Gregor
Heimburg
Paul Fritz
Joachimsen
FROM-THEUBR/^.RY-OF
■KONFAD -'^^^^J^ACH -
Zur Einfuhrung.
Wie an anderen Universitäten, so hat auch bei uns in
München seit längerem sich das Bedürfnis y;eltend gemacht, den
angehenden Historikern die VeröfTentlichung selbständiger, wissen-
schafUich brauchbarer Arbeiten zu erleichtem. In den meisten
Fällen handelt es sich um historische Untersuchungen, die zum
praktischen Zweck der Erlangung der philosophischen Doktor-
würde angestellt werden ; doch auch sonst werden im Münchener
Seminar von Zeit zu Zeit kritische Arbeiten vorgelegt, die übo*
das gewöhnliche Mafs der Übungsversuche hinausragen und dem
weiteren Kreise der Fachgenossen bekannt gegeben zu werden
verdienen.
Der Veröffentlichung solcher Abhandtungen stellten sich
nicht selten Hindernisse entgegen. Die Dissertationen sind aller-
dings auch schon bisher, den Anforderungen der philosophischen
Fakultät unserer Hochschule entsprechend, entweder ganz oder
doch teilweise gedruckt worden. Allein häufig genug fanden
sie nicht den Weg in den Buchhandel. Als Pflichtexemplare
wurden häußg nur Bruchstucke gedruckt, welche den Charakter
und Wert der einzelnen Arbeit gar nicht erkennen Hessen. In
ihrer Gesamtheit vermittelten die Fragmente kein zutreffendes
Bild von der Entwicklung der historischen Studien an unserer
Universität. Diesen Übelständen soll durch geordnete, gleich-
mässige und vollständige V^crötifentlichung der wissenschaftlich
probehaltig befundenen Arbeiten abgeholfen wertlcn. Es sollen
nur Abhandlungen aufgenommen werden, die aus den QueUen
selbst geschciijft siiul und etwas Neues bieten, seien es nun
Beiträge zur Quellenkritik oder zur Geschichte von Persönlich-
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Weiten oder Ereignissen , welche allc^emcinercs Interesse b^aji
spnichen können. Die Unterzeichneten hoffen also, mit dem neu
erötineten Unternehmen , dessen Verlag eine der angesehensten
bairischen Buchhandlungen übernommen hat, auch den Fach-
genossen einen Dienst zu erweisen.
Die Ucitunt^ des hi.'^tori.schen Seminars zu München ist
derartif^ geregelt, dass die beiden unterzeichneten Kollegen neben
einander in voller Selbständigkeit kritische Übungen veranstalten
und die eingelieferten Arbeiten prüfen. Kine gemeinschaftlich
solidarische Leitung besteht nicht und ist auch für die neu
begründeten »Historischen Abhandlungen x nicht beabsichtigt; die
bewährte Selbständigkeit vmd l'nabhängigkeit soll auch der
Redaktion derselben zu gvitc kommen.
Heranbildung von selbständig arbeitenden Geschichts-
forschern ist der Z\\ eck der Übungen des Münchener historischen
Seminars. Somit haben auch die einzelnen Verfasser der zu
veröffentlichenden Arbeiten selbst die Verantwortung für ihre
Leistungen vor der wissenschaftlichen Welt zu tragen ; eine volle
Vertretung des Inhalte der einzelnen Hefte wollen die beiden
Redakteure nicht Übernehmen. Wie wir aber bestrebt sind, in
unseren Seminar-Übungen die Schüler dazu anzuleiten, dass sie
in &forschung der Wahrheit das erste und höchste Gesetz bei
ihren historischen Arbeiten erblicken und zu deren Ermittelung
die richtige kritische Methode zur Anwendung bringen, so wollen
wir redlich darnach trachten, nach diesen Gesichtspunkten auch
unsere redaktionelle Thätigkeit einzurichten.
München, den i. März 1891.
Dr. K. Th« Heigel. Dr. H. Orauert.
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ALS DEM
MCiXCHEXEK SEMINAR.
HERAUSGEGEBEN
VON
D*^ K. ni. liHIGHL UND ii. GRAUERT.
I. HBPT.
BAMBl-KÜ 1891.
C. C. BUCHNEKSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
GEBRÜDER BUCHNER, K. B. HOFBUCHHANDLER.
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Gregor Heimburg
VON
Paul Joachimsohn.
BAMBERG 1891.
C C. BUCHNER SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
GEBRÜDER BÜCHNER. K. B, IIOFßUCHHANDLER.
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I
/
I
8URDACH
I
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Vorwort.
Eine Lebensbeschreibung Gregor Heimburgs besitzen
wir aus der Feder von Gemens Broclchaus. ') Das Buch erschien
im Jahre 1861. Seit jener Zeit haben eine Reihe von trefflichen
Arbeiten nicht nur unsere Kenntnis des fünfzehnten Jahrhunderts
wesentlich bereichert, sondern auch neue Thatsachen aus dem
Leben Gregor Heimbuigs ans Licht gebracht Anderes e^b
die bisher nicht genügend benutzte ältere Literatur, sowie das
ungedruckte Material. Die Handschriften der Münchener Hof-
und Staatsbibliothek, auf die Chmel und Voigt zuerst hingewiesen
haben, boten fiir meinen Zweck wertvolle Ausbeute, dagegen
blieben meine Nachforschungen in anderen Bibliotheken im
wesentlichen erfolglos. Den Hinweis auf Nachrichten Uber den
Mantuancr Kongress, die sich in einem Kodex des Ungarischen
Nationalmuseunis befinden, verdanke ich der Freundlichkeit des
hocliu iirdigsten Herrn liischof Dr. Fraknoi, Vicepräsidenten der
Akademie in Hudapest. - Unter den Archiven steht das Kreis-
archiv zu Nürnberg an Reichhaltigkeit voran. Den Reihen der
BriefbUcher entnahm ich zahlreiche Notizen, bei deren Verwertung
sich allerdings der Umstand, dass fast der gesammte Kinlauf des
Rates verloren ist. unangenehm fühlbar machte. Auch die Be-
stände der Kreisarchive zu Bamberg und Würzburg, des Haupt-
') Vgl. die Uu&prcchungen in v. Syl/els Ilü>lorischer Zeitschrift VII, 466 and
in den motnristk-faUtkfktn BtäUem XLtX, 663.
') Der Kodex wurde mir to» der Direktion der Museamsbibliothek b«roit>
willigst hierher ^etMdt, doch konnte ich denselben erst benützcn, als der Druck
bereits Viher Hn:^'en 7 hinaus vorgeschritten wat. Es ist daher zu S. 104 Ann. 2
noch S. 162 Antn. 6 su vergleichen.
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♦
Staatsarchivs zu Dresden, des allgemeineii Reichsarchivs zu
München haben mir manche dankenswerte Bereicherung des
Stoffes geliefert. i
Auf dieser erweiterten Grundlage habe ich versucht, das
Bild Heimburgs von neuem zu zeichnen, vor allem die Entwick-
lung dieses merkwürdigen Charakters nachzuweisen und zu
erklären. Manches bleibt freilich auch jetzt noch dunkel. Liegt
die äussere Lebensgeschichte Heimburgs jetzt fast tückenlos vor
uns, so beklagen wir umsomehr den Verlust von Briefen und
Reden, besonders aus der ersten Hälfte seines Lebens. Anderes
dürfte sich bei weiterem Vorrücken der >Reichstagsaktenc und
anderer Publikationen noch ergeben.
Die ersten zwei Abschnitte der Arbeit erschienen als '
Dissertation München 18S9. Beim Wiederabdruck sind nur un-
wesentliche Änderungen voigenommen worden. Die der Dis.scr-
tation beigegebene Untersuchung über die Ileimhurg fäLschllch
zugeschriebene »Confutatio primatus papae« habe ich jetzt fort-
gelassen, nachdem durch die Ausführungen Alberts im Historischen
Jahrbuch der Görresgesellschaft Bd. XI. diese Frar;c einer, wie
ich glaube, befriedigenden Lösung entgegen t^cfuhrt worden ist.
Den ] lerren Vorständen und Heanilen der Ix-niitzten Archi\'e
und liibliolheken danke ich für freundliches Entgegenkommen,
meinen verehrten Lehrern, den Herren l*rofes'?orcn Granert und
Heipi^el und f lerrn Dr. Sinionsield, für (.lie l eilnahnie und L'nter
Stützung, nut der sie diese meme Arbeit und meine Studien
überhaupt gefördert haben.
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Inhalt.
I. Jugend und Studicn/eit. Krstc Schritte in
Deutschland i — S
II. Auf dem Basler Koncii g — 41
III. Die deutsche Neutralitat 42 — 95
IV. In Nürnberg g6 — 14;^
V. Der Kongress von Mantua 144 — 180
VI. Der Bruch mit der Kurie 1 8 1 — 249
VII. In Böhmen . 2^0 —287
Anhang: Das Geschlecht Heinibur^^s . . . 2>S8 — 291
' Beilac^on 2(j2 — 324
Personenverxeichnis 32 s — 328
Verzeichnis der bcniit/ten Literatur . . XI — XlIl
Berichtigungen XIV
Verzeichnis der häufiger citierten Bücher und
Schriften.
M. Adam, Vitae Gennanoram Jarisconsultorum et poUticorum. Heidelbergae 1620.
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Famtfs rerum Austriacarum. II: Diplomata et Acta. Kd. 2. Diplomatariuro
Habsburgense sec. XV. ed. £3Im«/. Bd. 7. Co|jeybach der gemainen Stat
Wien 1454—64. Heriuisj,'(?t:cbcn Ff. /. Zri/>i^. Bd. 20. Urkundliche
Beiträge sur Geschichte Böhmeos und seiner Nachbarländer 1450—71.
Gesammelt von P^. Bdadtf. Bd. 43. Urkunden und AktenstQeke cur
österreichischen Gesihiditc 1440 71. Gesammelt von A. Pachmann.
Bd. 44. Briefe und Akten zur Österreichisch-Deutschen Geschichte im
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A. Zimmermann, Die kirchlichen Verfassungskämpfe im I5.jahrh. Breslau I8^2.
Abkürzungen.
BKA. s Bamberger Kreisarehiv.
NKA. — Nürnberger Kreisarehiv.
WKA. — Würzburger Kreisarchiv.
iOtA, ^ MQnehener Reicbsarchiv.
I^StA, = Dresdener Staatsarchiv.
H^A. = Wittenberger Archiv (besondere Abteilung des vorigen .
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Berichtigungen.
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Ite l8 Zeile 4 der Anmerkungen: 1, 380 nro. 708.
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• • • •
I.
Jagend und Studienzeit. Erste. Schritte
in Deutschland.
regor Heimburg wurde zu Beginn des XV. Jahrhunderts
IThl^JJ: zu Schweinfurt im Frankenlande geboren.
ll/^jJ j Die Stadt, in welcher Feuersbrunst und Kriegsläufte
^^^g^ fast die letzte Spur von Denicmalen jener vergangenen Tage
vernichtet haben, war reichsfrei und iat es bis gegen dasEnde des heiligen
römischen Reiches geblieben. Ihre Geschichte ist die gewöhnliche
der deutschen Reichsstädte, erfüllt von ewigen Fehden, von Bündnis-
verhandlungen und Rechtsstreitigkeiten, in denen viel gute Kraft be-
graben, aber vielleicht auch mancher Geist geweckt wurde. — Rings um
Schweinfurt sassen mächtige Herren. Die Bischöfe von Würzburg, welche
die Freiheit ihrer eigenen Residenzstadt brachen und nach Macht und
Titel der Herzögein Franken strebten, die Grafen von Henneberg, ein
altes, mächtiges Adelsgeschlecht, und der Deutschherrnorden, der um
Schweinfurt reiche Besitzungen hatte, trachteten alle eifrig danach, '
die Stadt ihrem Eintluss dienstbar zu machen. Die Kaiser, welche
die Stadt hätten schützen sollen, verpfilndeten sie vielmehr zu wieder,
holten Malen, und so konnte als eigentlicher Geburtstag städtischer
Freiheit der 28. Juli 1386 gelten, da es Schweinfurt gelang, die aus
solcher Pfandschaft noch giltigen Rechte des Bischofs von Wttrzburg
auf die Stadt abzulösen. ^)
Um diese Zeit zuerst begegnet uns in den Annalen Schwein furts
ein Mann, in dem wir wohl den Vater Gregors sehen dürfen, Hans
Heimbnrg, »ein rajrsiger burger der Stadt i<. Er war wohl begütert
und angesehen, erfahren in den Künsten des Krieges und des F>iedens,
»ein frummer gemein nutziger mann«, wie ihn die Chronik nennt
') Vgl. den Anbaag. Eine Aaftlhlimg der Uteren Literatur über Heim-
burg halte ich fflr entbehrlich, da die meisten dieser Autoren einander ailS>
schreiben. Wesentliche Irrtümer derselben berichtige ich au ihrem Orte.
*) Stein, Monomentn Sninfnrteniin if. 144. Derseih, Geicbicbte
Franlcens I, 357.
'1 Sprengers Annalen z. J. 1420 bei S/etn, Monumenta 341.
Joachiiiiiuhn, Heimburg. I
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»»»••••
— 2 —
Der Rat bediente sich seitusr gern bei Tagen und Gesandtschaften,
14 14 schickte er ihn zum Konstanzer Koncil häufig auch baten
Fürsten und Herren, ihnen den erfahrenen Mann zu leihen, so der
Bischof von Würzburg, Herzog Ülto von Bayern und die Grafen von
Henneberg. ^) Viermal bekleidete Heimburg das Bürgermeisteramt,
zuerst im Jahre 1399, zuletzt 1427.
Es scheint, als ob manche Eigenschaft Hans Heiniburgs auf
den Sohn übergegangen sei, der ja selbst gesteht, dass er seine
Beredsamkeit vom Vater geerbt zu haben glaube , ') und der später
in grösserem Kreise eine ähnliche Rolle spielte: als Jurist der Reichs-
stadt Nürnberg, als Sachwalter von Fürsten und Herren.
Auf »verschiedenen Schulen Deutschlandic *) legte der junge
Gregor den Grund zu seiner reichen und umfassenden Bildung.
— In Schweinfurt gab es damals wohl noch keine städtische Schule
vielleicht einzelne Lehrer, welche der Jugend den ersten Unterricht
in Grammatik, Rhetorik und Dialektik erteilten. ^) Die weiter Streben»
den aber fanden in Würzburg eine berühmte Bildungsstätte, und
vieles weist darauf hin, dass auch Heimburg hier seine Ausbildung
erhielt. ') Zwei Schulen bestanden daselbst, am Dom und am neuen
Münster, von rinnen besonders die erste sich grr>ssen Ansehens er-
freute; aus dcu Zeiten der ersten Universitätsgrundung mochte sich
hierher noch manches Bruchstück humanistischer Geistespflege gerettet
haben. Vielleicht ist der »paedagogus«, von dem Heimburg in
späteren Jahren erzählt, ^) unter den Domherrn von Würzburg zu
suchen. Von dem Leben der Domschttler wusste man freilich
') Sfein, MonumeDtft 33$.
«) S/e$H 336. 341. 344.
') Heimbnr; «a Johannes Rot 1454, mXn 6. Beilage B s.
*} HeimLurgs Doktorrede «btt. $04 f. 313 1. d. Beilage B i. Vgl. ^bigi,
Enea Silvio II, 349*1.
*i Vgl. l'ölker, Gesch. d. Studtenanstalt Schweinfort.
* t t)cr Schweinfiirtt-r und \Viir2hitr[:^fr Schulverhältni'^sc c^ebcn intero^i'ante
AubchlÜÄS.c die von Cr. J:>Jii/>t veröfTeiillicluen Magislri Petri Foponis cohofjuia
de Schölls herbipolensibuä aus dem Ende des XV. Jahrhunderta, aus denen aieh
mancherlei Rückschlüsse auf die frühr-tc Zvl: inachcii las'^^cn.
') So besonders der Umstand, d^i^s er bis an sein Lebensende mit dem
Domkapitel in VerbtOdlMlg stand.
*) Sckefs l, c 14. 15. Bavaria IV, 329.
•) ßitktr-Struvt, Rerum Germanicarum Scriptores II, 245.
Eine deutsche Universität lial Heimburg, soweit wir sehen, nicht be-
sucht. In den Matrikeln von Heidelberg und £rfurt fehlt sein Name; dass er
auch in der ungedruckten Leipziger nicht steht, schliesse ich aus dem Schweigen
Voigts. Für W ur 'huf^ vgl. Vi^'egeie . Gesell, il. Univ. Wiir/biirg 30. 31. Seine
römisch - rechtliche Bildung kann Heimburj^ nur in Italien vollendet haben , da
es damals in Deutschland noch keine oder nur sehr unbedeutende Lehrstuhle
für r<"iniisciies Recht \Sfoh6e, CJesch. '!. detii-' l'.m Rcclitsquellen II, 9.1 Dass
aber ticimburg auch sein kanonisltscbe» Studium in Italien niiode^lens vollendete,
seigt eben di« Doktorrede.
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— 3 -
wenig Gutes zu sagen, ^) und zu weiterer Ausbildung fehlten sicher-
lich die Mittel in dem von Krieg zerrissenen Stitte.
So wandte sich Gregor nach Italien, wo ttoch immer den
Deutschen der echte Quell der Wissenschaft zu Üiessen schien.
Zwei Mächte stritten um den Geist Heimburgs, der Humanis-
mus und die Rechtsgelelirsainkeit. Ungleich so vielen seiner Zeit-
genossen, wählte er die letztere, und gerade in Italien seihst, dem
gelobten Laude des Humanismus, in i^adua, wo man vor icur^iera das
Grab des Livius gefunden zu haben glaubte, scheint dieser Um«
scliwung in der Seele des jungen Deutschen sich vollendet zu haben.
Hier ergrilT er mit Begeisterung das Studium des kanonischen Rechts,
in dem er die wahre Philosophie und Rechtsgclehrsamkeit« sah,
in dem er alles begriffen meinte, was sandre Menschen anderswo
suchen und was sie auf dieser Erde glücklich machte *)
Aber die Absage an den Humanismus war so ernst nicht
gemeint. Hatte Gregor wirklich, wie er in seiner Doktorrede sagt,
alles andre bei Seife gelegt und allen Fleiss auf das Rechtsstudium
verwandt, so mussie er sciion vor diesem Umschlag, da er noch
»die Bucher der Philosophie«^ studierte, tiei in den Geist des Alter-
tums geblickt haben, denn die Klassiker blieben ihm vertraut, sein
ganzes Leben lang, wie nur wenigen unter seinen Landsleuten.
Aber zu vieles schied den bedächtigen, immer eigenwilligen Detitschen
von dem leichtsinnigen, oft frivolen Treiben der italienischen Hurna-
nistengeneration, und vielleicht ist sein Gegensatz zu £nea Silvio, der
filr sein Lebcm verhängnisvoll werden sollte, im tiefsten Gnmd auf
dieses Gefühl znrückzufllhren.
Was ihm das Rechisstudium so hoch erhob, war der Gedanke,
dass die v Verderljnis;; darin keine Stelle habe, und auch als gereifter
Mann liess er niciit gern eine Gelegenheit vorbei, den Ernst und
die Würde der Rechtsgelehrsamkeit Uber die windige 21» Rhetorik«;
der Humanisten zu erheben.
Immerhin bleibt es auflftflligi dass ein so reicher Geist in der
Jurisprudenz, wie sie damals war, seine Befriedigung fand. Die
Namen der Manner, welche Heiniburg uns als seine Lehrer im
kanonischen Recht nennt, waren zu ihrer Zeit wohl beiuhmt, aber
sie waren doch nur die Epigonen, die von dem Erbe Grösserer
zehrten. Die Wissenschaft war erstarrt und verknöchert in den
S. d. bei Anm. 98 citferten Sprticli des Trithemias.
*) Aus der oben ciiicrien Doktorrede. ! 'a^i dif ollic in r.idu.i i^fhalten
ist, zeigeo die Namen der dort geoanoten Lehrer. Pro&docimus de Comiiibus,
Paolos Doctus, Jacobns de Zoccbis uüd Heinricus de Alano sind sSmtlich in
den Jahren 1421 30 al^ Kanonistcn in Padua nachweisbar. Vgl. Tomasin$ts,
Gjrmnasiuni- Paiavinum 20. 235 — 37. 495. /•aceioiait, Fasli Gyomajiü Patavini I,
XLU. II, 33, s6. 39. 30. 32. SAulttt Gesch. d Quellen u. Literatur des kanoni-'
«eben Recbts II» 398« 400.
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4 —
ewigen Kompilationen von Summae, Glossae und Lecturae, über
denen man fast verlernte» auf die Quellen selbst zurflcluugehen. ^)
Noch heute bewahren unsere Bibliotheken die lectura in II. decre-
talium, welche Prosdocimus de Comitibus, der berühmteste unter
Heimburgs Lehrern, in Padua las, es sind Folianten von wahrhaft
ungeheuerlichem Umtange. Das Studium einer Reihe von Jahren
genügte kaum, um diesen Gedächtniskram in sich aufzunehmen.
Dass Heimburg nicht lediglich auf die Worte des Lehrers
schwor, sondern in den Quellen selbst sich tüchtig umgesehen hat,
das zeigen uns seine späteren Schriften; es mag wohl ebenso sehr
als Ausdruck seiner humanistischen Geistesrichtung, wie seiner Oppo*
sitionshist gelten , wenn er bei der Betrachtung des rl^tsstofTes,
abweichend von der nur auslegenden Methode der Sc huie, auch die
Herkunft der einzelnen Kanones , den oft sehr weltlichen Grund
ihrer Entstehung erörterte;*) er ging aber noch weiter und zog
auch das römische Redlt in den Kreis seiner Studien. Das war
für jene Zeit nicht ganz gewöhnlich. Von all den bedeutenden
Männern, die mit Heimburg zugleich in Deutsrhlaml als Juristen und
Staatsmänner sich einen Namen machten, ist keiner :&Romaoisti im
eigentlichen Sinne des Wortes geworden. Weder Nikolaus von Cnsa,
der wie Hetmburg in Padua studierte, noch Johann von Lysura, der
Gregor später als Rat des Mainzer Erzbischofs folgte, noch Peter
Knorr, der ihm narhgehens in so manchen Rechtshändeln gegenilher-
trat, haben nach der Würde eines Doktor utriusfjue juris gestrebt.*)
Nicht als ob ihnen deshalb das römische Recht unbekannt geblieben
wäre, aber sie fassten es vor allem ds Grundlage und Stütze des
kanonischen Rechts auf. Das hatte seinen Grund schon in der
eigentümlichen Stellung, welche die Kirche zum römischen Kochte
einnahm,*) denn alle diese Männer waren Geistliche, wenn anrh gar
manche ihr Leben in sehr weltlichen Bescliaftigungen hinbraclnen.
Heimburg aber blieb Laie, auch das eine auffällige Erscheinung in
>) VgL Schulte II, 473 ff-
'i frthtr-Strteve 11, 261. Z, 51,
Wenn Düx, Cusa I, I04 »' sagt, ein Doclor liecreloruni kann fUglich
als Doclor utriusque juris aufgefasst werden, so ist das durchaus falsch. Es
wird vitlmchi ilarin streng unterschieden Die deutsche Bezeichnung für dr.
jur. civ. ist lerer m weratlichen oder kaiserlichen rechten; bei Chmel, Materialien I,
2, 238 heisst es einnuil doctor der getchribcnen rechien. B«i dieser Gelegenheit
berichti|^e ich einen andern Irrtum von lJUx, der I, 103 annimmt, Cusa habe
nicht in Deutschland >tudierl; die Heidelberger Matrikel ed. Topke hat aber
Si laS zum J ilir 1416 den Vermerk: Niccdaus Cancer de Coecze. der. Trever.
diöc Vgl. uucb den Auszag ans der Kolner Matrikel bei ßtanco, Die alte
UnirersitSt Kftln 841, wo es lieisst: 1425 Nicolaus de Casa Doctor in Jure
CanOD- Trevir. Dioeces. nihil solvit ab \\) reverenliam personae.
Vgl. SiuUung, üescbichte der deutschen Rechtswissenschaft 5.
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— 5 —
einer Zeit, wo die Geistlichkeit das Rechtsleben, wie den juristischen
Sund fast vollstflndig beherrschte.')
Als Doktor beider Redite kdirte Heimburg Aber die Alpen
«urttck,') und wandte sich alsbald nach Nürnberg, der Stadt, die
*) Wie lehr man jirewolmt war, Doktor vnd Geistlicher ftr identisch zn
halten, zeigt in intere^santt-r Weise ein Urteil Dietrichs von Main/, in dem es
beisst: vnd sind diss die be; uns im rechten gesessen sein; des ersten die geist-
liehen Jorg Heimburg Ckmti, Re^festen I. Anhang XXVIIT.
' Als Jahr der Promotion rinij(.'t «-ich schon bei ^f. A/atii, Vitae German,
[urisconsultorum das Jahr 1430, doch ohne irgend welchen Beleg. Broekhtmt,
Gregor Ton Heimburg 9 gibt ebenfalb diese Jahreszahl, führt aber gleich daranf
ein Rcchtsgutachten Heimbur^,'s an, das schon aus dem Jahre I42S stammen
soll. Letztere Notiz entnimmt er dem Buche von Märktr, das Burggraftum
Meiasen, der S. 325 eine Inhaltsangabe des fragliehen Gutachtens nach mehreren
Abschriften im DStA ;,'ibt. Da MSr'-jer seine Archiv.ilien nicht einzeln
citiert, kann ich ihn nicht genau kontrolieren, nehme aber an, dass ihm ebenso
wenig, wie mir Exemplare mit Jahresangabe vorgelegen haben. Nach dem
Inhalt des betreffenden Schrifistlicks aber gehört dasselbe nicht ins Jahr 1428.
sondern 1434. Es handelt sich niimlich um die Streitsache zwischen den Herzogen
Friedrich und Siegmund einerseits und Heinrich Reuss von Plauen andrerseits um
das Burggraftum Meissen. In dieser Sache erteilt Heimburt,' den Fürsten seinen
Kai; am Schlüsse — ich benutze die gleichzeitige Abschrift mcupiul 15 f. i6i'j
des DStA. — hdsst es: ,,finediijin libin herm: wie wol die Spruche vyl vnd
mannicherley seyn, so trcffm sie doch alle vfT eynen syn, so dunkit mich auch
nicht mehir nod darczu czuseczin, denn sie vberflu.ssiclicheo verantwort seyn,
denn als ich icznnt vyl zcn schikin han, so Ican ich nicht vff i^ichen Spruch
geantworten, so ist es auch nicht nod, denn was ich Twem gnaden zcn dinste
gethtin mag, den bin ich schuldig vnd willig;. Es ist hie der herczoge von
der Lauwinburg, sost weiss ich nicht nuwes vwem gnaden zcuschriben.
Gegeben am mittwocb nach sente marcustage. Gregor Heimbnrgk." Danach
ist das vorstehende nicht ein yereinxelt abgegebenes Gutachten Heimburgs, sondern
dieser berichtete ständi;^ an dir sächsischen Fürsten, er teilte ihnen Neuigkeiten
mit und zwar — vom Basler KoncU. Bei Johann de Segobia {Alon. Concü> 11^
670) findet sich nSmlich folgende Mitteilnng: Exposita vero sancte synodo est
noiia nia^'na jue controversia super ducatu Saxonie, Henri r, Saxonie duce Mas
ist Erich von Lauenbnrg, Segobia nennt ihn stets Heinrich; multis associato
ttobitibns presencialiter adeonte depntaciones, in qnaram de fide quinta mensis
huju<; i'Mai 1434) Caspar aduovatus nomine suo exposuit u. s. f. Das stimmt
genau mit dem Brief Heimburgs, der am 28. April die Ankunft Erichs meldet.
Zar Sache vgl. ,^«IAa«A, Sigismund III, 31 S IT. und Mami, Colleetio XXIX, 601.
Gerade in dieser Ant^elegenheit hat ITeimbur;^ auch später noch an die sächsi-
schen Fürsten bericlilel, s. d. bei Alimann idse Wahl Albrechls II, aus einem
Briefe Heimburgs S. 37. A. i abgedruckte Stelle. — Man vergleiche nun mit
der ausijehohenen Stelle die folgende Best.illun^urkunde ; icof-. 15 f, 164^^ DStAA
Wir Friederich vnd Sigmund gebruder, \on f^ois gnaden herczogin zn Sachsen,
langgraven etc. bekennen oflintUch mit diesem brieue vor vns vnd vnsere erbia :
nach dem vnd vns in ultin vnsem machen, die sich vor . . , . hem Sig^munde
Komischeui kciscrc .... ader dem heiligen concilio zcu Basel geboten zcuuor-
handeln ader vorhandelt . . . zcu werdin, wie des eyne notdorfft were, der
wirdige er Gregor Heinburg, lerer beides rechtin, vorsprnchin vnd gered had,
als ein aduovat bie zcustehin, zcu helfün, zu raten, vnser bestes zco werbin vnd
zcuprufen gctruwelichen: das wir vmb des willen vnd die wile er an vnserm
din»ie i»t» wie obingc&chriben sted, dem selbtn em Gr^or ader sinem macht«
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— 6 —
wenn irgend eine damals, als Mittelpunkt Deutschlands gelten konnte.
Nidit nur der mächtige Zug des Handels» das Aufblühen der Gewerbe
machte sie dazu, auch ilire politische Bedeutung rechtfertigt diesen
Namen. König Sigismund liebte die Stadt und weilte häufig daselbst,
in den Hussitenkriegen nutzte er die Kräfte ihrer Bürger. Es war
symbolisch, dass 1424 die Reichsinsignien hier niedergelegt wurden,
und häufiger selbst als in Frankfurt versammelten hier sich die
Reichs- und FUrstentage, Die Stadt selbst wusste die Juristen ta
schätzen, sie hatte stets einen oder mehrere in ihren Diensten.')
Das war der Platz, wo junge Talente, wie Heimburg, sicli ihre
Sporen verdienen konnten; er brauchte nicht lange zu warten.
Im Frühjahr I43O \ ereinigte ein Reichstag, zur Abwehr der
Hussiten berufen, die deutsclien Fürsleu in Nürnberg. Es war
nicht ungewöhnlidi, dass su ihren Beratungen auch die Gelehrten
geistlichen und weltlichen Standes zugezogen wurden , und so ge-
schah es wohl auch diesmal. '1 Hier lernte Erzbischof Konrad von
Mainz Heimburg kenaeo^ am 5. Mai nahm er üin in seine Dienste,
boten jerlichen vtf sent Walpurgc tag reichin, gebin vnd beczalu wolliu sechczig
gute rynschc guldin vss ▼nser cameren an vorezag vnd geaerde, cxn orkuod etc.
Die Urkunde ist nioht vor dem ^^ai 1 4;? 3 (Sigismunds Kaiserkrönung >, wahr-
scheinlich aber nicht vor dem Spätherb&t 1433 ausgestellt, da Sigismund im
Olrtober 1435 nach Basel kan und die Henttge Heimbnrgs Dienste offenbar flir den
Fall zu gewinnen suchten, dass Erich von I.nnenburg seine Ansprüche auf die sfich-
sische Kur oder Heinrich von Plauen die seinen auf das Burggraflum Meissen
vor Kaiser und Koncil anbringe, was nachher wirklich geschah. Die Bestallungs-
arkunde ist also friihpr, als das Rechtsguiachten, niclu sp.-iter, wie Mrirker 1. c.
will. Dasselbe <»/. 15 de» DStA. hat f. ilj folgende Urkunde: Wir 1 riiicnch cic.
bekennen etc., das wir vmb sulchc getrowe dinste, die vns 'Icr <-ibcrge er
Gre'^nrius llrimbiirj^, lerrr !>eyder rechtin, vor vnsern allergnedigisten hem, hern
Sigmund etc. vnd auch in dem hciitgiii concilio zu Basel vnd underswu getan
had, tegelichen tut vnd in zeukunfltigen czeyten tun sal vnd mag, dem selbn
ern Gregorio adir sjmen machtboten jerlichen vflf .sent Walpurgis tag reichin
gebin vnd beczalin wollin sechczig gute ryniscbe guldin vss vnser camercn ane
vorczog vnd geuerdc bys vff vnsir vbagiUi das wir ym aucli (.'yn> iglichin jars
vf sent Walpurgis tag tan soUin vnd mngtn ane geaerde. des zcu orkunde
haben wir herczog frtderich vnser insigel, de« wir Sigmund mitte gebruchin,
wisbciuliclu-u an dissiti br ifj hissin hcn^-in. geg. — Hier erfahren wir, dass
Heinaburg in der Thal auf dem Koncil und vor dem Kaiser für die sächsischen
Herxttge thätig war. Die Urkunde ist frühestens 1435 ««tzen, da in diesem
Jahre Herzog I ricdrich zuerst allein urVuiidct. U'>lfi'. fuKs ^'cliorl das RccIUn-
gutachten in diesen Zusammenhang, nicht zum Jahr 142S. und da auch sonst
keine Thatsachen bekannt sind, welche 1430 als Promottonsjahr Heimbtirgs
erschüttern k". unten, so t;!.u;bf ich daran fe^ihaiieii zu sollen. (Eine von Herrn
Dr. Simonsfeld gütigst vermittelte Nachforschung in Paduenaer MatrikelbUchem
blieb leider erfolgloa.)
1) Vgl. die Zutammenatellttng bei Stoött II, 59^*).
*l Vgl. die bei Johannes Nider, Formicarius. liber V cap. I erzlhlte Anek-
dote, deren Schauplatz vielleicht eben dieser Reichstag ist.
am 21. Juni bestellte er ihn zu Mainz zu seinem Generalvikar in
geistlichen Dingen. ^)
Dass ein Jurist sotche Aemter bekleidete, war nicht selten; erst
vor kurzem hatten päpstliche Legaten die Besetzung der geistlichen
Gerichte mit gelehrten Juristen empfohlen,'-) und Erzbisrhof Konrad
selbst, dem man sonst nicht immer Gutes narlisagte,*) zeigte in
diesen Dingen ein lobenswertes Bestreben ; 1 427 entfernte er kurzer
Hand die lltiterati aus den Mainzer Ofitsialatsstellen.^} Sehr auf-
fallend aber musste es erscheinen, dass ein Laie dieses Amt erhielt,
mit dem doch die Stellvertretung des Erzbischofs in so vielen Amts*
Handlungen verbunden war. E<? pab darüber keine kanonische
Bestimmung,^) aber der usus sprach gegen solche Verleihung. Um
so grösser freilich die Ehre für den jungen Juristen, aber doch
ein merkwürdiger Anfang Rtr das Leben eines Mannes» der seine
Laufbahn in den Diensten des »Ketserkönigs« Georg Podiebrad
beendete.
Gregor bliel) in Mainz länger als zwei Jahre. Wir l)esit/en
aus dieser Zeit wenig Zeu^aisse über ihn,®) keines von seiner
) uudenui, Codex diplomuticu> II, 425 gibt diese Notizen »fide libri
coaevi', wie er sagt. Der liher coaevus ist das IngroMAtarbach XIX des
WKA., in (lern lÜc hotrefTondi- Stc-Üe f. i66 steht. Wir erfahren hier rn^lcich
die Bedingungen, unier denen Ileiiuburg die .Sielie annaiim: dart^u vnd davon
so halt ime nqm berre vcrschribn, alle die wyle er sin vicarius istt hundert
gülden, eyn fuder winn vnd czehen nialdcr koms vnd ime des ejmen tlechten
briefT geben sub dato Alban anno etc. 30°.
•) Stobbe I, 642.
*) Ekvhard Wifttktke (nach v. Hagen's ÜhersetzuBg citieit) S. 19a «er
war ein Herr, der das Geld sehr lieb hatte«. \'^\. S. aio.
«) uudenm IV, 162.
»3 Schcrer, Handbuch des Kircbenrechu 613"). Sehulu U, 462 Tührt
einige Beispiele aus Italien an, wo Laien GeneraWilcBre waren.
' 1432, febniar 24 ersdifiTU Magister Cenrius Iloymluir^' vicarius iiosier
in spiritualibus als Zeuge in einer Urkunde Erzbischof Konrads. IViardtivein,
Nova Sttbsidia diplomatica Bd. VII. p. Tl. — 1433 oct. la. Konrad, Erzbisebof
zu Mainz, gcnclnni^l, dass Pfarrroclitc zu Alzey von der alten ausserhalb
der Stadt gelegenen Kirche auf eine neue innerhalb der Stadt übertragen
werden, nachdem Gregor Hamburg, sein Generalvikar, ihm die Richtii^keit der
gemachten Anj:jaV)eTi bestätigt hat. }>is^roi;aturhtich X\ f. Ill^' im JfÄ'.l. —
Hieher gehört auch die Notix in Sprengers Annalcn z. J. 1431 {Stern, Monu-
menta 345): »Zu dieser Zeit batt der bocbgelerte Herr Georg Heimburg der
Rechten Doctor und lux mundj gcreichsnet, tler j^'emeiner Stadt Schwcinf\;rdl
in vielen Sachen dienstlich vnd fuerderlich gewesen.« Bezieht sich vielleicht
anf das ebenda z. J. 1430 Miti^eteilte: «Item als ein Brbar Rath allhic die
Inden, ^o in irctn Scluil,; slt.zen, sein anr^etn"!! worden von wc^en bickingcrs
von Si-wnzheim, die ein Erbar Rath u.i/.aiijaln sialllich dcfcndirt. sein ciu Rath
durch den geistlichen RicbtCT xti Wurtzburgh condcmnirtf dauon sie an den
Stuel zu Maintz appellirt, vnangeschen facta provocatione appellationis sein sie
gebannt worden, aber durch den Oberrichter zu Maintz daruon absoluirt ad
diiTHutiuam.* — Die Episode mit Cosa, dt« ebenfaU* in di« Mainser Zeit fUld
Ktrthcr-atritvt U, 355) s. w. u.
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Thätigkeit am geistlichen Gericht. Die Verbindung mit dem Mainzer
Kircbenfüisteo wurde in anderer Weise flir ihn bedeutBam, sie bahnte
ihm den Weg zu einer Rolle im politischen Leben der Nation.
Eine stunnvolle Zeit kam heran. Die alten grossen Fragen
der kirchlichen Reform, die man schon in dem Wust der täglichen
kleinen Zwiste hätte begraben wähnen können, erwachten aufs neue,
mächtiger denn vorher, und der beginnende Kampf zog die besten
Geister des deutschen Volkes in seine Kreise. — Audi Heimburg
werden wir auf diesem heissen Boden wiederfinden.
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II.
Auf dem Basler Koncil.
|on den kirchenpoütisclien Kämpfen des früheren Mittelalters
unterscheidet sich die Koncilsbewegung des 15, Jahrhun-
derts vor allem in einem Punkte; es fehlt eine feste Ver-
tretung der weltlichen Macht. Freilich suchten die Schriften
jener Zeit, suchte besonders Dietrich von Niem die alte Idee des
Kaisertums wieder zu beleben, da der römische König der berufene
Vogt der Kirche gewesen war; aber für eine Stellung, wie sie die
grossen Staufet, wie sie selbst I^udwig der Bayer in diesen Jb ragen
eingenommen hatte, war «dum die weiche, religiöser Tiefe entbehrende
Natur Sigismunds wenig geeignet,*) geschweige denn Friedrich m.
Das Element des Gegensatzes scheint vielmehr in der Kirche selbst
zu liegen. Aus dieser selbst kam der Widerstand gegen die Allmacht
des Papsttums, wie es im 13. und 14. Jahrhundert sich ausge-
bildet hatte.
Wenn das Koncil zu Konstanz in seinem berühmten Dekrete
»Frequens<i; ^ die allgemeinen Synoden zu einer ständigen Einrieb-
tunp der Kirche machen wollte, so bedeutete das eine Beschränkung
der päpstlichen Macht , ganz derjenigen gleich , welche in unsern
Tagen das absolute Königtum durch die Parlamente erlitten hat.^)
Darflber aber waren in Konstanz wohl die wenigsten sich klar, dass
unter solchen Umständen Mher oder spAter swhdien Papst und
Koncil ein entscheidender Kampf um die Herrschaft entbrennen
musste. Siegte das Koncil, so war der Papst wiederum der Bischof
von Rom, wie in den ersten Zeiten der christlichen Kirche, siegte
der Papst, so mussten mit der Koncilsidee auch die andern Pläne
kirchlicher Reform vorerst hinwegfallen, die man gewohnt war, an
jene anzuknüpfen.
Nicht eine Laune Eugens IV. war es also , die ihn zu der
plötzlichen Auflösung des Basler Koncils trieb, es war das Gefühl
*) V^l. Ni/zsc^. Gesch. dentschoi Volkes III, 338 und JOmkkfhm in den
Bfrttkumgen t. deutsch. Gesch. II 556.
*) Vom <)• oet. 1417 bei Mtum XXVII. 11 59.
*) Vgl. S^Ur^ Gesch. d. Pipste I, 184. Atcü^ Siginniind IV, a?.
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— lO —
eines tief inneren Gegensatzes zwischen der Idee der päpstlichen
Herrschaft, wie sie von Gregor VII. bis auf Johann XXH. ausgebildet
worden war» und den Lehren von der Macht und Gewidt der
Koncilien, die seit Heinrich von Langenstein unsäbltge Schriften
predigten.
Papst Martin V. hatte sich den Forderungen des Dekrets
^Frequensf nicht entzogen, er war bemüht, neue Konflikte zu ver-
meiden.^) FUnf Jahre nach Schluss des Konstanzer Kondb hatte
er ein neues nach Pavia berufen, das er alsbald einer Seuche wegen
nach Siena verlegte. Es gelang ihm, die Versammlung aufzulösen,
ehe sie ihm gefährlich werden konnte; in Basel sollte in sieben
Jahren, wie das Konstanzer Dekret bestimmte, das nächste Koncil
abgehalten werden. Die Welt fligte sich, sie war mit andern Dingen
beschäftigt.
Das Jahr 143 1 nahte heran: am 3. März lief der siebenjährige
Termin für Berufung eines neuen Koncils ab. Berief bis dahin der
Papst das Koncil nicht, so konnten sich »alle, die es anging«;, in
Basel zw Beratung versammdn — ein Parlament, das auch wider
den Willen des Herrschers zusammentrat. *)
Martin V. trug noch mclir, wie vor sieben Jahren Bedenken
und Argwohn gegen das Konril. Aber allzu laut war der Ruf
nach Reform dt*r Kirche erschollen, in Rom seihst wirkte auf den
Papst eine Partei der Kardinäle für das Koncil , unter ihnen der
Kardinal von Siena, Gabriel Condulmaro, einVenetianer von Geburt.*)
Vgl. A. ZimmtriMHn, Die kirchl. Verfassungskimpfe im XV. Jahr-
Irandert S. 66.
Pr.^ysfft, Gesell. (1. i.n-ussis.-lien J'oütik I, 520. — .!/ C. II, 14. (Unter
diesem /deichen cilierc ich das grosse, von der Wiener Akademie beraiugegebene
Quellenwerk: ÄfoHumenla Cmeährum gemeratmm st€iiH XV. Omc^bim BatUeeme.
Band II und 'er i r t t -ilweUe erschienene B.ind II! entlialtt'n die i^rosse
Koncikchronik des Johannes de Segobia. Über den Verfasser und sein Werk
but Zimmermamn 1. c. iio fT. einige Notiaen cnsammcngestellt eine ein^'ehende
W ü- iliiMinL: i^t von dem Herausgeber Birk zu erwarten Da ich jedoch die
Chronik cuicm Teil meiner Arbeit als Ilauptquelle zu üiuadc lejje, so will ich
hier etwas Über iliren Charakter sagon. Juan de Segobia war spanischer
Minorit, «-r kam im .April 1433 nach J'ascl uirl M Cli dt-in Ivoncll Iiis rtim
Schlusst; ircu. Sein Werk, die »ücila iacrosancli ^i-iu-rulis sjnodi BasiIieti:ji->«
ist das Erzeugnis eines staunenswerten Fleisscs. keine Chronik im mittelalter-
lichen Sinne, sondern eine Sammlung von -Aktenstücken, durch tagebuchartige
Elrzählung zusamniengchalten. In ihrer jetzigen Gestalt ist die Chronik nicht
vor dem Ende des Koncils entstanden, hat aber durchaus den Wert einer gleich-
zeitigen (Quelle, da Segobia sich sehr genue Tagebuchaufteichnungen machte.
Vgl. .V. C. II, 663 io6i. ii2a.> Wo andere Dokumente eine Nachprttfang
zulies.sen, habe ich Segohia's Nachrichten fast immer richtig befunden, so dass
ich keinen Autand nehme, ihm anch in den ao tiberaas zahlreichen Fällen xa
folgen, wo «r unsere einsige Quelle ist.^
" d II, 15. 154. HiftU, Konciliengeschichte Vit, 428. Potior 1,
216— Ib.
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— II —
So erliess der Papst in der That am i. Februar 1431 eine
Bull«, die den Kardinal Julian Cesarini mit der Eröffnung des Basler
Koncils betraute. Sein Misstrauen überwand der Papst aber nicht,
und so t-rbieU Cesarini noch eine^ andere Bulle desselben Inhalts,
aber mit einer Klausel, welche ihn ermächtigte, das Konril /,u
schliessen, zu verlegen oder zu suspendieren, »wenn ein vernünftiger
Grund vodianden sei.« ^)
Doch schon am 20. Februar starb Martin V.; ihm folgte jener
venetianische Kardinal, am 3, Mftrz bestieg derselbe als Eugen IV.
den päpstlichen Stuhl.
War die Koncilsbegeisterung wirklich so gross, wie die Ver-
fasser der Traktate und die Redner der Universitäten sie schilderten?
Man möchte es bezweifeln, sum mindesten warteten die meisten
noch auf einen Wink des Papstes, denn im Mära war erst ein
burgundisclicr Abt in Basel anwe5?end , dem sich dann noch Abge-
ordnete der Universität Pnr; ; beigesellten, -1 und auch Cesarini hielt
die Angelegenheit des KrcUi^zuges gegen die Hussiten für dringen-
der, als die Eröffnung des Kondls, er begab sich nach Nürnberg,
um die Ausrüstung eines Kreuzheeres zu betreiben.')
Und in der That ; erst nach der furchtbaren Niederlage, welche
dieses Heer im August 143 1 von den Böhmen erlitt, richteten sich
die Blicke der Welt und besonders Deutschlands auf die Baseler
Versammlung; das unkluge Vorgehen des Papstes gegen dieselbe
that ein übriges, um eine Kondlsbegeisterung zu entflammen, wie
sie unter gewöhnlidien Verhältnissen schwerlich entstanden wäre.*)
W^as den Papst zu seinen Schritten gegen das Koncil l>estimmte,
ist nicht leicht zu sagen. Im Mai noch hatte er die V'ulhnachten
seines Vorgängers für Cesarini erneuert*) und es dann ruhig ge-
schehen lassen, dass dieser im Juli dasK<mcil durch Bevollmächtigte
eröffnete und selbst im|September sich nach Basel begab,') dass
das Koncil Briefe in alle Welt an Fürsten und Prälaten sandte und
in hoffhungsfrohen Worten die Abstellung der geistlichen Schäden,
die Zurücklührung der Ketzer in den Schoss der Kirche, die Bei-
legung der Kämpfe der Fürsten als seine Aufgabe bezeichnete.')
Doch als das Koncil am 14. September 143 1 seine erste
feierliche Sitzung abhielt, war der Entschluss des Papstes schon
'> vT/. C. I, 67. II, 12. 53.
» Af. C II, 14 ff.
') Cesarini an Eugen 1432. jan. 13. Af. C II, 95 tt.
*) Cesarini an Eugen 1433. jao. 22. A/ami XXXI, 166. A/. C, II, 107
und besonders d«* undatierte Schreiben deHclben Af, C II, 109 tes ist vom
5 Febraur).
') AfyHsi XX I\, 13.
•t Af. C. II. 29.
Af. C U, 32. A/atui XXX, 5ii. 65.
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— 12
gefasst, die Versammlung aufzulösen. Neun Tage spAter langte sein
Gesandter Dtnid, Bischof von Parenzo» in Basel an, mit einer Bulle
des Papstes vom 12. November, welche das Kondl attflfistep Qnd
mit einem Sri reilien für Cesarini, das diesen ermächtigte, von der
Bulle Gebrauch zu machen. Aber das Gerücht hatte den Zweck
seines Kommens frühzeitig verlautbart. Auf das erregte Drangen
der Venammelten gab der Bischof seine Bollen an Cesarini und
beteuerte, jetst sehe er selbst in der Auflösung des Kondls den
Ruin der Kirche, auch der Papst sei schlecht unterrichtet und werde
sdne Meinung itndera. Man beruhigte sich, alles schien geordnet.
Da, am 13. Januar 1432 verlas der Begleiter des Bischofs, Johann
von Prato, eine neue Bulle vom 18. Dezember, die urbi et orbi die
Auflösung des Konzils kund that; in ein und einem halben Jahre
sollte in Bologna ein neues Koncil zusammentreten. — Nur durch
schleunige Flucht konnten die Versammelten sich dem Anhören der
Bulle entziehen.*")
Möglich, dass in der That die Gründe, welche Eugen in dieser
Bulle anführte, und diese allein ihn zur Auflösung des Koncils be-
stimmten. Der geringe Besudi der Versammlung im Anfange, die
Unsicherheit der Strassen, durch eine Fehde zwischen Burgund und
Österreich nocli erhöht, der tiefe sittliche Verfall gerade des deut-
schen Klerus, das Umsichgreifen der hussitischen Lehren selbst bis
*) Ich Mge hfa dieser Darstelinng SegoOa (ßf. C. II. 64>. Derselbe
bietet auch das Schreiben an Cesarini, die Bulle vom T2. nov. und die vom
18. dez. im Wortlaut (1. c. 70. 67. 72). Dieselben Schriftstücke bei Mansi
XXIX, 561 fmit falschem Datom) XXX, 75 nnd XXIX, 564. Der Text beider
Bullen ist fast j^enan j:^Te:ch, nur ist die vom 18. dez, länger und Hff^t den
andern Gründen der Auflo<iung noch den hinzu, dass das Koncil die Böhmen
VOl Verhandlungen eingeladen habe. 'Cuwü, Stadl storici sul conc. di Fireaie
I, 53 und ihm fnltjfnd Ilefele VII, 4^0 prklfiren die kflr.-crc Bulle vom 12. nov.
für eine F.-ilschün^;- lohanns von l'ralo Abgc&cliCti davon, A,w^ ein Grund für
solche FäUcluii .ver sn finden wäre, spricht auch folgende Stelle in dem
Brief Cesarini s an Eugen vom 5. fel>r. 14;?- direkt dape!7<*n' »Pridic scripsi s. v.,
qualiter Gennani valde commuli sunt de expressione iilius cause, quud proptcr
gnerras dissolaeretur condliom illnd .... NuDc molto niagis yidentur omnes
scandalizati et commoti de nnua causa, qtte videtnr expressa in dissolucione
consistoriali, scilicet proptcr vocacionem Bohemorum ad concilium causa
disputandi« etc. {M. C II| tio). Hier ist offenbar von zwei Auflösungen die
Rede. — Die Bulle vom 12. nov. ist femer die notwendige Ergänzung xn dem
Schreiben an Cesarini vom gleichen Tage. Gfbt dieses die facultas dlssoWendi,
so jene das feierliche Instrument, dessen sich Cesarini bei dem Akte seligst
bedienen sollte. Nach Cesarinis eigenem Berichte (1. c. II, 105) bat ihm aber
Daniel von Parenzo nar die ficaltas dissolvendi d h. jenes Sehreiben an ihn
übergeben, Wf.lil weil er Ces:iritiis _L;eriii ,jc Neigung sah. .luf lüe S.ich«^ einzu-
gehen. Die Bulle vom 12. nov. wurde denn auch {;ar nicht bekannt, wie
Segobia bemerkt <1. c. 66 , der, wie es seheint, das Original vor sieh gehabt
hat. Vgl. auch Wtudtint», Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten
Bd. III, I S. 398»j.
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nach Basel hin — das alles war dem Papst von einem Abgesandten
des K<mcU8 selbst in grellen Farben, surk ttbettrieben, geschildert
worden. Das nahm ihn gegen Basel als Ort der Versammlung ein.
Er selbst konnte wegen Krankheit dorthin nicht kommen, auch lag
ihm besonders die Union mit den Griechen am Herzen, und diese
wollten ein Koncil in einer italienischen Stadt. I'iul endlich hatte
das Kuncil die böhmischen KeUer /u Verhandlungen eingeladen,
»entgegen den Bestimmungen der helligen Väter und den Verord-
nungen der kaiserlichen Gesetze.«^)
Aber mochte der Papst von den reinsten Motiven bei der
Auflösung des Koncils geleitet sein man glaubte ihm nicht mehr.
Im letzten Grunde schien alles auf eme Überrumpelung lies Koncils
abgesehen, wie vor sieben Jahren zu Siena, da die papstlichen
Legaten Ober Nacht die AuflÖsungsbuUe an die Kirchentharen hefteten
und die Versammlung nach einigem Widerstreben auseinander ging.')
Geschah das auch jetzt , so mochte immerhin nach ein und einein
halben Jahre in Bologna und nach zehn Jahren in Avignon ein
neues Koncil stattfinden, zunächst hatte man Zeit gewonnen, und
das war viel in solchen Dingen.
Aber das Koncil gab nicht nach, and so begann, wie der
Geschichtsschreiber desselben klagend bemerkt,*) »in dem Himmel
der streitenden Kirche ein gewaltiger Kampf, wie er zwischen Papst
und Koncil noch nicht entbrannt war, seit es allgemeine Koncilien
gibt; ob in Zukunii ein solcher sein wird, das weiss nur Gott.«
Noch am Tage der Auflösung wandle sich Cesarini, einer der
edelsten Männer der Kirche jener Zeit, in einem »grossen, warmen
und freimütigen^^) Schreiben an den Papst, um die Zurttcknahme
der Anflösungsbulle zu erwirken. Aber umsonst. Eugen blieb un-
beugsam, und sc hnell vergrösserte sich die Kluft zwisclien ihm und
dem Koncil. Schon am 15, >ebruar beschlossen die zu Basel Ver-
sammelten, dass niemand, auch der Papst nicht, das Recht haben
solle, das Koncil ohne dessen Einwilligung zu schliessen oder zu
verlegen.*) Am 29. April wurden Papst und Kardinäle vor das
Koncil citiert; immer kühner wurden die Versammelten, der Beifall
der Fürsten und Volker gab ihnen die Gewisshett , dass in dieser
Frage in der That der grösste Teil der Christenheit hinter ihnen
stehe.
In Rom selbst begann sich die Stimmung gegen den Papst zu
•) Gerade das aber hatte dem Koncil viele Sympathien erworben s. Bewld,
K. SigistnuTul u. d. Hussitenkriege UI, 164,
') HffcU VII. 407.
», M. C. II. 63.
*) Worte y/<r/€/e's VII, 452. Der Brief M Ci II, 9$.
AJafui XXIX, 21. Jf, l: Ii, IS5.
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— 14 —
wenden. Das Kardinalskollegiuin, von Anlang an in sich gespalten,
drohte völlig zu zer£dlen.
So mimte Eugen sich zur Nachgiebigkeit entschliessen und
wenigstens in Verhandlungen mit dem Koncil eintreten. Aber seinen
Vorschlägen, welche immer noch eine Verlegung des Koncils als
erste Bedingung testhielten, setzten die Basler auch jetzt ein starres
Nein entgegen. Am 6. September traten die Promotoren des Koncils
vor die Versammlung, sie klagten den Papst tmd die KardinJUe, da
dieselben nicht vor dem Koncile erschienen waren, des Ungehorsams
an und beantragten die ErölTnung des Prozesses.*)
So war der Kontiikt zwischen Papst und Koncil in hellen
Flammen emporgelodert, und manche sahen schon ein neues Schisma
der Kirche voraus, unheilvoller als das erste.
An den wdtlicfaen Mächten war es nun , Stellung in diesem
Kampfe zu nehmen , an den Deutschen besonders , denn auf dem
BoHen des Reichs tagte die Versammlung, und mehr als andern
Völkern musste den Deutschen an der Beilegung der turchtbaren
Hussitenkämpfe gelegen sein. —
Die kirchlichen Zustände Deutschlands schioien im hdchsten
Grade reformbedürftig. Nicht nur die Volkssänger auf den Strassen
und die Dichter der Fastnachtsnielc richteten ihre Sprüche gegen
den Klerus , der Papst selbst hatie ni ■ciiner Bulle von der beson-
dern Verderbiheit der Geistliclikeit in Dcutsclilaud gesprochen,-) und
Julian Cesarini, der Land tud Leute auf seinen Kreuzzugspredigten
kennen gelernt hatte, schrieb an Eugen ^): :»Die Seelen der Men-
schen sind schwanger, schon wollen sie das Gift atisspcien, das uns
tödte. Sie glauben dem Herrn ein üpter zu bringen , wenn sie
Geisiliclie ermorden und berauben, denn sie dünken sich verhasst
bei Gott und der Welt, da sie m solches Unheils Tiefen gesunken
sind.« Und die Beweise lagen ja klar am Tage. Zu Magdeburg
und Passau hatten die Bürger ihre Bischöfe verjagt,*) zu Bamberg
lagen Bischof und Rat in heftigem Streite. Zu Worms hatten sich
die Bauern erhoben; das Bild des Gekreuzigten voran, zogen sie
gegen die Stadt, man meinte, sie wollten die Geistlichkeit berauben,
doch gelang es, ihnen den Eintritt in die Stadt sa verwehren.*) —
Und in einem andern Briefe schreibt derselbe Kardinal*): »Von allen
') Hejelt VII, 483-90. M. c. Ii, 22Ö— 33.
«, M. C. II, 73: vgl. 15«.
•1 M. C. II, 99.
*) Vgl. über den Magdeburger Streit IMiencrott, Historische Volks-
liedcf I. 340.
^) Nach andern Qoellcn richtete sich der Wonnser Aufstand gegen die
Juden. Wlndteke 237. Bf^fiutk VUI. £ im NKA. Vgl. Badd in ^«b
H. Z. XU, I V n
•) C U, 109.
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— 15 —
Seiten berichtet man, dass das deutsche Volk gar sehr zetere und
erregt sei gegen Eure Heiligkeit, das ehrwürdige Kollegium und
die römische Kurie .... diese wolle nur Geld aus dem Glauben
schlagen und kümmere sieb nicht um Nutzen und Sittlichkeit der
Christenheit. :
Die Prälaten selbst verschlossen sich <li r Krkenntnis • nicht
dass eine Besserung im kirchlichen Leben staiumden müsse, sie
traten in Provinxialsynoden zusammen und suchten nach Mitteln der
Abhilfe , ^) aber freilich , es mochte keiner im eigenen Hause
beginnen. ^)
Manche äussere Umstände trugen dazu bei, die Erregung in
der Nation zu steigern. Die Ausdehnung der geistlichen Gerichts-
barkeit auf rein weltliche Streitsachen , von den Laien lange Zeit
gebilligt und selbst gewünscht, führte jetzt zu häufigen Kcmflikten.
Besonders die StSdte suchten diesen Übergriffen durch Verbesserung
der eigenen Rechtspflege einen Damm entgegenzusetzen.^ — In
den Bistümern selbst gab es Unfriede und Zwist genug, so zu
\\ ürzburg zwischen dem Bischof und dem Kapitel, zu Trier zwischen
den beiden Bewerbern um den erledigten Bischofsstuhl. *} Die Dom-
kapitel l^ten ihren Bischöfen förmliche Kapitulationen vor, welche
diese vor der Wahl unterzeichnen mussten. Durch ganz Deutsch-
land aber zog sich der /wi t zwischen den Bettelmönchen tmd der
Pfarrgeistlichkeit. Man km:: die Schäden des geistlichen Wesens
nicht schärfer kennzeichnen, als es hier in gegenseitigen Anklagen
geschehen ist.*^} Ist es da wunderbar, dass die Achtung vor dem
Heilige im Volke mehr und mehr schwand^
Und zu der Empfindung solcher Misstinde kam nun der
Hussiienschrecken hinzu. Wie oft hatte man versiicht, diese Ketzer«
scharen zu vernichten, in schmählicher Flucht waren die Heere vor
Ziska und Procop zerstoben. Einleuchtend zeigte sich die Ohnmacht
der politischen und militärischen Kräfte des Reichs. Manch' einer
dachte in Deutschland, wie Papst Eugen es ausgesprochen hatte: ^
»Sie selbst, die Böhmen, haben geheime Beschützer, und es wird
') Uudtnus IV, 185. Vgl. auch IVürdtU'tin, Subsidia diplomatica VII,
24. 30. Statuten einer fiamberger Synode v. 1431 im XIV. Bericht über das
Wwhn d. ^tor. Vträm n. Bamberg 48. Hefele-Hergenribäur VIII, 5.
*) M. C. II, 359. Vgl. Zimmermann 109.
Stintsing, Gesch. d. deutschen Rechts Wissenschaft 1, 4. FirankUn,
Keicbshofgericht II, 191. Vgl. die beiden interessanten Urkunden bei Gudemu
IV, 173. 174; dazu //ist. Jahrh. d. Corres-Gesellschaf r 1SS8. .S. II.
M C U, 1Ü8 fF. 202. 210. ki^'uuücie 185. 187. 275. Gesta Trevero-
ni« ed. Wyttenbaek u. Müller II, 330 ff. Lorenz Fries bei Luitung 693 ff.
^) Die sogen. »Reformation Kaiser Sigismunds« ist dafttr bezeichnend.
M. C. II, 15S.
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— 16 —
kein Ende werden, ehe nicht ein FUnt, der kdn Deutsdier ist, dies
Geschäft abemimint.t ^)
Die fürchterliche Niederlage bei Tauss schien alle Kräfte ge*
lähmt zu haben. >Wes ist die Srhuld?c< frug Burkard Zink, der
Augsburger Chronist, :»allain von unser aller gross sUnd wegen, dass
niemaot kein gotsforcht hat, wir seien hofiertig, neidig und hässig
gen ainander, und ungerechtigkait, valschait, ontreu, alle poshait
regiert in uns« geitigkait, unkeuschait , fressigkait ist iez gemein,
iedcrmann suecht sein aigen nats juid wenig ist der, die ain gemein
nutz suechent ; -)
Die Retorniation , von allen so drin«j,<.rid ersehnt, sollte das
Basler Koncil bringen, und es ist bezeichnend, dass ein Deutscher
diesem Koncil sein Programm vorseicbnete , Nikolaus von Ctisa in
seiner berühmten Schrift: »Von der red&ten Eintracht. c *) Auf der
Grundlage einer erstaunlich kühnen , naturrechtlichen Anschauung
entwirft hier ein gewaltiger Geist die Pläne einer Reichs- und
Kirchenreform. Provinzial-, Reichs- und allgemeine Koncilien, strenge
Trennung des Geistlichen vom Weltlichen, Mafsregeln gegen Simonie
und Konkubinat, das sind die Heilmittel, durch welche Cusa die
Kirche su bessern gedenkt. Für das Reich aber, dessen Gebrechen
er ht^'^onders nus der Rf^rhtsunsicherheit, der wachsenden Selbständig-
keit der Fürsten und dem übergrossen Güterbesit/. der Geistlichkeit
ableitet, wünscht Cusa jährliche Reichsversatnmlungen alier Grossen,
kaiserliche Gerichte im ganzen Lande, Ordnung der Zölle und des
Heerwesens, denn »darauf mflssen wir vor allem denken, dass die
Macht des Reiches neu erwache, sonst bleibt alles wirkungslos, was
schon verordnet ist und was in Zukunlt verordnet wird.:'*)
Was thaten nun die Häupter der Nation , an die Cusa ja
zunächst bei seinen Plänen denken musste, was thaten der romische
König und die Kurfürsten?
König Sigismund hatte zu Ende des Jahres 143 1 Deutschland
verlassen, um in Italien die eiserne Krone der L<»nbaiden und die
Kaiserkrone zu erlangen, an seiner statt sandte er Herzog Wilhelm
von Baiern zum KonciU^) Die Romiahrt hatte Sigismund freilich
•1 Si. (Jir. X, 151 zum Jahr 1433 . . . Inirkgraf Fridrich was haubiraan,
markgrafen Albrecht vater, man sagt, er hot gelt geDumea tob Hassent Vgl.
anch Gemeiner, Regensburgische Chronik III, 56.
•) Si. t'kr. V, 96. Vgl. auch ll^^indecke 226.
So, meine ich, miisste man de Concor Lintia catholica übersetien.
Über die Schrift vgl. die bei Ltttn*, Deutschlaad» Gescbichts^aellen II, 379
chierte Literatni'.
*) De conc. eatk. üb. III cap. 39.
'1 Vgl Kluckkohn in den /•orsektmgem ». ä. G» H, 524 ff. und die dort
citiert«n ArcbivalicB f&rsUniadktm tom. V im ÜUiA,
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— 17 —
schon lange geplant, ^) aber der Zeitpunkt tier Austuhruag war wenig
glücklich gewählt. ') Fast wie ein abenteuernder Condottiere sog er
nach Süden, mit unzureichenden Streitkräften, in seinen Hoffnungen
auf Beistand im Lande selbst schnell und gründlich enttäuscht.
Beinaiie ein Jahr lang lag Sigismund xu Siena in steten, ärcrerÜchen
Verhandlungen mit dem Papste, wahrend dessen Truppeu an Bunde
mit Florenjt ihn bekämpften, ewig in Geldverlegenheit , von den
deutschen Fürsten und Städten gänsHch verlassen,*) Als der Kon«
flikt zwischen Papst und Koncil begann, stellte er sich entschieden
auf Seite des letzteren: war doch ein guter Ausgang der Verhand-
lungen mit den Böhmen für ihn die letzte Hoffnung , aiifs neue in
sein Königreich ein^^iehen können. Aber wenn er vom Papst
die Zurücknahme der Auflösung besonders mit Hinweis auf diese
Wunde am Körper des Reichs verlangte, so konnte Eugen erwidern»
da?5s ja der König selbst die Böhmen ihrem Schicksal überlas'-en
habe und nach Italien gegangen sei, swo es doch keine Ketzer
gebe.«
So war Sigismund in einer schlimmen Lage. Liess er das
Koncil fallen, so ging ihm Böhmen verloren, brach er mit dem
Papste, so musste er auf die Kaiserkrone versiebten. Zunächst
freilich hielt er fest am Koncil, alle Schritte desselben hatten seinen
Beifall, »bedeucht die väter, dass man halt den babst auch citirt,
deicht uns, das daz nicht bös wer^c, schrieb er am 9. April 1432 an
Wilhelm. ^ Aber schon bei den ersten Vermittelungsvorschlägen des
FapMes näherte er sich diesem, einmal über das andre schrieb er an
Wilhelm, er solle daran sein, »dass sie wider den babst und die
andern nicht procediren«.
Und in derselben Richtung bewegte sich die Thätigkeit der
deutschen Kurfürsten.
Im Grunde standen sie , wie die meisten deutschen Fürsten
auf Seite des Koncils , besonders die Verlegung desselben nach
Bologna wollten sie nicht zugeben. Aber unter dem Deckmantel
der Reden von der Reformation der Kirche und dem Nutzen der
deutschen Nation verbargen die einzelnen sehr verschiedene Wünsche
und Absichten. Trotz aller Mahnungen des Koncils erschien türs
erste kein einziger Kurfürst in Person zu Basel, und keiner liess sich
dureh die fieurigen Ermahnungen des Glanbenseifers Über die Linie
*) Dtulsche ReichstagsakUn IX, 311.
'1 Droysen I, 549; anders AiMaik, Sigismund III, 392. IV, 4$.
') Fürstensachtn, tom. V f. SIS im MRA,
*) IVindeckt 251.
») C n, 169.
•) FUrstcitSiuhcn, toiii V f. 216 im MRA. JÜMetitkm 1. C. $49.
') hürsttmathen, tom V f. 265 im MMA,
JoacitiiaMhn, Ucimburg. 2
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— i8 —
einer kiugen und vorsichtigen Politik der Verraittelung und des
Abwartens hinaustreiben.
So war es nicht wunderbar» dass die Boten, welche das Basler
Koncil im September 1432 zu dem in Frankfurt stattfindenden
Kurfürstentage entsandte, /.war mit vielen schönen X'er'-prechungen
nach Basel zurückkehrten, aber doch nicht erreichten, was sie wollten,
thatkräftige Unterstatzung des Koncils im Kampfe mit Papst Eugen. ^)
Die Kurfürsten rieten dem Koncil, allen Fleiss dem Werke der
Kirchenbesserung suzuwenden, den Prozess gegen den Papst aber
anstehen zu lassen.
Sie seihst aber wollten die Versöhnuni^ der beiden streitenden
Teile anbahnen und so erschienen alsbald '^j ihre Machtboien auf
dem Koncil y acht an der Zahl,') an der Spitze derselben Gregor
Heimbnrg als Vertreter des Kurfürsten von Mainz.^)
So trat Hefmbtirg zum ersten Mal auf den Kani[)fplatz der
kirchlichen Streitfragen, den er sein lebelang nicht mehr verlassen
sollte, er betrat diesen Boden als Vertreter der deutschen Fürsten
und der deutschen Nation und dieses Gefühl erfüllte ihn mit hohem
und gerechtem Stolze.^)
'j Die Gesandten waren Thomas Ebendorfer, der Bischof von Preising
und der Primtcerius der Universit&t Avignon. Af. C. II, 260. Ihr Bericht an
das Koncil ebenda 2C>6. Über den Tag wissen wir wenig. N.ich ytinssen,
Frankfurts Keicb&korre^pondenz I, 508 nro. 708 wäre er auf den 11. oct.
fSamsta^ nach Francisci) angeseilt gewesen. Aber schon Tom 10. dattrt das
Sclireilen dor Kurfiir>tcii an d;is Koncil, worin sie die Abscndung einer Üoi-
schaft anzeigen. Afa/isi XX.X, 191. Wahrscheinlich beruht das Datum bei
Janssen auf einem Schretbrehler, and es ist Sonntag statt Samstag zu lesen,
denn die N niz bei i{'inJ(cke 252, welche von oincni ;iiif Soi.n'a- nach Michaelis
1433 angcsetzicu Kurfürstentag« spricht, gehört, wie der Zusatz »als der Kaiser
in Siena war«, beweist, sieber hierher. Das Datum wSre dann der 5. Oktober 1432.
*) Vor dem 24. nov. 1432, wie sich aus Janssen I, 383 crtjibl.
*) So Segobia M. C. II, 287. Ein Hericht bei A/afut XXXI, 159 hat
Xltt, wohl aus ViiI verschrieben.
4 D<M Kurfürst von Mainz hatte schon im iJr/onilicr 1431 eine Gesandt-
schaft nacli B isel geschii kt. (.1/. C II. 40, wo dei li^r^bischof Hilschlich
Theodcrtcus gen;innl wird"*. Darm war .r vum Koncil /um pors<inIichen Kr-
scheinen aufgefordert worden, wahrscheinlich unter demselben Datum, wie der
Erzbischof von Köln, 27, Oktober 143a. {Mann XXX, 214. 2151. Aber schon
▼er Empfang dieses Briefes hatte er neiM Gesandte an das KoncU abgeschickt,
»exp^e prudeotie aUiijae consiUi rlros*. {(Juätuns IV, 194). Wir erfahren
denn auch, dass diese Gesandten fDr den Erzbischof dem Koncil inkorporiert
wurden und dass Konrad selbst für entschuldigt galt. (J/. C. II, 285 Hier
wird Heimburg nicht genannt, er kam also erst mit der Gesandtschaft der
Kurfttrsten, die Vberhaupt nicht inkorporiert wurde. Dass er noch hier spttiell
den Erzbischof von Mainz vcrtraL s< liüesse ich aus dem Umstände» dass er
Sprecher der Gesandtschaft ist, wie z. B. 1438 Jobann von Lysura.
*> Die unsinnige Nachricht, Heimbnrg sei auf dem Basler Koncil der
Sekretär Enea Silvios gewesen, hat trotz der Widerlegung loigts Tne.i II, 350')
Doch Bacbinann in der Aügem. Veuuch, Bwgrttfhu Xi, 328. Wie sie cntstdten
— 19 -
Wir besitzen die Rede, welche Heimburg kurz nach seiner
Ankunft, am 29. November 1432, vor der Basler Versammlung hielt;
sie ist wohl wert, dass wir sie ein wenig näher betraditen. ^)
Heimbarg hat später einmal') scharfen Tadel gegen die
humanistischen Prunk« und Zierreden ausgesprochen, die später nach>
gefeilt in anmutigerem Stile der Schrift und so der Nachwelt anver-
traut 1 ri!('n": seine piL'^ene RereH'^nmkeit zeigt in H»»n reiferen lahren
bei alicii humaiuhUsciien Anspielungen und Manieren ein dcuiiiches
Streben nach Eigenart.
Hier, in einer Versammlung, über welche ihm »der Segen <des
himmlischen Thaus* ausgegossen erschien, hielt er sich strenger an
den Brauch, welcher durch die VValil eines Bibelspruches zum Thema
und die kunstvolle mehrgetcilte Ausführung desselben die Rede der
Predigt ähnlich machte. Er wählt das Wort des Apostels Paulus:
Merket auf die, welche so wandeln, wie Ihr uns sum Vorbild habet
und leitet wie so viele seiner Zeitgenossen, Ton diesem Vorbild der
ältesten Kirche, Wesen und Charakter des Kendls ab.
konnte, ist um so merkwürdiger, als schon einer der ältesten Beurteiler Heim-
burgs, A. Cranit tti seiner V^andalia Lib. XII. cap. 24, eine ungeHihr richtige
Vorstelluii^; (Ilt Siichlajje li.itte; er sa^^'l von Hciinlmry cr:it honio quiJcm
doctus sed perünaxi .... c^ui pontificcm 4,sc. Piumj in minoribus se minorem
cognonisset.
I) Die Rede steht bei Alansi XXX, 217 mit der {jhxii Pnipontio
facta per vtcarium Maguntinum etc. Dass dies Ueimburg sei, hat man bisher
nicht gewusst; auch IleftU 497) spricht not von einer für die Synode
»ehr schmeichol haften Rede des Vikars von Mainz. Die Rede findet sich aber
auch in dem 1447 geschriebenen, aus Heilsbronn stammenden cod. lat. der
Erlanger Universititsbibliotliek, hier mit dem ScfalnssTemierk: recitata Basilee
in generali congregatione patruni anno ilüniini 1^32 die pcmihima iiovomliris.
üregorius Ueymburg. Auch eine Augüburger Handiichrift, jetzt verschollen,
enthielt die Rede, {Steigt, Archiv i d. Gesch. d. Bistums Augsburg I, 41)
ehenso eine IIcidL-lhLTj^cr, die ich nicht verglichen habe s. W^ilkfn, Gesch. d.
Heidelberger Bibliothek. Latein. Hss. nr. 454. Der Text ist bei MansL nicht
selten duoicel, doch bietet «ach der Erlanger Kodex zwar Abweiehungen, aber
fast nie eine \ crbcs'serung. Joh. de Sc;.;o!)ia i^ibl einen Auszug der Rede,
welcher zeigt, da^s ihm der Wortlaut vorgelegen haben mu&s {AI. L'. II, 287).
Atteh er nennt Heimburg nicht, beseichnet ihn vidiiielir, wie auch spiter stets
als vicarius Maguntinus. Erst M. C. II, 724 wird Ueimburg zum erstenmal
genannt und ^war auch hier nur Gregorius vicarius quundam Maguntinub, end-
lich S. 766 heisst es: Gregorius Hamberg vtcariiis Maguntinns* — Dass Gregor
das Amt eines Vikars von Mainz schon seit nnv. 1432 nicht mehr l)eklcidcte,
iit nach iJudtnus II, 41 5 wuhruclicinlicli, zumal (ia die Bestenu!i<^ des. neuen
Vikars Bruno von Idstein zeitlich genau mit diin .\t)gang Hcimburgs zum
Koncil zusammennilU ; sicher ist aii' r, dass Heimburg den Titel weiter führte
vgl. Jansitn I, 380. Üejeit, Scriptores rerum Boicarum II, 202''. Monumenta
Boica XXI, s S. 24$.
^ 1454 in dem citierten Brief an Joh. Rot; Beilage B a.
FhUipp. 3, 7.
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— 20 —
Mit der VVelischöpfuDg anzufangen, war nicht nur ein Vorrecht
der mittelalterltdieD Chroniken, auch die Verfasser der Streitschriften
lind die Humanisten glaubten ihre Sätie nicht sicherer sttttsen za
können. ^) So begann auch Heiniburg "svon den Anfangen der
werdenden Natur , da (iott den Geist des Menschen narh seinem
Bilde erschuf, dass er die kleine Welt regiere, wie Gott den grossen
Meoscbenc. Dreifach verschieden aber ist dieser Geist tu denken.
Am vollkommeiisten der, weldierin retnem Ansdiauen des&höpfers
gtaz ihm ähnlich bleibt. Von der K6hit Iwrabblickend strahlt dieser
von sich den Geist aus , der Göttliches und Menschliches erkennt
und endlich selbst wieder aus sich die menschliche Seele schaslt.
Wie dann die Propheten das göttliche Gesetz, welches die Seele
lenkt, bewahrten, wie Christi Menschwerdung und Tod die ewige
Seligkeit den Menschen erwarb, wie die Ausgiessung des heiligen
Geistes auf die Apostel die göttliche Macht sichibarlich verkündete,
das schildert der Redner in scliwungvollen Worten. Auf den W egen
dieser Vorbilder müssen wir wandeln, um Gnade zu erlangen, um
SO eifriger, je schwerer es ist, die hödisten Dinge selbst erkennen
SU wollen.
Der Versammlung der Apostel entsprechen die Koncilien , in
denen sich seit Konstantin dem Grossen die Kirche vereinigte, ob
auf Veranlassung des Kaisers, ob auf Befehl des Papstes , das will
Heimburg nicht erörtern, ihm genügt das Wort Christi: wo zwei oder
drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich unter ihnen.')
Mit Recht also w^erden die vier ersten Koncilien, wie die vier Ströme
des Paradieses oder die heiligen Evangelien von allen Kirchenvätern
und Päpsten verehrt , und nicht weiter als Gregor der Grosse von
Petrus ist von jenen Koncilien die jeliige Versammlung entfernt,
denn das mystische Band, welches die Menschen zu einer Gesamtheit
vereinigt, verknüpft auch diese Versammlung in dem hdligen Geist,
so dass sie nicht irren kann.
Die Gemeinschaft des Koncils dünkt dem Redner nicht anders,
als die eines Staates oder einer Stadt, denn nicht in der Mauer-
umwallung liegt deren Wesen, sondern darin, da» ihre Bttrger vor
einem Gesetze sich beugen.*)
') Vgl Lermg, Geschiebtsqadlea II, 334.
'1 Rvarij^;. ^^.lttheI iS, Da?« aus dieser Stelle auch AnsicVitcii ;^'er)lv;ert
werden konnten, die nach der Meinung der damaligen Kirche ha.crcUi.cU waren,
xeigt Torquemada, bei RaynaU, Annales ccclesiastici 1434 nr. 13
Zu Grunde Wc^X die antike Definition von rivitas (Ttö)-.:), Heim-
burg im Sinne der miUcUUciliclicn Doktrin zunuchst als »SladU versteht.
Vgl. üicrkt. Genossenschaftsrecht HI, 038 ff. Dieselbe war übrigens schulmässig.
Im Vocabulariiiin des Papias [ich bt-nulye dif .\u'-j_;;i.he VoiicJi;; I4S5] heisst
es s. V. civcs und civitas: Cives vocali, quod in uuuui coclum cucant socielatis
Tincttlo «dunatt ad custodieadam legem. — Civitas cit homiDVin multitndo ia
quoddaiD vinclam red«cta eoncordiae.
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— 21
Aber freilich, meint Heimburg, müsse der Geist, nicht blos
das Wort des Gesetses beobachtet werden, und mit einem Sprunge
erreicht nun der Humanist von den theologischen Spekidationen aus
den Uassiflchen Boden.
Denn diesen Satz bekräftigt ja auch, T^wenn es erlaubt ist,
unter die Scharen der Heiligen ein Lob des Zeus zu mischen«:, der
herrliche Homer in seiner Erzählung vom Traum des Agamemnon.
Hatte Zeus den König getftnscht, da er ihm Sieg versprach? Bewahre,
denn er gebot ihm, alle Griechen zur Schlacht zu führen. Agamemnon
aber Hess den zUrnenden Achill im Lager.
Und e Ixense ächt humanistisch if5t die NTutzanwendung der
Fabel. Die Fürsten und Kurfürsten sind die s Achilles « des Konrils,
die von Kriegsnot erschöpft, empört über die Treulosigkeit der
»waldensisdien Ketseieic » auf Rache sinnen. Das* Koncil aber —
anders als Agamemnon — hat ihren Beistand nicht verschmäht, und
so schreiten beide, Fürsten und Koncil, auf verschiedenen Wegen
demselben Ziele zu.
Drei Uebel sind es, an denen die ganze Christenheit krankt,
der Schandfleck der Ketzerei, die Verderbnis der Sitten, die Kriege
und Fehdoi. Die Besserung all dieser Schäden kcmimt dem Konctl
zu, auch die Beilegung der kriegerischen Wirren, denn ist diese auch
nicht selbst Glaubenssache , so ist dorh der Friede das Heil der
Menschen nach der Verkündigung der Engel, seine Herbeiführung
Sache der Kirche.
Diese Aufgabe, so hofft Gregor zuversichtlich, wird das Koncil,
auf deutschem Boden, an den Groizen Frankreichs eröffnet, lösen;
bei diesem Werke versprechen ihm die deutschen Fttrsten durch des
Redners Mund Heistand mit allen ihren Kräften.
Nach so hohen Worten musste es wohl ernüchternd auf die
Versammlung wirken, als nun Heimburg endlich von seinem eigent»
liehen Auftrag spradi. Die Beilegung des Streits zwischen P^t
und Koncil betraditen die Fttrsten, »denen die Gewalt beidtt
Schwerter geistliche und weltliche Ehren verliehen hat«, als ihre
eigenste Aufgabe, und Heimburg kündigt an, dass eine Gesandtschaft
zum Papste gehen werde, um in diesem Sinne zu wirken. Das Koncil
aber solle das Werk der Kirchenbesserung in die Hand nehmen,
das ihm himmlischen Lohn verleihen werde.
Er flberrddite sodann den formellen Antrag auf Verschiebung
des Prozesses gegen den Papst.*)
^) Man sieht, das BUd und seine Anwendung sind etwas unklar, es
liest sich aber ans der an sieb sehr donkdii Stelle kaum ein anderer Sinn
herauslesen.
*, Mmti XXX, 222. M C II. 287.
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— 22 —
Es ist ebenso interessant als wichtig ittr die Ctutrakteristik
Heimburgs, den Mann, welcher bis zu seinem Tode der eifrigste und
hartnäc1;in:'^te Verfechter der Koncilsidee gewesen ist, hier bei seinem
ersten Eintritt in die grossen VVeltbegebenheiten seine Ansichten über
dieselbe darlegen zu sehen. Die Hauptfrage freilich Uber das
Verhältnis des Kondls zu Papst und Kaiser schiebt er absichtlich
bei Seite, die Lehre von der Autorit&t der Kondlien aber bant auch
er auf keinem andern Grund auf, als Nikolaus von Cusa. Auch
ilim ist kein Zweifel, dass die Gesamtheit der Gläubigen kraft eines
ewigen, natürlichen Gesetzes jegliche Gewalt auf Erden hat, und
wenn er meint, es sei dies alles „nach menschlichem Mafse" ^) zu
▼erstehen, so lässt er damit der willkürlichen Auslegung dieses
Naturgesetzes einen ebenso grossen Spielraum, wie Cusa, der als
höchsten Richter die in sich selbst ttbereinstimniende Allgemein-
heit setzte. ^)
Wie aber, wenn die Aügememheit nicixt mehr tibereinstimmt,
wenn es zweifelhaft wird, ob selbst der maior pars der sanior sei?
Dann werden sidi die Männer der Regel von den „Liebhabern der
Freiheit" scheiden.
In der Ausflihrung seiner Ansichten unterscheidet sich Heimhurg
von Cusa, und nicht bios zufallig. Cusa war ein mathematischer
Kopf; scharf wie die Lehrsätze seiner Wissenschaft fügte sich die
eine seiner Folgerungen der andern an, die Bedeutung seines Werks
beruht wesentlich auf diesem Umstände. Heimburg suchte mehr
historisch /ii entwickrln die Neigung rix gelehrten Abschweifungen,
die seine späteren Schriften charakterisirt, ist hier schon nicht undeut-
lieh erkennbar. —
Wir haben die Vorgänge auf dem Koncil bis zu jener Sitzung
vom 6. September 1432 verfolgt, in welcher die Eröffnung des
Prozesses gegen den Papst beantragt worden wnr.
Den Bemühungen der päpstlichen Gesandten war es gehingen,
das äusserste abzuwenden; das Koncil setzte eine Deputation zur
erneuten Prüfung der Sache «n. Unterdessen kamen Briefe auf
Briefe von König Sigismund aus Italten, die alle zur MSsstgung und
Geduld mahnten. ^ Um die Unterhandlungen mit dem Papste zu
betreiben, hatte er selbst Abgesandte nach Rom geschickt, darunter
seinen vielgewandten Kanzler Kaspar Schlick. ^) Ihm lag alles daran.
') Civiliter; vgl. deu Brief Conarinis an den Tupal 1432 juiii 5; Sed
tamiBD illa verba civiliter intelUgenda sunt. .)/ C. II, 205.
*) Vgl. Drofitn I, 559. Btzold, Die Lehre von der VolkssouverSnitit
im Mittelalter in ^btU Histor. Zeitschrift XXXVI, 313 ff.
*i MmH XXX, 170. 194. M, C II. 364> PHnUmaihm V, »63. 291
im MRA,
•) Ä C. II, 296.
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— 23 —
das Koocil jetzt von übereilten Schritten zuitlcksuhalten. Bis zum
Eintreffen der kurfürstlichen Räte in Basel war dies gelungen ; jetst
trat das Konril sofort aufs neue in Beratung über die Anträge Heimburgs.
Die Stimmung der Versammlung war sehr erregt gegen den
Papst, die Meinungen waren geteilt , ob und weiche Frist raan
Eugen gewähren solle, aber die deutsdien G^adten drohtm mit
ihrer Abreise, wenn der Aufschub des Prooesses nicht bewilligt werde.
Am 18. Desember erwiderte ihnen Cesarini anderklärte, das KoncU
habe, um seine Milde und Besonnenheit zu zeigen, dem Papste eine
neue Frist von 60 Tagen bewilligt. Die Gesandten dankten im
Namen ihrer Herren. ^]
In Basel war also Zeit gewonnen, jetst musste man in Rom
die Versöhnung betreiben.
Wir wissen nlrht, welche von den Gesandten der K irfiirsten
über die Alpen gingen, wir wissen insbesondere nicht, ob Heimburg
sich unter ihnen befand, ^) kein Bericht nennt uns die Namen derer,
welche die Verhandlungen führten. Aber es Ist wenig wahrscheinlidi,
dass die Deutschen ihren besten Redner in Basel Hessen.
In den letzten Tagen des Jahres 1432 mochten die Gesandten
Basel verlassen haben Sie begaben sich über Florenz und Siena,
wo Sigismund noch immer verweilte , nach Rom. Dort fanden sie
schon die Machtboten des Königs vor, deren Bemühungen ein für
Sigismund günstiges Ergebnis erhoffen Hessen. Doch war die Stellung
der kurfürstlichen Gesandten noch wesentlich besser. Sie hatten vom
Ppp r keine Kaiserkrone zu erbitten und keine Vorteile zu erwarten,
die ihnen der Anschluss an das Koncil nicht auch gewähren konnte.
Anderseits erkannte raan in Rom sehr wohl, dass viel mehr von den
Kurfürsten , als von Sigismund ganz Deutschland abhing. *) Auch
war den Papst daran gelegen, in dem Trierer Btstumsstreit für seinen
Schtttsling Raban die Kurfürsten zu gewinnen. ^
Am 29. Januar 1433 hatten die deutschen Gesandten die ewige
Stadt betreten und schon am folgenden Tage sprachen sie vor dem
Papste und den Kardinälen. Sie baten Eugen, das Koncil anzuer-
') Jamse» I, 384.
') Bericht Tom KoncU an den Kardinal Onini M»$iri XXXI, 159.
») Af. C. II, 288.
*) Vgl. jümsen 1, 383 und Manri 1. c.
*} M C. II, 33f.
•) Maust 1. c.
'» Vgl. GuJinus IV, 183.
So Joh. de Segobia {Af. C. 11, 33a), dem wir überhanpt den einzigen
ausfuhrlichen Bericht über die Vort; In^^i' in Rom verdanken, der bisher bekannt
geworden ist. Vgl. auch die ls.ic()rdau.;c des Messer Giniignano Inghirami im
Archivio storico Jtaliano V. 44. Danach wäre das Datum der 28 Januar. Einen
Bericht des Kardinals Orsini erwähnt Erdmannsdörfer in den Nackridittn V, d,
htstor. KommissMH II, 2, 103, wo wohl statt 1432 1433 zu lesen ist.
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— 24 —
kennen und versprachen, in diesem Falle für die Sicherheit in Basel
zu sorgen und ebenso auch den Papst zu schützen , dass ihm die
apostolische Würde nicht ent/o^en werde. *) Dies Versprechen war
nicht uuuutig, denn schon tauciiten Bedenken über die Reclitma^sig-
keit der Wahl Eugens auf, die sidb später auf dem Koncil noch
laater äussern sollten.
Die Worte der Gesandten fielen auf guten Boden. Der Papst
war des Kampfes müde, zur Nachgiebigkeit geneigt, er hrttte sich
schon vor Ankunft der Gesandten mit dem Gedanken versöhnt, dass
das Koncil ia Deutschland gehalten werde. ^ Jetzt gelang es, ihm
anch das leute Zugeständnis s» entreisMn.
Am 14. Februar verlas Poggio, der päpstlidie Sekretär, in
feierlicher Sitsnng die Bulle, welche die Fortsetzung des Koncils in
Basel gestattete. *) Der Vermittelung der Kurfürsten war mit rühmenden
Worten gedacht, ihnen wurde der Schutz des Koncils und der päpst-
lichen Legaten übertragen, ^) in die Hände ihrer Gesandten legte der
Papst das wichtige Dokument, welches der Welt den kirchlichen
Frieden wiedergeben sollte.
König Sigismund sah von Siena aus, vielleicht nicht ohne
Unmut,*) wie dttt Kurfürsten in 14 Tagen gelang, was er fast ein
Jahr lang vergebens er-^trebt hatte ^ Immerhin brachte dieser Erfolg
auch ihn seinem Ziele näher, er befahl seinem Statthalter in Basel
Die Rede in Inhaltsangabe bei Segobia 1. c, Die da?u gehörige
förmliche proposilio bei J/a/w* XXXI, 139 ohne Dalum, Dass sie hierher gehört,
beweist nicht nur die ObereiiuUniiBatig mit Segobias Bericht, sondern «ach der
Umstand, dass die Kurfiirsten versprechen, ftlr die Sicherheit in Basel ;n sortyen;
das passl nur als Anlworl auf die Aryumcjite der püpstlichcu Auflösungsbulle.
Die in dem oben citierten Basler Bericht {Mami XXXI, 159) erwBhnte propo-
kitio ist nicht, wie Heftie meint (VII, 498') die hier besprochene, sondern die,
welche Heiraburg auf dem Koncil verlas \Mansi XXX, 222) s. o.
») Vgl. darüber HefeU VII, 433 und M. C. II, 386.
Vgl. die Dokumente M C II, 337-340. J/efeU VII, 52«.
^) Woctlnat bei Msmi XXIX, 569 und M C. II, 370. Bericht ans Rom
bei ypigf, Enea I, 44 v
^) Von den Briefen, worin der Papst die Kurfönten snr Beschickung des
Koneitt anfforderte, steht der an Friedrich von Sachsen bei Rofntäd 1413 nr. 7,
der gleichblutende an Mainz hei Gutitnus TV. 1R9, wo die Jahressahl I43S Mch
römischer Zeitrechnung gesetzt ist, wie das Pontiftkaljahr zeigt.
*) Er schrieb noch am 23. febr. 1433 an Hereog Wilhelm t der Icorfiuslen
botten sind noch iw Rom vnd wissen nicht, was sy schaffen in des conciliums
Sachen. Furiiensachen V, 281 MRA. Dem Koncil gegenüber suchte er sein
Verdienst neben das der KnrAlnten sa tteUen. M^mi XXIX, $99.
'') Man hat hislany; die Aussöhnung ebenso sehr und noch mehr den
Bemühungen Sigismunds, als denen der KurfUrsten zugeschrieben, so besonders
AschbaA IV, 104, der Wutdeeke 243 folgt; ebenso neuerdings Pastor I, 221.
Eine richtigere Auffassunj^ ^eipt kluckhohn \. c. 560 Der Papst selbst weist
wiederholt und aosdrücklich auf die Kurfürsten als Friedensvermtuler hin, so
in dem Brief an die Königin von Siiilien 1433 7 bdiB^waAf 1433
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dahin zu wirken, »dass solich bull gütlich vernommen werde und
da£ durch einych vfstosse keyn scisma in der heiligen kirchen entsteec. ^)
Ohne Zweifel war ebe Versöhnung zwischen Papst und Koncil
auf dieser Grundlage möglich geworden, wenn das Koncil sich an
dem thatsächlichen Rttcksug des Papstes genügen Hess; der König
und die Kurfürsten waren befriedigt. Als aber die deutschen Ge-
sandten im März mit der Bulle nach Basel zurtickkehrlen, ") mussten
sie erfahren, dass man daselbst anders über das päpstliche Zugeständ-
nis dachte.
Am 19. Februar war die zweimonatliche Frist fltr Eugen ab-
gelaufen, ein neuer Antrag, den Pap<;t für ungehorsam zu erklären,
blieb filrs erste in der Schwebe, ^) man hoffte auf. den Erfolg der
deutschen Gesandten in Rom.
Jetzt lag die Bulle des Papste«; im Wortlaut vor, und da zeigte
sich freilich, dass die Prindpienfrage nicht erledigt war. In der
Urkunde sMnd kein Wort von Anerkennung dessen, was das Koncil
seit seinem Bestehen gethan hatte; wir bestimmen, wollen und
befehlen-, hiess es, »da?« dn-^ Koncil durch von un«? abzuordnende
Legaten, die in unserm Namen den Vorsitz fuhren, zu Basel abge-
halten werde« ; es bedurfte keiner grossen Gelehrsamkeit, um darzuthun,
dass damit implidte der Papst sich die volle Obergewalt über das
Koncil und Uber die Koncilien überhaupt wahrte.^)
Weshalb das Koncil vermied, die Folgerungen aus dieser
Erkenntnis sogleich zu ziehen , ist nicht klar. Der Antrag der
Promotoren, die Bulle für ungenügend zu erklären, blieb ohne Antwort.*)
Dagegen fasste das Koncil eine Reihe von theoretischen Beschlüssen, ^)
die den Gegensatz sum Papste nur verschärfen kminten. Erst am
16. Juni gab das Koncil eine endgiltige Antwort auf die Schritte
des Papstes, indem es die Bulle vom 14. Februar für ungenügend
erklärte und die von Eugen bestellten Vorsitzenden zurückwies.*)
') Sigismund an Wilhelm 1433 märz 4. Für stinsachen V, 30 Af/fA, Als
Beilage f. 51 die Abschrift eines Briefes Sigismunds an die Kurfürsten, undatiert.
Darin helMt es, die kurfllrstliclieB Gesandten seien in Siena mit der pHpstlichen
Bulle angekommen. Sij^'ismund mit Freuden davon Kenntnis (genommen
und beauftrage nun auch seinerseits die Kurßtrsten mit dem Schutze des Koncils;
er hoffe bald seihst nach Basel sn komnen.
«1 ^f. c. II, 340.
Mantt XXIX, 51.
*) Dass dies auch die W llensmcinung des Papstes war, bezeugt Raynald
1431 no. to «ad noch dentUcher der Brief Eugens an Sigtimand bei Matisi
XXX. 439.
* Dass nicht wenige der Koncilsmitglieder für d n Papst waren, erfahren
wir wiederholt. Vgl. M. C II, 360. 385. Mami XXX.1, 173.
•1 M. C. II. 341.
^) In der 11. Sitzung. Aümi XXIX, $2- $6.
**) jU4intt XXIX, 267. M C. II, 372.
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Indessen aber war zu Rom ein wichtiger Schritt geschehen.
König Sigismund hatte steh mit Eugen versöhnt, ihn als recht-
mässigen Papst anerkannt und am 31. Mai 1433 sn Rom die
Kaiserkrone empfangen.') »Das wisset,«: schrieb Kaspar Schlick aus
Rom an Herzog Wilhelm von Baiern, • daz im^^*'»- pfarrer vnd meister
vogt S.O einig, frnntlich vnd lauter gen einander sind . daz einer
sein blute für den andern geben will vnd an einander helfen, vnd
gelanbt fanrar , solt der Togt selber vmb einen pfarrer geworben
haben, er hett nymer einen also nach seinem willen gefundene. *}
Das Koncil sah natürlich die neue Freundschaft zwischen den
Häuptern der Christenlieit nicht qeradc gern; man fand, dass den
Ver??prechungen Sigismunds seine Thaten nicht entsprachen hätten. *)
Aber der Kaiser durfte das Koncil nicht fallen lassen, er setzte die
Politik der Vermittelang geschickt und erfolgreich fort. Es gelang,
der Baster Versammlung eine neue Frist w<m zwei Monaten Ittr den
Papst abzuringen, ^) ja es gelang , auch Eugen sum Eriass einer
neuen Bulle ftlr das Kondl zu bewepen.
Am I. August erschien die Bulle Dudum sacrum, die eine
förmliche Anerkennung des Basler Koncils seit seinem Bestehen
enthielt. Die Bulle war nadi einem Entwurf anfgesetst, den Julian
Cesarini dem Papste eingesandt hatte» eine kleine Änderung jedoch
hatte der Papst beliebt, statt der Worte decernimus et declaramus,
die in dem Kntwurf die päpstliche Bestätigung einleiteten, stand in
der Bulle vulumus et contentamur. ^ Kaiser Sigismund mochte darin
') Vertrag des König? mit dem Papste vom 8. April 1433 Manti
XXIX, 573. Vfjl. llefelt VII, 514. Droysen I, 557 hat den 7. April. woU Dach
Raynali \.\\ \ nr. 12, doch ist ilics niclit ricliti^'. — Über die Krönung Vgl. jetzt
noch den citierten Bericht des Inj^birami im Arch, stor. itai. V, 1.
*\ Papst and Kaiser.
') Fürstmsachen V, 208 ^fRA.
*\ Vgl. Würdtwtitt, Subsidia VII, 2 ff.
Mami XXIX, 56. M, C. TI, 391 - 40$. Daselbst dn sehr genauer nnd
dramatisch I fwei^ler Bericht ''bor die Sitzung vom t •5. Juli. Die in dieser Sit/ung
gefassten wichtigen BeschlUi>sc Uber die Bischofswahlea berühren unser Thema
nicht. Vgl. darüber Hlefeie VIT, $38-
') Die Entstehung der Bulle Du-^iim "iarriim ist bisher meist ungenau
dargestellt worden. Die Bulle fmdei »ich hei Manst XXIX, 574, ferner M. C
TI, 470 und mit Weglassung des Eingangs bei Kajfmald 1433 "f. 11. In denelben
steht am Iilusse eine Kl.iusel, wonach <ler Papst das Koncil nur unter der
Bedinj^ung bestätigt, dui^ dasselbe seine Legaten .als Vorsitzende annimmt und
alle gegen ihn und die Kardin.äle gerichteten Schritte widerruft. Nun bringt
loh. de .Segobia einen zweiten Text der Bulle, welcher mit der ersten wörtlich
übereinstimmt, aber diese Klausel nicht enthfilt. Sej^obia bemerkt , der Papst
habe diese Bulle dem Abt von St. Justina niitge;.,'eben , dieselbe sei aber nicht
bekannt geworden, und fügt hinzu, hätte man diese Bulle gekannt, so hätte da«
Koncil über die Frajje der Adhesion wenigste;«« beraten kennen, so aber sei die
^nfmerksamkeit ibirch die Klausel erre;;t worden und man habe sogleich den
Hauptpunkt getroffen, nimlicb die Änderung der Worte volomus et contentamur
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keinen grossen Unterschied sehen und niarlite dem Papste noch das
Kompliment, er habe mehr gethan, als nötig. ^) Anders das Koncil.
Dem Scharfblick der kurialistisch geschulten Männer entging es nicht,
dass in dieser Ändeitmg aafs neue der ganze Widerslrett der Prin-
cipien hervortrat.
Man kann den Streitpunkt nirht schärfer ins Licht stellen,
als es der Papst selbst in einem Briefe an den Dogen von Venedig
gethan hat. »Du kannst,« heisst es darin, ^) wen Kennern des
bürgerlichen und kanonia>chen Rechts Dir sagen lassen, welches
Gewicht auf diesen beiden Worten liegt, denn durch dieselben
billigen wir nicht nur, was gegen uns geschehen ist, sondern unter-
werfen uns auch unsern Gegnern in Zukunft .... es ist nicht
sicher, selbst die Mittel zur Schädigung zu gewähren, besonders nicht
denen, welche schon zu schaden versucht haben c.
So hatte Eugen iUr das Ansinnen des Kaisers, die strittigen
Worte- zu ändern, nur harte Ablehnung, welcher er noch den Spott
MS deeerniiniis et declaramus fs. o.'S Mi C. II, 473. Ous s BalleneDtwOife
be5t.mdcn, wi.'^spn wir an«; dem Miinfle de« Papstes selbst Raynald 1433 nr, 19.
Für das Verhältnis derselben zu einander wäre es wichtig, den von Cesarini an
den Kaiser g^etandten Entwarf zu kennen. Dieser ist, wie es scheint, verloren
{HefeU VII, 537\ es ist aber sicher , dass derselbe die Klausel nicht enthielt,
denn Cesarini selbst hat später getadelt, das.s Kut^pn den Kntwnrf verklausuliert
habe ^Momi XXX, 653). Femer schreibt der Kunlin.il von Rouen am iq. Juni,
alsn einen Taj^' nach .'\bt:;ant^ des Cesarinischen Etuwurfs . .in Kaspar Sdilick
(Mansi XXXI, 1641: in materia vem , quae vcrsaiur inicr papam et conciliuui,
n papa intcrveniente regis intercestione liternn scriberet adhesionis et pro sna
securitate vellet apponcre clausulas, quac .ittemptata contra antoritatero
sedis apostolice repararent etc. - Diesen Rat hat der Papst auf doppelte Weise
befolgL Wir besitzen n.änilich noch eine Bulle des Papstes vom 29. Juli, genannt
Inseratabilis. {Matui XXIX, 79. Üaynald 1433 nr. 20 ohne den Eingang).
Dann erklSrt der Papst selbst alle Akte des Koncils gegen ihn und teine
Kardinäle für ungiltig. Mit dieser Bulle weiss Raynald nichts anzufangen , er
•teilt sie, trotzdem er das richtige Datum hat, hinter die Bulle vom ersten
Aiignst and bezeichnet ihre Fr1as$ung als den Entschlass des Papstes, dem
Koncil offen entgegen zti treti n Ifr/th "VTI, 540 kann sich den plötz-
lichen Gesinnungswechsel in zwei so nahe zusammenliegenden ächriftslUcken nicht
recht erklären. In Zasammenhang mit den oben mitgeteilten Thatsaeben stellt
sich der Vorgang so dar: Der Tajist er'rvl.^rte zunächst am 20. Juli die Akte des
Koncils gegen ihn und seine Anhänger fUr ungiltig und bestätigt auf diesem
Recbtaboden das Koncil ohne Klausel: Bulle Inseratabilis und Bulle Dudum
sacrum in der kürzeren Fassung. Diese letzlere sah aticfi Sigismund. Vgl. seine
Äusserung M, C. U, 473, wodurch sich die Erzählung Wmdtcke's 250 aufklärt 1.
Beide Ballen aber wurden vor der VeröiTentlicbang znrttckgesogen . and luigen
nahm den wesentlichen Inhalt der enten als Kl.jusel in die j-writp auf. Als
nun die Bulle in dieser Form auf St hwit rigkeiten stiess, w«r Kuyeti ueieil. die
Klausel zu beseitigen (Rofnald 1433 nr. 19 , alsdann wäre die RuKe lnscn:tabilis
an ihre Stelle getreten. T)an:i :li \-\ besonders die Darstellung von Asckback
IV, 124*" lind I32'\ zu berichtigen.
'1 Kitvnald 1433 nr. 19.
-) Ebenda.
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hinzufügte« Sigismund müsse sehr vergesslich sein, da er sich seiner
eigenen Zustimmung nicht mehr entsinne.
Der Kaiser musste auf das Koncil zu wirken versuchen. Es
gelang den Bemühungen Herzog Wilhelms in Basel, noch vor Ablauf
der sweimonatlichen Eugen gegebenen Frist eine neue Verlängerung
derselben um dreissig Tage zu erreichen 'i aber die rebellischen
Geister des Koncils waren drinernd nicht mehr /u bändigen Die
letzte Hoffnung setzte der btattiialter, setzten die Gemässigten über-
haupt auf das persönliche Erscheinen Sigismunds in Basel. Der
Zanber des kaiserlichen Ansehens, aas der Feme nicht mehr kräftig
genug, sollte in unmittelbarer Gegenwart wirken. So verliess Sigismund
Italien, ^) durch dringende Botschaften Herzog Wilhelms zu immer
grösserer Eile angetrieben,**) langte er am li. Oktober 1433 in
Basel an, an demselben Tage, an dem auch die lotete dem Papste
gestellte Frist abgelaufen war. ^) —
Gregor Heiroburg und die kurfUrsttiche Gesandtschaft hatten
die stürmischen Vorgänge dieses Sommers in Basel mit angesehen.
Die Politik " der Kurfürsten blieb dieselbe , Verraittelung zwischen
Koncil und Papst, aber es war natürlich, dass die Gesandten, nach-
dem das Koncil ihre Bemühungen zu Rom so wenig gewürdigt hatte,
nicht viel Lust zeigten, aufs neue in die Bresche zu treten. So
begnügten sie sich damit, die Vorschläge des Kaisers su unterstützen
und ihre guten Dienste zu wiederholten Malen anzubieten. Tn<^
besondere suchten sie eine Versrhärfung des Konflikts durch Hinein-
tragen neuer Streitpunkte zu verhüten. Ja es kam sogar zu einer
sehr heftigen Scene; als man im Koncil die Unregelmässigkeiten bei
der Wahl Eugens sur Sprache bringen wollte, sprang einer der
Gesandten auf und erklärte, er könne in diesem Falle nicht für das
Leben der Kardinflle stehen. ^
Dass es auch sonst den Gesandten an Stoff zur Verhandlung
nicht fehle, daflir sorgte insbesondere der langwierige Streit mit den
burgundiscben Abgeordneten, welche auf dem Koncil Sitze vor den
knrIUrstlichen beanspruditen. Diese Iftcherliche Zänkerei, ein würdiges
Vorspiel zu dea Yerhandlungoü späterer deutscher Reichstage, lebte
>) Jtaynald 1433 nr. 23.
>i K'luckhohn I. c. 569. Ztt «Ico dort bcutttgten Beriditep ist jetit aoeh
M, C. II, 440 fr. zu vergleichen.
Am 26. September war er noch in ^antua. JA2/«x<X.\X, 641. M CII, 45S.
♦) r:<rs!e machen V, 313. 316 MKA. V;;!. ^'u<kh,.':,i \. c. 572.
*) Datum nach M. C. II, 464. kluckhr'nn 1. u, h*it S. >So den 12., aber
schon S 573 das Richtige. Vgl. den Bericht des H. de Campo an die UmrecsitSt
Köln 1433, nct. \i hei Pianco, IVie alte Univenität Köln. Anlagen 179.
*; \^\. besonders M, c. Ii, 3S7 ff.
M. (\ II, 386. Segobia hat unua es electoribu«; offenbar tumcbtic,
da um die&e Zeit, Jant 1433, kein Rurfimt in Basel war.
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trotz wiederholter Entsdieidiiofe& imd Vermittlungsversuche des
Kondls immer wieder auf. ^) Die Beratungen und Verbandlungen
Hessen an Gründlichkeit und Langweiligkeit nichts zu wttnschen
fibrig. ȟie Deutsrhen machten zwar grosse Worte, aber sie handelten
nicht,« meint Segobia, ^) und der Nürnberger Chronist schrieb: item
darnach machten sie nicht vil guis im concilium, den dass sie sich
selber under einander schlugen und awitrechten sich umb das
sitsenthurab* *)
Auch Heimbnrg hat öfter seine Beredsamkeit gegen die Bur-
gunder ins Feld geführt, ohne freilich ein besonders günstiges Ergebnis
XU erzielen.
Er nahm jetzt eine hervorragende Stelie unter den Vertretern
der deutschen Nation ein, nicht nur sein Amt^ auch seine persönlichen
Eigenschaften halfen ihm dieselbe behaupten. Er fand auf dem
Konctl Lehrer und Studiengenoasen aus Padua wieder; wir wissen,
dass er mit Cesarini befreundet war. *) Sein EinÜuss vermochte schon
damals nicht Geringes. Durch seine Vermittelung erlangte die Stadt
Frankfurt in Rom eine Änderung ihrer Pfarreieinteilung; der Rat
dankte ihm im Apül 1433 und verehrte ihm 12 Gulden fUr seine
Mühewaltung. ^) Nicht lange darauf verpflichtete er sich den Hersögen
von Sachsen zur Vertretung ihrer Interessen vor Kaiser und Koncil. •)
Dass auch in Rechtssachen seine Meinung ins Gewicht fiel , zeigt
uns ein Gutachten vom 20. März 1433,') welches Herzog W ilhelm
in einer Streitsache mit seinem Bruder Ernst von den Rechtsgelehrten
des KoncOs eingefordert hatte* Neben den Unterschriften eines
Nikolaus von Cusa und anderer angesehener Juristen trägt die
Urkunde auch Heimburgs Namen. Gegen Ende des Jahres finden
wir ihn als Anwalt des Bischofs von Konstanz in einer lehnrecht-
lichen Streitsache thätig, und es scheint , dass er auch diese Sache
mit Glück geführt hat. ^
'rDen Umfang der Diskussion über diese Frage zeigt schon das sehr
bedeutende Quellenmaterial A/amiXXX, ao$. 608 612. 903. 1053. XXXI, 173.
At, G II, 366. 407. 409. 536 ([. Gudenus IV , 201. /'urtiemaciim V , 233
MiU Vgl. //e/eü VII, 496. 53S-
•) ßf. C. II, 536.
') Si. Chr. 397. Die Notiz steht beim Jahr 1436, der Streit war aber
schon Juli 1434 zn Ende. Vgl. M C II, 543.
*) Conspicio alins, .jui mc literis reddiderunt eru'liiimi ulios mihi c4).ievo>,
com quibus et mihi familiaritatem edidil studendi comiortium, sagt er in seiner
Rede vom 29. November 1432. Ober seine Betiebnngen za Cesarini belehrt
Bri^ueh XIII f. 202. im A'A'A. s. anch w. u.
»/ Jansstn 1, 383. 386.
*) Vgl. die S. 5 Anm. s mitgeteilten Uikanden.
Otfile, Scriptores rcnim Bnicarum H, 202''.
*) Herzog Wilhdmf ülaUhaitcrttsacken du Londü tu Basti fasc 2 MÜA.
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Seit dem September des Jahres 1433 war er auch wieder in
den wichtigen Verhandlungen des Koncils hervorgetreten.
Die deutschen Kurfürsten hatten einen Tag nach Frankfurt
angesetst, um hier neue Mafsnahmen in dem Streit zwischen Papst
und Koncil zu beschliessen. Zwar waren nur der Erzbischof von
Mainz und der Pfalxgraf bei Rhein in Person auf diesem Tage
erschienen, düch einigten sich diese mit den Vertretern der andern
Kurfürsten dahin, aufe neue an das Koncil die Bitte um Aufschub
des Prozesses gegen den Papst und eine mildere Fassung der Straf»
androhung zu senden. AuCs neue boten sie in einem Schreiben
an das Koncil ihre Vcrnrutlung in Rom an und \vie:cn das Koncil
auf die Fulgcn hin, weiche die Suspensicni des Papstes auch ftir die
Versammlung seligst nach sich zielien wiirüe.
Das Schreiben langte in Basel erst an, nachdem schon die
neue Fristverlängerung auf dreissig Tage bewilligt worden war. Eine
Mihlcrung der Strafandrohung wollte d.is Koncil nicht vornehmen,
und SU blieb dieser Schritt der Kurlursten ohne direkte Folgen. Es
war aber nicht zu verkennen, dass auf beiden Seiten eine stets wachsende
Verrtimmung eingetreten war. DasKcmdl hatte die Antwort auf die
Vorschläge der KurfUrsten nicht den Gesandten gegeben, sondern
schriftlich foimuliert. Heimburg beldagte sich darüber. Es habe
den Anschein, sagte er, als traue man ihnen nicht, wie wenn sie
die Antwort des Koncils nicht getreulich an ihre Herren bringen
würden. Cesarini freilich erwiderte, er solle die Worte nicht anders
aufnehmen, als sie gesprochen seien, *) aber dennoch hatte Heimburg
gewiss den richtigen Grund für diese Mafsrcgel erkannt; denn audk
die Gesandten des Koncils, welche aus Frankiurt zurückkehrten,
beklagten sich bitter darüber, wie viel tmgünstige \'orstellungen über
das Koncil ihnen bei den Kurfürsten entgegen getreten seien. Die
Berichte Heimburgs und seiner Genossen scheinen also nicht allzu
freundlich gelautet zu haben.*)
All diesen Misshelligkeiten sollte nun die Ankunft des Kaisers
') Das Datum der Benifnag des Tages ist bis jetzt nicht bekannt.
U'iri!:ir, A;ip,ir;itus et Inütructils arclii vtiniin 374 Ntclil ein Eiiil.i(lunL;.->sclirdiben
zum 28. Juni, doch handelt es sieb hier um Münzangelcgenbciten. Ein Brief der
Stadt Ulm an Närdling;en {Aktett tUt tekwäNteAet* StädtehusuUs. A^fn^^en. nr. 96
MHA.. erwähnt dasselbe I'.auni ohne diesen Beisatz, doch ist die Beziehung
t>ehr unjiicber, da da& Schreiben der Kurfürsten an das Koncil crüt vom 7. äep*
tember ist.
* Ktirftirsten :in das Koncil 1433, scpl. 7 bei J///«/' XXX, (>y), Antwort
des Koncils ohne Datum ebenda XXIX, 425. Vgl. Jüjele Vli, 425. Bericht
der Koncilsgesandten Af. C. IX, 449.
M. C II, .150.
*i Leider ^iiul die.se Berichte buchst wahrscheinlich verloren, wenigstens
haben Nachforschungen in den vo» mir bcaiitcten Archiven und AnfrsgCB in
Wien kein Resultat gehabt.
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— 3» —
ein Ende machen, und in der That, sie wirkte Wunder. Die goldenen
Tage von Konstanz, vielleicht die grössten in Sigismunds Leben,
schienen znrttckgekehrt, da er wiederum der Fuhrer einer Versammlung
war, welcher so mächtiy, wie nur je ein Rone il , in die Geschit ke
der Kirche eingriff. \\ Drhe um Woche verlängerten die Basler die
Frist tür Eugen') auf Wunsch des Kaisers, der uberall thätig war
und sehr häufig persönlich seine Ansichten vertrat. Sigismund war
kein schlechter Redner, er sprach ohne grosse Gelehrsamkeit» was
er selbst gern betonte , aber natürlich und überzeugend , in einem
Ton, der sehr erfreulich von der schwerfälligen Art der theologischen
Streitreden abstach. ^
Der Kaiser sachte vor allem FUhlung mit den kurfürstlichen
Gesandten su gewinnen, seine und ihre Forderungen liefen ja so
ziemlich auf das Gleiche hinaus, nur wollten die Kurfürsten, wenn
niögli< h, eine unbegrenzte Fristverlängerung für den Papst, was ihnen
von Seiten der päpstlichen Gesandten viele Srhmeu helcieu eintrug,
das Misstrauen des Koncils aber naiuriich noch steigerte. ^)
Die Verroittelung wurde am so schwieriger, da gerade damals *
der. wie es scheint, vom Papst nicht vollzogene Entwurf einer Bulle
»Deus novitx an das Koncil gelangte, welrlie sirh in den schärfsten
Ausdrücken gegen das Koncil erklärte.*) \\ enn auch die Gesandten
des Papstes diese Bulle als unecht bezeiclmcten, so sprach doch die
sweifellos echte Bulle «Inscrutabilis«, ^) die, wie es scheint, auch erst
damals bekannt wurde, und noch mehr eme neue BuUe >In arcano«
genannt,^) unzweideutig dafUr, dass der Papst nicht gesonnen sei,
dem Koncil einen Eingriff in die Kirchenverwaitnng ohne seine Mit-
wirkung 7.U gestatten. Das höh besonders Cc-arini scharf hervor,
aber das V\ erk der Versöhnung schrill dennocli vorwärts.
Kaiser Sigismund hatte kittglich die Vorverhandlungen in einem
engeren Ausschuss gefUhrt und besonders die Kardinäle auf seine
Seite gebracht;') als er seiner Saclie siclier zxi sein glaubte, (rat er
— am 23. Oktober — mit seinen \ orsrhlagen vor den Reformaus-
schuss des Koncils. Die Ausfuhrungen seines Bevollmächtigten
A/oHti XXX, bf>7.
*} Joh. de Segobi.i bt die.^e Reden Sijiismands sehr gut wieder Af. C
II, 464 ff. Lii den Hreslauer Verhamllunj^en des Jahres 1467 eriiinerl einmal der
p&pstliche Lci^at an das corruptum latinum, das Sigismund gesprochen habe, er
sei dennoch gern gehört worden. Awr/. rtr, A$tttr, XX. 504.
M. c. II, 467. 487. 490. 498. Bericht des H. de Campo 1433 oet. ai
bei JSiatiio L c. Anlageo 181.
*) Das Koncil fahrte darttt>«r ««br erregte Verhandlungen , doch gelang
es nicht, einen BeweU dafttr an erbringen, dass die Bulle vom Papste voHsogen
sei. M. C. II, 485 ff.
*) S. o. S. 36 Anm. 6.
0) Die 3 Bullen bei .Vatui XXIX, 7g S. und C II, 566 K,
'•) Vgl. AJ. C II, 467.
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— 32 -
unterstützte dann Homburg ün Namen der deutschen Kurfürsten.
Auch in der Glattbensdepatation erschien der Kaiser, und auch hier
sprach Heimburg. Um nachzuweisen, dass das Kuncil, ohne ■meiner
Würde etwas zu vergeben, sehr wohl die päpstliche Bulle atierkennen
könne, zug Gregur die Geschichte des Konstanzer Koncils heran.
Er wies danuif hin, dass dieses Koncil sogar die Handlungen Papst
Gregor 3Cn. bestätigte, welche dieser nach seiner Absetzung vorge-
nommen hatte, ja dass es sogar von dem Grundsatz der Unteilbar-
keit einer kirchlichen Würde abgegangen sei. ') Der Kardinal
St. Petri ad viocula suchte ihn freilich mit der Erwiderung zu
sdilagen, das sei keine Glaubenssache gewesen, wie hier.')
Doch scheint besonders Sigismund an der Art Heimburgs
Wohlgefidlen gefunden zu haben, er hatte immer die »Doktoren«
hoch geschätzt Schon am folgenden Tage sprach Gregor im Namen
des Kaisers vor dem Koncil,*) und auch juristischer Beirat wurde
er dem Kaiser nützlich.*) Das Zusammengehen Sigismunds mit den
Kurfürsten fand in dieser Doppelstellung Hcimbutgs seinen bezeich-
nenden Ausdruck.
Indessen waren die Verhandlungen mit den Deputationen sum
Absdiluss gelangt. — Am 2. November trug Heimburg 5 im Namen
des Kaisers und der Kurfürsten, der Herzöge, Grafen, Herren und
Ritter des kaiserlichen Hofes die 7 Artikel vor, welche die Grund-
lage für einen Frieden zwischen Papst und Koncil bilden sollten.
Man war den Wünschen des Koncils weit entgegengekommen; vom
Papste verlangte der Entwurf Zurflcknahme der drei oben genannten
Bullen und aller gegen das Koncil gerichteten Akte, Anerkennung
des Koncils nach einer von den Kardinälen aufzusetzenden Formel.
Vom Koncil forderte man eigentlich nur die Anerkennung , dass
der Papst rechtmässig gewählt sei, und selbst hier sollte das Koncil
durch besondem Aussprudi diese Rechtmässigkeit bestätigen dflrfai,
»damit zweifelnden Seelen der Sprudi des Koncils eine Be-
ruhigung sei. € ^)
Es wnr ein Rückzug in aller Form, sowohl von Seirfn des
Kaisers als der Kurftirsten, ein Eingeständnis, dass das Koncil auf
allen Seiten gesiegt hatte. Den Kaiser hatten besonders die Ver-
handlungen mit den Böhmen, welche besten Erfolg verhiessen, dasu
bewogen, auf Seite des Koncils zu treten; vor den Kurfiirsten aber
stieg drftuend die Gestalt d^ Kirchenschismas auf; um dieses su
') Gemdnt «iad die BeichlBne der 14. Sitzung ?om 4. Joli 141$.
VII, 183.
ß/. c. u, 503.
' M. C. II, 504.
*; M. C. II. 530.
'/ AI. C. II, 505.
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— 33 —
vermeiden, schlössen sie sich den Wünschen der Koncilsmehrheit an.
Eine Absetzung des Papstes hätten sie freilich auch im äussersten
Falle nicht zugegeben,^) aber sie durften wohl hofien» dass ihre
sogleich nach Rom entsandten Boten*) den Papst zum Nachgeben
bereit finden würden. Die T.age P'ugens verschlechterte sich von
Tag zu Tage. MaiUinciisrhe Soldnerhaufen überschwemmten den
Kirchenstaat, in Rom selbst hatten sich seine ahen Feinde, die
Cölonna. gegen ihn erhoben, selbst seine Vaterstadt Venedig schien
sich von ahm absuwenden. *)
In solcher Bedrängnis empfing Eugen den Beschluss, welchen
die Basler Versammlung am 7. November 1433 in feierlicher Sitzung
genehmigt hatte Er enthielt die Bedingungen der Unterwerluhg,
wie sie Heimburg verlesen hatte, zu ihrer Erfüllung war eine Frist
von 90 Tagen gesetzt.*)
Und der Papst nahm an. Schcm am 15. December unter-
setchnete er die BuUe, welche alles enthielt, was das Kcmcil wollte,
Anerkennung der Versammlung nach der vorgeschriebenen Formel
tind Zarüdcnahme der drei wörtlich eingefügten Bullen. —
Es snlUe sich zeigen , dass auch damit der dauernde Friede
nicht erkauit war. Der Basler Veisammiung bemächtigte sich mehr
und mehr eine blinde Leidenschaftlichkeit gegen den Papst; nur
mit Mühe hatten Herzog Wilhelm von Baiern und Gregor Heimburg
durch kräftiges Auftreten verhüten können, dass schon vor Erlass der
päpstlichen Bulle ein neuer Sehritt gegen Fugen vom Kom il unter-
nommen wurdet) Die Mahnungen Sigi^rnitnds , die Reform der
Sitten ernstlich zu betreiben, fanden wenig L»ehör. Damals schrieb
der Gesandte Frankfurts an den Rat seiner Stadt: »Das concilium
geyt mit eyren sachen umb als eyne kacze umb eynen heissen brye»
und dcde unser herre, der keyser, iz worde nichtis uz dissem con-
seligen . . . tz ist nyt gut das man fyle darvon sage, iz mag alliz
besser werden. « ®)
Da mochte es fast als ein Glück erscheinen , dass in diesen
Tagen d«r Streit um die ^tse «wischen den deutschen und Imrgun-
dischen Gesandten aufs neue begann und einen guten Teil der
Beratungen des Koncils ftlllte. Die Deutschen nahmen die Sache
seh"- ernst, sie drohten mit ihrer Ahreise, ja, sie machten sogar die
Bewilligung einer Geldhilfe für den bevorstehenden Böhmenzug 'j
') ^'g'- ytinsseii I, 3S0.
') Kayiialä 1434 nr. i. 3. 4.
Raynald 1434 nr. 2. 6. 7. Pastor I, 222. Voigt, Ema I. 70 flf.
«) M. C. II. ^oQ. Mami XXIX. 73. VgL aach jfamsm 1, 389.
»I M. C. ü. 519.
•) Jamun 1, 396.
^) Vjjl. darüber M. C. U, S9>* $9«-
JoacUaMohn, Heimburg. 3
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— 34 —
von dieser Entscheidung abhängig. Auch der Kaiser beklagte sich
noch, nachdem er Basel verlassen hatte, Aber fünf KrUnkungen, die
ihm das Kondl gethan, und an erster Stdle ftthrte er an, dass man
seinen Bitten fiir die Kurfürsten nicht statt gegeboi. »Hätte ein
Jude so viel gebeten, man hätte ihn gehört.«^)
Heimburg leitete alle diese Verhandlungen für seine Genossen^
als im Juli 1434 die Entscheidung fiel, war er nicht mehr in Basel.
Das Kondl hatte sich endlidk auf eine sehr einfache Weise geholfen;
neben dem Platz des Kaisers, der vorher allein stand, wurde dne
neue Sitzreihe für die Kurfürsten errichtet^)
Schon in den ersten Tagen des Jaiires 1434 erhielt Sigismund
die Kunde, dass der Papst die Forderungen des Koncüs angenom-
men habe, am t. Februar erschienen die päpstlichen Gesandten,')
am 5. wurde die päpstliche Bulle in fdeHicher Sitsung , welcher
der Kaiser in voUem Qmat präsidierte, verlesen und genügend
befunden. *)
Es war der grösste Tag der Basler Versammlung. Das Koncil
stand im Zenith seines Glanzes. Vom Papste völlig und unumwun-
den anerkannt, war es in diesem Augenblicke unbestritten die
höchste Macht der Christenheit. Die Zahl der Teilnehmer wuchs
mit jedem Tage, besonders die Menge der Deutschen verstärkte sich,
da Sigismund einen Reichstag nach Basel angesagt hatte. ^)
Von den grossen Fragen, deren Erledigung das Koncil sich
▼org^tst hatte, schien wenigstens eine der Lösung nahe. Am
30. November 1433 waren die Prager Kompaktaten abgeschlossen
worden, welche die Böhmen in den Schoss de- Kir<-he znr'u kführen
sollten. Auch die Verhandlungen , welche eine Glaubenseinigung
mit den Griechen bezweckten, kamen in Fluss. Man hoffte vielfach,
das Kondl werde bald seine Arbeiten beschliessen.*)
Aber diese Erfolge trugen in sich die Keime neuer Verwick>
lungen. Die Böhmen machten wiederum Schwierigkeiten und kamen
nac h Basel zu neuen Verhandlungen. Und wie hier ein tiefer Riss
nur übertüncht worden war, so konnte auch das Einverneiimen
zwisdien dem Koncil und dem Papste nach dem, was vorgegangen
war, kein ehrliches und kein dauerhaftes sein. Das Koncil fand in
der Frage der Zulassung der vom Papst bestellten Präsidenten einen
neuen Streitpunkt, der ebenso gründlich erörtert werden musste,
wie die früheren.
'MTc; II, 543.
*} Af.C II, 536-45-
») ^amsfn I, 398. Af. C. II, 561.
*j M. C. II, 564 X.KIX, 78.
•) IVenker, Apparatus 332. Jarnsen I, 388.
^ V^!. den Bericht des II. de Campo an di« UsiveisUKt KÖla (1433
nov. 26) bei bianco ). c. Anlagen 194.
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Dem Kaiser wurde es oidit recht wohl in basel; er sah, wie
die ZQgel dieser Versammlung seioeo Händen entglitten. Körper*
lieh leidend, ') trotz der Gaben der Städte, wie immer in Geldver-
legenheit, sehnte er sich nach seinen ungarischen Landen zurück.
So kamen ihm die Bitten des Koncils, nach Nürnberg zur Verhand-
lung mit den Böhmen zu gehen, ganz erwünscht. Nach Nürnberg
und noch weiter wolle er gehen, Hess er den Drftngenden in seiner
Antwort sagen.*)
Kr liatte seine Abreise auf das Frühjahr festgesetzt, bis dahin
wollte er das Werk der Rrfo»-TTi:ition noch mö^lirhst gefördert sehen
und wirkte besunders lur Beilegung der vielen Handel, welche noch
immer die deutschen Bistümer verwirrten. Er hatte die Genug-
thuang, dass wenigstens die Trierer Streitsache noch in seinem Bei-
sein zur Verhandlung kam. Seit fünf Jahren stritten hier Ulrich
von Manderscheit, von dem verstorbenen Bisrliof Otto als Nachfolger
bezeichnet und von einem Teil des K.apitels gewählt, und Raban
von Speyer, den der Papst ernannt hatte j um den erledigten era-
bischdflsdien Stuhl. Im Mttrz 1434 endlich stellten sich die Parteien
in Basel. Es begann eine interessante Verhandlung. Nikolaus von
Cusa, der den Herren von Manderscheit ^eine Erziehung verdankte')
und dann Kanzler Bischof Ulrichs gewesen war,*) hatte schop in
dem Streite selbst energisch die Partei seines Gönners genommen,
und fahrte dessen Sache jetzt auch auf dem Kondl. Er trug den
ganzen Inhalt seiner Theorien in die Frage hinein und sprach, wie
1 in seinem Buche, von der Begründung aller Herrschaft durch die
Zustimmung der Beherrschtm, vum N'aturrecht und von der Unrecht-
luässigkeit der päpstlichen Translation — könne ja aus solchem Brauche
der Papst das Recht abldten, selbst das Imperium von der deutschen
Nation auf eine andere zu übertragen. Es war schmerslich für Cusa,
dass das Kapitel , dessen Rechte er zu verteidigen vorgab , durch
den Mund Heimburgs erklaren Hess , es habe die \V ahl Ulrichs
von Manderscheit nur als das kleinere Übel betrachtet, da die Laien
sich einem weltlichen Herrn unterwerfen wollten, niclit minder, dass
der Vertreter Rabans ihm vorwarf, sein Hinweis auf die translatio
imperii sei bestimmt, Unfriede zwischen geistlicher und weltlicher
Macht zu säen.^) Und auch das Koncil, welches noch vor kurzem
') M. C II, 230.
'< M. C. II, 590. Auch in diesen VerluDdlnngcn sprach Hdmbw^ bn
Namen des Kaisers. Ebenda 599.
'» Düx l, 97.
*) S d Brief Cusas an das Brixencr Domcapitel n;6u oct ii y'/i.wrll, i;;,
^) M. C. U, 624. In einer Verteidigangwchrifi für Raban, welche besonders
auf das Eingreifen Ctisas in den Streit hinweist, heisst es: »Nunc vero quidan»
UKigister Nicol.ui> de l'i^su , qui ul dicilur , contra I\>J';lc et inli-. apostnlirae
pote^taUu), iuiu couira ecclesiasticam libertatem, sciiicet qund layci, seu
3*
in besonderem Dekret die Wahlfreiheil der Kapitel sicher gestellt
hatte, entschied für Raban, vor allem wohl aus Rücksicht auf den
Kaiser, ftir den wiederum Heimburg sprach. Cusa hatte versucht,
ein Urteil des Künc ils über seine Theorie von der Volkssouveränität
zu erlangen. Dieses erfolgte nicht, aber Cusa morhte schon damals
erkennen, dass die »in sich selbst Ubereinstimmende Allgemeinheit^
im Basler Koncil doch nicht vollkommen in Erscheinung getreten sei.^)
Auch über die Zulassung der Präsidenten wurde eine Einigung
erzielt , wiederum wesentlich durch die Bemühungen des Kaisers.
Das Koncil hatte nur zwei der Gesandten annehmen wollen, man
misstraute den andern. Der Kaiser aber setzte alle Hebel in Be-
wegung, den Widerstand des Koncils zu brechen. Es kam zu stür-
mischen Scenen, im Arger entschlüpfte Sigismund einmal die Äusse»
rung, hätte er das gewusst, er hätte sich ftir das Koncil in Italien
nicht also geplagt.*) Auf seinen eigensten Vorschlag aber ist die
Lösung zurückzuführen , die schliesslich getuniien wurde. , Am
26. April 1434 nahm das Koncil die Präsidenten an, nachdem diese
einen feierlichen Schwur geleistet hatten, in dem sie die Gewalt der
Synode als unmittelbar von Christus stammend anerkannten, zugleich
mussten sie eine Formel unterschreiben, die ihnen fast jegliche Ein-
wirkung auf die Beratungen nahm.^i Sie waren in der That, wie
Sigismund es gesagt hatte, »wie Bilder an der Wand'.*), weniger
die Vertreter des Papstes, als die Diener des Koncils.
Die Sitzung vom 26. April 1434 war die letzte, der Sigismund
beiwohnte, er hatte sein Vermittlungswerk redlich gethan. — Am
5. Mai erschienen in dem Ausschuss für tilaubenssachen Herzog
Wilhelm von Baiern, Rahan von Trier und andere. Im Namen des
Kaisers sprac h sodann (jregor Heiniburg, ''^ Er verkündete den
Entschluss des Kaisers, Basel zu verlassen, da ja Papst und Kondl
nun einig seien. Dann fiftsste er noch einmal die Wttnsche des
Kaisers für den Fortirang des Koncils zusammen. Die Befreiung
der päpstlichen Lande von den mailändischen Truppen stand dabei
in erster Linie; dazu solle das Koncil mit allen Kratten mitwirken;
aber auch den Streit über die Sitae der KurfUrsten vergass der
Kaiser nicht.*) Drei Tage später hielt Sigismund selbst seine letzte
popnli episcopos cligere pos$enti praedtcavit, appeUationes fabricavit et
hajns rebellionii magnum foBwntttm <Uo «xthit (ßaluMt, Mlseellaiiea III, 142).
Gewiss ein inter«uantes seitgenöuisclics Urteil Über die Lelirea der concordaatia
catholica.
») M C IT, 623—29. Vgl. 7<;«/j^« I. 397 und AteUaek IV, 186 ff.
*) M. C. II. hyi.
') Mattsi XXIX, 90. M. 61 U, 631 — 650.
*) Ä C II, 631.
M. C, II, 661.
^) Am 7. Mai erscheint Heimburg als des Kaisers Fürsprech in einem
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Rede an das Koncil. ^} Bedeutsam ist , dass hier in des Kaisers
Mnode zuerst ein später oft wiederholter Vorschlag aoftaucht: das*
Koncil möge, wie einst das Ronstaozer, nach Nationen» nicht nach
Deputationen abstimmen. M m glaubte wohl, den Einfluss der
weltlichen Mächte auf das Koncil dadurch zu stärken; *) aber gerade
dieser Umstand machte die Hasler wenig genHi^t darauf einzugehen,
und sie begnügten sich den Vorschlag Sigismunds zu den Alcten
stt nehmen.
Am II. Mai verliess der Kaiser Basel') in einer Sanfte mit
kaiserlichem Pomp; mit emster Miene giUsste er die Geistlidien,
welche ihm das Geleite gaben.
Nicht lange darauf folgte ihm Heimburg. *) In diesen Tagen
muss sich sein Verhältnis zutn Erzbischof von Mainz und zu den
deutschen Kurfürsten endgiltig gelöst haben, ^) der Dienst des Kaisers
mochte wohl verlodcender erscheinen.
Urteil gegen Herzog Ludwig von Beiern. Kluckhohn 1. c. 597. AbschriA des
Urteils in tgmt, 1586 f. 242. Dort ist (gesagt, dass Heimburg den Grafen Emicho
von Leiningen vertrat, iler bei der früheren Verhandlwnfj fTf^gt^n Ludwig Fürsprech
des Kaisers gewesen, jetzt aber heimgeritten sei. Vgl. Franklin, Reiclishofgericht
n, 181. 183") und zur Sache ebenda I, J7Ö (f. In einer früheren VerluuidlflOg
in derselben Sache d. d. 1434 april 16 nimmt Sigismund den vicary Ton ments
doctor etc zu einem rawner. Nfuiurger Copialbttch IX f. 268 MRA.
*} M. C, II, 662. Was Windtcke 259 von dieser Rede weiw, ist «iemtich
verworren, bestätigt aber im wesentlichen den Bericht Segobiu.
Vgl. FüUktrt, Die Kurfttrstliche Neutralität 59.
M. C. II, 660, 666. Segobia sagt ausdrücklich: se[>tinium complens
mensem XI* recessit Maü| qai XI* die Octobris introiit. Asch hu ch IV, 165 setzt
die Abrebe Sigitmunds naen Windecke ntif den 19. Mai. Se<,'obias Angabe ist
wohl vorzuziehen. Zur Herstellung des verwirrten Itiner;irs Sigismunds (AschhaA
IV, 497) vgL die Konstanxer Chronik iM>/tit Quellen zur bad. LandesgescL I,
335 < : item «nne 1434 aext« snte corporis Cbriiti (si. nai) do toeb der keyser
Siginend von Baden gen Schaffluisen vnd hatt muol gen Ulm.
*) Am 28. Mai wird ei noch als Sachwalter des Patriarchen von AquUeJa
enrlbnt. Af. C. H, 733. Am 8. Jali war er in Vlm e. m.
*; In einem Rechtsspruch Sigismunds vom 29. Januar 1434 erscheint
Heimborg mit den andern deutschen Gesandten als Beisitzer unter der Bezeich«
Bong: der Kuifllnteii zn Mencze und Collen und des Henogt von Sachsen
Sendboten Regata Boka XTII, 282, Noch am 8. Mai sprach Gregor, wie es
scheint im Namen der Kurfürsten. M. C. II, 664. - - Den Mainzer Aufenthalt
HeimboigS, der sonst unbekannt geblieben ist, erwähnt der Minorit Gabriel von
Verona in seiner Widerlegung der Apologie Heimburgs für Georg Podiebrad
vom Jahre 146Ö. Es heisst daselbst \cim. 232 f 190]: [Georgius] acuit vero
stbi poliri 'sc. gladinm), qnem snn pro virili nisus est bonio nequam Gregorios
Heynibi:rgT< prcri* prclinqne rnnditctii"; , rnidelis heretic'.is pro luis facinoribus
maxtmib ;k Tio papa sccundo dampnalus et a sacrj. ecclciiae communione excisus,
tniditos sathanae, qui ab ineunte etate auariciae et servitati ydolonm deditaSi
homo scelestus, iurgiis intentus ubivis, loconim fait, lites et guerras, quemadmodum
omnes fere nostis principes , scminare non desiit. Dicent hec alio in loco
Maguncia, de qua cum ignorainia adhuc tener annis, canus iniquitate,
expuisus est, Nitremberga, terra Athesis et cetera, nbi semper male vixit. Hic
- 38 -
So finden wir ihn im Juli 1434 zu Ulm beim Kaiser wieder.^)
'Sigismund hatte nach dieser Stadt einen Reichstag ausgeschrieben,
der freilich ebenso wenig wirltlich za Stande kam, wie der Tag zu
Basel. Doch waren viele Boten von Fürsten und Städten erschienen,
die ihre Geschäfte beim Kaiser betreiben wollten, Nürnbergs Ge-
sandter war Stephan Coler, ein tüchtiger Mann, der die Stadt schon
auf dem Basler Koncil vertreten hatte; er lenkte die Aufmerksam-
keit des Nürnberger Rats auf Heimbnrg und erhielt Voltanacht, den
schon berühmt gewordenen Juristen fitr die Stadt zu werben. In
der Höhe des angebotenen Gehalts — 200 Gulden jährlich — kam
zum Ausdruck, welchen Wert der sonst nicht eben freigebige Nürn-
berger Rat auf die Gewinnung Heimburgs legte.')
So leichten Kaufs aber wollte Sigismund seinen Vertreter und
Rechtsbeistand nicht ziehen lassen. Als er Heimburg gewillt sah,
das Nürnberger Anerbieten anzunehmen, bedang er sich für ihn bei
Stephan Coler noch eine Frist aus, um ihn im eigenen Dienste zu
verwenden ; *) kaum einen Monat später war Heimburg aufs neue
auf dem Wege nach Basel, diesmal als kaiserlicher Gesandter.
inquam Gregorius, omnium sectator crrorum. hoc in tempore a Georgio pccunia,
propter qltatt Qinstum denuo timdere coaductiM Mt, qai ^adinni quo tuatn
hmnanit»imtim pectus , Caesar , vestraque omniam corda , reges et principe«
ommnmqne Christianomm viscera feriri disposucrat, adeo aibi actiit fallaciqae
teca protexit, vt oisi vos divina eripuisset manos, miserabili omnes internicioni
deditset Diese Charakteristik [homo scelestus — expulsas est] ist
dann w6rt1ic1i in die Chronik des Minoriten Glassberi^er l AnaUaa J^meiteima II,
_^9i], \v<i Heimburg zum Jahre 1462 erwähnt wird, ül)erL;eL,'.in;,^en. Vnn einem
Bruche ileimburgs mit dem Mainzer Ersbbcbof ist sonst nichts bekonnl — an
die Vortjänge des Jahres 1461 «ti denken, ▼erbietet die Altersbeielcbnong —
aiuli -Imfte hei dt-m Clurakter der Tnvoktive Gabriels , die ihre An^Mben nur
nach polemischen Gesichtspunkten componirt, die Thatsache nicht als festgestellt
anztiselien sein.
') 1434 jult 8 nrteilt Ilfr/oir Wilhelm von Biiyern als Bevollmächtigter
des Kaisers in einer Mautstreitigkeit zwischen Kegensburg und Passau: bey vns
an dem reehten sind gesessen .... Gregoiy Tieary csn Maints, Äbtmm, Btiea
XXXI, 2, 245. Die BereirTinunj^ »Rat des Herzogs Wilhelm«, welche der Index
[Mon. Boita XXXII, 2, 71) ileimburg gil)t, stützt sich nur auf diese Urkunde,
ist also unrichtig.
^) St. Chr. I, 451*). Vgl. Ktm^ Konrad Herdegens Nflraberger Denk-
würdigkeiten 21.
*) Rat an Stephan Coler 1434 juli 37 .... . als du vns denn von
doctor Grec;orius Heymbtirfjs von Sweinfurt weg'cn q;e>chrihen hast etc. auf
söUich dein scliridi vnd erfarung vnd ander leu t rede , die wir sust auch von
ihm gehdrt haben, geben wir dir gewalt vnd bcfelhen dir, in vns au bestdleb
bis an 200 gülden landswerung , ob es niht neher seyn wil oder mag , vnd
mochte derselbe jarc V seyn, daz wir im abczusagen betten vnd er vns niht etc.
Bri^htA XI f. 6it> NKA.
*) Stephan Coler an Gr^or Heimburg (in Basel) 1434 oct. 16. wirdiger
vnd Heber domine doctor. als ir mir nehst einen brief , des datam steet anf
montag vor nativitatis marie, von Base! gen Nürnberg gesandt habt, bin iili
auf die zeit nit daheim, sundem von meinr freunde des rats zu Nämberg wegen
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— 39 -
Dm Verhiltais swMchai Sigismund und dem Koncit hatte sich
in der Zwischenzeit nicht gebessert. Das Werk der Kirchenreform,
auf das SigismuDd allen Nachdruck legte, rttckte jetzt so wenig vor-
wärt«;. wfe bisher, monate1ant{ beriet man über ein Dekret gegen
flit' Smii nie, ohne /.u einem Beschluss zu kommen. Dagegen hielt
man es iur angezeigt, die Konstanzer Beschlüsse von der Autorität
der Kondlien nen zu verkündigen, beriet über Kalenderreform, ttb«r
die Visionen der heiligen Brigitta, Uber den Ablass am Frohn-
leichnamstag und dergleichen. Indem das Koncil sich überdies fort-
gesetzt in weltliche Streitsachen mischte , beleidigte es den Kaiser
aufs höchste. Es hatte den Streit zwischen Herzog Friedrich von
Sachsen und Erich von Lanenburg um die sächsische Kur^) auf
Bitten des Letzteren vor sein Forum ge^en, und forderte den
Kaiser auf, in der Sache Recht zu sprechen; Sigismund aber liess
dem Boten sagen, er solle zum Teufel gehen.*)
Am 21. August übergab Heimburg auf dem Koncil seinen
Beglaubigungsbrief') und zählte aufs neue die Wünsche und For-
derungen des Kaisers her; in erster Linie stand die Reform der
Kirche, »auch am Haupte«, wieHeirobiirg diesmal besonders betonte.
Er erhielt als Entgegnung nichts als schöne Worte, das Koncil ging
seinen eigenen Weg. *)
Sigismund hatte gehofft , bald nach Basel zurückkehren zu
können, /um mindesten trug er diese Hoffnung zur Schau; da ihn
aber die Verhandlungen mit den Böhmen in Regensburg festhielten,
so bestellte er im Oktober zu seinen Vertretern in Basel den Bischof
von Lttbedt, den Ritter Georg Fischel und Gregor Heimburg. ^
bey unserm gnedigsten herren, dem romi&chen keyser etc. «n Regenspurg etwieoil
idt gewesen, vnd alt ich n« heim bin komen , hau ich denselben ewern brief
wol veraomen, du ist mir yngedenk, als ich vnd vn«cr notarv ririciis Truchsess
nchii za Ulme mit ewr wirdikeit vnU ir mit vns in n-de kamen vnd wir ewch
vnter andern werten meinr freunde des rat« Itteynung von des solariomt wegen,
ewch jerlich zu geben 11^ gülden landswerung zu den vier kotcmpnem ancru-
geen, so ir zu vns kernt vnd ewch mit gelubden vnd andern dingen , als vur
andere vnsere doctoren on geverde , pffeinbarten vnd dabey «agien , daz sie
▼onnals keinem fonil geben hetten , do lies« ichs von meinr obgen. freunde
wegen auch meinen willen seyn, das ir von des vorgen. vnsers gnedigsten herren
des keysers wegen also wider gen Basel zugt. ob sich nu dieG sache von notdiirffl
w^en lenger denn weybcnnacbt verczieben wird vngeaerlich» so wellen doch
mein freunde vnd ich ein hoflnnng zu ewr enamkett haben, ob wir ewr dazwischen
bedurffciu wurden, ir seyt vns relcnlich vnd hilfflich als vil ir sullt vnd mugt ;
so ir denn ee mit geltmpf von Basel vnd zu vns in vosera dinst komen mugti
sdicD meine fiwnnde vnd >cb aneh gem Brüfiuck XI f. ii6 NKA*
S. o. S. S Anm* S.
•) M. C II, 671.
