Ahlimb)
Künigsberg'acbea Garniaonbataillon
(Oberatlt Hülsen)»)
7 Compagnien
7 Compagnien
4 Compagnien
4 Compagnien
III. Stehende Grenadierbataillone:
Ingeraleben2)
Kahlden«)
Rath«)
Plötz5) ....
Kiinigsbergischea Grenadierbataillon8)
Feldartillerie 2 Bataillone. . .
Artülerie-Garnisonbataillon . .
Artillerie-Garniaoncompagnien .
Regiment Pioniere (49) ....
Corpa der Ingenieurs
Artillerie-Ünter-Staba-Bediente
Magdeburg
Treuenbrietzen und Beelitz
Glogau und Breslau
Neiase und Brieg
Königsberg i. P.
Berlin
Neia8e, Magdeburg, Glatz, Schweidnitz7)
Pillau, Wesel, Stettin, Breslau
Stab undlOCouipagnieuNeisBe; 2Mineur-
compagnien Glatz
IV. Kürassiere:
Garde du Corps (1 Escadron) (13) . . .1 Potadam
Gonsdannea (10) | Berlin
1) Seit 28. Juni 1756: Polentz.
2) 8 Compagnien, von den Bataillonen und Regimentern : Salmuth, Wied (2),
Dosaow (2), Jungken (2), La Motte.
3} 6 Compagnien, von den Bataillonen und Regimentern : Grape, Lange (2),
Neue Garnisonregiment (2), Hellermann.
4) 4 Compagnien, von den Regimentern: MUtzsehefahl (2), Blanokensee (2).
5) 4 Compagnien, von den Regimentern: Nettelhorat (2), Lattorff (2).
6) 6 Compagnien, von den Regimentern : Sydow (2), Luck (2), Manteuffel (2).
7) Die Artilleriecompagnie in Kosel fehlt bei Lehmann.
Acten nr Vorgeschichte des 7j Ihrigen Krieges. 9
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130 Preuasische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
(1755
Oct]
Regimenter
Prinz von Prcusaen zu Pferde (2) .
Driesen») (7)
Leibregiment zu Pferde (3)
Leib-Carabiniers (11} . . .
Baron Schönaich (Ü) ...
Markgraf Friedrich (5; . .
Buddenbrock (1) .
Gessler (4) . . . .
Bochow (8) ....
Prinz Schönaich (9)
Kyau (12)
Wusterhausen, Wittatock, Perleberg,
Zehdenick, Kremmen, GranBee, Pritz-
walk, Kyritz
Salzwedel, Osterburg, Tangermünde,
Arendsee, Arneburg, Seehausen, Len-
zen, Werben
Schönebeck, Wanzleben, Egeln, Frohse,
Calbe, Salze
Rathenow, WolmirstSdt, Neu-Haldens-
leben, Sandau, Havelberg, Loburg
Croppenstüdt, Aschersleben, Oschers-
leben
Belgard, Arenawalde, Beetz, Schievel-
bein, Dramburg, Labes
Breslau
ZUlz, Neustadt, Ober-Qlogau, Krappitz
Ohlau, Grottkau, Münsterberg, Strehlen
Oppeln, Löwen, Gross-Strehlitz, Falken-
berg
Katibor, Leobschütz, Gleiwitz
Ortzen») (4) .
Truchsess (3).
Nonnann3) (1)
Prinz Eugen von Württemberg (12) .
Baireuth (5)
Ruitz (7) . . .
Schorlemer (6)
Holstein-Gottorp (9).
Finckenstein (10) .
Langermann (8).
Nassau*) (11) . .
Blanckensee (2).
V. Dragoner:
Landsberga/W., Woldenberg, Friedeberg
Küstrin, Barwalde, Neudamm
Wrietzen, Lippehne, Schönfliess, Bahn,
Greiffenhagen
Treptowa/R., Wollin, Naugarteu,Mas80w,
Greiffenberg
ückermlinde, Pasewalk, Schwedt, Goll-
now, Treptow, Garta
Tilsit
Königsberg, Wehlau, Labiau, Gerdauen,
Allenburg
Kieaenburg, Liebemlib.1, Deutach-Eylau,
Marienwerder, Freiatadt
Mohrungen, Saalfeld, Neidenburg, Oste-
rode, Hohenstein
Insterburg
Sagan, Beuthen, Sp rottau, GrUneberg
Lüben, Hainau, Bauden, Bunzlau, Frei-
atadt
1) Bis Juli 1755: Bredow.
2) 1749: Bonin; seit 3. October 1756: Katt.
3) Bis 2. Juni 1755: Ahlemann.
4) Seit 27. November 1755: Stechow.
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Quartierliste. Heeresstärke.
131
[1755
Oct]
Zieten (2; .
Scydlitz (8)
(5)
Malachowski (7)
Wartemberg (3).
Wechmar») (6)
Szekely (1)
Pattkammer (4
VI. Husaren:
Berlin, Parohim, LÜbz, Plau
Stolp, Lauenburg, BUtow,
bürg, Zanow, Neu-Stettin, Sehlawe,
Tempelburg
Goldap, Oletzko, Darkehmen, Johannes-
burg, Lyck, LOtsen, Pillkallen und
Scbirwindt, Stallupönen
Soldau, Bischofswerder, Barten, Ortela-
burg, Gilgenburg, Sensburg, Passen-
heim, Pr. Eylau, Rhein und Nikolaiken,
Rosenberg
Bernstadt» Creutzburg, Constadt, Pit-
sohen, Guttentag, Tost, Landsberg,
Rosenberg, Reichthal, Lublinitz
Beuthen, Glelwitz, Ujesd, Peiskretschaui,
Sohrau, Loslau, Gleiwitz, Nickolai,
Berun, Rybnik
Herrnstadt, Tschirnau, Steinau, Wohlau,
Schlawa, Sulau, Köben, Tracheuberg,
Guhrau, Winzig
Wartenberg, Öls, Trebnitz, Hilitsch,
Pransnltz, Stroppen, Bralin, Festenberg,
Juliusburg, Medzibor
FeldjSgercorps zu Fuss und zu Pferde.
211. Summarischer Extract von der Armee.« Potsdam, l7.Novem- 1755
ber 1755. Nov- 17
N«ch dar Urschrift »oa der Hud Bnddeabroeki.
»Infanterie: Oberofficiers 2514
Unterofficiers 5844
Spielleute 2085
Gemeine 73843
Summa: 8428G
>Cayallerie: Oberofficiers 861
Unterofficiers 1572
Spielleute 333
Fahnenschmiede 192
Gemeine 18867
Summa: 21625
1) Seit Februar 1757: Werner.
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132 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755
Nov. 17
»Husaren: Oberofficiers 289
Unteroffiziers 640
Trompeter 80
Fahnenschuriede 80
(ieineine
8100
• Feldjägercorps: Oberofficiers 5
Unterofficiers 16
Gemeine 312
Summa: 9582
»Garnisonen: Oberofficiers 618
Unterofficiers 1488
Spielleute 457
Gemeine 18732
Summa: 21295
Summa Biimmaram: 135988.« l)
1756
212. Heeresgliederung für den Ausmarsch 1756*).
Nach der Urschrift tob der Band eineii Secretira, mit eigenhändigen Correctnren dea König«.
25
Mark
Mark.
Infanterie :
( 2 Bataillons Garde
1 Retzow
2 Heinrich
2 Prinz Preussen
2 Prinz Ferdinand
2 Schwerin
2 MUnchow
12') Berlin: weil Alt- Würt-
temberg, doch sonder Gre-
nadiers , nach Preussen
gehet4).
2 Blanckensee
Pom- J 2 Moritz
2 Beyern
2 Jeetz
Cavallerie :
20 Escadrons Magdeburg
5 Gensdarmes
5 Prinz Preussen
5 Friedrich
10 Baireuth
15 Neumark
5 Württemberg
5 Rochow8)
I Garde du Corps
71 Escadrons [zu
1 58 Mann] : 1 1 200 Mann auf Pferde
10 Zieten
10 Szekely
10 Puttkammer 3300 Mann
101 Escadrons: 14500 Mann
1) Ausserdem sind verzeichnet 310 Hautboisten und 948 Feldscheerer.
2) Vgl. Einleitung. — Da die Stärke der Truppentheilo in den einzelnen
Corps auffallender Weise verschieden berechnet ist, sind in Klammer die Stärke-
zahlen beigesetzt.
3) In einem ersten Entwurf von Eichel sind 14 Bataillone angegeben, d. h.
Alt-Württemberg ist mitgezählt; dafür fehlt dort Kuresell.
4) Randbemerkung des Königs: »recht«.
5) Im Entwurf Eichels dafür: Stechow.
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Heeresgliederung fUr den Ausmarsch 1756.
133
13
Magde-
burg
3 Anhalt
2 Hülsen
2 Ferdinand Braunschweig
2 Borcke
2 Kleist
2 Wietersheim
2 Kurssell *), doch sonder Grenadiers
6 Westfalen
1756
54 BataillonB Musketiers [zu 700 Mann]
13 Bataillons Grenadiers | r Mn „ .
2 > aus Magdeburg | (zU 620 "*™]
69 Bataillons
machen:
47100 Mann
14500 Cavallerie
61600
[Es folgt ein Verzeichniss der »Majors bei die 13 Grenadierbataillons <
der »Generale« des Corps.]
Corps in Schlesien:
und
27*) Bataillons [zu 717 Mann], davon
[1]*) Grenadierbataillons
194004) Mann Infanterie
6600 Mann Cavallerie
260UO Mann
[Es folgt ein Verzeichniss der »Generale«
des Corps]9).
Regimenter Cavallerie:
Buddenbrook
Gessler
Kyau
Stedum»)
Schönaich
Blanckensee
30 Escadronslzu 147 Mann]
4400 Mann
1100 > Wartemberg
1100 > Wechmar
6600 Mann.
In [Ostjproussen:
14 Bataillons in Preussen [davon 5 Regimenter: 8500 Mann
4 Grenadierbataillone], 900 Grenadiers von Gar-
4 Garnisonbataillons7; nisonregimentern0),
von 18 Musketier- J „ . ... „. 2800 [Mann] von 4 [Garni-
bier (3 Grenadier- ( Batai,,on88) sonjbatailions
7 Grenadierbataillons 12200
1) Statt Kurssell später: Brandes. 2) In der Vorlage: 29 (d. h. Kurssell
inbegriffen, vgl. S. 132 Anm. 3); vom König in »27« verändert.
3) Verschrieben: 5 (die Bataillone Rath und Plötz sind mitzurechnen); dazu
die Bemerkung: »fehlen 5 Majors«.
4) So in einer Abschrift verbessert; in der Vorlage ist trotz der Correctur
des Königs (vgl. Anm. 2) für die Infanterie die Zahl 20800 und als Gesamtzahl
des Corps 27400 stehen geblieben. 5) In der Vorlage: Rochow; vom König
in Stechow umgeändert (vgl. S. 132 Anm. 5).
6) Die Namen von 3 noch fehlenden Generalen vom König hinzugefügt. Vgl. S. 48.
7) Zusatz: »mit das Brot«, d. h. auf Feldetat gebracht (Sydow und Manteuffel,
vgl. Nr. 90). 8] Vgl. Nr. 99.
9) Das sog. stehende Königsbergische Grenadierbataillon, vgl. S. 129 Anm. 6.
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134 Preusaische Acten zur Vorgeachichte dea siebenjährigen Krieges.
1756 Cavallorie:
Scborlemer 10 Eacadruna
Ruitz 5
Langermann 5
Holstein 5
Finckenatein 5
600: 4 Compagnien von Kahlden1)
1700: Regiment von Braunachweig
1700:
1700:
1700:
Dannatadt
Amatell
Alt-Württemberg*
19600 Mann
30 Eacadrons [zu 160 Mann] «00 Dragoner
3300 Husaren
Husaren:
RUsch 10
Malachowaki 10'
Seydlitz 10
Escadrons.
27700 Mann
750 Übercompletten von denen
Biachen Regimentern
28450.
[Es folgt ein Verzeichniaa der >Gcnerale«
dea Corps.)
213. Übersicht der schlesischen Festungsetats 1746/47 bis 1756 57 i.
EUt
Schweid-
DiU
Glogau
GUlz
Koael
Neiue
Bri?g
Breslau
Festungs-
Kt'para-
turen-
Dotirung:
Schulden -
^>b-
uhlang
Serris-
Zu- 1
schuss:
1746/47
30000
2000o| 7000
57000
47 4S
40000
40000
40000
40000
160000
48/49
60U00
40000
400OO
20000
160000
49/50
1000O0
(5000]«)
38000
10000
26000
2000
201000
incl. 2000K
Magazin
50/51
100000
6000
20000
13000
27000
166000
51/52
100000
8100
20000
SIMM)
20000
[3900]
160000
52/53
85000
1000
700»
16000
20000
21000
(10000P)
150000
53/64
50000
20000
9000
13000
18000
110000
54/55
30000
20000
20000
10000
13
15000
2000
110(101)
55/56
25000
500
58900
26800
[500]
[500]
13000
14330
139530«:
56,57
[500]'
3S300
;32333 »
13000
Ml'..; •
558000 |136100 |306900| 196600) 172333 | [500] j 5900 [| 52000 | 47330
2H00
1497803
1) In der Vorlage: 900 Mann und 6 Compagnien; vom König geändert in
750 Mann und 4 Compagnien (doch rechnet der König irrthttmlich 150 Mann zu-
viel), vgl. dafür S. 56, Anm. 2.
2) In der Vorlage: 1400 Mann (vom König in 1700 geändert, vgl. Anm. 1)
und der Zusatz: »doch sonder Grenadiercompagnieen «, vgl. Nr. 86. In einem
ersten Entwurf von Eichel fehlt das Regiment überhaupt, vgl. S. 132 Anm. 3.
3) Vgl. dazu Nr. 5. 7. 9. 15. 19. 21. 22. 25. 30. 59 und 214.
4) Von den angewiesenen 20000 Thlrn. wurden nur 5000 verausgabt, vgl. Nr. 9.
5) Wurden erst 1756/57 verausgabt und sind, mit anderen 741 ersparten TWrn.,
in den 32333 dort inbegriffen, vgl. Nr. 59. 214. 6) 32200 Thlr. ans dem königl.
Dispositionsfonds sind inbegriffen, vgl. Nr. 30 u. 214. 7) Vgl. S. 29.
8) Vgl. Anm. 5 und S. 36, Anm. 3. 9) 52891 Thlr. aus dem königl. Dis-
positionsfonds sind inbegriffen, vgl. Nr. 59. 60. 65. 214.
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Schleeische Featungsetats.
135
214. Übersicht aber die Herkunft der schlesischen Festungsetats-
Gelder 1746/47 bis 1756/57
II
Et&ts* ff ftclileü. Etats-
jthr ttberacliÜESc*)
znra «chlea. Füsturi>?seUt
der König ;»u.h
eigenen Fond*
ferner:
ans schles.
Überschüssen
aus Oeneral-
1746/47
47/48
99401 Thlr.
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57000
172925
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100000 /
40000 i'48/49,i5l
60000
16000 aus Geldern bei
Bchlea. Stouerkassenr>)
50/51
179764
100000 149/50)
60000
6000 aus reservirten Glo-
baler Geldern 40/50
51/52
260032
100000 (50/51)
60000
52/53
263416
100000 (51/52)
60000
276792
50000 (52/53)
60000
26162S
50000 53/54}
60000
3714)
25000 38711 "
10000*
6000 (Kusel; SChlCS. Über-
schüsse »j
326101»;
50000 (54/55)
60000
32200 io;»
56/57 1
[326756]
" !
2000 (55/56
18000 «
50000)"}
42335 }
10741 aus dem Bestände
der Furtificationskasse
in Nasse";
1) Ygl. dazu Nr. 213 and S. 134 Anm. 3.
2) Nach einer Aufzeichnung aus dem Jahre 1756: > Nach Weisung des Über-
schusses bei der schlesischen Hauptkasse von anno 1746/47 an«, mit dem Ver-
merk: >ad acta den 7. Juli 1756«. (Breslau, Staatsarchiv.)
3) Vgl. Nr. 215. 4} Vgl. Nr. 7. 5) Vgl. Nr. 9.
6) Vgl. Nr. 15.
7) Ausser 1500 Thlrn. (fUr Glogau) alles für Koael, vgl. Nr. 27. 31.
8) Vgl. Nr. 27.
9) Schles. EtatsUberachÜBBe 55/56: MÜtzschefahl-, Koseler- Artillerie- Aug-
mentationen. 10) Vgl. Nr. 30.
11) Alles für Kosel und Neisse, vgl. Nr. 59. 60. 65. 66. 70.
12) Schles. EtatsilberschUsse 56/57: Nettelhorst-, KoBeler-Artillcrio-Auguicn-
tation, vgl. Nr. 45. 49.
13) Generalkriegskasse 56/57 : Rest der 60000 für Augmentation vom Bataillon
Salmutb, Vgl. Nr. 60. 14) Vgl. S. 36.
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1 36 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
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Grosser Tresor.
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138 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
(1750] 216. Voranschlag des Königs für die Finanzen. [1750.]
Nach einer Abschrift der «igenbfcndigen Urschrift.
1751.
>Au mois de juin il y aura dans lo tresor 5600000 ecus, dont 100000 pour
achcter du grain en Prusse.
Dans la eaisso des chevaux il y aura 200000 ecus, et 100000 pour remonter
les supernumeraires.
Dans la caisse des Mundirung: 240000.
La caisse de guerre aura 1 40000 ecus,
Celle des domaines 24000,
Petit tresor 300000, pour rendre l'armee mobile.
La caisse des chevaux doit avoir 300000 6cus pour 2 carapagnes,
Celle de guerre: 400000, pour avancer la paie d'un mois,
Celle des domaines: 300000 ecus, pour finir l'anneo juste au 1" de juillet.
L'annge 1752.
Caisse des chevaux: 300000, et 11 y aura 40000 des restes.
Caisse de guerre: 140000, et 40000 des chevaux et 40000 des accises»;
font: 220000.
Celle des domaines: 24000; ajoutes 14000 des salines de la Marche, 10000
des peages de Minden, 10000 de surplus des revenus: 34 [font:] 58[000].
Petit tr6sor: 300000.
Le grand tresor: 7400000 ecus.
Lannee 53.
Les chevaux: 300000, et 100000 überhaupt.
Les Mundirung: 240000.
La caisse de guerre a 220000; 140000 de Haasow, 40000 des accises:
400000 6cus.
Celle des domaines: 58000; et 34000 des nouveaux revenus, ajoutes 20000
de Fannee: 54000 [font:] 112000.
Petit tresor: 300000.
Grand tresor: 7400000; de Silesie 700000, des vleilles provinecs 600000, do
la monnaie 600000: 9300000. t
1) Vorlage: >caissee<.
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Voranschläge des Königs für die Finanzen.
139
217. Voranschlag des Königs für die Finanzen. [1751.1 [t75i]
Nach einer Abschrift der eigenhlndigen Urschrift
52
il y aura 7000000
dans le tre*sor
300000
dans la caisse de
guerre
100000
dans la caisse
des domainea
200000
dans le petit
tresor
53
9000000
400
le tont des ac-
ciscß
100 et
50 de la
monnaio
200
54
11000
1000000 de la
monnaie
CA A
000
des acoises, dont
100 de la caisse
des chevaux
150 et
50 desdo-
maines
K A A
500
savoir 300 du
surplus de IE tat
55
13200
10000001) de
monnaie
680
des accisos
200 et
70000 desdo-
uiaincs
et 30000 de Tac-
ciso
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100 de lEtat
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15400
900 monnaie,
100 Massow,
1200 doriStat
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rcste
57
17600
900 monnaie,
1200 Etat,
100 Massow
58
19800
du revenu
218. Voranschlag des Königs für die Finanzen. [1752 ] [1752]
Nach einer Abschrift der eigenhändigen Urschrift.
»Je dois 116000 ecus a Splitgerber ponr des armes; Massow les paicra de
la caisse des chevaux depuis 52 a 53.
Je dois 50000 pour le deTricheraent de l'Oder, et il faut 50000 pour accom-
moder le port de Stettin: 100000; il faut les preter de la Landschaft et les rendre
Tan 1753 des augmentations des nouveaux domaines.
II y a dans le tresor 1752«) : 6550000 öcus, la monnaie yjoint 450000: 7000000;
Dans le petit tresor: 200000 ecus, pour rendre 1'annce mobile;
Dans la caisse des domaines: 64000 ecus; il y a 78000 e*cus, ajoutes 12000
des vieillee salines, 10000 de la houille: 22000, [font:] 100000»); manque[nt]
1) Vorlage: »100000000«. 2) Vgl. dazu Nr. 217.
3) In der Vorlage verschrieben: »900000«.
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140 Prenssische Acten zur Vorgeschichte dea siebenjährigen Krieges.
{1752] II y a dana la caisse de guerrc: 180000 ecus; il y entre Trinitd 52 120000,
[font:] 300000; mnnque[nt] 100000 ccus.
II y a dans la caisse des uniformes et des chcvaux: 500000 ecus; il y entre
150000 ecus, [font:] 650000; cela est complet.«
{1753] 219. Voranschlag des Königs für die Finanzen. [1753 ]
Nach einer Abschrift der ei|<«nhlndigen Urschrift.
»Au printemps de cette ann6e il y aura:
9000000 dana le tresor,
400000 ecus dana la caisse de guerre.
100000 et 20000 des accises, 15000 du sei et 13000 des dettes de la caisse
des cbargos: aornme totale 148000 ecus dans la caisae dea domaines.
700000 dans la caisse des chcvaux.
200000 [petit trfoor], pour rendre Tannce mobile.
1754
il y aura:
11000000 dana le tresor,
500000 ecus et 100000 de Maasow font: 600000 ecua dans la caisse de guerre.
[148000], 50000 ecua des nouveaux revenus, 20000 des accises, 12000 des
salines font: 230000 ecus dans la caisse des domaines.
700000 6cus dans la caisse des chevaux;
50000 pour des fournitures, et
200000 [petit tresor], pour rendre l'arm6e mobile.
L'annee 1755
il y aura:
13000000 dans le tresor,
680000 dans la caisse de guerre.
[230000], 60000 öcus de nouveaux revenus et [10000] ij du sei font: 300000
6cus dans la caisse des domaines.
700000 dans la caisse des chevaux; Massow donnera 150000 pour lea
fournitures de Tarmee;
et [petit tresor], pour rendre l'armee mobile: 100000 ecus de la monnaie,
ajoutes aux 200[000], font: 300000 6cus.
1756
il y aura:
15000000 dans le tresor,
680000 dans la caisse de guerre,
300000 dans celle des domaines,
700000 caisse des chevaux, et Ton fera des fournitures pour 150000 ecus
pour l'armee.
[300000 petit tresor], 70000 des nouveaux revenus, 12000 des salines, 120000
des accises, 200000 des revenus de l'Etat feront: [702000] *j deus, pour rendro
l'armee mobile.
1) In der Vorlage: »240000«, d. h. die Summe des vorangehenden Jahres
1754 ist mit den 10000 zusammengezogen. 2) Vorlage: »600000«.
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Voranschläge des Königs fUr die Armee, die Finanzen und Festungsbauten. 141
1757 [1753]
il y aura:
17000000 dans le tresor,
680000 dans la caisse de gnerre,
300000 dans celle des domaines,
600000 dans celle des chevaux et pour 50000 ecus de fournitures,
700000 [petit tresor^, pour rendre rarmee mobile.«
220. Voranschlag des Königs für die Armee. [1753/54.]
Noch einer Abschrift der eigenhändigen Urschrift.
>Pour l'artillerie de siege.
1754. II faut 100000 6cus.
50000 ecus pour l'armement de l'armße pour une augmentation 1 .
44000 ecus*).
20000 pour la [cuir et gibecieres]«) et ceinturons.
55. 50000 pour l'artillerie; eile sera complete.
J'aurai pour 20 bataillons d'armes et d'ouvrages de [corroyeurs] «).
Si j'en veux faire faire davantage, il däpendra de moi.«
[1753/54]
221. Voranschlag des Königs für die Finanzen und Festungsbauten.
[1754.]
Nach einer Abschrift der eigenhändigen Urschrift. Die Festungsbautenubersicht int abgedruckt
bei : Lehmann, Friedrich der Grosse und der Ursprung des siebenjährigen Krieges (Leipzig
181)41, S. 3 Aura. 2.
Disposition gönörale des grandes caisses de 54 ä 55.
Caisse
degueri
6M)
elleest
cora-
Tresor
ilyail[y]aum
54: , 55:
Domaines Le petit tre'sor Caisse des chevaux
10
11700,
savoir
1300&J
revcnn
ordi-
nale,
mon
naic,
100 des
accises
lt
plcte.
ilya il [y] aura
54 : I 55 :
200 | 300,
15 savoir
du :56]6) sur-
sei, plus des
domaines.
15 du sei,
14 des do-
maines ou
de la
monnaie.
il y a 54:
560 et il
55
54 il y a:
en faut 608 et les
20di;l'ar- 700, quo
^cntdela. j' i'parg-
.sanetion7] nerai,
do Hol- commeje
lande, pourrai.
14 de la 100
monnaie mauquent.
fout: 600.
chevaux dL-s
supernuine-
rairea ü p.irt
quifont 100.
Ii faut ä
Haasow
pour armes
et fournitu-
res 350;
paye 126.
aura
55 il y
008;
manqueutlOO
pour les che-
vaux deB
aupemume-
raires.
150 pour les
fournitu-
res,
50 quo j'y
ajouterai,
font:
200;
manquent en-
coro 24000
ecus.
1) Vgl. Nr. 29. Zuerst hatte der König geschrieben: »pour 10 bataillons
d'armes. Dix bataillons seront faits«. Diese Worte sind darauf durchgestrichen.
2) So. 3) Vorlage: »cuirs egibsieres«. 4) Vorlage: »couroyers«.
5) In der Vorlage verschrieben: >7300<. 6) Vorlage: »50«.
7) So. Vielleicht ist der >Polder< gemeint, vgl. Nr. 70.
[17541
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142 Preussische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1754] L annee 55
j'acheverai les fortifications.
A Gtogau il n'y aura plus rien ä faire.
A Schweidnitz: 10000 ponr l'arsenal, 30 ponr les casernes.
A Neisse: 30000, savoir 10 6glise, 10 infirmerie, 10 palissadeB.
A Kosel: 20000 pour la töte du pont
A Glatz: 20000.«
[1755] 222. Voranschlag des Königs für die Finanzen. [1755.]
Nach einer Abschrift der eigenhändigen Urschrift. Der erste Thei) des Voranschlags ist ab-
gedruckt bei : Lehmann, a. a. O., S. 2 Aua. 2.
»Grande disposition de l'annce 55.
II y a:
10000000 dans le tresor: ce mois de mai, il y aura: 11700000 6cus;
Dans le petlt treaor, pour rendre l'annäe mobile: 700000 ecns;
Dansla caisBe deguerre: 1 mois pour l'armee, si eile entre en campagne1}:
680000 ecus;
Dans Ia caisse des domaines: 300000 ecus;
Dans la caisse des chevaux: 700000 6cus.
Dans la caisse pour rarmement de l'armee, il faut encore pour l'annee
56 qu'on paie 205000 ecus pour des ustensiles et annements, dont je paierai
100000 *) et Haasow le reste.
Cette annee il y aura 73000 ecus de nouveaux fonds; l'annde qui vient:
100000. Outre cela, j'aurai le revenu du defrichement de POder, qui fait 28000
ecus, et 30000 a 40000 des fours des ferronneries, de sorte que je pourrai presque
lever 2 nouveaux regiments.«
1756 223. »Zettel von denen zur Mobilmachung der Armee destinirten
Mai 13 Geldern.«3) [Berlin,] 13. Mai 1756.
Nach der Urschrift von Koppen nnd Cdlsch.
>1) In einem verschlossenen Kasten, so S. M. im Februario 1750 zum Neuen
Tresor abliefern lassen und worauf Hüchstdieselben eigenhändig rubricirt:
»100000 Thlr.«. Bei Eröffnung des Kastens haben sich aber nur befunden an
Friedrichsd'or 87810 Thlr., Louisd'or 12000 Thlr.: Summa 99810 Thlr.«
2) Durch Küppen eingezahlt: Mai 1752, Januar,
April, August 1754 je 100000 Thlr 400000 Thlr.
Mai 1754 38321 » 2 gr. 5 A
September 1754 12139 » 18 » 11 »
November [17551 80000 »
530460 Thlr. 21 gr. 4 A.
3) »Aus dem combinirten Bestand bis Trinitatis 1754
im October 1754 . . . 69729 Thlr. 2 gr. 8 A.^)
Summa: 700000 Thlr.
1) Vgl. S. 138. 2) Vgl. Nr. 74. 3) Vgl. Einleitung, Cap. III.
4) Vgl. S. 137, Anm. 11.
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n.
österreichische Acten
zur
Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges
herausgegeben
TOB
G. kiintzel.
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1. Vortrag des Staatskanzlers Kaunitz in der Conferenzsitzung vom *755
21. August 1755. Wien, 28. August 1755. Aug' 2
Abgedruckt bei Beer, Archiv 30— 5tt>); in franxös. Text bei Broglie, L'alliance 425 ff. Vgl.
Schhfer 1, 100; t. Arneth IV, 388 ff; Beer H. Z. 27, 321 ff.; Bänke 9S. 103 f. 111 ; Duncker
10; Oncken II, 38 ff.; Drojsen V, 4, 484; Broglie, L'alliance 175 ff.; Waddington, Benverse-
ment 205 ff.; Koaer I, 586. II, 41 ; H. Z. 77, 61; Naude, Beitrage L 69 ff.; Heigel n,
33 t; Delbrtck, Pr. Jahrb. 84, 53.
Plan, mit Hülfe Russlands und Frankreichs Preussen über den Haufen zu werfen.
»Richtig ist, dass Preussen muss übern Haufen geworfen werden,
wenn das . . . Erzhaus aufrecht stehen soll. Wir sind sonst uns und
unseren Alliirten unnütz. Die beständige Gefahr ist da. Wir haben
weniger Einfluss und Ansehen in allen europäischen Angelegenheiten. Im
Reich setzt sich Preussen öffentlich der kaiserliehen Autorität entgegen,
und wir wissen sicher, dass es nur auf unseren Untergang bauet und
solchen menschlichem Ansehen nach bewürken wurde, wann wir ihme
nicht bevorkommon.
»Richtig ist, dass wir ihn nicht ohne die grösste Gefahr attaquiren
können, wenn wir keine Hülfe haben und vor unsren Übrigen Nachbarn
nicht sicher sind.
»Richtig ist, dass unsere eigenen Alliirten niemalen, und am wenigsten
jetzo, uns dazu helfen werden. Im Gegentheil ist alle Vermuthung vor-
handen, dass sie mit Preussen, wenigstens was sein Stillsitzen anbetrifft,
verstanden.
»Richtig ist, dass nebst der beständigen Gefahr vor Preussen wir uns
daneben noch in einer besonderen grossen Verlegenheit wegen dem in-
stehenden Krieg befinden, nnd dass ein jeder der vier Wege2), so wir
einschlagen können, die schädlichste Folgen nach sich ziehen werde.
1 ) Hier wiederholt mit gütiger Erlaubnis des Beer. Alle Schriftstücke, deren
Aufbewahrungsort nicht besonders genannt ist, sind dem Haus-, Hof- und Staats-
archiv zu Wien entnommen. Im folgenden bedeutet W. K. A.: K. K. Kriegsarchiv
xu Wien; B. A.: Geheimes Staatsarchiv zu Berlin.
2) a. Beilegung der amerikanischen Streitigkeiten.
b. Antreibung Englands zu werkthätigen Maassnehmungen.
c. Bemessung der den Seemächten zu erzeigenden Willfahrigkeit nach
den Interessen der Erblande und dem englischen Vorgang.
d. Falls England einlenke, Beibehaltung des bisherigen Systems; andern-
falls Wahl eines neuen. Vgl. Vortrag von Kaunitz, 27. Juni 1755, bei Beer,
Archiv 36 f.
Acte» vu Vorgeschichte des 7jährigen Krieges. 10
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146 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 » Richtig ist, dass Holland gar nichts nnd England zn wenig thun,
Uff" 28 aber uns die grösste Last des Krieges gegen Frankreich aufbürden wolle.
»Richtig Ist, dass wir allein dieser Macht nicht gewachsen, dass wir
die Niederlande verlieren würden, und dass im glücklichsten Fall wir
unsere Länder, Truppen und Finanzen ruiniren müssen, ohne den geringsten
Vortheil zu hoffen zu haben, indessen unser gefährlichster Nachbar der
Ruhe gemessen, seine Kräften schonen und die Gelegenheit abwarten würde,
uns mit seiner ganzen Macht zu überfallen.
»Richtig ist, dass unverantwortlich wäre, sich solchen e>e"nements aus-
zusetzen, und muthwilüg in das Verderben zu stürzen. Wollen wir aber
dieses vermeiden, so ist ferner richtig, dass wir die Niederlande und Han-
nover dem Hazard überlassen, unsere Alliirte disgustiren, wo nicht gar
verlieren, unseren Credit und Ansehen auf die Spitze, und uns in Gefahr
setzen würden, beim Frieden das sacrifice abzugeben.
»Da nun richtig ist, dass unter diesen zwei extremis eines oder das
andere zu wählen, aber eines wie das andero eine sehr fatale und schäd-
liche Parthie seie, so fraget sich, ob nicht ein ander Mittel zu erfinden,
um nicht nur den Schaden zu vermeiden, sondern auch wohl einen grossen
Vortheil ans den gefährlichen Umständen zu ziehen.
»Dieses Mittel wäre gefunden, wann wir
1) »Frankreich durch hinlängliche Ursachen bewegen könnten, die
preussische Allianz zu abandonniren, und wann
2) »Russland zu vermögen wäre, Preussen zu gleicher Zeit mit einer
Armee von 80000 und mehr Tausend Mann auf den Leib zu fallen1).
»Richtig ist, dass Frankreich die grössten Staatsursachen hat, Preussen
nicht fallen zu lassen, sondern durch seine Macht die unsrige en 6*chec zu
halten. Es ist also richtig, dass, wo nicht grössere, doch eben so grosse
Umstände und Vortheile zusammentreffen müssen, wenn es möglich sein
soll, Frankreich in eine solche Idee anzuziehen.
»Diese Umstände scheinen nun dermalen vorhanden zu sein; dann
1) »Kann die erwähnte Idee nicht änderst, alB zur Zeit eines Krieges
ausgeführt werden. Im Frieden würden sich sowohl Frankreich als Enge-
land unseren Absichten widersetzen ; dermalen aber bat der Krieg zwischen
den zwei Mächten, so unserem Vorhaben verhinderlich sein würden, bereits
angefangen, ohne dass wir schon dermalen mit eingeflochten wären, und
Frankreich kann nicht, wenn es auch gern wollte, mit Ehren in Ruhe
bleiben.
2) »Hat diese Krön von der ersten Idee eines generalen Krieges sehr
nachgelassen, und sucht, wo möglich, die Anzahl seiner Feinde nicht zu
1) Vgl. den entsprechenden Plan des Staatskanzlers Kaunitz aus dem Jahre
1749 bei Beer, Bentinck XXXVII ff.; v. Arneth IV, 272 ff.
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1755 August 28.
147
vermehren1). Es würde ihr also eine Gelegenheit sehr lieb sein, welche 1755
ihr znm Vortheil gereichete, und uns zurückhielte. Aug. 28
3) »Ist gewiss, dass Frankreich dem König in Preussen nicht träne,
nnd grossen Argwohn wegen seiner gefasst habe 2), dermalen aber kann ea
um so weniger hieran fohlen, da die eigene preussische Politik und Interesse
erforderen stille zu sitzen, woraus nothwendig Unwillen und Verdacht er-
wachsen muss. Sollte nun noch die Vermuthung eintreffen, dass sogar
zwischen Preussen und Engeland ein geheimes Einverständniss getroffen
worden, so kann solches wenigstens aus den Werken Frankreich nicht ver-
borgen bleiben, und hat also diese Krön um so weniger Ursach, sich un-
sere Absichten zu widersetzen3).
4) »Vielmehr müsste sie erkennen, dass ihr eingebildeter Vortheil von
der preussischen Allianz gänzlich hinwegfalle. Dann, wann dieser still
sitzet und geschehen lassen will, dass wir unsere grosseste Force gegen
Frankreich gebrauchen, so existiret ja nicht mehr der Nutzen, uns en e'chec
zu halten. Wahr ist es, dass Ew. M. [Sich] bereits entschlossen haben,
stille zu sitzen, wanngleich Preussen ruhig verbleibet4); Frankreich kann
aber solches nicht wissen, und muss vielmehr das Gegentheil glauben, dm
ja unsere eigene Alliirte sich darauf versehen haben, dass wir gegen Frank-
reich zuschlagen würden, wann sie uns vor Preussen durch die Russen
sicher stelleten.
»Hierzu kommt noch,
5J »dass wir durch den ausserordentlichen und tractatenwidrigen
Betrag unserer Alliirten in das volle Recht gesetzet werden, einen solchen
Schritt zu unternehmen. Der Barrieretractat5) verbietet zwar, etwas von
den Niederlanden zu veräussern, allein die Seemächten können sich hierauf
nicht berufen, da sie Selbsten diesen und allen übrigen Traotaten am ersten
1) Vgl. Starhembergs, des österreichischen Gesandten in Paris, Berichte vom
2. und 10. August 1755. Jedoch meinte Starhemberg, trotzdem werde der Angriff
auf Österreich unfehlbar erfolgen, da eine Beschränkung auf den Seekrieg für
Frankreich unmöglich sei. Vgl. auch Waddington, Renversement 294 f.
2) In den Berichten Starhembergs findet sich kein Anhalt für diese An-
schauung.
3) Bereits in einer Denkschrift vom 25.December 1754 hatte Kaunitz geschrie-
ben: »L'Angletorre et la Hollande ont ä se soutenir contre la France. Seules, elles
ne peuvent pas re^ister 4 cette puissance; il leur faut des alH6s, leur choix ne
pourrait tomber quo sur le roi de Prusse. Elles paieront eher cette acquisition
et de ce moment la France prendrait leur place che» nous; posaesßears des
Pays-Bas, nous aurions de quo! Tattirer, quand meme son propre interöt ne Vy
inviterait pas.«
4) Vgl. den Conferenzbesohluss vom 16. August 1755, bei v. Arneth IV, 387.
5) Vom 15. November 1715 nebst ergänzendem Vertrag zwischen dem Kaiser
und den Generalstaaten vom 30. Januar 1716. Vgl. Koch, Abr6g6 de l'histoire
des traites de paix, I, 339 ff. (Basel 1796.)
10*
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148 österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 zuwidergehandelt haben. Dann, ohne von denen alten Contraventionen
nfS- 28 W6gen des Commerzientractats etwas zu erwähnen, so hat ja Holland, statt
seine Truppen in den Niederlanden bei anscheinender Kriegsgefahr auf
16 000 Mann zu vermehren, solche meisten Theils herausgezogen, nnd
würde die Neutralität, wann nur Frankreich solche eingestehen will, gar
gern ergreifen, folglichen gegen das wesentlichste und ganze Fundament
des Barrieretractats handeln. Engeland thut desgleichen, sobald es ver-
weigert uns totis viribus auf der Landseite beizustehen. Wie können aber
I. M, zu einer Zeit stricte an die Tractaten gebunden sein, da die Alliirte
ganz offenbar darwider handien?
»Eine solche Complication von Umstanden dörfte so sich bald nicht
und vielleicht nimmermehr ereignen. Wann wir nun uns derselben recht
zu Nutzen machten, und zugleich Frankreich solche wesentliche Vortheile
anbieteten, welche ihm sehr auf dem Herzen liegen, so ist viele Wahr-
scheinlichkeit vorhanden, dass diese Krön ehender als jemalen eingehen
nnd uns zu dem erwünscblichsten , woran die Wohlfahrt der ganzen
Monarchie haftet, beförderlich sein würde, welches wir aber durch unsere
eigene Alliirten nimmermehr hoffen könnten.
»Die Vortheile, die Frankreich anzubieten wären, bestanden in fol-
gendem, und zwar
1) »Wollten wir dem Don Philippe1) vor seine drei Herzogthümer
Parma, Piacenza und Guastalla ein anderes mehr ertragendes Etablissement
in den Niederlanden einräumen;
2) »Dem Prinzen Conty2) zur künftigen Erhaltung des polnischen
Throns nicht entgegen, sondern beförderlich sein.
3) »Zu dem Ende würden wir daran arbeiten und das nnserige auf-
richtigst beitragen, dass zwischen Frankreich, Spanien, Neapel und Russ-
land ein engeres Einverständnuss gestiftet und der Weg zu den vorberührten
Absichten in Zeiten vorbereitet würde.
4) »Damit aber Frankreich von der heiligen Erfüllung unserer Ver-
sprechen zum Voraus und desto mehr gesichert seie, so wollten wir es
geschehen lassen, dass die ernannte Krön sich von Nieuwport und Ostende
bemeistere, jedoch zu gleicher Zeit die förmliche und öffentliche Erklärung
von sich stellete: wie solches nicht aus feindlicher Absicht gegen uns,
sondern nur aus Noth geschehete, um den Krieg gegen Engeland zu führen
und diese Krön zur billigen Satisfaction vor die zugefügte Beleidigung
vermögen zu können, als worzu die Besetzung der erwähnten Seehäfen un-
vermeidlich seie. Gleichwohlen gedenke Frankreich diese Städte nicht vor
1) Jüngerer Sohn König Philipps V. von Spanien und Elisabeths Farnese,
seit dem Aachener Frieden Herzog obiger Gebiete ; er war als Gemahl der Prin-
zessin Louise Elisabeth von Frankreich Ludwigs XV. Schwiegersohn.
2) Louis-Francois de Bourbon Prince de Conty leitete die geheime Corre-
spondenz König Ludwigs. Vgl. Bernis I, 140 Anra. 3; Broglie, Secret I, U ff.
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1755 Angust 28.
149
sieh in behalten, sondern bei erfolgendem Frieden wieder zu räumen und 1755
uns abzutretten, auch inzwischen uns den Gennas der Einkünften nicht zn
entziehen, sondern vor wie nach durch unsere Receveurs erheben zu
lassen.
5) »Sollte die nähere Abrede gepflogen werden, wie einigen fran-
zöschen Alliirten und Freunden als Schweden, Sachsen, Pfalz etc. wesent-
liche Vortheile zu verschaffen seien.
6) »Gegen alle diese der Krön Frankreich höchst erspriessliche Be-
dingnusse werde nichts anderes verlanget, als dass diese Krön der Allianz
mit dem König in Preussen völlig entsagen und sich wegen Bestreitung
der erforderlichen Kosten zur Ausführung des ganzen Plans mit uns ein-
verstehen mögte.
»Ehe man solche Punkt vor Punkt erläuteret, muss man etliche Grund-
sätze voraussetzen, und zwar:
1) »Ist gewiss, dass bei diesem Plan viele und grosse Difficultaten,
Bedenken und Gefahr vorhanden seien, dass aber solche nicht einzling und
abstractive zu betrachten, sondern zugleich gegen alle Difficultaten, so bei
denen übrigen möglichen Wegen vor Augen liegen, abzuwiegen und die-
jenige Parthie zu erwählen seie, wo die wenigste Difficultaten und der
grösste Nutzen vorhanden.
2) »Wann man also den gegenwärtigen Vorschlag mit Grund beur-
teilen will, so ist beständig einerseits auf die Gefahr, Verlegenheit und
alle üble Umstände, worinnen wir uns nicht nur vor dermalen, Bondern
auch vor das künftige befinden würden, andererseits aber auf die grosse
Vortheile des Vorschlags zurückzusehen und das Ganze in seinem Zu-
sammenhang zu betrachten.
3) »Wann der Plan nicht ohimerisch, sondern thunlich und gut sein
soll, so muss er nicht allein unser, sondern anch das französche Interesse
vereinbaren, sonsten würde man sich vergeblich schmeicbelen , Frankreich
in unsere Ideen eingehen zu machen. Wahr ist es, dass alle Vortheile,
die anderen Mächten und zumalen Frankreich zutheil werden, bedenklich
und in gewisser Maass schädlich seien; wann ich aber einen weit grösseren
Vortheil nicht erhalten kann, ohne meine Feinde zu begünstigen, so kann
man das Letztere gar wohl geschehen lassen.
4) »Was man tbun will, muss man bald thun; dann die vorerwähnte
favorable Umstände können sich inner kurzem wieder ändern. Warten wir,
bis Frankreich eine Declaration verlanget1) und uns drohet, so verlieren
unsere Anerbieten alle grace und sehen einer Forcht oder Verstellung
gleich, welchen man weniger als freimüthigen und ungezwungenen Vor-
1) Starhemberg hatte am 2. August 1755 berichtet, Frankreich werde die
Erklärung von Österreich verlangen, dass es sich weder direct noch indirect den
französischen Unternehmungen gegen England widersetzen wolle.
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150 Österreichische Acten aar Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 söhligen tränen würde. Überdas rnnss man täglich sorgen, dass auch
ue' 28 Engeland nns drohen wird, die nissische Convention *) nicht zu ratificiren,
wann wir nicht am Krieg gegen Frankreich theilnehmen. Alsdann sitzen
wir zwischen Thflr nnd Angel. Wann wir aber einmal wissen, ob es bei
Frankreich angehet, so kann es auch nicht schwer fallen, sich auf eine
oder die andere Art zu determiniren.
»Überdas hat Frankreich noch kein sicheres systema seiner künftigen
Operationen gefasst, und würde dahero um so leichter fallen, solches nach
dem diesseitigen Plan einrichten zu machen. Wann aber einmal Frank-
reich seinen Operationsplan festgestellt hat, so bleibet wenige oder keine
Hoffnung übrig, solchen wieder abänderen zu können.
»Betreffend den ersten Punkt des Plans, nämlich das Etablissement
des Don Philippe in den Niederlanden, so ist man deswegen auf diese
Idee verfallen, weilen solche uns am meisten, dann auch Frankreich,
Spanien und Neapel vorteilhaft zu sein scheinet.
»Wir bekämen die drei Herzogthümer, bis auf den piacentinischen
Antbeil, so allenfalls dem König von Sardinien zu restituiren wäre, wieder
zurück, consolidirten und deckten unsere dortige und die toscanische Lande,
brächten eine gefährliche Branche des Hauses Bourbon aus dem Herzen
Italiens. Und ob wir zwar dagegen mehrers an niederländischen Ein-
künften cedirten, so muss man auch erwägen, dass wir ganz Schlesien
wieder erhielten und vielleicht die Sachen so drehen könnten, das preuasi-
sche Geldern darzu davonzutragen.
»Wie Lothringen nooh nicht in französchen Händen, und das Reich
in einer anderen Verfassung war, so mnssten wir weit mehrers auf das
Luxemburgische zurücksehen. Allein jetzt ist es uns zu weit entlegen, und
in gewisser Maass zur Last. Die AUiirte nehmeu an dessen Conservation
keinen sonderlichen Antheil, und Frankreich können wir nimmermehr
Lothringen aus den Händen bringen, wann wir nicht vorher Preussen e*cra-
siret haben.
»Auf der andern Seiten sind der Krön Frankreich alle Acquisitionen
in den Niederlanden von unschätzbarem Werth; die Ursachen brauchen
nicht demonstrirt zu werden. Sie sind ohnedem bekannt.
»Bei dem Aachner Friedens-Congress und besonders bei der Kauder-
bachischen2) Unterhandlung haben sich St. 8e*verin und Du Theuil3) mehr-
malen geäussert, dass ihr Hof wegen der zu besorgenden Eifersucht und
1) Der russisch-englische Subsi dienvertrag ist in Russland am 30. .September
1755 vorläufig, am 12. Februar 1756 endgültig unterzeichnet worden. Vgl. Martens,
Beuceil IX, 175.
2) Kauderbach nahm als sächsischer Legationssecretar an dem Congress
Theil und vermittelte eine geheime Unterhandlung, die ein engeres Einvernehmen
der Höfe von Wien und Paris herbeifuhren sollte. Vgl. Beer, Archiv 47, 41 ff.
3) Vertreter Frankreichs auf dem Aachener Congress.
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1755 Anglist 28.
151
engeren Verbindung der meisten europäischen Mächte keineswegs in Ab- I?55
sieht ftihrete, sich der ganzen Niederlanden auf einmal zn bemeisteren, oder *'
auch nur gegen das Meer zn weiters auszubreiten, hingegen könnten die
successive Acquisitionen auf der Landseiten, und znmalen diejenigen, so
ebedeasen scbon durch Friedensschlüsse an Frankreich cedirt gewesen,
nicht so viel Aufsehen verursachen und leichter im künftigen Frieden
begnehmet werden.
> Unter anderen auch ans dieser Betrachtung ist man auf den Vor-
schlag verfallen, dem Don Philippe ein Äquivalent in den Niederlanden
zu geben. Dieses wäre vor Frankreich fast eben so viel, als wann sich
die Cession in seinen Händen befände, Don Philippe müsste sich nach
seinem Wink richten und machte als ein spanischer Prinz nicht so viel
Anfachen. Auf etwas mehrere Revenüen kommt es Frankreich nicht an,
und man müBstc sich allenfalls entschliessen, dieser Krön den Rückfall der
Cession auf den Fall, wann des Don Philippe Manns-Stamm erlöschete,
zum Voraus und durch einen geheimen Artikel zu versicheren, oder auch
dem Don Philippe das Luxemburgische und an Frankreich das Pays rätro-
c6&6 nebst Chimay und Beaumont von nun an zu übertragen.
»Die grösste Difficultät bestehet darinnen, dass dieses Äquivalent
vor L M. allzu vorteilhaft. Dann wann wir den König von Preussen
übern Haufen werfen und ganz Schlesien wieder bekommen könnten, so
wäre solches dem . . . Erzhans ungemein erspriesslich, wann wir gleich da-
gegen eben so viele, ja noch mehrere Einkünfte in den abgelegenen Pro-
vinzen verlieren mttssten. Allein nach dem dermaligen Vorschlag er-
reichten wir die grössten Absichten und vermehreten noch die Ein-
künften.
»Nun ist zwar so natürlich als billig, dass man am meisten auf I. M.
Vortheil denken, und es so weit zu treiben suche, als möglich ist. Allein
eine allzugrosse Dienstbegierde könnte die ganze Sache verderben, nnd
den Hauptendzweck verfehlen machen. Sollte also Frankreich darauf be-
stehen, dass ihme oder dem Don Philippe noch mehrere Vortheile zn
bewilligen seien, so müsste man sich zwar bestens wehren, jedoch in
peBsimo oasu, in Gegeneinanderhaltung der Vortheilen überlegen, wie weit
nachgegeben werden könne.
»Es ist auch nicht die Meinung, der Krön Frankreich das projeotirte
Äquivalent noch ehender, als man von ihrer Neigung vor den ganzen Plan
sicher ist, zn eröffnen, vielmehr müsste sich Graf Starhemberg bestens
bemühen, die besagte Krone über die Gonditionen am ersten zur Sprache
zn bringen.
»Dass Spanien und Neapel mit Übersetzung des Don Philippe nach
den Niederlanden sehr wohl zufrieden sein würden, daran ist um so
weniger zu zweifeln, da dieser bekanntermaassen aus dem Aachener Frieden
ein Successionsrecht zum neapolitanischen Thron herleitet, wann sein
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1 52 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 Bruder, der Don Carlos1), die spanische Krone erhalten sollte. Nachdem
u*° ^ aber derselbe an dem Aachener Frieden niemalen Theil genommen hat,
auch nicht einstens in diesem Frieden deutlich aasgedruckt stehet, dass
Don Philippe in dem bemerkten Fall Neapel und Sicilien bekommen sollte,
so weiss man zum Voraus, dass Don Carlos auch in dem Fall, wann er
in Spanien succedirte, Neapel nnd Sicilien entweder vor sich behalten
oder seinem zweiten Sohn und dessen Descendenten auf die Art einer
Secundogenitur überlassen will.
»Hieraus müssten nun die grössten Weiterungen zwischen denen bour-
bonischen Descendenten entstehen, und wie man schon verschiedene Spuren
aus den geheimen Nachrichten erhalten bat, so dörfte sich alsdann nach
dem französchen Antrag gar leicht ergeben, dass sich die Brflder und
Frankreich auf Kosten des Kaisers und der Kaiserin -Königin M. ver-
stünden und dem Don Philippe zu seiner Entschädigung ein besseres Eta-
blissement in Italien verschafften, folglich I. M. nicht nur Ihr Reversions-
recht auf Parma, Piacenza und Gnastalla, sondern auch noch einen Theil
der italiänischen Landen ohne allen Gegenvortheil verliereten.
»Würde aber Don Philippe nach den Niederlanden übersetzet, so wäre
allem Streit am leichtesten abgeholfen, und Spanien und Neapel hätten
den grössten Vortheil vor sich, ihre 8uccession8ordnung ohne Gefahr auf
einen festen Fuss zu setzen. Dieses würde also die schönste Gelegenheit
in Händen geben, die ernannte zwei Höfe vollkommen in die diesseitigen
Absichten mit einzuziehen. Don Philippe aber könnte sein eingebildetes
SuccesBionsreoht auf Neapel um so ehender verschmerzen, da er in der
That gar kein Recht darzu hat und grössere Einkünfte erhielte, auch sich
ohnedem nach der französchen und spanischen Vorschrift richten mü&Bte.
»Der zweite Punkt des Vorschlags, nämlich dass I. M. dem Prinzen
Conty zur Erhaltung des polnischen Throns nicht entgegen, sondern beför-
derlich sein wollten, muss das Gegengewicht des 8taatsvortheil8, so Frank-
reich aus der Allianz mit Preussen ziehet, und die grösste Triebfeder
zum glücklichen Ausschlag der ganzen Idee abgeben.
» Bekanntarm aassen ist dieser Prinz bei dem König sehr wohl ange-
schrieben und hat es dahin gebracht, dass der König in die Absichten
wogen des polnischen Thrones vollkommen eingehet, bereits so vieles Geld,
um die Sache zum Voraus in Polen zu präpariren, verwendet, und seinem
ganzen ministerio die bisherige geheime Negociationen verborgen gehalten hat.
»Sähete nun der König nebst dem ernannten Prinzen ein so sicheres
und leichtes Mittel vor sich, ihren sonst sehr weit aussehenden und
beschwerlichen Endzweck nicht nur ohne allen diesseitigen Widerstand,
sondern vielmehr unter I. M. Mitwflrkung zu erreichen, so stünde auch
um so ehender zu hoffen, dass unser Vorschlag Gehör finden und der er-
1) König beider Sicilien.
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1755 August 28.
153
nannte Prinz der beste und fleissigste Sollicitant sein würde, um alle Hinter-
nnsse aus dem Weg zu räumen, die Gemüther vorzubereiten und in der
Gesinnung zu erhalten, wann sie durch Zufälle oder reiferes Nachdenken
wankend gemacht werden sollten.
»Die grösste Gefahr bei dem ganzen Plan bestünde sonder Zweifel
darinnen, dass Frankreich zwar in unsere Vorschläge anfänglich eingehen,
aber, wann es seinen Vortheil ersiehet, sein Wort nicht halten und wohl
gar die völlige Ausführung des Vorhabens, den König in Preussen in die
Enge zu bringen, hintertreiben, auch sich zum diesseitigen Schaden mit
Engeland aussöhnen dörfte.
»Allein alles dieses könnte ebenso leicht erfolgen, wann I. M. bei dem
bereits gefassten und an sich notwendigen Entschluss beharreten, bei ent-
stehendem Krieg und Einfall in die Niederlande stille zu sitzen und Ihre
Macht nicht zu theilen. Hingegen wäre bei dem dermaligen Vorschlag
der Unterschied, dass solcher doppelte Vortheile vor Prankreich enthalte,
deren einige bald in das Werk gesetzet werden und zur einstweiligen
Sicherheit des französchen Hofes dienen, andere aber erst in künftigen
Zeiten zur Erfüllung kommen könnten. Von dieser letzten Eigenschaft ist
nun das Versprechen vor den Prinzen Conty, und um dieses erfüllet zu
sehen, wäre nicht so leicht ein französcher Absprung zu besorgen, und
wann auch solcher gegen besseres Vermuthen erfolgte, so könnten I. M.
gleichfalls nicht an Ihre Versprechen gebunden sein, und wir wären in
keinen ftbleren Umständen, als wir uns nicht ohnedem schon befinden.
Hiebei ist nun zwar nicht in Abrede zu stellen, dass ein polnischer König,
so ein französcher Prinz und von fremdem Geld unterstützt ist, einen üblen
und gefährlichen Nachbarn vor das . . . Erzhaus abgebe, zumalen wann
er sich mit den Türken einverstünde. Wird aber dagegen in Erwägung
gezogen, dass diese entfernte Gefahr bei Weitem nicht mit derjenigen, so
wegen des Königs in Preussen würklich vorwaltet, zu vergleichen, dass
Prinz Conty auch ohne diesseitige Mitwirkung auf den polnischen Thron
gelangen könne, und in so lange der König in Preussen aufrecht stehet,
weit gefährlicher sein würde, oder dass wenigstens wegen der künftigen
polnischen Königswahl ein weit aussehender Krieg zu besorgen stehe, der
hingegen durch den diesseitigen Vorschlag vermieden werden könnte, so
scheinet Bich dieser Zweifel von Selbsten aufzulösen.
> Betreffend den dritten Punkt des Vorschlags, nämlichen dass an
einer engeren Einverständnis zwischen Frankreich, Spanien, Neapel und
Kussland gearbeitet werden sollte, so ist solcher eine nothwendige Folge
der vorhergehenden zwei Punkten, als welcher ohne den dritten nicht
in das Werk gesetzet werden könnte, nnd dieser eine sehr grosse Be-
wegursache abgeben mflsste, Frankreich von der prenssisehen Allianz
abzuziehen, da die besagte Krön die preussische Bündnuss um so ehender
154 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 in die Schanz schlagen würde, wann sie sich dagegen durch so viele andere
^ erspriessliche sichere Alliirten verstärkte.
»Zwar scheinet solches um so bedenklicher, je weniger mit dem dies-
seitigen Staatsinteresse überein kommt, die französche Freunde zu ver-
mehren. Allein der bemerkte Anstand könnte auch ohne diesseitige Mit-
würkung und ohne allen Gegenvortheil erfolgen; und wann man das wich-
tigste, nämlich die franzdache Trennung von Preussen bewürken will, so
muss man sich auch die hierzu nöthige, obschon nicht allzu angenehme
Mittel, so ohnedem nur temporal seind, gefallen lassen und das übrige auf
die künftige Zeiten aussetzen.
»Bei dem Einverständnis mit Spanien und Neapel dörften sich die
wenigsten Schwürigkeiten ereignen, da hierzu der Vorschlag wegen des Don
Philippe Übersetzung in die Niederlande, der spanische Eifer für die
Religion und dieses Hofes wahre Freundschaft vor I. M. den Weg bahnen;
wobei der letztere Umstand sehr nutzlich zu gebrauchen sein wurde, um
durch diesen Hof den französchen zu aufrichtiger Erfüllung seiner Ver-
sprechen zu vermögen und nachtheilige Friedenshandlungen abzuwenden,
auch selbsten bei Engeland die Gehässigkeit der diesseitigen Maassnehmnngen
verminderen zu machen.
»So viel aber Russland anbetrifft, so scheinet zwar weit schwerer,
jedoch nichts weniger als ohnmöglich zu sein, dass dieser Hof durch Aus-
zahlung eines namhaften Subsidienquanti, durch Vorstellung seines eigenen
Staats Interesse, und durch vollständige Gewinnung [von] 5 bis 6 Personen,
so zu den diesseitigen Absichten am meisten beitragen können, vermöget
werde, den König in Preussen in dem künftigen Frühjahr und zur näm-
lichen Zeit, wann ein Gleiches von I. M. auf der anderen Seiten geschiehet,
mit einer Armee von 80000 Mann und mehr zn überfallen, sich dem
französchen Hof wieder zu näheren und wenigstens zum Schein in des
Prinzen Gonty Ideen wegen der künftigen Besteigung des polnischen Thrones
einzugehen1). Da aber vor dermalen eine vollständige Erläuterung dieses
Anstandes allzu weitläuftig lallen würde, so bleibet solche zu anderen
Gelegenheiten ausgesetzet, und wird nur so vieles vorläufig angemerket,
dass der Antrag dahin gehe, nicht nur dem Gross-2) und Vioekanzlern 3),
dann dem Peter Schuwalow4), dem Olsuwiew6) und Wolkow6) namhafte
und nach ihren Umständen proportionirte Pensionen von nun an auszu-
werfen, sondern auch den drei ersteren ansehnliche Herrschaften in dem
durch russische Beihülfe wieder zu erobernden Schlesien zu versprechen,
1) Vgl. das Memoire de la cour de Kussie von Zinzendorf, Beilage Nr. 2.
2) Graf Alexei Bestushew-Rjumin. 3) Graf Michael Woronzow.
4) Russischer General und Senator.
5) Russischer Ceremonienmeister und Etatsrath.
6) Russischer Conferenzsecretär. Über die sämtlichen russischen Persön-
lichkeiten vgl. Zinzondorfs Memoire, Beilage Nr. 2.
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1755 August 28.
155
damit man um so mehr ihrer eifrigen Mitwürkung und Standhaftigkeit l"55
Autr 2
versichert seie, auch alles nach den diesseitigen Absichten einleiten köune.
»Der vierte Punkt des Vorschlags, nämlich unter was für Declaration
Frankreich sich von Nieuwport und Ostende zu bemeiatern habe, ist auf die
Hauptabsichten gebauet:
1) »Der Krön Frankreich einige Sicherheit wegen Erfüllung der dies-
seitigen Versprechen vorläußg zu geben und andurch das Hauptgeschäft
sehr zu beförderen;
2) »I. M. die niederländische Einkünfte, so sich gleichwohlen gegen
die 5 Millionen Gulden belaufen, wie auch die Mittel, daas mehr Geld auf
Credit gefunden werden könne, zu ersparen, als welches zu Bestreitung der
Kriegsausgaben sehr nöthig sein würde, und
3) »einen honetten Vorwand zu finden, wie nicht nur die diesseitige
Vorbereitung zum Krieg gegen Preussen, sondern das ganze Geheimnuss
bis zum würklichen Ausbruch verborgen gehalten werden könne.
»Hierbei scheinet zwar bei dem ersten Anblick sehr bedenklich zu
sein, dass man Selbsten Frankreich Gelegenheit geben sollte, sich von den
ernannten zwei StAdten zu bemeisteren und wegen der Wiederraumung in
Gefahr zu setzen. Da es aber ohnedem schon von der französchen Will-
kür abhanget, sich nicht nur von den ernannten zwei niederländischen
Städten, sondern von den ganzen Niederlanden zu bemächtigen und alle
Einkünfte sich zuzueignen, so wäre das diesseitige Anerbieten ein sehr
ersprieasliches Mittel, das ohnvermeidlich bevorstehende grössere Übel in
ein geringeres zu verwandelen. Und wann Frankreich künftighin sein
gegebenes Wort nicht halten, sondern die Räumung der ernannten zwei
Städten erschweren wollte, so könnte solches viel leichter geschehen, wann
diesseits auf gar kein geheimes Einverständnis fürgedacht würde.
»Der fünfte Punkt des Vorschlags, dass nämlich die französche Alliirte
durch Länderacquisitionen begünstiget werden sollten, gründet sich auf die
grosse Absicht, dem König in Preussen nicht nur ganz Schlesien und das
Glatzische wieder zn entziehen, sondern ihn unter französcher Begnehm-
und Mitwürkung dergestalt in enge Grenzen einzuschliessen, dass er in den
Stand, in welchem er sich vor dem dreissigjährigen Krieg befunden,
gesetzet und ihm die Kraft benommen werde, vor das künftige einige
Hache auszuüben.
»Wann der Kaiserin M. im künftigen Frühjahr mit 100000 Mann
und Russland mit einer fast gleichen Armee die preussischen Lande an-
fielen, so dörfte sich Schweden, Sachsen, Pfalz, ein Theil des fränkischen
Kreises und vielleicht Hannover seibaten nicht lang bitten lassen, ihre
äussersten Kräften zu Erhaltung der erhoffenden Vortheilen anzuspannen.
Schweden wäre mit Stettin und ganz Vorpommern, Sachsen mit dem
Magdeburgischen, Churpfalz oder vielleicht der Herzog von Zweibrücken,
wann er eine Madame de France heirathete, mit dem Clev- und Märki-
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156 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 gehen, der fränkische Kreis durch die Entfernung der Gefahr wegen Bai-
ng' 28 reutb, Hannover mit dem Halberstadtischen oder anderen ihm gelegenen
Landen, auch wohl gar der Grossrarst durch einen Zuwachs zu seinen hol-
steinischen Landen zu begnügen.
»Solchergestalt könnten schon in dem künftigen Jahr Aber 250000
Mann gegen Preussen zu Felde ziehen. I. M. hätten freie Hände, nicht
nur Ihre ganze hierländische Macht, sondern auch einen namhaften Theil
der italiänischen und vielleicht alle niederländische Truppen, so in den
preussisch Gelderischen, wie auch in den Clev- und Märkischen operiren
könnten, zu dem nämlichen Endzweck zu gebrauchen.
»Die wesentliche Vortheile, so Sachsen und vielleicht dem Grossfürsten {)
durch die Ausfuhrung des gegenwärtigen Plans zuwachsen würden, öffneten
einen neuen Weg, beide Höfe zu aufrichtiger Unterstützung der Absichten
des Prince Conty und theils zu Verzicht auf die nämliche Absichten,
theils zu deren Begnehmung zu vermögen, auch dem fran Zöschen Hof
klar vor Augen zu legen, wie die diesseitige Vorschläge auf das genaueste
miteinander verbunden seien und die Mittel an Hand geben, das beider-
seitige Versprechen zur würklichen Erfüllung zu bringen, wann nur mit
aufrichtigster Einvei ständnuss, engester Verschwiegenheit und vorsichtigstem
Eifer zu Werk gegangen würde.
»In dem sechsten Punkt des Vorschlags ist das diesseitige Begehren
in wenig Worten zusammengefasst. Man verlanget gar nichts wesentliches
von Frankreich, sondern nur die Verlassnng eines Alliirten, welchem ohne-
dem nioht getraut werden kann, und der allbereits genügsame Ursachen
zum Argwohn gegeben hat. In was gefährliche Umstände würde aber
Frankreich nicht alsdann gerathen, wann sich der mögliche Fall ereignete,
dass I. M. in die englische Absichten eingingen, Sich mit Prenssen voll-
kommen zu setzen suchten und diesen König durch Vorlegung anderwei-
tiger grossen Vortheilen vermögeten, mit vereinigten Kräften Frankreich
zu überfallen und ihm einen Herzstoss beizubringen.
»Statt alles dessen wird diesem Hof ein Perspectiv der wichtigsten,
angenehmsten und sichersten Vortheilen vorgeleget. Er könnte ohne Krieg
und innerliche Schwächung auf dem festen Land dasjenige erhalten, was
aus dem glücklichsten Frieden zu hoffen stünde. Wahr ist es, dass in-
zwischen seine Marine und commercium völlig zu Grunde gerichtet werden
könnte. Allein dieses stünde nicht weniger zu beklagen, wann der dies-
seitige Vorschlag niemalen existirt hätte, vielmehr verschaffte derselbe eine
grosse Erleichterung, den Krieg zur See mit Nachdruck fortzuführen.
»Auf der anderen Seiten zeigen sich die I. M. auB dem Vorschlag
zuwachsende ungemein wichtige Vortheile von Selbsten, zumalen wann
solche gegen die damalige und künftige höchst gefährliche und violente
Umstände gehatten werden.
1) Peter.
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1755 August 28.
157
>Es scheinet also durch den gegenwärtigen Plan der Hauptgrundsatz 1 755
erfüllet zu sein, dass die beiderseitige Staatsinteressen vereinbaret werden 5"
müssen. Und was das Ansinnen betrifft, dass Frankreich mit in die
Bestreitung der erforderlichen Kosten eingehen mögte, so müssen erst
die künftige Umstände näher ergeben, wie dieser Punkt in dem quanto
sowohl, als nach dem quomodo einzurichten, auch ob nicht in pessimum
casum sich mit namhaften Darlehen zu befriedigen seie; wie sich dann
überhaupt und von Selbsten verstehet, dass alles dieses eine vollständige
Ausarbeitung erfordere, und wann Hand an das Werk geleget würde, ein
so anderes abgeändert, erweitert und nach den beiderseitigen Absichten
eingerichtet werden mflsste.
»Allein solches konnte nur alsdann erfolgen, wann einmal die Frage
an? bei Frankreich festgestellt ist und dieser Hof näher zu erkennen
gegeben hat, wohin eigentlich sein Hauptaugenmerk und Verlangen ge-
richtet seie.
»Um aber auch mit wenigem zu berühren, wie die Sache bei Frank-
reich auf die dienlichst- und geheimeste Art anzubringen und auszuführen
seie, so gehet der weitere Antrag dahin, dass fordersamst Graf 8tarhem-
berg, so hierzu genügsame Geschicklichkeit und Vorsicht besitzet, von
dem ganzen Zusammenhang des Vorschlags vollständig zu belehren und
ihme eine eigenhändige Versicherung bei der Kais. M. oder wenigsten der
Kaiserin -Königin M. . . . einzusenden seie.
»Er müsste sodann eine geheime Unterredung mit dem Prinzen Conty
durch ein Billet oder auf andere Art veranlassen und diesem anvertrauen,
dass er, Graf Starhemberg, dem König sehr wichtige und solche Geheim-
nusse zu eröffnen hätte, welche ihme, Conty, nicht änderst als sehr an-
genehm sein könnten, wann änderst der König eine I. M. gleiche Versiche-
rung von sich stellte und die vertraute Person benennete, welcher alles zur
weiteren Berichtserstattung anvertrauet werden könnte.
»Geschiehet nun beides, so wäre dem Vertrauten die erste öbauche
des Vorschlags *) . . . mehrmalen vorzulesen, aber ohne I. H. vorgängigen
. . . Befehl absolute nicht schriftlich hinauszugeben; worauf dann die
königliche Antwort erst zeigen muss, ob und welchergestalton dieser Hof
in die diesseitige Vorschläge einzugehen gesonnen seie.
9 Die Absicht, warum man vorzüglich durch den Prince Conty den
ersten vertrauten Anwurf machen zu lassen gedenket, ist ohnschwer zu
errathen. Da jedoch alle Hinternusse nicht vorgesehen werden können,
und Graf Starhemberg an Ort und Stelle am besten zu beurtheilen vermag,
welcher Weg am thunlichsten seie, so wären ihm hierunter nicht allzustark
die Hände zu binden, und es könnte ihm noch überdas ein Schreiben an
die Madame Pompadour zugeschicket werden, um sich allenfalls derselben
statt des Prince Conty zu dem ersten Anwurf bei dem König zu bedienen.
1] i VgTNr. Ja.
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158 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1~55 »Sobald nun etwas zuverlässiges mit Frankreich zustandgebracht wäre,
Uff 28
*' alsdann, aber nicht ehender, könnte die Unterhandlung mit Kussland an-
gebunden und mit allem Eifer betrieben, jedoch diesem Hof nicht gleich
anfänglich das ganze GeheimnusB anvertrauet, sondern ihm nur so vieles
eröffnet werden, dass Prenssen mehrmalen den Friedenstractaten offenbar
zuwider gehandelt habe und bei dem dermaligen Krieg zwischen Frank-
reich und Engeland die beste Gelegenheit erschienen seie, den ernannten
König zn demflthigen. I. M. seie also fest entschlossen, denselben im künf-
tigen Frtthjahr mit Ihrer ganzen Macht zu überfallen, wann Russland ver-
mög des 4. geheimen Artikels des Tractats von 1746 *) wenigstens mit
einer Armee von 80000 Mann zu gleicher Zeit losschlagen wollte und
desfalls die behörige Versicherung gebe. Allein die Ausführung hange
allein von der engesten Geheimhaltung ab, und wäre um so weniger dem
englischen Hof etwas hiervon zn eröffnen, da derselbe keineswegs gesonnen
seie, Prenssen wehe zu thun und das snbside de gnerre von 500000 & ü
an Russland auszuzahlen.
>Hiebei wäre sich nun aller übrigen Persnasivmittel zu bedienen, und
die weitere Öffnungen wegen der zn pflegenden Einverständnuss mit Frank-
reich und Schweden mflssten nur alsdann erfolgen, wann alle Umstände
hierzu genugsam vorbereitet wären und keine widrige Folgen desfalls zu
besorgen ständen.
»Der diesseitige Betrag gegen alle übrige europäische Mächten wäre
überhaupt nach der Richtschnur auszumessen, dass
1) »über alles dasjenige, was das Geheimnuss verrathen könnte, die
engeste Verschwiegenheit beobachtet und sich in nichts vor der Zeit bioss-
gegeben würde. Dahero auch zu Verfassung der Aufsätzen , so in den
gegenwärtigen Plan einschlagen, nur der Staatsreferendarius'j nebst dem
Officiali von Dorn3) und der Archivarius Hochstetter zu den Expeditionen
gebraucht werden sollten, nnd dass
2) »gegen die Höfe, so noch nicht in dem Geheimnuss stehen, die
nämliche Sprache geführet werde, als wann I. M. bei dem bereits . . .
begnehmten vierten Weg, so in dem Stillsitzen bestehet 4), blosserdings be-
harreten.
»Sollte auch Frankreich einmal dem Vorschlag Beifall geben, so müsste
weder einer noch anderer Seits ein Schritt ohne vorgängige Commnnication
und Überlegung geschehen, damit nicht hieraus Bich kreuzende nnd die
ganze Sache verderbende Maassnehmungen erwachsen. Vielmehr wäre beider-
seits die grösste Aufmerksamkeit dahin zu richten, dass der Ausbruch des
Vorschlags wie ein Donnerwetter gähling und auf einmal erfolge.
1) Die Petersburger Allianz war am 22. Mai (2. Juni) 1746 geschlossen wor-
den. Vgl. Martens, Recueil I, 145. 2) Hofrath Friedrich von Binder.
3) Hofrath Joh. Jac. von Dorn. 4) Vgl. S. 145 Anm. 2.
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1755 August 28.
159
»Wann Frankreich von Nieuwport und Ostende sich einmal bemeistert 1755
bat, so kann es niemanden befremdlich fallen, dass I. M. Ihre Truppen Aug" *
auf den Kriegsfuss setzen und näher zusammenziehen. Zu gleichen Ver-
anstaltungen ist Russland vermög der mit Engeland zu schltessenden Con-
vention berechtiget. Und ob zwar der englische, pTeussische, wie auch
anderer Höfen Argwohn sich so weit erstrecken dörfte, dass I. M. bei
Frankreich an einer Neutralität oder engeren Einverständnis arbeiteten,
so wird doch nicht leicht jemand den ganzen Plan und dessen eigentlichen
Zusammenhang errathen, noch von dem . . . Erzhaus erwarten, welche
in gewisser Maass eine Trennung von Ihren bisherigen Alliirten und eine
Aussöhnung des mächtigsten Feindes mit sich führen.
»Wann man aber den ganzen Vorschlag nach Beinen Folgen ohne
Vorurtheil betrachtet, so gereicht er in der That der Allianz und gemein-
samen Sache zum grössten Vortheil, und wurde andurch dasjenige be-
würket, worzu die Seemächten um ihres eigenen Interesse willen alles mög-
liche hätten beitragen sollen. Dann da I. M. den grössten Theil Ihrer
Macht insolang nicht ohne augenscheinliche Gefahr gegen Frankreich ge-
brauchen können, als ein friedensbrüchiger Einfall des Königs in Preussen
in das Herz der österreichischen Monarchie zu besorgen stehet, so wird
auch der erspriesslichst- und bewaffnetste Alliirte vor sich und die gemein-
same Sache unnutz, und kann täglich der Umsturz des ganzen systematis
erfolgen. Sollte aber der diesseitige Plan zu seiner Erfüllung gelangen,
so wäre die Allianz wieder in den Umständen, wie sie vor dem letzten
Krieg gewesen, und die Seemächten hätten einen desto grösseren Beistand
von dem . . . Erzhaus zu gewarten, je weniger dessen Macht getheilet
werden muss.
»Es ist also der Seemächten eigene Schuld, dass sie durch ihren
ausserordentlichen Betrag I. M. sozusagen zwingen, Sich solcher Mittel zu
gebrauchen, welche ihnen mit zur Last fallen und anfänglichen unangenehm
sein müssen. Wobei jedooh um so weniger ein gegründeter Vorwurf statt-
finden könnte, da es gewisslich nicht an den lebhaftesten Vorstellungen
ermangelt hat, und I. M. standhafteste Gesinnung ihnen in einigen memoires,
besonders aber in der letzten reponse verbale1) deutlich genug vorgesaget
worden.
»Bei dem Entwurf der gegenwärtigen Erläuterung hat man sich be-
flissen, nicht sowohl die Sache aufzuputzen und vollkommen zu erschöpfen,
als das wesentlichste des Vorschlags in möglichster Kürze und Deutlichkeit
zusammenzufassen. Es scheinet aber dieser auch durch die Betrachtung
unterstützet zu werden, dass ein Anwurf bei Frankreich, und zwar auf
die an Hand gegebene Art, nicht leicht die geringste widrige Folge, wohl
aber die erspriesslichste Würkung nach sich ziehen könne. Dann sollte
1) Vgl. Beer, H. Z. 27, 303.
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160 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 gleich von dieser Krön eine abschlägige Antwort gegeben werden, so er-
^ forderte ihr eigene Ehr und Interessen ein genaues Stillschweigen, gleich-
wie bei der Aachener geheimen Unterhandlung *) geschehen, zu beobachten,
und sie würde wenigstens von der diesseitigen guten Neigung vollkommen
Überzeuget, welches in den künftigen Zeiten von erspriesslicher Folge sein
durfte. Wollte sie aber an dem Vorschlag aufrichtigen Antheil nehmen,
so stünde mit so vieler Wahrscheinlichkeit, als von künftigen Dingen ge-
urtheilet werden kann, anznhoffen, dass der gefährlichste Feind des . . .
Erzhauses in seine eigene Fallstricke gerathen, mithin inner kurzem ge-
demüthiget sein, nnd dass zugleich zweien Veranlassungen zu sehr gefähr-
lichen Kriegen, nämlich wann die Könige in Spanien und in Polen mit
Tod abgehen sollten, vorgebogen werde.«
Aug. 21 2. Maria Theresa an Starhemberg2). Wien, 21. August 1755.
Nu* dem Reinconwpt»). - Vgl. v. Araeth IV, 393 f.; Broglie, L'alUuM 1S6, 192 ff
Erläuterungen zu Nr. I.
Zn Punkt 1: Die Einkünfte von Parma, Piacenza und Guastalla be-
liefen sich auf »beiläufig nicht mehr als 500000 f. Anzufragen, wieviel
das abzutretende Herzogthum Luxemburg, die Herrschaften Chimay und
Beaumont, sowie das Pays rltroclde'« einbrächten, wage man des Aufsehens
wegen jetzt nicht, doch sei der Ertrag dieser Gebiete jedenfalls ein höherer.
Frankreich habe grosses Interesse an einer Vergrößerung in dieser Rich-
tung, um die Grenze weiter von Paris zn entfernen.
Starhemberg erhalte die gemessene Anweisung, mit allem Fleiss den
französischen Hof wegen des Äquivalents für die drei italienischen Herzog-
tümer und seiner sonstigen Bedingungen zuerst zur Sprache zu bringen.
Doch dürfe allenfalls Starhemberg auch als erster, aber nur in der Form
einer privaten Ansicht die geplanten Abtretungen in den Niederlanden in
Aussicht stellen.
Zu Punkt 5: Preussen müsse so weit geschwächt werden, dass
keine Rache mehr von ihm zu fürchten sei. »Zufolge dieses Grundsatzes
gehet nun Unser vorläufiger Antrag dahin, dass, wann einmal Wir und
Russland gegen Preussen die Waffen ergriffen und den grössten Theil der
Macht des besagten Königs beschäftigt hätten, alsdann auch andere Höfe,
als Schweden, Sachsen, Pfalz etc. mit in das Concert gezogen und einem
jeden unter der geheimen französischen Einverständnis ein gewisser Vor-
1) Vgl. S. 150 Anm. 2.
2) Im wesentlichen Wiederholung der in Nr. 1 enthaltenen Vorschläge ; ins-
besondere sind die S. 148 f. angeführten 6 Punkte wörtlich übernommen. Hier
werden nur einige Zusätze abgedruckt.
3) Ich verstehe hierunter eine in der Kanzlei gefertigte Abschrift des
Concepts.
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1755 August 21.
161
theil bestimmet würde.« Bezüglich Sachsens fürchte man die Bemühungen *7652
Contys, der mit Rücksicht auf die sachsischen Prätentionen in Polen stets ug*
gegen eine nähere Verbindung mit dem Churstaat gewesen sei1). Doch
könne ßachsen dnrch die Zusicherung von Magdeburg zum Verzicht auf
seine polnischen Ansprüche gebracht werden. Indessen gedenke Österreich
von einer Vergrößerung Sachsens das Gelingen des »Hauptgeschäfts« nicht
abhängig zu machen. . . .
2a. Erste Eröffnung Österreichs an Frankreich. Wien, 21. August Aug. 21
1755.
Nach dem Ktinconeapt. Beilag« zn Nr. 2. Vgl. t. Axneth IV, 3M f.
»Llmpe'ratrice d&ire sincerement le maintien de la tranquillitC geu6-
rale et ne se verrait qu'avec beaucoup de regret dana la n^cessite* de devoir
prendre part ä nne guerre contre la France.
»Elle ne s'attendait pas plus ä ce qui vient d'arriver sur les cötes
de rAme"rique, qu'on ne paratt s'y €tre attendu ä Versailles, et eile na
pu l'apprendre qu'avec le plus sensible däplaisir.
»Ses allie*s, cependant, ont dejä reclame* son assistance et, saus de
jostes et fortes raisons, eile ne se refusera pas certainement aux engage-
ments purement de*fensifs qu'elle se trouve avoir avec eux.
»Mais eile a lieu de croire que l'Angleterre travaille ä renouer avec
le roi de Prusse par l'entremise de quelques cours protestantes 2) ;
»ou, au moins, qu'elle ne se propose de oontenir le roi de Prusae
par le moyen des Russiens que pour pouvoir faire employer les forces de
la maison d'Autriche contre la France et sacrifier, par consequent, les in-
terßts de la religion et des maisons d'Autriche et de Bourbon ä ses vues
pariicuiit>rt)3.
»Oes suppositions qui ne sont point sans fondement, donnent des in-
qnie'tudes et des justes soupcons ä l'Impäratrice.
»La France peut mieux qu'elle de"couvrir et developper le mystere de
Tintelligence secrete qui existe pent-fitre dejä, ou ä iaquelle on travaille
entre les cours de Londres et de Berlin.
»8i les soupcons de l'Impe'ratrice e'taient fonde*s, eile tronverait moyen
de concilier ses interßts avec ceux de la maison de Bourbon, n'y ayant
eu qu'une aveugle animosite* et des anciens prejuges qui se soient oppose's
jusqu'ä präsent ä un ouvrage aussi salutaire et aussi de'sirable pour le
maintien de la religion catholique et du repos de l'Europe.
»Dans cette idCe on s'expliquera vis-ä-vis de la France sur un plan
con^u de facon k ce que chacun y tronve pleine et entiere süretd.
1) Vgl. Broglie, Secret I, 54. 66 ff. 102. 103.
2) Braunschwelg-WolfcnbUttel. Vgl. P. C. XI, 474. 475.
Acten sur Vorgeschichte des 7 j ihrigen Krieges. 11
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162 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 »On s'entendra avec eile poux nn Etablissement de Don Philippe dans
Aug' 21 les Pays-Bas.
»On concertera avec eile les moyens de procurer an prince de Conty
le tröne de Pologne.
»On s'emploiera an rltablissement d'ane bonne intelligence entre U
France et la Russie, et on travaillera ä faire goüter le plan proposc k
l'Espagne. On Ini indiquera les moyens d'agrandir ses alliös.
»Mais on demandera, en behänge, qne la France renonce ä son allianee
avec le roi de Prusse, leqnel aussi bien est prfit ä la sacrifier k ses vnes
et k la ligue qu'il mädite de former entre les puissances protestantes. On
s'entendra, de plus, avec la France snr les frais et la defense qu'exigera
TexCcution de ce plan.«
Aug. 21 3. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 21. August 1755.
Nach dem Eeinconcept. Vgl Broglio, L' alliance 192 f.; y. Araeth IV, 395.
Ergänzende* Begleitschreiben zu Nr. 2.
»Ich kann mir leicht vorstellen, was sich Ew. Hoch- und Wohlgeboren
für eine Menge verschiedenerlei Ideen bei der ersten Durchlesung des hier
angebogenen . . . Rescripts1) vor Augen legen werden.
»Der Gegenstand ist die wichtigste Angelegenheit, so das . . . Erz-
haus betreffen kann. Er ist zugleich mit so vielen Umständen und Combi-
nationen verwickelt, dass alles darauf ankommet, das Ganze in seinem
eigentlichen Zusammenhang zu übersehen und hiernach die Particnlarfalle
und Anstände zu benrtheilen.
»I. M. befinden sich sowohl vor dermalen, als vor das künftige in
den gefährlichsten und violentesten Umständen. Es muss also auf ein- oder
die andere Art ein Mittel erfunden und herzhaft in das Werk gesetzet
werden. Dieses Mittel haben wir zwar seither bei unseren bisherigen
Alliirten gesuchet. Es ist aber soweit davon entfernt, dass sie in unsere
traurige Situation recht eingehen sollten, dass vielmehr die überzeugendste
Proben ihres festgestellten systematis vor Augen liegen, des Königs in
Preussen so gefahrliche Macht ehender zu vergrößern als zu vermindern.
»England hat nur einen einzigen aemulum und Feind an der Krön
Frankreich; auf Preussen setzet esseine künftige Hoffnung, wann entweder
das . . . Erzhaus unterdrücket worden oder ein anderes Staatssystema zum
Grund legen sollte.
»Überdas ist vor dermalen die englische Rücksicht fast einzig und
allein anf die Seemacht gerichtet, anf das Gontinent wird kaum gedacht,
und uns will man gegen alle Proportion, gegen die bisherige Beispiele
nnd gegen den klaren Inhalt der Traotaten den grössten Theil der Last
1) Vgl. Nr. 2.
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1755 August 21.
163
aufbürden, ohne dass wir dargegen den mindesten Vortheil anzuhoffen 1755
hätten. *'
»Von Holland stehet gar nichts vergnügliches zn erwarten, nnd anstatt
die Republique vermög Barrieretractat bei anscheinender Kriegsgefahr ihre
Trappen in den Niederlanden bis auf 16000 Mann verstärken sollte, so
hat sie statt dessen den grössten Theii ihrer Trnppen, so schon da waren,
ohne uns einmal zu Rath zu ziehen, ja ohne uns ein Wort davon zu sagen,
in das Holländische zurückgezogen, folglichen am ersten die Tractaten ge-
brochen.
>Dass anch Preussen denen Friedenstractaten vielfältig nnd offenbar
zuwider gehandelt habe, und dass es nns keineswegs an gerechtesten Ur-
sachen zum Krieg ermangele, ist niemand besser als dem französchen
Hof bekannt, maassen der König in Preussen schon seither etlichen Jahren
dem besagten Hof seine Vorschläge eröffnet und dahin angetragen hat,
I. M. feindlich zu überfallen. Es wäre also unverantwortlich, wann man
nicht auf Mittel bedacht sein sollte, solchen gewissen und determinirten
bösen Absichten noch in Zeiten bevor zu kommen.
»Wir haben also die Gerechtigkeit auf allen Seiten vor uns und in
unserem Vorschlag das diesseitige wesentlichste Staatsinteresse mit dem
französchen so genau verbunden, dass dieser Hof seinem eigenen Vor-
theil Feind sein müsste, wann er unser Anerbieten ausschlagen sollte. Ge-
schiehet dieses gegen besseres Vermuthen, so ziehen wir wenigstens den
Vortheil, dass wir alle Hoffnung, den französchen Hof recht denken
machen zu können, vor beständig verlieren. Solche geneigte Umstände,
wie dermalen vor Händen sein, dörften sich so bald nicht und vielleicht
nimmermehr ereignen. Und wann einmal der rechte Zeitpunkt versäumet
ist, so müs8ten wir ein ganz anderes systema ergreifen.
»Mehrere dergleichen wichtige Betrachtungen sind in dem . . . Rescript1)
enthalten, aber noch keineswegs erschöpft worden, dann wann man alles
sagen wollte, was gesagt werden könnte, so hätte das Rescript in ein
volumen anwachsen müssen.
»Wo aber viele Bewegungsgründe vorhanden seind, da pflegen ge-
meiniglich nur einige der stärksten Eindruck zu verursachen. Die grosse
Kunst wird also darinnen bestehen, in der Menge solche zu erwählen und
hauptsächlich gelten zu machen, welche denen vorfindenden Umständen,
Einsichten und Gedenkensart am gemässesten scheinen. Ich habe solches
bei meinem Anwesen in Paris'2) erfahren, als ich die bekannte lothringische
Schuldenangelegenheit a) lange Zeit betrieben und alle Vorstellungsgründe
1) Vgl. Nr. 1.
2) Kaunitz war 1750 — 1753 österreichischer Gesandter am französischen Hofe.
3) Vgl. den auf die lothringischen Schuldeu bezüglichen Artikel des Wiener
Friedens von 1735 bei Koch, Abreg6 de Thistoire des traites de paix, II, 39.
11*
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164 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 ausgeleeret. Es wollte aber nichts verfangen, bis ich in einer einzigen
Aug. 21 Qonver8a^on mjt ^en Ministern nur etliche wenige und zwar die natür-
lichste Gründe mündlich und nachhero auch schriftlich vorstellig gemacht,
worauf die Sache auf einmal einen bessern Anschein gewonnen hat.
>Ew können Ihren Vortrag auf die Wohlfahrt der französchen
Monarchie, deren Sicherheit, Befestigung des Friedens, des Königs Glon
und Ansehen, bessere Versorgung einiger ihm nahen Angehörigen, Ver-
mehr- und Verstärkung seiner Freunde, Beförderung unserer heiligen Re-
ligion nnd billige Rache wegen des mehrmaligen preussischen Absprungs
p.p. begründen, und welches am meisten Eingang findet, vorzüglich gelten
machen, desfalls I. M. nebst dem Ministerio sich auf Ew. . . . bereits werk-
thatig zu erkennen gegebene ausnehmende Geschicklichkeit vollkommen . . .
verlassen.
»Es bleibet mir also nur noch so vieles übrig, Ew. ... zu erinnern,
dass die hiesige Absicht keineswegs dahin gehe, den russischen Hof so-
gleich in das ganze Geheimnuss zu ziehen. Ein solcher Schritt könnte
alles auf einmal verderben, sondern wann wir eine sichere Antwort aas
Frankreich erhalten haben, alsdann wird erst in Russland gearbeitet
werden1); und nach Maass, als dieser Hof sich herbei lasset, würde man
mit französcher Einverständniss immer weiter gehen.
»Auch würde dieser Hof selbst vor gnt befinden, dass Ew. . . . eh ender
eine Ab- als Zuneigung zum publico zu erkennen geben und auf alle
Weise das Geheimnuss vor Jedermann auf eine natürliche Art zu ver-
decken suchen. . . .«
Sept. l Starhemberg an Kaunitz. Paris, 1. September 1755.
Nach der Urechrift. Abgedruckt bei v. Arnctb IV, 551 Anm. 486.
»Gestern . . . habe den ersten Anwurf, jedennoch mit gehöriger Vor-
sicht, bei der Marquise von Pompadour gemacht und ist selbiger sehr wohl
aufgenommen worden.« . . .
Sept. 4 5. Vortrag von Kaunitz. Wien, 4. 8eptember 1755.
Kseb der Urschrift.
Unterbreitet der Kaiserin den am 9. September 1755 an Esterhasy
abgesandten Erlass2) zur Genehmigung.
»Meines . . . Ermessens wären dem Grafen Esterbasy 10000 Ducaten
. . . zuzusenden3). Von diesen hätte er dem Vicekanzlern Woronsow 6000,
dem Olsuwiew 2000, dem v. Funcke4) 1000 und dem Wolkow 300 Stuck
1) Vgl. jedoch den Erlass an den österreichischen Gesandten am russischen
Hofe, Esterbasy, vom 9. September 1755, Nr. 7. 2) Vgl. Nr. 7.
3) Über die Ausführung vgl. Nr. 8 und 22 a.
4) Chursächsischer Gesandter in Russland. Über ihn vgl. Zinzendorfs Memoire,
Beilage Nr. 2.
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1755 August 21. — September 9.
165
«verehren und den Überschuss von 700 Ducaten nach Beschaffenheit der 1755
Umstanden anf das nutzlichste zu verwenden oder auf andere Gelegen- ep
heiten aufzubehalten.
»Mein grösster Zweifel hat nur darinnen bestanden, ob diese Ver-
ehrungen schon dermalen zu machen oder bis zu anderen Zeiten auszu-
setzen seien.« Er entscheide Bich indessen für sofortige Verwendung. . . .
6. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 84 [fol. 1503]. Wien, 6. September Sept. 6
1755.
W. K. A. Nach der Urschrift.
»Die . . . Resolution, samtliche Dragonerregimenter *) auf den Dienst-
Stand von 800 Pferden complettiren zu lassen, und dass wegen Anschaffung
der hierzu nöthigen Pferdrüstong das behörige fürgekehrt werden solle,
betreffend.«
7. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 9. September 1755. Sept. 9
Nach dem Reinconeept,
Aufklärung über die zwischen England und Österreich schwebenden MissheUigkeiten*).
Da England zur Verteidigung der Niederlande im bevorstehenden
Kriege nur 8000 Mann hessische Soldtrnppen verwenden zu wollen erklärt
habe, so sei von dem Wiener Hof versucht worden, das Londoner Cabinet
durch eine ungeschminkte Klarstellung dieses allianzwidrigen Verhaltens zur
Vernunft zu bringen. Trotzdem man darauf noch keine Antwort erhalten
habe, so gehe doch aus Colloredos3) Berichten unzweideutig hervor, »dass
Unsere Vermuthungen nur allzuviel eingetroffen haben, und dass gleich
allen Anfangs, und ehe noch der König nach Hannover abgereiset ist, der
englische Plan bloss und allein darinnen bestanden seie, den König in
Preussen durch Schliessung der Convention mit Russland und durch andere
geheime Anlockungen in Ruhe zu erhalten, den grössten Theil Unserer
Macht der französchen entgegen zu setzen und hierzu wenig oder gar
nichts beizutragen, sondern die ganze Stärke auf die Seemacht zu ver-
wenden und solcher Gestalten im Krieg wie im Frieden den Meister zu
spielen«.
Da nun nicht zweifelhaft sei, dass die österreichische Macht »allein
su Verteidigung derer Niederlanden und zu Sicherstellung Unserer teutschen
1) Die Ordre ist an die Obersten der sämtlichen (13) Dragonerregimenter
gerichtet. Vgl. Nr. 11, und Anm. 6 daselbst. FUr die Standquartiere der samt«
liehen Regimenter vgl. ein für alle Mal Lehmann 112 ff. und Beilage Nr. 4.
2) Vgl. den Vortrag des Staatskanzlers Kaunitz vom 27. Juni 1755 bei Beer,
Archiv 19 ff.; sowie Nr. 3 und 24.
3) Bevollmächtigter Vertreter Österreichs in London.
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166 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 ErbUnden keineswegs zureiche1), und dass der König in Preussen, um das
ept. 9 gerz Unserer Erblanden mit einer zahlreichen Armee zu überfallen, nur
auf die Gelegenheit warte, wann Wir Uns anderwärts im Krieg verwicklet
befanden und von Truppen entblösseten«, da es aber für Preussen schon
ein grosser Vortheil sei, wenn es seibat mit der Ausführung Beiner Ab-
sichten noch warte, und »Wir indessen Uns an Truppen und allen Er-
fordernussen zu Bestreitung eines künftigen Kriegs erschöpfen müssten,
ohne dass Unsere eigene Alliirten ihrer bundsmässigen Obliegenheit ein
behöriges Genügen leisteten«, so haben »Wir den vorläufigen Entschluss
gefasset, keine Truppen nach denen Miederlanden abzusenden, sondern
Unsere hiesige Kriegsmacht beisammen und in bereitfertigem Stand zu
halten und den weiteren Erfolg mit Gelassenheit abzuwarten. Welches
wenigstens so vieles fruchten würde, dass der König in Preussen nicht
leicht wagen dörfte, sich mit in das 8piel zu mischen und Uns einen em-
pfindlichen Streich beizubringen ....
» Jedoch haben diese wichtige Nachrichten nur allein zu Deiner ge-
heimen Belehrung und darzu zu dienen, dass Du Dich im Stand befinden
mögest, die etwa nachfolgende Vorwürfe des englischen Hofs gründlich
abzulehnen und Deine künftige Schritte mit behöriger Vorsicht ausmessen
zu können.«
Sept. 9 8. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 9. September 1755.
Nteh dem Relneoncept. Begleitschreiben Nr. 7. Vgl Beer, H. Z. 27, »5.
Anweisung, das Vertrauen der maatsgebenden Personen zu gewinnen. Vertrauliche
Anfrage wegen der Stärke des russischen Heeres.
. . . »Ew. Exc. befinden sich dermalen in sehr brillanten Umständen,
da eines Theils die vorhinige gute Freunde emporkommen und bei ihrer
guten Gesinnung beharren, anderen Theils aber diejenige, so vorhin sich
nicht sehr anständig betragen, Dero Freundschaft suchen und andurch die
boste Apologie von Dero bisherigen vernünftigen Betrag unserem Hof
überzeugend vor Augen legen2).
»Ich nehme hieran so aufrichtigen als erfreulichen Antheil, und bin
zum Voraus versicheret, dass Dieselbe sich der Mittlen, so wir von hieraus
zu Befestigung Dero Gredits und Einflusses an Hand geben, bestens be-
dienen werden j wie ich dann nochmalen erinnere, dass sich inner kurzem
solche Umstände ereignen dürften, welche uns nöthigten, mit dem russischen
Hof in ein noch engeres Concert einzugehen. Es erfordert also der aller-
höchste Dienst, die diensame Wege in Zeiten vorzubereiten und das voll-
ständige Vertrauen des dortigen ministerii zu gewinnen.
1) Vgl. S. 145.
2) Vgl. Zinzendorfs Memoire, Beilage Nr. 2.
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1755 September 9.
167
»Mein gegenwärtiges P.S. 1 *) ist . . . zum Vorzeigen eingerichtet, und 1755
obzwar in der That verschiedene nnd grosse Inconvenienzien daraus ent- ^e^ta
stehen, dass ein sächsischer Minister alles, was man mit dem Grosskanzler
tractiret, in Erfahrung bringet nnd seinen Hof davon benachrichtiget, so
mnss man doch aus der Noth eine Tugend machen und sich von dem
Funcke in so lang vollkommen versicheren, als der Grosskanzler bei seinem
Amt verbleibet.« Esterhasy solle nach eigenem Gutdünken die für Funcke
bestimmte Verehrung ausantworten oder zurückhalten, »welches letztere
das sicherste sein dörfte«2).
Ȇbrigens haben Ew. Exe. sich, soviel es ohne Aufsehen geschehen
kann, und zwar unter der Hand, jedoch zuverlässig zu erkundigen und
anbero einzuberichten, ob in dem Fall, dass Engeland die in seinen Sold
genommene russische 60000 Mann andererseits gebrauchte, und der König
in Preussen die hiesige Lande feindlich überfiele, Russland dannoch im
Stande seie, die in dem 4. geheimen Artikul des Tractats von 1746 L M.
versprochene Hülfe mit 60000 würklich zu leisten. Es ist sehr nöthig,
solches zuverlässig und in Zeiten zu wissen, damit man sich in künftigen
Fällen darnach richten könne; jedoch muss man sich desfalls nur noch
unter der Hand erkundigen.«
Bei dem Abschluss der englisch-russischen Convention habe Williams3)
den grossen Fehler begangen, die Alternative nicht zu wahren. Die eng-
lische Regierung habe bereits die Correctur dieser »Unanständigkeit« an-
geordnet. »Ew. Exc. werden sich dieser geheimen Nachricht mit Vorsicht
zu bedienen wissen, um weiters in das klare zu setzen, ob sich nicht noch
mehrere Anstände bei der Ratification der Convention ergeben haben, und
ob man wohl gar englischerseits die Gelegenheit sucht, solche in die Länge
zu ziehen.«
1) Die Kaiserin sei erfreut Uber die neuen Proben und Versicherungen der
wahren Freundschaft Bestushews, wUnsche, dass sein Einfluss nooh steigen, er
dazu die vortheilbaftesten Mittel wählen und »sich allenfalls ehender in die Zeiten
schicken als mit allzugrosser Sündhaftigkeit dem Strom entgegen gehen mögte«.
Vgl. hierzu Zinzendorfs M6moire, Beilage Nr. 2. Zwei weitere ostensible Post-
Scripte beauftragten Esterhasy, Olsuwiew 2000 Ducaten, dem Favoriten der Zarin,
Iwan Schuwalow einen Ring zu Uberreichen.
2} Im Erlass vom 13. September an Esterhasy wiederholt Kaunitz diesen
Rath und fügt hinzu: »Weilen auch auf den Grosskanzlern nicht zu vergessen
ist, und dieser mit 1500, oder auch mit 2000 Ducaten, befriedigt, jenem aber
500 Ducaten allenfalls nachgesendet werden künnten; wann jedoch Ew. Exc.
keine Noth wendigkeit oder grossen Nutzen vorsehen, so ist das sicherste, sowohl
den Grosskanzler als den von Funcke annoch mit guten. Vertröstungen abzu-
speisen.«
3) Englischer Gesandter in RuBsland.
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168 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
9. Starhemberg an Kaunitz1). Paris, 9. September 1755. Praes.
19. September 1755.
Nmüi der eigenhändigen Urschrift. Vgl. Arneth IT, 39S f.; Beer, H. Z. 27, 328 t 334;
Dnncker 17; Oncken II, 44; Drojmen V, 4, 485; Broglie, L'alliance 216 ff.; Koser 1,586;
Lehmann 31 ; Waddington, Renvenement 289 f.
»R6ponse que M. l'abbe" comte de Bernis2) m'a rendu de la part du
Roi T. C. aux propositions que j'ai faites de la part de Sa Majeste"
l'Imp^ratrice8).«
1) »Qne le Roi s'est prGte* aar le champ ä la premiere ouvertnre
faite de la part de l'Impöratrice-Reine, n'ayant rien plns a cobut que de
conserver avec eile la plus parfaite intelligence et d'ätablir des a present
sur des fondements solides nne union constante et inalterable entre les
dem eours et leurs fitats respectifs.
2) »Qne, si, d'nne part, il a 6t6 charme" dapprendxe que l'Impera-
trice ne s'ätait pas plns attendn ä ce qni est arrivö sur les banos de
Terre-Neuve, qu'on ne paraissait s'y Stre attendu en France, et qu'elle en
avait appris la nouvelle avec le plus sensible deplaisir, de l'autre part, il
n'avait pas 4M mödiocrement surpris que le roi de Prusse songeat ä le
sacrifier ä ses vues particnlieres et ä la ligue quHl mödite de oontraeter
avec l'Angleterre par l'entremise de qnelques puißsancea protestantes.
3) »Que cette nouvelle ätait d'autant plus surprenante ponr lui qu'au-
cun avis prüden t ni aucun soupcon ne l'avait prepare* ä la recevoir.
4) »Que, fidele ä sa parole, ä ses engagoments et anx lois de l'hon-
neur, il ne pouvait sans les preuves les plus claires et sans les motifs les
plus graves non seulement rompre avec ses alliäs, mais m6me soupconner
leur bonne foi ni les croire capables d'infidälite* on de trahison.
5) »Que, l'Impe'ratrice €tant dans les me'mes prineipes, eile ne se
serait certainement pas portee sans de fortes raisons non seulement a se
plaindre des pratiques secretes de l'Angleterre, mais aussi ä vonloir de"-
poniller le roi de Prusse de ce qu'elle lni a cäde" par des traite's solenneis,
garantis ä Aix-la-Chapelle par toutes les puissances de l'Europe.
6) »Qu'ainsi il ne doutait pas qne l'Imperatrice ne lui fit part avec
une confiance entiere des motifs qu'elle avait de soupconner des ne*gocia-
tions secretes entre les cours de Berlin et d'Angleterre au prejudice de la
religion et au desavantage de l'Impe'ratrice et de la France.
7) »Que, persuadö de toutes ces rfrites, il prend en bonne part les
ouvertures qui lui sont faites de la part de l'Imperatrice, a laquelle il
n'attribue que des vuea legitimes et des intentions droites.
1) Der eigentliche Bericht liegt nicht vor.
2) Designirter französischer Botschafter für Madrid, Günstling der Marquise
von Pompadour. Er war von König Ludwig beauftragt worden, die Verhand-
lung mit Starhemberg zu führen. 3) Vgl. Nr. 2 a.
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1755 September 9.
169
8) »Qne, plus il a €t€ surpris de la voir se mdfier de l'Angleterre, 1755
plus il espere qu'elle lui fournira des moyens et des facilitäs pour tirer ^°Pk
nue juste vengeance de l'insulte inattendue qne lui a faite cette paissance.
9) »Que, comme le plan qui lui a Cte" propose", est tres ätendu, et
qu'il serait difficile d'en arranger en peu de temps toutes les parties
1° sans avoir recn des explications necessaires, 2° sans s'Stre concerte"
avec d'autres puissances poor eviter, en attendant, tonte ruptnre et division
entre l'Implratrice et lui, il serait näcessaire de convenir par nn traite"
präUminaire de conaerver inviolablement la paix de part et d'autre sur mer
et snr terre, et de ne la rompre ni directement ni indirectement pour
quelqne raison que ce soit.
10) »Les deux pnissances s'engageraient par ledit traite" a ne secourir
en aueune maniere eeux qui, au mäpris du dernier traite" d'Aix-la-Chapelle
et de la garantie, y auraient dejä donne" atteinte ou viendraient par la
suite ä le rompre.
11) »Qu'eües con viendraient, de plus, par ledit traite" präliminare,
d'aider et de favoriser la partie attaquäe dans le caa oü la partie attaquante
se refuserait ä nn accommodement raisonnable ; lequel accommodement serait
präcäde" incontinent d'une Suspension d'armes et ceasation d'hostilites.
12) »Que les deux pnissances pourraient convenir dans le m€me traite
de travailler promptement ä la confection d'nn second traitä, confirmatif
et extensif du premier, dans lequel second traite" on travaillerait, de con-
cert avec l'Espagne et la conr de Naples et autres Princes qu'on jngerait
necessaire d'y appeler ou d'y admettre, l'e'change propoae" des trois ducbds
possädäs en Italie par Tinfant Don Philippe avec un äquivalent aux
Pays-Baa.
13) »Que, dans le susdit traite" provisionnel, les deux puissances s'en-
gageraient pareillement ä e"tablir par le second traite* une alliance solide
entre elles, dans laqnelle serait comprise la Russie et admis les allies re-
apectifs des deux puissances; bien entendu ceux dont on serait convenu.
14) »Que, par un article ä jamais secret et separe" du traite" pre*limi-
naire et par les motifs ci-desaus e*noncös, l'Impe'ratrice consentirait des ä
präsent ä laisser entrer un certain nombre de tronpes francaises dans les
places d'Ostende et de Nieuwport, sous la condition expresse de la part du
Roi de ne prätendre aucun droit de propriäte" sur lesdites villes et de les
rendre a Tlrnpäratrice dans le temps convenu.
15) »Que ce premier pas menerait infailliblement ä nne alliance solide
et peut-ätre äternelle et donnerait le temps anx deux cours d'ätablir les
fondementa aana pre'cipitation et aana danger.
16) »Qne, pour rendre oet ouvrage plua solide, il Berait avantageux
et meme necessaire que l'Empereur prft part aux deux traite* proposäs.
17) »Que le Roi promettait de nouveau ä llmpöratrice et exigeait
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170 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 «feile an secret Stemel et inviolable et lni demandait une räponse däcisive
Sent. 9
y et prompte.
IS) »Que la bonne foi avec laquelle Tlmpe'ratrice dlclare combien olle
est pressee par l'Angleterre de remplir ses engagements deTensifs, ne
permet pas au Roi de negüger aucune präcaution ponr deTendre et mettre
en sürete* ses frontieres.
19) »Qu'ainsi, le temps pressant de part et d'autre et le de*sir de
maintenir la paix gäneral animant egalement l'Impäratrice et le Roi, il
n'y avait pas de temps a perdre pour en poser le premier et le plus solide
fondement. «
Sept. 16 10. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 16. September 1755.
Nach der Urschrift. Vgl. Beer, H. Z. 27, 3*5 ff.
Vertrauliche Äusserung der Zarin über Künig Friedrich.
. . . »Ew. Exc. ist ohne das schon . . . bekannt, dass die rassische
Kaiserin mit keinem fremden ministro von Geschäften zu reden pfleget.
Nun aber hat sich zugetragen, dass Hdchstdieselbe von freien Stücken mich
befraget, was ich denn von den englischen und französchen Irrungen vor
Nachrichten hätte, und ob es noch wohl zum Krieg kommen oder der
Frieden zwischen diesen beiden Mächten würde beibehalten werden können.«
Er, Esterhasy, sei von dieser ungewohnten Ansprache anfänglich »etwas sur-
preniret« gewesen, habe aber geantwortet: augenblicklich habe er noch
keine näheren Nachrichten, werde aber etwa eintreffende sofort der Kai-
serin mittheilen. Sollte jedoch der Friede aufrecht erhalten werden, so
würde das nur der russischen Kaiserin und ihrem in den eroberten Pro-
vinzen versammelten zahlreichen Truppencorps zu danken sein. Die Kai-
serin sei von dieser schmeichelnden Antwort »sehr eingenommen worden
und Hesse unter Aufhebung der Augen folgende denkbare Worte fallen:
»Hätte ich vor einigen Jahren ein so zahlreiches Corps in Liefland ver-
sammlet gehabt, so wäre vieles nicht geschehen ;< wendete sodann den
Discours auf den König in Preussen und erziihlte mir viele Particularitäten
von seiner VergrÖsserungsbegierde und seinem sehr undankbaren Gemüth,
sagende, dass die Undankbarkeit weder Segen von Gott noch Vortranen
von den Menschen nach sich ziehen könne. Nach diesem ist der Discours
auf die französche Absichton mit dem Prinzen Conty zum polnischen Thron
gefallen, und dass die diesfällige Besetzung mit einem französchen Prinzen
dem Gleichgewicht und der gemeinsamen guten Sach höchst schädlich
sein würde.« .... Esterhasy werde sich alle erdenkliche Muhe geben,
die Kaiserin »in diesem guten Geleis zu erhalten, auch von aller Zeit und
Gelegenheit, in welcher ich Ihro von Geschäften etwas beibringen kann,
auf eine unverfängliche Art zu profitiren suchen, und in diejenige Wege
und Mittel, so dies . . . Zutrauen vermehren können, auf alle Weis ein-
schlagen.« . . .
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1755 September 9 — September 17.
171
11. Klinggräffen1) an König Friedrich. Wien, 17. September 1755. 175*
Sept 1
B. A. — P. S. NMh der Urschrift.
Plan einer Complettirung und Augmentirung der öeterreichiechen Armee.
. . . ».Tapprig avant-hier qa' . . . on a expddie* un expres an marechal
Charles Palfy avec ordre de se rendre ici2). II est effectivement arrive"
le surlendemain. ... U est tenu entre lui, Ie prince de Liechtenstein3),
le comte de Neipperg«) et celui de Harrach5) des Conferences pour arranger
an plan pour mettre les re*giments de cavallerie ä mille chevaux au Heu
de 800 qu'ils seraient, s'ils ätaient actnellement complets6).
»On m'assure par nn bon canal qne ce plan est parvenn a sa perfec-
tion, et meme qn'on a parle* da depnis an jnif ponr les livraisons. Mais
je sais d'un autre cdte* qu'il n'y a encore aueun ordre de donne* anx
regiments ponr cette augmentation. On trouvera pendant l'hiver le nombre
1) Preussischer Gesandter in Wien.
2) Die Richtigkeit dieser Angaben wird bestätigt durch das Ilofkriegsraths-
protokoll vom 4. September 1755 [fol. 1492], »Palfy, dessen Anherobeorder- und
Hcgwohnung der in Remontirungsgeschäft allhie eigendes aufgestellten Commis-
>ion betreffend; nebst einigen anderen Genannten und denen Lieferanten.« [W.K.A.]
3) Feldmarschall, Chef des Geniewesens.
4) Feldmarschall, Viceprlsident des Hofkriegsrathes.
5) Graf Joseph Harrach, Präsident des Hofkriegsrathes.
6) Schon am 28. Juni 1755 berichtete Klinggräffen, der Feldzeugmeister
Graf Browne sei durch geheimen Befehl der Kaiserin zur Conferenz befohlen
worden und habe, um das Geheimniss zu wahren, auf einem Landgute des kaiser-
lichen Privatsecretärs, des Baron Koch, gewohnt. Klinggräffen vermöge noch
nicht genau zu sagen, ob es mit dem Plane seine Richtigkeit habe, »de Com-
puter rarmee ä laquelle il manque autour de 22000 hommes en Infanterie, et
que pour cet effet les differents Etats hereditaires seraient .taxes de lies livrer
ä peu pres sur le meme plan qn'on a voulu former les milices, il y ardcux ans
[vgl hierzu Lehmann 18] . . ., mais qui a manqu£ dans l'execution, parcequejes
provinces ont allegue que ces milices leur restaient a chargo dans le pays auquel
dies ne pouvaient suffire. Atnsi, pour lever cette difficultö, rimpetatrice-Reine
prendrait sur eile cette cbarge, pourvu que le pays fournit les hommes ponr öfre
envoyes anx regiments respectifs. Si cela est, le nombre se pourra trouver facile-
ment dans les differentes provinces.« . . . [B. A.]
In den für die Österreichischen Rüstungen sehr lückenhaften Acten des
Wiener Kriegsarchives finden sich immerhin einige Belege dafür, da&s die
österreichische Regierung die Complettirung wenigstens der Cavallerie be-
schlossen hatte:
Hofkriegsrathsprotokoll vom 29. Juni [fol. 1103]: »Die . . . Resolution,
das Ligne'sche Dragonerregiment [in den Niederlanden] auf 1000 Mann
und Pferd herstellen zu lassen.« [W. K. A.)
Complettirungsordre für die Dragonerregimenter'vgl. Nr. 6.
Für die Complettirung der Kürassiere vgl. Nr. 32.
Erwähnt sei noch das Hofkriegsrathsprotokoll vom 26. November 1755
[fol. 2065], dem zufolge das Holly'sche Dragonerregiment [in Italien] nicht aug-
mentüt werden sollte. [W. K. A.]
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172 Österreichische Acten znr Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 qui sera de 6000 hommes, le peuple dans ce pays-ci aimant le Service de
apt. 17 |a cavaiierie t). Quant ä rinfanterie qui pareillement sera rendue complete
dans les £tats häräditaires . . ., la resolntion en a 6te' prise, mais il n'y
a egalement aueun ordre de donne* encore aux regiments pour le mettre
en exe'cntion. On se plaint beanconp des dösertions des recruea faites en
l'Empire, avant mßme d'arriver anx rögiments. Je pense qu'on ne donne
point d'ordre pre'cis aux rägiments de mettre les susdites reaolutions en
exe'cntion, qu apres que FAngleterre aura pourvu anx fonds necessaires.« . . .
Sept23 12. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 23. September 1755.
Nach der TTnchrift.
Vertrauliche« Gespräch der Zarin mit Esterhasy über Bestushew.
. . »Heute vor 8 Tagen hat die russische Kaiserin mit mir aber-
malen2) von Afrairen zu reden beliebet und insonderheit den Discours auf
den König in Polen und Grafen Brühl gewendet, sagende, dass dieser
Premierministre allein alles sein wollte und ohne ihm nichts geschehen
könnte.« Alsdann hat sie »zu meiner nicht geringen Verwunderung von
dem 6ro8skanzler zu sprechen angefangen und sich seinetwegen dahin
vernehmen lassen: »Mein Kanzler hat es mit mir ebenso, wie der Graf
Brühl mit dem König in Polen, machen wollen; ich habe ihm aber solches
nicht angehen lassen, sondern abgewöhnet, indeme ich für gut befinde,
auch andere zu Rath zu ziehen.« Die russische Kaiserin hat mir noch
überdas ein und andere Particulammstände von ihm und seinem Brüdern3),
der noch immer sehr gnädig von ihr angesehen wird, . . . erzählet, und
ist gewiss merkwürdig, dass sie sich wegen ihres Grosskanzlers gegen mich
so weit herausgelassen habe.« . . .
Oct 4 13. Vortrag des Staatskanzlers Kaunitz über die Conferenzsitzung
vom 24. September 1755. Wien, 4. October 1755.
Nach der Unchrift Vgl t. Arneth IV, 400 f.; Beer, H. Z. 27, 320 ff.; Dmicker 17.
Beschlussfassung über die an Frankreich auf die Antwort vom 9. September zu
ertheilende Erwiderung.
Es ist vorgestellt worden, »wie man gleich bei Entwerfung des diesseitigen
geheimen Vorschlages den grössten Anstand bei Frankreich darinnen ver-
muthet und vorgesehen habe, dass der ganze Plan in seinen nothwendigen
Folgen vor das . . . Erzhaus allzugut und vortheilhaft eingerichtet seie4),
1) Die Erlasse an die österreichischen Stände, 6000 Rekruten zu stellen,
sind vom 9. September 1755 datirt. Vgl. Lehmann 22. 2) Vgl. Nr. 10.
3) Graf Michael Bestushew-Rjamin, rassischer Oberhofmarschall.
4) Vgl. S. 151.
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1755 September 17 — October 4.
173
and dass dahero mit reifem Vorbedacht alles zusammeugefasset worden, 1755
was Frankreich zur Begnehmnng hatte anreizen und einen vergnüglichen ^ct* '
Ausschlag befördern können.
»Ob nnn gleich der besagte Hof in dem Wesentlichen eine abschlägige
Antwort1) ertheilet habe, so werde doch andnrch dem guten Grund des
beschehenen Schritts um so weniger etwas benommen, da allezeit eine un-
umstössliche Wahrheit verbleibe, dass eines Theils das . . . Erzhaus sich
in so lang, als der König in Prenssen seine dermalige Macht und 8tärke
beibehalte, beständig in den gefährlichsten und violentesten Umständen
befinde, und dass dahero anderen Theils die möglichen Hfllfs- und
Rettungsmittel auf alle thunliche Art und Weise noch in Zeiten zu
sachen seien.
»Man habe sich dahero von Seiten Ew. M. fordersamst an die eigene
Bundesgenossen gewendet und diese durch die so offenherzige als über-
zeugendste Vorstellungen zu vermögen gesuchet, dass sie in ein solides
CoDcert eingehen und wenigstens zur gemeinsamen Sicherheit das ihrige
nach Vermögen beizutragen sich werkthätig entschüessen möchten.
»Nachdem aber nicht einstens dieses und noch viel weniger ein
Anschein eines soliden Concerts gegen die gefährliche preussische Ver-
grösserungsabsichten zu bewirken gewesen, so seie nnter Ew. M. Begnehmung
der noch übrige zweite Weg bei der Krön Frankreich zu einer solchen
Zeit versuchet worden, wo alle Umstände hierzu geneigt zu sein geschienen
und unter anderen ganz zuverlässig bekannt wäre, dass die ernannte Krön
selbsten die preussische Gesinnungen beargwöhne und zwischen diesem
und dem englischen Hof eine geheime Unterhandlung wirklich gepflogen
werde 2). *
So habe man »mit einiger Wahrscheinlichkeit hoffen können,« dass
Frankreich in die diesseitige Absichten, wo nicht sogleich vollständig ein-
gehen, jedoch den Weg zur weiteren Handlung eröffnen würde.
»Wie es aber das Ansehen gewinne, so seie der ernannte Hof zu
seiner, von dem Grafen Starhemberg einberichteten abschlägigen Antwort
anter anderen durch drei Betrachtungen vermöget worden. Und zwar
1° »dörfke er in der Vermuthung gestanden sein, dass bei dem hiesigen
ministerio getheilte Meinungen vorwalteten, und dass dahero ein anderer
Auftrag dem Marquis Stainville3) und ein anderer dem Grafen Starhemberg
1) Vgl. Nr. 9. 2) Vgl. S. 147.
3} Stainville, später Duc de Choiseul, war zur Zeit als ausserordentlicher
französischer Gesandter in Wien. Ober obige Frage läset sich aus den Wiener
Archivalien kein Aufschluss gewinnen. Vgl. auch Beer, H. Z. 27,329 Anm. 1. Im
Hegleitschreiben Kaunitzens zu Nr. 13 heisst es: Rouille\ Staatssecretär des fran-
zösischen auswärtigen Ministeriums, werde vermuthlich von Stainvilles Bericht
nicht« wissen; Stainville dürfe also nicht biossgestellt werden; Starhemberg solle
sich über sein Verhalten RouillO gegenüber mit Bernis verständigen.
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1 74 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 geschehen wäre, folglichen mit dem Vorschlag, so dem ernannten Marquis
>ct 4 beigemessen wird nnd sonder Zweifel vor Frankreich der vortraglichste
wäre, annoch auszureichen sein dörfte. . . .
2° »Rabe des Abbe" Bernis gemachter Einwurf, als ob die Zumuthung
unbillig seie, dass der hiesige Hof seine bisherige Bundesgenossen beibe-
halten und sich von denenselben nicht trennen wolle, hingegen Frankreich
einen seiner erspri esslichsten Alliirten verlassen und desselben Zagrund-
richtung gleichgültig geschehen lassen sollte, einigen Schein der Ehrlich-
keit vor Bich und dörfte in der That den grössten Stein des Anstosses
abgegeben haben, wie dann auch solches gleich bei der ersten diesseitigen
Conferentialberathschlagung1) vorgesehen und just aus der vorerwähnten
Betrachtung auf die Vergrößerung der übrigen französchen Alliirten
angetragen worden, um andurch dem besagten Hof auf andere Art zu
ersetzen, was er bei der Schwächung des Königs in Preussen verlieren
würde. Und
3° > stünde aus vereinbarter Erwägung der bisherigen Umständen nicht
ohne Wahrscheinlichkeit zu vermuthen, dass Frankreich die Hoffnung noch
nicht ganz verloren habe, den Ausbruch eines generalen Krieges vermeiden
zu können2). Nachdem sich aber mit dieser Hoffnung der diesseitige ge-
heime Vorschlag nicht leicht vereinbaren lasse, sondern solcher nothwendig
grössere Weiterungen verursachen müsste, so dörfte sich auch hierauf die
abschlägige französche Antwort begründet haben.«
Ungeachtet dieser Versuch »vor dermalen fehlgeschlagen«, könnten
sich doch »sehr vergnügliche Folgen« für die Zukunft ergeben ; denn einer-
seits könne man »den Betrag« König Friedrichs nicht vorhersehen, und
bei dem französischen Hof werde ein geheimes Verlangen nach den ihm
gezeigten »wichtigsten Vortheilen« zurückbleiben, andererseits diene dieser
geheime Vorschlag zur » aberzeugendsten Probe, dass der hiesige Hof mit
dem englischen noch keineswegs allzusehr verwickelt seie, viel weniger seine
Macht gegen Frankreich zu wenden in Absicht führe«.
Dass Frankreich in falschen Vorstellungen gelebt habe, zeige die
Äusserung der Pompadour gleich in der ersten Unterredung mit Starhem-
berg, der König und das Ministerium hätten nicht anders glauben können,
als dass die österreichischen Eröffnungen mit Wissen Englands geschehen
wären.
1) Vom 21. August 1755, vgl. Nr. 1.
2) Starhemberg berichtete am 18. September 1755: . . . »Rouille führet gegen
mich und die übrige auswärtige ministros noch immer die nämliche Sprache,
beschweret sich über den englischen Betrag, rUhmet die hiesige Moderation und
giebt aus allen und jedem sein und des ganzen ministerii embarras und Irreso-
lution zu erkennen .... Man wartet mit grosser Ungeduld auf die Nachrichten
aus England nach des Königs Ankunft und scheinet zu glauben, dass dieselben
dem ganzen Werk den Ausschlag geben werden.«
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1755 October 4.
175
Die Commission befürworte daher, diesen Irrthum aufzuklären und die J7* 4
Verhandlung mit der nöthigen Vorsicht fortzusetzen.
Folgt die Berathung über nachstehende 6 Punkte1):
»Puncta deliberanda« :
1° »Ob auf die fran- Zu 1 und 2:
zösche Declaration, dass Trotz der überzeugendsten Vorstellungen
Preussen ihm2) gar keine Starhembergs habe Frankreich mit allem Vor-
Gelegenheit zum Miss- bedacht das Gegentheil nachdrücklich versichert,
trauen gegeben habe, und »So scheine es nicht nur vergeblich, sondern
dass dahero I. M. die hin- höchst schädlich zu sein, wann man fernerweit
längliche Proben mitthei- unternehmen wollte, den Argwohn zu begründen
len möchten, noch weiters und Frankreich gegen seinen Willen eines besseren
auf dem guten Grund des zu überführen, maassen diese Krön andurch in
diesseitigen Argwohns zu neuen Verdacht wegen Ew. M. führenden Absichten
insistiren und desfalls die gegen den König in Preussen gesetzet und der
Ursachen anzuführen? hiesige Hof sich allzuviel und zur Unzeit bloss-
oder ob geben würde, auch derselbe nicht mehr, wie der-
2° »solches gänzlich malen, mit Ehren zurücktreten könnte. Dahin-
fallen zu lassen und da- gegen eine freimüthige Bekenntnuss, dass man
hero zu erklären seie, denen französchen Versicherungen vollkommen
dass, nachdem das dies- Glauben beimesse und dahero den geheimen Vor-
zeitige, auf sehr wahr- schlag gänzlich fallen lasse, allem Missbrauch
scheinliche Vermuthungen bevorkommen, die Kernigkeit des diesseitigen
gegründete suppositum Betrags zu erkennen geben, der französchen
sich nicht bestätige, auch Gedenkensart angenehm sein und sowohl mit dem
der ganze Vorschlag als allerhöchsten Dienst und Anständigkeit, als mit
nicht geschehen anzu- dem äbauche, so Graf Starhemberg dem Abbe*
sehen seie?« Bernis mehrmalen vorgelesen hat3), überein-
kommen würde. Maassen man solche mit allem
Vorbedacht und um deswillen conditionate auf
den Fall, wann der Argwohn gegen Preussen
gegründet wäre, eingerichtet habe, damit dem
König in Frankreich eine nicht beleidigende und
der Anständigkeit gemässe Ausflucht zur Er-
theilung einer abschlägigen Antwort übrig ver-
bleiben möchte. Welches aber völlig hinweg
fiele, und eine ganz andere Gestalt bekommen
würde, wann noch fernerweit auf der Vorstellung,
dass der König in Preussen den französchen
Hof hintergehe, bestanden werden wollte.« Bei
1) Bilden Beilage 3 des Vortrags. 2) Dem französischen Hofe.
3) Vgl. Nr. 2 a.
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176 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755
Oct. 4
etwaiger Sinnesänderung stehe es ja jederzeit in
dem Belieben Frankreichs, auf die Frage zurück-
zukommen. So rathe die Conferenz, in der Ant-
wort »den Argwohn gegen den König in Preussen
und die darauf gegründete geheime Vorschläge
gänzlich fallen zu lassen«.
3° »Ob sich zn dem Zu 3 und 4:
französchen Antrag einer Der geheime Vorschlag sei auf dem Grund-
zu errichtenden Präli- satz gleicher Vortheile für beide Theile begrun-
minar- und nachherigen det gewesen, Frankreichs Forderung aber wider-
Definitivconvention will- spreche nicht nnr der Neutralität, sondern der
fährig zu erklären, oder Garantie des Aachener Friedens seitens öster-
solche reichs. Anders wäre es, wenn Frankreich wirk-
4° »als unstatthaft lieh nach Starhembergs Vermuthung sich ent-
zu verwerfen und es schlösse, die §§11 und 14 der Antwort vom
blosserdings bei der Ver- 9. September1) auszulassen »und die in Vorschlag
Sicherung, dass I. M. den gebrachte Convention auf eine blosse Neutralität
Aachener Frieden auf das zu begründen«.
genaueste erfüllen wollten, Zwar habe sich die Conferenz vom 1 6. August2)
und sich ein gleiches von entschieden, keine Neutralität zu erklären, son-
Frankreich versprecheten, dem einen französischen Angriff auf die Nieder-
bewenden zu lassen, oder lande und Hannover stillschweigend mitanzusehen,
aber indessen sei doch zu überlegen, dass Osterreich
hierdurch ohne jeden Gegenvortheil fünf Millionen
Gulden jährlicher Einkünfte, wovon 25000 Mann
zu unterhalten seien, opfere. Ferner habe sich
Spanien bereits für die Neutralität erklärt, und
auch Holland werde zu einer solchen leicht zu
bewegen sein.
5° »zwar nicht sim- »Damit nun Ew.M. annoch, und so lang es
pliciter in den französchen immer thunlicb, vermeiden könnten, in die schwer
Antrag einzugehen, jedoch zu entscheidende Frage einzugehen, ob dem aller-
eine andere Modalität in höchsten Dienst am gemässesten seie, allenfalls
Vorschlag zu bringen, dem spanischen und holländischen Vorgang zu
welche die Handlung nicht folgen, so habe man ad deliberandum 5tvm pflicht-
auf einmal abbreche. schuldigst auf einen thunlichen Ausweg fürge-
dacht, zu dessen näherer Erläuterung fordersamst
»Hierzu kommt nun angemerket wurde, dass es dermalen nicht mehr
noch die Frage noch an der Zeit seie, die Idee wegen
6° »wie die 5 An- des Königs in Preussen weiters zu betreiben,
fragen des Herrn Grafen Und so unverantwortlich es gewesen wäre, eine
1} Vgl. Nr. 9. 2) Vgl. v. Arneth IV, 3S7; Beer, H. Z. 27, 320.
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1 755 October 4.
177
Starhemberg1) zu beant- Gelegenheit, die als vorteilhaft angeschienen, I755
worten seien.« ohn versucht aus Händen zu lassen, so wenig
würde mit dem allerhöchsten Dienst überein-
kommen, wann man die EntSchliessungen anderer
Höfen sozusagen erzwingen und auf einem Plan,
der zwar an sich vor gut zu halten ist, aber
nicht mit denen Umständen übereinkommet, all-
zusehr versessen sein wollte.
>Überdas seie keinem Zweifel unterworfen, dass in denen diesseitigen
Äusserungen gegen den französchen Hof mehr als jemalen mit alier Vor-
sicht zu Werke gegangen werden müsste. Es wäre aber auch hiebei in
Erwägung zu ziehen, dass der ernannte Hof noch bis diese Stunde keine
gesicherte EntSchliessung und eigentlichen Operationsplan festgestellt, die
Abschicknng des duc de Nivernais1) nach Berlin bis zu Eintreffung der
hiesigen Gegenerklärung verschoben und nicht ohne Ursach dem Grafen
Starhemberg die Frage vorgelegt habe, ob Ew. M. . . . die geheime Unter-
handlung noch offen zu erhalten oder ganz abzubrechen gedächten.
>Wann also ein Mittel zu erfinden wäre, wordurch Frankreich mit
Ehren aus der Sachen kommen oder annoch von Ergreifung einer determi-
nirten EntSchliessung zurück gehalten werden könnte, so seie es auch
nicht ohnmöglich, wo nicht den Ausbruch eines allgemeinen Kriegs zu
verhinderen, jedoch alle Inconvenienzien, so bei einer förmlichen Neutralität
und dem blossen Stillsitzen vorwalten, gänzlich zu vermeiden.
»Es ist dahero in ohnmaassgeblichsten Vorschlag gebracht worden,
dass, wann es Ew. M. nicht blosserdings bei einer abschlägigen Antwort
und bei der Versicherung, dass der Kaiserin - Königin M. den Aachner
Frieden heilig erfüllen würden und ein gleiches von Frankreich anhoffeten,
bewenden lassen wollten, alsdann etwa noch die Äusserung hinzugefflget
werden könnte: Es seie eines Theils dem hiesigen Hof nicht einstens zu-
zumuthen, dass er in die Frage, welche Macht in Amerika mit denen
Thätlichkeiten den Anfang gemacht habe, eingehen, sich desfalls zum
Richter aufwerfen oder hieran theilnehmen sollte. Und anderen Theils
hielten Sich Ew. M. von des allerchristlichsten Königs Friedfertigkeit gänz-
lich und in so weit versichert, dass er keineswegs in Absicht führe, das
Kriegsfeuer auch in Europa auszubreiten. Da nun Ew. M. . . . Sich einer
gleichen Gesinnung von dem König in Engeland verseheten und anbei
dem bevorstehenden Unheil eines allgemeinen Kriegs noch in Zeiten vor-
zukommen aufrichtigst wünscheten, so trügen Allerhöchstdieselbe kein Be-
ll Vgl. S. 179 Anm. 3.
2) Nivernais war zu einer ausserordentlichen Gesandtschaft nach Berlin
bestimmt Vgl. P. C. XI, 240 ff. Über Nivernais' Instruction vgl. Waddington,
Renversement 241 ff. und Forsch. %. brand.-preuss. Gesch. XII, 91 ff.
Act« tot Vorgwchichte du Tjikrigen Kri«gw. 12
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178 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 denken, sondern wären erbötig, nnter vorgängigem Gutbefinden des fran-
)ct. 4 •
Zöschen Hofs bei dem spanischen und bei mehreren anderen Mächten, so
an dem Aachner Frieden Theil genommen, auf ein Concert anzutragen,
vermög dessen sich die einverstandene Höfe zum voraus verbindlich
machten, die Garantie des Aachner Friedens gegen diejenige Macht werk«
thätig zu leisten, so am ersten zu feindseligen Unternehmungen auf dem
festen Lande schreiten würde.
»Ob es nun zwar bei dem ersten Anblick gegen das wahre Staats-
interesse der Krön Frankreich zu laufen scheine, dass sie mit ungleichen
Kräften nnr allein den Krieg zur See und in Amerika fortfuhren und die
Gelegenheit, sich auf der Landseiten zu entschädigen, ausser Acht lassen,
auch sich Selbsten hierzu den Weg durch Begnehinung des erwähnten Vor-
schlags versperren sollte, so seien doch auf der anderen Seiten viele und
sehr wichtige Betrachtungen vorhanden, welche der besagten Krone die
Veranlassung eines Landkriegs allerdings missratheten. ünd da hiermit
die dermalige französche Äusserungen Übereinzustimmen scheineten, so seie
wenigstens einige Hoffnung vorhanden, dass der diesseitige Antrag nicht
platterdingen verworfen werden, sondern Beifall finden dörfte.«
Noch grösseres Interesse habe England an diesem Vorschlag, andern
Falls aber sei auf sein unbilliges Verhalten keine Rücksicht zu nehmen. Auch
handele Österreich nicht gegen den Tractat mit England, der nur für den
Fall eines Angriffs auf die englischen Besitzungen des Oontinents seitens
Frankreichs gelte. »Wollte aber Engeland gegen alles Vermuthen den Krieg
auf das feste Land ziehen, so wäre solches auf keine Weise als ein casus
foederis, sondern als ein demselben gerad zuwiderlaufendes Unternehmen
anzusehen.
»Hiebei stehe nun zwar zum Vorans zu vermuthen, dass Frankreich
den diesseitigen Antrag als seinem Staatsinteresse zuwiderlaufend ansehen
und dahero ehender verwerfen als begnehmen dörfte.« Selbst in letzterem
Fall aber erreiche der Wiener Hof so viel, dass Frankreich sehe, man
habe sich nicht so weit, als vermuthet werde, mit England eingelassen,
und erstrebe die Erhaltung des Friedens. Um so offenbarer setze sich die
französische Regierung in das Unrecht, wenn sie trotzdem den Angriff auf
die Niederlande beschliesse.
»Hierzu komme nun noch die wichtige Betrachtung, dass es vor der-
malen von einer solchen Antwort zu geben die Frage sei, welche die
französche Gegenerklärung nicht schlechthin verwerfe noch diesen Hof in
seinen widrigen Absichten immer mehrers bestärke, sondern im Gegentheil
eine wahre freundschaftliche Gesinnung ohuverfänglich zu erkennen gebe
und den Ausbruch der Feindseligkeiten zurückhalte oder doch wenigstens
mehrere Zeit gewinnen mache und die französche EntSchliessungen in Ver-
legenheit setze; da sodann die Rückantwort des Grafen Starhemberg näher
zu erkennen geben würde, was für weitere Erschliessungen zu fassen seien.
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1755 October 4 — September 27.
179
»Im Fall aber Ew. M. . . . noch weiter zu gehen und die französche 1JW
Beistimmung zu beförderen die . . Absicht ftthreten, so könnte dieser Krön c " '
eine Convention pr&iminaire angetragen werden, vermög welcher beide K. K.
Majestäten, der allerchristlichste König und die beiderseitige Alliirte, wie
auch andere Mächten, so hieran theilnehmen wollten, sich verbindlich
machten, die würkliche Garantie gegen diejenige Macht zu leisten, welche
bei denen fürdauerenden amerikanischen Streitigkeiten einen Krieg auf
dem europäischen Continent veranlassete.«
Es lagen also drei Vorschläge zur Auswahl vor:
1) Schlichter Verzicht auf die früheren Pläne nebst der Versicherung,
den Aachener Frieden gewissenhaft erfüllen zu wollen.
2) AbschluBS einer Convention zur wirklichen Garantieleistung gegen
jede Ruhestörung auf dem Festlande mit anderen Mächten, aber nicht mit
Frankreich.
3) Absohluss einer solchen Convention mit Frankreich und sonstigen
Mächten, ein Antrag, der leicht zu weit führen könne; die Conferenz
rathe zur Annahme des zweiten Vorschlags1).
14. Maria Theresia an Starhemberg. Wien, 27. September 1755. Sept. 27
Nach dem lUinconccpt. Vgl. Arneth IV. 401 ; Broglie, L'alliuice 220 ff.
Ergänzungen zu Kr. 13.
Sie sei mit der französischen Antwort vom 9. September3) sehr unzu-
frieden. Frankreich habe die bewiesene österreichische Offenherzigkeit
nicht erwidert, indem es unnöthige Weiterungen3) verursache.
1) Diesem Antrage entsprechend erfolgte der kaiserliche Beschluss [vgl. Nr. 14].
In der Antwort beisst es: die kais. Majestäten >offrent ä S. M.T.C., si cela peut lui
convenir, de conccrter incesBamment avec la cour de Madrid et d'autres puissances
>ur cet important objet (Erhaltung des Friedens in Europa) et de se charger
conjointement avec ladite et autres cours de l'engagement d'assurer le repos
du continent et de l'Europe pendant la dur6e des troubles qui subsistent actuel-
leinent ontre la France et PAngleterre contre quiconque entreprendrait de le
troubler«. Vgl. Waddington, Kenverseinent 301. 2) Vgl. Nr. 9.
3; Auf die durch Starhemberg am 9. September übermittelten französischen
Anfragen antwortet die Kaiserin am 27. September:
a. Das Geheimniss sei ausbedungen, da die Verhandlung scheitern könne.
b. In das Geheimniss der geheimen Unterhandlung seien nur die fünf Con-
ferenzmiuister Ulfeid, Colloredo, Khevenbiller, Batthyany, Kaunitz, der
Staatsreferendar Binder, der Official Dorn und der Staataarchivar ein-
geweiht. [Vgl. S. 158.]
c. Daa Geheimniss müsse für immer gewahrt werden.
d. Starhemberg allein sei mit der Verhandlung beauftragt worden, nicht
auch Stainville [vgl. Nr. 13].
e. Hierüber sei Starhemberg instruirt. [Es handelt Bich um die von Frank-
reich geforderte Auslieferung der Originalschreiben bei etwaigem Fehl-
schlagen der Verhandlungen.]
12*
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180 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
Wegen der geheimen Unterhandlung des Marquis Stainville1) solle
Starhemberg beruhigende Versicherungen ertheilen, gegebenen Falls sogar
dessen Brief vorlegen. Stainville habe erklärt, dass Rouille* und der Abbe*
de la Ville2) auf Errichtung einer Convention zwischen Österreich und
Frankreich angetragen hätten. Stain ville sei von Österreich mit keinerlei
Verhandlungen beauftragt worden.
Die Kaiserin billige es, dass Starhemberg schon dem ersten e*bauches)
das Anerbieten" wegen Nieuwport und Ostende4) hinzugefügt habe, und be-
lobe ihn, dass er sich nicht durch die Pompadour habe verleiten lassen,
die für Don Philipp bestimmten Äquivalente5) vor der Zeit zu nennen.
Die französische Antwort enthalte im wesentlichen drei Punkte:
1) Frankreich wolle weder der preussischen Allianz entsagen, noch
dem KOnige in Preussen engere Grenzen setzen lassen.
2) Es schlage eine Präliminarconvention vor, die für Österreich nicht
nur die Neutralität, sondern unter Umständen sogar eine Verwendung gegen
seine bisherigen Alliirten bedingen würde.
3) Es mache einen ferneren Conventionsvorschlag als Grandlage einer
dauernden Freundschaft zwischen beiden Mächten, mit vorbehaltener Heran-
ziehung auch Spaniens, Neapels und Russlands.
Hierauf sei zu erwidern:
1) Da Frankreich durchaus nichts schlechtes von Preussen wissen
wolle, so werde in der österreichischen Antwort auf die Erregung weiteren
Argwohns in Frankreich gegen Preussen verzichtet. Von sich aus solle
indessen Starhemberg die Zweideutigkeiten des preussischen Verhaltens bei
schicklichen Gelegenheiten mündlich vorstellen. Für die Zukunft könne
das immerhin einmal von Nutzen sein.
Aus den drei Folgerungen, die Starhemberg den Äusserungen des
Abbe* Bernis entnehme, gehe hervor, dass man in Frankreich den ganzen
Zusammenhang des österreichischen Projects nicht erkenne oder erkennen
wolle, denn
a. verhindere zwar der Österreichische Vorschlag nicht den Krieg auf
der See und in Amerika; darauf könne Österreich überhaupt keinen Ein-
fluss ausüben. Wohl aber solle Frankreich den ohne Kampf zu gewär-
tigenden Landgewinn in den Niederlanden beachten, sowie die Erleichterung
des Krieges gegen England, die sich aus der Zurückhaltung Österreichs
ergebe.
b. habe Bernis nur scheinbar Recht, wenn er es ein ungleiches Ver-
langen nenne, dass allein Frankreich seinen Verbündeten verlassen solle.
Im Grunde sei Preussen, bei zu Grunde gelegter Annahme preussisch-eng-
lisoher Umtriebe, nicht mehr der Alliirte Frankreichs. Auch könne Frank-
1) Vgl. S. 173. 2) Commis im französischen auswärtigen Ministerium.
3) Vgl. Nr. 2 a. 4) Vgl. S. 148. 162. 5) Vgl. S. 148. 150 ff.
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1755 September 27.
181
reich unmöglich beanspruchen, dass Österreich sofort seine Karten ganz 1755
offen zeige. Sept 27
c. Die dritte Ausflacht des Bernis, es gebe noch andere Mittel, den
allgemeinen Krieg zn vermeiden, ziele auf seine nur fttr Frankreich günstigen
Conventionsvorschläge.
Starhemberg solle diese Erwägungen dem Abbe* Bernis vortragen und
ihn dadurch zum Nachdenken bringen.
2) Da Frankreich anf die Grundbedingung , den Verzicht auf die
preussisohe Allianz, nicht eingehe, so fielen damit von selbst auch alle
»conditionate« geschehenen Anerbietungen fort.
Gleichwohl ergäben die §§ U, 13 und 14 der französischen Ant-
wort1), dass man das österreichische Hauptverlangen zwar abschlage, in-
dessen die angebotenen Vortheile gern in Empfang nehmen wolle.
Weiter fordere Frankreich nicht nur die Neutralitat Österreichs, son-
dern der kaiserliche Hof solle sogar England für den friedbrüchigen Theil
erklären und sich gegen England gebrauchen lassen. Bei diesem Verlangen
aber setze Frankreich die Reciprocität völlig ausser Acht.
Die Antwort Österreichs sei daher so eingerichtet, dass man nach der
französischen Weigerung, die Allianz mit Preussen aufzugeben, die ganze
Anfrage als nicht geschehen zu betrachten bitte, aber auch die beiden
Conventionsvorschläge rundweg ablehne. Um jedoch nicht unhöflich zu
sein, schlage Österreich vor, mit Vorwissen Frankreichs bei Spanien und
anderen Mächten an einem Conoert gegen denjenigen zu arbeiten, der zu-
erst in Europa den Frieden brechen würde.
Dieser Vorschlag könne nichts schaden, denn, wenn es auch noch
keineswegs für ganz sicher oder sehr wahrscheinlich zu halten sei, dass
Frankreich den Landkrieg zu vermeiden suche2), so werde ja Frankreichs
Vorwissen für das Vorgehen Österreichs ausbedungen; auch habe man in
Frankreich noch kein festes System ergriffen. Jedenfalls aber werde das
österreichische Anerbieten beweisen, dass der kaiserliche Hof durchaus
nicht blindlings den Wünschen Englands nachgebe und aufrichtig den
Frieden zu erhalten wünsche.
»Es lassen sich aber die verschiedene Ursachen, so Uns zu der mehr-
erwähnten Öffnung vermöget haben, in den kurzen Satz zusammenfassen,
dass ein solcher 8chritt in keinem Fall schädliche, wohl aber vergnügliche
Folgen nach sich ziehen könne; zumalen der französche Hof allem An-
sehen nach noch keinen gesicherten Operationsplan festgestellt hat und
sich im Zweifel befindet, ob und welchergestalten der Krieg auf das feste
Land auszubreiten, und. nach was ftir Grundregien die Instruction für den
zur ausserordentlichen Botschaft nach Berlin bestimmten duc de Nivernais»)
zu verfassen seie. Maassen er in dem Fall, da Wir, wo nicht in eine
1) Vgl. Nr. 9. 2) Vgl. S. 178. 3) Vgl. S. 177.
182 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 Garantieleistung gegen Engeland, jedoch in eine förmliche Neutralität ein-
jpt. 27 g6gangen Wftren) desto freiere Hände gehabt hätte, die hannoversche
Lande feindlich zu Aberziehen und dem König von Preusaen die Unter-
stützung dieses Vorhabens anzusinnen. Wann Wir aber eine völlige Ab-
neigung vor den französchen Vorschlägen und eine fortwährende enge
Verbindung mit Engeland durch Unsere Antwort zu erkennen gebeten, so
dörfte die vorläufige franzÖBche Absicht dahin gegangen sein, alsdann dem
duc de Nivernais gemessen aufzutragen, dass er sich mit desto grösserem
Eifer bearbeiten sollte, den König in Preussen in die Offensivmaassnebmnngen
völlig mit einzuziehen und desfalls den gemeinsamen Operationsplan mit
ihm zn verabreden . . .; welcher Schritt gleichwohlen bis zur Extremität
ausgesetzt zn sein scheinet, indeme Frankreich durch seinen bisherigen Be-
trag dentlich genug zu erkennen gegeben hat, dass es gern Meister von
dem Krieg oder Frieden verbleiben und durch die Miteinflechtung des
ernannten Königs keine noch grössere Weiterungen veranlassen, sondern
sich desselben nur zn Beschäftigung des grössten Theils Unserer Macht
gebrauchen mögte1).
»Bei solchen critischen Umständen, und da täglich nene wichtige Ver-
änderungen zu erwarten stehen, hat Unserem Dienst am gemässesten zu
sein geschienen, sich auf keiner Seiten allzuviel blosszugeben und Bich
zwar durch Begnehmung der französchen Vorschlägen nicht vor der Zeit
die Hände binden zu lassen, jedoch diesem Hof eine anständige und solche
Antwort zu ertheilen, welche eines Theils Unsere aufrichtige Absicht, den
Frieden sowohl mit ihm, als mit seinen Alliirten nnd besonders mit dem
König in Preussen ohngestört beizubehalten, neuerdingen bestärke, nnd
anderen Theils überzeugend zn erkennen gebe, dass Wir an den englischen
Vorkehrungen nicht den geringsten Antheil genommen, sondern im Gegen-
theil eine gütliche Anskunft auf das eiferigste angerathen haben.
»Ohn möglich könnten Wir mit mehrerer Mässigung, als seithero ge-
schehen, zu Werke gehen. Und wann Frankreich, wie zu vermuthen
stehet, solches in einige Erwägung ziehet, so dörfte auch die Instruction
des duc de Nivernais hiernach ausgeinessen und nicht mit allzugrossem
Eifer auf Offensivverbindungen oder auf Erneuerung des zu Ende gehenden
preussischen Freundschaftstractats angetragen werden; desfalls das mehr
oder wenigere in die künftige Angelegenheiten einen grossen Einfluss haben
kann, zumalen, wann der ernannte Duc in anwachsendem Misstrauen über
1) Starhemberg berichtete am 24. September 1755: . . . »Dermalen scheinet
allhier das ganze Augenmerk bloss auf die Marine gerichtet zu sein und auf
einige Unternehmung von der Landseite gar im geringsten nicht gedacht zu
werden. Man wartet noch immer auf die Nachrichten aus Engoland nach des
Königs daselbstiger Eintreffung und ist sehr begierig zu vernehmen, ob die seit
einiger Zeit hinweg genommene hiesige Kaufmannsschiffe werden restituiret wer-
den oder nicht.«
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1755 September 27 — October 7.
183
des Königs in Preussen geheime Absiebten von Paris abreisete und mit 1755
solehen Befehlen versehen würde, welche des besagten Königs wahre Ge- ^ept' '
sinnung, soviel die französche Unternehmung gegen Engeland und Hannover
anbetrifft, auf die Probe stelleten.« . . .
15. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 30. September 1755. Sept. 30
Nach der Urschrift.
Gute Aufnahme der dem Favoriten überreichten Geschenke.
Habe die Befehle vom 9. September1) erhalten und dem Favoriten
das überschickte kostbare Geschenk2) bereits überreicht. »Dem Gross-
kanzler habe vorhero davon Öffnung gemacht, welcher es auf alle Weise
und um so mehr approbiret, als solcher der Conventionssach eben nun
einen Vorschub zu geben vermögte, zumalen dieses Geschäft bei dem
Kammerherrn3) liegte. Der Grosskanzler sagte mir vorgestern selbsten . . .,
dass dieses . . Präsent zu sein, des Grosskanzlers, selbst eigenen soutien
gedeihlich seie.« . . .
»Die Freud des Favoriten ist ungemein groBS über diese Verehrung
und fast nicht zu beschreiben.«
Noch am Abend des gegenwärtigen Tages werde die Convention4)
bestimmt nach den Wünschen Englands abgeschlossen werden.
16. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 7. October 1755. Oct. 7
Nach der Urschrift. Vgl. Beer, H. Z. 27, 358.
Beantwortung des Erlasses vom 9. September 1755.
Die Convention sei nach Englands Wünschen vollzogen worden5),
sodass die Ratification keinen Anstand mehr finden dürfte.
In Beantwortung des Erlasses vom 9. 8eptember6) berichtet er, dass
Williams bisher nichts nachtheiliges gegen den österreichischen Hof unter-
nommen habe, augenscheinlich also von Englands »gefährlichen Absichten«
nichts wisse. Sollte Williams künftig seine Haltung ändern, so werde sich
Esterhasy nach dem Erlass vom 9. 8eptember richten, »dahero ich dann
auch die gnädigst bekannte Personen7) durch die gemachte Verehrungen
in omnem eventnm zu allem guten Willen schon zum Voraus präpariret
habe. Der Williams ist nichts weniger als preussisch gesinnt, wie er
dann auf diesen Hof bei allen Gelegenheiten losziehet.
1) Vgl. S. 165 ff. 2) Vgl. S. 167 Anm. 1.
3) Iwan Iwanowitach Schuwalow. 4) Vgl. S. 167.
5) Vgl. Nr. 15. 6) Vgl. Nr. 7 und 8.
7) Vgl Nr. 5.
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184 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 »Was die Anfrage wegen I. K. M. ans dem vierten geheimen Artikel
)ct' 7 des mit Russland geschlossenen Allianztractats zustattenkommender 60000
Mann hiesiger Hfllfstruppen betrifft1), so solle ... anmerken, dasB der
hiesige Hof über die conventionsmässige 55000 Mann, wann solche von
hier ans nicht directe gegen Preussen, sondern in dem Hannoverischen
oder in den Niederlanden agiren sollten, znm Behuf I. K. M. keine
andere 60000 Mann mehr aufzubringen vermögend seie, gestalten die . . .
55000 Mann den Kern der hiesigen Truppen ausmachet, der übrige Rest
aber zu Besetzung der Grenzen gegen Schweden und die Türkei nöthig
istc ....
Oct 11 17. Starhemberg an Kaunitz. Fontainebleau, ll.October 1755.
Nach der eigenhändigen Urschrift Vgl. t. Arneth IV, 402; Waddington, Benvemment 301.
Frankreich bittet um genauere Aufklärung über die österreichischen Pläne.
»Reponse que M. Tabbe* comte de Bernis m'a rendue de la part da
Roi T. C. le 11 d'octobre 1755.«
»8. M. T. C. est bien sensible aux nouvelles aßsurances de bonne corre-
spondance et d'amitie" qui lui ont 6t6 donnees au nom de LL. Ms. Imps. par
le comte de Starhemberg 2). Elle voit avec plaisir que LL. Ms. Imps. persistent
dans le dessein de concourir au maintien de la tranquillite" generale de
l'Europe et surtout de prdvenir ce qui pourrait entrainer une rupture et
division entre elles et la France ou ses alliös. Pour parvenir ä ce but,
LL. Ms. Imps. font une nouvelle proposition au Roi laquelle, märitant toute
son attention, n'est cependant pas assez de"taillee. En sorte que 3. M. T. G.
demande que LL. Ms. Imps. expliquent dans un plan raisonne* et plus ötendu
leurs intentions sur cet important objet auquel, pour le bien de l'humanite'
et pour donner a LL. Ms. Imps. une nouvelle preuve de sa sincere amitie*,
8. M. T. C. d&ire avec empressement de pouvoir se prSter.«
Oct. u 18. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 14. October 1755.
Nach der Urschrift. VgL Beer, H. Z. 27. 85».
Feindliehe Absichten Russlands gegen Preussen.
In Gegenwart der russischen Kaiserin habe man am 7. October einen
Rath gehalten, dem »auch der Grossfürst3) zum ersten Mal beigewohnet«,
und in welchem nach Woronzows vertraulichen Mittheilungen beschlossen
worden ist, »russischer Seits sich nicht nur des Königs in Preussen weiterer
Vergrösserung äusserst zu widersetzen, sondern auch zu trachten, damit
ihme das Schlesien wieder abgenommen werden möge. Gestalten Russland
1) Vgl. S. 167. 2) Vgl. S. 179. 3) Peter.
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1755 Oetober 7 — November 12.
185
selber, insolang dieser Herr solches besitzen wird, seine eigene Sicherheit 1755
nicht haben, auch von seiner Allianz den rechten Nutzen nicht ziehen
könne, wie denn der hiesige Hof wegen dieses Königs grossen Macht der-
malen 40000 Mann mehr halten muss«. . . .
19. Kltnggräffen an König Friedrich. Wien, 25. Oetober 1755. Oct 25
B. A. - P. 8. Umeh der Urschrift.
Für die Cavallerie bestehe noch immer der Plan, die Regimenter auf
1000 Mann zu bringen1). Doch werde man glücklich sein, den Stand von
800 zn erreichen2).
20. Klinggräffen an König Friedrich. Wien, 8. November 1755. Nov, 8
B. A. - P. 8. KKb dar Unchrift.
»On continne8), ä la ve>ite*, la leväe des reernes dans les Etats he'rödi-
taires.c Die Recruten sollten zn Ende des Jahres den Regimentern ab-
geliefert werden. »Mais le tont n'ira qu'ä 6000 hommesc, falls alles nach
dem Papier gehe4), was sehr zweifelhaft sei. »Les bataillons les plus forts
n'iront pas encore ä 600, tandis qu'il s'en trouve bon nombre qui ne sont
actuellement qu'ä 400 et moins encore, surtout en Italic.« . . .
21. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 12. November 1755. Nov. 12
Nach der Urschrift
Sinkender Einßuss Bestuehew*.
... Er finde seinen Bericht vom 10. Juli 17545) voll bestätigt, »des
Grosskanzlers dermalig freundschaftlichen Betrag ausgenommen. Denn was
den übrigen Betrag dieses Ministers betrifft, so ist selber annoch so Abel
ansgemessen, dass er dadurch seinen Credit täglich mehr zu mfinderen und
sich das Messer recht mit Willen durch die Ourgel zu ziehen scheinet.
Derne allem ungeachtet aber, und obschon ich gewisse Sicherheit habe,
dass er sich seiner Frauen6) höchstens odios gemacht7), so hat er doch
seinen ganzlichen Fall nur darum nicht leicht zu befahren, weil keiner
da ist, der ihn remplaciren könnte, und die Kaiserin von dem Vicekanzler
1) Vgl. Nr. 11.
2) Schon am 24. September 1755 hatte KlinggrSffen berichtet, dass man die
Beschlüsse bezüglich der Ausführung des Planes täglich Ändere und augenblick-
lich nur von einer Complettirung der Dragoner und Kürassiere auf 800 Mann spreche.
3) Klinggräffen hatte schon am 19. Juli 1755 berichtet: >On enleve avec
▼igueur tout ce qui se trouve ici de gens sans aveu pour soldat.« Vgl. Nr. 19.
4) Vgl Nr. 11. 5) Vgl. Beilage Nr. 1.
6) Der Zarin Elisabeth. 7) Vgl. Nr. 12.
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1 86 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 nicht genügsame Opinion, dieser aber anch selbst dazu kein markirtes
empressement zeiget. Es bleibet dahero immer fest, dass der Grosskanzler
wenig gutes, wohl aber viel übles zu stiften, annoch genügsame Macht in
Händen behalte. < . . .
Nov. 13 22. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 13. November 1755.
Praes. 7. December 1755.
Kuh der Urschrift Vgl. Beer, II. Z. 27, 359.
Erste Andeutung des österreichischen St/stemtcechsels in Russland.
Preussenfeindliche Oesinnung der Zarin.
Williams habe bisher keinerlei Insinuationen gegen Österreich vor-
gebracht1}, sondern sogar noch kürzlich den Favoriten zu überzeugen ver-
sucht, dass der preussiische König viel gefährlicher für Russland als selbst
für Österreich sei. Deswegen habe auch er, Esterhasy, alle Klagen gegen
England2) bisher unterdrückt, aber dem Grosskanzler beigebracht, »dass,
gleichwie Ew. K. K. M. die russische Unternehmungen zu unterstützen
gedächten, Allerhöchstdieselbe Ihre grösste Macht keineswegs gegen Frank-
reich wenden könnten, zumalen andurch dem König in Preussen aller
Vortheil in Händen gelassen werden und Allerhöchstdieselbe Sich ßelbsten
ausser Stand setzen wurden, gegen Preussen mit gehörigem Nachdruck zu
Werk gehen zu können.
»Diese meine einsweilen gemachte ganz natürliche insinuationes . . .
seind von dem Grosskanzlern derogestalten wohl aufgenommen worden, dass
er denenselben gänzlich beigepflichtet. < Bestushew habe hinzugefügt, dass
man bei Mittheilung der vollzogenen englischen Convention3) Österreich
durch ein Promemoria aufzufordern gedenke, die ganze österreichische
Streitmacht in den deutschen Erblanden zusammen- und bereitzuhalten4),
»umb eines Theils dem König in Preussen die Gelegenheit zu benehmen,
sieh bei einem entstehenden Kriegsfeuer mit in das Spiel zu mischen,
anderen Theils aber die hiesige Kriegsoperationen mittelst ihrer mächtigen
Diversion unterstützen und erleichteren zu können.« . . .
In Ergänzung des Berichts vom 14. October5) über die Beschlüsse des
russischen Staatsraths vom 7. October könne er zuverlässig6) noch mittheilen:
>Die russische Kaiserin solle die . . . [darin] festgesetzte treffliche Grund-
regul7) und fürnämlich, was den König in Preussen angehet, Selbsten ver-
theidiget und mit ihrem hohen Wort dahin bestättiget haben, dass
1) Vgl. Nr. 16. Dasselbe berichtete Esterhasy am 27. Januar 1756 an Kaunitz.
2) Vgl. Nr. 7 und 8. 3) Vgl. S. 183. 4) Vgl. Nr. 7.
5) Vgl. Nr. 18.
6) Esterhasys Nachrichten stammten von Woronzow und Olsuwiew.
7) D. h. sich einer Vergrösserung Preussens zu widersetzen und Schlesien
zu erobern.
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1755 November 12 — November J3.
187
independenter der mit Engeland geschlossenen Convention Rasslands Staats- 1755
interesse erheische, den König in Prenssen auf alle Weis ehender kleiner
als grösser zu machen, sofort, wann ein Alliirter von Russland oft erwähnten
König feindlich angreifen wurde, von dieser Gelegenheit zu profitiren.« . . .
Esterhasy glaube, dass Russland ausser den conventionsmässigen
55000 Mann höchstens noch 15 — 20000 in österreichischem Interesse ver-
wenden könne1).
Es fehle an tüchtigen Generalen und Subalternen, die russische Caval-
lerie befinde sich »in einem gar schlechten 8tand«.
22a. Esterhasy an Maria Theresia. Nov. 13
P. S. t. Nach der ürechrift.
Berichtet von dem guten Erfolg, den er durch die ihm anbefohlene2)
Überreichung von je 2000 Ducaten bei Bestushew und Olsuwiew, von
1000 Ducaten bei Funcke, von 500 Ducaten bei Wolkow erzielt habe.
Nur Woronzow habe, jedoch lediglich für jetzt, die 6000 Ducaten aus-
geschlagen, da er das Gesuch um Erlaubniss zur Annahme einer so hohen
Summe augenblicklich bei der Zarin nicht begründen könne. Woronzow
sei ungemein für Österreich eingenommen und ein erbitterter Gegner
Bestushews, dessen gänzlicher Fall zwar nie zu befürchten sei, dessen
»vorwiegendes Vertrauen« bei der Kaiserin indessen »ungemein viel«
abgenommen habe 3).
22b. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 13. November 1755. Nov. 13
P. S. 1 Nach der Unchrift
Woronzow erzählte, dass Bestushew ihn bei der Zarin mit dem Erfolg
anzuschwärzen gewusst habe, »dass seine gnädigste Frau ihn, Vicekanzlern,
bei weitem nicht mehr so gnädig wie anfänglich, ansiehete, sondern noch
etwas weniges von einer üblen Meinung zurückgeblieben wäre.« Woronzow
hoffe jedoch, diese Stimmung mit der Zeit beseitigen zu können, zumal die
Kaiserin »von des Grosskanzlers schlechtem Charaktere, unerlaubten Intri-
guen nnd Nebenwegen, auch seiner mit ihrem hohen Befehl ganz nicht
einstimmigen geheimen Nebencorrespondenz unterrichtet seio ... Es wäre
also unbegreiflich, dass die russische Kaiserin den Grosskanzler, welcher
absonderlich in seinen schriftlichen Vorstellungen ihr auf eine sehr kecke
Art begegnet, eines Theils nicht leiden könnte4), anderen Theils aber in
allen diesen Unordnungen hierunter jedoch auf keine Verbesserung und
Remedur gedachte. Dahero käme auch, dass er, Graf Woronzow, und das
1) Vgl. Nr. 16. 2) Vgl. Nr. 5 und 8. 3) Vgl. Nr. 21.
4) Vgl. Nr. 12 und 21.
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188 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 collegium der ausländischen Affairen, von allen Vorfallenheiten spät unteT-
ov' ^ richtet [würden] und dieselbe so lang liegen blieben.« . . .
Esterhasy habe die wohlthätigen Folgen betont, die Woronzows Ver-
söhnung mit Bestnshew haben würde. Woronzow antwortete, »dass er
seines Orts zwar bereit und willig wäre, hieran aber so wenig zu denken
wäre, als ich mich nur zurückerinnern mögte, wie er, der Grosskanzler,
mit seiner Ehefrau, Sohn, Stieftochter, auch Brüdern und Schwestern lebe,
und wann unter ihnen kein Frieden und Einigkeit zu stiften seie, wie es
also möglich wäre, dass er, Graf Woronzow, mit ihm, Grosskanzlern, aus-
gesöhnet werden könnte. . . .
»Aus allem nun, was vorausstehet, werden Ew. M. allerweiseßt zu
beurtheilen vermögen, dass, ohngeachtet dieser gemachten ansehnlichen
Schenkung1), bei so gestalteten hiesigen Umständen, und insolang nicht auf
ein- oder andere Art eine Veränderung geschiehet, die auswärtige Geschäften
gleichwohlen niemalen nach Wunsch gehen können, sondern bald da und
bald dort ein Anstand und Schwürigkeit sich eräugnen werde.«
Nov. 13 22c. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 13. November 1755.
P. 8. 3. Nach der Urschrift
Nach Bestushews Mittheilung hätten in Gegenwart der Zarin mehrere
Staatsrathssitzungen stattgefunden. Sie habe mit besonderer Emphase ge-
äussert, »wie schwer ihr sei, wegen des Königs in Preussen Macht und
Vergrösserungsbegierde in einer so violent- und kostbaren Situation noch
länger zu verbleiben, und dass man billig auf Mittel und Wege bedacht
sein müsse, diesen gefährlichen Nachbarn wieder in die vorige Schranken
zu setzen. Und nmb dieses letztere bewerkstelligen zu können, so wäre
allerdings nöthig, fürnämblich mit Ew. K. K. M. und Engeland in dem
allianzmässigcn engsten Vertrauen vorläufig zu concertiren, wie man unitis
viribus, wann es auch pro nunc noch zu keinem Krieg komme, dem König
in Preussen Schlesien wieder abnehmen könnte« 1).
Zuverlässiger Nachricht zufolge habe die Zarin im Staatsrath dem
Grosskanzler heftige Vorwürfe gemacht, dass er nie den geraden Weg gehe,
sondern stets nur chimerische und solche Vorschläge zu thun wisse, die
mit seinen Nebenabsichten übereinstimmten.
Nov. 13 22 d. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 13. November 1755.
P. S. 6<). Nftch der Urohrift,
... Mit der Gesundheit der Zarin stehe es schlecht. Ihre Füsse seien
so geschwollen, dass sie gegen ihre Gewohnheit nur noch wenig und selten
tanze. Sie könne keine Treppen mehr steigen, müsse sieh daher in das
1) Vgl. Nr. 18 und 22. 2) Vgl. S. 198 Anm. 4.
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1755 November 13. — November 26.
189
Theater durch eine eigens construirte Maschine bringen lassen. Die Ärzte 1755
fürchteten Wassersucht und versprächen ihr kein langes Leben mehr, zu- ov"
malen »dieselbe nach wie vor sehr unordentlich lebet«1).
23. Klinggräffen an König Friedrich. Wien, 15. November 1755. Nov. 15
B. A.-P. 8. Nach der Urschrift
Die militärischen Vorbereitungen Österreichs2) durften nur dazu dienen,
»de ne point se trouver au de*pourvu«.
Man spreche von Magazinbildungen in Böhmen, die in einem solchen
Ltnde des Überflusses keine Schwierigkeiten verursachen könnten. Schon
vor zwei Jahren habe Salaburg3) Maassregeln getroffen, um die Magazine
innerhalb von 6 Wochen zu formiren.
24. Vortrag des Staatskanzlers Kaunitz über die Conferenzsitzung Nov. 26
vom 20. November 1755. Wien, 26. November 1755.
N*cn der Urschrift, Vgl. v. Arneth IV, 403 ff.; Beer, H. Z. 27, 333 ff.; Droysen V, 4, 4 85;
Waddington, Renversement 301.
Vergleichung der früheren und gegenwärtigen politischen Lage. Beschluss,
Frankreich gegenüber eine abwartende Haltung einzunehmen.
I. Die vormaligen Umstände4) betreffend, »so hätten solche gleich
zu Anfang der amerikanischen Streitigkeiten allerdings ein sehr übles und
gefährliches Aussehen genommen. Und zwar seie das . . . Erzhaus von
Beinen eigenen Bundesgenossen, besonders aber von Engeland nicht änderst
als ein ihnen sehr nutzliches Werkzeug angesehen worden, welches sie bei
Kriegs- und Friedenszeiten, wie fast seither einem saecnlo geschehen seie,
nach eigenem Gutbefinden gebrauchen könnten«.
Ein aufrichtiges, beiden gleich nützliches Concert also sei nicht Eng-
lands Wunsch gewesen, vielmehr habe sich Österreich nach den englischen
Vorschriften richten und nicht wissen sollen, »was Engeland zu unternehmen
für gut befinden werde«.
Der Einfluss Englands beruhe auf seiner »eifrigen Mitwirkung auf dem
Continente« und seinen »namhaften Subsidien«. Seit kurzem aber habe
sich dieser Grundsatz verflüchtet, man spare, wolle sich gänzlich des
Continents entschlagen, aber doch den alten Einfluss und die alte dila-
torische Sprache beibehalten.
In dem jetzigen, nur England betreffenden Kriege wolle England nur
etliche 100000 & ü geben, die übrige Hauptkriegslast aber auf die Kai-
1) Vgl. Zinzendorfa Memoire, Beilage Nr. 2. 2) Vgl. Nr. 20.
3) General der Cavallerie und General kriegscommisear.
4) Vgl. S. H5 f., 162 f., 165 f.
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1 90 Österreichische Acten zur Vorgeschichte de» siebenjährigen Krieges.
1755 Serin abwälzen. Das englische Ministerium habe sogar ohne Sehen erklärt,
am Continente keinen weiteren Antheil nehmen zn können, wenn Holland
nicht zur Waffenerhebung gegen Frankreich zu vermögen wäre. Und da-
bei werde den Holländern unter der Hand von England her gerathen, die
Neutralität zu erklären; Österreich dürfe also für den Fall eines preussi-
sohen Angriffs auf keine Hülfe bei den Seemächten rechnen.
Stehe es derart mit den Alliirten, so sei gar nicht zu zweifeln, »dass
der König in Preussen in voller Hoffnung gelebet habe, sich die gegen-
wärtigen Verwirrungen recht zu Nutzen machen zu können.
»Frankreich aber habe . . . vernünftiger Weise nicht wohl änderst
glauben können, als dasa Engeland sich nicht Selbsten mit Gewalt in einen
Krieg stürzen würde, wann dieser Hof nicht mit dem hiesigen würklich
einverstanden wäre oder keine sichere Hoffnung vor sich sähete, denselben
in alle seine Maassnehmungen miteinzuleiten1).
»Die mehrmalige Versicherungen der hiesigen aufrichtigen Friedfertig-
keit hätten also nur in so weit einige Wahrscheinlichkeit vor sich gehabt,
dass zwar Ew. M. . . . den Krieg allerdings zu vermeiden sucheten, aber
sich nimmermehr von Engeland trennen würden und dieser Krön die Sache
nur in der geheimen Absicht erschwereten, um desto bessere Bedingnüsse
und grössere Subsidienbewilligungen von ihr auszuwirken. Dieses Urtheil
seie nicht nur von dem Aubeterre2), sondern von dem ganzen französchen
ministerio vor ohnfehlbar angesehen worden3). Und da ein Landkrieg
überhaupt der französchen Nation am angenehmsten falle, auch die
scheinbarste und leichteste Vortheile vor Augen lege4), so hätte anfäng-
lichen der Oedanke, sich in einen blossen Seekrieg zu beschränken und
nicht zu gleicher Zeit die Obermacht zu Lande bestens gelten zu machen,
von dem französchen Hofe als chimerisch und höchst nachtheilig angesehen
werden müssen.
»Hieraus seie die von dem besagten Hof anfangs geführte hohe und
bedrohende Sprache entstanden. Derselbe dachte auf Mittel, das . . . Erz-
haus auf allen Seiten in das Gedräng und in Verlegenheit zu bringen. Man
arbeitete französcher Seits bei der Pforton, in Polen und bei den meisten
Höfen sowohl in- als ausserhalb des Reichs. Man beschlösse die Ab-
schickung des duc de Nivernais nach Berlin5), um sich mit dem König in
Preussen in ein vollständiges Concert einzulassen und ihm einen Operations-
plan vorzulegen. Belleisle6) wurde nach Compiegne berufen. Es wuchs
sein Credit und Einflnss und, zufolg der von Grafen 8tarhemberg und dem
1} Vgl. S. 174. 2) Französischer Gesandter am Wiener Hofe.
3) Gegen diesen Argwohn vertheidigte sich Kaunitz schon in einem Schreiben
an Starhemberg vom 11. October 1755. Er betonte, dass es Frankreichs Interesse
sei, Österreich nicht in den Krieg hineinzuziehen, um die ganze Macht gegen
England verwenden zu können. 4) Vgl. S. 174. 5) Vgl. S. 178.
0) Marechal de France, später Nachfolger d'Argensons als Kriegtminister.
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1755 November 26.
191
Afomone1) ertheitten Nachrichten, seie es ganz sicher, dass der ernannte 1755
Marechal die weitaussehendste Projecten nicht nur gegen die Niederlande, ^ov* 2
sondern auch auf Italien, vielleicht auch auf die K. K. Erblande entworfen
und hiermit allschon grosses Gehör bei seinein Hof gefunden hatte.
>Kurz zu sagen, das . . . Erzhaus habe sich noch vor etlichen Mo-
naten in solchen gefährlichen Umständen befunden, dass alles von seinen
Feinden zu besorgen und wenig oder nichts von seinen Freunden und
Bundsgenossen zu hoffen gestanden seie.«
Unter solchen Umständen sei ein passives Verhalten unmöglich gewesen.
>Die bisherige, nach denen vorerwähnten Grundsätzen eingerichte
allerhöchste Entschliess- und Maassnehmungen aber bestünden in vier merk-
würdigen ßpoquen, die sich innerhalb sechs bis acht Monaten ereignet und
alle eine geschwinde Entschliessung erforderet hätten, dann zuforderist seie
bei allen Gelegenheiten die Aufrechterhaltung des Friedens uaohdrucksamst
ingerathen worden, und die erste fipoque habe sich darinnen ergeben,
dass der Kaiserin-Königin M. sich gleich anfangs grossmüthigst anerbotten,
den casum foederis anzuerkennen und der Krön Engeland totis viribus
bundsmässigen Beistand zu leisten, wann änderst diese Krön sich zu dem
reciproco anheischig machte und ein vollständiges Concert zum Grund der
gemeinschaftlichen Unternehmungen legte.« Man sei hierzu gekommen in
der Erwartung, dass England, da es sich um seine eigene Erhaltung
handele, eifrig zu Werke gehen, auch in der Überlegung, dass Frankreich
ohnedies die Niederlande angreifen werde und es unvernünftig sei, diesen
Angriff ohne Gegenmaassnahmen abzuwarten2). Aber dieser Schritt sei
wirkungslos geblieben.
»Für die zweite Haupte'poque seie die diesseitige, dem Keith3)
auf des Holdernesse4) empfindliches Schreiben5) hinausgegebene, so starke
1) Modenesiacber Gesandter am französischen Hofe.
2) Vgl. v. Arnoth IV, 372 ff.; Beer, H. Z. 27, 292 ff.
3) Englischer Gesandter am Wiener Hofe.
4) Engliacher Staatssecretär für die nordischen Angelegenheiten.
5) Vom 1. Juni 1755. England forderte categorisch die sofortige Absendung
von 25 — 30000 Mann österreichischer Truppen in die Niederlande und ausserdem
im Fall eines preussischen Angriffs auf Hannover eine Diversion Seitens Österreichs.
Vgl. v. Arneth IV, 375 f. Österreich hatte sich indessen unter Ablehnung dieser
weitgehenden Forderungen nur bereit erklärt, auf den Wunsch der Seemächte
hin, die holländische Garnison in Namur mit 4000 Mann Österreichern zu ver-
stärken. Darauf hin Ubergab Keith am 7. Juni ein umständliches Schreiben
Holdernesses, > welches unter versohiedenen empfindlichen Vorwürfen und Be-
drohungen auf die Abschickung eines Corps von 25—30000 Mann sehr eiferig an-
dringet«. Nun erst erfolgte die >reponse verbale« Österreichs vom 19. Juni 1755:
>On a cru qu'il ätait necessaire de nous faire entrevoir toutes les suites
que peut et doit entratner la perte des Pays-Bas, cornine si nous n'avions pas
toe* lee premiers qui, depuis loogtemps, avons tache d'en faire comprendre toute
1 etendue aux puissances maritimes.
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1 92 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 aj8 standhafte Re'ponse verbale anzusehen. « Der scharfe Ton sei nicht
ov 26
aas »Gemathserregung« angeschlagen worden, sondern in der Überzeugung,
dass die bisherige Allianz mit England Österreich nnr schade, dass der
englische Hof ernstlich überzeugt werden müsse, er könne nicht gleichzeitig
auf Preussen und Österreich zählen und müsse »nicht nur gegen Frank-
reich, sondern auch gegen Preussen seine Veranstaltungen richten, wann
er änderst von Ew. M. kräftigster Mitwttrkung und Beistand versicheret
sein wolle.
>Bis hiehin habe das allgemeine Vorurtheil Uber Hand genommen, dass
Ew. M. Staatsinteresse auf keine Weise verstatte, sich von Engeland ab-
zusonderen.« Nur aus diesem Vorurtheil sei das hochfahrende Betragen
Englands zu erklären. Durch ernsthafte Sprache an einem so entscheidenden
Zeitpunkt habe man einen letzten Versuch gemacht, die Allianz zu einer
haltbaren umzugestalten. Da aber England gar keine Antwort ertheilt,
auch sich mit dem Könige von Preussen in Unterhandlungen eingelassen
habe, »so sei alsdann erst mit der
»dritten fipoque der Anfang gemachet worden: diese bestünde in
dem geheimen Auftrag an den Grafen Starhemberg1).
»Nachdem aber Frankreich hierzu aus Rücksicht für den König in
Preussen die Hände nicht bieten und sich nur die Vortheile ohne Ein-
gestehung des reeiproei zueignen wollen2) so habe man sich von Seiten
des . . . Erzhauses in der vierten ßpoque befunden, welche nicht für
die geringste anzusehen seie, indeme wenig Beispiele aufzuweisen sein
dörften, dass ein Hof ein so grosses und weit aussehendes Project3), wie
das diesseitige beschaffen gewesen, und worauf natürlicher Weise ein be-
sonderes Vertrauen gesetzet worden, auf einmal und anf eine mit der
höchsten Würde vereinbarliche Art gänzlich fallen zu lassen die Er-
schliessung gefasset haben sollte.«
H. Die gegenwärtigen Umstände seien merklich gebessert.
England habe gesehen, dass- es entweder die Allianz mit Österreich
aufgeben, sich also an Preussen anlehnen müsse, was wiederum Frankreich
zu einer engeren Verständigung mit Österreich veranlassen würde4), oder
aber das Bündniss in einer für Österreich günstigen Weise umzugestalten
»II est sans doute tres ftcheux de perdre une partie de ses Etats; mais.
malgrä cela, nous connaissons assez notre propre interÄt pour savoir discerner
un moindre mal d'avec nn plus grand.
»En un mot, l'Impäratrice sent bien que l'Angleterre, peut-ßtre par politique,
ne veut point entrer dans le vrai de sa Situation; mais Sa Majeste* a assez de
fermetä et de resolution pour ne pas s'exposor aux hazards d'une pareille man-
oeuvre.« [Vgl. die Vorträge Kaunitzens vom 17. und 27. Juni 1755. Vgl. letzteren
bei Beer, Archiv 33]. 1) Vgl. Nr. 2. 2) Vgl. Nr. 9. 3) Vgl. Nr. I.
4) Vgl. S. 147 Anm. 3.
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1755 November 26.
193
gezwungen sei. Auch werde durch diese offenbare Entzweiung aller Welt, 1755
insbesondere auch Frankreich klar gemacht, dass in Österreich »keine Ver- Nov* 2
Stellung noch ein geheimes Einverständnnss mit denen englischen Kriegs-
absichten unterlaufe.«
Noch mehr hätten sich die Verhältnisse Frankreich gegenüber ge-
bessert. Zwar habe es die geheimen Vorschläge nicht annehmen wollen.
Indessen seien ihm doch über den König in Preussen und die Schädlich-
keit eines Landkriegs1) die Angen geöffnet. Soweit man wisse, sei die
Instruction für Nivernais2) auf eine solche Art verfasst, die »an sich so
vergnüglich seie, als wenig sie mit denen prenssischen weitaussehenden
Absichten übereinstimme und bei diesem König Beifall finden könne«.
Maassen es hauptsächlich den Österreichischen Vorstellungen zuzuschreiben
sei, dass der französische Hof seine früheren Landkriegsprojecte >auf ein-
mal abgeänderet« habe »und solchen nnnmehro Selbsten vor schädlich an-
stehet, wann sich änderst die Unternehmungen in Amerika und zur See
nicht allzusehr verschlimmerten, noch die englische Alliirten zu Bearg-
wohnung widriger Absichten Anlass gebeten.
»Von dieser Gesinnung werde nun gegen den König in Preussen kein
Geheimnuss gemacht und ihm nicht die geringste Erbitterung gegen Ew. M.
nnd der Kaiserin-Königin M. zu erkennen gegeben. Vielmehr belobe die
erwähnte Instruction den diesseitigen friedfertigen Betrag und trage darauf
an, dass der König in Preussen die französche Unternehmungen, IB.
gegen Hannover, unterstützen möchte. Wie dann auch dem ernannten
König noch kein Perspectiv zu neuen Eroberungen in denen k. k. Erb-
landen vorgeleget, sondern nur von der ausserordentlichen Idee, ihme zum
Besitz der Insuln Tabacco und Lucie zu verhelfen geredet würde. Daas
also die besagte Instruction, wann sie nicht abgeändert wird, eigentlich
dahin gerichtet zu sein scheine, den König in Preussen am ersten zur
Sprache zu bringen und seiner wahren Gesinnung auf den Grund zu sehen.«
Schliesslich habe die mannhafte Haltung Österreichs Ansehen bei Eng-
land und vor allem bei Frankreich verstärkt, wie dessen freundschaftliche,
die verbesserte Gesinnung des dortigen Hofes beweisende Sprache zeige.
In der an Frankreich zu ertheilenden Antwort wolle man
sowohl ein zuviel als zuwenig vermeiden und die Antwort nach den
folgenden von den Majestäten genehmigten Grundsätzen einrichten:
lno: »Dass in allen Fällen und bei allen Gelegenheiten das sorgfältigste
nnd vorzügliche Augenmerk auf den König in Preussen und dessen
Schwächung zu richten seie.
2d0: »Dass hierzu nur durch zwei Wege, nämlich durch die Bunds-
genossen oder die Krone Frankreich gelanget werden könne.
1) Vgl. S. 181. 2) Vgl. S. 182. 190.
Acten zur Vorgeschichte dee 7 j ihrigen Kriegte. 13
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194 österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
175526 **ti°: *^ass ^erjen*5e dieser zwei Wegen, so sich am ersten als thun-
lich darstellet, nicht za vernachlässigen, sondern einzuschlagen seie.
4to: »Dass in so lang, als hierzu keine nahe Hoffnung anscheinet, auch
keiner der zwei Wegen vor beständig verscherzet, sondern beide offen er-
halten werden müssten; und
5*°: »Dass bis dahin aller Krieg, welcher nicht ohnmittelbar gegen
den ernannten König gehet, dem . . . Erzhaus zu keinem wesentlichen Vor-
theil, wohl aber zum grössten Nachtheil gereichen könne, mithin so viel
immer möglich zu vermeiden seie.
»Nachdem nun Frankreich auf die geschehene geheime Öffnung noch
nicht die geringste Neigung, der Bfindnuss mit dem König in Preussen zu
entsagen, sondern vielmehr das gerade Widerspiel zu erkennen gegeben,
auch sich Oberhaupt wegen seiner eigentlichen Absichten gänzlich ver-
schlossen gehalten und nur darauf angetragen habe, dass sich der hiesige
Hof immer mehrers öffnen und verfänglich machen mögte« l), so würde ein
weiteres Vorgehen vorläufig ein zuviel bedeuten. Denn es sei ganz klar,
dass Frankreich zwar die Wichtigkeit der ihm conditionate vorgelegten
Vortheile einsehe, >aber solche durch gekünstelte Negociationen und durch
andere Mittel und Wege zu erhalten suche, ohne seine Bttndnuss mit dem
König in Preussen schon dermalen fallen zu lassen.«
Es müsse also dem französischen Hof klar gemacht werden, dass von
den gemachten Vorschlägen gar keine Rede sein könne, wenn Frankreich
nicht die Allianz mit Preussen aufgebe2).
Hinzugefügt wurde, »dass in den gegenwärtigen Umständen zuwenig
geschehen dörfte, wann sich nicht bemühet würde, den französchen Hof
in seiner jetzigen verbesserten Gesinnung fernerhin zu erhalten und immer
mehrers zu bestärken; wie dann dasjenige, was man seithero bei dem er-
nannten Hof gut gemacht, auf einmal wieder verdorben werden könnte,
wann ihm alle Hoffnung, seine Absichten zu erreichen, benommen oder
eine Abneigung zu erkennen gegeben würde.
»Nachdem auch so wenig in Engeland als in Frankreich ein gesichertes
systema festgestellt seie und die diesseitige EntSchliessungen nach jenen
der ernannten zwei Höfen und nach Beschaffenheit der künftigen Zufällen
eingerichtet werden müssen, so schiene auch die deutlich geäusserte fran-
zösche Absicht, mehrere Zeit zu gewinnen und sich nicht zu früh die
1) Vgl. Nr. 17.
2) Hier folgen als Beilagen 3 und 4 die bei Beer, Archiv, 56—63 vollständig
abgedruckten Stücke:
a. eine Zusammenstellung der Gründe für und wider die Allianz mit Frankreich.
b. eine Denkschrift über die englischen Verhältnisse und Regierungamaxiinen,
die darin gipfelt: »voir venir les Anglais et amuser les Francais est donc au-
jourd'hui le seul parti sage que Ton puisse prendre«. Beide Actenstttcke sind
von Kaunitz verfasst.
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1755 November 26.
195
Hände zu binden, mit dem wahren Vortheil des . . . Erzhauses vollkommen 1755
Nov 26
übereinzustimmen, und seie dahero die zu ertheilende Antwort auf eine
solche Art einzurichten, das 3 sie eine freundschaftliche Sprache führe und
die geheime Negoziation mit Frankreich fernerhin offen erhalte, ohne sich
mit dieser Krön schon dermalen allzuweit einzulassen und verfänglich zu
machen.«
Nach diesen Grundsätzen sei die Antwort für ßtarhemberg *) entworfen
und besonders beachtet worden, »auf die vier vom Abbe* Bernis geschehene
und von dem ministerio begnehmigte Anfragen2) eine unverfängliche und
solche Auskunft zu geben, welche in denen Regien der Billigkeit gegründet
»sie und dem französchen Hof den Ballen wegen der näheren Äusserung
zurückwerfe. «
Diese Antwort entspreche zwar nicht den Wünschen des französischen
Hofes, der sich aber bei Nachdenken von der Billigkeit überzeugen werde.
Auch sei ein »j&hünger Absprung« Frankreichs nicht zu fürchten, da der
Weg zu weiteren Verhandlungen offen gehalten sei. In pessimum casum
sei auf die frühere allerhöchste Erschliessung3) zurückzugreifen, dass die
1) Vgl. Nr. 25.
2) Ihr Inhalt ist aus der österreichischen Antwort vom 22. November zu ersehen :
8. . . . »Parmi les puissances . . . d'inviter au concours de la garantie en question,
Elles [die kaiserl. Majestäten] avaient compte d'abord sur les cours de Madrid
et de Naples .... et elles avaient intention de s'adresser egalem ent pour cet
effet sans distinction ä toutes les autres puissances de l'Europe, dont S. M. T. C.
aurait desire le concours, soit qu'elles eussent pris ou n'eussent point prls part
an dernler traite d'Alx-la-Chapelle.
9. »Les suites possiblea des difförends survenus entre la France et l'Angle-
terre et la necessite de moyens prompts pour les .prevenir ont engag6 LL. Ms.
Impa. ä regarder une garantie determinee aux evenements qu'ils pourraient entrai-
ner, comme plus efficace et plus propre au but que Ton se propose.
10. >La seule consideration qu'il Importe de ne point embarrasser la mattere
et de ne pas donner occaaion ä des difficultes, lorsqu'il s'agit d'un arrangement
dans lequel doivent ötre engagees a entrer diffärentes puissances, a fait penser
ä LL. Ms. Imps. qu'il oonvenait de rendre la proposition aussi simple qu'il se
pourrait, et leur a fait croire moyennant cela que, pour l'objet dont il s'agit, il
ne convenait point de parier nommement de la garantie du traite d'Aix-la-Cha-
pelle, soit par rapport aux difficultes et disputes sur son dtendue et sur les cas
du traite auxqueües peut-Gtre on s'exposerait, soit, parceque dans le concert
dont il s'agit, il doit y entrer aussi des puissances qui n'ont aucune part au-
dit traite.
11. »LL. Ms. Imps. comptaient aussi proposer aux cours qui se chargeraient
sveo elles de la garantie en question, la determination du nombre de troupes
que chacune d'elles, en hommes ou en valeur, envoierait au seoours de la partie
»ttaquee.
12. »Et par le terme de continent elles ont entendu .... tous les pays
«t Etat» de l'Europe, la garantie en question ayant pour objet principal le main-
tien du repos dans cette partie du monde« ....
3) In der Conferenz vom 16. August 1755. Vgl. S. 176.
13*
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1 96 Osterreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 Wohlfahrt des Erzhauses »nicht gestatte, an den gegenwärtigen Kriegs-
ov' 26 Unruhen einigen Antheil zu nehmen , wann gleich Frankreich die Nieder-
lande und Hannover feindlich überziehen sollte.«
Der Kaiser willigte ein und stellte weiter fest, man müsse sich ferner-
hin gegen England verschlossen halten und ihm keine Gelegenheit zur Er-
neuerung seiner vorigen Forderungen geben, »zumalen solche ohnedem nicht
bewilliget werden könnten und gleichwohlen durch Erweckung des franzö-
Bcken Argwohns schädliche Folgen nach sich ziehen dörften.« . . .
Nov. 22 25. Maria Theresia an Starhemberg. Wien, 22. November 1755.
Nach dem Itaineoncept. VgL t. Arneth IV, 404.
Vorsichtige* Verhalten gegenüber der noch fortdauernden Unentschiedenheit der
französischen Regierung.
Sie sei durch ihre Niederkunft an früherer Beantwortung des Berichts
vom 22. October ') verhindert worden.
Sie betrachte es als ein gutes Zeichen, dass König Ludwig und Bernis
die Geheimhaltung der Verhandlung angelobt und die in das Vertrauen
gezogenen Persönlichkeiten genannt hätten, sowie dass neben Bouille' auch
Machault2) und Se*chelles3), dagegen nicht auch Argenson4) eingeweiht
worden wären. Denn daraus zeige sich die Abneigung des Königs gegen
Argensons und Belleisles kriegerische Vorschläge und die Absicht, die
nöthige Vorsicht anzuwenden.
Mehr als aus der »kurzen und ohn verfänglichem Antwort des Königs s,
sei aus den gleichzeitigen Äusserungen des Abbe* Bernis zu ersehen: Frank-
reich wolle die Allianz mit Preussen nicht aufgeben und rechtfertige die
preussische Politik abermals, um den Wiener Hof zu veranlassen, anch
ohne die auf Preussen abzielenden Bedingungen Frankreich die angebotenen
Vortheile zu gewähren.
»Der gröbste Stein des Anstosses« sei die Vernachlässigung der Wahr-
heit seitens des Versailler Hofes, dass bei dauernder Verbindung zweier
Mächte jede ihren Vortheil finden müsse. . . .
Frankreich habe sich zwar noch nicht für ein bestimmtes System ent-
schieden, scheine sich indessen von der Idee eines Landkrieges abzuwenden.
Die Entscheidung werde von den Beschlüssen des englischen Parlaments
abhängen. Vorläufig zeige die französische Regierung Mässigung, wie
denn die Instruction für Nivernais6) folgendes enthalten und auch dem
Könige Friedrich vorläufig mitgetheilt7) sein solle: Nivernais habe die
1) Fehlt. 2) Staatssecretär des Marinedepartements.
3) Generalcontrolleur der Finanzen.
4) Staatssecretär des Kriegsdepartements. 5) Vgl. Nr. 17.
6) Vgl. S. 193. 7) Vgl. P. C. XI, 371 ff.
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1755 November 26 —
November 27.
197
maassvolle bisherige Politik Frankreichs zu rechtfertigen und zu erklären, 1"55
dass die französische Regierung in die Friedfertigkeit Österreichs keinen ^ov* 2
Zweifel setze und sich so lange auf einen Seekrieg gegen England zu be-
schränken gedenke, als die englischen Alliirten zu begründetem Argwohn
keinen Anlass gäben. Indessen werde Frankreich seine Land- und See-
macht, sowie seine Finanzen in guten Stand setzen. Um Preussen Russ-
lands wegen zu beruhigen, suche es die Türkei, Polen, Schweden und
Dänemark zum Widerstande gegen ein etwaiges gewaltsames Vorgehen der
Zarin zu gewinnen.
Aus dieser Instruction sei zu schliessen, dass 1) Frankreich leider
die Allianz mit Preussen aufrecht erhalten wolle, aber doch 2) dem König
Friedrich misstraue. Nivernais solle dessen Gesinnung erforschen und ihn
als ersten zur Sprache bringen. . . .
Starhemberg solle sich bemühen, die preussische Politik in das rechte
Licht zu setzen. Am »vergnüglichsten« aus seinem Bericht1) sei die Nach-
richt gewesen, dass am französischen Hof nunmehr die Neigung vorwiege,
den Landkrieg möglichst zu vermeiden. Am meisten komme es jetzt
darauf an, in welcher Absicht Nivernais nach Berlin gesandt, ob seine
Instruction noch geändert werden würde, ob er nur die geheimen Absichten
König Friedrichs feststellen oder aber den Allianztractat mit Frankreich
erneuern2) und ein vollständiges Einverständniss mit dieser Macht zustande-
bringen solle. . . .
26. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 27. November 1755. Nov. 27
Nach der Urschrift
Unruhe Frankreichs über die Verzögerung der österreichischen Antwort.
. . . Starhemberg habe »gar wohl wahrgenommen, dass man allhier
über den Verzug3) etwas ungeduldig zu werden anfange. Es ist sich zwar
diesfalls nicht deutlich gegen mich geäusseret worden, dennoch aber haben
die beide bewusste Staatsministri 4) sich insoweit herausgelassen, dass es viel-
leicht nunmehro für den hiesigen Hof höchst an der Zeit seie, eine endliche
und standhafte Entschliessung zu fassen.
»Man spricht von neuem wieder sehr stark von der Nothwendigkeit
eines Krieges zu Lande, und ich kann nicht bergen, dass die ministri
selbst en mir letzthin etwas verdächtig geschienen.« Ein sicheres Urtheil
werde sich erst nach Eintreffen der österreichischen Antwort abgeben
1) Vom 22. October 1755.
2) Der französisch-preussische Vertrag war am 5. Juni 1741 auf 15 Jahre
geschlossen worden. Vgl. Recueil des traites conclus par la France p.p. de Clercq
XV, 13 [Paris 1888].
3) Der österreichischen Antwort auf die französische Erklärung vom 11. Oc-
tober 1755. Vgl. Nr. 17. 4) Rouille und Bernis.
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198 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Kriege«.
1755 lassen. Seine eigenen scheinbar widersprechenden Berichte spiegelten nur
»die hiesige Leichtsinnigkeit und Unbeständigkeit, oder nm besser zu sagen,
die meistens durch die innerliche Intriguen verursachte Verlegenheit und
Irresolution des ministerii« wieder. »Ich glaube in der That, dass man
bloss auf unser Antwort warte, umb einigen 8chluss zu fassen.« . . .
Doc 3. 27. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 3. December 1755.
Nach der Urschrift.
Trotz guter Gesinnung der maassgebenden rueeitchen Kreise ist auf thatkräftige
Politik Russlande nicht zu rechnen.
. . . »Der dermalig äusserliche Anschein allhier ist so geartet, die
Bezeigung der russischen Kaiserin1) und die Denken sart der übrigen so
beschaffen, dass wir uns wohl nichts zu wünschen übrig behalten würden,
wenn man auf so wankenden Grunde in sich ergebendem Falle mit ver-
traulicher Zuversicht bauen könnte1). Allein, da zufolge meiner ... Be-
richten alle die angezohene Radicalüblen annoch Stand halten'), auch so
leicht nicht gehoben werden mögen, annebst vors künftige wegen vor-
waltenden allzugegründeter Successionsungewissheit4) eben wenig Staat zu
machen ist, so nehme ich mir die Freiheit, mich auf die nähere des Herrn
Grafen von Zinzendorf6) mündliche Berichte ... zu beziehen.« . . .
Dec 4 28. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 4. December 1755.
Nach du Urschrift
Ungeduld in Frankreich.
»Duo de Nivernais befindet sich noch immer unpässlich, soll aber . . .
in wenig Tagen seine Reise antretten6). . . .
1) Vgl. Nr. 22. 2) Vgl. Nr. 22b. 3) Vgl. Beilage Nr. 1.
4) Im P. S. 6 seines Berichts an die Kaiserin vom 13. November 1755 machte
Esterhasy hierüber nähere Mittheilungen : Grossfürst Peter sei bei der russischen
Nation sehr verhasst, werde auch von der Geistlichkeit nicht für orthodox gehal-
ten. Einen grossen Anhang dagegen habe Prinz Iwan, der von der russischen
Nation weit mehr als der GrossfUrst geliebt werde. Der Grossflirst Paul stehe
unter der Aufsicht der Zarin, und die Eltern bekämen ihn nur selten zu sehen.
>Und ist nicht ohne, dass die russische Kaiserin in Ansehung des GrossfUrstens
sich so berühmet, als ob er ihr niemalen succediren sollte; wie dann die mit
seinem Sohn, dem jungen Paul, in Moscau vorgehen sollende Kirch encere monieil
mit Abschneidung der Haaren aus keiner anderen Ursache geschiehet, als um
demselben die künftige Nachfolge am russischen Thron desto mehr zu ver-
sicheren^
5) Zinzendorf war im Sommer 1755 nach Petersburg geschickt worden, u. a.
weil Kaunitz eine Ersetzung des erkrankten Grafen Esterhasy für nothwendig
hielt, was sich indessen als nicht erforderlich erwies.
6) Am 18. December 1755 berichtete Starhemberg: >Ducde Nivernais, wel-
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1755 November 27 — December 20.
199
»loh kann leicht wahrnehmen, dass der Verdacht und das Misstrauen 1755
gegen uns allhier täglich zunehme, und erwarte mit Sehnsucht die Ankunft ^ec"
des Couriers. Rouille' hat mir vorgestern abermalen wiederholet, dass es
nunraehro endlichen Zeit seie, eine standhafte Resolution zu fassen1}. Ich
habe mein mögliches gethan, um ihn weiters zur Sprach zu bringen. Bs
hat mir aber solches nicht gelungen.«
29. Stahremberg an Kaunitz. Paris, 11. December 1755. Dec. 11
Nfcch der Urschrift.
Günstige Aussichten in Frankreich.
Habe die Befehle vom 22. November2) ausgeführt, werde die franzö-
sische Antwort nicht vor 10 — 12 Tagen erhalten, »und halte dahero vor
noth wendig, Ew. Exc. im Vorauf zu benachrichtigen, dass mein letzter Vor-
trag sehr wohl aufgenommen worden und viele Hoffnung vorhanden seie,
dass die Antwort des Königs vergnüglich, d. i. bescheiden und friedfertig
ausfallen werde. Ich pressire dieselbige gar nicht, weilen es dermalen
ohnehin nur hauptsächlich darauf ankommt, das gute Vertrauen zu unter-
halten, welches anjetzo noch weit mehr als vorhin festgestellt ist. Die
bewusste Person der Verschlossenheit3) . . . bat nunmehro wieder die vorige,
ja eine noch freundschaftlichere Sprache als die bisherige angenommen,
und können Ew. Exc. ... in Ansehung des Hauptpunkts, d. i. der hiesigen
Friedfertigkeit und derer gegen uns tragenden Dispositionen vollkommen
beruhiget sein4)«.
30. Klinggräffen an König Friedrich. Wien, 20. December 1755. Dcc. 20
B. A. — P. S. Nach der Urschrift.
Die ständische Recrutenbewilligung genüge nicht, um Infanterie und
Cavallerie auf den completten Stand zu bringen 5), »et on leve actuellement
tout ce qu'on trouve de gens sans aveu, pour y suppiger, qui ne seront
pas de grand usage aux re*giments.« . . .
eher zwar noch immer sehr unpässlich ist, hat seine Abreise auf morgen fest-
gdBtellet. Es stehet aber dennoch dahin, ob er dieselbe noch werde vornehmen
können.« Vgl. S. 197. 1) Vgl. Nr. 26. 2) Vgl. Nr. 25. 3) Rouille.
4) Vgl. Rouillös Brief an Nivernais vom 15. December 1755 bei Lucien
Perey, ün petit neveu de Mazarin, 352 [Paris 1890]. Vgl. Nr. 26.
5) Vgl. Nr. 19 und 20.
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200 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 3|. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 28. December 1755»).
Dec. 28
Nach einer Abschrift. VgL t. Arneth IV, 406 f.; Dnncker 18; Broglie, L'ftUiuiee »9 f.;
Waddington, Renvemement 301 f.
Französischer Vorschlag eines Neutralitäts- und Garantievertrages.
»Re*pouse du Roi T. C. ä celle de LL. Ms. Imps. du 22 novembre
17552).*
Obwohl die von Frankreich verlangte Erläuterung3) einiger Artikel in
der vorgeschlagenen Garantieerklärung aller europäischen Staaten nur un-
vollkommen ausgefallen sei, so wolle der König doch in der Überzeugung,
dass bei solchen Unterhandlungen jedeB Misstrauen beiseit zu lassen sei,
folgendes erklären.
Er habe sich gewundert, dass in der vorgeschlagenen Garantie nicht
die britischen und hannoverschen Länder und die europäischen Meere aus-
geschlossen seien. England sei der öffentliche Friedensbrecher, also könne
man es Frankreich unmöglich verwehren, sich an England zu rächen. Man
verlange von den englischen Alliirten, sich dieser Rache nicht zu wider-
setzen, >et 8. M. declare qu'elle ne pre*tend envelopper aucuns Princes
dans la quereile präsente ni s'en prendre ä eux de la mauvaise conduite
de l'Angleterre, tant qu'ils ne voudront pas la favoriser.« Frankreich schlage
folgende Vereinbarung mit Österreich vor:
lmo: »S. M. T. G. et LL. Ms. Imps. conviendront incessamment d'une
garantie tant de leurs fitats que de ceux de leurs allie'ä dans un traitä,
pour la conclnsion duquel elles donneront, si elles ne Font dejä fait, tous
les pouvoirs n6*cessaires k leurs ministres respectifs.
2d0: »Dans ce traite* seront comprises les cours de Madrid et de
Naples et g^neralement tontes Celles dont il sera convenu avec LLdites
Ms. Imps.
3ti0: »8. M. T. C. s'engagera dans ledit traite* de deTendre en Europe
tous les fetats, domaines et possessions de LL. Ms. Imps. contre les attaques
de quelqne pnissauce que ce puisse €tre; les fitats des allie*s de LL. Ms.
Imps. pourront Stre e*galement compris dans cet article ä Texception toute
fois des possessions de la cour de Londres, dans le cas oü eile refuserait
ä 8. M. T. C. une rdparation convenable de l'insulte et du dommage avec
la restitution de tont ce qui a e'te* pris sur les Fransais.
4t0: »Si l'Angleterre consentait ä ladite reparation et restitution, et
qu'en faiaant cesser de part et d'autre les hostilitäs en Europe et en Aw6-
rique, eile voulut rentrer en nögociation avec la France, 8. M. T. C. la
comprendrait volontiers dans Tarticle des alli^s de LL. Ms. Imps.
1) Der eigentliche Bericht Starhembergs fehlt. 2) Vgl. Nr. 25.
3) Vgl. S. 195 Anm. 2.
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1755 Deceinber 28.
201
5*°: »Pareillement LL. Ms. Imps. garantiront en Earope tous les £tats 1755
et possessio^ de U France et de ses allies.
6t0: >U sera convenu du nombre de tronpes et de la qualite* du
secours qoe lesdites puissances contractantes fonrniront ä la partie attaque"e
contre ia partie assaillante.
7Umo: >Dans le cas on l'Angleterre se refnserait k tonte voie de con-
ciliation, LL. Ms. Imps., ne voulant pas entrer dans une gnerre allumöe
volontairement et soutenue avec opiniatrete" par les Anglais, garderont une
exacte neutralite*, tant quo cette m6me gaerre durera.
8'°: »Lea ports de LL. Ms. Imps. seront ouverts indistinotement aux
vaisseaux de tontes les nations, sans cependant qu'aucunes tronpes anglaises
on a la solde de l'Angleterre paissent avoir la garde desdits ports ni
occuper aneune place de LL. Ms. Imps., situäe dans les Pays-Bas on dans
le voisinage de la France.
9no: »LL. Ms. Imps. s'opposeront de tontes leurs forces et engageront
tons les Princes de l'Empire ä s'opposer an passage des Busses ou autres
tronpes ötrangeres, subsidiees par l'Angleterre. LLdites. Ms. Imps. ne
donneront ancnne entre*e anx Hessois et autres allie's des Anglais dans les
Pays-Bas et ne permettront pas qu'il soit fait par l'Angleterre on ses allies
aucun embarquement de tronpes dans les ports de LL. Ms. Imps.
10mo: »8i, malgrö les erTorts de LL. Ms. Imps. et de l'Empire, les
tronpes russes par la connivence de quelque Prince venaient k menacer la
France ou quelqu'un de ses allie's, alors LL. Ms. Imps. donneraient nn
libre passage sur leurs terres aux tronpes de 8. M. T. C. pour s'opposer
sux entreprises des Russes ou antres tronpes längeres a la solde des
»LL. Ms. Imps. engageront les Princes de l'Empire k accorder le
meine passage anx forces de 8. M. T. C, laquelle se räserre dans tons
les cas la liberte* d'attaquer les possessions du roi et de la nation britan-
nique, partout oü elles seront Bituäes, cette libertd ötant fondee sur le
droit dune vengeance legitime a laquelle 8. M. T. C. ne prätend pas
renoncer.
II™0: »Le principal objet que se proposeront LL. Ms. T. G. et
Imps. dans le snsdit traitä, sera de pourvoir k tous les cas qui n'auraient
pas e*t6 suffi8amment preWus dans le dernier traite* d'Aix-la -Chapelle,
et qui poun-aient nn jour troubler la tranquillite* de l'Enropo, diviser
entre elles LLdites. Ms. ou lenrs allies et intöresser en particulier le repos
de l'Italie.
12mo: »LLdites. Ms. tacheront de se procurer, soit ä elles ou ä lenrs
slliös, par la voie d'echanges ou autrement, tous les avantages raisonnables
et reciproques qne les uns ou les antres seraient en ötat de pre*tendre ou
de dearer.
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202 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 13tio: >On prendra lea mesures lea plus stires et les moyena lea plus
efficaces pour qu'ä l'occaaion dn voisinage des fitats respectifs ou de la
confusion des limites, il ne survienne quelque difförend entre LLdites Mg.
14t0: »On preViendra, par un arrangement Iqnitable et de concert avec
les cours de Madrid, de Naples et de Panne, les evdnementa qui pourraient
occasionner dans la snite nne guerre en Italie.
15t0: »LLdites. Mb. ponrront eigner d'abord ledit traite et inviter
ensuite les antres puissances ä y prendre part, ainsi qu'il en sera oonvenu
entre LLdites. Ms.
16*°: »Ge traite" demenrerait Beeret, tant que LLdites. Ms. le jugeraient
ndcessaire, et il serait pris entre elles telles pr^cautions qu'on jngerait a
propos pour la sürete" de iWcution dudit traiW.
17mo: »On conviendra entre LLdites. Ms. tant de la duree" de la
garantie proposee que de la duree du traite" en queation.« . . .
Dec. 30 32. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 546 :fol. 2296]. Wien, 30. Decem-
ber 1755.
W. K. A. Nach d«r Unohrlfl.
Complettirung der Kürcusierregimenttr.
»Dass I. E. K. M. die angetragene Vermehrung des Anhalt-Zerbatisohen
Regiments *) auf 1 000 berittene Mann nicht beangenehmet, jedoch bewilliget
habe, den dritten Theil deren von dem Lieferanten Merckei zu stellen
bereits übernommenen 230 Kürassiers mit Mundur, Rüstung und Pferden
annehmen und die ans allenfälliger Vermehrung dieses Dritteis bei dem
Regiment sodann überzählige Mann nnd Pferde ohne Abänderung des zu
818 Mann festgesetzten Fuss deren Cavallerieregimentern2) als super-
nnmerarios führen zu lassen.«
1) Kürasaierregiment, in den Niederlanden stationirt
2) Salaburg berichtete der Kaiserin [Wien, 22. Mai 1755, Urschrift. W. K.
A.J, nach vollzogener Inspicirung von 15 ungarischen KUrassierregimentern, dass
zu deren Complettirung 1101 Mann und 2572 Pferde erforderlich sein würden.
Über die Complettirung der Kürassiere hat sich ausser obiger Notiz nur noch eine
Nachricht von dem Regiment Stampach erhalten. Daa Hofkriegsrathsprotokoll
Nr. 40 [fol. 1120 Wien, 2. Juli 1755] besagt: >Lobkowitz, Oberstund Commandenr
des Stampach-Regimenta [in Ungarn] Uberreichet die Standtabell pro Junio mit
der Anmerkung, dass infolge der von Seiten des Commissariats ihme zugekom-
menen Nachricht nunmehr der complette Stand der Carabiniercompagnie in 60 und
eine Ordinaricompagnie in 60 Köpfen bestehend zn führen sei.« Da sich ein Kür&s-
sierregiment aus 1 Carabinier- und 12 Ordinaricompagnien zusammensetzte, so er-
giebt sich hieraus der Befohl zur Complettirung des Stampach-Regiments auf
800 Mann. Vgl. Lehmann 115 Anm. 3; sowie oben Nr. 19. 30. Über den Voll-
zug der Complettirung vgl. Beilage Nr. 4 und 5 ; vgl. auch das Hofkriegsraths-
protokoll vom 7. Februar 1756 (Nr. 103): »Browne, General, wolle die in Prag
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1755 December 28 — 1756 Januar 6.
203
33. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 6. Januar 1756 "56
Jan. 6
Nach einer Abschrift. Vgl. Archiv de« Fürsten Woroiwow in, 376; Brückner 316; Beer,
H. Z. 27, 3S0 f.; Koser, Pr. Jahrb. 47, 4s8, I, 590.
Vorsehlag Russlands zu Vereinbarungen über einen Krieg gegen Preussen.
Esterhasy übersendet die Copie der folgenden, ihm und Williams ttb er-
gebenen russischen Note:
»Da die Umständen jetziger Zeit ab dem zwischen Engeland und
Frankreich fast unausbleiblichen Krieg immer critischer zu werden be-
ginnen, so befinden Sich I. russisch-K. M. sowohl in Rücksicht Dero Ver-
bindlichkeiten als auch der Theilnehmung an dem Wohl und [Wehe] Ihrer
Alliirten sehr geneigt, ihnen mächtigen Beistand zu leisten, und um darzu
mehr bereit sein zu können, so haben Höchstdieselbe Dero ministerio an-
befohlen, des Herrn Botschafters Exc. zu ersuchen, damit selbe sich
deutlich und schriftlich erklären Aber die Gesinnung und Maasanehmungen
seines Hofs, in dem Fall eines in Europa auskommen mögenden Kriegs,
hauptsächlich und namentlich aber über den Fall, wann der König in
Preussen solchen anfinge oder aber nur darein sich mischen sollte, das ist:
wann der König in Preussen einen der gemeinsamen Alliirten angreifet,
mit was vor Stärke man sich ihme zu widersetzen gedenke; gleichfalls
wann die Alliirte ihn, den König, anzugreifen für gut befinden, mit was
für einer Macht man solches in das Werk zu stellen gesinnet seie? Und
gleichwie I. russisch-K. M. in beeden Fällen Ihre Alliirte mächtig zu unter-
stützen entschlossen seind2), so werden des Herrn Botschafters Exc. von
Selbsten ermessen, wie sehr es das Interesse der Höfe erheische, über ob-
angezogenes eine solche Erläuterung zu geben, als es eine Sache von so
grosser Wichtigkeit erforderet»). . . .
befindliche Werbeofficiers deren Regimentern von der Cavallerie als Kohary,
Emanuel Kollowrath [Dragoner], Gelhay, Luchese, Ansbach, Stampaoh und
Schmerling [Kürassiere] von dar allsogleich zu ihren Werbestationen abgehen
lassen und ihnen die Beschleunigung sothaner Werbungen auftragen^
1) Einen französischen Text vgl. bei Beer, M. I. Ö. G. XVn, 122 Anm. 3.
2) Vgl. S. 186.
3) Kaunitz beantwortete die Übersendung dieser Note am 31. Januar 1756
mit der folgenden Instruction für Esterhasy:
. . . »Die von dem russischen ministerio Ew. Exc. und dem Williams ttber-
gebene nota ist sehr bedenklich, weilen sie nicht nur defensive, sondern offen-
sive eingerichtet ist. Auf den letzteren Fuss seind weder unsere und noch viel
weniger die englische Verbindungen mit Russland eingerichtet, auch die Um-
stände gar nicht darnach beschaffen, um sich bo weit bloss geben zu können,
da Engeland nicht nur allen Landkrieg zu vermeiden suchet und unserem Hof zu
der fortwahrenden Kaltsinnigkeit nur allzuvielen Anlass gegeben hat, sondern
»och mit Preussen in Unterhandlung stehet und seithero genugsam an Tag
geleget hat, dass es keineswegs ernstlich gemeinet seie, dem König in Preussen
*ehe zu thun und ihm engere Grenzen zu setzen.
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204 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Da nun der Wolkow diese Note ab gelesen, so habe mit kurzem dar-
auf geantwortet, dass, gleichwie zu allen künftigen gemeinsamen Operationen
die mit Engeland den 30. September geschlossene Convention *) vorzüglich
den Grund mitlegen mtisste, ich diese Note zwar annohmen wollte, solche
aber meinem . . . Hof [nicht] einsenden zu können erachte, als bis demselben
zugleich die vergnügliche Nachricht der würklich erfolgten Auswechslung
zu geben im Stande sein würde.«
Williams habe die Annahme der Note vor Auswechslang der Ratifi-
cationen rundweg abgelehnt. Die beiden Kanzler sollen mit diesem Ver-
halten der Botschafter zufrieden gewesen sein. . . .
Jan. 8 34. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 8. Januar 1756. Praes. 19. Januar
1756.
Nach der eigenhändigen Urschrift. Vgl. t. Arneth IV, 552, Anm. 502.
Fortdauernde Friedenshoffnung in Frankreich. Gerücht einet englisch-preussischm
Vertrages.
Starhemberg habe nach Empfang der französischen Antwort2) sich zu
einer ungewöhnlichen Reise nach Versailles zu Rouille* und Sechelles ent-
schliessen müssen, um die Absendung des Couriers nicht zu verzögern.
Man habe ihm sehr anempfohlen, den Courier so schnell als möglich ab-
zufertigen. Das Aufsehen, das durch diesen ungewöhnlichen Besuch ent-
stand, sei schnell durch beruhigende Auskünfte beseitigt worden.
»L'abbe* de Bernis qui deaire fort, ä ce qu'il me semble, de rester
charge* de la negociation , saura sans doute mettre cette circonstance a
profit pour faire voir qu'il n'est guere possible qu'aucun des trois ministres
d'Etat de notre confidence3) puisse traiter imme'diatement avec moi, et qu'il
n'y a rien de mieux ä faire que de differer son depart4) jusqu'ä ce que
la negociation soit entierement tcrmine'e, on qu'elle ait pris du moins une
certaine consistance.«
Rouille* habe von Briefen gesprochen, nach denen das zur Schau ge-
tragene MissverhältnisB zwischen England und Österreich ein abgekartetes
Spiel dieser Mächte wäre*). Starhemberg habe ihn beruhigt. . . .
>Es haben sich also Ew. Exc. fernerhin in nichts verfängliches einzulassen
und bei allen Gelegenheiten darauf zu berufen, dasB sich Russland auf unsere
getreue Erfüllung der Tractaten verlassen könne, dass es abor von selbsten er-
messen würde, wie es bei der gegenwärtigen Vorfallenheit hauptsächlich auf die
englische Erschliessung und Antwort ankomme, und wie wir bis dahin bei
unseren Äusserungen sehr vorsichtig gehen müssten.< ... 1) Vgl. S. 183 f.
2) Vom 28. Decembcr 1755. Vgl. Nr. 31. 3) Vgl. S. 196.
4) Bernis war kurz vor Beginn der Verhandlung mit Österreich zum fran-
zösischen Gesandten am spanischen Hofe ernannt worden.
5) Vgl. S. 190.
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1756 Januar 6 — Januar 22.
205
»On attend dans peu des nouvellea de l'impression qu'aura faite ä 1?56
Londres la re^quisiton qui y a e"te" cnvoyeV). Lea sentiments sont fort Jan*
partages ä ce sujet. Toutes lea lettres particulieres d'Angleterre annoncent
des dispositious pacifiques. On se pre*pare ici se"rieusement a la guerre,
mais on d^sire encore la paix. Le marechal de Belleiale qui . . . a eu
le commandement general de tonte la cöte depnis Dunkerque jusqu'ä
Bayonne, ne bonge plus de Versailles et fait toutes ses dispositions. Les
lieutenants-gäneraux et marächaux de camp qui doivent Commander dans
les differentes provinces, sont de'signe's. . . .
>I1 a conru ces jonrs passe's un brnit qu'il y avait un traite* de concln
entre l'Angleterre et le roi de Prasse. J'en ai parle* ä M. Ronille* qui me
dit d'abord qne ce brnit Ini e*tait dejä revenu, mais qn'il n'y ajoutait
anenne foi, et qu'il ne voyait pas l'avantage qni pourrait revenir an roi
de Prasse d'nn traite avec l'Angleterre, de quelque natnre qn'il püt Hio.
11 ajouta qne ce Prince avait fait donner en dernier lieu par son ministre,
le baron de Knyphausen, de nouvelles assurances de son amitie et attache-
ment aux interöts de la France et avait fait däclarer qne cette dämarche
dtait occasionnee par l'avis qni lui e'tait parvenu que l'on cherchait a
inapirer ä cette conr de la mefiance contre lui« 2). ...
35. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 159 [fol. 55]. Wien, 10. Januar 1756. Jau. 10
W. K. A. Nach der UrachrifL
»Liechtenstein General, dass das Baranyay'sche Husarenregiment in
zweien Divisionen nacher Mähren marchiren werde, betreffend.«
36. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 22. Januar 1756. Praes. 2. Februar Jan. 22
1756.
Nach dar Unekrift. Vgl. Bear, H. Z. 27, 340; M. 1. Ö. G. XVII, 125 Anm.
Fortdauernde Unschlüssigkeit und wachsender Argwohn Frankreichs gegen Pretmen.
Man habe in Frankreich Spuren, dass Verhandlungen zwischen Eng-
land und PreuBsen schweben3). Zwar gäben sich die französischen Minister
den Anschein, als ob sie darüber nicht sonderlich unruhig seien, doch
1} Vgl. Waddingtun, Renverscnient 235. Frankreich erklärte, es als Kriegs-
erklärung betrachten zu wollen, wenn England nicht die gekaperten Schiffe
herausgäbe. (Note vom 21. December 1755.)
2) Vgl. P.C. XI, 408. Am 14. Januar 1756 berichtete Starhemberg: . . . »Rouill6
hat mir von freien Stücken gesaget, dass man einige Nachricht von einer zwischen
England und Prenssen angefangenen Negociation habe. Man zeiget sich aber
darüber weder verlegen noch gegen den preusaiseben Hof ungehalten und scheinet
in muthmaassen, dass es umb die Errichtung eines Nentralitätstractats zu thnn
seie.« ... 3) Vgl. Nr. 34.
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206 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756^ habe ihm Romlle* selbst gestanden, er sehe dieses Ereigniss nicht als gleich-
giltig an. Starhemberg habe betont, dass eine preussisch-englische Ver-
bindung lediglich zar Sicherang Preussens zweoklos wäre, da König
Friedrich von England keinen Angriff zu fürchten brauchte, und hinzu-
gefügt, die Gleichgiltigkeit Frankreichs in dieser Angelegenheit nicht ver-
stehen zu können. Obwohl RomUe* nichts ernstliches zu erwidern vermocht
habe, so verfehlten doch alle österreichischen Vorstellungen über Preussen
zum grossen Theil ihren Eindruck in Frankreich, da man stets argwöhne,
der Wiener Hof wolle Frankreich nur mit dem König in Preussen ent-
zweien.
»II est certain neanmoins . . . qu'actuellement on le soupconne et ne
regarde pas avec indifference la ne*gociation . . . avec l'Angleterre. M. Rouille"
le m'a mörne dit que, quoiqne Ion ne püt rien commnniqner au duc de
Nivernais1) de ce qui avait rapport ä notre nlgociation secrete, on avait
cependant ramasse' d'autre part des indices et des matlriaux süffisante poor
en eomprendre de nouvelles instructions qu'on avait envoyees ä ce ministre
depuis son depart, et qui dtaient bien diflförentes des premieres en ce
qu'elles l'engageraient ä ötre sur ses gardes et ä observer de pres la con-
duite du roi de Pruase« 2). ...
Starhemberg ersuche dringend nm schleunige Beantwortung der fran-
zösischen Vorschläge vom 28. December3], nm Rouilles Verdacht zu zer-
streuen, dass Österreich nur einen französischen Einfall in die Niederlande
verhindern und Frankreich sich im Krieg gegen England erschöpfen lassen
wolle, um dann gemeinsam mit England nnd Rnssland über Frankreich
herzufallen. Rouille" und alle Minister verlangten Klarheit über die Stellung-
nahme Österreichs im Fall eines englisch-französischen Krieges. Starhem-
berg halte es gar nicht einmal für ganz ausgeschlossen4), dass der Verdacht
gegen Österreich Frankreich zu einem Angriff auf die Niederlande veran-
lassen könnte, zumal viele einen solchen Entschluss für den einzig richtigen
ansähen, um England zum Frieden zu zwingen. Allerdings »je n'ai nol
sujet de eroire que Ton soit actuellement occupe" ici de pareilles idäes, et
je vois, au contraire, par toutes les dispositions qui se font, que les vues
präsentes sont tournees tout-ä-fait d'un autre c6te\«
England habe die französische Forderung wegen Auslieferung der ge-
kaperten Schiffe6) rundweg abgelehnt. Die französische Regierung habe
noch keinen festen Entschluss gefasst. Sechelles habe ihm mitgetheilt, man
rüste die Land- und Seemacht und wolle sich an dem englischen Volk,
1) Vgl. Nr. 28.
2) Die bisherigen Veröffentlichungen erlauben nicht, die Stichhaltigkeit
dieser Angabe zu prüfen. 3) Vgl. Nr. 31.
4) Starhemberg wiederholt diesen Passus aus seinem (fehlenden) Bericht vom
29. December 1755. 5) Vgl. S. 205 Anm. 1.
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1756 Januar 22 — Januar 27.
207
nieht aber an dem englischen König rächen. »Cela me confirme dans j175^
l'esperance qn'on ne songe pas ä faire une diyersion dans l'älectorat
d'Hanovre« . . .
»Lea soupcons contre le roi de Prusse augmentent d'an jour k l'autre.«
P. 8.
Nach der eigenhändigen Urschrift.
Nach einer Mittheiiung des spanischen Gesandten sei bereits ein Ver-
trag zwischen England und Preussen') abgeschlossen worden. »Dien veuille
que cela se confirme.«
37. Maria Theresia an Starhemberg3). Wien, 27. Januar 1756. Jan. 27
Nach dem Relnconcept. Vgl. v. Arneth IV, 40« IT. 552 Anm. 407; Beer, H. Z. 27,3.19; Onckeii
II, 45 f.; Broglie, L'allUoce 290 f.; Waddiogton, Renvenement 305.
Vollmacht, die französischen Vorschlüge vom 28. December 1755 unter gewissen
Einschränkungen anzunehmen.
Starheinberg betone mit Recht, dass viel damit gewonnen sei, Frank-
reich nunmehr zu deutlicher Sprache und vollständiger Mittheilung seiner
eigentlichen Absichten vermocht zu haben. Man zweifle nicht an der
Richtigkeit seines Urtheils, dass Frankreich »wahr und aufrichtig« wünsche,
sich auf Grund der vorgelegten Bedingungen enger mit Österreich zu ver-
binden.
Als den wichtigsten Inhalt seiner Depeschen3) betrachte die Kaiserin,
dass in Frankreich die Neigung für Preussen »seit kurzem merklich ver-
mindert« sei nnd der französische Hof »in der That anfange, die Augen
mehrers zu öffnen und einzusehen, in was für einer unanständigen und
höchst nachteiligen Abhängigkeit er bishero gestanden, und was sich in
die Länge für widrige Folgen von den weitaussehenden preussischen Ver-
grösserungsabsichten zu versprechen seie.
»Die Eingeständnis des dortigen ministerii, dass der besagte König
gleich zu Anfang der gegenwärtigen Troublen einen Krieg zwischen Uns
und Frankreich zu veranlassen gesuchet4), der französchen Verbindung
mit Sachsen durch seine Vorstellungen alle Hinternnss in den Weg ge-
leget5) und seithero keine Anregung wegen Erneuerung des mit Frank-
1) Die Westminsterconvention vom 16. Januar 1756. Vgl. Schäfer, Geschichte
des siebenjährigen Krieges I, 582 f.
2) Ist die Antwort auf Starhembergs Berichte vom 28. December 1755 [Nr. 31]
and 8. Jaouar 1756 [Nr. 34], und noch ohne Kenntniss von dem Abschluss der
Westminsterconvention abgefasst.
3) Das folgende hat Starhemberg wohl in dein fehlenden Bericht vom 29. De-
cember 1755 gemeldet.
4) Vgl. P.C. XI, 145. 240 ff. 260; Broglie, L'allianco 114 ff.
5) Vgl. P. C. XI, 280 ff.
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208 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
56 reich im Jahr 1741 errichteten Tractats1) gemacht habe, dienet desfalls
27 ' '
zur hinlänglichen Probe.« Starhemberg solle also achtgeben, auch künftig
alle Fehler des Königs in Preussen gehörig auszubeuten. Damit sich
aber König Friedrich des Herzogs von Nivernais2) nicht bedienen könne,
um Frankreichs Verdacht gegen die österreichische Politik zu erwecken,
möge Starhemberg erklären, dass der kaiserliche Hof früher aus Besorgniss
vor einem französischen Angriff auf die Niederlande England angetrieben
habe, mit Russland und anderen Mächten Subsidienverträge abzuschliessen,
und selbst zu dem Entschluss gelangt sei, ein ansehnliches Heer in den
Niederlanden aufzustellen. Da England sich aber von jeder proportionalen
Betheiligung am Continentalkriege zurückgezogen habe, so sei schon seit
sieben Monaten der vertrauliche Verkehr mit England abgebrochen und
die österreichische »Kaltsinnigkeit« gegen die britische Regierung durchaus
kein verdecktes 8piel3).
Da England, falls es auf die französische Forderung4) hin die ge-
kaperten französischen Schiffe nicht herausgebe, sich offenbar ins Unrecht
setze, so habe der Wiener Hof den besten Grund, dem Kriege fernzu-
bleiben und mit Frankreich einen Neutral itätsvertrag abzuschliessen. Diese
quaestio an Hceat? habe bei dem Kaiser und der Kaiserin den grössten
Anstand gefunden5). . . .
Starhemberg solle darauf bestehen, dass in dem künftigen Neutralitäts-
und Garantievertrag oder wenigstens in einem geheimen Separatartikel
ausdrücklich bestimmt werde, Frankreich gedenke seine Alliirte nicht in
den Krieg miteinzuflechten noch an den englischen Bundesgenossen, so-
lange sie sich neutral verhielten6), Rache zu nehmen.
»Betreffend nun den 9. und 10. Artikel der letztern französchen Ant-
wort7), so sind bereits in den »vorläufigen Anmerkungen«6) die wichtigsten
Ursaohon kürzlich zusammengefasst und an Hand gegeben worden, warum
Wir dem französchen Verlangen ohnmöglich statt geben können. Es ist
auch in der That nicht wohl zu begreifen, wie man des Kaisers M. . . .
als dem Reichsoberhaupt und Uns als dem ersten Reichsmitstand ohne
Schamröthe nur zumuthen mögen, dass Wir der französchen Armee den
freien Eintritt in die teutsche Lande und den feindlichen Angriff der chur-
hannoverischen Landen, ohngeachtet diese in die gegenwärtige Strittig-
keiten keineswegs directe mit verflochten seind, ohne einige Hinternuss
gestatten und Uns hingegen dem Einmarsch der russischen Truppen ohn-
1) Vgl. S. 197 Amn. 2. 2) Vgl. S. 206. 3) Vgl. S. 204.
4) Vgl. S. 205 Anm. 1.
5) Ebenso versicherte Kaunitz in seinem Begleitschreiben an Starhemberg
vom 27. Januar 1756: »Ce qui m'a coüte le plus de soin et de peine, a 6t6
la conviction necessaire ä la delicateaso de LL. Ms. quod liceat. Lo reste a 6t&
tout de suite.« Vgl. v. Arneth IV, 552. 6) Vgl. S. 200.
7) Vgl. Nr. 31. 8) Vgl. Nr. 37 a.
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1756 Januar 27.
209
geachtet Unserer mit Rasaland obschwebender Freundschaft und ohn- 1756
Jan 2
geachtet Wir — wie Wir freimüthig zu bekennen kein Bedenken tragen
— auf die Errichtung des nunmehro ohne Unser Zuthnn zn Stande ge-
kommenen englischen Sabsidientractats sehr gedrungen haben, mit allen
Kräften widersetzen wollten.
»Wann wir zn einem so unanständigen als widerrechtlichen Schritt
jemalen zu vermögen wären, so mttsste Frankreich Selbsten von Unserem
guten Treuen und Glauben ein sehr schlechtes Urtheil fällen nnd wenige
Hoffnung auf die Erfüllung Unserer künftigen Versprechen setzen.
»Ea hat Uns also das erwähnte Zumuthen nicht änderst als sehr be-
fremdlich fallen können und wäre allerdings die sehr wahrscheinliche Ver-
muthung hieraus zn ziehen, dass Frankreich nicht aufrichtig gegen Uns zn
Werke gehe nnd seine widrige Absichten nnter einem so ausserordentlichen
Verlangen zn verbergen suche. Nachdem Du aber in Deinem Bericht-
schreiben vom 29. vorigen Monats nnd Jahrs1) nicht vor ohnmöglich an-
siehest, von dem französchen Hof sogar das förmliche Versprechen in
geheim answürken zn können, dass er die Ruhe von Teutschland nicht
stören, mithin auch keine Feindseligkeiten gegen Hannover am ersten
unternehmen würde, so wollen Wir noch das bessere hoffen und den In-
halt des besagten 9. und 10. Artikels als einen blossen Versuch aufnehmen,
von welchem das französche Ministerium durch Deine nachdrückliche Vor-
stellungen sonder grosser Mühe abzubringen sein werdet . . .
Starhemberg habe sich »alles Fleisses zu bestreben, dass der fran-
zösche Hof zur förmlichen Versicherung, die Ruhe in Teutschland nicht
stören, folglich auch die hannoverische Lande von allem feindlichen
Überfall verschonen zu wollen, vermögt werde, wobei Wir allenfalls
keinen Anstand finden würden, dieses Versprechen einem Separatartikel
einzuverleiben nnd deshalb die Geheimhaltung anzugeloben, wie dann
noch mehrere Verabredungen auf die nämliche Art zu verfassen sein
dörften.
»Es kann Dir auch desfalls an überzeugenden Bewegungsgründen
nicht ermangelen, da eines Theils das Unternehmen gegen Hannover bei
der englischen Nation keinen decisiven Eindruck verursachen, folglichen
auch keinen sonderlichen Nutzen nach sich ziehen, andern Theils aber
ganz Teutschland in Aufmerksamkeit und Bewegung setzen und den An-
marsch der russischen Truppen noth wendig machen, auch gar leicht das
Kriegsfeuer weiters, als sich die französche Absicht erstreokt, ausbreiten
würde.« . . .
1) Vgl Nr. 31.
AeUn sur YorgMckicbU de. 7jUmg*ii Kri«i«. U
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210 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1750 37a. »Vorläufige Anmerkungen1) über die rlponse du Roi T. C. ä
&il2' celle de LL. Ms. Imps. du 22 de novembre 1755.« 2)
Nach einer Abaehrift Vgl. v. Arnetta IV, 411 f.; Ranke 15t; Waddington, Ken verscmeat 303t
Vorschlag, die französischen Anträge vom 28. December 1765 unter gewissen
ModißcaUonen anzunehmen.
Die französische Antwort vom 28. December 1755 2) sei mit allem
Vorbedacht und Geschick entworfen, und ihre Beantwortung erfordere die
reiflichste Überlegung.
Indem Frankreich zunächst Rückgabe der widerrechtlich geraubten
Schiffe verlange und sich alsdann zu Verhandlungen mit England bereit
erkläre, setze es mit grossem Geschick die Krone England, falls sie keine
»vergnügliche Antwort« ertheile, in das offenbare Unrecht. Denn dann
wäre England »der erste Veranlasser des Kriegs in Europa«, und seine
Alliirten würden in den Stand gesetzt, ohne Verletzung der eingegangenen
Defensivtractate vollkommen neutral zu bleiben.
Gegen die bisherige Wahrscheinlichkeit, dass Frankreich sich in An-
sehung der englischen Alliirten nicht mit der blossen Neutralität begnügen,
sondern sich z. B. auf den Aachener Frieden berufen werde, enthalte die
französische Declaration »die doppelte Versicherung, dass Frankreich
gegen die Niederlande und andere k. k. Lande nichts feindseliges vor-
nehmen wolle, wanngleich alle seine künftige Unternehmungen gegen Enge-
land und Hannover fehlschlügen, und dass die ernannte Krön nicht einstens
gesinnet seie, sich des königlich preussischen Beistandes zur Bekriegung
der englischen und hannoverschen Landen zu gebrauchen, ohngeaohtet
dieser König in der Allianz mit Frankreich stehet, und ohngeachtet von
demselben in dem gegenwärtigen Fall die tractatenmässige Hülfe begehret
werden könnte.« Durch diese letzte Versicherung werde »ein sehr erheb-
liches und wichtiges Bedenken« gegen die Osterreichische Neutralität aus
dem Wege geräumt. Denn Österreich könnte es nicht als müssiger Zu-
schauer mit ansehen, wenn Preuasen sich in den Krieg einmischte und
seine Macht erweiterte. So aber bleibe Preussen völlig aus dem Spiel und
habe keine Gelegenheit, »sich mehrers geltend zu machen und im Trüben
fischen zu dürfen.« Bei der Wichtigkeit dieses Punktes müsse er in einem
zu schlie8senden Tractat ganz klar gestellt werden.
Bei § 1 erhebe sich die Frage, ob die geplante gegenseitige Länder-
garantie für Europa nicht gegen die bestehenden Verbindlichkeiten Öster-
reichs streite. Aber da Österreich nur Defensivverbindungen eingegangen,
England aber als Angreifer zu betrachten sei, falls es die gekaperten
1) Sie scheinen die Grundlage für die Conferenz vom 23. Januar 1756 gebil-
det zu haben [vgl. v. Arneth IV, 407 ff.] und sind ein integrirender Bestandteil
der Instruction fUr Starhemberg. Mit Ausnahme des § 7 sind sie allein zur Privat-
belchrung Starhembergs bestimmt 2) Vgl. Nr. 31.
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1756 Januar 27.
211
französischen Schiffe nicht «urtickgebe, so sei der casus foederis nicht ge- j175^
geben. Übrigens sei England 1733 mit einer grundlosen Ableugnung des ÄD*
casus foederis vorangegangen1), während Österreich diesmal viele triftige
Gründe habe, denn England wolle sich nm den Continent nicht kümmern.
Es habe erklärt, nur mit Holland zusammen sich am Continentalkriege be-
theiligen zu wollen, feuere nun aber Holland selbst zur Annahme der
Neutralitat an 2).
Die zweite Frage, ob ein solcher Garantie- und Defensiv vertrag dem
Staatsinteresse Österreichs entspreche, sei ohne weiteres zu bejahen. Denn
man könne unmöglich länger in so »violenten« Umständen, von drei Feinden3)
bedroht und ohne oder nur mit geringer Hoffnung auf Unterstützung durch
seine Alliirten verweilen. Die drohendste Gefahr von Preussen her würde
jetzt beseitigt werden. Der Garantievertrag verdiene also den Vorzug vor
der von Österreich früher beabsichtigten Neutralität4). Freilich strebe
Frankreich mit seinem Vorschlage unverkennbar danach, eine völlige
Trennung Österreichs von den Seemächten herbeizuführen. Aber Frank-
reich setze sich zugleich auch der Gefahr aus, durch diese Verabredungen
die Allianz mit Preussen zu verlieren, das sich wohl zu England schlagen
würde. Hierdurch aber werde wiederum eine nähere Verbindung Frank-
reichs mit Österreich nothwendig werden, die für Österreich nur gute
Folgen haben könnte5). Denn England werde gegeu Preussen oder die
Pforte niemals ergiebigen Beistand leisten, Frankreich aber wahrscheinlich
die Vergrösserung Preussens nicht weiter unterstützen und zu keinen
Feindseligkeiten schreiten, nachdem es die Schädlichkeit eines Landkrieges
and die Notwendigkeit, Englands Übermacht auf der See zu vernichten,
eingesehen habe6).
Auch sei ein solcher Garantievertrag in der Wirkung, der Absonde-
rung von den Alliirten, der Neutralität gleich, aber insofern günstiger, als
Österreich nicht von allen Alliirten entblösst werde.
Die Forderung der Vollmachten für die Unterhändler könne als eine
unschädliche Willfährigkeit gegen Frankreich ohne Bedenken zugestanden
werden.
Zu § 2. In dem Tractat seien nicht nur Spanien und Neapel, son-
dern auch Sardinien ausdrücklich zu nennen. Verlange Frankreich auch
die Aufnahme Preussens, so könne seitens Österreichs das gleiche bezüg-
lich Russlands und anderer befreundeter Mächte verlangt werden.
Zu § 3. Die angebotene französische Garantie aller österreichischen
Länder finde auch gegeu Preussen und die Pforte Geltung. Die Aus-
nahme wegen England sei nur die Folge der ausbedungenen Neutralität
1) Vgl. Kanke, S. W. XXVII, 212; XXI» 84 f. 2) S. 190.
3) Preussen, Türkei und Frankreich. 4) Vgl. Nr. 13.
5) Vgl. S. 192. 6) Vgl. S. 209.
14*
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212 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Österreichs. Indessen müssten hier die Auadrücke abgeändert werden,
weil Osterreich sonst England offen für den schuldigen Theil erklärte.
Zu § 4. Das gleiche gelte von diesem Paragraphen.
Die §§ 5 und 6 beruhten auf völliger Reciprocität
Zu § 7. Zu dem Versprechen der Neutralität solle zuerst Holland
bestimmt werden, weil Österreich alsdann um so weniger an die Stipu-
lationen des Barrieretractats >) gebunden wäre, als seine Alliirte sich zuerst
in einseitige Verbindungen eingelassen hätten. Auch gewinne man so Zeit,
die englische Antwort auf das französische Memoire Rouilles 2) nnd damit
die Entscheidung Englands för Krieg oder Frieden abzuwarten.
Zu § 8. Hier sei der zweideutige Ausdruck »Nachbarschaft von
Frankreich« durch einen deutlicheren zu ersetzen.
Die §§ 9 und 10 aber seien ganz unannehmbar und widerstritten
auch der vollkommenen Neutralität3). Man gestatte Frankreich den An-
griff auf die englischen Besitzungen, verhindere England aber an der Ver-
teidigung. Als das Äusserste könne Österreich nur versprechen, »dass
dem Eintritt der russischen Truppen in Teutschland weder mittelbarer
noch unmittelbarer Vorschub von hieraus gegeben, auch keine fremde
Truppen in die Niederlande eingelassen, noch deren Einschiffungen in den
niederländischen Häfen verstattet werdeu sollten«. Um alle Verzögerungen
und Winkelzüge abzuschneiden, müsse die Unmöglichkeit der Annahme
dieser beiden Paragraphen ohne Umschweife vorgestellt werden.
Zu §§ 11—14. Frankreich wünsche den Frieden und suche alle
Umstände zu vermeiden, die später zu Conflicten führen könnten. Das
entspreche auch durchaus dem Staatsinteresse Österreichs. Das grösste
Bedenken sei nur, dass Frankreich sich später »allen Verdienst bei dieser
Handlung zuschreiben und dieselbe so bemeistern« werde, dass nachher kein
Abweichen mehr möglich sei. Indessen hänge das von der Zukunft ab,
und es werde andererseits nicht schwer sein, auch das Einverständniss
Österreichs mit Spanien und Neapel zu befestigen.
Zu §§ 15 — 17. Eine Einigung hierüber werde leicht zu Stande kommen,
wenu einmal der hauptsächlichste Anstand wegen der russischen Truppen
fortgeräumt und die Neutralität Hollands festgestellt sein würde.
1) Vgl. S. 147.
2) Gemeint ist die französische Note an England vom 21. December 1755.
Vgl. S.205 Anm. 1.
3) In einem vertraulichen Briefe an Starhemberg vom 27. Januar 1756 nennt
Kaunitz diese Forderung Frankreichs > contradictoire, parceque ce seralt un fait
diametralement oppos6 aux lois d'une neutralit£, malhonnßte et möme ridicule,
parceque ce serait s'engager ä favoriser les ennemls de nos allies«. Vgl. v. Arneth
IV, 552 Anm. 497.
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1756 Januar 27.
213
Bevor beides geschehen sei, müsse die Antwort so eingerichtet werden, 1756
dass sie »nicht ungleich ausgedeutet werden und dennoch keine verfäng- an*
liehe noch voreilige Sehritte veranlassen könne«.
37b. Österreichs Antwort auf die französischen Anträge vom 28. De- Jan. 27
cember 17551). Wien, 27. Januar 1756.
Nach den Concept. Vgl. v. Arneth IV, 415; Waddin^ton, R«nversement 305 f.
Bedingte Annahme der franzUaitchen Vorschläge.
>LL. Ms. Imps. de*sirent depuis trop longtemps l'ätablissement d'une
entiere confiance et de la plus parfaite intelligence entre elles et 8. M.
T. C, et elles ont tonjours äte* trop convaineues de son utilitö* pour Tin-
t^ret de l'hnmanite', de la religion et des dem fitats pour ne pas [se] savoir
avec la plus grande satisfaction rapproche'es de cet heureux e've'nement
qui ne saurait manquer d'assurer le repos de l'Europe trouble* si souvent
par les divisions et mesintelligences que d'anciens et fächern prejuge*s
ont fomentäes jusqu'ä präsent entre la maison d'Autriche et de la France.
C'est avec le plus sensible plaisir qu'eliea se font cette ide*e de lMtat ou
en sont les choses. Elles ont une entiere confiance dans les intentions de
8. M. T. C. et elles ne mettront, moyennant cela, point de bornes ä la
leur dans leurs räponses sur les dernieres ouvertures qui ont e'te* faitea
an comte de Starhemberg, däsirant beaueonp que S. M. T. G puisse y
trouver des nouvelles preuves de la since'rite' de leurs sentiments.
»Pour cet effet elles n'ajouteront plus rien aux Iclaircissements qu'elles
ont dejä donnes a S. M. T. 0. sur l'oflre d'une garantie generale etc. 2) la-
quelle n'a £te* proposöe que comme Tidde d'une inesure qui a paru pouvoir
empecher que la guerre ne se oommuniquAt au continent de l'Europe et
ne devienne generale, et par laquelle rien ne prouve plns manifestement
que Ton n'a pas meme songö ä vouloir ggner S. M. T. G. dans l'usage
que sa justice pouvait lui permettre de faire de ses forces, que les assu-
rances, donnees conjointement, qu'on ätait pret ä abandonner le projet, si
8. M. T. C., qu'on en laissait l'arbitre, n'en trouvait pas l'execution con-
venable ä ses vues et ä ses inte^ts.
»LL. Ms. Imps. manqueraient, cependant, a la confiance qu'elles se sont
prescrites envers 8. M. T. C., si elles lui dissimulaient la vive douleur avec
Uquelle elles voient les progres que fait la meeintelligence entre la France
et l'Angleterre, et 8. M. T. C. peut juger par cet aveu du succes qu'elles
de'sirent avec empressement ä la derniere dömarche qu'elle vient de faire
vis-a-vis de 8. M. Britannique »).
1) Vgl. Nr. 31. 2) Vgl. Nr. 24. 25.
3) Vgl. S. 212 Anm. 2.
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2 1 4 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 >LL. Ms. sont cependant, en meme temps, si convaineues de l'öquitö de
S. M. T. C qu'elles ne sauraient douter que Sadite Majeste' ne sente elle-
meme qu'elles blesseraient les lois de l'honneur et les regles de la bonne
foi, si elles se chargeaient de l'engagement aussi bien inutile de s'opposer au
passage des troupes russiennes au cas que le roi de la Grande-Bretagne croirait
devoir les appeler ä son secours. 8. M. T. C. a une trop haute id6e de l'hon-
netetö et du juste pour ne pas comprendre que cette aotion serait contraire
ä l'exacte neutralite* dont il doit ßtre question, et LL. Ms. Imps. croient, par
consequent, devoir etre tres certaines que S. M. T. C, reprenant par elle-
mßme l'examen impartial de sa demande sur cet objet et se mettant ä
la place de LL. Ms. Imps., sentira qu'elles ne sauraient y donner les mains.
»Pour ce qui est des Hessois, il est tres facile ä LL. Ms. Imps. de ne
laisser aueun doute ä cet egard ä 8. M. T. C Elles ne tiennent le
traite*1) qui les regarde, que par la m6me voie par laquelle il est, selon
toute apparence, egalement parvenu ä la connaissance de 8. M. T. C, c'est-
ä-dire, par la voie de l'impression qui l'a mis entre les mains de tout le
monde. Elles n'y ont, d'ailleurs, nulle part, et ce qui regarde les Pays-
Bas, n'y a apparemment 6t6 insere* que pour donner ä cet engagement
snbsidiaire une idäe nationale propre ä y intäresser le parlement d'Angle-
terre.
»LL. Ms. Imps. se flattent que ces däclarations satisferont pleinement
S. M. T. C. Elles s'expliqueront avec la m£me cordialite" sur les propo-
sitions qu'elle a bien voulu leur faire.
»Elles consistent en trois objets, savoir:
lj »Une neutralitl parfaite a observer par LL. Ms. Imps. au oas que
la France et l'Angleterre en vinssent k nne guerre en Europe par rapport
ä leurs diffe'rends en Ame'rique.
2) »Un traite' d'amitie" et de garantie reVsiproque entre la maison d'Au-
triche et la France et leurs allie*s rospectifs.
3) »Et enfin un arrangement d£finitif sur les difftfrends et autres objets
auxquels le dernier traite' d'Aix-la-Chapelle n'a pas pourvu d'une facon
k assurer solidement le repos de 1' Europe.
»LL. Ms. Imps. se font un plaisir de re*pe*ter ä 8. M. T. C. qu'elles
de"airent sincerement s'entendre et s'arranger avec eile. Elles en voient
naitre l'occasion avec une vraie satisfaction et sont tres decide*es ä faire
tout ce qui pourra dependre d'elles pour la mettre au profit, pour que
puiase en re"sulter un arrangemont solide et moyennant cela durable et
v&ritablement utile a tonte l'Europe ainsi qu'aux sujets et ßtats des deux
dominations.
1) Subsidienvertrag Englands mit Dessen-Cassel vom 18. Juni 1755. Vgl.
Neue genealogische und historische Nachrichten [Leipzig 1756], 399.
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1756 Jauuar 27.
215
»Pour donner une preuve de la sinoente* de lenr empressement k oet 1756
egard, elles envoient par la voie du oourrier, portenr de cette declaration, an* 2
ä lenr ministre le comte de Starhemberg le plein pouvoir le plus ample
pour traiter et discuter en detail les artieles proposes, les arrßter, coneiure
et signer.
»Elles ne balancent pas m£me ä aller plus loin des ä pre*8ent, quoiqu'on
ne Boit encore convenn de rien, et, comptant sur la bonne foi de 8. M.
T. C, elles vont faire executer des ä eette henre quelques uns des artieles
proposes. Ponr cet effet elles viennent de charger le särenissime dne
Charles de Lorraine et de Bar gouvernenr et capitaine g£ne*ral des Pays-
lias, de mettre d'abord des garaisons süffisantes dans Ostende et Nieuwport
et de recevoir dans lesdits ports indistinetement les vaisseaux de tontes
Iea nations de l'Europe.
>La derniere partie de cet ordre ne sera sue quo de ce Prince, et on
n'y a ajoute* que celui du secret sur cette circonstance.
»Moyennant ces dispositions les intentions de LL. Ms. Imps. snr les
artieles 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. et 8 du projet du traite* propose* ne sauraient
Stre douteuses.
»Comme il a dejä 6t6 observe* ci-dessus, rimpossibilite* du 9™ est
manifeste, et par les meines raison s celle du 10m*. Mais en echange pour
ee qui peut regarder les Pays-Bas, la r^ponse se trouve dans l'dtat oü on
les a laisse", ils ne sont certainement pas dans le cas de pouvoir s'oppoaer
an passage d'une arme'e, et tont aussi peu disposös k recevoir des troupes
e"trangeres quelconques.
»Pour ce qui est des expressions mSmes de chaque article, on ne saurait
encore naturellement dans le moment präsent les de*terminer, et c'est nn
sein qn'il faut abandonner au comte de Starhemberg. Mais il importe que
8. M. T. C. connaisse parfaitement le fond des intentions de LL. Ms. Imps.
et les moyens qu'elles croient les plus propres a la re*ussite d'une alliance
qni doit avoir i'interet räciproque pour objet.
>Dans cette vue elles ne sanraient cacher ä 8. M. T. C. qu'il serait
fort ä de*sirer qu'elle fit presser et consommer le plus tdt que possible la
neotralite" de la räpublique de Hollande, le sort des artieles 11. 12. 13 etc.
en dependant en partie et un arrangement sur les objets desdits artieles
ne pouvant manquer de devenir par lä plus possible et plus facile.
»S. M. T. C. est trop öclaire'e pour ne pas saisir d'abord les rapports
essentiels que tous ces objets ont les uns avec les autres, et pour ne pas
comprendre que des dötails plus ciroonstaneiäs seraient actuellement encore
prömaturds et superflus. ün ouvrage entre des grands Princes qui veulent
s'nnir sincerement, doit Stre anssi net que Test leur facon de penser, et,
1) Erzherzog Karl, Bruder des Kaisers.
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216 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 paT consequent, il faut en ecarter d'avance tont ce qui pourrait en retarder
an' 27 ou embarrasser l'execution la plus complete et la plus parfaite.
»LL. Ms. Imps. esperent que 8. M. T. C. reconnattra dans la faoon dont
elles viennent de s'expliquer, que la confiance qn'elles mettent dans ses
sentiments et sa bonne foi, est väritablement sans bornes et sans räserve,
et qn'elles comptent bien positivement sur le Beeret le plus exaete, tel que
de leur cöte* la promettent de nouveau ä S. M. T. C.
»Elles attendront avec impatience ce que 8. M. T. C. voudra leur
faire parvenir ulterieurement sur limportaute negooiation qu'ellee voient
avec beaueoup de satisfaction [s']6tablir entre les deux cours, et elles de*-
sirent que 8. M. T. C. leur rende la justice d'Gtre persuadöe qn'elles en
souhaitent sincerement la reussite la plus prompte et la plus heureuse.«
Jan. 27 38. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 27. Januar 1756.
Nach. d«r Urschrift.
Unzuverlässigkeit der russischen Politik.
Die Zarin habe sich noch immer nicht zur Ratificirung der Convention
mit England entschlossen1). Nach Ansicht des Vicekanzlers trage die
Schuld Bestushew, der die Verhandlung mit Ausschluss des CoUegiums der
ausländischen Affairen geheim fuhren wolle und die Kaiserin um so mehr
irre mache, als die Convention bereits in den öffentlichen Zeitungen be-
kannt gemacht und von den Übelgesinnten abfallig kritisirt worden sei.
Um die Zarin nicht »auf noch grössere Irrwege zn verleiten«, rietheu
die beiden Kanzler ab, »diese Sache mit Gewalt zu betreiben«, wünschten
vielmehr, dass man sich gedulde.
»8olchem nach also ist der Zeit das weitere zu überlassen; meines
Orts wird hierunter nichts versäumet werden. Wann der Herr Graf
Zinzendorf2) noch allhier wäre, so würde er gewiss bekennen, dasa die
bei seiner ersten und änderten hiesigen Anwesenheit für nun und für das
künftige sich gezeigte gute Aspecton sich ungemein veränderet haben. Da
man aber jetzo allhier ganz ohnvermuthet von einem extremo zn dem
anderen schreitet, so mnss man nicht allen Muth miteinsinken lassen.