*) Vom 7. Attgnst datiert. Äf. C. II, 734.
*) Af C. II, 725.
^) M, CM, 766.
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— 40 —
Diesem kam die Verlängerung seines Aufenthalts offenbar
wenig gelegen, zumal da er auf dem Koncil jetzt fast zur Unthätig-
keit gciiwungen war. Auch die wichtigen Beratungen, die um diese
Zeit in Frankfurt geführt wurden und die den Anfang einer Reichs-
ttod Kirchenreform dareh den Kaiser und die Fttrsten selbst zu
bringen schienen,^) gaben Hdnkblirg und seinen Genossen keine
Gelegenheit in Basel hervoT-zutrf^ten Y'uA einflussreirlier als cler
Kaiser, der sich bald wieder in seme ungarischen Lande zurückzog,
waren die Vertreter der deutschen Reichsstände auf dem Koncil,
die sicli mit den deutschen Prälaten und Doktoren mehr und mehr
SU einer festen Einheit, einn natto germanica zusammenichlossen.^
Das wichtigste Ereignis dieser Tage aber vollzog sich fast ohne
alle äussere Einwirkung. Am 9. Juni 1435 erklärte das Koncil
alle kirchlichen Abgaben, Annaten, Palliengelder u. s. w. für al)ge-
schatfl , ein Schlag gegen das ganze bisherige System der Kirche,
eine Massregel Ton ungeheurer Tragweite. »Was die ängstliche
Arbeit menschlicher Schwäche in langer Zeit nidit zu stände bringt»
das vollendet sich im Augenblick unter Gottes Beistand,« sagt
Segobia von diesem Beschluss. ')
Mat hat diese denVm urdige Sitzung mit der berülitnten August-
nacht der französi«;rlien Revohition vergHrhen! mit Recht, wenn
man erwägt, dass kaum je zwei Entschlüsse aus edelster Absicht
entsprungen, durch die Übereilte und thörichte Art ihrer Ausführung
so viel Unheil über ihre Urheber gebracht haben. Aber es war
doch ein ITnterschied. Jene französischen Adligen beraubten in der
That sich selbst , die Basler aber in erster Linie den Papst , in
Äweiier die Erzbischöfe und Bischöfe, die von dem Sturm der Mehr-
heit Überwältigt, nur widerwillig ihre Zustimmung gegeben hatten
und Tielfach Gelegenheit fanden, sich für ihre Person die verbotene
Einnahmequelle audi (Urder zu sichern.^
') Dreyten I, 585.
'* Vgl. die Urkunden bei Ulirdhaeirj , Subsidiu VII, 24 ff. Die Keime
einer solchen Organisation reichen bis in die ersten Zeiten des Koncils xnrfick.
Vgl. M. C. II, 336. Eine Zeit lang Staad Cosa «a der Spitze dendbcn, wie
wir aus ep 6 ad Bobanoe crfehrai, SAwfff^ der Kardinal und Bischof
Nie. V. Cusa I, 339.
*) M.C.Ti, 797. Vgl. Vaigl, Enea I, 76. PÜektrt \. c. 46.
*) Zimmermann 88.
°) Bericht des Bmders Udalrich von Tegernsee an seinen Abt 1435 j**l*
ao . . . . item Tinb dasselbe decret ist vnser beiliger Tater papa Eageninft valde
umaricatns contra sacrum concilium vnd sunder wider dnirinum bv^-.itum , auf
den er alle schuld legt, vnd episcopi, die extra concilium sind, die seind auch
▼ost wider das decret, vod aaeb episcopi praesentcs in concillo, die criinialeren
sich vmb d.i$ decret, das sy consentiert haben vnd war es nicht gemacht, ■sicher
CS geschah hin für nimmer, ^m. 15S5 L 71^. VgL IVtssmger im Oberbayer.
ArchlT XLU, ao6.
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~ 41 —
Alt diese Dinge sieh ereigneten, war Gregor Heimburg nicht
mehr in Basel; um die Wende des Jahres 1434 etwa verliess er
den Dienst des Kaisers und das Koncil, er begab sich nach Nflm<
berg, wo sich ihm ein neuer Wirkungskreis öffnete. — •
Die Jahre in Basel waren die politische Lehrzeit Heimburgs,
und es konnte keine bessere geben. In seiner Stellung als Ge-
sandter der deutschen KurfUrsten und als Vertrauter des Kaisers
hatte er Gelegenheit, dies mächtig bewegte politische Leben in all'
seinen Strömungen kennen zu lernen. Die Koncilicn boten in der
abendlandischen Welt zum erstenmal einen Schauplatz, von dem aus
das gesprochene Wort eine ungeahnte Macht entfaltete und weithin
in alle Lande erscholl. Welch* ein Feld iür den Redner Heimburg,
der schon damals Aller Augen auf sich zog, fOi den Staatsmann,
der hier die Menschen und die Dinge beurteilen lernte, filr den
Freund der Wissenschaft der hier so vielfache Anregungen empfing.
Heimburg hat seine Stellung in dieser Versammlung nicht un-
würdig ausgefüllt. Enea Silvio, der als Beurteiler Heimburgs gewiss
keiner Lobhudelei beschuldigt werden kann, sagt von ihm:^) »Er
war 4sincr von den dreien, deren Gelehrsamkeit und Geist auf dem
Basler Koncil Deutschland bewunderte * — Der zweite von diesen
drei Männern war unzweifelhaft Nikolaus von Cusa, der dritte viel-
leicht Thomas Ebendorfer, der Vertreter der Universität Wien, der
sich in den Verhandlungen mit den Böhmen einen Namen machte.
Beide Männer haben sich später vom Basler Koncil ab- und dem
Papste zugewendet, Heimburgs Anschauungen haben sich nach der
entgegengesetzten Richtung entwickelt. Kr vertrat in Basel eine
Partei , deren erste Aufgabe die Vermitteiung der Gegensätze und
die dem Papste zum mindesten ebenso geneigt war, wie dem Koncil,
und wir dUrfen glauben, dam Gregors innerste Übersevgung sich
mit der Andcht deckte, die er öffentlidi verteidigte.
') Historia Fiiderici lU. iniperatoris bei AMEar, Analect« Vindobo-
aeiuia U, 4««-
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III.
Die deutsche Neutralität.^)
tn 4. Februar des Jahres 1435 schwor Heimburg in der
Ratsstube zu Nürnberg in die Hand des Bürgermeisters
i. Irich Ortlieb einen »gelehrten Eid «,, durch den er sich
auf fünf Jahre als »Jurist und Diener <l der Reichsstadt
verpflichtete tmit wohlbedachtem Mute uod mit gntem fn^en Willen.«'}
Er schwor, den BUrgem des Rats und der Stadt au Nürnberg die
genannte Zeit getreulich zu dienen und zu gewarten» ilur Frommen,
Ehre und Nutzen zu fördern , ihren Schaden zu wenden und zu
warnen, dem Rate, allen Bürgern zu Nürnberg, ihren Hintersassen
und :»armen Leuten«, wo sie seiner bedürften, beizustehen gegen
jedermann, es sei in der Stadt oder aussen.
Hiese Zeil behandelt eingehend W". Pücktrt in seinem Buche: Die
kurfürstliche Neutralität wXhrend des Basler Kencils 1858. Der Verfasser stOtzt
sicli auf eine uninint^liche Aktcnsammlung, locat 4369 des WA., die ich ebenfalls
einj;e»chtn habe. Einzelne Aktenstücke sind jetzt bei Altmann, die Wahl
Albrechts II jeüm römischen Könige gedruckt, andere bei y. Hansen, Westfalen
and Rheinland im ij. Jahrhunderl I. der auch die rheinischen Archive, doch
nur mit beiläufiger Rücksicht auf die kirchlichen Fragen, benutzt hat, andere
endlich bei Bachmann. Pie deutschen Könige und die kurfürstliche Neotralität
im Arckia/ für Merrekhit€k< iitttkichte LXXV , l - 236 , dessen Daistellung ich
erst benatzen konnte, nacbdem diese Arbelt beinahe abgeschloMen war.
V. Kraus, Dcii'-sche (ieschichte im Ausj^'ange des Mitlel.ilters . von (1er mir nur
erst Heft i vorliegt, begnügt sich im wesentlichen mit einer Zusammenstellung
bekannter Kesnttate. Eine Bereicherung unserer Kenntnis dieier Zeit dOrfte
liesonders von «-Infr fin-ri^isr hen Ausnutzung der TrnfctAtenliterRtur za erwaiten
sein, mit der jetzt kaum der Anfang gemacht ist.
Notariattinstmment im orig. mit dem Siegel Heimbnrgs im ttKA. VT1.
7S. no. 355; vgl m5. n'>. 2n6 dfs XK'A. '^AHerley bestallungen und schuM ■
der losungstitben] f. 82: ilem man hat doclorem Heymburger bestellt, da« erder
Stadt Jurist rnd diener sein soll ftnff ganeze jar, <fie nettsten nacheinander schirst
körnende, nach anTwci-ung des instniments mit seinem anhangendem insigel
versigelt, das er darumb geben hat, das ligt in der gemeinen bricrtaden in der
scateln , vnd daramb gibt man im dieselben (UnflT jar zu solarium , yeds jars
hesünder zweyhiindert gülden lanfl^wemni^, nemlichen alle goltuasten (tlnfczig
gülden vnd er hat auch der Juristen aide gesworeo, der im statbucb geschriben
steet f. 14'*. act. fer. VI. po<>t purif. marie anno etc. 3$^ daruntert ist betnlt.
1440 Febr. 24 werden ihm 60 Gulden bezahlt, die ihm vor 2 jähren «zu liebnng«
versprochen sind. V^gl. St. Chr. Ii, 364') und Rtgesta boua Xiii, 329.
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— 43 —
Es war kein ruhiges Leben, das damit für Heimburg begann.
Der Jurist jener Zeit hatte weniger in der Schreibstube m thun»
als der unserer Tage. Zwar gab es hie und da ein diplomatisehes
Schriftstück abzufassen oder eine Appdlation zu entwerfen, zuweilen
aurh legte ein Bürger seine Sache in die Hände des Juristen, oder
der Rat forderte den ■^Ratschlag«' seiner Gelehrten in den kleinen
und grossen Fragen des Rechts^ zumeist aber sandte er sie aus,
um die Stadt bald da, bald dort zu vertreten.^) Die Sicherheit des
Verkehrs und des Eigentums war sehr gering, und so hatte die
Stadt fast hr>^rSndig Streitigkeiten mit Pürsten und Rittern, die ihre
Warenzijge aulhielten, ihre Kaufleutc niederwarfen oder das Stadt-
gebiet verletzten. Da galt es von den Schädigern Sühne zu erlangen,
in Güte oder durdi rechtUchen Amtrag, was oft nicht weniger
dii^oinatische Geschicklidikeit als juristische Kenntnisse erforderte.
Liessen diese Geschäfte noch Müsse ülmg» so konnte den
Gesuchen der Fürsten and Herren Folge gegeben werden , welche
immer häufiger an«; den grossen Städten ihre Rechtsheistände, Rats-
freunde oder Doktoren, erbaten. Als nun gar der rasch berühmt
gewordene Heimburg , so vielen vom Koncil her bekannt , in die
Dienste der Stadt getreten war, drängten sich solche Bitten beim
Rate. Dieser gewährte sie gerne, wo er irgend konnte, denn man
rif JTte, sich die Fürsten durch diese Dienste zu verbinden Freund
und Feind galt da gleichviel. Als der Graf von VVertheim von der
Stadt Heiraburgs Rechtsbeistand in einem Handel mit dem Bischof
vonWttrzburg erbat und sidi gleichseitig beschwerte, dass die Stadt
auch seinem Gegner ihre Ratsfreunde geschickt hätte, gewährte der
Rat die Bitte, den Vorwurf aber wies er zurück und schrieb: »wo
wir denn vnser ratsfreunde also hin leihen oder schicken, ist vnser
meynung, daz die zu sun vnd frid dienen, alsvern sie mtij^en, als
sie auch gern tunc.^) Doch war der Rat bei allem Entgegenkom-
men vorsichtig genug, seine Juristen nidit in gefährliche Händel zu
verwickeln. Das musste besonders Herzog Ludwig der Bärtige von
Ba-ern-Ingolstadt erfahren, der mit Kaiser und Koncil, mit seinem
Sohn und seinen baierischen Verwandten in ewigem Zwiste lag. Er
hatte auf dem Basler Koncil Heimburgs Geschicklichkeit kennen
gelernt, als dieser die Sache des Kaisers gegen ihn führte*); jetzt
hätte er ihn gern selbst als Sachwalter vor dem Koncil und dem
') Vgl. die Epistel riiristnph Scheurls .SV. (''ir. \1, So-;. Die einzelnen
N.ich weise der Thätigkeit Heimburgs in dieser Zeil würden weit führen.
Das Folgende beruht aaf zahlreichen Notizen der Rriefltücber XI und XII im
A'A' i. Eine genauere Besprechung der Stellung Heimbnt^ in NUmbeig hn
4. .'\bschnilt
3) Brief buch XII f. 8$ im NKA.
■j ». o. S. 36«).
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— 44 —
Kaiser gehabt. Der Rat aber lehnte das ab; schon vordem, als er
Heimburg dem Herzog gdidieii, »sei das nicht gQnstig von ihnen
aufgenommen worden;« und als der Herzog widersprach, schrieb
der Rat zurück, er zweifle nicht, dass Ludwig die Dierv-te Heim-
burgs gut aufgenommen habe, t von wem aber das nicht genediclich
von vns aufgenommen sey , mag ewr gnade dannoch dabey wol
versteen.c Im Übrigen blieb es bei dem alten Bescheid.^)
Nach Heimburgs Sinne war freilich solche satte Rflcksicht
keineswegs, und er war nicht der Mann» der nur die Befehle des
Rates ausführte. Wo es etwas zu • teidingcn und zu raten« gab,
war er gern dabei , sobald der Handel nur Ehre und besonders
kiingende Belohnung versprach ; und diese wunderbare Vielseitig-
keit, dieses ruhelose Umhenidi«! vc» einem Dienst atim-aBdeta
können wir fast bis zu seinem Lebeni«ide verfolgen. Das war
sicherlich kein Vorteil , und nur wenige Naturen konnten sich aus
dem HindwcrksmSssigen dieses Lebens immer wieder su Eigentflm-
lichem erheben.
Natürlich musste vor allem der Dienst der Stadt leiden. Die
Herren vom Rate, die gegen ihre eigenen Genossen, wenn sie der
Stadt Gebote überfuhren, mit strengen Strafen vorgingen, waren
noch weniger geneigt, dem fremden Manne durch die Finger tu
sehen, und so erlitt Heimburgs Verhältnis au Nürnberg noch vor
Ablauf der fünf Jahre einen starken Stoss
Tm Sommer T437 hatte Heimburg mit Urlaub des Rats ein
Geschäft, wir wissen nicht, welcher Art, für den Markgrafen Friedrich
von Brandenburg übernommen *) ; dieses führte ihn audi nach Eger,
wo damals der Reichstag versammelt war , der letzte , den Kaiser
Sigismund hielt. Unter andern Fürsten befand sich Herzog Friedrich
von Sachsen dort, und dieser nahm Gelegenheit, seine frühere Ver-
bindung mit Heimburg*) zu erneuern, er bestellte ihn zu seinem
»Advocat und Procurator« mit einem Jahrgehalt v<ni 60 rheinischen
>) BrU/l>uih \II f. 235. 243. N/CA.
') Dass Heimburg das Geld sehr lieb hatte . ist durch zahlreiche
Bel^e sicher gestellt z. B. mßer \m Ardä» VIl, 47. XII, 329. Hbfler Kaiserl.
Buch ai9.
'1 Rat V. Nttrnberg ao Paul Vorchtel [Gesandter der Stadt beim Kaiser]
1437 juli 13: I Paalns. als du wol waißt , das wir doctor, mebter
'Irej^orius HejTnburg, von jiclc weyeii viiscrs lierrn i!es iniirk^r.ifcn von Branden-
burg nu nehst XUU tag erlaubtea zu ziehen gen Prag etc, also ist er nu wider
herheim komen Tnd hat aufbeut an vnsbegert, im aber <a gönnen in derselben
.s.u:hr zu /iehi-n 711 , . dem kevser. vm! li.i1)eTi wir im ^ajjcn lassen, daz
wir sein bierheimen wol bcdorlTieni doch wollen wir im aber erlauben XIIII tag,
also das er sieh wider herheim find, so er eist mnge . . . Rri^iufh XTII f.
8b im XA'A.
*j «, o. S. 5*J.
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— 45 —
Gulden. \) Dass Heimburg diesen Vertrag ungeachtet seiner Ver-
pflichtung gegen Nttrnberg einging, — er bedang sich nur aus, dass
er gegen die Stadt und gegen Markgraf Friedrich nicht an dienen
brauche — ist bezeichnend für die Auffassung, die man damals von
einem solchen Uieiistverhältnis hatte. Gerade diesen Schritt aber
that Heimburg nicht nur ohne Wissen, sondern auch gegen den
Willen der Stadt, die fast gleichieitig von dem Gegner des sächsi-
sdien Herzogs, Heinrich Reuss von Plauen angegangen worden war,
ihm Heimburg zu leihen, es aber abschlug, um nicht in die Händel
in Sachsen verwickelt zu werden.*)
Wenige Tage spÄter konnte Heituburg auch seiner Vaterstadt
Schweinfurt einen Dienst leisten. — Nach langen Verhandlungen
hatte die Stadt das Haus des deutschen Ordens, das auf einem
Hügel vor den Mauern beherrschend und drohend, wie eine Zwing»
bürg sich erhob, durch Kauf an sich gebracht und gedachte, es
niederreisscn zu lassen, doch erhoben sich Ijei der Ausführung des
\'^ertr.iges immtr neue Schwierigkeiten. Am 29. Juli nun erlangte
Heim bürg die kaiserliche Bestätigung des Kaufbriefs, die alle Wei-
terungen abschnitt. Es war ein grosses Ereignis in der Stadt-
geschichte und die Schweinfurter Chronisten haben nicht verfehlt«
bei der Erzählung auch Heimburgs mit rtthmenden Worten zu
gedenken.
Aber noch während Gregor in Eger weilte, trafen dort Nach-
richten ein. welche seine Blicke aufs neue auf den früheren Schau-
platz seiner Thätigkeit, auf das Basler Koncil lenkten. — »
Es war vorauszusehen, dass die mühsam hergestellte Eintracht
zwischen dem Papst und der Basler Versammlung keine aufrichtige
und keine dauernde sein konnte. Eugen musste suchen, sich der
unwtlrdigen Abhängigkeit von dem Koncil zu en'windcn ') , dieses
aber, auf der abschüssigen Bahn einer radikalen Relurmtliatigkeit
cop. 35 des DS/.I. f. S^K Datum; V'^cr 1437. Die Urkun.^e fallt in
die Zt ii /wischen 13. Juli [h. S. 44')] und 1 Au^jusi, wo der KurlUrst in Leipzig
ivkuiKict.
K.it V. N'ürnberg an llc-.nrich, Bur;,'<;r.iffn /. Ntc'ij,>cn etc. J437 aug. 6
, . , . . nu is>l dcracib vnser doclor yecxuul nibl auheyi» bcy vns. vns ist
aber von etlichen vnscm frewnden tvt wissen worden, wie derselb vnser doclor
in gesagt hab, wie der vorgell. v. g, herr von Sachsen seinen gnaden in den vorgcn.
Bachen beystand wider ewr edel zutun «ienselben vnsern doctor vormals angelangt
vnd er sr. durchl. sollichs abgcslagen sull haben, sollen wir im nu darunib gönnen,
sich in solUcheD emstlicben «acben ewrs teils so macbcn, besorgten wir, das
das von dem vorgen. vnsermberre von Sachsen vns vad den vntem xavngnaden
vnd vngot aufgenomeii wur.l, daz doch ewr eddl ntht so awßtregenlich were
etc. Britfbudi Xlil f. ao^ im Nh'A.
• 5/««, Honmncnta 12. 239. 34S. 459.
*) Cesarini äusserte später, dub KoncU babe iinmernur dem Papste gesagt:
facias sie, factas sie. J/. C. II, 1018.
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- 46 -
immer schneller uod unbesonnener dahin eilend, betrachtete jeden
Schritt des Papstes als Auflehnung gegen seine göttliche Gewalt.
Und gerade über der Frage der Vereinigung der abendländischen
und griechischen Kirche kam der Zwist in der ersteren selbst zum
Ausbruch. Da die Griechen nach Basel nicht kommen wollteOi so
beschloss das Kondl nun doch, sidi zu verlegen. Aber wohin?
Heftig entbrannte darüber der Streit der Parteien. Avignon einer»
seits, Florenz oder eine andere italienische Stadt anderseits standen
zuletzt zur Wahl, das letztere vom Papste genehmigt, aber gerade
deshalb der Koncilsmehrheit verhasst.
Am 7. Mai 1437 verkündigte von der Kanzel des Basler
Domes herab der Kardinal von Arles den Beschttiss der Mehrheit,
welcher das Kondl nach Avignon verlegte. Zugleich mit ihm aber
las von einer anderen Stelle der Bischof von Porto das Dekret der
Minderheit > sie hatte Florenz oder Udine als künftigen Versamm-
lungsort bezeichnet. Und dieses Dekret bestätigte Papst Eugen
am 29. M«u. Es war die Vergeltung seiner früheren Nachgiebigkeit,
dass er nun doch das Gelübde des G^orsams, das er dem Koncil
gethan, brechen musste , dass seine Anhänger zu niedrigem Betrug
ihre Zuflucht nehmen mussten , um das Siegel des Koncils an ihre
Urkunde heften zu können. ^)
Rasch nun gewann der nette Konflikt Gestalt. Am 31. Juli
dtierte das Koncil aufs neue den Papst, der seinerseits am 18. Sep-
tember das Kondl nach Ferrara verlegte.')
Kaiser Sigismund starb schon am 9. Dezember dieses Jahres;
es blieb ihm erspart, das neue Schisma der Kirche zu sehen, das er
wie viele seit langem aniKe und fürchtete.
Die Zdt seiner Regierung ist fUr Deutschland keine glückliche
gewesen. Ab Mensch liebenswürdig und gewinnend, war Sigismund
als Herrscher zu schwach, tun das Steuer des Reiches in sturmvoller
Zeit kräftig zu führen. Aber dennoch war sein Tod in diesem
Augenblicke ein Verlust , besonders für die kirchliche Sache. Mit
Recht oder Unrecht galt er doch immer als der Träger der grossen
Ideen von Konstanz, und mehr als ein anderer vermochte er über
die Basler. Jetzt traten andere Männer auf, um den Strdt zwischen
Koncil und Papst nach ihrem Sinne zu leiten.
Am 3. Januar 1438 lud der Kr/.bischof von Mainz die Kur-
fürsten nach Frankfurt zur neuen Konigswahl. Am Tage , bevor
diese erfolgte, am l7.Mftrz unterzeichneten die Wähler eine Urkunde,
' \ .)/. C. II, 965 ff. uR') und den Brief Eneu Süvit) bei Aitmsi
XXXI, Z2V, dan.ich die anschauhclic Schilderung bei / t /^'A Euca i, 127.
//^/e/f VII, 647.
^; .1/. C. II, 1010. 1033. In^hirami im Archwio tivrk» V, 1, 5a Vgl.
If</'ele Vll, 645- 48. l'ückert 55.
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— 47 —
in der sie sich verpflichteten , in dem Streit zwischen Papst und
Koncil — welches am 24. Januar Eugen suspendiert hatte — keinem
von beiden Teilen zufallen su wollen; flir den Zeitranm von sechs
Monaten erklärten sie zugleich die Gebote der einen oder der an-
dern Partei in ihren Landen für kraftlos. ')
Dieses wichtige Dokument» die Urkunde der deutschen Neu-
tralität, verlas iieimburg.
In einem bedeutsamen Augenblick tritt er wieder in die Händel
der grossen Politik ein. War er nur der Herold, durch dessen Mund
andere sprachen, oder dürfen wir in dieser Urkunde ein Stttck seines
eigenen Geistes suchen?
Die Frage ist nicht ganz, leicht su beat^ivvorten. Wie in allen
Fällen, wo nicht ein Selbstbekenntnis der handelnden Personen der
Forschung die Wege weist, wo nur die Akten die nüchternen That-
sachen feststellen, so bleiben wir auch hier bei der Erschliessung des
inneren Zusammenhangs auf Vermutungen angewiesen.
Vom Egerer Reichstag war Heimburg nach Schweinfurt ge>
gangen, um selbst dem Rate die so wertvolle kaiserliche Verbriefung
zu überbringen.'-) Von dort aus bat er den Nürnberger Rat um
Verlängerung seines Urlaubs, und dieser war nicht abgeneigt, ihm
dieselbe zu gewähren, nur solle sich Heimburg in Schwemfurt
oder Bamberg aufhalten, wo man ihn Idcht erlangen könne; aber
damit war Heimburg wenig gedient. Am 36. September verlässt
er Schwein furt und eilt nach Basel, wozu ihn auch tetlicb eygen
swer notdurfft sache« bew-pjen , wir er dem Rate schreibt; es ist
kern Zweifel, dass diese Angabe eine Maske für ganz andere
Dinge war.
Abdruck nach dem Dresdener Exemplar bei Mtmunn SS mit einer
sinnstörenden Auslassung Zeile 44. Der Abdruck bei Job. de Segobia \M, C
m, 109] lässt die Eingangs- und Schlussfornieln des NotariatsnuBtniments [Alt-
iTiiiin, Zeile I 33 und loS 135] fr>rl und >^ibl nur die eigentliche Urkunde
mit dem Datum der Besiegclunj^ ^43^ n>ärz 18. Die Abweichungen beider
Texte sind nur in einem Falle erheblich, wo Segohia offenbar falsch inhiberemos
statt inhacremns h.it [Zeile 74 bei Altni.inn], - Ein Concej t [ • ] mit dem
Datum 1438 märz 21 kennt (Jör%, Regelten der Erzbischöie von Trier au& dem
Coblenzer Archir. Eine Textbessening bei Bachmann, Arduv LXXV, 2i*j wird
durch den Abdruck bei Segobia überflttsaig.
*) 2a August. Stein 1. c 34S.
^ Rat an Heimburg 1437 oct. II Bri^iueh XIII f. 60 N/CA. vns ist erst
auf gestern ein cwr brif des d.ittim stept 7u Sweinfurt am donner^taj^ vor sand
Michelstag nebsUcrgangen [2d. Sepieinl er j^eanlwurlt worden, darynncn ir vns
schreibt, wie ir ewch ettliche vrsach genuiiK-n habt, gen Basel zu reiten, darczn
ewch auch etlich ewr evtycn swer nouiurrtt sachr bewegen etc, vnd a!-> wir
denselben cwru biiel vemomen, seyn wir aucli yngeüeclilig, uii wir ewch liehst
auf ewr begerung bey fünf wochen durch vnser ratsfreunde Bertold Volkmar
vnd Conrad Paumgarten antwornen liesscB, wir wölten ewch hieswischen sand
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— 48 -
Wie lange Heimburg in Basel blieb, wissen wir nidit;
im Januar des neuen Jahres 1438 taucht er in Frankfurt wieder
auf, wo damals die Vorbereitungen für die Königswahl im Gange
waren. Um die Mitte des Munats verfasste er hier ein Rechtsgut-
achten für den Kurfürsten von Sachsen in dem Streite mit Heinrich
vfm Plauen^) — fttr Sadisen und Braadenborg ist er dami ttber-
haupt in diesem und dem folgenden Jahre thätig gewesen. *)
Das sind die Thatsachen, welche uns von Heimburg berichtet
werden, sie lassen die wichtigste Frage oflfen: was that Heimburg in
Basel? was geschah in diesen letzten drei Monaten des Jahres 1437?
Die deutschen Kurfürsten waren seit dem Tage zu Eger nicht
mUssig gewesen; auf Bitten des Kaisers^) hatten sie ihre Gesandten
Mertei05tag schierbt erlauben , sdso daz ir zu Bamberg , zu Sweinfurt oder in
lotlicher genefae, da wir «weh als wol criaDgcii mochten , beleiben vnd dax ir
ewch von sollich dag wegen, als do von vnsem herrf-n iles l)ischof von Bamberg
vnd des von Plawcn wegen vns anbracht wurd, vnd in dcrgicjchcn sachen fürbas
weisHcher halten vnd niht mer also vnterwinden soltet on vnser wissen vnd
willen, darnach ward do dessoiimiili etlich cwr meynung miinilich vnd auch
durch ein ewr icueiii vii» aber anbracht, duraut wir do dem vorgen. Pauingarten
befttlhen, ewr wirdikeit alsbald za schreiben, nemlich daz wir bey vnser vordem
antworl, als ubenl>erurt ist , mayntcn zu blii-ihcn .... daz vns etwas fremb
nymbt, daz ir darüber also hingecxogcu seyl vnd wir mayncu, es soll piUichcr
vennyden s^n, «• were demt mit vnsem wissen vnd willen geschehen, es ist
auch vnser begerung vnd maynnng , daz ir in der vorgen. henren des bischofs
von Bamberg, des von Plawen vnd andern sache , dauon vns vnd den vnsem
Schede vnd vnfüklikeit entsteen mugen, nichtes fiimemen, handeln uuch arbeiten
suUet, nemlich die weil ir vns mit dinst also gewant seyet, ir twet es denn anch
mit vnsenn wissen vnd willen etc.
•) Das Gutachten steht loc. 9774 f. 186 des DStA. Es trägt nur die
Jahreszahl 1438 oViuc Ort-- und Ta^csuiii^abc. Die letztere erj;iL-l)l sich aus
dem Umstünde , da;.;, der am 14. Jauuor m NuriiKcrg von Markgraf Friedrich
gehaltene Kechtstag erwähnt wird , und dass die in diesem Gutachten vor^'e-
schlagene Apiicllation von Kurfiirsi Friedrich von Sachsen am 21. Januar wirklich
mit wörtlicher Benutzung der Heimburgschcn Vorlage eingelegt wurde. Das
Gatacbten lallt also zwischen den 15. und 21. Januar 1438. vgl. MÜriitr,
Bttrggraftum Meissen 347. Wichtiger ist die Feststellung des Orts der Abfassung.
An Nürnberg zu denken, verbietet der Umstand, dass gerade um diese Zeit, am
24. Januar 1438 der Rat Heimburg bittet, in die Stadt zu kommen, ein Ver-
langen, dem dieser offenbar keine Folge leistete. [^Brüßitch Xlli f. 103'> AiiTAj
Für Franlcfurt aber spricht , dass das Gutachten Beilage zu einem Bericht
s:ich>i-.i'Iui Ra'o an Iler/fv' Friedrich ist, und >olche befanden sich seit Ende
1437 in Frankfurt Fücktrt öo. Vgl. noch tiri^tuth XÜI f. 123 des AJCA.^ wo
der Rat noterm ti.Mirz 1438 Heimburg um Nachrichten vom Wahltage bittet.
*> Ehie Iie-lalliingsurkunde Markgraf Friedrichs für Heimburg ist mir nicht
bekannt i;ewnrdcn, df.ch weist schon ilcr Vnrlschalt in der Urkunde Friedrichs
von Saclisen vom Juli 1437 [s. o.J darauf hin, dass Heimburg damals auch zu
Friedrich von Brandenburg in ein Dienstverhältnis getreten ist. Für seine engen
Beziehungen 7u diesem Fürsten spricht die Steile bei Mjfier, Kaiserliches Bach aia.
^) äU. C. II, 1016.
— 49 -
zum Koncil gefertigt, im Verein mit den Vertretern des Kaisers
einen Aufschub in dem Prozesse gegen den Papst zu erlant^en;
das Koncil bewilligte am 6. Oktober einen solchen für 6o i age.
Aber es Hess sich voraussehen, dass jetzt, da die Gemässigten
aus dem Koocil schieden, mit Beschwiditigung and Auftchub wenig
getban sein werde. Es gab Männer genug, die ein Interesse daran
hatten dieses Feuer 711 schüren, der Herzog von Mailand, der König
von Arragon v(jr andern. ^) Die »deutsche Nation« auf dem Koncil
wollte zwar ein Schisma vermeiden, aber dem Monitorium gegen
den Papst stimmte sie dennoch su'), sie liess sich gttnzlidi von den
Franzosen leiten, die vielleicht allein von allen Parteien klar ihr
Ziel vor Augen hatten.*)
Auf den 4. November 1437 lud der Erzbischof von Mainz
seine Kollegen nach Frankfurt, um über die Kirchensache zu beraten.
Den Erschienenen, Raban von Trier und den Boten von Pfalz und
Sachsen legte Dietrich einen Entwurf vor, der die Grundlage Ittr
ein erneutes Vorgehen der Kurffirsten bilden sollte. Vom Koncil
wurde verlangt, dass es seine Vorladung, vom Papste, dass er seine
Verlegung zurücknehme, von beiden, dass sie mit weiterem Prozessieren
einhielten: der Papst sollte ohne allen \ '>rhcha!t die Refornidekrete
anerkennen, das Koncil dagegen sich emer Selb.streiuigung unter-
ziehen und alle Mitglieder entfernen, die sich gegen das Recht
eingedrängt hatten; in Betreff des Unionskoodls möchten Kaiser
und Kurfürsten, im Vereine mit Abgeordneten dos Koncils, und
Räten'') des Papstes, Bestimmung über einen Ort treffen, aber von
vornherein jede Stadt ausschliessen, die in des Papstes Gewalt sei;
das Ganze wollte der Erzbbchof — und dies ist das Wichtigste —
0 JK c n, 1041.
*} Äusserung der kurfürstlichen Gesandten in Basel, Sept. 1437: de
concilio faoiari ad extra, qwd intenderet Baftilee pcraeuerare vs4|ae ad mortem
pape et qnia non cito mortebatur , propterea inttancfa Geret ad eitis deposi-
cinntni cl haue Iiistaiioiain fieri j>cr oraloret, rcj^'is Aragoiiuin , quos ad .sex
annos post iQchoatum concilium , (juando cum papa super regno Apulie non
potuerat se coneordare, miserat ; fieret quoqae tastancia ex pute duci« Mediolattt
M C. II, 1019. Vgl. auch ebenda 1082 und III, II. Jikktr/ 57.
•) M. C. II looi vgl. ll'ürJmein, Subsidia VII, 55.
*) Für die Wahl Avignons hatten ausser den Franzosen besonders die
Deutschen gestimmt, vgl. den cHierten Brief Eoea Silvios bei Mmti XXXI, aso
und besonders den Brief des Herzogs von Mailand an Könii; Albrecht , 1438
juli 24. in der Inhaltsangabe il/. C. III. 148. FUr das VerhäUnis der
gallischen zur deutschen Nation vgl. die interessante Stelle M, C. II, loao und
III, 64. 65. Au- dieser Icti'ton Stdle er;.fiebt sich , dass wiTii.:-tcns 143S du'
deutsche iSation durchaus nicht, wie tuckert 70 und loigt, tnea i, 153 meinen,
nach der Eingebung ihrer Fttrsten sich richtete, s. noch H. C III, 1 la.
*) Pdckeit hat >Preandent vgl. dazu Batkmamm im ArdU» LXXV, 15*).
Joachiinaohii, HnmbiHV. 4
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— 50 —
den Parteien mit dem Bedeuten empfohlen wissen, dass man sich
für diejenige Partei entscheiden werde, welrhe es aufnehme. ^)
Der Vorschlag entsprang nicht cicin Kopfe des Erzbischofs,
er gcnt ervichtltch auf Aatrflge der »deutschen Nttion« zu Basel
sarttck.^ In ihrem Sinne besonders war es, die unbedingte Annahme
der Reformdekrete zu fordern und damit die so heikle Frage der
Entschädigung des Pa])Stes, welche man hei AbschatTung der Annaten
versprochen hatte, aufs neue in den Hintergrund zu schieben.
Wenn nun Raban von Trier und die Gesandten von Pfalz
nnd Sachsen eine solche Bestimmang dem Entwurf wiederum ein*
lügten, wenn sie zugleich die Schlussdrohung dahin milderten,
^wclliche theyle sollirher Wege nicht gefolgig weiten sin. das sie
dannen furbasser sich je meynen zu halten, nachdem sie dannen
duchte nach gelegenheit der Sachen geburHch sin gaben sie
damit wirklich das erste Zeichen der Neutralitlt^ ^)
Ich glaube nicht. Sie lenkten nur wiederum *ttf die Wege
der alten VermitieUmgsiiolitik, die sie seit 1433 fast unau^gesct/.t
getrieben hatten. '') Und ebensowenig können wir darin etwas
Ausserordentliches sehen, dass die Kurfürsten ohne den König
*) Wörtlich nach Pucktrt 58. Der Voischlag ist abgedruckt von übflft-
MOftn im Arr/iir LXXV, 202.
') Vgl. die wenig spätere Urkunde bei Gudenus IV, 232. BaAmOHH I. c.
15 bezeichnet als Vorbild einen Vorschlag Cesarinis, der aber von einem direkten
Eingreifen der Weltlichea nichts sagt, auch sonst mannigfach abweicht, vor
allem in betreff der Entschädigung des Papstes.
*' Vgl. die oben citierte Stelle iV. C II, 1020. Audi der Vor^chla^^ nicht
berechtigte Mitglieder vom Kooctl zu entfernen, entspricht den Interessen der
deutsehen Nation ; er richtet sich wahncheinticll besonders die Bettelmöncbe,
auf dl!" man in jcneti Krcisiii schlecht ru sprechen war Vgl, JfürJfrvetn,
Subsidia VII, 31 : item i^uod onmes cxpectantiae rcligiosis quibuscuncjue concessae
ex nanc «nt eassae et extinctae, qnia magis Tagandi qaam rdigionem aedificandi
causam ambire iudicantur und dazu J/. C. II, ■^60 579. 580. 651.
I'iUkert 59'). Die Bestimmung Uber die Verlegung des Koncils giebt
PQckert nicht gut wieder, sie lautet: ynd were es das das bebst vnd coneiliums
frunde sich solicher stat nit vereyntfjcn mochten, d;i5 dan vniscrhcm des koyi^CTs
vnd der kurfursten frunde, dye zusehen in leydingten, macht betten, ein stat zu
nennen, die sie dann ducht bekenntlicb vnd gut sin, das concflium ycnmenicnm
da zu h;il)en , so verre die krychen vor snHcher liencnnunt^f- n;t nli:]tjeni
portum laliuum keinen oder ein stal neuten, do .sir d.i> conoliuni ycumenicum
halten wolten. loc. 4369 f. 64 im M^. t.
*) Puckert 60. Der AhK -hicd de« Tn;:,'es, wie es scheint, bisher üljcr=chen,
steht unrichtig ein^jcrciht i. d. Aeutn «. viuis!. Samml. d. Keichsabsch. [Fiankf.
1747] S. 188.
*) Von der Rede der kurfürstlichen Gesandten auf dem Koncil 1437
sept. 13 sagt Segobia ausdrücklich, sie >ei nulla comminacionc onustam vel
aggeracione ^^ewe^^en [.J/. C. II, 1017]. Dagegen enthielt ein Brief Sigismunds
an das Koncil, Prag. scpt. 17. eine ganz ähnliche Drohung, wie sie Dietrich
von MaifU vorschlug. Gerade deshalb argu öhnte man in Basel , der Brief sei
geAlscht. A£ C II, 1027.
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— 51 -
verhandelten. Schon im Mai 1437 hatte man in Nürnberg von
tnnt^T Zusammenkunft der Kurfürsten in !, ahnstein zur Besprechung
der kirchlichen Fragen wissen wollen/) und aut dem Koncil hatlen
ihre Vertreter stets eine sdbstindige Halttuig neben denen des
Kaisers bewahrt.
Für die ^'.ntstehung der Neutralität können diese Verhand-
lungen so wenig, wie die zu Beginn des folgenden Jahres zu Heil-
bronn stattfindenden ') irgend welchen Aufschluss gewähren; aber
sie zeigen uns etwas anderes. Nicht nur an Dietrich von Mainz,
auch an Raban von Trier gdangten von Basd aus VorschUge und
Wünsche, freilich in anderem Sinne, die aber grade die Haltung
Rabans trefTlich erklären,') und aus wenig früherer Zeil haben
wir ein Zeugnis, dass auch die Gelehrten der Heidelberger Uni-
versität, die Ludwig von der Pfalz nach Basel schickte, auf ihren
Herrn in den kirchlichen Fragen massgebend einwirkten.^)
Es ist diese Thätigkeit der Gelehrten, die unstreitig mehr als
politische Erwägungen, die Nentralitftt in ihrer eigentflnüichen Form
geschaffen hat. ^)
*) Nörnberg an Sigismund 1437 mai 16 ... . wir haben auch Ternomen,
daz solliche vnser herren die kurfUrsten am Rayn zusamen komen solten gen
Lowtetn anf den sontag eraudi nebstvergangen [mai 12] sich von denselben
dingen in TBterredea. ob sie aber da gewesen seyn oder etwas danon beslossen
habeUi wissen wir nicht. lir ief/'Uc-'i XII f. 377'' im XA'A. vgl. jarissen I, 414.
*j AitmattH \%. Noch iai März 1438 baten die ErabischÖfe von Mainz
nnd Kötn beim Koncil für den Coadjator von WOnbiirg nm dne kirchUelw
Pfründe. M. C. III. 59.
Ich meine das von Pückert 56'^ erwähnte Gutachten loc. 4369 f. 65
WA. Es trSgt die Aufschrift: Instractiones pro venerabUiba« magistris Heinrico
Kaltisen ordinis praedicatorum et Heinrico de Dyest cmonic Wormacicnsi
sacre theologie professore ad rev^eudissimom patrem dominum archiepiscopum
Trenerensem. Der Verfasser scbreibt au Basd, er steht avf Seite der Legaten-
partei, auch hier wird aus^lrilcklich hervorgehohen , <l.i^s der Papst entschädigt
werden mitsse, da» sei goulichc!» Recht. (Segobia berichtet, Heinrich Diest habe
das Koneil im Januar 1438 verlassen, sich dann aber am 6. MtSrs su Mainz vor
dem Patriarchen von Aquileja entschuldigt , er hnhe es nur aus »Neuj^ierde«
getban. M. C. III, 12. Die Ahnlichkeil mit der Entschuldigunj^^ Hcimburgs
gegen Nürnberg springt in die Augen.) — Das ebcnd» f. 55 ht findliche Gut-
achten »doinini Ilugonis* «stammt wohl slclior voi^ Iluj;ii Dorre, dr. utriusriue nr;
Kanontcus in Speyer, dt-r sowoLil hier aIs auch ipalcr Rabaa von Trier vertrat
[IVUrdtwäm, Sabiutin VH, 331]. Sein Name sieht auch unter dem Neutralitäts-
instrument Altmann 91 Zeile 122. Seine Vorschläge halten etwa die Mitte
zwischen denen des Mainzer Erzbischofs und denen der Legatenpartei und sind
wohl ebenfalls an Kaban gerichtet.
*) Vgl. das Brieflragment bei Mami XXXI« 179. Ein Vergleich mit
M. C. II, 580 ergiebt das Datum; Ende 1433.
^) . . . dicunt adhuc pcrsuasores illius unionis, quod verisiniiliter principes
in tarn ardua re habuemnt diversissimorum doctomm et peritissimorum virorum
eonsilia, qui in partibus rationc abundant. Gutachten der Wiener UnivenitSt
über die Ncutralittt c I44** Adatttt, Hitteria niUTeraitatu Paritiensis V, 478.
4»
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— 54 —
abgefasst ist, mit besonderer Vorliebe anwandte, dass er die Neu-
tralität gescbaffen bat, nnd auch die ArchhraUea deuten darauf bin;^)
sicher zn erweisen ist es freilich nicht.
Aber gleichviel; ungleich wichtiger bleibt es, zu erfahren,
welche Wünsche und HoiTnungen Heimburg mit dieser Erklärung
verband, und hierüber sind wir genauer unterrichtet.
Die Neutralität ist auch ihm nur ein Mittel sum Zweck, zur
Erlangung des kirchlidien Friedens. Sofort sollen Gesandle der
Kurfürsten im Verein mit Bevollmächtigten des Königs nach Basel
nnd Ferrnra abgehen, sechs edle Männer, Poktoren, für jeden Kur-
fürsten einer, mit ihnen Grafen und Herrci^. Vom Papste will
Heimburg die Zurücknahme aller Massregein, die sich gegen die
Kondtsbeschlüsse über Sittenbesserung und Ansrottting der Ketserei
richten, Zurücknahme auch der Auflösung des Koncils. Erscheint
das dem Papste zu hart, so möge er wenigstens die Anfechtung
der Reformdekrete zurücknehmen. Der Papst soll dann den Kur-
fürsten und dem König überlassen, einen Ort für ein neues Koncil
zu wählen, soweit das die Basler auch zugestehen. Auf diesem
neuen, wahrhaft ökumenischen Koncil wird dann auch die Entschä-
digung des Papstes festgestellt werden. Nimmt der Papst diese
Vorschläge an, so sichern ihm König und Fürsten ihre Unterstützung.*)
') Die im loc. 4369 des Jl'.l. vereinigten Archivalien lassen zum Teil
noch ihre Provenienz erkennen; so trägt z. B. ein Quatemio [f. 53— 56b] die
Aaftchiift: dominus Lampertus attulit de Basiica 1438. Es ist der Af. C. II,
839 erwähnte Procurator der Herzöge Friedrich und Sigismund von Sachsen.
Einige andere Blätter [f. 116 — 119], die hinter dem noch zu crwälinenden Briefe
Heimburgs vom 29. Januar I439 stehen , aber merkwürdiger Weise nur Akten-
stücke zu dem Wahltage von 1438 enthalten, tragen die Aufschrift: ego attuli.
Wer hier der Überbringer ist, habe ich nicht feststellen können, — die Schrift
desselben kehrt einige Male im Text wieder — dagegen sind andere der hier
entbaiteaen Stftcke [f. 116 und f. iijb] gMic ersichtlich von Heimbnrgs Hand
geschrieben tmd die Verbindung derselben mit den übrigen ISsst annehmen,
das5 die ganze BiStterreihe aus Heimhur^s l'.osit;- stammt. AuS' dem Inhalt hebe
ich hervor: f. 116 Modus concordiae ister sacram Basilecnse concilinro et dominum
nostmm papam videttir bonos nt tnfra: EigenfiSndigcs mehrfach durehstrichenes
und verlicssertes Koncept Ileimburgs. f. 117'' Vorschläge flir die Vcrl<iindigung
der Frotestation ; dann eine Einschaltung von Ueimborgs Hand: item quod
domini nostri MCtorltatem sacri Basileensit concilii nec non conctiioram geneniHnm
ac eti:im lionoraliileiii summi pontifiri?, et «^cdis apostnlic.ie ;iiic((irituUMn !u;inutenere
et detcndere Intendant; dann Vorschläge Uber die Annahme der Dekrete. Ent-
wQrfe ftr die Antworten an die Gesandten von Papst und Koncil, ganz gleich-
lautend, f. 118 Informationes [bei Piukert 72 .\nm. i. ßlschlich instructiones]
pro domtnis nuntüs . . . electorum Basiieam ituris. f. II 9. Nationi germanicae«
Teilweise abgedruckt von Badmatm Im Ariim LXXV, 30$ ff. vgl. PBdxrt
68. 71- 73
loc. 4369 f. 116 iVA. Modus concordiae u. s. w. von Heimbaigs
Hand ». die vorige Anm.
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— 55 —
Man sieht, es ist die Politik des Möglichen, die hier Hcim-
burg empfiehlt, keine pewalrcamen Schritte, keine überf?pannten
Forderungen, aber die teste uuü klare Erkenntnis, dass aus den
aufgeregten Fluten ein Wertvolles zu retten sei: die Reformdekrete.
Ein anderer Vorsefalag dieser Tage — vielleicht ebenfalls von
Heimburg — empfahl den Fttrsten die sofortige selbständige Annahme
der Reformdekrete, ?ä\ ihrer Aufrechterhaltung sollten sie sich ver-
binden und gegen etwaige Censuren von Papst oder Koncil in
geroeinsamer Appellation Verwahrung einlegen. Es wäre interessant
zu wissen, an wen der Verfasser als Appellinstans gedacht hat
So kühnen PUnen jedoch waren die KurfBraten vorerst nicht
gendgt; sie mochten denken, tu deren AasfÜhrung noch eine lange
Frist 2U haben, zumal da sie am i8. März einen König gewählt
hatten, der Aussicht gab, auch ferner ihre Kreise nicht zu stören.
Albrecht von Österreich, der Schwiegersohn Sigismunds, war ein Mann
von trefflichen persönlichen Eigenschaften, aber zu sehr in seinem
eigenen Besitze zu Böhmen und Ungarn beschäftigt, ab dass er
sich des Reiches thatkräfUg hätte annehmen können. ')
Es muss dahin gestellt bleiben, ob Albrecht, wäre ihm eine
längere RepieniTip beschieden gewesen, auch ferner so panz den
Wünschen seiner Wähler entsprochen hätte; er regierte kaum zwei
Jahre, und in dieser Zeit erscheint er durchaus als der unselbständige
Gefolgsmann der Kurfürsten.*) Der Neutralität trat er alsbald bei;
ebenso schloss er sich den Vermittelungsversuchen der KuHltrsten
in Basel und Ferrara an; Koncil und Papst, welche ihn zu gewinnen
suchten, speiste er mit leeren Worten ab, nahm aber nicht ungern
') Ebenda f. iiyb kern qaod donuni decreta sacri Basileensis concUU circa
refonnattoneiB cdita ae atia, qnae vitae et aetionis nostrae normam et rei
publicne catholicae ritum sive shitum coticcrnunt, iam recipiant ac invicem sibi
promittant, alteritLruin assistere et in eorundem manulentione sese mutuo adiuvare,
ac si quidem in eootrariam (aerit apesto)tca vd alia qaavis avetoritate
altemptatum, cxtunc alter alterius appellationt aillx-rere et oninia facere, qnae pro
eorum conservatione n«cessaria fucrint seu opportuna. Der Vorschlag ist nicht
von Heimburgs Il.^nd, steht aber anmUtelbar nnter de» oben ctticrten eigen*
hisdigen Zeilen desselben.
'j Über die Wahl Albrcchts vgl. Mlnmnn 12 und 48 ff. Zu den
Erzählungen üt)er die Kandidatur Friedrichs von Brandenburg vgl, ttodt die
merkwürdige Leichenrede, die zu Mantua auf Befehl Joh. Francesco Gonzaga*s
auf den Markgrafen gehalten wurde {clm. 504 f. TioqV Für Albrechts Charak-
teristik vgl. Efiea Sihno, de viris illustribus in der /W. J. Lit. Vtr. z. Stuttgart
Bd. I und die von Janssen I, 436 citierten Stellen. Von Neueren Vn^, Enea I,
156. AUmann 69. v. h'ratu 5. HtAtr III, 13. Ba^matm Im ArMv
LXXV. 28.
*) Da«s die Kurftinten nicht nnterliessen, sich von König Albrecbt Uber
die Kireheafragc 2ittic1ieraBgen machen au lassen, zeigt eine Aussenmg der
kdmglidien Rate auf dem Narnbergcr Reichstag 1438 JoK. AT. C IH, 155.
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- 56 -
die 14000 Gulden an, welche ihm die Basler aus den gesammelten
Ablassgeidern zur Verteidigung Ungarns gegen die Türken anwiesen.^)
Wie wenig die Kurfllnteii an ein Zuflammenwirken mit
ihrem Könige dachten, jj^eigt der Umstand, dass sie nodi bevor
ihre Krongesandtschaft Albrerht inn die Annahme der neuen Würde
bitten konnte, ihre Machtboten an Koncil und Papst abordneten. ^)
Führer der Gesandtschaft war Johann von Lysura, seit 1436 General-
vikar dei Matnser Bnbischo6, ein beredter nnd kluger Jurist, dem
Aber der Volksmund nicht viel Gutet nachsagte.*) Ihm sur Seite
Bland Heimburg, all Vertreter von Sachsen und Brandenburg/) xwei
andere vertraten Trier und Köln.
^ M. C, IlT, 119—23. V. Kraus 36. 45. Pfidurt 74. 76. In der ebenda
77*) angeführten Stelle kann ich keinen Widerspruch gegen die hfst'mmte
Nachricht Segobia's sehen, welcher sagt: Georgius [FUcbelJ dicebat, Romanorum
regem condlio agere gracias pro . . . peeania sibi eoneessa collaeta ex iiidii1>
gencils, attingente, ut iain concilio faerat relatutn, ad surnmam XITII milia
florenorum. M. C. III, lao. (Joannis Pulcbripatris] retulit ... de modo per ipsum
eoUegamque ejns donacionii peennianun ex indnlgendis regi Romanoram . . . ebenda
ISI vgl. 156. Über die Anerhietunj^en des Papstes an Albrecht M. C. III, 187.
Vgl. die Daten in dem Bericht Kaspars von Schönberg, 1438 mal 5
bei Altnumn 105 mit der Angahe Segobias M. C. III, iil. BacAmatm {Artkw
LXXV, 29) constniiert zwei Gesandtschaften der Kurftirsten in der Kirchensache,
die eine sei direkt nach Basel aufgebrochen, die andere, darunter Ileimburg
und Lysura zuerst nach Wien. Das itt unrichtig. Pücktrt 157 nimmt mit
Unrecht an, d.iss die Gesandtschaft erst nach Wien auft,'cbrochcn sei. Doch
wird es liier bei Piickerts Ansichten über die oligarchiscben Bestrebungen der
KoifBisten bleiben mflnen,
'1 »Cusa, Lysura pervertunt singuta jura.« Freher-Strtvt II, 266. Über
die Entstehung dieses Sprichwortes vgl. Emco Silvio, de Ratisponenti dieta
[Mansi, Pii P. M. orationcs III, 66] , wo auch eine recht interessante Charalc*
teristik LysoraB. £ine andere Form des Spruches notiert Watteobacb aus einer
Berliner Handscbrift: O knsa, kusa, qualiter symphonisat tua mnta^ To cnm
l.esura pervertis omnia jura \_Neues Archiv IX, 628]. Sollte der Spruch von
Döring sein? S. dessen Chronik bei Jätdti IV, I, 223. Der Artikel »Lysura«
in der Aüg. ätn. Biogr. XIV, 466 iit vnbranebbar. Bemerkt sei, dast L^sora
wie Cusa in Heidelberg studierte {Toepke, Matrikel 135; zum J 1417'-
') Heimburg hat selbst tiber diese Reise eine interessante Kostenrechnung
anfgestdh loc 4369 f 113 da WA. f Cednla inelnsa tu dem Beriebt Heimburgs
an den Kurfürsten 1439 ian. 20I ; (lenediger - r hcrre. als ich in ewr .mki Icq
dinst wass zu Ferrar vnd Basel, verczerte ich hundert vnd achtzig gülden, denn
icb wast aasien in die lanrecebenden wocben. daran bat mir mein ber von
Brandenburg geben seinen teyl, nemlich XC gülden, so ist mir von cwrn gnadn
nit mere wordn, dann LX gülden, also bleibt mir ewr gnad schuldig XXX
gülden geliebens gdL item mer bleybt mir ewr gnad schuldig LX golden
verfallcns soldes von dem nehsten sant Walptir.f^en tag. item so bin ich iczund
in ewr gnaden dins»! zu Basel gewesen aussen m die zelicnd wochen vnd han
vcrczcrt LXXV gülden, das macht alles hundert LXX gülden, die ewr gnad lair
schulilig i^t, die icli einstcyls von meinen frimilfn riulilieiit han vnd nit lenger
erapereu mag. bite ich ewr gnatl, das ir mir die beczalen schaffet nnuerczihen,
wenn ich nit lenger frist gehaben mag, dai wil ich vmb «wer gnad allecxeik
gerne rerdienen. — Nach M. C. III« Iii and laj muss man annehmen, daM
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— 57 —
Um die Osterzeit trafen sie in Basel ein. Sie fanden eine
stürmisch erregte Ve'-'^ammhing, die gemässigten Elemente, vor allem
Julian Cesarini hatten rias Koncil verlassen,^) der Kardinnl von
Arles leitete die Versammlung ein Beherrscher der Massen,
fanatisch, wie sie selbst, jeder Yemittelung Feind. I^i der Kdnig
von Arragon und der Hertog von Mailand jetzt die Partei der
Extremen aufgaben, erbitterte diese nur noch mehr.
Mit dem Suspensionsdekret vom 24. Januar hatte man noch
zwei Reformdekrete erlassen, das eine änderte den Gerichtsgang in
kirchlichen Sachen, das andere hob die gratiae expectativae und alle
besonderen Reservationen von Pfründen auf — ein neuer Schlag
gegen den Papst, die deutsche Nation vor allem hatte darauf
gedrungen. *)
Zu Ferrara eröffnete mAe^ Furien die Sitzungt^n des Koncils,
ZU Basel antwortete man mit einer Citation all derer, welche die
päpstliche Versammlung besuchen würden.*)
So war der Beredsamkeit Lysuras wenig Erfolg beschieden.
Die Basier erklärten, den Process gegen den Papst nicht abstellen
zu können, aber naturgemäss werde man nur lancsim vorgehen; indes
hätten die Gesandten Zeit, auf den Papst zu wirlcen.
Mit diesem Bescheid gingen die Deutsdien aber die Alpen.
Am 14. Juni 1438 brachten sie die Antwort des Papstes nach
Basel zurück.*)
T Vi weifelhaft war Eugens Lage günstiger als die der Basler;
un/,v,r it luift auch verstand man am römischen Hofe die Kunst
besser, mit Versprechungen, die immer noch einen Ausweg offen
liessen. die Fordernden hinzuhalten; vielleicht wirkte auch der Ein-
fluss von Männern wie Cesarini, mit dem Heimburg in Ferrar 1 per^
sönlich Umgang pflog'), auf den sonst reizbaren und heftigen Eugen:
an Papst und Koncil dieselbe Gesandt schuft abgeordnet wurde, deren Weg über
Ba^d nach Ferrara und dann nach Basel zurück ging. Das bestätigt auch der
einem Wiener Codex entnommene Bericht bei Mami XXXI, 196. Die oben
ge^bene Erzählung folgt Joh de Segobia.
Foi^t. Enea I, ijo. f/efele VII, 657.
•) Seit dem 14. Februar 14^9. M. C. III, 50.
») M. C. III, 63.
*) M. C. III, 75. Hefele Vü, 663. 673.
*) WUrdtweht, Snhstdla VII, 30. M. C. 10, 18.
" J/. C. III, 12;,. r).isfli)-t auch die Antwort des Papstes mit unw«eot-
licben xVbweichungen von irUrdtwtin, äubbidia V'll, 151,
*f Rat vun Ntlmberg an CeBartni 1438 juli 18 ... crebis relationibus
cgregli viri doniini Gregorii Heimburg, ulriusque juris doctoris, percepimus
gratiam el favores amplissimos, quibiis rev palernitas vestra communitatem
Dostram prosequttnr, oblationes <|uoque plurimas, qaae eadem paternitas vestra
sacpius im , i.KSMnc in Ferraria in favoTMU noslrae obtulit, un<'o nos vobis
plurime oblij^atob fore cognoscimus . . . folgt eine Bitte. Briejöuth XIII
f. soab NJCA,
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- 58 -
T-y'?tira tmd seine Genossen erklärten sich zu Basel hochbefriedigt
durch die Antwort des Papstes, der sich doch wenigstens bereit
erklärt hatte, Uber die Verlegung des Koncils an einen dritten Ort
ftuf einem neu zu bentfenden Reidwtage su verhmddn. Der
Kardinal von Arles aber nanote die papstliche Antwort eine cedala
capciosa') und meinte, auch die kurfürstlichen Gesandten würden
dies gemerkt haben , wenn sie es auch nicht wahr haben wollten.
Eine förmliche Zusage des Konrüs, den nach Nürnberg angesetzten
Reichbtag zu besenden, konnte Lysura auch jetzt nicht erlangen.*)
Am 13. Juli 1438 aber fanden sich zu Nürnberg dennoch
Gesandte des Kcmdls ein, anter ihnen der Patriarch von Aquileja
und Johann von Segobia, dagegen niemand für Papst Eugen, kein
Kurfürst in Person, ebensowenig der römische König.*) Die Ver-
handlungen rückten nicht vom Flecke. Das Wichtigste, was geschah,
war die Verlängerung der Neutralität auf vier Monate: Heimburg
▼erlcflndete sie am 18. Juli, diesmal auch im Namen König Albrechts,
auf dem Nürnberger Rathause.
Die weiteren Verhandlungen wollte man drei Monate später
auf einem neuen Reichstage führen. König nnd KurfUrsten sollt»
') M. c. III, 123. Rede Lysuras : neqne pataTcnint «e talem [reiponttoncm]
potuisse rccipere, certe gratissimam eis.
») M. C III. 140.
') Hierher gehört das von IViirJf-uKin, Subsidia VII, 178 mit falschem
Datum: die raartis XVI julii gedruckte Aktenstück. Nach M. C. III, 125: die
tertia pott propoiiciünem eorum ofatom predictt adeuntes deputationes
lupplicarunt . . . niuss 1 6. Juni gelesen werden ; aas der dies tertia ist dann
wohl der Dienstag entstanden. Vgl. PUckert 75'). Bachmann (Archiv LXXV,
38') übersieht diese Stelle Segobias, datiert deshalb das Aktenstück falsch und
bringt so eine neue Gesandtschaftsreise berausr von der wir sonst nichts wissen.
*ll Aosschreiben «um Reichstag bei fVemker, Apparatn*; 339. Bericht
über den Reiihst.ig t/. C. III, 155 tT vj^d die bei Pucktrt 75M citierlen Al;ten-
stücke. Für die verhandelten weltlichen Fragen vgl. v. Kraus 21. FranUi»^
Reichsh ofi^ericht I, 320.
') Die Erklärung ;^'ebchah »spc approbationis principum«. Bachtnann
Archiv LXXV, 45) mochte daraas schliessen. dass König Albrecht nur der
Einung, nicht der Protestatton beigetreten sei, wie er denn tlberhanpt als Abdcht
;!es Knrii_:;> erklärt, » wonn'^^^licli iiu Einvi'rne hinon mit dn» KurfUrstCn EQ bletbCDi
ohne sich formell den Schritten derselben anzuschUessen.« (1. c» 3*) i*t
schwerlich richtig. Der Bericht der kdniglichen Gesandten t\. c. 3 10) spricht
allerdings nur von einem T^eitritt zur Etnung, aber <;chnn vom Margarethen-
reichstag berichtet Segobia; oratores rcgis et clcctorum imperii responderunt
in scriptis, .... qniaipsi . . . confugerant ad certam prot est ationem, cujus
cffpcttis non erat ignolus concilio. ^^T. C. III, 157 vgl. 108.) Meiner Ansicht
n.ieii konnte auch nur auf Grund eines Irüherea Beitritts des Königs zur Neu-
iralii:it die gemeinsame Verlängerung durch ihn und die Knrfiirsten erfolgen^
die dann Albreeh'. ^ doch ;^enehniigt hat. Aber auch »formHl» hi\t sich der
König den kuriursicn angeschlossen, wie der Briet l'apitt Eugens hu den säch-
sischen KurfBrsten 1438 aug. 10 zeigt: quaequidem ctianii [sc. peiitionea electoriini]
— 59 -
persönlich erscheinen mit so geringem Volke, idass man Uber den
Sachen gehurren möge« , ein jeder sollte die gelehrtesten Doktores
mitbringen, die er in seinen Landen habe, um Einigkeit zwischen
Papst und Koncil zu suchen. Auch die Könige von Frankreich und
England lud man ein.
Schon damals -miusten die Deutschen von den Basler Gesandten
harte Worte hören ttber die Unmöglichkeit , auf einem detttschen
Reichstage su einem Ergebnisse zu gelangen, und Johann de Segobia
fapte* Wenn dieAVrtreter eines Bischofs sich häufig selbst der Ge-
fahr des Todes aussetzen, nur damit die Fürsten nicht über gewisse
Verbrechen eines Priesters oder eines geweihten Klerikers urteilen,
wie könnte das Koncil zugestehen, dass der römische König und
die Kurfürsten tiber die Verbrechen des Papstes erkennen sollten,
den das Koncil schon citiert liabe. -
Auf dem neuen Reichstag, der am 19. ükto})er wiederum zu
Nürnberg sich versammelte , erschienen zum ersten Mal päpstliche
Gesandte, atobatd auch, durch die scMimme Kunde sur Eile ange-
trieben, eine starke Abordnung des Koncils. ^) Von den Kurfürsten
war nur der greise Friedrich von Brandenburg da; König Albrecht,
durch Krieg in Schlesien zurückgehalten, schickte Vertreter, ebenso
die andern Kurfürsten , die so tnitige üründe nicht hatten. Der
prächtige Empfang der Koncilsgesandtschait, die Reden eines Cusa
und Segobia konnten die Aussichtslosigkeit der Beratungen nicht
verdecken. Es wurde endlich beschlossen , sogleich eine Gesandt-
schaft nach Basel abzuordnen , welclie dort einen letzten Versuch
machen sollte , die Ra'^ler der Verlegung des Koncils im Einver-
ständnis mit Frankreich geneigt zu machen. Bleibe auch das ohne
vt certi reddamnr, petitmi crant oratores . . . Alberti. (loc. 4369 f. 95 IV. 1 — Dass
«ach ans der Ton Baeknuum p. 32') mitj^eleilten Thatsache sich nichts schliessen
lisst, zeigt ^in Vergleich mit M. C. III, 212 1 Papst und Koncil als Friedens-
vermittler. 1 — Endlich haben wir in dm. 8482 f. 269 eine »Collacio die
declaracionis ser. d. Friderici regia pro d. Nicoiao papa tanctissimo 1447 in die
Prothi et Jachitlii fii. Sept. , deren Verfaner, wie der Zusammenhang zeigt,
Thomas Ebenf^orfTer ist. Hier heiüst es ausflrticklich 'f. 272 Ibi :sc. Fr;inko-
fordiae) electus c!>t . . .Albertus dux Austriae .... qui istam protcstacionem
intraTit et s i 1 1 aTit.« D«im weiter f. 272t>: Electo ser. d. r. Friderlco et mitto
sibi (lecrelo eleccionis petebanl electorum nuncüt 'luateiius idcm d. rex istam
protestacionem similiter laudaret et intraret exemplod. regisAdalberlipraedecc&soris.
D. 11. rex contiderat, quod tiaec res ardaa esset, liavc cciam qnomodo partes
culparcnt tfstimottlit Saciar vt 1 '[it ur.ic. Meo . indixit dietam Mayuncic nd
festum Martini Ganz übereinstimmend damit ist die Darstellung iieim-
burgs in dem bclcannten Briefe von 1466 {Tekfy XI, 164).
') Vgl. Pückert 78 ff. r. A'niwr 23. Bachmann im Archiv I.XXV, 40 ff.
M. C. III, 174 ff. Dieser Bericht sagt, die päpsiiichcn Gesandten seien von
Anfang des Reichstages an zugegen gewesen, was deren eigenen Anssagm
wi-lersprlcliL — Über cbjii Rcicli-tag berichtet aucb Nürnberg an Köln 143S
nov. 12 iiri^buch Xiii 1. 240^ i>>KA.
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— 6o —
Erfolg, so sollten doch im Frühjahr 1439 die Kurftlrsten in Frank
furt zii??aTnmentreten , um dort endgültig sowohl über die Annahme
der Reformdekrete, als auch über Abstellung der gravamina der
deutschen Nation, über die der Papst, wie es scheint freiwillig, Ver-
handluogen eröfiiiet hatte, Beachluss zu fassen.
Zwei Punkte sind hier vor allem bemerkenswert Die Kur>
(Ürsten nehmen die Anerkennung der Reformdekrete bestimmt in
ihr Programm auf und suchen in der Frage der Verlegung des
Koncils Anschluss an die auswärtigen Mächte, vor allem an Frank-
reich, dessen König am Juni schon zu Bourges die sogenannte
pragmatisdie Sanktion erlassen d. h. eine ganse Reihe von Reform-
dekreten des Basler Kendls angenommen hatte, — einige, wie sie
waren, andere mit bestimmten Veränderungen, ohne Rücksicht auf
den Gesetzgeber, das Basler Koncil, so wie sie > den Gepflogenheiten
und Sitten der Franzosen entsprechen.« ^) Eine solche ^pragmatische
Sanktjlonc wollten auch die Deutschen.^)
Kart Vn. von Frankreidi hatte schon im Juni Beziehungen
mit Albrecht anzuknttpfen gesucht, um ein gemeinsames Vorgehen
in der kirchlichen Frage zu erzielen;') jetzt näherten sich ihm auch
die Kiirfiir'-ten. In diesen Verhandlungen, über die wir bis jetzt
nicht näher unterrichtet sind, hat wahrscheinlich Gregor Heimburg
eine Rolle gespielt.
Er hatte bald nach dem Julireichstag Nürnberg verlassen
soweit wir sehen, war er auch auf dem Oktoberreichstag nicht zu»
gegen. Vielleicht wirkte er noch bei der Gesandtenberatung mit,
die im August in Frankfurt stattfand; vor allem wollte man hier
den Fürsten nahelegen, die Geistlichen ihrer Lande zum Besuch des
Koncils zu bestimmen , um so die Zusammensetzung derselben im
Sinne einer ruhigeren Politik zu 'ändern. Seit Mitte November*)
hidt Heimburg sich in Basel auf, wo um dieselbe Zeit eine Gesandt-
') Onümnances Set rnt A Aimw XIII, 267.
') S. d. Abschied Archiv LXXV, 208 (S. 209 Z. 13 v. u. ist •item« io
*ituri« zu bessern.) Es ist charakterisliscbi das« derselbe die pragmatische
Sanktion auf jeden Fall in Aussteht stellt, dass dagegen anf das päpstliche
Anerhielon der AKstfllutii^' der Gra vaiiiin .i, womit iIlt I\»pst t-bfli dem Projekt
einer pragmatischeo Sanktion begegnen wollte, erwidert wird, die Gravamina
seien landschaftlich verschiedeOt es bleibe deshalb den dnselnen Landesteilen
überlussi^n, sich d.irü]>L-r eine pra^isio ^^eben an lassen. Das hat dann 1446 der
Papst gegen die Kurfürsten ausgebeutet.
*} Du l^enus dt Bt4u$eutrt, Histoire de Charles VII. m, 301 vgl.
Nßcirichten v. d. histtrr. Commission II, 2, 96.
Unterm 34. sept. und 2. oct. teilt der Rat auf verschiedene Bitten
mit, dass Heimbarg nicht dshdm «ei. Bri^huk xni t 226<>. 13t NA'A.
S. den Abschied in der Nttum und voBt^mSgm Sammbit^ d. Jtikkf
abschieds ü. 159.
*) S. d. oben S. 56 Anm. 4 mitgeteilte Kostenredmang.
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— 6l —
Schaft des Königs von Frankreich anlangte/) an ihrer Spitze der
Erzbischof von Lyon, ein Mann von unansehnlichem Äussern, aber
tiefem Geiste.') Er sollte vor allem die Bestätigung der pragmatiscben
Sanktion auf dem Kondl durdisetsen.
In diesen Tagen muss sich das Dienstverhftltnis Heimburgs zu
dem Markgrafen von Brandenburg gelöst haben, er vertrat in Basel
nur noch Friedrich von Sachsen. Am 2. Dezember trafen die Ge-
sandten König Albrechts, der Kurfürsten, Erzbischöfe und Städte in
Basel ein.
Wir besitzen Aber die nun folgenden Verhandlungen den eigen-
händigen Bericht, welchen Heimburg im Januar des folgenden Jahres
an den Kurfürsten von Sachsen richtete;') er ist rein sachlich
gehalten und fast möchte man bedauern, dass so wenig von der
innersten Herzensmeinung der Verfassers in diesen Zeilen durch-
adummert. Desto deutlicher erkennen wir die Klugheit and Be-
dachtsamkeit des Staatsmannes, der seine Anstrengungen von vorne
herein weniger auf die aussichtslose Bekehrung der Koncilsmitglieder,
als auf die Gewinnung der weltlichen Mächte richtete. Es entging
aber Heimburg auch nicht, wie verschiedene Eintlüsse hier sich
kreuzten. Die Franzosen, schrieb er, sind so >erengeyer<c, dass sie
ihrem Könige durchaus eine Stelle neben dem römischen als Ver>
mittler in der Kirchensache schaffen wollen; anderseits aber hätten
sie gerne das künftige Konri! in Frankreich gehabt. Arragonien
wollte , dass die Schritte des Koncil« gegen den Papst Fortgang
haben sollten »in den stucken, die die romisch kirchen on mittel
anraren, wenn ir er kunig lehen vermeynet zuhabn vom babst on
mittel in dem kunigreich von Sicilia«. So hatte jede Partei -»ettlich
sunderlich betrachtung nach iglichs eygener begirde vnd setner selbs
▼nd seines herren gelegenheit.«
Diese Beobachtungen Heimburgs finden ihre Bestätigung in den
Akten und in dem Verlauf der Beratungen.
Was die Franzosen als Vorschläge ihres Königs vorbrachten,
war nicht sehr geeignet, do) Starrsinn derKoncilsmajorität zu bredien.
König Karl fand, da» Avignon, Basel öder eine Stadt in Savoyen,
wie man es in den berühmten Verhandlungen vom Mai 1437 her-
vorgehoben hatte, in der That für ein allgemeine«? Koncil sehr ge-
eignet seien. Nur wenn die Griechen daliin durchaus nicht kommen
wollten, möge das Koncil andere Orte benennen, darunter einige
0 M. C. Iii, i6a.
') Bxt«riore visn carte scd interiore profunde aspiciebat. M, C. III> 219.
') 14.V,) jii"- 20. lue. 4360 f. 11(1 112 l!'J. Zu vergleichen ist der
Brief de:» Kardinals von Arlci> an Johann GrUnwaldcr Manst XXX, 1233 und
betoaders die ansfUbrliche Enihlung Segobin'« M. C. III, 182 ff., welche den
Berieht llcimburg« in allen wesentlichen Punkten bestttigt und vielfach erg&nüt.
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— 62 —
in Frankreich. Schliesslich freiUcfa erklärt sich der König bereit, in
jede Stadt xn willigen, um das drohende Schisma zu vermeiden, nur
solle dann das nächste Koncil in Krankreich stattfanden. Die fran-
zösischen Gesandten betonten, sie hielten es durchaus nicht für vor-
teilhaft, die Kurie dauernd an Avignon zu fesseln — denn das hatte
man als Grund dieser Wahl geargwohnt — , einen kursen Aufenthalt
des Papstes in Frankreich aber wllrd^ sie nicht ungern sehen.
Schärfer gingen die Deutschen vor. Heinrich Stock, einer
der kurfürstlichen Gesandten , sagte gerade heraus , es gebe jetzt
zwei Koncil ien , und man dürfe zweifeln , wo das rechte sei. Er
wies darauf hin, dass in Nürnberg die Einung der Kurfürsten durch
eine Reihe von andern Reichsständen verstärkt worden sei. Könn*
ten sie den Frieden nicht erlangen, so seien sie entsdilossen, dem
Teil snzttiiinen, den sie für den gerechteren hielten. Der Redner
forderte sodann die Verlegung des Koncils. Am 12. Dezember
wurde der Antrag schriftlirh übergeben. - Zu gleicher Zeit ver-
handelten die Gesandten um der deutschen Nation, man scheint
auch hier mit Zwangsmassregeln gedroht zU haben, vielleicht mit
denselben, die schon 1438 vorgeschlagen wurden.^)
Das machte grosses Aufsehen auf dem Koncil. Die Gesandten
glaubten schon zu weit gegangen zu sein , und der Bischof von
Lübeck, der als Vertreter König Albrechts dort wnr, nahm alsbald
Gelegenheit, die Versammlung ausdrücklich als unbezweifeltes, im
heiligen Geiste versammeltes Koncil anzuerkennen. Man wollte gern
den Schein des Zwanges vermeiden, man wollte nicht wahr haben,
dass eine Verlegung des Koncils doch nur den Interessen der Fürsten
dienen konnte. Al^ der Kardinal von Arles darauf hinwies, dass
der schriftliche Vorschlag der Deutschen dem Koncil l)ei der Wahl
des neuen Versammlungsortes nur die Zustimmung liess , während
sie mUndlidb ihm die Benennung selbst zugestanden hatten, als er
die sehr berechtigte Frage aufwarf, welche Sicherheit denn dafilr geboten
sei, dass die Griechen nach diesem neuen Koncil kämen und dass
die Reformation dort ihren Forttiang nehmen werde, erwiderte
Heimburg in ziemlich dunklen Redewendungen. Gleichviel ob eine
»mystischec oder eine leibliche Person^ die Wahl treffe, w«m nur
die Verlegung zu Stande komme. Stimme dann der Papst nicht zu,
so falle die Schuld auf ihn, und man werde vor jrhen, wie es nötig
sei. Der Kardinal bat dann die Gesandten, über die Forderungen,
welche das Koncil an König Albrecht gerichtet hatte, Bescheid zu
C. III, 1S4. vgl. Ha/u den oben erwrihnteii Vorschlag ■mcioni
gertnanicae« abgedruckt von I^acIsmariHy Arduv LXXV, 20S, der cbcii<la 24')
SO glauben scheint, derselbe sei an d.is deutsche Volk gerichtet ^^ewesen.
Vgl. über die hier in Betracht kommcDdeD staattrechüicheo VorsteUangcn
Gitrke, Geno&senschaftärechi Iii, 517.
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1
- 63 -
geben. Es waren darunter sehr wichtige, die l^e< 'eilung eines neuen
Protekturs, wie es vordem Herzog Wilhelm von Baiera gewesen, die
Sicherung der Zufuhren und des Gdeites. Heimbunif verlangte ztt>
erst die Entscheidung Über die Verlegung des Kondls. Man wolle
also die Sicherheit des Konci1<^ von Bedingungen abhängig machen,
meinte der Krinlm il, worauf Heirahur«^ dies leugnete und sich bitter
darüber bei^ciiwerte , dass man seine Worte falsch zu deuten suche.
Die Höflichkeiten der Gesandten hatten die Wirkung , dass
die Deputation, welche über den deutschen Antrag in Beratung
getreten war, aufgefordert, nun ihrerseits Vorschlage zu machen, am
24. Dezember 1438 mit Forderungen hervortrat, welche die Gesandten
mit Recht als scandaloza. dura et impractibilia bezeichnen konnten.*)
Auflosung des Koncils in Ferrara , Zurücknahme aller Schritte des
Papstes gegen die Basler Versammlung und unbedingte Unterwerfung
desselben unter das kttnftige Koncit, Gewährleistung aller Rechte
der Basler durch die Fürsten und Anerkennung aller Dekrete, auch
der Suspension — das war etwa die Summe dessen, was die Basler
Heissporne fordern zu müssen glaubten; sie weigerten sich bezeich*
nender Weise, den Vorschlag schriftlich zu übergeben.
Diese Schroflheit ist um so weniger begreiflich, als schon da-
mals die Gesandten aller Mächte, auch die Franzosen ihre Zustim-
mung zu den deutschen Anträgen erklärt hatten.
Am 14. Januar 1439 erfolgte nun ein gemeinsamer Vorschlag
sämmtlicher Mächte. ^ Es war ehi grosser Erfolg der Deutschen, dass
als Ort des künftigen Koncils nur deutsche Städte zur Wahl gestellt
wurden. Für Strassburg, Konstanz oder Mainz soll sich das Koncil
entscheiden; ist dies geschehen, so werden die Konige von Frank-
reich und Deutschland den Vorschlag innerhalb eines Monats dem
Papste, der dasKoncil zu Ferrara gänzlic h fallen lassen soll, inner-
halb eines zweiten den G'i rh n unterbreiten, ihre Zustimmung dem
Koncil melden , weh hem dann noch zwei Monate zur eigentlichen
Verlegung bleiben. FUr den Fall, dass der Papst nicht personlich
erscheint, sollen seine Vertreter nach der auf dem Basler Koncil
geltenden Ordnung zugelassen werden, und ebenso wird der Papst
die Bestimmungen des Roostanzer Koncils über Macht und Gewalt
der allgemeinen Konrilien bestätigen. Stös<;t diese Vereinbarung
bei Eugen oder den Griechen auf Widerstand , so solle dennoch
das Koncil sich verlegen, so dass auf jeden Fall in fünf Monaten
irgendwo ein allgemeines Koncil vorhanden sei.
') «Baten wir die depataten, das sie nit so hertt wolten sein.« Heim>
burgs Bericht.
*) fVarOmein, Subsidia VII, 30a , bis auf einige LesefeUer mit C
III, 314 ttbereiiistimnieacl.
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- Ö4 -
Die letzte Bestimraung zeigt deutlich die Absicht des ganzen
Entwurfs, Verlegung des Koncils um jeden Preis, wie es auch Heim-
borg aasgesprochen hatte.') Die Tendenz war vielleicht nicht allein,
das Koncil in die Abhüngigkeit der Fürsten zu bringen, sondern
auch das odiiim zu vermeiden, das nun einmal auf der Fortsetzung
der Basler Versammlung in Basel zu lasten schien.
Ob sich der Papst zu diesem Spiele bereit hätte finden lassen?
Sdiweilkli, denn gerade in diesen Tagen verlegte er das Koncil
von Ferra» nach Florens, und Heimburg bemerkte wohl, wie miss^
lieh diese »Theidung« dadurch werde.
Von dem Koncil erwartete Heimburg nichts: als er mit andern
Gesandten abreiste - g^'^f-" l-ndo Januar — . l iTiPt die Deputation
noch immer ^ sie hatte nicht weniger als 6ü Punkte gefunden, die
in dem Entwurf zu beanstanden seien. Die Antwort, die endlich
am 20. Februar gegeben wurde,') kam einer offenen Ablehnung
des Gesandtenvorschlags gleich. Der Leser dieses Aktenstücks
kann nur die Ausdauer der Konciismitglieder bewundern , welche
hier, und nicht zum letzten Male, den alten Apparat von Gründen
und Schlagworten in gewohnter Reihenfolge in Bewegung brachten.
Hamburg setzte seine Hofihung anf die Fürsten, »wollen alle
darauff bleiben«:, schrieb er, »als sie offenbarlich zugesagt haben, so
volget alle kristenheit.
Die fremden Gescuultei' sowohl, als Koncil und Papst hatten
versprochen, den Reichstag 2U beschicken, der auf den 1. Marz
nach Frankfurt angesetzt war, dann aber nach Mainz verlegt wurde.
Hier erfolgte die Entscheidung, aber in anderm Sinne, als man
glauben durfte. Nicht die Verlegung der Basier Versammlung wurde
beschlossen , sondern die Annahme der Dekrete des Koncils durch
die deutschen l^Ursten. (26. März 1439.)
Der grOsste Teil der Basler Reformen, die Regelung der Papst*
wähl wie des Lebenswandels der Kleriker, die Bestimmungen Aber
kirchlichen Gerichtsgang und Pfründcnvcrleihung , über Abhaltung
der Provinzialkoncilien und Bischofswahlen, nicht minrier die Ab-
schaffung der Annaten und vor allem das Konstan/.et ])(k;ct
Frequens wurden hier Gesetz — freilich eine lex imperfecta, iiir
französisches Vorbild haben die Deutschen aus mannigfiichen GrOnden
nicht erreicht.*)
') Das hebt auch Erna Silific in seinen Coimaeotarii de concilio Basileeiisi
[Hdmstädt 1700] S. 6 als Kern der Anträ(;e hervor.
AI. a lU, 221 ff. und Matui XXIX, 320 vgl. J'uckert 99.
■) Vgl. fllr diese» Reichstag die aasftthrlieheDarstelluDg /%<}t«rür 85—109,
wo auch der Bericht Scgobias in dem S lulcralidruck bei Koch, Sanctio prag-
matica berück.sichtigt v^l. auch Jiachmann im Archiv LXXV , 48 ff. und
Krmtt 39 — 44. — Die Veriegong des ReielntaeB naeb Mains geschah am 4. Min
dureli den Enbischof von Trier und die Räte des Pfalsgrafcn (.7^'''' ^ 473' 47^]«
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I
— 6S -
Es ist auflallend, d«M Heimburg, der an den Verhandlungen
des vorigen Jahres so lebhaften Anteil genommen hatte, auf diesem
Reichstag nicht mehr thätig war, doch haben wir dieGrttnde dafür
schwerlich im Gebiete der Politik zu suchen.
Heimburg wusste seine eigenen Dienste gut zu schätzen der
Lohn des Herzogs von Sachsen mochte ihm iür so angesuengte
Thätigkeit m gering erscheinen. Bis um die Mitte des Jahres
etwa weilte er in Nürnberg'), dann aber litt es ihn auch da nicht
länger; er ging nach WUrzburg, wo er mit Bischof und Kapitel seit
langem wohl Beziehungen hatte. ^) Sein Dtenstvertrag mit der Stadt
es dürfte aUo bei der auch von J'iicktri 89 erwähnten Haltung Rahans
nicht angängig sein, aus der Thatsache der Veilesong auf die vorgefasste Absicht
der Kurfürsten, die Dekrete anzunehmen, tu Bchliessen. Auf die Annahme der
Dekrete wirkte gewiss vor allem das Dringen der Franzosen , welchen daran
liegen musste, in Deutschland eine der ihrigen ähnliche Lage zu schaffen vgl.
Fütktrt 91 und I02*> — Der Bericht der sächsischen Gesandten jetst Ardiv
LXXV, 213 ff.; die I^ektrt 106 erwfihnten »Gesandtenveistindniss«« von
15. und 27. April können jei/i .)/ C. III, 295 und 299 verglichen werden,
doch irrt Pückert, wenn er das zweite Aktenstück eigentlich als Aufhebung des
ersten bezdcbnet. Die Vertragschliesseaden sind andere, nSmlich in dem Akten»
stück vom 27. A( iril mir Frunkreicli, KöniL; AI hrt-i ht und die Kurfürsten ; daneben
scheint das erste, welches noch Mailand und Airagonien nennt , in der That
von den beteiligen Miebten sur Volldehong beantragt worden tu sein, wenigstens
erklärt später Maüatnl , tluss es soine Zustimmung verweij^eie. .V. C. III, 317.
Auch Bachmann misskennt das Verhältnis der beiden Aktenstücke {Ardm/
LXXV. 5«),
') Darauf weist ein Bericht des sächsischen Cesandtcn Heinrich Engelhardt
an Herzog Friedrich d. d. Nürnberg 1447 niärz 25 hm: auch gnediger herre,
nachdem vnd alsvwer gnade hat doctor Jürgen scbribea vnd auch mit yn reden
lassen etc., hab ich auch vy! han<1els vnd erbytung vwer gnade mit ym gehabt,
als mir das myncr herren von Ljera diener, darumb her gcin Nuremberg mit
eyncr credencz geschickt was vnd in nicht hie sundern vf dem heymwege zwischen
hie vnd RanilxT^' fant, beuolen h.itt . vtul so vy] mit yin verhandelt , das er
Jürgen von Bebeuburg, vwer gnad marsciialk, in disscn andern bricue sin nieynung
geschriben had« ydoch haben ich yn verstanden, sich vndir vwer gnade hußlich
zu wenden sy er nicht bedacht, aber wo er sust vwem gnaden mochte zu dinste
werden, were er gancz willig, doch vmb eyn raerglichen solt vnd großer, wann
er biBhcr gehabt hett .... loc. 4369 f. 296
*) Das crgiebt sich aus einem Brief des Rats an Herzog Albrecht von
Baiem 1439 juni 16. BH^hueh XIll f. 337^ NKA. SUhenkets, Materialien I,
147 erwähnt nach dem Bericht des Ratsschreibers Müllner, dass der Rat Heim-
barg 1439 zu einem Tag Ludwigs des B&rtigen von Baiem mit seinem äohne
Ludwig dem Höckrigen gesandt habe. Dasselbe bringt die fflttvria Nprimbttgensis
diplomattca 617 zum Jahr 1438. .\us einem Schreiben de- Rats an Her.og
Ludwig 1438 dez. 15 Brtg'bufh Xlil f. 264 NKA. entnebinen wir, dass Ludwig
in der That um Heimburg zu einem auf den 25. Februar 1439 nach Neuburg
anjjesetzten T.i|^e gebeten liat. Ileimbug War damals in Basd; ob er ipiter
doch abging, ist mir nicht bekannt.
*) Erste Erwibnung in einem Hofgericbtsorteil des Hofmelstcn des Wlln-
burgef Bisclu f^ njf} oct. lo , in dem dr. Gregory Ileymburg als Fllrsprecb
der einen F;irtei ^uittritt. iVKA. Ldmaktm fasc. 107 or. 3497.
Joacllinuohn, Ileimburg. <
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— 66 —
Nürnberg, der um diese Zeit ablief, wurde aidit mehr erneuert,
noch im November 1439 beklagte sich die Stadt gegen Herzog
Friedrich von Sachsen, der die Dienste seines Ratgebers ttogern xu
entbehren schien, dass Heimburg ohne Urlaub ausgezogen sei, sie
hätten seiner doch ^offt zumal wol bedorfft.i ^)
Der Aufenthalt Heimburgs in Würzburg führt uns auf eine
Episode, die, wie kaum eine andere, die Zustände eines dcuLsclien
Stifts in jener Zeit erkennen laast.
In WfiUrzburg herrschte seit 1411 Johann von Brun, ein un-
ruhiger, verschwenderischer Herr, dem der Panzer besser stand als
die Stola, vom Volk gemeinhin der böse Bischof genannt.^') Er
war eine Zeit lang in Rom gewesen, »em wohlgeübier Kuriisan«.
In allen Fehden des Landes hatte er seine Hand, mit dem Dom-
kapitel, das in WUrzburg, wie auch anderswo, durdi eine förmliche
Wahlkapitttlatioo seine Rechte gq;enflber dem Bischof wahrte , lag
er in beständigem Zwiste. Auf Seite des Kapitels standen die
Bürger der Stadt Würzburg, zum Bischof hielt der Ade! und ein
Teil der umwohnenden Fürsten. In ewiger Kriegsnot verarmten
Land und Leute; Schlösser und Städte, Zölle und Gerechtsame ver-
pflUidete der Bisdiof, man rechnete ihm nach, dass er bei seinen
Lebzeiten mehr als 600,000 Gulden Schulden gemacht habe. Das
Stift, das vordem, wie die Domherren sagten, an Vermögen und
Eliren den Primat in Deutschland gehabt hatte, trug im Jahre 1435
kaum mehr 2000 Gulden, und die Folgezeit brachte wenig Besserung.
NichtsdestowNiiger mochte das von der Natur so reich gesegnete
Land noch immer als ein begehrenswertes Besitztum geltoi, denn
als Bischof Johann nun kränker und schwächer wurde, fanden sich
bald Bewerber um den Stuhl des heiligen Kilian.
Von den drei herzoglichen Brüdern von Sachsen war der
jüngste, Sigismund, zum geistlichen Stande bestimmt, :»weil er in
der Vernunft was irrig tmd ungeschickt war.« Ihn wählte im
Jahre 1439 Bischof Johann mit Zustimmung des Kapitels zu seinem
Nachfolger, unter mancherlei Bedingungen, von denen als die wich-
tigste die erscheint , dass Bischof Sigismund sich von demjenigen
Papste be«!tätigen lasse, in dessen Gehorsam '^^^h Knpiiel und Bischof
bei Johannes' Tode befinden würden. Denn ts gab jetzt zwei Päpste,
am 2$. Juni 1439 hatten die Basler Eugen abgesetzt, am $. November
') Brit^buck XIV f. 8i im A'A'.I. Intere:>!>aDt isc der Brief des Rats an
Heimburg mU der Bitte am ZnrOekltefening ron ans der Ratsbibliotliek entlieheiieB
Btlulioni \ ;i|>ril , hei P(is, Urkundl. Beitr'ig ' /. Gesch. d. Bücherei dtt
Nürnberger R.its L. d. MUuä. d. Vereins für iiesch. d, Stadt Ä'urnber^ VI, 156.
Dort auch ein besdglicher Passus der Jahresrecbnnng.
^) Windecke 295. AUm«nH 52. Fttr das Folgende vgL Lorens Fries bei
LudcMig Oy 3 - 772.
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- 67 ~
den Herzog Aiuaueo von Savoyen zum Papste gewählt; Felix V.
nannte sich der Erkorene, »ein alter erber eemann«, wie der Speyrer
Chronist sagt^)« »aber man hielt gar lutzel von ymec. Das neue
Schisma war eine Art Rechtfertigung für die Fortdauer der Neu-
tralität, der auch Bischof Johann von Würzburg anhing.
Am 9. Juni 1440 starb der alte Bischof, aber sein Tod brachte
dem Lande nicht die Ruhe, die es erhotfte. Herzog Sigismund
war seinen BrQdem nicht treu; da diese im Verein mit Dietrich
von Mains und dem Würzburger Kapitel ihn durch Einsetzung eines
Rates von sedis Männern in der Ausübung seiner Gewalt zu be-
schränken f5urhten , brach er seinen dem Kapitel t:cleisteten Eid,
nahm seine Bestätigung von Papst Felix und verband sich gegen
alle Widersacher mit Markgraf Albrecht von Brandenburg. Herzog
Wilhehn von Sachsen ergriff die Waffen gegen den abtrttnni^en
Bruder, aufs neue durchtobte ein greuelvoller Krieg das Bistum.
Loren/. Fries, der treffliche Geschiditstchreiber der Würz*
burger Biscliöfe, weiss aus dieser Zeit auch etwas von Heimburg
2U erzählen.
In den Drangsalen der Zeit war das Stift so verschuldet und
herabgekommen, dass die Domherren mit dem Gedanken umgingen,
es mit all seinen Rechten, Land und Leuten an den deutschen
Orden zu Übergeben, sofern dteser die Stiftsschuld auf sich nähme,
ydieweil dann die Herren des Teutschen ordens durch ihre fleis^^ige
Vorsichtigkeit und gute haushaltung an denen personen , wesen,
landen und gütern merckiich zunahmen, stiegen und mächtig
wurden.!
>Nun war derselben zeit ein Doktor zu Wirtzburg, Gregor
Hetmburg genannt, ein gelehrter, erfahrner und weltberühmter mann,
als der berich" v L-d, wie die Herren vom Capittel mit Übergebung
des StifTts in handlung stünden, fügte er sirh /ii ihnen, als sie ohne
das l)ey einander versammlet waren und Imte sie , dass ein ieder
bey im seibsten greiffen wolt, ob er seine mannskraft nicht verlohren;
und wo sie die noch hätten, dass sie nicht wie die weiber so Uein>
mfltig, erschrocken und verzagt seyn, sondern sich hierinnen als die
männer erzeigen, und den lierrlichen, hochgefreuten StitTt, welchen
ihre vorfahren viel loo jähre löblich hergebracht und erhalten hätten,
von des gegenwärtigen Unfalls und schulden wegen keines weges aus
den bänden geben, sondern ihnen selbsten und ihren nachkommen
behalten wolten. — Redet also den Dom-Herren ein ander gemttth
ein. In solchem kamen die Teutschen Herren wieder, erbothen sich
den Stifit anzunehmen; es wurde ihnen aber abgeschlagen.« *)
') A/pw, Quellen sar b«disc1ien Landesgcschichte I, 387.
*) iMd€w$g 785.
5*
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— 68 —
«
Sonst hören' wir nicht viel von Heimbuig in diesen Kftmpfen.^)
doch mag aus dieser Zeit seine Verbindung mit Gottfried» Schenk
von Limburg, stammen, der 1442 durch königlichen Rechtspruch als
Pfleger in dem verödeten Bistum eingesetzt wurde und 1447 den
Bischofstuhl bestieg. —
Als Heimburg nach mehr als zweijähriger Unterbrechung
wieder auf dem Schauplatz der kirchenpolitischen Kämpfe erschien,
war nicht nur die Bahne verändert, auch die Spieler waren zum
Teil andere geworden.
König Albrecht war am 27. Oktober 1439 gestorben , ihm
folgte, wie allen Herrschern mit kurzer Rcgieruagszeit, das Bedauern
und das ungemessene Lob aller Zeitgenossen. Am 2. Februar 1440
gaben ihm die Kurfürsten in Friedrich von Steiermark einen Nachfolger.
Dass die Geschichte diesen liiann auf einen so hohen Platz
gestellt hat , hat seiner Beurteilung geschadet. Der Vergleich mit
den grossen Staufem , welche den Namen Friedrich trugen , wird
nahe gelegt und fällt nicht zu Gunsten des Epigonen aus. Kein
Funke ihres Geistes lebte in dem steyrischen Fürsten. Kein deut-
scher König hat länger, wenige haben unrühmlicher regiert. Aber
in kleinerem Kreise konnte Friedrich seine besseren Eigenschaften
entwickeln. Für die Zusammen fa?;simg und Stärkung seiner Haus-
macht besass er lebhaften Sinn , seine zähe Beharrlichkeit erzielte
hier ihre besten Erfolge. Wie er die Devise des österreichischen
Erzhauses, das A. E. J. O. U. und seine Deutungen, erfand, so bat
er auch den Grund zu seiner dauernden Machtstellung gelegt.
Aber das deutsche Volk verlangte mehr von seinem König,
der ja selbst diese goldene Bürde begehrt hatte. *) »Aber ich sag,
') 1440 nov. ging er im Auftrag des Domcapitels mit einer Gesandttchaft
nach Sachsen. Ludnoig 7S3.
Das dürfte durch lüeieru Forschungen sicher gestellt sein. vgl. Kram
$9. 60. Doch möchte ich auf eine bisher fibersehene Steile aufmerksam machen,
welche zeigt, dass wenigstens einige Kurfürsten sogleich nach Albreohts Tode
mit Friedrich ar.^'cknHpft haben. Der Basler Uemmann OiTenburg, bekannt als
UnterbSndler Kon - si-;snumds fvpi. FhrsAimgtn U, 569J sagt in seinen Denk»
würdigkeilen [Sc/rü'ciLtr i.je^ch'uhtsjo) scher XII, 46]: ich was ouch ze küng
Fridericb gsandt, ee dz er kuag wart und von ettiichen chorfürsten ze Franckfort
erbetten ist, alss ich «ff die sitt ouch von des conciiiums wegen in Iren costen
und bottschaflTi do was und die mär kament, d/ küng Albrecht tot wz iiiiJ die
forsten alle erschrocken weren — also dz sj nit wüsten, wie oder wo sy sollen
amb einen andern küng lugen, zu erfaliren etwas an dennzemol hertxog Fridericb
und ir.in küng. d.is nritciiii ilnliy. .il-, i,-h oucli iU'iiv>ch , und sy der w,il
Franckfort iratcnn, aber do was und min anlwort sint, zu derselben zitl [was
vor wichenachten anno 1439] bleib ich by im biss an den achtesten abent
anno 1440 [31. dez.] vgl. C/ime/, Regg. nr. 29. 30. 7S4. 3507. und Lichmnvski V,
Anhang nr. 30S5. 3195. 4369—72 (T. — l>ie Stelle könnte vielleicht den
Ansichten, die Btuhmtam (Ardiiv LXXV, 68 (T. ' gegen Vraysem nnd /Üeiirt ftber
die Bedeutung der Wahl äussert» eine Sttttsc geben.
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- 69 -
das ein keiser Heist keiser , das er kiesen sol das recht vnd Ver-
stössen und strafen sol mit gewalt alles vnrecht vnd ein brennendes
recht sol durch sein hertz fliessen. Thun jetzund das die keiseri*
weis mennigklich wol, mir geburt zu schweigen, ^< so klagte Matthias
von Kemnat. ^) Ein Kaiser der Römer, vielmehr einer der Juden,
sagt Matthias Döring*), er war ein unnützer Kaiser, der Speyrer
Chronist'), er regiert nit wol, der Augsburger Erhard Wahraus*),
und vor allem Heimburg hat in späteren Jahren aus seinem Hasse
gegen Friedrich kein Hehl gema( ht. »Seine Feigheit erregte Staunen
bei Freund und Feind sagte er,^} »die ganze christliche Welt
sdiämt sich, und wer nur den Namen des römischen Reiches ver-
ehrt* mnss beklagen, dass dieser zweite Sardaoapal den Thron ein«
genommen hat, der einst so herrlich war.
Auch das Kollegium der Kurfürsten war verändert. Am
20. September 1440 starb Markgraf Friedrich I. von Brandenburg;
er hatte sein Land unter seine vier Söhne geteilt, die, dem Willen
des Vaters folgend, ihr Leben lang in fester Eintracht zu einander
hielten. Die Mark und den Kurhut erhielt Friedrich, ein kräftiger
Herrscher, landesfürstlicher Thätigkeit vor allem /ngewandt; in der
Reichspolitik Hess er sich nicht ungern von seinem lüM'leit h begab-
teren Bruder Albrecht leiten**), der einen Teil der fränkischen Lande
besass, ein Fürst, dessen Name uns in den HXndeln der Zeit noch
oft begegnen wird.
Wichtiger noch war der Wechsel , der schon 1439 in Trier
gesrh^th. Hier re<:ignierte der alternde Raban zu (lUnsten Jakobs
von birk, dessellieti. der schon 1429 für den Bischofsstuhl bestimmt
gewesen war. Erfüllt von masslosem Ehrgeiz, von grossen Plänen
fär sich und sein Haus, energisch, kühn und verschlagen, kein Diener
der Kirche, aber um so geübter in allen weltlichen Geschäften, ein
Meister der diplomatischen Verhandlung , trat Jakob sofort beherr-
schend in die kirrhenpolitischen Kämpfe ein und gab ihnen alsbald
einen andern Charakter.^)
') Qudhti und Erörffruni^cn II, 97.
Kudü, Codex diplomaticus Brandenburgeosis IV, i , 217. 223. Vgl.
den Bericht eines Breilaiier Gesandten an seine Stadt 1463 Mai: Pondos
I rr- imptrator pro ititorcessione f.nta j i ) invoh enti '""^rc^'e Bohetniae) hunc
honorem consecutus est: cum prius judeorum pondus dictus est, nunc autem pro
sittgniari «ao bonore persistcncium (woenrator appellatnr. SS, rtrum SUeHae.
VIU, 199.
*j Mine, Quellen I, 410.
*) St. ßlr. IV, «37.
*) Frthtr-Strttvt II, 24 1,
') Vgl. Lückert ao6. 383. Droysen Ii, 39 ff.
') Für die Chmrakteristtlc vgl. zu den von Biduri Iii und 185^85
verwerteten Qadlen nocli den von /krAw I, 680 mitgeteUten Brief des
Enea Silvio.
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— 70 —
Von dem alten Kurfürsten von Brandenburg hatte man wohl
glauben können , dass er in der That aus Gewissensnot die Neu*
tralitätserkläruDg annahm; Dietrich von Mains und Raban von Trier
zeigten wenigstens redlichen Eifer» die Zeit des kirchlichen Inter-
regnums £11 einer Reformation ihres Klerus anzuwenden;^) mochten
sie auch mehr und mehr die ungewohnte Lust empfinden die eichenen
Päpste ihrer Territorien zu sein , so lassen sich dorii eigentlich
politische Nebenabsichten bei ihren kirchlichen Handlungen nicht
nachweisen. Jeut wird das anders. Jakob von Trifft erkennt die
grossen Vorteile, welche die Lage der Dinge den Kurfürsten bietet,
und weiss seine Genossen mit sich fortzureissen. In einer der ersten
Urkunden in der Kirchensache, die Jakobs Namen tragen, standen
die Worte: absque periculo non valemus rem cum literatissimis de-
terminare, sie gaben der » Politik der Gelehrten«, die wir vor allem
an Heimburg geknOpft sahen, den Abschied. Auf Jakobs Betreiben
erneuern die Kurfürsten Ende 1439 ihre Vereinigung, erweitem und
verstärken die Neutralität,*) aber nicht um sie dauernd aufrecht zu
erhalten , sondern nur um die Aufgabe derselben um so wertvoller
zu machen. Denn zu gleicher Zeit tritt der Erzbischof mit beiden
Päp^oft in Unterbandlung'^) , seine. Kollegen von Mains und Köln
foidem die Gutachten ihrer Universitäten Aber die Neutralität ein.*)
Es bezeichnet den Einfluss, den Jakob auf seine Kollegen übte,
dass Dietrich von Mainz mehr und mehr auf Eugens Seite neigte,
trotzdem das Gutachten Erfurts sehr entschieden für das Koncil
Partei nahm. W as Jakob selbst auf die Seite des römischen Papstes
trieb, ist ntdit ganz klar; vielleicht die grosseren Anerbietungen
desselben, vielleicht seine Verbindung mit dem französischen
Könige,^ — genug, im Februar 1441 legte Jakob auf einem Reichs*
tage zu Mainz seinen Genossen einen Entwurf vor , welcher die
Bedingungen der Ohedienzleistung an Papst Kugen enhielt;^) er
') Vgl. d. Urkunden bei /iemüft^ , Gefchicbte d. Bucbdfe v. Sptjtt.
Urknndenbacli 202 und bei H^Ünlfiire^ , Nova Snbsidia VlII S. MV. XIX.
XXVI. ferner die Charakteristik Dietrichs im Chronicon ecclesiasticum des
Nicolaas von Siegen [rAiirit^. G, Q. II, 421. 422]. Minder günstige Urteile
bei Gudtmts IV, 333.
*) Vgl. Matthias Dörinj; hei RUJd \. c. 217.
Piickert versucht dies allerdings, doch scheinen mir seine AosfÜbrongen
aicht ttbenengend. Vgl. auch Voigt, Enea I, 308.
*) Urkunden bei U'ünüu'fm, Subsidia VIII, 81. S6. 92 u'u/ünur lY, 249.
Mimen nr. 34 vgl. Fückert 109 — x 18. 159. Bachmann im Archiv LXXV,
61—67.
» Urkunden bei RossmanH, Betrachtnngen 380— 383. vgl. 353 ff. .flbiwm
öT. 27. 35 Vgl. lockert 162.
*) Bratler 45 ff. TgL d. Urkunde bei GuAmis IV, 363.
*) Vgl. Hatmrti nr. 38. 44. 4S
■) ATülUr, Reichstagstheatrum i, 52 ff. I'ückert 165 — 167. Vgl. d. Brief
Karls VII. an Jakob bei ffamen nr. 38. Bericht Frankfurts an NOinbeig bei
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— 71 —
forderte ein neues allgemeines Koncil, sowie Annahme einer Reihe
von Basler Reformdekreten.
Erzbischof Jakob Ubernahm es , selbst die Zustimmung des
Königs eiasuholen. Aber König Friedridi stimmte nicht tn\ er
zeigte sich plötzlich sehr interessiert fär den Bestand des Basler
Konrils'', T'Am mindesten wollte er eine neue Beratung und sagte
einen neuen Reichstag auf den ii. November 1441 an; er erliess
Einladungen an die Könige von Frankreich und England, an die
Universität Paris und an die deutschen Hochschulen') wollte
König Friedrich die Entsdieidung wiederum einem- FQrstenkongresse
^j/; w''; II, 19. Zwei Berichte Johann GfBnwAlders, der als felicianischer Kardinal
das Koncil in Mains veitrat, an Herzog Albrecht von Baiem d. d. 1441 märz
8 and april 2 FUrstensachtn tom V f. 116 u. 117 MRA. — Ein Abschied
des Tages ist bisher nicht bekannt geworden, doch steht ein Entwurf eines
solchen, der wohl ohne wesentliche Änderung angenonuneo wurde (vgl. auch die
p 58') erwähnte coUacio dm. 8482 f 273) in einem <od. ffetmstadensit [mir
bekannt aus v. d. Nardts Abschrift in <W. theol. fol. 76 tom 23 der StiittL;art.
Bibliothek] »Avisata per oratores Romanoram r^is necnon christianissimi regia
Francoram atque sacri imperii electorum et altorum metTopoIitanornin ceterommqae
principum ecclesiasticorum et secolarium in ipsa dieta concurrentes pro exlir-
patione schismatis et unione reparanda. qui tarnen oratores super bis omnibus
et siogtdts saniorem dominis sats deliberationem restauramnt.« Gefordert
wird ein neues allgemeines Koncil , nicht nach Basel otk-r Florenz zu berufen.
Der römische König soll die Parteien sa diesem Behufe angehen. Stimmt auch
nur eine der Parteien zu, so wird das Koncil doch gehalten, stimmt keine tu,
so beruft c> iIlt Koni^ mit Beistand der andern Mächte. Als Orte kommen in
Betracht*Stra»sburg, Speyer, Mainz, Trier, Kegensburg, Augsburg und Constanz,
Paris, Reims, Lyon, Vienne, Troyes undAvignon; da man aber «uf keinen dieser
Orte sich ^eeini:;t h.ibe, so i^t zunächst Metz in Aussicht <;cnominen , so dass
die Gesandten beider Könige die Sache an ihre Herren bringen und bis zum
34. Juni dem Erzbischof von Trici ihre Antwort sagen, der sie dann den andern
Fürsten mitteilt. Xehmen beide Könige an. so sollen ihre nesan<1ten mit denen
der Kurfürsten am l. Nov. in Bologna zusammentreffen, wo sich auch Papst
Eug«n einfinden soll ; an demselben Tage sollen andere (Gesandten in Basel
an beiden Orten will man auf eine end.Mltii^e Antwort binnen eines Monats
dringen. * Das Koncil soll jedenfalls bis zum i. August 1442 zusammentreten,
auch wenn das Basler ans irgend einer Ursache bis zum i. Nov. 1441 Aufgelöst
wird. Papst Eugen soll persönlich erscheinen. Im wesentlichen ist dieser
Antrag auch in Frankfurt 1442 von Friedrich wieder aufgenommen worden.
Paekert 185 ff. Man darf aber nicht, wie Bnekman» (AtM» LXXV, 83) tlint,
diesen Abschied ler kennt ihn aus /\itriäu.f crip llS im Auszugei nur als
Eventualantrag ansehen , wenn der Entwurf zur Obedienzerklärung an Eugen
bd Kttnig Friedrich keine Znstimmnng finde. Der Entwurf Jakobs ist eine
geheime Denkschrift, er wird, da die lonii^lichen C^s-andten die Anniihme ver-
weigern, durch den ofliziellen Abschied ersetzt, durch den die Aktionspartei vor
allem Zeit gewianen will.
'1 Über seine Gittnde PSdtert 173; ebenda IS9*) wird der Irrtum GM*/
widerlegt.
*) Hansen nr. 43. Koüar U, 1044, Hulaeus V, 518. Cod. ätplom. Saxon,
rtgjk IL Hauptteil XI, 40 vgl. Brmltr 54«).
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- 72 —
und dem Gutarhlen der Gelehrten tilicrlassen , wollte er dieselben
Wege betreten, welche die Kurfürsten soeben verlassen hatten?
Wir riod nicht genau darQber unterrichtet, was auf dem Frank-
furter Reidhstag verhandett wurde. Der König von England erfuhr,^)
er sei auf den April des kommenden Jahres verschoben worden, das
mag der offizielle Schl'i««; (gewesen sein. Hinter der Scene gingen
andere Dinge vor. Iht^ Könielirhen Gesandten widersetzten sich
aufs neue einer Autgabe der Neutralität^); Friedrich hatte im Schoss
des ICurfttrstenkollegiums selbst einen Bundesgenossen gefunden,
Erttnschof Dietrich von Köln, an dessen koncibfreundlicher Gesin-
nung nie ein Zweifel hatte bestehen können. Die Andern aber
waren entschlossen, jetzt auch ohne den König zu handeln; um die
Wende des Jahres 1441 entsandten sie Gregor Heimburg nach
Florenz , er sollte dem Papste die Bedingungen ihrer Obedienz
Überbringen.^
Zwei Bullen legte Heimburg dem Papste vor^), sie enthielten
die Artikel des Mainzer Entwurfs, nur äusserh'ch verändert. Aner-
kennung der Übergewalt der Koncilien nach den Beschlüssen von
Konstanz und Basel, Berufung eines allgemeinen Koncils und, wenn
möglich , persönlidies Ersdieinen auf demselben forderte die eine
BttUe von Eugen. Die «weite bot eine Zusammenfassung der Basler
Reformgesetzgebung; in ihr sollte Eugen die Aufhebung aller Reser-
vationen und Exspektanzen erklären, die "Bischofswahl den Kapiteln
überlassen, den kirchlichen Gerichtsgang durch das Verbot frivoler
Appellation regeln u. s. f. Alle Akte der Neutralitätszeit erkennt
der Papst als giltig an, er ist bereit mit dem römisdien Könige,
den Kurfürsten und allen, die dem Vertrage beitreten, eine feierliche
prajimatisdie Sanktion hierüber zu vollziehen.
Bemerkenswert ist der Sri! der Hullen , er verrät eine treff-
liche Kenntnis der römischen Kanzleigebräuche , mit einer wahren
Meisterschaft ist in der allgemeinen Begründung der Ton der päpst-
lichen Schreiben A^hgeahmt.*)
ij Bekyntons Correspondance [in deo Jitr. Brit. aevi SS.^ 1 , 87.
Frankfurt an Constans etc. 1441 nov. 30: Wa» ti« aber In dea *«ch«n iMslonen
haben . . . <1a5 iiu>(.,'L-n wir nocli zur zi-i nit -cwutsen, dau tie soliche ir handduDgtt
fa»te heymlich gehabt han. Jaussin II, 25.
■» LMtrnktion bei 0tmtl, Rej,'K' Anhang XTV. Tgl. PUtditri 170. BaA-
mamtt im JrJih LXXV. 87 ff,
') Zur ZeitbestimmaDg der Sendung Heimburgs vgl. Piuktrt 175'). Für
die ParteigegensEtze vnter den KorRtrsten ebenda 192')'
*) Loc, 4.^69 f 213 219 W'A.
Mau vergleiche den Anfang der zweiten BuUe 1. c. f. 218^: Quod
in privatis personis cnidele iadicantwl), videlicet odorem bonae famae ncgligere,
Iii Roniunn pontifici. qui cijnct"n!ni Christi fidelinm >,pocu1um et exeirphir .'sm'
debct, crudell^simum pote.st mcrtto iudicari. Quotiens itai^ue Roniani pontitices,
praedecessorea nostri, ceteri juc praesales et praelati etiam ex bis, quos modo in
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— 7$ -
Dunkel, wie die vorhergehenden Verhandlungen, Ist auch der
Verlauf der Sendung Heimburgs. Eine dürftige Notiz meldet, ') der
Papst habe erwidert, es sei nicht leicht, diese Forderungen der
deatschen Nation zu bewilligen» da üWdies Heimbui^ aas eigenem
Antrieb zu ihm gekommen sei und nicht am Auftrag von FUrsten»
ohne Beglaubigungsbrief eines solchen , so könne er ihm als einer
Privatperson nicht antworten , er sei aber bereit , seine Gesandten
mit ganzer Vollmacht zum nächsten Reichstag zu senden.
Das war freilich keine runde Ablelinung, aber für die Kur-
fürsten kam es einer solchen gleich, denn was man auch ttber ihre
Absiditen denken mag , in erster Linie richtete sich ihr Schachzug
gegen den römischen König, ^) ihn wollten sie überrumpeln, das ist
nicht gelungen.
Aber auch die Antwort des Papstes ist nur Maske. Dass
deutsche Gesandte ohne Beglaubigungsbriefe erschienen, war nichts
Ungewöhnliches-, *) es kann fraglich erscheinen, ob wir die Unter-
lassung in diesem Fall mehr der Lässigkeit oder der Berechnung
der Knrfitr-^ten ztischichen sollen. Eine Vo!l/.iehung der Bullen durch
Eugen hatte sicherlich auch Heiniburgs Auftraggeber gebunden.
Weshalb aber nahm Eugen nicht an? Dass hinter diesen Vor-
schlägen als vornehmster Urheber Jakob von Trier stand, wird ihm
nicht unbekannt gewesen sein. Noch im April 1441 hatte er ihm
für seine Thltigkeit auf dem Mainzer Reichstag gedankt; er hatte
bemerkt, dass gar viele in Deutschlnrd auf den Erzbischof um seines
Ansehens und seiner Klugheit wegen blickten. Das war derselbe
consortio bcntorum ecciesia commiscuerat, quamqiie pro loviorie criminum «luspicione
se duxerint expurgandos, sacri canones undique locupletissime testantur. Et quia
noumdli BasOeae remanentes, qui pacem et nnionem in ecdesia Dei «nstinere
non valucrunt, occasionem sibi fin-^entc>; . qua ecclestam catholicam, veram
Christi sponsam, prostituere necnon Christi vicariatum et Petri sedem ad manus
sacritegas traosferre ponent, .... cum autem ipsi coDlametias et convicia sua
contra noi? cmissa mentibu«; fidelium inculcare non possent. hoc tarnen praccipuc
anirois hominum iagerere satagaot, quod nos universalis eeciesiae sacrorumciue
geoeraKam concüioram ipsan repraesentaniium auctoritatem sapplantare ae
pcnitus extinguere concmur, quam tarnen dudum professi siimu«; toti^; jup viri'nf;
no^ris summoque favore prosecuti, nos igitur ouinera »lupicionem, quae contra
penonam noetram praemusonim occasione ponet haben, penitns submorere
volentes ....
'1 Dorsaivermerk zu den Bulkiu r.tvviirfcii, abgedruckt bei IHickeri 172')
Vgl, Biuhmann im Archiv LXXV, 91*).
*"i Schon im Tuiii 1441 i-rfuhr dor Fr.inAfi;rtt'r Ratsschrcii)er, dass die
Sendung Jakobs uacli Wien noch ciiun antlern Zweck gehabt habe: das unser
herren die korfursten voroemen, das sie L:'Tnc cyn vonnnnder des rieb« in
dutschen landen hettm JanTstn II, 21. Weni^; später sprach man sogar von
einer Absetzung Friedrichs Fütkert 176. ßiaehmann im Archiv LXXV, 92.
*) Ganz das^icll o erci^mcte sich bei der kurf irstHchen Gesandtschaft, die
im Dezember 143S nach Basel ging, wie wir aus Heimburgs Bericht entnehmen.
Hansen nr 35.
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- 74 -
Reichstag, dem die Bullenentwürfe indirekt ihren Ursprung verdankten.
Entweder also hatte Jakob den Papst getäuscht, und seine Thätig-
keit im Frühjahr 1441 stellte andere Bedingungen in Aussicht, als
die Bullen sie boten: oder ^er Papst selbst hat im letzten Augen»
blick seine Ansicht geändert, er hat die Zustimmung, auf die Jakob
rechnete, andern Einflüssen weichend, versagt.
Für beide Meinungen lassen sich Gründe geltend raachen.
Die Bullen verlangten die Berufung eines neuen allgemeinen KonciU;
und dem hat sich Eugen nicht nur jetzt, sondern auch später, stand-
haft widersetzt, er hat gerade damals die Florentiner Versammlung
narh Rom verlegt. ^1 Aber um dieselbe Zeit, als Heimbiirg in
Florenz weilte, brachte Frankreichs (iesandter daselbst das gleiche
Verlangen vor. Musste Eugen nicht fürchten , durch die Ableh-
nung dieser Bitten beide Nationen den Baslem in die Arme su
treiben? Schwerlich durfte er das Anerbieten der Kurfürsten zurUck>
weisen, wenn er ludit hoffen konnte, die deutsche Obedienz um
geringeren P-eis zn erkaufen. Und diese Aussicht ist ihm wahr-
scheinlich damals gelK)ten worden. ')
Wir sahen, dass Dietrich von Köln dem kurfürstlichen Anschlag
nicht beigetreten war; er stand auf Seite des Kdnigs und verhinderte
so, dass schon zu Frankfurt die Erklärung fttr Eugen erfolgte. Er
that noch mehr. Um dieselbe Zeit , da Heimburg mit dem Papste
verhandelt, erscheint auch ein Abgesandter des Kölners in Florenz,
ein maeister Sebastianus, ohne Zweifel Sebastian de Unsere, Pedell
der Kölner Universität.*) Merkwürdig freilich, dass dieser Mann,
der immerdar der Sache des Basler Koncils zugethan blieb, zu einem
solchen Geschäfte auserkoren wurde; aber nicht merkwürdiger, als
dass der Erzbischof selbst , über dessen Gesinnung ebenso wenig
ein Zweifel sein kann, diese Verhandlungen anknüpfte.
Er führte den (iegeuschlag gegen den Trierer. Er hat, zugleich
im Auftrage des römischen Königs, dem Papste Anerbietungen ge>
macht, welche diesen bewogen haben müssen, Heimburgs Anträge
auszuschlagen und in direkte Verhandlungen mit König Friedrich
zu treten: Kardinal Albergati konnte sogar Dietrich in Aussicht
Stellen, dass der Papst »post beneficia suscepta« nicht undankbar sein
>) JSr^^Ä VII, 793.
*) Raytiatit 14.11 nr. S.
^) Das folgende beruht auf den merkwürdigen Urkunden nr. 53 und 54
bei Hamen, der dieselben mm efsten Male verölTentlleht hat. Den FolgertMigen
aber, wclclif* Ifiin-rti H'ext S. 49] daraus j^<»/OL;en h.it, k.inn icli niicli nicht
anschlicssen. Der als Unterhändler des Papstes genannte Johann v. LUitich ist
denelbe, ron dem die Gesta Treveromm «dd, Wyüt^tk q. Ü^^er t, J. 1435
berichten <!ciniic Ralnituis sinistro consilio in coadjutorem acceptnt Tohannen
I.eodicnsom c(;iseopuiu non bine Treverensi^ ecclesiae detnmento singulan.
Vgl. Uber ihn SretsUr $3*) n»d 80 iT.
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— 75 —
werde. — Eugen hr\tte sich da einen schlimmen Bunde^^pjenossen
erwählt. Wenn die gemachten Anerbiettingen wirklich mehr waren,
als Lockmittel, um den Papst v on der Partei des Trierers abzuziehen,
SO haben doch schon die Vorgänge des nächsten Jahres Dietrichs
wahre Gesinnung deutlich gezeigt.^)
Schwerlich hat Heimburg dieses Spiel durchschaut, schwerlich
ist er mehr als der ausführende Diener der Kurrüri3ten gewesen.')
Im Dezember 1441 war er in der Umgebung der Kurfürsten von
Mainz mit dem er wahrscheinlich in Folge der Würzburger Händel
in VerUndnng getreten war; ihm mochte er ittr die Sendung ge-
eignet eradieinen als Kenner des päpstlichen Hofes, als Vertrauter
gar vieler dent-rher Für?;ten. Und so plötzlich Gregor in diesen
Ereignissen auftaucht, ebenso plötzlich verschwindet er auch wieder.
Auf dem Reichstage, den Friedrich III. im Sommer 1442 in Frank-
furt abhielt, war Heimburg zwar noch zugegen/) er konnte viel*
leidit noch mit ansehen, wie die Partei des Trierers »der Meinung
des Königs c< zufiel, wie die Vorkämpfer deutscher Kirchenfreiheit
mi» ^^prsprechungen nnd Gunstbe/.eigtmgcn sich abfinden Hessen;
an den Verhandlungen hat er, so weit wir sehen, keinen Anteil ge-
nommen.^) Erst vier Jahre später, als nun wirklich das Ende der
Neutralität gekommen war, ist Heiroburg aufs neue und bedeutsam
hervorgetreten.
Wir müssen uns versagen, den Gang der Dinge in diesen vier
Jahren genauer zu verfolgen ^•r ist freilich wunderlich genug. Der
plötzliche und fast vollständiie Wechsel der Parteien, der ("bertritt
der deutschen Kurfürsten und auch der Franzosen zum Basler Koncil,
das bedMchtige Zögern des römischen Königs, das schon fast einer
Parteinahme für Eugen gleichkam, die Annäherung der Kurfürsten
von Mainz und Brandenburg an Friedrich, dagegen wieder die Ver-
handlungen der Partei des Trierers mit Frankreich , die selbst zu
einem Bündnis mit Karl VII. führten, endlich der völlige .Anscbluss
des Königs an Papst Eugen — das sind etwa die Merkpunkte in
Vi Vgl. Hamen fTcxt] S. 5r. Über die Gründe seiner Si'liwenkun;^ v_t;l.
die bisher übersehene Stelle in den ^. B. d. hut. Cl, d. Wien. Ac XVill, 109.
^Bttdmann {Archiv LXXV, 90 ff.» meint, der Kurfdrsl habe durch die .Sendung
nach Rom scint^ Aussichten kennen lernen wollen, und lilssl den Koni;; bis in
den Februar 1442 hiueia ruhig bleiben. Die Verbindung zwischen Friedrich
und Dictricli von Mors wird aber durch den Brief des Papstes bewiesen.
^) Vgl. Bachmann in der Allg. DetUack. Biographie XI, 338.
Chmtl, Regj^. Anhang XXVIII.
*) C3kmei. Kc{,'l;. Anhang XXIII^ vgl- Bücker t 179. Dass Heimburg nach
der Reise in Nürnberg dem Kurfürsten von Sachsa Bericht erstattet habe, wie
Bochmann [Archh' LXXV, 95) will, geht aus dem citierten Dorsalvermerk nicht
hervor. Es ist auch sonst unwahrscheinlich; s. u. S. 77^1.
' Pikkert 182 vgl. d. unten citierte Stelle au» den Nürnberger Brief*
bOchem. Ein Verzeichnis der Anwesenden bei Janum II, 42.
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- 76 -
den ebenso interessanten als verschlungenen Verhandlungen der
Reichs- und Fttntenlage « von 1442 — 1445.') Die daneben her-
laufenden Beratungen Uber die Zuiflckwerfung der rSuberisdien
Armagnaks sind eine lehrreiche Illustration su den pomphaften
Phrasen, in denen die Aktenstücke der Wahrung der Ehre des hei»
Ilgen Reichs und gemeiner deutscher Lande gedenken. —
Im September 1445 verliess der Unterhändler des Papstes,
Juan Carrajat, Wien} es war ihm gelungen, vor allem mit Hülfe des
gewandten Italieners £nea Silvio Piccolomini, der seit 1442 in der
Kanzlei des römischen Königs thätig war, von Friedrich Zusicherungen
zu erlangen , welche dessen Rückkehr zur Obedienz Papst Eugens
unzweifelhaft machten. Und jetzt entlud sich der Bhtz aus der
verderbenschwangeren Wolke, die sich langsam über den Häuptern
der Kurf&Tstenpartei susammengezogen hatte; am 24. Januar 1446
entsetzte Papst Eugen die Erzbischöfe von Trier Und Köln als
Schismatiker und Häretiker ihrer Aemter. ^)
Es war ein Schritt von gewaltiger Kühnheit; wohl that Papst
Eugen gut daran, sich auf ähnliche Vorgänge der Vergangenheit zu
berufen. Der König war »der Sachen faste erschrocken«,') aber
sein Handel mit Papst Eugen erlitt dadurch keinen Aufechnb. Er
hatte die Kurfürsten auf den 6. Märs nach Wien berufen, vielleicht
um aurh !^i> zur Obedienz an Engen /ii drängen. Die Opposition
jedoch fand sich mit eins wieder zusammen: ihre Boten, im Januar
zu Frankfurt vereinigt, beschlossen, dass ihre Herren an jenem
6. Marz nidit in Wien, sondern in Frankfurt ausammentreffiKn solltea. *)
In soldier Lage suchte Jakob von Trier einen Mann , der
seine Interessen kräftig vertreten konnte , sein Blick fiel auf Heimp
bürg, er nahm ihn in seine Dienste.'^)
') Neben der Dantellmig PMUrü ist jetst noch di« Baehmtamt (Af^
LXXV, 104 -i6^\ zu vergleichen. Sie versucht mit Erfolg gegen Pückert und
Voigt eine sachlichere Beurteilung König Friedrichs anzubahnen, doch bleibt
hier noch sehr vieles controveis. JedenMls mtiss es nftch detn, was wir sonst
vnn FriiMirich wissen, gestattet bleiben, seine Haltung ^ct^cnllber der AVtions-
partei weniger auf feine politische Berechnung, als auf das Trägheitsmoment
sorflckznftllireii. — Wss Batümofm {Archiv LXXV, 112) Ober die Flugschrift
vnn 144'^ "^ri'^t, ist dtirch die neueren Forschungen über die confutatio primatns
piipac überholt [s. /fu(. Jahrbttth XI, 483* ], Heimburg war damals nicht in
siclisischen, sondern in WQrsbnrgiscben Diensten. Auf dem Nürnberger Reichs-
tage von 1444 er 7iif;cf;en und zwar in der Umgebung des Königs s. die
llofgerichisurteile bei Chmel, Materialien I, 2, 144 und Rtgcstfn Anhang l,xxi),
doch ist nicht bekannt, dass er an den Verhandlungen Teil genommen hStte.
*; Rulle bei Jlansen nr. 1S9, \vo5clVi-.t auch andere hierher gehörige
Aktenstücke. Dass die Suspension schon früher ausgesprochen war, zeigt z. B.
nr. 183.
Hansen nr. 209.
*) Fücktrt 244 tJ. V';!. iianscn nr. 20g und Janssen II, S8.
Eine Bestallangsurkunde ist bisher nicht bekannt geworden und auch
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— 77 —
Auch Heimburg war in ditisen Jahren nicht müssig gewesen.
Nach dem Frankfurter Reichstage von 1442 scheint er sich wieder
nach Wflrsburg begeben zu haben, hier trefTen wir^ihn als -»Rat*
des Pflegers Gottfried von Limburg. ^) Duch sehnte er sich wieder
nach dem Nürnberger Dienste-), am 28. Januar 1444 schwur er
aufs neue dem Rate daselbst den Juristeneid ') und gelobte sich auf
abermals fünf Jahre dem Diaiste der Stadt; sein Gehalt betrug jetzt
jahrlich 300 Guldm* In der nächsten Zeit hdren wir wieder viel
von Tagen und Teidungen, zu denen bald dieser» bald jener Fürst
Heimbiirg berieft ^ Den kirrl lirhtn Verhandlungen stand er fern;
als im April 1445 ein Nürnl»ergischer Gesandter von Basel aus sich
an Heiraburg und seinen juristischen Kollegen Könhofer wandte,
um ihre Meinung in einigen das Koncil berührenden Dingen 2a
erfahren, erwiderten beide, er solle es stehn und liegen lassen» nach-
dem >der heiligen Kirchen Sadie nodi in Widerwärtigkeit und
Zwietracht stehe. <(^)
Der neue Dienst Heimburgs bei dem Kurfllrsten von Trier
mochte dem Rate nicht gerade angenehm sein, aber es schmeichelte
ihm doch, dass sein Jurist in ao ^»grossen Sachen«, thätig war.^)
im kurlrieriifchen Archiv in Coblenz, wie mir auf Anfra^^ie gütigst mitgeteilt
wurde, nicht zu finden. Ebenso wenig bieten die Nürnberger Briefbücher Aus-
'iiirft; doch möchte gerade aus den» Um^iaiuie, dass ein Brieflmch vom April
1445 bis Juli 1446 fehlt, zu schliessen sein, dass die Bestallung in diei>e Zeit
Ikllt. Eine Andeutung Uber di« Bedingungen gibt Heimburgs Testament
1. Aäage A XIV.
*) So nennt ihn der Nürnber^^er Rat in einem Hricfe vom 5. Februar
1444. Briefbuch XVI f. 209. D i^s Heimburg damals schon länger in WUr/hiirg
war, scblies>,e ich aus Lincin Briefe, den Paul Vorchtel und Kurl llolzschuher
am 27. September 1442 au ihn, offenbar nach WUrzburg richteten. ßru/iucJi
XV f. 31 7^. Für den Mai 1443 wird seine Anwesenheit in Wttnburg beseugt
Jtatibuth II) f. 104 im XKA.
•) Vermerk im RaLtbuch im N/CA. z. J. 1442: von doctor Gregori vnd
seiner begerung wegen vmb die besteUung in gedechtnuij zu haben, f. 67. vgl.
ßritfbucJt XV f. 275 Rat an seine Gesandten in Frankfurt 1442 juli 13: aU
ii vns geschriben habt von doctor Gregori wegen, das haben wir wol ver-
nommen vnd ist vnser mcynun«,' vnd wo^enallcn, das ir denselben Vestdlet,
soueiT mit im redt vnd aaUtragt, ob wir sein in der dutschen herren sache
bedürfen wurden.
Urkunde im NK'.t. Bestallunys\ onuerk in ms. nro 296 f. 82 ebenda,
öclion vorher war Ueimburg für den Rat thätig s. d. vorige Anmerkung und
Ä. Ckr. n, 58.
*} Z. B. Britjluih XVI f. 263. Bru/buch XVll f. u yz^\ 47^ 48. 49-
208. 209. 220. 252. 256^ im AA/i. ^tein, Momenta 252. Lorenz Fries
bei Ludttvig 849 vgl. C. Spangenberg, Hentte1>crgische Chronica iStrnssboig
•599) S. 113.
Bri^buck XVll f. 252I» mA.
*) ßfi^ueh XVIII f. 42f> MKA, dadannen vns armen tewten nicht gebart
in von soIUchen großen suchen zu vordem. 1446 sept. 13.
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- 78 -
Im Mfirz 1445 empfing König Friedlich in fünf Bullen des
Papstes Eugen den Kaufpreis für seine Lossagung von Basel , Be-
willigungen, dje für den deutschen König nur das Versprechen der
Kaiserkrönung, für den österreichischen Fürsten aber weit greif-
barere Vorteile boten. ^) Dass neben dem, was man hier der Welt
verldlndete, auch eine nicht unbetrilchtiiche Geldzahlung ausbe-
dungen ward, hat uns ein spttterer Brief Heimburgs glaubwürdig
Überliefert. *)
Es mag dahin gestellt bleiben, ob Heimburg schon im März
1446, als er im Auftrage Jakobs von Trier nach Frankfurt ging, so
genaue Kunde von den Wiener Abmachungen hatte, Gerüchte aber
durchschwirrten schon lange, das Land. Dem Bunde zwischen
Papst und König setzten die Kurfürsten einen andern entgegen.
Am 21. März schlössen Köln« Trier, Mainz und Pfalz in tiefem
Geheimnis einen Kurverein , am 23. traten Sachsen und Branden-
burg hinau. Als Muster diente die Einuug von 1424, als sich die
Kurfürsten des Reiches gegen König Sigismund annahmen, jetzt
hiess man es eme »Einung in der heiligen Kirchen Sache« , aber
sie war nicht minder gegen den König gerichtet.'}
Jedoch dem Basler KoncU fielen die Kurfarsten nidit zu ; auch
sie wollten dem Papst Eugen Gehorsam erklären , aber sie stellten
ihre Bedingungen. Es waren dieselben, welche Heimburg 1442 dem
Pa])ste vorgelegt hatte; auch diesmal waren die BuUenformulare
schon zur Vollziehung fertig hergestellt , nur kam noch ein ucues
hinzn; die Kurfürsten verlangten die ZurQcknahme der Absetzungen
und die Berufung eines neuen Koncils nach Konstwz , Strassbi^g,
Worms, Mainz oder Trier auf den i, Mai 1447. *) Vollzieht Eugen
die Bullen bis zum i. September 1446, so »salte man ine für eynen
babst iialten, und ime gehorsam sein.« Thut er es aber nicht, »so
were wol zu versteen, das er fursatz hedte, die heiligen gemeynen
concilia und iren gewaltsam ewiglich zu verdrugken. so vermeynen
unsere herren, solichen gewalt nit zu verdrugken lassen, sunder
sollen das conciltum zu Basel fOx ein war condlium halten, und
') CkmfJ, Regg. nr. 2015. 2018 -21. v;,']. Utme/, Geschichte II, 384 ff.
Jtieitr/ 246 ff.
»» TeUky XI, 164 vgl. l'o^f, Enea 1, 356.
'( Urkunde bei MüUer, Reichstagstheatrum I, 305 v^l. Chmd, Regg nr.
2045. Drpysen II, 93. Pückert 254 ff. 262. He/eleWl, 816 ff. Hamtn [Text] 81«).
Bachmann \Archrv LXXV, 161) macht eine sehr subtile Unterscheidung zwischen
der Stellung Friedrichs als König und als Landesfürst. .Als ersterer hiuc er
ohne den Reichstag gar keine Fordemogea stellen können. Dem gegenüber ist
nicht unwichtig, dass Ebendorffer in seiner collacio den König eine provisio in
quattuor punctis für die deutsche Nation sogleich, noch vor der Obedienz-
crklirung begehren lässt. clm 8482 f. 274*' ff.
*^ Urkunde bei (juätmu IV, 290. Ein BuUenentwurl bei Hansm nr. S07.
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- 79 —
dem gehonam dB.€ Audi für dies» Fall wurden Bedingungen
gestellt, vor allem die Verlegung des KoncUs gefordert aad auch
darüber lagen BullenentwQrfe vor.
Es fällt ■schwer /w glauben , dass die Kurfürsten «elb^;t die
Annahme dieser Bedingungen durch Eugen f ir möglich hielten, aber
weshalb zögerten sie, sich für Basel zu erklaren? Verschiedene
Grttnde mögen da mitgesprochen haben. Ringsum hingen die Lande
Eugen an, auch Karl VII. von Frankreich hatte ausdrücklich seine
Obedienz erklärt, aber darauf sahen nicht viele. Schon 1444 hatte
Caspar Schiirk bemerkt: es sind manche unter ihnen, die ihr eigenes
Urteil höher werten, als die Meinung der ganzen Welt.*) Ein
tieferer Grund lag in der Zusammensetzung des Bundes selbst; unter
dem Mantel patriotischer Phrase hatten sich das MiUiner susammen«
gefunden , deren Sinn auf ganz verschiedene Dinge stand. Sie
mochten hoffen, auf dem künftigen Koncil, das so ganz ihre Schöpf-
ung war , sicherer und rühnnlicher erlangen zu können, was König
Friedrich schon jetzt davon getragen hatte. ')
Zunächst aber sollte auch mit ihm noch einmal verhandelt
werden; im April brachen die Gesandten nach dem Königshofe auf,
es war Heinrich Engelhardt, der kluge Unterhändler des sächsischen
Kurfürsten, Leubing, der wie Heim bürg lange Zeit in Nürnbergtschen
Diensten lebte, und Heimburg selbst.')
Ein Blick in die Instruktion der Gesandten zeigt, dass eine
Verständigung kaum mehr su erwarten war.*) Die Gesandten sollten
von dem König Beitritt sum Kurverein fordern und hatten doch
keine Vollmacht, ihm den Wortlaut der dazu gehörigen Bullen-
entwürfe x or zulegen , bevor er sich verpflichtet hätte. Um diesen
Punkt drehten sich die Verhandlungen in Wien.*) Der Bischof von
Chiemsee sagte, ^es sey ein fremde sach vnd mutung, das sich vnser
her der kunig in ein sach vnd ainung geben vnd verschreiben solle,
die er nit ganz versteec; dagegen betonten die Gesandten, sie
hätten von der Einung nur ein Stück verhehlt; wahrscheinlich die
Bulle, welche die Zurücknahme der Absetzungen der Kr/,bisrhöfe
enthielt.*) Man hatte auf beiden Seiten ein schlechtes Gewissen,
') SiiutaetSerichu der IVUner Acadtmit (1850) 692.
») Vgl. PUdttrt «64. Badtmanu im Ardtiv LXXV, 171.
'1 Loc 4169 f. Jiy^' im Werbung ui Imlist F.uj^eniuiti. AmScbluss:
item babent meister Gregorius Heyiuburg viid mcister Heinrich Engelbardj vnsem
hcni den kttrfnrtten gelobt vnd zn den heiligen gcsworn, diese werbuDgi wie
bierobeii r^'eschrifljen stellt vnd nicht ander- liuruider getniwelichen zit werben
• . . item meiiiter II. Leubing hat das also gesworn 2. post letare.
]. c. f. 316. Werbung an den roiniscbea kontg.
*) Orfiiiellcr f'.Lsandtschaftsberichl 1. c f 327 ft'. vgl. Puckert 263 ff.
*> PUckcrt meint, das gebeim gehaltene Stück seien die Balleoentwarfe
Ar das Basler KoncU gewesen. Das ist kanm richtig, da es in der Instruktion
Ar die Gesandten heisst: item wollt na sinen königlichen gnaden vnser fiuncnien
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So —
das zeigen •chon die gegenseitigen Beschuldigungen, die bei diesen
Verhandlangen fielen. Die Kurfttrsten warfen dem Könige vor, er
habe sich von ihnen getrennt, statt eines deutschen Nationalkoncils,
dessen Zusammentritt noch 144S beschlossen worden war, eigen-
mächtig den Tag nach W ien berufen j dagegen der König, er habe
sich hinter dem Rflcken der Kurfürsten »nidits verfangen noch be>
schlössen.« Er konnte darauf hinweisen, dass er jetzt nur den Weg
gehe, den 144 1 Jakob von Trier und seine Genossen selbst empfohlen
hatten, worauf wiederum die kurfürstlichen Gesandten entgegneten,
es luitten sich viel Sachen dazwischen verlaufen , sie meinten , der
Kurfürsten jetziger Vorschlag gleiche mehr dem alten i'iane von 1441,
als die Absicht des Königs.
Im einzelnen zeigte sich Friedrich den kurfttrstlidien Forde-
rungen geneigt; er versprach vor allem, einen Reichstag, wie ihn
die Fttrsten wollten , auf den l. September nach Frankfurt auszu*
schreiben; aueli der Berufung eines Koncils war er nicht entgegen,
nur meinte er, der Papst möchte vielleicht billige und redliche £inrede
gefftllen, alsdann sol man ym die notteln der bullen, als man die von babst
Eugenio vnd auch von dem concilio haben wil, lassen vcrstelm. Zcij^t ^icli
also der KöDig geneigt — ein direkter beitritt zum Kurverein i«t nicht
Bedingung — , so dUrfen die Gesandten ihm den wesentliclien Inhalt der
lUiUenentwürfc, gleichviel oh an Papst oder Koncil, mitteilen. Es heisst aber
dann weiter in der Instruktion: auch ist vnser herren meynunge, das man
soliche Ir antwen vnd meynung vnserai hem dem konige nicht schrift-
lich ubirgebtn solle, wo er das nicht tun vnd sich mit mit vnsern herren
nicht verschriben wolte. wolte er es aber tun vud sich verschriben, alsdann
sal man ym die stuck beschriben geben, die antrefTen babst Eugenium,
das <;cgcn wertige vnd iukunITtigc concilitun. Kine Vorlage der Hullenentwürfe
findet also nur statt, wenn Friedrich dem Kurverein beitritt, und auch dann
werden nur die ersten zwei Bullen vorgelegt, nicht die dritte tlber die AbsetzungcD.
Ein Blick auf dieselbe \Ifanstn nr. 207] erklärt diese \'i>rsicht. Der Entwurf
läs&t nämlich den Papst nicht die Zurücknahme der Absetzung aussprechen,
sondern erkennt diese ttberhaapt nicht als su Recht bestehend an, so dass der
Papst von den dilecti fratros Jacobus et Theodericus archiepiscopi spricht
Dass Friedrich auch ab Mitglied des Kurvereins ein solches Ansinnen an den
Papst nicht unteistützen wfirde, war klar. — Nach dem Gesandtschaftsbericlit
nun haben Heimburg und seine Genossen ihre Instruktion in so fern übertreten,
als sie trotz der Weigerung des Königs, dem Kurverein beizutreten, seinen
RSten »heimlich« die BullenenlwSife mitteilten, aber nur die ersten zwei, wie
der Berichi deutlich erkennen lässt; über die Absi t/iin;; di^r Erzbischöfe machten
sie nur allgemeine Andeutungen, so dass die königlichen Rate erwidern konnten,
aach Friedrich bedauere die Absetzung und verpflichte sich, dem Papste keinen
(Jehorsam zu thun, »er hal* dann solich privacien \vi<lerrufft \nd abgelhan, es
sey denn, das mein herr von Tryer vnd von Collen ein solichs nii autuemen
wollen.« D. h.; Friedrich verpflichtet sich beim Papste die Wiedereinsetzung
der Erzbischöfe zu beantragen — darüber wird er mit dem anwesenden Carvajal
verhandelt haben, — er salviert sich aber für den Fall, dass die zu erwirkende
pipstliche Bulle von den Erzbiscböfen als ungentlgiend zorllckgewiesen wttrde,
was ja dann später wirklich eintrat.
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— 81 —
dagegen haben, so dass ihm die Städte nicht gelegen wären:
auch sei die Zeit bis zum I. Mai 1447 zu kurz, deshalb wolle er
die Entscheidttng erat auf dem Reichstage selbst treflfen. Ein anderes
Zugeständnis Friedrichs ist ftlr die folgenden Ereignisse noch wich-
tiger geworden , auf den Wunsch der Kurfürsten erklärte sich der
König bereit, auch seinerseits Gesandte nach Rom zu schicken, die
den kurtUrstlichen alsbald folgen sollten. Er bedauerte, dass ihm der
KarfUfsten Werbung an den Papst nicht ganz mitgeteilt worden sei,
er hAtte dann die Seinen besser unterweisen kennen, »damit die
sacb zu gut vnd einikeit komen mochte.«
nie kurfürstlichen Gesandten hntr^n die Räte des Königs f1 irch
einen Eid gebunden , die Verhandlungen geheim zu halten , nicht
aber den König selbst/) und dieser sandte jetzt eilends Enea
Silvio Piocolomini nach Rom, dem Papste die drohende Gefahr zu
enthOllen.
Am 6. Juli standen die drei Gesandten*) vor Eugen, bei
ihnen aber Enea, der zuerst das Wort ergriff. Wr<? er sagte, war
scheinbar wenig bedeutend: er bat den Papst die Gc-^andten gnädig
anzuhören und auf die Anträge derselben einzugehen , das werde
dem Könige angenehm und dem römischen Stuhle nfltslich sein,
der Friede der Kirche werde daraus entstehen.*) Nach einigen
Worten Leubings sprach dann Heimburg.*)
«Heiliger Vater«, begann er, •»vertrauend auf Deine Güte und
Gnade, die ich mehr noch als meine Genossen kenne, habe ich das
Amt des Sprechers gern auf mich genommen , zumal da die Sache,
von der idi sprechen soll, den Frieden, die Einheit und Ruhe der
katholi < Vit n Kirche, den Ruhm, die Ehre und Erhöhung des apo-
stoh'schen Stuhles betrifft, und diejenigen, in deren Namen ich spreche,
die Kurfürsten des heiligen römischen Reiches, auf welche das Reich
gegrtlndet und, will es Gott, für ewig fest gebaut ist, der römischen
Kirche so innig verbunden sind, dass sie in ihrem Ruhm, in ihrer
Erhöhung und Kräftigung ihr eigenes Heil erkennen; so bitte idi
Dich, heiliger Vater, der Du auf dem Throne Gottes sitzest, nach
dessen Wink und Gefallen die Häupter aller Kirchen sich leiten
lassen, so rufe ich Euch an ehrwürdige Väter, in deren Brust der
Ratschluss für das Kommende keimend sicn bildet, seid mir hold
') Piicirrf 26.\* ^ verwirft diese An^jabe Eneas, wie mir scheint, ohne Grund,
da ein offener Wortbruch des Königs bei den späteren Verhandlungen doch
wohl zur Sprache gekoiDmcn wire. VgL Ifeft/i VII, 819. ^ukmMM itmert sidi
aber diese Frage nicht.
•) Engelhardt war indessen durch den Leipziger Professor Johann äwof heim
•fSetSt worden.
•) Xollar, Analecta Vindobonensia II, 122.
*) Die Rede steht in den 6it%ungsbtruhUn der Wientr Akademie (1S50)
S. 67a Datnin und TextbcsKrang Dach dem Dresdner Exemplar bei Püdurt 371 *
JoMtiliMohii, Humburs. 6
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— 82 —
und nehmt mit gnädigem Sinne auf, was aus reiner Absicht ich vor
Each bringe.«
Zurttckgreifend auf die eieignisvollen Tage nach dem Tode
Kaiser Sigismunds erzählt nun Heimburg , wie die Neutralität ent-
standen, wie der Bund der Forsten erstarkt und kräftiger geworden
sei, wie dann endlich nach \ielen Verhandhingen als bestes Mittel
icur Niederlegung des Kirchenstreits sich die Auskunft geboten habe,
ein neues KonciT nach einem passenden Orte zu berufen. Kein
passenderer Ort aber als in Deutschland , unter dem Sdiutze des
heiligen Reichs. »So bitten die Fürsten Euch, heiliger Vater, Ihr
wollet als gnädiger Vater und Hirt der Herde, um der Ruhe und
des Friedens der heiligen Kirche willen, der Braut Christi, die Euch
zu leiten anvertraut ist, ein allgemeines Koncil nach einem der ge-
nannten sechs Orte in passender Zeit berufen.« Und da einige
Briefe mit dem Namen seiner Heiligkeit , >doch wohl nicht nach
ihrem Sinne - ausgegangen sind, welche dem Dekret Freqiiens und
anderen Bestimmungen , vom Konstanzer Koncil Über Macht und
Würde der allgemeinen Koncilien erlassen, vom Basler, da es noch
unbezweifelt bestand« bestätigt, zuwider su laufen scheinen, so mOge
seine Heiligkeit die Macht und Gewalt der allgemeinen Kondlien
öffentlich vor aller Welt anerkennen und erklären.
Des Weiteren fordert Heimburg die Ahstpllüng der Beschwer-
den der deutschen Nation gemäss den Dekreten, welche die Fürsten
und König Albrecht zu Mainz angenommen haben; er fordert die
ZuradcnahoK der Absetzung der Kurfürsten von Trier und Köln,
»da diese unsere Herren unter sich und mit andern so eng ver-
bunden sind , dass sie nicht getrennt werden und einander nicht
verlassen können. < Die Bullen des Papstes erwarten die Kürfürsten
am T. September in Frankfurt, dann wollen sie sich feierlich fiir
Eugen erklären und ihm als rechtmässigem Papste gehorchen.
>So, heiliger Vater^c schloss Hdmbui^ seine Rede, »ist 'der
Friede der katholischen Kirche, das Heil des christlichen Volkes,
die Ruhe aller Kirchen und die Einheit aller Gläubigen in Deine
Hand gej^eben, von Deiner Entschliessung hängt es ab. Mit einem
Wort kannst du die Wunden der Kirche heilen , es kann nicht
schwierig und hart sein , was so vielen Völkern Heil bringt und
ihnen den süssen Frieden verschafft. Nahmt Ihr so viel Gefahren
auf Euch in der Hoffnung, die Griechen zur Kirche zurückzufllhren,
dann wahrlich , dürft Ihr das Mittel nicht scheuen , durch welches
die Frucht solcher Arbeit gewahrt und vermehrt wird. Denn wenig
nützt es, für das, was aussen liegt, zu sorgen, wenn nicht die Schätze
des Hauses in Sicherheit sind. Dir gab Gott die Kirche, seine
Braut, einig und unversehrt. Dir vertraute Christas, der Hirt, seine
Herde an; mit neuen Sprossen vermehrt, aber auch gestärkt und
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gekräftigt durch dauernrle Eintracht kannst Do, o heiliger Vater,
sie ihm wieder geben. ^
Der Mann, der diese Worte mit anhörte, Enea Silvio Piccolo-
mini, hat uns auch eine Schilderung des Vorganges hinterlassen.
Er nennt die Rede Heimburgs voll von Anmassung und giebt dann
ku^^ ihren Inhalt. Eugt-n hal)e nach seiner Art kurz tmd ernst
erwidert, er rechtfertigte die Absetzung der Erzbisrhöfe, bestritt, dass
er das Ansehen der Konciiien habe mindern wollen, auch das deutsche
Volk wolle er nicht beschweren, vielmehr aufs beste iüt dasselbe
sorgen. Über die Anträge nahm er sich Zeit zar Beratung.
Am Abend, so erzfthlt Enea weiter, wandelte Gregor am Monte
Giord inn nuf nnd ab, mit zorni£ren Reden verwünsdite er die Römer
iifiH t inc Sendung, er warf die Schuhe ab und entblösste die Brust,
bariiauptig, mit nackten Armen ging er hin und her, schmähte auf
Eugen und die Kurie und rief vid böse Worte in die Winde. Denn
die römische Luft ist den Deutschen gar schidlicb, ftigt Enea sar-
kastisch hinzu , die Teuchten und vollblütigen Leiber geraten in
Schweis«;, zur Abkühlung trinken sie Wein, mehr als die Italiener,
da sie eben voUbhUiger sind, und deshalb auch werden sie mehr
von der Hitze geplagt.*)
FQr diese so b^ichnende Anekdote sind wir dem geistreichen
Plauderer dankbar. In der Beurteilung der Rede aber hat sicherlich
der politische Gegner dem Humanisten einen Streich gespielt. Ein-
fach und würdevoll erscheinen uns die Worte Heimburgs, ihre ein-
dringliche Wärme lässt erkennen, dass der Redner wusste, wie viel
an diesem Augenblicke liing.
Die Instruktion, welche Heimbnrg und seine Genossen für ihre
Sendung nach Rom empfangen hatten, war mit ungewöhnlicher Sorg-
falt abgefasst, sie nahm auf alle Mögh'chkeiten bedacht. Über einen
Monat sollten die Gesandten in Rom nicht verweilen, mit den Kar-
dinalen sich in keine Verhandlimg einlassen, dem Papste die Bullen
nur dann Übergeben, wenn er sidi cur Vollziehung bereit erklärt
habe; wollte Eugen seine Antwort bis zum t. September hinaus*
schieben, so möge man die Bullen aushändigen, aber mit dem Be-
merken die Kurfürsten erwarteten sie bis zum Frankfurter Tage
vollzogen zurück und das Tohn" alle Änderung.«
In der That verschob nun Eugen seine Entscheidung bis zum
Frankfurter Tage,^ aber Heimburg übergab die Bullen nicht, vor
') k'ii'hir II, 123 vl^'i Raiftr 58. Dass die WiedcrL;.il)(" dir Antw ort (l«s
Papstes bei Enea eine Unrichtigkeit eothaheo mU-sse, kano ich nicht finden.
Loc. 4369 f. 342b im Antwort des Papstes: in conststorio lecreto
(!it- Arniilfi XXV. julii. Intelicctis et jimut res txpostulat graviter ponderatis cunctis,
quae in sctiptis pro parte Serenissimi cl invictissimi principis Kredenci Komanoram
regit necnon illiutrinin principuni dectornm sacri imperii «mctisiimo doaino nottro
6*
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84 -
allem, weil der Papst erklärte, Jakob von ."^irck und Dietrich von Mors
nicht als Kurfürsten anerkennen zu viollen ^) In dem Beglaubigungs«
schreiben der Gesandten hatte man die Schwierigkeit geschickt um*
gangen, unter demselben stand nur: des heiligen römischen Reiches
Kurfürsten. -) Eugen wiederum machte in seiner Antwort den Zusatz:
die der Gnade und Gemeinschaft des apostolischen Stuhles teilhaftig
sind. Dem reizbaren Manne mögen heftige Worte gegen die Ab-
gesandten entschlüpft sein, die ihren Widerhall dann ni Heimbitipi
Bericht in Frankfurt gefunden haben. Dem staatsklugen Rat Eneas, der
im Namen des Königs dem Papste zwar nicht die Aufhebung der
Entsetzungsdekrete, woh! aber die Wiedereinsetzuns^' der Erzbischöfe
vorschlug , hat Eugen sicherlich erst nach längerem Sträuben sich
gefügt. Aber einen andern Vorteil bot ihm das Auftreten dieses
Mannes. Da Enea im Namen des Königs die Antrage der Kur-
lUrsten untersttttst hatte» so richtete nun Engen seine Antwort eben-
falls an König und Kurfürsten , er vereinigte die Feinde und den
ergebenen Freund — ein Schachzug, der, wohl dem Haupte Eneas
entsprungen , zwar nicht der Ehrlichkeit , aber dem diplomatischen
Geschick dieses Unterhändlers ein glänzendes Zeugnis ausstellt.
Am 14. September 1446 wurde su Frankfurt der Reichstag
eröffnet, auf den alle Verhandlungen zu Rom und Basel verwiesen
hatten, ^) Auch diesmal ist König Friedrich nicht persönlich
erschienen, auch die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg nicht,
keiner aus dem Fürstenstande , die Städte waren gar nicht geladen,
aber Papst und Koncil hatten ihre Botschaft entsandt, eine Anzahl
deutscher Bischöfe, selbst der Hochmeister des deutschen Ordens« ^)
auch Riga und Upsala waren vertreten.
porrexistis, Studium et diligentiam niai«statis regiae ac ipsorum electoram gratiam
et eommuBiooeni sedis apostolicae habcntiam in tollend» neutralitate heatitndo
sna plurimum commendat. verum quifi rei per vos nomine eorunrlem porrcctae
graves sunt et longiorem dilationem pro his deliberaadis exposcunt , quam ul
asseruistis, eommode «ttpectare et traetatam cnm rev. patribtu dominis cardinalibns
per suani sanctitatent leputalis inirc aul aJiani declaralionem (.ic^re non potcstis,
deliberat beatitudo sua ad dietam in Francfürdiam conslitutam oratores suos super
niu b«ae instmetos et de sua inteotione plcne informatOB transmittere, qtti coran
maicstate sua pt praefatis principibus ri.iicke^ dt'i et ecclesiac causam cum
cariulc et liinore domini tractare et ventiiare posüunt ac , quantum cum deo
fieri poterit, maiestatis üuae et ipsorum dectorain deiideriii satisfacere. Cber
das Datum vgl. Pückert 273'),
') Vgl. Füikert 1. c.
') Gudenu» IV, 295.
•i Puckert l'jü tT. nach den Akten des WA. Die Darslcüunpen von
Ckmtl, Geschichteil, jy2 if. und loi^t, Enea l, 368 ff. sind danach im wesent-
lichen veraltet. Bachmann [Archiv LXXV, 181 ff.)
*j y. Voigt, Geschichte Preussens VIII, 107 weiss von einer Denkschrift
Heimburys, betreffend die Aufgabe der Ncutraluäi, zu erzählen, die 1446 mii
einem Briefe König Friedrichs an den Hocbmetster gelangt sei. Nach gfttiger
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- 8s -
Aus der Masse der geistlichen und weltlichen Gesandten treten
vor allem drei Männer hervor, die schon seit langem auf deutschen
Reicbstagen und Gesandtscliaitai thätig waren, Nikotaus von Com,
Johann von Lysura und Heimbarg. Sie alle hatten einst auf dem
Ba^er Koncil ihre Laufbahn begonnen; jetzt vertrat Cusa den Papst
Fugen, T.ysura den Kurfürsten von Mainz, wie sein Herr hat auch
er in diesen Tagen seinen Frieden mit Rom geschlossen; in Heiin-
burg vollzog sich gerade damals eine Wandelung nach der entgegen-
gesetzten Richtung.^)
Neben diesen tauchten jetzt neue Gestirne auf, Enea Silvio
vor allem , der eilends von Rom aufgebrochen war , um sich der
Gesandtschaft König Friedrichs anzusrhliessen ; dann aber als eigent-
licher Sprecher des Königs Markgraf Albrecht Achill , der einzige
unter den deutschen Fürsten seiner Zeit, der ohne juristischen Bei-
stand eine Verhandlung leiten konnte.^) An Cusas Seite standen
als Vertreter Eugens Juan Carvajal und der Bischof von Bologna,
der spätere Papst Nikolaus V. für das Koncil war der alte Vor-
kämpfer desselben, der Kardinal von Arles erschienen. *)
Vor dieser Versammlung erstattete Heiniburg Bericht über
seine Sendung. Hatte er schon m Rom dadurch, dass er die Bullen
nicht abergab, seiner Ansicht von der Friedensliebe Eugens Ausdruck
gegeben , so sprach er sich jetzt offen in diesem Sinne aus. Mit
Bitterkeit äusserte er sich über den Papst und die Kardinäle , die
dem Koncil und der deutschen Nation feindli< h j^egenüber ständen
und nur auf Versorgung der Kurie Bedacht nähmen. Leicht mög-
lich, dass er, wie beriditet wird, sich in aufwallendem Zome auch
hier zu Schmähreden hintebsen Hess, wie er sie am Ufer der Tiber
ausgestossen haben soll; ihm fiel alsdann Enea ins Wort, um nach
seinem Sinne die Vorgänge darzustellen.^) Zum ersten Male trat
Mitteilung des kgl. Staatsarchivs zu Königsberi:; i. Pr. ist jedoch daselbst weder
eine solche Deokscbrift Heimbargs vorhanden, noch bieten die von Voigt 1. c>
angeführten Schreiben eine Brwihnang denelben. WahrscbeiBHch handelt es
sich um eine Hypothese Voii;ts, die ihren C>rund in einer falschen DatimBg der
lleimburg xageschriebenen Confutatio primatus papae hat.
') ErwSbnt sei, dass Leubing auf diesem Tage den Bischof von Bamberg
▼cfftrat, der sLÜi-t sich Kui;cn anscbloss. IViirdtwnM, Subndia IX, 65.
') ^«'^A EncA 11, 79.
*) Die Votlmacbt Eugens für seine Gesandten d. d. 1446 juli sa bei
KuiinuU 1446 ni. 3. Sic \.-,x nicht unwichtig für die Erkenntttii der Abaicliten
des Papstes. Über Carvajal vgl. yoigi, Enea 1, 36a
Vgl. Hamtn nr. 240.
*i Ich halte es auch nacli den Aiisfülirun;^^^'!) Bayers S. Tio fT. ntnl yii^t'ns
[Gackiehtsschreiötr d. deutschen V'orutt Lief. S5 S. XLiX nicht fUr richtig, diesen
Bericht des Enea zu verwerfen. II, 127; vgl. damit die Schildemng in
den zweiten KornnuMitarien über das Basler Koncil bei Fea, V'w.^ II. a caliiiutiü-
vindicatus S. 94 lY.j Der Fall liegt hier anders , als bei der oben citierten
Wiedergabe der Rede Heimbargs vor dem Papst«. An jener Stdle gicbt Enea
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— 86 —
Heiniburg hier der Manu feindlich gegenüber, der seine Wege noch
oft und nnheilvoll kreuzen sollte.
Aber dieses Wortgefecht war nur die Einleitung; hinter Eneft
standen Cusa und Carvajal, welche jetzt die Antwort des Papstes auf
die Bitten des Königs und der Kurfürsten verkündeten.') Sie zeigt
in ihrem Grundzug eine merkwürdige Ähnlichkeit mit dem , was
König Friedrich dem Drängen Heimburgs und seiner Genossen er-
widert hatte; unzweifelhaft hat auch Eugen bei Abfassung dieser
Antwort dersdbe Ratgeber zur Seite gestanden, ein Mann, der die
deutsrhen Fürsten gründlich kannte, Enca. Der Papst lehnte keine
der Bitten gerade s.vet,"; ab, ja er gestand zu, wa«; er so lange be-
kämpft hatte, die Anerkennung der allgemeinen koncilien nach den
Dekreten von KoostanE und Basel, auch die Berufung einer neuen
Kirchenveraammlung.
Aber die Bewilligungen erhielten kleine, unscheinbare Zusätze,
welche die Anwendung der Theorie an Bedingungen knüpften. So
die Berufung eines neuen Konc ils mit Zustimmung der auswärtigen
Mächte«^ , die Abstellung der Beschwerden deutscher Nation nach
Form der zu Mainz angenommenen Dekrete »an den Enden der
Nation, da sie aufgenommen sind.«') Der wichtigste Punkt aber
war, dass Eugen auf die vierte Bitte, die Zurücknahme der Ab-
setzungen betreffend , eine Antwort üherliaupt nicht erteilte. Man
mag das aus formellen Schwierigkeiten erkhiren, da ja Kugen schon
um dicäe Zeit zur W iedereinsetzung der Erzbischöfe entschlossen
nur ein Urteil Uber die Rede ab , das sich aus seiner eigenen ganz olvekiiv
gehaltenen Inhaltsangabe der Rede widerlegen lässt. Bei der Erzählung des
Frankfurter Tages aber weiss Enea aus der Rede Heimburgs silli-t einzelne sehr
be^reichncnde Äußerungen mitzuteilen, die schwerlich erfunden sind. Dass
Heimburg auch sonst eine derbe Äusserung selbst in erlauchter Versammlung
nullt scheute, wird der Bericht über den Rechlstag von 1452 zeii^en; dass er
auf dem Frankfurter Tage sich gegen Eugen ausgesprochen hat. läs,-.! auch der
trockene offizielle Bericht erkennen. Vgl. ;uil1i l'oigt, Enea I, 371'}.
') Gedruckt bei Chmel in d. SP. ,/. irmi. Abad. 1850 S. 672. Rotsmann
387 vgl. i'ücktrl 279'). l'ückeri sa^^l, Lugen habe die Anträge der Kurfürsten
selbst willkürlich geändert, das ist nur icihvcibc richtig. Dem Papst sind die
Bunen nicht vorr;f!cgt worden, olt überhaupt eine schriftliche propositio vorgelegt
wurde, ist fi,i-lijli rvgl. oben Sj*) dagegen aber Janssen H, 91], jetlcnfalls
musste sie sich mit ileimburgs mündlichem Vortrag der I rjrii orangen decken.
Hier ist aber in der That, was Puckert dem l'apsle zur Last legen will , der
Termin für das kuiiftitje Koncil fortgelassen , es heisst nur »intra competens
spatium temporis«, und ebenso fordert Hemiburg die Anerkennung der Koncils-
dekrete von Konstanz und Basel mit dem Zusatz, -so lange das letztere Koncil
unzweifelhaft bestanden habe«. So heisst es übrigens auch in der schriftlichen
Gesandteninstruktion Richtig aber ist , was schon eine Note des sächsischen
Berichts bemerkt, da«s der Papst die Worte Über die Bestimmnng des kfinftigen
KonciU fort liesis.
') S. o. S. 60'^).
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- «7 -
war.^) Dennoch ist der Vorgang bezeichnend; — Unzweifelhaft
enthielt die Antwort Concessionen im Sinne Eugens, ja sie steht in
Widerspruch zu seiner ganzen bisherigen Politik , selbst zu der,
welche er noch König Friedrich gegenüber cingesclilagen luitte.
Durch grosse und bedeutende Gewährungen ijositiven Inhalts hatte
sich Eugen bisher von Zugeständnissen an die verhasste Koncils-
theorie losgekauft; hier bandelte er anders und völlig entgegen-
gesetzt, es war eine Bewilligung fttr die, welche auch mit einem
Schein des Errungenen sich begnügend, den Rückzug antreten würden.
Und diese haben sich gelunden. Am 22 September erklärten
die Gesandten des Königs im Verein mit denen von Brandenburg,
dem Erzbischof von Iviauiz, den Bischöfen von Bamberg und Augs-
burg, den Markgrafen Albrecht und Johann von Brandenburg und
Jakob von Baden, dass sie die Antwort des Papstes »genttglich und
redlich«^ dünke, »damit die heilige kirch desto friedlicher nach ge>
legenheit aller «machen r.u frieden komen mag vnd wir auch von
andern christlichen konigen vnd getzungen nit geschieden werdenc,
und sie verbanden sich zu gegenseitigem Schutze, '^j
Das Bündnis blieb gehehn, wie so vieles in diesen Verband*
lungen, aber es entsdiied den Ausgang. Der Kurverein war zer*
rissen. Die Bischöfe von Salzburg. Breslau, Konstanz, Chur und
Eichstädt, der Meister des deutschen Ordens «schlössen sich der Partei
des Königs an; dagegen erklärten sich wieder andere durch den
Mund VValrams von Mörs, in einem ausführlichen Gutachten^) suchten
sie zu erweisen, dass der Papst den Forderungen der KurfUrsten
nicht genug gethan habe. Noch immer waren viele gegen Eugen,
so suchte ein königlicher Vorschlag vom 3. Oktober zu vermitteln.*)
Er legte eine andere Formulierung der kurfürstlichen Antrage vor,
Enea gab die Idee dazu, er hatte, wie er sagte, den Anträgen der
Kurlttrsten ihr Gift genommen.*) Es handelte sich vor allem darum,
*rXi>äarU, 128. Hanstn (Text.) S. 97. Die pSpslIicheii Gesandten
erbotet! sich d«r(lber xu TeThrnttdeln. »so die obgemdten stucke abgeredt wereit.«
Jmutm II, 9s.
•) Urkunde bei Wurdiwe'm, Snbsidia IX, 65 und bei Chmtl in den SB.
d. Wien. Akademu 1850 S. 673. Die Erklärung, welche Lückert 282 für den
Parteiwecbsel Dietrichs von Mainz giebtr »cheiot mir Uberzeugend. Die Tbatsache
der Bestechung der Räte , welche Enea erzählt , hat Pütlurt wohl damit nicht
leugnen wollen. Vgl. jedoch J'asfor I, 2()o' und Bayer 62 tT. L]rsura. der «nte
Rat des Erzbtscbofs stand übrigens schon 1443 auf Seile der Koncilsgegner, wie
der von Alhtrt {HuL yahrhtek XI, 485) citierte Brief des Matthias Döring zeigt.
' X ich dem Dresdner Kxcmplar bei Humen nr. 237. IkuhinamH {ArMv
LXXV, 184) vermutet den Erzbischof von Magdeburg als Urbeber.
*) Jarnsen II, 90.
*) Kollar 11, 128. Der Vorschlag Eneas sieht bcM Kossmann 389. Kin
Vergleich mit Jarnsen W , 92 zei^t die sehr intere^buntcn Abweichungen des
königlichen Anbringen». Der Zweifel, den i/acimatui {Artkiv LXXV, 186} an
Eneas Bericht äussert, ist danach unbegründet.
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- 88 —
dem Pftpste 2ur freien GewflJiriuig zu ttberlassen, was vordem als
Bedingung gestellt worden war. So sollte denn vor ^lem die
Obedienzerklärung geschehen , die neuen Anträge >nit mit notteln,
sunder in artickels wyse , das die eyn forme de^ romischen Höffes
ufsgericht wurden«, an den Papst gebracht werden, doch die sub-
stancie uuverkeret.« Das neue Koncil sollte in i8 Monaten zu-
sammentreten, aber es blieb die Zustimmung der fremden Mächte,
die Mdglidbkeit, eine nicht deutsehe Stadt zu bestimmen. Audi die
Abstellung der Beschwerden nach der Mainzer Acceptation wurde
aufs neue verlangt, doch mit dem Zusatz: bifs solichs in dem
gemeyn concilio, das man l edert, anders vorgesehen wurde » Für
die Erzbischöfe will der Kunig W icdereinseuung beantragea , ^ais
ferre die herren das nffiiemen und sich für dem bebest erderen
wuUen.c
Es standen noch viele schöne Worte in dem Vorsdilag, wie
viel Gutes daraus hervorgehen würde , wenn die Fürsten solchen
Weg aufnehmen wollten. Wollte man aber den Baslern folgen, das
wäre eine Sonderung, die dem ganzen Reiche schaden würde, das
Schisma würde dadurch gestärkt, die Nation gewönne dadurch ohne
Zweifel grosse Trennung und sdimihliche Nadirede, die hart zu
Überwinden wäre.
Der Vorschlag wurde von den Einungsverwandten vom
22. September angenommen, am 5. Oktül)er erklärten dieselben, auf
dieser Grundlage dem Papste Obcdienz leisten zu wollen.^) Es
war Eile nötig, denn man sprach davon, Papst Eugen werde bald
sterben.
Audi das ist wohl geheim geblieben, aber die meisten ahnten
den Sachverhalt. Vergebens forderte nun der Kardinal von Arles
die Erklärung fttr Felix, vergebens legten die Erzbischöfe von Trier
und Köln noch einmnl in bitteren Worten, aus denen wir Heim-
hurgs Stimme zu verneiimen glauben, ihren Standpunkt dar,') sie
waren gänzlich vereinzelt. Der Abschied vom 11. Oktober*} — auf
Grund eines neuen Vermittlungsvorschlages von Sachsen und Pialz
entstanden — erklärte freilich, dass noch einmal in Korn die alten
Anträge Heimburgs vorgebracht werden sollten ; stimme aber Eugen
auch jetzt nicht zu, so sollten die königlichen Artikel vorgeschlagen
werden. Den Bescheid erwartete man am 19. März 1447 Nürn-
berg, bis dahin war die Obedienzerklärung verschoben.
') S. o. S. 79*). Man Vaim also nicht sagen, den WSnschen der Kuflfiten
sei •materiell und formell' Rechnung getragen Worden. {BadtmoHtt 1. c. 187.)
IVürdtwtm, .Subsidia IX, 70—75.
Erklimng etc. bei Hansen nr. 343.
*) P»tktrt 293 vgl- Ckm'f >» <1» SB. dir metujIkademU 1850 S. 677.
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- 89 -
Der König aber liess den K.urfUrsten vorstellen, er wolle sich
zu Rom Yobtenta sua intentione« für Eugen erklären, und bat sie»
dasselbe su than. Das schlugen die Kttrfarsten ab, aber sie waren
doch bereit, auch ihrerseits Vertreter nach Rom zu schicken, nor
Trier und Köln tnachtcD den Vorbehalt» es dürfe dann keine Obediens»
gesandtschaft sein. —
Der Reichstag zu Frankfurt bezeichnet den Höbepunkt und
den Abschltiss jener Verhandlungen, welche sidi um die deutsche
Neutralitat drehten; was folgt, ist nur Nadispiel.
Am 7. Februar 1447 erkUrten die deutschen Gesandten an /
dem Bette des sterbenden Paps<es den Gehorsam ihrer Fürsten.*)
Es waren die meisten Verbündeten vom 22. September, neben ihnen
der Landgraf von Hessen, die Erzbiscböfe von Magdeburg, Salzburg |
und Bremen. Der Tod Papst Eugens am 23. Pebruar 1447 ^) vei^ -
zögerte den Beitritt der Übrigoi. Noch einmal nahmen die vier
rheinischen Kurfürsten im Verein mit Karl von Frankreich eine
scheinb.ir bedrohliche Gegenstellung zu König Friedrich ein ''); dann
entschieden auch sie sich für die Nachgiebigkeit. Der neugewählte
Papst Niküiaub V . bestätigte die Bewilligungen seines Vorgängers
ond setste die ErzbiscfaOfe wieder ein, im Dezember 1447 beutete
miach der leute Kurfltrst ihm den Eid des Gehorsams,*)
Heimburg blieb auf Seite des Trierer Erzbischofs; er vertrat
ihn im März 1447 Reichstage zu Nürnberg und war bis
in den Spätsommer die<;es Jahres in seinem Interesse thätig , noch
zu Anfang des Jahres 1449 hören wir einmal von einem Ritte Gregors
nach Trier, als Ersbisdiof Jakob sdion lange wieder der geliebte
Sohn der Kirche hiess , und als der förmliche Ausgleidi zwischen
Rom und Deutschland schon besiegelt war.*)
Werfen wir noch einen Blick auf diejenigen Urkunden, welche
das Ergebnis der Neutralität, den Ausgangspunkt der folgenden
kirchenpolitischen Entwicklung bezeichnen, auf die Konkordate.
Es war eine äusserst klägliche Abfindung, welche der deut«
sdien Nation am 17. Februar 1448 zu Wien gewährt wurde, noch
weniger, als die Frankfurter Verhandlungen in Aussicht gestellt,
als Papst Eugen sterbend bewilligt hatte. Um dem Papste die
I) Die BnllcB des Papstes Engen bei Raynald 1447 nr. 4. $. 6. 7. Daselbst
auch der Gewissensvorbehalt des Papstes. Vgl, dazu Hamtn nr. 255a. Andere
Druckorte der Bullen bei Fikcktrt 301'). über Quellen und Darstellungen dieser
letsten Verhandlungen s. Btukmaim im Ardüo LXX\% 193*).
*:> Das Datum nach di?m bei Raynald 1447 nr. 14 citiertcn Bnllcnwgister
Nikolaus' V. Fückert 304 hat unrichtig den 35.
*) Bidttri 303 Dm ßrtsM de Buuimtrt, Mistoire de Charles VjQi Ton. IV.
364 ff. Hansen nr. 253. 279. 291. 300. 336. [Text] S. 112. I18.
*) lodert 310 ff. vgl. liansen nr. 256. 329a. 346. 347. 351.
PMtm 305. firw/fwfift XVIII r. 17a 17s. s05.373.XIX f.34si> ükA,
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— 90 —
versprochene Entschildiguiig ta gewähren, gab man die ganze Refonn-
gesetzgebung des Koncils dahin. Die PfrQndenverleihuog diirdt den
Papst wurde an einige Einschränkungen L^ebunden, im Princip blieb
die Praxis der alten Kirche durchaus in Kraft, nicht minder kehrten
die kirchlichen Abgaben wieder, das aligemeine Reforaikoncil aber,
das man in Aussicht stellte, ist niemals sasarnnmiigetreten. ^)
Nichts ist bezeichnender Air den Charakter dieses Abschlüsse,
als der Umstand, das^ die meisten Bestimmungen des Wiener Kon-
l kordats fast wörtlich denen des K-onstanzer entsprechen. Aber da-
I neben stehen als Ergänzungen die zahlreichen Urkunden, welche die
; Bewilligungen des Papstes an die einzelnen Kurfürsten und Fürsten
enthalten.^ Sie beseichnen die eigentlichen Errungenschaften der
Neutralität, sie sicherten den weltlichen Herren die Kirchenhoheit
in ihren Gebieten, den geistlichen eine weitgehende Unabhängigkeit
vom päpstlichen Stuhl zu , die Wurzeln des deut^rhcn Landc^-
kirchentutns liegen hier, die Anfange einer neuen keimkrättigen
Entwicklung. —
Im Jahre 1466 war Heimburg in den Diensten Georg Podie*
brads von Böhmen, es handelte sich von neuem um eine Obediens»
von neuem um einen Zwist mit dem römischen Papste. In einem
Briefe an den Erzbischof von Gran ^) gedenkt Heimburg der Zeiten
»da das Wohl und Wehe des Papstes von des Kaisers Gutdünken
abhing«, der Zeilen der deutschen Neutralität. Mandie Erinnerung
ist ihm durch die Länge der Zeit undeutlich geworden, aber den-
noch merkt man, dass hier ein Eingeweihter spricht. >Als Kaiser
Sigismund gestorben war-: , so erzählt er, »und die Kurfürsten su
Frankfurt vereinigt, über die Wahl eines Nachfolgers berieten, da
sandte das Basler Koncil für sich und den neu erwählten Felix (!)
Boten mit der Gewalt von Legaten, dasselbe that Papst Eugen.
Dort wurde von den Fürsten der Bund der Neutralität geschloMen,
ganz Deut.schl and stimmte zu, auch der neu gewählte König Albrecht
trat bei und verband si( !i mit den Fürsten. Der l'ajjst suchte den
König zu gewinnen, dieser aber hielt fest zum Bunde. Nach dem
Tode Albrechts wird Friedrich gewühlt und sogleich von den Päpst-
tieben gewarnt, er möge sich nicht binden, da er so grösseren Vor-
teil erwarten könne. Auf Andringen der Kurfttrsten lobt Friedrich
') iuikert 316 ff. HcfeU VII, 836 ff.
^ Puckert 311 — 315. 323 ff. Droyun II, i, 107. Ifam$4» [TexU] S. ISO,
wn r^ic Urkunde i. d. /^oehrkhUn v, ä.kittor, Kommitsion 11, S, I03 bitte benntit
werden aoUcn.
^) Archh' .\II, 328; besser sind die Abtinu ke bei Düx I, 499; f^/, EOC« I,
44Ö, TeUktj, Ilunyadiak l ri XI, 164. In dem Satze: ■«[iiacjue ego vidi,
cgi ei ijUüruin pars lua^jUii. Ju; tcldl »egi« bei Teleky. Zu vergleichen ist die
Diu-stellung in der Apologie für König Georg , die im eitixelnen von dieser
abweicht. Fmtts rer. Ausir. XX, 652 it.
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— 91 —
ihre Vorsicht und verspricht seinen Beistand, aber er verbindet sich
nicht mit ihnen. Und da nun ein jeder der Kurfürsten in der Sache
die Fflhrung an sidi bringen wollte, der Trierer und der Kölner
ihren Lohn da und dort werbend suchten , der Papst Eugen aber
sah, dass er mit den Kurfürsten nichts ausrichte, weil immer durch
den Widerspruch irgend eines Beteiligten die Entscheidung aufge-
schoben wurde, so wandte er sich an^ den Konig. Auch der Mainzer
ErxbisclM>f schloss sich diesem an, da er sab, wie seine Genossen
ttm Geldgewinn feilschten. Ihm folgte der Markgraf von Branden*
bürg nnd Herzog Wilhelm von Sachsen, Da nun verkauft der König die
Obedienz um 221000 Dukaten'), von denen I2IOCX) auf der Stelle
bezahlt werden, für den Rest yibt der Papst eine Verschreibung mit
Unterschriii der Kardinale für sich und seine Nachloiger. Zugleich
empfing der Kaiser vom Fwpst Briefe Uber die Anerkennung der all-
gemeinen Koncilien und die Zusicherung, dass dieselben von 10 zu
10 Jahren gefeiert werden sollten , damit auf diese Weise seiner
Ehre und der der Nation Genüge gethan schiene , wenn er zur
Rechenschaft gezogen wtlrde^ aber es gab keine Schwierigkeit^ ganz
Deutschland folgte nach.<i
So spiegelten sich die Dinge in der Erinnerung eines Mannes,
der sie, wie er selbst sagt, gesehen und grossen Teil an ihnen ge-
nommen hatte, und gewiss hat Heimburg mit Recht die Geldgier
des damaligen Fürstengeschlechts, die Sucht nach weltlichen Vor-
teilen hervorgehoben.^)
Aber die eigentlichen Gründe für das Scheitern der Neutrali-
tätsbewegung lagen tiefer. Die Ansicht Heimburgs, ganz Deutsch-
land habe der Neutralität zugestimmt , mag für die ersten Monate
ihres Bestehens richtig sein, für den weiteren Verlauf tritTt sie sicher
nicht zu. In dem Chor der Streitschriften, welche die Bewegung
begleiten, überwiegen die Stimmen, welche die Neutralität verdammen,
Anbtoger Basels und Schildträger Eugens haben in gleicher Weise
die Mittdstellung der deutschen Fürsten als schädlich, ja als ketzerisch
bezeichnet. In der grossen Masse der Nation aber zeigte sich etwas
viel Schlimmeres, eine erschreckende Gleichgiltigkeit. Die Kur-
fürsten waren nicht die Vertreter der Nation, welche zu sein sie
vorgaben. Ein grosser Teil der Fürsten ging seinen eigenen Weg;
so die bairischea und österreichischen und gar viele der kleineren.
Vor allem aber versagten sich die Städte. Nur selten haben sie
auf einen Reichstag Vertreter entsandt und auch dann mehr um der
weltlichen Dinge willen. Die Neutralität erkannten sie wohl an,
>) 321 000 bei f^ler itt ein Dnickfehler.
*i N.un qui illi vel isti parti adhesit, sagt M:tttht:\« DötlnLr, nnn religionis
amore sed prece, precio, promUsis . privUegiu et inunenbus corrupius. Jütätl
IV, I, 220
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- 92 —
aber nur, wenn es eigenen Vorteil, etwa die Zurückbehaltung der
flir das Kondl gesammelten Ablassgelder galt. ^) Als Pfalzgraf Otto
der Stadt Nürnberg die Beschlüsse des Reichstages vom März 1438
sandte und um ihr Gutachten bat, da hatten die Herren vom Rat
gar viele Bedenken gegen den Landfriedensentwurf, von der Neu-
tralität wussten sie nichts zu sagen. *j Vom Uktoberreichstag
des Jahres 1438 berichtete djsr Nürnberger Rat, es sei gar viel
geschehen, »das in schrifflen nicht zu begreiffen vnd nach dem
wir siecht la3ren vrab sollich grosser Sache nicht gelart seyn, vber
vnser Vernunft were i. Sie hatten keine Vorliebe für geistliche
Streitigkeiten, es mag auch hier ihr innerer Herzenswunsch gewesen
sein, was sie an anderer Stelle sagten, »das es pfaf mit pfaften
aufstnig vnd der lay damit vnbeladen belib.c^) Es kam dazu, dass
sie von dem oligarchischen Charakter der Vereinigung Gefahren
besorgten, dass -sarme Priesterschaft und sust leyen in iren rechten
unterdrucket wurden.« Vollends die bäuerliche Masse des Volkes
verharrte, so weit sie nicht mit hussitischen oder revolutionären Ideen
erfüllt war,*) in dumpfer Abgeschiedenheit, ihre Zeit war noch nicht
gekommen.
So fdilte der Bewegung die erste Vorbedingung, die eine
religiöse Reform ermöglicht hätte, sie war nicht populär.
Der Geist des deutschen Volkes, gleichsam ermattet durch die
vergeblichen Anstrengungen auf dem Gebiete der kirchlichen Fragen,
wandte sich nun mit verdoppelter Energie der Reform des Reiches
zu. Wie Pilze schiessen seit 1450 die Reichsreforrapläne aus der
Erde, und erst als auch diese Bemühungen scheiterten, brach die
gew^tige Bewegung los, die Koncilsträume und Reichsreform mit
eins in ihren Wirbeln begrub. —
Wir sahen, wie Heimburg in erinnerndem Rückblick die
Ereignisse der Neutralitat betrachtete, dachte er auch damals so,
als er mitten in diesen Dingen stand? und welcher Aoteil gebürt
ihm selbst an den Plänen und Thateu dieser Tage?
Die geschilderten Ereignisse haben uns keine vollgültige Ant-
wort auf diese Frage gegeben, und leider fehlen aus dieser Zeit
Briefe oder Zeugnisse, die uns einen Blick in sein Inneres gestatteten.
Die abhängige Stellung Heirobui^ macht die Erkenntnis noch
») Briefhtth XIII. f. 303 im AKA.
»I 1. L. f. I3Sb, t6o.
1. c. i. 2A(r,
*) 1. c. xxm f. II*.
^) Sf. Chr. III, 379 v}^1. h'fussfn, |)ie poUttsche Steltung der Reichtftidte
1440-1457. Berlin DisscrL 1885. S. 21.
*> Vgl. darüber /fin»/i^ Hasnti»che l'ropu^andai in Dentschland im Mutoruduu
Tateketihuk Vi. Folg«. Bd. VII, 233 fS.
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— 93 —
schwieriger. iNiemand lebt, wie er will, bei den Fürsten, schrieb
einmal Enea, ^) >wir sind wie Sklaven und Lasttiere, die fremdes
Brot eneii.« Das mftg auch für Heimbarg gelten, der freilich
später anders, als Enea. von sich sagen konnte, er habe immer die
Freiheit mehr geliebt, als die Schmeichelei; was er that, geschah
doch im Auftrage anderer, wie weit er selbst deren Pläne bestimmt
hat, entzieht sich zumeist unserer Kenntnis. Dennoch ist sein Ein-
greifen in die Ereignisse l^rreich. Nor dreimal tritt Heimburg
hervor, um immer aar auf kurze Zeit an den Verhandlungen teil .
zu nehmen ; immer aber ftihrt ihn der Auftrag der Ftirsten über die
Alpen; in bedeutsamen Wendevnnkte" i-r er der TräL'er v,ichtiger '
Botschaft an Eugen gewesen. Wie sehr man gerade ihn für geeignet '
hielt, mit dem Papste zu verhandeln, zeigt vor allem die Sendung
des Jahres 1446. Nach der Sitte wäre der Vertreter des Erzbischofs
von Mainz Haupt und Sprecher der Gesandtschaft gewesen; man
wahrte die Form, indem man Leubing die einleitenden Worte
sprechen Hess; das Schwergewicht aber lag auf der Rede Heimburgs,
er allein hat diese Verhandlungen geführt.
Das wäre unmöglich, wenn schon damals jener fast fanatische
Hass gegen die Kurie Heimburg beseelt hätte, der aus den Briefen
und Schriften der späteren Jahre spricht, und wir haben ein direktes
Zeugnis, das dem nicht so war.
Am 24. September 1444 schloas zu Nürnberg Gottfried von
Limburg, Bischof von Wiii/.burg, einen Vertrag mit Juan Carvaial,
dem Vertreter des Papstes. '} Kr klagte demselben die Not seines
Stifts, das jetzt kaum 10 Gulden im Jahre trage, und bat Carvajal, ihn
einer Schuld von 2300 Gulden, welche er gegen den Papst und die
Kardinäle habe, ledig zu sprechen. Er gelobt in die Hand des
päpstlichen Gesandten, keine Befehle von dem »sogenannten« Basler
Koncil noch von Amadeus, genannt Felix, in seiner Diöcese znzii-
la'^'^en oder zu befolgen, semdern einzig und allein den Geboten des
römischen Papstes zu gehorchen. Auf dieses Gelöbnis hin verspricht
ihm Carvajal seine Verwendung zu Rom.
Es war ein Verkauf der Neutralität im kleinen, wie ihn König
Friedrich im grossen trieb. Und unter den Zeugen dieser Urkunde
steht der Name Gregor Heimburgs, Zeugenschaft ist freilich keine
Mitwirktmg; aber weshalb Hess der Verkündiger der Neutralität
diesen Bruch derselben geschehen, weshall) erliob er nicht seine
Stimme, wie so oft in späteren Jahren, um die Nation zu warnen
vor den üblen Künsten des römischen Hofes?
'» i'itiert bei Chnttl. (Jeschichte II, 383. Ann».
*j Lü>ri diversarum icrmarum IX f. im tl'A'A. Krics» kennt diese
Urkande, wie teiae Daistellaag bei Lt*de%i/i^ 799 zeigt.
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— 94 —
Es ist kein Zweifel, a«ch dieser Charakter hat seine Wand-
lungen gehabt, nur anders als so viele seiner Zeitgenossen. Wenn
Alter sonst ruhiger macht, so ist in Gregor erst später das Feuer
der Leiden55chaft zum Ausbruch gekommen, das lange unter der
A-irbe getäuschter Hotlnungen glimmte. Sein Wunsch, als er in die
Neutralitätsbewegung eintrat, war, wie wir sahen, die Rettung der
kirchlichen Reform, seine Hoflhung, diese von Engen zu erlangen.
Er hat diese Hoffnung lange gehegt, vielleicht bis 2U jenem Jahre
1446, da er zum letzten Male vor dem Papste stand. Sein Auf-
treten auf dem Frankfurter Reichstage aber beweist, dass er eine
Versöhnung damals nicht mehr ftlr möglich hielt, in seinem Sinne
wäre es unzweifelhaft gewesen, wenn damals eine Erklärung für das
Basler Koncil erfolgt wttre. Ob auch fllr Papst Felix, ist fraglich.
Noch 1459 auf dem Rongress zu Mantua rühmte er von Herzog
Wilhelm von Sachsen, dass dieser zu der Zeit, als ein Fürst sich
ausserhalb der römischen Kirche stellte und den päpstlic hen Titel
sich anmasste,« als erster sich für Eugen erklärt habe. Auch für
Heimburg, wie für die meisten seiner Zeitgenossen gab es dn Gut,
das sie noch tlber die Refonn der Kirche stellten, die Einheit der
Kirche, ein Schteckbild, vor dem audi die Rtthnaten suiOckbebten,
dass Schisma.
Aus jener Zeit aber stammt das tiefe Misstrauen Gregors
gegen die Kurie, das ihn in den Ablasspredtgten des Nikolaus von
Cusa, in den Kreuii2ugsplänen des Papstes Pius nur die Absicht einer
Attssaugung der deutschen Nation sehen Hess. Die scharfsichtigen
Vertheidiger des Papstes mochten freilich schon früher erkennen,
welcher Gegensatz Heimburg von ihren Bestrebungen trennte. Carvajal,
der persönlich lange ein vertrauter Freund Heimburgs blieb, pflegte
ihn zu denen zu rechnen, v-denen es gegeben ist, den Bäumen und
dem Lande zu schaden.« *)
Ob Gregor erkannte, welch vollständige Niederlage die Koncils-
idee durch den Abschluss von 1448 erlitt, dart billig bezweifelt
werden. In seinen Streitschriften hat er später immer die Behauptung
vertreten, dass Eugen und Nikolaus die Bestimmungen über Macht
und Gewalt der allgemeinen Koncilien anerkannt hätten, dass deshalb
von 10 zu 10 Jahren ein neues Koncil zu berufen sei und nicht
') Kede Heimburgs auf dem Kon};ress von Mantua f/m. 522 f. 150 IT.
') Aus einem Briefe Eneas an Carvajal 1454 oct. 16 in den AiH ddb
Actuiemia dti lAiun Serie III. Bd. VIII. 419. Vo;,;t der Uris!. Zdlschr. V,
4421 diese Stelle aU charakterutisch für den ganzen Stand der Juristen citiert,
erwftlint gerade Heimburg unter den Auanahmen. Die Amaenng Cirvajals
bietet dazu jedenfvlls keinen Anlaas.
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— 95 —
aufgelöst werden dürfe, bevor der Ort für das nächste bestimmt sei.^)
Der Ausgang des Streits tim das Bistum Brisen hat ihn da wohl
doet Besseren belehrt; m eiDem Briefe aus noch späterer Zeit
beklagt er, dass König Friedridi durch den Verkauf der Neutralität
»diese heilsame Bestimmiing - vernichtet oder wenirr^^tpris mittelbar
aufgegeben habe, indem er sirh ohne Bedingung für Eugen erklärte.
»Deshalb erlosch das Basler Kuncii in Genf wie eine Leuchte, der
das öl fehlt«.
') Z. B. Frther-Struve II, 254 Bekannllich blieb es lange streitig , in
wi« weit durch das Konkordat die Zug«stSndaisse Ettsens aufgehoben worden
wircD. Vgl. Gusätr^ Lehrbuch der KirchengeseUchte XI, 4, 103. FBdttrt%v>,
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IV.
In Nürnberg.
enden wir unsere BHdce von den Verhältnissen des Reichs
auf das innere Leben derjenigen Stadt, in welcher Heim»
bürg einen so grossen Teil seines Lebens verbrachte und
die wohl am wichtigsten für seine geistige Entwicklung
geworden i^t. welch ein verändertes Bild! Dort ein dem Untergange
zueilendes Staatswesen, überlebte Verfassungsformen, die wie ein
schlecht passendes, vmdilisseiies Gewand den Körper umgeben,
hier eine mAchtig aufstrebende Gemeinde, die durch vortreffliche
Gesetze regiert, auf kleinem Raum alle ihre Kräfte zur grössten
Entfaltung bringt Im Reich die Freiheit des Einzelnen, die jura
singulorum höchster und heiligster Grundsatz, in den Städten die
weitgehendste Beschränkung auch des Privatlebens der BUrger. In
dem Leben des Reiches altes Theorie, mtttelalterlidi-ideale Ansprüche
und Pläne, mit denen die Ansitthrung gar oft in Utdierlichem und
betrübendem Widerspruche steht, in der städtischen Politik die oft
recht gemeine aber immer gesunde Rücksichtnahme auf die eigensten
Interessen, den greifbaren Vorteil und Nachteil des Gemeinwesens.
Man darf fragen, wie ein von dem Ganzen so verschiedener Teil
sich diesem einfügen konnte, und in der That ist da ein ungelöster
Widerspruch geblieben. Von den Bauern wie vom Adel trennte
den Städter Denken und Beschäftigung, Bildung und Wirtschafts-
führung; die Verachtung für die einen, der Hass gegen die andern
hat in der städtischen Dichtung beredten Ausdruck gefunden. Dem
Reiche dienten sie, weil es ihr Vorteil erheischte, von den politischen
Händeln weckten fast nur solche ihr Interesse, die in irgend einer
Besiehung zu ihrem eigenen Wohl und Wehe standen. ^)
Nach Nürnberg wandern wir noch heute, um ein Bild dieses
Lebens, einen Eindruck von alter Stadtherrlichkeit zn gewinnen,
und gerade aus dem 15. Jahrhundert stammt vieles von dem, was
noch heute den Charakter der Stadt bestimmt. In den schlimmen
Zeiten der Hussitenkriege war die mächtige Sudtmauer angelegt
') Vgl. die Bemerkungen Alerm in den St, Chr. X, 48. 67 ff.
•
— 97 —
worden, die den erweiterten Umkreis der Stadt bezeichnete; sie war
fUr die Kriegskunst jener Tau*" unt- innelunbar. Auch im Innern
ward »mancherky verwandelt um gepew.<. Der herrliche Osichor
der LorenzerkiKhe verdankt dieser Zeit seine Entstehung, ein Zeug-
nis sowohl (Qr den Wohlstand als fUr den Kunstsinn der Nürnberger
Bürger. Wie hatte sich das alles geändert seit jenen Tagen, da
Kaiser Friedrich II. iler Stadt ein Privileg erteilt hatte, weil sie
weder Weinberge noch Schitfahrt besitze und auf hartem Boden
gelegen sei. Jetzt ging der Handel Nürnbergs durch die ganze
Welt, in S|>anien, Ungarn und Böhmen betrieben Nürnberger gewinn-
bringenden Bergbau, in weitem Umkreis rings um die Mauern lagen
ihre l.andhäuser und Güter, frar mnncher war melirerer Fürsten
Lehnsmann. — Auf der Grundlage eines gesicherten Wohlstandes
entwickelte sich im Innern ein bewegtes und reiches Leben. Die
leiditbeweglidie Art des frHnkischen Stammes hat hier in Nflrnberg
ihren besonderen Ausdruck gefunden. Das Volk ergötzte sich an
der unbändigen Rohheit der Fastnachtspiele und schwelgte in den
ausgelassenen Lustbarkeiten der geistlichen und weltlichen Feste,
aber es lauschte dann wieder zerknirscht den Husspredigten Capistrans
und mancher nahm das Kreuz wider die Türken. — Uber der
Masse erhob sich das Patridat, trotz der Zunftrevolution von
1348 lag in seinen Händen fast ausschliesslich die Leitung des
Gemeinwesens. Es waren stolze, eigensüchtige Männer, aber voll
von hingebendem Kiffr ftir ilie Verwaltung der Stadt, Liebhaber und
thatkräftige Förderer der Wissenschaften und Kiinste. In Nürnberg
fand Hartmann Schcdel die Mittel, seine grofse Bilderchronik zum
Drucke zu geben, Regiomontan den Itläcen, der ihm die Anfertigung
seiner Instrumente ermöglichte, und standen auch in der Bücherei
des Rates vorerst nur theologische und juristische Werke, *) so begann
doch bald wie in den gro«?<;en Kommunen Italiens auch hier der
Humanismus sich eine fröhliche Heimstätte zu bereiten. ')
In dieser Stadt hatte Heimburg seine Laufbahn begonnen,
hier lebte er lange Jahre, vielleicht die glücklichsten seines Lebens.
Er war mit der Schwester eines Wtlrzburger Domherrn vermählt,
und dieser Ehe entsprangen mehrere Kinder. Zwei seiner To« hier
vermählten sich an Söhne ritterlicher (Geschlechter.^) Durften sich
M S/. Chr. I, 376 vgl. X, ifii 167. 168.
Vgl. PtU in den ARiiJieüimgcn da i'trtms für GtschichU der Stadt
Nürnberg VT, ia3 ff.
") riiic aiiini;ti;;e SchtMerin;^ des Nürnberg dieser 7rtt ;uif Criind «ier
Chroniken, Denkwürdigkeiten etc. gicbt v. IVueh i, d. Freussischcn Jahrbüchern
xin, 315 ff.
*' ilfii Anhang. Die von F.nea Silvio in den Commenlarii in Anton.
Panorinita de dictis et factis Alfonsi regis mitgeieike Anekdote über das Ehe-
teben Heimbargs verdieai schon v«gen ihrer Geachmucklosigkeit keine Beachtong.
jMcbimMlm, Heimbttrs. 7
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- 98 -
die Doktoren damals an Ansehen den Adligen gleich achten, so
wetteiferte ihr Reichtum nicht sehen mit dem der grofsen Handels-
herren. Der Spruch von den Gaben der Medtain und der Rechts-
winens^aft lautete damals etwas anders, als heute: dat Galienns
opes et sanctro Jtistiniana'< sagten die Juristen selbst^) und mit
Rocht Hier in Nürnberg wird lleiraburg den Grund zu seinem
Vermögen gelegt haben, das ihm gestattete, in späteren Jahren der
GIftubiger der Bischöfe von Wttrzburg zu werden und reidie Liegen-
schaften im Gebiete des Bistums zu erwerben. ^)
Von 1435 — 1461 stand er mit einer Unterbrechung im Dienste
der Stadt Nürnberg. Der Konflikt mit dem Rate im Jahre 1437
scheint seiner Stellung nicht dauernd geschadet zu haben, es lag
in Heimburgs Wesen, dass solche Zwistigkeiten sich wiederholten.
Er legte einen gewissen Wert auf Einfachheit, die oft sur Derbheit
wurde. »Manche halten mich deshalb fllr neidisch oder stol/., sagte
er selbst, ^) und es ist von mir schon ein Si)rich\vort aufgekommen,
wen ich lobe, der verdient gelobt zu werden. Dazu stimmt im
allgemeinen die Schilderung, die uns Enea Silvio von ihm entwirft.
»Er war ein schöner Mann, sagt dieser, gross, mit hellem Gesicht,
leuchtenden Augen und kahlem Kopfe, aber ohne Mftfsigung in
Rede und Denken- eigensinnig hörte er auf keinen und lebte nach
'deiner Art; die Freiheit stellte er über alles, selbst ^^rhamlos und von
untemen Sitten, empfahl er auch andern das Leben der Cyniker.«*)
Wenn auch persönlicher Hafs hier die Feder des Geschichtschreibers
geführt hat, der Grundzug in diesem Charakter ist doch unzweifel-
haft wahr und richtig beobachtet. Heimburg gehörte su den
Mensrhen, die stets mehr bewundert als geliebt werden, er war ganz
gesrliaffcn Rir das unstäte T.eben, das damals die Juristen, fast wie
die V^aganten des Mittelalters von einem Ort zum andern ftlhrte. ')
Recht heimisch ist Gregor auch in Nürnberg nicht geworden, er
wuchs nicht hinein in die Kreise des Bürgertums, die sich damals
noch leicht Männern seines Standes Öffneten. Von den 25 Jahren
seiner Dienstzeit hat er nur den kleineren Teil in Nürnberg selbst
verbracht; wir sahen, wie häufig andere Dienste ihn fort trieben,
und etwa vom Jahre 1454 an wird sein Dienstverhältnis zum Rate
überhaupt nur eine Form; wir wüssten nichts davon, wären nicht
die Bestallungs vermerke erhalten. *) Aber wenn wir den Spuren der
*) SÜHtzing, Gesch. d. pupul. Liticrulur d. röm.-canon. Rechts 140.
S. d. Beüagen A
*) In dem Briefe an Johanne«; Rot Beilage B 2.
*) Bei Kollttr II, 123. Vgl. über die Charakteristiken Eneas Ilgen i. d.
GttdUchlschr. d. deutscheu Vur%eit XV. saec. Bd. II S, I.VITI.
Beteichnend ist die .^itsserung Lorenx Blumenaus: Mihi est ubiqae
palria, dum bene snm. Neue preussische ProvimtuilMätUr III. Folge IV, 267.
*) 1450 des. 32 wird H«imharg auf* Neue auf iUtif Jalire verpflichtet and
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— 99 —
geistigen P^igenart Heimburgs nachgehen, so führen sie fast alle
nach Nürnberg, als Jurist und Humanist eoitaltete Heimburg hier
eine stille aber folgenreiche Thtttigkett. ^)
Ist Hetmburg überhanpt Homaniat? Seine Werke sollten darauf
Antwort geben. Bemerken wir sogleich, dass alle Gelegenheits-
schriften sind,^ Streitschriften die wichtigsten. Fr hnt die Letzteren
in spaterem Alter gt samrneli, ''i wie es auch die Theologen, Matthias
Döring, Nikolaus von Cusa oder die Kanzleischreiber thaten. Von
einer Brief Sammlung wie die des Augsburgers Gossembrot, des
Italieners Enea Silvio war, hören wir nichts. Was von Heimburgs
Briefen erhalten ist — es sind nur spärliche Reste — verdanken
wir den Archiven oder der Formelsammlung, die zu Kanzleizwecken
angelegt wurde. Ein einziger Brief hat Gnade vor den Augen der
humanistischen Zeitgenossen gefunden, und hier ist denn auch ein
humanistisdier Disput: ein Kampf zwisdien der Rechtsgelehraamkeit
und der Rhetorik, den Heimburg im Jahre 1454 mit seinem in Rom
weilenden jüngeren Freunde Johannes Rot atisfocht. *) Heimburg
verteidigt die Jurisprudenz, Rot greift ihn mit Argumenten seines
Lehrers Laurenze Valla, des Kritikers unter den Hiunanisten, des
Verfiusers einer Invektive gegen Bartolus an, es ist vielleidit nicht
zußlllig, dass Rots Ausführungen so viel lUnger sind, als die Heim-
burgs, der humanistische Brief erweiterte sich gern zur Abhandlung.
Aber auch hei Heiniburg finden wir crelehrte Abschweifungen, imd
wie in den Streitschriften und Reden, reichliche Citate aus der
klassischen Literatur. Aus allen seinen Schriften gewinnen wir den
Eindruckt dass er die Kunstmittel der Rhetorik mit Bewusstsein
erhält jährlicb 500 Gulden. 1455 (ehr. 1 auf f^rei Jahre mit 200 Calden Gehalt,
ebenso 1458 (s. a. w. u.}. — Man hat lleimburg gewöhalich aU Syndicus der
Stadt Nürnberg bezeichnet, da» ist falsch. Das Amt des Ssrndieos ist von dem
de; Stadtinristcn verschieden wenn mich die Funktionen im wesentlichen die-
selben waren. Als Syndicus erscheint z. B. 1438 Johann Marquard, 1444 Her-
mann Hexheim, 1450 Konrad Kessler [Brufhuk XIIl f. 202^ und XXI f. 43>>
in .\'A'/. Mutn»i<nh.'iT \v, den Mitth. d. l'ertins f. Gesch. d. Stadt Nürnberg \,
Rs .scheint, albo, il.isü dieselben gemein hin zwar juristisch gebildet waren, aber
nicht Doktoren zu sein brauchten, ähnlich wie die Stadtschreiber, die in man-
chen Städten, nicht aber in Xürnberg don Titel Syndicti? fllhrten. Vgl,
Maurer III, 237 ff. 6ttnttm^, Gesch. d. popul. Liter. XX. X Anm. Im Rats*
Protokoll von 1459 steht sum 7. August eingetragen: den syndicam drey )ar
bestellen. .\ A'. /.
*) Ich verweise für das Folgende im Aligenicincn auf l 'vigl, Liiea U, 342 fi.
und Derselbe, Wiederbelebung des klassischen Altertums 11*. 264 ff.
Von der etwa 1468 in Böhmen für den Sohn Podiebrads geschriebenen
Abhandlung de miUiia et re publicu s. /Wat->t/ IV 2. 608 , die mir aus dem söge«
nannten codex minor der Lobkowilzbibliothek ln-k tnnl ist, sehe ich hier auch
deshalb ab, weil sie ati^^enscheinlich keine Verhreiiang geiunden hat.
•) S. u. Abschniti V .\nm. i.
^) S. den Abdruck Btilßgt« B s. 3.
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lOO —
anwendet« mit Vorliebe citiert er die Dichter, den Terenx vor mllem,
aber aach Horaz, Juvenat u. a. In der umfangreichsten seiner
Schriften, der Apologie gegen Lälius, schildert er sein Landgut
bei Würzburg mit den Versen des Horaz und Virgil, er belebt die
dr'it'.rhe Landschaft ganz in der Weise der Alten; geschickt und
krattig sctiliesst er mit Horaitischer Saiyre, die Gegner flirchteten
sie säon, sie mussten sie also häufiger kennen gelernt haben.
Aber das alles soll nur dazu dienen, »daz die gesaz der rechten
vnd was beider rechte lernung in sich hat durch sollich zirlich
wort als mit bluemes magen gezirt werden.«*) Heimburg verschmäht
die »schauspielerische Kunst«, die sich selbst /weck ist. Für ihn
ist die Rhetorik eben ein Teil der Jurisprudenz, eine »Dienstmagd der
bürgerlichen Wissenschaft«, *) fttr Rot ist sie selbstherrschende Göttin.
Ein Zusammenstoss der alten und neuen Richtung war damals
nicht selten. Aus den Jahren T457 ^^'^ haben wir den Brief-
werhsel des Augsburger Patriciers Sigismund (Jossembrot mit dem
W iener Theologieprofessor Konrad Säidner. *) Der Gegenstand ist
ähnlich, wie im Strehe swischen Heimburg und Rot. Die Theologie
kämpft hier gegen die »Dame Poesie«, deren Farben Gossembtot
trägt. Man könnte glauben, dass auch Säidner und Heimburg
Schildgenossen seien. Die Warnung vor der ^ srhnieirbelndpn
Kunst« der Modemen, mit der sie sieh bei Höfen und Kommunen
angenehm machen wollen, ist beiden gemeinsam; von der »Afferei«,
die immer auf den Pfaden Cicero« daherlief, dachte auch Heimburg
nicht gut, und aus der Entgegnung Rots, welcher nur die alten
humanistiadien Vorwürfe gegen die Dunkelheit und Vielspältigkeit
des Ket hts, gegen den Wortkram der Glossatoren wiederholte, mochte
Heimburg ersehen, dass die Klage Siildners Uber die Unwissenheit
der Neuerer so unbegründet nicht .sei.
Aber es war doch ein Unterschied. In dem Hause Heimburgs
in Nürnberg verehrte man andere Götter als in der Burse des Wiener
Professors, wo Thomas Ebendorffer als vortrefflicher Stilist galt, der
kirchliche Lactantius als Abwehr den heidnischen Dichtern entgegen-
gehalten wurde, und als Heimburg 1451 für die Stadt Nürnberg
nach Wien ging, erholte er sich von den Mühen des Rechtsstreites
't ..Scio te frontem contr.ictunin» et. sicut assoles, nos IToratiano s.ilc
decisarum*' sagt Laelius einmal /r^A^-J/rv/zv II, 2221. Die Schilderung des Land-
lebens ausgehoben bei Broekkam 195*», v-1 i tr-ril. Cleorgicon II, 302 ff., Horath
Satiren II, 6, 46 ff.
*) ApjMiUation „Vis consilii expers"* s. Abschnitt VJU
•Cottventat igitur tibi mecum haec sententia, eloqoenttam artiain ex-
politricem et civilis bL-iiteiiliLic opitul itricem esse." Brief an Rot.
<j Teilweijie mitgeteilt bei IVaUeninich, Sigismund Gotsembrot als Vor-
VSmpfcr der Hnmanisten and seine Gegner (Sep. ans Zittkr. /. Gestk. dtt Ob«r-
rktmt Bd. XXV.)
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• . • ♦ ■
• • B • • • ■
— lOI —
mit Albrecht Achil — an den Amores des Ovid. In Nürnberg
sammelte sich- um ihn ein Kreis von älteren und jüngeren Männern,
die wir alle mm dmn di|4(»iifttiicheii Getriebe dieser und der folgen*
den Zeit kennen, anch Johannes Rot wird zu diesem Kreise gehört
haben. ^ Da gab es keine Disputation nach Art der Schule, obgleich
Heimburg dieser f?onst wohl auch nicht aus dem Wege ging,'^) Man
stritt über Flato, ') man Tas die alten Chroniken nicht minder, wie
Livius und Cicero,^) und manches andere Problem wurde erwogen.
Als der Schweizer Niklas von Wyle im Jahre 1478 seine »Trans-
lationenc schrieb, gedachte er in der Widmung an Jorg von Absberg
der Zeit, da er in Nürnberg Ratsschreiber war — es ist nur ein
kurzer Zeitraum, vom März bis zum Dezeml)er 1447.*') Da hörte
er »von dem hochgelerten, wyt verrümpten redner liern gregorien
haimburg, beder rechten doctor, den du allain an kunst wybhait vnd
gesprechnttsz yetz tfist verglychen von vns ersetzen [got syg jm
barmhertzig], daz er sagt, daz ein yetklich tütsch, das usz gutem
zierlichen vnd wol gesatzten latine gezogen vnd recht vnd wol
getransferyret wer , ouch guet zierlich tütsche vnd lobes wirdig
haissen vnd sin müsie, vnd nit wol verbessert werden möchtff.') Er
erzählt dann, wie er in früheren Zeiten die colores rhetoricales des
Cicero su verdeutschen begonnen, worauf einige gemeint hätten, dass
dann »manch ungelehrter grobe Laie« in dieser löblichen Kuns^
von Marco Tullio Cicerone und andern so köstlich gesetzt, ohne
Muhe unterrichtet werden könne. dwyle ich aber diner wyshait
allain haim geben hab zeurtailen ob ich dii colores rethoricales söU
lassen ersitzen oder z& ende bringen, so kum idi widerumb vf den
vorgenanten doctorem gregorium haimburg, der z& minen zyten x&
') Rat an Muffel 145 1 jan. 2: Item wir schicken euch auch hiemit Oui-
dium de amore, den gebt doctor Gregor vorgenant. Brief buch XXI f. |88
im NKA.
*l Beziehungen Rots zu Nürnberg werden auch dadurch wahrschcinHch,
dass ein aus dem Jahre 1461 stammendes Cbiffcratystem eine Bezeichnung für
ihn enthält s. Wagmtr in der ArtMini, ZeUttkriJt IX, 38 ff. vgl. auch St. Ckr,
XI. 767.
*) S. den Brief an Vitez bei Dux I, 504 f.
*) S. den Brief Carvajals Fontes rer. Amlr XX, 377 f.
Über lieimbargs Geschichtskenntnisse nnterrichlet besonders die Apo-
logie gcj^en Laettus und das Rechtsgutachten ftlr die bairischen Herzöge von
1456. Vgl. auch den w. u. citicrtcn Brief Knca Silvios. Beriehiingen Heim-
burgs zn den Verfassern der um 1459 in der Nämbergischen Kanzlei entstan-
denen Wehchronik (St. Ckr. III, 257 (f y sind wahrscheinlicli, aber leider nicht
erweisbar.
•) Für Wyle s. Bäcktkold, Geschichte der deuUchen Liter, i. d. Schweis
235 AT. Qie Ton diesem (Anm. S. 53) vermissien Daten Uber den Nflniberger
Aufciuhalt Wyles gab ich nach Archivalicn des 2iKA. in der Ztitadtr^t /.
vtrgltich. Literaturgtschicht« etc. N. F. III, 405 f«
7) BUiUtkek d. TJt. rertims x, Stuttgart Bd. LVII S. 9 f.
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— 102 —
nUrenberg von aiiu erbern rat daselbs minen Üben Herren besöldet
was vnd of aio mal zä mir redt, daz er in der lateinischen rethorik
wenig tttzit fuod zu zterung vnd hoftlichkalt loblichs gedichtes
dienende, daz nit in dem tütsche ouch statt haben vnd xtt sierung
solicher tütscher gedicbten als wol gebracht werden modit aU in
dem latine.«
Die Übersetzungsregeln sind schwerlich unbestritten geblieben
— der Unbdcanote, welcher nicht vid tpftter die Reden des Jacob
Motz und Nikolaus von Falkenstein bei der Brautfahrt der Kaiserin
Eleonore ins Deutsche Ubertrug, hatte schon wesentlich andere
Ansit Ilten über seine Aufgabe als Dolmetsch ^) — aber sie zeigen
die Richtung Heimburgs. Er wollte die antike Welt nicht als
Ganzes nach Deutschland Ubertragen, sondern nur das Schlechtere
durch das Bessere ersetzen. Er meinte, das »barbarische Deutsche
bloae auch recht kräftig Überreden, nur die »sententiaec freilich,
der Inhalt, mOfste wohl von den Fremden genommen werden. Es
stimmt das merkwürdig zu seinen politischen Anschauungen, die er
unbeschämt von den Franzosen enileiinte, ob er gleich dem deutschen
Nationalgelühl heftigen Ausdruck gab. Heimburg unterscheidet sich
da scharf von den Jüngeren, die wie Peter Luder von den ItaUenem
vor allem die »barbaries Teutonicorumc schmähen lernten. Eben
das ist der Gegensatz, der ihn von Rot trennt.
So wollte er auch in der Beredsamkeit selbständig sein. Die
»natürliche Rednergabe,«: das Erbteil seines Vaters, sprach er sich zu,
erhöht durch ein wenig literarische Bildung; mehr als alle Nachah-
mung schätzte er es, »aus eigenem Geiste zu reden verstehen.« Das
Wort des Plutarch gefiel ihm besonders, dafs Cicero unvorbereitet
am besten gesprochen habe, Damit erkannte er seine eigene
Starke, die im Pathos, in der Erregunj; des .Augenblicks lag. Seine
i)esten. Werke sind die Rede vom Wiener Rcchtätage 1452 und die
Invektive gegen den Papst vom Januar 1461. Von beiden wird
noch gesprochen werden.
Es sind zugleich die Werke, in denen Heimburg am natflr*
liebsten ist, denn trotz aller Theorie ist er selten standhaft gegen
den geschmähten l'riink der Rede gewesen. .Auch wenn er diesen
anwendet, ist er originell, aber es ist eine gesuchte Uriginalität.
Er braucht mit Voriiebe seltene und dichterische, oder aus dem
Griechischen stammende Worte, er hat seine Freude an gewagten
und gelehrten Etymologien, wobei neben Isidor von Sevilla auch
Ptolemaeus und PKnius herhalten müssen. Dabei wiederholt er sich
') AoMtg V. ICömgsihat, Nachlese I, a6: „wan mir nit tweyfelt, ich werd
diirdurch beschuldigt de.<; I lsters der driestigkeit vnd frevel9> das ich soUich
äicbon geblumbl latein mich erheb zeleulschen".
\ Brief an Rot.
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— I03 —
oft, und gunze Vorstellungsgruppen erscheinen immer wieder, sobald
ihr Stichwort gefBllen ist, nidit sdten in sinnloser Anreihung. ^)
Martin Mair mnfs ihn einmal daranf aufmerksam machen, dafs es
nicht immer gut sei, Geschichte und Geographie in Staatsschriften
SU mischen. ^)
In der Vorliebe für diese Dinge stimmte Heimburg mit dem
Manne Uberein, der sonst in allem sein VViderspiel ist, mit Enea
Silvio, dem eigentlidien »Apostel« des Humanismus in Deutsdiland.
Auf dem Basler Koncil und auf den Reichstagen der Neutra*
litätszeit waren sicli beide, wie wir sahen, liäufig begegnet. Die
Werke Eneas /.eigen, dafs Heimburg frühzeitig seine Aufmerksam-
keit erregte. Ob der Vikar von Mainz freilich den darbenden
Literaten beachtete, ist zweifelhaft, und die Ereignisse des Kirchen-
streits führten beide bald in feindliche Lager. Noch schtrfer
trennte sie der Gegensatz der Charaktere, der Abstammung. Enea
war genialisch angelegt. Was seinem Geiste nahe trat, ergriff er
leicht ohne viel Grübelei, und verband es in geschickter Umfurmung
mit anderem Besitztum, es ist immer ein Kunstvoll gegliedertes
Ganse, was er dem Leser gibt. Auch das »Leben des Cynikersc,
weiches Heimburg (Uhrte, war nicht seine Art, er machte vielmehr
mit seinen Kollegen aus der Wiener Kanzlei die Lehren des Epikur
lebendig.
Dennoch fand er sich einmal aufrichtig mit Heimburg zusam-
men. Das war um das Jahr 1450, als der Rechtsstreit der Stadt
Nürnberg mit Albrecht Achill Heimburg an den Hof König Frie-
drichs führte. Enea hat uns auch diese Dinge beschrieben, und
man merkt es der Darstellung an, dafs die mächtige Rede, die
Heimburg damals gegen die Fürsten hielt, auch hei ihm Widerhall
gefunden. Er hat Heimburg damals sicherlich aufrichtig bewundert.
Schon vorher hatte er versucht, sich demselben persönlich zu
nähern. Im Januar 1449 war Heimburg am königlichen Hofe und
sprach hier einmal über die humanistischen Studien. Enea, der ihn
hörte, war entzückt und schrieb ihm sogleich einen Brief \ oll begei-
sterten Lobes. ') Wie Cicero die Beredsamkeit aus Griechenland nach
' i M.vn vi^l. die Einschaltung über Sokrates in die ErÖrtetüng / 'reAer-S/rttve II,
2^ü, (iie Dcliniiion von lides ibid 262, welche garii ähnlich in der von Ileim-
burg verfassten Acris epistola adversus M;itthiam regem a baronibus regni
Bohemiae 1469 yordan 5141 wiederkehrt, obgleich fides einmal der ülaube,
das andere Mal die Treue bedeutet. Sehr ungeschickt ist auch in die Rede
für Sigismund Beiuii^t 15. 4 die geographische ErörteroDg «iogefügt.
*J Mair an Ueimburg 1467 febr. 12: Quod autem in dictis tuis in^tmc»
tionibas regni [sc. Bohemiae] «itum describis, et terras conterminantes ventis
«Uitribais, tctdiii dicis; scis tarnen, quod historias et « : >>)iiagr.iphiam nogoliih
mUoeii, est rei gerendae aliquantulum tidem minuere. J^üa i, 519. Die ^In-
Mncitooes'* Heimburgs bei Ermisth, Studien 108 -13.
Atneat ^fhiits, EptstoUe or. lao der Nomberger Ausga,he vom
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— 104 —
Italien verpflanzt habe, so, meinte er, bringe sie Gregor von Italien
nach Deutschland. Das aber sieht der Italiener ohne Neid, ja mit
Freude, denn die Wissenschaft gleicht, wie er sagt, dem Lichte, an
dem man ein anderes an/.ündet. ohne seine Leuchtkraft zu mindern.
— Enea war mit Heimburg gleichzeitig in einen echt humanistischen
Streit über den Ursprung des Nil geraten, ein Thema, das er dann
sp&ter in einer besonderen Abhandlung in Dialogform erörterte,
aber hier ist Heimburg nicht mehr sein Partner.
Ob Heimburg auf jenen ersten Brief ri!>erhaupt antwortete,
wissen wir nicht. Erst zehn Jahre spater stossen wir auf ein
neues Zeichen seines humanistischen Verkehrs mit Enea, 1459 auf
dem Kongress za Mantua. Da aber trog £nea die Tiara und
Heimbarg stand vor ihm, wie einst vor dem Basler Koncil, als
Gesandter deutscher Fttrsten.
Die Reden, welche Heimburg hier gehalten hat. sind viel-
leicht die merkwürdigsten seines Lehens, ein wunderliches Gemisch
von ironischer bcharle und selbstgetäluger Breite kennzeichnet die-
selben. Mochte Heimburg auch pathetisch betonen, ihm sei die
SüBsigkeit der Rede fremd, mit trockenen und dflrren Worten wolle
er sein Geschäft vorbringen, ') es reizte ihn doch, dem Italiener,
dessen eleganten Stil er wohl selbst heimlich bewunderte, einen
Beweis ??einer Kunst zu geben, wie er denn bei anderer Gelegen-
heit dem Bischof von Feltre mit klassischen Citaten zu Leibe rückte,
damit dieser ihn nidtt bei Fremden als »Üterarum experst anschwärse. ^)
1481. Datum: Neustadt 31. Januar ohne Jahr. I cfig/, Wiederbelebung II, 288 ver-
mutet trots der Bezdchnang Aeneas episcopus Tergestinas ab Abfusrngstett
1444 oder 1445. Das ist unniöglicli, da Gregor im Januar 1444 in Wiirzburg,
1445 in Nürnberg war. Bri^buih XVI f. 209. XVII f. ao8 im l^KA. Im Archiv XVI,
394 hatte Voigt den Brief mit Rücksicht auf den Bischofstitel Eneas 1449 oder
1450 gesetzt. Wir wfrU'n sehen, 'l.is^ auch sonstige Zcii^'nisse einen Aufent-
halt Gregors am königlichen Hofe im Januar 1449 wahrscheinlich machen.
') Ein sweiter geschäftlicher Brief Eneas an Heimburg in den AtH
Mttdemia dei Lincei Serie III Bd. VIII, 436.
*J Überliefert in dm. 52a f. 150 — 163>^- Ebenso in einem cod, tat. der
Nürnberger Stadtbibliothelc (cent. V. app. t$) vgl. Haitr, Aforimi. tS^. 630 f.
Beides zieinlii b chlrchre Ahschriftcn. Die Ki ile fiir Wilhelm von Sachsen auch
in 4016 t. 13 n., die für Albrecht von Österreich auch vaäm 3786 f. 173^.»
einer ganz gleichseitigen and sehr gaten, leider aber fragmentarischeD Abschrift.
Vgl. auch l'oigty Enea III, 77.
'[Ad ambasiatam, cjuam suscepimus explicandamj nunc propero, nudis
vcrbis et oratione arida, omni ventositate semota et faco verboram seposito evolven-
dam. F.t iil. irLO vos, lurba celeberrimu circiimslans cl maxime TheiUonicornm,
qui forlusse speratis, me non nichü orutoriac suavitatis recipcre: vereor ne cx-
spectatio vestra spe sua frustretar, quia potisjiimum oratoriae facnhatis genas,
quod demorstrativum vocant, quodcjiie in iaode et vituperio venatnr, abdico
el ab aula exigo pcniius el expcüo, <
♦ Vgl die .Xpologie gegen Laelius Frdm'Strtwt II, 233 Z. 6.
»} 1, c. 244 2. 37.
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i
— 105 —
Und echt humaiuiuscii war es doch, wenn Heiniburg hier zu Man-
tua in beiliger Versammlung den »Komiker« Terenz citierte, wenn
er in seiner Lobrede auf Wilhelm von Sachsen sunftcfast ein langes
und breites von den Gothen erzählte, um diese dann in höchst
merkwürdiger Weise mit den Sach'^en in Verbindung zu bringen,
wenn er die Franken von den Siganibrern, die Schwaben von den
Galliern ableitete. Oder wenn die Erwähnung der Preussen ihm
Anlass zu einer veitlAnfigen Digression auf den König Pnisias, ^)
die Nennung des Martinstages gar zu einer Erzählung von den
kapitolinischen Gänsen Anlass bot. Dennoch richtete Heiniburg
dann an Ptu«; die Worte: \Venn ich neu und anders spreche, als
es vor dem Papste zu geschehen pflegt, verzeihe der deutschen
Art. Weicht sie auch von dem Stil der Kurie ab, so scheidet sie
sich doch nimmer von der Einfalt der Natur.« *) Dass die Gelehr-
samkeit sich mit dieser »Einfalt der Natur , sehr gm vertrug, konnte
sogleich der Nachsatz zeigen, drr als Bckräftipnne eine Anekdote
von den barbarischen Scyihen und König Darius brachte.
In der Rede fUr Sigismund von Tirol erinnerte Heimburg
den Papst an seine Briefe, die er einst als Sekretär König Frte*
drichs an den Hersog gMchrieben hatte. Die Umstehenden lachten,
sie kannten wohl alle das unheiHge Brevier, das Enea damals dem
Jüngling in die Hand gegeben. Oder spotteten sie tiber den
Deutschen, der von der ^^Übertragung« der Redekunst auf seine
Landsleute sprach Es mochte ein autrichtiges Lob sein, mit dem
Heimburg fiHtfuhr: »Jene Briefe wird keine Veränderung vernichten,
keine Zeit in Vergessenheit bringen« — es war doch ein unan>
genehmes für den Papst, der den Aeneas so gerne in Vergessenheit
gebracht hätte.**)
^} Sie itcbe als Probe hier: Vere porro tepcote, at aitMaro, vere novo,
gelidis canU cum mon(ibu<- luunor 'itii[uitur et scphiro putris se gleba resolvii,
ecce adveniuot oralores sereutsr^iiiii |>oienii<>^imi Poloniae regis et nobilissi-
morum fratrum ordinis de militia bcatue Mariae Theutonicorum de Prussia.
H^ec c^x illa Prussiu, ctii nomen fecit Bithiniae r -x Prustas, apud lueui crudelis
Hannibal, dux Poenorunt, a populo Romano victus et fugatus exulavit iniser,
cajtu snaso rex Pmsias contra populnm Romanum bellum suscepU, pugnam
publicam, non rcspondentibus fihris dum fx(;i conspiceret, inirc est uusus. Dum
in hunc modum mcreparet: An tu. in |uti, o l'ru^iaii, vUuiinae carnunculae
credere mavis, quam imperatnri ; rciU.uo? Conflixit ergo et superatus Priuias
in illam Scitiae partem profugit, ubi Bistola, fluvius Sarmaticis niontihus ortus,
illabitur, (lermaniam Scitiamt^ue discriminans. Cujus (juidem Biihuuici populi
vestigia in:bi hodte apparent, quia nonnulti, priSCM Ufiguae oracula retincntes
Aeolicis, Doricis, Kodicis et Jonicis populis competere (?) intelliguntur.
*| Dicbur Hinvvcii auf die „deutsche Einfall" ist übrigens Heimburg
nicht etgentümlich, aiiT dem Tage au Wien I460 kehrt er im Munde Leubittgs
wieder. [Stttkenbtrg IV, 336.
S. den Abdruck der Rede Beilage B 4. l oigt, Enea III, 100') meint,
dass Heimburg att di««erSt^e niclil wie die Handsebriftett geben, ¥on iitterac
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— io6 —
Es gelang ihm nicht. In denselben Translationen, deren
Vorwort Heimburgs rtthmend gedachte, fand sich des Papstes Liebes*
uovelle von Kisus und Euryalus verdeutscht, und Wyle besorgte
die erste Au'jgabe der Briefe Eneas. Er scheint den Gegensatz
nicht bemerkt zu haben, der die literarischen Bestrebungen Heim*
burgs von denen Eneas trennte. Mehr wohl fühlte Rot denselben,
der sich ebenfalls frtthseitig dem leuchtenderen Gestirne suwandte.
Durdi Enea Silvio kam er an den Hof Kaiser Friedrichs. Er
wurde Dekan zu Passau, Bischof von Lavant und später von Bres-
lau. ^) Kr erscheint hier als Freund und Vei trauter jenes Rudolf
von RUdesheim, der die Bannbullen des Papstes gegen Heimburg
und König Podiebrad durch die Lande trug. Als Rot 145 7 die
erste Pfrflnde erhielt, begiackwünschte ihn Enea, da er nun der
Kirche verbunden sei, er solle nur an dieser und am Kaiser fest-
halter. ~) Rot that dies, so lange es ihm vorteilhaft schien; ob die
Dienste, für welche ihn später Matthias von Ungarn auf den Bres-
lauer Stuhl- beförderte, mit seinen Pflichten gegen den Kaiser über-
einstimmten f ist sweifelbaft. — Mit italienischen und deutschen
Humanisten blieb Rot in Verkehr, *) von Beziehangen au Heimburg
ist nie wieder etwas verlautet.
oratoriae soDdem von litterae amatoriae gesprochen habe, die Milderung
sei erst in der Niederaclirift erfolgt. Das scheint mir nicht richtig. Mtfgficli
ist, dass die Umstehenden eine Anspielung; anf die Liebesbriefe hcrnushörten —
nach der weiteren Auäfübrun^ Heimburgs wtrd man das Lachen derselben je-
dcnfidli doppdt deoten können, wie oben geschehen ist — der Zusats aber
»quas ipsa s. v. persona ab Italis traduxit in Gemianos» macht ^anz sicher,
dass iieimburg «Uttcrae oratoriae« sagte und dabei auf den Stylus oratorius
anspieltet der gerade in der Epistolographie ein technischer Ausdruck war.
So spricht 7. B Säldiicr von der bei den Humanisten beliebten Auh.Jclinung
des Wortes poeta auf jeden, *qui stilum habet aliqualiter rhctoricum aut orato-
riun« {IVüUenkKk, Sig. Gossembrot 151, und ein Italiener spricht in einem Briefe
an Bonstetten rnn seiner Abslclu «stilo nt me oratorio assoefacerem« {SüMt
Alb. V. Bonstetten, Frauenfeld. Huber p. 25^;,
'] Vgl. für Rot Markgr^ in der AUgenumeH deutttktm Bhgraphit XIV,
186 — S und die dort citierte r.iicrainr. Eine interessante Urkunde steht Quellen
und ErurUruMgtH II, 437. In einem Bericht Jorgs von Absberg an Albrecht
Achill vom kaiserlichen Hofe d. d. 1464 yaW 23 heisst es: •Fnr neue teitung
wi'^scn cwr gt-iuid, dal' die zweien, die mark i^r.'iiisL;! ^-cyn, ser L;ewaUi{^ wor-
den sind, nemlich meister Hanns Rott, der do schaffet zu siegellen alles, das
da an siegeln ist.... Märk. Katalog nr. 25. If. NaAtragsvtn^At^ f. 174h im
BKA. Wappenbrief für Rot bei Chmtl, Reyg. nr. 4380 vgl. nr. 4349.
•1 Ep. nr. 326 der Nürr.herLicr Ausgabe v. 1481. Datum 1457 nov. 2,
^\ Ein Brief Kilelfos Joanni Rot theologo sieht in der Venettaner Aus-
gabe der Briefe y- J. iSoa. Beziehangen tu deutschen Humanisten sdgen cKe
im i\'t:icn Archiv VI, 376 au>. einer spanischen Handschrift notiert<*n Briefe Rots
s. ii 'tUienimch im Anui^tr j\ Kunde de uUck. 1 01 x'iAz Sp. 129. Eine Leichen-
rede anf Ulrich von GUy in einer KremsroOnsterer Handschrift s. Z«r«m, Ge>
schicbtsquellcn ' I, 348.
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— 107 —
Seine literarische Fehde mit Heimburg muss doch Aufsehen
in Deutschland gemacht haben, Rot selbst rühmte sich in einem
Schreiben an den damals noch jagendlichen Albrecht von Eyb der
Antwort» welche er Heimburg erteilt hatte, und stellte sich als den
ersten deutschen Humanisten hin — eine merkwürdige Erläu-
terung zu den Lobsprüchen, in denen er Heimburg als den Fürsten
der Beredsamkeit gepriesen. Eyb bewunderte die Ausführungen
Rots, aber auch Heimburg Gind ^nen Verteidiger in dem Lands*
hntischoi Kanzelschreiber Andre Baier, der mit Schärfe geg^ den
jugendlichen Eifer Rots vorging. Er rühmte mit den Argumenten
Heimburgs die Jurisprudenz als die lel enspendende Wissenschaft,
vor allem aber brandmarkte er die »Humanität«, welche um der
italienischen Kunst willen das eigene Vaterland schmähe. ^)
Man sieht, es sind die Minner der Kanzlei, welche gegen
die jangeren zusammenstehen, denen das Amt nur lastige Versor-
gung ist.
Auch in Ttalien bestand ein ähnlicher Gegen^at?, vor allem
'/wischen den venetianischen Staatsmännern und den humanistischen
Krattgcnies. Einer der ersieren, Paul Morosini, der seine Vater-
stadt gegen Filelfos Angriffe mit Geschick verteidigte, wurde im Jahre
1461 durch diplomatische Geschäfte aucrh mit Heimburg bekannt und
&nd alsbald das Verwandte seines Wesens heraus. Ein Brief >Toro-
sinis an Heimburg giebt Zeugnis von dem literarischen Verkehr der
beiden Männer. ") Auf Heimburgs Bitte entwirft Morosini hier ein
anschauliches Gemälde der venetianischen Staatsverfassung, eine Ab-
handlung in Briefform, wie die Humanisten sie liebten, aber ndchtem
und klar, der Zweck der Belehrung steht voran.
Aus dem Nürnberger Kreise sind uns noch zwei Namen
bekannt, Heinrich Leubing und Martin Mair/)
*Se fore Germanonuii piimum, qui artet, qtte hnmane intltnlrntttiir,
amplexos »it«.
*) S. HtrrmtMHt Ein Brief »n Albrecht von Eyb. {Germama XXXm,
499 ff.). Der Briefsclireiticr Andreas Ravarus, sccretarius duc.ilis ist nicht An-
dreas T. Regensburg, sondern der noch 1465 urkundlich nachweisbare Lands-
Initisebe «lämxeUchKiber* Andre Baier >. Xitnittr^ Baierisclie Lendtagshand-
ImgCD VIT, 216.
Gedruckt bei P'aientineüi, Bibliotheca manuscripta ad S* Marci Vene-
tieram. Cod4. mss. lat. HI, «31. VgL ASttardH, Bibliotheca codd. Tnss. mo-
n.islerii S. Michaelis Veneti.\rnm 761, wo allerlei Notizen über Morosini. -I^^os/ini,
Notixie intorno la vita e le opere degli scrittori Viniziani Ii, 179- iiS. Die
Schrift an Heimbnrg steht ohne Angabe der Adresse auch In «Tm. 5333 f. 17a
Für die Datierung ist zu bemerken, daas das letite erwihnte Ereignis der Tod
Franz Sforzas t8. März 1466) ist
Der Brealaaer Chronist Peter Esehenloer, der ebenfallt nm (fiete Zeit
in Nürnberg lebte und öfter im 7it<;nmm<*nhang mit diesen MSnnern {^cnaunl
wird, hat keine nachweisbaren Beziehungen zu ihnen gehabt vgl. Markgtt^'
t. d. Str^i, rtr, Siksiae, Bd. VH S. VL
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lo8 —
Leubing ist wohl der weniger Bekannte von ihnen. ^) Eine
merkwOrdige Ähnlichkeit der äusseren Lebensschicksale verbindet
ihn mit Heimburg, dem er doch geistig schwerlich nahe stand.
Auch er hat das römische Recht stddiert und den Doktorgrad darin
erworben, wie Heimburg kam er von Main/, in Nürnbergische
Dienste i in den kirchenpolitischen Verhandlungen der Neutralitäts*
seit, in dem Streit der Stadt Nürnberg mit Albrecht Achill steht er
dittem oftmals zur Seite; wie Heimburg ist auch er später trots
seines geistlichen Standes in den Bann des Papstes verfallen, frei*
lieh nur auf kurze Zeit und aus ganz anderem Grunde. Von ihm
mag besonders gelten, was Voigt einmal von dem ganzen Stande
der Juristen jener Tage sagt:^ »Die Thätigkeit jener Männer zieht
sich gar oft in die Stille der Cabinette und Canzdeien surfldc, und
nur bei diplomatischen Sendungen werden ihre Namen erwähnt;
nichtsdestoweniger sind sie die Häupter der gesammten Administra-
tion « Eine Äusserung des Papstes Sixtus IV. bezeugt, welches
Ansehen Leubing in Deutschland genoss. *) Einen ehrwürdigen
Mann nennt ihn Enea; das mag er gewesen sein, obgleich er der
FfrOndenjagd in grösstem Masse oblag. ^) Er schrieb Artikel Uber
das Hören der Messe, ^) und eiferte als Pfarrer von St. Sebald
in Nürnberg gegen das Treiben der Orden. ^) Seiner literarischen
Eigenart nachzuspüren möchte vergebene Mühe sein. Wir hören,
dass er sich auf Heiinburgs Rat mit Geschichte und Rhetorik
beschäftigte, von den FrOchten solcher Studien ist nidits bekannt
geworden.
Ungleich lebensvoller tritt uns das Bild seines jüngeren Ge-
nossen, des Heidelbergers Martin Mair entgegen. ^) Er ist im
'! Vgl. ttber ihn W. Lfost, Heinrich Leabing i. d. AStt^Umgen d. Vtrtim
f. Gesch. d. Stadt Meissen Band I. Heft 2. Ein in Aussicht gestelltei Schluss
des Artikels ist bisher nicht erschienen, vgl. deshalb vorläufig die Mblreicben
Urkunden und Briefe im Cddex d^maticus Sa x«m a « rtgh* II. HAuptteil Bd. III.
Voigt, Laurentius Blnneoatt L d. Nwm Ji'tmsitt/um ^revmdaMautm
UI. Folge Bd. IV S. 243.
*) Codex dipl. Sax. ripe II. Hanpttetl Bd. III, SI7.
*l Kin intcress.inler. biilur nicht vciöffentlichter Brief des Würzburger
Canooicus Baltbasar von Kerc schildert die Vision eines Religiösen, der Leu-
bing «n dieser und anderer Staden willen in der Hdlle erblickt, dm. 324 f. 331.
*] ArticviH Ilciniici Leubing de missa audienda 1447 ^ri einem Codex
der Wolffenbültler Bibliothek vgl. Heifumann^ Die Handschriften der herzoglichen
Bibliothek zu WolffenbQttel. L Die HelmstSdter Handschriften nr. 743.
•1 Vgl. Ä-. Chr. X,
^) Vgl, den Artikel Jiiezlers in der Allgem. ätn. Biogn^hie XX, 113 IT.
und die dort citierte Literatur. Dass Mair in Heidelberg ^boren ist, seigt der
Proloi' \VimphcHiigs vw >einen Rcsponsa et Rcplicie ad Acne.im Silviuni Freher-
Struve II, 6b8. - Kecbtsgutachten Mairs mehrfach in den Katschlagbttchern
des NKA. z, B. eod. $0 f. laS. 415, cod. 51 f. 67, cod. 52 f. isS, ebenso cod.
cichstett. 323 f. 107.
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— I09 —
eigentlichen Sinne ein Schüler Heimburgs. Im Dienste der Stadt
Nflroberg kam er empor» sein frisches Talent ebnete ihm den Weg.
Die Briefe, welche er in diesen ersten Jahren an Heimburg richtet,
sind voll der ungemessensten Verehrung, man sieht, dass er dem
Lehrer mehr als nur die Ausbildung verdankt. Dann wird Mair
selbständiger, seit dem Jahre 1455 etwa beginnt er, zunächst in
Diensten des Erzbischofe von Mainz, seine Thltigkeit Ittr die Reichs-
reform, in deren wechselnden Plänen er einen Reichtmn an poli>
tischen Ideen bekundet, wie kaum ein anderer seiner Zeitgenossen.
Doch entfernt er sich mehr tmd mehr von Heimburg. Als dieser
1466 in die Dienste des Böhmenkönigs trat, war die alle Freund-
schaft schon recht lau geworden. Mair gedachte freilich auch
damals noch der schönen Zeiten des Nürnberger Beiaammensdna und
der gemeinsamen Studien, er darf, so meint er, Heimburg um so
eher loben, da ^er ohne den andern läb&k kann. ^) Es mag
m;^nrher weniger aufrichtige Lobesbrief aus seiner Feder geflos*
sen sein.
Im Grunde war er doch von ganz anderer Art als (^regor.
Das Laute misshel ihm, mit geiieiinem Grauen las er die Krafistellen
in Heimburgs Flugschriften,*) wie er dorn bei anderer Crelegenheit
einen geistlichen Freund tadelt, der von der Kanzel zu arg gegen
das Laster der Welt donnerte und gar die Sünder bei Namen
nannte. In seinen eigenen Schriften geht es denn auch immer
sehr anständig zu, mag er die Beschwerden der deutschen Nation
dem neuen Kardinal Enea Silvio vortragen oder zum Kriege gegen
die böhmischen Ketzer mahnen. Daneben schreibt er lehrhafte
Dinge, eine Abhandlung über die Freundschaft, einen Traktat ttber
Geburt und Tod des Mensrlien, ob man sich darüber freuen oder
eher trauern solle. ^) Die Kunstmittel der Rede handhabt er mit
bei weitem grösserer Feinheit als Heimburg, wenn auch mit um so
geringerer Eigenart; es wird nicht blos diplomatisches Lob gewesen
sein, das ihm der mailändische Herz(% und dessen Rat im Jahre
*) Einige in dm. 34504. Ihr Inhalt ist unbedeutend
*) S. die Briefe vom 26. Jan. und IZ. Febr. 1467 bei /Jüx l, 514 — So.
*> Vgl. die Erwiderung Main aaf die Apologie für Podiebrad ttm, 334
f. 379 ff-
*) Marliai Mair ad praedicatorem admonitio dm. 5969 f. 45—50 vgl.
Äfesfer 1. c.
In c/m. 24504 f. 92 untl 90 fT. Beide Tr.aktate sind an einen Tbcria-
'nns gerichtet und gehen nach einer Einleitung in einen lebendigen Utalog Uber,
den Mair einmal mit einem Tobannes, das andere Mal mit einen Petras fährt.
Bemerkenswert isi, d.ii-s Mnir in dem ersten Dialoge scann l;räfti{; der Frömmig-
keit gegenttber der Lascivitäl das Wort redet. Für die Feststellung der
gespr&chfilbrenden Personen ergtebt sich leider nur so viel, dais Johannes mit
Mair gleichaltrig, Thnrianiis in reiferem Alter ta denken ist.
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1460 spendete.*) Dem Alteroden bot der Laadshttter Hof eine
freilich nicht immer rirtiige Heimstätte» Er wurde hier, wie so
manche der Humanisten, ernster, kirchlicher. Al-^ er am 26. Juni
1472 die Rede bei der Eröffnung der Universität Ingolstadt hielt,
sprach er viel von dem Laster der Welt und der Besserung der
Menschen. *)
Aach Heimburg hatte 1454 seinen Brief an Rot mit einer
elegischen Wendung geschlossen: »Jetzt fordern die Jahre, dass ich
mich mit den heiligen Srhrifien l)eschäfti|?e Ihnen will ich den
Rest meines Lebens widmen; sie brauchen nicht Besprengung mit
Tulliar -^^her Redeflut noch die BlUmlein aus Quintilian.* Die
beschall. Ruhe des Gelehrtenleben, die er hier malte, wurde ihm
nicht SU Teil; J^tst erst, nachdem er die Höhe des Lebew schon
überschritten hatte, begannen die Kämpfe gegen Papst und Kaiser,
die ihn über den Kreis der (renossen hinaus heben sollten. Da griff •
er gern wieder zu den Waffen, welche der Humanismus schmiedete.
Was weltlich in seiner Anschauung ist, verdankt er der Antike. Mit
grösserer Schärfe vielleicht, als manche der humanistischen Chor-
führer erkannte er die Unvereinbarkeit derselben mit der christlichen
Demut, und er war ganz geneigt als Kind der Welt auf jene höhere
Vollkommenheit zu verzichten. ')
Aber die Ruhmbegierde der Humanisten, welche ein ewiges
Angedenken erstrebt und es durch die Leistungen der Feder zu
erringen gewiss ist, lag ihm fern, und od spottete er über diej<migen,
welche \on der Verachtung des Nachruhms geschrieben bitten und
sich doch nicht enthalten konnten, auf das Buch ihren Namen zu
setzen. *)
So hat er denn als Humanist nicht vorbildlich gewirkt. In
demselben Nürnberg, in dem er die klassischen Studien heimisch zu
machen suchte, gehörten bereits gegen das Ende des Jahrhunderts
die Briefe Eneas cur Scbullektttre, sprach man aber von Heimburg,
') /'fifius rerum Austriacarum XX, 199—200. 201 — 16. Es ist gewiss
bezeichnend, dass Mair in seiner Rede vor <iein Herzog von Mailand Im! der
Schil(1crnn£j der Unsiclierheil der deutschen Rechtsnr-tnnde die Rede T.ysuras
von 1454 iD der Wiedergabe Enea Silvios ausschreibt, worauf Franklin^ Reichs»
ho^^ericbt I, 363*) aafmerksam macht. Über die dort erwihnte Rede Hein-
btti^ s. w. u.
*; Die Rede ist gedruckt bei Ptand, Gesch. d. Ludwig-Maximilians>-t'ni-
venität Ingolstadt II, 7 — lO. Vgl. Kluckhohn 344—5.
') V.;l die A)>olo(jie tjee^cn I. k üiu : ITor certe üuinmae perfectionis opus
mihi non arrugo . I'tin^mi mihi ;id v 1 1 a im aggredi Deus concedati (Frtker-
Stnne II, 234. 2351 Niilur. s in Abschnitt VI.
*i V'^l. den Brief an Rot (/v;7.,v.-t- B. 2 den an <!rn I'r/l.ischof von GfStt
iJJüx I, 5041, die Apologie gegen LaeUus j rifter-Siruve II, 229 Z. 17.
') IltnvagtH^ Zur Geschiebte der Nttnberger gelehrten Sehnten. Nürn-
berg ia6a S. la
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— III —
so dachte man an den berühmten Juristen und Staatsmann. Und
als solcher lebte er auch ita Andenken der nachfolgenden Generation
deutscher Hamanisten. Wimpfeling hielt ihn iltr bedeutend genug,
um sein Bild dem >Kata1og berühmter Männer Deutschlands«: des
Abts Tritheim anzufügen*); aber von dem Humanisten ist nicht
die Rede; ein nicht unbedeutender Rechtsgelehrter und Redner
wird Heiniburg genannt, und Wimpfeling hebt besonJers hervor,
daas Heimburg seine bewunderungswürdigen Geistesgaben nicht
nur in leerem WortgeprXng«:, sondern auch »bei den heiligen
Gesetzen« gezeigt habe. In einem Briefe an einen recht sgelehrten
Freund rühmt wimpfeling dann besonders die stilislisoha Kunst
Heimburgs. Mit einem tadelnden Seitenblick auf <?' ..lodernen
spricht er von dem.ssüssen und schmuckreichen Stile Heimburgs
und der andern vortrefflichen Gesetzeslehrer. ')
Konrad Geltes, »der deutsche Erxhnroanist«, war ein Ver-
wandter Heimburgs und rühmte sich dessen in einer Ode, ^) er hat
dem Landsmann auch die Grabschrift gedichtet, sie lautet:*)
Hic jaceo Heimburgn^. patriae qai prioias m oras
Invexi leges Caesareosque libros.
Komanae praesul me condemnaverat orbil
Consilium dixi, fjuotl sibi majus erat,
Das Lob, welches das zweite Distichon spendet, hat Heimbttrg
nicht verdient. Das Koncil, welches Gregor gegen Papst Pius anrief,
ist nie zusammengetreten, er selbst ist in diesem Kampfe unterlegen.
Was aber wollen die beiden ersten Verse besagen? I>euten sie an,
daas Heimburg in der grossen Bewegung, welche wir die Reception
des römischen Rechts zu nennen eewnhnt sind, eine führende
Stellung eingenommen habe? Das wäre ein Verdienst, das seine
politischen Thaten und seine humanistische Wirksamkeit weit Uber>
strahlte, und es wäre an der Zeit, ihm in der deutschen Rechts»
geschichte, die bislang nicht yiel mehr als seinen Namen kennt, den
gebührenden Ehrenplatz anzuweisen. Leider hat der ruhmredige
Poet seine Behauptung ohne Beweis gelassen, und es möchte auch
schwer sein, denselben in seiner ganzen Strenge zu führen. Einiges
') Wimp/tling in der proslhesis siuc ;tdditio zu Trithtmius, Caialogus
iilostrittm viromin Germaniae: Gregorius heymburgius non mediocris jtireeon»ul-
tnt et orator nec ab itaüs lu.ixime venctis] sine ];i nie orationnm suarum abs-
cessit. Quamquam admirahiie ejus ingentmn non sola (juidem inani verbonim
ventoiitate, sed etiani MCratissimis legibus probe instilutum alioram tnvidian
sibi comparauit. Summa enim petit liuor, per'Lmt akissima venli etc.
•) \Jiitgger'\ Amocnitates lucrutiac FribuiiicDses. Ulm i??^. Fase. II,
357 Tgl. auch 322.
') Odanmi über II od. 6 vgl. Prockhaus 6").
*) Epigramniala lib. IV nr. 89. Neue Auagabe von tiariftldtr 1881.
Vgl. Bro^Uiam 384.
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— 112 —
aber kann doch zur Erläuterung der eigentlich juristischen Verdienste
Heimburgs beigebracht werden.
Der Schlass Hegt nahe, und er ist gezogen worden/) dass
die sogenannte Reformation des Nürnberger Stadtrechts, welche dem
römischen Recht eine breite Einwirkung auf die tiberlieferten, deut-
schen Rechts grundsätze gestattete und in dieser Form Vorbild fiir
eine Reihe anderer Gesetzgebungen wurde, ^) auf Entwürfe Heimburgs
zurückgehe. Als aber diese Reformation erschien — im Jahre 1479
— war Heimburg bereits 7 Jahre todt» und mehr als 20 Jahre war
es her, dass sich seine Verbindung mit dem Nürnberger Rat gänsp
lieh gelöst hatte. Und auch die Nachfolger Heimburgs haben keinen
Anteil an der Reformation, noch 1473 erschien eine neue Gerichts-
ordnung, die nur deutsches Recht enthielt, die- betreffenden Partien
der Reformation aber sind Entlehnung aus der Gesetzgebung des
nachbarlichen Eichstädt.*)
Was vorher an Verordnungen Aber Recht und Gericht in
Nürnberg geschaffen wurde, war Flickwerk,*) und die Juristen hatten
wenig Kinfluss darauf; die Herren vom Rat sorgten daflir, da?-^ ans
den Ratgebern keine Regierer wurden. *) Heimburgs und seiner
Genossen Amt war es vielmehr, die mehr diplomatischen Bestre-
bungen zu nnterstOtsen, durch welche sich die Stadt einen von allen
auswärtigen Gewalten eximierten Gerichtsbesirk zu schaffen suchte.*)
Er entwarf die Briefe, welche der Kaiser an den Papst in Sachen
der westßUischen Gerichte schreiben sollte, ^) ebenso die Appellationen
M Maurer IV, 71; ; vgl. JEmiUmw, DeuUch« Stssts- u. Rechtagesch. III, 361S.
>) Stöhle II, 297 ff. ^
*) S. die auf handschriftlichem Material beruhenden Mitteilungen H.
l'orken im Ammger f. Kdt. dir. Vorxeit XXV. 38 3, die, soweit ich sehe, bislang
nicht verwertet sind. Schon StoMe II, 321 hatte iti der Keformatinn eine .ältere
Gerichtsordnung vermutet. Über die Eichstädter untcrnchten auch die Vitae
pontificum Eistettensium iTahUa Ltatirwiiana cd Suttner 18I: [Johann von Aich)
inter alia reformacionem statutorum nr iudicü I"y-.tcUcnsis swmmo consilio editam
perpctuo obseruari voluit. Ordinem eciam iudiciarium compilauerat, iuris scientiam
proccipnam redoleatem, sed nondun emananerat dum mortem obiret. [f 14^].
*l Durch da.i R^ifsf-ucn V XA'.-l. .f. 7' fT. 1 zieht sich durch mehrere Jahre
die Mahnung: pesscr Ordnung zu machen der gericht vnd bekantnuß in des
gerichts bach vnd vmb einen susata dem gcrichtschreiber, der im anllneme.
Doch blieb, wie es scheint, alles beim Alten
*) Diese noch von Christoph Scheurl 1516 hervorgehobene That&ache
(.SV. <Jtr. XI, S02) bezeugt für unsere Zeit der Brief RoU Btitagt B 3.
*) Vgl. SUSmkeff, Materialien U, 443.
') Mummenkoß', Nürnberg im Kampf mit der Fehinc i. d. Mitteil. d.
Vereins f. Gesch. Dürnbergs I, | ff. Erwähnung Heimburgs p. 62. Vgl. dazu
den Eintrag in den RatsprotckeOtn 1459 juli 30: die sache in dem römischen
hoae doctor Jorgen handeln lassen. NKA»
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von den Sprüchen des biirgeräflichen Landgerichts an den Kaiser, M
und als 1447 eine Reforniatifjn des geistlichen Gerichts in Bamberg
in Aussicht stand, bat ihn der Rat, :»sich dazu zu fügen und hilflich
ta sein,« da er wohl wisse, »dftz wir, vnsere burger vnd die vnsern
vmb lauter wemtlich sach vnd sprQche mit geistlichen gerichten
angelangt zu grofsen costen, mü vnd schaden vnpiilich bracht vnd
he<;wert werden, daz vns die leng nicht zu leyden steen möcht.« ^)
Doch hatten alle diese Bemühungen wenig Erfolg, da die Bürger
selbst von den Stadtgerichten gern an die fremden appellierten.
Der Rat versachte mit Beistand Könhofers und Heimburgs auch
hierin Wandel zu schaffen, doch musste man sich begnügen, in
jedem einzelnen Falle den Bürger vor den Rat zu fortlern und ihn
hier gütlich zur Abstellung der Appellation zu bewegen,^)
Man hat geglaubt, Heimburg sei Beisitzer des Stadtgerichts
in Nürnberg gewesen,^) das ist sicherlich bisch. Die ScfaOfl^
worden zu jener Zeit, wie die erhaltenen Verzeichnisse beweisen,
noch ausnahmslos aus den Bürgern genommen, und von juristischen
Beiständen der SchöfTen, wie sie später erwähnt werden, ist in d-eser
Zeit noch nichts bekannt. ^) Zudem Hess das ewige Hin und Her
des politischen Dienstes Heimburg wohl kaum Zeit für eine fort-
laufende richterliche Thätigkeit. Es kommt noch ein anderer Grund
hinzu. Wie die meisten seiner Genossen, so hatte auch Heiroburg
keine geringe Meinung von seiner Bedeutung und Würde. Bei
Vai^^erlichen Hofgerichten, wo Fürsten und Herren seine Genossen
waren, sass er wohl unter den T^rteilern, auch auf den Rechtstagen
des Bischofs von VVürzburg, des iierzogs Wilhelm von Baiern, des
Erzbischofs von Mainz, aber nicht in dem Stadtgericht zu Nürnberg. ^)
Wenn hier das gelehrte Element Eingang fand, so geschah es zu-
nächst nicht durch die Doktoren, sondern vor allem durch die
<) Briefbuch XXI f. 187. XXV f. 138 und öfter. Rats^ottwtt 1449
29: doctor nro.;nnen appcUacion doctor Könhofem auch hören laMcn vnd
der stell hawpicut auch.
») Briefbuch XVIII f. 173.
*; Rat buch \^ f. 8: rals pflegen vnn floctor Kunhnfcr, wie t\\ h^'^Mren
were, das vnser burger von vnsern vrteilen nicht appelijren muchlen in den
besten foim. Zusatz f. 13: vnd ob man doctor Gregorius rate auch darinn ha-
ben well.
*) Stobbe I, 644. Die daselbst citierte Schrift von Merkel, Gregorius Heim-
liftrger ond Lazarus Spengler war mir uosuginglicb.
*) Vgl. auch Stobbe II, 109**»
*) Ein Fall, wo Heimburg als Schiedsrichter fungiert, ist 1* f. a6l
erwähnt: Sebalt Pfintiing such ist gesetzt vf doctor Gregor vnd Jobsten Tetrl,
nachdem vnd sie die in trost des rechten oder in gestalt der gutlichcii vynn-
den dem nachzuge.n. act. fer. III. post Estomibi (5. März] 1454 vgl. anch
f. 278. — Besonders merkwürdig ist eine bei Stein, Monumenta 252 abgedruckte
Urkunde vom 29. Oktober 1445, in der Heimburg neben dem Bii>chof von Wfirz-
borg all Rcehtaprecher encheint.
jMcbiiniotiii, Heinburc. S
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Stadtschreiber, die x Halbgelehrten ^, wie man sie treffend genannt
hat. *) Die meisten von ihnen hatten studiert, aber den Doktorgrad
nicht erlangt, sie bildeten die Vermittelung zwischen den Laien und
dm Doktoren, mit denen sie fast alle Lasten des Dienstes, aber
nicht die Ehren des Standes teilten. Mit wie grosser Verehrung
Nikolaus von Wyle auf Heimburg blickte, haben wir gesehen, einer
seiner Kollegen im Stadtschreiberamt, Ulrich Truchsefs, war eben-
falls mit Heimburg näher bekannt;^) leicht möglich, dass er bei
diesem auch in juristischen Dingen Bdehrung suchte die er dann
als Schöffe verwerten konnte.*) Neben solchen MMnnern gewann
die Zunft der gewerbsmässigen Advokaten immer mehr an Beden*
tung, die den Leuten die »Klagen machten^ und dabei schon um
des Scheines der Gelehrsamkeit willen das fremde Recht nach
Kräften verwerteten. *)
Lasst sidi also weder eine riditeriiche nodi eine gesetxgebe-
risdie Thttigkeit Heimburgs in nennenswertem Umfange nachweisen,
so tritt um so deutlicher die beratende hervor. Die ROMption des
römischen Rechts ist nicht dekretiert worden, sie war da vor allen
Verordnungen, im Gewände des Alten scluich das Neue sich ein.
Wie man die Sprüche des Magdeburger Schöppenstuhles sammelte
und nach ihnen entschied, wie man am Hofgericht die Urteile in
ein Register stisammenschrieb, so entstanden in Nürnberg und wohl
auch anderswo neben dem Gerichtsbuch die »Ratschlagbücher,« die
Sammlungen von Gutachten der Gelehrten. Es war natürlich und
vor allem aus dem Bestreben des Rats, die Berufungen an einen
fremden Oberhof zu vermeiden, sehr erklärlich, dass man in den
wichtigeren Sachen, wo der Spruch der SchöSisn za Bedenken An-
lass gab, die Gutachten der Doktoren einholte, die dann mit dem
schweren "Rüstzeug der Gelehrsamkeit die Zweifel der Laien nieder-
schlugen. Das wurde um so mehr Gebrauch, je häufiger die Schöffen
selbst, durch »ettwievii vergebene wort vnd rede schritTtlich vnd
mflndlichc, wie sie eben die Anwälte vorsobringen pflegten, irre
gemacht, die Entscheidung der Rechtsfillle an den Rat verwiesen. *)
Gewöhnlich wurde in diesen Gutachten der Fall vorausgestellt und
dann das pro und contra in echt scholastischer Weise erläutert; es
*) SHtUtinij, Getcli d. pop. Lit. XXX, vgl. Sitbenkees III, 96.
* Das erfahren wir aus einem Briefe Martin Hain an Tnchsds, NeQ>
sUdt 1451 8. d. in äm. 24504 f 119.
*) Als solcher wird er 1453 erwShnt. RatshuA T^f. 256t>iin NKA,
*) Stintüng, Gesch. d. pop. Lit. XXXI. Das Rats!iuh Ibf. 369b bemcikt
vom 14. nov. 1459: item mit den procuratoren vnd die den lewten clage am ge>
riebt machen ein ernstliche rede getan, sich zufleißen mit den clagen vnd ant>
Worten solcher massen zu handeln mit vermajdung vnnuczer wort, nit vnloblich sej.
*) Stimtning i. Sjfäeb Historischer Zeitschrift XXIX, 415, vgl. das in d^
JStiorkt MMmhrgmm d^amalk» 680 abgedruckte Privileg Kaiser Friedrichs.
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steckt ein nicht zu verachtendes Material zur Zeitgeschichte in
manchen dieser Deduktionen. V) AHmählich traten hie und da an
Stelle der wirklichen Namen der Parteien fingierte, durch die Titius
und Sempronius erhielt die ganze Erörterung einen mehr akade-
mischen Charakter;') oder der Rat holte ganz allgemein ein Gut-
achten Uber einen Rechtsgrundsat als solchen ein und Hess es ver-
zeichnen; nicht •■piten trat 'vob! auch ohne Auftrag, angeregt durcli
die Ausführungen eines andern, ein Doktor mit einer rechtlichen
Erörterung auf den Plan. Das alles findet sich in den Ratschlag
bOchem meder, untermischt mit Kaiserprivilegien, Reichsgesetzen,
Stellen aus dem corpus juris und den Glossatoren, ja selbst Gesandt-
schaftsinstruktionen und ähnlichen Dingen, ein buntes Durcheinander,
aber brauchbar und gebraucht für zahllose Fälle)
Die stattliche Reihe der Nürnberger Ratschlagbücher beginnt
leider erst mit den siebenziger Jahren des 15. Jahrhunderts, und so
ist es erklärlich, dass Gutachten von Heiaiburg hier nur sehr spär-
lich SU finden sind. Diese Fragmente geben nur etwa Zeugnis
davon, dafs man auch nach dem Weggange Heimburgs von Nürn-
berg seine Autorität in juristischen Dingen hie und da citierte.
Gewifs aber ist, dafs ältere Ratschlagbücher, wahrscheinlich 4, ver-
loren gegangen sind, und dass dieselben zahlreiche Gutachten
Heimburgs enthielten. Den Verlust können wir aus anderen
Quellen, allerdings nur zum kleinsten Teile, ersetzen, und es
'/ Eine erste Verwertung in diesem Sinne bietet Max HerrmoMm, Zur
frtnMseli«!! SittesgeteMebte [Germoftüt XXXV, 4$— 54]'
*) Vgl. z. B. das Gutachten in dem Process gegen Muffel i. d. S/. CAr.Xl, 773.
*i Das älteste erhaltene Ratschlagbuch [(pä. 50 des A'/i^A.] trägt die alte
Aufschrift: 'Ratschleg in wasenlichen <?) seltzsamen henndeln latein rnd tewtsch
b^rifien. B*« Die RatschlagbOcher A — D sind also aller Wahrscheinlichkeit nach
verloren gegangen. Die meisten in cod. 50 erhaltenen Gutachten stammen von
Seifirid Plaghal, der 1469 als Jurist der Stadt erwähnt wird. [Sie^tiMies, Ma-
terialien II, 661 Anm.] Ausserdem finden sich noch Stücke von Joh. Lochner,
Martin Mair, Joh. Pirkbeimer, loh. Heller, Martnog von Cappel n. «. [vgl.
SfMi II, 59 Anm.]. Auf f. 236^ beginnt ein Gatacbten, das wir ans einer an-
dern Quelle als von Heimburg verfasst kennen, es bricht sehr bald ab und
trSgt keine Unterschrift. Solche augenscheinlich aus vollständigen Gatachten
genommene Fra^ente begegnen öfters, da mag noch manehes von Heimburg
sein, von dem wir es nicht nachweisen können. Gutachten der XürnherL^cr
JnriftteiL vor Heimburg sind )nir überhaupt nicht bekannt geworden. — Eine
Wflisburger Contlltensamtnlung, die wohl «neh viel von Hehnbnrg enthielt, war
sclioll zu Zeiten des Lorenz Fries verloren vgl. \r,/:h . Zfit chrift Xt j
*) Das bcweisL-n <!ic i-,ihTroicheii Notizen der Brief'jücher etc. Ein Über-
bleibsel ist z B. juiicr Katbch'uji von 1450, der weiter unien bei dem Process
AI brecht Achills besprochen werden wird. Die amtliche Aufzeichnung besengt
z. B. folgende Stelle uus d -n KatifirotoMUn: 1459 joli 19. doctor Gregor rat-
schlag verzaicben. N. Muftel.
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trifft sich, doss aucti diese Stücke fast durchgängig auf Nürnberger
Verhältnisse Bezug nehmen. *)
Soweit wir sehen, ist keines dieser Guttchten m die Cond-
liensanunlnngen der Jurisien des i6. Jahrhunderts aufgenommen
oder gedruckt worden. Das raiiss ein ttbles Vorurteil erwecken,
aber wir können zeigen, dafs wenigstens die juristischen Kollet^^en
Heimburgs eine bessere Meinung von seinen Ausführungen hatten.
Ein Gutachten des Doktor Johannes Zenner, der zum Jahre
146t als Nürnbergs Jurist erwähnt wird, ^) äussert sich Aber vier
ihm vorgelegte Fragen, die augenscheinlidi einem eherechtlichen
Streit entnommen sind. Er bezieht sich dabei in bemerkenswerten
Ausdrücken auf die Randnotizen, welche Hcimburg in den Process-
akten gemacht hat, so bei der ersten Frage, ob zu einem eidh'ch
bekräftigten Ehevertrage Zusätze und Verbesserungen gemacht wer-
den könnten: »Item pro illa parte faciunt ad idem .... optime et
eruditissime motiva illiiis spectabilis et clarissimi et in utroque jure
eruditissimi ar nostri temporis iuridicae scientiae bene monarchiae (!)
et doctoris illuminatissimi ac facundissimi domini Gregorii de Hey-
burg, cujus dicta veluti commendabilia ac maxima ratione subnixa
non dedignor in medium recitare.K Das >non dedignor^ war hier
sehr berechtigt, denn es war durchaus nicht Gebrauch, dass deutsche
Juristen die Gutachten ihrer Landsleute anführten, viel lieber stütz-
ten sie sich auf die Aussprüche lebender oder verstorbener Grössen
der italienischen Rechf^^schule . die eine Art von kanonischem An-
sehen genossen. Das Gutachten Zenners^j — es ist ausnahmsweise
datiert, vom 18. Februar 1455 —' ist Überhaupt bemerkenswert, da
es noch vier andere Unterschriften trägt, welche uns die bedeutend»
sten Juristen von Nürnberg ans dieser Zeit vorstellen, Andreas
Rommel, Peter Knorr, Johannes Lochner und Heinrich Leubing. *)
Man scheint also auf die Erörterung des Falles viel Gewicht gelegt
^u haben.
') Ein Rechts^utacbten Heimburgs in e/m. 19514 f. 236 (Sammlang des
Eicbttldter OfBdals Dr. Johann Heller), swet andere in eptf. 223 der Bibliothek
nx Ciehttitt. Dieser ist von dem bekannten Juristen nnd Obenetter Albrecht
von Eyl) [,'esainmeU und enthält Uberwiegend Gutuchten von diesem selbst.
[Ich verdanke den Hinweis auf diese Handschrift Herrn Dr. Mav Hernnana in
Berlin.] Vgl ancb den Brief an Geor^ von Stein ^^iir XTT, 336. Diese Gnt-
achtcn Mtui siirrnlicTi 1 .teinisch geschrieben, privatrechtlichcn Inhahs und ganr
in den Formen der Schule gehalten. Die beiden schon erwähnten Gutachten
fttr die Herxöge von Saelisen. fS. «>. S. $*) Q. 48 sind dratich abgefaait väA
haben keinen L^cleLrten App:ir,it. Ober das wichtige Gotachten für di« baicri-
sehen Herzöge s. u. Abschnitt 5.
*) StOtnkets II, 6<i <0.
*) Es steht im cod. eiduUU, S23 £ %X%.
*) Sitbenkus II, 661.
^) Die Zostimmang Heimburgs wird eixiifalls bei den UntenehiUUn
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Die Rechtsgutachten Heimburgs sind zumeist in die schola-
stische Form gezwängt, welche der Eigenart wenig Raum gewährt.
Man mag es bemerkenswert finden, dass er bei einer Anklage auf
Wucher die freilich hier durchaus nicht zweifclsfreie Anwendung
der kanonischen Rechtssätze mit röraisch-rechtlichen Ausführungen
zurückweist, ^) dafs er dieselben auch bei einem Gutachten über die
RechtsgUltigkeit des Testaments eines Klerikers anwendet. ^) dass er
auch fUr die Geltung des Gewohnheitsredits den Beweis aus dem
gesdiriebenen Recht herleitet. ^ Doch ist damit nicht viel gewonnen.
AUegationen au? drm römisrfi -n Recht waren seit dem Schwaben-
spiegel in deutschen Rechtsquellen in beständigem Gebrauch und
haben für die Erkenntnis des Vorgangs der Reception wenig Be-
deutung. Es ging eben mit dieser, wie mit dem Humtnimus.
Die Klassiker waren bekannt wie das rOmische Recht, aber dieses
wie jene war nur ein Bestandteil der mittelalterlichen Bildtmg und
nicht einmal der wichtigste. Das Neue lag darin, dass man das
römische Recht wie die klassische Literatur, als ein Kinlieitliches
fasste und bewusst dem Bestehenden entgegensetzte, nicht als ein
Fremdes dem Einheimischen — das rOmisdie Recht war »Kaiser*
rechte wie die goldene Bulle und der Sdiwabenspiegel — aller
als ein gemeines, natürliches Recht dem jus incertum der Statutar-
rechte. Dieser Geist lässt sich auch in den Rechtsgutachten Heim«
burgs erkennen, wenn ihm auch nicht, wie vielen seiner Genossen,
eine vornehme Geringschätzung oder gar Unkenntnis des deutschen
Rechts vorgeworfen werden kann.
ttWShot: Siculi supra per egregios doiiiinos doctores toniiillatuui et approbatum
«St, ita pariformitate ac per omnia ideni sentit spectabilis et eruditissimns ntriiw-
quo juris doctor duiniiuis Grcgorius de Ileynhur^ in apostillib suis circa copias
actorum prae&eutiü causae ia uia.rgiuibui aiaiiu ^ropiiu circumfcrcialitcr appli-
catis, ad quos procurator praesentiä causae se refert atque etiani vcbtrue pft'
temitati tms com praeientium dabionim determinatioDe in medium oiTert et
producit.
') Co</. eichstett. 223 f. 69 ff. Der Fall: A. kauft von B, ein Haus, wo-
bei sich B. den Wiederkauf in bestimmter Zeit vorbehält, denselben auch voll-
zieht, dann aber gegen A. auf Zahlung der Interessen klagt mit der Motivierung,
dass der Kauf nur ein Tcnchleiertes wucherisches Darlehen gewesen sei und
als solches keine Übertragnng des Eigentumsrechts bewirken könne — ist in
sofern nicht ohne principiellc Bedeutung, als ja das Institut der Leibgedinge
und des Kentenkaufs, welches auf ganz ähnlichen Grundlagen beruhte, in der
That eine Umgehung des kirchlichen Zinsverhots war. Dagegen Heimbarg :
»Quisque hujosmodi contraclus annullare quaeril, magnum beneficium auflTert ho-
Dtinibus, quorum sacpe interest, res suus alienare, retentS spe recuperandt,« was er
dann noch sehr lebendig an Beispielen aasftihrt.
•) 1. c. f. 105 ff.
'1 Co<i. fidnteti. 223 f. 105f> vgl. dazu Stobbe I, 651"").
Stobbi I, 337. 620. StitUnngt Gesch. d. deutsch Rechtswissenschaft 7.
*) Vgl. S^U« II, 38.— Rechtsgutachten Heimburgs fttr die baierisehen
Herzoge: «Nan ist gemein recht höher den freyheit betttnder, wann es auch
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Man hat das Aufkommen der Appellation als ein Merlunal
des Eindringens des römischen Rechts beseichnet; gerade diese
war eine von Heimburg häufig in Anwendung gebrachte Waffie, ein
Hülfsmiltel nannte er sie, mit dem sich die Unschuld gegen höhere
Vergewaltigung und uberstrenge Gesetze schützt. ^) Noch bezeich-
nender äind seine Ansichten über die Siaalsgewalt. In einer kurzen
Deduktion, Überschrieben: Necessitas lidtum factt, qnod ius illicttum,*)
verteidigt er das Recht der öffentlichen Gewalt, im Interesse der
allgemeinen Wohlfahrt einen Einzelnen zu schädigen^ wozu ihm
besonders der Pandektentitel ad legem Aquiliams die Beweisstellen
liefern muss. Ks ist bekannt, dass die Städte vor allem es waren,
welche diesen, altgermanischen Rechtsanschauungen durchaus wider-
sprechenden Sats aufs schilrfste durchflthrten. — Ähnliche Grund*
sätse wandte Heimburg später zu seiner eigenen Verteidigung an,
er hielt auch die Schmähschrift für erlaubt, wenn sie das Gemein-
wohl verteidigt, und Hess sich davon auch durch die römisch-recht-
lichen Allegationen des Gegners nicht abbringen,*)
Dem geistlichen Gericht gegenüber drang Heimburg nur auf
Abgrensung der Befugnisse, >Nempt war«, sagt er in seinem Gut-
achten für die baterischen Herzoge 1456, ^} »ir vindet sn zeitten, das
ein pfaff in antwurt thut v r werntlichen richter, wie wol es im
verpoten ist, solt er aber da durch bristcrliche wirde oder sein
bischoff vnd obersten sein freyheyt begeben haben, das were vn-
kristeniich. Vil öfter geschieht das, das werntlich person vmb lauter
wemtlich sach gezogen werden für geystlich geriebt vnd auch do
antworten, zuuermeyden den bann: Sol man darvmb alle andere
leyen noten, auch do zu antwurten, so vergieng das werntlich swert.c
Die letztere Rücksiclu freilich lag ihm in streitigen Fällen wohl
näher, die Gerichtsbarkeit ülier die luden z. B. und ebenso die
Entscheidung in Testamentsstreiligkeiten behielt er im allgemeinen
der weltlichen Gewalt vor; die letzteren wollte er nur bei Stiftungen
mit freyheti yekrclTugl ist. Waiiu die freyheit, die wyder gemein recht ist, die
i!>t nit so vesliglich gegründet, als eine freyheit, die das gemein recht sterckt.
Wann eine ist wider dx- luitur, dy .iii'1r-r ist iiulVi i:!er natur. Har est, quod
dicitur: res facile redit ad suam naluram ciciiis Ii. de mch. testitnon. . . . daromb
da« ein gute lere im recbuen; wenn freyheyt wider freyhaytt ist, so gesigt die
freyheyt, die gemeyuen rerht<>n allernechst vn ! -IlIcIi^ ist.
') Siöhel, Die Entwidmung des j^-elehrten Kichterturns.
^ I^tAtr-Str$ate II, 213. Vgl, auch da* Gutachten vom M&r2 1438 in
9774 186 d. DStA.
*l In Katscklagbuch cod. 50 AA^. f. 2o8.
* ! Apologie :en Laelius. Fre^w -Strteve II, 2 ^6.
^) Im Zusamaicuhaog der Erörterung, ob da» Kechluebmen von ünter-
thanen ati fremden Gerichten ftlr die Fttr*ten oder andere Unterthanen des Lan«
des prftjudicieriich sei.
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- 119 —
lltr fromme Zwttke, oder bei Reditgvenreigerang vor dem welt-
lichen Gericht an das geistliche gebracht wissen.^)
Es ist wahrscheinlich, dass sich die Thätigkeit Heimburgs
nicht nur auf die Abfassung solcher Gutachten beschränkte. In dem
schon erwähnten Ratschlagbuch zu Nürnberg findet sich mit Heim-
burgs Unterschrift ein merkwürdiges, kleines Stück, Suppellcx betitelt.
Es erörtert keinen Rechufall, sondern stellt — allerdings wohl im
Anschluss an einen solchen den Unterschied der Worte utensilium
und suppellex in höchst schwülstigen Ausfiihrungen fest. Das erin-
nert etwa an die vocabularii und andere Schriften, welche damals
die hauptsächlichsten juristischen Begrilfc erörterten und das Studium
erleichtem, der Praxis dienen sollten.
Eine andere Spur weist nach derselben Richtung. In einer
Bemerkung zu einem Gutaditen Johann Zenners^) verweist Heim-
burg auf eine repetitio des Petrus de Ancharano, welche den be-
kannten Anhang zum über sextus ^^de regulis juris- behandelte,*)
und fährt fort: et vos habetis illam repetitionem et fecistis (?) tran-
scribi ex meis codicibus, quorum volumina ad id accommodavi.
Worin freilich diese »Accommodierungc bestand, ist bis jetzt un-
bekannt. ^)
Dieser mehr wissenschaftlichen Thätigkeit Heimburgs steht nun
aber seine Wirksamkeit als Anwalt zur Seite, die ihm ganz beson-
ders in weitesten Kreisen den Ruf eines :»fUrnehmen Juristen ^il ver-
sdiaffle. ^ Wie gross die Teilnahme auch des gemeinen Mannes
an Process und Gerichtswesen war, zeigen die Fastnachtspiele, welche
sich gewöhnlich dieser Einkleidung bedienen; und wurden die
»Doktoren« auch oft bitter verspottet, so waren sie doch pojnilär.
Bei dem Ineinandergreifen der öfifentlicheu und privaten Rechtsver-
') Jiattchlaghuh cod. 5 1 des NKA, t 316 wiederom im Antchloss an du
Gvtaeliten des Johannes Zenner.
*) RattMaghuA <w/. $0 des NKA, f. i5ol><
•) Vgl. Sfintting, Gesch. d. pnp. Ux, ISI ff.
*) Jiaiscklagh$eh eod. 51 f. 3i6>^ s. o.
») Vgl. SAulti II, 278 ff. 474. 497.
Allerdings i^t es wohl auch moylich, aocotninodare hier = commodare
im Sinne von »leihea« zu nehmen. Dann würde die oben geäuiiaertc Vermutung
fülen müssen. Doch deutet die fol^'ende Stelle aas einem Briefe Carrajals
an Heimburg wohl sicher auch auf ein iiiristL-.che--> Werk der bezeichneten
Art: Ad ea alia, qoae scribit excellentia vestra, pauca dicam more illo, quo
solebamas inter coenandom Nnntberga makime et in |)lerisque aliis locis conversari,
ubi ho.spes provocabatur ad risum pro eo, quod calervuhis mens ctiani in sinu
portabilis vincebat vestrum magnuni librum, quem ego etiam habeo de prae-
sentt. F^t. rtr. Ausiriac. XX, 377. Leider ist von dem emtemdiis Carrajals
bisher ebenso wenig eine Spar aufgetaucht, wie von dem grossen Bache
Heimburgs.
*) Los mandi nannten ihn seine friakischen Landslente. Sttim^ Monn-
menu 459.
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— I20
hältnisse mussten die Männer, weldie die Staatsgesdiäfte leiteten,
vor allem auch gute Advokaten sein, und manche waren nicht viel
mehr als das. Heimburgs Name ist mit <lcin prösstcn politischen
Process, der im 15. Jahrhundert in Deutschland stattfand, in rühm-
lichster Weise verbunden, mit dem Rechtsstreit zwischen der Stadt
Nürnberg und Albrecht Achill. ^)
Bekannt und berühmt ist der Krieg geworden, den diese bei-
den Mächte im Jahre 1449 g^gci> einander führtoi. Im Grande
war es freilich nur eine Reihe von PlQnderungszttgen und Schar-
mützeln, wie sie in Deutschland trotz xahltoser Landfrieden zu den
Alltäglichkeiten gehörten; aber von einem andern Standpunkt ge-
winnt dieser Kampf eine höhere Bedeutung: es ist der erste grosse
Vorstoss des auibiuhenden Territorialfürstentums gegen die Städte. ^}
Zwei würdige Gegner traten sich gegenüber, die mächtige
Reichsstadt und der genialste, thatkräfUgsie Fürst seiner Zeit. Der
Zwist dieser beiden, aus lächerlich kleiner Ursache entsprungen, zog
halb Detitschland in seine Kreise. — Es fehlte in den Städten,
besonders in Nürnberg, nicht an Vorahnung des kommenden Stur-
mes. Sie schlössen sich enger an einander und rüsteten tür alle
F%lle.*) Seit der Beendigung der Hussitenkriege befand sich be-
sonders in Böhmen viel mttssiges Volk, das gern der Werbetrommel
zulief, und die benachbarten Fürsten wussten das zu benutzen. Wie
ein Ungewitter überzogen 1447 die böhmischen Haufen unter Her-
zog Wilhelm von Sachsen das nördliche Deutschland, an den
Vgl. die Abhandlung v. H^eechs in den St. Chr. II, 353—416. Als
Quellen dienen haaptsächlich die €odd. 358. 484. 485 des NKA., RdfttionenbSnde
genannt. Sie cnlhaiten <.\\i- vom Niimheiner K.if ausj^chendc üfficicllc Darstel-
lung der dtplomatiiichen und juristischen Verbandlungen zwischen beiden Par-
teien. Die Ausserang des Ratsprotokolls von 1449: »item alle ding, die sich
yetzunt er^^een , mit fleyli beschreiben. Jobst Tetzel vnd Niehls (iross ' [Si.
Chr. II, 97J bezieht »ich also ebenso wohl auf diese Aufzeichnungen, wie auf
den sogenannten Kriegsbericht Erhard SchUrstabs. Andere Bebpiele solcher
ofEciellcr Aufzeichnungen sind häufig vgl. t. V.. .SV. Cfn. II, 63 und Rot^^uch Ib
f. 168'': wie die sache viT dem tag Payr^torlf am üunntag nach Jacobj . . . .
gehandelt ward, das ist in ein besonder register eigenlich beschriben worden
1446. Kbenso sieht im Ratsbnch f. int ein Bericht ilhci <len Tag von Onolz-
bach nov. 1447, der sich gunz an die Berichte der Kelationsbände anscblie&sU
Zu Grunde liegen schriftliche oder mUndliche Berichte, welche von den Teil-
nehmern an (i<?r betreffenden Verhandlung herrühren. Vgl. noch besonders,
was weiter unten Uber den Bericht vom Rechtstage von 1452 gesagt ist. —
Die in Betracht kommenden juristischen Fragen sind erSrlert bei I¥mtUin,
Albrecht Achilles umi die Nürnberger 1449— 1453
*) Vgl. St. Chr. II, 417. Gegen diese Auffassung polemisiert in den
Monatiheruhltn der Berliner Akademie '18671 I^J, ohne jedodl neues Material
beizubrinL- I) Vgl. Awch Eich ntattn, der St ■irlu krieg von 1440 — 1450, wo beson-
ders die -Vusdehnung des Krietjes auf Scliwaben gezeigt wird; Lilitncrm, Hist,
Volkslieder l, 415.
*/ trankUtt, AI brecht Achilles 4.
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121 —
Mauern des reichen Soest brach sich ihr Ansturm, sie wandten sich nach
Sttden* und man fttrchtete, dass sie in Franken einbredien wttrden.^)
Als nun gegen Ende des Sommers 1448 die Kunde von neuen
Werbungen in Böhmen kam, wurde man in Nürnberg ernstlich be-
sorgt. Es ging lias (jerü( ht. die Böhmen woHien gegen die Städte
und gegen den Würzburger Biscliuf, der seit 1446 eng mit diesen
verbunden war,*) ihren Zug richten, »auf sölliche meynung, das
wir stett lange jare in friden gesessen vnd vns kriegs nicht gerottet
haben; darumb so mug man vns, da got vor sey, leichtlich vber-
kommen vnd gelt abscharzen ; es sey auch souil mer mit den
Bohemen geredt : was also gewonnen wurde, das wuUen zwen fursten
die nicht bruder seyn, halbs behalten vnd den Behemen halbs
voilgen lassen.«*)
Der eine dieser beiden Fürsten war Markgraf Albrecht von
Brandenburg, der schon lange der Stadt missgünstig war und jetzt
gerade ans kleiner Ursache mit ihr im Streite lag. — Seit kurzem*)
war Konrad, Herr von Heideck, in die Dienste der Stadt getreten,
er geriet mit seinem Bruder, der markgräi lieber Lehnsmann war, in
Zwist und Albrecht nahm sich seines Dieners kräftig an.
Das war im Oktober 1447. Um diese Zeit kam Gregor Heim-
burg von Trier nach Nürnberg zurück,^) und Übernahm es auf
Wunsch des Rats, die Sache Konrads von Heideck auf einem Tag,
den der Markgraf nach Onolzbach angesetzt hatte, zu führen. Kon-
rad von Heideck hatte sich auch nuch zwei Ratsfreunde von Nürn-
berg, sowie Räte von VVürzburg und Pfalz als Beistände geliehen,
der Markgraf aber »forderte sie mit solchem Ernst ab«, dass sie
Konrad verliessen, Albrecht selbst machte sich gegen diesen sum
Kläger und Sachwalter und schmähte ihn mit mancherlei Worten:
^vnd wie wol der genant eher herr von Heydeck der erb^rn lewt,
die im zu söUichen tag gelihen waren, ais vorgemeldi ist, entweret
ward vnd nyemant denn der obgemeldte von Nuremberg doktor bey au
behielt, do hielt er sich doch weislich mit meidung desselben tags
seczung vnd aufnemung, mit verantwurtung solcher grober beschul-
digung vnd smehung. Da den Parteien vom Pfalzgrafen, der in
der Sache entscheiden sollte, ein neuer Tag nach Mergentheim auf
Anfang December angesetzt war, so bat der Rat Heimburg, die
Sache des Heideckers hier aufs neue zu führen, schrieb ihm dann
^Briefbuch XVIII f. 274b im NKA.
») St. Cht. II, 419.
Nfirnberg an Ulm 144g sept. 9. Sri^hidt XIX f. i€s im NKA, vgl.
Lorenz Fries bei Ludewig 8 10.
*) Sf. Otr. II, I23'i
»I Brujhuh XVIII f. 372 im NKA.
Nach dem Bericht der Nttmb. Rattfreande im Rat^mA V» f. 191 ^iKA.
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— 122 —
aber am 5. Dezember *):.... were du sacbe, das v. gn. h. herre
markgraf Albrecht von Brandenburg vns daselbs in denselbeii Sachen
melden würd auf maynung, wir hielten ein söllichen mann, der so
strelllicher ding beschuldigt were, wider in oder mit andern worten,
damit sein gnade vns vnglimpfen zuzuziehen maynet, so bitten wir
ewr wirdikit, begernde fleifsig, daz ir deno meldet, ir seyet au
disem mal von vnsern wegen dahin nicht gefertigt worden. Aber
für ewch selbs zweifelt ii nicht, weren vnsere ratsfreunde da, sie
wurden vnser notdurfft darin wol fürbringen vnd sunderlich, daz wir
nicht anders gehört haben noch wissen, denn daz der vorgenannt
herre von Haydeck ein frommer herre sey, er tw auch söUiche völ-
lige recht gebot, die pillich von im aufgenomen werden«.
Es scheint aber, dass Heimburg nicht gewillt war, sich fUr
die Stadt bloszustellen, er verliess den Mergentheimer Tag alsbald
wieder und war für den Bischof von VVürzburg thätig. ^) Zugleich
bemtihte er sich, freilich erfolglos, einen Streit zu schlichten, der
in seiner Vaterstadt Schwein furt zwischen dem alten und dem neuen
Rate ausgebrodien war. ^) Ja, im FrUhjahr 1448 verliesa er NOm*
berg gtnsltch und trat in die Dienste des Bischols von Wttrzburg,
zu dem er ja schon lange in freundschaftlichen Besiehungen stand«
Der Rat willit^te ungern in den Übertritt; •»ewern fürstenlichcn
gnaden zu suntlerm gelailen wellen wir im das gönnen«, schrieb er
an Bischof Gottfried,*) sin hollnung, ob wir sein von vnsern vnd
der vnsern w^en hinfiir bedutffien werden, ir wellet in vns audi
gunstidich leijhen in mafsen wir gen ewern gnaden williclich getan
haben«. Heimburg entschuldigte sich bei seinen Nürnberger Freun-
den ob seines »stillen Hinziehens« und bot der Stadt auch ferner
seine Dienste an. ^) Die enge Verbindung seines neuen Herrn mit
Nürnberg brachte es mit sich, dass er den alten Verhältnissen nicht
fremd wurde.
Der Zwist zwischen der Stadt und dem Markgrafen wuchs in-
dessen rasch. Bald wurde es klar, der Markgraf wollte einen Krieg oder
eine Demütigung Nürnbergs. Auf dem Mergentheimer Tage hatte er
ganz neue Beschuldigungen gegen Konrad von Heideck vorgebracht,
Beschwerden über Beschädigungen, die er selbst erlitten haben wollte,
'1 Briefbuch XVIII f. 402I» A'A'-/. Auffnllifj; ist, dass noch kurr vorher
Markgraf Albrecht um Ileimburg gebeten halte. Der Kat aber schlug das
Gcsach ab, da Heimburg gerade beim Bischof von WUr/burg war. 1. c. f. 401.
Brußtuh XVIII f. 40«l> i^KA. Über den Mergentheimer Tag unter-
richtet ein sehr ausführUcher Bericht Nürnbergs an Ulm 1448 aug. 31. Brief-
budk XIX f. 143 vgl. Rdationsband cod. 484 f. 88. i\'KA.
3) Briefbuch XVIII f. 449b XIX f. ii6b und öfter. SUm^ MonnmenU 13.
«j 1448 april io. Bri^bnek XIX f. ii»>A'A'^.
^) Ebenda f. 44. Vgl. auch fUrttematkm Toni. VI f. 454. 44a. 498.
499 im AULA,
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— 123 —
und Klagen ttber verletzte Redite. Man beraumte einen neuen Tag
auf den 12. August 1448 nach Mergentheim an. ^) In der Zwischen-
zeit aber gelang es Albrecht, einen neuen Streitpunkt zu finden.