Unterdessen können dergleichen unvorsehende incidentia und Absprünge
in einer Zeit, wo man alles auf den besten Fuss zu stehen glaubet, billig
vieles Nachdenken und Unruhe erwecken3).« . . .
1) Vgl. Nr. 16. 2) Vgl. 8. 198 Anm. 5.
3) Vgl. Nr. 27. Ebenso pessimistisch äusserte sich Esterhasy auch im Bericht
vom 3. Februar 1756: Bestushew suche die Zarin durch eine schriftliche Deduc-
tion zur Ratification der Convention zu veranlassen. Williams sei über den
Grosskanzler so aufgebracht, dass er ihm gesagt habe, er »thue besser, wenn er
seine schriftliche Deduction verbrennen würde. . . . Wann Ew. Exc. nun . . .
die hier so plötzlich geänderte Umständen und zwar in einer Zeit, wo die Sache
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1756 Januar 27 — Februar 7.
217
39. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 5. Februar 1756. 1756
r c br. 5
P. S. Nach der eigenhändig« ürtchrift. Vgl. Broglie, L'allianc« 2'JS.
Fortdauernde Unentschlossenheit Frankreichs in Erwartung der österreichischen
Antwort auf die Vorschläge vom 28. December 1765.
»V. Exc. connaitra aisdment que c'est en grande partie l'attente dans
la quelle est le Roi du parti que prendra 8. M. Imp., apres qu'elle aura
recu ma däpgche du 10 de ce mois1) et les räflexions que nos ouvertures
lui donnent lieu de faire, qui sont cause de l'incertitude et de l'irre'solution
apparente de la cour d'ici contre laquelle on commence dejä ä crier
beaucoup dans le public, et dont apparemment le ministere m6me ne saura
que penser.
»V. Exc. jugera de lä de quelle importance il est que nous tardions
le moins que possible ä tirer le Roi de l'embarras dans lequel il doit se
trouver, et que nous lui dounions au plus töt une re*ponse qui le mette k
memo de pouvoir se de*cider. II n'est presque pas ä douter que dans ces
moments-ci il se Irouvera dans le Conseil des gens qui tiendront le meme
langage que celui qu'on tient dans le public, savoir, qu'il n'y a d'autre
parti a prendre que d'attaquer les Pays-Bas2); maia il y a, en m6me temps,
tont lien de croire que cet avia ne prdvaudra pas, tant que le Roi et les
personnes de notre confidence3) pourront se flatter d'obtenir une partie de
ee qu'ils nous ont propose*. J'ai parle* hier ä une de ces personnes, mais eile
ne m'a pas touche* un mot de notre affaire sinon que le Roi l'avait
demandö, il y a quelques jours, si et quand mon courrier e"tait parti. Je
n'ai vu l'autre qu'en compagnie, et je crois qu'on ne me dira rien jusqu'ä
l'arrivee de la re*ponse.«
40. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 7. Februar 1756. Praes. Febr. i
15. Februar 1756.
Nach der Urechrifl. Vgl. v.Arnelh IV, 4IG f.; Beer, H. Z 27, 340 f.; M. J. 0. G. XVII, 125
Anm. ; Doneker 20; Broglie, L'allianc« 2U2 ff.; Koser 1, 5W; Waddington,
raent 310 ff.
Frankreich beginnt auf den ursprünglichen österreichischen Plan einer Coalition
gegen Preussen einzugehen.
... V. Exc. »aura ru dans presque toutes les relations que j'ai eu
Thonneur de Lui adresser depuis le commencement de la präsente negocia-
tion, que, quoique les premierea propositions que j'avais 6t6 Charge* de
faire4), concernant nos vues contre le roi de Prasse, n'eussent pas m
re^ues aussi favorablement que nous aurions pu le de*sirer5), je m'e'tais,
auf einem so guten Fuss stunde, . . zu erwägen geruhen, so wirrt sich guten
Theils alles dasjenige bestättigen, was ich von des hiesigen Hofs Beschaffenheit
und wunderlichen Zusammenhang seit meiner Anwesenheit . . . einberichtet habe«.
Vgl. Beilage Nr. 1. 1) Vgl. Nr. 34. 2) Vgl. S. 206. 3) Vgl. S. 196.
4) Vgl. Nr. 2 a. 5) Vgl. Nr. 9.
igmzea Dy
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218 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
Hö6 nöanmoins, toujours flattö que je pourrais peut-£tre au moyen de la confiance
c br 7
et de rintimitö qui s'etabliaaait de plua en plus entre moi et les trois
ministres1) avec lesquela j'ai a traiter, parvenir avec le tempa ä leur faire
changer pea ä peu de sentimenta aar le compte da roi de Prasse, a leur
dävelopper les vuea et les vdritables intentions de ce Prince et ä mettre
les choses au point que je me trouvaaae ä portee de profiter du premiei
faux pas qu'il pourrait faire, ou de la premiere prise qu'il pourrait donner
contre lui. J'ai auivi coustamment ce point de vue et j'ai eu l'honneur
de marquer successivement ä V. Exc.2) combien mon espoir ä cet egard
augmentait de temps ä autre et surtout depuis le moment oü Ton a eu
avis de la negociation qui a prece*de" le traitö conclu le 16 du mois passe
entre les cours de Londres et de Berlin.
»Des que la nouvelle de la signature de ce traitö fut arriväe, je me
däcidai tonte de suite ä profiter de la conjoncture, ä saisir le moment oü
les esprits aoraient le plus frappäs, et k revenir tout uniment ä nos
premieres propoaitions3). Je pris, ne°anmoins, la pr^oantion de sonder avant
tonte chose le terrain et de voir de quelle force ätait l'impression que la
nouvelle du trait<S pouvait avoir faite. Je passai pour cet effet, des le
surlendemain qni 6tait un mardi, chez M8. Rouillo et de Seehellea et leur
demandai tout naturellement ce qu'ils pensaient du traUe* qui venait de se
conolure. Iis me räpondirent Tun et l'autre que je savaia qu'on <5tait
informe* ici depuis quelque tempa de la negociation qui subsistait entre les
rois d'Angleterre et de Prusse, que ce dernier en avait lui-meme donnc"
part ici4), qu'il n'avait, ä la ve"riW, fait aueune communioation des propoai-
tions qu'il disait lui avoir 6t6 faites, qu'il s'ätait borne* a faire entrevoir
que ces propositions ne lui paraissaient pas acceptables, mais qu'il avait
ajoute* que, des Tarrive'e de M. de Nivernais, il s'ouvrirait davantage sur
ce point et de'clarerait plus pr6cise*ment de quoi il e*tait question5). Les
ministres me dirent enauite qne c'ätait apparemment la crainte des troupes
russiennea qui avait engage" le roi de Prusae a la dömarche qu'il venait
de faire, que, quoiqu'on eüt ici tout Heu d'fitre mecontent de la facon, on
n'avait, neanmoins, pas grand sujet de s'inquie*ter pour le fond de la chose,
qu'il n'ätait guere possible que cette nouvelle liaison püt subsister, qu'on
ne voyait pas l'avantage que le roi de Prasse y trouverait, et que, selon
tonte apparence, il n'avait cherche* qu'ä se mettre ä l'abri de tonte attaque
da cöte" de la Russie et de la part de ma cour; qne, neanmoina, la chose
me*ritait une attention se*rieuse, qu'on ne pouvait encore ni condamner
1) Bereis, Rouill6 und Sechelles.
2) Vgl. S. 207. Auch am 28. Januar 1756 schrieb Starhemberg, dass die
Westminsterconvention die französische Regierung in grössere Verlegenheit und
Erbitterung versetzt habe, als man merken lassen wolle, nnd dass er sich >diese
Conjunctur bestens zu Nutzen zu machen suche.« 3) Vgl. Nr. 2a.
4) Vgl. Nr. 34. 5) Vgl. P. C. XI, 302.
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1756 Februar 7.
219
le roi de Prasse ni le justifier, m&is que tont ee qu'on pouvait m'assurer, 1756
o'e'tait que l'on desirait k präsent plus que jamaia de s'unir ötroitement Febr'
avec ma eour, et qu'on attendait ä cet effet avec beaucoup d'impatienoe
les ordres que je devais reeevoir1).
»Je repondis a oe propos que j'e'tais aussi de mon cote* tres persuade*
que le traite qui venait de se conclure, ne ferait qu'augmenter le desir
de ma cour d'entrer en une liaison ätroite avec celle-ci, mais que je
pre*voyais, en meme temps, que cet dve'nement reveillerait plus que jamaia
sod attention sur la nöcessite" de songer avant tonte chose k sa propre
sfiretd, que je ne voyais paa comment eile pourrait trouver cette sürete"
dans aucnn arrangement ä prendre, si Ton n'en revenait au premier plan
que nous avions propose*. J'entrai la-dessus en raisonnement sur la con-
duite tant pasßde que presente du roi de Prasse, je fis voir, ä n'en pouvoir
douter, qnels Ctaient les motifs de cette conduite, quelles Ctaient les vöri-
Ubles vues de ce Prince. Je prouvai que, si ce n'eüt e*t£ que la crainte
des troupes russiennes qui l'eüt engag^ a prendre un parti, il en eüt pris
an tout-a-fait contraire k celui auquel il s'ätait dloidä, ou n'aurait agi
du moins que de concert avec la France. Je fis mention de difftirentes
choses que les ministres eux-mSmes m'avaient dites au sujet des instigations
du roi de Prasse2) qui prouvaient bien que, loin de ne songer qu'ä con-
server ce qu'il poss£dait, il s'occupait au contraire incessamment du deair
de tronbler le repos public et la paix entre nos denx cours pour avoir
oecasion de tirer quelque partie de ces demeläs. Je repr^sentai combien
grands et de combien de differentea especes ätaient les avantages qui
poorraient revenir ä ce Prince de son alliance avec l'Angleterre, suppoae*
que nous laissassions le temps a ces deuz puissances de mettre en execu-
tion le plan qu'apparemment elles s'e'taient propose*es. Je donnai ä juger
8'il e*tait vraisemblable que le roi de Prasse eut fait la demarche qu'il
venait de faire, s'il n'avait crn pouvoir s'en promettre dea avantages de
la plus grande consequence. Je fis concevoir qu'il e*tait naturel que ce
Prince, voyant que la France ne se prÄtait pas et ne se prßterait appa-
remment jamais a rien de ce qui pourrait favoriser son agrandissement,
cherchat ä parvenir k son but par d'autres voies et cela peut-ßtre aux
döpens de la France elle-möme. Je ne manquai pas de relever qu'ainsi
que les soupcons de ma cour au sujet d'une intelligence secrete entre
l'Angleterre et la Prasse s'ätaient averäs, il dtait apparent que ceux
qu'elle avait forme's sur l'objet de cette intelligence, s'avereraient aussi;
enfin, je dis ä ce sujet tont ce qu'il pouvait y avoir ä dire dans la con-
joncture präsente, et beaucoup plus que je ne puis repdter ici. Je passai
de lä a la necessitl de s'opposer a temps ä l'execution des vues ambi-
tieuses de ce Prince, je dlmontrai que le moyen, le plus propre pour ce-
ll Vgl. Nr. 39. 2) Vgl. S. 207.
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220 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 la, et celui d'assurer pour jamais la tranquillite' de l'Europe, dtait sans
ebr 7 contredit oelni qne nous avions propose* dans notre premier plan. Je fis
voir dans l'e'loignement tons les avantages qni seraient revenus ä la France
de l'exe'cution de ce plan, je prouvai qu'en s'y conformant, eile n'aurait
plus rien ä craindre de qni qne ce soit, pas meme de ma propre cour,
suppose* qne töt on tard oelle-ci redevtnt son ennemie, et je terminal tous
ces propos par faire entendre qne je ne croyais pas qu'il füt ni de la
sürete ni de la convenance de LL. Ms. Imps. de s'ecarter de ce plan, et
qne j^tais persuade' qu'elles s'attendaient d'apres la reponse qne le Roi
T. C. avait donnee ä la premiere Ouvertüre1) qne nous avions faite, qu'il
serait ä präsent le premier ä y revenir et ä proposer lui-meme ce ä quoi
il avait cru ci-devant ne ponvoir consentir.
»Je vis que ce raisonnement fit beanconp d'impression sur 1'esprit des
deux ministres2) devant qni je le proferai. Iis convinrent Tun et l'antre
de la ve"rite* et du bon fondement de la plnpart des choses qne javais
dites, et ils me räpondirent qn'il n'e*tait guere possible de prendre sur des
objets si importants son parti sur le champ, qn'il fallait attendre Tarriv^e
du courrier de M. de Nivernais et de celni qui m'apporterait les ordres de
ma cour, qu'entre ce temps, ils concerteraient entre eux ce qn'il pourrait
y avoir ä faire, et que sürement ce qni venait d'arriver, devait augmenter
de beanconp la confiance qu'on avait ici dans ma cour, et la disposition
oü l'on ätait de convenir d'un arrangement stable et solide avec eile. . . .
»Je ne tardai pas ä m'aperoevoir ä mon dernier voyage de Versailles
qne la tentative qne j'avais faite le mardi precldent"), avait produit reffet
le plus favorable que j'eusse pu d&irer.c
Kouiüe' theilte ihm mit, dass Nivernais die Offenheit nnd das gegen-
wärtige Verhalten König Friedrichs gelobt habe, und dasB man bald ein
sicheres Urtheil werde abgeben können.
» Apres ce döbnt, M. Ronille' me dit qn'il avait de'sire' avec empresse-
raent de me voir bientdt pour me repr&enter de quelle importance il
<5tait actuellement que nous ne perdissions point de temps ä notre grande
affaire. II ajonta que, quoiqne notre secret eüt 6t6 jusqu'ici trcs exacte-
ment gardä, nous courrions, neanmoins, risque, en retardant la conclusion
de nos arrangements, de le voir eventer, qu'il e*tait natnrel que Ton formät
actuellement en tont lieu des conjectnres, que la plns grande partie de
ces conjectnres ne pouvait manquer de porter sur le vrai de la chose,
qu'il avait recu depnis pen une lettre de Hollande dans laqnelle il Ctait
fait mention d'une grande partie des choses dont il 6tait question entre
nons, ä savoir de iMchange des fitats de l'infant Don Philippe, de la ces-
sion des Pays-Bas et encore d'autres artioles qu'il ne me nomma pas; qne,
1) Vgl. Nr. 9. 2) Ronille und Sechelles.
3) D. h. in der eben erzählten Unterredung.
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1756 Februar 7.
221
si One fois notre projet ätait connu, nous rencontrerions les plus grandes l7i>6
difficulte*s a l'exäcnter, qu'il itait donc de necessitd indispensable que
Ton m'envoie des pleins pouvoirs et an Ultimatum: que, comme apparem-
ment nous en reviendrions ä präsent ä notre premier plan, il fallait que
l'on dätaillat ce plan le plus que possible; que nous ne tarderions süre-
ment guere a convenir de nos faits, vu que nous avions de part et d'autre
le meme point de vue, et que nous ne oomptions pas de chercher ä nous
procurer des avantages et des convenanoes aux depens Tun de l'autre;
qu'il croyait ne*cesgaire, des que nous serions convenus en gros de nos
faits, de faire partir l'abbe* de Bernis pour l'Espagne1), afin de faire
entrer cette cour, 8 an 8 le concours de laquelle tous nos arrangements ne
jiourraient jamais avoir lieu, dang nos vues, qu'il faudrait que Ton envoyät
en meme temps de nouveaux ordres au comte de Migazzi2), et qu?on 6*tablit
une correspondance immädiate entre lni et moi; que möme il serait k
propos qu'on y fit aller tout expres quelqu'un de notre part, qui füt
aussi bien au fait du nceud et de la suite de tonte l'affaire que l'e'tait
labbe de Bernis; qu'en meme temps LL. Ms. Imps. ponrraient faire negocier
en Rnssie et s'employer ä dltacher cette puissance de sa liaison avee
l'Angleterre; qu'en nn mot, il fallait agir sans perte de temps et se con-
eerter an plus töt sur tout ce qu'il [y] avait a faire. II me dem and a ensuite
quand je comptais recevoir les ordres3), si je croyais qu'ils seraient partis
avant on apres l'arrivöe de la nouvelle du taute1 signä ä Londres; si je
'm'jimaginais que cette nouvelle aurait fait revenir ma cour ä son premier
plan et, en nn mot, ce que je croyais qu'il y eüt ä faire, et a quoi l'on
devait s'attendre dans ces moments-ci. II ajouta encore diffe*rentes choses
qui me firent connaltre que ce qu'il me disait de l'attente oü l'on 6tait
que nous en reviendrions ä notre premier plan, n'ätait pas dit au hazard,
mais marquait une dltermination bien prise d'entrer ä cet £gard dans nos
vues; entre antres qu'il rencontrerait de grandes difficultäs, lorsqu'il
serait qnestion de proposer notre affaire au Conseil, mais qu'il avait deja
arrange* dans son esprit la facon dont il s'y prendrait pour cela; que,
depuis notre derniere entrevue, il avait confe>6 presqne regnlierement deux
et trois fois par jour aveo l'abbe* de Bernis, qn'iis n'e*taient Tun et l'autre
occupls que de cet objet, et qn'iis se flattaient plus que jamais que la
negociation pourrait avoir nn succes favorable.« . . .
Nachdem dieser Bericht so weit niedergeschrieben gewesen sei, habe
Starhemberg den Erlass vom 27. Januar4) erhalten, der noch ohne Kennt-
niag von der Westminsteroonvention abgefasst worden und deshalb in eine
gänzlich umgewandelte Situation hineingetroffen sei. Nach einigem Schwanken,
1) Vgl. S. 204 Anm. 4. 2) Österreichischer Gesandter in Spanien.
3) Die Antwort auf die französischen Vorschläge vom 28. December. Vgl.
Nr. 31 und 37 b. 4) Vgl. Nr. 37.
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222 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 wie er sich bei den veränderten Verhältnissen den erhaltenen Befehlen
ebr 7
gegenüber verhalten solle, habe er dem Abb<5 Bernis die Erwiderung
Österreichs vom 27. Januar mit dem Hinweise darauf gegeben, dass die
Kaiserin auf fast alle Vorschläge Frankreichs bereitwilligst eingegangen
sei, zugleich aber betont, dasa diese Erklärung bei der nunmehr einge-
tretenen Veränderung der politischen Situation nicht mehr die Basis der
weiteren Verhandlungen bilden könnte. Da sich jetzt die Berechtigung
des früher geäusserten Argwohns gegen Preussen bestätigt habe, so Bei
der einzige Grund fortgefallen, weshalb König Ludwig am 9. ßeptember
das österreichische Project abgelehnt habe'). Starhemberg erwarte also,
da ss der König nunmehr zuerst darauf zurückkommen werde.
Er habe hinzugefügt, seinerseits sich nicht eher weiter äussern zu
können, als bis der König ihm seine Auffassung von der Westminster-
convention und seine weiteren Pläne mitgetheilt haben würde. Falls
jedoch Frankreich auf das erste österreichische Project2) zurückzugreifen
gesonnen sei, so werde er, selbst vor dem Eintreffen der sofort erbetenen
neuen Verhaltungsbefehle, in weitere Unterhandlungen eintreten und so
den Abschluss wesentlich beschleunigen können.
Mit diesem Verhalten sei Bernis völlig zufrieden gewesen. Er habe
sich für die Mittheilung der Österreichischen Antwort trotz der nach
Starhembergs Ansicht so veränderten politischen Lage bedankt und dem
Könige, der sich bisher noch zu Niemandem über die Westminsterconven-
tion ausgesprochen hätte, Bericht erstatten wollen. Der König in Preussen
werde sicherlich seine Handlungsweise als durchaus harmlos und im Ein-
klang mit seinen alten Verpflichtungen hinzustellen versuchen, indessen
werde man sich durch Worte nicht irre machen lassen, sondern allein auf
die Thaten sehen. Die Berichte Nivernais' würden bald ein sicheres
ürtheil erlauben. Einen grossen Theil der Überlegungen Starhembergs
habe man bereits selbst angestellt, und Starhembergs Verhalten müsse als
durchaus angemessen anerkannt werden.
Starhemberg habe ans dieser Unterredung den Eindruck gewonnen,
dass Bernis sowohl wie RouillC das Zurückgreifen auf das erste Project2)
erwartet hätten, und Bernis diesem durchaus nicht so abhold sei, als er
zu sein sich den Anschein gebe.
Bittet um Verhaltungsbefehle.
1) Vgl. Nr. 9.
2) Vgl. Nr. 2 a.
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1756 Februar 7 — Februar II.
2215
41. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 11. Februar 1756. „I756..
' Febr. 11
Nach dem Reinconcept. Ostensibel. Vgl. Rank« 152; Brückner 310.
Vorbereitung des Vorschlags zur Lösung der Verbindung Musslwuls mit England.
Die Kaiserin beklagt sieh bitter in ausführlicher Begründung1) Aber
die eigenmächtige, wenig aüianzgemässe Politik Englands. Bei dem Ab-
schlags der Weatminsterconvention sei sie am empfindlichsten dadurch
berührt worden, dass England die Kaiserin von Russland mit so offenbarer
Missachtung behandelt habe. Diese Convention hebe den soeben erst
abgeschlossenen russisch-englischen Subsidienvertrag auf, da dieser sich
ja gegen Preussen habe richten sollen2). Aber der englisch-preussische
Vertrag habe zugleich den endgültigen Beweis geliefert, dass Englands
Allianz mit Österreich ihren Zweck verfehle. Denn England wünsche
auf Grand von ihr seine Alliirten ausschliesslich gegen Frankreich aus-
zunutzen, Österreichs Hauptfeind dagegen sei nicht Frankreich, sondern
allein Preussen. Zudem müsse man besorgen, dass die Convention noch
unbekannte geheime Artikel enthalte. Offenbar wolle Eugland ein neues
Staatssystem befolgen, die bisherige Freundschaft mit Russland gegen die
Freundschaft mit Preussen vertauschen und eine grosse protestantische
Liga bilden, da es sich mit den wichtigsten protestantischen Höfen, mit
Preussen, Braunschweig und Hessen3) verbinde. Hierdurch werde König
Friedrich noch mehr als bisher der Schrecken Europas werden. Auf ihn
blickten die Protestanten in Deutschland und wollten ihn zum Gegenkaiser
machen. Schon häuften sich die Ausschreitungen, deren Preussen sich in
Religionsangelegenheiten schuldig mache. Da bleibe denn dem Wiener
Hof nur übrig, die ohnehin innige Freundschaft mit Russland, dessen
Interessen Preussen und der Pforte gegenüber ganz die nämlichen seien,
wie diejenigen Österreichs, noch fester zu knüpfen. Dann dürften sich
schon noch Mittel finden lassen, > denen preussischen und anderen widrigen
Absichten einen grossen Streich durch ihre Rechnung zu machen und ganz
Europa zu überzeugen, dass die zwei kaiserlichen Höfe unzertrennlich
mit einander verknüpfet und um bo weniger mit Gleichgiltigkeit anzusehen
seien.«
Zunächst gelte es den Eindruok abzuwarten, den die Westminstercon-
vention auf die Mächte, insbesondere auf Frankreich machen werde. Denn
es müßse »Frankreich sehr empfindlich fallen, dass sein eigener Alliirter
ihm alle Gelegenheit abschneidet, gegen die hannoverischen Lande etwas
feindliches zu unternehmen.«
1) Im wesentlichen gleich den Ausfuhrungen des Vortrags vom 26. Novem-
ber 1755. Vgl. Nr. 24.
2) Für die gleiche russische Auffassung vgl. Brückner 308 f. 311, sowie
Nr. 22. 22c. 33, S. 227 Anm. 3, 237. 3) Vgl. S. 214.
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224 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Zwar sei eine solche Unternehmung Frankreichs »nicht wohl zu ver-
muthen« gewesen1), indessen erleide es den grössten Nachtheil dadurch,
»dass der König in Engeland wegen seiner hannoverischen Landen ausser
aller Beisorge und andurch in den Stand gesetzet worden, sowohl seine
eigenen, als die hessische und andere, in englischem Sold stehende
Truppen nach den Niederlanden oder wohl gar nach Engeland zur Ver-
hinderung einer descente abzusenden und solcher Gestalten alle französche
Offensivprojecten zu vereitelen.
»Hieraus können nun die drei ganz unterschiedene Wirkungen ent-
springen, dass Frankreich lmo um so ehender auf Friedensgedanken ge-
bracht und vielleicht der König in Preussen zur unverdienten Vergrösser ung
seines Ansehens als ein Friedensinstrument nnd Vermittler gebrauchet;
2d0 oder zu einem Einfall in Unsere Niederlande als zu dem leichtesten
Mittel, sich einigermaassen zn entschädigen, vermöget, oder aber 3"° in
seinem bereits geäusserten Vorhaben bestärket werde, anfänglichen den
Krieg allein gegen Engeland fortzusetzen und insolang keine andere Macht
mit hineinzuziehen, als bis hiervon besondere Vortheile angehofft werden
können.«
Bis zum Bekanntwerden der endgültigen EntSchliessung Frankreichs
sei »kein besserer Weg einzuschlagen, als sich gegen Engeland verschlossen
zn halten nnd gleichgiltig zu bezeigen, demnächst aber die fernere Er-
schliessungen nach Zeit nnd Umständen mit aller Vorsicht einzurichten2).«
Esterhasy solle das Vorstehende der russischen Kaiserin vertraulich
eröffnen.
Febr. n 41a. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 11. Februar 1756.
P. t). Nach dem Beinconcept Vgl. Beer, H. Z. 27, 300. 362.
Vorsichtige Vorbereitung eines SystemtcechscU in Rtutland.
»Du bist bereits durch Unsere umständliche Anweisung vom 9. Sep-
tember vorigen Jahres3) vollkommen unterrichtet worden, was zwischen Uns
und Engeland vorgefallen und die bisherige Kaltsinnigkeit veranlasset habe.«
Er habe sich nach der darin gegebenen Richtschnur auch fernerhin zu
verhalten. . . .
»Dass nun (dem russischen) Hof der unfreundliche englische Betrag,
wo nicht mehrers, jedoch nicht weniger als Uns empfindlich fallen müsse,
solches ist um so leichter vorzusehen, da russischerseits noch ganz
kürzlich sogar auf Offensivmaassnehmnngen gegen Preussen mittelst der
bekannten nota4) angetragen, aber nunmehro alle Hoffnung hierzu be-
nommen und zugleich vor den Augen der ganzen Welt zn erkennen ge-
1) Vgl. Nr. 39. 2) Vgl. Rankes Excerpt S. 152. 3) Vgl. Nr. 7.
4) Vgl. Nr. 33.
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1756 Februar 11.
225
gehen worden, dass Engeland sich der rassischen Hülfe nicht änderst als 1756
auf den Nothfall, und wann kein besseres Mittel vorhanden wäre, zn^e^r'
gebrauchen gedenke, welches allerdings einen so grossen nnd angesehenen
Hof, wie der rassische ist, zn den violentesten Erschliessungen vermögen
könnte.
>So wenig aber der gemeinsamen Sache und Unserem Dienst insbe-
sondere gemäss wäre, wann Russland allzu unempfindlich sein und sich
von Engeland leichter Dingen wieder besänftigen oder wohl gar in das
Concert mit Preussen einziehen lassen wollte, ebensowenig könnte bei den
dennaligen Umständen vor rathsam und erspriesslich angesehen werden,
wann Russland die Sache allzu hoch aufnehmete, sich vor der Zeit und
«viel blossgebete nnd ohne vorgängige Berathung mit seinen Alliirten
den Bogen überspannete.
»Du hast Dich also noch vor dermalen, und bis Wir Dich mit näheren
Verhaltungsbefehlen versehen, sorglichst und eiferigst dahin zu verwenden,
dass beide extrema vermieden und alle Wege offen erhalten werden, so
zu soliden Maassnehmungen führen können.
»So vieles hat indessen seine ungezweifelte Richtigkeit, dass Wir von
denen Seemächten niemalen einen ergiebigen Beistand gegen die Pforte
and den König in Preussen zu gewarten, mithin von Unseren alten
Alliirten wenig oder nichts zu hoffen und hingegen von Unseren bisherigen
Feinden alles zu beförchten haben. . . .
»Gleichwie Wir aber gewohnt seind, nichts ohne vorgängige reife
Überlegung zu unternehmen, so bleibet anch Unsere eigentliche Er-
schliessung bis zu näheren Einsicht des bei anderen Höfen durch den
neuen englischen und preussischen Tractat1) verursachten Eindrucks aus-
gestellet. Und da Dir die gegenwärtige, in engester Geheim zu haltende
Betrachtungen genugsam zu erkennen geben, dass noch mehrere wichtige
Begebenheiten und Veränderungen in dem bisherigen systemate gar leicht
nachfolgen dörften, so hast Du Dich auch mehr als jemalen um des dortigen
Hofs Vertrauen zu bewerben, ihn von allen voreiligen Schritten abzuhalten
und ihm dargegen die Nutzbarkeit der mit Uns zu unterhaltenden engesten
Einverständnis bestens vorzustellen, mithin Dich auf eine solche Art zu
benehmen, dass Dir in allen Fällen der Weg offen verbleibe, Unseren
künftigen Betrag zu rechtfertigen nnd bei dem dortigen Hof gelten zu
machen.^ . . .
1) Die Weatminaterconvention.
Acten xur Vorgeschichte d« Tjihrigen Krieges 15
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226 Österreich ische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
56 42. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 11. Februar 1756.
Nach dem Reinconc«pt.
Zufriedenheit mit Ester haeys Erfolgen. Andeutung de» vorbereiteten Systemwechsek.
»Ew. Exc. bisherige Bericht . . . schreiben1) haben allschon eine so
ausführliche und vollkommene Abschildernog des dortigen Hofs nnd seiner
innerlichen Verfassung enthalten, dass sich dermalen unsere Augen geöffnet
befinden, was denen dortigen Maass nehmungen für ein Werth beizulegen
seie, und ans was für einer Quelle sie fliessen dürften.
> Dieses wird nun durch des Herrn Grafen von Zinzendorf2) mündliche
Erläuterungen vollständig bekräftiget, und mir gereichet . . . cum ganz
besonderen Vergnügen, dass Dieselbe nicht nur die vorherige Unannehm-
lichkeiten überwunden nnd sich statt des Herrn Grosskanzlern geäusserten
Abneigung desselben höfliches Bezeugen und Rücksicht3), sondern auch
der russischen Kaiserin Majestät . . . Wohlwollen4) und zugleich das voll-
ständige Vertrauen des Herrn Vicekanzlern, des Herrn Olsuwiew und
anderer6) erworben, mithin eine solche Abänderung veranlasset haben,
welche nicht änderst als dem allerhöchsten Dienst zum Vortheil und Denen-
selben zum beruhigenden Vergnügen gereichen kann. Eis befinden sich
also Ew. Exc. in solchen erwünschten Umständen, dass Dieselbe mehr als
jemalen ein anderer K. E. Botschafter die Mittel in Händen haben, das
gute Vernehmen nnd enge Einverständniss mit dem dortigen Hof immer
mehrers zu befestigen und denen gemeinerspriesslichen Vorstellungen den
behörigen Nachdruck zu geben; welches bei denen gegenwärtigen Welt-
läuften um so mehrere Aufmerksamkeit verdienet, je leichter sich inner
kurzoui solche Fälle ereigenen können, deren Einfluss in das Staatssystema
der meisten europäischen Höfen von grosser Folge sein und hauptsächlich
darvon abhangen dörfte, dass sich ein solcher geschickter, in Negociationen
geübter und sowohl das Vertrauen des Hofs als die vollständige Kenntniss
des eigentlichen Zusammenhangs besitzender Ministre, wie Ew. Exc. seind,
bei dem russischen Hof anwesend befinden . . .
n 42a. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 11. Februar 1756.
P. 8. 1. N*ch dem Reinconcept.
»Ew. Exc. habe hiermit zu erinnern ohnermanglen wollen, dass beede
K. K. Majestäten die Eintheilung der gemachten Verehrungen8) . . . be-
gnehmet, auch die überschriebene geheime Anecdote von der nissischen
1) Vgl. Nr. 38 und Beilage Nr. 1. 2) Vgl. S. 198 Anm. 5.
3) Vgl. Zinzendorfs Memoire, Beilage Nr. 2. 4) Vgl. Nr. 12.
5) Vgl. Nr. 22 a. 6) Vgl. Nr. 22 a.
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1756 Februar 11 — Februar 16.
227
Kaiserin Majestät Gesundheitszustand und anderer dortigen Merkwürdig- J?56
keiten1) Dach ihrer Wichtigkeit eingesehen und beurtheilet haben. Febr.
»Der dortige ganze Zusammenhang ist allerdings2) sehr bedenklich;
man musa aber suchen, sich auch die üble Umstände, soviel man kann,
zn Nutzen zu machen und inabesondere an verhinderen, dass der Gross-
kanzler nicht zum Feind gemacht werde.
»Ans des Williams bisherigem Betrag und Äusserungen gegen den
König in Prenasen3) ist ganz deutlich wahrzunehmen, dass sein eigener
Hof kein Vertrauen in ihn setze. Und da er sich bereits so sehr verhasst
gemacht hat, so wird es Ew. Exc. desto leichter fallen, seine widrige
Insinuationen zu vereitelen.« . . .
43. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 198 [fol. 264]. Wien, 1 1 . Februar Febr. n
1756.
W. K. A. Nach dar Unchrift
»Luzinsky, Oberst von Festeticz, . . . zeiget an, dass das Regiment
aus dem Zempliner und Abanyrarer Comitat ab- und verordneter Maassen
zu Tiptse in dem Liptauer und Arvenser Comitat als ihre angewiesene
Qnartiere . . . einmarsohirt seie4).«
44. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 16. Februar 1756. Praes.Febr. 16
28. Februar 1756.
Nach der Urschrift. Vgl. v. Arnetk IV, 418; Buke 149 f.; Waddingion, RenTenement 314 ff.
Frankreich geht auf die preussenfeindi ichen Pläne Österreich* ein.
... »Je soutins toujours ce langage*), malgre* lequel je ne manquai,
näanmoins, ancune occasion de relever Sans affectation et par maniere de dis-
cours tont ce qu'il y avait d'odieux, de suspect, d'offensant et de oontraire
1) Vgl. Nr. 22 d. 2) Vgl. Nr. 38.
3) Vgl. Nr. 38. Am 3. Februar berichtete Esterhasy noch folgenden Zwischen-
fall aus den englisch-russischen Verhandlungen Uber die Convention: Woronzow
betonte die Schwierigkeiten, dass Kussland seine Truppen eventuell nach den
Niederlanden senden sollte. Darauf habe Williams versichert, »dass des Künigs
in England Intention niemalen gewesen, dass die hiesige [russische] Truppen bis
nach den Niederlanden marschiren sollten, sondern lediglich gegen Prenssen
gerichtet wären. «
4) Nach dem Hofkriegsrathsprotokoll vom 24. März 1756 [Nr. 439, fol. 657]
wird der Abmarsch dieses Regiments in den Marmarosser Comitat, um die »numeros
des dort bequartirten Nadasdy'schen Regiments< zu beziehen, trotz des »kriegs-
commissariatischen Antrages« nicht gestattet. [W. E. A.] Diese Verlegung würde
eine Entfernung von der mährischen Grenze bedeutet haben.
5) Dass der Wiener Hof keineswegs den König in Preussen anklagen wolle.
Vgl. S. 206.
15*
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228 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebeojährigen Kriege».
1756 aux interßts de la France dans la nouvelle alliance da roi de Prnsse.
Et cette conduite m'a si bien räassi qne je suis enfin parvenn, apres
differentes gradations, ä faire absolument changer de langage an ministere
d'ici aar le compte de ce Prince, et ä mettre les choses an point qne
l'abbe* de Bernis me dit dans notre derniere Conference qu'on reeonnaissait
ä pleine mesure l'ambition, la mauvaiae foi et les vnes dangereuses da
roi de Prnsse, qne rien ne ponvait excuser la dämarche qu'il venait de
faire, qne tont portait ä croire qne le taute* contenait des articles secrets
qni Sans donte dtaient de la plus grande conse'quence, pnisqne sans nn
tres grand interßt ce Prince n'avait sürement pas risque* de perdre l'alliance
de la France; qne l'on e*tait ici aussi outnS et indispose* contre lni qne
nous pouvions l'ßtre, et qu'en nn mot, malgre" tontes les instances qn'U
faisait .... pour qu'on renouvelät avec lni le traite* de 17411), malgr^
Tofifre qu'il faisait d'y ajonter tontes les clanses qne la France ponrrait jnger
ä proposer ponr la tranqnilliser sur ce qni ponrrait lni deplaire dans le
traite* de Londres . . . . , on ätait, neanmoins, tr6s decide* de ne pas renou-
veler le traite* de 1741 et de ne faire ancnn compte de tont ce qne le
roi de Prnsse ponrrait tenter pour amuser cette conr on ponr lni en
imposer davantage.« Fürs erste, da man mit Österreich noch nicht einig
sei, halte man den König mit der Forderung weiterer Aufklärungen über
seinen Vertrag mit England3) bin. Man werde Starhemberg alles, was
man aus Berlin höre, mittheilen.
»Ce langage si different de celni qu'on avait tenu jnsqu'ä präsent, me
donne tont Heu de pre*sumerc, dass König Ludwig auf den ersten österreichi-
schen Plan eingehen werde.
Bernis und die eingeweihten Minister theilten ihm mit, Frankreich
sei mit Prenssen durch zwei Verträge verbunden, 1. durch den von 1741,
der im Juni 1756 au Ende gehe3), 2. durch einen zugleich auch mit
Schweden abgeschlossenen Tractat, der erst Mitte 1757 erlösche4). Frank-
reich wünsche nicht zuerst direct gegen diese Abmachungen zu Verstössen,
bevor sie nicht von Prenssen offenkundig verletzt seien. Sie hätten an-
gedeutet, ob Österreich seine Angriffspläne nicht bis zum Ablauf dieser Ver-
träge aufschieben könnte ? Für den französischen Hof sei die Allianz mit
Österreich die Hauptsache, die Maassnahmen gegen Prenssen nur »Acces-
soires«. Weiter habe ihm Bernis wiederholt nnd entschieden erklärt, dass
Frankreich für seinen Verzicht auf das preussische Bündniss unbedingt
einen gleichen Verzicht Österreichs anf die Allianz mit England als Präli-
minarbedingung fordere. In diesem Fall werde man sich über alle
1) Vgl P. C. XU, 55 ff. nnd Lucien Perey 387. 391.
2) Vgl. Lucien Perey 388. 3) Er endete am 5. Juni 1756.
4) Der schwedisch-prenssische Defensivvertrag vom 29. Mai 1747 war auf
10 Jahre abgeschlossen. Vgl. Schäfer, Geschichte des siebenjährigen Krieges 1, 63.
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1756 Februar 16 — Febrnar 20.
229
anderen Fragen leicht einigen. Bernis habe sich nicht durch Starhemberg 1756
?on dem zwischen beiden Allianzen obwaltenden Unterschied überzeugen Febr"
lassen. . . .
45. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 20. Februar 1756. Praes.Febr. 20
29. Februar 1756.
Nach d«r Unchritt. Vgl. t. Axoeth IV, 418.
Frankreich überlast dem Wiener Hof die Wahl, auf Grund entweder de* anfäng-
lichen österreichischen Offensivplane* oder des französischen Vorschlages eines Garantie-
vertrages weiter zu verhandeln.
>Copie de la response du Roi T. 0. a celle de LL. Ms. Impe. du
27 janvier 1756« ').
Der König erkenne freudig das Vertrauen und die Freundschaft an,
die aus der österreichischen Antwort sprächen. Er würde gewünscht
haben, dass man nunmehr zur Berathung über die einzelnen Paragraphen
schritte.
»Mais comme la eirconstance du traite* signö ä Londres le 16 de
janvier . . . a paru interesser £galement LL. Ms. T. 0. et Imps. et exiger
de leur part de nouvelles mesures pour prevenir les mauvais effets d'une
Convention dont le ve*ritable objet n'est pas encore parfaitement connu, le
comte de Starhemberg a de'sire"2), avant que de discuter les articles du
traite* proposä, de savoir plus particulierement si S. M. T. C. ne serait pas
plus disposee aujourd'hui ä entrer dans les premieres vues dont LL. Ms.
Imps. firent part au Roi au mois de septembre dernier3), et auxquelles
8. M. ne fut pas pour lors dans le cas de pouvoir se pr&er4).
>Bn eonsequence et pour ne pas retarder davantage une conclusion
si necessaire au repos de l'Europe, au bien de la religion catholiqne et
ä Tavantage des deux cours, 8. M. T. C. est de'terminee ä s'arranger d'une
maniere solide et immuable avec LL. Ms. Imps., soit qu'il soit plus agre'able
ä LLdites Ms. que les ministres respectifs des deux cours travaillent
d'apres le premier plan, propose* par 8. M. rimpdratrice-Reine 8), ou sur
le second plan propose" par le Roi 5 . Mais 8. M. T. G. deolare en meme
temps qu'il e'tablit pour principe fondamental du traite" projete* l'lgalitä et
la reViprocite' la plus parfaite des oonditions.« . . .
1) Vgl. Nr. 37 b. 2) Vgl. S. 222. 3) Vgl. Nr. 2a. 4) Vgl. Nr. 9.
5} Vgl. Nr. 31.
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230 Ötserreichiscbe Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
l756-. *6- Mari* Theresia an Starhemberg. Wien, 22. Februar 1756.
Febr. 22
Nach dem R«inconcepi Vgl. t. Arneth 1Y, 419 1
Instruction, je nach Sachlage einen Ofensiv-, Neutralität*- oder Defensivvertrag mit
8tarhemberg verdiene wegen seines Verhaltens») alles Lob.
Die Kaiserin stimme dem Urtheile Starhembergs bei, dass Frankreich
nach Abschliessnng dieses »sauberen Tractates« zwischen England nnd
Preassen wahrscheinlich auf das erste Project Österreichs eingehen werde.
»Es mflsste das französohe Ministerinm alle Empöndlichkeit und Gemüths-
regnngen verloren haben, wann es nicht im Herzen heimliche Rache
nähren, noch die Gelegenheit, solche in vollem Maasse auszuüben, mit
Freuden ergreifen sollte.« Denn da Frankreich zur See wahrscheinlich
den Kürzeren ziehen werde, ein Angriff auf Hannover durch Preussen
versperrt und eine Landung in England ebenfalls dadurch erschwert worden
sei, dass England die hessischen ßold- und die hannoverschen Truppen
heranziehen könne, so bleibe zum Ausgleich der wahrscheinlichen Ver-
luste zur See und in Amerika kein anderes Mittel als die Annahme des
geheimen Projects übrig.
Folgende Möglichkeiten seien zu bedenken:
1) Frankreich sage direct zu. Alsdann habe Starhemberg ungesäumt
auf Grund der Weisung vom 21. August 17555} in nähere Unterhandlungen
einzutreten.
2) Frankreich ertheile, was das wahrscheinlichste sei, eine dilatorische
Antwort. Alsdann komme es darauf an, aus welchen Gründen dies ge-
schehe :
a. um keinen allgemeinen Krieg hervorzurufen und die Möglichkeit
eines erwünschten Friedens mit England offen zu halten. In diesem Falle
wäre noch nicht die Hoffnung auf Gewinnung Frankreichs für das öster-
reichische Project aufzugeben. Starhemberg solle alsdann erklären dass
man Frankreich durchaus nicht drängen wolle.
b. aus Rücksicht auf Preussen. Das wäre das Übelste, was geschehen
könnte. Aber auch in diesem Falle solle die Verhandlung nicht abge-
brochen werden. Wenngleich freilich das Hauptziel, die Liga gegen Preussen,
unerreicht bleibe, so müsse man sich immerhin mit dem zweiten Ziel,
Herbeiführung eines Einverständnisses mit Frankreich, begnügen. Denn
auch hierdurch entgehe man schon den »violenten« Umständen, dass Öster-
reich ohne Verlass auf seine Alliirte, rings von Feinden umgeben, und
der König in Preussen im Besitz einer »Fickmühle« sei, indem er sich beliebig
auf die Seite Englands oder Frankreichs hinüberschlagen könne. Bei dieser
Eventualität also solle die zuletzt befolgte Richtung3) weiter innegehalten
werden.
1) Vgl. Nr. 40. 2) Vgl. Nr.2. 3) Abschluss eines Garantievertrages. Vgl. Nr.37.
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1756 Februar 22.
231
Abgesehen von dem Fall, dasa Frankreich ohne Umschweife auf das 1756
geheime Projeet eingehe, wünsche die Kaiserin den Abschlnss einer reinen 6 r' '
Neutralitätsconvention, »um eines Theils der beiderseitigen Besoignuss eines
Kriegs und denen sieh etwa ergebenden Zufallen bevorzukommen und so-
wohl Uns als die ernannte Krone noch in Zeiten zu binden, anderen Theils
aber der allgemeinen Benrtheilung über Deine Negociationen etwas vorzu-
legen, welches zum schicklichen Vorwand diene, die eigentliche Absichten
desto besser zu verbergen und denen auagesprengten Gerüchten ein Ende
zu machen. . . .
»Da aber aus Unseren Dir eröffneten Grundsätzen von selbst erhellet,
dass Unser wahres und wesentliches Staatsinteresse erfordere, es nicht bei
einer blossen Neutralität bewenden zu lassen, sondern die Krön Frankreich,
wo nicht zu Offensivmaassnehmungen gegen den König in Preussen, jedoch
wenigstens zu solchen Defensivverbindungen zu vermögen, die Uns freie
Hände und mehrere Sicherheit für das künftige verschaffeten so kann
auch, insolang als wahrscheinliche Hoffnung vorhanden ist, die ernannte
Krone in Unsere geheime Vorschläge von nun an nnd werkthätig einzu-
ziehen, zwar eine Neutralitätsaete, wann Frankreich nicht auf der Ein-
räumung der 8tädten Nieuwport und Ostende bestehet, aber nicht wohl ein
blosser Defensivtractat mit den obenerwähnten Ideen vereiniget werden,
und wäre alsdann vielmehr an ein vollkommenes Concert wegen Aus-
führung Unserer geheimen Vorschlägen ohngesäumet Hand anzulegen.
»Sollte aber eine zweideutige und dilatorische oder auch eine ab-
schlägige französche Antwort . . . erfolgen, so ist die Gelegenheit zu
Errichtung eines Defensivtractats nicht aus Händen zu lassen, sondern so-
viel möglich zum Schluss zu befordern.«
Gehe Frankreich auf das geheime Projeet ein, so müsse erst eine
Verständigung erfolgt sein, bevor der Wiener Hof die Verhandlungen mit
Rassland und Spanien beginnen könne2).
»Insbesondere ist gegen den russischen Hof mit aller Vorsicht zu
Werk zu gehen. Und ob zwar derselbe allem Vermuthen nach willigst
su den Waffen greifen dörfte, da er . . . noch vor kurzem aus eigenem
Antrieb auf Offensivmaassnehmungen gegen Preussen angetragen hat3), so
wäre doch die ganze Idee auf das suppositum, dass auch Engeland hieran
Theil nehmen würde, gegründet4), und würde es anfänglichen Kunst und
Mühe erforderen, den Eindruck des englischen Geldes und der gegen
Frankreich gefassten Abneigung auszurotten und nach und nach alles in
die behörige Wege einzuleiten, wozu Wir dermalen annoch allein wegen
Unserem, mit Russland vorwaltendem guten Einvernehmen die diensame
Mittel und die Gelegenheit in Händen haben.
»Fast die nämliche Umstände äusseren sich in Ansehung des spani-
1) Vgl. Nr. 37 a. 2) Vgl. S. 158. 3) Vgl. Nr. 33. 4) Vgl. Nr. 22.
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232 Osterreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 sehen Hofs, und so nöthig es Bein würde, denselben zu gewinnen nnd zu
sbr 22
Begnehmung des geheimen Concerts zu vermögen, so grosse Schwierig-
keiten dörften sich bei demselben äusseren. c Denn das spanische Ministe-
rium zeige Vorliebe für England und habe ein Interesse an der Schwächung
des mächtigen französischen Nachbarn.
Febr. 22 46a. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 22. Febrnar 1756.
P. S. Nach einer Abschrift. Wohl ostensibel!). Abgedruckt bei v. Arneth IV, 553 Ann. 508;
Broglie, L'»Uiajice 338 f.; Beer, M. L Ö. 0. XVII, 113 Anm. 1.
»Au moyen des ordres qui vous parviennent aujourd'hui2) . . ., nous
vous mettons en e*tat, quelque soit la re'ponse que vous attendez, draller
en avant de facon ou d'autre sans avoir besoin d'attendre d'autres. II
serait bien fache* cependant, s'il c'ätait autrement que sous le pied du grand
que la Providence offre si heureusement dans ce moment-ci, qu'il n'est pas
vraisemblable que jamais l'occasion puisse 6tre aussi favorable.
»Si 1'idee du danger immense pour la France dans l'execution de la
ligue entre l'Angleterre, les cours de Vienne et de Pötersbourg, le roi de
Prusse, les ßtats-Göneraux et plusieurs autros puissances, pour laquelle la
cour de Londres se donne actuellement des mouvements et, qu'elle poussera
avec son impätuositä accoutume'e, n'ouvre pas les yeux ä la cour oü vous
fites, et ne lui fait pas sentir que, pour faire Ichouer ce projet, il n'y a
pas de temps k perdre, il semble qu'il faudra renoucer ä l'espoir de lui
voir prendre jamais un parti conforme k son inte'rßt d'fitat et k la gloire
d'une aussi grand e monarchie. On ne devrait pas lui supposer cet exces
d'aveuglement, cependant vestigkt terrent*).* . . .
1) Vgl. v. Arneth IV, 420. 2) Vgl. Nr. 46.
3) Broglie (L'aüiance 337 f.) benutzt aus dein Wiener Archiv einige mir nicht
vorliegende Briefe von Kaunitz an Starhemberg ähnlichen Inhalts: Kaunitz be-
zeichne am 4. Februar 1756 die Westminsterconvention als >le plus heureux etle
plus decisif qui put arriver pour le bien de l'Autriche«, [vgl. hierzu Beilage Nr. 3]
und füge hinzu: > II est probable que nous allons voir l'Angleterre s'eflForcer d'en«
trainer la Russie dans son aecord avec la Prusse et r6aliser ainsi son ancien projet
de faire du roi de Prusse le mädiateur commun et de l'installer comme l'arbitre de
l'Europe«, >als den arbitra von Europa darzustellen«. Ein Brief wenige Tage später
soll die Mittheilung enthalten haben : >Tout indique [que] nous allons voir se former
une formidable ligue protestante, qui sera naturellement oppos6e a la cour de France
— II faudrait donc que le ministcre francais fftt frappe* par le ciel d'aveuglement,
s'il ne voit pas clairement i'interßt commun de la Prusse et de l'Angleterre et les
conse'quenceB qui doivent s'ensuivre. C'est de quoi nous avons moins ä prendre souci
que la France elle-meme : puiBque dans le cas oü la France persisteralt dans ses
prejnges haineux et voudrait se moquer de nous, il nous resterait toujours un
parti k prendre, ce serait de nous rallier aux gros bataillons et d'entrer dans les
idees de l'Angleterre.«
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1756 Februar 22 — Februar 23.
233
47. Esterhasy an Zinzendorf. Petersburg, 23. Februar 1756. 175«
Febr. 23
N»ch der Urschrift VgL B*nke 162 f.; Bo«r, H. Z. 27, 361; Onckon II, 33.
Klage Uber die Unzuverläetigkeit der ruesischm Politik.
. . . »Ew. Hoch und Wohlgeboren waren noch ein Zuschauer des An-
fangs aller der nichtig- nnd bedenklichen Anstände, so sich bei Ratifi-
eirung einer zu zweimalen geschlossenen Convention ]{ hervorgethan ; so
und noch arger dauerte diese ausserordentliche Unentschlossenheit des
Hofes über zwei Monat. Was leere, ja was recht lächerliche Ansinnen
man dem Williams gemacht und mit was vor einer wohl ausgedachten,
der ganzen Convention in sich selbst widersprechenden Declaration2) man
sich nicht gescheuet die Ratification zu begleiten, wird bei Durchlesung
meiner Berichte ohnehin zur Genüge unter die Angen tretten. Was scheinet
Ihnen nun, dass man sich wohl von hier bei zndringender Gefahr und
Noth mit gutem Fug vor gründliche und werkthätige Maassnehmungen ver-
sprechen dörfe3), da man schon dermal sich vo viele Thöre offen zu halten
sochet, noch sich scheuet, zum Voraus ohne vieler Beschönigung sogar so
merkliche Proben der wesentlichen Denkensart am Tag zu legen.
»Ich bin zwar innerlich überzeuget, dass die rassische Kaiserin vor
sieh selbst ganz sicher und ernstlich wünschete, den gefahrlich- und ge-
nannten Nachbaren4) erniedriget und eingescbränket zu sehen, auch erkennet
sie gar gut, dass dieses in ihr wesentliches Staatsinteresse am allermeisten
und natürlichsten einschlage. Allein Sie wissen, und wie oft habe ich
mich nicht darüber geäusseret, was nicht vor Aspecten erforderlich seien,
bis dass von hier die leeren, obschon grosslautende Worte auf die Seite
gesetzet und zu Werkthätigkeiten geschritten werden dürfte. Es kann und
wird auch diesem Hauptübel und Gebrechen bei der hiesigen Allianz auf
keine Weise gesteuert werden, insolang dem Radicalübel (welches ich be-
reits in der bekannten Particular-Relation vom 10. Juli 1754») pflichtmässig
angezeiget) nicht Rath geschaffet werden mag. Wie wenig Hoffnung aber
hierzu übrig seie, lässt sich von niemand besser entscheiden, als von Ew.
Hoch- und Wohlgeboren, die selbst mit angesehen, wie viele zerschiedene
einseitige Particulair-Absichten, Hass, Rachgier und andere Gebrechen unter
allen denen fürwalten, die Steuer und Ruder fahren oder aber sonst
Credit genug haben, sich dessen ohne politischen Absichten, sondern allein
zu Unterdrückung ihrer Gegner zu gebrauchen. Ich bin fast geneigt zu
glauben, dass dieses ein dem Klima anklebendes Laster sei und mit
der Muttermilch eingesauget werde, folglich weder Lieb des Vatterlandes
1} Am 30. September 1755 und endgiltig am 12. Februar 1756. Vgl. Nr. 38.
2) Vgl. Martens, Recoeil IX, 201. Note vom 1. Februar 1756 (a. St.). (Russland
beschränkt die Giltigkeit des Vertrages auf den Fall eines Angriffs Preuasens auf
England-Hannover.) 3) Vgl. Nr. 27. 38. 4) Preussen. Vgl. Nr. 22. 27.
5) Vgl. Beilage Nr. 1.
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234 Österreichische Acten cur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
noch des gemeinen Bestens mächtig genng ist, dergleichen Leidenschaften
das Gewicht zu halten. So ist es, so wird es bleiben, und ohne Wnnder
werden wir wohl schwerlich eine Änderung überleben. Unmöglich kann
ich dermal mehr in meiner Meinung irren, und mit aller Dreistigkeit ver-
mag ich mich auf alles, was ich bishero sowohl meinem Hof avanciret, als
Ihnen mündlich zu eröffnen die Ehre gehabt, beziehen. Denn keiner Orten
Iässt sich das Wasser wohl klarer und Achter als in der eigenen Quelle
schöpfen. Die Frau1) hat sich auf eine fast unglaubliche Art mit mir in
die Umstände ihrer Domesticsachen eingelassen3), dass ich erstaunt wäre,
sie mit mir eine solche Sprache führen zu hören. Wie schmeichelhaft und
vergnüglich vor mich persönlich sein mflsse, dass ich ohne den geringsten
Intriguen, Nebenweg und Bassessen es durch meine blosse gleichförmige,
unanstössige und gerade Gonduite so weit gebracht, dass die Frau, welche
vor besonders rtickhältig und dissimulirt bekannt ist, in mich als einen
Fremden dergleichen Confiance und Hochachtung gesetzet, können Dieselben
sich um so leichter vorstellen, als ich mir schmeichle, dass Ihnen meine
zärtlich und reine Denkensart, welche zu meiner Satisfaction andurch und
mit so überzeugenden factis immer mehr Gewicht erlanget, sattsam bekannt
ist, auch an Ew. Hoch- und Wohlgeboren unfehlbar den besten Verfechter
haben wird. . . .
»Bleibt hiernach wohl noch ein Zweifel übrig, und Bind die bisherige
Muthmaassungen1) nicht vollkommen bewähret, dass die Kaiserin von des
Grosskanzlers unverantwortlichem Betrage und meneen excedirt ist, dass
sie die mangelhafte Art, womit die Geschäften abgehandelt werden, er-
kenne, dass sie die Unfähigkeit und Gebrechen ihrer Ministem weislich
nebst dem erklärlich einsehe, wie es nicht in ihrer Macht stehe, dergleichen
Hauptunanständigkeiten aus Mangel tauglicher Subjecten abzuhelfen? Er-
höllet nicht daraus deutlich, was ich oft wiederholet4), dass der Kanzler
seinen noch nicht erfolgten Fall und gänzliche Entfernung allein deme
noch beizumessen habe und wohl noch künftig zu danken haben wird,
weil die Frau die anderweitig treffende Auswahl eben nicht sonderlich
besser zu placiren glaubet? Ich habe dem ungeachtet Ursach zu förchten,
dass die Maass der Geduld immer mehr voll zu werden beginne, und dass,
wenn er von seinen abscheulichen Absichten, Passionen und unanständigen
Benebmungen, worin er aber, der Frau bezeigenden Unzufriedenheit un-
geachtet, hartnäckig trotzet und harret, nicht endlich abgehet, es jedoch
geschehen kann, dass er bei aller der Frau ihrer Nonchalance unversehens
die Überfuhr versanmete. Ich begreife nicht, wie der Mann recht mit
Gewalt auf sein alte und bei dermaligen Zeiten nicht mehr mit gutem
Erfolge practicable Art die Geschäften zu betreiben, versessen bleibet. Ist
1) Zarin Elisabeth. 2) Vgl. Nr. 12. 3) Vgl. Nr. 22.
4) Vgl. Nr. 21.
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1756 Febroar 23.
235
das ein Werk eines klugen Mannes, and muss man nicht von Sinnen sein, I756
IT© 1h* 1
wenn man wider Wind und Strom zu seglen verlanget?
>Eben dieser des Grosskanzlers hartnäckiger Condnite ist die von
der Kaiserin bei der Ausfertigung des Ratificationsinstruments bezeugte
Irrisolution hauptsächlich beizumessen, denn da er bei der Frauen umso-
weniger Vertrauen haben muss, als sie an öffentlicher Tafel sich vernehmen
lassen, ihr Kanzler habe sie schon etzliche Mal hintergangen und noch
öfters betrögen wollen, benebst aber doch alle Mühe angewendet hat, das
Reichscollegium auch möglichst zu disoreditiren, so haben entgegen andere,
die um die Frau sind, als unter andern der von Bestushew1) aus brüder-
licher Liebe eingeblasene nnd naoh preissischen Blut durstige General
Buturlin2), freies Feld behalten, ihren Diensteifer gelten zu machen, öl
ins Feuer zu giessen und die Kaiserin zaghaft, irre und zweifelhaft zn
machen. Ew. Hoch- und Wohlgeboren sehen schon selbst ein, ohne dass
ich mich weitläufig ergiesse, was dieses alles nothwendig und hauptsächlich
vors künftige vor üble nnd ungedeihliche Folgerungen naoh sich ziehen
werde and müsse. Es ist allerdings wahr, dass die Kaiserin gut denke
and den König von Preissen mit Vergnügen in engeren Grenzen za sehen
wflnschete, ich bin dessen überzeuget; allein uns ist mit leeren Wünschen
ebensowenig Rath geschaffet, als zn der Erfüllung Hoffnung übrig ist.
Nimmermehr kann man sioh bündiger und freundschaftlicher äusseren, als
es die Frau gegen mich dertwillen gethan3), aber einmal, wie alle Zeit,
das oftgedachte malum radicale ist der unüberwindliche Stein des Anstosses,
welcher die schöne Verheissungen immer gegen den werkthätigen Erfolg
acheutern machen wird. . Was aber von künftigen Zeiten und bei erfolgender
Regierungsänderung eigentlich zu erwarten sei, ist aus der Kaiserin selbst-
eigenem Zeugnisse über des Grossf Arsten artige Absichten leicht abzu-
scbliessen. Ich wünsche nichts mehr, als dass eine solche Veränderung
lang und wenigstens ad feliciora tempora hinausgesetzet bleibe, maassen die
Frau noch gewiss niemals in so guten und [mit] unserem wahren Besten
llbereintreffenden principiis gewesen. Und obschon ich darauf unverändert
beharre, dass ich deme allen angeachtet ein sehr geringen werkthätigen
Effect erwarte, so mnss man jedoch so viel möglich trachten, wenigstens
das Beste daraas zu ziehen; zu bedauern ist, dass es mit der Frauen
ihrer Gesundheit4) ehender arger als besser zu werden das Ansehen
gewinnet.
>Was mir bei der Sache eines von angenehmsten mit war, ist, dass
ich des Vicekanzlers seine ungefärbte, redliche und freundschaftliche Hand-
lung zu entnehmen Gelegenheit gehabt*); denn alles, was er mir während
1) Graf Michael Bestashew-Rjumin, russischer Oberhofmarschall, Bruder des
Grosskanzlers. 2) Russischer General und Senator. 3) Vgl. Nr. 10.
4) Vgl. Nr. 22 d, auch Raumer, Beiträge II, 313. 5) VgL Nr. 22 a.
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236 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 den accroohement der Ratification nnd nach ein geloffener schöner Zeitung
9 r der engüsch-preissischen Convention in Vertrauen eröffnet, habe ich von
solcher candenr befunden, dass ich meine gegen ihn tragende Hochachtang
täglich so billiger vermehren muss, als ich die Bekräftigung alles dessen,
was er mir hinterbracht, theils mit der Kaiserin gegen mich geführten
Äusserungen und theils sonst mit dem Erfolge vollkommen übereinstimmend
befunden. Sein Zutrauen gegen mich hat unterweilen auch immer mehr
zugenommen, nnd ich fahre benebst fort, mit dem Grosskanzler mich eben-
falls auf einen ausserordentlich gutem und vertraulichem Fusse zu finden;
ja das Band dieser guten Einverständnüss wird täglich enger zusammen-
gezohen, gleichwie Ew. Hoch- und Wohlgeboren aus den der Relation1)
inserirten factis sattsam abnehmen werden. Am allermeisten aber spricht
mir des Grosskanzlers in mein droiture dermal setzendes Vertrauen das
Wort, wie heimlich wir beide zusamm geworden, da er sich nicht scheuet,
mich, den er so empfindlich beleidiget, zum Mittler und Vorsprecher der
bei unserem Hofe ansuchenden Pension zu erbitten, ein trait, welcher
unter beiden Kanzlern die Parallele ziehet und den Werth ihrer Sentiments
bestimmen helfen könnte.« . . .
47a. Esterhasy an Zinzendorf. Petersburg, 23. Februar 1756.
P. 8. Nach der Urschrift. VgL Buke 163 ud Am 1.
Vertrauliche Äusserungen der Zarin Über England, BeeUuhew und den Oroeefürsten.
»Bei Gelegenheit der letzt am Hofe begangenen Hochzeitsfeierliohkeiteo
der verwittibten Staatsdame Csoglikow hat sich der merkwürdige Zufall
gefflget, dass die russische Kaiserin mit mir abermal2) von Affairen zu
sprechen beliebete.. Es ist diese Unterredung mit solchen Umständen be-
gleitet gewesen, dass ich sie nicht nur als ein ausserordentliches, sondern
auch ins künftige und ganz besonders bei dermalig zerritteten und dqui-
voquen Weltläufen von erspriesslichen Gedeien sein könnendes ßvenement
ansehe. . . .
»Gleich nach geendigter Tafel näherte ich mich der Frau, welche
sofort Anlass nähme, mich zu fragen, was ich denn eigentlich von den
zwischen Engeland und Preissen so unvermuthet eingegangenen, ihr mit
der vor etzlichen Tagen ratificirten Convention8) keineswegs vereinbarten
scheinenden Bflndnflsse vor eine Meinung hege. Sie ihres Orts müsse mir
ganz frei gestehen, dass sie von 8eiten des Königs von Engeland ein
solchen Schritt desto weniger erwartet hätte, als selber bei dermaligen
Umständen nicht verfehlen kann, hier und bei dem Wienerischen Hof ein
nicht ungegründetes Misstrauen und Kaltsinnigkeit zum Nachtheil der ge-
ll Vom 25. Februar 175«, vgl. Nr. 48. 2) Vgl. Nr. 12.
3) Vgl. S. 233.
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1756 Februar 23.
237
samten Allianz zn erwecken. Unerachtet nun sie der König von Gross- 1756
britannien bei Mittheilnng der Substanz gedachten Tractats auf das theuer8te^e^r"
versicheren lassen, dass diese von ihm getroffene Vorkehrungen nicht das
allergeringste an der zwischen beeden Höfen subaistirenden Freundschaft
und Bundesgenossheit geänderet habe, so wisse sie jedoch dergleichen an-
ständige Äusserungen keineswegs mit der von Engeland in geheim ge-
führten Negociation und das hierunter den übrigen Alliirten bezeugte
unverantwortliche Misstrauen und zwar um so weniger zu vereinbaren,
als es eben in einer Zeit geschehen, da sie zu Bestätigung ihrer vor das
gemeine Beste wohlmeinenden Gesinnung so enge Mesuren eingeschlagen,
welche aber durch mehrgedachte anzügliche Einverstandniss mit Preissen
ganzlich vereitelet und in einer Art von Unbestand versetzet worden.
Wenigstens wäre unleugbar, dass die zwischen beeden Höfen nur kürzlich
in Stande gelangte Convention die Einschränkung der Vergrösserungs-
begierde und denen etwa zu dem Ende im Sinn führenden Absichten des
Königs von Preissen zum Ziel gehabt habe. Von hier seie man zum
wenigsten um so williger in solche Verbttndiichkeiten getretten, als mau
die ganze Zeit der vorgewesten Negociation hindurch und hauptsächlich
des Williams gemachten klaren Äusserungen ') zu Folge, — denn wie auch
die Convention in sich selbst den deutlich Verstand am Tag leget — die
Hauptabsicht dahin gerichtet hatte, dem Könige von Preissen bei aller
Gelegenheit ernstlich- und nachdrücklichen Einhalt zn thun. Sie misskenne
übrigens ihr eigenes wesentliches Staatsinteresse nicht so sehr, beherzige
zugleich ihrer getreuen Bundesgenossen und der Allianz allgemeine Sicher-
heit zuviel, als dass sie jemals von derlei festgesetzten principiis abgehen
und die genommene dahin einschlagende Engagements nicht getreilich er-
füllen sollte. Allein es wollte ihr fast anscheinen, als ob der König von
Grossbritannien von seinem alten systemate abzugehen beginne; welcher
Argwohn neue Kraft überkommet, wenn man nur einigermaaasen in Er-
wägung ziehen wird, was denn eigentlich die so geheim gehaltene und
annoch unter der Decke einer zweideutigen und unfreundlichen Zurück-
haltung liegende bedenkliche, ja den bisherig gemeinsamen Maassnehmungen
zuwiderlaufende englisch -preissische Verständnuss eigentlich zum Grund
haben müsse. Sie wolle aber annoch dahin gestellet sein lassen, wer am
Ende der Betrogene sein dürfte. Übrigens zweifle sie nicht, dass der
Vicekauzler samt den Kammerherrn Schuwalow2) mit mir schon vorläufig
von der Sache gesprochen haben werde, maassen sie beeden den ausdrück-
lichen Auftrag gethan.
»Da nun allerdings an deme war, dass der Vicekanzler und 8chuwalow
mit mir diesetwegen gesprochen, auch eben dieses die Ursach gewesen,
welche mir die feste Hoffnung gab, die Kaiserin würde bei erster Gelegen-
1) Vgl Nr. 42 a. 2) Iwau Schuwalow.
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238 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
IJSß^heit mir selbst die Gnade thun, sieb mit mir niber zu vernehmen, so
ginge icb eben an dem Tag ganz vorbereitet naeh Hof.
»Was ich dahero bei dieser Gelegenheit alles angebracht, ist leicht
zu erachten. Alles, was mir Geist und Witz immer fonrnirte, der Franen
Anständiges, Schmeichelhaftes nnd sie in so vorteilhaften Gesinnungen
bestärken könnendes zu sagen, habe ich gewiss nicht versäumet, nnd ich
hatte das Glück, dass meine Bemühungen nicht unfruchtbar angewandt
schienen : welches theils ans der Fran gütig- nnd vertraulichen Äusserungen,
auch theils ans dem Eifer, womit sie bei einer Stnnde sich mit mir zu
unterreden Belieben trage, scheinbar abznschliessen gewesen.
»Ob ich nun schon nicht ungern sähe, die Kaiserin in solchen Ge-
sinnungen zn finden, auch dass sie solche, wie vermuthlich, an Engeland
zu erkennen gebe, nicht schaden könnte, so wäre ich dennoch in etwas
verlegen, eine dergestalt abgemessene Antwort zu geben, die eines Theils
mit der meines Hofs mir darüber noch nicht») bekannten eigentlichen
Denkensart vereinbaret und andern Theils die bei der Fran wider den eng-
lischen Hof abgespürte Empörung und aigrenr allenfalls in gedeihlichen
Schranken erhalten werden möge. Dahero extendirte ich mich anf eine
schicksame und ihr sehr schmeichelhafte and angenehm fallen müssende
Art über ihre nach dem eigenen wahren Staatsinteresse, auch der ganzen
Allianz gemeinsamen Besten ausgemessene erlauchte Einsicht und fügte
hinzu, es seie nicht ohne, dass des Königs von Engeland nichts weniger
als bnndsmässiges Verfahren zwar allerdings bedenklich nnd inconsequent
wäre; es dürfte aber bei dermaligen Umständen wohl ehender die vor die
hannoverische Lande tragende immerwährende Bangigkeit eines Theils, an-
deren Theils aber die bekannte und schädliche Sparsamkeit den König ver-
muthlich allein zu diesem Fehltritt verleitet haben, obschon zu vermuthen
seie, dass der König von Preissen wohl schwerlich der Betrogene sein
würde. Ich fügte deme noch bei, dass ich zwar von meinem Hofe in dieser
Sache noch keine Belehrung empfangen hätte ; dessen Denkensart aber vor
hiesigen Hof seie mir zum Voraus schon so vollkommen bekannt, dass ich
mit guten Fug versichern könnte, wie alles das, was der Kaiserin miss-
fallen und ihrem Intäröt entgegen zu stehen vermögte, von meinem Hofe
der obwaltenden engen und unzertrennlichen Freundschaft und Gemein-
schaft der Intäräts wegen mit den nämlichen Augen und als ein eigene
Sache beständig angesehen werden würde«, wie denn die Kaiserin schon
aus einem vor vielen Monaten eingereichten Memoire2) das Entgegenkommen
des Wiener Hofes bemerkt haben werde.
1) Da die Couriere zwischen Wien und Petersburg im Durchschnitt nicht
unter 14 Tagen gebrauchten, so konnte Esterhasy den Erlaas vom 11. Februar
1756 [Nr. 41] noch nicht in Händen haben.
2) Datirt vom 15. Juli 1754, in Beantwortung eiuer russischen Anfrage, ob
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1756 Februar 23.
239
»Da mir aber die dermalige Umstände so erschienen, da33 es ein 1756
heilsam- und anderseits gedeihliches Werk wäre, wenn beede höchste Höfe
wo möglich in ein noch engeres Vertrauen und Maassnehmungen schreiteten,
so zweifle ich auch keineswegs, mein Hof würde mir demnächst gemessene
Befehle mitgeben, der russischen Kaiserin seine eigentliche Gedanken
nnter die Augen zu legen, wornach ich nicht versäumen würde, an I. M.
den gehorsamsten Vortrag geflissenst bewürken zu lassen.
»Hier fiele mir die Kaiserin in die Rede und entschüttete sich gegen
mich in sehr starke Klagen über den Grosskanzler, sagende, wie dass sie
die ganze Zeit hindurch von gedachten Memoire kein Wort nicht gewusst.
Ich dürfte mich aber darüber nicht hoch wundern, das seie eben nichts
Neues; sein hergebrachte Gewohnheit, Vergessenheit und Neigung zum
Trinken verursacheten in Gemeinschaft, dass Sachen öfters viele Monate
bei ihm liegen, bis selbe ihr zukommeten. Die Hauptsach aber wäre das,
dass er ... mit Ausschliessung aller andern das Ruder gerne allein führen
and nach eigenem Wohlgefallen handeln wollen. Der Ursachen habe er
den Vicekanzler, dessen Redlichkeit und Attachement vor ihre Person sie
kenne, solchergestalten angefeindet und verfolget, dass, ungeachtet sie sich
selbst ins Mittel gelegt und beide zu einer Versöhnung mit Schärfe und
Ernst verwiesen, sie doch nicht habe auslaugen können, des Grosskanzlers
seine wider den Woronzow gleich darauf wieder angesponnene unverant-
wortliche Zudringlichkeiten zu heben und ihn zu billigeren und Bestand
haltenden Benehmungen zu vermögen. Auch habe er auf alle Wege und
Weise getrachtet, dem Olsuwiew den Hals zu brechen, der doch ein ge-
schickter und verständiger Mann wäre, von dessen Ehrlichkeit und wahren
Diensteifer sie überzeugt ist. Sie hätte aber diese ungeziemende Seiten-
wege schon lange satt, habe sich auch der Ursachen deutlich genug ver-
nehmen lassen.
>Ich machte mir diese Gelegenheit auf eine unverfängliche Art zu
Nutzen und Hesse mich vernehmen, dass freilich nichts nothwendiger seie,
als dass zwei Höfe, deren Interet gemein und so enge verknüpfet ist, in
einem immer währenden Zusammenhange der Einverständnis lebeten, und
wäre zu wünschen, dass hauptsächlich bei dermalige Umständen an I. M.
von allen Vorfallenheiten ein ungesäumter Vortrag beschehete. Ich er-
zählte benebst auf eine ganz unverfänglich- und nicht missfallen könnende
Weis, wie in Wien den fremden Ministern ein Tag in der Woche gesetzet
und dazn destiniret wäre, um, wenn sie etwas an den dirigirenden Staats-
minister von Affairen zu bringen hätten, selbe ohne allen Aufsehen be-
wirket werden könne, woraus der Vortheil erwächst, dass man beider-
seits in dem natürlichen nezu der Geschäften bleibe und auch bei den
und wie Österreich bei eintretendem casus foederis mitzuwirken gedenke. Vgl.
Beer, Bentinck CLV1I f.
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240 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 wöchentlichen, bei Hofe haltenden Conseil auf solche Art am leichtesten
falle, der Souveraine ein unüberhäuften Vortrag zu machen und dagegen
die gefällige Entscheidungen einzuholen.
»Worauf mir die Frau mit vieler Gflte in Antwort gäbe: Ja das
ginge in Wien an, wo man Leute darnach hat, aber bei ihr nicht, wo
eben daran der Mangel ist; denn ihr Kanzler wäre der Mann nicht, der
ein Vortrag hat, sie verstünde auch gemeiniglich das Zehnte nicht, was
er ihr untern Zähnen hervor zische, dabei habe er auch das ihr unan-
genehme Trinken sich dergestalt einnehmen lassen, dass er meistens ausser
Stand ist, ein mündlichen Vortrag zu bewflrken. Bei allen diesen seinen
Fehlern hat er doch beständig getrachtet, den Vicelcanzler so viel als mög-
lich von Affairen zu entfernen, in der Absicht, um nach eigenem Wohl-
gefallen und nach seinen, auch mir unfehlbar bekannt sein müssenden,
unanständigen Nebenwegen die Geschäfte allein verwalten zu können,
woraus zugleich erfolget, dass auch der Vicekanzler ausser Stand geblie-
ben, sich in seinem Amte zu formiren und zu habilitiren. An dessen
Statt aber hätte er sich des Funckes ') auf eine ungeziemende Art ge-
brauchet. . . .
»Hiernach verfiele die Red auf den Grossfürsten, und beschwerte sich
die Kaiserin, wie wenig Vernunft und Application bei dem Herrn vorwalte,
wie kindisch und unausgemessen sein ganzer Betrag überhaupt und sonder-
lich wie hartnäckig er wegen des holsteinschen Austausches2) anf seiner
Meinung versessen seie, ohne dass weder gut- noch üble Worte, Bitten
noch ernstliche und scharfe Angehungen den mindesten Eindruck all ihres
Verwendens ungeachtet erwirken können. Mit dem Grosskanzler dargegen,
dem weder er noch seine Gemahlin3) vor kurzem noch gut gewollt, seien
dermalen beede die allerbesten.«
Febr. 25 48. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 25. Februar 1756.
Praes. 16. März 1756.
Nach der Urschrift.
Warnt vor der bei dem Abschluss der Convention mit England neuerdings bewiesenen
Unxuverlässigkeü Russlande.
Bestushew und Woronzow überreichten Esterhasy eine Abschrift der
an England gerichteten geheimen Declaration zu der Subsidienconvention *}
und bemerkten, »wann die Nachricht des zwischen England und Preussen
geschlossenen Tractats zwei Tag vorher, nämblich vor der Ratifications-
1) Vgl. S. 167. 2) Es handelte sich um das Project eines Austausches
der schleswigschen Ansprüche des GrossfUrsten Peter gegen die Grafschaften
Oldenburg und Delmenhorst. Vgl. Bilbassow, Geschichte Katharina IL, I, 349
(Ubersetzt von Petzold, 1891). 3) Katharina. 4) Vgl. S. 233 Anm. 2.
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1756 Februar 23 - Februar 25.
241
Auswechslung allhier eingeloffen wäre, ich versicheret sein könnte, dass 1756
solche nun und nimmermehr erfolget sein würde1), gestalten die russische 6 r' 5
Kaiserin nicht so viel wegen deren englischen Subsidien, als aus Eifer
för das gemeinsame Beste und umb dem König in Preussen engere
Schränken zu setzen, zu dieser Convention bewogen worden seie2).
»Gleichwie nun Ew. K. K. M. mich fflrnämblich durch ... die Expedition
von 9. September anni prioris3) . . . angewiesen, auf all dasjenige, was
durch den Williams allhier etwa angebracht und Allhöchstderoselben von
dem englischen Hof zu Last gelegt werden dörfte, ein wachsames Aug zu
tragen, so habe in dieser Conferenz für gut befunden, diesen zwei russi-
schen ministris, jedoch unter Ausbedingung des engsten secreti, und dass
nur allein die hiesige Monarchin davon wissen könne, den Plan . . . lang-
samb und wohlbedächtig vorzulesen, welche [r] ... von denen Gross- und
Vicekanzleren ungemeinen Beifall gefunden, und haben mich diese zwei
ministri zu versicheren keinen Anstand genommen, dass sie bei der russi-
schen Kaiserin davon gewiss den rechten Gebrauoh zu machen ohn-
ermangeln würden.«
Maria Theresia werde sich der Note4) erinnern, die Russland ihm habe
überreichen wollen, er aber nicht angenommen habe.
»Und gleichwie das hiesige Ministerium, nach mehrere m Inhalt meiner
vorhergehenden . . . Berichten5), mir ein Promemoria zu einem auf des
Königs in Preussen Einschränkung gerichtet sein sollenden gemeinsamben
Concert behändigen zu wollen, sich öfters gegen mich nicht undeutlich
geäusseret, durch die Nachricht aber des zwischen Engeland und- Preussen
den 16. Januar geschlossenen Tractats der diesfallige hiesige Antrag
geändert oder wenigstens in suspenso zu sein scheinet, so hat man in
obberflhrter Conferenz sich gegen mich hierüber nicht weiters geäussert,
sondern das Original von der . . . Note von mir ohnbedenklich zurück-
genommen. «
Williams habe die in der Convention stipulirte Summe von 100000 H £
auf ein Jahr voraus bereits für Russland angewiesen.
»Ew. K. K. M. werden aus meiner heutigen Relation und besonders
aus der dem Williams angehängten declaration secretissime 6) des hiesigen
Hofes Beschaffenheit und Gedenkensart in Ansehung seiner Alliirten . . .
su ersehen, benebst ... zu beurtheilen vermögen, ob und inwieweit auf
die hiesige, auch theurste Zusagen und Verbindlichkeiten mit Bestand und
Verlässlichkeit zu trauen und zu bauen seie7). Naohdeme die Truppen-
behandlung einige Jahre gedaurt 8), ehe sie zu Stande gekommen, die Rati-
1) Diese Ansicht äusserte Esterhasy bereits in einem Bericht an Kaunitz
am 17. Februar 1756. Vgl.auch v. Arneth IV, 434; Beer, H. Z. 27, 361 f.; Broglie,
L'alliance 360. 2) Vgl. Nr. 47 a. 3) Vgl. Nr. 7. 4) Vgl. Nr. 33.
5) Vgl. Nr. 32. 6) Vgl. S. 233 Anm. 2. 7) Vgl. Nr. 47. 47 a.
8) Vgl. v. Arneth IV, 367 ff.
Acten zur Vorgeschichte des "jlhrigen Krieges. 16
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242 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 ficationsunterschrift aber ohne mindester Ursach hier zwei Monat verzögeret
3 r* und bei der Auswechslung dem Williams eine gegen den Conventions-
inhalt lanfende Declaration untereinstem zugestellet, benebst zn deren
mehreren Beschönigung die nach des hiesigen ministerii eigener Gestandnuss
nicht mehr existirende baskirische Unruhen hervorgesucht und in oftbe-
sagter declaration secretissime als die Hauptursach des verweigerten
Hinausmarche angeftthret worden seind, wo doch vermög der Convention
auch ein den hiesigen Hof betreffender anderweiter Krieg Rnssland von
diesen neu eingegangenen Verbindlichkeiten gar nicht abhalten könnte und
sollte. Und obschon aus nunerwähnter Declaration in Ansehung des Königs
in Preussen hier der gute Willen hervorscheinet, so ist doch sicher, dass,
wann es einmal mit demselben zum Krieg kommen sollte, der hiesige Hof
ohngehindert seiner allianz- und conventionsmässigen Obliegenheiten hieran
nicht ehender theilnehmen würde, als bis von anderen Bundsgenossen dem
König in Preussen ein so empfindlicher Streich beigebracht oder wenigstens
solche vorläufige Maassnehmungen mittelst eines gemeinsamben Concert
unter denenselben festgesetzet worden, dass Russland, wann dasselbe hinzu-
tritt, alsdann nicht leicht mehr einiger Gefahr exponiret sein könnte; wo-
benebst aus dieser Declaration auch deutlich genug abzunehmen ist, dass
die russische Kriegsvölker nicht leicht fürs künftige den deutschen Boden
zu betreten gedenken.«
Febr. 25 48 a. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 25. Februar 1756.
P. 8. 1. Nfcch i d*r Urschrift.
Abnahme der russischen Krieg slmt gegen Preussen als Folge der Westminsterconvmtion.
. . . »Die russische Kaiserin hat auch von dem zwischen England
und Preussen letzthin geschlossenen Tractat zu sprechen angefangen !) und
mir zu erkennen gegeben, dass sie von dem König in England solche
geheimbe Handlung so weniger vermuthen können, als sein Bottschafter
allhier vor und nach dem Conventionsschlnss wider Preussen, und dass
der König dieses Namens in engere Schranken gesetzet werden müaste,
geredet habe2). Die hiesige Monarchin fugte deme bei, dass ausser dem
von Williams hier communicirten Extract zwischen diesen zwei Höfen viel-
leicht noch andere geheimbe Artikulen dörften verabredet und festgesetzt
worden sein, und habe ich ganz deutlich wahrnehmen können, dass man
von denen hiesigen Ideen, dem König in Preussen engere Schranken zu
setzen8), ziemlich abgekommen seie oder wenigstens bis anf nähere und
verlassliche Nachrichten von dieser so geheim gepflogenen Handlung solche
1) Voran geht eine inhaltlich mit Nr. 47 a übereinstimmende Erzählung von
dem Gespräch der Zarin mit Esterhasy auf der Hochzeit der Staatsdame Csoglikow.
2} Vgl. Nr. 42 a. 3) Vgl. Nr. 33.
Digitized by Google
1756 Februar 25.
243
in suspenso halten wolle, welches so mehr zu bedauern, als aus allen 1756
•• Febr
diesen Äusserungen abzunehmen ist, das 8 es der russischen Kaiserin '
wahrer Ernst gewesen, ihres Orts in alle des Königs in Preussen Macht
schmälernde Maassnehmungen einzuschlagen, gestalten die hiesige Monarchin
über diese gar nicht vermuthete Benehmung des englischen Hofs besonders
aufgebracht wäre, und ich nicht undeutlich abnehmen können, dass Höchst-
dieselbe anf die Meinung verfallen, als ob der englische Hof mit Preussen
ein solches systema errichtet oder wenigstens in ein dergleichen einzu-
gehen gedenke, welche beede kaiserliche Höfe von demselben mit der Zeit
gänslich separiren könnte.
»Bei dieser Wahrnehmung also habe gegen die hiesige Sou veraine
zwar gelimpflich, doch wohlbedächtlich fallen lassen, dass meines geringen
Dafürhaltens der König in England wohl noch nicht so weit gegangen
sein werde und die enge Einverständnis beeder kaiserlichen Höfen und
eine hervorleuchtende bundsmässige fennete* das einzige Mittel wäre, den
König allenfalls wieder auf die rechte Wege bringen zu können.«
48b. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 25. Februar 1756. Febr. 25
P. 8. 3. Nach der Umchrift
Bitte des Groeskanzlers Bestushew um eine jährliche Peruion.
»Auch hat der hiesige Grosskanzler nach der mit mir gepflogenen
Unterredung1) Tages darauf den von Funcke zu mir geschickt und durch
denselben seine beklemmbte Umstände, in welchen er respectu seines wenigen
Vermögens für nun und fürs künftige sich befinden wird, sehr beweglich
vorstellen lassen, sofort mich ersuchet, bei Ew. K. K. M. meine . . . Vor-
stellungen dahin zu machen, damit Allerhöchstdieselbe in Ansehung seines
Ew. K. K. M. ... Dienst und Interesse von allen Zeiten her gewidmeten
. . . Eifers und Devotion . . . geruhen möchten, ihme auf seine noch wenige
Lebenszeit eine jährliche Pension . . . zuzulegen, und gleichwie er, der
Grosskanzler, sich aller deren von Ew. K. K. M. empfangenen . . . Ver-
ehrungen sehr wohl erinnere, auch solche nach aller seiner Vermögenheit
zu demeriren trachten würde, so wäre nichts anders als die äusserste Noth,
welche ihn zu dieser . . . Bitte abermalen veranlasse, und zwar seie solche
so gross, dass er auch bei dem königlich englischen Hof ein gleichmässiges
nachdrückliches Ansuchen durch den Williams zu thun sich nicht ent-
übrigen könnte. Er, Graf Bestushew, hätte zu mir das Vertrauen, dass
bei Ew. K. K. M. ich nach meiner ihm bekannten Redlichkeit diese seine
betrübte Umbstände auf alle Weis gelten zu machen belieben würde.« . . .
Allerdings sei das Vertrauen auf Bestushew bei der Zarin stark ge-
sunken2). »Da aber nach der hiesigen Monarchin Reden zu vermuthen
1) Vgl. Nr. 48. 2) Vgl S. 234 f. 239.
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244 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 igt, dass der Grosskanzler aas Mangel eines anderen geschickten Hannes
* r' seinen Posto lebenslang begleiten werde, sofort pro futnro, wo nicht
nntzen, doch viel schaden könnte, so muss Ew. K. E. M. ich . . . anheim-
stellen, ob Allerhöchstdieselbe von denen noch in meinen Händen habenden
4500 Ducaten1) . . . sowohl ihm als zu mehrerer Auffrischung auch dem
secretario Wolkow nicht noch etwas . . geben zu lassen geruhen wollen.«
Febr. 25 48 c. Eaterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 25. Februar 1756.
P. 8. 6. N*ch der Urschrift
Lobt das bisherige Verhallen des Williams.
»Auch . . . habe ich durch sichere Wege in verlässige Erfahrung
gebracht, dass der Williams bei Gelegenheit der ihm neulich . . . zuge-
schickten . . . Vollmacht zu Erneuerung des zwischen dem englischen und
hiesigen Hof subsistirenden Allianztractats 2) untereinsten auch einen voll-
ständigen Unterricht Aber den ganzen Hergang des zwischen Ew. K. K. M.
und Engeland fttrdauerenden Kaltsinnigkeit erhalten, und er in geheim
angewiesen worden seie, nach Maass, wie ich wider seinen Hof hier
sprechen werde, sich der ihme, Williams, an Hand gegebenen Anweisung
zu bedienen, wie er sich dann auch bereits gegen jemand in geheim ver-
traulich geäusseret hat, dass er allenfalls beweisen könne, dass auf Ew.
E. E. M. das ganze Unrecht dieser Ealtsinnigkeit zurückfalle.
»Gleichwie nun aber die russische Kaiserin ... mit des Eönigs in
Engeland Betrag keineswegs zufrieden ist3), ... so ist mit gutem Grund
dafür zu halten, dass, wann wider Allerhöchstdieselbe der Williams über
kurz oder lang einige Beschwerde anbringen sollte, dieselbe allhier so
wenigen Eindruck machen würden, als der russische Hof sich selbst nicht
mehr widersprechen könnte.
»Ich muss bekennen, dass der Williams bis auf die ihme den 14.
dieses eingelangte Nachricht des mit Preussen geschlossenen Tractats
diesem Hof niemalen das Wort gesprochen, Ew. E. E. M. aber bis dato
hier öffentlich noch nicht das mindeste zur Last gelegt habe4}, auch mit
mir, wie ich mit ihme, einen vertraulichen Umbgang zu unterhalten
fortfahre. «
1) Vgl. Nr. 5 und 22 a. 2) Vgl. S. 233 Anm. 1. 3) Vgl. Nr. 47 a. 48.
4) Vgl. 42 a.
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1756 Februar 25
Februar 27.
245
*9. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 27. Februar 1756. Praes. 1J56
5. Marz 1756. Febr' 27
Nach der Urschrift Tgl. t. Arneth IV, 421. 563 Arno. 509-512; Oncken II, 15; Broglie,
L'aUianee 351 ff. ; Waddington, Benversement 31« f.; Naud<<, Beitrage I, 70 Anm. 3.
Frankreich geht mit Entschiedenheit auf die preussenfeindlichen Pläne Österreichs
ein, verweigert aber die Zustimmung zu einer sich über die Eroberung Schlesiens
hinaus erstreckenden Zerstückelung Preussens.
Frankreich sei dem Begehren Starhembergs1) gefolgt und noch vor
dem Eintreffen der österreichischen Weisung2) in nähere Verhandlungen
über das geheime Project eingetreten.
»Avant toutes choses Tabbä de Bernis a exige* de moi . . . que je
lui donnasse nne däclaration positive au sujet de ce qu'il lui a plu de
nommer le point fond amental de notre nägociation, ä savoir l'observation
d'une parfaite räciprocite* dans nos Conventions, re'ciprocite' qui consisterait
en ce que la cour de Vienne en userait avec l'Angleterre tout de mßme
qu'elle demandait que Von en agit ici ä l'egard du roi de Prusse3), et il
ajouta qu'il ne serait pas possible d'entrer en matiere, si je ne lui donnais
au pre'alable des assuranoes pre'cises sur ce point pre*liminaire.« Da
Bernis auf diesem Standpunkt, trotz aller Bemühungen Starhembergs, den
Unterschied zwischen den Beziehungen Österreichs zu England und denen
Frankreichs zu Preussen klarzumachen, geblieben sei, so habe Starhemberg
schliesslich die schriftliche Erklärung4) von Bernis entgegengenommen,
dass alle ihre weiteren Verhandlungen null und nichtig sein sollten, falls
Österreich jene Grundbedingung nicht zugestände.
Nunmehr seien sie in die Berathung Aber die in der Instruction vom
21. August 1755 enthaltene sechs Punkte5) eingetreten:
1) Don Philipps »Etablirung« in den österreichischen Niederlanden.
Frankreich fordere für den Prinzen die Grafschaft Flandern, das Gebiet
' von Tournay und das ganze Land zwischen der Scheide und dem Meer,
ferner nähere Verabredung über sein Thronfolgerecht in Neapel.
2) Prinz Conty und die polnische Königswahl. Der König von Frank-
reich beabsichtige nichts als die Erhaltung der Freiheit der polnischen
Nation und ihres Wahlrechts. Man sei nicht abgeneigt, mit Österreich
eine Vereinbarung einzugehen, um bei dem Tode des Königs von Polen
die Aufrechterhaltung des Friedens und der öffentlichen Ruhe zu sichern;
einen bestimmten Throncandidaten habe man nicht im Auge.
3) Bemühungen, Kussland mit Frankreich zu versöhnen und Spanien
mit in das Bündniss zu ziehen. Frankreich wolle beide Zwecke befördern,
wünsche aber auch Neapel hineinzuziehen.
1) Vgl. S. 220. 2) Vgl. Nr. 46. 3) Vgl. Nr. 44. 45.
4) Vgl. v. Arneth IV, 553 Anm. 510. 5) Vgl. S. 148 f.
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246 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 »Nons en vinmes ä la quatrifeme [proposition], dans laqnelle il est dit
que l'on indiquerait ä la France les moyens d'agrandir ses allies. L'abbd
de Bernis me dit ä cette proposition qu'on ne ponvait s'expliquer snr son
contenn sans savoir quels ätaient les moyens qne nons pouvions indiqner
ponr l'agrandissement des allies de la France, et qnelles dtaient les pnia-
sances qne nons comprenions sons ce nom. Je ne jugeai pas ä propos
de m'expliquer snr oe point, avant qne d'avoir appris les intentions de
cette oonr au sujet de la cinquieme et sixieme proposition, an moyen de
qnoi je priai l'abbe* de Bernis de remettre l'examen de cette proposition
jusqu'ä ce qne nons nons fnssions expliquäs snr les denx suivantes.
»II tut, par consäqnent, qnestion d'abord de la cinquieme, dans laqnelle
U est dit qne Ton demandait qne la France renonc&t ä son alliance avec
le roi de Prnsse. L'abbe* de Bernis me däclara an snjet de cette propo-
sition que le Roi ätait däcide* d'en agir avec le roi de Prnsse de la m6me
facon qne nons agirions avec l'Angleterre, qne c'dtait donc ä nons de dire
quelle sorte de renonciation ä l'alliance du roi de Prnsse nons demandions
de la part de cette conr; qu'on avait lieu de croire qu'il ne ponvait pas
ctre question d'une renonciation qui engageat le Roi a un concours offensif
ä nos dgmarches projetles contre le roi de Prnsse, puisque nons n'e'tions
pas ä port^e d'entrer dans des mesures offensives contre l'Angleterre, que,
par consäquent, nons ne demanderions apparemment qu'une renonciation
pnre et simple, ä laqnelle on pourrait se d<3 terminer ici, pourvu que de
notre c6t<S nons en fissions autant vis-ä-vis de l'Angleterre, mais que
sürement on insisterait tonjours sur une parfaite re'ciprocite' sans laqnelle
nons ne conclnrions jamais rien. Je crus qne c'e*tait la le moment de
repre'senter ä l'abbe* de Bernis oombien il importait ponr le bien de la
n^gociation de ne pas prendre le change sur ce qui doit ßtre le ▼e'ritable
point fondamental de notre nögociation. Je le räduisis ä cet effet, par une
suite de raisonnements qne je n'entreprendrai pas de redire ioi, ä convenir
avec moi que le seul but auquel nons devions tacher de parvenir, e*tait
de prövenir les suites dangereuses ä craindre de l'alliance des conrs de
Londres et de Berlin, que, par conseqnent, des lors que notre inte're't
fondamental exigeait qne Ton s'acheminät conjointement vers ce but, la
reciprocite' consistait ä faire chacun de son cöte" ce qui ponvait nons y
amener le plns sürement et le plus promptement; que, le meilleur et m£me
l'unique moyen pour cela consistant en ce que Ton tache de mettre des
bornes ä la puissance du roi de Prnsse, et n'y ayant nulle apparence que
Ton püt y räussir, si la France n'agissait pas en ce point de concert avec
nons, il fallait de näcessite* qu'elle se pr€tat ä ce concert et consenttt ä
contribuer aux frais que l'execution de nos vues contre le roi de Prusse
exigerait, ce qui est le sens de la sixieme proposition, enonce*e dans notre
Premier plan, laqnelle dit que Ton s'entendrait avec la France sur les
frais et la depense qu'exigerait l'execution du plan propoaä.«
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1756 Februar 27.
247
Nach sehr langen Unterredungen glaube Starhemberg als die Absicht 1756,
Frankreichs zn erkennen, dasa es, bezüglich der Form des Verzichtes auf e r' '
die Allianz, niemals von der Bedingung der Reciprocität zurücktreten
werde. Man könne freilich noch weitere Versuche machen, die aber wenig
Aussicht böten.
»Quant a la substance, il est certain que Ton entre non senlement,
an moin8 en partie, dans nos vues contre le roi de Prusse, et que Ton
consent ä ce que nous lui reprenions avec le secours de Russie les fitata
quMl nous a enleväs, mais que mßme on ne fera pas difficulte" de concourir
efficacement ä Tex^cution de ces vues en nous fournissant des secours en
argen t, dont nous pourrons avoir besoin. Tonte la difficulte' consistera
encore dans la modification.« . . .
Bernis habe schliesslich vorgeschlagen, »que Ton ponrrait prendre ponr
prätexte des secours en argent que la France nons fournirait, la compen-
sation des avantages que nous faiaions a Tinfant Don Philippe dans l'äohange
projete*.« Allerdinga fürchte Starhemberg, 1) dass alsdann die Forderungen
Frankreichs für Don Philipp sehr hoch steigen wllrden und 2) die Geld-
bewilligung nicht die für Österreich wünschenswerte Höhe erreichen
dürfte.
Worauf es jedoch ankomme, sei zugestanden,
1) dass der französische Hof Österreich gegen Preussen freie Hand
lasse,
2) dass der französische Hof Österreich mit Geld unterstütze. Man
verlange die Höhe dieser Subsidien zu wissen.
Darauf habe Bernis gefragt, durch welche Mittel Österreich die
französischen Bundesgenossen zu vergrößern plane, und an wen man
dabei denke. Starhemberg erwiderte, dass ausser Russland noch einige
andere benachbarte Staaten, etwa Schweden, Pfalz, Sachsen zum sicheren
Gelingen des Planes nothwendig sein würden, und dass man diese Mächte
durch Gebietserweiterungen auf preussische Kosten gewinnen wolle. Da-
durch würden sowohl diese Mächte als Frankreich und Österreich vor
künftiger Rache des preussischen Königs sicher gestellt, den es vollständig
unfähig zu machen gelte, nochmals die Ruhe Europas zu stören. Auf
diese Weise werde auch der Zeitraum verkürzt, während dessen Frankreich
Subsidien zu zahlen hätte. Übrigens hinge die Wahl der Hülfsmächte von
den Wünschen Frankreichs ab.
»L'abbe* de Bernis n'ecouta qu'ä demi tous ces raisonnements. H
m'interrompit ä chaque instant et me declara, des le commencement de
deux longnes conversatious que nous eümes ä oe sujet, que le Roi ne se
pr€terait jamais ä cette proposition. Les raisons sont:
1. »que le prooCde* serait trop violent et trop oppose* ä la facon de
penser du Roi.
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248 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 2. »que le roi de Prasse serait suffisamment puni dn tort qu'il avait
»br. 27 ^g.^.^g £e cette (et qui 2B ne consistait que dans le mystere qn'il
avait fait de sa nägooiation aveo l'Angleterre 1), si on le laissait senl aux
prises aveo nous et la Rassie et consentait k oe que nons lui reprenions
la Sile'sie.
3. »que Ton aimerait mieux lui däclarer ouvertement la guerre, que
de se prßter sons main ä sa destrnction totale.
4. »que, quand m6me l'on aurait pu y consentir, ce n'aurait Jamals
6t6 qu'ä condition que nous eussions aussi oonsenti de notre cöte" au
däpouillement total du roi d'Angleterre.
5. »que, si le roi de Prusse perdait la Sil^sie, il se voyait prive* de
la moitie de ses forces et ne serait plus en e"tat de rien entreprendre.
6. »qu'en outre l'alliance que nous allions contracter aveo la France,
devait nous donner toute sürete" ä oet egard, vu qu'elle serait la premiere
ä se ddclarer ouvertement contre lui, s'il verrait jamais ä troubler la paix.
7. »que, des lors que conjointement aveo la Russie nous n'aurions ä
faire qu'ä lui seul, il nous serait tres aise* de le räduire ä nous ce*der la
Silesie, sans avoir beBoin du concours d'autrea puissances.
8. »que, si nous oraignions (comme je crns devoir le faire aperoevoir,)
que cos puissances ne se declarassent en sa faveur, il y aurait moyen
de los engager ä rester neutres, vu que la 8uedo e*tait liee avec la France
par le meme traite* qui la liait avec le roi de Prasse2), et pröfererait
toujours l'allianoe de cotte cour ä oelle de la Prusse; que Ton pourrait
au besoin donner des subsidos ä la Saxe et k la Baviere, pour qu'elle«
demeurassent tranquilles, et qu'en un mot, on ne voyait ni la necessiti
ni la possibilite* d'entrer en aucun oonoert k oet egard, et que, reellement,
on aimerait mienx renoncer k tont que de consentir jamais k cette pro-
posiüon.
»Cette declaration si precise donnera sans doute beaucoup ä penser
k V. Exe, et eile est en effet de nature ä pouvoir donner de justes soup-
90ns sur les ventables sentiments et dispositions de cette cour. Tout
prouve que Ton a, ou du moins qu'on affecte d 'avoir encore beauooup de
8crapule et de renitence k sacrifier le roi de Prasse. On veut sans doute
le laisser en force pour pouvoir toujours ä tout ävänement se servir de
lui oontre nous, et quelque chose que j'ai pu repräsenter, on ne se per-
suade pas que la France pnisse jamais avoir rien ä craindre de sa part.
On semble ne pas reconnaitre tout l'avantage que l'Angleterre peut tirer
de son alliance. On croit qu'il n'y a que notre intärät particulier, la
passion et la vengeance qni nous gnident dans tout cecP), en un mot,
on veut bien mettre des bornes ä la puissanoe du roi de Prusse, mais on
ne veut pas la dätraire entierement, et on est content que nous reprenions
1) Vgl. S. 218. 2) Vgl 8. 218 Anm. 4. 3) Vgl. Nr. 36.
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1756 Februar 27 - März 6.
249
la 8il&ie, mais on ne veut pas nous mettre dans une position tout-ä-fait 1756
tranquille, assuree et qui peut donner ä oe que Ton croit de la suj^tion Febr*
ä la France.« . . .
50. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 2. März 1756. März 2
Nach der Urschrift.
Esterhasys Darstellung der Weltlage, die er den beiden russischen
Kanzlern in Befolgung des Erlasses vom 11. Februar1) gegeben habe,
hätte »um so ehender einen erwünschten Eingang gefunden2), als sich
dieselbe wenige Tage zuvor gegen mich in essentiali fast ganz gleichförmig
geäusseret haben«. Beide hätten ihm versichert, dass die russische Kaiserin,
die »ohne das Aber diese ohnvermuthete englische Vorfallenheit über die
Maaßsen aufgebracht wäre3), in allem bundesmässig und standhaft zu
Werke zu gehen, entschlossen seie, sich darbei aber auch nicht zu über-
eilen4), sondern diese Sach, bis sie noch mehr reif sein wird, gegen den
englischen Hof mit einer äusserlioh erscheinenden Gleichgültigkeit, jedoch
darbei aufmerksam anzusehen gedenke«.
51. Maria Theresia an Starhemberg 5). Wien, 6. März 1756. März 6
Nach dem Beioconcept VfL t. Arneth IV. 427; Bänke 163. 1«8; Oucken II, 16; Beer, M. L Ö. 0.
XVII, 123. 134.
Ausführliche Instruction, einen Neutraläätsvertrag mit Frankreich alt Vorbereitung
des geheimen OffensivtraetaU abtuschlieeten.
. . . »Das Wesentlichste der . . . königlichen Antwort6) bestehet nicht
nur in der generalen, willfährigen Äusserung, sondern zugleich in der
nachdrücklichen Versicherung, dass die ganze Handlung auf die Billigkeit,
gutes Trauen und Glauben, wie auch auf eine vollkommene Beciprocität
gegründet werden sollte.« Hierin habe bisher die grösste Sorge der
Kaiserin beruht.
»Soviel nun die Sache selbsten anbetrifft, so hat nunmehro die
Question an ? ihre vollkommene Richtigkeit«, und es handele sich nur
noch um das quomodo. Hierfür sei die Instruction vom 21. August 1755 7)
maassgebend. Zur Entwerfung eines vollständigen Planes aber müssten
erst die französischen Forderungen zuverlässig bekannt sein. »Dann nach
Maass, als die erwähnte Verlangen mehr oder weniger ertragen, müssen
1) Vgl. Nr. 41.
2) Dasselbe berichtete Esterhasy noch einmal am 9. März 1756.
3) VgL Nr. 47 a, 4) Vgl. Nr. 41. 48 a.
5) Ist die Antwort auf Starhembergs Berichte vom 16. und 20. Februar 1756
(rgl. Nr. 44. 45) und noch ohne Kenntnisa des Starhemberg'schen Berichts vom
27. Februar 1756 (vgl. Nr. 49) abgefasst, vgl. S. 253.
6) Frankreichs vom 19. Februar 1756. Vgl. Nr. 45. 7) Vgl. Nr. 2.
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250 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Wir Unser Begehren in Ansehung des werkthätigen französchen Beitrags
März 6 ejnrjcjj^en und nach Proportion, als dieser Beitrag beschaffen ist, den
Operationsplan erstrecken oder beschränken.« Begnüge sich Frankreich
z. B. mit dem für Don Philipp angebotenen Äquivalent, so »begreifen Wir
von selbsten, dass Unsere Gegenforderungen, zumalen, was den baren
Geldbeitrag anbetrifft, zu mässigen und auf andere thunliche Auswege zu
Auftreibung der ungemein grossen Kriegsausgaben in Zeiten fürzudenken
seie; dahingegen in dem anderen Fall die Billigkeit und Proportion
erforderte, Unsere Verlangen zu erweiteren und den Plan darnach ein-
zurichten. «
Es komme also alles darauf an, die Höhe der französischen Gegen-
forderungen zu erfahren. Inzwischen gebe man ihm noch folgende Er-
läuterungen:
Zu l1). Äquivalent für Philipp. . . . »Und sollten sich gleich die
französchen Anforderungen viel weiter erstrecken, so dörfte doch zu allem
mit beiderseitiger Zufriedenheit Rath zu schaffen sein,« wenn nur die Reci-
procitat beachtet würde.
Zu 2. Conty und die polnische Königswahl. Man habe mit Ver-
gnügen des französischen Königs »abgeänderte Gesinnung« wahrgenommen,
hoffe, dass demgemäss Frankreich »ans der künftigen polnischen Königs wähl
keine Hauptbedingnuss machen, sondern auf andere ihm mehr an dem
Herzen liegende objecta seine vorzügliche Aufmerksamkeit richten werde« ;
man könne aber trotzdem noch »mit Anständigkeit nicht wohl einen Ab-
sprung« davon nehmen.
Zu 5. Frankreich soll die preussische Allianz völlig verlassen. »Über
dieses wichtige Begehren hat nun die ernannte Krone allschon in generalen
Ausdruckungen eine willfährige Antwort ertheüet.« Die Kaiserin ver-
muthe, dass Frankreich «zwar vor dermalen in Unsere geheime Vorschläge
aufrichtig und eiferig eingehen«, aber darüber hinaus, auch aus religiösen
Interessen, gleichzeitig mit dem österreichischen Angriff auf Preussen gegen
Hannover vorgehen wolle. Das würde zwar die Österreichischen Absichten
gegen Preussen ■> ungemein < erleichtern, indessen bestände die Gefahr, dass
Russland, »so viele Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, dass Russland zu werk-
thätigen Maassnehmungen gegen Preussen allein zu vermögen seie'2)«, seine
Gesinnung ändern würde, wenn Hannover ins Spiel käme, zumal wenn
der Subsidientractat mit England schon abgeschlossen sein sollte3).
Auch wäre zu besorgen, dass bei einer Bedrohung Hannovers England
schleunigst zum Schaden für Österreich Frieden mit Frankreich schliessen
würde. Starhemberg solle alflo, falls Frankreich diesen Plan wirklich
fasse, zwar nichts dagegen einwenden4), was auch im Interesse der Reci-
1) Vgl. Nr. 49. 2) Vgl. Nr. 31. 50. 3) Vgl. S. 233 Anm. 2.
4) Vgl. S. 208 t
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1756 März 6.
251
procitit nicht gut anginge, aber auf vorherige Vereinbarung mit Russland
dringen.
Starhemberg werde ermächtigt, eine ganz willfahrige Antwort auf die
Frage zu ortheilen, ob Österreich fflr den Fall, dass der Vertrag mit
Frankreich zu Stande komme, auf die englische Allianz verzichten wolle *).
Die Kaiserin erbiete sich sogar, diese Erklärung auf Verlangen in einem
besonderen Artikel des Vertrages abzugeben. Indessen solle auch Frank-
reich versprechen, ohne Österreichs Genehmigung keinen der »geheimen
Handlung c hinderlichen Frieden zu schliessen. Ausserdem müsse dem
Traetat die ausdrückliche Bedingung einverleibt werden, dasB alle fflr
Frankreich und Don Philipp gewährten Vortheile ohne die wirkliche Er-
oberung von Schlesien und Glatz hinfällig seien.
Zu 6. Die Geldbeihilfe Frankreichs oder Spaniens sei erst nach Maass-
gabe der französischen Gegenforderungen zu bemessen. »So vieles aber hat
seine nngezweifelte Richtigkeit, dass ohne vollständige Gewinnung des
russischen Hofs auf keiner 8eiten etwas gedeihliches auszurichten2); dass
solches ohne Subsidien, die denen englischen wenigstens gleichkommen,
nicht anzuhoffen, dass Aber dieses die jährliche, ausserordentliche Kriegs-
erfordernussen , ohne das ordinarium, fflr unser aerarinm zwölf Millionen
Gulden betragen wurden; dass wir hierzu ohne ausserordentliche Beihülfe,
es möge solche in Credit oder in einem von Frankreich oder Spanien zu
stipulirenden Geldbeitrag bestehen, nicht Rath schaffen können, und dass
dabero auf alle thunliche Mittel und Wege fürzudenken seie, so Uns die
Last erleichteren helfen. Wie Wir dann durch die nämliche Betrachtung
allschon veranlasset worden, in Unseren Niederlanden vier Millionen Gulden
durch Errichtung einer Lotterie . . . aufzunehmen und diese Gelder zur
Ausführung des geheimen Vorschlags bereit zu halten.«
In der Unterhandlung selbst sei folgendermaassen vorzugeben:
1) Zunächst gelte es die Einigung mit Frankreich nach folgenden
Grundregeln zu Stande zu bringen.
Frankreich solle seine Bedingungen »offenherzig, vollständig und ohn-
verzü glich« nennen.
Es sei »unwiderruflich« festzustellen, worin die beiderseitigen Vortheile
und Bedingungen bei glücklichem Ausgang der Unternehmung gegen Preus-
8en bestehen sollen.
Aufrichtigkeit müsse die allgemeine Richtschnur bilden.
»Nicht sowohl in der Gestalt des Principalgeschäfts, als hauptsächlich
zu Vorbereit- und Beförderung des grossen Endzwecks sei es in allen Fällen
dienlich und nöthig, die Neutralitätsaote zu errichten«, und so das Auf-
geben zu verringern, das allenthalben die österreichisch-französischen Ver-
handlungen erregten»).
1) Vgl. Nr. 44. 2) Vgl. S. 146. 3) Vgl. Nr. 46.
252 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
r*7586 Endlich sei auf Abschlags eines Defensivtraetats hinzuwirken, soweit
er mit dem geheimen Vorschlag vereinbar sei1).
2) Wenn nnn mit Frankreich, »wo nicht das ganze nach allen seinen
Theüen, jedoch das Hauptwerk verabredet nnd in das Klare gesetzet ist,
so bestehet der zweite wesentliche nnd unumgänglich nöthige Theil Unsere
geheimen Vorschlages in der vollkommenen Einverständnis und Mitwirkung
des russischen Hofs1), nach welchem Wir auch die Zeit, wann zur Exe-
cution zu schreiten, richten müssen.« Zur Vorbereitung sei bereits am
11. Februar2) an Esterhasy ein ausführlicher Erlass ergangen, und man
gedenke nunmehr bei der russischen Kaiserin anzufragen, ob sie »gegen
ein billiges subsidie« im Verein mit Österreich >noch in diesem Jahr eine
Armee von 70—80000 Mann gegen die preussische Lande marschiren zu
lassen« geneigt sei.
Der Zeitpunkt der Ausführung werde sich nach der russischen Ant-
wort richten. Auf Bernis' Anfrage wegen der Verschiebung des Angriffs
bis zum nächsten Frühjahr3) möge Starhemberg erwidern, dass jeder Zeit-
verlust sehr schädlich sei. . . . »Allenfalls sollte sich die übertriebene
französche Delicatesse damit beruhigen lassen, dass dieser Hof nach
Unserem ersten Plan sich nicht unmittelbar in den Krieg gegen Preussen
einzulassen, sondern desfalls einen ruhigen Zuschauer abzugeben4), auch
alle seine Uns zu gut kommende Bedingnusse und Versprechen bloss und
allein auf die in den Niederlanden zu bewilligende Gegenvortheile zu
richten hätte.«
3) In Schweden habe die Kaiserin durch Graf Zinzendorf5) bereits
zur Zeit der ersten Anknüpfung mit Frankreich bei dem Reichsrath Höpken
anfragen lassen, der damals aber aus Rücksicht auf Frankreich »seine vor-
malige Sprache auf einmal abgeändert« habe. . . .
4) »Nächst Frankreich und Russland verdienet der spanische und
neapolitanische Hof sonder Zweifel die grösste Aufmerksamkeit.« Man
dürfe ihnen jedoch nicht eher klaren Wein einschenken, als bis die »Grund-
maassnebmungen zwischen Uns, Frankreich nnd Russland eoncertiret« sind.
Vorläufig solle jedoch wenigstens versucht werden, einen Neutralität»- und
allenfalls Defensiwertrag abzuschliessen6).
5) Die mit Schweden, Dänemark, Sachsen, Pfalz, Bayern, Köln und
anderen katholischen Reichsfürsten einzuleitenden Verhandlungen") seien
bis zur Einigung in den Hauptpunkten, und bis also »der Ausbruch des
Concerts nahe bevorsteht« aufzuschieben.
1) Vgl. Nr. 46. 2) Vgl. Nr. 46, S. 146. 3) Vgl. Nr. 44. 4) Vgl. S. 156.
5) Zinzendorf begab sich von Petersburg (vgl. S. 198 Anm. 5) nach Stock-
holm, sein erster Bericht von dort trägt das Datum des 19. August 1755.
6) VgL Nr. 46. 7) Vgl. S. 155 f.
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1756 März 6 - März 7.
253
51a. Antwort Österreichs auf die französische Erklärung vom "56
19. Februar 1756 *). Wien, 6. März 1756. Mkrz
Nach dam Bainconeept.
Der König von Frankreich habe der Kaiserin die Wahl überlassen, eine
Vereinigung anf Grund des ersten Osterreichischen 2) oder des zweiten fran-
zösischen Planes3) herbeizuführen. »Pour ope*rer consäquemment aux grandes
vues qu'on se propose mutuellement, il sera ne'cessaire de combiner les
deux plana, de facon que le premier soit absolnment la base et le fondement
du second, et c'est sur ce pied que LL. Ms. Imps. ont Charge* et pleinement
autorisä leur ministre ... de traiter et de conclure.
»Rien certainement n'est plus confonne aux intentions de LL. Ms.
Imps. et plus digne de la facon de penser des deux conrs que d etablir
pour principe fondamental du traite* projetä l'ägalitä et la räciprocite* la
plus parfaite des conditions.« . . .
52. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 7. März 1756. März 7
Nach dem Reinconcept.
Vorläufiges ürtheil Uber die französische Politik auf Grund des Star Hemberg' sehen
Berichts vom 27. Februar 1756.
Der gleichzeitig an Starhemberg abgehende Erlass vom 6. März4) sei
noch ohne Berücksichtigung des Berichtes vom 27. Februar*) verfasst. Die
Antwort auf diesen werde demnächst auf Grund eines Conferentialbeschlusses
erfolgen6).
Kaunitz sei erfreut, dass Frankreich sich nunmehr bestimmt geäussert
habe, inwieweit es der preussischen Allianz entsagen wolle, und worin
das geforderte reeiprocum bestehen solle.
Kaunitz verstehe die französischen Absichten dahin, »dass dieser Hof
dem Schein nach nichts vor sich anverlanget und dahoro auch nichts zur
Ausführung ohnmittelbar beitragen, sondern freie Hände behalten will, sich,
wann es ihm anständig, nicht nur aus dem Krieg mit Engeland, sondern
ans der ganzen Sache zu ziehen und uns die Kosten, die Gefahr und den
Verlust allein auf dem Hals zu lassen, hingegen bei einem glücklichen Aus-
schlag von dem wesentlichsten Vortheil vollkommen versichert zu sein.«
Daher werde keine Abtretung an Frankreich selbst verlangt, sondern
nur ein Äquivalent für Don Philipp. Doch vergesse Frankreich hierbei ganz
das Gebot der Billigkeit.
»Da aber Frankreich den vierten Punkt unsers geheimen Vorschlags7)
verwerfen und ausser der erst zu machenden Wiedereroberung Schlesiens
die mehrere Schwächung des Königs in Preussen nicht gestatten will, so
1) Vgl. Nr. 45. 2) Vgl. Nr. 2 a. 3) Vgl. Nr. 31. 4) Vgl. Nr. 51.
5) Vgl. Nr. 49. 6) Vgl. Nr. 59. 7) Vgl. S. 160.
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254 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 bekommt Misere ganze Idee eine andere Gestalt und verlieret einen
lärz 7
Haupttheil des Fundaments, worauf sie gebauet ist.«
Preussen verfüge über 150000 Mann der besten Truppen. Der
preussische König »kann also sowohl uns als Russland eine solche Armee
entgegenstellen, welche, wo nicht die Oberhand behalte, jedoch den Krieg
auf verschiedene Campagnen hinaus verlängere1). Was sich inzwischen
für grosso Zufälle ergeben dörften, stehet nicht vorzusehen. Und bei
Offensivunternehmungen müsste wenigstens die Hoffnung eines glücklichen
Auaschlags vorwiegen; welches aber bei unseren Absichten gegen Preussen
gänzlich ermangelen würde, wann nicht nach völliger Beschäftigung der
preussischen Macht eine dritte Armee2) den geschwinden Ausschlag giebet.«
Doch seien das Qedanken noch in roher Form und bedürften der
Prüfung in der (Konferenz.
An der Neutralitätoacte sowie dem Defensivtractat solle der Instruction
vom 6. März gemäss weitergearbeitet werden8).
März 9 52a. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 9. März 1756.
I*. S. 'S. Nach dem Reinconccpt.
Übersendet ihm zwei gleichzeitig angekommene Depeschen Esterhasys4),
wonach zwar die Ratificationsauswechslung mit England erfolgt sei, »aber
der russische Hof im übrigen sehr vergnüglich denke. Was nun hiervon
für Gebrauch zu machen«, werde Starhemberg »am besten zu beurtheilen
wissen.«
März 9 53. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 9. März 1756.
Nach einer Abschrift des eigenhändigen Schreibens. Vgl. W&ddington, Renversemeiit
Besteht auf einer weiteren Schwächung Preussens über Schienen und Glotz
hinaus.
... »U faut qu'on se persuade särieusement, et une fois pour toutes,
en France qne ce n'est nnllement la transplantation de l'infant, laquelle
en effet nous importe peu, qui nous engage, ou pourra jamais noufl engager
ä lui accorder les avantages inestimables pour la monarchie francaiae que
nous lui offrons aux Pays-Bas, raais que c'est uniquement la reprise de
la Siläsie et du comte* de Glatz et surtout un beaucoup plus grand
1) Zuversichtlicher äusserte sich Kaunitz in seinem Vortrage vom 27. Jnni
1755: Um Preussen über den Haufen zu werfen, »dörften . . die eigene Kräften
des . . Erzhauses wohl noch zureichend sein, wann nur auf der anderen Seiten
nichts zu besorgen stunde.« Vgl. Beer, Archiv 21. Ähnlich hatte Kaunitz im
Jahre 1749 die österreichische Kriegsmacht der preussischen, wenn nicht als über-
legen, so mindestens doch als gleich bezeichnet Vgl. v. Arneth IV, 276.
2) Vgl. S. 247. 3) Vgl. Nr. 51. 4) Vgl. S. 241 Anm. 1.
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1756 März 7
- März 9.
255
affaiblissement encore dn roi de Prasse1) indispensable ä notre tranquillite*
qni en est le reciproque et la condition sine qua non; que c'est lä räqui- M8rz
ralent, et que ce mot ne pent aller ä ancnne antre chose; qu'en un mot,
ä moins que la France ne conconre de bonne foi et serieusement ä toutes
les mesures nöcessaires, pour quo par la paix qui doit suivre la guerre
que l'on fera pour cet objet, les choses soient mises et puissent rester
solidement et tranquillement sur le pied susdit, eile anra ä se reprooher
et ä se repentir de s'ßtre prive*e elle-m6me des avantages immenses de tont
ce Systeme, qn'elle n'a qu'ä regarder des ä präsent comme non avenu saus
80D entiere et parfaite execution.
»C'est ce qn'il fandra tftcher de faire sentir en termes convenables et,
en meme temps, neanmoins le favorable revers de la mödaille, si on ne
retranche aucune des conditions dn canevas de notre premier plan2),
lesquelles NJ sont toutes nCcessaires sans exception. Vous observerez,
cependant, qne je ne parle que de celles qni regardent l'expldition contre
le roi de Prusse.«
54. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 9. Marz 1756. März 9
Nwh der Urschrift.
Klagen des Grosskanzler» über Williams. Günstige Stimmung der Zarin.
Bestushew, WoroDZOW und Olsuwiew hätten ihm wiederholt, dass die
Zarin über Englands Verhalten » ungemein und um so mehr piquiret seie,
als durch diesen Tractat sie hintergangen nnd in ihren Maassnehmungen
nnd Absichten gänzlich derangiret worden wäre«. Esterhasy habe geant-
wortet, das gemeinsame Interesse der beiden Kaiserhöfe erheischte, »sich
nach wie vor miteinander genau einzuverstehen, jedoch in den diesfälligen
Maassnehmungen noch zur Zeit auch nicht zu übereilen3)«, zumal er in
Bälde nähere Anweisungen erwartete. Er habe mit seinen Vorstellungen
»auch allenthalben ziemlichen Ingress gefunden.
»Weiters gab mir der Grosskanzler im Vertrauen, jedoch mit vieler
Erbitterung und Heftigkeit zu erkennen, dass der Williams Bich mit der
hiesigen Grossfflrstin in einen anf die Geschäften hinauslaufenden geheimen
Briefwechsel einliesse und unter anderem ihn, Grosskanzler, anschwärzte,
welches er, sagte dieser Ministre, bei dem englischen Bottschafter um so
weniger verdienet, als er, Grosskanzler, doch die alleinige Ursache wäre,
dass er, Williams, nach Russland gekommen seie. Die Groasftrstin selbst
hätte ihn, Grafen, durch des Williams Billet zum Theil davon überzeuget.
Nach diesem fuhr der Grosskanzler fort, über den englischen Ministre
sich in weitläuftige Klagen einzulassen, sagend, dass mit diesem Mann
einmal nicht auszukommen und das beste sein würde, ihn von hier wieder
1) Vgl. Nr. 52. 2) Vgl. Nr. 2 a. 3) Vgl. S. 249.
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256 Österreichische Acten sur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
(l.75ß9 wegbringen zu suchen nnd den Hyndford1) abermalen anhero kommen zu
lassen.« . . .
Man habe einen verkappten französischen Emissär aufgegriffen. >Der
Olsuwiew hat mir diese Particularität mit dem Beisatz in dem engesten
Vertrauen erzählet, dass die russische Kaiserin anbefohlen hätte, dem
Grosskanzler von diesem französchen emissario noch zur Zeit nichts zu
eröffnen2). Genug ist, dass der Favorit von diesem emissario der hiesigen
Souveraine sogleich Nachricht gegeben und andurch erwiesen hat, dass
er nicht so französisch gesinnet seie, als ihm der Grosskanzler letzthin
gegen mich mit Gewalt aufbürden wollen.
»Der Olsnwiew sagte mir noch weiters, dass die russische Souveraine
in Ansehung I. K. K. M. dermalen so gut disponiret wären ') , dass sie zn
allem, was AUerhÖchstderoselben angenehm seie, gebracht und vermöget
werden konnte.«
März 11 55. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 1 1. März 1756. Praes. 19. März
1756.
Naeh der Urschrift. Vgl.*. Anrath IV, 427; Beer, H. Z. 27, 310 ff.; BrogUe, L'alliance »2 U
Lehmann 33 f. 40; Waddington, Bemerseinent 318 ff; Beer, M. I. Ö. G. XVII, »14
Anm. 1.
Weigerung Frankreichs, einen Neutralitätsvertrag mit Österreich abtuschliessen.
Charakteristik von Rouille' und Bemis.
Den Vorschlag einer Neutralitätsconvention 4) hätten die französischen
Minister abgelehnt. Sie versicherten, dass Frankreich niemals den König
in Preussen angreifen, aber auch mit ihm während der Dauer der geheimen
Verhandlungen den zu Ende gehenden Tractat5) nicht erneuern werde.
Ein förmlicher Neutralitätsvertrag werde Prenssens Bemühungen um Ver-
längerung der bestehenden Verbindung verstärken und dadurch dem fran-
zösischen Hof Verlegenheit bereiten.
»Lea avances du roi de Prusse Ä} n'ont pas laisse* que de faire impres-
sion sur Tesprit de M. de Nivernais et peut-*3tre aussi snr celui de M. de
Rouille'. Ce dernier m a paru tout-ä-fait dispose* a croire que le traite de
Londres ne renfermait aucun article secret7), et oe qu'il y a de plus
fächeux et de plus incomprähensible , il persiste tonjours a soutenir qu'il
ne peut y avoir d'intelligence sinoere entre l'Angleterre et le roi de
Prusse j que ce Prince ne peut trouver ni sürete* ni avantage dans tonte
autre alliance que celle de la France, et que la France, au contraire,
1 Hyndford war seit dem Frühjahr 1745 englischer Gesandter am russischen
Hofe gewesen. Sein Nachfolger war Guy Dickens, der im Sommer 1755 durch
Williams abgelöst wurde. Vgl. v. Raumer, Beiträge II, 202. 285.
2) Vgl. Nr. 48 b. 3) Vgl. S. 235. 4) Vgl. Nr. 46. 52.
5) Vgl. S. 228 Anm. 3.
6) Vgl. Lucien Perey 374 ff.; Beer, H. Z. 27, 340 Anm. 3. 7) Vgl. S. 246.
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1756 März 9 - März II.
257
ne peut jamais rien avoir ä craindre de sa pari Ce raisonnement si faux, 1756
si mal fomte, et qni cadre si peu avec la rösolution qu'on a prise, et qui Marz 1
uTa 6t6 declarie et confirmee encore depuis, de vouloir abandonner
l'alliance da roi de Prasse et de concourir meme aux frais de la guerre
que ooas aarons k lai faire »), me donae, je l'avouerai, beauconp ä penser
et me cause souvent de tres grandes inquie'tudes. Je crois ponvoir entre-
voir que H. de Rouillö, (ou pour mieux dire M. l'abbe* la Ville qui le guide
daus toot ceci) et M. de Bernis ne sont pas tout-ä-fait d'accord dans
leurs principes.
»Le premier de ces ministres, quoique porte* tres sincerement pour
l'ätablissement d'une bonne union entre nos deux cours, Youdrait, ne*an-
moins, selon toutes les apparences, que ce ne füt pas aux de'pens da roi
de Prusse. II lui est m£me echappe' dans nos conversations, ees jonrs
passe's, de me dire que le roi de Prasse £tait an aliie* nöcessaire de la
France. . . .
>M. de Bernis, an contraire, me parait se rapprocher beauconp davan-
tage de nous, il trouve plus ä redire et voit beaucoup plus a oraindre
que M. Rouille' k la conduite passäe et präsente du roi de Prusse. II est,
d'ailleurs, trop clairvoyant pour ne pas connaftre que nous ne pourrons
jamais consentir que la France garde des mänagements pour ce Prince,
et que, tant qu'elle les gardera, la nouvelle alliance ne pourra jamais €tre
envisagäe de notre part comme un ouvrage bien solide. II s'opposera
toujours fortement k la destruction totale da roi de Prusse2); mais ce sera,
je crois, par des principes tout-ä-fait differents de ceux de M. Rouille",
qui, agissant beaucoup plus sur des impressions momentanes que d'apres
un väritable Systeme, sera toujours porte" ä ajouter foi k tout ce qui
▼iendra de la part du roi de Prusse, et a croire que ce Prince, quoique
fort occupe" de ses propres intörßts, est toujours un allid utile pour la
France, et qu'elle fera bien de manage.«
Man wolle nicht » l'abaiasement du roi de Prusse. . . . On craint
toujours que, si nous parvenions k ane'antir totalement la puissanoe du
roi de Prusse, nous ne reprenions ensuite notre ancienne liaison avec les
Puissances maritimes et ne tournions conjointement nos forces contre la
France. C'est la, selon moi, tout le noeud des difficulte*s que nous ren-
controns et rencontrerons encore dans la präsente nägociation, et c'est
sans doute le seul fondement des menagements que Ton conserve toujours
pour le roi de Prusse. . . .
»C'est aussi Ja, selon ce que je puis juger, le point, sur lequel roule
la diffärence des opinions de M. Rouille' et de M. de Bernis. Le premier,
plus timide, plus me' flaut et plus oirconspect, voudrait ne s'exposer d'aucun
cdte*, mCnager les deux partis et laisser toujours subsister de la jalousie
1) Vgl. S. 247. 2) Vgl. S. 247. 248.
AcUn tur Vorschiebt« du 7jlirig«n Krieg««. 17
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258 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
175>^ et de l'ombrage entre enx; l'autre au contraire, plus adroit et plus clair-
voyant, oonnaissant bien qu'on ne räussira jamais ä s'assurer de notre
alliance, tant que Ton ne se dölaehera du roi de Prusse qu'ä demi, se
porterait peut-e"tre a l'abandonner entierement, s'il pourrait parvenir a
nous dötacher aussi de notre cöte" tont- ä- fait de l'Angleterre, ä nous
couper toute communication avec les Puissances maritimes et a äcarter, par
conse'quent, tout motif de division entre la France et nous.c
Auch sei Rouille' persönlich auf Bernis wegen dessen Verwendung in
den geheimen Verhandlungen eifersüchtig, suche deshalb auch den Abbö
nach Madrid zu entfernen'). Für Österreich würde der Fortgang des
Bernis sehr ungünstig sein und der Vertrag mit Frankreich ohne ihn
kaum zu Stande kommen. Denn Bernis besitze durch Vermittlung der
Pompadour das ganze Vertrauen des Königs2). Bernis sei ein »homme
d'esprit, juste, tres au fait des interSts des Princes et (ce qui fait beau-
coup) inte'resse' personnellement ä la röussite de notre affaire qu'il regarde
comme son propre ouvrage.« . . .
Marz 13 56. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 13. März 1756.
Nach dem Reinconeept. Tgl. Beer, H. Z. 27, 362; Koeer I, 591; Lehmann 27; G. Q. A.
IS'jS, 107 f.; Beer, M. L Ö. G. XVH, 122; N»ud<5, Beiträge I, 29, fiö, 70, &2.
Mitteilungen über die mit Frankreich eingeleiteten geheimen Verhandlungen an
Jtussland. Vorschlag eines gemeinsamen Angriffs auf Preussen.
»Der Inhalt Unsers gegenwärtigen Rescripta ist so wichtig, dass Wir
Uns auf die Abschickung zweier Expressen nicht allein verlassen, sondern
Uns noch dazu des Ziffers bedienen. Weilen Wir Uns nicht umständlich
äussern können, so wirst Du Dich umso mehr befleissen, alles wohl zu
überlegen und den eigentlichen Verstand Unsers Auftrags auf das genau-
este zu befolgen.
»Nunmehro bleibt kein weiterer Zweifel übrig, dass Engeland Uns
nimmermehr gegen Preussen helfen3), sondern vielmehr diesem König
gegen Uns allen Vorschub leisten würde.
»Wir müssen also auf andere Mittel gedenken, Uns nicht nur vor
Preussen sicher zu stellen, sondern seinen bösen Absichten bevorzu-
kommen. Hierzu bleibet aber kein anderer Weg übrig, als durch Frank-
reich dasjenige zu suchen, was Wir durch Engeland nicht erhalten
können4). Daun ohne der englischen oder französchen Mitwtirkung wäre
es nicht nur sehr gefährlich, sondern in gewisser Maass ohnmöglich,
1) Vgl. S. 221.
2) Trotzdem wurde des Königs correspondance secrcte ohne Wissen von
Bernis geführt Vgl. Boutaric I, 215.
3) Vgl. Nr. 41. 4) Vgl. S. 145.
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1756 März 11 - März 13.
259
Preus8en einen rechten Streich beizabringen, da dieser König auf allen l"56
Seiten Hülfe finden nnd die Karten so mischen wurde , dass Wir und März
Russland keine freie Hände behielten.
»Nachdem aber Engeland aÜBchon mit Frankreich in Krieg verwicke-
let ist, und dieser letztere Hof über den preussischen mit Engeland ge-
schlossenen Tractat sehr aufgebracht sein muss1), so scheinet dermalen
eine ungemein vorteilhafte Gelegenheit erschienen zu sein, Frankreich
von Preussen zu trennen und zugleich Engeland durch seine eigene Gefahr
abzuhalten, dass es Preussen keinen Beistand leisten könne, sondern die
Wiedereroberung Schlesiens und die Herstellung des alten systematis auch
wider Willen gestatten müsse. Um also das rechte Moment nicht ans
Händen zu lassen, sondern Uns desselben soviel möglich zu Nutzen zu
machen, so haben Wir keinen Augenblick verabsäumet, den Grafen Star-
hemberg mit solchen Verhaltungsbefehlen zu versehen, welche ihn in den
Stand setzen, nicht nur die Neutralitätsacte und einen Defensivtractat mit
Frankreich zu schliessen und Uns solchergestalten wenigstens auf einer
Seiten völlig sicher zu stellen, sondern auch in die geheime Handlung
einzugehen, dass Frankreich der preussischen Allianz gänzlich entsagen
und der Wiedereroberung Schlesiens nichts in Weg legen, sondern viel-
mehr wenigstens per indirectnm darzu behfllflich sein mögteJ).
»Wir erkennen hieb ei gar wohl, wie die ernannte Krone ihren
grossen Staatsvortheil dabei finde, dass Unsere Macht durch die preussische
beständig beschäftiget und andurch zurückgehalten werde, gegen Frankreich
etwas zu unternehmen3). Es ist also auch leicht vorzusehen, dass dieser
Hof zur Begnehmung Unserer Vorschläge nicht zu vermögen sein dörfte,
ausser er erhielte einen anderwärtigen wichtigen Vortheil, dahero Wir
endlich kein Bedenken tragen würden, einen Theil Unserer Niederlanden 4 )
aufzuopfern, wann Wir nur andurch Unseren Hauptendzweck sicher er-
reichen könnten, Unserm gefährlichsten Nachbarn, dem König in Preussen,
engere Grenzen zu setzen und Schlesien wieder in Unsere Hände zu bringen,
damit Wir Uns künftighin um so besser im Stand befinden mögten, der
Allianz mit Unserer schätzbarsten Bundsgenossin, der russischen Kaiserin,
ein volles und beiderseits erspriessliches Genügen zu leisten.
»Wann aber dieses grosse Vorhaben unternommen und glücklich
ausgeführet werden soll, so wird unumgänglich darzu erforderet, dass
Wir zu gleicher Zeit sowohl von dor französchen Entschliessung, die
preussische Allianz zu verlassen und Unseren Operationen keine Hinter-
1) Vgl. Nr. 50.
2) Vgl. Nr. 22. 51. 52. In dem ostensiblen Erlaas an Esterhasy vom gleichen
Datum (13. März 1756) ist nur erwähnt, dass Starhemberg angewiesen sei, einen
Neutralitäts-, allenfalls auch einen DefenBiwertrag zwischen den Hüfen von Wien
und Versailles zu verabreden. Zuverlässige Nachricht Uber Frankreichs Entschlies-
sung stehe > inner kurzem« zu erwarten. 3) Vgl. Nr. 55. 4) Vgl. S. 148.
17*
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260 Österreichische Acten zur Vorgeschichte de» siebenjährigen Krieges.
nu98 in Weg zn legen, als auch von der russischen werkthätigen Hülf-
leistung ganz zuverlässig versicheret seien1). Ermangelte aber eines von
diesen zwei wesentlichen Stucken, so wäre es sehr unvernünftig etwas
anzufangen, welches Uns und dem russischen Hof zum grössten Schaden
ausschlagen könnte.
>Wir müssen also vor allen Dingen die eigentliche Gesinnung des
französchen Hofs sondiren, und Wir hätten gewisslich nicht unterlassen,
noch ehender als Wir einen Schritt bei Frankreich gemacht, den russischen
Hof desfalls in engestem Vertrauen zn Rath zu ziehen. Allein die Zeit
hat solches ohnmöglich verstattet, wann Wir nicht das rechte Moment ver-
säumen und dem König in Preussen Zeit lassen wollen, Frankreich wieder
zu besänftigen und sich sowohl bei Engeland als bei der ernannten Krone
festzusetzen 2).
>über das kann es dem russischen Staatsinteresse in keinem Fall zu
einigem Vortheil gereichen, wann Wir mit Frankreich in Krieg gerathen
oder nur Unsere Macht theilen sollten. Dahero Wir auch zum Voraus
gesichert sein können, dass der russischen Kaiserin Majestät Unsere ge-
fasste Entschliessung, Frankreich, wo nicht zu einem Concert gegen
Preu9sen, jedoch zu einem Neutralitäts- und Defensivversprechen zu ver-
mögen und Uns andurch gegen Preussen in vollkommenem Wehrstand
zu erhalten, mit Vergnügen und vollkommenem Beifall vernehmen werden.
> Wir können aber den Ausschlag dieser häcklichten Negociation nicht
gesichert vorsehen, noch desfalls, soviel das Concert gegen Preussen be-
trifft, zum 8chluss schreiten, wann Wir nicht vorher ausser Zweifel gestellet
haben, dass der russische Hof mit eingehen und den 4. geheimen Article
Unsers im Jahre 1746 geschlossenen Tractats3) vollkommen erfüllen werde,
wie Wir dann auch mit diesem Hof nichts vollständiges verabreden und
noch weniger zu den würklichen Operationen schreiten können, insolang
Wir nicht mit Frankreich zum Schluss gelanget seind. Es hanget also
eines von dem anderen ab, und beides muss zugleich so vorbereitet werden,
dass Wir Uns baldmöglichst im Stand befinden, entweder den Vorschlag
in das Werk zu setzen oder vor dermalen fallen zu lassen, damit Wir
weder etwas verabsäumen, noch auf der einen oder der anderen Seiten
zu weit gehen.
*Hiebei hast Du nun drei 8tück auf das sorgfältigste zu beobachten,
nämlichen :
lmo »was Du dem russischen Hof in Vortrag zu bringen und von ihm
anzu verlangen,
2d0 »mit was für Bedingnussen Du solches zu begleiten, und
1) Vgl. Nr. 52. 2) Vgl. jedoch schon Nr. 1 und 2.
3) Vgl. S. 158; Ranke 143 f.
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1756 März 13.
261
3tio »auf was für eine Art und unter was für Präcautionen Du solches 1756
MUrz 1
zu bewerkstelligen habest.
I. »Betreffend das erstere, so haben Wir bereits angemerket, worinnen
Dein Vortrag, nämlich die Erläuterung Unserer Absichten und Ent-
schliessungen bestehen solle, dagegen wäre aber, soviel immer thunlich,
auf eine deutliche und ganz zuverlässige Erklärung zu dringen,
1»» »ob der russische Hof, IB. zu gleicher Zeit, gegen den König in
Preussen mit einer Armee von wenigstens 60 — 70000 Mann1) zu Felde
ziehen wollte, wann Wir den ernannten König mit einer Armee von wenig-
stens 80000 Mann bekriegen würden, und
2d0 »ob und zu welcher Zeit die russische Operationen noch in die-
sem Jahre unternommen werden könnten, oder ob solche bis in das nächste
Frühjahr verschoben werden müssten?
»Wann nun diese zwei wesentliche Fragen einmal festgestellt seind,
alsdann wirst Du auch
3Uo »die Notwendigkeit in überzeugende Vorstellung bringen, dass
Russland seine Operationen dergestalt einrichten müsse, damit sie den
Unsrigen zur Erleichterung dieneten. Es wäre also Uns nicht sonderlich
damit geholfen, wann die Russen sich allein damit begnügten, in Preussen
Contributionen einzuziehen, zu sengen und zu brennen; sondern das er-
sprie8slichste vor Uns wäre, wann sie mit der Hauptarmee durch Polen
nach der Oder marschirten, alsdann Wir sie und sie Uns um so besser in
den Operationen secundiren könnten. Du hast Dich also unter der Hand
bestens zu befleissen, dass dieser Plan eingeschlagen oder wenigstens kein
anderer festgestellt werde, ohne vorher mit Uns hierüber concertirt zu
haben, welches als Dein Privatgedanken vorzubringen ist.
H. »Betreffend den zweiten Punkt, nämlich die Bedingnusse, so hast
Du gleieh anfänglich die Ohnmöglichkeit, dass etwas erspriessliches ohne
ein vorgängiges Concert mit Frankreich unternommen werden könne, über-
zeugend vorzustellen und ganz deutlich und positiv zu erklären, dass ohne
dieses Concert Deine ganze Äusserung als nicht geschehen anzusehen und
mit der Execution insolang Anstand zu nehmen seie, bis Wir wegen
der französchen Entschliessung etwas zuverlässiges in Erfahrung gebracht
und an Russland mitgetheilet hätten, bei welchen Umständen Unser Ver-
langen und Anerbieten nicht änderst als conditionate und mit der vor-
erwähnten Bedingnuss beschränket aufgenommen und ausgedeutet werden
müsse. Wir halten diese Vorsicht um so nöthiger zu sein, da sonsten der
russische Hof bei Fehlschlag ung des Concerts auf allerlei Vorwürfe und
Anforderungen wegen der verursachten Unkosten verfallen könnte.
»Nachdem auch bei dem ernannten Hof der grösste Anstand zu wich-
tigen Unternehmungen in dem Geldmangel bestehet, und Wir gar wohl
1) Vgl. 8. 158 und 252.
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262 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 vorsehen, dass ohne eine namhafte und dem englischen Subsidien versprechen
schier gleichkommende Geldaushülfe die rassische Armee nicht in Be-
wegung zu bringen sein dörfte1), so würden Wir, wann alle übrige Schwü-
rigkeiten behoben werden könnten, Unsere äusserste Kräften anwenden,
um dem rassischen Hof gleich anfänglich mit einer ergiebigen Geldsumme
unter die Arme zu greifen. Es ist aber leicht zu erachten, wie schwer
Uns solches fallen und wie dahero darauf zu sehen sein würde , sich in
keine übermässige oder ohnmöglich zu erfüllende Versprechen einzulassen.
Du hast also alle Geschicklichkeit anzuwenden, dass der ernannte Hof
desfalls am ersten zur Sprache komme, Unsere Umstände beherzige und
seine Verlangen möglichst mässige.
»Um aber hierinnen um so ehender auszureichen und nicht alle Hoff-
nung wegen der Geldhülfe zu benehmen, kannst Du, wann Du es vor gu
befindest oder einen guten Willen bei der russischen Kaiserin wahrnimmst,
als Deinen Privatgedanken ohne Bedenken in Vorstellung bringen, wie Du
nicht zweifeien wollest, dass Wir dem russischen Hof die Last und zumalen
die erste grosse Erfordernnssen möglichst erleichteren helfen und dahero
kein Bedenken tragen würden, die in dem 4. geheimen Article des Trae-
tats von 1746 bei Wiedereroberung Schlesiens conditionate versprochene
zwei Millionen gleich bei Eröffnung der Campagne, wo nicht ganz und auf
einmal, jedoch wenigstens die Hälfte, zum Voraus auszuzahlen und auf
den Fall, dass die Subsistenz der russischen Armee nicht aus des Feindes
Landen zu ziehen wäre, weitere billige Abrede zu pflegen, welches der
dortige Hof in nähere Überlegung ziehen und Dich in den Stand setzen
mögte, etwas zuverlässiges und vollkommenes Uns ohngesaumt einberichten
zu können.
ni. »Betreffend den dritten Punkt, nämlichen, auf was für eine Art
und unter was für Präcautionen Du alles zu bewerkstelligen habest, so
wird es hiebei hauptsächlich auf Deine vernünftige Beurtb eilung ankommen,
ob sich nach des dortigen Hofs dermal igen Umständen und Gesinnung mit
Wahrscheinlichkeit versprechen lasse, dass er in das Concert gegen Preussen
ernstlich eingehen werde und könne, oder ob hierzu keine oder wenige
Hoffnung anscheine. In dem letzteren Fall hast Du allerdings mit aller
geheimen Öffnung in Unserem Namen Anstand zu nehmen und höchstens
nur die Sache Selbsten als Deinen Privatgedanken vorstellig zu machen.
In dem ersten Fall aber müsstest Du fordersamst der Kaiserin selbsten
durch den Favoriten oder wie Du es sonsten thunlich findest, beibringen
lassen, dass Du etwas sehr wichtiges vorzutragen hättest, wann Du wegen
der Geheimhaltung das kaiserliche Wort erhieltest. Du hast sodann zu
versuchen, ob Du ein dem Unserigen ganz gleichförmiges, schriftliches
Versprechen von der Kaiserin auswürken könnest. Wäre aber dieses zu
1) Vgl. Nr. 51.
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1756 März 13. 263
erhalten nicht möglich, so ist sich allenfalls mit dem mündlichen Ver- 1756
März 1
sprechen zu begnügen und darauf anzutragen, dass Dir einer der Ver-
trautesten angewiesen werde, welcher Deinen Vortrag der Kaiserin und
deren Erklärung Dir hinterbringe.
»Weilen auch ohne Znrathziehung der zwei Kanzler nichts geschlossen
noch expediret werden könnte, so wäre Uns ungemein angenehm nnd vor-
teilhaft, wann Dn es in die Wege richtest, dass die Kaiserin denen zwei
Kanzlern von Deinem ersten Vortrag gar nichts eröffnete, sondern diesen
den Vorschlag nur als eine von ihr, der Kaiserin, herkommende Idee an-
vertraute nnd den Befehl ertheilte, dass sie mit Dir in engestem Vertrauen
hierüber conferiren und fordersamst vernehmen sollten, was Du von der
Sachen urtheiltest, und wie ohne Zeitverlust eine vorläufige Abrede wegen
des an Uns zu erstattenden Berichts genommen werden könnte1), welches
Dir sodann die natürliche Gelegenheit geben würde, zwar alles diensame
als Deine ohnverfangliche Privatgedanken in Vorstellung zu bringen, jedoch
zugleich auf einer deutlichen und positiven Äusserung des russischen Hofs
zu bestehen.
»Es sollte auch die russische Kaiserin um so weniger Anstandfinden,
Uns diese Freundschaft zu erweisen, da Wir in ihre Verschwiegenheit
kein Misstrauen setzeten, wohl aber wegen der Ministres alle Vorsicht
gebrauchen müssen, weilen Wir nur allzuviel zu besorgen haben, dass,
wann der König in Preussen ein dergleichen Vorhaben von Uns erführe,
er nicht säumen würde, Uns mit seiner ganzen Macht gähling zu überfallen
und allen Unseren, erst noch zu nehmenden Veranstaltungen bevorzukommen,
mithin das ganze Vorhaben zn verderben, da hingegen Russland nichts
dergleichen zu besorgen hätte, und die zwei Kanzler um so mehr alle
Vorsicht wegen der Geheimhaltung gebrauchen müssten, wann der Vor-
schlag von ihrer eigenen Monarchin herkommet; welche Betrachtungen
Deinen Eifer verdoppeln werden, fordersamst in diesem Punkt Unseren
Endzweck zu erreichen.
»Hiebei wollen Wir nicht vermuthen, dass die nunmehro erfolgte Aus-
wechslung der Ratificationen des englischen Subsidientractats 2) bei dem
russischen Hof einigen Anstand wegen der Begnehmung Unseres Vor-
schlags verursachen werde, da dieser Subsidientractat gleich allen Anfangs
vermög der russischen Declaration und der eigenen Äusserung des eng-
lischen Bottschafters in keiner andern Absicht als gegen Preussen errichtet
worden9), folglichen Russland dem wahren Verstand und dem Esprit des
besagten Tractats nachlebete, wann es auch ohne englischen Consens die
stipulirte Truppen gegen Preussen anwendete. Indessen wird Williams,
allem Vermuthen nach, das Subside vor das erste Jahr nebst denen nam-
1) Vgl. Brückner 318. 2) Vgl. S. 233 Anm. 1. 3) Vgl. Nr. 50.
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264 Österreichische Acten sur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 haften Verehrungen vor die zwei Kanzler allschon ausgezahlt *) und an-
8rz 13 durch Uns eine grosse Hinternnss aus dem Weg geranmet haben.
»Sodann sind Wir ohnedem schon überzeugt, dass bei dem dortigen
Hof nicht leicht etwas ohne Geld auszurichten seie. Wir würden also
auch gar gern namhafte und proportionirte Verehrungen vor die zwei
Kanzler, und wo es sonsten nöthig ist, nicht nur alsdann verwenden, wann
das Goncert zu Stand kommet, sondern auch das schriftliche Versprechen
ausstellen, denen zwei Kanzleren in Schlesien, wann Wir solches behaup-
teten, ansehnliche Herrschaften, so etliche hunderttausend Gulden werth
seien, zu verehren und einzuräumen 2).
»Sobald Du auch einen glücklichen Ausschlag Deiner obhabenden
wichtigen Negociation vorsehen kannst, so sind Uns die diensamste Mittel
und Wege an Hand zu geben, wie Wir die Grossfürstin völlig gewinnen3)
und Uns sicher stellen können, dass sie bei den eingeschlagenen Maass-
nehmungen ohnabänderlioh beharren würde, wanngleich die Unpässlichkeit
der russischen Kaiserin4) währenddem Krieg einen unglücklichen Aus-
schlag nehmen sollte.
»Überhaupt aber ist die grösste Vorsicht zu tragen, dass der russische
Hof es nicht bei vielen schönen Worten bewenden lasse, sondern dasjenige,
worzu er sich anheischig machen würde, noch in rechter Zeit erfüllete
und sein ganzes Vorhaben, so lang als immer möglich, geheim halte;
welches in den dortigen Landen, wann man nur will, ehender als ander-
wärts geschehen kann, zumalen der englische Subsidientractat ohnedem
schon erforderet, dass die russische Truppen in completten und guten
Stand gesetzet, auch näher an den Grenzen zusammengezogen werden. Du
kannst also die Nothwendigkeit der Geheimhaltung und Verschwiegenheit
nicht nachdrücklich genug in Vorstellung bringen.
Übrigens wirst Du bei Deinen künftigen Berichtschreiben, so von dem
geheimen Vorschlag Erwähnung thun, die nämliche Vorsicht als Wir ge-
brauchen, und Du wirst aus der Wichtigkeit Unserer gegenwärtigen Ver-
haltungsbefehlen von Selbsten erkennen, dass Wir in Deine Geschicklichkeit
und treuesten Diensteifer ein ganz besonderes gnädigstes Vertrauen setzen
und Uns von Dir gänzlich versprechen, Du werdest den Inhalt Unsere
gegenwärtigen Rescripts keinem Menschen als dem von Eichenfeld5) an-
vertrauen und Dich vor allem befleissen, dass der russische Hof sich gegen
keinen anderen und insbesondere nicht gegen den sächsischen bloss gebe,
seinen Unwillen gegen Engeland möglichst verberge6) und dem Williams
weder etwas verfängliches, noch etwas widriges eröffne, sondern in so
lang eine Gleichgültigkeit äussere, bis mit den würklichen Operationen
1) Vgl. S. 241. 2) Vgl. S. 154. 3) Vgl. Nr. 54. 4) Vgl. S. 235.
5) Österreichischer Beamter bei der Botschaft in Petersburg.
6) Vgl. Nr. 41. 50.
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17.S6 Man 13
- Mär« 16.
265
der Anfang gemacht werden kann; wobei Uns der Umstand sehr ver- 1756
goüglich zu sein scheinet, dass inzwischen der Funcke von Petersburg März 1
abgereiset sein wird. Sollte sich aber solches verzögeret haben, so hast
Du um so mehr Sorge zu tragen, dass der ernannte von Funcke nichts
in Erfahrung bringe.« . . ,
57. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 16. März 1756. März 16
Nach der Urschrift.
Vertraulichkeit des Groukanzlert. Seine Abneigung gegen William».
»Da der churaäohsische Minister v. Funcke endlich vorgestern die
Rückreis nach Dresden angetretten, so habe für gut befunden, mich noch
den nämlichen Tag Abends zu dem Grosskanzler zu begeben. Obwohlen
Dun . . . die Freundschaft und das Vertrauen zwischen mir und nunbe-
rührtem Minister von 18 Monaten her vollkommen hergeBtellet ist1), so
muss doch gleichwohlen bekennen, dass ich von demselben noch niemalen
mit so vieler Freundlichkeit empfangen oder nur ein so ausserordentliches
Vertrauen bezeuget worden, als gleich nach des von Funcke Abreis von
hier geschehen ist. Wie zumalen nun der hiesige Hof Aber den englischen
Betrag viele Unzufriedenheit hat2), auch nach der Ratificationsauswechslung
das conventionsmässige Wartgeld vor das erste Jahr von hier noch nicht
begehret worden und der Grosskanzler bei der Kaiserin von allen Reussen
keine Anfrage nnd Vorstellung wegen des Empfangs zu machen sich ge-
trauet, so hat mich dieser Minister ersuchet, fürs erst den Williams dahin
zu vermögen, damit er mittelst einer Note dem hiesigen ministerio eröffne,
dass die conventionsmässige summa . . . wirklich fertig liegen3), fürs
zweite aber mit dem Vicekanzler zn sprechen, damit derselbe bei der
russischen Kaiserin diese Sache so ehender zu Stand zu bringen trachten
möge, als eines Theils die Übelgesinnte und insonderheit sein Bruder, der
Oberhofmarschall, die hiesige Monarchin von der Subsidienannahm abzu-
halten sucheten, andern Theils aber Engeland sich in des Königs in Preussen
Hände also ganz zu werfen veranlasset werden dörfte. Merkbar ist, dass
dieser Minister, als er mich an den Vicekanzler verwiesen, mir zu be-
kennen kein Bedenken getragen, dass der Credit und Vertrauen des Grafen
Woronzow bei der russischen Kaiserin das seinige weit übersteige4), folg-
lichen auch seine Vorstellungen in dieser Sache desto leichter die er-
wünschte Würkung nach sich zu ziehen vermöchten. Worauf ich dem
Grosskanzler geantwortet, dass ich mich seinen beeden Verlangen auf alle
Weise fügen werde, und was das erstere betreffe, so hätte mir der eng-
lische Botschafter schon neulich gemeldet, dass er dem hiesigen ministerio
1) Vgl. S. 236. 2) Vgl. Nr. 50. 3) Vgl. S. 241.
4) Vgl. Nr. 48 b. 54.
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266 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Kriegen
1756 über die fertig liegende Snbsidiengelder eine Note tibergeben wolle. Nach
März 16 4iQgem hatte mjr dieser rassische Minister neuerdings !) seine Unzufrieden-
heit Aber den Williams zu erkennen gegeben, und gleichwie der englische
Minister sagte er weiters) die Grossfürstin in der dänisch-holsteinischen
Austauschsach2) auf lauter Irrwege gefahret, benebst ihr auch Uber die
polnische Anliegenheiten allerhand Sachen beibringet und ihn, Grosskanzler,
bei ihr ohne Ursach verschwärzet, so wäre kein anderes Mittel übrig, als
den Williams von hier wieder wegbringen zu suchen3). Hierauf nun habe
dem Grosskanzler erwidert, dass dieses wohl nicht sogleich zu bewürken
sein würde, und da er, der englische Botschafter, nach aller Vermuthung
ohnedas nicht lang hier bleiben wird, so möchte er, Graf Bestushew,
seine Abberufung nicht weiters betreiben, sondern abwarten, bis solche
von selbsten erfolge.« . . .
März 23 58. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 23. März 1756.
Mach der Urschrift.
Gutachten de» College der auswärtigen Angelegenheiten, keine Subridien von
England
»Da mich der Grosskanzler . . . veranlasset, mit dem Grafen Woronzow
über das subside de paix für das erste Jahr zu sprechen4), so habe ver-
gangenen Donnerstag mit demselben eine lange Unterredung gepflogen
und von ihm vernommen, dass, gleichwie die russische Kaiserin über den
englischen Betrag äusserst missvergnügt zu sein um so mehr Ursach hätte,
als Höchstdieselbe sozusagen von dem englischen Hof hintergangen und
prostituiret worden seie, actu die Conventionssach in einer solchen crisi
wäre, dass dieselbe wohl gänzlich rumpiret werden könnte. 8ie, die
russische Kaiserin, hätte dem Grosskanzler mit vielem Unwillen anbefohlen,
den über das englisch-preussische Wesen von mir gethanen Vortrag5) dem
collegio der ausländischen Affairen zu dem Ende mitzuth eilen, damit das-
selbe sein Gutachten, was nunmehro in dieser Angelegenheit hier Orts zu
thun seie, Ihro hierüber abstatten solle. Gleichwie nun das . . . Haupt-
rescript von 11. Februar6) allenthalben gegründet und unverfänglich ge-
fasset ist, dergestalten zwar, dass solches dem hiesigen Hof ein grosses
Licht über die Begebenheit des zwischen Engeland und Prenssen neulich
geschlossenen Tractats zu geben vermag, so habe solches auch denen
zweien Kanzleren in [der] den lton huius gehabten Conferenz obnbedenklioh
verlesen zu können geglaubet, und da der ganze Inhalt davon diesen zweien
ministris über die Maassen gefallen, so bin ich von denenselben ersuchet
worden, solchen zu ihrer mehreren Einsicht und Überlegung davon eine
1) Vgl. Nr. 54. 2) Vgl. S. 240 Anm. 1. 3) Vgl. S. 256.
4) Vgl. Nr. 57. 5) Vgl. Nr. 50. 6) Vgl. Nr. 41.
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1756 März 16
- März 23.
267
Abschrift nehmen zu lassen. Gestern nun ist dem Grosskanzlern von dem 1750
März '
collegio der auswärtigen Affairen das Gutachten, um solches der russischen
Kaiserin hinauf geben zu können, zugeschicket worden, und wie mich der
Graf Woronzow und Olsuwiew in geheim unterrichtet, so solle solches
hauptsächlich in dem bestehen, dass, (weilen die hiesige Absichten durch
den englisch-preussischen Tractat zum Nachtheil der gemeinsamen Sach
gänzlich vereitlet worden und zu besorgen wäre, dass diese zwei Höfe
vielleicht sich schon Aber andere geheime Articles einverstanden haben,
oder noch einverstehen), fürdersamst mit I. K. M. sich über die weitere
Maassnebmungen gemeinschaftlich verabredet und keine Gelegenheit ver-
absäumet werden müsste, wodurch dem König in Preussen in seiner Ver-
grösserungsbegierde Einhalt gemacht werden könnte,1). Und wie zumalen
die russische Kaiserin von Engeland durch den mit Preussen geschlossenen
Tractat hintergangen und seine Allianz unbrauchbar gemacht worden wäre2),
so hat das oollegium der ausländischen Affairen sein Gutachten über die
Convention auch dahin gegeben, dass dem hiesigen Hof mehr gerathen
seie, wann er das subside de paix nicht annehme und die Convention
gänzlich rumpiret würde, zumalen Engeland aus verschiedenen Betrach-
tungen wohl gar das praevenire spielen, mithin Eussland vor der ganzen
Welt prostituiret werden könnte. Und wie der Olsuwiew gar vernünftig
anmerket, so dörfte die dem Williams bei der Ratificationsauswechslung
nnd auch mir gleich darnach zugestellte russische Declaration3} den eng-
lischen Hof vielleicht selbst veranlassen, dem hiesigen das subside de paix
nicht auszahlen zu wollen; wie dann Ew. Exc. ans meinem Bericht vom
16. huius4) schon . . . ersehen haben werden, dass Williams das Wartegeld
für das erste Jahr bis auf weitere Ordre nicht auszahlen zu können, dem
Grosskanzler durch den secretarium Wolkow rotunde declariren lassen hat.
»Weilen aber berührter russischer Minister seine ansehentliohe Ver-
ehrung fast von 100 000 f. nicht gern verlieren will, so hat derselbe dem
ausländischen collegio von des Williams Erklärung noch nichts zu eröffnen
für diensam erachtet, und ist unschwer vorzusehen, dass, wann des eng-
lischen Bottschafters Declaration kundbar sein wird, das collegium der
ausländischen Affairen sein Gutachten wegen Annullirung der Convention
noch mehr unterstützen werde.
»Wie Ew. Exc. aus meiner . . . Expedition vom 25. Februarii5) und
dem darauf gesetzten . . . Bericht6) ... zu entnehmen geruhet haben
werden, so habe den hiesigen Hof von allen violenten und übereilten Maass-
nehmungen auf alle Weis abzuhalten gesuchet. Da aber Williams wegen
1) Vgl. Nr. 48. 2) Vgl. Nr. 54. 3) Vgl. S. 233.
4) In dem P. S. des Berichts vom 16. März 1756 berichtete Esterhasy : >Der
Williams hätte . . . auf die unangenehmste Art geantwortet, dass man hier voller
üblen Willen seie.« 5) Vgl. Nr. 48. 6) Vgl. Nr. 50.
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268 Österreichische Acten aar Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Auszahlung der conventionsmässigen Wartgelder, (ohne dass ihm dieser
Rathschlag noch bekannt wäre,) schon Schwürigkeit gemacht und die . . .
Declaration den englischen Hof hierzn noch mehr veranlassen kann, benebst
die russische Kaiserin durch vier Jahre* mit den 55000 Mann keine gebun-
dene Hände haben will und nicht wird abwarten wollen, dass England
hierunter das praevenire spiele, so ist viele Vermuthung obhanden, dasa
die Convention von hierans gänzlich annulüret werden dörfte ....
»In gleichen vernehme ich in grosserer Geheim, dass fürnämlich auf
meine Veranlassung künftighin die Beratschlagungen Aber die Weltsachen
in gegenwärtigen Gliedern des ausländischen collegii bei Hof gehalten,
folglichen solche in rechter Ordnung tractiret werden sollen.«
Der Credit des Grosskanzlers sei »seit kurzem merklich gefallen1)
und in einer grossen crisi. Zwischen den Grosskanzler und dem Williams
ist dermalen eine solche Animosität und Verbitterung dass sie von weitem
einander ausweichen, und es ist nicht ohne, dass der englische Ministre
durch seinen wunderlichen humeur, Unvorsichtigkeit im Reden und unge-
gründeten Versicherungen ein vieles beigetragen, folglich seines Hofs An-
liegenheiten so verdorben hat, dass solchen, wann allenfalls die Convention
noch annulliret werden sollte, für nun und ftlr das künftige sehr schwer-
lich oder garnicht mehr aufzuhelfen sein dörfte.« . . .
[März 27] 59. »Kurze Anmerkungen über des Herrn Grafen Starhemberg
Berichtschreiben vom 27. Februar 1756 und die darinnen enthaltene
Äusserungen des französchen Hofs in Ansehung des diesseitigen geheimen
Vorschlags.«2) [Wien, 27. März 1756].
Nwh einer Abschritt. Vgl v. Arneth IV, 429 f.; Beer, M. I. Ö. 0. XVII, 114.
Aufstellung der für das Zustandekommen des geheimen TraciaU unumgänglich von
Österreich tu fordernden Bedingungen. Vorschlag, nach wie vor zunächst einen
Neutralitäts- resp. Defensive ertrag mit Frankreich abzuschliessen.
»Die diesseitige geheime Handlung mit Frankreich hat einen doppelten
Gegenstand, nämlichen :
lmü »die Verschaffung mehrerer Sicherheit vor das Erzhaus und
2° »die Wiedereroberung Schlesiens und der Grafschaft Glatz, mithin
die mehrere Schwächung des Königs in Preussen als des gefährlichsten
Nachbarns und heimlichen Feindes3).
»Daa letatere Object begreifet zugleich das erstere in sich und wäre
sonder Zweifel das er wünschlichst- und erspriesslichste ; dahero auch auf
1) Vgl. Nr. 57.
2) Diese Denkschrift des Staatskanzlers Kaunita wurde am 27. März als
Instruction an Starhemberg gesandt. 3) Vgl. Nr. 46.
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1756 Miirz 23 — März 27.
269
jenes das sorgfältigste Augenmerk, jedoch dergestalt zu richten ist, dass, (f 75
wann das Beste nicht erreichet werden könnte, wenigstens die künftige drz
Sicherheit der österreichischen Monarchie befestiget und nicht eines mit
dem anderen verscherzet würde.
»Auf diese Art hat man sich bis anhero beflissen, die geheime
Unterhandlung mit Frankreich auf das vorsichtigste zu führen, und Graf
Starhemberg findet sich allschon mit hinlänglichen Verhaltnngsbe fehlen
versehen1), das erstere Object durch die Verabred- und Schliessung der
Neutralitfttsacte und eines Defensivtractats . . . vollkommen zu erschöpfen
und dannoch den Weg zur gleichmässigen Erreichung des zweiten Objeots
andurch nicht zu sperren, sondern vielmehr offen zu erhalten und auf
künftige Fälle mehrers vorzubereiten.
»Hingegen hat dem ernannten Grafen in Ansehung des geheimen
Vorschlags gegen Preussen keine vollständige Belehr- und Anweisung
zugefertiget werden können, insolang die eigentliche französche Ver-
langen und Absichten dem hiesigen Hof unbekannt gewesen und allzu
bedenklich scheinen müssen, sich vor der Hand durch Specialäusserungen
und Vorschläge verfänglich zu machen und der Gefahr des Missbrauchs
auszusetzen.
»Nunmehro aber hat es der geschickten und diensteiferigen Ver-
wendung des Grafen Starhemberg geglücket2), dass der französche Hof
zur deutlicheren Sprache und Eröffnung seiner eigentlichen Absichten
allschon vermöget und der hiesige andurch in Stand gesetzet worden, der
Sachen näher zu trotten und ohne weiteren Zeitverlust in reife Überlegung
zu ziehen, ob, welcher gestalten und inwieweit die diesseitige Vorschläge
und EntSchliessungen mit den französohen zu vereinbaren möglich seie.
»Die gründliche Beurtheilung dieser höchst wichtigen und weitaus-
sehenden Fragen muss um so schwerer fallen, je mehr sich in die dabei
einschlagende viele Betrachtungen vertiefet wird. Es dörfte also der
natürlichste und beste Ausweg darinnen bestehen, sich an die Sache
selbsten zu halten und fordersamst in einem so deutlichen als kurzen
Begriff zu erwägen, worinnen dann die diesseitige und die französche
geheime Vorschläge und Verabredungen eigentlich bestehen und inwie-
weit solche von einander unterschieden seien, woraus diesemnächst um so
leichter zu ermessen stehet, ob und wie eines mit dem anderen vereiniget
werden könne.
»Gleich bei Entwerfung des geheimen Projects sind unter anderen
die Grundsätze zur Richtschnur genommen worden9), dass von der
Schwächung des Königs in Preussen die Wohlfahrt und Erhaltung des
. . . Erzhauses abhänge, dass zur Erreichung dieses wichtigen Endzwecks
keine Hoffnung vorhanden seie, insolang die Krone Frankreich sich dem-
l) Vgl. Nr. 51. 52. 2) Vgl. Nr. 4». 3) Vgl. S. 145.
270 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756^ gelben widersetze, und dass diese Krone wegen ihres wesentlichen Staate-
interesse den ernannten König nimmermehr fallen lassen würde, wann
man ihr nicht anderwärtige und solche Gegenvortheile anerbiete und
verschaffe, welche die Bedenken wo nicht Oberwiegen, jedoch diesen in
gewisser Maass die Wagschale halten.
»Hierauf beruhet das Fundament des ganzen Vorschlags, und dessen
Fehlschlagung stünde zuverlässig vorauszusehen, sobald jenes ausser Augen
gesetzet würde. Und sollte gleich Frankreich ohne anderwärtigen pro-
portionirten Vortheil in die diesseitige Maassnehmungen einzugehen vermöget
werden können, so bliebe die beständige Beisorge zurück, dass ein solcher
Schritt aus keiner wahren und aufrichtigen EntSchliessung, sondern ans
gefährlichen Absichten und einer blossen Verstellung herrühre, welches
wegen seiner Folgen das übelste wäre, so bei einer so weit aussehenden
Unterhandlung alles verderben würde.
»Hat nun der Satz seine vollständige und ungezweifelte Richtigkeit,
dass der Krön Frankreich proportionirte Gegenvortheile eingewilliget und
verschaffet werden müssen, so kommet es hauptsächlich auf die Frage an,
worinnen dann eigentlich die Proportion dieser Gegenvortheile zu bestehen
habe? Und um die bemerkte Frage zu entscheiden, so muss ohne alles
Vorurtheil specifice in Erwägung gezogen werden, wohin der diesseitige
geheime Vorschlag eigentlich abziele, was andurch dem . . . Erzhaus zu-
wachsen, nnd was dasselbe dagegen an Frankreich oder an seine Alliirte
bewilligen und abtretten solle.
»Dieser Zuwachs l) bestünde nun in nicht weniger als in dem grössten
Theil des Herzogthums Schlesien, in der Grafschaft Glatz und in den
drei Herzogtümern Parma, Piacenza und Guastalla, wordurch also das
. . . Erzhaus nicht nur eine sehr namhafte Vermehrung der jährlichen
Einkünften, sondern zugleich den ganz unschätzbaren Vorth eil der Ent-
kräftung des Königs in Preussen, der auf der einen Seiten, völlig erreichten
und auf der andern Seiten, nämlich in Italien, sehr vermehrten Sicherheit
nebst so vielen anderen, von Selbsten in die Augen fallenden Vortheilen
und Consequenzen erhielte und seine innerliche 8tärke und Macht ohn-
gemein vermehrte, welchen Begehren noch das Ansuchen hinzugefüget
worden, dass Frankreich zu Ausführung des bemerkten Vorhabens die
Kosten mitzutragen und sich zu einer Geldaushülfe einzuverstehen habe.
»Was nun gegen alles dieses der ernannten Krone zur Anreizung
durch den geheimen Vorschlag anerboten worden2), bestehet:
lmo »in einem Äquivalent vor die von dem Don Philipp abzutrottende
drei Herzogthümer, und zwar nach der dem Grafen von' Starhemberg
gegebenen Anleitung in dem Herzogthum Luxemburg, dem Pays Re'trocäde'
und in den Herrschaften Chimay und Beaumont;
t) Vgl. S. 150. 2) Vgl. S. 149. 151.
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1756 Marz 27.
271
2d0 »in dem Versprechen, dem Prinzen Conty dereinstens zur Er- [1756
*vrz 2
langung der polnischen Krone behülflioh zu sein.
3io »in Beförderung der besseren französchen Einverständnoss mit
Spanien, Neapel nnd Russland, und
410 »in Verschaffung der Mitteln, wie einigen französchen Alliirten
zu grösserer Macht auf Kosten des Königs in Preussen verholfen werden
sollte.
»Betreffend das erste Anerbieten, so ist zwar solches, wann es als
ein blosses Äquivalent vor die drei Herzogtümer betrachtet wird, vor
mehr als zureichend anzusehen, da das Herzogthum Luxemburg allein an
jährlichen Einkünften mehr als die drei Herzogtümer ertraget, und über-
das stehet ohnschwer zu ermessen, dass Frankreich aus verschiedenen
Staatsbetrachtungen seinen Nutzen dabei fände, wann das ernannte Äqui-
Talent dem Don Philipp zutheil würde. Es könnte aber dieser Nutzen
bei weitem nicht denen Staatsbedenken gleichkommen, welche die Befestig-
und Vergrößerung des . . . Erzhauses bei Frankreich verursachen müsste
Ans welcher Erkenntnuss sich auch bei dem ersten Entwurf des geheimen
Vorschlags beflissen worden, noch mehrere dem ernannten Hof angenehme,
zugleich aber dem . . . Erzhause zu keinem nahen, noch ohnmittelbareu
Schaden gereichende, sondern vielmehr die grosse Absicht unterstützende
Bedingnüsse zu Hülfe zu nehmen.
»Von dieser Eigenschaft waren die übrige diesseitige Anerbieten, als
welche der Krön Frankreich zwar verschiedene scheinbare, aber keine
wesentliche, noch ohnmittelbare, sondern nur entfernte Vortheile darstellten,
hingegen dahin zieleten, die geheime Absichten desto sicherer und ohne
sonderliche Gefahr zur Erfüllung zu bringen.
»Wird nun der diesseitige Vorschlag nach seiner eigentlichen Be-
schaffenheit unpartheiisch erwogen, so kann nicht in Abrede gestellet
werden, dass solcher keineswegs nach der zum Grund zu legenden Pro-
portion eingerichtet, sondern nach dem überwiegenden Vortheil des . . .
Erzhauses ausgemessen seie; worinnen man aber um so weniger einen
Fehler begangen zu haben glaubet, da es an sich ganz natürlich ist, dass
eines Theils vorzüglich auf I. M. . . . Nutzen fürgedacht, und dass andern
Theils bei dergleichen wichtigen Unterhandlung sich gleich allen anfangs
nicht allzuviel biossgegeben2) oder zu freigebig erzeiget, sondern die
anderseitige Verlangen abgewartet und durch beiderseitiges Nachgeben ein
Ganzes gemacht werden könne.
»Dass aber auch bei den bisherigen französchen Antworten und
Anforderungen die behörige Proportion überschritten und die Begehren
allzuweit erstrecket worden, solches ist alsdann ganz demonstrative vor
Augen zu legen, wann die 8ache in ihrem eigentlichen Zusammenhang
1) Vgl. S. 146. 2) Vgl. Nr. 14.
272 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1T56 betrachtet und das scheinbare von dem wesentlichen unterschieden wird,
Ii« 071
J indeme zwar die Äusserungen des besagten Hofs darinnen ein gutes An-
sehen gewonnen haben, dass derselbe allschon die förmliche Erklärung
von sich gestellet1), nach dem diesseitigen eigenen Gutbefinden entweder
auf den Fuss des ersten geheimen Vorschlags oder nach Anleitung der
hierauf ertheilten französchen Antwort, die Handlung fortzusetzen, hiebei
die Beobachtung der genauen Reciprocität und vollkommenen Billigkeit
zum Grund zu legen und der preussischen Allianz, so bald von Seiten
I. M. in Ansehung der englischen ein gleiches erfolge, gänzlich zu entsagen
und keine Hinternuss in den Weg zu legen, sondern allerdings geschehen
zu lassen, dass dem König in Preussen ganz Schlesien und die Grafschaft
Glatz wieder entzogen und dem . . . Erzhaus zugetheilet werde2).
»Wann mau aber die letztere französche Antwort behörig zerglie-
deret und ihr auf den Grund siehet, so ergiebet sich nur allzu deutlich,
dass solche sehr künstlich und nach dem ersten Anschein billig, aber in
der That auf eine Art verfasset seie, welche nichts weniger als eine
genaue Reciprocität beobachte, noch in der Ausführung für thunlich an-
gesehen werden könne5).
»Dann, wie bereits erwähnet worden, so ist das Fundament und der
Grundstein des diesseitigen Plans darinnen bestanden, die Krön Frankreich
durch ihre eigene Vortheile in die geheime Vorschläge und deren Voll-
streckung mit einzuziehen.
»Dermalen aber hat die ernannte Krone ihre Antwort so eingerichtet,
als wann sie die Cessionen in den Niederlanden nur als ein Äquivalent
für den Don Philipp und für die von ihm abzutretende drei Herzogtümer,
für sich aber gar keinen Vortheil anverlangte , folglich auch nach den
Regien der Reciprocität weder zu einigem Beitrag schuldig seie, noch die
völlige Entkräftung des Königs in Preussen mit gleichgültigen Augen
ansehen, viel weniger aber darzu behüiflich sein könnte, ausser I. M.
wollten Bich zu einem Gleichen wegen der Zugrundricutung der englischen
Macht entschiiessen , als worinnen eigentlich die Reciprocität zwischen
dem hiesigen und dem französchen Hof bestünde.
»So sehr nun gleich Frankreich sich angelegen sein lassen, der
ganzen Handlung eine andere Gestalt zu geben und sich mit dem Vorwand
der Reciprocität zu schützen, so scheinet doch die in Absicht führende
Eigennützig- und Unbilligkeit ganz deutlich hervor, da fordersamst eine
offenbare Wahrheit verbleibet, dass, wann die Cessionen der Grafschaft
Flandren, des Tournesis und des ganzen Strich Landes zwischen dem
Meer und dem Scheldfluss nur allein als ein Äquivalent vor den Don
Philipp und seine abzutrottende drei Herzogtümer angerechnet werden
wollten, alle Reciprocität und Proportion eines Äquivalents weit übersteigen
1) Vgl. Nr. 45. 2) Vgl. Nr. 49. 3) Vgl Nr. 52. 53.
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175G März 27.
273
würden, nachdem die erwähnte Co3sionen den besten Theil der Nieder- [1756
landen ausmachen und an jährlichen Einkünften wohl vier nnd mehrmal ***rz 2
so viel als die drei Herzogtümer ertrügen und im Werth erreichten.
»Die in der französohen Antwort angeführte verschiedene Ursachen,
warum Don Philipp zu begünstigen seie, sind zwar vor den ernannten
Prinzen und vor alle diejenige, so an seinem besseren Auskommen Antheil
nehmen, sehr wohl ausgedacht. Sie können aber bei I. M. zu keinem
hinlänglichen Bewegungsgrund angezogen werden, um dieserwegen weit
erträglichere Länder abzutretten, sondern die einzige hinlängliche Ursach
bestehet in der Wiedereroberung der schlesischen und glatzischen Landen1),
und wann diese ermanglete, so fiele auch das ganze Fundament von
Selbsten hinweg, worauf das diesseitige Anerbieten einiger Länderabgabe
in den Niederlanden gegründet ist.
»Es scheinet also, wo nicht eine geflissentliche Gefährde, jedoch ein
Versuch und Kunststreich des französohen Bureau darunter verborgen zu
sein, dass nur allein die drei Herzogthümer als die Ursach des nieder-
ländischen Äquivalents dargestellet werden wollen, um der geheimen Unter-
handlung eine solche Gestalt zu geben, dass, wanngleich der diesseitige
einzige und Hauptendzweck, nämlich die Wiedereroberung Schlesiens,
fehlschlüge, dannoch das niederländische Äquivalent dem Don Philipp in
die Hände gespielet oder wenigstens diese Absicht auf künftige Zeiten
vorbereitet und bei Spanien und Neapel gelten gemacht, auch wohl gar
sich darüber mit Engeland nach Beschaffenheit der künftigen Umständen
wider Willen I. M. einverstanden werden könne, als worzu durch die
vorläufige Bestimmung des Äquivalents der Weg gebahnet wäre.
»Über das ist der französche Plan so beschaffen und eingerichtet,
dass, wann schon diesem Hof nicht gleich ein wesentlicher Vortheil zutheil
würde, solcher ihm dannoch vor das künftige, menschlichem Ansehen nach,
nicht entstehen könnte.
»Dann sobald die Grafschaft Flandren, mithin die ganze nieder-
ländische Meerküste in des Don Philipp Hände verfielen, so wäre die
ohnmittelbare Communication des ... Erzhauses mit Engeland völlig
unterbrochen und abgeschnitten, das Band und die Grundursach der bis-
herigen Allianz zwischen den ernannten zwei Mächten aufgehoben, und
die Seemächten hätten so wenige erhebliche Ursache, den Überrest der
Niederlanden vor das . . . Erzhaus vertheidigen zu helfen, dass vielmehr
ihr Staatsinteresse erforderte, auch Brabant, Geldern und Hainault etc.
dem Don Philipp in die Hände zu spielen und ihn andurch in desto
besseren Defensionsstand zu versetzen. Wenigsten würden die ernannte
Mächte der Krön Frankreich wegen der Acquisition des Herzogthums
Luxemburg keine sonderliche Hinternüsse in Weg legen, und diese Krone
1) Vgl. Nr. 53.
Aeten cur Vorgeschichte in 7jfchrigen Kriege*. 18
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274 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1756 hätte nicht nöthig, das besagte Herzogthum vor dermalen anzuverlangen
ärz *7^und desfalls in einige beschwersame Bedingnüsse einzugehen, sondern es
könnte ihr die ohuentgeltliche Eroberung in künftigen Zeiten um so weniger
entstehen, da Luxemburg so weit von denen übrigen Erblanden entlegen
ist, und der niederländische Oberrest kein solches ansehnliches corpus
mehr ausmachte, welches einen beträchtlichen Fuss von Truppen zur
Vertheidigung unterhalten und der Kosten und Gefahr lohnen würde,
eine hinlängliche Kriegsmacht aus den hiesigen Landen dorthin abzu-
schicken und sich in gefährliche Defensivkriege zu verwickelen.
»Dass nun diese und andere dergleichen Betrachtungen bei Ertheilung
der letzteren französchen Antwort vorgewaltet haben dörften, gewinnet
durch die Äusserung des Abbä Bernis einen neuen Orad der Wahrschein-
lichkeit, da er sich entfallen lassen, dass sogar privati Wappen, Namen
und Ansprüche auf das Herzogthum Luxemburg1) fQhreten und dahero
solches kein anständiges Äquivalent für den Don Philipp abgeben könne1).
»Wird also der französche Plan nach seiner wahren Beschaffenheit
betrachtet, so wäre solcher in der That weit vergnüglicher, wann dieser
Hof nebst dem Äquivalent vor den Don Philipp auch wesentliche Vortheile
vor sich Selbsten anverlanget und die Sachen nicht dergestalten gegriffen
hätte, dass er zwar auf keine deutliche Anforderungen verfallen, aber
dannoch seine Absichten ohnentgeltlich zu erreichen, sich zuverlässig ver-
sprechen und zugleich freie Hände behalten könnte, dem Krieg mit Enge-
land, wann es seine Anständigkeit zulasst, ein ohnversehenes Ende zu
machen, an dem geheimen Vorschlag keinen directen Antheil zu nehmen
und sich völlig daraus zu halten, hingegen I. M. allein mit der Gefahr
eines missliohen Ausschlags und dem Verlust der angewendeten Kosten
zu beladen.
»Was aber der Ausführung der diesseitigen Absichten am meisten
entgegenstehet2], ist die deutliche Äusserung des französchen Hofs, dass
er nur allein die Wiedererobemng Schlesiens gestatten, übrigens aber die
weitere Entkräftung des Königs in Preussen nicht zugeben würde, als
welches ganz offenbar aus der Staatsbetrachtnng herrühret, dass Preussen
auch nach dem Verlust seiner neuen Conquöten alle Zeit eine ansehnliche
Macht verbleibe, dem . . . Erzhaus entgegen gesetzet und zum Vortheil
der französchen Absichten gebrauchet werden könnte.
»Ob nun zwar Abbe* Bernis sich hiebei geäusseret hat3), dass sein
Hof auch hierinnen sich dem diesseitigen Verlangen fügen dörfte, wann
I. M. sich in gleicher Maass gegen Engeland zu verwenden entschliessen
würden, so hat er doch Selbsten die Anmerkung hinzugefüget, dass solehes
wegen ermanglender Seemacht nicht geschehen könne, dass also die Offen-
sivmaassnehmungen gegen Preussen hauptsächlich und fast allein mit der
1) Vgl. Beer, Archiv 47, 16. 35. 2) Vgl. Nr. 62. 3) Vgl. S. 248.
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1756 März 27.
275 •
hiesigen and der russischen Kriegsmacht unternommen und ausgeftlhret [1756
werden müssten, da andere Höfe, wann sie keine Hoffnung zu wesentlichen Marz 27J
Vergrößerungen vor sich seheten, sich nicht durch blosse Subsidienver-
sprechen zur werkthätigen Theilnehmong an dem Krieg vermögen lassen,
auch allenfalls die diesseitige Kräften nicht zureichen würden, nicht nur
zu den eigenen Kriegserfordernüssen, sondern auch zu namhaften Subsidien
nnd zur Verpflegung fremder Truppen Rath schaffen zu können.
»Nachdem auch der König in Preussen bekannter Maassen 150000
Mann der besten Truppen auf den Beinen, mithin genügsame Mittel in
Händen hat, sowohl I. M. als der russischen Macht eine solche Armäe
entgegenzustellen, welche, wo nicht die Oberhand behalten, jedoch den
Krieg auf verschiedene Campagnes hinaus erstrecken könnte ') , so leget
die verweigerte französche Begnehmung des vierten Punkts des diesseitigen
geheimen Vorschlags2), nämlichen die Begünstigung anderer Mächten auf
preussische Kosten, die grösste Hindernuss in Weg, und es wäre allzuviel
gewagot, wann zu solchen Offensivmaassnehmungen, deren Ausschlag einem
grossen Zweifel ausgestellt verbleibet, geschritten und hierunter mit all-
zugrosaem Eifer und Verlangen auf die Wiedereroberung Schlesiens zu
Werk gegangen werden wollte, zumalen insolang Frankreich sich aus dem
Spiel haltet und nach eigenem Gutbefinden durch den Frieden mit Enge-
land alle diesseitige Absichten auf einmal unterbrechen und vereitelen
könnte.
»Um also die Mängel und den wesentlichen Unterschied der beider-
seitigen Vorschlägen in wenig Worten vor Augen zu legen, so ist der
diesseitige, wann man die Wahrheit bekennen darf, zwar aus erheblichen
Ursachen, aber in der That allzu vorteilhaft vor I. M. eingerichtet und
keine hinlängliche Reciprocität und Proportion zwischen den Begehren und
Anerbieten beobachtet worden. Übrigens aber giebet er die leichteste
Mittel und Wege an die Hand, die Sache Selbsten unternehmen und aus-
führen zu können, indeme man zum Voraus in Erwägung gezogen hat,
wie es der Krön Frankreich weder zuzumuthen, noch ohne Eingestehung
des reciproci gegen Engeland von ihr zu erwarten seie, dass sie Selbsten
gegen Preussen offensive zu Werke gehen würde3), zumalen bei Entwertung
des geheimen Vorschlags der zwischen Engeland und Preussen errichtete
Tractat und die Kriegs- Veranlassung, so Frankreich hiervon nehmen
könnte, nicht vorzusehen gestanden, und des ernannten Hofs ohnmittelbare
Verwendung nicht erforderlich wäre, sobald man nur freie Hände erhielte,
Schweden, Sachsen, Pfalz und andere Höfe durch die Hoffnung zu Länder-
acquisitionen mit in das Goncert gegen Preussen einzuziehen und durch
Versammlung einer dritten Armee dem Unternehmen einen geschwinden
und glücklichen Ausschlag zu geben4).
1) Vgl. Nr. 52. 2) Vgl. S. 155. 3) Vgl. S. 251. 4) Vgl. S. 254.
18*
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# 276 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1756 >Weit mehrers wird aber in dem französchen Vorschlag die Billigkeit
arz 'J ausser Augen gesetzet. Und ob zwar dieser Hof die genaue Beobachtung
der Keciprocität als eine conditumcm praeliminaretn et »ine qua non zum
Grand leget, so ist doch sein ganzes Gebäude und Raisonnement auf ein
unstatthaftes suppositum aufgeföhret, da er bereits erwähntermaassen die
ansehnliche niederländische CesBionen bloss und allein als ein billiges
Äquivalent vor den Don Philipp und seine drei Herzogtümer ansehen
und hieraus die Folge ziehen will, dass, nachdem die Krön Frankreich
durch den diesseitigen Vorschlag keinen wesentlichen Vortheil erhielte,
von ihr ein übriges geschehe, wann sie der Wiedereroberung Schlesiens
gelassen zusehete, ohne hieran einigen Aütheil zu nehmen.
»Hiebei will man nicht in Abrede stellen, dass Selbsten von dieser
Seiten dem französchen ministerio Anlass gegeben worden, das vorerwähnte
sappo8itum zum Grund seiner letzteren Antwort zu legen und sich dessen
dergestalt zu bedienen, dass er seine eigentliche Absichten und Verlangen
unter dem scheinbaren Vorwand der Keciprocität verbergen und der ganzes
Unterhandlung eine vortheilhafte Gestalt geben können; maassen der erste
geheime Vorschlag ') nur von einem in den Niederlanden zu bestimmenden
Äquivalent vor den Don Philipp redet und von keinen Specialvortheileo
oder Cessionen, so der Krön Frankreich zutheil werden sollten, reden
können, ohne sich der Gefahr auszusetzen, dass die ernannte Krone ihre
Begehren allzuweit erstrecken und andurch eine billige Einverständnis
ohnmöglioh machen würde.
»Aus den nämlichen Betrachtungen ist Graf ßtarhemberg ganz vor-
sichtig zu Werk gegangen, dass er eine gleichförmige Sprache geföhret
und sich an das Wort Äquivalent fest gehalten hat. Allein nachdem
nunmehro die deutliche Äusserung des französchen Hofs erfolget, solche
aber noch so beschaffen ist, dass die Ausführung des geheimen Vorschlags,
wo nicht ohnmöglich, jedoch sehr schwer und gefährlich sein würde, so
will es allerdings darauf ankommen, ob die Sache natürlich und practisch
gegriffen, alle Finessen und Wortstreit wegen dem eigentlichen Verstand
des Äquivalents und der Keciprocität2) abgeschnitten, die beiderseitige
Ideen und Vorschläge vereiniget und ein so billiges als thunliches Concert
annoch zu Stand gebracht werden könne, worzu auch um so weniger die
Hoffnung verloren ist, da Frankreich sich so weit eingelassen und seine
Neigung zu den geheimen Vorschlägen Battsam zu erkennen gegeben hat.
»Es wäre aber die Ausführung dieser wichtigen Absicht ganz ohn-
möglich, wann nicht die Billigkeit, Reciprocität und die zu verschaffende
Sicherheit von den beiden Höfen zur einzigen Kichtschnur genommen
würde; und da der allerch ristlichste König allschon die nämliche Grund-
sätze angenommen und vor richtig anerkennet hat3), auch nicht der geringste
1) Vgl. Nr. 2 a 2) Vgl. Nr. 49. 3) Vgl. Nr. 45. 49.
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1756 März 27.
277
Anstand dabei vorwalten kann, solche von Seiten I. M. auf das genaueste lf75&
in beobachten und znm Fundament der künftigen Unterhandlung zu legen, März 2
so scheinet es auch nnr darauf anzukommen, dass diese principia in dem
Werk selbsten und in der Application nicht ausser Augen gesetzet, son-
dern genau befolget werden.
»Um nun die geheime Unterhandlung wieder in die natürlichste Wege
einzuleiten und möglichst abzukürzen, so dürfte:
lmo »vor allen Dingen nöthig sein, dass der Missverstand und die
iweideutige Auslegung des Worts Äquivalent aus dem Weg geraumet und
dem französchen Hof ohne Rückhalt erkläret werde: I. M. hatten sich
gleich allen Anfangs deutlich geäusseret und wollten zu allem Überfluss
nochmalen zu erkennen geben, wie ihre geheime Vorschlage überhaupt und
die Erwähnung des dem Don Philipp zu bestimmenden Äquivalents ins-
besondere nicht änderst als conditionate auf den Fall geschehen und zu
verstehen seien, wann das Herzogthum Schlesien und die Grafschaft Glatz
wieder unter die Bottmässigkeit des . . . Erzhauses wflrklich gerathen
sollten. Die Wiedereroberung dieser Landen seie also der hauptsäch-
lichste Gegenstand und die wahre Bewegursach aller diesseitigen Ver-
sprechen, und insolang jene nicht erfolgte, noch zu ihrer Vollkommen-
heit gebracht werden könnte, so verstünde es sich von selbsten, dass auch
die diesseitige Versprechen und Äusserungen von keiner Verbindlichkeit
und Würkung seien, sondern als nicht geschehen angesehen werden
mflssten !).
»Dahero seie sich nicht sowohl bei denen Fragen und Betrachtungen,
wemc das zu bestimmende Äquivalent zutheil werde, und inwieweit der
Don Philipp zu begünstigen seie, aufzuhalten, sondern auf die Sache
selbsten und auf deren Fundament, nämlich auf die Conquäte der schle-
sischen Landen und auf die dargegen zu versprechende Gessionen zurück-
zusehen, welche beide Bedingnüsse niemalen von einander getrennet
werden könnten, sondern zu gleichen Schritten, aber nicht eines vor dem
andern zur Erfüllung gelangen mtlssten.
2° »Wie nun hiebei um so weniger zu zweifeien stünde, dass der
allerchristlichste König die Sache auf gleiche Art und nicht änderst an-
sehen und beurtheilen würde, da die diesseitige Erklärung auf die offen-
bare Billigkeit und Reciprocität gegründet wäre und der ernannte König
diese Grundsätze allschon als conditiones sine quibus mm angenommen
und festgestellt hätte, so könne auch kein erhebliches Bedenken dabei
vorwalten, desfalls allen Zweifel aus dem Weg zu räumen und L M. durch
Errichtung einer Präliminardeclarationsacte vollständig zu beruhigen, vermög
welcher beide Theile auf das verbindlichst- und deutlichste erkläreten,
dass alle Verabredungen und Versprechen von keiner Kraft und Würknng
1) Vgl. Nr. 13.
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278 Österreichische Acten nur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1756 _ gein, sondern als nicht geschehen angesehen werden sollten, insolang
lärz 20^-ie Wiedereroberung Schlesiens nnd der Grafschaft Glatz nicht erfüllet
wäre1).
>Auf eine solche von beiden Theilen auszufertigende Declaration wäre
nun fordersamat, und bevor sich in weitere Handlungen eingelassen wird,
eiferigst zu dringen; wenigstens aber mttsste dieselbe von dem Grafen
Starhemberg ausgestellt und, auf Begnehmung des Königs, von dem Abbe*
Bernis angenommen werden, weilen nunmehro in speciale Handlung ein-
gegangen werden muss und dieselbe allzubedenklich fiele, wann nicht vor-
hero wegen dem besorglichen Missbrauch alle mögliche Vorsicht angewendet
und in das Werk gestellet worden.
3tio »So wenig nun das diesseitige Ansinnen nach der offenbaren
Billigkeit und Reciprocität versaget werden kann, ebenso wenig lasset
sich nach Anleitung der nämlichen Grundsätzen in Abrede stellen, dass
die von dem Abbe* Bernis noch vor der näheren Öffnung anverlangte
Declaration wegen der von beiden Theilen genau zu beobachtenden Reci-
procität2) billig und gegründet, folglich auch keiuem Anstand unter-
worfen seie.
«Dann obgleich diese Declaration nach des ernanten Abbe* Äusserungen
hauptsächlich dahin zielet, dass I. M. auf die nämliche Art gegen Enge-
land, wie Frankreich gegen Preussen zu Werke gehen sollten, so würde
doch die ganze Negociation auf eine wahre Chimere hinauslaufen, wann
man solche auf die Absicht und Hoffnung begründen wollte, den franzft-
schen Hof zu ungleichen und nicht proportionirten Bedingnüssen und Ver-
sprechen vermögen, ihn von Preussen völlig abziehen, aber die englische
Allianz in ihrer bisherigen Eigenschaft beibehalten zu können.
»Wann also die besagte Reciprocität in ihrem rechten Verstand betrach-
tet und auf eine solche Art beobachtet wird, dass der beiderseitige End-
zweck andurch beforderet und um so ehender in Erfüllung gebracht werde,
so ist in Ansehung der erwähnten Declaration das französche Verlangen viel
ehender vor vergnüglich als dem allerhöchsten Dienst nachtheilig anzu-
sehen, und wird dahero ohnmaassgeblichst dafür gehalten, dass zwar Graf
Starhemberg bei dem Abgang specialer Verhaltungsbefehlen sich ganz ver-
nünftig und ministerhaft aus des Abbe* Bernis dringenden Anwürfen herans-
gewickelet, dass er aber annoch dem besagten Abbe* zu bedeuten habe:
wie der hiesige Hof bei einer beiderseitigen Erklärung wegen der zn
beobachtenden Reciprocität so wenigen Anstand und Bedenken finde, dass
er, Graf, vielmehr gemessen angewiesen seie, des Abbe* Bernis Vorschlag
zu erneueren und solchem willigst die Hände zu bieten; wie dann auch
in dem Project der diesseitigen Antwort, so mit dem letzteren Courier
nach Paris abgesendet worden3), allschon eine solche generale Versicherung
1) Vgl. Nr. 51. 52. 2) Vgl. S. 245. 3) Vgl. Nr. 51.
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1756 März 27.
279
enthalten ist, und dabei die Absieht vorgewaltet bat, das zur glücklichen Aus- [1756
führung des geheimen Geschäfts unumgäuglich nöthige wahre Vertrauen zwi-März '
sehen den zwei Höfen immer mehrers zu begründen; welcher Absicht vor der-
malen noch hinzukommt, dass Graf 8tarhemberg von der diesseitigen willfahrigen
Erklärung schickliche Gelegenheit nehmen kann, die oberwähnte Declaration,
dass obnedie Eroberung Schlesiens alles als nioht geschehen anzusehen seie,
auf die Bahn zu bringen und mit solcher auszureichen, als wordurch das
grösste Bedenken, so bei der ganzen Sache vorwaltet, gehoben würde.
4 10 »Da bei der mit Frankreich angesponnenen Unterhandlung die
doppelte Absicht geftthret wird, dem . . . Erzhaus mehrere Sicherheit zu
verschaffen und dem König in Preussen Schlesien und Glatz wieder zu
entziehen, so ist zwar auf beide objecta zugleich fernerhin das sorgfältigste
Augenmerk zu richten, jedoch die Negociation dergestalt zu führen, dass,
wann die grosse Idee wegen dem ernannten König fehlschlüge oder auf
künftige Zeiten verschoben werden müsste, nicht eines mit dem anderen
verdorben, sondern wenigstens der diesseitigen Sicherheit durch Errichtung
der Neutral itätsacte und des Defensivtractats vorgesehen werde.
»In diesem Verstand sind die letztere an Grafen Starhemberg er-
gangene . . . Verhaltungsbefehle1) eingerichtet, und es ist nicht zu zwei-
feien, dass der ernannte Graf sich mit allem Eifer und Geschicklichkeit
befleissen werde, solche baldmöglichst in das Werk zu stellen.
>Wann aber solches nioht zugleich in Ansehung des Defensivtractats
erfolget sein sollte, so wäre vorzüglich darauf zu sehen, dass auch wegen
des erwähnten Tractats aller Anstand gehoben und solcher in allen Fällen,
zumalen aber alsdann errichtet werde, wann die Einverständnis über den
geheimen Vorschlag nicht zur Vollkommenheit gelangen oder länger ver-
schoben bleiben sollte2).
»Aus welchen Betrachtungen nöthig zu sein scheinet, dass dem Grafen
Starhemberg nochmalen aufzutragen, dass er sich fernerhin angelegen sein
lasse, den Defensivtractat, welcher zugleich die Neutralitätsacte begreifet,
zum baldigen Schluss zu beförderen.
5° »Soviel nun die diesseitige Oessionen betrifft, so erfordert zwar
die mit dem französchen ministerio zu gebrauchende Vorsicht, dass sich
mit der hiesigen Erklärung nicht übereilet, sondern nur alsdann näher und
speeifice geäusseret werde, wann die Präliminarpunkten ihre Richtigkeit
erhalten haben und wahrscheinliche Hoffnung vorhanden ist, dass etwas
schliessliches mit dem französchen Hof verabredet werden könne; jedoch
scheinet in allen Fällen nöthig zu sein, dass desfalls von nun an die aller-
höchste EntSchliessung gefasset und Graf Starhemberg in den Stand ge-
setzet werde, nach Beschaffenheit der Umständen sich wegen der Abgaben
deutlich zu öffnen und der Handlung allen möglichen Vorschub zu geben,
1) Vgl. Nr. 51. 52. 2) Vgl. Nr. 46.
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280 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[H56 besonders aber dem Argwohn einer geflissentlichen Verzögerung oder eines
lära 27^ zweideutigen Betrags in Zeiten vorzubauen; worinnen er nach denen bia-
hero gegebenen Proben seiner Vorsicht das rechte Maass zu treffen schon
wissen wird.
>8o vieles hat indessen seine Richtigkeit, dass zwischen dem Äqui-
valent oder den Cessionen, zu deren Anerbietung Graf Starhemberg all-
schon begwaltiget ist1), und jenen, so Frankreich dermalen anverlangt2;,
ein sehr grosser Unterscheid vorwalte, und dass diese bereits erwähnter-
maassen allzu übermässig seien, wann sie nur als ein Äquivalent vor den
Don Philipp angesehen werden.
»Sobald man sie aber mit den diesseitigen Begehren, nämlichen mit
Schlesien, Glatz und den drei Herzogtümern Parma, Piacenza und
Gnastalla in Vergleichung ziehet, so dörfte wegen der Übermaass aller
Zweifel von selbsten hin wegfallen und die allerhöchste Einstimmung ohne
Bedenken einznrathen sein, wann nur dargegen die oberwähnte unschätz-
bare Vortheile dem . . . Brzhaus sicher verschaffet werden könnten.
»Aus diesen Betrachtungen wäre auch gleich Anfangs mit vieler Wahr-
scheinlichkeit zu vermuthen, dass der französcbe Hof die gesamte Nieder-
lande zu einem Äquivalent anverlangen würde. Und es ist noch einem
grossen Zweifel unterworfen, ob nicht ein dergleichen Begehren verträg-
licher, als das gegenwärtige gewest wäre, da man solchenfalls mit mehrerer
Zuverlässigkeit hätte urtheilen können, dass es dem ernannten Hof mit
der Begnehmung des geheimen Vorschlags ein wahrer Ernst seie, und dass
er zur glücklichen Ausführung alles mögliche beitragen würde.
>Ob man sich nun zwar nicht ermächtigen will, der eigenen aller-
höchsten Entschliessung wegen der in den Niederlanden zu bewilligen-
den Cessionen im mindesten vorzugreifen, so ist doch so vieles nicht mit
Stillschweigen zu übergehen, dass ein allzugrosser Diensteifer oder ein
unzeitiger Versuch, noch etwas abzudingen, in Ansehung des wichtigen
objecti weit mehr schaden als nutzen dörfte, da die Krön Frankreich
durch so viele und erhebliche Staatsursachen von der Schwächung des
Königs in Preussen zurückgehalten wird und zur ernstlichen Mitwürkung
nicht änderst als durch andere grosse Vortheile vermöget werden kann.
>Jedoch dörfte in dem Fall, dass die Grafschaft Flandren nebst dem
Tournesis zum Äquivalent bestimmet würde, die Vorsicht nicht ausser Acht
zu lassen sein, dass alles dasjenige, was über der Scheid lieget und zu
Brabant gehöret, namentlich ausgenommen werde, weilen sonsten das
fremde Gebiet sich bis an die Stadt Anvers und allzu nah an die hollän-
dische Grenzen erstreckte und ein beträchtlicher Theil des Brabantischen
unter den diesseitigen Cessionen begriffen wäre3).
1) Vgl. Nr. 2. 2a. 2) Vgl. Nr. 49.
3) In dem ergänzenden Erlass vom 27. März 1756 (vgl. Nr. 59a) ist binzu-
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t
1756 März 27. 281
»Sodann mtisste zu Vermeidung aller künftigen Strittigkeiten wegen [1756
• • • MSrz 2
der Grenzen und Appertinentien vorläufig stipuliret werden, dass solches
in den künftigen Verabredungen nach keinem anderen Fundament als
nach der Art, wie I. M. die Grenzen von Flandren nnd Tournesis seithero
beobachten lassen, zn reguliren und festzustellen seie.
»Nicht weniger wäre vorläufig die Bedingnuss deutlich auszudrucken,
dass mit I. M. Cessionen auch alle publique und Privatschulden ohne
die mindeste Exception zu übernehmen und I. M. völlig davon zu ent-
ledigen seien, welche Vorsicht um so nöthiger zu sein scheinet, da der
Vorgang wegen der lotharingischen Schulden1) desfalls zur Warnung
dienet.
»Sollte auch dereinstens eine Zergliederung der Niederlanden erfolgen,
so würde wegen des mutuellen commercii, der Zöllen und verschiedenen
anderen in das internum einschlagender Angelegenheiten in ein grosses
Detail eingegangen werden müssen, welches aber vor dermalen noch zu
frühzeitig und auf weitere Handlungen auszusetzen wäre2).
6*° »So nöthig es nun sein will, sich fordersamst wegen der Cessionen
mit Frankreich vollkommen einzuverstehen, so unvermeidlich wäre auch
die Abrede wegen der Ausführung und wegen aller übrigen Theilen des
geheimen Vorschlags, da ohne diesen Vorgang nicht nnr zu keinen werk-
tätigen Operationen gegen Preussen geschritten, sondern nicht einstens
mit Rassland etwas schliessliches zu Stand gebracht3), noch mit Zuverlässig-
keit an Vorbereitung der erforderlichen Kriegsanstalten4) gearbeitet werden
könnte. Und wann alles dieses mit Frankreich zu Stand gekommen wäre,
so bleibet doch die fernere Frage übrig, ob dann auch der russische Hof
zu vermögen seie, denen diesseitigen Vorschlägen die Hände zu bieten
und zu gleicher Zeit, wann sich die hiesige Kriegsmacht in Bewegung
setzte, mit einer Armee von 70000 und mehr Tausend Mann6) dem König
in Preussen auf den Leib zu fallen, da ohne solches, und ohne dass an
einem glücklichen Ausschlag nach menschlichem Urtheil nicht wohl zu
zweifeien stünde, dem allerhöchsten Dienst keineswegs gemäss, sondern
gar sehr zuwider wäre, etwas feindseliges gegen Preussen zu unternehmen
und das . . . Erzhaus der Gefahr einigen Verlusts und der Entkräftung
auszusetzen.
gefügt, dass man jedoch an dieser Bedingung die Verhandlung nicht scheitern
lassen wolle. 1) Vgl. S. 163.
2) In dem ergänzenden Erlass vom 27. März 1756 ist noch die fernere Be-
dingung hinzugefügt, dass ebenso wie bisher für Philipps italienische Herzog-
tümer, so auch für die ihm zufallenden niederländischen Cessionen die weibliche
Erbfolge ausgeschlossen werde. Zwar sehe man voraus, dass Frankreich niemals
darauf eingehen werde, aber Starhemberg solle sich dieser Forderung bedienen,
um bei endlichem Nachgeben andere Vqrtheile herauszuschlagen.
3) Vgl. S. 260. 4) Vgl. S. 150. 5) Vgl. Nr. 56.
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282 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1756 »Es ist also die Einverständnis mit Frankreich und deren würkliche
lärz 271
Ausführung nicht mit einauder zn vermischen, sondern wohl zu unter-
scheiden, nachdem jene vorher gehen kann und mnss, bevor die Möglich-
keit der Execution vorzusehen stehet; woraus sich die fernere Folge
ergiebet, dass die geheime Negociation, soviel die diesseitige Cessionen
und die Gegenbedingnüsse anbetrifft, nicht anders als conditionate auf den
Fall des erfolgten glücklichen Ausschlags eingerichtet, dass aber dem ohn-
geachtet die Verbindung mit Frankreich und die Defensivallianz von nun
an festgestellt werden könne, wann gleich die Ausführung des geheimen
Vorschlags fehlschlüge1) oder auf künftige Zeiten ausgestellt verbleiben
mttsste.
»Dahero dann auch ohnvermeidlich sein will, einen doppelten Tractat,
deren jeder vor sich allein bestünde, und zwar einen vorzeiglichen und
einen geheimen, so auf den Fall eines glücklichen Ausschlags conditio-
nate eingerichtet wäre, zu verabreden und zu schliessen2).
•jmo »Wann nun solchergestalt die beide Höfe vollkommen einver-
standen seind und den geheimen Vorschlag in das Werk zu setzen, die
aufrichtige Absicht fuhren, so müssen auch die hierzu nöthige Mittel er-
griffen werden, da es sonsten auf eines hinausliefe, die Sache selbstcn
nicht wollen oder solche auf eine Art zu unternehmen, wovon sich kein
vergnüglicher Ausschlag versprochen werden könnte.
> Allein auf den Fuss, wie Abbe" Bernis sich letzthin3) wegen dem
vierten Article des geheimen Vorschlags geäusseret hat, wäre es weder
thunlich noch rathsam, sich in einen Krieg mit dem König in Preussen
einzulassen oder nur mit Frankreich, soviel den erwähnten geheimen
Vorschlag anbetrifft, zum 8chluss zu schreiten. Dann sobald die ernannte
Krone ausser der Conqu€te von Schlesien und Glatz die mehrere preussiscbe
Schwächung nicht gestatten, folgliehen den Weg, andere Höfe mit in das
Spiel zu ziehen, versperren und nur zu dem Ende Subsidien an Sachsen,
Bayern etc. geben will, damit diese Mächte stille verbleiben und keinem
Theil beistehen mögten, so müssen hieraus die bedenkliche Folgen ent-
stehen, dass
a. >der König in Preussen zwei Armeen gegen die hiesige und
russische in das Feld stellen und den Ausschlag der Waffen zweifelhaft
machen oder doch wenigstens den Krieg auf verschiedene Campagnes
hinaus erstrecken könnte4;;
b. »dass Frankreich inzwischen seinen Frieden mit Engeland schliessen,
und um solchen vorteilhaft zu erhalten, den diesseitigen geheimen Vor-
1) Dem ergänzenden Erlass vom 27. März 1756 zufolge wurde diese Erläu-
terung mit der Absicht hinzugefügt, den Einwand abzuschneiden, >als ob Wir
nur allein die Wiedereroberung Schlesiens im Schilde fUhreten und Unsere Ein-
verständnuss nicht ernstlich gemeint seiet. 2) Vgl. Nr. 51. 52.
3) Vgl. S. 247 f. 4) Vgl. Nr. 52.'
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1756 März 27.
283
schlag aufopferen, andurcb aber das . . . Erzhaus, wo nicht in einen t*756
neuen Verlust, jedoch in ungemein grosse Kosten und innerliche Ent-^är* 2
kräftung stürzen dürfte; nnd dass
c. »die ernannte Krone, insolang ihre Alliirte nicht mit verwickelt
wären, ganz freie Hände behalten würde, das diesseitige Unternehmen
nach eigenem Willkür zu führen, zu erschweren, zu verzögeren oder
gar zu hintertreiben. Da es nun solchergestalten nicht um die völlige
Entkräftung des Königs in Preussen allein, sondern um die Möglichkeit,
das gTosse Werk glücklich auszuführen, und nm die nöthige Vorsicht
wegen der zu besorgenden widrigen Zufälle und französchen Hinter-
nussen zu thun ist, so bestehet auch der grösste Anstand in der ver-
weigerten Begnchmung des vorerwähnten vierten Article, und ist sich
dahero vor allen Dingen möglichst zu bestreben, dass dieser Anstoss aus
dem Weg geraumet und Frankreich vcrmöget werde, auch in dem be-
sagten Punkt denen diesseitigen Vorschlägen stattzugeben; worinnen um
so ehender auszureichen sein dörfte, wann die Vorstellungen nicht sowohl
auf die völlige Schwächung des Königs in Preussen, so an sich hart und
bedenklich in die Augen fallen mnss, sondern auf die einzige Absicht, die
Sache Selbsten möglich und thunlich zu machen, begründet werden.
8" Ȇberhaupt aber scheinet es vor dermalen darauf anzukommen,
ob die Zweifel und Bedenken des französchen ministerii gehoben werden
können, welche sich natürlicher Weis bei der so grossen Veränder- und
Entschliessung, wie die gänzliche Verlassung der preussischen Allianz
und die enge Verbindung mit dem . . . Erzhaus ist, darstellen müssen.
Indessen ist schon vieles, und mehr als man sich jemalen hätte ver-
sprechen können, damit gewonnen worden, dass die diesseitige Vorschläge
dem dortigen Hof angenehm in die Augen leuchten, und dass er sich
würklioh in einer Unentschlossenheit desfalls befinde, da er eines Theils die
diesseitige Anerbieten nicht ganz verscherzen, anderen Theils aber die Sachen
in solche Wege einleiten mögte, dass ihm auch für das künftige die Gelegen-
heit offen verbliebe, sich des Königs in Preussen gegen das . . . Erzhaus
bedienen zu können.
»Bei diesen häckeliehten Umständen ist also das vorzügliche Augen-
merk dahin zu richten, dass zwar nichts, was zu der Sachen Wesenheit
gehöret, ausser Acht gelassen, übrigens aber alle thunliche Willfährigkeit
bezeuget, die wankende Gesinnung des französchen ministerii nicht mehrers
beunruhet, sondern demselben auf das gelindeste begegnet und der An-
schlag auf die hiesige Seite gewendet werde; woran alsdann nicht wohl
gezweifelet werden kann, wann die Festsetzung des geheimen Geschäfts
allenfalls nur so vieles fruchtet, dass Frankreich seinen Tractat mit
Preussen nicht erneuere und dargegen den Defensivtractat mit I. M. er-
richte; in welchem Fall des ernannten Königs Argwohn und Unruhe sich
vermehren muss, alsdann aber derselbe aus forchtsameu Antrieb gar leicht
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284 Österreichische Acten jbut Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 verleitet werden dörfte, neue Fehltritte zu begehen, und sich mit Enge-
*ra 27^ land in solche Verbind- und Maassnehrnungen einzulassen, welche den fran-
zöschen Hof auch wider Willen nöthigten, die hiesige Freundschaft und
engere Ein verstau dnuss, wo nicht selbsten zu suchen, jedoch nicht weiters
auszuschlagen, sondern auf einen dauerhaften Fuss zu setzen1).
»Damit aber diese höchst wichtige Absicht nicht verfehlet werde,
so will es allerdings nöthig sein, solche, soviel immer thunlioh, zu ver-
bergen und dahero wegen Fortsetzung des geheimen Vorschlags einen
vollkommenen und beständigen Eifer, wie auch eine wahre Offenherzigkeit
und anhaltendes Vertrauen in des Königs Freundschaft zu bezeugen, wann-
gleich sicher vorzusehen stünde, dass solches nach den dermaligen Um-
ständen nicht zu seiner Vollkommenheit gebracht werden könnte.
>Ob nun zwar ein solcher Betrag viele Geschicklichkeit, Einsicht und
Aufmerksamkeit erforderet, so hat doch Qraf Starhemberg allschon werk-
thätige Proben abgeleget, dass er die erwähnte Eigenschaften besitze, und
or wird sich des vergnüglichen Umstands wohl zu bedienen wissen, dass
Frankreich sich vor dermalen in nicht geringer Verlegenheit befinde und
nicht wohl wagen könne, durch Erneuerung seines Tractats mit Prenssen
des hiesigen Hofs Freundschaft zu verscherzen und ihn zu Abänderung
seiner bisherigen Maassnehmungen zu vermögen.«
März 27 59a. Maria Theresia an Starhemberg. Wien, 27. März 1756.
Nach dem Roinconcept Vgl t. Arneth IV, 42Sff.; Beer, H. Z. 27, 349; M. I. Ö. O. XVU,
114; Widdington, Rwrerument 322 ff. ; Koser, II, 41.
Ergänzungen zu der voranstehenden Denkschrift.
Entsprechend den Beschlüssen der am 26. März in des Kaisers und
Ihrer Gegenwart gehaltenen Gonferenz Aber Starhembergs Bericht vom
27. Februar2} erhalte er als Instruction die »kurzen Anmerkungen3) «,
denen noch folgendes hinzuzufügen sei:
jmo »wird von Uns nicht misskennet, dass die geheime Unterhand-
lung vor dermalen in der grössten crisi stehe und dahero um so mehrere
Vorsicht und Mässigung zu brauchen seie, damit einerseits in dem wesent-
lichen nichts verabsäumet, andererseits aber durch Erregung allzuvieler
Schwürigkeiten der dortige Hof nicht in noch grossere Verlegenheit und
Zweifel gesetzet, noch den eifrigsten Bearbeitungen des Königs in Preussen,
sich wieder in das französche Vertrauen einzudringen, ein unzeitiger Vor-
schub gegeben werde.
»Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie vielen und wichtigen Be-
denken die Entschliessung unterworfen seie, ein altes Staatssystema zu
verlassen, die eingewurzelte Vorurtheile zu überwinden und einen neuen
1) Vgl. S. 192. 2) Vgl. Nr. 49. 3) Vgl. Nr. 59.
Digitized by Googl
1756 März 27.
285
Weg einzuschlagen. Es kann Uns also keineswegs befremdlich fallen, dass }'» W
die Meinungen des französchen ministerii annoch zweifelhaft, getheilt und
noeh nicht determiniret seien1). Es will nicht gern die ihm vorgelegte
wichtige Vortheile ans Händen lassen und erblicket ein Licht, wie durch
die engere Verbindung mit Unserem Erzhaus das französche Staatsinteresse
beforderet und zugleich ein fester Grundstein zur Aufrechthaltung des
allgemeinen Ruhestands geleget werden könne.
»Wann es sich aber wieder in die Betrachtungen vertiefet, ob auf
Unsere oder die preussische Allianz mehrerer Staat zu machen, welche am
vortraglichsten, und wie sich die Auswahl auch für das künftige offen zu
erhalten seie, so müssen hieraus unvollkommene EntSchliessungen und
Zweifel erwachsen, zumalen wann die Besorgnuss hinzukommt, dass Unser
geheimer Vorschlag die ohnedem vorwaltende Verwirrungen vergTÖsseren
und einen künftigen Frieden erschweren und entfernen dörfte.
»Bei solchen Umständen gehet also überhaupt Unsere eigentliche
Willensmeinung dahin, dem französchen Hof ehender mit einer übermässigen
als zu beschränkten Offenherzigkeit entgegen zu gehen, allen Anschein
eines zweideutigen Betrags zu vermeiden und ihm keine Veranlassung zur
Beschwerde zu geben, als ob Wir keine Absichten führeten, die Billigkeit
nebst der Reciprocität ausser Augen setzeten nnd auf allzuharten und un-
tunlichen Bedingnussen bestehen wollten.
»Ein solcher Detrag scheint das thunlichste, natürlichste und anstän-
digste Mittel zu sein, die französche Unentschlossenheit zu überwinden und
auf ein gewisses und praktisches systema zu fuhren ; wie dann bereits
ungemein vieles damit gewonnen ist, dass ein Theil des besagten ministerii
in die rechte Grundsätze einzugehen, ein anderer Theil aber in seinen
Vorurtheilen zu wanken anfanget1).
2do »Auf die vorerwähnte generale Betrachtungen sind also Unsere
dermalige EntSchliessungen gegründet. Und ob Wir zwar nicht das
geringste Bedenken dabei finden, dem französchen Hof ein förmliches
Project des zu errichtenden geheimen Tractats ohne weiteren Verzug
vorzulegen«, so müsse doch eine Einigung über die wesentlichsten Grund-
sätze vorher erfolgen, da die französischen Vorschläge2) in dieser Form
für Osterreich unannehmbar seien.
3Wo »Sodann hat zu Deiner generalen Richtschnur zu dienen, dass
Unser vorzügliches Augenmerk dahin gerichtet seie, die Erneuerung des
Tractats zwischen Frankreich und Preussen möglichst zu hintertreiben.
Dann sobald diese erfolgte, so könnte zwar Unser und der preussische
Defensivtractat mit Frankreich zu gleicher Zeit bestehen und stattfinden3);
es wäre aber bei einem solchen Erfolg die Hoffnung wegen der glücklichen
Ausführung Unsers geheimen Vorschlags nicht nur vor dermalen, sondern
1) Vgl. Nr. 55. 2) Vgl. S. 245 ff. 3) Vgl. Nr. 37a.
Digitized by Google
286 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 auch för die künftige Zeiten gänzlich verloren, nnd es dörften sich viel-
!ärz 27 .... .
leicht in saecnlis nicht wieder solche Umstände ergeben, dass Frankreich
allein mit Engeland in Krieg verwickelt seie, der Tractat mit Preussen
jnst znr nämlichen Zeit zn Ende gehe nnd dieser Hof dem französchen so
viele nnd wichtige Ursachen, wie dermalen geschehen ist, zum Missver-
gnügen gebe. Überdas hätten Wir beständig zn besorgen, dass Prenssen,
wann es sich einmal wieder bei Frankreich festgesetzet hätte, weit mehrere
Neigung und Mittel zu Qewinnnng der Vorliebe finden und der blosse
Defensivtractat Uns keine hinlängliche Sicherheit verschaffen dörfte.
> Es ist Uns also die in Deinem letzteren Berichtschreiben ') ange-
merkte Versicherung, dass Frankreich weder Unsere Niederlande feindlich
überfallen noch, insolang als die geheime Negociation vorwaltet, den
Tractat mit Preussen erneueren würde, sehr vergnüglieh zu vernehmen
gewesen, nnd was zu Ende der . . . beiliegenden »Anmerkungen« berühret
wird1), verdienet allerdings eine vorzügliche Rücksicht, da nicht wohl zn
zweifeien stünde, dass, wann Prenssen noch einige Zeit wegen der Er-
neuerung Beines Tractats in der Ungewissheit verbleiben sollte, dieser
König aus Argwohn und Besorgnnss auf solche EntSchliessungen verfallen
würde, welche ihn mit Engeland enger verbindeten und immer mehr von
Frankreich entferneten.
4 10 »Um nun diesen Hauptendzweck zn erreichen, muss dem dortigen
Hof aller Zweifel benommen werden, dass Wir Uns die Mittel, mit den
Seemächten wieder in die alte Einverständnis und systema [Uns] einzu-
lassen, offen erhalten, mit Frankreich aber nur ein temporales Werk zn
Stande bringen nnd diesen Hof eines seiner nntzlichen Alliirten berauben
wollen, ohne in desselben Stelle einzutretten.
»Dahero Wir auch die allschon in Unserem letzteren Rescript3) ent-
haltene . . . Anweisung erneueren, wie Du Dich desfalls ohne weiteres
Bedenken zu äusseren nnd zu versicheren habest, dass nicht der geringste
Anstand bei Uns vorwalte, sowohl hierinnen als in allem übrigen die
vollkommenste Billigkeit und Reciprocität zu beobachten. . . .
5° »Um nun die weitere Handlung mit Frankreich möglichst abzu-
kürzen nnd in das Klare zu setzen, so haben Wir die . . . anliegende
französche Schrift4) entwerfen lassen, welche dem Abbe* Bernis . . . mit-
zutbeilen ist und ohne weitläuftige Erläuterung zn erkennen giebet, wie
sich Unserer Seits sorgfältigst beflissen worden, eines Theils auf alle fran-
zösche Verlangen eine deutliche, hinlängliche und willfährige Antwort zu
ertheilen nnd anderen Theils Unsere Gegenbedingnusse in der freundschaft-
lichsten und natürlichsten Gestalt vorstellig zu machen.
»Soviel aber insbesondere Unsere Erklärung wegen des vor den
Don Philipp anverlangten Äquivalents anbetrifft, so ist es aus einer
1) Vgl Nr. 55. 2) Vgl. Nr. 59, S. 283 f. 3) Vgl. S. 251. 154. 4) Fehlt
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1756 März 27.
287
doppelten Ursach und Betrachtung geschehen, dass Wir Uns desfalls nur 1756
März 5
überhaupt vergnüglich geäusseret und Uns auf die nähere Instructionen, so
Wir Dir zufertigten, bezogen haben.
>Und zwar hat Uns bedenklich geschienen, Unsere niederländische
Cessionen noch ehender namentlich auszudrucken, als mit einiger Verläss-
lichkeit vorzusehen stehet, ob auch Frankreich Unsern Gegenbedingnüssen
stattgeben und die ganze Handlung einen vergnüglichen Ausschlag ge-
winnen werde.
»Sodann sind Wir zwar dermalen fest entschlossen, Aber alle die
viele und wichtige Bedenken, so bei diesem Punkt vorwalten, hinaus zu
gehen und in dem wesentlichen die französche Verlangen *) einzugestehen,
jedoch muss solches mit einigen Gonditionen begleitet werden, welche in
Unserer vorerwähnten Erklärung keinen schicklichen Platz gefunden
hätten2]. . . .
7no »Betreffend den zweiten Theil Unsers geheimen Vorschlags,
nämlich dasjenige, was in dessen Execution einschlaget, so ist Dir altschon
hinlänglich zu erkennen gegeben worden3), warum auf den Fuss, wie die
letztere französche Erklärung4) beschaffen ist, keineswegs zur Vollstreckung
geschritten werden könne, und dass dahero eine Verbesserung erfolgen
müsse, wann änderst die ganze Idee nicht auf sich erliegen bleiben sollte.
»Um sich aber von dieser wichtigen Wahrheit vollständig zu über-
zeugen, so darf nnr in Erwägung gezogen werden, wieviel denen See-
mächten nicht nur an der Aufrechthaltung des Königs in Preussen, sondern
insbesondere daran gelegen seie, dass die flandrische Seeküsten keinem
Prinzen aus dem Hause Bourbon in die Hände fallen mögten. Da nnn
eine dergleichen Verabredung nimmermehr mit gutem Willen und ohne
Stärkeste Gegenbearbeitung der Seemächten in das Werk gestellet werden
kann, so würde auch solche auf eine blosse Chimere hinauslaufen, wann
Frankreich hiebei nur einen müssigen Zuschauer abgeben und nicht in ein
vollständiges Goncert eingehen wollte, was Beines Orts zu Beförderung des
glücklichen Ausschlags beizutragen, und wie eines mit dem anderen zu
vereinbaren seie.
»Sobald also der ernannte Hof die Sache selbsten durchzusetzen
ernstlich und aufrichtig wünschet, so kann er sich auch nicht entbrechen,
zu denen darzu nöthigen Mitteln die Hände zu bieten; auf welche natür-
liche Betrachtung Wir Unsere fernere Vorstellungen in möglichster Kürze
begründet und Uns der gemässigten Worten : »II faut que les Puissan-
ces maritimes soient assez occupäes pour que ce Prince n'en
puisse retirer ni espärer aueun secours« etc.5) wohlbedächtlich
1) Vgl. S. 245. 2) Vgl. S. 280 ff.. 3) Vgl. Nr. 52. 53.
4) Vgl. S. 247 f.
5) Worte aus der S. 2S6 erwähnten fehlenden französischen Beilage.
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288 Österreichische Acten zur Vorgeschichte deB siebenjährigen Krieges.
6 bedienet haben, da es zwar nöthig sein will, dass Frankreich seine Armeen
27 bereite und andurch die Seemächten von aller Hülfleistung vor den König
in Preussen zurückhalte. Wann aber die ernannte Krone zu gleicher Zeit
auf der Landseite feindlich operiren und Hannover ohne weitere Veran-
lassung überfallen wollte, so stünde gar sehr zu zweifeln, dass Dänemark
und andere protestantische Höfe solches gelassen ansehen, auch Russland
zu vermögen sein würde, seinen obhabenden Verbindungen wegen Hannover
zu entstehen und mit Uns den Krieg gegen Preussen zu unternehmen1].
»Ob Wir nun zwar auf die russische Operationen und auf die Uns
andurch zuwachsende Erleichterung keine alizugrosse Rechnung machen,
sondern fast mit Zuverlässigkeit vorsehen können, dass der König in
Preussen allenfalls seine preussische Lande ohnvertheidigt lassen und
den Russen nur ein Corps seiner Truppen, Uns aber den grössten Theil
seiner Macht entgegenstellen würde, so hat es doch seine ungezweifelte
Richtigkeit, dass zur glücklichen Ausführung des grossen Vorhabens die
russische Einverständuuss und Mitwürkung unumgänglich erforderet werde2),
theils weilen solche wenigstens einen beträchtlichen Theil der preussischen
Macht beschäftigen und die Ressourcen so sehr verminderen, als die Be-
stürzung und Confnsion vergrösseren, theils aber die Beisorge aus dem
Weg räumen würde, dass Russland wohl gar durch das englische Geld
und Bemühen vermöget werden dörfte, wo nicht den ernannten König zu
unterstützen, jedoch denen hannoverischen Landen vermög seines Subsi-
dientractats alle thunliche Hülfe zu leisten.
>Du hast Dich also dieser wichtigen Betrachtungen schicklich zu
bedienen und hiebei dasjenige zu beobachten, was Wir in Unserem letzteren
. . . Rescript wegen dem feindlichen Unternehmen gegen Hannover des
mehreren angemerket haben1].
ST0 »Nicht minder ist Unserer Seits auf den gar wohl möglichen Fall
fürzudenken, dass Frankreich, sobald es seine Anständigkeit dabei findet,
mit Engeland zum Frieden schreiten3} und andurch Unser ganzes Vor-
haben in dem besten Lauf unterbrechen dörfte. Um nun diesem höchst-
wichtigen Bedenken, soviel immer thunlich, zu begegnen, so gedenken Wir
nicht nur auf der vorerwähnten Declaration, dass ohne die Eroberung
Schlesiens Unsere Gegenversprechen als nicht geschehen anzusehen seien,
ohnabänderlich zu beharren, sondern Wir haben auch schon von der
Bedingnusse, dass die erwähnte Eroberung durch den künftigen Frieden zu
bestättigen seie, vorläufige Anregung zu thun für gut befunden und werden
bei Errichtung des geheimen Tractats darauf antragen, dass sich Frankreich
anheischig mache, nur alsdann mit Engeland einen Frieden zu schliessen,
wann andurch die geheime Verabredung bestättiget und begnehmet wird,
welches Du also bestens vorzubereiten beflissen sein wirst.
1) Vgl. S.250 f. 2) Vgl. S. 260. 281. 3) Vgl. Nr. 52.
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1756 März 27.
289
9no »Sodann wirst Du ohne weitere Erläuterung von 9elbsten ermessen, 1756
M:irz 2
wie sehr es mit Unserem wesentlichen Staatsinteresse und künftiger Sicher-
heit übereinkomme, dem König in Preussen nicht nnr Schlesien und Glatz
wieder zu entziehen, sondern ihn noch mehrers zu schwächen und die
Kräften zn Ausübung einer künftigen Rache zu benehmen, womit sich
zugleich die höchst wichtige Betrachtung vereiniget, dass ohne eine dritte
Armee das Unternehmen gegen den besagten König weder genugsam
sicher noch so geschwind, als es rathsam, auszuführen sein würde1).
»Da jedoch die erstere Absicht hart und bedenklich in die Augen
fallen und die französche Beisorge erwecken muss, dass Unser Erzhaus
sich allzusehr in die Höhe schwingen dörfte, so wirst Du Dich, gleichwie
in Unserer dermaligen Antwort2) wohlbedächtlioh geschehen ist, haupt-
sächlich der letzteren Betrachtung, nämlichen der Noth wendigkeit einer
dritten Armee, geschickt zu bedienen wissen, um, soviel es sein kann,
beide Absichten zugleich zu erreichen. Allenfalls wäre vor Uns ein
grosses damit gewonnen, wann an Chursaohsen und Churpfalz oder nur
an eines dieser Häuser3) ein Länderzuwaohs auf Kosten des Königs in
Preussen versprochen werden könnte. Dann ausser der dagegen zu sti-
pulirenden würkliohen Hülfleistung hat Sachsen einen beträchtlichen Ein-
fluss bei dem russischen Hof4) und würde bei ermanglender anderwär-
tigen VergrÖ88erungshoffnung alles mögliche anwenden, Uns einen Theil
von Schlesien oder andere vorteilhafte Bedingnflsse durch die russische
und andere Mitwürkung abzudrucken. Dahero Wir Uns auch endlichen,
um nicht das ganze zu verscherzen, gezwungen sehen dörften, in eine
unangenehme und solche Entschliessung, so denen Verabredungen von
anno 1 744 5) gleichkommet, einzugehen.
»Was aber Churpfalz anbetrifft, so sind zwar seine an Uns machende
grosse Anforderungen allschon so gründlich widerleget worden, dass deren
Nichtigkeit sonnenklar vor Augen lieget. Nachdem jedoch die Berich-
tigung dieser Anforderungen in dem Aachner Frieden ausdrucklich vor-
behalten6), auch seithero hierüber gütliche Handlung gepflogen und eine
Summ von 1200000 f. gegen die churpfälzische Stimme bei einer künf-
tigen römischen Königswahl vorläufig versprochen worden7), so ist auch
zu Vermeidung aller künftigen Weiterungen [bei] der bevorstehenden
Gelegenheit, soviel immer thunlich, zu Nutzen zu machen, dass Churpfalz
1) Vgl. S. 254. 2) D. h. der verlorenen Beilage. Vgl. S. 286.
3) Vgl. Nr. 2.
4) Durch den chursächaischen Gesandten von Funcke. Vgl. Zinzendorfs
Memoire, Beilage Nr. 2. 5) Vgl. v. Arneth II, 434.
6} Es bandelt sich um die pfälzischen Ansprüche auf die Grafschaft Pleis-
heira. Vgl. v. Arneth III, 366; IV, 294 ff. 314 ff.
7) Im Vertrage zu Hannover vom September 1752, vgl. Häusser, Geschichte
der rheinischen Pfalz II, 915 f.
Acten zur Vorgeachiehte dee 7 j ihrigen Krieget. 19
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290 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
. durch die von Preussen zu erhaltende Vortheile befriediget und mit in das
' Concert eingezogen werde; wie es dann dem ernannten Hof an erheblichen
Ursachen zn Ergreifnng der Waffen gegen den König in Preussen keines-
wegs ermanglet, da dieser unter anderen zugefügten Beschwerden vor
etlichen Jahren mit Ansbach und Bayreuth einen geheimen und sehr
verfänglichen Ilausvertrag ') errichtet hat, worinnen die Ländersuccessionen
auch vor diejenige preussische Branchen, so nicht von dem primo acqui-
rente abstammen, zum Präjudiz anderer Anwärter verabredet nnd fest-
gestellt werden wollen. Desfalls Wir die nähere Erläuterung alsdann zn
ertheilen nicht ermanglen würden, wann Unser Antrag bei dem fr an Zöschen
Hof mehrern Eingang findet.
»Ob nun zwar weder Sachsen noch Pfalz sich der Gefahr, von Preussen
gähling überfallen und zu Grund gerichtet zu werden, aussetzen kann, so
würde es doch an beider Höfen gutem Willen und werkthätigem Beistand
alsdann keineswegs fehlen, wann einmal das Concert zwischen Uns, Frank-
reich und Russland zu Stand gekommen und mit Unseren Kriegsoperationen
der Anfang gemacht wäre, alsdann auch eine dritte Armee2) den König
in Preussen in die grösste Verlegenheit setzen und der Sachen den Aus-
schlag geben dörfte.
10mo »Betreffend Unseren Antrag, dass Spanien, Neapel und der
Don Philipp noch Proportion des ihnen zuwachsenden Vortheils das ihrige
zu Bestreitung der Kriegsunkosten beizutragen hätten, so ist solches in
den Regien der Billigkeit nnd Rociprocität ohnwidersprechlich gegründet
Und ob zwar die Bewilligung nicht von Unserer noch der französchen
Willkür abhanget, so kann nnd muss doch zwischen Uns und dem aller-
christlichsten König vorläufig abgeredet werden, wieviel denen ernannten
Höfen anzusinnen und wio sie desfalls zu vineuliren seien; worüber Wir
Uns nnr alsdann speeifice äusseren können, wann Wir von der französchen
Gesinnung näher benachrichtiget worden. Inzwischen wäre Unsere Er-
messens das wenigste, dass Spanien seine in dem Aranjuezer Vertrag3)
nur vor Italien versprochene Hülfleistung von 12000 Mann vor dermalen
gegen den König in Preussen erstreckte nnd diese Hülfe, solang der
Krieg gegen den ernannten König fortdauerete, in barem Geld entrichtete,
so beiläufig nach dem stipulirten Anschlag zwei Millionen teutscher Gul-
den ertragen würde.
»Ob nun zwar der König von Neapel dem ernannten Tractat noch
nicht beigetretten ist, so könnte dooh die vor ihn allschon projectirte
1) Vom 24. Juni, 11. nnd 14. Juli 1756; vgl. H. Schulze, Hausverträge deut-
scher Fürsten Hl, 740 ff. (Berlin, 1883]. 2) Vgl. S. 254. 289.
3) Der Defensivvertrag von Aranjuez wurde am 18. April 1752 zwischen
Spanien und Österreich abgeschlossen. Vgl. v. Arneth IV, 338 f.; Cantillo, Tra-
tados di paz y di commercio (Madrid 1843) S. 412.
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1750 März 27.
291
Accession und der Hülfsaufsatz zum Grund geleget und hiernach sein 1756
März I
Geldbeitrag ausgemessen werden; wie dann auch der Don Philipp, so den
wesentlichsten Vortheil erhielte, nicht anszoschliessen und allenfalls von
seinem Schwiegervatter, dem allerchristlichsten König, wie auch von seinen
königlichen Brüdern zu vertretten wäre.
»Jedoch sind dieses nur noch vorläufige Gedanken und unvollkommene
Vorschläge, wobei es sich von selbsten verstehet, dass, wann bessere und
und vortheilhaftere ausfindig gemacht werden könnten, Wir solche mit
Freuden ergreifen würden; daher o Du auch die obstehende Anmerknngen
nur als Deine Privatgedanken gelegentlich vorzubringen und desfalls den
französchen Hof womöglich am ersten zur Sprache zu bringen hast.
»Da jedoch leicht vorzusehen stehet, dass die grösste nnd unumgäng-
lich nöthige Geldaushülfe und der erste Vorsohuss nur allein von dem
ernannten Hof anzuhoffen seie, so ist es allerdings ein bedenklicher Um-
stand, dass derselbe in seiner letzteren Erklärung1) auf keine ohnmittel-
baro Vortheile für sich angetragen und Uns andurch die Gelegenheit
benommen hat, Unsere Geld- und andere Bedingnüsse auf die Reciprocität
zu begründen. Über das können Wir Uns von dem ganzen Vorhaben keinen
vergnüglichen Ausschlag versprechen, insolang Wir nicht zum Voraus voll-
kommen versichert seind, dass Frankreich an der Ausführung aufrichtigen
und begierigen Antheil nehme; in welchem Fall alles gar leicht auf einen
Mittelpunkt zu führen und an einem glücklichen Erfolg nicht wohl zn
zweifeien sein würde.
»Diese und mehr andere höchst erhebliche Betrachtangen, besonders
aber der Umstand, dass dermalen alles in der grüssten crisi stehe und
die Entschliessung des französchen ministerii wankend und noch nicht
determiniret seie, haben Uns nach reifem Nachdenken vermöget, Dir hier-
mit den gemessenen Befehl zu ertheilen, dass Du nach Deiner besitzenden
Geschicklichkeit bei der Frage, mit was für einem Prätext und Vor wand
der französche Geldvorschuss zu bedecken seie2), Dich dahin zn äusseren
habest, wie Du zwar solches der eigenen französchen Überlegung anheim-
stellen müsstest, jedoch stündest Du in der Vermuthung, dass Wir Uns
wohl noch entschliessen dörften, vor des ernannten Hofes Gelddarlehen
das Herzogthum Luxemburg3), wo nicht ganz, jedoch znm Theil znm Unter-
pfand zn verschreiben, wann Wir änderst hinlängliche Sicherheit erhielten,
dass der allercbristlichste König alles thunlicho zur geschwinden und ver-
gnüglichen Bewerkstelligung des geheimen Vorschlages beitragen wolle.
»Dieses kann vor den ersten Anwurf zureichen, um die eigentliche
Gesinnung des dortigen Hofs näher zu erforschen. Sollte aber ein solcher
Schritt keinen sonderlichen Eindruck verursachen, so diente es zur hin-
1) Vgl. S. 245 f. und Nr. 52. 2) Vgl. S. 247.
3) Vgl. v. Arneth IV, 277.
10*
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292 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1 756 _ länglichen Anzeig, was sich überhaupt von dem dortigen Beistand zu ver-
rtrz 2' sprechen seie; wobei Wir noch in Ansehung der Folgen näher erwogen
haben, dass ohnedem ein ansehnlicher Theil des Luxemburgischen durch
die bekannte Ansprüche des Abbe" de St. Hubert'), der sogenannten terres
franches, derer Bureaux und des neuen Weges von Sedan strittig seie,
dass hieraus über kurz oder lang die unangenehmste Weiterungen ent-
stehen könnten, dass Frankreich schon längstens sein begieriges Aug auf
das Luxemburgische gerichtet habe, dass ihm solches ohnedem und an-
malen, wann Flandern dem Don Philipp zutheil werden sollte, nicht ent-
stehen und dass die Festung Luxemburg bei der dortigen geschwächten
Kriegsmacht nur zur unerschwinglichen Last gereichen würde.
llmo »In Ansehung der Zeit, wann der geheime Vorschlag in das
Werk zu stellen seie2), haben Wir dem französchen Hof geflissentlich und
deutlich zu erkennen gegeben, dass Wir weder Uns noch ihn einigem
Hazard aussetzen, noch auch etwas zu voreilig und zu früh unternehmen
wollten, da hierzu fordersamst die vollkommene Einverständnis nicht nur
mit Frankreich, sondern auch mit Russland, und zwar dieses Hofs zuver-
lässige Erklärung, wann er zu den Operationen schreiten könne, unum-
gänglich erfordert würde; wornächst erst das weitere mit Frankreich wegen
der Art und Zeit der Execntion verabredet werden müsste.
»Es will aber umso nöthiger sein, dem französchen Hof keine über-
mässige Begierde zu erkennen zu geben, noch seinen Argwohn, als ob Wir
ihn nur in Weitläufigkeiten und in einen langwierigen Krieg zu ver-
wickelen suchten, zu bestärken, da Wir zum Voraus zuverlässig wissen,
dass das dortige Verlangen zum Frieden alle übrige Betrachtungen weit
vorwiege, und dass Unsere Gegenbearbeitungen nichts fruchten, wohl aber
einen höchst nachtheiligen Eindruck verursachen würden.
»Du kannst Dich also ohne Bedenken bei Gelegenheiten dahin äusseren,
dass die baldige Stiftung eines anständigen Vergleichs zwischen Frank-
reich und Engeland so wenig Unserer Gedenkensart zuwider seie, dass
Wir vielmehr bereit und erbötig wären, solchen beforderen zu helfen. Es
seie dahoro Unser geheimer Vorschlag nur auf den Fall gerichtet, wann
keine Güte stattfinden und Frankreich vorsehen sollte, dass mit mehrerem
Ernst und Nachdruck zu Werk gegangen werden müsste; wobei Wir zu
des Königs Freundschaft und gegebenem Wort der Aufrichtigkeit das voll-
kommene Vertrauen trügen, dass er selbsten noch zu rechter Zeit alle
voreilige Schritte missrathen, hingegen den geheimen Vorschlag, wann mit
dessen Vollstreckung einmal der Anfang gemacht wäre, glücklich durchzu-
setzen, desto eifriger beflissen sein würde.
1) Über die französischen Ansprüche auf Hainault und die Abtei St Hubert
wurde auf dem Aachener Friedenscongress vergeblich verhandelt Vgl. Beer,
Archiv 47, 16. 35. 2) Vgl. S. 252. 261.
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1756 Marz 27.
293
»Und in der That wäre dieses nach den dermaligen Umständen, und 1756
Miirz 2
wann der Seekriog, wie zu vermnthen stehet1), vor Frankreich Abel aus-
schlüge, der kürzeste, sicherste, erspriesslichste und glorreicheste Weg,
Engeland zu einem billigen Frieden und zu Begnehmung Unsers geheimen
Vorschlags auch wider Willen zu vermögen und die allgemeine Ruhe auf
einen dauerhaften Fuss zu setzen ; da einmal Unserer, der französchen und
russischen Macht nichts in die Länge widerstehen könnte, und die blosso
Beisorge wegen Hannover nicht von geringer Würkung sein würde,
»Ob Wir nun zwar die Ausführung Unserer grossen Absichten vor-
züglich zu wünschen alle Ursache haben, so würde Uns doch die Nach-
richt eines zwischen Engeland und Frankreich erfolgten Vergleichs alsdann
nicht unangenehm fallen, wann nur solches noch zu rechter Zeit und noch
vor Unseren wflrklichen Kriegsdemonstrationen2) erfolget, Unser Vertrauen
nicht missbrauchet, noch dem König in Preussen ein neuer Zuwachs seines
Einflusses und Ansehens andurch zutheil, sondern es in die Wege ge-
richtet wird, dass Frankreich seinen Tractat mit dem ernannten König
nicht erneuere und dagegen mit Uns den in Vorschlag gebrachten Defen-
sivtractat errichte, mithin den Weg zu Ausführung der geheimen Absichten
vor künftige Zeiten offen erhalte; wobei es hauptsächlich auf Deine ver-
nünftige Beurtheilung der dortigen Gesinnung und auf den geschickten
Gebrauch der sich ergebenden Veränderungen und Zufällen ankommen
dörfte.
12mo »Bei diesen Umständen wirst Du von Selbsten ermessen, aus
was für erheblichen Ursachen und Betrachtungen Wir in Unserem letzteren
Kescript den Auftrag erneuert haben, dass der Schluss des Neutralitäts-
und Defensivtractats bestens zu betreiben seie3).
»Wir wollen hiebei in keine Widerlegung der von dem Abbe* Bernis
vorgebrachten Ausflüchten4) eingehen, und wann der dortige Hof eine
blosse Neutralitätsacte vor allzugering ansehen will, so kann doch dieser
Vorwand bei einem Defensivtractat, welcher zugleich das Neutralitätsver-
sprechen in sich fasset, nicht stattfinden ; zumalen der ernannte Hof selbsten
eine dergleichen Verabredung in Vorschlag gebracht hat6) und aus seinem
veränderlichen Betrag die Beisorg erwachsen mflsste, dass er dermalen
mit der Hoffnung, durch die preussische Vermittelung6) zum baldigen Frieden
zu gelangen, allzusehr eingenommen seie und dem ernannten König keine
Gelegenheit zum Unwillen geben wolle. Du wirst also Unsern in der mehr
erwähnten Erklärung7) . . . erneuerten Anwurf durch die fernere Vor-
stellung unterstützen, dass lmo Unsere letztere an den Grafen Migazzi8)
ergangene Verhaltungsbefehle auf den vermutheten Schluss sowohl der
1) Vgl. S. 178. 2) Vgl. S. 159. 3) Vgl. Nr. 51. 4) Vgl. S. 256.
5} Vgl. Nr. 31. 6) Vgl. P. C. XII, passim z. B. 203 ff.
7) D. h. in. der fehlenden Beilage; vgl. S. 286 Anm. 4. 8) Vgl. S. 221.
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294 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Neutralitätsacte als des Defonsivtractats gegründet seien, und dass bis zn
[arz 27 dem würklichen Erfolg mit denen diensamen Vorstellungen bei dem spa-
nischen Hof Anstand genommen werden müsse1). Ebensowenig konnte
etwas gedeihliches bei Russland ohne vorgängige Schliessung des Defensiv-
tractats unternommen werden.
2do »Da das Gerücht von Unserer mit Frankreich obwaltenden Unter-
handlung sich immer mohrers ausbreitet und Aufsehen verursachet, so
kann auch nicht länger verschoben bleiben, dem publico etwas vorzulegen
und denen widrigen Urtheilen ein Ende zu machen2).
3ti0 >l8t Uns zuverlässig bekannt, dass der König in Preussen durch
seinen hiesigen ministrum Klinggräffen dem Keith und, allem Vermuthen
nach, dem englischen und hannoverischen ministerio Unsere vorseiende Ein-
verständnis mit Frankreich auf das bedenklichste vorstellen lassen, und
dass ihm nichts angenehmer sein würde, als wann wir mit denen See-
mächten in ein engeres Concert eintretten wollten, er aber andurch eine
neue Gelegenheit erhielte, von Frankreich gesucht zu werden und sich auf
allen Seiten verdienstlich zu machen
»Da Uns nun die englische Lebhaftigkeit im Negociiren, zumalen, wann
sie von der Forcht angetrieben wird, nicht unbekannt ist, so haben Wir
Uns darauf zu versehen, dass der ernannte Hof den spanischen, sardini-
schen, sächsischen und den russischen anspannen werde, um mit Uns
eine Aussöhnung zu stiften und das vorhinnigo Vertrauen herzustellen;
wie dann würklich von einigen dieser Höfen auf das eiferigste hieran ge-
arbeitet wird4). Und ob Wir zwar ihre bisherige Vorstellungen mit un-
verfänglichen Antworten abgewiesen haben, so ist doch in die Länge eine
deutlichere Sprache nicht zu vermeiden, und Frankreich wird hoffentlich
darauf bedacht sein, Uns aus der Verlegenheit zu ziehen und sich hiebei
an Unsere Stelle zu setzen.
4to »Hierzu kommt nun noch die wichtige Betrachtung, dass Wir Uns
auf der einen Seiten von Unseren vorhinnigen Bundsgenossen immer mehrers
entfernen und auf der anderen Seiten noch nichts zu Stand gebracht
1) Vgl. Nr. 51. 2) Vgl. Nr. 46.
3) Vgl. P. C. XII, 144. 165, wo aber von dem letzten Gedanken nichts zu
fiuden ist.
4} Ähnlich schreibt Kaunitz am 3. April 1756 an Starhemberg: »Obgleich
wir nun in unseren einmal festgestellten Grundsätzen nicht wanken und alle
Hüfe mit allgemeinen abschlägigen Antworten abfertigen, so ist doch in der
That der Sturm, der von allen Seiten auf mich losbricht, ungemein stark und
wird noch täglich stärker werden, je mehr sich das Gerücht von Ihrer geheimen
Verhandlung verbreitet. Ja man geht schon so weit, dass man an Mittel denkt
mich zu stürzen. Allein ich lache dazu und wünsche nur, dass der Defensiv-
tractat bald geschlossen werde, damit ich einige Gemüther beruhigen könne.«
Vgl. v. Arneth IV, 438 f., vgl. auch 449; Broglie, L'alliance 339 f.; Waddington,
flenversement 275.
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1756 März 27 — März 28.
295
haben, welches zu Unserer mehreren Sicherheit dienen könnte. Sollte *756
auch der König in Preussen Mittel finden, die Beschaffenheit Unserer ge-
heimen Negociation zuverlässig zu entdecken, so ist nichts weniger als
ohnmöglich, dass er die geschwinde Entschliessnng fassen dörfte, Uns
ehender, als das Concert mit Frankreich und Russland zu Stand gebracht
wäre, mit seiner ganzen Macht feindlich zu überfallen und Unsern Ab-
sichten be vorzukommen ').
»Es kann also dem französchen Hof auf keine Weis befremdlich
fallen, dass Wir den Schluss des Defensivtractats zu beforderen und an-
durch alle Beisorg mehrers zu entfernen suchen; wie Du dann in das
besondere darauf anzutragen hast, dass Uns der allerchristlichste König
vorläufig seines Beistands auf den specialen Fall versichere, wann Wir
wider Verhoffen noch vor dem Schluss der geheimen Unterhandlung von
Preussen feindlich angegriffen werden sollten. . . .
Ȇbrigens ist bei Uns einem grossen Zweifel unterworfen, ob es vor-
träglich und rathsam seie, dass Unsere geheime Vorschläge dem ganzen
königlichen Conseil zur Beratschlagung vorgeleget würden, da diejenige,
so nicht in das Geheimnuss gezogen worden2), nicht zum besten vor Uns
gesinnet sein dörften. Wenigstens mttsste in solchem Fall der königliche
Befehl wegen Beobachtung der genauesten Verschwiegenheit auf das nach-
drücklichste erneuert werden, nachdem Argenson, Belleisle, Bussy») und
Tercier4) mit dem von Knyphausen, dem sicheren Vernehmen nach, bis
hiehin ein vorzügliches Vertrauen bezeuget haben.«
Sicherlich würde ob als eine »widrige Begebenheit« zu betrachten
sein, wenn Bernis vor Abschluss der geheimen Verhandlung nach Madrid
ginge5). 8tarhemberg solle das zu verhindern suchen, ohne dass man
ihm jedoch in der Wahl der Mittel bestimmte Vorschriften machen wolle.
59b. Maria Theresia an Starhemberg. Wien, 28. März 1756. März 28
P. S. Nach dem Reinconcept. Vgl. v. Arnoth IV, 130 f.
Kurze Zusammenfassung der an Frankreich gestellten Forderungen.
Obwohl über die Art und Weise der Ausführung des geheimen Pro-
jects erst nach erfolgter Einigung über die Hauptpunkte entschieden werden
könne, so sei doch schon jetzt mit Sicherheit das eine zu sagen, dass die
1) Vgl. S. 263. 2) Vgl. Nr. 25.
3) Commis im französischen Ministerium des Auswärtigen. — In der Tbat
hatte Knyphausen, der preussische Gesandte in Paris, wichtige Anhaltspunkte
für die Thatsache österreichisch-französischer Verhandlungen durch einen Freund
Buasya erhalten, vgl. P. C. XII, 189, auch 171.
4) Erster Commis im französischen Ministerium des Auswärtigen, Leiter der
geheimen Correspondenz König Ludwigs, vgl. Boutaric, I, LXIII; Broglie, Secret
I, 236, daselbst auch näheres über die Bedeutung des Amtes. 5) Vgl. S. 258.