Konrad von Heideck betrieb ein Bergwerk, wie Albrecht behauptete,
auf roarkgräflichem Boden, in demselben hatte er Nürnberger Bür-
ger aur Arbeit zugelassen. Das bezeichnete der Markgraf als eine
Verletzung seiner Hohheitsrechte und verlangte sofortige Abstellung
des Missbrauchs. ^) Die Absicht dieser neuen Forderung war deut-
lich, aus dem Streit der beiden Brüder von Heideck war jetzt eine
Klage Markgraf Albrechts gegen die Stadt Nürnberg geworden, und
nü( h wahrend die Verhandlungen über diese Funkte hin und her
gingen, erhob der Markgraf eine Reihe von neuen Ansdiuldigungen
gegen die Stadt selbst. Er klagte» dass ihn die Nürnberger in
Wildbann, Münze und Gericht, sowie in vielen andern Dingen ge-
schädigt halten,') es war für sctrien Juristen, den gewandten Peter
Knorr hei dem Nebeneinander \on städtiscljen, kaiserlichen und
markgratuchen Gerechtsamen ein Leichtes, solche Klagen mit einem
Schein des Rechts vorzubringen.
Vergebens erklärte Herzog Albrecht von Baiem-Mttnchen
sogleich, dass das fragliche Bergwerk zu sesnmn Landgerichte Hirsch-
berg gehöre,^) der Markgraf Hess sich auf eine Erörterung der
Besitzfrage gar nicht ein, er sagte, die Nürnberger wollten ihn an
seinen Fürsienrechten kränken und ihm das Seine nehmen, das
wolle er ihnen wehren, und sollte sein Fürstentum darüber zu Grunde
gehen. ^) Es half unter solchen Umständen wenig, dass sowohl
Konrad von Heideck, als auch der Nürnberger Rat sich zu recht*
lichem Austrag der Streitfragen vor dem König erboten, ''j au( h die
Vermittelungsversuche anderer Fürsten, besonders der \V ittelsharhi-
sehen, waren vergebens. Der Markgraf warb an allen Enden des
Reichs Bundesgenossen, vom Odenwald, von Jagst und Kocher bis
') Auch hier vertrat Heimburg Konrad Toa Heidcck «uf Wuttsch dtt Ratc«.
BrUJbuch XIX f. 86. 86^.90. iVA'J.
*) Ei«t« Erwitaaungr «lieses Kli^piuiktt in einem Briefe Albrecht« ft«
Konrad d. d. 1448 juni i"; [<v'</. 4^4 f 04 -VA'J ]. Der Nürnberger Rat schreibt
am 6. Juli darüber an Muffel. {Bnejöudt XIX f. 84'» ^VA'^j. t^. IVeech über-
geht die Vorverhandlen^en und beginnt mit dem Streit am du Bergwerk. Ich
halte aber gerade die Vorsuche Albrechts, stets neue KI.i-epunkle zu fmden —
ein Verfahren, dos sich übrigens durch den ganzen Rechts&treil verfolgen lästt —
fBr eharakteriitisch. Zu ▼ergleichen i«t die DnrsteUnng, wdche Koarad v. Hei-
dcdt selbst von diesen Dingen giebt, bd Ekkmtttm Beilage IL
^) Das Genauere St. Chr. II, 359.
*) Bri^mek XIX f. 146 AiTA Eine Grenzbeschreibung dieses Land-
gerichts bei Sckmidi, Thesavras juris Franconici 1^ 468.
*) St. Chr. 11 358.
■) SL Chr. II. 36a. Vgl. BSthmMn BeUage I.
St. Or, II, 361.
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— 124 —
zum Rhein hinab ritten die Herren ihm zu;') aber auch d:f^ Stadt
t 1 rte nicht und <;pcjrnte besonders ihre süddeutschen Bundesgenossen
zu eitriger Tliaiigkeit.*)
Am 29. Juni 1449, während zu Bamberg noch die Abgesand-
te beider Parteien einen »gütlichen Tag« hielten, schrieb Ikfark«
graf Albrecht der Stadt den Absagebrief, am 2, Juli erwiderte ihn
der Rat.
Es ist erstaunlich, in welchem Mafse es der Thatkraft des
Markgrafen gelang, nicht nur die Fürsten, sondern auch den Adel
von Franken, Schwaben und Thflringen gegen die verhassten Städter
ins Feld zu bringen. In seinen Reden und Briefen spielte des
»gemeinen Adels Khr und Nut/. eine grosse Rolle, *) die Ritter
selbst haben später bekannt, wie sehr er den meisten von ihnen
aus dar Seele gesprochen, ^) An 4000 Absagebriefe gingen der
Stadt SU, unter den Gegnern waren die Bischöfe von Eichstätt und
Bamberg, Herzog Wilhelm von Sachsen, Herzog Otto von Batern,
Erzbischof Diether von Mainz, Graf Ulrich von Würtemberg, der
Markgraf von Baden, denen steh im Laufe des Krieges noch andre
Fürsten anschlossi n. *'] Aul Nürnbergs Seite standen die Städte des
schwäbischen Bundes, Bischof Gottfried von Würiburg, Herzog
Albredit von Baiem und Herzog Friedrich von SacteeRi
Es war ein wilder und blutiger Krieg, der nun entbrannte.
Die Kriegskunst jener Tage suchte nicht in offener Feldschlacht,
sondern durch Überfälle und Scharmützel, besonders aber durch
Plündenintr Brand und Verwüstung dem Gegner zu schaden. Die
Markgral iicneii liiuten ihr bestes > mit raub, brant, mort, kirchen-
prennen vnd mit allerlei beschedigung , ^) aber auch die Nürnberger
standen ihnen wenig nach. »Wie wol nü das wot an imselbs ist«,
schrieb der Rat an seinen Gesandten in Wien,®) »so haben wir in
doch auch nit gespart, sunder in vnd die sein mit söllichem
fleifs vnd ernste widerumb gesucht, geprandt, gewüst vnd besche-
digt, das wir vns versehen, das er vnd auch die sein, ob gotwill,
an der rechnung nicht grossen gewyn haben werden, c
Markgraf Albrechts Tapferkeit war weit berühmt, nicht mit
Unrecht hat ihm sein italienischer Bewunderer den Beinamen Achilles
gegeben. Märchenhafte Ueldenthaten werden auch aus diesem
') firUfbuch XIX f. 180 NKA.
») St. Chr. II, 364. Fachmann, Beilage III.
^) Beide Briefe gedruckt St. Üir. II, 514. 515. Ausführlicher Bericht
tlber den Bamberger Tag ebeni» 365—370.
') St. Chr. II, 371»).
'1 St. Otr. II, 389. 419.
*) V. Kern, die Fttntenpartei im St&dtekrieg Su Or, II, 417 fi.
') St. Chr. II, 130,
• Bri^buck XX f. 142 AKA.
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- 125 —
Kriege von ihm berichtet, von dentn freilich der nüchterne Nürn-
berger Bericht nichts weiss ') Wichtig war, dass Albrccht srhon
bald nach Eröffnung des Krieges die festen Schlosser Heideck und
Lichtenau in seine Gewalt bradite, doch errangen auch die Städter
manche Erfolge. Am II. Mttrz 1450 schlugen sie den Markgrafen
beim Weiher von Pillenreut im Lorenzer Reichswalde; aber ritter-
liche Thaten entschieden hier wenig, nur die allgemeine Erschöpfung
konnte ein Ende der Kriegsnot bringen.
Unterdessen hatten die nichtbeteiligten Fürsten ihre Bemühungen
fortgesetzt» die Parteien zu versöhnen. Auf Einladung des Herzogs
Heinrich von Baiern war im Juli 1449 zu Ingolstadt und dann zu
Lauingen lange aber erfolglos verhandelt worden. Zu Lauingen
wurde sogar \c)n Herzog Heinrich und dem Bischof von Augsburg
im Namen des Königs am 19. August ein Friedegebot erlassen.*)
Die KKmpfefiden sollen die Waffen ein Jahr lang ruhen lassen,
während des Stillstandes behält ein jeder, was er erobert hat, beiden
Teilen stehen indessen ^^die porten der gerechtigkeitc offen. Der
Rat von NUrnlierg aber nahm diesen Stillstand nicht an, da er nur
von zwei Fürsten als Kommissaren des Königs verkündet worden
sei, während der königliche Brief noch einen dritten, den Erzbischof
von Mainz bestimmt habe^, und appellierte von dem Friedegebote
an den König.
Kaum aber war der Lauinger Tag zu Ende, als schon ein
anderer Wittelshacher aufs neue die Vermittelung zwischen den
Streuenden versuchte, Friedrich von der Pfalz, der soeben, am
13. August 1449, nach dem Tode seines Bruders Ludwig die
Regierung des Landes ttbemommen hatte. Der Markgraf, wie der
Rat zeigten sich geneigt, und so wurde nach manchen Verhandlungen
ein Tag nach Heidelberg auf den 12. Januar 1450 angesetzt.
Gregor Heimburg war gegen Ende des Jahres 1448 in Öster-
reich und dann in Baiern gewesen, nach kurzem Aufenthalt in Würz-
bürg ritt er den Rhein herab zum Erzbischof von Trier und kehrte
'j V^]. Kitdel, Ztu H>'urt«iliing des Aeneas SiWius etc. MMatiäerUkte
d JUrlintr Akaä. 1867 1 549 tT.
>) (>e(^ckl S*. Chr. II. 163 IT.
*\ Dieser trat am 29. Aug. der Urkunde l)ei \St. Lhr. II, ;579". Doch
war «hcier Formfehler nur ein Vorwand für Nürnhcrfj. der wirkliche Grund war
die Bettimmung der Urkunde, welche für die Zeit des Stillstandrs tut'is
quo in Bezug auf dai Eroberte festsetzte, also die Schlösser dem Markgrafen
Hess. Diesen Grund giebt auch am 30 August ein Rrief des Rats an Muffel
an, erst am 28. erwähnt ein zweiter Brief an denselben den Formfehler. \Bri^^
$M(k XX f. 142. 141^ A'A^.J Markgraf Albrecht dagegen scheint von vom
herein die Absicht gehabt ta haben, den tttr ihn so günstigen Stillstand <v
halten, wenigstens glaubi.* ich nicht, dass man den Krief .Mbrechts vom 31. Aug.
[St. Chr. II, 379] dagegen anfuhren kann und demgeniäss die Sache so dar-
stellen mnss, wie v. H^uA es thut. [1. c.j
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— 126 —
erst im Frühjahr 1449 nach Würzburg zurück. *) Er verfolgte aus
der Ferne aufmerksam die Ereignisse des Krieges, es scheint, dass
er so die Stadt auch schriftlich Ratadilftge sandte.^ Auf dem
Tage zu Bamberg, der dem Ausbruch des Krieges vorherging, hatte
er sich als Rechtsbeistand den Gesandten Nürnbergs beigc^elH, ')
auch zu Lauingen war er zugegen,*) jetzt bat ihn der Rat, auf
dem bevorstehenden Heidelberger Tage die Stadt zu vertreten, und
Heimburg sagte zu.
Eine gkinzvoUe Versammlung von Fürsten, Rittern und Städte-
boten sammelte sieb zu Heidelberg um den jugendlidien Pfalq^rafen;
der Erzbischof von Mains, der Markgraf von Baden, Hersog Albrecht
von Osterreich, der städtefeindliche Ulrich von Würtemberg waren
er<5chienen, sie alle empfanden den Streit, der hier verhandelt wurde,
mehr oder minder als ihre eigene Sache.
Für Heimburir unf) es auf dem Tage wenig zu thun, nur ein-
mal wird er in unsern Quellen namentlich erwähnt, als Markgraf
Albrecht sich darüber beschwerte, dass die Nürnberger Landwehren
errichtet hätten, und »nvw strass su fam, domit im sein soll abge-
prochen wurden«. Dagegen »wardt durch doctor Jorgen geredt auf
meinung: den von Nürnberg vnd den iren wer durch etlich pöck
von Beheim vnd andern mit rawberey vnd dieberey merklich
beschedung geschehen. Also zu gefriden ir vnd den iren, so hetten
die von Nürnberg ein lantwer fUrgenomen zu machen. Wann nun
die recht lauter sagten, das sich ein yeder man auf dem seinen
wol befriden möcht, nymant su neyd oder zu leyd, sunder im selber
vnd den ^sf^nen] zu srliutz vnd gut vnd auf sein selbs grünt vnd
poden, darvmb so war woi 2U versteen, das die von Nürnberg solichs
Rat von Nürnberg aq Muffel [nach WienJ 1449 april 15; doctor Gre-
gor] Heymliurg ist von Osteretch atif MQnchen vnd dadannen gen Wircsborg
vnd dar^. innen ah gen Tryer geritten, daz er noch hey vns nicht gewesen ist
vnd »eyn rede nicht gehöret, auch nicht schrifTt von ihm gehabt haben,' wir
hoffen aber, er werde schier zu vns komen f^ü^V«^ XIX f. 343l> ]. An
r1cnselV)en 1440 m ii i' .... (loctor Gregorien c*"'' trifft , vns von dir |::esandt,
haben wir auch gebort vnd wellen die in gedecbtnuU haben [lirttföuch XX f. 27].
Dazu vgl. Rat an Heimbarg 1449 nSn «S . . . anch lein wir mdenriclitM,
wie ir in zeiten etliche vcrczaiehniß, in etlichen vnsem sachen freyheit vnd
privilegia zu hof auüzupringen begriffen habt , die wollet auch aUdann mit
eoeb pringen. ßri^huk XIX f. 33oi> NJCA,
') BrUjhuch XI \ f. 3Sob. XX f. sai. 258. XXI f. 43>> NKA.
»t .SV. Chr. II. 364. 370.
*\ ^t. Chr. Ii, 364'j. 377. Zahlreiche Notizen im Batsprotohetl von
1449 NKA,
*) Bri0udt XX f, 221. 233b. 244b. 270. 316 NKA,
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— 127 —
wol zu thtto hetten vnd dem marggraven clagens darumb nit
Dot wer. <
Aber solche Streitpunkte traten bald zurück, es handelte sich
hier nicht um Rechtsfragen. Immer deutlicher wurde das Bestreben
des Markgrafen, die allgemeine Teilnahme der Fürsten und Herren
für seine Sache zu gewinnen, indem er die besonderen Streitpunkte
in den Hintergrund schob und allgemein die Nürnberger beschuldigte,
dass sie »geistliche Ordnung und priesterlichen Stand minderten und
niederten und den gemeinen Adel begehrten, unter sich zu bringen
und zu vertilgen.«^) Vergebens, dass die Nürnberger gegen eine
solche Hereinziehung von neuen Streitpunkten protestierten nnd
begehrten »zur Hauptsach zu greifen«, alle anwesenden Herren
fielen dem Markgrafen bei, sie sahen wohl, welch kräftigen Vor-
kämpfer ihre Sache gegen die Städte hier gefunden hatte. Auch
Pfaizgraf Friedrich, der sicher ehrlich an einer Einigung der Par-
teien arbeitete, trat mit dem Vorschlag eines allgemeinen Land-
friedens auf, wogegen die StlLdte mit Recht betonten, erst mttsse
die Zwietracht abgetragen werden, »darum der Tag berufen sei«.
Doch als ntin Vorsr'i1,ic:e zur Beilegung der schwebenden Streit-
fragen erfolgten, war em Krg;ebnis ebenso wenig zu erzielen. Der
Markgraf woUte behalten, was er im Kriege gewonnen hatte, die
Nürnberger verlangten Rückgabe des Eroberten. Die verbündeten
Städte freilich waren lau, sie meinten, es wäre misslich, das Eroberte
mit Gewalt wieder zu gewinnen. Aber zu einer Geldzahlung wollten
sich die Niirnberger nicht verstehen und mich der Markgraf erklärte,
er führe den Krieg nicht um einen Rubel voll Gulden.
So schieden die Gesandten von Heidelbc!^ u^antr. on enndes,«.*)
es gelang dem Pfalzgrafen nicht einmal, einen neuen lag anzube*
räumen. Heimburg ging nach Wttrsburg zurück.
Indessen waren endlich auch die königlichen Kommissarien
ins Reich gekommen, um über die Appellation Nürnbergs gegen
jenes königliche Friedgebot vom Lauinger Tage zu entscheiden, es
waren die Bischdfe von Salzburg und Chiemsee, Herzog Albrecht
») <»4 asS f. 17 iVA'/l. vgl. St. Ckr, II, 388»!. v. IVtetk sagt. [I. c. 386]
für die Nürnberger habe IIoiniliiirL; <1a^ Wort geführt. Mir scheint gerade aus
dem Uimtaode, dass er cur an dieser einen Stelle genannt wird , das Gegen-
teil btrvoniigebeD.
') coä. 358 f. 17t NKA, Vgl. das interessante Beglaubigungsschreiben
fär Johann von Lysnra andjoliaiio von Wallenrode an den König von Frankreich
'1450 (?i jan 31) und die Antwort Karls VII. märr 24 bei D'Achery, Spicilegium.
Nova ed. III, 798. Vgl St. Chr. II, 519. — Ganz dieselben Vorwürfe brachte 1459
Heimburgin fTcr/og Sii^i<:mnnd«, N'nm«*n tjegen die Schweizer vor. t. ßiilage fi 4.
*) Über den Heidelberger l ag vgl. .SV. Chr. Ii, 385 ff.
*} Bri^hiek XX f. 341b /ifiCA,
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— 128 —
von Baiern und der Licentiat Ulrich Riederer. ^) Die Herren hatten
; gross Gefallene an der Abscheidung des Heidelberger Tages ^) und
beeilten sich, nun ihrerseits die streitenden Parteien auf den 12. April
1450 nach München zu berufen. ') Der Rat ging eifrig auf den
neuen Vorschlag ein, seinen Gesandten in Wien, Nikolaus Muffel,
<lensell>en, der später ein so unglückliches Ende nahm, betraute er
mit der Vertretung der Stadt und sandte ihm Gregor Heimburg zur
Unterstütsung. *)
Die Stadt hatte nun doch einen ihrer Wttnsdie erreicht, der
König hatte die Sache vor sein Gericht gezogen. Die Verhandtting
7M München war nicht mehr ein -^gütlich unverbundener Tag - wie
die früheren, sondern ein Gericht, das entscheidende und bincieruie
Sprüche fällen konnte. Aber gerade das war Markgraf Albrecht
und seinen Bundesgenossen nicht genehm, sie schlugen gütliche
Verhandlungen vor, »ausser der Kommission c, wie man es nannte.
Als das Heimburg im Namen der Städteboten ablehnte und fürs
erste otTcne Verhörung verlangte, ' dadurch sie [die Kommission^ und
männiglich wohl verstehen wurde, wie unbillig und unrechtlich sie
bekriegt und beschädigt worden wären«;, da wurden die Herren
schwierig. Sie bestritten der Kommission das Recht» Aber sie su
urteilen, da der Streit zum Teil ihr Fürstentum und ihre Regalia
beträfe. Die Kommis;sion hielt freilich ihre Kompetenz aufrecht,
aber sie meinte doch, den Vorschlag einer gütlichen Teidungs an die
Städte bringen zu sollen. Die Nürnberger aber schlugen das rund
ab »auf Rat des von Heideck, der Doktoren ond der Städteboten«.
Nichtsdestoweniger gab die Kommission den Fttrsten nadi, denn
diese blieben auf ihrer Ansicht; sie hiessen sie nichts, sie verböten
ihnen nichts, sagten sie den Königlicht-n, würde aber etwas gütlich
an sie gebracht, wollten sie gütlich antworten.
So war man wieder auf dem alten Fleck. Die Verhandlungen
schleppten sich in eini?)rmiger Wiederholung der alten Klagen
dahin, nur dass der Markgraf jetzt weniger von Bedrückung seiner
Standesgenossen sprach, sondern es vorzog, durch Doktor Knorr die
Schäden, welche ihm die Mtlrnberger vor und in dem Kriege zuge-
fttgt hatten, vorbringen und in Geld taxieren zu lassen. Es war
schon ersichtlich, dass der Friede schliesslich doch wohl um einen
Kttbel voll Gulden zu haben sein werde. Jetzt freilich schien dem
Markgrafen wenig an einem Abschluss zu liegen; Dr. Knorr konnte
nicht einmal die nötigen Vollmachten vorweisen, der Tag ging
Vi;l. /ij/zriY«, k''ichskorrespoild€llx II, I05.
»1 Brufbuch XX f. .\K'A.
') Über den MUnchener l'.ig vgl. St. Uir. II, 399 403.
*) Schreiben de» Rats an ihn. 1450 febr. 18. Bri^hmtk XX £ Hi^,
Digiti2edi)y Google
— 129 —
auseinander, ein neuer wurde nach Hikhstädt an der Aisch an-
beraumt, da konnte das alte Spid von neuem beginnen.
Der Höchstädter Tag wurde nach Bamberg verlegt, haupt*
sächlich des Bischofs von Würzburg wegen, in Bamberg kamen am
17. Mai die Abgesandten beider Teile vor die könipürhen Korn*
missarien. Jeder Teil wählte 8 Vertreter, unter den Nürnbergischen
waren drei Rechtsgelehrte, Leubing, Martin Mair und Heimburg. ^)
Und hier icam nun endlich am 23. Juni die tRichtigung« zu Stande,
die wenigstens formell diesen Krieg beendete. ') Freilich war es
eigentlich nur ein Waffenstillstand, und als solcher ein Erfolg des
Markgrafen. Alle Streitpunkte waren zum rechtlichen Austrag vor
den König verwiesen, bis dahin aber blieben fünf der wichtigsten
Pltttse, darunter Schloss Heideck in Albrechts Hand.
Fflr Nürnberg kam alles daraur an, den endgil Ligen Austrag
des Streites su beschleunigen. Am 28. August 1450 erging die
I^adung des Königs an die Parteien, sich am II. Januar 145 1 bei
Hofe einzufinden Heimburg weilte wiederum in Würzburg. Der
Rat wandte sicii mehrfach mit dringenden Bitten an ihn, er möge
nach Nürnberg Itonimen, endlich im Dezember erschien Gregor,
am 19 gab der Rat ihm, ICarttn Mair, Nikotaus Muffel und Georg
Derrer volle Gewalt für den Wiener Tag>) —
Es ist uns aus dieser Zeit ein Ratschlag erhalten, twie die
von Nuremberg ir sach manen vnd treiben sälen an dem kunig-
lirhen hdfe, dodurrh sie für sich vnd (die) iren rechten? bekomen
inu.L^oii grn iiiarggraf Albrerhten, wan geschriben steet, der» slaffen-
den kuiuen die recht nit zu hillf, sunder den wat henden, die es
suchen mit emsigkeit«€^) Das Schriftstflck^ ist höchstwahrscheinlich
'» Ä G*r. ü, 404.
•) St. Ckr. II, 231-238 and 406.
' Briefbuch XXI f. 76' . i9o>>. 17«. NiCA, Über die neue BertaUang tob
aa. Dezember 1450 s. o. S. 98*1.
*) Brießmch XXI f. l8a«».
•) »Jura vigilantibns scripta •
tod. 484 f 235 ff. NKA. Mit WeglaMaag** des Anfangs gedruckt bei
PiratiMm, Albreeht AMillles 54 fT. Franklin vennittet als Verfasser Hetmbnrg oder
Mair. An letzteren, der sich schon seit August 1450 am Wiener Hofe befand,
möchte ich nicht denken , denn das Schriftstück zeigt in Gedankenfolge nnd
stdlenweise aoch im Ausdruck eine solcbe Aehnlichkeit mit den Reden , die
fleimburg spSter auf rlcm Rechtstage hielt, das« Vwww ein .indi rer der Verfasser
sein kann. Das Gutachtco ist nicht datiert, gehört aber in die Zeit vom Septem b.
bis Des. 1450, da der Verfasser den königlichen Ladebrief vomaft. Augubt kennt.
Der von irasulhoUt-Stofkhfim, l'rkundcn 317 erw.Hhnte Ratschlag Mairs \manusc.
ur. 367 des i\'KA.\ i»t nicht mit dem unsrigeu identisch, stammt Übrigens auch
nicht, wie Hasselboldt aonimnit, ans demjabre 1449, da Mair bler dieRichtnnK
von 1.4iuf [1453] erwlbnt
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— 130 —
TOD Heimbtirg verfasst und gi«bt, wie schon die Überschrift
sagt, eine Anleitung, wie der Process am Hofe zu führen sei. Mit
erstatinlirher Klarheit sind hier alle Möglichkeiten erwogen, welche
ritri dang der Verhandlungen beeintUissen könnten. Ks war (ür
Heimburg nichi zweifclhaü, dass der Markgraf jedes Mittel ergreifen
wurdet den Rechtsgang aufzuhalten. Er verhehlte sich auch die
Schwierigkeiten nicht, mit denen die Erlangung eines Erkenntnisses
verbunden war. Er wusste, wie es am Hofe ;:uging; man war dort
den Nürnbergern wenig günstig, aber mit Ueld liess sich viel
erreichen. *) So, meint Gregor, müsse man auch dem König der
Stadt «Dankbarkeit^ versprechen, das hätten ja die Vorfahren gegen
Kaiser Sigismund und König Ruprecht auch gethan. Bei diesen
freilich hätte man noch manches mit »menschlicher Krbittung^
erreichen können, aber nu zumal muf^ man hanndeln mit einer
person, die ernstlicher siten vnd nit so hanndelbar ist. '<■
Man sieht, Gregor hatte von König Friedrich nicht gerade
die beste Meinung, aber er dachte noch immer zu hoch von ihm,
wenn er sidi eine Wirkung davon versprach, dass er ihm vorstellte,
wie die Augen der ganzen Welt auf diesen Handel gerichtet seien,
und »wie gross vörcht und gehorsam seiner küntgUchen roaiestat durch
voUfurung des rechtens ersteen wurde, so der gemeyn man vnd ein
yegUcher versteen wurde, wie grofs die kraft des rechten were, do
durch vii andere, die verdruckt werden, sich aufrichten wurden vnd
auflacht des rediten suchen an dem kunighchen hofe, alles zu
erhohung kuniglichen gewalts, auch eren und wirden.t*)
Die nächste Zukunft sollte Heimburg eines bessern belehren.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass gerade der Ausgang dieser Ver-
handlung in Gregf^^r? Seele jene Verachtung Friedrichs III. entstehen
liess, die in den Briefen seiner letzten Jahre einen so kräftigen Aus-
druck gefunden hat. — Ganz anders als bei den gütlichen Tagen
tritt Heimburg bei den Neustädter Verhandlungen auf. Er setzt
die ganze Kraft seiner Persönlichkeit ein, um der Sache Nürnbergs
zum Siege zu verhelfen Sein Gegner war Peter Knorr, der be-
kannte Jurist, der lange schon d.T^^ Vertrauen des Markgrafen genoss.
Er mochte Heimburg an Sachkenntnis und scharfem Verstände kaum
nadistehen, aber er verteidigte seine Sache mit kleinen, oft mit klein-
lichen Mitteln, ihm fehlte die zQndende, fortreissende Beredsamkeit»
mit der Heimburg so grosse Erfolge erzielte. Dagegen blieb Knorr
') Vgl die Berichte der Krankfurier Gesandten bei Jamstm II, loi. lOJ»
113. Damit vöUig ttbereinstiniinend die zahlreichcD AntwArten des NUrubeiger
R«t* anf die Berichte MafTeis Brußuek XX. f. 38. 127. 204''. 294^ NKA. vgl.
aDCh Enea bei KoUar II, 360.
*) 1. c. tod. 484 f. AA'A
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_ 131 -
attdi im heftigsten Wortkampf kalt und gelassen» während Heimburg,
leicht gereizt, dem Gegner Blössen gab. Die Beiden standen sich
nicht zum ersten Male gegenüber. Lorenz Fries teilt eine Episode
aus einem W orikampf zwischen Beiden mit, welche zeigt, dass Heim-
burg in den Mitteln ^ur Abfertigung des Gegners nicht gerade
wfthleriscfa war. ^)
Am II. Januar 145 1 trafen die Gesandten zu Wienerisch-
Nenstadt am königlichen Hofe ein. ') Aber erst am 22. konnte
man in die eigentliclie Gerichtsverhandlung eintreten, da Knorr
fortgesetzt Versuche machte, die Rnche ausserhalb des Rechtent
zu verhandeln. Als endlich das Gericht bestellt war, »dingt doktor
Jörg die von Nürnberg an, als recht was vnd begert, ob er nu der
von Nürnberg ir dag vnd notdurft fttrbringen soltc. Knorr aber
begehrte, andere Dinge vorbringen zu dürfen, »zu dem rechten
rurderndex, und obwohl Heimburg mit Recht darauf hinwies, dass
Knorr weder seine Vollmacht vorgebracht, noch sich angedingt
habe, entschied doch der König, dass Knorr auch so gehört werden
solle, nur solle, was er vorbringe, der Gegenpartei »an itthteD
▼nschedelich sein«.')
Damit war aufs neue das atte Versftgerungssystem begonnen.
Heimburg merkte wohl, dass Knorr ihn aus dem Rechte fUhren
wollte, und war auf seiner Hut; als aber Knorr nun wirklich, wie
er vorausgesehen hatte, die Form der Ladung des Markgrafen zum
Gerichtstage anfocht*) und ferner mit viel »hohen Worten* gegen
die Nürnberger sprach, wallte Gregor auf und begehrte nun selbst
»ausserhalb des Rechtsc: Knorr antworten zu dürfen. Der König
gewährte das mit Freuden, ihm war jeder Ausweg recht, der die
Entscheidung verzögerte. Er selbst war der beste Bundesgenosse
Knorrs, indem er immer wieder ^ des Rechts einen Aufschlag -s. that,
von einem Tag zum andern die Verhandlung hinhielt. An ihn nun
wandte sich Heimburg am 28. Januar in liUigerer Kcde. Er stellte
ihm eindringlich vor, »was gnts daraus entstee, wo ewr. ko. maiestat
'» Ludewig 849. Brockhaus 57 bezieht die ErzäUlung des Fries auf den
Ilennebergischen ErbsUreit, davon Ut in der Chronik nicht« gesagt. Dochkonunt
darauf weni^ an.
•) Die Verhandlungen nach evä. 484 f. 248—271 .\KA., von v. Weedi
{Sl. Chr. II, 410] nur gestreift. Franklin, Albrecht Achilles 28 ff. benutzt den
königlichen .Spruchbrief vom 10. Februar 1451, der, wie üblich, den Gang der
Verhandlung rekapituliert, und druckt denselben S. 56 ff. teilweise ab. Vgl. auch
den Bericht Conrad Billungs an den Frankfurter Rat bei Jamuu II, 109 — IIS.
Vgl. auch Franklin \. c. 57. 58.
Der Markgraf verlangte Ladnng nach FOrstenrecht, sie müsse durch
einen Fürsten Uberbracht werden und auf drei Termine lantett. Der Streitpanfct
kehrt bei dem Rechtstage von 1452 wieder.
9*
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— 132 —
das recht ergeen lasse vnd was vbels dauon bekuroe, wo es ver-
halten würd: des ersten daz die oberst höhste macht des reichs ist,
die vnderthanen durch rechtbott zu be£riden vnd sie durch gericht
vnd recht beschützen vnd beschirmen, wenn aislang wir gedenken,
habeo wir keinen andern schute vnd schirme im reich gesehen von
kaisem vnd kunigen* denn so sich vnwille swisdieB fllrsten, herren,
Stetten, rittem, knechten oder andern erhübe, das dann die parth<gr>
die sich gewaltes besorgt, sich zu recht vor keisern oder. kUnigen
erbotten vnd (iarufT vmb schucz vnd schirm angeruiien hat ....
wo nu ewer maiestat aiit dem rechten nit voUfure, so were solich
twangk vnd gewaltsam des retchs auch bekrenket und geUIrstigkeit
gesterkt danimb wol su merken ist, wie grofs aufmerkung
auf difs gericht geschieht, darnach sich andere leuten richten mtlgen,
ob die tUrstigkeit on twangk fürgeen mtlge, daz sie ir sach vnd
hanndell darnach gereyhen mugen, besunder dieweil die türstigkeit
nit durch vnwissenlieit, irrung oder Undanks, sunder mit fürsacz vnd
Vorrat zugegangen ist.c Er wandte sich auch an die Fürsten, die
zu Gericht sassen, er hielt ihnen vor, wie diese Sache sie alle be-
rühre, die nur je auf des Reiches Schutz hotTten Den König aber
bat er, wären auch die Fürsten nicht willig, doch selbst den Spruch
zu fallen, (iehorclu dem dann der Markgraf nicht, so hat doch
>ewer gnad geczeugnifs got, ewer gewissen vnd die werlde, das an
euch kein gebruch gewest.€^)
König Friedrich aber war solchen Ermahnungen wenig zu-
gänglich; und auch als Heimburg in besonderer Untemdung ihn
nochmals eindringlich bat, sich nicht durch Droiiungen Hes Mark-
grafen und der Jbürslen einschüchtern zu lassen, blieb Friedricli
unschlüssig, wie zuvor. Er nahm ein Bedenken« iiber die Sache
und verschob die weiteren Verhandlungen bis zum 25. Juni.
Damais schrieb Conrad Billui^if an den Frankfurter Rat:*)
»L^fT des hoves: lengerung und unuCiriditticfakeit, aller mengkllchs
dag und manung wennig angesehen, die recht vertagenlidi.c
Audi bei der Wiederaufnahtne der Verhandlungen kam man
nicht weiter,^) trotz der Vermittelungsversuche der ErzbischÖfe von
Mainz und Trier und anderer. Die Markgräflichen wollten Geld
haben, so wollten wir keins geben» das war das Gebrechen»« sagt
der Nürnberger Bericht. Der Markgraf hatte seinen guten Grund,
') *»d 484 f. 255 .\KA,
*1 janssett II. III.
cod. 484 f. 283 flf. i\AA. Heimburg hatte «m 9. Mftrx Neiutadt verlawen
[I. c f. 265i>l, vertrat dasn im April bei einem Vennitttelniiftvcnttche des Bischofc
von Wtir/biir^' rlie Starlt und :^ing Anfang Juni an den Hof sariick [1. c. f.
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— »33 —
die Verhandlungen 7i\ verzögern. Er hielt die Stadt für erschöpft
und gan^ ermattet und sah wohl, wie viel iiir der bewaflFnete Friede
schade. »Die Kaufleute und Handwerker wollen nicht feiern, sagte
er, ■ondecD arbeiten, und auch die Mehrxahl des Rats will ieeinen
Krieg, f ') War das wohl richtig, so blieb doch auch wahr, was
Heimburg schon in der ersten Beratung hervorgehoben hatte: *)
>Er wisse wohl, sagte er, dass einige in Ntlrnberg seien, die ihren
eigenen Handel mehr als gemeiner Stadt Ehr' und Nut/ betrachten,
die nicht darauf sehen, wie die Sache abgetragen werde, doch habe
der vemanftigere Teil den andern auf seine Seite gebracht, so dass
beschlossen wurde, es sei fUr die Stadt nichts ehrenvoller, als die
Sache mit Recht vor ihrem natürlichen Herrn auszutragen.«
So war von Einigung keine Rede, der König aber liatte
^merklich forcht vnd sorg 2U sprechen«, am 27. Juli vertagte er
die Verhandlung bis zum 15. November.') Knorr nahm die Er-
streckang mit Dank an, die Nürnberger aber »gingen aufs mit
sweigen.« Es klang wie Hohn, als sie beim Abschied dem König
ftir den F!ciss ind die Emsigkeit dankten, die er bewiesen habe.
Sie besorgten treiiich, der Abschied des Tages möchte ihren
Freunden daheim »nit so tröstlich«! sein.*)
Es verging aber mehr als ein Jahr, bis der Streit aufii neue
zur Verhandlung kam, denn als im November Heimburg wiederum
erschien,^) erklärte der König, er rOste sich jetzt zur Romfahrt,
um die Kaiserkrone zu erlangen, und verschob die Entscheidung
des Streits abermals, diesmal bis zum November des Jahres 1452.*)
Wir Ubergehen die Verniitteiungsversuche , welche in der
Zwischenseit vom Bischof von Würaburg, von Herzog Ludwig von
Baiem, der eben zur Regierung gelangt war, zuletst sogar von
dem berühmten ßussprediger Johann Capistran gemacht wurden,
um die Streitenden zu versöhnen, ') sie blieben natürlich erfolglos.
Denn wenn auch der Markgraf geneigt war, die verlangte Ent-
schädigungssumme em wenig herabzusetzen, so zeigte doch der
'» coä. 484 t 397 ■'VA'vil.
/. c f. aölb.
'1 Der Abschied«brter vom 37. Jaii /. t. f. 300^.
*) /. c. {. 306.
^ Gewaltsbricf des Rats Air ihn, Muffd und Erhard Gyner 1451 «ct. *9
Bhiftmk XXII f. 57 NKA.
•) St. Chr. II, 411. Franklin, Albrecht Achill 30.
'1 Bei allen diesen Verhandlungen war Heimburg hervorragend beteiligt,'
er wurde auch von der St.nU mit verschierletu-n Ge<;anclt^chaftcn betraut; kurze
Zeit verweilte er in Würzburg v^l Kauöuüi 1' f. 236 ctfd 484 f. 310. 327. 341.
343 ff. BrUfbueh XXII f. logk 172. 187. igSb. 202. XXIII f. \o\ 14 $1^
.\KA. St.Chr\\\. 411. 412. Drei Briefe, die Heimburg in dieser Zeil für Gottfried
von Wünburg und Friedrich v. d. l'falr entwarf in äm. 24504 f. 75 ff.
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— 134 —
Hat auf der andern Seite nicht das gleiche Entgegenkommen. Die
Vermitteittng schien den Nürobergern Überhaupt wenig angenehm,
denn sie befllrchteten, dus die Gegenpartei darans ein Anlass ge-
winnen könnte» den Rechtsweg zu verlassen.^)
Unterdess zog König Friedrich über die Alpen, nicht als Heeres-
fürst, aber glanzvoll und prächtig. Er erwartete in Italien seine
Braut, die Prinzessin Eleonore von Portugal, am 17. März 1452
fand die Vermählung statt, am 19. Mäiz setzte Papst Nicolaus dem
Könige zu Rom die kaiserliche Kione auf. Es war freilich nicht
mehr die alte Macht und Würde der Imperatoren, die mit diesem
Akt dem Habsburger verliehen wurde, in einem wenig ehrenvollen
Handel hatte, wie wir sahen, König Friedrich diese Krönung erkauft,
aber der kaiserliche Name halte doch noch einen hohen Klang in
der Welt, auch der Nürnberger Rat war über die Kunde »von hertzn
hoch erfrewet, in hofnung, das sollichs dem hailigen reiche trostlichi
gemeinem nnca frucht, auch rue, fride und gemach gemeinen landen
darauis fliessen und erscheynen sulLc*)
Als der Kniser nar^h IVttt'-chland zurückkehrte, fand er seine
Erblande im Autruhr, IJie Stände von Oesterreich unter der
Führung des kühnen Ulrich Eizinger forderten von Friedrich
ihren Landesherm, den jungen Ladislaus, der ab nachgebomer
Sohn König Albrechts II. der rechtmässige Erbe von Oesterreich,
Böhmen und Ungarn war, aber bisher von Friedridi wie ein Ge*
fangener gehalten wurde.
Von diesen Händeln in .\nspruch genommen, war der Kaiser
wohl wenig geneigt, sich mit neuen Sorgen zu beladen; aber dennoch
erliess er am 20. September 1452 ein Ausschreiben, in dem er den
Markgrafen und die Widersacher denelben mahnte, zu dem fest«
gesetzten Zeitpunkt vor ihm zu erscheinen. *) Am 6. November
sollten zunächst gütliche Verhandlungen, am 13. dann der Rechts-
tag beginnen. Alsbald rüstete der Nürnberger Rat seine Botschaft
aus. An Gregor Heimlnirg erging nach Würzburg die Aufforderung,
wiederum die Stadt zu vertreten, und da Gregor zögerte, folgte ein
zweiter und dritter dringender Brief des Rates» Doch mussten
die Gesandten nach Wien abgehen, ehe Heimburg in Nürnberg
erschien. —
Ober eine in diese Zeit fkDende Massregel Albieclits gegen Nttmberg,
eine Art ITandelss]>crTe vf^l. -SV. CAr. X, 196; den beim König da^^ef^en (mwca-
briogenden Brief setzte tietmburg auf. BrUJbueh XXIII f. 14 NKA,
«) St. Ckr. XI. 747
* <ro,f. 484 f. 362t N/Ol.
*) ßri^hifh XXlll f. 51. 57k>. 68. Die Vollmacht Wr die Gesandten
«AiHirff I. 67.
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- 135 —
Der Rechtstaij tn Wienerisch - Neustadt hat eine *^e\Tisse Re
rühmtheit in der Geschichte des 1 5. Jahrhunderts eriangi. Nicht
alt ob hier eine Entscheidung in der Streitsadie gefallen wäre, die
nun schon so lange sich hinzog, die Bedeutung der Verhandlungen
liegt auf einem andern (Tel)iete. Deutlich, wie nie zuvor, enthüllt
sich hier die Krbärmlirhkeit der deut«?rhen Rechtszustände, die Un-
fähigkeit des Kaisers, darin W andel zu schatten. Nach dem Aus-
gang dieses Tages konnte ein Zweifel nicht mehr bestehen, dass
in der That für die »Armen und Verdruckten c kein Recht bei
dem höchsten Richter des Reichs zu finden sei. und Heimbtllg
mag es wohl als sein N'erdienst in Anspruch nehmen, diese Klar-
heit geschatlen zu haben."'
Als er am königlichen Hufe anlangte,') fand er dort den
lAarkgrafen und eine ungewöhnlich grosse Anziüil deutscher Fürsten,
die Herzöge Ludwig und Otto von Baiem, Wilhelm von Sachsen,
Albrecht von Oesterreich, den Markgrafen von Bad^; nidlt wenige
Geistlirlie, die Bischöfe von Eichstädt und Regensburg, den Bischof
von Siena, Enea Silvio, und den Cardinal von Cusa.') Der Kaiser
hatte sie entboten, um zu Wien in den gleichzeitig stattfindenden
Unterhandlungen zwischen ihm und den österreichischen Ständen
zu vermitteln; aber sie folgten weniger dem kaiserlichen Rufe, als
der Bitte des Markgrafen, der sich selbst seine Richter su Hofe lud.
Am 13. November sollte der Rechtstag beginnen, aber der
Kaiser versrhob denselben durch merklicher Ursach und gütlicher
Richtung wegen«: von einem Termin zum andern. Nicht nur die
gewöhnliche Furcht vor einer Entscheidung irgend welcher Art
bewog ihn dazu, er wollte auch den Markgrafen durch diese
*) Ober dfe fol^den VerhandlQiigen berichten AvcIsiUm/ imd Vwt [Enea]
im Anschlus-. an «lic Er •äliluiif,' des Enc;\ Silvio \ fCoHar IT , 409 flTJ Zuerst
Droysen und dann t'ranktin [Albrecht Achilles] zogen zur Kontrolle dm kaiser»
lieben Urteihpincb vom 18. Desember 1453 heran, den f^ankKtt p. e. 61} anft
neue abdruckt« Fr.miclin h it denn atich für die Kritik F.nc.is im . t ntlichen
die richtige Grundlage gefunden [Vgl, Baytr 199]. Ausserdem besitzen wir noch
die oActelle Kttmberger Relation Uber den Ta|r eul. 484 f. 370 ff. NßCA. Die-
selbe ist nicht ganz voUstftndig, doch kann das ffhlendf SUick nicht licck-utend
•ein. Ein Vergleich mit dem Uneilspruch zeigt die Treue des Berichts , der
aber sabhelefae interesiant« Eincellieiten mehr bietet, dn Vcrglddi mit der
Er^nhlnng Encas tliirfte diese in manchen Punkten vcdässiger erscheinen lassen,
als man bisber annahm Für uns gewinnt die Darstellung noch ein besonderes
Interesse. In derselben erscheint nSmlicb wiederholt Hdmbnrg idlMt als der
Erzählenile während an nndern Stellen wieder von ihm in der dritten Person
gesprochen wir<l. Das führt notwendig zu der Annahme, dass der officiellen
Dantelinng ein .cilweise wörtlich benntster Beriebt Heimbnrgs an den Nttraberger
Rat EU Grunde lie-t
*» Zwischen 13. und it> November cod. 484 f. 371.
'1 Vgl. J^amMm, AlbMCbt Acbfllet 68. mrf. 484 f. 37<^'
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- 136 -
Zdgerting in seiner Hand behalten. Albrecht hatte die Wiener
Verhandlungen, deren Seele er gewesen war, abgebrochen, um in
Npiistfidf '^eine eigen*^ Sache zu führen; ein günstiges Urteil konnte
ihn ubermutig, ein ungünstiges zum Verbündeten der Gegner machen,
so fürchtete der K.aiser, Aber Markgraf Albrechi war nicht der
Mann, sich hinhalten au lassen. Hatte er bisher den Process su
vensögem gesucht, so drang er jeut auf die Entscheidung, da
die ihm ergebenen Fttrsten am Hofe waren. Es kam zu einer
stürmischen Scene zwischen ihm und dem Kaiser, der N?nrlcf];raf
stiess Schmähunj^en L;egcn die Räte des Kaisers aus und forderte
die Entscheidung seiner Sache durch üie Jbürsten.^) Der Kaiser
bat die Nürnberger, sich tvmb der sweren leuflt willen« gefügig
finden zu lassen, er selbst machte neue Vermittelungsvorschllge,
die Nürnberger aber forderten ebenfalls Rechtspruch, »wöltn dan
die ftlrsten recht sprechen vbcr vnser dag, die vormalen zu
recht gesetztt weren, wir wollen die fairsten nicht versiahen,
souil getrauten wir vnser oüenbarlich wi&sentlich gerechtikeit« —
am i6. Dezember endlich begann der Gerichtstag.
Nur Forsten waren die Beisitser des Kaisers, das hatte der
Markgraf erreicht, und er säumte nicht, die Folgerungen daraus su
/.ielien. > Gnedigister kaiser, sprach er, als ewer ma. sich mitsampt
meinen herren vnd freunden, den fUrsten, geistlichen vnd wernt-
lichen zu gericht gesec^et vnd mir ein fürstengericht besetztt
hat, als sich denn billich gebürt . . . also steen ich hie, soltchero
gericht gehorsam au sein.€ Er nannte als seinen Vertreter Peter
Rnorr, und dieser dingte sich an, »als gewonheit ist.c
Es konnte Heimburg nicht entgehen, worauf diese Wendung
des Markgrafen zielte, er erwiderte, die Sache Nürnbergs gehe
Fürstenrecht nichts an, allein vor den Konig seien sie geladen.
Sogleich Hess der Markgraf einwerfen, die Nürnberger naiten sich
nicht angedingt, er hoffe, dass et ihnen nicht gestattet werde, un-
angedingt su reden. Gregor erwiderte, er wäre in dieser Sache
'i »In dem ward vns haimlich ge>.igt, wie der m.irggrave vast vngestummc
wort vor dem kauer geredt, sunder wie er die fiirsten berbracbt hett, die auch
im ttt Ii«b Ue Icgaa vnd uyvm erlebt , da* sonil fllnteii fu ud komeo, «ach
wie er sein rete, die er dan vasi gesmeht vnd sie hüben gehaisscn hett, nicht
recht vber in sprechen lassen wöU.i Nürnberger Bericht <v^. 484/ 379. Dadurch
wird die Enlhlttiig Eneas bei XaUar U. , 416. 417 im Allgemeinen bestätigt.
J^ankün , Albrechl .\chillfs 33 be?weifelt dieselbe mil Hinweis auf Markgraf
Albrechts Glätte und diplomatische Gewandtheil; vgl. dagegen Bayer 199. Auch
die Angabe £neas [1. c. 4tS], «lus Atbreebi den Cardinal Nicolatts von Cu>a
beleidigt habe, dürfic richtig sein, wenigstens sagt der Nürnberger Bericht [I.e.]:
Do gieng der kar<linal wegk vnd hett dei> ruld freund vorgesagt, warninb er
nicht bei dem rechten sein wölh. Vgl. auch Bri^titch XX III f. 179^1 wo gesagt
wird, Cosa habe sich der Kflniberger angenommen.
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- 137 —
angedingt seit Anfang des Gerichts, das bin auf den heutigen Tag
durch Auftchlttge entreckt worden sei.*)
Dat war eben der Streitpunkt. Nicht um die Wahl der Bei-
sitzer handelte es sich, die Nürnberger hatten ja darin gewilligt,
dass die Fürsten im Gerichte sässen,*) auf die Art der Verhandlung
kam es r\n Galt dieser Tag, wie die Vürnbcrger wollten, nur als
Fortsetzung der früheren, su galten auch die dort angewandten
RechifigmndsXtce, so galt vor attem die Ladung des Markgrafen
und seine Verpflichtung, Recht su nehmen; nicht nach Fttrstenrecht,
sondern nach gemeinem Recht musste entschieden werden. Der
Markgraf aber erklärte die früheren V'erhandlungen ftlr nichtig, jetzt
erst habe ihm der Kaiser ein " Fürstengericht * bestellt, deshalb
verlangte er, dass Gregor sich neuerdings andinge und so das
Gericht als ein neues anerkenne.
Der Spruch der Fürsten, den der Kaiser forderte, fiel su
Gunsten des Markgrafen aus.') Heimburg konnte nicht wider-
streben; da es dem Kai-^er so gefalle dinge er sich aufs neue
an, »doch mit beheltnufs ir yeglichs cmrede in das gericht nach
aller notdurft, vnd aller ausczug vnverczigen,^ ein Vorbehalt, der
merkwürdiger Weise unbeanstandet blieb.
Jetst ging der Markgraf weiter. In der Bamberger Richtung
stand, dass die Parteien unverdingt Ree ht nehmen und geben sollten,
»als Recht isti. Als Heimburg dem .\bsrhluss beiwohnte, ahnte
er wohl nicht, welchen Gebrauch der Gegner von dieser Formel
machen würde, er htttte sonst sicherlich auf eine andere Fassung
gedrungen. Jtta aber erklärte Knorr, die Worte »als Recht istc
bewahren jedem Teil seine Ehre, Freibeil und Gerechtigkeit nach
') AallUltgerweite weicht hier die Ertiblung dei Vrteiltpniches voa dem
Nflmbergef Bericht ab. Im Urteil nämlich heisst es [Franklin, .Wibrecht .Achilles 63],
die Nürnberger hätten, als Markgraf Albrecbt sich andingte, verlangt, er solle
das nicht thnn dHrleii, attch iiiclit im Reehten gebSrl woden, ab ein «wiMent-
Hcher Ungehorsamer des Rechten.' 'ie^er Punkt von den Nümbcrgem
berührt worden, so wurde er sicher ai^Ualtl wieder fallen gelassen, da der Spruch
der FBrsten nichts darüber enthllt.
*) Das konnten sie nicht gut verweifjem, wenn sie nach leugneten, dass
nur Fürsten Richter sein mUssten. Wenn Gregor sagte, sie seien nur vor
den König geladen, so dachte er alt Gegensatt wohl an Ladungen, dt« auf
den König uml die Fürsten oder den König tind die Kurfürsten lauteten.
/Danklin, Reichshofgericht II. 93. y8. 100. 150 155; trgl. auch den weiter
«BteD citierten Urteilspruch.
*) »Also hielten die fürsten die kapff zusamen, von ersten in gegenwertikeit
des Icaisers, darnach zugen sie sich beseitz, zu letztl schieden sie gantz von im
abe in ein besunder Icanier, darinn bliben sie, bis kertzen aufgetzQndet wurden
vTid gelesen ein ;;cttel, also l.iutemie . . . '»W. 484 f. ;,84 ;VAW.]. Enea berichtet
diese Vorgänge mit vielen Unrichtigkeiten erst nach der grossen Rede Heimbutgs.
(ASdbr n, 432. 433} vgl. fMUüi, Albraeht Achttlcs 36.
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- 138 ~
seinem Stande, dem Markgrafen als einem Fürsten, dem Herrn von
Heideck und Nürnberg audi nach ihrem Stande.^) Nach Fürsten-
recht aber mttsse der Hifarkgraf durch einen Forsten geladen werden
und zwar dreimal in Fristen von mindestens 45 Tagen, das sei
nicht geschehen. Das war unzweifelhaft richtig, und noch von
Kaiser Sigismund aufs nene festgesetzt, aber diese Bestimmunfj;
galt nur, wenn es sich um Leib und Leben, Ehre oder Lehen eines
Fürsten handelte, und dieser Nachweis war im gegebenen Falte
schwer su erbringen.
Knorra dialektische Kunst versachte auch dies. Die Nttia-
berger hatten ja den Markgrafen beschuldigt, das königliche Friede-
gebot, das am 25. April 1449 ergangen war,^) missaclnet und ihre
Schlösser gebrochen /ii haben, und stand nicht in Konig Friedrichs
Reformation vom Jahre 1442, sdass niemand dem andern Schaden
thon oder zuRlgen soll, er hab ihn denn zuvor zu gleichen land-
läufigen Rechten erfordert, und ob ihm solch Recht nicht so bald,
als er wollt und begehrt, werden möchte, so soll er dennoch den
nicht angreifen noch beschädigen, er habe denn vorher alles gethan,
was die goldene Bulle itn Kapitel ?von dem W idersagen v; ent-
halte?« ') Ein Bruch des königlichen Gebots, wie ihn Nürnberg
dem Markgrafen vorwerfe, sei Ungehorsam, als Strafe darauf stehe
Verlust des Lehens.
Es war Abend Uber diesen Verhandlungen geworden, erst am
folgenden Tage, einem Freitag konnte Heimburg sprechen.*)
Fr richtete seine Worte an den Kai^c r allein, auf ihn nur sei
das Gericht bestellt. Vor aller Erwiderung auf die Rede Knorrs
thue er Einrede gegen die Person seiner Richter. Ein grosser
Teil der Fflrsten, die im Gerichte sässen, sei ihm und seiner Partei
rdnrch recht bUiichen verdechtltch«, als Helfer, Freunde oder Ver-
wandte des Markgrafen, die, wie er ««elbst sich rühme, nur ihm zu
Liebe hergekommen seien. In ein solches Gericht habe man zu
Bamberg nicht gewilligt, und so erwidere er auf des Markgrafen
Vorbringen nicht vor den Fürsten als Urteilern, sondern allein vor
Seiner Majestät, in dessen Spruch die Entscheidung gelegt sei.
Vor allem wendet er steh gegen die Auslegung der Worte
»als Recht ist«; da« bedeutet gemeines Recht, und nach dem ist
') Irtt^iispru h bei F^atMin 63, ebenso der Ntlmberger Berieht. Vgl.
Eneti bei KoUar II, 427.
»t St. Chr. II, t63*).
*) S. d. Abdruck bei Ckmtl, Repg. Au;, ,n- WWIIl
*'! Die Rede stellt wörtlich im Nilrnhcr|,'er Hericlit ,-od. 4S4 f. j86 389^l
.VA'^. Ui&her war nur die Wiedergahe Eneas und die in dem kaUerlichen
UrteiUprach bekannt.
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— 139
der Markgraf richtig geladen, und auch aus der Klage der Nürn-
berger lasse sich nicht ableiten, dass die Sache vor ein FUrsten-
gericht geh&re. Nicht ohne tronie beraeiltt Heimburg, wolle Knorr
»die thftt seinen heim auff das hehst beswerenc« das stehe zu ihm,
die Nürnberger aber klagten nicht wegen Bruchs des königlichen
Gebots, sie wollten nur Wiedergabe ihres Kigenturas. Fb(?n<;o
wenig gehöre die K.lage Nürnbergs über Verletzung von Zoll und
Geleit vor ein Lehengericht ; denn gebe man dieses zu, so konnte
der Lehensherr bei dem kleinsten Streitfalle sagen, er berühre seine
fürstliche Ehre und nicht anders Recht geben wollen, denn als
Fürst des Reichs. »Darumb, gnedigister kaiser, geruchet ztt bedenken,
daz die sache des myndern tails die v. Nürmberg vnd das meren-
tails ewre m. person vnd wirde, die ein h von got beuolhen ist,
merklichen berüret. Wann solt ewre m. keinen Fürsten rechtfertigen
mttgen anders dann inmafsen durdi m. hern marggrauen Albr^t
geläutt hat, so roöcht ewer gnad den armen, verdruckten, rechtlosen
nymer zu trost kummen. Solt dann ewr m. den vndertanen in dem
myndern grad zu willen vnd geuallen dem hohsten nach allem
seinem fUmemen rechtuertigen vnd nicht hinwiederumb den armen
verdruckten gegen dem fürsten rechtens helffen, so wurd das hohste
recht gekert vnd gewandelt zu dem grossten vnrechten. Damit das
der flirste möcht vnstrefflich vnrecht tun dem mynnem, vnd der
mynder törst sich des nicht auflfhalten , vorchthalben der gericht,
der sich der ober gegen \m freylich vnd voUicIich gein im ge-
brauchen, vnd der mynner sich keins Widerreden getrösten oder
versehen roödite.
Dammb weit ewer kaiserlich ma. bedendcen, was der römischen
kaiserlichen ma , die ir in ewer person löblich erlangt habt vnd euch
von got beuolhen ist, heut zu tag an disen Sachen gelegen sey vnd
euch darinne vernütVticlich bedenken vnd rate haben grauen, herren,
ritter vnd knecht, prelatert vnd ander vernüftig persun, die in grofser
menng hie gegenwertig sein Vnd ir, edi<»i vnd wolgebom,
wirdigen, erbem vnd vesten, grauen vnd herren, prelaten, ritter vnd
knecht, wellet bedencken, daz dise sache euch, ewer kinder vnd
nachkümling mer vnd vester berUrt, wann m. h. v. haideck noch
mein herrn v. Nürmberg, wann so m, h. marggraue Albrecht in
disen seinen fürnemen allen seinen willen behielt, des ich gar nicht
hoffe, so hetten wir doch nicht mer vertust denn der kost vnd
arbait, die wir auflf solich recht bifsher gelegt haben. Aber ir vnd
ewer kinder möchtet das ewer nicht lenger l)ehalten. dann so lang
der fürst wölte, darundter es gelegen were, denn welich fürst auff
ewer leut vnd güter vogtey, aczung, stewr, voig oder ander oberkeit
wider redit oder bilHchait fttmem, mdcht allweg sprechen, wie es
im sein fttrstlidi herlikeit berflrte, defshalben er darumb nicht
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— 140 —
anders gerecht vertigt werden solt, dann mit fürgebotten vnd vrteil-
sprechern, als mein herr marggraue AJbrecht flirgelegt hat. Vnd
wellet niieii ▼naenn gnedigisten herni dem kaiser rnd ewern lünten,
damit aoUch fUrnemen vnderstanden wexd, dat euch vod den ewern
ein ewig, vnwiderbringlich twangsal were.c
Es waren alte Wahrheiten, die Gregor hier den Fürsten sagte,
zum Teil nur die Wiederholung dessen, was er schon im Januar
1451 vorgebracht hatte, aber schärfer und schneidender waren die
Worte. Mit fester Hand wies Gregor auf die Zielpunkte, zu denen
die Entwicklung Deutschlands hintrieb. Lttngst hatte die Ausbreitung
der jura singulorum das gemeine Recht durchbrochen und zersetzt,
nur noch eine Fiktion war es, wenn der Kaiser noch immer al-
Quelle alles Rechts galt, eine Fiktion, die aber gerade damals aus
dem Studium des römischen Rechts und der römischen Literatur
neue Nahrung zu stehen schien. Und so hat Heimburg, der Romaabt,
vor altem einem seiner Zuhörer aus der Seele gesprochen, dem
Humanisten Enea Silvio. Was dieser uns als Heimburgs Rede
tiberliefert hat.M i'^t freilich nur eine Xrtrhbüdtmt:;, charakteristischer
für den Berichterstatter , als lur den Redner. Die tragische
Prophezeiung vom Untergange des Reichs, den pathetischen Hin-
weis auf die Fremden hat Gregor nicht gesprochen, aber es lag
etwas Ahnliches in seinen Worten, und es ist ein merkwürdiges
Schauspiel, die beiden Männer, so entgegengesetst durch Bildung
und Charakter hier einig SU sehen in der Klage ttber des Unter-
gang der ahen Zeit.
Kür den Gang der Verhandlung war Heimburgs lU dt weniger
belangreich. Die Entgegnung K.norrs ireilich war schwachlichj er
vermied, dem Gegner auf das betretene Gebiet zu folgen, und
griff nur Einzelnes aus dessen Rede heraus, nach setner Gewohnheit
neue Klagepunkte den alten anfügend. Es war ein billiges Kunst-
stück, zu sagen, Heimburg h:\hf «irh ant^'edintr? und dadurch den
Richter anerkannt, den Vorbehalt verschwieg Knorr klüglich und
suchte ihn später gar zu leugnen. Gregor aber sagte, er hätte sich
angedingt »mit vorred, als vor gelautet ist, das wollt er sich besagen
lassen bei verliesung seins halss.«^) Den Vorwurf der Parteilidikeit
der Richter konnte Knorr nicht^gut widerlegen, er suchte ihn durch
die merkwürdige Aus<;erung zu entkräften, dass ja Freunde und
Verwandte auch Zeugnis ablegen dürften, >>das grösser ist wan
vrtailsprechen, wann der sach gerechtikeit mer ileusset auls der
'i KMar 11, 42i!> 431. Die Aehnlichkcil mu der Rede Lysurü« vom
R4!(*eDiibui-g«r TUrkcnt lyc, welche Frankli», Reichshorgerichl I, 36a') bemerkt
ist aaf RechnuMj; -Icr W iedergabe £»eM zn »etzen. Vgl. oben iio'.
•1 Cfd. 484 f. J92 AA'.-i.
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— 141 -
vrkund der gecxeugen, denn aufs gewalt des richters.« Es wurde
Gregor nicht schwer, das su widerlegen.^) Auch an die Ritter und
Edlen wandte sich Knorr, um den Eindruck, den Gre|.ur Rede
etwa hier gemacht hatte, zti verwischen. Wenn sie von Fürsten
Recht verlangten, so kämen sie vor deren Räte und das seien ihre
Vettern, Freunde und Magen. Auch wOrden die Fürsten ihren
Rattern lieber Schlosser geben, als nehmen. >Daramb dagt niemant,
metn^ Gregor trocken, das man im gebe, wann hett mein^herr
TTiarggraue Albrecht meim herrr von Haideck ein sloss geben, als
er im eins genon.en hat, wir wölten des vayster suppen essen.«
Die Bitte Knorrs ging dahin, die Ladung des Markgrafen für un*
genügend xu erklSren. Gregor aber bat den Kaiser, erst Uber die
Parteilichkeit der Richter an entscheiden, finde es sich, wie er
gesagt, so möge der Kaiser mit unparteiischen Räten den Nfim*
bergern Rechtsspruch thun, würde aber erkannt, dass die Fürsten
mit Recht im Gerichte süssen, so möge auch dann geschehen,
fwas Recht ist.«*)
Es war eine schlimme Lage lur den Kaiser. Die meisten
FttrsteD standen freilich auf des lifarkgrafen Seite, aber bei einigen
hatten doch Heimburgs Worte gezttndet. Dürfen wir Enea glauben,
so war es sein Verdienst, dass die Schwankenden dieser Ansicht
beitraten.®) So ward da«? Urteil, welches der Markgraf schon formuliert
hatte, nicht unterzeichnet, vielmehr ein Vorschlag des Bischofs von
Eichstädt zum Beschluss erhoben, :$'dass die sachen, wie die zwischen
den partheyen in recht lürbracht sind, sollen ein benannte zeit,
nemblich bis auff St. Johannestag zu sunnwenden schierst kttnAig
aufgeschoben sein und sollen wir da /wischen den partheyen einen
tag im reich für uns und des reichs kurfürsten und fürsten setzen,
die dann durch uns darzu berufll und gefordert sollen werden und
sot alsdann markgraff Albrecht als ein fürst des reichs in der sach
gehalten und furgenomen werden, doch nach erkentnns unser maj.
und der gemelten kurfürsten und fürsten.«*)
') In diesen Zusammenhang gehört die von Knea faUch eingereihte, aber
inhahlich richtige Stelle, «vana est, inquit, nobtlissinie princeps. dercn>io tua«
[AMütr II, 432], die nach dem Nürnberger Bericht nicht gej;en den M«rkgrafeD
fdbst, londera gegen Knorr gerichtet war.
>} Urteilsprach bei I¥aitklim, Albrecht AchiUet 67.
' »Der kaiser sagt, wie es mit dem rechten ergeen würd vnd
nembhcheo daz die geistlichen nicht siezen, herczog Wilhelm vnd der von Baden
auch nicht sprechen wollten »nd möcht man herzog Albreclu dauon pringcn
vnd willig machen, damit der fürslen zu winlzig wurden etc. vnd gieng damit
beseitz.« cod. f. 39^^^ AA'.i. Das bestätigt im Alleeoidnen die Erzihluae
Emu, b«i XiUar II, 433 437-
') Uftcilsprach bei I^mMm, Albrec^t AehiUes
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^ 142 —
Es war in der That eine »seltsame Form und Ausgange')
dieses Handels nnfi >]>.u-h ilcn Umständen narh norh ein Gewinn
für die Nürni ri L!'. ! , von diesem (»ericht war nichts fiir sie zu
hoßen. Der Murkgral aber suchte die (junst der Lage für sich
ZU benuUeD, er erhob nun seinerseits Khige gegen die Nürnberger.')
Gar viele von denen, die gegen ihn zu Felde gezogen waren,
trugen markgräfliche Lehen, sie beschuldigte jetzt Albrecht des
Treubruchs. Gregor «^agte, davon stehe nichts in der Bamberger
Riciitung, die Nürnberger Hessen es bei dem Aufschlag, der in der
Rechtssache geschehen sei. Als nun aber Knorr die alten Künste
spielen Hess ttnd verlangte, Gregor solle in der neuen Sache seine
Vollmacht zeigen und nicht unangedtngt reden, da riss Heimburg
die Gedtild. "T( h liab geredt, da/. ;:ijm rechten fjehöret, rief er
zornig , darnach sich ewer kais. maiestat dur< ii recht billichen
richten sol, vnd hett es em saw gercdt oder ein kra über die
schrannen gekragelt, so ist es doch war, ob niendett kein mensch
erschyn, der eynicherley einrede tett, so gebflrt doch eim yetslidien
richter Vorsehung zu tun, ob die ladung den partheyn verkündiget
were, wann alle die weil mein herr marggraue Albrecht nit fiirbringt.
daz die fürhaischnng verkündiget sey, so sei kein richter lurdter
voUtarn , wann alle gericht auf die türhaischung gegründet sein
Sölten vnd hat vnser herre Got Adam nit wöUen verdQmpnen, er
hat in vor geruflft vnd sein antwort gehört.«*)
Der Ausgang dieser Verhandlung wird uns nicht berichtet,
es war wohl mehr die Absicht des Markgrafen, die Nürnberger zu
schrecken und in der Stadt Stimmung für den Frieden zu machen.
Und dieser kam nun endlich. Nicht durch kaiserlichen Spruch :
Friedrich überliess die Sache wieder gütlicher Vermittelung. Zu
Beginn des Jahres 1453 Herzog Ludwig von Baiem die
Parteien nach Lauf und hier kam denn am 27. April die Einigung
zu Stande, die dem Markgrafen im wesentlichen nur eine Geld-
entschädigung brachte.^) Heimburg führte auch diese letzten Ver-
handlungen für die Stadt. Gerade um diese Zeit sollte die Ver-
mählung seiner Tochter Christina mit Wilhelm von Allenplumen
stattfinden. Der Rat von Nürnberg schickte dem Vater des
Bräutigams ein zierliches Entschuldigungsschreiben, dass er Gregor
vom Hochzeitstage fern halte. ^) Im Mai weilte Heimburg
*) BriffM XXni f. 141 1> J^XA.
') Dsrttber berichtet aar die Xflraberger Relation, aach diese unvoll-
ständig.
'1 4S4 f. 396 ATA'W.
*) Das Genauere St. Chr. II, 414. KtmOMm 68.
») BrUftucli XXIII f. 177 NKA.
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— 143 —
wieder in NOrDberg, bald aber ftthrten ihn neue Geschäfte von
dannen. \)
Keine der streitenden Parteien hatte in diesem Kampfe ge-
siegt, geschlagen war nur einer, der Kai<;cr. Nichts ist dafür be-
zeichnender, als die Wandlung, welche sich in Heimburgs Stellung
vollzog. Der Mann, der soeben als mächtiger Anwalt der kaiser-
lichen Gerechtsame aufgetreten war, wurde der bitterste Feind
Kaiser Friedrichs; er, der so harte Worte gegen die Fürsten ge-
braucht hatte, ging in das Lager derselben über; mit Albreelit
Achill stand er gegen Ende seines Lebens in engstem \'erkeiir.
Heimburg that dabei nichts anders, als auch Peter Knorr, von dem
noch Ende 1447 <^*c Nürnberger sagten, «es habe sie nie beducht,
das er vor die siede gewest sy,»') und den sie doch schon 1454
und dann wiederholt in ihren Diensten verwendeten.^)
Darin fand damals niemand etwas Verwerfliclies. Die N'irr!
berger Juristen schworen freilich der Stadt, »ir rate vnd geheim«,
zu verschweigen, aber auch damit ward es nicht so genau genommen.
Die politische Moral steckte eben noch in den Kinderschuhen, und
der lose Verband der Reichsglieder war nicht geeignet, sie zu
festigen; erst in den Territorien bildete sich ganz langsam eine Art
von Staatsbewusstsein heraus.
Aber diese Wandelung Heimburgs spiegelt nur einen \ oigang
von holierer Ikdeutung. Das römische Recht war geknüpft an die
Idee des Kaisertums; von der Reception konnte und musste dieses
Nutzen ziehen,*) Das war die Auflassung der Zeitgenossen, die in
Heimburgs Rede ihren bedeutsamsten Ausdruck gefunden hat. .Aber
die Ideen wirken nur da, wo ihnen der Boden bereitet ist. Das
Kaisertum hatte weder die Kraft noch den Willen, die Handhaben
zu benutzen, welche ihm das römische Recht zur Begründung einer
kräftigen Staatsgewalt bot. Das thaten vielmehr die Fürsten in
ihren Territorien. In ihren Dienst stellte sich die neue Lehre und
ihr begabtester Vertreter.
'» Briefbuch XXIII f. aos''. 220. 229. 243^». 245»^. Vgl. auch die Urkunde
fUr den Deutschherrenorden i. d. Ztsckrft. f. KirdimgtstkkhUS\^ It3 und dato
Voigt, Geschichte Prcussens VIII, 298.
') j'ansstti II, I02.
*i KnefhucH XXV an mehr. Stellen AA'W.
*\ \ gl SttHttiNg, Geschichte der deotscben Rechttwissenscbaft 58.
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V.
Der Kongress von Mantua
|ls Heimburft sich im Jahre 1464, ermfldet von dem Kampfe
mit mächtigen Gegnern, beladen mit dem Bannfluch der
Kirche, nach Würzburg zurückgezogen hatte, benutzte er
die Müsse zu einem Rückblick auf die letzten, ereignis-
vollen Jahre und stellte eine Anzahl von Aktenstttcken über die-
selben zusammen.*) Er begann mit dem Kongrew von Mantua im
Jahre t4S9- Hier fand er selbst den Beginn eines neuen Lebens-
abschnittes ; derselbe steht im Zeichen des Kampfes mit der Kurie.
Seit 1446 begegneten wir Heimburg nicht mehr in der
kirchenpolitischen Aktion, er bleibt ihr 10 Jahre lang, absichtlich
oder zufällig, fern; wir wissen nicht, wie er die Dinge ansah, die
damals geschahen, nur aus der Erbitterung, mit welcher er dann
endlich in den Streit eintritt^ können wir schliessen, dass es lange
adion in seinem fonem gährte.
Unterdessen veränderte sich der Schauplatz.
Enea Silvio hatte den Abschluss von 144H als einen Waffen-
stillstand bezeichnet. ''j In der Thal, es wurde kein Friede, aber
die Gegner wagten auch keinen offnen Kampf. FQr das Papsttum
war schon das ein Gewinn; die Jahre 144^—1459 sind die Zeit
'1 Quelle hierfür i^t die Mittc-ilunj^ des Loren? Fries ( Lude.cig S50
•[D. Gregohus] hat bey seinem leben die rede vnd gespräch, so er, wie oblaut,
tu MantQtt tot mid mit dem Pabtt i^epflngen, die bernflitiig an das conciltom.
ausschreiben wider den Pahst. den Cardin.il Cusa von wegen Bischoff Dietrichs
zu Mayntz, HerUog Siegmunden von Oesiereich vnd solches alles in ein buch
znsamtnen bracht, welches noch vorhanden ist und mit der seit samt andern
mehr an tag gegeben werden möchte.« ^'oigi^ Enea I, 356 spricht auf Grund
dieser Stelle von einem zu WUrzburg verloren gegangenen Tagebuch Heimburg»,
das vielleicht aach niheres Aber den Verkauf der Obedienz darch Friedrieh III.
enthalten hätte. Meines Erachtcns lässt die Stelle bei Fries nur auf eine Akten-
sammlung schliesisen, ähnlich etwa dem codex Cusanus iJ^gtr 1> *■]• Ob die-
idbe wesentlich mehr enthielt, als wir aus verschiedenen Handschriften, insbe*
sondere dem weiter unten he'ichriehencn Codex des ungarischen Nationalmtiseuns
Iccnnen. scheint zweifelhaft. Vx\e^ hätte dann wohl in seinem Leben>abriss
genauer« Nachrichten.
»> I^attcr 1. 313.
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- 145 —
■meiner Restauration, das Jubeljahr 1450 /eigie bereits, dass Rom
aufs Deue das Haupt der Weit geworden war.
Die Verbindung zwischen Papst und Kaiser, welche das Koncii
besiegt hatte, blieb aufrecht und stärkte sich im Laufe der Zeit.
Der Papst bedrohte mit seinen Banostiahlen die österreicbtechen
Rebellen, welche sich gegen Friedrich erhoben, and dieser ver-
zichtete grossmtttig darauf , das Koncii zu fordern , welches das
Konkordat in Ans'iirlit i^estellt hatte. ^ Dagegen schlössen sich
auch die Gegner zusammen. Mi? den Führern der kirchlichen
Opposition verbanden sich nach und nach die Häupter der wittels-
bachischen Partei, Ludwig von Baiern und Friedrich von der
Pfalz.*) An Uneigenntttzigkeit der Bestrebungen standen sich
beide Teile gleich. Mit erstaunlicher Offenheit bekannte schon
1452 die Opposition der geistlichen Kurfürsten, dass die Koncils-
forderung nur ein Mittel sei, dass der Papst ) fügUcher und
gebruchlicher zu allen Sachen c werde, *) und nicht minder
zeigten die Versuche, dem Kaiser einen römischen König zur
Seite zu setzen, dass es sich dabei woiig um das Wohl des Reidies
handelte.*)
Wenn ein so feiner politischer Rechner, wie Markgraf Albrecht
von Brandenburg, um diese Zeit die Partei des Kaisers ergritf, so
hielt er gewiss die Sache desselben, wenn nicht für die bessere, so
doch für die aussichtsvollere, und ebenso darf man es deuten, wenn
Enea Silvio sich imm«' enger an die Kurie anschloss.
WAhrend aber der Kaiser den Dringem nur den Widerstand
des Phlegmas entgegensetste, handelte man in Rom. Die Reformation
der !>itten, welche das Koncii nicht vollendet hatte, nahm das
Papsttum in die Hand, im Januar 145 1 begann Nicolaus von Cusa
seine Legationsreise durch Deutschland.
Das 15. jauriiunderl hat Iceinen Papst von der Art Gregor's VII.
gesehen, aber einen Reformator dieses Schlages hat es in Cusa
gehabt. Er war auch einer von den »Ueberlftufera« des Basler
Koncils, und er konnte wie Enea sagen, er sei keiner von den
geringsten gewesen, die dort in Sünden wandelten.'') Mit jugend-
') Vgl. die Schilderung bei PasfM^ 1, 3*3 ff.
») loig/, Enea II, 66. Nufier, Oesterreich III, 86.
Fffigt, Enea II, 121. fOuckhohn 51 ff.
Rankt» Werke VI* la. Gtbhardt, Gravamina 9.
Bachmann, Die ersten Versuche zu einer römiachen Königswabl unter
Friedrich III. i. d. Forschungen XVII, 275 ff.
Cbingtr, Cardinal Nicolaus Cusanvs in Detttscbland im lStt»r.
Jakriuck VUl. 629 ff. I\ju<>> I, 345.
Fta, Pius II a cahimniis vindicatus 3.
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— 146 —
lirher Repeistening hatte sich C'usa damals dein Zuge der Zeit hin-
gegeben, welche uberall forschend aus denn Schult der Vergangen-
heit neue Bausteine zu gewinnen suchte, vielleicht war keinem der
Zusammenhang der Koncilsbewegung mit der gansen humanistischen
Geistesrichtung klarer geworden als ihm. ^) Aber von beiden wandte
er ^\ch ab. — Er schrieb ein dürftiges Latein, die Wendungen der
Scholastiker waren ihm gelMufiger, als die Ciceros. Die Humanisten
wissen von ihm nichts zu sagen. Dennoch war er einer der tretf-
lichsten Kepner der Klassiker und achfttste sie hoch bis in sein
Alter. Er wollte den neuen Inhalt — aber in den alten Formen.
So war auch seine Stellung im Kirchlichen. Er verliess Basel, als
der Bruch des Konrils mit dem Papste unvermeidlich geworden
war, denn das Schisma war ihm ein teuflisches, unentschuldbares
Verbreciien ij'j aber er dachte mit nichten die Reform auf2Ugeben.
Als man dem Sechzigjährigen meldete, die pragmatische Sanktion
der Franzosen sei aufgehoben, und der Papst freue sich darüber,
bemerkte er dazu: »Ich aber, der ich in meinem Leben nichts
Besseres gesehen habe, befürchte, die Aufhebung werde Schlimmes
herbeiführen
Für seine Wandelung brauchte er keine äusseren Recht-
fertigungsgründe, wie etwa Eoea, wohl aber innere, und diese fand
er in seinen philosophischen Spekulationen.*) »In Zweifelhaftem zu
gehorchen, hat keine Gefahr, war sein Grundsatz, aber es ist eine
grosse (refahr, nicht zu gehorchen. ^] Deshalb suchte er nun in
Deutschland vor allem die Disciplin der Kirche wiederherzustellen.
>MeIior est obedientia, quam mdulgentia^, sagte er mit den Worten
des Papstes Nieokitts zu denen, die ilw baten, auch (Ane Erlaubnis
ihrer Pfarrherrn nach Rom pilgern zu dUrfen.^) Durch Stftrkung
des kirchlichen Verbandes dachte er auch den Übergriffen der Laien
zu wehren.')
So durchzog er Deutschland und das Erscheinen des grossen,
hageren, aber nicht unschönen Mannes war allerorts ein Ereignis.
'i Vgl. De concara. ,,ith. Finleilnni.;.
Brief ao Roderich 'ic Trevino 1442 m»i 20. Ofera (£d. Basti. IS65)
I, 828 T^l. Af*r I, 308*1.
i'us;i .in einen Ungenannten '. n. z Sc/'i>itf'jT \, 2%.\.
*) Man vgl. den Brief an Roderich de Trevioo mit Lneas RetraKtationcQ
{Fea, Pius f ff.).
Opera 1. c.
*) Johann lh*S(h, Chroilicon U iudeshemense (iiesekkkisqiulUn d.IVffvins
Saektm XfXj 340.
') S. die Ai;>> run).; bei J^^(r II, 17S.
*) So schildet ihn 6<hiv«n^Ua, Cronica dt Montoya {/tofcoUa «Ui crotmÜ
lomiardi tl, 142): Era tino belo homo, grando, magro» de bono aspclo.
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— »47 —
Seine Predigt hatte grosse Macht Uber die Gemüter^), und mancher
Streit der Laien wurde duix h ihn geschlichtet.*)
Seine Bemühungen für Reformation drs Kletus jedoch blieben
ohne dauernden Erfolg.') Die wenic;«?ten Geistlichen waren geneigt,
sich Cusas strenge Begriffe von Kirchenzucht zu eigen zu machen;
sie wiesen auf das Beispiel der Kurie bin, an der die Reform hatte
beginnen sollen.^) Cusa war ranh und scharf in seinem Vorgehen.
Er schickte sich nicht in die Welt, er wollte, dass sich die Welt
in ihn und seine Ansichten schicke. Sehr bald sollte er die Folgen
am eigenen Leibe erfahren. —
Aber wenn es so nicht möglich war, die Kirche zu entwelt-
lichen, so gab es vielleicht ein Mittel, das Weltliche aufs neue in
den Dienst der Kirche zu zwingen. Am 29. Mai 1453 war Kon-
Btantinopet in die Hände der Tfirken gefallen, am 30. September
erliess Papst Nicolaus die Aufforderung sum Krenzzuge gegen die
Ungläubigen. T455 folgte ihm, dem man nicht mit Unrecht vor-
warf, dass er über der Sorge für seine Bibliothek das Wolil dt-r
Christenheit vernachlässige, der strenge und eifrige Calixi auf dem
päpstlichen Stuhle, und 1458 bestieg denselben der eigentliche Vor-
kämpfer des Kreuzaugsgedanliens, Enea Silvio als Papst Pins II.
Es scheint nicht gelungen» den Vorwurf /.w beweisen, dass
Knea auch bei diesen Plänen nur von der Kulimbet;icrde des
Humanisten t^rleitPt worden sei;^) die grossen Überlieferungen
seines Amtes wirkten auf ihn um so mächtiger, je bewti'^ster er sie
aufnahm. Hatte er sein Leben wie ein Abenteurer begonnen, so
schloss er es wie einer der grossen Päpste des Mittelalters.
Ein Kreuzzug gegen die Türken, das war ein Gedanke, der
Europas Kräfte vereinigen und einem grossen Willen dienstbar
machen konnte. Srhnn Innge war die Türlcengefahr ein Licl)lings-
thema der Humanistendiclitung an d- n l-urstenhofen gewesen, und
nun gesellten sich i\i ihr die Weiierufe und Predigten des Minoriten
Capistran, des Dominikaners Heinrich Kalteisen und anderer.
') NUrnherger Aufzeichnüiig: Und sunislag predigl er aber daz schonst
ding, daz ich ie gehört hab. St. Ckr. X, ils vgl. die bei Peutcr I, 354
citierte Stelle
*i Auf/eichnuiigen des Heim Sleinruck: Item 1451" uf oslern ging die
genad um ta Wartzburg . . vnd wa-i fride vnd gnade das ganz j.<r zu Frankhen,
mer dann in hundert jaren oder lenger vor was geweat. /Irckiv d, Ais/. K /.
Unttrfranken XXIII, 484.
•) St. Chr. XIV. 796. Die augenblicklichen Erfoljje hei ort üh. rrnäMlg
Ifeftlt-Her^enrötheiWW ^i^. 1 iir Ai^v. Mangel an dauernden bietei den hebten
Beweis das in der l oli;, .:eii itniuer häuhgere Eingreifen der weitlichen .Macht,
* <,(hhardt 3 ff. Chm^fT im Hiat. J^rbuek VHI, 634.
•) Vgl. Pattor U. 615»).
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— 148 —
Auf das Volk schien der Fall Konstantinopels zunächst keinen
tiefen Kindnuk zu machen. Da^ Volkslied, der beste ( iradmesser
der Siinmiungen im Lande, schweigt fast ganz^), und auch die
Chroniken wissen uns nicht viel zu sagen. Wenn man den
TttrkeD im Fastnachtspiel Iftcherlich machte, so hatte die Furcht
wohl noch nicht sehr tiefe Wurzeln geschlagen. Die nnruhige
Klasse der deutschen Ritterschaft drängte sich lieber zum Herren-
dienst der Höfe oder ging dem edlen Gewerbe des Strassenraubes
nach, anstatt gegen die Ungläubigen zu ziehen.') Aber die Buss-
prediger wirkten mächtig auf die Menge,*) der :»Heiligmanac hieis
Capistrano beim Volke.*) Am Rhein, in Franken und in Oester-
reich bildeten sich Scharen von Kreuzfiüirem, viel raüssiges Volk,
aber doch auch Bürger darunter, die sich selbst verpflegten. P'.inc
tiefe religiöse Erregung war vorhanden, sie äusserte sich in merk-
würdiger Weise in der Kinderwallfahrt des Jahres 1458.^) — Dass
es seUiessUch nicht gelang, diese Kräfte nutzbar zu machen, lag
vor altem an dem Widerstand der Obrigkeiten.
Vereinzelt waren die FXlle, in denen eine Behörde, wie etwa
der Nürnberger Rat, den Kreuzfahrern Hauptleute gab und die
Leitung des I^nternehmens in eigener Hand behielt,") bei weitem
häufiger trat man ihnen mit Misstrauen und offener Feindseligkeit
entgegen,®) und selbst Naturen, wie Enea Silvio und Carvajal oder
Heinrich Tocke zn Magdeburg nahmen Anstoss an dem Vorgehen
') Das IJed »der TVrkenichei« bei liUtHtrüm, Histor. Volkslieder I, 460
nennt der HcrLius^ebcr j^ewlss mit Recht »ein StücT< officieller Reichspoesie*.
Daneben kommen fast nur Ro&enplüts Dichtungen in Betracht.
*) y»^f, Die Eroberang Konstetitinopels nnd das Abendland, in SfMs
Histor Zeitschrift III, 16 ff. hat diese Seite der Frage noch nicht berücksichtigen
können. — Spätere chronikale Aufzeichnungen, die dann schon unter dem Ein-
druck der THrkcBeinlkne in Ungarn und Oesterreich stehen, kommen natürlich
hier nicht in Betracht.
*i S. Georg von Ehingens Rciüen nach der KiUerschaft (iSiM iU.
ytrtmr I, 12).
*i Kür Capistran vgl. .V/ O'r. X, 190 ff. 198. in SySfh Iiistor.
Zeitschrift X, 7a. Für Kalteisen die bei Pastor 1, 359 ff. gegebene Literatur.
*l Ptttr Nerf, Annale« Francofurtenses ad. a. 1450 bei Stnktt^irgt Seleeta
inris II, 20.
*} Vgl. Gtmeiner, Kegensburgische Ciu°onik III, 347. Si. Chr. X, 317.
f^ftiet rtr. Atutriae. XX, 103. Speyer. Chronik bei Äfnu I, 408.
Chronicon inagnnni Relgicum bei Pi<ft» inf-Sfrin-e III, 408. Gfnuintr
I. c. 302. Trithtmius, Chronicon Sponbcimense ad. ann. 1456. Eikhardt Artzt
in den QueU, u. Er9rier. II, 147. »Quanam spiritn aeciderit, nee dum a sapientibns
discussum est« sagt ein jcitgenossischcr Bericht, aus clm. 215 abgedruckt %-or
Cftmtl in den üütut^sberkhteu (185O' 689. S. auch Ptt, Thcsaures VI, 3, 339. 384.
*) V|rl. St. Or. m, 405 ff.
" Gemeiner III, 35 1. Sp^er. Chronik bei 1, 40S f. Jauum^ Reichs*
korrespondenr II, 130.
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— 149
der Bnssprediger. ^) Es war* wie eine Ahnung, dass diete Vollu-
krftfte, einmal geweckt, sich auch gegen andere als gegen die Türken
wenden könnten; die Zeit, die no schwer mit neuen Ideen rang,
sah in der peinlichen Aufrechterhaltung der gesetzmässigcn Ordnung
eine Schutzwehr, die nicht angetastet werden dürfe. ^) Und die
Farcht war nicht unberechtigt. Wenn Hans Rosenplüt den kaiier-
lichen Adler gegen die Türken aufrief, so fand er zugleich bittere
Worte genug gegen Adel und Geistlichkeit,^ und schon im Jahre
1452 hatte das Volk gesungen:
wo das gut geld im land umbfert,
das haben die pfafFen und jüden;*)
wer bürgte dafUr, dass die Kreuzscharen nicht versuchen würden,
diese ungleiche Verteilung der Güter zu ändern?*)
Ein neuer Tag von Clermont war also unmöglich, und der
neue Peter von Amiens war klug genug, einen solchen gar nicht
zu wünschen.*) Es war Enea Silvio nicht einmal redit, dass die
Bulle des Papste«;, welche einen Zehnten von allen Beiiehzicn
forderte, ohne Beistimmung der Fürsten erlassen war; ') er wandte
sich an die Mächtigen, nicht an das Volk.*) So ist er die Seele
der vT&ikenrdchstage^ geworden, welche Deutschland in ^n Jahren
1454 und 145 S SU Regensburg, Frankfurt und Wienerisch-Neu*
Stadt sah.*)
Aber Reden und Bitten waren hier umsonst. Gegen den
Kreu?:zug«!plan stand vor r\llem die Uneinigkeit der deutschen
I'ürsten, die gerade in diesen Jahren sich in den schn.rfen Gegen-
sätzen der wittelsbachischcn und brandenburgischeu i artci ausprägte,
stand das Misatrauen, das die Fürsten nicht minder als das VolK
*) über Carvajal &. Ci/i^/, Enea III, 601 vgl. II, 25. Tockes Ausspruch
bei Alttri, Mattbiu Döring (Dias. M«ncheii 1889) 1t*%
*■ Augsburger Chronik 5/. Oh. IV, 330: Auch /och vil volks von der
See aa TUrggen, die zagen wider huim und schüfTen nicbtz, denn das sie ain
teil komen amb leib and gut und gesachen nie kain Tärggen und wurden
gelaicht, wann sie xugen durch ir aigen fünemen ttber ir recht herren
willen.
*) »Von den Tflrken« UHtmcron, Histor. Volkslieder I, 503.
•) /• c. 457.
') Sechzig Jahre s])äter li.u sicli hek.iniulich in Ungarn ein BanemkrtCg
aus der Kreuzzugsbewegung entwickelt, huber Iii, 438.
*) Vgl. den Brief an Carvajal 1454 jan. 1 AtH diUa r. «m^. dti Zmui
III, 8, 415
') y^igtt iinea II, 95.
S. die bei yifrdam 18s citierte Detmantelle.
Vgl. Uber >lifse ioi/j/, Eneu II, 10^ tl BaAmaMH in den F^adumgiH
XVII, 286 ff. Menul, Friedrich der Siegreiche S ff.
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- ISO —
den Finanzplänen der Kurie entgegenbrachten,') stand endlich die
vielleicht unklare Empfindung, dass die Interessen dieser Laienwelt
einer solchen Zusammenfassung der Kräfte unter geistlicher Führung
im innersten widerstrebten. —
Was wir aus diesen Jahren von Heimburg wissen, sind unbe-
deutende Ereignisse, die seine Annäherung an die Opposition nur
bezeichnen, nicht erklären. Ein üienstverliältnis, wie andere, war
CS, das ihn seit dem Februar 1454 mit dem jungen König Ladislaus
in Verbindung brachte,^) doch führte es ihn zum ersten Male wieder
an die Stätten der grossen Politik. Als Bevollmächtigter des Bdhmen-
königs erschien Heimburg im Juni und Oktober 1454 auf den Reichs-
tagen 2U Regensburg und Frankfurt,') wo Enea seine ersten An-
strengungen machte, Deutschland gegen die Tnrken in den Harnisch
/u bringen. Heimburg konnte naturgemäss diesen Plänen, die ia
m erster Linie den Interessen seines Herrn ^u gute kamen, uiciit
feindlich gegenttbertreten ; es scheint, dass er auch mit Enea um
diese Zeit noch in freundschaftlichem Verkehr stand.*) Doch blieb
er bei allen Nachrichten von den Gräueln der neuen Hunnen
ziemlich kühl; als er hörtf, dass die Türken mit 600000 Mann
das Abendland bedrohten, bemerkte er: Deshalb brauchen wir
nicht zu zittern, hat doch das kleine Griechenland dem noch
gewaltigeren Xeixes widerstanden.« — Auf den Reichstagen
hatte er eine andere Aufgabe, er sollte vor allem die Ansprüche
B()hmens auf Luxemburg gegen die sachsischen Herzöge durch-
fechten ^) und that dies mit einer Energie, welche die Gegner
' Ene i .in C irv.ej.il 1454 oct. 28: Isti papüin, illi imperntorem calum-
uiabantur, ruinorque multorum erat, nihil ab ht» duobu» capilibos nisi pecuoiam
queri. Am L c. 4SI. über die Haltung der GeistUekkeit s. I^tor I, 536.
*) SrUfhidk XXIV f. 14s. iSj^». AUEW. Fomtet r«r. Au^riac, XLII. 133.
^) Fontes rtr. Austriac. IT, 68. XI. II, 139. 14- . Dies ist der von Hößtr
im Archiv XII, 322 ctlierte, aber unrichtig eiogereihte Handel mit den sächsischen
Herxflgen. Bin Protokoll Uber die Verhandlungen des Prankfiirter Ttges, in
dem auch Ileimburj; erw.'ihrn wird stellt cj^m. 379 f. 166 und besser In einem
Codex des Aug^buri^er Sladtarcbiv>, *^ia(3e nr. lO; f 71^ if.
*) Bericht der Gesandten der Stadt GotlHx an diese, Wien 1455 nv*. aS:
Die ^abbati proxime praelerito ])ater rev. d. Joannes tit. S. Angeli o irdinalis
d. n. s. papae a latere legatus per s. priocipem d. Ladislaum regem Uung. et
Boh. recepttis Wiennam intravit. Et deinde. .relattonem fecit. Etberiper quendani
egretjium doct. «i. ( IrL-i.'oriuni <1e Nureuberg pro parte ■-- principis *1 iioslri rci^is
Ladislai Optimum responsum habuit, de quo multum contentus fuit.
/iti/fs rtr. Atutriae XX. 93 f.
S. den Brief b^ncvis .iti lleinburg Atä 1. c. 436.
• Brief :in Rot LUUa^e B 2.
') Schon im März 1454 ist er in denselben Sache zu Mainz ihälig fmU*
etc. XLII 147.
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— 151 —
SU heftigen Beschwerden bei der Stadt Nttmberg venmlasste.
Das mochte dem Rat den Gedanken nahe legen, des gefährlichen
Dieners ledig zu werden, und Heimburp ping bereitwillig darauf
ein. Gerade uiu diese Zeit lief sein Dienstvertrag mit Nürnberg
wieder einmal ab, und so erklärte er kurz, der Stadt nicht mehr
gewandt noch pflichtig sn aein.^ Ob er aber wirklich im Zorn
aus Nürnberg schied, wie der Rat die sächsischen Hersoge glauben
machen wollle, bleibt fraglich, denn schon am 2 1. Januar 1455
kam ein neuer, geänderter Dienstvertrag zu stände.^) Heimburg
hiess jetzt nicht mehr Jurist und Diener der Stadt, er verptlichieie
sich nur zu sdiriftlichen und mündlichen Ratschlagen, so m ihm
angesonnen werde» dalUr zahlte ihm die Stadt jährlich 200 Gulden
und versprach ihm für jeden persönlichen Dienst besondere Ent-
lohnung. Die Stadt hatte so eine gewisse Sicherheit, dass Heim-
burg zum mindesten ni( hl gegen sie thätig sein werde,*) und war
doch nicht für jeden seiner Schritte verantwortlich.
Zunächst gewann Gregor an KOnig Ladislaus einen neuen
Herrn, das Jahr 145$ verging in Kreuz* und Querzttgen für diesen.^)
*) Diese sind natttrlich nur verstlndlieh, wenn Heimburg damals auch
den sächsischen Herzöjjen verptlichtet war, was wir auch d,araus schlicssen
konneQ, Uais er dieselbe!) in ilem Dienstverirag mit dem iieiiti>chen Orden aus»-
nimmt (Ztitichrift /. Kirchtngtschichu VI, 113). Auch am kuiserlichen Hofe ver-
trat Heimbufg mehrfach die sächsi^^chen Hersöge, wie er auf dem Mantuaner
Koagress erzühlt dm. 522 f. 150.
•) Rat an Friedrich v. Sachsen 1454001. 27: Bri{^Hck\W f. 4l>» NßCA.
»so ist er vns auch nit lenzer dunii zu der nehsten c^nldf:isten verpfitcht vnd
sein nit gewiii, ob wir leuugcr mil im vliurk;imcu luügeii.« (. 35- An densielhen,
nov. 21. [Der Rat hat Heimburg gebeten, »der Sache zwischen der Krone tu
Böhmen und dem Herzog milssig zu gehen.«] »daruf vns d< i^t-i :) doctor geantwurt
hat, wicMol er sich erst vmb Sant Lucientage zu vnbcnii dicnste rail gelubden
vnd eyden verpflicht liabe, sey doch dauor vmb Sannt Michelstag kein bestellung
angangen , die sich auch nach .inczale der jar vf disen nochstvergangen Sannt
Michelstug geendet h;ibe, darurob er vns nit mer gewant noch pflichtig sey,
vnd haben auch nii anders vf die seit« an im erlangen mugen, vnd ist damit
also von vns abgeschidcn.«
*; Original im AA'A. Vom a. Februar (IJchtmess) lÄuft das Dienstjabr,
vgl. oben S y8*i »ind Brieföuch .\XV f. 144''.
*^ I>ü.ss die Stadt diese Dlenslverträge so auffasste, zeigt der Eintrag im
Maahu^ !(• f. 'VA^.- Item in gedechtnus su haben, wie sich melster Mertein
Meyer der licenciat in der furzten suchen ... gen einen rate . . anders gehalten
hab, dann er einem rate gewant vnd verpflicht ist. 1460 mai 28. Auch
Chrisloph Scheurl unterBcheidet in seiner BeMhrribnng der Stadtva£usung vom
J. 15 16 (St. Cht. XI, 803) zwei Arten der Bestallung von Juristen, doch scheint
der Unterschied nicht derselbe zu sein.
•t Gregor ist Jan. 30 in Breslau, Juni am königlichen Hofe, October in
Speyer, X-nomber in Wien. Fontes t o . . !/r-tn,u. II, 71. 79. XX, 93. Britfbuch
XXV i. 177!'. NKA, vgl. Oimtl, Malerialiän Ii, 83. in den October fällt ein
Antrag der schwSbischen StSdte an Hetmburg, auf ein Jahr in ihre Dienste tu
treten, von di(•^^■n1, wie es scheint abgelL-lnr,, in ciieselbe Zeit eine nicht näher
bezeichnete Dienstleistung »iir Jacob von Irier Bri^bueh XXVI f. 4. 4''. NKA,
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— 152 —
Da trat ein Ereignis ein, welches (Ur Heimburg Verhängnis-
voV. werden sollte. Zu Anf.ini; H' s Jahres 1456 wurde er auf dem
Gebiete des Herzogs Albrerht von Baiern-Münrhen durch Jacob Auer,
einen bekannten Wegelagerer, ^) aufgehoben und gefangen gesetzt.
Die Beweggründe su dieser Gewaltthat sind unbekannnt, mdglich,
dass Herzog Albrecht, der Landesherr Auers, welcher allerlei Be-
schwerde gegen König Ladislaus hatte, selbst dabei beteiliget
war. Fnea Silvio berichtet.-) dass HeimburL' rlarin einen An-
schlag des Kaisers gesehen habe und deshalb diesem 1 t inil iMj.vorden
sei. Sicher ist, dass sich Heimburg seit dieser Zeit den Feinden
des Kaisers, zuerst der baierischen Partei und dann Herzog Albrecht
Ton Oesterreich immer enger anschloss. Doch gab die Gefangen-
Vgl. über ihn Gemtiner, Regembilig. Chronik III, 143.
Gobellimts 164. Die ein-'iiije frpnauere Nachriebt Uber Zeit und Um-
ttände des Überfalls verdanken wir einem Eintrag im Radbiuh Ib f. 292b des
NKA: Stephan von Smyeheim vnd Hanns Steinhauser, vnsers gnedigea heim«
hertrog Albrechts von Beyern hofnieister vnd rete haben vf hut . . an ein rat
pracht vnd geworben vf meinung: nachdeni Jory Awer doctor Jorgn zu sein
bMlkden pracht habe, dartxtt denn Jacob Puttrich auch gewant sef, des heb
nun . . . kuni^' I.afila etc. sein potsch.ift mcrmaln bey dem t^enanten v. gn. h.
von Beym gehabt, in pittend vnd criuchenl, als sein lieben oham vnd frande
vmb sein wUIctt gutlieh darob zu sein vnd 7ubestellen, damit der genant doctor
ledig gelassen werde, ange-^ehen dass soUichs au6 vnd in sein lannde durch die
sein gescheeii sey etc , des sich denn derselb vnserm h. von Beyrn vfrecht vnd redlich
verantwnft vnd daraf gepurlichen redlicbco anfitrag zurecht gepolten habe, alles
in lenngern Worten vnd dabey angezogen, wie denselben v. h. konig Laftia
zuletscht furgenomen habe, v. Ii. v. Beym die sein in sein landen Tftznhalten,
sein vnschulde vnd den aastrag vorgemeh vnangesehen. vnd wann nun doctor
Jorg frund vod sweger hie habe, die denn villeicht in den dint^en arbeiten,
auch etitch vnser kauAute »f soUich vfhallten dem doctor zugut anzaigung tun,
das denn dem gen, b. von Beym vnd den sein vnfug pringen mocht, beger sein
Sade also darob xu sein vnd mit den vnsern zu bestellen, damit soUichs ver-
;lit vnd versorgt werde Darauf in durch kern Paulus Grnntkein vnd
Herrn Josten Tetzel von rats wegen geantwurt warde auch vf meinung ..... .
so sey es auch einem rat vnwissend, das einicher der iren liir inne arbeit tu
oder getan oder das vorgemelt anczaigen des vfhalteBS furgewoHTen habe,
sunder die saclic seiner sch.Uziing hab wol an ein rat gelangt durch den doctor
etc. begemde dafür zusten etc. dorein sich denn ein rat nit bab wollen slahcn,
Sander des mussig sten. denn woll sie bednneken, das einicher der vnsern icht
in den dingen vn;)illichs f^chandelt habe, das sie in die n.nnhaftig machen
wollen, so woll ein rate die begagcn vnd sich darinne halten, so sich
gepom werd vnd pillieh sey. daruf denn die obg. hofmeister vnd Steinhanfer
wideruiub redten, ^sie\^'ol in etlicli wol wissen! wern, so wer in doch nit be-
aolhen, die zunennen act. fer IV. post Bonifacü [9. Juni 1456]. Item
eine rate ließ aneh besennden hem Frantr Rtratmel und Jacoben Hofman vnd
in '\\t: ding de» vfhaltens liall>e furh.dtcn, He m h \\<-^ d.mn vnschuldig meldten,
wol sagten sie dabej, das sie gerne tleiss getan hetten, vnd noch gerne tun
wollen, den doctor vmb ein simllchs, das denn sein narnng ertragen moeht,
^ < n statten tupringen, da« sich denn vntzher nit hat schicken noch fngcn
wollen.
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— 153 —
nähme höchstens den äusseren Anstoss dazu, auch aus den früheren
fahren, wo Heimburg doch häufip am Hof zu Wiene'-isrh - \etistadt
weilte, ist kein Zeugnis besserer Be/.iehungen zum Kaiser erhalten.
Heimburg ist der einzige unter den damaligen Juristen, für den die
Urkunden Friedrichs III« keinerlei Gabe oder Gnade Terzeichnen.
Jakob Auer wusste seinen Fang zu schätzen und verlangte
ein sehr hohes Lösegeld, das Heimburg selbst, wie er erklärte,
nicht aufbringen konnte — eine allerdings etwas unwahrscheinliche
Angabe, wenn man die bedeutenden Darlehen in Rechnung zieht,
die er um diese Zeit dem Stift VVürzburg gemacht hatte.') Die
Verwendung des Ktaigs Ladislaus bei Hersog Albrecht um Freigabe
des Gefangenen war ebenso erfolglos, wie die Fürsprache Augsburgs
beim Nürnberger Rat, um diesen zur Vorstreckung des Lösegeldes
zu bewegen.^) F.rst als die Ehefrau Heimburgs, sein Schwager
Pankraz Lorber und Reichart Heimburg sich für ihn verbürgten,
schoss der Rat die Summe von looo Gulden vor, die dann nach
und nach von der Besoldung abgezogen wurden.')
Noch im Gefängnis Jakob Auers verfasste Heimburg ein Rechts-
gutachten, um das ihn f'ie baierischcn Herzöge gebeten hatten.*)
— Der Streit, um den es sich handelte, war für Heimburg nicht
M S. Bei/agf 4-7.
Heimbarg war zaerst am 3. November 1455 für die Stadt Aogtbarg
verpflichtet worden, er sollte ibre Sache yegen den Bischof (vgl. St.^r, V,
ao8 ff.) am kaiserlichen Hofe führen. Ratsdekrett IV f. 78 des Augsburger
Stadtarchiv». Am Schliuse des Eintrags heiist et: doctor gregoris zedel dedi
Jöriger Strawß 3" poit remmiicere anno LVII (mirz 14). IHe Verwendong
Augsburgs bei Nürnberg erhellt aus einem Briefe des Nürnberger Rats vom
4. Febr. 1456. ßri^tk XXVi f. 78b; vgL ebenda f. 125 An Konrad
Ton Hddeek. NICA.
') S. den Anhang; vorletzte Anmerkung. Nach dem Datum (1er Verschreibung
ist es möglich, dass Heimburgs Gefangenschaft bis März 1457 dauerte. Nach
Bam SiMo Utte das ganze Lösegeld 6000 Golden betraj;«), allerdings eine
enorme Summe.
*l Dasselbe sieht in dem von Ludwig von Eyb herrührenden »llerr-
sd^tBehtm Burhm nr. 17 des NKA. f. 36*>^42. (Vgl. Ober die Handschrift
[V. Vogtl, Des Ritters Ludwig von Eyb, des Älteren, Aufzeichnunge:i über du-
kaiserliche Landi;ericbt des Burggraftbams Nürnberg 1. 53 ff.^ Ein kleiner Teil
des sehr umfangreicfaen Gotacbtens, die historischen &örternngen enthaltend,
i^l ^'ctlrucl<t bei Ihisst-'holll-Slockhi'un, Urkk 67 -70 als »Ralschlai^' den Herrn
von Beyern gemacht durch Georg Hcymeranl, Doktor, im Geßingnts des
Jakob Auer, um das Jahr I4$S-* So auch in der Handschrift. Dass Heyme-
rant rm ein Schreibfehler für ITeinibur^ ist wird durch die Zusat/br/eicbnim;^-
and den Inhalt des Gutacbteus evident, .^ucb die Jahrestahl, eine Zuthat
Hasselkoldti, bt nicht gonan. Nach den Angaben im Gutachten sellKt ist es
abgefasst, während Markgraf Albrecht am Kaiserhofe den Nachweis der 7
ständigkeil seines Landgerichts über Baiem und Schwaben zu erbringen bemüht
ist. Den Ausgang kennt Heimburg noch nicht, also liegt das Gutachten zeit-
lich dem Urteilspruch vom i%. J ili i.jjA nahe; Jun^, Fortsetzung der Genea-
logie von den Burggrafen von Nürnberg .Unoizbach 1733) I2S.
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— «54 —
neu, er bctriif die Gerichtsbarkeit des Landgi-ric-hts Nürnberg, welche
Markgraf Albrccht Achill jetzt gegen die baierischen Herzöge, wie
vordem gegen Nürnberg auszudehnen suchte.
In dem Processe von 1450 war 6i<ta nur ein Streitpunkt unter
vielen und nicht einmal der wichtigste gewesen. Aber BAarkgraf
Albrecht wollte vermittelst des Landgerichts nicht nur die nahe
Reichsstadt von sich abhängig machen; an des Kaisers Statt Ijehaup-
tete er zu Recht zu sitzen und über alle richtenden Gerichte t richten
m dürfen. ^) 1454 Üess er aufs neue seine Gerechtsame vom Kaiser
bestätigen und alle dagegen sprechenden Privilegien fttr unwirksam
erklären. *) Ein an sich unbedeutender Rechtsstreit des Markgrafen
mit der Stadt Buchau im Schwäbischen um den Ruchauer See gab
den l)aieri?chen Her/.ögen Anlast, am kaiserlichen Hofe eine Knt-
scheiHiiDL'- über die Zuständigkeit des Landgenclits zu suchen, denn
der .Markgral haue /.u seinen Gunsten angeführt, dass sein Land-
gericht schon länger als 30 Jahre gen Baiern und Schwaben richte,
und »es meynten die clugen') leute, er hab nit den see gesucht«
sunder die aussbreyttung des landgerichts.«
Im Gefängnis hatte Heirnburg sich nicht über alle Punkte des
Rechtsstreits genaue Kunde verschaffen können; was er so an Ein-
zelheiten schuldig bleiben musste, ersetzte er durch eine theoretische
Untersuchung, die nicht geringes Interesse bietet.
Mit bemerkenswerter Schärfe stellte Heimburgs Gutachten
sogleich den Hau])tpimkt ins Licht, die Bedrohung der landesherr-
lichen Souveränität der tuieriscben i?'ürsten, welche in diesen Ver-
suchen des Markgrafen lag.
»Von erst an ist zu betrachten, das gross vnd vill an der sach
gelegen ist, das manger reich selig man solcher sach halben ver-
derben mag. Nun thut verderben so wee, das mang man sich dar
') »Omne juiUeium judicans praesidebit« hieu es in dem latetniscliea Pri«
vileg König Ru lolfs vm 25. Oklobci 1273. Die ÄnderuiiL^ in der deutschen
Übersetzung ist Heimburg nicht entgangen. Kr sagt im Gutachten: »[Die freiheitenj
seinvrsprtnglich lateinisch vndlaoten also: qaod Bar^aviaaNunrembergcnsi« omne
iudicium iudicans exercebil. I'r li tt sie aber durch nachkomende keyser vnd
leonig lassen deutschen, al.so als ob geschriben stet. Mix hat auch zu zeytten
geburt, sulcli setn fumemen suuerantwarUen von meyner herschafTt [hc. Nftra-
bcrg; wetzen, der sach handelte, vnd ,;al- ein sulch iintwnrt- die frcyheit geb
im macht in seinem kreilj alle richtende gewalt 2u vben vnd brauchen, es sey
über hals vnd hant, katmpir gericht, mann gericht etc.; aber ntt über andre lewte,
die nit dnrvTUer schüren, wenn er nennet es selber ein lantgertcht des burg-
grafthumhs.« Vgl. auch S/. Chr. V, 410 ff.
*) Vgl. dartiber tlie \ erhandlun^en auf dem KeichstAge vx Wieneracb«
Neustadt 145; //usselholiU-Stockheim, Urkk. i S.
CoiL : clagen.
*) Bezeichnend fllr den Weit, welclien Albrecht auf diese Entscheuiuag
lotete, ist sein ürief \um ;o. \pril I464 /tn/tiv VlI, 30, wo s!n1t »Luciiauef«
*Uuchauer«!rt:e zu lesen. Urkunden über diesen Streit bei ^un^ 1. c. 12.
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— 155 —
durch wurdt schlahen vnd geben an den Herren, der im in seinen
notten allertrostlichst gesein mochte, da durch dem hawss zu Beyren
grosser abbruch geschehen mag, besunder an der rittersrhaft der
grentz gen Beheira, gen Franken vnd gen Swoben.« Was Heim-
burg dann von der Verschiedenheit des Gewohnheitsrechts in den
einzelnen deutschen Landen, Uber Erbfall, Zetigenbeweis, Verjährung
IL a. sagt, zeigt uns den erfahrenen Anwalt, der nicht nur aus den
Büchern des römischen Rechts seine Kenntnis erworben hat. ') So-
dann suchte er seine Meinung aucli historisch zu stützen. Mit
vieler Gelehrsamkeit trägt er die aiie Theorie von den vier Stäm-
men vor, anf welche das Reich gebaut ist, Sachsen, Franken,
Schwaben und Baiem. *)
»Das erste nenne ich Sachsen, sagt er, darumb das es ist,
das w^ter, elter vnd aiu h lenger hat das reich in regierung gehebt,
wenn zu stund nach Ludwico pio, Karoli magni siin kam da/ rfi' h
gen Sachsen.* Es folgt Kranken und Schwaben, endlich Baiern.
Wir erfahren von der Abtrennung der Herzogtumer Osterreich und
Steiermark durch Friedrich Rotbart, die einst, wie Heimburg weiss,
zu Baiem gehörten. »Darumb ist Bayern das engst I^d, aber es
ist daz hegelist vnd dy hochmechtigst schutzhem, alle weyll sie
eintrechtig sein.';:
Auch von den Grafen von Meran und dem grossen Privileg
für Österreich, das gerade damals Friedrich III. neu bestätigt hatte,'')
erzählt Heimburg, mit sichtlicher Befriedigung bringt er seine histo-
rische Weisheit vor. Was er gibt, ist freilidi nicht selten falsch,
aber seine Kenntnis ruht hier doch auf besserem Boden, als da,
wo er als Beispiele humanistischer Gelehrsamkeit seine Vermutungen
') •Mitnamen ist du also tu betrachten, es seyn fat Beyren ander recht
vnd i^ewonheyt von crWiclu.i! anfeilen, den am '.itul^cricht zu Nurember^'. .\i;cli
an geschefften ai& einer »ein gut nach seinem tod verschaif(, uacU zwischen
kanlenten, dos ist man vnd hawßfraw, weKchs das ander uberlebt ; dann ettlicben
enden eil t ly li.r.vlifraw fareml habe, etllichen enden erbt bie ganlz wo ntt
kindcr sein, elllichen enden bat »ie einen bey h»lz bey des i^eütorben mannes
getafincr hab» so lang sie pleybt in witwibsehaffk. Auch an andern hendeln:
den cttlichen cnnden mag m;in nymant besagen noch ubcrwindenn, den mit
briefT vnd sigell, sunst iiompi er mit dem ayde da für, ettlicben euden besagt
in nymant, dann cttKche gesworoe. die man zu den saehen nympt, ettlicben
enden allein dy deydingßlewt, die es bedeyrün.t iLiVu-n otc D?s gleichen ist
auch vnterscheyd an briefigen (!; vnd sigeln, wann ettkichen enden verligt ein
brieff X jar innerlandes, xx jar außerlandes bey mundigen jarcn i galt, wie eine
spSterc Stelle f. 'cis't l-eim Stadt- rwiA I md-cricht Nürnberg), etllichen
enden newr xx jar vngeweiterl, nach keysscrlichen rcchttcn xxx jar vngcwiterl
in nach mündigen jaren, geystlich recht XL jar vngewttert».
') ^'ib'l- Schwabcnspiegel und dazu M>:ssm.-inn^ Kai^erchronik III, 463.
•) S. Chmei, Regg. nr. a997. Ifuier III, 64.
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- 156 -
über den Ursprung der deutschen Stämme nach antiken Qnellen
zum besten gibt. -■Ob Ich in diser vnd etwa'; zvwiH wort vnd
langk gewest bin, fährt er fort, des pit ich nymant verdryss zu
haben, wan ich gar schon croniken dauon hab. . . Auch wiss ich vill
merer von in bayden [Baiem und dem Burggrafentum] zusagen,
wann es nit zu vill were mer xusclireyben vnd villetcht den leser
verdrissUch sein mocbt, aber mttntlidi zu erzein, wer es vnnerdrossen
zu horenn?;. ')
Den vier Landen entsprechen vier Landgerichte, sagt er so-
dann, das sind die Grundfesten der alten deutschen Gerichtsver-
fassung, wie sie sich Heimburg denkt. Saduen hat noch sein
Rechtsbuch, den Sachsenspiegel, und seinen obersten Stuhl zu Mmgde-
bürg, wie wohl die zwei Kurhäu^, Sachsen und Brandenburg,
eigene Herrlichkeit an sich gezogen haben, und andere durch
Freiheit eigenen Rechtes geworden sind. Franken hat kr^m be-
• sonderes geschriebenes Recht, da es sich »des reychs rechten on
mittel gebraucht, so hat es doch noch sein landgericht des hertzog-
thumbs zu Franken, < wie auch Schwaben das seine zu Rottweil.
Das aber wird »pfleglos gehalten, denn es hat anmechtig schutz-
herrn vnd alle filrsten vnd stet dar innen gelegen, ziehen sich
daraus durch freyheit.* Baiern aber ist ausgeteilt in Landschrannen,
also dass es kein gemein landgericht hat, »vnd wie woU das den
lewten mag bequem sein, das sy die gericht nit verrer suchen
bedurfien, so ist doch dem lande damit abgezogen worden.
Auf diese vier Landrechte ist das Reich gesetzt, und auch der
Kaiser darf sie nicht ändern, es sei denn mit Zustimmung der Fürsten.^)
' i Welclics diese Chroniken gewesen sind, lässt sich weniLTt;ter:R ' ernTitrTi
Die Ableitung der Westfalen, die VVestsachsen hiessen, »ee sy veeUen«, deutet
auf die Chronik des Dietrich Engelhus vgl. den daram mitgeteilten Denkvers
Fi^rTckunß^nXVlll, ilii: AusfÜhrun^^fn iilu-r Wiuelsbachischc Genealo^'ie scheinen
auf Andreas Katts^ntnsis , Cbromcon de ducibus Bavariae ed. Freber, Amberg
r6o2' so berahen; vgl. bes. p. 36. 47 daselbst.
') »l>nmit vernntwurt mann marggraff AlSrecht aüe seins l.and^erichs
freyheyt, wenn köni^ vnd kejr»er nit macht haben, des reichs widern vnd stiff-
tong, die durch die via'land vnderschiden i«t, xuaerkern ob ein gtnidD aaincttitiig
der fursten des reichs vnd durch hillich vrsach. die dnrch dy fursten redlich vnd
billich erkant wirt. Wenn als ich vorgemelt hon, wye die mark ob der Eos
anß bayrischem landgerecbtten gezogen ist durch tacsung ke3rMr Fridrichs des
ersten vnd bcst[et]igun^ seins suns konig Heinrichs vnd seins einckels keyser
Fnderichs des andern, das Imt »ein vrsach, wenn da durch wart hertxog Hein-
rich von Sachßen in sein erb wider gesetit hindangescheideo dy genantt marek,
darvmb er auci» ein snllioh^ vcrvvilÜL^r, ilns nher hie nit ist. Deligleichen in
Sachßen, do der ke)'s>er new curfur&leiuhumi> macht, solchs dann alles mit
cemeynem ratt des reichs fursten zu gienge, ob er den selben besunder herlig-
kcvt Tti gab, auch genieyner volg des reichs: du- het sein vrsach desgleichen
inii Urunüwig, Linueburg. Den wollen yetzunt die Herren von Bayrn auch new
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— —
Im einzelnen erklärt dann Heimburg, wenn auch ein obsie-
gendes Erkenntnis des Markgrafen in der Buchauer Streitsache
Baiern nicht binde, da der See in Schwaben gelegen, so würde doch
der eiDe Sieg des Markgrafen in der Frage der K4Miipeten2 des
Landgeridits andere nach sich xiehen, und es mflsste in tthnlidiem
Falle gegen Baiem ähnlich erkannt werden, »wen das keyserlich
▼rtayll zeuget vnd weyset das recht, das »^ol vnwandelpar sein vnd
was vormals rei ht gewebt ist, das wirt /.um andermall auch recht,
besunder was am obersten gericht, dar auss dy recht fliessen, ge-
sprochen ist, wann es hat macht, nit allein recht zu sprechen,
sunder auch su setzen vnd zu weysen in allen der gleichen Sachen. <
Auch wenn erkannt wtlrde, dass dies Urteil dem Baierland unschäd-
lich wäre, möchte nicht viel gewonnen sein. ^) So bleibt als beste
Auskunft die Gewinnung einer kaiserlichen Freiheit, dass kein baie-
rischer Untertan fürder dem Landgericht zu Recht stehen solle.
»Die zeit giebt aber yetzunt nit, das solchs zu erlangen s^, wenn
es aber anders stunde, so wiste ich die freyheit woll zu formen auft
recht vnd glympfl' vnd alle billigkeyt.^
Aber kein kaiserliches Pri\'ilcg. erst die Gewalt der Watten
awang den Markgrafen zum Rückzüge. Der Kampf, der hier ent-
brannte, war freilich der zweier partikularen Gewalten, von denen
aber die eine mit vollem Bewnsstsein danach strebte, ihre Macht
mit Anlehnung an die alten Einrichtungen des Rei<-hs zu einer
allqemeinen zu erweitern, wahrend die nndere in der Verteidigung
ihrer landschaftlichen Interessen nun recht eigentlich auch als Fein-
din des Reichs und des Kaisers erschien. Auf die Seite dieser
Partei stellt sich Heimburg. — -
furstenthnmh vnter in machen ii it trcnnung vnd Spaltung irs wirdigen fursten-
thumbs, das got nit cnwolle, es kerne in auch tu newen lantrechlen vnter-
Bcheidenlich, aber das dn burggraflschaft von Nunnberg wider vcrwUligimg
heyriscli fursten on e^pmein inryiint^ vnd voll»? der fursten gemein^ rcichs in
snnderheil allem durch gnad des keysers oder konigs sol erlangen &oliich trenung
md engentzuDg bayrisch lands vnd lantrechtten, das were wider dy gat Ord-
nung des reichs vnd der vierland, als \iu\ wider Jc> koiii-s eyd, als ob ge-
scbribcn ist. Nota: solichen ayd vind man bey meinem licnn von Coln, der
gibt sein gern absdirifft vnd leyhet in ine3rn herm von Bayern zu irer notiurfTt.«
'j »Also verstee ich das wol, wurd einer strnff wirdig » rtcylt, darvmb das
er bey nacht viT der gassen gegangen were on licht vnd wurd doch da bey
gesagt, wa^ L;cn dem selben erkannt wurd, das solt mir vnschedltch sein, yedoch
wenn ich aucli dasselb gethon het, so wer dnrcli solch 711 sag nit sacher, denn
ob mir gennc vrieyll nit schaden brecht, so wurd mir über dy schaden bringen,
die hinfnr gegen mir gesetxt wurd auff gleichen Titeyll in gleicher sach. — Ich
bin nit m'oI ^^cschicki, iczundt besser gleichnnt' m tr-lLULkeii, wann ich zu
diser schnfft vberlriben vnd über noittgi wird, ich traute es sunst
wol darlicher darsabringcB, das meniglieh woll Tentflnd, das Bejflant dnrch
solch me!(!iing gantz vnueTSOrgt ist.«
*; Kiutkhokn 77.
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- 158 -
Aus der Gefangenschaft ging Gregor wiederum zu König
Ladislaus und begleitete denselben Frühjahr 1457 nach Ungarn.
Hier verweilte er bei dem gelehrten Kanzler des Königreichs^
Johann Vite/., damals Bischof von Grosswardein, den er auf den
Türkenreichstagen als glänzenden, humanistisch gebildeten Redner
kenneu gelernt hatte. Der Ernst der kriegerisch bewegten Zeit
vermochte nicht, die beiden Männer von wissenschaftlicher Beschftf-
tigung abzuziehen, es entstand ein »Uber concilioram,«: eine Samm-
lung %'on Koncilsakten — ein bedeutsames Zeichen, dass in Heim-
burgs Geiste die alten Ideale noch nicht versunken waren. ^) Die
Zeit war nicht lern, wo er dies offen bekennen sollte.
Am 23. November 1457 starb König Ladislaus von Böhmen.
»Unschuldig hauchte er seinen Geist aus, sagte Heimburg in oner
Rede an der Wiener Hochschule, *) und floh aus diesem eklen
Leben mit einem Seufzer zu den Schatten.« Ob er dem Gerücht
von dem gewaltsamen Tode glaubte, wie Johannes Rot und Leu-
bing?»)
hi das Gewölk der österreichischen Stürme aber, aus dem
sich Rot in seine Kirche zurttckzog, *) tauchte Heimburg tief hinab,
als er am 20. Januar 1458 in die Dienste Herzog Albrechts von
Österreich, ^) im Mai desselben Jahres in die Herzog Sigismunds
von Tirol trat. Den einen sollte er in seinem Streit um das
') Vom Juli 1456 bis Juni 1457 haben wir keine Naehrichtcu über
Heimburg, besonders ist eine Teilnahme an dem Kurfilrstentage vom August
1456. welche (Werke VI*, 17 if.) aimiinmt, durch nichts erwiesen. Vgl. auch
oben I53*>. Die Abfassung des Uber concilioniin erwfbnt Helmburg in einem Briefe
an Vite/ I 4'>7. febr, 19 { r^/^/b' XI, 245 7 mit dci Zeitliesliinmung «dum temi-oribii-,
Ladijilai regiü apud r. p. v. de veslra benignitate manerem.« Das kann kaum
eine andere Zeit »ein, als die hier bexeicbnete. Über den Anfentbalt Ladislaus'
in L'ngiirn - /fn/'er \\\, 107 fT. Über Vitcz l'oigl, Wiederbelebung II, 319 ff. —
im Juh 1457 erscheint Heiuiburg bereilb wieder in Würzburg \Btilage A 7).
am 29. September sodann ab Vertreter Hersog Ludwigs von Landsbnt gegen
Alhrcchi von München n\if einem Tajje z« /•lirstensachen X . 178.
J92 MJ\A. vgl. Menul, Ktgcbicn nr. 110 in den Queilen und hrarterun^en il.
-- Aus zwei Briefen Nürnbergs an I lm 1457 juni 15 und .«.ept. 15 {.Britfinuk
XXVII 1". 119' . 170. Ah'A.) erfahren wir von einem »Rechbergischen Handel«»
bei dem Hcimburg beteiligt ist; näheres ist mir darüber nicht bekannt.
Rede für Albrecht von Osterreich. Abgedruckt bei Ztissberg, Der
österreichische Erbfolgestreit 1457- 145^ im Archiv LVIII, 169 f. Dasü die-
selbe, wie Zeibsberg vermutet, an die Universität gerichtet ist, bestätigt die Ab-
schrift in clm. 504 f. 13.
^) I'oniet rtr. Amiriat. XX, 116. Vgl. die bei Ztiss^g \.Archiv LVlil,
Ii2«>i angeftlhrte Stelle.
Brief ai, T"ne;i Sitvifi citiert b-i-i /'n fl>er.i I. c. 6S.
'/ Urkunde bei Oimtl, Materialien U, 193 nr. 119.
*) Die bei Sitmaektr VI, 464 citierte Urkunde, in welcher Heimbnrg als
Kat Herzojj Sigismunds genannt sein soll, finde ich nicht, f!oib Aird die Wx-
binduog beider durch /''mUs rtr, Ausinat,. Ii, 10& nr. 14 gerade für diese Zeil
sicher gestellt.
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- 159 -
Krl)e Kuiiig Ladislaus' gegen den kni«;erlirhen Bruder, den andern
im Kampfe mit der geistlichen Gewalt verteidigen. Bei Abschluss
des Dienstvertrages, der nach seinem Wortlaut ihn lebenslänglich
an Albrecht von Österreich hätte binden sollen, bedang sich Heim«
bürg auch die Begleichung der von Ladislaus nirlit l)e/.ah!ten Dienst-
gelder, der Herzog sollte seinen teyl nach an/.al bezalen vnd vni
das übrig genedigUch heltfen einbringen.* Zu Heimburgs Schuld-
nern gehörte nun also auch der Kaiser» und so mag persönliches
Interesse seinen Diensteifer (Ur Herzog Albrecht erhöht haben, den
er in mehreren Reden vor dem Stadtrat zu Wien vertrat. ')
Zu Wien sah Heimbiirg die Briefe, in weh ren Enea Silvio
dem Kaiser seine Erhebung auf den päpstlichen Stuhl anzeigte.
Neb€»i dem offiziellen Schreiben sandte Pius noch ein vertrauliches,
welches der alten Dienstbarkeit dankbar Erwähnung that.^
Jetzt war er selbst der Herr der Welt ') und gewillt, dies zu
zeigen. Am 13. Oktober 1458 erging sein Aufruf an Hie Christen-
heit zum grossen Türkentage.*) Am l. Juni des nächsten Jahres
sollte er zu Mantua oder Udine erdffiiet werden. Am 22. Januar
HS9 verlies« Pius Rom, um sich nach Mantua zu begeben.
Auf die deutschen Fürsten hoffte er zumeist, die MännerkraO
Deutsr'ibnds und das Gold Italiens, wie sie einst schon die Staufer
zu vereinigen dachten, suchte Pius sich nutzbar zu machen. °J Kein
Volk ist auf der Erde, sagte er auf dem Kongresse zu Heimbiirg,
so überreich an edlen Fürsten, an Fürsten, von denen jeder ein
Führer des Heeres gegen die Türken sein könnte. Da ist der
Bruder des Kaisers, der Pfalzgraf bei Rhein, der Raiernherzog Lud-
wig, der kriegsgeiibte Herzog Wilhelm [von Sathsenj, der allen
willkommen wäre, der Kurfürst von Brandenburg und Albrecht,
sein Bruder.«')
Was er von diesen Fürsten zu erwarten hatte, konnte er frei*
lieh schon auf der Reise zum Kongressort erkennen, als die Ohe-
') Am It. nnd 44. f'el'r., 7. Mär/. 15. April CopeybitA der Stadt ffTm
{Fontts rer. .iustnac. VII; 83. 88. 9S. 134. Chi/ul, Materialien II, 151. Koch
im Oktober 145S i$t er für Albrecht thütig. Ztisshtr^ 1. c. 165.
D. d. 1458 aug. 19. Aus etm. 215 abgedruckt voo CXw«/ in den
SP. d, it'nn. Jiii / 1850. v^'l. l't'i^f III, 17. llfiniliiir:; orwäliDt dies in der
Rede für Albrecht von Österreich auf dem Maniuaner Kongre&ö £/m. 522 f- 157.
') Ileimburg hat spCter die Dhige. so dar|g«steüt, als ob der Kaiser die
Ircihonde Kraft ye'S'osfn wäre: »'^ui quideni Aenea» IB pon'ifioatu succedens . . .
ad nutum imperatoris per romanum imperium cuncta disponcns omnia pollicita
cum foenore multo rependit (Apologie tttr l'odiebrad 1467 AfiUt rtr. Amiriae.
XX, 653;. Richtit^er spricht er -n rier Appr-IKiiion vniu lannnr 1461 von des
l'apätes Macht, »die heute grosser i*t, wenn der ruciiie de» römischen reichs.*
*) '*«/A Enea III, 20.
Vgl. uobellinus, Commciitarii 151.
*) elm. 522 f 156.
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— i6o —
dienzgcsandtschaften erschienen. Klagen und nichts als Klagen. Der
Kaiser beschwerte sich, d«ss Pius den neugewShlten Mauhias
Hunyadi als König von Ungarn begrüsst habe, worauf Friedrich selbst
Anspruch machte,^) Herzog Sigismund von Tirol l)rachte seine
Bcscliwerden gegen die Schweizer vor, und während der Papst,
diese zu schlichten, eilends einen Gesandten nach Deutschland
schickte, brach dort der Zwist der beiden grossen Parteien der
Wittelsbacher und Brandenburger aufs neue hervor.
Scheuten dieselben auch n(x:h vor offenem Kampfe zurück, so
rüstete man doih auf Ijciden Seiten. Markgraf Albrecht, der es
trefflich verstand, den Gegner ins Unrecht zu setzen, warf ^irh zum
Verteidiger des Reichsfriedens auf, den Ludwig durch den Uberfail
der Reichsstadt Donauwörth gebrochen hätte, und deckte mit dem
Reichspanier seine eigene Sache. ^)
Kaiserlicher Spruch und päpstliche Vermittelung hätten sidi
wohl vergebens an den Hadernden versucht, aber noch gab es einen
Schiedsrichter, an dessen Gunst und Gnade allen gelegen war —
Georg Podiebrad, der Nachfolger Ladislaus* auf dem böhmischen
Throne, der »aufgerückte König»« wie ihn die Fürsten nannten.^
Hatten sie ihm nf)rh vor kurzem den Königstite! verweigert, so
umdrängten sie ihn jetzt - April 1459 — Kgcr. ^) Georg
schloss mit allen ab, mit dem Pfälzer so gut, wie mit Sachsen und
Brandenburg, er wollte vor allem die Kurfürsten Dir sich gewinnen. ^)
Nur die Gesandtschaft Ludwigs des Reichen schied ohne Erfolg.
Zu gleicher Zeit verhandelten die Parteien, vor allem auf
Betreiben des päpstlichen Legaten, zu Nürnberg über die alten
Streitpunkte. Unter den Räten, welche hier auf Seite Ludwigs am
9. Juli I4S9 die »blinden Sprttche« zu Stande braditen, war auch
Heimburg. Er stand schon seit Beginn des Jahres wieder auf
Seite des Iiandshuter Herzogs, in den Ausschreiben desselben in
'} nie wirklicliCM Verhältnisse schlhk-ri l; it i-in Rriof de» Augshurger
Stadtscbreibers Valentin Eber an Herrn. Schedel, Wien 1459 juli 22 . . . iit
ipte i. imperator unquam epUcopiu tine dyocesi. paitor sine oviUbas, titulo
regni ali^ |ut.' ]insses&ion«- fi<1elitale vacuo fruilur. irifinentiii celestiaübu.s .ist r;s.i jiit"
pluhmuni !>pei reponen», quorum praesagio ipsum regnuui et pace et tranquillitate
se habititram coafidH. Qeod cum factum hierit, credamus. (dm. 3S4 f. 335 p
') Wie Albrecht wirklich über die Th.it l udwigs dachte, zeigt !.ein Brief
an einen Vertrauten vom Oktober 1458. J-bntes rtr. Austrtac. XLiV, 31.
'1 Georg beschwert sich selbst darüber /frj»/«r rtr, AmIrkK. XX, 177.
*) ßachmann, Böhmen 45 fT
*) »Also das wir nu aus/geuommcn ilun von Köln .tllc koit'ursten mit vns
verbunden st-in.« Fonlts »er. Austriac. XX, 183.
*' Verzeiclinis der Kile bei J/asteiAel<i(-StockJitvn, l'rkk.
') 1459 febr. 18 erscheint er auf einem Tage t\x Reg-^n^huri; zwischen
Ludwig utn! Albrecht von Baicrn-München al-» Vertreter <lcs erstcren. Fürsttn-
s«cktm X I. 243'' MJiA. vgl. Aünui, Kegelten nr. 111-3 i» den QiuUtm
M. ErürttrungtH II.
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— l6l —
Sachen des Landgerichts kehren Argumente aus Heunburgs Kechts-
gatachten wieder.^) JeUt errang Ludwig in dieser Frage den Sieg;
der Markgraf erkannte au, dass das Landgericht nicht über Baiern
£U richten habe. Aber er that dies nur um den Preis der Sprengung
des Bündnisses der beiden Wittelsbacher. Unverhört wurden die
Forderungen Friedrichs von der Pfalz gegen Diether von Mainz,
Ulrich von Wttrtemberg, Ludwig von Veldenz beschteden, der
Bischof Johann von Eichstädt, Albrecht von Österreich und Herzog
f.udwig selbst hatten sich seiner - gemächtigt«, nachdem Markgraf
Albrecht ihn mit List von dem Tage fern zu halten gewusst hatte.
Es war, trotz des scheinbaren Sieges, in der That, wie Heimburg
später sagte, eine »smehe teidttng^;, und es mag dahin gestellt
bleiben, ob gerade diplomatische Feinheit Herzog Ludwigs diesen
Abschluss herbeiführte.')
Herzog Ludwig ati Kegensburg 14S9 juni 23: Jedoch so kommen die
umem auch dem lobliclien hftos von Bnyern zag«hörend lerang, kost und
schaden, nachdem und das der vier hSu.ser cin<5, darauf das h. röm. reich in
deutsichcu landen gewidmet ist und im anlang mit gemeinen geordneten und
lantgerichten in seinen zirke) ausdicssend aus dem h. römischeo reich hoch und
wilrdiglich ^'efreiet und der in -jebrauch, uebung und herkommen löhlich bisher
kommen sein, auch che dai burggrafthumb ze Nürnberg gewesen ist. Gemfiner,
Rtgensburg. Chronik III, 295.
^) Über die Verhandlungen zu Nttraberg Juli 1459 handeln eingehend
HassdhäldhSlodikäm 53 ff. und lÜuckhohn 96 {T, doch hat Baekmann, Böhmen
116 — 22 die Auffassung Kluckhohns sehr treffend verbessert. Die oben citierten
Worte Ueimbargs «tasunen aus einem Schreiben an Erbard Schttrstab (1460
jtiU t, Landshat). MoftOkoUt^Sioekheim, Urkk. t66. JüMMh 114*) will sie
auf iien \h>chlu^s z wischen Niirnlu'rg und dem Mar't<grafen 1453 (s. o. S. 142
besiebea. Dagegen sprechen aber die Worte: *nu i«t die sach geendert an
reten md hanptlentent. Dass Heimburg den Henog hi Sachen der blinden
Sprüche auch fenier unterstützt, ist natürlich kein Gegengrund. Der Brief selbst
ist allerdings in der vorliegenden Form »schwer zu verstehen«, besonders die
Stelle: *Nw ist es souerr kvmmes, das der ancker ist gelediget vnd wirdet das
schiff geen bej Xlltl tagen in hering, stnckvisoh jnitcr, o!c ^wiiial, knoblach
essig, hirss, habermus&, dabey souil kuwe vnd annders ergritfen wirdet, das
danach desterbest tu raten würdet.« Unsweifelbaft bedeuten die Worte hier
etwas anderes als gewöhnlich. kP^agner hat yArehival. Zeitschrift IX, 35 ff.
einen Schlüssel zu einer Nürnberger Geheimschrift veröffentlicht, den er mit
gutem Grande etwa zu 1461 »etzt. Von den dort gegebenen Chiffern kehren
nnr zwei in unserem Briefe wieder, bering r=Dinkelsb&bl und Stockfische
Schweizer, und auch diese passen nicht recht. Es ist also hier wohl ein anderer,
bisher nicht bekannter Schlüssel benutzt wi r kn. DocVi scheirii mir aus dem,
was Wagner über die Zus&tze, welche später in dem SchiUssel von 1461 ge-
macht wurden, sowie über ein Chifimsystem von 1500 sagt, hervorzugehen, dass
auch hier in ilem Briefe' Ikiin!*urL,'s die Worte llorin^^ btoc'.^tisch flc. Städte-
namen bedeuten. Kuwe mttsste etwa fttr Kundschaft stehen, so dass tieimburg
sagen will, in korsem gehe er nach den und den Stidten, wo er allerlei cv
erfahren hoffe, um dann besser raten zu können. die Worte: uah! winde,
fewr Wasser, feL etc. ebenfalls eine geheime Bedeutung haben , kann ich
ntcbi sagen.
J(>achiiiuohn, Ue{mbut(. II
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— l62 -
Immerhin schien derselbe wenigstens tur kurze Zeil Deutsch-
land den Frieden zu sichern, ^] die Fürsten wandten ihre Blicke
auf den Kongress, der zu Mantaa seit dem i. Juni eröffnet war.
Im Oktober traf auch Heimburg dort ein.
Er vertrat zunächst Her/og Albreclu von Österreich, ^) aber
auch die Boten Herzog Ludwigs von Landshut waren angewiesen,
sich bei ihm Rats zu erholen,^) ebenso hatte die Stadt Nürnberg
sich rechtzeitig seiner Dienste versichert.') Ein Zu&li machte ihn
dann zum Sprecher Herzog Wilhelms vi : ' irhsen, und als Herzog
Si|;ismund von Tirol eintritt, fiel ihm aii<-h (itssen Vertretung zu —
so trat er wie von seihst in den Mittelpunkt der Geschäfte.
Seit dem 27. Mai 1459 war Pius in Mantua, ^) aber nur lang*
sam fanden die Geladenen sich ein, vor allem das Ausbleiben der
') Vgl. den Bericht des Legalen Stephan de N.irdtnts ;in den l'apst 1459
jnl II. Afonum Ilnngar. histor Acta exUrna I, 58.
') FUr Juli und Anfang August Ut seine Anwesenheit in Nürnberg be-
leugt {RatsprotoMU NKA-\ dann gebt et nach Österreich, erscheint 29. August
wieder in LanMit:t S l;rr 'n-n m Augsljurg: Als ich icznni von Osterich hernuf
bin . . . folgt Verwendung fUr Heinrich Erlbach. otp. M. foi. 342'' de& Aagsb.
Stadtarchivs vgl. .Sr. Gir. V, S98'), im September dann wiederum in Nürnberg,
von u-n er nach Muntua geht (Bericht der baieri chcn Gesandten. Nürnberg
1459 sept. 15: »dann doclor Gregory ist erüt bey sechs tageo gein Maotow
lom babst« Qtt^m. u, ErHrter. II, jai. Rede Heimbargs flir Wilhelm von
.Sachsen 1459 noT. 13: «qni iom fere mcnsem in curia s. exegi.« dm.
$22 f, 150).
•''1 Im Eingang der Rede fttr Sigismund von Osterreich be-teichnei -.ich
Heimbarg selbst ah »Albcrti archiducisnuntius, ntriusquereroprincipis familiaris.«
■•) Kluekhohn 134". 136".
»Item 7,u doctor Gregor ?u schicken vtid mit im m reden, was man
im nach «cbrcibi das er dorinn ganczen AeiU tun woU.« KattprotokoU 1459
aug. 14. BenenterVertreterderStadtist|oh.Pirkhdmer.,^aüreft/^^ifMcod. 5 t f 319.
*) Vgl. für die Schilderung des Kongresses l i'>,^f, Enca III, 45 1 10,
dem gegenüber /Vjj/ot 11, 42 ff. für die deutschen Veriiäiinisse nichts wesenilich,
HrfiU-Jftrg«nr'4ther VIII, loi ff. gar nichts Neues bietet Dasn kommen nun
die Aufzeichnungen in cod. tnusti Lngar. Miscell 1560 I is Vorwort), cmer
Sammlung von AktenstlUcken zur Türkenfrage, f. 159— 201 ;>pecieli zur Getichichte
des Mantuaner Kongresses. Znn8chst die grosse Rede des Papste«: nCnm bellum
hodie«, d.inn das Inslrumentunt in cuusa defeiisionis fidei der It.iliener (s. auch
w. u. 1; f. 173 beginnt dann fine Art Protokoll über die Vcrli.imllungen der
Deutschen mit dem Papst ilaicinisch und den kiiiscrlithen Gesandten (deutsch 1.
Am Schluss der Bericht Uber oine Uiiicrrcdung Hembiiig* mit dem l*aps.t nach
Heimburgs eigener Aufzeichnung. Das Protokoll scheint fra|.;mentarisoh, Lücke
vom 2. üktot)er bis 8. November (hier eini^i-fü;;! die Rede Heimburgs tür Alb*
recht von ÖsterreLch vom 29. Oktober, also chronoloi;isob richtig , dann vom
23. November bi» 16. Derember. — K. 192 -201 folgc-n von anderer Hand die
Kr. Ich Heiniburgs für Willi'-hn von S.icli>cn auf diese verwcial das Protokoll,
für Sigii>mund von Tirol iz. T. besser aU in clm. 522; und die Rede des Johann
von Aich (s. S. 166). — Ob das ganze Protokoll von Heimhiirg ist, li«st sich
nicht entscheiden, ebenso wenig, ob diir Aufzeichnungen direkt aus Heiiid)urgs
Aklenikammlung (s. o. S. 144'/ stammen, doch wird durch üie der Aufdruck de»
Fries »rede vnd gesprSch, »o er vor und mit dem papst gepflogen* deutlich*
- 163 -
Franzosen, das Zögern d«r Deutschen beunruhigte, verstimmte den
Papst. Die Kardinäle klagten Uber Hitze und Fieberluft, Lange-
weile, die nur das Quackcii der Frosche unterbreriu- : dennoch
harrte Pius aus, an alK- Karsten sandte er drin^^ende Mahnschreiben.
Der Kaiser war natitrlicli zu persönlichem Erscheinen nicht
zn bewegen, ^) seine Botschaft bestand aus dem Bischof von Triest
und zwei Sekretären, Pius sandte sie als zu unbedeutend surttck.
Endlich am 26 September konnte die feierliche Eröffikuog des
Kongresses stattfinden.
Pius hatte alles zu vermeiden gesucht, was an ein Koncil
hätte erinnern kdnnen, es blieb kein Raum su grossen Beratungen,
zu allgemeinen Diskussionen. Das Wichtigste ging hinter derScene
vor, und so haben wir von diesem Kongress keine officiellen Pro-
tokolle, wenig Akten, dagegen eine Fülle von Reden, vor allem des
Papstes selbst, dann aber auch von Bessarion, lilelfo, der »attischen
Musec, wie ihn der Papst nannte, und anderen gefeierten Grössen
des literrarischen Italien. Und nicht minder wie diese, stehen die
Reden Heimbttrgs, Wyles und Johanns von Aich unter dem Zeichen
des Hiimanismn«?. viel Kunst und gar wenig Inhalt. *)
Dass Heimburg auf dem Kongress eine her\orragende Rolle
spielte, ist sicher bezeugt. >Was von allen teutschen Fürsten wegen
tülda gehandelt wurde, das ging fast alles durch ihn,« sagt Lorenz
Fries, *) »er war es, der alle Zwietracht säte,« sagt der Papst selbst
in seinen Komment anVn,
Dreimal trat Heiniburg, so viel wir wissen, als Redner auf,
am 29. Oktober für Herzog Albrecht von Österreich, am 12. No-
vember für Wilhelm von Sachsen, endlich am 2t. November (ttr
Sigismund von Tirol. ^) Als rhetorische Leistungen sind diese Re-
den bereits gewürdigt worden, und es scheint kaum zulässig, sie
— Die Darstellung von Brcckhaus ist verwirrt, in allen Einzelheiten unrichtig.
Der duelhit S. 143 erwähnte Brief des Papstes «n Meimbarg ist nichts anderes,
als die Antwort, welche IMus auf die Rede Hciuilair^^s für ^^'iIllelnl von Sachsen
gab {dm. saa f. I53)> Brockhaus Icennt sie aus der itistoria Aorimierg. difhtttatka,
M GöMlmut 109.
*) \"erschiedene Rrevcn >?p> Fap^ites an ihn hei Pastor II 5<)6 ff.
^) Die Rede Wyles 1459 juni 7] sieht in der /.litschrijt j. vergleich,
IJUratur^escJu^U etc, N. K. 1, 34<). die deü Bischofs von i^ichst.^di in dem eid.
I<ti. Cent. V. app. 15 der Nürnberger Stadll ilili' thck f. 262)1 im ! iti Jctu ciüertcn
(oä. mus. un_^. f. 199. -- Über liessariou und Filelfo vgl. J'asior H, 52.
*. f.uiewig 850.
^; GobtUinus 164.
Das Datum der Rede flir Albrecht in dm. 3786. der für Wilhelm nach
dem Inhalt ^oigt, Enea III, 78) tind tW. w**f. un^. 1. c. Das der Rede für
Sigismund ergibt sich aus der Rede des Papstes Mann, Uraliones 11, 31. Da-
nach sprach Heimborg am selben Tage, wie die Franxosen. Vgl. den Bericht
des Petit bei J^Aektry, Spidlegiam. Nova ed. III, 806.
II*
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— 104 —
aus einem andern Gesichtspunkt ^u betrachten. ^) Wenn Ueimburg
in der Rede für Albrecht von den Bedenken sprach, die vor Ans*
fUhrung des Kreuzzuges noch su heben seien, so that er das ebenso
im Auftrage seines Herrn, wie wenn er als Vertreter Herzog Sigis-
munds dessen feurige Hingabe an die Idee der Turkenfahrt ver-
sicherte, ') und Pius, welcher ihm zugleich mit den Gesandten des
Königs von Frankreich, Ren& von Anjou ond der Stadt Genna
antwortete, verfehlte nicht, auch in die Erwiderung an den Erz-
bischof von Paris ein lohendes Wt)rt für den deutschen Redner ein-
zufügen. ') Möglich, dass Heimburgs Anspielungen auf des Papstes
Vergangenheit diesen reizten, aber Pius selbst vermied durchaus
nicht davon zn sprechen, ^) sein Lebenslauf war allen bekannt, und
er schien das Gefühl tu haben« als mOsse er Hinweise darauf durch
eigene Äusserung im voraus entkrAften.
Ahe.r H' iniburg war in anderer Weise dem Papste unange-
nehm. Er vertrat die kühle Berechnung, welche die Kreuzzugs-
pläne weniger unter dem Gesichtspunkt des ewigen Lohnes, als
dem der zeitlichen Nachteile betrachtete. Seit Jahren kannte er
alle Fäden der Politik und alle Handelnden der politischen Bühne.
Das einzige übersah er vielleicht, dass Pius IT. nicht mehr der Enea
Silvio der kaiserlichen Kanzlei war; um so sicherer war Kaiser
Friedrich noch derselbe Mann, der einst um Geld die Neutralität
preisgegeben hatte. Hetmburg traute ihm zu, dass er das RnHiz*
') Wie denn IWgt flieberlteli suviel Anspielung und ffintei^eduilcen sucht,
wo nur rednerische Phrasen vorHcL,'en. V^;!. oben S. 105
*j Übrigens scbeinea die wirklichen Anerbiet ungen Albrechts den Papit
durchftos befriedigt tu haben, s. n. — Die Rede für Sigismund ist allerdings, wie
Voigt bemerkt, unvollständig t auch der \*üi nlierger und der Fester Kodex haben
nicht mehr, als der Münchner, der eratere setzt hinter die letzten Worte ganz
anvermitielt: Amen), doch giebt ein fransfisiseher Bericht des Jean de Cherabes
vom 23. November Andeiuung über den Schlu&s: Et ce fa t fnach der Rede
der Genuesen; paria ung docteur pour le diic d'Antcnche, qui \k estoit, et disait
en la fin, qoe da tinit k son maistre adheroit et feroit tout ce que il plairoit
au roy luy mander et fayre Bi/'i. de CccoU dfy iharta 1841 III, 195. Dass
Sigismund zum Kreuzzug bereit war, unterliegt schon deshalb keinem Zweifel,
da er zuerst den Bischof von Eichstädt, also den kaiserlichen Gesandten, mit
seiner Vertrelung beaufuagen wollte [f oi^/ Enea III, 99). Auf dem Kongress
selbst schloss er sich ganz den französischen Gesaudien an s. den 163*^ cilierten
Bericht. y^.'ffer I, 332 kennt nur den Bericht bei GfiMßmtruDd faist deshalb
die Rede Heimburgs falsch auf.
>) A£i/tsi, Orationes II, 3t. Die an Gregor selbst gerichtete Erwiderung
iiesitten u r Ici.^cr nicht, vgl. aber Gobellinus 165
*) ä. die Rede an die kaiserlichen Gesandten Mami, Orationes Ii, 195.
*) Erwiderung an die Gesandten von Pfalz, Brandenl>ttrg und Osterreich
71! Sicna iMansi II, 202 Non hic generis obscurita> oliici potesl, non ignorantia
canonuiu, uon religionis nexua. not) coniugii ligamentum, nou priorts vitae
lubricitas, papa est, quemcunque cardinnies elegerunt, si modk» fidelis est.
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^ 165 -
beer gegen die Ungarn fahren wtirde. Er hat behauptet, dass
Papst und Kaiser auch diesmal einen geheimen Bund geschlossen
hätten, um den atiszuschreibenden Zehnten unter sich zu teilen. *)
Wir werden sehen, wie sehr die weiteren Verhandhingen einen
solchen Verdacht wecken mussten, ^} und auch das Verhalten des
Papstes gab demselben Nahrung. Dem Herzog von Sadisen
sicherte Pius in der That die Hftlfte der in seinen Landen schon
auf Grund d"" Rulle Calixts gesammelten Ahl.iss^ekier zu, ') dem
Markgral'en von Brandenburg bestätigte er sein Landgericht, machte
aber gleichzeitig Herzog Ludwig denn Reichen Versprechungen. ^)
Dem Herzog von Cleve zu Liebe löste er die Stadt Soest vom
Banne, in den sie dorch iliren Streit mit dem Kölner Erzbischof
gefallen war, musste aber diesem versprechen, ihm später einmal
zu seinem Rechte ^ti verhelfen. ^)
Die deutschen J:<ürsten und Staatsmänner, welche einander in
der Sucht des Erlangens überboten,^ werden dem Papste diese
Haadelschaften schwerlich verftbelt haben, vorausgesetzt, dass er
nur sie selbst nicht vergesse — wenigstens war Heimburgs Genosse,
Martin Mair, dieser Anficht "1 - aber e? war natürlich, dass sie
auch die Kreuzzugsfrage nicht vom idealen Standpunkt aus ansahen.
Schon am 2. Oktober hatte der Papst mit den deutschen
Gesandten zu verhandeln begonnen; zunächst konnte es sich nur
um gutachtliche Äusserungen handeln, da die kaiserlichen Boten
noch fehlten. Die Deutschen gaben al5;b.ild eine sehr vnüst.nndige
Aufzählung der Zwistigkeiten, welche Europa zerrissen und an ein-
heitlichem Vorgehen verhinderten. Der Papst erwiderte beschwich-
tigend, betonte aber sogleich seinen festen Entschluss, den Kreuzzug
zu unternehmen, und die Notwendigkeit, einen Zehnten auf die
Geistlichkeit zu legen Kr kannte das Misstrauen gegen diese For-
derung. X Kein Pfennig soU zu andern Zwecken verwandt werden,«
*) Dax gtaobe ich aas der propoaitio der Flinten speciell als Heimbor^
Afuicht m Ansiiruch nehmen zu dürfen (s, auch w.
*/ Heimburg an Vitez 1466 juli 3: [PapaJ tcmptavit sub expeditioois
maUaris eontra Torcum velameoto, clericos, indeM et lafeo» mtttere sab tallia,
quam intor se f1isp.irtirentur [TtUky XI, l66). Gan^ ähnlich berichtet die
Kölnische Chronik zum Jahr 1461: Zo de .selver zil hatten sich der pais mit
dem keiser beraeden, dat si die Daitschcn woulden schetxen, die paffen nae
iren se>7en. in>! die leien nae iren seden ind die joeden noch mere dan die
paffen ind leien . . , (5/-. Chr. XIV, 800.)
*i was Voigt, Enea III, 94*; ftlr diese Behauptung beibringt.
* ! Pontti rer Austriae. XLII, «97.
*) Kluciütohn 134.
*) GobelUnus 120—26.
'') S. den bezeichnenden Schlusssals der Instroklion Herzog Friedrichs von
Sachsen AtM» /. t9du, GttdL V, 129.
*) Vgl. leiaen Bericht aa Podtebrad Bmt» rtr, AmiHat. XX, 214.
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— i66 —
versicherte er, auch die Aufteilung deutscher KolldEtoren sicherte
er «u. ')
Es waren damals wolil nur erst weni>e Fürsten vertreten, der
Rest de«; Oktobermonais brachte in den \ erhandlungen mit den
Deutschen, wie es scheint, so wenig, wie in den allgemeinen des
Kongresses einen Fortsdiritt.
Allmählich kamen andere Gesandtschaften, aber noch Immer
fehlte die kaiscrliclu'. Der Papst wollte wenigstens die Verhand-
lungen nirlit einsclilat'en la55.sen und ordnete am 8. November Niko-
laus von Cusa zu weiteren Besprechungen mit den Deutschen ab.
Diese selbst hatten ihren Landsmann aus der Zahl der Kardinäle
erbeten. *)
Endlich am 22. November erschien die kaiserliche Gesandt-
schaft, der Markgraf von Baden, die Bischöfe von Trient und
Eichstädt. ^)
Die Rede, welche der letstere dann vor dem Papste hielt,*)
erlilärte die volle Bereitwilligkeit des Kaisers zum TUrkenauge, aber
sie schlug auch kraftvoll den Ton der »evangelischen Ermahnung
an. Johann von Aich wollte vor allem Bes<ierimg der sittlichen Schäden.
W illst du in den Krieg ziehen mit diesen Sündenbefleckten und
Gottverhasstenc, fragte er im Tone des heiligen Bernhard. Die Re-
form war freilich ein Lieblingsthema des Bischofs, die Ausführung
an dieser Stelle mehr auf rednerische Wirkung berechnet, aber es
gab viele, die diesen Wunsch teilten, noch mehrere, welche sich und
ihre Pläne mit diesem Schilde deckten.
Es dauerte wiederum einige Zeit, bis die Verhandlungen wei-
ter schritten. Alle Teile handelten mit grosser Vorsicht. Die Kaiser*
liehen begehrten den >Rat^ der Kurfürsten und Fürstenboten, diese
hinwiederum wollten zunächst die »Meinimc;- der Kaiserlichen er-
lernen. Endlich am i6. Dezember machten diese einen förmlichen
Vorschlag. ^)
Das wesentlichste Zugeständnis des Kaisers war die Erhebung
des Zehnten von der deutschen Geistlichkeit; nur diejenigen, welche
'» CW. miis. u/igiir. 1360 f. 173-
*•') I'rotoki^II im nod. niiis. un^ar.: .\tl hoc uelit sanctitas sua depiiLir«"
cardtnalem. Kfsponilimus pl.accre. ut petitur, vt dcputetiir sancti Petri, tarnen
pro lihitu sanctitatis d. n. Papa dcputal euni. Vgl. lluimburg in der Apolo^e:
*juem poutifex tractalui adhibuit. J-nhet -Sinti e II, 230.
•| Datum nach dem Protokoll. Jitsiifr II. 63* hat nach Schivenoglia
den 17,, wft$ auch richtig »ein kann, wenn der Bitcbof von Eichstädt später
kam. Vollmacht fBr die Gesandten vom 11. September bei Lkkmtmdn Vll
Regg. nr. 256.
*) s. o s.
*) Stnken^rg IV, 327, deutsch bei iCamg v, Xihi^ttkai I, 119. Datam,
sowie die folgenden Verhandlungen nach don citierten mt, mm. umgarnt Iii ff.
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— 16/
perso i h mitziehen oder Mannschaften nach einem vom Kaiser zu
ma< hcndcn Anschlage mitsrhicken, ^) «sollen von Gcld/.ahlunf; befreit
sein. W enn sjch der Kaiser ferner damit einverstunden erlclärte, dass
der Ablass in Deutschland gepredigt, dass ein Heer von 42000
Mann aufgestellt werde, so waren das alles nur Bestätigungen der
Beschlüsse von Regensburg und Frankfurt. Die endgültige Aus-
führung hatte man damaSs immer auf einen folgenden Tag zu ver-
schieben gewusst, wo man auch das Wichtigste zu erledigen ge-
dachte, den Frieden in» Reiche zu mactien*. Diese Politik, welche
einst Enea als kaiserlicher Sekretär mit den Worten verspottet hatte,
dass in Deutschland ein Reichstag den anderen gebäre,*) machte
jctst der Kaiser zu der seinigen.
y.wr Auslührung aller Versprechungen, zur Herstellung eines
dreijäiingen Friedens im Reiche sollte ein Reichstag auf den zweiten
Sonntag nach dem kommenden Osterfest an den kaiserlichen Höf
berufen werden, einem päpstlichen Legaten war die Aufgabe auge^
dacht, hier das Schiff wirklich in den Hafen zu bringen.
Merkwürdig, dass der Papst diesem Vorschlag zustimmte *) Aber
es war doch mehr, als die Franzosen und Engländer bewilligt hatten,
und fUr die von Heimburg geleitete Opposition der Fürsten ging auch
dies Anerbieten noch au weit. Ihr Gegenvorschlag,^) den sie »des
mererntails ainträchtiglichens aufstellten, fasste alle Erwägungen
zweifelnder Bedarlitsamkeit :"!«!ammen, und deren gab es mehr ah
genug. Mau konnte sich auf die Erfahrungen von 1456 berufen,^]
wenn man beim Durchzug durch Ungarn Gewaltthätigkeiten von
den Landesbewohnern befürchtete und deshalb vor allem einen
Frieden zwischen dem Kaiser und Matthias verlangte.*) Ebenso
') Die irrige !)eutung, wclclie V'oij;t dieser Stelle ^iuht, verbcssefUl/ir»<^/44').
' Es sclieint ein \\'it?.wort vom Basler Koncil zu sein, schon Sccobfa
kennt M. t. III, 11^. Vi;l. dann Falacky IV. i, 376.
Nach der Rede llL-imburgs für Wilhelm von Sachsen sieht im cod.
tmgar. f. 196: Po<,te.i VI [verschrieben fllr XVI, s. daselbst f iSl] decembrit
dati sunt articuii infr^iscripti, in quos papa et imperiitor lubenter consenserunt.
*i Senken/terj; IV, 330, wo Zeile 16 zu lesen: quia non expedit. ICimg
V. h'oiiigsthal I, I2r. Die von Enea III, 93' t aus dm. 519 f. 113 er-
wähnten «fromissiones facte in eadem convcncione« sind nicht Versprechungen
der deutschen Nation, sondern das mit den italienischen MSchten über die
/ohnienhcwilügunL; voll7oi,'«ne ln.>t riiiDont, wie die vollstSnrlij^e Ausferlijjun;;
in coä, iHus. un^ar. \. c. und in (oä, /<//. ceot. V. app. 15 der Nürnberger
Stadtbibliothelc 'eigt.
'I Animynii Chronicon Austriacimi Senkenbirg V, 13. Zeiti^enösaische Notis
uus dm. 215 in den SB. ätr IVuner ^Ikad. (^18501 689.
* Schon am 29. Oktober in der Rede für Albrecht von Ü«terreich hatte
Iltimbur^ jjes.igt: IIoc tempore . . ;'roptor dissensionem. <juac es' inter ;,'!n-
riosissimum imperatorem nostrum et Maithiara, qui &ibi rcgnum Ungaric usurpavii,
Ungaria :]^sa nobis et Turcis tnteriAccnB non est nsqoe qaacjae pervi«, d« quo
tarnen alio loco latius dtcettdnm r«»r.
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i68 -
natürlich erschien die Forderung eines ordentlichen Kriegsplans,
^ denn keiner ist so unklug*, hiess es, sdass er eis Heer fuhren will
üiine Bcrecliiiuiij: des Ausgangs.«
Die weiteren Forderungen bewegten sich ganz auf der Linie
der Bitten und Beschwerden, welche Jakob von Trier und Martin
Mair als Mainzischer Kanzler mehr ais einmal dem Kaiser in den
Weg geworfen hatten. Hier waren sie geschickt an die kaiserlichen
Vorschläge angeknüpft. Statt des Reichstags am kaiserlirh^ n Hofe
sollte ein solcher im Reiche an einem den Fürsten t/elcj cTicn Orte
stattfinden, und aui diesen Reichstag, auf dem der ivaiser, wenn
möglich, persönlich ersdieinen sollte, verschob die Opposition nicht
nur die Erledigung aller andern Forderungen, sondern vor allem
auch die Bewilligung des Zehnten.
Mit erstaunlicher Heftigkeit wiesen die Kaiserlichen diesen
Antrag zurück, sie weigerten sich, v solche zedel für ain antwort
anzunemen, wann das kain antwort nit ist vnd sich auff vnnser
schriSt, das wir euch geantwort haben, gar nicht zauget noch
gleichet.«^) Was sie dann weiter sagten, lUsst ein wenig tiefer in die
Dinge blicken. Sie verwahrten sich dagegen, dass die Fürsten dem
Matthias Corvinus, wenn auch nur bedingt, den Königstitel gegeben
hätten, DÜs ob sein 'des Kaisers sache des kunigreichs halben
von Hungern in ainen zweiuel gesetzt were,^. die Verwahrung schien
um so nötiger, als der Papst selbst in diesem Punkte schwankend
war; ^) auch dass sie sich über die Kränkung beschwerten, welche
in den Bedenken der Für-^fcn ü'>cr die Sicherheit in Ungarn
lag, mochte hingelicii Aber wenn sie die Entsendung eines Lega-
ten auch ins Reich und die Festsetzung des Zehnten auf dem Reichs-
tage ab Verzögerung des Unternehmens bekilmpften, wenn sie vor
allem in dem Vorschlage, den Feldhauptmann für den Krieg auf
diesem Reichstage zw ernennen, die Meinung fanden, als ob vnnser
gnadiger herre der kayser zu ainem haui)tman verdachtlich were,«
so war das um so aurtällender, als ja auch der kaiserliche Vorschlag
einen Reichstag in Aussicht nahm und gegen die Ernennung des
Hauptmanns durch den Papst nichts einzuwenden hatte, wenn sie
nur auf dem Kongresse selbst geschah.
Der Kaiser fürchtete offenbar, die Ernennung des Feldhaupt-
manns auf dem Reichstage "niit Rat der Berufenen ; möchte wenig
seinen Wünschen entsprechen, hier in Mantua war er mit dem Papste
') Vgl Stmtenierf IV, 330: Qai oratere» dicta concilia pro rcspftoto
principum acceptare (tenegamnt.
») S. AV^/ III, 52.
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1^9
Uber diese und andere Dinge einig, ^) aeine »Wttrde« lag ihm kaam
dabei am Herzen.
Aber eben deshalb blieben die fürstlichen Gesandten aul ihrer
Meinung^ ihre Antwort*) war höflich, aber entschieden ablehnend,
mit grossem Geschick drehten nnd wooMieten sie die Streitpunkte
zn ihren Gunsten.
Xorh im Laufe des i6. Dc/cmber machte der l'^pst selbst
einen Versuch, in persönlicher UnterredunL: tiie einzelnen umzu-
stimmen. Nach dem Markgrafen von Brandenburg trat Heira-
burg ein.^)
Der Papst hielt ihm vor, dass seine Anerbietimgm, die er im
Namen des Erzherzogs A'.hrecht »publice et privatim : gemacht habe,
mit -dem Avisament der Fürstenboten nicht übereinstimmten. Er
betrachtete ihn also als den Urheber des.selben, und Heimburg wider-
sprach dem nicht, vielmehr hob er im Namen der Opposition alle
Beschwerden derselben herv-or. Zunächst die Auflegung des Zehnten,
worüber sie keine Instruktion IiUtten. So billit;! Ihr die andern
Artikel,« meinte der Papst. j)Auch diese nicht, <s erwiderte Heimburg.
Trotz aller Einwände des Papstes beharrte er bei der Ansicht, dass
zunächst ein Friede gemacht werden müsse und nur auf einem
Reichstag gemacht werden könne. »Das kann auch am kaiserlichen
Hofe geschehen,« warf der Papst ein. Dagegen Heimburg: t Dort-
hin werden die Fürsten nicht kommen, auch Kaiser Sigismund hat
das nicht zu Wege bringen können.; »So hört man immer, sagte
Pitts, »und doch erscheinen sie später, wie wir selbst gesehen haben. <
•> Der Papsl saglc schon iim 3. Oktober den deutschen Gesandten:
Uenientibus oratoribus imperatoris conclademus et Qtta etlin Unperatore capitaneum
di'p'itnb'inus. i^rotok*>U f. 173. Die Deutschen »Twidertrn ni;f den Vr rwnrf dt r
Kaiserlichen; «I'as ist von vns dorvmb also geraUlagl wordien, daa v. h. vutict
der babst die sachc fttrgenomen vnd vnser herren die fursten her beruffen hat,
zu des hailik.iit wir gesant sein, also hat vns bedancht, da» sein hailikeit die
sachc handeln vnd auch hanptmann setzen solle nach rate der herenn, der er
hiifle geprauchen wolle. Mette aber v. ^y.. h. der kayser die sache selbs
fargenomen, so woUcd wir kaios legaten nit gedacht haben, wann wir wol ver-
»landen, das sein kaiserliche «ntestat das alles nach rate seiner fttrsten banndeln
sohe, der hilfe er ^ich darinn gebrauchen wolt -. Vj;!. .mch ^oigt III. 98 f.
-) FroUtkM f. 1&7 IF.: »Also gieogen wir der fursten botschafft aJle anb,
Coln, Pfaltzgrane, Sachssen, Ertsbertzog, Branndenbnrg, hertzog Sigmund von
Ostcrrci h, von Pivti hcri n^r Albrecht, hertzog Ludwig, herlzog Wilhalni von
Sach.sen. Maidburgensis, Brcmensis, Wirtemberg etc. vnd antworten also •
^) In diesem Zusammenhang erltlirt sich die Äusserung des Papstes
^ Cobeüinus 1641, Hcim1)urg habe deshalb gegen die KreuzzugspLine gestimmt,
weil er dadurch ein Wachsen des kaiserlichen Ansehens befürchtete. .Mso von
Urchlicher Opposition ist keine Rede.
*< l^rotokoll f 189*': »Dominica die si-decima <lecembris s'"\ d. n. sigilla-
tim temptauit singulos et post Branndenburgensem ordo nie tetigit. Iniraui
uocatus et papa stetit in loco, habens iuxta >c Jacobuni Luccnscni, Thomam
Sen entern, GregoriviB de LoUijs et Sennfflleben. lUque mc bis verbi» adortus e-st."-
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>DMwar, r entgegnete Heimburg, als sie gegen die Reichsstädte sidt
versprochen hatten, heute bekiCmpfen sie 9\ch tintcreinatitlcr. Der
Papst verliess die«;es Gebiet. Heimburg utnschrieb ntKhm.ils den
Umfang seiner Vollmacht, er wolle Reiter und Fussvolk nach den
den Frankfurter Anschlägen bewilligen, aber nur >pro rata« eines
jeden, »et ego superaddam ultra ratam meam,« nigte er hinzu.
Audi mögen die, welche näher am Feinde sitzen. sf.Trker bcran^'c-
zogen werden. Aber den Zehnten bewi'.Itpe ic!i niriit Kr i>e-
zieht sich nicht auf Euch, die Ilir keine Herrschaft über iieistliche
habt,& ^) sagte der Papst. ^So verlange man auch nichts von mir,:
erwiderte Gregor. »^Wollt Ihr zustimmen, so weit Eure Vollmacht
reicht,« fragte wiederum Pius. Darauf Heimburg: Ich will nicht für
so thörirht flehen, dass ich thue, was mich nicht angeht. Und
der Papst schliKs unwillig: ->\Vas streiten wir mit dem Juristen! c
Eine andere Unterredung mit dem Papste, wohl aus dem vor-
bereitenden Stadium der Verhandlungen, von der der olficielle Be-
richt nichts weiss, hat uns Heimburg später selbst erzählt.*) Sie
Ul^st du- tieferen Beweggründe seines Handelns erkennen. Er wollte
«k II Papst und die Kardiniilc prtifen, sagt er, ob es ihnen ernst mit
dem Kreuzzuge sei. Die Zehntentorder ung vor allem gab ihm dieses
Misstranen ein. Er spradi vor dem Papste von den Schwierigkeiten
der Unternehmung, vor allem von den Kriegen in Ungarn und
Deutschland, mit besonderem Nachdruck und gewiss mit reichlichen
klassischen Citafen von der Schwierigkeit der Hecresausrüstung
und Verpflegung. Das war ein Lieblingsthema Heiraburgs. Er in-
teressierte sich lebhaft für die Kriegskunst und brachte seine Rat-
schläge und Bemerkungen gerne vor. *) Nach den Regeln der Alten
dachte er die Feldherm zu meistern, wie ja die Italiener damals
schon ihre Schlachten nach Cri«!ar und Vei;ctius -;r1ihin;en. Aber
ich sprach zu einem Toten, sagt er, einem lauben erfühlte ich
eine Geschichte. Der Papst wollte von der Kriegsleitung nach
Heimburgs Ratschlägen nichts wissen, und Cusa sagte: »Das alles
0 NH ad cos, qui non bsbetis inperium in dericos.
'} In der Apologie yei^cn l aelins Frehtr-Struve II, 230. D.iss c» sich
hier etwa nur um eine rhetorische Ausschmückung der oben mitgeteiUen Unter-
redttn|T handelt, glaube ich nicht, da die Anwesenheit Casas erwihnt wird,
t't ff i1<Ti Afiipunkt vijl. J i' ->>>tatini iidvcniciis« Z. 37. Was Heimhufji; iiiitir
seine Ausführung; L>n vor dem Papste sagt, macht ganz den Eindruck, al& ob es
aus einer wtricHch |,'ehaltenen vierten Rede stamme.
^1 Maxime autem illiid commenioravi, quod scriptorearn milUarit praecipne
admonuerunt, quo pactn miliJum cor.cordia foveatur.
* Dafür spriciu au$ier seiner in Itöhinen ^cscliricbencn Abhandicinc; »De
mililia et rc |Hil)lica' .lucli sein Brief .m Kol un<! die Ausführung Ubci die
Brüderrotteo in der sweilen Apologie für Fodiebrad, FenUt rtr, Auttriae. XX, 653 U
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- 171 -
stehe zurQck, auf Gott allein müssen wir hoffen. c ^) Das war der
zum Himmel blickende Idealismus, der einst tausende in den Kampf
getrieben hatte Heimburg aber meinte, die HoiTnung auf Gott sei
doch nicht so test, das.s sie die Geldforderungen auch nur auf-
schiebbar erscheinen lasse, und sein Misstrauen stieg, statt sich zu
mindern.
Der Papst musste sich wohl darein ergeben, die Zehntenfor
derung fallen zu lassen, und suchte nun wenigstens eine endgültige
Bewilligung der zu Frankfurt versprochenen Streitkräfte zu erlangen.
Als aber die kaiserlichen Vertreter am i8. -) dies den Fürstenboten
mitteilten, fanden sie erneute Abweisung. Ein jeder wollte sich nur
fUr seinen Teil verpflichten, wie es ja auch Heimbui^ dem Papste
angeboten hatte, keiner Ar die abwesenden, und um aller Ver-
jiflichtung aus dem Wege »tt gehen, vermieden viele überhaupt,
ötlentlich zu erscheinen.
Die gemeinsame Kntschliessung, welche endlich am 19. De-
zember zu Stande kam, ^) war ein echtes und rechtes Kompromiss.
Statt eines Reichstages sollte man nun swei haben, den einen zu
Nürnberg, den anderen kurz darauf am kaiserlichen Hofe, auf beiden
sullte ein päpstlicher Legat erscheinen, mit ganzer V( llni-^f ht alle
Hindernisse zu heben. Es war seliistverstrtndlirh, dass l)eule Teile,
der Kaiser und die Ftlrsten, dabei ihre Bewilligungen in aller Form
erneuerten. Wie das gemeint war, erfuhr Bessarion, der Legat des
Papstes, bald darauf in Wien, wo die Deutschen erklärten, alles,
was man ztt Mantna be<;chlossen habe, verpflichte sie noch nicht zu
einer wirkliehen Leistung.*)
Der Papst musste wenigstens befriedigt scheinen. Am 14. Ja-
nuar 1460 erliess er die Kriegserklärung gegen die 1 ürken ohne
Widerspruch, mit Zustimmung aller Teilnehmer des Kongresses, wie
er ausdrücklich erklärte. ^ Doch täuschte er sich selbst nicht Uber
'1 Bei .anderer Gelegenheit hatte sich Cusa anders geSnssert. »Vnd vnser
here der ctirdtoal von Brixen vns äelbs bekennt, das kain sage mag volfuert
werdden, es sey dann solchs (nlnilieh der Streit mit M»tthias) vor erieuttert, vnd
auch dobey gesagt hat, das v, hai). vntter selbs die sache aach aUo verste*.
Erwiderung der fürstlichen Gesandten an die Kaiserlichen.
-) Protokoll r. 183: 'Die martis \IX. decembris.» Dienstag war aber der
18. Dass der Wochentag richtig ist, schliesse ich aus dem folgenden- Tandem
in talem cedulam consensinius, que iecta fuil die Mercurii scqiicnti corajn
papa et cardinalibu«; hora diei terciu. Fo]gt die Conclusio unanimis.
*) Stukenborg IV, 332. Kömg v. A'enigsthai 1, 123. Datam s. o., auch
bei Rafnald 1459 nr. 71.
• Scihinbfv^ IV. \\\ fT. Thomas Ebendorftr, Chronica regum RomaiKmiin
ed. Pribram i. d. MUÜt. d. ImtU. Lrgzsbd. lU, 176 ff.
^ Vtigtr Enea HI, 104.
*) Jtaynotd 1460 nr. 7.
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— 172 —
den Wert des Errangenen. »Weoii wir iindi mehr v<ni den Christ«
liehen Fürsten erhofften, ^)schr^eb er an Carvajal, »so haben wir
doch soviel Versprechungen, dass wir mit Gottes Beistand den Sieg
erhoffen, wenn sie erfüllt werden. <
Mit hoher Freude aber begrUsste er das Einreiten des Mark-
grafen Atbredit von Brandenburg, der kurz vor Schloss des Jahres
erschienen war.') Der deutsche Achill sollte sein Feldhattptmann
gegen die Türken sein Aber der Markgraf war durchaus nicht der
Ansicht des Papstes, dass er für die Welt genug gekämpft habe,
um Jetzt für Christus zu kämpfen^). £r war gekommen, für seine
Freunde zu sprechen,*) fttr sidi selbst Gnaden zu erbitten. Und
er erhielt sie reichlich, auch den Titel eines Heraogs von Franken,
den er begehrte.*) Schwerlidi verkannte der Papst die Wichtigkeit
einer solchen Bewilligung, er machte sie in demselben Augenblick,
da Herzog Ludwig von Baiern in Ausschreiben, für welche Heim-
bürg seine. Feder zur Verfügung stellte, seiner erneuten Feindschaft
mit Albrecht offenen Ausdruck gab,*) und neue Kriegswolken am
deutschen Himmel sidi seigten.
Auf dem Kongress hatte der Papst in dieser Frage zu vep
mittein gesucht — ebenso erfolglos, wie in den vielen andern Streitig-
keiten, deren Für und Wider misstönend zwischen die Kreuzzugs-
reden sich drängte.
Eine Angelegenheit vor allem beschäftigte den Papst, die in
ihrem weiteren Verlauf Rlr das Schicksal Heimburgs nicht mind»,
als für das Leben der deutschen Nation Bedeutung gewann, der
Streit Herzog Sigismunds von Tirol mit dem Kardinal Nikolaus
von Cusa. ')
'l L. c. nr 14.
Verschiedene Breven an ihn rastor II, 603. 604. 6oö.
*) Mansi, Orationes H, 19a Vgl. Hi^mann, Barbarm von Hohenxollern
im 4t. Jahniherichi d. hisMr. Vtrötu /. MiiUl/rtmken 37.
Mentd 27"'.
•'\ Kluckhohn 135.
*) A. (. 136') vgl. fontes ra. Austrmc. XLIV, 35.
'1 üerselhc ist von ^''t/i.vr auf (irniKlLn^e reichlichen archivalischen .Materials
daigestclh. vgl. die Kritik /«^// in .*>>../> Iii l. /citsclirift VII, 469 und dessen
DaistelluDg Enea III, 303 fT, wo aacb daii Müncheuer liandscbiiftenmaterial
hentttzt i>t. ä;cC'^' . Geschichte Tirols beruht in diesen Partien fans aaf jSger.
l inen kurzen .\ iri-- der (Jeschichte des Streites bietet Hul'tr, (Ku-rteicli III,
175 ff. —Jägers Art, seine Quellen zu eitleren, macht leider eine Kon iroUe ohne
Einsicht der Aktenstücke unmöglich, doch sei wenigstens bemerkt, dass die von
ihm (I p. x> als niiitartelistli hc;-eichnete Aktensamniliin - » Mandlun'.; zwischen
Kardinal Nikolaascn von Cusa etc.« höcluit wahrscheinlich vom Brixcner Dom-
kapitel angelegt ist, wie Jiger ja selbst 1^ 34s''j andeutet, und also dessen
Paneistellung wiedcrspieselt.
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— 173 —
Seit dem 2$. MJtrz 1450 war Nikolaus von Qua durch päpst-
liche Verleihung Bischof von Brixen. Die Umgebung, in die er
trat, passte wenig zu ihm. Ein Bistum, dessen .ausgedehnte ficrhfe
im Laufe der Zeit von weltlicher Gewalt überwuciiert waren, ein
Domkapitel, das den Frieden über alles stellte und die Zugehörig-
keit zum Lande gleich hoch wie die snr Kirche wog, Stifter und
Klöster, die reich geworden, die Strenge der Reget verlassen hatten»
ein Volk, das treu an seinem Herrscherhause hing und trotz auf-
richtiger Frömmigkeit in der Vermischung ausgelassener Lust mit
dem Dienste des Heiligen nichts Abgöttisches fand, ein Landesliirst
endlich, der mit klarem Bewusstsdn den Bestrebungen seiner fttrst-
lichen Genossen sich anschloss, welche ihr Herrschaftsgebiet gegen
auswärtige geistliche Gewalt zu Bchliessen, die einheimische sich so
unterwerfen trachteten.
AU Persönlichkeit ist Cusa dem Herzog ohne Zweifel über-
legen. Sigismund gehört tu den populären FUrstengestalten des
1$. Jahrhunderts. Er ist vielseitig begabt, an seinem Hofe hörte
man die sapphischen Oden seines Rats Fuchsmagen, wie die Lieder
der deutschen Heldensage, ■»■den gelertisten Fürsten«: nannte ihn
das Volkslied. Ein starkes Gelühl fürstlicher Würde /.eicimei ihn
aus, wie seinen Vater. Aber er weiss sich nicht zusammenzufassen,
und nicht nnr £nea Silvio, der auf seine Jugend Einfluss gewann,
beklagte, dass der Mann die Versprechungen des jÜngHngs nicht
erfülle. Wie er in dem Kreise der ihn umgebenden Huraanisten
ganz als der Empfangende erscheint, so tritt er auch in dem wich-
tigsten Abschnitt seines Lebens, dem Streit mit Cusa, wenig eigen-
artig hervor. Es wird darauf ankommen, wer sein Ohr besitzt und
seine Schritte leitet. ')
Cusa kam als Fremder nach Tirol und l)lieb es: er konnte
nicht Kanzler der Herzoge vi>ii ( )sterreicli sein, wie seine Vorganger
gewesen. Nach zwei Seiten gmg sein Streben, scheinbar wider-
spruchsvoll in sich selbst. Er wollte seine Diöcese reformieren,
') Der P«pst berief sich <Ubei auf das Konkordat, wie er selbst an-
erkanntf, nur mit einem Schein des Rechts. Vgl. die Bulle an das Kapitel
ind in Sij^isinund jdgtr I, S f. und ^ot^t III, 306. Doch raus» hervorc;choben
werden, dass der Absicht des Konkordats, die freie Wafal der BischöfL- /u sichern,
durch die Wahl des Kapitels diesmal ebenso wc-nig cnlsprochcn ward, da die
Beeinflussung durch den Herzog zweifellos» ist. j'^gtr I, 6' . 11, 42. I'.iS
Kapitel appellierte nach eioer von Felix Hemmerlin entworfenen Formel, die sich
in dessen Werken Ündet.
'1 Vgl. lMi$$€r0n, Histor. Volkslieder I, 465. (icori; v. Bhlngens Reisen
njcii der Kitlerschufl {Pt/il </. ///. l'erdns l ; Uolxtlntui 165. Kinc Z^s-imnien-
stellung zeitgenössisclier Urieiie von jftigtr im Archiv .\Ll.\, 241. Von Neueren
VHgt, Eaea UI, 34s. lltib*t lU» 308 ff. Albreclu von Bonstetten 43. 83.
PatUn II. 126.
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— 174 -
wo weltlicher Besitz im Laufe der Zeit die alten Ordnttngen gesprengt
hatte, wie bei dein Nonnenkloster Sonnenburg, dachte er ihn abzu-
thun; aber er wollte auch die Rechte des Bistums wahren, den
verlorenen Besitz wieder erwerben. Wie er aui dem Basier Koncil
die alten Urkunden studiert hatte, um von dem Urbild der Kirche
die fälschenden Zusätze späterer Zeiten zu trennen, su bot ihm jetzt
das Bistiniisarciliv die Beweise, wie viel grösser und herrlicher das
alte Bistum 'gewesen, ja dass der Bischof von Brixen der wahre
Herr in I iroi, der Herzog von Österreich sein Lehnsmann sei.
Ihn trieb nicht die Sucht nach Vermehrung des eigenen Be-
sitzes. Schon in den ersten Jahren seiner Verwaltung war er des
Kampfes mit widerspenstigen Nonnen, unwilligen Lehnsmannen und
einem feindlichen Fürsten müde. Er wollte das Bistum einem
baieriscben Prinzen übergeben, der die Rechte der Kirche energischer
wahrm könne.
Als aber dieses Vorhaben scheiterte, trat der Kardinal heftig
in den Kampf ein, er selbst trug die Scheite zum Holzstoss, aus
dem die Flamme der Zwietracht zwischen ihm und Sigismund empor
lodern sollte.
Die Reformbestrebungen Cosas standen mit der landesfttrst*
liehen Gewalt nicht notwendig imG^enaatz» inBaiem und anders*
wo unterstützten die Herzöge sie eifrigst, und Tirol war nicht
minder reformbedürftig, als die umliegenden Lande. ^) Aber nir-
gendwo lagen geistliche und weltliche Gerechtsame so bunt durch-
einander, wie im Etschthale. Es konnte dem Herzog nicht gleich*
gttltig sein» dass man die Klöster durch die Reform aus ihren
besonderen Be/Jehungen zum Lande löste, am die allgemeinen zum
Orden wiederherzustellen, so wenig wie es der friinkischen Ritter-
schalt gleichgültig war, als man zu Bamberg die Abtei Michelsberg
reformieren wollte.*)
Entscheidend wurde es, dass der Kardinal sein erstes Refor*
mationsedikt gegen das Nonnenkloster Sonnenburg richtete, mit dem
die Brixener Kirche seit langem in Jnrisdiktionsstreitigkeitcn lag,
und dabs er zugleii h in einer weltliclien Streitsache des Klosters
das Vogteirecht über dasselbe nach mindestens zweifelhaften Rechts-
titeln in Anspruch nahm.
Der Herzog ergriff die Partei des Klosters, aber um Ostern
1456 s< hien dieser Zwist gehoben, ein lebenslängliches SchutZp und
Trut7J)'.mdnis verl)aiid den Her/.og und den K.irdinal.
Aber es sollte kein Friede werden. Bej einer Zusammenkunft
zu Innsbruck im Juni 1457 glaubte Cusa sich von Sigismund
') Vgl. die Nachweise bei Pastor II, 125W und die Lrkuude l>ei .Vwi-
HoAer VI, 256.
■) üw/tfT II, J95.
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— 175 —
bedroht, ^) er berichtete an den Papst, wie er nur durch Gottes Hilfe
einem Anschlag auf sein Leben entgangen sei. Von Rom erfolgte
die Androhung der Interdikts an den Herzog, ein Aufruf an die
benachbarten Fürsten zum Schutze des bedrängten Kardinils. Und
als nun Sigismund mit diesem, der auf das feste Schloss Andraz
bei Buchenstein geflohen war, über seine Sicherung in Verhand-
lungen trat, da erklärte Cusa vorweg, er habe nicht zu bitten» son-
dern »u fordern. Denn nach Urkunden und Briefen sei der Bischof
von Brixen der Herr des Inn- und Eisackthales, habe Gerichtsbar-
keit und lürstlichc (icwalt im ganzen BIs'aim. la, der Kardinal
behauptete, audi das Bergvserksregai, die gerade aainais so ergiebig
fliessende Quelle der herzoglichen Macht, gehöre nach Fug ihm und
keinem andern.*)
Den Briefen des Kardinals mochte der Herzog nicht ul)erall
gleich |:ute Zeugnisse entgegen^^et/en können, aber er war im Be-
sitze und eiit'=;rh1n«;';en, sein Recht als Rcich'?für<;t zw verteidigen.
Durchstöberte der Rardmal sein Brixener Arcliiv, so rüstete man
in Innsbruck mit Bombarden, ^) es gab herzogliche Dienstleute, die
wie Balthasar von Welsberg, dem der S< Imt/ des Sonnenburger
Klosters anvertraut war, auf eine päpstliche Kxknmmiinikatii>n mit
dem Schwerte zu anlwotten si. h ^ traiiten, *) und als der Kaidinal
für Ostern 145S die Verkündigung des Interdikts über das Land
und das Aufhören alles Gottesdienstes in Aussicht stellte, hatte das
Volk nicht Übel Lust, sich an den Pfarrern zu vergreifen,
Schon im Herbst 1457 erhielt Heimburg, der damals bei Ludwig
dem Ruiclien sich befand, Kenntnis mn diesen Dingen. Eine päpst-
liehe Hude, welche die Lande des Hcr/.ogs mit dem Interdikt be-
legte, falls er nicht binnen 6 Tagen dem Kardinal Sicherheit scliafTe,
war auf dem Wege nach Tirol. Der Herzog wusste davon und
wandte sich an Heimburg um Rat. ^ Dieser schlug das einfache
und gebräuchliche Mittel einer Ai)pellation an den besser zu unter-
richtenden Papst vor, zugleich solle Sigismund dem Kardinal einen
Seine I'urcht ist doch nichl so uiierklarlieli, wie J;it;er meint, nachdem
schon .Seiilember 1455 ein Aoschiag auf sein Leben ofienbar geworden war
^yäj^er I, 274^''). Darauf ist auch die Bemerkung Cusas (1. c. I, 142** ) zu be>
,'iciien : iiicidi in penculam mortis, ttt tntellexi, für die tmfi/, Enea III, 328 jede
Begründung vcrmii>ät.
•) Darle(,'ung seiner Ansprüche Sitmaeker VI, 444 ff. yi^er I, «37 fl.
347 if- 370 lind <hi/u 199 ff. Über das Bergwerksregal s. auch jirekiv I.III, 359 ff.
M^er I, 268.
*> 7dgtr I, «65-
•■*) y'i.c' I. 268. 285'''» u. öfter,
*> 7'^^'' 25S IT. DaS!» der nicht namentlich genannte Kechtsgel ehrte
Heimblirg ist, bah« ick mit Vügtt Etiea III, 335 und Pastor II, 129 für «ieber.
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- 176 —
Geleitsbrief ausstellen. Aber die Forderungen desselben, welche das
Herzogtum berührten, sich zw Recht vor dem Kaiser erbieten.
Sigismund folgte dem Kate, am 6. Februar 1458 appellierte
er, ') und der Klerus des Innthals schloss sich seiner Berufung an. -)
Dagegen dehnte der Kardinal das Interdikt auf das ganze Land ans
und fUhrte einen Schlag gegen die noch immer trotzenden Nonnen
von Sonnenburg, wobei es am 7. April 1458 zw^ischen den Kriegs-
leuten des Klosters und denen Cusa? zu einem blutigen Zusammen-
stoss kam. ^) Der Herzog, der sich damals in Wien befand, soll auf
die Kunde davon dem Kardinal den Tod geschworen haben; unter
dem Eindruck dieses Ereignisses nahm er Heimburg in seine Dienste,
zunächst freilich ohne ihn zu verwenden.*)
Einen Augenblick schien e^, al«? wolle der Streit sich schlich-
ten. Die Äbtissin von Sonnenburg, das Haupt des Widerstandes,
trat ab, von Rom aus bemühte sich der neue Papst Pius um eine
Versöhnung, die nun auf dem Kongress su Mantua stattfinden sollte.
Herzog Sigismund war nicht sehr Nvillig, er erschien erst, als
der Papst ihn versichert hat, dass auch der Kardinal dort sei, seine
Sache führte Heimburg. ^)
£s heisst, Gregor habe von dem Kardinal dazu die Erlaubnis
erbeten und eidlich gelobt, nichts gegen dessen Ehre zu sprechen
oder zu beginnen. ^) Cusa misstraute ihm also. So gut wie Heimburg
erinnerte auch er sich wohl der Zeit, da er tu Mainz wetzen eines Form-
fehlers einen Proress gegen Heimbiirg \eriorcn hatte. Gregor rühmte
sich später, das habe Cusa von der Jurisprudenz zur Theologie und
>gar zur Mathematik^ getrieben. ^) Jedenfalls hatte der Kardinal
keine Ursache, den Schritt zu bereuen.
') yäger l, 2$g. 270.
*! £ine »p&tere Verteidigasgsscbrift Cttsaa bemerkt dato: >AlterfSigitnnind)
schreibt, da' er von den geboten CalixU «les puhsts appelliert hat, vnd alle
baider stennd im aogebangea haben, das ist nicht aho von dorn «^'untzen bisiuinb,
das er obeo in setoem fntstenthumb z» legen gesetzt hat, wann in dem ImcIc
vnd Inn Pusicrstal im nycmant^ itii^eliannt^'cn hat. Aber die do vnder im waren,
ilen ist ^iic. geilroeth vnd sind darin genoiiet.« «y'"' 975 ^' ^S''-
1. 293 ff. «w^A Enea ill, 337 ff/
♦> S. o. .S. 158*).
■"i Bericln des HcrAo^^s bei Smmuher VI, 475 ff. Jt^'«'' I, 334 ff. Sigis-
mund trifft am 15. November in Maottta ein. PfotoVoU im taä. mut. UMgar,
f. 179. /m// III, 99 hat den 10.
*) Das entihlt der Neffe Cosa«, Simon ran Welen, in einem Briefe vom
18. Oktobi r 7a^fr II, .^24.
') Invectiva in Nicolaum de Cusa /'reJür-S/ritve II, 255. Natürlich Icaon
dus Erei(;nis höcbstens der Sessere Anitois su der Wendung in Cosas Leiten
. .•'.^ Clcn si-'m. Vi\c Krzählung an sich ist nicht i:n w.ihrscheinlich, da Cusa sich
auch in der Concordantia calholica III, 35) auf seine Erfahrungen vor Gericht
httah, doch macht ikre chronologische Ehureihnng Schwterigiceitea. Das Er-
eignis mttute in die Jahre 1430—2, Ueimbnrgs Aufenthalt in Mainx als General-
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— 177 —
Zu Mantua war es Cusa vor allem um Beweise für den an-
geblichen Mordanschlag des Herzogs gegen seine Person zu thun;
um sie von den Bauern und Burgern Tirols zu erlangen, hatte er
nicht verschmäht, das Beichtgeheimnis zu benfltzen. Vor allem hier-
auf richteten sich die Klagen Sigismunds, welclie Heimfiurg vor-
brachte, sodann auf die Verhängung des Interdikts, die Hinderung
der Seelsorge. Der Kardinal aber legte dagegen seine Herrschafts*
ansprQche in vollem Umfange dar. Es war für Heimburg gewiss
nicht unangenehm, dem Kardinal auf das Gebiet historischer Ans-
einandersetzungen fo!gen zu dürfen, *) wichtiger war es, dass Herzog
Sigismund durch ihn erklären liess, über die Herrschaftsrerhte nur
vor dem Kaiser zu Recht stehen zu wollen, mit Bestimmtheit be-
tonte er so den weltlichen Charakter dieses Streitpunkts. Die Ver-
mittelnng des Papstes scheiterte, am 30. Dezember verliess Sigis>
mund den Kongress. *)
Es schmerzte den Papst, einen Kämpen ziehen zu sehen, auf
den er für den Kreuzzug grosse Hotthungen gesetzt hatte. Er mochte
in den Einzelheiten des Streits mit Cusa nicht einverstanden sein,
wie er denn alsbald die Censuren gegen den Hersog suspendierte,
die Appellation desselben anerkannte und ihm sonst manche Gunst
erwies. In einem Punkte aber war er ganz auf Cusas Seite: dass
vor allem die Autorität der Kirche gerettet werden müsse. Pius
war praktischer Diplomat, Cusa theoretisierender Philosoph, aber sie
kamen beide aus der Schule des Basler Koncils, beide sahen das
Heil der Kirche vor allem in der Wiederherstellung der Kirchen-
disciplin.
Von beiden haben wir Reformationsentwürfe, bezeichnend für
ihre Urheber, 'j Der Entwurf des Papstes ist gemässigt, er setzt sich
vor altera die Abschaflfung jener in die Augen fallenden Missbrttnche
vor, die man auf Reichstagen and in Flugschriften mit besonderer
Vorliebe gegen die Kurte ausspielte, bei den einschnetjcnderen
Bestimmungen nahm er billige Rücksicht auf die Grossen der Erde. ^)
Vikar fallen, und da die Appellation an den dem Koncil präsidierenden Legaten
erw&biit wird, nicht vor 1431. Nun h&U aber Cosa seine er!»te Predigt scboo
am 37. Mai »431 '■Sciiarpff Ii, 2631, also mttsste der Übergang,' von der Advokatur
ator Kanzel ein sehr plöt7liL]iLT 'j^^wn^en <r\\\.
') Doch mag bezweifelt werden, ob er bei der Verlegung des Herzog-
tum» Meroanien nach Meran in Tirol nur einen Irrtum des Kardinals benutzte,
wie yäger I, 336") meint, vgl. die Invektive gegen Ctua Ftrehtr^Struve II,
264 Z. 30.
üesandtschaft»berichl bei Pastor II, 608. ';ßgtr II, 339 hat den «9.
») Jä^tr I, 344. 352- ''■"^'•^ t"- .U?^ n-
*) Das Projekt Cu^as bei Düx 11, 451 Ii"., das uni^cdracklc des Papstes
aossflglich bei Pastor II, 611 ff.; vgl dessen Ausführungen 189 ff.
*) S. dio Besiimmungen Über die »Kronkardinäle« und die Einkünfte der
ultramoDtani eptscopi, welche von königlichem Geblüt nod. L e. 613 616.
Jmcbimioha, H«liBbur(. 1 2
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- 178 -
Cusa geht weiter, er stellt allgemeine Normen auf, die Folgerichtig-
keit im Einzelnen lässt er sich durch keinen Hinbli( k auf die Aus-
führbarkeit beschranken, sein Endzweck ist die Zurücktuhrung aul
den ursprüngliciien, den kirchlichen Vorschriften entsprechenden Zu-
stand, 80 dass ein jeder, Geistlicher wie Laie, seinem Stande und
Namen gemäss lebe.c
Und danach handelte er, mit SchrotTheit auch im Unbedeuten-
den. Es kränkte ihn. dass der Pfarrer zu Innsbruck itin durch
einen Schneider um die erneute Erlaubnis zur Seelsorge ersuchen
lieu, *) bei der Losqpredmng der gebannten Äbtissin von Sonnen-
bnrg schärfte er die peinlichste Beobachtung der Formalien ein.")
Der Papst gab im Einzelnen nach, wo er es für nötig hielt,
um so mehr war er entschlossen, jetzt durch einen Hauptschlag all
jenen Regungen der Opposition, die dem Geiste der Koncilien ent-
sprungen waren, ein Ende m machen.
Seine Reden beweisen, dass dies schon seit dem Beginne des
Kmigiresses sein Gedanke war, es ist fraglich, ob der Tiroler Handel
auch nur den äusseren Anlass Itot, ihn zu verwirklichen. ^) In der
Antwort an die kaiserlichen ».lesandten bemerkte Pius ausdrücklich,
dass die Kirche die Gewalt beider Schwerter habe, er sprach von
den Verdiensten des Kaisers, bei der Vereitelung der Pline gewisser
Fürsten, die zur Zeit Calixts III. dem heiligen Stuhle Verderben droh-
ten.'*'! Das war eben die Koncilsfordcrung, an welche damals die
( 1;^]' '--inün ihre t'liedienz 'ii krr.i|if<.'n meinte. ') In der .\ntwort an
die lianzösisciien Gesaudten, die llciiaburg initauhorte, stand der
Satz: »Es schmeichle sich niemand, durch der Koncilien Ansehen
die Rechte des päpstlichen Stuhles eindämmen zu können, die un-
abänderlich (fOttes Wille gefestigt hat. Die Vcr iammlichkeit der
pragmatisciicn 8anktit.>n l.e; mte der Pap=^t mit «scharren Worten, die
Vertreter des ürwalilien vou Trier mussten ein weiteres aber den
Ungehorsam gegen die Kirdie hören. »Hier ist die Arche Noae,€
rief der Papst, »ausser der es kein Heil giebt. . xDie Fürsten mögen
sich hüten, fügte e- dr )hend hin/.u, die turh ilirem Gefallen siegen
da<^ Ge«'^tz streiten, dem apostolischen Stuhi Schlingen zu h-uen
denken. Er ist gewohnt, Gesetze zu geben, nicht zu empfangen.«
'i ya/fr 1. 275.
"1 i. c. 310 ff.
In d«r Flogschrift vom Frtthjahr 1461 «agt Cosa sa Herzog Sigismiuid:
N'on est de tc oogitatum Mantnae, dum comtitatio apostoUea fieret auctoritate.
t^m. 975 f. 115.
*) Mmri, Oratione» II, 195.
» V;-!. rw-A Knea II. 155 (.
•j A/a»st 11, j3.
*) /. c. 232. Pius scheint also von der kosciliaren Gestnnnßg Triers und
Kölni gewustt tn haben. Vgl. /in». Thesa«ni> VI. 3. 359.
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— 179 —
Am i8. Janttftr 1460, vier Tage nach feittlidien Schluss
des Kongresses, erging die Bulle Execiabilis» sie verbot bd Strafe
des Bannes und Interdikts alle Appellationen an ein Idlnf^iges Koncil,
»weil CS lächerlich i^t an etwas zu appellieren, was nicht ist und
von dem man nicht weiss, ob es künftig einmal sein wird.iL
Es war ein Schritt von grösster Bedeutung.
Man darf sagen, dass im Vorstellungskreise der Mehrzahl der
Geistlichen nnd Laien jener Zeit die Appdlation an ein Koncil als
ein znlftssiges und beliebtes Rechtsmittel galt*) Vollends die Über*
Zeugung, dass ein Koncil >in Zukunft sein werde,« war eine allge-
meine. ') Die meisten wurden sich vielleicht gar nicht einmal des
Gegensatzes zwischen Koncilstheorie und abstrakter Fapstgewalt be-
wiisst. sie appellierten an den Papst, so er auf einem allgemeinen
Kondle den Vorsitz (Uhre.*)
Gab es doch Laien, welche den Kongress selbst als em Kondl
betrachteten. »Papst und Kaiser,« schrieb Burkard Zink, ohand in
fürgenomen, alle ungcrechtigkait, irrigkait und poshait und alles
Übel ab zu tuen und zu stiaflen, auch gerechtigkait, fridsamkait und
alle guete ding für zu nemen, und auf solch gerecht, fmm und göt-
lich mainung hand sie ain concilium bertteft gein Mantua in Welsch«
land und das verkünden lassen in alle kristenheit, und als man mir
gesagt hat, so hand alle kristen nation demselben concilio geadoriert
und zugesagt, on allain die teutsch nation, die woiten nicht ado-
rieren, das sind die kurfürsten und herm Uberall in teutschen landen.« ^)
Später, als der Sturmwind der Opposition in DeutecMand die
Koncilsidee wiederum aufwirbelte, suchte die Kurie selbst diese An*
scbauung zu benutzen. lAUe wurden geladen,« sagte Rudolf von
Text bei GobtlUnm i66. Deutsch bei Vmgt^ Enee. HI, tos. Über die
Datiernng vgl. Fasu>r II, 71';.
*) Bezeichnend ist besonders die Appellation der observanten Fnincis-
kaoer in Frankreich »ad papam Caltxtum melius informandum et insuper ad
sacrum ecdesiae coocilium {generale proxime celcbrandum« in Glassiergtrf Chronik
{Analeeia Brandi€tma II, 3531 and die BeoierkunjE; des Chronisten daza.
^ /fi-t (Irr Hr,u:cl>, ii.icli <\''\w Geistliche beim Ein.;chen von Ver-
ptlichtungen versichern mussten, weder der Papst noch ein künfliges Koncil
solle dieselben lösen können. S. die Verpflichtung Diethers von Isenburg gegen
das Donik tri'.el [Menzel 21 und die des Bischofs VOB EicbstSdt gegen Ladwig
den Reichen {HasstlAoMt-SuickJieim, Urkk. 148).
Ein Formular fUr eine Appellation gegen die Zehntenforderunj,' Calixts
■ also von Geistlichen) rad dominum n. apntsnlictun mel:!!'- •.nfnnn.induni
eiusquc s. sedem aposirtUcam vei ad kiUinun ycomcnicum congregaiuluai coticüium«
in a>J. lai. cent. V app. 15 f. 392'> der NUmberger Stadtbibliolhek.
St. Chr. \ , 227. Ebenso bezeichnete man in Regensburg den Kongress
als Koncil Gemeiner III, 292. Schon Job. de Segobia betonte 1438 die Mög-
licbkcitt «iae solche VerKammloag später stun KoncU su stempeln. A£ ä III, 159 f.
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— i8o —
Rttdesheim 1461 auf dem Mainser Tage, ^) »in diesem Punkte fehlte
nur der Name zu einem Koncil.« K?; fehlte, entgegnete Heimburg
mit Nachdruck, ^^die Freiheit zu reden und anzuklagen ; ^) Er sah
in der päpstlichen Verordnung nur ein Zeichen der Schwäche:
9 Wie th^richu, rief er dem Papste sti, »dass du uns lehrtest, was
du (ttrcfatetest.c *)
^1 Denkschrift bei Zaun, Rudolf von KUdesheim loS nncb tgm. 975.
*f Giosie Heimborgs tm Denkschrift in egm. 975; IMfferebnt carenttn
Hbertalis ioquendi et arguendi.
') GlofM zum päpstlichen Breve vom 18. Oktober 1460 Frther-iiiruvt 11, 260.
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VI.
Der Bruch mit der Kurie.
|as Jahr 1460, welches nach dem Plane des Papstes die
Kräfte Europas gegen die Türken vereinigt sehen sollte,
brachte für Deutschland den Neubeginn aller häuslichen
Streitigkeiten. Der Krieg zwischen der baierischen und
jrandenburgischen Partei brach aus. Mit wenigen, raschen Schlägen
machte sich Herzog Ludwig zum Herrn der Lage, er zwang den
Bischof von Eichstädt mit Waffengewalt zu einem demütigenden
Vertrage, gerade »in der heiligen marter wuchen, du ein iglicher
cristen mensch seines gemütes gerusam sein vnd dns 'neilige leyden
vnsers herrn Jhesu Cristi zu besunderm verdynen betrachten solt.«
wie Markgraf Albrecht nicht verfehlte, dem Kaiser zu berichten.
Aber der pa pst liehe Bannfluch, den Pins dem brandenburgischen
Markgrafen zu Mantua gegen seine Gegner versprochen hatte, ')
erfolgte nicht, und z.vei Monate später musste All)recht selbst in
der Riciitung von K<jth alle Bedingungen des siegreichen Gegners
genehmigen, vor allem auf die Ausdehnung des Landgerichts Uber
Baiem verzichten. ') Fast zu derselben Zeit schlag Pfalzgraf Frie-
drich seine Gegner bei Pfeddersheim.^) Wichtiger noch, als die
Vorteile, welche ihm der Friede an Geld und Gütern brachte, war
es, dass sein vornthmster Gegner, Diethcr von Isenburg, Erzbischof
von Mainz, schon am 4. August 1460 zu ihm Ubertrat. —
Am t8. Juni 1459 Diether zum Erzbischof von Mainz
gewählt worden. Er war wie die meisten deutschen Adeligen, die
damals zu den Bischofsitsen sich drängten; das kirchliche Amt sah
er vor allem als Versorgung an und war nicht gewillt, deshali) den
Freuden der Welt, besonders der Jagd und dem Kriegshandwerk
. zu entsagen. Aber er hatte ein lebhaftes Interesse (Ur die Fragen
~~"M HMtOtoUt'Stoekhtim, Urkk 234.
- Vgl. d. Schreiben d. Markj^Taf n an Wilhelm von Sachsen bei Mmttl
ayaa) und <^ an den Kaiser bei hasteiholdt'StiKkkeim, Urkk. ISO.
KluelAahn 147 (T.
*| Mtmel 62.
i*^ Allgemeinen Mtnul 19 u. öfter; ferner die Aasserung des
NikoUus von Siegen TWarii^» Gts^-Quetlm II. 459.
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IJJ2 —
der kirchlichen Politik. Seine Studienjahre za Erfnrt, ^) dem »deut-
schen Prag,« mochten in ihm oppositionelle Regungen geweckt
haben, seine Umgebung nährte sie,*) die ersten Ereignisse seines
Pontificats roussten sie ausbilden. Dass er nicht seihst in Mantua
erschien, sondern durch Gesandte um das Pallium bitten Hess, ver-
drois d«s Papst."} Ein Versuch, von Dietfaer als Gegengabe Zu-
Sicherungen ttber seine Haltung in der Frage der Zehnten, der
KurHlrstenversrinniiUingen und der Koncilien zu erlangen, misslang,*)
doch verlieh der Pap^t, be^^onders atjf Bitten Albrechts von Bran-
denburg dem Erxbiscliot schliesslich auch ohne Koncessionen das
Pallium, aber die apustolische Kammer berechnete die Annate um
das Doppelte hoher als sonst, auf 20; $o rheinische Gulden.^
Diether protestierte gegen diesen Ansatz-, obgl^ch seine Unterhänd-
ler sich zur Zahlung verpflichtet hatten, Hess er die gesetzte Frist
verstreiclien und verliel in die kleine Exkommunikation. Der Friede
des Erzbischofs mit dem Pfalzgrafen war die erste Frucht derselben,
ein Gegner des Papstes schloss sich hier den Gegnern des Kaisers an.
Ersichtlich begannen die Ziele der Opposition an Klarheit zu
gewinnen. Seit dem Ende des Jahres 1459 Martin Mair der
Rat Herzog Ludwigs, in Landshut fand er endlich den BoHen fii'
eine dauernde Wirksamkeit. Er wollte den Erfolg der Uaüen uiit
einem grösseren Siege krönen; wflhrend Markgraf Albrecht an einen
Bund der deutschen, ja der europäischen Fürsten gegen die Wittels-
bacher daclite, *) flogen Martin Mairs Gedanken nicht minder weit,
er nahm mit verdoppelter Energie sein alt^s Projekt der Wahl eines
römischen Königs auf, in Georg Podiebrad von Böhmen glaubte er
den geeigneten Mann gefunden zu haben. ^
') Er war 1434 Rdttor. Ks ist also wohl nicht recht glaublich, dait er
»kairm fia«; eine oder andere Wort I itein T onnte« \ Pastor II, i!6 der
sich iibrigcns .lul' die bekanntlich Imgicric Rede de* Rudolf von Küi'.c>heini
\G^tUiHtu 263] stutzt).
2) S. den Bericht Bessarions an den Paptt 1461 min 29. Ficu^ II, lai.
•) S. die Brevcn bei Pastor II, 602. 603.
*} Der Erzbischof sollte sich verpflichten, nie ein Koncil oder einen Reichs-
ta£ ohne Erlaubnis des Papstes zu berufen. Das erfahren wir aus der Appellatio
in causa annatae vom Februar 1461, als deren Verfasser Heimburg gilt fs. w. u.*"'.
Poster II, 117' verminst weitere Beweise für diese Forderung des Papstes fcU
mag deshalb in diesem Zusammenhang wenigstens erwähnt sein, dass der Gegen-
kandidat Diethe», Adolf von Nassau, bei seiner Bettitigung Oktober 1463 sieh
dem Kaiser gegenüber verpflichtete, keine Versammlung der Kur- oder anderer
Fürsten ohne kaiserliche Genehmigung zu berufen. Chmel, Regg. nr. 4030.
*) Über die Angabe der Suname s. Ptutor II, 117»).
•t ffassflßio!,i't-Sn:Hiii>!i I'rkk. 121 u. 60, vgl. jedoch Kluckh.'hn 140'».
' Vgl. AluckJu'kfi 155. Me/ise! 75. Am eingehendsten handcU über diese
Dinge Bathmann. Hnhmen u. s. Nachbarlinder 1458 61. Besonders wichtig
ist Mairs Bericht an König Georg Fontes rer. Austriat. \X, 201. Es mag hier
bemerkt sein, dass schon Aventin das weiterbin so lange unbeachtet gebliebene
Projekt Main aas deaaen »ratschlag« kaniite KWirk* V, 593«.
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~ 183
Es war ein Plan von bemerkenswerter Kühnheit. Der kaum
verhehlte ütraquismus des Königs war für Mair sicherlich kein
Hindernis, aber deutlicher Hess sich der rein weltliche Charakter
dieser Politik, in der die Kirche nur ein Faktor neben andern war,
nicht zeigen. Das Verhältnis der Gewalten im Reich war nicht
übe! erwogen. Die Macht des Röhmenkunigs ver«;prach Sicherheit
der Recht«;i)tU die erste Furdt-rnng alier Relormplane. Für Lud-
wig von Landshut war das liufineisieramt, für Friedrich von der
Pfal2 das Amt des obersten Hauptmanns in Aussicht genommen;
Mair wusste sehr wohl, dass man mit dem Eigennutz der Fürsten
rechnen müs<;e. es schien ni< lit undenkbar, dass sich auch <!ie
Häupter der markgräflichen Partei um guten Lohn gewinnen liessen.
Der Kaiser, dem man, so nach der Krone griff, sass in Öster-
reich, dem Ansturm seintjs aufrühreriscljen Adels preisgegeben.
Podiebrad, mit dem er 1459 ein Bündnis geschlossen hatte, war
kaum gewillt, filr ihn das Schwert su ziehen. Sein, einzig treuer
Verbündeter war der Papst, mit dem er am 21. Februar 1460 die
alten Verträge erneuert hatte. ^) Von seinem eigenen Hau^e stand
sein Bruder Albrecht, soeben versöhnt, schon wietier auf Seiten der
Gegner im Reiche,-^; und am 12. April 1460 schloss auch Herzog
Sigismund von Tirol ein BQndnis mit Ludwig von Landshut. Er
suchte wohl nicht Schutz gegen den ohnmächtigen Kaiser, die Ver>
hältnisse im eigenen Lande trieben ihn auf Seite der Opposition;
an demselben O'^terfeste, da Herzoc!; Ltidwig den Eichstädter Bischof
überhel, murie auch Sigismund einen Schlag gegen Nikolaus
von Cusa.
Denn auch in Tirol war indessen der alte Zwiespalt hell
emporgeflammt. Nikolaus von Cusa lies« den Streit um die Tem>
poralien des Klosters Sonnenburg nidit zur Ruhe kommen» und
ebenso zot; er die pr.ik?i=^chcn FoJ gerungen aus seinen Ansprüchen
auf das Bergwerksregal, mdein er lias Bergwerk Gamstein besetzte.
Der Herzog setzte die Seinen dort wieder ein; Verhandlungen
zu Trient im Januar 1460 scheiterten vor allem an diesem Punkte.
Unerwartet erscKien der Kardinal wieder zu Bruneck und berief den
Klerus des Landes auf den 30. März dorthin; zugleich rüstete er
auf seinen Schlössern und war wohl unbesonnen genug, sich dessen
zu rühmen. Sigismund hatte ihn im Verdacht, mit auswärtigen
>> Huher III, 156.
*) Voigts Enea (II, 211.
'1 ir< sulhcldt-Siockhci»: Ur'.k. 177.
*; L>. il. 12. .\pril 1400, Udmvwib Vll ürkk. nr. jiS.
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— l84 —
Banden führern im Einverständnis zu <;ein, ') so suchte er sich des
Domkapitels zu versichern. Als dieses eine i;ünstige Antwort gab
und vor allem seine Zugehörigkeit zum Lande betonte, sah Cusa
dArin eine Anerkennung der Landeshoheit des Herzogs, er floh aufs
neoe nach Andraz, seiner »Raphaelsburg«, heftiger als je betonte
er von hier aus seine Rechte. *)
Erneute Verhandlungen zu Bruneck zwischen dem Kardinal
und dem Herzog zerschlugen sich; dass auch hier wieder vor allem
der Streit um das Bergwerk eine Einigung verhinderte, ist bezeich-
nend. ENe Versammlang des Klerus zu Bruneck, zu ganz anderen
Zwecken berufen, verwandelte sich in ein Strafgericht über den Herzog.
Cusa erneuerte das Interdikt, welches Papst Calixt verhängt hatte,
er drohte Herzog Sigismund die Lehen zu entziehen und sie dem
Kaiser zu übertragen. Da riss des Herzogs Geduld. Am Osterfest
des Jahres 1460 überfiel er Cusa in Bruneck. Am 14. April fiel die
Stadt; tm Schlosse belagert, musste sich der Kardinal zu Verhand-
lungen verstehen, am 16. April kam der Friede zu Stande. ')
Es war die That eines Stegreifritters. Dass Sigismimd dem
Kardinal Fehde ansagte, war eine leere Form, jetzt aber war er
gesonnen, die Gunst der Lage zu benutzen. Unter Vermlttelung
des Kapitels kamen die Verträge zu Stande, welche dem Herzog
neben namhaften Gcldvor*eilen Sicherung gegen alle künftigen An-
griffe des Kardinals bieicn sollten. Die \'erwaltung aller Burgen
und Städte trat Cusa an das Kapitel ab, welches .seinerseits dem
Herzog als Vogt des Stiftes das Öffnungsrecht zugestand, nicht
minder wurde die Vogtei des Herzogs über Kloster Sonnt-nburg
anerkannt. Die Hoheitsansprüche des Kardinals sollten bei seinen
Lebzeiten ruhen, doch blieb gütliche Vereinbarung vorlichalten.
Ferner verpflichtete sich Cusa nicht nur, das Interdikt auuuheben,
soviel an ihm sei, er gab dem Herzog überdies sein Wort, sich fOr
*) CoB« hat dieser Beschuldigung schon damals wldersproeheo, s. seine
Äusserung an <l;is Kapitel zn ^!;lIalUl. er liabc mit nioniaixl ein Bündnis < ^jprr
l, 356). Später führte er sie auf Eingebung lieimburgs zurück: »Tu scis,
Gregorinm te docoisse hanc evasionem, qaae ▼eritate caret.« Flngschrilt an den
Herzog, Frühjahr 1461 c^m. 07? f. 109.
'( Cusa an d. Kapitel 1460 fcbr. 14. SinmuAer VI, 480 f.
■) Jäger n, $ IT. — ^ Voigt III, 351 ff. weicht in manclien l'unkten vo»
jHger ab, wpü «r vorzugsweise den späteren .Streitschnften r<»l^t. S. 3^2 ff. will
er wahrscheinlich machen, ilais::» Cusa sich zu ITnterhandlungen mit dt-m Herzog
in Broneck nur deshalb erboten habe» am ungefilhrdet dorthin xu kommen und
die Geistlichkeit gegen Sigismund zu verhetzen. Dem widerspricht, dass die
Einladung zur .Synode tot der Flucht nach Andraz liegt. S. 357 erklärt er,
die Erstürmung von Bruncrk sei ohne Kampf und Blutvergiessen erfolgt; v^^l.
dagegen Jäger II. 9") u. 12"^. Dass den Entschluss des Herzogs Tor allem die
Meldung Porcivals von Annenberg bevitktea Co«a wolle Tirol in Bilde
verlassen, durf man nach der Aassenuig Heimbaigs ^eker-Slrmt§ II, «57 als
gewiss annebmeo.
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- 185 -
gänzliche Aufhebung aller Censuren beim Papste verwenden zu
Wüllen. Am 23. April bat er in einem Briefe den Papst, die Ver-
kündigung aller Strafen, die der Herzog etwa für seinen Angriff
verdient hätte, anstehen zu lassen.*)
Am 27. April verliess der Herzog Bruneck, am selben Tage
ritt der Kardinal nach Italien zum Papste.
Es gab Stimmen in der Umf;fl)ung Cusas, welche soc^leich
den ganzen Vertrag als erzwungen für ungiltig erklärten, und es
könnte scheinen, als habe er selbst diesen beigepflichtet. Noch am
Tage der Abreise belegte er Bruneck aufs Neue mit dem Interdikt;
a'?; das Kapitel ihn bat, auch di ' Städte, wie die Schlosshauptleute
des Kides g- gen ihn zu entbinden, weigerte er es; dem Herzog Hess
er sagen, dass der Papst ihn schwerlich absolvieren werde, wenn
er nicht zuvor das der Kirche Entrissene herausgebe. Andererseits
aber gab Cusa Anweisung, dass dem Herzoge die in der Abkunft
bedungene Geldstimme gezahlt werde er verwandte sich beim Papst
für Aufschnh des ]'rore<;<;es gegen Sigismund, wiederholt betonte er,
dass er die Vertrage halle und halten werde. ^)
Das ist merkwürdig, aber es ist weder ein Widerspruch noch
eine Heuchelei. Die Ansicht der Welt war Cusa gleichgiltig, aber
die Ereignisse hatten ihn im innersten getroflen. Er alterte in wenigen
Tagen. ^) Er suchte die Ursachen seiner Niederlage und fand sie in
sich selb«;t;'') der Her/og war nur das göttliche Wtrk/.cug, ihn zu
') y^igtr II, 26"*) erörtert die Frage, ob Cusa diese Zuseslfindnisse als
(Icfangcner und gczwi'.njjcn gemacht habe, und verneint dieselbe. r>em wird
beixatlimmen sein, denn die gaa«e Art der Verhandlung, zuerst der formelle
FriedensBclilass vom 16., dann erst die einzelnen AbschTos-te, zeigt, wie sehr
Si^i> 1 Ul i daran la:;, wenigstens den Schein des Zwanges 711 vermeiden. —
Zweifelhaft i&t die Haltung des Kapitels. Cusa betont wiederholt, da«s es
•angerufen« interveniert habe, yynger II, 61 vgl. 16"). Jedenfalls Ist die Aus-
zeichnung des Domherrn Wolfgang Ncidlinger durch den Herzog ' I.u-hiii-':.'^l-i
VII nr. 376) verdficbtig. — Der Bericht des ungenannten Abts {^Joh. Andreas
l^igeriHth durfte nicht so ganz zg verwerfen sein, wie ysger 411, l6*<^ u. 34)
will. Pi- Rribonf der Crlctridcn bei Lichnowski und Jäger macht es in
der Thal stl.r w.üirschcinlicli, dass betreff der AlUretung der weltlichen Ver-
waltung an das Domkapitel zwischen einem ersten Abschluss vom iS. und einem
zweiten, umfa«enderen vom 23. und 24. Ajjril mlitschie Icn wc:ili n m iss So
erklärt sich besonders Lichninvski nr. 353. Auch der am 21. Aprii mit dem
Bischof von Trient geschlossene Vertrag {Jäger II, 40) ist zum Verstindnis
heranzuziehen.
•> Bericht des Abts.
''1 Vgl. u. a. yägcr II, 65*"^''. Äusserung des Kardinals, das Geld solle
gezahlt werden, »qnia vellet servare pacta.« Der Herzog sah das spSter als
Eingcsllndnis der Giltigkett des ganzen Vertrages an« die Appellation Frtktr-
Stntvt U, 205.
*> Cusa an das Kapitel J*igtr Ii, 71.
Brief des Abts J^er II, 36.
*i s. besonders den charakteristischen Brief Cusa» an Johann von Eich-
städt jfägti Ii, 62.
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i86
züchtigen. Desiialb ertuUte c; ilie Verträge, soweit sie seine Person
betrafen, aber seine Kirche koDnten sie, so meinte et, nicht binden.
Er war bereit, »den Wolf aus dem Busen zu thunc ^) und alle per-
sönliche Kränkung zu vergessen, aber die That des Herzogs war
Kirchenrau!', deshalb verfielen lüc Teilnehmer ohne weiteres den
kirchlichen Strafen, und nur der Papst konnte "?ie fia\ on lösen *)
Es war nach Cusas Anschauung ein ehrlicher Rai, den er dem Herzog
gab, alles der Kirche Geraubte zurückzustellen und mit dem Papst
nicht weiter über die Fehde zu »disjiutieren«, —
Am ]iäpstlirhen Hofe <^rhhiir die Kunde von der That Herzog
Sigismunds blitzartig ein. In des Paj stes Augen war in der Person
des Kardinals die Autorität der Kirche überhaupt verletzt. »Schwerer
noch,« sagte er, »sei durch das Beispiel, als durch die Sache gesündigt
worden.« Sogleich cttierte er Sigismund vor seinen Stuhl, nur auf
Bitten Cusa.«; wurde der Termin bis zum 4. August 1460 erstreckt.
Unterdessen suchte der Papst sich auch des weltlichen Armes zu
versichern und wandte sich an die schweizer Eidgenossen, die alten
Feinde des Herzogs.
Der Streit zwischen Sigismund und dem Kardinal erhebt sidi
mit eins aus den engen (irenzen Tirols auf das weitere Gebiet der
Gegensätze zwischen Staatsgewalt und Kirchenhoheit.
Der Berater des Herzogs in diesem Anfang des Kampfes ist
Lorenz Blumenau, ein Mann ohne grosse Tdeen, aber empfänglich
für Anregungen mancher Art. In Italien hat er den Humanismus
kennen gelernt und steht mit den deutschen Jüngern desselben in
lel>liafteni Verkehr. Aus dem I)ien<;te hei dem Deutsrhherrnorden und
dessen Kampf gegen die preussischen Städte bewahrte er sich einen
lebhaften Hass gegen die Empörer im allgemeinen und die Städte
im besondem. Er wollte auch in Deutschland nicht gern einer
Koramunitätü dienen. Mit Papst und Kaiser stand er gut, von
letzterem erhielt er 1453 einen Pfalzgrafenbrief, vom Pap>te die
Stelle emes Auilitors der Rota und päpstlichen Kajilans, er fühlte
sich auch spateihin immer noch als der getreue Diener der Kuche.
Dem Türkenzug war er nicht abgeneigt^ es spricht freilich wenig
Air seine Kenntnis der Welthändel, wenn er das Zögern der deut-
schen Fürsten in dieser Sache aus ihrer evangelischen Demut her-
') Herzoglicher Bericht über die Abschiedsscene zwischen Cusa und
Sigismund /■i,;:fr II, 25. r)ürselbc wird incines Erachlcns bcstStigl durch den
Brief des Karditials an den Kaiser ^ /'i^fr Ii. 63): »Ich, der ich mit Gottes
Hilfe allen lluss und (Jroll ubgethan habe etc
"^1 So erklärt sich die erneute Verhängung des Interdikte iber Bruneck, s.
Cusas Drief an Wcincckcr Jii^fr II, 3; und die päpstliche Bulic vom 8. August
1460 {ebenda 88^ Zwischen der Hesel::. Ii ^ung <1cr Kirche und d«r Bdeidigung
seiner Person unterscheidet Cusa mehrfach z. U. Jäger il, 53.
Brief an d«ii Kaber /^gcr II, 47.
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~ 187
leitete. In ihm überwog der Jurist den Staatsmann, die grosse Leiden-
schaft war ihm fremd, aber er kannte die Formalien. Jetzt ahnte
er schwerlich, dass ihre Beobachtung den Sturm erst recht herauf-
beschwören konnte. ^)
Da der RoQgress zu Mantua eine Entscheidung der alten
Streitpunkte nicht brachte, so hatte Blmner.i'.i noch zu Ende des
fahren 1450 ein fatai oder Tahrzeit ^) begehrt, um der auf Heim-
burgs Rat am 6. Februar 1436 eingelegten Appellation nachzugehen.
Der Papst bewilligte am i. Januar 1460 einen Termin von zwei
Jahren, am 4. A))ril desselben Jahres gewährte er dem Herzog auch
einen dreimonatlichen Aufs( hul> des Proresse"? um Sonnenburp;, ^)
Was danach von den Parteien gegen einander vorgenommen wurde,
geschah in hangenden Rechten, ^ und so ging Blumenau alsbald
nach Abschlttss der Bninecker Verträge nach Rom, um dem Papst
Berif lit aber das Vorgefallene zu erstatten. Dort war unterdes die
Citation an den Herzog wegen des neuen Frevels schon erlassen,
es gab in Blumenaus Augen, da eine Verschleppung sich nicht er-
reichen liess, dagegen nur das alte Mittel» die Appellation. Am
14. Juli 1460 appellierte Sigismund auch in diesem neuen Streite
an den besser zu unterrichtenden Papst, aufs neue schloss sich der
Klerus des Landes zum grossen Teile der Berufung an. *)
Am 4 August, da der Prores? qegen den Herzog zu Siena
verhandelt w^erden sollte, erschien Blumenau vor dem Papste, uro
die Appellation zu vetkftnden und nach Geriehtsbrauch die »Be-
kenntnisbriefec des Richters darQber zu erbitten. TfDtn Kerker werde
er ihm anweisen, i donnerte der Papst, nach 4tägiger Frist erfolgte
am 8. August 1460 die feierliche Verkündigung des Bannes über
den Herzog und alle seine Helfer, des Interdikts über das Land.
Gegen Blumenau aber trat Cusa mit der Anklage auf, dass
er Klerus und Volk verführt habe, er sei der Ketzerei verdächtig,
da er glaube, durch eine Appellation Rechtssprüche und kirchliche
') Vgl. für Blumen.in H't'gi in den .\eu<-n Preuss. Pr,ivinziaU'I/. 3. Folge
2.\2 ff Watienhadi üher Hartni.um Scheticl in den I'or idiur.-'fti XI, 3^5 7.
l'. I 'ourniet , Noticc sur la bil)lioll»c de la grande Charlreuse. < »renoblt
1887, S. 17 ff.
Vgl. fttr die Praxis der A[jp«Uattoo die »Anweisung« im Aw^gtr
für Kunde deuistker Vcrteii 1S73 Sp. 295 ff,
■') /'onus rcr. Attslr. II, 183. Jdger I, 352. Zum Vcrbländnis des Zu-
sammenhang« ist die Erklärung .Sigismunds bei Stnnachtr VI, 475 iT., be«.
wiebtig, die Vk^tt nicht bentltat bat.
^ }'v. ' IL 77. Smnoehtr VI, 498 nennt ganz ohne Grund Hetmbtirg
als Urheber dieses Schrittes.
- *) Bulle bei J^eher-Struxte II, 197. Namentliche Aufziblung der Ge-
b;innten in einer tweiien Bulle vom gleichen Datum Düx II, 470 vgl.
jf<igfr II, 87.
— 188 —
Stiafen suspendieren zu können.*) Btumenau wnrde gefangen ge-
setzt, doch benutzte er die Mittagshitze eines Augusttages, seinen
schln fanden Wächtern zu entweichen, unter mancherlei Beschwerden
kam er nach Tirol zurück. ^)
Es war ein merkwürdiger Handel. Der Papst, welcher die
erste Appellation des Herzogs anerkannt hatte, sah in der zweiten
eine Ketzerei. Das widersprach durchaus der Anschauung der
Juristen.
Die Bedenkltchkeit dieses Rechtsmittels freilich hatte man sich
auch in Deutschland niemals verhehlt. In den Bullen, die einst
Hetmburg dem Papst Eugen als Forderungen der deutschen Kur^
fttrsten vorlegte, war auch eine Verordnung gegen die :»frivoIec
Appellation vorgesehen, es sn^te eine Strafe von 15 Goldgulden
darauf gesetzt werden. Aber wer entschied, ob die Appel'ation
»frivol«, oder berechtigt sei? Der Pajjst. Und wenn dieser selbst
Partei war? Dann gab es nur noch eine Instanz, das allgemeine
Kondl.
In die^^em Augenblicke tritt Heimburg in den Streit ein. ^)
Er hat sich, wie es scheint, seit dem \faniuaner Kongress um die
Tiroler Angelegenheiten nicht mehr gekümmert. Den Mai und
Juni liegt er zu Landshut krank, dann schickt er sich an, nach
Österreich zu Herzog Albrecht zu reiten,*) aber kaum ist er dort
angekommen, als ihn der Iliirenif Herzog Sigismunds trilft, der in
Ungewissheit über das S( hirksal des gefangenen Blumenau seine
Sache nun in Heimburgs Hände legt. Um die Mitte des August
trifft Heimburg in Innsbruck ein.') Ohne Zögern thut er den
verhängnisvollen Schritt, am 13. August appelliert der Herzog auf
'} yd^'tr Ii, S4.
*i S. seinen Brief vom 11. Januar 146 1 i. d. ^tungsbrr. 4. Wim. Akad.
(1850) 699
'j Httbcr III, 182 betont ganz riclilig, tlass ersi um diese Zeit Heimburg
entsdieidend 10 den Tiroler Streit eingreift. Di^egen kann aaeK nicht, wie
Pastor IT, 129'j wiJl, die 'niri-ii^-keit Heimburgs auf dem Munltiancr Kongress
angeführt werden. Denn wenn nur diese damals die Beilegung des Streits ver-
hindert hStte, so konnte eine ».olclic ja woht hei den Vcrmittchin^rsversuchcn
T\x Anf.in:' 1460 erfolgen, wo Heimburg den Dint;en t^'inzlich fern stand Zu
Muniua ihat Hetmburg nichts für Herzog Sigisr.iuud. was nicht jeder andere,
besonders etwa Blumenau auch hätte thun können
S. den Brief an Schttrstab bei HatseUuUÜ'Sfodikdm, Urkk. 166 und
das« oben 8 161^1.
So erzählt Heimburg in seiner Apologie gegen Theodor ! ;i!:u
Ab archiduce Au^irie mi^sas patruelem ejus Sigismundum acce»i. Frthtr'Siruve
[I, asS. Vgl. tbevth 35S die Invektive lletinburgs gegen Cusa, wo er sagt.
• r sei seit April bei Albrecht gewesen. In der gleich darauf fol;^eni1oii Sieüc
•Poslea admoduni Gregoriuä ab Archiduce ntissus Insprugk« gewinnen wir durch
die nach den Handschriften ▼orzunehmende Textbe«»eriing «ad roedinm Aogusti«
ttaU »admodum« die genaue Zeitbestimmung.
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— i89 —
seinen Rat an den »künftigen Papst, der iiach dem Recht ttber die
Thaten seiner Vorgänger zu erkennen halt, und ferner »an ein all-
gemeines Koncil, wie es nach den Dekreten des heiligen Koncils
zu Konstanz, die zu Basel erneuert wurden, in gemessener Zeit
gehalten werden muss. i ^) An alle Christgläubigen war die Appel-
lation gerichtet, besonders aber an die weltlichen Fürsten, »die Vogtei
oder Schutzamt über Kirchen und Geistliche haben, x Sie wurde
an zahlreichen Orten, auch zu Floren/ selbst, wo damals der Papst
sich befand, an die Kirchenthüren geheftet.
Am 9. September nacii der RUckkehr Blumenaus aus Italien
erneuerte der Herzog seine Appellation; zugleich legte er in einem
<iflRsnllichen Ausschreiben den fürstlichen Genossen seine Sache dar.*)
Dass er, wie in der Appellation den Handel selbst zu seinen Gun- »
sten darstellte, ist natürlich, doch geschah das in gemässigter i-orm,
nur selten Hess er sich zu einem Ausfall gegen den Kardinal hin-
reissen, so wenn er der Erzählung des Überfalls bei Sonnenburg
Mitteilungen über die Haltung Cusas gegen seinen Amtmann, den
Urheber desselben hinztifügte, ■»dabey meniklich wol verstet, das es
sein selbs gescheht i-t, vnd ob er nach geistlicher reformation oder
sein mutwillen gesucht hab*. Dagegen legte Sigismund alles Gewicht
auf die Erörterung seiner landesfttrstlichen Redite. Weniger aus
Urkunden, als aus der inneren Notwendigkeit, »dass das land in
ainmuttikchait beleiben vnd für ain mann gesten miige, leitete er
sein Vogteirecht über die Brixener Kirche ab. Das neue Landes-
fürstentum wusste, was es seinen Untertanen bedeute, »wann die
inwoner des lannds in allen Stenden, geistlich vnd weltlich, grafen,
herren, ritterschafik, burger, bawrn vnd lanndlewt nicht so fridkich
bey einander sitzen, mitenander handeln oder auch die strass so
fridlich ghalden werden mocht, wo ain prelat oder annder, der
regalia oder herlichait hctte, solt oder möchte neben dem obristen
lantsfursten heischen an aufsehung des hodisten gewalts vnd des
ainigen obristen landsfursten. Hierumb ist solch gerechtikeit dem
furstentumb allso angehefftet, das nyemant das entledigen mag, auch
•) AppeHation bei Frehtr - SSruve II, 203. — Die Appell itionen und
Slteit.schriueu ciiurc ich, soweit sie gedruckt sind, nach Frclier-Struve, wo der
Abdruck zwar durchaus nicht fehlerfrei, aber doch besser ist, al.s die Wieder-
gabe bei Goldast, Munarchia T. II. Die un^'edrucklen citicre ich, soweit sie in
Milnchener Handschriften vorliegen, nach diesen, besonders nach ofw. 975, einer
Sammluni; von Akten über den Brixener Streit in meist schlechten Abschriften
(wgl. y0igt, EDca lü, 304'^, ttbrigeDü identisch mit dem von dem Tiroler fhiL
Ner. Puell b«natzteti ms. Monaceiue. Vgl. Jäger il, 373** , 397'"*» mit cgtH.
97S t 274 "nd 194.
*' J^gtr II, 119. Das Manifest in cgm. 975 f. 12 ff. Adressen bei
jagtr II, 117"}, tu, 381* . über die von Voigt behauptete Autor-
cchaft Heimbiirgs t. «.
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— I90 —
der Iftndsfurst selbs daryon chain Terkerung ton mochte, wan es ain
entiidang vnd entgetnjiung were de» furstendumbs. <x 7>Das ewr frunt-
schafft wol verstet, 1^ schloss das Aussrlirciben, das einem iglichen
landsfursten wol gepuret, in den kraisscn seiner landfurstlikeit sein
uberkeit also zu hanthaben, damit die gehorsamikeit vngespalten
vnd das furstentainb vnertrend beleihe, c
Aus der Umgebung des Kardinals kam alsbald eine Erwide*
rung, auch diese mehr eine Rechtfertigung, als ein Angriff, ^) wenn
auch mit jener rechtschaffenen Derbheit abgefasst, welche die Zeit
zierte. Eingehend werden die Beschuldigungen des Herzogs wider-
legt, die Rechte des Kardinals xu erweisett gesucht» »wie wol der
richter vnd maysler der iugen mit seinen behenden spinen zu bösem
gesucht hat, die ding mit ainer varb zu vmbziehen, aber die varb
ist also dunn, daz die warheit dennoch durch in weist.« Von Sigis-
mund aber hiess es, er sei ein jvngelaubiger keczer, der den ar-
tikel des cristenlicben glauben, der heiligen kirchen vnd der ge-
horsam verachtet,«
Doch die Uterarische Fehde sollte noch in gans anderer Hef-
tigkeit entbrennen.
Die Bannbulle des Papstes gegen Sigismund kam, indem sie
den Herzog aus der Gemeinschaft der Kirche ausschloss, einer Ab-
setzung gleich. Darch diesen Schritt zeigte der Papst, wie sehr er
sich mit dem Geiste Eugens IV. erfüllt hatte. Aber ein wenig blieb
doch auch iet:'t noch von dem alten Enea in ihm, er vermochte es
nicht, die I'crsonlirhkeit vollief hinter die Idee des Amtes zni-ürk-
zudrängen, und so Hess aucii er der Bulle am 19. August eine Art
Manifest an alle Gläubigen folgen, in welchem er seinen Schritt
rechtfertigte.^) Das war an sich nichts Neues. Aurb Gregor VTI.
und Innoccn/, IV, hatten es nicht verschmäht, die W alle der Publi-
cistik zu gebrauchen. Aber die Art, wie Pius das that| bezeichnet
•) e^m. 975 f. Ssb ff. l'oigi lÜ, iSi i mdm, die Schrift *et jSger un-
bekannt (geblieben, doch cilicrl dieser mehrfach aus licrsclben, z. B. II, 0. 10,
14^'). 36*^' j uud öfter. 1. 395'^ bejceicbnet er die Schrift aU ein kurz ror dem
6.Joti 1461 erliusenesManifesl des Kardinals. Das ist anricbtig. Die Schrift ant'
wortet ,i.if lif .\] pdlation des Herzogs uinl Miin erstes .Ausschreiben f 04:
• Nuvcrrer stet vor war, daz Sigmund nu kurlzlich auf seio geschrift geantwurdet
wurd«), sie ist. da die zweite Appellation erwihnt wird, nach dem 9. September
1460. aber schwt'r'i :h viel später verfasst. Sie erschien iinonyin, doch glaubte
tnan in Innsbruck ikn Verfas.'.er zu kennen, wie eine Randbemerkung f. 95
zci^^t: >r.oiuiUir in prima persona et sese prodit juuiii .sorex«. Der N'erfasser
ist siclier ein Deutscher und wahrscheinlich kein (JcistlicliLT, vielleicht Christoph
Krull, der Kanzleischreibcr des Kardinals- Vgl. juger I, 232'^ . — Bd. I, I04"'i
and citiert auch J.nger eine Erwiderung auf das herzogliche Ausschreiben,
aber so nngenaa, dass ich nicht feätütelleo kann, ob dieselbe Schrift gemeint ist.
*} Frttur-Stntu II, 1S7 ff. Datum nach Omü, Materialien II« si6 vg].
U, 106.
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ihn. Er sieht voraus, dass man an sein früheres Verhältnis zum
Kaiser unci ^um Herzos; selbst denken wird. Er will den An<,'ritren
von dieser Seite zuvorkommen. Lebendig schildert er seinen Kampf
«wischen Pflicht und Neigung, mit geschickter Beredsamkeit sucht
er das Haus Österreich von seinem ungeratenen Spross 2u trennen,
lin jedem Stamme, in jedem Haose^c schliesst er, »findest du einen
Catüina, einen Cethejus.c
Ks- war möglich, dass solche U'orte Eindruck machten, wahr-
scheinlicher jedoch, dass sie dort, wo die Bulle keinen Gehorsam
fand, den Widerstand nur noch schärfer hervortreten liessen. Und
diese Wirkung zeigte sich sogleich. Als Antwort erliess Hersog Sigis-
mund ein neues Rundschreiben an alle Fürsten, Städte, Geistliche
und Weltliche, in dem er nun nicht nur den Kardinal, sondern auch
den Papst mit bitterem Hohne angriff. ^) Hier finden sich bereits
die Anschuldigungen, dass Casa mit seinen Ablas^redigten Deutsch-
land ausgesogen habe, die später in Heimburgs Streitschriften des
Breiter -n wiederkehren. Der Papst wurde daran erinnert, dass Sigis-
mund ihn bei der Bewerbung um das Kardinalat unterstützt, ja dass
er ihn ehemals in äusserster Dürftigkeit gekannt habe. Die Be-
geisterung des Papstes für den TUrkenkrieg war jetzt auch in des Herzogs
Augen nur ein Vorwand, der Tag zu Mantua habe ganz andern
Zwecken gegolten.
Unterdessen that man zu Rom die nötigen Schritte, den päpsl«
liehen Censuren Nachdruck zu geben. Seit der Eröffnung des Pro-
cesses war bei Cusa jede Spur von Müde geschwunden, ^) mit der
ganzen UnerbittUchkeit seines Charakters trat er in den Kampf ein,
dessen günstiger Ausgang ihm nicht zweifelhaft war,') und schürte
an allen Enden die Flammen. Am 4. August hatte der Papst die
geistliche und weltliche Bistumsverwaltung an Salzburg übertragen.
Sigismund antwortete damit, dass er die Temporalieu des Stifts in
seine Verwaltung nahm. *) Auch von dem allgemeinen Abfall im
Lande, den der Papst und Cusa erwartet haben mochten, war zu«
nächst wenig zu merken. Sei es durch lamJesfUrstlichen Zwang ge-
nötigt, oder aus eigener Überzeugung, die hier, wo die Lehren des
'1 Nur unvollständig erhuhen in cgm 975 f 173 ff. leigt. Atr zuerst auf
die Schrift aufmerksam machte, be/eiclinet »ie an ganz Tirol ^cricbtei, doch
beUst die Aufschrift: t'niversis et sin^ulis principlbllS ecclesiasticis et Kociilaribu:»,
contitibus, baronibus, militibus. militarihin, commmiitatum rcctoribus, ciuibus
ceterisijue peräonii ecclcsiaslicis et :>ecularibai stalui, dignitaiis seu ordiuis
cuiuscunque. Die Beziehang auf die päpstliche Schrift vom 19. August ist
unswetfelbaft.
•> Brief an den Kaiser 'jä^cr II, 114.
^< Hrief vom 14. sept. 1460 J^^r U, 124.
*> Jägtr II, 120.
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— 192 —
Basler Koncils so verbreitet i^ewesen, leicht erwachsen sein mochte, ^)
Domkapitel, Klerus und Volk hielten treu zum Herzoge. ^) Man
musste den weltlichen Ann znr Vollstreckung der päpstlichen M«o>
date anrufen.« Aber auch hier zeigte sich nur wenig Eifer. Dais der
Kaiser auch durch die Aussicht auf Übertragung der Brixener Lehen
sich nicht zum Handeln 1>ewegen He«;s, war nicht wunderbar. Be-
denklicher schon, dass der Erzbischof von Sulzburg wohl die Appel-
lation des Herzogs, nicht aber die päpstliche Bulle an seine Kirche
zu heften gestattete, und keine Miene machte, die Verwaltung des
Stifts zu übernehmen; dass die Bischöfe von Trient und Freising
ebenso lässig w-'-en, den päpstüc licn Befehl /,u verkündigen. ^] Und
als nun (.-ndlicii die Schweizer sicli gegen Herzog Sigismund erhoben,
klagte Cusa mit Recht, dass dieser Kampf nicht Christus und die
kirchliche Freiheit zw Grundlage habe. *) Wie sie den Krieg auf
eigene Faust begannen, so schlössen sie auch gegen den Willen
des Papstes Frieden, nachdem sie ihren Zweck, die Eroberung des
Thurgaus, t'tr<^irlit hatten. Die Fürsten aber \erstiramte es, dass
der Papst den Herzog mit Hülfe der Schweizer, der ;*Bauern«
«drucken« wolle.")
lleiniburg hat später besonderes Gewicht darauf gelegt, dass
nicht er den offenen Kampf mit dem Papste begonnen habe. »Ich
erwog, i sagt er, »und überdachte, wie der Kardinal ein hettiger
und starrer Mann sei, scharf und unerbittlich, ein bitterer Feind
anderer und ein feiner Spflrer auf alles, was einem der Streitenden
nützen oder nur den Schaden verminde n kann, unbekümmert um
eigenes MiSsgeschick, mafslos in <;einen Lcidcns( haften. . . . Ich hielt
mich zurück, Zeit und Gelegenheit, dachte ich, wird vielleicht die
Erbitterung lindern. « Da kommt die Nachricht von der Gefangen-
nahme Blumenaus. »Jetzt warf ich alle Hoffnung auf Frieden und
Eintracht weg, ich hatte nichts als die Zuflucht der Bedrängten,
diese ergrifT ich und appellierte mit aller Ehrfurcht vor dem Papste,
das heisst, ich riet zur .Appellation. ')
') V},'!. die .Xusseruntj Cusas an das Domkapitel 1460 oct. II, man habe
von ihnen gesa^jt, sie seien unter allen Deutschen die Haupt wiileriuchcr des
päpstlichen .Stuhles, /^^fr U, 1'$$* Dagegen Werichlcl ein hum.injstiichcr
l'rivaibriel dm. 466 2ii: »Terra, quam Alhe»w practcrDuKit, ex delido Sigis-
mundi ducis, quod in cardinalem e^il. strictwsimo söbiacet intertticto, excommtini-
calur, unaibematisatur phnce|j> cum onmilms fautoribus, aux ii irii- ji.utii:ilni>.
Qeru« compulsus ul celebret. perpeluac iofamiae notam et irrcgulahtatem
imlispetiftabtlem incurrit.«
'1 i'c'iL:t Ul, 400. Vgl. die Äusserung Cosas bei yä£er II, 108.
»j /d£cr II, 139. ijS. r»igi III, 396.
«) yäger II, 140.
'/ Hrief I'etcr Knorrs 1461 mar- 26 /'hn/fs rer. Austriat, XLIV, 75.
* A^olo|{ic gC|;ei) Laelius Frthcr-Struvt II, 229.
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— 193 —
Die Ehrfurcht vor dem Papste mag schwerlich gross gewesen
sein, aber wir beobachten in der That in der nächsten Zeit noch
eine merkwürdige Zurüc khaltung Heimburgs, das er$te Ausschreiben
Sigismunds hat er woiil nicht verfassi, bei den Gegnern galt Paic ival
von Annenberg, der Rat des Her/.ogs, als Verfasser. ^) Oh er auch
bei dem zweiten, schärferen Manifeste des Herzogs unbeteiligt war,
mag dahingestellt bleiben; ^ jedenfalls verliess er alsbald Tirol,*)
im September finden wir ihn bereits in VVttrzburg, wo er Bischof
Gottlrieds SnrlK- in einer Streitigkeit mit Markgraf Albrei ht gegen
Peter Knorr fulirie.*) Des Tiroler Handels schien er ganz ver-
gessen 2U haben. Er dachte, so erzählt er selbst,^) auf seinen
Gutem bei Würxburg die lang entbehrte Ruhe de« Landlebens zu
gemessen. Geschäfte riefen ihn an den Rhein, erst im Winter
kehrte er zurück, und da erfuhr er, dass er einem Anschlag auf
sein Leben entgangen sei, als dessen Urheber ihm niemand Ge-
ringerer als der Papst selbst galt
Was an dieser Beschuldigung wahr ist, lässt sich nicht ent«
scheiden. Seit der Gefangennahme von 1456 war Heimburg arg*
*) ErwideniDg von Seile Cir-ns «Alles daz Sigmniu! dawider schreibt, ist
ertichtet vnd oewlicb durch Tarziualen Annenberger eidaLhi vud yetz durch
ainen verkoser (verkorer^i der wort, do mangcm erkennt ist, da:' die vnwarhsTti
aui, ^. nr litt» rem. 075 (. 05 Oh die Ictsteo Worte aaf Hcimbnrg bexogea
werden können, isl doch zwciic.hafl.
*} Ausser den oben erwähnten Anschuldigungen gegen Cusa und den
Papst s>prechen für Heimburgs Autorschait noch einige humasistiscb geflirbte
Stellen, so die Erwähnung des Tanzverbots: »Ut ccce cuw lemptoniin Tel eeete>
siarum annua dedicatio commetnoratur (Kirchweih Ii, mos t-^t [ii opter cnnf'uxum
populi nuodinas celebrari. iliico ne tamuHus •urgat,sigo» hguntur, suspenduntur
vda regia, norniolli etiatn armati procedunt irenaree, ^ui protectores seu
deffinsores nuncufniui m A'ii choreas ducuiu. w.il.it sl.i lut i . iuc voluptas.
Cardinalis simolata rcligione uepha» ««se dbiix, divLnis la.idibu^ secularia negotia
adproxlmare* [f. 174]. Oder die Darstelloog der Ansprüche Casas auf die
Schlösser: »Ex arlis anialoriae ductrinis haec fortassc disoiplina mariavil, quae
sie habet : O mi anime I Noo ut quicquain rerum tuarum concupiscam, haec
encenia peto, sed ut eorum a»stdaa contrectatione iugis ait apnd me tut
memoria« [f. 176].
') Die unsinni^'c N.vciuiclv , (iregor habe die Appellation vom i 3. Au^^usl
personlich dem l'apste nach Koni übcrbracbt, stammt wie os scheint aus
Trithemius s. Frthei-Siruvi II, 184^, dn u icd r wohl nur eine SleHe der Replica
des Lälius [1. c. 219 Z. 2] mit-vverbtandLii h^l, Bti'ck^unis 172 nimmt sie un-
bedenklich auf.
*) S. die Notix des Lorenz Fries bei Lminvig 849, vgl. 825 und zur
Datierung /fatsMMt'Stodtheim, l rkk. 211 ff., besonders aiS. 233. Einiges ati«
dem Schriftwechsel zwischen Markgraf und Bischof ist, augenscheinlich durch
Heiniburg, in die «Cancellaria regi« üeorgii« gekontmcD, s. AirMi /.awi/s. 'l/^^^tiSM
XI^VII, 237 nr. 429-32. — Auch der bekannte Albreeht von Eyb gab
damals <^in für den MaricgrafeD günstiges ■ Gntachten ab, f. J^g. tUt,
Biegt af hu VI, 478.
i¥diir-Sirmft II. 3*9 f.
JsacMauoliai HsiatbiHrt* 13
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— 194 —
wöhnisch und sehr geneigt, Verrat und Hinterlist an allen Ecken
tn suchen, ^) aber er hatte gerade in jenen Tagen wohl Grund, auf
«einer Hut su sein, denn unterdeasen war su Rom audi gegen ihn
der Schlag gefallen.
Am l8. Oktober 1460 erging ein yjäpstliches Breve gegen ihn
nach Nflmberg und Würzburg, Ausdrücklich war auf die Bulle
Ezecrabilis Bezug genommen; unter dem Vorwande der Appellation
habe Heimburg, der Sohn des Lttgengottes, versucht, die Einheit
der Kirche zu zerstören. Habsüchtig und leidenschaftlich, lügnerisch
und frech, einen Schwätzer nannte ihn der Papst, er forderte den
Rat auf, Gregor zu vertreiben, sein Besitztum zu konfiscieren. Am
31. Dezember folgte ein zweites Breve, das geradezu die Gefangen*
nähme Heimburgs befahl. >Die gegenwärtige Lage der Dinge und
ein nicht zu verachtendes Bedürfnis der heiligen römischen Kirche
fordert, da^s wir die Person des verheirateten sogenannten Doktors
Gregor von Heimburg in unsere Gewalt bekommen.«') Es war auf
einen Ketzerprocess abgesehen, wie er schon gegen Blumenau ver-
sucht worden war. Das zeigte noch deutlicher ehie Bulle vom
2. November 1460, welche unter besonderer Erwähnung der Frevel-
that SigisroutifK i d Heimburgs die Mantuaner Konstitution aufs
neue einschärfte, die 7ti\videriiandcln(ien als ipso facto excommuniciert
erklärte, ja sogar die Appellation au den künftigen Papst in gleicher
Weise, wie die an ein Konctl verbot.^ Am 23. Januar 146X er
folgte endlich die Vorladung des Herzogs, all' seiner Mitschuldigen
und des ganzen Volkes nach Rom zur Verantwortung. Die .\nklage
lautete, dass sie ii'ier den Artikel des Glaubensbekenntnisses: »Credo
in unam sanctatu catholicam ecclesiara« irrtümlich dachten. — ')
Die Appellation an ein Koncil war noch nicht notwendig die
Forderung eines solchen, eben so wenig wie die Bulle Execrabilis
die ansdrücklirhc Verweigerung. "1 Heimburg erkannte, dass es
darauf ankomme, die Sache Herzog Sigismunds mit den grundsätz»
liehen Forderungen <ier kirchlichen Opposition zu vereinigen, sie zu
einer allgemeinen Angelegenheit der deutschen Nation au maclwn.
Die Umstände waren günstiger als je. Dass die Niederlage
der kaiserlichen Partei auch den Papst traf, empfand man in Rom
') S. den Brief iin Gcor^ v. Stein 1467 febr. 2ü Anhfv XU, 337.
F^ther-Striive II, 208. An Nürnberg gerichtet. Ein Exemplar an die
Borger von WOrzburg kennt EbtiiHorftr bei Pti, Script, rer. Austriac, II, 930.
Dat Datam, in den Handschriften vielfach abweichend, ist durch das Exemplar
ta InnsLnickcr Archiv CfigerW., 145**) g«sic1iert. Ander« Adrenen Wt««db 144.
Jäger II, 148.
*) BnITe »Iniractiiosos palmHes« bei Rafnaid\^^ nr. 35 vgl. Jäger II, 146.
•) Frther'Struve II, nn. Citatur Sigismundus dux ad rcspomlendum il - fi V
*/ Vgl. die Erörterung deji Papstes in der KelraktatioDsbulle an die Kölner
UnIversitSt bei Fta 148 ffl
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~ 195 —
sowohl, wie in Deutschland. Zugleich stellte sich Diether v. Mainz
offen an die Spitze der kirchlichen Opposition, und Martin Mair
begann im Reiche für Podiebrads römische Königswahl zu werben.
S«U dem Jahre 1446 waren die deutschen Fürstenhöfe nicht in so
lebhafter Bewegung gewes^i, und wenn Heimburg zu Ende des
Jahres 1460 wirklich, wie er sagte, der Ruhe pflepen wollte, so war
Würzhurg dazu ein schlecht gelegener Ort. Hier erschien im November
Martin Mair, um mit dem rfal2grareD einen Vertrag über die Wahl
Podiebrads abzuschliessen,*) hier erschienen Heinrich Lenbing und der
Würzburger Domprobst Kilian von Bibra,') die vom Wiener Fftrsten-
tage heimkehrend berichteten, wie Kardinal Bessarion, der päpstliche
Lega' die KiMs'en wegen ihrer mangelnden Bereitwilligkeit zum
Türkenzug gesciiinaht und gescholten habe.*) Und die »Geschäfte«,
weldie Heimbarg bald darauf an die Ufer des Rheines riefen, waren
sicherlich nicht unpolitischer Art. Gerade um diese Zeit fand in
Boppard auf An-egung Diethers eine Zusammenkunft der geistlichen
Kurfürsten stau.-') Vielleicht erlangte hier Heimburg, dass alle drei
der Appellation Sigismunds beitraten, wie das in der Folge auch
Ludwig der Reiche, Albrecht Ton Österreich, der Herzog von Mai«
land, der Doge von Venedig und der König von Frankreich thaten.^)
Schon damals mag Heimburg auf Diether von Mainz eingewirkt
haben. V^on Boppard zurtirkgekehrt ver))flirhtete sich auch dieser
fUr die Wahl Podiebrads zum römischen Konig, als Bedingung stellte
er neben manchem andern die Wiederaufnahme der 1439 an-
genommenen Basler Dekrete und die Berufung eines allgemeinen
Koncils nach Mainz oder Worms. ^)
Im Januar 1461 verlautete auch in Innsbruck etwas von den
Koncilsplänen, und Blumenau schrieb an einen Freund; ^) >Du er-
sählst von einem Nationalkoncil und dem Hass der Fürsten gegen
den Papst. Zur Antwort nimm das Wort des Maro: >Wer Bavius
liebt, dem wird auch Dein Gesang gefallen, Maevius. Der mag auch
') Pius an Podicbrad Eaynaiä 1460 nr. Hz.
'1 Urkunde d. d. WUnbarg 1460 nov« 16 bei HatttiMdt-'StadMm^ Urkk. 274.
*) »Inttr cogilandum autcm oralores principum nostrorum a Caesare diroissi
rediemnt, omnia inibi dicta facun^ue referentes.« Heimburgs Apologie Freh/f
Stntvt II, 231. Die Namen der Sendboten ttnd Bestätigung der Thatsacba
bietet Markgraf Albrechts »beimUche Werbupg* bei M^fier, Kais. Buch S3.
*) Vgl. fllr den Tag tn Wien J»mui. Diether 6S ff.
*j Nach einem Bericht des Markgrafen bei iV/-Ji/^vl V/« iText) 123.
*) Ztuatx tux Appellation Sigii>inimds bei .Senkenber^ IV, 390. Pastor II,
131 ▼ermUst dieie Notis bei Jäger, vro sie II, 99*'} steht, über den Zeilpmikt
des Beitritts l.c>-t n sich nur Vermutungen aiistoüen. Er ist iL<ii nf,i.31s die Folge
der im Maaifekt des Herzogs von 5. September enthaltenen Aufforderung.
*) Urkttttde vofB 3. Dexcnber 1460 bei HattttkoUt'St^Uuuih Uildu s8o
vgl. Mtnttt, Diether 88.
*/ Sitmngfbtr. d. ^Vun. Aäad. 11850). 699. Das Cilal Virgil, Eclogae 3. 90.
13*
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I
— 196 —
Füchse e!n«!pannen und Böcke melken.« Denn keiner hat noch den
Cusancr — nicht doch, den Bavius wollte ich sagen, geliebt.« Aber
ausser dem klassischen Citat hatte Blumenau für die Bewegung der
Opposition nicht viel flbrig. Er erzählte dem Freund seine Drang-
sale in Italien, durch diese glaubte er die Krone der Heiligen ver-
dient zu haben. In dem Kampf gegen den Papst trat er nicht
mehr hervor, er hielt augenscheinlich Schweigen für die beste Politik
gegenüber der Kurie.
Ganz anders Heimburg. In unzähligen Exemplaren ging das
1 ] stüche Breve gegen ihn durch die Lande, aber versehen mit
bcissenden Glossen, die Heimburg an den Rand geschrieben hatte,
wie etwa an das juristische Ciutachten eines Kollegen.*) Das ganze
Programm seiner Opposition war hier in kurzen, schlagenden Sät/en
enthalten. Es war der Widerhall der gefährlichsten Lehren der
Koncilszeit. welche sich vermassen, den Papst und die Kirche nach
dem Idealbilde jedes ein/.clnen zu bciirf eilen, wenn Heinibiirg von
den rerhtm.assigen Nachfolge! n Petri die > kirchen-chändetischen und
habsüchtigen, die Beschützer der Bastarde« schied, wenn er zu den
Erörterungen des Papstes tiber den Gehorsam gegen die kirchlichen
Gebote den Zusatz machte, »wenn sie Gerechtes befehlen«. >^Das
Koncil ist nirgends und kann nicht Uber dem Siellvertreter Christi
sein,« sagte fler Papst. Dagegen HeimliU'^g: >Das ist eine Ketzerei,
die schon das Konstanzer und das Basier Koncil, da es noch un-
bezweifelt bestand, verorteilt hat.« Dass Heimburg den Kampf nicht
nur gegen die päpstliche Autorität, sondern auch vorzüglich gegen
die Person Eneas zu führen gedachte, zeigten die höhnischen Be- •
merkungen über das Bündnis des Papstes mit dem Kaiser, Uber die
Bescbützung des Bastardkönigs Ferrantc von Neapel, über die Geld-
forderungen »sub colore Turcbino«. Von dem Austreibungsbefehl
fürchtete Heimburg nicht viel: »Thuts,c sagte er, »wenn Ihr Euren
Handel verderben wollt,« und es scheint, dass er in diesem Punkte
Recht behielt.^)
Die Glossen bei Frther-Strtwe II, 8IO. Die letBte varstflBUneltt Üe
steht vollständig bei Jägtr II, 173"), wo jedoch statt »in numero parcaruin« mit
einigen Handschriften »in numero heutorum» zu lesen und statt • fingens sei Jovis
aacrum« ilic Lc irt l-i -htrs »Jovis socium« wiederherzustellen sein dürfte.
Leider xsX da& 6rien.uch von i46o,'6l im A'A'J. nicht mehr vochandcni
Die von Sckarfff, Oisa I, 354' mitj^ct eilte Antwort der Stadt KOniber]|; an den
Papst scheint sich nur auf <icii i'. fehl zur Festnahme zu hcziehen und ist mit
ihrer Ausrede auf die geistÜcheo Oberen sehr nichtssagend. Wir ;>ehen daraus
nur, dass auch Knarr, dainal» Pfarrer su St. Lorenr, nicht, wie Cusa gefordert
hatte, [^yä^rr II. 147 , ge_L;cii UeimU :r^' vor^^'inf;. Miil/ner in seinen Annalen
der Stadt Nürnberg äVA'A) II, 1256^ erzählt, die .Stadl habe dem päpstlichen
Befehl gegen Heimburg »folg; thim und ihn aussehaflen mttseen*. Vgl. Ktteria
A'orimber^^. 63« D.i- jedenf.ills nicht \vr tl :r!i ?ti 1 I rncn rl:i H?imburg im
FcuriMr i4rii .mf -^eui NCirnberger Reichstag erscheint. Auch später (1465
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— 197 —
Was die Glosteu zur päpstlidien Bulle aakttnd igten, das führte
die Appellalton aus, welche Heimburg im Januar 1461 gegen das
Verfahren des Papstes einlegte. Sie ist als Streitschrift betrachtet
das Wirkungsvollste, was aus Heimburgs Feder geflossen ist, in Ton
und Ausführung der Rede vergleichbar, die er 1452 vor dem Kaiser
hielt. Sie erschien lateinisch. M Eine zeitgenössischei vielleicht von
Heimburg selbst herrührende Ubersetzung') lässt ihre wirkungsvolle
Kürze, die Kraft des Ausdrucks noch besser hervortreten, als das
Original. Sie lautet:
»Gewalt sunder rat vervellet under seinem laste; Got erhöhet
messigen gewalt.
Babst Pius hat newltch durch einen unerzeugten sunder bios-
lichen verpetsch.ifirten sendbrief gebannet Gregorien Heimburgen,
nye geruffen, wider dii^ lere Gotes; de der wolt verurteiln den ersten
Übertreter, rief er vnd sprach: Adam, wo bistu?') Desgleichen auch
Kain, der noch mit bruderlichem bluet vermayligt was, fragt er und
spradi: wo ist dein brueder Abel? Auch der Sodomiten bosheit, ee
er die mit swefels fewr verbrante, sprach der herr: ich wil absteigen
und wesehen, ob sy das gerulf, das zu himel aufgestigen ist, mit
den werken verbracht haben.
Aber pabst Pius, auf trosi lauters gewaltz, in versmehung alles
rates, wie ein dünne geweb, wie ein swach ursach hat er gebewet,
das wollet merken.
Er spricht also: ^T^nscr heylant Jesus hat Petrum den aposteln
fiirsten zu regirung der kirchen nach in selbs gesetzt etc.« Wer
weiss des nit, das allen aposteln von Jesu geboten ward, das sie
juli 30) erklärt die Stadt auf eine Anfrage Herzog Albrechts von München ihre
Bereit mliigkeit, Hefmburg gUtlicli an&iinehnien. Brießuch XXI f. 147 NKA.
Doch mag mit diesen Vorjjän^en ziisammenh.intjcn, duss die Bestallung fleiin-
burgs von Seiten der Stadl 1461 nicht mehr erneuert wurde. Um eine Konfis-
kation der HeiinborgisckeB Güter konnte es sich nur in WOixbnrg haDdcln,
und hier blieb Gregor ganz unbehelligt, wie die üeilagen A 9 u. 15 zeigen.
V' Gedruckt bei Freher-Struve II, 211. Eine sehr gute Inbaltiangabe
bei Voigt III, 383 ff. Breite und nicht immer fehlerfreie Auszüge aus dieser
and den folgenden Streitschriften bei Brockkaus 176 ff. — Dass Heimbarg vor
der Abfassung der Appellation sein Testament gemacht habe, wi« Bro^Aaut
174 und nach ilnn niil merkw üriüger Verwertung der Naclirichl Gehhardt 37')
ersählen, ist unrichtig, d. Beilage A 14. Wahrscheinlich beruht der Irrtum
anf einer falschen Binreihan^ der Nachricht des Lorenx Pries bei Ludtwig 849.
'1 In iiyn 97;; r. 208. Don stcllenwei.se *;chlechten Text der Abschrift
habe ich, wo nötig, gebessert. In eckige Klammern ist geschlossen, was in der
Handschrift fehlt, aber durch den Sinn gefordert wird, in mnde, was die Handschrift
sinnwidrig giebt T>ie Übersetzung steht dem Original nicht ganz unselbständig
gegenQber, wie einige i^usätze und Änderungen zeigen. Um ±>o bezeichnender
ist das Bestreben, den lateinischen .\usdrack mit grössler Genauigkeit zu über-
tragen. Ist die Übersetzung von Heiniburg selbst, so mag sie :i1s Probe anf
die aus Niclas von Wyk bekannten Übersetzungspriucipieu gelten.
Bin beliebtes Argwnent Heimburgs s. o. S. I44i
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— 198 —
anss giengen in die weit »u predigen den glauben, die tanff and
ewiges heyl, nnd das in allen ist verheissen: es sey gewnnden in
den hymeln, was sye wunden auf erden und sey geloset, was sie
ledigten. Aber das Jesus zu Petro sprach besunder die wort: nere
meine schaf, spricht Johannes, ^) das ist geschehen vmb eintrech- i
tigkait va bedeudten, nit den gewalt su sondern; und Ambrosios
in dem bnech »geistlich regirung« spricht, das Petras drey stund
wart gefragt, ob er mynnet Jesum und drey stund antwurt: ja, herr,
du waist, daz ich dich minne. Da wiird nit allein im sunder allen
bischofen mit im die slussel bevohlen. Wir lesen auch in schritten,
das nodk der himdvttrt Jesu die aposteln [sich] veraamet and Petrus
xa Antiochia auf den stul erhöhet und sn einem fursten gesetzt
haben, damit sie doch den gewalt in allen durch Jesum vorgegeben
nichtz gemyndcrt haben, und darumb rufft die heilig cristenheit zu
got an eins ietlichen apostels tag, bittente sich durch die heiligen
apostel mit emsigen schirroung so wewaxen, dfe der herr seines
wercfcs hat geseczet (bieten oder) hueter und seine stathalter.
Derselben recht nachkumeÜttg sein die gemeinen concilia,
cristenglaubens grUntfesten, die zu Zeiten die bäbste guter lere
underricht und ircn irrsal gerechtvertigt haben, do von Sant
Gregorius schreibt: wer die understeen hat zu stören, der stört sich
setbs. Was bedeut aber diso rede? Trawen, sie reicht so var,
das sie aussrewtt den irrsal, dar inne bapst Pius durch Schickung
des cardinals von Kuss sagt, das das concily über den babst nit
sey, in den werten, als er spricht: »Etlich appellirn an ein künftig
concily, das über dem stathalter Jesu Cristi nit mag gefunden
werden.«
Hie merket, was gewatts der babst on allen rath understanden
hat, wan so all aposteln gesant sein von dem herrn Jesu, do er
sprach: get in dip weit etc. und was ir bindet etc., nnd auch wis-
sentlich ist, das sie darnach besamenet gewest sein und Petrum und
Johannen auss gesant haben: wer mag sweyveln daran, das die
heiligen concilia Gotis stathelter und aller zweifboten nadikttmelittg
sein? Ob anders ale cristcnwerlt mer ist, denn Rom.
Furter schreibt babst Pius, solich sach sey in der samenung
zu Mantaw offt und vil gebegen und entschiden; gleich als ob ers
mit rat getan het, als die gesetz leren, wie man newe geses machen
solle, das er doch blosslich nach seinen lust mere auss gewurget
hat denn auss gesprochen. Furwar nent er die versammenung zu
. Mantaw die kunlich vnd fürstlich botschaffV, die dar gesandt waren,
in der selben sammenung ist des nye gedacht worden.
Der lateinische Text hat AnttxMaUkJIm 16, 19. Tibi dab« oad nennt
fkbtig HieroayiDas als firklirer. (Advcmi» JoTiaianma I, s6).
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Aber man sagt, pabst Pins hab es mit seinen cardinalen also
erkant. Waramb das? Nit anders denn das der babst sich seins
gewaltz hat wellen missbrauchen mit schacznng aufzulegen vnd in
ein schein eins herczugs gein dem Türken alle vernuiglichkait deutsch
lande zwischen Coln vnd Osterreich vnd zwischen Denen vnd des
welischn gebirgs biss vff das marck erachoppfen, wan allein vss den
selben gemerken botscheflft zu Mantaw durch den babst xusamen
geheissen wurden, die «selben im allein fueglich waren zu uerschim-
pfen. Brabant, Haliant, Geldern mit irem anstossendcn gemerken
giengen beyseites abgschiden von den, die ich oben gemelt han.
Wie nu allein sein komer was in vnserm gesprach, also hat der
babst seinen gewalt versaecht on rat der jener» der gelt er hat
geturstet.
Also hat der babst nit gancz an fueg als er empfände, das
im das gelt versagt mocht werden, gewalt mit listen furgesatzt vnd
dodi on sdtigoa radi furgenununen, ob ymant widerstand tele, das
der die heilig maiestat sollt beleidiget haben; vnd betraditet seinen
gewalt, darzue auch den keiserlichen scheyn, vermaynende, das nye*
mant irer beiden gewalt widersten getorste Doch verwundert er
sein eygene macht, die heute grosser ist, wenn der rueme des römi-
schen reichs, das sein gemerck etwann gehabt bat aus dem gewirg
Caucasi, der Indien benirt, zuletzt auch die selbe gemerkung durch
brachn vnd sein kraft durch alle werlt, meres vnd ertreichs auss
gebreytt hat, aber nw durch lassheit der gemerer in engem kreisse
get^wungen ist. AUsu hoHt der babst, das in dem selben getzwungen
kreisse, do nach der keiserlich nam seinen glantz erschymert, in
beiden nymand widerstehen mochte, es wcre dan, das aller cristen
weide samenung berueffen wurden, das whr ein gemein concilium
pflegen zu nennen. Soliche heilige versamenung der cristenhait furcht
der babst, wie das darmgepirht, wann sie ist ein hege der freiheit.
Darumb hat er wollen vorlauten vnd hat sie mit seinen vnnutzen
gesetz verdamet, ee denn sie geworon wurde. Aber durch die ver^
dumung hat er sie mer anget/.eiget, dann was er so emsiglichen
verpuetet, das eraploset er sich, das er am meysten beso[r]get, wann
das, das durch lang sweigen verleschen vnd ausgetilget was auss
der menschen hertzen, das alles hat die ueydisch vertumung wider
erquicket. Nit anders daiin als ob ymand wolte die verborgen hita
des kalchs mit kalten wasser verlescben: on dancks vnd wider
willen vnd fursacz erquicket er sye.
M Der Zusatz fehlt im lateinischen Text der Freher-Struve'schen Ausgabe,
steht aber in dem sonst sehr schlechten Text bei Ebenthrftr \Pi»t SS. nr.
Amtdac. Ii, 933 ff,) VgL einen Brief Blumenat»: Romaanm etiain
tempore Oecnmii, ut refcrt Boetiut, nondom pertraniivft Caucacam. WkttmhaA,
Schädel in den f^ukmngm XI, 354.
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— 200 —
Solon, der syben weysen aller weisest, do er zti Attaenai <to
her alle ▼emnfit geflossen ist/) alle gesetz wol geordent hett vnd
wart gefragt, warume er nit besunder straff vif vaterslacht gesetzt
hett. so es doch gresser were dan niort, antbtird: TDarumb han ich
es versbigen, das ich durch die meidung icht tnaner wurde des, das i
in natur in Vergessenheit gesetzt hat.c
Den platz, den flecken des heiligen concilii verfahet, ir pre-
latenl Das ist ewer fre^yheit gewisse zuflucht vnd krefTtigung ewer
wirdikeit. Ir, die der schrifTt lere baldft, reysset dns kranrk gewep
vnd die schwachen strick des vnnuczien gesecz von Mantaw. Ir
werenilichen forsten vnd ir riter, die zu dem kriege gelert seyt, ir
habt gewonheit, so ir das here bewegt, das ir den feinden die hohe
fUrlauilt vnd ein neroet: nernt ein die hohe des heiligen concili»
daraiiss ir inugt gehaben frey gesiebt, sterker widerfechten vnd siche-
rer were. Wo der l)abst dieselben zutlucht euch vnderfahen, die
beuestigung abwerfen oder veruellen mag, ee denn sie aufgerichtet,
so ist ewr schilt abgeworfTen, ir seyt alsdann aller waflen entplosset
▼nd werdet ewr seien mit gelte erkauffen vnd mit jerlich Schätzung
erledigen müssen. Darzit ewr gelt, das in dem schein eins lierzugs
gein den Türken geschätzt wirdct, das wirt gekert in verdumte
brauchung zu hilff dem bastart von Arragon gen dem eelichen er-
ben kunig Reyttttf vnd herzog Johann, herzog ztt Calabria« kristen- '
lieh adels hört vnd ritterlich zugerecht ebeinbildung.
Vnd darumb schreibt der babst: Gregorias Heimburg sey vss
dem teufel geboren, das er nit ist vs? verdainpten, sundern eelichn
wesen bekumen, das der babst hasset vnd gunstig ist den bastardn,
dafür er bey dreyen stunden lang zu Mantaw prediget, do er des
bastarts Femawnten lob auss rieffe.
Als denn der babst furter schreibt, Gregor Heimburg sey geytzig,
verlogen vnd betniber etc.: redet er wol, so hört er gute wort, so
er aber fichtet mit fluchen, so such er einen andern antwurter. Ich
bin in der zal nit. Mein narung gleichet sich nit meinem verdienst.
Ich han mer mildglich gedienet, denn widergebung empfingen. Ich
han mer liebgehabt frey rede, dann smeicheln, das doch nit be-
stehen mag bey lugen oder geytzigT<<Mi Aber es kummet die zeyt,
das er wirdet boren, was er begunnen, was lewens er gefurt hat
vnd was ^u Cutua.
Aber ich enthalt mich vnd geen furter zu dem vnzymlichen
gesetzt von Mantaw, dar inne der babst verbentt, das niemant an
*> Der Zusatz felilt im lateinischeD Text Fr giebt die Schulanffassang.
Das Vonbulnrium des A/jsf hat s. v. Atlienae: »de per alia» terrai nraltlples
doctnna dittiiäa estl.
■) Atitr II, 133 hat diese Stelle merkwOrdig missventaadcn.
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— 20I
das concilf appelliren solle, das nit enist vnd, als er sagt, vbcr den
babst nit pc-sein mag. Her vor han ich bewei?;t, da;? die gemein-
schafft der zweilboten vber Petrum gewalt gehabt hat; nu sag ich
mer, als man sich berufift an den stul, so er ledig ist, also apellirt
man auch rechtiklich für das concili, das noch nit versammet ist,
wann der gewalt der kiiclien ist vntodlich, als auch die kirch selbs
vnd ob die itzunt gestrevet ist, ydoch gewiirt sich, die zu samenen,
vnd mag nyniant zweyveln, sein ist iezunt grosse zeit, wer der icir-
chen jamroer betraditeii wil; erkennet sidi denn der babst, das er
in der kirchen ist, so muss er vergehen, das er mynder sejr» den
das raerer hellt in sich das mynner, ob anders die weit mer ist
dann Rom. So aber der babst das verpoten hat, was tragt das ver-
bieten in im, denn das er vus schuldigt, das wir seinen genötigt n
twangk nit verdvklen vnd vnser narung, durch vnnser vnd vnnseren
vordem sweiss vnd bluet eramet, ntt wollen auss sehnten su seinen
last. Also der einen verwundet vff den tot vnd der verwundet ge-
nass, hiesch er in im für den richter vnd do er ward gefragt, wa«? er
in schuldigt, antwurt er: ich clag vber in, das er mein schleg vnd
sichl nit tieffcr in seinen Icyp entvangen hat. Also wil vns der
babst bannen, darumb das vir sein beswerung vndersten su begeren.
Solch herschalR pflegen die hern in ir aigene leute sn tun, das ist
ein dienstpar cygentbum nit kintlich gehorsam, die er gen vns für
nymt, wen er vnderstet vns kein narung noch zening zu lassen.
Nyemant heyls gemuez verstehit nit, keiner mit gesneuizten nas-
locher') reach nit, wo hin mag reichen sollich fumemen.
Das er aber mich einen swecxer nennet, ein man aller atzelen
vberkleffer, wa- so! ich in antwurden, denn als Quintus Oratius
spricht: T^Ob du dich selbs nit erkennest oder ob du wenest deine
wort vns vnbekant wesen? So du dein gebrechen sichs mit rinnen-
den gesalbten äugen, warumb sichestu andre laster so scharflT, als
der adler oder der slant/, den die romer von kriechen heimfurten?')-
Dartimb bcgegcnt dir da^^ hin wider, das ander leute dein gebrechen
hin wider ervor.>chen. Jch bekenne, das ich zu ge/.eiten dem winde
der worter mit lernung angelegen bin, doch nit also, das ich die
lere beider rechten ye verachtet habe, die er nie angesmeckt hat,
sunder an der worder volikeyt sich bennegen lassen. Darzu ob er
auch solch laster an mir vermerckt hat, yedoch verweisset er mir
das gar vnwilliklichen, des er oben vVicr get. Mir genuegt, das ich
gelernt han, das die gesecz der rechten vnd was beider reclite ler-
nung in sidi hat, durdi sollich drlich wort als mit bluemes magen
gezirt werden vnd in der selben] sal erkenn ich mich. Er sey in der
'i »Emtinctib luiribub« Horai.
Lateinischer Text aur: »»erpens Epidauriua« vgl. Hör at, Satiren I, j, sa.
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1
4
— 202 —
•
zai d«rjener, die wenen, dta solebs alle« möge (das) mk der rede
vnd Sprech kunst auss gericht werden. Hinimb ob mich der babat
vml: Dich sach helt für ein ausgewanden, wer ist dan serer ana*
geworten, denn er, der doch an der worter reychtum kein lemung
in im hat. <
Furter achreibt der babat, kh aei gettallen in 'die miaaetat be-
teiligter maiestat, darumb, das ich ein apellaca für das ku[n]f^ig coociti
geticbt ban wider das gepot seins gesecz zu Maniaw getan etc.
Ich meine, er hab selche gesecze den sneken vnd muycken
vnd den wurmen, die in faulen korperen wachsen, gesacz, als der
philoaophua Anacaraia die geaecz, die an rat nach luat der oberen
gesecz werden, den spynneweben gdeicbt hat. ^) Wen so daxein vellt
ein (als) snok oder ein muycke, so kan sie sich nit darausa gewick*
len, lauftet aber darein ein wephss, ein humel, der snuret hin durch,
reysset das swacti gestrick; wen das necze, das gestrickt wert dem
zeyaen vnd wachdien, daa mag nit halten den adlo* und den geir.
Er verstrick in seinen necze seine leuete von Reate') vnd andere»
die er helt in eygenthumbs vnd schlaffen twang, bcy mir aol weaen
mit goiis hihi die freiheit Diogenis vnd Cathonis.
Noch ist der pabst nit gesetigt gemeiner Scheltwort gegen mir,
aander er tar mich nennen hereticnm. Daa wort bedeit in laton
einen, der ein sundem s3rn hat, vnd alao braucht sich Cicero, der i
höchst in lateinischer zungen, vnd spricht, Kato ist in der hercai,
da.s ist in der sinen, das er nit volget kainer bluem der worter. •)
Aber nach gewonlichen brauch, so nennen wir hereticum, der frefelt
an dem glauben. Wil mir der babat dea worta brandben, ate Cicero,
ao bin ich hereticua gegen im, denn ich halt ein gemein ooncili
vber den babst, als in dem grosen concili zu Costintz erklert iat;
so ist der habst hereticus, der do helt, das nit hohers möge gefun-
den [werden], denn ein babst. Nun sehet, das ich nit swere gein
im rede, der doch gein mir alle ding nach seiner lust hat heissen
achreiben.
Zu letzt als der babst seiner schdtwort gein mir sich gesetigt
hat, geput er, all mein hab vnd guet anzngreifTen, der doch so uil
nit ist, das kein mechtig man sich des erfrewen mage. So wil ich
mein weaen haben bey den, die mein kratit durch irem schütz he-
gen vnd meine dinat hoher achten, den den gwin, den sie aus meiner
verlustikeit gehaben mochten, die auch bessers raths pflegMI wer*
den, denn der babst in seiner vnrwitzigeit gebraucht hat.
*) Anachatsis feMt im Uteinisehen Text.
'l Im lateinischeD \Vnrts[)iel : rete, Reate.
'i Diese Stelle weicht von dem lateinischea Text der Appellation ab,
findet sieh aber fast wSitlich in der Appdlation vom 19. Min 1462 b«l CJhMf,
Materialien II, 262, dewscb ^gm. 975 f. 208s. w.«. Vgl. Ckero, Paradoaa, protfada».
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— 203 —
' Nw hcschlensset der babst sein brief damit, das er spricht:
wer nach meinem leyb vnd gut stelle, der hab ein cristenlich
werck getan. O bye gar ein schimpflich rede were das, heten wir
TonnalB Mioer vnfug nit mere gehört, do er vnkeifch veniuschang
vnd ebrecherei vnd alle laster, die wider alle erberkejrt sein, zn
Mantaw offenwarlich geruemet hat, do er des bastartz lob so zowi-
lichen aussrieffe.
So QU auss gefochten sein die spinnen gewep vnd der krancken
netse bant vnd knoden aufgeloset sein, so fuge ich midi sn dem
behilff, der von alten guten siten erfanden ist gegen der obera not,
twang vnd gein der btterktit irer goecs: darann wii ich nw die
federn vnd die schrifft seczn vnd keren.
Zum ersten lernet die ornung der naturlichen vernuft, das
sich ein iglich bemfit von dem minderen zu den obem, vnd were
sereget in der synnelichkejrt vnd in der ersten empfintligikeit, der
bemeSt sich zu der innwendigen vernulUgen verstenlichkeit, auch
wer durVh^ becir, ^ orrlit, frewd, trawrn irre geet, das er die warheit
nit mag erkennen, dei beruett" sich zu der verstenlichkeit des ge-
rouetes, so er all sollich anfechtung abgeladen vnd sich gereinigt
hat, domit er sein vermögen messige mit zeitigkeit des raths. Also
wirt gelopt die fraw, die von dem tranken kung Filipo sich berief
zu im, '•o er messig wurde. Also serz ich mir die ersten Staffel
meinfer] beruffung von dem zornigen babst, der mich schildct, zu
im, so er wider gutig wirdet, vnd von dem Sprecher vnd dichter,
SO er die merlein der gedieht ablegt vnd sich wendet zu den hei-
ligen geseczen der recht. Do wirdet er lernen, nymand vnverhort
zu vTteilen, nyemand on vrteil zusmehen. Darnach als gcscluiben
stet, das der babst macht hat vber alle leut zu richten vnd nyeniant
vber in, das verjehe ich, das die hohe der wirdikeit den gewak vff
ir tregt, aber nit also, das jrmant pflichtig sey, vor der verdechtltchen
person ere oder goet auss zufediten, vnd darumb beruff ich mich
an in, alss verr er sich verpflicht, dy sach nach rath vnverdechtlichs
raannes auss zusprechen. Das sol sein der ander Staffel mer'ncr
beruetfung. Wtl er aber die sach beuelhen eim vnverdechtiichen,
so appellir [ich] aber für in, also das er die sach beuehle. Den
dritten Staffel meiner appellacz erbeute ich im vnd stelle mich darauf
zugericht ; vnd in ein summ secz ich mein sach in bebstlich erkennt-
nus mit dem zusacz, das die sach der verdechdlichkeit abgetan
werde. Der virde Staffel meiner appellacz bricht alle argwon vnd
verdechlichkeit der aussflucht oder wegerung des rechten, die mir
mocht durch die kusisch geylheit zugemessen werden, durch weihen
Kusam dise sach alle zugericht wirdet.
("^b aber der hr\hst solchs alles versmehet. was b!eyl)t dan
vber, denn allein fUr die heiligen gemein knstenlich kirchen zu
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apelliren, als wir vinden, das ofTt yoa den «tat der romisdieii
regirung fnr das volk ist npelHrt worden.
Nw mag der babst gein mir nit für ziehen, das die heilig |
gemein kristenlich kirch nit versament ist, wan solichs wirdet durch ,
in selbs verhindert vnd betrübt. An mir tst keyn verzug noch |
irgent kein sclmld, dy weil es nit an mir, )ider an im gewricht, '
warumb es nit veiTurt wirdet, denn wer dem furgeheischen verhin-
dert, das; er nit mag zugericht kmneii, der beniemf den furgeheischen
alle vngehorsam vnd /.uget die missedat vff üich selbs.
Der babst hat durch sein fluechen vnd drohe mich in vorcht
vnd vnsicherheit gesets, do durch er geriditsschweigen gegen mir
im selbs aufgeserzet, der sirh mit seinem scheltworten gegen mir
verdechlich hat gemacht, der nit wil nach weiss mans rath gen mir
richten, der nit wil zu austrug kumen, ob er verdechdhch gen mir
sey, der nit wil der sach einem vntierdechlichen farter beuelhen,
der nit wil ein gemein concili berueffen noch besamen lassen: der-
selb ob er mir furter ichs gegen mir vndersten werde, so beruef
ich rairh gegen im stafTel weiss, wie obgeruert, vnd heische der
ding gczaigung vnd beding, das ich durch willich eehatTt vorcht
mein apellacx iczund nit eruolgen mag. Das nyro ich vorher bey
den nachgepuren vnd nagdmi^n, vnd wan die vorcht verget, ao
bil ich die ervolgen, so es not wirdet vnd fugcs gestatt wirdet, als ^
des offenwaren gemeinen rechten!? verniiflf\ erhayschet mit beheltnus
zu gemeren, vnd alle bebelff, die durch recht vnd gewonheit her-
pracht sein.«
Was Heimburg in dieser Schrift vorbrachte, war im wesent-
lichen nicht neu. ^VeIm or behauptete, dass die Kreu/.zitgsgelder zu
ganz andern Zwecken bestimmt seien, so wiederholte er nur, was
die deutschen Gesandten schon zu Wien dem Kardinal Bessarion
ins Angesicht gesagt: ^) seine Ausfälle gegen den Papst als den
Besehiitzer der Bastarde waren ein merkwürdig getreues Echo der
Proteste Karls VII. von Frankrei( h, ^ seine Anspiehmgen atif das
Vorleben des Papste*; finden wir bei manchem deutschen Climnisten
in grösserer Ausführlichkeit wieder, vollends die theoretische Grund-
lage seiner Ausführungen, seine Ansicht Uber die Kondlien, auf die
noch näher einzugehen sein wird, enthielt nur Überliefertes, wie
sich Tlciinburg ^püter denn nicht mit l^nrecbt auf das berief, was
er in der Schule gelernt habe. ^) Neu aber war vor allem die Form,
'» S. Mtnul, Diether 74.
rauor It, 93. Über die Ungeieehtigkeit der Ankl^« vgl. VMgt^
Enea III, 27.
* S z H die Speyerische ChroDik bei M$m I, 4sa f.
*) Pirther-Strtive II, S44. 245.
*
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— 205 —
die Übertragung der humanistischen Invektivc auf das Gebiet des
kirchlichen Kampfes. Welch ein Abstand gegen die Mehrzahl der
gelehrten Koncilsstreitschriften, ja auch gegen die Polemik aus der
Zeit Ludwigs (.los Baiern! Hier Ist alles Leben und Bewegung, vor
allem alles Persönlichkeit. Kin einzelner, ohne Rang und Würde,
stellte seine Sache gegen den Papst und rief die ganze Welt zu
Zeugen des Handels an. Daher die ungeheure Wirkung der Sireit-
schriften. Die Humanisten trugen sie in ihre Zeitbücher, die Kanzlei-
schreiber in ihre Aktensammlungen ein, ^) und die frömmsten Mönche
verschmvlhten es nicht, das unheilige Opus ein- und aucli mehrere
Maie für die Kloslerbibliothek lu kopieren. Bessarion klagte von
Wien aus dem Papste gar bitter über die »kUrslich Überall schrift-
lich verbreiteten Tollheiten des unverschämten, rohen, treulosen
Ketzers Gregor Heimburg. ^ »Ich habe dieselben kaum einmal ge-
duldig angehört, ■< fuhr er fort, -»sie dann aber gleich weggeworfen
und sie nicht Eurer Heihgkeit senden wollen.« Das that aber
wenige Tage später der Kaiser, um dem Papst die Geföhrlichkeit
der Opposition vor Augen su führen.*) Auch sptttere Geschicht-
schreiber, wie Albert Crantz schenkten den Schriften Beachtung,
und selbst der kirchliche THthemius sprach von einer' »admirabilis
appellatio^ Heinil>urgs.
FUr Deutschland waren diese Schriften noch von be!»ondcrer
Wichtigkeit. Gerade hier hatte die Polemik bisher durchaus gelehr-
ten Charakter. Der Defensor pacis des Marsilius von Padua war
gleidi nach seinem Erscheinen ins Französisc he und Italienische
übersetzt wr)rden, in Deutschland geschah dies erst im i6. Jahrhun-
dert. Schriften in der Volkssprache, wie der Roman de ia Rose,
der Songe du Vergier sorgten in Frankreich fbr die Verbreitung
*) Vgl. die Bemerkungen Voigts, Enea III, 378. 387.
*) So </*!. 215, Schedels Mhtv historiaitnn, <mC. vimM. 3S44, Handschrift
des Matthias v. Kemnat, s. Wa/ten/aeh in der Z(ils<hriji f. Gesch. d. Obtrrhems
XXII, 74. Über einen Wimpfelingcodex in Upsala vgl. IhUU'm in der ZtH-
stkrift f. vergi. Uttr.-Gt$A. N. F. II, 21$. Eine Abschrift im DSiA. notiert /Witor
II, I33>>. •
'1 Die Hanilschrifleni.utulujje sind hier ein guict Ü! .idaiCiicr ilci» lntere!>ses.
Man vgl. die von München, NUrnbor«^, Maihingen, Wien, Krenismitnster, Görlitz,
Zeitz. WoIfTenbüUel Anderes im Ntutn Archiv d, QtselUch. /. Hit. dtultcht Ot-
Stkitk/sknnde passtm.
*) Bessarion .in den I'apst I461 raärz 29 bei Pattor II, 121 in Übersetzung.
Kaiser an den Pap»t Grecx 1461 april7: Pooderet s. v. tolieranciain
circa execrabili.i, que nondam a maioribus sed et turpissine condi-
cionis, ut in Gregorio Heimburg, personis conuicia contra bcaliludineni vebtram
Ubellis famosis ad irritacionem decretorum veslre sanctiiatis in lucem contictis
prodita prouocnlionibus. quarnin copian ectam mitttmns. Bkrh, Urknndenaus-
«llge im Archiv XT, 15S
•/ S. die Auszüge aus Oantx^ WandaÜa und Iruhtmm':, Cbronicon Hir-
!»au«,'ien»e bei F^eker^jSrmu II, 183. 184.