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296 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Ausführung nur dann erfolgen würde, wenn sie menschlichem Ermessen
ar* 28 nach »keinen gegründeten Anstand wegen einem glücklichen Ausschlag
übrig« liesse.
»Diese generale Ausdruckung begreift nun alle Theile des künftigen
Operationsplans in sich, und, wie Du aus der . . . beiliegenden franzö-
Bchen Schrift1) des mehrern ersehen wirst, so haben Wir ausdrücklich
darauf angetragen:
1° »dass die Seemächten durch Frankreich zu beschäftigen und von
aller, dem König in Preussen zu leistender Hülfe abzuhalten, auch zur
Begnehmung Unsere geheimen Vorschlags bei dem künftigen Frieden zu
zwingen ;
2do »die Mittel zu Versammlung einer dritten Armee zu erleichteren
und ohne solche nichts zu unternehmen, oder aber
3tio »von Frankreich ein anderer, ebenso würksamer Ausweg an Hand
zu geben seie, wie der gemeinsame Endzweck sicher erreichet werden
könnte.«
Diese Forderungen seien als »unumgängliche« zu betrachten
»Gleichwohlen kann es niemalen schaden, Dich über den eigentlichen
Verstand Unserer französchen Schrift vollständig zu unterrichten und Dir,
wie hiermit geschiehet, gemessen vorzuschreiben, dass, wann die Abrede
wegen der beiderseitigen Bedingnüssen seine Richtigkeit erhalten hat und
alsdann von dem guomodo und denen Mitteln der Execution die Frago ist,
von Dir die Notwendigkeit vorzustellen seie, eine französche Armee von
60 — 70000 Mann nach Westfalen abzuschicken und andurch nicht nur
Hannover und alle übrige protestantische Reichsstände von aller dem
König in Preussen zu leistender Hülfe abzuhalten, sondern auch Unsere
Operationen gegen den ernannten König andurch zu erleichteren. Wie
es sich dann gar leicht fügen dörfte, dass dieser, wann er seinen Tractat
mit Frankreich nicht erneuern könnte und sich in Verlegenheit befände,
der letzternannten Krone genügsame Veranlassung geben würde, gegen ihn
offensive zu verfahren und solchergestalt das kürzeste Mittel zu Ausfüh-
rung des geheimen Vorschlags zu ergreifen. Wobei Wir aber Deiner
eigenen vernünftigen Beurtheilung anheim gestellt sein lassen, wann und
welcher Gestalten mit der erwähnten Äusserung hervorzugehen seie, als
welche in dem unabänderlichen Grundsatz begriffen ist, dass Wir Uns zu
keinem werkthätigen Unternehmen ohne genügsame Sicherheit jemalen ver-
mögen lassen werden, und dass dahero ein vollständiger Operationsplao
vorhergehen müsse.«
Hinsichtlich des zu vereinbarenden Defensivtractats werde die im
Hauptrescript enthaltene Anweisung2) dahin erweitert, dass Starhemberg ,
sioh »äussereten FleisBes bemühen« solle, der Vorsioht halber einen
1) Vgl. S. 286 Aum. 4. 2) Vgl. S. 295.
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1756 März 27—28.
297
geheimen Artikel durchzusetzen, wonach sich der König von Frankreich jj^75^g
ausdrücklich zur Hülfsleistung verpflichte, falls der König in Proassen
Österreich angreife.
59c Kaunitz an Starhemberg. Wien, 28. März 1756. März 26
Nach dem Reinconcept. Tgl. v. Arneth IV, 430: Waddington, Benvereement 325.
Nachtrag tur vorstehenden Instruction über die Höhe der von Frankreich zu
fordernden Subsidien.
. . . >Was den wichtigen Punkt der Oeldaushülfe anbetrifft, so von
Frankreich anzubegehren wäre, so ist die eigentliche Summ in dem . . .
Rescript1) nicht ausgedruckt, und es kann auch solches nicht wohl
geschehen, insolang hier unbekannt verbleibt, ob und inwieweit Frank-
reich in die Idee des von Spanien, Neapel und dem Don Philipp zu leisten-
den Beitrags eingehen und wie es den wichtigen Anwurf wegen Ver-
schreibung des Herzogthums Luxemburg ansehen werde.
> Jedoch habe auf allerhöchsten Befehl Ew. Hoch- und Wohlgeboren
noch so vieles zu erinnern, dass vor Russland, nach Proportion des eng-
lischen, ein jährliches subside von wenigstens fünf Millionen teutscher
Gulden erforderet würde.
»Hierzu kommen nun noch die an Sachsen und andere Höfe zu
zahlende Subsidien und Unterhaltungsgelder, und I. M. würden, insolang
als Ihre Armee nicht auf feindlichem Grund und Boden ihre Verpflegung
fände, wenigstens einen ausserordentlichen fundum von vier*) und mehr
Millionen nöthig haben.
»Um aber die Sache kurz zu greifen, so wäre überhaupt die Summ
zu bestimmen, welche Frankreich auf jedesmaliges Verlangen 1. M. gegen
VerschreibuDg des Herzogthums Luxemburg vorzuschiessen gedächte und,
nach Proportion der Einkünften, wenigstens in zwölf Millionen teutscher
Gulden zu bestehen hätte; und auf diesen Fuss belieben Ew. Hoch- und
Wohlgeboren Dero Negociation vorläufig einzurichten.« . . .
60. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 455 [f Ol. 570]. 27. März 175ü. März 27
W. K. A. Nach der UrachrifL Vgl. Naudiü, Beiträg« I, 50; U, 201 Aum. 2; Kowr 11,27.
An die Obersten der Regimenter Baranyay, Festeticz, Karoly, Spleny,
Nadasdy, Dessöffy, Morocz, Hadick, Kalnocky3). »Dass alle Husaren-
regimenter [allsogleich]*) auf den completten Stand von 600 Mann und so
viel Pferd zu setzen sein, die Gelder hierzu vom Commissariat angewiesen
und allenfalls nebst denen angewiesenen Districten diensttaugliche Pferde
' auch in der Wallachei und Moldau genommen werden können.«
1) Vgl. S. 291. 2) Vgl. S. 251.
3) Ergänzt aus dein, dem Protokoll zu Grunde liegenden Äctenstttck. W.K. A.
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298 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
61. Erlass des K. K. Generalkriegscommissariats an acht Oberkriegs-
commissare und einen Feldkriegscommissar. Wien, l. April 1756.
W. K. A. Nach dem Conccpt Vgl. Nande\ Beitrage I, 59; Kosor II, 27.
Complettirung der Husaren.
»Der allerhöchsten Resolution gemäss1) seind [den Husarenregimentern],
umb die bishero zu Fuss geführte Hannschaft beritten zu machen, folg-
samb den Stand auf 600 Mann und soviel Pferd herzustellen, bei dem
hiesigen Kriegszahlambt ä 15 f. jedes Stuck, zusammen aber mit 9000 f.
angewiesen worden. Diese seind nun in denen Districten, wo vorhin, zur
Assentirung zu stellen anbefohlen worden. Und damit man von der Dienst-
tauglichkeit sothaner Pferd sowohl, als von dem zuverlässigen Stellungstermin
hinlänglich versicheret seie, so ist befunden worden, mit jedem Regiment
einen förmlichen Contract nach Maass der Instruction anzustossen und ein-
senden zu lassen, welchen also der Herr . . . ., damit denen Regimentern
zur alsbaldigen Fürgehung kein Hindernuss gelegt werde, alsogleich zu ent-
werfen, darinnen hauptsächlichen die an einem Husarenpferd desiderirende
Diensttauglichkeit . . . anzumerken . . ., und dass . . . innerhalb drei Monat
a dato des unterfertigten Contract 8 die Stellung vollenden soll.«
Die Commandeure haben »diesem Geschäft, soviel auf einen jeden
ankommet, allen Vorschub und Beförderung zu bieten2), deme noch bei-
fügend, dass die Pferdmaass nächstens nachfolgen werde.«
März 30 62. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 30. März 1756.
Nach der Urschrift, Vgl. Brückner 313; Ranke 164 1
Russland verweigert vorliiußg die Annahme der englischen Sttbsidien.
Am 25. und 26. März ist »in Gegenwart der russischen Kaiserin und
des Grossfttrston bei Hof Aber die englische Anliegenheit und die mit-
geknüpfte Convention ein Conseil gehalten 3), und nebst dem Gross- und Vice-
k au zier die zwei Brüder Schuwalow, dann der Generalprocurator Hatu-
bezkoy und Admiralen Knees Golyzin4), ingleichen der Oberhofmarschall
Bestushew und General Apraxin darzu berufen worden. In diesen zweien
Conseils nun, wie ich durch einen verlässigen Weg5) in Erfahrung gebracht,
ist fürnämlich die Frage entstanden, was bei gegenwärtigen englisch-
preussischen Umständen hiesiger Seits eigentlich zu thun seie, und ob der
hiesige Hof das conventionsmässige Wartgeld von 100000 üü für das erste
1) Vgl. Nr. 60.
2) Der Inhalt obiger Ordre wurde vom Hofkriegsrath am 14. April 1756 den
commandirenden Generalen In Ungarn (Fürst von Liechtenstein), Siebenbürgen
(Graf von Wallis) und Mähren und Schlesien (Fürst von Piccolomini) mitgethellt,
damit auch sie der Ausführung allen Vorschub leisteten.
3) Vgl. v. Raumer, Beiträge II, 318.
4) Russischer Gesandter am englischen Hofe. 5) Olsuwiow
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1756 März 30.
299
Jahr1) von dem Williams forderen oder abwarten solle, was man von 1756
März 3
Seiten Engelands nach der in London eingelangten russischen Ratification
seinem Bottsehafter allhier diesertwegen aufzutragen für gut befinden werde.
»Gleichwie der hiesige Hof von der ganzen Welt nieht gern proäti-
tuiret, auch keiner von den obbertihrten membris daran Bchuld tragen wollen,
so solle der Grosskanzler alleine nach einem zu der russischen Kaiserin
Gloire gereichenden praeambulo das subside de paix anzunehmen ange-
rathen und sein Gutachten mit sehr schwachen Bemarquen und Vorstel-
lungen unterstützet haben, welches also ein Zeichen ist, dass er von der
durch den von Williams ersten ihm gethanen Declaration2) . . . weder
bei der hiesigon 8ouveraine noch dorn ausländischen collegio otwas vor-
getragen haben müsse.
»Wie zumalen nun die russische Kaiserin, nach Inhalt meiner vorher-
gehenden . . . Einberichtungen s), Uber den englischen Betrag ungemein
verbitteret, so ist Höchstdieselbe mit vielem Eifer dem Grosskanzler in die
Rede gefallen, sagende, dass sie seine, des Grosskanzlers, hierunter ver-
borgene Absichten allerdings kenne und nunmehro von dem englischen
Hof nicht prostituiret sein wolle. Sie hätte sich dem englischen Ansuchen
bei dieser Truppenconvention allenthalben gefüget, und obwohlen er, Gross-
kanzler, schon vor einiger Zeit wegen einer geheimen Unterhandlung
zwischen Engeland und Preussen gewarnet und ihm ein- und anderes zu
des hiesigen Hofes Einsicht durch mich beigebracht worden, so hätte er,
Grosskanzler, Ihro hierüber gleichwohlen niemalen einigen Rapport abge-
stattet4). Und da dieser Minister in das collegium der ausländischen Affairen
nicht gehet und solches alles [allein] tractiren will, dabei aber gar nichts
eiusiehet, so hatte die hiesige Monarchin demselben mit einer zornigen
Miene noch weiteres gesaget, dass er von Ihr kein Compagnon seie und
man ihm die Affairen nicht ins Haus bringen werde, gestalten nun Ihr
Willen wäre, dass zufolge weiland Ihres Herrn Vatters Verordnung die
Geschäften abgehandlet werden, mithin der Senat und das collegium der
ausländischen Affairen in seinem vigueur bleiben sollte.
»Nach diesem hätte die russische Kaiserin auch von meiner Wenig-
keit und redlichen Gedenkensart zum Nutzen beeder alliirten Höfen mit
vieler Offenherzigkeit gesprochen. . . . Obwohlen nun in diesen bei Hof
gehaltenen zweien Conseils die englische Anliegenheiten und die darmit
verknüpfte Convention mit vieler Heftigkeit debattiret worden, so hat
man hierinfalls gleichwohlen noch keine finale Resolution genommen und
ist bis nunzu noch darbei geblieben, sich mit I. K. M. in diesem wich-
tigen [Geschäft] gemeinschaftlich einverstehen zu wollen. Da aber auf
die russische Ratification und zugleich mitgeschickte declaration secretis-
1) Vgl. 8. 263 f. 2) Vgl. S. 268. 3) Vgl. Nr. 54. 58.
4) Vgl. 8. 239. 267.
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300 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
sime1) aus Engeland bald eine Antwort einlangen kann und zu besorgen
ist, dass Engeland das subside de paix etwa abschlagen dörfte, so wäre
sehnlichst zu wünschen, dass von I. K. M. . . . Willensmeinung über
ein so importantes Geschäft ich je ehender je besser instruiret werden
mögte. Und obschon meine Vorstellungen so viel gewürket, dass man
sich russischer Seits in seinen Maassnehmungen bis nunzu noch nicht
Übereilet2), so vermag doch wegen der hiesigen Beisorge, dass Engeland
das prae venire spielen könnte, mit Verlässigkeit nicht anzuzeigen, ob und
wie lang Rnssland mit seiner Finalresolution über dieses wichtige Werk
zurückhalten werde. In diesen Conseils solle der Grosskanzler aber-
malen9) auf offensive Verbindlichkeiten mit unserem Hof gegen Preussen
verfallen sein, ihm aber unanimiter darauf geantwortet worden sein,
dass I. E. M. (insolang Allerhöchstdieselbe von Frankreich nicht voll-
kommen gesichert wären) dergleichen offensiven Verbindlichkeiten schwer-
lich oder wohl niemalen die Hände bieten wollen noch können4). D&
nun die russische Kaiserin in Gegenwart der Vornehmsten von der
hiesigen Nation dem Grosskanzler so stark zugesprochen, man auch die
Conseils bei Hof zu halten angefangen, so scheint gute Hoffnung vor-
handen zu sein, dass man für das künftige, wo nicht allzeit, doch oft
und in den wichtigen Anliegenheiten solche auf diese Art continuiren,
folglichen die Weltsachen in einer besseren Ordnung tractiren werde.
Obwohlen nun nicht nur von der russischen Kaiserin dem Grosskanzler
wegen seiner Langsamkeit und Zurückhaltung der Geschäften mit vielem
Eifer gesprochen, sondern auch von den übrigen Gliedern ihm stark
zugedrungen worden, dergestalten zwar, dass, als man alle seine Worte
ad protocollum nehmen wollte, ihm fast die Thränen in den Augen
waren und er sich dabin geäusseret, dass er nur einen Kopf hätte und
gern alles thue, was seiner Ehre und bisherigen Art die Geschäfte ab-
zuhandeln nicht zuwider sein würde, so hat mir derselbe gleichwohlen
vergangenen Sonnabend durch den Eichenfeld sagen lassen, dass die
Sache gut ginge und ich ihm noch einige Täge Zeit lassen, inzwischen
aber meinen Courier fertig halten solle. All Vorausstehendes nun ist so
verlässig, als ich solches von dem Olsuwiew in dem engesten Vertrauen
erfahren habe, und werden Ew. Exc. hieraus ... zu entnehmen geruhen,
dass die völlige Auskunft, was der russische Hof in der englischen An-
liegenheit und den darnach auszumessenden hiesigen Maassnehmungen
eigentlich zu thun gedenke, meinen künftigen . . . Einberiohtungen billig
vorbehalten muss. Indessen ist ein Rescript an den Knees Golyzin») zu
seiner geheimen Belehrung des Inhalts schon abgefasst, dass er bei dem
englischen Hof auf alles ein wachtsames Auge tragen solle, und wann er
1) Vgl. S. 233 Aom. 2. 2) Vgl. Nr. 41. 50. 3) Vgl. Nr. 33. 48. 58.
4) Vgl. Nr. 48 a. 5) Vgl. 8. 298.
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1756 März 30 — April 5.
301
mit einiger Vorlässigkeit erfahren würde, dass man den König in Preussen 1756
zum arbiter zwischen Engeland und Frankreich gesetzet hätte, bo solle ef, ^rz 2
Knees Golyzin, alsdann, ehender aber nicht, im Namen der rnssisohen
Kaiserin allda declariren, dass Hdchstdieselbe bei so gestalteten Umständen
nicht nur die Convention, sondern anoh alle vorherige Engagements mit
diesem Hof mit eins annulliren nnd Ihre Trappen znm Nutzen der geinein-
samen Sache zu gebrauchen wissen werden. < ....
63. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 1. April 1756. April l
Nach der Urschrift,
Einwilligung Frankreichs zum Abschluss eines NeutralitUtsvertrages.
Man habe sich gestern endlich erklärt, dass man die Neutralitäts-
convention1) abzuschliessen willens sei, >doch aber vor allem die Ankunft
meines Couriers erwarten zn sollen für nöthig erachtete. Der ganze An-
stand rühret daher, dass man allhier [sich] noch nicht entschliessen können,
mir die an verlangte Erklärung zu ertheilen, dass man währender Neutra-
lität sich mit Preuasen in keinen Tractat einlassen werde. Wie grösseren
Anstand man diesfalls gemacht, um so mehr bin ich auf mein Verlangen
bestanden. Nach Ankunft des Couriers wird sich vermuthlich dieser An-
stand heben lassen. Man scheinet noch immer in Ansehung des Haupt-
werks gut disponiret zn sein, doch aber blicket noch da und dort ein
heimliches Misstrauen hervor.« ....
64. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 5. April 1756. Praes. April 5
18. April 1756.
Nach der Urschrift. Vgl. v. Arneth IV, 434 ff.; Beer, H. Z. 27, 3«3; Marten*, Becueil I, 100;
Oncken II, 34; Koter, Pr. Jahrb. 47, 492; I, SM.
Jiussland, im Begriff, dem Wiener Hofe den Abschluss einer Offensivallianz gegen
Preussen vorzuschlagen, begrüsst die österreichischen Mittheilungen auf Grund des
Rescripts vom 13. März mit Freude.
Habe die Erlasse vom 13. März2) am 1. April erhalten nnd nach
ihrer Durchsicht »mich sogleich zu den zwei Kanzlern verfüget nnd bei
diesen zweien ministris von der mir zugekommenen . . . Expedition eins-
weilen nur einen nach der vorweislichen 3) rescriptsmässigen . . . Anlei-
tung mit aller Vorsichtigkeit ausgemessenen Gebrauch zu machen mich
bestrebet. Wie zumalen nun Ew. Exc. aus meinen vorherigen . . . Ein-
berichtungen schon . . . ersehen haben werden, dass der hiesige Hof nach
dem englischen Vorgang eines Theils die Convention so wenig zu halten
gesinnet ist, als derselbe das subside für das erste Jahr noch nicht an-
1) Vgl Nr. 55. 2) Vgl. Nr. 56. 3) Vgl. S. 259 Anm. 2.
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302 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 genommen1) und allem Ansehen nach nun aueh nicht mehr annehmen
tpril 5 wird, anderen Theils aber mit I. K. M. Russland sich über die weitere
Maassnehmungen gemeinschaftlich einverstehen wolle *), so habe meinen
Vortrag dergestalten einzurichten mich beeiferet, dass nicht soviel ioh
an den hiesigen Hof, als derselbe an mich gekommen zu sein glauben
musa, zumalen mir durch geheime und verlässige Wege schon bekannt
wäre, dass in denen hier bei Hof gehaltenen Conseils ohnedem unanimiter
beschlossen, dass, gleichwie des Königs in Preuasen dermalige Macht und
Vergröaserungsbegierde gegen das hiesigo Staatsinteresse und künftige
Sicherheit streitet, man russischer Seits keine Gelegenheit aus Händen
lasse, um ernannten König je eher je besser wieder in seine vorigen
Grenzen setzen zu suchen, folglichen I. K. M. die hiesige Gedanken dahin
zu erkennen geben solle, dass Russland, soferne Allerhöchstdieselbe ein
gleiches zu thun entschlossen wären und es Dero Umständen in Ansehung
Frankreich zuliessen2), noch in diesem Jahr mit 80000 Mann gegen Preus-
sen zu operiren anfangen und seine Waffen nit ehender niederlegen wolle,
als 1. K. M. Ihr Erbherzogthum Schlesion und die Grafschaft Glatz wieder
eroberet haben wurden. Wie znmalen nun mir alles dieses erwähnter-
maassen durch gewisse Wego schon bewusst wäre, benebst das hiesige
gleichförmige Gutachten von allen Gliedern würklich unterschrieben worden;
nicht minder man hier nach Inhalt meines . . . Berichts von 23. Martii
ge wünschen, dass I. K. M. sich mit Frankreich einverstehen mögten3),
so habe denen zweien Kanzleren nach Anleitung des vorweislichen . . .
rescripti vom 13. Märzen den ganzen Zusammenhang des englischen Betrags
und der geheimen Gesinnung in Ansehung I. K. M. und des Königs in
Preuasen , umständlich , deutlich und mit erforderlichem Nachdrnck vor
Augen geleget, auch den gegründeten Satz, vermög welchen I. K. M.
durch Engeland Selbsten zu Errichtung einer Neutralität und Defensiv-
tractats mit Frankreich gezwungen worden, . . . gestalten zu bekräftigen
vermöget, dass diese zwei ministri meinem ganzen Vortrag beigefallen
seind und nichts mehrers wünschen, als dass die mit Frankreich ange-
fangene Negociation wegen eines Neutralität- und Defensivtractats zu Stand
kommen möge, worzn die russische Kaiserin, wie mich die zwei Kanzlere
versicheren, nach der erfolgten Einladung ohnbedenklich accediren würde.
Nach diesem habe denen zweien ministris, als welche meinen weiteren
geheimen Vortrag anznhören ohuedas mir werden angewiesen werden,
weiters zu erkennen gegeben, dass, weilen die Negociation bei Frankreich
1) Vgl. Nr. 58. 62. 2) Vgl. S. 300.
3) Gemeint dürfte der Bericht vom 30. März 1756 sein, vgl. Nr. 62. Übrigens
hatte Elisabeth bereits 1753 einen Versuch gemacht, bessere Beziehungen zn
Frankreich herzustellen. Vgl. hierüber Vandal, Louis XV et Elisabeth de Bussie
258 [Paris 1882]. Recueil des Instructions. Russie II, 5.
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1756 April 5.
303
gar leicht fehlschlagen könnte und allerdings daran gelegen wäre, dass 1756
mein weiterer geheimer Vortrag äusserst secretiret werde, I. E. M. ein pn
eigenhändiges Versprechen, alles in engestem Geheim halten zu wollen, in
der Zuversicht ausgestellt hätten, um eine gleiohmässige hiesige Ver-
sicherung von der russischen Kaiserin dagegen zu erhalten. Und es ist
dieser weisliche Antrag allenthalben gut geheissen und mir zu einem
gleichförmigen schriftlichen Versprechen die beste Hoffnung gegeben wor-
den. Nicht minder hat mir der Grosskanzler gemeldet, dass man in zwei
oder drei Tagen die propositiones machen werde, dass Russland, wann
I. M. ein gleiches zu thun entschlossen wären, den König in Preussen mit
80000 Mann attaquiren und die Waffen nicht eher niederlegen wolle, als
bis Schlesien und Glatz wieder eroberet sein würden. Meine Audienz und
geheimer Vortrag bei der russischen Kaiserin solle nächster Tägen geschehen,
wornach ich dann mit eins zwei Expressen mit der erforderlichen Vor-
sichtigkeit zuruckspediren werde1). Da nun I. K. M. . . . Antrag wegen
Theilnehmung des Kriegs gegen den König in Preussen ehender, als ich
mit dem hiesigen ministerio darüber conferiret, entgegen gegangen und
mir die Proposition, sich unserer Seits mit Frankreich setzen zu sollen, von
dem hiesigen Hof gemacht werden wird, so habe von dem allerhöchsten
Antrag2), dem russischen Hof mit einer ansehentlichen Summ beistehen zu
wollen, bis nun nichts anbringen, sondern das weitere so ehender von hier
abwarten und meine Vorstellungen darnach einrichten zu sollen für gut
befunden, als man hiesiger Seits wegen seiner eigenen Anständigkeit dem
König in Preussen mit 80000 Mann anfallen und noch ein corps de röserve
fertig halten zu wollen, mit der ersten Proposition von sich Selbsten förm-
lich au mich kommen wird. Meine geheime Unterredung mit der russi-
schen Kaiserin und dann die durch den OLsuwiew geschehene Übersetz-
und Vorlesung des . . . rescripti vom 1 1 . Februarii an den Favoriten 3),
wie ingleichen meine vorherige Präparir- und Einleitung haben nicht wenig
contribuiret, dass obige rigorose Entachliessung schon voraus- und von
freien Stücken genommen worden sei. Gegen Williams und seinen Hof
wird man vorsichtig zu Werk gehen und das subside auf eine glimpfliche
Art unter dem Vorwand zu decliniren suchen, dass die hiesige Truppen
Engeland nach dem mit Preussen geschlossenen Tractat ohnedas nichts
helfen können. . . .
»Die hiesige dispositiones seind niomalcn so günstig gewesen.« . . .
1) Vgl. Nr. 73. 2) Vgl. S. 262. 3) Vgl. Nr. 47a. 58.
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304 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 65. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 6. April 1756.
April 6
Nach der Urschrift Vgl v. Arnatb 1?, 434 f.; Beer, H. Z. 27, 363; Onckan II, 31.
Günstige Aufnahme der österreichischen Eröffnung über die begonnene Verhandlung
mit Frankreich bei der Zarin.
»Da an Bw. Exo. ich auf Verlangen des Grosskanzlers gestern am
Mittagszeit eine Staffetta mit der vergnüglichen Nachricht *) abgelassen, dass
samt I. E. M. der hiesige Hof zn Eroberung Schlesiens und Gl atz' an dem
Krieg gegen Prenssen theilnehmen und mit SO00O Mann, auch noch in diesem
Jahre, wann es unserer Seits geschiehet, zu operiren anfangen wolle, so solle
meinem gestrigen . . . Berichtschreiben noch nachtragen, dass bei der russi-
schen Kaiserin ich Abends in Gegenwart der zwei Kanzleren eine Audienz3)
gehabt und die k. k. schriftliche Versicherung wegen der nöthigen Beibehal-
tung des secreti Ihro übergeben, auch mit Höchstderoselben über die . . .
expeditiones vom 13. Märzen3) wohl eine ganze Stund gesprochen und Ihro
den Inhalt des grossen Vorhabens umständlich zu eröffnen die beste Gelegen-
heit gehabt habe. Solchem nach sollten die hier anscheinende trefflich-
gute Aspecten noch weiters in Kürze mit deme bestätigen, dass die hiesige
Souveraine aus Ihrem eigenen Mund mir die Antwort dahin ertheilet, dass
I. K. M. ich in Ihro Namen theurest versicheren sollte, dass sie, die
hiesige Monarchin, zu Erreichung oberwähnten Endzwecks Ihro Orts alles
mögliche beizutragen, auch noch in diesem Jahr gegen Preussen werk-
thätig zu operiren willig und bereit seie, ich also mit den zweien Kanz-
leren in Gonferenz trotten und mich ohne mindestem Bedenken wegen
des secreti gegen diese zwei ministros über mein weiteres Anbringen
deutlich expliciren könne, deme die russische Kaiserin noch beifügte, dass
sehr zu wünschen, dass I. K. M. in Ihro Negociation bei Frankreich
re*u3siren4), mithin freie Hände bekommen möge.« . . .
April 13 66. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 13. April 1756.
Nach der Urschrift Vgl. Bcor, H. Z. 27, 303.
Unauffällige Rüstungen Russlands gegen Preussen.
Berichtet, dass er »den 10. dieses über die . . . bewnsste Anliegenheit
mit den zwei Kanzlern abermalen 5) in Gonferenz gewesen und mir über
mein Anbringen einsweilen eine so vergnüglichere Antwort ertheilet worden
seie, als man von Seiten des hiesigen Hofs eben in Begriff wäre, die nämliche
Proposition, die ich gethan, im Namen der russischen Kaiserin mir machen
zu wollen4). Da man nun hier schon vor meinem Antrag die nämliche
Absicht gegen Preussen geführet, so kann und wird in dem Co n seil an
1) Vgl. Nr. 64. 2) Näheres vgl. Nr. 73 a. 3) Vgl. Nr. 56.
4) Vgl. S. 302. 5) Vgl. Nr. 64.
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1756 April 5 - April 17.
305
den hiesigen Kriegsvorkehrungen, als ob sie ein Rapport auf die englische 17»6
Convention hätten, ohne ein Aufsehen erwecken zu können, immer fort- ^pr'*
gearbeitet. Man ist also in dieser Sach hier sehr beschäftiget, und hoffen
mit nächsten eine categorische Antwort zu erhalten, welche in einem
Operationsplan1) und verschiedenen Punkton, auch Offensivverbindlich-
keiten bestehen solle.«
67. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 17. April 1756. April 17
Nach dorn Reinconcept
. . . »Aus Frankreich erwarten wir auch täglich2) nähere Nachrichten,
nach deren Eintreffung Dero secretarium zurückzusenden ohnermanglen
werde.« . . .
68. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 17. April 1756. Praes. 27. April April 17
1756.
Nach der Urschrift. Vgl. v. Arneth IV, 4.11» f.; Beer, IT. Z. 27, 343; M. I. Ö. Q. IVTI, 11 J
Waddiiigton, RenTeraemont 322. 325—328.
Schildert die Stellung der französischen Minister zu dem Plane einer Allianz
mit Österreich.
Er habe sich bisher vergeblich bemüht, in Befolgung de9 Erlasses
vom 27. März3) zunächst einen für die Öffentlichkeit bestimmten Defensiv-
tractat zu Stande zu bringen. Eine Erkrankung des Abbe" Bernis verzögere
die Verhandlungen, da nunmehr Rouille" derjenige sei, der die Geschäfte
in die Hand genommen habe. RomUe* wolle in die Neutralitätsconvention
einen Artikel aufgenommen wissen, nach dem beide Theile ihre alten Ver-
bindungen, d. h. also Frankreich diejenige mit Preussen4), beibehalten
könnten, versuche auch unter Berufung auf die Reciprocität durch einen
separaten Artikel den Fall eines Krieges zwischen Österreich und Preussen
als casus foederis genau so auszunehmen, wie der Wiener Hof dies für
den bevorstehenden englisch-französischen Krieg verlange Die Unterredung
Starhembergs mit RouillC, der auch Bernis beiwohnte, habe ohne Resultat
geendet, weil Bernis vorschlug, dass Starhemberg erst neue Instructionen
abwarten sollte.
»Notre conversation fut interrompue ä cet endroit par un message
du Roi qui faisait appeler M. Rouille*. Je demeurai seul avec l'abbe* de
Bernis, qui ne tarda pas alors ä changer de langage. II me fit connattre
qu'il avait e"te* le premier ä de*sappronver le projet en qnestion, mais que
1) Vgl. Nr. 73 c.
2) Am 3. April schrieb Kaunitz an Esterhasy: StarhembergB »Berichte lauten
noch immer sehr vergnüglich. Ich warte aber, bis ich von demselben eine zu-
verlässige Nachricht erhalte, welches in etlichen Wochen geschehen dürfte«, bevor
der Courier zurückgeht. Einen früheren Thell dieses Rescripts vgl. S. 312 Anm. 4.
3) Vgl. Nr. 59. 4) Vgl. Nr. 63.
Arten inr Vorgeschichte de* 7jährigen Kriege*. 20
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300 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 c'ätait l'ouvrage de M. Rouille, et que, par consäquent, il n 'avait pu s'y
^ 17opposer; quo, bien loin d'ßtre contrairo a la conclasion d'one Convention
de neutral ite, je devais me souvenir que, des la premiere proposition quo
j'en avais faite, il avait 6t4 tres dispose" ä y consentir (et cela est vrai)
mais qu'ensuite le sentiment des autres ayant pre'valu sur le sien, c'e'tait
bien malgrd lui qu'il avait e*te Obligo* de mo porter nne response negative;
qu'il dtait encore dans les mßmes sentiments, et quo sürement l'affaire eüt
«Ste conclue sans l'accident qni 1' avait retenu dans sa chambro et avait
de'range' l'ordre de notre negociation, mais qu'il allait remettre les choscs
sur l'ancien piod et retournerait pour cet effet des le snrlendemain a Paris.
II se plaignit beaucoup ä cet endroit des contrariätes qu'il avait ä eprou-
ver de la part des gens avcc qui il avait a faire. II me fit entrevoir
qu'elles augmentaient encore, depuis que nous avions perdu la voix de M.
de Sechelles2) qui e*tait dans les bons principes et avait toujours vise" au
grand, sans s'arrßter ä des minuties et ä des chicanes sur des objets de
peu d'importance, qu'il ne fallait plus compter sur ce ministre, qui ne
reprendrait jamais son assiette naturelle. II se plaignit de l'irresolution
et du pou d'e'tendue de lumiere de M. Rouillä, que, ne'anmoins, il ne nomma
pas, et il finit enfin par me dire qu'il £tait fort ä dlsirer qne notre affaire
prit bientöt une consistance, et que mes ordres ne tardassent pas ä
venir ....
»II prevoit ä la vcrite beaucoup de difficulte's dans l'execution de nos
projets; il n'est pas aise* de voir que ce n'est qu'en conconrant avec nous
& surmonter toutes ces difficultda, qne la France peut se procnrer les
avantages que nous lui avons offerta3), et il desirerait sans douto pouvoir
les obtenir indCpendamment du succes de la grande entreprise 4). Mais je
suis sur qu'il reconnait lui-meme d'un autre ootd le bon fondement du
parti que nous avons pris5), et que, par conse'quent, s'il cherche encore
ä le combattro, comme il a dcjä fait4), ce ne sera qne faiblemenl Le
point est de savoir, s'il croira pouvoir conseiller au Roi de donner entiere-
ment et des ä präsent dans nos vucs. II en connalt tonte l'ätendne et
voit tres bien tous les avantages qni pourront en revenir ä la France,
mais il sait qu'on veut la paix, et il craint que notre projet ne donne
Heu a une guerre generale tres longue et tres conteuse. V. Exc. jugc
bien que j'ai dit ä cet Cgard tout ce qu'il y avait a dire, mais je ne crois
pas que cela ait suffi encore pour le deVider. Ce qu'il y a de certain,
est que nous sommes d'accord pour le fond; il est entierement dans nos
principes et, pourvu que jo parvienne, comme je m'en flatte, ä faire con-
1) Vgl. Nr. 55.
2) Am 5. März 1756 berichtete Starhemberg, Sechelles sei von plötzlicher
Gedächtnissschwäche und Unordnung in seinem Raisonnement befallen worden
und habe sich auf das Land zurückziehen miisaen. 3) Vgl. S. 277 ff.
4) Vgl. Nr. 49. 52. 5} Vgl. Nr. 55.
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1756 April 17.
307
clure pour le präsent le traUe" däfensif, il y a tont lieu d'esperer que nsc
ooas renssirons tot on tard a faire entrer cette cour dans notre grand ^P"'
projet, et c'est peut-6tre le roi de Prasse lui-meme qui nous en fournira
les meilleurs moyens1). II est ä däsirer seulement que l'abbä de Bernis
parvienne ä faire penser les autres ministres, comme il pense lui-meme,
ou qne le Roi prenne le parti de le fixer ici 2) et de lui donner noe place
dans le Conseil. II sera peut-6tre necessaire de faire des dämarches ä
ce sujet, mais ce n'en est pas le temps encore, et ce qni importe avant
toutes choses, est de conclnre an plus tot le traite* deTensif. Ce premier pas
fait ponrra en amener bien d'autres; aussi est-ce de ce cöteMa qne j'ai
tonrne* actnellement tonte mon attention. L/abbe* de Bernis y paraft assez
disposä3). . . . Mais M. RomUe* ne pense pas de nißme, il propose, a
präsent, la Convention de neutralitä et il vent y ajonter nn article säpare"
qui contienne nn engagement präliminaire relatif aux grands objeta dont
il est question entre nous, et en mfime temps la promesse d'ane alliance
defensive. 11 est aisä de connaftre qu'il n'a d'autre vne en cela que de
menager le roi de Prasse, et c'est prCcisäment la raison ponr laquelle
j'insisterai du mieux qne je pourrai, snr la conclnsion du traite* deTensif,
qni puiase 6tre porte* ä la connaissance dn public et prodnire, par conse*-
qnent, 1'effet que nons en attendons1). . . .
»J'ai tont ä craindre de l'irresolution, dn peu de fermete* et du man-
que de perspicacitd d'une partio du ministere, ainsi que de la mauvaise
volonte de l'autre. Depnis la retraite du oomte de St. Severin4), celle dn
marächai de Noailles5), l'accident malheureux arrivä ä M. de Söchelles
qui vient de räsigner entierement la Charge de contrölenr gäneral6), et la
rechute de M. de Poysieulx"), lequel depnis quelques mois depärit ä vue
d'oeil et n'est pas mdme en ätat de suivre le courant des affaires, le
Conseil est compose" de Ms. de Macbault, d'Argenson, Rouillä et de St.
Florentin8). V. Exc. connatt par Elle-meme9) ces quatre Bujets, Elle sait
quelle est la portäe de leur genie, et quelles sont lenrs dispositions poli-
tiques. La mäsintelligence des deux premiers subsiste encore toujours et
anginen te d'un jonr ä l'autre. M. d'Argenson ,0), ä qni on a cru devoir
faire part, ainsi qn'aux autres ministres, du dessein du Roi de conclnre
une alliance et d'ätablir nne intelligence parfaite avec LL. Ms. Imps.,
1) VgL S. 283. 2) Vgl. S. 258.
3) Insbesondere aut Grund des Schreibens des Staatskanzlers vom 3. April
1756. Vgl. S. 294 Anm. 4.
4) Vgl. S. 150. Severin war vom December 1748 bis Januar 1755 Staats-
minister. Vgl. Bernis I, 121. 5) Am 13. April 1756. Vgl. Bernis I, 140.
6) Am 15. April 1756. Vgl. Bernis I, 204.
7) War 1747—1751 Minister des Auswärtigen, seither Minister ohne De-
partement.
8) Staatssecretär des König). Hauses und der geistlichen Angelegenheiten.
9) Vgl. S. 163 Anm. 2 10) Vgl. Nr. 25.
20*
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308 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 n'a en garde de s'opposer ouvertement ä cette idee, mais il est certain
pr*' 17 qu'il fera sons main tont ce qni d£pendra de lni pour nous contrecarrer,
et il so donne actnellement beauconp de monvements pour savoir au juste
oü Von en est, et de qnoi il est qnestion. Je ne donte pas qne ce ne
Boit par lui quo H. de Rnyphansen a eu les notions qu'il a fait passer
k son mattre au snjet de notre negociation secrete *), et la chose est d'au-
tant plus certaine qne l'abbe* de Bernis vient de m'avouer qne, des le
lendemain de notre premiere entrevue2) k la petite maison de Mde. de
Pompadour pres de Seve, M. d'Argenson en avait öte" informe\ II est
certain qne de |tons ceux qui composent actnellement le ministere, il est
sans donte celni qni a le plus d'esprit et le plns de finesse, et o'est pr6-
cisäment par lä qne nous en avons le plns ä craindre. M. Machanlt de*sire,
sans contredire, la conclnsion de notre affaire, mais il est apparent quo,
lorsqn'il s'agira des moyens, il sera tonjonrs de l'avis de M. Rouillä, qni,
comme j'ai dejä en plnsienrs fois l'honneur de le dire3), soit par timiditl,
soit par le de*sir d'avoir nn sentiment k lui, soit enfin par les scrupules
et la mCfiance qne l'abbe" de la Ville lni inspire3), ne se fixe jamais ä
rien, tronve des difficultea ä tont et ne va jamais an grand et an solide.
. . . Nous avons beauconp perdn en perdant M. de Sächelles, qni 6tait
non seulement tres bien intentionnC, mais en m£me temps assez elairvoyant
pour envisager notre projet dans toute son dtendue, et assez forme ponr
conseiller et soutenir de grandes entreprises. Son avis entratnait ton-
jonrs celni de M. de Maohault et rectifiait souvent celni de l'abbä de
Bernis. En nn mot, c'Ctait l'homme qu'il nons fallait. II frequente encore
le Conseil, mais c'est plutut ad honoras qu'autrement , on ne lni parle
plns de notre negociation, et il semble avoir presque oublie" qu'il en est
question. Ms. de Noailles et de Pnysieulx, auxquels on n'a fait qu'une com-
mnnication tres vagne ot generale de ce dont il s'agit, sans entrer on
aucun detail, m'ont paru tres bien dispose's, et nomm&nent le dernier.
Mare'chal de Noailles a fait comprendre qu'il fallait avoir grande attention
k se conserver toujonrs l'influence qne la France avait dans les affaires
intärieures de l'Empire en qnalite* de garante du traUe" de Westphalie, et
empßcher qne la maison d'Autriche n'empiätat sons prätexte de religion
ou antrement snr les droits et libertes des Princes et fitats de l'Empire;
il a mGme 6t6 jnsqn' ä dire qu'il n'dtait pas impossible que ce fftt la le
point de vne qne la cour deVienne so proposait dans ralliance qn'olle vonlait
contracter avec la France, et qu'il fallait y obvier en rappelant dans
tons les traites ä faire les ongagements pris par celni de Westphalie. Au
reste, il a parn goüter le projet d'une union stable et solide entre les denx
pnissances et est convenu quo c'e'tait le vrai moyen d'assnrer pour jamais
1) Knyphausen selbst nennt Argenson nicht ausdrücklich als seine Quelle.
2) Zwischen dem 1. und 9. September 1755. 3) Vgl. S. 257.
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1756 April 17.
309
le repos et la tranquillite* de 1'Europe. II m'a parle* dans cette confor- 1750
mite*, et il est apparent que, s'il £tait restc* dans le ministere, et qu'on eüt ^P"' 1
jage* ä propos de l'admettre dans la confidence, il nous [aurait] 6te plutöt
favorable que contraire. Son raisonnement a fait beaucoup d'impression
sur M. Rouill£, qui est toujours sosceptible de mdfiance et d'inquie*tude.
II ne me voit jaroais depuis ce temps-lä, sans qu'il ne me parle de la
garantie da traite* de Westphalie, et je prövois qu'il en sera question lors
de la rädaction des artioles du traite* de*fensif .... Quant ä M. de Puy-
sieulx, il est impossible d'6tre mieux dispose* qu'il Test. J'ai eu occas-
sion de lui parier depuis la communication vague que M. Rouille* lui a
faite, et je lui ai fait comprendre que je däsirais fort d'ätre mis ä portee
de pouvoir lui parier plus ouvertement. Je le däsire en effet, et quelque
juauvais que soit l'ätat de sa santc*, je n'ai pas batancd, lorsque M. Rouillle*
m'a dit en dernier Heu qu'il fallait admettre ä la place de M. de Sächelles
un autre ministre dans le secrot de notre affaire, de le proposer comme
le sujet le plus propre ä cela.
»Voilä quelles sont ä peu pres les dispositions des ministres de cette
cour relativement ä notre negociation ; celui de tous qui me donne le plus
d'inquiätude, est sans contredit M. Rouille* qui, quoique tres honn£te homme
et dans le fond tres bien intentionne*. met, nöanmoins, beaucoup d'obstacle
au succes de notre negociation, et cela dans les moments m€mes oü il
croit contribuer le plus ä son avancement. Je rencontre presque ä chaque
pas des difficulte*s, mais je me flatte encore toujours, et j'espere rngme
plus que jamais que je parviendrai ä les surmonter et ä conclure en tres
peu de temps le traite* dCfensif qui nous acheminera ä tout le reste.
»Je suis sans inquidtude sur le renouvellement du traite* avec le roi
de Prusse "■), quoique je fasse toute l'attention possible ä ce qui concerne
ce point tres important. On m'a informe* du langage qu'avait tenu M.
de Nivernais avant son de*part de Berlin3). II est ä peu pres tel que
V. Exc. m'a fait l'honneur de me le marquer3), et il est certain que, pour
cacher son jeu, on n'avait rien do mieux a faire. Je crains un peu l'ar-
rivöe du duo de Nivernais qu'on attend d'un jour ä f autre, et j'obsor-
vcrai soigneusement l'impression que feront sur les diff<*rentes personnes
ä qui j'ai ä faire, les premieres conversations qu'ellos auront eues avec lui.
»II est certain qu'on de*sire toujours fort la paix avec l'Angleterre, et
je crois que c'est-lä ce qui peut mettre le plus d'obstacle ä l'acceptation
de notre grand projet, qui, sans doute, prolougerait la dure*e de cette
guerre, quoiqu'en effet il fournirait k la France un moyon presquo sür
de faire une paix avantageuse. Je me suis expliquo* ä cet egard tant avec
1) Vgl. S. 285.
2) Vgl. Broglie, L'alliance 311—328. Nivernais' Abschiedsaudienz beim
Könige Friedrich fand am 27. März statt. Vgl. Waddington, Renversement 263.
3) Vgl. Nr. 37.
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310 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 l'abbe* de Bernia qu'avcc M. Rouilld, en conformite" des derniera ordres de
pril 17 8. M. *), et j'ai represente surtout de quello conse*quence il <Stait pour
nous de ne faire aneune d^marche qui püt faire soupconner nos desseins,
an caa qae la France vint ä en rendre l'execntion impossible par nn
aecommodement avec l'Angleterre. On m'a donne* ä ce snjet les aasurances
los plns satisfaisantes et les plus precises; on n'est paa disconvenu qu'on
desirait beaueoup la paix, mais on a ajoute*, en mßme temps, qu'il n'y
avait nulle apparence qu'elle püt ßtre fort prochaine, vu que l'Angleterre
paraissait encore bien äloignee de vouloir se conformer ä la demande prä-
liminaire de la restitution des prisca2), et qu'ici on <5tait tres decide* de
ne s'en pas däaister. On m'a aaaurd, an reste, qn'on ne nous engagerait
ä aueune dämarche dont nous pnsaions avoir lieu de nous repentir.« . . .
April 17 68a. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 17. April 1756. Praos.
27. April 1756.
P. S. Nach der eigenhändigen Urschrift. Vgl Beer, IL Z. 27, Mi Anm. 2; Waddington,
RenTersoment 322. :«25 ff.
»J'ai en, depuia que ma depßche3; est achovee, encore une conver-
sation avec l'abbö de Bernis d'apres laquelle j'ai lieu d'espörer plus que
jamaiB que je parviendrai ä conclure le traitä döfensif. II va partir tont
ä l'heure pour Versailles et m'a dit . . . qu'il e*tait sür du Roi et de Mde.
de Pompadour, qu'il ötait ä present le maitre de notre affaire, et qu'il
n'avait plus d'opposition ä craindre de la part de qui que ce puiaae etre.«
Rouille' hege noch immer Argwohn gegen Österreich. >Le Roi, au con-
traire, ... a dit qu'il ne pouvait ae mäfier de 8. M. l'Imperatrice, et
qu'il fallalt conclure le traite\«
April 17 69. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 289 [fol. 754], Wien, 17. April 1756.
W. K. A. Nach der Urschrift.
»Browne General, dasa I. E. K. M. nicht gedenken, die in Böheimb
dislocirte Tmppen anheuer in ein Campement zusammenzuziehen oder mit
solchen eine Hauptdislocation weder eine Garnisonverwechslung fBrnehmen
zu lassen. <
April n 70. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 29* [fol. 756]. Wien, 17. April 1756.
W. K. A. Nach der Urschrift. Vgl. Nande\ Beitrage I, 4U; Beer, M. I. Ö. O. XVII, ITJ
Anm.; Koser II, 2«.
»Liechtenstein General, die von I. K. K. M. in dem Monat Augusto
anheuer anbefohlene Campements bei Raab und Pest für die mehrere
Übung in dem Militarexercitio nöthig habende Regimenter zu Pferd . . .
betreffende. ______ _____
1) Vgl. S. 292 f. 2) Vgl. Nr. 37 a. 3) Vgl. Nr. 68.
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1756 April 17.
— April 19.
311
71. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 19. April 1756.
A
Nach dem KeinconcopL Vgl. v. Arnetk IV, 4)Ä; Onckeu 11, 35.
Dringt unter dem Eindruck des soeben eingetroffenen Berichts EsUrhasys vom
5. April 1756 auf so/ortige EntSchliessung in Frankreich.
Er bediene Bich »einer Estafette, um Ew. Exc. zu benachrichtigen,
dass gestern die vergnüglichste und alle Hoffnung übertreffende Nachrichten
aus Russland hier angelanget seind1]. Diesem Hof haben wir vorläufig
zu erkennen gegeben 2), dass es die Umstände erforderten, sich wegen der
englischen und preussischen Einverständnis sicher zu stellen, und seien
wir dahero entschlossen, bei Frankreich auf die Errichtung eines Neu-
tralitäts- und Defensivtractats anzutragen.
»Dieses hat der russische Hof nicht nur auf alle Weis gebilliget,
sondern er ist unserem Verlangen bevorgokommen und hat darauf ange-
tragen, dass er Selbsten kein Bedenken tragen würde, dem erwähnten
Tractat sogleich zu accediren, dahero wir alles mögliche anwenden mögten,
nur bald mit Frankreich zum Schluss zu gelangen. Ja, der ernannte Hof
ist schon so weit gegangen, dass er sich Selbsten anerbotten, noch in
diesem Jahr den König in Preussen mit einer Armee von 80000 Mann
feindlich anzugreifen, wann 1. M. ein gleiches zu thun sich entschliessen
würden. Und die russische Kaiserin Wörde nicht ohender die Waffen
niederlegen, als bis das Erzhaus wieder zum Besitz von Schlesien und
Glatz gelanget seie.
>Ohngeachtet man auch der Orten sehr geldbegierig ist, so ist doch
von den subsides, so I. M. in Bolchem Fall zu entrichten hätten, noch
keine Erwähnung geschehen, und überdas hat es der englische Botschafter
Williams noch nicht dahin bringen können, dass die russische Kaiserin
die 100000 ti £, so vermög des Subsidientractats gleich nach der Rati-
fication ausgezahlet werden sollen und schon lange Zeit parat liegen, er-
hoben und ihren Kanzlern erlaubet hätte, die gewöhnlichen Präsenten, so
England dem sicheren Vernehmen nach bis auf 10000 it M erhöhet hat,
anzunehmen.
>Mit einem Wort, die Umstände in Russland sind so beschaffen, dass
der dortige Hof ohnfehlbar noch in diesem Jahr gogen Preussen losschla-
gen würde, wann er gesichert ist, dass von uns ein gleiches geschiehet.
Es kommt also alles darauf an, ob Frankreich in den geheimen Vorschlag
ernstlich und bald eingehet, und wann die ernannte Krön den Entschluss
fassete, uns, gleichwie es in dem lezten Krieg mit Bayeren geschehen, ein
Auxiliarcorps von 60000 Mann zu Hülf zu schicken3) und solche mit
10 — 14000 Mann unserer niederländischen Trnppen vereinigen zu lassen,
so könnte es menschlichem Ansehen nach nicht fehlen, dass wir noch in
1) Vgl. Nr. 64. 2) Vgl. Nr. 56. 3) Vgl. Nr. 59 b.
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312 Österreichische Acten zur Vorgeschichte de» siebenjährigen Krieges.
1756 diesem Jahr einen grossen Coup machen nnd in dem künftigen Jahr
Apnl 19 fertig sein würden.
»Da wir zu gleicher Zeit mit 100000 Mann und Russland wenigstens
mit 80000 Mann1) den König in Preussen in ein solches Gedräng bräch-
ten, dass er zum Kreuz kriechen und Engeland einen solchen Frieden ein-
gehen müsste, wormit Frankreich und wir zufrieden sein könnten.
»Die künftige Zufälle sind ohnmöglich vorzusehen, und an der Zeit ist
alles gelegen; wann also Frankreich sich der schönen Gelegenheit zu Nutzen
machen will, so ist der Moment darzu erschienen. Nachdem aber die von
Ew. Exc. innerhalb einigen Tägen zu erwarten stehende Nachrichten 2) erst
näher und verhoffentlich mit Zuverlässigkeit zu erkennen goben werden,
was von Frankreich zu hoffen seic, so kann man auch hier Orts noch
nicht genugsam beurtheilen, ob und inwieweit es rathsam seie3), den dor-
tigen Hof von der vergnüglichen russischen Gesinnung zu benachrichtigen,
da solches alsdann eine widrige Würkung verursachen dörfte, wann Frank-
reich noch unentschlossen oder mit allzuvieler Eifersucht gegen uns und
Russland eingenommen wäre. Sollte hingegen der ernannte Hof sich bereits
auf eine solche Art geäu83eret haben, dass mit Wahrscheinlichkeit eine
standhafte Erschliessung von ihm zu hoffen stünde, so würde er nicht
wenig durch die Nachricht aufgemunteret werden, dass Russland nicht
nur dem Defensivtractat beitretten, sondern auch noch in diesem Jahr mit
80000 Mann zu Feld ziehen wolle; allein hiebei wäro keine Zeit zu ver-
lieren, und jeder Tag ist kostbar4), um die Russen noch zu rechter Zeit
1) Vgl. S. 261. 2) Vgl. Nr. 68. 3) Vgl. Nr. 52 a.
4) Noch am 17. April 1756 schrieb Kaunitz an Starhemberg: Er sei »zwar
in nicht geringer Verlegenheit«, da Keith und verschiedene Höfe sehr dringend
sich um eine Aussöhnung Österreichs mit England bemühten [vgl. S. 294 Anm. 4].
Indessen komme es für dio Beantwortung »doch auf etliche Wochen nicht an,
wann nur die französche Antwort categorisch und vergnüglich ist«. Am 3. April
1756 schrieb Kaunitz an Esterhaay: England beginne, »uns nicht mehr bo
verächtlich wie vorhin« anzusehen. »Wir sehen aber nicht auf die Worte,
und da wir alles schon längstens auf das reiflichste überleget, so werden wir
auch boi denen festgestellten prineipiis unbeweglich verharren und uns keines-
wegs einschläfern lassen.« In einem Schreiben an Esterhasy vom 10. April 1756
sagt Kaunitz: . . . »Aus Engeland ist vor etlichen Tägen ein Courier an mich
und ein anderer an Keith hier angelanget; welcher letztere mir auch bereits
seinen Vortrag gemacht hat; dieser bestehet kürzlich darinnen, dass uns Enge-
land endlichen die Abschrift des mit Preussen geschlossenen Tractats [vom
16. Januar 1756] coromuniciret, diesen bestens rechtfertiget, die Nutzbarkeit der
preussischen Freundschaft vorstellet und uns sondiren lasst, ob wir nicht auch
mit diesem König in ein engeres Concert eintretten wollen. Wobei Keith zu-
gleich angefraget hat, ob etwas an dem Gerücht seie, dass der hiesige Hof mit
dem französchon in Tractaten stunde. Von einem zu verabredenden Concert
und von der auch uns zu leistenden Hülfe redet Engeland noch kein Wort und
lasst uns nur generaliter versicheren, dass, wann Preussen die Erblande anfallen
wollte, Engeland uns alsdann die tractatenmäasige Hülfe leisten würde. Hin-
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1756 April 19 — April 22.
313
in Bewegung zu bringen; dahero auch alles auf eine baldige und zuver- 1756
lässige Erklärung des französchen Hofs in der Hauptsach ankommet; und^"* 1
demnächst das übrige gar leicht verabredet werden könnte, zumalen wann
man sich nicht bei Nebendingen aufhaltet, sondern gleich zum Hauptwerk
schreitet, durch welches Mittel die Concepten aller Höfen verruckt werden
müssen ....
»Und kann ich nicht oft genug wiederholen, dass an Gewinnung der
Zeit alles gelegen seie.« . . .
72. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 354 [fol. 787]. Wien, 21. April 1756. April 21
W. K. 1. Nach der Urschrift.
»Liechtenstein, die dem Anspachisehen Regiment1) zu ertheilende
Bereitschaftsordre wegen Antrettung ihres Marche in Böheim betreffend.«
73. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 22. April 1756. Praes. April 22
10. Mai 1756.
Nach der Urschrift. Vgl. Arnfdh IV, 459 f.; V, 4« f.; B*nke IWJf.; Bflcr, n. Z. 27, 3«3;
Oncken II, »4; Waddington, Ken venement 363 ; Nftadl, Boitrtge I, 81
Günstige Aufnahme der Mittheilungen über die Verhandlungen Österreichs mit
Frankreich, Die Annahme der englischen Subsidien in Russland wird verschoben.
Er habe am 10. April Abends in einer geheimen Unterredung den
beiden Kanzlern mitgethcilt, dass Osterreich durch das englische Verhalten
genötbigt worden sei, sich wegen einer Neutralität und eines Defcnsiv-
bflndnisses an Frankreich zu wenden, und gefragt, ob man Russland zum
Beitritt auffordern dürfe1!.
»Wie zumalen nun . . . die russische Kaiserin nach dem zwischen
Engeland und Proussen letzthin geschlossenen Tractat über den ersten Hof
gegen lieget das englische systema klar vor Augen, Preussen in der Allianz
obenanzusetzen, vorzüglich zu begünstigen und uns, wie auch den russischen
Hof, nur als Instrumenten zu Ausführung seiner Absichten gegen Frankreich zu
gebrauchen. Auf diesem Fuss müssten wir zu Grund gehen; und was haben
wir für einen Nutzen davon zu hoffen, wann wir uns auf einer Seiten gegen
Frankreich entkräfteten und auf der anderen unseren gefährlichsten Feind immer
grösser machten. Die Idee, uns, Russland und Preussen auf eine solche Art mit
einander zu vereinigen, dass Preussen bei allen Gelegenheiten die Oberhand und
den Vorzug behalte, ist die wunderlichste, so man erdenken kann, und man
muss sehr schlecht von unserer und der russischen Einsicht urtheilen, wenn man
sich mit der geringsten Hoffnung schmeichelen sollte, dergleichen Projecten aus-
führen zu können. Da man uns aber dannoch solche Propositionen macht, so
zeiget es sich von gelösten, woriunon das englische systema dermalen bestehe
[Vgl. Beer, H. Z. 27, 351].
1) Bisher im Ödenburger Comitat befindlich. 2) Vgl. Nr. 66.
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314 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 ungemein erbittert und aufgebracht ist1), so haben mir diese zwei ministri
pril 22 ^ erkennen gegeben, dass sie von meinem Vortrag Höchstderoselben den
geziemenden Kapport abstatten würden, mich aber zum Voraus verlässig;
versicheren, und ich den Courier damit zuruckfertigen könnte, dass die
von Ew. K. K. M. bei Frankreich gethane Schritte allenthalben Beifall
finden, auch Höchstdieselbe allem dem, was mit dieser Krön verrichtet
werden, nach der erfolgten Invitation gern accediren würden2), mithin von
Ew. K. K. M. man in dieser Angelegenheit das weitere in dem allianz-
mässigon Vortrauen zu vernehmen gewärtige.
»Nach diesem haben mir obberührte ministri weiters vertraulich er-
öffnet, dass auf die mit Engeland letzthin geschlossene Truppenconvention
hier Orts so woniger mehr gedacht würde, als der hiesige Hof das subside
de paix für das erste Jahr weder von dem Williams begehret noch dieser
solches auszahlen zu wollen sich vernehmen lassen habe3). Der Knees
Golyzin hätte nämlich anhero berichtet, wie ihme der duc de Newcastle4)
im Vertraun gemeldet, dass man dem Chevalier Williams durch eigenen
Courier die bei der Ratificationsauswechslung hier ausgestellte . . . d£cla-
ration secretissime6) mit dem Befehl zuschicken werde, dass er solche dem
hiesigen Hof und ministerio wieder zurückstellen solle. Bei diesen Umb-
ständen also hätte man hier Orts für gut befunden, dem Williams neulich
die hier . . . angebogene Note6) zu bebandigen. Inzwischen aber fände
der hiesige Hof gleichwohlen nöthig, den englischen Betrag und die Con-
ventionsanliegenheit mit dem damit verknüpften subside de paix weiters
nicht zu berühren, folglich dieserwegen weder pro noch contra einige
passus zu thun, sondern diese Sach so lang mit einer Gleichgültigkeit an-
sehen und trainiron zu suchen, bis sich die dermalige Weltumbstände
etwas mehrers atisgekläret haben werden« 7). . . .
April 22 73a. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 22. April 1756.
r. S. 2. Nach der Urschrift. Vgl. Kanke 166 f.; Beer, B. Z. 27, 363 ff.; t. Arneth V, 4« l
droMo Bereitwilligkeit der Zarin und beider Kanzler, auf die Wünsche Österreich«
einzugehen.
»Auch . . . werden Ew. K.K.M. aus meinen drei . . . Berichten vom 5., 6.
und 13.8) diesos schon des mehreren ... zu ersehen geruhet haben, dass ich
1) Vgl. S. 299. 2) Vgl. Nr. 64. 65. 3) Vgl. Nr. 64.
4) Englischer Staatssecretär für die nordischen Angelegenheiten.
5) Vgl. S. 233 Anm. 2.
6) Die Note enthielt die Aufforderung an England, nicht zu erlauben, dass
der König von Preussen durch eine sicherlich im französischen Interesse partei-
liche Vermittelung sein Ansehen zum Schaden der russischen Alliirten noch ver-
grössere. [Note, dem englischen Gesandten am 27. März a. St. vorgelesen.]
7) Vgl. Nr. 54. 8) Vgl. Nr. 64. 65. 66.
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1756 April 22.
315
sowohl von der vorweislichen als auch geheimen . . . Expedition vom 13. 1756
Märzen *) nicht nur bei dem hiesigen ministerio sondern auch bei der russi- ^Pr^
schon Kaiserin ohne mindestem Zeitvorlust mit der behörigen Vorsichtig-
keit den rescriptämässigen Gebrauch zn machen mich pflichtschuldigst beeiferet
habe. Wie znmalen nun der russische Hof mir schon ein- und anderes-
mal seinen Willen und Neigung zu Offensivverbindlichkciten gegen Preussen
münd- und schriftlich zn erkennen gegeben, mir auch durch geheime Wege
verlässig bekannt wäre2), dass man mir demnächst diesen Antrag mittelst
einer förmlichen Proposition neuerdingen so ehender machen und wieder-
holen wolle, als nach dem zwischen Engoland und Prenssen geschlossenen
Tractat in den bei Hof gehaltenen verschiedenen Gonseils an der Propo-
sition zu dergleichen Verbindlichkeit schon vorher würklich gearbeitet worden
und damit fortgefahren wird, haben diese vorläufige geheime Berichte mir
viele Leichtigkeit gegeben, meinen Vortrag desto schicksaraer darnach ein-
richten zu können. Nachdem ich nun zu einer geheimen Audienz und Unter-
redung mit der russischen Kaiserin alles vorsichtig eingeleitet, so ist mir
der 5. hujus, an welchem eben Gour wäre, hierzu anberaumet worden. Sol-
chem nach habe Höchstderoselben in Gegenwart der zwei Kanzlern meinen
Vortrag dahin gemacht, dass in Ew. K. M. . . . Kamen ich Derosolbon [eine]
Sache von der grössten Wichtigkeit anzubringen hätte, und obschon Ew.
K. M. in der hiesigen Monarchin Verschwiegenheit kein Misstrauen setzet en,
so hätten . . . Dieselbe jedoch Ihro Orts wegen der Geheimhaltung ein
schriftliches Versprechen in der bundsmässigen Zuversicht ausgestellet, um
von der hiesigen Souveraine ein ganz gleichförmiges zurückzuerhalten;
solohem nach wollte ich Höchstderoselben solches ehrerbietig überreichen.
Da nun die russische Kaiserin diese schriftliche Versicherung von mir auf
die liebreichste Art entgegen genommen hat und ein besonderes Verlangen,
meinen weiteren Vortrag gern anhören zu wollen, bezeiget, so . . . habe
die von Ew. K. M. bei Frankreich zu negoeiiren angefangene Neutralität-
und Defensivtractaten und was damit verknüpfet ist, umständlich in Vor-
stellung gebracht und der hiesigen Souveraine deutlich vor Augen geleget,
worauf eigentlich die ganze Sach ankäme, auch bei meinem Vortrag von
denen Inhalts des . . . geheimen Rescripts5) angeführten Betrachtungen und
Anmerkungen alles berühret und endlich meine mit aller' Vorsicht an-
gebrachte Vorstellungen mit dem fortgesetzet. dass Ew. K. M. mit Frank-
reich würklich in einer geheimen Handlung eingegangen wäre, und diesen
Hof dahin zn vermögen suchte, damit derselbe der preussischen Allianz
ganz absagen und der Wiedereroberung Schlesiens wenigstens per indirectum
nichts in Weg legen möge, und um hierinfalls desto gewisser auszulangen,
auch einen Theil der Niederlanden aufzuopferen kein Bedenken trage.
Und gleichwie durch die Wiedereroberung Schlesiens und Glatz' Aller-
1) Vgl. Nr, 56. 2) Vgl. Nr. 64. 3) Vgl. Nr. 56.
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316 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 höchstdieselbe alsdann im Stand sein würden, fürnäralich gegen das hiesige
P"* 22 Reich Ihro Allianzobliegenheiten in erforderlichem Fall ein volles Genfigen
leisten zu können, so wären Allerhöchstdieselbe, im Fall die Krön Frank-
reich diese geheime Handlung einschlage, änderst aber nicht, fest ent-
schlossen, Ihro gefährlichsten Nachbarn und beeden Reichen gemeinsamen
Feind, dem König in Preussen, engere Grenzen zu setzen und Schlesien
wieder zu eroberen zu suchen; würde auch hierzu Ihre äusserste Kräften
anwenden und ernannten König wenigst mit 80000 Mann bekriegen, in
der vollkommenen Zuversicht, dass I. russischen Kaiserin M. als Dero
schätzbarste Bundesgenossin nach ihro ruhmwürdigen Gedenkensart etwa
noch in diesem Jahr und zwar in gleicher Zeit gegen diesen gefährlichen
Nachbarn mit einer zahlreichen Armee werkthätig zu operiren belieben
würde. Und nachdem ich alle übrige in dem . . . Rescript ausgedruckte
Anmerkungen und Betrachtungen, theils wegen der häoklichen Negociation
mit Frankreich, theils aber auch wogen eines gemeinsamen Operations-
plans mit Bestand und Nachdruck anzufahren und begreifen zu machen
mich mit allem Fleiss bemflhet, so habe meine samtliche Vorstellungen
mit dorne beschlossen, dass insonderheit wegen des noch ungewissen Nego-
ciations- Ausschlags die äusserste Geheimhaltung ohnnmgänglich nöthig
wäre. Inzwischen hoffeten Ew. K. M., Uber den Fortgang der mit Frank-
reich angefangenen geheimen Handlung mir in ein paar Wochen etwas
verlässiges . . . mittheilen zu können, so ich dem hiesigen Hof auch so-
gleich communiciren wfirde.
>Nachdem nun die russische Kaiserin meinen Vortrag mit besonderer
Aufmerksamkeit angehöret, so hat mir der Grosskanzler auf ihro Befehl
mit wenigen Worten zu erkennen gegeben, dass die hiesige Souvoraine
mein Anbringen gern vernommen und zu dem vor Augen habenden ge-
meinnutzlichen Endzweck alles willig beitragen wollte; wornach die russische
Monarchin selbst mit mir in dieser Sache eingegangen und mir folgende
Antwort ertheilet hat, dass Ew. K. M. in ihro Namen ich auf das bündigste
versicheren könne und solle, dass Höchstdieselbe zu der Wiedereroberung
Schlesiens und Glatz', all ihr mögliches beizutragen fest entschlossen wären
und ihres Orts auch noch in diesem Jahr, wann Allerhöchstdieselbe die
Negociation mit Frankreich zu Stand bringen und zu der Bekriegung gegen
Preussen schreiten würden, die operationes gegen diesen König anfangen
wollten1). Auf die Beibehaltung des Geheimnusses, käme die Handlung mit
Frankreich zu Stand oder nicht, könnten Ew. K. M. vollkommen rechnen,
wie mir dann von den zwei Kanzlern ihr, der russischen Kaiserin, eigen-
händige gleichförmige Versicherung zukommen würde, und mögte ich mit
diesen zweien Ministres, welche sie zu Anhörung meines Vortrags benennet,
Über mein weiteres Anbringen in eine vertrauliche geheime Unterredung
1) Vgl. Nr. 64.
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1756 April 22.
317
tretten, welche mir dann ihre fernerweite EntSchliessung in ihro Namen 1756
mittheilen würden. Dieser vergnüglichen Äusserung hatte die russische Apnl
Kaiserin weiters beigefüget, dass man hierorts eben im Begriff wäre, Ew.
K. M. die nämliche Proposiüon zu Wiedereroberung Schlesiens und einer
offensiven Allianz gegen Preussen durch mich machen zu lassen; zumalen
nach dem zwischen Engeland und Preussen letzthin geschlossenen Tractat
sich von diesen zwei Höfen und besonders von dem letzteren nichts gutes
für die künftige Zeiten zu versprechen seie. Sie, die russische Kaiserin,
hätte aus wahrem Eifer für das gemeinsame Beste und nicht aus Rück-
sicht einiges Hofs schon von drei Jahren her eine zahlreiche Armee zum
Dienst Engeland fertig gehalten; der englische Bottschafter hätte auch die
ganze Zeit über wider den König in Preussen mit solcher Heftigkeit ge-
sprochen, als ob er denselben mit Zähnen zerreissen wollte2), und da man
alliirter Seits in der besten Vermuthung zu sein alle Ursach gehabt, so
hätte sich der König in Engeland mit dem grössten Feind beeder kaiser-
lichen Höfen in grosser Geheim in einen gegen theilischen Tractat auf die
unbilligste Art eingelassen3). Solchem nach, sagte die russische Kaiserin,
wäre hierunter keine Zeit zu versäumen und sich wegen eine9 gemein-
samen Operationsplans gegen Preussen ftirdersamst auf da9 engeste einzu-
verstehen; -und da oftberührter König schlau und vorsichtig wäre, so
müsste man gegen ihn mit so grösserer Behutsamkeit zu Werke gehen,
als Ew. K. M. er sonsten leicht überfallen könnte. Um also das rechte
Tempo nicht zu verfehlen, so müsste man alles wohl überlegen. 8ie, die
russische Kaiserin, würde ihr Wort auch ehender mit ihrem Schaden
getreulich halten, als mit Nutzen davon abstehen4), und da Ew. K. M.
einen Theil von den Niederlanden an Frankreich aufopferen wollen, so
wäre die russische Kaiserin in der Meinung, dass diese Krön solches An-
erbieten schwerlich abschlagen, sondern vielmehr die preussische Allianz
gänzlich verlassen würde; und wann auch allenfalls Frankreich hierzu
nicht bewogen werden könnte, so meinte die hiesige Souveraine, dass sich
gleichwohlen noch solche Mittel und Wege ausfinden lassen würden, wo-
durch beede kaiserliche Höfe im Stand wären, Schlesien nnitis viribus
wiedererobern zu können.
»Diese theureste Versicherungen nun hatte mir die russische Kaiserin
in Gegenwart beeder Kanzler aus ihrem eigenem Mund gemacht, und ist
besonders merkwürdig, dass der Graf Woronzow in meiner und des Gross-
kanzlers Anwesenheit wider den König in Preussen mit ungemeinem Eifer
und Standhaftigkeit gesprochen und sich meiner ihm vorher im Mund
gelegten Betrachtungen mit solchem Nutzen bedienet, und es von mir nicht
besser hätte bewerkstelliget werden können, so gewisslich für ein Über-
zeugendes Denkmal anzusehen ist, dass für Ew. K. M. . . . IntereBse er,
1) Vgl. S. 304. 2) Vgl. Nr. 42a. 3) Vgl. Nr. 47 a. 4) Vgl. S. 241.
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318 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Woronzow, aufrichtig gesinnet seie1). Da nun also zufolge Dero . . .
ril 22
Befehlen meinen Vortrag bei der nissischen Kaiserin mit so guter Wttr-
kung anzubringen vermöge! und dieselbe sich hierauf in primo instanti so
vergnüglich geäusseret, so habe Höehstderoselben ein dahin schicksames
Compliment mit dem Beisatz gemacht, dass Ew. K. M. die aus der hie-
sigen Monarchin eigenem Mund hergeflosBene thenreste Versicherungen
mit vollkommenem Vergnügen nnd Beifall vornehmen werden. Wornach
sich die hiesige Sonveraine, gleich sie mir es sagte, sich dem Williams
näherte und denselben eine gute Weil mit einem nicht unangenehmen Dis-
cours zu unterhalten, mithin unsere geheime Unterredung zu verbergen
suchte2), welches ihn aber in seinen dermaligon Umständen nicht wenig
embarrassiret hat.
»Nachdem nun bei der russischen Kaiserin meine Vorstellungen mit so
guter Wfirkung angebracht und eine so geneigt- nnd bundsmässige Antwort
von Höehstderoselben zurückerhalten, so hüben mich die zwei Kanzler den
10. April Abends zu einer Conferenz3) zu kommen ersuchen lassen.
>Da ich mich nun um die bestimmte Zeit zu dem Grosskanzler ver-
füget, so haben nach dem gewöhnlichen praeambulo diese zwei ministri
zu erkennen gegeben, dass [sie], obwohlen [sie] schon mein[en] der russischen
Kaiserin fünf Tage vorher gemachte[n] Antrag angehöret, . . . gleichwohlen
nicht Überflüssig hielten, zu ihrer mehreren Einsicht nnd Überlegung ihnen
solchen nochmalen Wort für Wort wiederholen zu sollen. Und nachdeme
ich solches . . . bewerkstelliget, so setzte ich demo weitere bei, gleichwie
die russische Souveraine aus ihro eigenem Mund sich auf mein Anbringen
so willfahrig zu äusseren geruhet, es also darauf hauptsächlich ankommen
würde, dass man sich hiesiger Seits nicht allein damit begnüge, in Prousscn
Contributionen einzuziehen, zu sengen und zu brennen, sondern dass
besonders erspriesslich wäre, wann sie mit der Hauptarmee durch Polen
nach der Oder marschiren wollten, um einander in den Operationen stand-
haft und ausgiebig secundiren zn können4). Wie zumalen nun der russi-
schen Kaiserin . . . Oedanken wäre, mir vorher schon durch ihro ministros
die nämliche Proposition machen zu lassen, so habe noch nicht für nöthig
zu sein erachtet5), bei Höehstderoselben oder ihrem ministerio etwas zn
erwähnen, dass Ew. K. M. resolviret wären6), dem hiesigen Hof gleich
anfänglich mit einer ergiebigen Geldsumme unter die Arme greifen zu
wollen, sondern ich habe so lang zuwarten zu sollen geglaubet, bis ich
des russischen Hofs Gedanken und Absichten in einer anderweiten Con-
ferenz besser werde einschen können.
»Hierauf nun haben mir beede Kanzler der hiesigen Kaiserin aufrich-
tige Gesinnung und wahren Ernst, Ew. K. M. zu Ihrem Erbherzogthum
1) Vgl. Nr. 22a. 2) Vgl. S. 314. 3) Vgl. Nr. CG. 4) Vgl. S. 261.
5) Vgl. Nr. 04. 6) Vgl. S. 202.
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1756 April 22.
319
Schlesien mit allen Kräften wieder verhelfen zn wollen, neuerdings bestät- 1*56
Auril '
tiget und zn Allerhöchstderoselben Beruhigung mir das von der russi- v
sehen Kaiserin ausgestellte . . . eigenhändige Versprechen1) zugestellet.
Und damit Ew. K. M. die eigentliche Worte derer mir von dem hiesigen
ministerio auf meinen wiederholten Vortrag gegebenen theuresten Ver-
sicherungen . . . wissen mögen, so habe am besten zu sein erachtet, zu
Dero allerhöchsten Einsicht den extractum protocolli, welcher der hiesigen
Souveraine hinaufgegeben worden ist, hiermit . . . anzuscbliessen2).«
73 b. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 22. April 17 56. April 22
P. S. 3. Nach der Urschrift. Vgl. Ranke 186; Lehmann 2S Anm. 4; Naode\ Beitrage I,
7:1 Ann». 2.
Warnt angesichts der russischen Zustände vor allzu grossem Vertrauen auf thatkriiftige
Unterstützung.
Bestätigt nochmals die grosse Bereitwilligkeit der Zarin und des
russischen Ministeriums, auf die Wünsche Österreichs einzugehen.
»Obwohlen nun nach so bindigen Ausdruckungen aller menschlichen
Einsicht und Beurtheilung nach darfür zu halten ist, dass es dem russischen
Hof wahrer Ernst seie, an dem Krieg gegen Preussen aufrichtigen Antheil
nehmen zu wollen, so finde doch meiner . . . Pflichtobliegenheit gemäss,
Ew. K. M. an alle diejenige Betracht- und Anmerkungen, so ich seit meiner
hiesigen Anwesenheit über die Beschaffenheit und mangelhaften Zusammen-
hang des hiesigen Hofs und besonders des sehr schlechten Militarstandes
öfters. . . gemacht habe 3) , nochmalen zn erinnern. Ausserdem ist noch in
reife Überlegung zu nehmen, dass hier nicht ein einziger tüchtiger General4),
welcher die russische Armee zu commandiren, folglich den hiesigen Ope-
rationen einen rechten Ausschlag zu geben im Stande wäre. Sie, die zwei
Kanzler, haben diesen Mangel in der den 10. April mit ihnen gehabten
Conferenz5) mir selbst zu gestehen keinen Anstand genommen und mich
befraget, ob Ew. K. M. dem hiesigen Hof aus bundsmässiger Absicht
nicht etwa einige Generalspersonen, worunter ein — oder zwei — Chefs
wären, zukommen zu lassen geruhen wollten, worauf ich ihnen geant-
wortet, dass an Allerhöchstdorosolbcn möglichster Willfährigkeit ich nicht
zweiflen wollte, sie aber mit dem Ansuchen zum ersten an mich kommen muteten ;
da nun solches in Kürze geschehen könnte, bin von Ew. K. M. . . . ge-
1) Angelöbniss der strengsten Verschwiegenheit.
2) Darin wird bestätigt, dass das russische Ministerium bereits vor den
Eröffnungen Esterhasys beauftragt gewesen sei, dem Wiener Hof ein Offensiv-
bUndniss anzutragen: die Zarin würde Preussen mit 80000 und, falls nöthig, auch
mehr Tausend Mann angreifen und dem Botschafter demnächst einen genaueren
Plan vorlegen lassen. 3) Vgl. Nr. 22. 47. 47 a. S. 242 und Beilage Nr. I.
4) Vgl. Nr. 22. 5) Vgl. S. 318.
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320 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
56^ wärtig, ob nnd wie ich mich Uber ein dergleichen Ansuchen gegen den
hiesigen Hof äusseren könne nnd solle.
»Die hiesige Monarchin ist dermalen gesnnd, nnd ist sehnlichst zu
wünschen, dass ihr Gott bis nach erreichtem Endzweck das Leben geben
möge'), zumalen sonsten so wenig für etwas gutes stehen wolle, als
weiters zn betrachten ist, dass, wann der russischen Kaiserin Unpässlichkeit
einen unglücklichen Ausschlag nehmen sollte, die eingeschlagene hiesige
Maassnehmnngen vielen schädlichen Abänderungen unterworfen sein könnten
und man hier noch nicht sagen kann, wer alsdann den Thron besteigen
würde2). Und da der jetzige Grossfürst darzu gelangen sollte, so ist doch
sehr ungewiss und fast nicht glaubbar, dass von seiner Gemahlin dieser
sehr wunderliche und eigensinnige Herr sich würde regieren lassen. Die
russische Kaiserin Selbsten hat . . . von dem Grossfürsten eine sehr schlechte
Opinion9), und die Grossfürstin dörfte Preussen nicht abgeneigt sein. Sie
ganz zn gewinnen4', sehe ich bis nun noch keine ergiebige Mittel vor,
nnd zudem wäre ein allzugrosse Ostentation nnd Umgang mit ihr ans
verschiedenen Betrachtungen hier mehr schäd- als nutzlich, gleich der
Williams solches empfunden hat. da sein Briefwechsel nnd beständige
Unterhalt mit der Grossfürstin5) bei der russischen Souveraine nicht wenig
Aufsehen und Nachdenken erwecket und er andnreh seines Hofs Geschäften
gänzlich verdorben. . . .
»Gleichwie nun aber hier ohne Geld nichts auszurichten ist, so wird
ohnumgänglich nöthig sein, bei nunmehro anscheinender gnter Hoffnung
mich mit namhaften Summen znm Voraus . . . versehen zu lassen, nm
allenfalls in dem Kriegscollegio, oder wo es sonsten nöthig ist, mich
dessen bedienen zn können, und wann der Operationsplan zu Stand kommen
sollte, so ginge mein Vorschlag dahin, nach erfolgtem Scblnss jedem
Kanzler 0000 Ducaten, dem Grosskanzler aber über diese summa noch
6000 Ducaten in geheim . . . geben zu lassen, welche für denselben nicht zu
viel seind, nachdem derselbe die englische Verehrungen fast von 100000 f.
verlieren wird 6). Dem Grosskanzler habe die Hoffnung zu einer Herrschaft
in Schlesien7), wann man solches behauptet, geben zu sollen für gut be-
funden, nnd er scheinet andurch sehr gerühret und herbeigebracht zn
sein.« . . .
1) Vgl. S. 235. 2) Vgl S. 198. 3) Vgl. S. 240.
4) Vgl. S. 2Ü4. 5) Vgl. Nr. 54 und S. 266. 6) Vgl. S. 267.
7) Vgl. S. 264.
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1756 April 22.
321
73c. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 22. April 1756. 1W6
April 22
P. S. 4. Nach der Urschrift. Vgl. Schtüenburg 35 t; Brückner 316 t; Banko 19»; Duncker
21; Oncken II, 31, 104; Koa«, Pr. J»hrh. 47, 492; I, 549; Lehmann 27 f.; Beer, M. L
ö. G. XVII, 123 Anm. 1.
Russland schlägt dm Abschluss eine» Offensivbündnisses gegen Preussen vor.
Note.
Petersburg, 9. April 1756 at. v.
Russland theile dem österreichischen Botschafter die bereits angekün-
digten1) Präliminarartikel mit, die einem Offensivbflndniss der beiden Kaiser-
höfe zur Grundlage dienen könnten.
lm0 »Es werden beide contrahirende Puissancen und eine jede ihrer
Seits einen kräftigen Anfall wider den König in Prenssen machen und
eine jede nicht minder als 80 000 Mann regulärer Truppen1) dazu em-
ployiren, und damit dieser Anfall zugleich geschehen möge, so werden
beide Theile vorläufig der eigentlichen Zeit sich einverstehen, da der
König in Preussen von beiden Theilen auf einmal angegriffen werden sollte.
2do »Da die Situation beiderseits Staaten nicht erlaubet, mit ihren
Armeen [an] ein Ort zu agiren, so behaltet sich ein jeder Theil bevor,
einen von seinen Generalen bei der Armee des anderen zu halten, mit
der Bedingung, dass selber nicht nur alles, was den gemeinschaftlichen
Dienst betrifft, communiciren, sondern derselbe auch zu denen vorzuneh-
menden Conseils admittiret werden wird.
3tio »Beide contrahirende Theile werden sich verbinden, mit dem
gemeinsamen Feind nicht nur keinen separaten Frieden oder einen Still-
stand der Waffen vor sich allein zu machen und in keine Negociation mit
ihm ohne vorgängiger unter einander gepflogenen Goncertirung einzulassen,
sondern vielmehr den Krieg so lang kräftig fortzusetzen, als bis die
mittelst des vierten geheimen Separatartikuls des anno 1746 geschlossenen
Tractats genommene Verbindung in Erfüllung gekommen ist, nämlich bis
I. M. die römische Kaiserin-Königin das an den König in Preussen während
des letzten Kriegs verlorene Schlesien und Glatz wiederum erhalten und
bis hingegen I. K. M. von allen Reussen das ganze Königreich Preussen
eroberen werden.
4 »Da aber I. K. M. dieses Land vor sich zu behalten weder
wolle noch intentioniret seien, vielmehr verbinden sich, dasselbe der Re-
publik Polen zu restituiren und einzuverleiben, so sollte sich der vorher-
gehende Artikul auch dahin erweiteren, dass man die Waffen nicht ehender
niederlegen werde, als wann bereits das Königreich Preussen der Republik
Polen würklich einverleibet, hingegen aber I. K. M. von allen Reussen
die Fürstentümer Cnrland und Semigallen und darzu ein solches Arron-
1) Vgl. Nr. 64.
Acten rar Vorgeschichte des 7jihrigen Krieges. 21
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322 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 dissement der Grenzen von polnischer Seite erhalten werden, wodurch die
pril 22 bis nun zu darüber fortdauernde Uneinigkeiten gehemmet werden könnten.
5** >Wann auf die Art der Krieg sich wflrklich anfangt, so werden
beide contrahirende Theile Schweden nnd Sachsen zu der Accession dieses
offensiven Bündnnsses invitiren nnd nm deswillen dem ersten die Con-
quStirung nnd Zueignung des Pommern, dem anderen aber Magdeburg
offeriren. . . .
>Was die etwa besonders von I. M. der Kaiserin - Königin hierbei
hegende intentiones und Details anbetrifft, so wird man ihrerseits eine
fernerweite Erläuterung darüber und eins förmliches Projects zu Schlies-
sung des Bandnuss gewärtig sein.
> Inzwischen bestehet die allhier vorläufig gemachte Reparation von
I. K. M. Truppen in folgenden:
lmo »Um Riga, in Gurland und längst der Düna wird ein Campement
von 28 Regimenter Infanterie formiret, welche ausmachen die Zahl von
73 132 Mann.
2do »Auf der Höhe von der Düna und gegen Plesco wird auch ein
Campement sein von 5 Kürassiers- und 4 Husarenregimentern, samt
4500 Mann leichter Cavallerie und einiger Dragonerregimenter.
3ti0 »Von Smolensk gegen die ukrainische Seite werden ebenfalls
campiren 5 Grenadiersregimenter zu Pferd und 4 Dragonerregimenter und
soviel von irregulären Trappen, deren ein jeder Reuter mit zwei Pferden
verschen ist, dass diese drei Corps samt den irregulären ausmachen die
Zahl von 111 563 Mann, ohne die irregulären aber 92 000
4t0 Ȇberdem wird bei Rewal in Bereitschaft gehalten, um auf die
Galeeren embarquiret zu werden, Infanterie 7887 Mann samt der leichten
Cavallerie von 500 Mann.
5t0 »In Curland als corps de reserve wird bestehen aus 10516 Mann.
6t0 »Bei allem dem befindet sich eine sehr ansehnliche Zahl der Feld-,
wie auch der schweren Artillerie mit den dazu gehörigen Bedienten, und
alles ist in einem nicht nur zum Marsch sondern auch zu Kriegs Operationen
fertigen Stand, dass man gleich nach dem zwischen beiden kaiserlichen
Höfen zu erfolgendem Concert den König in Preussen zu Land und zu
Wasser angreifen kann.
7mo »Die ganze Flotte wird solcher gestalten ausgerüstet, dass selbe
nicht allein die Galeeren bedecken und die preussische Küsten beunruhigen,
sondern auch selbe die Festungen bombardiren und bloquiren kann.
»In Erwägung dieser vertraulichen Mittheilung von den wflrklich
befohlenen Anstalten verspricht sich das Ministerium I. K. M., ein gleich-
massiges von den ab Seiten I. M. der Kaiserin-Königin vorzunehmenden
Veranstaltungen zu bekommen.
1) Vgl. die geringere Forderung Österreichs S. 261.
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1756 April 22.
323
»Schliesslichen in conformite* der zwischen beiden grossen Souverainen 1756
ausgewechselten Versicherungen, am diese Sach in dem engesten Geheim ^Pr^ •
zu halten, das Ministerium I. E. M. befehliget seie, 8. Exc. den Herrn
Botschafter zu versicheren, dass hiesiger Seits diese Negociation durch
niemand mehr als nur einzig und allein dnrch 8. Exc. geführet werde.«
»Auch . . . bin ich den 20. dieses mit den zweien Eanzleren Uber das
grosse Vorhaben abermalen *) in Conferenz gewesen, und nachdem ich diesen
Ministres alles, was nur immer diese Sach beförderen kann, neuerdings
wiederholet , so haben mir dieselbe der russischen Kaiserin aufrichtige
Gesinnung und wahren Ernst, Ew. E. M. mit allen Kräften zu Schlesien
wieder verhelfen zu wollen, in den bündigsten Ausdrückungen bestätiget
und auf ihro Befehl die [voranstehende] Note als eine Rückantwort auf
mein Anbringen mir zugestellet. Ew. K. M. werden daraus . . . ersehen,
dass, gleichwie ich von einem Geldsubside, um die russische Armee in
Bewegung zu bringen, geflissentlich keine Erwähnung gethan, man auch
hiesiger Seits so wenig davon etwas zu berühren sich getrauet, als die
russische Kaiserin allergnädigst bekannter Maassen aus ihro Mund mich
versicheret, dass alle hiesige Veranstaltungen gar nicht wegen der eng-
lischen Subsidien, sondern einzig und allein zum Dienst der gemeinsamen
Sache geschehen wären3). Solchem nach ist noch weiters zu hoffen, dass
man russischer Seits erst nach erlangtem Schlesien und Glatz die in dem
vierten geheimen Artikel des Allianztractats von 1746 stipulirte zwei
Millionen Gulden3) forderen werde.
»Auf meine Vorstellung, dass die hiesige Hauptarmee durch Polen
nach der Oder marschiren mögte, ist mir geantwortet worden, dasB man
hier zu nichts abgeneigt wäre und es darauf ankäme, wie das Project
zum Operationsplan von Ew. K. M. abgefasset werden würde. . . .
»Da nun ein General zu K. russischer Armee zu gehen hat, so bin
der . . . Meinung, dass der Graf Trautmansdorf wegen seiner guter
Eigenschaften und der böhmischen Sprach sich hierzu am hosten schicken
würde. Gewiss ist, dass die hiesige Kriegsoperationes durch einen ver-
nünftigen Mann in gute Wege geleitot werden können4).
»Gleichwie man nun von Seiten des hiesigen Hofs mit der nämlichen
Proposition an mich kommen wollen, so wird in den alle Wochen bei Hof
gehaltenen Conseils in der Meinung, dass solcher Vortrag erst an mich
kommen solle, immerfort an den nötbigen Kriegspräparatorien gearbeitet,
ohne dass von dem Geheimnuss jemand Kenntnuss hat5). Wie zumalen
aber gleichwohlen sich fügte, dass die hiesige Kriegs Veranstaltungen ein
Aufsehen erwecken dörften, so wird man demnächst ein Circularrescript an
1) Vgl. 8. 318 f. 2) Vgl. S. 241. 317. 3) Vgl. S. 262.
4) Vgl. S. 319. 5) Vgl. Nr. 66.
21*
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324 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
alle hiesige ministros an fremden Höfen des Inhalts ergehen lassen, dass
sie, wann man an dieselbe kommen würde, ehe aber nicht, auf eine ganz
natürliche Art erklären sollten, dass ihres Wissens alle russische Kriegs-
vorkehrungen relative auf die mit Engeland geschlossene Troppenconvention
gemacht seien nnd keine andere Absicht znm Endzweck hätten; wobenebst
die russische ministri auch mit den französischen ein zwar unverfänglichen,
jedoch mehrern Umgang pflegen sollten. Die zwei Kanzler haben mir
auch gemeldet, dass von wegen Allerhöchstderoselben dem Grafen Keyser-
ling1) von diesem grossen Vorhaben, gleich es auch hier zu geschehen,
nicht das mindeste eröffnet werden möge.
> Gleichwie aber dieses Vorhaben durch Verehrungen geschwinder
betrieben werden kann, so wird unumgänglich nöthig sein, dass Ew. K. M.
[mich] durch die Conriers mit ansehnlichen Summen in Gold . . . versehen zu
lassen geruhen wollen2), um hier ein und andere unvorsehbare Schwflrigkeiten
gleich heben und benebst die gute Gesinnung benöthigtenfalls noch mehr
aufmunteren und erhalten zu können, worunter insonderheit der Olsuwiew
zu zählen ist, als welcher mir von allem wahre Nachricht giebet3) und
unter anderem angerathen hat, mit der russischen Kaiserin selbst sprechen
zu suchen und versicheret zu sein, dass ich bei ihro so mehr ausrichten
würde, als er verlässlich wüsste, dass sie gegen mioh viele Gnad und
Vertrauen hätte und anjetzo eben das rechte Tempo habe, khier etwas
auswürken zu können. Benebst sagten mir die zwei Kanzler, dass ihre
ministri ihnen von allen Orten her schreibeten, dass Ew. K. M. mit
Frankreich in einer guten Einverständnuss wären, wo bei mir der Gross-
und Vicekanzler auf Befehl der russischen Kaiserin auch declarirten, dass
Höchstdieselbe, wann diese Sach mit Frankreich zu Stand kommen, nach
geschehener Einladung gar gern accediren werden; und ist man von Ew.
K. M. ebenfalls vollkommen Ihro künftigen Kriegsvorkehrungen mit
Anzeigung der Regimenter so mehr gewärtig, als man hier solche dispo-
sitiones mit den drei Corps gemacht, dass solche nach geschlossenem und
ratificirten Bündnuas im Augustmonat gegen Preussen angewendet werden
können, und da die hiesige Truppen die Kälte vertragen können, so hoffe
man, auch den Winter hindurch dem König in Preussen ein vieles schaffen
zu machen.
»Da nun also Ew. K. M. grosses Vorhaben ... bei hiesigen Hof
ich in solche Wege geleitet, dass nach aller menschlicher Einsicht an der
hiesigen Mitwürkung und wahrem Ernst, wann einmal hier eine Hoffnung
wäre, nicht gezweiflet werden zu können scheinet, so würde mir zum
inniglichen Trost gereichen, wann Ew. K. M. durch mein . . . operatum
Ihro Erbherzogthum Schlesien und Glatz wieder eroberen . . . sollte, t
1) Russischer Gesandter am österreichischen Hofe.
2) Vgl. S. 320. 3) Vgl. S. 300.
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1756 April 22.
325
74. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 22. April 1756.
Nach der Urschrift.
Abneigung Bcsiuthcws gegm Worotizoto und Frankreich.
Der Grosskanzler habe bereits früher Douglas1) für einen französischen
Emissär gehalten. Jetzt habe sich bei dessen zweiter Herreise l) sein Verdacht
verdoppelt und er aus aufgefangenen Briefen eine Bestätigung zu finden
vermeint. Bestushew habe zu Esterhasy »mit einer boßhaften Zufriedenheit«
gesagt, dass er nun hoffe, durch die Oommunication dieser Schreiben
»meinen . . Hof seines Eifers vor das gemeine Beste Proben geben, den
Vicekanzler aber seiner nur allzuviel aufgeklärten alten Parteilichkeit vor
Frankreich überzeugen zu können, inmaassen daraus sattsam an den Tag
liege, dass Douglas mit des Vicekanzlers vorläufiger Zuthuung zur zweiten
Reise verleitet worden seie, und wie selber mit unausgesetzter Mähe an
Untergrabung des besten systematis beschäftiget wäre.
»Was aber eigentlich diese seine gewöhnliche und allein zu Sättigung
eines untersehnlichen Particularressentiments gerichtete Aufbürdungen vor
einen Werth in sich halten, werden Ew. Exc. nach . . Einsehung meiner
heutigen Berichten ohnehin schon . . entschieden haben. Anstatt also, dass
dem Vicekanzler das geringste zweideutig aus- oder zur Last geleget
werden könnte, so trotten vielmehr seine der löblichen Wahrheit nach
ausgemessene Äusserungen und reine Benehmungen immer mehr ans Licht,
und ich muss bekennen, dass, da ich diesen Mann die ganze Zeit hin-
durch auch in der kleinsten Sache nicht en däfaut getroffen, benebst auch
seine sonstige, hier ungewöhnliche Eigenschaften bekannt worden, ich
1) Der schottische Emigrant Douglas war bereits im Jahre 1755 im geheimen
Auftrag König Ludwigs in Petersburg gewesen, um genauere Erkundigungen Uber
die Zustände am russischen Hof und seine Pläne einzuziehen. Es war ihm auch
gelungen, eine Correspondenz zwischen Woronzow und dem Könige von Frankreich
zu eröffnen. Die Kaiserin Elisabeth hatte sich zu einer Aussöhnung mit Frank-
reich und zum Empfang eines französischen Abgesandten bereit erklärt, der die
weiteren Verhandlungen Uber eine aufrichtige Alltanz zwischen beiden Höfen führen
sollte. Daraufhin wurde Douglas zum zweiten Male nach Petersburg gesandt. König
Ludwig wünschte von Bussland Verzicht auf das SubsidienbUndniss mit England
und Beobachtung der Neutralität und wollte allenfalls sogar, wenn dieser Zweck
anders nicht zu erreichen wäre, seinerseits durch Geldzahlungen den Ausfall
der englischen Subsidien an Bussland ausgleichen. Douglas wurde ferner an-
gewiesen, sich des ohnehin gegen Frankreich wohlgesinnten Vicekanzlers durch
Anbietung von Geld zu versichern und diesen anzuregen, er solle bei dor Zarin
die Entlassung Bestushews betreiben. Frankreich erklärte sich zur Wieder-
eröffnung offizieller diplomatischer Beziehungen bereit. Vgl. die Instruction
Douglas' vom 1. Juni 1755 und 27. Januar 1756 im Becueil des Instructions, Russie
II, 6 ff. 18 ff. Ebendaselbst wird auch Uber Douglas' Thätigkelt in Petersburg
berichtet. Vgl. Brückner 322 f.; auch A. Vandal: Louis XV. et Elisabeth de
Russie 259 ff. [Paris 1882].
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326 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 mit der vollkommsten Venäration vor dessen Denkungsart eingenommen
April 22 ^ ^
Aus den aufgefangenen Schreiben sei nichts anderes zu ersehen, als
dass Douglas, wie früher, das Terrain sondiren solle nnd mit Vorwissen
der russischen Kaiserin und des Vicekanzlers hier einlange, wie denn »die
Saoh cum exclusione sui [Bestushews] selbst von der Kaiserin veranlasset
worden; ein Umstand, welcher abermal die grosse Schwäche seines ver-
loschenen Credits bestättigot«3). . . .
April 22 74a. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 22. April 1756.
P. 8. i. Nach der Urschrift
Woronzow habe ihm mitgetheilt, dass er im Auftrage der russischen
Kaiserin den französischen Emissär Douglas »durch annehmliche Begeg-
nungen so vertraulich machen« solle, »damit derselbe ohne mindeste Zu-
rückhaltung sich Aber die von Frankreich aufgetragene Oommissionen gegen
ihn, Vicekanzlern, offenherzig und deutlich explioiren, auch seine ganze
Kram mit eins auszulegen kein Bedenken tragen möge. Ihme, Grafen
Woronzow, wäre von der hiesigen Monarchin untereinsten anbefohlen
worden, von demjenigen, was er von diesem Chevalier expisciren wird,
nur allein ihro Rapport abzustatten, sonsten aber keinem Menschen, aueh
nicht einmal dem Grosskanzlern davon etwas zu eröffnen«3). . . .
April 24 75. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 24. April 1756.
Nfcch dem Eeineoneept
Bestätigt den Empfang der Berichte vom 5. und 6. April4).
»Ew. Exc. können sich leicht vorstellen, wieviel Vergnügen der In-
halt dieser Schreiben . . . hier verursachet, und dass Boicher unsre Er-
wartung weit übertroffen habe8).
»Nunmehro sehen wir täglich«) einer schliesslichen französchen Ant-
wort entgegen. Und wann diese, wie wir hoffen und wünschen, ausfallet,
so werde keinen Augenblick verabsäumen, um Ew. Exo. zu Dero weiteren
Richtschnur hiervon zu benachrichtigen.« . . .
1) Vgl. S. 317. 2) Vgl. S. 299. 3) Vgl. S. 256. 299.
4) Vgl. Nr. 64. 65. 5) Vgl Nr. 71. 6) Vgl. S. 305.
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1756 April 22 - April 24.
327
76. Der Hofkriegsrath an das Directorium in publicis et camerali- 17.5t>
bus1). Wien, 24. April 1756. Exped. 26. April 1756. Apnl
»Mitzutheilen an den Prodirectoren des Geniewesens, F. M. L.
v. Bohn und Generalfeldzeugmeister Fürsten v. Piccolomini.«
W. K. A. Nach dem Concept Vgl. Naud*, Beitrage I, 45 Anm.; II, 201 Ann». 2; Koaer 11, 2fi.
Beschleunigung der Olmützer Fettungsbauten.
»Nota.«
»Welcher gestalten an die mährische Repräsentation und Kammer der
. . . Befehl ergangen seie, dass die ex ratione fortificatorii et defensionis
zum Theil bereits vorgenommen wordeno Rasirung deren auf dem sogenannten
Saltzer Gut und dasiger Gegend zu Olmfitz vorliegende Fortsetzung des
alldortigen Befestigungsbaues hinderlichen Hausern bis auf weitere Er-
schliessung eingehalten, folglich sothaner Fürgang unterbrochen werden
solle, hat an den K. K. Hofkriegsrath der Prodirector des Geniewesens
. . . Bohn auf einen diesfalls von dem Rochepine2) an ihn eingelangten
Bericht letzthin angezeiget3) und unter Vorstellung, dass dem allerhöchsten
Dienst hauptsächlich daran gelegen, den Platz Olmfltz je ehender je besser
nach dem festgesetzten Plan in vollkommenen Vertheidigongsstand herzu-
stellen, angelegentlichst gebetten, womit die schleunige Demolirung deren
. . . [speeificirten] Gebäuden eingeleitet weiden möchte, maassen widrigens
die noch erübrigende Olmützer Befestigungsarbeit nach Verfliessung sehr
weniger Tägen zum nicht geringen Nachstand des Dienstes grösstentheils
gehemmet sein würde oder wohl gar erliegen bleiben rottsste. Nun ist
zwar einem löbl. unterm 5. dieses von hier aus freundschaftlich erinnert
worden, dass der Bericht über die gemeinschaftlich abgehaltene Commission *)
in Angelegenheit deren zur Festungsesplanade von Olmütz einzuziehen
und respective zu rasiren angetragenen Häusern von der Militärbehörde
dos Orts seiner Zeit eingelanget, sothaner Antrag jedoch noch zerschie-
denen Anständen unterworfen seie, welche erst noch recht erhoben und
richtig gestellet werden müssten, es auch ohnedeme mit Abtragung ersagter
Häuser noch einen Anstand gewinne.
»Gleichwie es aher dermalen nicht um jene Häuser und Gärten,
welche erstgedachter Maassen zu Formirung der um die Festung Olmütz
angetragenen Esplanade zu rasiren wären, sondern bloss um die Abbrechung
deren zu thun ist, allwo nach der . . . Beangenehmung 1. K. K. M. die
Olmützer Fortification fortgesetzet, die Werker darauf errichtet, die Gräben
1) Ober diese Behörde vgl. Ranke 22 ff. 58 ff.; v. Arneth IV, 29 ff.
2) Rochepine (Commandeur von Olmütz) an Bohn, Olmütz 31. März 1756.
W. E. A. 3) Bohn an den Hofkriegsrath, Wien 9. April 1756. W. K. A.
4) Diese Commission ist bereits im Sommer 1755 eingesetzt worden. In dem
Hofkricgsratbsprotokoll vom 19. Juli 1755 heisst es, dass ihre Arbeiten begonnen
hätten.
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328 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 and übriges verfertiget werden mflssten, also zweifei man keineswegs, ein
pnl 24 löbl. werde wegen fdrderaamer Abtragung deren . . . Gebäuden und Gärten
das erforderliche an seine Behörde um so gewiss- und schleuniger ergehen
zu lassen belieben, als I. K. E. M. auf die ehebaldig-vollkommene Her-
stellung der Festung Olmütz heftigst andringen, bei noch fernere auf-
schiebender derlei Veranlassung hingegen die Arbeit daselbst ganz ohn-
fehlbar in das Stocken gerathen mttsste und mithin auch die unterwaltend-
allerhöchste Willensmeinung ohnmöglich in Erfüllung gebracht werden
könnte.« . . .
April 27 77. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 27. April 1756.
Nach dor Urschrift.
Eifrige Fortsetzung der heimlichen Rüstungen in Russland.
. . . Berichtet, »dass an den Kriegsvorkehrungen und Zustandsetzung
der hiesigen Armee auf die Ew. Exc. gnädig bekannte verborgene Art1)
in einem Eifer fortgearbeitet werde, dergestalten zwar, dass man den
23. dieses als am Gharfreitag nach der alten Zeit, wovon hier kein Exempel
ist, bei Hof ein Gonseil gehalten und den Vorschlag zu Feldmarschallen
und mehreren Generalspersonen gemacht habe. Und wie zumalen man
hierorts nach aller menschlichen Beurtheilung einen wahren Eifer und
wttrklichen Ernst zu Ausfahrung des grossen Vorhabens bezeiget2), so ist
man den Conventionsaufsatz auch mit so grossem Verlangen gewärtig.
Und haben mir die zwei Kanzler letzthin zu erkennen gegeben, dass,
gleichwie man I. K. M. . . . Absichten sich in allem zu fugen ge-
denket, es allerdings nöthig seie, dass das Kriegsmanifest oder wenigstens
die Essentialpuncta davon in Zeiten hereingeschicket werden mögen, um
das hiesige desto füglicher darnach einrichten zu können. Die hiesige
Gedanken gehen dahin, das russische Manifest nicht ehender, als wann
die hiesige Truppen das hosticum betretten haben werden, publiciren nnd
durch die Tartaren und Kaimucken ausstreuen zu lassen.« . . .
April 28 78. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 28. April 1756.
P. a Nach den Eeinconoept Vgl Bank» 180.
Der Bericht vom 17. April5) sei angekommen.
»Das Vergnüglichste darinnen ist die Versicherung des Abbe* Bernis,
dass die ganze Handlung sich nunmehro in seinen Händen befinde nnd
der 8chluB8 des Defensivtractats bald erfolgen dörfte. Was ich allzeit am
meisten geforchten, sind kleindenkende Gemüther nnd die Finessen des
Bureau.
1) Vgl. S. 323 f. 2) Vgl. S. 324. 3) Vgl. Nr. 68.
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1756 April 24 — Mai 1. 329
»Abb Petersburg continuiren die vergnügliche Nachrichten1), und w'r ^'^s
erwarten täglich einen Courier, der nns die Bestätigung in forma mit-
bringen wird. Es kommt also alles darauf an, ob man in Frankreich
ernstlich wolle, und was Ew. Exo. von dem Inhalt meines Schreibens vom
19.3) fllr einen Gebrauch machen können.« . . .
79. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 456. Wien, 28. April 1756. April 28
W. K. A. Nach der Urschrift. Vgl. Naudö, ß eitrige I, 40.
»Liechtenstein General, dass das Anspachische Regiment den Marche
aus Hungarn nacher Böheim allsogleich nach vollzogener Musterung auf
Verlangen gestattet werden solle.«3).
80. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 1. Mai 1756. Mai l
Bestätigt den Empfang des Berichts vom 6. April4).
»Der Inhalt ist vergnüglich . . . Innerhalb 5 bis 6 Tägen erwarten
wir auch eine positive Antwort aus Frankreich5).« . . .
81. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 7 [fol. 878]. Wien, 1. Mai 1756. Mai l
W. K. A. Nack der Unckrirt, Vgl. NmuM, Beitrage I, 61; Koser n, 26.
»Lyndon General, dass und warumen die hiebevor anbefohlene Auf-
hebung der bishero in dem römischen Reich förgedauerten Werbung deren
fOnf Infanterieregimentern Pallavicini, Starhemberg, Hagenbach, Königsegg
und Andlau redressiret, mithin sothane ihre Recrntirung bis zu Ergänzung
der abgängigen Mannschaft fortgesetzet und beschleuniget werden sollen,
maassen das Commissariat wegen Verabfolgung deren weiteren Recrutgelder
als Assentirung der Recruten das bisherige vermög dessen herüber erlas-
senen Note gleichfalls veranlasset habe.«
1) Vgl. Nr. 65. 66. 2) Vgl. Nr. 71. 3) Vgl. Nr. 72.
4) Vgl. Nr. 65.
5) Vgl. Nr. 75. Ähnlich schreibt Kaunitz am 3. Mai 1756 an Esterhasy :
»Noch in dieser Woche erwarte eine positive Antwort aus Paris, und alsdann
werde sogleich einen Courier an Ew. Exc. abfertigen.« . . . Und am 8. Mai :
»Aus Paris erwarten wir stündlich nähere Nachricht«. . . .
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330 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 82. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 2. Mai 1756. Praes. 9. Mai 1756.
U«u 2
Nach der üraclirift. Vgl. t. Arnetta IV, 441 ; Ranke 177 f.; Oncken II, 4S; Broglie, L'alliance
370; Waddington, Benvereement 326 IL 341 f.; Beer, M. 1. Ö. G. XVII, 115.
Abschluss des Defensivvertrage».
»Le jour m€me du döpart de ma . . . depßche1), qni ötait la veille de
Päques, l'abbö de Bernis se rendit ä Versailles et oommenca, comme il me
l'avait promis, k travailler ä l'exäcution des arraDgements que nous avions
pris entTe nons. Le premier point, et en effet le plus presse*, ätait de
faire nommer par le Roi nn autre ministre ä admettre dans notre secret ä
la place de M. de Sechelles2), tu qne, si les de*lib£rations avaient du con-
tinner snr le meme pied qu'elles avaient 6t6 tennes depnis quelque temps3),
nons n'anrions jamais vn la fin de notre affaire, et les difficultes se seraient
pen ä pen accumnle'es an point qn'il eüt 6i6 presqu' impossible de les lever
toutes et de parvenir ä nne conclusion si desirable, je ne dirai pas de
notre grand onvrage, mais pas möme de la Convention de nentralitä et du
traitä däfensif, qn'il nons importait si fort de voir d^cidds et conclns en
tres peu de temps. L'abbe" de Bernis engagea k cet effet, de concert avec
Mde. de Pompadour, le Roi ä consentir qne le marqnis de Puysienlx . . . fut
admis dans le secret de notre affaire4). Ayant obtenn k cela le consen-
tement du Roi, il fnt question de dttoider comment Ton se conduirait ä
l'ägard de M. d'Argenson et de St. Florentin, qni ätaient les seuls ministres
du Conseil, qni ötaient exclns de notre confidence, et k qni pourtant l'on
ne pouvait se dispenser, des lors qu'on avait ä conclure des traites qui
seraient dans pen rendus pnblics, de communiquer nne grande partie des
choses qni se traitaient entre nous.
»On raisonna beancoup snr le parti ä prendre k ce snjet, on trouva
qu'il y anrait peut-Gtre plus k craindre de la part de M. d'Argenson5), si
on vonlait eontinner ä Ini faire mystere, k lni, pour ainsi dire, tont seul,
des choses dont il ötait question qne, si on le mettait tont naturellement
dans notre secret, bien entendu, neanmoins, avec la precaution de lui faire
comprendre en meme temps qne le parti dn Roi e*tait tout pris pour le
fond des choses, qu'il ne voulait ni Opposition ni repreeentations a ce snjet,
et qne tont ce qu'il demandait de son ministere, n'ätait que des eonseils
pour les süretös, les mesures et les arrangements il prendre et nn conconrs
sincere et fidele ä l'exeeution des grands objets qu'il se proposait. On
considära en mßme temps que, M. de Puysienlx (Staut dans nn tres mau-
vais <5tat de Bante" et, par conslquent, dans le cas de devoir non seulement
manquer tres souvent aux dtflibe'rations qu'on aurait ä tenir, mais de pou-
voir mßme, d'un jour k l'autre, prendre le parti (anquel il m'a avoue" lui-
1) Vom 17. April 1756, vgl. Nr. 68. 2) Vgl. S. 306 f.
3) D. h. Verhandlungen wesentlich mit Rouille. Vgl. S. 305.
4) Vgl. S. 309. 5) Vgl. S. 307 f.
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1756 Mai 2.
331
mSme qu'il dtait tout-a-fait decidö) de so retirer entierement du niinistere,
il serait tout aussi bien de suppiger des ä pre*sent ä ee döfant, en admettant Mai 5
tont le ministere da Röi dans la confidence de ce qui devait devenir ä
l'avenir le fond da Systeme de 1'fitat, et en franchissant des k präsent et
de bonne grace an paß par leqael on serait k la fin tonjoars oblige* de
passer. Oes considerations. döterminerent Ms. Rouille*, de Macbaalt et de
Bernis ä proposer ce parti an Roi et ä lni conseiller de parier lui-mßme
le premier k M. d'Argenson. Le Roi so pröta k ce conseil, et il fut de*-
cide* qne Ms. de Poysieolx, d'Argenson et de 8t. Florentin seraient invites
a an oomite* qai devait se tenir le lundi 19 cbez M. de Macbaalt, qae
l'abbd de Bernis ferait k ce comite* le re*cit de tont ce qui s'ötait passe*
depaia le oommenoement de notre negociation , a la re*serve seolement de
la facon dont eile avait äte* entamee, an sujet de laquelle il dirait sim-
plement qne je m'ätais adresse* en droiture an Roi, en demandant le secret,
et qne, comme il ent 6t6 k craindre qne le secret ne transpirat, si je
traitais avec M. Rouille*, qai Ctait observe* et obsöde* par tant de monde, le
Roi l'avait chargä, lni, abbe* de Bernis, de cette commission, sons la direction,
ne*anmoins, de M. Rouille*, que, sans faire aucune mention de la confidence
faite a Ms. de Sechelles et de Macbaalt, il exposerait les motifs qai avaient
däterminä toute la condnite qne Ton avait tenne jusqu' ä pr&ent, et les
raisons ponr lesqaelles le Roi avait rCsola de coaclare actuellemeut an
traito* d'alliance et döfensif avec 8. M. l'Imperatrice-Reine, qu'il mettrait
ensaite devant les yeux da Conseil le projet da traite* et demanderait qnel
6tait sur sou contenu l'avis du miniatere. II fut resolu, en ontre, ä la
demande de M. Rouillö qu'on admettrait encore nn oommis du boreau des
affaires ätrangeres, k savoir M. de Bussy *), dans le secret de notre nego-
ciation, et qu'en conformite* de nos premieres Conventions, on me ferait
part de tout ceci et conviendrait avec moi que nous continuerions, nean-
moins, tonjours ä traiter notre affaire de la meme facon que cela s'ötait
pratique* jusqu'ici, savoir sur le pied d'une oommunication directe et con-
fidentielle entre LL. Ms. Imps. et 8. M. T. 0.
»Tout ceci fut exlcutl, comme on se l'ätait propose*. L'abbe* de
Bernis me rendit compte le mardi 20 de ce qui s'ätait passe* au comite*
de la veille. II me dit que les ministres avaient appronve* unanimement
tout ce qai s'Ctait fait jusqu' ici, qu' ils avaient parn entrer parfaitement
danB les vues qui leur avaient 6X6 prösentees, que M. de Paysieulx avait
declare* d'abord qu'il Ctait tres porte* pour la chose, mais qu'il fallait agir
avec beaucoup de prudence et de circonspection dans le choix des moyens;
que M. d'Argenson s'en ätait explique* k peu pres de mßme, que la seule
objection qu'ils avaient faite Tun et l'autre, e*tait qu'au Heu de se pro-
eurer la paix, comme on l'avait toujonrs d^sire*, notre projet allait, au
1) Vgl. S. 205 Aom. 3.
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332 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 contraire, selon tonte apparence engager une guerre, qui serait probable-
tfai 2 ment gdndrale et de religion, que, ndanmoins, pourvu que le concert füt
bien pris et fondd sar l'dquitd et la rdoiprocitd, U dtait ineontestablement
de 1'intdrSt du Roi de s'y prßter, mais qu'il dtait important de ne pas
faire les choaes ä demi et de ne pas perdre du temps, que, ponr le präsent,
il ne fallait pas tarder ä conclure le traitd ddfensif et m&ne, si cela ae
pouvait, des prdliminaircs du grand traitd; qu'on examinerait ä cet effet
dans im comitd ä tenir le lendemain mardi le projet du traitd ddfensif, et
qu'on ferait en Sorte de ponvoir conclure ce traitd dans la huitaine et de
se mettre par lä k portde de traiter tont de suite notre grand objet et
de le tenniner au plus töt. M. de Bernia ajouta que, ce qui avait fait le
plus d'impression sur les ministres, avait dtd l'air de droiture, de franchise
et de vdritd qui rdgnait dans touto la suite de la conduite de na cour
et du langage qu'elle m'avait fait tenir. II m'assura que, ce qui avait
beaucoup contribud k faire prendre la rdsolution de conclure, sans tarder
nn instant, le traitd dcfensif, e'tait le contenu de la lettre ci-jointe1) . . .
Je la lui envoyai au moment oü je savais qu'il devait se rendre an
comitd, et je pris bien mon temps, pnisqu'il en fit d'abord la lecture aux
ministres assemblds et ensuite au Roi en particulier. Elle produisit un
effet admirable, on loua d'une part la sincdritd et la franchise de mon
procddd, et on ddcida de l'autre qu'il fallait absolument Her les mains ä
ma cour et empßcher qu'elle ne püt renouer avec l'Angleterre2). L'abbd
de Bernis me rendit la lettre, comme je l'avaia demandd, et me dit qu'elle
lui avait dtd bien utile; il me promit de venir ä Paris le surlendemain et
de me porter le traitd tont rddigd.
»II y vint en effet et depuis ce temps nous avons dtd presque tous
les jours en confdrence, soit ici, soit a Versailles, oü je me suis rendu en
secret, plusieurs jours de suite, et ce n'est qu'apres toutes ces confdrences
et apres avoir dcartd toutes les difficultds qui nous ont dtd auscitdes
presque k chaque pas par M. Rouilld, et sur lesquelles l'abbd de Bernis
ne pouvait se dispenser d'insister tres fortement, que je suis enfin parvenu,
a force de patience, de fermetd et d'attention, a conclure notre traitd, en-
tierement ä l'honneur, comme je l'eapere, et k l'avantage de LL. Ms. Imps.
et en tont conformdment aux vues et intentions de V. Exc.*) . . .
»J'avais tftchd d'obtenir . . . une promesse formelle que l'on recon-
naitrait le cas du traitd au cas que le roi de Prasse vtnt k nous attaquer4),
mais on ne voulut jamais s'y pröter. On dit que la lettre du traitd parlait
1) Vgl. Nr. 82 a.
2) VgL S. 312 Anm. 4. Insbesondere hatte Kaunitz am 10. April 1756 von
einem dringenden Versuche Reiths, des englischen Gesandten in Wien, berichtet,
die Höfe von London, Wien und Berlin mit einander auszusöhnen.
3) Vgl. Nr. 59. Den Text der Veroailler Verträge vgl. im Recnell des traites
de la France p.p. de Clercq XV, 25 ff. [Paris 1888.] 4) Vgl. S. 296 f.
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1756 Mai 2.
333
si elair que nous n'avions nnl besoin d'une pareille promesse, et l'on l"56
m'assura tres positivement qu'on ne ferait nulle difficulte* ä cet egard, ei Mfti 2
le cas venait ä exister, mais qu'il serait contre tonte biensäance qae l'on
fit k ce sujet nne clause expresse. . . .
»Sana le oonconrs de l'abbö de Bernis, qui sur la plnpart des choses
a 616 toujours de mon avis et contraire k celni de M. Rouille*, nona n'au-
rions jamais rien termine*. Anssi ai-je presentement plns de raisons qae
jamais de d&irer qae sa destination pnisse 6tre changee, et qne la nego-
ciation demenre entre ses mains1). M. de Puysieulx, qui . . . est nn
ministre z6\6 poar le Service du ßoi, honnSte homme, et qui n'a aucnne
liaison particuliere avec l'abbe" de Bernis ni de pre*dilection pour lui, s'en
est explique* nettement avec moi 2). II m'a dit qne, par le dewr qu'il avait
de voir re*ussir notre affaire, il ne pouvait s'emp«cher de me conseiller de
faire tous les efforts possibles pour qu'elle restftt entre les mains de l'abbe*
de Bernis. II ajouta que je pouvais compter que l'affaire ötait perdue, si
eile tombait dans d'autres mains, au lieu que le succes lui paraissait
immanqnable, si l'on continuait k la conduire, comme eile l'avait 6t6 jusqu'
ä prdsent. Je lui repondis que j'6*tais tout-ä-fait de son avis, mais qu'il
ne m'appartenait pas, et que mäme il ätait trop dangereux ponr moi de
faire quelques de*marches ponr engager le Roi de charger un ministre de
präference k nn autre de nCgocier avec moi; que c'ätait k lui-meme, M.
de Puysienlx, de faire lä-dessus ce qu'il croyait Ätre du service du ßoi;
que je savais, combien le Roi l'aimait et l'estimait, et que j'ötais persuadö
qu'il suivrait son oonseil.
»J'ai tenu le meme langage k l'abbö de Bernis qui, presse* d'une part
par le d&ir d'avoir bientdt une place dans le Conseil et portä en meme
temps pour la renssite d'une affaire dont il connait tout l'avantage, et [ä
laquelle] sa gloire est attachde, dösirerait fort de se voir dispensö de I'am-
bassade d'Espagne3), et m'a parle* avec franchise ä ce sujet. II m'a dit
que Mde. de Pompadour Ctait tres fort dans cette disposition, mais que,
comme il s'agissait de quelqu' un ä qui eile prenait personnellement beau-
coup d'inte>6t, eile avait quelque difficulte* d'en parier la premiere an Roi.
Je crois qu'elle dösirerait que la demande vint de ma pari J'attendrai
ce que me dira M. de Puysieulx, qui m'a promis de parier au Roi. Si je
puis me dispenser d'entrer directement dans cette affaire, je le ferai ; mais,
si je ne vois pas d'autre moyen de retenir l'abbe*, dont la presence me
parait absolument nöcessaire, j'en parlerai a Mde. de Pompadour, en lui
demandant de le dire au Roi. Elle m'a fait savoir par l'abbe* de Bernis
que toutes les fois qne je voudrais faire parvenir quelque chose directe-
ment au Roi, je pouvais lni demander un rendez-vous, et qu'elle avait
dejä la permission de me voir en particulier, toutes les fois que je le
1) Vgl. 8. 307. 2) Vgl. S. 308 f. 3) Vgl. S. 168 Anna. 2.
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334 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjihrigen Krieges.
1756 voudraiä. Je ne profiterai pas enoore de cette offlre pour le present, et
Mai 2 je verrai avant toutea cboses le parti que le ßoi prendra.
»II est certain que M. Ronillä, quoique tres bien dispose* dans le fond,
n'est pas homme qu'il nous faut dans cette ne*gociation I). See lumieres et
ses connaissances sont trop bornees ponr qu'il puisse ßtre Charge" seul d'une
aussi grande et importante besogne. II faut ponr une teile affaire un
homme qui ait un aentiment ä soi, et M. Rouille* n'a jamais que celui des
autres. . . .
»Je regrette beaucoup la resolution que M. de Puysieulx a prise de
se retirer du Conseil2). Je Tai prie* avec instance, pour le bien de son
maftre, de sa patrie et de rhumanite*, de diffSrer au moins jusqu' ä la
conclusion finale de notre grande affaire; sa voix au Conseil nous serait
d'un grand avantage, il faut espe*rer que le Roi le retiendra3).
»L'abbe' de Bernis parait tres content de la facou dont M. d'Argenson
envisage nos projets, il me dit qu'il en espere beaucoup de bien. Je
suspens mon jugement sur cet article. . . .
»On demande que 8. M. veuille bien faire faire par son ambassadeur ä
la cour de Russie les declarations qu'elle jugera Gtre convenables de la
part de celle-ci. On souhaite fort que nous fassions de notre mienx ponr
rdtablir au plus tdt la communication entre ces deux cours, au moyen de
l'envoi d'ambassadeurs ou ministrea respeotifs 4) , mais on voudrait que la
Russie fit le premier pas. Je prevois que V. Exc. ne jugera paa a propos
de preaser beaucoup l'e*tablissement de cette communication qui doit etre
une suite de notre grand ouvrage et non le pre"c6*der. II est bon, surtout,
que l'article des troupes et des subsidea passe par nos mains. 8'il y avait
un ministre de cette cour ä Pötersbourg, il tÄcherait de le traiter direc-
tement, et ce serait apparemment le moyen de tont gater. D sera n^ces-
saire, pourtant, qne je puisse rendre quelque reponse de la part de la
cour de Russie aux avances de celle-ci, et l'on trouvera toujours moyen
ensuite de retarder la communication immädiate.
»Le mßme jour de la signature du traite*, l'abbe" de Bernis m'a fait
la leoture de la re*ponse du Roi ä nos dernieres ouvertures 5). ... II n'y
a rien a de*sirer pour la tournure et les expressions; on connait bien que
c'est l'ouvrage d'un des quarante de Tacadömie francaise6); eile me parait
aussi tres satisfaisante pour le contenu, au moins en sa plus grande partie.
Un grand point, et sur lequel j'ai toujours principalement appuye", est que
l'on ait declare* son consentement ä ce que tout ce qui sera convenu entre
nous relativement ä l'e'change projets, ne le soit que sous la condition
1) Vgl. S. 308 f. 2) Vgl. S. 307.
3) Diese Hoffnung ist nicht in Erfüllung gegangen. 4) Vgl. Nr. 74.
5) Vgl. Nr. 82 b.
6) Vgl. v. Arneth IV, 555 Anm. 534. Doch scheint der Verfasser La Ville
gewesen zu sein. Vgl. Nr. 102.
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1756 Mai 2.
335
sine qua non1). On s'est explique* tres nettemont snr cet article, et c'est- 1756
lä selon moi le point priocipal et le plus propre ä nous marquer la bonne ai 2
foi de cette conr qui de*sire certainement la räussite de notre grand projet.
»Je ne suis pas effraye* de la clause: pourvu ioutefois qu'en atten-
dant2). ... La demande est injuste et contraire ä la r^ciprocite* ätablie,
aussi puis-je prövoir qa'on s'en departira, oa que, du moins, Ton se prß-
tera k quelque oondition re*oiproque. D'ailleurs, il n'est question que d'un
cas m^tapbysiqae et qui, selon toute apparence, n'existera jamais, car, si
notre concert a Heu, l'affaire ne peut certainement paa manquer de renssir.
»Ceci fait voir, en attendant, combien la sürete* de lMtablissement de
l'infant Don Pbilippe tient ä coeur au Roi. I/abbe* de Bernis cherche en
tontes occasions k e*tablir ce point-la, et cela pent faire juger k V. Exe.
combien il a falln d'attention lors de la rödaction de l'article 2 sdpare' et
aecret3). Au reste, la conr d ici, au lieu de s'expliquer netteraent sur les
propositions contenues dans le dernier memoire que j'ai remis4), demande
des eclairoisseraents sur la plupart des onvertures que nous lui avons
faites. Je n'en suis pas e^onne"; il est naturel qne Ton cherche, tant que
possible, k nons faire parier les premiers et k ne se Her les mains que
qnand on aura examine* en detail tontes les branches de notre projet.
Jaurais dte* en 6tat de donner, sans demander de nouveaux ordres, la
plupart des eclaircissements dont on croit avoir besoin sur les cinq ar-
ticles speeifies dans la röponse du Roi5). Je l'ai m€me dit k labbe" de
Bernis, et je n'y vois aueune difficnlte*, ä präsent oü le traite* de*fensif est
conclu, et oh Ton s'est explique" si pröcisement au sujet de notre condition
sine qua non. Mais, comme Ton demande avant tontes choses la r&Jaction
d'articles pre*liminaires qni puissent servir de base an traite secret, et qne
c'est-la un ouvrage auquel je ne puis mettre la main, sans avoir de nou-
veaux ordres et sans un projet formellement rödige*, je suis convenn avec
l'abbe" de Bernis que je ferais partir toujours la reponse dn Roi par le
präsent courrier, et qne je demanderais les ordres dont j'avais beBoin, et
qu'en attendant leur arrivee, nous commencerions ä nons concerter, tant
qne cela se pourrait, sur les points an sujet desquels je suis instruit.
»On paratt fort inquiet que la demande d'argent que nous pourrons
faire6), ne soit trop forte. Je n'ai pas encore täche* le mot, mais j'en ai
dejä prepare* les voies. On vondrait en Gtre quitte pour une somme nno
fois payee, mais je ne suis pas embarrasse* de faire comprendre qn'il n'est
paa possible d'e"tablir ä cet egard rien de positif; que ce de qnoi Ton
1) D. h. dass alle österreichischen Gebietsabtretungen von der vollzogenen
Erwerbung Schlesiens abhängig seien. Vgl. S. 288. 2) Vgl. Nr. 82 b.
3) Vgl. v. Arneth IV, 44. Der Artikel handelt über die Frage, welche Mächte
zum Beitritt aufzufordern seien. 4) Vgl. S. 286 Anro. 4.
5) Vgl. Nr. 82 b. 6) Vgl. Nr. 59 c. 82 b.
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336 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 ponrra tont an plus convenir, sera da montant de la somme annuelle. A
tfai 2 l'egard du temps, il est natarel qu'il depende de celni oa Ton eommencera
ä exöcuter le projet. J'ai dit a TabW de Bernis qne l'article de l'argent
e'tait celni qni m'inquie'tait le moins, qne Ton voyait trop olair ici pour
ne pas coniiaitre qu'on ne faisait pas la guerre sans argent, et qne, qnand
on le vonlait bien, on en trouvait toujonrs dans ce pays-ci autant qu'il
en fallait, et cela pour des objets bien moinB importants qne celni dont
il est qnestion. II sera, nöanmoins, ä ce qne je crois, ne"cessaire de fixer
ä cet egard dans le projet des pröliminaires, autant qne cela se ponrra,
non seulement le combien, mais aussi le qnand et le comment
»Pour ce qni concerne les places de sftrete*1), je vois bien qne Ton
d&irerait qne nons aooordassions Nienwport et Ostende. J'ai fait sentir
que cela serait contraire ä la neutralite', mais on m'a repondu qu'il y
aurait des arrangements ä prendre a ce sujet, et qne, d'aillenrs, iorsqu'il
serait qnestion de cet article, Ton ponrrait peut-€tre lever le masque. Je
n'ai encore rien repliquä, et je commencerai par m'ouvrir ä ce sujet
conformement ä ce qni m'a 6i4 prescrit par les derniers ordres qni y sont
relatifs*).
»A l'egard du quatrieme point de qnestion3), je ne me snis encore
expliquö qne vaguement, et je continuerai de mßme jnsqu' a rarrive'e de
nouveaux ordres.
»A l'egard du cinquieme et dernier point8), il me semble qu'il sera
nöcessaire d'entrer a cet egard bien en detail dans la re'ponse a donner
de la part de 8. M. a celle du Eoi T. C, et j'espere que l'on aura pre-
sentement beaucoup moins d'dloignement ä se conformer a cet article qu'on
n'en avait marqne* d'abord.
»ün point plus dif&cile ä regier sera, ä ce qne je crois, celni de
l'echange. II me paraft d'entrevoir que l'abbd de Bernis a sur cet objet
des vues beaucoup plus e'tendues, plus grandes et pent-ßtre plus solides
que celles que Ton s'est manifeste ju8qu' a present de part et d'antre.
J ose ä peine hazarder de dire qu'il se ponrrait bien que les nötres y
fnssent tont- ä- fait conformes4), mais aucune des deux parties ne veut
parier la premiere. L'abbe' de Bernis m'a dit qu'il ne fallait pas faire de
cotte mal teilte et fallait obrier a la Bource de toutes contestations; enfin,
8'il ne m'a pas dit que l'on dösirerait que nous ce"dassions les Paye-Bas
en entier4), il m'a donne* tont lieu de le deviner. J'ai repondu que ma
cour se pröterait ä tont ce qni serait juste et propre ä assurer la paix
et la durde de la bonne intelügence avec la France, pourvu qu elle trou-
vät la sürete* ne*cessaire et des de*dommagements pour les sacrifices qu'on
ponrrait exiger d'elle.
1) Vgl. Nr. 82 b. 2) Vgl. S. 169. 180. 231. 3) Vgl. Nr. 82 b.
4) Vgl S. 280.
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1756 Mai 2.
337
»Voilä oü nouB en sommes. Je crains que l'abbö de Bernis ne par- 1766
lera pas plus clair et, de mon cöt6, je m'en garderai bien, si je n'ai
pour cela des ordres precis. C'est-lä selon moi le point difficile. Jusqu'
a cette heure, la France n'a rien demande" pour eile1); on a observe" la
memo m&hode dans la derniere reponse du Roi2), et, cependant, je crois
que, si Ton goüte notre projet, ce n'est qu'en tant que Ton espere de nous
dlplacer entierement des Pays-Bas et de nous scparer par lä pour tou-
jours de l'Angleterre. 8i on n'obtient pas cet article, je crains fort qu'on
ne se prßte jamais ä un concert efflcace et solide pour la reussite de
notre grand projet. Ce sont-lä mes conjectures qui ne font pas une
certitude. . . . On parait dösirer beaucoup la prompte conclusion des
preliminaires , et l'abbe* de Bernis, de meme que M. Rouille" et M. de la
Ville, m'ont dit apres la signature du traitö que le plus töt qu'on pourrait
commencer ä agir, serait le mieux, mais qu'il fallait avant toutes choses
se concerter sur le fond de nos convenances röciproques et sur les moyens
de l'execution.
»J'ai taohe* declaircir l'article de la reponse du Roi2) qui concerne
la Pologne, et Tabbe* de Bernis m'a dit k cet egard que sürement le Roi
n'avait en cela aucune vue particuliöre pour le prince de Conty3); j'ai
meme lieu de croire qu'on a tonte autre chose en vue, et que le but
pourrait ßtre de se servir de ce moyen pour gagner la cour de Dresde.
Le prince de Conty est mal en cour et surtout avec Mde. de Pompadour4),
et je ne crois pas qu'on fasse jamais rien pour lui.« . . .
P. S. Eigenhändig.
. . . »Mde. de Pompadour est enchante"e de la conclusion de ce qu'elle
regarde comme son ouvrage, et m'a fait assurer qu'elle ferait de son
mieux pour que nous ne restions pas en si beau chemin.«
82 a. Beilage 1 zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 2. Mai 1756. Mai 2
Starhemberg an Bernis. Paris, 19. April 1756.
Nach der eigenhändigen Urschrift. Vgl. Waddiogton, Reurerscment 330.
Berichtet über einen englischen Versuch einer Versöhnung mit Österreich:
»J'ai recu hier, M. le comte, une lettre de M. le comte de Kaunitz
du 75) par laquelle il m'apprend que le courrier d'Angleterre qni avait
1) Vgl. S. 272. 2) Vgl. Nr. 82 b. 3) Vgl. 8. 245. 250.
4) Im Erlass an Starhemberg vom 22. November 1755 ist bemerkt, dass die
Pompadour erst durch den österreichischen Gesandten von den polnischen Um-
trieben König Ludwigs und Contys erfuhr und Beitdem im Verein mit Bernis
auf den König gegen den Prinzen einzuwirken suchte.
5) Vgl. auch S. 333 Anm. 2.
Acten zur Vorgeschichte dee 7j ihrigen Kriege*. 22
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338 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
*6 6i6 annonce* quelque temps d'avance k M. Keith, ätait arrive' la veille.
1 2 Le ministre du roi de Prasse a Londres1) avait expädil, le memejour da
däpart de ce courrier, un expres k sa cour. M. le comte de Kaunitz
devait öcouter le lendemain 8 ce que M. Keith aurait ä lui dire, et pr6-
voyait qu'il serait question de choses dont j'ai eu l'honneur de vons
parier en dernier Heu. Notre fa9on de penser qui vous est connue, et la
demarche m6me qne je fais actaellement, suffiront Bans doute pour vons
mettre hors de tonte inquie'tude. J'ai cru qn'il e*tait du Wen de notre
affaire de ne pas tarder ä vous informer de ceci. J'attends que vous ayez
la bonte* de me faire savoir quand je ponrrai avoir l'honneur de vous parier,
et je vous prie de conserver cette lettre pour me la rendre ä notre premiere
entrevue. II faut espe'rer que nous serons en peu de jonrs dans le cas
de ne plus avoir besoin de pareilles pröcautions. Vous connaissez, M. le
comte, mon parfait attachement.«
2 82 b. Beilage 2 zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 2. Mai 1756.
Nach einer Abschrift. Abgedruckt bei Broglie, L'&lüaoce 400 ff. Vgl. v. Arneth IV, 445 ff.;
Oucken II, 497 f.; Broglie, L'alliance 392; Beer, M.LÖ.O. XVII, 115.
>Reponse du Roi T. C.«
Frankreich erkliirt sich bereit, unter gewissen Bedingungen auch den geheimen
Offensivvertrag gegen Preussen zu sch Hessen.
»Le Roi n'a pas suspendu sa reponse anx derniers mlmoires qni lui
ont 6t6 communique's au nom de LL. Ms. Imps. et Royales2) qne pour
donner a LLdites Ms. la preuve la plus complete de son amitiö et de sa
confiance en concluant Pacte de neutralitö et le traito* d'union döfensif
dont le projet lui a e*te" remis par ordre de S. M. rimperatrice, reine
de Hongrie et de Boheme.
»Les deux aotes importants, qui assurent la paix entre les ßtats et
les snjets respectifs des. deux puissances, deviendront le plns forme appui
de la tranquillitö generale, si les deux cours, animles d'une egale con-
fiance, agissent toujours de bonne foi et de concert.
»Ce que la politique croyait impossible k conclure par les ministres,
vient d'eHre heureusement executc' par les souverains. Iis ont senti que
les temps et les oirconstances avaient change*, et que d'anciens prejugls
ne devaient plus diriger leurs conseils ni servir de regle ä leur eonduite:
ils n'ont eu bosoin que de se parier eux-memes pour 6tre d'aecord, et c'est
en se communiquant leurs pense'es qu'ils ont trouve*, dans la droiture de
leurs intentions et dans la grandeur de lenr ame, des sürete*s qu'ils auraieut
vainement cherche'es aillenrs.
>Quoique l'Europe semble 6tre preparde k la grande alliance qui vient
1) Michell. 2) Vgl. S. 2S6 Aum. 4.
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1756 Mai 2.
339
de se conolure, LL. Ms. T. 0. et Imps. ne doivent pas se dissimuler toutes 1756
loa craintes, les jalousies et les defiances que ce traite peut faire naitre Mai 2
en differentes cours.
»Les ennemies declaräes on caohees des deux puisaances affecteront
bientöt de pnblier que la balanco de l'Europe est rompue par Tunion de
forces si redoutable, et que l'Allemagne surtout doit trembler pour sa
liberte.
»Oes discours, artificieusement seines, exciteront d'abord une grando
fermentation dans les esprits, et ils ponrront occasionner daiia la suite des
intrigues, des cabales et peut-gtre mßme des ligues, qu'il est de la pru-
dence des deux cours de prövoir et de prevenir.
»8. M. T. G. et S. M. Tlmperatrice ne sauraient employer des moyens
plus assur^s pour eviter ces ineonve'nients et ces dangers, qu'en continuaut
ä se parier elles-m€mes ä coeur ouvert et surtout en concertant ensemble
et sur tous les points leurs demarches et leur langage.
»C'est dans cette confiance re*ciproque et sans bornes qu'elles trou-
veront toujours des expedients et des ressources que la sageaso m€me et
la prevoyance de leurs ministres ne sauraient leur procurer.
»Mais comme la confiance ne peut subsister eternellement entre deux
cours que lorsque leurs intlrgts respeotifs s'acoordent parfaitement pour
le present et ne sont susceptibles pour l'avenir d'aucune Opposition ou
contraria, il parait necessaire pour l'avantage des deux cours qu'elles
puissent convenir incessamment d'articles präliminaires qui serviraient, pour
aiusi dire, de baae au traite* secret, pour rentiere conclusion duquel il ne
serait plus question ensuite que d'obtenir de concert l'accession et le con-
sentement des differentes cours qui doivent y prendre part.
»Le traite defensif qui vient d'ßtre signe", ne remädie qu'aux maux
qui pourraient nattre des circonstances präsentes ; il s'agit dono de prevenir
cenx que les övönements et la vicissitude des choses humaines peuvent un
jour occasionner.
»D'apres ces principes 8. M. T. C. ne balance pas ä röpondre, avec
une entiere confiance et sous le sceau du secret promis de part et d'autre,
aux dernieres ouvertures de S. M. l'Imp^ratrice, reine de Hongrie et de
Boheme.
»Mais quoique ces mgmes ouvertures puissent ßtre regardöes comme
lexplication des propositions faites par S. M. lMmperatrice au mois de
septembre dernier1), et que le Roi ait trouve* dans lesdites ouvertures de
nouvelles marques bien flatteuses de la confiance et de l'estime de l'Im-
p^ratrice, les objets, ne^anmoins, en sont si importants, les conditions et les
moyens si dignes de tonte l'attention du Roi et les consdquences qui en
peuvent rdsulter, si interessantes pour l'Europe que 8. M. T, C. avoue
1) Vgl. Nr. 9.
22*
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340 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
qu'elle a besoin, avant que d'entrer dans aucune mesure relative ä ce grand
projet, d un plus ample Eclaircissement sur plusieurs points, et notamment
sur ceux qui suiveot.
1) »8. M. T. C. demande quelles peuvent 6tre en totalite" les sommes
que Sadite M. serait oblige*e de fournir dans le cas du traitE secret?1)
2) »Dans quel temps et de quelle maniere Sadite M. serait tenue
de payer lesdites sommes?
3) »Quelles places lui seraient donnöes pour la sürete" des sommes
convenues, et dans quel temps lesdites places seraient remisea entre les
mains du Boi?2)
4) »De quelle maniere entend-on que S. M. T. C. pourrait tellement
occuper les Puissances maritimes que lesdites Puissances ne fussent plus
dans la possibilite* de fournir des secours contraires aux vues de 8. M. l'Im-
pe-ratrice?3)
5) »De quelles troupes serait composee la troisieme armeV) que 8.
M. llmpöratrice croit necessaire au succes de son entreprise? Quelles
puissances seraient engageee ä fournir lesdites troupes, et par quel moyen
espere-t-on de gagner lesdites puissances?
»8. M. T. C. a besoin d'etre principalement eclaircie sur tous ces
points, dans l'intention oü eile est, d'e"viter ä ses sujets, et s'il se peut, ä
l'Europe les maltieurs d une guerre. Elle ne peut contracter, par con-
sEquent, aucun engagement, sans en bien connaitre l'Etendue et les suites,
gtant dans la ferme rEsolution d'employer, de pröference ä tout autre objet,
ses forces et ses revenus pour parvenir ä tirer une juste satisfaction des
insttites et des injustices averees de l'Angleterre, et n'ayant rien tant ä
cceur que la gloire de sa couronne et le soulagement de ses peuples dont
eile ne peut ni ne veut sacrifier les interäts, de procurer au serenissime
infant Don Philippe un Etablissement plus digne de sa naissance, dans le
cas oü Sadite M. serait oblige'e de fournir, ä raison d'indemnite* ou au-
trement, des sommes inde*finies dont eile n'aurait pu d'avance comparer le
montant avec les produits de ses royaumes et les obligations dont eile est
chargEe.
»8i 8. M. l,Impe*ratrice, comme on n'en doute pas, donne sur tons
ces articles des lumieres satisfaisantes, rien n'empfichera S. M. T. C. d'ar-
rßter incontinent les pre*liminaires du traitE secret.
»Le Roi consentira memo que l'Etablissement du serenissime infant
Don Philippe dans les Pays-Bas soit convenu Bous la condition exigee4) par
S. M. l'Impäratrice, pourvu toutefois qu'en attendant qu'on parvienne a
assurer k ce Prince le susdit Etablissement, LL. Ms. Imps. garantissent
de la maniere la plus expresse dans tous les cas et pour toujours au
1) Vgl. Nr. 59c. 2) Vgl. S. 336 Anm. 2. 3) Vgl. S. 296.
4) Vgl. S. 288.
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1756 Mal 2 — Mai 4.
341
sdrdniasime infant Don Philippe et ä sa poste>ite* les troia duchÄs qu'il
possede actnellement en Italie, afin qu'fl no puisse ctre troublö, sous quel-
que prätexto que ce soit, dans la possession desdits ßtats1).
»De meme S. M. T. C. Blattend qn'apres la signature des articlea
preliminaires du traitd secret, S. M. l'Impe'ratrice consentira ä l'introduction
de tronpes fraocaises dans Ostende et Nieuwport2), conformement ä une
des propositions faites au mois de septembre dernier3), avec la röserve qne
S. M. T. C. ne pr&endra aucun droit de propridte" sur lesdites placea,
et qne le tont sera execute* de la maniere et dans le temps dont il sera
convenn entre LLdites Ms.
»En consequence desdites premieres propositions faites au mois de
septembre, les deux conrs travailleront de concert au moyen d'asBurer, d'une
maniere juste et e'quitable et dans tous les cas, la libertc" des Polonais et
la libre election de leurs roia4). Elles emploieront, de mßme, toua les soins
ä faire goüter aux conrs de Madrid, de Naples, de Parme et autres cours
le plan qui sera re*dige* et arrete* entre LLdites Ms5).
»Le Roi se Hatte que S. M. l'Impe'ratrice, en partant du principe
d'e'galite' et de rdciprocite*, adoptc* de part et d'autre, sera contente et
satisfaite des dispositions de 8. M. T. 0., et qu'elle reconnaitra que la
France, comme une bonne amie et fidele allide, eat dans la sincere intention
de contribuer, autant qu'il eat en eile, pour le präsent et pour toujours, ä
tout ce qui peut faire l'avantage de la cour de Vienne, et assnrer la pai-
sible possession de ses Etats.«
83. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 4. Mai 1756. Mai 4
Nach der Urschrift, Vgl. Ranke IM.
Unruhe Bestushetcs über Douglas. Kühle Haltung Russlande England gegenüber.
Fortdauer der günstigen Aussichten für Österreich.
. . . Douglas sei angekommen. »Wie zumalen nun der Grosskanzler
. . . von des Douglas Anbringen gänzlich auageschlossen worden, so ist
dieser Minister hierüber so mehr beunruhigt, als er aus des Douglas er-
brochenen Briefschaften ersehen, dasa solches mit der russischen Kaiserin
Vorwiaaen geachehen aeie6). Der Grosskanzler hat mich also schon ein
und anderes Mal zu sich zu kommen ersuchen lassen und mir zu erkennen
gegeben, dasa ich ihm eine Gefälligkeit erweisen, wann ich den Grafen
Woronzow Aber des Douglas aufhabende Verrichtung sondiren und ihm
sodann im Vertrauen davon Mittheilung machen wollte, gleichwie er auch
solches gegen mich beobachten würde. Ich bin also mit dem Grafen
Woronzow schon einig geworden, wie ich mich gegen den Grosskanzler
1) Vgl. S. 335. 2) Vgl. S. 340 Anm. 2. 3) Vgl. Nr. 14. 4) Vgl. S. 245. 337.
5) Vgk S.252. 6; Vgl. Nr. 74 a.
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342 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 in dieser Sach benehmen sollte, damit weder ich, noch er, Vicekanzler,
Mai 4 . . i.
sich bei ihm verfänglich machen oder anstossen können; und habe ich
dem Grosskanzler auf Gutbefinden des Grafen Woronzow bereite gesaget,
dass, soviel ich abnehmen können, des Douglas Anherokunft mit der russi-
schen Kaiserin Vorwissen geschehen seie.«
Douglas habe als Zweck seiner Sendung in einer Note angegebcD,
den russischen und französischen Hof einander näher zu bringen; doch
stehe die Antwort wegen Unpässlichkeit der Zarin noch aus. . . .
»Ansonsten ist dem englischen ambassadeur die . . . declaration
secretissime1) durch einen Courier wieder zugekommen und von seinem
Hof ihm aufgetragen worden, solche dem russischen ministerio zurückzu-
stellen. Solchem nach wird dasselbe sich zwar unter dem Vorwand weigeren,
dass ohne Vorwissen der russischen Kaiserin nur diese Declaration von
dem Williams nicht zurücknehmen könne; wann aber der englische Minister
sie] ihnen allenfalls mit Gewalt auf den Tisch legete, so wird man selbe schon
behalten müssen, allein dem Knees Golyzin rescriptsmässig anbefehlen, dem
englischen ministerio mittelst eines promemoria den Inhalt dieser Decla-
ration neuerdings zu wiederholen, wodurch man eines Theila bis zur Ein-
langnng der . . K. K. Antwort auf dio mir letzthin gegebene Note 2), und
was in Frankreich vorgehet, Zeit gewinnen, anderen Theils aber Engeland
zu keinem öffentlichen Missvergnügen Anlass zu geben suchet3). Unter-
dessen wird man bis auf unsere Antwort das subsido de paix nicht an-
nehmen und freie Hände zu behalten trachten. . . . Inzwischen solle
Ew. Exc. ich die hiesige gute dispositiones zu Ausführung des grossen
Vorhabens nach wie vor hiermit . . . bestätigen, wie man denn in dieser
Absicht bei Hof die Conseils noch immer continuiret 4), auch an den Kriegs-
voranstaltungen auf die . . . bekannte verborgene Art fortarbeitet und
unserer Antwort und Nachricht von der mit Frankreich angefangenen
Handlung mit grossem Verlangen entgegensiehetc '')...
Mai 8 84. Hofkriegsrathsprotokol! Nr. 138 [fol. 929]. Wien, 8. Mai 1756.
W. K. A. Nach der Urschrift. Vgl. Kaod« I, 4<t. 52 Anm. 1; Beer, M. I. ö. O. XVII, 12« Ann.
»Liechtenstein General, dass die vorgeschlagene Campirung0) deren
Regimentern Sachsen-Gotha, Kalckreutber, Trautmannsdorf und Gelhay bei
Pest bewilliget, nicht minder bei Raab drei oder vier Regimenter auf
gleiche Weis zusammengezogen, die Regimenter, so der Lage nach und
wegen des Militarexercitii vor anderen zu gedachtem Raab zur Campirung
gezogen werden könnten, auszuwählen und namhaft zu machen und beede
Campements nicht zu gleicher Zeit aufgeschlagen werden sollen, betreffend.«
1) Vgl. 8. 314. 2) Vgl. Nr. 73c. 3) Vgl. S. 314. 318. 323 f.
4) Vgl. 8. 268. 299. 323. 5) Vgl. Nr. 77. 6) Vgl. Nr. 70.
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1756 Mai 4 — Mai 11.
343
85. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 9. Mai 1756. 1756
Mai fl
Nach der UrichrifL
. . . »Ich habe seit der Abreis des Couriers ') mit dem grössten Theil
der MinistreB mich Aber unser grosses Geschäft sehr umständlich besprochen,
und haben sich alle, besonders aber Argenson2) sehr günstig und ver-
gnüglich geäussert. Rouille* und Bernis versicheren mich, dass er nun-
mehro dem Werk den grössten Vorschub geben werde. Ich wünsche nur,
dass er es aufrichtig und gut meinen möge.«
86. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 11. Mai 1756. Main
Nach der Urschrift
Douglas eröffnet sich dem Gesandten. Vertrautes Vertiältniss Esterhasys
zu
. . . »Douglas 3) . . . ist den 8. dieses bei mir gewesen und hat mir
zu meiner nicht geringen Verwunderung von der zwischen unserem nnd
dem französischen Hof fürwaltenden Negociation eine solche Erzählung ge-
macht, dass ich hieraus unschwer abnehmen können, dass er davon ziem-
lich gut unterrichtet sein müsse. Nunberührter Douglas versicherte mich,
dass der König, der Dauphin4) und das ganze Königl. Haus für unseren
Hof gut und aufrichtig gesinnet seien und die Nothwendigkeit und den
Nutzen allerdings erkenneten, sich mit I. K. M. nach des Königs in
Preussen bekannten Betrag nunmehro ohne mindester Eifersucht einver-
stehen zu können und zu sollen. Er, Douglas, wollte Bich bei mir einen
geneigten Zutritt ausbitten.« . . .
Williams habe in einer Conferenz mit den beiden Kanzlern im Namen
seines Hofs sich bitter über die declaration secretissime beklagt, die den
buchstäblichen Inhalt der Truppenconvention entkräfte, und den Ministern
die Declaration zurückgegeben. - Um > Hitzigkeiten« vorzubeugen, hätten die
Kanzler seinen Vortrag ad referendum angenommen. ... Da Williams
von den 100000 ü M Wartegeld nichts erwähnte3), so haben auch die
Kanzler »das subside de paix mit Stillschweigen übergangen und in ihren
Red- und Antworten nur Zeit zu gewinnen gesuchet.
»Alles Vorstehende nun hat mir der Grosskanzler, welcher seit des
M. Funcke Abreise5) mit keinem Menschen als mit mir vertraulich und
offenherzig sprechen kann, auch bei allen Gelegenheiten mir ungemein zu
1) Vgl. Nr. 62. 2) Vgl. S. 331 f. 3) Vgl. Nr. 83.
4) Vgl. jedoch die auf Befehl des Dauphin verfasste Denkschrift vom 1. Jali
1756, worin das Unnatürliche und Unmögliche einer dauernden Allianz zwischen
Österreich und Frankreich wegen Mangels bleibender gemeinsamer Interessen
hervorgehoben wird, bei Soulavie, Mämoires historiques et politiques du regne
de Louis XVI. I, 229 ff. [Paris 1801]. 5) Vgl. S. 265.
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344 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 schmeichlen und meine Freundschaft zu gewinnen suchet1), noch den näm-
lieben Tag . . . erzählet. . . . Der Grosskanzler sagte mir weiters, dass
der Williams so perplex und niedergeschlagen wäre, dass ihm bei dem
Weggehen die Thränen in Augen gestanden seien.« . . .
Mai 12 87. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 12. Mai 1756.
Nach dem Reinconcept.
Von dem Inhalt des Berichts vom 2. Mai3) habe man mit Freude
Kenntniss genommen. Die Ratification werde sobald als möglich folgen.
> Inzwischen wünsche ich, einige Nachricht zu erhalten, ob von dem Inhalt
meines den 19. vorigen Monats durch Staffetta erlassenen Schreibens3)
einiger Gebrauch gemacht werden können, maasson vorgestern ein Courier
von Herrn Grafen Esterhasy hier eingetroffen ist, welcher die Bestätigung
von dem besagten Inhalt mitgebracht hat4).«
Mai 13 88. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 13. Mai 1756. Praes. 20. Mai 1756.
Nach der Urwhrift. VgL v. Arneth IV, 447 ff.; Waddington, KenverseneBt 341; Nandtf, Bei-
trage I, 67. 74; Koser II, 41; Hei gel II, 34.
Frankreich fordert die Abtretung der gesamten Osterreichischen Niederlande.
»La präsente de*p€che, quoique de beaueoup plus courte quo tontes
celles que j'ai eu l'honneur d'adresser ä V. Exc. depuis le commencement
de la negociation secrete, dont j'ai le bonheur d'ßtre Charge', sera, ne"an-
moins, certainement la plus importante, et Celle qui, ä ce que je crois,
pourra contribuer le plus ä une prompte röussite de notre grand projet.
»Je n'ai pas perdn de temps depuis le de'part du courrier que j'ai
en l'honneur d'envoyer ä V. Exc. le 2 de ce mois avec la nouvelle de la
conclusion de la Convention de neutralite" et du traitä däfensif qui avaient
e'te' signe's la veille 1 du mois2). J'ai eu encore dans la meme semaino
plusieurs conversations avec M. Rouille et l'abb6 de Bernis, toutes pr£-
paratoires ä la confe*rence plus particuliere que j'ai eoe avec le dernier
de ces ministres le jour mßme et quelques heures apres que j'eus l'honneur
d'e'crire ä V. Exc. ma lettre du 1) de ce mois5).
»Nous enträmes, dans cette confe'rence, en de beaueoup plus granda
dötails que nous n'avions fait ci-devant, lorsqu'il ne s'Ctait agi proprement
qne de la question an, savoir, si de part et d'autre on changerait de
Systeme, si Ton renoncerait aux alliances respectives des cours de Berlin
et de Londres, si la France consentirait et concourrait mßme ä ce que
S. M. Tlmpdratrice reconquft la SilCsie, et si Ton 6tait decidö de prendre
1) Vgl. S. 265. 341. 2) Vgl. Nr. 82. 3) Vgl. Nr. 71. 4) Vgl. Nr. 73.
5) Vgl. Nr. 85.
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1756 Mai 11 — Mai 13.
345
des arrangements pour l'öchange d'une partie des Pays-Bas, lequel ce- jj17.5<j
pendant n'aurait lieu qu'apres la röussite pleine et enticro du projet de
reconquärir la Bilesie1). Toutes ces questions so trouvant deciddes depuis
le däpart du dernier courrier2), il ne s'agissait plus que de la question
quomodo; et c'est pour nous concerter sur cette question que l'abbe"
de Bernis commenca d'abord par me proposer les cinq points de doute,
sur lesquels on avait declare* dans la dernifcre rdponse du Roi du 1 de
mai*) qu'on croyait avoir beaoin d'un plus ample dclaircissement.
»Je n'häsitai pas a lui donner sur tous ces points les dclaircissements
conformes aux ordres et aux intentions de S. M., bien entendn, näanmoins,
que je pris grand soin de n'en pas dire plus qu'il ne faliait, et de ne
m'engager ä rien.
»Je lui fis entendre, quant au premier et second point, qui sont ceux
qui coneernent les seoours en argent, que nous demandons4) quo la
totalite* des sommes ä fournir ne pouvait se ddterminer par avance, vu
qu'il n'dt&it pas possiblo de pre'voir la duree de la gucrro ä faire au roi
de Prusse; qu'il serait ndcessaire, par consäquent, de convenir d'une somme
annuelle, laquelle, ä vue du pays, pourrait bien monter ä douzo millions
de florins, que le temps du premier payement serait apparemment celui
du comtnencement de l'entreprise, et que les termes et la manicre se
decideraient aisdment, quand on serait d'accord pour le roste.
»Je fis entrevoir, au troisieme point, que je jugeais que oe pourrait
bien £tre la ville de Luxembourg 5) que 8. M. accorderait ä la France
pour la sürete* des sommes convenues, et, quant au temps de la remise
de cette place, qu'il dtait naturel que ce füt celui du payement.
»Je ne m'expliquai pas bien präcise'ment au sujet du quatrieme
point 6). Je dis seulement que, comme Ton pouvait aisdment prdvoir que
quelques puissances et nommement l'Angleterre se porteraient ä secourir
le roi de Prusse, il serait necessaire que la France se portat ä tenir ces
puissances en dchec et ä faire une diversion, oü et quand les circon-
stances pourraient l'exiger1).
»J'appuyai, quant au cinquieme point6), beaucoup sur la ndcessitd in-
dispensable d'une troisieme armde7); je nommai comme de mon propre
cbef les oours de Suede, de Dresde et de Mannheim ; je n'häsitai mßme pas
de faire entendre qu'outre le besoin que nous avions pour le prösent du
concours de ces puissances, la diversion qu'elles nous procnreraient, serait
encore fort utile ä la cause commune pour l'avenir, vu qu'il en rdsulterait
une plus grande diminution de la puissance du roi de Prusse qui, tant
qu'il se trouverait en foroe, serait toujours un ennemi dangereux ä craindre
1) Vgl. S. 288. 296 f.. 2) Vgl. Nr. 82. 3) Vgl. Nr. 82b.
4) Vgl Nr. 59 c. S. 335. 340. 5) Vgl. S. 291 f. 297. 6) Vgl. S. 336.
7) Vgl. S. 296. 340.
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346 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 pour la France, vu sa liaison d'amitiä, d'intäröt et de religion avec
13 l'Angleterre, nn objet d'inquiätude pour ma oour et un obstacle au point
de vue quo nous nous proposions, qui ätait d'obtenir une paix solide,
durable et quo rien ne püt troubler1).
»L'abbä de Bernis objecta di fiteren tes ehoses & cos eclaircissements,
desquellos j'aurai occasion de faire mention plus bas, et finit enfin par
me demander qu'elle ätait donc l'intention de ma cour par rapport ä l'äta-
blissement ä faire ä l'infant Don Philippe ? Je m'ouvris snr oe point con-
formäment aux ordrea contenus dans le . . . rescript du 27 mars2); je
fis beaucoup valoir l'importance du sacrifice auquel nous nous däter-
minions, et ia complaisance avec laquelle S. M. se prßtait en tout aux
däsirs du Roi T. C, enßn, ponr faire d'autant mieux croire que nous nc
nous attendions pas a uno dcmande plus forte que celle qui nous avait
deja ötä faite, je fis mention des restrictions que 8. M. mettait ä son
consentement ä la demando du Roi T. C. 3) . . . Je ne touchai tous ces
points que tres legerement et autant qu'il le fallait pour faire croire
k l'abbä de Bernis que je ne m'attendais pas a la proposition qu'il me
fit le moment d'apres, ä laquelle, näanmoins, comme V. Exo. l'a vue par
le contonu de ma derniere däpäohe, j'ätais depuis longtemps präparä4).
>U prit beaucoup de dätours. Ii essaya de diflfe'rentes facons de
me faire parier le premier, enfin, lorsqu il vit qu il n y parviendrait pas.
il me dit tout naturellement qu'il fallait k präsent en venir k des expli-
cations plus präcises et de se dire de part et d'autre le dernier mot. II
me ddclara, eu consäquenoe, que son sentiment ätait que nous ne ferions
jamais rien de bien solide, si l'on ne oonvenait de la cession totale des
Pays-Bas, qn'il faudrait k la fin toujours en venir la, et qu'il valait mieux,
par consäquent, trancher le mot des le moment präsent. II me dit que
j'avais tant insistä jusqu'ä präsent sur la ndcessite* de ne pas faire les
choses ä demi, que j'avais si souvent räpätä qn'il ne fallait rien laisser
subsister qui püt occasionner ä l'avenir de la desunion et de la mäsintelli-
gence entre les deux cours, que l'on avait tout lieu de juger que je ne
serais pas ätonnä de la proposition qu'il venait de me faire, ou que, du
moins, je la trouverais raisonnable et conforme aux intärßts, ä la conve-
nance et aux vues räciproques. II ajouta ensuite les raisonnements con-
tenus en grande partie dans la piece ci-jointe5), savoir:
1. >le peu d'utilitä dont il serait k 8. M. de conserver nn reste des
Pays-Bas, qui, vu l'aliänation de la plupart des domaines, ne vaudrait
aucun revenu;
2. >les grands poids de l'entretien des troupes qui seraient näoessaires
pour garder ce reste des Pays-Bas;
1) Vgl. S. 289. 2) Vgl. Nr. 59. 59 a. 3) Vgl. S. 280 f.
4) Vgl. S. 280. 336. 5) Vgl. Nr. 88 a.
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1756 Mai 13.
347
3. les inconvenients ä craindre dos differouds torritoriaux et autres
Mai 1
auxquels le voisinage no pourrait paa manquer de donner lieu;
4. >rimportanoe de la possession de la Sildsie, dont on ne pouvait
mienx s'assurer qu'en Präsentant ä la France nn objet d'intörßt et de
convenance plns essentiel que n'dtait nn simple e'change ä l'avantage de
l'infant Don Philippe;
5. >les longueurs auxqnelles notre nögociation serait sujette, s'il
s'agissait de regier les limites, de convenir d'arrangements de commerce, de
navigation etc., l'obstacle qno cola apporterait ä la prompte exöcution et,
par conse'quent, a la re'ussite de notre grand projet, au lieu que, par la
cession entiere des Pays-Bas, on couperait la racine de toutes ces difli-
cultto etc.
»Je repondis a tous ces raisonnements de l'abbe' de Bernis que,
quoique je ne pusse pas prövoir ce que ma cour penserait de la pro-
position qu'il venait de me faire, ä laquelle j'ignorais si eile s'dtait jamais
attendue !), et si ello croirait de sa convenance de se preter, je lui avouerais,
neanmoins, que, pour ma part, je n'en ätais pas du tout e'tonne', qu'il e*tait
naturel que chacun pensät ä se procurer des avantages, lorsqu'il croyait
que cela pouvait ßtre juste et possible, qu'apparemment il avait eu ces
deux points en vue, lorsqu'il s'dtait dötermine' ä proposer la cession entiere
des Pays-Bas; que ce qui rendrait cette proposition juste, serait loffre que
sans doute on comptait de faire a 8. M. d'un dödommagement proportionne*
ä la grandeur du sacrifice qu'on exigeait d'elle, et que ce qui rendrait la
chose possible, serait la certitude d'avoir trouvö" et de pouvoir assorer ä
8. M. un pareil dödommagement; qu'il Itait certain que la possession
de la Sile'sie et du comte" de Glatz ötait un objet de la plus grande im-
portance pour 8. M., mais que, comme eile n'obtiendrait cette possession
que par la voie des armes et en y employant ses troupes ä ses propres
dcpens, cet avantage ne devait pas entrer en ligne de compte vis-ä-vis
de la France, lorsqu'il s'agissait pour eile d'acquerir, pour ainsi dire,
par un seul trait de plume des titats aussi considörables que l'e'taient les
Pays-Bas entiers, possöde's par S. M. l'Impdratrice ; que je sentais, au reste^
tres bien que l'expddient proposö serait un moyen tres propre ä ecarter
et prävenir tout plein de difficulte's ä craindre, tant pour le present que
pour l'avenir, mais que je ne doutais pas aussi qu'on ne reconnüt ici
que ce seul motif ne pourrait pas suffire pour ddterminer 8. M. ä faire
ä la France une cession aussi considörable que celle qu'elle demandait,
si, en meme temps, eile ne trouvait pas d'un autre cöte" un dödomraage-
ment d'une tonte aussi grande importance. Je demandai sur cela quels
ötaient les objets qui constitueraient ce de'dommagement.
1) Vgl. S. 346 Anm. 4.
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348 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 »L'abbö de Bernis me repondit quo ce seraient la Sil&ie, le comte
Iai 13 de Glatz, les duchds de Parme, de Plaisance et de GuaaUllo et de l'argent
comptant, c'est-ä-dire qu' ä l'exception de ce que pourraient importer
les trois dache's possödes actuellement par 1 Infant, od acheterait la totalitd
des Pays-Bas1}. Je repliquai que ce morceau pourrait bien £tre un peu
eher ä vendro ä prix comptant, maia l'abbö repartit encore qne Ton ne
vendait pas des provinces comme le marchand vondait du drap, que les
considdrations politiques devaient entrer en ligne de compte, et que,
celles-la bien posces, nous trouverions que la Silösie seule nous d£dom-
magerait abondammont de la possession des Pays-Bas. Nous nous arr£-
tämes encore beaueoup sur cette matiere. Enfin je demandai ä l'abbö
de Bernis de coucher sa proposition par ecrit et de me mettre en dtat
de la fairo passer au plus tot ä ma cour, parceque, a'il e*tait VTai, comme
il venait de me le dire qu'ä son avis il fallait en venir ä la cesaion
enticre des Pays-Bas, et que, sans ce point, nous ne viendrions jamais ä
bout de rien conclure, il dtait necessaire que ma cour en fut informde au
plus tdt, pour qu'on n'y travaillat pas inutilement sur le plan proposd
ci-devant2) de rechange d'une partie des Pays-Bas seulement qui, d'apres
ce qu'il venait de me dire, ne pourrait plus avoir Heu. L'abbä de Bernis
se präta ä ma demande et me fit, trois jours apres, communication de la
piece ci-jointoa), dont j'ai pris copie de la facon aecoutumee4), et dont le
contenu est si important que je n'ai pas balance* ä prendre le parti de
depScher tont de suito nn courrier pour la faire parvenir k V. Exc.
»Je ne snis pas dans le cas d'oser döcouvrir ici quel est mon senti-
ment sur l'importante proposition qu'on nous fait. Tout ce que je prends
la libertö de dire, est que, quel que soit le parti que 8. M. juge ä propos
de prendre, il importait toujours infiniment de faire [s'Jexpliquer cette cour
aussi precisement qu'elle vient de le faire, et de la mettre dans le cas,
au moyen des avantages qu'elle espere d'obtenir, de ddsirer elle-meme une
chose qu'autrefois nous osions k peine lui proposer. J'ai eu le bonheur
de roussir k cet egard plus tot et mieux que je ne m'y e*tais attendu, et je
crois qu'il est d'un grand avantage pour nous, quelques fortes que Ton
ait Heu de trouver d'une part les demandes de la France, et quelques
insuffisants que doivent paraitre de l autre les de'dommagementa qu'elle
nous offre, de l'avoir obligce ä parier la premicre et a nous demander de
son propre mouvement une chose que nous n'aurions peut-dtre pas balance*
k lui offrir, si nous avions cru pouvoir par la la faire entrer bien sin-
cerement dans nos vues5). II est naturel que Ton cherche ici ä profiter
de la conjoneture favorable, qui met cette cour ä portee de faire un coup
aussi grand que Pest pour eile l'acquisition de tous les Pays-Bas; mais
1) Vgl. S. 247. 2) Vgl. Nr. 2 a. S. 286 Anm. 4. 3) Vgl. Nr. 88 a.
4) Vgl. v. Arneth IV, 553 Anm. 510. 5) Vgl. S. 280. 347. Anm. 1.
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1756 Mai 13.
349
il est naturel aussi que, de notre cöte\ nous tachions ä present de tirer 1756
parti du desir de la France de reussir dans un point de vue si important, Mai 1
pour chercher k obtenir, a notre tonr, tons les avantages et toutes les
suretäs que noua puissions desirer, et quil est possible de nous flatter
d'obtenir.
»II ne s'agira donc que de combiner nos interGts re*ciproques, et notre
affaire sera bientöt conclue. Nous rencontrerons peut-€tre encore bien
des difficultds, mais je n'en vois qu'une qui m'effraye; los autres s'aplani-
ront avec moins de peine. Cette difficulte* consiste dans feloignement
qu'on a fait paraftre ici depuis le commencement de la negociation, et
qui, malgre* le changement de Systeme, continue, neanmoins, encore de con-
sentir ä un tel affaiblissement de la puissance du roi de Prusse que co
Prince soit mis, par la pacification qui suivra la guerre que nous möditons
contre lui, absolument hors d'Ctat de nous inquiöter davantage et de
troubler en aucune facon la paix et la tranquillite" publique Cet eloigne-
ment me parait, je l'avoue, tres snspect, et j'ai cru qu'aux termes oü
nous en sommes aujourd'hui, il e*tait de necessitö absolue de le combattre
ouvertement. quand ce ne serait que pour en mieux connaitre le motif et
l'ttendue.
»J'ai declare' ä cet effet sans de"tour ä l'abbö de Bernis qu'outre le
besoin indispensable que nons aurions d'une troisieme arme'e pour faire
diversion k l'attaque de la Rnssie et k la notre, et l'impossibilite" dont il
e*tait d'engager les puissances qui auraient k fournir cette troisieme arme'e,
k se pr£ter k nos vues, si on ne leur offrait l'appät de quelque conqu€te
k faire aux depens du roi de Prusse, il y avait encore un second motif
tout aussi puissant pour nous faire de'sirer le concours d'autres puissances
et nommement des cours de Saxe et Palatino ä notre grand projet, savoir
la diminution qui en resulterait de la puissance du roi de Prusse, sans
lequel point nous croirions toujours n'avoir fait qu'un ouvrage k demi et
resterions dans le cas d'avoir encore, apres la guerre finie et la Silesie
reconquise, non seulement tout ä craindre de la part de ce Prince, mais
meine sujet de nous mdfier de la France, notre alliäe, elle-mßme2). J'ai
cru devoir m'expliqaer sur ce point important avec toute la francbise et
la fermetä que la räpugnance qu'on nous fait apercevoir ici pour entrer
a cet egard dans nos vues, m'a paru exiger, et je n'ai pas fait diföculte*
de döclarer tout naturellement k Tabbd de Bernis que, si Ton faisait k raa
cour quelque cas, de mon faible avis, on ne compterait certainement jamais
entierement sur Talliance de la France, tant que, bien loin de trouver en
eile de l'opposition au dessein que nous avions de mettre le roi de Prusse
hors d'^tat de troubler la paix k favenir, nous ne la verrions pas con-
1) Vgl. S. 346 Anm. 1. 2) Vgl. S. 274. 262 f.
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350 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
n 5G courir et contribuer elle-m6me, en tant que cela dependrait d'elle, ä la
Ial 13 röuasite et ä rentiere execution de ce desaein.
»Lea motife Bor lesqnels l'abbe" de Bernis fonde sa reaiBtance, sont1):
1° »qu'il n'e*tait paa juate de vonloir priver le roi de Prasae des
fitats qu'il poase*dait legitimement, et sur lesquels pcraonne n'avait nul
droit ni protection;
2° »qu'il Itait de l'interät de notre alliance de ne point afficher nn
air de violence, mais de faire connaftre au contraire ä toute l'Europe que
noua n'agissiona que par motifs de justice, et non d'apres des sentiments
do haine et de vengeance particuliere, qui ponrraient nous mener plus
loin que cela ne convenait;
3° »que la perte de la Sildsie seulement et la guerre que le roi de
Prasse allait avoir k soutenir, suffiraient pour £puiser sea forcea au point
qu'il ne aerait paa de longtempa en titat de rien entroprendre ; et cnfin
4° »que 1' alliance de la France devait, au surplus, nous tranquilliaer
entierement ä cet egard et ne nous plua laisaer aucune inquie*tude.
»V. Exc. aent bien le peu de poids de cea raisonnements, auaai est-
ce-la, je l'avouerai, ce qui me rend loa intentiona de cette cour un peu
suapectea.
»Comme noua avona beaucoup raisonne* sur cette maticre, l'abbe* de
Bernia et mßme M. Rouille* en sont enfin venus au point de me dire qu'il
faudrait au moina de'aigner au juste les puiasances que Ton ferait agir,
voir juaqu' oü ellea ponrraient porter leurs vuea, examiner lea fondements
des pretentions qu'elles pourraient formier, et decider, en un mot, juaqu ä
quel point on voudrait dcpouiller le roi do Prasse, et quels aeraient les
fitata qu'on lui laisserait. Je m'en suis tenu lä et j'ai dit que je deman-
derais ä ce sujet lea ordrea de ma cour. G'est en effet nn des points aur
lesquels j'ai le plua beaoin d'inatructiona preciaea et de*taill6ea. . . .
»On insiste fort aur ce que les placea de aftrete*2) que nou8 avona ä
donner ä la France, soient choisiea par präfärence parmi lea villes ma-
ritimes du comte* de Flandre. J'ai oppo8e" plusieura foi8 que cela serait
contraire a la neutralite*, mais on re*plique toujours que, dea quo nous
aurions renonce*, de part et d'autre, aux alliancea des coura de Londres et
de Berlin, nous n'auriona plus de m^nagements a garder. Je ne aaia si on
se däsistera de cette demande, et il aera, je croia, necessaire que je sois
instruit pour Tun et Tautre dea deux cas posaibles. . . .
»Je ne dois pas onblier de dire que l'abbä de Bernia m'a demande* quel
aerait le motif que noua ailegueriona pour jnatifier notre lever do bouclier
contre le roi de Prasse? J'ai rcpondu que nous en aviona cent pour nn, et
que peut-ßtre, lorsque ce Prince aurait connaissance du traite* conclu le 1
1) Vgl. 8. 247 f. 2) Vgl. S. 341.
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1756 Mai 13.
351
de ce mois, il nous en fournirait encore davantage *). Labbe de Bernis m'a 1756
dit qu'il serait, näanmoins, ä propos quo Ton so concertat des ä präsent sur ai
ce point.« . . .
88a. Beilage zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 13. Mai 1756. Mai 1:1
Versailles, 11. Mai 1756.
Nach der oigenh&ndigon Urschrift SUrhomborgs anf Grund eines DicUU des Abb*" Bernis.
Abgedruckt bei B«r, M. L ö. 0. XVII, 137 ff. Vgl. t. Arnetb. IV, 447 f.; Beer, UJI. Ö. 0.
IVO, 115 f.
Frankreich fordert die Abtretung der gesamten Österreichischen Niederlande.
>Ajoute* ä la derniere reponse du Roi T. C.2)«
»8. M. T. G. et 8. M. l'ImpEratrioe, reine de Hongrie et de Boheme, en
desirant d'assurer par des traite*s l'union et la parfaite intelligence heu-
Tensement Etablies entre elles, ont en principalement en vue de se prE-
cautionner contre leurs ennemis et de prEvenir tous les cas qui pourraient
nn jonr allumer nne gnerre generale, soit ä la mort des rois d'Espagne
et de Pologne, soit ä l'occasion des limites des ßtats respectifs des cours
de France et de Vienne.
»Le Systeme que viennent d'Etablir LLdites Ms., doit 6tre un jonr,
s'il est bien suivi, le plus ferme sontien de la vraie religion, de la libertE
germaniqne et du repos de l'Europe entiere.
>Ce grand onvrage n'a pu s'Elever, et il ne saurait dEsormais so
perfectionner ni s'achever que par la confiance pleine et entiere des deux
cours. C'est pourquoi 8. M. T. C. croit devoir ajouter a sa derniere
reponse2) des e*claircissements et des rEflexions.
»La tendresse du Roi pour ses enfants n'est pas l'unique source du
dEsir qu'il a de procurer un Etablissement plus assurE au sErEnissime in-
fant Don Philippe.
»La crainte qu'il ne s'Eleve un jour des disputes fächeuses entre
les deux cours par rapport aux stipulations du dernier traitE d'Aix-la-
Chapelle qui concernent les Etablissements des infants d'Espagne en Italic3),
est le motif 'qui presse le plus 8. M. T. C. de traiter de l'Echange des
ßtats de Panne, Plaisance et Guastalle, et ce sont les premieres proposi-
tions faites au mois de septembre par 8. M. 1'ImpEratrice4), qui ont donnE
au Roi Tidee de choisir de prEfErence une portion des Pays-Bas pour
parvenir audit dchange.
»L'offre qui fut faite en memo temps5) de remettre entre les mains
de 8. M. les villes d'Ostende et de Nieuwport, fixa principalement l'atten-
tion du Roi sur la cöte maritime des Pays-Bas, dans la vue d'cn tirer des
seeours contre la cour britannique, qui doit Gtre regardEe aujourd'hui
1) Vgl. S. 283 f. 2) Vgl. Nr. 82b. 3) Vgl. S. 151 f.
4) Vgl. Nr. 2a. 5) Vgl. Nr. 14.
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352 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Kriege».
comme la seule et ve*ritable ennemie de la France. Mais comme B. M.
l'Imperatrice, en explication des premieres propositions faites au mois de
septembre, vient de s'ouvrir entierement sur le dessein oü eile est de
recouvrer la Siltfaie et le comt»' de Glatz, et que, ponr exe*cuter ce grand
projet, eile a besoin du concours et des secours de 8. M. T. C, il a paru
neceaaaire au Roi d'entrer sur cet article dans un plus grand detail, afin
de donner plus d'activite' ä la ne*gociation.
1°. »8. M. l'Imperatrice ayant cöde" solennellement la Silewe et le
comte de Glatz au roi de Prusse, le recouvrement de ces provinces doit
etre regarde par eile comme une nouvelle acquisition et nn agrandissement
reel qui, par son importance et sa Situation, ne peut 6tro mis en parallele
avec la possession des Pays-Bas dont la plus grande partie du domaine
se trouve actuellement aliänee.
2°. »II ne serait ni juste ni reciproque que le Roi, en renoncant ä
l'alliance de la cour de Berlin et procurant ä LL. Ms. Imps. des avantages
präsents, ne retirät lni-mgme que des avantages futurs et indirects de la
renonciation de la cour de Vienne ä l'alliance de TAngleterre.
3°. »Par le meme principe de justice et de röciprocite*, il paralt in-
dispensable que les places qui seront confiees au Roi pour la sürete* des
sommes qu'il sera tenu d'avancer, et des interßts desdites sommes, soient
choisies de preTärence parmi les villes maritimes du comte de Flandre,
afin que S. M. T. C. trouve au moins dans son alliance avec 8. M. llmpera-
trice une partie des ressourcea contre les Anglais qu'elle est bien aise de
procurer ä la cour de Vienne contre les puissances dont cette cour peut
avoir le plus ä craindre.
»Ainsi, pour prävenir tous les differends qui ne manqueraient paa de
naitre un jour au sujet de Tächange propose" dans les Pays-Bas, et pour
couper d'un seul coup la racine de toutes les dissentions qui pourraient
renverser le Systeme d'union etabli entre les deux cours, il parait indis-
pensable que LLdites Ms. conviennent, par les articles preliminaires du
traite secret et aux conditions proposees, d'une cession ou vente de tous
les Pays-Bas possddes par I'Impäratrice-Reine et de tous les territoirea
sur lesquels il y a ou peut y avoir contestation entre LLdites Ms.
»Le seul räglement des limites de la portion des Pays-Bas qu'on
echangerait avec les trois duches possectgs par l'Infant, serait sujet ä des
longueurs et ä des difficult^s auxquelles les deux cours ont un interSt
egal de ne point s'expoaer. L'amitie' sincere qui les lie, et la haine poli-
tique qui les e*claire, exigent egalement qu'elles s'arrangent sur de granda
objeta, et qu'elles ne laiasent subsister dans leurs anangcments aucune
Opposition d'interets ni aucun germe de diviaion.
»Le recouvrement de la Silesie est un objet si capital pour 8. M.
l'Impäratrice qu'elle ne doit pas balancer ä cäder an Roi a des conditions
raisonnables et acceptables la totalite* des Pays-Bas. C'est par ce seul
Googl
1756 Mai 13.
353
arrangement que les deux coars parviendront ä egaliser les avantages t6- 1756
ciproques qn'elles ont raison d'attendre, et qu'elles doivent retirer de leur *^a" *
union intime et de l'etablissement d'an nouveau Systeme politique.
>Pour cet effet S. M. l'Impäratrice ne saurait trop töt remettre an
Roi l'e*tat des sommes qn'elle compte re'pe'ter annnellement par la cession
des Pays-Bas et dn produit et des charges desdits domaiues. 8. M.
rimpe*ratriee fera ensnite l'usage qui lui conviendra desdites sommes, et
S. M. T. C. se chargera de procurer de l'aveu des conrs de Madrid, de
Naples et de Parme un Etablissement convenable et un juste dedommage-
ment au se*r6nissime Infant ponr les Etats qu'il poäsede en Italic, lesquels
seraient ce'de's a 8. M. Tlmperatrice et entreraicnt ponr leur valeur dans
lo prix de la vente ou cession des Pays-Bas, bien entendu que, ponr la
sürete* des sommes convennes, il serait remis des places a 8. M. T. C. et
par preTerence des places maritimes, et bien entendu aussi que la valeur
desdites places serait une sürete* süffisante de la valeur des sommes con-
vennes et des inte*r6ts desdites sommes.
»S. M. T. C, n'£tant räellement assistäe par aucune puissance dans
la guerre präsente avec l'Angleterre, est obligee ä de grands fraix, tant
ponr 1 entretien des armles qu'elle emploie ä la defense des cötes de son
royaume et de ses possessions dans le nouveau monde, que ponr la re*-
paration et l'augmentation de sa marine.
»Le Roi espere donc que S. M. l'Impäratrice ne lui proposera dans la
rödaction des articles prdliminaires du traite* secret que des conditions
compatibles avec la de*pense de la prdsente guerre, sans quoi, malgre* le
de*sir sincere que 8. M. T. C. aura toujours de se prßter aux de*sirs de la
cour de Vienne, il ne lui serait pas possible de sacrifier ä des vues de
simple convenance ce que sa gloire oxige d'elle, et ce que son amour
patcrnel pour ses peuples lui prescrit dans des circonstances oü eile reyoit
tant de preuves de leur zele, et dans un temps oü Sadite M. a de si justes
motifs de soulager leurs besoins1).« . . .
88b. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 13. Mai 175G. Mai 13
P. S. 2. Nacb der eigenb&ndigen Urschrift. Gedruckt bei Beer, M, I. Ö. G. XVII, 1 30. Vgl. ebendort S. 1 1G.
»J'ai eu, depuis que ma dcpßche est acheve'e, encore une longue
conversation avec l'abbe* de Bernis, qui m'a parle* beaueoup plus favo-
rablement que la derniere fois2) sur le point du plus grand affaiblissement
de la puissance du roi de Prusse. II m'a meme dit qu'il connaissait tres
bien qu'il e*tait de notre intäret d'insistor sur cc point, et qu'il se mettait
a cet e*gard entierement k notre place, mais qu'il ne s'agissait que de lui
donner des moyens de faire entrer le Roi et les ministres dans nos idees,
1} Vgl. Nr. 82 b. 2 Vgl. »S. 349 f.
Acten zur Vorgoschichte dos Tjäbrigen Krieges. 23
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354 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
175G et qn'il 6tait, a cet effet, de neeessite' indispensable que nons nons expli-
fai 13 casaiona pnScise'ment snr cet article et fissions connaitre quel serait le
partage que nous pourrions faire des provincea quon enleverait au roi
de Prusse, de quel pretexte on se servirait pour justifier ce depouillement,
et quelle serait la portion de aea Etats qn'on lui laiaaerait1).«
Mai Vi 88 c. Starhemberg an Kaunitz. Paria, 13. Mai 1756.
P. S. S. Nach der eigenhändigen Urschrift. Abgedruckt bei v. Arneth IV, WS« Anm. 5SS.
Vgl. Ranke, 203; Koser 1,5"»!»; Waddington, Renvergcmcnt 341.
»Je croia qn'il serait trea ä propos que V. Exc. voulüt bion dans la
Premiere lettre qu'Elle me fera l'honneur de m'ecrire, inserer quelques
lignes ostensibles ä Mde. de Pompadour. C'est ä present le moment oü
noua avons plus que jamais besoin d'elle, et je serais fort aiae qu'outre les
compliinenta peraonnela de V. Exc, il y eüt auasi quelque eboae qui
marquät la reconnaiaaance et la consideration de la cour et du miniatere
pour eile. II est certain que c'est ä eile que noua devons tont, et que
c'eat d'elle que noua de von a tont attendre pour l'avenir. Elle veut qu'on
l'estime, et eile le merite en effet. Je la verrai plus aouvent et plus
particulierement, lorsque notre alliance ne sera plus un mystere, et je
voudrais avoir pour co temps-lä des choses ä lui dire qui la flattassent
per8onnellement 2 . <
Mai 15 89. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 15. Mai 175G.
Nach dem Beinconcept.
Merkt für diesmal nur so viel an, »daaa den 10. dieses auch ein
Courier von Paria hier angekommen3) und zwar vergnügliche, jedoch noch
keine 8olche Nachrichten mitgebracht habe, wie wir zu erhalten wtlnacheten,
aia welches noch einigo Zeit zu erforderen scheinet, und wird dahero
nächster Tägen noch ein Courier nach Paria abgehen.« . . .
Mails 90. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 1 8. Mai 1756. Praes. 2. Juni
1756.
Nach der Urschrift. Vgl. Bank« 104.
Berichlei über eine für Österreich nützliche Änderung det russischen Regierungssystems
und seine Stellung zu den Kanzlern.
>Es ist Ew. Exc. annoch . . . erinnerlich, was ich in der enteren Zeit
meines Hieraeins für dringende Ursachen gehabt habe, mich Uber ein un-
vergnflglich- und harten Stand hauptsächlich darum zu beklagen, weil ich
1) Vgl. S. 350 f.
2) Kaunitz entsprach diesem Wunsche am 9. Juni 1756 durch das bei v. Arneth
IV, 556 Anin. 553 abgedruckte Schreiben. 3) Vgl. Kr. 82.
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1750 Mai 13 — Mai 18.
355
mir andarch die Fürschreitung in auf habenden Pflichten und die mir meist 1756
am Ilerae liegende Betreibung des allerhöchsten Dienstes nothwendig ver- Mai 1
schlössen sehen musste. Und es werden auch Hochdieselbe . . . einzu-
sehen beliebet haben, was eigentlich mir diesen Stein des Anstosses unter
die Füsse geleget habe, und aus was vor einer Quelle die saumselige
Vonstattengehung der Geschäften ihren eigentlichen Ursprung herleite1).
Nun werden aber Ew. Exc. mittlerweile immer mehr aus meinen . . .
Berichten zu entnehmen geruhet haben, dass ich durch meinen ununter-
brochenen Eifer und Verwendung auch immer mehr durchgedrungen,
nachdem ich mit meinem, nach der strengsten Unverfänglichkeit ausgemes-
senen Betrag die so fest gehaftete Abneigung eines Theils verdiiget und
andern Theils die von mir so nachdrücklich angezeigte Grundttbeln1) Wurzi
vor Wurzl zu heben getrachtet und auch meistens zu bewürken das Glück
gehabt habe. Andurch befinde ich mich dermalen in Ansehung der
Affairen in dem vergnüglichsten und einen solchen Stande versetzet, daas
mir zu wesentlicher Betreibung jedes Auftrags alle Pforten offen stehen,
mich benebst mit vieler Wahrscheinlichkeit des erwünschten Befolgs ver-
sehen könne.
'Wann ich in die Anzeigung aller derjenigen persönlichen Vortheilen
und Gnadenbezeugungen abgehen mögte, derer ich von der russischen
Kaiserin M. gewürdiget werde, ohne die Schranken einer gewissen An-
ständigkeit zu überschreiteu, so dörfte andurch meiner 8ache ein nicht
geringes Gewicht zuwachsen. Damit aber dannoch die Wahrheit meiner
vorig- und jetzigen . . . Anzeigungen zu ferners nützlich hohen Einsicht
bewähret werden, so habe mich verbunden und zugleich nöthig erachtet,
das, was dahin einschlägt, in Kürze zu berühren.
»Ew. Exc. haben selbst ... zu erkennen zu geben geruhet, wie sehr
es nothwondig und zu wünschen wäre, dass die Geschäfte mit behöriger
Geschwindigkeit, Ordnung und Nachdruck . . . geführet werden mögten,
und dass dem allerhöchsten Dienst etwas sehr grosses beikommen würde,
wann bei dem hiesigen Hofe ein engerer und würksamerer Einfluss fest-
gestellt werden könnte2). Dem zu gehorsamster Folge habe ich alles,
was selbem im Wege gestanden, mit Grund und reiner Wahrheit nebst dem
. . . angezeuget, dass bei Fortdaurung der damaligen Verfassung, und
insolang denen obwaltenden Radicalübeln nicht gesteueret wird, wohl
schwerlich eine vergnüglichere Gestalt mit Fug angehoffet werden dörfe3).
Die facta sprechen diesen meinen Muthmaassungen das Wort, und nimmer-
mehr würden die Sachen eine solche Gestalt, als sie würklich überkommen,
gewonnen haben, wann ich mich nicht verwendet hätte, das Haupt selbst
auf die Spur ihres wahren Interesse und auf die dem gemeinen Besten
1) Vgl. Nr. 47. 47 a und Beilage Nr. 1. 2) Vgl. S. 226. 264.
3) Vgl. Nr. 47. 47 a.
23*
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356 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 zu widerstreitende saumselige und nachtheilige Zuwerkgehung in den Geschäf-
'tt* ^ ten zu führen und darwider Vermittelung zu erwttrken. . . .
'Der russischen Kaiserin M. sind von meinem personnel attachement
vollkommen Uberzeiget, und ich habe die kräftigste Proben ihres gnädigsten
Vertrauens dargegen zu überkommen das grosse Glück gehabt1). Beedes
aber hat den gedeihlichen Erfolg hergebracht, dass meine angewandte Be-
mühungen, nugedachter Majestät ihr echtes Interesse überzeugend und
hervorleuchtend vorzulegen, nicht nur nicht fruchtlos geblieben, sondern
auch das gefruchtet, dass Höcbstdieselben meinen herzlich- und wohlge-
meinten Vorschlag zu Beförderung des gemeinen Bestens ungesäumt und
mit mehrerem Eifer, als es wohl zn hoffen stunde, zu begnehmigen und in
Befolg zu setzen geruhet haben2).
»Aus der Festsetzung eines aus denen Chefs von den allwegs ein-
schlagenden Hofstellen formirten Conscils nun ist der unschätzbare . . .
Werth entsprossen, dass dermalen die Geschäfto mit einer solchen Ge-
schwindigkeit und Eifer unter den Augen der Souveraine selbst fortgesetzet
werden, als es hier wohl jemals geschehen ist. Da nun nicht mehr
zweifelhaft gewesen, dass des Grosskanzlers Credit den niedrigsten periodum
erreicht habe 3), und folglich dessen einseitig-, auch allenfalls bester Wille
eben darum nichts sonderliches, noch weniger aber etwas wichtiges in die
erforderliche Kraft zu leiten vermögend war, jetzt aber alles, was in dem
ausländischen collegio von Zeit zu Zeit in die gemeinsame Deliberation
uothwendig einschlagend befunden und nicht etwa durch besonderen Befehl
darvon ausgenommen wird, dem Conseil ungesäumt pro substrato unterleget
und das darüber abgefasste protocollum der russischen Kaiserin zur Ent-
scheidung eingereichet werden muss, so erhöllet von Selbsten, was in
Erwägung der vorhiimig langwierig- und mit lauter Nebenabsichten verfloch-
tenen Benehmungen für ein grosser Fürschritt in allen Bachen gewonnen
worden. Da auch noch über das die Frau4) sich angelegen sein lässt, wider
vorige Gewohnheit oft und vieles [von] [Affairen zu sprechen, so scheinet,
dass Höchstdieselbo sich zu prßtiren eben nicht so abgeneigt sein möge,
als man es gerne hat glauben machen wollen5). Wohl aber zeiget sich,
dass man mit Willen die ihr unangenehme Vertagungsart zn unterhalten,
das erfolgte e*loignement zu stärken und die eigenmächtige Verwaltung zu
beförderen gosuchet habe, gleichwie es der Kaiserin gegen mich gemachte
Äusserung0) selbst klar bestätiget.
»Höchstgedachte I. M. besitzen eine so erlauchte Einsicht und so un-
gemeine Gäben, dass nichts mehr zu wünschen stehet, als dass Dieselben
in den jetzt eingeschlagenen veränderten Verfassungen beharren mögen;
1) Vgl. S. 315 ff. 324.
4 Die Zarin Elisabeth.
6) Vgl. S. 239. 2-10.
2) Vgl. Nr. 58. 3) Vgl. S. 32G.
5) Vgl. Brückner 312 f. und Beilage Nr. 2.
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1756 Hai 18.
357
weilen I. M. nun dadurch der filus der Anairen immer mehr einkleben 1*56
wird, so ist auch nicht ohne Grund zn hoffen, dass Höchstdieselbe zugleich
die Neigung zu einer so wesentlichen Function der Herrschaft einsaugen
und beibehalten werden. Hiervon rühret abermal ein grosses Stück ab,
welches darinne bestehet, dass in einem Lande, wo jeder mit so vieler
Fürsicht gehet, um nicht etwas einseitig sich auf die Schultern zu bürden,
die gute und wohlgesinnte Einleitung derer Kanzlern ebenfalls freie Hände
gewinnet, das gemeine Beste mit Eifer und Sicherheit des geraden Wegs
durchzusetzen, die ungesäumte Beipflichtung der Souveraine einzuholen
und dann auch selbe in benöthigtem Falle vor denen insgesamte zugegenen
Chefs ohne vormals unumgängliche Weitläufigkeit exequiren zu machen.«
Selbst der Grosskanzler habe ihm seine volle Zufriedenheit über die neue
Einrichtung ausgesprochen.
Nach der Abreise Funckes1), des gefährlichen Rathgebers Bcstushews,
wetteiferten beide Kanzler, ihm, Esterbasy, ihr Vertrauen zu bezeugen,
alles sofort mitzutheilen und nichts ohne seine Zuziehung zu thun. Der
Grosskanzler ist >mit mir in die grösste und solche Vertraulichkeit ge-
tretten, dass sicher Niemand im ganzen Reiche ist, mit dem er eine solche
Sprache als mit mir führen kann3].« Esterhasy habe also jetzt die er-
wünschte Gelegenheit in der Hand.
> Ausser deme, dass ich mit beiden Kanzlern in so enger Einver-
ständnüss lebe, so ergiebt sich noch zu Bedeckung meiner hauptsächlich
intimen und nützlichen liaison mit dem Vicekanzler3), dass der Gross-
kanzler, welcher endlich von der Reinigkeit meiner Handlungen nnd guten
Gebranch des erworbenen Credits überzeiget ist, mir selbst den Deck-
mantel dadurch in die Hände giebt, dass er bei jeder Gelegenheit in mich
dringet, den Vicekanzler über ein so anders zu belehren und allenfalls
zu rectificiren. Dieses letzteren Betrag fahret noch immer fort der beste
zu sein3), und nur kürzlich habe ich dar (Iber ein ganz besonderes Merk-
mal bei der Gelegenheit empfangen, da ich selbem den Vorschlag gethan,
ob er nicht thunlich findete, der russischen Kaiserin goütiren zu machen,
dass ich in dem Falle, wann mir von Seiten meines Hofs oder sonst etwas
wichtiges zukommete, was die unverzügliche Kanntnüssnehmung I. M. mit
sich brächte, ich zu Gewinnung der Zeit und Entweichung aller Saumnüss
mich darüber mit dem Iwan Iwanowitsch Schuwalow besprechen, dieser
aber mein Anliegen der russischen Kaiserin unterlegen und sodann selber
mir die höchste Gesinnung dargegen unmittelbar wissen lassen könne.
Nicht nur hat er sich diesem meinem Antrag ohne Bezeigung der aller-
geringsten Eifersucht willig gefüget*), sondern eB ist mir von ihm gleich
1) Vgl. Nr. 57. 2) Vgl. Nr. 86. 3) Vgl. S. 325.
4) Nach Bericht Esterhasys vom 11. Mai 1756 hat Woronzow auch dem
Grosekanzlor diesen Antrag >von weitem« mitgetheilt. Bostushew hatte den Bot-
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1
358 Österreichische Acten zur Vorgeschichte de» siebenjährigen Krieges.
1756 des and ein Tags die erfreuliche Nachricht mitgetheilet worden, dass mein
18 Vorschlag der russischen Kaiserin allerdings wohlgefällig, dem Grafen
Schuwalow aber besonders flatteur gewesen seie. Wie dann auch ernannter
Kammerherr bei erster Gelegenheit sich gegen mich in den bündigsten
Danksagungen der vor ihm tragenden Hochachtung und guten Opinion
halber entschüttet und bestätiget hat, wie er nichts mehr wünsche, als in
dem Werke zeigen zu können, wie sehr ihm die vor meinem Hofe tra-
gende Ehrforcht und Ergebenheit zu bekräftigen am Herzen liege, hinzu-
fügende, dass os ihm um so leichter sein werde, seine diesfällige Absichten
zu erreichen, als seine Frau f) ohnehin ihre und dos Wienerischen höchsten
Hofos Interesse unzertrennlich vereiniget ansieht, benebst von mir und
meiner droiturc eine ganz besonders gute Meinung hege, und könnten sich
wenige schmeicheln, mit der russischen Kaiserin selbst Affairen abgehandelt
und Hochdieselbe [auf] die an die Hand gegebene Ideen so willfährig ein-
gehen gemacht zu haben, gleichwie die Festsetzung der dermaligen Hofcon-
ferenz eine deren mit ist, die meinen Vorschlag allein zum Grund hat. Bitte
sich übrigens aus, mit ihm und seinen wenigen Dienston in jedem Falle
ohne Kucksicht zu disponiren, zugleich aber auch auf seine willige Bereit-
schaft zu zählen. . . .
»Der Olsuwiew ist ein wichtig- und geschicktes Werkzeug, hier viel
gutes und nützliches durch selben zu befördern. Ich habe auch nicht
geringe Ursach, mich über dessen wohlmeinende und werkthätige Dienste
zu beloben 2]. Und er wird in künftigen Zeiten noch weit mehrere Gelegen-
heit überkommen, und gewichtige Proben seiner Gedenkensart am Tag zu
legen. Und da auch dieser mit der vollkommensten Aufrichtigkeit und
Ergebenheit mir entgegengehet, so werde ich den Vortheil dadurch erlangen,
davon oinen sehr erspriesslichen Gebrauch machen zu können.« . . .
Mai 19 91. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 19. Mai 1756. Praes. 2. Juni
1756.
Nach der Urschrift Vgl. Naudd, Beitrage I,
Fortdauer der günstigen Stimmung in Rutsland.
Man habe ohne Wissen des Williams dem Knees Golyzin die dccla-
ration secretissimo zur Rückgabe an das englische Ministerium übersandt
und gedenke Williams erst in 8 Tagen hiervon zu verständigen, da man
Zeit gewinnen wolle, bis die österreichische >Finalantwort* über die mit
Frankreich eingeleitete Verhandlung eingetroffen sei1). Um allen Kriegsge-
schafter dazu noch animirt, »sagende, dass freilich gut soi, wenn ich diesen
jungen Menschen von seiner Gesinnung vor Frankreich abzubringen und zu recti-
ficiren suchen würde, und erzählte mir, dass er von den angefangenen Conseils
der eigentliche Urheber seie, und was dergleichen ganz ungegründete Sachen
mehr waren.« 1) Zarin Elisabeth. 2) Vgl. S. 324. 3) Vgl. Nr. 83.
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1756 M*i 18 — Mai 19.
359
rttchten vorzubeugen, sei ein beruhigendes Circularrescript') an die diplo- ^~.b^
matiseben Vertreter Russlands im Auslande erlassen worden.
. . . »Ansonsten solle den Inhalt aller meiner seit dem 5. April
erstatteten . . . Berichten2) in Ansehung des grossen Vorhabens und der
hier fortgehenden besten Dispositionen und Kriegsvorkehrungen neuerdings
boatättigen, und gleichwie von Ew. Exc. letzteren . . . vom 24. April3) bei
dem Grosskanzler dahin einen Gebrauch zu machen för gut bofunden, dass
man die schliessliche Antwort von Frankreich in Wien täglich erwarte, so
ist nicht zu beschreiben, mit was grossem Verlangen man solcher entgegen
sehe. Und obschon die Zustandsetz- und Fertighaltung ihrer Kriegsmacht
zu Land und zu Wasser ihnen ganz ausserordentliche Unkosten verur-
sachet, so hat man jedoch wegen oines Vorschusses ä conto der im vierten
geheimen Artikul des Allianztractats vom Jahre 1746 stipulirten summa
gegen mich nur zur Zeit nicht das mindeste erwähnet, dahero auch ich
ohngeachtet der . . . Erlaubnuss, darvon zu sprechen, nicht anfangen
werde4). . . .
»Weilon man hei Hof die Conseils und dann auch die Kriegsveran-
staltungen so eiferig continuiret, als ob Kussland die Operationszeit allschon
festgesetzet hätte , so bat auch solches hier bei den fremden ministris ein
Aufsehen zu erwecken angefangen, welche also mich und den Grosskanzler
hierüber sondiret, von Seiten beeder aber auf eine natürliche und unge-
zwungene Art zur Antwort erhalten, dass solche Präparatorien sich lediglich
auf die mit England geschlossene Convention referirens). Allein diese
Auskunft hat ihn nicht zu beruhigen geschienen.«
92. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 19. Mai 1756. Praes. Mai 19
2. Juni 1756.
P. S. Nach der Uncfarift.
»Habe Ew. K. M. . . . Staatskanzlern . . . seit dem 5. April die
hiesige beste dispositiones und willige Concurrenz zur Wiedereroberung
Schlesiens und Glatz' mit dem Beisatz geziemend bestätiget6), dass man hier
ohne Unterlans an der Zustandsetz- und Fertighaltung der Macht zu Land
nnd zu Wasser mit solchem Eifer zu arbeiten fortfahre, dass man noch
in diesem Jahr die operationes gegen Preussen anfangen wolle 7). Gleichwie
man mir aber die puneta zu einer Offensivbttndnuss behändiget uud ich
solche unterm 22. April . . . eingeschicket8), so ist von Ew. K. M. man
nunmehro die vollkommene Antwort und Einwilligung zu den hiesigen Ge-
ll D. d. 27. April 1756 st. v. 2) Vgl. Nr. 65. 66. 73. 74. 77. 83. 86. 99.
3) Vgl. Nr. 75. 4) Vgl. S. 323. 5) Vgl. S. 324.
6) Vgl. Nr. 91. 7) Vgl. S. 324. 8) Vgl. Nr. 73 c.
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360 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährige!! Krieges.
1756 danken so sehnlich gewärtig als die französische Finalentschliessung nach
Iai 19 Inhalt des unterm 3. hnjus von Allerhöchstdero Hof- und Staatskanzlern
Grafen von Kaunitz per staffettam an mich erlassenen Schreibens2) noch
in der nämlichen Wochen in Wien bat eintreffen sollen. Man ist hier der
gänzlichen Zuversicht, dass Ew. K. M. Sich den hiesigen Gedanken und
Absichten ohnbedenklich werden fögen wollen, und da gegen den 8. oder
9. dieses die zwei Expressen3) von hier in Wien anlangen können, so hoffet
und wünschet man, dass Allerhöchstdieselbe in dem Offensivbttndouss-Auf-
satz Sich zu äusseren und mich mit der erforderlichen Vollmacht ... zu
versehen geruhen werden, dass man solches hier ohne Rückfrag sogleich
schliessen, mithin beede Theile die operationes gleich nach der Ratifications-
auswechselung anfangen könnten, gestalten vieles daran gelegen wäre,
dass dem König in Preussen hierunter keine Zeit gelassen werde, worzu
noch weiters kommet, dass man sich dem hiesigen guten Willen, sobald
möglich, zu profitiren suchen müsste.« . . .
Auf der gestrigen Cour habe der Senator Peterruck zu ihm geäussert,
dass man nunmehr auch von den Russen bald etwas hören werde, da
80 — 90 000 Mann bereits in drei Wochen mit ihren Operationen beginnen
könnten. Man müsse im Grunde dem Könige von England Dank wissen,
»dass er durch seinen Tractat mit dem Könige in Preusson hierzu einen
gegründeten Anlass gegeben hat.« Alsdann habe ihm der Senator Schuwa-
low ein (Kompliment darüber gemacht, dass die Kaiserin Elisabeth auf seine
Anregung hin die wöchentlichen Conseils abhalte4).
> Derne noch . . . anfügen solle, dass heute noch 13 bis 14 Generale
zur Armee nach Livland abgehen werden, welche sich gestern bei Hof
beurlaubet, und ihre Abrois absonderlich bei den fremden ministris so mehr
Aufsehen erwecket, als sie nicht glauben wollen, dass solches wegen der
mit Engeland geschlossenen Convention geschehen seie5}«.
Mai 19 93. Protokollauszug Uber die Conferenzsitzung vom 19. Mai 1756.
Mercury, 19. Mai 1756.
Abgedruckt bei Schnlenburg 25 ff. Da» Origiaal liegt nicht vor. Vgl. Schafer I. 15t»; v. Arneth
IV, 450; Hanke 1*3; Ko»er II, 41; Beer, U. 1. Ö. G. XVII, 110.
Ratißcaiion der Versailler Tractut*«).
>In puncto der französischen gehoimen [Erklärung] über die letztere
Depesche des Grafen Starhemberg7):
»Graf Kaunitz: Er hätte sich nicht erwartet, dass Frankreich sich
1) Vgl. Nr. 91. 2) Vgl. Nr. 80.
3) Mit dem Bericht Esterhasys vom 22. April 1756, prasentirt am 10. Mai.
Vgl. Nr. 73. 4) Vgl. Nr. 90. 5) Vgl. Nr. 91.
ß) Vgl. Nr. 99 b. 7) Vgl. Nr. 82.
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175« Mai 19.
361
so bald . . . expliciren und zumal in die articlea secrets eingehen würde, 175t>
. . Mai 1
ehe es weiters in die Weltumstände eingesehen hätte.
»Des Königs von Frankreich Äusserung1) Hesse keinen Zweifel übrig,
dass in Balde der traite secret zu seiner Richtigkeit kommon würde.
>Die Nation würde sich über die Vereinigung dieser beiden grossen
Höfe erfreuen.
«Frankreich würde nicht allein für Preussen fürohin nichts mehr thun
können, sondern vielmehr uns als Alliirte für den erstem begünstigen müssen.
> Machet sodann die Analyse der Convention de neutralite* und des
traite ddfensif.
>Bei der Denomination und Citirung des westphälischen Friedens findet
er kein Bedenken und in gegenwärtigen Umständen vielleicht mehreren
Vortheil, wegen der bekannten hitzigen Unternehmung des sogenannten
corpus evangelicorum2).
»Die französische Allianz müsso uns mehr nutzen als schaden, über-
haupt wenn wir selbe wohl zu brauchen wissen. Spanien hätte sich von
Frankreich leiten lassen, hingegen Preussen mit Frankreich gleichsam ge-
boten.
»Über den vierten Artikel hätten wir die Garantie von Frankreich
gegen die Pforte erhalten3); hierdurch könnten wir auch die Accession
von Spanien, Neapel erhalten, welche wider die Türkei sich zu nichts ver-
stehen wollen.
Durch den Aranjuez-Tractat4) hätten wir nur 12000 Mann Auxiliar-
völker, durch den Pariser aber 24000.
»Der erste article secret5) ist in der Keciprocität fundiret, ot le oas
est mätaphysiquo, und gut geschehen wegen des Aufsehens, dass er nicht
im Tractat gesetzet worden.
»Zweitens hat Starhemberg sehr bescheiden gethan, die tournure so
zu fassen, damit wir unser Reversionsrecht auf die ötablissemonts von Don
Philippe6) nicht umsonst vergeben, als wovon man gar wohl den stato di
presidii und die Renunciation auf die farnesische Allodialerbschaft würde
anverlangen können.
»article 3 7). Dass man nur Spanien und Neapel speeifice zur Invitation
ad accessionem benamet, ist natürlich, weil es lauter betreuete Höfe mit
1) Vgl. Nr. 82 b.
2) Gemeint ist wohl die am 18. Docember 1755 vom corpus evangelicoraui
übernommene Garantie für die Assecu rationsacte, welche die Herrschaft des Pro-
testantismus in Hessen trotz deB Übertritts des Erbprinzen zum Catholicismus
sichern sollte. 3} Vgl. v. Arneth IV, 443. 1) Vgl. S. 290 Anra. 3.
5) Durch ihn verpflichteten sich beide Theilo zur gegenseitigen HUlfeleistung
gegen jeden Angriff auf ihre europäischen Gebiete seitens jeder beliebigen Macht,
mit Ausnahme Englands, selbst wenn diese ihre Truppen nur »ls HUlfsvölker
bezeichne. 6) Vgl. S. 281 Anm. 2.
7) Ist ein Theil des Artikels 2 des Vertrags.
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362 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Frankreich, mithin kann darüber weder bei Russland noch Sardinien einiges
Bedenkon obwalten.
>Quaerit: ob die geschlossenen beiden Conventionen zu ratificiren?
»Concludit affirmative1) pro unanimia, und hat die Kaiserin mehr-
mals offenherzig bekennet, dass sie noch keine Convention in Zeit ihrer
Regierung mit so vergnügtem Herzen unterschrieben habe.
1) »Man kann billig felicitiren Ihren Majestäten zum Abschluas eines
Works, welches zur wahren avantage und Sicherheit Dero Land und zum
Beston dor Religion gereichen kann.
2) »Die Garantie gegen die Türkei ist ein reeller Vortheil, den wir
bei den Engländern nicht gehabt.
3) >Die Reichssachen sind so beschaffen, dass man vielmehr die Garantie
des westphälischen Friedens von Frankreich anverlangen sollte.
»Nachträglich bemerkt, dass die Ratifikationsurkunden den 28. zu Ver-
sailles ausgewechselt wurden, nnd gleich nachdem die Nachricht hiervon
eingelangt, so wurde die beschehene Unterzeichnung nebst den Haupt-
motiven der geschlossenen Handlung nicht allein in das Wienerische Diarium,
damit solches publici juris werde, inseriret, sondern auch die abgedruckten
beiden Conventionen, abgeredeter Maassen, allen Höfen, wo Wien und
Frankreich aecreditirte Ministres hält, durch selbe zu gleicher Zeit förm-
lich und moistentheils gemeinschaftlich communiciret. « . . .
Mai 19 94. Maria Theresia an Starhemberg. Wien, 19. Mai 1756.
Niwh dorn Keiaroncept
Kündigt die Ratification der Versailler Traetate, zugleich aber auch ihre Unzufrieden-
heit über die »rfyonse du Roi T. C.« vom 1. Mai an.
Kündigt in Beantwortung seines Berichts vom 2. Mai2) die demnächst
erfolgende Ratification der Versailler Traetate an.
»Was aber den zweiten Gegenstand, nämlich die französche Antwort3)
auf Unsere den 2$. verflossenen Monats Martii Dir zugefertigte Erklärung4) be-
trifft, so wissen Wir Uns in deren gekünstelten Inhalt nicht allerdings zu finden
und wollen Dir hiebei nicht bergen, dass Wir Uns auf Unsere geschehene offen-
herzige Änssorung eine gleiche Zurückgabe verschon hätten, und aus den be-
denklichen Stellen, welche in der Beilage :') angemerket sind, das widrige Ur-
thoil, als ob Frankreich die geheime Unterhandlung ganz abzubrechen gedenke,
und desfalls nur eine scheinbare Ausflucht hervorsuche, gezogen haben
würden, wann nicht aus Deinem Berichtschreiben2) zu ersehen wäre, dass
der König, Marquis Puysieulx und besonders Abbe* Bemis ein aufrichtiges
und wahres Verlangen zu Fortsetzung des grossen Geschäfts zu erkennen
1) So schon von v. Arneth IV, 555 Anm. 541 statt des Textes »offensive«
verbessert. 2) Vgl. Nr. 82. 3j Vgl. Nr. 82b. 4) Vgl. S. 286 Anm. 4.
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1756 Mai 1U.
363
gebeten und Du daranlen noch nicht mit denen Dir überschriebenen Er- 1756
Mai 1
läuterungen hervorgetreten seiest.«
So vermuthe die Kaiserin, dass hinter der französischen Antwort nur
eine Finesse stecke, um »Uns in Ansehung grössorer Bewilligungen am
ersten zur Sprache zu bringen.« Jedoch könne Österreich keine deutliche
Antwort ertheilen und die gewünschten Präliminarartikel nicht früher ein-
senden, als bis die Hauptfrage festgestellt sei:
>ob Frankreich sich mit Unseren bisherigen Anerbieten befriedige,
»ob es die Zusammenbringung einer dritten Armee und die darzu er-
forderliche Mittel, wie auch die mehrere Entkräftung des Königs in Preussen
begnehmen, oder aber
»Unser Vorhaben mit 50 — 60000 Mann Auxiliartruppen unterstützen
wolle1)«.
Starhemberg solle berichten, ob er Frankreich gegenüber von dem
Rescript Kaunitzens an ihn vom 19. April2) Gebrauch gemacht habe, was
die Richtschnur für die österreichische Antwort nach Russland zu geben
hätte. »Maassen dieser Hof die förmliche Erklärung von sich gestellet
hat, dass er zu gleicher Zeit mit Uns den König in Preussen wenigstens
mit 80000 Mann anfallen und die Waffen nicht ehender niederlegen würde,
als bis sich Schlesien und die Grafschaft Glatz in Unserem Besitz befände.
Wobei Wir Dir aber die annoch in engestem Geheim zn haltende Nachricht
. . . mittheilen, dass auch Russland nicht leer auszugehen, sondern die
Eroberung der preussischen Landen vor sich auszubedingen gedenke, um
solche dem Königreich Polen gegen die förmliche Gession von Curland und
Semgallen abzutrotten3}; woraus also von selbsten erhellet, wie wenig in
dem weiteren Concert fortzukommen seie, insolang Wir nicht gesichert vor-
sehen können, ob Frankreich die völlige Entkräftung des Königs in Preussen,
oder nur die Wiedereroberung Schlesiens zu verstatten gedenke.« . . .
95. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 19. Mai 1756. Mai in
Nach dem mit kaiserlichem placet versohonen Roinconcopt.
Verlangt grössere Aufriclüigkeü von Frankreich.
>JTai dte* bion aise par bien des raisons, mon eher comte, que vous
soyez parvenu ä signer enfin notre traitö4), attendu que, si on avait heYite*
sur cet objet, sur lequel assurtfment il y avait plus ä penser pour nons
que pour la France, j'aurais eu naturellement bien de la peine ä me flatter
de plus grandes idöes et beancoup plus encore k empecher que d'autres
ne perdent entierement courage et ne dösesperent de pouvoir jamais rien
faire de grand et de solide avoc la cour oü vous ßtes. Pour de grandes
1) Vgl. Nr. 59b. 71. 2} Vgl. Nr. 71. 87. 3) Vgl. S. 321.
4) Vgl. Nr. 82.
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364 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 choses il faut de granda moyens et point de minutiös. II est question de
savoir si la France veut profiter d'une occasion qu'elle ne retronvera
peut-Stre jamais ; il me semble que Von ne devrait pas memo balancer sur
ce sujet, et cela suppose*, il s'ensuit que, voulant la cbose et sacbant
aujourd'hui ä quelles conditions eile est possible et point autrement, on
devrait, sans tarder davantage, s'expliquer rondement et point ä deux fois
sur ce que Ton veut ou ne veut pas. 11 n'y a que cette mäthode qui
vaille avec nous; sur le pied de convenances justes et reciproques, il n'y
a rien que nous ne soyons capables de faire, et en meme temps nulle
idöe quelconque que nous ne soyons egaloment capables d' abandonner, des
que nous verrons quelle ne peut point aller sur le pied dont je viens de
faire mention, et qui est le seul auquel nous donnorons jamais les mains.
Le ministre francais ') devrait un peu se mettre ä la place des gens et ne
point oublier qu'il faut s'entre-aider dans la vie.
»Je desire fort aussi que l'on ne [s'jimagine pas oü vous 6tes, d'en user
a l'avenir ä notre egard que comme avec un allie* de passage ; passez-moi
le terrae, je crois que vous m'entendrez. Nous nous regardons comme
entierement livrös au parti que nous avons pris, et je vous reponds que
nous nous conduirons en consequence, que nous ne ferons pas les choses
ä demi, et qu'il n'y aura certainement rien de louche dans nos proeödes,
mais je vous avertis, en mßme temps, que nous exigerons aussi une conduite
parfaitement röciproque de la part de notre nouvel allie*, et je vous prie
d'insinuer et de faire comprendre combien il importe que Ton s'oeoupe
serieusement et de bonne foi de tous les moyens propres ä nous donner de
la confiance dans notre nouvelle alüance.<
Mai 19 95a. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 19. Mai 1756.
V. 8. Nach dem mit kairii-rlichom placet versehenen Keinconcept; abgedruckt bei t. Arnrth
IV, .'.57 Anm.
'Je desiro sinecrement et beaueoup apprendre bientöt que ie Koi ait
honorö M. lo comto de Bernis d'une place dans son Conseil. 11 faut ä
la France et ä ses allie's un grand homme dans les grandes affaires, et
M. de Bornis '} me parait avoir cette qualitö. Empechez, pour Dieu, si vous
le pouvez, qu'on ne s'oecupe de minutiös2), ce serait le vrai moyen de
tont gater dans ce moment-ci, et en attondant recevez, mon eher comte,
mes compliments des plus sinecres sur votre conduite que nous approuvons
en tout et partout; je souhaite bientöt vous en faire des ulte"rieurs. <
1) Bernis. 2) Vgl. S. 333. 3) Vgl. Nr. 15.
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1756 Mai 19 — Mai 20.
3G5
96. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 323 [fol. 1009]. Wien, 19. Mai 1750. ^56^
W. K. A. Nach der Urschrift. Vgl. N»udi<, Beiträge I, 4'J. CO; II, 2 IS Anra. 1.
»Browne General, dass das Ansbachiache Regiment aus Hungarn in
Böheim gezogen1) und daselbst in den Preraner Kreia delogiret werden
sollen« 2).
97. Starhemberg an Kaunitz. Paria, 20. Mai 175G. Praes. 26. Mai Mai 20
1756.
Nach der Urscbrift.
Notwendigkeit des Verbleibens des Abbe Bernis in Paris. Unfähigkeit Rouilles.
Bernia habo ihm mitgetheilt, daaa er aicber nach Spanien ala Bot-
schafter werde gehen müssen. Diese Entscheidung sei Starhemberg aehr
nnangenehm. »Je m'apercais depnis longtemps de la jalousio de M. Kouille'3)
et je prCvoia tous les mauvaia effets qu' eile peut produire dans la suite
de notro negociation, particulierement si ce miniatre venait ä savoir que
je deYire quelle reste toujonra entre les mains de Tabb6 de Bernis.«
Zwar auch bei Bernia »il s'en faut de beaueoup que ses dispositions soient
a. tous egarda telles que nous pourrions lo deYirer«, und man müsse sich
sehr vor seinen oft sehr geschickt unter dem Schein der grösaten Auf-
richtigkeit verborgenen Finessen hüten. »Je vois de plus, ä nen pou-
voir douter, que, a'il marque actuellement beaueoup d'empressement pour
partir, ce n'est quo dans la vue de me faire agir anprea du Koi pour
qu'il le fixe ici et lni donne tout de auite une place dans son Conseil, et
j'ai m€me Heu de- croire que c'e9t une affaire concerte'e entre lui et Mde.
de Pompadour qui vent avoir Tair de n'entrer pour rien dans tout ceci,
et aime mieux prendre mea repreaentationa pour prdtexte des de*mar-
ches qu'elle veut faire en sa faveur, que de los faire de son propre
chef1). Je ne suis . . . nullement prevenu contre M. Rouille*5). Ses
1) Vgl. Nr. 79. Am 12. Mai 1756 berichtete Fürst Liechtenstein dem Hof-
kriegsrath, dass das Regiment nach beendeter Musterung seinen Marsch nach
BOhmen antreten werde. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 242 [fol. 9G8]. [W. K. A.|
2) Klinggräflen berichtete am 19. Mai 1756 (B. A. — P. S.), das Regiuieut Ans-
bach sei zur Ablösung des Regiments HohenemB nach Böhmen bestimmt, dessen
Aukunft jedoch noch unbestimmt sei. In Wahrheit war von einer Ablösung nicht
die Rede, da nach einem Plane Brownes vom 24. Juni 1756, wie die böhmischen
Truppen zusammenzuziehen wären, das Regiment Hohenems sowie Ansbach in
Böhmen sich befinden [vgl. Nr. 127]. Auch berichtet der Oberst Wiese vom Regi-
ment Erzherzog Joseph, »dass die im Preratier Kreis bisher gelegene vier Com-
piignien vou dannen nach Einruckung des Ansbachischen Regiments iu den Pil-
sener Kreis .... zurückgezogen und verleget worden« [Hofkriegsrathsprotokoll
Nr. 86 [fol. 1397] 7. Juli 1756]. [W. K. A.] 3) Vgl. Nr. 55.
4) Vgl. S. 333. Nach Starhembergs Bericht vom 22. September 1756 hatte
ihm die Pompadour selbst gesagt, dass gerade das vertraute Verhältniss zu Bernis
ihr für seine Empfehlung beim Könige Schranken auferlegte. 5) Vgl. S. 334.
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366 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges
1756 intentions sont bonnes et droitcs; il de*sire lo succes de notre affaire et
1,11 20 il s'y pr€terait pent-ßtre avec plus d'empressement encore, s'il eHait seul
Charge* de la ne'gociation ; il est, en outrc, probable que, tant quelle restera
partagöe entre lui et l'abb«*, et enfln, s'il venait jamais ä ctre instruit des
demarches que je pourrais faire dans le moment pre"sent pour retenir ici
M. de Bernis, nous aurions tout ä craindre.« Trotzdem werde Starhemberg
die Pompadour zu Schritten zu veranlassen suchen, um Bernis in Paris zu
behalten1). »Le nouveau Systeme n'est pas encore asaez bien affermi, et
il y a trop peu de fond ä faire sur des conversions aussi re'centes que le
sont celles du marquia d'Argenaon 2) et du mare'chal de Belleisle 3) , auppose'
meme qu'elles soient sincerea, pour pouvoir abandonner la conduite d'un
aussi grand et important ouvrage . . . ä un homme aussi timide, si soup-
conneux, si facile a se rendre ä l'avis de la derniere personne qui lui
parle4), et, par consequent, si peu syste'matique que Test M. Rouille". II
en est bien autrement de l'abbe' de Bernis qui pour tontes raisons doit
dewrer et contribuer a ce quo notre affaire r^ussiase5), et qui est tres
propre ä aplanir toutes les difficultea qui pourraient se präsenter.« Er
werde also mit der Pompadour tsprechen, um durch ihre Vermittlung
Bernis in Paria zurückzuhalten. »Si je reuasis, ce sera certainement le
plus grand service que j'aurai e'te' ä portee de rendre dans tont le cours
de la ne'gociation.« . . .
Mai 21 98. v. Rochepine, Commandeur von Olmütz, an F. M. L. v. Bohn.
Olmütz, 21. Mai 1756.
Nach einer Abschrift. W. K. A. Vgl. Naude*, Beiträge I, 45 Anm.; Koser II, 20.
Schlägt vor, eine für den Festungsausban in Olmütz6) nothwendige
Aplanirungsarbeit, für die 5400 f. ansgeworfen seien, in der Voraus-
setzung, dass der Frieden etliche Jahr erhalten bleibe, dnreh die Arrestanten
ausführen zu lassen, und erbittet sich Anweisung, »ob ich diese Erdabtragung
durch die Entrepreneurs geschehen lassen soll und ein Theil davon vor
die Arrestanten zurückbehalten? Sollte aber kein Krieg zu befürchten
sein, so könnte sothane Arbeit insensibiliter verrichtet werden, und dadurch
würde die Hälfte deren Aualagen ersparet.«
lj Vgl. S. 333. 2) Vgl. Nr. 85.
3) Gelegentlich der Nachricht von Bclleisles bevorstehender Ernennung zum
Conseilmitglicd berichtete Starheuiberg am 13. Mai 1756 (P. S. 1), dass Bernis
versichere, >qne je ponvais compter qu'il (Belleisle) entrerait tonte fois dans
nos vues«. 4) Vgl. S. 334. 5) Vgl. Nr. 88 b.
6) Vgl. Nr. 70.
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1756 Hai 20 - Mai 22.
367
99. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 22.Mai 1756«). Praes. 5. Juni 1756. 175ü
Mai 22
Nach dem Reincoucept. Ost.'iuibel*). Vgl. Schulenburg 37 ff. ; Seh&fer I, 15.» f.; v. Arncth V,
47; Beer, H. Z. 27, 3»i5 f.; M. I. Ö. O. XVII, 124. 134; Ranke 1V2. IH5; Duncker 12;
Onckcn II, 35 f.; Lehmann 28 Anro.3; Waddington, Kenversement 353; Nnndt>, Beitrug
I, 57. 72 ff. 74 Anm. 4; II, 219; Kosor I, 5»2; II, 27; Ueigel I, 10.
Ersucht um Verschiebung des Angriffs auf Preussen bis zum Frühjahr 1757.
»Hiermit erinnere in möglichster Kürze, dass wir seithero mit allem
Eifer bei dem französchen Hof gearbeitet, nro ihn vollkommen in unsere
und der russischen Kaiserin M. Absichten einzuziehen. Allein dieser nof
gehet allzuviel in die politische Considerationen ein, dass, wann die zwei
Kaiserinnen ihre Absichten erreicheten, alsdann nicht nur die Balance im
Norden über den Haufen geworfen, sondern Frankreich selbsten einer weit
grosseren Gefahr ausgesetzet wäre.
»Der russischen Kaiserin M. und ihr Ministerium sind so tief einsehend,
dass sie ohne weitläuftige Ausführung von selbsten erkennen werden, wie
schwer es falle, dergleichen principia und die von saeculis her eingewurzelte
Vorurtheile über den Haufen zu werfen 3), zumalen man alles, was von uns
nnd Russland kommet, als eine Verstellung oder doch als eine Sache an-
siehet, die leicht wieder abgeändert werden könnte. Es kommet also der-
malen keineswegs auf freundschaftliche Demonstrationen und Versicherungen
an, und diese würden den französischen Argwohn weit ehender vergrösseren
als verminderen4), da das dortige Ministerium ungemein auf seiner Hut
stehet, keinen Fehltritt zu begehen und sich in nichts, was dem französchen
Staatsinteresse zuwider zu laufen einen Anschein haben könnte, einzulassen.
Dahero ist auch sein bisheriges Bemühen dahin gerichtet gewesen , uns
durch generale Ausser- und Versicherungen einzuschläferen und immer
mehrers Terrain zu gewinnen.
»Bei solchen von selbst in die Augen fallenden Umständen haben wir
seithero mit der grössten Vorsicht zu Werke gehen müssen, um eines Theils
den französchen Hof zur deutlichen Sprache zu bringen und ihn immer
mehrers in unsere Absichten einzuziehen, anderen Theils aber die ganze
Sache durch einen allzu grossen und lebhaften Eifer nicht gar und auf einmal
zu verderben, noch uns selbsten in Fallstricke zu verwickelen.
»Wir haben also mit Frankreich die doppelte Negociation, nämlich wegen
einem Neutralitäts- und Defensivtractat und wegen dem bewussten geheimen
Geschäft, durch den Herrn Grafen von Starhemberg seithero betreiben lassen
und das erstere objectum nunmehro würklich zu Stand gebracht5), und
wir sind schon von dem französchen Hof vorläußg ersuchet worden, bei der
künftigen Commnnication des Tractats auch in seinem Namen eine an-
ständige Äusserung bei der russischen Kaiserin M. durch Ew. Exc. machen
1) In doreo die Bemerkung: »zum Vortrage vom 21. Mai 1756«.
2) Nach ausdrücklicher Kennzeichnung im P. S. 3j Vgl. S. 284 f.
4) Vgl. Nr. 71. 5) Vgl. Nr. 82. 94.
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368 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 zu lassen, weilen die beiden Höfe sich noch mit keinen Ministem beschicket
lai 22 hätten, wiewohlen Frankreich hierzu ganz geneigt seie, wann ein anständiger
Ausweg znr Wiedereröffnung der Correspondenz ausfindig zn machen wäre
und der russischen Kaiserin M. mit Abschickung eines Ministers nach Paris
den Anfang zu machen sich entschliesseii wollten, des falls der hiesige Hof
seine gute officia verwenden möchte1).
»Zu diesem letzteren haben wir uns überhaupt ganz willfährig erkläret,
aber noch nicht die geringste Hoffnung gegeben, dass der russische Hof sich
zur ersten Abschickung eines ministri einverstehen würde, als worinnen wir
der russischen Kaiserin M. . . . Gutbefinden nicht im geringsten vorgreifen
wollen; und dörften sich künftighin schon noch andere beiderseits anständige
Mittel zu Eröffnung der Correspondenz ergeben, als worzu die von Ew. Exe.
im Namen des französchen Hofs bei erfolgender Mittheilung unsers Defensiv-
tractats zu machende Äusserungen1) allenfalls den Weg bahnen könnten; und
sollte das russisch-k. Ministerium andere Vorschläge uns offenherzig an
Hand geben, so würden wir gewisslich alles mögliche anwenden, um seine
Absichten zu erreichen.
> Betreffend daa zweite Object unserer geheimen Negociation, so hat
solches ohngeachtet der von uns geschehenen und Ew. Exc. bereits zu er-
kennen gegebenen2) vorteilhaften Anerbieten noch nicht zu einer rechten
Consistenz gebracht werden können 3), und waren die Umstände schon etliche
Mal so beschaffen, als wann sich alles zerschlagen und die ganze Sache er-
liegen bleiben würde, weilen Frankreich den König in Prcnssen anfänglich
garnicht und nachhero nur insoweit fallen lassen wollen, dass ihm Schlesien
und Glatz, aber nichts anderes entzogen würde4). Alle unsere dargegen
gemachte Vorstellungen haben also nur noch so vielos gefruchtet, dass der
französcho Lüsten zu denen ihm vorgelegten Vortheilen immer mehrers an-
wachset und über die Bedenken des ministerii die Hand zu gewinnen an-
fanget, sodass viele Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, Frankreich inner
kurzem zu vergnüglicheren EntSchliessungen vermögen zu können5); zu-
malen sich der König, die Mde. Pompadour und Abbe* Bernis, der mit dem
Herrn Grafen Starhemberg die Sache tractiret, hierzu sehr geneigt erzeigen
und in Ansehung des grossen Zweifels, dass der König in Preussen unsere
und die russische Macht ausser Activität setze und die Balance im Norden
aufrecht erhalte, mithin seine Entkräftung vor Frankreich sehr nachtheilig
und mit denen von uns anerbottenen Vortheilen nicht zu vergleichen seie,
zu wanken anfangen8).
* Gleich wohlen können wir vor den Ausschlag keineswegs gut stehen,
und es dörften wohl noch zwei Couriers nach Paris und wieder anhero
abgeschicket werden müssen, bevor wir mit Zuverlässigkeit sagen können,
1) Vgl. S. 334. 2) Vgl. S. 259. 3) Vgl. Nr. 89. 94. 95.
4) Vgl. S. 257, auch S. 349 f. 5) Vgl. Nr. 93. G) Vgl. Nr. SSb.
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1756 Mai 22.
369
ob die Sache zu Stand kommen werde oder nicht. Inzwischen ist schon 1"&6
Mai 2
so vieles damit gewonnen, dass wir den Defensivtractat znm Schluss ge-
bracht, andnrch den Grundstein zu der grösseren Absicht geleget und das
Vertrauen mehrers befestiget haben; worzu noch die sehr wahrscheinliche
Hoffnung kommet, dass Preussen, wie es mit seinem englischen Tractat
geschehen ist, neue Fehltritte begehen und selbsten andurch unsere Ab-
sichten befördern werde1).
>Es wird aber hierzu ungemein viele Geduld, Vorsicht und Mässigung,
besonders aber das genaueste Einverständnuss mit dem russischen Hof und
sein ganz gleichförmiger Betrag erforderet, sonsten ist nichts gewisseres,
als dass wir selbsten die Sache, wo nicht gar hintertreiben, jedoch sehr
erschweren und unseren Feinden andurch den grössten Dienst leisten würden.
Indessen können der russischen Kaiserin M. sich von denen folgenden
Wahrheiten, wie von dem evangelio, versichert halten, dass wir alles mög-
liche in der Welt thun werden, um die grosse Idee auszuführen, dass
nicht nur die aufrichtigste Freundschaft, sondern das wesentlichste Staats-
interesse uns darzu antreibe, die russisch-k. Absichten ebenso sehr als
die unserigen zu beförderen und mit einander zu verbinden, dass alles,
was zu des Königs in Preussen mehrerer Schwächung gereichen kann,
vollkommen mit unserem Plan übereinstimme, dass wir hierzu mit Freude
die Hände bieten werden; dass aber der ganze Vorschlag in der Execution
ohne vorgängige Einstimmung des französchen Hofs allzu gefährlich, ja
ohnmöglich seie2), dass sonsten nicht nur dieser Hof, sondern auch Enge-
land und andere Mächten dem König in Preussen kräftigsten Beistand
leisten und das Unternehmen ohnfehlbar zu unserem und dem russisch-
k. Schaden ausschlagen, alsdann aber die Sache auch vor die künftige
Zeiten verdorben sein würde.
»Aus diesen ganz ohngezweifelt richtigen Wahrheiten erwachset nun
die natürliche Folge, dass der russische Hof nicht nur uns, sondern sich
selbsten einen grossen Dienst leisten und der Hauptabsicht einen er-
wünschten Vorschub geben würde, wann er bei Gelegenheit des Defensiv-
tractatB und der von Ew. Exc. im Namen des Königs in Frankreich zu
machenden Äusserung die Erklärung und Antwort so einrichtete, dasB er
zwar zur vollständigen Aussöhnung und Herstellung der Correspondenz
mit Frankreich ganz geneigt, jedoch nur alsdann hierzu erbötig seie, falls
dieser Hof in die grosso Absicht eingehen und andurch den rechten Grund
zu einem wahren Vertrauen und Einverständnuss legen sollte. Solcher-
gestalt bliebe dannoch die Gelegenheit offen, sich nach eigenem Gutbefinden
dem französchen Hof mehr oder weniger zu näheren, und dieser würde
durch die russisch-k. Äusserungen nicht wenig angetrieben, in der grossen
Absicht sich willfähriger zu erzeigen und nicht weiters so viele Rücksicht
1) Vgl. S. 331. 2) Vgl. S. 260.
Acten xur VorgoRckkht« de» Tjührigen Krii^e». 24
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370 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 für den König in Preussen zu tragen, al8 welche hauptsächlich an dem
lui 22 bisherigen Verzug Ursach ist1) und auch künftighin sein dörfte.
»Hiebei schmerzet uns der Zeitverlust am meisten, und wir erkennen
gar wohl, wie viel an der baldigen und geschwinden Ausführung gelegen
seie, damit allen nicht vorzusehenden Zufällen vorgekommen nnd dem König
in Preussen, wie auch der Krön Engeland die Gelegenheit benommen werde,
sich in rechte Gegenverfassung zu setzen.
^Allein, wann auch unsere dermalige in der grössten crisi2) stehende
Negociation noch so glücklich gehet, so kann doch solche allem Ansehen
nach vor etlichen Monaten nicht zum Schluss gelangen 3), und alsdann wäre
die Zeit schon allzusehr verstrichen, als dass noch in diesem Jahr die
Armeen zusammengezogen, in Marsch gesetzet und die Operationen zu
gleicher Zeit angefangen werden könnten, dass also diese bis in das künftige
Frühjahr ausgesetzt werden müssten4).
'Inzwischen würde alles darauf ankommen, das Spiel recht zu ver-
decken und den Verdacht, welchen Engeland und Preussen schon ge fasset
hat, auf die thunlichste Art zu verminderen, folglichen unser Vorhaben
bis zum würklichen Ausbruch geheim zu halten. Hierzu kann nun der
russische Hof durch seinen vorsichtigen Betrag und Äusserungen um so
mehreren Vorschub geben, da auf denselben Engeland und Preussen haupt-
sächliche Achtung giebet und beide von uns nichts widriges vermuthen,
solang der russischen Kaiserin M. keine determinirte EntSchliessung merken
lassen.
»Ew. Exc. können diesen Punkt nicht nachdrücklich nnd angelegentlich
genug vorstellen ; und da die Folgen von Selbsten in die Augen fallen, so
will ich desfalls in keine weitere Erläuterung eingehen, sondern wir ver-
lassen uns gänzlich auf der russischen Kaiserin M. grosse Einsicht; wir
aber werden sogleich noch einen Courier an Ew. Exc. abfertigen, sobald
wir nur eine wahrscheinliche Hoflfnung vor uns sehen, mit Frankreich zum
Schluss zu gelangen. Nebst deine muss mir wegen Kürze der Zeit noch
vorbehalten, Ew. Exc. das anverlangte Project des Offensivbündnussea 5), die
Specification unserer Regimenter und alle übrige Nachrichten zuzusenden,
als welche ohnfehlbar nachfolgen werden.«
Mal 22 99a. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 22. Mai 1756.
P. S. Reinconcept Vgl. v. Arneth V, 170 Anra. »IG; Lehmann 2S Anm.; Nande*. Beiträge I,
73 Aura. 3.
. . . »Der russische Hof gehet allzu geschwind und hitzig zu Werke,
ehe noch die Sachen reif sind, wordurch alles verdorben werden könnte.
1) Vgl. S. 349. 2) Vgl. S. 362. 3) Vgl. Nr. 80. 89.
4) Vgl. S. 261. 280. 292. 312 f. 5) Vgl. Nr. 73 c.
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1 750 Mai 22. 371
Ew. Exe. können sich also nicht sorgfältig genug angelegen sein lassen, 1?56
die dortige voreilige Schritte zu hintertreiben und begreifen zu machen,
dass Russland sich sonsten Selbsten schaden werde und auf uns sicher
verlassen könne. Alles kommt darauf an, das Geheimnuss solang möglich
verborgen zu halten.«
99b. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 22. Mai 175G. Mai 22
Reinwmcept Vgl. Ranko 193 Anra. 1.
Mittheilungen über die. Versailler Verträge.
Starhemberg habe mit Frankreich eine Neutralitätsacte und einen
Defensivvertrag mit 2 articles se*paräs und 5 geheimen Artikeln1) zu Stande
gebracht. An der sofortigen Auswechslung der Raüficatiouen sei nicht zu
zweifeln, »da alles unter des Königs und seines miuisterii Augen verab-
redet und geschlossen worden, auch überhaupt das französche Staatsinteresse
in gleicher Maass als das Unserige erforderet, dem aufmerksamen publico
den eigentlichen Gegenstand Unserer bisherigen geheimen Handlungen in
der behörigen Gestalt und insoweit, als es rathsam sciu kann, bekannt zu
machen'. Zu diesem Zwecke sei verabredet worden, dass die diploma-
tischen Vertreter der beiden Mächte den Vertrag zu gleicher Zeit und auf
die nämliche Art bekannt geben sollten. »Soviel aber die geheime Articles
anbetrifft, so sollen dieselbe bis zur vorgängigen gemeinschaftlichen Ein-
verständnuss geheim gehalten und nicht einstens den ministris in Abschrift
zugesendet werden.
»Nachdem aber unter dieser Ausnahm der russisch-k. Hof nicht wohl
verstanden werden kann, und Wir keineswegs etwas vor demselben geheim
zu halten gedenken, so . . . tragen [Wir] . . . gar kein Bedenken, Dir von
allem, was mit dem französchen Hof geschlossen worden, die Abschriften
zu dem Ende hiemit einzusenden, dass Du das dortige Ministerium von
dem ganzen Inhalt zu benachrichtigen und die Anlagen abzulesen, jedoch
mit Hinausgebung der Abschriften noch insolang Anstand zu nehmen
habest, bis ein anderer Courier mit der Nachricht von der wirklich ge-
schehenen Auswechslung der Ratificationen nachfolget; alsdann Wir Dir
auch weiters an Hand geben werden, wie Du Dich bei der förmlichen
Mittheilung des Tractats im Namen des französchen Hofs, der Uns desfalls
schon vorläufig ersuchen lassen2), zu äusseren habest.
»Wie Du nun aus der Neutralitätsacte des mehrern ersehen wirst, so
ist in solcher die ausdrückliche Clausul enthalten, dass Uns die Veran-
lassung des gegenwärtigen Kriegs zwischen Frankreich und Engeland im
geringsten nicht betreffe und Wir desfalls keine Verbindlichkeit über-
nommen hätten; auf welcher Clausul Wir um so nachdrücklicher bestehen
1) Vgl. Nr. 93. 2) Vgl. S. 334.
24*
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372 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
•
müssen , da Frankreich anfanglich die Garantie des Aachner Friedens
allzuweit erstrecken und auf den gegenwärtigen Fall ausdeuten wollen1).
»Mit gleichem Eifer haben Wir die Clausul: S. M. T. C. de son cote
ne vouhint mvcloppcr (Menne autre puissanec dam sa quereile particulüre
aree V Amjkterre etc. betrieben und ausgewürket2): da Uns solchergestalten
von keinem anderen Hof, mit dem Wir in Defensivverbindungen einge-
tretten, der Vorwurf gemacht worden kann, als ob Unsere dermalige
Neutral itätsacte Unseren anderweitigen Defenaivobliegenheiten zu nahe trette.
»Was auch den Defensivtractat anbetrifft, so bemerket derselbe nicht
nur mit deutlichen Worten, dass er purement defensif et ne tendani au
prcjwlicc d'aueum autre puissance seie, sondern es ist auch der ganze In-
halt so eingerichtet, dass er ohne alles Bedenken dem publico zu seiner
Zeit bekannt gemacht werden kann.
» Was Uns aber zum besondern Vergnügen gereichet und von Seiten
des französchen Hofs den grössten Widerspruch verursachet hat, ist der
4. Article und die darinnen enthaltene Worte: d garantir et defendre
eontre ks attaques de quehjm puvtsancp. que ee soit et pour toujours.
Worunter also nicht nur der König in Preussen, sondern auch die Otto-
manische Pforte begriffen ist, welche letztere französcher Seits mit aller
Gewalt ausgenommen und sich unter anderen auf den scheinbaren Vorwand
gesteifet werden wollen, dass ja Engeland in denen mit Uns errichteten
Tractaten von seiner Garantieleistung die Pforte namentlich ausgeschlossen
hatte und bei Frankreich, wo nicht mehrere, doch die nämliche Beweg-
ursachen vorwalteten, mithin Wir nicht von dieser Krön ein mehreres, als
vonnalen von Unsern alten Alliirten, der Krön Engeland, geschehen,
anverlangon könnten. Allein Graf v. Starhemberg bat sich hierunter, wie
in allem übrigen, nach seinen obgehabten Verhaltungsbefehlon genau
gerichtet, und Wir tragen zum Voraus koinen Zweifel, dass der bemerkte
Umstand auch dem rnssisch-k. Hof vergnüglich zu vernehmen sein werde.
»Zu Erläuterung des ersten geheimon Article wollen Wir Dir nicht
verhalten, dass Wir an Frankreich eine speciale Garantie auf den Fall
anverlanget hatten, wann der König in Preussen Uns währenden Krieg
zwischen Engoland und Frankreich entweder aus Hass und Eifersucht über
die mit dem letzternannten Hof eingegangene Verbindungen oder unter
einem anderen Vorwand, wie der immer beschaffen sein möchte, Unsere
Erblande feindlich überfallen sollte. Nachdem aber das französcho Mini-
sterium darauf fest bestanden ist, dass eine ausdrückliche Benennung des
Königs in Preussen theils überflüssig und theils wegen der Anständigkeit
bedenklich, auch in allem nach der gemeinsam beliebten Grundregel
eine vollkommene Gleichheit und Reciprocität zu beobachten seie, so ist
endlichen aus diesen Betrachtungen der beste erste geheime Article er-
1) Vgl. S. JtiO. 210. 310. 336. 2; Vgl. S. 200. 3) Vgl. Nr. 55.
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175G Mai 22.
373
wachsen, und da solcher nichts enthaltet, so Wir oder andere Höfe mit 1756
Hai 2
Rocht mißbilligen könnten, so haben Wir auch desfalls bei der Ratification
keinen weiteren Anstand erregen noch andnrch das ganze Geschäft in
grössere Weitläufigkeit und Verzögerung setzen wollen.
»Bei dem zweiten geheimen Article haben Wir zwar, nach Unserer
vor der russischen Kaiserin M. als Unsere werthiste Hundesgenossin tragen-
den Hochschätzung und Aufmerksamkeit, auszustellen gefunden, dass I.
M. nicht namentlich unter denen Mächten, so zum Beitritt eingeladen werden
sollten, mitbegriffen worden. Es hat sich aber hiebei der Anstand ergeben,
dass die Correspondenz zwischen dem russisch-k. und dem französchen Hof
sich noch nicht eröffnet befindet, und dass der lotzternannte Hof seine
Alliirte, als Schweden, Dänemark und unter anderen auch Preussen nicht
wohl mit Anständigkeit stillschweigend übergehen könnte, wann Wir darauf
bestünden, ein so andere Unseror Bundsgenossen ausdrücklich in den be-
merkten Article einzuschließen. Um also denen Bedenklichkeiten und An-
ständen auf allen Seiten auszuweichen und keinem Hof einigen Anlass zu
Beschwerden zu geben, so ist endlich der schickliche Ausweg gemein-
schaftlich beliebet worden , dass nur die in der nächsten Verwandtschaft
stehenden Höfe in dem 2. geheimen Article namentlich auszudrücken seien,
dahero auch Unserer Seits keine andere Macht als . . . des Kaisers M. . . .
benennet, jedoch mit dem französchen Hof allschon die vorläufige Abrede
genommen worden, dass künftighin der russischen Kaiserin M. förmlich und
gemeinschaftlich zur Accession eingeladen werden sollten.
»Den 4. geheimen Article haben Wir wohlbedächtlich gleich mit dem
Project der Neutralitätsaete und des Defensivtractats an Hand gegeben,
weilen Uns die ganz zuverlässige Nachricht zugekommen ist, dass der König
in Preussen sich auf das eifrigste angelegen sein lasse , wegen seines mit
Engeland eingegangenen Tractats den französchen Hof wieder zu besänftigen
und diesen zu Erneuerung des im Jahr 1741 mit ihm errichteten und in
dem künftigen Monat zu Ende gehenden Tractats ]) zu vermögen, auch sich
hierunter des durch die ausserordentliche preussische Liebkosungen völlig
eingenommenen Duc de Nivernais zu gebrauchen, als welcher wttrklich das
Project des erneuerten und erweiterten Tractats entworfen, seinem Hof zur
Begnehmung eingeschicket und mit den scheinbarsten Bemerkungen be-
gleitet hatte2).
»Um nun diese wegen ihren Folgen ungemein schädliche Absichten,
wo nicht gänzlich zu vereitlen, jedoch solang als immor möglich aufzu-
halten und zu hintertreiben, seind Wir seithero sorgfältigst beflissen ge-
wesen, Uns des rechten Zeitpunkts und der schönen Gelegenheit zu Nutzen
1) Vgl. S. 228.
2) Vgl. Nivernais' Bericht an Rouilld vom 27. Februar 175« bei Luden
Perey 391; Waddington, Renversemcnt 261.
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374 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 za machen, und haben dahero nicht nnr den Schluss des Defensivtractats,
^2 sondern anch die Verabredung des 4. geheimen Article in der Absicht
eifrigst betreiben lassen, damit eines Theils Frankreich aus Beisorge, dass
von Uns in Ansehung der Krön Engeland ein gleiches geschehen dörfte,
nicht so leicht noch ohne Unser Vorwissen seinen Tractat mit dem König
in Preussen erneuere, und dass anderen Theils dieser König durch den
ungewissen Zustand seiner Verbindung mit Frankreich und durch den
Schluss Unseres Defensivtractats in Verlegenheit gesetzet, mithin aus An-
trieb seiner allzu lebhaften und zugleich forchtsamen Gedenkensart zu neuen
und solchen Fehltritten verleitet werde, welche ihn immer mehrers von der
französchen Zuneigung entfernen und dasjenige beförderen helfen möchten,
was Unsere überzeugendste Vorstellungen und Anbringen zu bewürken nicht
vermögend wären1); maassen Wir gar wohl einsehen und erkennen, wie
schwer und bedenklich es dem französchen Hof fallen müsse, von seinem
festgestellten Staatssystemate und denen eingewurzelten Vorurtheilen auf
einmal abzuweichen und ganz neue Verbindungen einzuschlagen2).
»Gleichwohlen ist nunmehro durch den 4. geheimen Article ein guter
Grundstein darzu geleget, und wie Graf Starhemberg aus des französchen
ministerii Äusserungen und Umständen dermalen mit aller Wahrscheinlich-
keit urtheilet, so wird zu Erneuerung des Tractats mit Preussen kein
weiteres Verlangen geäusseret3) und auf die Mittel fürgedacht, die von
Preussen mit Vorwissen und Begnehmung des englischen Hofs angesonnene
Mediations- Vorschläge und -Handlung mit guter Art gar abzubrechen; wie
dann auch die letzte französcho Antwort1) darzu den Weg bahnet und auf
der Zurückgab aller ohne vorgängige Kriegserklärung hinweggenommener
französchen Schiffen als auf einem Präliminarpunkt und conditume sine qua
non ohnabänderlich bestehet.
> Inzwischen ist ohnsebwer vorzusehen, dass Engeland über Unsere
mit Frankreich eingegangene Neutralität»- und Defensivverbindung sehr auf-
gebracht und solche mit den gehässigsten Farben abzumalen beflissen sein
werde. Allein, sobald der Satz, dass die amerikanische Strittigkeiten Uns
nicht im mindesten betreffen, wie es in der That ist, seine vollständige
Richtigkeit hat, so kann Uns um so weniger mit Billigkeit verarget werden,
dass Wir auf Unsere eigene Sicherheit noch in Zeiten bedacht gewesen,
da Engeland nicht nur mit Worten, sondern durch die That selbsten der
ganzen Welt vor Augen geleget hat, dass es künftighin nach einem ganz
neuen systemate zu Werke gehen, an dem continenti keinen sonder-
lichen Antheil nehmen5) und seiner tractaten massigen Obliegenheit in Ver-
teidigung deren Niederlanden kein Genügen leisten, sondern den König
in Preussen in der Allianz obenan und allenfalls an Unsere und der
I) Vgl. S. 369. 2) Vgl. S. 367. 3) Vgl. S. 309. 4) Vgl. S. 205 Anm. 1.
5) Vgl. S. 169. 209. 223.
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1756 Mai 22 — Mai 26.
375
russischen Kaiserin M. Stelle sotzen. auch dem ernannten König sein ganzes t756
Vertranen zuwenden wolle,« zumal da auch die Republik Holland erklärt
habe, an dem englisch - französischen Kriege keinen Antheil nehmen zu
wollen1). . . .
100. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 25. Mai 1756. Mai 25
Nach der Urschrift.
. . . »Der hiesige Hof fahret in seinen guten Dispositionen und willigen
Concurrenz zu dem grossen Vorhaben in einem Eifer fort'2) und ist der-
malen f Urnamiich mit der Remontirung der Kürrassiers- und Dragoner-
regimenter beschäftiget. In dieser Absicht nun hat man den russischen
Edelleuten durch ein förmlichen Ukas die nöthige Pferde herbeizuschaffen
aufgetragen. Da man nun auf die Farbe nicht sehen und für ein Kürassier-
pferd 60, für ein Dragonerpferd aber 30 Rubel bezahlen wird, so werden
die nöthige Remontapferd mit nächstem beisammen sein können. . . .
>Ganz Petersburg ist voll, dass es mit Preussen zum Krieg kommen
werde. Ew. Exc. vermag ich also nicht genugsam auszudrucken, mit was
grossem Verlangen man hiesiger Seits auf unsere allerhöchste finale Ant-
wort warte3).«
101. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 486 fol. 1073]. 26. Mai 1756. Mai 26
W. K. A. Nach der Urschrift.
>Bohn General . . ., dass es . . . bei dem für die Festungen in
Vorderösterreich4), Böhmen, Mähren*), Hungarn, Siebenbürgen, Slavonien
und Tirol angewiesenen Geldquantum verbleibe, auf Instandsetzung Peter-
wardeins und sodann Temeswar6) die vornehmsten Augenmerk zu tragen,
auch hierauf das von dem heurigen Fortificationsfundo übrig verbleibende
Geldquantum zu verwenden seie, betreffend. *
1) Vgl. S. 190. 212. 2) Vgl. Nr. 92. 3) Vgl. Nr. 99. 73 c.