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— 206
der Ideen der Opposition ; in Deutschland verlautet nichts davon,
es bleibt ein vereinzelter Fall, wenn Mftnner wie Friticbe Closener
in deutsch geschriebenen Werken diese Dinge erwäbnen. ^) Die
Schriften Heimburgs lösen zum ersten Mal eine Menge von Ideen
aus der Strenge der scholastischen Umhüllung und werfen sie in die
lebendige Diskussion.
Kam somit der Angriff Heimburgs unzweifelhaft einer weit
verbreiteten Missstimmung entgegen, warum siegte er nicht? Um
diese Frage zu beantworten, müssen wir die Elemente der Oppo-
sition, in welche Heimburg damals eintrat, etwas näher betrachteten.^)
Das Bündnis, welches Diether von Mainz am 3. Dezember 1460
mit dem Böhmenkönig geschlossen hatte» schien die endliche Ver-
einigung der gesamten Opposition so einem H^uptschlage au be-
deuten, der Papst und Kaiser gleichzeitig treffen musste. Nichts
konnte mehr im Sinne Heiniburgs sein. Die Erfahrungen der ver-
gangenen Jahre hatten deutlich gezeigt, dass Reichs- und Kirchen-
reform untrennbar mit einander verbunden seien, wenigstens sahen
das die Juristen so an; und Mair, der von der Reichsreforaa aus-
ging, hatte geg<m die Aufnahme der kirchlidien Forderungen in das
Programm so wenig einzuwenden, wie Heimburg, der in erster Linie
die Koncilspläne vor Augen hatte, gegen die Königswahl des Böh-
men, dem er seit 1459 durch Dienst vertrag verbunden war.') Den-
noch lag da ein Widerspruch; es zeigte sich hier wie auch später,
dass diese heimatlosen Reformer für die höchst realen Verhält-
nisse, welche den fürstlichen Gewalten ihre SonHe'-politik gleich-
sam notwendig vor/.eichneten, kein Auge hatten. i>er König von
Böhmen sollte nicht nur ein Koncil berufen, er sollte auch öffent-
lich seine Rechtgläubigkeit und Zugdiörigkeit zur römischen
Kirche bekennen, was er bisher nur im Geheimen gethan hatte.
<) Vgl. FrieOerg in der ZHüekHfi f. KifdumnAt Vin, 79. isi. Bi»oU
in SfUb Hi'=;t. Zeitschrift XXXVI, 339. 349 Lortm, Geschichtsquellen II, 351 ').
*) Vgl. iur das Folgende im Allgemeinen Voigt, Enea III, 333 ff. KLuck-
hohn 15s ff. Menul, Diether 75 fT. und em attsfllhriicbsten Bachmamih Böhmen
und seine Nachbarländer 207 tf. Doch fa<?^e ich die folgenden Reichs- und
Filrstciu^ge z. T. anders auf, als Bachmaun, was ich durch die angezogenen
Qnellenstellen zu rechtfertigen hoffe
In seinem Briefe an die Stadt Würzburg 1467 juni 6 {Ludewig 850)
sagt lleimburg, er sei in Podiebrads Dienste getreten »zu den Zeiten, als Für-
sten und Herren, geistlich und weltlich, »eine Majestät mit königlicher Zierde
erretteten (verlesen für: eretenj, auch m. gn. Herr von Wurttburg die einigung
nnd verschr«bnng mit seiner MajestSt sachte, fnm ersten dnrch Herrn Hein-
richen von Lichtenstein, Ritter seli^'eii. (l.irii.ich durch einen genannt Mahleit.»
Das war, soweit ich sehe, im Jahre 1459> Vgl. Bochmann, Böhmen Ii. Foiü. rer,
Austr. XLII, 250. 255. Es nrird wohl auch nicht tnftllig sein, dass gerade
der Bi,ch()f von WürzhurL; sii^^leich und dnuL-nid zvi den cni^cn Verbündeten
Podiebrads gehört, doch kann die Einwirkung Heimburgs auf die W Ursburgische
Politik nur vermutet werden.
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— 207 —
Diese Forderung schien Diether um so notwendiger, als die Oppo-
sition gegen die VerfiEusung der Kirche immer mit dem Verdacht
des Hussitismus und der Ketzerei zu kämpfen hatte. Kein Vor-
wurf wurde leichter ausgesprochen, keiner schwerer empfunden. ^)
Für Podiebrad aber bedeuteten die Forderungen des Mainzer Erz-
bischüfs zugleich den Bruch mii dem Papste und die Revulution im
Lande; selbst wenn er dies nicht sogleich einsah, mnssten ihn die
Ereignisse alsbald darüber belehren.
Noch eine andere Schwierigkeit bedrohte Mairs Plane. Noch
immer standen sich die wittelsbachische und die brandenburgische
Partei grollend gegenüber. Wie sollte da die Einigkeit der Kurfür-
sten erzielt werden, welche sowohl Friedrich von der Pfalz als
Diether zur Bedingung ihrer eigenen Zustimmung zur Wahl Podie-
brads machten? '} Die Vermittelungsversuche des Königs, der sich
als ^oberster Kurfürst« über die Parteien stellte, blieben erfolglos,
auf einem Tage zu Prag im November 1460 platzten die Geister
gar heftig auf einander.*) Doch wäre vielleicht in diesen Dingen
eine Einigung zu errddien geweMn, und Podiebrad wies recht
deutlich auf die Entschädigung hin, die der Markgraf sich für die
Verluste des Reichskriegs in den Bistümern Bamberg und Würzburg
etwa holen könnte.^) Aber auch die wittelsbachische Partei war dem
König nichts weniger als sicher, auf einer Versammlung zu Nttm*
berg, die gleichzeitig mit dem Prager Tage stattfand, schloss sie
sich nnt den bedrohten Bischöfen aufs engste zusammen. *) Man
sprach von Reichsreform und Türkenhilfe, die ja auf keinem dieser
Tage vergessen wurde, aber es war klar, dass dahinter mehr steckte.
Im Reiche wollte man wissen, dass es noch andere Bewerber für
den Thron des römischen Königs gebe, man nannte Herzog Ludwig,
mit grösserem Rechte wohl Friedridk von der Pfalz. *) Schon einmal
>) Vgl. die Verhandhingen zv Wien, Oktober 1460.
'1 Dass die Heranziehurtj; der hrandenburgischen Partei von M;iir ur-
sprünglich nicht in Aussicht genommen war, zeigt die Urkunde bei HmsethoMt-
StO€kheim, Urkunden 256.
*} Vgl. den Bericht <Ier ThOring. Gesandten Fmutt rtr. Amtriiu, XLIV.
S6 ff.
^ 68: Er [Markgraf Albrecbt] habe auch ein zusage erlangctt, das
jnit so « mit der fruntscbafTt so ferne sej kotnen, von Victor], des konigs sone,
VIII» werbafttger . . . nachgefurt werden vff dij bischoff vnd sust, wohin er
wolle, vl.'genomen vlT herzog Ludwigen. Aber eins sej denselben behalden, was
sie als dann von steten oder slouen gewynnen, das die ir sein suilen oder es
damit halden, wie sie wollen.
*i Füriieiiien der Türken halb 1460 nov. 11. IFasitlholdt- Slahhdnt, Ur-
kunden Die Anwesenheit Martin Mairs auf dem Tage ist nur Hypothese
BaAmmtm (Böfamen 934).
Frankfurter Bericht bei Janssen II, 14Q. Nfark.;r;if Mbrecht an König
Georg tonUs rtr. Amtr, XX, 23i>, gleichlautend an den Kaiser i^/ Hasselht>lät'
SffMäm isi.
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hmtte diMer Aussicht auf die K(Miigswahl gelmbt; in den Bedräng-
nissen des Jahres 1460 dachte sogar der Papst daran, ihn statt des
geschlagnen Brandenburgers zum Feldhauptmann gegen die Türken
zu ernennen, und von dieser Stelle war es nicht n^ehr weit zu
den Stufen des erslrebten Thrones. -) Friedrich lehnte damals ab,
vielleicht weil ihm die Hülfe des Papstes nicht genehm war, aber
begrab er deshalb seine Hoffnungen?
Indessen begann der Widerstreit der Interessen von Mainz und
Böhmen '^ich zu zeigen Auf einem Bamberger Fürstentage, den
Diether im Dezember berufen hatte, sollte nach seinem Wunsche
eine gemeinsame Appellation gegen die Zehntenforderungen des
Papstes, die Annaten und Indulgenzen eingelegt werden, über die
man schon zu Wie m ' raten hatte. ^) Auch scheint man wenigstens
eine nicht officiellc tassung der ^Gravaniina ? vereinbart zn haben,
weiche hezeirhneiidcr Weise auch die Klage darüber enthielt, dass
der Fajjst Georg Fudiebrad mit dem ivouigstitel bezeichnet habe.^)
Aber die Appellation kam nicht zu Stande, da Podiebrad seine An-
hänger von dem Beitritt zurück hielt.*)
Hinwiederum brachte auch die glänzende Versammlung von
Fürsten und Städteboten, die sirh im Januar 1461 zu Eger bei
l'odifbrad einfand.*) diesem nicht du- KiiülUuig seiner stolzen Plane.
Die Kurfürsten erklärten, die Waid eines römischen Königs könne
nar in Frankfurt geschehen, sie verwiesen zur weiteren Erörterung
vorerst auf den Tag, der auf den 16. Februar nach Nürnberg be-
rufen war. ') Unzweifelhaft machte neben anderem auch der Umstand
die Fürsten bedenklich, dass hier — ^ für manche wenigstens zum
') Pasfor TI, 12c. Über die gleichieitig geplante AnerkennUBg der lOgC-
nannten .^rrogation durch den Kaiser s. Droyten H, 1, 248.
^1 Vjjl. Mairs Bericht an Podiebrad. febr. 1460 ^Htu rer. y!tu/r. XX, 214.
S. Heiinlj :rg<^ .Xpologie Frehtr - iUrutte II, 231 und dasu Hasstlholdt-
Slockiittm, L'rkuiitiea 303. 306.
\. ICine Kussung dieser Gravamina giebt Rudolf von Rüdeiheira in seiner
Denkschrift vom Mainzer Tage, juni 1461 {Zaun, Rudolf von RUdesheim 68 f.,
wo aber statt cardinalis Nicolans nach dm. 23980 f. 10'' cardinalis Nicenus zo
lesen ist: und sagt S. «15 a usdrücklich: Expletis nunc his querelis, quaeads. d.n.
delatae sunt et de quibu« nos ä. sua iostructos misit . . . (vgl. aach /visr/ri
XLIV, 75). Ein Vergleich mit den Datum seiner Vollinacitt (1461 febr. t6
Haisclholät- Stockheim, Urkk. 334) zeigt, dasb es sich nur um Beschwerden vom
Bamberger Tage handeln kano, wenn man nicht annehmen will, da»s Siie &chon
zu Wien vereinbart worden seien.
*) Doch bezieht sich die Nachricht in der »Unterrichlung an den Papst«
Hasidholdt-St0tkhHm, Urkk. 307;, da»s Podiebrad Herzog Ludwig gebindert habe
za adherieren, anf die Appellatio in causa annatae, nicht wie Mtiuxi 96 will, auf
die hier bespr^'-'^i-ni-.
•> Vgl. ßiijinuitm, Üohmen 258 ff.
Mtnult Diether 99.
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— 209 —
ersten Male — klar hervortrat, dass die Wahl Georgs die Absetz-
ung Friedrichs in. bedeute.*)
Der Einzige, welcher die Dinge gaas flbersah, war Markgraf
Albrecht. Er erkannte die innere Schwäche dieser scheinbar so furcht-
baren Koalition gegen Papst und Kaiser. Es war ihm» klar, dass
die Opposition gerade wie im Jahre 1446 vorgehe, aber »er ge-
traute sich zu got, die kete soll aber zurissen werden, als eemaln
in der Neutraliteten sa Frannkfort.€
Heimburg war zu Eger als Gesandter Herzog Sigismunds, um
dessen Streit mit Ciisa vor dir Fürsten zu bringen. Er erhielt von
König (ieorg eine günstige Antwort,') es scheint, dass Poiliebrad
sich auch zu bindenden Versprechungen herbei Ucss. ^) Auch in das
Königsprojekt Mairs war Heimburg eingeweiht,^) er gdnnte Georg
die Erw&hlung, schon aus Haas gegen den Kaiser, seine eigenen
Bestrebungen aber pinpen jVtzt vor allem d«^n, den Widerstand
gegen den Papst zu organisieren.
Unbehelligt erschien er im Februar in Nürnberg, am 22. trat
er als Rat in die Dienste des Mainser Ersbiscliols. ^
Der Ntirnberger KurfUrstentag brachte wenigstens nach einer
Richtung die Entscheidung. Georg Podie!)rad und Martin Mair
waren entschlossen, ihren Plan mit allen Mitteln durchzuset/pn ®)
sie suchten die Brandenburger zu Uberrumpeln. Auf Mairs Einge-
bung stellten Mainz und Pfalz den Kurßlrsten Friedrich zur Rede,
dass er und Friedrich von Sachsen dem Böhmenkönig hinter ihrem
Rücken Zusagen über die Wahl zum römischen König gemacht
hätten. Mair dachte vor Allem Albrecht damit zu zwingen, auf den
natürlich Kurfürst Friedrich alle Verantwortung schob, aber der
Markgraf blieb fest, >vad were er vf dem markte zu Präge, so wolt
er sich des verantwortende rief er aus. Was er dann weiter in
seiner Gegenrede erwähnte, mochte den Böhmen nicht ganz lieb
'} «Handel vf dem tage zu Egra gehapt, kaUer Friderich IV. antreffeimd,
wjr man in vorhaben gewest, inen ta entsetxen. Erntet rtr. .^islr.XLlV, 69,
•) mj/Ter, Kuihurl. Buch 83
*/ Anklage des Breslauer Procurators Joh. Kitzing bei Jordan 391, dasa
jedoch BadmMm, Böhmen S67 V.
*) Vgl. Chmtl, Rcgg nr. 3856.
S. seinen Brief aus Eger 1461 febr. I4 an Johann Calta de Raben-
Stein bei Ptssina, Mars Moravicus 721. Mit der dort gegebenen Notiz Uber den
bevorstchcndon Krieg zwischen Brandenburg und Böhmen vgL die Aassenng
Caltas in Nürnberg Fontts rer. AuUruu. XL1\', 74.
*) Urkunde im Ingrotsaturbuch XXIX f. lOS^ WKA. Tgl. M»ad t05
and die von Fastor II, 124* abgedruckte Stelle.
') Vgl. die Darstellung Menuts 104. Der dort erwShnte Abschied ond
Beiieht Knorrs jetzt Fontts rer. Austriac. XLIV, 73 ff.
*y Vgl. den Vertrag mit Herzog Albrecht ron Osterreich BaAmatm^
Reichsgeschichte I, 30 C
Jftadiiauolra, Heiaiburf . 14
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sein, zeigte es doch, wie weit sich der König mit Brandenburg ein-
gelassen hatte. Und seine Worte veifeblten ihre Wirkung nicht.
Die Kurfttnten wurden bedenklich, es war den Wittelsbachem ja
bei dem ganzen Handel mindestens ebenso sehr um I^nterdrtickung
des Markgrafen, wie um die Absetzung des Kaisers m thun. ^) Zu-
dem stand Sachsen zu Brandenburg, und Trier hatte einen eigenen
Thronbewerber, den Dauphin von Frankreich, im Auge. So erhielten
die Böhmen aufs Neue eine ausweichende Antwort, mit der sie
wenig zufrieden waren, man vertröstete sie auf den Frankfurter Tag,
der im Mai stattfinden sollte. Georg Podiebrad drohte zwar, er
wolle König werden, es sei den Deutschen lieb oder leid, aber die
Verbindung mit der kurfürstlichen Opposition war serriisen, das
Projekt Martin Matrs gescheitert.')
Um so günstiger sdiien sich die Sache Diethers zu entwickeln.
Nachdem er der Annatenforderung wegen, wohl auf Heimburgs Rat,
eine Appellation gegen jede Beschwerung seiner Kirche an ein
künftiges Koncil erlassen hatte, welcher eine Reihe von Fürsten
beitraten °), gedadite er die allgemeine Sache der Reform kräftigst
sn f!ftrdern. Das gdlaog über Erwarten. Die schon zu Wien ins
Auge gefasste Verwahrung der Fttrsten gegen die Geldauflagen des
') Vgl. die Äusserung Markgraf Albrecbts TOD I468 iBwiA/, Codex dU
plomat. III, I, 474. Droystn II, l, 253 'j.
'/ Vgl. die Rechtfertigane des Markgrafen bei Jtößtr, Kais. Buch S5
mit dem Bericht Knorrs Fonttt rer. Austr. vi,I\', 69. 73. M(n%<t, Diether ioq
scheint ^\x glauben, da&s Diether und der i'talzgrut deo Brandenburi^er aus eige-
nem Antrieb zur Rede gestellt hätten, aber von der tuunittelbar d .r u t folgen»
den Vomehmang des Markgrafen Albrecht sagt dieser, sie sei »durch anbringens
willen seiner gnaden [des Böhmenkönigs] botschafft vns berurende an sie be-
scheen.« Nachher suchten freilich die Böhmen die Sache ;inders darzubtellen,
wie wiederum Markgraf Albrecht erxihll : «Ewer botscbafft . . . mayoten . . . sich
hett du au6 mach in der kurforsten rete gehandelt erhaben.« Zweifelhaft
le ' oi> Podiebrad von vom herein Malis Aktton kannte und billigte s. iSad-
mann, Bübmeu 299
*) Die Appellatio in causa annatae bei Stnktnbtrg IV, 392 (f. Textbes-
serungen bei Mtitul 29** . Die Appellation' ist ohne Datum, nur die Adhe-
siooserkläningeD weisen auf den Nürnberger Tag lJUtnul 106). Ob Ueimborg
der Verfasser ist, iSsst sieh nicht entscheiden, da das Schriftstilck formell nichts
Benierkcnsweites bietet Immerhin niaclit der Uiiislaiid, dass Loren/ Fries bei
der Erzählung der Lebensumstäude Heimburgs die Maotuaner Loterhandlungeo
Uber die PalKtimverleihung, allerdings mit emem Irrtum in hetrelF der Person
Heimburgs, bcricbtet '\Ludc:. i;^ S49 . es wahrscheinlich, dass Heimburgs Akten-
sammluQg, die sicherlich Fricbcus (Quelle war, aucli die Appellatio in causa
annatae enthielt. — Bin recht sonderbarer Iritam ist es, wenn Gtikardt 38*)
bei Besprechung der Appellation die Stelle »tum quin Pontificis officium est,
ad sacruni concilium venire, cum vocatur« auf den Fapst besieht. »Ponlifex«
heisst hier natflrlieh, wie so oft BBlschof«.
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Papstes gelangte hier zum Vullzug, es wurde zugleich eine Einung
entworfen, welche alle Reichsstände zu geiueiiuftmen Vorgehen in
dieser Shidie verbinden sollte. Ja, einige und Heimburg unter ihnen
scheinen sogar an eine vollsländige Abscliaffung der Annaten nach
tieni Beschhiss des Basler Koncils gedacht zu haben. ^) Die end-
gültige Beschlussfassung über das allgemeine Koncil verschob man
bis in den Mai auf den Frankfurter Tag. Der Abschied traf alle
Vorkehrungen, um weitere Zögerungen unmOgiidi wa machen. An
den Kaiser erging ein drohendes Schreiben, dan er den Frankfurter
Tag besuche; kon>me er nicht, so werde auch ohne ihn beschlossen
werden. Das klang um so bedrohlicher, als gleichzeitig die neu er-
wählten Kurfürsten von Mainz und Pfalz in den Kurvereio eintra-
ten, aufs neue stand das alte Bflndnis von 1424 dem Kaiser gegen-
über.*)
Unter allen diesen Urkunden finden wir den Namen Friedrichs
von Brandenburg, ja sogar der Appellation Diethers an ein Koncil
war er mit seinen Brüdern beigetreten Was bedeutete das? Schloss
sich Brandenburg ehrlich der Opposition gegen Rom an? Unzweifel-
haft war dabei mehr su gewinnen, als bei dem böhmischen Königs-
prq}ekt. In dem Widerstand gegen die kirchliche Besteuerung kam
der Eigennutz aller Einsetnen am leichtesten Uberein, und wie
') Stnktnberg IV, 368 und etwas abweichend in Ebendorfers Katser-
chronik {Mitth. d. fmtit. Ergrsbd. III, 185—90). Ebenfalls in Form einer Ap-
pellatioD, die aber nur an den Papst, den apostolischen Stuhl oder den Pa|>St,
der auf einem allgemeinen Koncil den Vorsitr führt, jjerichtct ist.
*i Httwitk, Moguntina devicta bei Joaufus, Rer. Moguntin. T. II, 141
ertrihnt einen Brief von Brandenbarg und Pfalz an den Papet, der diesem V«r>
langen Aasdruck gc<,'obcn h.ibc. Menztl 114'''') erklärt die Forderung' für un-
denkbar and weist auf einen ungedruckten Brief des Ffalzgrafen und der drei
brandcabargiseheii Markgrafen hin, worin der PafMt nur gebeten wird, dem
Erzbischof von Mainz die Annaten zur alten Taxe anzurechnen. Dass dieser
Brief echt ist, zeigt auch der Bericht der päpsilichcu (ic^andteu Fontes rer.
ÄHttriac. XLIV, 105. Doch scheint mir dadurch eine weiter gehende Forderung
gerade der zwei weltlichen Kurfürbten nicht ausgeschlossen Sfnhetdur^ notiert
p. 391 aus demselben Leipzi^ci Kodex, dem er die Akten des Nürnberger
TagM entnimmt, einen »Tractatus de annatis non exigendis vel per papam vel
per episcopos*. Aach Rudolf von Küdeshetm spielt in seiner schon erwähnten
Denkschrift vom Mainter Tage auf eine solche Forderung an {Zaun 104), und
gerade zu der Stelle, wo von einem Beschluss des Basler Koncils über die Pro-
vision des Fapstes die Rede ist, macht iieimburg (in der Handschrift <gm^ 975)
die Glosse: aPctat ergo provhdonem et eoUTOcct cooeinttm, aon fielet taera
tastttnta.t
Menzel II 3. 120. Wie wenig alle diese Dinge die hreitL-n Volksschichten
berührten, mag die Notiz der Nürnberger Chronik Uber den Tag zeigen: «Und
leUkten niehts nad riten on «ata tos dn ander« (5Sr. Chr, X, s6o}.
14*
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Sachsen, wird wohl auch Brandenburg allerlei » Reformationspläne c
gehabt haben. ^)
Dennoch war auch dies nur eine Karte im Spiel Markgraf
Albrechts. Der Beitritt zum Bunde gegen den Papst war der Preis,
den er für die Besiegung des Böhmenkönigs zahlte, aber es war
der Erwägung wert, ob selbst dieser Preis ge^ahit werden müsse.
Durch eine Klausel, die Knorr geschiclct in den Abschied des Nflrn«
berger Tages hineingebracht hatte, waren Brandenburg und Sach-
sen auch jetzt noch Herren ihrer Entsrhlic^snngen, und gerade der
Kurverein konnte die Mittel zur Vernichtung der Opposition ge-
währen. Zwang er die Zögernden /.u folgen, so hemoste er auch
die Überschnellen und stumpfte die Schärfe der Beschlüsse ab.
In der That, es war gerade wie im Jahre (446. Wie damals,
so trat Heimburg .luch diesmal, zum let-'tfn Mal, an die Spitze der
kurfürstlichen Opposition. Er hatte den Erzbischof von Mainz »in
die appellacion wider den babst, auch in die schritlt wider den
keyser gefurd,« er sorgte dafür, dass auch die Klagen Herzog
Sigismunds den Fürsten in die Ohren ßelen.^) Sein Ziel war eine
pragmatische S.mktion, ^) die Wiederherstellung der Reformdekrete,
für die er schon 1438 gekämpft hatte. Vom Nürnberger Tage ging
er im Auftrag der Kurfürsten zu Karl VJI. nach Frankreich, um
ihn für den Plan eines allgemeinen Koncils tu gewinnen.*) Wollte
er eine Abstellung der Beschwerden der deutschen Nation. k> war
dies ein Umweg. Es bezeichnet Heimburg, dass er ihn einschlug.
Wahrend Heiraburg auf dieser Reise war, gingen drei Ge-
sandtschaften durch das Reich, die jede an ihrem Teile mitwirkten,
das Werk der Opposition, noch ehe es erwadisen war, au serstören.
Am kühnsten und am anssiditalosesten zugleich war die
Werbung, welche Georg Podiebrad in diesen Tagen an den Papst
'j Siebsische Instruktion für den Mainzer Tag Fontes rer. Austriac. XLIV,
99 ff, bes. lOI. Knom Bericht ebenda 73. 76 deutet uohl darauf hin, das«
man aoch von Brandenburgischer Seite den Plan eines KonciU ecostlicb iiM
Ange fasste-
') S. Fontu rer. Austr. XLIV, 73, 79 und Nofler, Kais, Buch 81.
*, Beriebt der Thüringischen Sialthalter i^mUt XUV, 150.
S. Heinjburt,'.s Rede sa Venedig 1461 nov. 27: Princeps [Siyimundus]
defcnsione sibi nej^ala '^ue^tus est cor.i.m principibus praecipue Germaniae.
maxime auteoi in illo conventu, qui in quadragesima nuper efHuxa Noremberge
est habittu. €gm. 975 f. 319.
*) Das zeigt besonden sein w. u. an bcsprecbeades Manifest vom
Mainzer Tag«.
') Diese Sendang Heimburgs ist bisher nur aus Markg af Albreebts etwas
unbestimmter Äusserung bei Hofhr, Kais. Buch S4 bekannt. In französischen
Quellen habe ich darüber nichts (gefunden, doch lie^jl kein Grund vor, die
Thatsaehe su bezweifeln.
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richtete. Es war auf nichts Geringeres abgesehen, als mit Pius* HItlfe
SU erreichen, was auf dem Nürnberger Tage misslungen war. Die
Bestrebungen der Gegner, die Aussichtslosigkeit des Türkenzuges
unter den bestehenden Verhäliaissen, die Trägheit des Kaisers wa-
ren eindringlich geschildert, dagegen die Vorteile des angetragenen
Bündnisses gezeigt. Aber konnte man hoffen, dass der Papst, der
mit immer grösserer Ungeduld auf die wieder und wieder Ter*
zögerte Obedien^erklärung Podiebrads harrte, dttrrh ein BOndnii mit
dem Ketzer ganz Europa gegen sich aul bringen werde?
Sicherer und bedächtiger wandelte Markgraf Albrecht seinen
Weg. In seiner fheimlichen Werbungc an den Kaiser") legte auch
er offen die Gefahren dar, die von der Opposition drohten, zugleich
aber wies er auf die Mittel hin, ihr zu begegnen. Er suchte Fried-
rich III. aus seiner Lethari'ie rn wecken, vielleicht gar zu persön-
lichem Erscheinen im Reiche zu bewegen. In Sachen des Papstes
riet er au einer besdiwichtigenden Erklärung Uber den Zehnten,
vor allem aur Nachgiebigkeit gegen Hersog Sigismund von Tirol,
dann werde es »nit not setn, nach einem gemeinen condlium au
arbayten.«
Der Kardinal Bessarion freilich schien dem Mariegrafen zu
solcher Unterhandlung wenig geeignet, aber sehon war eine ptpst»
liehe Gesandtschaft im Reiche, die seinen Wünschen besser ent-
sprechen konnte, an ihrer Spitze Rudolf von Rfldesheim, Dekan zu
Worms, und der Si)anier Franz von Toledo.
Rudolf von RUdesheim*) war auch einer von denen, die sich
vom Basler Koncil aur Kurie gewandt hatten, und zwar recht spät,
nodi 14$ S hatte er sich (Hr ein grosses deutsches Nationalkoncil
und für die Reformdekrete, sdie Augen Germanias«, begeistert.*)
Heimburg nannte ihn gutmütig, bezweifelte aber seinen Scharfsinn. *)
Gewiss ist, dass er sich im Jahre 1461 seines Auftrags vortretflich
entledigte; er ging mit jener leisen Behendigkeit vor, dnreh die
einst sein Gönner, Enea Silvio, seine Erfolge erzielt hatte, und
') SktttikM/SiffcMfim, Urkk. 301 lt. Das Stttck b«hKU seinen Wert,
auch wenn es nur Projekt ist, s. flachmann, Böhmen 292. Der Verfasser ist
unbekannt. Martin Mair, dem es besonders l'aigt, Enca III, 248 zuschreiben
möchte, ist um diese Zeit nicht in Prag, s, Kltttkkohn 177'}. Die Art, wie in
der Werbung Heimburgs gedacht wird (p. 306), lässt erkennen, dass dieser
durchans nicht, wie Voigt, Enea III, 241 meint, den Plänen Podiebrads ganx
«geben war.
*) Hdfter, Kai». Buch 80—8$.
*> Vgl. Uber {hn Zaun, Rudolf v. Radetbeim; bcMer Markgraj ia der
Ällg. Jtn. Biographie XXIX. 529—34. Bne bitber wohl nicht bemerkte Uikmide
bei Lkhmnotki V. Regg. xu. 41 14.
*) fiiff, Enea n, tfri aaeb eisern ongedrackteB Briefe.
*f Heimbiirg an Carvajat 1465 sept. 8. /^miet rtr, Aanr, XX, 36$.
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Heimbnrg hatte woht nicht Unrecht, wenn er ihn als einen »ver-
wälschten Deutschenc dem deotschthu enden Itah'ener, als welcher
Pius bei seinen Landsleuten galt, an die Seite stellte.
•Rudolf kam zu spät zum Nürnberger Tage; so nützte er die
Zeit und klopfte bei den einzelnen Fürsten an. Er brachte Ent-
schuldigungen wegen der harten Worte Bessarions in Wien, vor
allem Versicheningen in betreff des Konkordats und der Zehnten.*)
Pius konnte wohl glauben, damit die Opposition /.u beschwichtigen;
für den Fall aber, dass auch dies die Koncilsforderung nicht zum
Schweigen bringe, hatte der Papst noch eine andere WatTe in Bereit*
adiaft: »Wann es ye nit mders sdn woltc, liest er durch dkGe*
sandten sagen, »der habist vorwilte in eyn concilium, doch also, was
er der bischofe reformiren wurde, das er den werntlichen fursten
sunder verwiss bevelhen mocht, das zcu vollentzicben vnd ezequi-
ren.< *) Also die Säkularisation! Das war das Schreckbild, welches
die Geistlichen ins Lager der Knrie anrOcktieiben sollte. Oder war
es mehr als ein solches? Ging Pius ernstlich mit dem Plane nm,
das geistliche Wesen durch das weltliche zu zwingen? Schon auf
dem Tage zu Wien hatte es Befremden erregt, dass die päpstliche
Bulle für Bessarion die Laien zur Eintreibung der Zehntenforderung
von dem Klerus ermächtigte, und am 26. November 1460 schrieb
Cttsa an seinen Freund, den SaUburgischen Kanzler Bernhard von
Kraibnrg: »Ich sehe nur noch ein Mittel übrig, weldiea das Bvan-
gelium lehrt: Wenn die Priester sich durch Ungehorsam des Schutzes
des apostolischen Stuhles unwürdig machen, so wird die Zeit kom-
men, wo der Papst sie deshalb verlassen und sich zu den Bekam*
pfem der kirchlichen Freiheit wenden wird, um mittelst dieser sie
zum Gehorsam gegen den apostolischen Stuhl zu zwingen.«^) Dem
Haupte des Kardinah war ein solcher Plan ^^irbcrlich nicht ent-
spruneen, ei sali darin die Auflösung des Reichs der Kirche,"
aber an der Kurie mochte man wohl von solchen Dingen sprechen,
als Überall der Klerus gegen die TQrkenstettem protestierte.
Hier handelte es sich vor allem darum, die geistlichen Glie-
der der Opposition von den Weltlichen zu trennen, und dies gelang.
M 'Ottift Italkas theotoiiizatas par wt Theatoni Italico.« GloM« H«]»-
burgs in e^m. 075 zu Rudolfs Denlf^chriA {Zaun 73 Zdlc 6» VpV den Brief
Eoeas an Rudolf 1457 juli 23: *. . . it.i ut in sacro collegio nos magis üer-
nnm quam Italum esse Äcant«.
•) Denksclirift vom Mainzer Tage Zaun 70.
■1 Bericht Kuorrs Fcritts rtr. Amtr. XLIV, 75.
*) /. c. 76. Auf die Wichtigkeit der Stelle machte schon Höfler iArMv
XII, 351) aufmerksam, doch brachte er «ie mit falschem Datnm.
■f Voigts Enea III, 225.
•> Jägit II, 140.
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> Besorge ich, schrieb Knorr« wir geistlichen nemen der condlium
kc;jiis auff t. -
Wir sind weder über den Verlauf noch über den Erfolg der
französischen Reise Heimburgs näher unterrichtet. König Karl VII.
war damals schon krank« er starb au 32. Juli 1461. Das mag ein
Grund gewesen sdo, wöhalb die Sendling Heimburgs ohne Folgen
für die deutschen Verhältnisse blieb. Aber was konnte selbst im
günstigeren Falle der Ansrhlnss- Frankreichs an Deutschland be-
wirken? Schwerlich mehr, als eine Wiederholung der Projekte und
Intrigaen der Netttralitätszeit. Sympathien Air die deutsche Opposition
waren in Frankreich vorhanden, und Heimbnrg hatte sogar daran
gedacht, in dem Tiroler Streit die fransösischen Kardinäle am päpst-
lichen Hofe zu gewinnen, ^) aber man kam nicht über eine theo>
retische Zustimmung hinaus. Die Franzosen wollten ein Koncil, aber
in einer französischen Stadt, ') wie stimmte das zu den Plänen des
Mainsers? Darttber glaubte Hetmburg wohl zunächst hinwegsdien
SU dttrfen, ihm galt es vor allem die Ausdehnung der Opposition
gegen l^om die der Kurie selbst so «^efährlicl'. er rhien. ')
Aber die Beemtlussung durch die politischen Ideen Frankreichs
ist Uberhaupt bezeichnend (ür diese Politiker, nicht minder wie auf
literarischem Gebiet die Einwirkung Italiens. Heimburg unterliegt
ihnen ebenso, wie Nikolaus von Cosa und Martin Mair, aber er er^
greift wie auch jene, nicht viel mehr als die Form. Die innerliche
Verweitiichung der französischen Politik, welche dort -^eir den Tn^en
der Neutralitat nur noch fortgeschritten war, blieb ueii ücutsciien
Juristen unfassbarer als suvor. Ein Blick in die Appellation, welche
Heimburg noch vor seiner Abreise nach Frankreich, am 16. Win 1461,
für Herzog Sigismund gegen die päpstliche Vorladung vom 33. Ja-
nuar niedergeschrieben hatte, ^) wird dies zeigen.
') Die weiter unten ru erwähnende Streitschrift Cnsas vom Frühjahr 1461
berichtet, der Herzog habe in der Angeletfeaheit Blumenauc •Gallicis cardi-
»slibtts* geschrieben, cgm. 975 f. 109.
Vgl. den Bcrirht BoDftttot bei /W*r II, 617.
•) /Sw/or II, 94^).
*) Mao vgl. «. B. die Rede Lyturu «vf den RegMübttrger Tdikemtage
1454: »Ego saepe apud Gallos sum versatus camque nostram nationem ean
Galltco compararem, fatebantar omnes, not malto praestare, si parentes regi
nostro faerimus* {Mansi, Orationes III, 511. In dem Rechtsgutachten von
1450 IS. o. S. IS9} sagt Heimburg: «MaD mag anch wo! mit warbeit sagen,
wie gar grow atifinerckimg nit alldii fai t«iitse1i«r stingen, sunder aueh in andern
ririlAcn V n (] besundrr ir. Fr nckreich gesch'i I . v( die sach . . .
Gedruckt bei Frtker-Strmft II, 193. Ergänzung des Scblasees bei
OInm/, Regg. nr. 3860. I>ettlfle1ie übenetsong in tfpm, 97$ f. 164 C Danach
die im FoTj^enden ausgehobene Stelle. Die Aulorschufl TIein>bargs wird sicher
gestellt durch wörtliche Übereinstimmung einzelner Stellen mit der Appellation
•Vit eonsilii exjpen« s. B. poenas . . . phu emovendo quam edicendo (L c. 193
Z. 34), Heranaiehniig derselben biblisdwn Beispiele (L c. 193 Z. 34 £) o. a.
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Die Anklage auf Irrtum ins Glauben, welche diese Vorladung
enthielt, war dem grü!)elnden Geiste Cusa^ entspriin;>f'r , '] sie hf^
leuchtete den tiefsten Grund des ganzen Streits. Die Einheit der
Welt in der Kirche, das war der leitende Gedanke des Mittelalters,
der Sau des Athanasianaros, dessen Verletzung dem Herzog Schuld
gegeben wurde, sprach ihn aus, die Scholastik bis auf Thomas von
Aquin systematisierte ihn. ^) Jetzt erhohen sich Geincinscliaften, die
ihre Daseinsberechtigung in Bedürfnissen suchten, welche mit der
Kirche nichts zu thun hatten, und keiner sprach dies klarer aus,
als der Tiroler Herzog, der sdne Herrschaft aber die Kirche Brixen
als für das Wohl des Landes notwendig erklärte.
Aber auf diesen Boden stellte sich die Verteidigung Heimburgs
nicht, sie folgte dem Kardinal auf das Gebiet der theologischen
Kontroversen, wo sie sicher den kürzeren ziehen musste.
In der päpstlichen Vorladung lautete der Sats des Symbolums:
Credo in unaro sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam. Die
Einsetzung des »in« war nur ein Schreibfehler, wie Cusa später er-
klärte,^ aber sie gab Heimburg eine willkommene Waffe: »Wir
glauben an Gült, Christus und den heiligen Geist,* Hess er den
Herzog sagen, wir glauben eine heilige katholische Kirche, nicht
aber a n diese, denn sie ist ein Geschöpf Gottes. Die Verehrung, *)
die wir Gott allein schulden, wollen wir keinem Gemachten und
Geschaffenen zollen.« ^) Neben dieser «Iil It li«^' hen Feinheit kam
es nun freilich seltsam heraus, wenn gegen einen anderen Passus
der Citation die Unwissenheit der Laien in kirchlichen Fragen betont
wurde. *) tWir laden Sigismund,« hatte der Papst gesagt, fdass er
erscheine, um sich wegen des katholischen Glaubens zu verantwor-
ten und besonders wegen des genannten Artikels von der Einheit
der Kirche, so wie alles dessen, was über diesen aus der I.ehre der
Kirchenlehrer folgt.« Dies Letztere greift Heimburg an. »O ain
•) Vgl. den Brief an Knorr 3'ttger II, 147.
') Vgl. die Darlegung bei Gürlf, Cenossenschaftsrechl III, 515
In seiner w. u. zu besprechenden Erwiderung auf die Appellation.
*) »Latria« sagt Heimburg; vgl. fllr die kirchliche AafTassung des Be-
ffiSt die Ansführangen des Augustinot Triumphu» bei frmtiergt Die mittelalt.
Lehren «b. d. VerhSltnis von Staat und Kirche fZfto*Ar. /. Ä7«!lm«ol/VlII, loo)
"1 Hcimbnrg ist übrigens sowohl hier, als in iler Invektive t;e^-en C'us.i,
wo er auf die Frage des Breiteren sarttckkommt, nichts weniger als original,
aoeh nicht in dem Hinweit anf Aagustin. Schon in dem Catholieon des y^hamms
yanuentis, einem sehr verbreiteten Schulbuch (ich benutze die Ausgabe Nürn-
berg 1483, Koberger;, beisst es s. v. crtdo: *£t scias, quod aliud est credere in
denn et aliud credere devm et allad credere deo, Credere deo est credere
esse Vera, quae loqaitar, quod et mali fadunti sed nos eredimns hominemi sed
non in hominem.«
*) »[Gregorins] se ipeum in te sciolum ostendere niiitur et lamen te lucum
limplicem «llegM« sagt Cwa in der EMdemog an den Hcnog.
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TergreiflRsnlich wort,« ruft er am, »du «d zal Vorsehung in im tregtl
O ain schimpriich gelechter, von ainem weltlichen fursten zueruor-
schen, daz er antwurte zu den stugkhen, dauon die doctor vnd die
der schuel pßegen, haben dispatim« . . . Uud nun iädt der Papst
die gaiue Bevölkertiiig: »Was sol sagen der agkerman, so er ge*
fragt wird, waz die kirchen se)' oder in wem sy auf gehalten wirdet,
wann der pabst irret, vnd ob ein Kriech ain stugkh in der kirclien
sey oder ain Yndier oder ain ander Christen, wonhaftig /.e ennde
der weit. War inn vnderschayd sei zwischen dem warem haubt der
kirchen oder dem dinstperlichen haubt, was gewalts die kirch den
Schriften gegeben oder von den Schriften genmnen habe. ^) So
grossen vleiss haben vnser vordem gehabt, die geheim der schriflft
zebewaren, da/, sy nit layisch gehandelt wurden, daz sy die strafften,
die die heiligen schrift auss lateinischer mng in tewtsch gewandelt
hetten. Nun wil der cardinal das perguolkh fragoi auss den hohen
synnen» die nach lere der heiligen lerer volgen auss den artikeln
des heiligen glaubens. Dasselb disputiren wir der schul beuelhen.
Ackerleuten v nd welntzurln geburt, daz velt zu bawen vnd zu plantzen,
den ist genug, daz sie der zweifboten glauben können veriehen. Aber die
ervorschung der ainigkeyt in einer gcmainschafft oder versammenung,
oder wie manigfalHgclich ainlgnng, ainigkait, versamenung oder .
ainträchtigkait muge verstanden werden,*) das ist nit layhen geteecht.
Geliebt aber dem Cardinal, ein vngelertes volk mit den hohen svnen
der heiligen lerer zu pulieren, so mag er, ob in gelust, schulen er-
heben, do sie an den feyertagen zusamen kuraen, also doch, das
sie die erbe zu bawen nit verlassen.«
Seinen ganzen Spott aber ergoss Heimburg Uber die Vorla-
dung von mehr als 1CX)000 Menschen ^Vo sollen wir Brot her-
nehmen, um zu essen? Wer wird die Kinder und Säuglinge nähren?
Wer wird die Kranken tragen, die Blinden führen, wer bleibt da-
heim and schiltst das Land?« Der Hinweis auf diese Ungereimtheit
war ein juristischer Kniff, dessen sich Knorr in ganz ähnlicher Weise
im Jahre I452 gegen Heimburg bedient hatlf . *1 Der Papst weiss
gut, schrieb Cusa, wie eine allgemeine Citation nach den Vorschriften
Lateinischer Text: Jii<Iaeas, dock woU falsch.
•) Vgl z. B. Dantes FrörUruny in der Monarchie bd Wigdt, Dante'
579*)' Cusas Anficht Uber diescD Punkt s. bei Dhx II, 8).
'; Ist vielleicht eine Anspielung auf die Erörterangen Cosas Aber die
Entstehung der Einheit aus <ier Vielheit im Brief an Rodericb von Trevino
i Opera I, U% 9). Vgl. Gurkt Ul, 593*'*;.
Knoir betonte damak (in der Nflmbergisch-MarkgriiliGhen Streitsache),
das» die Richturif^ zn n imheri; mir Bürgermeister und Rat, die Vorladung des
Kaisers aber Bürger und Einwohner von Nürnberg als Partei nenne. Dann
mUsste der Markgraf auch jedem Juden Mer Recht geben, dem er sebaldig sei
«ftf. 484 f. 390 des li/XA.
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— ai8 —
des Rechts rerfiust werden muss.« Ernstlicher war es neh-
men, wenn Heimburg die Gcrichtskompetpnz des Papstes überhaupt
bestritt. mWer gab Pius das Recht, seinem Herrn, dem allgemeinen
Koncil, den Arm niederzudrücken, dem er selbst zu gehorchen ver-
pflichtet ist^ Wundere sich keiner, wenn an das Kondl appelliert
wird» das noch nicht versammelt ist, denn die Autoritftt der Kirdie
ist unsterblich und Steht fest, und diese, die jetzt in der über den
ganzen £rdkreis verstreuten Kirche lebt, wird dann im Koncil recht-
mässig vereinigt sein.« Den Sätzen des geschriebenen Rechts aber,
auf die der Papst sich berief, stellte er das Naturt«:ht entgegen,
»das keiner ausnehmen kann, denn die Natur hat es uns einge*
pflanzt, es ist mit uns geboren.« ')
Ersichtlich sollte dieses Manifest vor allem auf die Opposition
in Deutschland wirken. In dem Tiroler Streit konnte es keinen
andern Erfolg haben, als dass es des Herzogs Sache unauflöslich
mit der allgemeinen Koncilsforderung verband.
Der Papst zögerte noch immer, den letzten Schritt gegen den
Herzog zu thun, er gewährte ihm eine neue Frist vor sech^'if^ Ta-
gen. Aber den eigentlichen Urheber des Widerstandes wolue er
sogleich vernichten. Am Mittwoch in der Charwoche verdammte er
Heimburg feierlich als Ketzer, und in dem grossen Grttndonnerstags-
fluche erschienen die Namen Herzog Sigismunds und Heimburgs
im Verein mit den Häretikern und Kirchen feinden aller Zeiten.
War es die Absicht, Heimburg von Sigismund zu trennen, so
konnte der Papst bald die Vergeblichkeit dieses Versuches einsehen,
denn der Herzog Hess als Antwort am 29. April zur Nacht die
Appellation Heimburgs in Rom selbst an vier Stellen anheften.
Das Volk riss sie herunter und trug sie :'Mm Pala te dc^ Papstes. *)
Wie nun, wenn auch die andern deutschen Fürsten zu Heimburg
hielten, wie Podiebrads i^» Werbung« drohend angedeutet hatte, wenn
der Ketzer an die Spitze der deutschen Opposition trat? Der Tag
zu Frankfurt musste entscheiden, wie strafl* Pius den Bogen spannen
durfte, ohne ihn zw brechen.
Es war den EeniUhungen NIarkgraf Albrechls gelungen, auch
den Kaiser aufzurütteln. Friedrich suchte seinerseits Fühlung mit
dem Papste, er schickte den Marschall Heinridi von Pappenheim
ins Reich, die Städte zu gewinnen, nadi allen Seiten gingen seine
Schreiben, die vom Besuche des Frankfurter Tages abmahnten. Als-
bald zeigte sich, wie viele Krüfte des Widerstandes gegen die Oppo*
') II, 197.
' »Oui.i n;rtir;i no'ii^ iti^linxit t-t nohisciiin na(um est.»
* Bulle vom i. April und die Verfluchung vom 2. bei Jäger II, 198 ff.
▼gl. den Bflricht des Fantinus de Valle Fimtt» rer. Amstriac. XX, S43.
Gesandtscbaftsberieht bei Atmr IL 134.
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— 219 —
ahion tm Reiche doch noch lebendig waren. Die Sodte gaben
beruhigende Erklärungen, auf kaiserlichen Befehl verschloss Frank-
furt dem Reichstag seine Thore, Dietber sah sich genötigt, den Tag
nach Mainz zu legen. ^)
AU hier endlich am 4. Juni die Verhandlungen eröffnet wur-
den, ■) musterte der Erzbischof nur eine kleine» Anzahl Getreuer.
Kein iCnrlttrst war in Person erschienen, die Gesandten von Bran-
denburg und Sachsen sollten vor allem Schritte gegen den Kaiser
verhindern, ') auch Podiebrad und Friedrich von der Pfal^ gingen
ihre eigenen Wege,*) der Erzbischof von Köln war ganz im päpst«
liehen Lager. ^) Rudolf von .Rttdesheun hatte nidit umsonst gear-
beitet, auch das Domkapitel zu Mainz weigerte sidt» der Appellation
in betreff der Annaten beizutreten; dass Diether selbst noch stand-
haft blieb, schrieb Rudolf vor allem dem unheilvollen Einflüsse
Heunburgs zu.
Es ist bemerkenswert, dass Heimburg in Mains nur als Ver*
treter Sigismunds von Tirol erschien, ^) mit einer Gesandtschaft des
Herzogs und des Brixener Domkapitels. Seine Instruktion,^) ^iie er
sich wohl selbst noch vor der Reise nach Frankreich geschrieben
*} ArMif Xt 158. Auto rer. AustriM, XLtV nr. 64. 66. 73. 77. 85.
Vgl. Beckmann im Archh f. Frankfurts Gesch'uhtt u. Kumt 3. Folg« II, tl6.
Jantsen II, 152—9. tiaehmann, Reichsgeschichte 1, 41 fl.
*) VgL Ar den Tag die Dantdlmig Mtuuh ts8 ff. und Btekmaim I,
56-61.
•> S. die Instruktion Fontes rer. Austruic. XLIV. 99 und Menul 141.
*) Mensel 140 — 4s Tgl. Fontts rer. Austriae. XLIV, 102.
*) «Coloniensis postquam viribus defccit, confugit ad qaaerimonias.t
GtoMe Heiraburgs in cgm. 975 zu RudoUs Denkschrift vom Maister Tage ZasM
77 Z. 9. V^l. da« Regest Ingers s«OA JaoBar 1461 Ankht VII, 175 tind dfn
Brief Cosa« bei II, 238
*) S. den Bolebt der Legaten l^nta r§r. Aiutriac, XLIV, 95.
S. die päpstliche Rulle vom 31. Aagnst 1461 MUl/er, Reichrtagitbcatnim
II, 33 and GoAellinus 260.
*) egm. 975 f. 7s: Der beeHeM des werbent wlrdet teb, su bieten adhc-
ston der appelution, besunder der rmricrn .ipiicll.ition, angesehen das es ir
aigen vnd ganttea nistenlich sach ist, vnd besunder der teutschen oation, wann
*olt m. gn. h. vnd sein lent für baa&beb gehalten werden von des decreti
wegen xn Mantaw geschehen, dar innen der papst vor peut, für ain concilium
zu appellieren, dat uit en ist, wUrt d miii duii Ikeylig decret des grossen
concUi von Coitenti gedruct, inhaltemlc das ain gemafai concili gewalt hab
vber den pabst etc., anch das ain solich concili allwe;:^ von zehen iaren in
zehen iar solle gehalten werden. Solich zeit der gesetzteu zehen iar nun langst
verschinen sein .... Recht pot vfT all kurfursten oder welicben ir itweder
an sein etat dar au beschaidet, ob er selbs dabei nit gesein macht. — Item vff
dre^ ans in, der swen wemtlich sein, wo der pabst oder cardinal clagen wirdet,
oder zwen 1,'1'istlirh, wo mein herr clat;i-n wurde, .il-o d.is der walVirueder Tiab
zwen seins Stammes, als gewenlich i&t. Item vff ir igklichen in sunderhait, die
ia«]i an verhoran, recht zu geben vnd sooemeD, ta nemea vnd so geben, daa
di« aachi »dA raih d« anadcra «ntiebideo werde ....
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— 220
hatte, empfahl vor allem die Gewinaung der Fanten sowohl zum
Beitritt zu der zweiten Appellation, als auch äls Schiedsricbttf des
Streits. Gerade das aber suchte Rudolf von Rüdesheim zu verhin-
dern; in schneidendem (iegensatz zu seiner Willfährigkeit gegen
die Fürsten steht sein Verfahren gegen Gregor. Schon vor Beginn
des Tages hatte er die Stadt Mainz bewegen wollen» dem Gebium-
tendie Thore zu verschliessen. Da niisslang, und Heimburg setste
sogar durch, dass unter die Beschwerden welrh^^ /-'r Beratung gestellt
wurden, auch seine eigene Sache aufgen nun! n wurde. Aber hier
wichen die päpstlichen Boten keinen Schritt /zurück, und die Für-
sten und FUrstenboten, durch beruhigende Versicherungen in der
Zehntenfrage gewonnen, versagten jetzt wirklich Heimburg und der
Brizener Gesandtschaft als Gebannten das Gehör. ')
? Ihr Anblick sei den Päpstlichen in den Magen gefahren,
raeinte Heimburg ingrimmig, sie geberdeten sich fast wie Löwen,
um nur das Wort der Wahrheit nicht zu hOren.« So gab er seine
Antwort schriftlich in einem Manifest >an alle Liebhaber der Ge-
rechtip:keit.« *) Noch einmal legte er die Sache Sigismunds dar,
dann aber wandte er sich zu den allgemeinen Beschwerden der
Deutsclien. )»Der Papst vertraut auf seine Keckheit und meint, durch
Zwang und Fordit alles erreichen zu können. Er verstopft tdin Ohr
und sagt, das alles sei geschehen, die Freiheit der Kirche zu wahren.
Und doch sucht und forscht er nur nach einer Gelegenheit, um
unsere ruhmvolle Nation, die mehr als die andern ihm zinst, unter
das Joch der Knechtschaft zu beugen, er der mehr Gold aus ihr
gesogen hat, als wenn sie ganz, auch weltlich, in seinen Händen
wäre. Wer nur rechnen will, wird finden, wie viel mehr der Papst
aus dem Verkauf von Kirchen und Pfründen löst, als aus alloi
T.anden, die seine wehii<-he Herrschaft drückt. Hier muss er zu-
setzen, dort aUein sackt er ein. Frankreich, Spanien und England
haben sich vorgesehen, nur Deutschland, das zerrissene und herren-
los treibende, trägt sein Joch und weiss es nicht abzuschattein. So
') Bericht der Thttringischcn Anwälte /vn/ts rcr. Austrüu. XLIV, 107 f.
') Ami» XX, «45 und dmsn Mbml 147").
"1 Da"? geht übereinstiTnmend aus dem Beriebt der Thüringischen An-
wälte l'onus XLIV, 1991 unil der Notiz bei Jäger II, 223 hervor. Der ab-
weichende Bericht des Papstes {G^beäimut 36o) kommt dagegen nicht in Be-
tracht, er i-t «Tsk'htTich (1r;nn.itisch ;'ti;:jesttjtzt (y^\. Menzel 1 10*^1. Es «cl e'nt
mir, dass auch die von l'ius uiilgeleillc Rede Diethers nicht echt ist, wie Menzel
144^^ annimmti londern nur eine Umstilisierung der Äppellatio in caiua annatae.
cgm. 975 f. i§7 AT. In der Damtellung der Sache Sigismunds werden
die AtisfUhrungen früherer Streitschriften vielfach wörtlich wiederholt. Für die
Zeitbestimmung gibt der Schlusssatz eine Andeutung: »Ceterum quia de UIo
errore, qao papa didt debere nos credere in eccletiam cathoUcam et apostoU«
ean, nnnlii papales ail dixerant, du profitetur, le eredcfe «ieat «poitoli et
patrei Nioeni coneilii cradidemnt.« Die Legaten haben also schon gesprochen.
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— 231
erwacht denn endlich, Deutsche, rüttelt auf den Staat und lasst
nicht antergehen die heilsamen Dekrete des grossen KonstMiser
Koncils, zQ Basel heilsam erneuert Seht mehr auf Euer Land als
auf die Künste der päpstlichen Feindeis
Es war umsonst. Die Worte Rudolf von RUdesheim wirkten
mächtiger, da sie von wertvollen Versprechungen begleitet waren.
Am 5. Juni gaben die päpstlichen Legaten die Erklärung ab,
es sei nicht die Absidit des Papstes, ohne Bewtlttgung der Fttrsten
und Prälaten den Türkenzehnten zu erheben, ') schon am 6. erfolgte
der Abschied welcher alle Beschlüsse auf einen neuen Tag bis
Michaelis verschob. *)
Seit jenem Tage sei der Gregor ius »Erroriusc genannt wordeUi
schrieb Pius in seine Kommentarien ') — er dachte wohl nicht daran,
dass einst schon die Anhänger der Avignonesischen Obedienz gegen
Gregor Xir. dasselbe spottende Wort gebraucht hatten.
Dielher von Mainz erbat sich die Rede, welche Rudolf von
Rüdesheim gehalten hatte, schriftlich, und dieser benutzte die Ge>
legenheit zur Ausarbeitung einer Denkschrift, die das Klügste und
Bnte enthielt, was vom Standpunkt der Kurie in diesem Augenblick
vorgebracht werden konnte.*) Geschickt spann er die F:iden der
päpstlichen Anweisung weiter. Er vergab den Ansprüchen des römi-
schen iioies nichts, aber er wusste sie zu rechtfertigen. Die Bulle
Execrabilis führte er auf die Konstitutionen frflherer Päpste zurück,
die Haltung des Papstes gegen Ferrante von Neapel erklärte er
aus politischen Rücksichten, die bei drn Kurfürsten viel Verständnis
finden mussten. Die Annatenirage spielte er auf das Gebiet der
principiellen Kontroverse herüber und zeigte mühelos die Schwierig-
J/asseiAcü^SiKiAeim,\jT\ik.iy4. PfipstHcbe Bestätigung der Zusage rom
4. ««pt. bei MUBIgr, Reiehstagstheatnim II, 39 vgl. Mund 154.
•) /. 336
') GoMÜHut 260. .
*) Aus egm. 975 gedruckt bei Zanrn 67 — 109. Die Denkschrift itt, wie
die EinJeitting zeigt 'At nunc quum spes nos nostra frfellit et r. p. v
perseverare hic diu non potuit . nach Schluss des Mainzer Tage» verfasst.
Auf du Manifest tlcimbargs wird nirgends Bezug genommen, wohl aber auf
seine früheren Streitschriften. Damit fällt Bachmanin Argumentation I, 58*1. —
Die Denkschrift steht wesentlich vcrkürit und in anderer Anordnung der Artikel
avcli ia dm. 23980 f. 8 mit dem Titel: De superioritate papae et an possit
appellui nd fotomm conciliutn. Der hier gegebene Text kehrt wörtlicli wieder
in dm. 215 f. aaS^ ff., nar ist noch das StIIck Aber die Annaten and über die
allgemeine Verantwortung des Papstes vorgesetzt. Bemerkenswert ist, dais in
beiden Handschriften die Reihenfolge der Klagepaokte and die entsprechende
der Rrwiderongen nicht zn einander stimmen.
' Ülier das Verbot der Apiiellation an ein Koncil durch Marlin V. und
den Widerspruch üersons vgl. (JUsder^ Lehrbuch der Kirchengeschicble U,
4. 44")
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— 922 —
keiten ihrer Regelung. Vom Koncil sprach er gemässigt, aber er
betonte doch, dasB In Gleubenssachen der Papst auch ohne Kondl
nicht irren könne. Mit leichtem Spotte wies er darauf hin, dass
die Reformation des Klerus — das war ja der Schlachtruf der Kendls-
partei — nur von diesem selbst abhänge, >denn nichts hat jeder
so sehr in seiner Macht, als sich selbst und durch sein Beispiel
und Ansehen auch die Untergebenen zu bessern.« Rudolf deutete
an, dass auch der Papst die Reformation in die Hand nehmen
werde, wenn er überzeugt sei, dass Hoch und Nieder sich ihm
beuge, "»in Lehre, Leben und Sitten, auch im äusseren Gebaren c
das Weltliche abthue. Vor allem aber betonte er die Gemeinsam-
keit der geistlichen Interessen. »Wird der Stand des Papstes herab-
gedrttckt, sagte er, so fitlh der aller Gcisdichkeit, denn die Ord-
nung der Kirche ist fest wie eine Kette. < ^) Daraus aber ergiebt
sich vor allem die Grös'?e des Verbrechens Herzog Sigismunds, die
Verruchiheit des Ketzers Heimburg. Hat er doch gewagt, den
Angriff auf den Kardinal eine »Grossthat« zu nennen. *) »Erwägt
das Wort, ehrwOrdiger Vater, ruft Rudolf dem Erzbischof su. bedenkt
seinen Sinn. Der Stein triflft nicht minder Euch,") als das Domi-
nium des heiüiren Petni«?, er trifft Euch um so viel m"hr, als das
Gebiet der Mainzer Kirche grösser ist, als das der Hrivcncr i Und
Heimburg ist ein notorischer Ketzer. Konnte er der ersten Ver-
dammung den Einwand entgegen setzen, er sei nidit geladen, so
ist er jetzt citiert und nicht erschienen und am Gründonnerstage
feierlich verdammt. Arrius, Htiss und Wicleff, das sind seine Ge-
nossen. !h' dagegen seid immer cliristliche Prälaten, Schützer des
Glaubens, itutiien der Kirche, Verehrer des apostolischen Stuhles
gewesen. Es ist Euer Amt, Heimburg su verdammen, Eures und
aller Kirchen Dt utschlands, die weltliches Gut besit£en.<ii
So starken Eindrücken zu widerstehen, war Diether nicht fällig.
Kr widerrief seine Appellation an ein Kont il, Ireilirli nur im ge-
heimen; er dachte die Waffen der Opposition noch nicht bei Seite
au legen, bald darauf lud er die deutsdien Hochschulen tum Be-
suche des nächsten Reichstages. *) Dass man die Lage in Rom noch
immer fttr geläbrlich hielt, zeigte das Vorgehen des Papstes, der
') ZauM io6. Die!>e SteUe ist merkwürdiger Weise als Schlusssalz der
ersten Appellution des Herzogs (1460 aug 13 in die Frankfurter Ausgabe der
Frthtr\Q.htn Scriplores (16021 p. 124 Uberiie^^anj^cn. DaM »ie nicht dahin ge-
hdrt« wurde bereits früher bemerkt s. yHger II, 99.
^) •Magnificnm factnmc in den Glouen sum Breve des Papstes frtktr"
Stmve II, 310.
^ St»u lies unverständlichen »veritatem« Zmm 9s dOrfte etwa »vestram
paternitatem« t\x le&en sein.
*) Jlifmtd 14S. 149. Vgl. P^ntts rer. AmiHat. XUV, 10$.
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— 223 ~
damals schon den Enischluss gefasst hatte, Diether abzusetzen, aber
nur in grOistem Geheimnis zur Ausfllhrong des Planes schritt.
Aber die Opposition, welche sich um die Fahne des Roncüs
scharte, war besiegt. Das erkannte niemand besser als Heimburg.
Er schrieb dem Erzbischof die Kanzlei ab. »Der bischotf sey mit
sweren loutften behefftet,« Uess er ihm sagen, >sq sey er kranck, vnd
mocbt durch yn gesumpt werden. t Dass dies ein Vorwand sei,
erkannten viele, aber wenn sie meinten, Gregor getrwie skd) nicht,
den Kampf mit der Kurie durchzuführen, so sollte sie der Fortgang
des Tyroler Streits eines Besseren belehren.
Hier in Tirol war die Wirkung der päpstlichen Censuren nun
endlich greifbar geworden. IMe Anklage auf Ketzerei hatte doch
in den Augen des Volkes ein ganz anderes Gewicht, als die ge-
wöhnlichen kirchlichen Processe, gegen welche die Gewohnheit ab-
stumpfte. Viele wandten sich um Absolution nach Rom, der Bischof
von Trient verliess die Partei des Herzogs, die Kaufleute mieden
das mit dem Interdikt belegte Land.*)
Freilich bei den Staatsmännern ttod Fürsten galt ?Mr]\ die neue
päpstliche Anklage nicht viel, trotz aller Anstrengungen d- r Kurte
kam am i. Juni 14ÖI der dauernde Friede Hv:züg Sigismunds mit
den Schweizern, vor allem dorch Vermittelung Ludwigs des Reichen
zu Stande, *) ttnd die meisten Fürsten blieben dem Herzog geneigt. *)
Bald zeigte sich auch, wie wenig dieser selbst an eine Versöhnung
•) Bericht der ThSriBgischen Anwälte Fbnfet XLIV, 150.
*) Heimbury scheint auch später noch an eine literarische Verteidigung
Diethers gedacht tu haben. S. die Apologie gegen Laelins Jh^tker-Sirmn U»
343 Z. 29. Seinen Anteil an dorn Mataser Stim hat der Papst noch In der
Bulle vom 21. Aagwt 1461 bcsendtn bervofgehoben s. iMÜKrr, Reichstsgt-
theatram II, 31
V 7fl£f Iii iSi- 194- y^gff I^nea III, 400 IT. FOr die Haltuni; der
Geistlichkeit s. die treffenden Au<i^erun;;en Jacob Unresli> bei Hahn, CoHectio I, 539.
•) Abgedruckt bei liasselJtoidi- Stockkeim, Urkk. 338 vgl. FomUt XLIV, 96.
107. Täger U, 215.
"1 S 'oigt, Eneu III 393. In einem au=; I.eipzi^r stammenden Huma»
bi^tenuneic, der etwa im April 1461 abgefa&äl ist \äm. 466 f. 220b) heisst es
nach einer Besprechung der Türkengcfahr : »Pape, qaia res acris geriiur, tinet
admodnm necdum quicqnam agit; rem fjtil nostrae aduersain fidei, si vera
{»oloqui licet. Extulit ex voluotate quendam ex minorum ordiue, qui abhuc
triennium, ut vulgo dicitur scelerum conscius, a Lipczk evasit. Is nano sltot
eqnitat gradarios, facta Uifecta loquitur« stipatis<)De faumlis munduoi peragrnt,
deflantians excommanicatum cum particibos ex Atliesi docem Sigismundum.
Res iam nota est loti Alemaniae, eamnuc Ignorant ilj eius principe» nec minus
tarnen Sigismundi partibiu faveot. Ip«i, ut inter se suadet anio, caiuam eiaa
tneri volant nec cnrant, quid mandet Apostoticas. Appellaton ett a Sig^nrando,
si phas est appellationem dici ad futurum, quod nec tuiiien speratur, concilium.
Conventus priocipam habebitur in Franctifurdi »uper Mogino t,ij in festi» l'esie-
coctes O!-«
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— 234 —
mit dem Papste dachte. In jenen Tagen muss die anonyme Vertei-
digUDgsschrift am Innsbrucker Hofe bekannt gewordeo sein, weldie
ein Anhänger Cusas im Herbst 1460 geschrieben hatte. ^) Sogleich
erliess der Herzog eine Erwiderung, *) die aufs Neue <;eine Gerecht-
same darlegte, Punkt fiir Punkt die Behauptungen des Kardinals
bekämpfend. Heimburg hat diese Entgegnung wohl nicht verfasst,
da ihn die cusanische Schrift ttberhaopt nicht erwähnte, ') aber dass
er die Seele des Widerstandes blieb, zeigten die Verhandlungen,
welche am 20. Juli zu Landshut zwischen den Parteien stattfanden. *)
Die l^eniuhungen des Kardinal- Bischofs von Augsburg und Herzog
Ludwigs, eine Versöhnung der Streitenden anzubahnen, niisslangen
gAnzlidi, vor allem, weil Heimburg und die andern herzoglichen
Räte die Rechtsbeständigkeit der päpstlichen Censuren nicht zu-
gaben. »Sie sprachen von den kirdih'chen Censuren mit einer sol-
chen Verachtung, dass es mir tief in die Seele drang, c schrieb der
Kardinal -Bischof. Dass die Landshuter Geistlichkeit trotz der An-
wesenheit der Gebannten Gottesdienst hielt, mochte sie in ihrem
Widerstande bestärken. *) Nur auf ein Schiedsgericht von geistlichen
und weltlichen Fürsten, wie sie es schon zu Mainz angeboten hat-
ten, wollten sie eingehen, und Cusa klagte bitter dem Papste tiber
»den Ketzer Gregor, der alles leitet und noch stolzer ist, als früher.«
So gefährlich erschien ihm dieser Afann, dass er selbst noch
einen Versuch machte ihn von Sigismund tu trennen, die Flugschrift,
die in jenen Tagen Italien verliess, stammt wenn nicht aus seiner
Feder, sicherlich aus seinem Geiste.
•J S. o. S. 190').
■) tigm. 975 f. 1x8 ff. Anssttglidi bei SmmuJur VI, $10—8. Vgl. Jäger
II, 234. f*ber die verschiedene Datierung der Schrift (5.U. 26. Juli 24 August)
s. Votgf, Knea III, 382, der auch zuerst die richtige Beziehung auf die Gegen-
lelnift der Cusanischen Partei hergestellt hat.
' Deshalb kann auch der Hinweis des Herzogs: »sotiil es fnSmlich die
Schrift des Gegners] etlicb vnnser rael beruerend ist, werden siy . . . ir aatwurt
Tnd die warheit auch nit sparn« kaum auf Heinbnrgs Invdctire gegen Oua
bexogen werden,
y^f" 216 zo. 223—31. Der Abschied des T;igCb bei Ilat-
selholdt'Stockheim, Urkk. 384 vgl. 367. — Meimburg stellte die Dinge später in
«einer «u Venedig 27. Nov. 1461 gehaltenen Rede in merkwürdiger Weise dar:
•Litterae papates allatae fuere, mentem pap.ic et cardinalis in se, ut aiebant,
continentes. Nobis autem suppressae, non autem o&tensae fuere. Credo equi-
dem, eas aut nugarum vel coDtumelianim aut convitionim refertas extitisse aut
alias quorondam verborutn acrimonia resperaaa, ne dtgne faerint in propatnlo
prodire , neinpe sinceritcr adhorlaü siiiiui^ , l e in ipsarum Obtensione solicitati
essemus, quin potius ex hoc ruptura ^uam concordiasperaretur.« €gm.^^^i. ^o.
') S. den Brief den Papstes bei D&x II, 481.
*i .-w 07; f. loS. Auch in r/w. 2J5 und in dem Nürnberger Codex
I^Sladtbibl. Cent. V. app. 15 1. 241 ^ IT.) In den Regesten {Arehtv VII, 178) no-
tiert y^4r die Schrift zam i3.Angutt, wie es scbdat, mir naeh der Ecwideraiig
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— 225 —
Sie ist an den Herzog persönlich gerichtet. sDu bist citiert,
Sigismund, Fürst von Osterrelich, beginnt sie, als verdächtig der
Ketzerei, irrend in dem Glaubensartikel von der Einheit der Kirche
und den Meinungen der Kin !icn!ehrcr darüber. Du hast an ein
künftiges Koncil appelliert, aber die Berufung mindert den Verdacht
nicht, denn der Papst, der Dich rief, ist Christi Stellvertreter und
der höchste Richter ttber den Glauben .... Du vertraust auf
die Klugheit und die Anweisungen Gregor Heimburgs. Sieh zu, ob
das weise sei. Er selbst ist als Ketzer verdammt und feierlich mit
den andern Ketzern am .\bendmah!stage \erf1ucht, wie kann er dich
verteidigen, Ungläubiger? Er war immer ein W ortverkäufer , der
die Menschen in Zwist brachte. Ob er immer gesiegt hat, Du weist
es. Jetzt gegen die Kirche , an deren Spitze der Papst steht, wird
er nicht siegen, denn ydie Pforten der Hölle werden sie nicht über
winden*. Einst verfasste Marsüins von Padua ein Buch Defensorium
pacis genannt, und wagte es, den Kaiser Friedrich {\) gegen den
apostolischen Stuhl tu verteidigen, er war nicht minder gelehrt noch
minder beredt, als Dein Gregor. Aber weder er noch Occam noch
mehr seines Gleichen blieben Sieger, sondern als Irrlehrer und Ver-
führer vcrdarnnu. gingen sie unter. Hüte Dich, dass der Stellvertreter
Christi dicii nicht für einen Ketzer erkläre. Dann wirst Da für ewig
mit einem Mackel behaftet sein und nie Deine Ehre wiedergewinnen,
auch wenn tausend Gregore dich verteidigten Er möchte
auch Dich als Ketzer verdammt sehen , als Genossen im Unglück.
Er Klsst Dich Irrlehren sprechen, das heisst, pr stMiclit sie für Dich,
um Dich mit sich zur Hölle zu ziehen. Kehre um und denke an
das Cnde.x
Was der Schreiber dann ttber die Rechte des Kardinals selbst
sagte, war freilich wenig geeignet, den Herzog ta gewinnen, ebenso
wenig, wenn er die Gefangennahme Blumenaus damit zu entschuldigen
suchte, dass dieser als Auditor der Kota Unterthan des Papstes sei,
als Ketzer ausserhalb des Geleitsrechts stehe. Aber der Schwerpunkt
lag auf den theoretischen Auseinandersetzungen, die ganz Cusas Art
zeigen. Dass ein allgemeines Koncil über dem Papste stehe, wird
energisch bestritten, nur d.is Schisma habe dem Konstanzer ein solches
Recht gegeben. Es war gewissermassen die Rückkehr zur Notstands-
theorie Gersons, ') freilich mit ganz anderen Folgerungen, von'Cusa
Heimbflrgs. In seinem Buche (II, 26**) lisst er gar Heimburg mit derlnvektive
auf eine Schrift Cusas vom 21. Juni 1463 ('), aus Orvielo <latiprt, .mtworten.
Ein Irrtum nur in <>er Jahreszahl scheint nicht \ orzulicj^en , <1a Cubii 1403 um
die genannte Zeil wirklich in Orvicto ist. Vjjl. ülfer «las Dalum i 'oig/, Enea III,
40S' . Die Schrift antwortet nichl auf das Manifest vom Mainzer Tage, wie
Jäger meint, sondern aut die .\ppellalion vom 16. März.
■| S. Gierte» Genossenschafksreeht III, 5671**». 58a. 592""*).
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schon 1442 za Mainz ausgesprochen und mit starken Grttnden
unterstützt.^) Hier aber fehlten auch so kleinliche Argumente nicht,
wie dass die Konstanzer Versammlung den Papst Johannes , sanctissi-
mus dominus noster* genannt habe, und ear der Schulheweis H.iss
das, was nicht ist, auch nicht Uber einem andern sein könne, wurde
herangezogen. Dann geht die Schrift auf den Satz des Athanasianmns
ein, mit grosser Gelehrsamkeit and Heranziehung des griechisdien
Textes wird die Frage fast philologisch erörtert - man erkennt
den gelehrten Kardinal, welcher den Emendationsversuchen , die
Laurenze Valla an der Vulgata nach dem Urtext vornahm, seine
Teilnahme sdmikte. *) Mit einer erneuten Aaff<^d«rung an den
Herzckg, sich zu bekehren, schliesst die Rugschrift.
Die Antwort Heimburgs Hess nicht lange auf sich warten.^)
•) S. Düx. Cusa I, 237.
Ich setze die Stelle hierher , da sie zum Verständnis von Heimburgs
Entgegnung wichtig ist: »Gregorius, licet seiactet, nil ignorare, non Icgtt textum
Augustini in decretopositum de conse[cratione] di. IV: I'nmo ergoinlerrogari debere
ab bis. qut Christianam fidem recipiuat, an er cd an t in sanctam ecdesiam, ubi
ex tntentione sanctns llle dtcit praepositionem >in< esse repetendam, dicens quia,
sicut diceretur »in Npirittim s.uutiini', ita rf|)etitur »in« , iilii 'licitiir •sanctum
ecclesiam« secundum Hugvcionein ibidem, licet cnitn non dicatur in omnibns
secundum eundem sensum , nt tbi et aKbi dielt idem et ipse doctor maxlmns
Augustinus, similiter et bealus Anshelinus CatiUiariLiisis ilhiminatissimus theologus.
Nonne Gregorius te supra dicere fecit, auctoritatem ecclesiae es^e immortaleror
Paulus vero dicit, solum deum habilare immortalem. Nunevero, nt reprehendas
prapposttioncm -in», assererc te facit , ecclesiam crrnttiram. Nonne dicimus
illutn hereticum, qui circa aliquid aliter credit, quant doceai ^ancta mater ecciesia ?
Utique de bae ecdesia eitatto loquUar, et in illam sanctam ecdesiam omoem
christianum credere oportet. Iterum fjui seit, in Christum credi oportere ipsum-
que esse caput ecclesiae et cius corpus ecclesiam üdelcsque menibra ejus , uti
aposiolu> nos docet , ille videt, non minus in ecclesiam quam in Christum
credendum. ICt quod ipsa pra^MWilio »in« fuit in prioiitiva ecdeaia et tempore
beati Augustini, clare patet ex Augnstino ad neophitas et symbolo Graeeo atque
n '»servantia ecclesiae (iraecae, ul i ili' iuii : »ke is mnnas ccclfN a>* hoc est »et
in unam ecdesiam«. ila habuit symbolum tempore Alberli magni. ut patet in
libro eins expositionis symboK , et nnllns valentium doctorom negat did posse,
sicuti et in ca| ell.i ]T.i])aL' Lani.itur et plerumquc dicitur. Tarnen quia «.'Cclcsiu
varie capitur, visum est Kuffino et aliis ceteris, praepositionem »in« potius esse
obroittendam, et ideo puto, nan ex intention« sed cu«a praeposttionem positam,
cnm et in alia citationis buUu, quam vidi, praepositionem »in« non legeriin.«
•) S. l'oigt, Wicdcrbelcbunt,' I, 47S.
*) »Invectiva Gregorii Ileimburg in Nicolaum de Cusa.« Freher-Struvt
II, 8$$— <)5. Der Abdruck lässt, auch abgesehen Ton der ganz sinnlosen Inter-
punktion, sehr viel zu wünschen übrig , ich verbessere nur einige der schlimmsten
Stellen nach clm. 215. Es ist zu lesen: S. 258 Z. 6 profecto in damnum irre-
Tocabile .... Z. 34 Po^tea ad in tdium Au^usti f^it^owws ... Z. 40 quia
U ncc pudor impedit. S. 259 Z. 3 neque facinora tua ecdtsiae rtäufuiaremt
detrimentum ... Z. 11 fehlt «in ganzer Sata: (eeterique Ulius mona«t«rii>
pratdi^rum ituelat itu ctätores servartntur inätmnts , mqu€ tu ts momuterii itUm
— 227 —
Sie ist vom 13. August 1461 datiert «aus dem glucklichen Feld«
lager vor Wien bei St. Marcus, wo der Weg nach Ungarn führt, x
Die Worte zeigen, was Gregor von dem Bruderkriege zwischen
Albrecht und Kaiser Friedrich erhotfie. *)
> Krebs Cusa, Nikolaus, beginnt er mit Anspieiuixg aui Cusas
Familiennamen, der Du dich Kardinal von Brixen heissest, weshalb
trittst Du nicht heraus auf den Ringpiatz? Der Du dich rühmst
Grieche und Lateiner zu sein , weshalb gehst Du nicht offen 7nm
Kederstreit: Weshalb sprichst Du, als ob Du ein anderer wärest,^')
in erkünstelter Rede, die Du wie ein Töpfer zusamraengeschmiert
hast, und unterdrackst deinen Namen?K Ein echt humanistischer
Anfang, der eine Invektive nach dem Muster Poggios und Vallas
verheisst, ^umal nun auch Gregor die Maske der Anonymitat vornimmt
und ergötzlich von dem hochberühmten Heimburg als einem andern
spriclit. X Gregor möchte das nicht ertragen, aber mein Sinn ist
milder«, sagt er einmal. Es war humanistiadie Derbheit, wenn er
den Kardinal »Lttgensack, Esel, Überläufer der Jurisprudens, theologische
Frühgeburt < benamste, wenn er das geheimnisvolle Treiben Cusas
auf der Raphaelsburg als Verkehr mit Dämonenspuck erklärte, galt
es doch, den ^ Wortverkäufer* heimzuzahlen.') »Wenn einer sein Ohr
beldidigt lllhlt, so mag er den tadeln, der das Übel heraufbeschwor,«
sagt Heimburg gleichsam entschuldigend am Eingang, er legte auch
<Ä'WJ««x j^-fw/tfr« i sed paler spiritt;ali>) . . . Z. 46 freies CLristiana, quia aiiquando
. . . S. 260 Z. 16, 17 us<iue uU Icrtium vcl i/uarluin I'apam ... Z. 31
appollari v^turmt ... Z. 47 nuncupatur ah utrisqut . . . S. 261 Z. 17 sit
efirtuna . . . Z. 44 tu iunior disputasti . . . S. 263 Z. 21 quis talem/orii/o/u^-
mtim in aliis terminis . . . Z. 52 propter tria Graeca vocabula . . . S. 264
Z. 2 Nunc ineant prosccnia ludi ... Z. 35 ut cum ratione insanias . . .
Z. 43 ab Oriente iateraiiUr iuiuta , . , S. 36$ Z. 3 quemadmodtun in Eomam
poHiiß<€ Z. 31 vd ^«tffwf Latinnm. — Die Inhaltsangab« derScbrift beii^hwUmv
a99 ff. ist huchbi ungenau und sehr hSnfig unrichtig.
') Vi^l. Bachmann I, lO:2.
*^ *Ficta persona.« Ich glaube nicht , duss mao mit l'oigt UI , 308^)
daraus schfiesten darf, Cttsas Schrift sei psettdonyin erschienen.
•) Von ilIt Ti ilu'-en l't >cliuldigun{jen ist nur eine ernstlich xu nehmen.
Heimbu^ behauptet wiederholt, Cusa habe als pipsUieher Legat bedeutende
Summen, die er bald auf 100000. bald anf 200 000 Golden angicbt, aas Deutsch»
land gezogen. DieseltH- Uls. hulrli^unL; in i-intMii l'.riefe des Vinccnz von Aspach
Thesaurus anecdutorum VI, 3, 338]. Zu beweisen ist das nicht. Jok,
Bnkh, Chronicon Windcshemense erwihnt ausdrOcklich, Cosa habe das Geld »In
pios palrie illius usus convertendam« bestimmt ' (itsthichtsquelld: .L-r P 1 .r. iut
üaeAsen XIX, 338', was freilich auch Heimburg weiäs, ebenso rühmt der .^aUz-
bui^l^he Kansler Bernhard vonKraiburg in seiner Lobrede auf Cusa besonders,
er habe ^eine Hände stcls vnn Hcsiechung rein erhalten {L f'iti^cr im Htst.
yti/i/iwivi 1^1887] 633). Nicht unwichtig ij.t auch aus spaterer Zeil tlcr Bericht der
Brcslauer Gesandten SS. terum Wtüaaofum \\\\, 199 Sowohl /yr^viUdifr 233
als ikkarpgW^ 355 haben die Äusserung Heimburgs merkwardig missverstanden.
15*
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— 228
hi«r Wert darauf, als der Angegriffene zu erscheinen.^) Aber er
hält den Ton der humanistischen Invektive nicht fest, sehr bald
schlagen die gelehrten Erörterungen vor, die in selbstgefälliger Breite
das eigene VS'issen darlegen oder das des Gegners iieraliziehen sollen.
In anderem Sinne als die Humanisten spricht Heimburg von seiner
Wissenschaft als den »sacrae litterae«, seiner Jurisprudenz klebten
immer nodi die Eierschalen der Scholastik an, und nichts erfüllte
ihn mit grösserer CicnugthTiung , als wenn er dem Gegner einen
falschen Syllogismus nac hwcisen konnte . er selbst freilich scheute
sich durchaus niciit, denselben Fehler zu machen.
Ist so die Schrift formell nicht sehr befriedigend, so Uetet sie
um so wertvolleres Material für die Erkenntnis der theoretischen
Grundlagen, auf denen Heimburgs .Ansichten ruhten. Aber es sollte
ihm Gelegenheit werden, diese noch eingehender darzulegen.
Man sah an der Curie doch mit Besorgnis, wie die Flugschrilten
Heimburgs Überall hin verbreitet die Gemtiter erregten, es schien
nötig, »die Pfeile der Ltlge mit dem Schilde der Wahrheit aufzu>
fangen.c Theodor Laelius, Auditor der Rota, dann Bischof von
Fclfre ilhernahni dies Geschäft. Er war ein ebenso gelehrter wie
gewandter Mann, mit Cusa wohl seit längerer Zeit bekannt und
durch einen Aufenthalt in Trient, wo er in jüngeren Jahren Domherr
war, mit den VerhAltnissen vertraut.') Jetzt schrieb er eine aus*
führliche v Replica gegen Heimburgs Appellation vom Januar 1461,
und dieser antwortete mit einer noch ausführlicheren »Apologia.« ^}
'1 «IIiic totius Mumlt ius biimina redit, iitertttri prior iniuiiam iiTOgaverit.«
Apologie gegen Laelius Freher-Strut'e II, 228.
Über l.acliu* vgl. die bei J'asfor \\, 133*1 angeführle l.ilerulur. Dazu
Sümacher VI, 505. Joger, (lesch. d. Uodständ. Verfassung Tir<iN II, 2, 159')
erwlhnt eine angedruckte Rede Laelius vor Ludwig XI. v. Frankreich vgl.
FönttJ rer. Auttriac. XX, 299. Seine Gelehrsamkeit bezeugt der Auftrag de*
Papstes zur Herausgabe der Kxtravaganten Jäger, Streit II, 371''*' . Heimburg
neoot ihn einmal Doktor frtktr'iilrtme II, 242 Z. 25. £^nen interessanten Nacb-
mf widmete itim Arnmanati in einem Brief an Bessarion (Jät^i Cardin. Papitntis
Epp* et C nimentarü [.Mailand 1506] p 169 y^. p 74 .
Frtlur-Struve II, 214. tT. Beide Schriften sind undatiert. .Man &etzt
sie gewöhnlich zum Jahr 1461, so Jäger II, 184. 186, der olme QuetieBangabe
die Schrift des T.:ielins in den Januar, die ErwiderutiLT Heimburgs in den März
1461 setzt, Druysen il, 1, 258, der von der Wirkung der Replik Heimburgs vor
<lfiii Mainzer Tage spricht. Die Haltlosigkeit dieser Annahmen seigt sogleich
die r,r\vSj»ung, dass Ileimburg den I.aelius Bischof von Feltrc nennt, wa^ <^ic>ir
erst am 45. Januar I4')2 wurde {(A/w/j, Serie-s epi-.coporum 777. FbenUa 804
das Jahr der Ernennung des I »diiis zum Bischof von Treviso i4''4 > wonach
fiuior II, 340 zu berichtigen . Dio Keplica' liisst sich nicht sicher <latieren.
Doch darf wohl aus der Erwähnuiit; der Thalsachc, d.iss die Appellationen
Heimburgs an der römischen Curie selbst jn^jeschlagen wurden , <.S. 219 Z. 2)
geschlossen werden, dass die Schrift nicht vor dem Mai 1461 (s. o. S. 218*) ver-
fksst ist, Tielteicht sieht vor Ende Juni, weaa wii die Worte: »ob illa, qnae noa
solum publice eonfiteris sed , . . incoetuprincipamte fecisse gloriaris«
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— 229 —
Die früheren Schriften Heimburgs waren unmilielbar aus der
HiUe des Streits hervorgegangen, er gab sich, wie der Angriff ihn
traf. Jetzt wurde gelehrteres Rüstzeug beigebracht, in schulmässiger
Weise erfolgte Angriff und Widerlegung, nnr die humanistischen
Citate, die besonders in Heimburgs Schrift in gesuchter Fülle sich
aneinanderreihten, mochten die Kost etwas schmackhafter machen.
Fruclitbarer, als die krausen Zuge dieser Streitschrift nachzu-
zeichnen, erscheint es, nach dieser und den früheren Äusserungen
ein Bild der Anschauungen Heimburgs in geordneter Folge zu ent«
werfen, das Neue, ihm Eigentilmlirhe von dem zu sondern, w^^ aus
verjährter l'Uerlieferung Gemeingut der Zeit geworden war.
Heinibuig trat gut ausgerüstet in den Kampf. Er besass eine
ausgebreitete Kenntnis der theologischen, juristischen und historischen
Literatur, und er zeigt diese Kenntnis gem. Er disputiert eingehend
über die unio hypostatica der beiden Sul)stan«en in Christo,') er
giebt eine Sc huldefinition «b"- < ;!Tih ':v als des as«;ensus ex auctoritate
direntis generatus,'i wie er denn überhaupt gern auf das »in der
Schule gelerntes verweist,*) er citiert die Kirchenvater reichlich,
ebenso wie die heilige Schrift» und vor allem den zOmenden Buss>
prediger gegen die Päpste, Bernhard von Ctairvaux, auf den ihn der
Gegner freilich erst aufmerksam machte. Ich lialie ihn bisher nicht
anführen wollen, sagt er, »damit man mir nicht entgegenhalte,
Bernhard habe als Mann der Beschaulichkeit die Gesetze des Lebens
nicht gekannt.^ ") Die römische Geschichte kennt er aus Livius
und den Dichtern, die deutsche aus verschiedenen Chroniken.^)
Mancherlei, besonders kirchengeachtchtliches, entnimmt er den Rechts*
auf deo Tag zu Mainz beziehen. Doch war LaeHus zur Abfassnngszeit wohl
noch nicht Bischof, er nennt sich «unum ex pusillis curiae et apostolicae sedis.«
und Heimbarg scheint die Beförderung als Belohnung für die Keplica betrachtet
zu haben, - Auch Laelitu' Schrift erschien wohl anonym, wenigsten« sagt
Hcimbturg S. ssS: •dandestlna fnndis opprohria* und »h Betiehung auf Com:
Nenter vcro vcstrum in campum descendens palam audet ocoursare.
', FreheT'Struve II, 263 Z. 23. Die Kenntnis der bctrofTonden Kontro-
verse schöpfte er wohl ;ius seiner .Sammlung von Koncils-.\kicti. Vgl. Uej'tU,
Kondliengeschichte T), 316. 555. 728.
*} J^ehtr^Stritve II, 262 Z. 37. 242 Z. 30. 244 Z. 30. 245 Z. 5. Auch
die Rede an der Wiener Universität 1458 Arekiv LVni , 169 f. mthSIt lotche
schulmji ^i;^' 1 nn i erungen. Welches Lehrbuch zu (Irundo Üo^t, li.il e ich nicht
finden können, einige dieser Hcbuldefinitionen finden sich wenigstens ähnlich bei
Papias s. V. tempus, numerus, Omentum und in dem darauf beruhenden Catholicon
des Johannes Jiinutnsi<i s. v. nvunflus, fides, opinio. Anderes geht direkt auf
Cicero zurück , wie z. B. Frthtr-Strmt II , 262 Z. 37 — De OIBciis I, 7. Vgl.
anch oben S. so*) u. si6*).
*t Frther-Struvt II, 236 /.. 48.
*) Citiite aus Livius /. c. 241 Z. 6 und öfter. Aus Lucan z. B. Archiv
337 vgl' oheo S. 155 f.
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— 230 —
büchern. ^) I'bcr die Konciliengeschichtc machte er, wie wir sahen,
besondere Studien. Von der Streitschriftenliteratur kennt er nicht
nar die Erzeugnisse der Kondlsperiode, soodem noch früheres, wie
2. B. Dantes Monarchia,') vielleicht auch Marsilius von Padua.*)
Unverkennbar leitet ihn das Bestreben , seine historische Kenntnis
auf die ursprünglichen (luellen zurückzuführen,*) wobei er freilich manch-
mal nur trügerischen Schein erweckt. Wenn er Flato und Aristoteles,
Homer und andere Grieeh<Hi dtiert» so kennt er diese doch nur aus
den Übersetsungen des Leonardo Bruni oder gar nur aus den An-
führungen Ciceros,'*) und auch die gelehrten Etymologien von tpres-
b3'ter und ■ episcopus dürfen uns darin nicht irre marheUj es sind
wiederum die schulmässigen Erklärungen des Papias.^)
Heiroburg hat Sinn (Ur das Charakteristische in der Geschichte,
er beobachtet, dass der pluralis maiestatis in den Schreiben der
Päpste sich erst nach und nach entwickelt habe.^) er zieht seine
Schlüsse aus dem Umstand, dass auf der Rota der päpstlichen Blei-
siegel Paulus neben Petrus erwähnt ist ; aber bei aller Beherrsclumg
des Stoffes bringt er es nicht zu einer geschlossenen, widerspruchslosen
Beweisführung, und es fehlt ihm der eigentlich kritische Sinn, wie
ihn Enea Silvio und Cusa besassen. Er hat allerdings seinen Horaz
mit Nutzen gelesen und giebt lehrhafte Cnrndsätze über die Beein-
flussung der Darstellung durch Zweck und Leidenschaften des Autors
zum Besten. Er will von dieser Regel auch die Kirchenväter nicht
') Rie-Jer, Die lit. Widcrsaclicr ii. P.'ipste I 0 iMtont im atlgemcinen den
Eioduss dieser Werke auf die Gescbtcht&kenntniäse.
*) f^dtfT'Siriivt II, 239 Z. 3a. Sein Hinweis auf die koncilBfreund-
licben SchriAen Cusu ud Eoca SiMos 260 Z. 23.
S. w. u.
*) In der Mantuaner Rede fUr Wilhelm von Sachsen {dm. 522 f. ijoiT.)
sagt er bei AnfÖhrting der tlisl. 63 cap. ^o* 'fl:c müiimet ür.entiam usurpavi,
distinctiotien magislri Graliani allegare, quia origin.ili.i oMilurata sunt.« Da*
Original existiert übrigens doch s. Mon. Gtrm. /-<*i-i'. Appendix S. 9.
AnfUhmngen Piatos sind besonders häufig, so dass hier eine Kenntnis nur
ans abgeleiteten Quellen wohl nicht an/unehmen ist; s. Frthtr'Sirmt II 244 Z.
39, 254 Z, 5. 263 Z. 6. Fontes rtr. AuUriac. XX, 653 f.
237 Z. 10. Vgl. Pt^l^, Vocabularium: Presbyter gracce inter-
pretator senior, episcopus graece interfMretatnr «npernitendens vel inspeetor.
\ l. C. 26« /,. 21).
L c, 254 Z. 26. Die Stelle i&t nicht klar: »Risum landein excitaüti dicens:
Cum tecnndvni hnmanas lege« triginta annis praescribatsr, indignom ease, nt
priniiitiis Tetri post tot secuta tcmernria disp itatione ventiletur. Quaero a te,
num Paulus cottidie praescriptiooem interrurapit, qui in bulla, quae litteris
pontificatibos robur omne confert, Petraro ordine et ritv Christiananim tarn
L£ttin:inim qunm * Iraerarüm "cclesiarum Ie'^'f»ndi praecedit ' Plurimae quoque
sunt litterae .ipostolicac, m quibus nulla mctilio til de i'etro, nulla vero bulla
Paulo vacat.« Päpstliche Uleisiegcl, in denen Paulus »or Petrus steht ? — Rich-
tigere Ausnutzung derselben Beobachtung bei Artnniit-; de Rosclli'; Goldatt,
Monarchia I, 306;; »Ideo iungitur cum Petro cx slyio curiac scmper Pauliu.*
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— 231 —
ausgenommen wissen, wenn er audi nicht glaubt, dass sie Lflgen
ersinnen. Aber die Methode zeitigt keine Früchte. Die Einsetzung
der Kurfürsten zur Zeit Ottos III. steht ihm ebenso fest,*) wie die
Echtheit der constantinischen Schenkung, die doch schon Cusa mit
starken Grttnden angegriffen hatte. Die Folgerungen, welche die
Päpste aus ihr sc^en, wehrte er freilich mit dem eigentttmlichen
Hinweis ab, dass ja die sächsischen Kaiser dem Papste den weit*
liehen Besitz erst wieder erobert hätten.*)
Wo er sich zu kritischer Betrachtung der Dinge erhebt , da
leitet ihn ganz ähnlich wie vordem Johannes Gerson , den grossen
Kanzler der Pariser Universität, nicht der rein wissenschaftliche Trieb
des Erkennens, sondern das Bedürfnis des Kampfes.*) Die Tradition,
dass zu den dem Papste unmittelbar unterworfenen Ländern auch
Ungarn gehöre, nahm er gläubig an, Ijis iim seine Stellung am Hofe
Podiebrads zu näherer Betrachtung dieser Dinge führte. Da schlug
er die Chroniken auf und unterrichtete sidh aber die Heiligspreditug
König Stephans, wie auch seines ZeitgeiMMsen des Kaisers Heinridl.
i- Dass aber der Papst deshalb in diesen beiden Lihidcrn eine beson*
dere Gewalt habe, kann ich nicht finden, fügt er hinzu. ^)
Für seine Stellung in dem kircltenpolitischcn Kampfe aber war
keine historische Thatsache von grösserer Wichtigkeit, als der Primat
Petri. ^ Heimburg behandelt diese Frage denn auch ihrer Bedeuttmg
gemäss mit grösster Ausführlichkeit. — Die göttliche Einsetzung des
Primats ist der Angelpunkt des ( urialistischen Systems. Mit Nach-
druck verteidigte sie Laelius im Anschluss an den Vorkämpfer des
restaurierten Papsttums, Turrecremata; sowohl mit göttlichen und
menschlichen Zengnlssen, als auch mit der frommen Ordnung der
Natur • suchte er sie zu stützen. Diese Richtung, zu der auch Rudoll
von Rüdesheim gehörte, erneuerte nicht nur die von Thomas von
Aquin formulierte Lehre, dass alle Gewalt nur durch Petri Vermitt-
lung auf die andern Apostel übergegangen sei, sondern sie forderte
auch (Ur den Papst die Unfehlbarkeit in Glaubenssachen, die im
Mittelalter allgemein nur von der gesammten Kirche verstanden wurde. ^
') S. seine BemsTkunyen über diesen Punkt Frektr'Strwve II, 253 Z. 24 ff.
•) S. das Kechisgiitachten bei Hasstlholdt-ShelAHm, Urkk. 68.
S. die zu Mantu« fUr Wilhelm von Sachsen gehaltene Rede clm. 522.
*) »Ex poit factia expiravit fortassc [donatio]« sagt MartiUus vmt Fadtta^
D<f<Btor pads T, 19.
*) "^'k'l- Si/'t u af'. Gerson 722.
'] S. seinen Brief an den Erzbischof von Grau Archiv XU, 342, leider
in sehr fehterbaftem and sinnlos inteq)ungicrtein Text.
') Vl;1, filr c!.-is Fo!.^ende vcr allem Cirrke, Geiiosscnscluiftsrecllt III § II:
Die pablicistischen Lehren des Mittelalters S. 502 044.
*j Tktauu VOM Afuiw, Sent. Ub. IV. «üst. soa 4 vol. 3: Papa habet
plenUudincm pontifteatb potestatü, quasi rex in regno, i«d episcopi asraoMiBtiir
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— 232 —
Die Opposition der Koncilien blieb in diesem Punkte zaghaft
und unentschieden. Sowohl Gerson als D'Ailly hielten an der Gött-
lichkeit des Primftts fest, ') und auch Nikolaus von Cusa sprach sich
in der Conoordantia cathoUca (Ur die Ansicht aus, dass der Primat
zwar auf freiwilliger Zustimmung der Apostel, aber doch ebenso auf
göttlichem Privileg beruhe ^) — es war das eben die ?> Eintracht ,
die Cusa nicht nur zwischen den Dingen , sondern auch zwischen
den Ideen herzustellen suchte.
Dennoch war eine sdiärfere Ansicht, welche den Primat des
Papstes nur aus menschlicher Satzung herleitete, seit den Tagen
Occams und des Mar=;iliiis nie gänzlich erstorben. D'AiUy und
Gerson bekämpften sie als eine weit verbreitete Irrlehre, Cusa machte
ihr weitgehende Zugeständnisse,") Heimburg scheint sie mit ganzer
Schroffheit wieder aufzunehmen.
»Wer weiss nicht, dass alle Apostel von Christus ausgesandt
sind,c sagt er, sund dass Christus zu Petrus besonders sprach: weide
meine Schafe, das ist gescliehen um der Eintracht willen.« Bei der
Verwertung der biblischen und patristischen Stellen über das Apostel-
koncil, Uber die Entsendung des Petrus und Johannes nach Saroaria,
über die Wirksamkeit des Petrus als Bischof von Antiochia weicht
Heimburg in nichts von der (iewohnheit seiner Vorgänger ab, es
waren ^ Gemeinplätze'« . wie Laelius sagte. *\ Auch die Zurückweisung
der von Laelius versuchten Gleichsetzung von peira und Petrus in
der bekannten Anrede Christi an den Apostel, findet ihr Vorbild
bei Cusa und bei Früheren. *) Entschiedener aber als diese Vor-
gänger betont Heiruhurg einen anderen Pnnkt , die !>tel]ung des
Apostels Paulus /.u Petrus. Kr weist nicht nur auf die Stellen des
Galatcrbriefs hin , welche die apostolische Sendung des Paulus als
unabhängig von Petrus bezeugen sollen, sondern vor allem auch auf
die Wirksamkeit des Paulus in Rom. Er findet es sehr auffallend,
dass die Apostelgeschichte von den Thaten des Petrus zu Rom nichts
in partem solliciludinis , quasi iudiccs singulis civilatibus praepositi. Turreerf
mata De potestale papae II Cajv 29 und die<iein ganz ähnlich Zd^/iW .- Non nUi
per Petrnm [in episcopos est] derivata potpstas F^thtr-Stnne II, 223 Z. 23.
Cbcr die Forder injj der Unfehlbarkeit des I'apstes in Gl.uihcnsb.ulun durcl»
Tarrecremata vgl. ^kkioai, Gerson 756. Kbenso Rudolf von RUde&hcim auf dem
Msinzer Tage Zaun too. Vgl. meh Oitrke III, 58a. GUtäer , Lehrbuch der
Kirchengeschichte II, 4, 319 ff.
'1 Sikwai, Gerson 728 (T. besondtirs 746.
*) Sdtarfß, Dna II, 19 iT-
') Vj:;!. (^ic Aufzählung der ve^^chiedencn Ansichten iihcr den Primat durch
d'Ailly bei Schwab 741 «md die Krörterung Cusas bei S>iharpff I. c.
*.i Freher-Slrui ( ZK): Qui generali biis valgatisijue etiain apud pucros dtvini
testimonii exemplis odium et invidiam Romano pontifici concit.irc voluisti.
*) £>e tone cath. lib. II cap. iS. Rietler, Lil. Widersacher 214.
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— 233 —
weiss» und wenn er steh auch nicht zu der Ktthnheit des Marsflius
von Padua erhebt, der die ganze Romreisc des Petrus ins Reich der
Fabel verwies, so scheinen dovh Zweifel ahnlicher Art ihn bewegt
zu haben. Aus all' dem srheint hervorzugehen,« sagt er nni Schlüsse
einer längeren Auseinandersetzung über das evangelium praeputii
und circunMistcmii, »dass die Stadt Rom mehr des Paulus als des
Petrus Provinz war,« und an einer anderen Stelle wirft er die
skt'[)tis(he Frage auf, der .vleviclte Teil der Erbschaft Christi dem
Papst diiK Ii (Ich Apostel der ünbeschnittenen oder den der Be-
schnittenen gegeben sei. ')
Freilich nur um sie sofort wieder zu unterdrücken. Denn
Heimburg leugnet trotz allem den Primat Petri nicht. Er hält sich
l im Dogma des heiligen Bernhard. < Er hat wohl ein dunkctes
Gefühl von der nedt-nklirhkeit -einer Sritze: • S.iti«; palpavi , s.it^t
er meiiruKils mit den Worten der Schrift, non fodi parietem. Fodiat
cuius est fudere .,') und dann zu Laelius: Si prolixior fui, tu inci-
tasti«, *} aber er ist weit entfernt, die letzten Folgerungen nun auch
') F> fhir-Sti :i: r IT, 250 7.. 6 und 240 Z. 25 Mof^Hch ist, dass hier eine
direkte oder nulirekie iienutziinj^' des Mursilius durcl) ilciitihurg vorliegt. Man
vergleicke:
D^tmtr focif ^y€\ Gel;la~t. Monarchia II,
245 /. 51 lY.
Admirandissimnni namque videtur,
si secundam quandam vulgatam eccle-
siasticam le^cndam sanciorum, l>eatu^
Petrus pni«ttenoitt Romam beatum
Paulum , admirandissiinum,
inqnam, dico, quod beatns Lucas, qui
actus .iposlolnruni ^crip 'i, et P.iulus
Apostoltu de beato Petro nuiiam pror-
stM ncntiooem fecenint. Amplius quod
beatus Petrus Romam non [ir.u ueneril
eos, credere facit probabiliter valde,
quod Actuum ultimo scribitur. Dom
enim Paii! in suo adventu Ju<iaco<;
alloqucrctur inter caetera, sui adventus
Romam volens assignare causam, inqaU:
Contradtcentibus .\iilc-m Judaeis etc.
conlradicitur. l>tcat ergo mihi veritalib
Inquisitor, . . . si probftbil« sit alicut.
b. I'etrum Komam praencnisse Paul um
et nihil nunciasse de Christ! fide . . .
In a)iis enim Ioci< niimi'- l^lml>^is, dum
Paulus PetruiQ inuenii, mentionem de
ipso fecit, . . . in Corintho, primae
ad Corinthics i< rtio, r\ in Antiochia, vt
ad Ga]atas> secundo.
') / c. 241 Z. II. 2J9 Z. 19.
>) Frthtr-Struvt 350 Z. 40.
B'tkirSirttoe II, 350 Z. 35 ff.
Et historiae non leues. sed extra
sacrum canonem bibliae, et ecclesia»
sticae1egendaesanctonimhabent,Petrum
inuenisse Paulum Romae praedicantem.
Porro . . niiuis alienum videtur, c^uod
neque Lucas, Aetuum bistoria« scriptor
Paulo jiu- ;i(11iacri'n<, i[)s<.''j-.ie Paulus de
hiis.quae ambo contra SimonemMaguin
aut alios Romae egerint, nutlam feeerint
int'nlionem. Nf jul- islud sane lu.idrat,
quod Actuum ultimo lej^ilur, scilicet
Paulum in primo eius adventa Jndaeos
ril'ncntiim et adnent'i- i^tn caii^sam aperi-
endo dixisse: Contradtcentibus etc. -
contradieitur. Si ergo Petras Paulum
Rom.im praeucnit cundo , rrnntru
certe Paulus I'etrum praeucnu cuauj^e-
lisando . . . aut l'etrus deliiuil aut
nil relatu dignnm ges&it, antequamPauIus
superuenit. Pauius enim non reticuiwet ,
sicut non reticuit ad Oorintbios et
üalatas scribens de Petro.
Vgl. ttechirl S, 8 Jtsaias 59, lOi
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— 234 —
wirklich su ziehen, D« wahre Haupt der KIrdie Christus» aber
der Papst »t doch auch fttr Heimburg im Sinne der Koncilitheorie
das ?caput ministeriale^c, er ist der Nachfolger Christi, wenn auch
nur Tquoad humanitatem . ^) Petrus ist zwar nirht der Fels, aber
doch die Kirche, welche aut den Fels gegründet ist. Heimburg
unterscheidet von dem Primat der römischen Kirche die universalis
potestas» welche allen Aposteln zukommt, *) aber er hebt den enteren
nicht auf, und wenn wir einmal eine Äusserung finden, dass dw
Kirche auch ohne den Papst die Einheit vorstellen könne, so wird
an andern Stellen dem Papste wieder geradezu die plenitudo potes-
tatis wenigstens in richterlichen Dingen beigelegt.
Sehen wir von diesen extremen und augenscheinlich durdi die
Hitze des dialektischen Kampfes hervorgerufenen Äusserungen ab,
so bleibt als Grundlage der Anschauungen Heimburgs diejenige Aur-
fassung vom Papsttum, welche Gerson in Konstanz und der grössie
Teil der Koncilspartei in Basel vertrat.^) Der Papst ist in der
Kirche, deshalb kann er sie nicht umfassen. ^) * Bestimme den Vor*
rang Petri so,« ruft er Laelius zu, »dass Du der andern Apostd
Gewalt nicht leugnest,« und mit Anklang an die von Gerson auf-
5;e«5tente Unterscheidung des Amtes und seines Trägers: -Wir wollen,
wie der heilige Berniiard, die Habsucht des Papstes verwerfen, seine
Hoheit aber verehren. —
Auflallend dürftig sind die Erörterungen Heimburgs Uber das
Verhältnis der geistlichen zur weltlichen Gewalt , auf dem doch in
dem Tiroler Streite der Nachdruck lag. Am meisten bietet noch
die Invektive gegen Cusa , in der Heimburg scharf gegen die An-
sprüche des Kardinals zu Felde zieht. Was bedeutet es, dass der
Herzog Lehenäträger des Kardinals geworden ist: Das ist nur eine
Änderung des Namens, so wie Tirol frOher Meran nnd noch Irflher
Rhätien hiess.c Der Kardinal aber hat durch seine Empörung ein
Verbrechen gleich dem Aufruhr des Lucifer oricr dem der Giganten
begangen. ') Hie besondere Stellung der l-ürsten von Österreich
kommt Heimburg bei seiner Beweisiuurung treSlich zu stalten. Sie
A (. 246 Z. 17. 252 Z. 43. 263 Z. 8. 242 Z. I.
*) /. c. S44 Z. 5 ff.
') / f. 214 Z. 14. 240 Z. S 259 Z. 27 -33.
*) über die Verbreitung; der Lehren Gertons tu Basel s. d. Äusserung
TarrecrematM bei SeAwai, Gcnon 7|Si.
*i Freher-Sh iwt II, 245 Z. 22.
'1 /. r. 251 /.. 4. 247 Z. 14 und die AppeUalion vom 19. Märs 1463
bei CXiwe/, Materialien II, 261. Vgl. auchiwelw«^, Gerson 746. In der Apologie
von 1467 nennt Heimburg den Papst »prioiae sedis epi$copus«. F«n^ rtr»
Austriac. XX, 649.
*) J^Otf^mn II, S64 f>
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— 235 —
stehen dein Kaiser an Ehren gleich und haben wie dieser die »Fülle
der Gewalt« in ihren Landen.
Aber in der Apologie hören wir von diesen Dingen wenig,
Heimburg ve-licrt sich ganz in allgemeine Krörterunjjen. Die Frage
über das Verhältnis der beiden Schwerter erledigt er mit einem
Hinweis auf Dantes Monarchia, wohl um den gleich verhassten Kaiser
nicht gegen den Papst erheben zu mttssen. Er hat von einem
»Koncil« gelesen, wo man darüber verhandelt habe, den Geistlichen
die In\ estitur mit den Beneficien, den Weltlichen dagegen die Regalien
zurürk zu geben.') man erkennt, dass er eine Lösung in diesem
Sinne nit:ht ungern gesehen hätte. Aber sein Hauptargument ist ein
anderes. Die SchlüsselgewaJt , die nach sehier Anschauung allen
Bischofen in gleicher Weise zukommt, gewährt durchaus keine
/potestas imperandi , sondern nur die solHcitudo evangelizandi *)
wiederum ein Wort des heiligen Bernhard, auf das sirh gerade die
religiöse Opposition gerne bezog, ^) und auch in Sachen des Glaubens
behält sichHeimburg die freie Entscheidung vor, »selbst wenn Papst
und Kardinäle anders dächten.« Denn der Glaabe ist das gemein«
same Eigentum der Geistlichen und der Laien.*) Daneben nimmt
es sich freilich sonderbar ans , wenn Heimhurg dem Kardinal vor-
wirft, dass er die Geheimnisse der Schrift , durch sein Glaubcns-
ezamen habe profanieren wollen. ^) Aber auch das ist wohl nicht
bloss FechterkunststQck. Denn Heimburg legt bei aller Opposition
Wert darauf, sich von den ^ Ketzern« zu unterscheiden, und vor
Arrius und Huss, mit denen ihn der (>rrner verglich, hatte er gewiss
einen ebenso rechtschaffenen Abscheu, wie jener, wenn er auch die Ver-
urteilung des Böhmen charakteristischer Weise in erster Linie damit
rechtfertigte, dass er dem allgemeinen Koncil nicht gehorcht habe. ^
So begreift sich denn die Auffassung Heimburgs von der kirch-
lichen und staatlichen Gemeinschaft ganz in der bekannten Vor-
stellung vom corpus mystirum. Ks ist die Theorie, in welcher
sich die Besonderheit des mittelalterlichen Denkens , welches viel
weniger durch Beobachtung der Thatsachen als durch bildlidie Vo^
Stelluilg bestimmt wurde, am lebhaftesten äussert. Die erste aus ihr
entspringende Forderung ist die Einheit des Hauptes, eine Eigen-
') /. e. 240 Z. 42 fT. Gemeint sind unzweifelhaft die Vorgänge zu Sotri
ilti. Wr>licr aber <icr Aii:,<.lriick »Knivcil« itamint, w«is$ ich nicht.
Frtktr-Struvt II, 239 Z. 51. 31.
Vgl. iArtilnu V9h Ptuhm, Defensor pacis II, 6 und die ihnliche»
Ausführungen des Johann von Wesel bei t/ätmttm, Refonnatoien vor der Refor-
mation I, 296.
*l /. f. 197 tt, 25 t Z. 34.
S. o. S. ai7.
) i' '33 Z. 16. 252 Z. 22.
^ Vgl. Giirie IVL, 110.
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— 236 —
Schaft, die allen nicht monströsen Gebilden xukomint. Verwertet
Thomas von Aquin diesen SaU vor allem im Sinne der »anitas
ecclesiae deren Haupt der Papst, deren Glieder alle weltlichen
Gewalten sind, so weisen die Koncilsschriftsteller darauf hin, dass
das Haupt als ein Teil des Körpers von diesem ernährt werde, und
dass jedes Glied seine natQrlidie and besondere Funktion babe>
Dieselbe Auffassung Tertritt Heimburg. Er gesteht den Gegnern zu,
dass die Glieder vom Haupte beeinflusst werden, * aber nicht so, da» der
Kopf die Verrichtunp; der Hände und Füsse für sich in Anspruch
nehmen darfs, »Das Band der Kirche löst der Papst allein, der
die Verrichtungen der Glieder liemmt und erstickt , so dass kein
Bischof sein Amt in Sicherheit üben kann. Er löst die Bande,
zerstört die Eintracht, indem er aller Verrichtung sich selbst befiehlt,
und nimmt dem Körper die (Gesundheit. ')
Vor allem von dieser Grundlage ausgehend fordert Heimburg
die unbedingte Souveränität des Koncils über den Papst, nicht nur
in Zeiten des Schismas, denn sonst mttsste man ja zugestehen, das
Koastanzer Koncil habe um der Einheit willen etwas geth m was
es nach dem Rerht nicht thun durfte. Heimbtircj wiedi r';i u r Irtv;
schon von Juhan Cesarini den Päpsten entgegengehaltene Argument,
dass von der Rechtmässigkeit der Synode zu Konstanz die der
Wahl Martins V. und der ganzen apostolischen Sucoession abhänge. ^)
Aber die päpstliche Herrschaft hängt vor allem auch von der Beob-
achtung der kirch!i( hen Ciesetze ab, Heimburg vertritt durrliaus die
Ansicht, dass die Herrschalt Pflicht sei. »Der König i^^t der Hüter
der Schätze, sagt er, das ist der römische Papst nicht, der für die
Piccolomtni und fflr Pienza Geld zusammenscharrt, er verlangt von
uns die Dtenstbarkeit der Sklaven, nicht kindlichen Gehorsam.« *)
Erkennen wir hier die rht istlicii - permanisclic Auffassung des
Begriffs der Obrigkeit , so dürfen wir doch erwarten , gerade bei
*) /^eAfT'Sfrui'f II, 246.
*| /. c. 260.
*) /. c, 260 Z. 36. Vgl. den Brief Ccsarinis ad den Fapst vom 5. Juni
1432 ßf. C. TT, 30$. Ebenso widerlegt lleimburg den schon damals von der
[ ilistlichcii r.irlei erhobenen Einwand, dass das I">elirel Fic jiu-n- als ;un vdii
der Übcdier /. CJregors .\ll. beschlossen, nicblig sei a. den Brief an Archiv
XII, 340. Matthias Döring sa<^t in seiner Chronilc: Habait et idem Engenius
cursorfs ' er m in ium Karv(a}ial et alins, papatum ci se t!oifio.intes, asserentes
ad ecclcsie membra j;r.iciam .Spiritus S. et suorum effecium rtuere non posse
nisi per caput, quo«! I'.ip.im fore contendunt, .... assumentes in adialorimn
suorum erronnii, qua I illud ina>;niiiii Conciliutn Conslancicnse Conciliuin j^enerale
non fucrat , se(f tatitum vnius obediencie, cum pro eo tempore tres obediencio
faiisent. KidUl IV, I, 220. Zusammenstellung der Einwürfe der päpstlichen Partei
gegen das Konstanzer Dekret durch Torrecremata bei Giutlert Ii«hrbacb der
K-irchengeschichte II, 4, 230.
*) L c, S45 Z. 3s and oben S. aoi.
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— 237 —
Reimburg auch die antiken Elemente, welche die Koncilstheorie zu ihrem
Ausbau heranzog, verwertet lu sehen. Und in der That jene schon
hervorgehobene «?chrofrste Äusserung Heimburgs , die Einheit der
Kirche sei auch ohne den Papst denkbar, ist Blüte einer politischen
ErOrt^ung, die vielleicht den interessantesten Teil seiner AusHth>
mngen bildet.
»Wenn man auch jede Form des Lebens und Thuns, durch
welche Friede und Ruhe der Völker gewahrt wird, mit einem gemein-
samen Wort Poliiia nennt , so haben doch um der Verschiedenheit
der Lebensiührung willen, zu welcher Schlechtigkeit der Unter-
thanen, ^) Treulosigkeit der Herrscher oder auch das den Menschen
unbegreifliche Gebot der Natur riet oder zwang , die Schriftsteller,
die Über den Staat schrieben, drei Arten desselben unterschieden.
Die erste, welche sich am meisten Gott, dem Regierer der Welt,
nähert, nannten sie Monarchie. Sie ist in sich am vollkommensten
tind passend für die Völker, wenn sie einem heroischen Manne ttber^
tragen wird. Solche Männer waren es, die Griechenland als Götter
verehrte , wie auch die Römer ihren Ouirinus :^ti den Göttern
erhoben Aber weil durch die Verdcrhtheit eines einzigen
Menschen die Monarchie sich in Tyrannis verkehrt , — deshalb
wurde ja der siebente König aus Rom vertrieben, und das Könige
tum mit der Herrschaft der Konsuln vertauscht — so folgte das
Regiment der Besten. A-i-t kratic genannt, weil es durch die
Schlechtigkeit eines einzelnen nidit so verdorben werden kann,
dass nicht die Guten es wieder aufrichten könnten. Das erwähnt
auch Cicero als Grund, weshalb er, aus dem Exil zurückgekehrt,
lieber der Wut der Tribunen gehorchen und aufs Neue in die Ver-
bannung gehen wollte, als den Bürgcikii! u entfachen. F.r zweifelte
nicht, dass er zurückkehren werde, wenn auch nur ein Konsul
rechtlich sei , und schliesslich trug ihn ganz Italien auf seiaca
Sdiuhern. — Als aber auch die Optimaten die Lust am Hensdien
ergriff) verwandelte sich die Aristokratie in Oligarchie. Es kommt
zu der dritten Staatsform, die recht eigentlich Politia heisst, wo jeder
seinen Anteil an der Regierung hat. Man nennt sie gewöhnlich
Populäre, verderbt aber wird sie zur Unordnung, die wir Demo-
kratia nennen.*)
Text bat regnantiam, doch muss nach dem Sinne das Gegenteil
erwartet werden.
* HiLr f'i![^t fin ganz äusserlich aiigef\iL;tes Cit.u .lus der »Apologie«
de» Socrates und eines aus Horas, das den Zusammenhang völlig stört, aber
für Heimbnrgs Schreibweise charakteristisch ist. V^l. oben S. lO;;').
Frehei-Slrtive II. 2.»^ f. /i: Crundc lie-n Arl t.'fdn , l'olilik III, 8 in
einer Übersetzung, welche nicht die de^ Lionardo Uruui zu sein scheint. In
der mir vorii^eoden Ausgabe da* letstero»! Leipsig 1509, wird nimUch bei
diesem KapUet der Ufitenchied ia der Bezeichnung der Staataformen hervor-
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— 238 —
In jeder dieser Staatsformen aber bleibt die Einheit des Volkes
gewahrt, so lange cItl Regiment unverdfjrl cn -»valtet. ä
Das sind bemerkenswerte Worte. Heunburg geht zwar noch
von der luittelalterlichen Anschauung aus, welche die Monarchie
als das Abbild der Herrschaft Gottes fttr die beste Staatsform hält,
— nur Occam hatte in diesem Punkte einen Widerspruch gewagt^)
~ aber er lasst nirht tindeutlich durchblicken, dass die Zeit der
Heroen vorüber sei. Kr bewundert den kunstvollen Bau He-^ vene-
tianischen Staates eben wegen der gegenseitigen Beschrankung der
Gewalten, ^ und indem er die Aristotelische Lehre von der relativen
Berechtigung jeder Verfassung mit der Geschichte des römischen
Volkes verbindet, leitet er auf die Pfade, die schliesslich auf dem
Boden der italienischen Städterepubliken zu der modernen Staats-
autitassung MacchiaveUis führten. ^) Heimburg nennt die Appellation
vom Papste an ein Koncil ebenso berechtigt, wie die vom Senat
an das römische Volk,*) und wenn das Brixener Domkapitd die
Einsetzung der Kardinäle sehr unkirchlich durch einen Vergleich
mit den Staatsgesetzen Lykurgs erklärte, dürfen wir auch darin
Heimburgs Anschauung erkennen. ^)
« gehoben. Nach der alten Übersetzung (welche, ist nicht gesagt) sei das Schema:
t. Monarchia fregnvm, tyrannis); 2) aristocratiii, oligarebi«; 3) timoeratia vel
|)olitia, democr.iiia. Nach der neuen, »lateinibcliercti • lK'i--.t es ;id 21 optimalum
gubematio. paucorum guberoatio seu divitum potentia, adj) res publica, plebeios
sine populaits statns. Heimburg stimmt also bis auf das »Popnlare«, was er
leicht anderswoher entnommen haben kanui mit der alten Übcnctzang.
*) Schumi, GersoD 746.
*) S. die Einleitung an dem S. 1 07') citierten Brief Morosinis an Heimburg.
*) Vgl. Bfz.^ld in SyMx Hist. Zeitschrift XXXVI, 364.
*( Freher-Slriive Ii, at4 vgl. dazu (.urke [11, 391. 602^''*). bchoa 143 1
hatte Hcimburg vor dem Kaiser gcsaj;t ; ■ da;- die senatores an der stat heut
die kurfürsten sein r, d.is sei »in kaiser recht beschrilicn uW. 484 f, 388 NKA.).
Ahnliches schon früher bei Lupoid von BcbLii bürg G/W .vf III, 398"**). In anderem
Sinne nannte auch I.aelins tias Kardinalskollegium senatus ccclesiae ArM</-5/ri«/^
ai7 Z. 34, wo vielleicht Landulphus de Columna zu Grunde liegt s. JiUüer,
Lit. Widersacher 174.
*) c^m. 975 f. 279: »Etsi d. Jhesus Christus nascentis ecclesiac suac jiolillain
sab regimine monarchtco fundarit . . . postea . . . personas hrmilate, con-
stantia et sinceritate pollentes . . . monarchae principanti adinaxit, quos vero
nomine Cardinales vocamus. luij tante functimis moles tirmins suslentetur . . .
Neque id ab humanls abhorret ingcuiis, sed ipsa ratio naturalis id primum
Lycurgo instnixit, qui ereato senatn et ephoris perpetua custodia regiae potestatis
i<l cavit, ne potestas in despoliam verlcretur, illam sciüi et, i|uae lege nulla
regt veltt. Sed esset lex imperalrix hominum et dnminatrix eliam monarchicae
potestatis, aisi summa quaedam necessitas auctore legislatore et exigente rerura
tenijicsiatc Ici^eni vel iibrogaret vel interca silerc iuberet. lloc c; di\inus üle
1 lato Siracusanis suasit et Thcoponipiis rex Asiae sahibriler obi,trvavii et auxiu«
An die KardinUc 1463 juli 15, vgl. Jäger II, 272, wo eine iSngere Ab-
handlung vom 25, Man 1462 citiert ist, welche dieselbe Ausserang enthSlt.
— 239 —
Man steht, diese Beispiele und Citate aus dem Altertum sind
mehr aU stilistisches Flickwerk, sie stammen aus der innersten Werk-
statt der (bedanken. Heimburg fühlt sich in der That den Helden
antiker Bürger t u ^ t-nd verwandt, y bey mir sol wesen mit golis hilif«
ruft er aus, die treiheit Diogenis und Catlionis. v. ^)
Und dieser neue Cato verteidigte die Rechte eines Fürsten,
der erüstlidi gewilligt war, die Gmndsatse eines neuen Cäsarentums
/ur Herrschaft zu bringen! Der innere Widerspruch zwischen der
Koncilstheorie und den Bestrebungen des Landesfiirstentums, auf
den Papst Eugen schon 1442 die Fürsten warnend aufmerksam
gemacht hatte,') trat hier grell zu Tage, er war nicht geringer als
der, welcher einst die Theorien des Marsilius von Padua von dta
Thaten Ludwigs des Baiern schied, und gerade mit Marsiiius hatten
Cusa und Laelius Heimburg verglichen. ^) Es war der Grund, dass
Heimburg in diesem Kampfe unterlag, obgleich der Herzog siegte.
Was kümmerten Sigismund die gelehrten Auseinandersetzungen über
das Athanasianum oder über den Unterschied von Petrus und petra?
Gerade die Sätze des römischen Rechts, dass der Fürst tlber den
Gesetzen stehe, das Privatrecht vom ötfentlichen verschieden sei,
nahm Laelius geschickt für sich, für die Monarchie des Papsttums
in Anspruch.*) Heimburg musste dieselben wohl zugeben, hatte er
sie doch einst in Nürnberg und noch schärfer 145S su Wien ver-
teidigt, ^) es entging ihm nicht, dass daraus sogar ein Notrecht des
Papstes zur Einmischung in die Angelegenheiten des Reichs ge-
folgert werden könne, aber ^ was hat das mit unserer Sache zu
thun,i fragte er, »oder mit der Mainzer?« Seine eigene Beweisfüh-
rung ging ganz von privatrechtlichen Gesichtspunkten aus, wie vor-
dem in dem Rechtstrett mit Alb recht Achill, betonte er auch hier,
dass eine jede Klage auf die »FUrheiscbung« gegründet sein müsse.
Die literarische Fehde, der wir folgten, wird übertönt von dem
Geräusch ernsteren Kampfes. Im Reiche tobt der Streit zwischen
Brandenburg und Wittelsbach. Markgraf Albrecht schwingt das
•) S. o. S. ao2.
') S. die lici Sc/iwafi, Cer-on 749 citierte Stelle.
*> ä. o. S. 225 und Frehtr'iUritvt 11, 227. Es i»t nicht unwichtig, hier
das Miut auch fOr die gelehrten Kreise nur spirfidi besengte Fortlcboi der
pubKctstischen Literatur des 14. I ihrluin krt^ fcstsustelleit.
*) /. f. 219 Z. 5 ff. '^^X. {Ji<rke 111, 614.
S. das S. tiS*) cHierte Rechtsgutachten und die Rede vor der Wiener
ümversitSt Archiv I VHI, 169.
•) Frther-Sit ui/t II, 243 Z. 22 ff.
') L e. 243 Z. 34 ff. Gi^kt III, fiia***/. Gans ähnlich ist dann Heim*
bofg« Verteidigong des Böhmenkönigs Podiebrad.
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— 240 —
Banner des Kaisers, auch die Httlfe des Papstes tritt ihm zur Seite; ^)
neben Ludwig finden wir wiederum Albrecht, den Bruder Friedrichs III.,
der ungestüm gegen diesen vordringt. ^)
Dieselben Gegensätze, dieselbe Art der Abwehr und des An-
griffs, wie im Tiroler Streit! Herzog f.iidwig schickt den Fehdebrief
des Kaisers zurück, da er nicht, gegen das Oberhaupt des Reiches
streite, sondern gegen den Landesherm von Österreich. Mochte
auch die allzufeine Unterscheidung nicht alten einleuchten , der
Herzog hatte eine grosse Macht für sich, die Trägheit, die in sei-
nem Kampfe, wie in dem Sigismunds, die Unbeteiligten zu Hause hielt.
Es ist natürlich, dass Heimburg den Keichskrieg vom baieri-
scheu Standpunkt aus betrachtet. xDer Kaiser wunderte sich.c sagt
er in einer Rede,*) >dass sein Hof nicht so besucht sei, wie einst
der Sigismunds. Da riet ihm Markgraf Albrecht, alles durch Krieg
zu erregen, da zur Zeit der Ruhe doch jeder am eigenen Herd am
liebsten sitze. Der Kaiser stimmt zu, und d6r Markgraf beginnt
mit seinen Helfern den Krieg. Nach Uuitluss eines Jahres ist der
Hof des Kaisers besucht. Mit dem Frieden schwindet die Aufregung,
doch blieb der Markgraf dem Kaiser gar sehr vertraut und nicht minder
dem Papste, der dachte, durch Albrechts Kühnheil in Deutschland
nach Lust srlialten zu können, ' So lieginnt der Markgraf mit bei-
der Hülfe seinen Rachekrieg gegen Herzug Ludwig. ^Es sah aus,
als bandele es sich nicht um seine eigene, sondern um des Kaisers
Sache.«
Herzog Sigismund befindet sich, wie früher, so auch jetxt
unter den Verbündeten der Wittelsbacher, er adhäriert der Appel-
lation, welche Diether von Mainz und Friedrich von der Pfalz in
ihrem neuen Konflikt mit dem Papste erlassen und als Pius
gegen Erzherzog Albrecht mit geistlichen Strafen vorgeht, erlässt
auch dieser seine Appellation an den besser zu unterrichtenden Papst,
ganz mit den Worten Heimburgs, vielleicht auf dessen Rat. ^)
'1 Vj^l. ^Asflliwtfwff, Rdchsgesctiichte I, 146 und die Dokumente bei //astet'
holdt - Stockhcittt, Urkunden 636 S Dicsiclben gehören in den Oktober
wie Bachmaon, [1. c. t33'jj richtig bemerkt. Vgl. i\eu^r^tr Coptalbuch Xil. f.
316. 318 MRA.
•) Rachmanriy 1. c. 85. 99 fT.
') Kluikho/in 191 u. d. äcbreil>en an Sigismund v. Tirol c V/m//, Materialien
II, 244. Vgl. auch Baehmann I, $11.
*i <^Lh.i.!;cr. zw Venedig nov. 1461 cgm. 975 f. 325. Vgl. damit Heim-
bur^s Uiuerrcduiii; uiil dcN I';q>ste zu Mantuu oben S. l6y f.
■■•r Sein AbsaLiobricf an Athrecht von Ilrandenburg Fontes XLIV, 235.
*j cgni. 975 (. i<)S. Vgl. Z;'/-/, Ene.i III, 2S7.
') Abgedruckt aus clm, 4016 von Chmel in d. ^Uiuti^sber. </, Wten» /Vtai.
659. Vgl. Bathmattn 1, 376*^.
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— 241 —
Was nuD? Wird die Erwartung Cuaas in Erfüllung gehen, der
mit prophetischer Sicherheil die Trennung Heimburgs von dem Her-
zoge, die Sinnesänderung Sigt«?mundf; und des Kapitels als bevor-
stehend betrachtet? Oder der Wunsch Heimburgs, der wohl ernst-
lich hoffte, auf einem Koncil vor Fürsten und Gelehrten Zeugnis
<Ur seine Sache ablegen su können?^
Das erstere scheint noch in weiter Ferne. Heimburg beherrscht
den Herzog elienso durrh seine Kenntnisse, wie durch seine Persön-
lichkeit, seine freimütige Derbheit ül)erwindet die Verdächtigungen
der Gegner, und als im Februar 1402 nach Ablauf der letzten
dem Herzog gesteckten Frist Pietro Barbo, der KLardinal von Venedig,
eine neue Citation gegen die Angekla|j cn erlässt, antwortet Heim-
burg mit einer Appellation dir in des Herzogs Namen alle jene
Theorien üljer Fai)sttum und Kirche wiederholt, die Gregor gegen
Laelius des breiteren entwickelt hatte, i^ Wir appellieren an den
apostolischen Stuhl, aber nidit an den, der auf demselben sitzte hiess
es am Schlüsse, und das Brixener Domkapitel schloss sidi ganz den
Theorien Heini])urgs an.
Aber auch das Koncil blieb ein Traum. Schon damals waren
die Kräfte thätig, welche die erregten Wogen der Leidenschati im
Bette diplomatischer Verhandlung versanden lassen sollten. —
Der Tiroler Streit war zu einem Grade von Erbitterung ge*
diehen, der eine Steigerung nicht mehr zuliess. Bot der Papst die
allzeit dienstfertigen Bettelmönche auf, um eine Art Kreuz/.ug
gegen den modernen Achab zu predigen, suchte er durch eine
regelrechte Handelssperre Tirol auszuhungern, nahm er zu diesem
Zwecke sogar Wegelagerer in seine Dienste, so konfiscierte Herzog
Sigismund die Güter der widerspenstigen Geistlichen, trieb die Klaris-
sinnen 711 Brixen aus ihrem Kloster und sandte in alle Lande seine
Rechtfertigungs- und Beschwerdebriefe. ^) Doch war man auf beiden
') S. seinen Brief v. i. März 1463 bei Jtigtr 11, 365.
'1 Mehrfach deuten Äusserungen in den Streitschriften darauf bin, dass
Ileimbur^; noch eine hi-kiissiao der Streitsache in grSsserem Kreise erhoCfke s. Bi
J'Vehtr-SirtK-e II, 357 Z. 12.
Vgl. den Bericht Morosinis bei yHger II, 333.
*) D.d. IM. März 1462. .\bgedruckt bei Chi/ii-!, M.aerialien II, 261 \';\\.
yUgtr II, 369. E» i»t beachtenswert, dass Ueimburg in dieser Schrift, obgleich
er im Namen de* Herzogs <>pricht, ganz persönlich hervortritt, wie ja auch «örtliche
Übereinstimmungen mit seiner Appellation •Visconrilii eipert vorliegen s.a$.aoa').«
*} Jägir II. 271.
Vgl. ^rrll, 180. 339. 242. 248 und den oben S. 323*) citierten Brief.
St.O'ir . X, 263: »Und im selben 61 jar da schiket der babst ein parfuüermünch
in tcutsche land, der predigt zu NUrmberg und in atulem steten und pannet
hcrtzog .Sigmund un der Etsch und doclor Jörgen.« S. auch das Breve d. Papstes
für d. Minoritcri M.irlin v. koucti" urg , in dem lleimburg namentlich erwähnt
wird bei IVaJätng, Annaleii Minormii XIII, 187. Lbeoso in der Bulle an die
vertriebenen Klaiiasionen vom ti. Febmar 146s Atialtäa FremättBiia II, 390.
J<wckim«ohn, UctmbiiTg. 16
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— 24i —
Seiten mehr erschöpft, als man zugestand. Die Erträgnisse der Zölle
Tirols verminderten sich fortgesetzt, und Cusa sah seine Geldmittel
schwinden, da ihm aus seiner Diöcese nichts mehr zufloss. ^) So
fand Nicolo Grassi, der Gesandte des Dogen von Venedig, der im
November 146 1 mit Vermittelungsvorschlägen in Innsbruck anklopfte,
williges Gehör. Mit einer herzoglichen Botschaft ging Heimburg am
Ende des Monats nach Venedig, um dort die Unterhandlungen zu
beginnen '') Aber man kam nicht weit, und aii^^ser einigen glänzen-
den Reden Heimburgs ist von diesen Verhandlungen nicht viel zu
berichten. Als nun gar die erneute Citation durch Pietro Barbe
erfolgte, schien man vom Frieden weiter entfernt als je. »Unser
Herzop: wird 30 Jahre kämpfen, wenn es not thut, um den Knrdinal
zu sattigen, der ewig nach neuen Ränken hungert, - rief lU imburg
aus. Aber die Vcnetianer, denen viel daran lag, ihre iiandels-
wege nadi dem Norden frei an halten, gaben die Vermittelung nicht
auf. Erfolg hatten sie freilich erst, als Paul Morosini in die Ver-
handlung eintrat.
Morosini war einer jener leinen Diplomaten, wie sie die Stadt
San Marcus seit jener Zeit in immer steigender Fülle erzeugte, ein
vorzüglicher, humanistisch gebildeler Redner, aber ein durchaus nflch-
terner und praktischer Mann, der nicht nach dem Recht oder Un<
recht der Parteien, sondern nur nach den NVegen zur Versöhnung
forschte. Mit Heimburg fand er sich Uberraschend schnell zusammen.
Er kannte ihn bisher nur aus den Schilderungen des Laelius, den
der Papst zum Kommissar in der Brixener Streitsache ernannt hatte.
Als er im Juli 1462 in Innstvnck ankam, war er wohl erstaunt,
einen Mann zu fmden, der seiner kunstvollen Eingangsrede ganz
in gleicher Art antwortete *), und der die Humanitätsstudien nicht
viel anders trieb als er selbst. ■') Das half tlber viel Trennendes
hinweg. Blieb audi Heimburg unabänderlich bei seiner Anacht, eine
Exkommunikation des Herzogs und seiner Anhänger sei in rechtlidi
gültiger Weise überhaupt nicht erfolgt, so war er doch zum Nach-
geben in praktischen Dingen geneigt. Morosini erreichte, dass die
Verwalttmg des weltlichen Besitzes der Brixener Kirche bis zur Be-
endigung des Streites in seine Hände gelegt wurde damit
sollte ein greifbarer Beweis der Friedensliebe des Herzogs geliefert
') Jäger II, 255.
» E!iiid<i 11, 257 ff. u, cgm. 975 f. 318 ff.
^) 91 S ^' • ^ MJktx und Juni 146a verteidigt Heimtmrg den
Hmog sm Imttbräck in einer PriTatsaehe. 7^er, Fehde der BrUcr Gradner.
Dtmktekrjften dir Wleno .tka.fintu IX, 292 ff.
^ S. d. Reden in Übersetzung bei /*iger II, 2Ö0 85.
*i Morosini an Laelius 146a juli ta bei yUgtr II, 289 vgl. 322. Vgl.
aucli oben S. 107.
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— 243 —
werden*) — für die endliche Ausgletchttng, war ein Tag tu
Venedig auf den 3. November angesetzt.
Aber vor diesem Ziele waren noch viele Schwierigkeiten zu
überwinden. Cnsa schwankte in seinen Meinungen. Schien ihn zeit-
weise die Geldnot oder das Alter zur Versöhnung geneigt zu inachen,
so brach doch immer wieder und heftiger die Erbitterong hervor,
die eine ^ er^iöhnung nur mit dem am Boden liegenden Gegner
kannte. Cusa lioiTte auf die Schweizer, die damals sich aucli zu dem
Vermittelungsgescliafte drängten, auf den Kaiser, der einen Augen-
blick gegen Sigismund vorgehen zu wollen schien. Auch Laelius,
der im allgemehien den Frieden wflnschte, stand au sehr unter Cosas
Einfluss, um nicht da und dort an Morosinis Abkommen zu nörgeln,
und Pius selbst, der gerade damals seinen Feldzug gegen den
ketzerischen Podiebrad erötl'netc, schien nicht geneigt, in diesem
scheinbar so viel gefahrloseren Kampfe die VVafien zu strecken.
Ein Hauptpunkt des Streites war die Aufhebung der Censu-
ren fllr die Zeit der Verhandlungen, wie sie Morosini in Aussidit
gestellt hatte, ein zweiter, wichtigster die Zulassung Gregor Heim-
burgs. Sowohl Laelius, wie Cusa erklärten die letztere für unmög-
lich, aber der Papst bewilligte sie dennoch am 24. Oktober 1462
auf dringende Vorstellungen des Dogen Christoforo Mauro. ^)
So begannen Anfang November die Verhandlungen.') Schon
am 3. erschien Laelius, der Bischof von Feltre, als Vertreter des
Papstes. Er wahrte den Standpunkt der Kirche, indem er, schein-
bar ohne Kenntnis des päpstlichen Breves, die Zulassung Heimburgs
aufs Neue beanstandete, und sie dann nur mit Rücksicht auf die
Verwendung der Venetianer genehmigte; am 8. langten die hersog>
liehen Gesandten an, Heimburg an ihrer Spitze.
Unendlich langsam schlichen die Beratungen vorwärts. Man
hatte zunaclist die Streitpunkte rein kirchlicher Art bei Seite ge-
lassen, aber auch bei der Beratung Uber die Besitzfrage trieb jede
neue Erörterung der einen oder andern Partei von der Versöhnung
ab. Dass der Kardinal Schloss Taufers surückerhalte, glaubten auch
die Venetianer unterstützen zu müssen, dagegen l>rachte Heimbnrg
eine Schadenrechnung des Herzogs vor, die Mcrosini last erzürnte.
Standen die Venetianer in diesem Punkte auf Seite Cusas, so
') Urkunde der Übergabe bei J'ager Ii, 288.
^l In einem Bericht aus Wien vom 12. Dez. 1463 {J/atuüeUi'Sttdkkeim,
Urkund. 7141 heisst es: Item dte aidgenossen haben sich angenomen von des
babsts wej^cn des cardinals von Bryxcn suchen gegen herczog Sigmunden
elC. Vgl auch SS. rtr. SHti. VUl, ISO.
T^ser II, 324
*) Zwei porsttel Unfende. aber fraguictttarische Berichte von herxogKcber
Seite in <gm. 97s f. 332 ff. und f. 34a ff. Dantellnng J^irt II, 339 ff.
i6*
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- 244 —
begegneten sie aich um so mehr mit dem Lieblingswuasche der
herzoglichen Partei , auch die kirchliche Streitfrage vor ihr Forum
zu ziehen. Der Papst sollte sich als Partei rrkennt-n, indem er die
Fntsrlieidung über die kirchlichen Censuren cinern dritten übergab,
da-s war der leitende Gedanke Hciinburgs. Und auch das schien
zu gelingen, am lO. Januar 1463 willigte der Papst in das Kom-
promiss auf den Dogen von Venedig. Er wich in der Formfrage»
i;m in der Sache sicherer zu gewinnen. Denn das Urteil sollte
mit nichten im freien Belieben des Dogen stehen, es war ihm in
allen Punkten vorgeieichnet, und diese Punkte waren für den Herzog
unannehmbar.
Einen Augenblick stockten die Verhandlungen» da gelang es
dem Dogen — wahrscheinlich durch Verniittelung Pessarions - - die
unbedingte Vollmacht r.nr schiedsrichterlichen Entscheidung zu er-
halten, freilich wiederum mit Ausschluss der kirchlichen Streitpunkte,
denn Fit» haue sdion am 24. Februar die aulgehobenen Censuren
wieder erneuert. Aber indem der Papst nun die Exkommuniderten
KU den weiteren Verhandlungen zuliess» that er doch einen Schritt
entgegen ^)
El befriedigte damit Cusa so wenig als Heimburg. Der er-
stere «ümte Aber den Abfall von den Grundsätsen des starren Rechts,
der letstere sah wieder eitel Trug in dem pipstlichen Anerbieten,
das kein Wort Uber die Forderungen det Herzogs an die Gegen-
partei enthielt. Dieser Ansicht gab er in gereizter Rede zu Venedig
bei Beginn der neuen Verhandlungen Ausdruck. Er war seit den
letzten Ereignissen auch von dem guten Willen der Venetianer wenig
überzeugt. Der Pfarrer, in dessen Herberge die Herzoglichen lagen,
drohte ihnen, den Gottesdienst einzustellen, wenn sie in seine Kirche
gingen; nu versteen wir wnl, das er solichs nit tete auf des bi-^rbotfs
gebot, wann er verstünde, das es wider die herrschafft von Vene(iig
wär.c Morosini freilich arbeitete unverdrossen weiter, er schlug eine
milde Form der Abbitte vor, die Herzoglichen sollten sie vor dem Bi>
schof von Feltre gleichsam im Geheimen sprechen. Heimburg teilte es
dem Herzog mit, aber er riet unbedingt zur Ablehnung, sein Sinn war
') J/%v" ili i*>5 Jägers Darstellung ist hier nicht scharf genug. Der
I'apsl bewilligt dem Dogen auch jetzt kein .Arbitrium in Sachen der Censuren,
im<; die Klii^-c Cusas, ilu.^ iIlt Paii^t in ncgolio alisolutioniis Jissimullei c-, kann
nur darauf bezogen werden, tUi^i der l'apst die erneute Verliatidlun^ nnt Es-
kommunicierten überhaupt gestattet.
•) In Übersetzung bei 7''ir"* 1^. 374 7- Ein deutscher Bericht der
herzoglichen Gesandten cgm. 975 f. 214 0. Danach kam die heriogliche Bol-
schaft zwischen dem 18. u. 19. MSrj; in Venedig ao. — Die bei j^fr II, 373
aU Brief Heimbturgs an Grasst bezeichnete Stelle »t aus ^m. 075 f. 274. Es
Ut etne fragmentuiEcbe Dantellung der Vtrhindlungai im apologeiischen Sinn,
gehört also nicht in den Anfang des MSrs, sondern etwa in den April.
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— 245 —
vor allem auf die Gewinnung neuer \\ aiicn gerichtet. Aufs neue
protestierte er in heftiger Rede gegen diese Lösung der Frage, ^)
aufs neue zerschlugen sich die Verhandlungen. Auch eine Fort-
setzung derselben im Mai 1463, wobei wiederum Heimburg erscbieni
blieb erfolglos. ^)
Schon am 2. April hatte Pietro Barbo die Citation des Herzogs
erneuert, aber das Feuer, das man so eifrig schürte, wurde nicht mehr
recht lebendig. — Der Kampf im Reiche hatte der kirchlichen Sache 80
weniy l orljeercn gebrai ht, wie der kaiserlichen, deren enge Ver-
bindung mit jener man noch immer lebhaft empfand. Sprach doch
Markgraf Albrecht von >des babst vnd kaisers haubtleuten.c *} In
dem Streite zwischen Wittelsbach und Brandenburg war der Mark-
graf völlig unterlegen; in dem Kampfe um das Mainzer Srsstift
hatte Diether freilich weichen müssen , aber das ehemals freie
Mainz war eine Landstadt geworden «reihst die Unparteiischen
machten daraus der päpstlichen Politik einen V^orwurf. ^) Es war
in Deutschland wieder etwas von dem Hass gegen den Klerus rege,
wie in der Hussitenzeit, die Geschichtskundigen verglichen die Litufe
mit der Zeit Heinrichs IV. «)
Mit dem Beginn des Jahres 1463 wurde es wieder ruhiger
im Reiche, an allen Enden begannen die Friedenstraktate; die Er-
schöpfung der Gegner Hess sie zumeist gelingen. Da glaubte auch
Martin Mair die Zeit fttr einen neuen Reichsreformplan gekommen,
diesmal sollte ihn der Kaiser selbst verwirklichen. ^) Ihm war die
Rolle eines Friedensstifters im Reiche zugedacht, vor allem sollte
er den Brixener Streit beendigen,
' - lula inclusa ru dem Bericht an den Tler/.o^': »Es geen hie rede von
newkeit, so io der cbar ains oewen bischofs zu Collen sulle getcbeben scio; hat
e. gn. iehts davon ventanden oder dt sieh sonst ichts newer lantF anisen in
den landen begeben betten, dem pabst oder seim laiifT vnd anhang herurend,
welle e. gn. vns auch wissen lassen, ob wir es in ewreni flieg prauecheQ mochten.*
^M. 97S f. si6.