4] Das Hofkriegsrathsprotokoll vom 5. Mai 1756 lautet: > Daun Leopold
General, welchen Falls die umb hiesige Stadt [Wien) erforderte Pallisaden bei-
geschaffet und gesetzet werden mögen.« INr. 82 'fol. 908.) W. K. A.J
5) Vgl. Nr. 98.
6} Unter dem 26. Januar 1756 findet sich der Erlass an v. Bobn registrlrt,
>dass auf die Befestigung doren drei Gränizfestungcn Olmütz, Peterwardein und
Temeswar der fundus fortificatorius vorzüglich angewendet, folglich für die
Feste Ofen nur so vieles Geld, als ohne Zurücksetzung obenangezogener Gräniz-
festungen entbehret werden möge, angetragen werden solle.« Hofkriegsraths-
protokoll Nr. 408 [fol. 150J. (W. K. A.]
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37() Österreichische Acten zur Vorgeschichte doB siebenjährigen Krieges.
1756 102. »Copia eines geheimen Vortrags an der Kaiserin-Königin M.
Ial 20 von dem Cabinetssecretario Herrn Baron von Koch ') ; communicirt 2) den
26. Mai 1756.«
Abgedrückt bei Lebmann, M. I. ü. 0. XVI, 4>1 ff. Vgl. Lebmann 3« Anm. Delbrück, Pr.
Jahrb. M, 42; N»ud<«, Beitrage I, M5 ff.; II, 201 Anm. 2. 220 ff. 227; Ko*er II, 2« f.
Österreich kann weder überhaupt allein noch insbesondere bei dem augenblicklichen
Zustande seines Militäncesens einen Angriß auf Prcussm wagen.
» Allergnädigste Kaiserin und Frau, Frau!
»Die Anzahl gesamter in denen hieraussigen Erblanden befindlichen
regulirten Truppen3) bestehet aus 25 Regimentern zu Fuss von 4 Batail-
lons, aus einem von dreien und aus 10 Bataillons mit EinbegrifT des
ßiebenschönischen ; aus 17 Kürassiersregimentern, aus 10 Dragoner und
aus 9 Hussaren.
»Von solchen liegen in Hungarn, Siebenbürgen, dem Bannat und
Slavonien 6 Regimenter zu Fuss nebst 9 Bataillons, 14 Kürassiers-, 8
Dragoner- und 7 Hussarenregimenter , in denen teutschen Landen aber
22 zu Fuss zu vier Bataillons, 6 zu dreien und dem Siebenschönischen
Bataillon, 3 Kürassiers- 2 Dragoner- und anderthalb Hussarenregimenter.
»Von Infanterie scheinet gar nicht rathsam, aus Hungarn und denen
angrenzenden Landen was hinwegzuziehen, ausser höchstens zwei Batail-
lons von Teutschmeister nebst beeden Gronadierscompagnien und auch
diese nicht änderst, als sie würden durch ebenso viele in .Garnison zu
dienen annoch fähige Invaliden abgelöst.
»Von Cavallorie, scheinet, müssen am wenigsten ein teutsches und
ein Hussarenregiment in Siebenbürgen, zwischen dem Bannat und Slavonien
eines und in Hungarn selbsten ein Hussaren und vierthalb teutsche ge-
lassen werden.
»Die Anzahl derenselben scheinet bei dermaligen Umständen eher zn
wenig als übersetzet, nachdem in Hungarn sowohl als in Croat- und Sla-
vonien an Missvergnügten es gar nicht fehlet, die Acatholische überhaupt
und ein grosser Theil deren Rätzen es ebenfalls seind, das kürzlich in
dem Generalat in Croatien und auf sichere Art auch in Slavonien aus-
gebrochene Feuer unter denen Aschen etwa noch glimmet, auch gar
nicht unmöglich endlichen ist, dass wegen des bei seinen Glaubens-
genossen oder habenden oder zu finden verhoffenden Anhangs der Lust
den König von Preussen ankommen dörfte, eine Diversion in Hungarn vor-
zunehmen.
1) Biographische Notizen vgl. bei Naud6, Beiträge I, 30. 54 ff.
2) D. h. dem Grafen Kaunitz.
3) Vgl. zu den folgenden Angaben die »Dislocation gesamter k. k. Infanterie-
und Cavallerieregimenter pro 1756t, abgedruckt bei Lehmann, 112 ff., auch Bei-
lage 4.
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1756 Mai 26.
377
»Und endlichen muss die Hälfte wenigstens eines Kürassier- oder 1756
Dragonerregiments, dessen andere Hälfte in die nächste hungarisohe Ge- 2
spanschaft verleget werden könnte, zu Ew. M. . . . Bedienung allhier sein.
»Verblieben solchem nach von gesamter Gavallerie zum anderweiten
Gebrauch 18 teutsche und 5 Hussarenregimenter.
>An Infanterie lasset die hiesige Besatzung nicht wohl sich vermin*
deren; nach Innerösterreich kann nicht weniger als 5 Bataillons, nach Ober-
österreich nicht weniger als einen oder zweien gelassen werden.
-Müssten dahero, wann auch eine Bataillon von Teutschmeister nebst
beeden Grenadierscompagnien zu Ablösung von Waldeck anhero und die
andere nacher Oberösterreich gezogen wurde, von einem deren allda stehen-
den jungen Regimenter eine Bataillon; in Innerösterreich aber kann [von]
Harrach, Moltke, Browne und Ahrenberg auch eine zurück gelassen und
die fünfte allda zu verbleiben habende Bataillon von Maquire aus Tirol
genommen oder Triest mit einem Bataillon Granitzer besetzet werden.
»Vorhanden wären auf solche Art zur Eintheilung zwischen Böheim
nnd Mähren in allem 14 Regimenter Infanterie zu 4 Bataillons, 12 zu
dreien und der Siebenschönsche Bataillon nebst 53 Grenadierscompagnien,
in der That aber zu denen Operationen mehrers nicht [als] 53 Grenadiers-
compagnien und Sl Bataillons, weilen die vierte Bataillon von denen 12
Regimentern theils zu Besatzung und einem kleinen Riserva vor alle sich
ereignen könnende Vorfallenheiten, theils in der Absicht zurückzubehalten
wären, nm sowohl die übrige zu denen Operationen go widmete so stärker
ausrucken zu machen, als das ganze Jahr hindurch die Werbungen in ihren
Stationen fortsetzen zu können.
»81 Bataillons, zu 550 Köpfen gerechnet, machton . . 11500
53 Grenadierscompagnien pro 100 5300
22 teutsche Cavallerieregimenter zu 800 >) 17600
nnd 7 Hussaren zu 600 2) 4200
716003)
»Da jedoch zu Anfang der Campagne einen Abgang von ungefähr
3 000 Mann bei der Infanterie und von 1600 Mann bei der Cavallerie an
unberitten- oder sonst abgängiger Mannschaft haben, mithin das Totale znr
Operation bestehen dörfte und zwar:
die Infanterie aus 16800 4}
und dio Cavallerie aus ' . . . 20200
zusammen also aus 67000 M.5),
die mit 10 000 Irregulirten allenfalls verstärket werden könnten.
1) Vgl. Nr. 6. 32. 2) Vgl. Nr. 60. 61.
3) Vorlage: 81700. 4) Vorlage: 56800.
5) Vorlage: 77000.
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378 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 »Und dieses scheinet das meiste, so bei dermaliger Verfassung — nicht
*Hi 26 ohne grosso Mühe — zusammen gebracht werden kunnte1), auch zu Formirung
einer considerablen Armee wider einen so mächtigen Feind als der König
zwar zureichend, nicht aber zu zweien, zu Vornehmung einer offensiven
Operation wären2), nebstdeme die Truppen sehr weit auseinander gestreuet
liegen, sonderlich die Cavallerie, und auch alsdann, wann die Armee eins-
mals beisammen, vornämlich aber, bevor sie beisammen, ein namhaftes
corpo zu Defendirung oder in Mähren oder in Böheim zurück gelassen
werden mflsste, in der Ungewissheit, wohin seines Orts die feindliche, um
vieles näher concentrirte Macht sich wenden dörfte. Zu Zusammensetzung
einer grösseren Armee bliebe nichts übrig ausser wenig Tausend Irregulirten,
dio doch unumgänglich oder von Ew. E. M. eigenen oder von fremden
Truppen zu sein scheinet, um ein baldig glückliches Ende dem Krieg zu
inachen, und ohne welchen selben anzufangen nicht geringen Bedenken
unterworfen wäre, nachdem der russische Beistand allein darzu nicht zu-
langete3) und etwa auch Preussen eine Verstärkung von Hessen, Wolfen-
büttel und Hannover überkommen kunnte, im Fall Frankreich nicht auch
seines Orts oder wider Preussen selbst oder doch wider Hannover agirtc4).
»Zu Formirung einer zweiten Armee wären wenigstens 40 bis 50 000
Mann nöthig.
»Von Ew. K. M. regulirten eigenen Truppen kunnton nichts als ein
Theil deren niederländischen oder ein Theil deren westphälischen gezogen
werden. Die ersteren wären, soviel mir wissend, completter als die zweite,
auch mit der Feidequipage mchrers versehen, nachdem sie diese Jahr hin-
durch campirot haben; zweifle jedoch sehr, ob bei dermaligen Umständen
Ew. K. M. so leichtlich entschliessen Sich werden, einen Theil davon
herauszuziehen r>), insolang besonders als Hoffnung vorhanden, eine Di-
version an Preussen durch Frankreich zu machen, zu welchen sodann ein
Theil deren niederländischen nebst denen pfälzischen stossen könnten.
»Sobald Neapel dem Defensivtractat beigetreten c) und von dem
concorto wider Preussen mit ist, scheinet unbedenklicher, wann 5 Regimenter
zu Fuss nobst dem Dragonerregiment7) aus Italien zu ziehen; nebst deme
aber eine so gar grosse Verstärkung selbe allein eben nicht machoten, so
dunket mir, es lasse sich wegen der niederländischen so wenig, als wegen
deren wcllischen ein eigentlicher Entschluss der Zeit noch fassen, bevor
mit Frankreich man näher dos Königs von Preussen wegen zu Stand
gekommen.
»Und wollten endlichen auch eine Augmentation bei denen hiesigen
Truppen Ew. M. vornehmen mittels 200 Mann und Pferden bei jedem
1) Kaunitz rechnete am 19. April 1756 auf 100000 [vgl. S. 312], am 13. März
1756 auf 80000 Mann, vgl. S. 261. 2) Vgl. S. 254. 311. 363. 369.
3) Vgl. S. 369. 260. 4) Vgl. S. 296. 311. 5) Vgl. S. 166.
6) Vgl. S. 252. 7) Jung-Modena.
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1756 Mai 26. 379
Regiment zu Pferd1) und mittels 1 Compagnien bei jedem zu Fuss, so 1756
kunnde [es schwer fallen] , aus Abgang der Leuten selbe zu Stand zu **a' 2
bringen, wann eine Möglichkeit auch wäre, mit denen darzu erforderlichen
Pferd- und Geldern aufzukommen; beede letztere würden sich doch immer-
dar leichter noch als die Leut etwa finden.
»Kathete dahero, die Augmentation bloss bei der Cavallerie vorzunehmen,
als an welcher ohnedem ein Abgang respectu der Infanterie ist; in An-
sehung der Infanterie aber mit fremden, in Sold nehmenden Truppen als
mit Würzburgern, Württembergern und etwan mit Bayern sich auszuhelfen.
»All obiges führe in der Absicht kürzlich an, um in aller Unter-
tänigkeit darzuthun, wie beschwer- und bedenklich meines mindesten
Ermessens es seie, den Krieg annoch heur anzufangen2), und wie unmög-
lich forder ist, eine zweite Armee annoch heur zusammenzubringen,
nachdem mit Frankreich der geheime Tractat noch nicht geschlossen, mit-
hin auch Ew. M. noch nicht wissen, ob selbe Antheil an dem Krieg wider
Preussen werde nehmen wollen, mit Russland Selbsten nichts standhaftes
noch concertiret, von sehr vielen zu einem offensiven Krieg vorzukehren-
den Anstalten sehr viele noch manglet, wegen denen zu einem so kost-
baren Krieg unentbehrlichen grossen Auslagen kein systema noch gefasset,
weniger auf Instandsetzung deren niederland- und sonderlich deren wellischen
Truppen nichts noch veranstaltet, endlichen auf eine bei denen hiesigen
vorzunehmende Vermehrung nicht einmal gedacht, geschweigen Hand an-
geleget worden.
»Das pressanteste bei dermaligen Umständen wäre meines mindesten
Ermessens dahero:
1) »den mit Frankreich geschlossenen Defensivtractat auf das eheste
ptibliciren zu machen3), weilen solches den König von Preussen mehr als
einmal nachdenken machen wird, der erstere Ew. M. anzufallen, mithin
Allerhöchstdieselbe Zeit gewinnen, mit minderer Gefahr in Böheim sowohl
als in Mähren sich zu verstärken, den geheimen Tractat mit Frankreich,
wo nicht zu Stand, doch ihre diesfällige Gesinnung ins Klare zu bringen,
endlichen die diesseits zu machende Veranstaltungen mit so mehrerer Ruhe
und Bequemlichkeit vorzukehren.
1] Klinggräffen berichtete am 24. März 1756, cb seien Befehle ergangen, die
Cavallerieregtmenter durch je 200 Mann und Pferde auf 1000 Mann zu augmen-
tiren, in der Meinung, dass die Regimenter 800 Mann stark wären. In Wahrheit
besässen aber nur die vollzähligsten eine Stärke von 800 Mann. Auch der fran-
zösische Gesandte in Wien, Aubeterre, berichtete am 11. Februar 175G: >On parle
de remettre les regiments de cavalerie, dragons et hussards a mflle chevaux,
ce qui ferait une augmentation de 10000, savoir 6000 pour la cavalerie et les
dragons et 4000 pour les hussards.« [Pariser Archiv des auswärtigen Ministeriums.]
In Wahrheit ist ein solcher Befehl zur Zeit nicht erlassen worden. Vgl. Nr. 154.
155. 156. 2) Vgl. S. 370. 3) Vgl. S. 369. 374.
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380 österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 2) »die Regimenter in Böheim sowohl als in Mähren den ersten Au-
lai 26 gU9£j beisammen campiren ') und nnter dem Prätext der Quartierablösung
von denen nächst in Hangarn liegenden Cavallerieregimentern zwei nacher
Böheim und, wo nicht zwei, doch eins nacher Mähren aufbrechen zu
lassen2).
3) >die woiters entfernte unter einstens näher heraufrücken und in
zwei differenten Orten, die eine unweit den mährischen, die andere unweit
den österreichischen Oranitzen campiren zu lassen3}.
4) »Cavallerie sowohl als Infanterie beständig fortwerben zu lassen,
ohne darauf zu sehen, ob sie complett oder supercomplett seind, unter dem
Vorwand, Ew. M. wollten auch bei Dero Armee die supernumerarii ein-
führen4), in der That aber, um die Augmentation der Regimenter, wann
cinsmal dieselbe resolviret, so geschwinder zu Stand zu bringen;
5) »das nämliche auch mit denen in Italien stehenden Regimentern
zu thun 5}; an Pferden aber vor jetzo
G) »bloss 1500 bis 2000 Stück, thcils zu Ersetzung des entzwischen
sich ergebenden Abgangs, theils zu einigem Überschuss, insgesamt jedoch
ausserhalb denen Erblanden zu bestellen, um die in denen Erblanden be-
findliche, auf den Fall zur wflrklichen Augmentation es kommt, so näher
an der Hand zu haben; nebst demo in sich sehr ungewiss ist, ob sodann
Hannover auf preussisches Ansinnen zn Ew. M. Dienst deren einige durch
sein Gebiet durchlassen würde6);
7) >die in denen Erblanden vorhandene diensttaugliche in der Stille
zu beschreiben und den Verbot wegen deren Pferdenausfuhr von nun an
zu publiciren ;
8) »zur Zeit des Campemonts eine proportionirte Anzahl von Feld-
stücken, die dem Vernehmen nach fast alle allhier seind, nebst einigen
Haubitzen dahin zu schicken, damit Browne und Piccolomini einige Artillerie
gleich Anfangs bei der Hand haben, woferne preussischer Seits ein gäher
Einfall in das Land beschehete 7) ;
9) »in der Stille sich erkundigen, ob gesamte Regimenter, besonders
die von der Cavallerie in nungarn und die von der Infanterie in Inner-
und Oberösterreich mit Feldrequisitcn versehen, die nämliche Auskunft auch
10) »in Ansehen deren Irregulirten einzuholen, endlichen
11) »von Grafen Chotekfi) eine Specification ab[zu]forderen, wie viele
zu Besatzungen, dann zu Bewachung der Magazinen zu gebrauchen seinde
Invaliden in denen Ländern;
1) Vgl. Nr. 69. 2) Vgl. Nr. 96. 3) Vgl. Nr. 125.
4) Vgl. Beilage Nr. 4. 5) Vgl. Nr. 81 und Nr. 136.
6) Vgl. Nr. 127. 156. 7) Vgl. Nr. 127.
8) Graf Johann Chotek, Oberkriegscommissar.
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1756 Mai 26.
381
»desgleichen wie viele dabei anzustellende, ab aerario eine Pension 1756
geniessende Officiers vorhanden, um anch dererselben bei anabrechendem
Krieg sich bedienen zu können.
'AU dies Hesse meines mindesten Ermessens ohne sehr grosse Un-
kosten, anch ohne besondern Geschrei und Aufsehen sich veranstalten, und
vorbereitete zugleich unendlich vieles, so bei einem ausbrechenden Krieg
von überaus grossem Nutzen wäre und zu Sicherheit derer Länder ge-
reichete.
»Mittler weil sehete man, wie die Weltsachen sich anliessen, ob der
Krieg zwischen Frankreich und Engeland fortdauren werde, auch ob
Frankreich einigen Theil, und auf was Weise, an dem wider Preussen
nehmen wolle, nm hiernach die weitere Maassnehmungen auch diesseits
nehmen zu können.
»Ginge es nach meinem geheimen Wunsch, so kommeten zu mehrerer
Bedeckung deren Länder mehrere Truppen, sonderlich an Cavallerie, und
zwar diesen Sommer noch, nacher Böheim und Mähren zu stehen, und
würde all übriges den Winter hindurch zubereitet, dio Operationen selbstn
aber bis künftiges Frühjahr ausgestellt, mit Kussland entzwischen alles,
und insoweit es nöthig und nach Beschaffenheit der allda findenden Ge-
sinnung nützlich, auch mit Frankreich verabredet, nm mit so mehrerem
Nachdruck von allen Seiten gleich Anfangs, wann es doch sein solle, zu
operiren.
»Frankreich muss den grossen Werth des bei Zustandkommung des
geheimen Tractats ihme zukommenden Vortheils allzu wohl erkennen, um
der Unternehmung wider Preussen entgegen zu soin; möchte aber, wie
aus des La Ville entworfenen Antwort erscheinet1), dass nicht allzuviel an
Geldes ihm koste, und möchte sonderlich, dass der König nicht öffentlichen
Antheil an dem Krieg nehme. Ew. K. M. . . . Diensts ist dargegen meines
mindesten Ermessens, dass nebst dem Geldbeitrag Frankreich auch werk-
thätig mit operire2), um vor beständig mit Preussen sich abzuwerfen.
Wünschte dahero wohl sehr, dass die dritte Armee aus Franzosen und
Pfelzern bestünde, zu denen ein Theil der niederländischen stossen knnnte,
woferne die Operation unmittelbar wider Preussen und nicht wider Han-
nover gerichtet wäre.
»Wäre aber Frankreich darzu nicht zu bewegen, so wäre meinos
mindesten Ermessens zu überlegen, auf was vor eine andere Weis die
dritte Armee erstens zusammenzubringen, zweitens in was vor einer
Gegend dieselbe zn operiren hätte, und endlichen drittens, ob ohne Zu-
sammenbringung einer dritten und zwar einer ergiebigen Armee mit Russ-
lands Beihfllfe allein der Krieg wider Preussen zu unternehmen seie, als
welcher sehr gefährlich ausschlagen knnnte, woferne man [nicht] eine ge-
1) Vgl. Nr. 82 b. 2) Vgl. S. 311.
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382 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
175G gründete Hoffnung hätte, mit dermaassigem Nachdruck den Krieg zu führen,
fal 20 dass selber in einer oder höchstens zwei Campagnen zu End sein müsste.
»Kussland scheinet in der besten Disposition zu sein, zugleich aber
allzu hitzig und in die hiesige Situation nicht genug einzugehen1). Wird
also nicht geringe Kunst brauchen, eine so beschaffene Antwort durch
Esterhasy der Zarin zu geben, die in der nämlichen Gesinnung die Zarin
noch mehrers befestige und auf die Gedanken dieselbe nicht verfallen
mache, als [ob] man allzusehr vor Preussen diesseits sich förchte, durch an-
ständige Ursachen ihr jedoch begreifen mache, des beederseitigen Interesse
Ew. K. M. sowohl als des ihrigen zu sein, den Winter hindurch still zu
sitzen und sich dessen beederseits zu denen vorzukehrenden Anstalten zu
Nutzen zu machen.
^Befindeten sich jedoch einsmals mehrere Truppen in Böheim und
Mähren und der Krieg von Ew. If. festiglich resolviret, so glaubete, es wäre
sich diesseits garnicht darwider zu setzen, vielmehr zu wünschen, dass der
Lust der Zarin ankomme, im Winter noch zu brechen, weilen ihre Armee
viel weniger als die preussische durch die Kälte leiden 2), keine Conqueten
auch Preussen wider selbe im Winter machen kunnte, der die preussische
aber durch eine Winter-Campagne merklich abmatten Wörde, mithin mit so
mehrerm Success im Frühjahr mit diesseits ausgerasteton Truppen operiret
werden kunnte.
;> Vor allem wünschte endlich, dass oder dem Grafen Neipperg oder
einem anderen erfahrenen Generalen, — wann doch ans Beisorg des secreti
General Browne darvon noch nichts wissen soll, — die Obsorg aufgetragen
würde, einen der Zarin vorzulegenden Operationsplan zu entwerfen3), worzu
jedoch Niemand tauglicher als Browne wäre, wann änderst Ew. K. M. annoch
entschlossen, Dero eigene Armee ihme anzuvertrauen.
»Und noch mehrers fast wünschte, dass dem Grafen von Königsegg4)
anbefohlen würde, unter einem anderen Vorwand die in Ilolland aufzubringen
hoffende Anticipation von zwei Millionen sobald möglich zu Stand zu bringen,
dem Grafen von Chotck h) aber, auch seines Orts um mehrere sich umzusehen,
die anjetzo ihm garnicht schwer, bei einem einsmals ausgebrochenen Krieg
um sehr viel härter aufzubringen sein werden.«
1) Vgl. Nr. 99. 99 a. 2) Vgl. S. 324. 3) Vgl. S. 370.
4) Präsident des niederländischen Finanzraths.
5) Graf Rudolph von Chotek, Präsident der Ministerial-Hof-Baneodeputation
und dos Univcrsal-Coromercdirectoriums.
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1756 Mai 26 — Mai 29.
383
102a. Baron Koch an den Staatskanzler Kaunitz. [26. Mai 1750 ').] 1^6
' 1 Mai 26
Mach einer Abschrift Abgedruckt bei Lohmann, M. I. Ö. 0. XVI, 4s7. Vgl. Lehmann 36
Arnn. 3; Naud«<, Beiträge II, 222.
Übersendet die voranstellende Denkschrift.
»L'Imperatrice m'a renvoye* . . . la note quo j'ai pris la liberte" de lui
präsenter, il y a pres de dix jours, et dont j'eua l'honneur de parier ä
V. Exc. avant-hier.
»Je n'ai pas 6te* en e"tat de satisfaire plus tut a vos ordres, Monseigneur,
en voua en communiquant une oopie, puisque je n'en avais pas moi-mlme ;
l'ayant a präsent de retour, je crois ne pouvoir mieux faire que de joindre
ici l'original2).
»8. M., aecoutamee ä lire mon mauvais caractere, le lit sans peine;
je ne aais si V. Exc. en fera autant, et si Elle l'ordonne, je Lui en ferai faire
une copie d'une main aussi affide*e que la mienne.
»II s'en faut de beaueoup que la matiere soit assez ddduite : quantite des
points et des obaervations seraiont ä y ajouter, et mon intention tftait unique-
ment ä faire voir en raecourei a S. M. sa Situation prdsento dana aon interieur,
le degr£ de poasibilite oü eile parait, pouvoir aller avec sea proprea forcea,
et que, pour pouvoir meme aller ai loin, sana expoaer la monarebie ä dea
risque8 trea grandes, il manque quantite dea diapositions et arrangementa
qui exigent une infinite de tempa et d'argent, et auxquela il ne paraft paa
meme qu'on aonge: j'ai remarques en bref ce qui pourrait etre le plua
pressant, et si noua n'y prenona bien gardo, il noua coütera peut-etro, dana
la position präsente de nos troupes avec tres peu de cavalerie en Bohfme
et Moravie, sans nn plan meme defenaif de [l'opcration] oü lea asaembler
en cas d'une invasion subite du roi de Prusae — et si noua n'y prenona bien
garde, dia-je, il noua coütera pout-etre plna de peine a le deUoger de la
Boheme ou de la Moravie, de co que nous croyona qu'il pourrait nous en
coüter a reprendre la Silesie.
»Si, par Ses lumiercs auperieures, V. Exc. y trouve quelque choae
d'important, je La aupplie d'en faire usage commc de Ses propres peusees,
et sans quo j'y paraiaae, aupres de S. M. l'Empereur, et si non, je La
supplie de regarder ce tout comme non dit.«
103. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 29. Mai 1750. Mai 29
Nach dem Beinconcept. Abgedruckt bei v. Arueth IV,"45r>.
Die Beantwortung seiner Berichte vom 13. 3) und 20. Mai4), ina-
beaondere der franzöaiachon Erklärungen vom I.5) und 11. Mai6) erfordere
reifliche Überlegung.
1) Bemerkung in dorso.
2) Vgl. Nr. 102. 3) Vgl. Nr. 88. 4) Vgl. Nr. 97. 5) Vgl. Nr. 82b.
6) Vgl. Nr. 88 a.
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384 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 »Die zu fassende EntSchliessung ist gross. Und ob zwar noch keine
lai 29 Conferenz hierüber gehalten worden, so sind mir doch beeder K. Majestäten
. . . Gesinnungen allschon insoweit bekannt, dass Ew. Exc. begwaltiget . . .
werden dörften, in Ansehung nnsrer Bewilligungen •) ja und zugleich nein
zu sagen. Ja, wann die comlitiones sine qua non von Frankreich bewilliget
würden; nein, wann dieses nicht erfolgte und auf dem bisherigen Fuss
fernerhin tractiret werden wollte2). Billigkeit und Standkaftigkeit sind die
einzige Mittel, auf ein- oder die andere Art au3 der Sachen mit Ehre und
Mutzen zu kommen.« . . .
Mai 2u 104. Vortrag des Staatskanzlers Kaunitz über die Abtretung der
gesamten Niederlande. Laxenburg, 29. Mai 175C.
Nach der eigenhändigen Urschrift. Tgl. t. Arneth IV, 450 ff.; Rank» l'J'J; Lehmann 33; B»r,
M. I. Ö. «. XVII, 116; N»ude\ Beitrüge I, 74. 77 f.; II, 211. 22».
Itlith unter geteissen Bedingungen zur Einwilligung.
»Gehorsamstes Dafürhalten mein, Hoff- und Staatskanzlern, über die
von des Kaisers M. den 23. Maji 1756 ... vorgelegte und hier beiliegende
zwei Fragen3).
Ad lmam. >Dass die Niederlande sowohl in dem politischen Betracht
als nach ihrer Ertragnuss ein sehr edles Kleinod des . . . Erzhauses seien,
wird von Niemanden misskennet und in Abrede gestellet werden.
»Nichts als ein noch grösserer Vortheil vor die Monarchie und der
äusserste Nothstand kann deren freiwillige Abtrettnng rechtfertigen.
»So gewiss und klar nun dieser Satz an sich ist, so gewiss und un-
widersprechlich ist andererseits, dass der König in Preussen dor gefährlichste
Feind des . . . Erzhauses seie, dass seine Macht durch die Acquisition
von Schlesien verdoppelt worden, dass eine neue Acquisition durch Krieges-
oder andere mögliche Zufälle ihm das völlige Übergewicht geben würde,
dass die violente Umstände, worinnen sich die beide Mächten vor dermalen
befinden, in dio Länge nicht bestehen können, dass eine oder die andere
Macht die Oberhand gewinnen müsse, dass aber die grössto und beständige
Gefahr über dem . . . Erzhaus schwebe, und dass es dannhero umb nicht
weniger als umb die Aufrechterhaltung der catholischen Religion, der
1) D. b. Abtretung der gesamten Niederlande. 2) Vgl. S. 362 ff.
.'}) Diese beiden Fragen lauteten:
1. »ob dem allerhöchsten Interesse bei Gogeneinanderhaltung des Vortheils
und Schadens vorträglicher seie, es bei dem Dcfensivtractat bewenden
zu lassen, oder
2. »ob in die Abtrettung der Niederlanden und mit was für Bedingnussen
einzuwilligen seie?«
Die Conferenzberathung Uber die Frage der Abtretnng der Niederlande fand
am 2. Juni 1756 statt. Ein summarisches Protocoll vgl. bei Schulenburg 27 ff.;
vgl. v. Arneth IV, 555 Anm. 541.
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1756 Mai 29.
385
allerhöchsten k. Autorität, der Reichs Verfassung and nmb die Wohlfahrt, 1*56
ja, wann ich es frei sagen darf, um die künftige Existenz des . . . Erz- Mai 2
hanses zu thun seie. Hit der Abhelfung eines solchen nahen und grossen
Obels kann nichts in Vcrgleichung gestellet werden ; und da die Sachen
bereits in so vielen Conferenzien, Vortragen und Rescriptsaufsätzen auf
das vollständigste erschöpfet und erläutert worden, so nehme billigen
Anstand, in überflüssige Wiederholung einzugehen. Nur kann ich mit
Stillschweigen nicht übergehen, dass bei genauer Erwägung aller Umständen
der Verlust der ganzen Niederlanden meines wenigen Ermessens allein
dardurch reichlich ersetzet würde, wann man hiermit die völlige Entkräf-
tung des Königs in Preussen erkaufen könnte. Wird nun noch darzu die
Wiedereroberung Schlesiens und der Grafschaft Glatz mit in die Wag-
schale geleget, so wäre der Verlust der Niederlanden für den grössten
Gewinnst zu rechnen, und dem . . . Erzhaus könnte nichts glücklichen
noch erwüuschlicheres widerfahren.
«Hierauf ist mein vorzügliches Augenmerk schon seiter dem Aachener
Frieden1] beständig gerichtet gewesen. Da aber in Staatssachen alles auf
den rechten Gebrauch der Zeit und Gelegenheit ankömmt, so glaube,
meinen Pflichten darinnen ein Genügen geleistet zu haben, dass zur Zeit,
als ich Selbsten zu Paris gewesen2], den innerlichen Antrieb gemässiget,
hingegen aber mit desto grösserem Eifer die dermalige Umständo nicht
aus Händen zu lassen mich beflissen habe.
> Der erste diesseitige Vorschlag 3) hat sich zwar nur auf einen massigen
Theil der Niederlanden erstrecket, und man würde unbesonnen gehandelt
haben, mit grösseren Anerbieten allzu voreilig hervorzutretten. Ich kann
aber nicht in Abrede stellen, und es geben auch die bisherige Aufsätze
und Rescripten4) genugsam zu erkennen, dass ich mir niemalon mit der
Hoffnung geschmeichelt, die grosse Idee ohne Aufopferung der ganzen
Niederlanden zur Vollkommenheit bringen zu können. Die politische Be-
trachtungen, welche der Krone Frankreich missrathen, nicht nur das . . .
Erzhaus von seinem gefährlichsten Feind zu befreien, sondern auch das-
selbe zur Vermehrung seiner Macht gelangen zu lassen, fallen von Selbsten
in die Augen, und um solche, wie auch das von saeculis her eingewurzelte
Vorurtheil zu überwinden, werden gleichwichtige Bewegursachen erfordert,
welche nicht bloss in der Cession eines Theils der Niederlanden bestehen
können.
>Wer einen grossen Endzweck vor Augen hat, würde sich Selbsten
verblenden, wann er die darzu erforderliche Mittel nicht ergreifen und
dasjenige, was ihm beschwerlich fallet, nicht mit denen dargegen zu hoffen
habenden Vortheilen in Vergleichung ziehen wollte.
1) Vgl. S. 14ü Anm. 1. 2) 1750—1753. 3) Vgl. Nr. 2 a.
4) Vgl. S. 280. 348.
Acten zur Vorgeschichte dw» 7jilmgon Krieges. 25
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386 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 »Was also die erste Frage anbetrifft, so dörfte es keine sonderliche
1,11 29 Mühe kosten, die geheimo Handlung durch Erschwerung der Bedingnüssen
gänzlich in das Stecken zu bringen.
»Ich bin aber des . . . Darfürhaltens, dass vielmehr der Negociation
aller Vorschub zu geben scio, und dnss der allerhöchste Dienst erfordere,
in die Abtrettung der gesamten Niederlanden einzuwilligen.
»Allein von diesem generalen Grundsatz ist die Specialfrage wohl zu
unterscheiden, ob es dem allerhöchsten Dienst gemäss seic, die Abtrettung
der gesamten Niederlanden auf die Art, wie es die Krön Frankreich in
ihren letzteren Memoiren anverlangt hat1), einzugestehen.
>Bis hiehin ist nur von einem reicheren Etablissement des Don Phi-
lippe die Frage gewesen. Nunmehro aber traget die Krön Frankreich
dahin an, dass ihr die gesamte Niederlande auf die Art eines Vorkaufs
abgetretten und ihrem Gutbeiinden unter Begnehmung des spanischen und
neapolitanischen Hofs überlassen werden sollte, was für ein Theil dem
Don Philippo künftighin statt seiner drei Herzogtümer einzuräumen scie.
3 Es dörfte also die französische Absicht hauptsächlich dahin gerichtet
sein, nicht nur Ew. K. K. M. vor das Einverständnuss mit Spanien und
Neapel auszuschliessen 2) und sich allen Verdienst allein zuzuweisen, son-
dern nebst Brabant auch die Grafschaft Flandern, als den besten Theil
derer Niederlanden, mithin die ganze Seeküste für sich zu behalten und
des Don Philippe Antheil in gewisser Maass der französischen Botmässigkeit
für beständig zu unterwerfen.
»Bekannter Maassen sind die Niederlande der Mittelpunkt des euro-
päischen commereii: Ihre Lage ist hierzu ungemein vorteilhaft, das Volk
besitzet grossen Keichthum und besondere Gaben zu Manufacturen, Handel-
schaft und Schifffahrt, als worinnen sie fast allo andere Nationen übertreffen,
und die Geschichte voriger Zeiten dienet zur Probe, wie weit ein Souvcrain
dieser Länder seino Macht treiben könne, wann er sich die Gaben der
Natur ohne Hindernuss zu Nutzen machen kann. Dem . . . Erzhaus würde
der Besitz derer Niederlanden zu weit grösserem Vortheil gereichet haben,
wann nicht die Seemächte die Hauptzuflüsso durch den westph&lischen
Frieden und den ßarrierotractat 3) gehemmet hätten. Sollten aber diese
Lande in die Hände der Krön Frankreich gcrathen, so erhielte dieselbe
einen solchen Zuwachs an Macht zu Land und zur See, welcher ganz
Europa eifersüchtig machen müsste.
»So richtig nun gleich diese Betrachtung an sich ist, und so sehr
das wahre Staatsinteresso des . . . Erzhauses erforderet, das Gleichgewicht
1) Vgl. Nr. S8a.
2) Dieselbe Bcsorgniss hatte auch Starhemborg im Bericht vom 13. Mai 1750
geäussert.
3) Uber die Versuche Österreich*, den Barrieretractat zu beseitigen, vgl.
Beer, Bentinck Einleitung.
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175G Mai 29.
387
in Europa aufrecht erhalten zu helfen, so dörfte doch solches mit der Ge- l"5G
fahr von des Königs in Preussen Übermacht in keine Vergleichung zu Mul 2
ziehen und fordersamst auf die eigene Erhaltung vorzüglich zurückzusehen
sein. Jedoch verdienet das vorerwähnte Bedenken um so grössere Auf-
merksamkeit, da sich mit demselben noch ein anderes vereiniget, welches
nicht leicht aufzulösen sein dörfte und darinnen bestehet, dass es nicht
blosserdings auf die diesseitige Entschliessung ankomme, der Krön Frank-
reich allenfalls die Vergrösserung zu gestatten und die ganze Niederlande
gegen die Acquisition von Schlesien und Glatz vertauschen und abtretteu
zu wollen, sondern es müssen diese Länder erst noch durch die Gewalt
der Waffen dem König in Preussen entrissen werden.
»Es ist also alles dasjenige, was die Ausführung dieses Endzwecks,
wo nicht ganz ohnmöglich machen, jedoch sehr erschweren könnte, als ein
wesentlicher und solcher Anstand anzusehen, welcher die Eigenschaft des
diesseitigen Vorschlags abänderet und auf das sorgfältigste zu vermeiden ist.
»So wäre nun sonder Zweifel das französische Vorhaben beschaffen,
den grössten und besten Theil der Niederlanden, besonders aber die See-
küsten vor sich zu behalten. Die Seemächten könnten hierinnon nimmer-
mehr einwilligen, und sollten sie alles auf dio Spitze setzen; sogar die
dermaligo Freunde und Alliirte der Krön Frankreich dörften sich auf die
englische und preussische Seite schlagen und andurch ein weit aussehendes
Kriegsfeuer voranlassen.
»Solches aber wäre weit weniger und fast garnicht zu besorgen, wann
zwar I. M. die ganzo Niederlande abzutrotten sich entschliesseten, jedoch von
denselben nur diejenige Lande, so schon vormalen unter der französischen
Bottmässigkeit gestanden, als das Herzogthum Luxemburg und das Pays
re'troce'de', auch etwa ein Theil von Hainault oder vom Tournesis der
besagten Krone, der Überrest aber dem Don Philippe auf die nämliche
Art, wie I. M. solche seithero besessen, zutheil würde.
'Auf diese Art erhiolte Frankreich einen zwar sehr kostbaren, aber
dennoch keinen solchen Vortheil, welcher die allgemeine Eifersucht auf
das höchste treiben würde. I. M. wären zwar von denen Seemächton völlig
abgesondert, aber hätten dagegen nm so weniger zu besorgen, in alle
Kriege gegen die Krön Frankreich mit verwickelt zu werden. Der beste
Theil derer Niederlanden befände sich in denen Händen eines spanischen
Prinzens, so deroinstens bei denen Seemächten, Spanien und vielleicht bei
dem . . . Erzhaus selbsten eine kräftige Unterstützung gegen Frankreich
finden könnte; und obzwar die erste Generation der besagten Krön ganz
ergeben sein dörfte, so pflegen doch dergleichen Porsonalgesinnungen durch
das eigene Interesse gar bald abgeänderet zu werden; desfalls die Staats-
maximen des jetzigen Königs in Spanion1) zum überzeugenden Beispiel
dienen.
1) Philipp V.
25*
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388 Österreichische Acton zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 »So wenig auch die Seemächten in die Vereinigung der Krön Spanien
l'ii 2*)
mit der französischen bei Gelegenheit des spanischen Successionskrieges
jemalen einge williget haben würden, so leicht sind sie zuletzt in den Vor-
schlag eingegangen, einen französischen Prinzen auf den spanischen Thron
zu erhalten. Und so gewiss einerseits vorzusehen stehet, dass die Ab-
änderung des niederländischen Souverainen denen See- und anderen
Mächten sehr unangenehm fallen würde, ebenso gewiss ist auch anderer-
seits, dass die Ausführung des ganzen Vorhabens weit grösseren Bedenken
und Beschwerlichkeiten unterworfen, auch wohl gar ohnmöglich wäre, wann
das Project, die niederländischen Seokttsten der französischen Monarchie
einzuverleiben, bekannt werden sollte.
»Aus diesen und mehr anderen höchst wichtigen Ursachen trage ich
so billiges als pflichtmässiges Bedenken, I. M. die Fortsetzung der geheimen
Negociation und die Abgabe der gesamten Niederlanden auch in dem
Fall . . . einzurathen, wann Frankreich auf dem vorerwähnten Verlangen
ohnabänderlich beharren sollte.
^Allein es stehet mit vieler Wahrscheinlichkeit zu vermuthen, dass die
ernannte Krön durch standhafte und gegründete Vorstellungen wohl noch
zu vermögen sein dörfte, sich nähers zam Ziel zu legen und von unthuu-
lichen Begehren, wo nicht ganz abzustehen, jedoch solche sehr zu massigen,
desfalls Graf Starhemberg mit hinlänglicher Anweisung zu versehen wäre.
Soviel auch die zweite Frage und zwar fordersamst die dies-
seitige Gegenbedingnusse anbetrifft, so sind solche von zweierlei Eigenschaft,
indemo einige als conditiaiws sine quibus non dem Grafen Starhemberg an
Hand zu geben, bei anderen aber nur ein Versuch zu machen, jedoch im
Fall damit nicht ausgereichet werden könnte, endlichen nachzugeben wäre.
1. »Unter die erste Klasse ist meines . . . Ermessens die von Frank-
reich fordersamst auszustellende Declarationsacte >) und Versicherung zu
rechnen, dass, wann I. M. nicht zum würklichen und in dem künftigen
Frieden bestättigten Besitz Schlesiens und der Grafschaft Glatz gelangeten,
alsdann auch Allerhöchstdieselbe an alle Gegenversprechen keineswegs
gebunden sein sollten ; worauf um so mehrers fest zu bestehen ist, da nicht
genügsame Vorsicht gegen die mögliche Fallstricke und Zufalle gebraucht
und die in der vorletzteren französischen Antwort enthaltene Erklärung2)
noch nicht vor zureichend angesehen werden kann.
2. »Müsste Frankreich nicht nur zur Wiedererobernng Schlesiens und
der Grafschaft Glatz, sondern auch zu der noch grösseren Schwächung des
Königs in Preussen seine förmliche Einwilligung ertheilen3), da hiervon
sowohl die künftige Sicherheit des . . . Erzhauses als die Bewerkstelligung
des geheimen Vorhabens moistentheils abhanget.
1) Vgl. S. 325. 2) Vgl. S. 340 f. 3) Vgl. S. 349 f. 363.
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17f>6 Mai 29.
389
3. »Nicht weniger hätte die ernannte Krone an denen künftigen Kriegs- 1756
. . Mai 2
Operationen gegen Prensson werkthätigen Antbeil zu nehmen, nnd wo nicht
ein hinlängliches corps d'armce als Anxiliartruppen zu 10 bis 12 000 Mann
niederländischen Truppen stossen nnd nach denen preussischen Landen vor-
rocken zn lassen1), jedoch wenigstens eine Armeo an den Grenzen oder
erforderlichen Falls in Westphalen zn versammeln und andurch Hannover,
wie auch andere protestantische Mächten von aller Hülfleist- und Unter-
stützung des Königs in Preussen abzuhalten2).
4. >Wäre von Frankreich alle thunliche Erleichterung zu Versammlung
einer dritten Armee zu geben und nicht ehender zur wttrklichen Vollstreckung
der Operationen zn schreiten, als bis ein vollständiger Operationsplan ge-
meinsam verabredet und alles in die Wege eingeleitet worden, dass mensch-
lichem Ansehen nach das Unternehmen nicht wohl fehlschlagen könnte2).
5. >Auch bestttnde vorerwähnter Maassen eine hauptsächliche conditio
sine qua non in der deutlichen Verabredung3), dass Don Philippe Flandern
und Brabant samt dem Überrest der Niederlanden, ausser was für Frank-
reich bestimmet würde, auf die nämliche Art, wie es I. M. besessen, über-
kommen, folglichen alle Schulden übernehmen und denen Ständen ihre
privilegia bestätigen sollte. Was aber mit der Republik Holland wegen
einer künftigen Barriere abzureden seie, desfalls wäre zwar eine vorläufige
Einverständnis zu mehrerer Beruhigung derer Seemächten und zu Vor-
bereitung der auf das künftige gerichteten Absichten sehr diensam, jedoch
dörfte hierzu die rechte Zeit noch nicht erschienen sein.
6. »Wäre es gegen alle Anständigkeit und ans verschiedenen andern
Ursachen nicht thunlich, noch rathsam, denen niederländischen Ccssionen
die Gestalt eines Verkaufs zu geben; hingegen müssto sich Frankreich,
solang der Krieg gegen Preussen daurte, zu einem jährlichen und hinläng-
lichen Darlehen verstehen, sich desfalls mit der vorläufigen Verschreib- und
Verpfändung des Pays rdtroedde* oder des Luxemburgischen4) nach Pro-
portion der Summen und der von denen Verpfändungen abfallenden Einkünften
einverstehon, auch sich ausdrücklich anheischig machen, dass keine Nach-
rechnung und Forderungen wegen anderer Kriegsunkosten gemacht werden
sollten.
> Diesen sechs conditionibus sine quibus non wäre die förmliche Wieder-
holung des Versprechens5) hinzuzufügen, dass so wenig die Einverständnis
mit Spanien und Neapel wegen der Thronfolge und des Etablissements
vor den Don Philippe, als sonsten etwas einseitig vorgenommen und ab-
gehandelt, sondern alles zu gleichen Schritten nach der Regeln der ge-
nauesten Reciprocität und Billigkeit eingerichtet werden sollte.
1) Vgl. S. 363. 381. 2) Vgl. S. 296.
3) Vgl. S. 281 f. 4) Vgl. S. 291 f.
5) Vgl. den 2. Geheimartikel des Vorsailler Tractnts vom 1. Mai 1756, in
Nr. 93.
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390 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 »Soviel aber dio Bedin^nüsse anbetrifft, bei welchen in Pessimum
Mai 29 oii
casum wo nicht ganz nachgegeben, jedoch eine Modifikation beliebet werden
» könnte, so hätten soliche meines . . . DarfOrhaltens in denen folgenden,
nur snmmariter berührten Punkten zu bestehen, und zwar:
1°. »Wäre sich allen Fleisses zu bestreben, bei der künftigen Zer-
gliederung dor preussischen Landen nebst Schlesien und Glatz noch einen
Zuwachs vor das . . . Erzhaus auszubedingen , als etwan die Lausnitz,
wann Chursachsen eine anderwärtige reiche Entschädigung erhielte, oder
Krossen, so schon vor dem letzteren Krieg nicht mehr zu Schlesien ge-
höret hat, oder das Sulzbachische oder auch die Oberpfalz, wann denen
dermaligen Besitzern anderwärtige Entschädigungen verschaffet werden
könnten.
2". »Wttrden die diesseitige Erfordernüssen und Ausgaben beim künf-
tigem Krieg sehr vermindert, wann von Frankreich nebst dem zu stipu-
lirenden Darlehen auch noch Subsidien1) otwa an Russland, Sachsen nnd
andere Höfe bewilliget würden.
3". »Wäre dabin anzutragen, dass der Orden des goldnen Vliesses
auch naeh der Abgab der Niederlanden dem . . . Erzhaus beständig oder
doch wenigstens und in pessimum casum, solang beode K. Majestäten im
Leben wären, verbleiben sollte2).
4°. »Desgleichen müsste die Beibehaltung dos burgundischen voti auf
dio Art, wie bei der Cession des Herzogthums Lothringen erfolget ist,
gesuchet, allenfalls aber dem Don Philippe nebst allen Gerechtsamen des
burgundischen Kreises beibehalten werden.
5". »Desgleichen wäre dem . . . Erzhaus die Beibehaltung der Tituln
auszubedingen.
0°. »Wäre wegen dem künftigen Ruckfallsrecht der Niederlanden die
vorläufige Abrede zu pflegen, desfalls aber Graf Starhemberg sich bereits
angewiesen befindet3).
7°. »Hätte Frankreich seine Einwilligung zu ertheilen und seine
Unterstützung dahin anzugeloben, dass Spanien und Neapel zu einem
Geldbeitrag und der zuletzt ernannte Hof zur Abtrottung des stato dei
presidii und zum förmlichen Verzicht auf die farnesische Allodialverlassen-
schaft vermöget würde4).
8°. >Mü8stcn bei dieser schönen Gelegenheit die gohoimen Verab-
redungen mit dem Herzogen von Modona*) in vollständige Richtigkeit ge-
bracht werden.
1) Vgl. Nr. 59 c.
2) Das Recht Österreichs auf dio Grossmeisterschaft diesos Ordens war
bereits auf dem Aachener Gongrcss 1748 Gegenstand heftigen unausgeglichenen
Streites gewesen, vgl. v. Arneth III, 387. 3} Vgl. S. 281 Anin. 2.
4) Vgl. S. 290. 36 t.
5) Am 11. Mai 1753 hatte Maria Theresia mit dem Herzog Franz III. von
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175G Mai 29.
391
9°. >Ein gleiches könnte vielleicht in Ansehung der Absicht auf das 175<>
Teutschmeisterthum für einen der . . . Erzherzogen1), Mai 2
10'». >dann wegen der künftigen römischen Königswahl und
11°. »wegen der Vermählungsvorseblägcn einer oder zwei . . . Erz-
herzoginnen mit neapolitanischen Prinzen auf eino ohn verfängliche Art
und dergestaltcn geschehen, dass Frankreich sich verbindlich machte,
diesen Absichten nicht nur nichts in Weg zu legen, sondern allen dien-
samen Vorschub zu geben.
12°. »Auch könnten sich der jetzigen Umständen in Ansehung dos
erst noch zu berichtigenden lothringischen Schuldonwescns2),
13°. »dann wegen der zu stipulirenden baldigen Zahlung der seiter
dem Aachner Frieden noch nicht vergüteten niederländischen Artillerie
und der diesseitigen Forderungen wegen der französischen Gefangenen,
so bei die 400 000 f. ertragen, zu Nutzen gemacht, auch etwa
l t . > die bare Vergütung der luxemburgischen Artillerie und des
Magazins ausbedungen werden.
15°. »Ob wegen dem Erbprinzen von Hessen-Cassel ;i) jiud denon
Religions- auch Reichsangelegenheiten etwas von Frankreich auszubcdiugeu
seie, wird von dor näheren Erwägung dor Reichskanzlei abhangen.
1G°. »Sodann könnte darauf bestanden werden, dass sich Frankreich
wegen der künftigen polnischon Königswahl4) nühor und vertraulicher
öftente, welches den Weg zu anderwoiten Ideen und Vorschlägen bahnen
dörfte.
17°. »Da des Prinzen Carls Königl. Hohoit ihr erträgliches Gouver-
nement5) vertierten, so wären genügsame Bewegursachen und Grüudo vor-
handen, sich mit allem Eifer dahin zu bearbeiten, dass I. Königl. Hoheit
auch künftighin und Zeit Lebous etliche Mal 100 000 f. jährlicher Ein-
künften auf Flandern und Brabant vorbehalten und versichert würden.
1S°. »Desgleichen wäron der Prinzessin Charlotte Königl. Hoheit
Moden a den Vertrag geschlossen, dass seine Enkelin Beatrix, die vermutliche
Erbin, mit dem damaligen drittältesten Erzherzoge, Leopold, vermählt werden
sollte, auf den bei dem Aussterben dos estensischeu Maunesstanmies die Erbschaft
{ibergehen sollte. Vgl. v. Arneth IV, 241 f.
1) Die Instruction Starhembergs vom O.Juni [vgl. Nr. 112 fügt erläuternd
hinzu, dass dieser Vorsuch bei dorn Tode des Churfiirstcn von Cöln gemacht
werden sollte. 2) Vgl. S. 103 Anna. 3. 281.
3) Erbprinz Friedrich war zur catholischon Religion übergetreten. Doch hatto
der regierende protestantische Landgraf im Verein mit England und Preussen
eine spätere Rückwirkung auf die Unterthanen unmöglich gemacht. Friedrich II.
nahm den Erbprinzen in seino Armee auf. Vgl. P. C. XII, 372.
4) Vgl. S. 337. 341.
5) Prinz Carl war Gouverneur der österreichischen Niederlande
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392 Österreichische Acten zur Vorgeschichte doB siebenjährigen Krieges.
ihre ausgeworfene Unterhaltsgelder auch künftighin aus denen nieder-
ländischen Einkünften zn entrichten
»Ich erkenne gar wohl, dass auch nur mit einem Theil dieser Be-
dingnttssen auszureichen sehr schwer fallen worde, allein um deswillen ist
meines . . . Ermessens die Gelegenheit nicht aus Händen zu lassen,
sondora soviel als möglich zum Vortheil des . . . Erzhauses auszubedingen.
>Das meiste dörfte auf die Art, wie die Unterhan dluog geftlhret wird,
ankommen, und insolang der französische Hof erst noch zu denen grossen
Absichten vorbereitet werden musste, wäre es nöthig, sich mit ihm in
schriftliche Antworten und Erläuterungen einzulassen; dermalen aber
würde die Fortsetzung dieser Methode dem ernannten Hof den Vortheil
in die Hände spielen, die diesseitige Verlangen mit Stillschweigen zu Über-
gehen, die seinige am ersten in das Klare zu setzen und das ganze Werk
solchergestalt stückweis abzuhandeln, da nachhero eine jede diesseitige
Bedingnuss die grösste Schwürigkeit finden würde. Ich bin also des . . .
Darfürhaltens, dass am vorträglichsten seie, sich nit weiters in schriftliche
Handlungen einzulassen, sondern alles an den Grafen Starhemberg zu
verweisen2) und diesen mit gemessenen Befehlen zu versehen, wie weit er
in dem ärgsten Fall nachgeben könne.«
Mai 29 105. Kaunitz an Etterhasy. Wien, 29. Mai 1756.
Nach dem Reinconcept.
Wünscht Zurückhaltung in Russland gegenüber Frankreich und England.
. . . »Erinnere dermalen nur so vieles, dass abermalen ein Courier
aus Paria hier eingetroffen3), dessen Mitbringen zwar gute Hoffnung giebet,
dass etwas Vergnügliches in etlichen Monaten4) zu Stand zu bringen sein
dörfte. Es wird aber noch Mühe, Standhaftigkeit und 8chreiberei kosten,
bis man die gewöhnliche französche Finessen überwindet und es dahin
bringet, dass auch Kussland seinen Endzweck erreichen kann5).
»Alles kommt darauf an, dass dieser Hof prudent und versehwiegen
zu Werk gehe, unsere Absichten durch seine Äusserungen unterstützen
helfe und ein vollkommenes Vertrauen in uns setze0), welches uns um so
1) Prinzessin Charlotte, Schwester des Kaisers, war von Maria Theresia zu
ihrer Vertreterin als Oberhaupt des adligen Danienstifts zu Möns (in den Nieder-
landen) ernannt worden und bezog die Einkünfte einer Vorsteherin des Stifts.
2) Die Conferenz vom 2. Juni 1756 nahm diesen Vorschlag an: »Sonst pflegte
man zwar seinen ministris das letzte Wort des Hofs in Tractirung nicht zu sagen,
allein Starhemberg wäre gescheut und die Handlung zu wichtig, um ihm etwas
zu verschweigen.« Vgl. den Protokollauszug bei Schulenburg 29.
3} Vgl. Nr. 88. 4) Vgl. S. 370.
5) D. h. die Erwerbung Curlands und Somgallens im Austausch gegen
Ostpreussen an Polen, vgl. S. 363. 6; Vgl. S. 370 f.
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1756 Mai 29 - Juni 1.
393
ehender geschehen kann, da unsere und die russische Absichten auf das 1756
Mai 2'
engeste mit einander verknüpfet seind. Giebt sich aber Russland vor der
Zeit und zuviel gegen Frankreich oder Engeland bloss so ist mit dem
ersteren Hof garnicht zurecht zu kommen, und der letztere würde Himmel
und Erden bewegen, um das Vorhaben zu verderben, wie dann das eng-
lische Ministerium zufolg des Grafen Colloredo letzteren Berichtschreibens
sehr darüber schmähet, dass Ew. Exc. dem russischen Hof widrige Senti-
ments wegen dem mit Preussen geschlossenen Tractat beigebracht hatten.
Welches sonder Zweifel aus des Williams Borichtschreiben herrühret2),
aber an sich nichts zu bedeuten hat, wann nur Williams nicht zuviel er-
fahret.« . . .
106. Hofkriegsrathsprotokoll Nr.537 [fol.1091]. Wien, 29. Mai 1756. Mai 29
W. K. A. Nach der Urechrift.
»Zeugamt, dass die zu Vorsehung der Festung Olmütz'j in Mähren
gewidmeten Artillerie und Munition durch hiesigen Artilleriewagonmeister
Dietrich dahin abführen, dann eine Anticipation an Geld vom Commissariat
auf Verrechnung darzu verabreichen zu lassen, veranstaltet wordeu.« . . .
107. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 5 [fol. 1124]. Wien, l. Juni 1756. Juni l
W. K. A. Nach der Urschrift. Vgl. Naud4, Deitrige I, 49. 62 Anm. i.
»Commissariat, hungarische Hofkanzlei, die K. K. Resolution wegen
der heurigen Campirung deren Regimentern Sachsen-Gotha, Schmerzing,
[Kalkreuther]*) und Gelhay bei Pest; Darmstadt, Kollowrath, Stampach und
Trautmannsdorf aber bei Raab; dann die dem General Radicati darüber
aufzutragende Obsicht betreffend5).«
108. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 1. Juni 1756. Juni l
Nach der Urschrift.
Fortdauernde günstige Stimmung in Rtusland.
. . . »Sollte zu Ew. Exc. hoher Wissenschaft . . . bekräftigen und
wiederholen, dass der hiesige Hof zufolge seiner guton Gesinnung alles
dasjenige mit vollem Eifer fürzukehren fortfahre, was meine . . . Berichte
1) Auch am 4. Juni 1756 schreibt Kaunitz an Esterhasy: »Die dermalige
Gesinnung des russischen Hofs ist sehr vergnüglich; man gehet aber allzu oifrig
zu Werk.«
2} Vgl. Williams' Bericht vom 11. April 1756 bei v. Raumer II, 318 ff.
3) Vgl. Nr. 98. 101.
4) So nach der gleichlautenden Ordre an General Serbelloni vom 6. Juni
(Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 6. W. K. A.) zu ergänzen. 5) Vgl. Nr. 84.
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394 ÖsturrdchiBcho Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 seit dem 5. April bis den 25. Mai diesertwogen dca mehreren enthalten
uu* 1 haben1). Wie der hiesige Hof die englischen Anliogenheiten ansehe, solches
werden Ew. Exc. aus moinor . . . Expedition vom 19. Mai2j . . . ent-
nommen haben. Nun hat Williams, welcher seit einigen Tagen krank ist,
mittelst zweier Billets von dem Grosskanzlor eine Antwort begehret, ohn«
geachtet er ausser der zurückgegebenen de'claration secretissimo dem russi-
schen ministerio nichts proponiret. Solchem nach ist dem englischen Bott-
schafter gestern durch ein Billct von berührtem ministro mit wenigen Worten
zu wissen gethan worden, dass man den 15. vorigen Monats diese ganze*
Anliegenhoit dem Knees Golyzin durch einen Courier zugeschickt hätte,
mithin er, Williams, ruhig sein könnte3;.
»Der Chevalier Douglas fahret fort, mir viele avances zu machen4;,
wo ich meinerseits aber mich gegen ihm noch immer verschlossen halte
in der vollen Zuversicht, dass mir mit nächstem eine . . . Anweisung, wie
mich mit ihm zu benehmen habe, ohne das zukommen werde.« . . .
Juni 3 109. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 3 Juni 1756.
»
Nach der Urschrift.
Zufolge einer längeren Unterredung mit der Pompadour sei das Ver-
bleibon des Abbe* Bornis in Paris wenigstens bis znm Abschluss der Präli-
minarien gesichert5). Starhemberg schliesse aus den Worten der Marquiso,
dass dem Marquis d'Argonson noch immer nicht vollkommen zu trauen
soi5). »Im übrigen aber hat sie mir die bündigste Versicherungen der
hiesigen Aufrichtigkeit und dos Verlangens zu Schliessung des Hauptwerks
zu erkennen gegeben. «
Juni 4 110. Der Hofkriegsrath an Maria Theresia. Wien, 1. Juni 175B.
W. K. A. Nach dor Urschrift, gex. üarrach und Ncipporg. Vgl. Naudtf, Beiträge I, 45 Arno.
Schleunige Versorgung der Festung Olmätz mit Artillerie und Munition.
»Nachdemo Olmütz in seiner Befestigung c) ziemlich avanciret, so hat
der F. M. Fürst v. Liechtenstein als Goneral-Feld-Land- und Haupt- Artillerio-
Zeugmeister don . . . hiebei gebogenen, von dem Feldartillerie-Obcrstuck-
hauptmann Alfson unterschriebenen Aufsatz7), was zur Defension wieder-
holter Festung Olmütz an Artillerie, Munition und auderen Requisiten,
dann an Artillerie-Zeugs- und Minier-Pcrsonali orforderlich wäre, dem . . .
Uofkriegsrath überreichet und zugleich ersuchet, dass, nachdome allerdings
1) Vgl. Nr. 91. 100. 2) Vgl. Nr. 92. 3} Vgl. S. 342.
4) Vgl. S. 343. 5) Vgl. Nr. 97. 6) Vgl. Nr. 106.
7) Dieser Aufsatz, d. d. Olmütz 22. Februar 1756, enthielt eine Berechnung,
was für Olmütz »auf eine Belagerung von 3 Monat odor 90 Tagon in die scharfe
Attaque« erforderlich sei. |W. K. A.]
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1756 Joui 1 — Juui 8.
395
nöthig seie, sothane Artillerie, Munition und Requisiten und zwar jenes, j17?64
was hieran nicht bereits in loco Olmfltz würklich vorhanden, thoils die
Transportkosten zu ersparen, theils die Zeit zu gewinnen, von nun an
nach und nach dahin tiberbringen zu lassen, die Kräften des Zeugsfundi
hingegen mit nichten hinlänglich seien, weder die Artillerie noch die Mu-
nition dahin abführen lassen zu können, die weitere Vorkehrung gemacht
werden möchte, womit entweders die zum Transport erforderliche Geld-
auslagen bar beigeschafft oder aber die Fuhren von dem aerario selbst
veraecordiret und bestritten werden . . .
»Und da auch seithero von dem Generalkriegscommissariat die Ver-
anstaltung besehenen, obberflhrto Artillerie und Munition, maassen den
Transport deren Requisiten das Zeugamt nach Versicherung des Forsten
v. Liechtenstein Selbsten besorgen1), das zu Olmfltz nach dem Aufsatz
noch abgehende Personale an Artilleristen und Minieren aber erst znr Zeit,
da es die Umstände erforderen dörften, alldahin verschaffet worden wird,
durch den hiesigen Artilleriewagenmeister Poter Diotrich nach und nach
mit möglichster Wirthschaft nacher mehrgedachtes Olmfltz flberbringon
und allda abliefern zu lassen, so hätte es nun in allem nach dem Antrag
des Fürsten v. Liechtenstein seino Richtigkeit; nur kommet os allein noch
auf die . . . Boangenehmung Ew. K. K. M. an, als welche man sich an-
durch . . . erbittet.«
Eigenhändige Randnotiz Maria Theresias: »Placet, dio Sache zu
pressiren. «
III. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 8. Juni 1756. Junis
Nach der Urschrift.
Russland billigt die Verschiebung des Angriffs auf Preusscii. Wiedfranktiiipfung
der diplomatischen Beziehungen zu Frankreich.
Er habe den beiden Kanzlern in Befolgung des Erlasses vom 22.
Mai3) sogleich vorläufige Mittheilung über den Abschluss dor Versailler
Verträge gegebon, da der russische Hof »in Rücksicht des grossen Vor-
habens . . . allschon so viele gute dispositiones und Unkösten gemacht
habe. »Die beede Kanzler haben über obberührtes vollbrachtes Geschäft eine
besondere Freude und Vergnügen bezeiget und mit mir uur bedauert, dass
die würkliche Kriegsoperationes allem Ansehen nach in diesem Jahr nicht
werden anfangen können . . .
> Übrigens hat der Vicekanzler dem . . . Rouille auf sein in meinem
Bericht vom 4. Mai erwähntes4) Schreiben auf Befehl der russischen
1 Arn ö. Juni 1756 orgoht der Erlass vom IIofkricgBrath an das General-
feld-, Land- und Hauptartüleriecominando [Concopt, gez. Neipperg. W. K. A.].
einen Subalternen zum Abwägen dor nach Olmütz abzusendenden Munition etc. an-
zustellen und die >Zeugacapi« anzuweisen, dasB sio den Transporten den mög-
lichsten Vorschub leisteten. 2) Vgl. Nr. 99. 3) Vgl. Nr. 100.
4) Ohne nähere Inhaltsangabe.
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396 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Kaiserin ohne des Grosskanzlers Vorwissen geantwortet und solches durch
un* 8 Abfertigung eines französchen Kaufmanns, Namens Michel1), in voriger
Woche nach Paris beschleinigct. Alles kommt darauf an, wie der fran-
zösche und der russische Hof ohne beederseitigo Anstössigkeit sich rap-
prochiren könne. Die in des Königs von Frankreich Namen durch mich
hier zu machende Vorträge2] dörften diese Sach so mehr facilitiren, als ich
durch einen geheimen Weg vernommen, dass beede Höfe in gleicher Zeit
ambassadeurs ernennen, also zwar, dass mit Ende dieses Jahrs dieselbe in
loco eintreffen sollen, und ist gestern schon eine vertraute Person, Namens
Bechtejew, von Grafen Woronzow zu dem Golowkin3] nach dem Haag ge-
sohicket worden, ihn zu sondiren, ob er diese Bottschaft nach Paris an-
nehmen wolle; wornach der Ilofrath Bechtejew mit einem Recommandations-
schreiben von dem Vicekanzler an Rouille nacher Paris gehen und sich all-
dort, wie der Chevalier Donglas allhier, aufhalten werde. <
In grösstem Geheim vernehme Esterhasy, dass Conty1) dem Douglas
geschrieben habe, er wolle der russischen Kaiserin in Petersburg seine
Aufwartung machen. »Und hat man dem Douglas bereits geantwortet,
dass dieser Prinz hior gar gern gesehen wird.« Der Grosskanzler wisse
»von dieser geheimen Sach nicht ein Wort.«
Esterhasy habe Grund zu fürchten, dass Bestushow den sächsischen
Hof durch Funcke von den geheimen Plänen Österreichs unterrichte*)/'
Juni 9 112. Maria Theresia an Starhemberg. Wien, 9. Juni 1756.
Nach dorn R<«iii©nnc*pt. Vgl. v. Arnetb IV, 45.V, Kanin l'.f»; Lehmann 33; Heer, M. I. U. G. XVII,
Iii, ff.; Naudtf, Beiträge I, 7t. ff.; II, 211; Koecr 1, üsft; II, AI; Heigel U, 31.
Östvmick teilt unter gewissen Bedingungen in die Abtretung seiner gesamten
Niederlande einwilligen.
Aus der Art des französischen Vorgehens'1), garnicht auf die öster-
reichischen Eröffnungen vom 27. März'j zurückzukommen, sondern mit
einom Male so neue und hohe Anforderungen'') zu stellen, schöpfe man
1) Michel war ein angesehener in Petersburg ansässiger Kaufmann, der die
französische Regierung in den Jahren des abgebrochenen diplomatischen Verkohrs
mit Russland (174S— 1755) Uber die Vorgänge in Russland zu unterrichten hatte.
Vgl. Boutaric I, 211 Anm. 1, und Recueil des Instructions, Russie II, 4 f. 28.
2) Vgl. S. 36S. 3) Russischer Gosandter in den Gencralstaaten.
4) Über die Pläne Contys vgl. Boutaric I, 222 ff. Auf obigen Bericht ant-
wortete Kaunitz am 3. Juli 1756, das Unternehmen schiene ihm »sehr voreilig und
zweifelhaft.« Starhemberg sollte weitere Nachforschungen anstellen, da es für
Österreich von grosser Bedeutung wäre, die eigentlichen französischen Absichten
zu ergründen. Vgl. Nr. 175. Ranke 202.
5) Einige weitere Notizen aus diesoin Bericht vgl. in Nr. 137.
6) Vgl. Nr. S8a. 7) Vgl. S. 286 Anm. 4.
8) D. h. die Abtretung der gesamten österreichischen Niederlande an Frankreich.
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1756 Juni 8 — Juni 9.
397
den > Argwohn, dass der französche Hof von dem aufrichtigen Verlangen 1756
und Vorsatz, in den geheimen Vorschlag einzugehen und solchen in das Juni '
Werk setzen zu helfen, noch sehr entfernet seie und dagegen nur in Ab-
sicht führe, die diesseitige Anerbieten dereinsten missbrauchen und einen
einseitigen Vortheil ziehen zu können1). . . . Anstatt auch Unsere don
27. Martii erthoilte so umständliche als freimüthige Erklärung eine gleich-
förmige Zurückgab verdienet hätte, so wird sich in denen französchen
Antworten fast Aber keinen Punkt deutlich geäussert, und findet sich in
denenselben weder ein rechter Zusammenhang noch eine Anzeige eines
thunlichen und billigen Plans, wohl aber sich selbst widersprechende Sätze,
bei welchen Wir bereits alle Hoffnung eines vergnüglichen Ausschlags ver-
loren hätten, wann Wir nicht in des Königs persönliche Gosinnung und
reine Absichten das vollkommene Zutrauen setzeten, dass er sein gegebenes
Wort des guten Trauens und Glaubens heilig erfüllen und keinen unan-
ständigen Missbrauch Unserer Offenherzigkeit gestatten würde, wanngloich
das ganze Geschäft auf sich erliegen bleiben sollte.
»Nachdem Du auch an Ort und Stelle der eigentlichen Gedenkensart
am besten auf den Grund sohen kannst und zufolg Deiner letzteren Be-
richtschreiben2) ehender einen vergnüglichen als widrigen Ausschlag der
bisherigen Unterhandlung anhoffest, so wollen Wir anch nicht vor der Zeit
in Unserem Urtheil zuweit gehen, sondern der Vermuthung beipflichten,
dass, wo nicht alles, doch das meiste, was Wir an den letzteren fran-
zöschen Antworten auszustellen haben, noch zu verbessern sein werde3)
und theils aus einer noch fdrdauernden Unentschlossenheit, theils aber aus
der Vermuthung herrühren dörfte, als ob Wir auf Unseren geheimen Vor-
schlag allzu sehr versessen wären und dahero durch die anscheinende
französche Abneigung zu vermögen sein würden, Uns immer mehrers zu
Offnen und denen anderseitigen noch so unbilligen Verlangen stattzugeben.
>8o wenig Wir nun in Abrede stellen, dass Wir dem glücklichen
Ausschlag des geheimen Vorschlags mit aufrichtigem und sohnlichem Ver-
langen entgegen sehen, so fest sind Wir entschlossen, Uns zu keinem Fehl-
tritt noch zu solchen Bedingnüssen verleiten zu lassen, welche gegen die
Grundregul der Billigkeit und vollkommenen Reoiprocität laufeten oder
Uns einer allzu grossen Gefahr aussetzeten. « . . .
Sie halte es für »ein ganz unthunliches und verfängliches Begehren,
die articles pre*liminaires4) hier zu entwerfen und dem dortigen Hof vor-
zulegen, insolang derselbe sich auf Unsere umständliche Öffnung vom 27.
Martii, worinnen bereits das wesentliche Unserer Verlangen enthalten ist,
nicht hinlänglich geäusseret hat, und insolang nicht mit einiger Zuver-
lässigkeit vorzusehen stehet, ob dann auch Frankreich in Unsere Absichten,
1) Vgl. 8. 362. 2) Vgl. Nr. 88. 97. 3) Vgl. S. 388.
4) Vgl. S. 295. 392.
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398 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
sowohl waa die Sache Selbsten als die Art der Ausführung anbetrifft, ein-
zugehen gedenke.«
Zur Abkürzung der Unterhandlungen solle jetzt mündlich verhandelt
werden ,).
Man sei bereit, unter gewissen Bedingungen auf das französische An-
sinnen der Abtretung der gesamten Niederlande einzugehen. »Nachdem
aber zu grossen und verwickelten Absichten anch grosse und geschwinde
EntSchliessungen unumgänglich erforderet werden, so wollen Wir Dir hier-
mit .. . nicht verhalten, dass Wir nach vorgängiger reifen Überlegung
und ohngeachtet aller vorberührten, auch vieler anderer höchst wichtigen
Bedenken erbötig seien, zu der Cession Unserer gesamten Niederlanden
von nun an, jedoch nur alsdann und allein auf den Fall Unsere vorläufige
Einwilligung zu ertheilen, wann Uns dargegen gewisse Bedingnüsso als
comlitiones sine quibus non eingestanden und festgestellt, auch andere
Vortheile verschaffet und andurch Unsere Abgaben nach der Billigkeit
und Reciprocität ersetzet werden.
»Wir schreiten also fordersamst zu denen conditionibus sine quibus
non2}, und beharren:
lroo » Obnabänderlich auf dem allschon in Unserer Erklärung vom
27. Martii ganz deutlich enthaltenen Vorlangen dor von dem allerehrist-
lichsten König Uns förmlich auszustellenden Declarationsacte3), dass, wann
Wir nicht zum würklichen und in dem künftigen Frieden bestättigten Be-
sitz Schlesiens und der Grafschaft Qlatz gelangcten, alsdann anch Wir an
alle Gegen versprechen, besonders aber an die Abtrettung Unserer Nieder-
landen keineswegs gebunden sein, sondern diese conditionate erfolgte Ver-
sprechen als nicht geschehen angesehen, auch hieraus zu koiner Zeit ein
Recht oder Anspruch gezogen werden sollte.
»Wir haben die hiebei einschlagende Betrachtungen der offenbaren
Billigkeit und der Reciprocität allschon in Unseren vorhergängigen Rc-
scripten4) umständlich angemerket, und Wir gedenken hiorinnen um so
weniger nachzugeben, da gegen die möglicho Fallstricke und künftige Zu-
falle nicht genügsame Vorsicht gebrauchet, auch die in der f ran zusehen
Antwort vom 1. Mai enthaltene Erklärung keineswegs vor vergnüglich
noch vor zureichend angesehen werden kann5).
»Dann ausser deme, dass die Worte: Lc Iioi consmtira merne qm
l'äablissenwit du serönissime infant Don Phüijrjye dans lr* Pays-Bas soü
convenu sous la condition exigee par S. M. V Imperalrice cfc.«) als eine
grosse Willfährigkeit gelten gemacht werden wollen, und wogen ihrer
Generalität noch gar vielen Ausdeutungen und Restrictionen unterworfen
sein könnten, so sind sie auch mit der nachfolgenden ganz unstatthaften
1) Vgl. S. M2. 2) Vgl. S. 3SS f. 3) Vgl. S. 335. 39S. 4) Vgl. S. 335.
5) Vgl. S. 3ss. 6) Vgl. S. 340 f.
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1756 Juni 9.
399
Condition, dass Wir vorläufig Unserem Ruckfallsrecht auf die drei Herzog- 1T5G
thümer1) verziehen sollten, verbunden, und fiberdas ist der Umstand nicht J,mi
ausser Acht zu lassen, dass Frankreich einen grossen Theil der Nieder-
landen sich zueignen will, dass es aber die Königl. Declaration nur auf
des Don Philippe Etablissement, mithin nicht zugleich auf die Lande, so
dem Konig zutheil würden, zu erstrecken antrage.
»Zufolg Deiner Berichtschreiben vom verflossenen Monat Februario2)
hat Abbe" Bornis sogar Bedenken getragen, sich ohne Deine vorgangige
Declaration in mündliche Erläuterungen über Unseren geheimen Vorschlag
mit Dir einzulassen. Es wäre also nicht nur unbillig, sondern eine klare
Probe der darunter verborgen liegenden Gefährde, wann man Uns in einer
Gelegenheit, wo Wir mit aller Vorsicht zu Werk [zu] gehen weit wichtigere
Ursachen vor Uns haben, dasjenige versagen oder nur erschweren wollte,
was mit der offenbaren Billigkeit und der Reciprocität übereinkommet, auch
dem französchen Hof zu keinem Nachtheil gereichen kann, falls er mit
Uns aufrichtig zu Werk zu gehen entschlossen ist.
»Wir ertheilon Dir also hiermit den gemessenen Befehl, dass Du Dich
in keine förmliche noch schriftliche Äusserung wegen der Ccssion Unsrer
gesamten Niederlanden einzulassen habest, bis nicht vorhero die erwähnte
königl. Declaration nach Unserem Verlangen ausgefertiget und zu Deinen
Händen übergeben worden; welche standhafte Erklärung nicht nur zu
Unserer Sicherheit nöthig, sondern auch darzu dienlich ist, um den fran-
zöschen Hof immer mehrers einsehen zu machon, dass ohne werkthätige
Maassnehmungen und ohne die Wiedererobcrnng Schlesiens die Hoffnung
zn den vorgelegten Vortheilen vergeblich seie.
2do »Die zweite conditio mm qua mn hätte darinnen zu bestehen, dass
der allerchristlichste König nicht nur zur Wiedoreroberung Schlesiens und
der Grafschaft Glatz, sondern auch zu der noch grösseren Schwächung
des Königs in Preussen seine vorläufige und förmlicho Einwilligung er-
theilte3). Dann da Schlesien, Glatz und die drei Herzogthümer in An-
sehung ihrer jährlichen Ertragnuss denen gesamten Nioderlandon nicht
gleichkommen und Wir von Unseren bisherigen Alliirten völlig abge-
sonderet würden, so müssten Wir auf andere Art und besonders darinnon
Unsere Entschädigung finden, dass Wir vor der preii3sischen Rache und vor
der beständigen Gefahr eines feindlichen Überfalls sicher gcstellet werden;
welcher wichtigen Betrachtung annoch jene hinzukommt, dass es zur glück-
lichen und gesicherton Ausführung des Vorhabens allerdings nöthig seie,
dem König in Preussen so viele Feinde, als es möglich ist, zuzuziehen,
und andurch die Wiedercroberung Schlesiens zu orleichtoron.
»Da aber solches ohne einen anzuweisenden wesentlichen Vortheil
nicht zu erhalten wäre und bei Fehlschlagung des Unternehmens auch
I) Vgl. S. 390. 2) Vgl. Nr. 49. 3) Vgl. S. 388 f.
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400 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1750 Unsere Versprechen als nicht geschehen angesehen werden sollen, so er-
uni 9 forderet es das eigene französche Interesse, Uns hierunter willfahrige Hände
zu bieten, und wann es änderst dem ernannten Hof ein wahrer Ernst ist,
an Unseren] geheimen Vorschlag werkthätigen Antheil zu nehmen und
dessen glticklichen Ausschlag durch alle thunliche Mittel beforderen zu
helfen.
»Sollte es aber hierunter an dem guten Willen des fran Zöschen Höfa
ermanglen, so wäre ohnedem in der Ausführung nicht fortzukommen und
in allen Fällen weit vorträglicher, noch bei Zeiten der anderseitigen Ge-
sinnung auf den Grund zu sehen und hiernach Unsere künftige Maass-
nehmungon einzurichten, als sich immer mehrers in den Veranstaltungen
zu vertiefen; dass Wir also die oberwähnto conditiowm sim qua non als
den eigentlichen Probierstein der französchen Absichten ansehen und an
einer willfährigen Erklärung um so weniger verzweifelen wollen, da Abbe*
Bernis zufolg Deines vorletzten Berichtschreibens') den guten Grnnd Unseres
Verlangens einzusehen bezeuget, auch der französche Hof in Ansehung
Unserer kein sonderliches Bedenken getragen hat, in dem letzten Krieg
die Zergliederung Unserer Erblanden Selbsten in Vorschlag zu bringen2)
3ti0 »Nachdem auch die ernannte Krone nunmehro zur deutlichen
Sprache gekommen ist und aus Unserem Vorschlag einen wesentlichen
und zwar den grössten Vortheil ziehen will, so ist es nicht nur eine natür-
liche Folge der zur beiderseitigen Richtschnur angenommenen Keciprocität
und Billigkeit, sondern auch zu Bewürkung eines glücklichen Ausschlags
unumgänglich erforderlich, dass Frankreich, unter was für einem Vorwand es
immer seie, sich nicht entschütte, an dem Unternehmen gegen den König in
Preussen werkthätigen Antheil zu nehmen und entweder ein namhaftes
Corps seiner Truppen ohnmittelbar gegen den ernannten König gebrauchen
zu lassen oder doch wenigstens nach Westpbalen abzuschicken oder aber
an den Grenzen bereit und andurch die protestantische Mächte von aller
Hülfleist- und Unterstützung des Königs in Preussen abzuhalten3) ; wolches
um so weniger ausser Acht gelassen werden kann, je zuverlässiger vorzu-
sehen stehet, dass die Seemächten, sobald sie von der vorseienden Ver-
abredung wegen der Niederlanden sichere Nachricht überkommen, ihr
äusserstes auwenden werden, um das Vorhaben zu hintertreiben und zu-
gleich dem König in Preussen die übernommene Gewährleistung werkthätig
augedeihen zu lassen.
»Sollten Wir nun nicht zum Voraus hinlänglich vorsichert sein, dass
Frankreich in dem bemerkten Fall sich denen Unternehmungen der Sce-
und anderer Mächton mit Nachdruck widersetzen würde, so seheten Wir
1) Vgl. Nr. 88 b.
2) Vgl. Ranke, S. W. XXVII. XXVIII, 443 ff.
3) Vgl. S. 389.
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175G Juni 0.
401
nm so weniger Hoffnung vor Uns, Unsere Absichten gegen den König in -"56
Prensaen glücklich auszuführen. Und da Frankreich mit Engeland in würk- JunI
liehen Krieg verwickelt ist, mithin jener Krone eigenes Interesse auch
ohne die Rücksicht auf die zu hoffen habende niederländische Acquisitionen
erforderet, seiner Feinden auswärtigen Einfluss zu unterbrechen, so sollte
auch bei Begnehmung der gegenwärtigen conditionis sim qua iwn gar kein
Bedenken obwalten.
4". > Nebst der werkthätigen Theilnehmung des französchen Hofs und
denen von Uns und Kassian d in das Feld zu stellenden Armeen wird zur
glücklichen Vollstreckung Unsers Vorhabens noch eine von anderen Mächten
gegen Preussen anzuwendende Armee erforderet1), welche entweder ver-
sammlet oder an verschiedenen Orten zur Kriegsoperation zu schreiten hätte.
»Da aber diese conditio sine tpta nun als eine Würkung und natür-
liche Folge der zweiten anzusehen und bei dor Beantwortung der fran-
zöschen Anfragen2) näher zu erläutern ist, so wird solche hier nur über-
haupt bemerket.«
5°. »Wie Wir Dir bereits . . . anvertrauet haben, so ist die höchst-
wichtige EntSchliessung, in die Abtrettung Unserer gesamten Nieder-
landen unter gewissen Gegenbedingnussen einzuwilligen, von Uns schon
gefasset und aufgestellt worden3). Allein von dieser generalen Ent-
schließung ist die Specialfrage wohl zu unterscheiden: Ob es mit Unserm
Dienst und mit der Eigenschaft des ganzen Vorschlags vereinbarlich seie,
die erwähnte Cession auf die Art, wie es der französche Hof in seinen
letzteren Memoiren4) anverlanget hat, nämlichen dergestalt einzugestehen,
dass ihm die gesamte Niederlande in der Gestalt eines Verkaufs ein-
geranmet und seinem Gutbefinden unter Begnehmung des spanischen und
neapolitanischen Hofs überlassen werden sollte, was für ein Theil dem
Don Philipp statt seiner drei Herzogthümer zum Etablissement zu be-
stimmen seie.
»Es dörfte also die französche Absicht hauptsächlich dahin gerichtet
sein, nicht nur Uns von der Einverständnis mit Spanien und Neapel aus-
znschliessen und sich allen Verdienst allein zuzueigenen, sondern auch
Flandern und Brabant als den besten Theil der Niederlanden und die
ganze Seeküste für sich zu behalten und noch darzu den Antheil des
Don Philipp, wo nicht von der französchen Bottmässigkeit, jedoch von
seiner Willkur für beständig abhangen zu machen, folglichen in gewisser
Maaää sich von den ganzen Niederlanden zu bemeistern.
»Ein solcher Zuwachs würde die französche Macht zu Wasser und
Land dergestalt vergrösseren, dass derselben nichts mehr widerstehen
könnte; und mit dem höchstwichtigen Bedenken, dass Unser wesentliches
1) Vgl. S. 378. :*S9. 2) Vgl. Nr. 82 b. 3) Vgl. Nr. 103.
4) Vgl. Nr. 88 a.
AcUn mr Vorgenchichto de«« ■jührig'-n Kriege. 26
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402 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Staatsinteresse erfordere, das europäische Gleichgewicht aufrecht erhalten
l,ui 9 zu helfen, vereinigt sich noch jenes, dass es nicht bloaserdingB auf Unsere
Entschliessung ankommen wolle, die ganze Niederlande gegen die Acqui-
sition von Schlesien und Glatz zu vertauschen und abzutretten, sondern
es mussten diese Länder erst noch durch die Gewalt der Waffen dem
König in Preussen entrissen und in dem künftigen Frieden Uns versichert
werden 1).
»Es ist also alles dasjenige, was die Ausführung dieses Endzwecks,
wo nicht ganz ohnmöglich machen, jedoch sehr erschweren und hauptsächlich
Uns zum grössten Schaden gereichen könnte, als ein wesentlicher und
solcher Anstand zu betrachten, welcher der Eigenschaft des diesseitigen
Vorschlags schnurgerad zuwiderlaufet, mithin von Uns nicht bewilliget
werden kann.
Nachdem aber die Seemächten ihren gänzlichen Untergang, falls die
flandersche Seeküsten nebst Brabant in französche Hände für beständig
verfielen, sicher vor Augen sehen und alle europäische Höfe die grösste
Eifersucht hierüber schöpfen müssen, so ist ohnschwer zu ermessen, dass
sie zu Vereitelung des ganzen Vorhabens ihre äusserste Kräften anspannen
und sogar die dermalige Freunde und Alliirte von Uns und Frankreich
sich auf die englische und preussische Seite schlagen würden, dahingegen
solches alsdann weit weniger zu besorgen stunde, wann Wir Uns zwar
zur Abtrettung der ganzen Niederlanden verbindlich macheten, aber zu-
gleich ausbedungen und festgestellt würde, dass Don Philipp Flandern
und Brabant samt dem Überrest Unserer Niederlanden, ausser was für
Frankreich bestimmet würde, mit dem nämlichen Recht und mit allen
Lasten, wie Wir solche besessen, überkommen sollte.
»Auf diese Art wären Wir zwar von den Seemächten völlig ab-
gesonderet, aber Wir hätten dagegen um so weniger zu besorgen, in alle
Kriege gegen die Krön Frankreich auch wider Willen mit eingeflochten
zu werden.
»Und wann die ernannte Krön für ihren Antheil das Herzogthum
Luxemburg, das supremum dominium über Ghimay und Beaumont, auch
endlichen noch das Pays retroc^de* erhielte, so verschaffte sie sich einen
unschätzbaren, jedennoch keinen solchen Vortheil, welcher die allgemeine
Eifersucht auf das höchste treiben würde.«
Wie im spanischen Erbfolgekriege würden sich die Seemächte mit
einer solchen Thatsache abfinden lassen, während die Einverleibung der
Niederlande in Frankreich weit grössere, wenn nicht unttbersteigliche
Hindernisse bereiten müsste2).
1) Vgl. S.386 f.
2) Dieser Passus stimmt wörtlich [wie schon einige Stellen vorher] mit dem
Absatz: »So wenig auch die Seemächten . . . einzuverleiben, bekannt werden
sollte« des Vortrags vom 29. Mai 1756 Ubereio. Vgl. 8. 388.
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1756 Juni 9.
»Dass Wir nun hierauf hauptsächlich und am meisten zurückzusehen 1756
haben, fallet von Selbsten in die Augen und kann Uns also von dem Juni *
all erchristlichsten König ohnmöglich mit Billigkeit verdacht werden, wann
Wir der ungemein wichtigen, Uns schwer fallenden EntSchliessung, Unsere
ganze Niederlande zu cediren, die ausdruckliche Bedingnuss sine qua non
hinzufügen, dass ausser dem Luxemburgischen, Chimay und Beaumont,
auch allenfalls dem Pays r6troce*de* der Überrest der Niederlanden auf die
Art, wie Wir solche besessen, dem Don Philipp zu gut kommen, dagegen
von diesem seine drei Herzogtümer an Uns abgetretten und seinen ver-
meintlichen Gerechtsamen auf die neapolitanische Thronfolge verziehen,
auch so wenig die künftige Einverständnis mit Spanien und Neapel als
sonsten etwas einseitig vorgenommen und abgehandelet, sondern alles zu
gleichen Schritten nach den Regien der Reciprocität und Billigkeit ein-
geleitet werden sollte').
»Wie Wir Uns dann um so weniger von denen Verabredungen mit
Spanien und Neapel ausscbliessen lassen können, da Wir hierzu den Stoff
herzugeben und Unser vorzügliches Augenmerk darauf zu richten haben,
dass der Ruhestand in Italien auf einen dauerhaften Fuss gesetzet und
alle Gelegenheit zu künftigen Misshelligkeiten aus dem Weg geraumet
werde; dahero Wir auch zu allem Überfluss den gemessenen Befehl hier-
mit erneueren, dass von dieser conditionc sine qua non keineswegs ab-
zuweichen seie.«
6°. . . >Wir müssen auf Unserem bisherigen Antrag2) als einer conditio
sine qua non ohnbeweglich beharren, dass Frankreich die anverlangende
Vortheile nicht ganz ohnentgeltlich erwarten könne, sondern sich jährlich
zu einem hinlänglichen Geldbeitrag, solang der Krieg gegen Preussen für-
dauert, einzuverstehen und hierunter eben die Gefahr der vergeblichen Ver-
wendung, wie von Uns in weit grösserem Grad geschähote, zu übernehmen
habe; worauf auch Deines Orts, solang eine billige Enschliessung des
französchen Hofs anzuhoflen stehet, fest zu beharren iat.
»Jedoch wollen Wir auch in diesem Stück Dir von nun an Unser
letztes Wort zu Deiner vernünftigen Einleitung nieht verhalten, welches
darinnen bestehet, dass Wir zwar nimmermehr in einen Verkauf ein-
willigen3), jedoch Uns zu Verpfändung eines Theils Unserer Niederlanden
uacli Proportion ihres jährlichen Ertrags und des Geldvorschusses und
endlichen darzu einverstehen würden, bei Fehlschlagung des ganzen Vor-
habens den französchen Geldvorschuss wieder zu ersetzen und bis dahin
die verpfändete Lande in seinem Besitz zu lassen3).
»Wann sich also zum Exempel die jährliche Einkünfte des Herzog-
thums Luxemburg auf 600 000 f. erstrecken, so wäre Frankreich hiermit
wegen eines Vorschusses von 12 Millionen Guldon mehr als zureichend
1) Vgl. S. 367. 2) Vgl. Nr. 59c. 3) Vgl. S. 339.
26*
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404 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
gedeoket; und da das Pays retroc<$d<5 mehr als eine Million jährlich ab-
wirft, so ergiobet sich hieraus von Selbsten, dass es an einer hinlänglichen
Verpfändung keineswegs ermangele. Jedoch mttsste auch bei einer solchen
Abrede alle mögliche Vorsicht gebrauchet und unter anderen ausdrücklich
ausbedungen werden, dass Frankreich nichts anderes als den Ersatz des
baren Vorschusses, aber keineswegs andere verwendete Ausgaben und
Nachrechnungen anzuforderen berechtiget sein sollte.«
Es folgen diejenigen conditioncs, »um derentwillen Wir die ganze
Handlung nicht abzubrechen gedächten»: >Es ist sich also
1" »alles Fleisses von Dir zu bestreben, dass bei der künftigen Einver-
ständnis über die Zergliederung der preussischen Landen nebst ganz Schle-
sien und Glatz noch ein Länderzuwachs >) vor Unser Erzhaus namentlich aus-
bedungen werde, als etwan das Fürstenthum Crossen, so vormalen zu Schlesien
und besonders zum Herzogthum Glogau gehöret hat und im Jahr 1481 als
ein Unterpfand an das Churhaus Brandenburg gekommen ist*2), demnächst
aber im Jahr 15 Ii 8 durch besondere Verträge des Königs Ferdinandi dem
Chnrfürsten Joachime II. die Souverainität, wiewohl mit vielem Widerspruch
der schlesischen Landständen, überlassen worden.
'Desgleichen könnte auf einen Theil der Lausnitz oder auf das Sulz-
bachische oder auch auf einen Theil der Oberpfalz, wann dargegen die
dermalige Besitzer anderwärtige reichliche Entschädigungen erhielten, an-
getragen, auch allenfalls die Vorsicht gebrauchet und deutlich ausgedrucket
werden, dass ganz Schlesien ohne einige Ausnahm und mit seinen vor-
hinnigen Appertinenzien wieder unter Unsere Bottmässigkeit gebracht werden
sollte, um solchergestalten das Fürstenthum Crossen wenigstens tacite
hierunter zu begreifen und sich dessen nach Beschaffenheit der künftigen
Umständen zu Nutzen machen zu können.
2°. »Hast Du Deine Aufmerksamkeit auch dahin zu richten, dass der
französche Hof vermöget werde, sich bei Sachsen, Schweden, Dänemark,
Pfalz, Churbayern, dem Herzogen von Württemberg und anderen Mächten
um die Stellung eines Corps Truppen zu bewerben und dargegen ent-
weder neue proportionirto Subsidien zu bewilligen oder die alten in be-
höriger Maass zu erhöhen3); wordurch das ganze Unternehmen ungemein
beförderet und zugleich Unsere Ausgaben bei einem künftigen Krieg
gegen Preussen sehr verminderet würden; dass also die bemerkte Be-
dingnuss bestens zu betreiben ist4).« . . .
Auf die am 1. Mai 175G5) von Frankreich gestellten fünf Anfragen
werde Starhemberg ermächtigt, folgendes zu erwidern:
1) Vgl. S. 390.
2) Vgl. Uanko S. W. XXV, 140. 3) Vgl. S. 289. 378. 390.
4) Die übrigen conditions convenables vgl. im Vortrage des Grafen Kaunitz
vom 29. Mai 1756, S. 390 ff.
5) Vgl. Nr. 82 b.
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1756 Juui 9.
405
1) Höhe des Geldbeitrags Frankreichs. Sollte sich Frankreich nicht 1756
damit beruhigen lassen, dass die Snmme von der Art und Weise der
werkthätigen französischen Antheilnahme an den Kriegsoperationen gegen
Preussen abhänge, »so kannst Du endlich Deine bereits geschehene An-
forderung1) der jährlich zu entrichtenden zwölf Millionen rheinischer
Qulden, solang der Krieg gegen Preussen fürdauert, erneueren, bei er-
folgendem Widerspruch zwei Millionen nachlassen und zuletzt auf acht
Millionen jährlich bestehen«.
2) Art der Auszahlung. Man verweise auf die Erörterung bei der
zweiten conditio sine qua non\ Starhemberg solle eventuell stufenweise zu-
gestehen und >in Ansehung der Zeit die Erläuterung geben, dass eine
halbjährige rata der von Frankreich zu entrichtenden Geldsumme ein oder
zwei Monate vor dem termino, wann die Kriegsoperationen gegen Preussen
ihren Anfang nehmen sollen, auszuzahlen und hiermit alle Halbjahr,
solang der Krieg fürdauert, fortzufahren seie.«
3) Sicherstellung der gezahlten Summen. Man wolle die Verpfändung
und Einräumung des Ilerzogthuma Luxemburg, auch die geforderte Ein-
lassung französischer Truppen in Ostende und Nieuwport zugestehen,
jedoch > nicht gleich nach Unterzeichnung der Präliminararticles, aber
alsdann, wann die Kriegs Operationen gegen den König in Preussen ihren
wflrklichen Anfang nehmen.«
4) » Die vierte Anfrage ... ist um so ausserordentlicher, da Wir
durch Dich bereits dahin antragen lassen7), dass Frankreich unter dem
Namen von Auxiliartruppen ein ansehnliches Corps von 50 und mehr
Tausend Mann zu 10 — 12000 Mann Unserer niederländischen Truppen
stossen, solche gegen den König in Preussen gebrauchen oder allenfalls
nach Westphalen marschiren lassen und andurch sowohl Hannover als die
Übrigen protestantische Mächte von allen Unterstützungen des Königs in
Preussen abhalten mögto. «
5) Die Anfrage wegen der Zusammensetzung der dritten Armee und
der hierzu gewünschten Mächte müsse Frankreich selbst beantworten; auch
die diesen Mächten zu gewährenden Länderacquisitionen beruhten auf
näherer Verabredung mit Frankreich. > Jedoch kannst Du Dich ohne Be-
denken noch weiters dahin äusseren, dass dem Königreich Polen die
preussische Lande3), der Krön Schweden das in jüngeren Zeiten verlorne
Pommern, Chursachsen das Magdeburgische und Churpfalz das Klev- und
Märkische anreizend in die Augen fallen4) und, wann alle diese Mächte
dargegen eine proportionirte Truppenzahl stelleten, mit Zuziehung eines
Corps Bayern von 6000 Mann, eines gleichen Corps würzburgischer, cöl-
niseber oder württembergischer Trupppen, gar wohl eine dritte Armee von
1) Vgl. Nr. 59o S. 345. 2) Vgl. S. 296. 311. 3) Vgl. S. 363.
4) Vgl. S. 155 f. 289. 390.
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406 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 50 — 60000 Mann zusammen gebracht werden könnte1), als worüber sich
um Frankreich fordersamst zn erklären und mit Dir die vollständige Abrede
zu pflegon hätte.«
Das französische Verlangen, dass Österreich unentgeltlich und ohne
Reciprocität sein im Aachener Frieden vorbehaltenes Rttckfallsrecht auf
die drei Herzogtümer in Italien aufgeben solle, sei unbillig. Ohne Ent-
schädigung könne keine Rede davon sein.
Über den auf Polen bezüglichen Passus der französischen Antwort
vom 1. Hai wünsche man noch nähere Aufklärung.
Schliesslich betone die Kaiserin noch einmal das Bedenken, dass
noch nicht mit Zuverlässigkeit vorzusehen stehet, ob auch der französche
Hof durch die vorteilhafteste Bewilligungen zu vermögen sein werde, in
die Sache Selbsten aufrichtig und mit werkthätigem Eifer einzugehen«.
Alles werde abor der geschickten Hand Starhembergs anvertraut.
Jnui 9 112 a. Maria Theresia an Starhemberg. Wien, 9. Juni 1756.
P. S. Nach dem Beinconc*pt. Vgl. Nandl, Boitrigo I, 2b f. 65 Anm. 5.
Frankreich soll durch den Hinweis auf einen möglichen Umschwung in Russland zu
schneller Erfüllung der österreichischen Wünsche veranlasst werden.
. . . »Nachdem . . . die Conferentialberath schlagung über den In-
halt besagten Rescripts2) wegen eingefallenen Pfingstfeicrtagen verschoben
werden müssen,« so können noch einige Nachträge beigefügt werden.
... 5) >Die meiste Aufmerksamkeit verdienet die dermalige Gesinnung
des russischen Hofes. Diesem haben Wir, wie Dir bereits eröffnet worden3),
Unsere geheime Absichten nicht ganz verborgen halten können, wann Wir
ihn änderst nicht auf das empfindlichste beleidigen, noch seine Freund-
schaft für beständig verscherzen oder auch dem englischen und anderen
Höfen die Zeit lassen wollen, die russische Kaiserin zu solchen Maassnehm-
und Verbindungen zu vermögen, welche Uns vor beständig den Weg ver-
sperret haben würden, auf ihre Mitwürkung gegen Preusscn sicheren Staat
zu machen.
»Ob nun zwar Unsere erste Öffnung4) mit aller Vorsicht geschehen
ist, so wirst Du doch aus des Grafen Esterhasy abschriftlich beiliegendem
postscripto vom 22. Aprilis5), dann aus seinem jüngern Bericht vom 19.
Majiß) des mehrern ersehen, dass Rnssland mit allzu grossem7) Eifer
zu Werke gehe und noch in diesem Jahre mit den Feindseligkeiten den
Anfang zu machen antrage. Über das äusseret der erwähnte Hof ein all-
zu grosses Verlangen, mit Frankreich in ein näheres Einverständnuss ein-
1) Vgl. S. 363. 378. 389. . 2) Vgl. Nr. 112. 3) Vgl. S. 311. 363.
4) Vgl. Nr. 56. 5) Vgl. Nr. 73 c. 6) Vgl. Nr. 91.
7) Vgl. Nr. 99 a. S. 382.
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1756 Juni 9.
407
zntretten; wie dann nicht nur dorn Douglas ein freundschaftlicher Zutritt 1756
verstattet1) und zufolg des hie beiliegenden forstlich Reischachischen a) 1
8chreibens ein Paquet, so vermuthlich von dem ernannton Douglas her-
kommet, von dem russischen Bottschafteren in dem Haag3) dem Marquis
Bonnac4) übergeben, sondern auch allen russischen an auswärtigen Höfen
stehenden ministris der Befehl zngefertigt worden 5), mit denen französchen
ein gutes Vernehmen zu erhalten.
»Zwar ist vor kurzem ein russisches Circularrescript ergangen, worinnen
des dortigen Hofs starke Kriegsrüstungen unter dem Vorgeben, als ob
solches zu Unterstützung seiner Alliirten und besonders der Krön Enge-
land geschehe, verdeckt werden wollen6), und welches hier, auch ver-
muthlich anderwärts und besonders zu Paris grosses Aufsehen erwecket
haben dörfte. Allein die nachdrückliche Versicherungen der russischen
Kaiserin selbsten lassen keinen Zweifel übrig, dass es ernstlich gegen den
König in Preussen gemeinet seie, und dass man der Nachricht von Unserem
näheren Einverständnis mit Frankreich mit sehnlichstem Verlangen ent-
gegen sehe7).
»Wie Wir nun Unseres Orts beflissen gewesen, den ernannten Hof
von allen voreiligen Schritten möglichst zurück- und dennoch bei gutem
Willen zu erhalten, giebet Dir Unser letztes an Grafen Esterhasy ergangenes
. . . Rescript8) des mehrern zu erkennen. Wir sind aber nichts weniger
als sicher, dass solches den erwünschten Eindruck verursachen werde,
und Wir würden Uns in nicht geringer Verlegenheit befinden, falls der bereits
geschehene russische Antrag"), auch ohne dio französche Einstimmung dem
Krieg gegen den König in Preussen noch in diesem Jahr den Anfang zu
machen, erneueret und darauf bestanden werden sollte.
»Überdas stehet mehr als jemalen zu besorgen, dass der König in
Preussen durch die russische ausserordentliche Bewegungen zur desperaten
Entschliessung veranlasset werden dörfte, mit dem grössten Theil seiner
Macht Unsere Erblande gähling zu überfallen und andurch der ihm an-
drohenden Gefahr bevorzukommen10). Wann aber auch dieses nicht er-
folgte, so ist nichts gewissere, als dass Engeland in der grössten Verlegen-
heit wegen der hannoverschen Landen das äusserste anwenden werde, um
Kussland wieder auf seine Seite zu ziehen.
»Wie Dir nun bereits eröffnet worden11), so könnte sowohl eine
widrige als vergnügliche Würkung nach sich ziehen, wann dem französchen
1) Vgl. Nr. 83.
2) Ausserordentlicher österreichischer Gesandter im Haag.
3) Graf Alexander Golowkin.
4) Französischer Gesandter im Haag. Vgl. Stuhr, Forschungen I, 44 f. ; Beer,
M. I. Ö. G. XVII, 147. 5) Vgl. S. 324. 6) Vgl. S. 359.
7) Vgl. Nr. 100. 8) Vgl. Nr. 99. 9) Vgl. S. 317.
10) Vgl. S. 295. 11) Vgl. S. 312.
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408 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Hof die oberwähnte Umstände mit Äusserung einer allzu grossen Ver-
legenheit vor Augen geleget würden. Wir müssen also blosserdings Deiner
eigenen vernünftigen Beurtheilung anheimgestellt sein lassen, ob und in-
wieweit von den erwähnten Nachrichten diensamer Gebrauch zu machen,
auch ob dem dortigen Hof unter anderen in nachdrückliche Vorstellung zu
bringen seie, dass die bessere Einverständnis mit Russland einzig allein
Unseren Maassnehm- und Bemühungen zu verdanken seie, dass die dortige
Umstände die beste Gestalt gewinneten, dass sie sich aber gähling wieder
abänderen könnten, wann Frankreich die schöne Gelegenheit aus Händen
lassen und Russland auf die Gedanken geführet werden sollte, als ob jener
Hof nur Zeit zu gewinnen suche, und es ihm mit dem geheimen Vorhaben
gegen Preussen kein rechter Ernst seie. Gleichwohlen könnten Wir Russ-
land nicht länger in der Ungewissheit lassen, und Wir wollten Uns also
zum Voraus von allem Vorwurf entlediget haben, wann die Sachen wieder
umschlagen und das englische Geld die Oberhand behalten sollte, welches
Wir seithero bloss durch die gegebene Hoffnung, den König in Preussen
feindlich anzufallen2), hintertrieben hätten.
»Soviel nun in der Entfernung zu urtheilen stehet, so würde das
französche Ministerium durch die erwähnte Öffnung nicht wenig in Ver-
legenheit gesetzet und angetrieben, eine baldige und zuverlässige Ent-
Schliessung zu fassen; jedoch wirst Du solches an Ort und Stelle am besten
zu beurtheilen wissen.« . . .
Juni o 113. Der Hofkriegsrath an den F. M. L von Bohn. Wien, 9. Juni
1756.
W. K. A, Nach dorn Conccpt. Vgl Naud<5, Boitrige I, 15 Amn.
»Anzufügen: Wann durch die Abgrab- und Aplanirung vor dem
Littauer Thor zu Olmütz2) zum Nachstand der Festung vorliegenden
höchen Terrain, insoweit es die hierunter begriffene 2000 Klafter Erden
betrifft, auf die Art, wie solche Derselbe in seinem Bericht vom 1. dieses
anhero vorstellet3}, nicht was wichtigere und nothwendigers an der Forti-
fication Selbsten zurückgesetzet und gehindert wird, wäre man diesseits
nicht entgegen, dass selbige mit allem Ernst betrieben, folglich dessen
schleunige Beförderung mit Zuhilfnehmung deren Arrestanten denen Olmützer
1) Vgl. Nr. 91. 2) Vgl. Nr. 110.
3) v. Bohn hatte den Bericht von Rochopines vom 21. Mai [vgl. S. 366] am
1. Juni 1756 dem Hofkriogsrath übersnndt, mit der Anfrage, ob die daselbst
vorgeschlagene Ersparung in Anwendung zu bringen sei, obwohl dadurch die
Festungsarbeiten etliche Jahre in Anspruch nohmen würden. Er wisse nicht, ob
man >bls dahin eines fürdauernden Friedens etwa nicht gesichert sein möchte«.
[W. K. A.J
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1756 Juni 9 — Juni 12.
409
Fortificationsentrepreneurs überlassen werden könne. Solches aber zn beur-
th eilen, wolle man auf seine, des Herrn . . . eigene Einsieht . . . an-
kommen lassen.« . . .
114. Fürst Liechtenstein an den Hofkriegsrath. Wien, 9. Juni 175«.
W. JL A. Nach der Urschrift. Vgl. Naud<5, Beiträge I, ib Anm.
Bittet um Anschaffung der in Olmiitz fehlenden Requisiten.
»Nachdem ein hochlöbl. Ilofkriegsrath 8r. K. K. M. ... Approbation
über das zur Defension der Festung Olmütz angetragene Artilleriegeschütz
unterm 6. hujus1) mir mitzugeben belieben hat wollen, und nun auch die
Transporte ihren alltäglichen und eifrigen Fortgang gewinnen, so will
gleichergestalten nöthig sein, auf die Beischaffung deren übrigen in dem
überreichten diesfalligen Defensionsaufsatz enthaltenen Zeugsrequisiten den
zeitlichen Bedacht zu nehmen.«
Übersendet eine Tabelle der noch fehlenden Stücke, mit der Bitte,
die Angelegenheit vorzutragen2).
115. Kaunitz an Starheraberg. Wien, 12. Juni 1756. Juni 12
Nach dem Itainconcept. Vgl. Lehmann 118 und 3fi Anm. 1; v. Aructh IV, 4.W; NaudtS, Boi-
trige I, 1*. S3.
Besorgnis* vor einem preußischen Angriff und Umschwung in Russland.
Der König in Preussen » machet seiter kurzem sehr bedenkliche An-
stalten und hat schon würklich die bei den Bauren eingeteilte Artillerie-
und Pontonspferde zusammenziehen lassen3). Unsererseits haben wir ihm
zwar noch nicht die geringste Ombrage gegeben und sogar die gewöhn-
liche Campements einstellen lassen1). Da aber Russland nicht zum vor-
sichtigsten zu Werke gehet, so könnte es gar leicht geschehen, dass Preussen
nicht lang mehr wartete, sondern uns vorzukommen und mit seiner ganzen
Macht jählings zn überfallen sich entschliessete h).
>Wir sind also in nicht geringer Verlegenheit, einerseits den Argwohn
nicht zu vergrössern und andrerseits nichts an den nöthigen Anstalten er-
mangeln zu lassen, da unsere Cavallerie in ganz Hungarn zerstreut lioget
und in Böhmen sich nur etliche Regimenter befinden6).
»Über das sorgen wir, dass Russland zu Vermeidung der grösseren
Ausgaben entweder noch in diesem Sommer zuschlagen oder denen eiferigsten
1) Vgl. Nr. 110.
2) Der Hofkriegsrath verlangte in der Antwort vom 11. Juni 1756 [Conccpt.
W. K. A.] erst noch einen Kostenanschlag der anzuschaffenden Requisiten.
3) Diese irrige Nachricht ist dem Berichte Pueblas vom 28. Hai 1756 ent-
nommen. 4) Vgl. Nr. 69. 5) Vgl. S. 407.
6) Vgl. S. 376 f.
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1756
Juni 9
Juni 9
410 Österreichische Acten zur Vorgeschichte deB siebenjährigen Krieges.
1756 englischen Bemühungen und Geldanträgen Gehör geben werde. Von welchen
ani 12 Nachrichten Ew. Exc. den guifindenden Gebrauch zu machen belieben
wollen1].«
Juni 12 116. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 12. Juni 1756.
Nach dor Urschrift.
. . . »Jenes, so Ew. Exc. . . . von der Gondition sim qua non er-
wähnet2), habe ich wie für mich Selbsten im Discours fallen lassen, worauf
Bernis sogleich geantwortet hat, dass hierbei gar kein Anstand mehr ob-
walte, und man bereits in der Antwort vom l. Mai:i) in sothane Con-
dition eingewilliget habe.« . . .
Juni 12 117. Flemming') an Brühl. Wien, 12. Juni 1756.
15. A. Nach einer Abschrift.
Österreich wünsche einen russischen Angriff auf Preusscn, um sich demnächst selbst
daran zu betheiligen.
Kaunitz habe ihm den Abschluss der Versailler Verträge mitgetheilt.
»Comme le fil de notre entretien avec le comte de Kaunitz nous mena
inseosibloment a l'armement de la Russie, je lui en demandais la raison,
et quoique ce ministre ne s'en expliqua pas clairement, il n'a cependant
pas contredit, quand je lui fis connaitre qu'il semblait que ces grands
präparatifs se faisaient plutöt contre le roi de Prussc que pour remplir
les engagements envers l'Angleterre. Je donnais lä-dessus ä entendre au
comte de Kaunitz que je ne voyais pas trop bien comment la Russie
pourrait entretenir des armöes si nombreuses hors de ses frontieres, si
les subsides de l'Angleterre devaient cesser, et qu'il fallait donc que l'Im-
pdratrico-Reine füt intentionnde de les remplacer. II me repondit qu'on
ne regretterait point l'argent, pourvu qu'on le saurait bien employer.
C'ötaient ses propres paroles. Et lorsque je lui fis remarquer s'il n'y
avait pas ä craindre que ce Prince rase* et pc*nc*trant, venant ä soupconner
ä cet e*gard un concert avec cette cour-ci, ne tombät tout [d'] un coup
sur eile, il me repartit qu'il n'en ctait pas beaueoup en peine, qu'il trou-
verait ä qui parier, et qu'on dtait ici präpare ä tout e*v£nement. — »Hais«,
repris-je, »croyez-vous vdritablement qu'on puisse ontamer avec assurance
de sucecs le roi de Prusse, sans 6tre tout-ä-fait sur de la France, et
pensez-vous, de plus, que cette couronne soit tellement brouillee avec le
roi de Prusse qu'elle voulüt 1' abandonner et le sacrifier ä la Russie?« —
II me räpliqua »que les souverains n'avaient pour garant de leur bonne
foi que leur parole et la signature des traitös, et qu'outre cela, ce Prince
1) Vgl. S. 408. 2} Vgl. S. 288. 345. 3) Vgl. S. 334 f. 345.
4) Sächsischer Gesandter am Wiener Hofe.
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1756 Juni 12 — Juni 15.
411
avait si souvent manque* ä la France et l'avait irritee par ses demiers 1756
traitäs ä un tel point qu'elle lui ferait sentir de n'ßtre point d'humeur de
souffrir impunement toutes ses avanies, comme il se l'Ctait imagine\ ä cause
du bien indispensable qu'il croyait que la France avait de lui.« — Je
continuai ensnite que, ponr pouvoir d'autant plus compter sur la fidelite"
de la France, on devait sonbaiter ici qu'elle n'eüt pas de trop grands ni
rapides avantages contre l'Angleterre, et qne celle-ci püt se soutenir contre
ses efforts et faire trainer la guerre, ce qui serait le 'moyen le plus efficaco
de retenir la premiere dans ses engagements et donner le temps näcessaire
aux denx cours imperiales pour executer leur projet, si elles en avaient
contre celle de Berlin. M. le comte de Kaunitz m'avoua qne c'e*tait aussi
ce qu'on desirait ici beaucoup, puisque, sans cela, la balance pencherait
trop du cöte" de la France, et qu'il serait tres fftchä qu'il arrivät du mal
ä l'Angleterre, et encore plus nn därangement dans ldquilibre de l'Europe.
»Au tan t que je puis remarquer par les discours des ministres d'ici,
leur plan est de se tenir dans les termes d'une parfaite neutralite- et öviter
tont ce qni y pourra dtre contraire, afin de pouvoir räclamer de la France
le cas de l'allianoe, quand ils seront attaqueV, mais on serait bien aise
que la Russie, en attaquant le roi de Prusse, attachät le grelot, et que,
dans la suite, on put s'y m£ler comme partie intervenante pour le mettre
entre denx feux. Je crois mßme qu'on no serait pas fache' que la France,
pour embarrasser d'autant plus ce Prince, envoyät une armce de
fiOOOO hommes dans le pays de Hanovre1), ce qui facilitorait beaucoup
leurs desseina.« . . .
118. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 15. Juni 1756. Juni 15
NMh der Urschrift Vgl t. Anwth V, 47.
Bereitwilligkeit Rutslamh, den Angriff auf Preusscn zu verschieben.
»Seit meinem . . . Bericht vom 8. dieses2) bin ich Tags darauf mit
denen zwei Kanzloren in Conferenz gewesen und habe diesen ministris von
der mir letzthin eingelangten . . . Expedition vom 22. Mai nach der mir ge-
gebenen . . . Anleitung3} den Vortrag gemacht, und gleichwie alles für-
nämlich darauf ankommet, damit der hiesige Hof von seinem übermässigen
Eifer und Hitze in Rucksicht des grossen Vorhabens absteho4], so haben
meine diesfalls gemachte Vorstellungen bereits soviel gefruchtet, dass nicht
nur der russischen Kaiserin allschon vorgestern der Rapport hierüber ab-
gestattet worden, sondern auch bereits die erforderliche Ordres abgegangen
seind, damit sowohl die irreguläre Truppen als auch die übrige Regimenter,
welche nicht über Narwa hinaus gerucket seind5), still halten sollen. Wie
1) Vgl. S. 363. 400. 2) Vgl. Nr. 111. 3) Vgl. Nr. 99. 99g.
4) Vgl. 8. 406. ö) Vgl. Nr. 73 c.
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412 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 dann auch die eben zum Lauf fertige Galeerenflotte dieses Jahr eine Excur-
un* 15 sion in der Ostsee nnternimet.
»Wie znmalen nun das hiesige Ministerium, wie auch der Senator
Schuwalow und der General Apraxin Selbsten gar wohl einsehen, dass man
hier etwas zu hitzig zu Werk gegangen und die samentliche Kriegsveran-
staltungen dieses Jahr schwerlich in vollkommenen Stand hätte bringen
können *), so haben auch diese zwei, (da unsererseits das grosse Vorhaben
ohnedies weiter hinausgesetzet worden), obgedachte Entschliessungen so-
gleich vorkehren zu sollen für nöthig befunden. Solchem nach ist bereits
resolviret worden, von allen ein Aufsehen erweckenden Bewegungen desistiren
und diesen Sommer in Livland kein anderes campement als in denen
vorigen Jahren machen zu wollen, und gleichwie man nun bald hören wird,
dass die Convention mit Engeland annulliret worden 2), so hoffet man, dass
das daraus entstandene Gerücht von denen ausserordentlichen russischen
Kriegspräparatorien zu Land und zu Wasser und der hierüber geschöpfte
Argwohn durch die darauf folgende Nachrichten, dass solche auf einmal
eingestehet worden, sich nunmehr in die wahrscheinliche Vermuthung ver-
wenden werden, dass solche Kriegsvorkehrungen einzig und allein die mit
Engeland geschlossene Convention zum Gegenstand gehabt haben müssen.
»Unterdessen 'wird man gleich wohlen mit der Remontir- und Recru-
tirung der hiesigen Armee, wie ingleichen mit allen übrigen Vorbereitungen
zur Ausführung des grossen Unternehmens fortfahren3) und von unserem
Hof die weitere . . . Entschliessungen abwarten, dergestalten, dass I. K. K. M.
diesfalls ganzlich beruhiget sein können1). . . .
> Übrigens habe ich von dem Secretär Wolkow, fürnämlich aber von
dem Vicekanzler Woronzow und Etatsrath Olsuwiow nicht undeutlich ab-
genommen, dass die hiesige Monarchin ungemein zufrieden seie, dass
Frankreich dem König von Preussen Schlesien und Glatz wegnehmen lassen
wolle, und auf den . . . bewussten Antrag eines Arrondissement von ßeiten
Polen gegen Zurückgebung des Königreichs Preussen und des Herzogthums
Curland an diese Rc*publique 5) eben nicht so sehr versessen sein solle und
sich wohl begnügen dörfte, wann nur der gemeinsame Feind beeder alliirten
Höfen durch obberührte Abnahm von Schlesien und Glatz geschwächet,
mithin für das künftige derselben mehrere Ruhe und Sicherheit andurch
verschaffet werde.«
1) Vgl. Nr. 73 h. 2) Vgl. S. 394. 3) Vgl. Nr. 100.
4) Vgl. Nr. 115. 5) Vgl. S. 394.
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1756 Juni 15 — Juni 18.
413
119. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 18. Juni 175«. 1756
S Juni 18
Abgedruckt bei B«wr, M. I. Ö. O. XVII, 140 f.«). Vgl. Waddington, RonTerseraent 500 f.; Beer,
M. I. Ö. 0. XVII, 132. 131.
Erläuterungen zur Imtmction vom 9. Juni 7750. Zweck der angeordneten Bildung
von CavaÜerielagern.
»D'apres tout ce qu'on vous a dit par le dernier conrrier2), vous ne
douterez pas, Monsieur, que nous ne voulions toujours sörieusement le grand
objet que nous avons propose* ä la France; mais je vous repete que nous
ne la croyons point aussi dlcidee lä-dessus que nous le sommes. Cela a
dü naturellement nous engager ä songer ä des conditions propres ä assnrer
une pareille entreprise, necessairement accoinpagnee d'embarras et de
dangers.
»Gelle d'y intöresser ou plutdt envelopper la France, comme partie
principale, est entre autres de cette espece. J'imagine qu'elle en sera un
peu effarouchee, parcequo cela se trouve 6tre trfcs opposä ä l'esprit et
aux vues des diflförents Berits qu'elle nous a donncs jusqu' ici3), et il se
pourrait aussi que ses forces de terre ne fussent pas actuellement encore
assez considerables pour qu'elle pfit mettre en campagne l'armee que nous
lui demandons. Mais quelque raison que Ton puisse avoir, pour ne pas
vouloir s'engager a une pareille mesure, il sera toujours neecssaire d'y
insistcr, tant et aussi longtemps que nous ne tronverons pas la France
decidemment disposeo ä vouloir la chose, ä ce seul point pres, de la meme
facon que nous la voulons, et qu'elle nous convient. Co n'est donc que
dans ce cas que vous pourriez, Monsieur, faire entrevoir comme de vous
memo que nous ne chicancrons jamais sur des mots, ni nous ne nous
attacherons pröcisöment ä une condition, des qu'on pourra la remplacer
par une autre, qui ferait le mßme effet et sorait plus agr<5able ä celle des
denx parties qui aura ä la remplir ; en un mot, il y aura moyen de s'en-
tendre, des qu'on lc voudra aussi seneusement ä Versailles qu'on le veut ici.
»Au reste, on vous a dejä informe*4), Monsieur, que le roi de Prusse
fait des pre'paratifs qui denotent l'ombrage qu'il coneoit de notre alliance
et surtout de la vivacite* avec laquelle les Busses font des armements
extraordinaires. II nous importe grandement de nous mettre ä l'abri de
toute surpriac ; mais nous concevons, en meme temps, qu'il est de la pru-
dence de ne point augmenter plus qu'il ne le fant absolument, les inquie*tudes
de ce dangereux voisin. Pour dviter l'une et l'autre extre'mite*, il a £te*
resolu de nous borner ä des arrangements qui ont deja ete* pratiquös
plusieurs fois depuis la paix d'Aix-la-Chapelle, et, par consequent, nous
nous bornerons, quant ä präsent, ä deux camps de cavalerie sur les confins
de la Hongrie vers ici5), pour rassembler une bonne partie des rdgiments
1) Das Original lag mir nicht vor. 2) Vgl. Nr. 112.
3) Vgl. Nr. 82b. 88a. 4) Vgl. Nr. 115. 5) Vgl. Nr. 107.
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414 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Kriege».
1756 qui se trouvent disperse* dans ce royaume, afin de ponvoir les faire marcher
unl en Bohßme, oü il n'y en a pas aasez au cas que vera l'automne le roi de
Prasse voulüt nous attaquer.
»II n'y a rien dans cette disposition qui puisse donner raisonnablement
des inquie*tudes au roi de Prasse ni ä qni que ce soit, puisque cela est
d'usage depuis plusieurs annöes, comme je vous Tai deja fait remarquer.
Nous sommes cependant bien aises de donner ä cette occasion une nouvelle
marque de confiance au Roi T. C, en lui faisant part de la re'solution quo
LL. Ms. Imps. Yiennent de prendre, et des motifs qui les y engagent, et
vons aurez, Monsieur, ä en instruire Ms. de Rouille" et de Bernis de la
maniere que vous jugerez la plus convenable.
»Nous savons aussi que le roi de Prusse fait tout ce qu'il peut, pour
engager la cour de Londres ä accorder des subsides aux cours de Dresde
et de Munich1) et ä employer le verd et le sec pour söduire la Russie2);
nous savons dgalement que Ton cajole beauconp M. de Valory3).
»Vous ferez de ces notions l'usage que vous croirez pouvoir en faire.«
Juni is 120. Starhemberg an Kaunitz. Paris, IS. Juni 1756.
Nach der Urachrift. Abgedruckt bei Beer, M. 1. Ö. Q. XVII, 141 ff. VgL Wwldlngton, E«n-
vcrBement 403 ff.
Nothtcendigheit Bernis in Pnris festzuhalten. Oute Au Mickten in Frankreich.
. . . »Argeuson . . . parait . . . encore toujoura un peu suspecte ä Mde.
de Pompadour. ... Je regarde ces soupcons comme uno certitude de sa
mauvaise volonte" *),... mais je n'en crains guere les effets ; tous les autrea
ministres sont certaineuient dans la bonne voie; la seule choso qui soit le
plus ä craindre, est que sa mauvaise volonte* n'inflae indirectement sur
les Operations de M. Rouille" par les conseils secrets qu'il lui donne ; maia
il sera aise d'obvier ä cet inconvenient en dccidant le sort de l'abbe" de
Bernis et faisant cesser par lä les inqui&udes de M. Rouille\ . . . Ce point
va ßtre decide" en peu, et je crois, d'apres tout ce que m'ont dit Mde. de
Pompadour, M. de Puysieulx et le marächal de Bolleisle, qu'ils par-
viendront k persuader le Roi de le garder ici1). Tout ce qui fait la plua
grando difficulte, est son admission au Conseil4), sans laquelle il ne serait
paa naturel quon le fit demeurer, et sans laquelle m<3me sa demeure
deviendrait presque inutile.« Die Pompadour wolle vor allem Soubise6)
einen Platz im Conseil verschaffen, und besorge, durch den Eintritt von
Bernis ein Geschrei gegen sich zu erwecken5). Belleisle wolle lieber
1) Eine unrichtige Behauptung. Vgl. P. C. XII, 387. 391 f.
2) Vgl. P. C. XII, 337, 385.
3) Französischer Gesandter am Berliner Hofe. 4) Vgl. Nr. 109.
5) Vgl. Nr. 97.
6) Prinz Karl Soubise, Herzog von Rohan-Rohan, französischer G. L.
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1756 Juni 18.
415
den Herzog von Nivernais im Conseil sehen. >M. de Puysieulx dit tout 1756
naturellement qu'il n'y a pas d'autre parti a prendre1), ... et que (notre) Juni 1
affaire doit etre regarde'e comme manquöe, ai Ton fait partir l'abb^ de
Bernis. . . .
»On attend cette reponse2) avec beaucoup d'impatience, et Ton paraft
desirer tres fort que nous pnissions nous accorder snr tons les grands
objets qui nous restent ä diacnter. J'y prövois encore de bien grandes
difficultea, mais j'espere toujours de parvenir ä la fin ä les surmonter3).
Jaugure beaucoup de bien des dispositions favorables dans lesquelles il
me parait de voir Mde. de Pompadour et la plus grande partie des ministres.
Iis de*sirent reellement la chose; il ne s'agira que de convenir des moyens
et de trouver la voie d'assurer ä meme temps les convenances des dem
cours. Cela ne sera certainement pas impossible, et malgre* l'e'normite' des
demandea que Ton nous fait ici, et l'opposition tres forte que je prevois
a tous Celles que, de notre cötg, nous pourrons faire, j'ose assurer, ne*an-
moins, qu'en continuant ä agir avec la bonne foi, la veritö, la douceur et
la fermete* que nous avons employees jusqu' ä präsent dans notre negociation,
nous viendrons ä bout de tout. Le point essentiel ötait de faire dewrer
k la France ce que nous dösirons, et c'est ä quoi nous sommes certainement
parvenus 4). II est vrai qu'elle so flatte d'y trouver de plus grauds avantagea
qu' apparemmont nous ne lui accorderons, mais je crois que, quand m€me
eile en trouverait beaucoup moins, olle compterait toujours pour un tres
grand point d'avoir rompu le lien physique entre nous et les Puissances
maritimes, et que cet objet seul lui fera toujours deairer la renssite de
notre entreprise, bien entendu, ndanmoins, qu'elle tächera en mGme temps
de se procurer k cette occasion le plus d'avantages qu'il lui sera posaible,
et cela est tres naturel.«
Man nehme keinen Anstand, die Berechtigung der österreichischen
conditio sine qua nonb) anzuerkennen. ... »On temoigne en tout le de*sir
le plus vif de rendre la nouvelle alliance durable et indissoluble, ... et
s'il arrive quelques fois que M. Rouille* mette un peu de reaerve dans ses
ouvertures . . ., je crois devoir attribuer cette rdserve plutöt ä sa propre
circonspection, k sa timidite* naturelle et ä d'autres raisons d'inquidtude,
de jalousie et de mecontentement6) qui lui sont personnelles, qu'au senti-
ment du Roi et a celui de ses ministres et des personnes qu'il honore plus
particulierement de sa confiance, telles que Mde. de Pompadour et 1'abbe'
de Bernis. Ce .dernier, de mgme que le marechal de Belleisle, m'assurent
toujours que l'intention du Roi est que tout se fasse de concert entre les
1} Vgl. S. 333. 365 f.
2) Auf die französische Erklärung vom 11. Mai 1756, vgl. Nr. 88 a.
3) Vgl. S. 349. 353 f. 4) Vgl. S. 348. 5) Vgl. Nr. 116.
6) Vgl. S. 365 f.
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41 G Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 deux cours, que M. Rouillo me communique tont ce qui pent interesser la
aDI 18 cause commune, et ne me fasse en rien des demi-conödences. . . .
»Mde. de Pompadour m'a beaucoup recommande' de dire de sa part
ä V. Exc. de ne pas 8e livrer k des soupcons que l'envie et le mecontente-
ment de funion parfaite entre nos deux cours pourrait engager de certains
gens ä vouloir faire naitre; eile m'a dit que Ton se mettrait ici ä labri
de toutes ces choses-la, qu'il fallait se communiquer inge'nnement tous lea
mouvements relatifs ä cet objet que I on apercevrait de part ou d'autre.
Elle a ajoutö qu'elle me röpondait de Ms. de Machault, de Belleisle, de
Moras1) et de Bernis, que ce dernier etait le seul qui fut pleinement instruit
des intontions du Roi au aujet de notre affaire, et en qui le Roi avait mis
ä cet e*gard toute sa confiance; que M. Rouille e*tait tres honnfite homme
et ne dewrait en effet que le bien, mais qu'il 6ta\t faible et soupconneux
et se laissait un peu trop conduire par Tabbe* de la Ville2); que celui-ci
avait 1'ambition de vouloir faire ie ministre et le ndgociateur, tandis quil
n'dtait que commis, mais qu'elle m assurait qu'il n'anrait jamais le manie-
ment d'ancune affaire et nommöment de la präsente ; que le Roi faisait
beauconp de cas de M. de Puysieulx, que c'e'tait un homme d'une droiture
et d'une inte'grite' parfaite, que nous perdions beaucoup en lui, mais qu'il
avait insistö si vivement que le Roi n'avait pu lui refuser sa ddmission 3) ;
que nous avions perdu encore davantage par le malheur arrive* ä M. de
Sechelles qu'il y avait dos gens qui ne pensaient pas si bien que tous ceux
qu'elle venait de nommer, et desquela il fallait bien se mtffier, mais qu'ils ne
ponrraient pas nous nuire, et que notre affaire röussirait cortainement, si
Ton continuait a la traiter de la mdme facon qu'elle avait ete conduite jusqu'
ä pre'sent.«
Darauf habe ihm Rouille' von der Mission des Douglas5) in Russland
erzählt und berichtet, dass ein russischer Geschäftsträger in Frankreich
ernannt worden sei6). »Je crains beaucoup pr&entement l'arrivee du ministre
ou chargd <T affaires qui est en chemin de se rendre ici. Si, comme il n'en
faut pas douter, il est instruit de notre secret, et s'il a ordre de pousser
les choaes ä cette cour, il peut tout gater, particuliörement, s'il venait ä
deconvrir trop tot les vues de sa cour au sujet de l'avantage qu'elle voudrait
obtenir on öehange de celui qu'elle procurerait k la Pologne aux depens
du roi de Prusse. . . . J'agirai avec toute la circonspection possible ponr
emp^cher que Tuue ou l'autre de ces deux cours ne puisse soupconner que
nous soyons jaloux ou m<5contents de l'intclligence qui va s'ötablir entre elles,
et pour faire connaitre au cöntrairo que c'ost a nous et ä notre interposition
qu'elles en ont toute l'obligation 7). «
Rouillö habe ihm mitgctheilt, dass zwischen Frankreich und Bayern
I) Generalcontrolleur der Finanzen. 2) Vgl. S. 308. 334. 3) Vgl. S. 334.
4) Vgl. S. 306. 5) Vgl. Nr. 86. 6) Vgl. S. 3%. 7) Vgl. S. 334. 408.
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1756 Juni 18.
417
ein Vertrag abgeschlossen, aber noch nicht ratificirt worden sei, dass also 1756
Bayern seinen Subsidientractat mit England nicht wioder erneuern werde. . . . Juni 1
Während der Niederschrift dieses Berichts sei der Erlass vom 9. Juni
1756*) eingetroffen. Starhemberg werde an Bernis zunächst nur die erste
conditio sine qua non mittheilen2), »qui, a ce que je prevois, pourra Beule
donner Heu ä de tres grandes difficultäs, puisque je crois que l'on ne comptait
de prendre ä cet Igard d'cngagcment positif quo lors de la conclusion des
articles pr&iminaircs. Je ferai, ncanmoins, do mon mieux pour obtenir la
d<5claration que j'ai ordre de domander »).« . . .
120a. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 18. Juni 1756. jUni ls
-Geheimes P. 8.« Nach der eigenhändigen Urschrift. Vgl. Ranke 201.
Rechtfertigt sich, dass er die französischen Erklärungen vom 1. und 11. Mai
angenommen habe.
»Ew. Exc. durch den letzten Courier an mich erlassenes eigenhändiges
. . . P. S. 4) sehe ich als ein neues Merkmal der jederzeit vor mich ge-
tragenen . . . Wohlgewogenheit an. . . .
»Die an meinem letztern Betrag gemachte Ausstellungen würden mir
sehr schmerzlich fallen und mich in die äusserste Verlegenheit setzen,
wann ich nicht vollkommen versichert wäre, dass Ew. Exc. die Sachen
ganz änderst eingesehen und selbst meinen Vertheidiger werden abgegeben
haben.
>Im zukünftigen Monat wird es ein Jahr sein, dass der hiesige Ilof
im Begriff stunde, uns mit Krieg zu überziehen und die Niederlande feind-
lich anzugreifen5). Mde. de Pompadour, marechal de Noailles, Puysieulx,
Belleisle, Söchelles, Rouille" und Bernis haben mir es einmüthig gestanden.
Wann ich nun diesen Stand der Sachen und der hiosigen Gedenkensart
gegen den dermaligen halte, so scheinet mir, dass wir in der That sehr
vieles gerichtet haben und sich der Umstände trefflich zu Nutzen gemacht
worden sei.
»Ew. Exc. wissen am besten, wie häklich es sei, mit denen hiesigen
Leuten zu tractiren, und dass mit Glimpf und Gelassenheit allhier weit
mehr als mit Gewalt und Heftigkeit ausgerichtet werde. Wo es nöthig
gewesen, bin ich dennoch immer mit Standhaftigkeit zu Werk gegangen.
Die Berichte, die ich sonst im vorigen Jahr aus Compiegne, als seit der
Zeit, da unsere Negociation angefangen, an Ew. Exc. von hier aus erstattet
habe, geben solches gnugsam zu erkonnen. Vor dermalen aber wäre ich
immer der Meinung, dass es besser sein würde, dem hiesigen Hof vieles
1) Vgl. Nr. 112. 2) Vgl S. 399.
3) Dieser letzte Abschnitt steht in der Vorlage mitten in der vorher excer-
plrten Schilderung. 4) Liegt mir nicht vor. 5) Vgl. S. 147 Amn. 1.
Acten zat Vorgeschichte des Tjihrig««» Kriegen. 27
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I
418 Üsterreichiacho Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1 ".".('. Vergnügen Aber die getroffeno Einverständnuss und ein vollständiges Ver-
trauen in seine Aufrichtigkeit, als nicht eine Unzufriedenheit Uber seine
Äusserungen und ein Misstrauen wegen seiner führenden Absichten zu er-
kennen zu geben.
>Wann die conditio sine qua non in dem zu errichtenden Tractat
von mir nicht besser festgestellt würde, als sie sich in der hiesigen Ant-
wort vom 1. Mai ausgedrückt befindet1}, so würde ich freilich einen un-
verautwortlichen Fehler begehen und aller Gnade unwürdig sein. Allein
davor werde ich mich gar sehr hüten, und Ew. Exc. werden sich annoch
. . . erinnern , dass ich gleich bei Anfang der Handlung immer darauf
angetragen habe, dass es nöthig sei, den hiesigen Hof diesfalls dergestalt
zu binden, dass er nimmermehr einen einseitigen Vortheil aus unserer
Handlung erzwingen könne2]. Nach diesem prineipio bin ich auch hernach-
mals zu Werk gegangen, als bei Errichtung des Defensivtractats von der
Garantie derer von dem Infanten besessenen Herzogthümer die Frage war,
und davon werde ich mich niemalen entfernen. Ich muss aufrichtig gestehen,
dass ich nicht glaube, dass man allhior die Absicht habe, uns in Ansehung
der Coudition s-itv- </ua non zu übervortheilen, indem man gar wohl siehet,
dass man damit, wann man es auch würklich wollte, doch niemalen aus-
langen würde. Mündlich sind mir diesfalls die kräftigste Versicherungen
bei Überreichung der Antwort und noch lotzthin gegeben worden1), und
ich bekenne, dass ich dieselben vor ganz vergnüglich und zureichend an-
gesehen habe. Habe ich hierinfalls geirret, so werde ich diesen Irrthum
durch meine eifrige Bemühung zu Auswürkung der anverlangten vor-
läufigen schriftlichen Declaration zu ersetzen suchen. Ich sehe aber da-
bei grosse Difficultäten vor und befürchte sehr, dass man unser hieraus
hervorleuchtendes Misstrauen sehr übel aufnehmen werde3).
>Die zwei hiesige Antworten vom 1. und 11. Mai4) sind in der That,
wie ich es schon damals gemeldet habe, grössten Theils nur denen Worten
nach vergnüglich. Was aber die Substanz anlanget, sind sie freilich in
vielen Stücken sehr bedonklich5]. Dennoch aber habe ich sie nicht so
beschaffen gefunden, dass ich die Annehmnng dererselben hätte verweigern
können, welches meines geringen Ermessens das rechte Mittel gewesen
wäre, alles zu verderben und ohnfehlbar eine persönliche Klage gegen
mich zu veranlassen.
Ich habe dahero vor rathsamer erachtet, dieselbe zwar anzunehmen,
hei gedachter Annehmung aber zugleich die bedenkliche Stellen zu wider-
legen. Das Wichtigste war meines Erachtens, den französischen Hof in
Ansehung seiner verlangenden Vortheile zur Sprache zu bringen0). Dieses
ist nun vollständig erfolget und lasset sich daraus guugsam inferiren, dass
1) Vgl. S. 3411. 2) Vgl. S. 306. 34S. 3) Vgl. S. 417.
4) Vgl. Nr. 82b. S8a. r») Vgl. Nr. »1. 103. r.) Vgl. S. 348.
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1756 Juni 1* — Juni 19.
419
dem erwähnten Hof mit Ausführung des grossen Werkes rechter Ernst
sei1). Freilich hat er den Bogen sehr hoch gespannt, allein damit ist vor
dermalen doch noch nichts gewonnen, und ich glaube, dass es immer gut
gewesen sei, seine Absichten zu erfahren. Nunmehro stehet uns frei,
ihm von seinem Verlangen ein merkliches abzubrechen und zugleich mit
denen unsrigen hervorzutreten. Zum Voraus würde nicht möglich gewesen
sein, einigen Vortheil zu erhalten, und kann ich Ew. Exc. gewiss vor-
sichern, dass ich diesfalls nichts versäumet oder vernachlässiget habe.« . . .
121. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 19. Juni 1756. Juni 19
Nach dem Reinconcept.
Soll auf die englischen Bemühungen in Russland Acht geben.
Die Versailler Verträge seien bekannt gemacht worden2).
^Soviel ist gewiss, dass der König in Preussen über diese Nachricht
ungemein betroffen worden3), und da er zugleich in Erfahrung gebracht,
dass Russland mit seiner Zurüstung eiferig fortfahre4), so schmeichelet er
nicht nur dem französchen und englischen, sondern sogar dem sächsischen
Gesandten und giebt sich alle erdenkliche Mühe, um Engeland zu ver-
mögen, dass diese Krone mit verschiedenen Mächten Subsidientractaten er-
richte und besonders das äusserste in Russland anwende, um das dortigo
Ministerium zu gewinnen''); über welchen Punkt Ew. Exc. sehr aufmerk-
sam sein wollen.
»Ich bedauere nur, dass wir noch keine zuverlässige Nachricht aus
Paris haben, auch nicht wohl vor drei Wochen hofTen können6). Es
gründet sich also unsere grösste Hoffnung anf der russischen Kaiserin M.
grossmüthigöte Gesinnung und Prudenz, demnächst aber auf des Grafen
Woronzow Ehrlichkeit, da wir den Grosskanzler fast im Verdacht haben,
dass er allzuviel englisch gedenke. . . .
»Was ich hiermit kürzlich auführo, verdienet Ew. Exc. besondere
Aufmerksamkeit, und zumalen wird Williams Himmel und Erde bewegen6).«
122. Hofkriegsrathsprotokoll Nr.311 [fol. 1244]. Wien, 19.Juni 1756. j,ini r,
W. K. JL Nach der Urschrift.
»Andlau General, accusantur die eingesendete Olmützor, Brünn- und
Spielberger Festungsbaurapports, committendo denon zu Olmtitz und Brünn
angestellten zweien Stuckhauptleuten, denon vom Commissariat ernannt-
1) Vgl. S. 34S. 2) Vgl. Nr. 93. 117. S. 379.
3) Über den Eindruck der Nachriebt auf König Friedrich vgl. P. C. XII,
394. 413. 415 f. 4) Vgl. 1». C. XII, 300 ff. 5) Vgl. P. C. XII, 380—94.
0) Vgl. Nr. 105.
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420 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
»756 und bestellten Kriegscommissario Kutscherer und Commissariatsofficiers Tinel
1,11 19 die Beiwohn- und Beobachtung deren von hier nacher Olmtttz fflrgehenden
Artillerie-, Geschütz- und Munitionstransporten1) ohnweigerlich zu gestatten,
aufzutragen. <
Juni 22 123. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 22. Juni 175G.
Nach «1er Urschrift.
Bestätigt die günstige Aufnahme des österreichischen Vorschlag», den Angriff auf
Preusseti zu verschieben. Englisches Suhaidienangehot.
. . . »Solle zu Ew. Exc. hohen Wissenschaft für heut . . . soviel . . .
anzeigen, dass mir von Seiten des hiesigen ministerii auf meine ans der
letzten . . . Expedition vom 22. Mai3) gemachte mündliche [Anzeige] gleich
bereits eine allenthalben vergnügliche, schriftliche Antwort gegeben worden
seie, welche I. K. K. M. in Rücksicht des grossen Vorhabens so ehender
vollkommen beruhigen können wird, als denen allerhöchsten Absichten der
russische Hof mit soinon dem ftusserlichen Schein nach eingestellten ausser-
ordentlichen Kriegsvorkehrungen sich willig und ohne Widerspruch so-
gleich gefügot hatte3). Weilen aber Williams den 19. dieses einen Courier
empfangen und ihm aufgetragen worden, das extra snbide de paix4) für
das erste Jahr dem hiesigen Hof anzubieten nnd auszuzahlen, benebst grosse
Beschwerden wider uns allhier anzubringen hat und der König in Preussen
denen russischen Kriegsvölkern zu Beschützung Hannovers] den freien Durch-
zug und alle hülfliche Hand in seinen Landen durch Engeland hier an-
bieten lasse, so mnss die Abschickung dos Gallois5) bis dahin ausgesetzt
bleiben, gestalten mir das russische Ministerium über all diese Sachen in
dem allianzmässigen Vertrauen Mittheilung machen zu wollen versprochen
hat. . . .
>Dcr Herr Grosskanzler befindet sich, Gott Lob, wieder etwas besser
und hat sich vorgestern auf seine schöne Insel begeben6).«
Juni 23 124. Hofkriegsrathsprotokoll Nr.375[fol. 1271]. Wien, 23. Juni 175G.
W. K. A. Nach der Urschrift. Vgl. Nandrf, Beitrag» I, 4C. 41».
»Serbelloni General, hungarische Kanzlei, die K. K. Resolution wegen
des zu veranstaltenden Marche des Carl Palffy'schen Regiments7) in den
Ödenburger Comitat betreffend.«
1) Vgl. Nr. III. 2) Vgl. Nr. 99. 3) Vgl. Nr. 118.
4) Vgl. S. 343. 5) Österreichischer Courier.
C) Dieser Satz ist nicht ebiffrirt.
7) Stand im Salladienser und Eifienburger Comitat
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1756 Juui 19 — Juni 24.
421
125. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 380 [fol. 1273]. Wien, 23. Juni 1756.
W. K. A. Nach der ÜMchrifl. V*l. Lehmann Naudti" 1, Ifi. 4!>. 52 Anm. 1. «I.
»Hungarische Kanzlei, die K. K. Resolution wegen Abmarche des
Schmerzingischen Regiments ans Ilungarn in den Tcmeswarer Bannat nnd
des Portngaliscben Regiments von dar aus nacher Hungarn, und des ab-
geänderten Campements deren Cavallericregimenter ') und zwar bei Raab:
Cordova, Luchese, Birkenfeld und Portugal, bei Kittsee aber: Serbelloni,
Trautmannsdorf, 8achsen-Gotba nnd Porporati betreffend.«
126. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 419 [fol. 1285% Wien, 23. Juni 1756. Juni 23
W. K. A. Nach der Urschrift.
»Mercy General, accusiret das die vom Generalkriegscommissariat in
Beischaflfung der Mundur, Gewöbr und Rüstung an ihre Ober- nnd Kriegs-
commissarios erlassene Disposition betreffendes Rescript, und habe den
Enthalt sowohl dasig reguliret als Nationalregimentern kund gemachet. <
127. Browne an den Hofkriegsrath. Prag, 21. Juni 1756. Praes. Juni 24
1. Juli 1756.
W. K. A. Nach der UrachrifL Vgl. Lehmann 3fi Anm. 3.
Wütucht Defcntimnaassregeln zu treffen.
Da König Friedrieh Uber den Versailler Vertrag beunruhigt2) und in
der Lage sei, binnen kurzer Zeit in Böhmen einzufallen, so müsse man an
Gegenmaassnahmen denken. Übersendet einen Plan für die Zusammen-
ziehung der böhmischen Truppen im Notbfall.
»Annebst erheischet meine tragende Pflicht, Ew. Exc. 3) bei diesen bevor-
stehenden Conjuncturen dio geziemende Anzeige zu machen, wie nöthig
es seie, 24 oder 30 Regimentsstücke hier ä portee zu haben, und zwar in
Ansehung weil Budweis, wo sich, wie Ew. Exc. bekannt, die gesamte
Artillerie befindet, 18 Meilen von hier entfernet ist, von wannen im
benöthigtcn Falle solche allzu langsam anhero gebracht werden, mithin
mit denen Regimentern auf dem Rendez-vous nicht zugleich eintreffen
können würde. Ich habe bereits vor langen gedacht nnd gesagt, dass
es dem Dienst convenire, wenigstens für die hier zu Lande stehende Regi-
menter die Artillerie mit allem Zubehör hier in Bereitschaft zu haben.
Dieses, wann es in Zeiten geschehen wäre, würde ohne bruit gewesen sein.
Man hätte inzwischen nicht nöthig gehabt, das ganze Personale noch die
Pferde4) dabei zu haben, welche letztere, wie ich glaubo, im Fall der Notb,
1) Vgl. Nr. 107. 2) Vgl. S. 419 Anm. 4. 3) Harracb, Hofkriegsrathspräsident.
4) Bereits vom 22. Juni 1756 datirt ein Eventualcontract mit dem Rosshändler
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422 Österreichische Acten znr Vor-it'schichte des siebenjährigen Krieges.
1756 auf obig determinirto Anzahl Stücke sich wohl hier hätten aufbringen
tn' 2* lassen. Ich abstrahire aber, mehrers von der Noth wendigkeit, gleich et-
welche Artillerie bei Händen zu haben1}, anzuführen, indeme Ew. Exc. gar
wohl wissend, wie unentbehrlich bei ciuer Unternehmung solche ist; mithin
auch die beliebige Sorgfalt ohnedies derowegen in sich ergebendem Falle
hegen werden. Ich mache auch dahero keine Erwägung von den Pontons
und übrigen bei einem Corps erheischenden Bedürfnissen. < . . .
Juui 25 128. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 25. Juni 1756.
Nach der Urschrift.
Hofft die Schwierigkeiten, die sich wegen der geforderten Declaration über den
Termin der österreichischen Gebietsabtretungen ergeben, zu iifterteinden.
. . . »Da ich alle Ursache habe zu glauben, dass das Verlangen
des hiesigen Hofs noch immer sehr gross seie, unser Geschäft zu Stande
zu bringen2), so suche ich mir diesen Umstand zu Nutzen zu machen, um
mit dem Begehren der von dem König auszustellenden Declaration3) aus-
zulangon. Es finden sich zwar dabei grosse Difficultäten, und zeiget man
sich, wie ich es vorhergesehen hatte2), über unser Misstrauen sehr betroffen
und missvergnügt; allein es fehlet mir nicht au kräftigen und zugleich
anständigen argumentis, womit ich unser Verlangen unterstützen und die
gegentheilige Einwendungen widerlegen kann. . . . Ich werde mein mög-
liches thun, um zn verhüten, dass dieser Präliminarpunkt den Fortgang
unserer Handlung nicht gar zu lang aufhalte, übrigens aber bin ich fest
entschlossen, weder davon abzustehen noch mich in ein verfängliches Ver-
sprechen einzulassen noch endlich keine andere coiiditiancs *) zuvor in
Vortrag zu bringen, als nicht diese richtig gestellet worden.
»Die beste Hoffnung giebt mir das noch immer anhaltende hiesige
Verlangen zu Vollbringen unseres grossen Geschäfts.« . . .
Er fürchte, dass die österreichischen fünf Conditionen 4) darunter
leiden, dass >wir dem französchen Hof fttr ihn selbsten nur einen so
geringen Antheil von den Niederlanden cediren. . . . Bernis und Rouillc
haben bereits vorgebauet, dass man von nichts so sehr, als von Eingehung
einer solchen Verbindung entfernet zu sein, vermög welcher man durch
Absendung eines Corps Truppen directe gegen Preussen agiren müsste,
förebte5); wohl aber würde man uns mit Geld beistehen und Engeland
in Hannover soviel zu thun schaffen, dass es dem König in Preussen von
Johann Pinssger über Lieferung von louo Artilleriepferden. Die Bestätigung des
Contractcs durch den Hofkriegsrath erfolgte erst am 26. Juli 1756 [W. K. A.}.
1) Vgl. S. 380. 2) Vgl. S. 416 f. 3) Vgl. S. 398 f.
4) Vgl. S. 417. 5) Vgl. S. 246.
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1750 Juui 24 — Juni 25.
423
gar keiner Hülfe werde sein können'). Sobald die erstere Condition ein- 1756
mal berichtiget sein wird, so werde in Ansehung aller übrigen den hiesigen uni
Hof gewiss zur deutlichen Sprache bringen.« . . .
129. E*terhasy an Maria Theresia. Petersburg, 25. Juni 175«. Praes. Juni 25
10. Juli 1756.
I\ 8. Nach dor Urschrift. VK1. v. Arnoth IV, IV>. 5W Ai.ro. f»Mt; V, 47.
Russland stellt auf Österreichs Wunsch die offenen Rüstungen ein und verharrt cfct«
Wimer Hofe gegenüber in seiner günstigen Stimmung.
»Habe von Ew. K. K. M. Hof- und Staatskanzlern Grafen zu Kaunitz-
Rittberg ostensiblen Schreiben vom 23. Mai2) bei denen zwei Kanzlern
den erforderlichen Gebrauch mit aller Vorsicht zu machen mir so mehr
angelegen sein lassen3), als in berührtem Schreiben die viele und wichtige
Betrachtungen weitläuftig angeführet worden, warum der Anfang zu dem
grossen Vorhaben dieses Jahr nicht wohl gemacht werden könne.
»Nun haben meine mit Bestand und Nachdruck gethaneno Vorstellungen
hier soweit Ingress gefunden, dass der hiesige Hof die Ordre gegeben,
dass nicht nur die auf der weiteren Vorruckung gegen Livland und Cur-
land in Begriff geweste Regimenter, sondern auch die irreguläre Truppen
Halt machen sollen4), benebst hat man unter einsten erkennet, hier an-
fänglich etwas zu hitzig zu Werk gegangen zu sein, welches fürnämlich
4 daraus entstanden, weilen auf Allerhöchsten Befehl h) ich den russischen
Hof zu fragen hatte, ob derselbe wohl noch dieses Jahr gegen den König
in Preussen werkthätig operiren könnte und wollte.
>Auf diese meine Vorstellung nun hat mir das russische Ministerium
die hier . . . angelegte notam0) den 19. Juni behändiget, woraus Ew. K.
K. M. des mehrern ... zu ersehen geruhen werden, dass, obschon der
Inhalt dieser nota glaublich zu Dero Allerhöchsten Vergnügen und Zu-
friedenheit gereichen wird, die piece an uud vor sich über die Maassen
übel gefasset und aus dem russischen undeutlich, auch dnrehgehends
schlecht in das teutsche übersetzet worden seie, welches lediglich daher
entstehet, weilen der Grosskanzler aus besonderer Nebenabsicht den Olsuwiew
und andere geschickte Translateurs geflissentlich zu entfernen suchet und
lauter solche Leute brauchet, die gar keine Erfahrung und Geschicklichkeit
besitzen; wie dann der Sccretär Wolkow der teutschen Sprach noch
weniger als der französchen mächtig ist, und da dieBe Leute eine sehr
geringe Gage haben, so ist nicht ohne, dass die nöthigo Verschwiegenheit
bei ihnen einer grossen Gefahr ausgesetzet seie. Wann der Chevalier
1) Vgl. S. 400. 2) Vgl. Nr. 99. :<) Vgl. Nr. 123.
4) Vgl. Nr. 118. 5) Vgl. Nr. 56. 6) Vgl. Nr. 129 a.
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424 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1750 Williams ein vernünftiger und bescheidener Mann wäro '), so würde er mit
uni 25 wenjgen Unkösten hier alles in genaue Erfahrung zu bringen vermögen.
Die russische Kaiserin hat letzthin in dem Conseil mit deutlichen Worten
den verdächtigen Argwohn auf den Grosskanzler geworfen, dass er von
dem grossen Vorhaben gegen Preussen dem sächsischen Hof durch den
von Funcke die geheime Nachrichten geben lassen2), sofort mit bedroh-
lichen Worten das secretum äusserst und auf das schärfste mit samtlichen
Gliedern des Conseils eingebunden, und nach mehrerem Inhalt meines . . .
Berichts vom S.Juni2) ist bei mir der Grosskanzler in einem gegründeten
Verdacht, dass er, um sich bei Sachsen verdienstlich zu machen, diesem
Hof das Geheimnuss entdecket habo. Übrigens hat die russische Kaiserin
aus eigener Bewegung für gut befunden, die oben . . . angeschlossene Note
denen samentlichen Gliedern des Conseils vorlesen zu lassen. Es ist der
hiesigen standhaften Entschliessung von allen unanimiter beigepflichtet und
der russischen Monarchin bnndsmässiger Betrag von denen Gliedern des
Conseils mit vielen Lobsprüchen erhoben worden. Obwohlen nun . . . alle
Itt. in die Augen fallende Kriegsvorkehrungen und andere darzu kommende
demonstrationes zum Theil schon cessiren3). so solle zu Ew. K. M. . . .
Wissenschaft hiemit gleichwohlen . . . wiederholen, dass der hiesige, Hof
in seiner vorigen guten Gesinnung, Eifer und Ernst zu Ausführung des
grossen Unternehmens nach wie vor continuire und nach aller mensch-
lichen Einsicht gegen den König in Preussen werkthätig operiro.« . . .
Juni 25 129a. Beilage zu Esterhasys Bericht an Kaunitz vom 25. Juni 1756.
Nach der Urschrift Vgl. Brückner 31»; Ranke IM; Koser I, 502.
Jttusland betlauert zwar die Verschiebung des Angriffs auf Iretusen, fügt sich aber
dem Wunsche Österreichs.
»Nota.«
Petersburg, 7. Juni 1756 (st. v.).
>Aof durch des Herrn römisch. K. K. Bottschafters Exc. den 29. ver-
wichenen Monats Mai ') in der Conferenz gethanen Vortrag ist I. russischen
K. M. der . . . Bericht sogleich abgestattet worden, worauf Allerhöchst-
dieselbe Dero ministerio aufgetragen haben, gedachten Herrn Bottschafters
Exc. nachfolgendes in Antwort zu eröffnen.
»Dass die vertrauliche Communication des in Paris den l. Mai ge-
schlossenen Neutralitätsacte und Defensivtractats mit allen darzu gehörigen
Secret- und Soparatartikulen h), wie auch diejenigo Attention, womit I. M.
die römische Kaiserin-Königin I. russisch-k. M. aus ihrer mit Frankreich
1) Vgl. S. 268. 320. 2) Vgl. Nr. 1 11. 3) Vgl. Nr. 123. 320.
4) Alten Stils. Gemeint ist die Mittheilung des Erlasses vom 22. Mai 1756.
Vgl. Nr. 118. 5) Vgl. Nr. 93.
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1756 Juni 25.
425
genommener Abrede, um diesen Tractat bis zu Erfolgung der Auswechse-
lung der Ratificationen niemanden mitzutli eilen, ausgeschlossen haben, ge-
reichet I. russisch-k. M. zu desto grösserem Wohlgefallen, als, da die
glückliche Vollziehung dieses wichtigen Werks mit den wesentlichen
Interessen I. M. der Kaiserin-Königin Beförderung selbst, zu gleicher Zeit
auch mit denen Sentiments I. K. M. übereinstimme, daher anempfehlen
auch I. M. dem Herrn Bottschafter, seinen Hof zu versicheren, dass, soviel
I. russisch-k. M. zu diesen Zeichen der Freundschaft sensible soie, eben-
soviel Sie auch Ihrerseits trachten werden, selbige bei allen Gelegenheiten
zu erwidern.
»Dass die mit dem französchen Hof genommene Verabredung, I. K. M.
förmlich und insgesamt zur Accession einzuladen '), halten I. M. für eine
neue Probe der Bemühung I. M. der Kaiserin-Königin, sich von der Freund-
schaft I. russisch-k. M. um nichts in der Welt zu entfernen, sondern
selbige vielmehr zu erweiteren und zu befestigen. Daher werden auch
I. M. dieser förmlichen Einladung gewärtig sein, um damals Ihro Bereit-
willigkeit zu Erfüllung des Unseren I. M. der Kaiserin-Königin in der That
Selbsten zu bezeugen.
»Dass I. russisch-k. M. Sich auch nicht entfernet finden lassen
werden, die Gorrespondenz mit dem französchen Hof der reciproquen Be-
schickung deren ministrorum zu eröffnen, aber garnicht darein einwilligen
können, um den ersten Schritt darzu zu machen 2), zumalen da Frankreich
durch die Zuruckberufung seines ministri von hier am ersten den Anlass
zur Aufhebung mit ihm der unmittelbaren Correspondenz gegeben hat.
»Dass, da mit allem dem I. russisch-k. M. diese Correspondenz um
deswillen goschwinder zu erneueren wünschen, um dardurch die von der
römischen Kaiserin-Königin M. in Frankreich entamirte wichtigste Nego-
ciation betreffend die Schwächung der Kräften des Königs in Preussen
desto stärker zu beförderen, maassen I. M. nicht zweifeien, dass Dero
Interesse eben auch wie die selbsteigene der Kaiserin-Königin nach der-
selben natürlichen Unzertrennlichkoit vor I. M. der Kaiserin-Königin da-
selbst nicht beherziget werden sollte, so wolle Sie insoweit eine Bereit-
willigkeit darin zeigen, nämlichen, dass der französche und hiesige Minister
an einem Tage ernennet würden.
Ȇbrigens obgleich I. russisch-k. M. die Billigkeit derjenigen Be-
trachtungen erkennet, um welcher willen I. M. die Kaiserin-Königin für
ohnmöglich halten, den Krieg wider den König in Preussen diesen Sommer
würklich anzufangen 3). Allein nach Ihrer beständigen bundsmässigen Ver-
traulichkeit, Sie auch nicht verhehlen, dass nach demjenigen Eifer, mit
welchem die orstere Eröffnungen von dieser Seite gethan und damit an-
gefangen, wie auch nach der Ernsthaftigkeit, mit welcher I. russisch-k. M.
1) Vgl. 8. 324. 373.
2) Vgl. S. 368. 3U6.
3) Vgl. Nr. 123.
420 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 in die Absicht der Kaiserin-Königin eingetreten und bereits soviel gethan
iD haben, dass der wider den König in Preussen aufgehobene Schlag Ihro Seits
nur sinke, müssto I. russische M. natürlicher Weis mit Leidwesen sehen,
dass der Ausschlag Bich noch nicht dem gemeinschaftlichen Wunsch Über-
einstimme.
»Mit allem dorne, da I. russische M. bereits soviel gethan, wie es dem
Herrn Botschaftern selbsten vollkommen bewusst seie1), könne Allerhöchst-
dieselbe zwar nicht unbedaueret lassen, dass die Unkosten auf die Veran-
staltungen zum gemeinschaftlichen Krieg etwas zu frühe angewendet seind,
allein zu mehrerer Überzeugung, wie sehr I. M. die gemeinschaftliche
Interessen am Herzen liegen, und wie ernstlich I. russisch-k. M. bereit
und willig seien, nicht nur die vorgeschlagene, dem österreichischen Haus
unvergleichlich vorteilhafte Absichten auf alle Art und Weis zu beförderen,
sondern auch alles dasjenige zu erleichtern und bequemlich zu machen,
was nur zu Erreichung derselben dienen kann, haben I. M. nichts versäumet,
Dero Meinung und jene I. M. der Kaiserin-Königin auch darin zu confor-
rairen, dass die hiesige Veranstaltungen und Bewegungen nicht so scheinbar 2)
sein sollten, dahero auch würklich die Befehle ergangen seind, zu denen
bereits in Livland und auf denen Grenzen gegen Littauen gestandenen und
bis nun zu dort hineingenickten Truppen nichts mehr einzuführen, die
leichte irreguläre Truppon bei ihren Wohnungen zu lassen und die Galeeren
weder von hier noch aus Rewal weiters zu expediren; die einzige Schiffs-
escadre aber dem alljährlichen Gebrauch nach zur Übung in die See aus-
laufen zu lassen.
>Da nun auch ohnedem in Est- und Livland, wie auch an der
litauischen Gräniz eine sehr ansehnliche Anzahl von I. russisch-k. M.
Truppon sich befindet, die übrige aber bis zu einer weiteren Ordre aus-
gesetzte und in ihro Wohnungen gelassene Anzahl Truppen ist befehliget
worden, sich in so einer äussersten Bereitschaft und marschfertigen Stand
zu halten , dass allenfalls in einer ziemlich kurzen Zeit etwas wichtiges
vorgenommen werden kann, so hoffen I. russisch-k. M., dass diese neno,
in Conformität derjenigen I. M. der Kaisorin-Königin selbsten gemachte
Veranstaltungen], dass sie nicht zur Verminderung des bis jetzo bezeigten
Eifer iu Schwächung der Kräften des Königs in Preussen dienen, sondern
vielmehr was zweideutigs in eine billige Erwägung ziehen werde, dass,
soviel die hiesige Interessen erforderen, abseiten des Königs in Preussen
in Unser Gfältigkeit zu sein ; . . . ebensoviel und noch mehr hingegen ab-
hänge davon das Wohlsein und Sicherheit des österreichischen Hauses,
dass die Gewinnung der Zeit hierbei um soviel wichtiger seie, als sowohl
anjetzo ohne vorgängige französche Einwilligung zu schwer scheinet, den
König in Preussen zu attaquiren, als auch solches ganz ohnmöglich und
1) Vgl. S. 359. 375. 2) Vgl. S. 412. 420.
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1756 Juni 25.
427
schon zu spatt sein würde, falls unterdessen Engeland seinen Frieden mit I756
Frankreich macheu sollte.
»Es ist wahr, die anjetzo mit Frankreich Übernommene Verbindung,
nämlich, dass kein Theil ohne vorgängiger Benachrichtigung des anderen
mit jemanden eine neue Bündnuss schliessen, noch die alte erneueren solle,
zwinget, sich znvorderst angelegen sein zu lassen, diese Puissance dahin
zu disponiren, damit selbige die Schwächung der Kräften des Königs in
Preussen gelassen ansehe. Allein dieses erfordere eine besondere Erwägung,
ob es nöthig wäre, Frankreich alles dasjenige zu offenbaren, was ihm die
hiesige Absiebten vollkommen erläuteret1) zeigen kann.
»I. russisch-k. M., nachdeme Sie gedachte Absichten L M. der
Kaiserin-Königin als Dero beste und theureste Bundsgenossin einmal an-
vertrauet haben, stellen auch anjetzo ihrem weisen und erleuchtem Gut-
befinden anheim, so vielen und so einen Gebrauch davon zu machen, als
deren gemeinschaftlichen und unzertrennlichen Interessen vortheil- und
nichts nachtheiliges daraus erwachsen kann, und darbei der Hoffnung
schmeichlen, dass Allerhöchstdieselbe niemals eine Ursach zur Reue in
diesem Zutrauen haben werden.
• Solcher gestalten I. russisch-k. M. Allerhöchstdero Seits alles das-
jenige gethan, was zu Beförderung des gemeinschaftlich gewünschten Nutzens
von 1. M. abhangen könnte, so wolle Sie das übrige von denen Bemühungen
I. M. der Kaiserin-Königin erwarten, nicht zweiflend, dass auch gedacht
I. M. Dero Seits allmögliches ins Werk richten und die Sache nicht daran
anstossen lassen werden, falls die Zuziehung Frankreichs in die gewünschte
Absichten von einiger Willfährigkeit von denen reeiproquen Offerten ab-
hangen sollte, da I. M. versicheret seind, dass das dagegen Erwerbende
solches unvergleichlich vergelten und den Wohlstand und Sicherheit des
Österreichischen Hauses auf ewig unwankelbar machen wird.
»Man kann auch dieses ungerühret nicht lassen, wie nöthig es wäre,
damit in Gleichförmigkeit der hier genommenen Maassreguln auch abseiten
der römischen Kaiserin-Königin M. Dero Truppen, wiewohl ohne weiteren
eclat, jedoch solcher gestalten verleget und in Bereitschaft gehalten werden
möchten , um selbige auf die erste Ordre versammlet, unverzüglich in
Marsch trotten und zu • denen Kriegsunternehmungen employiret werden
könnten. Da schlies3Üchen die vertrauliche Benachrichtigung, dass das
Geheimnuss der obhandenen wichtigen Sache zum Theil, bis es zu Frank-
reichs selbst Wissenschaft gekommen seio, eine ganz besondere Anmerkung
von beiden Höfen erfordere, und dahero will mau hoffen, dass abseiten
I. M. der Kaiserin-Königin, wie es schon versprochen worden, nicht unter-
lassen werden wird, den rechten Ursprung davon zu entdecken.«
1) Vgl. S. 334. 363. 369. 393. 416.
#
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428 Österreichische Acten aar Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 129b. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 25. Juni 1756.
Juni 25
P. S. 1. Nach der UrochrifL V&L Rauke l'.U.
Franzosenfreundliche Stimmung in Russland. Bestushcto Gegner Frankreichs.
Douglas habe ihm vertraulich von dem Zweck seiner Sendung Mit-
theilung gemacht, das gute Vernehmen mit Russland wiederherzustellen J).
Kiissland habe geantwortet, man sei darüber um so mehr erfreut, als dieser
Wunsch von jeher in Kussland bestanden habe2) und der Anfang zur
Abberufung nicht von dort, sondern von Frankreich gemacht worden sei.
Die Zarin sei bereit, einen Botschafter nach Paris zu ernennen, wann
dasselbe auch in Frankreich und zwar gleichzeitig geschehe. Bis dahin
werde man es gern sehen, wenn Douglas beim russischen Hof förmlich
aecreditirt werde. Jedoch sei dem Douglas die Absendung Bechtejows3)
unbokannt geblieben.
»Wie zumalen nun der Grosskanzler auf ausdrücklichen Befehl der
hiesigen Souveraine von dieser Handlung gänzlich ausgeschlossen worden4),
so ist dersolbo hierüber so mehr empfindlich, als er sich nach der würklich
erfolgten Aussöhnung mit Frankreich ex anteactis von diesem Hof nicht
viel gutes versprechen kann, dahero ich viele Ursache zu glauben habe,
dass der Grosskanzler dem zwischen unserem, dem französchen und
russischen Hof zu stiftenden neuen systemati seiner Seits alle Hindernüas
im Wog zu legen suchen werde5}.'
1'. 8. 2. Nach der Urschrift
Bestushew habe ihm gesagt, man wolle, wenn Williams seinen Sub-
sidienantrag erneuern sollte, die Sache bis zur erwarteten baldigen Ankunft
des Gol yzin'schen Couriers ö) hinausziehen , wie er denn den Geldantrag
des Williams7) bereits »ad referendum genommen und ihm, wiowohl nur
ex se ipso gesagt hat, dass es wohl damit zu spät sein dörfte«.
Dio russische Regierung habe ihm Extracte aus Depeschen Golyzins s)
übergeben.
1) Vgl. Nr. 86. 2) Vgl. S. 302 Anm. 3. 3) Vgl. Nr. 111.
4) Vgl. Nr. 83. 5) Vgl. S. 325. 358 Anm. G) Vgl. S. 394.
7) Vgl. Nr. 123.
8) Nach Golyzins Bericht über eine Unterredung mit Holdornesse vom
17. Mai habe der König von Preussen in England insinuiren lasson, dass er bei
einem gleichzeitigen Angriff Frankreichs auf Hannover und Österreichs auf
Preussen England keine Hülfe bringen könne, sich indessen nach Kräften wehren
wolle, wenn nur dio Zarin ihre Truppen zu Hülfe nach Hannover schicken wolle,
>welchen er sowohl den freien Durchzug durch seine Staaten zu geben, als auch
die Quartiers und alle mögliche Bequemlichkeiten zu ihrem Marche zu ver-
schaffen verspreche.« [Zu Grunde liegt diesen Angaben das Anerbieten, das
König Friedrich im Gespräch mit dem englischen Gesandten in Berlin, Mitchell,
gethan hatte. Vgl. P. C. XII, 329; v. Raumer, Beiträge II, 338.)
Nach Golyzins Bericht vom 24. Mai habe der König von Preussen sogar
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1756 Juni 25 — Juni 2C.
429
130. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 20. Jnni 175G. 1756
Nach dem K*incoiicept Vgl. v. Arncth IV, 4M. 55ß Aum. MO; Naud<s, Uoitrfige I, 50 ff.; II. ^UD' ^
21!); Dolbröck, Pr. Jahrb. M, 43; Hoigel I, 15.
JViitischt Zurückhaltung Douglas gegenüber. Vertrauen auf Elinabeth.
»Ew. Exc. . . . Zuschrift vom 1. dieses1) habe mit letzterer Post
rechtens erhalten, und ich kann mir leicht vorstellen, dass der dortige Hof
mit Verlangen auf unsere vollständige Antwort warte2); allein es ist solche
zu geben noch nicht möglich gewesen und wird auch nicht ehender mög-
lich sein, bis wir nicht etwas zuverlässiges aus Paris erhalten. Dieses
kann zwar nach meiner Rechnung in künftiger Woche erfolgen3), und als-
dann wflrdo sogleich oin Courier an Ew. Exc. abgehen, allein in so
wichtigen Geschäften ist sich nicht zu verwundern, wann längere Bedenk-
zeit genommen und die Antwort verzögert wird. Inzwischen können Ew.
Exc. heilig versicheren, dass wir gewisslich nichts verabsäumen und alles
mügliche anwenden, damit nicht nur unsere, sondern auch die russische
Absichten4) vollkommen erreichet werden, davon der künftige Courier die
überzeugendste Proben mitbringen wird, übrigens ist sehr wohl geschehen,
dass Ew. Exc. sich gegen den Chevalier Douglas nicht zuweit heraus-
gelassen haben; und ist demselben zwar höflich zu begegnen, auch ein ge-
wisses Vertrauen, soweit der Defensivvertrag gehet, zu bezeugen, aber zu-
gleich ganz offenherzig zu bedouten, dass Ew. Exc. nicht über die secreta
der Höfen disponiren noch hiorinnen vorgreifen könnten, auch noch keine
zuverlässige Nachricht von hier orhalten hätten, wieweit er, Douglas, von
seinem eigenen Hof unterrichtet worden; wie er dann als ein vernünftiger
Mann von Selbsten ermessen würde, dass Ew. Exo. sich noch nicht so weit
gegen denselben öffnen könnten, als sie wohl nach Ihrer persönlichen Zu-
neigung wünscheten. Derne noch hinzuzufügen wäre, dass sein Hof dem
unserigen nur noch überhaupt von der Abschickung sein, des M. Douglas,
nach Petersburg Nachricht gegeben habe5). Nachdem nunmehro unser
Tractat mit Frankreich allen Höfen bekannt gemacht worden, so befindet
sich der König in Preussen in der grössten Verlegenheit und treibet bei
Engeland auf das eifrigste, dass dieser Hof sich bei der russischen Kaiserin
M. wieder festsetzen6) und baldmöglichst Frieden machen möchte.« . . .
erklärt, etwaige Schritte Russlands gegen den Senat in Schweden durch eine
Declaration gegen die französische Partei unterstützen zu wollen, »wobei der
duc Newcastle mir [Golyzin] zu erkennen gegeben, dass I. preussische M. sehr
wünscheten, das vorige gute Vornehmen mit Ew. K. M. herzustellen, worinnen I.
britische M., wenn es I. K. M. gefällig sei, sich als mediateur offeriretc, da er
seiner Seits gleich massig wünsche te, das fast ganz zerrüttete allgemeine alte
Bündniss herzustellen und zu befestigen«. [Vgl. P. C. XII, 225. 300.]
1) Vgl. Nr. 108.
2) Auf den russischen Vorschlag einer Offensivallianz, vgl. Nr. 73 c.
3) Vgl. 8. 419. 4) Vgl. S. 321. 303. 5) Vgl. S. 410.
0) Vgl. P. C. XII, 337. 385.
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430 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 130a. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 2 ü. Juni 1750.
Juni 2Ü
P. S. 1. Nach dem Keinconcept.
Vertrauen auf die Zarin.
»Sobald der englische Hof die Communication von unserem Tractat
mit Frankreich erhalten, so hat er Couriers nach Constantinopel und Peters-
burg abgefertiget: Der erste dörfte dem M. Porter1) den Befehl mitgebracht
haben, der Pforten als bedenklich vorzustellen, dass Frankreich uns die
Hülfe contra quoscumque versprochen habe, und dass vielleicht der preussische
neue emissarius Varenne zu unterstützen seie. Ob nun zwar alles dieses nur
in Vermuthungen bestehet, so haben wir unserem Residenten2) aufgetragen,
auf seiner Hut zu sein, und es wäre gut, wann der russische Resident3]
gleiche Befehle erhielte. Williams wird zwar Himmel und Erde bewegen,
wir verlassen uns aber auf der russischen Kaiserin M. grossmüthigste Ge-
sinnung und auf Ew. Exc. Wachsamkeit4]. Um sowohl gegen einem gfth-
lingen preussischen Überfall unsere Lande zu vertheidigen, als zu grossen
Unternehmungen jederzeit bereit zu sein, wird die in Hungarn zerstreute
Cavallerie zusammengezogen und ein Camp bei Raab oder Kittsee formiret
werden 5).«
Juni 26 130b. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 20. Juni 1756.
P. S. 2. Nach dem Rcinconcept.
Misstrauen gegen Russland.
>Da Ew. Exc. in Dero bisherigen0} Schreiben nichts gemeldet haben,
dass auch ein russischer emissarius nach Paris abgesendet worden, so dürfte
es gar wohl sein, dass man Denenselben diesen Umstand verschwiegen;
und wann dieser emissarius von unserer geheimen Negociation unterrichtet
wäre, so könnte er in Paris vieles verderben7) und die Sache vor der Zeit
eclatiren. Überdas hat der russische Hof durch den M. Douglas bei dem
französchen Hof dahin angetragen, dass diesem ein Creditiv zuzufertigen
und sich über den Tag einzuverstehen seie, wann beiderseits die abzu-
schickende Bottschafter ernennet werden sollten. Ew. Exc. belieben, zwar
auf keinen empfindlichen Vorwurf zu verfallen, jedoch von den erwähnten
Nachrichten diensamen Gebrauch zu machen und über alles die Vorsicht
anzurathen, auch dem M. Douglas von dem geheimen Geschäft gar nichts
anzuvertrauen.«
1) Englischer Botschafter in Constantinopel. 2) Penckler.
3) Obreskow. 4) Vgl. Nr. 121. 5) Vgl. S. 413. Nr. 125.
ü) Der Bericht Esterhasys vom 8. Juni 1750 (vgl. Nr. 111) zerstreute den
Argwohn des Staatskanzler«. Vgl. Erlass an Starhemberg vom 29. Juni 1756.
(Nr. 137.) 7) Vgl. S. 410. 407 f.
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1756 Juni 20.
431
131. Puebla1) an Kaunitz. Berlin, 20. Juni 1750.
1750
Juni 20
Narh der Urschrift. VK1. Nathlrf, BcitrÄRe I, :». 50 Anm.; Beer, M. I. Ö. 0. XVII, 132 Anm. 4.
Preitssische Rüstungen.
>Tres öloigne de Tonloir donnor des fausses alarraes, je sens bien
qu'elles n'aboutiront qn'a des simples ddmonstrations que lc Roi fait, pour
complaire ä l'Angleterre, sur le memo pied qu'il a fait souvent dans la
derniere guerre en faveur de la France; cependant, il est ccrtain que ce
Prince ne discontinne point d'augmenter son armde laquello il cherche a
porter sur le pied de 200 000 hommes, ot on dit avec quelque proba-
bilitö qu'entre ici et le 1 d'aoüt il formera neuf nouveaux rögiments
d'infanterie de deux bataillons chacun'2), savoir cinq en Prusse et quatre
en Sildsie. Cette augmentation ä faire a la fois surpaaso presque l'imagi-
nation, et si eile a lien et la force qu'on dit, je compte quo les nouveaux
bataillons qu'on a forme's11), et qu'on forme depuis un an et au delä4), y
seront compris, et que l ordre donne* aux regiments d etre moins scrupu-
leux pour la taille dos recrues5), vise ä faciliter les levdos.
»On parle (fgalement et gdneralement des deux camps d'observation
qui, pendant cet dte* encore, doivent sasscmbler, Tun de 50 000 hommes
ontre Francfort sur l'Oder et Breslau6) et l'autre beaucoup plus infCrieur
au premier, compose* de la plupart des troupes qui sont on Westphalie et
dans le pays de Magdebourg 7), dans lo voisinage de Cleves ou de Minden8).
11 est au moins ccrtain que tous les congddids de la garnison de Potsdam
indistinctement ont Cte rappele's, et que les regiments de celle de Berlin
ont eu ordre de rappeler les plus dloigncs '•'). Les conseillers provinciaux
ont eu des ordres vigoureux d'avoir tous les soins imagiuables, chacun
dans son district, des chevaux de l'artillerie et du train de vivres, afin
qu'ils puiflsont venir aux rendez-vous marques, aussitot quo l'ordre leur en
parviendrait.
1) Österreichischer Gesandter am Berliner Hofe.
2) Es kann sich nur um die Verdoppelung der Garnisonregimenter Nettel-
horst, Lange, Lattorff und Blanckensco [vgl. Anm. 4], sowie um die Errichtung
des 2. Feldbataillons nesBen-Casscl handeln. Vgl. Theil I, Nr. 82. 83. 95.
3) Gemeint ist die im August 1755 erfolgte Verdoppelung des Garnison-
regiments MUtzschefabl. Vgl. Theil I, Nr. 41.
4) Gemeint ist dio Verdoppelung der Garnisonregimenter Ncttelhorst und
Lange. Vgl. Anm. 2. 5) Vgl. Theil I, Nr. 29.
6) Es kann sich höchstens um das am 23. April 1756 für den Herbst ange-
ordnete Revuecampement bei Breslau handeln. Die Zahl ist um die Hälfte über-
trieben. Vgl. Theil I, Nr. 64. 100.
7) Das Übungslager bei Magdeburg war bereits am 17. Juni 1756 beendet.
8) Bei Hornburg im Halberstädtischen wurde ein Lager angeordnet, aber
nicht bezogen. Vgl. P. C. XII, 469. 479; XIII, 25. Vgl. Theil I, S. 80 Anm. 3.
9) Eine solche Ordre ist für 3 weBtphälische Regimenter am 24., für die alt-
märkischen und magdebnrgischen am 2b. Juni 1756 erlassen worden. Vgl. Theil I,
Nr. 94. 114.
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432 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 >Pour un autre ordre, les regiments de cette garnison ont dü faire
mi 26 un dtSnombrement exact de tous leurs gens qu'ils ont au dessous de
vingt ans, lesquels en cas de marche resteront dans les garnisons1).
»Les menuisiers de la ville sont occupds depuis pon de jours ä tra-
vailler ä six mille caisses ponr les munitions qui, sous peine d'execution,
doivent 6tre HvTe'es ce soir. On ne devine pas le motif qui fait tant
pröcipiter cet ouvrage, ä moins que l'Angleterre, ä laquelle Venise doit
avoir refuse des pareilles provisions, ne s'en soit adressöe au Koi, qui aura
6t6 charme' de lui marquer cetto complaisance.
>Le lieutenant-ge'ne'ral de Winterfeldt, homme dexpcYience et un de
plus habiles officiers de Tarmde, qui depuis peu seulement a eu le regiment
vacant de Hacke, a <5te* appeld ä Potsdam2), d'oü le gdndral Kyau, autre
homme de confianco de 8. M., est parti ä tonte brido pour la Silesie3),
province qui, comme on entend de toute part, est plus foulce quo jamais
par M. de Schlabrendorff4), qui fait tout son possible pour remplir les coffres
du Roi.
>Bref, tout le monde parle de la marche, mais personne n en com-
prend ni les motifs, ni vers oü eile sera dirigee, gtant incontestable que
tous les engagements pris entre LL. Ms. Imps. et T. C. quo ceux de LL. Ms.
Britannique et Prussienne ne tendent qn'ä raffermissomont do la tranquillite"
et n'obligent nullement ä des ddmonstrations de rupturo, lesquellos j'en-
visage ou comme des effets de crainte de la part du Roi ou comme une
d^mangeaison de vouloir donner de l'ombrage a ses voisins.« . . .
Juni 26 131a. Puebla an Kaunitz. Berlin, 26. Juni 1756.
P. 3. Nach der Urschrift. Vgl Kindtf, Beitrüge I, 3a. 50 Aura.
Preussitche Truppenmärsche.
»Dans le moment, il me revient qu'aujourd'hui k la parole le rcgiment
de Württemberg-infanterie5) avec denx compagnies des grenadiers du
margrave Charles6) doit se mettre en marche en six jonrs de temps. Et
j'apprends qu'il sera suivi de toute la garnison d'ici qui, jointe aux troupes
de la Pomdranie5), formera un camp dobsorvation a Cocslin entre Stettin et
Danzig, ponr observer, comme on dit, 30000 Russes qui doivent se mettre
egalement en marche.
1) Vgl. Theil I, Nr. 79.
2) Winterfeldt war am 19. und dann wieder seit dem 23. Juni 1756 in
Potsdam.
3) Darüber ist nichts bekannt. Kyau war G. L. und Regimentschef.
4) Dirigirender Minister von Schlesien.
5) Vgl. Ordre vom 25. Juni 1756, Theil 1, Nr. 99. Für den Standort der
einzelnen prenssischon Regimenter vgl. Theil I, Nr. 210.
6) Eine irrige Nachricht.
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1756 Juni 2«i — Juni 27.
433
»Lea rcgiments des Princes, freres du Roi, remplaceront la garuisou 1 756
de Berlin1}, oü celui du Prince de Prusse entrera Ie premier. On ne com- **un'
prend rien k toutea cea dispoaitioDS qui paraisaent dcvenir sdrieuaes et
couteuaea, parceque le Roi veut donner, comme on assure, le pain ä
l'armee on sa paye complete, comme en temps de guerre. Ce corps fera
environ 30 bataillona et 50 cacadrous, dont le total ira ä 31000 hommes.
>Dopuis le dernier voyage de Mitchell2) ä Potsdam cea brnita s'accrd-
ditent, et ce miniatre ddpdcha hier a aa cour un courrier recu depnis
peu de Pdtersbourg.
»Ce aont Ies bruita toujours aasurds par tonte part qne je juge de
mon devoir de commnniquer sur-le-champ ä V. Exc.«
131b. Puebla an Kaunitz. Berlin, 26. Juni 1756. Juni 20
Nach der Urschrift. Vgl. Naudt«, Beiträge 1, 3». SO Anm.; Beer, M. I. Ö. Ü. XVII, U2 Anm. 4.
jRiickberufung der pretusischen Ofßcivre aus Carlsbad.
»Au moment que ma ddpßche dtait achevde, je recois en partie nne
nouvelle confirmation que les brnita dont je fais rapport dana ma . . .
relation3), se sontiennent encore, et je dois y ajoutcr que, selon notions
qn'on vient de me donner en ce moment, il etait parti dea estaffettes
ponr le marechal Keith et le gdndral Schraettau, ainsi quo ponr d'autres
officiers qui sont a Cavlsbad, de retourner incessammont4). II y en aura
qui en 8eront bien mortifids, paroequ'ils se trouveront ä moitid eure. Ce-
pendant, ce nonveau bruit, qui est tres extraordinaire, ponrrait bien sonffrir
du cOte* de la vraisemblance, tontefois on en aura plua de certitude en
Boheme qu'il n'y a moyen de l'avoir sur-le-champ ici.«
132. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 478 [fol.1309]. Wien, 27. Juni 1756. juni 27
W. K. A. Nach der Urschrift.
» Commissariat, communicatur die Behörde erlassene Verordnung, dass
die Schmerzingische, dem Ofener District am nächsten anliegende Com-
pagnien am ersten in Marche gesotzet und zur Ablösung denen Portnga-
lischen Postirungscommandi in den Temesvarer Bannat instradirot, das Por-
tugalische Regiment aber ohne Erwartung des ganzon 8chmorzingischen in
das Lager bei Raab beförderet werden aolle5).«
1) Nur das Regiment Prinz von Preussen erhielt am 25. Juni 1756 Befehl,
das Regiment Alt-Wlirttemberg zu ersetzen. Vgl. Theil I, Nr. 99. 121.
2) Die Audienz hatte am 23. Juni stattgefunden. Vgl. P. C. XII, 440.
3) Vgl. Nr. 131. 131a.
4) Vgl. Ordre vom 23. Juni 1756, P. C. XII, 457; Theil I, Nr. 91.
5) Vgl. Nr. 125. 130r.
AcUd «nr Vorgeschichte des 7jahriÄ. n Krieges 28
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434 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 133. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 28. Juni 1756.
Juni 28 9
Kaub ii-T rrsrhrifU
Die Forderung einer förmlichen Declaration iiher den Abtretungstermin der öster-
reichischen Niederlande sUissl auf die grössten Schwierigkeiten. Im übrigen gute
Aussichten ßir Österreich.
. . . »Die Berichtigung unserer ersten Condition fritie qua non be-
gegnet dem allergrössten Anstand 1 }. Man findet unser Verlangen ungerecht,
unanständig, der Reciprocität zuwiderlaufend und in Ansehung des da-
von erwartenden Effects ganz unzeitig und überflüssig. Ich lasse aber da-
von nicht ab, . . . habe auch noch nicht alle Hoffnung verloren, damit
endlichen noch auszulangen.
> Mündlich hat man mir die vergnüglichste und bündigste Verhoissnngen
gegeben1), ja sogar angetragen, den hierüber der künftigen Convention
zn inserirenden Artikul von nun an entwerfen und mit mir vorläuGg unter-
zeichnen zu wollen.«
Wegen mangelnder Vollmacht habe er dieses Angebot ausgeschlagen.
»Wird mir aber die an vorlangte Declaration forthin abgeschlagen und
bis auf den bisherigen Antrag bestanden, so würde mich in Wahrheit in
grosser Verlegenheit befinden, da ich meinerseits mich nicht getrauen
würde, die weitere rowUtionai bis zur Einholung neuer Verhaltungsbefehle
in Vortrag zu bringen1), andererseits aber bei dessen Unterlassung einen
uneinbringlichen Zeitverlust und viele andere Gefahren vorsehe. Ich kann
meiner Pflicht nicht nmhin, Ew. Exc. kräftigst zu versichern, dass meines
geringen Ermessens der hiesige Ilof in Ansehung unseres grossen Ge-
schäfts es gewisslich aufrichtig meine2), und lasse ich mich diesfalls wahrlich
nicht durch schöne Wort verblenden. Wahr ist es, dass er darbei erst-
lich die vor sich zu stipulirende Vortheile soweit als nur immer möglich
zu treiben gedenken und andertens sich von dem würklichen und un-
mittelbaren Krieg gegen den König in Prenssen zu entübrigen suchen
werde. Über diese beide Punkten wird sich wohl noch einverstanden
werden könnon. Das Hauptwerk wünschet man allhier gewisslich, und hier-
innen bestehet dermalen der Vortheil unser Position, die ich mir auf alle
Art zu Nutzen zn machen nicht ausser Acht lassen werde. Man suchet
mich über alle Punkten, worüber mich bishero beschweret habe, vollkommen
zu beruhigen, wie dann unter anderem wegen dessen, so in der hiesigen
Antwort vom 1. Mai3) in Betreff des Infanten enthalten, man sich aus-
drücklich dahin erklärt hat, dass mau diesfalls sich keinen einseitigen
Vortheil auszudingen gedacht habe, sondern die Absicht gewesen seie, uns
der Reciprocität gemäss einen von uns anverlanget werden könnenden Gegen-
vortheil, der anch gar leicht auszufinden gewesen wäre, zu gestatten4).«
1) Vgl. S. 422. 2) Vgl. Nr. 120a. 128.
3) Vgl. Nr. 82 b. 4) Vgl. Nr. 12üa.
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1750 Juni 29 — Juni 29.
435
134. Puebla an Kaunitz. Berlin, 21>. Juni 1756. Praes. 4. Juli 1756. t"56
Juni 29
Nach der Urschrift.
Fortdauernde preussische Rfiatungen.
>Mea . . . rapports') . . . ont mis V. Exc. au fait de la fermontation
que j'avais obsorvtfo depuis quolques jonrs. Elle va toujours en augmentant,
malgre les peine9 infinies que tout homme aense resaent qui ne aaurait
ptfnetrer les motifs de toua ces granda preparatifs qui scinblent annoncer
une mpture avec une ou l autre puissance voiaine. Ou repand un brnit
en cette ville que lea armements en Boh6me et en Moravio, ainai quo
ccux que la Rusaie fait en Livonie, mettent le Roi dana la nöcesaite a
prendre toutea lea pre"cautiona poaaiblea pour la aflrete* de aes Etats et
peut-etre ä prevenir l'une ou l'autre puisaance qui aongerait ä la troubler.
Soit une alarme que ce Prince ait priae, soit qu'il veuille en donner a aea
voiains, il eat certain qu'il prend toutea lea meaurea imaginablca pour se
mettre inces8amment dana une poature tres formidablc, ä quel fin il n'dpargne
ni les bourscs de aea officiera qui s'dquipent ä force, ni lea aiennea pro-
prea, m'ayant dte asaurd qu'il a dejä tire" dea aomme8 conaide*rable8 de aon
trdaor, taut pour lea frais dea nouvellea troupea qu'il forme2), que pour
ceux que ces grandos dispositiona lui cauaent.
On parle toujour8 de quatre campements, aavoir le premier entre
Francfort aur l'Odor et Brealau3), le deuxiöme ä Magdebourg4), le troi-
aieme a Cöslin en Pomc-ranie-'') et lo quatrieme ä Minden1). Celui de Cöslin
aera, selon toutea les apparence8, le premier qui ae formera, il doit etre
commandc" par le niaröchal de Schwerin, et toute sa force ira a environ
31 ä 36 000 hommes6). Le regiment de Württemberg-infanterio se met
apres-demain en marche 7), comme on dit, pour la Pomeranie, et le memo
jour le ministre M. de Katt, chef du commissariat, ainai que les e'quipagea
du Roi partiront dgalemcnt d'icis), le regiment du Prince de Pruaae rem-
placera celui de Württemberg ici9,, Sans qu'ou aacbo ai cela aera pour
longtemps, ou ai ce corps eat deatine* pour l'arme'e de la Sile'aie.
Lo 6 de juillet une brigade de trois compagnies de cavallerie mar-
chera vers Cöslin s), autant vers Magdebourg s), et un nombre egal avec
toua les invalides du corps pour la Sile'aie *), dont lea derniera, savoir les
invalides, seront repartis dans lea forteressea. Les cbevaux pour rartillerie
et le train de vivre sont tout prets et peuvent venir au rendez-vous au
1) Vgl. Nr. 131. 131 a.b. 2) Vgl. S. 431. 3) Vgl. S. 431 Anm. 6.
4} Vgl. S. 431 Anm. 7.
5) Versammlungsort des Reservecorps, dessen Bildung König Friedrich am
25. Juni 1756 angeordnet hatte. Vgl. P. C. XII, 403; Theil I, Nr. 99. Vgl. S. 432.
6) Eine irrige Nachricht. Es handelt sich um 1000O Mann unter dem Ober-
befehl des Erbprinzen Ludwig von Hesscn-Darmstadt.
7} Vgl. die Mobilmachungsordro vom 25. Juni 1756, Theil I, Nr. 99.
8) Eine irrige Nachricht. 9) Vgl. S. VA2.
26*
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436 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1750 premier ordre qui en sera donne'1). On est actuellement occupe* ä choisir
les valets de l'artillerie et pour Ie traio de vivres2), pour lesquels on tra-
vaille incessamment k 10GS paires de bottes. Le regiment de Münchow-
infanterie est sorti le 20 de Bes quartiere ä Brandebourg3), avec ordre de
se replicr sur Magdebourg, oü il s'assemblera un gros corps d'arme'e3) qui
pourrait bien 6trc commandc par le Roi en personne, qni anra le Prince
de Prnsse et le margrave Charles sons ses ordres. Ce corps sera de
donble «sage, soit qne le besoin l'exigeät pour sontenir les desseins du
Roi sur la Boheme, soit pour observer la France, anquel cas cette armee
se rtSunirait avec le petit corps a Minden, corapose" des rlgiments de la
Westphalie pour se porter plus vers les frontieres du pays de Cleves.
>Le lieutenant-g£ne*rnl de Winterfeldt est parti, disait-on, pour la
Sile"sie3), afin d'y veiller sur les dispositions quo notre cour fait actuelle-
ment en Moravie et en Bohfime. II part pour la meme province, ainsi que
pour la Pruase, la Pomeranie et le Magdebourg une quantite* prodigieuse
des mnnitions, dans lesquelles aussi les 6000 caisses, remplies de poudre
et des cartouches, dont j'ai fait mention dans ma relation snb No. 33 *),
ont et<5 reparties. Le lieutenant-colonel Balbi est parti pour Cöslin5), afin
d'y tracer le camp. En un mot, tout le militaire est en mouvement et
les dispositions sont telles qu'on devait regarder une rupture comme
inevitable, si la ruflexion que quelques voisins du Roi se trouvent egaleuient
en bonne posture, et quo la Situation des affaires est tres differonte de
celle de l'annee 1749°), ne la rendait douteuse encore.
»L'augmcntation de larmee est un autre article qu'on presse avec ar-
deur, et quoiqu'on diso qu'elle ira en tout ä 30 000 liommes, il est cer-
tain qu'ä präsent on est principalement occupe' ä former un nouveau ba-
taillon pour le regiment du prince de Hesso et 8 pour les quatre rägiments
de garnison Blanckensee, Lattorff, Lange et Röder"), dont le premier est
en Sitesie, les deux suivants dans la Marche de Brandebourg et le qua-
trieme en Prusse oü, comme on dit, le commandement des troupes pourrait
6tre confe'rc' au mare'chal Keith'*).
»Pour faciliter toutes ces levees, tous les rdgiments de l'infanterie
ont ordre de ceder une parüe de leurs surcomplets9), afin d'avoir un bon
pied des troupes exercles pour les nonveanx bataillons qu'on est sur le
point de former.
1) Vgl. S. 431 f.
2) Es kann sich nur um das Reservecorps des Erbprinzen von Hessen-
Darrastadt handeln. 3) Eine irrige Nachricht 4) Vgl. Nr. 131.
5) Vielmehr nach Hornburg, vgl. S. 431 Anm. 8.
6) Vgl. Koser, KOnig Friedrich der Grosse I, 459.
7) Vgl. S. 431. Das alte Regiment Röder helsst z. Z. Sydow.
8} Vielmehr ist Feldmarschall Lehwaldt Commandern*. Vgl. P. C. XII, 448 ff. ;
Theil I, Nr. 90. 9) Eine irrige Nachricht.
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175G Juni 29.
437
»Concernant de la cavalerie, on apprend qu'inde'pendamment de 2000 I"ö6
houssards qu'on veut former de suite, le Roi diait en negociation avec la ^uui
maison de Württemberg qui doit faire la levee des deux regiments de
cavallerie dans ses propres £tats pour le Service da Roi1).
>On continue d'assuror que, des le premier de juillet, toute l'armee
aura le pain gratis et que les officiers subalternes auront deux dcus
d'augmentation par mois moyennant lcsquels, joints ä un soulagement
separe' que le Roi veut accorder aux capitaines, ceux-ci seront Obligos de
fournir la table aux trois ofßciers qu'ils out sous leurs ordres1).«
135. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 488 ff ol. 1315]. Wieu, 29. Juni 1756. Juni 29
W. K. A. Nach der Urschrift.
> Herzog Carl zu Lothringen, die allenfällige Augmentir- und Ergän-
zung des Anhalt-Zerbstischen Regiments auf 1000 Mann und so viele
Pferde, dann die Verabreichung deren hierzu erforderlichen Gelder sowohl
als Bestreitung derenselben Verpflegung aus der niederländischen Kriegs-
cassa, und [dass] die abgängige Mannschaft nicht in herausigen Landen, son-
dern im römischen Reich und zwar in Schwaben und Franken angeworben,
Leute und Pferde auch nicht durch Particularweiber und Entrepreneurs,
sondern vom Regiment Selbsten durch eigene Oommandirte beigeschaffet
werden müssten, betreffend.«
136. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 489 [fol. 1316]. Wien, 2u. Juni 175c. j„ni 20
W. K. A. Nach der Urschrift,
»Lyndon General, die allenfallsige Angmentirung2) des modenesischen
Dragonerregiments auf 817 Mann und so viele Pferde, dann die Verab-
reichung deren hierzu erforderlichen Geldern sowohl als Bestreitung deren-
selben Verpflegung aus der italienischen Kriegscassa, und dass die ab-
gängige Leute nicht in herausigen Landen, sondern im römischen Reich
und zwar in Schwaben angeworben, Leute und Pferde auch nicht durch
Partieularwerber und Entrepreneurs, sondern vom Regiment selbsten durch
eigene Oommandirte aufgebracht und beigeschaffot werden mflssten, be-
treffend.«
1) Eine Irrigo Nachricht. 2) Vgl. Nr. ti und 135.
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438 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Kriegos.
1756 137. Maria Theresia an Starhemberg. Wien, 30. Juni 175«.
Juni 30
Nach dem Eeinconcept. Vgl. Lehmann Iis f; Nande-, Boitrtgo I, «tt f.
Zuversicht, bei schleuniger Entschliesmng Frankreichs die günstige Stimmung
in Russhnd erhalten zu können.
Es werde ihm eine Depesche Esterhasys J) übersandt, »woraus Du
fordersamst bemerken wirst, dass der russische Hof in seiner vergnüg-
lichen Gesinnung und Kriegsveranstaltungen eifrigst fortfahre, dem eng-
lischen Bottschafteren seine wahre Absichten fernerweit zu verbergen
suche und sich in solchen Umständen befinde, welche nicht leicht be-
sorgen machen, dass die seiter der Oommunication Unsere Defensivtractats
verdoppelte englische Bearbeitungen und Geldversprechen die abgezielte
Wttrknng erreichen werden. . . .
»Nicht weniger ist Uns vergnüglich zu vernehmen gewesen, dass der
russische Hof die erste Nachricht, wie nämlichen mit den Kriegsoperationen
gegen Preussen noch in diesem Jahr den Anfang zu machen nicht leicht
möglich sein dürfte, besser anfgenommen, als seithero zu vermuthen ge-
standen, da der ernannte Hof bereits alle Veranstaltung zur Versammlung
einer zahlreichen Armee vorgekohret, ein Gampoment bei Riga angeordnet,
die Flotte und Galeeren zum Auslaufen in fertigen Stand gesetzet und
hierauf grosse Kosten verwendet hat, auch fernerweit zu den bevorstehenden
Winterquartieren in dem eigenen Lande und zwar nah an den Grenzen
verwenden muss.
»Je weniger aber die dortige Finanzien dergleichen Ausgaben ohne
fremde Beihülfe in dio Länge bestreiten können, um so mehr sind Wir in
Sorgen gestanden'2), dass der russische Hof über den Aufschub der Ope-
rationen ermüden und sich verleiten lassen dörfte, aus Begierde zum Geld
in die englische Absichten endlich einzugehen und andurch nicht nur
das geheime Geschäft gänzlich zu vereitelen, sondern auch die Krön Frank-
reich durch eine namhafte Truppenabgab in nicht geringe Verlegenheit
zu setzen.
»Ob nun zwar diese Beisorge noch nicht völlig gehoben ist und auch
für das künftige alle Aufmerksamkeit verdienet, so ist sie doch bei Uns
merklich verminderet. Und, wann noch in Zeiten die geheime Abrede
zwischen Uns und Frankreich erfolgen sollte, so dörfte nicht allzu schwer
fallen, den russischen Hof, ohngeachtet aller englischen Bemühungen, in
seinem dermaligen systemate zu erhalten und sehr nutzlich zu gebrauchen.
Nur muss sich hierauf nicht zuviel verlassen, noch ihm zum Unwillen
Anlass gegeben, noch auch mehrers zugemuthet werden, als mit seinem
eigenen Staatsinteresse vereinbarlich ist. Wie sich dann das französcho
Ministerium gar sehr in seiner Rechnung betrügen dörfte, wann es die
Absicht führen sollte, auch ohne Unser Vorwissen und Mitwürkung etwas
1) Vgl. Nr. III. 2; Vgl. Nr. 115.
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1756 Juni 30 — Jali 1.
43»
vollkommenes mit Russland zu Stand zu bringen !), da Wir auf den er- 1756
nannten Hof als Unseren wahren und natürlichen Alliirteu in Ansehung
des Königs in Preussen und der Pforten, wo nicht vollkommen, jedoch
mehr als alle andere Mächten zählen können . . .
Auch in Spanien dürfte Frankreich ohne österreichische Vermittlung
kaum seine Absichten erreichen3).
138. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 509 [fol.1323]. Wien, 30. Juni 1756. Juni ao
W. K. A. Nach der Urucbrift.
>Andlau General, Bohn General, dass der Oberstuckhauptmann Alfson
nacher Olmütz, um die Eintheilung des dahin Iransportil ten und weiters nach-
folgenden Artilleriegesohützes4) zu regnliren, auch deren dazu erforder-
lichen Requisiten halber die nöthige dispositiones zu treffen und respectu
dessen, so daran allda, dann zu Brünn und in dasigen Gegenden zu be-
kommen, vorläufige Versicherung anzukehren abgeschickt werde, mithin
selbem hierzu sowohl in Brünn von ihme, Andlau, alle Assistenz, als in
Olmtttz von dem Pretton zu leisten seie.«
139. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 545 [fol.1334]. Wien, 30. Juni 1756. Juni 30
W. K. A. Nach der IJrwhrift. Vgl. Nsudd, Ikihlße I, fil Anni. S.
»Browne General, erstattet dessen gutachtlichen Bericht über die von
denen Juden Lew, Beer, Isaac und Moyses Nathan vor die gesambte
Cavallerieregimenter in Comothan gestellt wordene Rimonta,s), und beson-
dere respectu deren, so davon in Böheim gelegene derlei derlei Regimenter
Hohenembs, Erzherzog Joseph und Batthyany betreffen, cum annexu, dass
die ausländische Infanterieregiments-Commandirte mit ihrer Rccrutcnflber-
nahme bereits fortig, die Regimenter Harrach, Leopold Dann nnd Browno
gleichfalls den Rückmarsch angetretten , die Ahrenberg- und Teutscbmeiste-
rische Commandirte aber ebenfalls ehigtons abgefertiget werden dürften, und
dass überhaupt die gestellte Recruten hübsche und diensttaugliche Leute
wären, betreffend.«
140. Stemberg") an Kaunitz. Dresden, 1. Juli 1756. Praes. p. Expr. Juli l
4. Julii 1756.
Nach dor Urschrift.
Furcht in Sachsen vor einem prettssinchen Überfall.
... »Die aus Berlin und der dasigen Nachbarschaft eingehende Nach-
richten werden immerzu bedenklicher, maassen selbige von nichts als
1) Vgl. Nr. 111. 2) Vgl. S. 407 f. 3) Vgl. S. 293. 401. 403. 4) Vgl. Nr. 122.
5) Vgl. S.421 Anna. 3. 6) Österreichischer Gesandter am chursächsischen Ilofe.
-
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440 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 denen ausserordentlichen Kriegsanstalten des Königs in Preussen, Marches
rul1 1 deren Truppen und verschiedentlich zu errichtenden Lagern1) Meldung
thuen, welches dann den hiesigen Hof in nicht geringe Unruhe setzet,
wessentwegen der Herr Premiorministre Graf von Brühl gestern Gelegenheit
genommen, mir in einer Unterredung weitläufig vorzustellen, wie dass, ob-
wohlen man nicht eigentlich wissen könnte, ob vom König in Preussen
diese Veranstaltungen etwan aus Forcht, von anderen in seinen Landen
überfallen zu werden, mithin nur zur Vorsorge, oder aber in der Absicht,
andere zu überfallen, vorgekehret würden, welch letzteres dannoch um so
ehender zu verrauthen wäre, als dessen Armee ohnehin dergestalten ge-
magert und mit allem Notwendigen versehen, dass er einen ihn anfallenden
Feind abzuhalten allerzeit im Stand seie und derentwegen so ausserordent-
liche Demarchen und Kösten annoch ersparen könnte, und da noch tiber-
deme im Preussischen die Rede gehe, als ob besagter König abermalen
einen Einfall in Böhmen zu thuen Willens wäre, so hielte er, Graf von
Brühl, darfür, derselbe mögte hierbei das eine oder das andere in Absicht
führen, es wäre denen Regulen der Klugheit allerdings gemäss, dass die
Benachbarte auf guter Hut seien und wider allen zu besorgenden feind-
lichen Überfall mit einander die nöthige Mcsures nehmeten, und gleichwie
des Königs in Polen M. in Gefolg zwischen ihnen und I. K. K. M. be-
stehenden Tractaten so bereit als verbunden wären, im Fall die K. K.
Erblanden vom König in Preussen feindlich überfallen werden sollten,
Allerhöchstderoselbe aus allen Kräften beizustehen, also verseheten Höchst-
diesclbe von I. K. K. M. sich eines reeiproci. Alldieweilen aber bei einem
solchen Einfall die hiesige Landen am nahsten gelegen und die preussische
Armee hierdurch abermalen ihren Marche nehmen dörfte, so wäre noch
die Frage, ob dahier proussischer Seits deshalb angefraget und requiriret
werden oder aber ohne Anfrage sich der Weg von selbst gebahnet werden
würde?« . . .
Juli l 141. Puebla an Kaunitz. Berlin, l. Juli 1756.
Nach der Uracbrift.
Pretuiüche Truppenbewegungen.
»Je ne differe pas d'informer V. Exc. par M. le comte de Sternberg
qu'on conformite' de ma . . . relation d'avant-hier ') le regiment de Württem-
berg s'est mis ce matin en marche avec tous les sumume'raires et sur-
complets et avec un train de 30 canons de campagne. On dit gtfndralement
que la marche va ä Cöslin en Pome*ranie, oü le regiment de Münchow,
sorti de ses quartiers ä Brandebourg le 26 2), celui de Francois de
1) Vgl. Nr. 134. 2) Eine irrige Nachricht, vgl. S. 430.
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1756 Juli 1.
441
Bronns vic, sorti hier de Königsberg dans la Marche *), ainsi que le bataillon 1^6
de Kahldcn de Treuenbrietzen se rendent egalement ').
>Le rlgiment de Württemberg escorte la caisse militaire, destinee pour
lo Corps de Oöslin 2), mais, jusqn' ä präsent, on n'a rien appris oncore da
de*part da commissariat de guorre ni des dquipages du Roi. Un moment
apres la sortie de ce rögiment, celui du Prinee de Prusse-infanterie, ce
Prince ä la töte, entra ici3) sur le pied complet avec plus de 70 hommes
des surnumeraires.
»Jusqu' ä cette beure aueun autre regiment de cette garnison n'a
ordre positif pour la marche, n'ayant quo celui de se tenir prßt ä so
pouvoir mettre en marche au premier ordre qui pout venir d'un moment
ä l'autre4).
»On est dans un ötonnement göneral de ces dispositions et le plat
pays s'en plaint amerement; il en souftre le plus, parcequ' ä la prochaine
re*colte les congddies et les dix hommes de surcomplets par compagnie
qui restent dix mois de l'annee ä la campagne, lui manqueront pour le
travail.
»En attendant, on voit arriver de tous cötes les chevaux pour l'ar-
tillerie et pour le train de vivres, on travaille ä force ä l'habillement des
Stück- und Fuhrwcscnskncchtc. Le Roi donne de l'argent aux gäne'raux
et officiers pour s'öquiper 4), et on observe qu'il le fait avec plus do g£-
ne'rosite que jamais, pour faire voir que l'argent ne manque pas. En un
mot, tout est tellement en mouvement qu'on devrait en infärer une rupture
ouverto avec quelqu'un des voisins ou, au moins, un Systeme de'cide' de les
intimider par des differents corps d'observation tres redoutables5). Celui
qui s'assemble ä Cöslin, n'est non seulemeut pour observer les Kusses,
mais aussi, comme on dit, pour intimider la Suede et pour la dätourner
de l'accession au nouveau traite* de LL. Ms. Imps. et T. C.c ...
142. F. M. L Frh. v. Hinderer an Fürst Piccolomini. Troppau, Juli l
1. Juli 175C.
W. K. A. Nach der Urschrift. Vgl. Naudtf, ISeitrüge I, Vitt.; Ko„or 11, 27; Hcigel I, Ii.
»Da ich sicher benachrichtiget worden, wie dass gestern in Glogau
zweio Estanetten eingelaufen, wo die Cavallerie von dannen, Ratibor, Neu-
stadt und deren Orten beorderet worden, mit Sack und Back, ausgeschrie-
benen Artilleriepferden und allen Zugehör heute noch oder morgen aufzu-
brechen, und sich bei Schweidnitz zu versammblen 6), von wannen man muth-
1) Vgl. Ordre vom 25. Juni 1756. P. C. XII, 463 ; Theil I, Nr. 99.
2) Vgl. P. C. Xin, 5; Theil I, Nr. 99. 3) Vgl. S. 435.
4) Eine irrige Nachricht. 5) Vgl. S. 435.
6) In dieser Form eine irrige Nachricht. Zu Grunde liegt wohl P. C. XII.
463. Vgl. Naude, Beiträge I, 41 Anm. 1 ; Theil I, Nr. 100.
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442 Österreichische Acten eur Vorgeschichte des siebenjährigen Kritges.
1756 maassot. in Böheim einzufallen der Gedanken seie, so habe nicht versäumen
f 11 Iii
wollen, solches Ew. FQrstl. Gnaden durch eine staffetta zu berichten, um
den nöthigon Gebrauch davon machen zu können. Ich habe diese Nacht
nachor Ratibor einen Vertrauten geschicket, um was fttrlässliches wegen
diesen Abmarsch zu hören, bitto auch von Ew. Fttrstl. Gnaden in ereig-
nenden Zufallen meines Verhalten halbers den Befehl, da hierum überall
alles offen, und ausser ihren gewöhnlichen scharfen Schüssen die Truppen
nicht die geringste Munition haben1).« . . .
Juli 3 H3. Puebla an Kaunitz. Berlin, 3. Juli 1756.
Nach dir Urschrift. Vgl. Nau.lv, Beträge I, It.
lYomische Rüstungen.
-Lea dispositions militaires dont j'ai parld dans quatre rapports con-
sdeutifs2), vont lc memo train, ä fexception que de cette garnison, depuis
la sortie du regimont de Württemberg, aueune autre n'a bonge, qui,
cependant, ä ce qui scmblc, so tiennent prets a marcher au premier ordre.
J'apprends qu'en Silesie tout doit etre tranquillo oncore, ainsi que du cote*
de Magdcbourg, quoiqu'il roste certain que cos deux camps auront lieu3).
Pre'sentement, il y a seizo regiments en mouvomont4), qui tous vont ä
Cöslin. Ici, il entre nombre de chovaux d'artillcrie et du train, des vivres ;
il va dojä ä plusicurs centaines, et on presumc que le G du courant il
partim un nouveau train d'artillcrie pour Cöslin. La Spree est couverte
des bateaux qui transportent des munitions en Sildsie, Prussc, Pomdranie
et ä Magdcbonrg. En ville, on prend les garcons de mdtiers dos bouchers
et des brasscurs. capables ä porter les armes, de force; on leur donne
quatre ecus, et on les transporto d'abord ä leurs regiments respectifs 5).
En attondant, il parait qne le dessein principal est d'obscrver la Russie
et d'ompecher la Suede qu'elle n'aecede pas au nouveau trait(?c).«
Juli 3 144. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 3. Juli 175«. Praes. n. Juli 1756.
Nach der 1'rHchrift. Vgl. Bror, M.l.Ö.O. XII, 117. 150 ff.; Waddington, ltenversetoent mff.;
t. Ariii'tli IV, .na f.; Heer, II. Z. 27, :sll; Hanke 201; Naude, Bcitrigo 1,70; II, 213.
Berichtet Uher die dem We*en nach durchgesetzte 1. ^conditio sine qua non* und
die Aus/iichten bezüglich der anderen.
. . . »J'avais prdvu d'abord7) . . . toutes les difficnlte's que rencontrerait
la demande prdliminaire que j'ai ete" Charge*) de faire ä cette cour, d'une
1) Diese Nachricht wurde durch Freiherrn von Andlau in Brünn am 2/3. Juli
1756 Nachts lu»/4 Uhr mit Staffctto an den Hofkriegsrath nach Wien und an den
Fürsten Piccolomini iu Prag weitergesandt. Die Empfangsbestätigung seitens
dos Hofkriogsraths ist datirt Wien, 6. Juli 1756. [W. K. A.]
2) Vgl. Nr. 131. 131a. b. 134. 141. 3j Vgl. S. 435.
4) Eine irrige Nachricht. Vgl. S. 435 Anm. 5. 5) Eine irrige Nachricht.
6) Gemeint ist der Vertrag von Versailles. 7j Vgl. Nr. 133. 6) Vgl. S. 398 f.
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1756 Juli I — Juli 3.
443
d£claration formelle au sajet de notre premicre condition sim rfua non.
J'ai cra que le seul moyen de rcjussir dans co point si importaut, mais en
m€me temps si dölicat, serait de faire connaitre aux ministres du Roi T. 0.
que j'avais un ordre absolu ') de ne m'ouvrir sur la totalis des conditions
que ma cour proposait ä celle-ci que quand j'aurais obtenu ladite decla-
ration formeile, äcrite ou, du moins, signöe de la main propre du Roi, ot
que . . . (autrement) je ne pourrais pas aller un pas en avant. sans demander
de nouveaux ordres.«
Er habe sehr wohl bemerkt >combicu Ton avait d'impatience de
savoir au plus töt quelles dtaient les conditions que nous proposions, et de
s'assurer promptement de tous les avantagos que Ton se flatte d'obtenir.«
Er habe alles gethan, um die französische Zustimmung zur orsten Con-
dition zu erwirken. »Nous avons eu, l'abbe* de Bernis et moi, quatre
Conferences cons^cutives, de cinq ä six heures chacune, sur co seul objet.
Des la premiere, nous avons 6t6 d'accord ponr le fond, c'est ä dire qu'il
ro\*i ddclare positivement que le Roi consentirait a toute la substance de la
condition sine qua non, et qu'il promettait de la faire compreudro dans le
traitö ä reMiger2). Toute la difficulte n'a roulc* que sur la forme.«
Aller Anstrengungen ungeachtet habe er die förmliche Declaration in
der gewünschten Form nicht erhalten können. Endlich habe man ihm
eine schriftliche Erklärung im Namen des Königs überreicht3), die er nach
mehrtägigem vergeblichen Weigern schliesslich habe annehmen müssen:
In dieser erörtere man zunächst die Gründe für die Ablehnung des öster-
reichischen Ansinnens und »renouvelle en mßme temps l'offre de commenccr
par arrßter et signer un articlo ä inserer dans le traite a conclure, par
lequel il soit arrßto" que les cessions k faire de la part de 8. M. l'Impe'-
ratrice - Reine n'auront Heu qu'aprfcs le recouvrement de toute la Silösie
et du comte" de Glatz et lorsque LL. Ms. Imps. seront parvenues k la
possession tranquille et avouee desdits Etats, et qui enfin dit en termes
pre*cis . . . qu'il est equitable que la cession des Pays-Bas dopende du
recouvrement et de la possession paisible et entiere de la Silesie et qu'il
est juste et raisonnable que LL. Ms. Imps. obtiennent sur l'objet de la
declaration demandde les süretes qu'elles exigent. *
Angesichts dieser Erklärung, welche die österreichische Besorgniss,
dass Frankreich eventuell auch ohne die Rückkehr Schlesiens unter die
kaiserliche Herrschaft die Niederlande erwerben wolle, zerstreuen und da-
mit zugleich auch den Grund für die Aufstellung der ersten Condition hin-
fällig machen müsse, habe er sich im Gegensatz zu seiner früher ab-
gegebenen Erklärung4) entschlossen, mit den übrigen conditionüms srinr quibtus
non hervorzutreten. Denn »le point essenliel« sei nach seiner Ansicht
1) Vgl. S. 399. 2) Vgl. 8. 434. 3) Vgl. Nr. 144 c. 4) Vgl. Nr. 133.
444 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 nunmehr so erledigt »que noos avons tont Heu d'etre entierement tran-
'uli 3 .... , . .
quilhses a cot egard.< . . .
»Je lui1) dis qu'il ne pouvait etrc question d1abord que de Celles
(conditious) qui concernaicnt la possibilite" de notre entreprise, vu qu'il
eHait inutile de traiter des convenances, avant que de savoir a quoi s'en
tenir au sujet de la possibilitd. J'ajoutai en gros que, quoiquo LL. Ms.
Imps. n'eussent jamais compte" de so ddterminer ä l'entreprise projetee, San»
etrc aasurcos du concours de la France et d'un dödommagement convenable
pour les sacriGces qu'elles auraient a fairo, elles etaient, ndanmoins, k
present encore plus que jamais decidöes de ne so pretcr ä des sacrifices
boaucoup plus grands que ccux sur lesquols elles avaient compte" d'abord,
qu'au moyen d'un concours beaucoup plus grand et plus cffieacc de la
part do la France et de dcclommagements bien plus considerables que ceux
dont il avait 6t6 question dans le commencement.
»Je le fis enauite convenir par avance de toutes les propositions ge-
niales sur losquellcs se fondcnt les conditions que j'avais ä lui proposer,
savoir: que, pour obtenir de grands avantages, il faut de grands efforta;
que, qui veut bien sincerement la chose, veut aussi les moyens qui y con-
duisent; que, quand on cberche des avantages en commun, il faut aussi
s'expoaer aux risqnes et aux peines etc. Je parlai tres fermement sur la
decision oü etaient LL. Ms. Imps. de faire de leur cöte" tout ce qui ötait
en elles pour la reussite de notre grand ouvrage, pourvu que la France
fit aussi pour sa part des efforts proportionne's ä la grandeur de l'entreprise
et des avantages qui lui en reviendraiont, que, si eile ne se prötait pas ä
ce point, LL. Ms., contentes d'avoir rcussi dans le premier objot qu'elles
s'ötaient propose'es, en etablissant une amitid et une union parfaitc avec le
Roi T. C, abandonneraient, sans balancer, leur second point de vue et
n'insisteraient pas davantage sur une chose qui ne pouvait se faire que
d'un commun concert et avec un desir <Sgal des deux parts de reussir
promptement. J'ajoutai encore diffe'rents autres raisonnements, dont je ne
ferai pas ici la repe'tition, ainsi quo de tons les discours dont j'ai aecom-
pagne* le detail de mos propositions; ce sont toutes choses connues, redites
et dont la plupart m'ont 6t6 suggärees par les ordros qui me sont parvenus
depuis quelque temps. Je crois avoir dit tout ce qu'il fallait, et de la
facon qu'il le fallait. J'ai, neanmoins, evitd bien soigneusoment d'en dire
trop et de toucher differents articlcs dont il ne devra ctre question que
quand les väritables aentiments de la France seront bien ä däcouvert au
moyen des reponses qu'elle fera ä nos präsentes propositions.
»J'ai räduit les six conditions sim quibus non2) au nombre de quatre,
afin de ne pas effrayer cotto cour par un trop grand nombre de demandes
faites k la fois. Gomme la premiere des six a fait l'objet d'une negociation
1) Bernis. 2) Vgl. S. 398 ff.
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1756 Juli 3.
445
präliminaire, eile a eHä, par lä, säparee des autrea, et je n'en ai plus fait 1756
mention. Des cinq qoi restaient, j'en ai compoae* quatre et je lea ai pro-
posd dans Vordre et la forme que V. Exc. verra marqnge aar la feuille
ci-jointe au No. 4 Je n'ai pas donne ni mßme laiaae* prendre de copie
do cette feuille, mais j'ai dü consentir que 1'abbe* de BerniB prit note de
ce que je lui diaais, tu qu'il eüt dte* autrcment impoaaible qu'il se füt
souvenu du total du contenu des propositions. Oes quatre conditions
resteront dorlnavant dans le mßme ordre, et toutes les fois que j'en ferai
mention, ee sera dans cette conformite'. Apres avoir acheve* l'exposö de
ces conditions, ainsi que des motifs que nous avions ponr les dumander,
et de cenx qui devaient engager la France ä y consentir, j'ajoutai ä tont
ce detail celni des e*claircissements aux cinq points sur lesquels la France
avait d^claro dans sa re*ponse du 1. de mai2) avoir besoin d'nne plus ample
Information3). Je ne fis nulle mention encore de ce que j'avais eu ordre
de repondre ä la 3iÄmo qui concerne les places de aüretä; je dis simplement
que cette demande tombait d'elle-mßme par l'arrangeinont que nous avions
propoae* dans notre troiaieme condition ; je rendis, au reste, tous les Cclair-
cissements conformes au contenu des quatre conditions proposees et je tachai
en tout de mettre nos vuea, quant k la poaaibilite* de l'entreprise et de la
räussite, dans nn tel jour que la France ne pourra plus maintenant se
dispenser de nons donner des rlponaea preciaea et oatägoriquea, qui,
quoiqu' ellea ne seront peut-€tre pas son dernier mot, devront, ne*anmoins,
fitre telles que nous pourrona en införer clairement ai ello däaire aincere-
ment fentrepriae et la re'uasite de notre ouvrage et 8i eile eat prete ä y
concourir efficacement et a dea conditions raiaonnables.
»V. Exc. verra que j'ai porte* toutes mea demandea au plua haut, et
en partie memo au delä de ce que j'en avaia eu l'ordre; je prlvoia que,
sur plusienrs points, il faudra ae relächer conaiddrablement ; maia ce ne
sera certainement qu'ä bonnea enaeignea et ä meaure que la cour d'ici
ajoutera aux offrea qu'elle va noua faire, qui pent-Ctre ne seront pas du
premier abord tout-ä-fait satisfaisantea, maia qne j'ospere, neanmoins, de
parvenir encore ä faire porter auasi loin que la nöcesaitc* l'exigera, et
que la position dans laquelle la France so trouve actuellemcnt, pourra le
permettre.
»L'abbC de Bernis n'a paa parn effraye* ni Ctonn6 de l'dtendue de
noa demandes et du peu que noua avons offert ä la France on comparaiaon
de ce qu'elle esperait obtenir. II eat vrai que j'avaia eu 8oin de le pr6-
parer depuia longtempa, et nommement depuia l'arrivee des ordrea du 9 de
juin4), k l'une et l'autre de cea choses. II m'a dit aeulement qu'il pre"-
voyait de bien grandea difficnlte*s, maia que noua e*tiona trop avancea ponr
1) Vgl. Nr. 144 d. 2) Vgl. Nr. 82 b. 3) Vgl. S. 345. 404 f.
4) Vgl. Nr. 112.
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446 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 rester cn si beau chemin, qu'en nous prGtant de part et d'autre ä ce qni
ötait raisonnable, et en nous mettant l'un ä la place de l'autre, nous sur-
monterioiis cortainement toutes les difiicult<*a, et quo, pour sa part, il ne
de*sesperait pas de la re"nssite et du succ&s de notre grande negociation.
»Je n'en de"sespere pas non plus, mais il nous faudra encore un peu
de temps et beaucoup de patience. Nous voilä maintenant parvenus au
moment critique. ... Si je n'obtiens pas tout ce que nous avons demande\
ce ne sera certainement pas faute d'avoir suffisamment insiste* sur tout,
mais j'aurai, du moins, grand soin de parveuir au point essenticl qui est
de faire coopörer cette cour reellemeut et cfficacement a la re*UBsite de
notre grande entreprise et de la mettre dans le cas de devoir desirer cette
räussite autant que nous la d^sirons nous-memes ').
» J'insisterai toujours fortement sur la premiere condition2) qui est
celle du plus grand affaiblissement du roi de Prusse; cest un point sur
lequel il m'a paru depuis le commencement de notre negociation que nous
ne pourrions pas nous rel&cher3), et je crois qu'il no vaudrait mieux ne
rien conclure que de ne pas nous assurer de cette condition dans la plus
grande etendue qu'il soit possible de lui donner.
'Nous n'obtiendrons jamais la seconde ou, du moins, ce ne sera
qu'nvec de bien grandes restrictions. On ne veut absolumcnt pas entrer
directement en guerre avec le roi de Prusse4); peut-etro s'y trouvera-t-on
insensiblemcnt engage malgre* soi-meme, et sans savoir comment. Je n'ose
mGme promettre d'obtenir que Ton mette des ä present une armee en
campagne pour einpGcher les sooours de rAngleterre et des puissances
Protestant es. Si on s'y determine, ce sera, pour autant que je puisjuger,
dans le dessein d' attaquer l'dlectorat de Hanovre: je ne sais pas trop, si
cela pourrait nous convenir5). II est, pourtant, de n^cessite' absolue que
la France tienne en respect tous les Princes qni voudraient socourir le
roi de Prusse. Si eile nous donue des secours consid6rables en argent
et, qu'en outre, ello nous fournisse des troupes de Princes auxquels eile
paie des subsides, eile ne sera guere en ötat de mettre, outre cela, une
armöe en campagne et de soutenir en meine temps avec vigueur sa guerre
contre l'Angleterre, laquelle foblige ä un emploi consid(5rable d'hommes
pour garnir ses cötes et ä des frais immenses pour 1'entreticn et l'aug-
mentation de sa marine; ce dont il s'agit, est de faire faire ä la France
tout ce qu'elle est en etat de faire, et de voir ensuite si tous ces efTorts
suffiront pour assurer la reussite de notre entreprise et pour mettre la
France dans le cas de devoir en desirer le succeä autant quo nous le
dfoirons nous-memes.
»II me semble que rien n'etablirait mieux ce point que la condition
1) Vgl. S. 415. 2} Vgl. Nr. 144c 3) Vgl. S. 349.
4) Vgl. S. 422. 5) Vgl. S. 287 f.
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176Ö Juli 3.
447
quo j'ai mise an No. 8., savoir que les sommes que 8. H. T. 0. fonrnira, 1756
seront exposees aux memes risques que toute l'entreprise. Je tiendrai ^u''
ferme, tant que je pourrai, sur cette condition, qui me parait une des plna
essentielles et beanconp plus encore que la pr£ce"dente qni meine serait en
certaine facon une suite necessaire de celle-ci ; car si on ponvait obtenir
de la France de nous fournir deä sommes considerables Sans espoir de
remboursement au cas que l'entreprise vient a manquer, eile serait, par lä,
intäreasee elle-m£me non seulement a la reussite, mais ä la tres prompte
räussite de cette entreprise. Plus je connais l'importance de cette con-
dition, plus j'y prevois des difficultes, et je me suis bien aperen que c'est
celle qui a le plus frappe" l'abbe* de Bornis; neanmoins, je trouve indis-
pensable d'y insister. Cela met le ministere d'ici bien loin du compte
qu'il avait fait, car on avait espäre* d'arranger les choses de facon que,
quelque ffit le succes, la France ne risquät jamais rien, et c'est precisö-
ment ce que nous devons absolument £viter; aussi ne me relächerai-je en
rien de cette condition jusqu'a nouvel ordre.
»Je ne crois pas, näanmoins, que nous puissions nous dispenser de
donner ä la France des süretäs. Elle ne de*sistera jamais de cette demande,
mais il fandrait empecher, si possible, que ces süretes ne fussent pas ponr
la restitution des sommes avance"es, mais seulement pour l'accomplissoment
des conditions convenues au cas que l'entrepriso röussisse. Si eile venait
a manquer, il faudrait qu'on nous rendit nos suretes. Si j'obtenais cette
condition et la premiere, je croirais avoir gain de cause, mais jo suis
encore bien loin de pouvoir lo promettre ni memo lespörer; au moins
n'epargnerai-je rien pour cela, et les raisons que j'ai ä dire pour appuyer
ma demande, sont certainement tres bonnes et convaincantes.
> Quant ä la qnatrieme condition, j'en vois tonte l'importance, mais je
compte aussi que V. Exc. connaftra combien la matiere est delicate, et
qnels me*nagements je serai obüge* de garder en la discutant.
»L'abbe* de Bernis aurait dösire* que je me fusse ouvert en meme
temps sur le point des convenances, mais c'est ce que je n'ai pas ern
devoir faire et ne ferai certainement pas, avant qu'il ne m'ait donne des
reponses categoriques ä ces quatro propositions. II pretend que j'agis
en cela contre ce que LL. Ms. ont däclard dans leur derniere reponse,
mais je lni ai pronve* le contraire.
»Le Roi est parti hier pour Compiegne; les ministres s'y rendront
aujonrd'hni et l'abbe* de Bernis demain, on conferera apres-demaiu. Je
ne crois pas que je puisse avoir de si tot l'honneur de marquer quelquo
chose de positif a V. Exc, mais je ferai de mon mienx pour qu'il n'y ait
pas de temps perdu. Je me rendrai apres-demain ä Compiegne et y
suivrai ma besogne de pres.
»Les dispositions me paraissent encore toujonrs tres favorables1}, et
1) Vgl. Nr. 133.
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448 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 je crois ne m'y paa tromper. J'ai tire* pr&iminairement aux ouvertures
ru,i 3 qne je viens de faire, differenta aveua de M. RouiUe* et de l'abbe* de Bernis
qui sont certainement de tres bon augure. M. Rouille*, lorsque je lni
parlai de la nlcessite* d'une arme*e a fournir par la France, m'a dit: »Ne
voua suffit-il pas qne nona teniona l'Angleterre occupge, et que nou8 l'obli-
giona, tant qne durera votre gnerre contre le roi de Prnaae, k garder et
retenir dana 8on continent los troupea hanovriennes et hessoises qni
pourraient venir au aecoura de votre ennemi; ponrvu qne noua reationa
en guerre avec l'Angleterre, jusqu'ä ce que voua aoyez venua ä bont de
votre entrepri8e, que pouvez-vous dlairer de plus?«1) II m'a parle* auasi
de 8on propre chef dune diveraion ä faire dana l'electorat de Hanovre.
L'abbe* de Bernis me dit, en parlant de cette arme*e ä mettre en cam-
pagne: »Et ai, au lieu de cette arme'e, noua voua fourniaaiona un corpa de
vingt millea hommea compoaö de troupes de differents Prinoes, anquels nona
paieriona dea aubaidea etc.« Ces propoa et difförents autrea encore nie
font voir qne Ton reconnaft certainement la necessite* de cooperer efficacement
ä la reussite de notre entrepriae.
»Auaai ne auia-je nullement effraye* de ce qui est dit dana la derniere
reponse du Roi2), pour faire aentir qu'on avait crn qu'il anffiaait de la
renonciation ä l'alliance dn roi de Pruaae. II eat auaai naturel que I on
se tienne, tant que Ton peut, anr la defensive ; on voudrait ne rien risqner
et obtenir de tres granda avantagea ; maia quand on reconnaftra bien qu'il
n'y a paa moyen de conclnre aur ce pied-la, et qu'il faut abaolnment
rabattre de aea demandea et ajouter ä sea offrea pour le concoura, j'eapere
qu'on a'y pretera, juaqu'ä un certain point, 8*entcnd, car je suis bien
dloigne* de me flatter de pouvoir obtenir la totalite* des conditions de-
raandöes. «
Rouille* habe ihm einen Bericht Valorys mitgetheilt, der schlecht auf
König Friedrich zu sprechen wäre und von einer allgemeinen Unzufrieden-
heit in Preuaaen meldete. Starhemberg hoffe, dass die Verbindung Preussens
mit England Österreich noch mehr Handhaben verschaffen werde, Frank-
reich auf seine Wünsche eingehen zu Uaaen3}. »L'abbe* de Bernis me dit
toujours: Faites que le roi de Pruese nona donne bien dea snjets de nous
plaindre de lni.« . . .
Juli 3 144a. Starhemberg an Kaunitz. Paris, S.Juli 1756.
P. S. 1. Nach dar eigcnhiidigen ürtchrifl. Abgedruckt bei Beer, M. I. ö. 0. XVII, 154. Vgl.
Boor, H. Z. 27, 344.
»Si j'ai compris le aens dea ordres qui me sont parvenna4), nous
comptona qu'il faudra mettre quatre armees en campagne, lno la nötre, 2do
celle de Ruaaie, 3tio celle qui doit etro compoaee dea troupes de diffe*rentea
1) Vgl. S. 400. 2} Vgl. Nr. 88 s. 3) Vgl S. 350 f. 369.
4) Vgl. Nr. 112.
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1756 Juli 3.
449
puissances, 4*° celle que la France doit fournir. Cest dans cette oonformite* HM
que je me suis explique", et j'ai eu grand soin, en dötaillant la premiere Ul '
des quatre conditiona que j'ai propos6e8, de faire comprendre qu'elle e*tait
indispensable ponr la re'uissite, pnisqne c'elait eile qui devait nous procurer
la diversion absolnment necesaaire a faire par une troiaieme arme*e, qui
ne devait paa se confondre avec la quatrieme qae nous demandons im-
me*diateroent a la France.«
144b. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 3. Juli 1756. Julis
P. S. 2. Nach der eigenhändigen Urschrift. Vgl. Beer, M. I. Ö. ü. XVII, 15» f.; W*d-
dington, fienvcrsement 405 f.; x. Arncth IV, 465 f.
Trotz günstiger Stimmung Frankreichs findet die verlangte Declaration
über die Abtretung der Niederlande Schwierigkeiten.
»Je suis tres inquiet du jugement que Ton portera sur ma conduite et
sur mes raisonnements. II me paraft d'€tre dans le bon chemin1), niais je
pnis me tromper; cela n'est que trop possible, lorsquon est Charge* d'uue
besogne aussi grande et auaai delicate que Test celle que j'ai ä traiter.
Je crois de mon devoir de dire les choses, comme je les trouve, et je
trouve certainement ia cour d'ici dans des diapositions favorables pour notre
grand projet. Elle en de'sire la re"uaaite, et je la croia de'cide'e ä y coo-
pe*rer efficacement Toute la difficulte" consiste en ce qu'elle ne voudrait
courir que peu ou point de riaque et obtenir des avantagea bien plu3 grands
que nous ne pouvons lui accorder. Elle fera tout ce qu'elle croira qu'il
est de nöceaaite" qu'elle fasse, maia rien de plua, et eile inaistera sur tout
ce qu'elle croira de la poaaibilite' d'obtenir, et ne voudra en demordre en
rien. Voila je crois aon ayateme: Elle croit que le projet peut reusair,
saus qu'elle soit oblige*e ä prendre part directement ä la guerre contre le
roi de Pruase, et eile voudrait s'en diapenser2). Elle eapere de pouvoir [ob-
tenir], sinon la totalitc*, du moina la plna grande partie des Pays-Bas, et eile
ne voudrait pas lächer cet avantage. II faut voir si l'on pourra s'arranger
aur ces deux points, et je ne puis cesser de m'en flatter. Je dois Cviter
plns que jamaia de donner dana toutes lea exträmitea oppoaeea et nommö-
ment dana celle de marquea ou trop de aoupleaae et de defdrence ou trop
de roideur et d'oppoaition aux volontes de cette cour. II faut ici de la
fermete* et aavoir la faire paraltre ä propos, maia, dana le moment präsent,
il me paratt quavec de la donceur et des bonnea raiaona on gagne
aavantage^). . . .
1) Vgl, S. 447 f.
2) Vgl. S. 446. Auch am 9. Juli 1756 berichtete Starhemberg aua Compiegne:
Er könne wahrnehmen, >dass der Lust zu Vollbringung unseres grossen Geschäfts
allhier noch immer sehr gross seie, doch wird es darbet sehr schwere Difficul-
täten und besonders in Ansehung der 2. Condition geben.<
3) Vgl. S. 417.
Acten inr Vorgeschichte des 7j ahrigen Krieges. 29
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450 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 »Jusqu' ä präsent j'ai ea le bonheur d'obtenir tont ce que j'ai eu
ful1 3 ordre de demander, et j'ai m6me obtenu aar plasienrs points beancoup
plus que nous n'avions ose* esperer. La döclaration formelle, aur laquelle
j'avais ordre d'insister l), est la premiere chose qui m'ait 6U refusee; mais,
si je ne Tai pas obtenue, j'ai obtenue du moins des assuranoes presque
äquivalentes. Notre position presente me parait en bien des points tres
avautageuse, et je ne manquerai certainement pas de tirer parti de ces
avantages.«
Er habe in der ersten Condition ausdrücklich »ganz« Schlesien ge-
fordert, um schon auf die Forderung des Fürstenthums Crossen2) vorzu-
bereiten. . . .
Juli 3 144 c. Beilage zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 3. Juli 1756.
Abgedruckt bei ächnlenborg 31 ff. Vgl. Schlier I, Itöf.; t. Araeth IV, 465; Oncken II,
4»; Lehmann 5:»; Neudö, Beiträge I, 77 Anw., 8s f.; Beer. M. I. Ö. G. XVII, 117 f.
»Reponse du Roi T. C. remise le 29 juin 1756.«
Frankreich gesteht zu, dass die geplanten österreichischen Landabtretungen erst nach
erfolgter Eroberung ton Schlesien und Glotz vollzogen werden sollen.
>Lc Roi s'est de*termine* ä s'arranger avec la cour de Vienno sur le
plan, propose* au mois de septembre dernier3} par S. M. llmpcratrice-
Reine de Hongrie et de Boheme, aussitöt qu'il a pu le faire sans blesser la
fidelito' qu'il gardera toujours ä ses allies, tant qu'il n'aura pas de justea
sujets de s'en plaindre. 8. M. l'ImpEratrice n'a jusqu'ici demande* au Roi
que de renoncer ä l'alliance du roi de Prusse, et r^ciproquement le Roi
n'a demande ä l'Imperatrice que de renoncer ä l'alliance de l'Angleterre4).
»L'objet de S. M. T. C, en desirant de confirmer par un traite* secret
l'alliance defensive quelle vient de contracter avec S. M. flmperatrice-
Reine, a 6t6:
1) »De rendre cette union inalterablc en d^truisant tous les obstacles
qui pourraient nn jour s'opposer ä sa dure'e.
2) »D'as9urer le repos de Tltalie et en particulier le sort et les Eta-
blissements des deux särenissimes infant Don Carlos, roi des deux Siciles,
et Don Philippe, duc de Parme, Plaisance et Guastalle, en cherchant de
bonne heure de prävenir les disputes et les brouilleries qui pourraient
naitre un jour ä lenr sujet entre les deux cours.
3) »De trouver dans un arrangement, egalement utile ä la cour de
Vienno et ä la France, de nouvelles ressources pour tirer une juste satis-
faction de l'Angleterre, sans que 8. M. T. C. soit pour cela engage*e ni
obligee ä agir offensivement oontre le roi de Prusse, ainsi qu'elle l'a con-
Btamment deolarö5) par ses plenipotentiaires.
lj Vgl. 8. 398. 443. 2) Vgl. 8. 404. 3) Vgl. Nr. 2 a.
4) Vgl. jedoch 8. 227 ff. Nr. 88 a. 5) Vgl. 82 b.
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1756 Juli 3.
451
»Teiles ont 6t6 et telles seront eDcore le3 vuea de S. M. T. C. Elle 1756
croit necessaire de les rappeler au commencement de oette nouvelle n6go- **u" 3
ciation, afin de faire encore mienx connaitre ä LL. Ms. Imps. le fond de
363 pens6es et de ses sentiments.
»8. Bf. rimperatrice-Reme a reconnu la solidite* des maximes du Roi
Jana le memoire qu elle fit remettre au mois d'avril1!, dans lequel eile
däclarait: »Qu'il e'tait jaste, que S. M. T. G. dans l'arrangement propoae*
trouvat egalement son avantage et sa sürete*; qu'elle comprenait m€me que
Sadite M. devait 6tre mise en e"(at de peser mOrement la valeur poli-
tique des offres qu'on lui fait, et des engagements reciproques qu'on lui
propose. «
»C'est en consequence de ces principes äquitablea que 8. M. T. 0.
a demande* des e*claircissements2) sur quelques points du memoire de S. M.
rimplratrice, lesquels sont exprimäa d'une maniere trop ge*ne>ale.
>Malgr£ la ne'cessite' de ces äclaircissements, 8. M. T. C. n'a paa ba-
lanctfe ä confier ä LL. Ms. Imps. la totaltte* de ses ide*es par rapport aux
Pays-Bas3), perauadöe que l'art des nägociateurs qui conaiate ä ne däve-
lopper lenrs vues que par dlgrea, serait peu convenable pour des grands
princes, et que cette mäthode, inutile dans la circonstance präsente, pour-
rait €tre prejudiciable au succes d'un ouvrage qni a en pour principe, et
qni doit avoir pour fondement et pour but la oonfiance entiere et r^ci-
proque des souverains.
»C'est donc avec nne grande satisfaction que le Roi a yu par la der-
niere röponae de LL. Ms. Imps. 4) qu'elles ont senti la näcessitä de sup-
primer tons les e*clairciesements particuliers sur les diffärentea parties du
projet, pour s'occuper uniquement de l'avantage qu'on ne peut manquer de
retirer, en s'ouvrant Sans reserve de part et d'autre sur la totalis du
plan. C'est ä quoi 8. M. T. C. eat entierement d£termin£e, et puisque
le comte de Starhemberg a recu les Instructions les plus amples et les
plus positives, Sadite M. ne peut quattendre avec beaucoup d'inipatience
que ce ministre ait de*clair£ lea propositions dont il eat Charge . Le Roi
promet d'y räpondre avec la bonne foi d'un alltä et d'un ami aincöre qui
däsire, autant que son propre bien, l'avantage, la sürete* et Tbonneur de
LL. Ms. Imps. II n'exigera rien que de juate et de rdciproque, ötant
dans Hntention non seulement de reconnaitre les aacrifices qu'on voudra
bien lui faire ou a ses alliös, mais aussi de trouver les moyens d'en
dödommager pleinement.
»Ainsi pour ne paa retarder plus longtemps les progres de ce grand
ouvrage par des precautions que la prudence ne doit plus suggerer, puis-
que la confiance röciproque lea rend aujourd'hui inutiles, S. M. T. C. con-
sent qne ses ministres plenipotentiaires commencent par arrSter et signer
1) Vgl. S. 286 Anm. 4. 2) Vgl. Nr. 82 b. 3) Vgl. Nr. 88 a.
4) Vgl. S. 392 Anm. 2.
29*
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452 Österreichische Acten «ur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 conjointement avec le comte de 8tarhemberg un article ä inserer dans lea
u 1 preliminairea on dans le traite" ä conclure, ainsi qu'on en conviendra, par
lequel article il sera arrtte" que les cessions ä faire de la part de Tlm-
pe"ratrice-Reine n'auront Heu qu 'apres le recouvrement de tonte ■) la SileYie
et dn comte* de Glatz, et lorsqne LL. Ms. Imps. seront parvenues ä la
posaesaion tranquille et avouee desdits fitats.
»8. M. T. C, qni dans ses re'ponses dn mois de mai*) avait deja
conaenti dana ce aens ä cette condition importante, ne pense pas qne LL.
Ma. Imps. trouvas8ent plus de sürete* dans une d^claration formelle laquelle
ne 8aurait etre concue qu'en termes genöraux, puisqne lea objets snr les-
quela eile ponrrait rouler, ne aont pas encore entierement dclairös de part
et d'autre, et que, d'ailleurs, s'il est equitable qne la cession des Pays-
Bas, par exemple, depend du recouvrement et de la possession paisible
et entiere de la Silesie, il ne serait pas juste que les places qui doivent
etre cedtfes pour la süretö des sommes convenues3), döpendisaent de cette
memo condition. Ainai le Roi ne saurait rien atatuer aujourd'hui sur des
pointa dont la diacu8aion n'eat pas encore faite, et qni exigent que Ton
a'ouvre de part et d'autre sur la totalite* des conditions, des intentions, et
des convenances reciproques: c'est k quoi 8. M. T. C. est de sa part sin-
cerement diapoaöe et re"aolue.
»L'objet de la döclaration qu'on demande au Roi4), devant faire la
matiere d'un des articlea pre"liminairea du traite* ä conclure, 8. M. T. C.
conaent donc volontiera que ce point soit d'abord röglö et arre^ de pre"-
ference par lea miniatres reapectifs, £tant juste et raisonnable que LL.
Ms. Iuipa. obtiennent sur ce meme point la süretä qu'elles exigent, et que
8. M. T. C. ne contracte que des eugageraents reciproques.
»D'apres ce consentement, le Roi ne doute pas que le comte de Star-
hemberg, en vertu de ses inatructiona et de ses pleins pouvoirs, ne com-
mnnique le contenu des ordres qu'il a recus de LL. Ms. Imps., aux minis-
trea pldnipotentiaires de 8. M. T. C, laquelle de son cdte" contribuera de
tout son pouvoir a laccomplisaement d'un ouvrage dont le commencement
a deja donnö des espörancea si flatteuses aux doux monarcbies.«
Juli 3 144d. Beilage 4 zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 3. Juli 1756.
Nach dar Urschrift. Abgedrnckt>nter falschem Titel bei Scbulenburg 2» f. Vgl. Schäfer
I, IM f.; v. Arnetb IV, 4«5; Waddington, Renversetnent 467; Nandtf, Beiträge I, 77
Anra. I; Beer, M. I. Ö. G. IVU, 118.
Wortlaut der vier »conditiones sine quibus non* in der von Starhemberg
getciüUten Fassung.
\) »8. M. T. 0. donnera son consentement formel non seulement k la
conquete de tonte1) la SiltSsie et du comte* de Glatz, mais auaai ä un
1) Vgl. S. 450. 2) Vgl. Nr. 82a. 88b. 3) Vgl. S. 447.
4) Vgl. S. 450 Anm. 1.
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1756 Juli 3 — Juli 5.
453
affaiblissement bien plus consiudrable encore de la puissance du roi de 1756
hm Ju" 3
2) »8. M. T. C. cooperera re'ellement ä U reussite du projet, en four-
nissant ä 8. M. flmpe>atrice un corps de troupes considerable, qui, soit
conjointement avec un corps de troupes imperiales tire" des Pays-Bas, soit
slparcment, puisse se porter ä la demande de S. M. l'Imperatrice oü le
besoin l'exigera.
3) >Les sommes quo 8. M. T. G. est däterminee de fournir a 8. M.
l'Imperatrice, et du montant desquelles on conviendra, seront expos^es
aux memes risques que toute l'entreprise; et en consequence, les cessio ns
k faire de la part de S. H. l'Imperatrice ne se feront pas u titre de Tente,
mais bien ä titre d'echange et de convonance r£ciproque.
4) »Pour la reussite du projet il parait absolument indispensable que,
si 8. M. Tlmp^ratrice se prgtait ä la demande faite par 8. M. T. C. du
la cession entiere des Pays-Bas, ce ne pourrait etre qu'a condition que la-
dite cession se fit en faveur du sdrenissime infant Don Philippe, ä la
reserve du duche" de Luxembourg, de Chimay et de Beaumont qui seraient
cädes ä la France, tout le reste des Pays-Bas devant en ce cas etre trans-
porte" ä l'Infant pour 6tre possedc" par lui et ses successeurs aux meines
conditions et charges et de la memo maniere qu'ils sont poss6d£s actuelle-
ment par 8. M. l'Impe'ratrice. En echange, l'Infant c^derait a Sadite M.
aes trois ducbds et renoncerait ä toute Prätention qu'il pourrait avoir ä la
succession au royaume de Naples en vertu du traite* d'Aix-la-Chapelle.
Et tous les arrangements k prendre snr ces differents objets ne se feraient
que de concert entre LL. Ms. Imps. et T. C.«
146. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 37 [fbl. 1376]. Wien, 5. Juli 175C. Juli 5
W. K. A. Nach dor Urschrift. Vgl. K»nde, Beitrage 1, 31. 4»; Ko8*r H, 27.
»Serbelloni, General, wolle die zu beeden Gampomenter in Raab und
Kittsee bestimmte Regimenter1) mit Sack und Pack, folglich ebenfalls mit
der schweren Bagage marschiren lassen und nur dio kranke Leut, wie
auch die marod- und matte Pferd mit einem Officier nebst erforderlichen
Commandirten in ihren dermaligen Quartiersstationen, nicht minder ein
hinlängliches, besonders Commando wegen Eintreibung deren ausständig-
sowohl als deren laufenden Gomitatsgeldern zurücklassen.« . . .
1) Vgl. Nr. 125.
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454 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
i"56 H6. Puebla an Kaunitz. Berlin, 5. Mi 1756. Praes. 13.Juli 1756.
Juli 5
Nach der Urschrift. Vgl. Naud*, Beitrage I, 4.1.
Preussische Kriegsbereitschaft. Besorgnis» König Friedrichs vor Russland.
>Les preparatifs pour la marche de l'armee da Roi Bont toajoars pousses
avec la meme vigueur, quoique, jusqu'a präsent, an moins de la garnison
do cette ville, aucun rlgiment n'ait eu ordre de marcher depuis la sortie
de celni de Württemberg1). Cependant, tous sont en ötat de le pouvoir
exe'cuter en moins de 24 heures, et on croit que dans le conrant de cette
semaine une partie de cette garnison anra ordre de se mettre en route,
sans qu'on sache si ce sera e'galement ponr la Pome'ranie, ou, il peut Ätre,
eile servira de renfort aux troupes qui doivent s'assembler et camper en
Sil^sie2), oü, comme on le dlbite ici, on ne s'apercoit pas eneore des
mouvements qui pourraient donner de l'ooibrage. Les chevaux d'artillerie
et des bagages des regiments arrivent en foule, les valets d'artillerie et
du train de vivres sont enrdles et le mutier de tailleurs travaille ä force
ä leur habillement.
>Les transports de munitions et de tonte sorte d'attirail de guerre
pour la Sile'sie, la Pome'ranie, la Prasse et le Magdebourg sont continuäs7)
avec une ardeur infinie, et dans Tars^nal on travaille, sans discontinuer,
ä remplir des bombes et a faire des cartouches et ä mettre tout en 6tat
de marcher au premier ordre qui viendra.
»Les cong£die*s des re*giments d infanterie ainsi que ceux de la cava-
lerie reviennent3) avec tant de pre*cipitation qu'on a memo observe' que
plusieurs, surtout les plus eMoigne's, ont du revenir en poste. On continue
d'enlever les gens sans aveu et de toute Sorte de mätiers4) pour completer
les nouveaux bataillons qu'on forme.
»A l'ögard du canipement de Magdebourg il parait y avoir quelque
changement, car on pr£tend que le camp est trace" ä Hornboorg sur les
frontieres de 1'ävSchd de Hildesheim5), ce qui fait pr£s[umer] que l'Angle-
terre et la Prusse soupconnent encore la France qu'elle a le dessein d'en-
vahir les fitats de Hanovre. II se repand meme un bruit qu'en ce cas toutes
les troupes subsidiaires de l'Angleterre, et nommäment Celles de Gotha et
de Brounsvic, s'uniront avec le reste des Hanovriens et avec un gros corps
de Prussiens pour la defense desdits ßtats.
»Jusqu'a prdsent il parait que le but principal du Roi est dinge"
vers la Rassie, dont les nouvelles qu'il reeoit, doivent etre peu avantageuses,
oar on assure que ce Prince est dans une humeur atrabilaire et dans des
inquiätudes continuelles, que l'armement de la Russie et Tappr^hension que
la Suede n'aecede au traiW de Versailles2}, lui causent. On craint ex-
I) Vgl. Nr. 143. 2) Vgl. S. 442. 3) Vgl. 8. 431.
4) Vgl. S. 431. 442. 5) Vgl. S. 431 Anm. 7.
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1756 Juli 5
— Juli 6.
455
tremement pour la Suede, car on la supposo gagnle par des esp£rances 1756
dans f Empire, soit aux däpens du roi de Prusse, aoit ä ceux de l'electeur Juli 1
de Hanovre.«
147. Maria Theresia an Kaunitz. [Wien], 6. Juli 1756. Juli 6
Nach der eigenhändigen Urschrift. Abgedruckt bei ». Arnetb V, 467 Anm. 2. Vgl. Leh-
mann 45; Naude", Beiträge I, 3»; Koset II, 27.
»Weilen taglich die Umbstände so beträchtlich werden dasa alles an
der Zeit nnd Anstalten gelegen ist, so chargire ihme, wöchentlich oder
wann es nöthig, mit Grafen Neuperg, Salbnrg und Haugwitz ganz in der
Eng zusammzutretten 2) und alle Veranstaltungen zu verordnen und dar-
über mir ein Protokoll abzustatten und, wann es möglich, längstens bis
Freutag anfangen, selbe zu halten.«
148. Der Hofkriegsrath an F. M. L. Baron von Andlau. Wien, Juli 6
6. Juli 1756.
W. K. A. Nach dorn Concept, gez. Neipperg. Vgl. Naudtf, Beitrage I, 41 ff.
Glaubt nicht an einen preussischen Angriff auf Schlesien oder Mähren.
»Auf dasjenige, so Derselbe unterm 2. dieses3) mit der von dem Herrn
F. M. L. Baron v. Hinderer wegen Zusammenziehung preussischer Truppen
bei Schweidnitz erhaltenen Nachricht per Estaffette an uns gelangen lassen,
wollen wir anmit so viel antwortlich erwideret haben, dass, ob man es
gleich nicht an deme zu sein vermuthet, dass der König in Preussen
den Frieden mit dem allhiesigen k. k. Hof brechen und in diesseitige
Lande feindlich einfallen werde, er, (titl.) ninderer, jedannoch immer auf
guter Hut zu stehen und auf alles, so in dem benachbarten preussischen
Schlesien an Seiten deren preussischen Truppen sich äusseret, ein beständig
obachtsames Auge zu tragen, auch, um von ihren allenfallsigen Be-
wegungen verlässlich verständiget zu werden, auf ßichere und vertraute
Kundschaften sich zu legen, hiernach seines Orts die rechte Maass zu
nehmen, und falls man preussischer Seits Dispositionen machete, mehrere
Truppen gegen Troppau oder sonsten gegen den diesseitigen Antheil Schle-
siens zusammenzuziehen, und es weiters anscheinete, solche dahin an-
rucken zu lassen, sich jedoch nur in dem Fall einer Verlässlichkeit und
unter behöriger Behutsamkeit mit denen unterhabend teutschen Truppen
von dannen nacher Olmfltz zurückzuziehen, die auf denen Grenzen von
1) Vgl. Nr. 134. 140.
2} Kaunitz erinnerte die Kaiserin am 6. Juli an ihr Versprechen, eine Ordre
zu ertheilen, wonach die Gonferenzen bei ihm stattfinden sollten. Die Kaiserin
schrieb dazu die eigenhändige Bemerkung: »Vous l'aurez dej'a recu ca sentens
que cela soit chez vous.« 3) Vgl. Nr. 142.
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456 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
< 756 Schlesien liegende Simscbön-alavonische Bataillon und die Hussaren aber
uh 6 im Nachzug zu lassen, und solange es wohl thunlich, zu Beobachtung
deren Preussen anzuwenden, endlichen aber erheischend- und benöthigten
Falls successive und nach Maass, als die Preussen avancireten, mit gutter
Ordnung denen Teutschen bis nach Olmtitz folgen zu machen habe; wie-
wohlen es, falls änderst obberflhrte von dem Herrn [F. M. L. Andlau] in
originali anhero communicirte Nachricht wiederholtes ftitl.) Hinderer ge-
gründet, hierauf dermalen keinerdings ankommen dörfte und gar nicht
acheinet, dass, wann auch der König in Preussen würklich brechen sollte,
seine Absicht dermalen noch auf Troppau oder sonsten gegen das dies-
seitige Schlesien und Mähren gerichtet seie, gestalten vermöge sothanor
Hinderer sehen Nachricht die preussische Cavallerie von Ratibor, Neustadt
und dasiger Orten nacher Schweidnitz sich zurückziehet und allda ver-
eammlet, mithin aus der Gegend von Troppau und Jägerndorf sich ent-
fernet, welches aus denen obverstandnermaassen weiters einzuholenden
Kundschaften verlässlicher sich äusseren, der Herr . . . also auch sich
gefallen lassen wird, solche jederzeit nach derselben Empfang von dem
(tili.) Hinderer uns mitzutheilen, übrigens aber nach jenem, so obstehet,
sowohl selbst von derzeit verwaltenden dortländigen Generalcommando sich
zu achten, als auch erst wiederholten (titl.) Hinderer zu seinem Nach ver-
halt zu verbescheiden und anzuweisen.«
Juli 6 149. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 51 [fol. 1382]. Wien, 6. Juli 1756.
W. K. A. Nach der Urschrift.
>Berlichingen, Oberst von Gelhay, dass die mit dem Regiment in das
Lager bei Pest zu rücken von ihme, Obristen, sowohl respectu deren Offi-
ciern- als Rimontapferden angeführte Beschwerlichkeiten nun behoben wer-
den, indessen vermöge k. u. k. Resolution das bei Pest anheuer angetragen
geweste Campement') nicht für sich gehen, folglich das Gelhay sehe Re-
giment dahin nicht zu marschiren haben wird.«
Juli 6 150. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 54 fol. 1383]. Wien, 6. Juli 1756.
W. K. A. Nach der Urschrift.
> Liechtenstein, General, dass ein Aufsatz formiret und angezeiget
werden solle, was an Feldartillerio mit aller Zugehörde bei allenfalls be-
schehender Zusammenziehung deren in Böheim, Mähren und diesseitigen
Schlesien liegenden Regimentern in ein Lager bei Kolin und Olschau
nöthig, wie es mit der hierzu erforderlichen Bespannung bestaltet und in
welcher Zeit damit aufzukommen möglich sein werde.«
1J Vgl. Nr. 125.
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1756 Juli 6.
457
151. Puebla an Kaunitz. Berlin, 6. Juli 1756. 1756
Juli 6
Nach der Urschrift.
. . . >Les prdparatifs militaires continuent leur train, pour autant qu'ils
regardent Tartillerie et lea tranaporta de muuitions dana les differentes
provinces.
>Maia on n'entend plus rien do la marche dea autres rdgiments 1 j, qui
ont commenco* ä congddier une partie de leur monde, ccpendant d'une
maniere que ces congödies puisaent rejoindre leura drapaux en six joura.« . . .
152. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 6. Juli 1750*). Juli«
*
Nach der Urachrift.
Gute Aussichten für Österreich trotz der Intriguen Bestwhetcs.
. . . »Wie ich schon Öfters angemerkot, ao ist nicht nur die russische
Kaiserin, sondern auch alle, welche davon Wissenschaft haben, mit dem
neuen systemate allerdinga zufrieden3]. Nur allein der Grosskanzlor suchet
allerhand Mittel und unerlaubte Wege, sich demselben zu widersetzen1), wie
ich dann verläSBlich weiss, dass er eines Theils Selbsten durch einen sicheren
Kanal, anderen Theils aber mit Vorbewus8t und Gutheissung des Chevalier
Williame dem Grossfflraten und der Groaafüratin durch den jungen Grafen
Poniatowski 5) würklich beibringen lassen, daaa I. K. M. und Frankreich
durch die neue Vorschläge dahin antragen, um die nunmehrige grossftirst-
liche Familie von der hieaigen Thronfolge ausschliefen zu machen. Der
Grosskanzler Graf Bestushew setzet sich durch dergleichen insinuationes
einer so grössseren Gefahr aus, als die russische Kaiserin von dem dies-
fälligen Ungrund zum Voraua überzeuget ist und Höchstdieselbe von freien
Stücken sich diesem neuen Staatssysteme gefüget und hierzu die erste Pro-
position Selbsten mir mündlich gemacht hat"). Und dem unvorsichtigen
jungen Poniatowski dörften seine unerlaubte machinationes, wann es die
hiesige Mouarchin erfahret, sehr übel bekommen. Unterdessen stehen
hier die Sachen auf dem alten guten Fusa7), und ist man des Dafürhaltens,
dass I. K. K. M. von dem . . . proussischen Anerbieten *) wegen des freien
und bequemen Durchmarsch durch diese Lande bei Frankreich einen ge-
deihlichen Gebrauch so leichter zu machen vermögen würden, als diese
Krön durch die Mittheilung dieses preussischen Anerbietens noch mehr
1) Vgl. S. 442.
2) Der »Empfang mit letzter Post« wird am 31. Juli bestätigt.
3) Vgl. Nr. 90. 91. S. 420. 423. 4} Vgl. Nr. 129 b.
5) Poniatowski war in der Stellung eines Lcgationssccrctärs von Williams
seitens der Czartoryski an den russischen Hof geschickt worden, um daselbst
für ihre polnischen Interessen zu wirken. Vgl. Herrmann I, 137 f.
6) Vgl. S. 237. 302. 315. 7) Vgl. Nr. 129. 8} Vgl. S. 428 Anm. 8.
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458 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
fulf^e wi<*er **en Köni8 in P"0"68 aufgebracht werden müsste; wo unter einsten
man hier der ungezweifelten Hoffnung ist, dass, nachdem Rossland Frank-
reich zu Lieb den englischen [Hof] platterdings sacrifirt und auch der Krön
Frankreich Absichten respectu Polen fürs zukünftige wohl nicht abgeneigt
sein dörfte, nunerwähnte Krön in Ansehung des Königs in Preussen zum
gemeinsamen Besten ein Gleiches zu thun nicht den mindesten Anstand
nehmen werde.
»Mit dem Chevalier Douglas1) will man hier noch um so weniger in
Geschäften eingehen, als derselbe nicht accreditiret ist, und scheinet man
hierorts gleichwohlen befremdet zu sein, durch mich noch nichts vernommen
zu haben, dass I. K. K. M. der französche Hof von des Douglas Anhero-
sendung etwas wissen lassen hätte. . . .
»Der Chevalier Williams ist in seinen Verrichtungen ganz confus
worden, wovon er in einem an den Grosskanzler Grafen Bestushew letzthin
wieder geschriebenen Billet sowohl, als in seinen Reden und Betragen
überhaupt Merkmale giebt2), zumalen er sich über Sachen beschweret, die
er niemalen begehret oder ihme von hier abgeschlagen worden wären.
Unterdessen wird man mit demselben bis zu des russischen Courier« Zu-
ruckkunft aus Engcland in keine Conferenz trotten.«
Er habe die auf die Versailler Verträge bezüglichen Schriftstücke der
russischen Kaiserin überreichen lassen, »und bin ich zum Voraus versichert,
dass diese allianzmässige Communication den hiesigen guten Willen und
Eifer zum grossen Vorhaben nicht nur erhalten, sondern noch mehr an-
frischen werde; wo inzwischen alle in die Augen fallende äusserliche Kriegg-
demonstrationen so eingestellt worden, dass ... das Publicum solche nie-
malen gegen Preussen gerichtet gewesen zu sein glaubet2}.«
Juli 7 153. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 77 [fol. 1394]. Wien, 7. Mi 1756.
W. K. A. Nach der Urschrift. Vgl. Nau«U[, Beiträge I, 51 Ann». 4.
»Browne General, Piccolomini, Daun Leopold, Kheul, Guadagni, Liechten-
stein, Mercy, Engelshofen, dass samentliche, mit Urlaub absente Officiers
zu ihren Regimentern allsogleioh zurückberufen und nur jene ausgenommen
werden sollen, so zu denen hungarischen , in H Ungarn und ßlavonien de-
tachirten Bataillonen gehörig oder mit dem Commissariat in Verrich-
tungen stehen oder sonst in Dienst und ohnentbehrlichen Regimentsange-
legenheiten verschicket oder von heutigen dato diesortig neue Licenz er-
halten werden.«
1) Vgl. S. 428. 2) Vgl. S. 424.
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1756 Juli 6 — Juli 7.
459
154. Hofkrtegsrathsprotokoll Nr. 99 Lfol. 1400]. Wien, 7. Juli 1756. ^756
W. K. A. Nach der Urschrift. Vgl. Naudf Bellrage I, 4«.
11 Regimenter (Stampach, Trautmannstorf, Pretlack, Luquesi, Carl
Palffy, Kollowrath, Liechtenstein, Sachsen-Gotha, Cordova, Serbelloni, Por-
tugal), »Liechtenstein General, Piccolomini General, die anbefohlene Aug-
mentirung1) deren teutschen Cavallerieregimenter auf 100 Mann und Pferd,
auch derenselben Werbung in Böheimb, Mähren und Österreich, und dass
Stampach, Trautinaimätorf, Pretlack, Luquesi, Carl Palffy und Kollowrath
in Böheim; Liechtenstein, Sachsen-Gotha, Cordova, Serbelloni und Portu-
gal in Mähren mit dieser Augmentationswerbung angetragen, hierzu nicht
minder die Werb- und Gewöhrsgelder Stampach zu Prag, die andere aber
allhier zu empfangen, die Commandirte nacher Böheim und Mähren abzu-
schicken haben ; dann, wie die sothanes Werbgeschäft besorgende Officiers
respectu desselben Beförderung, Abhinderung deren Excessen, in An-
nehmung deren Leuten sonst bezeigter Hacklichkeit, Einschränkung ge-
wisser Gesichter, Maass und Alter, auch Abgebung deren Rapporten an-
zuweisen und immer zu ermahnen, das vom Luquesischen Regiment mit
seinen in Böheim aufgebrachten Recruten im Eintritt des Königreichs
Hungarn vermuthlich begriffene Werbcommando, wo es sich befindet, anzu-
halten und in das Lager nacher Raab2), als wohin auch das Regiment
aus dem Kaschauer District im Marsche begriffen, zu instradiren seie, be-
treffend. <
155. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 100 [fol. 1401]. Wien, 7. Juli 1756. Juli t
W. K. A. Nach der Urschrift.
»Wiese, Oberst von Erzherzog Joseph, Vitzthum von Batthyany, Gourcy
von Ansbach, Kölbel von vacant Hohcnembs, Browne General, die anbe-
fohlene Augmentirung deren samentlichen teutschen Cavallerieregimenter
auf 1000 Mann und Pferd3), und dass die Regimenter Erzherzog Joseph,
Batthyany, Ansbach und vacant Hohenembs mit sothanor Augmentations-
werbung in Böheim angetragen und die Werb- und Gewöhrsgclder zu Prag
zu empfangen.«4) . . .
1) Vgl. Nr. 136. 2) Vgl. Nr. 125.
3) Vgl. die abweichende Ordre in Nr. 154, vgl. auch S. 461 Anm. 7.
4) Das folgende wie in Nr. 154.
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400 Österreichische Acten zur Vorgeschichte de» siebenjährigen Krieges.
1756
Juli 9
156. Protokoll der Zusammentretung der Rüstungscommission. Wien,
9. Juli 1756.
Nach der l'rachrift, gor. Kaunitz, mit dem k. Placct. Abgedruckt bei Lehmann, M. 1. 6. G.
XVI, IS7 ff. Vgl. Arncth V, 1 ff.; Lehmann 46; Naiide, Beitrige 1, 40, 46. M ff; II.
201 Anra. 2; Kuter II, 27; l>elbrtck, Pr. Jahrb. M, 43.
Bcichlttss die Armee zu augmentiren und mobil zu machen.
Referendario a Binder
Cons. Aul. et Officiali du Beque de Malechamp et 9 julii Cons.
Aul. et Officiali de Dorn.
»Protocollum der Zusammenrottung , so den 8. julii 1756 in der
Staatskanzlei und den 9. ejusdem in I. M. des Kaisers . . . Gegenwart in
der Burg Aber die bei den dermaligen königl. preussischen Kriegsveran-
staltungen zu ergreifende Maassnehmungen gepflogen worden.
»Zuforderist wurde I. M. der Kaiserin . . . Billet abgelesen, vermög
welches die vorerwähnte Zusammentrettung anbefohlen worden1).
»Es geschähe zugleich von dor allerhöchsten Absicht umständliche
Erwähnung, dass in diesen Zusammentrettungen alles, was bei den der-
maligen Umständen zu veranstalten dienlich sein könnte, an Hand gegeben,
in gemeinschaftliche Überlegung gezogen und der allerhöchsten Entscheidung
vorgelegt, solchergestalt aber der diensamste Weg eingeschlagen werden
sollte, die Staats-, Militär- und Finanzmaassnehmungen dergestalt mit ein-
ander zu vereinbaren, dass eines dem anderen die Hände bieten und ein
jodes Departement von den anderseitigen Verfügungen die erforderliche
Nachricht ohne Zeitverlust erhalten könne.
»Sodann wurde in Vorschlag gebracht und allerseits vor gut befunden,
dass zu denen Zusammentrettungen nur der Staatsreferendarins und ein
Staatsofficial gezogen, die protocolla in möglichster Kürze und punkten-
weis verfasset, einem jeden fordersamst zur Einsicht und dienlich befin-
denden Erinnerung zugesendet, demnächst I. M. zur . . . Entscheidung
übergeben und einem joden das Originale*, um hieraus dasjenige, was seines
Orts zu verfügen ist, zu ziehen und anzumerken, überschickt werden sollte.
Wobei man zugleich den Sonntag zur gewöhnlichen Zusammenkunft be-
stimmet und sich vorbehalten hat, dass ein jeder, wann was wichtiges
und eilfertiges vorfiele, eine ausserordentliche Zusammentrettung veranlassen
könne.
»Nach diesen Verabredungen ist man zb einigen Generaldeliberandia
geschritten und hat sich über die folgenden Punkten vereiniget:
1) Vgl. Nr. 147.
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1756 Juli 9.
>Die eigentliche Summ der Gelderfordernussen könne nicht vor- 1756
gesehen noch bestimmet werden, so vieles aber seie gewiss, dass die Wohl- ^ul'
fahrt und Kettung der Monarchie erfordere, die k. k. Truppen in so guten
und zahlreichen Stand nnd zwar je ehender und besser zu setzen, als es
möglich ist. Es wäre also sehr dienlich, über die Recrutir-, Remontir-,
Magazins-, Pontons-, Fuhrwesens- und Artillerie-Erfordernussen die vor-
läufige Tabellen der Kosten zu entwerfen, damit sich wegen der Geldauf-
nahmen darnach gerichtet werden könne.
»Soviel nun die Recrutir- und Remontirung anbetrifft, so wurde die
Auskunft gegeben, dass der in den teutschen Erblanden verlegten Infanterie
wenig Mannschaft am completten Stand abgehe '), dass die Landstände
nächstens 4000 Recruten stellen würden1), dass man hiermit nicht nur den
Abgang ersetzen, sondern einem jeden Infanterieregiment noch 25 Mann
Übercomplette 3) zutheilen und vor die Cavallerie 1.300 Mann aussuchen
könne4); dass die Cavallerie sich fast complett befinde8), dass mit der
Pferdlieferung, so im augusto6) und October geschehen soll, der Abgang
an dem Friedensfuss völlig ersetzet werde, dass man über dieses die
teutache Gavallerieregimenter auf 900 Pferd zu setzen entschlossen 7), dass
1) Vgl. Beilage Nr. 4.
2) Am 12. Juli 1756 ersuchte man die Stände, statt der 4000 Recruten 6000,
in drei Terminen, zu Ende September, October und November zu stellen. Vgl.
Lehmann 47 Anm. 1. 3) Vgl. S. 380.
4) Koch hatte mit einem Manco von 1600 Mann gerechnet. Vgl. S. 377.
5) Vgl. Nr. 139 und Beilage Nr. 4.
6) In diesen Zusammenhang gehört es, wenn Puebla am 13. Juli 1756 an
Kaunitz berichtet, dass er im Auftrage Salaburgs Durchlass für 770 Remonten
von König Friedrich zu verlangen habe, die nach Comothau in Böhmen gebracht
werden sollten. Puebla habe diesen Auftrag bereits vor 8 Tagen erhalten.
7) Vgl. Nr. 154. 155. Über die Rcmontenbestellung geben Aufklärung die
> Anmerkungen des Generalkriegscommissarii [Salaburg] ad protocollum (der Staats-
confereuz] d. d. 25. Juli 1756«. (Urschrift. Wien, 29. Juli 1756]:
»Die Altvaterische Pferdlieferung pr. 700 St. mit Ende augusti ist nur die
Complettirung auf den Friedensfuss a 800 Pferd, die Erhöhung aber zur Aug-
mentation auf 900 wirdct von ihme, Altvater, vermög Contracts mit 1600 Küras-
siers- und 400 Dragonerspferden zur Hälfte mit 20. octobris, zur andern llälfte mit
20. novembris nacher Comothau gestellet, also dass man von Seiten des General-
krieg8Commissariats der Meinung wäre, auf die fernere Lieferung bis auf 1000
Pferd den Contract, es seie mit Altvater oder Frembden, nicht eher als mit Ende
septembris anzustossen, um die Lieferung 3 Monat hinnach, das ist Ende decem-
bris, zu erlangen, bis wohin einen Weg noch ungewiss ist, ob auch mit Anwen-
dung all ordentlich- nnd ausserordentlichen Mittlen die Mannschaft auf die volle
1000 Mann, so bei denen Kürassiers und Dragonern 5400 Mann [d. h. 27 Regi-
menter ä 200 Manu] erforderet werden können, hu fgu bracht werde.« — Das Pro-
tokoll der Staatsconferenz vom 25. Juli 1756 erwähnt den Beschluss der Kaiserin,
die Regimenter auf 1000 Mann und Pferd zu angmentiren, und schlägt zur Ver-
einigung beider Erlasse vor, dass zunächst die Augmentation auf 900, erst nach-
her die weitere auf 1000 in die Hand genommen werden solle, damit sich die
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462 Österreichische Acten zur Vorgeschichte deB siebenjährigen Krieges.
1756 zu dem Ende bereits 2000 Pferd bestellet seien und zu Ende November
^ ^ geliefert werden sollten, dass auch die Werbung der Mannschaft allschon
anbefohlen seie dass aber solche langsam von statten gehe, dass dahero
die diensame Verordnungen , am die Werbung möglichst zn beförderen,
bereits ergangen2), dass zu der erwähnten Rimonta bereits 500 000 f. dem
Kriegscommissariat angewiesen seien 1), dass die Tabellen von allen übrigen
Erfordernussen baldmöglichst entworfen werden sollten3), dass aber zu
Beibehaltung des secreti einiger Anstand genommen werden mflsste, dass
inzwischen der im Jahre 1753 verfertigte Aufsatz zum beiläufigen Über-
schlag dienen könne.
2do. »Bei den jetzigen Umständen auf Ersparungen fürdenken und
dienliche Ausgaben als überflüssig ansehen zu wollen, wäre die grösste
Verschwendung. Und wann gleich dermalen etliche Millionen vergeblich
ausgegeben würden, so seien doch solche vor nichts zu rechnen, wann
man die Wohlfahrt und Gefahr der Monarchie dargegen haltet.
3tio. »Keine Potenz könne aus den Ordinarieinkünften einen Krieg
führen, und sehr wenige wären vermögend, aus solchen die Kriegspräpa-
ratorien zu bestreiten. Wollte man auch die Bezahlung der Besoldungen
einstellen, auf die Idee eines subsidii praesentanei verfallen oder andere
dergleichen Mittel ergreifen, so würde hiermit nicht viel geholfen, das
Geschrei vermehret, der Credit und die Circulation gehemmet, und müssten
daher dergleichen Mittel auf den letzten Nothfall versparet werden. Es
bestehe also die grösste Ressource in dem in- und ausländischen Credit,
und könne solcher nicht hoch genug getrieben werden, da vorlaufig darauf
zu rechnen seie, dass man an extraordinario wohl 10 bis 12 Millionen
des Jahrs brauchen dörfte4). Habe mau aber das Glück, aus einem De-
fensiv- einen Offensivkrieg zu machen, so würde vieles ersparet und reich-
lich ersetzet, was man in Zeiten an die gute Anstalten verwendet.
4t0. »Der auswärtige Credit seie hauptsächlich in den Niederlanden,
in der Schweiz, zu üamburg und in Genua zu suchen und hierzu die
Garantie und der Credit der Stände zu gebrauchen. Wobei es nicht darauf
ankomme, welchen fundnm man desfalls verschreibe, da ohnedem die
Schulden in Friedenszeiten erst zu bezahlen und alsdann ein neues systema
Pferdelieferungen nicht kreuzten und gegenseitig hemmten. Der Ankauf der
ersten Rate von 900 Pferden für die Augmentation auf 900 wurde am 12. Juli
1756 angeordnet. Vgl. Lehmann 46 Anm. 4.
1) Vgl. S. 461 Anm. 7.
2) D. h. die Vertheilung der Regimenter an bestimmte WerbeplStze inner-
halb Österreichs, in den Hofkriegsrathsprotokollen vom 7. und 9. Juli 1756. Vgl.
S. 450.
3) Über die Augmentirung der Husarenregimenter auf 800 Mann und Pferde
vgl. Beilage Nr. 4.
4) Vgl. S. 297. Nach dem Conferenzprotokoll vom IS. Juli 1756 hatte man
12 Millionen Gulden von den Ständen gefordert. Vgl. auch Lehmann 50 Anm 1.
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1756 Juli 9.
463
zu fassen seie. Wie aber der Credit recht zu etabliren, solches verdiene !756
eine reife nnd besondere Überlegung, und dörfte den Stiiodon aonsten nicht
möglich sein, eine namhafte Summ baren Geldes aufzubringen, dann der
Lärmen des Kriegs würde sich bald ausbreiten nnd viele Beutel versperren.
5**. »Währender Zeit, als an Etablir- nnd Findung des Credits ge-
arbeitet wird, seie auf die pressanteste Ausgaben und auf die ohnverzüg-
liche Aufbringung etlicher Millionen baren Oeldes fürzudenkon. Es wäre
also vor allen Dingen zn constatiren, wieviel von denen Grafen Königsegg,
Haugwitz und Chotek inner kurzem herbeigesch äffet werden könne.
»Sodann mflsse man in den Niederlanden die lotterie d'emprunte
fortsetzen und von den vorräthigen Geldern1) gleich eine ganze oder halbe
Million Gnlden entweder in natura oder in Wechsel, wobei man nämlich
am meisten sparet, kommen lassen.
»Da des Kaisers H. der heutigen Zusammentrettung beizuwohnen . . .
geruhet haben, so wurden fordersamst die gestrige Verabredungen in ge-
horsamsten Vortrag gebracht, solche von I. M. ... begnehmet, sodann zu
den Specialdeliberandis geschritten und hiebei zur Grundregel gesetzet,
das9 des Königs in Preussen dermalige Veranstaltungen sowohl aus Offensiv-
ais Defensivabsichten herrühren könnten, dass also die Vorsicht und die
Wohlfahrt der Monarchie erfordere, sich auf alle Fälle vorzusehen und es
nicht bei halben Maassnehmungen bewenden zu lassen, dass bei solchen
bedenklichen Umständen die sonst diensame Ersparungen nicht beobachtet
werden könnten, und dass sich vor dermalen bei den Militär- und Cameral-
veranstaltungen so zu benehmen seie, als wann der Krieg wflrklich seinen
Anfang genommen hätte.
»Diesem zufolg ist die allerhöchste Entschlie89nng dahin ausge-
fallen, dass
\mo »eine zahlreiche Armee in Böhmen und Mähren baldmöglichst
versammlet werden und in verschiedenen Lagern2), auch insolang als es
die Witterung verstattet, campiren sollte.
»Was nun für Regimenter zu dieser Armee aus Hungarn, Österreich
und den übrigen Erblanden zu ziehen seien, desfalls hat der F. M. Graf
von Neipperg einen Entwurf verfertiget und sich vorbehalten, solchen zu
allerhöchsten Händen zu übergeben3).
2do. »Die Regimenter zu vier Bataillonen sollten nur mit drei Bataillons
und den zwei Grenadiercompagnien, folglich mit 1S00 Mann complett in
das Feld marschiren und aus diesen drei Bataillons nur zwei formiret werden,
1) Vgl. S. 251.
2) Der mir nicht vorliegende Befehl zur Bildung von 7 Lagern bei Kolin,
Deutsch-Brod, Kttniggrätz, Olschau bei Olmlltz, Brünn, Prerau und Uradisch ist
am 13. Juli 1756 ertheilt worden. Vgl. Lehmann 46 Anm. 2.
3) Vgl. Beilage Nr. 6.
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464 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 welche zwei Stabsofficiers bei sieh behielten und könnte ihnen allenfalls der
dritte von denen angestellten oder ag^regirten zugegeben werden.
3tio. »Die zurückbleibende vierte Bataillons x) wären zn Garnisonen,
Kecrntirnng, Convois etc. zn gebrauchen, und bei deren Eintheilung mflsste
darauf gesehen werden, dass sie in solche Länder und Städte verleget
werden, welche ihnen am nächsten seien.
4to. »Auf diesen Fuss sollten die Ordres zum marschiren baldmöglichst
an die Regimenter, und zwar an die am weitesten entlegene am ersten, aus-
gefertigt und hiebei zum Vorwand gebrauchet werden, dass, weilen der
König in Preussen aus noch unbekannten Absichten verschiedene Lager
und zwar zum Theile nahe an den diesseitigen Grenzen7) wflrklich versammle,
I. M. gleichfalls vor gut befunden hätten, einige Observation»- und Exer-
cirungscampements formiren zu lassen.
r>t0. »Solcher gestalten hätten die zwei Lager, so man in Hungarn zu
Raab und Kittsee halten wollen3), nicht weiters statt4), und sollten an dem
letzteren Ort die Regimenter, die der Weg dahin trifft, sich nur etliche
Tage aufhalten.
Cto. »Die aus Hungarn und anderen entfernten Erblanden zum Lager
nach Böhmen oder Mähren abgehende Regimenter sollten währendem ihrem
Marsch campiren.
7m". »Seien die erforderliche Befehle baldmöglichst zu erlassen, dass
von allen Regimentern der Oroaten, Warasdiner, Slavonier und übrigen
irregulären Truppen ein Bataillon und die Grenadiercompagnie, mithin in
allem 11 800 Mann sich in den Marsch nach Böhmen oder Mähren setzen
sollten. Wobei ihnen nicht zu verhalten, sondern zum Voraus zu bedeuten
wäre, dass ihre Ablösung nicht im augusto, sondern erst gegen Ende
octobris künftigen Jahrs erfolgen könne.
V". »Wären denen in Böhmen und Mähren commandirenden Generalen,
dem F. M. Grafen Browne und Fürsten Piccolomini, die ohngesaumte
Ordres zuzusenden, dass sie ihre unterhabende Trnppen zusammenziehen
uud campiren lassen sollten.
9"°. »Das böhmische Corps seie ohn verzüglich mit vier zunächst ge-
legenen Cavallerie-, dann — 5) Infanterie- und zwei Hussarenregimentern
zu verstärken.
I0m°. »Beide Lager in Böhmen und Mähren wären nach dem Beispiel
und Vorgang des Königs in Preussen mit Artillerie, Magazins, Pontons
und anderen Kriegs- und Feldrequisitis ohne Zeitverlust und hinlänglich
zu versehen.
llmo. »Seie in Zeiten auf Herbeibringung der Fourage, besonders aber
darauf fürzudenken, dass in denen böhmischen Kreisen, so über der Elbe
1) Vgl. S. 377.
4) Vgl. Nr. 149.
2) Vgl. Nr. 131. 134. 142.
5; Lücke in der Vorlage.
3) Vgl. Nr. 125.
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1750 Jnli 9.
405
und der Feindesgefahr am meisten aasgesetzt liegen, der Vorrath an Ge- 1?56
treid, Haber, Heu and diensttauglichen Pferden am ersten aufgekauft und
allenfalls nicht darauf gesehen werde, wann solches etwas theuerer zu
stehen komme.
12mo. »Weilen, wo nicht alle, doch die meiste Truppen den Winter
Aber in Böhmen, Mähren und allenfalls in den nächst angrenzenden Landen
verbleiben sollten, so seie auch auf deren Verpflegung in Zeiten, unter
anderen aber auch darauf fürzudenken, dass die Ausfuhr des Benöthigten
in Böhmen und Mähren verbotten werde.
I3ti0. »Ist in Erinnerung gebracht worden, dass es den meisten Offi-
cieren, besonders aber von der Cavallerie, so am schlechtesten stünden, sehr
schwer, ja ohnmöglich fallen würde, sich die unumgänglich nöthige Pferde
und Feldequipage, zumalen in der Eil, wo alles theuerer bezahlt werden
müsste, anzuschaffen. Es dörfte also über dem schon vorlaufig . . .
bewilligten Vorsohuss einer dreimonatlichen Gage erforderlich Bein, denen
bedürftigsten Officiers und besonders denen Lieutenants und Fähndrichs
mit einem weiteren zulänglichen Vorschuss oder Beihülfe aus den Regiments-
cassen beizuspringen.
14*°. »Seie bereits . . . anbefohlen worden1), dass die Regimenter
die Weiber zurücklassen sollten; damit aber gleichwohlen wegen dieser
einige Vorsehung geschehe, so seie weiters zu verordnen, dass diese in
ihren bisherigen Quartieren fernerhin Tach und Fach zu geniessen haben
sollten.
15*°. »Wäre der gemessene Befehl zu erlassen und darüber zu halten,
dass nicht nur die G. Ms., sondern auch noch die F. M. Ls. bei den
Truppen campiren sollten2); wobei zugleich von einer Bagageverordnung
Anregung geschehen.
16*°. »Was für Generals bei der Armee in Böhmen und Mähren an*
zustellen seien, auch wo in diesen Ländern die Campements formiret werden
sollten, damit eines mit dem anderen die Communication unterhalte und
nicht abgeschnitten werden könne, desfalls haben des Kaisers M. sich die
. . . Entscheidung annoch vorbehalten.«
157. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 113 [fol. 1407]. Wien, 9. Juli 1756. Juli 9
W. K, A. Nach der Urschrift.
Erlass an die Obersten von Birkenfeld, Radicati, Erzherzog Leopold,
Savoyen, Porporati und von sämtlichen in No. 154 und 155 aufgezählten
Cavallerieregimentern, »50 Augmentationsrecruten bis Ende October auf-
1) Vgl. das Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 66 vom 7. Juli 1756 [W. K. A.].
2) Diese Ordre ist für die F. M. Ls. und Generalwachtmeisters am 14. Juli
1756 erlassen worden. [Vgl. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 254. W. K. A.]
▲eUa sur VorgMchlchU d«t 7jlhti|jen Krieg«. 30
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466 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 zubringen und die Monturstüoher in allhiesigem Magazin zu bestellen;
11,1 9 dann werde die Bancodeputation solche Tücher, ohne auf die Zeit der
sechs wöchentlichen Bestellung sich zu binden, verabfolgen lassen, der
Lieferant Altvater bis dahin die erste und die änderte Rimonteanzahl bis
Ende novembris in Comothau stellen1), mit denen übrigen 50 Recruten
aber ihnen, Regimentern, von denen Standen an Hand gegangen werden.«
Juli io 158. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 10. Juli 1756.
Nanta dem Reinconcept. Vgl. Lehmann 119; Nand«*, Beiträge I, 34 ff. 40. 42; Beer, M. I.
0. 0. XVII, 133.
Österreich ist zu Defensivrüstungen gezwungen.
. . . »Von allen 8eiten werden die Nachrichten von des Königs in
Preussen grossen Kriegsveranstaltungen bestätiget. Er formiret vier Cam-
pements2), bei Schweidnitz3) nah an unsere böhmischen Grenzen, in dem
Magdeburgischen, Halberstädtischen und zu Cöslin in Pommern, und diese
Campements werden mit Artillerie und allen anderen Kriegserfordernussen
versehen. Seine Truppen sind würklich in voller Bewegung4). Und da
dieses Königs eigentliche Absichten nicht vorgesehen werden können, so
müssen seine Nachbarn und besonders wir sehr aufmerksam werden und
darauf fürdenken, dass uns kein Affront durch eben gählingen Einfall von
80 000 und mehr Tausend Mann widerfahre, sondern die diensame Gegen-
veranstaltungen noch in Zeiten ergriffen werden, wormit wir bis hiehin ans
leicht zu erachtenden Ursachen Anstand genommen haben5).
»Nachdem aber der König in Preussen nicht so viele Mässigung ge-
brauchet und uns mit seinem Beispiel vorgehet, so können wir auch
unsere Vorsicht nicht allzuweit treiben und dermalen ohne weiteres Be-
denken alle Defensivveranstaltungen vorkehren, welche zugleich auf alle
Fälle dienlich seien.
»Wir gedenken, noch in diesem Jahr eine Armee von 80 000 Mann
in Böhmen und Mähren zusammenzubringen; allein dieses kann nicht vor
zwei Monaten geschehen. Inzwischen verstärken wir die Truppen in
Böhmen und Mähren mit den nächst gelegenen Regimentern6), damit wir
einigermaassen im Stand seien, den König in Preussen aufzuhalten, wann
er die Entschliessung fassen sollte, mit uns noch ehender fertig zu werden,
als er von Russland und anderen etwas zu besorgen hat5), desfalls der
französche Hof zu präveniren ist. Ich werde aber Ew. Hoch- und Wohl-
geboren nächstens von unseren Anstalten eine umständlichere Auskunft
geben. Indessen stehet Sachsen sehr in Beisorge, dass ein Theil der
preussischen Armee abermalen durch ihr Land den Weg nehmen werde7).«
1) Vgl. S. 461 Anm. 7; 464. 2) Vgl. S. 435. 3) Vgl. S. 441.
4) Vgl. Nr. 134. 5) Vgl. Nr. 116. 6) Vgl. S. 464. 7) Vgl. Nr. 140.
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1756 Juli 9 — Juli 11.
467
159. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 10. Juli 1756. i"56
Jnh 10
Nach dem Rcinconeept,
Die preuasischen Rüstungen zwingen Österreich zu Gegenmaassregelu ').
»Wir sind wflrklich im Begriff, eine Armee von 80 000 Mann noch
in diesem Sommer in Böhmen und Mähren zusammenzuziehen. Es wird
aber zum Marsch der Truppen einige Zeit erforderet. Früher hat es nicht
geschehen können, weilen der Defensivtractat mit Frankreich erst vor
kurzem zu Stand gekommen und die geheime Negociation noch nicht die
behörige Oonsistenz bekommen hat. Allein da Preussen den Anfang macht,
so können unsere Anstalten ohne Bedenken geschehen.« . . .
160. Hofkriegsrathsprotokoll Nr.172 [fol.1428]. Wien, n.Juli 1756. Juli n
W. K. A. Nach der Urschrift. Vgl. Naud«<, Beitrag« I, 81; Ko.er 1J, '21.
Die Obersten der Regimenter Liechtenstein, Savoyen, Kollowrath,
Radicati, Stampach, Serbelloni, Pretlack erhalten »Bereitschaftsordre,
die ihrem Commando unterstehende Regimenter dergestalten herzustellen,
umb mit selben bei nächst erfolgend- weiterer Verordnung in die in Böheim
und Mähren formirende Campementer 2) mit Sack und Pack marschiren zu
können, cum annexo, dass allein die Officiersfraun 3), dann die kranke
Mannschaft und marode Pferde, nicht minder ein Officier mit einigen Com-
mandirten zur Einbringung deren VerpHegsgelder zurückzulassen, die zur
Aufbringung der Augmentationsmannschaft4) in die Länder angewiesenen
Werbcommandi aber unter den ausmarschirenden Stand nicht zu ziehen
seien, und dass denen in dermaligen Quartiersstationen zurückbleibenden
Officiersfrauen das Dach und Fach ohn entgeltlich werde angewiesen
werden. «
161. Hofkriegsrathsprotokoll Nr.174 [fol. 1428]. Wien, 11. Juli 1756. Juli n
W. K. A. Nach der Urschrift.
»Mercy General, Petazzi, Beck, Ad. Batthyany, sollen von jedem der
slavonischen , Carlstädter, Warasdiner und Banatgränizregimentern einen
completten Bataillon nebst einer Grenadiercompagnie in dergestaltige Be-
reitschaft setzen''., dass sie auf nächst nachfolgende Verordnung mit
Sack und Pack in die in Böheim und Mähren formirende Campemeuter
sogleich ausmarschiren können, cum annexo, dass selbe währenden Marche
zu campiren haben, mithin mit denen Zeltern und all andern Erfordernflssen
versehen sein müssen, selben auch von Tag des Ausmarsches alles, was
1) Dieser Theil des Erlasses ist inhaltlich gleich dem in. Nr. 158.
2) Vgl. S. 463 Anm. 2. 3) Vgl. S. 465 Anm. 1. 4) Vgl. Nr. 157.
5) Vgl. 8. 464.
30*
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468 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 ihnen in Regalament zugesaget worden, werde verabreichet werden, die
Juli 1 1 officiersfrauen hingegen zurückgelassen ') und mit jeder Bataillon ein Stabs-
offizier und darunter der Obrest Vela beorderet werden müsse.«
Juli Ii 162, Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 174 [fol. 1427]. Wien, 11. Juli 1756.
W. K. A. Nach der Urschrift.
Die Regimenter Neipperg und Gaisrugg sollen, exclusive des
von letzterem »in Erfurt liegenden Bataillons, aus ihren dermaligen Stationen
mit Sack und Paek und ohne Zurucklassung deren Kranken nnd Officiers-
frauen2) aus- und in das bei Olschau formirende Campemcut marschiren,
währenden Marche aber beständig campiren3).«
Juli 12 163. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 186 [fol. 1432]. Wien, i2.Juli 1756.
W. K. A. Nach der Urschrift.
Bereitschaftsordre für die Regimenter Festeticz, Spleny, Kalnocky,
Hadick.
Juli 12 164. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 190 [fol. 1433]. Wien, 12. Juli 1756.
W. K. A. Nach d«r Urschrift. Vgl. Lehmann 4S.
Bereitschaftsordre für den F. M. L. Radicati und die Generale
O'Donnel, Porporati, Trantmannsdorf, Löwenstein, Hadick, Hedwiger.
Juli 12 165. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 192 [fol. 1433]. Wien, 12. Juli 1756.
W. K. A. Nach der Urschrift. Vgl. Lehmann AH.
»Browne General, Piccolomini, Daun Leopold, Kheul, die Bereit-
schaftsordre zum Ausmarsche deren vermög hier anliegenden Verzeich-
nis speeificirten Regimenter, als in Bö he im: Durlach, Alt-Collorodo,
Joseph Esterhasy, Niclas Esterhasy, Harsch, Hildburgshausen, Kollowrath,
Infanterie Kaiser Lothringen, Marschall, Wallis, Alt-Wolfenbüttel, Jung-
Wolfenbflttel, Erzherzog Ferdinand4), Ansbach, Erzherzog Joseph, Batthyany;
in Mähren: Botta, Erzherzog Carl, Haller, Piccolomini, Sincero, ausser
Neipperg und Gaisrugg, welche beede ganz und vollständig aus ihren der-
1) Vgl. S. 467 Anm. 3. 2) Vgl. S. 463 Anm. 2.
3) Im Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 205 vom 13. Juli 1756 wird dieser Befehl
mit dem Zusatz wiederholt, dass die von dem Neipperg'achen Regiment verlas-
senen »Posten . . . von den Simschön'schen Bataillon und beeden Husarenregi-
mentern Baranyay und Morocz besetzet werden sollen«.
4) Identisch mit KUrassleregiment Hohenembs.
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1756 Juli 11 — Juli 13.
469
maligen Quartiersstationen [allsogleich]1} auszurücken, währenden Marche zu t756
campiren und [ein] Lager bei Olschau ohnweit Olmtttz zu beziehen, wohin-
gegen die von besagtem Neippergischen Regiment verlassende Posten von
dem Simschön'schen Bataillon und beeden Husarenregimentern Baranyay
und Morocz soviel immer thunlich zu besetzen kommen; weiters in Inner-
österreich: Ahrenberg, Bethlen, Browne, Harrach, Moltke; in Ober-
und Unterösterreich: Daun Leopold, Kheul, Waldeck, Erzherzog Leo-
pold, und zwar jedes in drei Bataillons und zwei Grenadierscompagnieo,
dann die zu veranstaltende Ergänzung ermelter drei Bataillons von dem in
Garnison zurückbleibenden vierten Bataillon, auch Verwechslung Boviel
dienstfähiger Officiers und Mannschaft mit denen ohndienstfakigen nebst
der allsclion verordneten Zurucklassung deren Officiersfrauen 2), kranker
Mannschaft und maroden Pferden und Werbcommandi von der Cavallerie
zur Augmentationsmannschaft betreffend s).<
166. Hofkriegsrathsprotokoll Nr.205 [fol. 1440]. Wien, 13. Juli 1756. Juli 13
W. K. A. Nach der Urschrift.
> Aufbruch deren in Böheim stehenden Regimenter aus ihren Quar-
tiersstationen und deren Eintreftung in dem Lager bei Kolin4), dann der
aus Böheim zur Garnison nacher Olmtttz und Brünn destinirten Bataillons.«
167. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 13. Juli 1756. Juli 13
Nach der Urschrift.
Fortdauernde gute Aussichten trotz Bestushetcs Intriguen. Dringende Jiittc um
Beantwortung der russischen Offensitxorschläge vom April 1756.
Douglas habe seine Accreditive 5) mit der Weisung erhalten, »in
allem seinem Thun und Lassen» sich nach Esterhasy zu richten. Da nun
Bestushew auf Befehl der Zarin von dieser ganzen Handlung ausgeschlos-
sen") und Douglas allein an Woronzow und Olsuwiew gewiesen wurde,
Bestushew also »dem französchen Hof allerdings abgeneigt zu sein billig
1} Ergänzt nach dem Protokoll Nr. 205 vom 13. Juli 1756. [W. K. A.]
2) Vgl. S. 467 Anm. 3.
3) Gleichfalls am 12. Juli 1756 ergeht laut Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 1SS
[fol. 1433] die Bereitschaf tsordre für je 2 Grenadiercompagoien der Regimenter
Baden-Baden und Deutschmeister. Im Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 205 [fol. 1440]
vom 13. Juli 1756 ist die gleiche Bereitschaftsordro noch gerichtet an je 2 Bataillone
und so viele Grenadiercompagoien von Bannatcroaten und Warasdinern, 4 Batail-
lone uud 4 Compagnion von Carlstädtern und 3 Bataillone und 3 Compagnien
Slavonier. Vgl. Nr. 161. 4) Vgl. Nr. 165.
5) Im Erlass an Esterhasy vom 7. August ist bemerkt, dass dieser Bericht
der Kaiserin vorgetragen worden Bei. 6) Vgl. S. 428.
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470 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
I"56 Ursach hat1) und vorzusehen ist, dass er dem Chevalier2] in seiner Nego-
u,i ia ciation alle Hindernuas im Weg zu legen suchen werde, so habe ihm, um
obbemeltem russischen Hinistre allen auch scheinbaren Vorwand zu benehmen,
angerathen, dem Grosskanzler . . . ebenfalls sein Beglaubigungsschreiben
zu überreichen, wobenebst er, Douglas, gleichwohlen seine Anüegenheit nur
allein mit dem Vicekanzler tractiren könnte.« Dieser Vorschlag sei auch
von Woronzow, Schuwalow und Olsuwiew gebilligt worden. »Da nun der
Douglas an mich so stricte angewiesen worden3), so werden Ew. Exc. von
gelbsten . . . einsehen, wie nöthig es scie, dass mir seinetwegen die
unterm 1. Juni . . . ausgebettene Verhaltungsbefehle1) ehebaldigst zu-
kommen mögten5); wo inzwischen ich bis dahin einen nach den gegen-
wärtigen Zeit- und Umständen vorsichtig ausgemessenen Umgang fortpflegen
werde.« . . .
Kaiserin Elisabeth habe in persönlicher Unterredung »den Discours
auf das, durch den zwischen I. K. K. M. und Frankreich geschlossenen
Defensivtractat abgeänderte europäische Staatssystema gewendet und deme
beigefüget, dass solches dem Grosskanzler keineswegs gefallen könnte noch
würde, als welcher wegen seiner ihro bekannten Nebenabsichten nch dem-
selben auf alle Weis zu widersetzen trachten würde. Und wie zumalen
Allerhöchstdieselbe von denen durch den Grosskanzler auf eine unerlaubte
Art unterstützten . . . Insinuationen . . . Poniatowskijs]6) ... bei der
grossfürstlichen Uerrschaft . . . schon unterrichtet wäre, so sagte die russi-
sche Kaiserin mit einer lächelnden Miene mir weiters, dass ich diesfalls
ausser aller Sorge und gänzlich beruhiget sein sollte, zumalen sie Frau
seie und der Grossfttrst ohne sie nichts thun könnte, wozugleich sie, die
hiesige Monarchin, schon noch solche Mittel in Händen hätte, mittelst
welchen sie den Grosskanzler, welchem sie ohnedas nicht ehender etwas
glaubete, als bis es würklich geschehen wäre, in Zaum halten könnte.«
Esterhasy erwähnte die Vorliebe Bestushews für England und seine Ab-
noigung gegen Frankreich7). Darauf hat die Zarin > alle des Grosskanzlers
bis nun zu gespielte Intriguen, und was sich mit diesem Mann seit ihrer
Regierung in Geschäften widriges zugetragen, mir neuerdings8) weitläuftig
erzählet, auch wider ihn mit vielem Eifer gesprochen, nicht minder von
des Chevalier Williams ihro gethanen Versicherungen wider Preussen"),
contradictorischen Insinuationen und Leichtsinnigkeit, ingleichen von des
Poniatowski Insolenz ein vieles der Länge nach wiederholet und mich
wegen ihrer Vereinigungs-Betreibung zu beruhigen getrachtet, sodann gegen
mich auf eine annehmliche Art fallen lassen, wie sie hoffe, dass I. K. K. M.
ohne Zweifel von des Prinzen Golyzin mir letzthin communicirten Bericht10)
1) Vgl. Nr. 83. 2) Douglas. 3} Vgl. auch S. 343.
4) Vgl. Nr. 108. 5,i Vgl. S. 429. 6) Vgl. Nr. 152.
7) Vgl. S. 428. 457 f. 8} Vgl. Nr. 47 a. 9) Vgl. S. 227 Anm. 3. 317.
10) Vgl. S. 428 Anm. 8.
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1756 Juli 13.
471
in Betreff deren durch England allhier gethaner preussischen Offerten j^'.**
durch den . . . Starhemberg am französchen Hof einen guten Gebrauch
machen zu lassen geruhet haben werden nach welchem sich diese Unter-
redung mit der russischen Kaiserin geendigt hat. Ansonsten hat mir Graf
Woronzow eröffnet, dass der Knees Golyzin zufolg seines letzteren Berichts
die ihm durch eigenen Courier aufgetragene Befehle genauest befolget,
sofort die . . . döclaration secretissime dem englischen ministerio zurück-
gegeben2); Holdernesse hätte solche auch behalten und seinen ganzen Vor-
trag ad referendnm genommen, darbei aber von der mit Frankreich ein-
verstandenen, durch geheime Articles gegen Cedining eines Districts in
denen Niederlanden festgesetzten Wiedereroberung Schlesiens geredet. Da
nun der Prinz Golyzin demnächstens seinen Courier zurückschicken wird,
so hat man hierorts sein weiteres Entschliessen bis auf dessen Ankunft
auszusetzen fdr gut befunden1).
»Benebst hat mir der Chevalier Douglas auch des Prinzen Conty
Originalschreibon relative auf seino Absicht ') lesen lassen, mich aber unter
einstem angelegentlichst ersuchet, dem französchen ministerio von dieser
mir bezeugten Vertraulichkeit auf keine Weise ehender sprechen zu lassen,
als bis dasselbe davon Selbsten zu reden anfangen werde, zumalen diese
Sache zwischen dem König und erwähnten Prinzen ein Geheimnuss sei.
Da übrigens die russische Kaiserin sich wegen des Obermarschall Bestushew
Verschickung3) noch nicht resolviren will, so gehet deswegen des Vicc-
kanzlers Bemühung dahin, Höchstdieselbe einstweilen wegen derer übrigen
Ministres zn einer Denomination zu determiniren, als worunter auch des
abgeneigten Grafen Keyserling Abrufung4) mitbegriffen wird. Aus allem
diesem nun ist eines Theils leicht zu beurtheilen, dass der Grosskanzler
und Chevalier Williams mit ihren unstatthaften Insinuationen und Betrei-
bungen nichts ausrichten und des Ersteren Fall ') andurch noch mehr be-
förderet werden dörfte, auch die russische Kaiserin aller menschlichen
Einsicht nach bei ihrer einmal genommenen Resolution ohnveränderlich
bleiben werde *), anderen Theils aber werden Ew. Exc. nach Dero hohen
Einsicht . . . ermessen, wie nothwendig es sei, dass von allerhöchsten Ort
man mich auf meine so vielfältige wichtige Einberichtungen mit denen er-
forderlichen Verhaltungsbefehlen ohnverzüglich versehen zu lassen geruhen
möge, um dem hiesigen Hof auf seine geneigte Erklärung5) doch auch
1) Vgl S. 428. 458. 506.
2) Vgl. S. 394. 428.
3) Es handelte sich um den Gesandtschaftsposton am polnischen Hofe.
4) Der russische Gesandte in Wien, Graf Keyserling, war ein entschiedener
Anhänger der russischen Verbindung mit England, über den sich Kaunitz wieder-
holt in Russland beschwerte. Einfluss in Petersburg gewann Keyserling indessen
nicht. 5) Vgl. Nr. 129 a.
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472 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1"56 etwas angenehmes zurücksagen zu können, zumalen nach des Chevalier
ah 1 '* Douglaa Dafürhalten auch der prince Conty ehender, als man es vermuthet,
allhier sein dörfte1).«
Juli H 168. Hofkriegsrathsprotokoll Nr.257 [fol. 1458]. Wien, U.Juli 1756.
W. K. A. Nach der Urschrift.
Bereitschaft8ordre für das Dragonerreg-iment Darmstadt.
Juli 14 169. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 259 [f 01.1458] . Wien, 14. Juli 1756.
W. K. A. Nach der Urwhrift.
Bereitschaf tsordre für Buccow, Elverfeld, Wolfersdorf, Wied, Andlau.
Sincere, Gemingen, Hinderer2).
Juli 15 170. Hofkriegsrathsprotokoll Nr.272 fol. 1464]. Wien, 15. Juli 1756.
W. K. A. »ach der Urschrift.
»Serbelloni General, dass anstatt des Serbellonischen das Regiment
Cordova nacher Kittsee ins Lager marsebiren und mithin in das Campement
bei Raab nur allein die Regimenter Portugal, Birkenfeld und Lucquese,
in jenes bei Kittaee aber nebst obgedachten Cordovaischen die Regimenter
Trautmannsdorf, Sachsen-Gotha und Porporati mit der allschon verordneten
Zunicklassung deren Officiersfrauen , dann kranker Mannschaft und ma-
roden Pferden und ihren Commandirten zur Einbringung der monatlichen
Verpflegsgebühr in ihren dermaligen Quartiernumeria ausser der veranlassten
Abschickung deren Commandirten zur Aufbringung der Augmentations-
mannschaft zu stehen kommen3).« . . .
Juli 15 171. Hofkriegsrathsprotokoll Nr.273 [fol. 1464], Wien, 15. Juli 1756.
W. K. A. Nach der Urschrift.
»Commissariat, ... die an den Baraoyay'scben Obristwachtmeister
Fusar ergehende Verordnung wegen des Abmarche deren in Schwäbisch-
Österreich stehenden zwei Compagnien . . . betreffend4).«
1) Vgl. Nr. 111. 2) Österreichische F. M. Ls. resp. G. Ms.
3) Vgl. Nr. 125.
4) Vom gleichen Tage datirt der Marschbefehl für das zurückgebliebene
4. Bataillon des Regiments Browne zur Ablösung der in Triest stehenden Beth-
len'schen Compagnien. [ilofkriegarathsprotokoll Nr. 273, fol 1464].
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1756 Juli 13 — Juli 17.
473
172. Hofkriegsraths Protokoll Nr. 281 [fol. 1468]. Wien, 16. Juli 1756 1756
Juli 1
W. K. A. Nach d«r TJr«chrift. Vgl. Naudö, Beitrage I, 60; II, 201 Anm. 2; Koaer 11, 27.
Ordre an Browne zum sofortigen Abmarsch der gesamten in
Böhmen stehenden Infanterie und Cavallerie [erstere in der Stärke von 3,
aus den 4. Bataillonen complettirten Bataillonen und den Grenadiercompag-
nien] in das Lager bei Kolin1).
173. Hofkriegsrathsprotokoll Nr. 282 [fol. 1470]. Wien, 16. Juli 1756. Juli 16
W. K. A. Nach der TTrachrift.
»Commissariat: . . . dass vermög anschlüssigen allerhöchsten Billet
-wegen der in Siebenbürgen grassirenden Seuche die nacher Böheim gewid-
mete vier Husarn-2) nebst denen tiefer in Hungarn liegenden teutschen
Cavallerieregimentern vor all anderen den Marche antretten sollen. Nicht
minder werde diesorts wegen würklichen Aufbruch deren Regimentern
Festeticz und Hadick nacher Königgrätz, dann des Liechtenstein-, Emanuel
Kollowrath- und Stampach-Regiments nacher Tentschbrod allsogleich die Ordre
ausgestellt , die Instradirung deren übrigen Husarnregimentern hingegen
weiters gewartiget, an das im Marche begriffene Carl Palffy'sche 3) bei dessen
Eintreffuog in dem Ödenburger Comitat die Bereitschaftsordre und gleich
darauf die würkliche Marcheordre erlassen, von dem Aufbruch all übriger
Infanterie, Grenadiercompagnien und Grenztruppen die Anzeige seiner Zeit
dem Commissariat gemachet weiden.« . . .
174. Maria Theresia an Esterhasy. Wieu, n. Juli 1756. Juli n
Nach dorn Reinconcept. Vgl. Ranke 221; Beer, H. Z. 27. 3<i"; Waddington, RenversemcDt
502; Naudri, Beiträge I, 2*. 4(1. lib. Hl ; Ko«er II, 2s; Heigel I, 14.
Nimmt aus den preussischen Kriegsrüstungen Veranlassung zu eigenen Rüstungen.
Vertrauen auf Russland.
... >Bis hiehin sind Wir sorgfaltig beflissen gewesen, alles dasjenige
zu vermeiden, was einiges Aufsehen oder Argwohn bei anderen Mächten
verursachen könnte, daher o Wir sogar Anstand nehmen wollen, die soust
gewöhnliche Exercircampements in Böhmen und Mähren zu halten, statt
deren Wir zwei Campements in Hungarn, so aus einigen Cavalleriere-
gimentern bestünden, versammlen zu lassen entschlossen gewesen4).
»Nachdem aber der König in Preussen alle seine Truppen auf ein-
mal und so gähling in Bewegung setzet, neun neue Regimenter errichtet,
vier Lager und zwar das stärkste nahe an Unseren Glänzen formiret uud
solche mit allen Kriegsgeräthschaften auf das eilfertigste versiehePj, so giebt
1) Vgl. Nr. 166. 2) Vgl. S. 468 Nr. 163. 3) Vgl. Nr. 124.
4) Vgl. Nr. 115. 159. 5) Vgl. S. 466. 431.
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474 Österreichische Acten. zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 er \jÜS selbsten die Veranlassung, Unsere gleich m äs sige Anstalten vor der
ganzen Welt zu rechtfertigen und alles dasjenige vorzukehren, was zur
Sicherheit und Wohlfahrt Unserer Länder dienlich sein kann.
»Wir haben dahero bereits die Befehle ertheilet, Unsere Truppen in
Böhmen und Mähren zusammenzuziehen und solche durch die nächst-
gelegenen Regimenter ohngesaumt verstärken zu lassen. Verschiedene
Unserer in Hungarn und sonsten verlegter Regimenter sind beorderet, sich
ohngesaumt in Marsch zu setzen und denen böhmischen wie auch mähri-
schen Grenzen zu näheren1;.
»Desgleichen wird das Nöthigo wegen der Artillerie, Magazins, Pontons
etc. eilfertig veranstaltet, und Wir verhoffen, Uns innerhalb etlichen Wochen
in solche Verfassung gesetzet zu haben, dass der König in Preussen bei
einem gählingen Einfall in Unsere Erblande einen kräftigen Widerstand
finden werde.
> Nebst deme setzen Wir in der russischen Kaiserin M. bundsmässigen
und kräftigen Beistand Unser vollkommenstes Vertrauen2), und da alle
Tage von dem ernannten König feindliche Unternehmungen zu erwarten
stehen, so zweifeien Wir auch keineswegs, dass I. M. solche Anstalten
vorkehren werden, damit Uns bei etwa erfolgendem preussischen Friedens-
bruch die tractatenmässige Hülfe ungesäumt angedeihen möge.
»Wann Uns der König in Preussen noch sechs bis acht Wochen Zeit
lasst, so werden Wir in Böhmon und Mähren eine Armee von 90 000 Mann
zusammenbringen und auch in dem Fall, dass der Krieg in diesem Jahr
nicht den Anfang nehmete, in den besagten Ländern überwintern lassen.
»Dieser König bat durch seinen Tractat mit Engeland den grössten
Staatsfehler begangen, und jetzt machet er den zweiten, da er Uns und
dem russischen Hof durch seine Kriegsveranstaltungen den besten Vorwand
giebet, Unsere Armeen an den Grenzen zusammenzuziehen, ohne welches
sich weder Sachsen noch ein anderer Reichsfürst getrauen würde, sich in
Traetaten und Stellung einiger Truppen einzulassen3].
»Sachsen besorget einen Einfall und den Durchmarsch durch seine
Lande und verlanget von Uns eine vertraute Verabredung wegen der zu
nehmenden Mesures4). Wir haben auch diesem Hof Unsere Anstalten be-
reits vertraulich eröffnet. Es wäre aber noch zu früh weiter zu gehen,
und muss erst Unsere Armee versammlet sein; zumalen Wir noch täglich
eine zuverlässige Nachricht aus Paris erwarten und sehr gute Hoffnung
vor Uns sehen, dass der französche Hof sich zum Ziel legen werde5]. So-
bald Wir nun desfalls etwas zuverlässiges erfahren, so soll ein Courier an
Dich abgehen, wie Wir dann auch Deinen secretarium innerhalb acht bis
1) Vgl. Nr. 158.
4) Vgl. Nr. 140.
2) Vgl. Nr. 130a.
5} Vgl. S. 447 f.
3) Vgl. S. 290.
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1756 Juli 17.
475
zehn Tägen mit den vollständigen Nachrichten von Unseren Veranstaltungen 1756
zurücksenden zu lassen gedenken. 1
>Wie Wir zuverlässig wissen, so giebet sich Engeland alle erdenkliche
Mühe, den russischen Hof wieder auf seine Seite zu ziehen, und er hoffet,
alles durch Geld verblenden zu können1); auch soll man entschlossen sein,
den Williams abzurufen und einen anderen englischen Bottschaftern oder
ministrum nach Petersburg zu senden. Sogar lasst der König in Preussen
zu Berlin und bei seiner Armee öffentlich aussprengen, dass der russische
Hof sich bereits vergnüglich geäucseret habe, in die englische Allianz ein-
zutretten, und Truppen durch die preussische Lande nach Hannover ab-
schicken Wörde; allein ohngeachtet Wir an den englischen und preussischen
Bearbeitungen und Anerbieten keineswegs zweifeien, so setzen Wir doch
in der rassischen Kaiserin M. grossmüthigste, erleuchtetste und standhafteste
Gesinnung ein allzu grosses Vertrauen, als dass Wir Uns durch den äusser-
lichen Anschein im geringsten irremachen lassen sollten2). Vielmehr halten
Wir Uns versicheret, dass S. M. immer mehrers die Notwendigkeit er-
kennen werden, gegen einen so gefährlichen Nachbarn, welcher seine
Kriegsmacht so namhaft vermehret und im Norden den Meister spielen
will, die behörige Maassregien zu ergreifen und mit Uns in dem engesten
Einverständnis zu Werk zu gehen, desfalls Wir Uns bei Absendung eines
Couriers deutlicher äusseren werden. Inzwischen kannst Du der russischen
Kaiserin M. und ihr Ministerium auf Unser geheiligtes Wort versicheren,
dass Wir Uns das russische k. Interesse so sehr als Unser eigenes zu
Herzen ziehen, und dass von Uns alles geschehen werde, was nur immer
möglich ist und von einer getreuen Bundsgenossin erwartet werden kann;
wovon Wir Uberzeugende Proben zu geben verhofTen.
»Wir bedauren nur, dass die Umstände nicht ehender verstattet,
Unsere Armee zusammenzuziehen. Wann es aber geschehen wäre, so
hätten Wir andurch alles verderben können. Indess ist nicht zu zweifeien,
dass der Marsch der russischen Truppen und die Furcht den König in
Preussen auf einmal in Bewegung gesetzet3!, und dermalen ist es zwar
nicht wahrscheinlich4), jedoch leicht möglich, dass er sich der Zeit zu
Nutzen machen und mit dem grössten Theil seiner Macht Unseren Landen
einen Streich beizubringen suchen werde. Er stehet dermalen mit Enge-
land in dem engesten Vernehmen, und sind viele Anzeige vorhanden, dass
er würklicho Subsidien von der ernannten Krön ziehe5].« . . .
Esterhasy solle sich ungesäumt beim russischen Ministerium erkundigon,
ob eine Einladung, dem Versailler Vertrag beizutreten, noch vor der Ankunft
der neuen russischen resp. französischen Botschafter6) gewünscht werde.
TTVgl'Nr. I30a.
2) Vgl. S. 430. Diese Stelle ist, wie der ganze Erlass, chiffrirt.
3} Vgl. Nr. 115. 4) Vgl. Nr. 148. 5) Eino irrige Vermuthung.
6) Vgl. S. 42S.
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476 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
174a. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 17. Juli 1756.
I\ 8. 2. Nach dem Rcinconcept. VfL t. Arneth V, 48.
Erinnert, >dass wir zwar Russland noch nicht zum Zuschlagen oder
zu vergeblichen Unkosten anfrischen wollen, jedoch vor sehr dienlich, ja
vor nötlrig ansehen, dass sich Russland nach unserem Vorgang richte und
in Livland, wie auch in denen übrigen, denen preussiseben Grenzen am
nächsten gelegenen Landen eine ansehnliche Armee bereit halte1], um nach
Beschaffenheit der Umständen, so sich inner kurzem abänderen dürften,
werkthätige Hülfe leisten zu können ; zumalen der König in Preussen durch
seine Kriegsanstalten den besten Vorwand giebet. . . .
»Der künftige Courier wird Ew. Exc. eine namhafte Summe Geldes
zu Präsenten überbringen2}.«
ruli 18 175. Starhemberg an Kaunitz. Compiegne, 18. Juli 1756. Praes.
25. Juli 1756.
Nach der Urichrift. Vgl. Beer, M. I. Ö. 0. XVII, 155 ff.; t. Arneth IV, 467 f. 475; Hanke 203;
0. Klopp, Friedrich IL und die deuUche Nation |8chaffhau»en 18<>7] 241; Lehmann M.
53 f. 12«; Waddington, RenYersement *69; Naude", Beitrage I. H» f.; II, 214 £
BcrorsU hcndc Ernennung des Abbe" Bernis zum Gesandten in Wien. Günstige Aus-
sichten in Frankreich trotz der Verweigerung activer Truppenhiilfe gegen Preussen.
Erklärung Frankreichs gegen Preussen.
Am 13. Juli sei es dicht daran gewesen, dass Bernis einen Platz im
Consoil erhalten hätte, wie Starhemberg oft gewünscht habe5). >Je fis
connaitre4) que la nomination de l'abbe" ä l'ambassade de Vienne5) rem-
plissait ä la v^rite" une partie de l'objet quo nous nous «Stions propose's en
cherchant a empgeher son derart pour l'Espagne, en ce que 1° eile le
faisait rester ici jusqu'a la conclusion de notre negociation, sans que cela
donnät de Tombrage et de l'inquiötude aux autres ministres et nomme*-
ment ä M. Rouillö, et 2" en ce qu'elle donnait une apparence tout-ä-fait
naturelle aux frequentes conversations que nous c"tions Obligos d'avoir en-
semblo qui, malgre toute la circonspection, . . . ne peuvent 6tre toujours
ignorees; mais que, ncanmoins, la partie essentielle de Tobjet que nous
nous (Stions propose's, n'dtait nullement remplie par l'expddient en question.«
Bernis sei für die augenblicklichen Verhandlungen nothwendig, man könne
>s'attendre ä mille inconvenients et mesentendus dans l'execution de notre
concert, si I on eloignait l'homme qui avait traite toute cette affaire depuis
son commencement, qui, par l'e*tude quMl en avait faite, dtait plus ä portee
que tout autre d'avoir une connaissance entiere de tout ce qui y dtait rc-
1) Vgl. Nr. 129 a. 2) Vgl. S. 324. 3) Vgl. S. 414.
4) Der Marquisc von Pompadour.
R) Nach Starhombcrgs Bericht vom 13. Juli 1756 ging dieser Plan von
Machault aus.
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1756 Juli 17 — Juli 18.
477
latif, qui (comme Mde. de Pompadour me l'avait dit elle-mßme) e*tait le 1756
seul en qui le Roi eüt entiere confiance1); qui se trouvait ä porte'e de 1
parier confidentiellement ä chacun des ministres, de deeouvrir et m^nager
leurs difförentes vues personnelles, de rdunir leurs avis et de rapporter le
tont au sentiment particulier du Roi, et qui enfin, par sa liaison avec Mde.
de Pompadour et par l'estime quelle en faisait, devenait n£cessairement
l'homme de oonfiance des deux parties et celui par lequel nous entre-
tenions la communieation si ne*cessaire avec Mde. de Pompadour, ä qui je
ne pouvais parier souvent en particulier, et qu'il importait beaucoup de
faire informer de tont ce qui avait rapport ä notre grande affaire par
quolqu'un sur qui eile comptat, et sur qui l'on püt compter; que toutes ces
choses se rencontraient dans l'abbe* de Bernis et exigeaient indispensable-
ment qu'on le fit demeurer ici; qu'a la verit^, il pourrait, se trouvant ä
Yienne, suivre e*galement notre objet, . . . mais que tout cela ne pouvait
faire le mßme effet que lorsqu'il se trouvait sur les lienx et £tait a portde
de voir tout par ses yeux et parer a tous les inconvenients a craindre;
que Mde. de Pompadour se souviendrait, et qu'elle m'avait dit elle-mßme
que tous les ministres du Roi ne pensaient pas egalement, qu'il y en avait
dont U fallait se mlfier beaucoup, que ceux-la ou, pour mieux dire, celui-
la *) qui affectait d'etre ä präsent le plus zdle* de tous pour la rdussite de
notre grand ouvrage, ne manquerait pas, apres le d«5part de l'abbe, de faire
jouer tout plein de ressorts cache's, pour que notre projet manquät, qu'il
aurait beau jeu pour lors, puisque la communieation entre Mde. de Pom-
padour et nous serait interrompue, qu'elle mßme n'aurait personno qui la
conseillät et ne saurait souvent quel parti prendre ni k qui se fier, lors-
qu'il s'agirait de deMiberations politiques, sur lesqnelles eile ne risquerait
pas de prendre un parti par elle-m&me; et, enfin, qu'il y avait tout ä craindre
et de lui et de la chose mßme, qui Ctait trop grande et trop dtendue pour
que dans l'execution il ne se renconträt tont plein d'incidents et de diffi-
culte's qu'on ne pouvait pas pre*voir d'avance, si Von ne prenait le parti
auquel je croyais qu'il faudrait toujours en venir ä la fin, de fixer l'abbe*
de Bernis ici et de lui donner place au Conseil.«
Bernis und die Pompadour hätten auch den König so gut wie über-
zeugt, aber plötzlich habe dieser sich anders entschlossen und den Abbe
zum Gesandten in Wien ernannt. Starhemberg vermuthe, auf Veranlassung
Machaults. Machault »craint apparemment, comme tous les autres ministres,
que, si l'abbd venait ä rester ici, il ne s'emparät Beul de toute la confiance
du Roi et ne l'emport;U sur eux tous. Cette crainte de leur part me
parait assez bien fonde*e, et jene suis pas e"tonne de tous les mouvements
qu'ils se donnent pour s'en de'livrer . . .
»J'aurais ddsire tres fort de pouvoir, en expädiant ce courrier, marqner
1) Vgl. S.4I5. 2) D'Argenson. Vgl. S. 414.
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478 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 en m€me temps ä V. Exc. quelque chose de positif an sujet de cette ne^-
,ö gociation et Lui envoyer les re'ponses aux qnatre propositions x) qne j'ai
faites, il y a trois semaines, ä cette cour. Mais malgr£ toutes les in-
stances qne j'ai faites saDs cesse ponr obtenir ces re'ponses, et malgre les
dispositions favorables oü je vois l'abbe* de Bornis et Mde. de Pompadour,
et oü tout nous prouve qne le Roi et tont son ministere persistent con-
stamment2), on ne m'a pas encore donne* ces re'ponses. L'abbe' de Bernis
m'a prorois hier tres positivement qne je les anrais sans faute quatre ou
cinq joors apres rarrivee du marecbal de Belleisle qni est attendu ici
avant la fin du mois, et ä qui on a envoyd par courrier l'ordre de presser
soii retour tant qu'il le pourrait. J'ai vu sa reponse, qui me prouve en
effet qu'on Mattend qae lui pour se decider sur le parti a prendre.
»Tout cequeje puis entrevoir par les conversations particulieres qne
j'ai eues pendant tout ce temps avec Mde. de Pompadour et avec chaque
individu du ministere, me fait prövoir que les plus graudes difficultea rou-
leront sur la condition qne j'ai mise au Nr. 2 Ce n'est pas que je ne
pr^vois que les trois autres et nommlment les deux dernieres en rencon-
treront beaucoup aussi, mais, du moins, y aura-t-il ä cet egard qnelqne
moyen d'accommodement, au lieu que je n'en vois aucun sur l objet de la
condition dont je viens de parier. On me de'clare constamment et posi-
tivement que le Roi ne veut ni ne peut entrer en guerre offensive contre
le roi de Prusse, que, depnis le commencement de la negociation, c'avait
toujours 6t&-\k son sentiment qui m'avait 6t6 dit et eonfirme k ehaque
occasion3}. Qu'autre chose serait, si le roi de Prusse venait a nons atta-
quer et k nous mettre par lä dans le cas de demander des seconrs d£-
fensifs. Mais que pour l'offensive il <Hait impossible de nous donner des
troupes, que memo nous n'en avions nul besoin, mais qne Ton nons don-
nerait des seconrs puissants en argent et nous procurerait les moyens d'a-
voir autant de troupes auxiliaires qu'il nous en fallait, qu'il n'ätait pas
juste ä nous d'insister sur nne chose qui 6*tait contraire aux sentiments du
Roi et qui meme £tait en certaine facon impossible, puisque Ton ne pou-
vait pas pousser avec vigueur la guerre contre TAngleterre, garnir les
cötes, nous fournir des Bonames d'argent immenses et mettre, ontre cela,
une armee en campagne3); que Ton me prouverait clair comme jour quo
la re*ussite de notre entreprise e*tait certaine sans le seconrs d'une armee
francaise. Mais qu'a ce seul point pres, on ferait tout ce que nous pon-
vions ddsirer, vu qu'il e*tait jnste qu'on concourüt efficacement ä la räussite
de notre entreprise, et qne I on y e*tait decide\ Je ne me suis encore re-
läche* en rien de ma demande, et je compte de tenir bon jusqu'au bont,
puisque ce sera-lä le veritable moyen d'obtenir des conditions plus favo-
rables pour le reste. J'oppose des raisons d'impossibilite' aux argnments
1) Vgl. Nr. 144 c. 2) Vgl. S. 447 f. 3) Vgl. S. 446.
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1756 Juli 18.
479
d'impossibilitt qu'on me produit, et j'ai mßme fait entrevoir dejä differentes 1756
foia que je craignaia fort que aur ce pied-lä nous ne nous arrangerions a 1
pas. II faudra voir les reponses, ellea nous mettront k portee de faire
un jngement plus precis et plus sür. Mde. de Pompadour et Tabbe* de
Bernia m'ont fait apercevoir assez clairement quMl ne serait pas de notre
propre inte*r€t d'engagor cette cour ä une de'marche qui ne pourrait man-
quer de donner beaucoup de credit et d'influence dans les affaires au seul
ministre qui e*tait oppose* ä notre Systeme et ä la faveur de Mde. de Pom-
padour1). Cet argument n'eat pas de'pourvu de fondement, quoiqu'en effet
il ne soit pas convaincant, vu qu'il est certain que le credit de Mde. de
Pompadour est mieux ätabli que jamais, et que celui de ses adversaires
baiase d'un jour ä Tautre.
»M. Rouille* ne me parle plus depuis quelque temps de l'exp^dient
dont il m'avait fait mention d'une diversion ä faire dans le pays de Ha-
novre2). L'abbe" de Bernis n'a jamais touche* cette corde, et je n'ai pas
voulu lui cn parier le preroier, de peur que cela ne lui fit croire que
nons pourrions nous contenter de cet expe*dient. Je crois pourtant que
c'est-la, k peu pr£a, le iion plus ultra auquel on pourrait se de*cider sur
ladite condition Nr. 2. Nous verrons plus clair sur tout ceci en quinze
jours au plus tard.
>M. Rouille* est fort e'tonne' de ce que je ne recois aucune nouvelle
depuis quelques semainea des mouvements du roi de Prusse. 11 avait £te
fort inquiet d'abord de Celles qui lui aont venues k ce sujet de Berlin et
de Dresde, mais notre silence le raasure, et il commence k croire que le
roi de Prusse n'a nulle envie d'attaquer, et que nous nous en doutons
bien. M. d'Aubeterre marque qu'on ne parait guere inquiet a Vienne
des mouvements que ce Prince fait, et que peut-ßtre on ne demanderait
pas mieux que d'ßtre attaquä par lui3). Comme cette lettre est arrive'e
J) D'Argenson. Vgl. S. 477 Anra. 2. 2) Vgl. S. 288.
3} Aubeterre berichtete aus Wien am 7. Juli 1756 an Rouill6: >M. de Valory
et M. le comte de Broglie [französischer Gesandter am chursächsischen Hofe] vous
auront sans doute instruit de tous les mouvements qui se font dans les Etats du
roi de Prusse ... 11 ne parait pas qu'on soit fort alarme ici. On ne croit pas
que le roi de Prusse, qui a toujours teinoignu beaucoup de circonspection et de
prudence dans toutes ses entreprises, puisse songer actuellement a en former
aucune dans un temps oü la maison d'Autriche a sur pied la plus bolle armee
qui ait jamais existä dans ses pays he>äditaires, et oü, appuyee de l'alliance de
la France, eile peut retirer des Pays-Bas et de l'Italie la plus grande partie de
ses forces. II parait bien plus naturel de penser quo les pr¶tifs de S. M.
Prussienne ont pour objet sa sfirete personnelle, qu'ils sont la suite de cette
inquiltude qui lui grossit les objets et lui fait apprehender peut-ötre un con-
cert secret dirige contre lui. . . .
>On ne devait ici former aueun camp cette annäe, pour ne causer d'ombrage
ä personne [vgl. Nr. 60. S. 413], mais, cependant, la prudence exige que, vis-ä-vis
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480 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
175G hieran soir, M. Konilid est anjonrd'hni de cet avis, peut-etre en chaneerait-
il demain, si j'dtais dans le cas de lni faire apercevoir de grandes in-
quie'tudes a cet e*gard, ce qne je n'ai pas juge*. ä propos de faire dans la
Position pr&ente de nos affaires, et nommäment depnis qne je sais la fa-
con dont on a rtfpondu ä Ms. de Valory et de Broglie, et les propos qne
M. Komlle* a tenns a Ms. de Vitzthum1) et de Knyphausen, avec le dernier
desqnels il a en ces jours passe's nne prise tres vive2). On a fait con-
naitre a tous ces ministres qne, si le roi de Prnsse venait ä nons attaquer,
on dtait döcide de nons donner non senlement les seconra stipnlea, mais
de nons assister, en ontre, de tontes ses forces3). . . .
de mouveiuents aussi considerables, on songe ä prendre des precantions. En con-
s^quence, les ordres ont 6te envoyes aux troupes les plus eloignöes de se rappro-
cher [vgl. Nr. 125. S. 464', et on en doit former deux camps, un en Boheme et lautre
en Moravie, qui ne seront pourtant pas fort considerables. Lea regiments qni ae
trouvent actuellement dans ces deux provinces, resteront dans leure quartiers.
La plus grandc partie de la cavalerie qui est en Hongrie, campera le long dü
Danube, afin do Tavoir ä portee, si on en a besoin; on forme aussi des maga-
sins considerables pour la subsistance de l'armee. Selon cette disposition on
pourra raasemblcr en 10 ou 12 jours en Boheme ou en Moravie environ quatre-
vingt nulle hoinmeB de troupes rcgl6es, auxquelles on joindrait un corps de 12000
hommes des milices de la Hongrie qu'on pretend ötre aussi bien disciplinees et
exercees que les vieilles troupes. Dans cette Situation, il ne parait pas qu'on
nait rien a apprehcnder du roi de Prusso. J'aurais voulu qu'on n'eüt point forme
les deux camps de Boheme et de Moravie pour öter tont prätexte d'ombrage.
II me semblait qu'en rapprochant les troupes, on rempliBsait le meine objet; mais
il me parait que le ministere autrichien croit aussi devoir se montrer, pour qu'on
ne puisse pas le Boup^onnor de timidit£. Je suis persuade que, dans le fond de
Tarne, on ne serait pa8 fächö ici de voir le roi de Prusse commencer les hosti-
litcs (Dasselbe berichtete Keith am H.Juli 1T5C. (Vgl. v. Raumer, Beiträge II,
363; Ranke 221 Anm. 1} nnd Flemming am 28. Juli 1756), mais je ne m'imagine pa«
que ce Prince ose s'engager jusques lä. II est vraisemblable que, s'il avait eu
quelque dessein, ses mouvements auraient ete plus secrets et plus vifs, ainsi
qu'on l'a eprouve en 1744, lorsqu'il entra en Bohöme.« [Archiv des Ministeriums
der auswärtigen Angelegenheiten zu Paris.]
1} Graf Vitzthum von Eckstädt war chnrsächsischer Gesandter am franzö-
sischen Hofe. Vgl. Vitzthum von Eckstädt, Geheimnisse des sächsischen Cabinets
I, 359 [Stuttgart 1866].
2] Knyphausen berichtet am 15. Juli nur, dass Rouille ihm in höflichster
Form gesagt habe, Frankreich müsste die Verpflichtungen des Defensivvertrages
erfüllen, falls König Friedrich den Wiener Hof angriffe. [B. A.]
3) Bernis bestätigt in seinen Memoiren, dass Valory diesen Befehl erhalten
habe. In Wahrheit hat Valory jedoch nur erklärt, dass der König von Frank-
reich Österreich für den Fall eines Angriffs von Seiten Preussens Hülfe leisten
werde. Valory erfüllte mit dieser abgeschwächten Erklärung genau den ihm von
Rouille am 15. Juli ertheilten Auftrag. Dass Bernis diese Abänderung des
Bcharfen Tones der Schwäche Valorys zuschiebt, hat schon Lehmann 54 Anm. 2
als unrichtig erkannt, vgl. Bernis I, 290 f.; P. C. XIII, 133; Waddington, Ren-
versement 491; auch Ranke 262 f.
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1756 Jali 18 — Juli 20. 481
»J'ai lieu de croire qu'on compte de s'assurer de cette cour1) au moyen 17&6
des subsides que nous lui paieriona, et de la promesse de faire elire le
Prince electoral2) roi de Pologne a la mort du Roi son pere. Cest au
moins lä tont ce que je puis inferer de plusieurs propos qui sont dchappds
k Mde. de Pompadour, lorsque je lui parlai de ce qui est contenu dans
la d£p€che de Pötersbourg du S juin3) au sujet du princo de Conty.«
König Ludwig habe der Pompadour und Bernis versichert, »qu'il n'en
a aucune connaissance et ne croit pas qu elle puisse fitre vraie 3).« Zwar
bemflhe sich, wie die Pompadour und Bernis zugäben, Conty seit langem
um die polnische Thronfolge, und selbst der König habe scheinbar seine
Wünsche unterstützt, aber ein fester Entschluss sei von Ludwig nicht ge-
fasst gewesen. Man habe die polnische Frage benutzt, um die Thätigkeit
Contys auf ein unschädliches Gebiet zu lenken.
176. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 20. Juli 1756. Praes. Juli 20
9. August 1756«).
Nach der Urschrift. Vgl. Beer, H. Z. 27, 367; Ranke 194; v. Arnelh V, 4* ff. 476 f. Anro. 70, 71.
Fortdauernde günstige Stimmung in Russland. Möglichkeit der Entlassung
Bestuehews.
»Seiter meinem . . . Bericht vom 13. huius5) habe ich den Gross-
kanzler vergangenen Donnerstag auf seiner Insul besuchet und bei ihm zu
Mittag gespeiset. Da nun der junge Graf Poniatowski in dreien Wochen
von hier nach Polen zurückgehen sollte0) und der Grosskanzler gnädig
bekannter Maassen ihm und dem Chevalier Williams vormals so abgeneigt
wäre 7), so habe gegen nunerwähnten Ministre fallen lassen, dass wir nach
des Poniatowski Abreise um einen Ministre weniger allhier haben werden.
Obwohlen ich nun denselben von dem Grosskanzler wegfahren gesehen
und von dem königl. dänischen Ministre Maitzahn, der ebenfalls auf der
Insul war, vernommen, dass er, Poniatowsky, mit dem Grosskanzler bei
vier Stunden eine geheime Unterredung gehabt, so hatte jedoch obberührter
Grosskanzler sich nicht gescheuet, mir zu sagen, dass er ihn sohon einige
Tagen nicht gesehen hätte, wobei ich es meiner Seits bewenden zu lassen
für gut befunden habe.
»Wie zumalen nun Ew. Exc. fürnämlich aus meinen zweien . . .
Berichtschreiben vom 6. und 13. dieses8) eines Theils des Grosskanzlers
Abneigung für das neue Staatssystema, anderen Theils aber auch . . .
ersehen haben werden, was gefährliche Insinuationen derselbe bei der
1) Von Sachsen. 2) Friedrich Christian. 3} Vgl. S. 396. 471.
4) Nach einer Notiz im Vortrage des Staatakanzlers vom 10. August 1756.
5) Vgl. Nr. 167. 6) Vgl. S. 470. Poniatowski war von Brühl abberufen worden.
7) Vgl. Nr. 58. 8) Vgl. Nr. 152. 167.
Acten zu Vorgeschichte des 7jfchrigen Krieges. 31
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482 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
I7fi<; grogsfürstlichen Herrschaft durch den jungen Grafen Poniatowski machen
ul* 20 lassen, so solle zu Dero hohen Wissenschaft noch weiters . . . nachtragen,
wie ich aus dieses ministri Reden ganz deutlich wahrgenommen, dass
er in seiner üblen Gesinnung nicht nur fortfahre, sondern der Aus-
söhnung zwischen Frankreich und Russland, und was in Ansehung des
neuen Staatssystematis damit verknüpfet ist, nach allen Kräften sich zu
widersetzen trachten werde und diese bereits in so gute Wege eingeleitete
Sache, wann es von ihm allein abhangete, zerstossen würde, dergestalt
dass der Grosskanzler dermalen für den alleinigen Gegner in diesem Ge-
schäft anzusehen und also gut geschehen ist, dass die russische Kaiserin
ich in meiner letzten geheimen Unterredung1) bei ihrer grossmütbigen Ge-
sinnung zu erhalten gesuchet habe.
* Gleichwie nun der Grosskanzler gnädig bekannter Maassen den Che-
valier Williams mehr als einmal von hier wegzubringen gesuchet2) und mir
öfters gesagt, dass sie allhier von dem englischen Hof betrogen und mit
demselben nichts zu tbun scie, eo hat derselbe jedoch miteins sich wieder
auf diese Seiten gewendet, worzu nach reifen Nachdenken gewisslich das
meiste contribuiret, dass auf der hiesigen Monarchin eigenen Befehl er
von des Chevalier Douglas Negociation gänzlich aufgeschlossen worden3}.
Da er also für das künftige von Frankreich, dessen Interesse er sich jeder-
zeit ganz offenbar widersetzet . . . hat, sich nichts gutes versprechen kann
und er in gleicher Zeit von dem englischen Hof bei einem guten Ausschlag
des Subsidientractats, oder wann er, Grosskanzler, das neue systema und
die Wiederaussöhnung des französchen und russischen Hofs rückgängig
machen könnte, eine ansehnliche Verehrung von 100 000 f. zu gewarten
hat, ohne noch zu wissen, was ihm etwa in geheim für neue Verheissungen
geschehen, so ist sich gamicht zu verwundern, wann dieser interessirte
Mann, der voller Schulden, ein grosses Haus, seinen Gehalt auf sieben
Jahre schon vor zwei Jahren in Moskau voraus genommen, benebst stark
spielet und kein guter Wirth ist, bei seinen verwirrten Umständen nicht
soviel auf unsere eventuale und noch entfernte Versprechungen, sondern
auf die bei dem ßaron von Wolff4) schon parat liegende Summe gedenket,
folglich, um solcher theilhaftig zu werden, den englischen Insinuationen
Gehör giebt.
»Da nun nach der Zurückkunft des russischen Couriers aus Engeland5)
die Subsidiensach zu Ende gehen muss, benebst auch nach des Poniatowski
Abreise nacher Polen diese vereinigte gefährliche Einblasnngen bei der
grossfürstlichen Herrschaft allem Ansehen nach so chender aufhören dörften,
als die russische Kaiserin darvon unterrichtet ist und mich zu beruhigen
gesuchet5), so werden Ew. Exc. Selbsten . . . ermessen, wie nöthig es
1) Vgl. S. 470. 2) Vgl. S. 255. 266.
4) Englischer Resident in Petersburg.
3) Vgl. S. 469.
5) Vgl. S. 471.
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1756 Juli 20.
■IS 3
gleich wohlen seie, dass man mich mit einer ansehnlichen Summ bald- 1756
möglichst versehe, ünd [sie] benöthigten Falls in Rucksicht des grossen Vor- ^u'' 2
habens sowohl bei dem Grosskanzler, als wo es sonst nützlich sein kann,
verwenden zn können1) [ermächtige]; wie ich dann letzthin dem Secretär
Wolkow, welcher mir seine betrübten Umstanden nicht kläglieh genug vor-
zustellen gewusst, abermalen2) 500 Ducaten zu geben mich um so weniger
entziehen können, als man diesen Menschen beständig brauchot nnd das
ganze Geheimnnss des grossen Vorhabens durch seine Feder gehet. Da aber
der Grosskanzler dem neuen systemati sich so abgeneigt erzeiget, so ist das
secretnm bei ihm freilich wohl einer nicht geringen Gefahr ansgesetzet,
znmalcn er fast täglich mit dem Poniatowski sich unterredet und den
dänischen Ministre von Maitzahn, wie er mir im Vertrauen solbsten ge-
sagt, zu dessen grosser Befremdung an obernannten Grafen Poniatowski
angewiesen hat. . . .
»Da zufolg deren von mir unterm 25. Juni . . . eingeschickten Prinz
Golyzin'schen Berichten3) Engeland nicht nur die Vermittelung mit Prenssen
hier angeboten, sondern auch den russischen Hof angegangen hat, sich der
schwedischen Anliegenheiten annehmen zu sollen, so vernehme ich von
dem Vicekanzler, dass man mir- über nunerwähnte zweien Materien mit
nächsten eine Note zustellen und mittelst derselben die Mediation mit
Prenssen auf eine höfliche Art von sich ablehnen, in die schwedische
Sache aber, wann die dermalige Regierungsform beibehalten wird, sich
nicht mischen zu können, declariren werde. Und obschon diese Note be-
reits fertig, so ist mir solche von dem Grosskanzler, welcher alle Sachen
in die Länge zu ziehen und seinen Absichten zn adaptiren suchet, gleich-
wohlen noch nicht behändiget worden. . . .
»Gleichwie nun der Grosskanzler gnädig bekannter Maassen4) der
russischen Kaiserin höchste Befehlen bis nunzu allzeit ausser Acht ge-
setzet nnd überhaupt seine Nebenabsichten bei allen Gelegenheiten auszu-
führen suchet, gleich die auf sein Anstiften bei der grossfürstlichen Herr-
schaft durch den Poniatowski geschehene unerlaubte insinuationes davon
eine neue Probe seind, so solle die russische Kaiserin, wie hiervon ver-
schiedenes zu hören ist, über des Grosskanzlers Betragen so erbittert ge-
wesen sein, dass sie denselben aus dem ministerio ansschliessen wollen;
welches auch gewisslich erfolget wäre, wann nicht der Senator Graf Peter
Schuwalow mit dem Favoriten ihro einen Fnssfall gethan nnd Höchst-
dieselbe für diesmal davon abgehalten hätten. Da aber der Grosskanzler
von seiner alten Gewohnheit schwerlich abgehen wird, so will noch nicht
sagen, was etwa in das künftige mit ihm für eine Catastrophe sich er-
geben könne, wie ich dann letzthin auf seiner Insul abgenommen, dass er
1) Vgl. S. 320. 2) Vgl. Nr. 22a. 3) Vgl. S. 428 Anm. 8.
4) Vgl. S. 234. 239.
31*
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484 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 ungemein niedergeschlagen seie; und ist besonders merkbar, dass, obschon
Ju^ 20 der Chevalier Williams letzthin durch ein Billet bei dem Grosskanzler auf
eine Conferenz und Antwort gedrungen, er, Bottschafter, seit der durch
den Poniatowski gehenden Handlung ganz ruhig und fröhlich sich be-
zeiget« . . .
Juli 24 1 77. Maria Theresia an Starhemberg. Wien, 24. Juli 1756. Ab-
gegangen am 28. Juli 1756.
Nach dem Reinconcept. Vgl. Lehmann 37. 120 f.; t. Arneth IV, 474; Rank« 201. 21*; Beer,
M. I. ö. O. XVII, 131, 133 f.; Nand«\ Beitrage I, 25. 32 IT. 40. 46. «4 f. 72.; II, 213;
Heigel I, 14; Delbrftck, Pr. Jahrb. »4, 41 Ana.
Man nimmt Veranlassung, angesichts der preussischen Maassnahmen ebenfalls zu rüsten.
Notwendigkeit einer dritten und einer von Frankreich gegen die protestantischen
Bundesgenossen Preussens zu verwendenden vierten Armee. Die Unsicherheit der
Stimmung in Russland erfordert schleunige Entschliessung Frankreichs.
Um mit Formalitäten keine Zeit zu verlieren, »so können Wir Uns«
mit dem französischen Vorschlage, in den künftigen Vertrag einen Para-
graphen aufzunehmen, der den Inhalt der erforderten königlichen Decla-
ration wegen des conditionalen Charakters aller österreichischen Laud-
abtretungen unzweideutig enthalte1), »hiermit einstweilen beruhigen und
für gleichgiltig ansehen, ob das vorberührte in einer besonderen königlichen
Declaration oder aber in dem ersten Article des zu errichtenden Tractats
begriffen und ausgedrückt seie.« Könne also Starhemberg die besondere
Declaration nicht durchsetzen, so dürfe er schliesslich nachgeben. . . .
»Soviel nun den zweiten Hauptgegenstand Deines Berichtschreibens
vom 3. dieses2), nämlich die von Dir dem Bernis eröffnete vier conditionem
sine qua non anbetrifft, so ist ganz wohl von Dir geschehen, dass Du solche
noch nicht förmlich mitgetheilet und die Conditionen, so zu der Ausfüh-
rung des ganzen Vorhabens unumgänglich nöthig seind, von jenen, so die
beiderseitige Convenienz betreffen, in Deiner mündlicheu Erläuterung deut-
lich unterschieden, auch zugleich zu erkennen gegeben hast, wie Wir Uns
allenfalls mit dem Defensivtractat begnügen würden, wann der dortige Hof
keinen billigen Gegenbedingnussen Statt geben wollte. Nur stehen Wir in
Sorgen, dass der dortige Hof die vierte und letzte conditionem sine qua )wn}
so wie sie lieget, auf eine Art ansehen dörfte, als wann Wir dannoch zu
vermögen wären, hierunter nachzugeben und darein zu willigen, dass
Flandern und Brabant nicht dem Don Philipp, sondern der Krön Frank-
reich abgetretten würden; da Wir doch diese conditionem sine qua tion als
die wesentlichste und wichtigste unter allen betrachten.« . . .
Starhemberg sei bereits von der »gählingen und grossen preussischen
Kriegsveranstaltung« benachrichtigt worden3). »Da Wir nun seithero
sorgfältigst beflissen gewesen, alles dasjenige zu vermeiden, was dem er-
1) Vgl. 8. 452. 2) Vgl. Nr. 144 c. 3) Vgl. Nr. 158.
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1756 Juli 20 - Juli 24.
485
nannten König einen unzeitigen Argwohn verursachen könnte, so haben 1756
Wir auch in diesem Jahre Anstand nehmen wollen *) , die sonst gewöhn- Juli 2
liehe Exercirungscampements in Böhmen und Mühren versammlen zu lassen;
und waren nur zwei solche Lager vor die Cavallerie in Hungarn veran-
staltet*). . . .
>Seitdeme aber der König in Preussen alle seine Truppen in Be-
wegung setzet und unter anderen ein Lager nah an Unsern böhmischen
Grenzen3) zusammenziehet, so wäre es gegen alle Vorsicht gehandelt,
wann Wir verabsäumen sollten, Uns noch zu rechter Zeit in behörigen
Wehrstand zu setzen. Dahero auch die erforderliche Befehle bereits er-
gangen seind, nicht nur Unsere in Böhmen und Mähren verlegte Truppen
in unterschiedene Lager zu versammlen, sondern auch durch die nächst-
gelegene Regimenter verstärken und die entfernte näher anrucken zu lassen 4),
sodass Wir inner kurzem dem ernannten König eine Armee von 50000
und im Monat September von 80 — 90 000 entgegenstellen können4). . . .
»Unsere Infanterieregimenter bestehen zwar bekannter Maassen aus
vier Bataillonen. Es ist aber die neue Einrichtung gemacht worden5),
dass die vierte Bataillon zurückbleibet und zu Garnisonen, Convois, Wer-
bung etc. gebrauchet wird. Aus den drei übrigen lassen Wir nur zwei
Bataillonen formiren, welche um so leichter auf den angesetzten Fuss im
Feld erscheinen können, da fast alle Unsere teutsche Infanterieregimenter
sich in vollzähligem Stand befinden6) und der geringe Abgang durch die
von den Landständen zu stellen übernommene Recruten7) ohnverzflglich
ersetzet wird.
»Desgleichen sind Unsere gesamte Cavallerieregim enter, nach dem
Friedensfuss zu 800 gerechnet, an Mannschaft und Pferden ganz complett,
und Wir lassen solche baldmöglichst auf den Kriegsfuss zu 1000 Mann
und Pferden gerechnet setzen, wie dann wegen Aufkaufung der Rimonta-
pferden allschon die Veranstaltung geschehen ist6).
»Nicht weniger können Wir im Fall der Noth noch mehrere Infan-
terie und Cavallerie aus Siebenbürgen, dem Bannat und Slavonien, dann
aus Italien ein Corps von 10 000 und aus den Niederlanden ein anderes
von 10 — 12 000 Mann herausziehen0), mithin über 100000 Mann offective
und ohne Garnisonen gerechnet gegen den König in Preussen anwenden.
Da aber dieser König seine Truppen mit neun bis zehen neuen Regimentern
vermehret ,ö) und an die 150 — 180000 Mann der besten Truppen in das
Feld stellen kann11), auch sicher vorzusehen stehet, dass er den grössten
Theil seiner Macht gegen Uns gebrauchen und der russischen Armee nur
1) Vgl. Nr. 115. 2) Vgl. Nr. 125. 3) Vgl. Nr. 158.
4) Vgl. S. 464. Nr. 174. 5) Vgl. S. 377. 463 f. 6) Vgl. S. 461 Beilage Nr. 4.
7) Vgl. S. 461. 8) Vgl. 8. 461 f. 9) Vgl. S. 378.
10) Vgl. S. 431. Nr. 174. 11) Vgl. S. 254.
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486 Österreichische Acten zur Vorgeschichte deB siebenjährigen Krieges.
ein Corps von 40—50 000 Mann entgegensetzen werde1), so lasat sich
üh 24 hieraus ohnachwer ermessen, dass Wir ans den erheblichsten Ursachen
darauf bestehen, dem ernannten König soviel Feinde als immer möglich
zuzuziehen und nicht nur, nebst der Unsrigen und russischen, noch eine
dritte Armee zusammenzubringen, sondern auch gesichert zu sein, dass die
Krön Frankreich, wo nicht eine vierte Armee gegen Preussen stellen und
gebrauchen, jedoch wenigstens Engeland, Holland und die protestantische
Reichsfürsten von aller Hülfsleistung abhalten und zur Formirung einer an-
selmlichen dritten Armee alles erforderliche beitragen werde2).
»Beides ist zur glücklichen Ausführung des grossen Vorhabens unum-
gänglich nöthig und um so weniger ausser Acht zu lassen, da bereits ver-
schiedene, von sehr guter Hand herkommende Nachrichten bestätigen und
die dermalige Veranstaltungen des Königs in Preussen, besonders aber sein
Lager bei Hornburg ») ganz klar zu erkennen geben, dass dieser König
mit Engeland in dem engesten Vernehmen stehe und ein geheimes Concert
allschon errichtet haben müsse, auch eine ansehnliche Armee von hannover-
schen, braunschweig-wolfenbtittelischen, hessen-casselischen, sachsen-gothai-
schen und anderen Truppen zu versammlen die Hoffnung vor sich sehe4).
Bei welchen Umständen allerdings in reife Überlegung zu ziehen ist, ob es
zur Erleichter- und Ausführung Unsers geheimen Vorschlags vorträglicher
seie, wann Frankreich etwas feindliches gegen die hannoversche Lande
unternehmen und andurch alle protestantische Hcichsfürsten auf einmal in
Harnisch bringen 5) oder aber diese durch Versammlung einer Armee an
don Grenzen und allenfalls durch die auszustellende Declarationen und
Neutralitätsbewilligungen in Ruhe erhalten, andurch aber veranlassen sollte,
dass Unsere, die russische und eine dritte Armee nur allein gegen Preussen
angewendet würden0]. Desfalls jedoch nicht wohl etwas zuverlässiges an
Hand gegeben werden kann, bis nicht der französche Hof näher ge-
äusseret hat, ob und inwieweit er in Unsere Vorschläge einzugehen ent-
schlossen seie. . . .
»Nebstdeme erfordert die Eigenschaft der geheimen Unterhandlung,
dass Wir in Zeiten benachrichtiget werden, mit welchen Reichsfürsten und
auf was für einen Fuss die Krone Frankreich bereits Subsidientractate er-
richtet habe7) und annoch zu errichten gedenke, da solches wegen der
weiteren Anstalten und zu versammlenden dritten Armee zu wissen un-
umgänglich nöthig ist, und Wir anbei vermuthen wollen, dass die ernannte
1) Vgl. S. 288. 2) Vgl. S. 400 448 f. 3; Vgl. Nr. 146. 158.
4) Vgl. P. C. XII, 329. 387. 5) Vgl. S. 288. 479.
6) Vgl. S. 401.
7} Frankreich hatte SubBidienverträge geschlossen mit den ChurfUrsten von
Cöln und der Pfalz, dem Herzoge von Braunschweig, dem Markgrafen von Bai-
reuth sowie den Herzogen vou Zwcibriickcn und Württemberg. Vgl. Waddington.
Renversement 243 Anm. 1.
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1756 Juli 24.
4S7
Krone keine weitere Snbsidien an Wolfenbüttel ') und Baireuth 2) auszahlen, 17M
sondern von Selbsten ermessen werde, wie solches zu ihrem eigenen Nach- 11,1 2
theil und zum Besten ihrer Feinden gereichen müsste.
> Hingegen scheinen die dermalige Umstände auf alle Weis anzurathen,
dass Frankreich sich des sächsischen Hofs, jedoch ohne ihm etwas von
Unseren geheimen Absichten zu eröffnen, ohne mindesten Zeitverlust ver-
sicheren und ihn durch Subsidienbewilligungen in den Stand setzen sollte,
auf die Vermehrung seiner Kriegsmacht furzudenken und bei erfolgenden
Unternehmungen gegen Preussen einen nutzlichen Gehnifen abzugeben*).
Wie dann von diesem Hof gar wohl etlich und 20000 Mann mit fremder
GeidauBhülfe in das Feld gestellet und solche mit 6000 Mann bayerischer,
dann mit 4 — 5000 Mann württembergischer und einer gleichen Anzahl
würzburgischer, auch anderer Reichstruppen verstärket werden könnten 4).
»Desgleichen beruhet auf der näheren französchen Entschliessung,
ob und inwieweit der ch urpfälzische Hof3) und insbesondere die Krön
Schweden 4) mit in das Concert zu ziehen seie ; da Wir seithero aus ver-
schiedenen Umständen und Äusserungen deutlich wahrnehmen können, dass
es den ernannten beiden Höfen keineswegs am guten Willen ermangele
und Pfalz nicht nur wegen seiner gulich- und bergischen Landen bei
kinderlosem Absterben des Churfürstens in Sorge stehe, sondern auch auf
das Clev- und Märkische ein begieriges Aug geworfen habe. 8oviel aber
Schweden anbetrifft, so müssen die Gemüther der herrschenden Partei5)
seiter der letzteren Conspiration 6) gegen die Königin und ihren Bruder,
den König in Preussen, ungemein aufgebracht sein; zumalen sich dieser
anfänglichen in die Strittigkeiten wegen des königlichen Geschmucks mit
eingemischet hatte und nicht zu zweifeien stehet, dass er der Königin mit
Rath und That an die Hand gegangen seie7).
1) Zur Zeit schwebten Verhandlungen über einen braunschweigisch-englischen
Subsidien vertrag. Herzog Carl war zur Annahme geneigt, wollte jedoch erst das
Ende Beines bestehenden Vertrages mit Frankreich abwarten. Vgl. F. C. XII, 51 f.
2) Vgl. Uber die Beziehungen König Friedrichs zu seinem Schwager, dem
Markgrafen Friedrich von Baireuth P. C. XI, Nr. 7118. 3) Vgl. S. 289.
4) Vgl. S. 404.
5) Die Senatspartei, die insbesondere seit dem Zusammentritt der Stünde
am 13. üctober 1755 die Herrschaft führte.
6) Die Ansprüche der Stände, die sich sogar auf die Leitung der Erziehung
des Kronprinzen und Revidirung der Juwelen der Königin erstreckten, hatten zu
dem jedoch in der Ausführung aufgeschobenen Plan eines Staatsstreiches zu (i unston
der monarchischen Gewalt geführt. Diese Absicht wurde durch den unvorberei-
teten und vorzeitigen Ausbruch der Bewegung in der Nacht vom 21. zum 22. Juni
1756 vereitelt. Vgl. P. C. XIII, 28; Arnheim in der deutschen Zeitschrift fUr
Geschichtswissenschaft II, 2, 418 [1889].
7) Die Stände hatten, um der Königin die finanziellen Mittel zur Einwirkung
auf die Wahlen etc. zu entziehen, eine Revidirung der königlichen Juwelen
beschlossen. Luise Ulrike fügte sich am 26. Mai 1756 dieser Forderung, indem
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488 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 ,Es sind also die jetzige Umstände in Schweden dergestalt beschaffen,
uli 24 dass dieses Reich gar wohl zn werkthätigen Maassnehmungen gegen Preassen
zu vermögen sein dörfte, wann änderst die behörige Mittel nnd Wege noch
in Zeiten ergriffen werden.
> Sollte nun der allerchristlichate König, wie Wir annoch hoffen wollen,
in Unsere] geheime Vorschlage eingehen und Du desfalls einen ernstlichen
Vorsatz wahrnehmen, so wirst Du Dir vorzüglich angelegen sein lassen,
das dortige Ministerium zu einer ohngesaumten und vertrautesten Abrede
zu vermögen, welche Mächten in das Concert miteinznziehen, was desfalls
für Mittel und Wege einzuschlagen und was überhaupt für ein Operations-
plan ') desfalls zum Grund zu legen seie, da ohne eine solche Abrede Wir
entweder bei deme, was Unsere Orts zum gemeinschaftlichen Nutzen ge-
schehen könnte, die beste Zeit verabsäumen müssten oder leichtlich solche
Maassnehmungen ergreifen dörften, so denen französchen Absichten und
Bearbeitungen zuwider liefen.
»Alles dieses kann dermalen um so füglicher und unbedenklicher ge-
schehen, da der König in Preussen mit den Kriegsveranstaltungen den
Anfang gemachet hat1).« Denn Österreich sei zu Gegenmaassregeln erst auf
die Meldung preussischer Kriegsrüstungen geschritten, »deren eigentliche
Ursache sonder Zweifel aus des russischen Hofs Betrag gegen Engeland
und aus dem Anmarsch seiner Truppen nach Livland hergerühret ist2)«.
Seit aber die Russen ihren Marsch nicht fortsetzten, wisse der König von
Preussen garnicht mehr, was davon zu halten sei. »Es ist viele Wahr-
scheinlichkeit vorhanden, dass er sich nicht leicht durch offensive Ope-
rationen einen gewissen Krieg zuziehen noch Uns in den Stand setzen
werde, Uns auf den casum foederis bei Frankreich und Russland :{), wie
auch bei Unsern übrigen AUiirten berufen zu können*).
» Gleich wohlön wäre hierauf um so weniger 8taat zu machen, da die
mit einer unersättlichen Vergrösserungsbegierde begleitete Furcht die be-
kannte Gesinnung des ernannten Königs gar leicht zu einer ausserordent-
lichen Entschliessung veranlassen könnte und er in der That Uns einen
sehr empfindlichen Streich beibringen würde, wann er noch vor Versamm-
lung Unsrer Armee mit dem grösaten Theil seiner Macht einen Einfall in
. . . Böhmen unternehmete. Lässt er es aber, wie zu vermuthen stehet,
noch einige Zeit bei den blossen Anstalten bewenden, so hätte er Uns
sie die ihr bei der Ankunft in Schweden von den Ständen Ubergebenen Juwelen
zurückgab, die Geschenke ihres Gemahls indessen als Privateigenthum zurück-
behielt. Die Correspondenz Friedrichs ergiebt nun, dass er durch seinen Ge-
sandten in Stockholm die Stände drohend hatte warnen lassen, mit ihrem Treiben
gegen die Königin nicht zu weit zu gehen. Vgl. P. C. XII, 315. 404.
1) Vgl. S. 296. 2) Vgl. S. 473 ff.
3) Vgl. die Verträge vom 1. Mai 1756 und 13. Juli 1746.
4j Vgl. S. 47i;. 478.
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1756 Juli 24. 489
abermalen, wie es in Ansehung seines mit Engeland errichteten Tractats 1756
J Ii 2
geschehen, einen nicht geringen Dienst dardurch geleistet, dass Wir nun-
mehro noch vor dem Schlnss des geheimen Geschäfts ohne Bedenken und
unter dem natürlichsten Vorwand Unsre Kriegsmacht in Böhmen und
Mähren zusammenziehen können ') : ohne welches und insolang Wir Uns
nicht in dem Stand befanden, den grössten Theil der preussischen Macht
zu beschäftigen, weder der sächsische noch ein anderer Hof in Teutsch-
land wagen würde, sich nur in Tractaten wegen einiger Offensivmaass-
nehmungen gegen Preussen einzulassen 2). Ja, Wir selbst müssten Bedenken
tragen, Unsere getreue Erblande einer nahen Gefahr auszusetzen.
»Wir haben also nunmehr bei denen in allen Fällen dienlichen und
nöthigen Kriegsvorkehrungen freie Hände, und so eiferig Wir Uns an-
gelegen sein lassen, Uns die ersten Nachrichten von den ausserordentlichen
preussischen Bewegungen zu Nutzen zu machen2), so wenig sind Wir ver-
gessen gewesen, den Sachen die Gestalt zu geben, dass eines Theils Unsere
dermalige Anstalten aus einer billigen Vertheidigungssorgfalt herrühreten,
und dass andern Theils die königl preussische Agression und Friedens-
bruch ehender gewünscht als gefürchtet werde.« . . . Wir »hoffen nicht
ohne Grund, dass die hiesige Contenance ihm vieles Nachdenken verur-
sachen und er nicht allzu geschwind zu Werk gehen dörfte.« . . .
Starhemberg Bolle sich den Eindruck der preussischen Rüstungen auf
den französischen Hof zu Nutzen machen und auf das enge Einverständ-
niss zwischen England, Preussen und einigen protestantischen Reichsfttrsten
hinweisen. Preussen und Hannover strebten eine protestantische Liga an
und streuton gegen Frankreich und Österreich den Verdacht aus, dass der
Defensivvertrag von Versailles noch geheime Bestimmungen enthielte, die
auf die Unterdrückung der protestantischen Religion abzielten. »Damit
nun dergleichen Ausstreuungen3) ihre Kraft verlieren und die wohldenkende
protestantische ReichsfUrsten nicht irre gemacht werden mögten, so haben
Wir vor gut befunden, das Circularrescript sub No. 4 an Unsere aus-
wärtige Ministres4) zu erlassen und Dir hiermit . . . aufzutragen, dass
der französche Hof von diesem Vorgang freundschaftlich benachrichtiget
und erinneret werde, seine auswärtige Ministres mit gleichen Verhaltungs-
befehlen zu versehen.
»Sodann wirst Du bereits aus den Beilagen Unsers Rescripts vom
30. vorigen Monats6) des mehrern gesehen haben, dass Engeland nebst
Preussen auf die Gewinnung des russischen Hofs seine grösste Hoffnung
1) Vgl. Nr. 174. 2) Vgl. S.474.
3) Vgl. P. C. XII, 423. 467. 471.
4) D. d. Wien 24. Juli 1756: Die preussiBchen Rüstungen bedingen gleichartige
österreichische rein defensive Gegenmaassregeln, die weder auf antiprotestantische
Zwecke noch die römische Königswahl Josephs Bezug haben. 5} Vgl. Nr. 137.
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490 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 setze und diesfalls alle Mittel und Wege gebrauche, welches dann auch
u'' 24 seithero durch verschiedene Uns zugekommene Nachrichten bestattiget
worden. Nun enthaltet zwar des Grafen Esterhasy letzteres in Abschrift
. . . hier angebogenes Berichtschreiben ') die vergnügliche Nachricht, dass
die russische Kaiserin nebst ihrem ministerio in der guten Gesinnung stand-
haft fortfahre und sich Unseren Vorstellungen willfährig füge. Wir sind
aber dannoch nicht vollständig ruhig noch sicher2), ob nicht das englische
Geld ein so anderer Orten durchdringen und der russische Hof bei der
allzu lang fürdauerenden Ungewissheit wegen dem Ausschlag Unserer ge-
heimen Handlung mit Frankreich endlichen ermüden werde, die englische
Subsidien auszuschlagen nnd die kostbare Kriegsveranstaltungen aus eigenem
Beutel fortzusetzen.
»Nachdem aber die ungemein schädliche Folgen von selbsten in die
Augen leuchten, welche der russische Absprung nnd seine Verbindung mit
Engeland und Preussen oder auch nur sein Stillsitzen nicht nur vor Uns,
sondern auch vor die Krön Frankreich3) ohnfehlbar nach sich ziehen
würde, so werden Wir Unserer Seits nichts verabsäumen, den ernannten
Hof von einer Zeit zu der anderen zur Geduld zu verweisen nnd zur
ferneren Standhaftigkeit anzufrischen. In welcher Absicht auch das in Ab-
schrift . . . hier beiliegende Rescript den 17. dieses an Graf Esterhasy2}
erlassen worden, und nächstens ein Courier mit umständlicheren Anwei-
sungen an ihn abgehen soll.
»Damit jedoch Unseren Bearbeitungen mehrer Nachdruck gegeben
und alle Beisorge verminderet werde, so wäre Unsers Ermessens sehr vor-
träglich, die russische Kaiserin ohne längeren Zeitverlust und noch vor
dem Schluss Deiner geheimen Negociation zu Unserem mit Frankreich ein-
gegangenem Defcnsivtractat gemeinsohaftlich und förmlich einzuladen und
sie in die Verbindung mit einzuziehen, desfalls auch in Unserem vor-
orwähnten Rescript an Grafen Esterhasy vorläufig Anregung geschehen
ist-:. Du hast also solches dem französchen ministerio in Vorschlag und
nachdrucksame Vorstellung zu bringen, auch dahin anzutragen, dass allen-
falls Douglas mit den erforderlichen Instructionen und einer Vollmacht
ohnverzüglich versehen und ihme gemessen aufgegeben werde, mit Unserem
Bottschaftercn in allem gemeinschaftlich zu Werk zu gehen4).« . . .
Aus Spanien') melden die letzten Nachrichten »vergnüglichere Ge-
sinnungen« des dortigen Hofs, sodass >mit vieler Wahrscheinlichkeit« zu
hoffen stehe, dass ein gutes Einvernehmen hergestellt werden würde. . . .
1) Vgl. Nr. 129.
1) Vgl S. 400.
2) Vgl. Nr. 174.
5} Vgl. S 439.
3) Vgl. Nr. 172a.
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1756 Juli 24 — Juli 27. 491
178. Maria Theresia an Starhemberg. Wien, 27. Juli 1756. Praes.
5. August 1756. J 2
Nach dem Reinconcept. Vgl. v. Arnoth IV, if*. 557 Anm. 5«>0; Ranlo 301; Ii ffr. II. Z. 27,
3fi0; Waddington, RenTeroement ROI f.; Lehmann :W; Naude-, Beitrage I, SD Anm.:»;
II, 212 ff.
Wünscht im Hinblick auf die Unsicherheit der Stimmung in Russland und die
Gefahr eines Angriffs durch l*reussen schleunig« EntSchliessung Frankreichs.
Mit der Ernennung des Abbe* Bereis zum Gesandten in Wien1) wolle
sie sich zufrieden geben, obwohl sein Eintritt in den Conseil noch vor-
teilhafter gewesen wäre.
»Indessen kann Uns um so weniger befremdlich fallen, dass in dem
Hauptgeschäft die Antwort des dortigen Hofs noch nicht erfolget seie, da
solche wegen ihrer Wichtigkeit und aller miteinschlagender Betrachtungen
eine reife Überlegung verdienet und der dortige Hof ohnedem gewohnet
ist, nicht mit der nämlichen Eilfertigkeit, so er von anderen zu erforderen
pfleget, zu Werk zu gehen.
» Gleich wohlen ist von Dir ganz wohl geschehen, dass Du diese Ant-
wort seithero eiferig betrieben hast, und in der That stehet zu besorgen,
dass, wann die bisherige Ungewissheit allzu lang fürdaueret, der rassische
Hof durch das englische Geld verblendet, von Uns und Frankreich abge-
zogen2) und andurch das grosse Vorhaben auf einmal gänzlich vereitelet
und verdorben werden dörfte. Über das können Wir bei fördauerendem
Zweifel, was endlichen die geheime Unterhandlung für einen Ausschlag
gewinnen werde, nicht wagen, Uns bei anderen Höfen allzu weit blosszu-
geben3), und solcher Gestalten verlieren Wir die beste Zeit. Dahingegen
die englische und preussische Bearbeitungen mit allem Eifer fortgesetzet
werden, und es ihnen . . . allschon gelungen hat, nicht nur mit Wolfen-
buttel, sondern auch mit Sachsen -Gotha4) eineu Subsidientractat würklich
zu schliessen und daran zu arbeiten, dass auch die übrige sächsische
Häuser mit eingezogen werden; deme annoch die Uns von zuverlässiger
Hand zugekommene Nachricht beizufügen ist, dass Hannover 0000 Mann
hessen- darmstädtischer Truppen in seinen Sold nehmen wolle uud des-
falls einen Subsidientractat zu errichten im Werk begriffen seie-').
»Alles dieses bekräftiget die Notwendigkeit, nicht nur den Schluss
des geheimen Tractats zu beschleunigen, sondern auch hiebei auf dio zu-
reichende Mittel fürzudenken, wie dem König in Preussen und seinen
Alliirten eine hinlänglich überlegene Macht entgegen gesetzet werden
könne.
1) Vgl. S. 477. 2) Vgl. S. 490. 3) Vgl. S. 489.
4) Eine irrige Nachricht. Vgl. S. 487 Anm. 1.
5) Noch zu Aufang September aber war dor Vertrag nicht abgeschlossen,
vgl. 1\ C. XIII, 353, 350.
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492 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 ,Ob nnn zwar der französche Hof annoch auf dem Vorsatz, an dem
uli 27
Krieg gegen den ernannten König keinen ohnmittelbaren Antheil zu nehmen,
unbeweglich bestehet1), so wirst Du Dich doch andurch keineswegs irre
machen lassen, sondern so fest auf der zweiten, als auf allen den übrigen
conditio» Unns sine qua non*) beharren und alles mögliche anwenden, dass
die französche Antwort und Erklärung wenigstens dergestalten ausfalle,
damit Wir das Ganze in allen seinen Theilen übersehen und je ehender,
je besser beurtheilen können, ob nicht nur in Ansehung der beiderseitigen
Convenienz, sondern auch der Execution des Verabredeten ein ganzes und
solides Concert zu Stand zu bringen möglich oder aber hierauf noch in
Zeiten zu verzeihen seie3). Solang die ßache . . . stuckweis abgehandelt
werden will, so lassen sich auf keiner Seiten die Anstände heben4) noch
die Convenienzien vereinbaren noch auch die thnnliche Auskunftsmittel
ausfindig machen. Wann sich aber der französche Hof nicht nur über
Unsere coriditiones sine qua von, sondern auch in Ansehung der beider-
seitigen Convenienz einmal hinlänglich geäusseret hat, so kann anerst
eines mit dem andern verbunden und gegeneinander abgewogen werden:
Dass es also zu weit grösserem Schaden als Nutzen gereichen dörfte,
schon dermalen in ein- so anderem nachzugeben und auf Expedienzien zn
vorfallen5), sondern der grösste Dienst, so Du UnB in den gegenwärtigen
Umständen leisten kannst, bestehet darinnen, dem französchen Hof die
Nothwendigkeit einsehen zu machen, dass er, gleichwie es von Uns ge-
schehen ist, mit einer vollständigen Antwort hervortrette und hierinnen
die zwei Hauptobjecta, nämlich die beiderseitige Convenienz und die zu-
reicheude Mittel der Execution, erschöpfe.«
Rouillls Befremdung wegen Starhemberga mangelnder Instruirung über
die preussischen Rüstungen werde durch den Erlass vom 10. Juli 17566)
gegenstandslos geworden sein.
»Indessen ist die starke Äusserung des RomUe* sowohl gegen den von
Knyphausen, als den Valory und Grafen Vitzthum7) so freundschaftlieh
als bundsmässig, und hast Du dahero dem ernannten Minister in Unserem
Namen und in den anständigsten Ausdruckungen zu hinterbringen, dass
Wir hierüber sehr ge rühret worden und dahero dem König den freund-
schaftlichsten Dank mit der Versicherung erstatteten, wie Wir Uns zum
Voraus eines solchen bundsmässigen Betrags von dem dortigen Hof ver-
sehen, aber annoch vor zu frühzeitig gehalten hätten, desfalls ein förm-
liches Ansuchen durch Dich einlegen zu lassen; da aber die erwähnte stand-
hafte Erklärung ohne Unser Begehren und aus eigenem Antrieb erfolget
seie, so hätte sie desto grösseres Vergnügen bei Uns verursachet.«
Starhembergs Mittheilungen über Conty*) seien sehr vergnüglich, da
J) Vgl. S. 478. 2} Vgl. Nr. 144c. 3) Vgl. S. 464. 4) Vgl. S. 392.
5) Vgl. S. 413. 6) Vgl. Nr. 158. 7) Vgl. S. 480. 8) Vgl. S. 481.
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1756 Juli 27. 4 0 3
die Absicht Frankreichs, die polnische Krone einem sächsischen Prinzen 1756
zn verschaffen, die künftigen Unterhandinngen mit Russland und Sachsen Ju,i 2
sehr erleichtern werde.
179. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 27. Juli 1756. Juli 27
Nach der ürtchrift. Vgl. Naud*, Beitrage I, SC.
Zuversicht, dass neue glänzende Angebote Englands in Jtussland Ablehnung ßnden
würden. Bestushew will Sachsen sofort beispringen, äussert sich franzosenfreundlich.
. . . »Solle hiermit . . . anmerken, dass die von dem Etatsrath
Olsnwiew mir in grösster Geheim anvertraute Nachricht von des Prinzen
Conty in Vorschlag gebrachten Anheroreise und der ihm hierauf ertheilten
hiesigen angenehmen Antwort allerdings gegründet und verlässlich seie,
und obschon der sonst mit mir in besonderen Vertrauen stehende Vice-
kanzler mir hiervon bis nunzn nichts eröffnet, so ist doch solche Nach-
richt so weniger einem Zweifel unterworfen, als nach Inhalt meines vor-
letzteren . . . Berichtschreiben vom 13. dieses der Chevalier Douglas, in der
Meinung, dass mir solche etwa von dem Vicekanzler schon communiciret
worden sein dörfte, mir des Prinzen Conty Originalbrief an ihn lesen
zu lassen kein Bedenken getragen1), mich aber unter einsten angelegent-
lich ersuchet hat, meinem Hof die Beibehaltung des secreti so nach-
drücklicher anzurecommandiron , als das französche Ministerium davon
Selbsten nichts wttsste und diese Sach nur allein unter dem König und
obbemelten Prinzen tractiret worden. . . .
»Obwohlen nun übrigens bei des Grafen Keyserling1) fflrdauernden
flblen Gesinnung zu wünschen wäre, dass selber baldmöglichst abgerufen
würde, so hatte die russische Kaiserin jedoch sich hierzu noch so weniger
entschliessen wollen, als eines Theils die Abänderungen deren in Sachsen,
Dänemark und Schweden subsistirender russischer Ministres damit ver-
knüpfet ist, anderen Theils aber Höchstdieselbe den Obermarschallen Bestu-
shew zu seinem nicht geringen Verdruss nicht mehr von hier weggehen
lassen will. Wozu noch hinbeitritt, dass der Grosskanzler die Rappelirung
des Grafen Keyserling, Gross2), Korff3} und Panin4), welche alle seiue
Creatnren seind, auf alle Weis zu verzögeren suchet.
»Ansonsten solle Ew. Exc. weiters . . . referiren, dass endlichen vor
sieben Tagen der russische Courier5) aus Engeland zurückgekommen seie ;
soviel mir der Vicekanzler einstweilen darvon eröffnet, so bestünde des
Knees Golyzin weitläufige Relation fürnämlich in deme, dass das englische
Ministerium die mit Russland geschlossene Truppenconvention für erloschen,
1) Vgl. S. 471 f.
2) Russischer Gesandter am chursächsischen Hofe.
3) Russischer Gesandter am dänischen Hofe.
4) Russischer Gesandter am schwedischen Hofe. 5) Vgl. S. 482.
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494 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 oder vielmehr für null und nichtig ansehe und sich zu einer anderweiten,
dem hiesigen Hof vorteilhafteren Negociatiou anerbiete; und wie zumalen
man in Engeland Aber des Chevalier Williams hier gehaltenen Betrag viele
Unzufriedenheit bezengete, so hatte man ihm, Golyzin, deutlich zu er-
kennen gegeben, dass der König gern sehen würde, wann diese neue
Handlung nach Engeland gezogen, sofort er, Prinz Golyzin, von seinem Hof
hierzu gebrauchet werden wollte, benebst hätte man englischer Seits ge-
suchet, seinen bisherigen Betrag auf alle Weis zu jnstificiren und ihm,
Golyzin, erkläret, dass die Absicht bei der im September vorigen Jahrs
mit Russland geschlossenen Convention dahin gegangen w&re, die russischen
Trupptn einzig und allein gegen die Krön Frankreich, niemalen aber
gegen Preussen gebrauchen zu wollen1), und da des Königs in Engeland
Absicht noch dahin ginge, so würde man sich bei Errichtung einer neuen
Convention, wann Russland hierzu geneigt wäre, wegen Verpflegung deren
hiesigen Truppen, der Winterquartiers, und was zu derenselben Bequem-
lichkeit gereichen kann, sich mit hiesigem Hof auf eine vergnügliche Art
einverstehen. Der Prinz Golyzin fugte seinem weitläufigen Bericht noch
weiters hinzn, dass man englischer Seits auch die gnädig bekannte de'ela-
ration secretissime2) vermuthlich in der Absicht behalten hätte, weilen
hiesiger Hof mit dem englischen gleichwohlen noch eine neue Negociation
anbinden dörfte, und da mit des Golyzin Courier auch an den Chevalier
Williams ein grosses Paquet eingeloffen und der König und das Ministeri-
um mit dessen Betragen gar nicht zufrieden, so ist der russische Minister
der Meinung, dass sich in diesem Paquet des Chevalier Williams Rappell
so ehender befinden dörfte, als ihm, Prinz Golyzin, der Mylord Holdernesse
ohnedas gesagt hätte, dass man den Williams von hier abrufen würde3).
»Da man aber russischer Seits eines Theils mit uns und Frankreich
so weit gekommen, andereu Theils aber nach Inhalt meines . . . Bericht-
schreibens vom 20. hujus4) in der für mich schon fertig liegenden nota
die von Engeland offerirte Vermitteluug mit Preussen platter Dingen ab-
schlaget, so ist mit einer Wahrscheinlichkeit nicht zu vermuthen, dass
dieses englische neue Anerbieten zu einer neuen Negociation und die
Truppenconvention hier mehr einigen ingressum finden werde; eumalen
die russische Kaiserin gnädigst bekanntermaassen wider den König in
Engeland wegen [des] mit Preussen geschlossenen Tractat so Btark auf-
gebracht worden ist*).«
Bechtejew sei glücklich im Haag angelangt6).
»Weiters hat mir der Woronzow in grösstem Vertrauen eröffnet7),
dass der Grosskanzler aus Veranlassung der von dem russischen ministro
1) Vgl. S. 227. 2) Vgl. S. 394. 3) Vgl. S. 475.
4) Vgl. Nr. 17C. 5) Vgl. S. 266. 6) Vgl. S. 396.
7) Vgl. hierzu die Berichte von Williams d. d. 19. und 20. October 1756 bei
v. Räumer, Beiträge II, 406.
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1756 Juli 27.
495
zu Dresden über die preusaische Bewegungen letztbin anbero beförderten 1756
.staffetta in dem Conseil zu Zarkoje-Selo proponiret und angerathen hätte,
dass in Ansehung deren gegenwärtigen Weltumständen gut sein Wörde,
wann die hiesige Monarchin 20 000 Mann nach Sachsen hinausschicken
und mir hierüber eine Note zu dem Ende zustellen lassen wollte, damit
I. K. K. M. solchen Vorschlag in Dresden unterstützen und gelten zu
machen . . . geruhen mögten. Der Senator Graf Peter Schuwalow,
welchen der Grosskanzler durch die Unterhaltung einer Liebsintrigue mit
des Generalen Apraxin Tochter wenigstens auf einige Zeit gewonnen, hätte
hierauf geantwortet, dass 20000 Mann zu wenig und seines Darfürhaltens
besser seie, wann die hiesige Monarchin 35000 Mann nach Sachsen hin-
ausmarschiren lassen würde. Gleichwie nun des Grosskanzlers Grafen
Bestushew Absicht bei diesem Vorschlag etwa dabin gehen dürfte, den
sächsischen Hof in das grosse Vorhaben mit einzuziehen, oder was sonsten
für eine Ministerialursach hierunter verborgen sein kann, so habe dem
Grafen Woronzow nicht nur meinen über das grosse Unternehmen ihm und
dem Grosskanzler gethanen Vortrag und, was in Ansehung des secreti
und der von der russischen Kaiserin gegebenen eigenhändigen Versiche-
rung damit verknüpfet ist1), neuerdingen wiederholet, sondern demselben
alle aus einem so unzeitigen Hinausmarschiren entstehende Inconvenienzien
vorstellen zu sollen für nöthig erachtet, und da man dem sächsischen Le-
gationssecretär2) durch des Gross staffetta von seinem Hof geschrieben hat,
sich bei gegenwärtigen Umständen still halten zu wollen, so ist viele Ver-
muthung obbanden, dass der Grosskanzler meisten Theils wegen seiner
Nebenabsichten durch den v. Funcke den M. Gross zu Abfertigung dieser
staffetta veranlasset haben dörfte.
»Nun hat zwar die russische Kaiserin dieses nicht zu glauben ge-
äusseret, dass Sachsen ohne vorläufigen Goncert die russische Truppen ein-
nehmen, noch viel weniger aber der hiesige Hof für sich allein zu einem
so voreiligen und gefährlichen Unternehmen schreiten wurde; deme ohn-
geachtet habe dem Grafen Woronzow schon zum Voraus nicht misskennen
lassen zu sollen für diensam ermessen, dass, gleichwie ein solcher passus
wider die zwischen beeden Höfen genommene Abrede liefe, ich in jenem
Fall, wann mir nämlich eine solche nota zukäme, der russischen Kaiserin
diesertwegen hiemit nachdrücklichste Vorstellungen zu thun necessitiret
sein würde. Ob also der Grosskanzler die Sach noch so weit durchtreibet,
dass er mir zur Ausführung seines Endzwecks eine nota zustellen darf,
wird sich in kurzem zeigen müssen.« . . .
Douglas hat »seine Creditifs sowohl dem Gross- als Vicekanzler ver-
gangenen Samstag uberreichet3), und ist insonderheit von dem ersteren, (wie
er mir noch selbigen Abend erzählet,) ungemein freund- und höflich auf-
1) Vgl. Nr. 73. 2) Prasse. 3) Vgl. S. 469.
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496 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1750 genommen worden. Der Grosskanzler hätte ihm zu erkennen gegeben,
uli 27 .
dass, nachdem der k. k. Hof mit dem französchen in eine so enge Ein-
verständnis getretten und die russische Kaiserin dem Defensivtractat ac-
cediren zu wollen entschlossen wäre, er, Grosskanzler, nach seiner für das
gemeinsame Besten hegenden wahren Gesinnung auch die zu diesem neuen
systema fuhrende prineipia bei allen Gelegenheiten ergreifen würde, und
was dergleichen Versicherungen mehr waren, wodurch derselbe den Chevalier
Douglas von seiner aufrichtigen Gedenkensart für Frankreich zu über-
zeugen gesuchet hat. Nach diesem hätte nun berührter russischer Mi-
nister dem französchen Sachwalter weiters eröffnet, dass künftigen Montag,
als gestern, der Chevalier Williams in einer förmlichen Conferenz zn
Wiedergewinnung des hiesigen Hofs neue propositiones machen würde, in
dem bestehend, dass Engeland ihnen allhier nicht nur das Wartgeld von
100 000 // £ auf zwei Jahre nebst 300 000 €t =ß für die gehabte Unkosten bo-
gleich auf einmal auszahlen lassen wolle und er, Williams, noch über das
eine Million €i ü anwenden könnte und sollte, wann er nur Russland in die
englische und preußische Absichten zu führen vermögen und dasselbe
seine Truppen zum Dienst Engeland[s] fertig halten würde. Da aber die
russische Monarchin zufolg der mit I. K. K. M. genommenen Abrede hier-
zu keineswegs geneigt wäre, auch Engeland und Preussen zu sacrificiren
gedächte, so glaubete er, Grosskanzler Bestnshew, an der Zeit zu sein,
daäs Frankreich in Ansehung des Königs in Preussen ein gleiches zn
thun nicht länger verweilen sollte1).
»Ingleichen hat der Grosskanzler obgedachtem Chevalier erzählet,
dass der König und das Ministerium des Chevalier Williams Betragen
allenthalben missbilligte und er sein Rappell erhalten hätte, man auch
nach der mit dem englischen Botschafter gepflogenen Unterredung mit mir
eine Conferenz haben würde, nicht minder dass der König in Preussen
den chursächsischen Hof letzthin sehr bedrohet und mit seiner Neutralität
sich nicht begnügen wolle, auch von diesem Hof eine categorische De-
claration, auf welche Seiten er sich zu wenden gedenke, begehret habe2).
»Wie zumalen nun dem Douglas des Grosskanzlers Gedenkensart re-
spectu Frankreich8) nicht verborgen, so wäre er nicht wenig verwunderet,
dass dieser russische Minister gleich bei dem ersten Antritt wegen Enge-
land sich gegen ihn so verträulich zu äusseren kein Bedenken getragen.
Gleichwie nun der Douglas . . . erwähntermaassen mir alles dieses zu
meiner nicht geringen Befremdung erzählet, so hat er ein gleiches auch
bei dem Grafen Woronzow befolget. Da nun vorgestern abermalen mit
dem Vicekanzlern zu sprechen Gelegenheit gehabt, so hat mir derselbe all-
vorausstehendes von Wort zu Wort wiederholet und unter einsten mir seine
Befremdung über des Grosskanzlers, dem obgedachten Chevalier bei der
1) Vgl. S. 458. 2) Eine irrige Behauptung. 3) Vgl. S. 482.
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1756 Juli 27 — Juli 31
497
ersten Ansicht schon bezeugte Vertraulichkeit mit dem Beisatz so zu er-
kennen gegeben, daas die russische Kaiserin mit dieser Äusserung gewiss- U 1
lieh nicht zufrieden sein dörfte. Der Vicekanzler setzte demo auch bei,
dass er den Grosskanzler wegen der obenerwähnten Note sondiret und ihm
gleichsam aus sich selbsten vorgestellet hätte, dass ich damit nicht zufrieden
sein würde, worauf der Grosskanzler geantwortet, dass, weilen der König
in Prenssen nach der von dem M. Gross eingelangten staffetta neuerdings
so stark Sachsen bedrohet hätte nnd sich mit einer Neutralität nicht be-
gnügen wollte, diese lediglich dahin gerichtet wäre. Solchem nach muss
ich meine weitere . . . Beurtheilung schon so lange verschieben, bis mir
solche nota allenfalls zngestellet worden ist«
Woronzow rathe, »unserer Seits den Grosskanzler bei gegenwärtigen
Umständen je zuweilen durch ein . . . ostensibles Rescript1) so mehr zu
gewinnen, als vielleicht nach des Chevalier Williams Abreise derselbe für
das neuere systema mehrere Neigung, als bisher nicht geschehen ist, zeigen
dörfte.«
Esterhasy bitte also um Verhaltungsmaassregeln, »um den russischen
Hof bei seiner ersteren vergnüglichen Erklärung zu erhalten, anderen Theils
aber auch den bedürftigen Grosskanzler durch einige Verehrung in Rück-
sicht des neuen systematis und derer damit verknüpften Absichten auf
bessere Wege zu leiten. « *) . . .
180. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 31. Juli 1756. Juli 31
Bestätigt den Empfang des Berichts Esterhasys vom 6. Juli 1756 2).
... »Die darinnen enthaltene Nachrichten, dass sowohl der Gross-
kanzler als Williams der Grossfürstin beigebracht haben sollten, als ob
unser mit Frankreich geschlossener Defensivtractat dahin abziele, dem
Grossfürsten die künftige Thronfolge zu erschweren, ist von der grössten
Wichtigkeit und verdienet völlig in das klare gesetzet zu werden, damit
dergleichen boshafte Insinuationen nicht Wurzel fassen, auch die gute
Aspeeten in Russland verderben; worauf also Ew. Exc. die grösste Auf-
merksamkeit tragen und alles mit dem Vicekanzler auf das reiflichste
überlegen, jedoch vorher das factum recht constatiren wollen.« . . .
1) Vgl. Nr. 189 b. 2) Vgl. Nr. 152.
Acten rai Vorgeschichte des 7 j Ihrigen Kriege». 32
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498 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
175«3 181. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 3. August 1756.
Nack der Urschrift.
Günstige Ausrichten für Österreich trotz grosser englischer Anerbietungen
und Bestushew8 Gegnerschaft.
Habe die Erlasse vom 10. und 17. Juli1) erhalten.
> Gleichwie nun die prcnssische ausserordentliche Bewegungen und
Kriegsvorkehrungen sowohl, als weil von der französchen Handelung einige
Wochen nichts zu hören wäre, hier eine besondere Aufmerksamkeit er-
wecket haben, so ist oberwähnte . . . Expedition eben in rechter Zeit hier
eingetroffen ; wie ich dann schon den 3 1 . Juli dem hiesigen ministerio da-
von den erforderlichen Gebrauch zu machen mich beeiferet und nicht un-
deutlich wahrgenommen habe, dass das hiesige Ministerium darüber eine
vollkommene Zufriedenheit bezeuge. Man hat sogleich der russischen
Kaiserin meinen gethanen Vortrag nach Zarskoe-8elo hinausgeschickt.«
Hofft auch in der Accessionssache wie den englischen und schwedischen
Angelegenheiten baldigst einen Courier absenden zu können, zumal »meine
gethane Vorstellungen wegen des voreiligen Hinausmarsch von 35000 Mann
nach Sachsen2) soviel gewflrket, dass der Grosskanzler die mir Uber diese
Sach zugeschickte Note in der den 30. passato mit ihm und dem Grafen
Woronzow gehabten Conferenz zurückgenommen und die an Gross schon
fertig gewestc Expedition nach Dresden auch nicht abgehen werde. Und
gleichwie I. K. K. M. den sächsischen Hof von denen . . . geschehenden
Kriegsvorkehrungen einsweilen nur vorläufig unterrichten lassen zu sollen
für gut befunden, so gedenket man3) auch hierorts, ... im Namen der
hiesigen Monarchin den chursächsisohen Hof zu versicheren, dass, wann
der König in Preussen dessen Lande feindlich anfallen sollte, derselbe auf
die hiesige allianzmässige Hülfe so mehr Staat machen könnte, als man
russischer Seits in der Absicht, wann Preussen einen hiesigen Alliirten
feindlich angreife, von geraumer Zeit her eine sehr zahlreiche Armee in
Livland und Curland in marschfertigen Stand hielte. . . .
Ȇbrigens hat mir der Grosskanzler in der den 30. Juli mit ihm und
dem Grafen Woronzow gehabten Conferenz auch die von dem Prinzen
Golyzin . . . erstattete sehr wichtige Berichte vom 11. und 14. Juni mit
einer darauf gerichten nota zugestellet, wie zumalen nun aus meinem
. . . Bericht vom 27. Juli2) schon ersichtlich, dass Engeland auf eine
neue Convention antrage und sich zu allem, was dem hiesigen Hof an-
genehm sein kann, auf eine recht niederträchtige Art anbiete, sowie der
Chevalier Williams in der darzu gehörigen nota4) erwähnet, dass, obschon
der englische Betrag in Rücksicht des Königs in Preussen der russischen
Kaiserin empfindlich fallete, die nunmehrige englische Reu und Bereit-
1) Vgl. Nr. 159. 174. 2) Vgl 8. 495. 3) Vgl. Nr. 192 b.
4) Vgl. Nr. 193 a.
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1756 August 3.
499
Willigkeit, sieb dem hiesigen Hof in allem fügen zn wollen, nicht billig 1756
verworfen werden könnte, woferne der französische Hof seiner Seits durch
eine völlige Abandonnirung des Königs in Preussen dasjenige nicht ersetzen
sollte, was man an Engeland verlieret. Derne noch weiters beigefüget ist,
dass der Land- and Seemacht aufs neue die geheime Ordre ertheilet
worden, sich in solchem marschfertigen Stand zu halten, dass allenfalls
noch in diesem Jahr etwas wichtiges unternommen werden könnte. Ob-
wohlen nun . . . Engeland auf eine neue Convention antraget und die
Negociation nach London zu ziehen suebet, so hatte dannoch Williams
vergangenen 8amstag denen Gross- und Vicekanzlern durch ein Billet zu
erkennen gegeben, dass sowohl das conventionsmässigo Wartgeld für das
erste Jahr als die in dergleichen Gelegenheiten gewöhnliche Präsenten bei
dem Baron v. Wolff parat liegeten, über welchen wunderlichen Antrag
insonderheit der Graf Woronzow so mehr befremdet ist, als Engeland
Selbsten die vorige Convention für null und nichtig ansiehet und von einer
neuen den Chevalier Williams gänzlich ausgeschlossen wissen will'). Da
ansonsten der russische Hof nach Inhalt meines . . . Berichts vom
20. Juli2) eines Theils die von Engeland offerirte Vermittelung mit
Preussen auf eine höfliche Art von sich zu lehnen suchet, anderer Seits
aber auch wegen Schweden dem englischen Ansinnen sich nicht zu
fügen gedenket, so hat mir der Grosskanzler gleichfalls den Extract eines
in hac conformitate über diese zwei Materien an Prinzen Golyzin letzt-
hin erlassenen Rescripts samt einer Note in mehrberührter Conferenz zu-
gestellet. . . .
»Aus meinem heutigen . . . Bericht nun werden Ew. Exc. ... zu ent-
nehmen geruhen, dass ohngeachtet [Bestushews] Abneigung für das neue
systema unsere allerhöchsten Geschäfte hier gleichwohlen auf einem guten
Fuss stehen3), sowie die mir behändigte Noten und dann die an den
Prinzen Golyzin und M. Gross erlassene allhiesige Befehle hiervon eine
überzeugende Probe seind; und da der Grosskauzier gegen Frankreich nicht
wohl aufzukommen vermag, so wird sich auch bei wenigem seine über-
mässige Abneigung für diese Krön zum Ziel legen. Zu wünschen ist nur,
dass die geheime Negociation mit Frankreich sowohl als die davon abhängende
Ein verstand nuss in Rucksicht des auszuführenden grossen Vorhabens mit
Russland [um so] ehender zu Stand kommen möge, als die russische Kaiserin
sich in Zarskoe-Selo nicht allerdings wohlauf befinden soll, wie dann Höchst-
dieselbe eine ganz kleine Suite bei sich haben und sich so retire'e halten, dass
die Kämmerer, welche du jour seind, Höchstdieselbe nicht zu sehen be-
kommen, welches sonst nicht leicht zu geschehen pfleget; dass also mein . . .
P. S. 6 von 13. novembris vorigen Jahrs4) allerdings Aufmerksamkeit ver-
dienet und mir einige Unruhe verursachet; wo inzwischen von einer
1) Vgl. S. 493 f. 2) Nr. 176. 3) Vgl. Nr. 179. 4) Vgl. Nr. 22d.
32*
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500 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Gefahr zwar nicht das geringste zu hören und nur allein zu befürchten
lDg' 3 ist, dass der hiesigen Monarchin Leben von keiner langen Dauer sein
dörfte.«
Aug. 7 182. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 7. August 1756.
Nach dem Reinconcept.
Vertröstet Rusaland auf baldige Auttcort.
Sie fürchte, dass König Friedrich allerlei von ihren geheimen Plänen
erfahren habe und sich zu einem Angriff auf ihre Erblande entschliesaen
könnte. »In welchem Fall Wir keineswegs zweifeln wollen, dass der russi-
schen Kaiserin M. Uns nicht hülflos lassen, sondern ohnverzflglich solche
Anstalten vorkehren werden, welche . . . verhinderten, dass Preussen
nicht seine ganze Macht allein gegen Unsere Erblande gebrauchen . . .
könne1) . . .
»Nur schmerzet Uns nicht wenig, dass Wir noch keine finale Ant-
wort aus Paris erhalten und der russischen Kaiserin M. bis hiehin nichts
zuverlässiges mittheilen noch auch Dich mit den an verlangten2) Ver-
haltungsbefehlen und Anweisungen versehen können; als welches leicht-
begreiflichermaassen nicht ehender thunlich ist, als bis Wir sicher wissen,
inwieweit auf den französchen Hof Staat zu machen, und wie alles einzu-
richten seie3). Hiebei setzen Wir Uns an der russischen Kaiserin Stelle
und erkennen gar wohl, was I. M. bei der Versagung der englischen Snb-
sidien für ein grossmüthiges Opfer gemacht und für ungemein grosse Un-
kosten zu den Kriegsveranstaltungen zu bestreiten haben.
> Alles dieses, wie auch die Nachricht, was Engeland und der König
in Preussen für vortheilhafte Anerbieten in Petersburg machen lassen*),
ist bereits dem französchen Hof durch den Grafen von Starhemberg auf
das lebhafteste vorgestellet worden6). Und Du kannst auf Unser königliches
Wort heilig versicheren, dass der russischen Kaiserin M. Interesse Uns,
wo nicht mehr, jedoch nicht weniger als Unser eigenes auf dem Herzen
liege, und dass Wir alle Tage in der Erwartung stehen, aus Paris solche
Nachrichten zu erhalten, welche Uns in den Stand setzoten, einen Courier
an Dich abzufertigen. Wann jedoch die Grösse und die Wichtigkeit
Unserer Negociation in Erwägung gezogen wird, so kann es keineswegs
befremdlich fallen, dass sich der Schluss etwas länger, als man anfanglich
vermuthet, verziehe6), und dass in allen Sachen der Anfang schwer zu
fallen pflege. Gleichwohlen gedenken Wir, morgen einen abermaligen
Courier an Grafen von Starhemberg abzusenden und diesem aufzutragen,
dass er bei dem französchen Hof auf eino baldige und zuverlässige Ant-
wort dringe.« . . .
1) Vgl. Nr. 174. 2) Vgl. Nr. 167. 3) Vgl. Nr. 178.
4) Vgl. Nr. 181. 5) Vgl. Nr. 177. 178. 6) Vgl. S. 428. 491.
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1756 August 3 — August 7.
501
182a. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 7. August 1756.
1756
Aug. 7
Ermahnt Ruttland tum geduldigen Warten auf die französische EnUchliessung.
Habe den Bericht vom 13. Juli erhalten1).
»Des jungen Poniatowski vermessene Äusserungen und des Gross-
kanzlers Vorliebe vor Engeland wurden Uns in nicht geringe Beisorge ver-
setzen, wann nicht der russischen Kaiserin M. Selbsten sich auf eine so
vergnügliche und grossmüthige Art gegen Dich geäusseret hätten, und
Wir zweifeien keineswegs, dass I. M. don einen wie den andern inner den
behörigen Schranken erhalten werden2).«
Jetzt zeige sich erst so recht, was für ein gefährlicher Feind der
preussische König sei.
Es sei zu besorgen, dass Williams mancherlei erfahren habe. Ȇber
das rühme sich Williams ... in seinem letzten Schreiben an Reith, dass
er noch eine starke Partie vor sich habe, und dass die Sachen vor Enge-
land bei dem rossisch-k. Hof bei weitem nicht so übel stünden, als die
französch Gesinnete glauben machen wollten3). Ja man will Uns voraus
prophezeien, dass der Grosskanzler sich zwar dermalen in die Zeit schicke
und mit Fleiss von Hof entferne, aber schon Mittel finden würde, alles
wieder nach seinem Kopf einzuleiten; wie ihm dann noch niemalen miss-
glücket hätte, froh oder spat seinen Endzweck zu erreichen.
»Bei solchen Umständen ist Unser ganzes Vertrauen auf der rassischen
Kaiserin M. geheiligtes Wort nnd standhafte Gesinnung gebauet, und kommt
es nur darauf an, noch etwas in Geduld zn stehen und abzuwarten, wie-
weit Wir es in Frankreich bringen können. Dieses muss sich in sechs
Wochen zeigen, und gelangen Wir zu Unserem Endzweck, so wird es den
russisch-k. Hof nicht gereuen, die englische Anerbieten ausgeschlagen zu
haben. Sind aber Unsere Bemühungen gegen besseres Vermuthen vergeb-
lich, so ist noch Zeit, andere Mesures zu ergreifen.
»Du hast diese Betrachtung der nissischen Kaiserin M. geziemend zu
hinterbringen und zugleich zu eröffnen, dass ihr Botschafter, Graf Keyser-
ling, nicht nur gegen die ausdrückliche Befehle, sondern gegen das In-
teresse seines eigenen Hofs zu handien keine Scheu trage4).« . . .
1) Vgl. Nr. 167. 2) Vgl. S. 474.
3) Vgl. Waddington, Renversement 511 f.; v. Raumer, Beiträge II, 39S.
4) Vgl. S. 471. Anm. 4. 493.
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502 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
Au75610 183' Esterhasy an Kaunite- Petersburg, 10. August 1756.
Nach der Unchrift
Englische Bemühungen um Russland.
. . . Meldet, »dass zufolg des Golyzin Einberichtungen vom 11.
und 14. Juni1) man auch von Seiten des englischen ministerii in Ansehung
unseres . . . Hofs Gegenordre in sehr anzüglichen Klagen und unan-
ständigen Vorwürfen ausgebrochen seie und ihm, Golyzin, unter anderem
zu erkennen gegeben habe, dass man englischer Seits, jedoch nur in jenem
Falle, wann Russland eine neue Convention mit Engeland errichten [wolle],
auch mit Bayern und Sachsen, welche beide Höfe nach des englischen
ministerii Äusserung bei dem alten systema bleiben zu wollen versicheren
sollen, die vorige Subaidientractaten zu erneueren entschlossen wäre. Da nun
ausser allem Zweifel ist, dass fürnämlich der König in Preusaen alle diese
Äusserungen und die schon Öfters erwähnte Mediation zum Nachtheil der
Krön Frankreich und des damit verknüpften neuen systematis durch den
englischen Hof dem Prinzen Golyzin in den Mund legen lassen« 2), so stelle
er anheim, »noch vor Einlaufung meines Expressen3) von des Golyzin so
gestalteten Nachrichten bei dem französchen Hof durch den Herrn Grafen
von Starhemberg einen gedeihlichen Gebrauch machen zu lassen.«
Poniatowski habe seine Reise nach Polen angetreten4); trotz der Un-
zufriedenheit mit ihm habe ihm die Zarin auf Bitten der Schuwalows,
die ihrer Seits aus Furcht vor dem Grossfürsten sich dafür interessirten,
eine kostbare Tabatiere geschenkt und ein Empfehlungsschreiben an den
König von Polen mitgegeben. Das dürfte aber ohne besondere Wirkung
sein, da Poniatowski bei dem König von Polen sehr Übel angeschrieben
sein solle. . . .
Aug. Ii 184. Maria Theresia an Starhemberg. 8chlos8 Hof, 11. August 1756.
Nach dem Beinconcopt Vgl Lehmann 122 t; Nauda, Beitrage I, 27; IL, 187 Anm. 1; Beer,
M. L ö. G. XVII, 131; Heigel I, 11
Unwillen über Valorys Vorgehen in Berlin. Österreichs Antwort auf die preussische
Anfrage nach dem Zweck der Österreichischen Rüstungen. Notwendigkeit schleuniger
Beendigung der österreichisch- französischen Verhandlungen im Hinblick auf die
Unsicherheit der Stimmung in Petersburg.
. . . »Ob Wir nun zwar Uns von Selbsten bescheiden, dass ans denen
an Valory ergangenen Anweisungen5) um so weniger zuverlässige Schlüsse
zu ziehen seien, da dieser Ministre nicht mit in das Geheimnuss eingezogen
worden und derselbe allerdings auf eine Art, so ihm nicht zuviel ein-
1) Vgl. S. 498. 2) Vgl. P. C. XII, 337. 385.
3) Hit der Nachricht von dem durch die Krankheit verschuldeten Aufschub
des Beitritts Russlands zu dem Vereailler Vertrag. 4) Vgl. S. 481.
5) Vgl. S. 480 Anm. 3.
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1756 August 10 — August 11.
503
sehen lasst, anzuweisen, auch der Ausschlag des grossen Geschäfts noch 1756
nicht sicher vorzusehen, mithin dem französchen ministerio nicht zu ver-
denken ist, wann es annoch mit Vorsichtigkeit zu Werk gehet und sich
mehrere Wege offen erhaltet, seinen Maassnehmungen auf eine oder die
andere Art eine vergnügliche Gestalt zu geben, so erforderen doch die der-
malige so ungewisse, als verwickelte Weltläuften, auf alle Umstände ein
obachtsames Auge zu tragen und der anderseitigen wahren Gesinnung so-
viel möglich auf den Grund zu sehen, damit Wir Unsere weitere Schritte
und EntSchliessungen noch in Zeiten hiernach ausmessen können.
»Wir wollen Dir also einige Anmerkungen . . . nicht verhalten, so
Wir nicht nur aus . . . des Grafen Puebla, sondern auch aus anderen Uns
zugekommenen glaubhaften Nachrichten gezogen haben.
»Und zwar finden Wir die französche, dem König in Preussen wegen
seinen Eriegsan stalten durch den Valory gemachte Declaration weder so
nachdrucksam noch so standhaft, als solche Dir von dem Rouille* vorstellig
gemacht worden1}. Dann sie begründet sich nur auf die vermög Defensiv-
tractats Uns zu leistende Hülfe, und von einem mehrern Beistand ist bei
dieser Gelegenheit keine Erwähnung geschehen, wie dann zufolg anderer
zuverlässiger Nachrichten nicht einstens das Wort »efficacesc, so in dem
vom Grafen Puebla eingeschickten Pröcis enthalten ist, gebraucht worden
Bein solle2).
»Nachdem auch der Gegenstand der erwähnten französchen Declaration
hauptsächlich Uns und die Uns obschwebende Kriegsgefahr, wie auch die
Erfüllung des neuerlich geschlossenen Defensivtractats betroffen hat, so
wäre es allerdings der 8achen Eigenschaft und dem guten Vernehmen ge-
mäss gewesen, hierunter nicht einseitig und ohne gemeinschaftliche Ein-
verständnis zu Werk zu gehen, sondern allenfalls, und wann die Zeit zu
Einholung Unaorer Begnehmung zu kurz gefallen wäre, Dich von dem Vor-
haben noch vor dessen Vollstreckung zu benachrichtigen und Deine Meinung
hierüber zu vernehmen3).
»8odann ist die besagte Declaration auf eine solche Art eingerichtet
und verfasset worden, welche nicht nur eine gänzliche Entfernung von
allem, was einen Landkrieg veranlassen könnte, sondern eine grosse Bei-
sorge desfalls zu erkennen giebet, folglichen just dasjenige beforderen
dörfte, was französcher 8eits hauptsächlich vermieden werden wollen.
»Wird auch der ganze Zusammenhang dieser Declaration näher er-
wogen, so enthaltet sie eine nicht undeutliche Äusserung, dass sich die
hannoverische Lande keines französchen Überfalls zu besorgen haben
sollten.
»Aus welchen Umständen die ziemlich wahrscheinliche Vermuthung
1) Vgl. P. C. XIII, 113 und oben S. 480.
2) Diese Vermuthung ist in der That richtig. 3) Vgl. S. 492.
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504 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 erwachset, dass dem französchen Hof oder wenigstens dem Routle* nicht
11 sowohl der Schluss und die Ausführung des geheimen Geschäfts, als die
Absicht auf dem Herzen liege, den Krieg einzig und allein und mit aller
Macht gegen Engeland fortzuführen, die ernannte Krone immer mehrers in
Verlegenheit und Beisorge zu setzen und ihr andurch einen baldigen nach
den französchen Absichten ausgemessenen Frieden abzudrucken.«
Preussen beschuldige Österreich einer Offeusivallianz mit Russland.
»Ob zwar die russische Kaiserin alle Willfährigkeit, in Unsere Absichten
einzugehen, bezeuget hat1), so kann doch nicht mit Wahrheit behauptet
werden, dass Wir allschon eine Offensivallianz mit Russland geschlossen
hätten.
»Es scheinet . . . der Vortrag, welchen Uns der preussische Minister
von Klinggräfien in einer erhaltenen Audienz den 25. 2) vorigen Monats
gemacht hat, . . . hauptsächlich dahin abgezielet zu haben, dass Wir Uns
in eine Explication einlassen und die Gegenfrage, wohin dann die ander-
sartige zuerst angefangene Kriegsveranstaltungen3) gerichtet seien, stellen
möchten. In welchem Fall der ernannte König keinen Anstand genommen
haben dörfte, die förmliche Erklärung von sich zu steilen, dass er nichts
feindliches gegen Uns unternehmen, auch seine Kriegsveranstaltungen wieder
abändern wolle, wann Unserer Seits ein gleiches geschehe.4)
»Allein hiebei hätten Wir keineswegs Unsere Rechnung gefunden,
wanngleioh äuf Unsere geheime Unterhandlung mit Frankreich nicht zu-
rückgesehen oder solche zum Voraus für unthunüch und vergeblich ge-
halten würde. Dann der grosse Unterscheid und Vortheil auf königl.
preussischer Seiten bestünde allezeit darinnen, dass dieser König sich in
solche Verfassung gesetzet hat, eine ansehnliche Armee mit allen Kriegs-
erfordernussen, wann er es für gut befindet, in sehr kurzer Zeit marschiren
zu lassen; da hingegen die Zusammenziehung Unserer in Hungarn und
andere entlegene Erblande verlegter Truppen, wie auch die übrige Veran-
staltungen eine ziemliche Zeit erforderten und über das Unsere Grenzen von
Festungen entblösset seind.
»Nachdem Wir nun zufolg der vorbinnigen dreimaligen Erfahrung wegen
des ernannten Königs gefährlicher Absichten niemalen zuviel auf Unserer
Hut stehen können, und er durch den gemachten Anfang der Kriegszu-
rflstungen die ganz natürliche Veranlassung und den billigen Vorwand6)
Uns in Händen gegeben hat, ein gleiches zu beobachten und Uns bei den
dermaligen critischen Weltläuften in behörige Verfassung zu setzen, so
1) Vgl. Nr. 73 c. 129 a.
2) In Wahrheit richtete Klinggräflen die erste Anfrage an die Kaiserin am
26. Juli 1756, vgl. P. C. XIII, 163. 3) Vgl. 8. 488.
4) Vgl. auch Waddington, Renversement 501 Anm. 1 sowie den Bericht von
Kaunitz an den Prinzen Carl von Lothringen [Wien, 24. August 1756] bei Leh-
mann 126 f. 5) Vgl. S. 489.
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1756 August 11.
505
kann Uns von Niemanden, am allerwenigsten aber von dem französchen A*76<*
Hof verarget werden, dass Wir in den eingeschlagenen Maassnehmungen
fortfahren nnd Uns durch die preussisobe Ad fragen keineswegs irre machen
lassen, anmalen Unsere dem KlinggTäffeu ertheilte Antwort1) so eingerichtet
gewesen, dass Wir Uns mit Anständigkeit nnd ohne in niederträchtige Ex-
pirationen zu verfallen, nicht wohl näher hätten äussern können.« . . .
Für den Fall eines preussischen Angriffs erwarte man von Frankreich
mit Bestimmtheit die Erfüllung des Defensivtractates.
»Indessen sehen Wir der Nachricht mit Verlangen entgegen, ob Rouille'
des Valory dem König in Prenssen gemachte Declaration nnd die hier-
auf erfolgte Antwort Dir vollständig und in ihrer wahren Gestalt mittheilen,
auch wie sich das französche Ministerium Ober Unsere bisherige Maass-
nehmungen äusseren werde, als welches den rechten Probierstein seiner
eigentlichen Gesinnung abgeben dörfte.
»Dann dass dem ernannten Hof mit einem noch in diesem Jahr aus-
brechenden Landkrieg keineswegs gedienet seie, ist aus seinen innerlichen
Verfass- und Veranstaltungen, da seine meiste Truppen gegen die ßeeküsten
gezogen worden, ohnschwer zu ermessen; und dörfte aus diesen Betrach-
tungen die Verzögernng des geheimen Geschäfts bis zu Verstreichung der
zu den Kriegsoperationen bequemen Jahreszeit und die dem König in
Prenssen von dem Valory geschehene Declaration geflissentlich erfolget sein.
»Allein so gross der Staatsfehler von Engeland gewesen ist, dass diese
Krone anf einmal von dem Beispiel und den Grundsätzen seiner Vorfahren
abweichen, nach einer ganz neuen Art zu Werk gehen und sich des con-
tinentis völlig entschlagen wollen2), andnrch aber dem französchen Hof die
Augen eröffnet und diesen veranlasset hat, sein Hauptaugenmerk auf das
Seewesen zu richten und durch Verlegung seiner Landmacht längs denen
Küsten Engeland in beständiger Beisorge einer descente zu erhalten und
solchergestalt einen grossen Theil seiner Flotte gleichsam unnutz zu machen,
ebenso sehr würde Frankreich seinem eigenen Interesse znwiderhandlen,
wann dieser Hof die eingeschlagenen vorteilhaften Maassnehmungen allzu
weit treiben, solche auch künftighin allein auf das Seewesen erstrecken
und das diensame auf der Landseite vernachlässigen sollte; zumalen Enge-
land, wie dem französchen Hof keineswegs verborgen ist, seinen begangenen
Fehler gar wohl erkennet, solchen mit allem Eifer zu verbesseren suchet
und dermalen kein Geld noch Mühe sparen wird, Russland wieder auf
seine Seite zu ziehen und seine Partie in Teutschland dergestalt zu ver-
stärken3), dass Frankreich, wann es auch nachhero gern wollte, ausser
Stand gesetzet wäre, der Krön Engeland und ihrer Allürten Übergewicht
zu Lande wieder zu unterbrechen.
»Insbesondere hätte die wichtige, nicht nur von Uns mitgetheilte,
1) Vgl. P. C. XHI, 163. 2) Vgl. S. 189 f. 211. 3) Vgl. 8.. 491. 500. 502.
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506 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 sondern auch von anderen Orten her bestätigte Nachricht, dass der König
in Preusson sich ganz willfährig erkläret habe, den russischen Truppen,
wann sie nach Hannover abgeschicket würden, einen freien Durchmarsch
durch seine Lande zu verstatten und ihnen allen Vorschub zu geben,
mehrern Eindruck bei dem französchen ministerio verursachen sollen1),
maasson dasselbe keinen Augenblick zweifeln kann und wird, dass Russ-
land nur in der Hoffnung, bei Frankreich oder Uns seine reichliche Ent-
schädigung zu rinden, die englische Subsidien bis hie hin ausgeschlagen
habe, aber in die Länge keineswegs ohne Subsidien verbleiben noch ohne
anderweite Geldaushülfe die kostbaren Kriegsveranstaltungen fortsetzen und
seine ohnedem schwachen Finanzen ersohöpfen werde.
»Nun will zwar unter der Hand verlauten, dass man von Paris eine
sehr kostbare Tabatiere und vielleicht mehrere dergleichen Galanterieen
dem Douglas zur nützlichen Verwendung zugesendet habe. Man würde sich
aber gar sehr irren, wann gehoffet werden wollte, dass hiermit der Haupt-
endzweck erreichet2} und der russische Hof von der engeren Verbindung
mit Engeland zurückgehalten werden könne. Sollte aber diese annoch er-
folgen, so wäre nicht nur das geheime Geschäft auf einmal vereitelet und
auf dasselbe bei den dermaligen Umständen nicht weiters zu gedenken,
sondern Engeland hätte, ohne dass Wir oder Frankreich es verhinderen
könnten, die Mittel in Händen, soviel russische und andere Truppen, als
es vor gut befindet, nach Hannover und Engeland kommen zu lassen, seine
Landmacht in Amerika namhaft zu verstärken und selbsten die französche
Küsten und Lande stark zu beunruhigen, auch diesen Hof von allen weiteren
Unternehmungen gänzlich abzuhalten3).
»Es wird sich zwar annoch von der russischen Kaiserin und einem
Theil ihres ministerii auf eine vergnügliche und sehr freundschaftliche Art
geäusseret, wie Du aus denen . . . anliegenden Berichtschreiben des Grafen
Esterhasy4) des mehrern ersehen wirst. Gleichwohlen erhellet aus dem
Inhalt dieser Schreiben, dass dem dortigen Hof, welcher sich von Frank-
reich eine weit grössere Willfährigkeit zu Anerbiet- und Eingestehung
namhafter Subsidien versprochen haben dörfte, die Geduld zu vergehen an-
fange und [er] nunmehro sich deutlicher wegen der Subsidien geäusseret,
auch dem Grosskanzleron Grafen Bestushew seine Parteilichkeit für Enge-
land und seine übrige bedenkliche Schritte so leichter Dingen nachgesehen
werden6), welches dann lauter Vorbotten und Anzeigen seind, dass, wann
nicht bald nach einem soliden Concert in Russland gearbeitet wird, es dem
Grosskanzleron und dem englischen Hof gelingen worde, die Geldbegierde
1) Vgl. S. 475. 2) Vgl. S. 438 f. 490. 3) Vgl. S. 224. 490.
4) Vgl. Nr. 167. 176.
5) Beide angebliche Thatsachen sind von Esterhasy nicht berichtet worden.
Vgl. auch Nr. 199.
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1756 Augaßt 11. 507
allen anderen Betrachtungen vordringen zu machen und den vorerwähnten 1756
Zweck vollständig zu erreichen. Womit dann auch andere Uns zugekommene u*' 1
glaubhafte Nachrichten gänzlich übereinstimmen, und hat unter anderen
Williams den Reith, wie dieser seinen guten Freunden anvertrauet hat,
auf das nachdrücklichste versicheret, dass die englische Angelegenheiten
bei weitem nicht so übel, als die Gegenpartei glauben machen wollte, an
dem russischen Hof stünden, und dass er viele gute Hoffnung vor sich
sehe, alles wieder in das rechte Geleise einzuleiten1).
»Bei solchen bedenklichen Umständen lassen Wir zwar weder die
Hoffnung sinken noch an Uns etwas erwinden, um die russische Kaiserin
in ihrer guten Gesinnung fernerhin zu erhalten, wie Wir dann in dieser
Absicht die . . . abschriftlich beiliegende Anweisungen an Grafen Ester-
hasy den 7. huius2) erlassen haben. Wir sind aber wegen dem künftigen
nichts weniger als sicher und ruhig3), dahero Wir Uns wenigstens von
allem Vorwurf der Versaumniss bei dem französchen Hof entledigen und
die Folgen von Uns abwenden wollen, wann Russland gähling von Sprache
änderte und sich gegen Frankreich gebrauchen liesse, welches aber dieser
Krone zum grösseren Nachtheil als Uns gereichen dörfte, da Wir nicht zu
besorgen haben, dass alsdann der König in Preussen etwas feindseliges
gegen Uns unternehmen oder Russland solches mit gleichgültigen Augen
ansehen würde4).
»Du hast also die vorerwähnte wichtige und keinen Verzug leidende
Betrachtungen dem französchen Hof in deutliche und nachdrucksame Vor-
stellung zu bringen, auch hiebei einsehen zu machen, dass zwar in An-
sehung der künftigen Anstalten ein grosser Unterscheid dabei vorwalte, ob
das geheime Geschäft einen vergnüglichen Ausschlag gewinnen, oder aber
ob es bei dem geschlossenen Defensivtractat sein Verbleiben haben werde6);
dass aber in beiden Fällen eine nähere und baldige Verabredung wegen
des russischen Hofs erspriesslich, ja unumgänglich nöthig seie; dass Du
also desfalls um eine zuverlässige Auskunft anzusuchen von Uns ausdruck-
lich angewiesen seiest, um hierunter eine wahre Probe Unserer aufrichtigen
Freundschaft darzulegen.« . . .
Klinggräffen habe abermals um eine Audienz nachgesucht, die ihm
aber nur unter der Bedingung bewilligt wurde, dass er sein Anbringen
schriftlich überreiche. Klinggräffen habe darauf erklärt, erst bei seinem
Könige Weisung einholen zu wollen6).
»Sollte nun die schriftliche Anfrage erfolgen, so werden Wir Bolche
auf eine Art beantworten lassen, welche don anderseitigen feindlichen An-
fall nicht rechtfertigen könne und zugleich mit Unserer höchsten Würde
übereinkomme, wie Du dann von dem weiteren Erfolg o Unverzüglich be-
ll Vgl. Nr. 182 a. 2) Vgl. Nr. 182. 3) Vgl. S.491. 601.
4) Vgl S. 488. 6) Vgl. 8. 484. 6) Vgl. P. C. XIH, 208 f.
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508 österreichische Acten sar Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756^ nachrichtiget werden sollest. Und indessen wird in Unseren Gegenver-
fassungen nicht das mindeste abgeändert, sondern Wir lassen Unsere be-
reits in Bewegung gesetzte Truppen ihren Marsch nach Böhmen und Mahren
fortsetzen1).« . . .
Aug. 12 185. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 12. August 1756.
Nach dem Beinconcept. Vgl Lehmann 123 f.; Naud<S, Beitrage I, 84; Beer, M.LÖ. O.
XVII, 131
Wünscht den drohenden Umschwung in Russland durch schleunigen Abschlugt eines
französisch-russischen Subsidienvertrages abzuwenden.
»Die Abfertigung des gegenwärtigen Couriers2) ist sowohl durch die
aus Russland eingeloffene wichtige Nachrichten als durch die bedenkliche
preussische Anfragen veranlasset worden.
»Soviel nun die ersteren anbetrifft, so brauchet das letztere Bericht-
schreiben des Herrn Grafen Esterhasy3) keinen commentarium, um die
dringliche Ursachen einzusehen, warum nicht länger verweilet werden
könne, sich auf eine oder die andere Art bei Russland festzusetzen, wann
änderst nicht vor gleichgütig angosehen werden will, diesen Hof völlig
zu verlieren. Und alsdann würde Frankreich den nämlichen Fehltritt
begehen, der Engeland wtirklich in so grosse Verlegenheit gesetzet hat.
>Da wir nun alle diese Folgen klar vor Augen sehen, so ist das be-
trüblichste, dass wir dem Übel nicht abhelfen noch ein solides systema in
Ansehung des russischen Hofs fassen können, insolang wir nicht gesichert
sein, ob das geheime Geschäft zu seiner Vollkommenheit gelangen werde,
auch ob, inwieweit und auf was Art auf die französohe Geldhilfe sicherer
Staat zu machen seie4). Indessen erfordern unsere eigene Veranstaltungen
so viele und grosse Ausgaben, dass man auf Verwendung auswärtiger und
namhafter Subsidien nicht gedenken kann und sich damit begnügen muss,
wann die Stände der teutschen Erblanden ihre willig übernommene Ver-
wendung*), auf ihren Credit und die Versicherung des Contributionalfnndi
zwölf Millionen Gulden aufzutreiben, wo nicht ganz, doch gTÖssten Theils,
wie zu hoffen stehet, in das Werk stellen können.
»Es gesohiehet also unserer Seits alles, was geschehen kann, und da
leicht vorauszusehen ist, dass die zu erwarten stehende französche Antwort
dem geheimen Geschäft noch keineswegs den völligen Ausschlag geben,
sondern sich dieser auch in dem besten Fall, und wann ob gleich dem
dortigen Hof ein rechter Ernst ist, noch etliche Monate verziehen werde,
so bleibet meines vorläufigen Ermessens nichts anderes übrig, als dem fran-
zöschen ministerio einen provisorischen Vorschlag anzusinnen, wie dann
inzwischen bei dem russischen Hof Rath zu schaffen und das Werk so
1) Vgl. 8. 485. 2) Vgl. Nr. 184. 3) Vgl. Nr. 176.
4) Vgl Nr. 182. 5) Vgl. S. 461 Annu 3.
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1756 August 11 — August 17.
509
einzuleiten seie, dass bei diesem wenigstens die Tractaten wegen der kflnf- 1756
tigen Subsidien ohnverzüglich angefangen and die englische Bearbeitungen 1
andurch, wo nicht ganz vereitelet, jedoch aufgehalten werden können;
welches Ew. Hoch- und Wohlgeboren in reife Überlegung zu ziehen und
nach Beschaffenheit der dortigen Umständen vorstellig zu machen belieben
wollen; wie es dann nicht wohl möglich wäre, dass dergleichen Vorschlüge
von hier aus an Hand gegeben würden, da solche nicht auf der hiesigen,
sondern auf des französchen Hofs Entschliessung beruhen.« . . .
185a. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 12. August 1756. Aug. 12
P. 8. N*cu dem Beineoneept.
»Ew. Hoch- und Wohlgeboren habe annoch zu erinnern ohnermangeln
wollen, dass man königl. preussischer Seits kein Bedenken trage1), die
gegen uns gemachte Kriegsveranstaltungen in Abrede zu stellen.
»Es bestehet aber das equivoque eigentlich darinnen, dass noch keine
preussische Truppen nach Schlesien abgeschicket worden. Allein diese
sind dannoch zusammengezogen und erstaunlich grosse Kriegszurüstungeu
mit Anschaffung der Artillerie, Pontons, Fuhrwesens und überhaupt aller
Erfordernussen, dann mit Recrutenorpressungen und Errichtung neun neuer
Regimenter2) noch ehender, als wir unsere Truppen in Bewegung gesetzet,
gemacht worden, sodass der ernannte König in gar kurzer Zeit entweder
durch Sachsen oder durch Schlesien in Böhmen einfallen könnte, und wann
er heut das Wort von sich gebete, alle Zurüstungen wieder einzustellen,
solches in nichts anderen als in Verschiebung des Anmarsches, worzu er
dannoch bereitet verbliebe, bestehen wurde8).« . . .
186. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 17. August 1756. Aug. 17
Nach der Urschrift.. Vgl. Beer, H. Z. 27, 367; t. Arneth V, 49 ; Lehmann 56; Naud*, Bei-
trigo I, S>(i Anm. 1.
Vertrauen Ester ha sys auf Rueelande Standhaßigkeit, trotz gefährlicher Umtriebe
Bestushewe.
. . . »Wie ich von einem verlässigen Ort vernommen, so ist der
Grosskanzler in seiner Abneigung für das neue systema ') so weit gegangen,
dass er der russischen Kaiserin letzthin die Stärkeste Vorstellungen dahin
schriftlich gemacht, dass, da Engeland seiner Seits die mit Russland ge-
schlossene Convention zu erfüllen bereit seie und noch Aber das dem
hiesigen Hof so vorteilhafte propositiones machen liesso, der russischen
Kaiserin Ehr und Gloire allerdings erheischete, solche so weniger platter-
dings zu verwerfen, als man eines Theils den englischen Hof doch nicht
1) Vgl. die erste Anfrage König FriedrichB in Wien, P. C. XIH, 90.
2) Vgl. S. 431. 473. 3) Vgl. S. 504. 4) Vgl. S. 499.
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510 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
175617 gänzlich fallen lassen, anderen Theils aber nicht wissen könnte, ob und
zu was sich die Krön Frankreich nach dem Verlust von Engeland verstehn
würde. Worzu noch der beträchtliche Umstand kommete, dass von dem
Wienerischen Hof, welchem man sich russischer Seite in allem so willfährig
gefflget, die Truppen in marschfertigen Stand gesetzt, auf dessen Verlangen
die Vorrncknng wieder eingestellt, sodann aber wieder die geheime Ordre
zn[r Marschbereitschaft] ertheilet hätte '), von geraumer Zeit her nichts zu hören
seie, auf was dann eigentlich die geheime Negoziation mit Frankreich sich
accrochire. Ich hätte ihnen zwar von einer Wochen zur andern anhoffen
gemacht, dass mir bald in 8 bis 14 Tagen das verlässige durch einen
Courier zukommen würde, weilen aber gleichwohlen so lang nichts erfolget
seie, so könnte er nicht umhin, der russischen Kaiserin höchsten Einsicht
dieses bedenkliche Stillschweigen des Wienerischen Hofs über eine so wich-
tige Anliegenheit pflichtmässig zu unterwerfen. Bei dieser der russischen
Kaiserin gethanen schriftlichen Vorstellung hat es der für das neue systema
so Übel gesinnte Grosskanzler keineswegs bewenden lassen, sondern auch
in dem vorletzteren Conseil eine gleiche Sprache geführet und ein- und
andere Glieder auf seine Seiten zn ziehen sich bemühet, und obschon
gnädig bekanntermaassen wegen des hiesigen Beitritts zu unserem Defensiv-
tractat mit Frankreich die quaestio an so weniger einen Anstand haben
kann, als mir diesert wegen die mündlich- und schriftliche Versicherung ge-
geben worden2) und das ganze Werk nur auf die Frage quomodo ankommet,
so hatte der Grosskanzler Graf von Bestushew gleichwohlen die quaestio an
in dem vorletzteren Conseil fast noch in Zweifel ziehen wollen. Die von
Engeland anhoffende grosse Verehrungen, wodurch er sich aus seinen be-
klemmten Umständen herauszuhelfen gedenket, dann die auf der hiesigen
Monarchin Befehl geschehene Ausschliessung von der französchen Negociation
nebst der Beisorge, dass er, Grosskanzler, auch ins künftige von dieser Krön
sich wenig gutes versprechen kann3), wie nicht minder die Schuwalowische
Familie, wovon er den Senator Peter durch . . . Liebsintriguen mit der jungen
Fürstin Apraxin4), des Generalen Apraxin Tochter, wenigstens auf einige
Zeit gewonnen, haben den Grosskanzler in seinen bösen Unternehmungen
so keck gemacht; worzu noch weiters hinzutritt, dass die grossfürstliche
Herrschaft durch die gnädig bekanntermaassen auf sein, des Grosskanzlers,
Anstiften ihr gemachte unerlaubte Insinuationen5) wider uns und Frank-
reich gleichwohlen ziemlich aufgebracht worden ist, und da die russische
Kaiserin, welche den 13. dieses aus Zarskoe-Selo in die Stadt zurück-
gekommen, auf dem Land, wie ich ganz verlässig weiss, keine gesunde
Stund gehabt, auch actu nicht wohlauf ist6), so hat insonderheit der Graf
Peter Schuwalow aus Forcht, dass ihm und seiner Familie bei einer etwa
1) Vgl. S. 426. 499. 2) Vgl. S. 425.
4) Vgl. S. 495. 5) Vgl. S. 470. 483.
3) Vgl. S. 482.
6) Vgl. S. 499.
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1756 August 17.
511
erfolgenden Abänderung in der hiesigen Regierung von dem Grossfürsten 1756
alsdann was widriges zustossen könnte, des Grosskanzlers so gestalteten
Gesinnung sich wenigstens öffentlich nicht widersetzen, sondern demselben
halb und halb beipflichten wollen.
»Obwohlen nnn der Grosskanzler und zwar meisten Theils, um der
grossen Verehrungen nicht verlustiget zu werden, nicht zu Werk gehet, so
hat derselbe gleichwohlen neulich den chursächsischen Legationssecretär1)
zu sich kommen lassen und ihm mit wiederholten Worten auf Befehl der
russischen Kaiserin förmlich und, wie er, Grosskanzler, beifügte, papstaliter
declarirt, dass, wann der sächsische Hof oder (N$.) ein anderer hiesiger
AUiirter von dem König in Preussen feindlich angefallen werden sollte,
derselbe auf die russische Hülfsleistung vollkommenen Staat machen könnte,
wie dann aus dieser Ursach die hiesige Truppen in marschfertigen Stand
gehalten würden.
»Aus allem diesen nun werden Ew. Exc. zu ermessen geruhen, mit
was ungemeinem Verlangen ich die Ankunft meines Secretärs oder eines
Couriers gewärtige; zumalen sehnlichst zu wünschen ist, dass ich über
diese Angelegenheit baldmöglichst in Stand gesetzet werde, um denen eng-
lischen Machinationen und Intriguen auf einmal ein Ende machen zu können.
Nun ist dem Chevalier Douglas vor vier Tagen von dem M. Rouille* mittelst
eines Schreibens vom 25. julii die vergnügliche Nachricht eingeloffen, dasa
der üofrath Bechtejew in Paris angekommen'^) und man mit demselben
wegen Benennung derer beiderseitigen Ambassadeurs schon dahin einig
worden seie, dass solche den 19. septembris von beeden Höfen geschehen
solle. Der Rouille* fügte seinem Schreiben auch hinzu, dass der König
den Marquis de l'Höpital hierzu ersehen habe, er, Marquis, aber davon
noch nichts wisse. Wie zumalen nun diese Nachricht eben in rechter Zeit
hier angekommen und der Donglas bei dem hiesigen ministerio hiervon
schon Gebrauch zu machen beflissen wäre, so ist zu glauben, dass diese
Mittheilung den russischen Hof von allen voreiligen Schritten abhalten
werde; dann nachdem man russischer Seits eines Theils mit Frankreich
schon so weit gekommen, benebst die russische Kaiserin selbsten mir die
theureste Versicherungen dahin gegeben hat, dass sie ehender mit Schaden
ihr Wort halten, als mit Nutzen davon abstehen wolle3), anderen Theils
aber unser Hof mit Frankreich in eine so enge Einverständnuss getretten
und derselben allem Ansehen nach noch andere ansehnliche Mächten bei-
trotten werden, so ist nach aller menschlichen Einsicht nicht wohl zu ver-
muthen, dass sich Russland von denen zwei respeotablen Höfen in Europa
separiren und wegen der ottomanischen Pforten sich so leichter Dingen
einer Gefahr wird aussetzen wollen. Solchem nach habe auch ich noch
alle gute Hoffnung, dass I. K. K. M. . . . Absicht ich bei hiesigem Hof
1) Prasse. 2) Vgl. S. 494. 3) Vgl. S. 317. 323.
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512 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 in die rechte Wege leiten könne, wann nnr von allerhöchst- und hohen
Ug' 17 Ort bald in Stand gesetzet würde1). . . .
»Da nun gestern bei Hof ein Gonseil gewesen und der Chevalier
Douglas eine so vergnügliche Nachricht erhalten, auch der Bechtejew ein
gleiches anhero geschrieben haben wird, so dörfte man mir wohl etwa
mit nächsten die hiesige Gedenkensart wegen mehrberflhrter Accession
schriftlich zu erkennen geben, . . . und vernehme ich augenblicklich, dass
gestern in dem Conseil beschlossen worden, wegen der Accession eine
allenthalben vergnügliche Antwort abfassen zu wollen. Wie mir der Vice-
kanzler im Vertrauen meldet, so solle er den Grosskanzler in Ansehung
Frankreich noch niemalen so raisonnable gefunden haben3).«
Aug. 20 187. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 20. August 1756. Praes.
28. August 1756.
Nach der Urachrift. Vgl Arneth IV, 470 ff. 558. Anm. WH— S; Buke 201 ; Dnncker 20;
Oncken II, 50; Lehmann 124. 53 Anm. 55; Waddiagton, Benrenament 405) ff; Beer,
JL L Ö. G. XVII, IIS ff , Naud*\ Beitrage I, 70. 01 1; Ko«er II, 41 f.; Heigel II, 34.
Vorläufige Einigung über das Offemivbündnia» gegen Premsen.
»Me voici enfin parvenu au point oü nous desirions depuis longtemps
d'amener la cour oü je reside. Elle s'est explique*e sur le fond de ses
intentions. Elle a repondu k toutes nos propositions3), eile a ajoute* ä ses
reponses tous les eclaircissements que j'ai demandes, et eile nous a fait
connaitre saus reserve qu'elle est prSte ü entrer non senlement dans les
vues que nous lui avons proposees, mais qu'elle en de*sire en effet et, ä
ce qu'il me paratt, sincerement la reussite4).
»Je n'entreprendrai point de dötailler ä V. Exe. tout ce qu'il men
a coüte* pour amener les choses k ce point. Quiconqne aurait lu le me-
moire de*taille* que l'abbe" de Bernis avait re*dige" en rlponse ä mes quatre
propositions du mois de juin 6), memoire qui avait öte* approuve* par le Roi
et par tout le ministere, et que l'on a voulu k toute force m'engager ä
accepter6), quiconqne, dis-je, aurait fait la lecture de ce memoire, en
aurait infe're' certainement que la cour d'ici n'ötait rien moins que disposee
ä seconder nos vues, et que nous n'avions rien de mieux ä faire que de
nous en däsister et de renoncer pour jamais ä tout espoir de l'y faire
consentir.
1} Vgl. S. 499 f. 2) Vgl. S. 497. 3) Vgl. S. 398 f. Nr. 144d.
4) Vgl. 8. 478. 5) Vgl. Nr. 144 d.
6) Starhemberg berichtete dem Staatskanzler am 7. August 1756, man habe
ihm am 4. August eine umständliche Beantwortung der österreichischen Forde-
rungen Uberreicht; er habe die Annahme aber verweigert. Am 11. August konnte
er bereits hinzufügen, nunmehr habe er die Verhandlung in besseren Fortgang
gebracht, sodass >die Hoffnung, dass unsere Negociation annoch ein erwünsch-
liches Ende erlange u dörfte, taglich znzunehmen scheinet«.
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1756 AugUBt 20.
513
»Malgro* la persuaaion dans laqnelle je suis depuia bien longtemps que 1756
Ton en desire ici la reusßite, autant et peut-€tre encore davantage que nouB Aug' 2
ne la de*sirona noua-memea, opinion, dans laqnelle V. Exc. se aouviendra
que, nonobstaut toutea les apparences contraires, je n'ai jamais varie*»),
j'avouerai, n^anmoins, ingenüment qu'ä la premiere lecture da memoire en
qnestion j'ai 6*t6 fort embarrasse" sur le jngement qne j'avais a porter des
vdritablea intentions de cette conr, et anr le parti que dans ces circonstances
j'avaia ä prendre. Ce memoire n'ätait en effet qn'nne r£p£tition de toutea
les choaea qne l'abbe* de Bernia m'avait dites dejä aonvent ponr repräBenter
1 eloignement du Roi ä ae präter ä tonte meaure offensive contre le roi de
Pruase, et nommäment ä consentir ä nn affaiblissement anasi oonaiddrable
de ce Prince que celni que nous proposions ') , l'impossibilitö oü l'on e"tait
d'entrer dans de pareillea vues, quand memo Ton y aerait d'ailleurs port6,
l'injuatice d'un tel projet, le manvais effet qne cette entrepriae ponrrait
prodnire prea de toutea lea pnissancea de l'Enrope, et la neeeaaite" dont il
e*tait d'attendre qne le roi de Prusse fnt le premier agressenr, et de convenir,
en attendant, de la conduite que Ton anrait ä tenir en pareil cas. On
promettait ponr ce cas le aeconra stipule* de vingt quatre mille hommes et
l'on 8'offrait d'entrer ponr lors dans nne partie de no3 vnea. On däclarait,
ä la fin que, ai S. M. rimpe'ratrice y persiatait, mßme sans §tre attaquee,
on so determinerait pareillement k y entrer. Mais lea demandes d'avantages
et de aürete'a qne Ton faiaait pour Tun et l'autre caa, Itaient ai fortea et
lea offrea de concoura si obscures, ai peu de'taille'es et ai pen conaiderables
qne jamais il n'eüt 6t6 possible de pourauivre la negociation snr ce pied,
et que je vi8 bien qu'il C"tait tempa d'user de vigneur et de parier snr nn
autre ton que, vu les circonatancea, je n'avaia cru devoir faire depuia quel-
que tempa2).
»Je declarai donc ä l'abbe" de Bernia qu'il ne m'e'tait pas poaaible
d'accepter aon memoire, que je pre*voyaia que le contenu de ce memoire
ne ponrrait produire qu'un tres manvais effet a roa conr, qne j'aimais mieux
avoir ä lui mander nn >non« tout sec que de l'amuser longtemps par des
espörances qui ne se r£alisaient jamais, et qui l'engageaient k des demarches
dont eile ponrrait avoir lieu de se repentir, que, d'apres ce qu'elle avait
de'clare' au Roi dans la r^ponse du [9] juin, et les ordres qu'elle m'avait
fait parvenir en mßme temps3), il ne dependait pas de moi de me dgpartir
de la forme qu'elle m'avait prescrit d'observer a l'avenir dans notre n£-
gociation, qu'il e"tait de l'inte*r6t des deux conrs d'ainener de faeon ou d'autro
cette negociation ä sa fin, que la voie la plus conrte pour y parvenir e*tait
que l'on me donnftt ainsi qu'on me l'avait promis, des re*ponses precises et
cate*goriques, aoit ecrites, aoit verbalea k nos quatre propositions, que, si
1) Vgl. S. 478. 2) Vgl. S. 449.
3) Vgl. Nr. 112.
Acten rar Vorgeschichte de* 7 j ihrigen Kriege«. 33
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514 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 ces reponses avaient besoin d'e'claircissements, je les demanderais encore
^ et ne ferais, en nu mot, partir mon courrier qne lorsque les däcisions seraieot
claircs et positives, soit pour le oni, seit pour ie non, et lorsqae je saarais
au juste ä quoi m'en tenir et sur quoi je pouvais compter.
»Ce langage fit impression sur l'abbe de Bernis et produisit l'effet que
j'en avais attendu. II est tres apparent que l'intention de ce ministre, en
re*digeant sou memoire, n'avait £te autre que de nous faire croire que Ton
n'avait ici que tres peu d'empressement a entrer dans nos vues, et qn'au
cas que l'on s'y prtftat, ce ne serait que par complaisance pour nous et,
par consequent, ä telles enseignes qu'il faudrait que nous passassions par
tout ce que Ton voudrait ici. II a sans doute eu en vue anssi de faire
connaitre aux autres ministrcs que son empressement personnel pour la
räussite de notre affaire n'etait pas aussi grand qn'on pouvait bien ie croire1},
et leur präsenter, en outre, tout en une fois et sous un seul coup d'ceuil
un assemblage de tous les raisonnements qui ont fait la matiere des longues
discussions que nous avons eues par le passe, raisonnements qu'il avait
en effet däduits dans son memoire avcc autant d'eUegance de style que
d'ätendue et de clarte, mais qui en effet n'&aient que des choses rebattues,
et dont il ne devait plus etre qucstion entre nous, aux termes oü nous en
ätions.
»Lorsqu'il vit donc que j'etais riSsolu de ne pas accepter son memoire,
quoiqu'il m'eüt fait voir que ce memoire contenait en effet differents passages
qui marquaient assez clairement que, dans le fond, on etait tout-a-fait decide*
ä se preter a nos vues, et malgre toutes les assurances qu'il me donna
qu'en tout ce memoire n'etait pas son dernier mot, et que nous nous arrange-
rions certainement sur les differences qui subsistaient encore, lorsqne, dis-
je, il eut vu que jamais je n'accepterais ce memoire et ne mc desisterais
de la demande que je lui avais faite, de me donner une reponse plus
courte, plus positive et plus adaptäe aux propositions que je lui avais faites,
il me dit qu'il 6tait dans la ne*cessite de demander prealablement de nouveaux
ordres au Roi et de conförer ä cet effet dans un comitd avec les ministres
du Consoil.
»Je lui en laissai tout le temps et j'employai cet Intervalle pour faire
ä chacun des ministres en particulier les representations que la circon-
stance exigeait. Je les fis de facon ä leur faire connaitre tfvidemment que,
si l'on de*sirait sincerement (tomme j'en dtais persuade) la röussite de
notre affaire, on ne pouvait s'y prendre plus mal qu'en continuant a nous
tenir un langage obscur, enveloppe* et dont ma cour aurait tout lieu d'etre
offenste apres la franchise et l'ouverture dont olle en avait agi depuis le
commencemcnt de la n^gociation. Je declarai qu'il me fallait des r6ponses
positives, et que je ne ferais certainement partir mon courrier que lorsque
l) Vgl. S. 333.
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1756 August 20.
515
je les aurais obtenuea. Ges dämarches produisirent enfin Teffet desirä, et 1756
l'on prit la re'solution de me contenter et de repondre ä mes propositions ^u^' 2
dans la forme et avec tonte Tetendne qne je le demandais.
»Nous enmes en consequence, l'abbe" de Bernis et moi, pendant tont le
reste dn sejour de Compiegne, presque tous les soirs des Conferences reglees,
on nous procddämes en forme et mtfthodiqnement ä la discussion des points
ä convenir entn; les denx conrs. C'est ä la suite do ce travail qne je
suis parvenu d'abord ä rddiger la piece ci-jointe an No. 1 qni contient
en trois colonnes nos demandes, les reponses dn Roi T. C. et les eclair-
cissements qne j'ai obtenus sur ces röponses. J'ai ajonte* a titre d'^clair-
cissements les six points ulterieurs qui se trouvont notcs sur la fenille No. 2*).
Ce premier ouvrage fait, comme j'avais pn m'apercevoir dans le conrs
de ia discussion qni l'avait präctfde*, que le contenu de ces deux pieces,
qni sur diffe'rents points n'est rien moins que satisfaisant, n'etait pas le
dernier mot de la cour d'ici, je procddai k nn travail nlterieur an moyen
dnquel je suis parvenu ä ^claircir tous les points douteux, ä faire expliquer
la cour d'ici sur le fond de ses intentions et a la mener anssi loin qne
nous pouvions le ddsirer, et plus que nous n'avions ose" nous ie promettre.
Ce travail me fit rädiger les six pieces suivantes, dout la premiere qui est
ci-jointe No. 3 3) , est un pre*cis de tous les points sur lesqnels nous sommes
actuellement d'aecord, et par rapport auxquels il u'y aura, sanf la clause
que j'y ai ajoutee, plus de discussion ä faire. La 2lime*) qui est No. 4, conti-
ent les points sur lesqnels nous ne sommes pas encore d'aecord, et marqne
les differences de nos demandes et concessions mntuellos. La 3iAmo&) qni est
No. 5, contient denx points auxquels il n'e'tait guere possible de donner
une juste de*termination avant la rödaction des articles, mais sur lesqnels
nous sommes d'aecord pour le fond. La 4iöme qui est No. üfl), contient des
demandes d'e'claircissements que j'avais cru devoir faire sur diffe'rents points,
dont nne partie devra fitre comprise dans le traitg, et sur lesquels V. Exc.
verra qne je suis parvenu ä faire tenir un langage tres clair et bien positif
ä la cour d'ici. La 5iöme qui est No. 7 7), contient quelques points que l'abbö
de Bernis m'a ou demandes ou declards, et dont une partie entre necessaire-
ment dans la redaction du trait<5, mais sur lesqnels j'ai cru ne pas devoir
donner de reponse, avant qne d'avoir recu des ordres ulte'rienrs, et dont
je me suis, par consequent, simplement charge" d'informer ma cour. La
6Wm0 qui est No. 8*»), contient diffe'rents articles dont nous sommes convenus
ä part, et qui ne feront point partie du traite.
»An moyen de ces six pieces j'espere d'avoir mis les choses au point
que l'on pourra proceder ä la redaction du traite" ou, du moins, m'envoyer
1) Vgl. Nr. 187 b.
4) Vgl. Nr. 187 e.
7) Vgl. Nr. 187 b.
2) Vgl. Nr. lS7c.
5) Vgl. Nr. lS7f.
8) Vgl. Nr. 187 i.
3) Vgl. Nr. 187 d.
6) Vgl. Nr. 187 g.
33*
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516 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756^ ud Ultimatum des intentions de LL. Ms., d'apres lequel je pourrai convenir
finalement 1° de tous les points k comprendre dans le traitä, et 2° de tous
ceux sur lesquela il est ndcessaire de nous accorder, sans qu'ils aient ä
faire partie du traitc. . . .
»Pour douuer encore plus de facilite* et d'avance ä cet ourrage et
pour qu'il ne puisse rester rien d'obscur sur tout ce qui concerne le fond
des intentions de cette cour, je vais examiner iei article par article tout
ce qui est contenu dans ces six pieces, et ajouter ä chaque article ... les
äclaircissements qui pourraient encore fitre necessaires.
»Je n'entrorai point dans un examen d^taille* des pieces cotdes aux
No. 1 et 21:, pni.sque la plus grande partie de leur contenu se trouve en
quelque partie des six pieces suivantes, et, si j'en ai omis quelques points,
c/a 6t6 a dessein et de propos delibe*re, puisque ils roulaient sur des objets
que j'ai cru ne plus devoir faire entrer en discussion. Teile est la re*ponse
a notre premicre demande et tous les £claircissements qu'on m'a donne"s
sur cetto rdponse. Je n'ai rien touche* de tout ce qui regarde cet objet
dans aucune des six pieces en question, puisqu'il m'a paru qu'aux termes
oü les choses en sont actuellement, le meillenr parti que nous puiasions
prendre, est de nous de'sister de la demande d'un consentement formel de
la France au plus grand affaiblissement du roi de Prusse. Ce qui nous
importe, est que cet affaiblissement ait lieu, qu'il nous soit asBurä et devienne,
pour ainsi dire, immanquable, et je crois que nous parviendrons beaueoup
mieux k cet objet au moyen d'un consentement tacite et indirecte de la
France et qui ne consiste qu'a lui faire appronver et ä la faire entrer
dans les mesures que nous prenons pour l'affaiblissement du roi de Prusse
et pour le partage de ses ßtats, qu'en lui demandant un consentement
formel, qu'elle ne nous aecordera jamais qu'ä des conditions auxquelles
il ne nous serait pas possible de nous prSter. V. Exc. verra que j'ai deja
assez bien reussi dans ce point, et qu' au moyen de diffgrents points oonvenus
et de diffe'rents e'claircissements et concessions que j'ai obtenus, je puis
6tre certain des ä präsent du consentement dont nous avons besoin, et dont
je crois que nous pouvons nous contenter2).
>Je n'ai fait pareillement dans les six pieces en question nulle mention
de ce qui est contenu dans les articles 1, 2 et 3 de la piece cotöe No. 23),
puisqu'il m'a paru qu'il etait ä propos d'e>iter pour le präsent toute la
discussion sur les points dont il y est fait mention, et desquels il suffit
que LL. Ms. Imps. soient informe'es. Quant ä l'article 7 de la märne piece,
V. Exc. verra par la note qui se trouve a la marge, qu'il n'eut pas e*te*
possible de faire aucune part mention de la premiere partie de cet article
qui est la plus essentielle. La seconde partie fait l'objet de l'article 7 de
la piece cote*e No. 34). A ce pou de choses pres, tout le reste du contenu
l)Vgl.Nr.mb. c. 2)Vgl.S.446.522f.567f. 3) Vgl. Nr. 187c. 4) Vgl.Nr. 187d.
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1756 August 20. 517
des pieces No. 1 et 2 se trouve en quelque endroit des six pieces ulttfrieures, 1756
ainsi je procede tout de suite ä l'äclaircissement de ces Bix pieces. ^ug* 2
»L'examen de celle qui est cote'e No. 3 ne sera pas long, puisqu'il
ne s'agit que de points convenus et qui ne donneront, j'espere, plus lieu
ä auoune discussion.
»Le premier article est de la plus grande importance, et j'espere
que LL. Ms. daigneront approuver la präcaution que j'ai prise d'assurer
avant tonte chose ce point essentiel, et sans lequel il eüt 6t6 impossible
de jamais entrer en detail sur tout ce qui concerne notre entreprise 2). Quoi-
qne Ton ait reconnu ici que la demande que je faisais k cet egard, e'tait
jnste, on n'a pas laisse* de me faire sentir quelle peine on avait ä con-
venir d'une condition qui met la France dans l'impossibilite* de faire si
töt la paix avec 1' Angleterre 8), tandis que, selon toutes les apparences prä-
sentes, cette paix ne serait pas difficile et ne pourrait qu'etre tres avanta-
geuse ä la France. Je n'ai pas donne" k cet article convenu tonte l'^ten-
due qui, sans doute, lui sera donnee dans la rödaction du traite*, oü il faudra
exprimer nommäment que la France ne ponrra faire de paix avec 1' Ang-
leterre que lorsque tout ce qui aura 6t6 regte par notre traitö secret,
sera pleinement accompli, et que cette derniere puissance se prStera ä
consentir ä tontes les stipulation dudit traite* et meme ä les garantir.
II ne s'agissait pr^sentement que du fond des intentions et non de la forme
ä donner aux articles; ainsi j'ai cru qu'il suffisait d'assurer cet article de
la facon que nons en sommes convenus.
»En convenant du second article, oü V. Exc. s'apercevra de la prö-
caution que j'ai prise de prävenir toutes les disputes et chicanes que Ton
pourrait nous faire dans la suite sur lusage que nons jogerions ä propos
de faire des troupes auxiliaires qu'on nons accorde4), j'ai cru n^cessaire
de faire pre>oir, en outre, k l'abbe" de Bernis que, dans le cas oü ma cour
se däsisterait de la demande qu'elle avait faite d'une armäe francaise qui
püt agir directement et offensivement contre le roi dePrusse5), et oü eile
sc contenterait ä la place de cette armäe du corps d'observation que Ion
nous accorde8), eile demanderait certainement tout au moins une augmen-
tation considörable de troupes auxiliaires subsidiees par la France et in-
sisterait, par conse'quent, au lieu du nombre de 25 k 30000 hommes, sur
celni de35ä40000, lequel il ne serait pas du tout impossible de raasem-
bler, si l'on vonlait faire des ä pre'sent les dömarches ne*cessaires pour cet
effet. En attendant sur ce point les ordres ulte"rieurs, j'ai cru qn'il e'tait
tonjours bon de s'assnrer de ce qui nous a 6U accorde^ et qui, selon les
apparences, est le non plus ultra de cette cour, vu que d'abord on ne
m'avait parle" que de 12 ä 15000 hommes, et que ce n'est qu'apres plu-
1) Vgl. Nr. 187 d. 2) Vgl. S. 400. 3) Vgl. S. 504.
4) Vgl. S. 401. 446. 5) Vgl. Nr. 144d. 6) Vgl. S. 448.
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518 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 sieors disouasions que j'ai obtenu ce nombre aasez considdrable, lequel il
^° ne sera m€me pas bien aisC* de pouvoir rassembler. J'aurai l'ceil ä ce
que Ton travaille incessamment ä tout ce qui a rapport k cet article, ainsi
qne cela est convenu.
»Quant au troisieme article, je n'ai pu me dispenser de consentir a
la cession eutiere et totale des Pays-Bas1), puisque c'eat lä-dessus que
toutes les promesses de concours et toutes les concessions de ia France
se fondent. J'ai ajoute*, neanmoins, outre la clause gdnärale qui est ä la
täte des points convenus, uuo clause plus particuliere encore qui est notee
ä la marge, et qui est rcciproque de Celle que l'abbe* de Bernis a ajoutäe
k l'article 6 de la piece cotöe No. 6 2). J'ai obtenu, en outre, que la France
consentit k ce que la cession se fasse on faveur de l'Infant, et non sur le
pied qu'elle l'avait propose* dans l'ajoute* du 11 demai3). Oomme on ne
m'a rien objecto ä ces paroles: »Pour ctre lesdits Pays-Bas possädis par
le sGrhnssimc Infant et les successmrs aux memcs condiUons« etc., je m'en
servirai utilement par la suite, au cas qu'on voulut faire quelque difficulte'
sur ce point tres important, et nomme'ment qu'il s'agira de la conservation
d'une barriere pour la Hollande.
»Le 4iömo, 5iöme et 6iÄmo article sont entierement conformes k ce que
nous demandions, au moyen de quoi je n'ai nul äclaircissement k ajouter
a cet e'gard.
»Je n'ai fait nulle difficulte" de convenir du 7i*mo, puisque d'apres ce
que l'abbe" de Bernis a eu ordre de me declarer au sujet de laPologne4),
les vues de la France me paraissent conformes ä cet 6gard aux ndtres et
k Celles de la Russie. Le 8^me article n'a besoin d'aucun e'clairoissement.
»J'ai juge* ne'cessaire de convenir par le 9idme qne Ia France ne pourrait
prätendre ancun droit de proprio ni de domaine utile sur les places -de
sürete* que 8. M. l'Impöratrice pourrait lui donner5), parceque je preVois
qu'on ne se desistera jamais de la demande des places de süretä qne je
n'ai juaqu'ä präsent pas encore accordees, et qu'il e*tait bon, par consequent,
d'assurer par avance le sort de ces places, pour n'avoir plus de disous-
sions k faire ä cet e'gard dans la suite, lorsque nous consentirons ä les
donner.
» Quant au lOWme article, il n'a besoin d'aucun öclaircisaement et n'a
6tG convenu qu'ä la suite du 5iöme, qui ötablit que lea cessiona rdciproques
se feront k titre d'echange et de convenance rcciproque6).
»Les points sur lesquels les deux cours ne sont pas encore d'accord,
sont au nombre de aix, ainsi que cela paraftra par la piece cotee No. 4 7).
»A l'egard du premier, la demande qui y est contenue, nous a 6t6
1) Vgl. S. 398. 2) Vgl. Nr. 187 g. 3) Vgl. Nr. 88a.
4) Vgl. S. 481. 5) Vgl. S. 405. 6) Vgl. S. 401 ff.
7) Vgl. Nr. 187e.
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1756 August 20.
519
oonstamment refusöe et le serait certainement toujours, au cas quo nous 1756
y insistassions, oe qui apparemment n'arrivera point1). Les ministres du Aug" 2
Conseil, et beaucoup plus qu'eux cncore, l'abbö de Bernis et Mde. de Pompa-
dour me disent unanimement quo jamais le Roi se de*terminerait ä agir
oflensivement contre le roi de Prusse, au moins quo oe Prince ne füt le
premicr agresseur ou vis-ä-vis de la France ou vis-a-vis de nous. Iis
m'ont repdte* souvent que j'avais tort d'insister si fort sur un point qui
blessait la dälicatesse du Roi, sur lequel on m'avait toujours tenu le mßme
hmgage, et auquel on ne ponvait consentir qu'ä notre propre däsavautage,
vu qu'il e'tait impossible de faire en meme temps avec vigueur la guerre ä
l'Angleterre, au roi de Prusse et de nous fournir, en outre, les sommes con-
sidärables que nous demandions; que, par consequent, si l'on e'tait forcö ä
entrer directement en guerre, ce ne pourrait 6tre qu'aux depens des som-
mes susdites. Le marechal de Belleisle et l'abbe* de Bernis pre*voient que,
par la suite, il se pourrait bien qu'on se trouvät engage" dans cette guerre
malgre* soi-ni6me2}, et cette idäe n'est pas döpourvue de vraisemblance.
L'abbä de Bernis et Mde. de Pompadour m'ont fait entendre que ce serait
ce qui pourrait nous arriver de pis, puisque cela augmonterait le credit et
l'influence du seul homme dont nous avions a nous m^fier ici, qui est M.
d' Argenson 3). Pour moi, je doute fort que son credit puisse l'emporter
sur celui de Mde. de Pompadour qui est parvenu au plus baut degrä9),
mais, comme il est son ennemi d Volare*, eile a raison de s'en melier. II
marque ä l'exterieur les mgmes dispositions que le reste du ministere, et
m'a tenu toujours un langage tout-ä-fait conforme ä celui des autres
ministres au sujet du concours offeusif sur lequel je n'ai pas cessö d'in-
sister. Je tache de le mänager et de me procurer de frequentes occasions
de le voir, et je me repose au reste sur Mde. de Pompadour, M. de Ma-
chault, l'abbe* de Bernis et m€me sur son ami, le marechal de Belleisle,
du soin d'empächer qu'il ne puisse rien entreprendre qui nous soit
contraire.
»A l'e'gard de la demande en question, j'y ai jusqu'a präsent toujours
insiste^ non que je me sois Hatte* jamais de l'obtenir, ou m£me que j'aie
cru la cboso aussi nccessaire que j'ai täcbö de le repre'senter ici, maia
afin d'avoir un point dont je puisse me relftcber et obtenir, en e*change, un
concours d'autant plus considärable en troupes subsidiäes et en argent.
»Pour ce qni concerne ce dernier point, qni fait l'objet du second ar-
ticle de la piece cote'e No. 4, je crois avoir dejä beaucoup obtenu, et je
ne desespere pas tout-a-fait d'en obtenir encore davantage. Nous sommes
sürs de douze millions de florins par an (lesquels, näanmoins, on ne veut
evaluer qu'ä raison de trente millions de livres, ce qui sur une somme
aussi consid6rable ne laisse pas que de faire une diminution assez forte);
1) Vgl. S. 400. 453. 2) Vgl. S. 446. 3) Vgl. S. 479.
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520 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 on paiera les prcmiers six millions six mois d'avance; si l'entreprise reua-
ug* 20 sit, on ne nous redemande rien. Si eile venait ä manquer, on consent ä
perdre la moitiö des sommes avancees, ce qni eßt une preuve bien Evidente
de l'espoir qu'on se fait de la reussite de notre entreprise et de la d&er-
mination prise d'y conconrir efflcacement. Ces concessions sont Enormes
et surpasseront, ä ce que j'espere, l'attente que LL. Ms. s'ettaient faites.
J'e'tais autorise' ä me contenter de bnit millions et ä consentir ä la resti-
tution de la totalis des sommes avancees ü s'en faut de beanconp que
j'aie epuise' mes pouvoirs k cet egard, mais je ne suis pas content encore,
et je ferai l'impossible pour obtenir qne l'on consente ä exposer la to-
talis des sommes avance*es aux mSmes risques qne toute l'entreprise on,
da moins, de nons rendre, dans le cas oü l'entreprise viendrait ä manquer,
nos places de Burete* et ä se contenter d'une simple assnrance ponr la res-
titntion de la moitie* des sommes avancees. C'est ce dernier point qui me
tient le plus ä cceur, non que je craigne que le cas puisse exister, mais
parcequ'il est important de regier les choses de facon que la France ne
puisse jamais desirer qu'il exiate, et n'ait aucun espoir de tirer le moin-
dre dedommagement des frais immenses qu'eile va faire, si notre coup
venait ä manquer. Si eile Itait süre d'obtenir ä titre de süretä ou autre
une partie des Pays-Bas, sans que le roi de Prusse füt ecrasä, eile pour-
rait nous abandonner au milieu de l'entreprise, et c'est ce qu'il faut pr<S-
venir2). II s'en faut de beaucoup que je puisse promettre de re'ussir dans
ce point si important, mais je n'en de'sespere pas absolument.
»Quant au troisieme point sur lequel nous diiferons, je ne pre*vois
pas de pouvoir faire de*sister cette cour de la demande qu'elle nous a faite ä
oet ögard. On veut absolument de places de suretä, et on n'en prendra pas
d'autres que les villes de Nieuwport et d'Ostende ; peut-e'tre se contenterait-
on de l'une des deux seulement, mais je ne le crois pas. Je n'ai pas fait
usage de pouvoir que j'avais1), de les accorder, parceque j'ai cru devoir
garder ce point en röserve, mais il faudra en venir la. J'ai beaucoup
gagne* dejä en obtenant que ces places ne seraient remises que lorsque
nous aurons commence" ä agir offensivement contre le roi de Prusse, et
qne la France ne demanderait aucun droit do propriäte' ni de domaine
utile sur lesdites places. La libre communication par Ypres ä Dunker-
que est une demande tout-ä-fait nouvelle et dont je crois que l'on ne se
departira pas.
»Le quatrieme point de difference est le plus important et en mäme
temps le plus ddlicat. Je suis bien fache* de devoir dire que je ne vois nul
espoir d 'amen er ä oet egard les choses au point oü nous le desirerions.
On a rejete* bien loin l'offre du duche" de Luxembourg3), on n'a pas fait
1) Vgl. S. 405. 2) Vgl. S. 447.
3) Vgl. S. 403 ff.
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1756 August 20.
521
plus d'attention k ce qne j'ai dit que l'on pourrait ajouter ä ce duchd 1756
qnelque conträe ä la convenance de cetto cour, sans toute-fois faire men- *^u^' *
Hon expresse du Pays r^troc^d^. J'ai fait les repräsentations les plus
fortes, et j'ai donne* lea rtSponses les piuB fonde"es aux raisons que l'on
m'a alldguees, mais il n'y a rien qui fasso impression. On nous soup-
conne, on fait semblant de nous sonpconner de vouloir toujours oonserver
un reste de menagement pour l'Angleterre, d'envier ä la France ce qui
est le plus propre ä lui donner de l'avantage oontre son ennemi, tandis
qu'elle nous fournit les moyens d'ocraser le nötre; on ne fait nulle atten-
tion k ce que je dis de la jalonsie et du me'contentement que donnerait
ä l'EBpagne, a la Hollande et a toutes les puissances de l'Europe un
agrandissement de puissanoe tel que la France le demande. On dit que
la paix devra de nöcessite" etre forcöe ponr le roi de Prasse et pour l'Angle-
terre, que, par consequent, ce n'est pas ä ce que diront cea deux cours de
nos arrangements, qu'il faut faire attention, qu'il sera aise* de tranquilliser
la Hollande, qu'on pourra lui assigner nne barriere plus reculee, que l'Es-
pagne ne pourra refuser son consentement k un 6*change si avantageux ponr
l'Infant, et que, quand meme eile le refuserait pour le present, du moins
eile ne pourrait pas s'y opposer que l'Infant pour sa personne gagnait si
considerablement, que certainement il n'envierait pas au Roi un avantage
qui n'e"tait que politique, et dont on lui laiasait tout le profit utile. Quant
aux autres puissances, on ne voit pas qui sont celles qui ponrraient s'op-
poser, ou comment elles le pourraient efficacement. On croit qne, bien loin
de nons refuser ä ce qui est de l'avantage et de la sürete* de la France,
nons devrions Stre les premiers k vouloir les lui procurer, en un mot, je ne
pnis rien effectuer sur ce point. Je n'ai, näanmoins, encore rien accordö"
ni consenti k rien; j'ai mäme fait entrevoir que nous n'y consentirions
jamais, mais je crains bien qu'il le faudra. Je ne connais que trop l'im-
portance de la chose, mais je ne vois nul moyen de l'emporter. 11 serait
dono necessaire de preparer les ordres que V. Exc. aura la bonte* de me
faire parvenir pour le cas oü la France ne se relächerait en rien de ce
quelle demande sur cet article important.
»La cinquieme difförence ne ronle pas sur le fond des intentions, mais
sur la forme, et donnera lieu ä bien des difficult^s lors de la rödaction et
discussion des articles du traite*. Ce que la France propose, de mettre l'In-
fant en possession des Pays-Bas six mois apres que nous serons parvenus
a celle de la Silewe, n'est que dans la vue d'empecher que, sous prätexte
du plus grand affaibüssement du roi de Prusse, nous ne prolongions la
guerre contre ce Prince et ne restions en m€me temps en possession des
Pays-Bas, de la Sile'sie et de la jouissance des sommes qne la France doit
fonrnir. Nous avons eu dejä de longnes discussions sur tout ce qui re-
garde cet objet. La demande qu'on nous fait, ne me paratt ni juste ni
possible, car si l'on mettait l'Infant en possession pro?isionelle des Pays-
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522 österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Bas, il faudrait pareillement quo uous obtinssions la possession provisionelle
-US- 20 <|e8 duchös de Parme, Plaisance et Guastalle, et combien d'inconve'nients
un pareil arrangement ne pourrait-il pas occasiouner. Getto räflexion et
bien d'autres feront, je crois, connaitre la neocasitä de travailler an plus
töt ä la rödaction des articles da traite' secret, et snrtoat de celui, dont
il est question ici . . .
»Voilfc donc en qaoi consistent les differences les plus essentielles et
sur lesquellos je crains fort qu'il n'y aura pas bcaucoup ä gagner. Je
crois que nous pourrons, au moyen des sommes et des troupes subsidiees
quo la France nous fournira, en y ajoutant encore le Corps d'observation
auquel on a dejä consenli1), nons relächer sur la premicre. Je n'ai pas
perdu tont espoir pour ce qui concerne la seconde, sur laquello il me parait
indispensable d'insister, tant que l'on verra la moindre apparence de pou-
voir obtenir ce que nous demandons. Je n'espere rien de la troisieme et
quatrieme, et c'est sur cos deux points que j'ai besoin principalement
d'ordres ulterieurs et d^finitifs, Quant ä la cinquieme et sixieme, quoi-
qn'il y ait lieu de prevoir ä cet egard beaucoup de diffioultes, j'espere,
näanmoins, qu'elles s'aplaniront par la suite au moyen des modifications
qu'il ne sera pas impossible de trouver, et je me flatte qu'on se prßtera
ici ä tont ce qui sera raisonnable et oonforme ä l'lquite' et ä la rdci-
procite*.
»Les deux points e'nonce's dans la piece No. 52), ne ponrront se regier
que lors de la discussion plus particuliere des articles du traite*. Mais V.
Exc. trouvera, j'espere, que les aveus quo j'ai tir^s sur ces deux points,
soiit deja tres favorables et nous assurent par avanoe presque tout ce que
nous pourrions demander.
»En domandant les eclaircissements ulterieurs qui font l'objet de la
pi&ce cote*e au No. 6 3), j'ai porte" ma principale attention ä faire consent»*
indirecteoient la France k l'affaiblissement ulterieur du roi de Prasse, et
je crois qu'au moyen de la re*ponse donnee a mes demandes No. 1, 2, 3,
4 et 5, ainsi qu'en consequence de plusieurs autres passages contenus
dans los Luit pieces cotees ci-jointes4}, nous pouvons regarder ce point
comme e'tabli et nous ddsister en toute surete" de la demande d'un con-
sentement formel, que nous n'obtiendrions qu'en consentant k la condition
quo Ton regarde ici comme reciproque5), et ä laquello nous ne pourrions
jaraais nous prSter. L'abbe* de Bernis a touche* encore cotte corde en t6-
pondant ä mes cinq points de demande, mais comme il ne m'a pas pro-
posö de prendre note de ce qu'il m'a dit k ce sujet, je n'ai note* que ce
qui se trouvo k la marge desdites cinq demandes, et lui en ai fait en-
suite la lecture, pour voir si j'avais compris ce que l'on m'avait repondu.
1) Vgl. S. 448. 2) Vgl. Nr. 187 f. 3) Vgl. Nr. 187 g.
4) Vgl. Nr. 187 b-i und S. 516. 5) Vgl. Nr. 187 b.
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1756 August 20.
523
Je crois que nous nous ne pouvons pas däsirer mieux que de rester les 17^6
maitres des diffcrentes negociations ä entamer avec les princes qui doivent ^u^'
prendre part ä notre concert. O'est le vrai moyen d'assurer la re*ussite
de l'entreprise, de rendre immun quable l'arTaiblissement du roi de Prusse
et d'obtenir les points de convenanoe que nous avons en vue1). II s'agira
seulement que la France nous seconde et appuie nos negociations, lors-
qu'elles seront entame'es. Ccla sera beaucoup mieux que si eile vonlait
y prendre part imme'diatement. J'ai demande" quels avantages on pourrait
faire ä la Hollande et au Danemark. L'abbc* de Bernis m'a dit que la
premiere de ces puissances confinait ä une partie des ßtats du roi de
Prusse, et que, par conse*quent, il serait aise* de trouver quelque chose
qui fftt ä sa biens£ance. II ne s'est pas expliquä pour le Danemark; on
voudrait lui procnrer le duche* de Bremen ou Verden. Le comte de Rosen-
berg2) croit que M. de Bernstorff3), Hanovrien lui-m6me, rejeterait bien
loin une pareille proposition. II serait bien plus ä propos de trouver quel-
que moyen de lui procurer des avantages aux depens du roi de Prusse.
Le marechal de Belleisle croit qu'il serait tres important de faire entrer
cette cour dans notre concert. Elle pourrait fournir, an moins, dix ou douze
mille hommes de troupes et surtout de la cavalerie, et, d'ailleurs, il serait
d'un grand avantage d'avoir dans nos interSts une puissance protestante
et particulierement celle-ci. Le meme marechal de Belleisle est d'avis que,
malgre* les troubles interienrs de la Suede4), nous parviendrions certainement
ä la faire entrer dans notre concert, mais il y a beaucoup k risquer pour
le secret, ou que la chose devrait ßtre portee en deUiberation au Senat, et
que le roi de Prusse conservera toujours un parti daus ce pays-lä. Le
baron de Bunge, ministre de Suede, qui rösido ici dans l'absence du baron
de Scheffer, avec lequel il avait 6t6 jusqu'a son depart en qualite" de
secrötaire de legation, et qui est un jeune homme sage et instruit, m'a
tenu differents propos par lesquels j'ai Heu de juger que Ton ne de-
manderait pas mieux en Suede que de courir sus au roi de Prusse. II
m'a dit qu'on y attendait aveo impatience l'expiration du traite" avec ce
Prince6), et que, certainement, on ne le renouvelerait pas, qu'il [s']imaginait
qu'on serait fort aise chez lui d'acce'der au traite* conclu entre nous et la
France, qu'on en avait marque" bien de la joie, et plusieurs autres choses
de cette nature. Je ne me*fie pas entierement ä lui, car il est lie" d'amitie"
intime avec KnyphauseD, qui est plus fin que lai, et qui, ä ce que je puis
jnger, fait semblant vis-ä-vis de lui d'Stre me*content de la conduite de
son maitre pour le faire parier et savoir ce qu'il en pense, et ce que le
public en dit.
1) Vgl. S. 390 ff. 401. 2} Österreichischer Gesandter am spanischen Hofe.
3) Dänischer Wirkl. Geh. Rath, Mitglied des dänischen Staatsraths, Dirigent
der deutschen Kanzlei und des Departement« der auswärtigen Angelegenheiten.
4) Vgl. S. 487. 5) Vgl. 8. 228.
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524 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 »La response que Ton m'a faite k na demande No. 6, et que je n'ai
obtenue (comme V. Exc. jugera aisement) qu'avec bien de la peine et
apres plasienrs Conferences et discnssions tres vives et tres longues, soit
avec l'abbd de Bernis, soit avec quelques autres ministres, sera trouvde,
je l'espere, tout-ä-fait satisfaisante. La clause qu'on y a ajoutee, ne
doit pas nous effrayer, eile fait voir seulewent que ce n'est qu'apres une
longue resistance qu'on a consenti ä cet article1). II va sans dire que cha-
que article convenu ne Test qu'a condition que Ton s'accorde sur les au-
tres. J'ai d'ailleurs ajoute* la m€me clause ä l'article 3 de la piece cotde
No. 32), sans que pour cela nous soyons däcidäs d'insister absolument sur
toutes les conditions dont j'y ai fait mention. J'ai demande' ä oombien
Ton comptait de faire monter ce corps d'observation. L'abbe* de Bernis
iii'a parle* de 25 ä 30 000 hommes et le marechai de Belleisle de 30 ä
35000. J'ai »präsente* qu'U en faudrait bien 50 ä 60000, sans quoi cette
arrade ne donnerait pas au roi de Prusse et a l'älectorat de Hanovre l'in-
quiätude qu'elle devrait leur donner, et ne produirait, par consdquent, pas
l'effet qu'on en attendait. II serait aise* d'engager les eleoteurs de Cologue
et palatin, ou Tun des deux seulement, de demander ce corps de troupes
pour leur sürete* et ddfense, et il ne me parait, par consequent, point que
la derniere clause puisse causer quelque difficulte\ Si, nöanmoins, cela 6tait,
on pourrait y remddier en suggdrant quelque autre expädient convenable
qui serait sürement adopte* ici. Le point important a 6t6 bien difficile ä
obtenir, et j'ai craint pendant longtemps que je n'y räussirais pas. V.
Exc. sait fort bien qne, pendant tout le cours de la negociation, on ne
nous avait donne* aucun lieu de nous flatter d'en obtenir autant. Je ne
me suis pas contente* de cette concession, et j'ai demande* ultärieurement
si Ton ne nous promettrait pas du moins que, dans le cas oü tous les
moyens eraployds contre le roi de Prasse ne suffiraient pas pour le räduire
au point oü noua le projetions, on nous donnerait en pareil cas des se-
cours plus puissants et plus considdrables, et quels seraient ces seoours?
L'abbe* de Bernis m'a repondu que les moyens employes suffiraient certai-
nement, mais qu'en tout cas on ne nous abandonnerait assuröment pas.
J'ai voulu en tirer une reponse plus precise et plus positive, mais il n'y
a pas eu moyen. II m'a rdpondu qu'on ne pourrait pas prendre d'enga-
gement ä cet egard, que la cho.se parlait d'elle-m6me, mais quHl ötait im-
possible de se lier et de donner des promesses pour un cas dont il ne
tiendrait qu'a nous de ddternriner a notre gre* l'existence, en declarant que
les moyens employls n'dtaient pas suffisants, et en demandant un concours
plus efflcace. J'ai tenu le meme langage aux autres ministres, et je leur
ai fait connaltre que ce serait-lä le seul moyen pour däterminer ma cour
ä se ddsister de la demande qu'elle avait faite d'un corps de troupes con-
1) Vgl. S.400. 2) Vgl. Nr. 187 d.
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1756 Augost 20.
525
siddrable qui agisse directement et offensivement contre le roi de Prasse, 1756
mais ils m'ont tons r£pondu aar le memo ton. II n'y a que le marechal ^
de Belleisle qui y ait ajoute* quo, ponr sa personne, il me promettait la-
dessna tont ce que je voulais, et qne je devais bien connaltre que, lors-
qu'on serait une fois engagä, on irait aussi loin qu'il le fandrait, et beau-
coup au dela de ce qu'on ne croyait ä präsent. Je n'ai pas pu obtenir
davantage.
»L'änonce* de la demande qne j'ai mise au No. 7, fait voir par lui-
meme les raotifs qni m'ont engage ä la faire, et j'espere que les prdcau-
tions que j'y ai prises, seront approuväes. La räponse est satisfaisante, et
j'aurai soin de faire observer ce que l'on y a promis.
»J'espärais d'obtenir ä la demande No. S quelque eclaircissement que
j'eusse pn faire tourner ä notre avantage, mais on a övite* d'entrer en ma-
tiere ä cet £gard. Je m'ätais bien apercu qne c'ätait le marechal de
Belleisle qni avait fait aj outer la clause: >si le Bot Staü dans la pos-
ribüite*, etc., et c'est d'apres la persnasion dans laqnelle il parait ötre,
qne ceci ne peut guere manqner d'engager uno guerre directe entre la
France et le roi de Prasse. Je crois en effet qu'on n'a eu, en deolarant
cette clause, d'autre vne que celle d'une possibilite" ponr l'avenir, et non
celle d'une dötermination actnellement prise d'agir offensivement contre le
roi de Prasse.
»La demande que j'ai faite au No. 9, a 6i6 occasionnee par ce qui est
dit ä l'eclaircissement No. 3 de la piece cote*e No. 1 *), qne l'on promet de
s'arranger snr les auties payements. J'ai cru devoir m' in form er au juste
quell es e'taient ä cet tfgard les inten tions de cette oonr. L'arrangement
qu'on nous propose la-dessus, a ponr motif apparemment la crainte de
payer un mois on deux au dela du terme dont on conviendra. L'abbe*
Bernia m'a dit qne cet arrangement leur convenait davantage, pnisque
c'Ctait pre'cise'ment celui de la perception des sommes qu'on devait nous
remettre. J'ai reprösente' qu'il me paraissait plus convenable ä tons egards
de faire les payements de trois en trois mois par avance, parceque ma
cour aurait besoin de grosses sommes ä la fois, et qu'il s'agissait de de*-
penses dont on ne pourrait pas remettre le payement d'un mois ä l'autre.
J'attends k cet 6*gard les ordres de LL. Ms. . . .
No. 7.2) »On insiste fort snr le premier point contenu dans cette piece.
J'ai represente* qu'il Ctait impossible que l'on procedat a la rödaction des
pre*iiminaires, avant que nous ne fuBsions d'accord sur tons les points, et
quo les diffe'rences e'taient encore si grandes ä bien des egards que je ne
voyais pas oomment nous pourrions nous accorder.
»La demande No. 2 m'a Cte* faite pareillement avec beancoup d'in-
stances. C'est M. de Machault ... qui insiste le plus sur l'accession de
1) Vgl. Nr. 187 b. 2) Vgl. Nr. 187 h.
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526 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 S. M. l'Empereur en qualite' de grand-duc de Toscane ... Je crois qu'il
20 ne sera guere possible de la refuser, et j'attends sur ce sujet les ordres
ultlrieurs.
»Ce qu'on entend par l'article 3, est qne nous nons coramuniquions
bien exaetement tout ce qoi viendra de Constantinople. C'est un point
qui nous intöresse de bien plus pres que la France, et sur lequel nous ne
pouvons d^sirer mieux que de lui voir observer ce qu'elle propose.
»L'article 4 revient ä ce que Tabbc* de Bernls a dit d^Ja plusieurs
fois, et dont j'ai eu l'honneur d'informer V. Exo. 1), qu'il serait ne'cessatre de
savoir quels motifs 8. M. l'Impe'ratrice alldguerait pour justifier la levee
de bouclier projete'e et nomme"ment la reconquete d'ßtats solennellement
ce'de's et garantis. . . .
»Ce qui est dit au No. 7, pourrait etre mis dans la classe des point 8
sur lesquels nous ne sommes pas encoro d'aecord, car j'ai, jusqu'ä präsent,
toujours msistc* a ce que ce füt la France qui sc chargeät du payement
des subsides ä donner ä la Saxe. On ne veut pas ici s'y pr€ter, et on
dit que ce n'est pas beaueoup exiger do nous, lorsqu'on nous fournit des
sommes si considerables, que de nous charger des seules cours de Russie
et de Saxe. II est ä certains £gards de notre avantage que ce soit ü
nous a subsidier ces deux cours, puisque cela nous met dans le cas de
traiter imm^diatement avec elles^). Aussi n'ai-je fait auoune difficulte
pour ce qui regarde la Rüssie, dont nous avions de'clare' depuis le com-
mencement de la ne'gociatiou que nons nous chargerions, si la France nous
fournissait les sommes necessaires pour cela; mais j'aurais 6t6 bien aise
d'epargner en tout ou en partie ce qu'il faudra donner k la Saxe, et d'ob-
tenir que la France s'en charge, mais je n'y ai pas rcussi, et je doute
fort que j'y reussisse. II sera donc ne*cessaire de prendre bientöt sea
inesures de oe cdte-lä.
»Je n'ai rien ä ajouter ä ce qui est dit ä l'article 8, et je crois que
nous nous passerons tres aisement de la garde des Pays-Bas que la France
nons avait Offerte. Plüt a Dieu qu'elle voulOt nous abandonner le soin
de les garder en entier, et qu'il y eüt moyon de la faire desister de la
demande des villes de Nieuwport et d'Ostende dont l'occupation lui tient
si fort ä coeur, et qu'il faudra de toute necessite* lui aecorder3).
»Ce qui est dit au premier article de la piece cote'e No. 84), m'a
paru tres necessaire ä convenir, parceque M. Rouille* s'e'tait mis sur le pied,
toutes les fois que le comte de Vitzthum 5) lui parlait de subsides, de me
le renvoyer, lui disant que c'e'tait ä la cour de Vienne qu'il fallait s'adresser
pour cela. J'ai donc obtenu que, pour tranquilliser la cour de Dresde, on
lui ferait esperer des ä present la conclusion du traite de subsides avec
1) Vgl. S. 350 f. 2) Vgl. S. 506. 3) Vgl. 8. 405. 520.
4) Vgl. Nr. 1871. 5) Vgl. 8.481.
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1756 Augast 20.
*
527
la France1). Je me flatte mßme que je röussirais, si cela paraissait 1756
neceasaire, ä lui faire payer des ä präsent quelques sommes, en attendant ^u&' ^
la conclusion des arrangements qne nous avons a prendre, bien entendu,
neanmoins, que Ton insiste et insistera toujours qu' apres la conclusion de
ces arrangements, ce soit nous qui restioDs chargäs des payements ulterieurs
ä faire.
»Ce qni est convenu ä l'article 2, est en tons points conforme aux
intentions de S. M. 2).
»Je joins ici . . . un paquet ä l'adresse du Chevalier Douglas qui
contient les ordres et pleins pouvoirs pour ledit Chevalier, afin de demander
et accepter, de ooncert avec M. le comte d'Esterhasy, l'accession de la
conr de Russie au traite* de Versailles3]. J'ai Iu la minute de ces ordres,
qui sont en termes gäneraux et tout-a-fait convenables. On impose au
Chevalier Douglas de se conformer ä ce que le comte d'Eaterhaay lui
proposera. On ne lui a pas envoye* les articles sdpare's et secrets, et on
ne l'informe en rien de tont ce qui a rapport k notro nägociation secrete4).
II sera donc nöcessaire de prävenir sur ce point le ministöre de Russie.
J'ai cru qu'il ätait bon d'erapecher toute commnnication immödiate sur ces
objets entre les deux cours6) jusqu' ä l'envoi des ambassadeurs qui ne sera
qu'au mois de janvier, vers lequel temps il est apparent que toutes »os
mesnres seront prises, et que nous n'aurons rien ä craindre de ce que ces
deux cours pourraient se dire. Comme on n'est pas certain, si le Chevalier
Douglas aura remis ses lettres de cr6ance, parcequ'il ne devait les remettre
qu'au cas qu'on en eüt envoye de pareilles aux siennes ä M. Bechtejew,
l'dmissaire qui reside ici, et qu'il ne conviendrait pas en pareil cas qu'il
dcmandät et acceptät l'accession de la Zarine au nom du Roi T. 0., on a
pris la prccaution de lui envoyer pour ce cas une lettre de M. Kouillö ä M.
le comte d'Esterhasy . . par laquelle ce ministre piie le comte d'Esterhasy
de demander et d'accepter au nom du Roi T. G. et en vertu du plein pouvoir,
joint k la lettre, l'accession de la Zarine. Cette lettre ne sera remise que
dans le cas que je viens de dire. Si M. Douglas se trouvait deja accröditä,
il a ordre de la garder et de n'en faire aucun usage. Je suis convenu
avec l'abbc' de Bernis que dans tous les cas le comte d'Esterhasy pourrait
dire au ministere de Russie au nom de 8. M. T. C. que la präsente invitation
e*tait pröparatoire k la communication qu'on forait dana peu ä 8. M. Russienne
des arrangements ultärieura a prendre entre nos deux cours, et a l'invitation
d'y concourir. J'ai pris la precaution de me faire remettre en original les
ordres envoyes au Chevalier Douglas, afin qu'ils ne lui parvinssent pas avant
ceux qui seront adressäs au comte d'Esterhasy, lesquels il sera necessaire
de lui envoyer au plus tot. J'espere que j'aurai rencontre* dans tous ces
points les intentions de LL. Ms.
1) Vgl. S. 481. 2) Vgl. S. 297. 3) Vgl. S. 490.
4) Vgl. S. 343. 5) Vgl. S. 416.
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528 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 ,je suis bien flatte* de voir que je les ai prevenu dans un point qui
üg* 20 ätait tres important, et sur lequel je n'avais pas encore d'ordres precis.
»C'est le point convenu au No. 3, au moyen duquel il est decide* que
la cour d'Espagne ne sera invitee ä acce'der au traite" de Versailles qu' apres
la conclusion du traite* secret1). . . . A l'egard de la cour de Naples2), il
sera peut-e*tre utile ou m6me nCcessaire de la mettre dans notre confidence
avant celle d'Eapagne. . . . Nons serons plus k portc*e de prendre les mesures
convenables par rapport ä cette cour, lorsque la France aura repondu ä
nos propositions de convenance3). . . .
> Apres £tre convenu de tous les points et avoir pris toutes leg mesures
dont je viens d'avoir l'honneur d'informer V. Exe, j'ai cru qu'il Itait tempa
de proposer aussi les conditions de convenance3) que nous demandons ä
cette cour. J'avais differe' de les communiquer jnsqu'a ce que je mc
trouvasse ä porte'e de juger, par les reponses qu'on me donnerait a mes
premieres propositions, si la cour ici e*tait bien certainement dlterminee ä
entrer dans nos vues touchant le fond de l'entreprise. Ces rCponses, les
äolaircissements et arrangements qui s'en sont suivis, 6tant tels qu'il ne
peut plus nous rester aueun doute ä cet egard, il m'a paru qu'il ne fallait
pas tarder davantage ä s'ouvrir sur le tont, afin d'obtenir aussi sur le tont
des r^ponses precises et positives et se trouver par lä en gtat de juger
1° s'il est possible, 2° s'il nous convient de conclure notre affaire et de
mettre en execution la grande entreprise projetäe. ... Je n'ai pas encore
obtenu les reponses ä mes demandes de convenance. . . .
»Je n'ai point fait mention encore de nos vues sur la prineipautd de
Crossen. Les deux points qui ont le plus trappe* l'abbä de Bernis, sont
la demande de la reversion des Pays-Bas et celle de la reservation du
droit de voix et seance ä la Diete de l'Empire, et ce qui en dopend.
Tinsisterai fortement sur ce dernier point, qui est de la plus grande im-
portance. . . .
»Je me suis bien garde* jusqu' ici de faire apercevoir aux ministres
que la Rnssie eut en vne de se procurer, au moyen de l'entreprise projetee,
une acqnisition aussi considerable que Test celle de la Courlande4). On
croit que tont ce qui pourrait i'engager dans cette guerre, serait l'appas
des snbsides et la jalousie contre le roi de Prasse. L'abbe* de Bernis et
le marächal de Belleisle m'ont dit, n£anmoins, ä plusieurs reprises qu'ils ne
comptaient pas que ma cour eüt dessein de procurer des avantages en
Allemagne ä la Kussie, et qu'elle devait connaitro trop bien ses intdrets
pour qu'elle püt penser ä augmenter la puissance de cette derniere cour
en Allemagne. J'ai repondu simplement qu'il n'ötait nullement question de
teile chose. . . .
1) Vgl. 8. 252. 290. 2) Vgl. 8. 290 f. 3) Vgl. S. 399 ff. 404.
4) Vgl. S. 363.
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1756 August 20.
529
»Je ne dois pas oublier d'informer V. Exc. que j'ai trouve* dans le 1756
memoire de l'abbe* de Bernis dont j'ai refuse* l'acceptation un passage ff* 4
par lequel il paraissait que la France voulait nous demander que, dans le
cas oü, pendant le cours de la guerre projetee, le roi d'Espagne viendrait
ä mourir, nous laissassions l'Infant jusqu' ä la fin de cette guerre en pos-
aession des duche*s de Parme, Plaisance et Guastalle et consentissions, non
ä renoncer au droit de reversion qui nous est assnre* par le traitö d'Aix-
la-Chapelle, mais a laisser ce droit en suspens. L'abbe" de Bernis ajouta,
en explication de ce passage, que c'dtait-lä proprement ce qu'on avait
voulu dire dans la reponse du premier de mai2) ä l'endroit qui nous avait
si fort deplu3), et il voulut me faire connaitre qu'un pareil cas venant ä
exister pendant le cours de l'entreprise projetee, il ne serait pas juste ni
convenable de vouloir priver l'Infant de ses fitats et le röduire a la con-
dition de simple particnlier. J'ai evite* d'entrer en matiere sur ce point,
et comme il n'en a plus 6t6 fait mention dans la suite de nos discussions,
je me suis bien garde* d'en prendre note dans aucune des huit piöces cotees,
qui sont, ä proprement dire, le repertoire de tous les points qui ont 6t6
discute*s. . . .
»On croit 6tre sür de la cour de Württemberg, de Celles de Baviere,
de Cologne et de Mannheim4}. On fera des propositions ä Darmstadt et ä
Wurzbourg (supposö que cette derniere cour ne soit pas dejä lie*e avec
l'Angleterre, comme on le croit), et on a recu des propositions de Saxe-
Hildbourghausen ; s'il y avait quelque autre cour ä qui il pourrait convenir
de faire des propositions, il faudrait que V. Exc. eüt la bonte* de me les
indiquer, ainsi que les moyens qu'il serait ä propos d'employer pour y reussir.
»Le marechal de Belleisle m'a promis de pousser M. Rouillö dans
toutes ces nögociations ä faire avec les princes d'Empire et de prendre
soin qu'on ni perde ni temps ni peine. Je ne puis assez me louer du zele
qu'il marqne pour la prompte et bonne re"ussite de notre affaire, et je tache
d'en tirer bon parti. II serait ä dösirer que M. Rouille" lui ressemblät5),
mais sa malheureuee jalonsie cause actuellement plus d'embarras et plus
de confusion que jamais. C'est un homme sur lequel il est impossible de
compter, et qui les trois quarts et demi du temps fait tont le contraire de
ce qu'il devrait faire. Bien intentionnö dans le fond, ne dösirant que
l'avantage de son mattre et porte" tout-ä-fait pour le nouveau Systeme, il
agit, n6anmoins, presque toujours, comme s'il ötait dans des dispositions
tout-a-fait contraires. II n'a ni les talents ni les connaissances necessaires
pour un poste tel que le sien et particulierement dans des circonstances
aussi critiques que les präsentes. II ne sait pas se former un Systeme ni
an plan de conduite ge*nörale et n'agit que d'apres des impressions mo-
1) Vgl. S. 512 Aum. 6. 2) Vgl. Nr. 82 b. 3) Vgl. S. 398 f.
4) Vgl. 8. 486. 5) Vgl. S. 480.
Acten nr Vorgeschichte de» 7j ihrigen Krieges. 34
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530 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 mentandos qui la plupart le menent en erreur, parceque la jalousie et
ug* 20 liutrigue s'en raelent. Tantot il me marque nne confiance excesßive, tantöt
il est avec moi de la plus grande r&erve; quelques fois j'en obtiens sans
beaucoup de peine les choses les plus importantes et les plus difficiles,
d'autrefois il nie refuse des complaisances ou des confidences tout-ä-fait
simples et sur lesquels il serait de son propre inte*r6t de preVenir ma
demande. Apres m'avoir parle* d'une facon aussi satisfaisante sur tout ce
qui a rapport ä l'ordre envoye" ä M. de Valory touchant la declaration ä
faire au roi de Prusse1), il m'a communiquö de la facon la plus obscure
les reponses qui en sont venues. ... II en est de meme sur presque toutes
les affaires. Je pourrais ä chaque fois parer tres aise*ment aux inconvenients
qui peuvent resultcr de cette espece de röserve, si je prenais le parti de
porter des plaintes ä Mde. de Pompadour, au mar6chal de Belleisle ou meme
ä Ms. de Machault et d'Argenson, ce qui indubitablement produirait l'effet
de lui faire donner ordre par le Roi de me confier la chose qui aurait fait
le sujet de mes plaintes, mais en parant de la sorte ä un inconvenient, je
ne remddierais pas ä la sonrce du mal et ce serait m6me le vrai moyen de
Taugmenter. Je n'ai donc d'autre parti ä prendre que d'nser aveo ce
ministre de beaucoup de me'nagements et de ciroonspection, de lui donner
le moins quo possible de jalousie, de lui marquer beaucoup d'amitie* et
d'attachement personnel et vivre avec lui, pour ainsi dire, au jour la journee.
Cette conduite demande tant d'attention et de preoaution que je puis dire
avec vörite* que c'esMä de tous les soins importants dont je 8uis oharge*,
celui qui me donne le plus de peine, et qui a tous ägards me coüte da-
vantage. Ce qu'il y a de rassurant dans tout ceci, c'est que, certainement,
le fond des intentions de ce ministre est bon, et que, s'il manque, Ton peut
compter que ce n'est que par ignorance ou faiblesse, mais jamais par un
principe de mauvaise volonte*. Quant au reste du ministere dont j'ai eu
l'occasion d'approfondir plus que jamais les sentiments et les intentions
pendant le dernier sejour de Compiegne, j'ai tout Heu de me flatter qu'il
est tout entier dans la bonne voie, et il me semble que les effets en sont
une preuve övidente. 8i M. d'Argenson est dans des dispositions contraires2),
il possede certainement l'art de de*guiser bien adroitement ses sentiments,
car il parle et se conduit en tout, comme s'il ötait absolument dans les
memes dispositions que tout le reste du Conseil. . . .
»Lorsque j'&ais sur le point de finir ma deiche, je recois ... les
ordres tres graoieux du 11 et 12 de ce mois3), lesquels, bien loin de me
faire retarder le depart de ce courrier, m'engagent, au contraire, ä le presseT
encore davantage pour tirer LL. Ms. de Tinquidtude dans laquelle elles ne
peuvent manquer de se trouver. Je me flatte que le contenu de la präsente
depeche sera trouve* satisfaisant, et je ne vois dans tonte notre affaire qu'un
1) Vgl. S. 503. 505. 2) Vgl. S. 477. 3) Vgl. Nr. 184. 185.
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1756 August 20.
531
senl point qui soit bien inquiutant, et dans lequel je dtfsespere de reussir 1756
conformement aux vues de LL. Ms., qui est celui oü il s'agit de la portion ug" 2
des Pays-Baa que la France demande pour son partage. Sur tont le reste
il me semble que nous avons obtenu autant et plus que nous ne pouvions
esplrer. Je vais faire l'impossible pour qu'ou se de*termine des ä prösent
et eocore avant la conclusion de notre traite" secret ä fournir ä tout 6v6n%-
ment des subsides ä la Russie. Je n'ose promettre d'y reussir et encoro
moins d'obtenir que Ton fasse passer ces subsides par nos mains, mais je
ferai toujours de mon mieux pour obtenir l'une et l'autre de ces choses.« . . .
187a. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 20. August 1756. Aug. 20
P. S. 1. Nach der UnohrifL Vgl. Beer, M. I. ö. O. XVII, 120 Anm. 1.
Rathechläge Bcllexsles für die Kriegführung gegen Pretusen.
»Le marechal de Belleisle ... fait grand cas de M. de Browne et
desire fort d'entretenir aveo lui une correspondance re"glc"e et exacte pen-
dant tout le cours de l'entreprise projete*e. Cela ne pourra que nous etre
d'un tres grand avantage pour l'avancement de nos affaires. Le credit du
mardchal de Belleisle augmente, et nous savons par l'expärience que nous
eu avons faite, qu'il ne laisse pas languir les choses dont il so charge.
»II est tres fort d'avis qu'il faudra temporiser avec le roi de Prusse
et e*viter toute action de"cisive, ce qui lui paratt un moyen sur de vaincre
ce Prince.
»II dit qu'il faut employer beaucoup de troupes legeres et harceler
continuellement notre ennemi, mais ne le combattre jamais1), que la ca-
valerie prnssienne ne sait pas aller au fourage, que ces belles troupes
seront r^duites ä rien au bout de deux campagnes, si l'on se conduit sa-
gement et ne risque pas de tout perdre par une action decisive.
»II compte de faire dans peu une seconde tournöe vers les cötes
maritimes2), mais je suis convenu avec lui qu'il assisterait auparavant aux
comitds qui doivent se tenir dans la semaine prochaine sur nos affaires.
Sa pr&ence nous est tres necessaire, il est dans la meilleure intelligence
avec Mde. de Pompadour, et depuis quelque temps je l'envisage comme un
des meilleurs appuis que nous ayons ici3) . . .
»J'ai grand so in de le cultiver et de l'entretenir dans ses bonnes dis-
positions et j'ai lieu de les croire sinceres et durables.« . . .
1) Vgl. Lehmann 128.
2) Belleisle war am 30. December 1755 zum Commandeur Uber die Klisto
von DUnkirchen bis Bayonne ernannt worden. Vgl. Bernis I, 253 Anm. I.
3) Vgl. S. 525. 529.
34*
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532 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 1'. 8. 2. Nach der eigenhändigen Urschrift.
ug* 20 »Je n'ai pas cherche*, dans la präsente däpeche, a m'attirer des eloges
et ä faire valoir beancoup les Services qne j'ai rendus. Ce qui importait,
ötait de faire voir l'e*tat oü en sont nos affaires. Les peines qu'il m'en
a coüte" pour les amener ä ce point, ne sont rien, pourvu qn'elles pro-
dnisent l'effet qne j'en attends. V. Exc. est trop accoutumee an manie-
in ent des grandes affaires et Elle connatt trop bien tontes les difficnlte's
qu'il a fallu vaincre dans celle-ci, pour qu'Elle ne rende pas justice ä mon
zele et ne voie pas du premier ooup d'oßil quel travail immense j'ai e*te"
oblige* de faire, et avec quelle prövoyance et circonspection j'ai £te* oblige*
d'agir dans tout ccci. Le point essentiel est fait.c . . .
Aus. 20 187b. Beilage 1 zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 20. August
1756').
Nach der Urschrift.
»Conditions
proposäes« »Räponses.« »Eclaircissements.«
1) »S. M. T. C. 1) »Le Roi ne »On nous donne ä joger:
donnera son con- peutconscntir äun 1° »Si la proposition du depouil-
sentement formel affaiblissement si lement du roi de Prusse est conforme
non seulement ä la conside*rable de la ä la justice.
conqußte de toute puissance du roi 2° »Si ce de'pouillement ne don-
la Sileaie et du de Prusse, tan tque nera pas beaucoup d'ombrage et d'in-
comtö de Glatz, le roi d'Angleterre qui&ude et ne fera pas en general
mais aussi ä un et la nation britan- un tres mauvais effet pres de tontes
affaiblissement nique ne se trou- les coura de l'Europe.
bien plus conside- veront pas exposes 3° »Si l'exöcution d'un tel pro-
rable encore de la ä un affaiblisse- jet ne retarderait pas considerable-
puissance du roi de ment pareil, non ment le traite* de pacification generale.
Prnsse. seulement avec le 4° »Si eile ne donnerait pas
consentement, mais beaucoup de Jalousie aux puissances
aussi par le con- voisines de Celles auxquelles ces
conrs efficace de de'pouilles tomberaient en partage.
LL.Ms.Imps., qui y 5° »Si les negociations qui doi-
contribueront selon vent pre*ce"der cet arrangement, ne
leurs moyens, con- nuiront pas au secret par la neces-
forme^nentanprin- sitö de le communiquer ä plusieurs
cipe de re'ciprocite' princes et plusieurs ministres.
et d'egalite- adopte" »Malgrö ces points de difficulW,
par les deux cours. si nous consentons ä ce qui est enonce*
l) Vgl. S. 515 f.
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1756 AugOBt 20.
533
2) »8. M. T. C. 2) »Dans le cas
coopera reellement du traite* de Ver-
ä la röussite du sailles, S. M. T. G.
projet, en fournis- fournira avec plai-
aant ä 8. M. Tim- sir a 8. M. L'Im-
p£ratrice un corpa pe>atrice-Reine le
de troupes consi- secours de troupes
de*rable qui, soit auquol la France
conjointement avec est oblige"e par le-
uu corps de trou- dit traite\ Mais,
pes imperiales, tire* dans le cas du traitö
des Pays-Bas, soit secret, le Roi d6-
separöment, puisse clare ne pouvoir
sc porter ä la de- suffire au mSrne
dans la räponse, le Roi donnora son A*75G.
consentement ä Tafifaiblissement ultd- ug' '
rieur du roi de Prusse.