«) cgm. 975 f. 271;— 7. Mit AnslaMtmgen «berietst bei Jiger II, 379.
>) Juger II. 386.
*) ffassfihaUhSlodUuim (Text) 279.
') Jäger II, 304 Vgl, Heimbnrg an Carvujal 1465 sept. 8: Jam multi
clamant: jaramentorum infirmatio Magantinum destruxit. Fontes rer. Austriac.
XX. 369.
'} H. den interessanten Leipziger firief vom 4. Januar 1463 im AnMOgtr
/. Kdi. Mr. KftsmVXXVII, 109-11. Vgl SdiMäs \m ArM» f. P^atOfKrt*
Gttdddite u, Kunst 3. Fol^'c I, 212 f.
S. d. Urkunden Fontes rer. Amtriae. .\X, 313. Man wird auch nach
den Aasfllhrtingen BatkimMm I, 46s ff. an der Antorscbaft Mairs wenigstens fttr
die ^zelheiten festhalten dürfen.
") Der Antrag des Kaisers durch Job. Hinderbuch in Venedig und der
Bescbeid des Rates 1463 aitg. \% Mm. Hue^arme kifttHta* Ada externa I, ss6.
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24i6 —
Es war das dniige Stück, das von diesem Reformplane tox
Ausführung kam, wie es das emsige war, welches der inneren Nei-
gong des Kaisers entsprach, *) Am 2. Februar 1464 bat Friedrich
in einem Schreiben den Papst, die Vermittelung übernehmen zu
dürfen. Schon hier waren die Grundlagen angedeutet, auf denen
die Einigung erzielt werden sollte: der Kaiser selbst erbot sich zu
der Abbitte, die Hersog Sigismund standhaft verweigert hatte, der
Hersog dagegen zeigte sich bereit, sachliche Zugeständnisse su
machen. Das sprach denn auch der Abschluss aus, der endlich am
25. August zu Wienerisch-Neustadt zti Stande kam.*). Herzog Sigis-
mund bewilligte die volle Restitution des Kardinals, auch die Rück-
') Vgl. Ober die poIUUcben Grüode der Annäherung Sigismunds an den
Kaiser Baehnumn I, 508—1$.
Das Eingreifen des Kaiser» in den Brixener Streit wurde um dieselbe Zeit,
(reUich in ^'unz anderem Sinne, auch von Markgraf Albrechl angeregt in dem
merkwfirdigen »Zettel, Otten v. Sparneck und Caspar Jimckhere tan Hof vber-
geben den konig von Reheim antreffend, .\ctnm llof 1463 aug. 2«, IToßtr,
der denselben abdruckt ( Kais. Buch 96 100 saj^t ; »Styl untl Inhalt dieses
»Zettels» bezeugen, das» der Verfasser desselben nicht M. Albrecht , sondern
Gt^ot Hetmburg seyi welcher ein allgemeines Zerwürfnis zu säcs gedachte, «m
dadurch sdnen Herrn und Gönner, den Böhmenkönig Georg ans den Verwick-
lungen mit Papst Pius II, heraus/uziihen.« Palacky t'iescli. Bölmi. IV, 2, 273
Anm.) verwirft diese Mutmassuog oboe Angabe eines Grundes. Aber der Plan
tiebt in der Tliat ztiniehst gar nicbt •markgrifiscii« ans. Albrecht, der «ich
um (licsc Zeit aufs lebhafteste bemüht, einen Frif ien Vcinon Waffenstillstand
zu erlangen i^s. J/asselhotdt-SioeiJieim 280) soll hier gerade eine \ erlängcrung der
unsicheren Lage vorschlagen, damit Podiebrad Herr derselben bleibet In der
bc/!cichnenf1?;tcn Stelle des Zettels heisst es: »Item vor lüen dingen so bitt, der
von diesem Handel etwab wayl), die königlich wirde, in ungemelt zu halten,
angesehen iras es aulT jm tregt vnd das er dester mynder , . . derinn gedinen
mncht, so er vermell wurdf, de- er il uh snn^t dfin .ilniechtii^en f^ot zu lobe
vnd su fride zwischen bedeu Hungen vnd dem geüi einen adel zu nuts
willigilt, auch genaygt, sich an den boßwichterni d«n pfaffen
za rechen vnd begert kein verleiung von dem konig, dann jm des za ver>
hcJffien.« Gegen Heimbnrgs Autorschaft spricht vor allem die Krwähnung vom
»Nutz des Adels«, ebenso wie am Schlus.s des Zettels die Hindeutimg auf den
Kaiser. Aaf Heimbarg als Verfasser schloss Hötler wohl aas dem Hinweis aaf
»die boßwichter, die pfaffen,« an denen er sich rächen wolle. Dennoch beweist
gerade diese Stelle Allir.rhts Autor^cliifi. In einem Brief des böhmischen Kitters
Jobst von Kinsicdcl, de» langjährigen Vertrauten Albrecbts an diesen d« d.
I. Octob. I4l»3 beisst es nindtcli nach Erörterung des Planes einer Hitfesendung
an Erzbi-schof Adolf von Mainz: »Auß dem mocht die sacb fleh wejrter begeben,
als ir wol versteet, damit ir euch gar wol gerächt.« {fbmt. rer. Ausirieu,
XUV, $61 vgl. 553\ Näher Venn ich hierauf die Sache nicht eingehen, es sei
nur angedeutet, das^ '[if.iff. = rhen Bösewichten^ nnzwcifelhaft Bamberg unrl
Würzburg sind. (Bei Ilü/h-t .S. 98 Z. 11 ist auch wohl statt »Mantua oder Wirtz-
bürg« »Bamberg oder W.» zu lesen 1. Ich finde nicht, dass Rathmann (Reichs-
gesch. I, 462 (T. ) diese Dinge mit der nötigen Genauigkeit behandelt hat.
■) Näheres über diese Verhandlungen bei Jäger II, 413 ff., die Urkunde
des Aasgltichs bei OunHt Regg. Anhang nr. ta6.
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— 247 —
gäbe de«! Schlosses Taufers, gegen die er sich noch in Venedig
heftig gesträubt hatte. Dafür wurde er am 2. September von Rudolf
von Rttdesbeim bedingungslos absolviert, nmchdem der Raiaer die
Bitte um Verzeihung gestellt hatte.
Weder Cusa, noch Pn]^ ' V\v.<; erlel)ten diesen Ausgang. Beide
starben unter den Vorbereitungen zum Türkenzuge, der damals
seiner Ausführung näher gerückt schien, als je, der Papst am II.,
Cnsa am 14. August 1464.
Von Heimburg hören wir seit Beginn des Jahres 1464 nichts
mehr. Ys war die tröstlichste Aussicht, welche die kaiserliche Ver-
mittelung für Cusa geboten hatte, dass der Ketzer Gregor, der
Vorläufer des Antichrists,i nicht mehr über das ihm anvertraute Volk
liemchen werde. ') Und diese Hoffnung ging in Erfüllung. Ob Herzog
Sigismund Heimburg fallen Hess, um den Frieden zu erkaufen, oder
ob Grcf^or freiwillig ging, als die Vennittelung des Kaisers einsetzte,
ist nicht zu unterscheiden. Kr meinte spater einmal, ^) der Kaiser
hätte sich nur das Verdienst angeeignet, nachdem die Venetianer
schon Alle Sdiwierigkeiten geebnet hatten, und der Umstand, dass
Sigismund tu Beginn des Jahres 1464 seinen Anteil an der Erbschaft
Herzog Albrechts dem Kaiser abtrat, bestärkte Heiniburg in seiner
Vermutung, dass der ganze Streit ein zwischen Kaiser und Papst
abgekartetes Spiel gewesen sei, um Friedrich III. zu bereichern. *)
Das war nun wohl nicht richtigi aber es ist begreiflich, dass
Heimburg mit Erbitterung auf diesen Ausgang blickte. Er allein
blieb exkoromuniciert, ^) in seiner Person war die Koncilstheorie aufs
') S, den Bericht über die letzten Standen des Papstes bei Pastor II,
256 ff. u 625. Über Cuä^is Tod und Begräbnis berichtet der Breslauer Pro-
cnrator an seine Stadt: »Ich hab ewr weisheil . - geschrieben . . von
dem tode pape PU und deglicb vom tode des «Ilirhochwirdigisten gotlicben
vatin eardinalfs %. Petii , daran utii dn rechtfertiger frQnt entgangen ist , der
wir keinen nier l'indon Im hof zu Rom. Sein corpus ward L;efurl von Tuderto
ken Rom uogesalbet und ungebalsamt in der grossen hytz und roch nicht anders
den eto rosa; man lal erfinden, das er noch grosse signa thun wirt, wann er
was die cron der gerecbti<^kcil und vil andir to;^'ent die er an im hall. Item
nnair gar vil cortisan bcleitten yn zu grab in sein kircben Petri ad vincula.
Da hört man vil grösser elag den von papa Pio.« SS. rtr. Sienae, IX, 94.
') Cus:i an den Kaiser 1464 febr 24 -^'r IT. 461. Für diesen Zeit-
punkt i»t also die Tbätigkeil Heimburgs in r;r<il uuch bezeugt.
'1 Heimburg an einen Venetianer JJux I, 513.
*\ S. die i- weite Apologie für rudicbrad Font. rtr. Auttr. XX, 658. In
die VcrhündluuycR, die Herzog Sigismund nach Albrcchts Tode mit der Land-
schaft von Oberöslerreich führte, hat auch Heimburg eingegviflen, wie wir aus
einem Bericht der Tiroler Ge<>andten d. d. Steyr 1463 dez. 29 sehen; «Her Gorg
[von Stein] hat unns doctor Gregor brif lesen lasen, darinne er im schreibet»
das er vleis thu üolhe und ander gcüchrifte zu wegen SO pringen.« NfÜMiMUt
t. Aräuu J. Kunde österr. Gaeh.-Qutätn VI, 203.
*) Das wird ansdradtlich in der Bull« Pank II. vom as. Aagnst 1465
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— 24» —
neue unterlegen. Nicht so die Sache, welche er verteidigte. Der
Bischof von Brixen blieb landsässig, wie ergewesoi;^) als schon bei
der nächsten Wahl die Kurie wiederum ihr Provisionsrecbt Üben
wollte, protestierten Herzog und Kapite!. wie im Jahre 1450, und
sie behielten Recht. *1 Darf man es als einen Rest Cusanisrher
Theorien ansehen, dass aucii der neue Bischot' sich weigerte, Kanzler
des Herzogs zu werden« so schritt doch hier in Tirol, wie allerwttrts
in Deutschland, die Ausbildung der Landeshoheit fort, und in der
Kirche erstanden keine Manner mehr, die wie Cusft es wagten, sich
dem Strome der Zeit entgegen zu werfen. —
Von allen zeitgenössischen Schriftstellern hat der Österreicher
Thomas Ebendorfer diesem Streite die meiste Teilnahme zuge>
wendet. *) Er ist ein Mann der alten Schule, *) ganz unberührt von
dem humanistischen T.üftlein, das damals schon in Wien, wie an-
derer Orten lustig wehte. Über den Zusamnienhang der Dinge macht
er sich nicht allzu grosse Sorgen, um so lieber weist er auf die
»Himmelszeichen« hin, deren unheimliche Voraussagen der Gang
der Dinge nur zu sehr zu bestätigen schien. Der Tiroler Streit er-
regt gleich selir sein östeneirhisrhes Herz, wie seiner kirchlichen
Sinn, und die ^ erstaunliche Neuheit tlcr Ereignisse lässt ihn ein wenig
von seinem eigentlichen Ziele, dei Geschichte des Herzogtums Öster-
reich abschweifen. Lebendig führt er uns die einen vor, die Aber
das »unerhörte Verbrechen ^ des Herzogs zetern, lebendiger fast noch
die aFidern, die gegen die fetten und reich gewordenen PfalTen
donnern, und gegen den römischen Hof als die Synagoge der Misse-
hervorgehoben, welche in Übrigen Vollmaebt tnr Absolution aller Beteiligten
»Per hoc tarnen non intendinius Cregorium Heymhurg, qui haeresira ex-
tollentem se advenus orthodoxatn et catholicam fidem et sanctam romaoam
ecclealun Mtmere, defendere dogmatisure pracsampsit , alMolTendi vobis
aliquam tribuere facultatcn.« SuutU, Kotbie istorico>criticbe ddla chicsa di
Trenio III, i, 268.
') Vgl. d. ErörteruDgen Uber den Friedenaschlnn bei Pastor II, 147.
») Sinnacher VI. 534 f. 568.
') In seiner osterreichisclien Cluosiik bei l'ez, Scriptores rerum Auwlria-
carum II , 923 37. Der Anfang der wörtlich a«%enummenen Appellatiott
Heimburgs lautet hier; Qwis consilii cxpers in vobis vnlucrit stiam vim temperala
in sublime provehi. Das mai; den Zustand des Textes charakterisieren. — All^. Dir.
Biographie II, 41 8 citiert Westermayer s. v. Bemkarä v, KraiAurg txti^ von diesem
verfasste Nanatio rei gestae per Sigiimandunt . . contra cardinalem de Cus«.
Doch scheint diese Nachriebt nur anf dem Mondseer Handschriftenverzeichnis
iMantissa chronici I.jnaelacensis 3S8 zu beruhen, wobei dann eine Verwecbslnng
mit dem Aiuscbreiben Pius' iL \Frther-S(ruvt II, 187 fT.) vorliegen dürfte.
TVitkemim, dessen Urteil von Enea Silvio beeinflosst ist, settt ihn im
Catalogus tllustrium viroriiiu in ilie Zeit KuprCi lits (1410 I V^l. auch ^'cigt,
Enea Ii, 346 (T. und neuesten» Pribram^ Thomas Ebendorfers Chronica regum
Romanomm in d«n Afittk. d» buU «tc. Ergzgsbd. III, 84.
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f
— 249 —
tHäter. die Ktrclie der Bösewtehter, wdcber die Deiitichen, »die Esel
der Italiener,« lange genug gedient hfttlen. Er selbst ist unent>
schlössen in seinem Urteil Er billigt es nicht, dass der Herzog am
heiligen Feste den Kardinal belagert hat, er liält es nicht für ge-
recht, aus der Schlechtigkeit einzelner ein V'erdammungsurteil über
den ganzen Stand der Geistlichen abzuleiten, aber auch die Strenge
der Kirche scheint ihm nicht am Platze. Der «sdimuckvolle Stil«
der Streitschriften hat auch ihm gefallen, und er teilt »der Nach-
welt zum Gedäclitiii^ nicht nur das Brcve des Pa[)Stes gegen Heim-
bürg, sondern auch dessen Appellation vollständig mit. Ob aber
die Censuren durch die Appellation vom Papste an das Koncil be-
rührt werden, fordert eine andere Untersuchung und besondere Er«
örtemng, die ich filr jetzt als anstössig übergehe.«
Solchen Anstois wie Ebendorfer nahmen gewiss viele, und
auch unter den jungen deutschen Humanisten, die ja vor allem die
Zuschauer und Mitstreiter Tür einen neuen publicistischen Kampf
hätten stellen mttssen, fragten sich manche, ob man noch vmi einer
Appellation an ein kttnftigei Koncil sprechen könne, dessen Zukunft
doch keiner mehr erhoffe.')
') Vgl. Uber Ebeadorfers relij^iöä« AnscbauonKeo i^ttram L c. 90 f.
*; S. d. oben S. dtiertcn Brief.
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VII.
In Böhmen.
eil üetii iruhjatir 1464 weilte Gregor wieder in VVür^burg,
und der Bann schien nicht schwer auf ihm ta lasten.
Die Zeiten waren vorüber, wo die päpstliche Exkommu-
nikation den Betroffenen von allem Verkehr in der christ-
lichen Gemeinschaft ausschhjss. Ks hatte <>trh aUmahlich eine Gesell-
schaft gebildet, die mehr durch gemeinsame geistige Interessen, als
durch die Kirche zusanmien gehalten wurde. Männer wie Morosini
oder Johann Vitez, der gelehrte Graner Erzbischof, blieben dem Ge*
bannten befreundet, wie vorher, und selbst am päpstlichen Hofe
hatte er norh Verbindungen. ^) Als die Nfönrhe von St. Btirchard
in Würzburg ihr Kloster in ein Ritterstift umwandeln wollten, ver-
fasste Heiniburg das bittende Schreiben, und der Papst bewilligte
die Änderung. ') Gerade in diesen Jahren war Heimburg bemttbt,
sein Vermögen in Besitzungen des Wttrtburger Sprengeis anzu-
legen,") — fa-st schien es. als wollte er des |)äpstlirhen Breves
spotten, das ihn seiner Guter beraubt hatte — und weder der Bischof
noch die Stadt trugen Bedenken, mit ihm in Kaufgeschäfte zu tre-
ten. Auch seine Verbindungen mit den Fttrsten lösten sich nicht
gflnzlich, es sdieint, dass er auch damals von Baiem und Sachsen
einen Jahressold bezog. ^)
') 1460 aug. 30 bittet NQrnbertr Heimburg, ihren Gesandten in Rom
:in .!en iJ.-ipstlichen St-kretär Jacob LucensU zu empfehlen, »der euch denn, srj
wir beriebt üein, in suoder fruntschaft gewant ist.« BrüfiucA )iXl\ {. 199 JVA'^.
Da« ist answeifelbaft Jacobo AmnianaH , der spSter so berthnite Cardinal von
r.ivi.i. Ül.cr f?e^->eii 1: i mciU ri ean Iii- !u: sinn iin^ .-n \ -1 Cfhhardf, GfaVMniDa46.
Seine Briefe und die Kommentarien erwähnen Heimburg nicht.
*) Lorenz Fries bei Z«^/jf 838 : «Dienstag in der Krcutcwocben [S.Mai]
wor?r< n sie iliren kappen und kuttcn weg und thaten chorröcke an.« Zur Sache
%gl. ll'uianii im Archtv d. hhi. i'tr. J. L'HltrJrattktn XV, a. .S. 4 und den Bnef
Carvujiils an Heimburg /^tti rer, Austrioi, XX, 378.
^) S. d. lUila^(n A
*) Über den lahresgeh.iU, welchen Hericog Ludwig v. l^and^hut 1466
Heimburg gab s. Kluckhokn 282' . Herahlungen der slcbsischen Herzöge Tindeii
wir 1. Jahr 1466 und ft; notiert in !oc .\'>,y^ f. 442 d. /'.T,'. / vl;1 Fj miith
22*';. In beiden l-\Hllcu scheint das Dienstverhältnis aus trüherer Zeit fortzulaufen.
uiyui.^cü Ly Google
— 251 —
Ein anderer hätte unter solchen Umständen vielleicht in der
Müsse des Landleben« oder schriftstellerischer ThMtiglceit sein Leben
friedlich beschliessen können, aber dazu war Heimburg nicht der
Mann. Die Zeit tles Kampfe^ w.Tr nocli niclit vürüljct. Auf dem
päpstlichen Stuhle sass Paul IL, derselbe, der einst als Pictr(.> Harlx)
in den Process Herzog Sigismunds eingegriffen iialte, und zu seinen
vertrauten Freunden gehörte Theodor Laelius, dem der Kardinalshut,
wie Heiraburg höhnisch prophezeit hatte, ') nun wirklich in Aussicht
stand. ^) Tu dem hohen und niederen Klerus Deutsdilands tauchten
immer häufiger Männer auf, die sich ihre ersten Lorbeern am päpst-
lichen Hofe als »geübte Kurtisanen«; erworben hatten, Rudolf von
RQdesheim vor allem, jetzt Bischof von Lavant, sein Freund Johan«
nes Rot als Domherr su Passau, Johannes Tröster, der Schützling
Eneas aus der kaiserlichen Kanzlei, in Salz1)urg, ^) Thomas Pirk-
heimer in Regensburg, Heinrich Leubing in Meissen *) - fast alle
gefugige Diener der Politik der Kurie, soweit dieselbe nicht mit
den besonderen Interessen des Landesherrn, an welchen der ein«
zelne durch Pflicht oder Neigung geknUpft war, in Zwiespalt geriet.
Die Opposition dagegen, soweit sie überhaupt noch l estand, war
fürs erste verein/elf, ftilirerlos. Sn kirnnte man in Rom daran den-
ken, das grosse Bollwerk der Häresie, Böhmen anzugreifen.
Die Kompaktaten, welche das Basler Koncil den Böhmen
bewilligte, hatten den Feuerbrand des Reltgionskampfes nur mit Asche
überdeckt, ohne ihn zu ersticken. Unter der Hülle glimmte es
lustig fori. Hüben nnJ drüben gab es ^Tän^er, welchen die über-
tünchte Kellerei unerträglitJier erschien, als die ofTene Aut der einen
Seite der Prager Erzbischof Rokyzana als geistlicher Regent des
Landes, zwar selbst der Schöpfer der Kompaktaten, aber doch einig
mit den Fanatikern des Laienkelchs, welche sich daran stiessen,
dass derselbe in den Kompaktaten nur als zulässig, nicht als not-
wendig be/.eichni't worden war. die grundbesit/,enden Harune, die
sich — ob katholisch oder utraquistisch — nicht zu der geforderten
Herausgabe des Kirchenguts verstehen wollten,^) die Masse des
Volkes, weiche mehr noch die socialen als die religiösen Forderungen
des Hussitismus leidenschaftlich in sich gesogen hatte;") auf der
anderen Seite die Papste, welche die Kompaktaten nie bestätigt hatten,
und mit Recht diesen ersten Riss im Gebäude ihrer Weltherrschaft
') In der Apologie Freher-Slruve II, 233 Z. 35. 254 Z. 51.
'1 Pastor II, 277. 346.
»> S. 7ä}^er II, 227. 268.
*) Vgl. d. V. Ermisek, Studien lo"l Gitterte Stelle.
') Vj;l. /?u<-//w<///// Reichsgesch. I, 93') und .1/</rJ^r^i. d. /"Jw'*«*, IX, 238*^.
Die citieite Stelle jetst auch SS. rtr Sües. VIII, 223.
*J S. d. BemerkDOg der 6re$lauer rtr. Säa. IX, 30.
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— 2S2 —
als den Anfang seiner Zerbröckelung betrachteten. Ihr Gefolge wuchs
mit den Jahren; ei erhielt einen mächtigen Zuwachs aus dem Deutsch-
tum Schle»iens und der umliegenden Lande, als 1458 Georg Podie-
brad den böhmischen Thron bestieg, seit mehr als 10 Jahren der
Gubernator des l.an(Jes, emporgetragen als Vertreter der volkstflm«
liehen und vor allem der deutschfeindlichen .Strel)ungen. ')
In demselben Augenblick aber schien die Kurie zu siegen.
Podiebrad leistete in Carvajals Hände das Versprechen, mit seinem
Volk 2ttr katholischen Kirche ohne Vorbehalt zurürkzukehren. Vor-
erst blieb das geheim, die nacliste Zeit sollte die Erfüllung bringen. -)
Die böhmische Revolution hatte nicht einen neuen Staat ge-
schaffen. Es handelte sich darum, diesen zu organisieren und ihn
sodann in die Gemeinschaft der anderen einzufilhren. Podiebrad
setzte ein bedeutendes Talent an die Lösung dieser Aufgabe, es
war verhängnisvoll, dass er sie in ihren beiden Teilen gleich-
zeitig angriff.
Zunächst freilich schien gerade das ein Meisterstreich seiner
Politik att sein ; indem er sich zum Schiedsriditer im Rdciie machte
und auf die Kreuzzugspläne Roms willig einging, erlangte er nidit
nur die AnerkMinung des Kaisers, der Fürsten tind des Papstes,
sondern auch immer weiteren Aufschub der feierlichen Gehorsams-
leistung. Und selbst nach dem März 1462, als der Papst die Un-
giltigkeitserklärung der Kompaktaten, Podiebrad seinen Rücktritt zu
den Utraquisten vollzogen hatte, umstrickten die Fäden der böhmi<
sehen Politik noch mehr ' einmal den zum Schlage erhobenen
Arm des Papstes, und Pnrln ■ r id schützte wiederholt den Kaiser vor
seinen Feinden, um den Papst zu gewinnen. *)
Ebenso schienen Podiebrads Massnahmen im Innern sich zu
bewähren. Der Brealauer Stadtschreiber mochte mit Recht hervor-
heben, dass schliesslich doch das Brieflein des Papstes, in dem Pius
den Ketzer König nannte, ihm so \icle Städte iifid Länder unter-
worfen habe;^) sicher ist, dass er sie aus eigener Kraft behauptete,
') Die AafTassung 6ndet sich schon in den Kommentarien Ammanaiis p.
396. Vgl. auch Badkmt m mt Ein Jahr böhmischer Geschichte im Archiv f. 9$terr,
Gttdt, LIV, 83 and lur Gttchtchte djr Wahl Loserth, Die Denkschrift des Bres-
laoer Domherrn Niknlaus TcmpelfcM v. Trag ^Archiv L\I, 89 bes. 109 fT.)
*} Der Krönungseid ist bäufig gedruckt . so s. B. bei Frmd, Kirchen-
geschichte Böhmens IV, 465 nach einer Handschrift des Prager Domkapitels;
Mon, Hung. hisf. Acta rxterna \, 24 i:i einem vidimu-i Carvaj.iTs lus dem Mailänder
Archiv; in Eitudarjtri Chronica rcgum Koinanorum i^Mitth, d. Institut, Ergzsbd.
III.) 311 f. — Vgl. den Brief Carmjals Ser^t rer. SUmae. VIII, 7.
Noch!46.t, als die j 'Iiistliche Citation bereits heschlossen war, schreibt
der Breslauer Prokurator: Ich besorg adir gar sere, das sichs in die ienge alzo
vartaihcB und der kaiser etwas kmmows dorein wcrffen mSchte, wannen «r thnt
allen fleis vor den kcczer Script, rer. Silts. IX, 98.
*) y^tgt, Enea III, 433 vgl. d. latein. Eschenloer SS. m. Sites. VII, 47.
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— 253 —
und wenn Podtebrad betonte, dass seit Menschengedenken Böhmen
nicht so ruhig und sicher gewesen sei, als unter seiner Herrschaft,
so war das im Lande der Hussitenkriege und der Zebraken doch
mehr, als der billige Ruhmestitel, mit dem sich an andern Orten
das Landesfttrstentum schmückte, und — das wichtigste — auch die
Gegner konnten nichts davon abbrechen. ')
Seit dem Jahre 1461 stützte sich Georg vor allem auf die
Utraquisten, in ihre Hände legte er die wichtigsten Stellen des Heeres
und der Verwaltung;') aber er tliat dies nicht aus religiösen Grün-
den, und Rukyzana durfte mehr als einmal über den Verfall und
den bevorstehenden Untergang der Religion klagen.*) Podiebrad
war vielleicht die laienhafteste Natur unter den Fürsten seiner Zeit»
ganz frei von der religiösen Schwärmerei , die selbst liei einem
Albrecht Achill nian< limal die kluge Berechnung kreuzen mochte.-')
Das gab ihm zunächst alle Vorteile des kälteren Spielers in die
Hand, aber es hinderte ihn auch, die eigentlich treibenden Kräfte
in Böhmen in seinen Dienst zu stellen. Sein Sekretttr, Jobst von
Einsiedel, war Katholik, ^) und die Leiter seiner auswärtigen Politik
waren Fremde. Zunächst Martin Mair, dessen Projekte von 1459
bisi46l wir kennen gelerot haben, dann ein »anzose, Anton Manni
V4MI GrenoUe, ^n genialer Abmteiirer, wie sie die Zeit nicht ver-
einselt hervorbrachte, voll von Ideen und ebenso geschickt, ein
neues Betriebsverfahren für Kalk- und Ziegelöfen zu ersinnen, wie
den wunden Leib der europäischen Christenheit gründlich zu heilen.')
Er brachte den Plan eines europäischen Fürslenbundes — ohne Papst
und Kaiser — auf, der an die Gedanken Occams erinnert^ im Hinter-
grunde winkte Podiebrad die Krone eines Kaisers von Kmistan-
tinopel. Mit diesem Projekte kreuzten sich die neuen Reichsreform*
jline* Martin Mair« vom Jahre 1463 — es ist bezeichnend, dass
der Böhmenkönig beide Pläne, von denen der eine den Kaiser
■) S. Heimburgs Apologie für K. Georg SS. rer. Sites. IX, 182 vgl. //^r
im Archiv XII, 326.
') S. die Äusserung Eoeas bei Voigt, Eiica IT. 167.
'> Maik'^raf, Das VerhSltn» dM Krinigs (ieoru v. Böhmen zn Papst Pius
1462—4 i. d. ForfchungtttW, 247, Biuhnuinn, Unlmien 11. s. Nachbarlrinder 30 ; 9.
Vgl. z. B. den sächsischen Bcritht Font. rer. Austr. XX , 33t u. d.
BeschwerdetchriA d. katholischen Sünde htAffastttkotdt-Siotkh^, Urkunden 735Q.39.
^S)- P'^chmann im Archiv f. osterr. Gesch. \Ä\\ 126 ff. Doch wird man
auf einzelne Tbatsacben wenig Gewicht zu legen haben , wie denn gegen die
von Bachmann angefllhrte wohl die Erzthluiig St$ea Sämot, Historia Bohemica-
cap. 62 gch;i!ten werden könnte.
S. Kill sihnct , lohst v. Einsiedel 11. s. Corr<"-.[)nn<itMi<. uul J. M:ull L^er
im Anh. XX XIX, 246 (T.
' Vgl. Markgraf, Über idiel)ra(ls Piojekf eines allgem Fürstenlumdes in
SjtktU HjsI. Zeitschrift XXI, 244 304. Uazu Serif t. tcr. SiUsiUC. VIII, 202 4
und Cor», Geschichte Polens V, 182^90. Pßtirr II. 161 'j.
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— 2S4 —
wieder zum wirklichen Herrn Deutschlands machen» der andere ihn
in Europa matt setzen sollte, gleichzeitig betrieb;^) noch mehr,
dass er, die Unmöglichkeit der bisherigen Kombinationen ein-
sehend, zu Ende des Jahres 1465 wiederum Martin Mair die Wege
beschreiten Hess, welche wie im Jahre 1461 zu einer Verständigung
mit dem Papste auf Kosten der Utraquisten führen sollten, und auch
bei der Verfolgung dieses Planes legte er mehr als einen Pfeil auf
seinen Bogen. ^)
Damals aber war in Rom das Processver fahren schon wieder
aufgenommen , welclies der Tod des Papstes Pius verzögert hatte,
am 2. August 1465 citierten die päpstlichen Kommissarien, unter
ihnen Carvajal, den König, binnen 180 Tagen in Rom zu
erscheinen. ')
An Carvajal richtete am 8. September von Würzburg aus
Heimbiiig ein Schreiben mit Ratschlägen in der böhmischen Kirchen«
frage, das dieser am 31. Dezember beantwortete. *)
<) Vgl. Batkmmm l, 4M.
S. über Projekl Martin Mairs \ind die glficlueitig geplante ungarische
Vennillclung Markgraf in üy(>äi* Hist. /eiischrifl XXXVIIl, 71 3; über die
wenig spätere sächsische, die sich auf demselben Boden bewegt Jordan 270 — 3
u. Ermisch 27 f.. der RciMn'lussung durch lleimburg annimmt. This bisher
nicht Wortlich hek.iniuc ichreibeii Ludwigs des ReicbcM an den Papst , auf
welches nr. ^K) der politischen Korrespondenz Breslaus \SS. rer. SUes. IX,
156 ff.) die Antwort bildet, notiert P. ffugo Schmi/i aus einer Kremsmünslercr
Handschrift {Catalogus c&dä.mss. in bibl. tnon. Crtmifart. [I.inr 1877 ff.] cod. 4 f.
106;,). Das von Bachimann 1 /'' «/■ rer. Austriae. XLIV, 593 zum 10. Februar
1463 gestellte Schreiben des Papstes an die Breslauer gehört hierher s. SS. rer >
^ts. IX, 163 Anin, u. Pastor II, 358M. Dass dagegen das von Palacky {Fmt.
rer. Austr. XX, 384) als «Dr. Martin Mayr's Kntwurf einer Inh;rd>uon für die
nach Rom xu sendende Botschaft* zam Jan. 1466 ge!>ieUie Stück anders einzu-
reihen ist, [die Bezeichnungen Palackys sind willkQrUch s. SS. rer. SUes. IX, 219 A.]
hat bereits Kluckhofin 264*) bemerkt; Hachmann, Rt ich>;^i'scli. I, 573') nimmt
davon keine Notis. Da das Schriftstilck aus inneren GrUndeu Erwähnung
der Belagerung Pilsens und der Vcmittelung des Kaisers — nicht später als
1466 gesetzt werden kann, so w\xA man e^ wrdil mit l\^sina 765 als die von
den Bischöfen von Breslau und Ohuilix ausgehende Insstruktion einer Oesandtschaft
an den Papst beliehnen mQssen. Dieselbe xnm Prager Oktobertage \Paladey
IV, 2, 413 4] zu ziehen, ist jedoch unmoj,'Heh, d:i die Gesandten nach Pessina
bereits am 20. Sept. (in vigilia S. Matihaeii tn Rom gewesen sein sollen. Es
durfte also bei Pessina statt »Praga« »Hregat zu lesen sein, so dass die Instruktion
mit dem SS. r.'r. .v/A-c. IX 102 j^cdrurk', cn Aktenstück im Zusammenhang stfht.
Ich komme daraul weiter unten /urucli. Vgl. im übrigen den Widerspruch
Markgre^t in ^Mt Hi«t. Zeitschrift XXXVIIl, 264').
SS. rer. Sile^. IX, 135 9.
♦) Fontes rer. Austr. XX, 366 -9 und 377 82. Von Ilcimburgs Brief
ist nur die cedula inclusa erhalten, den Inhalt des Hauptschreibens kennen wir
nur aus Carvajals Antwort.
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— 255 —
Niclit minder mcrkv iirdig, als der Inhalt des Briefwechsels ist
die Thalsache des freundschaftlichen Verkelus der beiden Männer,
die uns durch ihn enthüllt wird, Carvajal erinnert sich der Tage,
da er in Heimburgs Hause zu Nürnberg mit ihm humanistischen
Disput gepflogen hat; ein Briefwecluel, der, wenn er uns erhalten
wäre, wohl manche interessante Thatsacbc ans Licht brächte, hat
beide dann auch in spateren Jahren verbunden, bis der Rann Heini-
burg aus der Kircliengeineinsrbaft stics'^. Carvajal [^ib( auch jet/.t
die Hoffnung nicht auf, ihn aer Kirche wieder gewinnen, zumal
da Heimburg an die Spitze seines Briefes »eine Art Anerkennung des
hö<teten Apostolats« gestellt hat, nicht genügend, wieCarvajal klagt,
keine Abbitte, keine Verwerfung der Irrtümer, aber wohl eine Art
ülaubensbekennlnis, wie er es schon im Tiroler Streite ausgesprochen
hatte und später wiederholte. Ob sich Heimburg jetzt aufrichtig
dem Kardinal näherte, mag dahin gestellt hleiben. Es war doch
Carvajal gewesen, der noch im Tiroler Streit mit höchster Energie
den Rreuzzug gegen die Kirchenschänder gefordert hatte , ') und
Heimburg vergass nicht leicht. Wahrscheinlich ist, das«; er diesen
Schritt scheinbaren Entgegenkommens nicht freiwillig that, dass er
vielmehr in König Georgs Auftrag handelte. ^)
Welche Fürsprache aber konnte Podiebrad von einem Manne
erwarten, der in Kämpfen gegen die inneren und äusseren Feinde;
der Kirche ergraut war! Freilich, Carvajal wnr nicht ein Kämpfer,
wie Enea Silvio, auch nicht wie Cusa. In Rom nannte man ihn
den Abt wegen seines strengen Lebenswandels, aber das Mönchische
in der Gesinnung lag ihm fern;*) ebenso war ihm freilich das Prunken
mit Kampfeslust und Orthodoxie zuwider. Er schrieb Traktate,
Streitschriften, wie die andern, aber er weigerte sich, wenn man ihn
darum anging, sie als literarische Trophäen herumzugeben, so wurden
sie wenig beiiannt. Er ging nicht mit der Menge, und vor allem
>) S. J?%<r II, 5a 31a Anm.
*) D:ii sc]ilic5?c ich vor allem an? dem Umbtundc. dass Konig Georg um
dieselbe Zeit sich persönlich Carvajal mit der Hitie um Vermittelung wandte
5. Bachmann I, 564 vgl. jedoch betreff des Datums v. Carvajals Antwort Neues
Lausitz. Magazin XLVII, 226 nro. 170. Auch ist schwerlich zufallig, dass sich
der Hinweis Heimburgs p. 369» auf die »vielen andern hussitischen Irrtümer«
ganz ähnlich in dem Briefe Podicbrads an den Papsl vom März 1466 [Pestilia
74S] and in der Apologie fmdet, die Heimburg «iajahr später officiell für König
Georg verfa!>j>te (s. SS. rer. Säet, IX, 89). Eine Verbindung zwiseben
Podiebiiid und Heimburg bestand schon zur /eil der venetianer VerluindUin^en
im Tiroler Streit «. /^oni, rer. Ausir. XX. 409. JJüx I, 51a und Arehiv XII, 335
Ober den Beginn des fonnellen DienstverhShnisses s. o. S. 206*-.
*) jatobi Card, Pap. Epist. 65. (Jarvajal an Heimburg 'Fi^ntts rer.Ausir.
XX, 378): Nam quainquam clericorum secularium statum pracponamus solitudiui
monachonim, non tauen nonachu lemel dicata debent scGnlaribtts clericu astignari.
«) Vgl. ^^U9H eard. Epp. 80. 88.
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— 256 —
in der böhmischen Sache hatte er seine eigene Meinung. Er kannte
Podiebrad nod die Böhmen , und er war za der Überzeugung
gekommen, dass man die böhmische Ketzerei nur durch sich selbst
bezwingen könne, ^) er spottete über die Heissporne der Kurie,
welche bei der Entsendung der Legaten vor allem auf die Person,
und gar nicht auf Geld ittr die Reise bedacht nahmen.*) DieBreslauer
waren Übel auf ihn su sprechen , weil er es mit ihrem Bischof Jost
von Rodenberg hielt, einem böhmischen Edelmanne, den ebenso die
Anhänglichkeit an Podiebrad, wie die Voraussicht der Schwierigkeiten
des Kampfes zur Vermittelung bewog.
Auf solche Gesinnungen Carvajals mochte auch Heimburg
rechnen, als er dem Kardinal die Lage Deutschlands schilderte. In
krftftigen Strichen zeigte er, wie Georg nach und nach zum Herrn
von Deutschland geworden sei; er schmeichelte nicht, mir ias Lob
unergründlicher Schlaiiiieit behielt der König, "der sein Heil in der
Zwietraciu aller andern sieht. ^ Bemerkenswert ist, dass schon hier
der Kaiser in der Phantasie Heimburgs als der eigentlidie Stören-
fried erscheint, der auch den Papst nur zu seinen Zwecken benutze.
Gregors Rat geht dahin, bei Lebzeiten Podiebrads Frieden zu halten,
es werde ja kein gleicher ihm folgen; solle aber procediert werden,
so möge es nach den Formen des Rechts geschehen, und nicht bloss
die Lehre des Kelches zum Ausgangspunkt genommen werden, denn
niemand würde verstehen, dass der von Pius anerkannte König jetat
ein Ketser sein solle.
Aber wenn Heimburg zugleich auf den Umstand hinwies, dass
ein Angriff auf Böhmen die Kräfte des Landes nur entwickeln würde,
so konnte die Kurie schon damals mit Grund sich besseren Hoff-
nungen hingeben.
Das berichtet die zeitgeDössische Relatio historica de Georgio Bohemiae
rege {J^mUt rtr. Amir. i Abt. VII, aia) «Is Carrmjals Aaticht. Mwrkgraf hat,
gestützt auf die von Rschenloer Carvajal zugeschriebene Ent{jejnunp auf Heim-
hm^s Apologie an Matthias v, Ungarn und andere Schriftstücke Carvajals, an-
genommen, dass dieser lelbst Verfasser der Relatio sei. \ Forschungen V, S57*)
und SS. rer. SUes. IX, 209>. Da aber Carvai.il in -Icr Relatio p. 222 hei
Erw.iiitiiiii<^ der Cilation vom Juli 1465 als verstorben genannt wird, so wird
man liöch-itens annehmen dürfen, dass sie auf Aufteichnnitgeii des Cardinals
beruht, sicher ist nur der officiell-rnnii>Lhc I'rspnin^'.
^) Jacobi Card. Paf-.V.inf^x. 219. Vgl. in allgem. zur Charakteristik Carvajals
y»^t, Enealll, 511—4. fusttn- II, 353 ff, der}edoeh. wie mirschemt, lewenig
auf die unzweifelh.ift \ orh.imlcrn: rniKi! ilt-ni; der Ansichten Carva-ah in der
bolunischen Kirchcnfrage RÜLksichl mmm;. Wiclilig ist der p. 360-^ gelieferte
Nachweis, dass die Erzählung Ammanatis von der Beeinflussung der päpstlichen
Endsentenz durch Carvajal in dieser Form unrich*;,; ist BadmuuiH 1, 500aettt
den Umschwung in Carvajals Ansichten in den April 1464.
*) Vgl. Josts Ansichten bes. d. Citat atit Eschenloer J^Uad^ IV, 3, 339 K.
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— 2S7 —
Am 28. November 1465 ^) wurde der böhmische Herrenbond
gegründet, eine Vereinigung des hohen katholischen Adels gegen
den ketzerischen König, der als ihr ? Cleno«!seK sich über sie erhoben
hatte und doch die Bauern, Bürger und Ritter als die Stützen seiner
Macht betrachtete. Es war nicht die Religion, welche die Herren zu-
sarnmenftlhrte, aber sie raussten notwendig das Werkzeug des Reli-
gionskrieges werden. Auch Bischof Jost war unter ihnen» die Waffe
«um Sturze des Königs schien gefunden. - 1
So lautete denn auch Carvajals Antwort an Heimburg ablehnend.
Ist der König so mächtig, dass er alle Fürsten beherrscht, was ist
mehr zu befUrchten, als dass er sie völlig zum Unglauben verführe?
Das war die Summe seiner Überlegung. Um dieselbe Zeit entband
Papst Paul die Unterthanen Podiebrads von ihrem Treueide. ^)
So schnell nun, wie die Kurie dachte, entwickelten sich die
Dinge freilich nicht, und der llerrenbund verlängerte einmal um das
andere seinen Stillstand mit dem Konige, aber dennoch trieb man
ersichtlich zum Bruche. Im Juni 1466 traf Heimburg, von den sAdi-
sischen Herzögen geleitet, in Prag ein und übernahm, ohne Amt
und Titel, die Leitung der böhmischen Politik;-^*) kurz vorher hatte
er sein Haus bestellt — der Gebannte vergass nicht, neben reicher
Begabung seiner Familie eine Stiftung für das Heil seiner Seele lu
machen. ^)
') ßacJiuiatm 1, 569 gibt unrichtig den 18.
') Vgl. d, Beschwerden der Herren bei I/auelhoUt-Stockhnm^ Urkunden
730 u. 738 ff. UQd im allgemeinen Markgraf, Die Bildung d. katholischen Liga
geg. Kg. Podiebrad in Sybtls Hist. Zeitschrift XXXVIU, 48—82; 251—73,
Ober das Datum bei Stockheim ebenda 63').
•) Bulle V. 8. Dez. 1465 SS. rer. Sil. IX, 147— 9.
*) »Sicut Bohemorum mos est, inter se non iinaliter discordare.« Eschen-
loer SS. rer. SU. VII, rzi.
») S. 8. Brief an Podiebrad, Prag 1466 jttii 18 rer. Aus/r. XX,
407- 9 and den an Vitez Teleky XL 164. — Schon im Dezember 1465 finden
wir Heimburj; .11 Coburg.;, wo er eine Ap]ielIalion fiir den 'Rischof von Würzburg
gegen den von Baroberg verf.i«<;t lont. rer, Austr. XLIV, 594^)« Auf diesen
Streit besieht rieh wobl auch folgende Stdle in dncm Brief Markgraf Albrechts
an Jorg v. Absberg: »lu-ni ^laß der kayser die beiden bi-elmvc von Bamberg
vnd VVüTzburg fumeme nach laut s. keys. gn. rete zusagen zu Brage auch
doctor Jorgen vnverborgeo, da* IteOen wir geseheen« I464apri1 $. BKA.
Vgl. Lorenz Fries bei Ludeu-ig 843. Stein, Mon. Suinfurt. >^2. Persdhe,
Gesch. Frankemi L 424. — Zum Jahre 1464 bringt das markgrätiiche «Gemein-
buch« 4 \NKA^ ein Verteichnis derer, »die der herschafit vcrurfehdet sind«,
unter fliesen f. 153 dnctor I rcynilr.irL;. Ncheinl also, dass sich H^-inibur^; an
den vüfhergclieiuieti Kämpfen /wi^clicn lli.iiUicnburg und Würzburg auch als
bischöflicher Lehnsmann beteiligt hat. Ahnliches über Martin Mair S. Hasstlholdt'
Stockhtim, Urkunden 330. — Vgl. im übrigen die Beiiage» A 10 — 13 and oben
S. 196»/.
•> S« d* Testament B^^im A 14.
Jeadiioiitolia, HeiinbiiTg. 1 7
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— 258 —
Was Heimburg 90 schnell und 10 dauernd mit Podiebnid ver-
band, ist schwer su sagen. Der Btfhmenkönig hatte wenig von dem,
was die Zeit v Fürstlichkeit« nannte. Er war kein Feldherr, von
unansehnlicher Gestalt, wenig beredt und wohl auch der Wissenschaft
fremd. Er konnte gar kein Deutsch und wenig Latein. Sein Geiz,
Aber den Heimburg später selbst klagte , hatte ihm schon gar oft
die Herzen entfremdet, und die politische Klugheit, welche ihn
(Iber andere erhob , war auch nicht die Eigenschaft Heimbiirgs. ^)
Zum mindesten war sie es jetzt nicht mehr, seit der Tiroler Streit
seine Stellunf^ zum Papst und zum Kaiser ein für alle Mal bestimmt
hatte. Alter und Krankheit hatten seinen Körper gelalimi,^ aber
die Leidenschaftlichkeit seines Geistes brach in diesem neuen Kampfe
hefUger als jemals hervor.
Bei seiner Ankunft in Prag erj^riff ihn ein heftiges Fieber;')
dennoch macht er .sich alsbald an das Studium der ])apstlichen
Aktenstücke, und sogleich stehen die (irundinucn seiner Politik fest:
Er will die energische, drohende Einwirkung der deutschen Fürsten
auf den Papst, vor allem aber die Verwendung Ungarns und Venedigs
zu Gunsten Podiebrads. ') Dabei scheint ihm der .\ngriff die beste
Verteidigung zu sein. Einst hatte er zu Wien im Dienste Herzog
Albrechts das Recht des Herrschers verteidigt, gegen die Schädiger
des Staates auf den blossen Verdacht hin vorzugehen, ^) jetzt wendet
*) Hehnburg an den Venetianer Franciscus 1467 jan. 25 iDiix I, 510):
»Quaecumque olim dixi vobis de illias regis summa moderatione et, ut licenter
dicam, de asta et calliditate, id totum in dies magis magisque comperior « Über
die mangelhafte KriegstUchtigkeit Podiebrads vgl. die Worte des Papstes {SS.
rer. Sü. IX, i6i : inahilis est ad pugnandum, dazu Fi'fi/rs rer. .lus/r. XX. 585.
S femer Paüuky IV, 2, 665. Ki$ukhokn 161^}. Bac/unanni, 13. 113. Charakte-
ristisch sind auch die Worte Markgraf Albreclits: »Wie wol er nicht ein Behcn
sei, drinnuch vcr?tce er wol, d:is der konig die dinge gerne kurtz geredt habe
und Uli wenig Worten vil verstee.« Font. rer. Amtr. XLIV, 60.
*) Der Minorit Gabriel von Verona sagt in setner Invektive gegen Podie-
brad \c'rn 23» f. 190'' : »Anipiant erj^o capita demrniorum Gregorium, sivc ul
magis tani luüledicio >ubiecto, a cunia erronbus pleno, convcnit, Errorium, illi
inquam, duces, quibus pcrmissum est, inüdelcs et pertinacissimas occupare animas,
cumque suis tiagiciis vcl nunc dienim malorum plenus finem imponere debuisset
et sublato Pio, quem sibi suspectam, dum vsvcrct, impius malefactor iudicem
prodamabat, ad apostolice pietatis fastigium, ad sancte ecclesic clemenciam,
qaae nulli claudit gremium redeunti, se convertere, relicta Germania ubi sua
pestifera praeualere n< n poineruni machinamenta, fetide carnis truncum
pedibus et manibus iusta dei ultione destitutum, solam maledtcam
iingaam moventem ni os contruserunl inferi, in Pragam, dico non urbem,
sed villam omni« keteseos pufidia plagatam«. Diese Nachricht erhalt eine
gewi st- BcM-itigung durch Hcimburgs Brief an Wttrablirg 1467, in dem er von
seinem «kranken Leibe« spricht \iMdtwtg S5o>
*) Taekf XI, 164.
^) Heimburg an K>>ni.; G«oig fvntts rer, AmUr, XX, 408; vgl. den
Brief an Vitez Teltky XI, 164.
Red« an die Univenitit 1458 s. o. S. 158*).
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— 259 —
er dieselbe Theorie auf die grösseren Verhältnisse an. Nicht ohne
Widerspruch zu finden. Es gab am böhmischen Hofe Bedächtige
genug, welche erst die Wirkung der papslliclu'n Blitze nh 'invarten
gedachten, die sich bisher weder im Lande noch an den Lirenzen
gezeigt hatte. DerKuuig selbst rnoclue zu iiiüen gehören^ die Königin
Johanna, die nicht unbedeutenden Anteil an der Politik nahm, riet
SU einer Appellation. Das billige ich nicht,« schrieb Heimburg,
• weil die Schlaclit im Flielien nicht nach Tapferkeit sclimeckt. , Er
wollte zunäclist die juristischen Scliwächen der .Anklage ausbeuten.
In der Vorladung vom 2. August war Podiebrad nur mit seinem
Namen ohne den Königstitel goiannt, und am 8. Dezember —
vor Ablauf der dem Geladenen gesetzten Frist — hatte 'der Papst
die Bölimen ihres Unterthaneneides entbunden. Das war nach
Heimburgs Ansicht Venirteihmg vor dem Richterspruch — auch die
Verteidiger der Kurie konnten dem ausser dem Hinweis auf den
päpstlichen Gericbtsbranch nur entgegen hatten t du« Georg eben
ein Überwiesener Ketzer sei,*) womit sie die Formalität des ProceaMs
erst recht als solche erwiesen.
Heimburg dachte, wie es scheint, sogleich an ein weiteres. Er
war überzeugt, dass man m Rom jeden seiner Schritte mit Argwohn
beobachtete. Seine Ankunft in Meissen hatte der Legat Rudolf
von Lavant sogleich dem Papste gemeldet, und schon um die Mitte
des Juli schrieben die Breslauer nach Rom, dass sich 7>ein Doktor
des Aufruhrs und der Pestilenz dem Sämann der Häresie in Prag
verbunden habe.« Vergass man ihm liier nicht, dass er schon so
lange im Kampfe gegen Rom gestanden hatte, so wollte auch Heira-
burg die neue Fehde an die lange Reihe der früheren Kämpfe an-
knüpfen, in einer flammenden Streitschrift, wie einst in Innsbradc,
die Gemüter erregen. *) —
In seiner /.weiten .Apologie hat Heimbtirg mit dramatischer
Lebendigkeit eine Ratssitzung beuti Könige geschildert, in welcher
die Vertrauten Fodiebrads wiederholt auf die WinkelzUge und Ränke
der Kurie hinweisen, ohne doch den Kdnig von seinon Glauben
') »Solo prrnnmine humilisque castri adiccckme.* Heimbuigi Apologie «tt
König Matthias. SS. rer. Siüs. IX, 183.
*) Entg^ung Carvajals /. c. 907. InTektive Gabridf Veroiui etm,
sja f. 201.
*) r/r. Auttr. XX, 409 und SS. rer. SUts. IX, 177.
*) Ileimbnrg «n Vitez 1466 jali 3 . . . . reoensni «blationes regU per
papam imniitc con?cmpta';. ITiiic motus nlirpui concepi et «lirtavi , prout mihi
visum est. Teltky XI, 164. l>.uin liegt, wie mir scheint, schon eine Beziehung
auf die zweite Apoloj^ie < fhn.'. rn . Austriac. XX , 647 fT. l , wie ja der guue
Brief mit seiner Erörterung der Geschichte der Neutralität eine Vorarbeit
Apologie ist. über den Zeitpunkt der Verößentlicliung der letzteren 1.
jedoch attten S. 169*;.
17»
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— 26o
abbriagra su können, das« »alles ehrlich zugehe«.^) Etwas von
diesem Gegensatz mag in der ersten Zeit zwischen Heimburg und
Podiebrad bestanden haben. Su blieb die Streitschrift vorerst Ent-
wurf, und wie sehr auch Heimburg die inhaltsleeren Formeln Martin
Mairs tadelte,^) die böhmische Pohtik beharrte zunächst in den Ge-
leisen, welche Mair ihr gewiesen.
Am 28. Juli 1466 ging die erste Staatsschrtft Heimburgs aus
der böhmischen Kanzlei aus, die Rechtfertigung des Königs Georg
an Matthias von Ungarn, seine ^Apologies , wie es Heimburg
nannte. ^) Sie machte Aufsehen bei den Zeitgenossen, und selbst
der Breaiauer Stadtachreiber Escbenloer mnsste zageben, sie sei
»getichtet In Latein sehr schöne.«*) Bei aller Entschiedenheit der
Beweisführung, die sich mit grossem Gesduck dem besonderen Ver-
hältnis Podiebrads zu Matthias anpasste, ging die Apologie doch
nirgends über die Verteidigung hinaus. Die Ehrfurcht gegen den
heiligen Stuhl war mehrfach betont, und deutlich wurde das Bestreben
sichtbar, die Person des Papstes von den richterlichen Organen,
welche den Process eingeleitet hatten, zu trennen.*^) Der König
forderte die Ansetzung eines Tages an gelegener Statt, um sich zu
rechtfertigen. — Ähnliche Schreiben ergingen an den Kaiser, die
deutschen Fürsten, die Könige von Frankreich, Dänemark und Polen,
den Herzog von Mailand u. a. ^ Der König sandte ihnen auch
Formeln dir das Anbringen an den Papst, im Wortlaut verschieden,
damit, wie licitnburg sagte, -^die Vermittelung emstlicher sei und
durch etwas Furcht wirksamer werde.« ^)
') FcnUj rtr. Austr. XX, 649 51.
') Vidi formatam, quftm illnstrissimiis dominus das Ludovicu.s jam pridem
scripsit pupac inne tam nuda esi, ui nü aliud prae SC f«rre videatuf, quam
rogalus rogo. Und an dcit Kunig /. t.
Die Apologie 5^ rtr. Siks. IX, 181 — 90. In ibu. 215 f. 276 mit der
Bezeichnung : *Co|)ia excusationis regis Boheraie, qaae emanavit ad regem Ungarie,
facta per G. Heimburg.« In Heimburgs zweiter Apologie [FpiU. rer, Alttiriae,
XX, 653]: Sed de huc alias in apologia regia mansuete dictum est ac nodcst«.
*i Etdunioer I, 316. Daselbst auch eine deutsche Übersetzaog.
*) Z. B. SS. rer. SUes. IX, 185. Xocb detitUcher tritt das in der Sn*
Teilung der für di<- <1c it?chen Für-.tt'n h''=itimmten Fa - in ; hfr\ 01 -. r!.i^ sächsische
Exemplar bei MüUtr, Keicbstagsthcatruni II, 350- S. Damit fast genau überein-
stimmend die Ausfertigung an Ludwig den Reiclien vom l. Oktober «Am. 31$ f.
264' iut! 232 f. 21 V in die Herzöge Sigisriium! und Albrech' vMiliK!a-n vom
selben Datum Böhmen u. Obtrp/ali I\' f. 62 MRA., an Nürnberg 1 1 Uctober
dhe. 315 f. 267l>, an Augsburg 13. Oktober egm, 3517 f. 149.
•) S. die Adressen bei Pessina 74S d ini Fa!.:,ky IV, 2, -595 Anm. SS.
rtr, SUes. IX, 19a Das Schreiben an den Kaiser SJiuaa [Catalog. codd.
Qwmif. cod. 4 f. 69*] zum la Nov., also aufTallend später, als alle andern.
ffc: nhurg an den König /. c. Ermisch 2I*'"; bezieht diese .Äusserung
unrichtig auf den Text der Apologie. .\ut.zügc aiu. den Formeln fUr die verschie-
denen Fttisten bei Ptttma 749 IT. Bemerkenswert ist, daia die dict Wittdabacher,
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— 201 —
Auch die Bewohner von Schlesien und Mähren sollten (Ur
Georg eintreten; die wenigsten wagten sich zu widersetzen, aber die
schlesischen Fürsten wählten doch eine andere Form, als die, welche
Heinibnrf^ vorge<!ch!ap;en hvtttcM und wenn tim dieselbe Zeit die
Biscliöfc von Olmüt/ und Hreslnu t^ar statt des Tages ein koncil
von dem Papste erbaten, '} so mochte Heimburg daran wenig irreude
haben, denn die Einleitung ihrer Bitte enthielt eine so untimwundene
Anerkennung der Obergewalt des Papstes über das Koncil, dass
die Gebrechlichkeit dieser Opposition keinem Zwt-ifel unterliegen
konnte. Aber ihre Vemiitteliing kam dennoch zu Stande, und im
Reiche bemühte sich vor allem der Kaiser für einen Aufschub des
Processes. ■)
Gegen das Ausschreiben des Königs aber erhoben sich als-
bald die Verteidiger der Kurie, die durchaus nicht geneigt waren,
die Schrift als »mild und bescheiden* gelten zu lassen, wie Heim-
burg wollte. *) Dass xlieser der Verfasser sei, wusste man sogleich
aller Orten. Nur die Entgegnung Carvajals nannte ihn nidit» son-
dern beschränkte sidi auf eine sachliche, aber entschiedene Wider*
legung der behaupteten Thatsachen , *) aber Rudolf von Rüdesheim
trat dem Kardinal sogleich mit einem ungleich umfangreicheren
Werke zur Seite und Hess es sich nicht nehmen, wie im Jahre 1461,
vor allem Heimburgs Verruchtheit ins Licht zn stellen.*') Einen
Baiern , Pfalz und Köln, ixh gemeinsam intenrenierend gedacht sind. Es wird
■Im hier schon das Haasinteresse betont.
■ ) Beide FassttDgen SS. rtr. SUtt. IX, 19a— 5. Dass die eiste von Hein-
bürg ist, teigt die teitweise wftrtltebe Ober^Utimtnung mit den mttdttn Fonndtt
und der Apoioi^ie. Die bei ^ftrtrfM S33 A. 354 dtlote Stdle ttamait nicht am
dem Entwurf Ueimburg«.
'1 A»/. r«r. Amsir. XX, 384, s. dam die Bemerkungen oben S. 254*).
Wahrscheinlich bezieht sich das Schreiben des Papstes an Bischof To t rer.
SiUs.lX, 215—73 Auch auf diese Angclegenbeit, der daselbst geDannte frater tmu
kenn wohl otnr Bis^of Protas von Olmfltt eein.
•) Siehe -SS. rer. Sües. IX, 191 u. 197. Font. rer. Anstr. XLIV, 624.
*\ *Adeo simulata conuersione et penitencia conBcLt [usus est] , ut qui
rapacisstmum Inpnm non nonerit, ex abrupto legens ouem mitisttniim pulst« ti^^
Gabriel von Verona in "seiner gleich zu erwähnenden Invektive.
"1 CJednickt nach Eschenioer's Abschrift S6. rer. SUes. IX, 203 9. Text-
besserung bei Pastor II, 359'). Eine andere Abschrift in dm. 33a f. 178 ff.,
eine dritte in KremsinUnster s. Schmid, Catalogus p. 58. Die Autorschaft Car-
vajals, von der die Handschriften nichts wissen, bezeugt Eschenlocr, der Inhalt
bietet in dieser Hinsicht keinen Anhalt vgl. auch Markgrafs Bemerkung /. c.
2o6') u. 230 nr. 352. Ammanatt ervibnt in seinen Briefen an Canrajal einige
•Apologien« desselben, doch Ist nnser SehriftstQck nicht daronter. (^eM eard.
Pap. Epist. et Comm. 80. 8S. 1
*> Mitteilung Uber diese ungedruckte Schrift von Markgraf SS. rer. SiU$.
IX, 210. Der Katalog Ton Kremsmflnster \SAmUt Catalogus p. $6] ▼erscichnet
Ulsrii^o: -; eine ■ teni.i im ^ cti^ .1 doiiiini Rudolfi Lavantini opiacopi contra vcnenosum
hereticum Ceorgium«, die nach den Citatcn von Anfang und Schluss von dieser
▼enehicdcB ist; d«L WratislaTiat 1467.
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— 202 —
gleichgesmnten Genossen fand Rndolf in dem Veroneser Bettelmönch
Gabriel Rongoni, der als sein Stellvertreter schon gleich nach dem
Erscheinen der Apologie die Diöcesancn vor dem Schriftstück ge-
warnt hatte, das er als eine von Papst Pius 1460 verbotene Appel-
lation bezeichnete. ^) Auch er wies eindringlich auf Heimburg, den
er wohl ans dem Tiroler Streite kannte, als das »erlesene Gefitss
des Teufels« hin. Noch heftiger zog er dann im Februar 1467 auf
der Versammlung zu Linz gegen die Apologie zu Felde. Er sprach
an zwei aufeinander folgenden Tagen, bis der Abend seiner Beredt-
samkeit Schranken setzte. In unerschöpflicher Wortfalle legte er
vor dem Kaiser und den anwesenden Fttrsten die Geidikdite dieser
böhmischen Irrungen dar, nnd auch Heimburg eriiielt sein gehäuftes
Teil von den nicht gerade gewählten Invektiven des Mönchs.
Aber auch die Freunde Heimbur^s waren bedenklich geworden,
vor allem Martin Mair , der noch vor einem Jahre selbst die Aus-
schreiben der böhmischen Kanzlei entworfen hatte, jetzt aber mit
Entschiedenheit sidi von Podiebrad trennte. Er beantwortete die
Apologie mit einem ausführlichen Sendschreiben an Heimburg.')
') Excerpt de* Briefen 5^. rcr. Siia^ IX, 197. Ich finde denselben ftnch
«Pm. 215 f. 274. Am Anrang heisst es hier; »troveritis iiritur, predictnni Gregoriam
per fL'licis nicniorie Plum papaiii secr.ndum oh sua conlra lulein et apos'.ollcam
sedem commi&sa crimina excommuaicatutu et pro heretico dampnatum fuisse et
esse, tb einsqne comimmioBe omoes cristifideles tamqnani membro patrido
et ab ccclcsia saiicta d.i et cnniniunionL- fulflium preciso et rcsecato otmiino jiie
probibitos, eius(^ue bona publice rei bsco esse damnata. Ob quam eius iustam
damnationem tftiiHinam desperatot et a patre mendacii, qaeni in suis arttbiis
sequitur, profcssus et ad maliciam in laqueum fidelium antmaruin in^tructus non
cessat, adversus sanclam dei sedem apostolicam et beali Petri principis aposto-
lorum principatum ttbieunqueet qnoniodocumque inique, iniaste et false latrattbns
caninis etiam sine vereccndia adversari. Inveiiit ; irofoctn diabftlus his temporiblU
in eodem Gregorio vas aptum ad m<iluiu et animam iniquam, tn qua sue perfidie
tradimaiia dissiemiDet, invenit propterea i !) homineD in eodeni Gregorio hununas
divinasque litteras et scripturas proplumnntem et oflwem eArmidein litteraram
et scripturarum sensutn in prava (.letrahentem.«
') Die Invcklive steht clm. 232 £ 190 — 203. Ihr historischer Inhalt ver-
diente woM einmal eine nähere Prttfang. V^\. die Citate oben S. 37^) u. a$8*i '
Zeit und Ort der Abfassung sind nicht angegeben, doch kann wohl nur an die
Lin7er Versai-imlun;; i,'e lacht werden, da der Verfasser wiederholt den Kaiser,
Könige und Fürsten , die >in hoc firequentissimo conventu« anwesend seien,
anredet. Könige waren allerdings, soweit wir wissen, auch in Lins nicht an-
wcsent!, wohl aber kr>niL;l:c1>c Cic-;in(ite. Urkundlich finden wir Gab; iel .illcrdini^s
noch am 3. Februar 1467 in Rom ^SS.rer.Stl.VÜ, 220), aber schon um 15. April
•diretbt der Papst an den Vikar und das Kapitel der Obsenranten , er habe
Gabriel wieder nach Deutschland gesandt, um ge^jen Podiebrad thätig /.u sein
{li'addi/ig, Annalcs Minorum XIU, 400.1; vgl. auch Chmä, Kegg. nr. 4934. Über
Gabriel unterrichtet Waiät^( 1. c. Tom. XIII, XIV passinn.
* Das Schreiben steht, leider fragmentarisch, in einem Srnnmelbande
Hermann Scbedels äm. 224 f. 279 ff. mit der (späteren; Überschritt *De regno
Bohemia« et eonpactatia,« ohne Angabe des Abeeaden oder des Adressaten,
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— 263 —
Ein entgegenkommender Anfang — er will nur die Einwürfe der
Gegner vortragen, damit Heiml)urg sich dagegen rüsten könne —
dann aber mehr und mehr energische Opposition. Mair macht sich
nicht nur die Argumentation der Kurie m eigen, dass die Korn-
paktaten fllr das gegenwärtig in Böhmen lebende Geschlecht gar
keine Gültigkeit hätten, sondern er sucht auch nachzuweisen, dass
dn^ Rasier Koncil selbst, indem es den Empfang des Abendmahls
unter beiderlei Gestalt als weder zum Seelenheil notwendig, noch
vorgeschrieben bezeichnet habe, die gegenwärtige Stellung der Böh»
men verdamme. Darum muss Podiebrad sein Volk aur Einheit der
Kirche aurückführen, will er das aber nicht, so »mag er in den
Flammen der Hölle brennen.«
Die so plötzlich erwachte Kirchlichkeit Mairs überzeugte Heim-
burg nicht. Auf die Ermahnungen zu christlicher Demut hatte er
schon in der Apologie gegen Laelius seine Antwort gegeben,') — •
auch die etwas höhnisdie Anspielung Mairs auf die »Tugendstrenge«,
die Gregor wohl öfter dem jüngeren gegenüber herausgekehrt
hatte, änderte daran nichts — und über die Eucharistie hatte er
andere Ansichten. «Das ist kein Glaubensunterschied«, sagte er,
»denn so wie die Böhmen hat es die alte Kirche fast tausend Jahre
gdialten, und Kaiser und Könige nehmen den Kelch aus der Hand
des Papstes.^ ^) Es war ein altes Argument, schon zur Zeit des
Basler Koncils geltend gemacht, *) und Heimburg hatte für seine
Auffassung so katholi«5( he Zeugen, wie Ludwig XI. von Frankreich,
der diese Ansicht fast mit denselben Worten aussprach. ^) Dass der
Satz von der Notwendigkeit des Kelchgenitsses ketzerisch sei,
glaubte auch Heimburg, aber er bestritt au6 eifrigste, dass Podiebrad
denselben auf der berühmten Versammlung zu Prag im August 1462
atisgesprochen habe. ®)
doch kann ttb«r £e Besiebnngeo kein Zweifel sein. Eine Bemerkung am
obf-ren Rande von f. 279 zeigt, dass ursprünglich die ApoIof;ic Heimburgs in
der an Ludwig den Reichen gerichteten Fassung vorherging. Abdruck Belage B 5.
Vgl. die Verhandlungen in Rom Februar-März 146a b«i Baekmaim I,
197 — 209. Dazu VMgt in Sy^ls Hist. Zeitschr. V, 415.
S. o. S. I10»K
*l Fontes rer. Austriac. XX, 657, iibereinstimmeml mit dem Briefe an
Vitez Teltl^ XI, 296. Vgl. jedoch auch Frthtr-Strttve U, 353 Z. 33, wo Heim-
burg von Hnss sagt : cujus ritns asque hodie in Bokemla Tariatnr a ritn eedetiae
OCCitlent.ilis.
*) VgU Mon. iJcnc. II, 416. Bei dem zweiten Romzag Friedrichs III.
«tsDd man deshalb ron diesem Branche ab s. Pas^ II. 376*).
'1 .S. den Gesandtschaftsbericht von 1467 bei Pahn t im Arrhh^ XL, 369.
•) .S. SS, rer,^Ui. IX, 186. 187. Ermisch 112 und besonders die zweite
Apologie Foaia rtr» Amir. XX, 650. Et ist deshalb ganz falsch, wenn AmsI
«MMW I, »36') »agt, Hdmburg oad Mair bitten ^ese Bchanptong «nge
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— 264 —
Martin Mair dürfte kaum Neigung gehabt haben, sdnem Hersog
die Formeln, welche Heimburg für die Vermiltelung in Rom ge-
sandt hatte, zu empfehlen, und auch von den anderen Fürstenhöfen
verlautete nichts, der Sturm, den Heimburg erhoffte, blieb aus. ^)
Dennoch waren die Fttrsten alle der Vermiltelung geneigt, und noch
mehr als der beabsichtigte Tilricensug veranlasste wohl die böh-
mische Frage den ungewöhnlich starken Besuch des Reichstages,
der auf den 1 1 . November 1466 von Kaiser und Papst nach NUm>
berg berufen war. **)
Auf den Reichstag verlegte nun auch Podiebrad seine weitere
Thätigkeit Er war vom Kaiser wiederholt und dringend geladen
worden,*) und sandte alsbald zw^ei böhmische Edelleute als seine
Vertreter mit den weitgehendsten Vollniaditen für den Türkenzug.
Der Pap'st aber bcvollmSchtigle Fantinus de Valle, denselben, der
einst Prukuralor Georgs gewesen war, dann aber zu Pius übertre-
tend, dessen Sache in den bedeutsamen Augusttagen des Jahres 1462
in Prag geführt hatte. Ob er beauftragt war, die Böhmen zu ver-
hören, wie Heimburg sp.lter l)ehauptete, *) mat; dahin gestellt blei-
ben. Mindestens marhte er keinen Versuch des Entgegenkommens.
Als er sie am 19. November in die Versammlung treten und wie
Gleichberechtigte ihre Erbietungea Ar den Kreuzzug vorbringen
sah, *) verlies« er die Ratsstube, und war auch durch die Bitten der
geben. Dass die von Bachmann anf_':'""<T'vne Gcsandtschafisinstruklion (/i'w/rj rrr,
Austriac, XLII, 3^5' Dicht in der uutiuuschen Kauzlci ;uis.;e.irbeitet ist. wird
sich <:eigen; die Stelle über den Prager Laadtag giebt zudem nur einen Einwarf
des Papstes wieder, kann also nicht etotnal die Ansteht der Fürsten bezeichnen.
*) Dass die Formeln von den Pfirsten wirklich benutzt worden seien,
behaupten Fessina 749 und Eschtnloer in seinem deutschen Text I, 326. Pes-
sina scbliesst offenbar nur ans den Urkunden selbst, und bei Eschenloer liegt
eine Verveclislung mit der auf dem Reichstage beschlossenen Vermtttelvng vor,
w ie seine teilweise wörtliche Übereinstimmung mit der Instrukti'^n Fontes 7 er.
Auitruic. XLil, 369 zeigt. Ich halte gerade nach diesem Aktenstück ein vor-
heriges gesondertes Vorgdien der Ffirsten für ausgeschlossen, wie denn auch
der Brief M Wirtin Mairs an den königlichen Sekretär Paul die Zögerang des
Landshuter iierzogs ausdrücklich bestätigt \Arckiv XII, 333).
') Berichtigtes Verzeichnis der iGiweseoden Fbnta rer, Atuiriae. XLIV,
622. Darstellunfjen des Reichet :i;;es notiert Emti'rh , woni noch
Badtinanii 1, 588 u. üoS kommt. VoilmaciU lla^ug J>utlwigs für Marlin Mair
tmd andere vom IS. NovemhcT mm, ungar. 1560 f. 207)>.
'1 Ladung vom 7 August .SIS. rtr, SiL IX, 195; vgl. den Brief Georg»
an den Kaiser Peuina 772.
*) Ermisch 109.
**) Den Irrtum des Dlugo^s i Afüller II, 259), dass die Böhmen überhaupt
nicht zu Worte gekommen seien, erneuert Bachmann 1. c. Dagegen spricht
neben dem Reichstagsprotokoll \.\TtUler II, 220 ilem solch zusagen den Tilrcken
widerstand sutbun, haben des königs von Böheim botschafft . . auf den ver-
gangenen mittwocb in aliwesen des päpstlichen legaten anch gcthan) derBn«r
Fantins SS. rmr, Säes. IX, 199.
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— 205 —
Fürsten und Fttntenrftte nicht m bewegen, mit den Ketzern sa
unterhandeln.^) Die Böhmen protestierten, *) aber die von Podiebrad
gewünschte grosse Diskussion über den päpstlichen Process, auf die
auch Fantin sich gcfasst machte,') erreichten sie nicht, und der Legat
erliess gegen das Ende des Tages ein feierliches Verbot an, alle
Gläubigen, den Böhmen auch nur die Beschlüsse des Reichstages
mitzateüen oder mit ihnen in irgend welchen Verkehr zu treten.^) .
Auf viele wirkte das, aber die Fürsten von Brandenburg, Sachsen
und Baiern, die, wie M.Tktrraf Albrcdu sagte, »nichts zwi?!chen oder
vor sich hatten, ; •'') hielten au dem (ledanken der Vcrmittelung fest,
und ihre Rate vereinigten sich eilig äu einem Beschlüsse. Wahrend
der Nacht musste der geschäftige Martin Mair die Instruktion tdr
eine Botschaft nach Rom, die in später Abendstunde beraten worden
war, formulieren, am nächsten Morgen stimmten die Beteiligten zu.*)
Die Kurfürsten machten sich die Hauptforderung Podiebrads, An-
setziing eines Tages im Reiche, zu eigen, aber in der Begründung
wichen sie mannigfach von den Heimburgschen Formehi ab. Da
war nidit von einem Verhör Über Recht oder Unrecht der päpst-
lichen Citation, noch weniger von einer Disputation über die Glaubens-
lehre die Rede, die Kurfürsten wollten nur versuchen, die Parteien
zu vereinigen, die Lande »mit veterliclier senfTimütigkeit« zum Ge-
horsam der römischen Kirche zu bringen. Dass der Böhmenkönig
fEtr d^ TQrkenkrieg din trefflidier Helfer sein werde, war betont,
aber in erster Linie stand doch der für Podiebrad weniger schmeichel-
hafte Hinweis, wie schädlich die böhmische Kriegsmacht den Nach-
barn sein könne. —
Das war nicht die Vermittelung, wie man sie sich in Prag
gedacht hatte, wo die Vorgänge auf dem Reichstage jetzt erst der
Politik Heimburgs völlig zum Siege verhalfen. Kr hatte von Anbe-
ginn seiner Tlirttigkeit den Kaiser als den eigentlichen Urheber der
päpstlichen Politik bezeichnet, durch die er :>im Garten oder im
»
') S. den Beriebt d. biüer. Rite bei Kluekhohn 264' .
•) Fontes rer. Anstriac. XX, 415 fT, Dam Padimanv L 589»^
*i >NuUam atüiuc querelani de processu pontiticis habuerxinl, scd habere
pretendunt.c Fantins Brief / c. Der Protest der Böhmen miiss also wohl «pl-
ter (nach dem 21. Nov.) angesetzt werden.
*) Vom 3. Dez. Font. rer. Auttr. XX, 418. Der Reich«tagsabschied
{AßUler II, 224 ff.) ist vom l. Dez. cod. mus. ungter, mite. 1560 f. 3l6.
*) Albrecbt an ». Bruder Arthiv VII, 42.
*> Mair an Helmburg 1467 jao. 26. Düx I, 516. Die Iintniktioa ist
g sonlfößer im Kaiserlicher. Ruch 109 — 1 5, un^l von Fachmann \. A.Font,
rtr. Attstr. XLII, 363 70, hier mit richtigem Hinweis auf die Autorschaft Main.
Dagegen bat Bachmann spiter 'Reicbs^escbiebte I, mit Unrecht Heimburg ats
Verfasser bereiohiict. W.is er FonUs 1. c. für die Beliaupumg beibrin. t, dass
die Instruktion in der böhmischen Kanzlei verfassl sei, ist wie ein Vergleich
aill Uöiler nnd das Folgende s«igt, meht aasrtidiend. —
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— 266 —
Schlafgenuidi sitzend« die FQrateD leiten wolle. ^) Jetzt acbien die
Besdiimpfung der Böhmen in Nürnberg, welche die Kaiserlichen
ruhig hatten geschehen lassen, ihm Reclit zu geben. In Podiebrads
Namen schrieb er gegen Ende des Jahres dem Kaiser den Absage-
brief. ^ Ungescheut schleuderte er ihm den Vorwarf ins Gesicht,
die Beschimpfung der BOlimeD selbst veranlasst au haben. *) »Wer
schuf dies Trugbild? Wer erdichtete diese Fabel?« rief er aus. Und
dann die Gedanken de-^ Kni'=e''"=" T.qsst uns einen ehrlirhpn Grund
für einen Christentag erfinden, aut dem wir den unbesiegten König
mit Kot bewerfen können, damit doch ein neues Gerede unsere
Feigheit decke, von der schon Deutschland und Italiai sprechen.«
»0 Cäsar Augustusl Das ist dein Dank fUr die neugewOttn«ie
Freiheit, die Dn nns schuldest! Als in der Burg zu Wien sassest
und durch die Fenster blicktest, wie ein Vogel im Kätig, der ent-
flattern möchte, da zitterte das Edelwild in seinem Verliess. Wir
aber gaben Dich, den alle Diener und Unterthanen verlassen hatten,
der Freiheit und der Herrschafl wieder. Da sangst Du ein an*
deres Lied.^
Begreiflich, dass auch die nach Rom bestimmten kurfürstlichen
Boten, als sie Anfang Januar 1467 in Prag ihre Instruktion vorleg-
ten, keinen freundlichen Empfang fanden. Der König hiess sie
«weder reiten noch nicht reiten.« Heimburg aber schrieb voll Zorn
an Herzog Ludwig, um ihn vor Martin liitairs Ränken zu warnen. *)
Podiebrad glaubte wohl, dass das eigene Interesse die Fürsten zur
Vermittelung um jeden Preis zwingen würde, denn unmittelbar dar-
auf kündigte er den Venetianern dennoch das Eintreffen der kur-
') Heimburg an Vitez Te/ely XI, 166.
*\ Ptssina 771 u. Lünig, Codex Germaniae diplom. I, 1519.
*) Die Beschuldigung ist wohl unbegründet, da der Kaiser, wenn es ihm
von vom berein om einen Schlag gegen Podiebrad su tbun gewesen w&re, doch
nicht verj^emen hitte, Breslau so laden. SSL rir. Säts. IX, soa
*] Aussernrifj des Kaiie:-> zu l.inz 12 "i I'ebru.ir 1467. Arihiv 347.
Zeitbestimmung der Gesandtschaft nach dem Briefe der Breslauer 6'5.r/r.5t^ IX, 219.
*) Knr ans Main Erwidening vom 36. Janaar 1467 bekannt. — Der soge-
nannte F.rlh,ichhc!:< !n -ulufl^tu sl^t im MRA. is darillier PalaU IV, 2, 159"')
entbält als Aussage l^rlbachh das Folgende: «Item es wäre auch dem Gorsigken
eint mal« von «einen raten an Nurembeig, die aufT dem grossen tag daselbst
gewesen Ovaren, t;esclinhcn worden, wie sich doctor Marten in demselben
laji vasi viiirewiicben hintz dem Gorsicken gehalten helt, also wäre er za
derselben zeitt zu Prag gewesen vnd hintz im geredt: Wir wollen unnserm
t liweViri hertzog Ludw*iL,'en . l. eru'ii, I i: t-r lf*n vn^etrewen menschen doctor
Merten -.in selbs vnd vn- i^clm^kliLhcii .iniuiinc, dann er weste wol, das er im
das nit versagt, wann er mocht seins yngetrewt-n wesens leng nit i^cdiilden.
Also hett er, Erlbach, solichs vnderstanden zu derselben zeitt, damit es nit be-
scheben wäre, vnd dem Gorsigken ettlicb vrsacb ertaelt, donimb er es vodcr-
wegen gelatien bett.«
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— 26/ —
fllntlichen Gesftodten an,^) tind Heimbarg hielt die sprichwdrtlidie
Ltngmat Friedrichs III. für fähig, auch nach all' dem, was vorge*
panf^en war, den neuen Versuch zn unterstützen. ^) Darin täuschte
er sich, aber Martin Mair lenkte in der That ein. Er schrieb Heim-
burg am 26. Januar einen Brief mit lehrliaften Erklärungen tiber die
Freundschaft, denen freilich auch der Hinweis auf die Gefährlichkeit
der Feindschaft des Schreibers nicht fehlte. ^) Cirej^'or antwortete
freundlich, aber zugleich sandte er ihm den Entwurf zu einer Rede
für die Gesandten, den er selbst ausgearbeitet hatte. ')
Es war ein rhetorisches Prunkstück mit Citaten nach Art der
Reden Tom Mantuaner Kongress, an die manche Wendung auffallend
anklingt. Dass die Türken eigentlich Perser seien, war so wenig ver-
schwiegen, wie dass der Name Franconia nach Heimburgs Ansicht,
die übrigens auf der viel alteren Weisheit des Ekkehard ruhte,
von der ferocia der Sigatnbrer abzuleiten sei,') und auch über
die Lage der deutschen Landschaften sollte der Papst ein mehreres
hören. Vor allem aber war es eine Verteidigungsrede fUr Podiebrad.
Die Einwände, welche der König in der Apologie gegen den Gang des
Processes erhoben hatte, sollten die Fürsten sich zu eigen machen,
die Erbietungen Podiebrads für den Türkenzug rühmend betonen,
die Haltung des Fantinus beklagen. Es entging Heimbarg nicht,
dass man ihm vorwerfen könne, er drohe, statt au bitten, aber er
liess sidi doch nicht abhalten, noch besonders auf die Brttderrotten
') Po.!it.-l>rad an den Dogeii 1407 jan. 25 font. rer. Austr. XX, 424.
') Ileimburg an Morosini 1467 jan. s$ (JDüx I, 5101 »Imperator quo»
que regis amiciiium mnjTin mctri coru, Rex vero mulia moderatione circa eum
vicUstm uüiur, ul nihil inimicum ncc ciuid^uu-ra nimis blandum emittat.« Über
die Adresse des Briefs s. w. u.
') Düx 1, 514. Der hier genannte doctor Fridericus ist der Propet
F^edrich Manerltircber, über den zu vgl. Verhandlungen det histarueken VtreiMi
/. Aüdfr/>ayern \IU, 341. X, 94. Beziehungen Heimburg» zu Mauerkircher zeigt
bereits fllr 1465 der Vermerk bei Ärenner, Buienscbe LandtagsbandtaDgen
VII, »17.
* Dlt Brief Heimliiirgs ist wieder nur aiib der Aritwort M.iirs vom
12. Februar bekannt. In dieser beisst es: «Exaroinasti ea, que pridem in conventa
Norembergensi pro domino rege ftterant aTwat«, didtqne flla in materia et forma
peccare, et provide i n t r u et i on e s conooiiisti, quibus dominus rex sitit
causam suam nomine principum apud pontihcem maximum agitari.« Diese >In-
stractiones* oder vielmehr die Rede Heimburgs ibt oiine Nennang de» Verfassers
nach dem Exemplar de? /''S.'.4. gedruckt bei ÄVw)ji7y 108 t"? v^^l . t eiula 37**).
Kineu Auszug gibt i'cssina 767 — 9. Die Autorschaft lieinibuigi wini sicher
gestellt durch die wörtliche Übereinstimmung mit dco Citaten in Mairs Brief,
- Podiebrad und Heimburg erwähnen schon am 25. Januar in den citierten
nach Venedig gerichteten Briefen eine »oratio praesentibus introclusa et apud
sedem apostolicam recitanda«, welche mit der Heimburgs identisch oder ihr
ähnlich gewesen sein muss.
*) VgL oben S. 105. über die Etymologie s. WtAti^ Des Jordanns t.
Osoabrttck Back Uber dss römisdie Reich 14.
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— 268 —
hinzuweisen, die, wie einst die Gothen» sich wohl Uber den Erdteil
ergiessen könnten, »nur nicht von Hunger getrieben, wie jene, ton'
dem von Kampfeslust und Rache.
Mair erhielt dies ?>chriftstück auf dem Tage zu Linz, den der
Kaiser berufen hatte, um mit meinen aufständischen Baronen zu ver-
handeln, zugleich aber um mit den Landähuter Raten ein Abkom-
men SU trefllen. Denn Mair hatte seine Partei bereits genommen.
Er war überzeugt, wie er ja auch Heimburg geschrieben hatte,*)
dass der Pap^^t trotz der besten Verteidigung Pcxliebrads in dem
»Glaubensstreite Recht behalten werde, und er beeilte sich, für
seinen Herzog eine neue gesicherte Stellung zu gewinnen, er er-
strebte den Anschluss des Hauses Baiem an Österreich, vielleicht
auch an Burgund. ^ Was er an Lina sah, mnsste ihn in seiner An-
sicht bestärken. König Georg hatte Friedrich III. an der empfind-
lichsten Stelle getroffen, als er einige aufständische Edle, vor allem
Georg von Stein, der noch von Herzog Albrechts Zeiten her ein
persönlicher Freund Heimburgs war und jetzt mit dem Kaiser um
die Herrschaft Steyer im Streite lag, zu seinen Dienern aufnahm.^)
Mit ungewohnter Schärfe erwiderte deshalb Friedrich den böhmi-
schen Gesandten, welche in Linz alte und neue Fordeningen und
Beschwerden ihres Herrn geltend machten, zugleich erkannte er den
böhmischen Herrenbund förmlich als kriegführende Macht an. ^)
Aber der Kaiser war kein verlassiger BUndner, und Mair hielt den
Aufschub des grossen Kampfes noch immer für das Wünschens-
werteste. So legte er Heiiiiburg in -( honender Weise dar, wie sehr
eine Rede in seinem Stile den Pa])st verletzen müsse, und fügte
einen neuen Entwurf bei, der nun freilich sich ganz an die Nüm-
' S. []. A^tcn des T .^^es bei PainU VOi Archh XL, 341—51. Main
Anweteoheit er^iebt sich au» dem Briefe an den böhmischen Sekretir Panl, in
dem Mair ein Gesprich mit der polnisch«» Gesandtschaft crtShIt (Artkäf xn,
334). Diese zof,' d.imuls von Prag nach Rom TeUky X!, 24C) und SS. rer, SU,
IX, 220 , so da&ä die Begegnung nur oacb Linz verlegt werden kann. Vgl.
Caro, Gesch. Polens V, 1,27$*), der aber Mair inig nach Ptaff ▼enetst. S.nach
den »Zettel« rLfhr, Kah. Purh 113.
't In der oben cUierlen Ervvjderünj^ auf die Ajirilogie.
'1 S d. Briefe M.irki^r.if Albrechts bei I/o/^^f , 1 c. 115--8 und die Nach-
richten .'IrcJiiv XL, 361 \'';\. Ulf.h-mann, Die Reichspolitik d. Grafen Hang
von Werdenberg 1466 86. Diss. Grcifswald 1883 p. l6-'u
*i Bachmnnn L 611. Über GeoT); von St«n vergl. Beiirr,». Lamäiniimdr
VOM öfterrekk ob der Enns IX.
Chmel, Regg. nr. 4909. 49S6.
»Aber nach solcher antworlt und efferung der wortt volli^'t nit khai-
nerley theu, sondern es war oar ein schein vor den leutten, wan der khayter
Itielt dem bobaimb bey dem stuell tu Rom allweg fnr, damit er nit wnerde
gepannt als ain khelzer.« Anonymi Chronicon Austriacum \'>t\ Sefikttif'erir Y .
Die Nachricht i^it nicht richtig, wie das folgende zeigt, aber sie zeichnet die
allgemeine Auffassans.
uiyui.^L.ü Ly Google
<— 269 -
berget Instruktion anschtoss und mit dem Schriftstück Heimbw^
nicht viel mehr als die Schlussworte gemein hatte. Alles war auf
den Ton demütigster Bitte gestimmt, tind iim allen Anstoss zu ver-
meiden, stand gleich am Beginn die unumwundene Anerkennung
Pauls II. als des »andern Petruse. Auch sonst waren die Formfragen
peinlich erwogen. Den Königstilei Podiebrad zu geben, hatte Mair
gegenüber dem Drängen Heimhurgs nicht wohl verweigern können,
aber dennoch vermied er das verhängnisvolle Wort und sprach nur
von idem, der in Böhmen herrscht.«
Wir wissen nicht, welcher von beiden Entwürfen der Gesandt-
schaft mitgegeben wurde, aber sur Vermittelung war es schon zur
Zeit der Beratung /,u spät, am 23. Dezember 1466 hatte der Papst
in feierlichem Konsistorium I' odiebrad als rückfälligen Ketzer für
abgesetzt erklärt.'^) Erst Ende März 1 467 brachte dann die kur-
fürstliche Gesandtschaft ihre Werbung in Rom vor, natürlich ohne
Erfolg. 3)
Heimburg hielt überhaupt nicht viel von dieser Vermittelung.
Noch ehe er sichere Kunde von der päpstlichen Endsentenz hatte,
warf er selbst Papst und Kaiser den Fehdehandschuh hin, etwa um
die Zeit des Linzer Tages verötlentlichte er die Streitschrut. deren
Entwurf, wie wir sahen, in die ersten Wochen seines Prager Auf-
enthalts zurttckreichte.
') Mftir «n Heimburg 1467 febr. 12 Düxl, 517. Am ScUnas bdnt «s:
»Spero ctenim, qiiod audientia iutta cnntinenlinm nrationis mte praesen-
tibus domino regi transmisse habitü, vcl pa.pa dicm indicel« etc. Diese
»Oratio per doctorem Mair concepta, quem oratores principum Bauarie et
Saxoale ac marchionom Brandenbargensium in facto regis Bohemie coram papa
facere debent* steht in ffm. 414 p. 153 ff. DerScUoss lautet (p. iSS^i- »Hec
omnia ipsorum dominacioncs .stncera mente postulant ac de sanctitate tua con-
fidunt et indubie sperant, talem tu« beatitudini de se Adem esse, ut ip»i tam
refjenti quam regno Bohemie nil aliud suadeaat, quam quod ad laoaem dei
ceclat :ic honori t-t j^'loric sedis apostolice tueque sanctitatis conueniat atquc
noa solum regnaotis et regui sed et toctos rei publice ciuistane saluti plarimuxu
eondacat. — Habet igiinr tua clemencia, beattsstme pater, eonsideradonem
illustriani iloininorum nu-nriMii Mijini nominatorum, 'iLibu^ viis ijisi noniinis tui
gloriain ac rcgni Bohemie suluiem et incolumitatem atque Turci obpugnaciooem
fieri capiont. Idcirco tperant, bas preces saas Bullomodo casias fore. Nam
quod tua beatttndo intime desiderat, videücct r^^nantis Bohemie efTectu.ilom
obedienciam et fidelitatem, hoc idem princijxs tnei cordialiter cxupiaiu. Et
licet tam dittersonim Studiorum labore atque aho Calle nitantur, ad eundcm
tnmcn finena aspirant etc.« Man vergleiche damit den Schlos» des HeimburgscheB
Enlwurfs.
■) Absettnngsbulle SS, rtr, SUtr, IX, 210—3. Vgl. AmUmmm I, 59a;
Ai/ar II, 360
Über das Schicksal der Gesandtschaft unterrichten Fonf. rtr. Amtr.
XX, 427. SS. rer. StJes. IX, 220 nr, 353. Archiv VII, .; i XI-, 355 u. 357.
*) Gedruckt von Palacky FonUs rtr. Austr. >'.X, 647 — 60, hier ins Jahr
1467 gesetat, Markgraf 'SS, rer.W«t.\TLi 190) nimmt 1466 an, weil Heimburg
die S«>t«na vom 23. Dea. noch nicht kennt. Die» ist kcto stichhaltiger Gnmd^
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— zyo —
Heiroborg spricht hier iia dgenea Namen, aber er spricht nicht
von sich selbst. Sein Ziel ist die Verteidigung des ^^mildestenc
Königs, die Brandmarkung der Politik von Kaiser und Pap?;t, deren
innerste Zusatiunenhänge er autzudecken bestrebt ist. Manch einer
erfuhr wohl hier zum ersten Male die Verkaufsgeschichie der Neu-
tralität und das Genauere ttber die Kardinalswahl Enea Silvios. Bei
anderem mochten die Eingeweihten den Kopf schütteln, so bei der
freilich mit meisterliaftcr Lebendigkeit gegebenen F.rzahlung vom
Ent'^at/c des Kaisers in der Wiener I?urg diurh den Röhnunkönig, ^)
oder bei der Erklärung, dass Zdenko von Sternberg jene berühmte
Äusserung Podiebrads über den Kelchgenuss erfunden habe. ^) Aber
Heimburg suchte seine Waß'en nicht nur im Gebiet der diplomati-
schen Enthüllungen, er gab auch den Klatsch der Hcifc ungesrheut
wieder. Da ist niclu nur von all den kleinen Liebhabereien Fried-
richs III., von seiner Vorliebe für Perlen und Edelsteine und vor
allem von seinem Geize die Rede — »deshalb ja gewann er sidi
auf der Romfahrt die eiserne Krone nicht, da er mit Gold, nicht
mit Eisen streiten wollte« — , auch die geschlechtlichen Verirrungen,
die man dem wciberscheiien Könige nachsagte, fanden Erwähnung.
Dem Papste aber gab Heimburg ofien Schuld, dass die Gemahlin
Sigismund Malatestas» des Tyrannen von Rimnii, seine Tochter sei. ')
Es war der Brauch der italienischen Invektive, die bei Beschuldi-
gungen dieser Art das Wirksame Über das Wahre stellte. — Den
Ton dieser Muster hat Heimburg in anderer Hinsicht glücklicher
da die Sentenz Mair noch am 12. und König Georg noch am ii. Februar nicht
oder luthl ofilciell bekannt ist. {Archiv XII, .^34. Fontes rer. Austr. XX, 427
vgl. Paiacky IV, 2, 421 \ Ich setze die Streitschrift in den Februar 1467, weil
ich glaube, die daselbst p. 658 mitgeteilten Zugeständoisse des Königs ao den
Herrenbund »uf den Tagf e« Nenhans (a. Febr.) beziehen m müssen. Am 10. Jan.
1467 schreibt Heimhurj^ an \'nor- »Multo latius miih t hac rc (sc. Rcmaiii pontiticia
in me patratax insolcntias; r. p. v. scripsissem, tum me excasaado tum etiam
pape ian mortui et viventis sen eesaris calnnmiis accnsando, led iain sdvMtlun
r. r. p. V. . . prestolando m.uui m-^ i.nntinew,« ArMvWl^ 339, Damals war alfO
die Apologie wohl noch nicht erschienen.
') lifan könnte annehmen, da» Heiniburg selbM der »utto* aetate grandior,
non insulsus ncc litcrnruin pi^nitns expers» p Ci^d" ^,'ewesen sei , welcher zu
Podiebrad d,imals 1 Dez. 1402) die beissenden Bemerkungen über den Kaiser
gemacht haben soll, doch ist dies chronologisch nnmdglicb.
») Vf;!. Markgraf i. d. j:.s: rer. Si/es. IX, f . o
l\i:,tor il, 359'* widerlegt den hier und aiulerwiiris gegen Paul II.
erhobenen Vorwurf der Unsittlichkeit, ohne jedoch auf die bestimmte Form, in
welcher derselbe gerade bei Ileimburg auftritt, näher einzugehen. Es wäre
interessant, die (Quelle des Gerüchts zu kennen. Von einer Tochter des Papstes
weiss auch das bei Fastor citierte Epigramm dcs Janus Pansooius. — Ober die
gleich darauf von Heimburg erwähnte Abtretung Ravennas an Venedig 8. Pattor
II, 327. 329. Die folgende Sielte der Apologie ist leider durch Kormptlon
aATentl&dlicli.
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— 271 —
nachgeahmt. Die SchwerfiUligkeit der BeweisCUhrung, wie sie noch
in den InvektivcD gegen Laelius und Ciisa hervortrat, ist hier fast
gän/.Iicli geschwunden, die Er/ählung kunstvoll belebt, nur durch
die häufig wiederkehrende Siiiclerei mit gleichlautenden Worten
entstellt. Mit einer halb ironischen, halb pathetischen Anrede an
den Papst schliesst das Ganze.
Die Wirkung der Streitschrift aber blieb aus, ^) vielleicht weil
die allgemeinen Krörtcrungcn über Koncil und Papstgewalt fehlten,
welche liei hiinKinistisclien wie bei mönchischen Lesern die Haupt-
anziehungskraft hatten, vielleicht weil keine gleiche Krregung mehr
diesen Anklagen entgegen kam. An den Universitäten freilich, be-
sonders zu Erfurt nnd Leipzig, disputierte man viel über die Böh-
men, die Älteren rieten zum Frieden, die Jugend nahm feurig das
Kreuz,*) aber es erschienen doch keine Streitschriften mehr, wie
zur Zeit des Koncils, oder wenn sie erschienen, flogen sie nicht
wtAt, Martin Matr halte recht gesehen. Seit dem Bekanntwerden
der päpstlichen Bulle schlug aller Orten die Stimmung zu Ungunsten
des Königs um, und auch Markgraf Albrecht war erstaunt, jetst
an vielen £nden Rede gegen den König hören, *do wir vns sien
nicht versehen hetten.« ^) Die K.reuzzugspredigt, von Rudolf von
RUdeshcim und sodann von Lorenz Rovarella auf das geschickteste
organisiert, *) wirkte auf die Volksmassen, zumal da die Kurie dies-
mal Vorkehrungen traf, den Argwohn, dass das Geld zu andern
Zwecken verwendet werde, zu ersticken. — Heimburg hatte an
Can-^ajal geschrieben, man werde es nicht begreifen, dass der ■■^ge-
liebte Sohn« der Kirche jetzt ein Ketzer sein soUe^ aber die Uber-
legung der Menge war eine andere: »Der kflnig von Behem,€ schrieb
Burkard Zink in seine Chronik, ^ist abtretten vom christcnlichen
glauben und ist ain Htis<; worden.« ^) Und gegen die »Hussitenc
nahmen nun Tausende das Kreuz. ^)
Für die Fürsten waren diese Bewegungen freilich nicht viel
' Mir »tod weder wettere Haadschrifteii «oeh Erwihaoacen der Apo-
logie bekannL •
Vgl. B$dt*mt9er II, 17. Jordan 414. Kmftthdtt^ Utliten. Erfurt I,
18. Cod. diplom. Saxon r^. IL ÜMptteil XI, 179.
•) AreAiv XL, 355.
*) S. d. Bestlmmiuigen Rovurellii« 1468 jtili 9 in SS. rtr. Sä. IX, 383—5.
Die Formeln der Kreitz weihe bei T^rdü« 480 und die Instructiones praedii atonun
bei Diix I, 495. Mehrfach handschriftlich z. B. äm. 3786 f, 177 ff., wo auch
•Uerlei ttbcf die Verbreitong vgl. S/. Ckr. VII, 414. S. aucli J'a/acfy IV, 2,
jao^'). Ermisck .fna/ec(a Frannfcann !l, 427. 434. Pastor II, 36a*),
") Freilich iiiclil immer mit I:lriolg s. St. Chr. X, 302.
') St. Chr. V, 317. ICine ähnliche Notiz einer deutschen Chronik s. J.
1461 bei Kluckhohn 161'), S. uuch die Speyerische Chronik bei Mont I, 105.
^) Vgl. Font. rtr. Austr. XX, 489. Janssen 11. 253. Gemeiner HI, 435.
443. Jäultr, GeteUehte Baiena lU, 473.
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— 272 —
mehr, als ärgerliche Störungen der Landesordnung, ^) aber sie hemm-
ten sie doch in ihren Bewegungen, und selbst Männer, wie Mark-
graf Albrecht verwahrten sich dagegen, dass jemand sie »von dem
Glauben dringe.i »Wir wuHen aeutralis pleiben vnd jm glauben ein
guter criste«, schrieb er an seinen Bruder in der Mark. —
Es war dies nur ein Moment unter vielen, welche fttr Podie>
brad die Rücksichtnahme auf die deutschen Fürsten (Urs erste zu-
rückdrängte. In der gesammten europäischen Politik vollzieht sich
in diesen Jahren eine \\ andelung. Neue Gestalten treten beherrschend
hervor, vor allem Matthias von Ungarn, der bedeutendste unter den
humanistischen Condottteri, die einen Thron erbeuteteuj neben ihm
Casimir von Polen, dem gerade im Jahre 1466 durch den Frieden
mit dem Deutschurden die Hände gelöst werden, im Westen Lud-
wig XI. von Frankreich, der das Königtum zur : Seele seines Lan-
des machte. Es sind die Genossen des Marinischen Bundesplanes.
Auf der anderen Seite steht Burgund, dessen Annäherung an den
Kaiser und die Wittelsbacher damals beginnt, von Böhmen sogleich
argwöhnisch und feindselig beobachtet. In Italien gewinnt die
Republik Venedig an Bedeutung, weil der Papst ein Venetianer
war, und der Türkenkrieg sie zur Vormacht Italiens machte.
Die Ziele der böhmischen Politik, weldie in diestt Riditnng
lagen, hat Heimburg sogleich scfaarftinnig erkannt und aufgenommen.*)
Seit der Zeit des Tir(der Streits hat sich doch mandies in seinen
Ideen geändert. Zwar seine Grundansrhauungen, zumal über die
Heilsamkeit des Kuncils sind dieselben geblieben, und es freut ihn,
Teilnahme für dieselben zu finden. Er verfasst die Appellation,
welche Podiebrad am 14. April 1467 gegen das päpstliche End-
urteil einlegt, ganz im Tone der .\ppellationen Herzog Sigismunds,*)
Rat-fhlägc in (gleichem Sinne gehm aur!i an die sächsischen
Herzoge. ') Aber wjr iiorrn iik hts von einem persönlichen Eingreifen
^) Vgl. besonders Krmi-ck 64. 77 und den charakteristischen Bericht aus
Nttniberg St, Ow. X, 29b; 306, womit «« vergl. Pintt. rer. Amtr. XLII, 453.
•j 1467 april II Arthh> VII, 42.
*j ü. bes. den Bericht der nach Frankreich geschickten Gesandtschaft.
Heinburg an Vites 1466 juli 3 TtUbf XI, 164.
Ileimburg an Vilez 1467 jan. 25 Düx I, 504.
font, rtr. Amtr. XX , 254. Die Autorschaft lieimburgs bezeugt
Etdteidoer II, is. Vgl. SS. rtr. Stet. IX, ss6. Auch Matthias Döring enrihnt
Heimburg hei (.lir» cm Anla^s Ä'ieäe/ IW i,
'') Limuth 32. Der Raläcbtag ß^iuu. Sa^koi Kapsel 4 f. 3S1 DStA.j an
den Kanzler gerichtet, legt besonderen Wert auf gleichzeitiges Vorgehen der
HerzÖre mit (kii nischöfen und Domkapiteln, doch handelt sich in erster
Linie nur um eine Appellation von <len Geboten des Legalen an den Piii)ii.
Bezeichnend ist die Be;;randimg: »zuueruiidene sollichen großen vnrath» der in
irem furstcnlhume des bannes addir interdicis halben irstehn muchte. oach do
mite scubcsorgene, das äoUiche herliche gotesdinste, die tegelich in irem fiirstea-
tlkiime geschebcn« mchl niddergelegtb rnd gaats TcrwOstet wurden.«
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— 273 —
Hdmburgs, «Is Podiebrad Anfang 1467 mit König Ludwig von
Frankreich emsthaft Uber ein allgemeines Koncil verhandelt,') und
auch sonst lässt sich erkennen, dass die Frage Uber Koncilshoheit
und Papstgewalt nicht mehr im Mittelpunkte seiner Krwägungen
stellt. *) Die zweite Apologie erwähnt diese Dinge kaum. Dafür
tritt ein anderes hervor. Wie in der Schrift gegen Laelius recht-
fertigt Heimburg auch diesmal seinen Angriff, aber nicht mehr mit
allgemeinen Erwägungen über das Menschliche der Leidenschaft,
sondern mit bestimmtem Hinweis auf die T.iebe rnvn Vatcriande. ^)
Mit grösserer Klarheit als vordem prägt er den .Staatsbegritl aus.
Gegen den Vicekanzler des Königs Matthias erörtert er den Be-
griff der Konspiration und verwahrt sich lebhaft dagegen, dass man
auch die Bündnisse der Könige, wie die der Unterthanen, mit diesem
Namen bezeichne - die Anwendung der Theorie im vorliegenden Falle
zeigt, da<?<; Heimburg das römische Reirh bereits ni( ht als einen Staat
betrachtete. Weit schärfer als im Tiroler Streit betont Heimburg an-
gesichts der Streitigkeiten mit dem Herrenbunde den Unterschied der
geistlichen und wehlichen Gewalt. tSoU ein geistlicher richter macht
haben, & schreibt König Georg an Markgraf Albrecht, ®) «in einem
schein geistlicher vrsachen den werntlirhen fürsten jren fürstlichen
gewallt zu benemen, so mocht kein werntliciier lurst lenger geherr-
schen, denn es jm von der geistlichkeit vergunnet wttrde.« Und den
Geistlichen führte Heimburg vor, was sie dem Lande verdankten,
dessen Ruhe und Wohlstand der König geschaffen habe. ') — Dass
er selbst in dem neuen Vateilan<le dennoch ein Fremder blieb, sollte
Heimburg erst später erfahren.
Auch in anderen Funkten denkt er schärfer als bisher. Für
die römische Kanslei hatte er noch in der Invektive gegen Cosa
ein Wort des Lobes Übrig gehabt, jetzt ist ihm der ganze römische Hof
'( S. citierten Gesandtschaftsbericht -fn-^w XL, 357 — 71. Man bemerke,
dass vorgeschlagen wird, das Koocil möge »durch die nalioa« (=per naliones)
gehalten werde», also nach de* Konstanscr, nicht nach der Bader Ördamig.
Vgl. /V»/. rer. .ittstr. XX. 4S9.
*' Dass auch Podiebrad keine grosse Neigung Hir ein Koncil gehabt habe,
wie Markgraf {Forschungtn IX, 228' > meint, dOrfte sich nicht erweisen l«s$en
vgl. «kmda 238*1. 243'}. Bachmann I, 486.
*) »Pulsal amor patriae, cunctis post deum nexibus tenacior.« Fi»nL rtr.
AMtr, XX, 647.
*) Fttr die veränderte Anwendaag des Bildes vom corpus mysticum vgL
man den sicherlicli von Heimburg verfftssten Brief Pndiebrads an Matthias
Ttleky xr, 249.
^) Heimburg an Vitez 1467 Jan. loVüx 1, 504; vgl. auch den Brief
vom 19. Febr.
•) Archiv VII, 44—46.
') Schreiben an den Bischof v. Olmiiu Jordan 515 — 8. Vgl. ßachmann
l 596*;. Jr4fler im Artkm XII. 324.
JsaeUoueha Heimlmrff. IS
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— 274 —
eine Stätte der Rechtsverdrehung und des Betruges. Auf dem
Mantiianer Kongress hatte er von Papst Felix noch als einem un-
rechtmässigen Eindringling gesprochen, jetzt scheint er nicht abge*
neigt, aus dessen letzten Verordnungen rechtliche Folgerungen su
ziehen. ^)
Unverändert bleibt vor allem sein Hass gegen den Kaiser.
Ihn, von dem selbst die Schmdchter nur sagen konnten, dass >auch
die unmässige Erregung das Gleichgewicht seiner Seele nicht störec,')
und der damals schon an die neue Romfahrt dachte, sah Heim-
burg als den bewegenden Mittelpunkt der anti böhmischen Politik an,
ihm schrieb er, wie die Beschwerden des Herrenbundes, so auch
das Misslingen der Verhandlungen in Neuhaus zu, wo Podiebrad
noch einmal versuchte, die Aufstindischen zu versöhnen.*) Aber
dieser Fehler in der politischen Re<^nung Heimburgs wog nicht
schwer, so lange die Kurie keine anderen Bundesgenossen zum
Kampfe fand.
Heimburg that alles, um dem vorzubeugen, ttberall verwertete
er jetzt die persönlichen Beziehungen, die er in früheren Jahren
angeknüpft hatte. Die Sache Georgs von Stein vertrat er mit Wärme
bei Podiebrad nnd schrieb an Stein selbst aufmunternde Briefe. Ein
Krieg zwischen Böhmen und dem Kaiser schien ihm unausbleiblich,
deshalb beglückwünschte er die Aufständischen zu ihren Erfolgen,
Hess Stein die Möglichketten eines Überfalls auf Wien auskund-
schaften und fand es erfreulich, dass man ihn mit Jan Giskra, dem
alten BandenfUhrer der Könige Albrecht und Ladislaus, verglich.^)
In Venedig wandte er sich an alte und neue Freunde, er
dachte daran, dass eine Vermiitelung des I>)ogen, wie im Tiroler
Streit, vielleicht auch hier Platz greifen könne; hinderlich schien ihm
*) Vgl. Frehtr-StTuoe II, 263 Z. 48 mit FonL rer. Austr. XX, 649.
*> S. o. S. 94') Qod ArOm XII, 340.
'1 •Quem nullus immoderatns aiiilDi motus contnrbat.« InTcktWe de« Ga-
briel V. Verona <im. 23a f. igöb»
*) S. C^meL, R«gg. nr. 4$S9. Hehnbvrgs Verdacht grilndtte dch wohl
vor allem darr^nf, dass MSnncr wie Ruclolf v. Rüdesbeim and Jobamies Rot
tugleich dem Kaiser und dem F.ip^tf »ahestanden.
* S. den Brief an V,co\g v. Stein Artkw XII, 337, ao Vit» TeUfy XI,
267. Über den Tag zu Ntuliau> ■ Fein .Tar 14^7^ vgl. Palacky IV, 2, 425.
*) S. 0. S.2ü^*j. Die Briefe Heimburgs an Georg v. Stein sind nur von
Hofier im Archiv XII, 336—8 abgedruckt. Der erste Brief nr. 8 ist nach der
Scblussbemerkung wohl in den Juni 1466 zu setzen, seine Beziehung ist uoklor.
Die von Höfler zum Teil fehlerhaft gegebenen Pandektensicllen sind: Lib. HI
Tit. I 1. 16; Lib. XIX T. 5 I. 5 ; Lib. II Tit. 14 1. 7. Zur Erl.äuterung von nr. 9
vgl. Ermisch 39«<*j ood im allgemeinen Aiwt^mi chronicon Auttriacum bei Stth'
V, 338 ff. In nr. 10 bei HSfler ist S. 337 7.3t statt •cannen Insinm«
zu lesen »carmcn Lucani.« Die dann fulgenc'.cr eln-nfalls arj^ verstümireUer.
Worte stehen Pharsalia VIII, 483 ff. Eine weitere Textbesserung bei Jordan
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— 275 —
nur der Umstand, dass nach dem Brauche der Veoetianer solche
V«rluuidtungeii nur in Venedig selbst stattfinden konnten. ^)
Vor allem aber richtete er sein Auge auf Ungarn. Wie wir
sahen, war Johann Vitez, der erste Rat des Königs, jetzt Erzbischof
vnn (itan, seil den Tagen des Königs Ladislaus mit ihm befreundet;
Humanistische Bestrebungen, aber auch gleiche Anschauungen Uber
die Kondlien einten die beiden Männer. *) Auch dem Bttndnis zwi*
bc hen Ungarn und Böhmen war Vitez geneigt, aber die Schwierig-
keiten, es aufrecht zu erhatten, mehrten sich täglich. Die Freund-
schaft des Königs Matthias mit seinem Schwiegervater Podi> brad
war schon seit dem Jahre 1461, als sich der Ungarnkönig im Still-
stand zu Laxenburg von jenem verraten glaubte, keine aufrichtige
mehr.*) Matthias sah in Fodiebrad einen Nebenbuhl»-, der in der
Türkenfrage, wie in anderem die Führerschaft an sich zu bringen
suche. »Got hat ym czwen vater geben, c äus-erte er mit Bezug
darauf, dass ihn Kaiser Friedrich 1463 an Sühnesstatt angenommen
hatte, »ayner wolt yn albeg vmer der gaisel halteft, das er in strich
mit der gaisel, wan er wollt. Der ander hielt in sdiön mit guten
werten vnd straffet in [nit], Nue wer es naturlich, das sich die kinder
gern dahin hielten, do man sie ?chön hielt.;*) In dem Kirchen-
streite legte Matthias Wert auf seine Rechtghuib;gkeit, es war be-
deutsam, dass er schon 1465 dem Papste eine Absciirift des Krö-
nungseides Fodiebrads übersandte.^)
^) Die venciianischen Briefe Heimbargs am besten bei Däxl, 509 — 513
Beilage 9 Ii. Der iir. 9 als Adressat genannte Franciscus patricius ist nicht
genau bestimmbar. Nr. lo i^t, wie der Inhalt von nr. 9 »eigt, an Paul Moro-
sini gerichtet; die von Ilofler \Arckw XII, 33^ nr. 6) und Markgraf A'eues
LattsitM. Afagas, XLVII, 229 nr. 231; gegebenen Adressen sind falsch. Nr, 11
bei Dtbt ist von 15. .Sept. 1467 datiert, gehört jedoeh oflenbar mit dem Ton
Höfler \Ar(hiv XII, 334 ur. 5 abgedruckten Briefe Könitz Georgs zusammen.
Da der hier genannte venctianiscbe Gesandle Johannis Emo (= Aymo) schon
im April 1465 nach Venedig tarfleVkehrt, {M<m. Humger. Acta txUma I, 319^
$0 dürfte iinit Rüc1;sicht .\\\\ das '.miio t.-I;kp~n'i .st.iu H67 -ii lesen sein,
so dass diese beiden Briefe den Anfang der Korreispondenz bilden. Adressat
ist «obl kaam der Doge, so Hau» Laut, jU^f. XLVlIt S39 nr. sjo n. S19}
sondern wieder der genannte FrRndscas. Z» dem Brief« König Geoigi vgl.
noch Ah/{. Jlung. 1. c. 263.
Die Briefe Ileimburgs an Vites sind am vollstfindigsten von Höf 1er
im Archiv XII, 328 346 tir. i n. 12 19 hcrniisj^ci^e^icn. noch i^.*. für die
Nummern 1, 14, 16 19 dci bcuciTcndc Aluiiuck bei J'c^il:)- Xl, lur nr. 12 der
allerdings auch nicht ganz fehlerlose bei Düx I, 504 vorzuziehen. Nr. I9 bet
Höfler wird von Teleky XI, 341 und tVeues Imus. Magazin XLVII, 230 nr. 264
dem Albert Kostka zugeschrieben, auf den jedoch die Bemerkung am Eingangs
Schreiber sei jetzt ftst 2 Jahre in böhmischen Diensten, nicht passt. Von den
beiden undatierten Schreiben kann nur nr. 18 — . 7'eUly XI, 295 mit einiger
Sicherheit etwa Herbst 1467 gesetzt werden. — Vgl. oben S. 158.
') Bachmann I, iil.
Artkiv XL, 350.
Tliämr, Vetera Moa. Hung. sacr. illnstr. II, 405 vgl. Jordan 25t.
I8»
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— 276 —
Grund zum Zwist zwischen beiden Reichen schufen vor allem
die Brüderrotten. Die überschüssige Heereskraft Blihmens, welclie
die benachbarten Lande ttberschweminte, war seit Jahren der Gegen-
stand von Verwünschungen der Einwoliner, von Rt sch werden der
Herrscher, welche doch ihre Soldnerdienste nicht entbehren konn-
ten. ^) Auch Heimburg konnte nicht leugnen, dass König Geuig der
eigentliche Herr dieser Scharen sei, und absichtslos erkannte er an,
dass diese über alle Lande zerstreuten Söldner, die doch ihr Vater-
land nie vergassen, gerade für Ungarn eine Gefahr bildeten. ®) König
Georg hatte sich von den Banden losgesagt, aber dennoch empfand
man es aller Orten als einen Schlag gegen ihn, als Matthias im
Januar 1467 die Brüderrotten bei Tymau vernichtete.') Heimburg
schrieb warnend an Vitez, die Ungaqi sollten rieh nicht rühmen,
mit diesem Siege das Bild der Pallas Athene erbeutet /u haben,
aber bald nuisste sich auch König Cieorg gegen die Spottreden am
ungarischen Hofe verwaliren, ^) und nur die Zustände im Innern
des eigenen Landes hinderten Matthias, jetzt schon den offenen
Krieg zu beginnen. ') Heimburg verbarg seine wachsende Besorgnis
schlecht hinter scherzhaften Erörterungen über die erlaubte Lüge in
der Staatskunst, und auch sein Wunsch, mit König Matthias per-
sönlich in Verbindung zu treten, erlulhe sich niclit; er hatte schon
früher bemerkt, dass der König »die Weisheit in der Toga so hoch
nicht achte.« ') Audi Vites hütete sich vor allsugrosser Vertraulich«
keit mit Podiebrad, er scheint auch Hetmbarg Vorstellungen gemacht
zu haben, seine Sache von der des Königs zu trennen, 'i Gregor
aber blieb fest, obgleich er schon damals harter als mi Tiroler Streite
die Folgen seines Thuns* empfand. Gabriel von Verona und seine
Genossen sorgten dalttr, dass Heimburg als' Verfasser der Apologie
and als Berater des Ketzerkönigs überall bekannt wurde,*) Chroni-
sten wie der kärntnische Pfarrer Jakob Unrest, die von seinem
') ä. die Sclüldeiung des Burkard Zink 6/. Chr. V, 115 — 118.
*) Düx I, 51a. F^tet rer. Autirit«. XX, 654—5.
* V^l. Palatky IV, 2, 400 13, dazu Font. rer. Auitr. XUV, 6a6 lUld
die beueircnd«;u Briefe Heimburgs an Vitez und an Stein.
*] Sein Brief an Matthiu Tdeky XI, a47— 9.
Palacky IV, 2, 412.
•) Teleky XI, 164. Aus einer in demselben ilnel enihallcnen, aber nicht
ganz klaren Schuldforderun^ Meimburj^s foI>^eri Höfler yArdu» XII, 322) dass
Heimburg früher in Diensten des Königs Mulihikis geslunden habe. !>;i :i')'T
Heimburt; in einem andern Hriefe {Teleky XI, 246, besonders hervorliebt, da.»
er Matliu.t> einmal an der Tafel des Vitez gesehen habe, so wird in tn an ein
petsönliches Dienstverhiltois nicbt denken dürfen. Wahrscheinlich b«adelt
lieh um rOcIcstindtgen Sold aus der Zeit des Königs I^adislaus.
') S. den Brief vom 11. Juli 1467 Tcltky XI, 267.
^1 Daas üabriels Tbäti|jk«it &ich besonders gegen Heimburg richtete,
beseafeD die AnaUcta IraneitcaMa II, 392.
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— 277 —
Karopre mit Cusa nichts berichten» erwähnen ihn jetzt als den »yer«
kerer der gerechtigkait und Vristenleicbs gelawbrä in hasserey«. ^)
In dem grossen Grandonnerstagsfluche des Jahres 1467 war sein
Name wiederum genannt:^) der Paps!, wie der Kaiser liaften Mass-
regelii ergriffen, seine Besitzungen im W itr/.liurj^er S])rengel mit
Beschlag m belegen. ') In der Domkirche zu Würzburg predigte ein
Barfttssermöncb gegen Heiroburg und warf ihm vor, er habe die
Kirche eine Hure geheissen. *) Dagegen verteidigte sich Heimburg
in einem Briefe an die Bürger der Stadt, in dem er, wie im
Tiroler Streit ein Bekenntnis seine? Glaubens gab: Warum sollte
ich die heilige christliche Kirche Unehren, um die Gott mensch ist
worden, nicht um Petmm und Paultnn, nicht um die hochgelobte
Jungfrau, seine fleischliche i^putter, sondern um die Kirche, genant
catholica, das man mag teutsch nennen die gemeine Kirciie. Die
rnfft zu dem allmächtigen Vater, o das«; er mich kUsse mit dem kuss
seines mundesl ol wie lange sendet mir mein Bräutigam den kuss
durch Mosen und die Propheten 1 ich begehre seinen mand tn kttssen.
Dieselbe Braut Jesu Christi ta Unehren ist eine grosse schmach.«
Auch hier weist HeimbuTg das Ansinnen zurttck, den König su
verlassen: »Solte ich nun von ihm abbrechen in hangender Zwie-
tracht, das ist man an mir voran nicht gewohnt.? »Ich hoffe, die
zeit werde sich begeben, dass ich noch gehöret werde.«
*) Hahn, Collectio monumentorum I, 555.
*) SS,rtr,S^, IX, sss. Unederholung 146S s. Giesäir^ RiMh«ag«»eliichte
II, 4. 374.
*t Von Scbritteo des Kaisers gegen Heuuburi^ erfahren wir schon am
dessen Brief an Vitcz vom 10. Jan. 1467 [Diix I, 504 , Nälieres dann aus den
Briefen Heimburgs und des Königs G«org an Markgraf Albrecht vom ai. Juni
'Arekkr VII, 47 . Danach nrass der Kaiser dem fr&kisclien Ritter Schick Ton
Schaiipiibnrg auf Hittt-ii des Grufen TTans von Werdenberg ein Konfisc.iiions-
recht auf Heimburgs Güter gegeben haben. Eine Urkunde hierüber ist mir
nicht bekannt geworden. Dagegen ecistiert eine Urkonde des Kaisers Tom
6. Mai 1471 {Chmet. Kei^i;. tu. 6213) in \ve!chcr er dem Hr.ifen ITaug von
Werdenberg die Einhebung eines Pönfu.lles von Heimburg gestattet, 'nachdem
skfb [diese^ uns und dem h. reiche mit frevenliehen tatt«B «ad gvsehlehten
verhandell und verwürckt hat.» Die rrV-unde, welche mir durch GfUe des
Wiener Staatsarchivs in Abschritt vorliegt, enthält keine» Hinweis auf die früh-
ere Verurteilung, die danach jedenfalls wirkungslos blieb.
*) Be/it'it sich jedenfalls auf die Stelle in der Apologie gegen Laelius
Frehtr-öli uz e Ii, 241 Z 2.
Gedruckt in Flriesens Chronik bei LuJewig 850. »Datum ... in die
•ancti Vincentii anno M?^ ' Reinhard^ der Epitomator des Fries, bemerkt,
»dass diese verantwortun- 1467 geschehen.« Das scheint richtig, denn die im
Anfange des Briefes erwähnte Thatsache, dass gegen Heimburg gepredigt wor-
den sei, bestätigt schon die Urkunde Bischof Rudolfs vom 31. Angust 1468
{Bntagt A 17 . Auch i«t nicht anzunehmen, dass Heimhnr^ diesen Brief nach
seinem völligen Rnicli nit W ir- ' ur,;, der 1469 crfnli^te, .^i'M.-hriebcn liabe. In
die Vincentii ist hier = 6.Juni (Fest des Vincent, cpiscopus, in Prag gefeiert^,
nicht 32. Jan. tVinc. levita), da die Appdlation vom 14. April erwitmt wird.
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— 278 —
Es scheint, dass Heimbtirg zttnilchst ungeschädi^t blieb, da
Bischof Rudolf ihm s^ewop;en wnr, und auch Markgraf Albrerht «ich
für ihn verwandte, al)er die Zeit war nicht mehr fern, da er sich
auch von seinen Freunden verlassen sah.
Die WafTen König Georgs waren indessen gegen den Herren-
bund und das diesem verbündete Breslau glacklich gewesen, und
diejenigen, welche die Schläge des Krieges austeilten oder empfingen,
machten sich ihre eigenen Gedanken über die Wirkung der päpst-
lichen Sprüche. >0b sie nu wol sere pannen,« schrieb ein Egerer
Barger, >das sey fur sieb selbs; wir haben hynnen kein arcst, der
das verheylet als andere wunden. Doch ist ir auch nit vil von den
pannen gestorben, si hüten sich nur fur den siegen, pfeylen vnd
puchssenstein«, und aucli die Fürsten meinten, dass Gott oft die
Guten durch die Bösen strafe. — Dennoch war Georgs Lage be-
denklieb. »Die behemiscben herrn wern das myndst, wer der ander
anhang nicht, das ist die gancze cristenheit,« hatte Markgraf Albrecbt
gesagt, ^) und er schien Recht zu behalten. Auf dem Reichstage,
der TU Nürnberg im Juni T467 statt fand, *) zeigte sich bereits die
Gruppierung der Parteien, wie sie für die nach'^te Zeit l)e.stehen blieb.
Der Kaiser und die geistlichen Fürsten offen auf Seite des Papstes,
der »die Versehang des Königreichs mit einem chrisflichen Könige«
und den Kreuzzug gegen Böhmen verlangt. Die weltlichen Fürsten
dagegen noch immer der Vermittelung geneigt, aber vorsichtig bei
jedem Schritte, Sie weigern sich insgesammt, der AppcUatinn des
Königs beizutreten, trotzdem dieser betonte, sie sei >auf das aller-
gtttlichst gesezt. < ^) Unter ihnen neigt wiederum Sachsen am mei-
sten SU Podiebrad hin, Friedrich von Brandenburg dagegen sura
Papste, doch hält ihn Markgraf Albrecht, der seine Neutralität am
ernstlichsten nimmt, zurück. Albrecht ist es auch, welcher die
baierische Politik immer aufs Neue kreuzt, die unter der Leitung
Martin Mairs deutlich ein«n Verteidigungsbunde gegen Böhmen mit
*) Die Kontiskationsurkunde Bischof Kadolfs ist erat vom 31. August
1468, wodurch die Nachrieht des Lorent Friet ihre Bestltigntig erhilc, der
Bischof habe unpem dem Pnpste ^thorclit.
') JvNt rer. ^U*^lt. XLII, 425. lf,/fUt, Kais. Buch 143. Über die Kriegs-
ertignisse vgl Palacky IV, 2, 436 ff.
^\ An Kurfürst Ernst von Sachsen Archiv XL, 355.
*) Darstellungen bei Palaky IV, 2, 468- 72, Jordan 286- 90, DroystnM^
if 337 f - '^ttikhohn 267 — 72, Ermisch 46 ff.. Wudemann 17 ff. Zu dem unge-
wöhnlich reichen Qaelleon>«tertal filge ich noch die sehr intereuanten Briefe
Hennann Schedels aus Nürnberg in dm. SS4 f. 291. 307. 308.
*) Ausschreiben König Georgs vom 5. Juni 1467 .irdti: VT! .}4. Über
das Datom s. PaJatky IV, 2, 470^'*;. Vgl. auch Georgs Briefe an die Egerer
nnd den KSnig von Polen Font. rtr. Auttr, XLII, 411. 414. XX, 46a Femer
ArdtivVWt 43 nnd Kais. Buch 138.
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- 279 -
Einschluss des Kaisers zustrebt. ^) Einen Vermittelungsvorscfalag der
Häuser Wiitelsbacli. Ilohcn/.ollern und Wettin, der im wesentlichen
auf die Projekte Mairs vom Winter T465 und vom Novemberreichs-
tag 1466 sich gründet,-) weist Podiebrad zurück, vor allem wegen
der Bedingung, sich dem Urteil eines päpstlichen Legaten ohne
Einschränkung zu f&gen, und als nun auf Betreiben Sachsens im
Januar 1468 dennoch eine Gesandtschaft der Fürsten nach Rom zu
Stande kommt, findet sie hier dieselbe kühle Ablehnung. *) Was
sonst noch etwa von Angriffslust im deutschen Fürstentum sich regt,
wird gebunden durch das Hin und Her von Projekten itlr Land-
frieden» Reichsreform und Fttrstendnung, bei denen ein jeder denn
andern mit gründlichstem Misstrauen gegenübersteht. Für Podiebrad
aber fällt die Ent^^cheidung im Osten durch die Kriegserklärung des
Königs Matthias am 3I. März 1468.'*)
Dieselbe bedeutet zugleirh das vollständige Fehlschlagen der
Politik Hcimburgs. Nach dem Nürnberger Reichstage, auf dem auch
Vites zugegen gewesen war, hatte Heimburg bei diesem noch einen
Versuch der Verständigung gemadit, ihn vor den Anerbietungen des
Kaisers gewarnt, der doch, wie Vitez selbst gesehen, in Deutsch-
land nicht mehr Ansehen habe, als der Klotz bei den Fröschen, üc *)
Aber aucli Viiez war jetzt, wie sein König, von der Nützlichkeit
des Krieges Überzeugt.^) Als Heimburg am 16. April 1468 noch
einen abmahnenden, begOtigenden Brief an Vttez richtete, stand
König Matthias bereits drei Tage im Felde. ') Dantf verstummt
der Briefwechsel, für den Zeitraum eines halben Jahres und dar-
über fehlt uns jede Äusserung Heimburgs, jede Erwähnung seiner
Thätigkeit.«) ~
Man darf behaupten, dass mit der Kriegserklärung des Ungarn«
köntgs Heimburgs bestimmender Etnfiuss auf die böhmische
•) Vgl. bes. Ermisch 47 — 53.
Hdfltr^ Kalt. Buch 136—47. Die Ablehoiingr des KtaigB ergiebt tieli
an» 153 ebenda.
*i Sächsischer Geaaadtichaftsbericht bei Bmmth 113 — 33.
*) Palacky IV, 2, 508.
Ttltky XI. 29s
•) Palacky IV, a,' 506.
Tettijf XI, 34t Tgl. oben S. 275*).
*f Einzelne Aktenstücke aus dieser Zeit Heimburg zuzuschreiben, wie das
AIS)f9!rri Kaiserl. Bacii 153, Ptiatky IV, 2, 457^), ywda» 330 thun, ist aar dann
wertvoll, wenn sttliattsehe Momente eine gewisse Sicherheit geben, and der In-
hall dem Charakterbilde einen neuen Zug anfUgen würde. Das Letztere lässt
sich aber kaum von einem dieser Stücke sagen. Aus stilistischen Gründen
niöehte icli vor allem die Schreiben Viktorin« and König Georgs an Mattbias
bei TOd^ XI, 335. 338 Heimburg sawdMB.
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— 29o —
Politik überhaupt zu Ende ist. Wir haben für das Jahr 1469 den
reichhaltigen Briefwechsel Heimburgs mit dem Markgrafen Albrecht
Achill und mit seinem Schwager Laiirin \'oigt, Kastner in Hof,
vielleicht das interessanteste Stück in der diplomatischen Korrespon*
denz dieser Zeit. E> sind Briefe» in denen die Sprache keinen
Gedanken mehr verbirgt, voll von wichtigen Nachrichten, von trefien-
den historischen Beziehungen. Wie Heimburg die kriegerischen Er-
eignisse in Böhmen, die Machtverhältni'^'^e der Kämpfer charakteri-
siert, das ist vortrefflich ; zu einzelnen politischen Schachzügen der
Gegner' findet er glücklich die historischen Parallelen und be-
leuchtet durch sie die Absichten der Teilnehmer, die Wahrschein*
lidikeit des Erfolges. ^) Aber das alles zeigt ihn in den böhmischen
Dingen doch mehr als Beobachter, denn als Staatsmann, und seine
eigerie |>()litischc Berechnung schwankt unsicher hin und her. For-
den er gegen Ende des Jahres 146S ein Eintreten der deutschen
Fürsten für den Deutschherrenorden gegen die Polen, so ist er schon
im Juli des folgenden Jahres ganz einverstanden mit den Beschlüssen
des Prager Landtages, welche den ])ulnischcn Prin/.en WMadislaw
»von gemeinschaft wegen des gexunges* zum Nachfolger Podiebrads
auch auf dem böhmischen Throne erklären. Seine Ansicht über
Ungarn hat er völlig geändert, mit Vitez, wie es scheint, ebenso
wie mit Mair gebrochen.^) Wiederum befindet sich die zögernde
Politik K(<nig Georgs, der an einer Verständigung mit I'^ngarn und
auch mit Baiern ^) festhält, im Gegensatz zu den Ansichten Gregors.
') DafOr lässt sich wohl auch anführen, da» die von Heitnburg angelef^te
oder doch veranlasste Aktensammlung »Cancellaria regis Georgti« (vgl. FonUt
rer. Austr. XX p. XI tind oben S. 193*1 our wenige Aktenstücke aus der Zeit
naclk I46S enth.Hlt.
Abgedruckt bei HdfUr^ Kail. Buch 197 219, doch gehört Nr. III
nicht zum 27.Detember 1469, sondern 1468 t.I^äatky IV, 2, 552. Nr. 108 ist,
wie i!c'r Inhalt zeigt, an den MarIvL;raf<Ti >L-llist gerichtet, nr. 109 ni^lit vnni 26.,
sondern vom 27. Augast 1469. ßrofkJiaus 352 S. begeht hier, wie bei den
früheren Briefen, eine Reibe scUimmer ErklfirnngsfeUer, deren AofslUoi^ im
einseloen natxlos wäre.
') S. nr. 109 bei Hößer und dazu Coro V, i, 316.
S. Aen.\MMCluckh(fhn 282') citierten Brief Heimbnrigs anHencog Ludwig
1460 ;iug. 10: »Ich schriebe E. G. m- hr, s-. ;agt man mir, meister Martein spotte
meiner schrift, des gönne ich ihm melir t -nn mir.« S. auch den Brief Mairs an
den königlichen Sekretär Paul Fonles rer. ^iufir.XK, 539. — Als 1471 Heinrich
Erlbach in Regensbnrg seine bek innten Enthüllungen über Martin M iirs Reichs-
rcform projckic machte, erwogen die Inquisitoren sogar die Möglichkeit, dass ihm
das Material durch Mcimborg geliefert worden sei: >Itcm er [Krlbach] hat aneb
gesagt, als im furgebalten sey worden, das er mit doctor Gregortus red dauon
gehalten habe solle [dies durchstrichen und dafllr: ob icht durch seinn verbunge
sollich geschrift von doctor Gre<;oriu5 herl t meii sey], sagt er, das er der Sachen
halben mit doctor Gregohgen nichts gehandelt noch geredt hab.« £ri^aekitchtr
MfMÜiÜaiuait f. 50 Ji&A»
*J S. den Brief Martin M«in lici &-ii»üek 134.
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— 28l —
Als Anßing 1469 König Georg seinen Gegner bei Wilimow völlig
einschliesst, tun dann zu OlmUtz nichts mehr als einen billigen Frie-
den zu erlangen, scheint Heiniburg einer Aiij^eiiblirk dir Hortnunpen
seine«? Herrn zu teilen. Aber wenige Tage darauf, atn 3 Mai,
nimmt Matttuas aus den Händen der böhmischen Barone die Krone
Böhmens an, und nun erst tritt Heimburgs wahre Gesinnung her-
vor: »Ewer gnad sol on zweyvel sein,« schreibt er an Albrecht,
das mcins hcrrn kunigs sach, die gult vnd rennt so wol stellet, als
sie nocb nye gestanden ist. F,r hat dem ungrischen knnge ye ge-
trawen wollen wider all seiner getrewen willen, also hat er
sich selbs betrogen. Des Schadens mag er sich wol erhoben. Hett
ich solchen glauben bey seinen gnaden gehabt, als nu zwischen uns
gemacht ist, ich hett mer geweret, sust besorgt ich das lantgeschrey
über mich /u bewegen, als ob ich frid gern verhinderte. Ich ge-
sahe ny keinen grossmutigen man Uber friil haben, doch hat er nu
erlernet, das er den fride erkrigen muss vnd nit mit gedult oder
gutigkeyt erlangen mag.« *) Anders klingt wieder der Brief an Mat-
thiaSi den Heimburg den böhmischen Baronen aufsetzte, eine Abhand-
lung mit gelehrten Erörterungen über die Treue als Grundlage der
Staatswesen, im Grunde eine Wiederholung dessen, was Heimburg
einst gegen Laelius ausgeführt hatte. ^)
Mit Markgraf Albrecht verbanden ihn seine persönlichen Ver-
hältnisse. Bei Bischof Rudolf von WUrzburg hatte endlich der Ab-
scheu vor der l>öhinisrlien Ketzerei*! und das Drängen des Papstes
die Zuneigung zu Heimburg überwunden, er legte auf cies^en Güter
Beschlag und nahm den Sohn Gregors, jakob, gefangen. ') .Vicht
zwei oder drei fanden sich im Domkapitel, wie Heimburg entrüstet
sagte, die dagegen sich erhoben hStten, und vor allem des Bi-
schofs Rat, Kilian von Bibra, ein auch sonst vielfach bekannter und
thätiger Jurist, scheint Heimburg Feind gewesen zu sein Jakob
Heimburg erlangte durch Vermittelung der sächsischen Herzoge i>eine
Freiheit wieder, audi Markgraf Albrecht nahm sich Gregors energisch
und, wie es scheint, erfolgreich an,*) Aber Heimburg wollte den
>) /To/fr nr. 98 Zur Ssebc Beriebt des Jobst Einsiedet JUtM HI, 2,
39. £a/afJi-y IV, 2, 572.
•) //^/fer nr. loi.
') Abdmck bei TeUky \I, 404 6 und yordatt 514 vgl. 344 and obenS. 103*).
Er üfss .lui-h a!- erster urtrr den deut^- lirn I'iir^tcn die Befehle dee
Papstes Uber Abla&s und Kreuzpredigt ausführen l:rmis(h 79.
*) 5. die Urkunde B^gt A 17 und ^fSj/Rrr nr. 105. Die ErwXbnung der
Thäti.^keit Heimbur{,'s in Böhmen isl in der Korfiskatiorsurkuode mit dcnscibea
Worten gegeben, wie in der Grundonner&tagsbulle des Papstes.
•» T>a der Legat Lanrenttus von Ferrara notli am 3. November 1470
dem Angeln dt- Cialfis eine neno \'r>1! iicVi' mr Konfisk atinn von Hcimburps
Gütern erteilt, so muss wohl nach 14Ö9 eine teilweiie Keitiiution erfolgt sein. S.
Btik^e A i8.
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— 282 —
Bischof so Idchten Kaufin nidit davon lassen, er war »des rachs
gleich so beging als des nu2.c Seine Liebe zum Stifte ist ganz, in
Haf5<; verwandelt, und gerade der Markgraf, dem er um Würzburgs
willen 7>mer Widerwillens, erzeigt hatte, als andern Fürsten, soll
ihm dabei helfen. Albreclu wusste einen solchen Diener zu schätzen.
Wit Wflrzborg hatte er immer »nachparlich gezennckc, sei es nm
GefUle, wie die wichtige Abgabe von der Malnschiffahrt, der gül-
dene Zoll genannt, oder um Ausübung der richterlichen Gewalt,
da markgräfliclies Landgericht und ])isrhüfliches Sendgericht sich
gegenseitig der Übergriffe in fremdes Gebiet beschuldigten, oder um
Wildbann, Lehen ond anderes.^) Schon im Juni 1467,*) als Heim-
bürg die Unterstützung des Markgrafen gegen die Mandate des
Kaisers erbat, hatte Albrecht ihn in diese Dinge eingeweiht, und
Heimburg zeigte jet/t ebensoviel Verständnis für die Zusammenhänge
der markgräflichen l'olitik, wie Eifer, dem alten Heimatstift grüod-
lidi SU schaden, —
Mit immer grösserer Verbitterung sah er auf den Lauf der
böhmischen Dinge. Der Krieg gegen Ungarn wurde von den Böh-
men mit wachsendem Erfolge geführt, aber die Parteien empfanden
auch mehr und mehr den verwildernden Einfiuss des Kampfes: >Glub
vnd eyd ist ein spot,« sagte Heimburg, »trew, ere ist so vil als
guten morgen bieten, c *) Er hatte seinen Teil zu den kriegerischen
Erfolgen beizutragen gesucht, indem er fttr den heissbltttigen Vik-
M Eine Aafieihlnng seiner Beschwerden gegen Wflrzburg giebl der Markgraf
in einer Instruktion an seinen Bnidcr 1468 märz 15: »■Der Bischou«? von Wirtr-
burg rsnnckl slelligs mit vns nach alter gewonheyt, ist zu dem kcyszer, (vgl.
Chmfl, Kcijij, nr. 5383 7' vnnd vermeynt denguldentoU im allein zaerwerben*
als wir t:l.uiMicli liericht werden. Erhellt vnns vor vnnser lehenn ein zugebenn,
die wir von dem !»ti(Tt sollen haben .... Er hat vnns auch in recht wiltfur,
soll, glayt, grunds vnd podens halben, das weder trom oder enodt hat, vnd
leit a sn keinem ende lawffen vnnd will vnns vmb vnnser sprach keins rechten
sein, wiewol es beteydingt ist. Vnnser lantgericht feyert seynthalben etc.« Rttdtt
III, I, 479 f.) Andere Streitpunkte, besonders Uber das Sendgericht, erwähnt
Fries bei Ludtiuig 847. Hierauf bestehen sich denn anch wohl die Ratschlige
Heimborgs Hojier 199 nr. 98, wo wohl sicher asent vnd erzbristenunt« tn lesen
ist, if!.i"i Sendgericht i*.: juci^t .\rchif1i;icon.ithi;criclUsbarkeit\ nicht auf die Ei^
richtung der Ablassstöcke, wie Erniisch S9 und Droystn II, i, 357') meinen. —
Bine Anfslhlung der Beschwerdepunkte von Wtlnbargiseher Seite bietet die
Rede f!es Kili.m von Hilir.i vor ilen^i T*.ip>l<! 1463 in dm. 215 f. 262. Auf diese
bezieht sicli auch die Äusserung Heimi>urgs bei Hqfier 213. Die «Richtung«
ist die von Roth (1460).
' Heimburg bestimmt den Zeitpunkt mi? den Worten: ^do ir mir die
XL gülden zusagt« {Ift^ßer 211). Doch wohl jene, welche Heimburg in dem
Briefe vom si. Jitnt 1467 als alte Schuld eot Markgraf Johanns ^ten ge-
fordert hatte.
Hößtr 215, Vgl. auch den L-gerer Bericlii »us Österreich: *Es stet
gancs ubel in diesem land, ist kein trew verbanden« .AwAv rvr. ^«MHäsr. XLD, 4Sa.
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— 283 —
torin, den Sohn Podiebrads, dn Bttditein »d« militiaet re publica«
verfasste. ^) Aber die klassischen Vorbilder, welche die goten Leh-
ren der Vorsicht predigen soll^, halfen dem Pnnzen wenig, er
wurde am 27. JuH 1469 gefangen genommen und kehrte nicht mehr
nach Böhmen zurück. ^) In des Königs Gunst sass Heimburg fester
als je, am i. Juni 1469 erhielt er von demselben zum Ersatz für
seine Verluste ein^ bohtnisdien Landsitc in der Nähe der Haupt-
stadt,^ ein halbes Jahr darauf klagte er dennoch, der König werde
»ye lenger, ye kerger. ^ ■»Der tenfel ist in den fursten,^c fuhr er fort,
sie lernen alle snodigkeit von dem vnlusti^'en kai<?er.«
Aber er war doch sicher, dass Podiebrad nicht, wie Her/og
Sigismund, ohne ihn seinen Frieden mit dem Papste machen würde«
Seit der König auf die Thronfolge seiner Söhne verzichtet hatte,
blieb ihm vor allem die Duldung des Utraquismus im Lande unter
irgend einer Form und die Aufhebung der päpstlichen Pruce.sse zu
erstreben übrig. Die Uneinigkeit der Gegner machte es ihm leicht,
in diesen PunktoA Test xa stehen. Seit dem Herbst 1469 predigte
man in Breslau den Frieden, und Esch<mlo«- fttlUe die Spalten sei-
ner Chronik mit Wehrufen über die Pfaflbn» welche das Unheil
heraufbeschworen hätten. In Schlesien wie in Sachsen erlosch der
Kreuzzugseifer, ^) und die deutschen Fürsten bewahrten ihre Neu-
tralität.
Noch galt freUich Matthias als der Vorkämpfer der kathoU*
sehen Interessen, der päpstliche Legat Lorenz Rovaretla war ihm
eng verbunden: dy czwen vollen regiern daz gancz römisch reich,
sagte ein Egerer Bericht,") Aber in Rom war man nicht gewillt, dem
Ungarnkönig die böhmische Krone als Siegespreis zu lassen, man
dadhte an eine Aufteilung Böhmens, und Heimburg spottete über
die Fürsten von *Prag, Suez, und Kuln.t die der Kaiser dann ge-
wönne. ^) Die kriegerischen Ereignisse freilich gaben wenig Hoffnung
auf die Erfüllung solcher Pläne, im November 146g wurde Matthias
von Heinrich, dem Sohne Podiebrads, ganzlich geschlagen.^] .Im
März 1470 erfolgte sodann der oflfene Bruch zwischen Matthias und
'1 Vgl. Palacky IV, 2. 608*'* . .Soweit ich die Schrift kenne — in codex
minor des Lobkowitzbibliothek 's. o. S. 99') ist sie fragmentarisch — bietet
sie wenig Bemerkenswertes.
Vgl. den Brief de» Königs Matthias TeUfy XI, 3S8.
Urkunde hei Dux I, 520.