»Le partage des Etats du Roi
et de la nation britannique serait
dans le cas suppose* relatif aux droits
et ä la convenance des alliCs respec-
tifs des deux cours, tels que la Suedc,
le Danemark, T&ecteur palatin etc.
»On entend par les mots de
concours efßcace que nous conscn-
tions ä accorder ä la France, ä titre
de places de süret£, les villes mari-
times du comte* de Flandre, ainsi
qu'elle le demande par sa reponse ä
la troisieme de nos propositions, et,
en outre, que les ports de Trieste,
Fiume, de toute la Toscane et autres
appartenant ä LL. Ms. Imps. soient
fermös pendant tout le cours de la
guerre aux vaisseaux anglais. On
prendra sur ces derniers points tous
les arrangements que nous pourrons
raisonnablement proposer, et on y
ajoute le reciproquement.
»8i, au lieu d'un consentement
formel, nous nous contentions d'un
simple consentement, la France ne
demanderait que la re"ciprocite\
2) »On estime que les troupes
des allies du Roi en Allemagne iront
de 25 ä 30000 hommes. On en
donnera le calcal. On s'arrangera
avec les puissances subsidiees pour
que nous puissions disposer de ces
troupes de la facon qui nous pa-
raitra la plus utile.
»On compte que la depenBe de
la präsente guerre, y comprise celle
qui serait occasionnäe par le traite"
secret, so monterait ä 150 millions
de livre8 par an d'extraordinaire ; on
est prßt ä nous donner lä-dessus tous
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534 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 mande de 8. M. temps au payement
Aug. 20 rlmp6ratricej ou le dea subsidea extra-
besoin l'exigera. ordinaires et aux
frais d'une guerre
par terre et par
mer. S.M., 6tant
donc dans l'impos-
sibilite* defournirle
corps considärable
de troupes que lui
demande S.M. ttm-
pe*ratrice,ysupple^
erait volontiere par
les troupes de ses
alliös d'AUemagne
et Sadite M. se
chargerait, en caa
de besoin et si cela
convenait ä Tlmpe'-
ratrice, de la de-
fense des places des
Pays-Bas.
3) »Lessommes 3) »LeRoicon-
qne S. M. T. C. est sent quunegrande
dötermincedefour- partie des sommes
nir ä 8. M. Tlmpö- qu'il est döterminö
ratrice, et du mon- de fournir ä 8. M.
tant desquelles on l'Impäratrice, coure
conviendra, seront les mgmes risques
exposees aux m$- que tonte rentre-
ines risques que prise, mais 8. M.
tonte Tentreprise, persiste ä deman-
et,encons6quence, der des plaoes de
les cessions a faire sürete', ainsiqu'elle
de la part de 8. M. l'a toujours fait, et
l'Impe*ratrice ne se que 8. M. l'Impö-
feront pas k titre ratrice le lui a ton-
de vente, mais bien jourspromis. Les-
ä titre d'ccbange et dites places de sü-
de convenance t6- rete" seront choisies
ciproque. parmi les villes
maritimes du comtc"
do Flandre.
les eclaircissements que nous von-
drons.
»Celle qu'on a faite jusqu'ä prä-
sent par rapport k la guerre avec
PAngleterre, monte deja ä 80 millions
d'extraordinaire. Si le Roi 6tait dans
la possrbilite* d'agir offensivement
contre le roi de Prusse (le cas toute-
fois du traite* de Versailles exceptä),
il desirerait que le corps de ses
troupes füt toujours separe* de Celles
de S. M. l'Imp^ratrice, de peur prin-
cipalement qne cette jonction ne püt
en certaines rencontres donner atteinte
ä la bonne intelligence qui doit sub-
sister egalement entre les deux nations
et les deux cours.
3) »Par une grande partie des
sommes on entcnd la moitie* desdites
sommes.
»S'il convient mienx ä 8. M.
l'Impe'ratrice que les cessions se fas-
sent ä titre d'e*change, le Roi ne se
rendra pas difficile snr la forme, des
que l'essentiel des conditions sera
rempli.
»On consentira ä porter ces
sommes jusqu' ä 12 millions de florins
aunuellement et on ne prövoit pas
de difficulte* sur le premier payement
ä faire de six mois d'avance. On
promet de s'engager sur les autres
payements.
»Los villes maritimes qu'on de-
mande, sont Ostende et Nieuwport
avec la libre communication par Ypres
ä Dunkerque.
»La France ne prötenderait au-
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1756 August 20.
535
4) >Pourlar6us- 4) »LeRoicon-
site du projet il seilt qne la oession
parait absolament entiere des Pays-
indispensable que, Bas soit faite au
ei 8. M. rimpöra- se"renissime infant
trice ae prStait ä Don Philippe, a
la demande faite l'exception des vil-
par 8. M. T. C. de les qui seront c6-
la oession entiere dees a 8. M. T. C. ä
des Pays-Bas, oe la place de Luxem-
ne pourrait ßtre bourg dont les
qu'ä condition que fortifications seront
ladite cession se demolies. Tousles
fit en faveur du arrangemonts k
s6r£nissime infant preudre sur ces
Don Philippe, ä diffe*rents objets,
lareaerveduduchö ainsi que sur la
de Lnxembourg, cession des trois
de Chimay et de duches posse'de's
Beaumont, qui se- par l'Infant et sur
raient ce'de's ä la la renonciation du-
France, tout le dit Iufant a toute
reste des Pays-Bas pr&ention au roy-
devant en ce cas aume de Naples cn
ßtre transporte* ä vertu du traite'
Tlnfant pour etre d'Aix-la-Chapclle
posstSde" par lui et se feront de con-
8es successeurs aus cert entre LL. Ms.
memes conditions T. C. et Imps., sans
et charges qu'ils excluro cependant
sont posse'de's ac- de co concert les
cun droit ni de propridte' ni de do- 1756
maine utile sur lesdites places de Aug' '
sürete\ On croit devoir demander
pour places de sÜretC des villes mari-
times, puisqu'elles peuvent Stre utiles
pendant la präsente guerre et dö-
dommagör la France de la sortie des
sommes considörables qui ne rontre-
ront plus dans le royaume. On croit
que ce serait-lä un moyen d'empßcher
le public de se plaindre de la sortie
de ces sommes.
4) >Les villes qu'on demande,
sont: Mon3 du cöt<5 du Hainault,
Ypres, Furnes, Ostende et Nieuwport
et le fort de la Croque.
>Comme l'Infant, outre les droits
acquis par le traite" d'Aix-la-Chapelle,
peut avoir des droits par sa nais-
sance sur les royaumes des deux
Siciles, on propose de s'arranger ä
famiable sur ce point, lors de la
rödaction des articles. On croit la
possession de Luxembourg plus one*-
reuse qu'utile.«
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536 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
u?562ü tuellemenlPar8 M'
l'Imperatrice. En
cchango , l'Infant
cäderait k 8. M. ses
trois duche*s et re-
nonecrait ä toute
Prätention qa'il
pourrait avoir ä la
succession au roy-
aume de Naples en
vertu du traite
d'Aix-la-Chapelle.
Ettouslesarrange-
ments ä prendre
sur ces diffärents
objetsneseferaient
qne de concert
entre LL.Ms. Imps.
et T. C.«
cours de Parin e,
de Naples et de
Madrid qui y sont
si particnlicremcnt
interässdes.«
Aug. 20 187c. Beilage 2 zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 20. August
17561).
Nach der Urschrift.
»Ajoute* aux äclaircissements.«
1° >Le roi de Prusse s'ätant lie" avec los ennemis de la France, 8.
M. T. C. est prete ä abandonner l'alliance de ce Prince, meine avant la
Signatare des articles präliminaires, si S. M. rirnpäratrice consent de son
cöte* k rompre en m€me temps son alliance aveo l'Angleterre.
2° »Dans le oas oü le roi de Prusse serait l'agresseur, on croit
qu'avec le socours dcTensif de la France, le concours de ses allie*8 d'Alle-
magne qni peuvent fournir 25 ä 30 000 hommes, et les forces combinäes
de la cour de Vienne, de la Russie et de Saxe, le roi de Prusse ne peut
manquer de suecomber; d'autant plns que la France ne cessera pas d'oe-
onper särieuaement l'Angleterre et de l'empßcher de faire des diversions
utiles au roi de Prusse.
3° »On däclare que, si le Roi eBt dans le cas de fournir le seconrs
däfensif de 24 000 hommes, il ne sera pas tenu de payer en totalite* le
subside de 30 millions. On s'arrangera sur cet artiole ä l'amiable.
4° »Nonobstant toutes les stipulations ä ce contraires, on assurera
par les articles präliminaires la succession an royaume des deux Siciles
1) Vgl. S. 515 f.
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1756 August 20.
537
ä la postäritö da roi Don Garlos, en confirmant ä cet egard et, s'il est 1756
neoeasaire, en expliquant et fortifiant les stipulations du traitd de Vienne ^u^' 2
de 17381). On prendra aussi des mesares poar assnrer le repos de l'Italie
par le trait£ seoret.
5° »On propose de fixer une e'poque assuree, apres laquelle la France
sera dispensee de payer les sommes convenues.
6° »On ajoute qn'il fandrait aussi mettre de justes bornes au de'pou-
illement projete\
7° »On demande que cet article 7°. »Le Roi s'est engagä, et il
setraitetoujourssepare'mentdesautres, veut tenir sa parole, de ne point g€ner
par la raison des menagementB qu'il la liberte* des Polonais dans la future
est neoessaire d'avoir pour M. le llection d'un Roi. II n'est pas douteux
prince de Conty, et la circonspection que, si le choix libre de cette Röpu-
ndcessaire ä cet £gard vis-a-vis de blique tombait sur un des princes de
certains ministres. « Saxe, U ne fut tres agräable au Roi par
r extreme tendresse qu'il a pour Mde.
la Dauphine 2). On demande ä cette oc-
casion que la cour de Vienne s'engage
ä ne prendre aucune mesure avec la
Russie et autres Princes par rapport a
la future election d'un roi de Pologno
que de concert avec la France.«
187 d. Beilage 3 zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 20. August Aug. 20
17563).
Nach der Urschrift
»Points sur lesquols on est actuellement d'accord,
sauf la clause que ces articles ne seront obligatoires que lors de la sig-
nature du traite" secret, attendu les additions et restrictions qui pourront
y 6tre faites.«
»Convenu. 1°. »Que la France ne cessera pas, pen-
dant tout le cours de l'entreprise projetSe,
d'occuper st'rieusement TAngleterre et de
l'empecher de porter secours ou de faire
des diversious utiles au roi de Prusse.
»Convenu; et que, des äpre*- 2°. »Qu'elle entretiendra dans TEmpire
sent, on va travailler ä tout ce un corps de 25 ä 30000 hommes de troupes
qui a rapport ä cet aTticle. auxiliaires ä sa solde, dont LL. Ms. Imps.
puiasent disposer de la facon qui leur
paraitra la plus utile.
1) Vgl. S. 151 f. 2) Maria Josepha, Tochter Augusts III. von Sachsen.
3) Vgl. S. 517 f.
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538 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 >Convenu, mais en y ajou- 3°. »Que l'Imperatrice eddera la tota-
Aog' 20 tant la clause que S. M. Tim- lite* des Pays-Bas au se*renisflime Infant,
peratriceneconsentiraäcesacri- ä la rdserve d'une partie qui sera cödee
fice que lorsqueS.M.T.C. sesera ä la France, pour ßtre lesdits Pays-Bas
pr6t£e aux conditions sur les- possädäs par le Berlnissime Infant et ses
quelles on n'est pas encore dac- suocessenrs aux m£mes conditions et char-
cord, et notammentä celle que la ges et de la rnäme maniere qu'ils sont
totalis des douze millions de posse'dds actuellement par S. M. l'Im-
florins soit sujette aux mfimes ris- peratrice.
ques que tonte l'entreprise; qu'el-
le fonrnira a S. M. l'Imperatrice,
outre les troupes subsidides, un
corps d'armäe con9ide'rablecom-
posc de ses propres troupes, qui
puisse agir offensivement oontre
le roi de Prasse; qu'elle se dösi-
stera de la demande des plaoes
de surete*, et qu'elle se contenter a
de la portion des Pays-Bas qui
lui a 6te* proposäe pour son par-
tage«
»Convenu. 4°. cQue le scre'nissime Infant cldera
k S. M. l'Imperatrice les trois duches de
Parme, Plaisance et Guastalle et renon-
cera ä tons les droits qu'il pourrait avoir
acquis par le traite* d'Aix-la-Chapelle sur
les deux Siciles.
> Convenu. 5°. »Que les cessions re*ciproques sc
feront k titre d'ächange et de convenanae.
»Convenu. 6°. »Que les arrangements a prendre
touchant 1 Infant et les ßtats qui Ini seront
assignes, se feront de concert entre LL.
Ms. Imps. et T. C, Bans exclure toute-fois
de ce concert les cours de Madrid, de
Naples et de Parme.
»Convenu. 7°. »Que les deux cours ne prendront
aueune mesure aveo quelque pnissanoe que
ce puisse etre, par rapport k la future älection
d'un roi de Pologne que de concert entre
elles.
»Convenu. 8°. »Que l'on assurera par le traite*
secret la succession au royaume des deux
Siciles ä la postentd du roi Don Carlos,
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1756 AugUBt 20.
539
Convenu.
»Convenu.
aveo lequel on se concertera ä ce ßujet, 1756
et que Ton prendra aussi dans ledit traite" "^ug" 20
des meBures pour assurer le repos del'Italie.
9°. »Que S. M. T. C. ne pr&endra
aueun droit ni de proprio ni de domaine
utile sur les places de sürete* que S. M.
Imp. pourrait lui donner.
10°. »Que, daus le cas de la reussite
de l'entreprise, S. M. T. G. ne demandera
nulle restitution des sommes qu'elle aura
fournies ä S. M. l'Imperatrice.«
187e. Beilage 4 zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 20. August Aug. 20
1756').
Nach der Urschrift. Vgl. Lehmann 55.
>Points sur lesquels les deux cours ne sont pas enoore d'acoord.«
1° »8. M. rimperatrice a demande" ä 8. M. T. C. un corps des troupes
considerable qni puisse se porter ä la demande de Sadite M. Imp. oü le
besoin l'exigera.
»8. M. T. C. s'est refustfe jusqu'ici a cette demande.
2° »8. M. ttmperatrice a demande* que les sommes que 8. M. T. C.
lui fournirait, seraieDt exposees aux memes risques que toute rentreprise.
»8. M. T. C. n'a jusqu'ä präsent consent! ä cette demande que pour
la moitie* des sommes en questiou, sur laquelle eile a declare* qu'il ne serait
fait aucune diminution.
3° »8. M. T. C. demande k 8. M. 1'ImpeYatrice des places de sürete"
et que lesdites places de sürete* soient prises sur les villes maritimes du
comte* de Flandre, et ayant ä consister nommöment dans les villes d'Ost-
ende et de Nieuwport avec la libre communication par Ypres ä Dunkerque.
»8. M. rimperatrice pourrait consentir ä donner des süretcs, mais ä
trois conditions:
a) »Que ces süretäs fussent prises autre part que sur la cöte ma-
ritime du comte* de Flandre.
b) »Qu'elles fussent pour raccomplissement des cngagements ä prendrc
dans le cas de la reussite, mais non pour le remboursement d'une partie
des sommes ä fournir.
c) »Que ces places ne fussent remises ä 8. M. T. C. quo lorsqu on
commencora ä agir offensivement contre le roi de Prusse.
»8. M. T. C. s'est expiiquee ultörieurement que, persistent dans sa
demande, eile entendait que lesdites places de sürete" seraient donne*es non
1) Vgl. S. 518ff.
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540 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 seulement pour l'accomplissement des engagementa ä prendre, mais aussi
ug' pour la sürete de la moitie de la somme qu'elle serait tenue de payer. Elle
a, neanmoins, consenti en meme temps que lesdites places de sürete* ne lui
fussent remises que lorsqu'on aurait commence ä agir offensivement contre
le roi de Prusse.
4° »S. M. Tlmpöratrice s'est pretee a la cession entiere des Pays-Bas
en faveur du sdrönissimo Infant ä la re*serve du duche* de Luxembourg,
de Chimay et de Beaumont qui seraient ctfdes ä la France. 8. M. T. C,
de son cöM, a demandö les viiles de Möns, Ypres, Furnes, Ostende, Nieuw-
port, le fort de la Croque et la demolition des fortifications de Luxem-
bourg, dtfclarant en meme temps qu'elle ferait volontier» cession au serd-
nissime Infant du domaine utile de la position qu'elle demande pour sa
part, so conservant toute-fois la possession des grands chemins et la libre
communication par les canaux et les rivieres et le territoire tout ä Tentour
des viiles ä la portle du canon.
5° »8. M. l'Imperatrioe a demandö qu'il serait portö par un article
expres que les cessions a faire de la part de S. M. l'Impöratrice- Reine
n'auront lieu qu'apres le recouvrement de la Sil^sie entiere et du comte"
de Glatz et lorsque LL. Ms. Imps. seront parvenues ä la possession tran-
quiile, avouee et garantie par 8. M. T. C, ainsi que par les autres puis-
sances de l'Europe desdits Etats. 8. M. T. C. a consenti, quant au fond,
ä cette demande; mais eile a ajoute* que la justice et la reeiprocite* exigeaient
que, six mois apres que LL. Ms. Imps. seraient mises en possession de la
Silesie et du comte* de Glatz, l'Infant serait pareillement mis en possession
des Pays-Bas. 8i la possession de la Silesie n'ötait que provisionnelle pour
8. M. l'Impe*ratrice, celle des Pays-Bas ne serait que provisionnelle pour
l'Infant; que la garantie de toutes les puissances de l'Europe ne däpendait
ni de 8. M. T. C. ni de LL. Ms. Imps. ; qu'il devait suffire que la France
promit de travailler ä obtenir ladite garantie, et que les puissances qui
prendront part au projet, le promettent pareillement; que la garantie des
seules puissances qai prendront part ä l'entreprise, soit par leur consenti-
ment, soit par lenr concours, doit suffire ä LL. Ms. Imps., et que c'&ait
le seul moyen d'aplanir les difficultea qui so rencontreraient dans la r6*-
daction de cet article.
ü° »8. M. Tlmpöratrice a demandö que S. M. T. C. consentit ä lui
fournir une somme annuelle de douze millions de florins d'Allemagne, lesquels
courraient les memes risques que toute l'entreprise, et dont on continuerait
le payement jusqu'ä ce que l'dnoncö de l'article prdce'dent fut exe"cut£, et
que le premier payement se fit six mois avant le commencement de l'entre-
prise. S. M. T. C. a consenti de fournir annuellement ä 8. M. l'Impdra-
trice la somme de douze millions de florins d'Allemagne et d'en faire le
premier payement six mois avant le commencement de l'entreprise, mais ä
condition quo ces douze millions de florins fussent evaluös ä la somme de
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1756 August 20.
541
trento millions de livres monnaie de France, que la mottie* senlement de la- 1756
dite somme de trente millions courrait les mSmes risqnes que tonte l'entre- ug* d
prise, et que ce qni est propose* par S. M. l'Impdratrice sur la possession
de la Silesie et dn comte* de Glatz, avoue*e et garantie par tontes les puis-
sances de l'Europe, serait regle" entre les denx cours.«
187 f. Beilage 5 zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 20. August Aug. 20
1756 »).
Nach der Urschrift.
»Conditions snr lesquelles on est d'accord pour le fond et non
encore snr la modification.«
1) >8.M. T. C. pense qne ladite epoque 1) »De fixer l'epoquc as-
doit 6tre fixöe ä la paix particuliere entre sur£e apres laquelle la France
8. M. l'Impäratrice et le roi de Prasse, que, serait dispensee de payer les
dans le cas d'une trßve entre LLdites Ms. sommes convenues.
Imps. et Prussienne, on retrancherait lamoitie"
du snbside de trente millions pendant tont
le temps qne ladite trßve pourrait durer.
2) »On m'a däclare1 que les bornes an 2) »De däterminer des bor-
däpouillement projete" ne seraient fixces nes au depouillement projetä.«
qu'apres la discussion qui doit ßtre faite ä
cet ägard avec les diffärentes cours qui doi-
vent prendre part audit depouillement. «
187 g. Beilage 6 zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 20. August Aug. 20
1756').
Nach der Urachrift
»ßclaircissements ultörieurs.«
»Re"ponses«. »Demandes.«
»Ad 1, 2, 3, 4 et 5 le Roi pensc 1°. »Si la cour de Franco con-
que sur ces cinq articles il sera dresse* sent ä ce que Ton puisse proposer
un plan par S. M. Imp. lequel serait aux cours de Saxe, de Mannheim, de
ensuite communique' a S. M. T. G. En Suöde et autres des avantages aux
conse'quence de ce plan, la cour de d£pens du roi de Prusse?
Vienne nägocierait avcc les puissancea 2°. »Queis seraient les avantages
enoncäes dans ces articles et informe- qu'on voudrait procurer a la 8axe?
rait celle de Versailles de tous les ar- 3°. »A la cour palatine?
rangements qui seraient faits ä ce sojet 4°. »A la Suede?
1) Vgl. S. 522. 2) Vgl. S. 522 ff.
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542 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
175ß avec lesdits Princes; Von croit qu'il 5°. »Quelles an tres puissances on
Aug. 20 p0urrajj eonvenir de oomprendre daus däsirerait d'avantager, et comment?
ce plan la Hollande et le Danemark.
Ad 6. »LeRoi consentira au con- 6°. »8i la France consent ä faire
tenu dudit article, si la cour de Vienne passer en Westphalie un corps d'armäe
se prßte aux conditions sur lesquelles considerable compose* de ses propres
on n'est pas encore d'accord, notam- troupes qui püt donner de l'inquie^
ment ä celle que la mottie* des sommes tude aux Etats de Hanovre, franquil-
ne eourüt pas los mßmes risques que liser l'älecteur de Cologne et antres
toute Tentreprise ; que leRoi ne sera pas princes et emp€cher differents princes
tenu d'agir offensivement contre le roi de so d6clarer en favenr de l'Angle-
de Prusse; qn'il auradans lesPays-Bas terre et du roi de Prusse et de leur
les places de sürete* qu'il y a demande'es, donner des soconrs ?
ainsi qnc les autres places qu'il demande
pour son partage. On croit, en outre, qn'il
serait näoessaire que le Roi füt requis
pour cela par quelque prince de l'Em-
pire, soit l'electenr palatin, l'älecteur de
Cologne ou autre, par la raison que ce
n'est pa9 le territoire de la France.
Ad 7. »On satisfera ä cette 7°. »On demande un 6tat dötaille*
demande daus tous les points et des tronpes dont serait compose* le
notamment sur celui qui concerno le corps de trente mille hommes qne 8.
corps de 25 ä 30000 hommes. M. T. C. propose de fournir ä 8. M.
1'ImpSratrice. Et il est necessaire que
Sadite M. prenne avec les puissances
ä qui ces troupes appartiennent, des
arrangements en vertu desquels elles
seront obligees de tenir lesdites troupes
en ätat complet, pendant tont le temps
qn'elles seront employees, et Ton com-
muniquera ä cet effet les traites dejä
conclus ou ä conclure avec lesdites
puissances.
Ad 8. »On re'pond que cela veut 8°. »Comme Ton m'ad<Sclare" que,
dire simplement que, dans le cas oü ,si le Roi e*tait dans la p08sibilit<5 d'agir
8. M. T. G. se vit attaqueo par le offensivement contre le roi de Prusse
roi de Prusse, et dans tous les cas (le cas toute-fois du traite" de Versailles
qui la forceraient malgre' eile d'entrer excepte*), il dösirerait que le corps de
en guerre, 8. M. de*sirerait que ses ses troupes fat toujours separä de Celles
troupes agissent separdment de Celles de 8. M. l'Impöratrice', il serait neces-
de 8. M. l'Impöratrice. saire de m'expliquer plus prdcise'meat
dans quel cas le Roi ponrrait se d£ter-
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1756 August 20.
543
Ad 9. »Apres le premier paye-
ment on s'arrangera pour payer de
raoia en mois.
Ad 10. >On a entendu qu'il se
ferait entre les deux cours un arran-
gemont par lcquel le Roi serait aasure*
d'un libre passage pour ses troupes
d'Ypres ä Dunkerque. La perception
des droits d'entree, de sortie et autres
restera ä S. M. l'Impe'ratrice.
Ad 11. »Les droits, que les
rois d'Espagno prätendent sur le
royaume de Naples, aupposö qne
1'Infant füt l'heritier dans ces memes
droits.«
miner ä fournir ce corps de troupes, ä *756
corabien il voudrait le faire monter, et "^U^" 1
oü il se resoudrait ä i'employer.
9°. »De quelle fa$on Ton desire
de s'arranger sur les termes des paye-
ments nlt£rieurs ä faire apres l'avance
qu'on fera pour les promiers six mois ?
10°. »Qu'est-ce qu'on entend par
la libre communication d'Ypres ä Dun-
kerque, et offre-t-on de conserver ä
8. M. l'Imperatrice la perception des
droits d'entre'e, de sortie et autres qui
font partie du domaine utile?
11. »Qu'est-ce que Ton entend
par les droits que pourrait avoir le
Berenissime Infant sur les royaumes de
Naples et de Sicile par sa naissance et
inde'pendamment du traitä d'Aix-la-
Chapelle, et comment pense-t-on qu'on
pourrait s'arranger a l'amiable ä cet
egard lors de la re*daction des articles?«
187h. Beilage 7 zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 20. August Aug. 20
1756 »).
Nach der Urschrift
»Points que la France nous demande, et dont je me suis Charge*
d'informer ma cour.«
1° »Pour e'viter la perte du temps, la cour de Vienne qui va se trou-
ver instruite actuellement des intentions du Roi, envoiera incessamment ä
son ministre plenipotentiaire le projet rädige* des artieles pröliminaires du
traite* eecret.
2° »S. M. l'Empereur sera invite* d'acce*der au plus tdt en sa qualite*
de grand-duc de Toscane au traite* de Versailles.
3° »On croit qu'un point essentiel serait de bien faire observer la
neutralite* par la Porte Ottomane, laquelle y paratt dispose'e quant ä
präsent.
4° »On croit qu'il sera necessaire de mettre dans l'entreprise projetee
un präalable des formaliter qui puisse donner ä tout le projet un air de
bon droit, d'äquite* et de justice.
1) Vgl. S. 525 f.
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544 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 5" »On m'a declare' que, si le Roi e'tait dans la possibilite* d'agir offen-
ug' 20 sivement contre le roi de Prasse (le cas tonte-fois da traite" de Versailles
exceptd), il dgsirerait que le Corps de ses tronpes füt toujours slparä de
Celles de 8. M. l'Impe>atrice, de peur principalement qae cette jonetion ne
püt en certaines rencontres donncr atteinte ä la bonne intelligence qai doit
subsister egalemont entre les deux nations et les deux cours.
6° >On m'a declare" pareillement que, dans le cas oü ma cour renon-
cerait ä l'idöe du de*pouülement ultörieur du roi de Prasse, le Roi T. C.
pensait que Ton pourrait faire aux puissances qae nous comptons de faire
agir contre le roi de Prusse, ou ä Celles qui pourraient mettre des obstaeles
au sueoes du projet, telles que les Hollandais, des avantages pris sur la
cession des Pays-Bas; que, si, an contraire, eile persistait dans l'idäe dudit
d^pouillement nlte'rieur, il ne serait plus question de procurer ä qai que
ce soit, des avantages pris sur la cession des Pays-Bas.
7° »On demande qu'imme*diatement apres la pereeption des premieres
sommes que 8. M. T. C. fournira ä 8. M. l'Impäratrice, celle-ci se Charge
du payement des subsides qu'on pourrait avoir ä donner ä la Saxe.
8° »On m'a de*clard que, dans le cas oü le Roi asaemblerait en faveur
de l'entreprise projete'e an corps d'arme'e en Westphalie, il ne serait plus
tenu ä faire garder par ses troupes les places des Pays-Bas, ainsi qu'il fa
offert ä 8. M. Tlmpöratrice. «
Aug. 20 187 i. Beilage 8 zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 20. August
1756 »).
Mach der Urschrift.
»Articles dont on est convenu, mais qui ne doivent pas faire
partie da traitö.«
1° »La cour de Versailles fera espgrer des ä präsent ä la Saxe la
conclusion d'un trait<5 de subside, mais on retardera ladite conclusion, au
cas que cela paraisse convenable aux deux cours, jusqn'ä celle du traite
secret.
2° »Immädiatement apres la pereeption des premieres sommes qae 8.
M. T. C. foarnira ä la cour de Vienne, celle-ci sera charge*e du payement
des subsides que Ton pourrait avoir ä fonrnir ä la cour de Rassie.
3° »Pour ce qui concerne los cours de Madrid, de Kaples, de Parme,
de Suede, de Danemark, de Baviere, de Mannheim et autres, on ne les
invitera a accCder au traite" de Versailles qu'apres la conclusion du traite*
secret, et Ton se concertera des ä präsent sur les mesnres ä prendre et
les d6marcb.es ä faire ä cet Cgard.
4° »On s'oecupera des mesures ä prendre de concert relativement a
la Hollande et au Danemark.«
1) Vgl. S. 526 f.
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1756 August 20 — August 22.
545
188. Kaunitz an Estcrhasy. Wien, 20. August 1756. 17*0
' 1 Aug. 20
Nach dem Eeinconcept. Ostensibel. Vgl. Lehmann 124.
Es scheine ihm »sehr ausserordentlich zu sein, dass der König in
Preussen . . . nicht nnr den russischen Hof mit gleichen Beschuldigungen
als ans schriftlich angegriffen, sondern noch über dies denen üblen Anstalten
dieses Hofs, nämlich dem Abgang der Recruten, Matrosen und des Proviants
hauptsächlich zugeschrieben [hat], dass die angebliche Offensivallianz noch
nicht in das Werk geatellet werden können1).«
Von der Österreich zugemutheten Erklärung, »dass wir den König in
Preussen weder in diesem noch in dem künftigen Jahr feindlich anzugreifen
gedächten5), dörfte wohl schwerlich ein Beispiel zu finden sein, zumalon«
von ihm »mit keinem Wort Erwähnung geschiehet, was er denn für dieses
und das künftige Jahr gegen uns und unsere Bundesgenossen zu unter-
nehmen sich vorläufig entschlossen habe2).«
189. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 22. Augnst 1756. Aug. 22
Nach dem Eeinconcept Vgl. Lehmann t24 f; Waddington, EenTersement 503; Beer, M. I.
Ö. O. XVII, 135.
Ertuchtfür den Fall einen prent tischen Angrifft um sofortige russische Hülfeleistung.
Trägt nach, »dass eine reservatio mentalis in unseren dem König in
Preussen gegebenen Antworten3) nach den Umständen unvermeidlich ge-
wesen, weilen alles darauf ankommt, entweder den ernannten König zum
agressore zu machen und uns solchergestalt von der französchen, in dem
Defensivtractat versprochenen Hülfe vollkommen zu versichern oder auf
den Fall, wann Preussen in diesem Jahre ruhig verbliebe, unsrer Seits
wegen der künftigen, mit Russland und Frankreich zu concertirenden Maass-
nehmungen freie Hand zu behalten. . . .
»Wir haben in der ersten dem Klinggräffen gegebenen Antwort aller-
dings mit Wahrheit versichern können, dass unsere Kriegsanstalten nur
auf unsere und unserer Verbündeten Sicherheit . . . abzieleten4): maasson
wir mit diesen Anstalten und mit Zusammenziehung unserer Truppen bis
zu dem Schluss eines vollständigen Concerts mit Russland und Frankreich
Anstand genommen haben würden, wann nicht der König in Preussen den
1) Vgl. P. C. XIII, 104. 278. Die zweite Anfrage König Friedrichs vom
2. resp. 20. August 1750.
2) Vgl. die gleiche Auffassung von der preussischen Anfrage in den Memoiren
des Abbe Bernis I, 291/2.
3) Auf die von Preussen geforderte Zusicherung, dass Österreich weder in
diesem noch im folgenden Jahre den Krieg mit Preussen beginnen werde. Vgl.
P. C. XIII, 104. 278. Vgl. Nr. 188. 4) Vgl. P. C. XIII, 103.
Acten zur Vorgeschichte des 7 jährigen Krieges. 35
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540 Österreichische Acten zur Vorgeschichte de» siebenjährigen Krieges».
1756 Anfang mit den Kriegsrüstungen gemacht und ans genöthigt hatte, noch
22 vor dem Concert anf unsere Sicherheit zu gedenken1).
> Nicht weniger hat seine . . . Richtigkeit, dass zwischen den beeden
kaiserlichen Höfen noch kein Offensivtractat errichtet worden. Was aber
fUr das künftige geschehen dörfte, solches hat man gar wohl mit Still-
schweigen übergehen können, ohne die Wahrheit zu verletzen. Allein
dieses ist der Hauptpunkt, den der König in Preussen wissen wollen, und
da er desfalls keine Versicherung erhaltet, so stehet auch fast nicht zu
zweifeien, dass er innerhalb wenig Tägen zu den Waffen greifen und einen
grossen Vortheil über uns gleich Anfangs haben werde, da er schon würk-
lich alles in Bereitschaft und eine Armee von 80 — 100000 Mann an der
Hand hat, um mit solcher in Böhmen einzufallen2). Hingegen ist es noch
nicht möglich gewesen, unsere weit entlegene Truppen so geschwind zu-
sammenzubringen und alles nöthige zu veranstalten, woraus dann erhellet,
wieviel daran gelegen seie, dass der russische Hof auf die erhaltene
Nachricht von dem preussiachen Friedensbruch keinen Augenblick verab-
säume, seine Truppen gegen Preussen in Bewegung zu setzen3) und uns
andurch Luft zu verschaffen, damit wir nur den ersten heftigen Anfall
ausstehen können, ohne allzu sehr geschwächet zu werden.
> Haben wir aber einmal genügsame Zeit vor uns, unsere Macht völlig
zusammenzuziehen, so finden wir uns im Stande, dem König in Preussen
mehr als 100000 Mann entgegen zu setzen. Kommt nun noch die russische
Macht und wenigstens das von Frankreich vermög des Defensivtractats zu
stellende Hülfscorps nebst verschiedenen Reichstruppen hinzu, so ist mensch-
lichem Ansehen nach nicht wohl daran zu zweifeien, dass es der vereinigten
Macht in dem künftigen Jahr gelingen werde, den Übermuth des Königs
in Preussen zu dämpfen und andurch nicht nur den beeden kaiserlichen
Höfen, sondern ganz Europa den grössten Dienst zu leisten, welche Glori
die göttliche Providenz denen zwei grossen Kaiserinnen vorbehalten zu
haben scheinet.
»Bei diesen vor den hiesigen Hof sehr critischen Umständen werden
Ew. Exc. von Selbsten ermessen, mit wie vielem Verlangen wir dem Schluss
der geheimen Tractaten mit Frankreich entgegen sehen. Wir müssen aber
zufolg des Herrn Grafen v. Starhemberg letzteren Schreiben4) noch 8 Täge
in Geduld stehen, weilen er bis dahin eine solche Antwort gewiss zu er-
warten hat, welche wenigstens ausser Zweifel stellen wird, ob die geheime
Idee auszuführen seie, oder ob es bei dem Defensivtractat sein Verbleiben
haben werde5). Es mag aber eines oder das andere erfolgen, so bleiben
allzeit Mittel übrig, zu allem Rath zu schaffen und es in die Wege zu
richten, dass des russischen Hofs werkthätige Operationen mit Geld unter-
1) Vgl. S. 489. 504. 2) Vgl. S. 488.
4) Vom 7. August 1756. Vgl. S. 512 Antn. 0.
3) Vgl. S. 500.
5) Vgl. S. 484.
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1756 Augast 22.
547
stützet werden1). Nur kommt es hierbei auf das qwmodo an, und dieses 1750
kann man ohnmöglich determiniren , solang wir nicht wissen , nach was ^u^' 2
für einem Plan der französche Hof künftighin zu Werk gehen wolle, dahero
auch dem Herrn Grafen v. Starhemberg schon bei Abschickung der 3 letz-
teren Couriers2) aufgetragen worden, in das französche Ministerium wegen
einer positiven Erklärung, sie mag lauten wie sie will, auf das nachdrück-
lichste zu dringen.
»Alles dieses können Ew. Exc. der russischen Kaiserin M. und ihrem
ministerio in engstem Vertrauen hinterbringen und dabei vorstellen, dass
es nur noch auf eine kurze Geduld ankomme, um die französche Er-
schliessungen deutlich einzusehen.«
189a. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 22. August 1756. Aug. 22
P. S. Nach dem B«iiiconcept. Vgl. Arneth V, IS.
Verlangt ßlr den Fall eines Angriffs durch Preusten die sofortige Unter stiitzunn
Russlands auf Grund des Vertrags von 1746.
»Wann die geheime Negociation mit Frankreich gegen besseres Ver-
muthen nicht zu Stand kommen und der König in Prcussen dem Krieg den
Anfang machen sollte, so hat es zwar seine Richtigkeit, dass Russland uns
vermög des 4. geheimen Artikuls mit 60000 Mann beistehen müsse. Wir
wissen aber zum Voraus, dass es diesem Hof an Geld fehle3), und dass er
ohne Geld seine Armee schwerlich mobil machen, sondern wenigstens mit
der Httlfleistung Bolang als möglich verzögeren würde.
»Da uns aber in dem bemerkten Fall alles daran gelegen wäre, dass
Russland ohne Zeitverlust gegen Preussen operirte, so sind I. M. allschon
entschlossen, in diesem Fall dem russischen Hof die in dem 4. geheimen
Artikul des Tractats von 1746 bei erfolgender Eroberung Schlesiens und
der Grafschaft Glatz conditionate versprochene zwei Millionen zum Voraus,
jedoch IB. in gewissen Terminen zu zahlen, damit wir von Erfüllung der
russischen Versprechen um so gesicherter sein können4).
> Dieses ist das wenigste, so Russland zu hoffen hat; kommt aber der
geheime Tractat mit Frankreich zu Stand, so verhoffen wir, vor Russland
ein vergnügliches Subsidienquantum auswürken zu können.
»Sobald nun Ew. Exc. vernehmen, dass es zu einem würklichen Krieg
mit Preussen gekommen seie, so haben Dieselbe die ohugesaumte Opera-
tionen gegen Preussen auf das eiferigste zu betreiben und sich zu Aus-
zahlung der zwei Millionen, jedoch in unterschiedenen Terminen anzuer-
bieten, solches aber als eine freiwillige EntSchliessung behörig gelten zu
machen und unsere grosse Verlegenheit, wie auch die Anspannung unserer
1) Vgl. Nr. 185. 2) Vgl. Nr. 177. 178. 184. 3) Vgl. S. 546 f.
4) Vgl. S. 262.
35*
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548 Österreichische Acten znr Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 äussersten Kräften vorstellig zu machen. Dieses schreibe ich auf I. M. ans-
Aug' 22 drücklichen . . . Befehl.
»Alles kommt darauf an, dem russischen Hof ein vollkommenes Ver-
trauen gegon uns bei- und ihn von Finessen abzubringen, da wir einander
am meisten nutzen, wann wir aufrichtig zu Werk gehen.
»Zu Ende dieser Woche wird Ew. Exc. secretarius nebst einem Courier
mit 5ü bis G00G0 f. nach Petersburg abgehen und nähere VerhaltuDgä-
befehle mitbringen, und wann es Dieselbe nöthig oder nutzlich befinden, so
können dem Grosskanzler einstweilen die 4000 Ducaten, so noch in Dero
Händen seind, verehret werden1).
> Sollte der Krieg anfangen, so wäre der dortige Hof und das Publi-
cum zu praeveniren, da9s Preussen anfänglich in Böhmen mit einer über-
legenen Macht und auf drei Seiten eindringen würde. Je mehr wir aber
Zeit gewinnen, um so mehr würden wir uns verstärken und hoffentlich den
ersten Schaden2) einbringen^
Aug. 22 189b. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 22. August 1756.
r. S. Nach dem Reinconeept Ostemib«! *). Vgl. Nau«le\ Beitrage I, 61 f.
Vertrauen auf Bestushew.
»Ew. Exc. kann ich in engem Vertrauen nicht bergen, dass sich der
hiesige Hof seit einiger Zeit wegen des . . . Grafen von Bestushew eigent-
lichen Gesinnung und führenden Absichten in nicht geringer Verlegenheit
befunden, da die englische ministri, wie uns von verschiedenen Orten her
die Nachricht zugekommen ist, grossen Staat darauf machen und sich zu
bertlhmen kein Bedenken tragen, dass der Herr Grosskanzler die diesseitige
Einvcrständnuss mit Frankreich im Herzen keineswegs billige und unter
der Hand daran arbeite, der russischen Kaiserin M. wieder in die englische
und preussische Absichten einzuleiten3). Wie denn au ch Herr Graf Kayser-
ling fast eine gleiche Sprache gegen seine Vertraute geführet und andurch
die oberwähnte Nachrichten desto wahrscheinlicher gemacht hat4).
»Dem ernannten Herrn Gros9kanzler sind die dringliche Bewegursachen
der hiesigen Maassnehmungen vollständig bekannt, und seiner tiefen Einsicht
kann nicht entgehen, dass des englischen Hofs enge Einverständnis und
Verbindung mit Preussen sich mit jener der zwei kaiserlichen Höfen und
mit ihrem wesentlichen Staatsinteresse ohnmöglich vereinbaren lasse, und
dass dahero auf die diensamste Rettnngsmittel fürgedacht werden müsse.
»Je höher aber der hiesige Hof des Herrn Grosskanzlern Beifall und
fortwährende Bearbeitung für das gemeinsame Beste schätzet und beides
auch für das künftige befestiget zu sehen wünschet, um so mehr ist er
durch die oberwähnte Nachrichten betroffen worden.
1) Vgl. S. 497. 2) Vgl S. 546.
3) Vgl. S. 497. Der ostensible Charakter ist von Naude, Beiträge I, 81 f.
Ubersehen worden. Vgl. Nr. 199. 4) Vgl. S. 501.
Digitized by Google
1756 August 22.
549
> Allein Ew. Exc. letztere beliebte Zuschriften und die darinnen ent- 1756
Au fr 2
haltene Erläuterungen haben auf einmal dem hiesigen Zweifel gänzlich ab-
geholfen ') und ein wahres Vergnügen dadurch verursachet, dass man hier
Orts ohne Bedenken fortfahren kann, dem Herrn Grosskanzlern ein voll-
kommenes Vertrauen zuzuwenden und mit vereinigten Kräften an der
glücklichen Ausführung der gemein -erspriesslichen Absichten zu arbeiten.
»Ew. Exc. belieben also, diesen ministrum gelegentlich auf das nach-
drücklichste zu versicheren, dass der hiesige Hof ihm allerdings Gerechtig-
keit widerfahren lasse und denen Gelegenheiten mit besonderem Verlangen
entgegensehe, solches werktbätig bestättigen und andurch seine billige Dank-
barkeit an Tag legen zu können; wie dann auch Ew. Exc. von selbsten
sorgfältig beflissen sein werden, des Herrn Grosskanzlern Wohlwollen und
Vertrauen fernerhin beizubehalten und immer mehrers zu befestigen.
»Ew. Exc. werden andurch I. M. einen sehr angenehmen Dienst er-
weisen.«
190. Maria Theresia an Starhemberg. Wien, 22. August 1 756. Aug. 22
Nach dem Beinconcept. Vgl. v. Arneth IV, 4SI f.; Lehmann 125, .Vi; Beer, M. I. ö. 0. XVII,
135; Maud<$, Beitrage I, 27 f. 85 f.; II, IM Anm. 1; Koser II, 2S; Delbrück, Pr. Jahrb.
M, 41.
Wünscht durch Mittheilung von Befürchtungen wegen Ruteland Frankreich zur Ent-
scheidung zu drängen. Verlangt von Frankreich die Erfüllung des Defensivvertrages
für den Fall eines Angriffs von Seiten Preussens.
»Da der Ausschlag des geheimen Geschäfts eines Theils von der Ein-
verständnis mit der Krön Frankreich und anderen Theils von des russischen
Hofs kräftigem Beistand und Mitwürkung abhanget, so haben Wir auch
für diensam befunden, es bei Unseren Anweisungen, was wegen dem er-
nannten Hof dem französchon ministerio in Vorstellung zu bringen seie,
nicht bewenden zu lassen, sondern Dir die Abschriften sowohl von des
Grafen Esterbasy bisherigen Berichtschroiben als von Unseren hierauf er-
lassenen Rescripten und Verhaltungsbefehlen von Zeit zu Zeit mitzutheilen'2),
damit Du den eigentlichen Zusammenhang um so besser übersehen uud
von diesen Nachrichten so diensamen, als vorsichtigen Gebrauch machen
könnest.
»Ob nun zwar Graf Esterhasy in seinen letzteren Berichten dio gute
Hoffnung unterhaltet, dase die russische Kaiserin sich nicht in die englische
und preussische Absichten einleiten lassen würde3), so hat Uns doch des
Grosskanzlern Grafen von Bestushew bedenklicher Betrag4), nebst der
Kanntnuss von des dortigen Hofs besondern Verfassung und von dem
Eindruck, so die Geldanerbieten zu machen pflegen, in dio billige Beisorge
einer möglichen Veränderung gesetzet; und dahero ist Dir bereits durch
1) Vgl. Nr. 176. 179 mit entgegengesetztem Inhalt.
2) Vgl. Nr. 184. 185. 3) Vgl. Nr. 167. 176. 4] Vgl. Nr. 189 b.
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550 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
Unsere letztere Rescripten vom 25. nnd 27. verflossenen Monats Juli, dann
'vom 11. dieses1) gemessen aufgetragen worden, diese Unsere Beisorge und
die hieraus vorzusehende Folgen dem französchen ministerio in ohnge-
saumte und lebhafte Vorstellung zu bringen und anbei zu erkennen zn
geben, dass Wir andurch eine werkthätige Probe Unserer freundschaftlichen
Gesinnung darlegen und Uns von allem künftigem Vorwurf entledigen wollten.
»Zur Erneuerung dieses . . . Auftrags werden Wir dermalen durch
des ernannten Grafen Esterhasy mit letzterer Post eingeloffene Schreiben
vom 27. Juli2) veranlasset, davon Wir Dir die Abschrift . . . mittheilen,
und woraus Du nebst verschiedenen wichtigen Nachrichten zugleich des
mehreren ersehen wirst, auf was fflr eine ausserordentliche Art die Ge-
schäften an dem dortigen Hof geführet werden, wie die Eifersucht und
Geldbegierde bei ein- so anderem ministro3) hervorsoheine, und wie leicht
eine gählinge Abänderung folgen könnte, wann die grosse Abneigung gegen
den König in Preussen nicht bald durch die Hoffnung eines anderweiten
Vortheils unterstützet wird4).
»Insbesondere ist Uns sehr unangenehm zu vernehmen geweson, dass
der Grosskanzler sich wegen dem geheimen Geschäft gleich bei der ersten
Unterredung, und ohne vorgängige Einverständnis mit dem Grafen Esterhasy,
so weit gegen den Douglas geäusseret und auf die Abschickung eines Corps
von 20000 Mann russischer Truppen nach Sachsen angetragen hat.
»Wie nun die unbesonnene Öffnung wegen dem geheimen Geschäft
sonder Zweifel aus der Absicht hergerühret ist, sich von der weiteren
Handlung mit Frankreich, so anfänglich durch den Vicekanzlern Grafen
von Woronzow allein gegangen ist5), zu bemeisteren, so ist zugleich hier-
aus zu ermessen, wie wenig auf die dortige Verschwiegenheit Staat zu
machen und wie hart in Geschäften fortzukommen seie, wann nicht ein
zureichendes Mittel erfunden wird, sich vollständig von dem russischen
Hof zu versicheren und ihn von seinem zweideutigen Betrag abzubringen.
»Ebenso ausserordentlich ist der erwähnte Antrag, 20000 Mann nach
Sachsen abzuschicken, da, aller übrigen von selbst in die Augen fallenden
Iliuternussen und Bedenken nicht zu erwähnen, eine solche geringe Anzahl
Truppen sich nicht einstens den Weg nach Sachsen öffnen oder nur
wagen könnte, von einer grösseren preussischen Macht überfallen und zu
Grund gerichtet zu werden.
»Wir können Uns auch nicht wohl vorstellen, dass es der Gross-
kanzler hiermit ernstlich gemeinet haben sollte, und stehen vielmehr in der
Vermuthung, dass er nach seiner vorzüglichen Neigung für 8achsen in
1) Vgl. Nr. 177. 178. 184. 2) Vgl. Nr. 179.
3) In dem Bericht Esterhasys ist nur von Bcstushcw die Rede.
4) In dem Bericht Esterhasys findet sich hierUbor nichts.
5) Vgl. Nr. 111.
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1756 August 22.
551
Absicht geführet haben dörfte, den ernannten Hof gleich anfänglich in die 1<56
vorseiende nähere Einverständnis mit Uns und der Krone Frankreich Aug' ^
einzuflechten und ihme besondere Vortheile zuzuwenden.
»Indessen ist Uns nur überhaupt so vieles zuverlässig bekannt ge-
wesen, dass Engeland sich mit allem Eifer dahin bearbeite, den russischen
Hof völlig in seine Absichten einzuziehen uud zu gewinnen, auch desfalls
weder Mühe noch Geld zu sparen'). Nunmehro aber veroffenbaret sich
aus den Äusserungen des dortigen miuisterii, dass der englische Antrag
eigentlich darinnen bestehe, dem Streit wegen der bei Auswechslung der
Ratification des Subsidientractats eingereichten russischen Declaratiou, dass
die Hülfstruppen gegen keine andere Macht als gegen den König in
Preussen gebraucht werden sollten, ein Ende zu machen, an einem neuen
Tractat in London zu arbeiten und sich vorläufig anzuerbieten, dass dem
russischen Hof das Wartgeld von 100000 tff £ auf zwei Jahr nebst
300000 & £ für die gehabte Unkosten sogleich und auf einmal ausge-
zahlt werden und Williams begwaltiget sein sollte, noch über das eine
beträchtliche Summ — in dem Schreiben des Grafen Esterhasy stehet zwar
eine Million €i M\ es ist aber allem Vermuthen nach hiebei ein Miss-
verstand unterloffen, — zu versprechen und zu verwenden, wann er nur den
russischen Hof in die englische und preussische Maassnehmungen einleiten
und ihn vermögen könnte, seine Truppen zum Dienst der Krön Engeland
fertig und bereit zu halten; wie dann diese Krouo niemalen in Absicht
geführet hätte, die russische Truppen gegen eine andere Macht als Frank-
reich zu gebrauchen.
»Ob nun zwar der Grosskanzler die neue englische Anerbieten etwas
aufgeputzt und hiebei in Absicht geführet haben dörfte, das französche
Ministerium zu desto grösserer Willfährig- und Freigebigkeit anzufrischen,
so ist doch in allen Fällen so vieles ganz zuverlässig vorzusehen, dass
dem englischen Hof an Gewinnung des russischen alles gelegen seie, und
dass dieser auf eine oder die andere Art durch Geldaushülfe gebunden
werden müsse, wann änderst die anreizende englische Versprechen bei
ihm kein Gehör finden sollen2). Je länger er aber in der Ungewissheit
erhalten wird, um so mehr erkaltet sein Eifer gegen Engeland und Preussen,
und so schwerer würde es fallen, ihn zu erspriesslichen Maassnehmungen
vermögen zu können.
»Bis hiehin haben Unsere unermüdete Bearbeit- und Vorstellungen
den erwünschten Eindruck bei dem russischen Hof verursachet; sollte sich
aber dieser auf die englische Seite schlagen, so würden zwar durch einen
solchen widrigen Erfolg Unsere grosse Absichten auf einmal vereitelet und
unterbrochen, Wir hätten aber in keinem Fall zu besorgen, dass die
russische Kaiserin ihren mit Uns eingegangenen Defensivverbindungen ent-
1) Vgl. S. 496. 506 f. 509. 2) Vgl. S. 508. 547 f.
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552 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 stehen und einen preussischen Einfall in Unsere Lande mit gleichgültigen
Ufer* 22 Augen ansehen oder dieser König hierzu schreiten würde, sobald er sich
wegen Russland völlig beruhiget sehete1).
»Sollte es aber dem englischen Hof gelingen, sich der russischen an-
sehnlichen Land- und Seemacht nach Gutbefinden bedienen, die erstere,
wo nicht zum Theil nach Engeland, jedoch nach Hannover ziehen und
sodann aus diesem Churfürstenthum mehrere Truppen nach Engeland über-
schiffen zu können, so fiele es der ernannten Krone um so leichter, nicht
nur dio eigene Lande vor einer französchen Descente ausser Gefahr zu
setzen und eine desto beträchtlichere Anzahl Truppen nach Amerika ab-
zusenden, sondern wohl gar unter preussischer Mitwirkung auf solche
Veranstaltungen zu verfallen, welche den allerchristlichsten König in die
Notwendigkeit setzeten, auf der Landseite die hinlängliche Gegenver-
fa8suugen nicht ausser Acht zu lassen2), mithin bei verschlimmerten Um-
ständen diejenigen Maassnehmungen einzuschlagen, von welchen dermalen
ein wesentlicher Nutzen gezogen werden könnte. Dahero Wir auch bereits
in Unserem letzteren Rescript3) die wohlmeinende Betrachtung einfliessen
lassen, dass sich französcher Seits vor der allzu grossen Sicherheit und
vor demjenigen Fehltritt wohl zu hüten seie, welchen die Krön Engeland
gleich beim Antritt des Kriegs zu ihrem grössten Nachtheil und zu Ver-
schlimmerung ihres ganzen Operationssystematis begangen hat, und desfalla
sie dermalen auf alle Art und Weise die Mittel zur Verbesserung zu finden
suchet.
»Ob Wir nun zwar Deiner eigenen vernünftigen Beurtheilung anheim-
gestellt sein lassen, welchergestalt und inwieweit von den erwähnten
Betrachtungen, nach Beschaffenheit der vorfindenden Umständen diensamer
Gebrauch zu machen seie, so wirst Du doch von selbsten ermessen, dass
Wir hiebei einen doppelten Endzweck in Absicht führen, da eines Theils
nicht nur Unser, sondern auch das französche Interesse ohngezweifelt er-
forderet, sich des russischen Hofs vollkommen zu versicheren, anderen
Theils aber die lebhafte Vorstellung dieser offenbar richtigen Wahrheit bei
dem französchen ministerio zum kräftigsten Antrieb dienen dörfte, in dem
grossen Geschäft mit mehrerem Ernst und Eilfertigkeit zu Werk zu gehen
und sich durch Nebenabsichten nicht auf Irrwege führen zu lassen; wie
dann mit vieler Wahrscheinlichkeit zu vermuthen stehet, dass die bisherige
französche Absicht dahin gezielet habe, das grosse Geschäft zwar nicht
ganz fallen zu lassen, sondern offen zu erhalten, jedoch den Schluss noch
länger, und bis die Jahreszeit zu Kriegsoperationen verstrichen ist, zu
verzögeren, demnächst aber sich der Gelegenheit zu Erhaltung eines vor-
teilhaften Friedens zu Nutzen zu machen4) oder allenfalls seine Maass-
nehmungen weiters zu erstrecken und nutzlich einzuleiten.
1) Vgl. S. 488. 505 f. 2) Vgl. Nr. 4üa. S. 505 f. 3) Vgl. Nr. 185. 4) Vgl. S. 505.
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1756 August 22.
553
»Inzwischen hat zwar der Satz seine vollständige Richtigkeit, dass, 1756
wann Russland in den grossen Vorschlag eingehen oder auch nur die Uns Aug" 2
vermög Defenaivtractats und dessen vierten geheimen Article versprochene
Hülfe von 60000 Mann leisten, und etwas erspriessliches gegen Preussen
unternommen werden soll, diesem Hof, um die Truppen mobil zu machen
und die grosse Kriegserfordernussen zu bestreiten, in dem einen wie in
dem anderen Fall, mit einer namhaften Geldsnmm an Hand gegangen
werden müsse. Insolang aber nicht gesichert vorzusehen stehet, ob die
geheime Handlung mit der Krön Frankreich zum Schluss gelangen, ob
dieser Hof sich zu hinlänglichen Subsidienstipulationen oder zu Zahlung
einer namhaften Gcldsumm an Uns einverstehen werde, und ob er die an
Kussland zu versprechende ßubsidien durch Unsere Hände laufen zu lassen <)
oder ohnmittelbar zu entrichten gedenket, auch ob der König in Preussen
noch in diesem Jahr, wie es allerdings das Ansehen hat, mit den Feind-
seligkeiten den Anfang machen werde, so ist es eine Ohnmöglichkeit, bei
Russland auf etwas gesichertes von nun an anzutragen und die dortige
Veranstaltungen noch in Zeiten in die behörige Wege einzuleiten.
>Wir müssen es also noch bis diese Stunde bei solchen Vorstellungen
und Insinuationen bewenden lassen, welche dahin abzielen, nur mehrere
Zeit zu gewinnen und den russischen Hof von allen widrigen Schritten
zurückzuhalten; in welcher Absicht dann auch die in Abschrift hier an-
liegende Anweisungen gestern mittelst einer staffetta an Grafen Esterhasy
erlassen2) und ihm an Hand gegeben worden, dass or bei einem erfolgen-
den prenssischen Friedensbruch sich vorläufig zur Auszahlung der condi-
tionate versprochenen zwei Millionen in gewissen Terminen einverstehen
und andurch die Uns höchst nöthige russische Hülfleistung beförderen solle;
welcher Umstand jedoch dem französchen Hof noch nicht eröffnet werden
kann, weilen er solchen zu seinem Vortheil gebrauchen und desto weniger
wegen Russland besorgen dörfte3j.
»Aus dem vorerwähnten Rescript wirst Du nun des mehrern ersehen,
was sich seiter kurzem mit dem königl. prenssischen ministro von Kling-
gräffeu hier ergeben habe, dass derselbe das abschriftlich angebogene Memoire
den 20. dieses4) in einer bei Uns erhaltenen Audienz eingereichet, und dass
ihm hierauf schon gestern, laut der ferneren Anlage, die schriftliche Ant-
wort ertheilet worden5).
>Die hierüber zu machende Betrachtungen sind schon meisten Theils
in Unserem vorangezogenen Rescript an Grafen Esterhasy2) enthalten;
worauf Wir Dich also hiermit . . . verweisen und vor dermalen nur so
vieles hinzufügen, dass hoffentlich das französche Ministerium Unsere er-
wähnte Antwort so eingerichtet befinden wird, als es Unsere höchste Würde,
1} Vgl. S. 498. 523. 526 f. 2) Vgl. Nr. 189. 3) Vgl. S. 506 ff.
4) Vgl. S. 545. 5) Vgl. V. C. XIII, 278.
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554 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 der Zusammenhang der Geschäften und die Anständigkeit erforderet haben,
us' zumalen Wir die Grenzen der reinen Wahrheit keineswegs überschreiten
wollen und Uns zugleich weder im Gewissen noch nach den Regien des
guten Tranens und Glaubens verbunden zu sein erachten, einem Fürsten,
der seines Orts das gegebene Wort und die solenneste Friedensschlüsse
zu brechen kein Bedenken traget und die erste beste Gelegenheit, Unser
Erzhaus völlig zu Grund zu richten, mit Freuden ergreifen würde, auch
denen letzteren Friedenstractaten schon so vielmal und offenbar zuwider
gehandelt, mithin Uns mehr als zureichende Ursachen zu Ankündigung
des Kriegs gegeben hat, dasjenige, was Wir im Herzen führen und zwar
schon eingeleitet, aber noch nicht zu seiner Vollkommenheit gelanget ist,
einzngestehen und das Geheimnuss Uns abdrucken zu lassen.
»Wir können also Unsere geschehene Äusserungen in allen Fällen vor
der ganzen Welt nm so leichter rechtfertigen, da es seine ohngezweifelte
Richtigkeit hat und Wir durch die data der Verordnungen, so von Un-
serem Hofkriegsrath an die Regimenter wegen ihrem Marche ergangen seind,
demonstrative erhärten können, dass Unserer Seits die erste Kriegsver-
anstaltungen nicht früher als in der Mitte des verflossenen Monats Juli1),
und nachdem der König in Preussen hiermit schon verschiedene Wochen
vorher den Anfang auf das eiferigste gemacht hatte, vorgekehret und
solches anerst auf die ans Berlin und Sachsen eingeloffene zuverlässige
Nachrichten2) in zweien den 8. und 9. besagten Monats Juli gehaltenen
Conferenzien3) festgestellet worden.
»Eine noch stärkere Probe dieser Wahrheit ergiebet sich aus dem
vor Uns sehr unangenehmen nnd bedenklichen Umstand, dass Unsere nach
Böhmen und Mähron bestimmte Trnppen 4) . . . erst gegen Ende des künf-
tigen Monats ihre weite Marsche endigen, an Ort und Stelle völlig ver-
sammlet sein und alle Artilleriepferde nebst den übrigen Kriegserfordernnssen
zu Händen gebracht werden können ; wie sieh dann bis diese Stunde noch
nicht über 60000 Mann in Böhmen und Mähren befinden; hiegegen der
König in Preussen innerhalb wenig Tägen mit einer Armee von 80000
und mehr Tausend Mann an verschiedenen Orten, nämlich durch Schlesien,
Sachsen, die Lausnitz und bei Egra durch das Baireuthische, wohin er
ein Corps Truppen nach und nach absendet5), in Böhmen einfallen, mithin
anfänglichen, und bis Wir Uns in vollkommenen Wehrstand gesetzet, einen
grossen Vortheil über Uns erhalten kann.
»So wenig Wir nun zu einiger Offensivmaassnehmung ohne eine weit
überlegene Macht und ohne den fast zuverlässigen Anschein eines glück-
lichen Ausschlags zu schreiten gedenken6), so fest sind Wir entschlossen,
1) Vgl. S. 467. 2) Vgl. Nr. 131. 134. 140. 3) Vgl. Nr. 156.
4) Vgl. Beilage Nr. 5. 5) Eine irrige Nachricht.
5) Vgl. S. 296.
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1756 August 22.
555
bei einem preussischer Seita erfolgenden Friedensbruch den Muth nicht 1756
sinken zu lassen, sondern der Gefahr standhaft entgegen zu gehen; zu-Aug" 2
malen Wir bei dem bemerkten Fall in reife Überlegung gezogen haben,
dass es dannoch früh oder spat zu einem Krieg mit dem König in Preussen
kommen müsse, dass er dermalen der ohngezwcifelte agressor sein würde,
dass bei solchen Umständen der französche und russische Hof sich der
versprochenen Hülfleistung nicht entschütten könnten noch würden, dass
es auf Gewinnung der Zeit bis in den Winter und in dem ärgsten Fall
auf den Verlust einer Schlacht und eines grossen Theils des Königreichs
Böhmen, mithin auf fast ohnerschwingliche Kosten und sehr empfindlichen
Schaden Unserer getreuen Unterthanen ankommen würde, dass aber alles
dieses nur für einen temporalen Nachtheil anzusehen und bei einem künf-
tigen Frieden, menschlichem Ansehen nach, kein abermaliger Länderverlust
zu besorgen f), hingegen auch ein glücklicher Ausschlag Unserer gerechten
Waffen, die Wiedereroberung Schlesiens, die Schwächung Unsers gefähr-
lichsten Feindes und die Befestigung des Ruhestandes und der Wohlfahrt
Unsers Erzhauses mit vieler Wahrscheinlichkeit anzuhoffen seie, folglichen
ein temporaler Schaden gegen einen immerwährenden und unschätzbaren
Vortheil in die Wagschale zu legen seie.
»Aus diesen und anderen nicht minder erheblichen Betrachtungen ist
Unsere dem König in Preussen gegebene Antwort mit Vorbedacht so ein-
gerichtet worden, dass ihm kein scheinbarer Vorwand zum Friedensbruch
noch Unseren Bundsgenossen eine Ausflucht wegen der künftigen Aner-
kennung des casus foederis 'und wegen der werkthätigen Hülfleistung übrig
verbleibe2) und der ernannte König dannoch wegen deme, was ihm am
meisten auf dem Herzen lieget, nämlich wegen der Anfrage, ob Wir ihn
in diesem und in dem künftigen Jahr feindlich zu überziehen gedächten,
in der Ungewissheit, folglichen in der Verlegenheit erhalten werde, entweder
einen offenbaren agressorem abzugeben oder die Beisorge wegen dem
künftigen auf dem Herzen zu behalten3).*
Da der König vermutblich das erstere wählen werde, solle Starhemberg
in Frankreich zunächst die »Unanständigkeit des preussischen Memoire
und ganzen- Betrags auf das lebhafteste vorstellen« und sofort nach Beginn
1) Vgl. S. 546.
2) Ebenso schrieb Kaunitz am 23. August 1756 an Starhemberg. Er bestä-
tigt den Empfang der Berichte vom 1 1 . August und der beiden voraufgehenden
[vgl. S. 512 Anm. 6], wonach »die geheime Handlung, wie man zum Voraus ver-
inuthet, vielen Anständen unterworfen seie und in dem besten Fall noch einige
Zeit erfordern werde«. Greife der König in Preussen an, so seien »die Fälle des
geheimen Geschäfts und der durch den Defensivvertrag Übernommenen Verbind-
lichkeit nicht zu vermischen, und das letztere könnte mit Recht nicht versaget
noch verschoben werden, wenngleich die geheimen Tractaten einen längeren
Anstand leiden oder gar ins Stecken gerathen sollten.« Vgl. Nr. 191.
3) Vgl. S. 545 f.
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556 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 der preussischen Feindseligkeiten auf die vortragsmässige französische Hülfs-
ug* 22 leistung antragen und das nähere darüber stipuliren, damit der Wiener
Hof Russland in Bewegung bringen und mit einigen Reichsfürsten Subsi-
dientractate schliessen könnte. »Wobei Wir Dir noch zu Deiner Privat-
nachricht nicht verhalten wollen, dass Wir nächster Tagen dem Grafen
von Pergen, so sich ohnedem wieder nach seinem Mainzischen Gesandt-
schaftsposten zu begeben hat, dergleichen Commissionen bei dem Wttrz-
bnrgischen, Ansbach- und Darmstädtischen Hof aufzutragen gedenken und
das nämliche bei Churpfalz, Churbayern !) und Württemberg ohnverzüglich
besorgen würden, wann Uns nicht zuverlässig bekannt wäre, dass diese
Höfe ohnedem schon mit Frankreich Subsidientractaten errichtet haben1),
und dass dahero ohne vorgängige französche Einverständnis und Mit-
würkung nichts unternommen werden könne, c . . .
Starhemberg solle dem Könige von Frankreich im tiefsten Vertrauen
mittheilen, dass Österreich für den Fall des preussischen Einfalls in Böhmen
ein Corps niederländischer Truppen von 10 — 12000 Mann in Cleve-Mark
einrücken zu lassen gedenke, wodurch alle künftigen geheimen Verbin-
dungen und gemeinschaftlichen Maassnehmungen erleichtert werden würden.
Aug. 24 191. Vortrag des Staatskanzlers Kaunitz. Wien, 24. August 1756.
Nach der Urschrift
. . . Trägt auf Ernennung der noch abgängigen Generale für die in
Böhmen und Mähren sich versammelnden Armeen an.
»Sodann geruhen Ew. M., aus den . . . Schreiben der Grafen von
Starhemberg2) und Esterhasy3) ... zu ersehen, dass die darinnen enthaltene
Nachrichten noch vergnüglich lauten und Graf Starhemberg zu baldigen
Eintreffung seines umständlichen Berichts4) Hoffnung gebe. Das einzige, so
mich in billige Beisorge setzet, ist die Nachricht des Grafen Esterhasy,
dass die russische Kaiserin sich wieder unpässlich befinden soll.« . . .
Aug. 26 192. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 26. August 1756.
Praes. 12. 8eptember 1756.
Nach der Urschrift. Vgl. t. Arneth V, 4'J.
Bereitwilligkeit Musslands, dem Vcrsaiüer Vertrag beizutreten. Günstige Aussichten
für Österreich trotz Bestushews Intriguen.
. . . »Was nun die hiesige Accession zu dem zwischen Ew. K. K. M.
und Frankreich geschlossenen Defensivtractat betrifft5), so ist mir auf meine
1) Vgl. S. 486 f. 529. 2) Vom II. August 1756, vgl. S. 512 Anm. 6.
3) Vgl. Nr. 181. 4) Vgl. Nr. 187. 5) Vgl. S. 512.
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1756 August 22 — August 26.
557
dem hiesigen ministerio gemachte Vorstellungen die hiesige Antwort1) den 1756
23. dieses zngestellet worden . . . Aug' :
»Ew. K. K. M. werden daraus . . . abzunehmen geruhen, dass der
russische Hof eines Theils eine förmliche Einladung abwarten zu wollen
scheine, anderen Theils aber auch vor der reciproquen Beschickung derer
beiderseitigen Bottschafteren, wann Frankreich den König in Preussen zu
abandonniren entschlossen ist, obgedachtem Tractat beizutretten förmlich
declarire. Solchem nach mnss Allerhöchstderoselben . . . unterwerfen, was
Ew. K. K. M. von dieser Antwort bei Frankreich für einen Gebrauch
machen zu lassen ... für gut befinden werden. . . .
»Gleich nach erhaltener hiesiger Antwort bin ich mit dem Gross-
kanzler an einem dritten Ort zusammen gekommen, wo mir dieser Ministre
in Ansehung des grossen Vorhabens die vorige bündigste Versicherungen
mit dem Beisatz wiederholet hat, dass die russische Kaiserin bei ihrer
genommenen Entschlicssnng und Erklärung nach wie vor ohnveranderlich
verharren würde. Da an der Zeit alles gelegen und sie doch auch allhier
wissen müssten, wie sie sich wegen Verlegung ihrer Truppen zu benehmen
hätten, so wären sie so mehr verlegen, als Frankreich nach einer so langen
Negociation sich positive zu erklären immerhin verzögere, auch sie nicht
wflssten, worauf dann diese Sach sich eigentlich aecrochiere?« Ester-
hasy habe geantwortet, bei einer so wichtigen Angelegenheit müsse man
schon geduldig sein. »Da man nun von Seiten des russischen Hofs, wie
die oben . . . angelegte hiesige Antwort vom 12. August alten styli aus-
weiset, in mich so stark zu dringen fortfahret, benebst Engeland, durch
allerhand Intriguen und vortheilhafte propositiones Russland auf Irrwege
zu führen3), auch ich alle Ursach zu glauben habe, dass der Grosskanzler
wegen seinen beklemmten Umständen von Engeland eine ansehnliche sum-
mam wtirklich empfanget3), so werden Ew. K. K. M. . . . zu beurtheilen
vermögen, wie höchstnöthig es seie, dass ich bald in Stand gesetzet werde,
dem hiesigen Hof, dem doch gleichwohlen so namhafte Subsidien nicht
unangenehm sein könnten, nach einem so langen Zuwarten etwas vergnüg-
liches sagen zn können2). Inzwischen bin unvergessen gewesen, bei denen
zweien Kanzlern mit Bestand und Nachdruck erheben und gelten zu machen,
dass hiesigem Hof der Verlust deren englischen Subsidien nicht reuen wird.
»Obwohlen nun der Grosskanzler sich in Ansehung des grossen Vor-
habens gegen mich so angenehm zu äusseren gesnehet, sich letzthin gegen
den Douglas vernehmen lassen, dass der französche Hof schon sehen solle,
dass er es mit demselben aufrichtig meine, so ist doch ganz gewiss, dass
er dem neuen systemati abgeneigt sei und, wann es von ihm abhinge, bei
demselben die Vorliebe für Engeland vordringen würde2). Da aber dieser
1) Vgl. Nr. 193b. Russische Note vom 12. August 1756 st v.
2) Vgl. Nr. 186. 3) Vgl. S.482.
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558 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Ministre durch die vermessene insinuationes bei der russischen Kaiserin
^ seinen Credit auf das neue so geschmäleret und die hiesige Honarchin
wider denselben mehr als zuvor aufgebracht ist1), so ist, alle Umstände
wohl erwogen, nicht zu vermuthen, dass er mit seinen lntriguen hier je-
malen aufkommen, folglichen auch die russische Kaiserin von ihrer einmal
genommenen grossmflthigen Entschliessung nicht wieder abwendig machen
könne; wie ich dann ihn, Grosskanzler, in der letzteren Unterredung sehr
niedergeschlagen gefunden.« Der Grund hierfür sei wohl auch in der
folgenden Begebenheit zu suchen. Bestushew und der Grossfürst hätten
sich geweigert, die von einem Gonseil in ihrer Abwesenheit beschlossene
Abscndung eines Botschafters nach Frankreich zu unterzeichnen. Darüber
sei die Kaiserin sehr böse geworden und habe gedroht, den nächsten Gonseil
persönlich zu leiten, dessen Besuch dem Grossfürsten verboten wurde. Der
Grossfiirst habe alsdann doch unterzeichnet.
»Da aber noch weiters verlässlich vernommen, dass in dem letzteren
Conseil aus Rucksicht eines Kriegs mit Proassen unanimiter beschlossen
worden, einige Infanterieregimenter mit Pelz und Stiefeln versehen zu
wollen, damit solche allenfalls ein Corps Kosacken unterstützen und diesen
Winter, wann es zum Krieg mit Preussen kommen sollte, noch einen
Einfall in dieses Königreich thun und diesem König einen unvermutheten
Streich beibringen könnten, so dörfte Engeland hier sein Geld wohl um-
sonst ausgegeben haben; zumalon aller menschlichen Einsicht nach die
russische Kaiserin bei ihrer standhaften Resolution unveränderlich ver-
bleiben, sofort Ew. K. K. M. von hier gleichwohlen eine ziemliche aus-
giebige Diversion zu hoffen haben werden2).« . . .
Aug. 26 192a. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 26. August 1756.
P. S. 2. Nach der Urschrift.
Fortdauernde gute Aussichten trotz der englischen Bemühungen.
England habe durch Golyzin um Anknüpfung neuer Verhandlungen
gebeten. Bestushew habe Golyzins Berichte3) ihm, Esterhasy, zugestellt.
1) Vgl. S.483 f. 2) Vgl. S. 511 f.
3) Golyzins Bericht vom 11. Juni 1756: England schlägt vor, in London
ohne Wissen des Williams eine neue Verhandlang mit Russland zu eröffnen.
Bericht vom H.Juni 1756: Newcastle und Holdernesse schlagen eine rus-
sische Mediation vor, um Österreich zu dem alton System zurückzuführen, und
wünschen mit Russland eine neue Convention zu schliessen, in der insbesondere
auch die Verwendung der russischen Hülfstruppen genauer geregelt würde. Man
denke hierbei an ihre Heranziehung zum Schutze Hannovers. Newcastle ver-
sichert, dass König Friedrich unaufhörlich auf eine Verständigung zwischen Busa-
land und England dringe und den Russen freien Durchzug durch sein Land
gestatten wolle. Vgl. P. C. XII, 329 und oben 8. 502.
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1756 Auguat 26.
559
»Gleichwie nun der Williams nach Inhalt meines . . . Berichts vom 1756
3. augusti ') dem hiesigen Hof das Wartgeld für das verflossene Jahr ^u^' 2
neuerdings angeboten und laut meines anderweiten . . . Berichts vom 17.
eiusdem2) ihme abermalen ein Courier zugekommen ist, so hat der eng-
lische Botschafter vermuthlich auf des Grosskanzlers Veranlassung ein Paar
Tage darnach den Residenten Wolff zu dem Vicekanzlern geschicket und
ihm die nämliche propositiones gleichfalls machen lassen.
»Worauf der Graf Woronzow dem englischen Residenten mit wenigen
Worten erwidriget, dass ohne der russischen Kaiserin . . . Vorwissen er
solches Geld so weniger anzunehmen vermögte, als ihm nnbekannt seie,
dass die Convention seine Richtigkeit habe, mithin mögte er, Wolff, nur
wieder zu dem Grosskanzlern gehen und ihm hinterbringen, dass er, Graf
Woronzow, ihm, Grosskanzler, flberliesse, ob er solches Geld annehmen
wollte oder konnte. Nach diesem hat der englische Botschafter sich Selbsten
zu dem Grafen Woronzow begeben und ihme Aber diese Sach mit Nach-
druck gesprochen, von diesem russischen ministro aber eine gleichmassige
Antwort empfangen. Der Grosskanzler Selbsten hat mir den 23. dieses
von diesem englischen Anerbieten vertrauliche Mittheilung machen wollen
und deme beigerucket, dass er diese Offorte ebenfalls von sich abzulehnen
gesuchet und aus dieser Ursach den englischen Botschafter zu dem Grafen
Woronzow geschicket hätte.
»Ew. E. K. M. werden . . . hieraus ... zu beurtheilen vermögen,
dass, ob man schon englischer und preussisoher Seits sich eines besseren
zu schmeichlen scheinet, eine neue Convention hierorts so mehreren Schwfl-
rigkeiten unterworfen seie, als die russische Kaiserin . . . nach wie vor
wegen des zwischen Engeland und Preussen ohne ihrem Vorwissen ge-
schlossenen Tractats wider den ersteren König besonders aufgebracht ist
und ohngeachtet aller ungegründeten Insinuationen auch ins künftige
bleiben werde3).«
192 b. Esierhasy an Maria Theresia. Petersburg, 26. August 1756. Aug. 26
P. S. 3. Nacb der Urschrift
»Note.«
Petersburg, 17. Juli (st. v.) 1756.
Russland erklärt sich zur Unterstützung Sachsens bereit und hofft das Gleiche
von Österreich .
»Wiewohl auf die dem römisch k. k. Hofe durch seines allhier sub-
sistirenden Botschafters Herrn Grafen Esterhasy Exc. in der Conferenz
den 9. aprilis a. c. gethane Anträge4) noch bis nun zu keine solche Ant-
1) Vgl. Nr. 181. 2) Vgl. Nr. 186. 3) Vgl. S. 511. 552 f.
4) Vgl. Nr. 73 c.
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560 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
175C wort erfolget seie, als die Wichtigkeit derselben zu wünschen veranlasset,
die daraus vor den römisch k. k. Hof und für Frankreich selbst erwach-
sende unvergleichliche Vortheile aber zn versprechen hätten; und wiewohl
I. K. M. von allen Reussen, nachdeme sie Dero . . . Seits bereits alles
dasjenige gcthan, was nur zum gemeinsamen Besten und insbesondere zur
Sicherheit der Staaten I. M. der Kaiserin-Königin gethan werden könnte,
das übrige von der gleichmässigen Mitwürkung und Bemühungen I. H.
der Kaiserin-Königin ruhig abwarten könnten; da aber . . . dero aner-
müdete Beherzigung des gemeinschaftlichen Wohls und der Erlangung der
angetragenen gleichfalls gemeinschaftlichen Absichten durch die von unter-
schiedenen Orten auf einmal zugekommene bestätigende Nachrichten von
denen ausserordentlichen und grossen Kriegsbeweg- und -Veranstaltungen
des Königs in Preussen aufs nene aufgemuntert worden, so haben L K.
M. für sehr nöthig nnd nützlich erachtet, dem chnrsächsischen Hofe die
in der beigeschlossenen Copie des an den in Dresden befindlichen Envoye*
extraordinaire Gross abgelassenen geheimesten Rescripts ausführlich be-
schriebene Vorträge thnn zu lassen1), woraus I. M. die Kaiserin-Königin
von selbsten zur Genüge ersehen werden , wie die Erfüllung derselben so-
viel zur Beschützung Sachsens und zu Hintertreibung eines unvermutheten
preussischen Einfalls in Böhmen oder Mähren, ebenso viel auch zu Voll-
ziehung der angetragenen, die Schwächung des Königs in Preussen Macht
betreffenden Absichten füglich dienen könnte. Denn es ist von selbsten
zu verstehen und zu überführen überflüssig wäre, dass die solchergestalt
in Sachsen einruckende troupes sich daselbst in beiden diesen Fällen nicht
geruhige Zuschauers abgeben, sondern vielmehr in einem und dem anderen
casu in der Nähe sich befinden werden, dem König in Preussen einen
desto stärkeren Stoss zu geben, dass dadurch unumgänglich in seinen
Kräften eine nene Zertheilung erfolgen müsse.
»I. K. M. zweiflen nicht dahero, I. M. die Kaiserin-Königin werden
diese neue, mit denen angenommenen gemeinschaftlichen Absichten doch
giinzlich übereinstimmende und I. M. selbst ebenso viel, wo nicht mehr
als Sachsen vortheilhafte Negociation ihrer Seits bei dem Dresdenschen Hofe
nicht nur unterstützen, sondern vielmehr auch selbsten versprechen und
würklich sich verbinden, ein dem hiesigen nach Sachsen zu marschirenden
gleichmässigea Corps troupes in einer solchen Position und Bereitschaft
zu halten, dass selbiges nach der ersten Ordre und sogleich in Vereinigung
mit dem hiesigen und zur Hülfe Sachsens gehen könnte.
»Der Nutzen und die Nothwendigkeit selbst, diese neuen Maassreglcn
zu nehmen, sind so augenscheinlich, dass kein Zweifel obwalte, dass I. M.
die Kaiserin-Königin in Eingehung derselben nicht erkennen sollten, wie
gross nnd aufrichtig I. K. M. . . . Gesinnung seie, alles dasjenige ins
l)Vgl. S. 499.
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1756 Anglist 26.
561
Werk zti stellen, was beider Seite gemeinsame Absichten beförderen und 1756
Auer 2
reeiproque Ruhe und Sicherheit auf einen unwandelbaresten Grund stellen
kann.«
193. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 26. August 1756. Aug. 26
Nach der Urschrift
Vmcahrscheinlichkeit, data Russland die englischen Geldangebote annehmen werde.
. . . Williams habe wiederum1) gebeten, man möchte doch wenigstens
fflr die gehabten Unkosten der Truppenrüstung das bereits fällig gewordene
Wartegeld annehmen, und hinzugefügt, dass die russischen Trnppen nur
gegen Preussen angewendet werden würden, falls dieses Hannover angriffe.
Woronzow habe ihm erwidert, dass diese Äusserungen in schroffem
Gegensatz zu seinen früheren prenssenfeindlichen 2) stünden, und dass ein
preussischer Angriff anf Hannover gar nicht zu erwarten stehe.
»Der Graf Woronzow sagte mir noch weiters, dass doch gleich wohlen
die meiste Glieder des Conseil der Meinung wären, dass man dieses Wart-
geld, weil es heisst, für das vergangene, so ehender ohnbedenklich an-
nehmen könnte, als die russische Truppen nach des Williams Versicherung
sonst gegen niemanden anderen gebraucht werden sollten.
>Da nun aber die hiesige Monarohin . . . sich gegen mich Öfters ge-
äusseret, dass sie nicht wegen der englischen Subsidien, sondern einzig
und allein aus Hucksicht für das gemeinsame Beste die Convention mit er-
wähnter Krön geschlossen hätte3), so ist mit einiger Wahrscheinlichkeit
nicht zu vermuthen, dass die so gesinnete Glieder des Conseil bei Höchst-
deroselben auslangen werden.«
Für alle Fälle aber habe er Woronzow angerathen, man solle sich im
Fall der Annahme des englischen Angebots mit einer feierlichen Declaration
verwahren, »dass die Annahme des Wartgelds lediglich für die gehabte
Unkosten sein, keineswegs aber den russischen Hof für das künftge zu
etwas anderen, was Namen es haben mögte, gegen Engeland verbindlich
machen könnte noch sollte.
>8icher ist, dass der Grosskanzler diese Vorstellungen dem Williams
in Mund gelegt habe, und ich bin der ohnmaassgeblichen Meinung, dass
die russische Kaiserin nach ihro mir bekannten grossmüthigon Gedenkens-
art sich zur Annchmung dieses Gelds schwerlich bewegen lassen dörfte4).«
Die russische Kaiserin befinde sich seit »der in Zarskoe-Selo gehabten
kleinen Unpässlicbkeit5), Gott Lob, wieder ziemlich wohlauf.« . . .
1) Vgl. S. 499. 559. 2) Vgl. S. 317. 470. 3) Vgl. S. 511.
4) Vgl. S. 511. 557 ff. 5) Vgl. S. 510. 556.
Acten cor Vorgt'nrhiffct« d*s "jlhrigen Krieges. 36
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562 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 , 193a. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 26. August 1756. Praes.
Ug' 2b 12. September 1756.
P. S. 1. Nach der Ur*<hrift.
>Nota.«')
Petersburg, 19. Juli (st. v.) 1756.
liuasland verlangt Antwort auf den Vorschlag einer Offemivallianz gegen Preussen.
»Obgleich I. K. M. von allen Reussen nicht zweifeien, das* I. M. die
Kaiserin -Königin die des Herrn Bottschaflern Exc. in der Conferenz den
9. aprilis gethanen Anträge2} beherzigen, um so mehr, da selbige sich auf
I. M. selbsteigenes wesentliches Interesse gründen, und dass die Er-
leichterung, welche I. K. M. nächsthin in der mit dem französchen Hof
entamirten Negociation zu machen geruhet haben 3), einen erwünschten Effect
hervorbringen werde; allein man kann nicht verhehlen, dass der bis nun-
zu fortdaurende Verzug in der würklichen Vollziehung der in Betracht des
Königs in Preussen genommenen Absichten I. K. M. beunruhige. Einer
Seits gewinnet er andurch genügsame Zeit, nicht nur innerlich sich in den
gehörigen Wehrstand zu setzen und seine Truppen zu vermehren, sondern
auch die jetzige Verbitterung des französchen Hofs gegen ihn etwa er-
weichen zu machen und sich noch mit einigen neuen Bünduussen zu ver-
stärken. Die geheime Negociation, welche zufolg der hier eingeloffeueu
Nachrichten zwischen den dänischen und hessen-casselischen Höfen von
der Heirath der dänischen Kronprinzessin mit dem Enkel des Königs in
Engeland und des regierenden Landgrafen4) und von der eventualen Ga-
rantie auf Holstein zum Besten des Königs in Dänemark gewiss auf Ver-
mittelung des Königs in Engeland vorgehet, diese Besorgnuss bestätiget;
anderer Seits die grosse Bewegungen und sehr kostbare Kriegs Veranstaltungen,
die der König in Preussen auf einmal und noch darzu mit der über-
mässigen Eil zu machen angefangen, zu einer Zeit, da er bereits wissen
konnte, dass die hiesige Bewegungen eingestellt seind 5; , gewinnet eine
solche Gestalt, wie er besser praeveniren will als praoveniret zu werden.
Über das kann es I. russisch-k. M. nicht änderst als zum Leidwesen und
Verdruss gereichen, da Allerhöchstdieselbe sehen, dase, wiewohl dero
Freundschaft fast von allen Seiten gesuchet wird, I. M. dannoch gemüssiget
seien, von dieser Wahl in einiger Unentschlossenheit zu bleiben.
>I. russisch-k. M. natürliche Neigung und Interesse machen bereits
dero Freundschaft und Allianz mit I. M. der römischen Kaiserin -Königin
unzertrennlich. In Gefolg derselben wollen I. russisch-k. M. auch das nähere
1) Vgl. S. 498. 2) Vgl. Nr. 73c. 3) Vgl. Nr. 193b.
4) Gemeint ist der Erbprinz Wilhelm, der spätere Landgraf Wilhelm IX., Enkel
Wilhelms VIII., Sohn Marias, Tochter Georgs II. Unter der Kronprinzessin ist Wil-
heliuine Caroline. 2. Tochter König Friedrichs V. von Dänemark zu verstehen, die
sich am I.September 1764 mit dem Erbprinzen vermählte. 5) Vgl. S.426. 510.
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1756 August 26.
563
Einverständnuss mit dem französchcn Hof eingehen. Allein man mnss ge- 1756
stehen, dass der Grund dieser Einverständnis zu schwach sein würde,
wann derselbe bei blosser Beschickung derer Ministres und bei purer Er-
neuerung der unmittelbaren Correspondenz geblieben wäre. Um dieser ein-
zigen willen würde viel angemuthet werden, dass I. russisch -k. M. alle
dero Verbindlichkeiten mit Engeland zernichten und die ziemlich ansehn-
liche Summ fahren lassen sollte, welche sonst I. M. zu bekommen hätte.
Es hat zwar die englische Aufführung in Betracht des Königs in Preussen
I. K. M. billige Empfindung verdienet; allein die Reue und die Bereit-
willigkeit dieses Hofs, Allerhöchstderoselben Verlangen in allem zu be-
gnügen, nicht billig verworfen werden könnte, woferne der französche Hof
seiner ßeits durch eine völlige Abandonnirung des Königs in Preussen das-
jenige nicht ersetzen sollte, was man hier an der englischen Seiten ver-
lieret. In Ansehung alles obangezogenen, das Ministerium auf I. russisch-
k. M. specialen Befehl . . . ersuchet des Herrn Botschafters Exe, bei
seinem Hof sich dahin baldmöglichst anzuwenden, damit I. M. die Kaiserin-
Königin durch eine entscheidende Erklärung endlich in den Stand setzten,
hier zu wissen, zu was [sie] sich zu versehen habe. I. russisch-k. M.
aber befiudon sich zu allem in Bereitschaft, da sowohl der Land- als See-
macht aufs neue die geheime Ordres ertheilet seind, sich in ganz marsch-
fertigen Stand zu halten, sodass [sie] erforderlichen Falls noch in diesem
Jahr was wichtiges unternehmen könnten.«
193b. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 26. August 1756. Aug. 26
P. S. 2. Nach der Urschrift.
»Nota.«
Petersburg, 12. August (st. v.) 1756.
Bereiticilligkeit Umstand* dem Vertailler Vertrag beizutreten.
Wiederholung der bereits in der Note vom 19. Juli1) ausgesprocheneu
Bitte, den Antrag einer Offensivallianz aus dem April 17562) zu beant-
worten, bevor noch die Truppen ihre Winterquartiere beziehen.
Die Anfrage9), ob Russland bereits jetzt oder erst nach Ankunft des
französischen resp. russischen Botschafters in Petersburg resp. Paris »die
Einladung zum Versailler Vertrag« wünsche, »ist zwar . . . nicht erwartet
gewesen, nachdeme bereits Sr. Exc. dem Herrn Bottschaftern ... zu er-
kennen gegeben worden4), wie I. M. eine förmliche Einladung erwarten
werden, um sodann in der That selbst ihre Bereitwilligkeit in Erfüllung
des VerlangenJY; I. K. K. M. zu bezeigen; allein es wird auch anjetzo auf
I. russisch-k. M. specialen Befehl wiederholet, dass, gleichwie I. M. be-
ll Vgl. Nr. 193a. 2) Vgl. Nr. 73c. 3) Vgl. S. 475.
4) Vgl. S. 425. 510.
36*
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504 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Kriege».
1756 reits einmal zu declariren geruhet haben, das» Allerhöchstdieselbe dem zn
Aug- 2,> Versailles geschlossenen Tractat beizutretten sich bereit und geneigt finden
werden, also verharren I. K. M. in dieser freundschaftlichen Gesinnung,
dass, woferue I. M. die Kaiserin-Königin glaubeten, dass dieser Beitritt
Frankreich bewegeu kann, den König in Preussen zu abandonniren, so seind
I. K. M. bereit, auch vor der reciproquen Beschickung derer Botschaftern
dem gedachten Tractat beizutretten.«
Aug. 26 194. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 2fi. August 1756. Praes.
12. September 175(i.
Nach der Urschrift.
Beatushtws Stellung.
Bestushcw habe ihn mit dem unglaublichen Verlangen bestürmt, beim
österreichischen Hofe die Verleihung eines Portraits des Kaisers an den
14jährigen Sohn des Grafen Peter Schuwalow auszuwirken.
»8eit der Zeit, als [dem Grosskanzler] das Wasser bereits zum Munde
einzudringen begünnte1),« hat er in der Aussöhnung Apraxins mit dem
General Peter Schuwalow einen neuen Halt gefunden2), da Apraxie »nichts
versäumet, den Grosskanzler in diese neue Freundschaft auf das sorg-
fältigste einzuziehen . . . Wie lang und ob es von einiger Daure sein
wird, muss erst die Zeit lehren. Unterdessen macht sich der Grosskanzler
dermal diesen Umstand, solang es angehet, und soweit er darmit aus-
langen mag, zn Nutzen, um womöglich seinen verborgenen Absichten einen
Vorschub zu leisten.
»Ich habe mich durch seinen äusserlichen Schein und leere Worte
niemal zu glauben bewegen lasson können, dass ihme allein und aus Vor-
lieb vor das allgemeine Beste zu thun seie, insolang ich befunden, dass
die von ihm abhängende Werke mit seinen vergnüglichen Äusserungen
nicht mit ganz gleichem Maasse abgemessen waren, und noch mehr befinde
ich mich in diesem meinem Vermuthen bestärket, da dermalen die Proben
viel zu rodend geworden sind. Ew. Exc. scheinen darüber selbst Merk-
male in Händen zu haben, und ich meines Orts muss hier täglich mehr
sehen, dass seine unüberwindliche Hartnackigkeit und Rachgierde sich
unter einander den Platz streitig machen, welche von beiden seine ganze
Aufmerksamkeit an sich ziehen und folglich seine Schritte bemeistern solle.
»Gewiss ist es, dass wir dermalen hier keinen argoren Gegner haben.
Nicht die Verwechslung des vorigen Staatssystematis, nicht die innerliche
Überzeugung, dass etwa selbes zu seines Hofs und dem gemeinen Besten
ungedeihlich sein, sondern bloss der Umstand, dass es nicht von seiner
Geburt entspringe, ist Ursach seiner so widrigen Neigung3), obschon seine
1) Vgl. S. 183. 2) Vgl. S. 510. ;i; Vgl. 8. m. 510.
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1756 August 26.
565
Gegenbestrebungen und unter der Hand bezeugende Vorlieb vor Engeland 1756
wohl beinebst noch sonst auch gewüchtige Nebenursachen1} haben dürften. Aug" 2
»Wann ihme die durch alle auch höchst sträfliche Nebenweg machi-
nirte Zerrittung unseres guten Einverständnüsses mit dem hiesigen Hofe
nicht gelungen, so darf selbes keineswegs dem Mangel seiner Bemühungen
und üblen Willens beigemessen werden. Es ist daran die Standhaftigkeit
und Freundschaft der russischen Kaiserin M. vor unseren . . . Hof und
des Grosskanzlers Ohnmacht alleine Schuld. Es dörfen nur die Ew. Exc.
. . . bekannten Bemühungen2}, derer er sich bei der grossfürstlichen Herr-
schaft bedienet, und die da wider uns und hauptsächlichen wider den fran-
zöschen Hof gestiftete Abneigung in Erwägung gezogen werden, so fallet
die Bestätigung dessen von selbst in die Augen.
»Die verborgene Connexion des Grosskanzlers mit dem Williams ist
ganz ungezweifelet eine Wahrheit, und ist letzterer durch des Grosskanzlers
löbliche Einfädlung mit hochgedachter grossfürstlicben Herrschaft auf das
beste einverstanden. Es dürfte auch die Vorwiegung von Engeland und
Entfernung von Frankreich da desto tiefere Wurzeln allschon geschlagen
haben, als der Grossfürst keinen Scheu traget, sich darüber deutlich und
öffentlich vernehmen zu lassen.
»Die Rachgierde des Grosskanzlers wider den Grafen Woronzow3) aber
hat nun ihren höchsten Gipfel erreichet, und da jener sehen muss, dass
der Kaiserin M. Vertrauen und Gnaden sich täglich mehr vor diesen er-
klären4), er anbei in dermaligen Umständen weder in utili noch in hono-
rifico einen sonderlichen Antheil zu hoffen habe, so glaube ich, der Sache
nicht zuviel zu thun, wann ich versichere, dass er mit dieser leider mehr
als zu sehr bewährten Denkensart alle noch so wichtige Beherzigungen,
ja selbst das Beste seines Vatterlandes auf die Seite zu setzen kein Be-
denken tragen würde, wann er nur Auswege zu finden wüsste, welche die
Abkühlung seiner Leidenschaft und die Unterdrückung seines Gegners be-
förderen helfen möchten. . . .
»Ob uns zwar eines Theils von des Grosskanzlers so gearteten Ge-
sinnung dennoch keine sonderlich üble Folgen von darumen zu befürchten
stehen, weilen seine Verwendungen bei der russischen Kaiserin M. nicht
leicht Platz greifen werden5), so bin ich doch andern Theils in Zweifel,
ob sein gänzlicher Fall jemals erfolgen werde, da er sich von Seiten derer
Schuwalowischen in Ansehung der grossfürstlichen Herrschaft wenigstens
ein grosses Management dardurch zu erwirken gewusst, dass or sich nun-
mehr ungemein in ihro Gnaden festgesetzet.
»Alles dieses habe ich geflissen vorausgesetzet, um Ew. Exc. . . . Ein-
sicht desto füglicher ... zu unterlegen, ob, alle andorn Betrachtungen
1) Vgl. S. 482. 510. 2; Vgl. Nr. 180. 3) Vgl. 8. 23«» f. 325.
4} Vgl. S. 325 f. 5) Vgl. S. 511.
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566 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 unangesehen, es eine rathsame Sache sein könne, dem Grosskanzler sein
ug. 26 j«jDgang8 berührtes Ansinnen einzugestehen, welches leicht erächtlich ihm
zwar allerdings bei dem General Schuwalow ein ganz besonderen Verdienst
zuwägen, aber nichts weniger denn den gewünschten guten Erfolg vor uns
hervorbringen würde. Maassen der Grosskanzlor des Schuwalows Gegen-
erkenntlichkeit dadurch zu Ausführung seiner üblesten Absichten unfehlbar
nützen würde, wessentwegen ich der gnädigen Entscheidung weiters über-
lasse, ob rathsam sein will, dass man unserer Soits des Grosskanzlers
Unterstützung wünschen und auf solche Art darzu die ITändo bieten
sollen.« Bittet jedenfalls um eine ostensible Antwort, nm sich vor Bestuahew
ausweisen zu können.
Aug. 27 195. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 27. August 1756.
Nach dem Reinconcept. Vgl. Naude", Beitrage I, 32; Koser II, 27; Heig'-l I, H; Delbrück,
Pr. Jahrb. M, 41.
Die Vertheidigungsanatalten nähmen ihren Fortgang. »Ob nun zwar
nicht alles so geschwind und vollkommen, als zu wünschen wäre, veran-
staltet werden können, so ist doch seiter der Mitte des verflossenen Monats
julii, als der Zeit, wo die Anstalten erst ihren Anfang genommen haben *),
schon viel geschehen, und es dörften nicht viole Beispiel zu finden sein,
dass von 8eiten des . . . Erzhauses mit mehrerer Eilfertigkeit zu Werk
gegangen und die ganze Maschine in Bewegung gesetzet worden. Beson-
ders hätte der Anstand wegen Aufbringung der pro extraordinario erforder-
lichen grossen Geldsummen leicht abschröcken können. Allein die Stände
und das Ministerium 2) bezeigen desfalls alle mögliche Willfährigkeit, und
sind bereits auf der ersteren Credit ein paar Millionen bar aufgebracht
worden, auf welche Ressource man sich königlich-preussi scher Seits nicht
versehen haben dörfte, da jedermann bishero der Meinung gewesen ist, dass
bei ermanglendem Vorrath in den Kassen nicht so geschwind Rath zu
schaffen seie.«
Aug. 29 1 96. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 29. August 1756. Praes.
5. September 1756.
Nach der Urschrift ygl. Beer, M. I. Ö. O. XVII, 121.
Frankreich betcüligt auch die condition* convenable» vom 9. Juni 1756.
»Le suooes des d6marcb.es que j'ai faites en consdqueuce de ce qui
ätait contenu dans le rescript ... du 11 de ce mois3) au sujet des
mesures et du concert ä prendre avec cette cour pour s'assurer de celle
de Russie, a öte* aussi prompt que favorable. J'ai obtenu tout ce que j'ai
demande', et j'ai demandd beaucoup plus que les ordres ... ne me l'im-
posaient. . . .
1) Vgl. S. 554. 2) Vgl. S. 461.. 3) Vgl. Nr. 184.
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1756 August 26 — August 29.
567
»V. Exc. verra par la piece ci-jointe1) . . . qui a e*te" rödige*e de 1756
concert entre M. l'abbe* de Bernis et moi, que I on nous donne, pour ainsi ^ug" *
dire, carte blanche sur tont ce qui concerne cette affaire, et que Ton pousse
la conti an ce au point de nous laisser les maitres de disposer ä notre gre*
des sommes tres conside'rables que Ton s'engage ä nous rembourser, et les-
quelles j'obtiendrai m£me peuMtre que l'on nous fournisse par avance.
»J'ai tache* de rdgler toute oette affaire de facon que nous en restas-
sions abaolument les maitres, et que la n^gociation passät uniquement par
les mains de M. le comte d'Esterhasy. . . . On de'sire de Her la cour
de Russie pour Tun et l'autro des deux cas possibles, soit que le traite*
secret se conclue, soit qu'il ne se fasse pas. Je crois que, dans Tun ou
l autre de ces deux cas, nous avons un egal inte>et avec la France ä cet
egard.
» Si le traUe* secret a lieu, ce sera a notre cour ä payer les subsides
ä la Russie, ä commencer du temps oü nous toucherons ceux que la France
aura k nous donner. Jusqu'ä ce temps, celle-ci restera charge'e de tons les
frais ä faire; bien entendu qu'elle dewrerait fort que, jusqu'au commence-
ment de l'entreprise, la Russie se contentat du m6me subside de paix que
devait lui donner l'Angleterre.
>8i le traite secret ne se concluait pas (ce qui pourtant n'est nulle-
ment probable), on voudrait n'avoir ä payer constamment que le subside
de paix. Mais ce serait toujours la France qui paierait le tout.«
Die Zahl der 18 conditions convenables des Rescripts vom 9. Juni3)
habe er zunächst, um keinen unnöthigen Schrecken hervorzurufen, mög-
lichst gemindert. No. 8, 9, 10, 11, 15 und 16 seien »plutdt pour ma con-
naiss&nce particnliere« aufgestellt worden, als »pour que j'eusse ä les pro-
poser des ä präsent.« Ferner habe er die 2. Bedingung unterdrückt, da
man sich Uber sie zum Theil schon gelegentlich »des quatres premieres
demandes concernant la possibilitä et l'exäoution de l'entreprise projete"e«
geeinigt habe3). Die übrig bleibenden 11 Conditionen habe er in 6 zu-
sammengefasst4).
Ad 1. Noch weiterer Ländererwerb für Österreich ausser Schlesien
und Glatz. Er habe sich hier nur allgemein ausgedrückt, aber betont, »que
nos vues ätaient tournees principalement ou sur une partie de la Lusace
ou sur une partie du Haut-Palatinat ou enfin sur le duche* de Sulzbach,
ä cause que ces provinces, Ctant limitrophes de la Boheme, seraient plus que
toutes autres ä notre convenance, et que, d ailleurs, elles appartenaient ä
des princes qu'il serait aise* de dödommager tres amplement aux de*pens
du roi de Prasse.«
Die Antwort besagte, »que le Roi T. C. consent et conviendra avec
1) Vgl. Nr. 196b. 2) Vgl. S. 3'J0 ff. 3; Vgl. Nr. 144 c und S. 520. 526.
4) Vgl. Nr. 196 a.
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568 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
l'äf» qous (NJ. par un article cxpres du traite secret) qu'outre la Siläsie et le
29 comte' de Glatz, nous obtenions enoore un de'dommagement ultärieur pour
les sacrifices que nous faisons, et que ce de'dommagemeut consistera dans
un des trois objets dont j'ai fait mention ci-dessus; bien entendu toute
fois que nous convenions d'avance sur ce point avec les prdsents posses-
seurs, et que ce soit de concert avec la France.« . . .
- Er habe von den Österreichischen Wünschen auf Crossen noch nichts
angedeutet, weil er 1) eine solche Verabredung bis auf die Zeit nach vol-
lendeter Eroberung dieses Landes verschieben möchte, 2} »parceque j'ai cru
que rien n'e*tait plus propre ä d&erminer cette cour ä se preter au d6-
pouillement du roi de Prusse que de lui laisBer croire constnmment que
nous ne prötendons aucune autre part ä ce de'pouillement que la Sile'sie,
teile qu'elle ötait, lorsque eile nous a 6t6 enleväe, et le comte de Glatz«,
und endlich 3), weil er mit dem Ausdruck »toute la Sile'sie1)« in der ersten
conditio sine qua non bereits für künftig die Möglichkeit der Geltendmachung
dieses Anspruchs vorbehalten habe.
Ad 2) sei nichts besseres zu wünschen, als dass >la France secondo
les ddmarches (ou, du moins, ne s'y oppose pas), que nous aurons a faire
aus cours de Naples et de Madrid, et particulierement ä la premiere, pour
y obtenir les avantages e*nonc& dans cette condition. La response de la
France est satisfaisante en ce qu'elle nous met en libertd de traiter sur
ce point directement avec la cour de Naples, en prenant toute fois la prö-
caution d'informer la cour d'ici des dlmarches que nous ferons ä ce sujet,
et du succes qu'elles auront.«
Auch No. 3, 4, 5 nnd 6 seien anstandslos bewilligt worden; No. 3
jedoch mit dem Vorbehalt der »reversion, dans le cas de laquelle la France
demande des avantages ultcrieurs pour elle-mgmo.« Frankreich habe zu-
gestände^ dass auch die Bewilligungen in diesen 6 Punkten auf Wunsch
dem geheimen Tractat einverleibt würden.
>On insiste prösentement plus que jamais sur la prompte rädaction
du plan de notre traite* secret. J'entrevois aisöment le motif de cet em-
pressement. C'est la crainte que Ton a, que le roi de Prusse ne vienne
ä nous attaquer avant la conclusion dudit traite*. On voit bien que Ton
ne pourrait pas se dispenser en pareil cas de nous secourir, et m6me trös
effioacement; nous le serions aussi par la Russie, nos propres forcea sont
tres consid^rables: on conclut donc de lä qu'il est probable que nous rem-
porterions Tavantage sur ce Prince, et qu'il serait tres possible que nous
lui enlevassions la Sile'sie et le comtö de Glatz et parvinssions a notre but
de Faffaiblir de toute part2}, saus que pour cela nous fussions Obligos ä
la cession des Pays-Bas. « Ein Theil des Conseils, Rouille' und d'Argenson,
glaubten sogar, dass Österreich aus diesem Grunde einen schnellen Ab-
1) Vgl. S. 450. 2) Vgl. S. 516.
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1756 August 29.
5(59
schluss des geheimen Vertrages noch vor dem Angriff des preussiachen 1756
Königs gar nicht wünsche. Um so nöthiger sei es, diesen Verdacht Öster- ^u^'
reichischer Seits nicht dnrch freiwillige Verzögerung des Abschlusses zu
nähren.
Starhemberg rathe auch seiner Seits dringend und in Übereinstimmung
mit Bernis zu möglichst schleunigem Abschluss des Vertrages. »II serait
inutile de vouloir se tiatter que, dans le cas oü le roi de Prusse viendrait
ä nous attaquer avant la conclusion du tratte" sccret, nous puissions ja-
mais parvenir ä obtenir sur lui, sans conclure le traitö avec la France,
lcs mgmes avantages qne nous obtiendrions par le moyen des arrangements
ä prendre dans ledit traite\ Jamais la France ne concourrait ni m£me ne
consontirait ä la conqu€te de la Silesie et au plus grand affaiblissement
du roi de Prusse, si eile n'obtenait par lä les avantages quo notre tratte"
doit lui procurer, et tant que ce tratte" ne serait pas conclu, ses secours
ne seraient probablement que tres faibles et delensifs.«
Dieser Gesichtspunkt scheine ihm so einleuchtend, dass er trotz der
»diffgrences aussi considerables,« die noch beständcu, rathe, sofort an die
Redaction des Vertrags zu gehen, zumal man, solange die Furcht vor einem
baldigen preusBischen Angriff auf Österreich andaure, Aussicht auf be-
sonders weites Entgegenkommen habe. . . .
196a. Beilage 2 zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 29. August Aug. 29
1756.
Nach dor Urschrift
Starhemberg habe die 18 »conditions de convenance« ') unter 3 Gesichts-
punkten geordnet:
1) Landentschädigung. (Nr. 1 und 2 der neuen Fassung).
2) Reservirung gewisser Rechte» (Nr. 3, 4, 5).
3) Liquidation gewisser seit den Friedensschlüssen von Wien und
Aachen strittiger Punkte. (Nr. 6).
1) »Les arrangements pour Taffaiblissement ultcYieur du roi de Prusse
seront pris de facon que S. M. Imp., outre Tacquisition de la Silesie en-
tiere et da comte" de Glatz, puisse etre mise en possession de quelque
dtendue de pays ä sa convenance dont on conviendrait entro les parties
inte*ress6es, et dont les presents possesseurs seraient dddommages au moyen
da sasdit demembrement.
2] »S. M. T. C. secondera les dcmarches que LL. Ms. Imps. se pro-
posent de faire aupres des oours de Madrid et de Naples, pour les d<$-
terminer ä consentir en faveur des avantages que ces deux cours et par-
ticulierement celle de Naples retireront de l'arrangement projete':
1) Vgl. S. 390 ff.
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570 Österreichische Acten «ur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 a) »ä la cession des placos sur les cöt^s de la Toscane en favenr de
Ang. 29 g M rEmpereur;
b) »ä une renonciation formelle ä tonte preHention sur les biens allo-
diaux des maisons de Medici et de Farnese, et
c) »ä un concours en argent ä l'execution du projet.
3) »La maison d 'Antriebe continuera, comme par le passe*, a confe'rer
lordre de Ia toison d'or et a porter les armes et les titres de la maison
de Bourgogne, dont eile descend en ligne directe. Elle conservera en
cette qualitc* la voix et la seance ä la Diete de l'Empire, ainsi que la pre-
sentation ä la chambre imperiale, et, par le meme principe, les fitats dont
le sörenissime Iufant sera mis en possession, retourneront de plein droit ä
ladite maison d'Autriche, si la postente" dudit Infant en ligne directe et
legitime vonait ä manquer.
4) »On s'arrangera pour assurer ä Leurs Altesses Royales le prince
Charles et la prineesse Charlotte de Lorraine les fonds actuellemcut assi-
gnea pour leur eotretien sur les Pays-Bas on pour ienr procurer de quel-
que antre facon un äquivalent convenable.
5) »8. M. l'Impenitrice so reserve de retirer l'artillerie et les maga-
sins qui se trouvent actuellement k Luxembourg.
6) »S. M. T. C. fera terminer au plus tot l affaire de la liqnidation et
de l acqnittement total des dettes de Lorraine ainsi que le payement de
ce qui est dü k 8. M. 1'Imperatrice, tant ä raison des prisonniers francais
faits pendant la derniere guerre que pour la bonification de l'artillerie
tiree des Pays-Bas.«
Aug. 29 196 b. Beilage 4 zu Starhembergs Bericht an Kaunitz vom 29. August
1756.
»R^ponses aux propositions de convenance avec la clause
aecoutumde.«
>Quoiqne le Roi sent toute la valeur politique et reelle de l'agrandis-
sement que se proposent LL. Ms. Imps. tant en Allemagne qu'en Italic,
cependant dans le cas, et non autrement, oü LL. Ms. T. C. et Imps. seraient
parfaitement d'aecord snr tous les points essentiels du traite" secret, 8. M.
T. C. se prßtera aux six articles qui contiennent les demandes ultärieurcs
de la cour de Vienne, de la maniere snivante:
l)1) »Dans le cas oü le dömembreraent des fitats du roi de Prnsse
serait convenu entre les denx conrs, 8. M. T. C. consentira et conviendra
que LL. Ms. Imps. soient mises en possession de quelque ötendne de pays
1) Starhemberg bemerkte hierzu: »N$. Cette reponse est dans le sens de l'ex-
plication que j'ai donnee ä M. l'abbe de Bernis de notre premiere propoBition.«
Vgl. S. 567.
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1756 August 29 — September 7. 571
k leur bienseance dans le voisinage de la Boheme, dont on conviendrait 1756
Ann 29
avec les parties iutöressees et de concert avec la France.
2) »Aux memes conditions le roi se prßtera au second article.« . . .
197. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 2. September 175(5. Sept. 2
Nach dem Reiuconcopt. Vgl. r. Arneth V, 25; Lehmann 128. 55; Koser II, 42.
Angesichts des unerhörten preussischen Friedensbruches ist der Zeit-
punkt nunmehr erschienen, »in welchem der französche Hof mit Ernst zur
Sache zu thun, uns und Sachsen so geschwind und so gut, als es möglich
ist, unterstützen zu helfen1), zu diesem Ende aber hauptsächlich bedacht
sein muss, die Subsidientractaten im Reich 2) zu beschleunigen und. bis die
allianzmässige Hälfe in natura gestellet wird, uns die erforderliche und im
Tractat vom 1 . maji bestimmte Geldsummen eiligst abfolgen zu lassen, um
mit denenselben auf eine gedeihliche Art bei dem russischen Hof operiren
zu können.« . . .
Die » wichtige und umständliche Depeschen vom 20. August3) ent-
halten in der That viel vergnüglichere Nachrichten, als man vennuthet
hatte, und Ew. Hoch- und Wohlgeboren vernünftiges und geschicktes
Benehmen ist alles Lobs vollkommen würdig; doch seind noch einige
beträchtliche Punkten sehr anstössig. Allein bei der dermaligen Ab-
wesenheit des Hofes4), und bis die jetzige Umstände, so auf dieser Seite
vorliegen, das ist, die preussische Unternehmungen nicht in ein noch deut-
licheres Licht gesetzet werden, kann man sich hierorts nicht äussern, da
es ferners in der Eile, mit welcher gegenwärtiges Schreiben . . . aus-
fertige, auch für diesmal nicht möglich wäre, näher in die 8ache einzu-
gehen. Ansonsten hat Preussen durch seine levee de bouclier und durch
seinen ungerechten Friedensbruch selbst viele 8chwttrigkeiten gehoben,«
und Starhemberg solle sich diese Gelegenheit zu Nutzen machen.
198. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 7. September 1756. Sept. 7
Nach der Urschrift. Vgl. t. Ärneth Y, 41»; Waddington, Renvereement 515; Naudö, bei-
trage I, 92.
Hofft die englischen Bemühungen um Russland zu durchkreuzen, wenn Österreich bald
das angetragene Offensivbündniss ahschliesst
Übersendet in Beantwortung des Erlasses vom 7. August 1 7 5 6 5) eine
russische Note vom 20. August st. v.6), aus der die Kaiserin entnehmen
1) Am selben Tage schrieb Kaunitz ähnlich an Esterhasy, er erwarte, dass
die Zarin sowohl, um die >so ohnerhört verletzte Rechte aller Souveränen zu
vertheidigen«, als in Erfüllung der Defensivverträge Sachsen und Österreich so-
fort beiapringen werde. 2) Vgl. S. 486. 556. 3) Vgl. Nr. 187.
4) Die Kaiserin befand sich in dem Lustschloss Holitsch an der mährisch-
ungarischen Grenze. Vgl. v. Arneth V, 1. 5) Vgl. Nr. 182. 6) Vgl. Nr. 199 a.
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572 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Kriege«.
1756 werde, das» die russische Kaiserin, »ungeachtet aller englischen Intrigueu
ent 7 »www
** ' und fast unbeschränkter Offerten1), nicht nur bei ihrem ersten grossmüthigen
Entschluss und Erklärung in Ansehung des grossen Vorhabens nach wie
vor standhaft verharren'2), sondern auch in jenem Fall, wann der König
in Preussen noch vor der mit Frankreich zu Stand gekommenen geheimen
Handlung in . . . Dero Erbkönigreich- und Landon wider besseres Ver-
muthen einen feindlichen Einfall unternehmen sollte, ihrer aus dem Allianz-
tractat vom Jahr 1746 entspringenden Verbindlichkeit heilig und genau
nachkommen zu wollen declariret. Und da Ew. K. K. M. Absicht unter
einsten auch dahin gerichtot ist, dass von Seiten des russischen Hofs der
französche zu einer näheren und baldigen guten Einverständnis und
engeren Zusammensetzung auf eine unverfängliche Art aufgemunteret werde,
so geruhen Ew. K. K. M. aus dem . . . angefügten Extract des an den
hiesigen Hofrath Bechtejew:1) unterm 20. August nacher Paris ergangenen
Rescripts des mehrern zu ersehen, wie und auf was Art durch meine Vor-
stellungen diese Anweisung eingerichtet worden seie.«
Wie Österreich 4) habe auch Russland ein Circularrescript au seine diplo-
matischen Vertreter über die preussischen Rüstungen verschickt. »Gleich-
wie nun der hiesige russische Hof [darin] auf das feierlichste erkläret,
seine mit Ew. K. K. M. habende Allianzobliegenheiten in allen Fällen er-
füllen zu wollen, so wird durch eine so solenne Deklaration allen eng-
lischen und preussischen Machinen und für das künftige der Weg und an
andere Höfe abgeschnitten werden. . . .
Ȇbrigens ist dem . . . Williams den 29. August von seinem Hof
abermalen5) ein Courier zugekommen, und wie mir der gewiss gutgesinnte
Vicekanzler im Vertrauen schon eröffnet, so sollo dessen Mitbringen in dem
bestehen, dass der englische Hof das conventionsmässige Wartgeld neuer-
dings anbieten, dagegen aber die darin stipulirte Hfllfleistung en göneral
sich vorbehalten und, die Sache hier noch mehr schmackhafter zu machen,
sich noch über das zu ein- und anderer Verbesserung und Beisatz einver-
stehen wolle, welches mit denen in meinem . . . Bericht vom 26. August5)
von dem Chevalier Williams gethanen Äusserungen keineswegs überein-
kommet. Und ist sehr merkbar, dass weder von des Williams Rappell,
weder auch dass allenfalls oine Negociation naohgezogen und der Prinz
Golyzin hierzu gebrauchet werden solle, etwas mehr zu hören seie. . . .
»Ungehindert nun der Grosskanzler dem neuen systemati abgeneigt ist,
so hat mich der Vicekanzler versicheret, dass man die so oft angebottene
1) Vgl. S. 551. 561. 2) Vgl. S. 561. 565.
3) Russland erklärte darin, durch Valorys drohende Erklärung [vgl. S. 480]
in seinem Vertrauen auf Frankreich gestärkt zu sein, und trug auf oine schleunige
und feste Verbindung beider Reiche an. Doch dürfe in dieser Angelegenheit
nichts ohne Wissen und Einverständniss Starhembergs geschehen. Über Bechte-
jew vgL auch Brückner 362. 4) Vgl. S. 489. 5) Vgl. S. 561.
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1750 Septerabor 7.
573
englische Snbsidien hier gleichwohlen nicht annehmen, sondern abwarten
wolle, was die zwischen Ew. K. K. M. mit Frankreich entamirte Nego- Sept*
ciation für einen Ausgang gewinnen werde1), mithin würden auch die an
den Golyzin abgehende Befehle so abgefasset, dass er seines Orts unter
allerhand scheingründigen Vorgebnngen wegen der alten oder aber wegen
einer neuen Convention das englische Ansuchen in die Länge hinauszu-
ziehen trachten solle. Ew. K. K. M. werden ... aus meinem heutigeu
. . . Bericht des mehreren . . . entnehmen, dass eines Theils Dero . . .
Geschäften hier zwar auf einem guten Fuss stehen2), anderen Theils aber,
dass auch Engeland durch die beständige neue Offerten nichts versäume,
um den hiesigen Hof auf Irrwege zu verleiten. Noch kommet hinzu, dass
die grossfürstliche Herrschaft und insonderheit der abgeneigte Grosskanzler
Graf Bestushew wegen seiner Privatabsichten die englische Anerbieten noch
immerhin nicht völlig fallen lassen machen, und da sich die geheime Ne-
gociation so gar lang hinausziehet, so kann man in die Länge fast für
nichts stehen.
»Ew. K. K. M. . . . Beurtheilung also muss ich unterwerfen, ob und
was fnr Mittel auszufinden seien, um sich des hiesigen Hofs vollkommen
zu versicheren. Das verlüsslichste und sicherste nach meinem ... Er-
messen wäre, wann die Offensivconvention3) je eher je besser mit Russ-
land zu Stand gebracht werden könnte; gestalten alsdann der hiesige Hof
gebundene Hände haben und das zu Ausführung des grossen Vorhabens
[mit Frankreich abzuschliessende geheime Geschäft] mit mehrerer Gelassen-
heit abwarten würde.«
199. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 7. September 1756. Sept. 7
Nach der Urschrift. V*l. t. Arnoth V, Vi.
Ruxdand verlangt keine Subsidien.
Er habe »die Abschrift des Klinggräffischen Memoire mit der hier-
auf erstatteten Antwort übergeben, auch sonsten von dem . . . Kescript
vom 20. August4) zu des hiesigen Hofs Einsicht und Benehmung einen
ausgiebigen Gebrauch zu machen mich beeiferet, nicht minder habe dem
Grosskanzler Ew. Exc. vorweisliches Schreiben5) . . . lesen lassen, nnd
also unschwer abzunehmen, dass er hierüber nicht wenig betroffen worden.
Da aber der Schluss ihm das Wort gesprochen, ist mir eben nicht schwer
gefallen, ihm wenigstens dem änsserlichen Schein nach meines Hofs Zu-
friedenheit über sein Betragen glauben zn machen. Unterdessen dörfte
dies vorzoiglicho Schreiben etwa gleichwohlen eine gute Folge so ehender
nach sich ziehen, als er, der Grosskanzler, leicht einsehen kann, dass er
mit seinen üblen und widrigen ^Anschlägen] hier nicht aufkommen könne0).«
1) Vgl. S. 557. 559. 2) Vgl. 8. r>61. 3) Vgl. Nr. 7.1 c.
4) Vgl. Nr. 188. 5) Vgl. Nr. 189 b. 0) Vgl. S. 499. 512.
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574 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756_ Russlaud werde im Falle eines preussischen Angriffs sich der pfiieht-
ePt* ' massigen Hülfsleistung nicht entziehen.
>Gleichwie nun der russische Hof seit meiner ganzen Negocintion von
einer vorläufigen Aushttlf mir noch niemalen ein Wort gesprochen oder
etwas dergleichen auch nur von weitem gegen mich fallen lassen benebst
auch sich in seiner heutigen Antwort zu aller alliunzinässigen Erfüllung
im Fall eines preussischen Einfalls schon zum Voraus erkläret hat, so finde
noch gar nicht an der Zeit zu sein, von denen in dum vierten geheimen
Artikul des Petersburger Tractats conditionate stipulirten zwei Millionen f.
schon dermalen etwas zu erwähnen2), sondern glaube, besser zu thun, da-
mit noch etwas zurückhalten zu sollen. Ingleiohen solle zu Ew. Exc.
hohen Wissenschaft . . . anmerken, dass ich noch niemalen abnehmen
können, dass Russland auf französche Subsidien eine Kucksicht trage, im-
maassen demselben genug zu sein scheinet, wann nur der König in Preussen
geschwächet und zu dessen Mitwttrkung Frankreich mit in das impegno
eingeflochten, folglichen die allgemeine Ruhe und Sicherheit auf einem
festen Fuss hergostellet werden kann, gestalten nach meiuer hiesigen Ein-
sicht dem russischen Hof nichts angenebmers sein würde, als wann sich
unsere geheime Negociation hierauf aecrochiren sollte3).«
Sept. 7 199a. Beilage zu Esterhasys Bericht an Kaunitz vom 7. September
1756.
Nach der Urschrift Vgl. v. Arneth V, 4y.
»Nota.«
Petersburg, 20. August 1756«;.
Iiussland erklärt sich zu sofortiger Hülfe gegen Preussen bereit.
»Aus der von Sr. Exc. dem Herrn Bottschaftern den 11. dieses5)
geschehenen Communication ist sowohl eines Theils mit Bedaueren ersehen
worden, wie grosse Ursach seie zu beförebten, dass nicht der König in
Preussen durch einen unvermutheten und plötzlichen Einfall in Böhmen
oder Mähren die von demselben hegende gemeinschaftliche Absicht prae-
veniren und dardurch die Bewerkstelligung derselben beschwerlich machen,
als auch anderon Theils ist I. K. russischen M. angenehm gewesen zu
vernehmen, dass I. M. die Kaiserin-Königin ein so festes Vertrauen in I.
K. M. freundschaftlichen und bundsmässigen Beistand setzen, dass an-
jetzo der Nutzen und die Notwendigkeit derjenigen kräftigen Maassregien,
welche I. K. M. vorläufig zu nehmen geruhet haben6), anerkennet, und
dass endlichen die Hoffnung eingesehen wird, die in Frankreich entamirte
geheime Negociation nach Wunsch zu vollziehen. 8. Exc. der Herr Bott-
1) Vgl. S. 506. 561. 2) Vgl. S. 547. 3) Vgl. S. 506. 561.
4) Alteu Stils. 5) Vgl. 8. 557. 6) Vgl. S. 558. 560.
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1756 September 7.
575
schafter können dahero die kräftigste Versicherungen seinem Hof geben, 1756
dass, gleichwie L K. M. in Qefolg desjenigen, was sie bereits zu Nutzen **ept*
der gemeinschaftlichen Absicht wider den König in Preusseu gethan, bei
Existirung des zu erwartenden Falls ihrer Seits all-mögliches würklich an-
wenden werde, also im widrigen Fall, wann nämlich wider all-besseres
Vermuthen der König in Preussen eine Invasion in die Staaten I. M. der
Kaiserin - Königin thäte, ehe noch die negociirte Concertirung zu Stand
käme, I. K. M. ihre mittelst des im Jahr 1716 geschlossenen Tractats
angenommene Verbindlichkeit heilig und genau nachkommen werden.
»Dass I. K. M. za einer baldigen und mehr als genauen Erfüllung
dieser Verbindlichkeiten sich in vollkommener Bereitschaft finden, darüber
würde es hier nur eine überflüssige Wiederholung sein, wie 8. Exc. der
Herr Bottschafter dies aus denen demselben den 7. Juni') und 19. Juli5)
eingehändigten Noten zur Genüge ersehen haben. Es bleibet daher allhier
diesen einzig beizufügen, das* I. K. M. Truppen bis auf die vorgesehene]
nöthige Verlegung in aller zur Marche und denen Unternehmungen erforder-
licher Bereitschaft sich befinden, sondern man auch bei gedachter Ver-
legung Selbsten sich angelegen sein lassen werden, [es] so einzurichten, dass
allenfalls ein ansehnliches Corps an einem oder an unterschiedenen Orten
sich versammlen und was wichtiges unternehmen könnten. Dass bei diesen
Umständen die Nothwendigkeit noch mehr sich hervorthue, soviel als
möglich zu eilen, die in Frankreich zu pflegende geheime Negoziation zu
8tand zu bringen, solches wird gleichfalls für überflüssig gehalten, 8r. Exe.
dem Herrn Bottschaftern aufs neue zu recommandiren; genug aber zu be-
merken, dass es allzeit besser wäre, einen Prinzen zu praeveniren, als
welcher selbsten gern praeveniren mag.
»Um gedachte Negociation desto besser zu beförderen, hat I. K.
M. geruhet, ihren Obermarschallen und würklichen geheimen Rath, Rittern
Grafen von Bestushew, zu dero Ambassadeur nach Frankreich zu ernennen 3)
und diese Benennung den 4. des vorherannahenden Monats förmlich de-
clariren lassen wird. Daher werden auch an den in Frankreich befindlichen
Charge* d'affaires, den Hofrath Bechtejew, solche Verhaltungsbefehle er-
gehen, damit er nach Concertirung mit dem Grafen Starhemberg und mit
seinem Rath solche Tritte dort mache, die der erwünschten Absicht am
besten dienen könnten.
>Aus allen diesen und nach demjenigen grossen Eifer, mit welchem
S. M. die Kaiserin-Königin zum besten des gemeinschaftlichen vue sich
gewiss angelegen sein liessen, erwachset zwar eine ziemliche Hoffnung,
dass bereits der Fall nicht weit entfernet seie, wo der König in Preussen
füglich angegriffen werden könnte, und dass dadurch die von seiner Seiten
zu besorgende Invasion vorgebauet werden wird. Mit allem deme aber
l) Vgl. Nr. 12'Ja. 2) Vgl. Nr. 193 a. 3) Vgl. S. 493.
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570 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1*56 haben I. K. M. für nöthig und rathsatn gefunden, ihren bei denen aua-
e*>t' 7 wärtigen Höfen subsistirenden ministris anzubefehlen, in Befolgung dessen,
was I. M. die Kaiserin-Königin dero ministres circulariter aufgetragen
Laben, und was von dem Marquis Valory in Berlin geschehen ist1), sich
solchergestalten zu äusseren, dass der König in Preussen von einiger un-
vermuteten und plötzliehen Unternehmung abgehalten oder widrigenfalls
die ganz Welt von 9einer Treulosigkeit desto mehr vergewisseret wflrde,
oder auch die Welt nicht mit so grosser Verwunderung vernehme, wann
der König in Preussen selbst wttrklich attaqniret würde.
»Im übrigen ist der von Sr. Exc. dem Herrn Bottschaftern in Lauf
dieser Negociation bis nunzu bezeugte sorgfältige Eifer solchergestalten
bewusst, dass I. K. M. nicht zweifeien, es werde derselbe von allem
obangezogenem einen solchen Gebrauch bei seinem Hof machen, welcher
nicht allein I. K. M. essontiale Freundschaft mehr beweisen, sondern
auch die Bewerkbtelligung der gemeinsamen Absicht am besten beförderen
könne. «
Sept. s 200. Kaunitz an Esterhasy. Wien, $.September 1756.
Nach dem Reinconeept \gl v. Arnoth V, 51 f.
Wünscht Abschlags eines Subsidieiuertragcs mit Rnssland.
»Zwei . . . von dem Grafen Starhemberg abgefertigte Couriers haben
sehr vergnüglicho Nachrichten2] mitgebracht, nnd ob zwar das geheime
Geschäft noch nicht zum Schluss gekommen ist , so hat doch so vieles
seine Richtigkeit, dass ein Subsidientractat 3) mit dem russischen Hof ohne
Zeitverlust errichtet und diesem baldmöglichst eine namhafte Summ Geldes
ausgczahlet werden soll.«
Esterhasy solle:
1) den russischen Hof vorbereiten, dass Douglas ihn zum Beitritt
zum Defensivvertrag einzuladen4) Vollmacht bekommen habe;
2} es dahin bringen, dass Kussland den Entwurf eines zu errichtenden
Subsidientractats an Frankreich sende;
3) dafür sorgen, dass die russischen Forderungen nicht zu hoch gestellt
würden.
1) »Ob zwar der russische Hof schon durch die Accession zum De-
fensivtractat gebunden wird, so ist doch auf alle Mittel und Wege fürzu-
denken, dass es noch mehr vineuliret werde, damit sein Absprung auf
keine Weise zu besorgen seie. ... Es ist also auf eine förmliche Decla-
l; Vgl. S. 480. 4b9.
2] Y-l Nr. Ih7. 19G. Am 2. September 1756 hatte Kaunitz bereits an Ester-
hasy geschrieben, ein Courier ans Paris habe »ziemlich gute Nachrichten Uber
das bewusste geheime Geschäft« gebracht. Vgl. Nr. 189a.
4j Vgl. S. 527.
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1756 September 7 — September 8.
577
ration der russischen Kaiserin M. oder auf einen geheimen Article bei 1756
SeDt
der Aocession anzutragen, vermög dessen versprochen wird, dass Russ- v '
land sich auf keine Weise in Tractaten mit anderen Mächten ohne Vor-
wissen des hiesigen und französchen Hofes einlassen wolle, insolang die
Tractaten wegen der Snbsidienconvention nicht abgebrochen seind.« Ester-
hasy solle weiter durchsetzen, da83
5) die russischen Truppen nach dem preussischen Friedensbruch un-
verzüglich nach Curland und an die preussische Grenze marschiren.
6) »Wann dieses geschiehet und Russland hinlängliche Versicherung
giebet, dass es sich in keine andere Tractaten einlassen wolle,« so solle
er versprechen, dass die Auszahlung der ersten Million sofort, die der
zweiten G — 8 Wochen später und zwar noch vor dem Abschluss des 8ub-
sidienvertrages erfolgen werde.
7} »Ist dem dortigen Hof wohl einsehen zu machen, dass er ohnedem
vermög Tractats von 1746 schuldig seie1), uns mit 60 000 Mann zu helfen.
Er findet also seinen Vortheil dabei, wann er noch dazu einen 8ubsidien-
tractat errichtet, Geld bekommet und dagegen mit einer desto zahlreicheren
Armee gegen Preussen operiret. . . .
10) »Ich wiederhole also nochmalen, dass das wesentlichste darinnen
bestehe, den russischen Hof zu binden, seine Trnppen baldmöglichst mar-
schiren zu machen und ihm auf diesen Fall ganz zuverlässig zu versprechen,
dass nächstens eine Million Gulden und sodann wiederum eine ohne Er-
wartung der Antwort nachfolgen solle. . . .
12) »Wir haben dermalen schon bei die 80000 Mann in Böhmen
und Mähren versammlet und bereits solche Anstalten gemacht, dass in
zwei Monaten noch 26 — 30 000 Mann in Mähren zu stehen kommen.
Frankreich muss vermög Defensivtractats 24 000 Mann stellen, und aus
den Niederlanden ziehen wir 12 — 11000 Mann, dass also zu allem Rath
zu schaffen, wann nur die russische Armee marschiret2).« . . .
13) Heut gehe ein Courier mit 75000 Ducaten an ihn ab. Zwei
andere »mit einer gleichen Summe« werden bald nachfolgen.
14) »Besonders ist auf die rechte Mittel und Wege fürzudenken, und
wann es Ew. Exe. für diensam befinden, mit Herrn Grafen Woronzow
vertraulich zu überlegen, wie sich des Grosskanzlers gänzlich zu ver-
sicheren seie.
15) »Hauptsächlich aber wird es darauf ankommen, dass ein voll-
ständiges Vortrauen zwischen den zwei Höfen gestiftet und alles mit voll-
ständiger Einstimmigkeit unternommen werde.«
1} Vgl. S. 260. 553. 2) Vgl. S. 546.
AcUn iur Vorgeschichte des Tjlhrigen Krieg«. 37
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57S Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 201. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 9. 8eptember 1756. Praea.
Svpt' 9 15. September 1756.
Nach der Urwbrift \K\. v. Arneth V, 2«; Leb m »im 55, 128.
Gross* Bereitwilligkeit Frankreichs zur /Hilfeleistung. Besorgniss vor Verzögerung
des geheimen Vertrags von Seiten Österreichs.
Konig Ludwig habe nach eingetroffener Nachricht von dem preussischen
Friedeusbrnch die verlangte Erfüllung des Versailler Defensivvertragea
sofort zugesagt und der Kaiserin zur Wahl gestellt, ob sie lieber Geld
oder die vertragsmässigcn 24 000 Mann Hülfstruppen zu erhalten wünsche,
die bereits den Befehl bekommen hätten, sich bei Metz zu versammeln.
Trotz der Bedenken wegen vorgerückter Jahreszeit etc. würden die Hülfs-
truppen auf Wunsch der Kaiserin sogar nach Böhmen oder sonst nach
einem beliebigen Orte noch in diesem Jahre marschiren. Belleisle habe
noch bemerkt, man werde für Vollzähligkeit der Truppen sorgen.
Frankreich billige den Plan einer Diversion in Cleve und Mark von
den Niederlanden aus1) und schlage vor, das pflichtmässige französische
Hülfscorps lieber dort als in Böhmen zu verwenden.
Man beschleunige die Abreise eines Gesandten an den Ghurfürsten
von Bayern2), um über Stellung von Cavallerie mit ihm zu verhandeln, deren
Besoldung jedoch der Wiener Hof zu übernehmen hätte. »On voudrait
sur ce point, comme sur tont le reste, ne pas s'avancer au dela de ce
qu'on est strictement oblige* de faire en vertu du taute* de Versailles, et
on m'a fait sentir assez clairement que, tant que le traite' secret ne serait
pas conclu, on s'en tiendrait uniquement au secours stipule* de 24 000
hommes et ne ferait rien de plus. On se met, ndanmoins, en 6tat de pouvoir,
des la conclusion du traite' secret, remplir tous le8 engagemente dont on y
serait convenu, et on a dejä pris ä cet effet le parti d'e'crire ä tous les
ministres qui resident aux diffärentes cours subsidie'es, de demander aux-
dites cours de se tenir prßtes k fonrnir leur nombre de troupes stipulles,
qui consistent en tout en 6000 hommes ä fournir par l'älecteur de Cologne,
6000 par la cour palatine, 3000 par le duc de Württemberg, 2000 par le
duc des Deux-Ponts3) et 1500 par l'6veque de Liege4). . . . Aussi, en
nous offraut de s'engager par le traite' secret ä nous fournir un corps de
25 ä 30000 hommes, compose" de troupes des puissances subsidiees5), avait-on
entendu d 'augmenter les traitea avec quelques uns d'entre Celles qui sont en
e*tat de fournir davantage . . ., au moyen de quoi il eüt e'te' ais6 de porter
ce corps encore bien au delä du nombre de 25 k 30000 hommes et de
l'augmenter jusqu'au nombre de 35 a 40000 et peut-€tre encore au dela.
»J aurais de'sire' qu'on eüt fait des k pre*sent tous les traitds et toutea
les dispositions relatives k oette vue; mais on m'a fait sentir qu'on ne
1) Vgl. S. 556. 2) Maximilian Joseph. 3] Christian IV.
4) Johann Theodor. 5) Vgl. S. 517.
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1756 September 9.
579
voulait pas a'engager dana de nouveaux frais, avant que d'Ätre stir de 1756
quelque chose, et qne ce ne serait qu'npres la conclusion du traite* secret, pt
ou lorsqu'on aurait la sürete' de le conelure, que Ton pourrait aller au
dela de ce qu'on faiaait k prdaent. Tout ce que j'ai obtenu en attendant,
c'eat qu'on se d^termina ä preaaer lea conr8 aubsidie'es a mettre prompte-
ment en ötat les corps qu'elles aont oblige'ea actuellement ä fonrnir. 11
eat pourtant certain que nous n'aurons ce8 troupea ä notre diaposition que
dans le aeul cas du traitö secret, et non autrement, et c'eat auasi dana
ce 8ena qne Ton entend de joindre une partie de cea troupea ä celles qui
sont de8tin<5es k la diveraion projetee dana le paya de Clevea et de la
Marche*).
»En un mot, tout se rapporte ici ä l'idee de notre traite* aecret, et
tout s'accroche ä la crainte . . . que, d'aprea Tinvaaion du roi de Pruaae,
nous ne changions peut-Stre de vne a cet egard et ne nous flattiona de
pouvoir reconque'rir la 8ile"sie et affaiblir le roi de Pru8se, aans ßtre obligös
de cöder lea Paya-Baa. Tant que cette crainte aubaiatera, il n'y a guere
lieu de se promettre que nou8 reuaaisaions k porter cette cour ä des re*-
solutions bien vigoureuaes; mais je me flatte qu'elle fera tout, dös qu'une
fois eile sera assnre'e de parvenir a aon but, et la conjonoture eat certaine-
ment tres propre k pouvoir en obtenir dea conditions plua favorablea que
nous n'eusaions jamais pu l'espärer. . . .
»II est donc . . . tres important que nous tardions le moins que poaaible
ä rassurer cetto cour aur le point qui lui tient k cosur, . . . en lui pro-
posant, des que cela ae pourra, le plan dudit traite\ 8i ce traite' venait
k manquer, nous ne ponrrions guere espe*rer que Ton fit ici de grands
efforts du cöte* de la Russie; on, si Ion les continnerait, il ne serait pas
impossible que Ton les mft en ligne de compte pour le secours atipule* par
le traite* de Versailles et ne retirät le corps des 24 000 hommes. En un
mot, tout ce qui se ferait, ne serait que force et tres imparfait, au lieu
que, le traite venaut ä ae conelure, on fera jouer toua les ressorts et on
emploiera toutes ses forcea. . . .
»V. Exc. verra par le peu que je viena de dire, combien il est
n^cessaire que je reeoive au plus töt des nouvelles Instructions, adaptöea aux
circonstances präsentes, et que je soia mis des k präsent en (5tat de con-
elure incessamment le traite secret. . . . Tant que Ton ne so verra paa ici
sur le point de mettre la derniere main au grand ouvrage, on n'y prendra
pas de re'aolution vigonrense, et peut-ßtre, la m£me ebose se faisant de
quelques aemainea plus tard, ne produirait-elle plus le m£me effet qu'elle
pourrait produire, si eile se faisait a präsent. 11 y a lien de se flatter,
au reste, que la leve*e de bouclier du roi de Prasse et tout le proc^de* de
ce Prince, dont le Roi T. C, le miniatöre et tout le public sont choque*a,
1) Vgl. S. 556. 2) Vgl. S. 568 f.
37*
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580 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 indignäs et meme offensäs an posaible, leveront une grande partie des diffi-
e,)t" 9 cultea et diffe>ences qui subsistaient encore an sujet des points ä convenir1).
En un mot, je me flatte que, des que j'aurai recu les derniers ordres et des
Instructions dltaillees relativement a tons les objets ä regier, je pourrai
en tres peu de temps convenir de tout, conclure le traite" et mettre ensuite
toutes les difforentes parties en mouvement.« . . .
Sept. 13 202. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 13. September 1756.
Nach dem Reinconcept
... >Ich ersehe [aus Esterhasys Bericht]2} die billige Ungeduld des
dortigen Hofs Aber die so lang fürgedauerte Ungewissheit der französchen
EntSchliessungen. Allein ich zweifle nicht, dass sich solche nach Ein-
fügung der letzteren . . . staffetta3) . . . völlig gelegt haben werde, da
dermalen der Krieg mit Preussen und zugleich so vieles gewiss ist, dass
Russland Geld bekommen und ein Subsidientractat ohnverzflglich errichtet
werden Boll.
>Es ist schon würklich veranstaltet, dass baldmöglichst eine Million
Gulden Theils von hier, Theils aus den Niederlanden an Ew. Exc. Über-
macht werden soll4). Wann Gott der russischen Kaiserin M. erhaltet, so
hoffe ich alles gutes5), und Ew. Exc. belieben alles mögliche anzuwenden,
dass die russischen Truppen bald in Bewegung kommen3). . . .
»Des Grosskanzlern ist sich, soviel möglich, zu versicheren6], nnd
könnte die grossfürstliche Familie gewonnen werden, so wäre ein grosser
Stein vom Herzen. Wann der russische Hof wollte 7), so dörfte es nicht
schwer fallen, Schweden mit in den Krieg gegen Preussen einzuflechten nnd
andurch unsere künftige Operationen sehr zn erleichtern. Ew. Exc. belieben,
diesen wichtigen Umstand nicht zn vergessen.« . . .
Sept. 14 203. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 14. September 1756. Praea.
2. October 1756.
Nach der Urschrift. VgL r. Arneth V, 477 Anm. 75, 50.
Persönliche liereitunlligkeit der Zarin zur Hülfeleittung gegen Preussen
und abschlägige Antwort auf ein englisches Vermittelungsgesuch.
Williams meldete im Auftrage seines Hofs, dass der König in Preussen
die Mediation Russlands nachgesucht und erklärt habe, im Fall ihrer An-
nahme unverzüglich einen Minister nach Russland senden zn wollen *}.
1) Vgl. Nr. 197. 2) Vgl. Nr. 192—4. 3) Vgl. Nr. 200.
4) Vgl. S. 577. 5} Vgl. Nr. 191. 6) Vgl. S. 577. 7) Vgl. S. 322.
8) Vgl. P. C. XIII, 298. 515 und William»' Berichte vom 11. und 14. Sep-
tember 1756 bei v. Raumer, Beiträge II, 299.
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1756 September 9 — September t7.
581
Williams fügte hinzu, er Bei über diesen prenssisohen Auftrag »confus und 1756
beschämt«. Sopt' U
»Die Zarin ist den 10. hujus bei Gelegenheit des hiesigen Alexander-
Ordensfestes aus eigener Bewegung mit mir Aber den neuen preussischen
Friedensbruch in eine ziemlich lange Unterredung eingegangen und hat
mir ihre äusserste Verbitterung Uber diesen gemeinsamen Feind und ge-
fährlichen Nachbarn in denen härtesten Ausdrückungen zu erkennen ge-
geben, sagende, dass Gott der gerechten Sache beistehen würde und I. K.
K. M. in ihro Namen ich kräftigst versicheren sollte, dass sie die aus dem
Allianztractat entspringende Obliegenheiten getreulichst erfüllen und zeigen
würde, dass sie für ihre Trnppen schon noch Brod hätte1), sofort die
nöthige Ordres zum Marche und Annäherung gegen Littauen und Preussen
sogleich geben würde. Die russische Kaiserin sagte mir noch weiters,
dass, wann ihro der Williams von der Mediation sprechen sollte, sie den-
selben schon recht abfertigen werde, weilen man englischer Seits ohne
das ihn von aller Negociation ausschliessen und den Golyzin hierzu
gebrauchen wolle2) ; und gleichwie die preussische Truppen, führe die
hiesige Monarchin fort, in ihren kurzen Röcken die Kälte nicht vertragen
können, so würde mit den ihrigen auch im Winter etwas zu unternehmen
sein. . . .
»ßolle noch . . . beifügen, dass nach aller menschlichen Einsicht der
hiesige Hof diesmal aufrichtig zu Werk gehen3) und I. K. K. M nicht
hülflos lassen werde, gestalten die russische Kaiserin wider den König
in Preussen allzu sehr aufgebracht ist. . . . Und ist besonders merkbar,
dass, ungeachtet in dem dritten Artikul des Petersburger Tractats die
Absendung der Auxiliartruppen erst drei Monat von der ergangenen Re-
quisition an gerechnet zu geschehen hat und die vier Wintermonat davon
ausgenommen worden soind, die russische Kaiserin jedoch wegen dereT
Winteroperationen sich gegen mich besonders vergnüglich geäusseret habe4).«
204. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 17. September 1756. Sept. it
Praes. 2. October 1756.
N»ch der Urschrift. Vgl. y. Arneth V, 50.
Bereitwilligkeit Russlands zur Hülfe! eistun g gegen Preussen.
. . . Bestushew habe ihm eine russische Note vom 3. September [st.
v.]5) mit der Bemerkung überreicht, dass Russland gleich nach erhaltener
Nachricht von der Grenzüberschreitung seitens der Preussen ein ansehn-
1) Anspielung auf den in der zweiten Anfrage König Friedrichs vorgebrachten
Grund, dessentwegen dor österreichisch-russische Angriff auf 1757 verschoben sein
sollte. Vgl. P. C. XIII, 164. 2) Vgl. S. 494. 3) Vgl. S. 574.
4) Vgl. S. 558. 5) Vgl. Nr. 204 b.
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582 Österreichische Acten zur Vorgeschichte dea sieben) ährigeu Krieges.
1750 „ lichea HülfacorpB raarschiren lassen werde, das sich nach bereits ergangenen
Jpt' li Befehlen bei Riga versammeln solle.
»Der Grosskanzler sowohl als der Senator Peter Graf 8chnwalow und
General Apraxin, welcher letztere das Auxiliarcorps en chef zu comman-
diren1) ausersehen ist, haben mir unanimiter versicheret, dass heut zu
Tag würklich etlich und 60 000 Mann regulirter Truppen in einem Diatrict
von HO Werst oder ungefähr 1 teutscher Meilen bei Riga herumb stunden
und marchefertig wären, welche dann, sobald die Nachricht von dem preußi-
schen Friedensbruch, und dass Ew. K. K. M. Sich demselben mit ge-
waffneter Hand widersetzet hätten, hier eingelangt sein wird, ohngehindert
der spaten Jahreszeit gegen den König in Preussen die opcrationes an-
fangen würden 2).< . . .
Auf die englischen Vermittelungsversuche ist beschlossen worden, eine
sehr trockene Antwort zn geben7).
Aus seinem Bericht sei also zu entnehmen, »dass die russische Kai-
serin ihren mir selbst gethanen mündlichen Versicherungen*} sowohl als
denen auf ihro Befehl mir zugestellten schriftlichen Erklärungen^) ein allianz-
mäsaiges Genilgen leisten zu wollen nach wie vor unveränderlich ent-
schlossen bleibe und in diesor bundsmässigen Absicht alles, was zu einer
auagebigen gemeinaamen Mitwflrkung ersprieaalich sein kann, ihro Orts mit
vollem Eifer Tag und Nacht zu veranstalten fortfahret.«
Sept. 17 204 a. Beilage zu Esterhasys Bericht an Maria Theresia vom 17. Sep-
tember 1756.
Nach d«r Urachrift. Vgl. y. Arneth V, 50 f.
Note').
Petersburg, 29. Auguat 1756 (at. v.).
Rutsland hüll sich kriegsbereit, um sofort gegen Preussen im Feld zu ziehen.
»S. Exc. der Herr Bottachafter I. M. der Kaiserin-Königin haben sich
bereits sowohl aus denen demselben von Zeit zu Zeit als auch insbesondere
aus der zuletzt den 20. d. M. eingehändigten Note5) genugsam in dem
Stande befunden, 8einen Hof von I. K. M. von allen Reuasen aufrichtigen
und unveränderlichen Sentimenta in Ansehung dea Königa in Preuaaen zu
benachrichtigen und zwar solchergestalt, daas, ohngeachtet aeit der Zeit
die Gefahr von diesem Prinzen aich faat verdoppelt hat, die in gedachten
Noten gegebene Erklärungen auch auf die gegenwärtige Zeit fttr zureichend
dienen können.
1) Über die Feldherrneigenschaften Apraxins vgl. das wenig schmeichelhafte
Urtheil Williams1 bei v. Raumer, Beiträge II, 400 ff. 420 f. Vgl. indessen auch
Zinzendorfs Memoire, Beilage Nr. 2. 2} Vgl. S. 581. 3) Vgl. Nr. 199 a.
4) Vgl. auch Brückner 320. 5) Vgl. Nr. 199 a.
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1756 September 17.
583
»Es bleibet dahero dem beizufügen, dass I. K. M. diejenige Betracb- 1756
tuugen gar wohl begreifen, um weicher willen I. M. die Kaiserin-Königin ^ePt- 1
nicht eher solche grosse Kriegesveranstaltungen macheu können, wodurch
man besser den König in Preussen praeveniren könnte, als anjetzo ein
solches von seiner Seite zu besorgen mttsste. Nicht weniger erkennen auch
I. K. M., dass durch dieses mässige und vorsichtige Betragen Frankreich
ohnabhängig von allen Negociationen bereits in die Unumgänglichkeit ge-
setzet wird, I. M. der Kaiserin- Königin die in dem Versailler Tractat
stipulirte Hülfe zu leisten, der König in Preussen aber verlieret hingegen
auch den Vorwand, sotbane Hülfe von jemanden zu fordern, da er un-
weigerlich der erste Anfänger der bevorstehenden Verwirrung sei. Es
können aber hiebei I. K. M. ohne Leidwesen nicht erwähnen, dass die
Mässigung mit einem Prinzen, der selbst selbige in nichts habe, scheinet
übertrieben gewesen zu sein, da man verlanget hat, dass auch hiesiger
Seits keine merkliche Bewegung und Zurüstung geschehen möchte1), und
da 8. Exc. der Herr Bottschafter so viele Entfernung von der Negociation
über die Einführung einiger Anzahl hiesiger Truppen nach Sachsen be-
zeiget hat2).
»Sollten I. K. M. in diesem und jenem Unternehmen nicht durch das
Verlangen, mit I. M. der Kaiserin -Königin in allem soviel möglich de
concert und einmüthig zu Werke zu gehen, abgehalten werden, so würden
die Früchte derselben bereits gewiss die von der bezeigten Moderation an-
jetzo zu hoffende Vortheile ersetzet haben, denn der König in Preussen
gewiss nicht gewaget hätte, solche unerträgliche Drohungen, als von dem
Klinggräffen schriftlich gemacht sind3), zu thun; viel weniger würde an-
jetzo sein wirklicher Anfall befürchtet, zum wenigsten aber würde anjetzo
die hiesige zahlreiche Armee in Vorsammlung und Bereitschaft sein, nach
seiner ersten Bewegung sozusagen ihm aufm Fuss nachzufolgen. 8achsen
würde nicht in solchen Sorgen sein, wie es anjetzo ist, und zum wenigsten
würde es wissen, woran es zu halten habe, wie auch die beiden k. Höfe
wissen würden, was sie von ihm zu erwarten haben.
»Wie aber das blosse Bedauren des vergangenen nichts verbessert,
so wollen I. K. M. solches auch bei der Seite setzen, sondern vielmehr
anjetzo ihieu ganzen Augenmerk auf das gegenwärtige und nachfolgende
richten.
»Wie eifrig 1. K. M. auch wünsch eten, selbst die Gofahr, die ihrer
werthesten Bundesgenossin, I. M. der Kaiserin-Königin, androhet, abzu-
wenden, sie dennoch mit Leidwesen sehen, dass bereits anjetzo die Sache
darin bestehe, um diese Gefahr nur zu vermindern und die Folgeu der-
selben nicht nur unschädlich, sondern vielmehr, soviel es möglich, vor-
theilhaftig zu machen, denu die von dem König in Preussen durch seinen
1) Vgl. Nr. 99. 2; Vgl. S. 498. 3) Vgl. S. 545.
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I
584 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Minister Klinggräfien gethane Drohungen, die ihm darauf gegebene stand-
:pt' 17 hafte und mit der Würde und Unabhängigkeit I. M. der Kaiserin-Königin
gewiss gemässe Antwort, die späte Jahreszeit in Ansehung der hiesigen
und französeben Truppen, die Weite des von denenselben zu unternehmen-
den Marsches oder vielmehr endlich selbst die Kenntniss, welche der Kö-
nig in Preussen gewiss habe, dass die allhier angefangene grosse Veran-
staltungen nicht gänzlich vollendet und die Troupes, insonderheit aber die
Irregulairen meisten Tbeils bei ihren vorigen Orten gelassen sind, bereits
fast keinen Zweifel lassen, dass, da er in so einer Bereitschaft sich be-
fände, von dieser ihm bequemen Zeit profitiren und mit den ersten Vor-
theilen seine Kräfte zu verstärken suchen werde.
»In dieser Betrachtung, ohngeachtet die Nachricht von dem Effect
und denen Folgen, die die dem Klinggräfien gegebene Antwort in Berlin
hervorbringen habe, im kurzen erwartet wird, I. K. M. auch diese sehr
kleine Zeit nicht verstreichen lassen Avollen, ohne solche EntSchliessungen
zu nehmen, die nnr zur gegenwärtigen Zeit erfüllet werden können.
»S. Exc. der Herr Botschafter können dahero seinen Hof versichern,
dass nicht nur die schärfesten Befehle an die in Livland befindliche und
andere zu diesem Corps bestimmte Troupes aufs neue ergangen sind, sich
in aller Bereitschaft zum Marsche zu halten, sondern ohngeachtet der späten
Jahreszeit auch wirklich eine ansehnliche Anzahl derselben von der Seite
Curland und Littauen zu denen preussischen Grenzen angerücket werden
wird, sobald nur die erste Nachricht einlanget, dass der König in Preussen
auch was geringstes wirkliches wider die Staaten I. M. der Kaiserin-
Königin unternommen habe; eiuiger Theil der hiesigen Kriegesschiffeu und
Fregatten aber auch ohnedem unverzüglich wiederum in die See auslaufen
werde, um nicht nur die preussische Bewegungen längst den Scekttsten zu be-
obachten, sondern um den König in Preussen auch von dieser Seite in einem
Alarm zu halten. Zu mehrerer Unterstützung alles dieses aber werden
nunmehr von hieraus etliche Galeeren mit Truppen nach Rewal abgeschickt,
um die Anzahl der daselbst befindlichen zu vermehren und umb künftiges
Frühjahr desto näher zu denen preussischen Seeküsten zu sein.
»Der wirkliche Marohe der hiesigen Troupes zu denen preussischen
Staaten wegen der unvollendeten bewussten Negociation mit Frankreich
dependiret zwar anjetzo davon, dass der König in Preussen mit seiner
Annäherung gegen Böhmen oder Mähren selbigen rechtfertige; gleichwie
aber diese Besorgniss bereits fast existire, so werden S. Exc. der Herr
Botschafter erachten, wie nöthig es sei, ohne Zeitverlust eine Formalität
der Requisition des freien Durchzugs durch Polen für die hiesigen Hülfs-
truppen zu machen und dass diese Formalität ohnumgänglich im Namen
und ab 8eiten I. M. der Kaiserin -Königin observiret werden solle; und
1) Vgl. S. 318. 323.
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1756 September 17.
5S5
wie es von vieler Wichtigkeit wäre, damit I. M. einen solcben Ministro in 1756
Polen hielten , welcher daselbst mit denen hiesigen mitwtlrken nnd denen Sept'
daselbst ins künftige befindlichen hiesigen Truppen alle mögliche Vortheile
zu verschaffen sich bemühen sollte.
»Damit aber anch an dieser Formalität nichts liegen möchte, im Fall
der König in Preussen seinen Einfall in Böhmen eher machon und die
Noth wendigkeit zum Marche der hiesigen Troupes vorhanden [sein] sollte,
so lassen I. K. M. eben anjetzo an ihre in Polen befindliche Ministres
solche Befehle ergehen, damit selbige sich vorläufig bemüheton, die Not-
wendig- und ünumgäuglichkeit dieses Marsches zu insinuiren und wiewohl
nichtiges, jedoch unvermeidliches Geschrei der Polen soviel als möglich
zu vermindern.
»Ebenfalls werden auch an alle I. K. M. bei anderen Höfen sub-
sistirende Ministres aufs neue zureichende Verhaltungsbefehle abgefertiget,
das fast alle Souverainen beleidigende Betragen des Königs in Preussen
vor der ganzen Welt vor Augen zu legen und zu beweisen, wie sehr der
Wohlstand von Europa, das Interesse und Ehre eines jeden Prinzen aber
erfordere, seine Sicherheit vor einem Prinzen zu suchen, der seit einigen
Jahren das ganze Europa, insonderheit aber Deutschland bald in öffent-
lichen Unruhen nnd Verwirrungen, bald in innerlichen Alarmirungen
unterhält.
»Die hauptsächlichsten und wichtigsten instrnctiones aber sollen an-
jetzo dem in Constantinopel befindlichen Residenten Obreskow, wie auch
dem Hofrath Bechtejew in Frankreich gegeben werden, und zwar dem
ersten, um die bei der ottomanischen Pforte bezeigte Geneigtheit zu der
Vereinigung mit dem König in Preussen1} (wovon gewiss er und Engeland
anjetzo zu profitiren nicht unterlassen werden-) und wovon nicht anders
als schädliche Folgen zu besorgen sind,} nicht nur in ihrer ersten Geburt
zu ersticken, sondern auch vors künftige den Weg dazu zu hemmen.
»Dem andern aber, damit er sich bemühe, nicht nur nach der ihm
bereits gegebenen Vorschrift die Negociation des Grafen v. Starhemberg zu
unterstützen und Frankreich wider den König in Preussen zu erbittern und
aufzubringen9), sondern auch dahin zu disponiren, damit der französche
Hof seiner Seits sich denen preussischen Intriguen bei der Pforte wider-
setze und dadurch die erste und wesentliche Probe ablege, wie er auf-
richtig wünsche, in einem engen und unwankelhaften Vernehmen mit beiden
k. Höfen zu verbleiben.
»S. Exc. der Herr Bottsohafter aus denen demselben hierbei im
äusserten Vertrauen mitzuteilenden Extracten von gedachten Verhaltungs-
be fehlen ersehen werden, wie zu der Hintertreibung der türkischen Ver-
einigung mit dem Könige in Preussen nicht nur vor dieses Mal, sondern
1) Vgl. P. C. XIII, 450. 2) Vgl. & 430. 3) Vgl S. 575.
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586 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 auch vors künftige für ein bestes Mittel gehalten wird, den jetzigen Gross-
^ 17 vezier1), als einen Mann von grosser Hoffart, der seinen Nachbaren ver-
hasst ist, und der vielleicht sein soutien bei seinem diesen Posten in dem
Kriege suchet, solchergestalt umzustürzen, damit sein Fall als eine Folge
seiner schädlichen Absichten wider die Nachbaren und der Neigung gegen
den König in Preunson scheinen sollte, wodurch auch der gedachte König
von neuen Sensationen darin abgehalten, die nachfolgende Grossveziers aber
abgeschreckt sein würden, diesem Exompel nachzuahmen.
>Die Notwendigkeit für beide k. Höfe in dieser Sicherheit, unab-
hängig von gegenwärtigen Conjuncturen, ist allemal so gross, dass die
darauf anzuwendende Unkosten in keine Vergleichung damit gesetzet werden
können. Dahero bestimmen I. K. M. ihrer . . . Seits dazu eine Summe
von 10000 Ducaten, nicht zweifelnd, I. M. die Kaiserin- Königin werden
auch ihren Ministre in Constantinopel2) in den Staud setzen, mit dem Resi-
denten Obreskow so mitzuwürken, wie es die gemeinschaftliche Noth er-
fordere.
»Was die dem Hofrath Bechtejew ertheilete Instruction aber anbetrifft,
so bleibet hier zu Erläuterung derselben nichts beizufügen übrig, S. Exc. der
Herr Bottschafter aber werden selbst daraus seinem Hofe bemerken, wie
sorgfältig man suchet, die Negociationen des Grafen von Starhemberg zu
unterstützen und sich jedoch überflüssig nicht [zu] entblössen und wozu
frühzeitig zu engagiren3).
»Aus dieser vertraulichen Benachrichtigung werden S. Exc. der Herr
Bottschafter mehrere Proben von I. K. M. von allen Reussen der Kaiserin-
Königin M. zutragenden aufrichtigen Freundschaft finden, als man es mit
Versicherungen ausdrücken könnte, dahero wird auch die Wiederholung der-
selben als etwas überflüssiges hier gänzlich nachgelassen.«
Sept. 17 204b. Beilage zu Esterhasys Bericht an Maria Theresia vom 17. Sep-
tember 1756.
Nach der Urschrift. Vgl. v. Arneth V, 50 f.
»Note«4).
Petersburg, 3. September 175G (st. v.).
Russland /ordert Österreich zu ungesäumter Jliilfeleistung an Sachsen auf.
»Die S. Exc. dem Herrn Bottschafter eingehändigte Note vom 29. st.
v. jüngstverwichenen Monats h) ist bereits viel eher verfertiget gewesen,
als man hier eine Nachricht von der würklichen Einrückung der preussi-
schen Truppen in Sachsen zu erhalten gedacht hätte, dahero werden auch
1) Mustafa Pascha. 2) Penckler. 3) Vgl. S. 427. 527.
4) Vgl. Brückner 320. 5) Vgl. Nr. 204 a.
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1756 September 17.
587
S. Exc. seinem Hofe gewiss bemerken, wie vorsehend die demselben in ge- 1756
dachter Note mitgetheilte I. K. M. von allen Reussen EntSchliessungen ge- Sept"
wesen sind.
»Anjetzo nnd nach dem wirklichen feindlichen Einfall der preussi-
schen Truppen in Sachsen, da die sowohl durch den Malizahn l) in Dresden
gemachte als auch im Druck herausgegebene preussische Dcclaration2) nicht
weniger anzeigt, als dass er sich dieses neutralen Landes auf oine Zeit
lang zu bemeistern vorgenommen, ja auch der würkliche Anfang dazu mit
Einsetzung zu Görlitz3) seines eigenen Gouverneurs und mit Entwaffnung zu
Leipzig der Stadtsmannschaft gemacht habe, es dem Inhalte der obge-
dachten Note nicht viel beizufügen bleibet.
»Aus der hierbei mitzutheilenden zwar kurzen aber sehr verständigen
Antwort, die dem englischen Bottschafter Williams auf seinen mehr be-
frembdenden als jemals erwarteten Antrag gegeben werden solle4), 8. Exc.
der Herr Bottschafter deutlicher ersehen werden, wie feste und standhaft
I. K. M. in ihren gross- und heldenmüthigen Sentiments beharren. Selbige
werden der ganzen Welt durch I. K. M. Ministres angedeutet und mit
dem Erfolg selbst gerechtfertiget und bestattiget werden, denn I. K. M.
nicht zweifeln, dass I. M. die Kaiserin -Königin in der festen Zuversicht
auf I. K. M. kräftigen und schleunigen Beistand auch ihrer Seits den ihr
würdigen Heldenmuth bezeigen und zu ihrer gerechten Ahndung vor die
Treubrüchigkeit des Königs in Preussen annoch einige grossmüthige und
mit I. K. M. gemeinschaftliche Absicht hegen werden, um I. M. dem Kö-
nige in Polen als Churfttrsten zu Sachsen nicht nur eine für die so unge-
gerechte und treubrüchige Beraubung seiner Erblande gebührende Satis-
faction, sondern auch eine nicht nach Maasso des nur zuzufügenden Schadens,
sondern vielmehr nach der Neuigkeit der Treulosigkeit einzurichtende Schad-
loshaltung zu verschaffen.
»Um I. M. dem Könige in Polen auf die von ihm bereits angebrachte
Klagen und geschehene Requisition der künftigen Hülfe anständige Ver-
sicherungen zu geben, hindern schon nach dem anjetzo erfolgten offen-
baren Friedensbruch keine Betrachtungen mehr, sondern vielmehr die In-
teressen und Würde der beiden k. Höfe es von selbsteu erfordern, um
zuförderst den sozusagen um ihrentwegen attaqnirten König in Polen zu
schützen und ihn dabei in der Standhaftigkeit zu halten und zu Theil-
nehmung an der projectirten Hauptalliance vorzubereiten, deren Vollziehung
je notwendiger anjetzo sei, desto füglicher auch zu sein scheine.
1) Preussischer Gesandter in Chursachsen. Vgl. P. C. XII, 279 f.
2) Vgl. P. C XIII, 322 Anm. 5.
3) Vielmehr zu Torgau. Vgl. P. C. XIII, 302 ff.
4) Vgl. S. 582. Die schroffe Abfertigung ist gedruckt bei v. Arneth V, 477,
Anna. 79.
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588 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 »I. K. M. anbefehlen1) dahero, auf den von dem chursächsischen Hofe
pt* 7 von ihr ausgebetenen Rath in Ansehung seines jetzigen mehr als critischen
Zastandes und der künftigen Hülfe zu Erlangung der dafür gebührenden
Satisfaction I. M. den König in Polen zu versichern, dass, so aufrichtig
I. K. M. einen solchen unglücklichen Zufall, welchen man vor diese Zeit
am wenigsten vermuthen könnte, bedauren, so sorgfältig sie auch suchen
werde, I. M. für die seinen Staaten anzuthuende ungerechte Gewalt eine
nicht nach Maasso des nur dadurch zuzufügenden Schadens, sondern viel-
mehr nach der Grösse der Treubrüchigkeit einzurichtende 8atisfaction zu
verschaffen; dass I. K. M. nicht zweifeln, I. M. die Kaiserin-Königin werden
darin einer gleichmässigen grossmüthigen Meinung sein; dass, da aber
den beiden k. Höfen einige Zeit dazu von Nöthen ist, I. K. M. unterdessen
anerkennen, dass I. M. der König in Polen in so einem unerwarteten Vor-
falle anders nicht thun könuen, als was er würklich gethan, dabei aber
auch sich fest versichert halten, I. M. der König werden nach seiner
Einsicht und Weisheit solche Maassregnln nehmen, dass, solange die Kräfte
der beiden k. Höfe eine wflrkliche Hülfe ihm leisten würden, unterdessen
seine geheiligte Person von einiger Inconvenienz geschützet, in kein Ver-
ständniss oder Accommodement mit dem König in Preussen eingelassen
und die Armee in der Bereitschaft gehalten und conserviret würde, um
bei der sich äussernden bequemen Gelegenheit mit denen Kräften der beiden
k. Höfen sich zu vereinigen oder zum wenigsten zu gleicher Zeit mit
denenselbcn zu agiren und die so rechtmässig gebührende Satisfaction zu
suchen, als welche man von der Gerechtigkeit der 8ache und mithin dem
göttlichen Segen ohngezweifelt sich versprechen kann.
»Die Nothwendigkeit dieser Versicherung und Anrathung gründet sich
nicht auf der Gerechtigkeit allein, als welche beide k. Höfe I. M. dem
Könige in Polen widerfahren lassen sollen, sondern vielmehr kommt auch
dieses in Erwägung, dass, woferne der König in Preussen in Rücksicht auf
ihre Standhaftigkeit und Bereitschaft sich nicht wagen sollte weiter zu
gehen, sondern sich begnügen wollte, sich des Sachsens zu bemeistern und
dasselbe zn plündern, beide k. Höfe sich damit nicht zufrieden stellen
können, sondern vielmehr auch diese Gelegenheit zu benutzen haben, die
von der Schwächung der Kräfte des Königs in Preussen bereits angetragene
Absichten mit so einem Rechte ins Werk zu richten, welches die ganze
Welt nicht anders als vor gültig und unwidersprcchlich erkennen werde.
»I. K. M. zweifeln dahero nicht, dass I. M. die Kaiserin r Königin,
sollte auch der König in Preussen in ihre Staaten noch nicht cingerflcket
haben, nichtsdestoweniger selbst ihren Truppen anbefehlen werden, einen
1) Vgl. den Auszug aus der dem sächsischen Gesandtschaftssecretär in
Petersburg, Prasse, übergebenen* russischen Note vom 6. September st. v. 1756 bei
Stuhr I, 70.
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1756 September 17.
589
schleunigen und kräftigen Anfall wider ihn zn machen, in der festen Zn- 1756
versieht, dass I. K. M. von allen Reussen in solchem Falle Allerhöchst- ^c^t'
dero Seits ohnangesehen der späten Jahreszeit und der Weite des Marsches
so eine schleunige und kräftige Deversion dem König in Preussen thun
werden, als es nur die in der Note vom 29. augusti1) mit mehrerem be-
schriebene Umstände erlauben können.« . . .
205. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 17. September 1756. Sept. 17
P. S. 1. Nach der Urschrift.
Erbittet Antwort auf den im Bericht vom 22. April 1756 übersandten russischen
Vorschlag einer Offeixsivallianz gegen Preussen.
. . . »Auch ist aus denen mir münd- und schriftlich gethanen hiesigen
bündigsten Versicherungen deutlich abzunehmen, dass der russische Hof zu
Ansftthrung des grossen Vorhabens sich zu einem weit mehreren, als was
der vierte geheime Artikul des Petersburger Tractat vermag, anheischig
machen, sofort mit 1. K. K. M. sich in Ansehung des Königs in Preussen
zufolg des hiesigen von mir unterm 22. April . . . eingeschickten Auf-
satzes2) in Offensivverbindlichkeit einlassen wolle. Ew. Exc. werden also
. . . unschwer ermessen, wie höchstnöthig es seie, bei gegenwärtigem
preussischen Frieden&bruch eine dergleichen Convention auf alle Weis zu
Stand zu bringen zu suchen, um sich unserer Seits des hiesigen Hofs desto
verlässiger versicheren, anbei auch denselben in seinem guten Willen, nach
welchem [er] totis viribus gegen Preussen agiren zu wollen scheinet3), erhal-
ten und noch mehr anfrisebon zu können. Und da die russische Kaiserin
über das Klinggräffische Memoire vom 18. August4) so mehr choqoiret ist,
als man den hiesigen Hof aus Maugel derer nöthigen Kriegsbedürfnussen
etwas werkthätiges vornehmen zu können nicht glaubet5), mir auch benebst
von denen 2 Millionen Gulden nur von weitem noch nichts gesprochen
worden6), so finde ich nach allen diesen und mehr anderen wichtigen
Betrachtungen noch nicht an der Zeit zu sein, dermalen schon davon etwas
zu berühren, sondern das weitere vielmehr von hier abwarten zu sollen.
Und da der russische Hof in seinen Kriegsanstalteu mit vielem Eifer fort-
fahret7) und sich wegen der Operationen nach unserem Hof richtet, so wird
es sehr nöthig sein, damit unverzüglich ein vernünftiger General zu der
russischen Armee hereingesandt werde, worzu meines geringen Ermessens
der Graf Trautmaunsdorf *) der geschickteste sein wurde.«
1) Vgl. Nr. 204a. 2) Vgl. Nr. 73c. 3) Vgl. S. 581 f.
4) Vgl. P. C. XIH, 164. 5) Vgl. S. 581 Anm. 1.
6) Vgl. Nr. 199. 7} Vgl. Nr. 204 a. 8) Vgl. S. 323.
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590 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 206. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 18. September 1756.
Sept. IS
Nach dem Itoinconcept. Vgl. r. Arneth V, 2ß; 473 Anm. 42.
Österreich verzichte auf die Diversion in Cleve um nicht Holland,
Hannover, Hessen-Cassel und andere protestantische Mächte zu beunruhigen,
und um die Österreichischen Truppen aus den Niederlanden zur Verstär-
kung der böhmischen Armee heranzuziehen.
Österreich wünsche nicht Geldunterstützung, sondern ziehe die Entsen-
dung des französischen Hülfscorps' von 24000 Mann nach Böhmen vor'), aus
denen man im Verein mit audern Truppen eine besondere Armee zu bilden
und noch im Winter in Schlesien einzurücken gedenke. »Lea Kusses pour-
ront deja etre avance's vers ce temps par U Prusse ou par la Pologne et
d'ici-lä; notro traite* avec la France devant vraisemblablement €tre fait,
le Roi ne peut jamais rien risquer en se prStant ä ce que Tlmpdratrice
lui demaude, suppose m6me qu'il püt y avoir quelque doute sur nos inten-
tions, que, neaumoins», on aurait tort de soupconner.« ') . . . Es sei drin-
gend erforderlich, den Marsch des Hülfscorps' menschenmöglichst zu be-
schleunigen. . . .
Sept. 19 207. Maria Theresia an Starhemberg. Wien, 19. September 1756.
Nach dem Reinconcept. Vgl. t. Arneth V, 27.
Österreich besteht auf der Stellung des französischen Hülfscorps'1 und sucht Frank-
reich von einem Angriff auf Hannover zurückzuhalten.
Starhemberg solle sich für die Bereitwilligkeit Frankreichs, die Ver-
pflichtungen des Defensivvertrags entweder durch Lieferung von Geld oder
Mannschaften ganz nach Wahl des Wiener Hofes zu erfüllen, bedanken
und um Stellung eines Hülfscorps' ersuchen2).
»Wir erkennen hiebei in voller Maass, dass es dem allerchristlichsten
König so beschwerlich als bedenklich fallen müsse, dieses Corps bei soweit
verstrichener Jahrszeit und bei dem dermaligen Stand seiner Landkriegs-
macht einen so entfernten Marsch antreten zu lassen; allein Du hast Dich
an das bereits geschehene tractatenmässige Anerbieten3) fest zu halten,
was die Nothwendig-, Billig- und Nutzbarkeit ünsers Verlangens vor Augen
legen, die dortige Gemüther beruhigen und die hieraus vor die Nation
erwachsende Glori anfrischen kann, wie es dann in der That bei Freund-
uud Feinden oinon ungemein grossen und vortheilhaften Eindruck ver-
ursachen und das fast allgemeine Vorurtheil, als ob die Krön Frankreich
seinen übernommenen Verbindlichkeiten niemalen ein getreues Genügen
leisten, sondern Uns hintergehen würde, beschämet werden muss, wann die
ernannte Krone die Welt von dem Gegentheil werkthatig überzeuget und
Wir kein Bedenken tragen, diejenige Truppen, so vor wenig Jahren zu
1) Vgl. S. 57S. 2) Vgl. S. 579. 3) Vgl. S. 578 Nr. 206.
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1750 September 18 — September 19.
591
Unterstützung Unserer Feinden nnd besonders des Königs in Prenssen 1756
gebrauchet worden, in das Herz Unserer Erblanden aufzunehmen und zu ^ePt-
Verteidigung Unserer Krön und Scepters anzuwenden.«
Österreich gebe die Diversion in Cleve auf1), u. a. weil durch die
Verlegung des Kriegstheaters in das Herz von Deutschland die protestan-
tischen Höfe zu solchen Maassnahmen veranlasst werden könnten, »welche
die französche Kriegsmacht sehr beschäftigen und wohl gar in Verlegen-
heit setzen, einen allgemeinen Landkrieg nach sich ziehen, Uns aber und
Unseren Erblanden wenige oder keine Erleichterung verschaffen wflrden.
Ȇberhaupt ist dieses eine solche wichtige Betrachtung, welche von
Seiten des französchen Hofs eine reifere Überlegung, als Wir seithero aus
seinen Zumuthungen und Vorschlagen wahrnehmen können, verdienete und
Uns schon vor geraumer Zeit veranlasset hat, Dir deutlich zu eröffnen2), dass
Wir einen französchen Einfall in die hannoverische Lande keineswegs als ein
vortheilhaftes Unternehmen anseheten; zumalen die ernannte Krön selbsten
einen Landkrieg zu vermeiden, seine grösste Stärke auf das Seewesen zu
wenden3; und die Anzahl der Feinde nicht zu vermehren gedenket, auch
mit einer massigen Observation sarmee an den Grenzen vermögend wäre,
Hannover, die Republik Holland und die meisten protestantische Reicbs-
fttrsten von feindlichen Maassnehmungen und Truppen abgäbe an den König
in Preusseu zurück- und inner den behörigen Schranken zu erhalten.
»Bis hiehin waren die Umstände noch nicht darnach beschaffen, der-
gleichen wichtige Wahrheiten dem französchen ministerio mit behörigem
Nachdruck vor Augen zu legen oder desfalls ein solches Verlangen zu
äusseren, welchem die Ausdeutung eigennütziger und verfänglicher Ab-
sichten oder einer fortdaurenden heimlichen Rucksicht auf Engeland ge-
geben worden konnte. Allein nunmehro ist die Zeit erschienen, dass ge-
meinschaftliche und werkthätige Maassnehmungen ergriffen, folglichon auch
die diensamste Wege in offenherzigem Vertrauen angezeiget werden müssen,
dahero Du Dich auch zu befleissen hast, die obstehende Betrachtungen
wegen Hannover gelegentlich gelten zu machen und das französche Mini-
sterium wegen seiner eigentlichen Absichten zur deutlichen Sprache zu
bringen. Wordurch Wir bei den vorseienden Bewegungen auf dem Reichs-
tag und anzustossenden Unterhandlungen mit verschiedenen so catholischen
als protestantischen Reichsständen, auch bei der Widerlegung der preus-
sischen gehässigen Ausstreuungen, als ob Wir die protestantische Stände
zu unterdrucken und das Kriegsfeuer in das Herz von Teutschland zu
ziehen suchten, eine grosse und sehr erspriessliche Erleichterung erhielten.«
1) Vgl. Nr. 206. 2) Vgl. S. 4S6. 3) Vgl. S. 503 ff.
4) Vgl. P. C. XIII, 301 ; auch Thudicham, Der Acbtprocess gegen Friedrich
den Grossen und seine Verbündeten in den Jahren 1757 und 1758 (Tübingen 1892),
107 ff.
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592 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Frankreich brauche nicht zu besorgen, dass der Wiener Hof nach
3Pt- '"*dem preussischen Friedensbruch von seinen »vorhinnigen Vorschlägen und
Anerbieten zuruckzutretten und die Handlung zu erschweren gedächte1].
80 vieles hat zwar seine vollständige Richtigkeit, dass Wir vor dermalen
ebenso wenig als vorher von dem bei Uns festgesetzten Grundsatz der
Billigkeit und Reciprocität abgehen noch Uns allzu harte Bedingnusse auf-
dringen lassen, sondern im ärgsten Fall, wie Wir Uns schon mehrmalen
gegen Dich geäusseret haben, Uns schlechterdings an den Defensivtractat
halten würden'2).
»Nachdem aber das geheime Geschäft vermög Deiner letzteren Bericht-
schreiben3) schon so weit gekommen, und durch Deinen geschickten Fleis9
in hinlängliche Klarheit gesetzet ist, auch viele wichtige Anstände, wie
Du ganz vernünftig bemerket hast4), durch den preussischen Friedensbruch
gehoben seind, so tragen Wir gar keinen Zweifel, dass die noch vorwaltende
Diflerenzien inner kurzem mit beiderseitiger Zufriedenheit gänzlich zu
heben seien und der dortige Hof, gleichwie er es sich von Uns zu ver-
sprechen hat, der Billigkeit Statt geben werde; dahero Du auch vorläufig
in Unserem Namen auf das nachdrücklichste versicheren kannst, dass
Unsere vollständige Verhaltungsbefehle baldmöglichst nachfolgen sollen,
und dass Wir bei der nämlichen Gesinn- und Neigung zu Beförderung des
grossen Geschäfts ohnabänderlich beharren, in welcher Wir Uns vor dem
Ausbruch des gegenwärtigen Kriegs befunden haben.« . . .
Sept. 19 207 a. Kaunitz an Starhemberg. Wien, 19. September 1756.
P. S. iu Nr. *2ü7. Nach df-m Relnconcept. Vgl. v. Arnoth V, 2t>.
Wünscht Aufklärung über die etwaigen Absichten Frankreichs gegen Hannover.
Fügt die Erlänternng bei, ».dass die Stelle des Rescripts5), welche
von den französchen Haassnehmungen in Ansehung der hannoverischen
Landen redet, nicht dahin zu verstehen seie, als ob Ew. Exc. sich ein
Geschäft daraus zu machen hätten, dem dortigen Hof den Nachtheil eines
Einfalls in die besagte Lande vorstellig zu machen, sondern die eigentliche
Absicht gehet nur dahin, dass Dieselbe sich angelegen sein lassen mögten,
desfalls die wahre französche Gesinnung zuverlässig zu erforschen und
diesen Hof immer mehrers von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass
eine französche Observationsarmee an den dortigen Grenzen so nöthig als
diensam seie, um Hannover und mehrere protestantische Höfe von aller
Hülfsleistung vor den König in Preussen abzuhalten. Wornächst sich
dann weiters ergeben dörfte, ob es mit Unserem und dem französchen
1) Vgl. Nr. 206. 2} Vgl. S. 484. 507. 3) Vgl. Nr. 187. 196. 201.
4) Vgl. S. 571. 579 f. 5) Vgl. Nr. 207.
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1756 September 17 — September 22.
593
Interesse übereinkomme, den hannoverischen Hof unter der Hand mehrers 1756
zu beruhigen und ihn andurch von grösseren Kriegsanstalten und Auf- 1
hetzung mehrerer protestantischer Reichsfürsten abzuhalten.«
208. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 21. September 1756. Sept. 21
Nach der Urschrift. Vgl y. Arneth V, 5Z
Entbehrlichkeit von Subsidien für Jiussland.
Da »der rassische Hof mir von einer Subsidionconvention so wenig
als von einem Vorschuss bis nunzu noch nicht das allergeringste erwähnet 1),
sondern auf die schleunige Hülfleistung von selbsten sorgfältig bedacht
seie und solche Entschlüssung nach Inlfalt meiner . . . Relation vom 17.
dieses3) mittelst zweier Gircularrescripten an alle frembde Höfe mit dem
merk würdigen Beisatz feierlich declariren lassen, dass solche Hülfe unge-
hindert der späten Jahreszeit sicher geschehen werde, so bin . . . nach
wie vor entschlossen, von dem . . . P. 8. vom 8. September3) wegen einer
zu schliessenden Subsidienconvention nichts zu berühren, sondern solchen
Antrag allenfalls bis auf die zu errichtende Verbindlichkeit so ehender
zu verschieben, eben als ich meinen Secrätaire mit denen weiteren . . .
VerhaLtungsbe fehlen über das wichtige Geschäft ohne das täglich erwarte.
Und da man von Seiten des hiesigen Hofes den 19. hujus dem Chevalier
Douglas die nämliche Declaration über die eilfertige rassische Hülfleistung
mittelst einer Note gethan, auch Tags vorher dem Williams« die im Bericht
vom 17. September4) mitgetheilte »Antwort ... zu sein, des englischen
ministri äusserster Confusion und Befrembdung schon vorlesen lassen, so
werden Ew. Exc. . . . ermessen, dass eine dergleichen Offerte zu einer
Sabsidienconvention oder Vorschuss ganz überflüssig sein würde, zumalen
durch die dem Williams vorgelesene Declaration über die hier angesuchte
Mediation5) dem englischen und preassischen Hof der Weg zu einer weiteren
Handlung kurzum auf einmal abgeschnitten worden ist« . . .
209. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 22. September 1756. Praes. Sept. 22
29. September 1756.
Nach der Urschrift. Vgl. v. Arneth V, 29.
Stillstand der Verhandlungen infolge der Unfähigkeit RouilUs und seines Verdachtes
gegen Österreichs Absichten.
»Depuis mes dernieres . . . döpßchcs du 13 de ce mois«), Ton n'a
fait ici guere de chemin dans le concert sur les diffe'rentes mesures ä prendre,
1) Vgl. S. 589. 2) Vgl. Nr. 204. 205. 3) Vgl. Nr. 200. 4) Vgl. Nr. 204.
5) Vgl. S. 587.
6) Starhemberg bestätigte darin den Inhalt von Nr. 201, insbesondere auch
die Bereitwilligkeit, das bei Metz sich versammelnde Hülfscorps dem Wiener
Acten tar Vorgeechiehto des 7jlhrigen Kriege«. 38
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594 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 ni dans iWcution de Celles qui avaient 6t6 dejä prises. L'abbe* de Bernis
Jpt 22 est malade, le mardchal de Belleisle est absent et toutes leg affaires roulent
aur M. Rouille* qui, toujours irresolu, toujours timide et toujours BOupc,onneux,
d'ailleurs peu au fait des affaires g^nerales, trop peu eclairö* pour les
comprendre dans tonte lenr etendue et pour en voir toutes les combinaisons,
mais, ce nonobstant, pre'venu tonjonrs en favenr de son opinion, jaloox de
son autorite' et einpresse ä saisir toutes les occasions qu'il pent trouver
pour agir de son propre chef, entame toutes les affaires, n'en acheve aueune,
trouve partout des difficultea et des embarras, en veut faire naitre sur
des objets qui, ötant dejä re'gle's et convenus, n'en sont plus susceptibles,
et ne fait, en un mot, que confondre la besogne, s'embarrasser soi-m€me et
ses confreres, gftter beauooup d'affaires, en retarder plusienrs antres et
perdre un temps pre'cieux, dont il serait aise* d'employer ntilement jusqu'au
moindre quart d'heure, pour peu que Ton eüt ä faire k un homme actif,
öclaire" et de bonne volonte' ').
»Ce qui 1'arrGte actuellement sur tons les objets ä concerter et mßme
sur ceux qui, £tant dejä convenus, ne restent plus qu'a exlcuter, est:
1) »fimpossibilite" qu'il croit voir d'aller en avant sur rien, avant que
nous ne soyons convenus de notre traite* secret, et
2) »l'attente de la response que fera S. M. l'Imperatrice ä la propo-
sition contenue dans ma . . . de'pßche du 9 de ce mois relativement au
secours stipule* ä fournir par le Roi C. T.2}.«
Trotz des guten Eindrucks, den der Erlass vom 8. September9) beim
Könige, Bernis und der Pompadour bervorgerufen babe, bleibe Rouille'
darauf beharren, [qu'J »il n'e'tait guere possible de se concerter, ni d'aller
en avant snr rien, sans que notre traite* ne füt conclu, puisqu' on ne pouvait
pas marcher ä tatons, ni prendre des mesures justes, si Ton n'en connaissait
auparavant le motif et l'objet.«
Der zweite Einwand Rouille's habe allerdings seine Richtigkeit, inzwischen
aber könne man sehr gut bereits die Verhandinngen mit den Reichsfürsten
und Holland beginnen. »Je n'ai pas cesse* depuis quinze jonrs d'insister
snr tous ces points, mais je n'ai, jusqu'ä präsent, presque rien effectue*. . . .
Hofe zur Verfügung zu stellen. Das P. 8. lautet: »Si j'6tais dans le cas de pou-
voir cnröler tous les gens de bonne volonte qui dösirent de venir a notre secours,
je ferais partir 100000 hommos en trois jours de temps. Lo mouvement dans
toute la nation est presque genöral, et Bi ces disposidons se soutiennent, il
n'est guere possible qu'elles n'influent pour beaucoup sur les resolutions du
ministere.« ... 1) Vgl. S. 529 f. 2) Vgl. Nr. 201.
3) Dieses ostensible Rescript enthielt den Dank des Kanzlers für die Haltung
Frankreichs und -die Versicherung, dass die durch den FriedenBbruch Preussens
veränderte Situation und die hierdurch herbeigeführten Ereignisse »n'influeront
certaineuient de facon quelconque dans notre negociation, et qu'ils ne change-
ront en rien les intenüons, les offres et les resolutions de l'Imperatrice«. Vgl.
Nr. 206.
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1756 September 22.
595
»J'ai en avant-hier une longne conversation avec Mde. de Pompadonr, 1756
a qui je n'avais pas parle* en particulier depuis la levöe de bouclier du Sept' '
roi de Pruäse. Les dispositions dans lesquelles je Tai trouve'e ä notre
e*gard, sont plus favorables qne jamais et m'ont console" en grande partie
du chagrin qne me donne la condaite si tiöde et si peu satisfaisante de
M. Reuille*. Elle m'a beaucoup parld sur le sujet de ce ministre1) et m'a
avoue" la premiere qu'elle ne voyait qne trop, et plusieurs autres avec
eile, tous les inconvönients qu'avaient produits jusqu'a prösent et qne
ponvaient prodnire encore par la snite la faiblesse et l'insnffisance de ce
ministre, et snrtont la jalonsie qu'il avait concue de l'abbä de Bernis2),
qui angmentait d'un jonr ä l'autre et le faisait donner ä chaque instant
dans des travers qni ätaient de la conse*quence la plus facheuse ponr
l'inte"r6t de notre cause commune et ponr le bien du Service. Elle ajouta
de plus qne, malheureusement, l'abbö de La Ville ä qui il se fiait unique-
ment, e*tait gagne" et, pour me servir de ses expressions, corrompu ... par
quelqu'un dont les mauvaises intentions e"taient connues3), et qu'elle nomma
un fourbe et un malhonnßte homme; qu'au moyen de cela les pernicieux
desseins de cet homme ne pouvaient qu'influer beaucoup sur les conseils
que Tabbö de la Ville donnait ä M. Rouille*, et, par consequent, sur la
conduite de ce ministre faible et incapable de rien voir par lui-meme, et
qui, sans le savoir et avec les meilleures intentions du monde, rendait de
tres manvais Services au Roi; et eile finit, enfin, par me dire que, ce quHl
y avait de plus flacheux dans tont ceci, ötait que, pour le present, notre
mal etait sans remede, vn que Ton ne guerirait jamais M. Rouille' de la
jalonsie qu'il avait concue de l'abbö de Bernis, que, d'ailleurs, on ne lui
donnerait jamais Tesprit, les lumieres et les connaissances necessaires pour
le poste qu'il occupait; qu'il n'y avait nul moyen de l'engager ä cöder la
place et ä se demettre de son emploi, que le Roi ne se porterait pas ais£-
ment ä Ten priver; que, pour plusienrs raisons, il serait dangereux de vouloir
entreprendre de le lui conseiller, et qu'au moyen de tout cela, il ne restait,
pour le pre*sent, d'autre parti ä prendre que celui de la patience; que,
malgrö tons les inconvenients qui pourraient arrivor, notre grande affaire
ne pouvait pas manquer de bien aller; que M. Rouillö fcrait bien des fautes
et nous causerait beaucoup de confusions, mais qu'ä la fin tout irait; que,
si nous parvenions a conclure bientot notre traitö, ce serait peut-6tre le
seul et le plus prompt moyen d'effectuer ce que je deairais.c . . .
Starhemberg glaube, dass die Mde. de Pompadour jetzt mehr als bisher
dafür arbeiten werde, Bernis in den Conseil4) und sogar auf den Posten
eines Ministers des Auswärtigen zu bringen. »Si la chose se fait, je crois
que ce serait ce qui pourrait nous arriver de plus avantageux.
1) Vgl. S. 416. 2) Vgl. S. 365 f. 415. 3) D'Argenson. Vgl. S. 477. 530.
4) Vgl. S. 476 f.
38*
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596 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 »L'abbe* de Bernis est honn&e homme et n'aura certainement d'autre
5pt" 22 but que l'intlret de son maitre, an moyen de quoi il se peut fort bien
que, dans des ocoasions oü cet intdröt serait ou lui paraitrait oppose* au
nötre, j'eprouvasse de sa part plus de contradiction que je n'en äprouve
aujourd'hui de la part de M. Rouillö1); mais ce mal ne sera pas si grand
que d'avoir ä faire ä quelqn'un qui n'entend ni comprend les affaires, et
qui d'un jour ä l'autre oublie les points convenus, ne les exäcute point
et n'a ni principes ni Systeme ni connaissances. . . .
»L'abbe* de Bernis m'a dit avec franchise . . .: ,Tant qu'il ne s'agit
que de remplir les engagements du traUe* de Versailles, il faut que nous
fassions pour notre defense plus que le traite* ne nous impose; quand il
sagira d'exäcuter le traite* Beeret, il faut faire, pour parvenir au but que
nous nous proposons, tont ce que nous sommes en e*tat de faire.'
»C'est sur ce principe . . . que tout roule maintenant ici. II faut con-
clure le traite' secret, et cela le plus töt que possible2). Si nous pouvions
le conclure des ä präsent et avant que le roi de Prusse ait entame* notre
armee, il est apparent que nous rendrions nos conditions beaueoup meilleures
qu'elles ne l'auraient e*te", il y a quelques mois, et qu'elles ne le seront par
la suite, si le roi de Prusse remporte des avantages sur nous8).« . . .
Sept. 23 210. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 23. September 1756.
Nach dem Reinconcept. Vgl. v.Arneth V, 54.
Verlangt Abschlug» eines Suhsidienvertrages mit Russland und Erfüllung
des französischen Wunsches bezüglich der Türkei.
Einer »vergnüglichen« Nachricht Starhembergs zufolge werde Frank-
reich die vertragsmassige Hülfe leisten2).
Um Preussen eine überlegene Macht entgegenzustellen, versammle
man ausser den 85000 Mann starken Heeren Brownes und Piccolominis 4)
noch eine dritte Armee, die mit 25 — 30000 österreichischen Truppen aus
Italien, Ungarn und andern Erblanden, 16 000 ans den Niederlanden, sowie
den 24 000 französischen Hülfstruppen eine Starke von mindestens 70 000
Mann erreichen werde. Ausserdem »wird mit allem Eifer daran gearbeitet,
verschiedene Reichstruppen in den hiesigen Sold zu nehmen. . . .
»Zu diesen grossen Kriegsveranstaltungen kommen nun noch Ew. Exc.
unterm 26. August und 7. September erlassene . . . sehr vergnügliche
Nachrichten5) von unserer schätzbarsten Bundsgenossin, der rassischen
Kaiserin M., fortwährenden grossmüthigsten Gesinnung und erneuerten Ver-
sicherung, denen obhabenden Verbindlichkeiten und besonders dem vierten
Article des Tractats von 1746 ein heiliges und mehr als vollständiges
Genügen leisten zu wollen.
1) Vgl. Nr. 55. 2) Vgl. S. 579. 3) Vgl. S. 569. 579.
4) Vgl. Beilage Nr. 7. 5) Vgl. Nr. 192. 193. 194. 198. 199.
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1756 September 22 — September 27.
597
< An der Erfüllung dieser nicht genugsam zu verdankenden nnd zu 1756
preisenden bundsmässigen Erklärung den mindesten Zweifel zu tragen, wäre ^ept# '
die grösste Undankbarkeit, und wir zählen hierauf so sicher, als wann wir
schon würklich die Antwort auf die Ew. Exc. aufgetragene förmliche
Requisition der russisch-k. Hfllfsleistung ') und die Nachricht von dem An-
marsch dieser Kriegsmacht erhalten hätten.
>Der französche Hof ist jetzo in einer solchen Disposition, wie wir
längst gewunschen haben; und da nächster Tägen unsere Finalentschliessung
in dem geheimen Geschäft an . . . Starhemberg abgehen soll2), so ist an
einem vergnüglichen 8chluss fast nicht mehr zu zweifeien. Es mag aber
erfolgen, was da immer will, so bleibet allzeit so vieles festgestellt, dass
mit dem russischen Hof ein Subsidientractat errichtet, auch auf Abschlag
des Subsidienquanti baldmöglichst eine Million Gulden und dann wiederum
eine Million an Ew. Exc. Übermaehet werden soll3).« . . .
Frankreich wünsche dringend, durch Österreichs Befürwortung in den
mit Russland abzuschliessenden Defensiwertrag die Bestimmung aufzunehmen,
dass dieser auf einen russisch-türkischen Krieg keine Anwendung finde.
Der französische Hof habe erfahren, dass die Pforte infolge englischer
Bemühungen über den bedingungslosen Beitritt Russlands zum Versailler
Tractat sehr empört sein würde. Esterhasy solle diesen Umstand der
russischen Regierung vorstellen und bemerken, dass Russland eventuell
Conflicte mit einer anderen Macht gleichfalls ausdrücklich ausnehmen könnte.
Auch solle Starhemberg dahin wirken, dass die russischen Truppen
nur möglichst wenig und möglichst kurze Zeit polnisches Gebiet berühren4),
damit in Polen kein Unwille erregt und dadurch der Pforte Gelegenheit
zum Einschreiten gegeben werde.
In Schweden ständen die Aussichten für Österreich günstig. Man
wünsche, auch Dänemark gegen Preussen zu gewinnen.
211. Maria Theresia an Starhemberg. Wien, 27. September 1756. Sept. 27
Nach dem Beinconcept.
Verlangt Frankreich* Zustimmung zur weiteren Schwächung Preussen» auch über die
Abtretung von Schlesien und Glatt hinaus.
. . . »Was Wir auch schon mehrmalen erinneret und bei dem geheimen
Geschäft als eine condiiiofiem sine qua non vorausgesetzet haben, dass
nämlich dem König in Preussen so viele Feinde als möglich auf den Hals
zu ziehen seien5), hieran ist vor dermalen ohne mindesten Zeitverlust und
mit so grösserem Eifer zu arbeiten, da hiebei nach dem erfolgten Friedens-
bruch und unerhörten Verfahren gegen den chursächsischen Hof Unserer
1) Vgl. Nr. 189. 2) Vgl. Nr. 217. 3) Vgl. Nr. 200.
4) Vgl. S. 323. 5) Vgl. S. 486.
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598 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Seite kein weiteres Bedenken vorwaltet und der Anstand wegen der erst
?Pt- 27 zu erfindenden Rechtsur Sachen gänzlich hinwegfallet, maassen allen Reichs-
ständen, folglich auch denen Kronen Schweden nnd Dänemark durch das
bekannte Reichshofrathsconclusum ') und die k. Commissionsdecreta allschon
der Weg gebahnet worden, sich gegen den König in Freussen als einen
offenbaren übertretter aller Friedensschlüssen und Reichsgrundgesetzen
werkthätig an Laden zu legen und Theil an dem Krieg zu nehmen. . . .
Die hauptsächlichste Triebfeder muss in der Vergrösserungshoffnung und
in der Äusserung des französchen Hofs bestehen, dass ihme die mit Uns
zu pflegende Einverständnis keineswegs zuwider, sondern vielmehr an-
genehm sein würde.
»Ob nun zwar der ernannte Hof bis hiebin in die mehrere Schwächung
des Königs in Preusaen förmlich einzuwilligen nnd daran werkthätigen
Antheii zu nehmen Bedenken getragen und nur diese Schwächung ge-
schehen zu lassen sich auf den Fall erkläret hat, wann das geheime Ge-
schäft zu seinem Schluss gelangte2), so wäre doch seinen schrift- und
mündlichen Äusserungen die deutliche Ausnahm beigefüget, wann änderst
der König in Preussen nicht am ersten den Frieden brechen und zu den
Waffen greifen sollte3);« daher seien durch den preussischen unerwarteten
Friedensbruch die wesentlichsten französischen Bedenken beseitigt, sodass
Starhemberg nunmehr ungesäumt in Unterhandlungen einzutreten habe,
welche Höfe und mit welchen Landgewinnaussichten in das Einve.rständ-
niss zu ziehen seien4). Besonderer Anweisungen bedürfe es für Starhem-
berg nicht, da man auf »alle diensamen und thunlicben französchen Vor-
schläge wegen des quomodo und der Ausführuugs mittel« eingehen wolle,
wenn nur die 8ache selbst dadurch erreicht werde.
Sept. 28 212. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 28. September 1756.
Nach der Urschrift VgL t. Aroeth V, 52.
Die beiden Kanzler getrauen sich nicht, der Zarin den österreichischen Subsidien-
antrag zu unterbreiten.
. . . »Was nun den hier anzutragenden Subsidientractat5) betrifft, so
werden Ew. Exc. aus meinen vorhinnigen . . . Berichten sowohl als für-
nehmlich aus dem letzteren6) . . . ersehen haben, dass man von Seiten des
hiesigen Hofs bis nunzu nicht das mindeste gegen mich fallen lassen,
sondern sich vollkommen begnügen wolle, wann nur Frankreich den König
1) Vgl. das kaiserliche Hofdecret vom 20. September 1756, abgedruckt in
der »Sammlung der neuesten Staatsschriften (Teutschen Kriegskanzlei) auf das
Jahr 1756« 'Frankfurt und Leipzig 1757], 65 ff. Vgl. Thudichum, Der Acht-
process gegen Friedrich den Grossen 167 ff. 2) Vgl. S. 567 f.
3) Vgl. S. 513. 4) Vgl. S. 541 f. 5) Vgl. Nr. 200. S. 597.
6) Vgl. Nr. 208.
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1756 September 27 — September 28.
599
in Preussen völlig abandonniren, und ihn dem billigem Sentiment derer 1?56
beeden k. Höfen überlassen, dergestalten, dass Schlesien und Glatz wieder- ^ept* '
eroberet werden können. Weilen mir aber der Antrag eines Subsidien-
tractats an Russland so nachdrücklich anbefohlen worden1), so habe erst-
lich mit dem wohlgesinnten Vicekanzler diese Sache vertraulich überleget;
worauf mir dieser Ministre sogleich geantwortet, wie er zu glauben Ursach
habe, dass die russische Kaiserin sich hierzu so weniger geneigt erfinden
lassen würde, als Höchstdieselbe nach dem preussischen Friedensbruch ihre
Allianzobliegenheiten getreulich erfüllen zu wollen mir Selbsten schon öfters
mündlich als durch ihr Ministerium schriftlich, auch sogar an alle Höfe
dahin erklären lassen habe, dass ungeachtet der späten Jahrszeit solche
Hülfe noch sicher erfolgen würde2}. Nicht minder seie die von dem König
in Preussen angesuchte Mediation dem Williams rund und trocken genug
abgeschlagen3), auch der hiesige Durchmarsch durch Polen resolviret 4),
und dem Gross dieaertwegen der Befehl zugekommen, und dass fürnehmlich
von I. K. K. M. die förmliche Requisition bei dem König und der Re-
publik Polen geschehen möge, mir letzthin schriftlich insinuiret worden5)
und gleichwie die russische Kaiserin mir in sein, des Grafen Woronzow,
und Grosskanzlers Gegenwart selbst gesagt, dass Höchstdieselbe sich nicht
wegen einiger Subsidien, sondern in Rucksicht des gemeinsamen Besten
dem englischen Anerbieten anfänglich hätte fügen wollen0), so getrauete
er, Vicekanzler, sich nicht, ihro diesfalls etwas vorzutragen.
>Nach diesem habe mich gestern Abends zu dem Grosskanzlei- be-
geben, und nachdem ich ihm von dem Accessionswerk gesprochen und die
Nachricht von der mit Frankreich zu Stand gebrachten geheimen Nego-
ciation1) gegeben, so habe den Discours auf ein dergleichen Subsidien-
tractat gewendet und von diesem ministro deutlich abnehmen können, dass
nicht nur die russische Kaiserin zufolg ihrer grossmüthigen Gedenkensart
sich hierzu nicht resolviren, sondern auch er, Grosskanzler, ihro davon
sprechen zu sollen so überflüssiger hielte, als Höchstdieselbe ihre allianz-
niässige Obliegenheiten ohnedas in voller Maass erfüllen würde und ihr
hiesiger Antrag gleich von allem Anfang her dahin gegangen wäre, dass
man sich von Seiten beeder alliirton Höfen über die Operationen genauest
einverstehen und den von mir unterm 22. April . . . eingeschickten hiesigen
Aufsatz7) zum Grund legen und auf diesem Fundament eine Convention
schliessen, folglichen sich gegen einander verbindlich machen solle. Und
da die geheime Negociation mit Frankreich, sagte der Grosskanzler, nun-
mehro seine Richtigkeit hätte, so würde die russische Kaiserin sich zu
dergleichen Subsidien noch weniger verstehen wollen. Alles, was die
beede k. Höfe actu thun müssen, führe der Grosskanzler fort, bestünde
I) Vgl. Nr. 200. 2) Vgl. S. 589. 3) Vgl. S.. 587 Anni. 3. 4) Vgl. S. 597.
5) Vgl. Nr. 204 a. 6) Vgl. S. 241. 561. 7) Vgl. Nr. 73 c.
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600 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 in deme, sich über den Operationsplan baldmöglichst mit einander einzu-
Jptt 28 verstehen, und wann solches erfolge, so würden sie ihres Orts auch die
Krön Schweden in diese Absicht mit einzuflechten suchen1). Der Gross-
und Vicekanzler confirmirten mir einhellig, dass die russische Kaiserin ab-
solute haben wolle, dass der Feldmarschall Graf Apraxin noch dieses Jahr
gegen Preussen etwas unternehmen solle, gestalten er mit allem versehen
sein wird2). Da übrigens der Douglas bei hiesigem Hof accreditiret, so ist
fordersamst die königl. französche Vollmacht3) für mich überflüssig, and
sobald mir von Ew. Exc. das nöthige zu diesem Geschäft zugekommen
sein wird, so werde dieses wichtige Werk zu Stand zu bringen suchen.
Der Chevalier Williams hat die Erneurung des zwischen dem englischen
nnd russischen Hof künftiges Jahr zu End gehenden Commercientractats
vorgestern proponiret4). Da man aber mit demselben hier nicht zufrieden
ist, so wird dem Prinzen Golyzin diese Sach aufgetragen und ihm anbe-
fohlen werden, dem englischen ministerio zu erkennen zn geben, dass die
russische Kaiserin seine, des Williams, Abrufung nicht ungerne sehen
würde5). Nach sein, des Prinzen Golyzin, letzteren Berichten solle Enge-
land gar nicht zufrieden sein, dass I. K. K. M. der König in Preussen
feindlich anfallen wolle, auch überhaupt die Klinggräffische drei Memoires
nicht [billigen]. Deme noch . . . anfügen solle, dass ich den Grosskanzler
gestern zu unseren Absichten gut disponiret gefunden, nnd dass mit ver-
doppeltem Eifer an denen hiesigen Kriegsanstalten fortgearbeitet werde.«
Sept. 29 213. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 29. September 1756. Praes.
6. October 1756.
Nftch der Urschrift. Tgl. t. Arneth V, 33. 474 Anm. 49.
Die Stellung des französischen Hülfscorps* sei so gut wie beschlossen.
Nothwendigkeit eines schleunigen Abschlusses des Offensivbündnisses.
Obwohl Frankreich officiell den Marsch des Hilfscorps' nach Böhmen
noch nicht zugestanden habe, >je me trouve en 6tat d'assurer des a prä-
sent V. Exc. qu'il est autant que de'cide' que Ton consentira ä notre de-
mande6), et que mSme la plupart des dispositions qu'il e*tait ne'cessaire
de faire pour cet effet, ont ou dejä 6t6 faites depuis denx ou trois jours
1) Vgl. Nr. 202.
2) Nach Esterhasys Bericht vom 1 7. Septomber hatte ihm Apraxin bemerkt,
es fehle noch an Fourage für die Cavallerie und an Magazinen, die man in Er-
füllung der österreichischen Wünsche [vgl. Nr. 99) nicht so weit vorwärts, als
sonst geschehen wäre, angelegt hätte. Doch werde man das durch winterliche
Excursionen wettmachen. 3) Vgl. S. 527. 566 f.
4) Martens {Recueil IX, 62 ff.) druckt nur einen Comraercienvertrag auf
15 Jahre von 1734 ab, über dossen Verlängerung er sich nicht ausspricht. Vgl.
daselbst S. 217. 5) Vgl. S.494. 6) Vgl. S. 578. 594.
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*1756 September 28 — September 29.
ou vont se faire tres incessamment. On a fait partir deja les ordres pour 1756
les differents corps, qui dtaient en mouvement pour se rendre dans le pays Sept '
messin, de diriger leur marche jusqu'ä Strasbourg, oü, d'apres une note
que M. d'Argenson m'a communiqu^e hier, ils ne peuvent manquer de se
trouver tous rassemble's le 24 du mois prochain ... Ce qu'il y a de
certain, c'est que le corps entier pourra 6tre en marche le 25 ou le 26
du mois au plus tard et le sera en effet, au moins d'apres ce que m'a
asaure' M. d'Argenson, qu'il faut croire sur ce point1). . . .
»On met ici, du moins quant ä l'exteneur, autant de bonne gräce
dans la facon dont on se porte ä nous secourir, que l'on a peut-etre dans
le fond de röpugnance ä envoyer ce secours si loin d'ici et k le faire par-
tir dans une Saison si avance"e. II n'y a que M. Rouille*2) qui, en me
rendant compte de Timpression que ma demande avait faite, y ait mis le
ton de mauvaise humeur et ait laisse* e*chapper des reproches qui seraient
offensants de la part de tout autre que de lui. L'abbe' de Bernis et M.
d'Argenson, qui sont les seuls auxquels j'ai pu parier, le mareohal de Bel-
leisle n'ötant pas encore de retour, se sont explique"s tres difföremment et
m'ont fait connaltre que le Roi remplirait ses engagements et les remplirait
sans dölai. Les ordre9, comme je viens de le dire, ont 6t6 expe*die*s sur-
le-champ.« . . .
Grosses Erstaunen und Missvergnügen habe allgemein Starhembergs
Mittheilung hervorgerufen, dass Österreich seine niederländischen Truppen
nach Böhmen ziehen und die Diversion in Cleve aufgeben wolle3). Man
besorge insbesondere, bei der Entblössung der Niederlande von Truppen
den Anschluss der protestantischen Reichsfürsten und Hollands an Preussen
nicht verhindern zu können. Starhemberg habe darauf gerathen, zu diesem
Zweck ein französisches Observationscorps an den Grenzen aufzustellen.
Frankreich erkläre aber, während des amerikanischen Krieges nicht mehr
als 24000 Mann Hülfstruppen stellen zu können, »que, s'il fallait une
arm£e de plus, il (Statt nöcessaire avant tonte chose de faire une augmen-
tation de troupes considerable, qu'apres tout ce que Ton avait dejä fait
pour nous, sans nul engagement pris de notre part, il ötait impossible de
1) Noch am 3. October bestätigte Starhemberg, [in eigenhändigem Bericht]:
»Tout se dispose pour le depart des troupes conformement a ce que j'ai eu l'hon-
neur de marquer ä V. Exe, et j'espere encore toujours qu'ellea pourront commen-
cer ä defiler vers la Suabe le 24 ou le 25 de ce mois. On artend ici avec impa-
tlence des nouvelles de Vienne et surtout la prompte arrivöe des ordres que V.
Exc. comptait ... de m'envoyer, aussitöt qu'il serait humainement possible.«
2) Im P. S. berichtete Starhemberg noch von dem besonderen Bedenken
Rouill68, der annehme, dass die Verbindung Österreichs mit Frankreich noch
Gegner am Wiener Hofe habe und nur der Abschluss des Vertrages die genügende
Sicherheit für die Zukunft biete. Vgl. v. Arneth V, 474 Anm. 53. Wohl als
Antwort hierauf vgl. die Äusserung von Kaunitz bei v. Arneth V, 36. Vgl. auch
Nr. 209. 3) Vgl. S. 591.
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602 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 faire prdsentement encore davantage, que la France s'dpuisait, sans Stre
}pt 29 stire de rien , que Ton avait tonte confiance dans nos assarances et pro-
messea . . ., mais qu'il fallait ponrtant savoir sur quoi tabler, que Ton con-
scutait de se mettre ä notre place, mais que, de notre cdte\ nons nous met-
tions anssi ä la place du ministere d'ici, qu'il fallait avant tonte chose
conclnre notre traUe" . . ., qne, m§me apres avoir concln notre traite, il
serait bien difficile de mettre une arme'e de plns en campagne; mais que
c'Ctait chose absolument impossible dans les circonstanoes oü l'on se trou-
vait ä präsent, et qu'en un mot, nons risquions tout, si nons diffärions
davantage de terminer notre grande affaire1).
»L'abbe' de Bernis en son particulier m'a prie* avec instance de re-
presenter bien vivement ä ma conr la ne'cessite' de conclure an plus töt;
il m'a dit que, quoiqne certainement il füt sans sonpcon et me'fiance sur
nos intentions, il n'Ctait, näanmoin3, pas le maitre des deübdrations et pou-
vait m'assurer que nons n'obtiendrions rien, si notre traite* n'ätait concln;
que, pour sa part, le delai präsent le faisait conrir risque de perdre tout
son credit et donnait beau jeu a ses adversaires. <
Unter diesen Umständen habe er für besser gehalten, den heiklen
Auftrag des Rescripts vom 18. September2), den französischen Hof Aber
die Absicht einer Diversion in Hannover auszuhorchen, noch nicht auszu-
führen. »Des que j' aurai äte* mis en e*tat de travailler döfinitivement ä
la oonolusion du traite\ il me sera aise* de faire entrer cet objet dans le
concert ä prondre, et je me tronverai bientöt ä rneme de decouvrir les in-
tentions de la France ä cet e'gard. Pour le präsent, il est certain que
Ton n'en a aucune, et qu'on ne pense ni ne peut penser ä cet objet, mais
cette ide'e reviendra, et je donte fort que l'on consente ä se Uer les mains
et ä tranquilliser la cour de Londres ä ce snjet. . . .
»Je ferai mon possible pour obtenir qu'on se de*termine des ä präsent
ä rassembler nne arme'e d' Observation et, par conseqnent, a faire une aug-
mentation considörable de tronpes, mais je ne pnis promettre d'y räussir
avant l'arrive*e des ordres pour la conclusion du traite\ Je ne saurais assez
repäter que c'est ä ce point que tout s'accroche.« . . .
Oct 4 214. F. M. L v. Bohn an den Hofkriegsrath. Olmtttz, 4. October 1756.
Praes. 8. October 1756.
N»ch der üradirift. W. K. A.
Bericht über den Zustand der Festung Olmütz.
. . . »Was nun die Fortification betrifft3), so sind die wesentlichen
Festungswerker schon längst in vollkommenen Stand gesetzet worden.«
Für die Artillerie bedürfe es noch einiger Aufschüttungen. »Übrigens ist
1) Vgl. S. 595 f. 2) Vgl. Nr. 206. 3) Vgl. Nr. 138.
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1756 September 29 — October 5.
603
keins von diesen Werkern einem schädlichen Einsehen irgendwoher unter- 1 ~5G
Oct '
worfen, sondern befinden sich in solchem Stande, dass sie die kräftigste
Gegenwehr leisten können.«
Mit der Aufstellung der Pallisaden und der Arbeit an den Contre-
minen sei begonnen worden. Die Schleusen »sind alle fertig und aus-
gebaute
An Artillerie fehlten von dem Voranschlag nur noch 5 Stttok. Von
Gewehren befänden sich 8110 Stück im Vorrath, es fehlten aber noch 4000
von Wien zu liefernde Ladestöcke.
Der Vorrath an Stückkugeln übertreffe den Voranschlag. An Bomben
fehlten noch 4806 Stück, die »dermalen nicht zu bekommen sind. An
Haubitz- und Handgranaten ist die anverlangte Anzahl völlig beisammen.
»Ans diesem erhellet, dass die Artillerie in kurzer Zeit alle ihre
Nothdttrften zusammen haben wird.«
Proviant sei im Überfluss vorhanden.
215. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 5. October 1756. Praes. Oct. 5
12. October 1756.
Nach der Urschrift. Vgl. t. Arneth V, 33.
Frankreich verweigert in plötzlicher Entschlussänderung die Entsendung
eines IläJßcorpi nach Mähren.
»Apres tout ce que j'ai eu l'honneur de marquer ä V. Exc. dans ma
. . . depöche du 29 septembre1) et par ma lettre d'avant-hier 3 du cou-
rant2), il est bien facheux pour moi de devoir aujourd'hui Lui apprendre
que la cour d'ici a change* tout ä coup de rösolution, et que, d'apres le
comite" tenu samedi passe', 2 de ce mois, l'abbe* de Bernis m'a rapporte*
hier matin pour tonte reponse un memoire . . . qui contient les raisons
pour lesquelles on croit pouvoir refuser ou, du moins, difFe*rer de faire pas-
ser en Moravie le secours de 24000 hommes que Ton nous avait dejä ac-
corde*, qui, dans quinze jours d'ici, se trouvera rassemble" en Alsace, et qui
serait en elat de marcher avant la fin du mois.
»Oes raisons ne sont autres que Celles dont j'ai fait dejä mention dans
ma . . . de'peche du 29 septembre1), et auxquelles j'avais repondu, des
qu'elles m'eurent 6t6 opposäes. . . . Mais soit qu'elles aient e"te* mises
dans un plus grand jour par le mare'chal de Belleisle, qui 6tait absent
alors3), et qui, depuis son retour, s'est däclarä ouvertement contre notre
demande, — parceque, dit-il, eile est absolument contraire aux propres in-
te>€ts de S. M. l'Impäratrice, — soit que la malheureuse mdfiance qui s'est
emparäe de la plupart des esprits ä cause du retard de la conclusion dn
traUl secret1), ait fait soupconner que nons nous flattons, en obtenant notre
1) Vgl. Nr. 213. 2) Vgl. S. 601 Anm. 1. 3) Vgl. dagegen S. 578. 594.
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604 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 demande, de pouvoir parvenir a reconquerir la Sile*sie, sans avoir besoin
)ct. 5 ^Jaccor^er aucnn avantage ä la France. Ces raisons ont prevalu sur toutes
mea representations pour le contraire, quoiqoe tres fortes et faites avec
tonte la vivacite" et la chaleur que le cas exigeait. . . .
»On a repondu ä tont cela . . . que des reprlsentations n'ätaient point
un refus, que, si 8. M. le voulait absolument, il lui e'tait libre encore de
persister dans sa demande, et qu'en ce cas on s'y prßterait, mais qu'il
ötait impossible que ma cour ne trouvat pas bonnes toutes les raisons qui
seraient dätaillees par le comte d'Estre'es >), lequel ainsi que tous les gens,
versus dans l'art militaire, ne pouvaient que däsapprouver le projet d'une
demarche dont il ne pouvait revenir nulle utilite* ä 8. M. Tlmpöratrice, et
qui empßchait tous les effbrts les plus efficaces que, conjointement avec le
plus grand nombre des Princes de l'Empire, on pourrait faire d'un autre
cdte', que nous saurions avec le temps nous-mßmes bon gr6 ä la France
de nous avoir ddtourne* du plus mauvais parti qu'il eüt &M possible de
prendre; que, s'il n'eüt 4M question que d'accomplir le traitö döfensif, le
Roi passerait par-desgus toutes [les] conBiderations et se prgterait simplement
ä la demande de 8. M. Tlmpöratrice; mais comm'il s'agissait de bien plus
grands projets encore que celui d'une simple defense contre l'attaque da
roi de Prusse, il ne fallait pas rendre l'execution de ces projets impossible,
comme eile le deviendrait nöcessairement, si l'on ne s'assurait de tous les
Princes de l'Empire, et qu'il n'y avait pas d'autre moyen de s'en assurer
que de leur faire voir une armee prGte ä les döfendre contre le roi de
Prusse; que, si l'on envoyait les 24 000 hommes en Moravie qui, ä cause
des renforts, qui devraient les suivre de pres, en ferait trente et peut-Stre
quarante mille, on ne serait pas en ötat de raasembler une seconde arme'e
assez forte pour rassurer tous les Princes bien intentionntfs de l'Empire et
surtout pour contenir la Hollande.
»J'ai oppose* ä cette occasion les inquiötudes que nous allions donner
au parti Protestant, j'ai laisse* echapper differents propos au sujet de l'e'lec-
torat de Hanovre, conformes ä l'esprit des ordres qui me sont parvenus par
les deux derniers courriers2), enfin, je n'ai rien omis de tout ce qu'il e'tait
possible d'imaginer pour obtenir que l'on revint au parti auquel on s'e'tait
d^cide* d'abord, mais tout ce que j'ai dit, a €M inutile. J'ai fait sentir
combien il e'tait dösolant pour moi de devoir apprendre ä ma cour une
resolution diamätralement contraire ä celle dont je l'avais si positivement
assuree par ma derniere de'pe'che3); j'ai fait paraitre beaueoup de crainte
que Ton me soupconnerait de legerete* et d'e'tourderie d'avoir avanc6 si
präcisäment une chose dont je n'ätais pas sür, et que j'ätais dans le cas
1) D'Estre'es wurde in ausserordentlicher Hission zur Verabredung des
militärischen Operationsplancs nach Wien entsandt. 2) Vgl. Nr. 206. 207.
3) Vgl. 8. 601 Anna. 1.
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1756 October 5.
605
de devoir contredire six jours apres. Mais on m'a re'plique' ä tont cela 1756
que j'avais fait ma oharge et ce que je devaia faire; que la faute ätait ä
M. d'Argenaon d'ötre entre* si avant avec moi en detail sur an objet
qui e'tait encore inde'ois1); que tont autre ä ma place aurait agi oomme
moi etc. . . .
»J'aurais deaire* de pouvoir obtenir da moins qae l'on m'eüt propose'
an plan des Operations a faire en conformite* des vues de la conr d'ici.
J'ai fait entendre qae, si l'on comptait de parvenir ä toas les grands avan-
tages qae l'on avait ä espCrer par le moyen da traite* secret, en ne fai-
sant nul autre eflbrt que celui de faire passer dans le pays de Cleves an
corps de 24000 hommes, od aurait ces avantages ä bon marchä; mais que
ce n'ätait point \k le compte de ma cour, qae, poar obtenir de grands
avantages, il fallait de grands efforts etc. On a räpondn qu'on e*tait prßt
k tout faire, que Ton mettrait sur pied une armäe beaucoup plus consi-
derable, mais dont il fallait que ces 24 000 hommes fussent le fond; qu'au
moyen de cette arme*e on nous procurerait le secours des puisaances de
l'Empire auxiliaires de la France et cela en peu de mois, qu'on nous
donnerait, en outre, des sommes d'argent considerables, qu'on agirait aupres
des puissances du Nord, qu'on se condnirait en tout conformement aux
vues dont il avait 6t6 ci-devant tonjours question dans notre nägociation
sur le traite* secret2), mais que tout cela ne pouvait se faire avec ordre
et Systeme que quand notre traite* serait conclu, que c'Ctait-lä ce qui
arrßtait tont1); que ce n'dtait pas k nous k nous plaindre de la France,
mais bien k la France k se plaindre de nous et de l'incertitude oü nous
la Iaissious; que nous lui Ötions nous-memes les moyens de noos fitre
utile, et que c'e*tait nous qui retardions tous les ooncerts. En nn mot, on
m'a fait voir beaucoup plus d'inquie'tude et de mgfiance an sujet de nos
vues qu'on n'en avait marque* encore. Mais, en meme temps, j'ai pu con-
naitre encore mieux que par le passe*1) que nous obtiendrions tout et
peut-€tre mßme la marche des 24000 hommes en Moravie, si j'Ctais muni
des ordres ndcessaires pour la conclusion du traite* secret.
»Les ordres et les instructions du comte d'Estre*es ne roulent, ä ce
que m'a dit l'abbe* de Bernis, uniquement que aur la partie militaire; on
lui destine le commandement de l'armöe que l'on aura k mettre en cam-
pagne, auppose* qu'il soit question d' aller au delä du secours stipule* de
24000 hommes, et il n'aura, par consequent, pas un long sejour ä faire
ä Vienne. Le marechal de Belleisle, qui compte k präsent ne plus quitter
la cour, m'a promis qu'il aurait soin de faire regagner tout le temps perdu
depuis plus d'un mois tres inutilement par M. Rouiile*.
»La cause de celui-ci commence a devenir tres manvaise; tout s'unit
contre lui. Mde. de Pompadour, le marechal de Belleisle, l'abbe* de Bernis,
1) Vgl. Nr. 213. 2) Vgl. S. 532 ff.
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006 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 le prince de Soubise, et ä ce qu'on vient de me dire, M. de Machault lui-
*ct" 6 mgme sont tous d'avis que les choses n'iront bien que quand il [se] verra
deplacä1). Pour ma part, je ne pnis qne souhaiter infiniment que ce
deplacement ait lieu an plns töt; les choses ne prendront ici la tonrnure,
que nous devons de*sirer qa'elles prennent, qne quand le traitC sera concla
et Tabbe* de Bernis mis en place. L'une de ces choses ne suffirait pas,
il nous les faut tontes deux. . . .
>I1 est certain qne l'opposition du marechal de Belleisle ä l'envoi des
24000 hommes en Moravie ne provient point d'aucune manvaise volonte'
de sä part2). II est intimement convaincn que cet envoi serait contraire
ä nos inte're'ts commnns et surtout ä ceux de LL. Ms. Imps. ; quoiqne, dans
ses propos, il Cache soigneusement tont soupcon et tonte mefiance, je crois,
nlanmoins, qu'il en a sa part comme tous les autres. II est certain avec
cela que, vif et actif comme il Test, il est plus impatient que tous les
autres du retardement de la conclusion de notre traUe* et du de'lai qui en
rCsulte pour toutes les mesures ä prendre2). . . .
»En exposant les ordres donnes ä M. le marechal de Browne pour
degager les Saxons3), j'ai encore represente* le besoin indispensable que
nous pourrions avoir du renfort de 24000 hommes, au cas que nous vins-
sions ä recevoir un 6chec; mais on repond que ce renfort arriverait tou-
jours trop tard, parceque, s'il devait se donner une bataille, ce serait dans
le conrant de ce mois et non plus tard. L'argument le plus fort du
marechal de Belleisle contre l'envoi des 24000 hommes est qne, quand
meme on voudrait les faire partir ä la fro de ce mois, il e*tait absolument
impossible qne toutes les dispositions pussent etre faites jusques lä pour
1) Vgl. S. 595 f.
2) Auf Anfrage von Kaunitz fasstc Starhemberg am 2. November in eigen-
händigem P. 8. seine Ansicht Uber die Stellung der leitenden Persönlichkeiten
zu der Österreichischen Allianz nochmals dahin zusammen:
imo »Que je suis certalnement sur le pied de la plus grande confiance et
intimite avec Ms. de Belleisle et de Bernis.
2*o >Que j'ai tout lieu d'Ötre persuade de la droiture des intentions et de
la sinc6rit6 des dispositions de Tun et l'autre de ces mesaieurs a notre egard,
et que c'est uniquement ou, du moins, principalement ä eux et ä Mde. de Pom-
padour que nous avons l'obligation de tout ce qui s'est fait en bien ici jusqu'ä
präsent; qu'il n'a pas tenu & eux qu'on n'ait fait beaucoup mieux encore, et que
nous leur devrons tout ce que nous pourrons esperer d'obtenir encore par la suite.
3tio »Que le marechal de Belleisle a 6t6 oppose des le premier moment a
l'envoi du secours de 24000 hommes dans nqs Etats böreditaires d'Allemagne,
et qu'il s'y opposerait constamment, s'il pouvait en etre questlon encore, mais
que, certalnement, son intention n'est pas en cela de nous frustrer de ce secours
ou de favoriser le roi de Prusse. (II est tres äloigne de l'une et Tautre de ces
vues et j'ose assurer que nous n'avons pas dans le rolnistere d'ici de meilleur
appui que lui).« . . . Vgl. S. 531. 603 Anm 3. 3) Vgl. v. Arneth V, 15 ff.
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1756 October 5.
607
leur subsistance et embarqaement !). En tont, on a la plus grande re*pu-
gnance contre cette destination des troupes, et cette opinion commence ä Öct" '
gagner ä präsent tont le public.« . . .
215a. Starhemberg an Kaunitz. Paris, 5. October 1756. Oct. 5
P. 8. Nach der elgenhlndigen Urschrift.
»Depuis ma deiche finie, j'ai eu encore une longue conversation
avec M. Rouille* qui, quoique lie* intimement avec M. d'Argeuson, jette ainsi
que tous les autres la pierre k ce ministre et dösapprouve beaucoup les
mesures precipitees qu'il a prises avec moi, ainsi qae toutes les autres dis-
positions qu'il a faites, avant que d'avoir e"te* instruit de la re'aolution pre*-
cise et finale du Roi et du ministere2). Ce reproebe tombe egalement sur
lui, M. Rouille*, sur l'abbe" de Bernis et sur tout le reste du ministere, car
ils m'ont tenu tous un langage uniforme jusqu'ä l'arrive'e du mare'chal de
Belleisle qui seul a fait changer la reaolution que l'on avait prise3), et sur
laquelle il n'y avait pas eu le moindre doute jusqu'au comite* de samedi.
>ll est dit dans le memoire de l'abbe* de Bernis4) que les premieres
divisions du corps auxiliaire ne pourront, quelque diligence que Ton fasse,
passer le Rhin que le 10 ou 13 du novembre, mais cette assertion est
absolument contraire k la verite". II est incontestable qu'elles auraient pu
passer le Rhin des le 20 ou le 22 d'oetobre5). II est vrai que, depuis
que Ton a change* de re*solution, il est parti des ordres pour ralentir la
marche d'uue partie des troupes, mais il est apparent que ces ordres
n'ont e"te" donne's qu'en vue de jnstifier la dätermination prise en demier
lieu«).« . . .
1) Zur Beförderung auf der Donau. 2) Vgl. S. 605. 3) Vgl. S. 603.
4) D. d. 5. October 1756: Entwicklung der in Nr. 215 angeführten Gründe,
die eine Entsendung des französischen ÜUlfscorps' nach Mähren verböten.
5) Vgl. 8. 601.
6) In Wien war man Uber diesen Entschluss Frankreichs nicht so empört,
wie es nach der von v. Arneth V, 37 f. mitgetheilten offiziellen Antwort vom
18. October scheinen könnte. Kaunitz begleitete wenigstens die Übersendung
der Starhemberg'schen Depesche an die Kaiserin mit den Worten:
>Die verschiedene, Theils politische, Theils Militär-Ursachen, warum Frank-
reich sehr hart darankommen würde, noch in diesem Jahr 24000 Mann nach den
hiesigen Landen abzuschicken, waren ohnschwer vorzusehen. Da aber Ew. M.
nichts andres, als was der klare Buchstaben des Defensivtractats mit sich
bringet, verlanget und die erheblichste Beweggründe des falls vor Sich haben, so
bin ich des vorläufigen . . . Ermessens, dass zwar für dieses Jahr nichts versäumet
und vielmehr durch die Unterbleibung der französchen Winterquartiers in hiesigen
Landen viele Unannehmlichkeit ersparet werde; dass aber für das künftige Früh-
jahr auf die Absohickung eines namhaften Corps' fernerhin zu bestehen und sich
keineswegs mit Reich Struppen zu begnügen seie.« . . . {Vortrag vom 12. October
1756.]
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608 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 216. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 5. October 1756.
)ct. 5
Nach der Urschrift.
Itussland ist bereit dem Versailler Vertrage beizutreten.
. . . >Dem Chevalier Douglas ist von seinem Hof der Befehl auge-
kommen, dem hiesigen Aber den Punkt einer Schadloshaltung relative auf
die ihm entgehende englische Subsidien einen Anwurf zu machen, sich
aber vorhero mit mir hierüber verträulich einzuverstehen '). Solchem nach
hat der Douglas dem Grosskanzler zu seiner Particulareinsicht einen un-
verfänglichen Extract aus dem eingelangten Schreiben mittheilen zu sollen
für gut befunden. Da ich nun mit dem Grosskanzler vorgestern eine
Unterredung gepflogen, so hat mir dieser Ministre nicht nur obigen Extract
communiciret, sondern Uber diese Sach sich gegen mich weiters verträulich
äusseren zu wollen versprochen. Unterdessen habe noch nicht abnehmen
können, dass der russische Hof französche Subsidien annehmen zu wollen
bis nunzu in Absicht fahre2); wie mir dann der Grosskanzler noch weiters
eröffnet, dass des Feldmarschallen Generalen Apraxin Instruction bis auf
der russischen Kaiserin Unterschrift fertig und von Höchstderoselben eine
Million Rubel zu der Operationscassa angeschafft worden seie, dergest alten,
dass berührter Feldmarschall gleich nach erhaltener Instruction die Heise
zur Armee antretten, sodann, soviel die spate Jahrszeit zulasset, seine
Unternehmungen darnach einrichten werde. Benebst seie resolviret worden,
demnächst 45 000 Recruten auszuschreiben und, was noch niemalen ge-
schehen, auch die freie Werbung in Est- und Livland, jedoch ohne Nach-
theil derer Edolleuten, zu erlauben, dass also Russland seiner Seits gewiss
nichts unterlasse, was nur immer einige ausgebige Diversion gegen Preussen
zu erheischen scheinet3). Wie dann die russische Kaiserin selbsten bei
Gelegenheit des jungen Grossfürstens Geburtstag . . . sich gegen mich dahin
geäusseret, dass sie wegen des Königs in Polen betrübten Umständen Tag
und Nacht keine ruhige Stund hätte und auf Mittel und Wege bedacht
wäre, wie demselben eine zulängliche Satiafaction verschafft werden könne-
Und da der König in Preussen die Beurlaubte in diesem Königreich bis
nunzu nicht zurückberufen, auch die Pferde noch weiden lasset, benebst
keine Gegenvorkehrungen gegen eine hiesige Diversion machen zu wollen
[scheinet], folglichen den russischen Hof gleichsam verächtlich tractiret, so
ist man hierorts nicht wenig aufgebracht. . . .
Ȇbrigens bin ich und der Chevalier Douglas gestern Abends mit
dem hiesigen ministerio in Conferenz gewest und haben in I. M. und des
Königs in Frankreich . . . Namen die russische Kaiserin zu unserem De-
fonsivtractat förmlich eingeladen. Da nun eines Theils der hiesige Hof sich
schon öfters zu der Accession bereitwillig erkläret4), anderen Theils aber
1) Vgl. S. 527. 507. 2) Vgl. S. 509 f. 3) Vgl. S. 599 f.
4) Vgl. Nr. 212 und 193b.
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1756 October 5 — October 10.
600
der Douglas mit der erforderlichen Vollmacht gegenwärtig versehen ist, 1756
so hat man von Seiten des russischen ministerii unB neuerdingen ver-
sicheret, dass die hiesige Accession zu dieser Defensivbllndnuss gar keiner
Schwürigkeit ausgesetzt seie, dergestalten dass mir nur allein die Original-
vollmacht nöthig ist, um dies wichtige Werk zu seiner Vollkommenheit
bringen zu können. Die beede Kanzler haben mir abermalen1) ihr Ver-
langen, in was die mit der Krön Frankreich geschlossene geheime Nego-
ciation eigentlich bestehe, zu erkennen gegeben, nicht minder mir die
Notwendigkeit vorgestellet, dass auch unser und der hiesige Hof mittelst
einer Convention, gleich sie sich nach Inhalt meines . . . Berichts vom 21.
septembris2) schon im April diesfalls vertraulich geäusseret hatten3), sich
einander verbindlich concertiren mögen. €
217. Maria Theresia an Starhemberg. Wien, 10. October 1756. Oct. lo
Nach dem Reinconcept. Vgl. v. Arneth V, Oh ff. l&U.
Antwort auf Starhembergs Berichte vom 20.*) und 29. August*) 175G.
Der preussiscbe Friedensbruch habe den Einwand des französischen
Ilofs gegen die Zulassung einer weiteren Schwächung Preussens über
Schlesien und Glatz hinaus, das Bedenken wegen der Gerechtigkeit eines
solchen Unternehmens beseitigt. Daher solle Starhemberg noch einen letzten
Versuch zur Umstimmung Frankreichs wagen 6), da bei den künftigen Ope-
rationen sich der grosse Unterschied zwischen einer nur stillschweigenden
und einer formellen französischen Zustimmung sehr bemerkbar machen
könne. Indessen »wollen Wir . . . Dir . . . nicht verhalten, dass Wir Uns
in dem ärgsten Fall allerdings mit der Sache Selbsten und mit dem simplen
Consentement ... zu begnügen und solchergestalt denen Uns zugemutheten
untunlichen Gegenbcdingnussen 7) auszuweichen gedenken.«
Damit 8tarhemberg auch über die noch strittig gebliebenen Punkte ^)
eine Einigung herbeiführen könne, präcisire der Wiener Hof seine Forde-
rungen dahin:
1) Ein namhaftes Corps französischer Truppen zur Verwendung un-
mittelbar gegen Preussen. Von diesem Verlangen stehe man um so weniger
ab, da es mit dem geheimen Tractat in gar keiner Verbindung stehe,
sondern sich lediglich aus dem Versailler Defensivvertrag herleite9).
2) Bereithaltung einer französischen Observation sarmee, »um England
nebst seinen Alliirten zu beschäftigen und feindlich anzufallen, wann diese
dem König in Preussen einige Hülfe gegen Uns leisten wollten 10).< Jedoch
1) Vgl. S. 557. 2) Vgl. Nr. 208. 3) Vgl. Nr. 73 c.
4) Vgl. Nr. 187. 5) Vgl. Nr. 196. 6) Vgl. Nr. 211.
7) Vgl. Nr. 187b. 8) Vgl. Nr. 187 d. 9) Vgl. S. 555 f. 590.
10) Vgl. S. 537.
Acten zur Vorgeschichte des 7j ihrigen Krieges. 39
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610 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1'56 sei ein thatsächlicher Einmarsch in Hannover keineswegs anznratben, um
ct* 10 nicht die protestantischen Reichsfürsten zu beunruhigen1), vielmehr werde
die Annahme einer lediglich drohenden Haltung viel zweckmässiger sein.
3) »Über das [soll Frankreich] 25 — 30 000 Mann Beichstruppen in
seinen Sold und Verpflegung nehmen2), welche Wir nach Gutbefinden ge-
brauchen lassen könnten.« Müsse Starhemberg irgendwo nachgeben, so
soll er lieber bei dieser als bei den übrigen drei Forderungen zurückweichen.
»Hiebei ist in fernere Erwägung zu ziehen, dass sich zur geschwinden
Entkräftung des Königs in Preussen eine weit grössere Würkung davon
zu versprechen wäre, wann Frankreich, statt neuer Truppenbehandlungen
im Reich, der Krön Schweden 3) das laufende Subsidienquantum so namhaft
vermehrete, dass diese Krone andurch in den Stand gesetzet würde, allein
mit einer Armee von 30 — 40 000 Mann in Pommern einzufallen und ihre
ferneren Kriegsoperationen nach der zu pflegenden Einverständnuss mit
Uns und dem russischen Hof ergiebigst fortzusetzen.
»Sollte sich nun Frankreich . . . hierzu einverstehen, so wären Wir
allerdings erbötig, nach Proportion des an Schweden abzureichenden Geld-
quanti auch weniger Reichstruppen anzuverlangen nnd Uns damit zu be-
friedigen, dass Frankreich, vermög seiner ohnedem schon mit verschiedenen
Reichsfürsten geschlossenen und nicht zu unterbrechenden Subsidientractaten *)
darauf fest bestehe, dass die stipulirte Truppenanzahl ohnverzüglich in
marschfertigen Stand gesetzet und darinnen erhalten werde; dass dann
diese Truppen als ein corps de re*serve und möglicher Zuwachs zn der
französchen Observationsarmee anzusehen und nach Beschaffenheit der
künftigen Kriegsereignnssen die weitere Abrede zn pflegen wäre, welche
dieser Truppen gegen Preussen gebrauchet und in die französche oder
auch allenfalls Unsere Verpflegung eintrettcn sollten; indeme bekannter*
maassen die von Frankreich allschon bewilligte Subsidien als ein blosses
Wartgeld anzusehen seind und über das die Auxiliartruppen, wann sie
ausser Land ziehen, völlig in fremden Sold und Verpflegung eintretten.
»Nachdem nun jährlich wenigstens 2 Millionen teutscher Gulden für ein
Corps von 20000 Mann erforderet [werden], so fallet der Unterschied zwischen
den blossen Subsidientractaten und der würklichen Truppenstellung, anbei
aber auch dieses von Selbsten in die Augen, dass Unser Vorschlag wegen
Vermehrung der schwedischen Subsidiengelder dem französchen Hof keines-
wegs grössere Ausgaben verursachen, sondern eine Zulag von 2 Millionen
Gulden hinreichend sein würde, 30 — 40 000 Schweden gegen Preussen in
Bewegung zu bringen; da sodann nach Proportion Unseres Antrags noch
10 000 Manu Reichstrnppen zu stellen oder, was für die Wohlfahrt des
Unternehmens weit vorträglicher sein würde, das an Uns abzugebende firan-
1) Vgl. S. 590 f. 2) Vgl. S. 537. 3) Vgl. S. 252. 405. 580. 597.
4) Vgl. S. 556.
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1756 October 10.
611
zösche Hülfscorps mit 10 000 Mann eigener Truppen zu verstärken und 1756
zwar denen Reichsständen die versprochene Subsidien fortzuzahlen, hingegen
auf den Fall, wann die Stellung ihrer Truppen von Uns für diensam be-
funden würde, die Sache dergestalt zu verabreden . . . wäre, dass der
französche Hof in seinem Namen und vermög der geschlossenen Subsidien-
tractaten die würkliche Stellung und den Ausmarsch der stipulirten Truppen-
anzahl an verlangte, Wir aber deren völlige Verpflegung von dem Tag ihres
Ausmarsches aus den eigenen Landen zu übernehmen . . . hätten . . .,
welche Einrichtung bei den cölnischen, pfälzischen, zweibrückischen, lütti-
chischen und württembergischen, aber nicht bei den bayerischen Truppen
stattfände, wie dann dieser Churfürst sich zu keiner Truppenstellung gegen
Frankreich anheischig gemacht, sondern die französche Subsidien für sein
blosses Stillsitzen und für das Versprechen, seine Kriegsvölker nicht gegen
Frankreich und dessen Alliirte dienen zu lassen, ausbedungen hat; dass
also mit demselben neue Tractaten gepflogen werden müssten, wann Wir
ein Corps seiner Truppen in Unseren Sold übernehmen wollten.«
4) Für die Dauer des Krieges jährlich 12 Millionen deutsche Gulden
als Subsidien1).
In keinem Punkte lehne Österreich die französischen Forderungen
entschieden ab, vielmehr werde Starhemberg zu schliesslichem Nachgeben
in allen Fragen ermächtigt. . . .
»Dass Frankreich auf die Einräumung der places de sürete" bestehe2),
kann Uns um so weniger befremdlich fallen, da Wir Uns gleich bei dem
ersten Anwurf des geheimen Geschäfts dazu anerbotten haben8); dahero
Wir auch bei der Sache Selbsten nach Maassgab der bereits verabredeten
Modalitäten keinen sonderlichen Anstand finden, hingegen das grösste Be-
denken eigentlich bei der Frage, wann die Einräumung geschehen solle,
vorwaltet. Dann sobald diese geschiehet, so ist leicht vorauszusehen, dass
die Seemächten und besonders die Republik Holland in die grösste Be-
wegung gerathen und Unsere geheime Einverständnis mit Frankreich
entdecken, alsdann aber das äusserste anwenden werden, um den König
in Preussen zu unterstützen, einen allgemeinen Landkrieg zu veranlassen
und Unser ganzes Vorhaben zu vereitelen.
»Nachdem nun Frankreich die sehr vernünftige Vorsicht gebrauchet,
anderen Mächten und vorzüglich der Republik Holland keine Beisorge wegen
weitaussehenden Unternehmungen vor der Zeit zu verursachen, sondern
diese Republik immer mehrers einzuschläferen und von Verstärkung ihrer
Landmacht, worauf die englische Partei so stark dringet, zurückzuhalten,
so wäre es mit der eigenen Politik und dem wesentlichen Staatsinteresse
der Krön Frankreich auf keine Weise vereinbarlich, dass sie durch die
allzu frühzeitige Besitznehmung der ihr einzuräumenden niederländischen
1) Vgl. S. 540. 2) Vgl. S. 539. 3) Vgl. S. 180.
39*
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612 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Plätzen ihren bisherigen Maassnehmnngen zuwider handien und solche ver-
0ct* 10 derben sollte.
»Es ist also der eigentliche Zeitpunkt zu Einräumung einiger nieder-
ländischen Plätzen erst alsdann erschienen, wann kein Bedenken mehr
dabei vorwaltet, die gehoime Handlung der Welt bekannt zu machen und
solche in das Werk zu setzen; wobei noch Unserer Seits die besondere Be-
trachtung mit einschlaget, dass nicht nur die Aufnahm namhafter Capita-
lien in den Niederlanden, sondern auch die Bewilligung der dortigen Ständen,
wo nicht gar unterbrochen, jedoch sehr gehemmet werden dörften ; woraus
Du also von Selbsten ermessen wirst, mit wie vieler Sorgfalt darauf fürzu-
denken seie, dass die erwähnte Einräumung nicht überschnellet, sondern
wenigstens bis in den Winter verzögeret werde.
»Um nun dem französchen Hof allen Anlass zum Argwohn und wei-
teren Vorwürfen zu benehmen, so halten Wir für das vorträglichste, dass
Du demselben fordersamst zu erkennen gebest, wie zwar die Einräumung
einiger Plätzen wegen verschiedener, leicht zu ermessenden Ursachen alle-
zeit sehr bedenklich falle, jedoch Wir ans vollem freundschaftlichem Zu-
trauen in dieses Verlangen einwilligten und hiebei bloss und allein aus
Rücksicht für das gemeinschaftliche Besto nichts anderes verlangeten, als
dass sich hierunter aus unzeitigem Misstranen nicht übereilet, sondern
fordersamst mit Uns wohl überleget werde, wann ohne Gefahr eines sonder-
lichen Schadens zur Ausführung zu schreiten und alles dergestalt in Holland
und anderwärts vorbereitet seie, dass kein allgemeiner Krieg daraus zu
besorgen stünde. Wenigstens moss die Sache insolang Anstand leiden, bis
der geheime Tractat oder doch die articles präliminaires zum würklichen
Schluss gelanget und Wir von England und Holland auf Unsere morgen
von hier abgehende förmliche Reclamirung des casus foederis nnd der Werk-
tätigen Hülfleistung gegen Preussen eine sonder allen Zweifel erfolgende
abschlägige Antwort erhalten haben und andurch vor der unparteiischen
Welt wegen aller Unseren künftigen Unternehmungen gerechtfertiget worden.
Welche Bedingnusse so offenbar in der Billigkeit gegründet seind, dass
deren Verweigerung eine allzu grosse Eigennützigkeit des französchen Hofs
zu erkennen geben würde, zumalen Wir ja von demselben noch kein Geld
empfangen haben, die Stellung der 24 000 Mann bloss und allein aus dem
Defensivtractat herrühret und Uns mit einiger Anständigkeit nicht wohl
zugemuthet werden kann, dass Wir zur Erfüllung des geheimen Tractats,
ehe noch derselbe zum Schluss gelanget ist, schreiten nnd desto grössere
Schwtirigkeiten bei den erst zu verabredenden Bedingnussen zu gewarten
haben sollten. . . .
»Auch bei dem neuen französchen Ansinnen der freien Communication
von Ostende und Nieuwport durch Ypres nach Dunkerque1) [finden
1) Vgl. S. 539.
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1756 October 10.
613
Wir] alsdann keinen Anstand, wann die zuerst ernannte Städte denen 1 <56
französchen Truppen eingerauraet werden müssen, maassen diese Truppen, ^ct* 1
solang Engeland auf der See Meister ist, keinen anderen Weg nach Ost-
ende zu kommen vor sich hätten und Unsere Bewilligung, ohne zugleich
die Communication einzugestehen, von keinem Nutzen sein würde. Jedoch
wirst Du hiebei nicht ausser Acht lassen, dem künftigen Tractat die von
dem französchen Hof bereits bewilligte Erläuterung1) einzuverleiben, dass,
insolang Wir in dem Besitz Unserer Niederlanden verbleiben, die französche
Truppen sich nichts anderes als des Besetzungsreohts anmaassen, alles
übrige aber in dem Stand, wie es sich dermalen befindet, lassen, folglichen
weder Unseren Einkünften noch dem commercio Unserer Unterthanen
einigen Abbruch zufügen sollten.
»Sonder Zweifel der wichtigste und häklichste [Artikel] unter allen
[ist, dass] Frankreich die einzige mit Seehäfen versehene flanderische Städte
Nieuwport und Ostende für sich ausbedingen2) und andurch das Mittel
in Händen bekommen will, nicht nur den ganzen niederländischen Handel
an sich zu ziehen, sondern auch der Krön Engeland die nächste Commu-
nication mit Teutschland und andurch einen sehr ansehnlichen Theil ihres
commercii gänzlich zu sperren und sich von den Küsten längs der Manche
Meister zu machen.
»Was die Krone Frankreich andurch für ungemein grosse und wich-
tige Vortheile erhielte, und wie sehr die Seemächten, besonders aber Enge-
laud, in die Enge getrieben würden, ist nicht zu übersehen.
»So wenig nun Frankreich Bedenken getragen hat, Uns in dem Lauf
der geheimen Negociation deutlich einsehen zu machen, dass es Unsere
Vergrösserung nicht mit gleichgültigen Augen ansehe3), ebenso wenig und
noch viel weniger könnte Uns die nämliche Gesinnung verdacht werden,
zumalen Unserer Seits nur de damno vitando, hingegen französcher Seits
de lucro captando die Frage ist und dieser Vortheil mit deme, was die
ernannte Krone zur Ausführung beitragen will, nicht in Vergleiohung ge-
zogen werden kann.
»Allein es ist hier nicht bloss um die französche Vergrösserung zu
tbun, sondern die allzu hoch gespannte französche Verlangen gereichen Uns
zum ohnmittelbaren Schaden, maassen die von Uns bereits bewilligte4) Ab-
gaben des Herzogthums Luxemburg, des dominii supremi der Herrschaften
Chimay und Beaumont und allenfalls des sehr einträglichen Pays rötroce'de'
zwar an sich unschätzbar und von solcher Wichtigkeit seind, dass andurch
alle französche Bewilligungen in Übermaass ersetzet würden; jedoch wären
dieselben von keiner solchen Beschaffenheit, dass die Eifersucht aller euro-
päischen Mächten auf das höchste getrieben würde. Hingegen stünde bei
1) Vgl. S. 520. 2) Vgl. S. 520. 539 f. 3) Vgl. S. 257.
4) Vgl. S. 402.
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614 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 der Cession von Nieuwport und Ostende ganz zuverlässig vorzusehen, dass
>ct° *® Engeland und vermuthlich auch Holland ihre äusserste Kräften zu Ver-
anlassung eines allgemeinen Kriegs und zu Abwendung ihres gänzlichen
Untergangs anspannen müssten1). Woraus sich also die natürliche Folge
ergiebt, dass es auch bei Uns einen sehr beträchtlichen Unterschied aus-
mache, ob ein Arrangement, so alles auf die Spitze, Uns Unsere so theuer
zu erkaufende Vortheile in die grösste Gefahr setzet, oder ein solches ge-
troffen werde, welches sich mit dem Staatsinteresse aller europäischen
Höfen am ersten vereinbaren und die Hoffnung flbrig lasse, dass der Krieg
sich nicht weiter, als zwischen Uns und Preussen, dann zwischen Frank-
reich und Engeland erstrecken und ein baldiger vortheilhafter Frieden
nachfolgen werde.
»Diese einzige Betrachtung ist von so grosser Wichtigkeit, dass es
allerdings ein Überfluss wäre, mehrere nicht minder erhebliche hinzuzu-
fügen, und sollte Frankreich ebenso gut als Wir bedenken, dass sich mit
proportionirten Vortheilen zu begnügen, und wann der Bogen allzu sehr
gespannet wird, eines mit dem andern gar leicht fehlschlagen könne.
»Du hast also Deine grösste Aufmerksamkeit und Bemühung annoch
dahin zu richten, dass der französche Hof nicht weiters auf der Abtrettung
der flandrischen Städten Ostende und Nieuwport bestehe und den Werth
Unserer Anerbieten, wie auch die Folgen recht beherzige, so aus seinem
Verlangen erwachsen müssten.
»Ob Wir nun zwar in dem ärgsten Fall und, wann alles nicht ver-
fangen wollte, zum Voraus entschlossen seind und Dich hiermit begwaltigen,
lieber in die erwähnte Anforderungen einzuwilligen als das geheime Ge-
schäft unvollkommen und gänzlich zerfallen zu machen, so gehet doch
Unser Willen und gemessener Befehl dahin, dass Du vorher alle thunlich
erachtende Mittel zur Erreichung Unserer Absichten anzuwenden, endlichen
aber Dich sub spe rati zu fügen und zu schliessen, jedoch Dich zugleich
eifrigst zu bestreben habest, die Bedingnuss, dass Spanien mit einstimme,
hinzuzufügen und anbei Uns andere wesentliche Vortheile2) dagegen aus-
zudingen, als worzu genügsamer Stoff vorhanden ist.«
Über die Anstheilung von Ländern an die heranzuziehenden Hülfs-
mächte3) solle Starhemberg dem französischen Ministerium die beruhigende
Versicherung ertheilen, dass der kaiserliche Hof Ländergewinne lediglich
im Verhältniss zu ihrer werkthätigen Mithülfe in Aussicht stellen werde.
Vor allem sei Schweden auf Pommern hinzuweisen, und Frankreich möge
die in Schweden herrschende preussenfeindliche Stimmung4) wenigstens
durch die Aussicht auf Gewährung höherer Subsidien anfeuern. Das solle
möglichst bald geschehen, um die günstige Stimmung des russischen Hofs
1) Vgl. S. 386 f. 402 f. 531. 539. 2) Sie werden nicht näher bezeichnet
3) Vgl. S. 541 f. 4) Vgl. S. 487.
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1756 October 10.
615
Schweden durch den Hinweis auf Pommern mit in das Concert gegen
Preussen zu ziehen J). Auch vermeide man durch Hinzuziehung Schwedens
den Anschein eines Religionskrieges2).
Chursachsen solle das Magdeburgische, Holland Preussisch Geldern
und eine »anstandige Barriere« gegen das Versprechen der Neutralität er-
halten. ...
Die Kaiserin billige das Vorgehen Starhembergs bei Einleitung der
Verhandlungen über die conditions cwivenables und sei zufrieden »über die
bewürkte vergnügliche Äusserungen des französchen Hofes3).«
Da Esterhasy »zum Voraus die sehr vergnügliche und standhafte Ge-
sinnung der rassischen Kaiserin zu erkennen giebet4), so ist nicht im min-
desten zu zweifeien, dass . . . Esterhasy das Snbsidiengeschäft5) in die
vergnüglichste Wege einleiten werde.«
Die französische Erklärung über die geforderte weitere Vergrößerung
Österreichs über Schlesien hinaus6), ist »so sehr vergnüglich, als Wir
solche nach den jetzigen Umständen immer wünschen können, zumalen
dieselbe in den geheimen Tractat eingerucket werden kann und hieraus
nicht nur eine förmliche Obligation erwachset, sondern auch die Krön
Frankreich andurch die mehrere Schwächung des Königs in Preussen aus-
drücklich begnehmet und hieran Theil zu nehmen veranlasset wird. . . .
»Solchergestalt befindest Du Dich auf alle Artiklen Deiner Beilagen7)
mit so zureichenden Verhaltungsbefehlen versehen, dass Du die letzte Hand
an das geheime Tractatsge schüft legen kannst. Und ob zwar noch viele
Anstände zu heben seind, so haben Wir Uns doch in allem so willfährig
und billig erkläret, dass kein einziger Punkt, so die Handlungen zerschlagen
machen könnte, übrig verbleibet und nicht wohl an einem vergnüglichen
Schluss zu zweifeien stehet8); zumalen der französche Hof gar wohl ein-
siehet, dass die dermalige Weltumstände durch die eigene Schuld und
Veranlassung des Königs in Preussen eine solche Gestalt gewonnen haben,
welche die nicht unwahrscheinliche Hoffnung an Hand giebete, den er-
nannten König auch ohne die ungemein wichtige Aufopferung Unserer
Niederlanden demiltlrigen und ihme die cedirte schlesische Lande bei dieser
Gelegenheit entreissen zu können °). In welcher Betrachtung auch ehender
von einer guten als üblen Würkung sein kann, dass Unsere endliche Er-
klärung nicht übereilet und andurch die französche Beisorge in etwas
vermehret worden ,0).
»Nachdem Wir aber bei Unseren einmal gefassten und wohl über-
legten EntSchliessungen standhaft beharren und Uns durch den vergnüg-
1) Vgl. 8. 322. !
4) Vgl. Nr. 203. 204.
7) Vgl. Nr. 187 b. — i.
10) Vgl. Nr. 215.
2) Vgl. S. 523.
5) Vgl. Nr. 216.
8) Vgl. S. 597.
3) Vgl. Nr. 196.
6) Vgl. Nr. 196.
9) Vgl. S. 592.
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616 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
liehen Anschein, wie es bei andern eigennützigen Höfen gar wohl nnd
nicht ohne erheblicho Ursache geschehen könnte, anf keine Weise irre
machen lassen«, so hoffe man, dass diese überzeugende Probe der Öster-
reichischen Gesinnung eine entsprechende Wirkung in Frankreich ausüben
werde.
Da die gegenseitigen Zugeständnisse noch nicht in allen Einzelheiten
festständen, so könne vorläufig auch noch kein Vertragsentwurf übersandt
werden.
Oct. 12 218. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 12. October 1756.
Praes. 25. October 1756.
Nach der Urschrift.
Russlands Unwille iiber den österreichischen Subsidienantrag.
. . . »Gleichwie nnn . . . Graf zu Kaunitz -Rittberg mir . . . neuer-
dingen angezeiget hat1), dass ein- für allemal festgestellt bleibet, dass
mit dem russischen Hof ein Subsidientractat errichtet und mir auf Ab-
schlag derer Subsidien baldmöglichst eine Million Gulden und dann noch
eine andere Million übermachet werden solle, wann nur die hiesige werk-
thätige Hülfe fest und sicher gestellet werde, so habe mit denen hiesigen
zweien Kanzleren und zwar mit einem jeden in particulari über Ew. M.
so gestalteten . . . Antrag eines zu schliessenden Subsidientractats mich
nochmalen'2) vertraulich zu unterreden nicht verweilet, sofort mir dieser
zwei Ministres und besonders des Grosskanzlers Gedanken dieses Mal so
angelegentlicher ausgebetten, als Ew. M. wiederholte . . . Befehle mir nach
der Zeit zugekommen, da doch, nach Inhalt meines . . . unterm 7. septembris
erlassenen . . . Berichts3), Russland auf keine französche Subsidien eine
Rucksicht trage4), sondern demselben genug ist, wann nur der König
in Preussen geschwächet und Frankreich weder directe noch iodireote
denen beiden k. Höfen in der diesfalls vereinigten Ausführung hier-
durch sich widersezet. Hierauf nun mir fflrnehmlich der Grosskanzler in
einer den 9. dieses mit ihm gepflogenen Unterredung zu erkennen gegeben,
dass, gleichwie auf Ew. M. in Ansehung des grossen Vorhabens durch
mich gemachten ersten Antrag von Seiten des hiesigen ministerii sich nicht
1) Vgl. Nr. 210. 2) Vgl. Nr. 212. 3) Vgl. Nr. 199 und 212.
4) Aua 19. October Ubersandte Esterhasy den Extract aus einem russischen
Erlass an Bechtejew vom 30. September st. v., worin es heisst: . . » Si S. M.
T. C. pense qu'il ne serait pas juste que nous nous privions sans retour des secours
que l'Angleterre s'empresse elle-möme & nous donner, nous ne voulons pas cepeu-
dant rendre trop difficiles par ce point-lä les negociations de la cour de Vienne,
ayant dejä fait voir assez clairoment que nous ne faisons pas autant de cas de
ces secours qu'on se l'imagine peut-etre, mais que nous tächerons plntöt de
prouver par les effets mOmes que nous preuons plus h cceur l'interöt couiroun que
celui qui nous regarde en particulier.«
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1756 October 10 — October 12.
617
nur münd- und schriftlich, in verschiedenen [Malen] bundsmässig und in 1756
Übermaa8s, sondern auch von der russischen Kaiserin selbsten gegen mich 0ct
standhaft und grossmüthig dahin geäusseret worden, dass Höchstdieselbe
ihres Orts ohne einige Rucksicht und Vortheil zu Wiedereroberung Schle-
siens und Glatz' all-mögliches zu contribuiren willig und gegenwärtig wftre *),
sie, ministri, nunmehro billig verwunderet seien, dass man . . . auf einmal
von ihrem ersten Antrag2) und denen von hier erhaltenen häufigsten und
bundsmässigen Antworten abzugehen und auf einen Subsidicntractat zu
verfallen schiene. Ew. M., führe der Grosskanzler fort, hätten durch mich
anbringen lassen, dass Allerhöchstdieselbe zu mehrerer Erleichterung des
grossen Vorhabens mit Frankreich eine geheime Negociation [zu] entamiren und
mit der russischen Kaiserin eine nähere Einverständnuss und Goncert zu
errichten gedacht, auch fort des hiesigen Hofs Gedanken durch mich zu
vernehmen gewärtig wären. Gleich auf mein erstes Anbringen hätte die
russische Kaiserin sich nicht nur gegen mich selbsten in ihrer, derer
Ministres, Gegenwart grossmüthig und standhaft geäusseret, sondern auch
zugleich mittelst unterm 22. April von mir eingesandten Aufsatzes3) sich
zu einer bündigen Convention mit Ew. M. ein verstehen zu wollen klar und
deutlich erkläret, auch die Zeit über alle englische Offerten zu einer neuen
Convention, wie nicht minder die von dieser Krön letzthin angesuchte Me-
diation und Aussöhnung mit Preussen rund abgeschlagen4), ihre Armee
noch vor dem Einfall in Sachsen schon in marschfertigen Stand und Be-
wegung gesetzet, solche auf meine abgeänderte Vorstellungen bald zurück-5),
bald wieder vorrucken6), auch durch die russische Ministres an fremden
Höfen feierlich declariren lassen, dass Ew. M. und Chursachsen sie, die
russische Kaiserin, allianzmässig beispringen würden6), ja, ihre Armee schon
bis an die preussischen Grenzen vorrucken lassen, in der vollen Zuversicht,
dass Ew. M. Sich inzwischen über den von mir unterm 22. April . . .
eingeschickten Aufsatz8) ... zu expliciren und den hiesigen Hof hierüber
zu beruhigen, auch auf nunberührtes Fundament eine Convention, welche
nach dem gewaltsamen preussischen Friedensbruch nunmehro den gehäs-
sigen Namen einer Offensiv Verbindlichkeit von sich selbsten verlieret, zu
schliessen belieben. Der Grosskanzler fügte diesem noch weiters hinzn,
dass nicht nur sie, ministri, [niemal noch] 7) begreifen könnten, sondern auch
bei der russischen Kaiserin selbsten und in dem Conseil Speculation und
Nachdenken genug erweckte, dass von Seiten Ew. M. auf eine dergleichen
Convention so wenig reflectiret und nach so vielen Monaten dem hiesigen
Hof nicht die allergeringste Idee von der geheimen Negociation, in was
1) Vgl. S. 412. 599. 2) Vgl. Nr. 56. 3) Vgl. Nr. 73 c.
4) Vgl. S. 599. 5) Vgl. Nr. 129. 6) Vgl. S. 510.
7) So wohl richtiger statt der dechiffrirten Worte der Vorlage: > einmal
noch «.
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618 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 dann solche bestehe, oder worauf die Verzögerung accrochire1), dnrch
c mich im Vertrauen hätte mitgetheilet werden wollen. Der Grosskanzler
sagte mir weiters, dass Ew. M. aus denen von mir hoffentlich . . . einbe-
richteten mündlichen hiesigen Versicherungen und denen mir zugestellten
bündigsten [Erklärungen] des hiesigen Hofs Gedanken und unter anderem
daraus . . . ersehen haben werden, dass von einem zwischen Ew. M. und
Russland zu errichtenden Subsidientractat man hierorts gegen mich bis
nunzu nicht das allergeringste hätte fallen lassen2). , Warum also,' setzte
der Grosskanzler seinen Reden hinzu, ,ist dann Ihr Hof von seinem ersten
[Antrag] abgegangen und auf einen Subsidientractat verfallen, und warum
verzögeret man dann so lang, durch eine Convention sich Russland ver-
bindlich zu machen? Es ist ja Ihr eigener Nutzen, und die russische
Kaiserin hat bis nunzu auf keine französche Subsidien gedacht2). Es
scheinet, als ob man bei Ihrem Hof der russischen Kaiserin bündigste Zu-
sage gleichsam in Zweifel ziehen wollte, wo doch der hiesigen Monarchin
das Wort Subsidien so gehässig ist, dass weder ich, Kanzler, noch der
Graf Woronzow ihro davon zu sprechen uns getrauen. Alles also', sagte
der Grosskanzler, ,was [man] von Ihrem Hof zu wissen verlanget, bestehet fiür-
nehmlich in deme, dass Ew. M. für das erste . . . gefallen mögte, dem hie-
sigen Hof so ehender vertraulich mittheilen zu lassen, in was die geheime
Negociation bestehe, oder worauf dessen Verzögerung so lang hafte, als
sich von hieraus mittelst verschiedener Versicherungen auch vor der mit
Frankreich zu Stand gebrachten geheimen Negociation mit allianzmässiger
Httlfleistung vergnüglich und standhaft geäusseret worden ist.
»Zweitens, dass Ew. M. nach sein, des Grosskanzlers, Anrathen in
Rucksicht des auszuführenden grossen Vorhabens und zwar auf dem Fun-
dament des von mir unterm 22. April . . . eingesandten hiesigen Antrags3)
mit dem russischen Hof eine Convention errichten, mir den diesfallsigen
Aufsatz und erforderliche Gewalt und Vollmacht mit erstem zuschicken,
folglichen den hiesigen Hof Sich andurch verbindlich au machen ... be-
lieben mögten.c
Über die Ausnehmung der Pforte bei dem Beitritt Russlands zum
Versailler Tractat4) habe ihm Bestushew seine Privatansicht dahin zu er-
kennen gegeben, »dass, gleichwie für die Pforten und fürnehmlich bei gegen-
wärtigen Umständen eine grosse Rucksicht zu tragen ist, er die Accession
in solche Wege zu leiten trachten würde, damit [nach] Ew. M. und des franzö-
schen Hofs . . . Intention mittelst einer Declaration oder ausdrücklichen
Clausul die versprochene Hülfe niemalen an Volk, sondern allzeit an Geld
zu leisten seie.« . . .
1) Vgl. S. 609. 2) Vgl. Nr. 199. 3) Vgl. Nr. 73 c.
4) Vgl. S. 597.
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1756 October 12 — October 22.
619
219. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 12. October 1756. o't^
Nach der Urschrift.
Gefahr eines Umschwungs der russischen Politik.
... Er müsse »pflichtmassig bekennen, dass, wann wider all-besseres
Vermuthen auch nach Eintreffung gegenwärtigen [Berichts] auf die in meiner
heutigen . . . Relation1) berührte zwei wichtige Punkten nicht zurückge-
sehen, sofort mir nicht eine zulängliche Auskunft über eine mit Russland
zu errichtende Convention gegeben werden sollte, ich für die üble Folgen
so weniger mehr gut stehen will2), als die grossfürstliohe Herrschaft dem
Accessionswerk zum Versailler Tractat alle Hindernussen in Weg zu legen
suchet3); und obschon der Grosskanzler begreifet, dass bei dieser Accession
auf die ottomanische Pforte zurückzusehen seie, so vernehme ich doch, dass
die von Ew. Exo. an Hand gegebene expedientia4) nicht allerdings Ingress
finden sollen und man die ottomanischen Pforten davon nicht ausgenommen
wissen, anstatt deren Truppen aber sich, [wann Frankreich Geld vorziehe], &)
damit befriedigen wolle, worüber also mit nächstem das verlässlichere an-
zuzeigen verhoffe.« . . .
220. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 22. October 1756. Praes. Oct. 22
5. November 1756.
P. S. 1. Nach der Urschrift. Vgl. r. Arneth V, 53. 61 470 Anm. 90.
Steigender Unwille Russlands über die zögernde Politik Österreichs.
Die grossfürstlichen Herrschaften seien nach wie vor dem neuen
System und also auch dem »Accessions werk« abgeneigt6) und bemühten sich,
ein- und anderes Oonseilmitglied auf Irrwege zu führen. Da der Gross-
kanzler selbst zu dieser Abneigung den »ersten Stein gelegt« habe7), so
sei er jetzt ausser Stande, sich diesen gefährlichen Insinuationen mit Nach-
druck zu widersetzen.
»Zu einem Subsidientractat will man sich hierorts absolute nicht ver-
stehen8). Wie man mich verlässlich versicheret, so solle die russische
Kaiserin, welche von unserem diesfälligen Antrag gleichwohlen etwas weiss,
über dergleichen Zumuthungen nicht allerdings zufrieden sein und solche
dahin ausfallen wollen, als ob auf ihre mir Selbsten gemachte mündliche
1) Vgl. Nr. 218. 2) Vgl. S. 578. 3) Vgl. S. 573. 4) Vgl. S. 597.
5) Am Rande ist bemerkt: »Könnte etwas in Ziffern ausgelassen worden
sein.« 6) Vgl. Nr. 219. 7) Vgl. S. 457.
8} Am 26. October fragte Esterhasy bei Kaunitz an, was er mit den ihm an-
gewiesenen 100000 Ducaten anfangen solle, da »der russische Hof keinen Subsidien-
tractat zu schHessen gedenke, sondern die von demselben in Vorschlag gebrachte
Convention [vgl. Nr. 73c] zu Stand zu kommen wünsche.« Vgl. Nr. 218.
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620 Österreichische Acten zur Vorgeschichte dos siebenjährigen Krieges.
1756 Versicherungen, woyon unter den vorigen hiesigen Regierenden kein Exempel
seie, nicht allerdings gebauet werden wollte. . . .
»Man hat mir den hiesigen Unwillen schon ziemlich zu erkennen ge-
geben, da8s nach einer von mir in Abschrift hinausgegebenen Accepta-
tionsacte und Vollmacht1) die originalia gloichwohlen so lange ausblieben,
auch ihnen allhier von der geheimen Negoziation mit Frankreich, (da doch
der Douglas . . . von dieser Sach ihnon zu sprechen die Erlaubniss er-
halten)2), noch nicht das allergeringste communiciret worden seie.«
Esterhasy bittet also um Instruction.
P. S. 2. Nach der Urschrift.
In der dem Douglas zugekommenen Instruction sei Aber die Ausnahme
bezüglich der Pforte bei dem Beitritt Russlands zum Versailler Vertrag
nichts erwähnt3). Der russische Argwohn gegen Österreich werde auch
dadurch noch verstärkt, dass die Türkei russischen Nachrichten zufolge
über das Versailler Bündniss »nicht die mindeste Eifersucht bezeiget« habe.
Oct. 22 220 a. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 22. October 1756.
P. 8.3. Nach der Urschrift.
Vcrmuthlicher Aufschub der russischen Operationen bis zum Frühjahr 1757.
»Auch habe ich die mir . . . zugeschickte Summe von 75000 f.4)
zu meinen Händen richtig empfangen. Obwohlen der Grosskanzler von
seiner Abneigung für das neue systema auf keine Art und Weis abzu-
bringen, folglichen bei ihm nichts mehr zu verbesseren sein wird, so habe
jedoch zu Vermeidung eines grösseru Übels ihm letzthin 4000 Ducaton zu
geben6) für gut befunden. Sicher ist, dass in seinen bedürftigen Umständen
er auch von dem englichen ministro eine ansehnliche Summe anzunehmen
sich kein Bedenken gemacht habe. Bei der grossfürstlichen Herrschaft ist
otwas dergleichen zu wagen einmal nicht rathsam. Des Williams Credit
ist bei der russischen Kaiserin nicht wenig geschmälert worden, da er
1) Vgl. S. 608.
2) Esterhasy berichtete am 19. October 1756 (P. S. 1], Douglas habe ihm die
eingetroffene Ordre vom 27. September mitgctbeilt, >dem hiesigen ministerio zu
erkennen zu geben, dass mit I. E. K. M. Frankreich . . . nunmehro vollkommen
einverstanden sei und der Ausschlag des grossen Werks einzig und allein auf
dio mir anvertraute Negoeiation ankäme.« Kaunitz werde hieraus ermessen, »in
was grosse Verlegenheit ich mich aus Abgang der . . . erforderlichen Vollmacht
[für das Accessionswerk^ und vollständiger Anweisung über eine verbindliche
Convention gesetzet befinde, und sehe zum Voraus ein, [dass nach Kenntnias-
nahme der Douglas'schen Meldung] man von Seiten des russischen Hofs in mich
neuerdingen dringen und seinen Unwillen etwa gar zum Nachtheil uuseree Hofe
mir zu erkennen geben dürften :») Vgl. Nr. 210. 4} Vgl. S. 577.
5) Vgl. Nr. 194.
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1750 October 22.
62 J
die Grossfürstin durch dergleichen Verehrungen, unter Vorwand eines Dar- 1756
lehens, zu gewinnen gesuchet hat1). Dem F. M. Generalen Apraxin habe ^ct' 2
auf eine allerdings schicksamo Art eine Verehrung von 6000 Ducaten
machen wollen, welches er aber etwas später zu verschieben mich ge-
beten hat, zumalen er mit dem Grosskanzler solches vorhero Uberlegen
mflsste. Der Grosskanzler« rathe, »diese Verehrung bis nach des Apraxin
Abreise zu verschieben und alsdann durch ihn, Grosskanzler, dem Feld-
marschallen solche Summe sicher zukommen zu machen2). . . .
»Da die russische Kaiserin mit des Grossfürsten übler Gesinnung und
ungearteten Aufführung gar nicht zufrieden3], so ist mir nicht schwer ge-
fallen, denen beeden Kanzlern auf eine unverfängliche Art einsehen zu
machen, dass bei dermaligen critischen Umständen desselben Anwesenheit
im Conseil4) eben nicht allzeit nöthig seie, zumalen auf der russischen
Kaiserin Befehl die abwesende Glieder die gefasste Rathschlüsse, (wie doch
sonaten allzeit geschehen müsste), dermalen nicht mehr unterschreiben
dörfen. Solchem nach wird der Grossfürst für das künftige die Conseils
wenig mehr frequentiren, und die hiesige Monarchin selbst pflegen sich
darbei so zu benehmen, dass sie nur quasi ex abrupto hineinkommet. Ob-
wohlen übrigens die russische Kaiserin von dem besten Willen ist und
ungemein gern sehete, dass der General Apraxin noch diesen Herbst und
Winter gegen Preussen etwas ausgebiges unternehmetc''), so ist [das] doch
ehender zu wünschen als zu hoffen, gestalten dieser Mann, welchem zu
Ausführung deren hiesigen Operationen nichts abgehen wird, nichts weniger
als einen kriegerischen Geist und Erfahrenheit besitzet6); und da an dem
Aufkommen des General Lieven, dem er sein Vertrauen gönnete, ge-
zweifelt wird, so sehe ich fast vor, dass bis künftiges Frühjahr nichts
hauptsächliches vorgenommen werden wird, obwohlen ihnen gar nicht
schwer fallen könnte, wenigstens Memel noch wegzunehmen, sofort einen
festen Platz in Preussen zu bekommen. Ich meines Orts werde in denen
mit der russischen Kaiserin habendeu Unterredungen gewiss nichts unter-
lassen, wa9 der Sache den besten Nachdruck zu geben vermag. Allem
Ansehen nach aber dörfte man die förmliche Kriegsoperationes wohl bis
auf die zu Stand gebrachte Accession und Convention verschieben und sich
bis dahin mit kleinen Incursionen in das Preussische beholfen.'
1) Vgl. den bestätigenden Bericht Williams' vom 28. September 1756 bei
v. Räumer, Beiträge II, 396. 408.
2) Vgl. auch v. Räumer, Beiträge II, 407.
3) Vgl. S. 240. 470. 4) Vgl. S. 558. 5) Vgl. S. 608.
6) Vgl. S. 582 Anm. 1.
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022 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 221. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 31. October 1756.
Oct. 31 1
Nach dem Reinooncept. OsUnsibeL
Entschuldigt die Verzögerung der Antwort auf die russischen Antrüge
aus dem April 1756.
»Ans Deinen letzteren Berichtschreiben ') haben Wir des mehrern er-
sehen, das3 Uns der rnssisch-k. Hof den freundschaftlichen Vorwurf mache,
1™° »als ob Wir von Unserem ersten Antrag einer zu errichtenden
Dcfensivallianz anf den nunmehrigen Vorschlag eines Subsidientractats den
Absprung nehmeten und noch nicht auf die Propositionen dieses Hofs, so
Du unterm 22. . . . April2) an Uns eingesendet hast, geantwortet hatten,
und dass
2j0 »von der eigentlichen Beschaffenheit und dem Ausschlag Unserer
geheimen Handlung nichts weiter zu hören seie.
»Unser wahres Staatsinteresse ist mit dem russisch- k. so genau ver-
bunden, dass alles, was diesem zu wesentlichem Vortheil gereichet, auch
mit dem Unserigen vollkommen übereinkommt. Da nun noch Ober das
die russisch-k. M. so grossmüthig und bundsmässig gegen Uns zu Werke
gehen, so mttssten Wir auf Unsere eigene Ehr und Gesinnung vergessen
und Uns der grössten Undankbarkeit schuldig machen, wann Wir gegen
den russisch-k. Hof zweideutig zu Werke gingen und die vorerwähnte zwei
Vorwürfe stattfinden.
»Um aber solche in möglichster Kürze zu erläuteren, so verweisen
Wir Dich fordersamst auf Unsere zwei in Ziffer gesetzte geheime Re-
scripten vom 13. martii3) und 10. Mai4), . . . welche den ganzen Zusammen-
hang in hinlängliche Klarheit setzen.
»Dann, so gewiss es ist, dass nach dem vorhinnigen systemate und bei
der täglich anwachsenden preussischen Macht Unser Erzhaus nebst dem
russischen Reich der grössten Gefahr ausgesetzt gewesen, so wenig war
es Unserer Seits ohne das augenscheinlichste Verderben möglich, insolang
etwas gegen Preussen zu unternehmen, als dieser König nicht nur die
französche, sondern auch so vieler anderer Höfen kräftige Unterstützung
zu gewarten hatte. Es musste also auf alle thunliche Mittel vorgedacht
werden, um nicht nur Frankreich von Preussen zu trennen, sondern auch
die zuerst ernannte Krön zu werkthätigen Maassnehmungen gegen Preussen
zu vermögen, damit sie in dem Lauf des Kriegs nicht so leichter Dingen
das ganze Vorhaben unterbrechen noch sich mit Preussen aussöhnen könne.
Wann man das seiter hundert und mehr Jahren eingewurzelte französche
Btaatssystenia betrachtet, so mnss Unser Unternehmen, dieses völlig ab-
ändern zu machen, in der That wie eine Chimäre angesehen werden, zu-
malen Frankreich kein Geheimnuss daraus gemacht hat, dass es die an-
1) Vgl. Nr. 218. 219. 2) Vgl. Nr. 73c. 3) Vgl.Nr. 56.
4) Gemeint ist der Erlass vom 22. Mai 1756. Vgl. Nr. 99.
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1756 October 31.
G23
wachsende preussische Macht als seinen aus dem letzteren kostbaren Krieg ^1756
gezogenen einzigen Vortheil und als das ergiebigste Mittel betrachte, um 0
nicht nur Unsere, sondern auch die russisch-k. Macht unnütz zu machen
und in beständigen Schranken zu erhalten; wie dann diese Krön eine
grössere Eifersucht gegen Russland als gegen Unser Erzhaus gefasset
hatte, da dieses seit wenig Jahren ohnedem so sehr geschwächet worden,
Russland aber an Kräften und Ansehen täglich zunehme und mit Uns auf
das engste vereiniget dereinstens der Krön Frankreich fürchterlich fallen
könne.
»Dergleichen wesentliche Staatsbetrachtungen zu überwinden und um-
zngiessen, ist ein Werk, so Vorsicht, Geduld und Zeit erforderet und
durch einen allzu lebhaften Eifer am ersten hintersteilig gemacht werden
kann. Es wäre also Unsere erste Absicht dahin gerichtet, dem fran-
zöschen Hof ein anständiges Vertrauen und eine wahre Friedensbegierde
zu erkennen zu geben, auch zugleich solche wesentliche Vortheile vor
Augen zu stellen, welche die Trennung von Preussen veranlassen könnten1);
ob nun zwar solches einigen Eingang gefunden und die GemUther vorbe-
reitet hat2), so würden Wir doch nicht leicht ein mehrers als eine Neu-
tralität bewirket haben 3), wann nicht Preussen sei baten den grössten Staats-
fehler durch seinen mit Engeland errichteten Defensivtractat begangen und
Uns Gelegenheit gegeben hätte, den Defensivtractat mit Frankreich zu
Stand zu bringen und zugleich an einem Offensivconcert mit verdoppeltem
Eifer zu arbeiten1).
»Sobald Wir nun hierzu einige wahrscheinliche Hoffnung vor Uns
gesehen, so haben Wir auch aus bundsmässigem Vertrauen der russischen
Kaiserin M. von dem wesentlichen Unsere Vorhabens durch Dich ohnver-
züglich benachrichtigen und zugleich anfragen lassen, ob allenfalls I. M.
an einem solchen Concert Theil zu nehmen und noch in diesem Jahr eine
Armee von 60 — 70 000 Mann gegen Preussen anmarscbiren zu lassen ge-
dächten 5).
»Wir haben aber Unserem Rescript vom 13. martii5) ganz deutlich
hinzngefüget, dass Unser Antrag nur noch eine Idee, und dass, insolang
als das Concert mit Frankreich noch nicht zu Stand gebracht worden,
Deine ganze Äusserung als nicht geschehen anzusehen, folglichen mit der
Execution insolang Anstand zu nehmen seie, bis Wir wegen der französchen
Entschliessung etwas zuverlässiges in Erfahrung gebracht und dem rnssisch-
k. Hof mitgetheilet hätten.
»Ob Wir nun zwar hierauf nicht nur mittelst Deines Berichtschreibens
vom 22. April6) die vergnüglichste Antwort der russischen Kaiserin M. und
zugleich die Präliminarpunkten zu einem offensiven Tractat7) den 10. Mai
1) Vgl. Nr. 2 a.
4) Vgl. S. 489.
7) Vgl. Nr. 73 c.
2) Vgl. Nr. 31.
5) Vgl. Nr. 56.
3) Vgl. Nr. 37.
6) Vgl. Nr. 73.
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624 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 erhalten, sondern sich anch die russisch-k. Truppen bald hernach in Be-
>ct' 31 wegung gesetzt haben1), so ist es doch gewisslich Unsere Schuld nicht,
und Wir haben es gar sehr bedaueret, dass Wir von den vorerwähnten ver-
gnüglichen Umständen bis liiehin keinen Gebrauch machen können, weilen
zwar Graf Starhemberg mit seinen Negociationen in Paris immer weiters
gekommen, auch inzwischen der Defensivtractat gegen jedermanns Ver-
muthen zu Stand gebracht'2) und andurch zu Erreichung der gemeinschaft-
lichen Absichten der rechte Grundstein geleget worden, aber es dannoch
bis hiehin nicht möglich gewesen, die letzte Hand an die geheime Nego-
ciation zu legen und andurch freie Hände zu Offensivmaassnehmungen zu
bekommen. Wären Wir aber dannoch zu solchen geschritten, so ist nichts
gewissers, und es wird der . . . Einsicht des russisch-k. Hofs nicht ent-
gehen, dass Wir alsdann die Früchten Unsers Defensivtractats und aller
bisherigen Bemühungen auf einmal verloren, die günstige Gestalt der Sachen
nicht nur bei Frankreich, sondern bei ganz Deutschland und verschiedenen
anderen Höfen abgtänderet und dem König in Preussen andurch den
grössten Dienst geleistet hätten, da hingegen derselbe durch Unsere
Mässigung und gebrauchte Vorsicht angefrischet worden, sich nunmehro
als einen offenbaren agressorem .der Welt darzustellen und andurch die
Krone Frankreich in die Notwendigkeit zu setzen, dass sie Uns gegen
Preussen die versprochene Hülfe leisten müsste, wanngleich die geheime
Negociation nicht zu Stand kommen sollte3).
»Dieser glückliche Umstand nebst der französchen Beisorge, dass die
angebotene Vorthcile entgehen möchten4), wird sonder Zweifel Unsere ge-
heime Negociation mehr als alle Unsere bisherige Vorstellungen beforderen5),
und da Graf Starhemberg mit solchen Verhaltungsbefehlen versehen ist, dass
pr ohne weitere Rückfrage zum Schluss schreiten kann6), so hoffen Wir,
solchen inner kurzem zu vernehmen und andurch in den Stand gesetzt
zu werden, dass Wir mit der russischen Kaiserin M. die weitern Schritte
und Maassnehmungen in bnndsmässigem Vertrauen verabreden können.
inzwischen haben Wir auf alles dasjenige, was I. M. zum Vortheil
gereichen könnte, wo nicht mehr, jedoch ebenso viel als auf Unsere eigene
Angelegenheiten, besonders aber darauf fürgedacht, dass die grossmüthige
Aufopferung der englischen Snbsidien, wo nicht ganz, doch meisten Theils
auf andere Art eingebracht und dem russisch-k. Hof die grosse Kosten,
um eine zahlreiche Armee gegen Preussen in Bewegung zu bringen, er-
leichteret werden möchten. Wir haben dahero dem französchen Hof auf
das lebhafteste vorstellig gemacht, wieviel ihm selbsten daran gelegen
seie, dass der russischen Kaiserin M. nicht einen Theil ihrer Kriegsmacht
zum Dienst der Krön Engeland, sondern einzig und allein gegen den
1) Vgl. Nr. 118. 2) Vgl. Nr. 93. 3) Vgl. S. 480. 545.
4) Vgl. S. 602. 005. 5; Vgl. dagegen Nr. 215. 6) Vgl. Nr. 217.
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1756 October 31.
625
König in Preussen gebraucheten, und dass dahero noch in Zeiten auf einen
Subsidientractat fürzudenken seie1). 0ct' 6
»Diese Vorstellungen haben auch bei dem französchen Hof so vielen
Eingang gefunden, dass er seibaten Uns durch den Grafen von Starhem-
berg ansinnen lassen2): Wir sollten dem russischen Hof zu dessen einst-
weiliger Beruhigung die Errichtung eines billigen Subsidientractats aner-
bieten, da dann Frankreich diese Subsidien, insolang die geheime Nego-
ciation nicht zum Schluss gelange, bezahlen und Uns vergüten wolle.
Wann aber das geheime Concert zu Stand gekommen seie, so sollte Uns,
nicht aber der Krön Frankreich obliegen, Uns mit dem russischen Hof
wegen der Subsidien einzuverstehen und solche zu entrichten.
»Ob nun zwar diese Erklärung noch nicht in behöriger Form ge-
schehen und eine nähere Abrede und Erläuterung erforderte, so haben Wir
doch aus Antrieb Unserer der russischen Kaiserin M. zutragenden auf-
richtigsten Freundschaft keinen Augenblick Zeit verabsäumet, Dich von
den französchen Entsohliessungen sogleich zn benachrichtigen und mit der
Anweisung zu versehen, dass dem dortigen Hof der Antrag wegen eines
Subsidientractats zu machen seie*).
»Wir glauben also, andurch der russischen Kaiserin M. eine über-
zeugende Probe Unserer reinsten Gesinnung und um so weniger den min-
desten Anlass zu einiger Beschwerde gegeben zu haben, da Wir ans
eigenem Antrieb auf ihren Vortheil bedacht gewesen und auf ein Offensiv-
concert niemalen änderst als unter der Bedingnuss, wann die geheime
Handlung mit Frankreich zu Stand kommen sollte, angetragen haben, diese
Handlung aber noch wirklich nicht zum Schluss gelanget ist und Wir ohn-
geachtet des vergnüglichen Anscheins nicht gesichert vorsehen können,
was solche für einen Ausschlag gewinnen werde.
»Hierzu kommt nun noch die fernere Betrachtung, dass inzwischen
der König in Preussen mit den Feindseligkeiten gegen Uns und Sachsen
den Anfang gemacht hat, mithin der Fall erschienen ist, wo Wir vermög
des vierten geheimen Artikuls Unsers mit der russischen Kaiserin M. im
Jahr 1746 geschlossenen Tractats die stipulirte Hölfe von 60 000 Mann
zu gewarten und durch Dich bereits reclamiret haben4).
»Es ist also vor dermalen nicht sowohl von einem Offensivconcert,
sondern von Erfüllung der existirenden Defensivversprechen die Frage, und
da I. M. bereits grossmüthig zu erkennen gegeben haben, dass sie allen-
falls mit einer noch grösseren Macht, als in dem erwähnten vierten ge-
heimen Artikel stipuliret ist, die prensischen Lande anzufallen gedächten5)?
so war auch Unsere billige Absicht dahin gerichtet, dieses erspriessliche
Vorhaben möglichst zu beförderen und wegen der Anzahl russischer
1) Vgl. Nr. 185. 2) Vgl. Nr. 196. 3) Vgl. Nr. 200.
4> Vgl. Nr. 547. 5) Vgl. Nr. 73c.
Acten znr Vorgeschichte des "j&hrigen Krieges. 40
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626 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Truppen, so die stipulirte Hülfe der 00 000 Mann übersteiget1), einen Sub-
ct" 31 sidientractat zu veranlassen, worzu Wir auch annoch erbötig seind und
desfalls nur die nähere Auskunft von Dir erwarten, ob und auf was für
Conditionen der dortige Hof einen solchen Subsidientractat zu schliessen
gemeinet seie. In welcher Absicht Wir auch bereits eine ansehnliche
Summe Geldes an Dich übermachen lassen2).
»Solltest Du jedoch wahrnehmen, dass dieses freundschaftliche Aner-
bieten einige Unzufriedenheit verursache, so hast Du es auch gänzlich
fallen zu lassen3) und Uns davon ohngesaumt zu benachrichtigen4), damit
Wir Unsere dem französchen Hof zu gebende Antwort darnach einrichten
und wegen der an Dich zu übermachenden Geldern andere Dispositionen
vorkehren können.
»Betreffend den zweiten Vorwurf, dass schon seit geraumer Zeit von
der eigentlichen Beschaffenheit und dem Ausschlag Unserer geheimen Hand-
lung mit Frankreich nichts zu hören gewest seie, so gehet Uns Selbsten
der Verzug sehr zu Herzen; da aber die Sache nicht von Uns allein,
sondern von Frankreich abhanget und dieser Hof nach und naoh in die
erwünschte Wege eingeleitet werden muss, so kann es nicht befremdlich
fallen, dass etliche Monat mehr, als Wir vermuthet, zu einem so wichtigen
und häkelichten Geschäft erforderet werden.
»Auch trügen Wir nicht das geringste Bedenken, sondern Wir
wünschten aufrichtigst, der russischen Kaiserin M. alle Unsere mit Frank-
reich gewechselte Memoires und mit einem Wort die ganze Handlung vor
Augen legen zu können ; da Wir aber von Unseren ersten Öffnungen einen
Missbrauch bei Frankreich besorgen mussten , so haben Wir zur Bei-
behaltung des secreti eine eigenhändige Versicherung des Königs ausge-
würket und eine gleichlautende unter Verpfändung Unsers kaiserlichen
Worts dagegen ausgestellt % welche Wir also heilig halten müsseu.
»Gleichwohlen haben Wir Dir in Unserem Rescript vom 13. Märzen6)
die Beschaffenheit des geheimen Geschäfts so weit anvertrauet, als es ohne
Verletzung des secreti immer geschehen können, und dermalen wollen Wir
Dir fernerweit nicht verhalten, dass Wir bishero gegen die anerbotene
Vortheile in den Niederlanden darauf angetragen haben:
lmo »Frankreich sollte nicht nur der preussischen Allianz entsagen und
2do »die Wiedereroberung Schlesiens und der Grafschaft Glatz ge-
schehen lassen, sondern auch
1) Hiervon findet sich in Nr. 200 keine Andeutung. 2) Vgl. S. 620.
3) Schon am 18. October 1756 [P. S.] hatte Kaunitz an Esterhasy geschrieben:
»Wenn Ew. Exc. die Subsidien ersparen können, so wäre es zwar sehr gnt
Allein wir müssten uns auch nicht in die Gefahr setzen, dass Bussland aus Geld-
mangel sein gutes Vorhaben einstelle.« 4) Vgl. S. 220.
5) Vgl. S. 157. 6) Vgl. Nr. 56.
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1756 October 31.
627
3"° »in die mehrere Schwächung des Königs in Preussen förmlich ein- 1756
willigen und 0ct 31
4t0 »dieses Vorhaben mit seinen Waffen unterstutzen helfen1).
»Zu dem ersten und zweiten Punkt hat sich Frankreich bereits will-
fahrig erkläret2), auch in Ansehung des vierten Punkts sich zu einer nam-
hafteren Hülfe, als in dem Defensivtractat stipuliret ist, anerboten, aber
bei dem dritten Punkt äussert sich der wichtige Umstand, dass Frankreich
in die mehrere Schwächung des Königs in Preussen anfänglichen garnicht3),
dermalen aber nicht förmlich, sondern allenfalls nur taate, jedoch auch
hierinnen nur insoweit einwilligen will, als es mit seinem Staatsinteresse
übereinkomme, andere Höfe mächtiger zu machen, dahero auch keinem
Hof ein Länderzuwachs ohne sein Vorwissen und Begnehmung versprochen
werden sollte4). Warum nun Frankreich bei diesem Punkt so fest hält,
und warum Wir alles mögliche anwenden, mit Unserem Verlangen auszu-
reichen, ist ohnschwer zu ermessen, aber nicht gesichert vorzusehen, ob
Wir Unseren Endzweck erhalten können, welches sich inner kurzem
äusseren muss.
>Diese Umstände sind nun die wahrhafte und einzige Ursach, warum
Wir Uns bisher ausser Stand gesehen, die von Dir den 22. April einge-
schickte Präliminarpuncten zu einem Offensivconcert5) zu beantworten und
den anverlangten Plan zu entwerfen, wie Wir dann dem dortigen Hof
allschon den vierten geheimen Article Unsers Defensivtractats durch Dich
bekannt machen lassen, vermög desselben Wir in der wichtigen Absicht,
Frankreich von der Erneuerung seines Tractats mit Preussen abzuhalten,
Uns verbindlich gemacht haben, keine Tractaten ohne der Krön Frank-
reich Vorwissen zu errichten6). Da jedoch das mssisch-k. Ministerium
neue Anregung desfalls gemacht hat"), so werden Wir zu Bezeugung Unserer
Willfährigkeit einen solchen nach den Umständen eingerichteten Plan ohn-
verzflglich entwerfen und nebst der specialen Vollmacht Dir mit dem ersten
von hier abgehenden Courier zusenden lassen, welches Du also dem dortigen
Hof vorläufig in engestem Vertrauen zu hinterbringen hast.
»Was übrigens I. M., der russischen Kaiserin, Accession zu Unserem
mit Frankreich geschlossenen Defensivtractat anbetrifft, so erkennen Wir
in voller Maass, dass der französche Antrag, die Pforte namentlich auszu-
nehmen "; , an sich sehr bedenklich und zu spät geschehen seie. Wir
wissen aber zuverlässig, dass der französche Hof sich wegen den bereits
von der Pforten gemachten Vorwürfen in der grössten Verlegenheit be-
finde9) und daher die erwähnte Ausnahme dem ministerio, so eines Ver-
1) Vgl. Nr. 144 c und S. 400. 2) Vgl. S. 536 f. 540. 3) Vgl. S. 247 f.
4) Vgl. S. 523. 541 f. 5) Vgl. Nr. 73 c. 6) Vgl. Nr. 93.
7) VgL S. 618 f. 8) Vgl. S. 597.
9) Starhemberg hatte am 12. October 1756 berichtet: . . . »Rouill6 s'&jhauffe
et n'entend point raison, lorsqu'il est raison de cet objet. On ne veut plus
40*
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628 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
56 sehens beschuldiget wird, gar sehr auf dem Herzen liege, folglichen ohne
diese Ausnahm bei der Ratification ein grosser Anstand zn besorgen seie.
Da nun die russisch-k. M. sich nicht bei Nebendingen aufzuhalten, sondern
auf das grosse und wesentliche zurückzusehen pflegen, auch auf die künftige
Erfüllung der Tractaten, so wider Willen eingegangen werden und nicht
aus einem gemeinschaftlichen Interesse herfliessen, ohnedem kein sonder-
licher Staat gemacht und allenfalls von Seiten des russisch-k. Hofs die
Krone Engeland oder eine andere Potenz dagegen ausgenommen werden
kann1), so leben Wir annoch der Hoffnung, dass es Deinem eiferigen Be-
mühen und angelegentlichen Vorstellungen gelingen werde, eine für Frank-
reich vergnügliche EntSchliessung auszuwürken, welches denen grossen Ab-
sichten und Bearbeitungen gegen Preussen zum merklichen Vortheil ge-
reichen dürfte und aus dieser Betrachtung von Uns aufrichtig gewunschen
wird. «
31 222. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 31. October 1756.
Nach dem Reincoocept
Wünscht Abschluss eines Subsidientractats, sowie vorläufige Verheimlichung
aller Eroberungspläne Russlands.
> Unser hiebeifolgendes Kescript2 ist so eingerichtet, dass es nach
Deinem Gutbefinden dem dortigen minister io ganz vorgelesen werden kann.
»Wir finden aber nöthig, noch einige Betrachtungen hinzuzufügen, so
allein zu Deiner Belehrung zu dienen haben, und zwar ist in dem vierten
geheimen Artikul des Tractats von 1746 ausdrücklich enthalten, dass Uns
wieder zu dem Besitz von Schlesien und Glatz verholfen werden soll, ohne
dass Russland einige Länderacquisitionen verlange.
»Von dieser klaren Stipulation will man nun dermalen abgehen und
solche in einen Offensivtractat dergestalt vcrwandelen, dass Curland und
Semigallien unter die russische Bottmässigkeit gerathe3). Wir gönnen diese
wichtige Acquisition dem russischen Reich von Herzen, wann es nur auf
eine Art geschehen kann, dass Wir andurch Unserem eigenen Interesse
und der erwähnten Stipulation des vierten geheimen Artikuls nicht schaden.
Du wirst aber von ßelbsten begreifen, wie bedenklich es seie, von dem
besagten vierten geheimen Article abzuweichen und in eine solche neue
Verbindung einzugehen, welche bei den meisten Hofen, besonders aber bei
Frankreich <), das grösste Aufsehen verursachen und weit mehrere Schwürig-
entendro parier de la modification proposöe d'abord de stipuler reciproquement
les secours en argent, et I on n'en connait plus d'autre que celle d'excepter d'une
part nonimement la Porte et de l'autre teile puissance que la Russie desirera.«
1) Vgl. S. 597. 2) Vgl. Nr. 221. 3) Vgl. S. 321.
4) Vgl. S. 528. Noch am 12. October 1756 hatte Surhemberg [P. S. Eigen-
händig] berichtet: »L'abbe de Bernis m'a dit dejä plusieurs fois que Ton espe'rait
bien que nous ne comptions pas de procurer quelque agraudissement ä la Russie
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1756 October 31.
629
keilen als Unsere Wiedererobemng der cedirten schlesischen nnd glatzischen 1756
Landen finden, auch wohl gar die grosse Absicht verderben würde. ^c*' ^
»Ferner wirst Dn Dich aus Deinen Berichtschreiben zurückerinnern,
dass der Vioekanzler Graf Woronzow Dich versicheret, wie man russiach-k.
Seits auf dem Verlangen wegen Gurland und Semigallien nicht bestehen
würde, wann nur Schlesien und Glatz dem König in Preussen wieder ab-
genommen und hierinnen von Frankreich ge williget würde1}.
»Wir haben also auf diese Versicherung gebauet und dem französchen
Hof von den russischen Absichten etwas zu eröffnen bis diese Stunde
Anstand genommen,- zumalen Wir ganz sicher vorsehen können, dass Wir
durch eine solche unzeitige Öffnung bei Frankreich alles verderben würden.
»Wann also der russische Hof alle dermalige Umstände und nicht nur
Unsern, sondern seinen eigenen Vortheil recht bedenket, so sollte er seine
Absichten auf Curland etc. annoch auf das sorgfaltigste verbergen, dem
König in Preussen mit aller Macht auf den Leib fallen und die Zeit ab-
warten, bis Frankreich und mehrere Höfe gegen Preussen recht impegniret
seind, dieser König in die Enge getrieben ist und Unsere wie auch die
russische Armeen eine decidirte Superiorit&t erhalten haben. Alsdann ist
es erst Zeit, dass Bussland seinen eigentlichen Endzweck blossgebe, und
wann Frankreich gleich nicht einstimmen wollte, so könnte doch das Werk
auch ohne dieser Krön Mitwirkung durchgesetzet werden. Kein besserer
Plan ist vor den dortigen Hof zu ersinnen, und wann er Unserem Rath,
welchen Du aber als Deine Privatgedanken sohicksam zu insinuiren hast,
genau nachfolget, so ist an einem glücklichen Ausschlag um so weniger
zu zweifeien, je eiferiger Wir Uns unter der Hand angelegen sein lassen
werden, alles nach den russischen Absichten vorzubereiten. Will aber der
dortige Hof allzu geschwind auf seinen Vortheil gedenken, so ist nichts
gewissere, als dass ihm solcher endlichen aus Händen gehen nnd zugleich
der Hauptendzweck wegen Schlesien, wo nicht verfehlet, jedoch sehr er-
schweret wird.
»Bei den berührten Umständen ist leicht zu erachten, warum der
russische Hof von keinem Subsidientractat etwas hören wolle. Du wirst
Dich aber annoch zurückerinnern, wie oft und nachdrücklich Du in Deinen
Berichten einfliessen lassen, dass der dortige Hof wegen Geldmangel nichts
sur lo partage des Etats du roi de Prusse. J'ai cru devoir lui repondre que je
n'avais jusqu'ä präsent re^u nul ordre ä ce sujet; ce qui est vrai en effet; car,
quoique Ton ne m'ait pas laisse Ignorer les vues de la Russie [vgl. Nr. 94], je
n'ai eu nul ordre d'en faire mention, et je crois qu'il ne serait pas a propos
d'en parier encore de altöt.« Und am 21. Deccmber 1756 wiederholte Starhem-
berg: »Je ne Baurais . . . assez repr6senter ä V. Exc. [Kaunitz] toute l'importance
dont il est de cacher soigneusement a la France les vues d'agrandissement et
de conquete de la Russie, qui, si elles Itaient connues de la cour d'ici, gäteraient
certaiuouient toutes nos affaires.« 1) Vgl. S. 412. 561. 574.
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630 Österreichische Acten zur Vorgeschichte de» siebenjährigen Krieges.
1750 wichtiges unternehmen könne1), und dass er das saorifice der englischen
Subsidien sehr hoch anziehe2]. Um also die russische Truppen ohne Zeit-
verlust in Bewegung zu bringen, haben Wir die Anerbietung der Subsidien
nicht änderst als unumgänglich nöthig ansehen können.
Ȇber das ist in dem 5. und 6. Artikul des Tractats von 1746 deut-
lich stipuliret, daas Wir das russische Httlfscorps ausser der Löhnung mit
den erforderlichen Naturalverpflegungen versehen, auch die Unkosten ihres
Marsches tragen mttssten. Nun ist zwar in dem 1 1 . Artikul des Tractats
nicht deutlich ausgedrückt, wie es in dem Fall zu halten seie, wann die
russische Truppen gleich in des Feindes Land einmarschiren. Wir haben
aber leicht vorsehen können, dass, wann Russland auch in diesem Fall
die Naturalverpflegung verlangte, Wir solohe vermög Tractats verscharren
und dabei mehrere Unkosten, Verdruss und Arbeit übernehmen mttssten,
als wann mit dem russischen Hof ein billiger Subsidientractat auf dem
Fuss des englischen errichtet und ihm die Verpflegung seiner Armee über-
lassen würde. Da nun von Dir noch keine Erläuterung eingeloffen ist,
wie der dortige Hof den Tractat von 1746 wegen Verpflegung des Httlfs-
corps' ansehe, und ob er Uns desfalls etwas zumuthen werde, so haben
Wir auch weder Anstalten machen noch Uns am ersten durch eine förm-
liche Anfrage blossgeben können. Damit aber hierunter nichts verab-
säumet werde, so hast Du Dich auf eine unverfängliche Art wegen der
eigentlichen Gesinnung des besagten Hofs zuverlässig zu erkundigen und,
wann er annoch die Naturalverpflegungen seiner Armee von Uns anver-
langen sollte, auf einen Bauschhandel anzutragen und Uns die conditiones
einzuberichten.
»Über das ist von Dir mit der grössten Sorgfalt darauf zu sehen,
dass die russische Armee baldmöglichst marschire 3), und dass sich an der
Erfüllung des 4. geheimen Artikuls des Tractats von 1746 festgehalten,
auch solcher mit dem Vorschlag einer Offensivallianz nicht vermischet
werde4), wie Wir Uns dann vorbehalten, Dir mit dem ersten Courier näher
an Hand zu geben, wie eine solche Offensivverbindung nach Beschaffen-
heit der jetzigen Umstände zum Besten des russischen Hofs geschlossen
werden könne.«
Nov. 2 223. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 2. November 1756.
Nach der Urschrift.
. . . Bechtejew habe officiell das erzielte volle Einverständniss Frank-
reichs und Österreichs gemeldet. In Russland herrsche Unwillen darüber,
1) Vgl. S. 320. 483. Esterhasy sprach aber von Bestechungsgeldern für ein-
zelne Personen, nicht von einem finanziellem BedUrfniss des russischen Staate.
Vgl. auch Nr. 199. 2) Vgl. S. 563. 3) Vgl. S. 580. 4j Vgl. S. 547. 577.
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1756 October 31 — - November 9.
631
dass von Seiten Österreichs diese Thataache nicht mitgetheilt worden sei *),
und »solle . . . anmerken, dass sowohl bei der russischen Kaiserin selbsten
als auch ihrem ministorio die von nns so lang hinausgezogene Erklärung
auf ihren Conventionsantrag allwegen grossen Unwillen und Argwohn zu
erwecken anfange.« Von einem Subsidientractat wolle man in Petersburg
absolut nichts wissen. Noch längere Verzögerung der Antwort werde
Esterhasy in die »äusserate Verlegenheit« bringen2).
224. Kaunitz an Esterhasy. Wien, 6. November 1756. Nov
Nach dem Rolnconcept.
Esterhasy s Bericht vom 22. October 1756 3) sei eingetroffen und habe
seine Erledigung zum Theil bereits in dem Erlass vom 31. October 17564)
gefunden.
Esterhasy werde »nächstens ... die Instructionen und Vollmachten'
zu Schliessung einer näheren Convention mit Russland« erhalten, »obn-
erachtet dermalen von einer solchen Convention garnicht, sondern nur
von der getreuen Erfüllung des 4. geheimen Artikels die Frage sein sollte.«
225. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 9. November 1756. Nov
Nach dar Urachrift.
Bittet dringend um Beantwortung der russischen Off ensiwor schlüge. Verschiebung
der russischen Operationen bis zum Frühjahr.
... Er sei wieder gefragt worden, »ob mir die Gewalt und Vollmacht
zur Accession des Versailler Defensivtractats auch zugekommen seie, und
was unser Hof mir wegen der Convention für Verhaltungsbefehle zuge-
schicket hätte6)? Da ich nun weder über ein noch den andern Punkt
belehret worden,« so habe er um Geduld gebeten.
»Worauf man mir abermalen repliciret, dass bei der russischen Kaiserin
sowohl als denen übrigen Gliedern des Conseils die so gar lange Zurück-
haltung dieser so wichtigen Anliegenheit nicht wenig Nachdenken ver-
ursachen6) und halt einmal etwas darunter verborgen sein müsste, gestalten
nicht möglich zu sein scheinet, dass so wichtige objecta nach bereits aus-
gebrochenem Krieg gänzlich ausser Acht gelassen werden sollten. Wie
zumalen nun die russische Kaiserin vor einigen Tagen abermalen von
einem weit stärkeren haemorrhagia überfallen worden7), auch vorgestern
auf der Cour nicht erschienen ist, so geruhen Ew. Exe, nach Dero Ihr
beiwohnenden hohen Penetration ... zu erwägen, was unsere hier haftende
1) Vgl. S. 620. 2) Vgl. Nr. 219. 220. 3) Vgl. Nr. 220. 220a.
4) Vgl. Nr. 221. 5) Vgl. S. 619 f. 6) Vgl. Nr. 223.
7) Vgl. 8. 510.
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632 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 . . . Geschäfte, wann der hiesigen Monarchin, (welche sich aber schon
ov' ö wieder besser befindet,) etwas menschliches begegnen und der für uns sehr
aufgebrachte Grossfürst den russischen Thron besteigen sollte, nach einem
solchen Zufall für einer Abänderung unterworfen sein könnten, nachdem
man sowohl die Accessions- als Conventionssach aus mir zwar unbekannten
Ursachen nicht zu Stand zu bringen, folglich sich mit dem russischen Hof,
wenigstens so viel menschlicher Weis geschehen kann, in Rucksicht des
grossen Vorhabens noch enger zu verbinden [zu] suchen« [versäumt]. . . .
Apraxin habe sich gestern auch bei ihm beurlaubet, und » nachdem
ich ihn Aber die hiesigen Kriegsoperation es , auch ob nnd was er noch
diesen Winter zu unternehmen gedenke, glimpflich sondiret habe, so habe
von demselben deutlich abnehmen können, dass fürnehmlich wegen derer
nun nicht fortzubringenden vivres, und weilen auch mit uns noch kein
Operationsplan concertiret und verabredet worden seie, er bei so bewandten
Umständen diesen Herbst oder Winter mit einiger Wttrkung gegen Preussen
nichts vornehmen könne, mithin bis künftiges Frühjahr die Hauptopera-
tionen würde verschieben müssen1), wo bis dahin man auch sehen würde,
was Frankreich zum Behuf der gemeinsamen Sache gegen Preussen zu
unternehmen gedenke. . . .
»Ew. Exc. werden also aus diesen des Generalen Apraxin Äusserungen
abermalen . . . abzunehmen geruhen, wie höchst nöthig es seie, dass die
von dem hiesigen Hof schon vor so langer Zeit an Hand gegebene und
von mir . . . einberichtete Mitteln2) ohne mindestem Zeitverlust ergriffen,
folglichen die Accession, Convention und der Operationsplan mit dem
russischen Hof zu Stand gebracht werden möge, um demselben auch allen
scheinbaren Vorwand benehmen zu können, dass die hiesige Operationen
einzig und allein ans Abgang dieses noch nicht bewerkstelligten Geschäfts
gehemmet werden müssten. Unterdessen ist die neue Recrutirung3) von
45 000 Mann würklich ausgeschrieben worden und solche bereits ange-
fangen.« . . .
Nov. 13 226. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 13. November 1756. Praes.
3. December 1756.
Nach dem Beinconcept. Vgl. daa |z. Tb. wörtlich übernommone| Excerpt boi Arnoth V,
57 ff.; Beer, H. Z. 27, WH; Oncken II, 1U4 t
Beantwortet die russischen Vorschläge einer Offensivallianz gegen Preussen.
In Beantwortung der russischen Offensivanträge vom April 17564)
müsse zunächst der Unterschied hervorgehoben werden, der zwischen dem
eigenen Wunsche, Schlesien und Olatz zurückzuerobern, und dem Begehren
Russlands obwalte, sich durch Curland und Semgallen zu vergrössern.
1) Vgl. Nr. 220 a. 2) Vgl. Nr. 219. 3) Vgl. S. 608.
4) Vgl. Nr. 73 c.
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1756 November 9 — Noveinbor 13.
633
Schon seit Jahrhunderten seien die ersteren Länder dem Erzhause öster- 1756
reich nnterthan gewesen; die Kaiserin habe sie von ihrem Vater recht- Nov' 1
massig ererbt, und nur ein ungerechter Krieg habe sie ihrer erst vor
wonig Jahren gewaltthätig beraubt. Die Wiedereroborung dieser Länder
könne daher bei den meisten europäischen Höfen keinen sonderlichen An-
stoas erregen. Sollte dagegen die Absicht Russlands auf Gurland und
Semgallen vor der Zeit bekannt werden, so würde sie bei vielen Staaten,
insbesondere bei Frankreich l) und der Pforte die grösste Eifersucht wach-
rufen, ja sie vielleicht zu Maassregeln veranlassen, welche das dereinstige
Friedenswerk äusserst erschweren würden; denn es komme hierbei auf
die Befriedigung eines dritten Staates, der Republik Polen, und durch die
beantragte Vereinigung von Ostpreussen mit ihr auf die Vernichtung der
auf dieses Land gegründeten, von allen Staaten Europas anerkannten
Königswtlrde an.
Trotz dieser grossen und wichtigen Bedenken sei Maria Theresia auf-
richtig entschlossen, auf die Absicht der Kaiserin von Ruasland einzugehen
und sie nach Möglichkeit zu unterstützen, wenn nur die Sache, wie es an
und für sich leicht geschehen könne, in geeigneter Weise eingeleitet würde.
Den bereits bestehenden Verpflichtungen und insbesondere denjenigen,
welche in dem Vertrage vom Jahre 1746 ihre Begründung fänden, dürfe
kein Eintrag geschehen2). Ein der Billigkeit entsprechendes Äquivalent
müsse zugestanden und vor allem mit Sorgfalt vermieden werden, sich vor
der Zeit blosszustellen. Inzwischen möge man zur Erreichung des geheim
zu haltenden Endzwecks das geeignete vorkehren, ihm durch die Gewalt
der Waffen den rechten Nachdruck geben und sich den Weg offen halten,
nach Beschaffenheit der Umstände die weiteren Entschlüsse zu fassen.
Maria Theresia schlage deshalb vor, zwischen Russland und Österreich
eine neue Convention zu errichten, welcher der Vertrag vom Jahre 1746
und dessen 4. geheimer Artikel zu Grunde zu legen wären. Ausser der
dort festgesetzten Truppenzahl möge jeder der beiden Staaten mit noch
20 — 40 000, daher mit 80 — 100 000 Mann den Krieg gegen den König in
Preussen führen und die Waffen nicht eher niederlegen, als bis ihm nicht
nur ganz3) Schlesien und Glatz wieder entrissen, sondern auch sonst so
enge Grenzen gezogen seien, dass man eine weitere Störung der öffent-
lichen Ruhe von ihm nicht mehr besorgen dürfe. Zur Vermeidung jedes
Anstosses wäre in der Convention nicht mehr zu sagen, als dass mit beider-
seitiger Zustimmung noch andere Mächte zum Beitritte zu ihr einzuladen
seien. In einem besonderen und geheimen Artikel könnten jedoch die
Kronen Frankreich, Schweden, Dänemark und Chursachsen ausdrücklich
1) Vgl. S. 628, auch Recueil dos instructions donnöes aux ainbassadoura de
France. Bd. 8 [Russie I] Introduction p. 46. 2) Vgl. S. 630.
3) Vgl. S. 568.
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634 Ö8terroichißche Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1750 genannt und ihnen Aussichten auf Gebietserwerbungen M eröffnet werden,
ohne für jetzt schon speoiellere Bestimmungen hierüber zn treffen. Jedoch
sei »wenigstens die generale Stipulation nnd Gegenbedingnuss auszuwürken,
dass die accedirende Mächte den künftigen Vortheil der zwei Hauptcon-
trahenten mit allem Eifer und Kräften unterstützen helfen wollten, da
sodann bei einem glücklichen Ausschlag des Kriegs denen zwei kaiserlichen
Hfifen als denen stärkstbewafiheten und mit einander verstandenen Mächten
das Heft in Händen bleiben nnd ihnen nicht schwer fallen dörfte, der
vorerwiihnten, in generalen Ausdruckungen verfassten Stipulation eine er-
weiterte Ausdeutung zn geben nnd die accedirende Höfe durch die Ver-
sicherung ihres Privatvortheils zn specialen Versprechen nnd zur Unter-
stützung der Absichten auf Curland und Semigallien zu vermögen, zn
desgeu mehrerer Erläuterung Wir Uns auf den Inhalt Unsera Rescripts
vom 31. vorigen Monats . . . beziehen2).«
Da indessen eine solche Vorsicht Rnssland gegenüber nnnöthig sei,
so erkläre sich Maria Theresia zur Ausstellung einer schriftlichen Erklä-
rung bereit, durch welche sie sich verpflichte, mit allen ihren Kräften,
dazu beizutragen, dass Cnrland nnd Semgallen dem russischen Reich ein-
verleibt, dagegen aber Ostpreussen unter dem gleichen Lehensverbande,
in dem Curland gegenwärtig stehe, der Republik Polen zu Theil werde.
Da jedoch Maria Theresia selbst die Mitwirkung Frankreichs durch die
Abtretung beträchtlicher Provinzen erkaufen müsse, deren Einkünfte so-
gar diejenigen von ganz Schlesien nnd Glatz überträfen3], werde es dem
russischen Hofe nur billig erscheinen, ibr für die an Rnssland fallende
neue Erwerbung gleichfalls ein Äquivalent zukommen zu lassen. Die
Kaiserin von Russland möge daher gegen die soeben erwähnte Decla-
ration eine Erklärung ausstellen, kraft deren sie wenigstens in allgemeinen
Ausdrücken ihre Bereitwilligkeit kundgebe, der Kaiserin Maria Theresia
nach Möglichkeit zu einer über die Wiedereroberung von Schlesien und
Glatz noch hinausgehenden Entschädigung behülflich zu sein.
Hinsichtlich der äusseren Form werde vorgeschlagen, der Convention
nur einen geheimen Artikel anzufügen und sie mit diesem an Frankreich
mitzntheilen. Um jedoch gleichzeitig in Wahrheit versichern zu können,
dass es sonst keine geheimen Artikel gebe, seien die gegenseitigen Zusagen
der beiden Kaiserinnen in die Form von zwei Declarationen zu bringen,
deren jede von einer der beiden Fürstinnen zu unterzeichnen sei.
Diese »Vorsicht scheinet um so dienlicher und nöthiger zu sein, da
die glückliche Ausführung des Vorhabens wegen Cnrland nnd Semigallien
hauptsächlich davon abhangen dörfte, dass vordersamst die Krön Frank-
reich nebst Schweden und vielleicht auch Dänemark an dem Krieg gegen
Preussen würklichen Antheil nehmen und die Zeit abgewartet werde, wann
1) Vgl. S. 614 f. 2) Vgl. Nr. 221. 222. 3) Vgl. S. 271. 273.
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1756 November 13.
635
diese Ilöfe wegen Sicherstollung ihrer in Absieht fahrender Conqueten die 1756
ernstliche und nachdrucksame MitwOrkung der zwei kaiserlichen Höfen Nov* 1
nicht mehr entbehren noch vor dorn gepflogenen Concert einen gählingen
Absprung nehmen können; welcher glückliche Zeitpunkt sonder Zweifel
alsdann erschienen wäre, wann einmal die prenssische Macht geschwächet
und andurch sowohl Uns als der russischen Kaiserin M. freiere Hände
verschaffet worden, ihren weiteren Absichten den rechten Nachdruck zu
geben und ihre Kriegesmacht sowohl in dem ferneren Lauf des Kriegs als
in den künftigen Friedenshandlungen bei Freund- und Feinden recht gelten
zu machen.«
Hierzu könne die Mitwirkung Schwedens ohne Zweifel von grossem
Nutzen sein, sodass eine schwedische Diversion »vielleicht dem Krieg noch
in der bevorstehenden Campagne den Ausschlag geben würde >).« Wenn
Russland und Frankreich ihre Bemühungen mit denen Österreichs ver-
einigten, so könnte trotz der beschwerlichen schwedischen Regierungsform
das Unternehmen »nicht leicht fehlschlagen«, insbesondere wenn allenfalls
das französische Subsidienquantum für Schweden erhöht, »auch zugleich das
Perspectiv des verlornen pommerischen Kornbodens dargestellet würde2);
zumalen die ernannte Krone ohnmöglich mit Gleichgültigkeit ansehen kann,
dass die Gefahr der prenssischen Nachbarschaft täglich anwachse und das
schwedische Ansehen im teutschen Reich, besonders aber bei den prote-
stantischen Mäohten und ihren Religionsangelegenheiten fast völlig durch
Preussen verdunkelet werde.
»Ebenso wenig halten Wir vor ohnmöglich, auch den dänischen Hof
in den Krieg gegen Preussen miteinzuflechten 3) , wann dieser Hof hieraus
einen wesentlichen Vortheil anzuhoffen hätte, und dörften vielleicht die
dermalige Umstände eine erwünschte Gelegenheit darbieten, die weit aus-
sehende holsteinische Streitigkeiten4) auf Kosten eines dritten zum beider
Seite vergnüglichen Ende zu bringen; wie Uns dann wegen der besorg-
lichen Folgen nicht wenig auf dem Herzen lieget, dass diese Streitigkeiten
noch nicht aus dem Grund gehoben werden können, und dass von Seiten
des russisch-k. Grossfürsten annoch eine so starke Abneigung gegen das
dermalige systema mit Frankreich geäusseret werde.
»Ob nun zu beidem durch die vorläufige Bestimmung des Herzogthumbs
Curland für den Grossfürsten oder auf andere Art Rath zu schaffen seie,
ist um so mehr der russischen Kaiserin M. . . . Benrtheilung zu überlassen,
da Wir aus freundschaftlicher Rucksicht billiges Bedenken tragen, in die
domestica des dortigen Hofs einzugehen und Uns desfalls dem mindesten
Vorwurf auszusetzen.« . . ,
Im Interesse möglichster Beschleunigung der Übereinkunft würden dem
Botschafter die Entwürfe für die Convention und die Doclarationen übersandt.
1) Vgl. S. 610. 2) Vgl. S. 614 f. 3) Vgl. S. 597. 4) Vgl. S. 240.
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636 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 226a. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 13. November 1756.
Nov. 13
P. 8. Nach dem Beinconcept. Tgl. v. Arneth V, 00 ff. 479 Ann. 89.
Schlägt eine geheime Verabredung vor, dass Curlandund Semgallen an Russland kommen,
in Ostprettssen dagegen eine österreichische Secundogenitur errichtet werden solle.
»Wir setzen zwar in des russisch-k. ministerii Verschwiegenheit nicht
das geringste Misstranen, da Du aber Selbsten schon zu wiederholten Malen
erinnert hast, dass bei oinigen das neue systema mit Frankreich keinen
Beifall finde1), so sind die Geheimnüsse, so Wir Dir hiermit auf Deine
Pflichten anvertrauen, von solcher Beschaffenheit, dass sie niemanden
anderen als allein I. M. der russischen Kaiserin und höchstens noch einem
von ihro zu benennenden ministro eröffnet werden können.« . . .
Frankreich verlange die Abtretung der gesamten österreichischen
Niederlande, »alsdann man Uns mit einer Armee und einem Geldvorschuss
beistehen und nicht ehender Frieden machen wollte, als bis Preussen ge-
demflthiget seie2). . . .
»Hierzu kömmt nun noch der Antrag einer mit dem russisch-k. Hof
zu errichtenden Offensivverbindung3), vermög welcher diesem Hof Curland
und 8emigallien zu Theil werden, Preussen aber dem Königreich Polen
als ein Herzogthum zufallen sollte.
»Gewiss ist es, dass Wir der russischen Kaiserin M. als Unserer ge-
treuen Bundsgenossin diesen Länderzuwachs und die daraus entspringende
Glori von Grund des Herzens gönneten. Es ist aber hiebei in billige Er-
wägung zu ziehen, dass vermög des 4. geheimen Artikels des Tractats
von 1746 Schlesien und Glatz wieder unter Unsere Botmässigkeit kommen
sollte, ohne dass dem russischen Reich etwas an Land und Leuten zu
Theü werde*).
»Ausser deme aber, dass es allezeit sehr bedenklich fallet, von einem
jure quaesito und wtlrklich geschlossenen Traclat abzugehen, so ist auch
leicht vorzusehen, was die russisch-k. Acquisition des Herzogthums Cur-
land für Eifersucht bei den meisten europäischen Höfen5) und für grosse
Anstände bei dem künftigen Frieden verursachen würde, wobei also Unser
wesentliches Interesse mit unterlaufet, weilen andurch die Wiedereroberung
Schlesiens sehr erschweret wird. Wenigstens ist nichts billiger, als dass
Uns ein reciprocum eingestanden und der Schaden, den Wir durch die
Cession Unserer ganzen Niederlanden erleiden müssten, auf andere Art
und zumalen ohne Nachtheil des russisch-k. Hofs eingebracht werde.
»Um nun hierzu ein Mittel zu erfinden und zugleich der russischen
Kaiserin M. Unsere vollkommene Willfährigkeit zu bezeigen, sind Wir auf
einen Vorschlag verfallen, der auf einmal allen Anstand heben und den
Schlus8 Unserer geheimen Negociation mit Frankreich beforderen könnte.
1) Vgl. S. 564 f. 619. 632. 2) Vgl. S. 518. 539 ff. 3) Vgl. Nr. 73 c.
. .4) Vgl. S. 633. 5) Vgl. S. 628. 633.
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1750 November 13.
637
»Zu Erläuterung dieses Vorschlags setzen Wir als richtig zum Voraus, 1756
dass, wann Gurland dem russischen Reich incorporiret werden soll, der
Eron Polen nothwendig eine Entschädigung zu verschaffen seie, und dass
solche in dem Königreich Preussen zu bestehen hätte, welches Land mit
dem nämlichen Lehensnexu und Verbindlichkeit, womit dermalen Gurland
der Krön Polen behaftet ist, zu belegen wäre.
»Nachdem nun Curland seinen eigenen Herzogen, der die Lehen von
Polen mit gewissen Prärogativen empfanget, bishero gehabt hat und ein
gleiches künftighin, und wann Curland unter die russisch-k. Bottmässigkeit
gerathet, mit Preussen zu beobachten wäre, so gehet Unser Vorschlag mit
wenig Worten dahin: Dass Unser zweitgeborner Sohn1) zum Herzogen
von Preussen mit Anerkennung des polnischen Lehensnexus und der Ver-
bindlichkeit, so einem Herzogen von Curland in Ansehung der Krön Polen
obliegen, gemacht, und Unserem Erzhaus andurch eine solche Entschädigung
verschaffet würde, wobei weder das russische Reich noch die Krön Polen
noch auch sonsten jemand als das Churhaus Brandenburg etwas verliere.
»Dagegen wollten Wir Uns verbindlich machen:
lmo »Unsere gesamte Niederlande gegen die Wiedereroberung Schle-
siens und Glatz' an den Don Philipp zu cediren;
2d0 »dem russischen Reich zur Acquisition des Herzogthums Curland
und Semigallien auf alle mögliche Weise verhülflich zu sein; und
3tl0 »eine solche Einrichtung in Unserem Erzhaus zu treffen, dass
Preussen niemalen mit Unseren übrigen Königreichen und Landen ver-
einiget, sondern in eine Art von Secundogenitur verwandelet und dahero
allezeit von einem postgenito Unserer Abstammung besessen werden sollte.
»Wegen dieses Vorschlags müssten nur Wir und der russischen Kai-
serin M. unter Uns übereinkommen und hiervon weder dem französischen
noch einem anderen Hof insolang das mindeste eröffnen, bis Wir Uns von
Schlesien und Glatz und der russischen Kaiserin M. sich von Preussen
würklich bemeisteret und bis Unsere Waffen es so weit gebracht haben,
dass nicht leicht etwas widriges zu besorgen stünde.
»Inzwischen wollten Wir das geheime Geschäft mit der Krön Frank-
reich schliessen und Uns dabei nur in generalen Ausdrückungen vorbe-
halten, dass diese Krone Uns gegen die Cession der Niederlande an den
Don Philipp nebst Schlesien und Glatz zu mehreren thunlichen Vortheilen
behülflich sein, auch in die weitere Schwächung dos Königs in Preussen
einwilligen wolle2); wordurch Wir also ein Recht zu der künftigen Ver-
abredung wegen Curland und Preussen zu erhalten und das übrige nach
Zeit nnd Umständen in engster Einverständnnss mit der russischen Kaiserin
M. einzurichten gedächten ; auf welche Art sich dann auch russisch-k. Seite
gegen Schweden und Dänemark zu betragen wäre.
1) Carl. 2) Vgl. S. 609.
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638 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
*756j3 'Da es nun zu Beibehaltung des höchst nöthigen secreti auf keine
Weise zu rathen stunde, weitläuftige Negociationen desfails zu veranlassen
und Unseren Vorschlag schon dermalen ministerialiter abzuhandelen, so
könnte alles in eine ganz kurze Declaration zusammengefasset und ein
Exemplar von Uns, das andere aber von der russischen Kaiserin M. unter-
schrieben und die vollständige Ausarbeitung bis zur gelegenen Zeit versparet
werden.
»Sobald Wir auch desfails nur die mündliche Versicherung von I. M.
durch Dich erhielten, so würden Wir auf ihr Wort mit Frankreich schliessen
und Dir Unsere unterzeichnete Declaration zusenden, um solche gegen eine
gleichlautende auszuwechseln ; wie dann die zwei kaiserliche Höfe einander,
in Ansehung des gegenwärtigen Vorschlags, um so ehender ein vollkom-
menes Vertrauen zuwenden können, da eines jeden Theils Vortheil in
gleichem Grad von dem glücklichen Ausschlag abhangen würde.
»Je wichtiger nun Unser Vorschlag an sich ist, um so mehr ist sich
beflissen worden, solchen in möglichster Kürze und Deutlichkeit zu Deiner
Wissenschaft zu bringen. Du wirst Dir also bestens angelegen sein lassen,
den ganzen Inhalt des gegenwärtigen Rescripts der russischen Kaiserin M.
unter Erbittung der engesten Verschwiegenheit zu hinterbringen und Uns
von der hierauf erfolgendon Antwort baldmöglichst zu benachrichtigen, c
Nov. 13 226 b. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 13. November 175C.
P. 8. Nach dem Beinconcept Vgl. t. Arnetta V, 59 t
Vollmacht zum Absehluss eines Offensiv- oder eines Suhsidienvertrages mit Russland.
»Es ist sehr hart und bedenklich, Conventionsprojecten zu entwerfen
und sich deutlich zu äusseren, insolang nicht einstens des anderen Theils
eigentliche Absichten vollständig bekannt seind, mithin auch die verschie-
dene Fälle und Ideen nicht übersehen noch behörig vereinbaret werden
können.
»In diesen Umständen befinden Wir Uns dermalen, da Deine bisherige
Berichtschreiben Uns noch im Zweifel lassen, ob der russisch-k. Hof auf
einem neuen Tractat und auf oinem weiteren Concert, als der geheime
4. Artikul des Tractats von anno 1746 enthaltet, ohnabänderlich beharre1);
ob er unter diesem Vorwand seine bereits genommene Verbindungen zu
verzögeren suche; ob Du desfails bereits die behörige Vorstellungen ein-
gelegot und Dich auf den erwähnten 4. Artikul begründet habest und,
was das wesentlichste ist, ob der russisch-k. Hof in dem Fall, dass Wir
in seinen Vorschlag eines Ofifensivbündnusses nach nunmehro erfolgtem
prenssischen Friedensbruch eingingen, von allen weiteren Anforderungen
abstehen, oder aber ob er dannoch die in dem 4. geheimen Artikul Unserer
1) V*l. S. 628. 636.
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1756 November 13.
639
Seits conditionate versprochene 2 Millionen Gulden, wie auch die Natural- 1^56
Verpflegung, wo nicht fUr seine ganze Armee, jedoch für das stipulirte
Hfllfsoorps der 60 000 anverlangen und noch Ober das die Conquete von
Carland und Semigallien versicheret wissen wolle.
*Der Unterschied dieser Fällen ergiebet sich von Selbsten, da Wir
weit ehender in die erwähnte Verbindung wegen Curland eingehen können,
wann der russisch-k. Hof den Krieg allein auf seine Kosten fahren kann
und zu fahren sich anheischig machet, auch etwa Uns von dem Versprechen
der 2 Millionen gänzlich entlediget. Sollte er aber eines mit dem andern
anverlangen, oder anfänglichen nur das Versprechen wegen Curland, dem-
nächst aber die Naturalverpflegung für seine Armee nebst den besagten
2 Millionen ausbedingen wollen, so wäre das in allen Tractaten zu be-
obachtende reciprocum überschritten und sonder Zweifel Uns eine doppelte
Last aufgebürdet, da es allezeit gewiss verbleibet und hoffentlich nicht in
Abrede gestellet werden wird, dass der russisch-k. Hof nach dem klaren
Buchstaben der Tractaten auch ohne alle weitere Stipulation zur würk-
lichen Leistung der Hülfe von 60 000 Mann verbunden seie. . . .
»Du kannst die Sache nicht kürzer noch besser greifen, als wann Du
dem dortigen ministerio gleich anfänglich eröffnest, dass Du zwar zu Er-
richtung Unserer Conventionen mit Instruction und Vollmacht versehen
seiest, dass sich aber von Seiten des dortigen Hofs deutlich zu äusseren
seie, was er eigentlich anverlange, und ob er bei denen in dem Tractat
von 1746 und in dem 4. geheimen Article ausbedungenen Vortheilen zu
beharren oder aber den Krieg allein auf seine Kosten fortzuführen und
dargegen sich die Accession von Curland und 8emigallien auszubedingen
gedenke.
»In dem ersteren Fall wäre die Hülfe der 60000 Mann bereits fest-
gestellet und sich nur wegen der grösseren Anzahl der russisch-k. Armee,
so gegen Preussen zu Feld ziehen soll, wie auch wegen der Natural-
verpflegung einzuverstehen, auch alsdann sich Deines Orts zu Errichtung
eines ferneren article separe* et secret . . ., mithin zu einem subside von
jährlichen 3 Millionen Gulden anzuerbieten, jedoch von den zwei Decla-
rationen keinen Gebrauch zu machen.
»In dem letzteren Fall aber [wäre] das Unserm vorhergehenden Rescript
beiliegende Conventionsproject nebst dem article separe* und den zwei
Declarationsprojecten in Vorschlag zu bringen und, falls diesen etwas
wesentliches ausgestellt werden sollte, auf eine deutliche Ausser- und Final-
erklärung anzutragen, auch gegen die Begehren, so nicht mit der Reci-
procität übereinkommen dörften, das diensame sogleich freundschaftlich zu
Gemüth zu führen und die weitere Handlung, soviel möglich, abzukürzen.
»Sollte jedoch der dortige Hof gegen besseres Vermuthen sowohl
auf den erwähnten 2 Millionen und den Naturallieferungen als auf dem
Versprechen wegen Curland und Semigallien fest beharren, so wirst Du
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640 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 auf diesem Fall hiermit zum Voraus bege wältiget1), nicht nur von dem Con-
Ov J 3
ventionsproject . . . und den zwei Declarationen, sondern auch von dem
. . . article se'pare* et secret wegen Versprechung eines jährlichen subside
von 3 Millionen Gulden dergestalt Gebrauch zu machen, dass alle diese
Bedingnusse ohne weitere Rückfrage von Dir in Vorschlag gebracht, be-
williget und unterzeichnet werden können.
> Soviel auch den Inhalt Unsers in Ziffern gesetzten P. S.2) anbetrifft,
so haben Wir Unsere EntSchliessung insoweit abgeändert, dass Du hiervon
bis auf Unsere nähere Anweisung keinen förmlichen Gebrauch machen,
sondern nur, wann sich die Gelegenheit füget, einen ohnverfänglichen An-
wurf in Gestalt Deines Privatgedankens bei der russischen Kaiserin M.
machen und hierüber Deinen Bericht erstatten sollest3); wornach Du Dich
also zu richten hast.« . . .
Nov. 17 227. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 17. November 1756.
P. S. 3. Nach der Urschrift.
Schwierigkeit der Acceseionsverhandlung. Schroffe Ablehnung
eines englischen Mediationsgesuches.
. . . »Wie zumalen der Williams sich noch immer schmeichlet, bei
hiesigem Hof eine Partei zu haben, und solches in London und Berlin
glauben zu machen nicht unterlasset4), so ist wohl dieses die Ur-
sach, dass er, Williams, (ungeachtet es Golyzin in Engeland deutlich zu
erkennen gegeben), gleichwohlen noch nicht rappelliret worden5), womit
die hiesige Souveraine selbsten nicht zufrieden ist und sich gegen mich
dahin zu äussern geruhet hat, dass sie diejenige Partei, worauf der
Williams hoffen mag, nicht kenne. Derne seie aber, wie ihm wolle, sagte
die hiesige Monarchin, so würde doch ohne ihrem Vorwissen niemalen etwas
geschehen. . . .
»Was aber das Accessionsgeschäft des hiesigen Hofs zum Versailler
Tractat betrifft, soll Ew. Exc. in kurzem hiermit nur soviel anmerken,
wie mir der Grosskanzler im Vertrauen bereits sagen lassen, dass wegen
der verlangten Ausnahm der Pforten solche Accession hier grosse 8chwttrig-
keiten vorfinden würde c),c da einmal die russischen Nachrichten von der
Türkei von gar keiner Unruhe daselbst meldeten, andrer 8eits auch des
Douglas Vollmacht in dieser Beziehung nicht beschränkt gewesen sei.
Esterhasy werde sich also für eine Entscheidung im Sinne Frankreichs
1) Vgl. S. 634. 2) Vgl. Nr. 226 a.
3) Kaunitz fügte noch die Erläuterung hinzu, Esterhasy solle hierüber nur
ganz von weitem die Anschauungen des russischen Hofes sondiren. Vgl. v. Araeth
V, 61. 4) Vgl. S. 501. 572. 620 f. 5) Vgl. 8. 600. 6) Vgl. S. 620. 631 f.
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1756 November 13 — November 17. 641
bemühen, >allein sehe zum Voraus eio, dass solches nicht wenige Schwürig- 1756
keit hier vorfinden, mithin noch nicht so geschwind erfolgen werde.
»Was übrigens die russische Hülfleistuug betrifft, so gedenket der
hiesige Hof an keinen Subsidientractat '). Und da man russischer Seits
nicht nur I. K. E. M., sondern auch Chursachsen allianzmässig beizu-
springen, benebst gleich von denen hiesigen Grenzen aus eine Diversion
in Preussen zu machen gedenket und man mir von der I. K. K. M. ver-
mög des 5. und 6. Artikul des Petersburger Tractats obliegenden Natural-
verpflegung noch kein Wort gesprochen 2), so habe meiner Seits so ehender
recht zu thun geglaubet, als die Natural Verpflegung I. K. K. M. nicht
allein, sondern auch Chursachsen zu verschaffen obliegen würde. . . . Falls
man aber hiesiger Seits auf die Naturalverpflegung nicht dringen sollte,
sofort auch kein Pauschhandel nöthig ist, so würde allenfalls die mir zu-
geschickte Summe a conto deren im 4. geheimen Artikul des Petersburger
Tractats stipulirten 2 Millionen f. vorgeschossen werden können; und
bin ich des Dafürhaltens, dass man russischer Seits eben nicht aus der
Ursach die Subsidien abgeschlagen, um ein mehreres Recht zu einer Ac-
quisitum zu tiberkommen, sondern wann ein agrandissement geschehen
kann, man solches nicht ausser Acht lassen werdo; wie dann Graf Wo-
ronzow sich geäusseret, dass man absolute darauf [nicht]3) bestehe, über
welches alles meine künftige Berichte das zuverlässige . . . anzeigen
werden.« . . .
Williams hat >die Mediationssach neuerdings in Bewegung gebracht4)
und sein Anbringen noch mit der Bedrohung begleitet, dass der König in
Preussen im Fall einer abschlägigen Antwort den hiesigen Hof wohl mit
50 000 Mann anfallen könnte. Da man nun der hiesigen Monarchin hier-
von den geziemenden Vortrag gemacht, so ist Höchstdieselbe hierüber so
mehr aufgebracht worden, als man schon einmal die Mediation platterdings
abgeschlagen4), folglich [I.] M. grossmlithige 8tandhaftigkeit engiisoh-preussi-
scher Seits gleichsamb in Zweifel ziehen wolle. Solchem nach ist bereits
beschlossen worden, dem Williams nochmalen eine sehr trockene Antwort
. . . dahin zu geben, dass [I.] M. nach wie vor entschlossen blieben, ihren
bundsmässigen Obliegenheiten ein vollständiges Genügen zu leisten und
diese unanständige Bedrohungen mit desto grösserer fermete* zu ahnden,
1) Vgl. S. 631.
2) Vgl. S. 630. 639. Trotzdem erbittet sich Esterhasy am 23. November 1756
die baldige Übersendung der an den vertragsmässigen 2 Millionen ihm noch fehlen-
den Gelder, um durch eine freiwillige Vorfriihung der Subsidienzahlung, falls
Russland sie wünsche, allen weiteren Forderungen wegen der Naturalverpflegung
vorbeugen und Russland um so sicherer zur Erfüllung des Tractats verpflichten
zu können.
3) Der Vergleich mit den folgenden Berichten lehrt, dass dieses Wort »nicht«
hier ausgelassen worden ist Vgl. S. 412. 617. 4) Vgl. S. 617.
Acten zur Vorgeschichte des 7j Ihrigen Krieges. 41
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642 Österreichische Acton zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 folglich Gewalt mit Gewalt zu vertreiben wissen würden1). Und da der
ov" 17 Golyzin letzthin einberichtet hat, dass man in Engeland Theils Aber die
hiesige Kriegsrflstungen und die denen russischen Alliirten zugesagte Hfllf,
Theils aber Uber die hier abgeschlagene Mediation so aufgebracht seie, dass
der duc de Kewcastle den Golyzin . . . nicht einmal vor sich kommen
lassen wollen, so ist ausser allem Zweifel, dass der so gestaltete eng-
lische Betrag des Williams hiesigen Aufenthalt noch unangenehmer machen
werde.«
Nov. 30 228. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 30. November 1756.
Nach der Urschrift. Vgl. v. Arnoth V, 81 479 Ann. »1.
Gute Aufnahme des österreichischen Angebots einer früheren Auszahlung der vertrags-
massigen zwei Millionen f. an Russland. Günstige Aussichten für das Accessionstoerk,
... »Da ... I. K. E. M. an der hiesigen werkthätigen Hülfleistung
vorzOglich gelegen und mir allschon in dem ... P. 8. 1 vom 22. August2)
und letzthin in dem . . . Rescript vom 31. October3), wegen eines Bausch-
handels das hiesige Ministerium auf eine unverfängliche Art zu sondiren,
anbefohlen worden ist, so habe nach roifer Überlegung der Sachen für gut
befunden, denen zwei Kanzlern zu erkennen zu geben, dass I. E. E. M.
in der vollen Zuversicht, dass die hiesige Monarchin nach ihro ruhm-
würdigsten Gesinnung und thenresten Erklärungen zu Wiedereroberung
Schlesiens und Gl atz' all-mögliches beitragen würden, mir bereits die in
dorn 4. geheimen Artikul nur conditionate stipulirte Summ von zwei Milli-
onen f. zu Übermachen angefangen 1) und mir unter einstem . . . aufgetragen
hätten, die Summ ihnen zum Voraus abgeben zu können, worauf diese
zwei ministri mir in Antwort ertheilet, dass sie diesen meinen so ge-
stalteten Antrag ad referendum nehmen, mich aber einsweilen versichern
könnten, dass die russische Kaiserin durch diese grossmüthige Offerte un-
gemein gerühret und in ihrem besten Willen noch mehr gestärket werden
würde. . . .
»Weiters solle noch . . . anzeigen, dass der hiesige Hof wegen der
I. K. K. M. obliegen sollenden Verpflegung seiner Truppen mir bis diese
Stund kein Wort gesagt habe5), und getraue ich mich fast zu versicheren,
dass derselbe nach der zu Stand gebrachten Convention und zum Voraus
empfangenen 2 Millionen f. wegen Unterhaltung seiner Auxiliartruppen für
die ganze Zeit des Kriegs schwerlich mehr etwas anverlangen dörfte. . . .
Inzwischen haben die beeden Kanzler mir bei dieser Gelegenheit aber-
malen wiederholet, dass der hiesige Hof mit Frankreich niemalen einen
Subsidientractat zu schliessen gedacht hätte und ihm genug wäre, wann
nur I. K. E. M. zu Ihro . . . Zufriedenheit mit dieser Eron in der ge-
ll Vgl. Martens, Recueil IX, 208. 2) Vgl. Nr. 189 a.
3) Vgl. Nr. 222. 4) Vgl. S. 626. 639. 5} Vgl. S. 641.
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1756 November 17 — November 30.
643
heimen Negociation schlüssig werden können1). Was aber die in dem 1756
unterm 22. April von mir . . . eingesandten Conventionsanfsatz berührte Nov* 3
Acquisition des Königreichs Prenssen und den darmit verknüpften Austausch
an Polen gegen Gurland betrifft2), so habe schon ein- und andermal . . .
angemerket3), dass der hiesige Hof auf ein agrandissement oder neue con-
quSte eben nicht versessen, mithin nicht aus dieser Ursach4) einem Subsidien-
tractat ausgewichen, wie mir dann letzthin der Vicekanzler mit deutlichen
Worten gesagt, dass es ein chimeriquer Gedanken des Grosskanzlers seie
und wir uns bei zu schliessender Convention daran nicht zu stossen hätten,
sondern er, der Grosskanzler selbst, als ich diese Materie berühret, hat
hierzu nur gelächlet, und ist ihm der Secre*taire Wolkow in die Rede ge-
fallen, sagend, dass man den Bären erst haben müsse, um die Haut theileu
zu können.
>Wie mir der Grosskanzler dieser Tage gemeldet, so ist man über
die hiesige Accessionssach zum Versailler Traotat») in voller Arbeit und
hat mir berührter Minister gute Hoffnung gegeben, dass er die Sach noch
in solche Wege leiten wolle, dass nicht nur mittelst einer geheimen Decla-
ration man anstatt der Truppen sich mit Geld befriedigen6), sondern zu-
folg I. K. K. M. und Frankreich . . . Intention die Pforten und Enge-
land davon ausgenommen werden würden. Und da dieses Geschäft in des
Olsuwiew Händen ist, so wird diese gute Hoffnung bei mir nicht wenig
vermehret.
»Inzwischen ist doch zu verwundern, dass der Herr v. Schwachheim7)
und Obreskow noch unterm 21. octobris letzthin von einer wegen der
unbeschränkten hiesigon Accession bei der ottomanischen Pforten zu be-
fürchtenden Unruhe nicht das mindeste angeftthret, sondern vielmehr an-
hero geschrieben haben, dass türkischer Seits die hiesige Accession als
eine unschuldige Sach angesehen5) und der preussische Einbruch in Sachsen
und bevorstehende Einfall in Böhmen bei ihr, der Pforte, wie in der
Christenheit verabscheuet werde, anderen Theils aber dem Chevalier Dou-
glas wegen besagter Ausnahm von seinem Hof noch kein Wort gemeldet
worden seie4). Dahero er, der Douglas, für sich nicht das geringste Be-
denken hätte, die hiesige Accession auch ohne Ausnahm der Pforten zu
signiren, sagende, dass, wann seinem Hof so viel daran gelegen wäre, man
ihm solches hoffentlich zu wissen gethan und ihn hierüber instruiret haben
würde. . . .
»Unterdessen ist von dem . . . Apraxin die Nachricht eingelanget9),
dass er die in der Gegend bei und um Riga herum versammlete russische
l) Vgl. S. 618. 641. 2) Vgl. S. 321 f. 3) Vgl. S. 641.
4) Vgl. S. 628 f. 5) Vgl. S. 640. 6) Vgl. S. 618 f.
7) Ausserordentlicher österreichischer Gesandter in Constantinopel.
8) Vgl. S. 632.
41*
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644 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1750 Armee in Augenschein genommen nnd in recht gutem Stand angetroffen
°v* 30 habe, auch zufolg der von der russischen Kaiserin ihm mündlich und
schriftlich ertheilten Anweisungen die1) . . . und eine ausgebige Diversion er-
forderliche Kriegspräparatorien herbeizuschaffen und in Stand zu setzen
beflissen sein werde. Und ist man von ihm zu vernehmen gewärtig, ob
und wie derselbe etwa gleichwohl diesen Winter noch gegen das hosticum
mit einem vorsehbaren Nutzen etwas unternehmen werde können.« . . .
Dec. 7 229. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 7. December 1756.
Nach der Urschrift VgL t. Arneth V, »J2. 479 Ann. 92.
Bereitwilligkeit Russlands unter gewissen Bedingungen dem Versailler Vertrag
beizutreten.
Habe die Instruction vom 1 3. November erhalten und bemerkt insbesondere
zu dem P.S. 42), »dass ich eines Theils in Ansehung der noch nicht zu Stand
gebrachton Negociation und des an Frankreich machen sollenden sehr grossen
Sacrifice von ganz Niederland gleich wohlen nicht wenig betroffen seie, ande-
ren Theils aber den Punkt wegen des für . . . den . . . Erzherzogen Carl
mittelst Eroberung Preussens zu machenden Etablissements nach reifer Über-
legung von einer so grossen Häklichkeit zu sein finde, dass ich bis zu Ein-
langung anderweiter und positiver Befehlen weder gegen die russische
Kaiserin noch weniger aber gegen ihr Ministerium oder sonsten jemanden
auch nur von weitem etwas fallen zu lassen mir einmal nicht getrauet.
>Was übrigens das Accessionswesen betrifft, so hat das collegium
deren ausländischen Affairen hierüber sein Gutachten bereits abgestattet,
und solle morgen im Gonseil darüber deliberiret werden. Es gehet aber
des ausländischen collegii Outachten, wie ich von dem Olsuwiew zuver-
lässig erfahren, dahin, dass die russische Kaiserin ohne Nachtheil ihrer
Gloire allerdings dem Versailler Tractat beitretten, auch die ottomanische
Pforten davon ausgenommen und mittelst einer geheimen Declaration an-
statt deren Truppen das Geld stipuliret werden könne9). Damit jedoch
diese Ausnahm Theils bei der Pforten Selbsten, Theils aber bei andern
Höfen kein so grosses Aufsehen und Nachdenken erwecke, so hat das aus-
ländische collegium weiters angerathen, dass in dem Accessionsinstrument
von Frankreich die Pforte und Persien, von Russland aber Engeland und
Italien ausgenommen werden sollten; wo unter einsten durch eine ander-
weite geheime Declaration festzusetzen wäre, dass Russland in Ansehung
Persiens von Frankreich und diese letztere Krön in Ansehung Italiens von
1) Lücke in der Vorlage.
2) Vgl. Nr. 226. 226 a. Eine Abweichung von seiner Instruction gestattete sich
Esterhasy insofern, als er mit klug berechneter Taktik als Maximum der öster-
reichischer Seita an Ruasland zugestandenen jährlichen Subsidien nicht 3, sondern
nur 2 Hillionen bezeichnete und damit auch durchdrang. Vgl. v. Arneth V, 63.
3) Vgl. S. 643.
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1756 November 30 — Decembor 14.
645
Russland niemalen weder an Truppen noch Geld einige Hülfe zu praeten- 1756
Doc *
diren hätten. In Ansehung Hannovers aber hat der gutgesinnte Olsuwiew
die Sache in solche Wege zu leiten gewusst, dass das ausländische collegium
in seinem Gutachten davon nichts berühret hat.« . . .
230. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, u. December 1756. Dec. n
Nach dem Reinconcept
Wünscht eventuell Kriegserklärung Russlands an Preussen.
Hauptsächlich komme es darauf an zu wissen, ob Russland sich an
den Vertrag von 1746 halten oder Curland und Semgallen erwerben wolle1).
Sollte Esterhasy abnehmen, dass der russische Hof mit Hintansetzung des
4. Artikels des Tractats von 1746 >seine Absicht vielmehr auf die Er-
richtung eines Offensivbündnisses mit Uns und auf die conqußte von Cur-
land und Semgallien richte,« so verweise man ihn auf die Erlasse vom
31. October2) und 13. November3). »Nur wollen Wir Dir noch die beträcht-
liche Anmerkung mitgeben, dass in diesem Falle dem Hauptwerk, ja dem
eigenen Vortheil und der Beschleunigung des vorgesetzten Endzwecks des
russischen Hofs nicht besser gerathen werden könnte, als wann ermelter
Hof die ohnverweilte Entschliessung fassete, dem König in Preussen den
Krieg förmlich nnd ohne weiteres anzukündigen. Eine solche Kriegs-
erklärung würde dem russischen Hof ein volles Recht zu allen möglichen
Eroberungen beilegen, wohingegen Wir, (welches Wir lediglich zu Deinem
geheimen Unterricht anfügen), anmit den Nutzen erreicheten, dass hieraus
zwischen Uns und dem russischen Hofe eine so enge Verflechtung und
Impegno erwachsete, dass die Würkungen davon sich auch bei einer er-
folgen dürfenden Veränderung der russischen Regierung4) wenigstens durch
einige Zeit verspüren lassen müssten. Um so weniger aber sollte der
russische Hof einiges Bedenken tragen, zu einer öffentlichen Kriegserklärung
wider Preussen fttrzuschreiten, als derselbe in seinem Uns vorgelegten Plan
eines Offensivbündnisses5) sich dazn selbst anerbotten hat.« . . .
231. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 14. December 1756. Dec. 14
Nach der Urschrift. Vgl. r. Araeth V, 63. 479 Anm. 93.
Russland besteht nicht auf der Erwerbung von Curland und SemgaUen.
Esterhasy beruhigt seine Regierung wegen ihrer Besorgniss, dass
Russland ernstlich auf der Erwerbung Curlands bestehen werde6) nnd
daraus Schwierigkeiten sich ergeben könnten. »Gleichwie nun aber I. K.
K. M. sehr viel daran gelegen ist, dass Allerhöchstdieselbe von des hiesi-
gen Hofs Absichten wegen der Acquisition von Curland gegen das an
Polen zu cedirende Königreich Preussen zuverlässig unterrichtet seie, so
1) Vgl. S. 643. 2) Vgl. Nr. 221. 222. 3) Vgl. Nr. 226. 4) Vgl. S. 632.
5) Vgl. Nr. 73 c. 6) Vgl. S. 643. Nr. 230.
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646 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1T;>6 habe den Grosskanzler in Gegenwart des Grafen Woronzow ersuchet, mir
ec' 14 zu eröffnen, ob man russischer Seits auf obiger Acquisitum förmlich be-
harre, worauf mir der Grosskanzler mit deutlichen Worten zu erkennen
gegeben, dass, weilen die Beibehaltung von Curiand gegen die Cession von
Preussen an Polen bei denen meisten europäischen Höfen sehr grossen
Widerstand finden würde, man hierorts darauf gar nicht versessen seie
und wir di-sfalls ausser aller Sorge sein mögten, gestalten sie lieber ein
Dorf an Sachsen als erwähnte AcquiBition für sich zu haben wünschten.
. . . Und da berührter Ministre . . . gar keine Ausnahme gemacht, be-
nebst auch der Vicekanzler diese Erklärungen auf gleiche Weis wieder-
holet, so wird an durch vollkommen bestätiget dass der russische Hof
auf neue Conqußten niemalen gedacht und solches anfangs nur eine simple
Idee des Grosskanzlers gewesen seie.« . . . Unter diesen Umständen
habe Esterhasy von den österreichischen Wünschen auf Oatpreussen 2j
noch nichts verlauten lassen.
Dec. 27 232. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 27. December 1756. Praes.
17. Januar 1757.
Nach der Urschrift Vgl. t. Arneth V, 479 f. Anm. 94.
Vorläufiger Abschluss des Accessionswerkes. Intrigucn Bestushsws.
... »Es bestehet ... die von der russischen Kaiserin in Ansehung
der hiesigen Accession gestern unterschriebene EntSchliessung in deine,
dass von der Krön Frankreich die ottomanische Pforten und Persien, von
Russland abor Engeland dergestalten ausgenommen werde, dass ein Hof
dem anderen weder an Truppen noch auch an Geld einige Hülfleistung
zu praestiren schuldig sein solle a). Da aber gleichwohlen der russische
Hof gern sehete, dass anstatt deren Truppen sich beede Höfe zu einer
Geldsumme anheischig machten, so wird bei dem Accessionsinstrument
mittelst einer geheimen Declaration der hiesige so gestaltete Antrag ent-
worfen und dem französchen Hof miteins zur Ratification geschicket
werden, in der Zuversicht, dass derselbe wegen des gewöhnlichen, zu
seinem Behuf in der Declaration festgesetzten reciproci sich hierzu un-
bedenklich einverstehen, sofort solche Declaration zugleich mit dem Ac-
cession sinstrument ratificiren und anhero schicken werde. Da aber der
französche Charge d affaires4) auf Befehl seines Hofs zu erkennen ge-
geben, dass er zu einer dergleichen geheimen Declaration sich nicht ein ver-
stehen könnte noch dörftes), so wird man sich russischer Seita allem An-
1) Vgl. S. 643. 2) Vgl. Nr. 226a. 229. 3) Vgl. Nr. 229. 4) Douglas.
5} Trotzdem berichtete Esterhasy am 4. Januar 1757, dasa Douglas nach-
gegeben habe. Die Urkunde, in der Russland seinen Beitritt zum französisch-
österreichischen Defensivbiindnisa erklärte, wurde am 11. Januar 1757 unter-
zeichnet. Vgl. Martens, Recueil I, 191 ff.
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1756 Deceuiber 14 — 1757 Januar 9.
647
sehen nach mit der obbemelten simplen Accession begnügen und diese 1756
geheime Declarationssaeh in eine anderweite Negociation zu verwandelen Dec* d
und sich mit dem französchen Hof, wo möglich, hierüber einzuverstehen
suchen.
»Was ich übrigens unterm 21. dieses1) wegen unserer Convention
erwähnet, so wird solche, geliebt's Gott, ebenfalls zu 8tand kommen.«
Über den jungen Poniatowski2) hat »Rouille* dem Bechtejew gemeldet
und dieser letztere anhero geschrieben, dass Graf Brühl dem monsieur
Durand3) im Vertrauen eröffnet, dass der Grosskanzler seine Abschickung
nach Petersburg ausdrücklich verlanget hätte4). Ew. Exo. vermag ich
wegen Enge der Zeit nicht genugsam auszudrücken, was erwähnter Gross-
kanzler für ein Erzbösewicht seie, und wie er sich dem neuen systemati
möglichstermaassen zu widersetzen suche. Indessen seind mit Vorwissen
der russischen Kaiserin wegen des Poniatowski bereits solche Präcau-
tionen genommen, dass er entweder aufrichtig zu Werk gehen muss, oder
aber sich der Gefahr aussetzen wird, von hier kurzum abgefertiget zu
werden, c . . .
233. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 9. Januar 1757. 1757
Jan. •
Nach dem Keineoncept
Anweisung, sich der Gunst des grossfürstlichen Paares und Bestushevos zu versichern.
Bestushew habe dem sächsischen Residenten Pezold mitgetheilt, dass
Woronzow wieder in seine alte preussenfreundliche Stimmung zu verfallen
beginne und bei einem Souper die Zarin und Williams zusammengeführt
1} Esterhasy meldete darin seine beste Hoffnung auf günstigen Abschlags
der Convention.
2) Vgl. S. 502. Am 11. December 1756, setzte Maria Theresia den Grafen
Esterhasy von einer ihr zugekommenen geheimen Nachricht in Kenntniss, nach
der Bestushew die Intrigue angesponnen habe, durch Brühl die Wahl des jungen
Poniatowski zum sächsischen Gesandten in Petersburg zu betreiben, um sich da-
durch dem grossfürstlichen Hof gefällig zu erweisen. Bestushew rechne darauf,
duss ein wirklicher Aufenthalt Poniatowskis am russischen Hofe durch die Partei
Woronzows vereitelt werden würde. Sollte indessen Poniatowski dennoch ein-
treffen, so erhielt Esterhasy den Auftrag, ihn genau zu beobachten und möglichst
für die österreichische Partei zu gewinnen. Vgl. Herrmann V, 138.
3) Französischer Gesandter am polnischen Hofe.
4) Nach P. S. 2. des Berichts Esterhasys an Kaunitz vom 16. Januar 1757
hatte sich Bestushew sogar auf einen Befehl der Zarin berufen. Diese soll dar-
über > ungemein erbittert sein und absolute zu wissen verlangen, ob Graf Brühl
. . . die Wahrheit geredet habe. . . . Wie sich nun der Grosskanzler aus dieser
Sach herausziehete, wird die Zeit geben müssen. Unterdessen hat diese aber-
maligo Vo r fallen he it bei der russischen Kaiserin den gegen den Grosskanzler von
langer Zeit her schon geschöpften Argwohn, dass er nieuialou den rechten Weg
gehe, nicht wenig vermehret« Vgl. Nr. 194.
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648 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1757 habe. Woronzow, Williams und der Favorit hätten die Kaiserin zur Über-
fan 9
nähme einer Mediation zu bewegen versucht, was jedoch Bestushew ver-
hindert habe. Esterhasy solle allen hierauf bezüglichen Warnungen des
Grosskanzlers keine Aufmerksamkeit geschenkt haben1).
Noch auffallender sei, dass Bestushew von diesen Vorgängen 8 wart2}
unterrichtet haben solle, damit dieser durch Vermittlung Burniannias3) die
gleichen Vorstellungen in Wien machen liesse und diesen Hof zu Schritten
zu bewegen suchte, um Williams von Petersburg zu entfernen. Bestushew
habe dem Grafen Keyserling befohlen, sich das Vertrauen des österreichi-
schen Staatskanzlers zu erwerben. Unzweifelhaft sei die Absicht die,
Esterhasy die Führung der Verhandlung zu entreissen.
Aus allem scheine hervorzugehen, »dass der Grosskanzler anjetzo
dannoch wiederum etwas höher an das Brett gekommen sein müsse«.
Eine Aufklärung sei dringend nothwendig; in ihrem Interesse theile die
Kaiserin dem Botschafter das Urtheil mit, das sie sich von den ver-
wickelten Verhältnissen des russischen Ministeriums gebildet habe.
» Weder von dem Vicekanzler Woronzow noch von dem Favoriten
Schnwalow können Wir Uns zwar boigehen lassen, dass dieselbe in die
gehässige Mediationsidee des Williams4) eingegangen sein oder ihme,
Williams, die Gelegenheit geflissentlich vermittelet haben sollten, bei dem
eröffneten Souper zu erscheinen und allda bei der russischen Kaiserin
in einem Augenblick jenes zu erwürken, was ihm mehrmalen bereite förm-
lich versaget worden und er durch andere Wege vergebens gesuchet
hätte; dannoch kommet ob hier auf ein factum und darauf an, ob die
Sache sich so oder nicht so verhalte; und wäre ersteres wahr, wie der
Grosskanzler es wahr zu sein vorgiebet, so hätte man mehr dann dringliche
Ursacho, auf einen bo unerwarteten Vorfall und dessen Folgerungen mög-
lichst aufmerksam zu sein.
»In Ansehung hinwiederum des Grosskanzlers Selbsten hat ferner
jenes seine Richtigkeit, dass derselbe in seiner Abneigung für Preussen
immerhin fortfahre5), und eben in dieser Abneigung bestehet sein, des
Grosskanzlers, wesentlichster Verdienst, wie es dann auch ohnstrittig ist,
dass derselbe bei seiner guten Gesinnung für den sächsischen Hof0) stets
fort beharre. Dass er für den französchen Hof jemals recht freund-
schaftlich denken solle, solches ist von ihme um so weniger zu erwarten,
als er sich wohl erinneren muss, dass eben or, Grosskanzler, der Urheber
des ehemaligen systematis der Vereinigung des russischen Hofs mit dem
englischen, dann der dem La Chetardie widerfahrenen schimpflichen Ab-
1) Im Erlass vom 26. März 1757 erklärte sich Maria Theresia durch Esterhasy
Uber die gänzliche Unverfänglichkeit dieser Vorgänge für völlig beruhigt.
2) Holländischer Gesandter am russischen Hofe.
3) Holländischer Gesandter am Wiener Hofe. 4) Vgl. S. 641.
5) Vgl. S. 356 f. 6) Vgl. S. 424. 495 und Beilage Nr. 2.
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1757 Januar 9.
649
weiaung seie1), worzu noch dieses kommet, dass der jetzige französche l75?
Sachwalter zu Petersburg, Chevalier Douglas, sich gleich anfänglich an den
Vicekanzler Woronzow gewendet, welches demnach den Grosskanzler be-
sorgen machet, dass, woferne der französche Hof bei dem russischen in
die Höhe kommen sollte, er, Grosskanzler, seinen Credit und Einfluss
grössten Theils verlieren, jener des Woronzow merklich zunehmen und,
sozusagen, alles in dieses letzteren Hände fallen würde; wie dann über
dies bekanntermaßen das englische Geld von dem stets dürftigen Gross-
kanzlern jederzeit willig und mit Vergnügen auf- und angenommen wor-
den2). Nun wäre zwar das nungemelte systema der Vereinigung Russ-
lands mit England und des Grosskanzlers nach demselben eingerichtete
Gesinnung in so lange natürlich und dem russischen Interesse gemäss, als
die anheuer erfolgte grosse Veränderung in der politischen Verbindung
der europäischen Höfe nicht vor sich gegangen wäre. Da aber diese
Veränderung nunmebro da ist und durch dieselbe Frankreich auf die gute
Seite und in das Spiel gezogen worden, so befindet sich der Grosskanzler
andurch in die Verlegenheit gesetzet, dass derselbe einer Seits seiner Ab-
neigung für Preussen nicht entsagen, anderer Seits aber auch seine Ent-
fernung für Frankreich und seine Vorliebe für England stetshin beibehalten
will, welche zwei widersprechende Dinge solcher demnach nunmehro zu
vereinbaren trachtet. Die weitere Hauptbemühung des Grosskanzlera, wie
Wir solches aus der Gegeneinanderhaltung aller Umstände schliessen
müssen, bestehet vorzüglich darinnen, dass es ihm gelingen möge, sich
das Vertrauen des grossfürstlichen Hofs zuzuziehen 3), bei welcher Absicht
sein Endzweck dahin gerichtet ist, Theils sich für die künftige Fälle sicher
zu stellen, Theils aber seinen Feinden nachdrücklich zu schaden und seinen
eigenen Credit sowohl auf die gegenwärtige als nachfolgende Zeiten zu
verstärken. Dann obschon auch Wir in der Vermuthung stehen, dass
die Familie und die Partei* derer Schuwalow dem Grosskanzler nicht auf-
richtig zugethan seind4), so ist doch ohnschwer abzusehen, dass dieselbe
wegen der künftigen Fälle für ihn in Forcht stehen müssen und dannen-
hero wider denselben nicht so ohnmittelbar handien können, als es
sonsten im widrigen Fall zweifelsohne geschehete, also, dass in der Ver-
mischung dieser sonderbaren Umstände und in der ganz frischen Begeben-
heit, dass der bekannte Poniatowski mit des russischen Hofs Genehm-
haltung nach Petersburg zu kommen hat 5), die Quelle des nunmehr wiede-
rum anwachsenden Credita des Grosskanzlers allerdings zu bestimmen ist.
1) Der französische Gesandte La Chetardie wurde 1744 aus Russland aus-
gewiesen, weil Briefe von ihm aufgefangen worden waren, in denen er die Lebens-
weise Elisabeths schonungslos geisselte. Vgl. Herrmann V, 82.
2) Vgl. S. 243. 482. 3) Vgl. S. 457. 4) Vgl. Beilage Nr. 2.
5) Vgl. S. 647.
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650 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1757 »Eine andere Betrachtung, welche Wir als ohnwidersprechlich an-
ri4D' 9 sehen, ist folgende, dass nämlichen, so lange die jetzige russische Kaiserin*
im Leben bleibet, nicht leichtlich geschehen wird, dass entweder der
Grosskanzler oder auch der Vicekanzler gänzlich fallen und einer aus
zweien völlig gestürzet werden sollte, indeme ... es der russischen Kai-
serin Hauptgrandsatz zu sein scheinet, ihrer eigenen Sicherheit und ihrer
Erhaltung auf dem Thron halber die Entzweiung und Scheelsucht in dem
russischen ministerio sorgfältigst zu nähren und lebendig zu erhalten.
>Um nun endlichen auf jenes zu kommen, was bei so gestalten
Sachen von Dir zu beschehen hat, so ist Dir zwar ohnehin bewusst, dass
Wir an die domostica und Personalhändel anderer Höfe und auswärtiger
ministrorum keinen weiteren Antheil als einen solchen zu nehmen pflegen,
welcher den Nutzen der Hauptgeschäften befördern oder den diesen Ge-
schäften daraus bevorstehenden Schaden abwenden kann. Beides und
sowohl Nutzen als Schaden, besonders aber dieser, können für die ge-
meinsame Sache aus der dermaligen Gedenkensart des russischen ministerii
entspringen. Es kommet also dermalen alles darauf an, auf was Art den
üblen Folgen, so aus denen contradictorischen Gesinnungen des Gross-
kanzlers und des grossfttrstlichen Hofs entstehen könnten, wohl begegnet
werden möge. Das gedeihlichste Mittel hierzu wäre freilich jenes, wann
man, ohne zugleich die russische Kaiserin zu beleidigen, des grossfürst-
lichen Hofs vorzügliches Vertrauen auf Unsere Seite ziehen ») und Du selbst
dessen Wohlwollen gewinnen könntest, als welches Wir für einen haupt-
glücklichen Zufall anseheten. Eben aber in dieser Absicht und zu einem
so nützlichen Ende ist Dir schon in denen letzteren Anweisungen an
Händen gegeben worden, was Du bei Errichtung einer künftigen Conven-
tion oder eines Tractats mit dem russischen Hof wegen Übertragung des
Herzogthums Curland an den Grossfürsten und anmit vergnügt zu endi-
1) Das hatte Maria Theresia bereits im Erlass vom ll.December als besonders
wünschenswerth bezeichnet. Ein bemerkenswerther Versuch, den Grossfürsten zu
gewinnen, wurde vom Wiener Hof gemacht, indem or auf eine geheime Anregung des
sächsischen Residenten in Petersburg, Prasse, der seiner Seits wieder vonBestusbew
beeinflusst worden war, unter dem Schein einer Truppenconvention mit dem Gross-
fürsten als Herzog von Holstein diesem ein jährliches Subsidium von 100000 Gulden
bewilligte. Die Absicht freilich, in einem geheimen Artikel den Grossfürsten zu ver-
pflichten, nicht nur als Herzog, sondern auch als späterer Zar die von der Zarin
eingegangenen Verbindlichkeiten erfüllen zu wollen, wurde nicht erreicht Die
vollzogene Convention übersandte Esterhasy am 26. Juli 1757, die österreichische
Ratification wurde am 10. September nach Petersburg zurückgesandt. Esterhasy
urtheilte am 29. Juli 1757: Dos Grossfiirsten Gesinnung werde sich schwerlich
ändern; höchstens würden Poniatowski, dessen Vermittlung sich Esterhasy bediente,
und Prasse in seiner Gunst etwas steigen. Im Ganzen gesteht Esterhasy, »dass
1. K. K. M. Sich nach meiner persönlichen Einsicht von diesem so ansehnlichen
jährlichen Subside für die zukünftige Zeiten nicht den allermindesten Nutzen
mit Zuverlässigkeit versprechen könne.« Vgl. v. Arneth V, 213 f. 507. Anm. 30 J. 302.
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1757 Januar 9.
651
genden Geschäfts des holsteinischen Austausches allenfalls in Vorschlag 1757
bringen könntest als wodurch der grossfttrstliche Hof ein überzeugendes
Merkmal Unserer geneigten Gesinnung fflr denselben empfangete, um so
mehr aber zur Ruckgabe einer so freundschaftlichen Gedenkensart nicht
nur verpflichtet, sondern auch würklich vermöge t würde. Es ist auch
noch gar nicht entschieden, dass nicht Poniatowski selbst hierzu nützlich
angewendet werden könne, ja Wir sollten fast glauben, dass ein solches
gar füglich geschehen möge 2). Dann die wahre Ursachen, warum derselbe
ehedessen dem Williams so äusserst ergeben wäre, ist sonder Zweifel
diese, weilen der englische Hof die Czartoryski'sche Partei und Familie3)
unterstützet, welcher hingegen der französche Hof abgeneigt und zuwider
ist, weswegen dann diese Familie ganz natürlicher Weise bishero gesuchet
hat, den englischen Hof immer mehr dann alle andere bei dem russischen
gelten zu machen, da sie hinwiederum Unsere Verbindung mit Frankreich
nicht änderst dann sehr ungerne sehen können. Weilen es hingegen
dannoch gewiss ist, einer Seits, dass diese Familie der Czartoryski mit sehr
grossen und vortheilhaften Ideen auf den Fall einer künftigen polnischen
Königswahl beschäftiget seie, anderer Seits aber keine andere noch^stärkere
Stütze als eben Russland habe, so kann folgsam denen Czartoryski nichts
vortheilhafteres widerfahren, als wann eine sehr ansehnliche Armee russi-
scher Völker in dem Königreich Polen zu stehen kommete, der König in
Preussen hingegen, welcher denen Czartoryski'schen Absichten jederzeit
im Wege stehen und sich denenselben widersetzen würde, merklich ge-
schwächet und entkräftet wäre. Es muss also die Czartoryski'sche Partei,
wann sie die Sache vernünftig betrachtet, um ihres eigenen Wohls und
Interesse willen nicht nur die Gegenwart eines namhaften russischen
Kriegsheers in Polen, sondern auch die Unterdrückung des Königs in
Preussen sehnlichst wünschen und eifrigst suchen, welche beide Sachen
jedoch bei den heutigen Umständen, und falls Williams seinen Endzweck
erreichte, durch England um so ohnmöglicher zu bewirken ist, als dieser
letzte Hof nunmehro sich mit Preussen gosetzet und mit dem König dieses
Namens auf das engste vereiniget ist. Soferne demnach die Czartoryski'-
sche Familie zur Erhaltung ihres Hauptendzwecks gereichen will, so kann
dieselbe ohnmöglich in die Benehmungen des Williams und in die gegen-
wärtige Ideen des englischen Hofs eingehen, ohne ihre eigene Sache ge-
J) Vgl. S. 635.
2) In der That berichtete Esterhasy am 20. April 1757, dass Poniatowski
keinen vertrauton Umgang mit Williams mehr pflege, dass er seine Gesinuung
EsterhaBy gegenüber geändert und ihm sogar Gelegenheit zu einer offenherzigen
Unterredung mit dem grossfürstlichen Paare verschafft habe, daa sich sehr an-
nehmlich« in österreichischem Interesse geäussert habe.
3) Vgl. Uber die Stellung der Czartoryski: Roepell, Polen um die Milte dos
18. Jahrhundert», [Gotha lb7(i,J 107 ff.; Broglie, Secret I, Cap. 1.
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652 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1775 flissentlich verderben zu wollen, ans welcher gegründeten Betrachtung
All 9 *
diese andere fliesset, dass erwähnte Familie sich alle Mühe zn geben habe,
um auch den grossfürstlichen Hof in die ihr vorteilhafte Gesinnung der
Entkräftung des Königs in Preussen und der Einrückung einer russischen
Armee in Polen einzuführen. Diese wahre und wichtige Grundsätze wären
also bei Poniatowski durch eine dritte Hand bestens gelten zu machen.
Und da die grösste Kunst der politischen Staatsnegociationen eigentlich
darinnen bestehet, dass man aus denen am meisten gegen einander strei-
tenden Absichten und widersprechendsten Gesinnungen für sich annoch
einigen Vortheil ziehe, so hat Dein Betrag hauptsächlich also ausgemessen
zu sein und Deine Bearbeitungen vorzüglich darin zu bestehen:
lmo »und zuvorderist, die dem Vicekanzler Woronzow vom russischen
Grosskanzler aufgebürdet werden wollende Beschuldigungen deutlich, um-
ständlich und mit. Gewissheit in das klare zu setzen und Uns davon aus-
führlich zu benachrichtigen ;
2d0 »Dir bestens angelegen sein zu lassen, der Politique und denen
eigentlichen wahren Gesinnungen des grossfürstlichen Hofes recht auf den
Grund zu sehen und Uns dessen, so Du hierüber in sichere Erfahrung
bringest, zu verständigen;
3tiü »in der Mässigung Deines Betrags gegen den Grosskanzlern be-
ständig fortzufahren und besonders demselben zu keiner billigen Beschwerde
Anlass zu geben, hingegen aber auch
4*° »Dich von dem guten EinverstÄndniss mit dem Vicekanzlern
Woronzow keineswegs abwendig machen zu lassen, wann änderst derselbe
aufrichtig denket und jenes, so der Grosskanzler ihm zur Schuld legen
will, der Wahrheit nicht gemäss und eine Verläumdung wäre;
5*° »Dich in allen Fällen, in allen Gelegenheiten und in allen Deinen
Äusserungen an diesen Hauptgrundsatz ohnabbrüchlich zu halten, dass die
werkthätige Schwächung des Königs in Preussen beider Monarchinnen
II au ptgo genstand seie und diese Absicht zur einzigen Richtschnur aller
Unternehmungen zu dienen habe, weswegen dann auch alle hierzu dien-
liche Mittel in der That zu ergreifen, jenes aber, so diesem Augenmerk
einige Hindernuss im Weg legen könnte, sorgfältig zu vermeiden, folgsam
aber, wie es durchaus nicht misskennet werden kann, einiges Einverständ-
nis mit England als etwas ohnmögliches anzusehen seie;
6** »dass, obsohon es ebenfalls ohnmöglich ist, den GrosBkanzler und
don Vicekanzler unter einem Hute zu bringen und beide zugleich für
sich zu haben, des einen und des anderen jedoch sich zu dem nämlichen
Endzweck geschickt und vorsichtig zu bedienen ist1);
7mo »dass es seine Richtigkeit hat, was gestalten der sächsische Hof
1) Vgl. Beilage Nr. 2.
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1757 Januar 9.
058
keinen anderen Weg als den einzigen Grosskanzler habe, um sich in dem 1757
bei dem russischen Hof erworbenen Vertrauen zu erhalten;
ST0 »dass dannoch Wir und der sächsische Hof einen einigen, glei-
chen und nämlichen Zweck vor Augen haben, welcher in der wirklichen
Schwächung und Demüthigung des Königs in Preussen bestehet, und
endlichen
9no »dass folgsam Uns, dem sächsischen Hof und der gemeinsamen
Sache nicht besser noch gedeihlicher gerathen werden könnte, als wann
der sächsische Ministre zu Petersburg') bei dem Grosskanzler, Du hin-
gegen bei dem Vicekanzler, ein- und anderer jedoch nach denen nämlichen
Grundsätzen und zu gleichem Ende auch so arbeiteten, dass beide mit
einander verstanden wären und einmüthig auch im engsten Vertrauen
gemeinschaftlich zu Werke gingen. Soferne nun ein so kluger Plan ver-
nünftig geführet wird, kann bei Russland alles zu Wege gebracht und zwei
ganz gegen einander gesinnte Ministere, wie der Grosskanzler und Woron-
zow sind, zur Beförderung der nämlichen Absicht nützlich angewendet
werden, in welchem Falle Du dannoch jenes beständig vor Augen zu
haben hättest, dass Du Dich gegen den sächsischen Minister weder jemals
zuviel blossgebetest weder denselben in die geheime Negociation zu tief
einsehen lassest. In Ansehung all- obiger wichtiger Gegenstände wird es
hauptsächlich auf Deine Geschicklichkeit ankommen.«
234. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 9. Januar 1757. Jan. 9
Nach dem Ifoinconcept. VgL t. Arnetb V, 68.
. . . »Wann die geschehene Erklärung-2), dass auf keine Conqueten ab-
gezielet werde, aufrichtig gemeinet ist, so bleiben andurch grosse Schwürig-
keiten gänzlich vermieden, und ist dahero sehr wohl von Dir geschehen,
dass Du von dem -Inhalt Unsers geheimen P. S. vom 13. novembris3) . . .
gar keine Erwähnung gemacht hast4); wie Wir dann auch der damaligen
Expedition noch ausdrucklich beirucken lassen, dass von dem erwähnten
P. S. biß auf Unsere nähere Anweisung kein Gebrauch zu machen seie;
wornach Du Dich auch für das künftige richten wirst.« . . .
Dass Bestushew bei Austheilung der Eroberungen den sächsischen
Hof bevorzugen wolle, habe man in Wien stets geglaubt. Die Kaiserin
wünsche nur, dass Sachsen nicht so grosse Vortheile erhalte, als es 1745
verlangt hatte5).
1) Pezold. 2) Vgl. Nr. 231. 3) Vgl. Nr. 226 a.
4) Vgl. Nr. 229. 231. 5) Vgl. S. 289. 647.
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654 österreichische Acten zur Vorgeschichte des sicbenjMhrigen Krieges.
1757 235. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 9. Februar 1757.
ebr' 9 Praes. 21. Februar 1757.
Nach der Urschrift. Vgl. t. Araeth V, «7 f.
Vorläufiger Abschluts der Convention mit Russlatul.
Übersendet die zur Ratification fertige Convention mit den Separat-
und Geheimartikeln. Die Kaiserin werde sich überzeugen, »dass solche
von denen mir unterm 13. November1) zugesandten Aufsätzen nicht aar
in dem essentiali gar nicht, sondern auch durchgeh ends wenig unter-
schieden seien, und obschon der Grosskanzler, wie ich durch zuverlässige
Wege erfahren, in dem Conseil Artikul für Artikul critisiret, auch Bich
mit der summa von 2 Millionen Gulden nicht befriedigen wollen, so habe
ich gleich wohlen . . . durchzudringen vermöget, dass man sich in dem
article sc'pare' et Beeret überhaupt für alle objecta und Anforderung mit
jährlichen 2 Mitlionen Gulden oder einer Million Rubel befriediget bat. . . .
»Was nun die . . . zwei declarationes betrifft, so habe bei der dies-
falligen Communication die Bewegursachen, warummen solchen nicht die
Gestalt von articles se*pare*s et secrets, sondern von einseitig zu unter-
schreibenden Erklärungen gegeben werden mttsste, nach der rescriptmässigen
Anleitung umständlich anzuführen ohnermangelt, und obschon die russische
Monarchin nicht nur vermög des vierten geheimen Artikul des Allianz-
tractats vom Jahr 1746 bei Wiedereroberung [von] Schlesien und Glatz keine
Conqueten machon zu wollen erkläret, sondern auch vermög ihrer mfind-
und schriftlich gemachten, wiederholten Versicherungen auf eine Acquisitum
niemalen denket'-) und, wie mir der Gonferenzsecretarius Wolkow im Ver-
trauen eröffnet, erst neulich in dem Conseil solches mit dem Beisatz wieder-
holet, dass Höchstdieselbe durch diesen Krieg für sich keine nene Acqui-
situm verlangen und nichts anderes wünschen, als dass Schlesien und Glatz
erobert, Sachsen eine zulängliche Schadloshaltnng verschafft und der König
in Prenssen gedemüthiget werden mögte, so hatte der Grosskanzler jedan-
noch der von Ew. K. K. M. auszufertigenden Declaration eigenmächtig
beigerucket, dass, im Fall der . . . Austausch von Curland und SemgaUen
gegen Prenssen nicht thunlich wäre, Allerhöchstdieselbe der hiesigen
Monarchin dafür eine andere convenable Schadloshaltung zu verschaffen ver-
sprecheten. . . .
»Gleichwie ich nun aber die . . . angefügte Clausul wahrgenommen,
so habe noch bei der Conventionsunterschrift furnehmlich dem Grosskanzler
mit Bestand und Nachdruck zu erkennen gegeben, dass, da Ew. K. K. M.
in Ansehung des hiesigen Hofs 8ich ohne das so bundsmässig und wegen
des Antrags von Curland sozusagen noch zu was mehrerm, als was der
... auf garnichts gewisses zielende Zusatz enthaltet, in dieser Decla-
1) Vgl. Nr. 226. 2) Vgl. Nr. 231. 234.
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1757 Februar 9.
655
ration geäussert hätten, man von Seiten des hiesigen Hofs von diesem 1757
Febr
Zamuthen so ebender abstehen mögte, als nicht wohl einzusehen, woher
oder welchem russischen Nachbarn eine anderweite Indemnisation abzu-
nehmen sein sollte ; wobei ich unter einsten deutlich zu erkennen gegeben,
dass Ew. K. K. M. zu etwas mehrerem, als was Allerhöchstdieselbe schon
erkläret hätten, Sich niemalen einverstehen würden noch könnten.
»Gleichwie nnn der Orosskanzler diese meine, in Gegenwart des
Grafen von Woronzow relative auf diesen Zusatz gethane triftigste Vor-
stellungen mit Bestand nicht widerlegen können, so hatte derselbe mir
hierauf geantwortet, dass, da diese Sach in dem Conseil schon vorge-
kommen und ohne der hiesigen Souveraine Vorwissen nicht wohl abgeändert
weiden könnte, Ew. K. K. M. bei so bewandten Umständen das beste,
und soviel Allerhöchstderoselben möglich ist, zu thun . . . geruhen mögten
und man von hier aus etwas unmögliches nicht begehren werde.
»Wie znmalen nun die hiesige Monarchin eben . . . erwähntermaassen
ihr Reich mit keinen neuen Conqudten zu vermehren gedenkt, auch meine,
dem Grosskanzlern gemachte Vorstellungen von ihm nicht in Abred ge-
stellet worden und diesen von mir gethanen Erinnerungen der Graf
Woronzow vollkommen beigepflichtet, so hat man mir in Antwort ertheilet,
dass die russische Monarchin, (wann Ew. K. K. M. auch den . . . Zusatz
. . . in der mit . . . Deroselben Unterschrift zu bekräftigenden Declaration
gänzlich weglassen zu sollen für gut befinden), sich damit gleiohwohlen
begnügen und die Auswechslung gegen der hiesigen vor sich gehen
werde.
»Da übrigens nicht nur in dem dritten Separatartikul von beeden . . .
Höfen für des . . . Churfürsten zu Sachsen Sehadloshaltung gesorgt worden,
benebst Ew. K. K. M. in dem . . . Rescript vom 9. jannarii mir Dero
dabei führende . . . Willensmeinung dahin ... zu erkennen gegeben,
meiner Seits dahin sorgen zu sollen, damit Chursachsen sich mit Magdeburg
und dem Saalkreis begnügen und nicht etwa seine praetensiones vom Jahr
1745 durch hiesigen Hof neuerdings aufzuwärmen suchen möge1), so habe
bei dem Grosskanzlern von nunerwähntem . . . Rescript . . . allerdings
einen Gebranch machen zu können für diensamb ermessen, um Chursachsen
miteins den Weg abzuschneiden, damit dasselbe des russischen Hofs Unter-
stützung zu seinen alten Anwerbungen neuerdings zu begehren ausser Stand
gesetzet sein möge. Solchem nach ist insonderheit von dem Grosskanzlern
mein Anbringen über die Maassen wohl aufgenommen, die Conventions-
aniiegenheit sogleich befördert« und die sächsische Angelegenheit so ge-
regelt worden, wie es am 1. Februar berichtet wurde2). . . .
1) Vgl. S. 653.
2) D. h. man wolle Sachsen durch den Saalkreis und das Magdeburgische
vergrössern.
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656 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1757 Weil der 1. article 8e*pare* die Einladung Frankreichs znm Beitritt in
ehr 9
Aussicht nehme, so habe Esterhasy Donglas von dem Inhalt der Convention
in Kenntniss gesetzt; desgleichen auch den Grafen Poniatowski1), der
sicherlich sonst von Bestushew unterrichtet worden wäre.
Febr. 9 235a. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 9. Februar 1757.
P. S. 2. Nach der Urschrift.
. . . >Wie zumalen nun die Mittheilung Ew. K. K. M. . . . Rescripts
vom 9. januario über den mit Frankreich festzusetzenden neuen Opera-
tionsplan sowohl als den Garantieantrag an Hannover insonderheit bei dem
Grosskanzlern guten Ingress gefunden2) und dieser Minister . . . dieses
Chnrfürstcnthum von geraumer Zeit in Sicherheit zu setzen getrachtet hat3),
so werde mich möglichster Maassen bestreben, damit in Conformitat Ew.
K. K. M. . . . Absicht die nöthige Anweisung an den Golyzin ohngesäumbt
abgelassen werden möge; wie mir dann das hiesige Ministerium bereits
eröffnet, dass diese Garantiesach in dem Conseil vorgekommen, solcher
Antrag von der russischen Kaiserin approbiret und beschlossen worden
seie, und solle die diesfallige Anweisung dahin gehen, dass berührter
Golyzin das hannoverische Ministerium versicheren könne, dass, wann der
König von Engeland qua Churfürst der russischen Kaiserin Garantie über
Hannover anbegehren würde, die hiesige Monarchin solche allerdings auf
sich zu nehmen bereit und willig wäre.« . . .
Febr. 9 235 b. Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 9. Februar 1757.
P. 8. 3. Nach der Urgchrift. Vgl. v. Arneth V, 94.
Intriguen Bestiuhctcs.
Er sei erfreut, dass Bestushew mit seinen Beschwerden über ihn beim
Wiener Hof nichts habe ausrichten können4).
>Was er nicht vergessen kann, auch niemals vergessen wird, ist dieses,
dass er von der russischen Kaiserin ohne meinen Vorwissen und Theil-
habung von der französchen Negociation ausgeschlossen und solche dem
1) Esterhasy hatte dessen Ankunft am 4. Januar 1757 angezeigt. Vgl.
S.647. 651.
2) Esterhasy war durch Erlass vom 9. Januar 1757 beauftragt worden, Ross-
land im Interesse der hannöverschen Neutralität zu einer Declaration an Han-
nover zu veranlassen, um dadurch die Verlegenheit des hannöverschen Hofes zu
vergrössern. Am 1. Februar 1757 berichtete Esterhasy, Bestushew sei über diesen
Antrag »Uber die Maassen zufrieden« gewesen. 3) Vgl. S. 494 f.
4) Vgl. S. 649. Schon am 11. December 1756 theilte Kaunitz dem Grafen
Esterhasy mit, Bestushew habe durch Pezold warnen lassen, dass Esterhasy sieb
durch Woronzow vorführen Hesse, der ein Preussenfreund wäre.
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1757 Februar 9.
657
Grafen Woronzow aufgetragen worden1), benebst auch ich von dem Secret 1757
gewesen seie. . . . Dass aber sein Credit gefallen seie2), wird wohl Febr*
niemand in Abrede stellen können, und die russische Kaiserin hat, aller-
guädigst erinnerlicher Maassen, mir von seinen Passionen und Neben-
absichten, auch wie er den Grafen Woronzow und Olsuwiew zu verfolgen
suche, Öftere Erzählungen zu machen kein Bedenkon getragen, deme auch
beigefüget, dass aus Abgang anderer tauglicher Subjecten diesfalls keine
Abäuderung zu machen seie3).« Dem Woronzow habe Esterhasy es guten
Theils zu danken, dass er — ganz ungewöhnlicher Weise — mit der Zarin
vertraulich über die wichtigsten Affairen habe sprechen und die Sache in
Gang bringen können. Da selbst die russische Kaiserin die beiden Kanzler
nicht habe versöhnen können4), so sei ihm das erst recht unmöglich.
»Das beste ist, dass die russische Kaiserin dermalen ziemlich gesund
ist, wobei besonders merkwürdig, dass, sobald sich dieselbe wohl befinden,
die Geschäften gleich geschwinder gehen und man auf den Grossftirsten
wenige Rucksicht trage. Sobald aber die hiesige Monarchin etwas unpäss-
lich ist, so stehet schon jedermann wegen des Grossfürsten in Forcht5). . . .
Sicher ist, dass der jetzige Grossfürst mehr gehasset als geliebet wird und
sich durch seine schlechte Eigenschaften, unvorsichtige Reden, Trunkenheit,
Räch und offenbaren Verdacht und Abneigung zu der russischen Nation
noch immer mehr verhasst mache. Gleichwie nun die russische Monarcbin
dem Grosskanzler bei weitem nicht das Vertrauen bezeiget, welches der
Graf Woronzow besitzet« 6), so hoffe Esterhasy, die Geschäfte nach wie vor
zur Zufriedenheit seines Hofs führen zu können.
235c. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 9. Februar 1757. Praes. Febr. 9
21. Februar 1757.
Nach der Urschrift.
. . . Der Grosskanzler hat »seine vermessene Insinuationen bei dem
Grossfürsten so weit getrieben, dass er ihn zu versicheren sich nicht ge-
scheuet, dass ich und der Chevalier Donglas mit Zuziehung des Vicekanzlers
Grafen Woronzow hier solche Intriguen vorgehabt hätten, welche ihn, den
Grossfürsten, von der hiesigen Thronfolge ausschliessen sollten 7) , wodurch
mir der Grossfürst seine vorige besondere Lieb und Achtung etwas zu
minderen scheinet.«
1) Vgl. S. 564.
2) Esterhasy berichtete am 26. April 1757 den Ausruf der Zarin: »Der Böse-
wicht soll nicht laog mehr regieren.« Vgl. v. Arneth V, 70 und S. 647 Anm. 4.
3) S. 244. Nr. 167. 4) Vgl. S. 239. 5) Vgl. S. 511. 632.
6) S. 326. 357. 7) Vgl. S. 470. 497.
icUn zur Vorgeschichte des 7jährigen Krieges. 42
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658 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1757 236. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 9. März 1757. Praes.
[ärz 9 25. März 1757.
P. 8. 9. Nach der Uwcbrift.
»Auch gehet des Grosskanzlers bekannte Abneigung zu dem neuen
systemati1} so weit, dass derselbe sich nicht scheuet, gegen den Chevalier
Donglas in die unfreundlichste Ausdruckungen heraus zu brechen und in
seiner Gegenwart zu sagen, dass er so wenig von Frankreich als dieser
Hof von ihm ein Freund seie und niemalen sein werde, indeme er schon
wisse, dass der anherokommende franzOsche Bottschafter2) den Sack mit
Instructionen voll hätte, um ihm, G rosskanzle m , den Hals brechen zu
suchen, nach welchem derselbe des Marquis La Chetardie3) und d' Allion4)
hier gethanen Fehltritt nach der Länge ein und andere Mal zu erzählen
angefangen und deme beigerucket hat, dass, wann der Marquis de l'Hdpital
schon Bottschafter, er wissen solle, dass er Grosskanzler wäre, und was
dergleichen unerlaubte und nicht aneinander hängende Reden mehr seind.« . . .
Auch in 8chweden bereite Bestushew durch Panin der guten Sache
alle möglichen Hindernisse, »ünd obsehon ihm, dem Panin, letzthin die
geschärfte Befehle und Verweise zugekommen, so scheinet doch rebus sie
stantibus wenige Hoffnung vorhanden zu sein, dass diesem Übel so bald
abgeholfen werden wird5).
»Der Grosskanzler ist so keck, dass er mit der Grossfürati n einen
unerlaubten und der russischen Kaiserin M. nachtheiligen Briefwechsel
unterhaltet und diese junge Herrschaft in ihrem Ungehorsam noch zu
steifen suchot. . . .
»Gleichwie nun der russischen Kaiserin dieses gar nicht verborgen,
so ist Höchstdieselbe auf den Grosskanzlern höchst aufgebracht und mit
seinem so gestalteten Betrag nunmehro auch missvergnügt, dass seit meiner
Anwesenheit wegen des Grosskanzlers gewiss noch niemalen eine so grosse
Fermentation als dermalen gewesen ist; und wann die russische Kaiserin
hierinfalls nicht eine acte d'autorite* vornimmt6), so ist sicher und fest, dass
der Grosskanzler, soviel von ihm abhangen kann, sich allen Änliegen-
heiten und denen aus dem neuen Staatssystemate herfliessenden, gemein-
nutzlichen Absichten nach seinen änssersten Kräften zu widersetzen und
alles, was denenselben, ob koste, was es wolle, Hindernüsse im Weg zu
legen vermag, von allen Orten hervorzusuchen niemalen aufhören werde.«
1) Vgl. S. 236. 647. 2) L'Höpital. 3) Vgl. S. 649 Anm. 1.
4) Nachfolger La Chotardies als französischer Gesandter in Petersburg.
5} Vgl. S. 493. 6) Vgl. S. 483.
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1757 März 9 — März 26.
659
236a. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 9. März 1757. 1757
März 9
P. S. 10. Nach der Urschrift Vgl. t. Arneth V, 94.
Apraxin habe bestellen lassen1), dass er vor dem 1. Mai, »als umb
welche Zeit er Gras zn finden nnd die übrige ohnumbgängiich nöthige
Eriegsbedttrfnnssen zusammengebracht zn haben hoffe, mit der gesambten
Armee oh n möglich aufbrechen . . . können werde2).
»Solchem nach bestätiget sich leider, dass das hiesige militare allent-
halben grossen Mängeln unterworfen seie3).« . . . Jedoch zweifele Ester-
hasy nicht, »dass die zahlreiche russische Armee im Maimonat endlich mit-
eins in Bewegung kommen und auch gleichwohlen dem König in Preussen
vieles zu schaffen machen werde«4).
237. Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 26. März 1757. März 26
Nach dem Reinconcept
Rathschläge zur Gewinnung Besttuhew».
. . . »Die unter den russisch-k. Ministres vorwaltende grosse Eifersucht5)
[ist sehr] zu bedauren, da nothwendiger Weis die Geschäften darunter leiden
müssen und fast nicht zu vermeiden stehet, auf einer oder der andern
Seite anzustossen, indem Wir gar wohl erkennen, dass es dem Gross-
kanzlern ein leichtes seie, die auf das beste eingeleitete Vorschläge und
gemein erspriessliche Absichten durch verschiedenerlei Mittel und Wege,
wo nicht gar zu hintertreiben, jedoch sehr zu verwickelen und zu er-
schweren.
»Wann jemalen die Wohlfahrt der zwei k. Höfen erforderet hat,
mit vereinigtem Eifer und vollkommenem Einverständnuss zu Werk
1) Vgl. S. 643 f. Schon am 25. Januar 1757 berichtete Esterhasy nach Mit-
theilnngen Bestushews von dem Plane Apraxins, »aus Abgang der etwas weit
entfernten Cavallerie in diesem Winter zwar nichts wichtiges zu unternehmen,
deme ohngeachtet aber jedoch mit kleinen Incursionen in das Preussiscbe die
Hostiii täten würklich anzufangen.«
2} Nach Esterhasys Bericht vom 16. Januar 1757 hatte die Zarin dem General
Apraxin mit den Operationen, ungeachtet der Jahreszeit, zu beginnen anbe-
fohlen, da sie Uber das von Williams ausgestreute Gerücht von ihrem schlechten
Gesundheitszustande empört war, der König Friedrich zu der Äusserung veran-
lasst haben sollte, »dass man russischer Seits niemalen etwas thätliches gegen
ihn unternehmen würde.« 3) Vgl. S. 319. 589. 644.
4) Esterhasy urtheilte in einem Sohreiben an General F. M. L. St. Andr6
vom 15. März 1757: »Alle Umstände haben nur in das klare gesetzet, dass Apraxin
die Operationen mit Willen verschoben und die darzu gehörige Notwendigkeiten
herbeizuschaffen solchergestalten vernachlässiget habe, dass dermalen freilich
nicht mehr möglich, vor dem Sommer etwas zu unternehmen.« Es fehle »nicht
an der Thunlichkeit , sondern am Willen.« Am 1 J.November 1756 berichtete
Williams, dass Bestushew ihm versichert habe, das Zögern Apraxins sei sein,
des Kanzlers, Werk. Vgl. v. Kaunier, Beiträge II, 407. 5) Vgl. S. 657.
42*
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660 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1757 zu gehen and sich von dem Hanptendzweck durch Nebendinge anf keine
Weise abfahren zu lassen, so sind es die dermalige critische Zeitläuften,
wo einer Seits die Entkräftung Unsers gefährlichsten Feindes menschlichem
Ansehen nach nicht fehlen kann, wann nur die behörige Maassnehmungen
eingeschlagen werden wollen, und wo anderer Seits ein Fehler oder Ver-
säumnuss den grö säten Schaden unwiederbringlich verursachen mflsste.
»Du kannst Uns also keinen grösseren Dienst erweisen, als wann Du
ein Mittel erfindest, den Grosskanzler zu vermögen, daas er nichts ver-
derbe, sondern sich vielmehr angelegen sein lasse, alle seine Massneh-
mongen gegen den König in Preussen zu richten.
»In Staatsangelegenheiten sind wenig Saehen ohnmöglich, wann man
die rechte Mittel gebrauchet, und da Wir in der Entfernung nichts ge-
sichertes an Hand geben können, sondern das Hauptwerk auf Deine ver-
nünftige Überleg- und Einleitung ankommet, so begnügen Wir Uns, einige
Sätze, die Wir für ganz richtig halten, hier anzuführen und hieraus einige
scheinbare Folgen zu ziehen. Man kann nämlichen:
lmo »dem ^Grosskanzlern soviel zutrauen, dass er ein unversöhn-
licher Feind des Königs in Preussen und von der Nutzbarkeit, diesen
Feind zu demüthigen, vollkommen überzeugt seie;
2do »dass er vor den sächsischen Hof eine ganz besondere Neigung
trage und die Nothwendigkeit anerkenne, diesem Hof zu einer hinläng-
lichen Entschädigung zu verhelfen1);
3ti0 »und dasB er aus leicht zu errathenden Ursachen sehr wünsche,
das holsteinische Austauschungsgeschäft2) zu einem vergnüglichen Ende zu
bringen.
»Man muss sich also dieser drei wichtigen Umstände zu bedienen
suchen, um seine widrige Neigungen, wo möglich zu verbesseren, welche
hauptsächlich darinnen bestehen, dass der Grosskanzler
lmo »annoch vor Engeland und Hannover gut gesinnet seie,
2do »den alten Hass gegen Frankreich noch nicht abgeleget und solcher
in seinem Herzen zugenommen habe, weilen die Aussöhnung zwischen Russ-
land und Frankreich ohne sein Zuthun erfolget ist8);
»dass das neue systema nicht von ihm erfunden noch an Hand
gegeben worden ;
4t0 »dass er für die protestantische Religion grosse Rucksicht trage,
5to »und dem Czartoryski4) sehr ergeben seie, auch
6to »seinen gegen Dich gefassten Unwillen nicht ablegen werde.
»Diese widrige Gesinnungen sind nun denen zuerst erwähnten drei
Grundsätzen offenbar widersprechend, und dass sie sich nicht, wie der
Grosskanzler vielleicht glauben dörfte, mit einander vereinbaren lassen,
1) Vgl. S. 653. 655. 2) Vgl. S. 651. 3) Vgl. S. 648 f. 658. Nr. 235 b.
4) Vgl. S. 647. 65J.
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1757 März 26.
661
fallet von solbsten in die Augen, wann der eigentliche Znsammenhang der 1757
Weltgeschäften nur einigermaassen ohne Vorurtheil erwogen werden will, März 2
und wann der Grosskanzler dannoch contradictoriscben Maassregien folget,
so mttsste endlichen daraus entstehen, dass er znm grössten Nachtheil Unseres
Erzhanses, Chnrsachsens und Selbsten der russischen Monarchie den Haupt-
endzweck, wo nicht gar verfehlete, jedoch sehr erschwerete und zugleich
bei Engeland und Hannover die Sache verderbe.
»So klar und überzeugend nun diese Betrachtung an sich ist, so
nöthig will es sein, dieselbe bei dem Grosskanzlern in allen Gelegenheiten
durch den Mund solcher Personen erneueren zu lassen, welche in seinem
Vertrauen stehen, und da niemandem mehr als dem sächsischen Hof daran
gelegen ist, so kannst Du Dich auch vorzüglich des Poniatowski und des
secretarii Prasse hiezu bedienen als welchen vor allen Dingen die Folgen
klar vor Augen zu legen seind, so aus einem eiferigen oder laulichten
russischen Betragen erwachsen mttssten. Jedoch ist gegen den Poniatowski
wegen seiner Connexion mit den Czartoryski auf das vorsichtigste zu Werk
zu gehen nnd ihm fordersamst begreifen zu machen, dass die Entkräftung
des Königs in Preussen das glücklichste seie, was der Czartoryski'schen
Familie widerfahren könne2), allein man würde alles verderben und gegen
eine vernünftige Politique handien, wann die wahre Absicht vor der Zeit
allzuviel biossgegeben und durch Nebendinge das Hauptwerk, nämlich der
künftige russische Einfluss in die polnische Angelegenheiten, in Gefahr ge-
setzet werden sollte.
»Diesen Anmerkungen könnten nun noch sehr viele nnd wesentliche
beigerucket werden; Wir halten es aber für so überflüssiger, je mehr Wir
von Deiner Einsicht und treuem Diensteifer . . . versicheret seind, dass
Du alle Umstände auf das reifste überlegen, die Beförderung Unseres
Dienstes allen übrigen Betrachtungen vorziehen und die Nutzbarkeit er
kennen werdest, die wichtigste und verwiokeltste Geschäfte auf simple und
überzeugende prinoipia zu reduciren und diese vorzüglich gelten zu machen2),
indeme Wahrheiten immer Wahrheiten verbleiben und endlichen auch den
abgeneigtesten Gemüthern einleuchten.
»Wir haben von dieser Art, die Geschäfte zu tractiren, schon ver-
schiedene vergnügliche Proben bei der häkelichten Negooiation mit der
Eron Frankreich empfangen und den besagten Hof von einigen Vorur-
theilen abgeführet, deren Ausrottung anfanglichen ohnmöglich zu sein ge-
schienen. Wir wollen ein gleiches von dem russischen Grosskanzlern an-
hoffen, und wann dieser auf Irrwege verfallet, so dörfte er durch die leb-
hafte Vorstellung der Folgen am leichtesten davon abzubringen sein.
Ȇbrigens wird zu Deiner geheimen Nachricht noch angemerket, dass
Wir den 5. dieses Unser Ultimatum in Ansehung des grossen Geschäfts
1) Vgl. S. 651. 2) Vgl. S. 163 f.
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602 Öaterreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1757 mit Frankreich dem Grafen Starheinberg zugeschickt 1) und viele Hoffuuug
vor Uns haben, nunmehro zum baldigen Schluss zu gelangen, welcher sich
seithero hauptsächlich daran gestossen hat, dass Wir der Krön Engeland
keinen Anlass zu befugten Beschwerden geben wollen.
»Seitdeme aber diese Krone an den preussischen Feindseligkeiten
directen Antheil zu nehmen kein Bedenken getragen hat, so ist auch der
bemerkte Anstand auf einmal gehoben und das ganze Geschäft andurch
sehr erleichteret worden.«
März 2« 237a- Maria Theresia an Esterhasy. Wien, 26. März 1757.
P. 8. Nach dorn Reinconcept Vgl. t. Arneth V, 63 ff. 480 f. Ann». 102. 103.
Letzter Versuch, Russland von der Forderung der Eroberung Ostpreussens zum Zweck
eines Austausches an Polen gegen Curland und Semgallen abzubringen.
»Du erhaltest zwar nebst den Ratificationsinstrumenten auch die von
Uns ausgefertigte geheime Declaration vor der russischen Kaiserin M. i).
Wir wollen Dir aber nicht verhalten, dass Wir in Unserem ganzen Leben
keine Acte unlieber als die gegenwärtige unterzeichnet haben; und dieses,
wie Wir mit der reinsten Wahrheit betheueren können, keineswegs aus
der Ursach, dass Wir I. M. oder ihrem Reich einen aus dem gegenwärtigen
Krieg zu ziehenden wesentlichen Vortheil im geringsten missgönneten3) ;
. . . sondern die wahre Ursache Unserer Abneigung bestehet in der Uns
sehr beunruhigenden Beisorge, dass dieser Schritt vor der Zeit bekannt
werden und Uns nicht nur die empfindlichste Vorwürfe der Krön Frank-
reich, sondern auch Uns, dem chursächsischen und selbsten deme russisch-
k. Hof die unangenehmste Folgen zuziehen, hingegen Unserem gemein-
samen gefährlichen Feind zum besonderen Vortheil gereichen würde.«
Schon sei der chursächsische Hof auf die Spur einer geheimen Abrede
wegen Curland gekommen, sodass die Gefahr der Entdeckung des Geheim-
nisses durch die sächsischen oder französischen Minister gross sei. Auch
widerstrebe der Kaiserin das zweideutige Verhalten, dem französischen
Hofe diese Verabredung vorenthalten zu sollen, nachdem man im Ver-
sailler Tractat die einseitige Errichtung von Tractaten ohne Wissen des
Verbündeten verboten habe; wenngleich ja formell die Kaiserin im Recht
sei, da diese neue Verabredung nicht einen geheimen Artikel, sondern eine
separate Declaration bilde.
»Lassen Wir aber die Declaration dem erwähnten Hof eröffnen, so
ist nichts gewissere, als dass er sich auf alle Weise dargegen setzen, die
auf dem 8chluss stehende geheime Tractaten wegen Bekrieg- und Ent-
kräftung des Königs in Preussen abbrechen und ganz andere Maassneh-
mungen einschlagen, mithin die grosse Absicht zu Unserem, der gemein-
1) Vgl. v. Arneth V, 143 f. 2) Vgl. Nr. 235. 3) Vgl S. 628. 633.
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1757 März 26. 663
samen Sache und des russischen Reichs unwiederbringlichen Schaden ver- 1757
März '
dorben wurde, dahero auch Graf Starhemberg . . . sich nicht getrauet hat,
ein Wort davon gegen das französche Ministerium zu erwähnen1).
»Dieser Unseren grossen Verlegenheit könnten nun der russischen
Kaiserin M. auf einmal ein Ende machen und Uns eine ganz besondere
Probe ihrer schätzbarsten Freundschaft geben, wann sie sich grossmttthig
entschliesseten , auf der Auswechslung der verabredeten geheimen Decla-
ration nicht weiters zu bestehen, sondern Unsern Versicherungen so vieles
zuzutrauen, dass Wir Uns dannoch zu jeder Zeit und bei allen Gelegen-
heiten zum Besten des russischen Reichs mit bundam&ssigem Eifer ver-
wenden würden. . . .
»Wir ertheilen Dir hiermit den gemessenen Befehl, den Inhalt Unsers
gegenwärtigen Rescripts womöglich der russischen Kaiserin M. Selbsten
oder bei dessen Entstehung durch den vertrautesten Weg zu hinterbringen
und Dir äussersten Fleisses angelegen sein zu lassen, dass die Aus-
wechselung der verabredeten geheimen Declarationen völlig unterbleibe und
Wir andurch aus aller Verlegenheit gezogen werden mögten. . . . Du aber
kannst Uns keinen angenehmeren Dienst erweisen, als wann Du den er-
wähnten Auftrag glücklich bewerkstelligest, desfalls Wir der zuverlässigen
Nachricht mit ungeduldigem Verlangen entgegen sehen.«
1) Starhemberg hatte am 15. März 1757 [P. S. 3, praes. 24. März] berichtet:
»Es ist mir ohngemein schwer gefallen, Uber die Anfrage, ob bei der mit
Russland geschlossenen Convention nichts von . . . einem Länderzuwachs von
dem russischen Hof mit unterloffen seie, mich . . . äusseren zu müssen. Dann
obwohlen ich in der That meine Worte so ausgemessen habe, dass nichts, so
der Wahrheit gerad zuwider wäre, in selben enthalten ist, so habe ich dan-
noch mich bestreben müssen, dem hiesigen Hof die Sach ganz änderst einsehen
zu machen, als wie sie sich würklich verhaltet. Zu wünschen wäre es, dass die
Declaration wegen der von Russland anverlangten Vergrößerung nicht aus-
gefertiget würde. Frankreich wird meines Erachtens niemalen darein willigen,
und uns wird es den diesfälligen Vorgang nimmermehr verzeihen. Was meine
geringe Person anlanget, so ist gewiss, dass ich dardurch alles dasjenige Ver-
trauen verlieren werde, so ich mir durch die bisherige Aufrichtigkeit und Wahr-
heit erworben hatte, und ich muss gestehen, dass mir noch nichts so hart, als
die in dieser Angelegenheit gebrauchte Ausflüchte angekommen seind, zu welchen
ich mich auch nimmermehr würde entschlossen haben, wann ich nicht wttsste,
dass unser ganzes Werk, wann Frankreich die russische Absicht und unsere dar-
zu gegebene Einwilligung wüsste, der grüssten Gefahr ausgesetzet sein würde.«
[Starhemberg hatte erklärt, Russland habe nur Geld verlangt.]
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664 Osterreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
p7 238. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 29. März 1757.
März 20
Nach einer Abschrift.
Oute Aussichten auf schleunige zufriedenstellende Beendigung des Accessionswerkes.
. . . Nachdem Esterhasy von dem Handschreiben König Ludwigs an die
Zarin in Sachen der geheimen Declaration') erfahren hatte, »so habe mir
zur besonderen Sorgfalt sein lassen, fürnehmlich durch den Grafen Woronzow
diese 8ach in solche Wege zu leiten, damit von Seiten der russischen
Monarchin obbenannte Declaration cassiret, folglich der Accessionsauswechs-
lung keine Hindernuss im Wege gelegt werden möge. Und da der Uerr
Graf von Starhemberg unterm 19. februario mir zugleich gemeldet, dass,
wann der Grosskanzler zu der so gestalteten Auswechslung das seinige
aufrichtig beitragen würde, ich allerdings auf mich nehmen könnte und
sollte, ihme, Grafen Bestushew, die zuverlässige Versicherung zu geben, dass
er, Grosskanzler, nach cassirter Declaration und erfolgter Ratificarions-
auswechslung ausser dem gewöhnlichen Präsent von des Königs in Frank-
reich M. sich noch einer anderweiten Verehrung, . . . sicherlich zu erfreuen
haben würde, so habe bei nunerwähntem russischen ministro ebenfalls
hie von einen gedeihlichen Gebrauch machen zu sollen so nöthiger erachtet2),
als insonderheit bei denen gegentheiligen Mächten vieles Aufsehen erwecken
würde, wann die russische Ratificationsauswechslung nunmehro einiger
Schwürigkeit unterworfen sein sollte.
»Diese meine pflichtmässige Bemühungen nun seind . . . auch nicht
ohne guter Würkung geblieben. Und da die russische Kaiserin unter dem
Vorwand, bei dem Vicekanzlern soupiren zu wollen, sich den 17. huius
zu nunerwähntem Minis tre verfügt, so hat derselbe auf Art und Weis,
wie ich es ihm in den Mund gelegt, die hiesige Monarchin so zu disponiren
gewusst, dass Höchstdieselbe sich zu Cassirung oft besagter Declaration so
ehender resolviret, als nach des Bechtejew Einberichtung ihm M. Rouille"
gesagt, dass, da die Krön Frankreich den letzten Frieden3) zwischen
Russland und der ottomanischen Pforten vermittelet hätte, sich nach des
1) Am 22. März 1757 bereits hatte Esterhasy berichtet, dass ein »in den
zärtlichsten Ausdrlickungen erlassenes Handschreiben« an die Zarin, sowie die
nachdrücklichen Vorstellungen des Douglas wahrscheinlich die verlangte An-
nullirung der Convention herbeiführen würden. Vgl. über die entschiedene
Weigerung Frankreichs, die Declaration zu unterzeichnen, Boutaric 1, 217 ; Recueil
des instruetions, Russie II, 29 f.; v. Arneth V, 480 Anm. 96. Es handelte sich um
das von Douglas gewährte Zugeständnis«, wonach der französische Hof an Russ-
land, für den Fall es von der Pforte oder Persien angegriffen würde, eine Geld-
htilfe gewähren sollte.
2) Im französischen Interesse für den Verzicht Russlands auf diese Decla-
ration zu wirken, war dem Grafen Esterhasy wiederholt, z. B. noch am 26. März,
2. und 7. April 1757, von Wien aus gemessen aufgetragen worden.
3) Von Belgrad 1739.
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1757 März 29.
(505
marquis de l'Höpital Ankunft in Petersburg schon solche unanstössige Wege ) "57
ausfindig machen lassen [würden], wodurch die russische Kaiserin in Ansehung ^*ra
der Pforte vollständig würde beruhiget sein können. Und wie zumalen
der Grosskanzler unschwer wahrgenommen, dass, wann er auch wollte, er
nach einem so vergnüglichen Vorgang die so gestaltete AcceBsionsauswech-
selung nicht mehr zu verhinderen vermögte, so hat sich dieser Minister,
welcher durch die ihm gegebene Versicherung eines bevorstehenden königl.
französchen Extrapräsents nicht wenig eingenommen worden, an Laden zu
legen nicht getrauet, sofort diese Sach gar nicht zu vergiften gesuchet.
»Da mich nun meine Unpässlichkeit noch etwas zu Haus haltet, so
hat mir der Orosskanzler den 26. dieses . . . sagen lassen, dass die russische
Kaiserin aus Rucksicht der gemeinsamen Sachen endlich beschlossen hätte,
die de'claration secretissime zu cassiren, sofort die Auswechslung der hie-
sigen simplen Accession geschehen zu lassen, in der gänzlichen Zuversicht,
da-ss nicht nur der allerchristlichste König zufolge seiner eigenhändigen
theuresten Freundschaftsversicherungen, sondern auch I. K. K. M. Selbsten
zum Behuf der gemeinsamen Sache durch Dero Botschaftern am französchen
Hof all-mögliches anwenden zu lassen . . . geruhen würden, damit die
russische Monarchin nach des marquis de l'Höpital Anherokunft der otto-
manischen Pforte wegen auf ein- oder andere Art sicher gestellet und
beruhiget werden mögte. Er, der Grosskanzler, waren seine Worte weiters,
seie zwar niemalen ein Freund von Frankreich gewesen1); da aber das
gemeinsame Interesse beeder alliirten k. Höfen erheischete, nunmehro in
andere principia einzuschlagen, so würde er künftighin bewähren, dass er
auch hierzu nicht weniger geneigt und willig wäre, wie er dann bei dieser
Accessionssach und der resolvirten Declarationsannullirung das seinige ge-
treulich beigetragen hätte. Weil aber die simple Accession nur ein papier
blanc seie, so wollte er hoffen, dass die Krön Frankreich in Ansehung
der ottomanischen Pforte auf ein- oder andere Art doch etwas zu thun
kein Bedenken tragen würde. Der Grosskanzler setzte deme noch bei,
dass, sobald die k. k. Accessionsratification hier sein, man zur Auswechs-
lung schreiten und bei Vollziehung dieses actus miteins ofterwähnte de'cla-
ration secretissime cassiren und annulliren würde2), wo man entz wischen
nicht nur die hiesige Accessions-, sondern auch die Conventionsexemplaria
würklich muntlirete. « . . .
1) Vgl. S. 658.
2) Am 19. April 1757 berichtete Esterhaay, dass »heut« die solenne Aus-
wechslung der Accessionsinstrumente vollzogen und dabei die declaration secre-
tissime wegen der Pforte vernichtet worden sei.
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666 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
239. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 17. Mai 1757.
Nach der ürwhrifl. Vgl. t. Arneth V, 70.
Glückliche Beendigung des Accessionstcerkes.
»Nachdem ich nun auf der russischen Kaiserin Veranlassung1) die
geheime Declarationssach wegen Carland auch bei dem Grosakanzlern an-
gebracht, so ist solches schon zweimalen in dem Conseil vorgekommen,
und nach wie vor noch immer alle gute Hoffnung, dass solche bei der
Conventionsauswechslung gänzlich wegbleiben werde. Die beede Kanzler
haben einer wie der andere gleichförmig gemeldet, dass insonderheit der
Graf Peter Schuwalow sich der Annullirung dieser Declaration mit allen
Kräften zu widersetzen gesuchet hätte. Da nun von beeden K. K. MM. sein
Sohn letzthin in Wien so reichlich beschenket worden2), so hätte diese . . .
Verehrung bei ihm, Schuwalow, wohl billig mehrere Dankbarkeit nach sich
ziehen sollen. . . .
»Wie mir der Grosskanzler noch heute frühe . . . melden lassen, so
wird die russische Kaiserin das hiesige Conventionsinstrument mit gänzlicher
Weglassung der geheimen Declaration heut unterschreiben s).< . . .
Mai 23 240. Esterhasy an Kaunitz. Petersburg, 23. Mai 1757. Praes. 7. Juni
1757.
Nach der Urschrift
Zusammenfastender Schlussbericht über die geheime AUianzverhandlung mit Russland.
»Ew. Exc. werden aus meinem . . . Berichtschreiben allschon zu ent-
nehmen geruhet haben, wie nicht nur die Ratificationen der mit hiesigem
Hofe geschlossenen Convention ausgewechslet, sondern auch die bewusste
Declaration auf die beste Art platterdingen weggelassen worden seie4).
Hiermit ist der russisch-k. Hof auf das kräftigste und vortheilhafteste für
uns vinculiret, meinen bisherig [en] Relationen aber durch derlei so klar
redende facta erst das rechte Gewicht zugeflossen.
»Mein Augenmerk ginge gleich nach meiner Ankunft allhier dahin,
um bei den vorgefundenen verwirrten Umständen und der Entzweiung des
ministerii solche Mittel zu finden, welche mir Vertrauen, unserm . . . Hof
aber mehreren Einfluss zu Wege bringen könnten. Dieses hielte ich vor
unumgänglich, sobald ich meiner pflichtmässigen Begierde, dem Dienst
nützlich zu sein und Ew. Exc. diesfollige Befehle möglichst zu befolgen,
1) Die Zarin hatte dem Gesandten gerathen, die Mittheilung an Bestushew
so einzurichten, als ob Esterhasy das erste Mal davon zu ihm spreche. [Vgl. Bericht
Esterhasys vom 3. Mai 1757.] Vgl. Nr. 237 a. 2) Vgl. S. 564.
3) Die Auswechslung der Ratificationen erfolgte dementsprechend am 19. Mai
1757. Vgl. die Convention vom 22. Januar 1757 a. St. selbst bei Martens, Recueil
I, 201 ff. 4) Vgl. Nr. 239.
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1757 Mai 17 — Mai 23.
667
ein wirksames Genilgen leisten wollte. Es hat meiner unermüdcten Auf- 1757
morksamkeit auch gelungen, den einzigsten, ächt- und rathsamsten Weg
einzuschlagen und ohngehindert aller vorgefundener Anstößigkeiten darinnen
. . . zu beharren; meine Absichten waren viel zu rein und die Gewissheit
zu klar, dass deren so gestaltete Beschaffenheit zu seiner Zeit am Tag
trotten würde, um mich derer aus irgend einer Ursach zu entschlagen.
»Dieser standhafte Betrag und die ununterbrochene droiture, so der
rassischen Kaiserin M. in allen meinen Handlungen abgespüret haben,
meine Gelassenheit gegen den Kanzler und der ohne geringsten Intriguen
von mir dannoch bezeigte Eifer für das gemeinsame sowohl als ihro eigenes
Beste insbesondere haben die glückliche Folgen nach sich gezogen, dass
ich mir Höchstderoselben Vertrauen und personnelle estime zugewendet1).
Dieses ist der Grundstein, worauf ich alle meine Absichten gebauet, und
der mich in allen Auftragen nach Verlangen und in gewissen Fällen selbst
wider mein eigen Vermuthen Beförderung geschaffet, gegen alle sonst
gewiss unübersteigliche Hindernüsse geschützet und alle Gegenbearbeitungen
solchergestalten vereitelet hat, dass mich kein anderer Zwischenfall, denn
der Frauen missliche Gesundheitsumstände2), jemals zu beunruhigen fähig
gewesen, maassen ich der mir von der Kaiserin bezeigter vorzüglicher
Gnaden höchst unwürdig zu schätzen gewesen wäre, wann ich jemalen an
denen mir mündlich gemachten viel- und mannigfaltigen Versicherungen ihrer
besten und grossmüthigsten Gesinnung im geringsten gezweifelt haben würde.
»Ew. Exc. wird nicht entfallen sein, dass der Kaiserin M. mir selbst
die Thür geöffnet, um mit Höchstderoselben auf eine hier sonst ganz un-
gewöhnliche Art von Affairen und europäischen sowohl als Domestique-
angelegenheiten zu sprechen3). Was aber meinen Negociationen durch
diese Gelegenheit, ihren Ehrgeiz und besitzende lobwürdigste Ruhmsucht
in steter Nahrung erhalten, zugleich aber auch vieles selbst schicksam an-
bringen zu können, für eine grosse Leichtigkeit zugewachsen, haben die
Folgen und die bereitwillige Fügung des hiesigen Hofs zu allem dem, was
ihm nur immer zugemuthet worden, mehr bestätiget, als ich mir zu
schmeicheln Ursach habe, dass Ew. Exc. dieser Wahrheit durch meine . . .
Berichte überzeuget worden seien, dahero ich auch kaum zu bemerken
vermag, wie sehr mich die beständige Ungewissheit betrübte, ob und in
wie weit Ew. Exc. meine Schritte und Operirung an hiesigem Hof gut-
heisseten, da ich von der Zeit, als eben meine wichtigste Aufträge4) er-
halten und darüber sowohl als andere wichtige Umstände sehr vergnüglich
geglaubte Berichte . . . erstattet5), niemalen eine vor mich erfreuliche Er-
wähnung zu überkommen das Glück gehabt, folglich nothwendiger Weise
1) Vgl. S. 234. 356. 2) Vgl. 8. 631 f., auch Nr. 191.
3) Vgl. S. 170. 234. 236 ff. 4) Vgl. Nr. 56.
5) Vgl. Nr. 64. 65. 66. 73 etc.
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668 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1757 iD billiger Muthmaassung and Forcht stehen musste, dass ich mich keines
2a allzu grossen Zutrauens zu getrösten hatte.
»Es ist nicht ohne, dass meine Versicherung, wasmaasaen der hiesige
Hof weder auf Geld noch auf Vergrößerung seinen Hauptendzweck richte1),
auf ziemlich schwachen Grund zu stehen das Ansehen gewinnen musste,
wann nicht zugleich in Erwägung gebracht werden wollte, dass ich meine
feste Zuversicht in der Kaiserin gegen mich dieserwegen geäusserten, bei
Gelegenheit der von mir anverlaugten, auch sogleich eingestandenen Ab-
sage auf die englische Subsidien bestätigten, grossmflthigst- und uninter-
essirten Gedenkensart gleichsam pro basi aller meiner übrigen Bearbeitungen
geleget. Diese wäre der kräftigste Schirm wider des Grosskanzlers Ab-
sichten, dem russischen Reich die dermalige Hülfsleistung entweder an
Geld oder Länderacquisitionen soviel möglich zu Nutzen2), sich aber
andurch ein neues meritum zu Wegen zu bringen. Er ist mit dieser Absicht
dermaassen schwanger gegangen, dass er noch zur Stunde die aufgehabte
Antragung eines mit Frankreich zu errichtenden Subsidientractats3) nicht
vergessen kann, mir auch mit dem einmal erhaltenen Fingerzeig auf diese
Geldacquisition nicht wenig zugesetzet haben würde, sofern die Kaiserin,
zu Handhabung ihro gegen mich in seinem Beisein geführter grossmüthigen
Reden, seinen Vorstellungen nicht allen Zugang kurz abgeschnitten hätte.
»Andurch hat mein gleich nach dem preussischen Friedensbruch pro-
ponirter Antrag4) zu einer Extendirung des schon subsistirend- und hierfür
wirksam allbereits anerkannten 4. geheimen Artikuls von anno 1746 alle
Beförderung überkommen, sobald selbem erstlich von Seiten unseres . . .
Hofs durch den mir zugeschickten Aufsatz zu einer Convention beigepflichtet
worden5). Diese ist nunmehr glücklich zu Stand gediehen und zwar auf
eine Art, dass aller Vortheil auf unserer Seite liegt. Denn wäre ein
Subsidientractat mit Frankreich oder vielmehr in dessen Namen errichtet
worden, zu einer Zeit, da die englische Convention andurch hätte sollen
entkräftet, Russland aber entschädiget werden, würde es hart gehalten
haben, ein doppelt so ansehnliches Corps, als in letzterer stipuliret gewesen,
in einem minderen Preis, als England bewilliget, zu erdingen. Und hätte
der gedachte 4. Artikul platterdingen seine Wirkung haben müssen, so
würde uns der a die der Grenzeüberschreitung bewilligte Unterhalt der
60000 Mann, alles Verdrusses und Sorge ungerechnet, dergestalt hoch zu
stehen gekommen sein, dass dessen Betrag nebst denen bei Eintrettung in
die schlesische Domination verheissenen 2 Millionen, auch die summam der
englischen Subsidien merklich überstiegen haben [würde].
»Allen diesen kostbaren Beschwerden ist durch die wahrhaft grosse
Gedenkensart der Kaiserin M. und die ausgewechselte Ratificationen zu
1) Vgl. S. 412. 2) Vgl. S. 654. 3) Vgl. S. 642.
4) Vgl. Nr. 200. 5) Vgl. Nr. 221.
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1757 Mai 23.
669
unserem nicht geringen Vortheil gesteuret worden. Wir haben andnroh 1757
die Anzahl der vermög 4. Artiknls schuldiger Hülfstruppen nachgerade ai 2
verdoppelt, und die russische ziemlich ansehnliche Flotte ist mit erstaun-
lichen Kosten gerüstet, auch zum Theil schon ausgeloffen1), die Armee
aber . . . wirklich in völliger Bewegung; ja es ist auf ausdrücklichen Befehl
der hiesigen 8ouveraine gleich darauf die nachdrücklichste Anweisung dem
Feldmarschalln Apraxin2) staffettnliter zugesandt worden, seinen Marsch und
die Operationen, soviel immer möglich, zu beschleunigen, und man kann
sich mit all-menschlicher Zuversicht versprechen, dass unseren Operationen
dardurch ein grosser Vorschub dannoch zugehen werde, auch dass Wir
auf die ernsthafte und kräftige russische Mitwirkung zu Erreichung des
allgemeinen besten Endzwecks so lang sicher zählen können, als der
Kaiserin M. unschätzbare Gesundheitsunwtände in dermalig, Gott Lob!,
solchen Wohlsein verbleiben3), als solche seit meinem hiesigen Aufenthalt
je gewesen.
»Derlei gewiss unglaublich grosse, bereits itzo in viele Millionen lau-
fende efforts des russischen Hofs, die selbst vor 120 000 Mann zu bestrei-
tende Naturalverpflegung, die Abstehung von denen nach Eroberung Schle-
siens zukommenden 2 Millionen und überhaupt alle Ohicanen haben wir
mit einer halbjährig zu erlegenden Million f. widerleget; soferne nun
der Krieg, wie zu vermuthen, nach einem Jahre zu Ende gediehen, so
wäre die ganze russische Mitwirkung mit denen im 4. Artikul ohnehin
Btipulirten 2 Millionen, folglich ohnentgeltlich betrieben worden, maassen
andurch an Russland nicht ein Theil der ersteren unfruchtbar, aber ohne
den mindesten Vorwurf verwendeten Unkosten ersetzet wird.
»Nebst allen diesem hätte die Ratificationsanswechslung conventions-
mässig längstens den 2. April vor sich gehen und folgsam auch von dem
Tag an die Geldrata anfangen sollen. Es würde uns auch die unserer
Seits hangende mora und der Zwischenfall wegen der Declaration 4) und
daher entstandenen Verzögerung darzu unwidersprechlich verbunden haben,
wann ich nicht auf das behutsamste getrachtet hätte, mein Spiel mit dem
Grosskanzler dergestalt einzuleiten, dass dem allerhöchsten aerario dardurch
bis den 19. Mai die beträchtige summa von mehr denn 230000 f., mithin
alle die ganze Zeit hindurch sowohl ausser als bei Gelegenheit der zwei
Auswechslungen gemachte gewöhnliche und noch künftig zu machende
ausserordentliche Verehrungen mehr als in Übermaass andurch zu guten
fallen.
»Wann man hiernach betrachtet, dass so ungemein grosse Aufwände
dem russischen Hof, vermög dessen bekannter Verfassung, ziemlich be-
schwerlich fallen müssen und auch schwerlich von jemandem, am wenigsten
aber von dem leider noch allzu sehr von denen Funcke'schen principiis
1) Vgl. S. 584. 2) Vgl. Nr. 236 a. 3) Vgl. S. 565. 657. 4) Vgl. Nr. 237 a.
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670 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1757 eingenommenen und dahero in vielen Sachen mit gutem Glauben irrwahnigen
sächsischen Hof, ja selbst von mir anfänglich vermuthet worden1), so ist
leicht zu ermessen, dasa die Vollendung dieses ganzen Geschäfts bloss und
allein der Kaiserin M. Grossmnth und lobwürdigstem Ehrgeize beizumessen
seie, welche mir noch gnadig erinnerlicher Maassen bei Gelegenheit der
vereitelten englischen Convention mit den bündigen Worten ihre Gedenkens-
art zu bedeuten geruhet, ,dass sie mit Bedacht versprecheten, aber das
versprochene sodann auch mit ibro erfolgenden grössten Nachtheil heiligst
zu erfüllen niemals ermanglen wollten. Sie hätten bishero alles bloss zum
Besten des gemeinen Wohls und zu williger Gewährung des Verlangens
ihrer Bundsgenossenen, keineswegs aber in Rucksicht auf einige Subsidien,
folglich auch nicht zu Beförderung einseitiger Absichten gethan2); und
wären die englische Subsidien ein desto geringerer Gegenstand fflr das
russische Reich, je weniger selbes auf die Nährung ihrer Truppen, sondern
bloss auf deren dem gemeinen Besten gedeihlichste Verwendung fflrzudenken
Ursach hätte. Dahero sie auch ihrer gloire und Ansehen verkl einerlich
erachteten, wenn es jemalen das Ansehen gewinnen Bollte, als ob sie dero
Hülfe zu verkaufen in Absicht ftthreten.'
»Diese sind die Worte, woran ich mich bei der Kaiserin selbst durch
schicksame Erhebung ihrer grossmüthigst geäusserten Gesinnung hielte,
welche meine Stütze wider alle Gegner waren, welche den Grosskanzler
gehindert, die Saite höher zu spannen, und welche mir zum sichersten
Unterpfande dieneten, dass die Kaiserin derlei einmal so nachdrücklich
geäusserte genereuse Gedenkensart durch widerstreitende Schritte zu ver-
dunkeln niemals bewogen werden dürfte.
»Der Ausschlag hat meine Hoffnung allerdings bewähret, und da ich
andurch der getrösten Zuversicht lebe, dass ich durch meine eifrige Be-
arbeitungen die mir . . . aufgetragene Negociationen zu allerhöchstem Wohl-
gefallen und zu Ew. Exc. für mich ganz besonders schmeichelhaften
Approbation zu endigen das Glück gehabt, so erwarte von Ew. Exc. Billig-
keitsliebe nichts mehr, als dass Hoohdieselbe versichert zu sein geruhen
wollen, dass mir in allen meinen Wegen und Handlungen bloss der aller-
höchste Dienst zum Endzweck gedienet; dass ich alle meine . . . Äusse-
rungen ohne dem geringsten Vorurtheil oder Nebenabsicht gethan; dass
ich in mir selbst noch in allen Stücken von deren wesentlichem Inhalt
überzeugt seie, und dass mir in der Welt nichts vergnüglicheres wider-
fahren könne, als wann ich der allerhöchsten Zufriedenheit beider K. K.
M. M., (welches gewiss das einzigste ist, was ich wünsche), [mich] würdig zu
machen, benebst Ew. Exc. schätzbarste estime [mir] zu erwerben das
Glück gehabt habe.« . . .
1) Vgl. Nr. 73 b. 2) Vgl. S. 241. 317. 323.
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Beilagen.
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Beilage 1.
Esterhasy an Maria Theresia. Petersburg, 10. Juli 1754. Praes. 1754
26. Juli 1754. Juli 1
Nach der UmchriO. Vgl. lUnke 157 ff.
Schilderung des russischen Hofes.
Berichtet, »dass die hiesigen innerlichen Umbstände sich von Tag zu
Tag immer mehr und mehr zu verschlimmeren anfangen und nach mensch-
licher Einsicht bis auf ein- und anderen Veränderungsfall so weniger eine
Verbesserung anzuhoffen seie, als dem russischen ministe rio und übrigen
Gliedern und Subalternen von denen anderen hiesigen collegiis nicht un-
bekannt ist, dass die russische Kaiserin selbsten sich denen Qeschäfton
überhaupt auf alle Art und Weis zu entziehen suche1), dergestalten zwar,
dass weder das Ministerium in Staatssachen noch viel woniger andere
collegia einen Vortrag auch über die nöthigste Angelegenheiten zu machen
eine Zeit ausfinden können ; dahero auch kommet, dass viele bereits vor 3
und 4 Jahren entschiedene Process und andere wichtige Rathschlüsso aus
Mangel ibro, der hiesigen Monarchin, Approbation und Unterschrift bis nun-
zu ihre Endschaft nicht erreichen können, und ist unter anderen des My-
lord Hyndford Abreis von darumben zwei Monat verschoben worden, weilen
die russische Kaiserin zur Unterschrift des Recreditifs sich die Zeit nicht
hatte nehmen wollen; worzu noch weiters kommet, dass diejenige, von
welchen sie umgeben ist, sich geflissentlich dahin bestreben, die russische
Kaiserin in dieser Inaction durch allerhand unnutze Plaisirs zu unter-
halten, wie dann diese Monarchin seit ihrer ganzen Regierung aus Tag
Nacht und aus Nacht Tag zu machen pfleget2), mithin noth wendig die
wichtigste Geschäften liegen bleiben müssen; und da sich die Glieder all-
zeit nach dem Haupt richten, so ist leicht zu ermessen, wie langsamb und
nachlässig bei so bewandten Umbständen alle Sachen überhaupt tractirt
werden.
»Was nun den hiesigen Grosskanzler Grafen Bestushew betrifft, so
seind Ew. K. K. M. die viele und sehr grosse Schwierigkeiten, so sich
überhaupt und insbesondere bei ihme vorfinden, aus meinen vorhinnigen
1) Vgl. S. 234. 2) Vgl. Beilage Nr. 2.
Act«n zur Vorgeschichte des Tj&hrigea Kriogos. 43
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674 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
l"/>4 . . . Einberichtungen zum Theil schon des mehreren bekannt, und haben
Allerhöchstdieselbe in voller Maass . . . zu erkennen geruhet, dass solchen
abzuhelfen einmal nicht in meinem Vermögen stehe, nnd gleichwie dieser
Minister dem Trunk ergeben und zur Arbeit träg ist, da benebst stark spielet
und von seiner Ehegattin und ungerathenem Sohn vielen Chagrin nnd Ver-
druss auszustehen hat, folglich seine Hausanliegenheiten nnd Wirthschafts-
sachen in grösster Unordnung sind1), auch die ihme anhängende häufige Ge-
brechen und Leidenschaften viele Feinde zugezogen, so ist kein Wunder, dass
sein Credit und Vertrauen bei der russischen Monarchin abgenommen 2), wie
dann seine Feinde darvon gar wohl zu profitiren gewusst, und Ew. E. E.
M. ich in Wahrheit . . . versicheren kann, dass sein, des Grosskanzlers,
vorhinniger Credit sichtbarermaassen täglich abnehme, ich auch ob seines
so schlechten Betrags gegen jedermann nicht einzusehen vermag, wie er
sein voriges Vertrauen, (da die rassische Kaiserin sich ohnedas von denen
Geschäften zu entfernen trachtet), wieder erlangen oder sich sonsten gute
Freunde unter der Nation machen könnte, welches letztere er auch so
weniger erreichen wird, als er diejenige, welche er zu erheben und auf
seine Seite zu bringen gewusst, einzig und allein von darumben wieder zu
stürzen gesuchet, weilen sie sich seinen unerlaubten Nebenabsichten nicht
fügen und aus schuldigster Treue für die hiesige Souveraine auf keine
Irrwege verleiten lassen wollen, worunter nur fürnehmlich zwei, als den
nunmehrigen in Rewal befindlichen Etatsrath Brevem, einen Bruder des
. . . bekannten vor 10 Jahren verstorbenen Geheimen Käthes dieses Na-
mens, und dann den nunmehrigen und im collegio deren ausländischen
Affairen die dritte Person ausmachenden Staatsrath und Ceremonienmeisteru
Olsuwiew, welcher an dem königl. dänischen, preussischen und sächsischen
Hof als russischer Legationssecretarius gestanden, allzeit gut gesinnet und
ohne Widerred in Weltsachen hier die beste Einsicht nebst vielen andern
guten Eigenschaften bat, . . . anzufahren mich nicht entübrigen kann.
Und ist der entere, nämblich der Brevem, weilen er sich seinen, des Gross-
kanzlers, unerlaubten Absichten nicht fügen wollen, unter dem unstatthaften
Vorwand einer unzulänglichen Fähigkeit zu denen Staatsgeschäften von
ihm, Grafen Bestushew, amoviret, der zweite aber aus obangeführter Ur-
sach von ihme verfolget und zu seinem Feind worden, zu geschweigen
viele andere geringere Subalterne, welchen es mit ihme, Grafen Bestushew,
auf gleiche Art ergangen ist.
»Nun auf den Vicekauzlern, Grafen Woronzow, zu kommen, so ver-
mag Ew. K. K. M. ich in Wahrheit ... zu versicheren, dass derselbe
nicht nur in Ansehung Dero am hiesigen Hof haftender . . . Geschäften
seit meiner Anwesenheit bei allen Gelegenheiten sich überaus vergnüglich
zu äusseren fortfahre und mich von seiner Aufrichtigkeit und guten
1) Vgl. S. 188. 482. 2) Vgl. S. 234. 240.
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Beilage I. — 1754 Juli 10.
675
Gesinnung zu überzeugen, mir auch verschiedene Gefälligkeiten zu er- 1754
weisen sich bemühe, und obschon demselben in sein Herz nicht sehen Juli 1
kann, mir auch gar wohl erinnerlich ist, was mit ihme in vorigen Zeiten
vorgegangen !), so glaube von diesem ministro gleiohwohlen nicht ungründ-
lich urtheilen zu können, dass denen damaligen Zeit- und Umbständen,
welche bei der rossischen Monarchin Thronbesteigung . . . bekannter-
raaassen fürgewaltet, und der Art, wie sich in gewissen Gelegenheiten mit
ihme benommen worden, mehr als einer persönlichen Abneigung für Dero
. . . Dienst und die fernerweite Beibehaltung der zwischen Ew. K. K. M.
mit Russland erneuerten Freundschaft und Einverständnis das vergangene
zuzuschreiben seie2); und gleichwie ich mir seit meiner Anherokunft zufolge
meiner . . . Pflichtsobliegenheit besonders angelegen sein lassen, die hiesige
Gesinnungen zu ergründen, so solle zu Dero unumbgänglichen . . . Wissen-
schaft . . . anmerken, dass ich nach meiner zwar allergeringsten Einsicht
weder bei dem Vicekanzlern eine Praedilection für Preussen oder Frank-
reich noch auch bei anderen Vornehmen von der Nation eine Parteilich-
keit für diesen oder jenen abgeneigten Hof bis nunzu wahrgenommen,
sondern vielmehr beobachtet habe, dass die sogenannte Übelgesinnte nicht
in dieser Eigenschaft, sondern als Feinde von dem Grosskanzlern zu con-
sideriren seien, mithin bei einer über kurz oder lang sich ereignenden
Veränderung nach aller menschlichen Einsicht keine solche Folgen, welche
der mit dem russischen Hof fürwaltenden guten Freundschaft und engen
Einverständnnss nachtbeilig sein könnten, zu befahren stehen dörften; zu-
malen man hierorts gar wohl einsiehet, wie sehr ihnen an Beibehaltung
der mit Ew. E. K. M. erneuerten Allianz fürnehmblich in Ansehung der
Ottomanischen Pforten und Schweden gelegen sein müsse.
»Gleichwie nun . . . die russische Kaiserin sich umb die Geschäften
wenig bekümmeret, mithin auch kis stantibus nicht leicht zu vermuthen ist,
dass der Grosskanzler, ohngeachtet seiner zahlreichen Feinden, gänzlich
fallen, sondern sich allem Ansehen nach gleichwohlen in seinem posto er-
halten werde 3), so habe ich in Erkanntnuss, dass dieser Minister, wo nicht
der einzige, doch erste und fürnehmbste ist, an welchen man sich in Ge-
schäften wenden könne, bishero meine äussersten Kräfte aufgeboten, dessen
Vertrauen zu erwerben und ihme Theils selbsten Theils aber durch den
chursächsischen ministrum v. Funcke bei allen Gelegenheiten die annehm-
lich- und freundlichste avances machen zu lassen mich sorgfältigst be-
strebet, auch meinen Betrag und wenigen Umbgang mit anderen von der
Nation und fürnehmblich mit dem Vicekanzlern mit solcher Vorsicht aus-
gemessen, dass er, Graf Bestushew, dagegen mit Grund einmal nichts ein-
zuwenden vermag, werde auch für das zukünftige respectu seiner und
aller übrigen von der Nation mich so zu benehmen trachten, dass alle
1) Vgl. Beilage Nr. 2. 2) Vgl. S. 235 f. 3) Vgl. S. 234. 244.
43*
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676 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1754 Eifersucht und üble Folgen äusserst vermieden und die Anzahl guter
uli lo preuntjen 0ime Aufsehen erhalten und vermehret werde.
»In dieser Absicht also werde mich des v. Funcke neuerdings nutz-
lich zu gebrauchen suchen,« um Bestushewa Vertrauen zu gewinnen.
Funcke erkläre, »dass es bei dem Grosskanzlern mehr für eine unange-
nohme Gewohnheit als für eiue vorsätzliche Abneigung, mir sein Vertrauen
entziehen zu wollen, anzusehen und nur zu bedauren wäre, dass hierunter
schwerlich eine Abänderung auszufinden seie.« Da aber Funcke lange
bei dem Oberhofmarschall Bestusbew als Privat-, dann in Schweden als
Legatioussecretär gestanden, und »von dem Grosskanzlern zum Aufsatz ver-
schiedener gefährlichen und von Allerhöchstderoselben höchst missbilligter
picces gebrauchet worden, so ist allerdings erforderlich, dass ich mich
respectu des Funcke vorsichtig und in meinen ihme zu bezeigenden ver-
traulichen Äusserungen so benehme, dass demselben nichts anderes sage,
als was dem Grosskanzlern angenehm sein kann und er wissen solle, ge-
stalten er, v. Funcke, diesem ministro mit Leib und Beel ergeben, bei der
russischen Kaiserin aber und der hiesigen Nation . . . ungemein und so
verhasst ist, dass dessen Abrufung schon ein- und anderesmal begehret
worden1).
»Nicht minder bin ich allschon beflissen gewesen, von dem englichen
ministro auszuforschen, wie er seines Orts den hiesigen Zusammenhang an-
sehe, und was er etwa diesfalls, und besonders umb den Grosskanzlern
näher zum Ziel zu führen, auch einen grösseren Einfluss in die hiesige
Sachen zu haben, mir an Hand zu geben vermögte; worauf mir der Guy-
Dickens2) in Antwort ertheilet, dass, da der hiesige Hof und Ministerium
sich dermalen in einem so verwirrt- und misslichen Umbstand befände, er
seines Orts zu dessen Verbesser- und näheren Herbeibringung des Gross-
kanzlers mir einmal nichts zu sagen wüsste und des ohnmaassgeblichen
Darfürhaltens wäre, dass man all-dieses bis auf eine über kurz oder lang
sich von Selbsten fügende Abänderung schon so ehender mit Geduld an-
sehen müsste, als insonderheit er, der Grosskanzler, bereits ein Alter von
etlich 60 Jahren erlebet und ob seiner täglichen Döbauchen und beständigen
Unpässlichkeit menschliche Zufalle zu gewarten habe.
»Der Guy Dickens fögte deme noch weiters hinbei, dass nach seiner
geringen Meinung man es dabei einmal so ehender bewenden lassen sollte,
als auch die ansehnlichste Geschanknüsse, gleich er, Graf Bestushew, von
dem englischen Hof gegen 100 000 Thaler am baren Geld und erst letzt-
hin in Hinsicht der Truppenconvention3) 8000 Bubel zum Voraus be-
kommen habe, bei ihme, Grosskanzlern, kundbarermaassen nicht das min-
deste verfangten und er bei seinem so verwirrten Hauswesen ohnedaa
1) Vgl. S. 265. Beilage Nr. 2.
2) Vorgänger des Williams als englischer Gesandter am russischen Hofe.
3) Vgl. S. 233 Aum. 1 ; Beer, Bentinck CXLII ff.
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Beilage I. — 1754 Juli 10.
677
mit nichts anderem beschäftiget wäre, ala Geld ausfindig zu machen, nmb l"54
sich bis an sein End auf die angefangene Art durchbringen zu können. ^u,i 1
»Bei so bewandten misslichen Umbständen also, und da es hier fast
an allen Orten an häufigen Gebrechen nicht fehlet, so werden Ew. K. K.
M. . . . einzusehen geruhen, dass pro nunc nicht wohl möglich seie, einen
soliden und solchen Plan auszufinden, nach welchem Ew. K. K. M. mit
Dero übrigen hohen Bundsgenossen und besonders mit Engeland in die
hiesige Geschäften eine mehrere Influence erlangen, folglich den dermaligen
Stand der 8achen zum Behuf des gemeinsamben Bestens in vergnüglichere
Wege einleiten und solche für das zukünftige Dero . . . Dienst und Interesse
zum merklichen Vortheil gereichen könnten1). Dann, da von der hiesigen
Succession Niemand mit Verlässlichkeit etwas versicheren kann2, und in
dem Ergebungsfall sehr grosse Veränderungen hier vorgehen, auch die
wenigsten in ihren nunmehrigen Posten bleiben werden, so scheinet nach
meiner ohnmaassgeblichen . . . Meinung kein anderes Mittel übrig zu sein,
als mit verdoppelten Kräften dahin zu trachten, damit nur die Sachen
wenigstens in dem Stand, wie sie dermalen sind, ohne Schmälerung so
ehender erhalten werden, als doch gleichwohlen das zwischen Ew. K. K.
M. mit Rnssland erneuerte Bündnuss3) bei anderen frembden Höfen und
fürnehmblich bei der Ottomanischen Pforte und Preussen ein grosses Nach-
denken und Aufsehen noth wendig erwecken muss, obschon mit einer Ver-
lässigkeit ... zu versicheren mich nicht getraue, dass Ew. K. K. M. bei
einem ausbrechenden Krieg auf die russische Hilfsleistung Staat machen
können, zumalen bei hiesigem Hof alles auf die Zeit und Umbstände, in
welchen dergleichen Fälle sich ereignen, hauptsächlich ankommen wird,
gleich es in Ansehung des russischen Hofes die vorige Zeiten bewiesen
haben.
»Ich meines . . . Orts werde es gewiss an meinem . . . Diensteifer
nicht erwinden lassen, sondern nach äussersten Kräften mich bestreben,
nach wie vor des Grosskanzlers Vertrauen und dann auch des Grafen
Woronzow Freundschaft und Zuneigung, wie nicht minder derer übrigen
von der Nation und besonders jener, welche beständig umb die russische
Kaiserin seind, ihre Gunst mittelst eines aller Seits ohnanstössigen Betrags
zu erwerben, und in dieser Absicht auf die thunlichste Mittel ohne Unter-
lass gedenken.
»Unterdessen solle zu Ew. K. K. M. . . . Beruhigung hier ... an-
merken, dass der Grosskanzler in seiner Abneigung gegen Preussen nach
wie vor fortfahre und bis nunzu keine widrige und solche Maassnehmungcn,
welche mit einem abgeneigten frembden Hof eine Verknüpfung hätten, von
ihme zu besorgen seien.« . . .
1) Vgl. Beilage Nr. 2. 2) Vgl. S. 19S. 3) Von 1746.
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678 Österreichische Acten sur Vorgeschichte de« siebenjShrigen Krieges.
2.
11755 Zinzendorfs »Memoire sur la Russie, sur .'impäratrice Elisabeth, sa
AJul?g cour e* 80n gouvernement.« Undat. [Anfang Juli 17551).]
Nach einer Abschrift. Einen von v. Funcke nach Dresden gesandten Ansxag Tgl. hei Herr»
mann, Archiv f. »Ichs. üeech. N. F. II, 53 f. Vgl Beer, H. Z. 27, 352 f. Erste Theilnng
Polens I, 27 [Wien 1ST3J; M. L ö. 0. XVH, 122; t. Araeth V, 40— Ifi, 470 Anm. «2-«4
Droraen V, 4, 403 Anm. 2.
Plan Hustland zu thatkräßiger Politik gegen Preussen zu gewinnen.
»Je me propose deux objets k traiter dans ce memoire:
lrao »j'essaierai de former un tableau politiqne de la cour, de d6-
velopper la facon de penser des prineipaux, leurs intrigues, leurs inclina-
tions, d'oü il re"sultera ce qne je snis en e"tat de conclnre sur la Situation
präsente de nos affaires, nos craintes, nos espörances;
2do »j'exposerai quelques moyens qui m ont paru les plus convenables
pour affermir notre credit, pouvant servir de fondement ä un Systeme plus
solide pour l'avenir.
»Le peu de moments que j'ai passe* en Russie2), ne me permettent
guere d'espe*rer d'avoir rempli une tache aussi conside"rable. Je ne puis
repondre que de mon zele et du soin scrupuleux avec lequel j'ai pese"
cbaque fait avec les sources qui me l'avaient fourni. En les indiquant
exaetement, il sera aisö de juger de la valeur des conse"quences. Sur-
tont je me suis re'pe'tö k moi-meme que de toutes les erreurs les plus
agreables ötaient les plus dangereuses. LL. Ms. dont les ordres sacre~s
m'ont mis la plume ä la main, voudront recevoir avec bonte* ces marques
de mon oböissance. Elles daigneront remarquer que je n'affirme rien,
que je n'avance que des conjectures. Pas assez pre*somptueux pour me
flatter de connaitre la matiere, je suis trop dölicat pour vouloir en imposer.
L'Imperatrice ***e commence Par l'Impe'ratrice , examinant d'abord ses
dispositions personnelles ä notre ögard.
»Gette Princesse est montee sur le trdne par l'assistanoe de la France
et de la Sucde. Celui qu'elle a depouille* 3), Ctait, pour ainsi dire, de
notre sang. II e*tait le fruit d'un mariage, ouvrage de la politiqne de
feu l'Empereur. Les premiers papiers qui tomberent entre ses mains, en
1) Zur Feststellung des Datums genüge, dass Zinzendorf eine am 1. Juli
1755 stattgehabte Unterredung zwischen Williams und Bestushew [vgl. Funckes
Bericht vom 7. Juli 1755] erwähnt, und dass Funcke am 7. Juli 1755 einen Extract
ans dem Zinzendorf sehen Memoire nach Dresden einsandte. Vgl. Herrmann im
Archiv für die sächsische Geschichte N. F. II, 51. 53.
2) Zinzendorf berichtete Uber seiue Ankunft in Petersburg am 2. April 1755;
sein letzter, im W. A. befindlicher Brief von dort ist vom 13. Juli 1755 datirt
Am 19. August 1755 schrieb er bereits aus Stockholm.
3) Anton Ulrich von Brannschweig -Wolfenbuttel, Gemahl der Begentin Anna.
Beide wurden 1741 verbannt.
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Reilage II. [1755 Anfang Juli.]
679
ouvrant la cassette de la Regente, furent des lettres de feu Mde la dachesse [1755
de Wolfenbüttel ') qai oonseillaient de l'en former dans un couvent. Ses Aju*jfj"g
premieres dispositions ont donc 6i6 bien £loigne*es de nous ßtre favorables.
»D'un autre cöte", le roi de Prasse avait acqais ane amie paissante
dans la princesse de Zerbst2); Lestocq3) et Brömmer4) lol etaient de>oue*s.
Non content de gagner par la negociation, il appelait la galanterie ä son
secours. Les lettres qu'il Ccrivait de sa main ä Hrnpäratrice, etaient rem-
plies d'e'loges sur sa figure et son esprit. II alla jusqu'ä lui envoyer son
Portrait, en ajoutant, oombien [il] enyiait cette toile, qui sorait regardee
par les plus beanx yeux du monde.
»L'imprudence de La Chetardie5) commenca ä dissiper le prestige.
L'Implratrice prit la nation en guignon dont le minlstre l'avait si grieve-
ment offensäe.
»Le zele" chancelier0) profita d'un evCnement aussi heureux; tous les
moyens directs et indirects furent employe*s pour äclairer la Princesse sur
sos vrais interSts.
»U fit composer par M. Funcke nn memoire raison n£ sur le Systeme
politique de la Bussie; ce memoire, traduit en russe, fit de l'impression.
»Voici comme il dätruisait ce roman que le roi de Prusse entretenait
si soigneusement. II fit entendre nn jour que le sexe n'avait jamais 4t6
l'objet des attentions de ce Prince. Des soldats prussiens, Russes de
nation, qui avaient obtenn lenr oongä, arriverent a propos. Iis Etaient
au fait de bien de petita dCtails qui confirmaient ce qu'avait avancä le
chancelier. Iis furent präsentes et beaucoup questionne's. Leurs räponses
acheverent d'indisposer rimperatrice 7). Elle prit le roi de Prusse en
aversion, sa faussete* lui parut impardonnable, et son portrait qui avait [£te*]
place* dans la chambre, fut relägue" dans la Salle des gardes. L'espece de
mlpris te*moign<5 a M. Gross, certaines lettres interceptäes dans lesquelles
on parlait d'une Evolution prochaine en faveur du jeune Iwan8) comme
d'un £ve*nement desirable pour la Prusse, ses intrigues nouvelles ä la
Porte qu'on ne manqua pas de faire valoir, toutes ces circonstances re*-
unies semblent n'avoir pu qu'ajouter ä ses sentiments.
»Les circonstances de sa reoonciliation avec 8. M. rimperatrice, telles
que je les tiens de la bouche du chancelier, sont remarquables. Elle
e*tait couohee sur son lit. Ce ministre s'efforcait k lui faire comprendre
1) Antoinetta Amalia, Tochter Herzog Ludwig Rudolfs von Braunsen weig-
WolfenbUttel. 2) Katharina, spätere Gattin Peters III.
3) Leibarzt der Zarin bis 1748.
4) Kammerherr und holsteinischer Hofmarschall des Grossfiirsten Peter.
Er musate 1746 Russland verlassen. Vgl. Herrmann V, 109.
5) Vgl. S. 649 Anm. 1. 6) Bestushew.
7) Vgl. auch Lynars Bericht von 1750 bei Herrmann V. 93.
8) Sohn der 1741 durch Elisabeth entthronten Anna.
680 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1755 que la maison d'Autriche &ait une allie'e naturelle de la Russie, que les
VJuNjg Princea ne doivent se ddterminer qne aar la raison d'ßtat. L'Imperatrice
vaincue par ses arguments se leva et, allant vers l'image de Ba chambrea),
eile dit au chancelier: je serai bonne chr&ienne, cette image est tämoin
que je pardonnerai a l'Imp^ratrice-Reine.
»Le traite de 17161), ce qui s'est fait depuis en consäquence de ce
Systeme, prouve suffisamment qu'au moins son esprit est persuadä, car sa
facon de penser, cette jalousie contre toutes les femmes qui peuvent le
lui disputer cn jeunesse ou en beautg, ne rend guere vraisemblable qu'elle
aime sincerement une Princesse qui, par ses seules vertus et la gloire solide
de son regne, lui est si fort superieure. On prätend qu'elle s'est expli-
qude en plusieurs occasions avec amitie* au sujet de S. M. l'Emperenr. Je
dois ajouter que le chancelier, dans des moments oü il me parlait avec
lranchise sur le chapitre de sa maitresse, m'a paru convaincu qu'elle
e*tait intentionnde de remplir ses engagements,
»Son inapplication 2) pourrait fitre plus ä craindre. Les premieres
annees du regne, eile donnait une heure par semaine au chancelier. A
mesure qu'elle s'est crue affermie sur le trdne, eile s'est livröe davantage
ä son penchant pour la dissipation.
»L'emploi de sa journäe rend tont travail presque impossible. Se
couchant ä qnatre on cinq heures du matin, eile n'a pr6cis6ment que le
temps d'une toilette fort longue pour gagner le diner. Au sortir de table,
olle prend toute döshabillee un second repos, suivi d'une seconde toilette,
de lä eile va rejoindre sa sociäte* et veiller encore jusqu'au lendemain.
Comme eile mange considerablement et presque toute la journee, eela la
rend encore plus incapable d'application.
»Le retardement qu'apporte ce genre de vie aux affaires, est presque
incroyable. La grande promotion r£solue do Moscou, arrßt^e maintenant
a cause de changement qu'on y veut faire, ne B'est point faite sur le pied
convenu, parcequ'on a 6t6 plus d'un an, Sans la signer. Par la memo
raison, le duc d' Aquitaine 3) est mort, avant qu'on eüt fait response aux.
lettres qui donnaient part de sa naissance. Enfin, l'augmentation de
l'armöe4), de*cidde d'une maniere si solennello ä Moscou en plein Conseil,
ne serait pas encore effectude aujourd'hui, si le chancelier n'eut eu recours
ä la ruse. Apres avoir inutilement sollicitö pendant longtemps la signa-
ture de Pordre au 8enat, une formalite' indispensable, il s'est entendu
a) »Toutes les chambres jusqu' ä la Salle du bal ont leur image en Russie.«
1) Zwischen Russland und Österreich. 2) Vgl. S. 234. 574.
3) Xaver Ludwig Maria, dritter Sohn des Dauphin Ludwig und Maria Joseph as,
Tochter König Augusts III. von Polen, geb. 7. Sept. 1763, + 22. Febr. 1754.
4} Vgl. Masslowski, Der siebenjährige Krieg nach russischer Darstellung
I, IS ff., übersetzt von Drygalski [Berlin 1888].
Beilnge II.
— [1755 Anfang Juli.]
681
avec le socrötaire da cabinet Cercaskow pour en parier de nouveau en [1755
aa pre*sence ä 8a Majestö. Les m€mes difficultds s'etant rencontrees, ce
dernier proposa comme de lai-m€me que, si l'Impe'ratrice voulait lui Com-
mander verbalement de signifier ses volontes au Senat, cela aurait la m€me
force que la signature. En ayant obtenu un oui, Ü dressa sur-le-champ
l'expädition , et il ne fallut pas la moitie du temps pour lever 60 000
hommes dans l'empire, qu'en avait exigö cette nägociation.
»11 y a cependant deux remarquea ä faire ä ce sujet. La premiere,
c'est que de certaines affaires inte'rieures, cellea des finances par exemple,
ne vont pas aussi lentement. P. Schuwalow qui a ce de'partement, qui
la voit tous les jours et lui en impose par son jargon, en arrache bien
des choaes ä force d'importnnite, ce que le chancelier ne saurait faire,
qui traite tont par" öcrit.
>La seconde, c'est que, dans les occasions importantes, on l'a vu sortir
de sa le'thargie. Lora de la guerre en Suede2), dans le temps que les
troupes &aient en Allemagne3), eile travaillait beaucoup. II y avait ordre
de l'eveiller ä toute heure, si une nouvelle importante arrivait. C'est de
Wolkow que je tiens ceci; il m'a assure' que dans lafiaire du manage
projete", il y a quelques annäes, entre le coadjutor de Lübeck4) et la prin-
cesse Auguste de Danemark, l'Impe'ratrice avait envoyd deux feuilles rem-
plies de sa main au chancelier.
»Ce qui embarrasse le plus les ministres, c'est qu'ä cette irräsolntion
naturelle, ä cette lenteur eile joint la mäfiance la plus grande. II est
pennis de la presser, mais jusqu'ä un certain point. Lorsqu'elle voit
qu'on insiste trop, eile juge aussitöt qu'il y a des vues seconde9. On
lui a entendu dire ä P. Schuwalow, qui lui parlait avec un peu de cha-
leur sur une affaire: c'est apparemment un projet pour me bien voler. Le
chancelier a essuye des propos dans le mSrne goüt. II revenait ä la
Charge en faveur d'un homme dont l'Impe'ratrice ne voulait pas; eile lui
demanda, si c'eHait un de ses compagnons de table.
»Livröe ä la seule dissipation et aux plaisirs, tant qu'elle a 6t& par-
ticuliere, il eut öte* difficile que le tröne lui eüt donnö* des vertus et une
Ovation qu'elle n'avait pas apportees. On croit qu'elle ignore assez ce
qu'on appelle amour de la gloire, qu'il n'y a guere que sa conservation
qui l'affecte ä un certain point. Halsaant sa succession, eile regarde
l'avenir avec indiffärence. D faut convenir que tout ce qu'elle a e*td ca-
pable de sentir et de faire au delä, est l'ouvrage du seul chancelier.
Chancelier est 8* *mPortant ^e 80 **"re une Juste ^e *a fÄCOn
de penser, du credit, des liaisons de ce ministre que j'ai
toute mon application ä les approfondir.
1) Vgl. S. 686 f. 2) 1743. Beendet durch den Frieden von Abo.
3) 1748. 4) Prinz Friedrich August von Holstein wurde 1750 zum Bischof
von Lübeck gewählt.
682 Österreichische Acten xur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1755 »Le chancelier est, comme la plupart des hommeB, nn compose' de
^JuHj^ bonnes et de mauvaises qnalites. L'exte*rieur ne pre'vient pas en sa faveur.
Ii s'explique avec peine, met peu d'ordre dans son discours, miche les
paroles, on ne le comprend donc que difßcilement *). Peu accou turne" ä
une certaine contention d'esprit, il ne suit pas avec moins de peine nn
raisonnement nn peu lie\ Le vin, joint aux infirmit<*s attachäes ä son
äge, le rendent sonvent incapable d'aucune affaire. Les exoes de la veille
influent m€me sonvent sur le lendemain.
»Une vie dissip«;e, la table, le jeu, les veilles, des chagrins domes-
tiques, le därangement de ses affaires2), la näcessite* oü se tronve ici nn
ministre, d'entrer dans mille petites intrigues, lui enl&vont d'autres mo-
ments qui devraient £tre employ^s ntilement.
»Par an prejage" assez commun ä sa nation, il y a de certains joars
qu'il croit malheureux, oü il ne traiterait point d'affaires. L'anniversaire
de son mariage, celni de la naissance de son fils, les lundis sont de ce
genre. Fnncke a, dit-on, nn almanac note* pour cet nsage. II ne risqne
point de proposition Sans l'avoir consulte\
»8a physionomie est presqae toujours celle do la mauvaise hnmenr,
son ton de voix natnrellement aigre ; d'un caractere mäfiant, il se prävient
aisement contre quelqu'un. Alors, il est bien eMoigne* d'ßtre aimable ni
poli; c'est l'homme du commerce le plus difficile. Le comte Esterhasy
en a fait l'expenence, sans qu'il y ait eu de la faute de son cöte* 3). Lors-
qu'il veut du bien, au contraire, il est extremement traitable. Je l'ai
trouv<5 tont different ä mon e"gard que je le depeinds ici.
»Lent par tempdrament, il Test encore par principe. II croit que
les grandes affaires ne se font jamais vite. Rencontrant mille obstacles en
son chemin, ne* dans le pays de l'intrigne, intriguant par lui-meme, agis-
saut souvent par des vues personnelles, les affaires doivent ne*cessairement
eprouver un retardement infini.
»Enfin, on lui reproche comme une indecence sa trop grande intimiW
avec M. de Funcke, le ministre d'une cour ätrangere. On dit qu'il y a
des cas oü il peut y avoir une collision d'intörßts avec la Saxe ; qu'il est
desagrdable que ce ministere oü le secret n'est pas trop bien garde", se
trouve par lä exactcment informö des demarches de chaque puissance vis-
ä-vis de la Russie. Mais cette liaison est peut-ßtre autant Touvrage de
la ne"cessite que de l'inclination.
»Le chancelier se croit oblige* de cacher bien des choses an College
des affaires e*trang£res. La disette de sujets, plus grande ici que partout
ailleurs, le r^duit ä se jetter entre les mains d'un etranger ancien domes-
tique de sa maison et homme de capacite\
1} Vgl. S. 240. 674. 2) Vgl. S 482. 3) Vgl. S. 265. 674.
uigmzeu uy
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Beilage II. — [1755 Anfang Juli.]
683
»L'affaire des Czartoryski *) dans laquelle la Rassie a pris un ton [1755
qni de*sespere M. de Funcke, et qui pourrait lui coüter son credit aupres ^Aj,fn°
de sa propre cour, prouve que la complaisance du chancelier a des bor-
nes*). An surplus, ce M. Funcke est, on ne peat pas, mieux intentionnd,
rempli de zele pour la canse commune. Je lui ai l'obligation des notions
les plus importantes que j'ai pu prendre de la Kussie. Je ne crois pas
qu'il aie voulu me rien cacher, et sa franchise lui fait d'autant plus
d'honneur que, voyant son zele reoompensö, il pouvait songer ä se rendre
necessaire pour l'avenir. Dans les circonstances präsentes nous de von 3
de'sirer de le garder ici. Le chancelier n'est pas en e'tat de faire les
affaires par lui-meme. II n'a point de memoire, il confond souvent les
faits, les dates, il comprend mal ce qu'on lui dit, il rend mal ce qu'il
veut dire. Sans Funcke qui rectifie tont, qui adoucit les r^ponses trop
dures, qui est en droit de dire des värites qui seraient mal recues de tont
autre, les ministres alli£s se verraient souvent embarrassls. Funcke est
comme l'äme du chancelier. Sans lui, la bonne volonte" de ce ministre
deviendrait inutile, prive" de cet appui, il se trouverait hors d'dtat de
defense. J'avoue qu'il serait prdfdrable que le premier ministre de Russie
füt un homme lumineux, qu'il y a de l'inconve'nient ä passer par un caual,
surtout Oranger; mais teile est, selon moi, la Situation des choses que
M. Funcke est un mal nöcessaire, et que la perte serait irreparable.
»II s'en faut bien que M. Wolkow pusse le remplacer. C'est un jeune
horamo de 28 ans, presque sans connaissancea , avec encore moins de
ge"nie, ayant quelques talents pour l'intrigue, des moeurs perverses, beau-
coup de prgsomption, se parant d'un peu de francais et d'allemand qu'il
e"crit sans connaitre la valeur d'aucun terme 2). C'est lui qui est l'auteur
de ce fameux Ultimatum, de m£me que de la lettre ä M. Gross 3) que j'en-
voie par ce courrier4). Le chancelier lui donne, cependant, beaucoup de
confiance, mais c'est faute de trouver mieux. Dans sa position il n'en est
pas moins considlrable. Mais ce serait Gtre bien injuste que d'avoir parle*
des seuls döfauts d un ministre auquel nous devons tant, sans faire men-
tion de ses bonnes qualite's.
»Ce caractere vindicatif, implacable qui en fait un ennemi si dange-
a) »Dans le temps oü j'ecrivais ceci, le chancelier ne s'eteit pas encore
declarä. Je conviens que cet argument porte ä faux.«
1) Es handelt sich um die Streitigkeiten, die anlässlich der Ostrogischen
Sequestration zwischen Brühl und den Czartoryaki, sowie auch zwischen dem
sächsischen und russischen Hofe entstanden. Vgl. Roepell, Polen um die Mitte
des 18. Jahrhunderts [Gotha 1876] 105 ff. 2) Vgl. S. 423.
3) Gemeint durften die Vorstellungen sein, die Gross gegen die Bevorzugung
der französischen Partei durch Brühl am 20. März 1 755 erhob. Vgl. Roepell a. a.
0. 108. 4) Die Beilage hat mir nicht vorgelegen.
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684 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1755 reux, dtfnote nne Arne ferme, inäbranlable dans ses prineipes. Cea senti-
^Jutt)^ men*8 app^Q11^3 an Systeme politique dont le chancelier est l'auteur, donnent
nne certitude morale qoe sa haine contro la Prasse et son attachement
ä la bonne cause seront ägalement invariables.
»Je n'entreprendrai pas de faire l'enumeration de ses Services. LL.
Ms. les connaissent mieux que moi. Je ne m'attacherai qn'ä räpondre
aux dontes räpandus depuis quelque temps sar sa conduite, nommement . . .
dans [l'affaire] de la forteresse1), dans celle de la Convention enfin*2). . . .
>C'est sans doute le vice-chancelier qui est entre* chez l'Imp&atrice
pour en obtenir une röponse definitive au snjet de la forteresse; mais le
chancelier gardait encore la chambre, l'affaire ätait dejä döcidle favorable-
ment par les avis da chancelier et de P. Schuwalow, ramene" par le Pre-
mier, auxquela le vice-chancelier, d'abord d un autre sentiment, avait 6i6
oblige" de se conformer. Si le chancelier nous a tdmoigne' une mäfiance
offensante, en traitant tout s6par£ment avec le ministre anglais, c'est qu'un
homme aecoutume' aux petits moyens en soapgonne aisement les autres.
II nous a mal juge* dans ce cas particulier.
»Pour ce qui est de l'affaire de la Convention, il me parait qu'elle
est tonte ä son a van tage. II doit lui en revenir 5000 €i sß dans son parti-
culier; mais en ministre zeHe* pour la gloire de la Kussie, il de'daigne des
offres selon lui point proportionnees. Dans le meme temps, il fait exe*cuter
une leve*e de CO 000 hommes, il oonstruit 50 nouvelles galeres, et il
entretient gratis pendant deux ans le corps de troupes en Livonie, qui
y est necessaire pour la cause commune. J'ai l'honneur de joindre ä ce
mömoire deux piece8aJ k ce sujet communiquees ici ä personne. On
s'e'tait contente* de donner ä M. Guy Dickens des reponses vagues, s'excusaut
sur la paresse de rimp^ratrioe 3).
>LL. Ms. y trouveront que Ton s'attendait a l'envoi d'un nouveau
ministre d' Angleterre 4) qui serait Charge* d'instructions plus satisfaisantes,
et que c'est-lä la raison vöritable pour laquelle on n'a point repondu aux
propositions de la derniere conförence.
»Je dois ce temoignage k la ve*rit£, je me suis senti attendri ä la
maniere dont le chancelier m'a parle* sur son zele pour le Service de
LL. Ms. ; il m'a conjure* de Les assurer qu'il resterait constamment attachö
a un Systeme qu'il avait cre^, et affermi qu'Elles ne devaient pas le con-
sidörer seulement comme le ministre bien intentionne* d'nne cour alliee,
a) >On m'en avait fait espörer deux, mais je n'en ai eu qu'une, c'est la lettre
ci-jointo du chancelier a GrosB; maintenant que tout est arrange, eile devient
inutile.c [Die Beilage lag mir nicht vor.]
1) Russland wollte an der türkischen Grenze eine Festung anlegen, wo-
gegen die Pforte energischen Widerspruch erhob. Vgl. Beer, Bentinck CLVTII.
2) Vgl. S. 676. 3) Vgl. Beer, Bentinck CL1I1. 4) Williams.
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Beilage II. — [1755 Anfang Juli].
6S5
mais comme le ministre autrichien ä la conr de Russie ; qu'il faisait gloire [1755
de ces Bentiments, lea Beute dignes d'un Russe aimant sa patrie; qu'il ju*[Jjg
suppliait qu'on ne le jugeät pas toojours sur les apparences, qu'on pouvait
se tromper dans l'eloignement; que ce pays-ci ätait un pays d'intrigues;
que le projet le meilleur e*tait quelque fois le plus contredit, que les
grandes affaires ne pouvaient aller que lentement, que l'inapplication de
l'Impe'ratrice faisait un obstacle invincible, qu'elle y joignait une möfiance
encore plus pernioiense, qu'en la pressant on risquait de tout gäter ; qu'il
6tait märne vrai que son pouvoir avait baissö; qu'on lui reprocbait le re-
tardement de la Convention, mais qu'il n'y avait rien de perdu encore,
que les troupes ötaient sur les lieux en dtat de marcher au premior
ordre; que l'Impe'ratrice ötait intentionnee de remplir »es engagements;
que, quant ä sa facon de penser ä loi, il se flattait qu'on n'en doutait
pas; qu'il priait seulement qu'au cas que les fitats de Hanovre fussent
attaques, nous ne fassions pas attendre notre diversion !) ; qu'on avait prd-
venu sa maitresse qu'il ne fallait pas trop compter sur nous; qu'un jour
en plein Conseil eile lui avait reproche* la maniere dont nous avions aban-
donne' la Russie ä la paix de Belgrade2), ä quoi il avait repondu que,
notre alliance n'e'tant que defensive, nous avions plus fait dans cette
guerre que nous n'dtions Obligos ; que, si nous ätions exacts pour la pre-
miere fois, cela la gudrirait de ce prejugä. II accompagnait tout cola
d'un air de candeur et de vente" auquel il ne me parait pas pennis de
se refuser vis-ä-vis d'un homme qui a si bien prouvö par les actions ce
que sa bouche avance.
»Une ve'rite' affligeante c'est qu'il a conside'rablement perdu de son
credit dans l'esprit de sa maitresse. D'un Age ä n'ßtre plus fait pour
6tre de sa socieHö, n'ayant rien de cette eMoquenoe naturelle qui rendrait
son travail agreable, ni cette pr&ence d'csprit ne*cessaire pour se tirer
avantagousement de toutes les objections que lui faisait l'Impdratrice,
souvent souffläe par ses ennemis, il a pris le parti de tout traiter par
äcrit. S'il se manage par lä le moment de la räflexion, il a beaucoup
perdu du cdte" de l'activite* qu'il pourrait donner aux affaires, s'il appro-
chait journellement de la maitresse.
»Ce serait pourtant se tromper que de croire que cette diminution de
credit pourrait le faire renvoyer des affaires. Elle ne leur nuira que par
la lenteur qu'elle y apportera. La place de chancelier n'est pas meine
de Celles qui sont briguees. Les emplois dans l'interieur donnent une bien
plus grande autorite' et en m§me temps des richesses. Le seul Woronzow
pourrait 6tre vente" de ce projet, mais l'Impe'ratrice qui le traite avec bonte,
n'en a pas opinion, pendant qu'elle croit le chancelier capable. Peut-6tre
me'me les Sohuwalow n'y donneraient-ils pas les mains.
1) Vgl. das gleiche Verlangen bereits 1753. Beer, Bentinck CLII.
2) 1739.
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6S6 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1755 »C'est oe parti quo j'appelerai le parti dominant qni
dominant m^rite une attention toute Particuli^re. Ayant l'oreille de
la souveraine, place* jusque dans son coeur, devant snrvivre
le chancelier, \\6 d'une certaine facon avec lni, gouvernant M. de Woronzow,
en possession de tous les grands emplois, on pent dire qne Ies forces de
Tompire sont entre ses mains.
»Voici Tidde que je m'en suis formte.
»Ce parti est compose" de quatre personnes: du chambellan *), le favori
d6clar£, de Pierre Schuwalow, de sa femme, d'Alexandre ßchuwalow
enfin.
»Je n'en parlerai pas, cependant, dans le m6me ordre qne je viens
de les nommer. Le credit de ee parti semble porter snr nne base plns
solide qu'une passion passagere, qne le oaprice d'un jour pent d&ruire. II
est ant(5rieur ä cette faveur, et probablement, si eile venait ä cesser, il ne
continnerait pas moins ä exister. Tont se prete mutnellement la main dans
ce parti, Pierre 8chuwa1ow est Tarne du Senat, par lä le canal des graces;
il tient les cordons de la bourse, sa femme est de tous les temps la d£-
poaitaire des secrets les plus cachda. Alexandre est revßtu du pouvoir le
plus redoutable qu'il y ait en Russie, inquisiteur de Tßtat; personne ne
dort tranquillement dans son lit qu'ä Tabri de sa protection ; le chambellan
enfin est Tobjet des plus tendres affections, tout Tempire va chez eux ä
Toffrande. Eux de Tautre cdte" achetent*) tout ce qui environne la maitresse.
J'ajoute encore que cette famille 6tait de*jä attachöe ä Tlmpe'ratrice, pendant
qu'ello n'Stait que Princesse, ce qni fait un mc>ite immense aupres d'elle.
»Apres cette idöe prdliroinaire, j 'entre dans le detail des personnes,
commen^ant par Pierre Schuwalow que je place ä la töte du parti.
>I1 semble que tout le monde se reunisse k le d^finir
P Schnwalow
' comme un hommo ambitieux, vain, entreprenant, superficiel,
capable, cependant, d'teouter des conseils, ayant la coneeption aisöe, d'une
activitä singulare, infatigable au travail. On lui reproche de l'avarice.
Comme il a toutes les pr&entions, Tenvie de briller le rend come*dien
k Texees. II est k la fois se*natenr et g(<ne"ral en chef. En vertu du
premier emploi il devait Stre mombre du 8<Snat dirigeantb). II a'en est
») »Ces pensions vont ä l'infini. Celles que donne le grand-veneur*, vont
i« 40000 roubles.«
b) »Le Senat est le tribnnal supreme de Tompire. Le seul College dcB affaires
ctrangferes n'y est pas soumis, car depuis que P. Schuwalow y gouverne, il a su
y attirer la gnerre, le commissariat, la marine, qui n'en döpendaient pas. On voit
par la qu'indirectement il est premier ministre de rinteneur, amiral et common-
dant en chef. Du temps de l'imperatricc Anna, lo Senat a pens6 s'arroger une
autorit6 qui bornait l'autorite' souveraine. Cela n'cxisto plus, un mot renyerse
tout ce que le Senat ponrrait faire.«
1) Iwan Schuwalow. 2)Raauinowski. Vgl. Uber ihn Koser, Preuss. Jahrb. 47, 296.
uigmzeu uy
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Beilage II. — [1755 Anfang Juli.;,
687
servi pour le maUriser. Lui seul y parle, y decide. Trubetzkoi1) y avait [1755
du credit, c'est un homme d'esprit, connaissant bien l'interieur. Schuwalow
a su l'dcarter. L'Impdratrice est venue prendre sdance pour döclarer qu'elle
^tait mecontente de tout le monde, qu'elle ne connaissait que P. 8chuwalow
d'eclaire', qu'elle prdtendait que ses avis fussent dcoute*s. Tout ce qui
s'appelle finances, commerce, legislation supgrieure est son departement.
Environne" de gens qui lui forment des projets, sa vivacitö embrasse tout,
il s'est trompe* plusieurs fois, mais on la vu se corriger. Divers e"tablisse-
ments parlent en sa faveur. Toutes les douanes iotdrieures de province a
province ont 6t6 supprimees, pour n'etre percnes qu'ä l'enträe et la sortie.
11 vient d'driger uno espece de banque d'emprunt, pour dötruire l'usure;
il va faire mesurer le pays ge'ome'triquement, afin de pouvoir regier toutes
les disputes de limites si fre*quentes dans ce pays entre particuliers. En
un mot, on ne saurait lui refuser du gdnie et surtout une äme tres agissante.
>8i ce departement est pour lui une source ineSpuisable de richesses,
sa vanitö est incomparablement plus flattee de la Charge de general. C'est
lui qni commande la division de la Livonie. Le plaisir d'avoir un corps
considdrable sous ses ordres, n'a pas pu faciliter la derniere re'partition.
On ne saurait disconvenir qu'il ne travaillo dans cette partie. Ayant
demande* les papiers du mare"chal Münnich2), en consöquence de ses prin-
cipes il a fait assembler une commission militaire oü sous la direction du
ge*ne>al Lieven, le meilleur officier de ce Service, qu'il s'applique ä gagner,
on forme une nouvelle ordonnance et un nouvel exercice militaire3). II se
propose d'augmenter les cuirassiers de sept rdgiments. L'artillerie fait
un antre objet de ses soins. J'ai oui dire qu'on y a fait des progres
Itonnants que l'on täche de tenir secrets. II est probable qne sans lui le
chancelier aurait eu de la peine ä obtenir ä Moscou l'augmentation de
l'armee. II a soutenu cet avis aveo tonte la chaleur imaginable.
»Sa fureur serait de Commander a la guerre. J'apporte des preuves
de ce fait, parcequ'il est important. Guy Dickens m'a conte que P. Schuwalow
^tait venu l'entretenir depuis peu de ses projets pour suppiger a la fniblesse
de leur cavalerie et s'opposer ä Celle de Prusse; qu'il avait fini par les
protestations les plus fortes sur son respect sur la nation anglaise. Le
ge*näral Bnturlin, un bon homme tres borne", mais de la soctäte* de l'Im-
päratrice, a envoyö, il y a peu de jours, une personne de confiance a
M. Funcke avec cette commission singuliere de lui demander des nouvelles
nn peu positives sur la guerre entre la France et l'Angleterre; qu'on s'en-
tretenait souvent k la cour de ces matieres, qu'il serait bien aise d'en
1) Vgl. S. 696.
2) Miinnich, seit 1727 Chefgeneral, seit 1732 Generalfeldmarschall nnd Prä-
sident des Rriegscollegiums, hatte das russische Heer reorganisirt
3) Vgl. S. 680 Anm. 4.
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688 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1755 ponvoir parier pertinemment, mais que, dans le fond de son cobuj, il Berait
\lu'r!]g charmd que les choses se brouillassent, parceqne cela pourrait peut-Stre
dloigner Schuwalow qui demanderait sürement ä Commander. Wolkow m'a
dit quelque chose de tres decidö* ä cet egard. Le chancelier l'avait envoyd
par politique chez Schuwalow pour lui lire un endroit de ses reprdsenta-
tions ä rimpdratrice sur l'affaire de la Convention, dans lequel endroit il
ctait parlö du roi de Prasse et de son ambition. II a non seulement beau-
coup applaudi au sentiment du chancelier, il a m&ne demande* si la pra-
dence n'exigerait pas de prövenir un ennemi si dangereux et de l'ecraser,
avant qu'il fit des nouveaux progres, que jamais l'empire n'avait 6t6 si
arme*, les troupes aussi belies, que les forces supeneures de la Bussie t6-
pondaient du succes.
»Enfin, voulant m'assurer par moi-meme de ses dispositions guerrieres,
jo lui ai fait compliment un jour sur son projet militaire; j'ajoutais que
le moyen le plus sür d'acquerir de la gloire ä la guerre, dtait de bien
employer le loisir de la paix; il a paru sentir ce que je voulais dire, et
m'a repondu qu'ä la vdritd ces Prussiens dtaient formidables, qu'on travail-
lerait nuit et jour pour se mettre de niveau avec eux, mais qull fallait
surtout ne les pas craindre.
»Personne ne doute ici qu'effectivement, si le cas se presentait, il
n'emportät le commandement. Iis ne sont en tout que cinq gendraux en
chef: Alexandre Schuwalow qui n'y pretend pas, Buturlin lequel lui est
infiniment infdrieur, Soltikow qui parait oublid*): le seul Apraxin, homme
de Service, mdriterait de lui etre prdfdrd, mais, outre que sa taille mon-
strueuse ne lui permettrait peut-etre pas de faire campagne, son credit est
si ruind qu'on lui a deja dte" le commissariat. Le chancelier lui-mfime
qui, par son amitid pour ce dernier, ddsirerait le contraire, m'a dit en
confidence que, s'il y avait guerre, il croyait que P. Schuwalow serait
fait mardchal et M. de Lieven gdndral en chef pour Commander sous lui.
II entrerait alors dans le plan de rendre a Apraxin son emploi pour le
consoler. Je dois, cependant, ajonter que Schuwalow n'a jamais servi ; il
a commened par etre lieutenant-gdndral dans la compagnie des gardes
du corps.
»Cet homme si important n'est donc non seulement pas Prussien, mais,
par la circonstance heureuse de sa facon de penser, ennemi de la Prasse.
Le chancelier le mdnage et a presque trouvd le moyen de le gagner en
flattant sa vanitd par des confidences qu'il lui fait de temps en temps sur
les affaires. Lors de la ddlibdration au sujet de la forteresse, il lui avait
communiqud d'avance son opinion. Aussi Schuwalow l'a-t-il soutenu de
tout son pouvoir. J'ai dejä parle" de la lecture qu'il lui a fait faire par
Wolkow.
») »II est le dernier des cinq, au reste c'est un homme qui a servi.«
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Beilage II. — [1755 Anfang Juli.]
689
»Ce commencement de liaison, interrompu ä la vdrite* dejä plasieurB [1755
fois par des intrigues dans l'intörieur, pourrait devenir d'une utilite* d'autant ^juiJ^
plus grande que le credit de Schuwalow est immense. Cet homme a une
espece d'dloquence naturelle, fort ampoulee sans doute, mais qui peut en
imposer. A force de parier et de s'emparer de la convcrsation, il porte
l'Impe'ratrice ä bien des choses. Une part mode'n'e aux affaires pour lui
ne pourrait ßtre que ddsirable.
»Sa femme a, pour ainsi dire, 6t6 eleve'e avec l'Impe'ratrice.
Mde. P. g ministere est celui des plaisirs. Confidente ä titre. c'est
Schuwalow. ...
eile qui mcnage cent petites negociations enveloppäes du plus
profond mystere. Le chambellan a 6t6 präsente' de sa maiu. Cette faveur
a porte la sienne au plus haut d<Sgre\ Elle ne quitte jamais d'un pas sa
maitresse. Elle löge porte ä porte. Par ses ehambres on passe chez lo
chambellan. L'appartement du grand-veneur est a l'autre bout. On la dit
mechante, comme un de*mon, interessöe ä proportion; rien n'approche de
sa laideur, c'est la f6e Concombre. Le pauvre Hetman1) a senti les effets
de son crddit. Elle a fait rogner sa Charge des deux tiers, sur les rapports
qu'elle a faits a son retour d' Ukraine.
>Je passe ä Alexandre Schuwalow. Outre la Charge
stlu^valow d'inquisiteur, il est encore ge"ndral de la division de Pöters-
bourg, par consäquence le maitre de la capitale, aux trois
regiments des gardes pres. Le Grand-Duc et la Grande-Duchesse sont de
meine confie's ä sa vigilance. II est comme leur grand-maitre. S'ils sortent
en caiTosse, c'est apres en avoir obtenu la permission expresse par ce canal.
Cette place a augmentö la haine qu'ils portent a cette famille. Alexandre,
qui a les vues courtes, voudrait pouvoir s'en d^mettre, mais le parti n'y
consent pas; d'autres pr&endent, cependant, que le frere du chancelier qui
est sur son retour2}, pourrait bien le relever.
»Lo public lui rend la justice d'gtre un homme de bien, de s'aequitter
avec equitc de son emploi d'inquisiteur. Ce qui rend ce tribunal encore plus
terrible, c'cst qu'ii n'est compose* que d'un inquisiteur unique, acompagne'
d'un seul secrötaire. J'ajoute, en passant, que le seerdtaire d'aujourd'hui
est ä moitiö fou et presque toujours ivre. Avant qu'un de'lateur soit e"coute\
il faut qu'il affirme trois fois son accusation sous lo knout, cela fait, l'accusä
doit avouer ou soutenir le contraire sous le knout. Pierre le Grand a
(Stabli cette Strange proeddure pour rendre les dölations moin3 frdquentes.
Le favori. *Je finis Par le favori-
»Tout le monde justifie le goüt de l'Impe'ratrice. Elle
ne pouvait mieux choisir parmi tous ses sujets. Iwan Iwanowitsch est
1) Raaumowski.
2) Der Oberhofmarschall Graf Michael Bestushew war Gesandter in Wien
gewesen.
Acten zur Vorgeschickt« des 7jiLrigeu Kriuges. 44
690 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1755 ie garcon le plus aimable de la cour, ftge* de 27 ans. II joint ä une
VJuH]g fiSure noble et interessante de l'esprit beaucoup de douceur et plu-
sieurs qualites du cceur. II a recu une dducation plus soigne*e que celle
qu'on donne communement dans ce pays-ci, qui pasaerait, cependant, pour
bien mauvaise partout ailleurs; son gouverneur a 6t6 nn comödien fran-
cais. C'est de lui qu'il a pris un certain goüt pour les lettres francaises,
qui lui donne une sorte de jargon. II fait gloire de proteger les sciences.
La nouvelle universite" de Moscou est son ouvrage. ün Francais, nomine*
M. de Lucio, son bibliothdquaire, fort mauvais sujet, plus mauvais auteur
cncore, parait avoir uue sorte de credit sur lui*).
»La faveur ne lui a pas tourne' la tete. II est d'une modestie qui
fait l'eloge de son bon esprit. Les cordons bleus, tont ce qu'il y a de
grand, fle'chit le genou devant lui. Son antichambre, son lever ressemble
assez ä la toilette de Mde. de Pompadour.
»La passion qu'il a inspiree, est une des plus sexieuses dont on se
souvicnne ici. II a pris le contrepied du grand-veneur, qui croyait tont
gagner par ses complaisances. Celui-ci joue l'amant dälicat. Comme eile
n'aime pas la g€ne, il y a souvent des scenes tres fortes entre enx. Un
certain Marco b), chantre cosaque, ayant le rang de colonel, se decorant de
l'uniforme, homme d'une vilaine figure, les cheveux roux, sans esprit, mais
couvert de diamants, se batissant un palais et löge1 ä la cour, fait son indigne
rival. Pendant la maladie du chambellan, eile n'a, cependant, presque pas
quitt«? sa chambre. C'etait une espece de goüt volant. II e*tait perclus
de tout le corps.
>Ce qui prouve le mieux qu'elle lui a donne son cceur, c'est la con-
fiance sans bornes qu'elle lui aecorde. II est le maitre de tous ses papiers,
et comme il aime assez ä lire, on dit qu'il s'en oceupe. Surtout les affaires
etrangeres piquent sa curiosite\ S'il continue ä s'instruire, et qu'il puisse
e*pargner du travail ä l'Implratrice, son credit en acquera d'autant plus de
soliditö", il se rendrait par lä doublement necessaire.
»Le cbancelier a commence" ä le rechercher des Moscou. II n'y a
presque pas de semaine oü il ne passe quelques heures enferme" avec lui;
mai9 cetto amitie" ne saurait prendre racine qu'autant que le parti entier
se rapprochera du cbancelier. II fait passer par lui tous les papiers qu'il
donne ä l'Imperatrice, et en augure tres favorablement. Ce qui n'est pas
douteux, c'est qu'il a encore les mains nettes, que, bien loin que la France
») »Jusqu' ä präsent ce credit n'est pas dangereux; mais j'ai fait la con-
naissance de rhomnie, il n'est pas sans talents. Depnis deux ans il a appris ä
parier et ä ecrire russe, ce qui pourrait l'avancer dans la faveur, en se rendant
plus utile.«
b) »Quoique colonel, il chante tous les dimanches ä la chapelle. Par une
faveur, qui prouve que l'Imperatrice veut personnellement du bien au comte Ester-
hasy, ce Marco ose venir dtner chez lui, pendant qu'il ne va presque chez personne.«
Beilagen. — [1755 Anfang Juli.]
601
ou la Prasse aient rien gagne* aar lui, il eBt enticrement dans les bona J1^55
A.nfilU°*
principes. II n'y a qne son goüt pour la litterature franc,aise et ce qui ju\\^
vient de ce pays-läa), qui pourrait €tre dangereux. Wolkow m'a contä
qne, lorsqu'il lui a porte* les dernieres reprdsentations sur la Convention,
il avait dft lui en faire la lecture; qne le jeune nomine avait paru frappc
de la force des raisons et s'^tait engage* de pousser raffaire de tout son
credit. Le meme ajoutait que la derniere fois il l'avait trouv^ assez in-
dispose' contre le vice-chancelier au sujet d'un homme de ses amis, mais
fort indticent, qu'il avait fait envoyer ä Zerbst; que Schuwalow, enfin, avait
regrette' que sa maladie lui eut fait perdre le carSme, le temps le plus
propre, disait-il, oü il aurait pu porter Tlmpdratrice ä jeter les yeux sur
les papiers. J'observe, en passant, que ce Wolkow est assez avant dans
sa faveurb). Iis ont 6U presqne elev^a ensemble. Le favori en a opiniou.
C'est un Instrument tres propre pour tout faire parvenir ä lui.
»Je suis le premier ätranger, dont il ait recu la visite. Nous avons
passe* une bonne heure ensemble. Je lui dois la justice qu'il a cherche
ä trois ou quatre fois avec affectation ä me dire des cboses qui prouvassent
sa boune volonte'. Lui ayant parte de l'e*tat de nos troupes, comme elles
e'taient exerce"es, toujours pre*tes ä marcher ä premier ordre, il m'a räpondu
que LL. Ms. travaillaient pour la sürete' commune, que la Hussie n'y e'tait
pas moins intgresse'e que la Boheme ou l'Autriche. La conversation s'ätant
tourne'e sur les diffe'rends c) entre la France et TAngleterre, il me dit d'un
ton de vivacitd et de bonne volonte* qu'il fallait donc esperer d'avoir la
guerre. II döplora beaucoup la perte du mareohai Reith car il a assez
de bon sens pour ne pas croire P. Schuwalow grand capitaine, ajoutant
que sa Prätention de faire entrer son frere dans le Service, avait mis
l'Imperatrice dans le cas d'opter entre la perte d'un ge'ne'ral et la crainte
de d&obliger l'Angleterre. J'ai tüche* d'employer ces moments prdcieux
de mon mieux et de bien faire sentir combien il importait a la Russie
de mettre des bornes a l'ambitiond) de la Prusse. Le chancelier m'assure
»J »II me dit un jour que, si M. de Gisors füt vonu a Pütersbourg, comme
les gazettes avaient marque, il 6tait intentionne de lui donner son palais ä habiter.
Le chancelier est de la plus grande attention pour empöcher que ni Francais
ni Prussien ne p6netre jusqu' ici.« Gisors war ein Sohn des Marschall Belleisle.
b) »II est prosque l'auteur de la liaison entre le chancelier et le chambellan;
il a su rapprocher les esprits de part et d'autre. C'est la protection du dernier
qui l'a sauv6.<
c) »S'etent agi de la möme chose a un repas, oü j'ätais assis a son cöt6, il
me dit que, si on en venait aux mains, probablement la Russie y serait aussi
impliquee, qu'il fallait de temps en temps la guerre pour tenir les troupes en
haieine et former des officiers.«
d) »Une autre fois m'ayant proposer de monter a cheval avec lui, il me dit
"que, si les Prussiens attaquaient Hanovre, au bout de 24 heures 0000 Busses
1) Keith war 1747 in preussische Dienste Ubergetreten.
44*
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692 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1755 que Tidde de devenir comte de l'Empire, le flattait infiniment; il se verrsit
^JuK^ alors de niveau avec le grand-veneur, qui a obtenu la m6me dignite' de
Charles VII; il m'a m€me recommande de lui faire un compliment enigma-
tique de la part de M. de Pretlack ') qui lui faisait savoir qu'on n'atten-
dait a Vienne que la lettre du cliancelier. Une galanterie de la part de
S. M. l'Empereur qui n'aurait pas l'air d'un pre'sent, ce qui pourrait choquer
l'Imperatrice, ä l'occasion de ce loup, envoye* ä la menagerie, ne saurait
que tres bien faire.
»Reste encorc un personnage dejä considerable aujourd'-
chancelier ^u'' raa*8 ^e sera une ^°'3 ^en ^avantaSe> c e8t ^e
Woronzow, le vice-chancelier.
»II est, comme presque tout ce qui est en place, d'nne origine extr€-
mement obscure. Son pere a e*te une espece de fermier condamne* au
knout pour des malversations. Lorsque le fils est devenu un seigneur,
que, par son mariage, il s'est trouve* cousin germain de rimperatrice2), on a
tirö le pere de la misere. De*cord d'un ruban rouge, on l'a vu figurer au
couronnement de Moscou comme conseiller prive*.
»La faveur du vice-chancelier est d'ancienne date. II etait de la
maison de l'Imperatrice, avant qu'elle monta sur le trdne. M. de 8 wart,
envoye" do Hollande, se souvient de l'avoir vu arriver chez M. de Lynar,
ministre de Saxe, avec des perdrix que la Princesse avait tues ä la
chasso. Devenu page bientöt apres, il 6ta.it sur son trafneau la fameuse
nuit qu'elle est allle aux casernesa). L'histoire dit qu'on a eu toutes les
peincs du monde ä l'y faire monter, il pleurait et tremblait de tous ses
membres, ne voyant que des roues et des gibets suspendns sur sa täte.
»Son mariage a mis le comblc a sa fortune. La femme est tres bien
cn cour, cet air de simplicite" qui lui est naturel, fait qu'on n'est pas snr
ses gardes contre eile, le mari lui doit prodigieusement.
»Le chancelier, qui alors n'ätait que vice-chancelier, s'est servi fort
longtemps de lui, comme il fait aujourd'hui du favori, pour faire passer
des papiers ä l'Imperatrice. Esperant de se l'attacher davantage, comptant
peut-ßtre trop sur son insufnsance, il a propose* do le faire vice-chancelier.
L'Imperatrice a resistd longtemps. Elle ne lui supposait ni les talents ni
le3 connaissances ne*cessaires, mais le chancelier ayant insiste*, eile s'y est
pretee, en disant qu'il en rdpondrait.
»Dans ce temps-lä l'Impdratrice etait entierement devouee a la Prusse.
entreraient chez eux. Les deux Tschcrnischews, dont Tun a et6 elev6 ä Vienne,
et ä l'autre desquels LL. Ms. ont fait un accueil si gracieux au couronnement
de Prague, sont ses amis intimes et extremement attachös ä notre cour. L'aine,
qui est colonel, no respire que la guerre.«
1) Vorgänger Esterhasys als österreichischer Gesandter am russischen Hofe.
2) Woronzow heirathete die Gräfin Anna Skawronska, Nichte Katharinas I.
Vgl. Herrmann V, 87. 3) 5.— 6. Decomber 1741.
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Beilage II. — [1755 Anfang Juli.] 693
M. de Woronzow le fut aussi. II avait, cependant, demande' ä la 8axe son (1755
cordon. Par je ne sais quel caprice, il fut reruse\ Le roi de Prusse ^jJij]1
profita de cette circonstance pour mettre Woronzow encore plus particuliere-
ment dans ses intdrgts. Aussitdt il lui envoya l'aigle noir1) avec 30 000
ecus pour l'entretien du ruban. II faut, pourtant, observer qu il n'accepta
Tun et l'autre que du grd de sa maitresse.
»Cette liaison le brouilla avec le chancelier qui a toujours dte* dans
les bons principes. En vieux courtisan il tendit un piege ä l'inexpcnenco
de Woronzow. II proposa, pour le fonner davantage, de lui faire voir les
principales cours de l'Europe. Cette tournee fut une riebe moisson de
presents pour le vice-chancelier. Amis et ennemis, tous contribuerent. Le
roi de Prasse surtout l'accabla de so.uvenir et de distinetion, mais de retour
chez lui il trouva sa faveur bais86*e. Auparavant il avait löge* ä la cour,
on le fit deloger, sans sa femme il dtait perdu. Le cbancelier avait profite*
de ce moment de liberte* pour opdrer la conversion de sa maitresse et faire
le traite- de 1746.
»Depuis cette dpoque, l'inimitie* entre le chancelier et le vice-chancelier
a toujours 616 en augmentant. Elle est portee au comble. Les affaires
en souffrent naturellement. Le chancelier veut tout cacher ä son collegue.
De lä mille intrigues dans le College*) des affaires längeres, tel conseiller,
tel commis peut savoir, tel autre est exclus du secret. Le vice-chancelier
a ses creatures de son c6te\ Olsuwiew, dont je parlerai tantöt, le souffle,
les Schuwalow le protegent. On se Charge de part et d'autre des accu-
sations les plus fle'trissantes. Comme il importe infiniment de ne pas se
tromper au sujet du vice-chancelier, qui pourrait fitre egalement dangereux
de s'y trop fier ou de le croire trop coupable, sans m'arroger aueune
decision, je rapporterai fidelement ce qui est ä sa Charge et ce qui peut
lo disculper.
II fautdonner auparavant quelques notions gendrales sur son caractere.
»M. de Woronzow est naturellement doux, poli, courtisan, affectant
de parier lentement, pour aider la lenteur de ses iddes, entierement de'nue'
de connaissance3, d une timidite* qui devient pusillaniraite' ; n'osant se decider
sur rien, voyant tout par autrui, voulant toujours deviner d'avanco les
pense*es de sa souveraine, avant de prendre aueun parti, s'expliquer de
pröfdrence avec ambiguite", afin de se mdnager un faux fnyant, il est de
») »Voici les personnes qui le composent: Le chancelier, le vice-chancelier;
Bugowiachnikow, conseiller d'Etat qui ne sait que le russe, dövoue au chancelier;
Olsuwiew, dans le parti opposö, ayant le möme eraploi; Savakin, aussi conseiller,
le rapporteur des provinces conquises, mais qui n'entre pas dans le reste. Les
autres sont les secretaires. Ce College est lo seul qui ne resortissc pas du Senat,
qui embrasse la totalite.«
1) Im Jahre 1742.
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694 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1755 ces homme8, enfin, qui, £tant faits pour 6tre gouvernes, seront ä jamais
Juli"6 incapables de gouverner les autres.
>Le chancelier et M. de Funcke assnrent qu'il est Prnssien et Suedois
ddcide; le premier va plus loin et soutient qu'il en est encore actuellement
pensionnaire. Iis se fondent sur les contradictions qu'ils e*prouvent de sa
part sur tout cc qui pourrait etre utile au Systeme. II döclame sans cesse
sur la däpense du corps en Livonie, sans que les subsides soient regle's ')•
Lors de la conclusion de l'affaire de la forteresse 2), il voulait que I on exigeät
de la Porte en guise de compensation quelques avantages pour ces tartares
circassiens dont il s'est agi en dernier Heu, et qui avaient ici un emissaire
cache que le chancelier a fait renvoyer.
»II n'y a que quelques jours que Panin a mande" que M. de Hospken3)
lui avait fait la confidence que, quoique la Suede par de certains egards
n'eut pas pu refuser au roi de Prasse de faire descendre son Emissaire ä
Constantinople (Rexin) chez leur ministre4), on avait, cependant, instruit
celui-ci en secret de ne point lui preter la main dans aucnne intrigue
prejudiciable aux int<5r6ts de la Russie. Le chancelier qui connait la valeur
de cette demonstration, veut que Ton fasse des reproches tres vifs ä la
Suede d'une connivence aussi contraire ä 1'esprit des traitea, pendant que
le vice-chancelier insiste pour lui en faire des remerciments solennels.
Enfin, le chancelier apporte comme des preuves sans repliques qu'il est
vendu a ces deux couronnes:
lmo »qu'un certain M. de Brcamsen11), cre'ature de la Suede, qui n'avait
jamais mis les pieds chez le vice-chancelier, avait tout ä coup commencö
ä le voire depuis une certaine epoque oü le meme Broemsen avait ose*
offrir au chancelier une pension de 6000 roubles de la Suede; qu1il Ctait
Evident que dans le meme temps il anrait fait des propositions au vice-
chancelier, et que la conclusion du traite* avait donne" lieu ä leur liaison;
2do »que Ton avait trouve" dans la correspondance interceptee de Ms.
de Mardefeld5) et de Finckenstein 6) un trait que ces ministres n'avaient
pu apprendre que du Beul M. de Woronzow, puisqu'il n'y avait eu que
lui auquel l'Impäratrice l'eut confie* etc.; que cette indiscrCtion faurait
immanquablement envoye* en Sibörie, tant cette Princesse avait 6t6 en colero,
sans le grand-ecuyer, son ami intime, alors en faveur, mais aujourd' hui
entierement oublie*7).
a) »Ce Broemsen etait chambellan du Grand-Duc et jouait un röle. II vient
d'ßtre renvoye.« . . .
1) Auf Grund des englisch-russischen Subsidienvertrags von 17-17. Vgl. Herr-
inann V, 94. Vgl. auch oben S. 233. 2) Vgl. S. 684.
3) Schwedischer Reichsrath und Kanzleipräsident.
4} Vgl. P. C. XI, 176 f. Der schwedische Gesandte hiess Celsing.