*) iroßo, Kais. Bucli 219
»} SS. rcr. SU(s. VII, 220 ff.
«) A/«A^ IV, «. 617. Er$msck 94-^9.
Fonie rcr. Austriai, XLII, 481.
•) Hqfler, Kais, Buch ai6.
*} Biiadiy IV, a, 511-3.
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— 284 —
dem Kaiser,^) die ganze Koalition gegen Podiebrad schien sich
aafzuKtoeOr und dieser konnte daran denken, den alten LieUingsplan
der Absetzung des Kaisers wieder aufzunehmen, Herzog Karl von
Burgund war sein Kandidat fllr den Stuhl des römischen Königs.*)
Man sah auch in Rom jetzt ein, dass eine völlige Besiegung
Podiebrads nicht zu erwarten sei, ein neuer furditbarer TUrkenein»
fall hatte soeben wieder die Notwendigkeit gezeigt, die Krllfte der
res publica christiana zu vereinigen. Mit verdoppeltem Eifer er-
neuerten die Fürsten von Sachsen und Polen ihre Vermittelurps-
versuche. Zu Beginn des Jahres 147 T trafen ihre Gesandten in
Rom ein, auch der Kaiser hatte sich erboten, für Georg zu spre-
chen. *) Überall herrschte Hoffnung auf Frieden: iDes Girsiken sach
wirdet gericht,« schrieb Markgraf Albrecht, der am kaiserlichen Hofe
gewesen war. *)
Die eigentlichen Anerbietungen Podiebrads an den Papst über-
brachten die sächsischen Boten. ^) Es waren mancherlei Zugestand*
nisse darin, die Georg vor Beginn des Streits nicht hatte machen
wollen, so die Zulassung eines katholischen Erzbischofs in Prag,
der ein ausgedehntes jus reformandi haben sollte, eine feierliche
F.rklänmg, dass die Kommunion unter beiderlei (".estalt nicht heils-
notwendig sei, Restitution der Kirchengitter und anderes. Aber
Georg verlangte dagegen die Anerkennung seines Königtums, und
wenn auch nicht ausdrückliche Bestätigung, so doch stillschweigende
Duldung der Kompaktaten. •) Die Autw »rt der Kurie liess das
ganT^e Misstrauen erkennen, das man in Rom gegen Podiebrad hegte,
aber sie war doch nicht abweisend, wie die früheren; der neue für
Deutschland ernannte Legat, Franz Piccolomini, sollte auf Grundlage
des Anerbietens in Verhandtungen mit Podiebrad eintreten.
Begreiflich, dass die Sachsen sich ihres Erfolges rühmten, und
da?s sich Geriirhte von der vollständigen Aussöhnung des Pij-tes
mit Pi)diel)rad v- rhreiteten, man wollte sogar wissen, dass auch Heira-
burg absolviert worden sei. ')
'( »Infertil rebü«! m ilnram Viftrninura opera Ht^c?5sit« , sagt Rovarella
{Jheiner, Veter.i tnQnument.4 bist, llungar sacr. illustr. II, 422K Die Beschwerde-
punkte des Königs jje}.jen den Kaiser Fontes rer. Austriac. XLII , 481. Vgl.
Cor« V, 320 und die Mailändiscben Berichte vom Kaiserhof Mm, Humgar. JUff
Aeta txtema II, 167. 171.
»l I-'onles rer Amstr, XX. 616. Vgl. Cor» V, jaö.
Cat0 V, 334.
•) Fimüt rer. Austriac. XLIV, 669.
D'l- Pr> pi.s'tionen Podidu i:ls ini'. vnm S. April 1471 datiertet)
Gutachten der Kardinäle bei /ioynahi 1471 nr. 15 iT. vgl. ErmUch 101.
*^ Anders kann man, wie ich glaube, den Aitikel 8 nicht verstehen. Die
AotWort der Kurie erkennt denn auch gerade diesen als den Hauptpunkt an.
' Papst Paul an Kuvarella 1471 juni 25 ^Theimr ii^ 425). «Reportarant
enim [nuntü Saxonici], at atserebant et tu scribis» coafinnatiooem compactatomni
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- 285 -
Als diese Nachrichten nach Prag gelangten, war König Georg
bereits todt. Er starb am 22. März 147 1, einem Freitag; am Montag
darauf wurde er in der Kapelle des heiligen Wenzealaus begraben,
:>mit selatnptcn aller priestem vnd monche beyder wesens loblich
begangen,:'. Heiniburg schrieb,") init grosser clage geistlich
und wenltclis Stands beyder wesseus, nh er die uuch glich gnedig-
lich biss in seyn todt geschützt vnnd geschirrmet hat.c Schon einen
Monat vorher war Rokyxana gestorben, am 26. Juli folgte auch
Papr;t Paul — es schien, dass wie im Tiroler Streit der Tod den
Frieden bringen solle. —
Der König war Heimburgs einzige Stütze gewesen, von den
Utraquisten trennte ihn der Glaube, ^) von den katholisdien Böhmen
der päpstliche Bann, von beiden das Deutschtum.^ Das empfand
er sogleich. Er hatte gehofft, dass seine Gönner, die sächsischen
Herzöge, ihre ErbansprUche in Böhmen durchsetzen würden, und
entwarf geschältig die Instruktion Üir die Gesandtschaft;*) als aber
Herzog Albrecht in Prag anlangte, sah er sogleich, dass die Böhmen
von einem deutschen Könige jetzt so wenig, wie frUher etwas wissen
wollten. Am 27. Mai wurde Prinz Wladislaw von Polen zu Rutten-
berg zum Könige ausgerufen. ") Es war ein verspäteter Sieg und
eine Rechtfertigung der Politik Podiebrads, dass auch sein Nach-
folger sich zur Bestätigung der Kompaktaten verstehen musste.
et qaosdam articulos condudenles pacem et umoBCm cam damnate memorie
Georgiü de Podiebrat per id tempus vivente [TAeifur: inTente] nostra subscriptos
manu, quodque [ 7>'cr//.v: quamquam] iUtim in regem restituimus, et quod misimus
Gregorio Hemburgii abiolaiioiieni. Sed omnia hec sunt ab omni verilate alteaa
et omnim falsa.« Dass raan es jedoch auch in l'r.iLj glaubte, zeigt der Brief
Heimburgs an die snchvisclien TIer?,oj;o 1471 mar? 27 Archiv XII, 347: *Wie
durch uwercn vlis die &aclie bi unterm heiligeim vater zo ferne gebracht was,
das der konig vnd du* knnigreieh mit grossen erenn «ss aHedt Iconuner gebracht
wvrden w.ir.«
>) Archiv Xil» 347- Vgl. Palacky IV, 2, 664. J'onttj rer. Amtrioc. XUl,
510 and daaa tienäß p. IX.
') In dem Briefe an VVUrzburg {Ludniiig 850) ^\xl^. Ileimburg ; »So hat
seine majestät mir nie zugemulhet , daß ich an chriütlicben glauben brechen
solte, Bondeni er hat b^iehreti mich sa geleiten (?). Das hat er nicht er*
langen mögen.«
*l Dass Heimburg böhmisch kuuiilc, ii>l unwahrscheinlich. •A\tues Lausitz.
Magaz. XLVH, 218 verzeichnet allerdings zwei böhmische Briefe Heimburgs an
Mair, doch ist hier wohl Konig Georg der Absender s. Pa^acky IV', 2, VfS"''^},
wie denn nicht einzusehen ist, weshalb Heinibcirg gerade .1» Miiir bohuiUch hiiUe
sehreiben sollen.
Vgl. den von tMtgenn ^Herzog Albrccht der Beherzte, Leipzig 1838)
S. 68 wohl mit Recht Heimburg zugeschriebenen «Ratlischlag, wie sich Herzog
Albrccht auf dem Tage zu Prag halten soll.«
''i VgU Liins^efm 64 ff. and /'hntes rer, A$uir. XLU, 518 f.
Ctr» V, 337 -43.
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— 286 —
Aber Heimburgs Bteiben war jetzt nicht länger im Ltnde.
Die Böhmen gaben ihm Schuld, er habe ihren neuen König ge-
lästert. Er bot ihnen an, auf seinem Schlosse, das ihm Podiebrad
geschenkt, für sich /.u leben. Auch das wurde abgeschlagen, »es
were also gestalt, das er seine wonunge noch enthalt in dem konig-
reich nicht haben soide.« So verlicss er Prag, am 9. August langte
er in Dresden bei Herzog Atbrecht an. Hier schwieg sogleich aller
Gottesdienst beim Eintreffen des Gebannt n der Hersog führte ihn
heimlich nach dem Schlosse Tharnndt, um das Aufsehen zm vermeiden.*)
Schon damals, ah die säclisische Gesandtschaft nach Rom ging,
hatte iicuuburg wohl an eine Versöhnung mit der Kirche gedacht,
jetzt strebte er um so dfriger danach, als er sein Wirken in Böh-
men mit Undank belohnt sah. Auch lag ihm viel an der Freigabe
seiner Würzburger Güter. Die Bittschrift, welche die sächsischen
Herzöge für ihn nach r<om sandten,') betonte, dass Gregor in Böh-
men nie »zur Verachtung der geistlichen Gebote«, viel eher zur
friedlichen Beilegung des Kampfes, zur Annäherung Podiebrads an
die römische Kirche beigetragen habe. Auch die Legaten Laurentius
von Ferrara und Franz Piccolomiai verwandten sich auf Bitten der
M Alle diese Diuyc berichtet eiu Schreiben Herzog Albrechls an seinen
Broder Ernst 147 1 aug. 11 'Sonntag nach Laurentii) im DStA. Btkm, SadUm
Kapsel VI f. 77: »Doctor Gregor Heymburg ist vfT gestern fritag von Präge
alher bei vns gein iDresden kotnen vnd hat vns vnderrichlunge geben , wie er
gantz von Praga vnd den Bchinen villeichte mit vngunst abegescheyden sey,
denne die Behmen sollen ym icu erkennen geben haben , er solle yren nwen
erweiten konig mit Worten gdestert vnd gesmebet haben, darvmbe wolle es sich
nit fugen, das sie yn zu Behmen leyden wolden. So hat er von yn begert, das
er sich vflf seinem slosse, das ym der aide konig gegeben bette, enthalden »o
lange er seine sacbe, wie ym ebendt, geschig;tcen mochte. Haben »ie ym gesnt«
wort, t't sich im ko'ügreich vl'erh ilb Pr.tp.e enthaideii soMe \ lui lü;^ hüben
Wolde, so wolden &ie yn zu Pra^e auch wol erlcyden. £a wcre aber also gestalt,
das er seine wonange noch enthalt in dem bonigreieh nicht haben solde. Hat
er i^ein den selbigen ferrer geredet , wie es vmbe sein slos blibe, das ym von
dem konige gegeben were. Ilaben iie ym geantwortet, er selde ane xwiuei
sein. ym von yrem lieben hera seligen geben oder verschrieben were, wirde
sich der crweltfT konig vnd herre wol wi^-en rcclii 'it halrlcn, vnfl haben
darvff )ui vier reysige pforde vnml vier drabaulen i;Cichigket, yn zugeleytcn.
Also ist er biß gein Lusteinbritz komen vnd von danncn vfl* den waseer geio
Dresden gefaren, als vwir liebe obgemeldet vorstanden hat, bie vns erschynnen
vnd hat keine absolucio, dispensacio noch relaxacio gehabt. Vnd als die pfafTen
setner sukunfTt zu Dresden iinc wanlen sinnt, haben sie in etlichen tagen wider
dngen noch lesen wollen. Also haben wir yn vff böte sonnabendt frve in ge^
heime vfT den Tarandt füren lassen , sich daselbst biß ym von dem cardinal
oder Ferruren-i', ilispensacio oder relaxacio werden moclr.e, zuenth.Uden, vnd
hat vns gebeten, yn gein vwer liebe vnd beyder vnser rete die ir bie ucb habt,
innorscbreiben . . . • Langttm 86 kennt diesen Brief, ebenso Mad^ V, 1 , s6.
' Zwei mehrfach korrigierte und durchstriLhene Entwürfe d. d Ex Bam
berga die veneris 29 < 1 ) augusti, offenbar von Heimburg selbst verfasst im
DSU. jmm. iadun Kapsel V f. asöi-«.
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— 287 —
Herzoge für Heimburg, und Papst Sixtus IV. ertciite denn auch am
15. Dezember 1471 dem Bischof von Meissen die Vollmacht, Heim-
bürg zu absolvieren. ^) Der Bischof zögerte noch und erholte zuerst ein
juristisches Gutachten, der Verfasser desselben setzte eine P'idesformel
auf, die Ueimburg sprechen sollte. Am 19. März 1472 sprach dann der
Bischof in Dresden, in Gegenwart der Herzöge Albrecht und Ernst»
Heimburg vom Banne los, nachdem er völligen Widerrui geleistet hatte.
Es war hohe Zeit. Die Tage Gregors neigten sich ai Ende.
Dass die Ausfertigung der Absolution sich verzögerte, beunruhigte
ihn, denn er meinte, sie möchte wohl i^vor viln vcrdcchligk sein.«
Seine letzten Gedanken richteten sich auf die Wiedergewinnung sei-
ner Würzburger Bent/ungen für seinen Sohn Jakob, den er zu diesem
Zwecke an den Kardinal Marco Barbo, den neuen Legaten Rlr Deutsch-
land wies.*) Doch setzte er keine grosse Hoffnung auf sein Heimatstift;
wie es scheint, wirkte er selbst noch dahin, d.iss sich Jakob aus den
alten Verhältnissen löste und sich im Gebiete der Brandenburgischen
Markgrafen ansiedelte. ') Er sollte den Erfolg seiner Bemühungen
nicht mehr erleben, im August des Jahres 1472 starb er zu Wehlen
an der Elbe auf dem Schlosse des Meissner Landvogts Nikolaus von
Kökeriz.*)
In der heiligen Kreuzkirche zu Dresden wurde er begraben.
') Die VoUinacht (]<■> Papstes in Codex diplomaticus Saxoniae regiae II.
Uftaptteil Bd. Iii b. 211. Dort auch nach einer Leipxiger Handschrift da«
Weitere Uber Heimburgs Absolution und Tod, was x.T. iction Hvrn, NQtxliche Samm-
laogcn zu einer bist. H.ir.dl)ilil. V. Sacli-en IV, 3S2 fi". nacii Jer-eliicn Quelle gieht.
Darüber uolerrichlet ein brief Jakob Heimburgs an seinen Vatcx 1472
aog- 15 ^A. Zeltungen. Vgl. Beilage A 19.
So er'/vlKre ich mir (!ie Worte Jes <iogenannten Monachus Pirnensis
{Jklenken, Scriptores rerum üermaoicarum II, 151 u: «handelte czum Lauter^tein«,
vgl. die Urkunden Beilage A 24—27.
*) Die OrlsbesiimmimL: ans dem sonst ziemlich confusen Artikel des
Monachus Pirnensis, vgl, lioirt, 1. c. 396. Nikolaus» v. Kökeriz ist 1467 aU
sächsischer Gesandter in Bohmc ii Fontes rer. Austriae. XLIV, 643. — Die Nolia
Uber Heiinburgs Tod, welche Ilöfler {Archiv XII, 5221 :ius der ur^edruckten
Chronik von St. Clara in Nürnberg mitteil l , stimmt wörtlich mit Glassberger
KAMokOti Bramäseana II, 3921 ttberein.
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ANHANG.
Das Geschlecht Heimburgs.
ruckhaus betitelt sein Buch ^Gregor von Heimburg« und
ic( ht fertigt dies damit, dass diese Form des Namens in
p ipbiiichen Bullen und andern officiellen AktetutUcken
vorkommt. Doch weiss Brockhaus, dass Gregor sdibst sich
niemals ^^von Heimburg« nennt oder unterzeichnet, sondern stets >Heim>
burg.<t Diese Nanienf^chreibung findet sich auch fast immer in den
Briefbüchern des Nürnberger Rats und zahlreichen Urkunden ver-
schiedenster Herkunft. Seltener ist die Form Heimburger oder Heim-
berger und daraus wohl ist das lateinische »de Heimburg« entstanden.
Nur diese Namenschreibung konnte zu der unrichtigen Annahme
verführen, das;? Gregor ein Spro?;"' der fränkischen Adehfamilie von
Hcitnbiirg sei,-) und dies in Verbindung mit einer an sich gnnz
richtigen Notiz bei Lorenz Fries ') führte Brockhaus /.u der ebenialls
unrichtigen Annahme, Gregor sei in Würzburg geboren.
Dem gegenüber hat zuerst Georg Voigt aus der Überschrift
der melirt'.ich citierten handscliriftlicli vorhandenen Doktorrede Heim-
burgs Schweinfurt als dessen Geburtsstadt feststellen können. *) Die
') Sie findet sich ;i'!flfalliger Weise auch in dem Nolarialsinstnimcnt, das
Heimburgs Juribiertcid eaihiiU. 1435 fcbiuar 4. A'A'-/. Andere Beispifle bei
S/eüt, Momimenta 365. Ilüjhr, Kaiserliches Buch 205. Fett in d. Mutfil. J.
Vertitis j ucich. ii Stadt i\'urnitrg\l, 136 a. s. f. Auch Enea Silvio bei KMar
W, 123 Ital llambiirgensis.
*) Meiltom, De illustris tieiraburgicae geniis origine, den übrigens Brock-
haus mil Unrecht für seine Ansicht ciliert. Vgl. Schneider in der ZtUtekr. /.
KirchengeicJüihte VI, 113. Hier auch eine Beschreibung des Siegels vonGr^or
Hciinburg, wosa die Abbilduttg in Fuggen Eiireiisplegel ^m, 895 C 455 xtt
vergleichen.
') Ltultwig^ GeschichtKchreiber 849.
*1 Sybels Mist. Zeitschr;l'i V , 467. Auch in der Speierischen Chronik
Mmt^ QueUen sor badischeo Laodesgeicbicbte I, 404) heisst er zum J. 1435
»Gregoriiu de Swinfurt.«
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— 289 —
Schwdnfniter Tradition nannte noch im l6. Jahrhundert Heimhiirg
mit Stolz unter den berühmten Söhnen der Stadt. ')
Das Geschlecht der Heimburg >u Schweinfiirt sdieint nicht
sehr alt gewesen zu sein Der Name kommt in dem uns überliefer-
ten Material nicht vor 1350 vor, eine Zusammengehörigkeit der ein-
xelnen genannten Personen lässt sich direkt nicht erweisen.
Als Vater Gregors bezeichne ich Hans Heimburg und stütze
mich dabei auf die Bemeikung Gregors, dass er seine Beredtsamkeit
vom Vater ererbt su haben glaube. *) Das stimmt gut zu dem Bilde»
welches wir uns von Hans Heimburg machen müssen. ^) Ferner er-
scheint in der Familie Heimburg ein Bruderssohn Gregors, gleichfalls
Hans geheissen, der wieder einen Sohn, namens Gregor hat, *)
Das Geburtsjahr Gregurs lässt sich nicht ermitteln. Fällt seine
Doktorpromotion, wie ich im Text wahrscheinlidi an machen snche,
etwa 1430, so durfte das Gebnrt^ahr nicht viel später als 1400 tu
setzen sein, da Gregor in seiner Doktorrede sagt, er habe »iam
grandiu«?culus* das Studium des Rerh^s he^^onnen, und da die Studien-
zeit damals sicherlich länger als heute dauerte. ^)
') Alte Chronik von Schwcinfurt ^Slein, Monumenta 435): Es hui diese
Stadt viel fronune gelerte Lellt gezogen, die »ich auch dc^vsen berühmt machen
■oUten, deren ich eiitcbe «rxehlen will .... Georgiui Heimborgiu. Vgl.
«fomfir S. 459.
s. o. S. 2'^
') SteiM wirft im Index seiner Meuumtuiu die t>eiden Namensfonncn
Heimbuch nnd Heimbarg und erbtlt lo für ehien Hau« Heitnbitrg
oder Heiinbuch eine Reihe von weiteren Noti^Ln Bezöfreii sich dicsic alle auf
ein und dieselbe Person, so mOsste diete von 1399 1476 im Stadtdienst thätig
gewesen sein und das Bflrgenneisteniint znent 1 399, zuletzt 1474 bekleidet haben.
Das ist unmöi^lich, und dcshull) -.choii miis-scn die Naincnbronucn Heimbur[^ und
Ueimbuch getrennt werden. Kntscheidend ist die Notiz der Aanalen Sprengers
xum fahr 14S9 {L t. 344), wo es heust: -Bargemebter .... Hans Haimbach
. . . . dann weiter: Hcrtzo^ Ott von Bayern . . . . r\s-Qi-\ des Raths zugepranchen
zuleihen, seien Hans Heimburg und Carol Zeymle geschickt worden.« Hier ist
oiTenbar von zwei verschiedenen Personen die Rede, and mit diesem Jahr ver-
schwindet Hans Heimburg. der \'.itcr flrc^ors: die späteren Notizen jjchen alle
auf einen Hans Meimbucb oder Hambuch. - .\iis dieser Verwechslung Siein'c
erklärt sich auch diewMiM durcti nichts gestützte Behauptung in seiner Geschichte
Frankens I, 413, Gregor sei derSpross einer »rittermässigen, wahrscheinlich aus
Haimbach , jetzt Hambach bei Schweinfurt stammenden Familie.« Vgl, ebenda
Bd. II, 365. Darf ich meinerseits Uber den Ur^irung des Namens Heimbarg
eine Vermutung aussprechen , so weise ich darauf hin , dass man Heimburgen
oder Heimbürger die Hüter der Keldpolizei . auch die Vorsteher der alten
Dorfgemeinden nannte. Vgl Maurer, Gesch. d. Städtevcrf.^ssung I, 173. 200.
Der Sprachgebrauch Icann auch ihr die Mainxer Gegend belegt werden.
Ekeitda III, 345-
*) S. w u,
') ^s'* üotdttJu, Grandriss cur Gesch. der deutschen Dichtung
I, 367 fllr Strinh6w«l gegebenen Daten: Geburtsjahr 1413, Proniotionsjahr I44S>
JoaehiiniKihii, H«iiBburg. 19
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290 —
Be<;ser als über die Abstammung Gregors sind wir über seine
Nachkommenschaft unterrichtet.
Er wv mit Christine Lm1)er, die wohl einem Würsbarglsdien
Geschlechte entstammte, veirmilhtt. ^) Aas dieser Ehe entspross ein
Sohn, Jakob genannt, und drei Töchter. Gregor hat dann, wie er selbst
in seinem Testament sagt, etwas habe vnd narung erobert«, das
heisst, er hatte sehr beträchtliche Reichtümer erworben. So konnte
er sowohl seiner Frau, als seinen Kindern ansehnliche Besitzungen
hinterlassen. Eine Tochter vermählte er 1455 an Wilhelm von Allen-
plumen, den Spross eines bekannten Thüringischen Gesdilechts,
nnrhdem sich der Plan einer Verbindung mit einem Sohne de« be-
kannten Juristen Härtung von Cappel zerschlagen hatte, ''^) eine zweite
Tochter vermählte sich 1473 mit Georg von Crailsheim,*) eine dritte
1496 mit einem Bttrgerlichen, Heintz Schauber. Der Sohn Jakob
hatte schon zu Lebzeiten seines Vaters einzelne Besitzungen in der
Würzburger Gegend von diesem erhalten und rettete mi«; der Kon-
f^kation der Güter (Iregors sehr ansehnliche Reste. Er war, wohl
durch des Vaters Vermittelung, in sächsische Dienste gekommen,^)
apftter sieddte er sich im Gebiet der Brandenbnrgischen Markgrafen
an, er erwarb dort das Schloss Lanenstein und hatte auch verschie>
dene andere Besitzungen. In einer Urkunde vom Jahre 1496 nennt
ihn ^fa^kgraf Friedrich von Brandenburg seinen »rat vnd lieben
getrewen«, doch ist nicht bekannt, dass er in dieser Stellung her-
vorgetreten wäre } ^) er starb wohl noch im selben Jahre, mit ihm
erlosch die direkte männliche Nachkommenschaft Gregor Heimburgs.*)
Noch wissen wir von einem Bruder Gregors , der Bürger zu
Schweinfurt war. Dessen Sohn ist jener oben erwähnte Hans
') lader bei Düx, Cusa II, 443 abgedrackteo Urkunde vgl. die Beilagen t
nennt Gregor den enuuen hem Jorgen T^orber, chorheiiu en dem Newenmantter
•eiaen Schwager.
*) S. o. S. 14a*), ferner die Beilagen A 14 und Sl. Gudemu , Codex
diplomatictts IV, 8$l.
Das erfahren wir aus einem Briefe Martin Main anHartnn^^ V0B|Cappd,
Namberg 1451 sept. 30 io dm. 24504 f. 133.
Jtoä», Menamenta 365. Vgl. dieJSMEy«« A SS «u 28. Sehr «nffallend
iit, dass diese Tochter In ireitnbargt Testanant nicht erwihnt wird.
•) S. d. Btilaj^en A 28.
•) S, iroßrr, Kais. Buch «08.
') S. d. Beilagen A 25.
Ein Gutacblen Jakobs vom Jahre 1478 gegen die Sendpriester bei
Minutoli, Das kaiMrliche Bneb des Markgrafen Albrecbt Achill. Kurfürstliche
Periode 384.
•1 S. d. Beilagen A 29 und 30. Ein inhaltlieh onbedeatender Briefwecbset
zwischen Jakob Heimburg, den sächsischen Herzögen und den Markgmfen von
Brandenburg Utst Jakob als einen äemlich harten Kopf erkennen. 1. säduitdtu
Budt f. 169» bis f. 176 In BKA.
I4;q inni 6 1 '>:r R;it von Xnrnher^' teilt (iem Herzog Albrecht vor
Baicru auf seine Bitte um Freila&sung eines seiner Unterthaoen mit, dass derselbe
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— 291 —
Heimburg, der wiederum einen Sohn, namens (ieorg oder (iregor
hatte. Eine weitere Kunde Uber das Geschlecht besitzen wir
nicht; keiner der Nachkommen Gregors ist, so weit bekannt, za
irgend welcher Bedeutung in der Geschichte gelangt.
sich gegen sie und andere auf des Reiches Strassen schwerlich vergangen habe,
die n«ilaMang hinge nicht vom Rate ab , sondern avon dem wirdigen hem
Gregorium üeymburg. lerer beider rechten , 7.n disen zelten vnscrm doctor vnd
seinem brudcr, einem burger zu Sweinfuri, den der schad . . . geschehen was.*
Briißuch XIII f. 337l> im Uh'A. Vielleicht ist dieser Bruder der Reichardt
Heimbur^', <1cr !457 mrir? il mit Christine Heiinhurg iin<1 PanjT"ac7 I.orher für
Gregor dem Nürnl)cri;er Rai für looo Gulden Bürgschaft leistet. «rW. 296 f.
1(3^ (Bestallungen und Schulden derLosnngstuben) im NKA. Vgl. üubB^gen A 8.
'i S. d. BtÜ^tH A 29 und 30. L^in Schwager Gregors, Laiirin Voigt
Ul aus //91fr/-, KaiserKcbe» Buch 198 ff. bekannt.
19*
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BEILAGEN.
A. Urkunden.
1) 1445 november 25, Nürnberg. Fritz Holzinger zw Wiesen-
brück bekennt, »dem hochgelerten herren Gregorien Haimpurg, lerer
beder rechten« und seinen Erben einen Teil des Zehnts «n Wein
und Getreide zu Iphoven, ') der von VVOrzburg su Lehen rtthrt, um
650 Gulden rheinisch verkauft zu haben
Orig. im i\K^A. S. Cop. im lyK'A. Libii dtTcnarum forinarum
IX r. to6b.
2) 1445 des. 21. Bischof Gottfried von WQriburg verleiht dem
Doktor Gregor Heimburg »vnserm rate vnd Heben getreuen« den
obengenanten Zehntteil zu rechtem Mannlehen.
Orig. im ä\KA. S. 11^-/' ^^P' i^A'^' Libri diversarum formanim
IX f. 107.
3) [1449]. Bischof Gottfried von Würzburg sowie Dekan und
Kapitel des Stifts gebieten denen von »Tettelbach, Snepfenbadi, Bruck
und Vcwses.r, ') welche bi'^her der Äbtissin von Kitzinpen pflirhtig
waren, nachdem diese mit Zustimmung des Bischols ihre Rechte an
Gregor Heimburg abgetreten hat, diesem Letzterco ihre Ptiicht in
Üblicher Weise au leisten.
Cop. im WJCA. T^ibri divenaruiii fomarum IX^ f. 12S ohne Datum,
steht bei 1449
4) T455 aiiril 25. Johann, erwählter Bischof von Wür/.bOrg,
erklärt, nachdem er von Gregor Heimburg zur Erlangung seiner
Konfirmation 1800 Gulden rbein. entliehen und ihm dafllr 18 ge-
nannte Selbstschuldner für je 100 Gulden gesetat habe, diese 18
ihrer Schuld lösen und sie an dem folgenden St. Peterstag be-
zahlet' zu wollen
Bestätigung durcii Dekan und Kapitel.
Cop. im WICA. Ubri div, fons. XI f. S91.
'1 BA. Scheinfehl, Mittelfranken, vgl. Paoarüt III. II26.
* Sämtlich B.\. Volkach, Unterfranken, v^;l. Favarxa IV, 4^4.
' Gemeint ist stets Fetri cathedra , 22. .Febroar , der landesübliche
Zablungctemiin.
uiyui^L-ü Ly Google
— 293 —
5) I4S S ftpnl 2$. Georg Fischte, Ritter, einer der [nr. 4] genannten
Selbfttsdittldner, bekennt, Gregor Heimburg lOO Gulden rhein. schuldig
geworden zu sein, zahlbar 8 Tage vor oder nach dem kommenden
St. Peterstag in Würzburg oder Heidingsteld.
Cop. im Vfr/TA. Libri div. fonn. XI f. 291.
6) [1455 mai 1.] Johann, erwählter Bischof von WUrzburg, er-
klftrt, nachdem 6 genannte Herren fttr eine Stiftsschuld von 600 Gul>
den rhein., von Bischof Gottfried herrührend, Gregor Heimbarg, iun>
serm Rat und lieben getreuen < je 100 Gulden schuldig geworden
sind, den genannten 6 diese Schuld bis zum nächsten Peterstage
befahlen oder sie dalui schadlos halten zu wollen.
Cop. im IVfTA. Libri dir. rorm. XI f. 294. (Ohne Datum; daistllHc
cvg\t:<\ ^ich .ui-^ «NtitTr L-t><-ii<1.i f. 294'' stehenden VcKchrcibufig einef der genatintcD
6 gegen C». HeimUmi^' ülier 100 Gulden*.
7) 1457 juli 2. Gregor Heimburg erklärt, von den oben [nr. 4J
genannten 18 Selbstschuldnern je lOO Gulden erhalten zw haben.
Zeuge Georg Lorber, Chorherram Neuenmünster, t mein lieber swager.c
Orig. im Besitze des histor. Vereins fUr Unterfran'Ken zu Wflrzbnrg, vgl.
Cpntzfr:, D • i-i ' mgen des bist. Ver. f. Unterfranken I, 352, Gedruckt bei
L>ux, i^Uäu Ii, 44, lind danach bei Brotkitaus, Heimburg 124.
8) 1459 nov. 29. Reichart Heymburg vnd Endres Tocklcr
habent iiifeodum drey pfundt pfennig Bamberger werung, die in von
vnnserm zolle in Bamberg jerlich zu geben, der ir iglidiem funfiVnd*
virtzig pfennig geburen vnd haben meinem herren zugesagt» das sein
genad stifft vnd nachkomen die obgenanten 3 % jerlirVien vnd zu
welcher zeit im jare sie wollen von in vnd iren erben ledigen vnd
in LX % Bamberger werung dofur geben mögen, jur. etc. ect. etc.
am donnersug sand Endres abend anno etc. LIX^
Eintrag in dem Lehnsbactie Bischof Georgs v. Bamberg 1459 — 74 f. 178
aoter der Überschrift: Bambergenses anno etc. 60 im BKA.
8a) Anno Dom. 1460 in festo .nnnnnriarionis beatae Mariae
virginis (25 März) Cristina uxor excellentissimi et tatnosissimi tocius
Germaniae vin Gregorit Heimburger, iuris utriusque doctoris, do-
navit ad altare beatae virginis Mariae in abside ecclesie Herbipo*
lensis situm omatum preciosum de damasco viridis coloris, ubi infula
sola cum cruce empta est pro viginti septem aureis Renensibus.
Antiaiet UaU^tmnemts (Mon. Germ. Script. XVI, 14.) '
9) 1461 sept. 29. Dekan und Kapitel zu Würzbnrg verschreiben
unter Ziistimuiung des Bischofs Johann dem Gregor Heimburg, seiner
Frau Ghristina und ihrem Sohne Jacob eine Gult von jährlich 168
Gulden rheio. auf Stadt und Schloss Ochsenfnrt.
Orig. im WKA. nr. 186.
*) Anf diese Stelle niAchte mich Herr Dr. Simonsfeld gütigst «nfmerksem.
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10) 1464 mai 21 [Nürnberg?]. Jörg Heiden, zu Ultfeld geses-
sen , ^) verkauft an Gregor Heimburg seinen Teil an dem Wem-
und Getreidezehnt zu Iphoven und Einersheini, *) der Vestenberger
Zehnt genannt, vmb ein benante sum gülden.
Ohg. im i\'A'A. S. ll Cop. im IVh'A. Ltbh div. form. IX f. 107t'.
11) 1465 ang. 30. Johann, Bi.schof von WUr/.burg, verkauft
Gregor Heimburg die jahrliche Bete des Dorfes Colitzheim im
Betrage von 120 Golden, jährlich am MartiosUge sahlbar» für 1600
Gulden. Von dieser Summe hat Gregor lOOO Gulden dem bisheri-
gen Inhaber der Bete, Grafen Wilhelm von Henneberg gezahlt; 600
Gulden hat Gregor dem Bischof zm Erlangung seiner Bestätigung
geliehen, die dieser nicht zahlen kann. Der Bischof behält sich das
Recht des Wiederkaufs vor.
Cop. im WXA, Libti div. foca. XI f. $4l>. — Die Urkunde Ist iaacricTt
in «iae Bestitigimg des Kmfei darch Heimbwg.
12) 1465 sept. 28. Hans von Vestenberg, zu Breitenlohe*)
gesessen, verkauft an Jakob Heimburg, »des würdigen vnd hochgeler-
ten herrn Gregorien Heimburgen, lerern beeder rechten son* seinen
Teil am Zehnt zu Iphoven , Vestenberger Zehnt genannt, nämlich
den 6. Teit an dem ganzen Zehnt an Wein und Getreide, um 525
Gulden.
Orig. im S. II UX. Cop. im WXA, UM div. form. IX f. 109.
13) 1466 januar 9. Johann, Bischof von WUrzburg, bestätigt
dem Doktor Ciregor Heinil)urg, dass der.st-Ibe von Weyprecht von
Kreylsheim des Stiftes Schlossvogtei und Amt /.u Dettelbarli mit
allen Nutzungen, Rechten und Gewohnheiten fiir bou Gulden rhein.
gekauft habe, ebenso von demselben des Stifts Ungeld zu Iphoven
um 1200, des Stifts Zoll zu Fare*) um 400 Gulden; bewilligt ihm
ferner 400 Gulden als Baugeld ftir das verfallene Schloss, die Käufer
auf die Hauptsumme ':ch!agen soll, und verschreibt ihm für diese
2800 Gulden die genannten StUclce zu aller Nutzung mit Vorbehalt
des Wiederkaufa.
Cop. im HTXA* Ubri div. form. XI f. 14$. — Wie nr. Ii.
14) 1466 mai 22. Testament Gregor Heimbtirgs, Ich, Gregory
Heymburg, lerer beder rechten, bekenne vnd thu kunt ofTennlich mit
disem briue gein allermeniglich, die in ymer ansehen, lesen oder
hören lesen, das ich in betrachtung meines gemuts zu hertzen ge>
furt habe zergencklickeit dtscr werlt, in der alle menschen nichts
') Vielleicht Ueblfeld. BA. Neustadt a. d. Hardt, Mittelfranken.
*; BA. Scheinfeld, Mittellraiiken, vgl. BoMrim HI, IS37,
•j BA. Volkach, UntPrfrankon. v-1. Bm/aria IV, 557.
BA. Seheinfdd, Mittelfranken.
BA. Volkaeh, Uatcrfranken.
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gewissers haben, den den tode vnd nicht» Tttgewiners» den die stunde
des tods, vnd dobej zu gedechtnus genomen, das ich mein tage bis-
her in swerer mushamer arbeit vnd durch Verleihung des almech-
tigen gutes etwas habe vnd narung erobert han, vnd vff das auch
nach meinem tode, der got dem almechtigen hevolhen sejr» vmb
solich geroett mein habe vnd gelassne gute zwischen Cristina, meiner
eliclien gemahel , vnd vnnser beider kinder vnd erben von solcher
habe vnd guts wegen icht misshellung, zwittracht vnd spenne aüsvr-
steen oder erwachssen dortfen: so han ich mit guter vorbetrachtuug
▼nd aussrechter wiflsenschaft vnd sar zeit als ich leibs vnd gemuts
frisch vnd gesunt was, tu kirchen vnd zu Strassen wol gegehen mocht,
mit zeiitigem Vorrat, wissen vnd willen meiner gemahel vnd kinder
meinen letzsten willen, testamcnt oder codicill, wie man das gemei-
niglich oder insunderheit nennen mag. gesatzt. geordnet vnd ge-
macht, wie es mit solcher obgenent meiner habe bey meinem
lieben vnd nach meinem tode gehalten sol werden.
Ich setze, orden vnd mache in den aller besten rechten, so
das in geistlichen vnd werntlichen rechten vnd sunst aller crefTtigst
sein thun vnd mag, in cratft dits briefs: des ersten, das der obge-
nanten Crtstina, meiner elichen gemahel, itzund mit vbergebung dits
brifs vdgen vnd werden soll das sloss, vogtey vnd ampt zn Tettel-
bach mit aller seiner zu vnd eingehorung vnd domit den kleinen
role zu Fare mit seiner gerechttckeit, auch das vngelt zu Iphoven
mit aller seiner gerechttckeit in aller forme vnd masse mir das vom
stiAte zu VVurtzburg verschrieben ist vnd ich es innen gehabt vnd
hergebracht habe, gantz, nichts dauon aussgenomen, vnd dann die
zwen hofe zu Zelitzheim ') mit iren nutsungen, gulten vnd rechten,
als ich die in eins rechten kauff weiss an mich bracht, inugehabt
vnd herbracht habe ongeverde;
auch in solcher forme vnd mass sol Jacob Heimburgen, mei-
nem sone, volgen vnd bleiben die jerlichen hundert gnldein pension,
so mir von einem ertxbischoft zu Trier vff dem zolle zu Engers
verschrieben sein, '-) inmassen ich demsellten meinem sune die hieuor
mechtiglichen vnd iediglichen autF vnd vbergeben lian mitsampi
dem haubtbriet darüber sagende. Mere sol im volgen vnd werden
die jerlichen drewhnndert gnldein drei vnd dreissigk gulddn vnd
ein dritteil eins gülden, so ich in abtragk Heintzen Rüden von
CoUemburg vnd seiner bruder schuld gegen den ersamen weisen
burgermeister vnd rate der stat zu VVirtzpurg erkaufft vnd einsteils
werschatit darumb empfangen han, mit furter Versorgung, so mir von
denselben burgern des rats noch gedeihen sol, nachdem das bereit
■) Zeilitihenii, BA. Volkach.
•) S. ©. S. 76»).
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ist,^) also das der genant Jacob, mein sone, soldie obgenifte jer-
liehe gult als ander sein eigen gut hinfure ewiglich vnd vnwider-
rufflich einnemen vnd domit thun vnd lassen mag nach seinem wil-
len vnd wolgetallen: dartzu sollen im auch volgen vnd beleihen
meine lehen, inmassen ich die hieuor vbergeben vnd in durch den
lehenhemi in Jehenpflicht vnd gewere gesatot md gelihen geschickt
habe;
so sül der Dorothea, meiner dochter, volgen vnd werden die
jerlichen hundert vnd üweintzij^k bcth, so ich bisherc gehabt han
vff der gemein der aimenleullie m Colletzheira, in massen die ver-
schreibung mir vom stift gegeben daniber saget, vnd darzu die Ainnfit-
sigk roalter gult zu Rimpach mit iren rechte vnd herkommen, als
ich das alles inngehabt vnd genossen han ongeverde;
der obgeschrieben gut vnd nutzung aller, was vnd wievil ich
des der obgemelten meiner elichen gemaiieln, Jacub Heimburgen
vnd Dorothea, meiner sun vnd tochter vnd ir iglichem insunderheit
wie obgeschrieben steet, verschneben vnd zu geeygoet, habe ich mich
itzund alsdann vnd dann als itzund gentzlichen abgetan vnd ver-
schossen mit mundt, luuuit vnd halm aller recht vnd gerechtickeit,
so ich bischer daran gehabt han vnd zu haben vermeint, vnd habe
sie also an sie geweist vnd weise stehiemit crafft dits brifs an sie,
also das sie hinfare ir iglichs das sein, so im, also obsteet, von mir
zttgeeygent ist, einnemen, besetzen, entsetzen, domit thun vnd lassen
mag nach seinem nut;<: vnd willen, als mit seinem eigen gut an mein
vnd menigtich irung vnd eintrag;
doch so han ich mir mein leben langk htrinnen vorbehalten
hundert vnd adit vnd sechtzigk galdin jerlicher nutzung, so ich,
mein gemahel vnd der genant mein sone vff der Stadt Ochssenfurt
erkaiittt haben, ■*) das ich die i<Mli( lien, dieweil ich in leben bin, ein-
nemen vnd dumit thun vnd lassen mag nach meinem willen vnd
darzu die ierlichen nutzung des buchhofs bey Bamberg gelegen mit
seinen ein vnd zugehorungen, nicht davon aussgenomroen. Vnd so
ich meinen letzsten willen mit tode beslossen habe, das got beuolhen
sey, so sollen solich oligcnant nutzung vfT der genannten stat Ochs-
senfurt mitsampt der gereciiii« kcit des bnc hhofcs volgen vnd werden
Wilhelm von Allenblumen zu Ertturt, meinem eyden, seiner gemahel,
meiner tochter vnd iren erben mit solchem gedinge vnd vorbeheh*
nus, das der obgenant Jacob Heymburg, mein sone, vnd die genant
Dorothe, mein tochter, oder ir erben semptlich vnd \ nverschaiden-
Itch macht haben sollen, solich jerlich nutzung vnd den buchhofe
' S. d. Urkunde Nr 15.
*) BA. Volkach, Unterfraiiketi.
'\ Vgl. Ztxtr, MHD. Wörterbuch s. r. Tcr»eliies«P.
*) VgL d> Urkunde nr. si.
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von dem genannten meinem eyden oder seinen erben zu kaulTen
vnd wider abzulösen vmb tausend gülden reinischer landswerung zu
Franken, wnn \nd /.u welcher zeit im jar sie wollen vnd in das
iuglichen ist, des widerkautts vnd ablosung er oder sein erben on
Widerrede gestatten vnd volgen lassen sol an alles geverde.
Vnd was fiirende habe vorhanden weren, die ich nadi meinem
tode hinter mir verlies», ist mein wille vnd meynung, das die genant
mein gemahel einen gerulichen beisitze dabej haben vnd halten sul,
ir lebtage gantz auss, on meniglichs irrung vnd cintragk. vnd wan
sie dann auch mit tode abgangen ist, das got lange verhüten wolle,
so sol alsodann solich obgesdurieben habe vnd gute, das ir zuge-
eygnet ist, an die varade habe, vnverruckt vnd on alle wegerung
volgen vnd werden dem g nanten Jacob Heymburg, meinem sone,
allein vnd seinen erben, vnd die farende habe sollen die geswistreit
alle drey gleich teilen.
Insunderheit got dem almechtigen zu lobe vnd seiner gebereriu
der junckfrawe Marien vnd allem himlischen here han ich mir hirinn
vorbehalten vnd ist mein letzster wille vnd meynung, das zu trost
vnd hilffe meiner sele ilrewhundert guldin von der obgenanten habe,
die ich mir geeygnet habe, genomen vnd angelegt sollen werden
zu den gütlichen atnptca vnd gezirden, nachdem das die genanten
mein erben vnd erbnemen zu rat werden, vnd an ein end das am
besten bestat vnd angelegt sein, als ich in der w<A sugetraw sie
tun werden.
Vnd wan nu diss alles, so vor vnd nadi an diesem brive ge-
sclirieben steet, mein letzster wille vnd meynung ist, das solcbs alles
gehalten vnd volstreckt werde, hirumb glob vnd versprich ich in
redtten, guten, waren trewen vnd in crafit dits briefs solich testa-
ment vnd letzsten willen oder codicill , wie das namen hat, so vil
mich das berurt, steet, veste, vnverbrochenlich vnd vnwiderruffenlich
zu halten, zu tun vnd zuvolfuren on alle wegerung vnd ausszugen
vnd ongeverde.
Fol^^i die Corroboralio der Siegler: Gregor Hciinburg [Mittiegler Heinrich
von Licbtenstein, Domherr und P/arrer «i Würzburg, Philipp vod Seldencck,
ErbkachetiiQettt«r d«> h. röm. Reichs], ChrUtina. Heimburg, Wilhdtn v. Allen-
plumen, J^kob Heimburg, Karl v. Fhuiungen für Dorothea Heimbntg, seine Ha<>e. ')
Geben zu Sweinlurt am donnerst.Tge vor dem heiligen
pfingstag nach chrisii vnnsers lieben herrn gepurt viertzenhundert
vnd im sechs vnd sechzigsten jaren.
Transsumpt, ausgestellt zu Erfurt am 28. August 1467 »on den geistlichen
Kicbtem des Erzbischofs von Mainz auf Antrag Wilhelms von AUenplanen.
Cop. im H^JCi. Libri div. form. XI f. 161.
1$) 1466 oct. I. Bürgermeister und Rat der Stadt Wttrsburg
verschreiben Gregor Hetmburg die Summe von 333^/s Gulden rhein«,
*) Vgl, die Urknnde im JrdUv 4. U$t. rer, f, Unteifra$tlUm IX, s, loa.
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— ig» —
jälirhVh am St. Peterstat; zu Schweinfurt. Rothenb i- " oder Mergent-
heim zahlbar, für ein Ewiggeld von 5000 Gulden, welche Gregor
von benannten Gläubigern der Stadt gelöst hat, mit Vorbehalt des
Wiederkauft.
Bestätigung durch Bischof Rudolf von VVürzburg, Dekan und
Kapitel
Cop. im irA'/l. Libri div. form. XI f. 158^. 'j
16) 1467 jan. 21. Rudolf, Bischof von Würzburg, erleilt Jakob
Heimburg die Beleb nung mit dem von Hans von Vestenberg und
Martin Heiden erkauften Zehnt, sowie mit einem »Zehnllein« in der
Einersheimer Mark, wie Jakob sie von seinem Vater Gregor Heim-
burg ttberkommen hat.')
Cop. im iVJi:A. Ubri div. form. tX f. iiot>.
17) 1468 aug. 31. Bischof Rudolf von Würzburg konfisciert
auf Befehl des Papstes Paul II. die Güter Gregor Heimburgs in
seinem Sprengel.
Erwihnt von Lorenz Fries bei Ludemg 849. Abgedruckt nach t»d.
m. ch. f. 58 p. 289 — 91 der Universitätsbibliothek Würzhurg bei A. Ruland, Der.
Frlnkiftche Clerus und die Redcmptoristen, Würzburj,' 1846 p. 84 — 87. '1
18) 1470 nov. 3, Brünn. Laurentius, Bischof von Ferrara,
als apostolischer Legat gegen Georg Podiebrad tmd dessen Anhänger
entsMult, erteilt dem Angelo de Cialfis, decret. doctor, canonicns
Camerinensis, aufs neue eine Generalvollmacht, gegen den verdamm-
ten Ketzer Gregor Heimburg nach r-iut der päpstliclien Dekrete
vorzugehen, seine Güter einzuziehen und weiter darüber zu verfügen.
Transsampt vom 12. Februar 1471, aulgenommen durch Johann Greussing,
KanoBiens sn Wflnbiu;;, Gcaeralvikar da Biiehofi Rudolf, anf Woasdi dos
Legaten Laurentius.
ürig. im WKA. nr. 14g.
19) 1472 nov. 29. Wilhelm, Herr zu Schwartzenberg, fällt
einen Spruch zwischen Bischof Rudolf von Wttrzburg einerseits,
Dorothea Heimbarg, Jakob Heimburg, Wilhelm und Christina von
Allenplumen anderseit;?: .\uf Befehl des Papstes, speciell des Doktor
Angelo hat Bischof Rudolf Gregor Heimburgs [ »seligen ;^ Güter
eingezogen, über dieselben wird nun bestiount: Die Erben sollen
Dettelbach, Sdüoss und Amt« sowie den Zoll zu Fare dem Bisdiof
abtreten, das Ungeld zu Iphovcn um 300 Gulden mindern, so dass
es nur noch für 900 (.iulden zu Pfand steht, au( h vom Papst Auf-
hebung der Konfiskation zu erlangen suchen, dann soll ihnen Bischof
') Vgl. ebenda C i6ob. 163^.
•) S. oben nr. TO w. 12.
') Ich vcriiaoke ilcn niiuvei& auf diese Schrift, die im Zusammenhang
historischer Studien Uber das 15 Jahrhundert kaum benQtxt werden dürfte, der
Gttle des Herrn Professor Friedrich.
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_ 299 —
Rudolf alles andre Gut xurUckgeben. Doch soll die Verschreibung
«och Kraft haben, wenn der Papst die Konfiskation nicht aufhebt.
Cop. im Libri div. form. XI f. 526b.
20) 1475 oct. 5. Bischof Rudolf von Würzburg verbürgt
der Stadt Wür/burg auf Pt"*c imri Steuer die Summe von 333^8 Gul-
den, welche die Stadl lur cm iiauptgeld von 6200 Gulden* Jakob
Hetmburg schuldet. Der Bischof bekennt, dass die Stadt nur ihm
zu Liebe diese Schuld eingegangen, indem er selbst 5000 Gulden
von Gregor Heiiviburg und 1200 Gulden von Jakob erlialten und
mit letzteren das Ungeid von Iphoveti an das Stift gebracht habe.
Cop im WKA. Libri div. form. XI f. 274*».
2 1J 1476 mai 2. Dekan und Domkapitel zu VVürzburg ver-
schreiben Christina von Alienplumeii 84 Guldeu jährlich, welche sie
ab halbteiligen Zins von einem Hauptgeld von 3000 Gutden geerbt
hat, das ihr Vater Gregor Heimburg und seine Erben TOn dem
Kapitel auf die Stadt Ochsenfiirt erkauft haben.
Orig. im WKA, nr, 22t.
22) 1476 sept. 23. Fritz Esel zu Altenschonbach verkauft
an Jakob Heiml)urg den Zehnt au Iphoven , genannt Vestenberger
Zehnt um Gulden.
Cop. im WKA. Libri diT. «mo. IX f. iiob.
22a) 1481 april 10. Jakob Hetmburg und seiner Ehefrau Elisabeth
verkaufen an das Schweinfurter Spital einen Hof zu Pfersdorf um
480 Gulden, den sie frtther von Endres von Münster gekauft haben.
Regest bei Stdn^ MenmacBta Sainfartensia S99.
23) 148 1 aug. 8. Balthasar, Graf von Schwarzburg, verkauft
an Philipp von Seideneck und Jakob Heimburg Schloss und Herr-
schaft Lauenstcin. ')
Orig. im BKA. Bayreuther Ortsurkunden. Lauerstein, fasc. 292.
24) 14ÖI aug. 17. Jakob Heimburg und Philipp von Seideneck
erklftren, unterm Datum <Ueses Briefs Schloss und Herrschaft Lauen-
stein von Markgraf Albrecht zu Lehen erhalten zu haben.
Orig. im BKA, ebenda.
25) 1487 mai 28, Plassenburg. Die Markgrafen Friedrich und
Sigmund von Brandenburg verleihen Jakob Heimburg und Philipp von
*J Folgt r. 597^ der Venieht der Heimbvrgichen Erben auf DctteLbaeh.
Dat. ut sopra,
*) i486 sept. 23 zahlt der Bischof an Jacob die 6900 Gntden. Orig.
im WKA. nr. 178.
') AltenschöDbach. BA. Gcrolzhofen, Uoterfraaken. Diesen Zehnt verkanft
Jacob 1477 an sebei» Schwager Georg von Crailibeim. L c, f. tti\ itaK
*) BA. Tenidmiti, Obeifranfccn.
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— 300 —
Seideneck die Gttter aufe neue, die sie bisher von ihrem Vorgftoger
zu Lehen getragen haben, nämlich Schloss Lauenstein mit allem
Zubehör, den Flecken Ludwigsdorf*) mit Schnielzfiütten und Hammer
dabei, die Dörfer Abersdorf, Ottendorf, Lauenheim, Langenau,^)
Grossengeshweind. ^)
Orig. im BKA ebenda.
26) 1496 sept. 16. Philipp von Seideneck verkauft um 5000
Gulden die Hftlfte des Schlosses Lüuenstein mit allem Zubehör, wie
er es selbst von Balthasar, Grafen von Schwarzburg und dieser
seinerseits von den (trafen von Orlamünde und Gleichen gekauft
hat, an Jakob Heimbuig.
(Jrig. im /iA'.'l. ha)reulher Orisurkunden. l Auerslcin. fasc. 293.
27) 1496 sept. 29. Jakob Ueimburg bekennt, dass Markgrat
Friedrich von Brandenburg dem Philipp von Seideneck für 5730
Gulden, die Jakob dem Philipp von dem Lauensteiner Schlosskauf
schuldig war, Bürge geworden ist, »auss sonderem gnedigen geneig-
ten willen, den sein gnade zu mir ircgt und verpflichtet sich, nach
Ablauf von 3 Jahren an St. Petri cathedra die Summe zu zahlen,
bis dahin von je 20 Gulden einen Gulden Zins zu geben, dazu vom
Dalum dieses Briefe bis sum nächsten Peterstage 60 und dann jedes
Jahr 150 Gulden; als Pfand setzt er das Schloss mit allem Zubehör.
— Einwilligung seiner Hausfrau Elisabeth, geborene von der Kere. *)
Orig. im BKA. ebend«.
28) 1496 dez. 5, Culmbach. Markgraf Friedrich von Branden-
burg entscheidet in einem Streit zwischen Jakob Heiniburg, Tvnn-
serm rat vnd lieben getrewen*. einerseits und dessen Schwester
Dorothea, sowie dem Heinta Hiltprant, genannt Schauber, andttseits
dahin, dass Jakob seine Schwester dem genannten Heins Schauber
in die Ehe folgen lassen und ihr 60 Gulden Leibgedings von den
80 Gulden Ewiggeld, die er auf dem Dorf und Zoll t\\ Finersheim
hat, sichern soll. Stirbt Dorothea ohne Leibeserben, so lalit die Nutz-
niessung an ihren Mann, andemtalls bleibt sie ihren Kindern erb-
lich. Ferner soll Jakob als Entschädigung für alle Ansprüche 300
Gulden an seine Schwester sahlen und ihr ihre Kleider ausfolgen,
wogegen Domthea mit ihrem Mann auf alle Ansprüche an väter-
liches oder mutterliches Gut oder an das, was ihr von Georg von
Crailsheim angefallen ist, verzichtet.
Cop. tm BßTA. Urknnden adli^ Geschlechter. Heisaburg. fatc. I.
') Wohl heule J^uii wi;;stadl. BA. Teuschnitz.
') .S.imt ich BA. Teuschnitz.
•) Unbekannt; vielleich' Cr- hwend RA. Cronnch, Oberfranken.
*/ Zahlreiche Würzburger Dumherrn aus diesen) Geschlecht im Archiv d.
hishr. l'frwu ßkr UnUrfratikeH Bd. XXXII.
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— 301 —
29) 1497 Kii^^ 9* ISLuat Heimburg tritt für sich und seinen
unmündigen Sohn Georg alle Rechte, die er aus Jakob Heimburgs
Erbschaft auf Lauenstein hat, an Markj^raf Friedrich ab.
Orig. im A'A'.I Hayreuther Orlsurkiiiülen. I.aueusieiii.
30) I 5 10 märz 3. Hans Heimburg, Bürger /,u Kamberg, quittiert
über 20 Gulden Kamroerzins, die er von Markgraf Friedrich er-
halten hat.^)
Orig. im BJIM. Urkunden adlfgcr Geschlechter. Heimburg. fesc. 1.
') In einer späteren Quitiuug desselben Inhalts nennt der Aussteller
Jncob Hemberg tdnca Vetter.
B. Reden und Briefe.^)
1.
Oratio pro petcndis insinniis doctoratus canooid areogat« pcT d. (iregoriaiB
Heymburg de Sweiafnrt [c. I450].
[«od. tat. moa. 504 f> 3I3)>
Quauiquam ex pluriniis causis, patres celeberrimi, multos
disertissimos viros in hacardua sede, tantorum patram numerositate
vallaia, vidisse meminerim, horum tarnen oullos, quacumque ingeDÜ
praestantia redimitriK fui-^e profitror qui ctiri) f";«!ent Irw.daturi cano-
nicam sapientiam, raultas et infinitas de semetip» 1- i rimitus excusa-
tiones non praetermitterent, quasi vererentur, huic tarn summo bono,
quantam haec est sacronim canonum perfectissima virtus» landet
debitas et parem orationem praeatare; tantam equidem rei magni-
tudinem crediderunt. Nimirum ergo, si in tarn immortalis scientiae
laudibufs non insistam, sed de me ipso serroonem faciam, qui om-
nium vestrorum judicio existimabor. Dum essem, patres celeberrimi,
iam grandiusculas et per grammaticales lares diu fttiatem coüTenattia,
ipsa grammatica, quae dtci solet adolesoentiam nutrix» me snaviter
suis cunabttlis educasset, laicsos et philosophicos incepi audire ser-
mones. Ut exinde ab ipsa adolescentia philosophicis codicibus
revolutis in ultramontanorum diversis gymnasus ejus scientiae infulas
adeptus essem, occurrit mihi quoddam genus sincerrimae vitae, quod
me libere ad benvivendum recteque agendum ducere posset; sdlicet
ipsam canooicam scientiam, in qua vera philosophia veraque ioria-
prudentia reperitur, illam intellexerijn divinarum atque humanarum
scientiam. in qua perfertissime rej)eritur, quod alibi quaerunt homines,
propter quüd in hac corruplibili patria umnis liomu beatur. Hanc
ergo mihi cum optimorum virorum exhortatione, tum quod in ea
nullam partem habet corruptela multis retroactit temporibus, (mihi)
perstiasi, ifaque relirtis ceteris rebus ip'^am rannnicam sapientiam
totis viribus, totis vigiliis percuoctatus sum et quicquid in me studii,
' In i'ckitje Klamnu-rn ist ^'csclilossen, was in der Hnndschrift fehlt, in
runde, was die Handtchrift sinnwidrig giebl. Kleinere Fehler sind stillschweigend
gebcneit. Die Orthographie Ut die moderne. Haitmann Schedel, denen Ab»
«Schriften bei 13 zu Grunde liegen, schreibt regelmässig y, ij für modernes ii,
efUrae, aput, set etc. für apud, sed, gewöhnlich- cio, cius etc f&r-tio, tius, u fUr
V, seltener umgekehrt v fttr n.
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— 303 —
ingenii, consiln Uborlsque fidt» ite eooaater apposui, iit iumi Itbido»
non segnities, non denique Ubor ab inatituto curau hoc tarn insigne
opus ad quietem revocavit, ex quo contigit, me tantum in hac
scientia profecisse, ut mediantihus clarissimis ac fatnosissinnis docto-
ribus doiuino Prosdocimo de Comitibus, domino Heinrioo de Alano, ^)
domino Paulo de Dotis, domino Jacobo de Zocchis de Ferraria, cum
ezameti snbirem, quad studiorum meorum rationem redditoros
paribus omnium virorttin suffragiis me dignttin iudicaretis, ad hujus
ranonicae sapientiae excelsum dern«? asrendere. Ne igitur hoc tam
pulcherrimum mumi';, qiiod a vestr:j iüHicio consecutus sum, et a
quo anteactae vitae honor studiorum meorum et fructus pendet,
negiigere videar» ea ornamenta exigam, de quiboa (etiam) doGtissimi
pontifices etiam iiuigniri non dubitaverunt, ut honestias ae in dig-
nitate sua f^ererent. A vobis igitur, utriusqtie juris dor^ore eximio
dornino Paulo de Dotis, nominibiis, quibus supra, peto librum clau-
suni et apertum, — anulo digitum subarravi, caput biretto circum-
voIti — oscttlum pads cum benedictione magistrali ad lattdem
omnipotentis dei, qni est trinus et unus per infinita saeculorum^'saecula
benedictus. Amen.
3.
Gregor Rdmlwig an Johannes Rot Nflmbccg 1454 wMn 6.
feod. lat. non. $18 f. 103*— 107]. ■)
Egregie vir et iuvenis ornatissime. Litteras tuas ex urbe x.
die ad me datas ultima die februarii Nurembergae libens accepi»
mihi profecto probatissimas. In quibus quoniam ad singula respondes,
übet vicissim mihi si^ n]gillatim tuis responsis aliquod amira tarnen
disputatione replicare. In primis autem oro, ne vetera novaque
scripta mea putes fuisse iacula raorsusque livoris, quasi tuam elo-
quentiam litteris expHcatam momorderim, sed familiaritate iam tecum
scriptts ac interauntits contracta .fiducialiter fretus tibi signilicare
volui, quid mihi scripta tua legenti animo acciderit. Itaque mode-
rationem et modesti'am tuam probo, qua mutuum illud ingenue pro-
fiteris, sicut noster ille Terentius Menandri, Diffili, Contestifili (?)•)
mutua sumpta recognoscit, atque hinc sumpta fiducia et quid de te
coä. Lano.
Schedelhandschrift mit dem öfter wiederkehrenden Schreibervermerk :
1454 Eichstädt, der sich aber möglicherwei«.«; auf die Vorlage bezieht, dm.
519 enthält ebenfaila von Schedel den Briefwechsel oocbmah. \rohI aus 518
abgeschrieben. Schreibervermerk 1468 Nflmbcrg. Cßd. ltamK'>^ M II 9 habe
icb nicht vercjlichen. S auch [hrrinann in der <,'rrti!i:ni<i WXill, 499.
*) t0d.: in Euandn, Uiftili, coote&tlAli. Vielleicht zu lesen: Menandri
Andrinm, Diffili [synapotnesjcontei mutna tumpta rccognotcit.
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sentiam et in quo desriren'«;, audatius aperio, in quo si me errare
aut te acrius quam liceat notasse putaris, tibi cedere non dubitabo,
quoniam mihi nii praecipuum in hac arte unquain arrogavi, ymmo
famam illam, quae me Laudibus supra meritum extulit, mihi blan-
ditam esse indicavi et howinnm opiDiones altiora de me sentienttum
deoeptas luisse duxi.
Nunc ad te redeo, qui tibi laudi dn-is. quod veterum scripto-
rum egregie dicta iiixta congruentiam rei enarrandae in usus tuos
derivans. Id maxime probarem, si ^) non, qualia ab ipsis sunt
relata, tranasumpsisses, Sic docuit (ille) acutisaimus ille atoicoram
L. Annaeiis') Seneca, apes imitandas, quae fiores non quatea acce-
perunt, sed ceras ac mella tnirifica quadam permixtione conficiunt.
Fulerum est, per auctorum vireta currontein decerpere flosculos,
quibus inter seniorum choros, si res tulerit, uti queat, elegantioris
soUertiae est, si apiam iinitati<me nostris verbis maioram sentaitias
profenunus, exoellentioris aiitem est ingenii indicittm, si nee buius
stilttiD nec illius, sed unum ex pluribus conflatum tamquam nobis
ingenuum habeamus, felicis^imum autem est, non quidem apium
more sparsa colligere, sed vernüum exemplo, quorum ex visceribus
sericuro prodit, ex se ipso sapere loqai. Quod Ciceronem sdsse
tradit Plataicus et in Ulis orationtbus oomprobasae , quas iltioo
recenter recitavit, cum res ipsa recenter gesta erat aut imminens
periculum cogitandi «e-npus prohibuit ve! ademit. ff 104] Non
possum bor loco nie continere, quin id qnod in mentem venit,
cructare cügar: Semper ego suspicatus sum iilas tales orationes
bmiltariori etoquentia recitatas et venustiore stüo postea litteris
ihemoriaeque mandut 1 Sed vereor, ne mihi respondeas: »0 Gre*
pnri iniqiiissime, qui aliorum ingenia tue metiris ingenio et quod
tibi attribuere non audes, id aliis süperbe deroga(ra)s4L, Sed tibi
loquor, qui de me, ut Übet, iudicabas.
Pergo, ubi steteram. Ter«itium, Virgilium etc. itidem fedsse
causaris. Profecto itU non qualia apad alios *) lectitanint, sed eomm
gravissimas sententias nec non stiH et verborum serie prodiderunt.
Haec tarnen nunc missa fario, quia satis nosti, quas graecas musas
poeta noster thabe (?) sermone permutarit. Deinde quia pro tua
fama, temperantia, quinpotius moderatione tibi negaitt illioa artis
ezcellentiam michi attribuere videris, profecto» frater amantissime,
ego nil tale apud me sentio inveniri posse, qttamobrem tantopere
laiider, Fuit ^i^ibi 'viaedam dicendi facultas a natura profecta, quam
a patre meo iierediiario quodam amore accepisse reor. Ipsa etenim
b cffd.: sed.
*i tffä, amicus
*) <mL illo».
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barbara nostra Theotonum seu Theota(n)tuna ^) novit persuadere taiii
fortiter, ut docti quoque mirarentnr tales sententias tam cruda
lingua explicari posse. Accessit mihi tantillum litterarum, (]uod pro
viribus ingenioli ut potui rebus applicavi. Nil ainplius mihi arrogare
licet. Siquidem mihi amplius tribuis, id humanitati toae asscribo,
quae me vel fama volatili promota vel undecumque allecta oelebrare
r'ipit Te tamen hortor, ne hiimilitatis aut benivolentiae tuae prae-
textu adulationis vitium incurras. ^) Est sane gravidum et sul)tile
artificiura. laudando alterum et fortasse decipiendo eura, aDimum
sibi obligare decepti. Ego ab illo artificio tantum abhorreo, ut a
plerisqne vel invidus puter vd superbus, et de me iam ortum ett
proverbium, ut quos ego laudem, hü digni sunt laudari. Dulcissi-
miim est hoc venenura, a quo nemo unquam se continuit, quin
laudari cuperetj aut ^) vane aut de gloriae cupiditate, quomodo illi,
qui libdUs a se editis gloriae contemptttm indttcunt, illis ipsis volu-
minibua, qaae ediderunt, nomtna saa ioscribunt et io eo laudari
velint, quo laudis contemptum introduzeiunt*
ff. 104^] Ad scelera Turci nunc venio. Fertur Turcus, scx-
centa milia homtnum coacervasse, mirum dictu, si verum est, non
tamen ideo contremiscendum nobis. Scio eoim et ita memoriae tra-
dttum ettj Xeisem, Medonim regem, Graecis bellum indicturum
septingenta milia homioum ex regnis wm coe^Bse» trecenta milta
de auxiHfü accersisse illa copia tantum superbiae crevisse, ut
singiili satrapum suoruiii i cgi in solio sedenti singulas superbiae suae
blanditias assecurarint. Aiius dicebat, Graecos initiuni belli non ex-
pectaturofl, sed ad primum adventum bmae terga Tersttroa, aliut Grae-
ciam non vinci, sed obrui mole exercitus» alius timendum esse, ne
url)es desertas et vac:ias invenirent, neque habitnrum regem, ubi
tantes vires exercere posset, alius vix illi naturam rcrum sufficere,
angusta esse classibus maria, militibus castra, copiis explicandis eques-
tribus campestria, vix patere ooelum sagittis. HIc est ille Xerset,
de quo poetioe dictum legimus, ipsum pontem pelago struxisse, ipse
quoque, se sinens facile salsus est,^) talem se esse putavit, quippe
qui iure laudaretur. Demaratus vcro sententiam rogatu«? inquit: *MuUi-
tudo illa, o rex, quae tibi placet, metuenda est, verum est autem,
in modico regi non posse, nec diu durare possunt, quod regi nequit,
ntl tarn magnum, quod perice non possit.« Itaque Xerses a paucia-
') Merkwiirdtfic, ron Heimhurjj öfter betonte Iclcntificieriinjj, vielleicht
auf Missventändiiis von iMcan I, 445 berahend? aacb w. a., wo auf die«
selbe Stelle angespielt i*t. Vgl. Miumanm, Kaiserchronik III, 322.
*) ineoras.
') «W. et ut.
*) tfi. $19 hat faUuni, was gar keinen Sinn giebt. Vielleicht: si sina«
facile saUum est
jAMhifluoha, Uabnlnirf • SO
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simis Graecis poat maximam Gladem sttorum foedanique suam fugam
tarpiter demum rediens a suis obtrectatus vitam taedio duxit» motte
finem fastidii sui fecit. *) Profecto nisi Turrn«; üle tantam gentem
(luxisset, ut po])iilos transplantaret, sicut de (iuttis scribit PH-
nius, non video quoinodo tanta hominum inultitudo, nisi inter se
fortasse, quod deus nobi» propitiando concedat» praeliari posset.
Aiunt quidem tantam esse apud Tttrcum iHum milidae (esse) dis>
ciplinam, ut si ropins snas in tres, qnatiior phiresve partes seii exer-
ritus partiatur, sese congruo ordine obsefpien^es, ita ut inter priraum
et secundum tantum spatii distaret, quanium pascendis hominibus
et iumentis siiffidet^ et si cootiogat, primaro exercttum findi »eu
fttgari aut usque ultimum necari, alius tarn libens surrogetur in ¥i>
rem de6cientis exercitus, sicut accessisset victoribus. Ccrte neque
in re publica Romana neque apud Graeros 'f 105! neque penes
Numedas, Parthos, Gallos neque Theutates hoc obscrvatum esse
comperimus, qaot tamen Theutates, ut rcfert Lacanus, appetitus
mortis impulit ad bellandum. Ipsi enim nullam atiam in celum viam
esse credebant, quam animam beilo exalare. Credo ficta omnia, nemo
enim est, qui mortem non metuat. Hoc de vulgo dixisse volui, ')
Don de sanctis et electis, qui dissolvi cupierunt, neque de philo-
sophis, quorum alios virtus pluresque error mori egit, ut est apud
Ctoeronem. Nisi est deus, cujus est haec temporalis? Ideo [si]
. contra resistis, *) te cas[ibus] cre[dere] lt[bet]. Huc tibi aditus paftere]
n[on] poftest].
Hoc scio quod Johannes de Huniad, gubernator Ungariae, cum
Turco saepe conflixit, aliquando provocatus, aliquando Turcum pro-
vocarit. Rursum scio, quod illa bella, quae geruntur ex praesidiis
currunm, ut est bocmica disripüna, tantum habent *) munimenti,
quod pro uno die XX milia In triinnm mille milibus, etiam toh!«
mundus ab adverso consisteret, resistere i>ossunt, ncc minu^ . allali
sunt illi beilatores, quam si murus Paduanos haberent pro suis pro-
pugnacuh's, nec aliter vinci possunt, nisi fame pnta cincti et bellicis
machinis «^pngBati. Miror quod s. d. n. nihil temptat apud regem
Ladislnura et apud regem Poloniae oeterosque vicinos potentes
principes.
Ad ultimam epistolae tuae rationem et partem descendens
vehementer admiror» te ludicras artes civili sapientiae colligare, quasi
aliquod communius habeant, quae sibi vehementissime adversantur,
' doiHum r
*i Vgl. Seneca, De bCDeH VI, 31.
co^. veluli.
*) cod. res istis.
'1 Die Stelle, in beiden Handschrit'icn ^gleichlautend, Ul offenbar verderbt.
Die eiogeklanunerten Buchstaben sind Ergänzung.
*) eod. habnit.
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ymmo altera, quae in mores hominttm Imperium sibi vendicat posst-
detque potenttssimei alterun dttupnat et cultores eius perpetua in*
famia notat et a causae dicttone repellU. Possem ego, nist ob sinceri-
tatem tibi parcerem, magnam famüiaritat«!! tuae artis cum ystrio-
num Seena cum auctoritate summorum virorum, tum vivis rationibus
perstringere. Sed absit a saeculo, ut quicquam invective vel in te
dicam aut in illam artem, quae me plus merito meo celebravit, sed
safiid[a]t tibi penuasio Ciceronis nostri diceatis, neminem adeo repug-
nare debere naturae suae, ut se transferat ad labores illos, quibus
adversatiir ingenium siuim aut natri'^nli'^ ^ua commoditas sibi naturae
dono dispensata. Id enira mavn c juemque decet, quod est cnius-
cumque suum praecipue. Et mlra: »Scenici plus quam nos vide-
(a)ntur habere pnidentiae, qai non optimas sed sibi acoomodatissi-
mas fabulas eligunt, qui voce [ lOS*^] freti, Epigonos Medamque etcc ^)
Tdem ille pro A, T Archia perorans ystrionem nuper defunctum
introducit, ut locurn a minori, quod topicis valde placel, introducat.
In quo loco topico non licet genus disgredi vel excedere, puta, si
quis ab acumine gladii ad acumen vocis argnmentetar. Voluit ergo
Cicero de voce ystrionis ad vocem poetae Archiae. quem immensis
laudilius efTert, argumentari. O quanto satius sibi ') perillustris ora-
torum princeps usurpasset, quod summa hnmilitate fretus attribuit
Archiae, cuius apud nos ne ulla fortasse memoria superesset, nisi
Ciceronis extaret oratio. Et merito, at tentut Sallmtius de Graeds
iitstoriographis, plus laudis meretur Cicero laudando Archiam et
scripta eius commemoraado, quam ipse auctor Arcbias es rebus suis
gestis promeruit.
Sed longius amore Ciceronis digressus sum, ad rem redeamus.
Frater carissime, conversus, deflexus es aroore artis tuae, ut nobilis-
simam eticam quin potius ethicae et economiae practicam irride(re)s.
Et Cicero tuus negotiosos viros otiosis exempHs et rationibus ante-
ponit in I. oflfidoniro libro. Poterasne gloriosam tuam artem absque
irrisione iuris civilis, quod artis tuae regulas in practicam deducit,
coliaudare? Id ego facere teraptabo, ex fontibus et rivis auctorum
tuorum argumenta deducens, et hic statim. Fundamentum, scilicet
finem artis tuae fore, persuadere dicttone, quis ubi dicat, bene nosti. *)
Id autem deti non convenire Plato, Graeciae culmen, docuit, cuius
quanta sit auctoritas Cicero tuus in proemio officiorum attestatur,
dicens si quod ille aut Aristoteles de forensibus se negotiis implicare
voluisset etc. ^} loquit enim Plato, retoricam artem noo esse, sed
') cffd. prudenli US .... nedumque. Vgl. Cicere, De ofticiU 1, 31, 114.
*' eod. tibi
') ÜMTv, De inventione I, 5.
«) De OffieiU I, i, 4.
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esse civilis scientiae partis umbram, nam in Gorgia suo: »Quod, in-
puit, homines ficiimt, non est iodustri«, sed natura, ars aatem non
de natura, sed de induitria venit.« Porro autem si dicas: Serve, ra-
puisti mihi codicem, respondet: »Nil rapui.c Ecce qnod dicitis con-
iecttiram, quam dividitis in personani, in factum et in causam. ^)
Dicit ergo servus tuus: i^Quot anni sunt, quot tibi servio, num
aliquando sie feci?« Ecce argumentum a persona. Rursum dich tibi
servns: >Ciinifeci,Donesurii.c Argumentum a causa. Postremo: iNon
fect; quiprobas, ubi feci?« Argumentum a (acto. Haecff. 106] a natura
[iuncta] sunt arte seposita. Aristoteles vero artem dicebat, sed malam,
quae contra veritatem nititur et studio defensionis viam veritatis
impugnat. Exempla dat verissima, nam in ariopago, ubi iudices erant
Serenissimi, non sinebant praecones verbomm prohemia dicere vel
epUogos, quatenus obscuritati involuta veritas non pateret. Ipae
quoque Cicero scripturii«; retoricam quaerit, ar? illa boni an mali
plus url)ihus et popuiis atttilerit. Haec certe de civili sapientia
nullus umquam dubitavit. Et Athenae praecipue gloriabantur, quaes-
tiones iuiis dubias ad se deferri, et Lactantius tuus scribit, Jorem
Olimpium divinos honores adeptum esse, vana tarnen opinor, eo
qiinr^ rniaet^h'ones contendentium ad se delatas diffinivisse narratwr. •)
Idern l.artantius alio loco dicit, snmmos oratores a mediocribus causi-
dicis esse victos. *) Cicero tuus sie ait: ^) ^Civilis quaedam ratio, quae
multum et magnis rebus constat, eius qutdem magna et ampla pars
est artificiosa eloquentia. c Contra hanc ctvttem rationem Victorinus
pollitice supponit: ut est nostra civilis scientia. ^ Vide ergo quam
disciplinam irriseris. Fateor, quibusdam homtnibus tantam vim inesse,
ut sua natura absque litteris et doctore praepoUeat, ait Jeronimus
in prologo, veluti Naputiitt Pannanius famnlum illinn et Eneani(?).
Urbem condiderunt, rdigionem invenerunl, consilia patrum requi»
sierunt, moenia alta fundaverunt, ut est apud Virgilium: Multa quo-
que et bello passus, [cum conderet urbem] inferretque deos Latio
atque altae moenia Roroae. ^)
Haec laus Eneae potestatem notat. Hunc passum an ingenium
absque arte aut econtra sit laudabile, Cicero in orattone pro Archia
indudt. *) Valerius de pietate filiorum ergaparentes pietatemScitbanun
M Vgl. Cieera, De iuTeotione I, 8.
'1 coti. rilibus. Dass urlii]>iis - 1 l'i-.en sei, xeigt die Antwort Kot«.
Vgl. Lactttnnus, üivin. ini>litut. I, 11.
•) cod. Ut
*) De inveol. 1, %.
*) /Wm, Rhetores lallni 173.
') Aeneis I, 5. ad, bdU . . . L«tiam contra.
7. »5-
L>iyui.^L.ü Ly Google
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sine doctrina plurimis laudibus ornat. ^) Afranins, *) caius tu memi-
nisti sapientiam, sie ait: esse filiain (usis) usus et memoriae. >Qui sapiens,
inquit, rerum humanarum esse velit , non libris solum sed neque
disciplinis retoricis diaiecticisque opus esse, sed oportere eum
versari exerceriqtte in rebus eminus Doscendis pertclitandisque , ea
omnia acta et eventa fiimiier memintsse, ez hüs sapere et consulere,
quae pericula rerum docuerunt, non quae libri ac magistri per inani-
tates verboriim et [f. IGÖ**] imaginum, tamquam in mimo vcl in somnio*)
delectaverint, X Vide quam rem inanitates verborum et inuginum
vocet Afranius tuus. ■» U(er)sus inquit mc genuit, mater peperit memoria. &
Pacuvius ait: Ego odi hcnnines ignavos opera et philosophoa Kntentia. *)
In te vide, ius civile magis ad practicum ius desoendat, an tua
retorica.
Convciiiat igitiir tibi inecum haec sententia, eloc|uentiam artiura
expolitriccm et civilis sententiae upitulatiiceni esse, quod nostro
Ciceroni placuit, »eticam non instinctam bonis artibus« etc. Proh
deum hominumque lidem, qnis anquatn sine eloquentia seditiones
excitavit , libertatcm compressit etc. Lege exemplum Valerii de
Phisistratu et peritia. -"i Si aliis rebus ocruiKitii'- non essem , iara
tibi clarissime atque copiose explicarem , tarn in bunum , quam in
roalum, quid potuerit eloquentia, quod utique non tarn lubrice
venatur in nostra civili scientia, quae aliquando meiam ponit verbis
et constringit sententias, nc verbis data videatur. Fateor eiiani in
iure civili persuasionem esse , nun veram probationem , qualis est
apud dialecticos et philosophos. nam licet veritatis sit verbum in
ore duorum vel trium etc., tarnen scio, etiam quatuor aut quinque
conspirasse [sed] nonnumquam deceptos esse, Sola ergo persuasio vim
suam in negotia humana dirigenda porrexit.
Tuum Columpnellam excusatum facio, si quid desiderio studii
sui excolendi ultra quam veritas habet , disseruerit, sie et nostruin
Ciceronem eiusque artis oratoriae principes fecisse vidimus, quare
nil tarn horridum, tarn incultum, quod non sptendescat oratione, ut
in Tusculanis habetur. Tibi dico, quod rerum harum onmium et
magistra est fortuna , quae non ex bono et aequo , sed pro libitu
celebrat, rui favet Quis non putabit, Soloneni ex Septem sapientibus
sapientisäimum non se appellantem sed ^) aliorum sex sapientium
iudido iudicatum Phisistratum praecellere. Attamen Phisistratus se
') Memorabilia V, 4 Ext. 5.
In beidea Handschriften f&lscblich AfFricanus.
') ro</. in ymo vel in sumino.
V Vgl. ^lu/uj Gelhus, Noctes Atticae XIII, 8, 1^4.
') Memorabilia Vltl, 9 Ext. a.
*/ <nf. et.
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— $to —
popularibii» honiiitbus prae illo magis probavit, nm quod Athenanun
liberis cervicibus servitutis iugum imposuit; Solon senectutem suam
Cipri profugufi exegit. Te puto omnia nosse, qui eiusce disciptinis
te addixisti , ego me civili sapientiae dicavi. [f. 107] Nunc tarnen
haec aetas a me poscit, ut divinis Htteris mededero» 'quibus [quodj
mihi superest vitae id totum impendam, quibus nec opus est trrigatione
fluminis eloquentiae Tullianae nec OnintHiani flosculis, sed ea oratio
sufficii, quae rem explicet, sensum edisserat, obscura declaret neque
verborum compositione liondescai. O quam sacpe tuus Lactantius
dicit, veriUtem fuco non egere, quod Augustinus in libro contesionum
plerunque testatur, uterqoe taUMO in utroqiie volumine eloqnentiae
fontes, qtio iuvenis hauserat, per rivos in opus suiini dtri\ at, m pro
varietate gustus legentium condimentorum ah'qiionim condimentis
delectet. Aliis namque dulcia placent, quusdam subamara delectant,
«lioram stoniacttni acida renovarunt, alios salsatnenta caseatique cibi
snstentant. Propter quod Lactantius tuus optat in principio IIII' libri
aliquam sibi contingere eloquentiae partem etc.
Hucusque venisse '^utTiriat, quia oratio, quae non proprie raanus
stilo politur, cum per sc inculta nimiumque ditiusa est, fit tanto
moleslior, si sui prolizitati taedtnm coogeminet, Vate mihi si quid
optare ad tuam salutem atque incrementum mihi fidudaliier iungens. ^)
Ex Nuremberga die VI* martii anno etc. Lini*>.
3.
Johannes Rot an Gr^or HdiBbiiig. Rom 1454 nai 16.
fcad. lat. moit 518 f. 109 — tai.)')
Exceiieniissimo ei cloquentissimo virt> Gregorio Heimburg
Johannes Rot salutem plurimam dicit. Legenti mihi nuper omatisstmas
toas lltteras contigit, quod Tullius noster sibi quoque profitetur usu
venisse. Ipse namque dum Piatonis librnm de immortalitate aniniae
intet manus habuissei, dicit se omnino eius sententiae acihaesisse,
dum vero librum ipsum a se deponeret et diligentius secum rem
ipsam revolveret, omnem priorem persuasionem sibi elabi oonsuevisse.
Sic, tnqnam, mihi accidtt, dum primo tuas legerem, qnibus tarn
omiite, tarn copiose, tarn probabiliter, tanto dicendi artißcio ius tuum
civile arti oratoriae praeferre conaris, ut me etsi mihi tua causa
inferior videretur, omnino tamen videre[re] a sententia deicere et
tibi cogere assentire. Sepositis tamen Utteris et ad me redennti
rursus pristtna sententia oboriebatur, ut iuris perito oratorem longe
') digueris^
'1 Aadb dicKer Brief steht guii gletcHlaotend in cod. lat. mon. 519 t.
51 (T. Ich gebe denselben sdaer Linge wegen nur im Auszüge.
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aniecellere putem, sed quontaui ud bingula pene verba eiusdem
epistolae meae respondes et qiiaedam illic dicU refellis, placet quo-
qiie par pari referre. Natura enim non sinit, ut dun pauluin
ptin«;imur, non etiam quandoqiie remordeamns, quippc apibiis mellis
et dulcoris ( ntVrtnrihus aculeos inditos esse videmus ad vini si
qua sibi inferaiur propulsandam. Itaque cum me, optimus imperator,
undique oppugnes et ictibus tuis tarnquam fulminibus percellas, patere,
quaeso, ut paululum renitar et resistam. In primis tarnen afiirino, si
tantilla epistolae meae verba usqueadeü[a| teponderatum iri sperassem,
profecto atit omnino siluissem aut mattirius vires meas ronsulens
conciessissem tibi uberiorem materiam rescribendi. Sed quid potuit
a Columella [f. 109^] viro eloqueiitissimo modestius dici, quam quod
sine iurisconsultis multas fuisse felices futurasque urbM affirmavit^
• Hoc a me scriptum tarn aegre fers, ita alto pectore reponis, ut
contra clamit.mdo ac voriferando pene raucescas. Ita totus eniteris
et üccupatus es in extüUtndis luis legibus, ut eas in arte Minervae
et in intimo sapientiae penetrali tibi videaris collocasse, retoricam
autem eis vix tarnquam ancillulam pedisequam patiare adiungi.
Gerte aut pro tuo in me aroore copiose et multis et omatiasimis
verbis mcrum agere te delectavit, vel ab aliis rebus vacuus otio
torpert? nolens hanr tibi materiam agendi de'JUmjisisti. Laudo insti-
tutum luuin, ita cniin naius t^, ut .->emper agas aliquod dignum viro,
tarnen noUem, lacertos tuos oratorios teexercuisse contra eam prae*
sertim disciplinam, quae te gladio oratorio cinxit, a qua arma elo-
qiientiae cepisti, quae te viribus dicendi armavit, quam tuen" et
det'endere dcl^eres. Quae etsi vulcaniis armis tecta sit, ut eius cor-
pus nullo verboruiu smpeui, nullu telo non modo non transfodi
queat, sed ne perstringi quidem, vellem eam tarnen abs te mlssilibus
flon lacessitam. Namque te in iudicium protractum togratitudtnis
condemnari facile obtineret, quod sibi adeu bene de te meritae tarn
impie gratiam refera-: et se vcnto'^am esse artem et per inanitates
verborum versari exclaraes et tarn odiose cum aliis artibus compares.
Id tarnen ut Ucentius facere possis, facis quod cauti oratores solent,
qui ante omnia adversario inimicitias apud iudices conflant. Sic
quo eos iniiteris, me tu$ civile irrisisse calumpniaris. Quomodo
quaeso , derisi^ Adduxi contra ipsum ius tuum Columellam. Si
quid iilic pcccavi, nun mihi sed Columellae aitribuendum erat, qui
huius peccati, si quod est, est auctor. Credo tarnen, te id dixisse,
non ut 8entie(n]s me ipsum [f. 110] derisisse, sed ut deriderem, exet-
tares. Parebo libenter admonitionibus tuis, si modo paUenter feres,
et versabor haud cum periculo, ut opinor, in rastris iuris civilis tui,
praestantiaraque ut tu vis, et dignitateni ipsius excuijam, et si per te
licebit, exagitabo. Principio autem in eo partes sunt, ut tua quoad
possum argumenta refellam ant dissolvam, postea measrationes afferam.
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— 312 —
Er wendet sich dann gegen dte Behauptung Heimburgs, dass die Rhetorik
keine Knnst sei, and beitreitet, dus Heirobo^ Pl«to für «ich in Anspruch nefamen
dürfe Als Beispiele dafür, dass Kunst soviel vermöge, wie Natur, führt er
Praxiteles, Virgil und Aristoteles an. Den Beispielen des Schadens der Bered-
snndceit will er solche des Nutzens gegenttber stellen. Er definiert dann nach
Cicero den jurisconsultus, nach Cato den orator, und schliefst die Cberley;eTiheit
des Letzteren aua der grosseren virtus, die demselben inuewohncu inüsi>e.
Gehört doch die Interpretation der Gesetze, die der Jurist macht, und ebenso
die Bc'--,<:häfü^'iin(; mit den golllichen Diii^^cn und der Rcli;;iün ins Amt des
Kednerb. Er cilicrt dann Stellen aus Ctcero und QuinttUan, welche beweisen
«ollen, dnas «ach diese den Redner Uber den Juristen stellten.
[f. 114] Ad quod [ius cmle] pärdisoeodttm nulU perspicuhu,
nullum ingenii acumen requiritur, sed reriim scriptarum soüda me-
moria et inextricabilis commentarioruni iectiu. In vestris praeterea
responsis nuUa inest subtilitas, nuUa doctrina, cuius tarn varia et inter
se contraria sunt dicta, utpote quae a diversis hominibus diversis *
etiam temi>oribus condita sunt, tam deniqiie dissidentia, ut bellum
sibi invicem indixisse videantur. Haec cum Semper inter se pug-
narent, nescio qui gracciili Theophihis et Doroiheus digerere, hoc
est quodque suo ordine locare et superilua resetarc adorii sunt,
omnemque illam legum [f. 1 14^] congertem dige&ta appellarunt, qao
vir sane doctissimus, Laurentius Vall«, praeceptor meus, se negat
quicquam nec indigestius nec incoiopositiu?; ner deniciue inordinatius
vidisse, quippe quae nuUo recto ordinc, ntilla serie, nulla certa pro-
gressione et gradu tracieDtur, ita ut passim hincinde a diversis
iDrisoonsultorani voluminibus exccipta quaedam, nulla cum disposi-
tione simul coniecta, non libri aut digesta dici mereantur. Cur
autem hü, qui se digesturos omnia et singula recto ordine disposi-
turf)s profiiebantur. ita omnia confuderunt, pcrmiscuerunt, perturba-
runt, ut caos quoddam confusum aut labyrinthus, non digesta dici
mereantur? Accesserunt tum postea hü nostri recentes legum expo-
sitores, qui ingenti nimis labore et curaconati sunt ostendere, haec
inter se tton dissentire, perinde ac si ea non hominum varia len*
tientium verba, sed Phehi, quae lalli non possunt, oracula fuissent.
lila aiiteni ductrina est praesiabilior, quae res praeclariores et plures
comprelieadit, quam ea, quae solum litigandi formas complectitur et
faciiis est. ^ AHter ostendam, nullam dignitatem huic vestro iuri civilt
jnesse. Nota est Ciceronis oratio, qua L. Murenam deft ndit. Ait
illic ndversum Ser\ium Siilpirium, mt)re vestro sricntiam stiam
praeter modum extollentem, haec verlja:') *Qiioniam iiulii videris.
istam scientiam iuris tamquam filiülam usculari tuam, nun patiar, te
in tanto errore versari diutius, ut istnd nescio quid, quud tantopere
didicisti, praedarum altquid esse arbitrere. Primum dignttas in tam
tenui scientia esse non potest, res enim sunt parvae» prope in sin-
') cap. la
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— 313 —
gulis litteris atque interpunctionibus verborum occupatae.« Gra-
tiae quoque in ea nidul esse, etiam latione probat, pauloque post
ait:^) »Sapiens aestimari nemo potest in ea prudentia, quae neque
extra Romam usquam neque Romae rebus [f. 1 1 5] prolatis quic-
quam valet. Peritus ideo nemo haberi potest, quod in eo, quod
sciuni omnes, nuUo modo inter se possunt disceptare. Difßcilis
autem [res] non ideo putatur, quia et perpaucis et minime litteris
obscuris continetar.« Hiis adittngit» etiam tantam ipsius facilitatem
esse» ut si sibi bomini etiam vehementer occupato stomacus panliim
moveatur, se triduo iuris consultum fore. Praeterea tarn varium et
versatile ius vestrum est, ui quod Ulmae legittimum sit, Augustae sit
contra legem. Sic olim quod Romae iustum (uit, apud Samnites,
Etriiscos aut Picentes fuit iniquum, iuiisque consultt vestri statim
extra urhem erant olim inconsulti et contempti. Si igitttr prisct illi
iurispcriti Scevüla, Sulpicius, Tiibero, quos vos liodie tamqiiam
Phebi interpretes admiramini, nee in urhe nec exiia uilipm ut
Cicero monstrat, m aliqua erant aesiiiuatione, quam dignitatcm,
quam excellentiam concedi vis hiis recentibus legnleis tuis, qui mihi
vis dcadae aut muscae priscoritm comparatione videntur? Sola pro-
fecto Ciceronis auctoritas debetet te a tua sententia iani pristina
deterisse. Quac iguur praestaiitia esse potest in re tarn tenui, tarn
varia, tarn vulgarir Atqui eloquentia longe maiorem copiam com-
plectitur et uberiits Studium exposcit, ita ut Ciceroniantu Antwias
queratur, se eloquentem adhuc vidisse neminem. Sed esto, scientia
sit sane difficilis pergrandisque, si tanta maiestas legibus vestris, ut
vultis, inest, cur tota Affrtca, universa Asia, maxima quoque pars
Europae eas fastidit et aspernaturr Redactae sunt in parvulum Ita-
liae angulum, Teutones nostri, Galli, Ispani et lUirici eas tamquam
vilem ttsum reiecerunt, quaevis natio sibi suas ascivit leges, a vestris
descivit ambagibus. Citationes» libelli dationes, testium productiones.
exceptiones et appellationes vestras et scptingenta alia avobis iuris
excogitata involucra totus orbis exhorrescit.
Er weist dann liar^iuf hin, dii*s die nieibten Völker der KintUhning der
Gesetze Widerstand geleistet babeo, und das» diese selbst gar häufi'^ von ihren
Urhebern gebrochen und übertreten worden beien. Er^i jet/t wieder /ei^c das
Beispiel des Aufstanden der prcussischen Stiidic, wie die Juruica die Rcchts-
begriffe verwirrten und auch offene Knipörunu zu verteidigen wüssten.'y Es sei
doch ftaglichi ob der Redaer oder der Jurist den Staaten mehr geschadet habe.
Auch die Iwerea Ehren, welche der Jurist erlange, will er ntdit eis Beweis
der VoTtrefHichkeit der Jarisprudem angesdien winen.
Narrabo tibi rem ridiculam [f. 1 19'» ] de quodam ex vestris
iurisperitis. Venit nuper huc ad nos in curiam quidam, cui Sancho
') eap. 13-
') Gemeint sind die (ierichtsverhundlungen am königlichea Hofe 1453, die
is gant Deutschland gröbstes Aufsehen erregten.
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— 314 —
nomen erat, natione Catalanus, qui cum in dediscendo iure diuturnam
operam frustra contrivissetf receptis nescio quibus stultitiae insignibiis
vestro more pro doctore est approbatus, deus bone, qui etiam pro
homine esset reprobandus! Undecumque potuit, magoam vim aori
abrasit, ut huc Romam quam posset ctti^^imc veniret. Premebatur
vir stolidus inani cura, timens ne hic penuria stultorum esset, qui
plane ubique redundant. . Rogat Alfonsum regem, ut se commendet
apud pontificem Nicolaum, quo aliquod officium hic extmium nancisci
queat» e quo pecunias et honores possit expiscari. Rogatus pontifex
volens morem f^erere regi praecipit , ui rotae auditor reciperetur.
Cum de moic examen cunstitueretur , Sanchus ignurantiae suae
conscius pugnam aliquamdiu contrectavit, vicit tandem eum temeritas
sua, ut ezamiaari se pateretur. Cum sine doctrina, sine Utteris, sine
sensu stupidus reperieretur , ob ignorantiam repulsus, substitutus
cuiusdam procuratoris . ronterr.mei sui efficitur. Cum ibi multas
causas negligeret, nullani intcUigeret, omncs perdcret, oh stultitiam
reiectUH iteruin est. Cum autem lam omnem pecunum absuiupsisset,
nee quo caput obtnsum reponeret, haberet, apud eundera procura-
torem artem coquinariam cepit exercere et ita pro doctore coquus
evasit, anrei^ faleris impudentiae suac iam pridem reiectis. Nota-
batur digitis üinnium, Hic est iuris illc intcrpres, qui ex contro-
versiis pauperum se victum aucupaiurum putavit; vi^rba iUa tandem
ferre nolens a curia propter pudorem aufugit. Igitur non protinos
praecipuam venerationem merentur. qui pro doctoribus approbantur.
Si hoc sentires, longe, tua pace dixerim, a via aberrares, multi etiam,
qui y'ix primis labiis littera^ degtistarunt, admittuntur ad liaec vestra
doctoratus insignia deferenda, daturque ipsis [f. I20] auctoritas coo-
sulendi in causis, iu ut ab eorum dict» aut responsis ncm liceat
recedere. Si quid autem stultum tpsis exciderit» id ex tege esse
conteadunt, ut non immerito Nurembergae edicto pubÜco cautum
sit, ne qnis dortorum vestroruni leneat gnhernarula rivitatis aut rei
publicae coosiiiis intersit. Magna protecto dignitas haec aestimari
debet, cuius gratia ab hunore et frequentia honoratorum hominum
exdudaris. [E] multis porro et distantibus urbibus eloquentes viros
in suum senatum Nurembergenses asctscunt [f. 120''] . . .
Cede igitur, mi Gregori, sententiae tuae, fateareqne aliquando, i^tnm
tuam oscitantem et dotmttantem iuris scientiani nosiris humanilatis
studiis esse longo intervallu postponcndam, ut cui non liceat sacra
adita et sanctorum penetralia nec atria principum nec aulas regum
introire» sed quae infimae plebeculae addicta et proatituta, ei tam-
quam serva aut scortum meritorium vendatur. Age igitur, indue
graii tandem viri aninuim, existimaque iiiam tuam et nominis et
gloriae quam piurimam habes existiraationem. te sola tua incredibili
eloquentia esse consecutum. Multi certe apud nos habentnr in hac
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— 3'5 —
vestra iuris scientia sane astuti, veram nullus in illud gloriae et
facultatis, in quo tu es, culmen erupit, neque iniuria, nullus enim
tecum cum omni genere doctrinarum tum maxirae dicendi laude
polest certftre. Attrilwe qptar et acceptum fer non iuri civili, sed
onttoriM cxercitationi iUam tuara praecellentiam et dignitatem oomi-
oisque celtam existimationem.
Versarer diutius et quidem cum voluptate in castris laudum
tuarum, sed videor mihi ex litteris tuis cognovisse, te putare, ymmo
[f. 12 1] suspicari, ea quae alias in laudem tui scripsi, me auribus
tuis dedtsse. Lpatido animi tui submissionem et modestiam, cui cum
nullum laudis genus pro merito aatisfaoere possit, laudari noUs.
Capio tarnen hoc in partem deteriorem, ut vulgo fit, vel putas mc,
ut verum est et fatcor, nimis sterilem et aridum esse et ieiuniirn
ad perstringendaä laudes tuas, vel laudari velles a viro iaudatu,
aut qui et ipse semper in laude vixisset. quae sane laus est omnium,
ut Cicero ait, faciie iocundissinia. Remitto tibi tarnen has opiniones,
tamquam a vero non omnino alienas. Sed rave me improbnm
existimaveris aut maiignum, a (luo cum laudarere, tc vituperari pu-
tares, ut vult Seneca. Quod si hoc sensisses, esset, cur aegre ferrem,
parcius posthac me oohibens dtcam, ne oocasionem tibi dem michi
suocensendi, quem anum ex omnibutf mihi Tellern esse nuucime
amicum.
Scripsi tgitur nunc ad te überius et cum minore raeae vitae
observantiae significatione , quam aut mea tenuitas aut tua excel-
l«itia postularet, ne me tibi pniares in os locutum. Nolui com-
mitlere, ut sie obmutescere viderer, ut retoricam a te accusatam
paterer destitutam. Neque ex re mea esse existimavi perpeti, ut
ars oratoria, quam in iudicium duxisti et pene nisi succurrissem,
ob Silentium meum ream peregisses, ita derelicta videretur, ut qui
se contra iurisperitos tutaretur, reperiret neminem. Itaque sumpsi
eius patrocinium, cum necessario, tum libenter, demum lua humani>
tat^ fretus et tuis moribus, non perplexe neque per ambages« sed
omnia aperte, quoad potui, locutus sum, non quia omnia ita senttrem,
sed ut perirulum farerem, an ratione aliqua in tarn admtrabili causa
probabiliter aut verinimiiiter aut deniciue credibiliter dicere puüscm.
Neque quod contra ius civile paulo asperius dixi, quam fortasse a
te probabitur, te aegre laturum [f. I2i'>] confido. Quippe si Poli-
crates contra Socratem, totius j)lnIosoi)liiae parcntem, cxerccndi ingenii
gratia impiine orationem conscripsit, quis iure meam hanc exercita-
tionem reprehendere poterit, si a te provocatus quaedam contra
scientiam iuris civilis scripsi, quae non omnia a vero abhorrent.
Praeterea st Apuleio corvus et asinus, Luciano musca, ut Lactantius
noster vult, bellissima videretur, denique si Busiris immanissimus et
ferus tyranous Aristophaaem laudatorem reperit, quts tarn iniquus
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— 3*6 —
r«rüm aestimator reperiri potent, qui ritio dabit, n mihi rethorica
placet et a me, non tarnen pro merito, laudatur. Si tarnen aliqua
in re me errasse ostcnderi«?, senteniiae meae cedere niinquam pige-
bit. Non tarn pertinax sum ut nullum errorem mihi eripi uolim, a
te praesertim, a quo obiurgari aut corrigi longe malim, quam ab
alio quovis laudari. Te tarnen ut spero ipBam prope diem viaam.
Vale spes roea et me ut incepisti quoniam te observo velim plarimuin
ames. Romae XVI. Maii anno 1454* ^)
4.
Rede Hdmbiirga Inr Ifenog Sigtamtuid vw Ocsterreidi. Maatwu
21. NoTcmber 1459.*)
In refulgenti s. v. aodttorio, pater beatissime, simul et hac
sacratissima contione rev. patrum et principura ac oratorum nobilissi-
momm obsequentissimus est s. v. filius Sij^ismundus, dux Austriae,
compareiis. Mihi quidem, patruelis sui Alberti archiducis nuntio,
Utriusque vero principis familiari , praecepit , animi sui desiderium
verbotenus ezplicaie» cuitts et mihi inssa capessere fas est. Otunibus
qutppe dudbus Austriae summa gratia conciliatis decet omnivm
eorum satellites, mioistros et actores ipsis priocipibns prorotscue
famulari.
Locutus, inquam, pater beatissime, de hac salubcrrima rliri-
stianae rei publicae exiicditione, propter quam hic sacer conventus
per s. V. coQvocattis est, in primtt affitdlonem honestissimam huivs
principis erga beatitudinem vestram iostiisimis ac validissimis ratio»
nibus subnixam luculenter explicabo, quo pateat tpsius principis in
rebus gcrendis sincentas, quam non minoribus indiciis domino annii-
ente confirmabo.
Inprimis siquidem tnemini»se iuvat illa primaeva tempora, cum
beatitudinis vestrae persona apud glonosissimum imperatorem nostram
inita familiaritate atque hinc etiam in illiai principis ineuntibus ad-
bttc annis adolescentiae, qui plurimum habent favoris et gratiae,
cum ipso ducali adolesrente notttiam rontraxit, quae simul cum aetate
crevit adaucta ieliciter, tomentum subministrantibus litteris illis ora-
toriis, quas ipsa s. v. persona ab Italis traduxit in Germanos. —
Hic visi sunt consusurrantes. Quibus respondi, taliter tnterrumpens
*) aUter: Vale totins ingens Germaniae decus et onkamentum et s\ 4u;d
penes mc est, quod tibi vel usui vel voluptati esse posset, id tibi qttatnlttinciIIIU|1ie
sU, deiliiuin devotumque cognosce. Romae ut supra.
V|;]. oben S. 104^,1 u. i<>2*;. Dem AUdrack in Grunde liegt der
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oratiooem, ut sequitur infra. Igitur pace tua Latium dbceriro. Neqae
tmm ita traductam dixisae veliin» at aiont ApoUonium illum, coram
quo cum Cicero noster orasset, cunrtis eum rertatim admirantibus
et laudantibus, ille se Graeciae misertum dixisse fertur: *Ego te
laudo et admiror, mi Cicero, sed quod te orante tacui, admiratio
quidem et commiseratio fecit« Repetebam namque mecum prisca
tempora, Graeoos scilicet armis et guberaatione rd pnblicae cunctis
nationibus praestitisse, quarum rerum palmam Romani iam pridem
vera atque incredibili arte nobis abstulerunt. Relic^uum erat elo-
quentiae decus, quod a te nobis au fern et ad Romanos traduci video
ita, ut ml iam praecipaitm apud Graecos stt remaasitniiii.« ^) Nil
e8t quod Latiam quetatur, si de stto lumine lamen aocendimtts [si
ex indefidente igne facem accendimus] absque ulla ignis latini
attenuatione vel obscuratione» ') sicut ferunt poetae de furto^)
Proniethei.
Digressus sum, pater beatissime, nunc me revoco, ut redeat,
ttode ezivit oratio. Dtxi, pater beatissime, fiitnamentum contractae
notitiae et amoris accensi-praettitlsse litteras illas oratorias etc., (sed
et inam sententianim gravitatem') simul et gravitate scntentiartim e
beato illo pcctore velut aiiquo prophetiae fönte manantium ar sua-
vitate carminum dulci modulatione currentium, (sed et plunmarum
suavissimaruin epistolanim), quas nulla unquam litura cassabit, nulla
Tetuatai obliturabit nec ulla obtenebrabit uliginis'^) obscuritas,
quarum omnium prinreps illc a legende ac relegendo religiosus*)
auctorem illarum Eneam Silvium iugi memoria romplectitur.
QuaDta vero laetitia pertusunn putemus illum principem, dum
primuni sibi nuntiatum est, beatitudinein vestram hunc tronum dei
ctmsoendisse, hinc fas est coniicere, nam Aurelius Augustinus gavisus
est, Victorinum, sui temporis oratorem episcopum factum. Quanto
gaudio dixerim , hunc principem triuraphasse , oratorem illum, de
cuius eloquentiae proiluvio non nihil doctrinarum hausit ac senten-
tiaram, &ctum esse cunctoruro episcoporum et patriarchamm ac
totius ecclesiae catholicae ponttficem. Quid porro dicam de illa
bokiguftatis suae dementia, quod oratores huius principis euntes et
redeuntes humanis«;ime susrejMt, dementer audivit et voti rompotes
a se remisit. Apud Marunem üngitur ille profugus Eneas exclamare:
' t S. Plutarch, (Jicero c;ip. 4.
*) Die eingeklammerten Worte nur im cod. tmgqt.
^1 Vgl. den Hrief Eneas an Heimburg oben S. 103').
*► pro fürt o codi!.
'■') c.ili-inis-
*) Wortspiel nach Qctrot De natura deonim U» 28.
j •) quam?
Confe-Ni« iDcs \' i 1 1 , 2, 5, wo al)er nur von »■inor nelu-liriii-)^, k- incr
Bischofsweihe die Rede ist. Von dieser berichtet vielmehr Cassioäor, De in»iit.
div. ». Teu(fel'Stk»ah, Gesch. d. röm. Lit.' 1033.
uiyui^L-ü Ly Google
- 318 -
tCur dextrae längere dextram non datnr ac verw audire et reddere
▼oce8?c ^) Hic princeps roeus exdamabat: »Cur non sacra pedum
OSCUla mihi pateant, cur non «sarrae voces resonent in auribiis meis?t
( )tnmissis ri^itur qiiisquc privatis rebus , quas respertu illius
christianae rei publicae expeditionis privatas vocari concesserim,
quamvis et ipsae non parura argeant, potisaime autem illonun
foederatorum , qui sub velamento Itbertatia omnem subtectionia et
rf-vt"-t>ntiac ivigum al)iiciiint, clerum ac nobilitatem sanguinis contemp-
nunt, ') de tiuibus alio loco (iicelur, ante pedes beatitudinis vestrae
comparuit, pia oscula suscepit, conspexit vultum diu videre concupitum,
vocea ▼eraa andire et reddere apeiat.
Nunc vero ad aanctum tllud propositum beatitndinia veatrae
contra Turcos sermo vertendus est. Quod opus pernecessarium s. v.
ex causa et tempore, sed et possibile et factii farile ex persona iam
pridem egregie peroravit, quibus et hoc addit princeps meus, quod
interea, dum dormitamua, Senria cum Rasda simifiter et Boana
defecenint a nobia» facile autem rediturae, ai ab untversali eccleiia
oppreaaae christianitati succurratur. Est autem SeiVia regautt vetua-
tissimuro, quod olim Mi<;ia vorabatur, siquidetn apud cosmographoe
ab Oriente Thraciani habet , ab austro sinum Adriaticum. Rascia
vero principatus Serviae est, cuius incolae principem suum Dispot
nuncupant, quod lingua aua regium nomen eaae perhibetur. Vidi
autem in aetate mea Ulum Stephanum dispotum, qui a Sigiamundo
Ungariae rege neglectus in bello illo , quod ex ronrlicto cum avo
prae-^entis Turci gestuni est , hostem expertus acerrimum Heinde
Bosna vero ex regnis Liburnorum est, postea vero degeneravit ac
ducali nomine oontentua mansit, donec Ludovicus rex Ungariae, aocer
quondam imperatoria Sigismund! , filiam ducis Bosnae uxorem duzit
ar sorerum <;uum regio diademate ornavit, quod etiam po^^ter! tcz't^
Bosnae usque in tempus illius perduellioois seu defectionis a regis
Ungariae manibus habent (?) recipere.
5.
Martin Malr an Grcfor Heimburg 1466.*)
Vidinnis e\ tuis e]iistLilis, quas icgis nomine componis, unam,
quae duci Ludovico inscribebatur, verl)is satis eleganter compositam,
quae ornatum oralioni adiciunt et sententiam clarificant, non parum
aale nec minua aenau habundantem, e quibua et mittena et auctor
non immerito sint laudandi. Cuiua inspecto tenore ßiit animo,
'' /»V;'»' ArTiri I. 41a.
*) Vgl. oben S. 127» .
*j Vgl. oben S. 262*), Die ürthoKraphte der Handschrift bctieffHid
gelten die oben S. 301*) gemachten Bemedcnngen.
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— 319 -
singula cius verba puhlicare et tarn ornatnm, quam sententiam pate-
facere. Sed venit in mentem, quod multi sunt , qiii conditiones
domini regis et habitudines regnicolarum nun agnoscunt, qui eis
criroinantur, qui abhomtnantur et dicta factaque in deteriorem partem
interptetantur et accipiunt» qui praefatas litteras ad alienas provincias
dclatas in'^piciunt, eas iudicant et cavillantur. Tdcirto quidem mihi
vidctur ad honorem, gloriani et conditionem domini re^^ts . nii et
quadam naturali instinctu et tidelitate ipsa, ut noscis, astrictus sum,
qttomodolibet in hac re conducere et conferre poase. Volui tibi
tanquain patri et vero amico meo significare, non ut te, qui omnia
summa ratione et satio consilio administras, oorriperem nec aliquid
tibi perstiaderem, sed dumtaxat id aperem , per quod tu de mente
eorum, qui haec tua scripta reprehendunt, pienius instructus et cum
debita maturitate consilii et sententianiin gravitate pro salute et
gloria sempitema. nominis sui felidter perageres. Item rento nunc
CO, quo instttuta est epistula tua, quam per partes dicam, et quae
tibi rontra quamlibet obici poterunt, manifestius ostendam. Audi
ergo et attendc diligenter, f]uia melius est, verum amicum bona tide
avisantem audire, quam adulantem. Nec palpabo nec mordeV)u te,
sed adversariorum sententias enodabo, sperans» quod salubres erunt
tibi, si curam stttcipies et antidota, quae bene seis» praeparabis.
Kpistu!;i f':n — tuam voco quia dictasti *) — primo dintnrni '■ilcn'ii
causam donuni regis assignat et patientiara amimulat etr. Hanc
partem laudo et probo. Nec invenio inter ceteras disciphnae caelestis
▼ias ad consequenda divinitus praemia atque spei ac fidei nostrae
aecreta dirigenda, quam ut qui praeceptis dtvinis obsequio timorts
ac devotionis nititur, patientiani maxime tota observatione intucatur.
Nam si qua iniuria per fisralem s^'" d. n. papae domino regi esset
illata, tarnen multo est satius multoque deo conformius, tolierare
iniuriam, quam ulcisd, nec foret aequum. ut iniurias, quas d. res in
fiscali d. papae improbat» in se ipse probaret et sententiam in hoste
dampnatam sequeretur, fierique illi similis moribus, cui dissimilis est
animo et quod sibi videtur in illo pessimum esse, ut personam suam
non mnocentia sed criminum relatio purgaret. Non igitur se ipsum
iniuriis vindicet sed vindicationem a domino impetret. Scriptum
est enim: »Qui vindicari vult, a deo vindictam inveniett et rursus:
»Mea est uitto et ego retribuaro eis in temporec dicit dominus.
Illud tempus rex ip«;e expectare et sinere debet. ut ille eum vindiret,
qui et offendcntis est dominus et otfensi, cui cordis est cognitio et
magna iudicat, ut parvum.
Da ergo, mi <7reg6ri, irae spacium, da, quaeso, tempus, frena
impetum, cede altiori, dilTer ac desine, ac Iente8ce(t}, brevi(s)que super-
>) Vgl. deo Brief des £nea Silvio bei Ft^t im ArOw XVI, $4*
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ventet, quae non sperabitur hora. Considera denique, quod res, dt
qua agitiir, omnibiis christianis contra d. regem est infesta et pro
parte d. papae favorabilis, et inde sic^uid initnicitiarum vel inütiattonis
einitteres, plus d. regem et te ipsum quam papam et suos commis-
sarios seu fiscalem laederes* cum i^qua ettam quacrnnqu« veritate
et summa ratione subnixa deducerea, ista tarnen favoie fidei a roattia
in deterius interpretarentur et fainam animamque d. regis et tuata
[in] opinione homimim corrumperent. Igitur melius est, ut d. rex
gratiam et favorem apostolicum quaerat, quam papam lacessitum plus
oomnioveat. Aptisstnum tollendis hostilibus instrumenttiin est leWtas.
Nec tarnen ignoro, ({uod sit promptitu persuadere et iubere ista aliia,
quam facere, et qiiod mihi ohirere posse?;, me facilius in alieni?; r|iinm
propriis iniuriis mitem esse. Fateor qiiidem, haec a me fieri, dum
virtutis amator non sum; at si virtutis amator esse voluero , tunc
cuncta itta sunt mihi fadlia etc. Et hoc de pritna parte.
Deiade accedam alias epistalae tuae partes, quibus diciSi quod
cum regnum intestino malo pressum et civilibus bellis laceratum, rex
ipse roadiuvare et consolidare viribus niteretur, Facile tota Boemia,
Moravia, Slesia in hanc sententiam coire pacem petentes et ultro
oblatam acdpientea. Inde iura regni, quibut nnicuiqae iustitia mini-
stratur, restituta sunt etc.
Hanc partem consimiltter laudo et probo, nam evidentia facti,
quae etiam ista de gente et in gentem defert, manifestius demonstrat,
regnum ipsum, quod certis temporum curriculis laceratum fuerat, opera
et maximis laboribus ac etiam sudore bellico d. regis adeo pace et
iustitia decoratum esse, ut a reliqui» populis quasi domicUium pads
et iustitiae haben tur , unde licet nulla altior , nuUa firmier
delertatio d. regi esse debeat , quam de conscientiae puritate et
Harum rerum bene gesiarum rerordatione sihi aboritur, cum in hac
et sanctam et optimam rem egerit, omni laude dignissimam. Haec
paz tarnen inter subditos nec sincera nec firma permansitf quia sub
umbra etus et insidiae et bellum latebat, quod si verum dico, nihil
novum sed roniTtinne nimisqtie cottidianum est. Non enim parem
quamvis puram diuturnam sinit ;inim<)runi instabilitas. Serum assiduc
non minus quam cum hoste pugnaut, nec umquam Kumae virtus
ablaset, si bellum Cartaginienae mansisset. Fax punica romanae
urbis excidium fnit, urbibuaque aliis documentum sempitemnm, non
Semper populis atque imperüs Optimum pacem esse, cuius quidcm
rei et si multa milia hominum in testes trahi possent, tarnen sufficiant
tibi hü tui Boemi , qui exacto tempore cornua contra d. regem
erexerunt, rebellionis spiritum ajniimentes et aub odore virtutb et
obedientlae sedis apostolicae conspiratiooes machinantes, quae res
sicuti leviter fuerat coepta, ita etiam faciliter, uti accipio, per compro-
missum [f. 279**] in tres personas factum est sopita.
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Rursum reliquas tuae epistulae tripftrtite dtstribuo. Aliquae
etenim merita caasae respidunt, aliae processum domini papae et
detegatorum snonim conrernunt et ultimaeoblatiünem, quam dominus
rex pro romponendi? difTerentiis facit, tangunt. Tria autem di( is.
quae merita ( ausac videntur respicere. Primum quod rex nil de
ritu eukaristiae sumendae nec de ceteris sacrificiorum ritibus agitaverit,
praeterquam compactata auctoritate oonstlii facta pro pace inducenda
voluit observari; alteruin quod ipse et pareiis ttterque suus et avua
tiuoque im sint hoc sarrificii ritu, videliret commtmionis <;acramenti
eukaristiae sub utrafiuf specie, quae hiis regniniüs , qui ad annos
discretionis perveneri[n]t at[que] hunc usum coiutiiunicandi habu-
erint, per cOQsiltum Basiiiense auctoritate domini nostri Jhesn Christi
et sanctae matris ecclesiae in uni (I) compactatorum üait indulta.
Tertium est, quod s. d n. sit male instructus in eo, quod apostolicis
litteri«; de ret;e sentit, ut heresira notoriam ar saepe dampnatam sertetur
et se velle fovere publice in conventu Bragense professus fuerat, curt»
neoio conditionis suae conscias de eo suspicari poasit. ipsum in
(antara fnroris dementiam incidisse, ut se haereticam esse velle
profiteretur, certe minus, quam furem aut latroncm etc.
Quemadmodum Httera tua haec deraonstrat, has tres partes nemo
de parte romanae ecclesiae laudat nec probat. Non enim sufAcit
nec excusat d. regem, quod falsas vel novas oppiniones non adinvenit
nec quioquam de rito eukaristiae sutnendae nec de ceteris sacrificiorum
ritibus agitaverat, sed etiam requiritur, quod talcs secutus non fuerit.
Achatius licet non sit factus inventor novt erroris, quia tarnen fuerat
veteris imitator, ideo cum aurtoribus suis dampnationi se ipsum in-
volvit. Nec denique excusat d. regern nec honestat eum, ut (I)
pro pace indicenda compactata voluit observari, nam hoc non est
leviare, sed magis augere crimen, cum inde subditi in hiis confor>
tantur, quilius universalem errlesiam apostolicis sedibus et ordina-
tiunibus roboratam roinmunicare non cognosrimus. Tn hac etenim,
dum et illi inculpandi sunt, qui communicare talibus voiuerunt, multo
magis tamen hti execrandt sunt, qui ea prohibere et exturbare tenentur
et non faciunt. Sed nec aliud regi prodesset, quod eum vel ignorantia
rationis vel simplicitas sui intellectus a nostra communione suspen-
disse ac probahili causa, videlicet auctoritate consilii Rasiliensis,
molum fuisse perhiberes. Nam si ipse vuU ut compactata in uno
articttlo observentur, tenetur et ea in alHs amplecd. Certum autem
est, quod ipsa manifestius declarant, ut articulus de praecepto, hoc
est an ad salutem necessarium sit, popttlttm laicalem sub utraque
specie communicari. di«;cussioni futuri consiüi reservatus fuit ac de-
post in consilio discussum et determinatum erat, quod hoc nec sub
praecepto nec ad salutem necessarium existat. Ideo id ipsum maius
est» quod res hoc in regno pro pace indicanda observari vult, quod
jMehinseha, Heinborc. SI
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consuetudini et ritui romanae ecclesiae adversatur, quod consiltuni
improbat, quod compartata non permittunt. Non licuit regi, subditos
suos hoc modo ad pacem allicere, erronbus eorum non resistere nec
ec» oorripere, quoi contra apostolicvn sedem, contra decreta consilü
tcmcrc credentes mala divisit oppinto. Est enim officium sunm, ut
attbditos non ad diriiuonem et scisBttiam, non ad iracundiam» ad
luxuriam provocet, nec eis occasionem delinqiiendi praestet, sed in
Omnibus actibus secundum ordinationem et ritum romanae ecclesiae
et sacri consilü nutriat. Helii, qui ftlios suos redarguere et subditos
disstmulavit et hac falsa pietate deoeptua eos delinquentes ferre
voloit, stcut in libro regum legitur, apud districtum iudicem temet-
ipsum cum fib'is criideli dampnatione percnssit. Attendat er^'O d.
rex, ne sibi divina voce (bratur: Honorasti subditos meos magis,
quam me.« Qui enim erga subditos disciplinae bonitatem, alias benig-
nitatem exercet, senectutem eorum experimento perniciosaro quorum
pueritiam permisit voluptttosam. Absolon postquam veniam a patre
obfinuit , He r^M^no illum exinilit et ad < onnibinas eius egressus
domum per mvia deserti patrein i^ersequeus quercui inhaesit atque
ita suspensus interiit. Hinc etiam Paulus ad Thimotheum scribens
ait: »Qui sttorum curam aon habet, fidem abnegat et infideli deterior
erit.« Unde secundum Hieronimum n<m 1iGitit,[f. 3{k>]regem, si iustus esse
vohiit, ex vitiis subditorum pollui, sed libertatem ab apostolo ecclenae
principe datam resen^are. ut talts fieret, qui non timeret, propter vitia
subditorum alios reprehendere. Cum autem gressus hominis a domino
dirigantur et non sunt in eo viae eius, tunc corripere quidem potest,
corrigere autem noo valet, pulsare potest, non aperire manus, com-
primere, non animum mutare.
Quid ergo prode«?!, st rex pacem ferit, lu-^titiam plantavit et alia
moralium virtutum ofticia exercuit, cum prout ad eum spectat, o|>erani
non dedit, nequis subditorum culpa sua ab ecclesiadcperiret. Quiddeni-
que ad rem nostram attinet, sl vitia deperditorum eum a rectitudinis
via amoverant» cum servus Christi esse non potest, qui hominibus
a recta regula recedentibus complacere ??tudci. Fstne haec ver.-i et
christiana pax, qua rex ordinat seu vult, ut rompactata conserventur,
quae per contrarium consilü decretum sunt abolita? Non enim iuvat,
qubd rex pacem et iustitiam temporalem plantat et salutem animae
negligit, cum non in illa nec in specioso cognomine regis, sed in
Vera et caelesti iustitia et pacc regnt salus est sita. Minus mali reor,
vi quaesitum regnum reformart- et de reliquo sie agere, ut rex verus
et cathoiicus appareat, quam regnum iure partum, in quo iusto
successerit parenti, tyrannica vexiUione dtripere. Plus enim verae
laudis in progressu ac fine, quam in principio rerum est, nec ipsum
iustum regem facit cultus exterior, sed interior Habitus et mens regia
ac iusta« Imperium etenim in virtute et decore consistit» nec ideo
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quia rex esi, omxiia sibi luent, nam nuUi minus. Ymo vero, quod
Olim licttit» iam non licet, cum olim nü aptum fttit de eztirpfttione
heresis, ad quam quHibet rex catholicus et potestas saecolaris hodie
ex debito iuramenti sibi a iure im{)()siti tenetur. Nec refert , quod
Iiarentes sui et ipse usuiii eukaristae sub duplici spccie sumendae
priori aetate habuerunt, sicuti supra secundo articulo de meritis causae
deduxbti, aam si etiam compÄcta[ta] ia iure «alMMterent et eun
ctMnmttniotiem eis, qui hunc usnm habent, admitterent, sibi tarnen
propterea non liceret sub duplici specie communicari, qui iam non
privata sed publica persona est, quae privatis alTectibus frenum strinxit
et propter iusiurandum, quod episcopis in coronatiooe sua praestitit,
«e ipsttm ab hoc iisu exclusit. Jnravit etenim, quod se velit ritui et
observantiae romanae ecclesiae conformare, quod si fecerit, a priori
usu recedit et dumtaxat sab una specie commttiiicat.
Nec denique compactata sua sibi quicquam putaverit suffVagari.
Nam ipsa non inter sacrum consilium Basiiiense et Sigismunduni
imperatorem, qui extunc erat etiam Bohemiae rex, ac suos successores
reges, sed inter consilium et nonnullos incolaa regni sunt inita.
Non enim fuit opus, cum rege de hiis, quae fidei sunt, nomine
ecclesiae quicquam agitare vel perctitere nec ipsum hoc modo ecclesiae
unire et reconsiliare , cum ipse et omnc^ alii praedecessores sui et
ipsius domini Georgii reges fuerint katiiulici principes , qui in hoc
et aliis sacramentis a ^) ritibus et consuetudine et conformitate romanae
eodesiae nnnquam receaserunt, sed se Uli semper confonnarunt et
ob^iverunt.
Oportet igitur , dominum regem vetcrem hominem exuere, se
ritui et consuetudini romanae ecclesiae conformare et (ut) sie debuum
iuramenti sui exsolvere, nam si pater patriae est, si sibi subditi sui
facti sunt filii, curare debet, ut officium suum rite gerat, nt subditos
et filios suos a vitiis ad virtutes et verbo et exemplo provocet, unde
de beato Job legitur, quod pro filiis suis cottidiana offerebat deo
sacriticia. Quae si fecerit et se ritui et consuetudini romanae ecclesiae
conformaverit, tunc veram et diristianam pacem indixerit. Si autem
ea omiserit, ardeat etiam licet flammts et ignibus traditus vel pesti(s)
obiectus. Animam suam ponat pacemque 4c ^) iustitiam administret:
non erit üla fidei Corona, sed pena perfidei (!), ac [n :<n] religiosae
virtutis exitus gloriosus, sed desperationis interilus, Nam et prophe-
tare et daemonia excludere et virtutes magnas in terris facere sublimis
tttique et admirabilis res est, non tarnen regnum Celeste consequitur,
quisquis in bis omnibus invenitur, nisi recti et iusti itineris obser-
vatione gradiatur. Denuncciat dominus et dicit: »Multi dicent in
'» cod. et.
eod. ut.
«1*
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isto die: Domine, Domine, nonne in tuHnine tuo prophetavimut et
daemonia exclusimus, virtutesque magnas Tecimas? Et taue dicam
illis: Nunquam vos cognovi, reosdite a me, qui operamini ioiustitiam.c
fn?fiti;i opus est, nt promereri quis possit deum iudicctn, praerepti«?
et monitis ohtemperandum est, ut merita nostra accipiant mercedem.
Quisquis autem hoc non fecerit et ab ecclesia divisus et separatus
fuerit, aversandus est et fugiendus, cam talis et peccat et se ipsum
dampnat, nec esse aibi cum Christo videtur, qui adversus aacerdotes
Christi facit, qui se a cleri eius et jjleliis «^orietate secernit. Arm.i
ille < ontta ec< lesiam portal, contra dei disjiositionem repugnat, liostis
aitaris , adversus sacrificium Christi rehellis. Itaque cum dominus
rex sttbditos suos, qui se ab unitate .... (hier bricht die Hand-
schrift ab).
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Personenverzeichnis.
Absberg, Jorg v loi. io6. 2^7.
Aich, Joh. V. s Eichstadt.
Ailly, l'eter v 2^2.
Alanü, Heinricus de ^ loy
Albrcchl II , Könige 56. ^ 62.
65. Sa. 90.
AllemanH, Ludwig, Kardinal v. Arles
^ i2i 58: 61- 6.^ 85, SÄ.
Allen plumen , Wilhelm v, 142. 290.
296 98.
Christina v, 296.298- ^
Amadeus, Herzog v. Savoyen s, Felix V.
Ammanati, Jakobo 169 22&^ 250. 2^2.
2Sft- 261
Annenberg. Parrival v. 184. »91
Aquileja, Ludwig v. Teck, Patriarch
V. 37; 5»:
Arles, Kardinal von s. Alleniand.
Auer, Jakob 1 ^2. 1 53.
Augsburg, l'eter V. Schaumburg, biscliof
V. I2S. 224.
Aventin, Johannes 53.
Baden, Jukob , Markgraf von 1 24.
126. 141.
Baier, Andreas 107.
Baiern, Herzöge von
Ludwig V. Ingolstadt i2;4i 44; ^li
Emst 22;
Wilhelm liL 24-29.
ü 36: 58. Ö3
Albrecht 65. jr^ 123.
124 137. 152 I V3-
158 161. 197. 290
Heinrich 124. ,
Ludwig rji. 1^
»4«; 153- »62.1
i6s. 172. 1 7 V 181-18 ^
I9f;. 207. 2 08 223
V. München.
Lands-
hul.
224. 240. 2>o 254. 260
26J — 66* 268. 280.
Bamberg, Biscliöfe von
Anton V. Rotenhan 85^ 1 13.
Georg V. Schaumberg 2S7 293.
Barbo , Pietro 241. 242. 245. s. auch
Paul II.
Marco 287.
Bebenburg, Lupoid v. 2 ^8.
l^e^isarion, Kardinal 1 63. 171. iQy 204.
20s. 213. 214. 22SL 244
Bibra, Kilian v. 19t;. 281. 2S2.
Billung, Konrad 131. 1 32
Blumenau, Laurentius £8. i8(> iSn
192. 194. 195. 191) 21 >■ 22';.
Böhmen, Könige von
Sigismund s. diesen.
Albrecht s. diesen.
Ladislaus Pobthumus 1 34. 150-53.
1^8.
Podiebrad, (leorgv. 7. 69. 00. 109.
l.ÜQ»l82 — 3. i9';.2o6 1 218.
219- 231. 239. 241- 246. 2 S 2-281.
283 &iL 298.
Johanna, Llattin Gcorgb. 259.
Viktorin v. Mün.sterherg 207. 279.
28i
lleinnch v. Münsterberg 283
Brandenburg, Markgrafen von
1-riedrich L Iii M: 4-S 4^. 55. 59. 69.
Johannes Alchiniista 82^
Friedrich II. 69. Sj. 9J_ 1 59.
209 ü L 278. 282.
Albrecht Achilles 67. 69. 85. 87.
103 106. 108 120 — 43. 145.
1^4- I5<> i ^7- 't^f> 165. 169.
i8i. lÄa. 193. 207. 209 13.
217. 2i8. 239. 240. 24g; 46.
253 2:;8. 26^.271 7i.2-j--S2.
284. 287. 299.
Friedrich v. .Ansbach 290. 299-301 .
Sigmund v. Baireuth 299.
Breslau, Bischöfe von
Jost v. Kosenberg 254. 256 — 7. 261
Rudolf v. Kiidesheim s. die!)cn.
Bruni, l.ionardn 230. 237.
Calixt III., Papst 147. 165. 17^ 178.
»79- 184-
Campti, Heinricus de 2&,
Capistran. Johannes 133. 147. 148.
Cappel, Härtung von 1 1 S. 290.
Carvajal, Juan Jb. 8^. Sä» 2i 21:
119 148. 150. 172. 213. 236. 245.
252. 254 S2.- 261. 271.
~ 326 —
Casimir, König v. Polen 272. 278. 284.
Celles, Konrad iii.
Cesarini, Julian 11 1 4. 22. z x,. 57 — 31.
4ij: 50, ^ 2^
Chiemsee, Sylvester, Bischof v. ^ 1 27.
Cialfis, Angelo de 2S1. 2«)S.
Closener, l-'ritsche 206.
Coler, Stephan jS. 32:
Columna, I.undulphiis tlo 231 .
Comilibus, I'rosdociiiius de ^ ^ ^03.
Crailsheim, Georg v 2<jo. 300
Weijirechl v. 294.
Cusa, Nikolaus v 4. 2_ Uj^ Z2^ 2m. ^
36. 40. iL 56. 50, S3. üli» 24i 99-
1^5. 136. US 47. lM. 170- 172 78.
Iii 93- 156. 198. 202; 214 17.
219- 224—28. 230—32. zu-ZlS- 239.
241—44.247 -48. 2^ 271^273^277.
Daniel, Bischof v. Parcnzo li,
Dante 230 23s
Derrer, (icorg 12g.
Diest, Heinrich 52^
Doctus, Paulus j. 303.
Dorre, Hugo 5J^
Ebendorfer , Thomas iL S2; 7^-
IfiQ. 248- 49.
Eber, Valentin i6o.
Eichstädt, Johann v. Aich, Bischof v.
87. 112. 124. I3S. 141. 'fti 163.
1^6 179- 185.
Einsiedel, Jobst v. 246. 253. 281.
Eizingcr, Ulrich 134.
Emo, Johannes 27f;.
Engelhardt, Heinrich 65. J^:
Erlbach, Heinrich 1L2 266. 280.
Eschenloer, Peter 107. 283.
Esel, Fritt 299.
Eugen IV., Papst 2— LI: 23 27.
3«- 33-45— 47- 49- 57- 5«- 62- 66.
20. 72 - 90. 239-
Eyb, Albrecht v. 107. nfL 193.
Ludwig V. 153.
Falkenstein, Nikolaus Lankmann v. 102.
Felix V., Papst 62. 22: SS. ü 274-
Ferrara, Lorena; Rovarella, Bischof v.
271- 281. 283. 284. 287. 298.
Filelfo 106. 107. 163.
Fischel, Georg 32. 56. 293.
Fladungen, Karl v. 297.
Franci-scusj patricius 2^8. 275.
Freising, Nikodemus, Bischof v. liL 192.
Friedrich III., röm. Kaiser 9. 59. ^ 00.
71- 72. 75—81. 84 90. 95. 103.
»20 '4^. 145- IS3- 55- «39 7i-
1 bj. 1 'j2. 205 — 1 213 227. 240.
245—47. 252—58. 260-70. 272.
274 -5. 221 8- 284.
ticrson, Jean iCharlicr aus) 221. 225.
23 »• 232. 234.
Ciiskra, Jan 274.
Gossembrot, Sigismund i)9:
I Gran, Joh. Vitez, Erzbischof v 22:
1 S8. 165. 250. 259. 266. 270. 273.
275 (h. 279 So,
(irassi, Nicolo 242.
Gregor XII, l'apst ^ 221
Greussing, Johann 29S.
Gross, Nit;oIaus 1 20.
(irünwalder, Johannes 6l 21:
«irunther, Paul l S2.
Gyner, Erhard 1 33.
Heideck, Konrad v. 1 21-^ r2S. 138. 141.
Heiden, Jorg 294.
Heimburg, Hans l 2. 289.
Christina 21: 153. 290. 293.
225. 22Ii
Reichardt 153. 291 . 293.
Jakob ziL 287. 290. 293 300.
Elisabeth s. von d. Kere.
Dorothea 290. 296 28. 300.
I Hans, Vetter Jakobs 29». 301.
I Georg 29 t.
Heller, Johannes 1 1 5. 1 16.
Henneberg, Wilhelm, Graf v. 294.
Hexheim, Hermann 22:
Hinderbach, Johannes 24s.
Holzinger, Fritz 292.
Huss, Johannes 235. 263.
Idstein, Bruno v
Inghirami, Gimignano 2j. 26.
Kalteisen, Heinrich 5J_; 147. 148.
Karl VII , König v. Frankreich 6ü. öl
LL Ii: Z2:^ 127- 195. 204. 212. 2H;.
Karl, Herzog v, Burgund 284.
Kemnat, Matthias v. 205.
I Kere, Balthasar v. d. 108.
i Elisabeth v. d. 299. 300.
\ Kessler, Konrad 22:
i Knorr, Peter ^ 1 16. 12S. 130--31.
137- 4.?- 193-196. Z1£l. 212^ 214 — 17.
Köckeriz, Nikolaus v. 2S7
Krdn, Erzbischofe von
Dietrich v. Mors 22: 2^ 74 —
80. 82. 84. äiS 90. 165. 1 78. 219.
Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein 245.
Könhofer, Konrad jj. 1 13.
Konstanz, Otto, Bischof v. 20.
Kostka, Albert 275
Kraiburg, Bernhard v. 2 14. 227. 248.
Kröll, Christoph 190.
Laelius, Theodor ino loi - 104. i iS.
228. 229 2.^,1. 212, 2^ 2JQ. Ul - 43.
2';i. 263. 271. 27 ^. 277. 2S1 ■
l.umpertiiH £^
Lapide, Ulto de 32,
Lauenburj;, Erich, Herzog v. ^ j^.
I.eubing. Heinrich ^IL SJj '05-
107. loS. 1 16. i2q. I sS. iQv 2S I.
l.ichtenstein, Heinrich v, 206. zg?.
Lochner, Johannes 1 1 1 16.
I. orber, Pankraz i s.^- 29 1-
Georg 290. 2u ■;.
I-iuIer, Peter 102.
Ludwig XL, König v. Frankreich 260.
26^. 222. 27-v
Lübeck, Johann, Bischof v. ^ 62-
Lüttich, Johann, Bischof v. j^.
Lysura, Johann r. ^ lÄ. 56 — 58. 8^.
87. 127. I40- 21s.
Mahleit 2£2^
Mailand, Philipp Maria Visconti, Herzog
V. 49- 53-
Mainz, Erzbischöfe von
Konrad v. Daun 6- S. li 24 . 30. 37.
Dietrich v. Krbach ^ ^ ^ 5_lj
^7- 70- 75- 21: 109. 124 6.
Diclher v. Isenburg 161 . 1 79. iKi.
182. 19^. 206—12. 21 g; 219 — 23.
240, 2Ai
Adolf V. Nassau 1 S2, 246.
Mair, Martin 103 107 lo 1 14. 1 1
129. 151. 161;. 182 ^ !«)<;• 206 IQ-
ZI 3- 2i_5 245. 2S3^S4- 257. 2^
262 21^ 278— 80. 285. 290. 318.
Malatesta, Sigismondo, v. Kimini 270.
>Lirini, Antonio 2>;3. 272.
NLirquard, Johann 22^
Marsilius v. Padua 20»;. 22=;. 230 33.
235- 2^
Martin V., Pajut lq^ ll
Matthias Hunyadi . König v. Ungarn
Infi- 160. 167. 168. 2ftn. 272 73.
27s 76 279. 281. 283
Nfauerkircher, Friedrich 267.
Meissen, Dietrich, Bischof v. 287.
Mors, Walram v.
Morosini, Paolo 107. 238. 241 44.
2 so. 267. 275.
Motz, Jakob 1 uz.
Münster, Endres v, 299.
Muffel, Nikolaus 101 1 1 s. 1 26. 1 2S.
\29 130. '33
Neidlinger, Wolfgang 185.
Nider, Johannes ü±
Nikolaus V., Papst 85. S^. 134. 145 47.
Occam, Wilhelm 225. 232. 238. 253.
Oesterreich. Herzöge von
Albrecht V., s. Albrecht H.
I Friedrieh, s Friedrich HL
Albrecht VI. 104. Li^ 1 »■ 14'-
IS8 (>.\. 167 I ('>9. 183- '8.S-
I_95 20'>«227. 240. 247. 2S8. 26S.
Sigismund v, Tirol 103 5. 1 27.
I !;8. iTif). 162 64. 172 78.
1 igt;. 209. 2t2. 213.
215 2£L 222 — 25^ 229.
< 240—48. 2S 1- 272.
' OiTenbiirg, Hemmanii 6iL
i OlmUtz, Protas, Bischof v. 254. 261. 27^-
ürsini, Kardinal 2^
Ortlieb, Ulrich ^
Padua. Marsilius von s. Marsilius.
I Pannonius, Janus 270.
! Pappenheim, Heinrich v. 218.
! Parenzo, Bischof v. s. Daniel.
Paul H, Papst 247. 2SI. 257 61.
) 264 65. 267 71. 27^ 277 79.
f 281. 284- 8£. 298.
; Pfalz, Kurfürsten v. d.
Ludwig 30. 5_l_.
Otto V. Neumarkt 52. 22; 1 3S- 289.
[ Frie«(rich d. Siegreiche 125 7.
LVv MS- 159 Üil. LiLU 183.
191;. 202 — i_L 2 lg. 240.
Pfinzing, Sebald 1 13.
Piccolomini, Enea Silvio de' s. Silvio.
Francesco 284. 287.
Pirkheimer, Johannes 1 15. 162.
Thoraas 251 .
I Pius II, Papst 21: «47- » S9-
1 162 2I1 LZ^ ^ ÜlS »94.
j i(j6 - 214. 21S 220 — 226. 240 41.
243 49- 2ii2-
! Plaghal. Seifrid 1 1 S-
Plauen, Heinrich v. s. Rcuss.
Podiebrad, üeorg v. s. Böhmen.
Poggio 24.
Popon, Petrus
Pralo, Johannes v. lz.
Püurich, Jakob 152.
Keuss, Heinrich, v. Planen ^ 48.
Riederer, Ulrich 1 28.
Rokyzana 2^1. 253. 285.
Rommel, Andreas 1 1 6.
Ron^oni, tiabricl 37. 2';8 ^261 62.
276.
Roscllis, Antonius de 230.
j Rosenplüt. Hans 1 49.
' Rot, Johannes ig. 99 102 loo 7.
i LLi. 158. 1 70. 251 ■ 274.
— —
Roltenburg, Martin v, 241
Rovarella, I.orcnz s. l-errani.
Riide, Heinz, v Collcmbtir;; 204.
KÜdcshcini, Ruilolf v. 1 06. 1 7«). 20X.
211- 21 ^ 214. 2iq 222. 2^1. 2.^2
247- 2';i. 2SH. 261. 271. 274.
Ruinmel, l*"ranz 1 S2.
Sachsen, Herzöge von
Kriedrich ^ 24. 2<2. ^ ^ 45.
48. 6t;. 6lL 2i.- ' 24- I ^o. 1 S »
165 209-12.
.Sigismund 2£) s. auch Wiirzburg.
Wilhelm 67. Ol 04. I04. I 2o. 13^
14»- 1 S9 167. 2.^0. 2.^1.
Ernsl 1 2!;-. atm. 265. 272
Albrecht/ 2X1. 2S4 -86.
Säldner, Konrad lon 1 06.
Salzburg, Sigmund, l£rzbischof v. S".
127. 192.
Schauber, Heinz ^00.
.Schauenburg, Schick v. 277.
Schedcl, Hermann i()0. 262^ 278.
Hartmann 205 ^02.
Schlick, Kaspar ü. 26, aj. 1£h
Schwartzcnberg, Wilhelm, Herr zu 29S.
.Schwarzbuig, Balthasar, (iraC v. 299.
Schwarzenberg Walthcr v
.Schürstab, Erhard 120. i « > 1 . i88.
Scgobia, Johannes de m 40. 53. ^
ScUIcncck, Philipp v. 297. 299. "^00.
Sigismund , Kaiser d t). lü 17.
22- 28. 30 Mi 46. 48. so-
78 S2 i_62
Silvio, Enea, de' Ficcolomini ^ i8,
4<). 6^ 62. 76. 8j_, 83 87.
')<)■ 103 6. 108 10. 133 Ji.
141.
253-
144—150- Iii: Iii: 213.
255, 222 " 'Ch Pills II.
iL-
28,
40.
230-
Sixtus IV., l'apst loS.
Smyeheim, Stephan v.
Stein, Georg v 1 1 o
28
Uli
l"4
47- 2i2iL
2_2*.
Sieinhaiiser, Hans 1 '-^2
Slernberg, Zdenko v 270.
Stock, Heinrich 60.
Slökl, Udalrich, v. Tegernsee
Swofheim, Johann Si .
Tetzl, Jobst 1 1 3 1 20. 1 ■;2.
Tirol, (.irafen v , s Oestern'icli.
Tocke, Heinrich 1 48.
Tockler, Endrcs 293.
Toledo, Franz v. 213.
Torcjuemada , Johannes de 22» 231.
2^2, 23^ 236.
Trevino, Roderich v. 2 1 7.
Trier, Erzbischofc von
Ulrich V Mandcrscheit ^
Kaban v Speyer 2^ ^ 36.
49- 51. 64. 62. 22:
Jakob V Sirk 69 ijo. 125. 151. LüjL
Johann v. Baden 178. 210.
Trient, tJeorg, Bischof v. 192. 328.
Tröster, Johannes 2^1 .
Truchsess, Ulrich ^i^. 1 14
Turrecremata s Tonjuemada.
Ungarn, Matthias Hunyadi, Konig v.
s Matthias.
Unrest, Jakob 223. 276
Unsero, Sebastian de 24;
Valla, Laurenze 20. 226. 227. 312.
Valle, Kanlinus de 218. 264. 265.
Venedig, Doge von
Pasquale Malipiero 195.
Christoforo Mauro 243. 244.
Verona, Gabriel v s. Rongoni.
Vestenbcrg, Hans v. 294.
Victorin, Herzog v. Münsterberg s,
Böhmen.
Vigerius, Joh Andreas i8j>.
Vitcz, Joh s. CJran.
Voigt, Laurin 280 291.
Vorchtel, Paul i4 22:
Wallenrode, Johann v. 1 27.
Welcn, Simon v 176.
Welsberg, Balthasar v 1 75.
Werdenberg, Hans v. 277.
Haug v. 277.
Wesel, Johann v 23;.
Wimpfeling, Jakob 108. iil. 20$ .
Würi-biirg, Bischöfe von
Johann v Brun 65 67.
Sigismund 66^ 62.
(iottfried v Limburg üÄ- 22: 93-
1 1 3- 121. 122 124. 129. 132.
•33 «93. 2^2:
Johann v (Jruinbach 257. 292.
293. 294.
Ru'iolf v Scherenberg 277 78.
281 82. 298 — 99.
Wyli', Niehls v 101 . 1 14 163 197.
ZertKT. Johannes 1 1 6. 119
Zink, Burkard 16. 179 27 1 .
Zocchis, Jacobus de 5. 303.
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