5) Preussischer Gesandter am russischen Hofe bis 1746.
6) Nachfolger Mardefelds. 7) Rasumowski.
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Beilage II. - (1755 Anfang Jnli.]
C95
3Ü0 »qu'il 6tait notoire que le vice-chancelier avait autrefois accepte' [1755
da roi de Prusse, que ce Prince dtait trop avisö pour avoir neglige" une JJfj/
intelligence aussi importante, que le proverbe 6tait vrai qui diaait: qui a
pris, prendra, qu'au moins il 6tait probable que le souvenir des bienfaits
existait enoore dans son coßur. C'est-la, je pense, tont ce que les recberches
les plus exactes ont pu me fouroir contre le vice-chancelier. Je suis obligö
d'ajouter que, s'il y avait des preuves plus fortes, plus concluantes, le
cbancelier n'aurait pas manque* de les faire valoir.
»Voici, d'un autre cöte*, ce qu'on allegue pour le justifier. II ncst pas
surprenant que le vice-chancelier ait 4t6 Prussien en entrant en place.
C'dtait le Systeme de sa cour. A peine osait-on prononcer notre nom.
Cette gratification, il l'a recue du su et avec la permission de sa maftresse.
»C'est lui qui a präsente" les lettres dechiffröes de La Chetardie, le
premier conp portd ä la faction ennemie.
»II n'y a aucun indice qu'il ait continue* son attachement ä la Prusse,
depuis que la Russie a rectifiö ses principes.
»Rien n'e*tablit mieux son innocence que cette m6mc correspondancc
dont les copies doivent se trouver ä Vienne. II y est ddsigne' sous le nom
de Vami important] Lestocq, c'est Vami entrcprenant. Le Roi dit dans
vingt endroits ä ses ministres: faites Hmpossible pour tirer de Vami im-
poriant le Beeret du traite* de 1746; rappelez-lui les temps passes. Les
ministres rdpondent invariablement qu'il ne veut pas entrer en explication,
qu'il se contente de leur dire que, tant que Sa Majestd se tiendra tran-
quille, eile n'a rien ä craindre. L'indiscr&ion, döcouverte par cette cor-
respondancc, est d'un genre totalement different. Ii s'agissait d'un projet
contre le cbancelier. C'est une preuve d'animosite' contre ce ministre, mais
pas, proprement dit, un secret de l'ßtat t6v6\6.
»Le meme esprit de vengeance pourrait bien fitre le motif de tont ce
qu'il fait contre la cause commune. On ne saurait disconvenir que nous
ne l'ayons cruellement offense* ; s'il succ&de au cbancelier, il trouvera parmi
ses papiers des preuves a) bien convaincantes de notre mauvaise volonte et
de tous les projets dans lesquels nous sommes entrds, moitie* par politique,
moitie" par complaisance, pour le culbuter.
»On verra par les lettres de M. de Bernes1) ä 8. M. l'Empereur que
le vice-chancelier a fait des avances tres fortes pour se rapproeber. II
lui a dit en termes expres qu'ayant trouve" sa maitresse dans des sentiments
prussiens, lorsqu'il ötait entrö dans le ministere, il n'avait pu qu'atlopter
a) »J'ai appris depuis que l'incendie de Moscou avait consuraß tout ce qui
s'en trouvait entre les mains de l'Impäratrice, et que le chaueclier est assez sui-
gneux ä jeter de certaines choses au feu.«
1) Österreichischer Gesandter am russischen Hofe bis zu Beginn 1751.
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606 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
.1755 les mßraes; que, dans ces temps-la, il ignorait absolnment les affaires; qne,
JuM^ revenu maintenant de cette erreur, il regardait tonte liaison avec la Prasse
comme pernicieuse.
»II s'est explique" encore plus clairement envers M. d'Eichenfeld en
1750, le jour de laccession de l'Angleterre ä notre traitl1). II lni dit qne
c'e*tait la premiere signatnre qu'il avait le bonheur de faire ponr notre
service, mais qne nons ne vonlions pas de lni.
>8a panverte* fait son apologie. 8'il e'tait paye" par le roi de Prasse,
il [ne] le serait bien probablement; mais on voit qu'il vit petitement. Le
batiment de sa niaison, qni lui tient tant k cceur, reste abandonnä.
Son extreme timidite, enfin, semble parier pour lni. II anrait a redonter
la vigilance dn chancelier. L'exemple de Lestocq doit le faire trembler.
Lui-mgme a dejä conrn des risques, les sonpc.ons de l lmpe'ratrice ne lui
sont pas inconnus. Elle lui dit nn jonr, ä 1 occasion du mariage du roi
de Suede2}, que Lestocq et Broemmer, qui lui avaient conseille" d'y consentir,
meriteraient par cela seul trois fois la corde.
»A ces sentiments opposls qui epuisent le sujet, et sur lesquels je
n'ai garde de prononcer, il ne me reste ä ajouter sinon qn'ä plusieurs
reprises il a cherche* ä me dire des choses obligeantes. Nous parlions
une fois de la puissance de l'empire ottoman, qui serait encore plus terrible,
s'il e'tait bien gouverne. II me repondit que ces gens-la e'taient naturelle-
ment paeifiques, qu'il n'y avait que les instigations de certains gens ä
craindre"). Un autre jonr, la conversation s'ltant tournle sur la probabilite
de la guerre qu'il ne manquerait pas de devenir gänlrale, il me dit qu'il
croyait, cependant, que le roi de Prusse y penserait deux fois ; qu'il voyait
60 000 Busses en Livonie prßts a fondre sur lui ii la premiere hostilitä;
que, vraisemblablement, celä lni n'imposerait.
»M. Funcke avec tous les ministres Prangers sont du sentiment qne,
si le chancelier venait ä manquer, personne que Woronzow aurait sa place.
Les affaires längeres, comme je Tai dejä remarques ne tentent pas les
Kusses. D'abord, Iis ont si peu de connaissances qu'intdrieurement ils sont
convaineus de leur incapacite. Un certain prince Tscherbatow, ci-devant
ambassadeur en Espagne et en Angleterre, homme bien intentionne" et
passablement instruit, a paru pendant quelque temps un sujet assez propre,
mais s'e'tant adonne' depuis ä la crapule, sans conside*ration ni protection,
il parait oublie\ Troubetzkoi, le procureur-gön^ral, r^unit bien des parties,
mais il connait aussi peu l'Europe qu il connait bien sa patrie; brouilld
») >I1 n'y a pas longtemps qu'il a essuye" une petite mortification. On par-
lait de M. Gross qu'il n'aime point. II voulut lui donner un coup de patte.
L'Impe>atrice prit son parti et ajouta qu'elie n'6tait pas aussi credule qu'on
l'imaginait bien, qu'elie feignait d'ignorer bien des choses.«
1) Der rassisch-österreichischen Allianz von 1746. 2) Adolf Friedrich
heirathete im August 1744 Louise Ulrike, Schwester Konig Friedrichs.
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Bcilago II. - 1755 Aufang Juli.]
697
avec le parti dominant, il le trouverait dans son chemin. Outre cela, [1"55
l'inteneur est sans comparaison plus lucratif. La place de chancelier ne ^jl^ f
donne que 7000 roubles d'appointement, P. Schuwalow revient ä 200000.
Par l'indolence qui regne aujourd'hui dans le gouvernement, s'enrichit qui
veut. On n'entend parier que de concussion. II n'y a donc pas nn homme
dejä place" qui voudrait troquer pour 6tre chancelier. Enfin, le credit de
Schuwalow, l'amitiö de l'Imperatrice pour Mde. de Woronzow assurent au
vice-chancelier cette expectative.
>Je ne dois pas dissimuler que tous les ministres Prangers, Funcke
et celui de Danemark1), ä cause de ses esperances sur Taffaire de l'echange2),
exoepte*s, desireraient que cet eve*nement füt prochain. Iis esperent que
la docilite" du vice-chancelier suppleerait au de*faut de g<5nie, que sa politesse
rendrait la ne*gociation moins difficile, qu'Ctant sur le pied de voir l'Impe'-
ratrice familierement tous les jours, il trouverait des moments pour presser
les affaires; enfin, ils se flattent que, si le chancelier, son ennemi declare*,
n'e'tait plus, le vice-chancelier, qui le contrarie par Tanimosite, embrasBerait
aussitöt le senl Systeme suivant lequel un ministre de Russie peut operer.
Reste a savoir, si la certitude de la facon de penser du chancelier n'est pas
preTe'rable ä ces esperances, et si un esprit borne* avec une timidite" excessive
et une impossibilite" absolue de voir les choses par soi-meme, jointe ä la
perte de temps inseparable de la vie de courtisan, ne sont pas des incon-
venients plus grands dans un ministre que ceux dont on se plaint aujourd'hui.
»Ayant dit que le vice-chancelier est incapable de rien voir par lui-
m6me, il est essentiel de faire connaitre ceux auxquels il donne sa con-
fiance. Deux personnes la partagent dans ce moment-ci. Le premier un
certain Wesselowski, autrefois maitre des cCremonies. C'est un homme de
beaucoup d'esprit. Juif baptisd, ayant dte* employe* longtemps dans les
affaires du dehors, mais convaincu d'avoir vendu le chiffre du P. Cantimir1),
dont il Ctait secrätaire ä la France. II ne voit le vice-chancelier qu'ä des
heures de*roböes. Sa mauvaise santö, jointe ä un äge avanc<5, doit faire
envisager ce commerce comme quelque chose de passager. La seconde,
c'est M. Olsuwiew dont je parlerai tonte ä l'heure. Ces deux hommes,
ayant de commun une haine implacable contre le chancelier, emploient
tous leurs talents pour le chicaner a chaque pas. C'est par eux que
Woronzow joue un röle. La malignite" assure qu'il a fait choix de deux
confidents, pour ne pas de"couvrir sa faiblesse entiere ä un seul, qn'il
consulte chacun sur les ide*es de l'autre, pour avoir l'air un peu informe*.
M Olsuwiew con8^0re Olsuwiew du cötö des talents et de
son emploi.
»On ne saurait disconvenir que c'est l'homme actuellement en place
avec le plus d'esprit et de connaissances. II Cent l'allemand, le latin et
1) Friedrich von Maitzahn. 2) Vgl. S. 240 Anna. 1.
3} Ehemaliger russ. Gesandter in Paris.
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698 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1755 le franQais avec nne egale facilite; eleve* an travaii, ayant passe* plusieurs
jufjj^ anne^es aux cours de Berlin et de Dresde, s'enoncant ä merveille, ä la
fleur de son ftge, avec une sante* admirable et tonte La souplesse d'nn
courtisan, ami enfin de Schuwalow, il re'unit toutes les qualitös näces-
9aire8 pour parvenir.
»II est membre du Conseil des affaires etrangeres (Reichscollegium).
Pour se former une ide*e nette de l'importance de cette place, il faut s'arreter
un instant sur la nature de ce Conseil et ceux qui y ont entre'e.
»Le Conseil des affaires etrangeres est compose du chancelier, du
vice-chancelier et de deux conseillers (Etatsräthe), M. Bugowischnikow et
M. Olsuwiew. Je ne parle pas d'un troisieme conseiller, Savakin, rap-
porteur des provinces conquises, comme la Livonie, l'Ukraine etc., dependantes
de ce departement.
»Toutes les Instructions et ordres ponr les ministres dans les cours
etrangeres doivent partir de ce Conseil. Iis y adressent leura rapports.
L'ukase du Pierre le Grand prescrit de sassembler tous les jours pour
lire et d&iberer en commun. Le chancelier a alors deux voix. Les con-
seillers doivent dresser tous les rescrits, mämoires, et, pour le conrant, il y
a des secre'taires, mais qui ne sauraient rien präsenter aux ministres pour
signer qu'apres la revision pre'alable des conseillers.
»Y ayant, cependant, des affaires d'une plus grande et moindre im-
portance, les ministres dans les cours ont ä söparer les matieres et endosser
les paquets de ^publica sctreta* et *secretissima* . Le chancelier est le
maitre, suivant L'institut, de se räserver conjointement avec son collegue
Celles qu'il croit meriter une attention particuliere. Pour cet effet il y a
une chanoelerie domestique, compose'e d'un conseiller et d'un secre'taire.
»Or cette regle qui rend dejä Olsuwiew si conside'rable, eprouve encore
de la part des circonstances divers changements, tous ä son avantage.
»Bugowischnikow devoue" au chancelier, homme capable d'ailleurs, ne
sait que le russe. C'est lui a la ve*rite* qui expddie la plupart des rescripts
aux ministres. Mais les affaires de cour ä cour, tout ce qui doit s'e'crire
dans les langues etrangeres, est entre les mains d'Olsuwiew, qui par lä
acquiert une sup^riorite* immense sur son collegue.
»Le chancelier, depuis la diminution de son credit, par la crainte des
demeMds, n'assiste plus aux seances, auxquels le vice-chancelier se trouve
regulierement.
»Enfin, ne se souciant guere de rien traiter privativement avec Woronzow,
il neglige cette Separation des matieres; la seule affaire de la Convention
est censäe secrete, rdserväe aux deux ministres. Encore ne saurait-on
douter que Olsuwiew n en soit instruit.
»De tout ceci ils rdsultent les plus grands inconvenients. D'abord,
le vice-chancelier qui assiste aux lectures, est exactement informe* de tont,
pendant le chancelier, faute dy donner toujours le temps necessaire, ignore
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Beilage II.
[1755 Anfang Juli.]
«99
une infinite' de choBes. Les rdsolutions so prennent souvent sur-le-champ (1755
dans les seances. on y forme les projets des expe*ditions; et vu que le jj},"1
parti oppose* est le plus fort, elles se ressentent de l'esprit de lenrs auteurs.
II est vrai que la signature dn chancelier est essentielle, mais, comme il
nest pas toujours exactement instruit du fait, qu'il n'a pas tonte la prdsence
d'esprit necessaire pour saisir aussitöt la consequence de chaque phrase et
encore moins assez de capacite" pour corriger Olsnwiew, qu'enfin, s'il ren-
contrait de la rcsistance, il faudrait plaider devant rimpöratrice, oü son
antagoniste, plus courtisan que lui, pourrait l'cmporter, il faiblit fort souvent
bien malgre* lui. II n est donc pas surprenant que quelquefois il ne sache
qu'a demi ce qu'on mande aux ministres 6trangers, et que ceux-ci fassent
des demarches contraires ä ses promesses et ä ses intentions.
»C'est par le moyen de la chancellerie particuliere qu'il s'efforce de
relever son autorite* chancelante. Composec de 8imolina) et de Wolkow,
eile est a sa dövotion. Les ministres, ses creatures, correspondent en seoret
avec eile et, cachant ce qu'il y a d'importance, au Conseil, par le meme
canal il täche de rectifier les ordres du Conseil qui lui de*plaisent. Mais
cette manceuvre est tres insuffisante, non seulement [äj cause de la mödiocritd
des instrumenta qu'il emploieb), mais aussi parcequ'elle suppose des ministres
complaisants c). Elle pourrait m6me etre dangereuse par ses suites. Les
expe*ditions du Conseil, signees par les deux chanceliers, sont celles qui,
revötues de la formalite* requise, ont k passer pour les signes de la volonte
de rimpe*ratrice des Toutes les Russies chez ses ministres dans l'dtranger,
au Heu que des lettres particnlieres du seul chancelier ne sont apres tout
que des lettres particnlieres; rien de si ais<*, par consequent, que de deV
avouer un jour des ordreB qui n'auraient pas ce caractere d'authenticite*
necessaire. Les cours avec lesquelles ils ne*gocient, peuvent en prendre de
ttnquiötude.
>Ce n'est qu'a la suite de cet expose* qui contient en raccourci les
divers dögre's dinfluences, la balance du pouvoir entre les deux partis, que
parait Timportance d Olsuview dans tout son jour. Tenant la plume dans
toutes les expdditions du plus de conse'quence, le maltre de changer, de
retoucher tout ce qui <?mane du Conseil, ayant k faire k un chancelier
inapplique* qu'il contrarie, un vice-chancelier bornö qu'il gouverne, on voit
tout d'un coup qu'il est le premier mobile de la faction opposee, ou, pour
mieux dire, que, lui seul, il la compose, que, sans lui enfin ou avec lui, les
affaires prendraient une face entierement nouvelle.
*) »«Tapprena depuis que Simolin commence peu ä peu se rapp rocher aux
autres.« b) »Car Funcke ne saurait pas tout faire.«
c) »II täche d'y suppiger, ä la veritß, en empöchant que les cours communi-
quent les affaires importantes aux ministres qui ne lui sont pas devoues, et,
lorsqu' elles se traitent ici, il dlfend aux ministres ätrangers de parier au vice-
chaacelier ou a Olsuwiew.«
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700 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
ri755 »Mais quel est le principe de cette manvaise volonte? Est-ce habe
AJuH?g contre le chancelier ou de>ouement k la Prasse? Quelque circonspection
que je me sois impos<?e dans mes jugements, joserais presque assurer que
c'est le premier des deux. Olsnwiew a donne* autrefois des preuves do
plns grand attaohement, dans le temps qu'il e"tait secre"taire de legation k
Berlin; il entretenait nne correspondance en chiffre avec M. de Weingarten1)
alors en Pologne. M. l'ambassadeur ne saurait assez loner son zelc, lorsqu'il
l'a vn k la cour de Dresde2). Deja e"tabli en Rnssie, il a tacne" de nous
etre utile, M. de Bernes lni a dü plus d'un avis. BromUe" depnis avec le
chancelier, voyant que nons nous eUoignons de lni, il en a porte* plnsienrs
fois de plaintes ameres. Encore en dernier lien, il n'y a pas nn mois, il
a rep^te* ä M. d'Eichenfeld que nous le de'daignions, qu'on dtait prevenu
contre lni a tort, que les anciens amis ötaient, cependant, les meilleurs; qu'il
esp^rait que les temps passes ne seraient pas entierement oublie"s. Enfin,
sa conduite dans l'affaire de Czartoryski ne permet pas de douter de son
innocence. C'est lni qui est l'auteur de ces points fulminants que M. de
Gross a presentes k la Saxe, et qui ont tant choque" ce ministre3]. Je ne
dis pas que Ms. de Czartoryski ne l'aient point gagne\ mais assurement
un homme vendu ä la Prusse n'aurait pas ose* ecrire de ce style.
»C'est contre la Saxe qu'il est reellement pique*. Elle lui payait une
pension de mille ecus qu'elle a retranchee.
»II s'en est sonvent plaint k Funcke par les mains duquel eile passait,
sans que celui-ci ait rien pu obtenir. Cette e*conomie est dautant plus
d^placee que, vu les circonstances et la disette des sujets, il y a presqu
une cortitude morale qu'Olsuwiew sera vice-chancelier, au cas que Woronzow
avance; soit qu'il le gouverne alors, soit qu'il veuille jouer le premier role,
ce qui est plus probable, il sera toujours un homme egalement considerable.
J'ajoute qu'il est sans fortune, rempli de dettes, ayant au plus deux mille
roubles d'appointeraent, avec le goüt le plus d^cide" pour beaucoup [de] depenäe.
»La Rnssie *Afin ^e romPlir moins imparfaitement mon objet, je
renplira-t-elle termiue cette premiere partie par quelques rdflexions sur cette
ses engage- question importante: La Russio satisfera-t-elle k ses engage-
mcnts?« mönts au cas insistant?
»Les conjectures qu'il est permis de hasarder k ce sujet, ne peuvent
porter que sur deux principes: lmo l'etat prösent de leur armee, de leur
marine et des financos
2d0 que ce qu'on doit craindre ou espe*rer de l'intrigue du cabinet.
»Le genöral Lieven, encore tout rempli d'amour, dad-
• ,lllM miration et de reconnaissance pour Leurs Majestes, a bien
voulu me faire part de ses lumieres sur ce qui concerne cetto partie.
1) Österreichischer Legationssecretär.
2) Esterhasy war 1742—1747 Gesandter am chnrsachsischon Hofe.
3) Vgl. S. 683 und Roepell a. a. 0. 108.
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Beilage II.
— [1755 Anfang Jnli.]
701
>Le soldat rnsse est ne* un des meillonrs soldats de PEurope; d'une [l75&
Constitution robuste, excellent pidton, frugal a f exces, n'ayant que Ia moitie ^j^jj*
des besoins d'un autre, Tobeissance supplde aupres de Iui au defaut de
vivacitC, meme a l'honneur dont il ignore jusqu'au nom. Point de troupes
mercenaires dans leur armde. Unite* de nation, unitd de languo, unite" de
religion chez eux.
>Jamais cette armee na 6t6 aussi nombreuse. II n'y avait que 30 000
hommes ä remplacer, Taugmentation rdelle est d'autres 30000. J'ai vu de
ces revuos a Pdtersbourg. Elles sont admirables. Le total des troupes
monte k 450 000, les irregulaires y corapris; mais je ne compte que leur
infanterie de campagne. Elle est composee de 46 beaux rdgiments, chaeun
de 2872 tßtes, faisant un corps de 132 112 hommes.
>Ge*ne*ralement elles sont bien exeredes, mais surtout la division de
Livonie. Le reglement porte qu'elles doivent camper cinq mois de l'annöe;
elles sont dans un mouvement contiuuel dans ce vaste empire qui los tient
en haieine. La commission charge*e de la nouvelle ordonnance rectifiera
encore bien des choses.
>L,artillerie est sur le meilleur pied. Cbaque bataillon a deux pieces
de campagne. On pretend quelle a fait des döcouvertes importantes, et
qu'aucune pnissance n'en a une aussi nombreuse. Voici le beau cöt<5;
l'amour de la vCrite' obligc de ddcouvrir aussi les mauvais.
>D'abord, ils n'ont en tout que trois regiments de cuirassiers mal monte* s.
Leurs 29 rdgiments de dragons, faisant 36 279 chevaux, sont enoore plus
mal k proportion. Le projet est de formor 7 nouveaux rdgiments de
cuirassiers de l'elite des dragons, qui seront remplaccs Aucun chef pour
Commander cette armee. J'ai nomine les cinq ge'ne'raux qui peuvent y prd-
tendre'J). Le seul Apraxin merite de la considdration. II a fait les cam-
pagnes du mardchal Mttnnieh en qualitc de gdneral de bataille, Charge* du
detail de l'armde. II ne commandera pas probablemont, et, s'il commandait,
la jalousie de 8ehuwalow le ferait bien vite snecomber. Le premier dchec
serait suivi d'une paix ignominieuse. Point des gdndraux de ligne. La
Russie n'a, proprement dit, point eu de guerre reguliere depuis le temps de
Pierre le Grand. Ces campagnes de Pologne au siege de Danzig3) pres
ne peuvent pas se compter. Celles contre les Turcs4) ou, pour mieux dire,
contre les Tartares, n'ont existe que dans les gazettes. L'expddition de
Suede a 616 l'affaire d'un instant5); par conse"quent, point d'oecasion pour
avoir pu former des gendraux. Outre cela, par Tabus le plus incroyable,
1) Vgl. S. (587. 6S0. Anui. 4. 2) Vgl. S. 319. 688.
3) Danzig hatte in den Thronwirren nach dem Tode Augusts II. 1733 den
französischen Candidaten Stanislaus Lesczinski aufgenommen, musste aber am
30. Jnni 1734 vor einem russischen Heere capituliren.
4) Beendet durch den Frieden von Belgrad 1739.
5) Vgl. S. Cbl Amn.2.
uigmze*
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702 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1755 on obtient ici des grades, sans avoir jamais servi. II y a an tarif qui evalue
^Juli^ toutes les charges, tant civiles que de la cour avec le militaire. Le cham-
bellan a le rang de g6n£ral-major, le gentilbomme de la chambre celui de
brigadier. Or onarn ä Moscon cinq chambellans, pour avoir un rang de
plus, devenir lieutenants-gäne'raux. II y a peu de mois qu'un jeune
Tschernische wa), gentilhomme de la chambre du Grand-Duc, qui ne donne
que le rang de colonel, a quittä sa place pour €tre ä la töte d'un regiment.
J'ajoute encore que rien ne degrade tant le Service. Le premier cocber,
le maitre d'hötel ont rang de brigadier. J'ai dejä dit que Marco a ose*
prendre V uniforme, apres avoir eu le rang de colonel1). Je sais de science
certaine qu'il lit des livres du mätier, et qu'il vise k servir.
»Enfin, gnere davantage de bons officiers. Cette arme'e, envoy£e en
Bohöme2), avait un corps d'officiers tres bien compose", mais c'£taient la
plupart des Prangers, et plus que trois parte ont quitte*. La dltestable
cducation de ce pays-ci ne saurait former des gens dhonneur et de senti-
ments. On les voit se souffleter, recevoir des ooups de canne et se rac-
commoder ou plaider, alors l'agresseur est condamne ä se mettre ä genou
devant Toffense' qui lui rend le soufflet ou le coup, sauf ä lui, cependant,
de racheter cette ce'remonie en payant une annee dappointements. Le Russe
de'teste naturellement le Service, ses vceux seraient de passer ses jours
tranquillement chez lui. D faudrait d'autres que des Busses pour le tenir
continuellement ä leur devoir, mais la double paye abolie, que Pierre le
Grand avait si sagement accorde'e aux e'trangers, jointe k la cruaute* qu'on
exerce envers eux de leur faire perdre un grade en entrant dans le service,
les met ä jamais hors du cas de faire d'autres que des mauvaises acquisi-
tions. Un autre inconvänient, c'est que Tavancement ne se fait pas dans
le corps, mais dans la totalite* de r arme'e. Iis passent donc a cbaque
nouveau grade dans un autre regiment et ne connaissent par lä jamais
leur troupe, qui ne les connait pas mieux. Je dois, cependant, faire mention
de leur corps de cadets composö de 360 hommes; il serait une pepiniere
d'officiers excellents, s'il pouvait suffire a des armdes si nombreuses.
»M. de Lieven, qui commandera en second, sur lequel roulera le fort
de la besogne, parle les larmes aux ycux de la perte des mare'chaux de
Leewendahl3) et de Keith4), d'autant plus qu'il sent la difficulte* de les
remplacer. II faudrait trouver un officier dont la räputation ferait taire
l'envie; on aurait ä vaincre la haine de la nation contre les ötrangers et
*) »Au reste, c'est un excellent sujet qui inspire l'ämulation ä ses camarades,
qui met du sien ä son regiment, co qu'on n'avait jamais vu ici.«
1) Vgl. S. 690. 2) 1748.
3) Russischer General, Wladimir Loewendahl, + 1755.
4) Russischer General, Jacob Keith trat 1747 als Feldmarschall in prens»iflche
Dienste. Vgl. S. 691.
uigmzea Dy
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Beilage II. - [1755 Anfang Juli.]
703
k y faire consentir les Schuwalow; il devrait, de plus, avoir le temps [1755
dapprendre la langue et Stre doue* de cette prudence et circonspection
extreme aans laquelle on ne saurait se soutenir ici. Lieven imagine que
peut-6tre le nom da prince de Waldeck1) pourrait en imposer. II m'a
beaucoup questionne* si Leura Majestte n'auraient pas quelque göneral
d'infanterie a leur cöder, aif au moins, on ne pourrait pas en obtenir deux
lieutenants-ge'ne'raux et quatre göndraux-majors. Je sonderai le chancelier
lä-dessus. Le malheur veut que mSrne ce gencral Lieven, l'unique officier
qui leur reste, soit deja d'nn äge avance* et menacd de la poitrine. J'oubliais
de parier de M. de Browne, lieutenant-gdnöral e8time\
Mariie *^ comParer ^t*t präsent de la marine avec le temps
de Pierre le Grand, eile est assuräment bien de*chue. Ce
Prince ne B'ötait paa moins propose" que l'empire de la Baltique. II avait
40 vaisseaux de guerre et passe 150 galeres, des officiera de mer excellents,
lui-mßme exercait sa flotte. C'^tait sa plus chere ocoupation.
»Mais, ä la considörer relativement a nos vues, eile se trouve dans
une Situation tres bonne. IIa ont quinze ou Beize vaisseaux de ligne prßts
k mettre en mer et, au moins, 70 bonnes galeres, dont 50 toutes neuves
ä Rewal pour transporter de troupes. Suppose* m€me que la disette d'of-
ficiera, qui est aussi totale dans ce service que dans celui de terre, ne
leur permit pas d'exposer leur flotte, les Anglais sont en e*tat d'y sup-
piger. Chacune de ces galeres contient entre 3 ä 400 soldats, qui tiennent
lieu de rameurs, 30 galeres seraientes süffisantes pour exäcuter la diversion
en Pomeranie. II en reaterait enoore 40 pour agir offensivement oontre
la Suede. Le deTaut d'eau salde ä Cronatadt ddtruit leurs vaisseaux dans
la moitie* du temps qu'ila devraient naturellement durer, il e8t vrai aussi
qu'aacono puissance n'en construit et n'en e'puiae ä aussi bon marche'*).
De m&ne qu'ila n'ont point de mare'cbal, il n'y a paa de grand-amiral.
Le canal de Cronstadt, ouvrage digne des Romains, mais de l'avis des
connaissenrs de pure ostentation, a coüte* dea sommes immenses qu'on avait
pu mieux employer. On dit qu'une ecole de marine de 360 cadets va
6tre e*tablie dans peu, les rögimenta de marine et les matelots ont eu part
ä la derniere levöe, de sorte qu'on doit les compter pour complets.
Finances »J'envisage les finances Bous deux points de vue, du
cöte" dea besoina de l'Etat et en egard ä aes reaaources.
»Rien de si brillant que le premier cöte\ On est ä peine arrive* ä
Pdtersbourg qu'on est frappö du faste de la cour, des dona immenses de
") »La Rassie est le pays de chanvre, du fer et de matieres. On coinpte ici
1000 r. pour chaque pitice de canon. Un vaisaeau de 70 coüte alnsi 70000 r.; le
möme se coüte en France ä 700000 U , ce qui fait le double, le rouble övalue*
ä 5 it.*
1) Karl August Friedrich, österreichischer G. F. M.
704 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1755 l'Imperatrice , de ses bätiments somptueux*), snrtout de l'exactitude du
^Ji\\i}^ P*yemen*- qu'^tonne encore davantage, c'est de voir lärmte aug-
inonte"e de 00 000 bommes, 50 nouvelles galeres construites , le canal de
Cronstadt acheve, sans que lVtat ait ni emprunte* ni impose' lea peuples,
et tout cela dans le pays de la rapine et de concnssion.
«Oes merveille8 sont l'ouvrage de Pierre le Grand, dont on ne connait
la v^ritable grandeur qu'apres avoir vu la Rnssie. La guerre, la marine,
chaque brauche de däpense a son fond assigne*, qu'elle leve par ses mains.
Ce fond, dejä extremement considerable en ce qui surpasse de beaucoup
la dtfpense prdvue, recoit une angmentation nouvelle par les e*pargnes qu'on
fait annullement sur lMtat arr6te\ En faisant le fond de la marine par
exemple, on compte qu'elle renouvelle chaque annee ses provisions en-
tieres, pendant qu'on n'en renouvelle que la moitie\ De mßme i'armee a
cte paye"e sur le pied complet. L'excödant de ce pied sur le pied effectif,
les semestres des officiers et des communes aocumule's depuis tant d'an-
ndes, a mis ce fond en dtat de subvenir ä la defense immense desb) re-
crues. On prätend que ces dpargnes allaient ä passer deux millions de
roubles avant le voyage de Moscou. La caisse des cadets arrire ä 200000.
Je ne dis pas qu'on ne puisse imaginer mieux que cette forme d'adminis-
tration; mais, adaptöe aux circonstanees de ce gouvernement despotique,
eile semble partir de la sagesse la plus profonde.
»Ces gpargnes, quelques considerables qu'elles pnissent ßtre, qui entre-
tiennent l'abondance au sein de la paix, ne sauraient, cependant, fournir
des ressources ponr la guerre, qu'on ne fait aujourd'hui en Europe que
]>ar le moyen du credit. 11 est vrai que la Russie est le seul Etat qui
ait l'avantage d'etre sans dettes, mais c'est que, par la möfiance gdne"rale,
on ne trouverait pas cent millo roubles ä emprunter. Toutes les depenses
doivent se faire des derniers actuellement dans le3 coffres. Six mois
dantieipes sur les revenues, ce qui serait ä peine un ddrangement pour
toute autre puissance, arrßteraient ici tout court la machine.
») »Elle vient de signer pour trois millions de bätiments. On construit ac-
tuellement un palais qui ne doit que servir d'entrepöt et 6tre ras6, quand le
nouveau sera achevö, et qui coüte 300000 r., pendant qu'on pourrait 6pargner
cette depeuse, en habitant pendant deux ou trois hivers le palais d'6t6 on il y
a de fourneaux et des cheminees. II y a 3000 macons, et 10 regiments d'eni-
ployes aux diiftrents bätiments comuienges. Le dorenr de la cour, un certain
Francais, assure qu'il a passe" un million de ducats par ses mains. Cela parattrait
incroyable partout ailleurs, mais ici ou Ton dore les clochers, les colonnades et
tous les ornements exterieura, cela se congoit plus aisement, surtout lorsqu'on
reflechit que, pour [que] cela r6siste au climat, on ne saurait öpargner la matiere.
II y a ä Moscou des tours qui ont plus de siecle, et qni paraissent dorßes
depuis hier.«
b) »Les hommes ne coutent rien a la vörite, mais rhabilleraent, le trans-
port, les armes, eutiu l'augmentation du pröt doit ae compter.«
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Beilage II. - [1755 Anfang Juli.] 705
»Ceci pose*, cette question partout si importante, ä combien se mon- [1755
teut les revenus de l'ßtat, devient ici de simple curiosite: il suffit de aa-
voir que la Russie ait largement sa subsistance en temps de paix, qu'elle
a de quoi entretenir des armcea formidables, une flotte nombreuae. II ne
a'agit pas de calculer d'autres ressources que Celles qui lui donnent le
pouvoir arbitraire sur les personnes de ses sujets.
»Nulle certitude, au reste, sur le moutaut de ces revenus. Les per-
sonnes les plus instruites les font aller a douze millions de roubles. II
parait probable qu'ils ne sauraient les exclder. Un 6tat des tetnps de ttm-
peratrice Catherine1) qu'on dit ehe tres exact, les fait inontei- a 8 millions.
Gr la capitation qoi fait senle presque la moitie" de ce total, n'a pas 6i6
haussee depuis trente ans. Tous les mäles paient aujourd'hui comme alors
70 copecs, ce qui fait, selon le dernier d6nombrementa) de 5 01) 1857 mäles,
la somine de 3 millions et demi. Pour arrivcr aux 12 millions supposes,
il faudrait donc que le reste des rubriques comme douanes, domaines,
monopoles, droits de consommation, et qui allaient ä 4 millions et demi
dans l'ancien ßtat, se fussent augmcntes ä S'/2 millious, ce qui parait a
peiuo vraiseinblable.
»L'immensite' de cet empire qni rend le regime si difficile et Vex6-
cution des ordres presque impossible, rend tous les re*glements de'pendants
do la volonte' des subalternes. II est certain que tout se trouve daus la
plus grande confusion. Une compagnie vient d'offrir 500000 r. d augmen-
tation de la traite des pelleterics en Sibdrie qui appartient privativement
ü. la couronne. II y a 100 000 r., dit-on, pour celui qui fera goütcr le
projet a P. Schuwalow.
>Le commerce avantageux que fait la Russie avec ses voisins, lui
assurc nn accroissement de richesse continuel, dont les finances du sou-
verain ne sauraient que se ressentir. Le chanvre, le fer, les matieres, la
niareV2), la cire sont des articlcs d'un debit certain et en si grande abon-
dance en Russie qu'elle sera toujours la maitrease de vendre de preTörence,
en baissant le prix. M. Swart pre'tend que la balance leur est actuelle-
ment favorable de 3'/.2 millions. J'ai vu les dtata dentröe et de sortie
du port de Cronstadt en 1751. On y a importe'b) la valeur de 2 Vs mil-
lions et exporte" celle de 3 \ 2. Ce qui engloutit une partie conaidörable do
a) >Les provinces conquises ne sont pas comprises dans ce dßnombrement,
qui a environ 20 ans, non plus que le clerge, les voituriers, les soldats, les
gentilshouimes.«
b) >I1 s'y trouve des vins etrangers pour 700000 r.f des Stoffes de Lyon
pour un million. J'ai 6t6 surpris du progres des uianufactures. On fabrique
des velours, ouvrages en or et argent ä Moscou que j'ai pris pour marchandise
de France.«
l; Katharina I. Petrowna Alexiewna 1725—1727. 2} Vorlage »le uierain«.
Acton »ur Vorgeschichte des 7 j ihrigen Krieges. 45
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706 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[17ä5 ces richesses et a pure perte, c'est la Sibärie qui donne beaueoup, Sans
Jufr^ r*en consommer. Les habitants y enfouissent l'argent en terre, ils meurent
et tout est perdu pour leur succession. Le luxe commence, cependant, k
s'y glisser. Le vin de Champagne par exemple y a une vogue gtonnante.
»II faudrait dune ä la Russie au moins trois gendrations de prince9
economes qui accumulassent des trdsors, pour la rendre vöritablement re-
doutable. Dans la Situation präsente, cet ßtat ne saurait soutenir des
guerres bien longues dans l'^trangcr, et toutes les puissances qui auront
besoin de son alliance, qui voudront faire agir en leur faveur ces armdes
innombrables, doivent compter que, sans des subsides proportionnCs, c'est
en exiger au dela de leurs forces.
Ce qu'on doit ^ne ^'on craindre ou espe>er de l'intrigue da
craindre oo cabinet, est plus difficile a ddterminer. Cette däcision em-
e sperer de 1'in- porterait celle de la question principale. Je n'ai garde
trigue du d'oser entreprendre. N'e'crivant que sur de oul-dire, n'ayant
cabinet. pag eu Je ^ rien voir ^ moi-meme, il ne m'ap-
partient que de rapporter fidelement le pour ou le contre sur une matiere
anssi importante.
>Je commence par les arguments de ceux qui n'esperent que peu ou
rien, et le devoir m'oblige de remarquer que des ministres qui sont datis
ce pays-ci depuis plusieurs annees, qui ont eu le temps de l'exaraen et de
la re*flexion, penchent vers ce sentiment.
»Iis disent:
lBü »Quclque decide* qu'il soit qu'aucun corps politique puisse se
passer d'allianccs, quelques solides que soient les prineipes qui conseillent
de regarder la maison d'Autriche comme un alli<? naturel, soit reste de bar-
barie, soit pie*somption ou ignorance, cette nation s'obstine ä se considdrer
comme excepttfe de la regle. On les entend rep&er tous les jours que
personne n'oserait les attaquer. Jusqu'au chancelier meme, ils lui echap-
pent de ces traits qui prouvent cette facon de penser. Or, que peut-on
attendre qu?un ßtat veuille faire des efforts pour l'amour d'autrui qui croit
n'avoir jamais besoin du r^eiproque?
2dt> »Que jamais il n'y a eu des temps plus favorables que ceux de
la Re'gente '). La famille qui regnait, nous devait le trdne, eile nous e'tait
unie par les liens du sang, que, malgre* cela, nous n'avons rien obtenu.
3tiQ »Quon doit beaueoup moins espe>er d'une Princesse irr&olue,
ennemie du travail, qui, bien loin d'avoir les mßmes motifs de nous 6tre
attachee, conserve peut-etre encore un reste de ressentiment, que, si on
eu arrache quelque chose, vraisemblablement ce ne sera plus ä temps.
41" »Qua la vente- le ministre qui est ä la täte des affaires, est dans
nos interßta, au moins qu'autrefois il a paru l'ßtre, mais que ce ministre
1) Aona, November 1740— December 1741. Vgl. S. G78.
uigmzeu uy
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Beilage II.
[1755 Aofang Juli.]
707
est vieux, qu'il est lent, que son credit est baisse, qu'il n'est pas ä portee [1755
de rien ponsser avec vigueur aupres de sa maitresae, que, s'il ne peut pas Aju*S]
l'engager ä une Convention oü tout est ä son avantage, couime Celle que
lui offre 1'Angleterre, encore moins doit-on se flatter qu'il ia porte ä remplir
des obligations qui lui seraient onöreuses.
5t0 »Qu'il y a un parti dominant que le chancelier veut exclure des
affaires, le seul cependant qui ait du pouvoir; qu'il n'existe aueune liai-
son entre nous et ce parti, au contraire, qu'il y entre des gens que nous
avons le plus cruellement offenses; que le credit de ce parti, en ne le sup-
posant meme pas prussien, mais simplement oppose* au chancelier, prd-
vaudra.
610 »Qu'ils n'ont ni g6ne"raux ni ofticiers, que c'est-lä la raison veri-
table ponrquoi ils ont hösit^a) de faire la guerre en 1750 '), que cette
cause continue dans son entier; qu'il n'est pas probable que P. Schuwa-
low, qui profite si bien du loisir de la paix pour amasser des tr&ors, se
fasse illnsion au point de vouloir se mettre ä la tfite d'une armee, n'ayant
jamaia servi lui-meme et se voyant prive* de tout secours; que, lorsqn'on
avait parle* au grand ConBeil de Moscou du commandement, il avait aussitöt
pr&exte' sa mauvaise sante* pour le decliner; que c'e*tait, cependant, lui seul
qui pouvait faire, on ne dit pas, une guerre heureuse, mais une diversi-
on assez longue; que, s'il ne commandait pas, ne vonlant pas en cöder
l'honneur ä un autre, il trouverait le moyen par son credit d'empßcher
qu'il y eüt guerre.
7mo »Que, suppose* qu'ils voulussent en courir les risqnes, jamais ils
ne sauraient re'sister aux Prussiens; qu'infailliblement ils seraient battus,
qu'alors il n'est pas douteux que l'Impe'ratrice, qui est si avare du sang ortho-
doxe qu'elle ne fait pas me*me cxe'cuter les criminels, ne fasse la paix au
plus vite et ne nous abandonne ä la merci de nos ennemis.
8mo »Qu'accordant m6me que par le miracle ils fissent la guerre avec
sneces, les frais en seraient toujours considerables. Les finances de cet
empire, bornees par la nature de son gouveroement, ne permettant que
des efforts bornes, l'Impe'ratrice se verrait g6ne*e dans ses depenses, ses
bätiments auxquels eile emploie une pettte armee, seraient arrßteV, que
bien vite eile s'en ennuyerait et, ne connaissant d' autre ambition quo celle
d'effacer toutes les femmes, de surprendre par la beaute', qu'elle pre'fererait
une abondance qui flatterait ses goüts, ä la guerre la plus glorieuse.
»Ceux auxquels l'opinion contraire parait probable, opposent ä ces
raisons :
1™° »Que la nation est naturellement arrogante, qu'elle a d'aulres mo-
») »C'est de Wolkow.«
1) Gegen Schwoden und eventuell auch Preussen. Vgl. Beer, Bentinck C ff.
40*
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708 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1"55 ments oii, le degoüt la saisissant, eile voudrait rentrer dans son ancien
JuH^ ne*ant, mais que ce n'est que des mouvements passagers, que le besoin
c*vident de notre alüance contre la Porte la rappeile bientöt ä la raison;
quo c'est le Systeme de Pierre le Grand, recommande dans son testament
politique, consacre* par le profond respect qu'on porte ii la memoire de cet
Kmperenr; que la jalousie de la puissance de la Prnsse n'est pas raoins
bien fondde. Le grand Conseil de Mobcou oü ü ne s'agissait pas meme
de subsides, ayant dtabli pour maxime non seulement de s'opposer a l'a-
grandissement de cet ßtat, mais meme qu'il convenait d'agir offensivement
contre lui ce principe, celui de tous les principaux en place dtait de-
venu anssi national qu'il pouvait y en avoir sous un gouvernement des-
potique.
2Jo »Que, du temps de la Re*gente, notre Situation ötait presque deV
03pe*re*e, que la Kussie, en nous aasi staut, se serait embarque'e dans une
guerre fort douteuse, le'WSnement a marque" combien peu cette famille e*tait
affermie sur le tröne, par consequent, combien il lui aurait 6t6 impossible
de prendre parti au debors, enfin, que le ministre d'alors, Oatennann, e*tait
aussi Prussien que le chancelier nous est de'voue'.
3tiü »Qu'a la v^rit<5, l'Impöratrice n'a point de raisons personnelles
de nous etre attacböe, qu'on veut meme supposer son animosite" contre la
France et la Prosso un simple sentiment passager; mais qne cela meme
sert de preuve que le Systeme politique qu'elle a embrasse, est l'effet de
la persuasion, que ce Systeme en devient plus solide, moins expose' aux
fausses insinuations d'un ministre mal intentionne', qu'on a vu deux fois
sous son regne des troupes auxiliaires en marche2), qu'a la seconde elles
ont t\€ jusques dans le cceur de l'Allemagne, que tout nouvellement la re-
partition des troupes a 6t6 signee, Taugmentation de l'armee re'solue et exe-
eute"e, les 50 galcres construites, et sans qu'ou soit encore convenu des
subsides; que Tinapplication de cette Princesse, enfin, ötait de moindre
conse'quence qu'elle accordait de la confiance ä Iwan Iwanovitsch; que le
grand-veneur, quoique ami du chancelier, mais totalement denoue' de con-
naissauces, sachant ä peine lire sa propre langue, n'avait dte* d'aucune uti-
lit^ pour les affaires, sa bonne volonte" se bornait ä prendre quelques fois
le ton d'amant ou de mari pour la forcer ä jeter les yeux sur un papier,
pour en extorquer une signature, au lieu que celui-ci qui lit et qui com-
prend, peut lui insinuer mille choses dans la conversation.
4t0 »Que, pour se rassurer sur les intentions du chancelier, il n'y avait
qu'ä se rappeler ses actions; que son credit personnel avait baissc* sans
doute, qu'il voyait rarement Tlmpöratrice, qu eile ne l'e'coutait pas avec
plaisir, mais qu'indirectement, il en avait recouvre'3} la plus grande partie
1) Conseilbeschluss vom 2<i. Mai 1753. Vgl. Beer, Bentinck CXLV f.
2) 1745 und 1 748. 3) Vorlage: »recouvert«.
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Beilage II. — [1755 Anfang Juli.]
709
par ses nonvelles liaisons avec le favori*), ä quel effet Wolkow lui dtait [1755
tres utile; que, par lea circonstances et dans l'operation mechanique, il j tVliV
6tait oblige' de cöder qnelque fois en bien des bagatelles; mais que dans
les affaires de*cisives l'Imperatrice n'avait de confiance que dans lui seul;
que son sentiment 6tait sür de pre*valoir.
5to »Que c'e'tait confondre lea objets, le Schuwalow avec le vice-
cbancelier, que de dire que le chancelier ötait brouille" avec le parti do-
minant, que cela avait exiatö, lorsque le chancelier, jaloux de leur credit
naiäsant, a'e'tait encore flatte* de les dcraaer, qu'aujourd'hui ayant ctfde* ä
la ndcesaitä, s'ätant rapproche* d'eux, il n'en avait plus rien ä craindre,
qu'ils n'avaient jamais songe" a le dcplacer qu'autant que lui e'tait le pre-
mier ä les attaquer; que ce parti, bien loin d'ätre Prussien, e'tait, on ne
peut pas, mieux intentionne* ; que cMtait la politique du chancelier qui avait
repandu cette erreur, afin d'engager les puissances ä faire cause commune
contre eux; que, quant au vice-chancelier et Olsuwiew, ses vöritables en-
nemis, il n'y avait que le premier qui put Stre suspecte", mais qu'il se
trouvait peut-ätre des moyens pour tont concilier.
6t0 »Qu'on ne disconvenait pas que les Prussiens ne fussent bien re-
doutables, que la prudence conseillait k P. Schuwalow de ne pas s'ex-
poser, mais que des argumenta ne tiennent pas contre des faits notoires;
qu'il est indoutable que P. 8chuwalow brüle d'envie de se signaler, que
c'est k Apraxin, son rival de commandement, auquel il a tenu ce propos
au Conseil de Moscou, qu'il y a peut-Stre plus k gagner pour un göneral
avaricieux dans une campagne qne dans plnsieurs annäes de paix, qu'en
1750 Schuwalow n'e'tait ce qu'il est anjourd'hui.
»Que l'esprit dominant dans tonte la jeunesse militaire est de faire la
guerre, que cette jeunesse approche du favori, qu'insensiblement il prend
la m£me facon de penser, qu'ä toutes les occasions il redete que, pour
former des gencraux et de troupes, il faut faire quelques campagnes.
»Que, s'ils prennent le parti de la guerre, ils la feront avec des for-
ces bien supörieures et avec plus qu'ils n'y seront oblige"sb), de peur de
recevoir un affront; que c'est ainsi que ce corps qui a marche* en Alle-
magne, et que les Anglais payaient a raison de 30000 hommes, allait a
37000, qu'il se trouve actuellement 90000 hommes en Livonie0);
») »Cette liaiaon qui existe de l'aveu de rimperatrice, et dans laquello le
favori ne se serait jamais engage, s'il n'avait su, comment l'Iuiperatrice pensc
sur le chancelier, d'autant plus que dans les commencements ils 6taient brouilles,
et que le vice-chancolier 6tait bien avec lui, cette liaison, dis-je, semble double-
ment prouver.«
b) »Le chancelier me l'a r6p6t6 plnsieurs fois, de meme que le colonel Tscherni-
schew, une espece de favori de P. Schuwalow.«
c) »Je viens d apprendre que P. Schuwalow a dejä echange plus de 500
officiers de sa division. Toute son application est de la bien composer. II est
d une severit6 etonnante.«
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710 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1755 »Que la disproportion immense des moyens doit entrer en ligne de
\lutn^ compte, la Prusse ne pourra leur opposer que 35 ä 40000 hommes au
plus et cela la premiere campagne. La facilite de recruter en Russie est
si grande qu'une armäe perdue peut se remplacer en pen de moia.
»Que ces troupes, inferieures aux Prussiens dans l'art de la guerre,
ont d'autres avantages qui me'ritent de l'attention; elles sont plus robustes,
resistent mieux au froid, se contentent de moins, ne connaissent pas la de"-
sertion ; que peut-ßtre m£me il serait plus utile que ces troupes, sans agir,
avancasaent simplement jusqu'aux confins de la Prusse. La diversion n'en
serait pas moins faite, parcequ'elles retiendraient 35 000 ennemis en echec,
n'y ayant rien ä craindre pour elles, on serait sür de les y garder pen-
dant quelques campagnes, qu alors on se contenterait de donner Talarmo
avec les 10 000 hommes cmbarquls sur les galeres aux cötes depuis Kö-
nigsberg jusqu'ä Stettin que le roi de Prusse ne pourrait pas garnir avec
moins de 15 000 hommes.
»Que, pour l'argent qu'dpargnerait l'Angleterre en ne payant ce corps
de Courlande que sur le pied de l'attente, eile pourrait soudoyer un autre
corps auxiliaire de 20000 hommes, lequel, joint aux Hanovriens ou ä lär-
mte de Flandre, comniande' par des bons generaux, m61e* avec de l'excel-
lente cavalerie, soutenu par 1 Emulation, ferait des merveilles, qu'ainsi avec
la mime depense et ä l'abri de l'lvenement on opposerait des forces beau-
coup plus consid^rables ä l'ennemi commnn.
7mo »Que, vu les circon8tances , cette crainte que le premier revers
serait suivi d'une paix honteuse, n'e*tait pas fondee; qu'infailliblement
Schuwalow commanderait, qu alors son parti serait si fort ä la cour que
rien ne coüterait pour le soutenir. S'il £tait malbeureux, on saurait en
derober la moitie* ä la connaissance de rimperatrice, intöresser sa vanite,
nourrir son animositä, lui rappeler enfin que son pere l) n'etait parvenu au
comble de la gloire qu'apres avoir essuye* des disgraces; que tout le monde
se souvenait encore des relations imaginaires des campagnes de Münnich,
quil en serait de meme ä präsent; que ce Schuwalow, point gtaäral ä
la ve*rite\ «Stait docile, qu'il serait conduit par Lieven, un homme sage, qui
servait depuis longtemps, que son armee serait supdrieure en nombre,
abondante de toutes choses, enfin, que, pourvn que la diversion füt faite,
qu elle partageait les forces de l'ennemi, que nous eussions le temps da-
gir de notre cöte* avec avantage, et cela pendant uu temps assez long,
nous pouvions nous consoler de voir perdre des hommes ä un allie", qui
en pourrait jamais en Stre epuise\
8T0 »Qu'ils ne feraient pas la guerre sans subsides, on pourrait meme
dire hardiment, sans subsides sufßsants; leurs troupes n'ätant pas cheres,
les hommes ne coütant rien, les plaisirs de Tlmpöratrice n'en seraient pas
1) Peter der Grosse.
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Beilage II. — [1755 Anfang Juli.]
711
d^rangäs; qu'en ne perdant pas de vue la personne du ge^ral, son pou- (1755
voir immense dans l'interieur, le credit de sa famille, les excellentes inten- Ajy*?g
tions du ministre et les avantages solides qui resulteiaient pour la Russie
d'une guerre qni abaisserait la Prusse, ajoutant ä tout ceci que, pendaut
que tont conspirait pour le soutien de la bonne cause, il n'y avait ni
parti forme* ni peut-€tre mime cachä pour le traverser, toutes ces circon-
stances re*unies faisaient regarder comme une terreur panique cette ap-
prdhension que l'Impäratrice, qui ne se däoide jamais par elle-meme, vou-
drait prendre un parti ignominieux , malgi'6 tout ce qui est en possession
de son cceur et de sa confiance dans cette senle occasion.
»Abandonnant aux hautes lumieres de Leurs Majestea de peser d'une
balance rigoureuse la valeur de ces difförents arguments, voici encoro quel-
ques faits, arrivtfs depuis que je copie ces cahiers, qui ne soront pas ab-
solument dtfplaces ici.
»L'accueil obligeant que m'avait fait Iwan Iwanovitsch, me mettaut
ä porige de lui parier plus souvent, je re'solus d'en tirer quelque chose de
moins vague sur sa fa^on de penser ä notre egard. M'ayant dit un jour,
ä propos des craintes que je lui tämoignais de nous voir enveloppes dans
la guerre, qu'eux ne souhaitaient pas mieux que d'en venir aux mains,
qu'il fallait nous rendre la Siläsie, je lui re*pondis que c'etait le compli-
ment le plus flatteur qu'il püt me faire, et que je lui demandais la per-
mission d'oser en faire usage en temps et lieu. II me rdpliqua que c'ätait
en bon serviteur de sa maitresse et par conviction qu'il me parlait ainsi,
que nos inter6ts e*taient communs, qu'ils tenaient ces principes du fonda-
teur de leur empire.
»Ayant fait part de cette conversation ä M. l'ambassadeur ') , il saisit
un autre moment pour lui rcmontrer l'injnstice de la France qui de*clarait
vouloir envahir nos Pays-Bas, parcequ's Hb se battaient avec les Anglais
en Amärique, il lui repondit ä peu pres de m€me. Le colonel Tschernischew,
qui etait präsent, tdmoignant que cela pourrait le ramener un jour a Vienne
od il avait 6t6 fort bien trait£, M. d'Esterhasy lui donna Breslau pour
premier rendez-vous. Le favori trouva la plaisanterie tri'3 bonne.
»M. Schnwalow ne s'est pas expliquä moins clairement envers M. l'am-
bassadeur et moi. II nous avait chercne* pour nous parier des nouvelles
manccuvres qu'il me"ditait en imitation des Prussiens, nous lui avions conto
de notre cöte" avec combien de succes Leurs Majestds travaillaient sur leurs
armäes depuis la paix, il nous rCpondit qu'ayant la meme cause et les
mSmes ennemis, c'e'taient des oompliments r&Mproques a se faire. Enfin,
jugeant qu'il pourrait ßtre utile de dire quelque chose de poli ä Olsuwicw,
je lui insinuais ä un bal masque* combien LL. Ms. ätaient informdes du zele
avec lequel il s'6tait autrefois employe* pour Leur Service, et qu'Elles ne
1) Esterhaay.
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7 1 2 Österreichische Acten zur Vorgeschichte de» siebenjährigen Krieges.
[1755 doutaient pas qu'un homme aussi öclaire* comme lui ne persistat dans cos
AJuti]1' n^roes sentiments. II me parnt fort touche" de ce compliment et s'^tendit
fort au long snr ce qne notre alliance ötait le senl Systeme raisonnable
pour la Russie.
»En recueillant aussi scrupuleusement tons ces d£tails, ce n'est pas
que j'ignore absolument que les hommes savent feindre, que des simples
propos ne sont pas des demonstrations, mais, craignant egalement de char-
ger le tableau ou de le trop flatter, n'osant pas esp^rer de le faire res-
semblant, j'ai cru que le moyen le plus sür d'en mettre les deTauts au
jour, ötait de tout dire indistinetement. Le moindre trait devenant ainsi
matiere d'examen, fonrnissant des nouvelles combinaisons, le vrai qn'il Im-
porte tant de trouver, en percera d'autant plus aisement.
Moyens »Je passe maintenant ä la seconde partie de ce me-
d'augmenter moire, les moyens d'augmenter notre influence.
notre in- »Pour ne pas se tromper dans le choix de ces moyens,
il sera n£cessaire d'e'tablir en quoi notre Systeme present en
Russie est essentiellement vicieux.
»II semble T6tre dans les trois points suivanta:
1) »Le ministre qui nous est attache*, n'a point toute la capacite* de*-
sirable; il ne fait pas un emploi assez severe de son temps, on a de la
difBculte' a l'approcher. On ne sanrait donc se passer de cananx sürs pour
y arriver. Or ces canaux n'ont pas 6t6 assez cultiv<5s jusqu'ä prdaent.
2) »II regne entre les deux ministres une me'sintelligence pernicieuse
pour les affaires. Le cbancelier, jaloux d'une autorite" deja diminue'e, soup-
connant les intentions de son collegue, fait ses eflbrts pour lui tout cacher.
Le vice-chancelier, pas moins anime*, soutenu de l'habilite* d'Olsuwiew, qui
hait egalement le cbancelier, profitant de son inapplication, ayant sur lui
l'avantage d'approcher de la maltresse, au reste autrefoia dans des liaisona
contraires avec des sentiments pas encore e*prouve"s, se souvenant sans doute
que nous l'avons offense", le contrecarre ä chaquo pas. De lä des Operations
qui se croisent, des lenteurs ou une inaction totale dans le miniatere.
3) »Nous n'avons d'amis que le seul cbancelier dont le crödit baisse,
d'une sante* et d'un regime qui ne promet pas des jours fort longs, pen-
dant qu'il existe un parti dominant, gouvernant la ruaitresse et l'ompire,
que nous ne connaissons pas. Si notre appui venait ä manquer, nous se-
rions pris au depourvu.
»II rösulte de ces prineipes que les moyens que je vais proposer,
pour Stre jug£s efficaces et suffisants, doivent
lmo »nous assurer des personnes dans la confiance du cbancelier qui
par leur zele et leur capacite* puissent aider ses bonnes intentions;
2dü »vaincre la jalousie de ce ministre, en ddtachant Olsuwiew du vice-
chancelier, le mettre hors d'dtat de nuire, enfin nous röconcilier avec loi;
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Beilage II. - [1755 Anfang Juli.)
713
3tiu »en nous rapprochant du parti dominant, nous procurer un appni '1755
»Ier objet. La personne principale qui r6unit toutes cos qualitös,
c'cst M. Funcke.
»Quoique je doive la justice ä son zele que, sans etro attendu ä Ctre
recompense* et sans s'attendre k dovoir l'etre, il n'a pas discontinud et ne
discontinue k s'employer pour le bien du Service, je me trouve, cependant,
Obligo* de dire qu'il serait peut-etre de la dignitä d'aussi grands monarques
de faire sentir des effets fixes de leur göndrosite* ä un homme continuelle-
ment utile et dont on a autant sujet d'ßtre satisfait.
>Le travers qu'a pris le chancelier au sujet du comte Esterhasy,
rend le besoin de ce canal indispensable, quant au prdsent. II vit, a la
vdritd, honn€tement vis-ä-vis de M. l'ambassadeur ; le public ne saurait se
douter qu'il y ait eu entre eux de la me'sintelligence *), mais dans le fond
de son coeur, le chancelier s'obstine k lui refuser sa confiance, et malgre
toutes les ddmarches qu'a faites M. d'Esterhasy pour le gagnor, malgre" la
circonspection extreme qu'il met dans sa conduite vis-ä-vis de ceux qui
pourraient donner de la jalousie, je doute qu'il parvienne jamais ä gudrir
l'imagination frappCe du chancelier. Les affaires qui vont d'elles-m€mes,
se feront sans doute, mais, s'il s'agissait de quelque ndgociation importante,
de donner l'activite* au chancelier, de l'amener par de'gre' ä un certain but,
le devoir me force d'en avertir: il n'y a que Funcke seul qui puisse
l'effectuer.
>Je dis plus, quand M. d'Esterhasy ou son successeur aurait le bon-
heur de rdussir parfaitement vis-a-vis du chancelier, Funcke n'en serait
pas moins ndcessaire2}. Quelques connaissances du local en feront mieux
juger. La regle dtablie veut que les affaires se traitent conjointement avec
les ministres; d'un autre cöte", le chancelier cherche ä exclure son collegue
du secret. Par cette raison il de'cline les Conferences oü ils doivent se
tronver ensemble, le plus qu'il pent, tächant de tout faire privativement.
Mais comme le vice-chancelier pourrait s'en plaindre, et qu'il ne manquerait
pas d'insinuer que le chancelier fuit le jour pour se stipuler des avantages
personnels, il est obligC de mettre beaucoup de mdnagement dans sa con-
duite, d'eViter mSme de voir les ministres Prangers trop souvent chez lui.
Les affaires doivent cependant se faire. II faut donc ndcessairement un
canal souterrain par lequel on puisse arriver au chancelier et en recevoir
les re*ponses.
»Par les mSmes raisons ce ministre veut cacher bien des choses au
College des affaires dtrangeres. N'ayant que seul Wolkow pour travail-
ler, qui n'a pas ä beaucoup pres la capacite requise, Funcke lui prete son
1} Vgl. S. 676. 2) Vgl. S. 675. 6S3.
pour l'avenir.
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714 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[I7.S5 ministere. Oela seul le rendra toujours exträmement considerable, tant1)
Anfang . .
JuliJ *lu
»L'arrivtfe d'un ambassadeur d'Angleterre qui ne sait pas l'allemand1),
lequel, par conse"quent, ne saurait confercr sans interprete avec le chance-
lier, ajoute encore au besoin qu'on a de Funcke. II faadra qu'il serve
de truchement, LL. Ms. connaissent les vivacitls da chancelier, M. Willi-
ams n'est guere plus flegmatique. Elles supposeront aise'ment qu'il sera
souvent necessaire d'adoucir les phrases ponr ne rien gäter. Dans ce sens-
lä, on peut dire que le aort de l'affaire de la Convention2) sera entre les
mains de M. Funcke.
>J'appuie sur cette circonstance, parceque je crois qu'il importerait
au bien gcne'ral que t'Angleterre contribuat de son cdte ä lui faire un
sort plus doux. Je ne dis pas que cela soit necessaire pour se l'attacher,
mais seulement que des bienfaits ne laisseront pas d'animer le zele d'nn
homme qui, presque sans bien, ne touche rien de sa cour depuis neuf quar-
tier», et lequel, en so tenant strictement dans les bornes de son caractere,
pourrait par sa Beule inaction apporter un prejudice prodigieux aux af-
faires1*]. J'ose presque prtfvoir que Williams sera le premier ä le proposer,
mais il pourrait n'6tre pas inutile de le sontenir de notre cour, parceque
Guy Dickens m'a dit qu'ä l'occasion de l'accession anglaiae en 17503), le
chancelier avait demande" une gratification pour Funcke qui s'y e"tait beau-
coup employd, mais qu'on n'y avait pas deTöre*.
»L'a venture de Wolkow constate son caractere. C'est un jeune homme,
leger, depensier, mal dans ses affaires; mais il est agrdable ä Iwan Iwano-
witsch, il tient la plunie en bien des oceasions, et s'il n'a pas le secret
entier, au moins est-il informe' de bien des choses lesquelles, si eiles e*taient
sucs, pourraient nuire an chancelier. II m'a donc fait comprendre dans
la conversation qu'il serait bien aise qu'on se 1'attachftt par quelque bien-
a) >A moins que Varrivle de M. de Bestushew [des Oberhofmarschalls, vgl.
S. 660] ne cause un nouveau derangement, Funcke parait assez sür de son poste
sur le präsent. II a trouve" le moyen de detacher le favori du vice-chancelier
en lui procurant le cordon de Pologne, et de confondre ce dornier en presentant
a la meme audience ä son insu un autre rnban pour Skawronski, beau-frere du
vice-chancelier et consin germanique de l'Impöratrice. Wolkow a eu du inerite
dans cette negociation. Le chancelier ne voit Funcke que rareinent devant le
monde. Souvent il vient le trouver de nnit envelopp6 dans un manteau. Enfin,
qu'on lui reproche tant d'intimitö avec un ministre ßtranger, celui de Sucde [Posse],
un joueur, est toute la journee dans sa tnaison. II a möme un logement ä la cam-
pagne du chancelier, oü il est le maitre de chaaser qu'il veut.«
b) »II y a plusieurs matieres, comme celle de l'echange [vgl. S. 240 Anm. 1]
par exemple, uniquement reaervees a M. Funcke.«
1) Williams. 2) Vgl. S. 233.
3) Es handelt sich um den Beitritt Englands zum russisch-österreichischen
Defensiwertrag von 1746.
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Beilage II. - [1755 Anfang Juli.] 715
fait. Une pension de 600 r., pour le temps qu'il serviratt fidelement, le 1755
tircrait de la misere et lui sauverait peut-gtre qnelque moment de deses-
poir oü il serait tente de se vendre aux ennemis du chancelier. 11 faudrait
que Fnncke en füt le dispensateur. Cela le mettrait en droit de faire une
revision plus severe des minutes de Wolkow. J'ai trouve" Funcke la
vcillc d'un jour de poste dans cette occupation. Avant saisi ce mo-
ment pour lui reprocher les phrases indezentes qui se trouvaient par ci,
par lä dans les e'crits de Wolkow, ü m'a rdpondu que le jeune homme
«Stait rempli de prdsomption, et qu'il n dtait pas en droit de lui parier
d'un certain ton.
»Enfin, la necessite indispensable dans des temps aussi critiques d'im-
primer un mouvement plus acceidre' ä la machine1), est le dernier, peut-
etre le plus puissant des argumenta J'ai dejä parle des lenteurs du
chancelier, de son peu d'application. L'exemple du chef ne saurait pas
influer sur les subalternes. Wolkow, sur lequel roulent tant d'affaires,
est naturellement paresseux; Funcke qui, je crois depuis 1716, ne s'etait
pas vu re'compensd, ne s'est employc que par zele, et seulement lorsque
nos ministres Ten ont prie\ Pensionnaires Tun et l'autre, ils redouble-
raient les soins, on en exigerait davantage, les instants favorables vis-a-vis
du chancelier seraient mieux saisis, les effets, en un mot, s'en feraient
sentir bien vite.
»Assures par ces moyens de tirer tout le parti possible de la bouno
volonte du chancelier, il s'agirait de remplir le second sujet.
»2W,M objet. Vainore la jalousie de ce miniatre en ddtachant Olsu-
wiew du vice-chancelier, mettre celui-ci hors d'dtat de nuire, enfin se
röconcilier avec lui.
>8i le chancelier avait encore l'oreille de sa maitresse, si ses amis
avaient leur ancien crödit, tant de prdcautions seraient superflnes; on
agirait offensivement contre le vice-chancelier, les foroes du parti se röuni-
raient pour l'dcraser. Dans la Situation präsente, nn pareil projet serait
ohimdrique. Le chancelier ne conserve sa place que parceque persoune
ne saurait le remplacer3), le grand-vcneur, le Hetman, Apraxin, ses seuls
amis, sont dans un dtat qui, compare* ä leur ancienne faveur, est pres-
que une disgrace.
»II ne reste donc de ressources que dans la negociation; mais, comme
la jalousie du chancelier a paru s'e'tendre autrefois jusque sur le parti
dominant, que les voies de reconciliation avec le vice-chancelier sont ä
peu pres les m€mes que Celles de conciliation avec ce parti, je traiterai
le second objet conjointement avec le troisieme: [s japprochcr de ceux qui
sont en possession de la faveur et du pouvoir. Nos ennemis seraient par
la meme ddaarmds.
1) Vgl. S. 233 ff. 2) Vgl. S. 234. 244. 657.
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716 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
»II y a dejä longtempB qu'on est occupe" de Tex^eation de ce plan.
Elle parait possible par plus d'un moyen. Celui qui se presente le plus
naturellement, est de rcconcilier le cbancelier avec ses ennemis.
»Mais l'Imp6ratrice la premiere, qui, cependant, n'est pas fächle de
voir ses ministres desunis1), i'a tente* et y a echoue*2). M. Guy Dickens,
rhomme du monde le mieux intentionne', s'y est employe' avec aussi peu
de succes, et si je suis bien informl, S. M. l'Impäratrice elle-meme a bien
voulu derire au cbancelier pour l'engager ä s'entendre avec le vice-
chancelier, mais le principe de ce ministre est qu'nn ennemi rlconcilie'
est doublement dangereux. Ses ennemis ne lui permettraient pas memo
une räconciliation sincere dont ils seraient les victimes. II y a une sorte
de consideration attachee ä se voir a la töte d'un parti. Quoique le chan-
celier ne rompe pas publiquement en visiere aux Schuwalow, qu'il se trouve
dans une liaison assez etroite avec le favori, qu'il donne de temps en
temps quelque marque de confiance ä P. Scbuwalow, que, pre"cis6ment, il
n'en a plus rien ä craindre, il n'en est pas moins vrai que, dans le
fond, ils ne s'aiment pas, que le cbancelier qui ne commande pas toujours
ä ses passions, entre dans cent intrigues sourdes contre eux. Une fois
dans la t£te-ä-t€te, il me dit qu'il les vondrait tous voir pendus. II fant
souhaiter qu'ils ne lui rendent pas ce sentiment.
»Un autre moyen serait celui de se rapprocher tont doucement du
vice-chancelier et du parti dominant ä l'insu du chancelier, et lorsqu'on
se serait entendu, de faire de sa conservation un article secret du traite\
»Le succes de cette methode serait douteux, pendant que les dangera
qui l'accompagnent, seraient certains. Fante d'un Instrument propre, on
pourrait manquer, le vice-chancelier jusqu'ici tres rdserve. Le cbancelier,
lapprenant, se croirait trahi, et personne n'oserait re*pondre des suites.
Quoique son credit soit baissö, il est, cependant, le ministre dont le senti-
ment d£cide dans les affaires importantes, l'autre avec son suppöt n'a que
la facultc d'empßcher, d'arreter, pour mieux dire, par quelque expe'dition
contradictoire. On risquerait dono perdre beaueoup, peuMtre tout, pour
le präsent, sans ßtre assure* de rien gagner pour l'avenir. Quant au parti
des Schuwalow, il nous est encore inconnu, au moins ne les connaissons-
nous que bien snperficiellement. II serait aisd de se tromper dans le
choix des moyens. Aucune route de decouverte qui y conduise avec
süretd. Un instant de la moindre imprudence pourrait tout gäter et &6-
truire les espdranceB les mieux fonde*es.
»Occupe", d'un cdt£, de vaincre ces obstacles, penötre', de l'autre, de
cette v6riU importante qu'on ne saurait rien effeotuer de solide en Russie
sans le secours du parti dominant et restant ennemi du vice-chancelier,
quelques propos de*tach£s de H. Funcke et de M. d'Eichenfeld firent naitre
J) Vgl. S. 650. 2) Vgl. S. 239.
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Beilage II. - [1755 Anfang Juli.]
717
en moi Tidde d'un Systeme mitoyen par lequcl, sans songer ä une re*con- [t755
ciliation, on tenterait d'obtenir le consentement dn chancelier ä des de"-
marchos qu'il dirigerait lui-meme vers ce parti, et qui auraient pour but
sa conservation en mßme temps que des mesures pour l'avenir.
»Voici ces propos qui au moins ne me faisaient pas envisager ce
projet comme absolument impossible.
»M. Funcke, en me parlant de l'affaire de l'öchange du Holstein1),
m'avait dit que le chancelier, pour trouver moins d'opposition, avait per-
mis ä Tenvoyd de Danemark de faire des avances au vice-chancelier.
Effectivement il y passe presque toutes les soirees*), sans que le chan-
celier en prenne ombrage.
»Une autre fois, s'agissant d'Olsuwiew, Funcke avait ajoute que le
chancelier regrettait que la 8axc lui eut retranche" sa pension*), qu'il lui
avait mßme reoommande' de la lui faire rendre.
»Enfin, causant un jour avec M. d'Eichenfeld, il m'avait dit que, du
temps de M. de Bernes oü la faveur de 8ievers3: commencait ä gagner,
le chancelier avait proposö* ä cet ambassadeur de lui [faire] obtenir une
pension pour l'empßcher de nuire.
»A ces faits combines je joignis la rdflexion que, le crödit du chan-
celier ayant baisse" depuis quelques annees, il embrasserait encore plus
aistSment ä pre*sent des expädients qu'il n'avait pas dödaignes alors; et j'en
concluais qu'il ne fallait pas de"sesp6rer d'obtenir son consentement, pour
que les ministres allies pussent vivre an moins honnötement avec les
Schuwalow et le vice-chancelier, qu'il serait probablement bien aise, si,
pour Öter ä ce dernier les moyens de le chicaner, on s'emparait d'Olsu-
wiew, enfin, que l'amour de sa propre conservation pourrait lui faire agreer
de gagner tout ce parti par des bienfaits.
»Mais ce plan, selon moi si praticable qui se präsentait d'une
maniere si flatteuse ä mon esprit, pouvait n'ötre qu'une chimere et ren-
contrer des obstacles que jignorais. S'agissant donc de ce qu'on pouvait
en attendre, je me trouvai d'abord arrßte" Bur le choix des personnes que
je devais consulter.
>D'un odW, M. d'Esterhasy et M. Guy Dickens «Staient tres au fait de
ce pays-ci. Je ne risquais rien ä leur confier mon projet, mais ils pou-
vaient ne pas assez connaftre le chancelier et rejeter comme impossible
ce qui n'e'tait que difficile.
»De l'autre cöte', j'appröhendais de mettre Funcke dans ma confi-
dence sur quelque chose que je n'ötais pas sfir que le chancelier appron-
») »C'est-ä-dire, autant qu'on se voit ici, car le vice-chancelier qui est cour-
tisan, soupe presque toujours avec l'Imperatrice.«
1) Vgl. S. 240 Anw. I. 74ü. 2} Vgl. S. "15. 3) Russischer Staatsmann.
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718 Österreichische Acten aur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1755 vät; mais ayant n'nVchi, depnis que leura inttfrßts ätaient commnns, qae,
JiUr* 8* mon *dee ava,t ^u DOn> ne manquerait pas de la saisir, si eile Itait
mauvaise, il in'en dirait les raison», qu'il reudrait tonjonrs justice ä ma
bonne volonte, qu'enfin mutant Charge* de rien, je n'exposais que moi
senl, je me de*cidai de le sonder, mais en mßme temps de le faire peu ä
peu, prßt ä me battre cn retTaite ä la premiere difficultl considärable qnl
se pre'senterait.
»JWcutai ce projet dans quatre ou cinq conversations que j'eus
avec lui. Je Iui fis rtfpdter ä plusieurs reprises les faits qui fondaient mes
conjectures. L'ayant toujours trouve* invariable, n'ayant jamais rencontre
d'opposition sur les diffe"rentes parties de mon ide*e, que je lui proposais
d^tache'es par morceaux, je rompis ä la fin le silence, et, apr^s avoir dis-
cute' pendant quelque temps la matiere, j'eus la satisfaction de l'amener
entierement ä mon sentiment et, en mßme temps, de ne le voir pas beau-
coup douter qu'a la fin le chancelier püt aussi s'y prfiter.
»Ne s'agissant donc plus qne de la personne et du temps oü on lui
en ferait la proposition, nous convinmes que ni M. d'Esterhasy ni M.
Guy Dickens ne pouvaient pas s'en charger, mais que je ferais rapport de
tout a LL. Ms., lesquelles, si le plan me*ritait leur approbation, pourraieut
le faire passer ä la cour d'Angleterre qui le ferait entrer dans les In-
structions du nouveau ministre qu'elle allait envoyer en Russie.
>Les choses en e*taient ä ce point, lorsque nous apprimes ici la no-
mination de M. Williams qui arriverait avec la plus grande diligence, et
en meme temps que les affaires commen^aient si fort a se brouiller entre
la France et TAngleterre qu'il 6*tait ä craindre qu'une guerre n'eclatät.
>Ces deax eve'nements derangeaient totalement notre plan. L'arrive'e
preeipitde de M. Williams ne donnait plas le temps de pre*venir k l'Angle-
terre. Son habilitf, la confiance que sa eour lui donne, ses qualite's per-
sonnelles, la defense qu'il allait faire, son caractere d'ambasBadeur enfin
qui flatte l'Imperatrice, ne pouvai[en]t qu'ätre utiles anx affaires, mais ne
sachant pas l'allemand, il ne pourrait pas parier au chancelier, il 6*tait ä
craindre que le vice-chancelier, rempli d'envie de plaire et qui parle
fran$ais, ne l'cngageät ä quelques demonstratio^ de politesae qui, quoi-
qu'innooentes, auraient pu le brouiller ä jamais avee le chancelier. Le
zele avec lequel il avait plaide" pour le bon Systeme en Pologne que le
vice-chancelier avec Olsuwiew soutiennent avec vigeur, et que le chance-
lier, moitie par des bonnes raisons, moitie* par complaisance pour M. Funcke,
a un peu abandonnä '), pouvait devenir une pomme de discorde entre eux
et mettre Funcke, qui doit faire son bras droit pour re'nssir, hors d'e'tat
de le servir. Tout cela re'uni me faisait trembler pour Je succes de cette
mission importante, a moins qne les voies ne fussent preparees. 8'il man-
1) Vgl. S. 683.
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Beilage II. - [1755 Anfang Juli.]
719
quait le chancelier le premier jonr, le mal 6tait irreparable et l'exfoution [1755
d'une id£e, selon moi si essentielle pour le Service de Leurs Majeste's, Aj^"
renvoyee jusqu'ä l'arrive'e d'un nouvel ambassadeur de notre cour.
>La position violente de l'Europe n'augmentait pas moins la ne'ces-
site" de prendre au plus tot des mesures solides en Russie. M. d'Esterhasy
&ait averti que l'Angleterre avait deja r^clame" notre assistance'), et que,
si les affaires continuaient ä se brouiller, il recevrait des ordres pour faire
des de'marches vis-ä-vis du ministere.
»II semblait donc que les moments fuasent precieux, au moins pour
mettre la premiere main ä im Systeme assez oompos^ par lui-meme et qui
ne pourrait ßtre amene" a sa perfection par des mesures pre'cipite'es.
»Rempli de ces röflexions, je crns devoir en consulter encore avec
M. Funcke. Je lui exposai mes craintes que, dans ces moments critiques,
nous ayions plus besoin que jamais d'amis pour nous et pour le chance-
lier, et de quelle consöquence il serait pour la cause commune, combien
on gagnerait du cöte* de la considdration politique, si, tous les obstacles
ecartCs, M. Williams dCbutait par un succes brillant; nous en conclümes
qn'il ne fallait pas perdre un instant pour exccuter de notre plan ce qui
de*pendait de nous d'executer, c'est-ä-dire de pressentir le chancelier d'ob-
tenir son approbation.
»fitant question ensuite de la personne qui en ferait la proposition,
Funcke s'offrit d'ßtre utile, de soutenir 1'afifaire de toutes ses forces.
Mais il exigea que je derelopperais le plan au chancelier comme une ide*e
ä moi, ajoutant que j'avais fait assez de progres dans sa confiance pour
qu'il m'ecoutat avec plaisir.
>Une juste de*fiance de moi-meme me saisit dans ce moment-la. Je
craignis de guter peut-£tre une affaire bonne par elle-meroe qui aurait
re*ussi en d'autres mains. Apres cela me disais-je ä moi-meme, cette af-
faire qui me parait si bonne, peut avoir dautres faces qui dchappent a
ma pe'ne'tration ot lui ötent de son mdrite. Un zele trop ardent deplacd
devient quelques fois repröhenaible ; avec les intentions les plus pures j'au-
rais le malheur de döplaire ä LL. Ms. Revcnant ensuite a ma premiere
ide'e, calculant les de*gr6s de probabilite que j'avais de ne point e'chouer,
me voyant soutenu et par le sentiment de M. Guy Dickens auquel j'avais
exposö la theorie de mon projot, et celui de M. Funcke, qui formaient les
deux partis, me rappelant ce que S. M. L'Empereur avait daign<5 me dire
sur la ne*cessite, sans pourtant choquer le chancelier, de se faire des nou-
veaux amis, retrouvant ces mömes principes dans mon instruction secrete,
je crns voir de la pusillanimitö dans mes craintes, je fia röflexion que,
n'ätant pas acore'dite', mes de'marches ötaient sans eonse"quence, qu'ä la
vöritd, il y avait du danger pour moi personnellement, mais qu'il n'e'tait
1) Vgl. S. 145. lt>2.
720 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1755 paa permis de s'y arrßter, lorsque tont me diaait qne ma temörite* pour-
»Je saisis donc l'ocoasion de la visite que je rendis an ehancelier
en remercimeut de mon audience. Ii dtait bien dispose et commenca d'a-
bord par me parier d'affaires. Ayant amene* la conversation sur la justice
que lui rendaient LL. Ms., et Lenr d£sir de voir son credit inebranlable, il
me fit aussitot de plaintes ameres sur le pouvoir des Schuwalow qui allait
toujours en angmentant, sur lea oppositions dn vice-chancelier s'appnyant
de rhabilite* d'Ülsuwiew etc. Je lui rdpondis alors qne mon attachement
pour sa personne m'avait fait chercher, s'il n'existaient pas des moyena
pour desarmer ses ennemis, mais que je n'osais me flatter que ce qne
j'avais pu iniaginer, dut me'riter quolque attention. M'ayant presse' de
ui'expliquer, je lui dis que mon projet dtait qn'une des cours alliees mit
Olsuwiew dans ses intere'ts, qu'alors le vice-chancelier qui ne pensait que
par procuration, cesserait d'ßtre dangereux, qu'on ponrrait tenter quelques
offres vis-ä-vis de P. Schuwalow, du vice-chancelier meme, lächer de se
concilier le favori ; mais, de quelquo utilite* qne [ötait] peut-ätre cette ide'e,
je connaissais trop la ddlicatesse de LL. Ms. pour basarder de la Leur
proposer, si eile n'avait pas les sceaux de son approbation.
»La röponse du ehancelier surpassa mon attente. Apres m'avoir
remercie de mon zele, il in'assura qu'il donnait les mains au projet en
gros, qu'il ne s'agissait que de regier les ddtails, qu'il envisageait plus
dans cette affaire le bien de la cause commune que sa propre conservation,
que la magnanimitc de LL. Ms. le rassnrait que ceux qui seraient Charge*
de lWcution, n'oseraient jamais abuser de sa confiance. Le rösultat fut
qu'il m'aecorda les points suivants:
l'no »Qu'il trouverait bon que les ministres des cours allides eussent
non senlement toutes les attentions pour les Schuwalow et le vice-chan-
celier qu'cxigeaient leurs emplois, mais meme qu'ils recherchassent leur
amitie, qu'il ne prcnd[r]ait ni soupcou ni Jalousie des d^monstrations publi-
que» qu'ils en feraient, pourvu qn'en observant la ddeence, il ne füt pas
neglige\
2A ' »Qu?il dtait indispensable de s'attacher Olsuwiew. Le ehancelier
croit qu'une gratification de 1500 ducats pour le d<5but avec une pension
de 1000 roubles, et cela de chaque cour, suffiraient; que M. de Funcke
devait se charger de cette negociation, m€nie lui faire les payements, parce-
que l'argent de Saxe avait autrefois passe par ses mains, et qu'Olsuwiew
vis-ä-vis de lui serait plus ä son aise et moins tente* de s'en vantcr.
3tio »II regarde M. Schuwalow comme l'homme le plus important ä
se rendre favorable; que, comme il est pltri de vanite, les prdvenances
des ministres e'trangers, jointes ä quelques compliments de leurs maitres, le
flattcraient prodigieusement; quo la nouvelle ordonnance militaire dont il
Beilage II. — [1755 Anfang Juli.]
721
est l'auteur le soin qu'il prend da corps de Livonie qu'il commande, pour- (1
raient en fournir le pre"texte. II s'offre, enfin, que, ai une occasion se prö- j
sente de lui faire an present avec eclat, il sera le premier ä l'indiquer
»II croit qu'on hasarderait trop ä des offres clandestines, que, plus
on y mettrait de publicitä, plus son amour propre en serait satisfait, qu'un
Portrait de prix ou une epöe serait ce qui pourrait convenir davantage.
4) »Que, pour le vice-chancelier, il desesperait qu'on püt jamais le
ramener, qu'il e*tait Piussien d'ancienne dato, qu'avec cette prädilection
inv&eree, il croirait meme fort dangereux de lui faire des offres secretes)
qu'il pourrait vouloir s'en faire un merite vis-ä-vis de l'Impe*ratrice, que
cela ätait deja arrivö, lorsque M. de Rosenberg lui avait insinue' de la part
de Leurs Majestds qu'il dependait de lni d'Stre fait prince et d'avoir une
seigneurie en Sil^sie; que des politesses ge*ndralos, une certaine envie de
lui plaire suffirait, qu'un präsent public serait une attention trop marquee.
»Le consenteraent du chancelier ayant leve" le premier obstacle ä
vaincre, son approbation garantissant la bontä de ce nouveau Systeme,
voici ce que mon zele s'est cru permis pour en acheminer l'execution.
»J'ai d'abord pose" pour principe qu'il n'y a que M. Williams qui
puisse s'en charger.
»Le parti oppose aurait 6t6 surpris, si M. d'Esterhasy, qui a mis tant
de reserve dans sa conduite, en avait change* tout a coup. Q'aurait öte"
trahir le secret et faire suspecter de ttntelligence avec le chancelier, soup-
gon capable de tout gäter. Gomme M. l'ambassadeur n'a jamais manque"
aux regles de la bienseance, qu'il n'est jamais entre* dans aucune affaire
qui ait pu deplaire ä ce parti, et que, malgrö cette oirconspection, il a
meme trouve" le moyen de s'en concilier Tamitiö et l'estime, il semblait qu'il
i»'y eut rien ä dösirer ä cet egard. Quant aux pensions de M. Funcke,
de Wolkow et d'Olsuwiew, on pourrait les faire parvenir k son insu.
»M. Guy Dickens ötant sur son depart, ayant le cosur ulcere" sur son
rappel, il aurait öte* difficile d'e*tablir ni commerce ni confiance entre lui
et le chancelier.
>Dans cette supposition qu'il n'y eüt que M. Williams d'instrument
habile, je rösolus de tirer parole du chancelier que, dans la premiere en-
trevue particuliere, il lui decouvrirait le plan arröte* dans toutes ces par-
ties. Apres en avoir prdvenu M. Funcke qui me promit d'en parier, et
qui effectivement en paria aussitöt, j'ailai trouver le chancelier.
»Je lui representai les dangers auxquels il s'exposait, lui et la cause
commune, en negligeant aucun moyen possible pour s'attacher des le com-
mencement un ministre de l'importance de M. Williams ; que le vice-chan-
celier ferait tous ses efforts pour le gagner, qu'il n'6tait pas douteux qu'il
ne röusslt vis-ä-vis du favori, que le credit personnel du chancelier au-
1) Vgl. S. 701.
Acten tu Vorgeschichte dei Tjkhrigen Krieges.
4U
722 Österreichische Acten zur Vorgeschichte dos ei oben jährigen Krieges.
[1755 prt'S des cours alli<;es ne pourrait qu'en souffrir, si, apres l'espeoe de re-
^Jufi]1^ froidissemeut qui existait entre lui et Ms. d'Esterhasy et Guy Dickens, un
troisieme ministre croyait avoir snjet de s'en plaindre, qu'en se l'attaehnnt
au contraire, M. Williams lui serait d'une utilit^ infinie, que personne ne
parlait mieux d'affaires, que le chancelier l'emploierait avec succes au-
pres du favori pour le confirmer dans le bon Systeme et dans l'attache-
ment pour sa personne, qu'enfin il arrivait aveo des pouvoirs plus amples
et la confiance de son maitre.
»Le chancelier se rendit ä la force de ces raisons et me promit de
rep£ter mot & mot ä M. Williams les propositions dont nous ötions con-
venus, qu'il lui fournirait les occasions et la matiere de parier utilement
au favori, que meme il le prierait de perdre pour le compte du Roi quel-
ques milliers de roubles contre Mde. de Woronzow au quadrillo et contre
Mde. de Sohuwalow au quinze, mais que tout ä quoi il s'engageait, il le
mettait a une condition que M. Williams ne toucherait pas la corde des
affaires de Pologne; que je ne connaissais pas assez ce pays-ci, pour sa-
voir qu'il fallait eviter d'y cumuler les objets ; qu'il e*tait ä craindre qu'en
faisant envisager ä l'Impdratrice une guerre civile dans le voisinage comme
prochaine, eile se refusät ä des engagements eloigne's; que M. Funcke
dtait l'unique canal dont Williams pourrait se servir pour traiter avec lui,
que se serait de perdre ce canal, en rendant tout commerce avec Funcke
impossible; que la conservation de cot komme necessaire dependait de la
moderation de la Russie dans cette affaire delicate oü le comte de Brühl
dtait personnollement interesse* *). II finit par me dire que, cette affaire
etant d'un genre a ne pas pouvoir y employer M. Funcke, il n'y avait
quo moi seul qui püt faire parvenir ces sentiments a M. Williams, qu'il es-
pärait que je voudrais m'en charger.
>J'avoue que je fus un peu snrpris de cette proposition. Je craignis
que ma complaisanco ne m'emportät trop loin, que M. Williams ne parüt
dtonne* de me voir parier au nom du chancelier. Mais, faisant ensuite
rtfflexion que, dans le vrai, la circonstance etait unique, que j'exposais peut-
etre la negociation de M. Williams, en lui laissaut ignorer un changement
de scene aussi imprdvu et duquel on faisait tant dependre, qu'enfin, si je
me rendissais, mon zele deviendrait inntile vis-ä-vis du chancelier, je me
pretai a sa volonte" et m'engageai de tout rendre exaetement ä M. Williams.
»Des le soir meme de son arrivöe*) je m'aequittai de ma promesse.
J'y arrivai pr6cis<5ment l'instant que Funcke enirait, lequel, quoiqu'incer-
tain de l'öve'nement, avait eru lui devoir cette avance. Ayant trouve5 le
moment de le voir en particulier, apres lui avoir expose* la singularite de
ma Situation, je lui dis que j'e*tais charge* d'uno commission qui n'iuteres-
1) Vgl. S. 683. 2) Williams traf am 16. Juni 1755 in Petersburg ein.
Vgl. Roepell a. a. 0.111. Herrmann, Slichs. Archiv N. F. II, 49.
Beilage II. - [1755 Anfang Juli].
723
sait pas moins lo bien de la cause commune que sa propre gloire. J'ajoutais [1755
aux r^flexions que je viens de rapporter, que le grand objet devait englober ^[j]"
le petit, et combien il serait dangereux de pousser le comte de Brühl au
dösospoir qni, pour servir son gendre1), 6tait capable de se jeter avec la
Saxe entre les mains de la France. M. Williams m'ecouta, sans m'inter-
rompre, et, voyant d'un coup d'csil le pour et le contre, me r^pondit par
un oui pur et simple pour le temps que ne serait pas faite la Convention.
»LL. Ms. imaginent bien avec quelle joie je rendis la premiere moitie
de cette de*claration ä M. Funcke, qui aussitöt assura l'ambassadeur que
tons ses Services lui tftaient voue*s. J'avais, en meme temps, prOenu M.
Williams que jamais ne*gociateur n'e*tait amve* sons des anspices plus
heureux, et sur tout que le chancelier lui dirait.
>Ce ministre tint parole dans la premiere visite que lui rendit Willi-
ams2), qui y alla sans Guy Dickens ni aucun interprete. II lui expliqua
en mauvais francais et k bäton rompu de quoi il s'agissait, il y ajonta
encoro deux idees dont ü m'avait charge" antörieurement de faire rapport
a LL. Ms., et sur la derniere desquelles il insiste principalement, savoir
que, pour s'assurer ä jamais du Grand -Duc et de la Grande -Duchesse,
l'Angleterre devait prendre ä sa solde les 700 hommes troupes de Holstein
et faire une avance annuelle des 10000 pieces ä la Grande-Ducbesse qui
en ferait son billet et rembourserait le tout, lorsque les circonstances le
perm-ettraient. J'ai la satisfaction de pouvoir assurer LL. Ms. que ce
preraier dtfbut a tres bien röussi, ils sont extrömement content« Tun de
lautre. Cela va au point que le chancelier croit avoir parte francais et
Williams d'avoir fitre compris. II tftait entre* en conversation par deman-
der au chancelier sa protection pour sa personne et lui offrir tout l'appui
et le secours qui d^pendrait de son mattre. II a ajouttf qu'il serait tou-
jours entre les mains du chancelier de retirer la permission qu'il lui ac-
cordait, qu'au moindre signe il inteiTomprait toute liaison qui döplairait.
»Les premiers moments dtant decisifs k cause des premieres impres-
sions. J'ai tuche" de communiquer ä M. Williams le peu de notions que j'ai
pu acquerir de ce pays-ci, et afin de le faire avec plus d'ordre, je lui ai
Iu une partie de ces cahiers. Non seulement il convient des principes, il
accepte le plan d'ope>ation cn entier. II a pris note, la plume a la main,
des gratifications et pensions ä faire. J'ai demande* les 1500 ducats con-
venus avec la pension de 1000 r. pour Olsuwiew, autant pour Funcke par
un ordre du chancelier, dont j'ai oublie* de faire mention, enfin 500 ducats
de gratification pour Wolkow et 300 r. de pension, si LL. Ms., auxquelles
j'ai simplement promis de faire rapport de tout, daignent entrer dans ce
1) Graf Georg Vandalin de Mniszech, polnischer Kronhofmarschall, General
von Gros8polcu.
2) Am 1. Juli 1755. Vgl. Funckes Bericht vom 7. Juli bei Herrmann, Süchs.
Archiv II, 51.
46*
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724 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1755 concert. Los mßmea pensions et la gratification d'Olsuwiew, si neceasaires a
^JuH^ CÄU8e des affaires de Service, Les toucheraient, car n'ayant rien ä nägocier,
venant de recompenser M. Funcke, il serait superflu de donner ni ä lui ni
a Wolkow des gratifieations extraordinaires. Williams va expedier incessam-
ment un courrier pour repr6senter la ne'cessite' de ces mesures; afin de donner
plus de force ä sa depßche, il m'a demande" divers endroits de ce memoire l) .
»Suivait la visite du vice-chancelier aussi essentielle dans son espece.
Je snppliai Williams de lui faire accueil. II voulut que j'en räpondisse.
Je le fis sans he*siter. II lui dit qu'il e"Uüt trop convaincu d'avoir ä faire
ä un mini8tre eclairc* sur les intärets de sa patrie, pour ne pas compter
d'avance sur son zele. Le vice-chancelier repondit qu'il B'estimerait heu-
reux de pouvoir etre utile ä la cause commune, il voulut entamer les
affaires de Pologne. Williams rompit court, en disant que les Czartoryski 5)
£taient rentre's en gräce ä Fraustadt, que par lä tout 6tait accommodä.
II m'a fait entendre depuis en confidence que le sacrifice qu'il faisait de
n'en pas parier, 6tait tres me'diocre, ne pouvant y avoir d'affaires en Po-
logne avant la Diete, c'eat-ä-dire, avant une annee; que d'ici ä ce temps-
lä la Convention serait faite ou lui [ne] plus en Russie.
»Un dernier eVe'nement interessant, c'est le däbut avec Olsuwiew qui
n a pas moins bien re*ussi. II ötait arme" vers le soir; Williams l'a re-
tenu ä souper, ils ont veille* jusqu'ä une heure. Olsuwiew est sorti tres
content surtout de ce qu'on l'avait traite* en homme de sociätö, sans lui
parier [d'Jaffaires. Williams l'a täte" depuis sur ses principeB, allant en-
semble ä l'audience. Olsuwiew a tres bien rcpondu. Tout ceci donne
les espörances les plus flatteuses. Ce sont les premieres fondations d'un
cdifice peut-€tre immense.
»Effectivement il est difficile de calculer avec präcision les effets qu'on
doit se prumettre de ce plan. Ce qu'il est presque permis d'affirmer,
c'est que les excellentes intentions du chancelier deviendront infiniment
plus utiles par le plus grand deVouement de M. Funcke et la döpendance
de Wolkow; c'est que, lorsque des bienfaits dont Olsuwiew a un si grand
besoin, auront engag£ cet homme, naturellement bien intentionnä, dont la
Situation präsente est forcäe ä renoncer a son animosite" contre le chance-
lier, sa capacite* nous sera aussi utile qu'elle a äte" jusqu'iei nuisible, dis-
posant egalement du chancelier et du Conseil, ayant en main de quoi
vaincre la paresse, presser les resolutions, rectifier les intentions, la nego-
ciation prendra une face nouvelle en Russie. Ne serait-il m§me pas per-
mis d'attendre quelque chose des circonstances ? On ne connatt pas en-
core assez P. Schuwalow. Cet homme, qu'on ne veut attaquer que du
cdte* de la vanite*, mais que l'on sait en gros 6tre susceptible d'intlr€ts,
1) Vgl. Williams' Bericht vom 4. Juli 1755 bei v. Raumer, Beiträge II, 290.
2) Vgl. 8. 722.
uigmzeu uy
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Beilage II. - [1755 Anfang Juli.]
725
qui accepte de tous les cdtes dans l'inte'rieur, peut-etre voudrait-il se faire [1755
pensionnaire d'Angleterre. ju^g
»Mon devoir, la crainte de pre*variquer, m'oblige, cependant, d'avertir
que, malgre' cette perspective brillante, le Systeme reste döfectueux dans
un point essentiel. Nous ne sommes pas rdconcilics avec le vice-chance-
lier. Quoiqn'apres la dösertion d'Olsuwiew il se trouvera isolö, quoique
la permission qn'acoorde le chanceüer de redoubler de politesse envers
lui, ne laissera pas d'ötre d'une certaine utilite', surtout si on compare
cette condnite avec l'dloignement decide" qu'il fallait lui marquer ci-devant,
ces mesnres ne seront pourtant qn'insuffisantes. Le chancelier est si
rempli de haine contre son collegue qn'il ne saurait ouvrir les yeux sur
son propre danger. 8a conservation restera pre*caire, le Systeme exposc* ä
tous les inconvenients d'un minislere de'suni, tant qne des bienfaits n'au-
ront pas dösarme* le vice-chancelier. J'en appelle an temoignage de M.
Funcke, auquel j'ai fait la lecture des principaux endroits de ce memoire.
II convient de cette ve*rite\ Cet argument ne me paraft pas sans re*pli-
que, parceque le vice-chancelier s'est vante* de nos offres en 1744'). II
fera la mfime chose aujourd'hui. Je Tai deja dit dans la premiere par-
tie2), dans ces temps-lä l'Impöratrice ötait Prussienne döclaree, le vice-chan-
celier se tronvait dans les liaisons les plus intimes avec la conr de Berlin,
il en recevait effectivement, la France*) mßme lui faisait espörer. Presen-
tement les choses ont changä, l'Imperatrice est revenue de son errenr,
il est presqne probable que la timidite* du vice-chancelier ne lui permet
pas d'6tre d'un sentiment oppose", pendant qu'un Systeme conforme ä ce-
lui de sa maitresse, deja e'tabli, le seul convenable aux intärets de la
Russie, qni lui präsente les m6mes avantages personnels que ces liaisons
dangereuses, assurerait ä jamais sa place et son repos. üne correspon-
dance de plusieurs annöes qui ne mette rien ä sa Charge, semble e*tablir
un prejuge' bien favorable en sa faveur. Ses attentions snivies vis-ä-vis
de M. d'Esterhasy et meme ä mon egard ne marquent assurdment pas
d'&oignement. J'oserais donc presqne avancer, vu ces ciroonstances et la
misere oü il se trouve aujourd'hui, ätant hors d'e'tat de se donner des
aasiettes d'argent, qne peut-€tre, apres avoir liö connaissance, il ne serait
») »J'ignore s'il en a ree,u; mais j'ai vu une lettre interceptee de M. Alion
qui dit que le vice-chancelier avait eu la bontö d'epargner 300000 U M au Roi
qu'il aurait et6 oblige de lui lächer un mois plus tard, en confiant au ministre
de Prusae que les troupes de Russie ne marchaient pas de cette annee. Ce trait
prouve de quels moyens la France se sert, lorsqu'elle croit la corruption neces-
saire, combien il serait dangereux d'opposer de l'economie ä cette profusion. Jo
ne sais pas si le chancelier n'a pas voulu m'en imposer, mais il m'a dit que le
roi de Prusse lui avait fait offrir une fois 100000 ducats.«
1) Vgl. v. Arneth III, 43 ff. 2) Vgl. S. 693.
726 Österreichische Acten zur Vorgeschichte dos siebenjährigen Krieges.
^1755 pM impossible de le tenter. La conclasion de la Convention pourrait
JuH^ ni^me en fournir un pretexte honußte; lai laissant ignorer que le chance-
lier doit en tirer 5000 & £, on ponrrait en offrir 3000 au vice-chancelier
sans crainte de l'offenser. Lorsque ces off res se feraient par quelqu'un
qui aurait gagnd son amitie*, qu'il croirait incapable de le trahir, elles
pourraient n'ßtre pas refusdes. Serait-il vraisemblable que par un 6elat
de'plaoe' il voudrait a jamais se priver des bienfaits de LL. Ms., de
l'Angleterre et de la Saxe, d'autant plus que, quand m€me la chose vien-
drait ä se de'couvrir, il n'aura rien ä redouter du chanoelier qui a si sou-
vent accepte*. Peut-e"tve m&me quo cette association aux böntifices de la
place pourrait Ten rapprocher sincerement; au moins serait-ce un paa bien
important de fait que de s'etre reconciliö avec un hommo qui sera un
jour chancelier de Russie, et qui a des sujets de plainte contre nous. Qui
sait meine, si la prudence n'exige pas de se presser un peu.
»La sante* du chancelier n'est pas trop bonne. On trouverait sans
doutes plus de peine, lorsque des avances seraient l'ouvrage de la neces-
site. Aujourd'hui elles ne marqueraient que de bonne volonte'. M. Funcke
m'a promi8 de ne pas perdre de vue un objet aussi important, de le faire
gouter mSme au chancelier. II n'y a que lui seul qui l ose et qui le pnisse.
Quelques reflexiona snr ce qu'il a e*prouve* de l'animosite* du vice-chance-
lier, devraient lui faire deairer la conclusion d'un traite" qui, en stipulant
la conservation du chancelier comme premiere condition, compreudrait en
meme temps la sienne, mais il faut une oocasion pour vaincre la röpug-
nance du chancelier. Le moment present ne la fournit pas. On doit
lattendre des circonstances.
»C'est ici oü je finis ce . . . rapport de mos faibles occupations en
Russie. Puisso-je etre assez heureux pour voir mon zele aussi agrlablc
ä LL. Ms. que j'ai desire qu'il füt utile >).<
Beilage 3.
[1756 Memoire du chancelier de cour et d'£tat comte Kaunitz, exposant et
JuliJ justifiant la maniere dont le traite secret d'alliance avec la France a
ete" negocie.« Undat. [Juli 1756.]
Nach einer Abuchrift. Vgl. v. Arneth IV, 550 ff. Anw. 178. 4SI. 507. 523. .VM'.— «tri Vgl. <W.
«elbst 404 f. 415 ff. 41)7 ff.; liauke Hl. 10«. 109. 14M f. 170. 108; Koaer I, 58«.
» L'accroissement subit et Enorme de la puissance de Brandebourg
dbranla des la signature du traite' de Breslau l'equilibre de l'Europe.
»Le roi de Prasse, allie* avec la France et recherche* par l'Angleterre,
voyait la maison d'Autriche abandonnde ä elle-mßme et n'attendait pour
1) Vgl. Nr. 5.
Beilage IIL — [1755 Anfang Juli.] — [1756 Juli.]
727
l'Ccraser que le moment qu'elle se trouverait aux prises aveo la France [175*3
ou avec les Turcs. Juli^
»La France, toujours livre'e ä ses anciena prejuge's contre la maison
d'Autriche, travaillait par Systeme ä l'affaiblir, eile envisageait son alliance
avec les Pnissances maritimes comme an motif (Stemel de rivalitä; ello
croyait devoir y opposer Celle dn roi de Prasse, et, des ce moment, eile
seconda toutes ses entreprises. L'habitnde se joignant aux principcs, la
France se laissa aller ä tons les projets de ce Prince; eile entretenait pr&s
de vingt mille hommcs en Allemagne ä sa disposition, eile sassocia aux
vues qu'il avait formdes pour abaisser l'autorite' du chef suprgme de 1' Em-
pire, eile seconda ses intrignes ä la Porte Ottomane, eile se prßta, enfin,
a tont ce qu'il imaginait pour dätruire sa rivale.
»L'Angleterre, nniquement occupäe de ses intäräts domestiques, n'en-
tretenait son alliance avec la maison d'Autriche que pour s'eu servir d'outil,
qn'on n aiguise que lorsqu'on en a besoin. Elle ne calcula que les secoars
qu'elle pouvait en tirer contre la France, et n'ayant que cet ennemi ä
craindre, ses meaures ne portaient que sur la possibilite de l'oocuper. Tout
ce qui ne se rapportait point imme'diatement ä ce but, 4ts.it regarde* comme
an objet 6tranger ä Hnt6r6t national d'Angleterre. Indifferente aax dangers
dont la maison d'Autriche se trouvait menacäe par l'accroissement de la
maison de Brandebourg, l'Angleterre ne songea qu'ä les tourner ä son
avantage, en concevant des la derniere guerre de la succession d'Autriche
le dessein de rlunir ces deux maisons, pour pouvoir an jonr les employer
toutes denx contre la France.
»De lä les mönagements et les attentions qu'on eut constamment pour
le roi de Prasse, de lä les sacrifices et les complaisances qu'on exigea pour
lui de la maison d'Autriche, de lä, enfin, les grimaces qu'on faisait de temps
en temps pour apaiser cette maison par des promesses frivoles, telles que
la formation d'une garantie arme"e, l'älection d'un roi des Romains etc.
Ajoutons ä ce Systeme politique de l'Angleterre les intrigues et cabales
personnelles des ministres, la collision d'intere'ts entre le ministöre do Londres
ot celui de Hanovre, l'acharnement du dernier pour la religion protestante,
les vues du premier de brider les desseins hanovriens par le roi de Prasse,
et nous trouverons en dernier re*sultat autant de prCdileotion pour ce Prince
que d'indifförence pour la maison d'Autriche1).
»La republiquo de Hollande, voyant de'pCrir son commerce, diminuer
les revenus de l'fitat et augmenter le poids de ses dettes, ne songeait plus
qu'ä ramasser les d^bris de son ancienne grandeur. Elle crut retarder sa
d^cadence par le subside de la barriere et faire revivre son commerce
en usurpant celui des Pays-Bas. Elle entra sur ces objets en conrestation
avec la maison d'Autriche et rat soutenue par l'Angleterre. L'une et
1) Vgl. S. 145. 159. 162.
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728 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1756 l'autre ne cherchaient qu'a jouir du b^ndfice du trait<5 de la barriere, et
,Iulii personne ne so souciait d'en remplir le but; personne ne songeait a la
sürete des Pays-Bas; on ne rdclamait Talliance que pour en faire porter
tout le fardeau a la cour de Vienne qui, ne voyant aucune utilite, ni pour
l'alliance en gdne'ral ni pour eile en particuüer, a sacrifier de nouveau ses
droits, ses sujets et son argent, montra ä des allies si interessSs une fermetö
dont jusques alors ils ne l'avaient pas cru capable, et sauva par lä un
corps de 24 000 hommes dont il aurait fallu re'fonner la moitiä pour satis-
faire l'avidite* de la Rcpublique.
»L'Espagne conclut avec la maison d'Autriche le traitä d'Aranjuez
mais son utilite' n'e'tait que pour Tltalie et ne pouvait de sa nature etre
que temporaire. Lea prltentions de l'Infant Don Philippe au tröne des
Deux Siciles, la Eversion de ses ßtats aux maisons d'Autriche et de Savoie
et Topposition du roi de Naples ä des dispositions prötendument fondees
sur des traitds auxquels il n'a jamais voulu avoir part2), tout cela menacait
la tranquillite' de l'Italie et pouvait susoiter de nouvelles guerres ä la
maison d'Autriche.
»La cour de Sardaigne, quoiqu'agr^gdo ä l'alliance d'Aranjuez, n'en
etait pas plus amie de la cour de Vienne. Agrandie aux däpens de la
maison d'Autriche, eile n'attendait peut-Stre qu'une ocoasion favorable pour
lui arracher le reste de ses ßtats d'Italie.
»Les cours de Danemark et de 8uede (Haient par des subsides attachees
ä la France; le roi de Prusse participait a ees alliances3) et s'en trouvait
d autant plus redoutable.
»La seule cour de Pötersbourg se trouvait par des raisons invariables
d'inte'rfits lide avec la cour de Vienne ; mais pour la mettre en mouvement
et en elat d'agir, il fallait des subsides qu'il nous 6tait imposaible de trouver
sur nos propres fonds.
»La maison d'Autriche avec des allie's pareils avait ä se däfendre
contre la Prusse, la France et la Porte Ottomane ; un seul de ces ennemis
pouvait occuper toutes ses forces. Aucun de ses amis ne pouvait la sauver
de sa destruction, si eile eüt 6t6 attaquee par deux ä la fois.
»Teile ätait la face de l'Europe, lorsque l'Angleterre se brouilla avec
la France pour des int^rßts de commerce en Amenque.
»La maison d'Autriche, connaissant tous les dangers de sa Situation,
ne pouvait en sortir que par l'affaiblissement du plus cruel et du plus
redoutable de ses ennemis; mais eile le voyait soutenu par la France et
recherchö par l'Angleterre.
»II fallait donc lui enlever l'une ou l'autre de ces puissances, se la
rendre amie et mSme chercher ä s'aider de son secours, pour abattre un
voisin a cdte* duquel la maison d'Autriche ne pouvait pluB se soutenir.
1) Vgl. 8. 290 Anm. 2. 2) Vgl. 8. 151 f. . 3) Vgl S. 228.
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Beilage III. - [1756 Juli.)
729
>L'entrepri8e etait difficile, et eile ne pouvait r^ussir que par un coup [1756
de la Providence. Ju,i]
»On la commenca par l'Angleterre. On lui offrit tous les seoours qui
pouvaient dependre de la maison d'Autriche, on lui dömontra la possibilite*
de deTendre les Pays-Bas, la Republique, Hanovre, enfin toutes les parties
de l'alliance, mais on exigea on meme temps des mesures pour la sürete"
des Etats de rimperatrice, et on fit entendre au ministere britanniquo qu'il
n'y en avait pas de plus naturelles et de plus efficaces que les secours que
pouvait donner la Russie, et qu'elle entendait ne vouloir employer que contre
le roi de Prusse.
»L'Angleterre, qui des lors s'e'tait formte le plan de s'attacher ce Prince
pour rassurer la maison d'Autriche et l'employer contre la France, lorsqu'elle
le trouverait a propos, ne recut nos propositions que pour ne point y
repondre, et Ton verra dans le memoire ci-joint sub No. I01) jusques oü cette
negociation a e*t<5 poussCe, les gradations qu'on a observe*es pour redresser
les deTectnosite* du Systeme anglais et pour amener le ministere britannique
ä nos vues. Mais tout cela fut inutile, et nous eflmes Heu d'Stre persuade8
une fois pour toujours que l'existence de la maison d'Autriche ötait tout
au plus un objet indifferent pour l'Angleterre, et qu'en tout cas eile aurait
de quoi la remplacer par la maison de Brandebourg.
>Tandis que les Anglais, gardant le silence sur nos propositions, nous
abandonnaient ä l'incertitude la plus cruelle, la France, desespörant alors
de pouvoir rösister k la marine de l'Angleterre, ne savait imaginer d'antre
moyen, pour se tirer d'affaire, que de tomber sur les Pays-Bas, et eile
s'e'tait dejä döcide"e sur ce parti2).
»ü ötait aise* de s'en douter, et nous nous vimes, par consequent, k la
veille de perdre, sans coup fe*rir, ces provinces ou d'entrer en guerre avec
la France et d'abandonner le coeur de la monarchie ä la bonne foi du roi
de Prusse. Q'aurait öte* lui donner l'occasion qu'il desirait pour ecraser
la maison d'Autriche. II n'en faut d'autre preuve que ce qui se passe
aujourd'hui sous nos yeux3).
»Dana cette extr^mite* il n'y avait pas un moment k perdre pour sauver
la monarchie, et il ne restait plus d'autre moyen que d'inWresser sa rivale
meme k sa conservation.
»Gela parait d'abord un proble'me, et certainement rien ne l'^tait tant
que la negociation qu'on allait entamer avec la France.
»Persuader ä une grande puissance que le Systeme sur lequel eile a
monte" tous ses ressorts politiques, est contraire ä ses int£r£ts; lui demontrer
que le moyen qu'elle croit unique pour se tirer d'embarras vis-a-vis de
l'Angleterre, ne vaut rien; la convaincre qu'elle prend de fausses mesures
1) Gemeint dürfte der Vortrag vom 27. Juni 1755 sein, vgl. Beer, Archiv 19 ff.
2) Vgl. S. 147 Anm. 1. 3) Vgl. Nr. 131.
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730 Österreichische Acten zur Vorgeschichte deB siebenjährigen Krieges.
[1756 en soutenant le roi de Prasse, qu'elle regarde, cependant, comme l'arc-boutant
^U*'J de ses alliances; en an mot, vouloir deraciner son ancienne rivalite' contre
la maison d'Autriche, vouloir enfin refondre le caractere national de tout
un ministere: voilä une entreprise qne la Providenoe Beule pouvait inspirer,
conduire et faire rdussir, et ee fut anssi sous ses auspices qu'on commen^a
l'onvrage.
»Notre premier memoire1), ... fut simple et pour cela m€me propre
ä faire impression. Ce nonobstant, on ne se flatta point que la France
so rendrait ä nos premieres propositions. Elles n'ätaient et ne pouvaient
ctre que fort vagues, mais elles devaient en mßme temps präsenter des
objets capables d'exciter des attentions particnlieres.
»Tel ätait, entre autre, la conronne de Pologne qu'on fit espärer au
prince du Conty. On jeta cet appas au Roi, parcequ'on savait que, meme
ä l'insu de ses ministres, il autorisait les demarches que faisait le Prince
pour se procurer cette couronne2).
»Cette proposition devait donc faciliter ä notre ministre, le comte de
Starhemberg, le moyen de gagner le Prince, de l'intäresser dans la reussite
de notre ne"gociation et de se servir de lui comme d'un negociateur secret
anpres du Roi.
»Mais dans l'incertitude oü nous Prions, si le Prince etait bien on mal
avec la marquise de Pompadour, et si la faveur de l'une ne traverserait
peut-etre pas le credit qu'on supposait ä l'autre, on donna au comte de
Starhemberg le choix de s'adresser au Prince ou ä la marquise.
»II se dätermina pour la favorite, et l'e*vönement justifie son choix.
»On lui fournit, d'ailleurs, toutes les raisons qu'on crut propres ä per-
suader; on en fit le präcis3) . . ., pour qu'il püt le donner ä lire au ministre
qui serait Charge de ne*gocier avec lui.
»Incertains du succes d'une negociation si difficile et si intrigue*e, nous
avions des pröcautions ä prendre pour le secret ; en conse'quence, on chargea
le comte de Starhemberg d'exiger, avant d'entrer en matiere, une assurance
du Roi, pareille a celte que rirnpäratrice lui offrait. . . .
»II convenait, de plus, de mänager ä la France un prätexte honnSte
pour pouvoir se refuser ä nos propositions, au cas qu'elle ne les trouvät
point conformes ä ses intärets4). Dans cette vue on se rapporta a eile
sur le plus ou le moins de probabilitc qu'il pourrait y avoir ä Tägard de
l'intelligence secrete que nous supposions exister entre l'Angleterre et la
Prasse, et nous songions de meme ä nous epargner de cette facon le deV
agröment d'un refus soc et disgracioux.
»La röponse de la France5) . . . fait voir que cette prdcaution n'a
pas 4t6 inutile. Le Roi paraissait n'avoir aucun soupcon sur la fidelite* de
1) Vgl. Nr. 2 a. 2) Vgl. S. 152. 3) Vgl. Nr. 2 a.
4) Vgl. S. 175. 5) Vgl. Nr. 9.
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Beilage III.
- [1756 Juli;
731
son allie*, le roi de Prussc, et declinant ainsi le principal motif de notre [1756
plan, on nous en proposa un autre qui presentait deux traitäs ä faire, dont Jul^
le premior aurait pu devenir offensif contre l'Angleterre ot Tantre u'avait
pour bat que de de*tacher de notre plan ce qui s'y trouvait de favorablc
ä la France, de se concerter lä-dessus et d'ötablir sur un partage si inegal
une alliance entre les maisons d'Autriche et de Bourbon.
»Cette rdponse ne nous surprit pas tant que notre projet devait avoir
(«tonne" la France; tont y ötait nouveau pour eile. On avait suppose quo
le refroidissement qu'il [y] avait entre nous et les Anglais, n'<Hait qu'un
artifice au moyen duquel nous comptions nous procurer de meilleurs sub-
ides1 ;. Nos offres äblouissantes d'un etablissement pour Don Philippe et
de la couronne de Pologne pour ün Prince du sang coutrastaient extrewe-
ment arec l'abandon que nous leur demandions du roi de Prusse.
»L'abbö de Bereis, choisi et autorisö par le Roi a traiter avec le comte
de Starhemberg, quoique trappe* du premier moment de la grandeur de nos
offres, ne pouvait, cependant, les envisager que comme opposees ä toutes
les idces recues dans le ministere et au Systeme dominant de la monarchie.
II n'avait point de preuves docisives de notre bonne foi; notre projet eHait
trop vaste pour qu'il püt au premier abord en saisir toutes les combinaisons,
et trop attrayant pour 6tre rejete* decidement; il n'y avait, enfin, qu'un
parti dilatoire a prendro. Oes considerations no pouvaient pas nous echapper,
et il n'e'tait pas difficile de prävoir que nous en ferions chunger de Systeme
ä la France, ä moins de la persuader que le roi de Prusse abandonnerait
ses inte'rßts.
»II nons importait donc:
lnu' »de tenir la nögociation ouverte et
2U" »de nous appliquer a fortifier la France dans la mefianco que nous
lui avions inspiree contre le roi de Prusse. Oe Prince memo devait nous
aider dans cette manoeuvre, il devait donner prise sur lui, et en attendant
qu'il nons rendit ce Service, il convenait d'eloigner de nos insinuations
toute affection et empressement.
»D'apres ces röflexions, on se determina ä däclarer au Roi2) . . . qu'on
abandonnait le grand projet.
»Mais, pour ne rien negliger de tout ce qui pouvait insensiblement
amener la France a nos vues, il ätait necessaire de la dötourner d1 abord
du dessein qu'elle avait encore, d'une guerre de terre 3). C'^tait le cas le
plus fächeux pour nous, parceque probablement cette guerre n'aurait pu
commencer que par la prise des Pays-Bas, ce qui tout d'un coup aurait
dörangö toutes nos mcsures et nous aurait plongä dans les plus grands
embarras.
1) Vgl. S. 190. 2) Vgl. Nr. 13. U. 3) Vgl. S. 147. 178.
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732 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[175ß »Od offrit donc au Roi une garaiitie armee1), on aecompagna cette
^u'^ offre d'un preVis des raisons qu'on crut les plus propres ä en faire goüter
l'id^e a la France, et l'on chargea notre ministre de les faire valoir. . . .
»La France nous demanda, par sa r£ponse, . . . des eclaircissements
et un plan dätaillä de la garantie generale que nons venions de lui proposer J).
>Nous fimes la reponse3). . . . Mais co n'a 6t6 qu'apres avoir examinc"
avec 1 attention la plus soutenue les mesures les plus convenables ä la
Position violente dans laquelle nous nous trouvions4). . . .
»La premiere epoque de nos negociations qui se d&ermina au 29 de-
cembre 1755*), ne fut remplie que de doutes, de mdfiances, d'irrdsolutions
et d'incertitudes les plus fftcheuses. Abandonnes par l'Angleterre, du moins
tres sürs de n'avoir rien ä espärer d'elle contre l'ennemi ne de la maison
d'Autriche, nous nous croyions k tont moment a la veille d'etre aommes
par la France de lui prßter la garantie du traite* d'Aix-la-Chapelle contre
les Anglais, ou d'avoir, dans le cas le plus favorable, a souscrire k une
neutralite* desavantageuse pour le present et pernicieuse pour l'avenir, parce-
qu'en nous laissant tous nos ennemis sur les bras, eile nous faisait perdre
sans retour nos anciens amis.
»Dans ce moment malheureux, le präsent l'eüt cependant empörte sur
l'avenir, et nous eussions sans doute souscrit k une simple neutralitö, si
la France nous l'eüt proposee d'un ton a nous faire craindre la guerre en
la refusant.
»Mais quelle ne fut pas notre joie de voir dissiper nos alarmes par
la reponse de la France du 28 ddeembre5). . . .
»Au lieu de nous embarrasser en rdclamant notre garantie du traite"
d'Aix-la-Chapelle, eile nous proposa:
»une neutralite' parfaite ä observer par LL. Ms. Imps., au cas que la
France et l'Angleterre en vinssent ä une guerre en Europe par rapport
ä leurs diffärends en Ame*rique;
»un traite* d'amitie* et de garantie reeiproque entre la maison d'Autriche
et la France et leurs alliea respectifs,
»et, enfin, un arrangement de*finitif sur les diffdrends et autres objets
auxquels le dernier tratte* d'Aix-la-Chapelle n'a pas pourvu d'une fa$on
ä assurer solidement le repos de 1' Europe.
»Ce changement favorable n'^tait dfi qu'aux soins particuliers qu'on
s'etait donnäs pendant tout le cours de la nägociation pour faire prendre
au Roi une idäe avantageuse de la droiture, de la fermete" et de la grandeur
d'äme de LL. Ms. Imps., et, certainement, on ne ponvait mieux seconder
leurs vues et leurs intentions que ne le faisait le comte de Starhemberg.
1) Vgl. S. 179 Anm. 1. 2) Vgl. Nr. 17. 3) Vgl. Nr. 24.
4) Vgl. S. 194 Anm. 2. Beer, Archiv 48. 56 ff. 5) Vgl. Nr. 31.
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Beilagen. — [1756 Juli.]
733
»Lea propositiona de la France se trouvaient, ä la ve'rite', aecompagnäes [1756
de conditions peu agräables. Ellea n'allaient, d'ailleurs, paa ä notre grand uli^
objet, elle8 aemblaient devoir mßme noua en öloigner, maia ellea noua
donnaient le tempa de reapirer, moyennant lea offrea qu'on noua faiaait.
Nona eüona däaormaia sans appröhension d'ßtre attaquöa par la France,
et noua pouviona ä te"te repoBee röflechir aur le parti que noua aviona ä
prendre.
»La queation la plua importante que noua aviona k noua former, con-
aistait k aavoir ai, incertaina comme noua l'dtiona enoore de pouvoir de
aitöt de'taoher la France du roi de Pruaae, il pourrait noua convenir de
noua Her cependant avec eile par un träte d'amitie' et de garantie?
»On en examina le pour et le contre avec l'attention la plua sempu-
leuae1) . . ., et LL. Ms. se dCciderent pour l'affirmative; ellea firent de*p€cher
de plein8 pouvoira pour leur miniatre 2) et donnerent ä la France la reponse
ci-jointe.3) . . .
»La Providence pröparait, entre-temp8, un evenement döciaif pour le
bonheur de la inaisou d'Autriche. Le roi de Pruaae devait a'allier avec
TAngleterre; leur traite tut conclu ä Londrea le IGjanvier 1756, et celui
qu'il avait avec la France, allait finir au mois de juin de la memo annee.
Lo germe de me"fiance que noua aviona fait naitre dana le coeur dea Frangaia
contre ce Prince, y jeta par aa döfection de profondea racines.
»Le miniatere chereba, ä la ve'rite, k dlrober ä la pänätration de notre
miniatre le reaaentiment qu'il avait dans Tarne contre le roi de Pruaae, on
voulait mäme excuaer aon infid6lite\ Maia le comte de Starhemberg ne prit
point le change.
II dälivra notre r^ponae3), mais il de*clara en mßme tempa que ce n'e'tait
que pour donner une nouvelle preuve de aa droiture au ministere fran9ai8,
qu'il ne pourrait paa aller en avant 8ur cette re*ponse, parceque dana le
tempa que 8a cour l'avait con9ue, eile ignorait encore l'alliance que le roi
de Pruaae venait de faire avec l'Angloterre ; que ce cas devait näceaaaire-
ment changer toute la face de la ne*gociation, et qu'il fallait avant tout
que S. M. T. G. daignät a'expliquer sur ce qu'elle en pensait4).
»Le comte de Starhemberg se proposait par cette de'marche lo double
but, de faire parier lea Francais les premiera et de ramener la n6gociation
a> aon grand et primitif objet.
»On fit tout le poaaible pour lui faire perdre l'avantage qu'il avait
acquia par cette sage mau<euvre; maia n'ope*rant que dana Teaprit de aes
inatruetions, il obtint enfin la röponse5) . . ., par laquelle la France noua
donna le choix de reprendre no8 premieres propositiona ou de borner notre
1) Vgl. Nr. 37 a. 2) Vgl. Nr. 37. 3) Vgl. Nr. 37 b.
4) Vgl. Nr. 10. 5) Vgl. Nr. 45.
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734 Österrcichiaclie Acten aur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1756 nögociation k un traite* d'alliance et de garantie, en y comprenant tontes
3nh] fois l'arrangement des diffe*rend8 d'Italie.
»S'il avait fallu absolument se de*cider pour Tun des deux partis ä
fexclusion de l'autre, le choix aurait £te* aussi ddlicat qne difficile. La
grande ne*gociation pouvait manquer, eile ne faisait que revivre 1), et millc
obstacles et difficult<5s s'y opposaient. Un simple tratte" d'amitie' et de
garantio ne rompait point les liens qui attachaient la France an roi de
Prnsse. Ce Prince restait au nieme degre* de puissance et continuait, par
cons(?qnent, de tenir la maison d'Autriche dans un etat violent et force\
>I1 e*tait donc la prudeuce de corabiner, au Heu de diviser, ces differents
objets et, en reprenant notre premier plan, de travailler de facon qu'en
tont cas nous puissions du moina retirer de nos negociations l'avantage
d'avoir un ennemi de moins, en nous alliant avec la France.
»Mais cela meme souffrait de grandes difficultös, et pour en donner
une idde, il est n^cessaire que nous nous arretions un moment a quelques
considerations generales qui influerent dans tont le cours de cette double
negociation.
»La France comprit des le commencement qu'il pouvait lui revenir de
tres grands avantages de notre premier plan; mais les moyens de l'exe'cuter
Teffrayerent.
»Elle ne cherchait encore qu'ä sortir, par un accommodement, des
brouilleries dans lesquelles eile se trouvait engage'e avec l'Angleterre; fesprit
de paix prddominait dans le ministere, et notre projet exigeait de vastes
mesures de guerre.
»Elle ne voulait abandonner le roi de Prnsse qu'autant que nous
abandonnerious les Anglais, et cela devait, a la fin, aboutir la dissolution
d'un Systeme qui, a la vdrite*, ne consistait plus que dans des prejuge*s.
»Elle avait toutes les pcines du monde a se re*soudre a laisser affaiblir
ce Prince, toujours dans l'appr^hension que raffaiblissement des Anglais,
auquol nous n'aurions jamais pu contribuer directement, ne s'ensuive pas
au mßme degrd.
> Enfin, par habitudc aussi bien quo par principe, les ministres croyaient
devoir employer toutes les petites finesses du bureau, pour Temporter sur
nous dans la negociation et la tourner entierement ä l'avantage de la France.
»On pourrait ä ces considerations en ajouter bien d'autres; mais il
est temps de reprendre notre narration.
»Le comte de Starhemberg parvint, pen de temps apres avoir refu
la reponse . . ., a fairo parier l'abbe de Bernis2), qui demanda:
1] »Lo cointe de Flandre, le Tournesis et tout ce qui est situe* cntre
l'Escaut et la mer, ä titre d'ctablissement pour Don Philippe. 11 lui dit:
lj So. 2) Vgl. Nr. 49.
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Beilagen. - [1756 Juli.]
735
2) »sur la propoaition ,que nous concertions avec la France les moyens [1756
de procurer au prince de Conty la couronne de Pologne,' que le Roi Jul1^
n'avait d'autre point de vue que de maintenir la libertö de la nation po-
lonaise et de lui conserver le droit d'nne libre election.
3) »II repondit ä notre troisieme proposition, qui avait pour objet le
rätablissement d'nne bonne intelligence entre la France et la Kassie etc.,
que, quoique Ton n'cüt aueun int^rßt ä de'meler immödiatement avec la
Russie, on serait, ne'anmoins, tres aise d'ßtre en bonne intelligence avec
eile; qu'ä l't'gard de l'Espague il e"tait sans doute tres important de lui
faire goüter le plan propose"; maia qu'il fallait aussi y faire consentir le
roi de Naples, des intCrets duquel il s'agissait essentiellement dans nos
arrangements.
4) »Sur les moyens dagrandir les allie's de la France1), Vabbt pr6-
tendit que c'dtait ä nous [ä] les indiquer.
»Le 5Wmo et 6iim« article de nos propositions ') ayant 6t6 discutes a la
fois par les deux ministres, le rgsultat des ddclarations de Tabbe" Bernis se
re'duisit ä ces deux points:
»Qu'on nous laisserait agir contre le roi de Prusse, et qu'on nous
fournirait des seoours en argent, le Roi ne voulant absolument pas nous
donner des secours offensifs.
»On revint ä la discussion du 4i*me article, et pour en de*velopper le
sens et les vues, le comte de Starhemberg, parlant toujours le langage de
ses instruetions, repr^senta ä l'abbe de Bernis que les moyens dont il Ctait
quostion, consistaient en ce que, l'entreprise ne pouvant avoir Heu que
dans le cas oü sa cour serait moraleraent certaine de sa rdussite, eile
avait imagind qu'outre les troupes anxiliaires de Russie qu'elle taeborait
de se procurer, il serait ne*cessaire encore de faire agir quelques autres
puissances voisines du roi de Prasse, que, pour cet effet, il faudrait leur
faire voir les avantages ä espe'rer et les rassurer sur ce qu'elles pour-
raient craindre du ressentiment du roi de Prusse; que les avantages pour-
raient etre fixe's a quelques parties des Etats de ce Prince sur lesquelles
ces puissances au raient, d'ailleurs, de prdtentions fond£es, ou qu'elles se
croiraient en droit d'envahir pour s'indemniser de torts et dommages qu'il
leur aurait faits ante'ce'demment ;
»que, quant ä ce qu'elles pourraient avoir & craindre de son ressen-
timent, il n'y avait rien de plus propre ä les rassurer, elles et nous qui
etions ä cet egard dans le meme cas, et la France elle-meme, que de
re*duire ce Prince dans un dtat ä ne pouvoir jamais nuire a porsonne, a
devoir renoncer pour toujours a l'execution de ses vues ambitieuses, ä ne
pouvoir plus troubler la tranquillite' publique et ä n'avoir plus aueun
1) Vgl. Nr. 2 a.
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736 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
[1756 moyen de rdussir dans les projets qu'il formait pour l'oppression de la
religion catholique;
»que, se trouvant attaqu<5 par difflrents endroits et ne pouvant pa3
faire face de tons cötes, il serait bientöt räduit an point de devoir s'ae-
commoder et se contenter de ce qu'on Ini laisserait;
»que ce parti serait d'autant plus avantageux ä la France qu'il don-
nait tout lieu de pre>oir qu elle n'aurait pas longtemps des frais ä faire
de ce cöteMä et serait dans peu ä mgme de pouvoir tourner toutes ses
forces contre Angleterre qui ne tarderait pas ä se prßter ä un aecom-
modement raisonnable, des lors quelle verrait qu'il ne lui restait plus
d'alliös;
»que c'&ait-lä le moyen que nous avions imagine" pour procurer des
avantages aux alli6s de la France ; qu'au reste, c'dtait ä elle-mSrne ä de-
terminer quelles ötaient le9 puissances auxquelles eile desirait de preTä-
rence procurer ces avantages; que ce serait sans doute ä Celles sur les-
quelles eile croyait pouvoir compter plus sürement qu elle n avait jamais
pu compter sur le roi de Prusse, telles que les cours de Suede, Palatino
et de Saxe qui, d'ailleurs, par leurs positions et interets seraient les plus
disposäes ä entrer dans notre concert; qu'il fallait que la France declarät
ä ce sujet ses intentions, et que nous conviendrions ensuite trös aisement
des moyens de les mettre en exäcntion.
»Le comte de Starhemberg' n entra dans ces dätails que pour engager
Tabbd Bernis ä s'e'tendre dgalement dans ses reponses, afin de decouvrir
quels pouvaient etre les sentiments de la France sur cette partie essen-
tielle de notre plan.
»L'abbe* lui de"clara a plusiours reprises que jamais le Roi ne se pre-
terait ä cette proposition. Ses raisons e"taient etc.1).
»Avant d'avoir recu ces notions, on avait dejä dresse" une reponae
au memoire de la France2). On l'avait coneue dans l'esprit de combiner
les deux ndgociations qui se trouvaient entamees, et les dernieres declarations
de l'abbe" Bernis ne pouvaient que nous confirmer dans cette idöe.
»On envoya donc la re*ponse au comte de Starhemberg3) . . ., et on
lui manda qu'on se rdservait de s'expliquer sur les ouvertures que l'abbe"
venait de lui faire.
»Comme on lui avait remis, des le 22 ferner 2), les projets d'un acte
de neutralite" et d'un traitc d'alliance et de garantie, on le chargea de
commencer par la neutralite* et d'en presser la conclusion. Mais l'abbe*
Bernis fit difficultö d'y concourir, trouvant cette mesure trop petite vis-
a-vis des grands objets dont il dtait question entre nous et la France, et
1} Das folgende ist wörtlich dem Bericht Starhembergs vom 27. Februar
1750 entnommen. Vgl. S. 247 f. 2) Vgl. Nr. 46.
•i) Vgl. Nr. 51.
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Beilage HI. — [1756 Juli.]
737
souhaitant de savoir auparavant les resolutions que prendrait notre cour (1756
snr ses dernieres däclarations
»On elait alors occupe" ici ä les peser et ä pe*n6trer autant que pos-
aible les vues de la France. Ses däclarations ne nous en donnaient pas
encore des idäea avantageuses. II e*tait clair qu'elle ne ponvait point en-
core se räsoudre a abandonner le roi de Prasse; que, ne demandant rien
pour eile et n'onvisageant un Etablissement pour Don Philippe dans les
Pays-Bas que oomme un äquivalent pour ses ßtats d'Italie, eile voulait se
conserver les mains libres pour faire la paix, quand eile le trouverait bon,
avec l'Angleterre ; en un mot, ses vues et ses intentions ne s'accordaient
point encore avec les ndtres, et nous prtmes, par consEquent, la räsolution
de chercher a les rectifier et, en attendant, d'en tirer le meilleur parti que
nous pourrions, en pressant la conclusion de la neutralite* et du traite" de
garantie. On donna lä-deasus les instructions les plus amples au comte
de Starhemberg2), et on le chargea de remettre la röponse ci-jointe . . .
aux dernieres ouvertures de l'abbe* Bernis3).
»La neutralite et le traite* d'alliance eprouverent encore bien des diffi-
cultäs, des vioissitudes, des longueurs; mais enfin cette seconde epoque de
nos nägociations se termina ä notre~satiafaction.
»II faut lire lä-dessus le rapport de notre ministre du 2 de mai
1756 4). ... Nous n'en se*parerons point la reponse du Roi T. C.5) ä nos
derniers memoires relatifs ä notre grande affaire ; nous n'aurons plus d'autre
objet, il remplira la troisieme epoque de cette e*pineuse negociation.
»Enfin la France lächa le mot et demanda tous les Pays-Bas, mais
ä des conditions encore tres desagreables6). II semblait qu'elle voulait se
reaerver la faculte* de disposer de ces provinoes ä son gre*, pour ne laisser
k Don Philippe que ce qu'elle trouverait bon; eile ne nous offrait, pour les
acquenr, qu'une espece de contrat de vente, et eile ne paraissait, malgre*
cela, point encore disposee ä se prßter aux mesures que nous avions pro-
posees, pour abaisser la puissance du roi de Prusse, ainsi qu' [on] pourra
en juger par le rapport de notre ministre du 13 mai7). . . .
»Nous voilä donc dans le cas d'avoir k deliberer8):
1° »sur la cession entiere des Pays-Bas,
2° »sur les prCcautions k prendre pour assurer ä 8. M. les avantages
qu'elle devait et pouvait en attendre, et
3° »sur les moyens de donner une bonne foi ä cette negociation, une
eonsistance ferme et conforme k nos vues.
»Sur le premier point, on fut ici unanimement d'accord que les dangers
que oourt la maison d'Autriche dans la Situation violente oü eile se trou-
1) Vgl. Nr. 55. 2) Vgl. Nr. 59. 3) Vgl. S. 286 Anm. 4.
4) Vgl. Nr. 82. 5) Vgl. Nr. 82 b. 6) Vgl. Nr. 88 a.
7) Vgl. Nr. 88. 8) Vgl. Nr. 104. •
kcUa rar Vorgwchicht« d« 7j&hrigen Krieges. 47
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738 Österreichische Acten sur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
56 yait vis-a-vis da roi de Prasse, rendaient le recouvrement de 1« Sil^sie,
tlil .
l'affaiblissement de ce Prince et la nouvelle acquisition des dache's de Panne,
Plaisance et Gnaetalla d'uu prix infiniment supexieur ä la conservation
des Pays-Bas, et qu'aiosi U n'y avait pas k balancer sur Ieur cession.
»Sur le second point, on convint qu'on ätablirait deox diflörentes
categories de conditions:
»Des conditions absolues oa wie quilnus non, et des conditions de
conyenance.
»Les premieres ätaient an nombre de six:
1° »Qne 8. M. T. G. däclare, avant tont, par un acte qu'ä moins qne
3. M. l'Implratrice ne soit parvenue ä la possession, tranqnille et avonee
par an traitC de paix, de la Siläsie et da comte" de Glats, toates les offres
et cessions proposees de sa part seraient nulles et cens6es non avenues.
2° »Qne le Roi donne son consentement non senlement ä la r&su-
peration de la Silesie, mais aussi ä an ddpouillement plus considörable da
roi de Prasse.
3° »Qae le Roi T. C. prenne effectivement part ä la guerce contre
le roi de Prasse, soit en employant an corps considerable de ses tronpes
contre ce Prince, soit en tenant sur les frontieres nne armöe capable de
tenir en respect les pnissances protestantes.
4° »Qu' indäpendamment de oela, de notre armee et de celle de Rassie,
la France aurait ä nous fournir nae troisieme armee contre le roi de
Prasse.
5° »Qae Doa Philippe aarait la Flandre et le Brabant avec le reste
des Pays-Bas, saof le dache* de Laxemboarg, la souverainete* de Chimay
et de Beanmont et, enfin, le Pays R6trocecl6, qni formeraient le partage de
la France.
6° »Qne les secoors qae la France fonrnira en argent, ooorraient les
minies risqnes qae toate Tentreprise, saaf, neanmoins, qu'au cas qae le
comte de Starhemberg ne put absoiument pas empörter ce point, il poorrait
promettre nne hypotheque, par exemple le Luxembourg, poor les sommes
qu'on nous foarnirait
»Les conditions de convenance ätaient1). . . .
»Quant aux moyeus de donner ä cette negociation nne consistance
ferme et conforme ä nos vues, on fut d'avis qae, poar couper court aux
finesses moyennant lesqnelles les Francais n'avaient jusques ä präsent
cherchä qu'ä nous faire parier les premiers et ä nous mener de propo-
sition a proposition et d'oftres en offres, il ne fallait plus traiter par eorit, et
qu'il fallait se reposer entierement sur la prudence et la dexWrite* avec les-
qnelles le oomte de Starhemberg proposerait et menagerait nos condi-
tions.3) . . .
1) Vgl. S. 390.
2) Vgl. S. 392.
Beilag« in u. IV. - [1756 Juli] - Juli 18. 739
>Depuis lors, la negociation prit effectivement une autre face, comme H7^
on le verra dans les deux derniers rapports de notre miniatre ci- u ,J
jointe1).« . . .
Beilage 4.
Bericht Salaburgs über den Stand der österreichischen Armee. Wien, Juli 1 8
18. Juli 1756.
Nach der Urschrift Boilage zum SUateoonferensp rote- coli vom IS. Juli 1756.
I. Stand
deren Infanterieregimenter nach denen Muster-
und respective Monatacten.
Effectivar
8Und
des completten
SUnda
Abgang) Summa
8npor-
nnino-
rarien
Mann
2392
16
2408
2408
2408
2406
2
2408
ET
2395
13
2408
2377
31
2408
1
2389
19
2408
2367
41
2408
2391
17
2408
2382
26
2408
2342
66
2408
2388
20
2408
2383
25
2408
S g S
CS ö SK
2379
29
2408
». ex er
2383
25
2408
s s
2393
15
2408
2401
7
2408
<
o
2354
54
2408
•1
§■ 5-
2416
2408
8
2372
36
2408
2469
2408
61
2371
37
2408
I '
2444
2408
36
O
Tyroler Land- und Feldregiment . . .
2322
86
2408
1) Diese Beilagen lagen mir nicht vor. Die ersten Berichte Starhembergs
nach Empfang der Instruction vom 9. Juni datiren vom 25. und 28. Juni 1756.
Vgl. Nr. 128. 133.
47*
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740 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756
Juli 18
° ? s I
Teinesvarer
Bannat
g §
I
Deutschmeister in Ungarn
Heinrich Daun
Puebla
Baden-Baden
Lucany
Clericy
Eeterha*y Nielas . . \ g
Estcrhasy Joseph J.2
Erzherzog Carl >"5
Haller
Bethlen > **
Simschuu, 1 Bataillon
Leopold Palffy \ j,
VettOB 5 c
> et o
Forgatach K"
Gyulay ] "
Kffectivor
des completten
Stands
2355
2263
2388
2350
1940
1918
2082
2190
2189
2300
1978
671
431
455
419
537
lAb*»°«l
LLUUIO-
Mann
468
490
326
2408 I —
2408 —
2408 -
53 ' 24081
145 2408
2408
2406
2408
218 ; 2408
219 2408
108
430
120
96
132
14
2408
2408
658
551
551
551
551
Summa | 81390 | 3462 |84734
13
n. Stand
deren in denen deutschen Erblanden und Hangarn beqnartirten
Gavallerieregimontern.
Kürassiers
Effectirer Stand
exclusive deren
Inraliden and
untauglichen
Pferden
Completter Stand
Super-
nnmerarii
Abgang
Summa
Hann
Pferd
Mann
Pferd
Mann
Pferd | Mann
Pferd
782
788
36
30
818
818
809
762
9
56
818
818
780
798
38
20
818
818
Pretlack
780
797
38
21
818
818
815
800
18
818
818
771
785
33
818
818
81) 6
772
12
46
818
818
749
779
69
39
818
818
Trautmannsdorf ....
793
787
25
31
818
818
799
806
19
12
818
818
754
766
64
52
818
818
795
774
23
44
818
818
791
780
27
38
818
818
782
776
36
42
818
816
822
777
41
818
818
4
Hohenembs
824
787
31
818
818
6
Erzherzog Leopold. . .
809
794
9
24
818
818
Summa1) | 13461 | 13328
455 | 578 | 13906
| 13906
1 io
1) Vgl. S. 485.
uigmzeu uy
Google
Beilage IV. - 1756 Juli 18.
741
Dragoner
Effectmr SUnd
exclusive deren
lnv&Uden und
an tauglichen
Pferden
Completter Stand
Super-
numerarii
Abgang
Summa
JUnnn
rierd
Mann
I'ferd
Mann
Pferd
Mann ! Pferd
809
800
8
17
817
817
—
807
801
10
16
817
817
Liechtenstein
809
769
8
48
817
817
—
—
Hessen-Dannstadt . . .
806
817
11
—
817
817
—
—
Eiuanuel Kollowr;ith
806
801
11
16
817
817
—
—
801
811
16
6
817
817
—
—
783
789
34
28
817
817
—
—
759
776
58
41
817
817
—
—
Erzherzog Joseph . . .
815
789
2
28
817
817
—
—
813
804
4
13
817
817
-
-
Summa l)
OvVO
7Qe»7
1 fi9
HO
fil TA
Ol Iv
fii in
-
-
Husaren
583
337
32
278
615
615
—
600
567
15
48
615
615
—
585
450
30
165
615
615
Festeticfl
595
257
20
358
615
615
605
375
10
240
615
615
530
302
85
313
615
615
559
265
56
360
615
615
593
393
22
222
615
615
580
385
35
230
615
615
Summa
5230
3321
305
2214
5535
| 5535
Summarium
13461
8008
5230
13328
7957
3321
455
162
305
578
213
2214
13906
8170
5535
13906
8170
5535
10
Summa summarum
26699
24606
3005
27611
27611
I"
1-
1756
Juli 18
»Alle in Italien und Niederland befindliche teutsche Infanterieregimenter,
das einzige Mercy'sche ausgenommen, so dermalen den Stand des italienischen
systematis ä 2000 Mann erreichet hat, befinden sich mit denen Werbungen
annoch im Römischen Reich.
»Die italienischen seind dem dasigen Systemalstand ä 2000 Mann
nahe; die niederländische entgegen haben einen ziemlichen Abgang.«
Man hoffe aber, dass sie vermöge der guten Werbeplätze ihren dem öster-
reichischen gleiohen completten Stand von 2408 Köpfen erreichen würden.
1) Vgl. S. 485.
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742 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
1756 Die deutschen Infanterieregimenter sollen nach den Mai- und
uli 18 Junimusterungen »keinen mehreren Abgang als 841 Mann, dagegen bei
einigen Regimentern an Supernumerarien Aber den completten Stand 105
Mann gehabt haben.
»Die 5 ungarischen Regimenter nebst den aus Italien hierausser
befindlichen 4 Bataillons haben Abgang von 3462 Köpfen, wovon zwar
4—500 an aufgebrachten Recruten auf den Werbeplätzen sein möchten.
»Der deutschen Cavallerie ermanglen auf den Friedensfuss, gleich-
falls nach den Mai- und Junimusterungen:
an Kürassiers 455 Mann 578 Pferde
an Dragonern 162 > 213 » .<
Aber dieser Abgang werde um die auf den Werbeplätzen bereits befind-
lichen Recruten vermindert. Auch würden die Werbungen allenthalben
fortgesetzt.
An Remonte zur Gomplettirung auf den Friedensfuss seien ffli die
Kürassiere schon 700 Pferde, bis ultimo August nach Comothau in Böhmen
zu liefern, bestellt1). Die Dragoner aber hätten bereits 100 Pferde von
den mährischen Ständen erhalten. Der Rest von 113 werde ihnen sogleich
bei den Ständen in Böhmen angewiesen werden.
Der Abgang bei den Husaren falle zwar sehr in die Augen. Indessen
wisse man, »dass die meisten, besonders die ausruckende 7 Husarenregi-
menter bei der Gomplettirung2) auf den Stand deren 618 Mann und 618
Pferden sehr nahe allschon gekommen seind, und auf die neue Augmen-
tation deren 200 Mann und Pferden hat man noch den 16. dieseB aus dem
Stadtbanco erhobenen Geldern gestern die Anweisungen sowohl auf die
Mannschaft als Pferd, dann Gewehrsgelder ertheilet«
Beilage 6.
Juli 22 Bericht Neippergs über den Stand und die geplante Vertheilung der
österreichischen Armee. Wien, 22. Juli 1756.
Nach d«r Urschrift Beüsgo zum StoatacoaferwiiprotocoU vom 22. Juli 1756. Vgl Lehmann
48 Anm. 3.
. . . »Jede deren 54 Grenadierscompagnien von deutsch- und hunga-
rischen Regimentern [ist] auf 100 Köpf gesetzet.
»Die Stärke jeder Bataillon von 22 deutschen Infanterieregimentern,
formirter von 6 Fflsiliercompagnien, bestehet in 780 Köpf, und jede Ba-
taillon von 5 hungarischen Infanterieregimentern, die dermalen durchgehends
schwächer seind als die deutschen, bestehet ohngefähr in 600 Köpf.
1) Vgl. S. 461. 2) Vgl. Nr. 60. 61.
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Beilage V. — 1756 Juli 18. — JuU 22.
743
»Jedes deren 20 deutschen Cavallerieregimentern ist dermalen auf
800 Pferd gesetzet1), wird aber jedes von der Stund an bis auf 1000
augmentirt2).
»Jedes Husarenregiment, wovon noch 2 nacher Königgrätz zu stehen
kommen und wirklich schon zum Aufbruch dahin beorderet worden, be-
stehet abermalen in 600 Pferd3), wird aber jedes von der Stund an bis
auf 800 augmentirt.
»Jede Grenadierscompagnie deren 11 Granitz-Infanterieregimenter ist
auf 100 Köpf gesetzet.
»Jede Bataillon dieser eigenen Granitzern bestehet in 900 Köpf.
»In Mähren und dem Antheil Schlesien befinden sich wirklich schon
über die . . . [daselbst garnisonirenden] Truppen 2 Husarenregimenter und
eine aus Slavoniern errichtete Bataillon von 600 Köpf inclusive ihrer
Grenadierscompagnie.
»Aus 27 ganzen Infanterieregimentern deutsch- und hungariscber Nation
seind obbemeldete 54 Bataillons nnd so viel Grenadierscompagnien gezogen
und formiret worden, von welchen 27 Infanterieregimentern annoch jedes
eine Bataillon zu Besetzung deren Festungen und Plätzen in deutsch- und
hungarischen Erbländern inclusive der Stadt Wien verlegter zurücklasset.
Jede dieser zurücklassenden Bataillon bestehet in 4 Fflsiliercompagnien und
jede Compagnie von deutschen in 130, von hungarischen hingegen nur in
100 Köpf ohngefthr.
Ȇber obige ausruckende Infanterie, deutsche Cavallerie, Husaren
und Granitzer befinden sich noch:
»In Hungarn:
1 ganzes deutsches Infanterieregiment
2 » » Cavallerie ■
1 > » Husaren »
»In Siebenbürgen:
2 ganze deutsche Infanterieregimenter
2 » > Cavallerie »
2 » » Husaren »
»Im Banat und selbigen Gränitzen:
2 ganze italienische Infanterieregimenter
1 » deutsches Cavallerieregiment.
»In Slavonien:
1 ganzes deutsches Infanterieregiment
1 » » Cavallerieregiment.
1) Vgl. Nr. 32. 2) Vgl. Nr. 154. 155. 3) Vgl. Nr. 60. 61.
744 Österreichische Acten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges.
»In Wien:
über die obbesagtermaassen ausgemachte Bataillonen
1 ganzes deutsches Infanterieregiment.
»In Tirol, Vorderösterreich, Philippsburg inclusive:
1 ganzes deutsches Infanterieregiment.
»Die Slavonier, Warasdiner, Carlstädter und Banalisten
haben zusammen: 11 Regimenter Infanterie,
jedes Regiment ä 4000 Köpf gerechnet, und wovon von jedem Regiment
1000 Köpf ... in die ausgezeichnete Lager in Böhmen und Mähren
marschiren; mithin verbleiben noch in ihren Granitzen zufolge dem Theiler
33 000 Köpf zurück, auf welche aber vermög der Granitzverfassung1) der-
malen nicht wohl gerechnet werden kann, besonders da man mit ihnen
Uberems gekommen, dass ein Corps das andere erfordernden Falls jahrlich
ablöset.
»In diesen Granitzen und zwar in Slavonien und dem Carlstädter
Generalat befinden sich auch 1500 berittene Nationalhusaren ohngefahr,
auf welche aber meines geringen Erachtens, obschon solche nicht gesehen,
kein grosser Conto zur dermaligen Ausrucknng zu machen, weilen es ihnen,
soviel davon Nachricht habe, an guten Ober- und Unterofficiers fehlet
und [sie] sonsten auch nicht so ordnungsmässig formiret seind, wie die
hungarische Husarenregimenter.
»Ferners kommen noch hinzu in Italien2):
»10 Infanterieregimenter, worunter 4 hungarische; welche 4 hunga-
rische jedes eine Bataillon in Hungarn, umb die Besatzung zu versehen,
liegen hat.
»Die 6 deutsche Infanterieregimenter aber seind nicht stärker als
jedes 2000 Köpf nach dem completten Stand, wie dann auch die hunga-
rische zu 2000 Köpf, inclusive ihrer in Hungarn befindlichen Bataillonen,
ohngefähr angesehen werden können.
»1 deutsches Cavallerieregiment, so dermalen nur in 600 Pferden be-
stehet, doch aber gleich denen übrigen deutschen Cavallerieregimentern
erheischenden Falls auf 800 bis 1000 Pferd gesetzet werden kunnte.
»1 Husarenregiment, so dermalen nur in 400 Pferden bestehet und
erheischenden Falls auch auf 600 bis 800 Pferd gleich denen übrigen
gesetzt werden kunnte.
1) Vgl. Archiv für österreichische Geschichte 47, 319.
2) Die Staatsconferenz yom 18. Juli beschloss, auf die »baldigste Recrutir-
und Remontirnng der welschen Regimenter auf deutschen Fuss«, sowie die Com-
plettirung der deutschen Regimenter in den Niederlanden anzutragen.
Beilage V.
— 1756 Juli 22.
745
»In Niederland»): 1756
' Juli 2
»10 Infanterieregimenter, worunter 4 national. Diese Regimenter
können eines in das andere nmb der starken Desertion und sonstigen
Abgangs kaum zu 2000 Köpf jedes gerechnet werden, mithin jedem wenig-
stens 400 Mann, wo nicht mehr, dermalen abgehen.
>2 Cavallerieregimenter, wovon 1 deutsches, so dermalen in 800 Pferden
bestehet, doch aber gleich denen übrigen erheischenden Falls auf 1000 Pferd
gesetzet werden könnte, dann 1 national, welches dermalen schon wirklich
in 1000 Pferden bestehet.
»Extract
deren in Böhmen und Mähren ... in die 5 antragende Lager einrückenden
Truppen, was solche an Mann und Pferden ausmachen mögen, als:
In Böhmen:
Mann Pferd
Deutscher Nation . .
Hungarischer Nation
Granitzer
Husaren
28 Grenadierscompagnien zu 100 ...
12 Cavallerieregimenter a 800 ....
4 Grenadierscompagnien zu 100 . . .
8 Grenadierscompagnien zu 100 .
*ovu
21840
9600
400
2400
800
7200
2400
—
9600
2400
Summa in Böhmen
47440
12000
In Mähren:
Deutscher Nation . .
Hungarischer Nation
Simschön Slavonier .
r 16 Grenadierscompagnien zu 100 . . .
I 8 Cavallerieregimenter zu 800 ... .
j 6 Grenadierscompagnien zu 100 . . .
| 6 Bataillone zu 600
i 3 Grenadierscompagnien zu 100 . . .
| 1 Grenadlersconipagnic zu 100. . . .
1600
12480
6400
600
3600
300
2700
100
500
1200
6400
1200
summa in Mähren
20480
7600
i
Hierzu die summa in Böhmen
47440
] 12000
Summa summarum
76920
| 19600«
1) Vgl. S. 744 Anm. 4.
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746 Österreichische Acten zur Vorgeschichte dea siebenjährigen Krieges.
Beilage 6.
Effectiver Bestand der österreichischen Armeen Brownes und Piccolominis
*™ in Böhmen im September 1756.
Nach dar Urschrift.
I. »Des Feldmai schallen Grafen von Browne Armee in Böhmen
beBtunde mit Ende September 1756 in nachstehenden Regimentern:
a) Infanterie, wovon jedes Regiment zu 2 Bataillons und 2
Grenadierscompagnien gerechnet:
15 Infanterieregimenter oder
30 Bataillons und
30 Grenadierscompagnien, zusammen 27480 Mann.
Zu dieser Infanterie kommen noch Carl-
städter 4 Bataillons
und Bannalisten 2 »
6 Bataillons, zu 1000 inclusive der
Grenadierscompagnien .... 6000 Mann.«
b) Cavallerie:
1 0 Regimenter ( Ansbach,Cordova,Erz-
herzog Ferdinand »), Palffy, Pretlack,
Serbelloni, Stampacb, Trautmanns-
dorf, Erzherzog Joseph, Liechtenstein) 8159 < 7858 Pferde
Husaren sind bei ihm »würklich« . 1187 » 1020 »
Summa») 42826 » 8878 T~
II. Das Corps Piccolomini »bestünde mit Ende September und
Anfang October 1756c:
a) Infanterie: 12 Regimenter oder 2 4 Ba-
taillone und 24 Grenadiercompagnien 21984 Mann.
Dazu kommen Slavonier 3 Bataillone
und Warasdiner 2 »
^Bataillone zu 10ÖÖ 5000 »
b) Cavallerie:
9 Regimenter (Birkenfeld, Erzherzog
Leopold, Luchese,Radicati, Batthyany,
Kollowrath , Porporati , 8avoyen,
Saohsen-Gotha) 7336 > 7 169 Pferde
Husaren sind »würklich« bei ihm 1186 » 1020 »
»Summa summarum beeder in Böhmen würklich
stehenden Armeen«: 78332 > 17067 »
1) Gleich Hohenembs. 2) Vgl.Dopsch,DasTreffenbeiLobo8it*113f. [Wienl892].
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Personenverzeichniss
Für die mit * bezeichneten Namen Tgl. auch S. Z02 und 763 2).
A.
Adolf Friedrich, König von Schwe-
den: ooo.
Ahlemann, preuss. Dragonerregiment:
siehe Normann.
Ah lim dj siehe preuss. Neues Garnison-
regiment
Ahrenberg, österr. Infanterieregi ment :
377. 430. 46iL
AlfsoDj österr. OberstUckhauptmann :
395. 439.
Alian, Marquis, ehemal. franz. Gesandter
in Petersburg, Nachfolger La Chetar-
dies: 008. liL
Altvater, österr. Pferdelieferant: 6JL
ILlSLlSi
Ammon, von, preuss. Resident in Köln
und Direotorialgesandter im nieder-
rhein. Kreise: SS-
Arn stell, preuss. Infanterieregiment: IL
Ii. 23. 24. 3JL 4iL 48, 50. 52—57. 50.
f,6. 67. 88. 94. 1QK, 113. 118. 119. 133.
134.
•Andlau, Freiherr, österr. Feldzeu^-
m eistet und Chef eines Infanterieregi-
ments: IIS, 400. 442- 455. 456, 472;
das Regiment: 020.
St Andrej österr. Feldmarschallleutnant:
659.
Angelelli-Malvezzi, Marquis, preuss.
Oberst (vorher in holländ, Diensten)
und Chef eines Freibataillons: 1 14.
Anhalt-Dessau: siehe Dietrich ; Moritz.
Anhalt, preuss. Infanterieregiment: 0.
11.23.24.20.33.46.40.50. 50. 63.
65. äs. Ol. lül uo. ioo. i:n.
Anhal t-Zerbst, österr. Kürassier-
regiment: 202. 401. 450.
Anna, russ. Kaiserin (+ 1740): 686.
Anna, russ. Regentin, Gemahlin des Prin-
zen Anton Ulrich von Braunschweig,
entthront 1741: tili, üm M Tos.
Ansbach, österr. Kürrassierregiment:
45. 202. 203. 310, 320. 305. 459. 405.
46R 400. 413.
Antoinette Amalia, verwittwete Her-
zogin von Braunschweig-Bevern : 679.
Anton Ulrich, Prinz vonBraunschweig-
Wolfenbüttel, Gemahl der Regentin
Anna von Russland: 67JL
Apraxin, Graf, russ. Feldmarechall :
20S.412.415.5m50i.5fi2.tmom
02L 002. 613, 644. 050. 000. OOS. IÜL
709. 115.
Apraxin, Gräfin, Gemahlin des voran-
stehenden: 510.
Apraxin, Gräfin, Tochter des voran-
stehenden: 405. 510.
Aquitanien: siehe Xaver Ludwig
Maria.
d' A r g e n s o n , Graf, de Voyer de Paulmy,
franz. Kriegsminister: 1QQ. 100. 205,
ML 308, 300. 33L 304. 243, 300. 304.
414. 411. 410. 510. 500. 500. 505. OOL
605. 001.
Arnstedt, von, preuss. Oberstleutnant
und Armee-Intendant: 82. 90.
Feld-Artillerieregiment, preuss.:
X. iL 10. 82.
Garnison-Artillerie, preuss.: 7 — 9.
12. 10. 28—30. 41. 42. 105.
Aubeterre, Marquis de, franz. Ge-
sandter in Wien: 100. 310. 470,
August II., König von Polen, Chur-
filrst von Sachsen (+ 1733): 101.
August III., König von Polen, Chur-
fürst von Sachsen, Sohn des voran-
stehenden: 79. lfiü. 112. 245. 351. 440.
481. 502. 501, 5S1_ 588. 500, 008. 055.
680.
♦August Wilhelm, Herzog von Braun-
1] Die Schreibung der N&men erfolgt, soweit möglich, n*ch der eigenhindipen Unterschrift.
5] Für die preuesische, bxw. österreichische Armee Tgl. noch £L 127 — 132, b«w. 8. 376. 377. 3Sü. 401 .
739—746.
748
Personenverzeichniss.
schweig-Bcvern, preuss. Generalleut-
nant und Chef eines Infanterieregi-
ments: 16. 12. 83 — 85. 82. Sil 101—103.
106—110; das Regiment: siehe Bevern.
♦AugustWilhelm, Prinz von Preussen,
Thronfolger, General der Infanterie,
Chef eines Infanterie- und Kürassier-
regiments: 31—33. 02. 81. 125. lii^
LUL 13IL 435. 136. 4_jjj die Regi-
menter: siehe Prinz von Preussen.
Augusta, dän. Prinzessin: 081.
B.
Baden-Baden, österr. Infanterieregi-
ment: 460.
Baden - Durlach, österr. Infanterie-
regiment: 188. Infi. 122.
ßaireuth: siehe Friedrich.
Baireuth, preuss. Dragonerregiment:
2. 11.23.21.22.33.35.13.48.53.58.
85. 92. 10JL 123. LUL Iii. Iii. 118.
1 32.
Balbi, von, preuss. Oberstleutnant: 436.
Baranyay, österr. Husarenregiment:
225. 222. 162. 168. 162. 112.
Batthyany, Graf, Adam, österr. Feld-
inarschallleutnant: 467.
Batthyany, Graf, Ludwig, österr. Con-
fereuzrainister: IIS.
Batthyany, österr. Dragonerregiment:
165. 171. 439. 153. 165. 168. 162. 473.
♦Bauvryc, von, preuss. Generalmajor
und Commandeur der Artillerie (f 1 750} :
7—10. 12. HL
Chur-Bayern: siehe Carl VII.; Maxi-
milian Joseph.
Beatrix, Enkelin des Herzogs Franz1 III.
von Modeua: 391.
Bechtejew, russ. Hofrath, in ausser-
ordentlicher Mission 1750 nach Paris
entsandt: SM. 418. 42V 432. 424. 5LL
512. 527. 572. 57.'». 585. 5Hi. 618. tkilL
Ü_LL ÜiiL
Beck, Freiherr, ÖBterr.Generalmajor : 467.
Beer, österr. Pferdelieferant: 122.
BelleiBle, Herzog von Vernon, Mar-
schall von Frankreich: L9JL ÜLL IM.
2 n 5. 225. UM. 414—417. IIS. 512. 523
--525. ä2S — 5JÜ. 5_jJL 51LL 62L 6U3.
605—607. 62L
Below, preuss. Infanterieregiment: HL
LL23. 24. 45.46.1&.52.52.52.66.
26. 82. SS. 22. 21- IM. Iii 118. 112.
121. 133.
Berlichingcn, Freiherr, Oberst im
österr. KUrassierregiment Gelbay: 45fi.
Bernes, Graf, ehemal. österr. Gesandter
in Petersburg, Vorgänger von Pret-
lack: 825. 12iL 212.
♦Bernis, Graf, Abbe, franz. designirter
Botschafter für Madrid, beauftragt mit
der Führung der österr. Allianzver-
handlungen: 188. 122 — 125. 182. IM.
184. 195—197. 204. 212. 218. 221. 222.
228. 222. 245—247. 252. 256—258. 221.
27V. 282. 288. 223. 225. 305- 30R. 310.
32V 330—338. 343—351. 353. 382. :tf>4
—388. 368. 321. 322. 10JL 412. 414—
412. 122. 443 — 448. 151. 452. 47H— 4SI.
Iii. 121. 512— 515. 517— bV.K 522—529.
507. 509. 522. 594-596. 601—603. 805
—807. 828. I2L 734—737.
Bernstorf f, Graf, dänischer Wirkl.
Geh. Rath, Mitglied des dänischen
Staatsraths, Dirigent der deutschen
Kanzlei und des Departements der
auswärtigen Angelegenheiten: 523.
Bostushew-Rjumin, Graf, Alexei,
russ. Grosskanzler: 151. 18L 122. 183.
185-188. 221. 218. 228. 222. 234—236.
239—241. 213. 214. 212. 255. 256. 283
—268. 298—304. 3LL 313—320. 323—
320. 328. 341—344. 351. 356—359. 321
—396. Iii. 112. 122. 123. 121. 128. 452.
45S. 182. 122. 481—484. 493—499. 52L
506. 509—512. 548—551. 556—559. 56L
564—566. 522. 523. 580—582. 598 — tioo.
628. 622. 616—621. 642. 612, 613. 618
—650. 652—661. 0B4-070. 673—700.
706—709. 712—726.
Bestushew-Rjumin, Gräfin, Gemah-
lin des voranstehenden: 821.
Bestushew-Rjumin, Graf, Sohn des
voranstehenden: 674. 682.
Bestushew-Rjumin, Graf, Michael,
russ. Oberhofmarschall: 172. 235. 285.
228. HL 123. 525. 828. 689, 714.
Bethlen, österr. Infanterieregiment:
162. 122.
Bevern, preuss. Infanterieregiment: 2.
LL23.21.33.ia.18.53.52. 83 — 85.
ftfi— 00. 1U2 123. 122. 112. 118. 112. 132.
Billerbeck, von, preuss. Major und
Commandeur eines Grenadierbatail-
lons: 52. 181.
Binder, Freiherr, österr. Geh. Rath
und Staatsreferendar: 1 5h. 1 79. 460.
Birkenfeld, österr. KUrassierregiment:
282. 12L 153. 152. 165. 112.
Blanckensee, pnuss. Infanterieregi-
ment: 9.LL23.2L21L33.12.1iL5JL
,r;f>. 57. 5'J. 70, 65, 89, fl(>- 102 103. 11V
UV 132.
Blanckensee, preuss. Dragonerregi-
ment: 2.11.22.23.25.31.35.32.12.
55.82.58.61.21.86,88.28. Iii. III.
L33.
Blanckensee, preuss. Garnisonregi-
ment: 12.25.32.18.12.53.63.61.
62. 22. 88. 13L 438.
♦Boden, von, preuss. Etatsminister: 37.
38. 12. 51. 62. 82, 85. 113.
*Bohn, von, österr. Feldmarschallleut-
nant, Prodirector des Geniewesens:
327. 366. 37L 428. 122. 439. 622.
Bomin, von, preuss. Stabscapitän im
Infanterieregiment Bevern: 82. 22,
August Wilhelm — Charlotte.
749
Bon in, von, preuss. Generalleutnant.
Chef eines Infanterieregiments und
Commandant von Magdeburg (+2. Mai
1755): 2i
B o n i n , preuss. Infanterieregiment : siehe
Ferdinand von Braunschweig; preuss.
Dragonerregiment: siehe Ortzen.
Bonnac, Graf, franz. Gesandter im Haag:
407.
Borcke, Franz Andreas von, preuss.
Generalleutnant, Chef eines Infanterie-
regiments (bis 20. Juli 1756) und Com-
mandant von Magdeburg (seit B. Juni
1755) : 5Jj das Regiment: 9. LL 23. 2L
2&33.4&4£.5X5315JLfi3.£5_,8L9fi
—99. LLQ. HS. LLL LLL 43L
♦Borcke, Friedrich Wilhelm von,
preuss. Etatsminister, (seit August
1756) Präsident des preuss. Feld-
kriegsdirectoriums in Sachsen: 112—
114. L2L
Botta, österr. Infanterieregiment: 468.
Brandes, preuss. Infanterieregiment:
9.1L22.23.2£.21.aL32.41.4JL55.
57—59. fiL7_L8fi-Sfi.9JL9L1112.liKL
117—119. 133.
Braunschweig-Bevern: siehe Antoi-
nette Amalia; August Wilhelm.
Braunschweig-W olfenbUttel: siehe
Anton Ulrich; Carl; Ferdinand; Lud-
wig Rudolf.
Bredow, preuss. Infanterieregiment:
siehe Hülsen; preuss. Kürassierregi-
ment: siehe Dnesen.
Brevem, von, rase. Geheimer Rath:
filL
Brevem, von, russ. Staatsrath, Bruder
des voranstellenden: fi74.
Broemmer, Freiherr, Kammerherr und
hülst. Hofmarschall des Grossflirsteu
Peter: fiI£L 61HL
Broemsen, ehemal. Kämmerer des
Grossflirsten Peter: 694.
Broglie, Graf, franz. Gesandter am
churßächsi sehen Hofe: 479. 4KQ.
♦Browne de Camus, Graf, Maximilian
Ulysses, Osten*. Feldmarschall und
Chef eines Infanterieregiments: 171.
202. 310. äfiJL aSJL 3S2. 42L 439. 4&£L
459. 464. 468. 473. 531. fififi. 746j das
Regiment: LL älL 139. ififi. 412.
Browne, russ. General: 703.
♦Brühl, Graf, chursächs. Premiermi-
nister: 112. 4JJL 4JiL 4ÄL filL fi83.
122. 123.
BrühL Gräfin, Gemahlin des voran-
stohenden, geb. Gräfin Kollowrath: 7JL
♦Brunner, von, preuss. Oberst und
Commandeur en chef des Dragoner-
. regiments Prinz Eugen von Württem-
berg: 12.
Buccow, Froiherr, üsterr. Feldmar-
schallleutnant: 472.
♦Buddenbrook', von, preuss. General-
major und General ad in taut des Königs:
22. 21L 2i 2iL 2S. 3JL LLL
Hud den brock, preuss. Kürassierregi-
ment: 9.1L2J.2JL2iL2L3L3£.39.
§SL 5L 5iL fiL 71. 86. 88. 96. LLL LLL
133.
BUlow, Friedrich Gotthard von, chur-
sächs. Gesandter in Berlin: 4 19.
BUlow, Gottlieb Daniel von, preuss.
Oberstleutnant und Commandeur eines
Grenadicrbataillbn8 : 59. 105.
Bugowischnikow, russ. Etatsrath
und Senator: U9JL U9Ä.
Bunge, Baron, schwed. Geschäftsträger
in Paris: 523.
Buquoy, Graf, österr. Wirkl. Geh. Rath
und Kämmerer, Oberster Landhot-
meister in Böhmen: 28.
van Burmannia, holländ. Gesandter
in Wien: filS.
Bussy, Commis im franz. Ministerium
des Auswärtigen: 295. 331.
Buturlin, russ. General und Senator:
235. fifiL fifiS.
C.
Cantimir. ehemal. russ. Gesandter in
Paris: 6JL
Carabiniers, preuss. Kürassierregi-
ment: 9.LL23.2L33.2fi.LL4fi.4S.
&Lß3.ßi8^9JLL0LLQLWi.LQ8.
— 110. 114. 115. 132. 431.
Carl VI, rüm. Kaiser (+ 1740): filS.
Carl VII., röm. Kaiser, Churflirst von
Bayern 1+ 1745): 6Ü2.
Carl (III.), König beider Sicilien: L52.
2M. 21LL AML 537—539. 128. 135.
Carl , Herzog von Braunschweig-Wolfon-
büttel: ififi. 4fiL
Carl, Herzog von Lothringen und Bar,
österr. Generalfeldmarschall: 7JL 215.
391. 437. 504. 570.
Carl, österr. Erzherzog, zweiter Sohn
Maria Theresias (+ 1761): 6JL7. Uli.
Carl, Erzherzog, österr. Infanterieregi-
ment: 4M.
Carl, Markgraf, preuss. Prinz, preuss.
General der Infanterie und Chef eines
Infanterieregiments: 436; das Regi-
ment: iL IL 22—24. 2iL 33. LL LL
IS. 53. 5Ä. U3.lfi.a5. liLL LOS. LÜfi.
109. HS. LLL L32. 112.
Carl Emanuel III., König von Sardi-
nien, Herzog von Savoyen: 150.
Carl Eugen, Herzog von Württemberg:
401. 486. 578.
Carl Theodor, Chur fürst von dor Pfalz:
486. 487 594 533. 512.
Celsing, schwed. Gesandter in Kon-
stantinopel: 694.
Cercaskow, russ Cabinetsaccrotär: 681.
Charlotte, österr. Prinzessin, Schwester
des Kaisers Franz' I.: 3fiL 392. filu.
750
PersonenverzeichnisB.
La Chetardie, Marquis, ehemal. franz.
Gesandter in Petersburg: 648. 6.49» 658.
6IiL 695.
Choiseul: siehe Stainville.
Chotek, Graf, Jobann, österr. Ober-
kriegscommissar, Kanzler in Böhmen:
is. m
Chotek, Graf, Rudolf, Präsident der
österr.Ministerial-Hof-Bancodeputation
und des Universal -Commerzdirecto-
riums: 382, 403.
Christian IV., Herzog von Pfalz-Zwei-
brücken: 1 55. 486. .*>7fi-
Churmärkische Landschaft: 37. 41.
139.
Clemens August, CburfUrst von Köln:
39L 486. 524. 542. 578.
Cölsch, Rentmeister bei der kronprinz-
lichen Kasse in Berlin: 142.
Colloredo, Graf, Carl, österr. Gesandter
in London: 165. 393.
Colloredo, Graf, Rudolf, österr. Con-
ferenzminister und Reichsvicekanzler:
1 79.
Alt-Colloredo, österr. Infanterieregi-
ment: 468. 469. 423.
Conty, Prinz, Ludwig Franz von Bour-
bon, franz. Generalleutnant: 14S. 152
—154. L5JL L5L 16L 162. L7JL 245. 250.
2IL 33L aSfi. ilL 422. 4SL 192. 4113.
53L 139. IlL 735.
Cordova, Österr. Kiirassierregiinent:
202. 42L 453. 453. 465. 472
Csogliko w, russ. Staatsdatno: 2311242,
Czartoryski, poln. Magnatenfamilie:
457. 651. 652. 660. 06L fem 7JHL 124.
D.
Dänemark: siehe Augusta; Friedrich V.;
Wilhelmine-Caroline.
Daun, Graf, Leopold, österr. Feldmar-
schall und Chef eines Infanterieregi-
ments: 315, 458. 408; das Regiment:
439. 469.
Derschau, preuss. Infanterieregiment:
siehe Wietersheim.
D e s s ö f f y , österr. Husarenregimen t : 29L
462.
Deutschmeister, österr. Infanterie-
regiment: 37JL 3TL 433. 4M.
♦Diericke, von, preuss. Major im Regi-
ment Garde: 106.
♦Dieskau, von, preuss. Oberstleutnant,
seit 1755 General inspecteur der Artil-
lerie: 31L 41—43. 55. 62. Oü. 8JL 8L 1 0 r, ,
♦Dietrich, Fürst von Anhalt- Dessau,
preuss. Generalleutnant und Chef eines
Infanterieregiments (verabschied. 1 750):
10; das Regiment: siehe Knobloch.
Dietrich, Österr. Artilleriewagenmeis-
ter: 393. 335.
♦Directorium in publicis et camerali-
bus, österr.: 32L 32^
Dohna, Graf, preuss. Generalleutnant
und Chef eines Infanterieregiments:
26. 27j das Regiment: HL LL 23. 21
45. 46. 48. 50. 52.iiLQfLIfi.SL8S.
93. 94. 106. ILL Ü& 119. 12L 133.
Dorn, von, österr. Official und Hofrath:
158. 179 460.
Dossow, von, preuss. General feldmar-
schalL Chef eines Infanterieregiments
und Gouverneur von Wesel: 24. 38.
66; das Regiment: 9. 2JL 24. 30. 3L
38. 48. 53. 52.
Douglas-Mackensie, Ritter, franz.
Emissär in Kussland: 325. 320. 341
—343. 394» 396. 40L 416. 428—430.
458. 4*i9— 472. 482. 49ü» 493, 495. 496.
506 511. 512. 52L 550. 551. 510. 593.
600. K08. 609 620. 640. 043. 040. 049.
656—658. üfiL
♦D r i e s e n , von, preuss. Generalmajor und
Chef eines kürassierregimenta: 92^
das Regiment: 9. LL 23. 24. 33, 35.
10. 48. ü ÖJL »15, 8^ 9'2. 97. 99. 110.
114. 115. 132. 4»iL
Durand, franz. Resident in Polen: ß_LL
E.
♦Eichel, preuss. Geh. Kriegsrath und
Cabinetssecretär : 34. 5JL 52. 08. 7JL IL
19. 8JL 82. 83. 85—87. 93. 96—98. 101.
102. W4. 105. 107—110. 122—124. 131
134.
Eichenfeld, von, Beamter bei der
österr. Botschaft in Petersburg: 264.
300. 69JL 100. LHL ILL
Elisabeth, Kaiserin von Russland: 122
—124. lfiL L7JL 112» 184—189. 19L
198. 293. 210. 223. 224. 220. 22L 233
—244. 219. 252. 255. 250. 259. 260.
262—268. 298—304. 31L 313—326. 34L
342. 355—358. 300. 367—370. 313. 314»
382. 390. 40L ÜL 412. 419. 424—430.
457. 458. 469—471. 414. 415» 482. 483.
49i) 493—502. 504. 596» 59L 509—511.
527. 547—549. 55L 556—565. SIL 512.
574_577. 580—583. 585—589. 596. 598
—600. 698» OHL 617—628. 631—638.
640—642. 944. 646—650. 652» 654—659.
662—670. 673—681. 684—697. 699. 194.
706—712. 714—718. I2L 122. 725»
Elisabeth Farneße, Gemahlin des (+
1746) König Philipp V. von Spanien: 148.
Elverfeld, von, österr. Feldmarschall-
leutnant: 412.
Engelshofen, von, österr. General: 458.
England: siehe Georg n.; Maria.
♦Esterhasy, Graf, österr. Gesandter in
Petersburg, Nachfolger von Pretlack:
164—167. 17JL 112. 183—188. 198. 203.
204. 216. 223 -227. 233—244. 249. 252,
254—256. 258—268. 298—305.311—321.
323—326. 328. 329. 334. 341—344. 354
I —360. 367—371. 3UL 382. 392—396.
496. 49L 41L 412. 419. 420. 423—426.
La Chetardio — Funcke.
751
428—430. 438» 45L 458. 467.469—471
473—476. 481—483. 499. 493—502. 5fii
—512. 521 545—551. 553. 556—559.
561—567. 571—577. 580—582. 584—587.
589. 593. 598— 600. 668. 609. 615—623.
625—632. 635. 636. 638—648. 650—670.
673—677. 682. 690. 692. 200. HL 113.
717—719. 12L 722. 125.
Esterhasy, Joseph, österr. Infanterie-
regiment: 469. 473.
Esterhasy, Niclas, österr. Infanterie-
regiment: 46S. 469. 413.
D'Estrees, Graf, Marschall von Frank-
reich, 1756 in ausserordentlicher Mis-
sion nach Wien entsandt: 604. 695.
F.
*Feldcommissariat, preuss. in Sach-
sen (1756): LLL 112. 121j vgl. 129.
Ferdinand t± röm. Kaiser: 494.
Ferdinand VI., König von Spanien:
160. 29_L 35L 3SL 529.
♦Ferdinand, Prinz von Braunschweig-
Wolfenbüttel, preuss. Generalleutnant
und Chef eines Infanterieregiments:
46. 4L 5L6iL6JL8iLSL8iL9iL92.
93. 95—97. 99—101. 106—110; das Re-
giment: fi.LL2a.24. 29.a2.4k4S.
53. 59. 63. 65» 85. 96—99. 107—110.
118. 119. 13JL 43L
Ferdinand, preuss. Prinz, dritter Bru-
der König Friedrichs II., Generalmajor
und Chef eines Infanterieregiments:
UM. 107—110. 433j das Regiment: 9.
IL 22—24. 33, 43. 4L 48. 53.» 59. 85,
85. 194, LOS. 119. IIS. Ufi» 132.
Erzherzog Ferdinand: siehe Hohen-
embs.
Festeticz, österr. Husarenregiment : 221.
297. 462. 468. 413.
Finck, von, preuss. Oberst und Flttgel-
adj u tant, Commandeur eines Grenadier-
bataillons: 59. 98. 102. 103.
*Finckenstein, Graf, Finck von, Fried-
rich Ludwig, preuss. Generalmajor und
Chef eines Dragonerregiments: 63; das
Regiment: IQ. IL 23. 24. 35. 45. 46.
5iL52.63.6fi.16.8iL34.lil6. UIL Ltü.
IIS. llfl. L2L 134.
Finckenstein, Graf, Finck von, Karl
Wilhelm, preuss. Etats- und Cabinets-
minister: 5JL 122. 124. 694.
*F 1 e m m i n g, Graf, chursächs. Gesandter
in Wien: 41£L 4M.
St. Florentin, franz. Staatssecretär des
König]. Hauses und der geistlichen
Angelegenheiten: 391. 339. 33L
Forcade, preuss. Infanterieregiment:
9. LL 22—24. 29. 33. 43. 46. 48. 53.
59. 6a. 16. 85. LÜL 195. 196. 199. IIS.
119. 132.
*Fonqu6, Freiherr, de La Motte, preuss.
Generalmajor, Chef eines Infanterie-
regiments und Commandantder Festung
Glatz, seit 1751 Generalleutnant: 4.
12. 29. 2L 37—39. 58—60. 65. 29. IL
15» 81j das Regiment: 9. IL 22. 23.
25. 2L 34. 39. 46. 49. 55. 57—59. 6L
7AlL8JLSS.96.llLllS.iaa.
Frankreich: siehe Ludwig XV.; Lud-
wig; Maria Josepha; Xaver Ludwig
Maria.
Franz L, röm. Kaiser: 147. 152. 169.
1 flP>. 208. 2S4. 313. 383. 384. 392. 469.
463. 465. 526. 513. 564. 519. 680. 692.
695. 719.
Franz III., Herzog von Modena: 399.
Franz von Braunschweig, preuss. In-
fanterieregiment: 9. U. 22. 24. 33. 4L
48. 50. 52 — 54. 56» 51 5JL 63. 66. 6L
HL SS. Mm 196. 113. 133. 134. 441L 41L
Fredersdorf, Geh. Kämmerer d. Königs
von Preussen: 16.
♦Friedrich IL, König von Preussen:
1—124. 132—142. L4L 119. IM. 153
—156. 158—163. 165—168. 119. HL
173—176. 189. 182—190. 192—194. 196.
19L 199. 293. 205—208. 219. 217—220.
222—225. 22L 228. 230—233. 235. 23L
238. 241—243. 245—248. 253—257. 259
—261. 263. 265. 267—272. 214. 215.
279—284. 286—290. 293—297. 399. 392.
303. 307—309. 3LL 312. 311. 316. 31L
22L 322. 324. 332. 338. 313. 315. 349.
350. 353. 354. 369. 363. 368—370. 312
—374. 316. 318. 319. 383—385. 381
—389. 39L 399—402. 495. 407—414.
. 416. 419—429. 43L 432. 434—437. 439
—441. 416. 448—450. 453—456. 458.
46L 463. 464. 466. 473—475. 478—480.
485—488. 49L 492. 496—507. 599.
Sil. 513. 516. SIL 519—525. 528. 530
—534. 536—542. 544—547. 550—555.
557. 558. 569. 562—564. 567—570. 512.
574—576. 579—589. 59L 592. 595—600.
604 606. 608—611. 615. 616. 622. 624.
625. 62L 629. 633. CIL 61L 645. 651
—654. 659—662. 619. 688. 693—696.
710. 725—738.
Friedrich V.,Künig von Dänemark : 562.
Friedrich, Markgraf von Baireuth:
486. 487.
Friedrich (II.), Erbprinz von Hessen-
Cassel: 39L
Markgraf Friedrich, preuss. KUras-
sierregiment: 9. LL 23. 24. 33_ 35. 48.
53. 56. 5L 85. 89. 99. 192. 193. Hfl
—110. 111. 115. 132.
Friedrich August, Herzog von Hol-
stein-Gottorp, Bischof von Lübeck: 68L
Friedrich Christian, Churprinz von
Sachsen: 48L
Friedrich Wilhelm I., König von
Preussen (+ 1740): 62.
Funcke, von, chursächs. Gesandter in
Petersburg: 164. 16L 183. 1SL 219.
243. 255. 289, 313. 35L 396. 421. 495.
752
PorsononverzeichnisB.
675. 676. 678. OUL GS2. 6S3. OSL ORL
Ü90. ßlLL 091L IM. 713—726.
Fusar, österr. Obcrtitwachtmeister: 472.
G.
Gallois, österr. Courier: 4 '20.
Garde, preuss., 2 Bataillone zu Fuss:
9. II. 22. 33. 43. 44. 47. f>4. 57 59 S.r>
105—107. 109. 1ILL
Garde du Corps, preuss.: i IL il
105—107. 109. 112. 132.
Neues Garnisonregiment, preuss.*):
22. 22. 2S.
Neuen Garnisonregimenter3):
Berlin'sches (LUderitz): 62. IL SL SS.
Stettin'sches (Stockhausen) : 02. IL BS.
M agdeburgischos Garnisonbataillon
(Ahlimb): 62. IL SS.
Königsbergisches Garnisonbataillon
(Hülsen): siehe Polentz.
Gaisrugg, österr. Infanterieregiment:
40S.
Gelhay, österr. KiirasBierregiment: 202.
203. 342. 303. 459.
Gemingen, Freiherr, österr. General-
major: 112.
Gemmingen, preuss. Grenadierbatail-
lon: SIL Sä. 90. 9L 199. 110. 123.
♦Generaldirectorium, preuss.: 8. 3_L
42. 45. 50. 5L 5&. 94.
*Generalkriegscommissariat,
österr.: 29S. 395. 42L 4fiL 462
Gensdarmes, preuss. Kiirassierregi-
ment: 9. LL 22—24. 3JL 35 4 3. AS, 5JL
K3 70 85. 101. 105.100. 109.1 14. 1 15. 132.
Georg II., König von England und
Churfürst von Hannover: 165. 174.
177. is'i. 201. 207. 214. 2 IS. 22L 222.
2M — 242 — 2LL 2AS. 31L 360.
455. 404. 41ML 5Ü2. 53JL 559, 502. ßJüL
122. 123.
G oss ler, preuss. KiirasBierregiment: 9.
lL22.2&2k2ia4.a5.aa.42.55.
5JL 5S. OL IL SO. SS. 9JL 114. 115. 135,
Gisors, Graf, Sohn des Marsehalls
BelleiBle: 09L
Golowkin, Graf, russ. Gesandter im
Haag: 290. 40L
Goltz, Freiherr von der, Bernd Henning,
preass. Hauptmann (seit 9. September
1756 Major) undFlUgeladjutant: 40. 83^
vgl. 46.
Goltz, Freiherr von der, Karl Christoph .
preuss. Oberst im Infanterieregiment
Meyerinck: US. LOS. 119.
Golyzin, Fürst, russ. Gesandter in
London: 29S. 300. 301. 314. 342. 358.
394. 42S. 42iL l^L 4iL JJLL AM-
m 49_9_. 502. 55S. 522. 572. 5SL SQQ.
040. 642. 656.
Gourcy. Graf, Oberst im österr. Küras-
sierregiment Ansbach: 459.
Grävenitz, von, Director und Land-
rath der Priegnitz: 62.
*Grapc, von, preuss. Oberst und Chef
eines Garnisonbataillons: LUL 117;
das Bataillon: SS. 110. 1LL 120.
Grenadierbataillon, preuss. (stehen-
des) in Königsberg: 23. 50. 52. 52, 10.
SS. 94. 100. 113. IIS. 12L 133.
Grenadierbataillone, preuss. (For-
mation derselben): 5jL 59.
Gröben, von, churmärk. Kammerpräsi-
dent: üiL
Grollmann, preuss. Garnisonbataillon:
LUL HL 120.
Gross, von, russ. Gesandter in Dresden :
493_495. 497—499. 500. 599. 019. 082.
0S4. 090. 700.
Gschray, von, Oberst (in französischen
Diensten), seit 1761 preuss. General-
major und Chef eines Freicorps: 104.
G u a d a g n i , Graf, österr. General m ajor :
45S.
Gustav, Kronprinz von Schweden: 487.
Guy Dickens, engl. Gesandter in Pe-
tersburg (bis Juni 1755): 250. 010. OSL
087. 114. 716—719. 721—723.
IL
Hacke, preuss. Infanterieregiment :
siehe Winterfeldt.
H ad ick, Graf, österr. Generalfeld Wacht-
meister und Chef eines Husarenregi-
ments: 468; das Regiment: 291. 402.
468. 473.
Halenbach, österr. Infanterieregi-
ment: 329.
Hai ler, österr. Infanterieregiment: 4(>S.
Harr ach, Graf, Präsident des österr.
Hofkriegsraths: HL 3JLL 12L
Harr ach, österr. Infanterieregiment:
377. 439. 469.
Harsch, österr. Infanterieregiment: 46S.
409. 413.
Hartwig, von, preuss. Capitän im
Feldjägercorps, seit Februar 1757
Major: 12L
Hatubezkoy, russ. Generalprocurator:
I 298.
H a u g w i t z , Graf, österr. Conferenz-
minister u. Oberst-Kanzler desGeneral-
kriegscommissariats: 455. 400. 463.
♦Hautcharmoy, von, preuss. General-
major, Chef eines Infanterieregiments
und Commandant der Festung Brieg,
1) An einigen stellen in den »Prenssischen Acten«, sowie im L Abschnitt der »Einleitung« ta diesen
ist da^Ttotfimentlrrthnnilich »Ahlimb« genannt worden: das Regiment besann keinen Chef. Bs war auch
nicht in Bataillone elngetheilt, sondern zahlte & Musketier- und 2 Grenndiercompagnien. Oberst Ahlimb
commandirte vielmehr das Magdeburriiehe Garnisonbataillon.
2) Anch in den »Acten« mebruch »Land- oder Milizregimenter« genannt.
Fusar — Kainein.
753
seit 1753 Generalleutnant: L 2. 1 51
Hl 85j das Regiment: a. IL 21 21
21 2JT 31 31 31 H 51 51 — 2L
IL 14. 21 fil 96, HL LH 133.
Hecht, preuss. Resident beim nieder-
sächs. Kreise in Hambarg: 51 11
Hedwiger, von, Osten*. Generalmajor:
4 GS.
♦Heinrich, preuss. Prinz, zweiter Bru-
der Friedrichs IL, Generalmajor und
Chef eines Infanterieregiments : 51 21
LH 433j das Regiment: 2. IL 22, 21
21 41 iL äl 51 21 21 125—121
im in hl 121
Markgraf Heinrich, preuss. Infan-
terieregiment: 1 IL 21 21 21 21 31
39. 46. 49. 55. 51— 5JL fiL 21 IL 8«.
Sa. 91 LH Iis.
neilermann, preuss. Garnisonbataillon :
siehe Grollmann.
Hessen-Cassel: siehe Friedrich (IL):
Wilhelm (V1IL); Wilhelm (IX.).
Erbprinz Hessen-Cassel, preuss.
Infanterieregiment: siehe Salmuth.
Hessen-Darmstadt: siehe Ludwig.
Hessen-Darmstadt, preuss. Infan-
terieregiment: 9. IL 22— 2L 29. 31
41 11 51 52—54. 51 &L 51 fil fil fil
21 9_L IM. LH LliL Iii 131 HL
Hessen-Darmstadt, österr. Dragouer-
regiment: Lül HL 391 459. 412.
Heyderstädt, preuss. Landbat aillon:
H H 21 91 91
Hildburghansen, österr. Infanterie-
regiment: 421 421 411
♦Hinderer, Freiherr, österr. Feldraar-
schallleutnant: 4LL 112. 455. 4öi; 4 72.
Hochstetten österr. Archivar: 151
179.
Hoepken, Baron, schwed. Reichsrath
und Kanzleipräsident: 252. fifti
♦Hofkriegsrath, österr.: 121 HL 2ül
2ül 221 22L 221 291 311 311 321
—329. 342. 321 311 393— 31)5. 121
409. 419—422. 431 43L 431 442. 451
151 451 451 451 421 4fil 467— 4d9.
472 411 Ml
Hohenembs, österr. KUrassi eri egimen t :
201 Mi 431 451 4SI 4ül 421 411
Holdernesse, Graf, engl. Staatssecre-
tär für die nordischen Angelegen-
heiten: 19L 421 41L 494. 551
Holly, österr. Dragonerregiment: siehe
Jung-Modena.
Holstein-Gottorp, preuss. Dragoner-
regiment : 11 II. 23. 24. 35. 45. 46. 30.
51 21 H 21 91 100. 113. 1K». IIS.
Iii 12L 131
Hol tz mann, von, preuss. Oberst bei
der Artillerie: 51 91
L'HOpital, Marquis, designirter franz.
Gesandter in Petersburg: 51L 651 221
♦Horn, von, preuss. Oberstleutnant im
Husareuregiineut Zieten: 91 21
Acten znr VorgcKchicliU des "jibrigon KriogeF,
St. Hubert, Abb6: 291
♦Hülsen, von, preuss. Generalmajor
und Chef eines Infanterieregiments:
21 121 lui HO; das Regiment: 1 IL
212L2131414151512121
£1 81 £1 21 91 121 121 LH LH
131 43L
Hülsen, preuss. Neues Garnisonbatail-
lon: siehe Polentz.
Hyndford, Earl, ehemal. engl. Gesand-
ter in Petersburg: 251 üll
L(J.)
Fcld-Jäger-Corps, preuss.: lui. 121
121.
Jeetz, preuss. Infanterieregiment: 1 LL
2121314L4151515L51H
21 88—90. Lül 121 LH LH LH
Ingersleben, preuss. stehendes Gre-
nadierbataillon : 1 IL 21 21 41 41
51 51 fil fil 81 91 21 Lui IM
—110. 131 43L
Joachim IL, Churfürst von Branden-
burg: 404.
Johann Theodor, Bischof von LUttich:
511
Joseph (IL), österr. Erzherzog und
Thronfolger: 4SI
Erzherzog Joseph, österr. Dragoner-
regiment: 121 HL 321 431 451 4ftl
4 BS. 4fil 411
Irreguläre, österr.: 3IL 311 321 424.
4fiL 421 III
Isaac. österr. Pferdelicferant: 439.
Itzenplitz, preuss. Infanterieregiment:
1 IL 22—24. 21 31 11 11 ia. 51 51
fil 11 21 91 91 1Ü1— 121 121 Uli
Iis. Ii1.). i.r>
Jungken. preuss. Infanterieregiment:
H2121313L3141515iL
Iwan IV., russ. Kaiser, entthront seit
1741: 121 211
K.
Kahlden, preuss. stehendes Grenadier-
bataillon: 111212131414152
—54. 51 5L 51 21 fil 81 91 lül
131 131 41L
Kalben, von. preuss. Major (vorher in
sächs. Diensten) und Chef eines Frei-
bataillons: HL HL Hl LH
Kalckreuth, Österr. KUrassierregiment :
202. 341 391 451
♦Kaickstein, von, preuss. General-
feldmarschall und Chef eines Infan-
terieregiments: 51 91 104—106. Hl
109; das Regiment: 1 IL 22—24. 21
314141415151217181 HL
Hl Hl 121 Hl LH LH 131
Kainein, von, preuss. Generalleutnant
und Chef eines Infanterieregiments: G5j
das Regiment : H LL 21 21 41 HL
42
754
Personen verzeichn i ss
48. 50—52. 59. 65. 76. 87. 88. 93, 94.
106. Iii. IIS. 119. 12L IM,
Kalnocky, üaterr. Husarenregiuient:
222. 462, ISS. 473.
*KalBow, von, preuss. Generalmajor,
Chef eines Infanterieregiments und
Commandant der Festung Schweid-
nitz: ä2.i2.5S. 13 — 75; das Regi-
ment: 9. IL 22. 23. 25. 27, 34. 39 46
55. 57—59. 6L IL 8JL 88. 9fi. 1LL 118,
133.
K a n i t z , preusi. Infanterieregiment : Iii.
11.23.24.45,46,48.50.52. 52. 65.
26. 81. 88. 93. 94. 106. 113. 118. 119.
12L 133.
Karl: siehe Carl.
Karoly, üeterr. Husarenregiment: 291.
462.
Katharina I., Kaiserin von Russland
(f 1727): 632. 205.
Katharina (IL), Grosaflirstin von Rnaa-
land, Gemahlin des Groasfürsten
Peter (III.): 121 L2L 210. 253. 26L
260. 32Ü. 451. 47JL Ahl. 483. 491. 5JIL
56JL 513. 586, 619—021. 611. 649—652.
658. 679. 689. 123.
Katt, von, preuss. Etatsminiater: SS.
435.
Katt, preuaB. Dragonerregiment: siehe
Ortzen.
Kauderbach, chursächs. Legationä-
aecretär: 150.
♦Kannita-Bittberg, Graf, üaterr.
Staatskanzler: 145—147. ifi^—UiS Uil
172. L7i 112, 183—185. IM. 193. 192.
194. 197—200. 203—205. 203. 212. 216
—218. 226. 222. 229. 232, 24L 245. 218.
242. 253—256. 265—26*. 294. 291. 228.
300. 301. 304—307. 309—313. 325. 326.
328—330. 332. 331. 335. 332. 338. 341
— 341. 346. 248. 350. 35L 353—355.
358—360. 363—365. Ü6L 310, 315. 316.
378. 383—386. 3S8. 399. 392-396. 40L
409—411. 413. HL 416—420. 422-424.
428—435. 432. 440. 442. 445. 447—450.
452. 455. 451. 460. 46L 466. 461. 469
—471. 41fi.41fi.481. 482. 403.497—499.
502. 504. 568. 569. 511—513. 515—517.
52L 522. 524. 526, 528. 529. 531. 532.
536. 537. 539. 54L 543—545. 541. 548,
555. 556. 561—567. 569—571. 513. 514.
576—580. 589. 596. 592—594. 59JL 59JL
fiOQ. 66L 663. 606—608. 616. 619. 626,
626. 629—631. 640. 642. 644—648. 656
—659. 664. 66JL 661. 616. 126.
♦Keith, Jacob, preuaa. Generalfeld-
marschall, bia 1747 in rnaa. Diensten:
52. 433. 436. 69L 702.
Keith, RitterRobert Murray, engl. Ge-
aandter in Wien: 19L 29L 312, 3.32.
33Ä. 486. 5JLL 501.
Keyserling, Graf, mss. Gesandter in
Wien: 324. 41L 49JL 5üL 548. 618.
K h eul , Freiherr, üaterr. Fcldzeugmeiater (
und Chef eines Infanterieregiments:
458. 468j daa Regiment: 469.
Khevenhiller, Graf, üeterr. Conferenz-
miniater und Oberstkämmerer: 179.
(Alt-) Kleist, preuss. Infanterieregi-
ment: 9. IL 23. 2L 29. 33. 4iL 48. 53.
59. 63. 65. 85. 96. 92. 99. 11Q. 118. 119.
133. 43L
(Jung-) Kl etat, preuaa. Infanterieregi-
ment: aiehe Quadt.
♦Klinggräffen, von, preuaa. auaser-
ordentlicher Gesandter in Wien: 34.
102. 108. 11L 185. 189. 199. 294. 365.
319. 56L 505, 562. 545, 553. 573, 5M.
584. 589, 666.
♦Knobloch, von, preuss. Generalmajor
und Chef einea Infanterieregiments
(seit 1750): 38j das Regiment: 9—11.
23. 24. 3ü. 31. 38. 47. 48. 5L 53. 59,
63. 6L 86. 85. 95, 97, HO, 119. 133. 431.
zu Inn- und Knyphauaen, Freiherr,
preuss. Gesandter in Paris: 205. 295.
308. 480. 492. 523.
♦Koch, Freiherr. Privatsccrotär Maria
Theresias : 171. 316. 328. 312. 2SL 382.
46L
Kül be ! , Baron, Oberst im üaterr. Kttras-
sierregiraent Hohenembs: 459.
Küln: siehe Clemens Auguat
Künigaegg, Graf, Präsident des üaterr.
FinanznitbB in den Niederlanden: 382.
463.
Künigaegg, üaterr. Infanterieregiment:
329.
♦Küppen, preuss. Geh. Kriegsrath und
Knegszahlmeister: 18—20. 32. 4L 4S.
53L54.5fi.51.59.66.62.2La8.82.92.
95. 98—100. 106. 113. 142.
Kohary, üaterr. Dragonerregiment: 165.
HL 203. 159.
Kollowrath, Graf, Emanuel Wenzel
Cajetan, üaterr. Feldmarachallleutnant
und 'Chef einea Dragonerregimenta:
78; daa Regiment: 165. HL 203. 393.
459. 465. 462. 423.
Kollowrath, üaterr. Infanterieregi-
ment: 468. 469. 423.
Kor ff, Freiherr, rusa. Gesandter in
Kopenhagen: 493.
Kreytz, preuss. Infanterieregiment: 9.
IL 22. 23. 25. 22. 34. 39.41.55.52
—59. fiL 2L 8JL 88, 96. 112. Hfl. 133.
Kruaemarck, von, preuaa. Major und
Flügeladjutant dea Königs: 4L 120.
♦Kurssell, von, preuaa. Generalmajor,
(aeit September 1755) Chef einea In-
fanterieregiments und Commandant
der Featung Glogau: 58. 84. 96. 91 ;
das Regiment: 9. LL 22. 23. 23. 27,
3L 39. 42. 55. 57—59. 86. 9L 26. 117,
118. 132. 133,
Kutscherer, üaterr. Kriegscommissar:
426.
♦Kyau, Freiherr, preuaa. Generalleut-
Kalnocky — MalachowBki.
755
nant und Chef eines KUrassiorregi-
ments: 42. 432; das Regiment: 0. LL
22.23.25.2L3J.35.3fl.42.55_.51.
5A6J.7J^&k^Qü_llL115.133.
Lange, von, preuss. Oberst und Chef
eines GarnisonregimentB: 4iL 81. 91__
das Regiment: 34. 40. 45. 48. 52. 55.
64. fiL 8L ftL Ufi. 11_L 120. 43L 436.
Langermann, preuss. Dragonorregi-
ment: 19. LL2a.24. 35.4S-4fi.Q0.52.
6JL Ifi. 88. 9.4. 106. 113. 116. US. 119.
L2L 134.
♦Lattorff, von, preuss. Generalmajor,
(seit December 1753) Chef eines Gar-
nisonrogiments und Commaudant der
Festung Kosel: 36. 30. 40. 42. 54. 58.
fiL 04. 15. 88. 80. 95; das Regiment:
10.25.32.48, 40. 53. 63. 64. 80.05.
431. 436.
♦Lehwaldt, von, preuss. General der
Infanterie und Chef eines Infanterie-
regiments, seit 1752 GenoraHeldmar-
schalt: 10.18.10.23.26.2L3L 35.45l
—48. 5L 52. 63. 65—67. 16. 8L 88, 03.
04. 196. 10L LL3. 116 — 119. 12L 122.
124. 436_i das Regiment: UL IL 23. 24. 1
3_k45.48.48.5fl.52.5fl.65-Ifi.fil.
88J 23. 94. 106. 113. 118. 110. 12L
133.
Leibregiment zu Pferde, preuss.
KiirasBicrrcgiment: 0. LL 23. 2L 3JL
35. 46. 48. 53. 63. 65. _^ .iiL OL 9JL
IM. LUL LLL 113. 132. 431.
Lengefeldt, von. preuss. Major und
Commandeur eines Grenadierbatail-
lons: 50. 19L
Leopold, österr. Erzherzog, dritter
Sohn Maria Theresias: 391.
Erzherzog Leopold, österr. KUras-
sierregiment : 202. 430. 465. 4fifl.
Losczynski, Stanislaus I., König von
Polen (bis 1735) : I0L
Lestocq, von, Leibarzt der Kaiserin
Elisabeth: 610. 605. 696.
♦Lestwitz, von, preuss. Generalleut-
nant und Chef eines Infanterieregi-
ments: 00- OL 03. 102. 106—110. 113j
das Regiment: 2. IL 22. 23. 25. 2L
34. 32. 46. 55. 51—52. 6L IL 86. 88.
26. UL 118. 133.
Lew, österr. Pferdelieferant: 432.
♦Liech tenstein, Fürst, österr. Gene-
ral feldzeugmeister und Chef eines
Dragonerregiments: 46. 171. 205. 2'JS.
310. 313. 329. 342. 365. 224. 325. 499.
456. 458. 459j das Regiment: 165. 11L
452. 465. i£L 413.
Lieven, von, russischer General: 621.
68L fiSfi. 70JL 102. 703. 110.
Llgne, österr. Dragonerregiment: 165.
HL 459,
♦Linger, von. preuss. General der Ar-
tillerie (+ 1755): 7—9. 12. 13.
Lobkowitz, Fürst, Oberst im österr.
KUrassierregiment Stampach: 202.
Löwendal, Graf, russ. General (f 1755):
162.
Löwenstein-Wertheim, Fürst, österr.
Feldmarschallleutnant: 468.
Lothringen (Kaiser), österr. Infan-
terieregiment: 468. 462. 413.
Luchese, österr. KUrassierregiment:
202. 203. 42L 453. 452, 465. 412.
Luck, preuss. Garnisonregiment: 23. 5iL
52. 50. 66. 03. 116- IIS. 12L 133.
de Lucio, Bibliothekar des Grafen Iwan
Schuwalow: 690.
Ludwig X.V., König von Frankreich:
14S. 152. 157. 164. 168—170. 114. 115.
HL Hfl- l&L L05, 106. 199—202. 219.
213—217. 220. 222. 228. 229- 245—247.
250. 253. 25fi_ 276—278. 284. 290—292.
205. 201. 305. 30L 310. 325. 330—341.
313. 345. 346. 351—353. 3j__L 362, 365.
36 B. 369. 31L 312. 38L 396—399. 403.
414—416. 422. 432. 44JL 443. 444. 441.
44iL 450—453. 41L 411. 418. 480. 48L
418. 102. 403. 511—515. 510. 52L 525-
527. 530. 532 —514. 552. 556. 56L 569
—571. 518. 512. 520. 524 — 526. 6QL
604 . 607. 608. 616. 626. 664- 665. 605.
125. 730—733. 735—738.
Ludwig, Dauphin von Frankreich
(+ 1765): 343. 680.
♦Ludwig, Erbprinz von Hcssen-Darm-
stadt, prouss. Generalleutnant und Chef
eines Infanterieregiments: 55. 106. 113.
435. 436.
Ludwig Rudolf, Herzog von Braun-
schweig-Wolfenbuttel (+ 1735): 610.
Lübeck: siehe Friedrich August.
Lttderitz, von, preuss. Generalmajor
und Commandeur en chef des Küras-
sierregiments Markgraf Friedrich: 103.
102. 110.
Lütt ich: siehe Johann Theodor.
Luise Elisabeth, Gemahlin des In-
fanten Philipp: 148.
Luzinsky, Baron, Oberst im österr.
Husarenregiment Feste tiez: 22L
Lynar, Graf, ehemal. dän. Gesandter
in Petersburg: 010. 602.
Lyndon, Graf, österr. Feldmarschall-
leutnant: 322. 431.
de Machault d'Arnouville, franz.
Siegelbewahrer und Marineminister:
19JL 204. 2LL 301. 308. 33L 416. 416.
477. 510. 525. 530. 606.
Malachowski, preuss. Husarenregi-
ment: 10.LL2L35.45.ifL50.52.
66. 16. 88. OL 106. 113. 112. 12L 134.
48*
uigmzea
751»
Personenvcrzeichniss.
Malechainp, Beque de.
cial: 4ML
Maitzahn, II ans Dietrich von, preuss.
Gesandter in Dresden: 58".
M a 1 1 z a h n , Friedrich von . dän.Gesandt er
in Petersburg: 48L 482. 62L LH.
M ante« ff ei. preuss. Infanterieregi-
ment: sicho Joetz.
Man teuffei, preuss. Garnisonregiment:
2a.5iL52.52.Ü2.&L&8.22.2L ll>6.
Iii LÜL LÜl ÜLL LiLL
Maquiro, ösu-rr. lufantericregimcnt:
3TL
Marco, russ. Oberst: 222, 702.
Mardefeld, von, preuss. Gesandter in
Petersburg (bis 1746): 224. 125.
Maria, engl. Prinzessin, Tochter König
George II.: 522.
Maria Josephs, Königin von Polen,
ChurfUratin von Sachsen: 122. 121,
Maria Josepha, Gemahlin des Dau-
phin Ludwig, Tochter August's III.
von Sachsen: 537. fiflo
♦Maria Theresia, Römische Kaisorin,
Königin von Ungarn und Böhmen:
124. 145—746.
Marschall, österr. Infanterieregiment:
im 422. Iii
*Massow, Hans Jürgen Detlev von,
preuss. Generalleutnant und General-
kriegscommissar: L fi. 25. 22. 3_L 22.
25. 41—45. 62-04. 28. IL fiL 24. Iii
114-117. L12. 138—142.
*Massow, Joachim Ewald von, prenss.
Etatsminister, October 1753 bis August
1755 dirigirender Minister von Schle-
sien: 17—21. 25. 28.
Maximilian Joseph, Churflirst von
Bayern: 578. 61L
Mayr, von, preuss. Oberst (vorher in
Hächs.-polnischen Diensten) und Chef
eines Freibataillons: 12i 124. 112. 114.
M er ekel, österr. Armeelieferant: 202.
Mercy, Graf, österr. Feldmarschall
leutnant: 42L 452. 42L
♦Meseberg, von, preuss. Oberst und
Commandern- des 2. und 2. Bat. Garde
(27. Juni 1756 verabschiedet): 22, 2i
♦Meyerinck, von, preuss. Generalmajor
und Chef eines Infanterieregiments:
42. 52. 62. 9S— 100. 102. 107—110; das
Regiment: 2. IL 22 — 24. 2iL iL 42.
ÜÜSiäiüiTJLiilÜiL Uli
—103. 108—110. Iii LÜL ÜL
Mich eil, Abraham Ludwig, preuss. Ge-
schäftsträger in London: 3*1 S.
Mich eil, Kaufmann in Petersburg, russ.
Emissär in Frankreich: 396.
Migazzi, Graf, österr. Gesandter in
Madrid: 22L 222.
Mitchell, engl Gesandter in Berlin:
BS. HL 412. 428. 422.
Mniszech, Graf, Schwiegersohn des
Grafen Brühl : 22i
österr. Offi- Modena: siehe Beatrix; Franz III.
Modena, österr. Kürassicrregiinent: 202.
452.
Jung-Modena, österr. Dragonerregi-
ment: liü 11L 218. 421. 452.
Möllendorff, von, preuss. Major und
Commandeur eines Grenadierbatail-
lons: 52. lilL
Möring. von, preuss. Major im Husa-
renregiment Zieten: 2L
Moltke, österr. Infanterieregiment: 377.
462.
Monzone. Graf, modenesischer Ge-
sandter in Paris: 12L
Mo ras, Peirens de, beigeordnet der
franz. Generalcontrolle der Finanzen,
seit dem 24. April 1756 Generalcou-
troileur der Finanzen: 416.
*Moritz, Fürst von Anhalt -Dossau,
preuss. Generalleutnant und Chef eines
Infanterieregiments: 7JL 103. 105—110.
112. 112. 120j da« Regiment: 2. LL
23. 24. 33 4fi. 48. 53. 50. 57. 59. 70.
12. 85. 122. 10JL 107—110. 118. LÜL
122, •
Morocz, österr. Huaarcnregiinent: 297.
422. 428. 4fiS,
La Motte, preuss. Garnisonbataillon:
2. 20. 2L 28. 52.
Du Moulin, von, preuss. Generalleut-
nant, Chef eines Infanterieregiments
und Commandant von Glogau (Sep-
tember 1755 verabschiedet): 2. 8; das
Regiment: siehe Kursseil.
Milffling, von, österr. Oberst: IS.
♦Münchow, Graf, Ludwig Wilhelm,
preuss. Etatsminister, dirigirender Mi-
nister von Schlesien (+ 22. September
1753; : 2. 4— S. 13—17.
Münchow, preuss. Infanterieregiment:
2.LL22.22.22.22.42.42.42.5JL
52. 62. 85. 124, 125. 112. 122. LÜL
442.
Mitnnich, Graf, russ. Generalfeldmar-
schall, Präsident des Kriegskollegiums :
687. 701. H2.
Mützschefahl, von, preuss. General-
major und Chef eines GaruisonrejEi-
ments: 26j das Regiment: 12. 22. 22.
25. 22. 28. 32. 22, 88. 125. 42L
Mustafa Pascha, Grossvezier: 582.
N.
Nadasdy, österr. Husarenregiment: 227.
2iLL liü
Nassau, preuss. Dragonerregiment:
siehe Stechow.
Nathan, österr. Pferdelieferant: 422.
♦Neipperg, Graf, österr. Feldmarschall,
Vicepräsident dos Hofkriegsraths und
Chef eines Infanterieregiments: 171.
382. 224. 225. 455. 422. 422. 742; das
Regiment: 428. 422.
Mulechamp — Poniatowski.
757
Nettclhorst, preuHs. Garuisonregi-
mcnt: 10. 2i 28— ill Ii Ii ü
53. 64. 88. LÜ iäL
N c w c :i s 1 1 o , Herzog, engl. Erster Lord
des Schatzes: 314. 12JL 558. 612.
Ni verna is, Herzog, Pair von Frank-
reich (in ausserordentlicher Mission
nach Berlin entsandt]: 122. lfLL 182.
190. 193. 196—199. 2ÜÜ 20S. 21S. 221L
221 25i Mi 32i Iii
Noailles. Herzog, Marschall von Frank-
reich: 307—309. 412.
Lc Noble, von, prouss. Oberst (vorher
in pfälzischen Dienston] und Chef eines
Freibataillons: 103. 104. 112. 114.
♦Nor mann, von, preuss. Generalmajor
und Chef eines Dragonerregiments :
22. 28. 22. 104. 109_I das Regiment:
9.11.23.24.33,35,43.81 22. 28.
22. 101 107—110. Iii, lJJL l_li Iii
Obroskow, russ. Resident in Konstan-
tinopel: 430, 58i 5SfL 612.
O'Donnell, Graf, österr. General der
„ Cavallerio und Regimentschef: 408.
Örtzen, preuss. Dragonerregiment: 9,
LL2i24.33.3i4i8i2a.9_2. 102,
lüi 107—109. Iii. Iii lifi. 132.
Oesterreich: siehe Carl VI.; Carl;
Charlotto; Ferdinand I.; Franz Li Jo- |
seph (II.); Leopold; Maria Theresia.
0 1 8 u w i e w , russ. Ceremonienmeistcr
und Etatsratb: IM, lüi. lfiL Iii ISO.
IST 220. 230. 25i 25i 26L 298. 300.
303. 321. 35i Ü2. 423. 402. 420. 42i
643—645. 6ii 611. 693. 697—700. 202. !
711—713. Iii 212. Iii 220. 221. Iii
—725.
Ostermann, Graf, russ. Minister des
Auswärtigen unter Kaiserin Anna: 708.
P.
Palffv, Graf, österr. Feldmarschall und j
Chef eioes Kiirassierregimonts: 171 ;
das Regiment: 202. 12al ÜL lüi ili
Pallavicini, üsterr. Infanterieregi-
ment: 322.
Panin, Graf, russ. Gesandter in Stock-
holm: IUI ÜM, <i94.
Panne witz, von, preuss. Oberstleut-
nant bei der Artillerie: L
Parma: siehe Philipp.
Paul, russ. GrossfUrst: lüi MS.
Penckler, Graf, österr. Internuntius
in Konstantinopel : 430. 586.
Pergen, Graf, österr. Gesandter bei den
vorderen Reichskroisen : 55iL
Petazzi, Graf, österr. Feldmarschall-
leutnant: 467.
Peter 1^ Kaiser von Russland (+ 1725):
222. OSO. 62i T(ll— 704. TOS. Iii
Poter (III.), GrossfUrst von Russland
und Thronfolger, Herzog von Holstein-
Gottorp: 12i 124. Iii Iii. 12S. 23i
23ti. 240. 22S. 320. ÜL Iii 482, 18i
497. 502. 510. 5_LL 558. 50i 5ii 580.
619—621. 032. 03i 647. 649—652. 057.
658. 079. 682. 024. 202. I2i
Peterruck, rass. Senator: 360.
Pezold, von, chursächs. Resident in
Petersburg: 642. 65i 05JL
Chur-Pfalz: siehe Carl Theodor.
Pfalz-Zweibrücken: sieho Chri-
stian IV.
Pflug, von, preuss. Oberstleutnant in
der königl. Suite: 76—79.
Philipp V., König von Spanien (f 1746):
1Ü
Philipp, Infant von Spanien, Herzog
von Parma, Piacenza und Guastalla:
1Ü 150—152. 154» 162. 102. ISO. 2_2i
2Ü 212. 250. 2iL 2ü 251. 270—271.
2Ii 2IL 280. 281. 28i 290—292. 22L
üi 340. 31L 340—318, 35 1—353. 3(il.
3*6. 3S7. 382. 300. 39i 32i 401- -403.
■IIS. 431. 450. 453. 4SI. 5 IS. 521. 520.
335. 536. ä3i üi 5Ü 520. 032. Li
731 734. 737 73S.
*P i c c o 1 o m i n i , Fürst, commandirender
österr. General in Mähren, Geuoral-
feldzeugmeister und Chef eines In-
fanterieregiments: 1 11. 298. 322. 380.
441 442. 4ü 452. 404. 408. 746; das
Regiment: 468.
Pinsgger, österr. Pferdelieforaut: 422.
PionTerregiment, preuss.: 2. IL 22.
2i 2L 31. 3i iL 5i iL &L IL
SJL 88. 96. HL L3i
Plötz, preuss. stehendes Grenadier-
bataillon: 0. 2i 32. 5i 57—59. OL 2L
ü 88. 90. 133.
Plotho, Edler von, preuss. Etatsmi-
nister, brandenb. Comitialgcsandter in
Regensburg: 5i
♦Podowils, Graf, preuss. Etats- und
Cabinetsminister: 19. 122- 124.
Polen: siehe Chur-Sachscu ; Lesczynski.
Polentz. preuss. Neues Garnisonba-
taillon (Königsbergisches) »j : IS. 12. 5J_
02. IL 9i iL
Pompadour. Marquise: ÜL 161. 10i
174. 180. 2Ü 30i 310. 330. 330. 332.
35 t. 365. 300. OOS. 394. 414—417. 420
— 479. 481. 510. 530. 53L 501 525.
ßü 006. 02i 230.
Poniatowski, Graf, Stanislaus, Lega-
tionssecretär von Williams, seit 1755
chursächs. Gesandter in Petersburg:
452. 420. 4SI. 184. 5iL 502. Ü1L 649.
650—652. 05JL 661.
1} In den »Acten« und der »Einleitung« mehrfach irrlhamlich als »Regiment« bezeichnet.
758
Personen Verzeichnis».
Porporati, Graf, üsterr. Generalfcld-
wachtmeiBter und Chef eines Küras-
sierregiments: 468; das Regiment: 165.
HL 42L 453. 452. 405. 412.
Porter, Jacob, engl. Botschafter in
Konstantinopel: 55. 430.
Portugal, üsterr. Kürassierregiment:
202. 42L 403. 453. 450. 465. 412.
Posse, Graf, schwed. Gesandter in Pe-
tersburg: 714.
Prasse, chursächs. Legationssecretär
in Petersburg: 425. 51L 58S. 652. fifiL
Pretlack, Baron, ehemal. üsterr. Go-
sandter in Petersburg, Vorgänger
Esterhasys: 622.
Pretlack, üsterr. KUrassierregiinent:
202. 452. 455. 467.
Pretton, üsterr. Officier in Olmütz:
4. {9.
Preussen: siehe August Wilhelm; Carl;
Ferdinand; Friedrich IL; Friedrich
Wilhelm I.; Heinrich; Joachim IL;
Wilhelmine.
Prinz von Preussen: siehe August
Wilhelm.
, prcuss. Infanterieregiment: 9- IL
22—24. 33. 43. 4iL ±8. 53. 56. 52. ^
63. 69. 76. 85. 1 Ol . 105. 106. 10S-1I0.
118. 119. 132. 4.(3. 435. 441.
, preuss. KUrassierregiinent: 0. IL
22—24. 20. 33. 35. 40. 18. 50. tKL 8i
22. IM. 110. ILL 115. 132.
Pritz, preuss. Infanterieregiment: siehe
Blanckensee.
*deLaPuebla, Graf, üsterr. Gesandter
in Berlin: 409. 431—433. 435. 442. 442.
454. 45L 48L 503.
Puttkammer, preuss. Husarenregi-
ment: 2. IL 25. 3J. 35. 32. 42. 55. 5L
58. Sfi. 22. 2L 122. 123. LLL 121L 132.
Pujrsieulx, Marquis, franzüs. Staats-
ministor und Mitglied des Conseils:
307 — 309. 23JL 33L 333. 324. 302. 414
—417.
Q.
Qua dt, Freiherr, preuss. Generalmajor
und Chef eines Infanterieregiments (f
October 1756): 5L 62. 12. 2L 122. llpj
das Regiment: 3. IL 22. 24. 3iL iL
afi.iL48.5_L53.52.fia.fil.12.aQ.
85. 25. 2L 1_Ü_L 110. 112, 133. 43L
R.
Radicati, Graf, üsterr. Feldmarschall-
leutnant und Chef eines KUrassier-
rcgiments: 323. 468; das Regiment:
202. 150. 4JÜL 467.
Rasnmowski, Graf, Hetmann der Ko-
saken, russ. Grossjägermeister: 686.
689. 690. 692. 694. 708. 115.
Rath, preuss. stehendes Grenadierbatail-
lon: 2. 23i 3JL 5JL 57—59. 6_L IL ££,
88. 96. 1 33
Reischach, Freiherr, üsterr. ausser-
ordentl. Gesandter im Haag: 407.
♦Retzo w , von, preuss. Generalmajor und
Generalintendant, Chef des Bataillons
Grenadier-Garde: 11. 24. 43. 50. 62.
64. 10. 87. 88. 105. LliL 116. 12_lj das
Bataillon: 2.1X22.33.43.46.53.52.
65. 105—107. 122. 132.
Rex in (Haude), preuss. Emissär in Kon-
stantinopel: 694.
♦Rochepine, Commandant der Festung
Olmütz: 321. 366. 4118.
Rochow, von, preuss. Generalleutnant
und Commandant von Berlin: 122.
Rochow, preuss. Kiirassierregiment: 2.
LL22.23.25.2L3i.35.32.42.55.
5L 58. 86. 90—92. 162. 103. 111. 115.
132. 133.
Rüder, preuss. Garnisonregiment: siehe
Sydow.
Rosenberg, Graf, üsterr. Gesandter in
Madrid, Nachfolger Migazzis: 523. 12L
Rottengatter, Karl und Kaspar, preuss.
Unternehmer und Featungsbauineister:
L 16. LL 20.
Rouille, Graf, franz. Staatssecretür des
Auswärtigen : 173. 174. 180. 106. 197.
199. 204—206. 212. 218. 220—222. 2">8.
256—258. 305—310. 330—334. 03L 310.
344 . 350. 365. 366. 313. 395, 306. 411
— 117. 422. 418. 45L 452. 416. 410. 4M.
402. 505, SIL 526. 52L 520. 53JL 508.
593—596. 60L 605. 60L 62L 61L 66L
Rüsch, preuss. Husarenregiment: 10. IL
24. 35. 45. 46. 50. 52. 66. 16. 88. OL
106. 113. 112. 12L 134.
Ruitz, preuss. Dragonerregiment: 10.
11. 23. 2L35.45.4iL50.52.66.16. 88.
24.166.110.116.116,112.121.134.
Russland: siehe Anna; Anton Ulrich;
Elisabeth; Iwan IV.; Katharina I.;
Katharina (IL); Paul; Peter L; Peter
(HL).
8.
Chur-Sachsen: siehe August IL; Au-
gust III.; Friedrich Christian; Maria
Josepha.
Sachsen-Gotha, üsterr. Dragonerregi-
ment: 105. HL 342. 300. 12L 453. 450.
465. 412.
Chursächsische Infanterie: 112. 113.
120.
♦Salaburg, Graf, üsterr. General der
Cavallerie und GeneralkriegBCommis-
sar: ISO. 202. 298, 405. 160. 461. 132.
*Salmuth, von, preuss. Oberstund Chof
eines Garnisonbataillons, seit August
1756 Commandeur en chef des Infan-
terieregiments Erbprinz von HosBen-
Cassel: 30. 31 ; das Bataillon: 2.26.
32. 3L 3L 53. 52. 135. 41L
Porporati — Starhemberg.
759
Sandrassky, Graf, Erblandmarschall
in Schlesien: 10.
Sardinien: siehe Carl Emanuel III.
Savakin, russ. Senator: 093. 028.
Savoyen, Osten-. Kiirassierregiment:
lüü. Iii. 452. JÜ5, 40L
Schaffgotsch, Fürst, Fürstbischof von
Breslau: 39] vgl. 12. 14. 15.
Scheffer, Baron, schwed. Gesandter in
Paris: 523.
♦Schlabrendorff ,Freihorr, preuss.
Etntsniinister und dirigirender Minister
in Schlesien (seit August 1755): 25. 28
—30. 34—37. 40—42. 44. 45, 48. 42,
S4, 55, ÜL üi fii 6L IL 73—75. SO.
84,8S.82.2L22.25.2fi.LQÜ.10L
IM. 432.
Schmerzing, österr. K U rassierregi m e n t :
202. 203. 333. 42L 433. 459.
Schinottau, Reichsgraf, preuss. General-
leutnant: 433.
Baron Schönaich, preuss. KUrassier-
regiment: 2. H 23. 24. 33. 35. 46. 48.
53. fi3. 85. 85. 20. 28. L00. lülL Hü.
114. Iii 132. 431.
Prinz Schönaich, preuss. KUrassier-
regimcnt: iL iL 22, 22, 25. 27. 34. 35.
32.40.5a.5L58.6_LXL80.8K.2fi,
Iii. 115. 133.
S c h ö n i n g , von, preuss. Generalmajor : 55.
Schorlemer, von, preuss. Generalleut-
nant und Chef eines Dragonerregiments :
35; das Regiment: HL H 23. 24. 35.
45. 4fL 50. 52. fifi. 10. S8. 24, IM. 113.
LÜL 118. 112. 12L 134.
♦Schulze, von, preuss. Generalmajor,
Chef eines Infanterieregiments und
Commandant von Breslau: 58. fiL 73]
das Regiment: 0. iL 22. 23. 25. 2L
34. 33. 4L 55. 57—59. fiL IL 13. 8JL
S8. 96. 117. HR. 133
Schuwalow, Graf, Alexander, russ.
General und Staatsinquisitor: 642. 685.
fisfi. fias. fiaa. ins. ho. hl 120.
Schuwalow, Graf, Iwan, russ. Kammcr-
herr: 16L 183. lfifi. 231- 250. 2112. 208.
303. 35L 358. 470(?). 433. 502. 04S.
041L fifiü. ÜM. ÜSi 021 023. 021 [?L
<»ns 103. ins. loa. hl ill iül
HL 720—722.
Schuwalow, Graf, Peter, russ. General
und Senator: 154. 22S. 300. 412. 183.
405. 502. 510. 501. htiiL 582. OHL 0110.
08L 6S4— OSO. 02L 003. IOL 703. 105.
10L 709—71 1. HO. HL 7_2£L 12L 12L
125.
Schuwalow, Gräfin, Gemahlin des vor-
anstehenden: 086. 089. 122.
Schnwalow, Graf, Sohn des voran-
stellenden: 504. PCO.
Schwachheim, von, ausserord. österr.
Gesandter in Konstantinopel : 043
Schwarz burg'sches Regiment:
siehe Lange.
Schweden: sieho Adolf Friedrich;
Gustav; Ulrike.
♦Schwerin, Friedrich Julius von, preuss.
Generalmajor, Chef eines Infanterie-
regiments und Commandant von Neisse
(t 1747): 3—5; das Regiment: sieho
Treskow.
♦Schwerin, Graf, Kurt Christoph, preuss.
Generalfeldmarschall und Chef eines
Infanterieregiments: 48. 53, SIL 02. Uü.
HL HL 118. 435j das Regiment: iL
H 22—24. 22.33.40.48.53,52.63,85.
Q8, LQiL 102. 103. 101L IIS. 112. L32,
Sechelles, de, franz. Generalcontrollour
der Finanzen, Vorgänger von Moras:
190. 204. 200. 21L 218. 220. 228. 300
—309. 330. 33L 410. 412.
Serbelloni, Graf, österr. General der
Cavallerie und Chef eines KUrassier-
regiments: 303. 420. 453. 472] das Regi-
ment: 202. 42L 453. 453. 405. 4fiL 412.
♦Sers, von, preuss. Oberst, seit 1748
Chef des Pionierregiroents und Director
über das Festungsbauwesen: 1 — 3. 5.
6, 8. 2. 12. 16—18. 22.
St. Severin d' Aragon, Graf, franz. Be-
vollmächtigter auf dem Aachener Frie-
denscongress : 150. 307.
Seydlitz, preuss. Husarenregiment: 2.
H 24. 33. 35, 52—54. 50. 5L 00. OL
88. 24. 100. 113. 120. 134.
Sicilien: siehe Carl (III.).
Siebenschön, österr. Infanteriebatail-
lon: 310. 31L 451L 408. 409.
Sievers, russ. Staatsmann: 717.
Signoret, von, preuss. Major und Chef
einer Mineurcompagnie: 58. 7JL
Simolin, Secretär des Grosskanzlers
Bestusbew: 622.
Sincere, Freiherr, österr. Generalmajor:
412.
Sincere, österr. Infanterieregiment : 408.
Skawronski, Graf, Schwager des Grafen
Woronzow: 714.
Soltikow, Graf, russ. General: 088.
Soto-Mayor, Marquis, span. Botschafter
in Paris: 201
Soubise, Prinz, Herzog von Rohan-
Rohan: 414. 600.
Spanien: siehe Carl (III.); Elisabeth;
Ferdinand VI.; Luise Elisabeth; Phi-
lipp V.; Philipp.
Spleny, österr. Husarenregiment: 297.
402. 408. 413.
Splittferber, David, Bankier in Berlin :
H. 132.
Stainville, Marquis, später Herzog von
Choiseul, ausserordentl. franz. Ge-
sandter in Wien: 123. 112. ISO.
Stampacb, österr. KUrassierregiment:
202. 203. 323. 452. 405. 40L 413.
♦Starhemberg, Graf, österr. Gesandter
in Paris: 142, 142. 15L 15L lfifi. 102.
104. 10S. 173—182. 18L 122, 192 125
760
Personcnverzeichniss.
—200. 204—210. 2L2. 2 1 3. 2 1 5. 2 1 7 — 222.
227—232. 245—257. 259_ 2GS — 270.
270. 27S— 281. 284—289. 291—297. 31LL
305 — 312. 328—338. 345 — 55L
iül 300—368. an. an 514. 5fi5. afiL
380. 3S8. 390 — 392. 394. 390 — 401.
-103-410. 413—419. 422. 430. 434. 138.
442—452. 100. HL 476—481. 4M. 488
—492. 5J11L 502. 505. 505. 507—509.
512—532. 550. 55L 558. 54L 543. 544.
546. 547 549 550 552. 555. 555. 550.
566— 572. 535. 510, 578—590. 585. 580.
590—598. 600-607. 609—615. 024. 025
627—029. 662—665. 73U— 739.
Starb cm borg, österr. Infanterieregi-
ment: 322.
♦Stechow, von, preuss. Generalmajor
und Chef eines Dragonerregiments:
9_L 92j das Regiment: 2. IL 22. 25.
2iiLaia9.4lL55.5-L5fi.aLlL
80, 88. &L 22. 90. 114. 115. L32.
♦Sternberg, Graf, österr. Gesandter in
Dresden: 452. 440.
van Swart, holländ. Gesandter in Kuss-
land: 125. 048. 092. 105.
Sydow, preuss. Garnisonregiment: 25.
5JL52.59.06.bJ.afi.a5.04. 100. 145.
116. 118. 121. 133. 4M.
Szekcly, prouss. Husarenregiment: iL
lL25.a4.55.5a.4a.55.5JL5fi.8JL
90. OL 102. 105. 10a. 140. 120. 152.
T.
Tcrcier, erster Commis im franz. Mini-
sterium des Auswärtigen: 225.
Tettenborn, von, preuss. Oberstleut-
nant im Infanterieregiment Wied: aL
Ü15. 108—110.
Du Theuil, franz. Bevollmächtigter auf
dem Aachener Friedenscongress : 150.
T i n e 1 , österr. Commissariatsofficier:
420.
Tr autmann sdo rf,Graf,österr.General-
feld Wachtmeister und Chef eineB KUras-
slerregiments: 323. 468. 589; das Regi-
ment: 202. 542. 31LL 42L 455. 159. 405.
4 72.
♦Trcskow, von, preuss. Generalmajor,
seit 1747 Chef eines Infanterieregiments
und Commandant der Festung Neisse :
22.54. 50. 3JL 45. 40. 58. OL 69—71;
das Regiment: 2. ä. IL 22, 25. 25. 2L
5L 3iL A3. 55. 57—59. OL IL 88. 88.
90. 1LL HS. 155.
Troschke, von, preuss. Major im In-
fanterieregiment Hautcharmoy: 54. 14.
Trubetzkoi, russ. Generalprocurator:
687. 69 0. OäL
*Tru chsess, Graf, preuss. Generalmajor
und Chef eines Dragonerregiments:
100; das Regiment: 9. IL 22—24. 35.
a5. 45. 85. aa. 100. 102. 10a. 107—110.
114. 115. 118, 152.
Tscherbatow, Prinz, rusB. Staatsmann:
696.
Tscheruitschcw, Graf, russ. Oberst:
692 702 71)9. 7JL
Tscheruitschcw, Graf: 602.
U.
Uchländcr, prouss. Infanterieregiment:
siehe Blanckensee.
Ulfeid, Graf, österr. Conferenzminister:
179.
Ulrike (Luise Ulrike), Königin von
Schweden, Schwester König Fried-
richs II.: 487. 488. 1120.
V.
Valory, Marquis, frauz. Gesandter in
Berlin: 414. 418. 448. 419. 480. 432.
502. 505. 505. 550. 512. 510.
Varenne, Marquis, preuss. Hauptmann,
Emissär in der Türkei : 55. 45iL
Vela, österr. Oberst: 468.
La Yille, Commis im franz. Ministerium
des Auswärtigen: l&Ö. 25L 508. aaL
337. 381. 410. 525.
Vitzthum von Eckstädt, Graf, Ludwig
Siegfried, chursächs. Gesandter in Paris :
480. 482. 520.
Vitzthum, Graf, Oberst im österr. Dra-
gonerregiment Batthyany: 459.
W.
Wal deck, Graf, österr. Generalfeld-
inarschall und Chef eines Infanterie-
regiments: 703; das Regiment: 377.
469.
Wallis, Graf, commandirender österr.
General in Siebenbürgen und Chef eines
Infanterieregiments: 298; das Regi-
ment: 408. 408. 415.
♦Walrave, von, preuss. Generalmajor.
Chef des Ingenieurcorps und des Pio-
nierregiments, 1748 cassirt und auf
Festung geschickt: L 2. 5. 2L
Wangen heim, preuss. Grenadierbatail-
lon: 5L 50. 5JL 59. 9iL 19JL 10ÜL 1U2.
Wartemberg, preuss. Husarenregiment:
9^1L25.3jL55.ä2.55.5L58.0LiL
SIL 88. 9JL HL 12iL 155.
Wartensleben. Graf, preuss. General-
leutnant: 4L
Wechmar, preuss. Husarenre^iment: a
IL 25, 34 55. 52. 55. 5L 58. OL IL
8JL 88, 20. HL 120. 155.
Weingarten, von, österr. Legations-
secretär: 100.
Werner, preuss. Husarenregiment: siehe
Wechmar.
Wesselowski, ehemal. russ. Ceremo-
uienmeistcr; 697.
uiguizea Dy Vjuogie
Starhemberg — Zweibrücken.
761
*Wied zu Neuwied, Reichsgraf, preuss.
Generalmajor und Chef eines Infan-
terieregiments: 12, 05^ das Regiment:
liL 23. 2L 32. 3L 3L 38. 4L lh. 5L
53. 59. 67. 80. 85. 95. UZ IM. 122.
110 119. 1 33 4SI
Wied -Rune kel, Reichsgraf, üsterr.
Generalfeldwachtmeister: 472.
Wiese, Oberst im üsterr. Dragoner-
regiment Erzherzog Joseph: 365. 459.
♦Wietersheim, von, preuss. General-
major und Chef eines Infanterieregi-
ments: HL 99_l das Regiment: iL IL
23. 2L 3JL43.lfi.4A4a.5A5a.fii
6JL 12. 85. 97—100. los. 110. 133. 43L
Wilhelm (VIII.), Landgraf von Hessen-
Cassel: 32L 562.
Wilhelm (IX.), Prinz von Hessen-Cassel :
562.
Wilhelm ine, Gemahlin des Prinzen
Heinrich von Prcussen, geb. Prinzessin
von Hessen-Cassel: 5L 63.
Wilhelmine-Caroline, Rronpriuzcs-
sin von Dänemark: 562.
Williams, seit Juni 1755 engl. Gesandter
in Petersburg, Nachfolger Guy Dickens1:
lfiL 183. ISfi. 2üIL 22L 211L 22L 232.
237. 241—244. 253. 236. 263—268. 29A
2IHL 3ilL 3_LL 31L 31L 318. 32tL 312
—344. 358. 32L :t2L Ü1L 120. 42L 42*.
430. 438. 457. 158. 170 171. 475. 4SI .48?.
484. 42L 496—499. SfiL 52L 53L 558.
559. 561 565. 572 580—582. 5&L 523.
üOJL Ü21L 621. 640—642. 6LL 648.
651. 652. tillL 618. 68L HL IL8. 719
721—724.
♦Winter feldt, von, preuss. General-
major, seit Mai 1756 Generalleutnant
und Chef eines Infanterieregimente:
L 48—50. 5fi. 5L fiL £2. 68. 76—79.
B2. 83. 85. 8fi. ÖL 96—98. liiL 102.
104—110. 112. 432. 436j das Regi-
ment: iL IL 22—24. 22. 33. 43. 4k 48.
5JL 59, 63. fiS. Ifi. 85. 12L 125. Lfifi.
108. lüiL 118. 112. 132. 432.
♦Wober snow, von, preuss. Oberst und
Generaladjutant des Königs: 53. 101.
103. 104. 114. 112.
Alt-Wolfenbüttel, üsterr. Infanterie-
regiment: 4fi8. 422. 413.
Jung - Wo lfenbiittel, üsterr. Infanterie-
regiment: 4fi8. 4fi2. 473.
Wo1fflrHdnrfJRflron,nstflrr.flfinflra,l:472.
Wolff, von, englischer Resident in
Petersburg: 482. 422. 552.
Wulkow, russ. Conferenzsecretär: 15L
IM. ISL ISL 2ÜL 24L 2ßL 412. 123. |
483. CLL &5L fiSL 683. 688. E2L 622.
707. 709. 713—715. 721. 723. 724.
Woronzow, Graf, russ. Vicekanzlcr:
154 164. 183—188. 2ilL 216. 226. 22L
235—237. 239—241. 212. 255. 263—267.
228. 3ÜL 322. ML 3LL 313—320. 323
—326. 32S. 341—343. 35L 33L 323.
326. 41L 412. 412. 423. 469—471. 483.
493—499. 512. 55jL 55L 532. 5fiL 563.
512. 598—600. 622. 616—618. 621.629.
641—643. 646—650. 652. 233, 655—657.
652. 6üL 666. 61L 615. 6IL 684—686.
691—700. 222. 712—718. 122. 12L 124
—726.
Woronzow, Grätin, Anna, Gemahlin
des voranstellenden, geb. Gräfin Ska-
wronska: 622. 62L 122.
Woronzow, Vater dcB voranstehenden :
622.
Wrede, von, preuss. Oberstleutnant im
Ingenieurcorps: 13. 16. 2L
Württemberg: siehe Carl Eugen.
Alt-Württemberg, preuss. Infanterie-
regiment: 2. IL 22—24. 22. 33. 43. 48.
4h. 32. 52—57. 52. 62. 63. 66. 6L 88.
2L KHL 113. 132—134. 432. LÜL LüL
440-442. 45L
Prinz Eugen von Württemberg,
preuss. Dragonerregiment: 2. IL 23.
2L 33. 35. 18. 53. 12. 8JL 82. 9JL 122.
123. 107—110. 112. IM. 115. 118. 132.
Württemberg, Österr. Dragonerregi-
ment: 165. 171. 459.
Wuttgenau, preuss. Garnisonbataillon:
siehe Salmuth.
X.
Xaver Ludwig Maria, Herzog von
Aquitanien, franz. Prinz (f 1754): 680.
Z.
Zastrow, preuss. Infanterieregiment:
siehe Borcke.
♦Zieten, von, preuss. Generalleutnant
und Chef einos Husarenregiments: 2L
12L 122. 112. 120; das Regiment: 2.
LL22.2L22.33.35.63.Ifi.a5.23.
2L 12L 122. 112. 112. 122. 132.
♦Zinzendorf, Graf, Ludwig, österr.
Kammerherr, Spocialgesandter am russ.,
dann am schwed. Hofe: 154. 164 lG'i.
167. 189. 128. 212. 222. 233—236. 232.
282. 582. 678—688. 691—693. 695—698.
700—706. 711—726.
I Zweibrttcken: siehe Pfalz-Zweibriickcn.
uigmzea Dy ^oogie
Verzeichniss der Correspondenten !).
L Preussischo Acton.
August Wilhelm, Herzog von Braun-
sen weig-Bevern: Nr. 138. 145. 154-156.
HL
August Wilhelm, Prioz von Preussen:
Nr. 52—54. L2L U2.
B.
Bauvryc: Nr. 8, 10. IL
Boden: Nr. 6JL 03, 6JL 9_L UIL
Borcke, Friedrich Wilhelm von: Nr. LQ3,
195.
Brunner: Nr. 128.
Buddenbrock: Nr. 3jL Hl iL 10.
D.
Diericke: Nr. 1SL
Dieskau: Nr. IL 116, US,
Dietrich, Fürst von Anhalt- Dessau:
Nr. Ii
Driesen: Nr. IfilL
E.
Eichel: Nr. 29, L2iL IM- 13JL IAL L1L
167—169. 115. HB, LZ9. IfilL 184—187.
IS'.». 200.
F.
Feldcommissariat, preuss. in Chur-
sachsen: Nr. ÜLL 192.
Ferdinand, Prinz von Braunsen weig-
Wolfenbüttel: Nr. HL 8L 83. 105.
Finckenstein, Graf, Finck von, Fried-
rich Ludwig, preuss. Generalmajor:
Nr. HO,
Fouque, de La Motto: Nr. 32. OL. 103,
124. 141.
G.
Generaldirectorium, preuss.: Nr. 8L
Grape: Nr. 200.
IL
Hautcharmoy : Nr. L 146] vgl. Nr. 2.
Heinrich, preuss. Prinz: Nr. 06. 112.
Horn: Nr. 162,
Hülsen: Nr. 112.
K.
Kalckstein: Nr. 102, LS2.
Kalsow: Nr. L3JL
Keith, Jacob, preuss. Generaifeldmar-
schall: Nr. OL
Knobloch: Nr. 04,
Köppon: Nr. 7A 8JL 125. 15L 110.
Kurssell: Nr. 158.
Kyau: Nr. 84,
L.
Lattorff: Nr. 66, 19L 106. 152. 165.
Lchwaldt: Nr. 28. 12. 51. IL SO. 90.
110. 115. LLL 133. 119, 103, ISO. 201.
208.
Lestwitz: Nr. 151.
Linger: Nr. 8, IL.
Ludwig, Erbprinz von Hessen-Darm-
stadt: Nr. IM.
M.
Massow, Hans Jürgen Detlev von:
Nr. 58, 09, TA 16, 109, 201.
Massow, Joachim Ewald von: Nr. 29,
Meseberg: Nr. 35,
Meyerinck: Nr. 171.
Moritz, Fürst von Anhalt - Dessau :
Nr. 123, 206.
Münchow, Graf: Nr. 23,
n Vgl. diu dM PersonenTerzeichnus ß. Iii ff.
Verzeichniss der
N.
Normann: Nr. LÜL
P.
Podewlls: Nr. 203,
Quadt: Nr. 88. 24. 12L
R.
Retzow: Nr. 12. 132. 128. 20L
8.
Salmuth: Nr. 50,
Schlabrendorff: Nr. 43. 42. &L 5JL
132. 111L 133. 114.
Schulze: Nr. Hfl.
Schwerin, Friedrich Julius von: Nr. L
Schwerin, Graf, Kurt Christoph : NrJJÜL
202.
Sers: Nr. iL 2L
Stechow: Nr. 15iL
T.
Treskow: Nr. 44. 36. filL Ifl. L2L
Truchsess: Nr. 112.
W.
Walrave: Nr. 6; vgl. Nr. 2.
Wied zu Neuwied: Nr. 24.
Wietersheim: Nr. 13L
Winterfeldt: Nr. SSL 02. 105. 120. IM
—136. 143. 144. 14L 167—169. 125.
llfi. 112. ISO. 184—187. 182.
Wobersnow: Nr. 23. llfi.
Correspondenten. 763
Z.
Zieten: Nr. 203.
Weisungen Küttig Friedrichs für
das Cabinet: Nr. 14. 82. 28. 112.
132. IM, lfifi. 183.
Vermerk der Cabinetsregistratur:
Nr. 188.
Circulaire-Ordres:
an die Armee: Nr. IL 36. 4L 22. 23.
HL 114. 126. 12L 203j vgl. Nr. 14.
an die ostpreussischen Regimenter:
Nr. 12. 208.
an die schlesischen Regimenter: Nr. 33.
22. 43. fiL lfiiL
Bauanschläge fürdie schlesischen
Festungen: Nr. L 16. 13. 2U. 48.
221: vgl. Nr. 3. L
für Kosel: Nr. 26. 31j vgl. Nr. 3.
für Glatz: Nr. 2L
Schlesische Festungsetats: Nr. 3.
La.I3.12.2L 22. 23.3iL59j vgl.
Nr. 2LL 21L
Voranschläge des Königs für die
Finanzen: Nr. 216— 212. 22L 222.
Übersicht des Grossen Tresors:
Nr. 215; des Kleineu Tresors:
Nr. 223.
Voranschlag des Königs für die
Armee: Nr. 220.
Quartierliste der preussischen
Armee: Nr. 2ÜL
»Summarischer Extract von der
Armee« (1755): Nr. 21L
Übersicht der Revuen (1755, 1756):
Nr. 2L 3JL 33.
Ileeresgliederung für den Aus-
marsch 1756: Nr. 212
LT. Österreichische Acten.
A.
Andlau: Nr. L48.
B.
Bernis: Nr. 82 a.
Bohn: Nr. 28. 113, 214.
Browne, österr. Feldmarschall: Nr. 12L
Brühl: Nr. HL
Et
Esterhasy: Nr. L 8. ÜL 12. 15. 16. 18.
21— 22d. 2L 3JL 3JL 4L 41a. 42. 41
—48c. SO. 34. 56—58. 62. fil — fiL
13—15. IL 82. 83. 86. 82—22. 22
—100. lfifi. 128. HL llfi. 12L 123.
129— 130b. 132. 132. lfiL 114. 174a.
176. 112—183. lfifi. lfifi— 189b. 122
—194. 198—200. 202—205. 228. 212.
212. 216. 218—240.
F.
Flemming: Nr. HL
Friedriehl I., König in Preussen : Nr. 1 L
12. 20. 23. 22.
IL
Hinderer: Nr. 142.
K.
Kaunitz: Nr. L 14.8—10. 12. 15—18.
2L 24. 26—30. 33, 3L 36. 31a. 38—40.
42. 44— 46a. 42. 5JL 52-53. 33. 57-59.
704
Verzeichniss der Correspondenten.
59c. 62— GSa. IL 74-75. TL 28. SIL
82. 82a. b. 8A 85—91. 95. 95a. äL 99.
99a. 199. 102a— 105. 198. 109. LLL
III LUL 11H-121. 123. 128— 131b.
LLL LH. 114- lila— d. 116. 142. 152.
15s. i,y.), 1(17. 174a— 17G. 179—181.
Iii ls;,_iyjb. 193—197. 199—210.
•LLL 2LL 215— 219. 219 - 220a. 223.
—225. 227—229. 23L 212. 236. 236a. b.
23S— 240.
Klinggraffen: Nr. LL LL 2iL 23. 2iL
Koch: Nr. 142. 102a.
L.
Liechtenstein: Nr. Iii.
M.
Maria Theresia: Nr. 2. I LL 22. 22
a— d. 25. 32. 4L 41 a. 4iL 18. 48a— c.
5_L 51a. äfi, 59 a.b. 13. 73a— c 92. 9L
99b. 102. LLL LL2, 112a. 129. 131. HL
174. 177. 178. 182. 182a. IM, 129. 192.
192a. b. 198. 204. 204 a. b. 292. 21L 2LL
218. 22L 222. 22fi. 226 a. b. 239. 233
-235 b. 231. 231 a.
P.
Piccolomini: Nr. 112.
Puebla: Nr. LLL 131a. b. LLL 141. 143.
14(i. 15L Vgl. Nr. 42.
Rochepine: Nr. 98.
Starhemberg: Nr. 2—4. 9. LL LL 25.
21L 28—30. 34. 36— 37a. 39.49.44— 46a.
49. 51— 52 a. 53. 55. 59. 59 a— C. 63.
6JL 68a. IL Ifi. 82. 82 a. b. 85. 87— 88c.
94— 95a. 92. 193. 199. 112. 112a. 115.
LLL 119— 120a. 128. 133. 131 144
144a— d. 158. 115. III 118. 184— 185a.
ls7. 182a— i. 199. 195—197. 2ÜL 296
—207 a. 21ÜL 211. 213. 21.'). 215a. 217.
Sternberg: Nr. LUL
Z.
Zinzendorf: Nr. 41 47a.
Denkschriften und
Kaunitz: Nr. L 5.
104. im.
Vorträge von
LL 2L 37 a. 59.
Staatsconferenzprotokoll: Nr. 93.
(19. Hai 1756.)
Noten der üsterr. Regierung:
Nr. 2a (2L Aug. 1755).
Nr. 37b (27, Januar 1756).
Nr. 51a (6. März).
Noten der franz. Regierung:
Nr. 9 (9. Sept. 1755).
Nr. 12 (IL Oct).
Nr. 31 (28. Dec.).
Nr. 82b. (2. Mai 1756).
Nr. 88 a (13, Mai).
Nr. 141c (29. Juni).
Noten der russ. Regierung:
Nr. 33 (6. Janaar 1756 st nj.
Nr. 13. c [9. April st. v.).
Nr. 129 a [7. Juni st v.).
Nr. 192 b (11. Juli st. v.).
Nr. 193a (HL Juli st ▼.).
Nr. 193. b (12. Aug. st. v.).
Nr. 1 99 a (20. Aug. st v.).
Nr. 291a (29. Aug. st v.J.
Nr. 291b (3. Sept. st v.).
Hofkriegsrath: Nr. Ifi. 119. LLL LH.
127. 148. 214.
Hofkriegsrathsprotokoile: Nr. (L
32. 3JL 43. 60. 99. 19. 12. 19. 8_L 81.
96. 1ÜL IM. 192. 122. 124—126. 132.
135. 136. 138. 139. 115. 119. L5JL 133
—155. 15L 160—166. 168—173. Vgl.
Friedrieh II. und Nr. ÜL Ifi. 98. 192.
LUL LLL 114. 122. 112. 118. 159. 214.
Rüstungscommission, Protokoll
der: Nr. 15iL
Generalkriegs com missariat: Nr.fiL
Directorium in publicis et came-
ralibus: Nr. Ifi,
Beilage L: Bericht Esterhasys vom
liLJuli 1754.
Beilage 2: ZinzendorfsM6moireüber
den russischen Hof. Juli 1755.
Beilage 3_: Denkschrift vonKannitz
Uber die üsterr.-fr&nz. Bttndnissver-
handlangen. Juli 1756.
Beilage 1: Bericht Salaburgs Uber
den Stand der üsterr. Armee. Ifi. Juli
1756.
Beilage 5_: Bericht Neippergs Uber
den Stand und die geplante Verthei-
lnng der üsterr. Armee. 22. Juli
1756.
Beilage 6_: Liste der üsterr. Armee
in Böhmen im Sept. 1756.
4 i
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L»rnrlt von Itrfitkn|if A: Härtel in l.i'i|mg.
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